"People always ask for something new. It's inevitable." -- Harvey (aka Dennis Quaid) in The Substance

Weiter geht's mit dem Halloween-Special zu Body Horror. Reinhard ist wieder dabei, Chris jedoch nicht. Der hat sich mit Zelt und Isomatte in die Wildnis verabschiedet. In dieser Episode widmen wir uns zwei weiteren Filmen des Genres: "The Substance" und "Together". Laufen beim Reden und laufend reden. Unterwegs im Treptower Park, wo uns zum Schluss ein ganz anderer Horror einholt: das dritte Aufnahmegerät hat nicht aufgenommen (Micz vergaß den Hold-Schieber auf eben jenes "Hold" zu schieben). Wir mussten Reinhards Tonspur akribisch aus den anderen beiden Spuren herausschneiden. In "The Substance" von Coralie Fargeat steht der weibliche Körper im Zentrum einer von Außen auf den Körper projizierten Selbstoptimierungsspirale. Elizabeth Sparkle, einst gefeierte Schauspielerin, wird älter – und damit für die Kamera untauglich. Ein mysteriöses Serum namens „The Substance“ verspricht Verjüngung. Ein zweites Ich, jung, schön, makellos, bricht durch den Rücken in die Welt. Die Gebrauchsanweisung sagt deutlich: alle sieben Tage müssen sich jung und alt abwechseln. Doch dieses zweite Selbst beginnt, das erste zu verdrängen – bis Identität, Fleisch und Selbstbild in einem grausamen Machtkampf verschmelzen. Fargeat inszeniert diese Verwandlung als blutiges Schauspiel über Körperbesitz, Leistungsdruck und das Begehren, gesehen zu werden. Im Anschluss reibt Flo Lacans Konzept des "Realen" am Schleim und Formlosen des Films. Wo "The Substance" Körpergrenzen auflöst, wird das Reale zum Ort des Unbegreiflichen – jener Überschuss, der sich der Symbolisierung entzieht. Der Film lässt uns körperlich spüren, was Lacan nur andeuten konnte: dass das Reale keine äußere Bedrohung ist, sondern etwas, das unaufhörlich in uns arbeitet. Der zweite Film, "Together" von Michael Shanks, erweitert das Thema Körperhorror um eine groteske Komödiennote. Alison Brie und Dave Franco spielen ein Paar, dessen Beziehung nach dem Umzug auf's Land zerbröselt, als ein bizarrer Selbstfindungstrip zur physischen Eskalation führt. Durch ein unerklärliches Phänomen werden die beiden aneinandergebunden, besser noch ineinanderverwickelt und -verstrickt. Die Geschichte ist in eine Farce über Abhängigkeit, Selbstauflösung und die möglicherweise Unmöglichkeit, wirklich „eins“ zu werden. Shanks inszeniert diesen Körper- und Beziehungsknoten als Mischung aus Beziehungsdrama und Splatter. Hier spricht Micz über Julia Kristevas Konzept des "Abjekts" – jenes Moments, in dem das Ich sich selbst nicht mehr von dem unterscheiden kann, was es abstößt. "Together" zeigt das Abjekt als Auflösung der Trennung zwischen Subjekt und Objekt, zwischen Ich und Du. Das eklig Verschmelzende wird zum Beweis dafür, dass unser Selbstbild auf einer dünnen Haut beruht.

Mitwirkende

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Micz Flor
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Florian Clauß
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Reinhard

Transcript

Florian Clauß
0:00:00–0:00:01
Merci.
Micz Flor
0:00:03–0:00:06
Okay, dann fangen wir jetzt mal ein bisschen mit der Musik an.
0:00:06–0:00:12
Ja, aber ich lege dann das zck, zck, zck von uns drüber.
Florian Clauß
0:00:12–0:00:14
Soll ich die Einleitung machen?
Micz Flor
0:00:14–0:00:15
Achso, ich mache ja die Einleitung.
Florian Clauß
0:00:15–0:00:17
Ja, ich wollte dich nur fragen.
Micz Flor
0:00:17–0:00:18
Und wir sind Folge 88?
Florian Clauß
0:00:19–0:00:21
Wir sind Folge 90.
Micz Flor
0:00:21–0:00:27
Folge 90 schon. Bist du sicher? Ah ja, genau, Folge 90. Okay.
0:00:30–0:00:31
Ich mache die Einleitung, okay?
Florian Clauß
0:00:31–0:00:32
Ja, gerne.
Micz Flor
0:00:32–0:00:35
Okay, hallo zusammen. Wir sind
0:00:35–0:00:39
heute zu dritt. Und bevor ich den Reveal mache, wer noch mit dabei ist.
0:00:40–0:00:43
Wir waren nämlich zu viert, als wir angefangen haben aufzunehmen.
0:00:44–0:00:45
Und dann haben wir gemerkt, das wurde zu lang.
0:00:46–0:00:51
Auch Podcast-Erfolgen können zu lang sein. Und haben zum Thema Body Horror dann
0:00:51–0:00:53
entschieden, wir splitten das in zwei Sets.
0:00:54–0:00:57
Und dann war es uns aber auch zu spät. Und wir haben dann nicht einfach gesplittet
0:00:57–0:01:02
und weitergemacht. Wir haben das Ganze fallen lassen, like a hot potato,
0:01:03–0:01:05
und greifen es heute wieder auf.
0:01:06–0:01:10
Wir sind, wie ihr hört, diesmal wieder auf den Spuren mit, wie immer,
0:01:10–0:01:16
und die Uridee von eigentlich war ja beim Laufen reden und laufend reden.
0:01:16–0:01:18
Und wir laufen gerade abends.
0:01:19–0:01:25
Kälte der Nacht am Treptower Park. Und mit mir ist natürlich der Flo.
Florian Clauß
0:01:25–0:01:26
Hallo.
Micz Flor
0:01:26–0:01:32
Und der Reinhard. Und wir grüßen den Chris, der gerade zelten ist und diesen
0:01:32–0:01:35
zweiten Teil deshalb nicht mit aufnehmen konnte.
0:01:35–0:01:39
Eigentlich war er dabei und eigentlich hätte ich mir auch gewünscht,
0:01:39–0:01:43
dass er da ist, weil ich habe einen Begriff, den Begriff der Abjection,
0:01:43–0:01:45
über den ich später reden wollte bei Chris Thewa.
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Und da weiß ich nicht genau, was das im Englischen wirklich bedeutet.
0:01:49–0:01:52
Aber ich glaube, das kann er vielleicht dann als Kommentar unten mit reinlegen.
0:01:52–0:01:54
Und jetzt gehen wir ein bisschen unter.
Florian Clauß
0:01:55–0:02:00
Ja, wir laufen hier über den Weihnachtsmarkt vom Treptower Park.
0:02:00–0:02:03
Es riecht nach Zuckerwatte und Glühwein.
0:02:04–0:02:08
Und wo ist es ein DJ-Pult? Wir machen jetzt hier eine Kunstpause.
Micz Flor
0:02:08–0:02:09
Ja, Schnitt!
Florian Clauß
0:02:10–0:02:14
Wie ihr gehört habt, es ist Samstagabend, Saturday Night.
Micz Flor
0:02:15–0:02:15
So.
Florian Clauß
0:02:16–0:02:19
Das ist der erste kalte Oktobertag. Reinhard hat noch gesagt,
0:02:19–0:02:23
dass er gestern fast die ganze Zeit im kurzärmeligen Hemst unterwegs war.
0:02:24–0:02:26
Aber jetzt muss man sich lang anziehen.
Reinhard
0:02:28–0:02:31
Aber eins können wir auf jeden Fall unseren Hörern schon mal garantieren.
0:02:31–0:02:33
Wir behalten heute einen kühlen Kopf.
Florian Clauß
0:02:34–0:02:38
Ich habe noch eine warme Mütze dabei. Könnte sein, dass ich da aussteige.
Micz Flor
0:02:39–0:02:42
Und kühle Hände. Mit kühler Hand. Nee, mit ruhiger Hand. Entschuldigung.
Florian Clauß
0:02:43–0:02:49
Also Body Horror mit Reinhard. Letztes Mal hatten wir ja schon so eine Definition
0:02:49–0:02:50
von Body Horror geliefert, ne?
0:02:51–0:02:56
Und ich dachte, ich wollte jetzt einsteigen mit der Frage,
0:02:57–0:03:04
ob ihr in eurem Leben euch an Situationen erinnern könnt, wo ihr tatsächlich
0:03:04–0:03:11
Body Horror am eigenen Körper oder auch bei anderen gesehen habt,
0:03:11–0:03:13
der euch noch so in Erinnerung geblieben ist.
Micz Flor
0:03:15–0:03:15
Ja.
Florian Clauß
0:03:17–0:03:18
Dann erzähl.
Micz Flor
0:03:18–0:03:21
Wer will anfangen? Oder, Reinhard? Oder willst du noch suchen?
Reinhard
0:03:21–0:03:22
Nein, nein, ich habe tatsächlich was.
Micz Flor
0:03:22–0:03:26
Oder du kannst dann immer sagen, alles, was du sagst, und mir fällt auch noch
0:03:26–0:03:28
was. Das ist mir auch alles, das kenne ich.
Reinhard
0:03:28–0:03:31
Das ist tatsächlich eine Situation, die wir, glaube ich, bei unserem letzten
0:03:31–0:03:33
Gespräch auch schon zitiert haben.
0:03:33–0:03:38
Ich weiß nicht, wer es genau war. Erzählte, er hätte einmal einen älteren Mann
0:03:38–0:03:42
gesehen und sich gewundert über dessen Haltung oder dessen Gesicht.
0:03:42–0:03:45
Und dann erst zu erkennen, dass er in den Spiegel geschaut hat.
0:03:46–0:03:49
Und so ist es mir tatsächlich auch mal passiert. Ja, da bin ich,
0:03:49–0:03:54
nee, ich hatte irgendwie, ich hatte geschlafen in einem Zimt.
0:03:54–0:03:59
Und bin aufgewacht und habe verschlafen, irgendwie so mich umgeschaut und dabei
0:03:59–0:04:02
einen seltenen Menschen gesehen.
Florian Clauß
0:04:03–0:04:07
Und das hat wirklich zwei, drei Sekunden gedauert, bis ich gemerkt habe,
0:04:07–0:04:11
dass ich das selber bin. Das war schon ein schockierender Moment.
Reinhard
0:04:11–0:04:16
Weil wenn man nicht weiß, dass man es selber ist, schaut man doch wesentlich
0:04:16–0:04:18
kritischer. Das ist mir aufgefallen.
0:04:19–0:04:23
Deshalb hat man ja auch so wenig Probleme mit dem Älterwerden,
0:04:23–0:04:28
weil man ja irgendwie, man sieht sich jeden Tag im Spiegel wieder und das Gehirn
0:04:28–0:04:31
adaptiert irgendwie diese kleinen Veränderungen so,
0:04:31–0:04:34
dass wir die gar nicht mehr wahrnehmen. Aber wenn wir dann, wenn wir das nicht,
0:04:36–0:04:40
Verbindung gekappt ist, dann kommt der Horror.
Micz Flor
0:04:41–0:04:43
Aber älter werden ist gleich Horror.
Reinhard
0:04:44–0:04:47
Ja, ich würde sagen, das taucht dieses Motiv doch immer wieder auf.
0:04:47–0:04:51
Wir werden es gleich in der Substance natürlich. Da ist es ja bis zum Ultimo betrieben.
Micz Flor
0:04:52–0:04:53
Genau.
Florian Clauß
0:04:53–0:04:57
Ageism hatten wir auch das letzte Mal mit angesprochen, aber da ist glaube ich
0:04:57–0:05:01
Substance ein sehr starker Film.
0:05:03–0:05:05
Mitch, was war deine?
Micz Flor
0:05:05–0:05:07
Ja, zwei Dinge, die hatte ich, glaube ich, schon mal erzählt.
0:05:07–0:05:10
Da ging es in dieser Doppelfolge über C.G.
0:05:10–0:05:17
Jung, das rote Buch und dann die zweite Folge Chaos, Magie und Psychotherapie.
0:05:17–0:05:22
Da hatte ich darüber gesprochen, über Dinge, die ich erfahren habe,
0:05:22–0:05:25
als ich Zivildienst gemacht habe.
0:05:25–0:05:27
Die reiße ich nur kurz an, kann man ja dann immer nachhören.
0:05:27–0:05:29
Und dann habe ich aber noch was Neues, was mir gerade eingefallen ist.
0:05:30–0:05:35
Und das eine war, dass ich Patienten hatte beim Zivildienst in der mobilen Altenpflege,
0:05:36–0:05:38
dem es irgendwie nach und nach besser ging, der in den Kubitus hatte,
0:05:38–0:05:41
also wund gelegen war sozusagen an der Wirbelsäule.
0:05:41–0:05:44
Ich habe mich lange um den gekümmert, dann ging es ihm besser und da haben wir
0:05:44–0:05:48
uns beide gefreut, aber dann ging es ihm nach zwei Wochen wieder schlechter
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und als ich kam, hat er hinten wieder so eine feuchte, wunde Stelle an der Wirbelsäule.
0:05:52–0:05:53
Und in der Nacht danach...
0:05:54–0:05:58
Dann schlief ich und wachte am nächsten Morgen auf und hatte an meiner Hüfte
0:05:58–0:06:02
etwa Tischtennisgroßen, so wie so eine Brandblase.
Florian Clauß
0:06:03–0:06:04
Ja, ich erinnere mich an die Geschichte.
Micz Flor
0:06:04–0:06:08
Das war so eine Sache, wo ich drangeguckt habe, das hat mich wirklich so erfasst,
0:06:08–0:06:11
weil ich gefühlt habe, das kommt von woanders, nicht von mir direkt.
0:06:12–0:06:16
Und in dem gleichen habe ich auch genannt, dass ich beim Studium in Manchester
0:06:16–0:06:19
hatte einen Mitbewohner, der hatte kreisrunden Haarausfall, heißt es,
0:06:19–0:06:23
dem alle Haare ausgefallen sind. Und er hat mir das erzählt und ich hatte natürlich
0:06:23–0:06:24
gedacht, oh Gott, wie schlimm.
0:06:24–0:06:29
Es fängt an, zuerst so Pfennig groß und dann hört das nicht mehr auf.
0:06:29–0:06:33
Und dann fallen dir alle Haare aus und die wachsen auch nie wieder nach oder ganz selten nur.
Florian Clauß
0:06:33–0:06:35
Ja, da hatten wir auch den Stalker, ne?
Micz Flor
0:06:35–0:06:39
Und prompt eine Woche später hatte ich hier am Kinn unten auf einmal weniger Haare.
0:06:40–0:06:44
Und dann hatte ich da wirklich auch so ein Pfenniggroßes oder Centgroß,
0:06:44–0:06:47
würde man heute sagen, auf einmal die Haare weg.
0:06:47–0:06:50
Und ich habe gedacht, ey, das ist jetzt nicht wahr. Und dann ist es so aber
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geblieben und dann wuchsen die auch wieder nah und dann hatte ich aber lange
0:06:52–0:06:55
Zeit hier so einen grauen Fleck, bevor das dann wieder auch dunkel wurde.
0:06:56–0:06:57
Das war so ein bisschen unheimlich.
Reinhard
0:06:58–0:07:03
Ich hätte noch einen. Darf ich noch einen? Ja, klar. Also der ist mir jetzt erst eingefallen.
0:07:03–0:07:08
Dabei ist der wirklich viel, viel horrormäßiger gewesen als das andere Erwählnis.
0:07:08–0:07:09
Und es liegt auch noch nicht so lange zurück.
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Ich war mit meiner Frau auf dem indischen Ozean-Syndrom im Paddelboot gefahren
0:07:15–0:07:17
zu einer Insel, die hieß Shark Island.
0:07:18–0:07:22
Und auf der Fahrt dahin ist unser Boot gesunken. Ich weiß heute noch nicht warum.
Florian Clauß
0:07:22–0:07:26
Aber es ist alles wahr.
Reinhard
0:07:27–0:07:32
Oh mein Gott. Ist das Boot gesunken, aber es ist komplett gesunken.
0:07:32–0:07:35
Es war nur irgendwie so einen halben Meter unter der Wasseroberfläche.
0:07:35–0:07:40
Und wir hatten das Boot geliehen und ich wollte nicht, dass wir das bezahlen
0:07:40–0:07:42
müssen, weil das dann einfach irgendwo auf dem Meeresgrund liegt.
0:07:44–0:07:47
Vollgelaufene boot dann irgendwie auf diese insel zu
0:07:47–0:07:52
bekommen diese insel war aber total scharfkantige
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scharfkantiger feld hat mir irgendwie dabei und so vollgelaufenes boot wiegt
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ja 200 kilo und da habe ich mir total die füße aufgeschürzt und dann das wäre
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dann endlich auf dem feld zusammen und dann hat das boot auch gerettet da fielen
0:08:09–0:08:11
wir auf dass ich ein seltsames tier am,
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so was sah das wirklich, das sah aus wie,
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gesaugt so und und ich war total panisch und ich hab zu meiner frau gesagt mach
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das weg macht das weg und sie zog und so und ich sag fester fester sie kriegt
0:08:27–0:08:31
ihr das nicht weg und dann stellte ich irgendwann fest dass es meine sehne ist
0:08:31–0:08:33
meine elbobensehne die sie versucht.
Micz Flor
0:08:33–0:08:33
Hat,
0:08:41–0:08:42
abgerissen oder was.
Reinhard
0:08:42–0:08:48
Seine war noch dran aber die haut da drüber war abgerissen und die blanke Sehne schaut.
Florian Clauß
0:08:49–0:08:50
Nein, doch Mensch.
Reinhard
0:08:50–0:08:55
Man hat ja nie seine eigenen Eingeweide gesehen. Man ist jetzt vielleicht Chirurg
0:08:55–0:08:58
und operiert sich selber. Aber das...
Florian Clauß
0:08:58–0:08:59
Und dann...
Reinhard
0:09:00–0:09:03
Und diese Farbe, das kam mir so fremd vor.
0:09:03–0:09:09
Also mein eigener Körper kam mir fremd vor, weil ich ja noch nie in sein Inneres geschaut habe.
0:09:10–0:09:13
Und dann habe ich gedacht, das muss was Fremdes sein.
Micz Flor
0:09:13–0:09:19
Gut, das war Folge 90, besser wird es nicht.
0:09:20–0:09:22
Alles andere ist Kino.
Reinhard
0:09:25–0:09:27
Ich habe die Drehbuchrechte schon verkauft.
Florian Clauß
0:09:29–0:09:32
Ja, was man nicht alles macht, um Geld zu sparen.
Micz Flor
0:09:34–0:09:37
Ja, ich habe auch noch eine, das war aber in Südhessen.
Florian Clauß
0:09:38–0:09:42
Ja, damit ich herkomme, in Darmstadt.
Micz Flor
0:09:44–0:09:52
Und zwar war das einfach so ein Waldstück und da stand wie so eine alte Bushaltestelle,
0:09:52–0:09:57
so eine gemauerte 70 Jahre Bushaltestelle und sonst was irgendwie wild bewachsen.
0:09:57–0:10:05
Und da war ich und dann kamen auf einmal so Leute mit Säbeln aus dem Wald. Die waren da irgendwie.
Florian Clauß
0:10:05–0:10:06
Da wusste ich nicht genau.
Micz Flor
0:10:06–0:10:11
Was die wollten. Und dann rannte einer auf mich zu und steckte mir den in den
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Bauch bis durch den Rücken hinten raus. Und ich guck so runter.
0:10:16–0:10:21
Und ich habe in dem Moment gemerkt, dass ich mich nicht wehren werde.
0:10:22–0:10:26
Und dann bin ich aufgewacht. Aber es war wirklich so eine Sache,
0:10:27–0:10:29
weil du fragst, was habt ihr da erlebt?
0:10:29–0:10:37
Das ist so plastisch gewesen, dass ich es bis heute als wirkliches Ereignis mitnehme.
0:10:38–0:10:41
Und vor allen Dingen, glaube ich, auch wegen dieser Verwunderung,
0:10:41–0:10:43
die ich selber hatte, zu merken, ich wehre mich nicht.
0:10:44–0:10:49
Das fand ich bis heute, verstehe ich das nicht, aber das ist mein Anfang.
Florian Clauß
0:10:49–0:10:53
Traumerlebnisse lassen wir auch zu. Meine Geschichte geht so,
0:10:53–0:10:56
und zwar, das ist jetzt vor zwei Jahren in Frankreich gewesen.
0:10:57–0:11:00
Da waren wir wandern in Frankreich.
0:11:01–0:11:05
Und wie mir immer irgendwie auf Wanderung passiert, hatte ich da auch starke
0:11:05–0:11:07
Schmerzen. Mein Fuß ist angeschwollen.
0:11:08–0:11:13
Und man tippte eben auf Sehenscheinentzündung im Fuß. Und wie sich das später
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herausgestellt hat, war das ein sogenannter Ermüdungsbruch, den ich hatte.
0:11:17–0:11:19
Das hatte ich ja noch MRT gemacht und so weiter.
0:11:20–0:11:22
Auf jeden Fall, ich war in einer Klinik in Frankreich, Südfrankreich.
0:11:23–0:11:27
Und die haben mir dann halt so Medikamente gegeben, ja, so irgendwas.
0:11:27–0:11:30
Und als die Apothekerin, als wir das abgeholt haben, hat man die Apothekerin,
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oh, das sind ja so Medikationen, womit man eigentlich Pferde betäuben kann.
0:11:35–0:11:38
Also es waren halt so richtig harte Medikamente. Das war die noch die.
0:11:39–0:11:45
Nee, es war nicht Ketamin. Aber es waren halt wirklich so Ibo plus noch was, Substanz.
0:11:46–0:11:51
Und die habe ich dann täglich genommen. Und als ich die eines Morgens genommen habe,
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dann schaue ich so, wir sitzen, also es war Frühstück, ich schaue an meinen
0:11:55–0:12:02
Körper runter, sehe meinen Bauch und sehe auf einmal, wie von hinten mich so ein Arm umschlingt.
0:12:02–0:12:06
Und dann nehme ich den Arm und stoße ihn so weg und ich überlege,
0:12:06–0:12:09
wir sind zu zweit im Apartment, wer ist denn hier, ist Luke gekommen oder sowas?
0:12:09–0:12:14
Und dann schlingt der Arm mich nochmal und Karin sitzt mir gegenüber und ich stoße ihn wieder weg.
0:12:15–0:12:18
Und dann merke ich, dass es mein eigener Arm ist, den ich nicht mehr gespürt
0:12:18–0:12:20
habe und ich stehe schreiend auf.
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Das war der unglaublich Horrormoment, das hatte ich noch nie.
0:12:26–0:12:28
Also ich war so völlig defragmentiert.
Micz Flor
0:12:28–0:12:29
Der war wie eingeschlafen oder was?
Florian Clauß
0:12:29–0:12:36
Ich weiß es nicht, das war wie so eine kalte Wurst, die mich dann halt so umschlungen hat.
0:12:36–0:12:39
Aber das war so echt, das war total der Schock.
0:12:40–0:12:43
Und dann habe ich ja, glaube ich, die Medikamente auch nicht mehr genommen.
Micz Flor
0:12:44–0:12:45
Ich bin doch kein Pferd.
Florian Clauß
0:12:45–0:12:46
Ich bin doch kein Pferd.
Reinhard
0:12:47–0:12:50
Eigentlich ist die Definition von Body Horror, wenn unser eigener Körper uns fremd steht.
Florian Clauß
0:12:51–0:12:54
Ja, so fragmentiert, so auseinanderfällt.
0:12:54–0:12:58
Und ich wollte jetzt noch, bevor wir in The Substance einsteigen,
0:12:59–0:13:04
also, Mitchell, du hast es ja schon gesagt, The Substance habe ich als Film
0:13:04–0:13:06
mitgebracht, du wirst nochmal über Together sprechen.
0:13:07–0:13:11
Bevor wir da jetzt in The Substance einsteigen, wollte ich gerne nochmal mit euch über...
Micz Flor
0:13:11–0:13:12
Stopp, Mütze verloren.
Florian Clauß
0:13:14–0:13:20
Wollte ich gerne mit euch nochmal so über diese emotionale und archaische Triebfeder
0:13:20–0:13:25
von Body Horror sprechen und hoffen, dass ihr noch da was zu beitragen könnt.
0:13:26–0:13:30
Und zwar Ekel. Der Ekel als Emotion.
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Wie entsteht Ekel? Warum gibt es Ekel? Body Horror arbeitet stark mit Ekel,
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mit den Reizen, wo gerade wenn man sieht, wie irgendwelche,
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Flüssigkeiten aus dem Körper dringen, ja,
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dann stellt sich ja schon so ein Ekelgefühl ein oder was auch immer,
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ja, und ich habe dann nochmal ein bisschen nachgeguckt, warum empfinden wir
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Ekel? Da gibt es ja so verschiedene.
Reinhard
0:13:59–0:14:03
Meine erste Idee ist es eine Schutzfunktion unseres Körpers tatsächlich.
0:14:05–0:14:09
Uns Ekel ja davor, unsere eigenen Exkremente zu essen oder Dinge zu essen,
0:14:10–0:14:14
die schlecht riechen, von denen wir krank werden würden.
0:14:16–0:14:21
Und ich denke, das hat sich dann im Laufe des Voranschreitens unserer Zivilisation
0:14:21–0:14:26
ein bisschen ausgeweitet, dieses Ekelgefühl, auf andere Bereiche vielleicht auch noch.
0:14:28–0:14:32
Aber ich denke, das ist eigentlich der tiefere Grund für Ekel.
Florian Clauß
0:14:33–0:14:40
Ja, genau. Das habe ich auch so entdeckt als Definition, das im Prinzip ganz biologisch motiviert,
0:14:40–0:14:48
dass eben vor schlechtem Essen, dass so der Ekel dich davor bewahrt, vor Exkrementen,
0:14:48–0:14:53
dass natürlich dein Immunsystem dann halt entsprechend angreifen wird,
0:14:53–0:14:56
dass du da eben diese Ekelempfindung hast.
0:14:57–0:15:02
Zum späteren Zeitpunkt in der Ontologie, also in der Entwicklung vom Individuum,
0:15:03–0:15:05
gibt es aber dann auch so kulturell geprägten Ekel.
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Also eine andere Form von Ekel ist auch zum Beispiel...
Micz Flor
0:15:11–0:15:12
Menschen essen.
Florian Clauß
0:15:13–0:15:18
Ja, nee, so sexuell motiviert, dass du halt Inzest, dass das so ein Verbot...
0:15:18–0:15:22
Ich meine, bei Freud ist es ja dann anders mit Oedipus, aber dass du dann erstmal
0:15:22–0:15:30
einen sexuellen Ekel, also einen Ekel gegen Inzest und gegen Sodomie oder sowas empfindet.
0:15:31–0:15:34
Und dann gibt es natürlich gesellschaftlich okturierte Ekel,
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der dann je nach Gesellschaftsform dann passieren kann.
0:15:38–0:15:43
Und damit wird halt gespielt im Body Horror. Es wird eben mit diesen Momenten,
0:15:43–0:15:50
also gerade im immersiven Kino wird ja versucht, eben so dieses Ekelgefühl zu triggern.
0:15:51–0:15:55
Und da gibt es ja auch verschiedene Techniken, dass man da nicht zu sehr wirklich
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so zu sehr drauf hält, weil dann ist es zu explizit und dann setzt es wieder
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so ein Schutzmechanismus ein, sondern dann immer so an der Kante spielt.
0:16:05–0:16:08
So wie du es so schön gesagt hast, dieser Zahn.
Micz Flor
0:16:09–0:16:11
Wo man immer ein bisschen dran topft.
Florian Clauß
0:16:11–0:16:15
Genau, wo man dann immer, der wackelt, kennt man noch das Gefühl als Kind,
0:16:15–0:16:19
so ein wackelnder Zahn, wo man immer ein bisschen mit der Zunge dran drückt
0:16:19–0:16:21
und auch ein bisschen merkt, dass es nach Blut schmeckt.
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Und dieser Schmerz, oder mit der 9-Volt-Batterie, die man immer so gerne leckt.
Micz Flor
0:16:27–0:16:31
Aber das ist ja was schon eher lustmäßig ist. Aber diese Zahnsache,
0:16:31–0:16:35
das war für mich auch nochmal, um das jetzt für die Leute, die jetzt in der
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Folge einschränken, meine Tochter, als sie ihren ersten Zahn verloren hat,
0:16:38–0:16:41
der war auch schon lange wackelig, da hat sie auch mit gespielt,
0:16:41–0:16:42
das war alles total okay.
0:16:42–0:16:45
Und dann wollte sie einen Apfel beißen, hat sie auch gemacht und dann wollte
0:16:45–0:16:47
sie nochmal einen Apfel beißen, dann war der Zahn aber weg.
0:16:49–0:16:53
Und dann ist die kreidebleiche geworden, diese verzerrte Körperwahrnehmung,
0:16:53–0:16:55
wenn man auf einmal zum ersten Mal keinen Zahn hat.
0:16:55–0:16:59
Ich habe mich dann erinnert, wie das dann so war, dass der dann wirklich weg war.
0:16:59–0:17:02
Das war so ein Verlust. Ich würde gar nicht so sehr sagen, das ist Ekel,
0:17:02–0:17:07
aber es ist auf alle Fälle auch ein Thema von Body-Horror, dass man da seinen
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veränderten Körper oder was du beschrieben hast, eben diese Hand,
0:17:10–0:17:12
die da drum rum kommt, die deine ist und nicht deine ist.
Florian Clauß
0:17:12–0:17:12
Ja.
Reinhard
0:17:13–0:17:18
Ich glaube, die Dauer verändert tatsächlich den Blick und der Ekel kann tatsächlich
0:17:18–0:17:20
auch in Faszination umschlagen.
0:17:21–0:17:24
Also wir sehen das ja zum Beispiel in David Lynch's Elefantenbönch.
0:17:24–0:17:29
Das erste Mal, wenn die Menschen ihn gesehen haben, haben sie geschrien,
0:17:30–0:17:32
haben hysterische Anfälle bekommen.
0:17:32–0:17:38
Und dann waren sie fasziniert und wollten eigentlich sogar in seiner Nähe sein.
0:17:39–0:17:42
Das sehen wir ja auch jetzt in den Substanzen. Wenn ich vorgreife,
0:17:42–0:17:46
aber wenn sie das erste Mal in den Spiegel schaut, erst nur wirklich so ein
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ganz kleines bisschen, das ist wirklich schockierend.
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Und dann aber gewöhnen wir uns an
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dieses Ausland, dann kommt es einem fast sympathisch vor, dieses Monster.
Florian Clauß
0:17:55–0:17:59
Genau, das ist am Ende. Das dachte ich auch gerade als Elefantenmensch.
0:18:00–0:18:02
Die Brücke habe ich jetzt noch gar nicht gesehen, aber ja klar,
0:18:02–0:18:03
das ist natürlich auch...
Reinhard
0:18:03–0:18:06
Da gibt es ganz viele Anklänge in den Substance, habe ich gerade zu nehmen.
0:18:07–0:18:08
Also ich habe oft an der Elefant Mensch gedacht.
0:18:09–0:18:15
Aber auch an Karpeln. Karpeln ist das Ding, ganz am Fluss, dieser Kopf, das so wegkriegt.
0:18:17–0:18:24
Süß, bei diesem Way of Fame oder diesem Walk of Fame. Das ist eindeutig wie ein Karpelterzitat.
Florian Clauß
0:18:24–0:18:27
Ja, wollen wir dann in The Substance einsteigen?
Micz Flor
0:18:27–0:18:30
Ja, ich wollte ganz kurz noch vorgreifen, weil ich über Ekel auch noch spreche,
0:18:30–0:18:31
dann eben in Bezug auf Together.
0:18:31–0:18:40
Und dann, du wolltest ja noch über Lacan sprechen, und das ist jetzt quasi zu
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Subsons bezogen, aber über Ekel werde ich mich auch noch mal darauf beziehen
0:18:43–0:18:44
und wollte nur kurz sagen,
0:18:45–0:18:51
dass die Frage, was nicht konkret um Ekel geht, aber um diese Aussondungen und so weiter.
0:18:53–0:18:55
Wollte aber trotzdem das sagen, das ist Ekel, finde ich auch interessant,
0:18:55–0:18:58
diese biologische Hintergrund. Es gibt ja, und da hast du mich auf dem kalten
0:18:58–0:19:00
Fuß erwischt, falschen Fuß erwischt, kalt, falsch.
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Das ist zum Beispiel, das kennt
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ihr bestimmt auch, das haben manche Menschen, manche haben das nicht.
0:19:09–0:19:13
Wenn man zum Beispiel so etwas sieht wie eine Sonnenblume, wo alle Kerne raus
0:19:13–0:19:17
sind oder so Steine am Wasser, die porös sind, wo so Löcher drin sind.
0:19:17–0:19:19
Oder manchmal auch Duschköpfe.
0:19:19–0:19:23
Es gibt manche Leute, und ich habe den Namen vergessen, die sehen so etwas mit Poren drin.
0:19:24–0:19:28
Und das ekelt die. Da stehen denen wirklich die Haare auf. Seid ihr solche Leute?
Florian Clauß
0:19:28–0:19:28
Nein.
Micz Flor
0:19:29–0:19:33
Nein, kennt ihr nicht. Aber dafür gibt es sogar einen medizinischen Begriff für diesen Zustand.
Reinhard
0:19:33–0:19:36
Hat die das an Haut erinnert? An fehlerhafter Haut?
Micz Flor
0:19:37–0:19:40
Nein, nicht fehlerhafter Haut. Ich nehme an, dass es eher so etwas wie voller
0:19:40–0:19:42
Maden oder Löcher da drin ist.
0:19:42–0:19:48
Ach so, okay. Das ist wirklich was, was quasi biologisch vorgegeben ist.
0:19:48–0:19:50
Und ich finde das interessant, weil das,
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Falscher Fuß, aber vielleicht auch ein interessantes Thema ist,
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wo Ekel noch so hinkommt. Also Ekel hat zum Beispiel ja wahrscheinlich dann auch mit Angst zu tun.
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Und es gibt in der Tat im Hippocampus und Amygdala diese Angstsache,
0:20:03–0:20:08
dass halt solche biologischen Dinge wie vor Duschköpfen Ekel zu erleben,
0:20:09–0:20:15
dass die halt wirklich mitgegeben wurden vor einem evolutionär scheinbar vorteilhaften Hintergrund.
Florian Clauß
0:20:15–0:20:19
Das hatten wir, glaube ich, auch so ein bisschen bei der Jungfolge mit angesprochen.
Micz Flor
0:20:19–0:20:22
Ja, genau, diese Archetypensache. Also gibt es das überhaupt?
Florian Clauß
0:20:23–0:20:27
Ja, Spinnenangst. Das ist ja auch eine typische Ekelerregung,
0:20:27–0:20:29
die ja auch ausgenutzt wird.
Micz Flor
0:20:30–0:20:35
Das ist ja auch immer noch so ein analytisches Thema, dass es doch mehr gibt als nur das Lernen.
0:20:36–0:20:40
Weil es gibt wenig Grund, dass man irgendwie lernen würde, für Hühnern eine
0:20:40–0:20:42
Phobie zu entwickeln in unserer Gesellschaft.
0:20:42–0:20:46
Aber es gibt sie trotzdem und oft bei Leuten, die mit Hühnern kaum Kontakt haben.
0:20:46–0:20:52
Aber es gibt eben keine Phobie vor Zebrastreifen oder vor Starkstrom,
0:20:53–0:20:58
also Sachen, die modern sind, zeitgenössisch und gefährlich,
0:20:59–0:21:03
da entwickelt keiner wirklich Phobien drauf, aber Hühner und Spinnen und so weiter.
Florian Clauß
0:21:04–0:21:09
Wir sind gerade am Haus Zennern angelaufen und schauen auf die Insel der Jugend,
0:21:09–0:21:14
auf die Brücke, die dann vom Ufer...
Micz Flor
0:21:14–0:21:16
Um die Brücke zu schlagen, zu dem Horror des Alters.
Florian Clauß
0:21:18–0:21:24
Und steigen ein mit The Substance. Also eigentlich ist die Geschichte ja relativ schnell erzählt.
0:21:26–0:21:31
Ich fange mal an mit der Regisseurin. Die Regisseurin ist Carolie Fagot,
0:21:31–0:21:35
also wieder ein französischer Name, Reinhard. Ich sag mal Fagot,
0:21:35–0:21:36
ich weiß nicht genau, ob es stimmt.
0:21:36–0:21:41
Fagat? Fagat, Fagil, Fagot, ich würde mal Fagot. Und es heißt nicht Karoli, sondern Coralie.
0:21:41–0:21:45
Ja, Coralie, du hast recht. Coralie heißt sie, genau.
0:21:46–0:21:57
Hat einen Film, mit dem sie dann auch 2017 schon Aufmerksamkeit bekommen hat.
0:21:58–0:22:04
Ja, genau. Und ich kenne jetzt nicht ihre anderen Filme. Mit der Substance von
0:22:04–0:22:12
2024 hat sie den Preis für das beste Drehbuch gewonnen.
0:22:13–0:22:18
Und obwohl sie französischsprachig ist, arbeitet sie doch mit internationalen
0:22:18–0:22:22
Casts und hat dann auch entsprechend für der Substance das Star-Aufgebot.
0:22:23–0:22:28
Da spielt nämlich die weibliche Hauptrolle Demi Moore.
0:22:29–0:22:37
Und das Demi Moore ist quasi die ältere, das ältere Ich, das jüngere Ich wird
0:22:37–0:22:41
von, und da muss ich jetzt mal kurz nachgucken, weil ich doch hier einen Spickzettel
0:22:41–0:22:43
habe, Margaret Crawley.
0:22:44–0:22:48
Die ist aber auch schon mir aufgefallen in Leftovers.
0:22:49–0:22:53
Spielt sie da eine Rolle? Leftovers, lege ich euch sehr ins Herz?
Micz Flor
0:22:53–0:22:56
Ist sie auch nicht in einem neuen Coen-Film auch?
Florian Clauß
0:22:56–0:23:02
Ja, die spielt sehr in so einem Art-House-Bereich. Also finde ich...
0:23:03–0:23:07
Starke, also hat eine starke Präsenz, auch in dem Film The Substance.
0:23:08–0:23:13
Und wir haben natürlich als TV-Boss Dennis Quod, als Harvey.
Micz Flor
0:23:13–0:23:14
Quaid.
Florian Clauß
0:23:14–0:23:22
Quaid. Ja, Mensch. Das ist französisch. Den kennen wir aus Filmen aus den 80ern.
0:23:22–0:23:26
Und Demi Moore kennen wir aus Filmen aus den 90ern. Tatsächlich hätte man länger
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nichts von Demi Moore gehört.
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Also die Geschichte ist folgende. Demi Moore als Elisabeth, da ist dieser grandiose,
0:23:35–0:23:38
ich finde wirklich den Anfang von diesem Film, ganz toll.
0:23:39–0:23:43
Also da sieht man quasi aus Vogelperspektive, aber jetzt nicht irgendwie 50
0:23:43–0:23:48
Meter über dem Boden, sondern eher so 4 bis 3 Meter, sieht man dann einen Stern,
0:23:48–0:23:50
wie so einen Stern, was heißt der Hall of Walk?
0:23:51–0:23:58
Hall of Fame heißt es. Hall of Fame, wie Elisabeth Sparkle einen Stern gesetzt
0:23:58–0:24:03
bekommt in einem Quadrat quasi auf dem Boden.
0:24:03–0:24:08
Und man sieht, wie der dann halt quasi so ausgestanzt wird, dann draufgepappt
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wird, wie er frisch gemacht wird, wie er trocknet.
0:24:11–0:24:16
Und dann sieht man aber auch schon die ersten Brüche von dem Stern und irgendwie
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wie jemand so Ketchup über den Stern. Also sehr plastisch inszeniert und auch so ein bisschen,
0:24:25–0:24:31
Ich sag mal so vorausschauen, vorausgreifend, was mit Elisabeth Sparkle so passieren kann.
0:24:32–0:24:38
Also es gibt eben, Elisabeth Sparkle hat eine Show, eine Aerobicshow,
0:24:38–0:24:40
ist da sehr erfolgreich gewesen.
0:24:40–0:24:47
Aber sie zieht halt nicht mehr das Publikum und der TV-Boss Harvey schmeißt
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sie einfach raus. Also man muss von der generellen Inszenierung des ganzen Films
0:24:52–0:24:55
sagen, der ist einfach in your face.
0:24:55–0:25:03
Der Film ist knallbunt, hochglanzproduziert, hat, also wie wir das gesagt haben, alles geht auf Eleven.
0:25:03–0:25:07
Also alles ist überdreht, hat einen sehr starken Soundtrack.
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Es kommt dann immer diese, ich weiß nicht, wie man sagen kann,
0:25:09–0:25:13
aber es ist schon so eine elektronische Bassspur, Also wenn The Substance dieses,
0:25:13–0:25:18
als ob dann halt so ein, als ob ein U-Bahn-Zug dann gerade einfährt,
0:25:18–0:25:20
aber halt elektronisch verzehrt.
Micz Flor
0:25:20–0:25:24
Aber ist auch irgendwie, finde ich, schon bewusst überzogen.
0:25:25–0:25:30
Also es hat sowas, was so wie Melodramatisches. Aber es ist nicht Melodrama,
0:25:30–0:25:32
aber es ist quasi so Comichaft.
0:25:32–0:25:37
Das bringt es aber, also die ganzen Charaktere werden auch irgendwie überzogen und dann auch so.
Florian Clauß
0:25:38–0:25:39
Total. great wird.
Micz Flor
0:25:39–0:25:44
Dann immer so mit fischaugen linse gefilmt und hat mir so das gefühl dass er
0:25:44–0:25:47
halt so richtig in your face ist und dann ja das.
Florian Clauß
0:25:47–0:25:53
Ist alles comic relief es ist alles wirklich so komplett stereotypisch aufgezogen
0:25:53–0:25:57
und das ist glaube ich auch so der punkt die man bei dem film so annehmen muss
0:25:57–0:26:02
und auch kann weil ich finde das ist so übertrieben dass es dann halt auch wieder
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so funktioniert ja sonst sonst kommt man in so einem ding wo man,
0:26:07–0:26:11
sich überlegt, was will der Film eigentlich erzählen? Das ist doch schon tausendmal erzählt worden.
0:26:13–0:26:19
Und ich finde, durch diese totale Übertreibung funktioniert er wieder in seiner Erzählung.
0:26:20–0:26:25
Und hat, also eskaliert dann auch letztendlich am Ende.
0:26:27–0:26:32
Ich möchte nur mal kurz ein Bild machen, weil das hier so eine Stimmung ist. Wir sind jetzt...
Micz Flor
0:26:32–0:26:34
Stimmt, kann ich ja auch machen. Ich habe zwar ältere Generation,
0:26:35–0:26:36
aber es ist, glaube ich...
0:26:39–0:26:41
Hier wieder so ein Exorzisten-Poster.
Reinhard
0:26:44–0:26:46
Eine Reise ins Herz der Finsteren.
Florian Clauß
0:26:46–0:26:54
Heart of Darkness. Wir haben hier noch eine Beleuchtung und der Plänter-Welt
0:26:54–0:26:59
ist ja auch so ein bisschen renaturiert worden.
0:26:59–0:27:03
Das heißt, wir gucken mal, was es da gibt. Ich glaube, hier gibt es sogar Gastronomie,
0:27:03–0:27:07
die entstanden ist rund um den Plänterwald.
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Also, die Little Sparkle wird eben rausgeschmissen an ihrem 50.
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Geburtstag und gerät dann natürlich in eine Identitätskrise.
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Sie kriegt Kontakt.
0:27:23–0:27:29
Über Ecken, ja, kriegt eine Telefonnummer, anonym sieht dann halt so einen Typ,
0:27:29–0:27:33
der schätzt schon richtig ein, dass sie unter ihrem, ja, unter ihrem,
0:27:34–0:27:38
also ihrem zunehmenden Alter, das dann halt nicht mehr marktgerecht ist,
0:27:38–0:27:43
darunter leidet und steckt ihr dann halt so eine Nummer zu und da steht eine Substance drauf.
Micz Flor
0:27:43–0:27:46
Aber da ist es, glaube ich, wichtig nochmal, dass du sagst, was nicht mehr marktgerecht
0:27:46–0:27:48
ist, ist Appearance, nicht Performance.
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Also Performance, sie macht das mit ihrem Körper, alles, was gefordert wird von diesem Fitness.
0:27:53–0:27:57
Das steht ja gar nicht zur Frage, aber die Appearance halt, ihr Alter sei nicht
0:27:57–0:28:00
mehr publikumstauglich.
Florian Clauß
0:28:00–0:28:03
Genau, das ist glaube ich nochmal, ja, das ist nochmal ein wichtiger Punkt,
0:28:03–0:28:08
weil nämlich, man sieht dann diese Aerobicshow, die ist unglaublich dynamisch.
0:28:09–0:28:13
Die ist auch so sehr sexy von den Posen und von den Gesen, wie es halt Aerobicshows
0:28:13–0:28:15
halt so aus den 80ern sind.
0:28:15–0:28:19
Es ist noch dieser Charme der 80er, der da mit drin hängt.
Micz Flor
0:28:20–0:28:25
Da kann ich ganz kurz was sagen, weil ich glaube, das müssen wir einfach einmal explizit ansprechen.
0:28:25–0:28:29
Der Begriff Body Horror für diesen Film ist jetzt auch noch überzogen,
0:28:29–0:28:31
weil jetzt drei Männer über Frauenkörper sprechen und wir nicht,
0:28:32–0:28:34
glaube ich, also was du gerade sagst, ist sehr sexy und sowas.
0:28:34–0:28:36
Das ist ja genau Thema des Films.
0:28:36–0:28:41
In gewisser Weise sind wir trotz aller Versuche, unsere Androgynität auszuleben,
0:28:41–0:28:44
sind wir nur die halbe Wahrheit.
Florian Clauß
0:28:44–0:28:51
Ja, ich wollte das genau sagen, weil es ist nämlich genau dieser männliche Blick,
0:28:52–0:28:57
der männliche, der male gaze, der im Prinzip jetzt...
0:28:58–0:29:04
Internalisiert ist von der Gesellschaft, sag ich mal. Internalisiert ist auch von den Frauen,
0:29:04–0:29:10
jetzt in dem Fall Elisabeth, die natürlich immer so angeguckt wird und nach
0:29:10–0:29:14
Sexsymbolen, nach Frische, nach Jugendlichkeit usw.
0:29:14–0:29:16
Dann auch eingeschätzt wird.
0:29:17–0:29:23
Und dafür stellvertretend ist eben dieser TV-Boss, der dann ganz knallhart einfach
0:29:23–0:29:27
judgt, ja, du nicht mehr, du hast hier keinen Platz mehr, du gehst.
0:29:28–0:29:33
Ja, wir brauchen was Junges, Frisches. Also dieser Blick, der jetzt natürlich
0:29:33–0:29:37
personalisiert durch den TV-Boss, aber den finden wir überall in den Blickachsen.
0:29:38–0:29:43
Das Publikum auch bei der Show selber, bei der Aerobicshow, tanzt da,
0:29:44–0:29:48
schaut dann die Kamera, wie die inszeniert ist, der ganze Stuff hinter der Kamera.
0:29:49–0:29:55
Es geht immer um Blicke bei diesem Film und auch dann immer so urteilende Blicke, die genau dieses.
0:29:57–0:30:02
Funktioniert das so wie man das eben erwartet von der Gesellschaft und ich glaube
0:30:02–0:30:06
das können wir uns als drei Männer nicht so vorstellen,
0:30:06–0:30:11
dass oder wir können es uns sehr gut vorstellen aber eben wir können es die
0:30:11–0:30:16
andere Seite nicht vorstellen ja gut aber ich meine selber kriegt man auch diesen Blick aber dieser.
0:30:18–0:30:23
Blick ist man also man muss sagen als Frau ist man diesen Blick immer ausgeliefert
0:30:23–0:30:28
In jungen Jahren, wo es natürlich dann dieses Bewertende und das Sexuelle dahintersteht,
0:30:28–0:30:31
in alten Jahren ist eben die Abwesenheit des Blickes dann auch wieder ein Thema.
0:30:32–0:30:37
Das ist ja auch das, was dann eben Demi Moore oder beziehungsweise die Hauptfigur
0:30:37–0:30:43
dazu treibt, eben diesen Schritt zu gehen, dort anzurufen und nach der Substance zu verlangen.
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Ist im Prinzip, man kann es dann so beschreiben, also wenn man sich dann auch
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anschaut, was eben Frauen für Möglichkeiten haben, um eben dann eben diesen,
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ich sag mal so, um sich dann halt entsprechend dann aufzubereiten,
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ja, diesen Blick, diesen fordernden Blick halt auch standzuhalten.
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Das sind ja so Kosmetika auf der einen Seite und dann geht es ja weiter auf
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der anderen Seite, dass du dann anfängst so Schönheitscheorie oder andere Sachen zu machen,
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um dann halt jung und jugendlich und diesem Idealbild der sexy Frau dann auch
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standzuhalten, um eben das zu machen, gibt es diese Mittel.
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Und an dieser Stelle bietet eben das Substance ein pharmazeutisches Mittel,
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was aber mit so einem ganz klaren Rules-Set daherkommt.
Micz Flor
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Ja, die Substance muss man sagen, das kommt ja fast unerwartet zu ihr über einen
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Arztbesuch, den sie hat.
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Und dann ein junger Arzt, der dann irgendwas rumtestet und das Gefühl hat,
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das könnte passen, er nuschelt dann noch irgendwas.
Florian Clauß
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Ihre Wirbelsäule ab, die er hat.
Micz Flor
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Ja, genau. Und dann sagt er irgendwie, das könnte gehen oder irgend so.
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Aber mit dem hat sie nicht direkt Kontakt, der ist dann weg,
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aber dann kommt dieses Substance.
Florian Clauß
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Also der Arzt.
Micz Flor
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Eine Nummer kriegt sie zuerst.
Florian Clauß
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Eine Nummer, ja, eine Nummer. Da ruft sie an und sie wird dann geleitet und
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kommt dann in so einem anonymen Postfach.
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Alles ist immer sehr klinisch inszeniert. Das ist auch so ein typisches Attribut
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von Body Horror, dass es dann halt in so einer klinischen Atmosphäre stattfinden kann.
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Und sie kriegt dann diese Substanz und da steht wirklich so in Großbuchstaben
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sehr einfach wie so eine Ikea-Anleitung,
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vorgetragen, also die Regeln sind you activate only once you stabilize every day,
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You switch every seven days without exception und dann remember you are one.
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Ja, also what can possibly go wrong?
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Da weiß man schon, das ist schief.
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Switch every day without any exception. Every seven days without any exception.
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Ja, und es kommt dann eben, dass man diese Substanz, dass Elisabeth diese Substanz
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sich dann spritzt und da kommt es quasi zu so, ja, es ist halt so eine Selbstgeburt.
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Also das ist schon sehr explizit dann auch inszeniert in dem Badezimmer von
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ihr, das auch total steril gehalten ist. Und sie schlüpft dann aus sich selbst,
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schlüpft dann die jüngere Sue.
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Und Elisabeth ist dann so eine, ja, sie sieht fast leblos aus,
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eine Hülle mit einer riesen Narbe.
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Und sie wird dann an so einen Versorgungstrakt angeschlossen,
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was dann auch von der Substance mitkommt.
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Und Sue ist quasi das jüngere Ideal von ihr, die dann in die Welt gehen kann
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und genau das verkörpert, was jetzt eben Elisabeth gefehlt hat.
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Und Sue bekommt dann tatsächlich auch die Nachfolgeschow von Elisabeth.
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Nachdem die abgesetzt wurde, wurde halt ausgeschrieben, wer die übernehmen kann.
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Sue bewirbt sich und sie hat auch eine unglaubliche... Also da ist es auch so,
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dass diese Bewegung, das wird nicht in Frage gestellt, weil die können alle
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perfekt dann halt auch die Choreografie vortragen.
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Und du siehst sie auch nie proben. Die sind auf der Bühne und machen halt ihre
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Choreo und es ist super auf den Punkt.
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Ja, aber auch die Ältere kann das ja auch. Also das, was Mitch gesagt hat,
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da wird es ja gar nicht in Frage gestellt.
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Also sie erfüllt noch voll diesen Zweck, diese Bewegung und so weiter,
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aber sie sieht halt nicht mehr so aus.
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Und das ist ja nochmal das Brutale da drin. Und Sue ist dann halt auch sehr vom Typen her,
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sie weiß genau, wie es funktioniert und ist dann auch sehr erfolgreich in der
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Show und steigt dann immer eine Karriereleiter nach der anderen hoch,
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gepusht von Harvey, der dann ein totaler Fan von ihr ist.
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Weil sie genau diese Ideale erfüllen kann und auch damit massentauglich wird.
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Und das Interessante ist, dass in diesem Apartment, also da liegt eben Elisabeth
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rum, dass Sue baut dann auch so eine Nische für sie, weil sie die dann nicht
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mehr im Bad rumliegen haben will.
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So eine abseitige Nische, die dann durch so eine Tür versperrt ist,
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dass man die halt auch wegsperren kann.
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Und sie lässt dann auch das Bild von ihr, was dann im Wohnzimmer hängt,
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ein riesengroßes Bild von Elisabeth, das lässt sie dann austauschen oder wegbringen.
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Ja, und dann gegenüber ist so eine Werbetafel, auf die man dann halt aus dem
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Fenster raus drauf blickt.
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Und da ist jetzt Sue mit ihrer neuen Show dann auch als Werbetafel angebracht.
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Also man sieht ständig irgendwo dann die andere, die andere Figur,
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das andere selbst der Figur.
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Und es kommt, wie es kommen muss, haben wir schon gesagt, das Ganze eskaliert.
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Das Ding ist, dass Sue dann gegen die Regel verstößt und statt sieben Tage macht sie mal acht Tage.
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Als dann Elisabeth quasi wieder in ihrer alten Gestalt ist oder dann wieder
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transformiert, dann sieht sie auf einmal, dass ihre Hand, glaube ich, ist komplett alt.
Micz Flor
0:36:26–0:36:27
Der linke Zeigefinger.
Florian Clauß
0:36:27–0:36:28
Der Zeigefinger.
Micz Flor
0:36:28–0:36:29
Nur der eine Finger.
Florian Clauß
0:36:29–0:36:32
Genau, also das heißt, sobald du gegen diese Regel...
Micz Flor
0:36:32–0:36:33
Der rechte Zeigefinger.
Florian Clauß
0:36:33–0:36:40
Der rechte, es sieht aus wie von einer alten Frau. Sobald du gegen diese Regel verstößt.
Micz Flor
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Wird das so voll abgestockt.
Florian Clauß
0:36:41–0:36:41
Geht eigentlich aus wie von einer Hexe.
Micz Flor
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Genau, habe ich auch gedacht. Ja, es ist nicht nur alt, sondern der ganze Film
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ist über, also alles ist auf zwölf und deshalb ist ein alter Finger da dann
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auch gleich eher schon was, was ein bisschen an den Dracula bei Coppola erinnert.
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Also diese sehr dicken Fingernägel und so grün geschrumpft.
Florian Clauß
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Ja, ja, also es wird, das ist auch das, was diesen Ekel auslöst, ne? Also, ähm.
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Der Film arbeitet auch mit Close-Ups und mit allen möglichen Sekreten,
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die dann aus allen möglichen Öffnungen rauskommen.
0:37:20–0:37:27
Also Body Horror hat auch viel von der Kamera-Ästhetik und Inszenierung mit
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Porno zu tun, weil es einfach so dieses Close-Up draufhalten,
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obwohl es immer auch ein Andeuten ist.
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Das vielleicht ist doch nicht so wie Porno, weil Porno dann halt immer drauf
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bleibt. Ja, wenn bei Body Horror sehen wir dann halt häufig auch dann nur das
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Angedeutete und dann wieder ein Schwenk zurück, dass man halt den Rest sich imaginieren kann.
Reinhard
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Also ich fand bei diesem Film, bei The Substance, funktioniert der Body Horror
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tatsächlich gar nicht so sehr über das Visuelle, sondern schlimmer finde ich die Geräusche.
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Also in dem Moment, den du eben geschildert hast, wo das jüngere Ich aus dem
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älteren Ich herauskriegt, da ist dann der Rücken offen und der muss wieder zugenäht werden.
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Und das sehen wir also in sehr schönen Close-Ups. Aber das Fiese,
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das wirklich Gemeine und Gruselige und was eine Gänsehaut macht,
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ist der Ton, den wir da zu hören.
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Dieses Schmatzige, wenn der dicke Faden, ein sehr dicker Faden durch die Haut des Rückens geht.
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Und diese Geräusche, die haben wir öfter nochmal, auch wenn eine Spritze,
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wenn eine Injektion gesetzt wird.
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Das Geräusch, wenn die Kanüle in die Haut gestoßen wird.
0:38:30–0:38:34
Das alles, das ist wirklich, das fand ich wirklich die grüßlichste Momente.
Florian Clauß
0:38:35–0:38:40
Ja, also das Audiodesign von einem Film ist wirklich sehr stark, ja.
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Und das ist so fast, als ob dann eben durch dieses, der fehlende Geruchssinn
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wird durch diese, durch das Auditive ersetzt, ne, weil man kriegt dann,
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man ist dann noch näher dran, ja.
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Und das ist auch wieder völlig übertriebene Geräusche, die nichts damit zu tun
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haben, aber die machen dich dann schon so ein bisschen so, ja.
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Sue bekommt dann ihre Show, macht Karriere und als Perspektive kriegt sie dann,
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also als großen Sprung, wird in ihr in Aussicht gestellt, dass sie die Abschlussgala,
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die Silvester-Show moderieren kann.
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Verlängert immer weiter, immer länger ihre Seven Days.
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Und gleichzeitig wird eben Elisabeth als menschliche Ressource dafür ausgebeutet. Das heißt,
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der Finger zerfällt sie, also sie zerfällt nicht, aber es hat ganze Körperteile,
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sind komplett gealtert von ihr.
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Und Elisabeth kommt dann eben, ich weiß gar nicht, ist das das Bein oder der Arm?
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Auf jeden Fall sieht sie total degeneriert aus.
Reinhard
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Der 750-Jährige im Grunde.
Florian Clauß
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Und sie fängt dann auch an, wenn sie, genau, sie hatte auch das,
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wenn sie dann halt quasi in ihren echten sieben Tagen, wo sie dann ihr Leben
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wieder hat, ja, da ist sie eigentlich die ganze Zeit nur am Essen.
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Und sie hat überhaupt kein sinnerfüllendes Leben mehr, sondern sie ist eigentlich
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nur noch in der Konkurrenz zu ihrem jüngeren Ich.
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Und das ist ja so dieser Kampf. Man hat ja auch nicht das Gefühl,
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dass die beiden Darstellerinnen irgendwas miteinander zu tun haben.
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Die sind so konträr, dass man die als eine Person überhaupt nicht denken kann.
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Ja, das ist, also sie fangen dann quasi gegeneinander an zu kämpfen,
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ja, also beziehungsweise die Jüngere nimmt sich immer mehr raus,
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um dann halt auch ihre Ziele zu verwirklichen.
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Sie braucht dann halt immer mehr Zeit, um dann halt auch die Show vorzubereiten,
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um dann halt auch die jungen Männer abzuschleppen und so weiter.
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Also das wird immer, das dehnt sich immer weiter aus und gleichzeitig geht das
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eben auf Lasten von Elisabeth.
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Aber wir wissen, es bleibt ja dann in einer kausalen Zusammenhang,
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nämlich je mehr sie dann eben Elisabeth ausbeutet, desto mehr fällt das auf sie zurück.
0:41:18–0:41:30
Und sie versucht dann noch zuletzt noch das letzte Quäntchen,
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das ist auch sehr haptisch, optisch dargestellt,
0:41:33–0:41:40
so das letzte Quäntchen an Lebenssaft ihr dann noch an Flüssigkeit rauszulocken,
0:41:40–0:41:42
damit sie weiter noch in der Sioux-Rolle bleiben kann.
0:41:42–0:41:47
Aber das kann sie ja nie mal aufrechthalten. Und dann gibt es halt diesen,
0:41:47–0:41:50
ich muss es gerade noch mal, weil es länger her ist, dass ich es gesehen habe,
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kriege ich sie wieder ganz zusammen, dann gibt es halt diese Silvester-Show
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und sie kommt dann da hin,
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aber hat er noch nicht geswitcht oder so.
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Könnt ihr das noch erinnern?
Micz Flor
0:42:01–0:42:04
Das ist interessant, du sagst, weil ich auch nämlich gerade überlegt habe,
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wie ging denn dieser Showdown? Weil die beiden haben sich dann in so einem...
Reinhard
0:42:08–0:42:11
Die Ältere versucht es zu terminieren. Sie sagt irgendwann, sie ist dann so
0:42:11–0:42:15
verkrüppelt, Und dass sie da anruft an dieser Hotline und sagt,
0:42:15–0:42:16
ich will jetzt aufhören.
0:42:16–0:42:20
Wo man eigentlich als Zuschauer denkt, ja, ein bisschen Spätmädchen eigentlich.
Micz Flor
0:42:21–0:42:26
Mädchen. Das ist gut, dass du das völlig auslebst, dieses männliche Klischee.
Reinhard
0:42:28–0:42:33
Sie will aufhören und dann bekommt sie eine Spritze, da steht dann drauf Terminator.
0:42:35–0:42:39
Und die jagt ihrem jüngeren Ich in die Brust. Und die stirbt dann tatsächlich.
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Und dann bekommt sie Gewissensbisse und startet so eine Wiederbelebungsaktion,
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indem sie sich dann nochmal anschließt, die Körpersäfte werden nochmal getauscht,
0:42:51–0:42:55
dann wacht die wieder auf, kriegt mit, dass die Ältere sie umbringen wollte
0:42:55–0:42:56
und bringt da die Ältere um.
0:42:58–0:43:03
Und dann macht sie sich auf zu dieser Show, glaube ich.
0:43:04–0:43:07
Aber dabei ist irgendwie, ich glaube, mich richtig zu erinnern,
0:43:08–0:43:13
dass sie dann schon, also dadurch, dass sie wiederbelebt wurde,
0:43:13–0:43:16
illegalerweise, durfte sie anhand der Regeln eigentlich gar nicht,
0:43:16–0:43:19
dieser Terminator durfte da nicht eingesetzt werden, keine Ahnung,
0:43:19–0:43:22
ich weiß nicht mehr genau. Auf jeden Fall fängt sie auch an sich zu.
0:43:24–0:43:27
In irgendein Monster zu transformieren.
Micz Flor
0:43:27–0:43:31
Sie wulstet so. Sie wächst in alle Richtungen.
Florian Clauß
0:43:31–0:43:35
Das ist noch nicht so der Fall. Das ist so.
Micz Flor
0:43:36–0:43:38
Jetzt fährt es mir wieder ein.
Florian Clauß
0:43:39–0:43:44
Sie geht da hin und fängt dann an. Sie merkt auf einmal, dass ihre Zähne ausfallen.
0:43:45–0:43:46
Und dass ihr Ohr runterfällt.
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Und sie merkt irgendwie, scheiße, so kann sie sich schon nicht machen.
0:43:51–0:43:54
Sie muss sich was anderes einfallen lassen.
0:43:54–0:44:00
Und dann geht sie wieder nach Hause und nimmt diese Substanz,
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die man eigentlich nur einmal zum Aktivieren nehmen darf, spritzt die sich und
0:44:06–0:44:08
dann fängt sie an komplett zu mutieren.
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Also das ist dann wie so... Chaos. Ja, das ist dann halt wirklich so...
0:44:13–0:44:20
Dann hat sie überhaupt keine Gestalt mehr so richtig... Sieht aus wie Toxic Avenger.
Reinhard
0:44:21–0:44:26
Schluss von die Fliege, dieses Monster, was da auf diesen Transmitter steigt.
Micz Flor
0:44:27–0:44:30
Ja, bei dem fällt ja auch das Ohr ab, da geht es ja auch einmal,
0:44:30–0:44:31
dass ihm das Ohr runterfällt.
Florian Clauß
0:44:32–0:44:36
Stimmt, ja. Ja, sie hat dann zum Beispiel, auf der Brust ist ein Gebiss,
0:44:36–0:44:41
sie hat mehrere Gesichter, sie hat viele Augen, auch Brüstequellen irgendwo
0:44:41–0:44:46
raus und, aber dann kommt es so ein Moment, wo ich dann auch gedacht habe,
0:44:47–0:44:50
ja, da ist sie irgendwie mit sich selbst im Eins.
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Sie fängt dann an, sich für die Show herzurichten.
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Sie will die Ohrringe dann einsetzen und sucht nach den Ohren und steckt sie
0:44:59–0:45:01
sich dann irgendwo rein.
0:45:03–0:45:07
Ihre drei, vier Haarbüschel fängt sie dann an, mit so einem Lockenwickler dann
0:45:07–0:45:10
halt auch wirklich aufzutopieren und sie...
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Hat sich eine Maske von ihrem jüngeren Ich dann gebastelt, klebt die sich aufs
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Gesicht, hat noch diesen Törock an.
Reinhard
0:45:19–0:45:20
Das ist nur ein Zettel eigentlich.
Florian Clauß
0:45:20–0:45:22
Das ist nur ein Foto.
Reinhard
0:45:22–0:45:25
Was sie sieht und jeder müsste sofort sehen, da steht jetzt was gewaltig.
0:45:26–0:45:30
Aber sie geht in dieses Studio bis auf die Bühne, ohne dass irgendjemand sie auffällt.
Florian Clauß
0:45:30–0:45:38
Ja und alle sagen, wir lieben dich und sie hat auch so rot Lippen gemacht.
0:45:38–0:45:43
Und dann kommt sie, dann stehen schon alle, die ganze Tänzerinnen stehen bereit.
0:45:43–0:45:49
Und dann steht sie am Mikrofon und brubbelt irgendetwas von sich hin.
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Und dann fällt die Maske runter und alle sind schockiert. Und eine Frau schreit dann, it's a monster.
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Und dann fängt quasi so der Splatter-Teil des Films an, wo dann ihr irgendwas
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auf den Kopf geschlagen wird. und der ganze Kopf anfängt zu explodieren.
0:46:10–0:46:15
Und dann wulstet irgendwas anderes noch raus, einen weiteren Kopf.
0:46:15–0:46:20
Und auf einmal ist dann nur noch Blut, was dann halt stundenlang rumspritzt.
0:46:21–0:46:28
Wie bei Braindead, das Ende, wo dann halt Fontänen von Blut in das Publikum gespritzt werden.
0:46:28–0:46:35
Alle sind schreiend und es ist eine völlige Eskalation, die Szene.
0:46:35–0:46:42
Und sie geht dann am Ende den Gang von diesem Studio lang und spritzt dann auch alles voller Blut.
0:46:43–0:46:46
Und sie hat dann auch in ihrer Mutation,
0:46:47–0:46:53
hat sie noch so dieses an einer Stelle hinten am Rücken irgendwo dieses ältere
0:46:53–0:46:58
Elisabeth-Gesicht, was eigentlich nur noch so einen Mund auf nichts sagen kann
0:46:58–0:46:59
und die ganze Zeit so aufregt.
0:47:00–0:47:07
Und dann das, was von diesem Blob noch übrig geblieben ist,
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das sackt dann irgendwann zusammen und dann kriecht nur noch dieses Gesicht
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wie so eine Art Seestern mit so ein bisschen Masse, kriecht dann noch am Ende
0:47:15–0:47:19
auf diesen Stern, den wir am Anfang sehen,
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wo der Elisabeth Sparkle draufsteht.
0:47:23–0:47:25
Und sie schaut, man sieht dann halt einen Perspektivwechsel,
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sie schaut in den Himmel.
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Und auf einmal sieht sie dann auch tatsächlich solche Sparkles,
0:47:30–0:47:35
also so Funken auf sich niederregenden Sternen. Und sie fängt an,
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sie grinst und freut sich. Und irgendwie ist es so ein Happy End.
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Sie löst sich dann auch auf in einem großen roten Fleck.
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So, und damit endet die Geschichte. Und dann wird noch am Ende der Stern geputzt.
Reinhard
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Da kommt die Kehrmaschine.
Florian Clauß
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Die Kehrmaschine und fegt den Rest weg, ja. Also das ist jetzt mal so im Groben.
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Ich wollte noch erwähnen, dass als sie auf der Bühne steht vor dem Publikum,
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dann versucht sie sich zu verteidigen und sagt noch so, it's me, it's still me.
0:48:14–0:48:19
Also sie sagt noch, ich bin's noch, ja, während sie versucht dann zu appellieren,
0:48:19–0:48:24
so ich bin noch diejenige, die hier diese Show gemacht hat oder die hier.
0:48:24–0:48:27
Und natürlich ist sie gar nichts mehr von allem.
0:48:28–0:48:33
Aber das finde ich ganz schön, weil das dann auf einmal wieder so eine Individualität
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und so ein Selbstbewusstsein zeigt, was jetzt die ganze Zeit eben zerbrochen war.
0:48:40–0:48:44
Als Vorgeschichte dazu, das ist ein Detail, was man vielleicht noch erwähnen sollte.
0:48:45–0:48:50
Bevor diese Silvestershow losgeht oder als Vorbereitung hat sie einen riesigen Rosenstrauß bekommen.
Reinhard
0:48:50–0:48:55
Und da steht so ein Schildchen drauf mit dem Satz They will love you.
Florian Clauß
0:48:55–0:48:56
Ah ja, genau.
Reinhard
0:48:56–0:49:01
Und da verstehen wir, und der wird mehrmals ins Bild gesetzt, dieser Rosenstrauß,
0:49:04–0:49:09
Und das ist eigentlich die tiefere Motivation. Sie möchte, also der Wunsch,
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geliebt zu werden, und das drückt sie ja dann auch aus, wenn sie da vorne steht.
0:49:13–0:49:16
Ich bin es doch, ihr müsst mich doch lieben. Ja.
0:49:18–0:49:22
Und das Fatale ist halt, dass es in unserer Gesellschaft so verknüpft ist,
0:49:22–0:49:26
dass wir denken, nur noch dann geliebt zu werden, wenn wir schön und jung sind.
Florian Clauß
0:49:26–0:49:34
Ja, vor allen Dingen die Frauen in unserer Gesellschaft.
Micz Flor
0:49:34–0:49:41
Dazu gibt es ja dann auch, da gibt es ja noch zwei kleine Männernebenrollen, die damit zu tun haben.
0:49:41–0:49:53
Das eine ist der jüngere Nachbar, der total der jungen Hauptstadt sofort verfallen ist und verzaubert ist.
0:49:53–0:49:57
Und dann gibt es aber auch, nachdem sie gefeuert wurde, kommt da jemand auf
0:49:57–0:49:59
sie zu, der sie noch aus der Schule kennt oder so.
0:50:00–0:50:04
Ah ja, genau. Der sie sehr attraktiv findet und der so ein bisschen schüchtern
0:50:04–0:50:06
sagt, wir könnten ja mal einen Kaffee trinken gehen. Sowas in der Art.
0:50:06–0:50:07
Ich weiß nicht mehr genau, was das ist.
0:50:08–0:50:13
Und mit dem kann sie aber gerade gar nicht umgehen, weil sie die Liebe der ganzen
0:50:13–0:50:16
Welt verloren hat. Kommt sein Interesse bei ihr nicht richtig an.
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Und später möchte sie sich mit ihm treffen und dann kommt aber der Finger in
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den Weg. und dieser sehr frühe Zerfall, wo sie sich doch wieder zu sehr schämt und sich zurückzieht.
Reinhard
0:50:26–0:50:31
Also das ist wirklich die einzige Szene in dem Film, jetzt greife ich ein bisschen
0:50:31–0:50:34
vor in meiner Beserkung, aber das ist die einzige Szene in dem Film,
0:50:34–0:50:37
die mich innerlich wirklich berührt hat.
0:50:37–0:50:42
Also wo ich auch tatsächlich mich mit der Protagonistin identifizieren konnte.
0:50:42–0:50:47
Also sie verabredet sich dann mit diesem alten Freund, weil sie sich einsam fühlt.
0:50:48–0:50:53
Und sie machen ein Essen aus. Er ist ganz überrascht, weil er eigentlich so
0:50:53–0:51:01
auch mit ihrem älteren Ich völlig fasziniert ist von diesem älteren Ich und
0:51:01–0:51:02
sie wunderschön findet. Ja.
0:51:03–0:51:08
Und dann verabreden sie sich und sie steht vorm Spiegel, macht sich fertig,
0:51:08–0:51:10
probiert zehn verschiedene Kleider an,
0:51:11–0:51:17
macht ihre Haare, legt Make-up auf und dann steht sie vorm Spiegel und sieht
0:51:17–0:51:19
ihr älteres Ich und ist damit so unzufrieden, dass sie anfängt,
0:51:19–0:51:23
sich wieder abzuschminken, wieder neu zu schminken, noch was anderes anzuziehen,
0:51:23–0:51:24
noch mal was anderes anzuziehen.
0:51:24–0:51:28
Und dann sehen wir, dann gibt es einen Zeitpunkt und wir sehen,
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wie sie weinend auf ihrem Bett sitzt und sie hat diese Verabredung ausfallen lassen.
0:51:33–0:51:39
Das ist die tragischste Szene in dieser Film.
0:51:40–0:51:42
Dafür fand ich, war es es wert.
Florian Clauß
0:51:42–0:51:48
Der Film. Der Film war das wert. Ja, ich meine, es ist sehr plakativ einfach.
0:51:48–0:51:53
Das heißt, das könnte ja ihr Leben in der zweiten Lebenshälfte sein,
0:51:53–0:51:59
wo sie sich dann eher so auf so eine Beziehung besinnt und mehr zu sich zur
0:51:59–0:52:00
Ruhe kommt, wie auch immer,
0:52:00–0:52:05
sich neu verlieben kann und einfach auch neue Ideale findet in ihrem Leben.
0:52:05–0:52:10
Aber sie kann sich nicht lösen, weil ihr jüngeres Ich dann quasi sie da zurückhält.
0:52:10–0:52:14
Und sie kann gar kein eigenes Leben mehr entwickeln.
0:52:14–0:52:19
Das ist ja so diese Fatalität in der ganzen Konstellation.
Reinhard
0:52:19–0:52:22
Ja, ich finde das andere, also den ganzen Rest der Geschichte,
0:52:22–0:52:27
finde ich wirklich ein bisschen sehr überkonstruiert und auch ziemlich bizarr und eher,
0:52:28–0:52:33
es ist eher eine Farce, aber in dieser kleinen Szene ist unglaublich viel Wahrheit
0:52:33–0:52:37
drin und dass wir glauben, nicht geliebt werden zu können,
0:52:37–0:52:41
weil wir uns selbst nicht lieben und dass wir uns damit so sehr im Weg stehen
0:52:41–0:52:44
und das ist ja auch tatsächlich noch gut, das wird dann auf einer sehr oberflächlichen
0:52:44–0:52:46
Ebene, erzählt der Film das auch.
0:52:47–0:52:52
Dass wir sozusagen dadurch, dass wir diese unglaubliche Sehnsucht danach,
0:52:53–0:52:57
jung und schön zu sein und beliebt zu werden, dass wir uns damit eigentlich selbst verletzen.
0:52:58–0:53:02
Das ist ja, also so könnte man ja ganz platt den Botschaften des Films zusammenfassen.
Florian Clauß
0:53:02–0:53:07
Ja, obwohl, ich meine, der nimmt jetzt nicht unbedingt der Film diese Position
0:53:07–0:53:12
der, ich sag mal, der Älteren ein, ja.
0:53:12–0:53:17
Sondern so wie jetzt Demi Moore auch dargestellt wird oder auch der Blob,
0:53:17–0:53:22
der am Ende ist, wird ja auch dann so inszeniert, dass es tatsächlich abstoßend ekelerregend ist.
0:53:23–0:53:28
Also du findest ja auch dann die Jüngere viel attraktiver.
Reinhard
0:53:28–0:53:31
Und das findest du wirklich?
Florian Clauß
0:53:31–0:53:34
Nein, da muss ich jetzt schon widersprechen. Nein, nein, nein,
0:53:35–0:53:40
ja, aber so ist es inszeniert von der Poppigkeit her, von der Kameraführung
0:53:40–0:53:44
und wie die auch dargestellt und ausgestellt werden.
0:53:45–0:53:50
Also klar hat natürlich Demi Moore, wenn sie dann nackt vor dem Spiegel steht,
0:53:50–0:53:54
auch was sehr Attraktives, aber es ist nicht so inszeniert.
Reinhard
0:53:55–0:54:00
Da muss ich entschieden widersprechen. Ich finde ganz offensichtlich,
0:54:00–0:54:06
also diese Jüngere, diese Sue, die ist, also ich finde sie so unsympathisch
0:54:06–0:54:09
und das wird auch deutlich, also so ist es auch unszeniert.
0:54:09–0:54:15
Sie spielt das wirklich, sie ist eine knallharte Karrierefrau und sie ist rücksichtslos.
0:54:15–0:54:19
Sie hält diese Regeln, diese festen Regeln nicht ein. Sie ist eigentlich der
0:54:19–0:54:24
böse Teil dieses verdoppelten Ichs.
0:54:24–0:54:29
Das ist ja eigentlich, also das Motiv ist ja ziemlich alt, das ist ja das Doppelgängermotiv
0:54:29–0:54:33
eigentlich, was da, was wir da vorgeführt bekommen.
0:54:33–0:54:36
Das geht ja zurück, das ist auch in die Romantik, die deutsche Romantik.
0:54:36–0:54:38
Ich glaube, E.T. Hoffmann,
0:54:39–0:54:46
Um 1800 rum hat er zwei Geschichten geschrieben. Und dann gab es dieses Mr. Jekyll, Mr.
Florian Clauß
0:54:46–0:54:48
Hyde, auch Dorian Gray.
Reinhard
0:54:48–0:54:51
Ganz genau, das sind alles ähnliche Motive. Und es geht immer darum,
0:54:52–0:54:56
dass wir sozusagen einen guten Teil in uns haben und einen bösen Teil.
0:54:57–0:54:59
Und diese beiden werden dann sozusagen externalisiert.
0:55:02–0:55:06
Das, was eigentlich seelisch in uns ist, wird nach außen verlagert und diese
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beiden bekämpfen sich dann.
0:55:08–0:55:12
In dieser Geschichte, in The Substance, finde ich es ganz eindeutig,
0:55:12–0:55:14
dass die Jüngere die Böse ist.
Florian Clauß
0:55:14–0:55:15
Ja, ja, auf jeden Fall.
Reinhard
0:55:16–0:55:21
Gemeine, die Hinterlistige. Und die Ältere tut uns doch leid.
Florian Clauß
0:55:21–0:55:25
Ja, man hat eben, man fühlt schon mit ihr so mehr oder weniger,
0:55:25–0:55:28
aber gleichzeitig denkt man ja auch, okay.
0:55:28–0:55:33
Also ich meine, so richtig identifizieren tut man sich dann doch nicht mit ihr.
0:55:33–0:55:37
Weil sie hat das ja in die Wege geleitet und sie ist ja so selbst gemacht.
0:55:39–0:55:45
Also dieser Ageism, was er auf der einen Seite anprangert, aber auf der anderen Seite auch ausstellt.
0:55:45–0:55:48
Das meine ich halt so mit dem. Das könnte man dem Film nachsagen.
Reinhard
0:55:49–0:55:51
Ich finde, das kann man dem Film durchaus anlassen.
0:55:53–0:55:56
Er stellt schon sehr diese Ästhetik aus.
0:55:57–0:56:01
Die Inszenierung weidet sich ja an den nackten Frauenkörpern auch.
0:56:02–0:56:07
Wir sehen ganz viele Brüste unter der Dusche. und eigentlich steht,
0:56:07–0:56:11
dass der Botschaft des Films, wenn der Film dann eine Botschaft hat oder haben
0:56:11–0:56:14
möchte, finde ich schon im Wege.
Florian Clauß
0:56:14–0:56:19
Ja, genau, wenn man dann sagt, das könnte die feministische Kritik sein,
0:56:19–0:56:22
aber ich glaube, das will der Film gar nicht so.
0:56:22–0:56:25
Ich glaube, es geht wirklich so um diesen Film, was wir am Anfang gesagt haben.
0:56:26–0:56:32
Der Film will einfach so ein Hochglanzplakat oder Format sein und diese Bilder
0:56:32–0:56:37
halt so schrill wie möglich und die Figuren so stereotypisch wie möglich darstellen.
0:56:37–0:56:42
Und dann auch das Ende funktioniert auch so in diesem totalen...
0:56:43–0:56:48
Ich sage mal, in dieser totalen Eskalation auf der Bühne.
0:56:48–0:56:53
Also ich glaube, der schärft alles auf diese Situation und bleibt dann irgendwie
0:56:53–0:56:57
ein bisschen flach, aber schafft Bilder, die einfach hängen bleiben.
Reinhard
0:56:57–0:57:02
Mich in dem Zusammenhang wirklich wundert, dass der Film in Cannes ausgerechnet
0:57:02–0:57:04
den Drehbuchpreis bekommen hat.
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Weil ich finde, die Story ist eigentlich wirklich ziemlich schlack und nicht sehr tiefgründig.
0:57:13–0:57:18
Das Besondere oder das Gute an dem Film sind die fantastische Ausstattung die
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Darsteller und der Soundtrack und einige von diesen visuellen Effekten,
0:57:25–0:57:30
die wir da sehen aber dem Film ausgerechnet einen Preis für das Drehbuch zu
0:57:30–0:57:33
geben, das finde ich fragt so Ja.
Florian Clauß
0:57:33–0:57:38
Vielleicht, ich kann mir das nur so erklären weil ja Fargo auch das Drehbuch
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geschrieben hat und Regie geführt hat und vielleicht ist das jetzt so ein kleiner
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Regiepreis gewesen und so durch die Hintertür des Drehbuchs, um dann...
Reinhard
0:57:47–0:57:48
Verdacht, genau.
Micz Flor
0:57:50–0:57:53
Ich wollte noch eine Sache sagen, du hast gerade so ein bisschen nachgedacht,
0:57:53–0:57:56
weil wir vorhin angesprochen haben, diese Wer-spricht-über-wen-Sache,
0:57:57–0:58:00
und ich dann gedacht habe, was wäre denn jetzt so ein Film, wo es um Männlichkeit
0:58:00–0:58:07
geht und was irgendwie so ein Männer, also wo man dann den besprechen könnte.
0:58:07–0:58:11
Das Einzige, was mir eingefallen ist, war dann Iron Man, Diese Iron Man Episode,
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wo seine Batterie nur noch auf 80 Prozent hochgeht oder so, wo er dann noch
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einmal quasi Analogie zu Potenzstörungen hat mit seinem...
0:58:22–0:58:25
Iron Man. Kennt ihr den Film?
Florian Clauß
0:58:26–0:58:29
Iron Man. Du meinst schon mit dem Superheldenfilm?
Micz Flor
0:58:30–0:58:30
Superheldenfilm.
Florian Clauß
0:58:30–0:58:34
Ich weiß nicht, ich habe den nur ganz hochstückhaft.
Micz Flor
0:58:34–0:58:38
Da ging es wirklich um so ein Identitätsproblem von, ich habe vergessen,
0:58:38–0:58:45
wie der Actor oder die Rolle heißt, weil sein Suit, also er kriegt den nicht mehr auf 100 Prozent.
0:58:45–0:58:48
Und deshalb kann er diese ganzen Kämpfe nicht mehr machen. Also er ist nicht
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mehr so der wirkliche Held. Der muss irgendwie mit seinem Alter auch in gewisser
0:58:51–0:58:54
Weise eben mit Potenzstörungen irgendwie umgehen, lernen.
0:58:55–0:59:00
Und seine Assistentin Pepper oder wie sie heißt, die nimmt ihn dann nicht in den Arm.
0:59:01–0:59:04
Aber ich glaube, zum Schluss gibt es ihm so aus weiblicher Sicht einfach nochmal,
0:59:04–0:59:08
hey, du bist ein toller Mann. Und dann geht es irgendwie so ein Happy End zurück.
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Ich weiß gar nicht, ob er dann die Batterien noch austauschen kann oder nicht.
Florian Clauß
0:59:11–0:59:13
Aber das ist jetzt ein Beispiel für eine männliche Perspektive.
Micz Flor
0:59:13–0:59:16
Ja, wo ich gedacht habe, was gibt es denn überhaupt für Männerfilme?
Florian Clauß
0:59:17–0:59:20
Aber ich meine, das, was wir jetzt auch in der letzten Episode besprochen haben,
0:59:20–0:59:22
würde ich da ganz ranziehen.
0:59:22–0:59:29
Nämlich der von Titan, der Ältere, der dann quasi den, der Feuerwehrhauptmann,
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der sie dann aufnimmt oder den Sohn dann wiederfindet.
0:59:33–0:59:36
Oder The Wrestler wäre auch so ein Ding. Da haben wir ja auch in der letzten Episode.
0:59:36–0:59:39
Aber da gibt es, glaube ich, viele, die dann halt so diese, ja,
0:59:39–0:59:45
aber letztendlich ist es dann auch wieder so die Frage, wie kommt man jetzt so, ich sag mal so,
0:59:48–0:59:53
der Ökonomie oder der Logik des Marktes, wie kann man sich denn da wieder so
0:59:53–0:59:56
einfinden als jemanden, der aussortiert ist.
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Das ist ja so, dass auf der einen Seite gibt es natürlich Möglichkeiten irgendwo
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anders dann seine Lebenserfüllung zu finden.
1:00:05–1:00:10
Aber der Marktdruck ist dann so stark, dass es eben zu solchen Mitteln gegriffen
1:00:10–1:00:12
wird, dass man sich so verjüngt.
1:00:13–1:00:15
Und das ist glaube ich so der,
1:00:16–1:00:20
einen Kritikpunkt, den man dem Film so nachsagen kann. Obwohl ich das auch zu
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platt finde. Also das hatten wir ja gerade.
Reinhard
1:00:23–1:00:28
Interessant ist ja auch, dass man die Hauptrolle mit Demi Moore besetzt hat.
1:00:28–1:00:33
Demi Moore ist 62 gewesen, glaube ich, als das dann gedreht wurde oder als er rauskam.
1:00:33–1:00:35
Sie fehlt eine 50-Jährige.
1:00:35–1:00:41
Und wir wissen, dass Demi Moore also schon eine ganze Reihe an Schönheits-OPs hinter sich hat.
1:00:41–1:00:47
Also, wer kann man sich jetzt fragen? Also reflektiert sie in dieser Geschichte
1:00:47–1:00:52
oder hat sie diese Rolle angenommen, weil sie über ihre eigenen Probleme mit
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ihrem Aussehen reflektieren wollte, öffentlich?
1:00:56–1:01:00
Oder hat sie einfach diese Rolle angenommen, weil es einfach eine tolle Gelegenheit
1:01:00–1:01:04
war, mit 62 nochmal groß rauszukommen?
Florian Clauß
1:01:05–1:01:08
Ja, du hast natürlich diese Meta-Ebene auch in diesem Film mit drin,
1:01:08–1:01:13
weil sie ist auch das Sexsymbol der 90er Jahre gewesen, Demi Moore.
1:01:14–1:01:20
Und ist jetzt in dieser Position dann halt in der Filmwirtschaft diese Position,
1:01:20–1:01:23
also diese Rolle nicht mehr spielen zu können.
1:01:23–1:01:29
Also hast du da auch dieses, natürlich irgendwo auch in der Marktökonomie von Hollywood.
1:01:29–1:01:34
Damit implementiert. Das kann man auch so sehen.
Micz Flor
1:01:35–1:01:41
Es fällt mir gerade ein, der Memur war ja auch die Böse in diesem Film, Kinofilm von Charlies,
1:01:43–1:01:48
Drei Engel für Charlie. Und da war sie dann, glaube ich, über 40 und Cameron
1:01:48–1:01:54
Diaz, die eine der drei Engel war, die hat dann gesagt, dass sie unfassbaren
1:01:54–1:01:58
Respekt hat, dass der Memur das gemacht hat und wie toll sie doch sei.
1:01:58–1:02:01
Und eine Frau über 40 könnte doch eigentlich, würde doch eigentlich in Hollywood
1:02:01–1:02:03
gar nicht mehr gecastet werden und Hut ab und so.
1:02:04–1:02:09
Also damals war es implizit auch schon Thema, dass sie dann...
Florian Clauß
1:02:09–1:02:15
Ja, ich meine, wenn so sich dann eine Schauspielerkollegin äußert,
1:02:15–1:02:17
dann muss man auch hellhörig werden.
Reinhard
1:02:18–1:02:22
Also ich glaube aber, obwohl Chris jetzt vielleicht wieder widersprechen würde,
1:02:22–1:02:25
aber ich glaube, man muss auch nochmal einen Unterschied machen,
1:02:25–1:02:29
wirklich zwischen dem amerikanischen Markt und dem europäischen Markt.
1:02:29–1:02:36
Ich glaube, in Europa erlebe ich das eigentlich nicht so, dass ältere Schauspielerinnen
1:02:36–1:02:37
komplett aussortiert werden.
1:02:39–1:02:40
Oder Moderatorinnen.
Florian Clauß
1:02:41–1:02:46
Ich glaube, ja, ich glaube, das ist tatsächlich auch, was uns diese ganze Welle
1:02:46–1:02:49
an, ich sag mal so, Gleichstellung gebracht hat.
1:02:50–1:02:54
Dass da auch so eine Sensibilität sich auch im Showbusiness entwickelt hat,
1:02:55–1:02:57
da jetzt eben nicht so auszuselektieren.
1:02:57–1:03:01
Ich meine, es ist noch immer nicht so, dass Frauen da so gleichgestellt sind
1:03:01–1:03:06
in der Form, aber man hat so zumindest so, dass eben, wie du sagst,
1:03:06–1:03:09
das Beispiel mit Moderatorinnen, die dann halt auch noch weiter ihre,
1:03:09–1:03:12
also es ist nicht mehr so wie in den 90ern, sag ich mal.
Reinhard
1:03:13–1:03:19
Was sich eigentlich auch damit zu tun hat, dass die Entscheider jetzt auch viel
1:03:19–1:03:21
öfter Frauen drin tatsächlich ist.
1:03:21–1:03:25
Also in der deutschen, ich glaube auch in der ganzen gesamten Rotation-Medienbranche.
Florian Clauß
1:03:25–1:03:29
Ja, also da kann man sich nur wünschen, dass sich diese Marktdurchdringung auch
1:03:29–1:03:33
so konsistent bleibt. So, wir sind jetzt hier an der Fähre.
Micz Flor
1:03:33–1:03:39
Wir sind jetzt hier in Leipzig. Wo ist die Fähre? Gefühlt, wir sind ewig unterwegs schon.
Florian Clauß
1:03:39–1:03:45
Ja, ja, jetzt ist auch das Ende von, das Ende von, nee, nee,
1:03:46–1:03:48
wir sind noch nicht am Ende, aber ich wollte jetzt nur sagen,
1:03:48–1:03:52
das Ende von dem Weg, wir können jetzt hier auf den, da gibt es diesen Europa.
Reinhard
1:03:52–1:03:53
Richtig schön dunkel.
Florian Clauß
1:03:53–1:03:56
Aber wir haben eine Taschenlampe, wir haben eine Taschenlampe.
Reinhard
1:03:57–1:04:00
Wir brauchen noch eine Ersatzlampe, falls da die Patasien angewandt wird.
Florian Clauß
1:04:01–1:04:08
Sehr gut. Also ich möchte jetzt nochmal dieses Lacan aktivieren.
1:04:08–1:04:10
Wir hatten das schon mehrfach gemacht.
1:04:10–1:04:14
Mitch hat das ja schon bei SodaWork ausgepackt.
1:04:15–1:04:22
Chris und ich hatten LaCore die drei Register auf Nosferatu angewandt.
1:04:22–1:04:27
Ich wollte noch mal ganz kurz so einen kleinen Recap machen.
1:04:28–1:04:32
Es funktioniert einfach so gut, dass es schon wieder zu platt ist, aber trotzdem.
Micz Flor
1:04:32–1:04:37
Ja gut, du musst aber auch überlegen, ob nicht andersrum anhand von solchen
1:04:37–1:04:44
psychodynamischen Theorien manchmal Stoffe auch entwickelt werden.
Florian Clauß
1:04:45–1:04:52
Ja, das denke ich tatsächlich. Bei diesem Stoff gibt es so, dass die Regisseurin sich da auch...
1:04:53–1:04:57
Hingesetzt und alles kennt, diese ganzen Theorien und da eine Stoffentwicklung
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gemacht hat. Also das bedingt sich auf jeden Fall.
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Also wir haben bei Lacan die, ich habe es gerade schon erwähnt, die drei Register.
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Das ist auf der einen Seite das Imaginäre, also die Welt der Bilder,
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die Welt der Identifikation, so das, was dann im Prinzip auch das,
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was man gerne sein möchte.
1:05:21–1:05:25
Also das, was auch teilweise nicht erreichbar ist, die Ideale.
1:05:25–1:05:28
Dann haben wir die symbolische Ordnung.
1:05:28–1:05:34
Das wird dann ausgeprägt durch Gesetze, Verträge und so weiter.
1:05:34–1:05:40
Und vor allen Dingen durch die Symmiotik, also das heißt Signifikantenketten.
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Das ist die symbolische Ordnung.
1:05:43–1:05:48
Und wir haben das Reale. Das Reale hatten wir dann bei Nosferatu,
1:05:48–1:05:54
das ist diese Figur, die dann der Orlok darstellt.
1:05:54–1:05:58
Also das, was sich in keiner Ordnung irgendwie einordnen lässt,
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was dann als das Abwesende, als das Ausgestoßene dann in die Welt kommt und
1:06:07–1:06:11
meistens auch überhaupt nicht irgendwo erfassbar werden kann durch irgendwie
1:06:11–1:06:13
eine Ordnung oder durch was,
1:06:14–1:06:16
also meistens der Tod.
1:06:17–1:06:20
Also was im jenseitigen Bereich dann irgendwo angesiedelt ist.
1:06:21–1:06:27
Und in diesem ganzen Kraftverhältnis gibt es aber auch immer wieder das Begehren.
1:06:27–1:06:33
Das Begehren, das, was wir bei Nosferatu, bei Ella festgestellt haben,
1:06:33–1:06:38
dass sie das Begehren, sexuell begehren, diese Vereinigung mit Orlok,
1:06:38–1:06:43
also was eigentlich total irrational ist, Aber was dann eben immer passiert,
1:06:43–1:06:51
zu einem Untergang führen kann. Das ist das sogenannte Objekt klein a,
1:06:51–1:06:56
das Unerreichbare, was ich in meinem Begehren nie richtig dann fassen erlangen kann.
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Und das ist jetzt mal so ganz grob gesprochen, in diesen Registern bewegt sich die Geschichte.
1:07:05–1:07:11
Wenn wir das dann eben auf The Substance anwenden wollen, haben wir ja ganz
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klar, die symbolische Ordnung ist quasi die Gebrauchsanweisung des Substance in Großbuchstaben.
1:07:20–1:07:26
Da steht ja drauf, du darfst nur das in dieser Form anwenden,
1:07:27–1:07:31
nur einmal alle sieben Tage und so weiter. Das ist die symbolische Ordnung.
1:07:31–1:07:35
Das Begehren ist eigentlich auch relativ klar.
1:07:35–1:07:38
Das Begehren entsteht in dem Moment, wenn eben,
1:07:39–1:07:46
Elisabeth vertrieben wird aus dem Reich des Showbusiness und sie begehrt eben,
1:07:47–1:07:48
da wieder teilzunehmen.
1:07:48–1:07:52
Aber das Begehren ist halt so, dass es nicht erreicht werden kann in dem Moment,
1:07:53–1:07:54
wenn Sue als Person entsteht.
1:07:55–1:08:00
Sue ist eben auch gekoppelt an die symbolische Ordnung und sie wird das nie
1:08:00–1:08:05
erfüllen können, weil sie immer wieder diese Regeln einhalten muss.
1:08:06–1:08:13
Und weil sie eben zu sehr begehrt, zu sehr Objekt klein a, nämlich diesen alle,
1:08:14–1:08:17
was war auf dem Blumenstrauß, Rosen?
1:08:18–1:08:22
They will all love you. Genau, das ist ja ihr Begehren. Sie werden dich alle lieben.
1:08:23–1:08:26
Weil das nie erreicht werden kann, weil sie immer wieder in diese Ordnung gezwungen wird.
1:08:27–1:08:31
Dann an diesem Punkt bricht das Reale durch.
1:08:31–1:08:37
Und das Reale kommt dann in Form des Blobs, was dann alle infiziert und was
1:08:37–1:08:46
dann eben das Unsagbare, das Nichtvorstellbare dann ausdrückt auf einmal, auf die Welt kommt.
1:08:46–1:08:52
Und das in keiner Ordnung irgendwie einpassbar ist und damit halt auch den Untergang bedeutet.
1:08:53–1:08:56
Das ist jetzt mal so ein ganz kurzer Crashkurs.
1:08:59–1:09:04
Aber was denkt ihr darüber? Kann man so sagen. Das lässt sich doch gut anwenden.
Reinhard
1:09:04–1:09:10
Ich würde doch bezweifeln, dass die Regisseurin beim Drehbuchschreiben sich
1:09:10–1:09:13
mit der Theorie auseinandergesetzt hat.
1:09:13–1:09:18
Das erscheint mir unrealistisch. Aber gut, es mag sein.
Micz Flor
1:09:19–1:09:24
Ja, das Reale ist, glaube ich, also da weiß ich nicht genau,
1:09:24–1:09:29
ob ich das dann in diesem Blob ansiedeln würde, weil es ist ja schon so,
1:09:30–1:09:34
da hast du recht, dass das was nicht, also man würde ja zuerst denken,
1:09:34–1:09:38
das Bildliche, dann das Symbolische und das Reale, wie es eigentlich wirklich
1:09:38–1:09:43
ist, um auch bei unserem Folgentitel zu bleiben, eigentlich nicht Folgen, Brandtitel.
1:09:45–1:09:49
Aber das Reale ist natürlich wirklich nicht sehbar.
1:09:49–1:09:55
Das heißt, der Blob wäre dann auch nur ein Schatten quasi des Realen,
1:09:55–1:09:57
weil das Reale ist nicht greifbar.
1:09:57–1:10:01
Und das ist ja das, was wir bei Solaris auch hatten. Im Endeffekt ist alles
1:10:01–1:10:04
nur ein Abkömmling von etwas, das es eigentlich nicht gibt.
1:10:04–1:10:07
Also so, als ob sich das in drei Dimensionen vor uns zeigen muss,
1:10:07–1:10:09
aber wir können es eigentlich nicht wirklich begreifen.
1:10:09–1:10:11
Und deshalb würde ich sagen, dass dieser Blob.
1:10:16–1:10:24
Ja, der Blob ist das Ergebnis des Versuchs, das Begehren zu zwingen,
1:10:25–1:10:27
das Objekt klein a zu berühren.
1:10:28–1:10:31
Und das kann nicht gehen. Das ist so die Sache drin.
1:10:31–1:10:36
Das Objekt a ist bei Lacord, das verschiebt sich auch immer.
1:10:36–1:10:40
Und wir haben diese eine Szene eben mit diesem Mann, der jetzt einfach der Mann
1:10:40–1:10:44
von der Frau werden könnte. und die Frau könnte dann die Frau von dem Mann sein.
1:10:44–1:10:47
Und das wäre doch ganz einfach. Und dann hätte alles in eine andere Richtung gehen können.
1:10:47–1:10:51
Aber das Objekt A, dieses Begehren, wird da nicht gestillt.
1:10:51–1:10:54
Es ist eher im Weg. Dieser Typ ist im Weg. Ich habe andere Pläne.
1:10:55–1:10:57
Das ist ganz wichtig. Objekt A ist so ein bisschen...
1:10:58–1:11:03
Die Karotte, die der Esel nie erreichen kann und deshalb immer weitergeht.
1:11:04–1:11:09
Und das Objekt A verschiebt sich dann auch. Wenn man dann ein Begehren erfüllt
1:11:09–1:11:13
und so tut, als sei das Begehren ein Wunsch, aber es ist eben kein Wunsch,
1:11:14–1:11:19
dann kriegt man etwas, was angeblich das Begehren, wenn man es als Wunsch betrachtet, erfüllt hätte.
1:11:20–1:11:23
Und dann geht es aber in eine andere Richtung. Das ist vielleicht der Blob.
1:11:24–1:11:27
Dann kommt irgendwie, auf der anderen Seite fehlt etwas, da muss da wieder was rauswachsen.
Florian Clauß
1:11:27–1:11:31
Ja, so ein bisschen wie das Wört. Aber darf ich da noch, weil genau das,
1:11:31–1:11:36
da bin ich auch so ein bisschen dran kleben geblieben, dass ich den Blob dann
1:11:36–1:11:40
nicht so richtig als das Reale einlösen kann, weil das Reale ist,
1:11:40–1:11:45
was sie nicht darstellen lässt, was einfach nicht anwesend ist.
1:11:45–1:11:53
Und ich glaube, da kommt eben auch eine Theorie rein, die durchaus die Regisseurin gelesen haben könnte.
1:11:53–1:12:01
Nämlich, das ist auch von der, ich muss jetzt auch nochmal gucken, die heißt Christeva.
1:12:01–1:12:07
Die hat in den 1980, hat die einen Aufsatz geschrieben oder ein Buch, Power of Horror.
1:12:08–1:12:12
Und da hat sie den Begriff, der, und das hast du vorhin schon erwähnt,
1:12:12–1:12:14
ich habe mich darüber gefreut, dass du das erwähnt hast. Achtung gerade.
1:12:16–1:12:20
Die hat den Begriff der Abjektion eingeführt.
1:12:21–1:12:27
Und die Abjektion ist im Prinzip, wenn man das jetzt mal so auf der freudianischen
1:12:27–1:12:33
Ebene so passifizieren will, heißt es, das Ich hat ein Objekt,
1:12:33–1:12:35
das Über-Ich hat das Abjekt.
1:12:35–1:12:44
Also das Objekt ist im Prinzip ein Sublimat, was diese ganze moralische Ordnung, also das Symbolische,
1:12:44–1:12:51
so antreibt, was eben das Objekt ist.
1:12:52–1:12:56
Da für das Ich ist, ist dann in dieser symbolischen Ordnung das Abjekt,
1:12:56–1:13:01
das bedeutet das Ausgestoßene, was aber gleichzeitig nicht wegzudenken ist.
1:13:02–1:13:10
Und das wird dann so verglichen wie in der Gesellschaft halt diese Prostitution
1:13:10–1:13:16
oder sowas, was dann halt nicht gesellschaftsfähig ist, aber gleichzeitig da ist.
1:13:16–1:13:22
Und so würde ich dann diesen Blob interpretieren, dass er im Prinzip ein Abjekt ist.
1:13:22–1:13:26
Ja, es ist keine richtige Person mehr, es ist kein Individuum,
1:13:26–1:13:30
es ist auch kein Dividium, sondern es ist einfach nur eine Masse,
1:13:30–1:13:36
was aber auch so durch alle möglichen Sachen geht. Also es ist nicht mehr so.
1:13:36–1:13:43
Und da finde ich dieses Abjektion ganz hilfreich in diesem Zusammenhang,
1:13:43–1:13:47
weil es dann halt quasi mit dem Realen, also das ist genau das,
1:13:47–1:13:51
was in der Spalte zwischen realen und symbolischer Ordnung dann rausquillt.
1:13:51–1:13:57
Es ist so ein bisschen wie das Word, wo dann halt, also ich referenziere gerade
1:13:57–1:14:00
auf Jeff Noon, Word, ein Science-Fiction-Autor.
1:14:01–1:14:12
Wo das Word ist auch so eine Parallelwelt, eine Welt, die nicht auf der Erde
1:14:12–1:14:14
passiert und wo man dann durch Federn,
1:14:15–1:14:18
also indem man an Federn leckt oder einen Mund steckt, dann hinkommt.
1:14:18–1:14:22
Und die Regel ist, man darf nichts aus dem Wirt mitnehmen.
1:14:22–1:14:26
Und dann wird aber doch irgendwas aus dem Wirt mitgenommen und dann passiert
1:14:26–1:14:27
was, ich kriege es nicht mehr ganz zusammen.
1:14:28–1:14:30
Aber das ist, finde ich, auch so eine Art von Abjektion, die da passiert.
Micz Flor
1:14:33–1:14:37
Ja, das ist spannend, weil das wollte ich bei Together wirklich auch aufgreifen.
1:14:37–1:14:40
Genau, Chris Thewa, die...
1:14:42–1:14:47
Dieses Konzeptsobjekt gibt es auf zwei Ebenen. Also mit dem Über-Ich,
1:14:47–1:14:48
das ist dann das Soziale.
1:14:49–1:14:52
Da gibt es dann gesellschaftliche Themen, wo Dinge ausgeschlossen werden,
1:14:52–1:14:54
die also Grenzthemen sind.
1:14:54–1:14:57
Und das gibt es aber eben auch für Body-Horror wirklich auf dem körperlichen,
1:14:57–1:14:58
auf der körperlichen Ebene.
1:14:59–1:15:03
Und da finde ich, deshalb habe ich das vorhin erwähnt, da finde ich den Finger,
1:15:03–1:15:09
diesen Ekelfinger, den sie da so sieht, der ist ja so, das ist eigentlich der
1:15:09–1:15:11
Body-Horror des Objekts.
1:15:11–1:15:16
So, das Objekt geht immer um Grenzen, um Sachen, die vom Körper abgestoßen werden.
1:15:16–1:15:22
Und es geht aber gleichzeitig eben immer auch um eine Herstellung eines Integeren Selbst.
1:15:22–1:15:25
Sei es jetzt auf einer sozialen Ebene, zum Beispiel Prostitution.
1:15:27–1:15:30
Das ist dann auch so ein Schopenhauer-Thema, der sich dann immer aufgeregt hat
1:15:30–1:15:36
über die Leute, die halt irgendwie tagsüber dann die Administration der Stadt
1:15:36–1:15:41
übernehmen und alle so klug tun und Kant gelesen haben und dann aber nachts Huren und Saufen gehen.
1:15:42–1:15:48
Und das sind diese Grenzbereiche, die notwendigerweise verdrängt werden müssen,
1:15:48–1:15:50
um die eigene Identität zu wahren.
1:15:51–1:15:55
Die aber gleichzeitig doch auch Teil von einem sind.
1:15:55–1:16:00
Und was wichtig ist, ist da, weil du vorhin diese Signifikant-Signifikat angesprochen
1:16:00–1:16:03
hast, wenn wir jetzt auf den Body-Horror gehen,
1:16:03–1:16:07
dann ist der Eiter, ja, oder das, ich finde die, ich muss sagen,
1:16:07–1:16:11
diese Schlussszene mit dem Blob, ich finde, der Film ist für mich da total zusammengefallen.
1:16:11–1:16:15
Das war für mich eher ein Soufflé, wo die Luft rausgeht.
1:16:15–1:16:19
Und deshalb kann ich das nicht aufladen mit irgendwas, wo ich denke,
1:16:20–1:16:26
Aber diese Idee von Eiter oder sowas, weißt du, was halt dem Körper,
1:16:27–1:16:32
also eine Grenze darstellt, zu viel davon ist tödlich.
1:16:32–1:16:38
Aber es geht nicht darum, dass der Eiter eindeutigerweise auf den toten Körper verweist.
1:16:38–1:16:41
Es geht immer darum, dass es so Dinge gibt.
Florian Clauß
1:16:41–1:16:43
Die dann abgelöst sind.
Micz Flor
1:16:43–1:16:46
Ja, Ekel. Du hast es ja ganz am Anfang erwähnt. Das war bestimmt auch im Zusammenhang
1:16:46–1:16:49
mit Christeva, dass du da auf einmal diese Tür geöffnet hast.
1:16:49–1:16:59
Es geht um die Dinge, die uns ekeln, weil sie uns... Ich habe ein tolles Beispiel dafür.
1:17:00–1:17:05
Estelle Blaschka, eine Medienwissenschaftlerin, die gerade in Basel unterrichtet,
1:17:06–1:17:11
die hat mal als ein wörtliches, also ein privates Zitat,
1:17:11–1:17:15
da hatte ich mal erzählt, beim Spazierengehen, sie wäre gerade Mutter geworden,
1:17:15–1:17:17
von so einem Experiment,
1:17:18–1:17:22
was ich gerade gelesen hatte, was ich spannend fand, wo die Leute auf einen
1:17:22–1:17:29
medizinisch sauberen Löffel ihre eigene Spucke drauf gespuckt haben und gebeten
1:17:29–1:17:31
wurden, sofort die jetzt wieder in den Mund zu tun.
1:17:32–1:17:35
Aber sobald sie den Körper verlassen hatte und vorhin auf dem Löffel war,
1:17:35–1:17:40
die war völlig steril und alles wie vorher, war es eklig, das wieder in den Mund zu tun.
1:17:41–1:17:44
Und das ist so, finde ich, ein ganz gutes, da kann sich jeder mit verbinden,
1:17:44–1:17:45
mit diesem Objekthaften.
1:17:47–1:17:52
Und Estelle hatte geantwortet, ich weiß noch, als der Thibaut draußen war,
1:17:53–1:17:55
konnte ich mir schon nicht mehr vorstellen, wie er in mir war.
1:17:55–1:18:01
Ja, also dieses, das finde ich, ist dann so fast schon ein Body-Horror-Thema,
1:18:01–1:18:09
aber das ist, finde ich, für mich so das Bild vom Objekt, dass ein Teil von
1:18:09–1:18:14
uns auf einmal sofort was so anderes ist, dass die Aufnahmen dieses Teils von uns in uns,
1:18:15–1:18:16
uns ekelt.
Reinhard
1:18:16–1:18:20
Das ist, denke ich, aber auch ein alter biologischer Überlebensreflex.
1:18:21–1:18:25
Was einmal unsere Körper verlassen hat, nicht noch einmal aufzunehmen,
1:18:25–1:18:28
könnte dann inzwischen giftig geworden sein.
Florian Clauß
1:18:28–1:18:31
Ja, aber es wird dann auch tabuisiert.
1:18:32–1:18:37
Und wenn es tabuisiert wird, dann wird es auch weggeschlossen und damit wird
1:18:37–1:18:40
vielleicht auch der Zusammenhang eben verloren.
1:18:41–1:18:47
Der aber wichtig ist, um halt die gesellschaftliche, also das Normale dann wieder zu behaupten.
1:18:47–1:18:51
Und das ist vielleicht auch dann, wenn das zu sehr weggesperrt wird,
1:18:53–1:18:58
das Objektive, das gehört ja zur Gesellschaft dazu, irgendwo.
1:18:59–1:19:05
Es wird auch in anderen Fällen davon beschrieben, dass in dem Moment,
1:19:05–1:19:08
wenn eben eine Person stirbt, dann ist es nicht mehr ein Subjekt,
1:19:09–1:19:14
Sondern die Leiche ist dann auch, die ist ja dann nicht mehr derjenige Mensch,
1:19:15–1:19:17
der es mal war, als er im Leben stand.
1:19:18–1:19:25
Ja, da ist ja genau dieses, was sich da auch das Objekte dann auch hervortut an der Stelle.
1:19:25–1:19:30
Das wird auch immer so in den Texten von Christopher dann beschrieben.
Micz Flor
1:19:30–1:19:34
Ja, ich finde es auch immer schwierig mit den Toten, weil es halt so ein Zombie-Thema
1:19:34–1:19:38
auch. so ein Zombie, der an einem Arm rumkaut und so.
1:19:38–1:19:43
Das sind so Bilder, die eben, also man merkt bei diesem Bild,
1:19:43–1:19:46
finde ich, bei Zombies kann man sich so ein bisschen vorstellen,
1:19:46–1:19:50
wie man da den Vorhang so ein bisschen aufkriegt, um aufs Reale zu gucken.
1:19:51–1:19:54
Also so ein bisschen, ich finde, das beste Wort am...
1:19:55–1:20:01
Menschlichen Körper, was einen Blick aufs Reale zulässt, ist der Begriff der
1:20:01–1:20:02
Knochenhaut. Kennt ihr den?
1:20:03–1:20:08
Also irgendwie sowas, was man eigentlich noch erleben kann, aber irgendwie das
1:20:08–1:20:12
Gefühl hat, das ist auch nicht mehr Teil von mir, obwohl es dauernd in mir ist so.
Florian Clauß
1:20:12–1:20:16
Also darf ich da einschieben, dass ich jetzt eine Knochenhautentzündung hatte?
Micz Flor
1:20:17–1:20:18
Wirklich? Zufall?
Florian Clauß
1:20:19–1:20:23
Ich war auf der Wanderung, habe ich mir eine Knochenhautentzündung zugezogen.
Micz Flor
1:20:24–1:20:24
Oh Mann, nach dem Ja.
Florian Clauß
1:20:24–1:20:30
Aber es ist nicht so schlimm, wie es klingt. Es war nicht so schlimm wie der Mürbebruch.
1:20:30–1:20:33
Hast du die Substanz genommen? Genau, nein.
1:20:33–1:20:37
Ich habe mich mit irgendwelcher, mit einer Cremes eingecremt, ja.
Micz Flor
1:20:38–1:20:41
Aber das ist, finde ich, auch nochmal wichtig, Rainer, was du gesagt hast,
1:20:41–1:20:46
diese Brücke vom Biologischen dann eben ins, Anführungszeichen,
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Menschliche, dieser Sprung weg vom Instinkt hin zum Trieb, ja.
1:20:51–1:20:58
Also was ja dann auch bei Objekt A so ein Thema ist, beim Begehren diese Idee,
1:20:59–1:21:05
dass wir mit so etwas wie Ekel und dem Konzept des Objekts bis ins Über-Ich
1:21:05–1:21:07
gehen können, bis ins Kulturelle gehen können.
1:21:07–1:21:11
Das ist zum Beispiel bei uns, anders wahrscheinlich als in anderen Kulturen,
1:21:11–1:21:15
wenn du Kindern das erste Mal sagst, es gibt wirklich Pferdesalami,
1:21:16–1:21:19
dass die das nie essen werden. Also es ist einfach nicht möglich.
1:21:19–1:21:22
Oder der Film, Sie essen Hunde oder wie der hieß. Solche Titel,
1:21:23–1:21:27
das sind so Sachen, gerade beim Essen merkt man, wie das Objekthafte dann auch
1:21:27–1:21:30
auf so einer sozialen Ebene präsent ist.
1:21:31–1:21:35
Und das ist dann eben eine Leistung weg von, ess nicht deine Fäkalien,
1:21:35–1:21:44
trink nicht dein Urin, hin zu dem kulturellen oder auch eben diesem Konzept
1:21:44–1:21:45
von Unbewusst und Psychodynamik.
Florian Clauß
1:21:45–1:21:51
Ja, wollen wir, weil wir jetzt gerade schon so wieder den Bogen gespannt haben,
1:21:52–1:21:56
wollen wir vielleicht einen kurzen Cut machen und dann in Together einsteigen?
Micz Flor
1:21:56–1:21:58
Ja, wir klatschen mal, weil wir haben jetzt ja ein Mikro,
1:22:00–1:22:04
gejubelt und toll und wie toll das ist und ich war da zweimal und mir war immer
1:22:04–1:22:07
so unheimlich. Ich kann dir gar nicht genau sagen, warum.
Reinhard
1:22:07–1:22:13
Ich fand das doch unheimlich, als das Riesenrad noch stand und diese aufgelassenen Kirmeswagen.
1:22:13–1:22:15
Also das hatte so was Mobiles.
Micz Flor
1:22:16–1:22:17
Gibt es einen tollen Dokufilm?
Florian Clauß
1:22:18–1:22:22
Genau, daran habe ich auch gerade gedacht, an den Dokufilm. Hast du doch den Feature-Film?
1:22:23–1:22:27
Achterbahn, wo diese eigentlich im Prinzip über die Schausteller,
1:22:29–1:22:33
Familie, die dann halt diesen Winterwald betrieben hat, wo am Ende die Familie
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auseinandergebrochen ist, weil die dann irgendwie in den Wagen Koks geschmuggelt haben nach Chile.
1:22:40–1:22:44
Völlig absurde Geschichte, völlig absurd. Aber unbedingt gucken,
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Achterbahn heißt der, glaube ich.
1:22:46–1:22:49
Okay, so, jetzt zum zweiten Teil. Wir haben schon fast anderthalb Stunden.
1:22:50–1:22:56
Also Mitch und ich waren ja dann in Together zusammen, wo wir schon uns gedacht
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haben, wir sollten jetzt über Body Horror eine Episode machen.
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Und dann sind wir zusammen hingefahren und es war eines der wenigen Male,
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wo ich mit Mitch mit dem Fahrrad durch Berlin gefahren bin.
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Und ich habe mich total gefreut, weil ich sonst immer nicht mit Mitch mit dem Fahrrad war.
Micz Flor
1:23:13–1:23:15
Das war aber auch nicht mein Fahrrad, das war das Fahrrad meiner Frau.
Florian Clauß
1:23:15–1:23:19
Ja, und als wir dann aus dem Kino gekommen sind, dann war das Fahrrad leider weg.
1:23:20–1:23:26
Ja, das tat mir so leid für Mitch. Aber Mitch war, glaube ich,
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ganz froh, dass er mit der U-Bahn nach Hause war.
Micz Flor
1:23:28–1:23:30
Ja, I kept myself together.
Florian Clauß
1:23:32–1:23:33
Okay, und wir haben...
Micz Flor
1:23:33–1:23:35
I riced myself zusammen.
Florian Clauß
1:23:35–1:23:39
Wir haben dann Together geguckt und...
Micz Flor
1:23:39–1:23:42
Darum geht's jetzt. Ein Body-Horror-Film, so wird auch angepriesen,
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von Regisseur und Drehbuchautor Michael Shanks, der damit sein Debüt gegeben
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hat, also zumindest Regie-Debüt, weiß ich.
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In den Hauptrollen sind Dave Franco und Alison Brie, oder Brie,
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das weiß ich nicht, wie man es ausspricht, die auch im echten Leben verheiratet sind.
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Also es ist ein wahres Ehepaar und es geht auch,
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Viel irgendwie auf dem Hintergrund der Beziehung der beiden Charaktere.
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Die heißen Millie, das ist die Frau, und Tim.
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Im Film sind sie nicht verheiratet, da kommen wir gleich drauf.
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Der Film ist von 2025 und wurde im Sundance Film Festival im Januar vorgestellt.
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Und hat recht gute Bewertungen bekommen.
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Und wollen wir vorneweg unser Fazit legen oder wollen wir erst mal erzählen, was da so passiert?
Florian Clauß
1:24:39–1:24:42
Nö, lass uns ruhig erzählen, was passiert.
Micz Flor
1:24:42–1:24:47
Also, und versucht mal, die da draußen, die zuhören, versucht mal.
Reinhard
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Wir grob die Story haben, aber ich bin kein Freitag.
Micz Flor
1:24:52–1:24:56
Jetzt können die Leute ja mal gucken, ob sie schon zwischen den Zeilen rauslesen,
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ob ich den gut fand oder nicht.
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Das Ganze geht damit los, da ist ein Suchtrupp in so einem Wald und die laufen
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da so rum und finden aber scheinbar nichts und rufen, suchen scheinbar irgendwen
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und da sind auch Hunde dabei.
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Und zwei von diesen Hunden, die finden in so einem Loch, in so einer Hülle,
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lecken so Wasser auf und danach werden sie von einem so gesehen, wie sie auf einer Hülle.
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Es ist so eine Lichtung, es ist aber dunkel, eine Lichtung, da stehen die Hunde
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sich so gegenüber und gucken sich an, so ganz starr fixiert.
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Das ist auch im Trailer, wer sich die anschauen will.
1:25:35–1:25:40
Das finde ich auch, jetzt sage ich es doch schon, mit die besten Szene aus.
1:25:40–1:25:45
Weil du merkst, die stehen so da und die sind völlig unbeweglich,
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weil die nicht mehr klarkommen mit dem, was sie irgendwie so wollen.
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Das ist so das Gefühl, was sie ausstrahlt.
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Und dann bringt der eine vom Suchtrupp die Hunde dann später in den großen Hundezwinger, den er da hat.
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Und dann nachts auf einmal gibt es da so ein Gebell und ein Geheule und der
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geht dann da raus. Oder zuerst seine Tochter, ich weiß gar nicht mehr,
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schon länger her, dass ich es gesehen habe.
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Und dann sieht er dann da, dass diese beiden Hunde so wie zusammengemorft sind.
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Also verklebt sind zu so einem, fast komplett zu einem Hund,
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aber da stehen dann noch so ein paar Sachen raus. Also die haben dann nämlich
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zuerst auch sich gegenüber gesessen und später sind sie dann sehr eklig miteinander verbunden.
Florian Clauß
1:26:25–1:26:28
Verwachsen und Schnitt.
Micz Flor
1:26:28–1:26:31
Und jetzt wissen wir gar nicht, wie wir wieder an diese Szene rankommen,
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weil jetzt sind wir auf einmal irgendwo in einer Großstadt, in der Millie und
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Tim, die sind zusammen, feiern ihren Abschied mit ihren Freundinnen und Freunden.
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Millie hat eine Stelle angenommen als Lehrerin irgendwo auf dem Land.
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Das ist da, wo wir dann gleich nämlich wieder hinkommen. Und die feiern jetzt
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nochmal das Goodbye und dann reden sie so.
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Und der Freund zieht da mit raus und der sitzt dann so draußen auf dem Balkon
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mit so zwei anderen Jungs, die in der Band spielen.
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Er ist eigentlich auch Musiker und die meinen, wir brauchen Gitarristen.
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Und dann sagt der eine auch noch so, ich dachte, als du mit meiner Schwester,
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das ist die Millie, ausgegangen bist, dass du sie vielleicht ein bisschen cooler
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machst, aber jetzt bist du mehr wie sie geworden.
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Also eine komische Entwertung.
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Und der erfährt dann aber, dass die beiden Gitarristen suchen und der meint,
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ey scheiße, ich will das unbedingt machen, ich kann ja mit dem Zug immer rausfahren,
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so weit ist es ja gar nicht weg und so, komm, lass uns die Tour machen,
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weil der möchte als Musiker auch berühmt werden, Erfolg haben.
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Millie macht dann die nimmt alles in die Hand macht dann ihm einen Heiratsantrag
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vor versammelter Mannschaft und er.
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Kann damit gar nicht umgehen und
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Flo erinnerst du dich auch es war eher so dass er Nein gesagt
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hat unter dem sozialen Druck dann aber irgendwie so Jein gesagt hat
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aber es war irgendwie dann ganz fürchterlich und alle haben sich gegenseitig
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angeguckt mit diesem Augenrollen und es war alles sehr städtisch und urban und
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oh my god ja und dann sind sie trotzdem halt dann ziehen sie um gehen da aufs land und.
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Kriegen dann auch ein Haus. Sie fängt an der Schule an und da ist noch so ein anderer Lehrer.
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Der ist quasi so aufgeschlossen und nett und cooler Typ.
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Und man merkt auch schon, dass der so ein bisschen inszeniert ist.
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Da könnte was laufen, so wenn sie Single wäre.
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Und die beiden machen dann, also Tim und Millie, nicht der Lehrer,
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den wir da aber schon kennengelernt haben, die machen dann eine Wanderung.
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Die wandern dann so durch den Wald und dann finden sie aber irgendwann den Weg
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zurück nicht mehr. Es fängt an zu regnen, es ist schlammig, sie rutschen dann
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ab und dann fallen sie durch so ein großes Loch, an dem so auch so eine Glocke
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hängt und müssen übernachten in so einer Höhle.
Florian Clauß
1:28:52–1:28:55
Darf ich nur mal ganz kurz einschieben, weil das glaube ich auch wichtig ist
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für den ganzen Plot des Films, dass die sich dann immer so aufgrund von diesem
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verpatzten Heiratsantrag,
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dass die sich dann auch immer so ein bisschen in ihrer Pärchensituation versuchen
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wiederzufinden und sehr und gleichzeitig sich dann so,
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also sie suchen dann in dem anderen dann tatsächlich so, versuchen das einzulösen,
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aber so richtig ganz geht das nicht auf.
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Also man hat immer das Gefühl, es wird so leicht daneben geschossen.
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Also das würde ich nochmal so als Gefühl mit reinbringen.
Micz Flor
1:29:33–1:29:36
Ja, das passiert dann oft, das stimmt.
1:29:36–1:29:40
Und dann ist es in dieser Höhle so, da wollen sie wandern gehen,
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auch um mal was gemeinsam zu machen und so, weil er hat jetzt da nichts zu tun,
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er macht so ein bisschen Musik am Laptop, sie ist halt in der Schule und auch
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froh, dass sie diesen Job hat und freut sich endlich auch einen Sinn in ihrem
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Leben zu haben und Kindern, eine tolle Lehrerin zu sein.
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Und sie wandern dann zusammen, rutschen ab, fallen in dieses Loch,
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dann liegen sie da unten.
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Er trinkt dann auch aus dem Wasser, wo wir vorher gesehen haben,
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dass die Hunde draus trinken, sie nicht.
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Sie finden das komisch und dann pennen die und als sie aufwachen,
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sind sie am Unterschenkel sowieso aneinander festgeklebt.
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Das zieht dann so, die müssen dann so ein bisschen schmerzhaft auch.
1:30:15–1:30:20
Und das ist dann so ein bisschen wie so eine rohe Haut, so ein bisschen Flüssigkeit da.
Florian Clauß
1:30:20–1:30:21
Ein bisschen verwachsen.
Micz Flor
1:30:21–1:30:31
Ein bisschen zusammengewachsen waren die. Und dann gehen sie zurück und dann
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waren da so kleine Glöckchen, die hingen da im Wald rum und dann fängt er an zu suchen.
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Im Internet findet dann auch irgendwas mit diesen Glöckchen oder so und findet dann.
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Und dann kommen wir auf diesen Suchdruck, dass zwei denen sehr ähnliche,
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auch eine Facebook-Seite mit Fotos, zwei junge Menschen, Pärchen,
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die sind da wandern gegangen und sind verschollen und wurden nicht wieder gefunden.
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Und da kam dann eben dieser Suchtrupp und hat die dann irgendwie gesucht.
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Und das wird aber alles nicht so richtig, ist nicht so richtig erschließbar,
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was da so dahinter steht.
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Und da kommen so eine Reihe von Dingen, da beschleunige ich jetzt auch,
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weil ich glaube, es gibt so ein paar schöne Szenen da,
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also so in Anführungszeichen Body-Horror-Szenen, aber von der Geschichte her
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ist es dann relativ einfach.
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Also zuerst ist es so, dass er hat dieses Wasser getrunken, sie noch nicht.
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Das heißt, sie fährt dann irgendwie in die Stadt oder irgendwo hin und er ist dann beim Duschen.
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Und während sie eine Kurve macht mit dem Auto, fängt er auf einmal an,
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in diesen Duschkabinen so hin und her zu knallen, so gegen die Wände zu knallen.
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Das ist aber wie magnetisch mit ihren Bewegungen.
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Aber bei ihr merkt man, dass sie das gar nicht fühlt. Aber dann wird sie so
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hin und her angezogen, wird er so angezogen und das ist nicht so unheimlich.
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Und dann ist es aber eine zweite Szene, die ist sehr unheimlich,
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da ist da übernachten die dann und schlafen,
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nebeneinander und auf einmal wacht sie auf und hat das Gefühl,
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dass da irgendwas an ihren Haaren ist und dreht sich so um und dann hat er den
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Mund auf und hat so komplett ihre Haare, also ein riesen Pferdestand so in seinem
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Rachen drin und dann müssen sie so rausziehen und,
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das ist so, das ist wirklich.
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Schöne, eklige Szene. Und im Trailer ist die nicht zu sehen,
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aber eine Folgeszene davon ist auch im Trailer drin, wo er dann so morgens beim
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Zähneputzen auf einmal noch so ein bisschen was zwischen den Zähnen fühlt und
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zieht dann so ein ganz langes letztes Haar noch so durch den Zahn durch raus. Ähm,
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Die beiden haben irgendwie Konflikte, er kriegt dann aber diese Bandsache ans
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Laufen und dann fährt er halt mit seinem Verstärker und seiner Gitarre,
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steht dann da am Zug und sie fährt weg und er steht dann da,
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aber er kann dann da irgendwie nicht bleiben, er kann nicht in den Zug einsteigen.
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Er versucht es unbedingt, aber er kann nicht
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und er geht dann quasi zurück zu ihr und dann zur Schule und dann ist er total
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horny und dann vögeln die auf dem Schülerklo und dann kleben die halt wieder
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fest und dann schiebt sie ihn
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dann ganz brutal und schmerzhaft auch so weg und das reißt dann so raus.
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Man sieht nichts. Man sieht es nicht, aber man fühlt es.
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Und dann kommt halt ein Kind und sieht dann auch die Lehrerin,
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was macht die auf dem Kinderklo.
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Und das Kind holt dann den anderen Lehrer, also diesen Kollegen,
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und der sieht es dann auch so.
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Und der Tim hat sich aber dann aufs Klo gestellt und war ganz leise.
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Und dann sieht aber der Lehrer, dass da die Füße sind. Okay,
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das ist alles nicht so wichtig, ehrlich gesagt.
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Und dann haben die so ein bisschen Streit und dann geht sie eben zu diesem Lehrer
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mal, der wohnt eigentlich an der gleichen Straße, wobei diese Straßen,
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so es ist ja ländlich, sind weit voneinander entfernt die Häuser.
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Und da geht sie rein und das ist eine super schöne Location,
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weil es ist eigentlich so ein absolut perfektes Haus, wie man das sich da so
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vorstellt, wo man einfach so drinnen, so 60er Jahre, viel Holz,
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ganz super, alles offen.
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Aber es hat auch so ein bisschen was modrig Unheimliches. Und er ist dann auch
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da, der Lehrer, und sie quatschen so ein bisschen.
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Und es bleibt unverbindlich, er macht auch keine Avancen. Man hat so ein bisschen
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das Gefühl, dass da jetzt was Besonderes passiert.
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Oder ist da was passiert, was Besonderes, Flo? Nee, eigentlich nicht, ne?
Florian Clauß
1:34:27–1:34:32
Naja, sie findet da das Bild von ihm mit einem Partner.
Micz Flor
1:34:32–1:34:37
Ah ja, genau. Sie sieht dann ein gerahmtes Bild. Und er lässt dann irgendwie
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so durchklingen, dass der leider nicht mehr ist.
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Also ich weiß nicht, ob er explizit sagt, dass er tot ist, aber das war zumindest
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das Bild, was bei mir entstanden ist.
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Und, ganz wichtig, er gibt dir ein Glas Wasser.
1:34:52–1:34:54
Sie trinkt ein Glas Wasser.
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Dann wird nämlich sie auf einmal auch so magisch angezogen von Tim.
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Und dann gibt es diese Szene, wo ich finde, die filmisch auch sehr gut funktioniert,
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wo er halt so an seinem Laptop mit Kopfhörer und hinten siehst du so eine Milchglastür in deren Wohnung.
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Und dann sind auf einmal ist da so ihr Gesicht so dran, so von hinten wie so ein Zombie.
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Und sie schmiert sich so von rechts nach links und versucht da irgendwie so
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durchzukommen. Kriegt das alles sich nicht so gut hin.
1:35:25–1:35:28
Und danach kommt es dann zum ersten Mal irgendwann zu einer Szene,
1:35:28–1:35:32
ich weiß gar nicht mehr genau wie das passiert, aber dass die beiden oder vielleicht
1:35:32–1:35:35
war es auch vorher die verkleben schon so richtig,
1:35:35–1:35:40
und dann müssen sie mit so einem elektrischen Küchenmesser müssen sie sich voneinander
1:35:40–1:35:45
trennen und dann verbinden und das Ganze ist also denen ist das schon unheimlich,
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suchen sich aber jetzt nicht so Hilfe sind dem irgendwie ausgeliefert,
1:35:51–1:35:54
wollen dem so indirekt auf die Spur kommen, aber...
Florian Clauß
1:35:54–1:35:59
Ich schlage vor, wir gehen eher in die zweite Hälfte. Nee, in den anderen Teil des Trinkorps.
Micz Flor
1:35:59–1:36:02
Achso, wegen der Lautstärke jetzt, ne? Ja, okay. Gehen wir in den Tanksteller?
1:36:02–1:36:03
Ich mag ja die Tankstelle.
Florian Clauß
1:36:04–1:36:04
Ich auch.
Micz Flor
1:36:04–1:36:09
Die ist immer so eine Ort, wo man sich noch ein Eis holen könnte, bevor man weitergeht.
Florian Clauß
1:36:10–1:36:11
Bevor man zur Kinderplansche geht.
Micz Flor
1:36:12–1:36:19
Bevor man zur Kinderplansche geht, ja. Und dann, ja, was soll ich sagen?
1:36:19–1:36:26
Also in gewisser Weise wird halt dieses dieses Anziehungsthema wird halt immer mehr so hochgedreht.
1:36:26–1:36:32
Also immer mehr Anziehung, dann ist so, dass das Blut von ihr auf ihn zufließt.
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So Computer gemacht, das ist schon irgendwie schön gemacht.
1:36:36–1:36:39
Die küssen sich ganz am Anfang irgendwann mal, da kleben sie ihn auch schon
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mit den Lippen so ein bisschen fest.
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Das ist so Sachen, die auch eben im Trailer gelandet sind, die funktionieren gut.
1:36:46–1:36:50
Aber insgesamt, sage ich jetzt einfach mal so vorneweg, habe ich an keinem Moment,
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bevor ich jetzt den Plot-Spoiler dann zum Schluss mache, ich habe an keinem
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Moment von deren Beziehung irgendwie das Gefühl, dass die wirklich zueinander hingezogen sind.
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Und das war viel von dem, was so an Kritiken darüber was gelesen hat.
1:37:04–1:37:08
Aber Besprechung war halt immer so diese animalische Anziehung und das ist die
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Beziehung und Codependency und so weiter.
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Aber ich finde, von Anfang an entsteht so ein Bild, dass sie weiß, was sie will.
1:37:15–1:37:19
Er weiß nicht, was er will. Sie will mit ihm in ihrem Leben haben,
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ohne dass sie genau weiß, warum.
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Er hat keine eigenen Pläne, die er irgendwie rechtfertigen kann,
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weil es kommt am Anfang schon raus, dass er schon zu lange versucht,
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als Musiker irgendwie ein Bein auf den Boden zu kriegen.
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Aber ich finde, die beiden haben keine Chemie. Die sind im echten Leben verheiratet
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und ich habe so ein paar Interviewsachen gesehen, wo ich auch dachte,
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da passiert mehr Chemie, wenn die so miteinander witzeln beim Interview als in dem ganzen Film.
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Ich habe denen an keinem Punkt abgenommen, dass die wirklich sich,
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um das Wort von vorhin wieder aufzugreifen, begehren oder stellvertretend für
1:37:59–1:38:02
ihr Begehren sich aneinander bedienen,
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sondern ich hatte immer das Gefühl, das ist eine schalverkopfte Beziehung,
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weshalb für mich diese ganze Anwendung,
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körperliche Anziehung, die da inszeniert wurde, nicht wirklich funktioniert hat.
Florian Clauß
1:38:16–1:38:20
Ja, aber vielleicht muss man noch mal hier den Schwenk machen,
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dass es gibt um diese Quelle, die Wasserquelle, gibt es so einen Kult.
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Ja, man sieht das da mal so.
Micz Flor
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Ja, das kommt jetzt ja noch.
Florian Clauß
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Ich wollte das erstmal über die Beziehung setzen für dein Resümee.
Micz Flor
1:38:36–1:38:40
Das war jetzt quasi für mich erstmal so, bis jetzt weiß man noch nicht genau
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diese Auflösung, obwohl man schon merkt, irgendwas mit dem Wasser,
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irgendwas mit dieser Glocke.
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Was jetzt passiert und das war für mich dann,
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Ja, da müssen wir nochmal drüber reden, weil ich möchte es ja dann nochmal besprechen
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und Reinhard kriegt jetzt quasi nur meinen Filter, meinen Realitätstunnel so,
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aber da musst du jetzt leider mit arbeiten.
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Da bleibt nichts mehr übrig.
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Da ist so, dass sie dann eben nochmal in diesem Versuch, das irgendwie aufzuklären,
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zu verstehen, sie kommt dann irgendwie nochmal zu diesem Lehrer ins Haus und
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findet dann da auch so ein Video.
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Das Video läuft schon und das zeigt dann eine Zeremonie und das zeigt dann,
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naja genau, die haben sich ein bisschen verkracht.
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Ich glaube, sie geht dann zu ihm und er geht nämlich nochmal forschen in dieser Höhle.
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Also beide kommen danach mit mehr Wissen zurück. Und sie sieht dann eben ein
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Hochzeitsvideo von dem Lehrer mit einem anderen Mann, die sich aber auch äußerlich ähnlich sind.
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Und die dann in diesem Zeremoniell in einer Kirche, die, wie wir dann verstehen, eingekracht ist.
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Und deshalb hängt diese Glocke in dieser Höhle jetzt so rum,
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weil diese Kirche einfach da in dieses Loch eingefallen ist, wo das Wasser ist.
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Und wir sehen da, dass die Kirche nach unten dann bei diesem Hochzeitszeremoniell die Türen öffnet.
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Die beiden gehen runter und dann haben die so einen Ring mit einem Messer dran
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und schneiden sich gegenseitig, indem sie so sich die Unterarme halten und dann
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nach vorne ziehen, schneiden sich die Arme auf,
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halten die dann aneinander und verschmelzen dann eben zu einem.
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Und wir erfahren dann, dass der
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Lehrer das Ergebnis einer gelungenen Verschmelzung von zwei Männern ist.
Florian Clauß
1:40:36–1:40:37
Gelungen, wohlgemerkt.
Micz Flor
1:40:39–1:40:47
Und der Tim, der geht nochmal zur Höhle, der will es jetzt wissen und geht da auch irgendwie runter.
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Und dem kommt dann auf einmal so ein Halbverschmolzen, wie mit dem Hund,
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so ein halbverschmolzenes Pärchen entgegen.
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Und das hat das eine, zwei Köpfe noch, aber alles so total nicht tot,
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aber auch nicht mehr wirklich ein Objekt per se, könnte man sagen.
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Und so, als ob im letzten Moment noch bei dieser Verschmelzung einer von beiden
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versucht hat, sich oder die andere Person umzubringen, steckt der eine so ein
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Messer im Hals und das hat nicht geklappt so. Ja,
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die Millie schaut sich dieses Video an und dann kommt von hinten kommt dann
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der Lehrer und dann ist alles so ein bisschen schmierig und es ist ein bisschen
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unklar, was seine Intention ist,
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aber sie hat Angst vor ihm.
1:41:36–1:41:40
Und da ist es jetzt so, dass ich bei der Inhaltszusammenfassung des Films was
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anderes gelesen habe, als das, was ich da wahrgenommen habe und in Erinnerung
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hatte, deshalb wollte ich jetzt mal Flo fragen, in diese Szene vorgehen.
1:41:50–1:41:54
Wo sie dann zum Schluss aus dem Haus rausrennt und er sie mit diesem Ring ja
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auch geschnitten hatte.
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Was war da seine Intention? Wie hast du das wahrgenommen?
Florian Clauß
1:41:59–1:42:04
Ja, also ich weiß es, ich kann mich nicht mehr genau an die Szene erinnern.
1:42:04–1:42:10
Aber was ich da so als Impuls wahrgenommen habe, ist, dass er ihr nochmal gesagt
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hat, du musst es zulassen.
Micz Flor
1:42:12–1:42:12
Ja.
Florian Clauß
1:42:12–1:42:21
Also das ist so, also es gibt quasi eins und eins gibt ein höheres Sein.
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Das ist so dieser Kult dieser Sekte, die sich da um dieses Wasser formiert hat.
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Also das war jetzt für mich so der Punkt, wo er dann als derjenige,
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ich meine, hast du schon gesagt, oder?
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Dass der dann halt quasi so das gemergede Ergebnis ist von seinem Partner.
Micz Flor
1:42:39–1:42:43
Genau, aber ein gelungenes Ergebnis. Aber da kommen wir nochmal gleich darauf
1:42:43–1:42:44
zurück, auf diese Sache.
1:42:44–1:42:48
Aber was du gerade sagst, dieses Mergen, also er spricht dann auch diesen Kult,
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in Anführungszeichen, die Kugelmenschen, das geht auf Platon zurück, kennst du das? Ja, okay.
Florian Clauß
1:42:55–1:42:55
Ah ja.
Micz Flor
1:42:56–1:43:01
Und da geht es halt irgendwie darum, dass es früher Kugelmenschen gab.
1:43:01–1:43:05
Da gab es die Söhne der Sonne, das waren die Männlichen.
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Dann gab es die Töchter der Erde, das waren die Weiblichen. Es gab auch Androgyne,
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halb Mann, halb Frau, das waren die Kinder des Mondes.
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Und diese Kugelmenschen waren sehr mächtig und auch frech sozusagen.
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Und Zeus hat dann irgendwann entschieden, die in der Mitte durchzuschneiden.
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Und dann waren das halt, dann hatten die nicht mehr vier, sondern auch zwei Beine.
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War alles quasi halbiert und seitdem waren sie sozusagen verdammt oder gewollt,
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den Rest ihrer Existenz oder der ganzen Existenz einfach die andere Hälfte,
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die passende Hälfte zu suchen.
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Und das, wenn wir dieses Kugelthema jetzt mal drauflegen, weil es für den Schluss ganz wichtig ist,
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das ist so, dass diese rein männlichen Kugelmenschen, die sind homosexuell,
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also da suchen sich dann zwei Männer,
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die rein weiblichen sind auch homosexuell, lesbisch, da suchen sich dann zwei
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Frauen und nur die androgynen Kugelmenschen, die geteilt wurden,
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das sind die, die heterosexuell sind.
1:44:01–1:44:04
Was ich auch nochmal so interessant finde, wenn man von der Seite drauf guckt,
1:44:05–1:44:10
dass natürlich das heterosexuelle oder heteronormative gesellschaftliche,
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was da ja auch in dem Film so ein bisschen zelebriert wird, sage ich mal,
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dass das aus den Androgynen hervorgeht, aber so funktioniert die Mathematik,
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wenn man rückwärts rechnet.
Florian Clauß
1:44:24–1:44:30
Vielleicht noch zu diesem Diskurs noch was ganz Komplimentäres.
1:44:30–1:44:34
Der ganze Film handelt auch davon, dass die Eltern zu Besuch kommen.
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Ja, da gibt es die ganze Zeit so.
Micz Flor
1:44:36–1:44:36
Und dass die ganze Zeit sagen.
Florian Clauß
1:44:37–1:44:40
Ja, wir müssen ja noch das, wir müssen das ja noch so.
1:44:40–1:44:43
Und eigentlich wollen die dann irgendwie ein schönes Spiel dazu machen und versuchen
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dann in dem ganzen Chaos, in dem sie sich da befinden, versuchen dann halt auch
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irgendwie so die Eltern empfangen zu können.
Micz Flor
1:44:51–1:44:57
Ja, genau. Genau. Und das ist dann das finale Plot-Spoiler.
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Aber im Showdown ist es jetzt so, und deshalb habe ich dich gefragt, wie du das erinnerst.
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Er zieht sich diesen Ring auf, mit dem man dann diese andere Person ritzt und
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dann beginnt die Verschmelzung.
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Und wie du sagst, hattest du das Gefühl, er sagte, du musst es zulassen.
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Und ich hatte nämlich das Bild, in Erinnerung, dass er sexuell übergriffig versucht,
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die Frau ja anzuritzen. Und dann geht es ja auch irgendwie so los.
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Und sie haut dann aber ab. Sie rennt dann irgendwie weg und blutet aber.
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Aber darauf wollte ich nochmal zurückkommen, weil das wurde in der Zusammenfassung
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so erklärt, dass der Lehrer da sehr didaktisch ihr erklärt, dass man da zusammenkommt.
Florian Clauß
1:45:47–1:45:52
Ja, aber er hat schon was Übergriffiges. Er ist derjenige, der diesen Prozess
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katalysiert, aber er hat schon was total Spookyhaftes. so.
Micz Flor
1:45:57–1:46:00
Also da komme ich gleich nochmal drauf, weil ich hatte das zuerst für mich anders
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verstanden, als ich aus dem Kino kam und dann nach dem Lesen ist aber meine,
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Erklärung nicht mehr so griffig, kommt nachher. Auf jeden Fall ist es dann so,
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dass Millie dann blutet und zurückkommt und Tim ist auch da und dann ist die
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Anziehung so groß, dass sie sich gar nicht mehr richtig,
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also sie können sich nicht mehr voneinander entfernt halten und er sagt ich
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habe was herausgefunden, man muss sich dem hingeben, die wahre Liebe, die große Liebe.
1:46:27–1:46:30
Und sie sagt, nein, rette dich vor mir.
1:46:30–1:46:35
Ich verblute. Und dann ist es ganz dramatisch. Sie sind auf Kies,
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Sand und es zieht sie aufeinander zu.
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Und sein Nasenbluten fliegt zu ihr. Und ihr Tropfen fliegen zu ihm.
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Und dann fasst er dann auf ihre Wunde, damit sie nicht verblutet.
1:46:46–1:46:49
Dann sagt sie, nein, bist du wahnsinnig. Das kriegen wir nie wieder auseinander.
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Also die Stimme kam jetzt von mir. Das war nicht so im Film.
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Und dann verschmelzen immer mehr. Und dann werden sie auf einmal ganz ruhig
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und lassen es zu und sind dann nackt in der Wohnung.
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Und man sieht dann, wie sie sich umarmen, aber die Hände sich quasi unter der
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Haut schon miteinander verschränken.
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Irgendwie die letzte Szene, da könnte es doch aufhören. Aber dann kommt eben
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das, was Flo noch gesagt hat.
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Am nächsten Tag sieht man, wie ein Auto vorfährt, wie es klingelt.
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Und die Tür geht auf und da steht eine Person davor, die im besten Sinne androgyn
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wirkt. So und sagt Hallo.
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Und die Eltern stehen auf der anderen Seite. Das waren ihre Eltern,
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die zu Besuch kommen und da ist eine Person, die auch beiden irgendwie ähnelt,
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aber trotzdem fremd aussieht und die sagt Hallo und ist total relaxed.
Florian Clauß
1:47:48–1:47:50
Also dieses gelungene...
Micz Flor
1:47:50–1:47:51
Und das ist dann Schluss.
Florian Clauß
1:47:53–1:48:00
Ja, genau, das ist so. Also der hat schon sehr komediantische Einlagen, das finde ich dann auch.
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Und das wäre jetzt auch so von der Machart her. Und gerade am Anfang funktioniert
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dieser Horror ziemlich gut.
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Mit dem Hunden, mit der Höhle und auch dieses Sektenhafte, wie die eine Lehrerfigur eingeführt wird.
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Finde ich auch, dass am Anfang dieses komisch Sektenhaften, dieses Okkulte.
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Aber das löst sich ja gar nicht so auf, wie man das dann so kennt.
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Sondern dass er dann quasi mit zur Erlösung beiträgt von den beiden.
Micz Flor
1:48:38–1:48:43
Also was die Sache war, wo ich nach dem Film drüber nachgedacht habe,
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wie das hätte gemeint sein können, weil ich es nicht anders habe verstehen können, ist,
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warum will der gelungene Mann aus zwei Männerverschmelzungen diese Frau dann
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auch noch nehmen zur Verschmelzung?
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Also das hat mich wirklich beschäftigt.
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So hatte ich das verstanden. Ich habe das so gesehen. Er zeigt dir das und dann hat er den Ring an.
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Und er kann doch jetzt nicht allen Ernstes diesen Ring anziehen und sie dann
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schneiden, dass sie fast verblutet.
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In der Hoffnung, dass sie dann zu Tim noch rennt, wo immer der auch gerade ist.
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In dem Moment, er lässt sie nicht raus. Sie muss da durch, er schneidet sie, sie flüchtet.
1:49:26–1:49:31
War für mich keine Szene, in der er ihr quasi sagt, Geh, geh zu deinem Geliebten
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und lasst euch verschmelzen.
Florian Clauß
1:49:33–1:49:37
Du meinst, er will sie auch einverleiben.
Micz Flor
1:49:37–1:49:43
Ich bin mit diesem seltsamen Bild aus dem Film gekommen, der mir gesagt hat,
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wollten die mir sagen, dass Homosexuelle ohne Weibliches einfach nicht glücklich sein können.
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Oder so, wenn man es als Analogie nimmt.
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Oder ich habe es nicht anders verstanden, aber in der Zusammenfassung,
1:50:00–1:50:05
die ich nicht so erlebt habe, wurde es anders beschrieben.
Florian Clauß
1:50:05–1:50:06
Interessant.
Micz Flor
1:50:07–1:50:10
Und das andere, was ich dann auch noch,
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Also diese Schlussszene, die könnte ja irgendwie gut funktionieren,
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wenn man das Gefühl hat, das ist so eine Amour-Fu, also zu viel von allem und kommen nicht zur Ruhe.
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Und die eigenen Triebe, Wünsche, Forderungen, Anforderungen der beiden PartnerInnen
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sind so groß, dass erst wenn sie sich dem hingeben, sich verschmelzen,
1:50:36–1:50:40
kommen sie quasi zur Ruhe und gut ist.
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Es ist, ob man dieses Objekt doch positiv erreichen könnte, wenn zwei sich so...
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Aber das funktioniert für mich nicht, weil so ist deren Beziehung nicht.
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Deren Beziehung ist eher so eine Identitätsbeziehung verkopft und sie will Lehrerin
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werden, um den Kindern was Gutes zu tun.
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Er will Musiker werden und deshalb muss er pendeln in die Stadt.
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Und ich hatte nie das Gefühl, dass die sich, ich hatte eher das Gefühl,
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dass sie sich jederzeit trennen könnten, als das Gefühl, dass die in tiefster
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Liebe unabdingbar verbunden sind.
Florian Clauß
1:51:14–1:51:18
Ja, das sehe ich auch so, aber gleichzeitig in der Geschichte ist es ja dieser
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Prozess, dieses irgendwie, ja, ich will dich, dieses bedingungslose Ja dann
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von ihm und von ihr. Das ist ja dieser Prozess, der da passiert.
1:51:28–1:51:31
Und ich finde durchaus, dass man den so ein bisschen nachempfinden kann.
1:51:32–1:51:36
Aber mit der Historie von den Figuren, wie du das jetzt so eingeleitet hast,
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fiel mir das auch schwer. Aber trotzdem ist es so ein Happy End.
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Die Geschichte dann so, sie zu verschmelzen und dann als eine Person,
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als das, wie sie auch zusammenkommen.
1:51:49–1:51:51
Ich finde, das funktioniert schon.
Reinhard
1:51:51–1:51:55
Mir scheint so, als würde der Film so ein bisschen übers Ziel hinausschießen,
1:51:55–1:51:56
nach dem, was er jetzt erzählt hat.
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Also ich meine, es ist ja eine schöne Utopie zu sagen, also wirklich in der
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absoluten Hingabe findet man zusammen.
1:52:05–1:52:10
Aber dass man dann noch einen Schritt weiter geht und sagt, dann muss aber noch
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eine totale Verschmelzung stattfinden.
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Also wir müssen unsere Individualität aufgeben, um wirklich zusammen sein zu können.
1:52:17–1:52:22
Das erscheint mir doch sehr weltfremd und biologisch äußerst fragwürdig.
Micz Flor
1:52:22–1:52:26
Ja, das stimmt. Das ist quasi die Flucht zurück in die Symbiose.
Reinhard
1:52:26–1:52:30
Und das löst sich ja nicht ein, das wissen wir ja.
1:52:30–1:52:34
Also wenn die unsere Individualität aufgeben in einer Beziehung,
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dann macht uns das unglücklich.
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Das führt ja nicht zu einer Vermehrung von Glück für beide.
Micz Flor
1:52:38–1:52:46
Ja, also ich finde, ich hätte nicht gedacht, dass ich nochmal die Gestalttherapie
1:52:46–1:52:50
Folge X, ich weiß gar nicht mehr, was das war, zitieren kann oder Zitat daraus.
1:52:50–1:52:55
Es gibt diesen Paul Goodman, das war ein Mitbegründer der Gestalttherapie,
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der diesen schönen Satz über Psychotherapie gesagt hat, finde deinen tiefsten Impuls und folge ihm.
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Also das finde ich deshalb schön, weil du findest nicht den richtigen oder den
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falschen Impuls, sondern gerade jetzt, so tief du gehen kannst,
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was ist dein Impuls, wenn wir
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jetzt viel laufen, irgendwann werden wir Hunger haben und unser Impuls,
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Hunger zu haben, wird irgendwie stärker werden als andere Dinge,
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zu quatschen zum Beispiel.
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Und folge ihm heißt halt, okay, da passiert was Neues, dann lässt du dich auf den Impuls ein.
1:53:25–1:53:28
Und vor dem Hintergrund war, was du gesagt hast, Flo, eben für mich,
1:53:28–1:53:30
das ist eine Kopfentscheidung.
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Wir müssen uns einfach dem hingeben und dann wird das schon,
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weil ich es eben nicht gefühlt habe, nicht als Impuls gefühlt habe,
1:53:39–1:53:41
sondern als Konzept gefühlt habe.
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Was sollen wir denn jetzt noch machen?
Florian Clauß
1:53:44–1:53:47
Ja, es war vielleicht für ihn auch der einzige Weg zu überleben,
1:53:48–1:53:52
weil er war ja schon infiziert. Das wäre vielleicht dann auch wieder ein instinktives Verhalten.
Micz Flor
1:53:52–1:53:55
Ja, Sie beide, ja, Sie mussten sich gegenseitig retten.
Florian Clauß
1:53:55–1:53:59
Also eigentlich, ja, eigentlich war das das Einzige, wie Sie sich dann halt haben retten können.
1:54:00–1:54:03
Ja, stimmt, stimmt. Also insofern ist es auch wieder so ein Stammsohnemolk.
Micz Flor
1:54:06–1:54:08
Schwanger echt? Nee, nein, auch nicht.
Florian Clauß
1:54:08–1:54:13
Aber wie würdest du, ich meine, wir haben ja so quasi mit The Substance,
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wo dann aus einer Person zwei werden und dann haben wir jetzt hier Together,
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wo aus zwei Personen einer wird, eine wird und wir hatten ja schon den Werkzeugkoffer
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Lacan ausgepackt und die Abjektionen, was würdest du jetzt da so reindrehen?
Micz Flor
1:54:31–1:54:37
Ja, also in diesem Together, diese Bilder funktionieren halt manchmal ganz gut.
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Diese Bilder, in denen halt zwischen den beiden, diese Grenze zwischen den beiden
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energetisiert ist auf eine destruktive Art.
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Also die Lippen kleben aneinander oder die Haare im Mund oder diese,
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das waren für mich so Bilder, die ich damit irgendwie verbinden kann,
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wo halt so Grenzbilder entstehen,
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wo Teile des Körpers dann auf einmal wie mit so einer Taschenlampe,
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ins Reale beleuchtet werden. Was ist denn so ein Pferdeschwanz meiner Frau,
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wenn ich mir den schlucke?
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Also irgendwie entstanden da so Bilder, wo man merkt, man guckt eben auf diese Knochenhaut.
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Da haben wir nie auf Knochenhaut geguckt.
Florian Clauß
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Auf die Sehne.
Micz Flor
1:55:19–1:55:20
Auf die Sehne, ja.
Florian Clauß
1:55:20–1:55:22
Auf die Sehne wie ein Tier.
Micz Flor
1:55:22–1:55:29
Ja, da entstehen Bilder, die wir eben nicht mehr über, also könnte man ja jetzt frecherweise sagen,
1:55:29–1:55:35
so dass man Lacans Reale nur nicht über Lacans Reales sehen oder verstehen kann,
1:55:35–1:55:38
sondern man kann es nur irgendwie erleben an manchen Punkten.
1:55:38–1:55:42
Und das ist jetzt dieses Tor zum Aufmachen oder? Ja, können wir durchgehen.
1:55:42–1:55:47
Und das fand ich da ganz interessant, diese Grenzsachen. Und das Objekt dann,
1:55:50–1:55:51
äh...
Florian Clauß
1:55:51–1:55:54
Weil das Reale, wo würdest du das Reale verorten? In dieser,
1:55:54–1:55:59
ist das diese nicht gelungene, der nicht gelungene Merch-Prozess?
Micz Flor
1:56:00–1:56:04
Wenn die beiden eine Chemie miteinander da hätten. Und das, was Reinhard gerade
1:56:04–1:56:08
gesagt hat, da wäre dann natürlich was inszeniert wird.
1:56:08–1:56:13
Nämlich, dass in dem Moment, wenn man ich meine, das sagt Lacan auch,
1:56:13–1:56:17
dass halt die sexuelle Vereinigung halt immer also eigentlich nie passiert,
1:56:17–1:56:21
weil es wird nie eine Vereinigung sein. Es wird einfach nicht passieren.
1:56:21–1:56:24
Der Wunsch scheint irgendwie da zu sein, wie so ein kollektives Objekt A,
1:56:25–1:56:27
was dann eben auf dieser Über-Ich-Ebene ist.
1:56:28–1:56:33
Aber es passiert nicht wirklich. Und das wäre jetzt bei Lacan nochmal so eine
1:56:33–1:56:36
Anbindung und das Objekt.
1:56:38–1:56:42
Ich war halt, ich muss jetzt zugeben, ich krieg's jetzt auch nicht mehr,
1:56:42–1:56:46
ich müsste das Ich von vor sechs Wochen noch mal anrufen, als ich den ersten
1:56:46–1:56:48
Teil auf, wo ich das alles vor mir liegen hatte.
1:56:50–1:56:54
Aber die Bilder, in denen es um diese Flüssigkeiten ging, um diese Grenzen,
1:56:54–1:56:58
um dieses Aufschlitzen oder auch diese nicht gelungene Verschmelzung mit dem
1:56:58–1:57:04
Messer im Hals oder die Hunde, also dieses Gefühl, dass,
1:57:07–1:57:13
Dass es ganz notwendig ist, schon zwanghaft seine Grenze zu wahren und sich
1:57:13–1:57:18
nicht dem anderen zu sehr zu öffnen, sei es die Umwelt oder sei es sonst was, um integer zu bleiben.
1:57:18–1:57:23
Und dass gleichzeitig in dem Moment, wenn diese Grenze sich öffnet,
1:57:23–1:57:28
sich mit anderen verbindet, flüssig wird, erinnere ich mich jetzt an die Kurzgeschichte.
1:57:28–1:57:31
Kannst du dich erinnern noch? Ich hatte damals eine Kurzgeschichte geschrieben.
Florian Clauß
1:57:31–1:57:35
Wo der Mann mit dem Wald zusammenwächst?
Micz Flor
1:57:35–1:57:36
Ja, ja, genau.
Florian Clauß
1:57:36–1:57:37
Stimmt, daran kann ich mich erinnern.
Micz Flor
1:57:38–1:57:44
Es waren auch zwei. Es war eine Frau, eine Frau, der die Füße eng eingebunden
1:57:44–1:57:48
wurden und die sich dann irgendwie die Füße abbindet und dann sind da drunter, ist da nur noch so,
1:57:50–1:57:54
wie heißt die Haut im Mund? Schleimhaut quasi? Wie heißt die nochmal?
Florian Clauß
1:57:55–1:57:55
Schleimhaut, ja.
Micz Flor
1:57:56–1:58:01
Und im Gegenzug eben der Mann, der sich zum Sterben im Wald legt und der dann
1:58:01–1:58:05
auch mit dem Boden verwächst und sich dann auch so eine Schleimhaut bildet, um sich da zu verbinden.
1:58:05–1:58:08
Und diese Sachen irgendwie jetzt nicht aus dieser Kurzgeschichte,
1:58:08–1:58:10
die ich vergessen hatte über 20 Jahre,
1:58:11–1:58:21
sondern diese Momente, in denen man im Schlaf oder irgendwie vergisst,
1:58:22–1:58:26
seine Körpergrenzen zu wahren und auf einmal Flüssigkeit austritt oder was auf einen Zug kommt oder so,
1:58:27–1:58:31
dass es dann sofort eben Horror wird.
1:58:31–1:58:34
Das fand ich vielleicht einfach als Bild damals.
1:58:34–1:58:41
Aber ich gebe dir recht, so ganz kann ich dieses Kristeva-Thema da jetzt nicht reinbringen.
1:58:43–1:58:43
Punkt.
1:58:47–1:58:51
Ja, Reinhard, was denkst du? Wie viel, 10 out of 10, wie viel kriegt der Film
1:58:51–1:58:53
und wirst du ihn noch sehen wollen?
Reinhard
1:58:53–1:58:57
Oh, ich glaube, ja, jetzt habe ich schon so viel drüber gehört und das möchte
1:58:57–1:58:58
ich mir auch noch anschauen.
Florian Clauß
1:58:58–1:58:59
Ach echt? Ja.
Micz Flor
1:59:01–1:59:06
Ja, mit welcher Lust oder mit welcher Frage?
Reinhard
1:59:07–1:59:12
Ja, zum Beispiel das Ende des Films. Da wart ihr euch ja nicht ganz im Klaren,
1:59:13–1:59:14
wie das zu interpretieren sei.
1:59:15–1:59:20
Das würde ich jetzt dann für mich gerne nochmal überprüfen, wie ich das interpretiere
1:59:20–1:59:25
und ob sich das mit einer von euren Interpretationen deckt oder nicht.
1:59:26–1:59:27
Da könnte man nochmal reden.
Micz Flor
1:59:28–1:59:28
Genau.
Florian Clauß
1:59:29–1:59:35
Also ob das jetzt quasi aus der Figurenentwicklung emotional nachvollziehbar
1:59:35–1:59:37
ist, dass die zusammen verschmelzen.
1:59:38–1:59:43
Das wäre der Punkt, wo du dann halt gesagt hast, nee, kann man nicht, aber ich sage halt...
Micz Flor
1:59:43–1:59:48
Ja, oder auch, ob der Lehrer eher jemand ist, der da sich selbst verschmelzen
1:59:48–1:59:54
möchte mit der Frau oder ob der wirklich nur denen den Kickstart geben wollte, die...
1:59:57–1:59:58
Dass sie sich dem hingeben.
Reinhard
1:59:58–2:00:04
Das ist ja eigentlich ein altes Horrorfilm-Motiv, dass das immer was Invasives hat.
2:00:04–2:00:11
Also Zombies, auch Vampire, die durch die Berührung, da ist es jetzt durch das
2:00:11–2:00:13
Ritzen mit dem Ring, so habe ich das verstanden.
2:00:14–2:00:19
Aber das löst ja auch Angst aus. Das ist ja auch ein Teil des Horrors.
2:00:20–2:00:24
Das ist ja wie eine Infektion, wie eine Krankheit, die wir uns holen können.
2:00:24–2:00:26
So würde ich das dann sehen.
2:00:27–2:00:32
Aus dem, was ihr da jetzt erzählt habt über den Film, dass das so als Bedrohung
2:00:32–2:00:35
im Hintergrund steht. Das kann uns jetzt auch erwischen.
Micz Flor
2:00:35–2:00:40
Aber das, wenn man das mit dem Sexuellen zusammenbringt, dann ist halt so Cronenbergs
2:00:40–2:00:46
Rabies oder wie das heißt, wo die diese, wie heißt der im Deutschen, weißt du das?
Florian Clauß
2:00:46–2:00:47
Die Brut?
Micz Flor
2:00:47–2:00:49
Ich weiß den deutschen Film.
Florian Clauß
2:00:49–2:00:49
Wo diese,
2:00:52–2:00:54
Kinderarmee gezüchtet werden durch so, nee, das ist das nicht.
Micz Flor
2:00:54–2:01:00
Nee, nee, nee. Ich meine, der Kronenberg-Film, wo wie so eine Infektion eben
2:01:00–2:01:05
passiert und die Leute dann so Löcher oder Penis-ähnliche Sachen auf den...
2:01:06–2:01:09
Nee, die habe ich nicht gesehen. Muss man mal gucken. Mal verlinken.
2:01:09–2:01:12
Ich muss auch noch mal, ich habe auch gerade nur noch so ein ganz dunkle Innern
2:01:12–2:01:14
an irgendeinen Filmclub während der Uni-Zeit.
2:01:16–2:01:19
Das ist ja wahnsinnig laut. Ich weiß gar nicht, ob man das hört.
Florian Clauß
2:01:19–2:01:19
Ja.
Micz Flor
2:01:21–2:01:23
Gut, aber ich glaube, wir kommen jetzt zum Ende, oder? Was meint ihr?
Florian Clauß
2:01:24–2:01:30
Ich denke, ja, ich denke, wir haben ausführlich über diese beiden Filme gesprochen.
2:01:31–2:01:34
Ja, da haben wir auf jeden Fall ein deterministisches Ende, ne?
Micz Flor
2:01:34–2:01:41
Ach so, okay. Der Urknall bis zu diesem Film. Ja, und wir stehen hier am Zaun.
Florian Clauß
2:01:41–2:01:48
Und kommen auch nicht weiter. Ich glaube, wir machen jetzt hier einfach Schluss.
Micz Flor
2:01:48–2:01:51
Der Vorhang fällt und alle Fragen offen.
Florian Clauß
2:01:51–2:01:57
Also das war Eigentlich Podcast Episode 90. Das Ganze könnt ihr dann auch unter
2:01:57–2:01:59
eigentlich-podcast.de,
2:02:00–2:02:06
anschauen, wo wir langgelaufen sind und die Shownotes, weiteren Links und so
2:02:06–2:02:07
weiter findet ihr auch dort.
2:02:07–2:02:11
Und vielen Dank, Rainer, dass du wieder dabei warst.
Reinhard
2:02:11–2:02:14
Ich bedanke mich auch. War sehr inspirierend.
Florian Clauß
2:02:14–2:02:20
Ja, gerne nehmen wir diesen Faden auf und wir haben sicher auch in Zukunft Filmbesprechungen.
2:02:20–2:02:23
Und genau, ich sage Tschüss.
2:02:25–2:02:26
Machen wir die Geräte aus.
Micz Flor
2:02:27–2:02:29
Ah ja, genau. Da war doch was.
2:02:32–2:02:35
Ups, das läuft aber auch gar nicht mehr. Der hier?
2:02:39–2:02:44
5903. Ja, aber die Aufnahme läuft nicht. Ach so. Jetzt läuft die Aufnahme. Ah ja.
2:02:45–2:02:47
Ach, das ist scheiße. Oh nee.
2:02:48–2:02:49
Müssen wir nochmal losgehen.

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Shownotes

Mitwirkende

avatar
Reinhard
Erzähler
avatar
Chris Flor
Erzähler
avatar
Florian Clauß
avatar
Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:02
Mache einfach los. Wir machen jetzt einen Schnitt, sonst geht wirklich,
0:00:02–0:00:05
glaube ich, so ein bisschen auch das Schöne des Anfangs verloren.
Florian Clauß
0:00:06–0:00:07
Okay, alles klar.
Micz Flor
0:00:07–0:00:08
Ich mache mich jetzt auf Mute.
Florian Clauß
0:00:08–0:00:16
Dann starten wir. Hallo und herzlich willkommen bei Eigentlich Podcast, Folge Episode 89.
0:00:17–0:00:20
Jetzt ist die Wende da. Wir haben es vor zwei Folgen gehört.
0:00:21–0:00:28
Diesmal ganz neu und ganz anders. Wir sind heute nicht im Laufen und Reden,
0:00:28–0:00:33
aber trotzdem, ja, wir sitzen nämlich alle an unseren Rechnern und wir sind
0:00:33–0:00:36
auch nicht nur zwei, sondern wir sind zu viert heute.
0:00:37–0:00:43
Ganz, ganz, ganz neu. Ich sage Hallo in die Runde. Hier spricht Flo.
0:00:43–0:00:48
Wir haben dabei Mitch natürlich und Chris ist wieder dazu geschaltet. Hallo.
0:00:49–0:00:54
Und ganz neu ist Reinhard dabei. Reinhard, hallo Reinhard.
Reinhard
0:00:54–0:00:56
Ja, hallo zusammen.
Florian Clauß
0:00:56–0:01:00
Reinhard Günzler, ich stelle ihn kurz vor. Reinhard ist Filmwissenschaftler,
0:01:01–0:01:06
Politikologe, Soziologe und du hast an einer Freien Universität in Berlin studiert.
0:01:06–0:01:14
Du hast auch Dramaturgie, lehrst du und jetzt ganz aktuell, du hast ein Buch
0:01:14–0:01:15
geschrieben, Reinhard.
Reinhard
0:01:15–0:01:20
Ja, das war ein langer Traum eigentlich. Eigentlich habe ich als Regisseur und
0:01:20–0:01:26
Autor gearbeitet seit Mitte der 80er Jahre und nach Corona hatte ich die Idee,
0:01:26–0:01:29
mal was zu machen, was ich schon immer machen wollte, nämlich einen Roman zu
0:01:29–0:01:32
schreiben und der ist jetzt gerade fertig geworden.
0:01:32–0:01:39
Es ist ein Roman, der sich auf verschiedenen Ebenen dem Thema Bewusstsein versucht zu nähern.
0:01:39–0:01:43
Also was ist Bewusstsein eigentlich, woher kommt das, wie manifestiert sich das?
0:01:43–0:01:48
Ein Phänomen, das in der Wissenschaft extrem kontrovers diskutiert wird und
0:01:48–0:01:50
mich hat das sehr interessiert.
0:01:50–0:01:55
Und darum geht es in diesem Roman und ja, ist jetzt gerade fertig,
0:01:55–0:01:58
heißt Eiskind und ich hoffe, dass ich den nächsten Verlag finde.
Florian Clauß
0:01:58–0:02:03
Wow, Eiskind. Also du hast mir noch vorher geschrieben, ein Thriller ist das.
0:02:04–0:02:07
Und das Rätsel der Wissenschaft, das Bewusstsein.
Reinhard
0:02:07–0:02:09
Eines der größten Rätsel der Wissenschaft, genau.
Florian Clauß
0:02:10–0:02:14
Ja, das ist genau das, was wir auch mal mit Jungen diskutiert haben,
0:02:14–0:02:17
nämlich zwischen Religion und Wissenschaft.
0:02:18–0:02:21
Also das Bewusstsein, was sich da auch nicht so richtig verorten lässt.
0:02:21–0:02:27
Sobald man das untersucht, weiß man nicht, wo es ist. Ich bin gespannt.
Reinhard
0:02:28–0:02:32
Doch mal ein Thema für einen eigenen Podcast sicher. Und es gibt da auch ein
0:02:32–0:02:33
paar interessante Filme zu.
Florian Clauß
0:02:33–0:02:38
Ja, also spontan fällt mir dieses 21 Gramm ein. Ich weiß nicht,
0:02:38–0:02:41
den habe ich tatsächlich nicht gesehen. Aber hast du den auch gesehen?
0:02:41–0:02:42
Gesehen, gehört?
Reinhard
0:02:42–0:02:43
Ja, den habe ich gesehen.
Chris Flor
0:02:44–0:02:47
Aber der hat damit nichts so richtig zu tun.
Florian Clauß
0:02:47–0:02:48
Hat nichts zu tun.
Reinhard
0:02:48–0:02:53
Ja, genau. Dachte ich mehr an Filme wie 2001 zum Beispiel.
0:02:54–0:02:57
Das wäre ja eigentlich der nächste Schritt in der KI-Entwicklung,
0:02:57–0:02:59
eine KI zu entwickeln, die ein Bewusstsein hat.
0:03:00–0:03:03
Dazu müsste man aber erst mal entschlüsseln, wie es eigentlich bei Menschen
0:03:03–0:03:05
funktioniert, dieses Bewusstsein.
0:03:05–0:03:08
Und bevor wir das nicht ganz verstanden haben, können wir es auch nicht nachbauen.
0:03:09–0:03:13
Und es gibt sogar theoretische Physiker, die sagen, wahrscheinlich wird es uns
0:03:13–0:03:17
nie möglich sein, ein künstliches Bewusstsein nachzubauen, weil wir dazu erst
0:03:17–0:03:18
eine neue Physik bräuchten.
0:03:18–0:03:22
Roger Penrose zum Beispiel hat das behauptet. Aber Schluss mit dem Ink-Exkurs.
0:03:23–0:03:24
Wir haben ja eigentlich ein anderes Thema.
Florian Clauß
0:03:24–0:03:27
Ja, genau. Das ist auf jeden Fall ein eigener Podcast. Es ist spannend.
0:03:27–0:03:30
Ich freue mich darauf, das Buch zu lesen.
0:03:30–0:03:35
Eiskind, wir haben ein anderes Thema. Und zwar haben wir uns so lose zusammengesammelt.
0:03:35–0:03:40
Nämlich mich hat in letzter Zeit, haben mich da viele Horrorfilme beschäftigt.
0:03:41–0:03:43
Ja, hatten wir ja auch hier schon mal in einem eigentlich Podcast.
0:03:44–0:03:47
Chris ist da immer derjenige, mit dem ich drüber sprechen kann.
0:03:48–0:03:50
Ja, zuletzt haben wir über Nosferatu gesprochen.
0:03:50–0:03:54
In letzter Zeit habe ich einige, und jetzt kommen wir zum Genre,
0:03:54–0:03:58
zum Subgenre in dem Horrorfilm, nämlich einige Body-Horrorfilme gesehen.
0:03:59–0:04:03
Hier in Berlin war auch das Fantasy-Filmfestival vom 3. bis zum 10.
0:04:04–0:04:08
Und dort habe ich auch einen Body-Horrorfilm gesehen, weil ich mich gerade mit
0:04:08–0:04:12
dem Thema beschäftige, Weil ich auch mit Reinhard, Chris und Mitch in Kontakt
0:04:12–0:04:14
bin, habe ich auch gesagt, hier...
0:04:14–0:04:18
Body Horror, wäre das nicht was? Und tatsächlich haben Mitch und ich auch einen
0:04:18–0:04:21
Film gemeinsam geschaut, Together im Kino, gerade aktuell.
0:04:22–0:04:25
Und Weapons lief auch vor kurzem im Kino.
0:04:25–0:04:29
Da hatte auch Chris gesagt, den habe ich gesehen. Oh, den finde ich total spannend.
0:04:29–0:04:33
Könnte man auch im Bereich von Body Horror einordnen.
0:04:34–0:04:38
Und je länger ich mich damit beschäftigt habe und geguckt habe,
0:04:38–0:04:39
was war denn in den letzten Jahren?
0:04:40–0:04:45
Da kam Reinhard rein und meinte, Hier, guck dir mal von 2021 Titan an,
0:04:45–0:04:49
ein französischer Body-Horror-Film von einer Regisseurin verfilmt.
0:04:50–0:04:54
Und schließlich habe ich, und den will ich auch ein bisschen vorstellen,
0:04:54–0:04:58
den Film, nämlich Substance, The Substance von 2024.
0:04:58–0:05:03
Also wir haben jetzt vier Filme hier, wir wollen die so ein bisschen miteinander diskutieren.
0:05:04–0:05:08
Jeder hat sich für einen so entschieden, den er kurz vorstellen möchte und wo
0:05:08–0:05:10
wir dann über den Film sprechen können.
0:05:10–0:05:14
Das haben wir uns so ein bisschen aufgeteilt, werden wir gleich machen.
0:05:15–0:05:21
Aber bevor ich oder bevor wir in die Filme einsteigen, ich möchte erstmal noch
0:05:21–0:05:25
und Chris, ja, du hast recht, das ist nicht schön, aber wir müssen es trotzdem
0:05:25–0:05:26
sagen, wir machen Spoiler.
0:05:27–0:05:31
Also das heißt, wir erzählen da genau, was in den Filmen passieren wird.
0:05:32–0:05:36
Also diejenigen, die jetzt nicht wollen oder beziehungsweise die noch den Film
0:05:36–0:05:41
sehen wollen, sollten diesen Podcast dann nicht anhören. Wir machen Kapitelmarken,
0:05:42–0:05:46
das heißt, man könnte über die einzelnen Filme springen, um sich da nicht spoilern zu lassen.
0:05:46–0:05:51
Ja, aber so viel sei gesagt, wir müssen spoilern. Ja, tut mir leid,
0:05:51–0:05:54
ich mag es auch nicht, aber wir wollen drüber reden.
0:05:54–0:05:57
Okay, Horror, Body Horror.
0:05:57–0:06:03
Ich frage mich so in die Runde, was fasziniert euch am Horror und was könnte
0:06:03–0:06:06
da speziell den Body Horror ausmachen?
Chris Flor
0:06:06–0:06:13
Ich kann mal anfangen. Und zwar, also ich hatte, wenn ich mich so in mich reinhorche,
0:06:13–0:06:15
mal versucht bei einem Horrorfilm für mich jedenfalls,
0:06:16–0:06:20
irgendeinem Geheimnis auf die Spur zu kommen oder so ein Rätsel zu lösen über
0:06:20–0:06:24
die Existenz, würde ich mal sagen, halt auch über Bewusstsein und so.
0:06:24–0:06:32
Und ich glaube, jetzt direkt bei so Gore-Filmen oder sowas geht es ja auch schon,
0:06:32–0:06:36
das ist schwer in Worte zu fassen und leider habe ich mir nichts richtig gut
0:06:36–0:06:38
vorbereitet, aber es geht ja schon immer darum,
0:06:38–0:06:44
Grenzen zu zeigen und diese Grenzen zu überschreiten und dadurch zu sehen, was die Grenzen sind.
0:06:44–0:06:48
Also wenn ich jetzt hier einen Menschen als Körper habe, dann sehen wir den
0:06:48–0:06:52
erstmal als ganzen Körper, als Person vielleicht. Aber sobald ihr anfangen,
0:06:52–0:06:54
da Scheiben von abzuschneiden,
0:06:54–0:06:58
wird er ja auf einmal, ist er dann nicht mehr komplett und wir wissen dann mehr,
0:06:58–0:07:03
was diese Gestalt des ganzen Menschen ausmacht, dadurch, dass wir den zerlegen.
0:07:03–0:07:07
Also so hatte ich mir das immer erklärt, was diese Faszination dabei ist.
0:07:07–0:07:11
Ich vertrage diese Sachen nicht so super, wenn ich sie mir anschaue,
0:07:11–0:07:13
bin trotzdem wahnsinnig fasziniert davon.
Florian Clauß
0:07:13–0:07:16
Ja, also das denke ich genau, das
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ist der Grund, so ein bisschen diese Spiegelneuronen im Kopf, die man hat.
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Hatten wir auch schon verschiedentlich berichtet von dem Experiment,
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dass ein künstlicher Arm, wenn der neben einem liegt und man schaut auf diesen
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Arm und jemand anders steckt eine Nadel in diesen künstlichen Arm,
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man fängt trotzdem an, empathisch mehr zu empfinden.
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Diese Spiegelneuronen, die uns dann eben beim Body Horror ganz extrem,
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weil jeder doch irgendwie natürlich bei irgendwie, mir fällt jetzt ganz spontan
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ein, weil ich das auch gerade vor meinem inneren Auge habe,
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nämlich ein Auge und man kann quasi fühlen wie der Finger, wenn man sie auf
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einen Augapfel drückt, wie das dann auch wehtut im Auge.
0:07:57–0:08:04
Also das ist diese Identifikation, die sich da aufbaut über diese Körperdarstellung.
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Das ist, glaube ich, beim Body-Horror ganz explizit da.
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Also da ist quasi, das ist immersives Kino, ganz stark immersiv,
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würde ich jetzt mal behaupten.
0:08:14–0:08:20
Auf der einen Seite, so wie du auch sagst, die Grenzen, dass dann Grenzen verletzt
0:08:20–0:08:25
werden, dass da Verformungen passieren, dass ein Verfall, ein Zerfall beginnt.
0:08:26–0:08:31
Und meistens ist es ja auch im Prozess des Verwandelns, eine Metamorphose.
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Wenn wir jetzt an The Substance denken oder Titan, weil Titan,
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das kann Reinhard gleich erzählen, da steht auch eine Schwangerschaft mit im Mittelpunkt.
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Es beginnt der Körper sich zu wandeln. Oder wenn wir uns die klassischen Body-Horror-Filme
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von Cronenberg anschauen, die Fliege,
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wo ein Mann sich dann transformiert in einen anderen Raum oder in eine andere
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Kapsel und dann in dieser Kapsel die Fliege noch drin ist und dann beginnt sich
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der Mann in die Fliege zu verwandeln.
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Das ist ja so der Klassiker dabei, also eine Metamorphose, die da passiert.
0:09:07–0:09:12
Wenn wir auf die Ästhetik schauen, wie ist so Body-Horror inszeniert,
0:09:13–0:09:16
dann ist es auch meistens sehr explizit, würde ich sagen.
0:09:17–0:09:21
Auch wieder schauen wir uns Videodrome an. Ich komme nicht weg von Cronenberg,
0:09:21–0:09:26
aber Cronenberg ist halt auch wirklich so einer der Leuchttürme in diesem Genre.
0:09:26–0:09:31
Bei Videodrom, wie dann die Videokassette in den Bauch geschoben wird.
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Erinnere ich mich spontan dran.
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Man hat Close-Ups, man hat sehr splättrige Effekte, ohne dass es jetzt auch
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unbedingt Splatter sein muss.
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Also man sieht dann Hautreißen oder man sieht, wie sich was verformt.
0:09:47–0:09:48
Oder ich weiß nicht, habt ihr
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damals, mich hat es total fasziniert und ich meine mich daran zu erinnern,
0:09:53–0:09:56
Mitch, dass wir vielleicht sogar gemeinsam im Film waren, Ende der 90er,
0:09:56–0:10:01
Tetsuo, den japanischen Film, haben wir den gesehen oder hast du den gesehen?
Micz Flor
0:10:01–0:10:04
Den habe ich in Manchester gesehen, den hast du in Berlin gesehen.
Florian Clauß
0:10:04–0:10:05
Okay. Ich habe ihn gesehen.
Micz Flor
0:10:05–0:10:05
Ja.
Florian Clauß
0:10:06–0:10:10
Tetsuo ist ja auch so eine monströse Geschichte,
0:10:11–0:10:16
die so ein bisschen aus Akira, aus diesem Universum stammt, wo auch die Hauptfigur
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in dem Manga, Tetsuo, dann anfängt sich zu verformen und zu wachsen und zu mutieren.
0:10:23–0:10:27
In dem Film ist es so ein bisschen auch an der Schnittstelle,
0:10:28–0:10:33
dass dann Tetsu, soweit ich mich noch daran erinnern kann, so verwächst auch
0:10:33–0:10:37
mit so Motorrad und so anderen Sachen. Kann das sein?
Micz Flor
0:10:39–0:10:43
Ja, also das ist das Metalle, das dringt so, kommt aus ihm raus,
0:10:44–0:10:47
weiß nicht, Motorrad, weiß ich nicht, aber er fängt dann auch irgendwie an so
0:10:47–0:10:50
unfassbar schnell zu rennen und es gibt dann noch diese Frau,
0:10:50–0:10:52
es ist jetzt auch lange her, ich bin nicht vorbereitet,
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über 20, 30 Jahre her wahrscheinlich, dass der Film rauskam,
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aber es geht da ein bisschen so um diese Cyborg-Sache, fand ich ästhetisch auch.
0:11:03–0:11:06
Low budget, also wirklich so mit Stahlwoll aufs Auge geklebt und so.
Florian Clauß
0:11:07–0:11:11
Ich sehe gerade, ist das tatsächlich, ist der von 89, nicht von Ende 90er?
0:11:11–0:11:15
Ich glaube, der ist von 89 dazu, The Iron Man.
0:11:15–0:11:20
Okay, ja, und dann ist es ja diese Verbindung, das war ja auch in dem Akira-Comic
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so zwischen Autos, Motorrädern und Fleisch, ja.
0:11:25–0:11:29
Da kommen wir auch so ein bisschen auf wieder auf Cronvore Crash,
0:11:29–0:11:34
der dann eher so nicht der explizite, aber doch mit sehr expliziten Szenen,
0:11:34–0:11:43
aber der ein bisschen ruhigere Film, Crash, wo dann auch Prothesen und Menschen zusammen wachsen.
0:11:43–0:11:44
Ja, Reinhard.
Reinhard
0:11:45–0:11:50
Ja, Florian, ich wollte eigentlich noch eine kleine Ergänzung beisteuern,
0:11:51–0:11:55
jetzt also noch gar nicht zur Ästhetik, sondern noch zu den Hintergründen des Body Horrors.
0:11:55–0:11:58
Ich denke tatsächlich, also, ich
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Kultur und Kunst und Film hier im Besonderen spiegeln ja immer auch gesellschaftliche
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Entwicklungen wieder oder technische Entwicklungen.
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Und die Ängste, die davon ausgelöst werden, und ich denke schon, dass dieser Body Horror,
0:12:14–0:12:19
unseren Ängsten vor Entwicklungen in der Genetik, in der plastischen Chirurgie,
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Organtransplantation, jetzt ganz neu Computer-Brain-Schnittstellen,
0:12:24–0:12:28
wie Elon Musk das mit seiner Neuralink-Firma gerade versucht,
0:12:28–0:12:31
Da haben sich jetzt zehn Freiwillige gemeldet, soweit ich weiß,
0:12:31–0:12:35
die sich tatsächlich jetzt so eine Schnittstelle einbauen lassen wollen.
0:12:36–0:12:43
Und diese transhumanistischen Gedanken und Visionen, die lösen auch tatsächlich Ängste aus.
0:12:43–0:12:47
Und das ist ja nichts Neues. Also ich denke mal, am Anfang des Body-Horrors,
0:12:47–0:12:50
ich würde den irgendwo in der Romantik verorten,
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da waren es Ängste auch vor technischen Entwicklungen, die zu den ersten literarischen
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Vorläufern des Body-Horrors geführt haben.
0:13:00–0:13:05
Also das würde ich schon sehen, dass da ganz reale Ängste, die wir haben durch
0:13:05–0:13:10
die neuesten technischen Entwicklungen, dass die sich da Ausdruck verleihen in diesem Film.
0:13:10–0:13:13
Also vielleicht jetzt nicht zu 100 Prozent, aber ich glaube doch,
0:13:13–0:13:14
dass es ein wesentlicher Anteil ist.
Florian Clauß
0:13:15–0:13:19
Unbedingt. Ja, ja. Also danke, Bernhard, für diesen Einwand.
0:13:20–0:13:24
Ja, sehe ich genauso, dass die Ängste natürlich aus der Zeit heraus dann sich
0:13:24–0:13:26
in solchen Filmen widerspiegeln.
0:13:26–0:13:30
Ja, und ich würde auch sagen, ich habe mich auch in die Runde geschickt,
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so eine Liste von Sub-Sub-Genres im Body-Horror. Und eines davon ist dann eben
0:13:37–0:13:40
auch die Techno-Organik und der Transhumanismus.
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Und gerade der Transhumanismus spielt ja auch heutzutage, du hast Elon Musk
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angesprochen, aber da gibt es ja noch...
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Viel wildere Fantasien aus dieser Tech-Pro-Szene, dass diese Unsterblichkeit
0:13:56–0:13:58
durch Transhumanismus.
Reinhard
0:13:58–0:14:01
Den Brain-Upload zum Beispiel, so eine Idee.
Florian Clauß
0:14:01–0:14:06
Genau, den Brain-Upload oder aber auch, dass man durch Transplantation,
0:14:06–0:14:10
jetzt ganz aktuell, ich muss es gerade noch mal zusammenbekommen,
0:14:10–0:14:15
ich glaube, da war das Mikro noch offen und deswegen ist da noch ein Teil von geleakt worden.
0:14:15–0:14:19
Aber da ging es tatsächlich darum, um wie man sich neue Organe transplantieren
0:14:19–0:14:22
kann und wie man so seine Lebenszeit verlängern kann.
0:14:22–0:14:29
Und das war nicht Trump, sondern das war Xi Jinping, also der chinesische Staatspräsident, und Putin.
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Da ist natürlich auch die Fantasie von solchen Autokraten, die länger an der
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Macht bleiben wollen, wie sie sich verlängern.
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Und das reicht da rein. Durch Organtransplantation kann man sicher.
0:14:42–0:14:45
Und ich meine, die Technologie ist mittlerweile so weit, dass man dann ohne
0:14:45–0:14:49
Probleme noch ein paar Jahre, noch ein paar Jahrzehnte länger leben kann,
0:14:49–0:14:51
wenn man entsprechend die Mittel und die Ressourcen hat.
0:14:52–0:14:56
Also da kommt eine Menge Horror zusammen, auch in der Realität.
0:14:56–0:15:01
Ja, ich würde ja bei Transhumanismus würde ich jetzt auch zum Beispiel,
0:15:02–0:15:04
habe ich auch, den wollte, dachte ich, vielleicht können wir da nochmal kurz
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drüber sprechen, aber ich glaube, ich bin der Einzige, der den gesehen hat,
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nämlich die neue Reihe Alien Earth von 2025, wo dann halt auch die Transhumanen
0:15:13–0:15:16
neben den Cyborgs sind. Das ist auch eine ganz spannende Geschichte.
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Alien Earth, unbedingt gucken. Das ist eine Empfehlung.
0:15:20–0:15:27
Weitere Subgenres, die wir noch im Body Horror finden, ist, wir haben sowas
0:15:27–0:15:32
wie was Okkult-Dämonisches, Besessenheit, Fluch.
0:15:32–0:15:35
Das ist das, was wir bei Rosemary's Baby oder...
0:15:36–0:15:40
Oder Suspiria. Da gibt es diese Neuverfilmung. Hat die jemand gesehen, die Neuverfilmung?
Reinhard
0:15:40–0:15:42
Ja, die ist ganz toll. Fantastisch.
0:15:44–0:15:47
Unbedingt sehen. Tilda Swinton.
Florian Clauß
0:15:47–0:15:51
Ja, Tilda Swinton, genau. Die hat, glaube ich, sieben oder acht Rollen in diesem
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Film. Und man sieht es nicht. Das ist unglaublich.
Chris Flor
0:15:55–0:15:58
Ich wusste das nicht. Ich habe das erst später mal gelesen, nachdem ich den
0:15:58–0:16:01
Film schon geguckt hatte. Und da habe ich es dann erst gemerkt.
Reinhard
0:16:01–0:16:04
Ja, sie spielt auch einen ganz alten Mann. Und das so überzeugend.
0:16:04–0:16:08
Ich habe es auch erst hinterher gelesen. Ich wäre nie drauf gekommen.
Florian Clauß
0:16:08–0:16:12
Ich mache einen Kniefall vor Tilda Swinton. Überall, wo die mitspielt,
0:16:12–0:16:15
die ist wirklich großartig. Also ganz tolle Schauspielerin.
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Dann könnte man auch unter diesen okkulten Dämonischen könnte man auch Weapons
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mit einordnen, würde ich mal behaupten.
Chris Flor
0:16:25–0:16:26
Das ist aber jetzt schon ein Spoiler.
Florian Clauß
0:16:31–0:16:34
Ja, okay. Also ich mache eine Kapitelmarke.
0:16:36–0:16:42
Und Evil Dead, der Klassiker also der Klassiker Evil Dead, wer hat das nicht
0:16:42–0:16:48
geguckt damals auf Video ich glaube wir alle kennen diese Situation,
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wo man bei Freunden zusammen auf der Couch gehangen hat die noch irgendwie Zugang
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zu Evil Dead das war eines der Filme in den 80ern, die dieser,
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Zensurschere dann zum Opfer fielen die dann halt komplett verbannt waren auch
0:17:00–0:17:03
vom Markt obwohl das völlig absurd ist, weil Evil Dead ist ja eigentlich eine
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Komödie Wenn man es so will, ja. Habt ihr alle gesehen damals, oder?
Reinhard
0:17:07–0:17:08
Natürlich.
Florian Clauß
0:17:08–0:17:13
Ja. Versteht sich von selbst, ja. Identität.
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Identität ist auch immer ein Thema bei Body Horror und Identität.
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Und jetzt kommen wir, glaube ich, auch zu zwei Filmen, mit denen wir uns heute
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beschäftigen, nämlich Doppelgänger und Fremdbesitz, ja.
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Doppelgänger ist bei The Substance und auch Together könnte man eben als invertierten
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Doppelgänger begreifen, ja. Können wir auch gleich nochmal drüber sprechen.
0:17:35–0:17:39
Aber das ist ja auch der Horror, wenn sich was irgendwie dupliziert,
0:17:39–0:17:42
ja, und auf einmal das andere gegenübersteht.
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Dann haben wir die Dr. Jekyll, Mr. Hyde oder...
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Oder solche ähnlichen Thematiken haben wir da mit drin, ja.
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Ja, also ich glaube, ich habe jetzt so ein paar Felder aufgemacht.
0:17:53–0:17:55
Fällt euch noch was ein, was wir noch erwähnen können?
0:17:55–0:17:58
Das könnten wir nochmal sagen, Parasitenhorror, ja.
0:17:58–0:18:02
Also sowas wie Krankheit oder Pilze, Würmer oder irgendwelchen Invasiven.
Reinhard
0:18:02–0:18:03
Das Ding von Carpenter.
Florian Clauß
0:18:04–0:18:10
Ja, genau, The Thing. Und jetzt würde auch Last of Us, würde ich auch da reinholen.
0:18:10–0:18:16
Also diese Verfilmung des Spiels als Serie, wo dann halt diese Pilze quasi die
0:18:16–0:18:18
Menschen zu Zombies machen.
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Finde ich auch, könnte man als Body Horror so sehen, ja.
Reinhard
0:18:22–0:18:26
Ja, auch außerirdische Gene, wie in District 9 zum Beispiel.
Florian Clauß
0:18:26–0:18:27
Ja.
Reinhard
0:18:27–0:18:30
Das ist auch sehr verbreitet, glaube ich.
Florian Clauß
0:18:30–0:18:35
Ja, stimmt. Ja, also Body-Horror, ich glaube auch, das ist halt wirklich so
0:18:35–0:18:36
eine Definitionsklammer,
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da kann man ziemlich viel runterordnen, aber ich würde vor allen Dingen,
0:18:40–0:18:45
also dieser Ekel, ja, dieser Ekel und diese Entgrenzung, die passiert,
0:18:45–0:18:49
und das ist das, was für mich den Body-Horror ausmacht.
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Das ist nicht so sehr, also wenn wir uns so einen klassischen Zombiefilm angucken,
0:18:54–0:18:58
dann ist es ja immer eher die Situation, oder ein Splatter, Splatterfilm,
0:18:58–0:19:01
dann ist es ja immer eher die Situation, der eine rennt weg und man muss halt
0:19:01–0:19:04
gucken, dass man halt irgendwie Schutz findet und dass man halt nicht von den
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Zombies gebissen wird und so weiter.
0:19:06–0:19:12
Dann ist es aber nicht so sehr dieser Zerfeil oder die Metamorphose,
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die da gezeigt wird, sondern es ist eher so dieses Height-and-Sieg-Spiel,
0:19:16–0:19:19
wo das da inszeniert wird.
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Obwohl, wenn ich an die italienischen Zombie-Filme denke, die können aber auch
0:19:24–0:19:31
schon sehr eklig werden und, naja, das sind die von Fulci, die Zombie-Filme.
0:19:31–0:19:34
Ich glaube, wir haben uns auch, habe ich mal erwähnt, als wir,
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also Mitch und ich, über 28 Years Later gesprochen haben. Ja.
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Habt ihr noch Ergänzungen zu diesem Versuch der Einordnung?
Micz Flor
0:19:45–0:19:50
Ich habe noch gar nichts gesagt, was auch nicht unpassend ist,
0:19:50–0:19:54
weil ich, wie mein Bruder Chris, auch mit Horrorfilmen eigentlich über meine
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Grenzen gehe, also wenn wir von Grenzen sprechen.
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Ich finde das oft schwer auszuhalten und bin jemand, der dann gerne ohne Ton
0:20:01–0:20:05
guckt oder auch als wir together so durch die Finger guckt.
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Da schäme ich mich inzwischen nicht mehr für. Lange habe ich mich dafür geschämt.
0:20:10–0:20:15
Und jemand, der auch beim fünften Mal gucken von Shining,
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als ich mal in den 90er Jahren ein Videobeamer ausgeliehen hatte für eine Ausstellung,
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der war bei mir zu Hause, habe ich das so auf Großformat geguckt und musste
0:20:23–0:20:26
dann auch ausmachen, obwohl ich schon wusste, worum es geht.
0:20:27–0:20:30
Aber ich finde es gleichzeitig auch faszinierend. Für mich ist das immer so
0:20:30–0:20:35
ein Ding wie saure Gurken, also diese Zuckerdinger.
0:20:35–0:20:36
Kennt ihr diese flachen Teile?
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Die sind sauer und süß und die kleben zwischen den Zähnen und man kann nicht aufhören.
0:20:41–0:20:45
Und obwohl man es nicht will, also man will es buchstäblich ausspucken,
0:20:45–0:20:47
kann also so geht es mir immer mit hinschauen und wegschauen.
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Eine Sache, die ich aber noch so ein bisschen dazu schieben möchte, ist,
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Dass ich schon auch diesen Film Freaks von 1932, ich weiß nicht,
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den kennt ihr vielleicht auch, den würde ich gerne kurz noch dazunehmen.
0:21:01–0:21:04
Das war US-amerikanischer, in Anführungszeichen,
0:21:05–0:21:10
Horrorfilm oder spektakulärer Film oder so, wo Todd Browning war der Regisseur,
0:21:10–0:21:16
der diese Sideshow-Künstler heißen, die also in Anführungszeichen missgebildete
0:21:16–0:21:19
Menschen mit Fehlbildungen.
0:21:24–0:21:29
Und ich finde das deshalb so nicht unwichtig, den zu erwähnen,
0:21:29–0:21:33
weil das ist ein Spektakel, diesen Film zu sehen.
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Und das war natürlich jetzt auch schon Jahrzehnte, nachdem es Filme gab.
0:21:37–0:21:41
Aber es gibt trotzdem, finde ich, so einen Bruch, wenn wir zurückgucken,
0:21:41–0:21:45
gibt es halt so eine Zeit, bevor man fotografieren konnte und bevor man Filme
0:21:45–0:21:51
hatte, wo Kupferstiche von Nilpferden oder Elefanten oder Löwen halt irgendwie so,
0:21:51–0:21:54
wenn wir die heute sehen, dann muss man sich daran erinnern,
0:21:54–0:21:57
dass die Leute das aus Erzählungen nachgestellt haben.
0:21:57–0:22:04
Und dann kam Fotografie rein und dann kam Film rein und in dem Film Freaks sieht
0:22:04–0:22:09
man dann eben auch dieses Spektakel, wenn man Missbildungen sieht, also in Schwarz-Weiß.
0:22:09–0:22:15
Die sind alle irgendwie, finde ich, trotzdem auch sehr fröhlich und gut porträtiert.
0:22:15–0:22:19
Also ich habe nicht das Gefühl, dass es eine komplette Verkünstlichung ist,
0:22:19–0:22:21
diesen Film anzuschauen.
0:22:22–0:22:25
Aber es ist irgendwie so an so einer Schwelle, wo, glaube ich,
0:22:26–0:22:28
Body Horror irgendwie auch mit ansetzt.
0:22:28–0:22:31
Nämlich mit diesem Gefühl, dass man in diesem Gegenüber, in dem Spiegel,
0:22:31–0:22:36
dass man da auf einmal das Gefühl hat, es gibt eine Verzerrung.
0:22:36–0:22:37
Da beginnt so etwas zu reißen.
0:22:38–0:22:41
Da beginnt so ein bisschen, wie wenn man in Zerspiegel reinschaut,
0:22:41–0:22:43
wenn man in solche Filme reinguckt.
0:22:43–0:22:48
Und das finde ich bei Body Horror für mich so das Thema. Für mich ist es ein.
0:22:48–0:22:54
Es ist an dieser Schnittstelle zwischen Körper und Geist oder Leib und Seele
0:22:54–0:22:55
oder wie man es auch nennen möchte.
0:22:56–0:23:01
Und es geht für mich oft im Body Horror darum, gar nicht so sehr um das Blut
0:23:01–0:23:04
und das Gehirn und was da so rauskommt, sondern um diesen Moment,
0:23:04–0:23:07
dass diese beiden Dinge beginnen, sich zu entfernen.
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Dass entweder das Körperliche unter dem Psychischen leiden kann.
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Das ist ja auch, wie heißt denn immer der Film?
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Mir fällt jetzt gerade ein gutes Beispiel ein, ohne dass mir der Titel dazu einfällt.
Florian Clauß
0:23:21–0:23:21
Sag mal, beschreib mal.
Micz Flor
0:23:22–0:23:26
Das ist da, wo die dann auch, wo einer, wo die mit dem Hirn aufeinander,
0:23:26–0:23:30
es ist auch ein Cronenberg-Film, Brain Splatning.
Florian Clauß
0:23:31–0:23:33
Mit dem Hirn Naked Lunch?
Micz Flor
0:23:33–0:23:37
Nein, nein, nein, es ist ein ganz früher, wo die dann so, die haben so psychische.
Florian Clauß
0:23:39–0:23:40
Parapsychische. Also die Unzertrennlichen.
Micz Flor
0:23:40–0:23:41
Nein.
0:23:43–0:23:48
Auf jeden Fall, dass quasi das Parapsychische den Körper bedroht oder umgekehrt,
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das Psychische durch die Körperveränderung bedroht wird, da könnten dann auch
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so Sachen wie Demenz zum Beispiel reinspielen, also dass irgendwie diese Verbindung
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von diesen beiden Elementen, die
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ja sowieso auch philosophisch noch nicht geklärt ist, diese Verbindung,
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wo alle dran rumschrauben und auch, wo wir vorhin jetzt über,
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Reinhards Buch gesprochen haben, auch da geht es ja um diesen Zusammenhang,
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das ist für mich irgendwie Body-Horror, dass diese Dinge,
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dass da beginnt etwas sich zu entfernen und wenn es dann reißt,
0:24:17–0:24:20
dann ist es eigentlich so wie beim Monster-Film, wenn man das Monster gesehen
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hat, irgendwie ist dann die Spannung weg.
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Aber der wirkliche Horror entsteht für mich bei Body-Horror,
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so wie ich es verstehe, immer an diesen Momenten, wo da Zerrbilder entstehen
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und Körper und Seele irgendwie nicht mehr ganz zusammenpassen.
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Das ist für mich so das Motiv. Und ich denke, dass Freaks da irgendwie so eine
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Rolle spielt als Spiegel und dass das heute natürlich viel feinteiliger über
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CGI oder so auch durchdekliniert wird.
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Also zwischendrin hat man dann noch solche Sachen wie vielleicht der Exorzist
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oder so, wo die Sachen wirklich über Maske und Materie hergestellt wurden.
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Aber seitdem ist dann viel Zeit vergangen, sodass einfach dieses ganze diese
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ganze Palette von Effekten manchmal leider ausgespielt wird,
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um da einfach noch mehr von dieser,
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von dieser Zerreißprobe zu zeigen.
Reinhard
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Sag mal, Michael, hast du vielleicht den Aufsatz von Freud über das Unheimliche gelesen?
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Ich glaube, 1919 hat er den veröffentlicht.
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Das wäre in dem Zusammenhang noch mal ganz interessant. Ich habe den mal gelesen,
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das ist aber schon 30 Jahre her.
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So genau kann ich mich nicht mehr erinnern. Eins ist mir dazu im Kopf geblieben.
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Ich glaube, Freud so verstanden zu haben, dass er sagte, das Unheimliche resultiert daraus,
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dass etwas Vertrautes uns fremd wird, dass etwas zugleich vertraut ist,
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also unser Körper und gleichzeitig etwas völlig Fremdes annimmt.
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Und aus diesem Widerspruch, aus diesem Kontrast heraus erwächst das Unheimliche.
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Aber vielleicht habe ich ihn noch missverstanden.
Micz Flor
0:26:01–0:26:06
Das ist schon ziemlich genau das, was als These da unten drunter liegt.
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Und das Unheimliche ist halt heimelig. Das Heimelige, das Vertraute und das
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Unheimliche, das ist...
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Bei Horrorfilmen oder bei Thrillern wird das ganz oft gemacht,
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dass Orte, die total schützend und schön und angenehm wirken,
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dargestellt werden und dann gefüllt werden mit Anspannung oder Destruktion.
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Also dass man so in Situationen kommt, wo man nicht bei Evil Dead, da gibt es diese Hütte,
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diese Hütte im Wald kann man ja auch idealisieren als Rückzugsort und Naturverbundenheit
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und genau da kommt dann das Unheimliche richtig zum Tragen.
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Und Freud hat, ich glaube jetzt 99 Prozent sicher, in diesem Text auch über
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sich selber geschrieben, was ich total schön finde.
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Er sagt sowas als Beispiel, als Illustration, dass er mal zugefahren ist und
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dann ging so eine Tür auf und dann sah er auf einmal so gegenüber jemandem,
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das war so ein älterer Herr mit grauen Haaren, der so in sich zusammengesunken
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so da saß und er hat sich total erschreckt und dabei dann gemerkt.
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Dass das die Tür vom Klo war und er im Spiegel sich selber gesehen hat.
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Und das finde ich total spannend, weil das nämlich natürlich auch so eine Situation
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ist, in der Bodyhorror für uns alle entsteht, auf so ganz subtile Ebene,
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wir sehen Fotos von uns und sind immer erschreckt,
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es gibt kaum jemand, der gerne Fotos von sich sieht oder die Stimme von sich
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hört oder so und das finde ich ein spannendes Bild, wo Freud da an sich selber
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auch explizit nochmal gesagt hat,
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es war ihm seltsam vertraut, aber dann knallt es rein, das bin ja ich und dann
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hat er sich wahrscheinlich wie wir alle vom Spiegel in Pose geworfen.
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Also wenn wir zum Spiegel gehen.
Chris Flor
0:27:46–0:27:50
Ich würde dann aber mal das Abgrenzen vom Body-Horror dann doch sozusagen das
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Unheimliche und Uncanny Valley und so weiter sind Sachen, die halt der Vampir
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zum Beispiel ist ein Mensch, aber doch kein Mensch. Also man sieht diese Sache.
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Aber Body-Horror geht dann ja wirklich auch ein bisschen drum,
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eben um diese Transformation, um dieses Desintegrieren oder irgendwie ja Auswuchern und so weiter.
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Da müssen wir, glaube ich, schon ein bisschen eine Grenze ziehen.
Micz Flor
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Finde ich auch richtig und das ist vielleicht genauso der Unterschied zwischen
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dem Prozess der Transformation, der Transformative, das Narrativ im Body Horror und diesem Bild.
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Die Tür geht auf und ich sehe halt, da entsteht kein transformativer Akt,
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sondern das ist einfach nur eine Bestandsaufnahme sozusagen.
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Das ist jetzt unheimlich, das ist ein Bild.
Florian Clauß
0:28:35–0:28:40
Also diese Spiegel-Metaphern, ja, also gerade in The Substance wird auch ganz
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viel mit dem Spiegel gearbeitet und ich denke, das ist, ja, das ist,
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also wie du sagst, das eine ist ein Prozess, das andere ist,
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glaube ich, das Bild, was da uns erstmal so unheimlich erscheinen lässt.
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Ich würde auch sagen, dass diese Definition von unheimlich, das ist ja so das,
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was dann auch so im Horrorfilm typisch ist, dass ein heimlicher Ort,
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also ein heimeliger, wie du sagst, Mitch,
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der wird auf einmal, wie die irgendwelche, weiß ich nicht, da,
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wo man sich halt wohlfühlt, das wird auf einmal zum Horror.
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Das haben wir auch bei Midsummer und so weiter.
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Das sind ja so die Momente, wo sich jeder identifizieren kann und auf einmal
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kommt in diesen Raum, der so ein Schutzraum bedeutet, dann dieser Horror rein
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oder ich muss nur an Freddy Krüger denken und so weiter.
0:29:29–0:29:34
Das sind ja so diese Geschichten darüber. Aber bleiben wir beim Body Horror.
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Ich würde vorschlagen, Reinhard, möchtest du mit, ich überlege gerade,
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wie man den französisch ausspricht, Titan?
Reinhard
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Ja, das habe ich auch. Also der Name des Films macht, glaube ich,
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nicht so große Probleme.
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Größere Probleme habe ich tatsächlich beim Namen der Autorin,
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Julia, ist noch einfach, aber...
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Du Correnaud würde ich jetzt mal schätzen.
Florian Clauß
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Das klingt sehr französisch, ja. Lass mal Geld hin.
Reinhard
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Obwohl ich nie französisch hatte, aber ich gebe mir Mühe. Ja,
0:30:05–0:30:07
sehr gerne erzähle ich was über den Film.
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Interessant fand ich, was Mitch eben noch gesagt hat, also diese Beziehung zwischen
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Körper und Geist und dass eigentlich vielleicht der Geist auch der Ursprung
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des Körperhorrors sein kann.
0:30:17–0:30:20
Also das ist in diesem Film auch tatsächlich exemplarisch der Fall.
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Weil der Auslöser dieses Body-Horrors, der sich da vor uns ausbreitet,
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ist eigentlich tatsächlich ein psychischer Defekt.
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Oder Defekt kann ich gar nicht sagen. Vielleicht etwas, was da fehlt in der Psyche eines Kindes.
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Aber ich erzähle mal von Anfang an.
0:30:41–0:30:44
Ich habe den Film gestern zum dritten Mal gesehen.
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Und ich muss sagen, er hat mich auch beim dritten Mal schon noch genauso umgehauen
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wie beim ersten Mal. weil ich finde, dieser Film ist wirklich ein Ereignis und
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jeder sollte den gesehen haben.
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Also ich mag eigentlich sehr gerne Filme, die sich nicht in eine Schublade stecken
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lassen, die Grenzen überschreiten und auch Genre-Grenzen überschreiten,
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wo ich tatsächlich das Gefühl habe, hier wird ein komplett neues Feld aufgemacht.
0:31:10–0:31:15
Oder es werden mir Erfahrungen vermittelt, die ich vorher noch nie gemacht habe.
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Und das tut dieser Film tatsächlich. Also er bedient überhaupt keine Klischees
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und er ist in jeder Minute überraschend, schockierend und auch unvorhersehbar.
0:31:26–0:31:31
Und er produziert Bilder und Szenen, die man so schnell nicht wieder vergisst.
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Also von daher würde ich wirklich sagen, es ist ein wirkliches Kunstwerk und
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er hat die Goldene Palme 2021 in Cannes wirklich vollkommen zurechtgewonnen.
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Er war auch der französische Kandidat für den Oscar in dem Jahr,
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aber mich hat es überhaupt nicht
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verwundert, dass so ein radikaler Film in Hollywood keine Chance hat.
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Das Buch geschrieben und Regie geführt hat die damals noch nicht einmal 40-jährige
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Julia Ducorno und es ist ihr zweiter Spielfilm nach Raw.
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Den sie 2016 rausgebracht hat, das eine Coming-of-Age-Geschichte und gleichzeitig
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eine Geschichte über Fleischeslust und Kannibalismus.
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Auch ein sehr radikaler Film, hat auch mit dem Film schon viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
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Aber erst recht mit Titan.
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Also der Film beschreibt eigentlich,
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also ich habe schon gesagt, es ist schwer in eine Schublade zu zwängen,
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aber man könnte den Versuch machen, ihn als eine
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radikal-feministische Selbstermächtigungs-Body-Horror-Drama zu bezeichnen.
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Aber selbst mit dieser Bezeichnung trifft man eigentlich nicht mal die Hälfte
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der Botschaft, die dieser Film vermittelte. Ich versuche es nochmal anders.
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Also man könnte ihn auch als eine tödlich endende Passionsgeschichte beschreiben,
0:32:55–0:33:00
als einen brutalen Kreuzweg oder eine dreifache Metamorphose.
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Also die erste Metamorphose ist vom Mensch zur Maschine, dann von einer Maschine
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zu einem Mann und oder Sohn und dann von einem jungen Mann oder Sohn.
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Wieder zurück zur Frau oder sogar zur Mutter.
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Ich versuche mal die Geschichte also wenigstens zu skizzieren.
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Wir sehen am Anfang ein kleines Mädchen, die heißt Alexia,
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Wir sehen auch, dass sie von ihrem Vater nicht geliebt wird.
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Um seinen Blick zu bekommen oder seine Aufmerksamkeit zu bekommen,
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tut sie einiges, was dazu führt, dass die beiden einen schweren Autounfall haben.
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Und das kleine Mädchen hat eine schwere
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Kopfverletzung und ihr wird eine Titanplatte in den Kopf eingesetzt.
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Dieser Eingriff markiert eigentlich auch den Beginn des Körperhorrors.
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Weil von da an fängt sie an, sich in eine Maschine zu verwandeln.
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Also diese äußerliche Veränderung führt auch zu einer inneren Veränderung.
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So wie am Anfang dieser innere Schmerz, nicht gesehen zu werden von ihrem Vater,
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dann tatsächlich auch zu diesem Ereignis führt, was das alles auslöst.
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Also wir sehen sie dann später als junge Frau, sehr kalt, eigentlich schon eher
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eine Maschine, ohne Emotionen.
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Sie tötet fast beiläufig einen übergriffigen Mann, dann ihre menschliche Geliebte
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und im Anschluss noch ein paar harmlose WG-Bewohner.
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Und am Ende dieses Massakers bringt sie auch noch ihre Eltern um.
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Wir sehen dieser Brutalität zu und sehen auch, dass sie wirklich fast unbeteiligt ist.
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Also folgerichtig hat sie auch, sie hat sich also dem Menschsein und den Menschen
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komplett entzogen und hat folgerichtig auch Sex mit einer Maschine, mit einem Auto,
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mit einem sehr männlichen Cadillac und wird dann in der Folge auch von ihm schwanger.
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Das klingt jetzt ein bisschen verquer, aber es ist in dem Film,
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es ist wirklich sehr gut umgesetzt. Ja, es ist großartig.
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Es wirkt so, es wirkt wirklich, also der Film hat teilweise was unglaublich
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Dramatisches, teilweise Romantisches, teilweise Sakrales, dann aber auch etwas sehr Träschiges.
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Man weiß eigentlich nie, wo man jetzt genau ist, an welcher Stelle.
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Nun ja, also das ist eigentlich der erste Teil des Films, endet damit,
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also mit dieser Massentötung, könnte man es fast sagen, und der Flucht vor der Polizei.
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Und dann beginnt etwas komplett Neues, was man eigentlich überhaupt nicht erwartet. Es beginnt der...
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Eine zweite Transformation. Und diese Transformation ist zurück von der Maschine
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wieder zu einem Menschen und zwar zu einem jungen Mann.
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Also sie sieht irgendwo ein Fahndungsfoto, da wird nach einem jungen Mann gesucht,
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der irgendwie verloren gegangen ist und sie verwandelt sich in diesen jungen
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Mann. Aber auch mit einer Form von Body-Horror.
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Also eine der eindrücklichsten Szenen des Films ist, wie sie versucht,
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auf einer Flughafentoilette sich selbst die Nase zu brechen.
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Und das klingt jetzt erst mal nach keiner großen Sache, aber es ist wirklich äußerst brutal.
Florian Clauß
0:36:26–0:36:29
Es tut so weh. Diese Szene tut so weh.
Reinhard
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Und das ist ja nicht das Einzige. Sie rasiert sich ihre wunderschönen langen
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Haare ab und schnürt sich ihre Brüste ein und da beginnt sie ja schon schwanger
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zu sein von diesem Cadillac,
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muss sie auch den schwangeren Bauch abbinden, das ist alles äußerst schmerzhaft,
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also es ist wirklich eine Tortur.
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Aber sie hat Glück, also der Vater dieses jungen Mannes oder dieses Kindes,
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das da irgendwie verloren gegangen ist.
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Leidet unglaublich unter dem Verlust seines Sohnes und als sich ihm die Chance bietet...
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Wieder einen Sohn zu bekommen, ergreift er sie. Obwohl er spüren muss,
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dass dieser junge Mann, der eigentlich eine Frau ist, die eigentlich eine Maschine
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ist, dass das nicht sein Sohn sein kann.
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Aber er ist so abhängig davon, diesen Sohn wiederzubekommen,
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dass er diese Illusion auferstehen lässt. Und was sich dann entwickelt,
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das ist unglaublich, nämlich wirklich eine romantische Liebesgeschichte.
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Also dieser Mann, der auch noch ein extrem männlicher Mann ist,
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ist Chef einer Feuerwehr und diese Feuerwehr ist eine extrem männliche Gesellschaft,
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also die hat fast etwas Sektenhaftes und dieser Feuerwehrkommandant wird als Gott verehrt.
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Er prügelt seinen eigenen Körper aus Angst vor dem Älterwerden und dem Verlust
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seiner Autorität, spritzt er sich ständig Testosteron oder irgendwelche anderen Substanzen.
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Die beiden leben zusammen und es entwickelt sich wirklich zunächst so eine wunderschöne
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Vater-Sohn-Geschichte und dann aber auch daraus eine Liebesgeschichte.
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Weil irgendwann kann Alexia, so heißt die junge Frau, kann sie das nicht mehr
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verbergen, ihre Schwangerschaft und ihre Weiblichkeit.
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Und sie offenbart sich ihm immer mit der Angst, also dass er sie jetzt rausschmeißt
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oder noch Schlimmeres tut.
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Aber das tut er nicht. Und was eigentlich die Botschaft ist,
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das klingt banal und haben wir schon oft genug gesehen, aber dass es tatsächlich
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die Liebe ist, die am Ende siegt.
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Der Film endet dann aber sehr tragisch, dass sie bekommt ihr Kind,
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also dieses Hybridwesen aus Mensch und Maschine und stirbt bei der Geburt.
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Aber dieser Ersatzvater, den sie da gefunden hat, nimmt dieses Kind als seinen
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Sohn an. Und es hat somit ein gutes Ende.
Florian Clauß
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Ja, so großartig, großartig, Reinhard.
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Vielleicht noch ergänzend, wenn sie dann schwanger ist, wo dann der Body Horror auch anfängt,
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der Bauch wird immer praller und irgendwann reißt dann auch der Bauch auf einer
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Stelle ein und man sieht dann an dieser Stelle so ein glänzendes Titan unten
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drunter, wo eigentlich irgendwie Gewebe hätte sein müssen.
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Also man kriegt schon das Gespür, dass da irgendwas komisches ranwächst oder
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aus ihren Brüsten kommt dann Maschinenöl raus.
Reinhard
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Motoröl, ja genau.
Florian Clauß
0:39:38–0:39:39
Motoröl raus.
Reinhard
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Sie versucht auch das Kind abzutreiben am Anfang mit dem Werkzeug,
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mit einer metallenen Haarnadel, mit der sie vorher zehn Menschen schon umgebracht hat.
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Das ist auch eine wahnsinnig intensive und äußerst schmerzhafte Szene,
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sich das mit anschauen zu müssen.
Florian Clauß
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Das ist so schlimm. Es wird auch nicht explizit da diese Szene gezeigt,
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aber man leidet wirklich.
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Ich konnte da nicht hinschauen. Ich musste wirklich wegschauen und ich schäme
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mich auch nicht mehr dafür.
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Ich nehme meine Brille ab, dann sehe ich nichts mehr und gucke dann nur noch
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durch die zusammengekniffenen Augen.
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Aber da habe ich es nicht ausgehalten bei dieser Szene.
Reinhard
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Aber ich hatte des ganzen Films nie den Eindruck,
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wir haben vorhin ja darüber diskutiert, dass irgendwie dieser Body-Horror auch
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daraus resultiert, dass etwas mit dem eigenen Körper passiert,
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was eben nicht selbstbestimmt ist, was irgendwie von außen kommt.
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Und in diesem Film ist es tatsächlich diese Transformation in eine Maschine
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und auch das Schwangersein mit einem Hybridwesen aus Mensch und Maschine.
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Das ist eigentlich, so habe ich den Film gelesen, eine Form weiblicher Selbstermächtigung.
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Sie hat sich selbst dafür entschieden, eine Maschine zu werden,
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Sex mit einer Maschine zu haben oder ein Maschinenkind zu gebären.
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Also das war eine Entscheidung, die sie selber getroffen hat.
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Und dann zu einem Mann zu werden, das ist auch eine Entscheidung,
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die sie selber getroffen hat.
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Also dieser Film überwindet mehrfach Grenzen zwischen Mensch und Maschine,
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zwischen Männern und Frauen, zwischen Vater und Sohn, in dem da aus dieser Beziehung
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eine Liebesgeschichte wird. Er überwindet.
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Lässt sozusagen alle Identitäten in sich zusammenfallen und lässt uns das als
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etwas Positives erleben.
Florian Clauß
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Ja, ich finde auch, ich stimme dir da so 100% zu und ich würde auch sagen,
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das ist wirklich ein ganz toller Film, auch wirklich einer der besten,
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die ich in der letzten Zeit gesehen habe,
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der mich sehr berührt hat und auch ein, ich bin da auch voll bei dir,
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das ist ein Kunstfilm, das ist wirklich ein Film,
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der schafft, diese Ambivalenz in den Figuren so zu halten, dass es eben keine
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Moral gibt oder irgendwas,
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wo man urteilen könnte, sondern er löst es auch, also er löst es in Liebe auf und in Mitgefühl.
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Und ich glaube, das ist, was am Ende so stehen bleibt. Man lässt diese Ambivalenzen zu.
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Sie ist eine Mörderin. Das finde ich zum Beispiel,
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diese Darstellung des Bodyhorrors, die jetzt nicht selbst erwählt sind,
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ist nämlich die Reaktion der Opfer, wenn Alexia den Opfern diese Haarnadel ins Ohr stößt,
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dann fangen die an so zu zucken und dann so eine schleimige Masse zu kotzen.
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Und das war wirklich, das war sehr eklig, also das ist auch eine sehr eklige
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Szene, aber die war sicher nicht selbstbestimmt von den Opfern,
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insofern an der Stelle vielleicht.
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Also diese Szene, wo man sie dann sieht, die ist auch so großartig inszeniert.
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Sie ist dann auch Striptänzerin oder so eine Art, wie auch immer.
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Es gibt so eine Automesse, wo dann auch meistens nur Männer hingehen und die
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Autos werden dann bespielt von Frauen und man sieht dann halt diese Eingangsszene,
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es kommt dann quasi Schnitt und sie ist dann älter.
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Also man sieht sie dann quasi als Kind operiert und als Kind,
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als sie dann aus der Klinik rauskommt, läuft sie auch zu dem Auto.
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Ich glaube, ihre Eltern haben ein neues Auto und sie küsst das Auto und umarmt
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es. Das Auto, was ihr dann zur Falle geworden ist, warum sie dann halt auch
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diese Tatanplatte eingesetzt bekommen hat.
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Dann gibt es einen Schnitt und man folgt dieser, man sieht dann halt auch,
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dass es die gleiche Person sein muss, weil sie auf der Einschädelhälfte dann
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eben durch ihre Operation am Kopf eine große, fast so eine Tattoo-Narbe hat,
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also die sehr ornamental ist und einen Schmuck darstellen könnte.
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Man sieht diese, wie sie dann in so einer Umkleide dann in diese Messehalle
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mit diesen ganzen Autos und man sieht dann eben um die Autos dann irgendwelche Frauen,
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die dazu tanzen und sehr explizite Gesten und Posen machen und irgendwann sieht
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man sie dann halt in diesem Hauptauto dann,
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wie sie da so einen extremen Stripdance macht, ohne sich auszuziehen.
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Auch eine Menge von Fans hat, die dann auch alle Autogramme von ihr haben wollen.
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Die ist in einem Schnitt inszeniert und hat eine unglaubliche Dynamik. Also diese ganze...
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Die ganze Filmsprache ist auch so kunstvoll, dass ich sehr beeindruckt bin von einem Film.
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Du wolltest auch noch mal was sagen, aber ich wollte noch eine Ergänzung machen zu der Filmsprache.
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Und zwar diese Gesellschaft, die du auch beschrieben hast, Rainer,
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die so männlich besetzt ist.
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Gleichzeitig sind das diejenigen, die auch da helfen und ausziehen.
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Ausziehen im Sinne von Brandlöschen oder irgendwelche Menschen dann retten.
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Diese Szenen, wenn die jetzt auch dann ein Feuer löschen irgendwo,
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die sind auch so surreal gefilmt.
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Das hat so eine ganz, wie so eine Traumästhetik, wo man auch sich erst mal orientieren
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musste. Was ist das jetzt? Ist das jetzt real oder ist das nicht real?
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Der hat immer so ambivalente Momente, dieser Film, wo man immer noch irgendwie
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gucken muss, was passiert da gerade?
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Also wo man erst mal sich diese Erzählung dann wieder erschließen muss,
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aber die lässt sich auch erschließen.
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Also die ist jetzt nicht so, dass sie dich total verwirrt, sondern du kommst
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auch wieder auf diese Erzählung drauf.
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Und das finde ich auch ganz toll von ihr inszeniert. Also wirklich so eine eigene
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Filmsprache, die sie entwickelt hat.
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Und das findet man selten, dass jemand auch in den jungen Jahren dann so eine
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starke Filmsprache hat.
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Und das hat mich wirklich sehr beeindruckt an dem Film.
Chris Flor
0:45:42–0:45:46
Wo du so real sagst, hat schon jemand andalusischer Hund eigentlich gesagt.
Reinhard
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Nein, mit dem Auge und Body Horror und so weiter. Die Ursprung des Body Horror.
Florian Clauß
0:45:51–0:45:54
Ja, sehr gut, sehr guter Einwand. Den nehmen wir noch mit rein.
Reinhard
0:45:54–0:45:59
Ich wollte noch etwas sagen, abschließend vielleicht, zu Titan.
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Die mit Abstand schönsten Szenen sind drei Tanzszenen.
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In diesem Film wird getanzt und das sind Momente, in denen sich plötzlich der Film Flügel bekommt.
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Also wo er wirklich abhebt. Also die erste Szene ist wirklich ein heftiger Streit
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zwischen der Protagonistin und diesem Ersatzvater.
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Wo man erst denkt, okay, das geht jetzt, jetzt ist eine Grenze überschritten
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und jetzt gehen die beiden wieder auseinander.
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Und dann legt er Musik auf und tanzt dazu. Und dieser Mann, den wir vorher nur
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als Feuerwehrmann kennengelernt haben, als unglaublich maskulinen Typen,
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und der tanzt auf eine Art und Weise, die einen vollkommen verzaubert.
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Wo er sich innerhalb von Sekunden in jemand anderen verwandelt.
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Und das ist so unglaublich schön. Und dann gibt es noch eine Szene,
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wo die Feuerwehrleute eine Party feiern, neben ihren Feuerwehrautos in so einer Halle.
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Und das hat so eine Intensität, diese unglaublich kräftigen, nackten Männerkörper.
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Und dann unsere Protagonistin wird dann...
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Dazu gezwungen, irgendwie so einen Feuerwehrwagen zu besteigen und dann führt
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sie da oben einen Tanz auf, der so unglaublich androgyn und lassiv ist, dass diese Männer.
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Erstarren, also die vollkommen irritiert und fasziniert sind und wir mit ihnen.
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Also allein wegen dieser Tanzszenen lohnt es sich, diesen Film anzuschauen.
Florian Clauß
0:47:32–0:47:33
Absolut, ja.
Micz Flor
0:47:33–0:47:37
Ich mach da trotzdem auch nochmal einen kurzen Knick mit den Worten von Reinhard,
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vielleicht zum Abschluss. Aber ich habe noch nichts gesagt.
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Die Tanzszene mit dem Vater finde ich auch ganz toll, weil da sieht man so,
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also es gibt halt so viel Fassade und in dieser Tanzszene gibt es dann für mich
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so diesen Satz, der sich so ausdrückt, unterschwellig.
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Warum sieht das denn keiner? Also so ein Teil von ihm, der nur da sichtbar wird
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und den er hinter diesem Charakterpanzer mit Chemie gar nicht zeigen kann.
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Und da wird er nicht nur ein anderer, sondern da ist so ein Appell dahinter.
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Seht mich doch mal. Ja, seht das doch auch mal. Das fand ich wirklich sehr berührend.
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Die Traumszene, da wollte ich auch noch was einfügen.
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Ein Film, der auch irgendwie im Horrorgenre ist, dieser Jacob's Ladder,
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den ich irgendwann mal gesehen habe und nicht dachte, dass ich den immer wieder
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mal nach vorne ziehe, auch hier bei den Episoden schon wieder oft.
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Und da ist ja auch so diese Frage, was ist Traum, was ist Realität?
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Bei Jacob's Ladder, Plot Spoiler, ist das jetzt alles nur ein Traum im Sterbeprozess
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gewesen oder wurde da wirklich an ihm rumgedoktert nach dem Krieg und so weiter?
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Ja, und das gibt, das wollte ich kurz sagen aus dieser Psychiatrie-Ecke,
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es gibt halt eine F-Störung unter F07, die Persönlichkeits- und Verhaltensstörung
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aufgrund einer Krankheitsschädigung der Funktionsstörung des Gehirns.
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Oder wie es auch manchmal genannt wird, ist Pseudopsychopathie.
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Da geht es darum, dass eben infolge eines Hirntraumas oder Hirnhautentzündungen
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oder Virenbefall, dass sich die Persönlichkeit ändert. Und diese Veränderung
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dann zum Beispiel eben auch die Sexualität oft betrifft.
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Das kann enthemmend sein in bestimmten Bereichen.
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Und das ist eine eigene, also diese Transformationsebene haben wir angesprochen,
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der Unfall, Titan und dann gibt es so was Traumhaftes, was da passiert.
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Und das fand ich irgendwie auch interessant, dass sich da vielleicht sowas auch
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in einer veränderten, subjektiven Wahrnehmung der Haupterstellung,
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mit der wir ja als Zuschauer verbunden sind, nach der Kindheit dann sich da ausdrückt.
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Und das zweite ist dieser Begriff einfach nur noch so als Fußnote von der Objektsexualität.
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Das kennt jeder wahrscheinlich, glaube ich. Das war 2007, hat eine US-amerikanische
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Sportlerin, ich weiß gar nicht mehr genau was, die hat den Eiffelturm geheiratet.
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Ich weiß nicht, ob ihr davon mal gehört habt.
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Also es gibt dieses Thema, dass Menschen in Liebe verfallen.
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Wir wissen jetzt nicht, ob beim Cadillac das nur sexuell ist oder ob das auch
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eine Liebesbeziehung ist, aber diese Sache, dass wirklich eine emotionale, tiefe,
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nachhaltende Verbindung mit einem nicht belebten Objekt, also kein Tier,
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sondern wirklich der Eiffelturm, die heißt auch Erika Eiffel,
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geboren Erika Labrie.
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Und das wollte ich auch nochmal reinwerfen, weil ich finde das schon auch nochmal
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interessant, wenn wir dann über diese Horror-Ideen denken,
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Bilder, die entstehen und diese Grenzthematik gar nicht nur von wegen,
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wo hört meine Haut auf, wo beginnt was anderes, sondern auch die Grenzthematik.
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Ist dieses Objekt jetzt belebt genug in der Wahrnehmung, die ich von ihm habe,
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damit ich da wirklich mich, sage ich mal, mit Flüssigkeiten und nicht nur mit
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harten Dingen verbinden kann.
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Also das finde ich einfach auch nochmal schön, dass es da mit reinkommt,
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auch wie so eine Grenzthematik, die Liebe zwischen belebten und unbelebten Objekten.
Florian Clauß
0:51:07–0:51:10
Ja unbedingt, das ist immer ein wichtiger Punkt, nämlich wie du sagst,
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dass bestimmte Body-Horror-Szenen dann auch tatsächlich eine Inszenierung sind
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von irgendwelchen pathologischen Ausdrücken, die sich dann halt auch tatsächlich
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kategorisieren lassen.
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Also bleiben wir beim andalusischen Hund und diese Szene, wo dann aus dem Loch
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in der Hand Ameisen krabbeln, das könnte ja auch einfach eine psychotische Wahrnehmung
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sein, aber ist halt ein Film.
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Und ich glaube auch viele Zustände sind dann auch aus solchen krankhaften Wahnvorstellungen
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dann entstanden, gerade im Body-Horror-Bereich und ich will noch einen Punkt machen,
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dass eben diese beiden Filme, die wir jetzt, also Reinhard jetzt mit Titan und
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ich mit The Substance, das ist beides von Frauen gedreht.
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Ja, ich glaube, gerade im feministischen Bereich ist dann auch Bodyhorror ein
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Ausdruck, um eben mit diesen Repressionen, denen gerade Frauen und Frauenkörper ausgesetzt sind.
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Die dann irgendwie auch Ausdruck zu verleihen oder auch eine andere Perspektive
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oder auch das kaputt zu machen.
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Ja, also auf den Kopf zu drehen. Ich glaube, das ist auch eine Möglichkeit,
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sich da auszutoben und so ein Gegenbild zu entwickeln.
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Und ich finde, Titan hat das besonders gut gemacht in dieser Form.
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Ich möchte noch erwähnen, ich hatte noch einen Punkt zu Titan,
0:52:31–0:52:35
vielleicht nochmal zum Titel, weil der im Deutschen oder im Englischen auch
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könnte und ich dachte auch erst, es wäre quasi diese Doppelbedeutung von Titan.
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Dass auf der einen Seite das Metall gemeint ist, auf der anderen Seite eben
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die mythologische Figur, die Titanen, diese Riesengötter.
0:52:50–0:52:56
Aber das ist es nicht, weil im Französischen wird es mit E hinten geschrieben und das ist das Metall.
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Also das hat nicht diese doppelte Konnotation, dass auf der einen Seite.
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Und auf der anderen Seite, was der Film, diese unglaubliche Nähe,
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die dann noch zwischen den Figuren entsteht,
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die hat mich stellenweise, und weiß ich nicht, ob Reinhard das auch so bejahen
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würde, mich an den Film The Wrestler erinnert.
0:53:15–0:53:20
Ja, auch ein ganz tolles Porträt von so einem alten Ringer, ja,
0:53:20–0:53:25
also Wrestling-Ringer, der gespielt wurde von Chris Wester.
Reinhard
0:53:25–0:53:27
Sylvester Stallone war das doch.
Florian Clauß
0:53:27–0:53:30
Nee, nicht Sylvester Stallone. Das war nicht Sylvester Stallone.
Micz Flor
0:53:30–0:53:31
Mickey Rourke.
Florian Clauß
0:53:32–0:53:34
Mickey Rourke, genau. Richtig, ja.
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Die sich auch alle so, also auf der einen Seite siehst du diesen knallharten
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Kampf auf der Bühne, der halt viel inszeniert ist, auf der anderen Seite siehst du dann halt,
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wie herzlich die in der Umkleidekabine zueinander sind, aber auch wie selbstverständlich
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sie sich dann halt gegenseitig die ganzen Drogen reichen,
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um dann halt irgendwie noch irgendwie in Form zu bleiben.
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Ja, also dieses zwischen Drogen und aber auch trotzdem Akzeptanz dabei.
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Sie wird ja auch irgendwie und er wird ja mit seinen Fehlern so akzeptiert.
0:54:05–0:54:10
Und da, finde ich, ist so eine Menschlichkeit drin, die mich halt wirklich ergreift,
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weil das halt genau diese Ambivalenz von Menschlichkeit so ausmacht.
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Und das finde ich halt toll, dass das so inszeniert ist.
Micz Flor
0:54:16–0:54:17
Ja, könnten wir...
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Als Fußnote und dann können wir vielleicht eine Folge machen über Sportfilme.
0:54:23–0:54:24
Und dann können wir den mal reinziehen.
Reinhard
0:54:25–0:54:31
Aber du hast recht. Ich finde auch, der Wrestler und Titan, also diese Männerfiguren,
0:54:31–0:54:35
der Feuerwehrmann und dieser Wrestler, die haben sehr viel miteinander gemein.
0:54:35–0:54:42
Also da ist so eine sehr, sehr männliche äußere Hülle und was darunter ist eigentlich
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ein sehr zerbrechlicher Mensch.
0:54:44–0:54:50
Und das sozusagen freizulegen, das versuchen beide Filme und das ist sehr schön
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hat mir bei beiden sehr gut gefallen Ich.
Micz Flor
0:54:52–0:54:56
Mach mal eine kurze Frage Chris ist noch da oder?
Chris Flor
0:54:56–0:55:01
Ja ja, aber wie lang machen wir den noch? Das ist ein bisschen Wahnsinn.
Florian Clauß
0:55:01–0:55:04
Oder wollen wir das vielleicht so machen, dass wir jetzt Weapons dran nehmen
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und du dass wir dann so ein bisschen das offener diskutieren und Weapons gemeinsam
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dann so vorstellen Und dann.
Micz Flor
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Würde ich vorschlagen, dann können wir es noch besser argumentieren weil ich
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glaube echt, wir machen da zwei Folgen draus.
Florian Clauß
0:55:17–0:55:18
Ja, würde ich auch sagen, genau.
Micz Flor
0:55:19–0:55:20
Wäre das okay, Chris?
Chris Flor
0:55:21–0:55:24
Naja, können wir machen, aber wie gesagt, ich kann ein bisschen Einführungssachen
0:55:24–0:55:27
sagen, aber es ist halt nichts Tolles erwarten jetzt.
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Ich bin immer noch halb wahnsinnig von meinem, ja, ich habe gestern war den
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ganzen Tag krank und habe das Elixier des Teufels gelesen in meinem Fieberwahn.
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Also insofern.
Reinhard
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Nicht die beste Idee.
Micz Flor
0:55:42–0:55:43
Das bleibt drin.
Florian Clauß
0:55:43–0:55:45
Du bist geimpft worden, hast du erzählt.
Chris Flor
0:55:45–0:55:51
Ja, ich habe die genauso auch Body Horror. Ich habe den Pneumonia Covid und
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die Flu gekriegt, also die Grippeimpfung bekommen.
Florian Clauß
0:55:55–0:56:00
Also ich würde vorschlagen, dass wir jetzt zu dem zweiten Film des Abends kommen.
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Nämlich auch ein ganz aktueller Film, der eben in den Kinos lief, den ich mit meiner...
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Kinogruppe gesehen habe, Weapons von 2025 und dann auch in unsere Eigentlich-Gruppe
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geschrieben habe, ihr müsst den auch sehen, ich fand den toll und Chris hat
0:56:19–0:56:22
sich den angeguckt und Chris, was ist dein Eindruck?
Chris Flor
0:56:23–0:56:27
Also ich fand es erstmal toll bei dem Film, also ich hatte, du hattest dann
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schon gesagt, so ein bisschen, dass es wie Rashomon so ein bisschen wäre mit
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dieser Erzählstruktur, das war aber mehr oder weniger alles,
0:56:33–0:56:34
was ich über den Film wusste.
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In meiner anderen Filmgruppe wurde gesagt, je weniger man über den Film weiß, desto besser.
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Und ich fand das auch wirklich toll, weil mir war das nicht klar,
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dass es ein Body-Horror-Film ist oder in Teilen ein Body-Horror-Film.
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Weil einfach die Preview dazu war mehr oder weniger eigentlich nur die ersten
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fünf Minuten der Geschichte, wo einfach erzählt wird, was ist hier passiert.
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Und dann kamen dann so ein paar Ausschnitte von irgendwelchen Szenen,
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die man nicht richtig in Kontext setzen konnte zu irgendeiner Geschichte und
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das war es dann auch schon.
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Also ich war, ich dachte auch, also doch mal von oben und draußen,
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ich fand es einen sehr tollen Film, um den im Kino zu sehen,
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weil eben durch diese Horrorsachen und auch, weil es eine Komödie auch in gewisser
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Weise ist, das ein sehr gutes,
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das war ein Erlebnis, das mit anderen Menschen zusammenzusehen,
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dieses Stöhnen, die Angst und so weiter, also der Ekel, also auch diese humorvollen
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Szenen, das alles irgendwie so miteinander zu erleben. fand ich so. Ich hatte dann auch.
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Ich war halt so ein Kinotag, heißester Tag des Jahres irgendwie.
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Ich hatte ein großes Getränk getrunken, saß dann drin und musste dann halt blöderweise
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mittendrin aufs Klo und bin halt aufgestanden, hab gemeint, ja,
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ich möchte jetzt ganz schnell aufs Klo gehen.
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Fing dann an, so ein bisschen zu rennen und dann hab ich dann meine Arme so
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zur Seite raus und bin halt so wie die Leute gerannt.
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Und dann haben wir im Kino richtig so ...
Reinhard
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So ein paar Leute haben dann gedacht ...
Florian Clauß
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So ein paar Leute, so ...
Reinhard
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Das müssen wir mal als Flashmob machen, so mit zehn Leuten in den Film gehen
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und dann so aufs Klo retten.
Micz Flor
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Das war jetzt genialer Plot-Spoiler, als anekdotenhafter Plot-Spoiler, das ist ein neues Genre.
Florian Clauß
0:58:24–0:58:24
Super.
Chris Flor
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Ja, ja, aber also, der Film fängt halt eben an, und das hat vielleicht,
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die Vorschau hat halt jeder gesehen, aber machen wir jetzt hier Filmnacherzählungen?
Florian Clauß
0:58:33–0:58:34
Wir machen das.
Chris Flor
0:58:34–0:58:44
Okay, also in einer Suburbstadt in den USA sind halt eines Morgens um 2.17 Uhr, glaube ich war es,
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sind auf einmal so alle Kinder aus einer bestimmten Schulklasse von einer Lehrerin
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aufgestanden und sind dann die Tür rausgerannt und sind dann nie wiedergekommen
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und die Eltern wissen nicht, was los ist.
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Natürlich sind alle komplett verzweifelt, die Lehrerin wird verhört,
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alle Leute werden verhört.
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Das alles wird halt jetzt wirklich in den ersten 5 Minuten erzählt,
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aber man weiß halt überhaupt nicht, was passiert ist.
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Also ein Kind erzählt die ganze Geschichte, also der, ich weiß nicht,
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allwissende Erzähler vielleicht nicht unbedingt, aber halt schon aus so einer.
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Perspektive raus, erzählt uns halt diese Geschichte.
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Es fängt dann an, der Film Richtig fängt dann an, wo wir, bevor die,
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Ein paar, eine Woche oder so was oder zwei Wochen wurde die Schule halt komplett
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geschlossen und am Abend, bevor die Schule wieder geöffnet wurde,
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ist dann so ein Elternabend, wo halt alle im Saal sitzen und dann die Schulleitung
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und dann halt eben auch die Lehrerin Julia Garner nach vorne gehen und dann
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halt ein paar Worte sagen.
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Und man merkt schon, natürlich ist die Spannung groß, vor allen Dingen Josh
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Brolin ist halt einer dieser Hauptfiguren, der heißt Archer,
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was auch relativ interessant ist als Name, der halt dann die Verbindung sieht,
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ja, das waren nur Kinder aus dieser einen Schulklasse, also muss die Lehrerin
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was wissen. Und das kommt dann halt zur Eskalation.
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Man merkt, dass da auch so Gewalt in der Luft liegt und die Lehrerin muss dann
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halt schnell rausgerettet werden.
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Und man kriegt dann halt auch mit, ja, sie ist Alkoholikerin.
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Das ist halt irgendwie relativ klar. Also das ist auch das Erste,
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was sie macht. Es wird gesagt, na, gehen Sie jetzt schnell nach Hause.
1:00:16–1:00:20
Gehen Sie nirgendwo mehr hin, damit Ihnen nichts passiert, damit Sie niemand abfängt.
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Und sie geht dann trotzdem noch in den Liquor-Store und kauft sich halt erstmal
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ein paar Flaschen Wodka und fährt dann nach Hause. Also ja, dann entfaltet sich das dann.
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Es ist, wie halt schon gesagt, das ist ein bisschen so eine Rashomon-Geschichte.
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In der Struktur wird es erzählt, dass man erst mal aus einer Perspektive das sieht.
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Das ist aus der Lehrerin, die heißt, Moment, ich habe den Namen hier vor mir, Justine.
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Justine, wie sie das halt so mitkriegt. Und man kriegt halt auch mit,
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wie ihr Leben halt so aussieht.
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Sie kommt dann, ich finde den Film halt ziemlich genial. Also auch wie dann
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halt so manche Sachen halt so, weil man denkt halt erstmal, okay, was ist das hier?
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Ist das jetzt ein Science-Fiction-Film? Der Film heißt auch Weapons,
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deswegen denkt man vielleicht an sowas Technologisches oder sowas.
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Man hat die ganze Zeit, sind so Andeutungen auf Parasiten irgendwie überall,
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also dann auf der Schultafel steht was über Parasiten, die Leute schauen sich
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Dokumentationen an über Parasiten.
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Dann aber halt dieses Wort Weapons ist dann halt auch drin, aber dann taucht
1:01:20–1:01:24
dieses Wort Witch auf, ist dann halt auf ihr Auto draufgeschrieben,
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wo dann halt erstmalig halt dieses Wort dann halt auftaucht.
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Und also das ist halt jetzt der Spoiler, der Böse ist eine Hexe halt auch,
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aber es ist nicht unsere Julia Garner, obwohl man die vielleicht auch,
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wenn man die Person genauer untersuchen würde,
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dann halt auch Hexenhaftes an ihr erkennen würde.
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Aber im Endeffekt steckt dann wirklich eine Hexe dahinter.
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Es ist sehr schwierig, diesen Film nachzuerzählen, weil der halt eben über diese
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verschiedenen Spuren erzählt wird.
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Also erstmal wird halt die Geschichte der Lehrerin erzählt, dann wird die Geschichte
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von dem Archer erzählt, das ist der Josh Brolin.
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Und das ist auch eine ganz tolle Figur irgendwie, weil der scheint,
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also das ist halt so ein Typ, der so Hausbauer ist, so ein Bauherr oder sowas,
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der aber scheinbar auch irgendwie so eine militärische Vergangenheit hat,
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ein ziemlich harter Typ,
1:02:19–1:02:24
der aber wahnsinnig darunter leidet, dass sein Sohn dann halt verschwunden ist.
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Er schläft seitdem nur noch in
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dem Bett seines Sohnes und hat auch schon Schwierigkeiten mit seiner Frau.
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Aber er scheint dann trotzdem auch eben so sehr hart und männlich halt einerseits.
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Aber dann halt eben andererseits auch, er hat nie seinem Sohn gesagt,
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ich liebe dich, das ist halt auch so ein Problem.
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I love you hat er nie gesagt. er auch eher der intuitivste von den allen ist,
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wenn man das halt jetzt mal so Gender-Role-mäßig zuschreiben wollen würde,
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ist er schon so derjenige, der halt in seinen Träumen dann irgendwie die Sachen
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so halt so mehr oder weniger halt so zusammenfügt und auch,
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dass es eine Waffe ist, dass er darauf kommt als Archer eben,
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also was er dann halt herausfindet ist, wenn man schaut, wohin die Kinder gerannt
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werden, dann sind die so sternförmig auf einen Punkt zugerannt und hat er in
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der Landkarte festgemacht. Und das ist halt eben dieses eine Haus.
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Was für ein Haus ist das? Das ist das Haus, wo der junge Alex drin wohnt.
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Das einzige Kind, das an dieser Nacht nicht verschwunden ist,
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der aber auch überhaupt gar nicht über die Situation reden kann,
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möchte, der ziemlich traumatisiert scheint.
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Und Justine, die Lehrerin, versucht die ganze Zeit mit ihm zu reden.
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Und so nähern sie sich immer mehr diesem Haus. Also das Haus ist halt dieses
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sternförmige Zentrum, diese Pfeile schießen aus allen Seiten dorthin.
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Sowohl Justine, die halt eben, sagen wir mal, eher so zwischenmenschlich,
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also sie ist quasi, wie sie sich mit den Kindern verhält.
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Durch den Kontakt zu Alex kommt sie dann hin, okay, dieses Haus muss der richtige Ort sein.
1:04:03–1:04:06
Und dann der andere, dieser andere Charakter, Josh Brolin, Archer,
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für ihn ist es halt einfach die
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Vektorrechnung, das dann im Zentrum dieser ganzen Pfeile dieses Haus ist.
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Du hast diesen James, diesen Junkie, der halt in diesem Haus endet oder dann
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in dem Haus ankommt, weil er, weil das Haus verlassen erscheint und er da Sachen rausklauen möchte.
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Du hast einen Polizisten, der dem, diesem James auf der Spur ist,
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der auch gleichzeitig eine Affäre mit Justine hat.
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Alle werden dann halt zu diesem Haus dann hingezogen und was ist in diesem Haus?
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In diesem Haus sind die Eltern von Alex.
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Okay, ich liste mir da immer jemand.
Florian Clauß
1:04:42–1:04:48
Also das Haus selber ist total auch so unheimlich inszeniert.
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Man sieht dann halt immer die Tür auf und dann hinter ist total schwarz.
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Man sieht dann nur in den Fenstern, dass sie mit Zeitungspapier vollgeklebt ist.
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Und das wird schon ziemlich früh sehr unheimlich inszeniert.
1:04:59–1:05:03
Und letztendlich, also ein bisschen banal ist die Geschichte dann schon,
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aber ziemlich gut inszeniert.
Chris Flor
1:05:05–1:05:06
Wenn man es weiß.
Florian Clauß
1:05:06–1:05:11
Wenn man es weiß, ja, also dann ist natürlich, sind alle Kinder in diesem Haus,
1:05:11–1:05:15
ja, und die sind so wie Marionetten, ja, und diejenige, die das dann halt quasi
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alles steuert, ist die Tante, also die Schwester von der Mutter von Alex,
1:05:19–1:05:24
und die ist eine echte Witch, die kann richtig, also quasi verfluchen,
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und was sie dann macht mit so einem Ritual, mit so einem Stock und einem Stoff,
1:05:29–1:05:33
ja, dass sie dann halt so quasi dann die Macht über die jeweiligen Menschen
1:05:33–1:05:36
hat, und sie wie Marionetten dann dirigieren kann.
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Und so sind auch die Eltern von Alex, also ihre Schwester und der Mann von ihr,
1:05:41–1:05:44
die sind auch eben so eingefroren.
Chris Flor
1:05:44–1:05:48
Diese Tante ist halt sehr krank, wahrscheinlich krebskrank oder sowas.
1:05:48–1:05:50
Also sind alle Haare ausgefallen, sie trägt immer Perücken.
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Das kommt aber erst am Ende raus. Also die Figur taucht natürlich in den anderen
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Geschichten schon vorher aus und ist halt so mit einer roten Perücke total absurd
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übergeschminkt und so weiter. Eine echt skurrile Figur.
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Wo sich dann halt dann später eben durch diese verschiedenen Geschichten und
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dann halt eigentlich erst durch die allerletzte Geschichte, die dann von innen
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alles erzählt, nämlich Alexes, aus Alexes Sicht das alles erzählt wird.
1:06:15–1:06:20
Es ist eben die Tante von Alex, die krank ist, die sich dort eingenistet hat,
1:06:20–1:06:22
also quasi eigentlich sollten die so die...
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Alexis Eltern ihr Sterbehilfe leisten, aber in Wirklichkeit ist sie eine Hexe,
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um deren Lebenskraft auszusaugen.
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Sie hat so ein kleines Bäumchen dabei und dieses Bäumchen, da macht man die
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Zweige ab, da sind auch so Stacheln dran und das ist halt so eine Blutmagie.
1:06:37–1:06:42
Wo sie dann halt so Stachel und dann um den Zweig und dann bindet sie dann Haare
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herum oder irgendwas, was zu der Person gehört.
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Wenn sie das bricht, das Stäbchen, dann kann sie diese Menschen quasi,
1:06:49–1:06:51
ja, marionettenmäßig bewegen.
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Und was halt passiert ist, sie hatte eigentlich gehofft, dass sie durch die
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Eltern von Alex ihre Energie genügend zurückkriegen konnte, um wieder zu genesen.
1:06:59–1:07:04
Also die Eltern sind quasi in so einem Zombie-Dasein, sitzen die nur so rum,
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werden von Alex dann mit Suppe gefüttert.
1:07:07–1:07:12
Alex bleibt normal, damit er helfen kann, damit er in der Schule ist und damit
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er auch helfen kann, die Eltern zu füttern und so weiter und Suppe einzukaufen.
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Und überlegen halt diese Dosen Suppe rum.
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Aber es stellt sich dann halt später, merkt die Tante dann, naja,
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das reicht jetzt doch nicht.
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Diese Energie von den Eltern reicht jetzt doch nicht aus. Wir müssen jetzt auch
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alle Kinder aus der Schule holen.
1:07:28–1:07:31
Und dann fängt halt Alex an und bringt halt, oder wir brauchen mehr Menschen.
1:07:32–1:07:35
Die Hexe sagt, du kannst das nicht der Polizei erzählen oder deiner Lehrerin
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oder irgendjemand, weil sonst kann ich es machen, dass deine Eltern sich großen Schaden zufügen.
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Und er wird dann in die Schule geschickt, Alex, um Gegenstände zu sammeln.
Micz Flor
1:07:45–1:07:49
Diesen Ein-Body-Horror-Moment. Jetzt hast du den Ein-Body-Horror-Moment mit
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den Gabeln nicht erzählt.
Chris Flor
1:07:51–1:07:56
Ach so, ja genau. Ach, du hast den auch gesehen, den Film. Okay, das ist der erste.
1:07:56–1:08:01
Ich hatte dann auch überlegt, den Film könnte man auch irgendwie Messergabelschere Licht nennen.
1:08:02–1:08:04
Weil halt eben diese ganzen, also man hat halt diese Schere,
1:08:05–1:08:08
man hat die Messer, man hat die Gabeln und so weiter, das ist sogar die Gabel.
1:08:08–1:08:10
Also die sitzen alle am Tisch.
1:08:11–1:08:17
Und da erklärt halt die Tante, erklärt dann dem Alex, wie die Situation halt
1:08:17–1:08:21
jetzt liegt, dass halt die Eltern jetzt sitzen hier und dann fängt sie an und
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wickelt halt die Haare der Eltern um den Stab und macht ihr eigenes Blut drauf und bricht.
1:08:26–1:08:29
Und dann fangen die beiden an und stechen sich halt mit den Gabeln,
1:08:29–1:08:33
die Vater und die Mutter nehmen dann ihre Gabel und stechen sich halt so wiederholt
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mit der Gabel ins Gesicht, bis sie dann halt den Stab ins Wasser fallen lässt
1:08:39–1:08:41
und dann hören sie halt halt auf.
1:08:41–1:08:47
Was halt irgendwie so demonstriert, ja okay, die sind halt unter ihrer Kontrolle, die...
Florian Clauß
1:08:47–1:08:51
Vielleicht nochmal ganz kurz ergänzend dazu, was dann vielleicht auch nochmal
1:08:51–1:08:55
so ein bisschen einen Blick auf den Titel des Filmes wirft, ist,
1:08:55–1:08:58
dass diese, ich sag mal so verfluchten Menschen,
1:08:59–1:09:03
ja, dass man die konditionieren kann auf andere Menschen, ja,
1:09:03–1:09:05
und dass die dann halt so losgehen wie Waffen, ja.
1:09:05–1:09:09
Und das ist vielleicht auch der andere Body-Horror-Film im Moment in dem Film,
1:09:09–1:09:13
dass die dann halt so, sobald die dann konditioniert sind und dann bricht sie
1:09:13–1:09:18
eben dieses Stöckchen und dann rennen die los und wollen halt um alles auf der
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Welt diesen einen Menschen dann vernichten.
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Und da gibt es halt auch so eine Szene, wo dann halt der Direktor der Schule
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dann die Lehrerin vernichten soll,
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weil der auch verflucht wurde und dann siehst du halt, wie der dann halt wie
1:09:31–1:09:38
besessen losrennt und dabei halt auch sich irgendwie komplett dann auch kaputt geht dabei.
Reinhard
1:09:40–1:09:43
Wie so ein Zombiefilm ist das dann eigentlich an der Stelle.
Florian Clauß
1:09:44–1:09:47
Genau, an der Stelle wird es wie so ein Zombiefilm inszeniert, ja.
Chris Flor
1:09:47–1:09:50
Ja, aber das ist halt auch lustig, weil es halt dadurch, man sieht den halt
1:09:50–1:09:55
dann in der Geschichte von dem Archer sieht man,
1:09:55–1:09:59
glaube ich. Ich glaube, oder ist es schon bei der Justine-Geschichte auf jeden Fall.
1:09:59–1:10:02
Sie steht an der Tankstelle und dann auf einmal kommt das, ich glaube,
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das ist bei der Archer-Geschichte, dann kommt, sieht man denen das erste Mal
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diesen Marcus, den Schulleiter, wie er dann halt auf sie zurennt und der hat
1:10:08–1:10:11
schon wahnsinnig viel Blut läuft ihm über das Gesicht.
1:10:11–1:10:15
Und der rennt dann halt die ganze Zeit hinterher und sie versucht halt zu entkommen
1:10:15–1:10:19
und geht in den Laden und dann kommt er hinterher und ein paar Mal ist sie schon
1:10:19–1:10:22
fast gestorben, sie fährt dann mit dem Auto weg und er rennt hinterher und wird
1:10:22–1:10:25
dann halt, schließlich wird der Schulleiter dann halt von dem Auto überfahren.
1:10:25–1:10:29
Als man dann später die Geschichte aus der Sicht des Schulleiters sieht,
1:10:29–1:10:33
ist er halt zu Hause mit seinem Partner und die schauen sich gerade halt eben
1:10:33–1:10:36
auch diesen Film über diese, wie heißen diese Pilze da?
Florian Clauß
1:10:36–1:10:41
Ja, die dann die Schnecken und so weiter besetzen.
Chris Flor
1:10:41–1:10:42
Ja, die Ameisen.
Florian Clauß
1:10:42–1:10:49
Die Ameisen oder Käfer, so halbtote Käfer. Also symbolisch dann halt so besetzt.
Chris Flor
1:10:50–1:10:54
Ja, also die schauen sich das halt an, dann taucht diese Tante auf und sagt,
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hier könnte ich eine Schale Wasser haben und dann setze ich dann halt hin.
1:10:59–1:11:02
Also das ist eine ziemlich skurrile Figur halt eben, setzt sich hin und dann,
1:11:02–1:11:06
als sie dann den Schulleiter erstmalig aktiviert, setzt sie ihn darauf an,
1:11:07–1:11:08
seinen Partner zu töten.
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Und das ist halt ziemlich, das ist ziemlich heftig, wo er dann halt anfängt
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und den halt erstmal so wirkt und dann halt mit seinem Kopf immer wieder auf
1:11:15–1:11:16
dessen Kopf einschlägt,
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bis der halt tot ist oder nur nicht tot, man weiß es nicht, also das Gesicht
1:11:20–1:11:24
ist dann schon so total platt, man sieht das eigentlich alles und der atmet
1:11:24–1:11:28
halt immer noch durch, so durch dieses Gesicht, das ist eine ziemlich fiese,
1:11:28–1:11:29
fiese, fiese Situation,
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wenn man sich das anguckt, aber halt eben auch im Kino, also ist man wenigstens
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zusammen und schaut sich das an.
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Und dann wirft sie halt das Stäbchen ins Wasser, hört auf und dann macht sie
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ein neues Stäbchen und setzt ihn halt auf diese Justine an.
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Schließlich, sagen wir mal schließlich, also die ganzen Kinder sind unten im Keller.
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Es gibt diesen Polizisten, was halt auch, brauchen wir nicht unbedingt darauf
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eingehen, aber der ist halt auch geil, diese Bad Cop Polizisten Figur,
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der halt auch ein Verhältnis wohl mit Justine hat, er ist verheiratet.
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Da hatte ich dann halt eben auch gedacht, wo diese Sache von wegen Hexe und
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Kontrolle und so weiter, wo die Justine den Polizisten, also den Paul,
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er ist halt verheiratet, er möchte stark sein, in Anführungszeichen,
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aber sie bringt ihn dann schließlich dazu, dass er Alkohol trinkt und dann haben sie halt doch Sex.
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Es ist quasi so, dieser auch eben ähnlich.
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Justine halt benutzt auch einen Trunk, sagen wir mal, um ihn zu manipulieren.
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Er kommt dann halt in eine Situation und ist halt fremdgesteuert,
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in der er eigentlich nicht sein möchte.
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Hatte ich dann irgendwie so gesehen. Aber wo halt, wenn man sich die Justine
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anschaut, im Gesetz zur Tante, hat die Justine halt eben auch etwas sehr so
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Nurturing, so eine Komponente.
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Und Fürsorglichkeit halt auch gerade den Kindern gegenüber, die der Tante halt
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komplett abgeht, weil es ihr halt um ihr eigenes Überleben nur geht und ihr
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das dann egal ist, wie es anderen Menschen damit geht. Ja, zu guter Letzt kommt
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dann alles dahin zusammen.
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Wir haben jetzt sowohl der Junkie James als auch der Polizist,
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als auch die ganzen Kinder, als auch die beiden Eltern von Alex sind alle unter Kontrolle dieser Hexe.
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Die merkt langsam, dass das sich nicht mehr lange so halten lässt und sie möchte
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eigentlich jetzt den Standort wechseln und bereitet da halt was daraus vor.
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In dem Moment kommen Justine und Arce kommen in dem Haus an,
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finden das halt so alles vor.
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Und dann geht quasi halt das Gemetzel halt noch so ein bisschen weiter.
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Ich fand, wo man gedacht hat, okay, das könnte jetzt dieser,
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das könnte das Ende sein.
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Und dann wird dann getötet und dann die Bösen sind tot und dann ist alles vorbei oder so.
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Also ich fand diese eine Szene, Buddy-Horror, fand ich halt total geil,
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wo in der Küche kämpfen sie, der Polizist unter der Kontrolle greift Justine an,
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Justine greift nach Besteck irgendwie und man denkt, sie holt sich ein Messer,
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aber sie holt sich so einen Apfelschäler und fängt dann an, dir das Gesicht zu schälen.
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Also man denkt so, nein, das passiert jetzt nicht, doch, das passiert jetzt.
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Und fängt halt an, dieses Gesicht zu schälen von dem Polizisten und das passiert
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halt auch tatsächlich. ich so runtergestellt. Das fand ich halt ziemlich geil.
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Aber zu guter Letzt, der Junge hat dann den genialen Einfall,
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also der Alex hat den genialen Einfall mit seinem eigenen Blut und so einem
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Zweig und den ganzen Schildchen von den Kindern, die Kinder auf die Hexe anzusetzen.
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Und das ist halt dieser wunderschön befriedigende, das wunderschön befriedigende
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Ende dieses Filmes, wo du halt dann dieses fast schon Slapstick-mäßige, wo du halt immer die,
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Die Hexe weiß, was los ist und rennt dann halt weg von den Kindern und rennt
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durch diese Suburbian-Nachbarschaft von einem Haus zum anderen.
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Und man sieht immer, wie sie so schreit, so aaaaaaah, wegrennt.
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Und dann ist es kurz still und dann hört man diese ganzen Kinder schreien.
1:14:57–1:15:00
Aaaaaaah, mit so einem Kindergeschrei rennen die dann so hinter sie her.
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Ja, aber so völlig brutal.
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Ja, aber es ist halt so.
Florian Clauß
1:15:04–1:15:07
Wie die dann durchs Fenster steigen und dann die Treppen so runterfallen.
Chris Flor
1:15:07–1:15:11
Ja, alle kommen immer hinterher. Erst geht sie souverän zu weg und dann kommen
1:15:11–1:15:13
sie hinterher und halt immer mit ihrem Geschrei,
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Stille und dann das Kindergeschrei und am Ende schaffen sie es halt,
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das erste Kind schafft es irgendwie, sie zu erreichen und dann ist es natürlich
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vorbei, weil halt eben diese Meute dann über sie herfällt und sie dann zerreißt.
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Nachdem sie zerrissen ist, ist der Zauber gebannt.
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Aber trotzdem sind die Kinder erst mal komplett leer. Die Eltern sind komplett leer.
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Aber es scheint wohl von dieser Kinderstimme im Off, die dann halt so erzählt,
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ja, aber manche der Kinder haben jetzt schon wieder angefangen zu reden.
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Also insofern scheint sich da wieder was zu füllen, dann wenigstens bei den Kindern danach.
Florian Clauß
1:15:48–1:15:49
Ja, ein Happy End, ne?
Chris Flor
1:15:50–1:15:53
Happy End, ja. Also auch die Hexe, wo gerade die Hexe ist tot.
1:15:53–1:15:55
Genau, wo gerade die Hexe ist tot.
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Die haben die in den Ofen geworfen und die Tür zugemacht.
Florian Clauß
1:15:59–1:16:01
Ja, und die Därme gegessen dabei.
Reinhard
1:16:03–1:16:07
Da möchte ich kurz einen Einwand formulieren, wenn ich darf.
Florian Clauß
1:16:08–1:16:08
Natürlich.
Reinhard
1:16:08–1:16:11
Ich wollte jetzt nicht vorgreifen, Chris. Ich meine, vielleicht möchtest du
1:16:11–1:16:14
ja noch ein Fazit. Ein Fazit noch ziehen.
1:16:14–1:16:16
Nein, ich finde, es ist gerade fragwürdig.
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Ihr sagtet jetzt ein Happy End. Und das würde ich jetzt gerade in Frage stellen.
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Zunächst mal, bevor ich darauf weiter eingehe. Also ich habe den Film vor einer Woche im Kino gesehen,
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nachdem mir der aus mehreren Seiten empfohlen wurde und ich war natürlich voller
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Erwartungen und ich muss gestehen, dass meine Erwartungen ziemlich enttäuscht
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worden sind. Ich fand den Film...
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Ungefähr bis zur Hälfte hat er mir gut gefallen. Ich fand auch diese verschiedenen
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Erzählpositionen, obwohl das nichts Neues ist, aber ich fand es sehr interessant.
1:16:46–1:16:49
War gut gemacht. Mir haben auch die Figuren gefallen.
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Aber der Film hat von dem Augenblick an für mich seinen Zauber verloren,
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wo zum ersten Mal diese Hexe auftaucht.
Chris Flor
1:16:57–1:16:58
Ich weiß es nicht.
Reinhard
1:16:59–1:17:02
Moment, Moment, Moment. Ich will kurz weiter ausführen. Und diese Hexe,
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das ist für mich genau das Problematische an dem Film.
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Eigentlich geht der Body-Horror, man müsste ja eigentlich das Bewusstseins-Horror
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nennen, weil die Körper dieser Menschen verändern sich ja gar nicht,
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sondern es ist das Bewusstsein, was sich verändert, das da ausgeschaltet wird durch die Hexe.
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Aber ich finde, der wahre Body-Horror geht in diesem Film gar nicht von diesen
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Menschen aus, von den Kindern, denen das Bewusstsein abgeschaltet wurde oder
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von den Menschen, die da als Waffen missbraucht werden, sondern der wahre Horror.
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Und das sehen wir ein paar Mal in den Träumen dieser beteiligten Protagonisten,
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taucht ganz kurz das Gesicht dieser alten kranken Frau auf.
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Und davon geht eigentlich der wahre Horror aus. Das Gesicht einer alten kranken Frau.
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Nachher wird sie dann als Hexe tituliert und das ist sie ja auch in diesem Zusammenhang.
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Ich finde, das ist eigentlich die tiefere Motivation dieses Films.
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Das ist eigentlich das, wovor wir Angst haben müssen und das ist das,
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wovon der wahre Horror ausgeht.
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Vom Alter, diese Frau ist nicht geliftet wie alle Schauspielerinnen in Amerika
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und die Falten sind nicht weggeschminkt, sondern wir sehen wirklich eine alte Frau,
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so wie sie aussieht, wenn man eben nichts Kosmetisches oder Chirurgisches daran macht.
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Und ich glaube, dass das gerade in den Vereinigten Staaten, wo ja jetzt alle
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älteren Frauen beim Schönheitschirurgen waren, etwas wirklich Schockierendes hat.
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Und damit konfrontiert zu werden, mit dem Alter, mit dem eigenen Verfallen,
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mit dem sicheren Tod, ich glaube, das ist das, was eigentlich den Warenhorror dieses Films ausmacht.
1:18:47–1:18:53
Und ich finde es eigentlich tragisch, dass diese Frau dann sterben muss.
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Diese arme, alte, kranke Frau wird von der Jugend zerrissen förmlich.
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Also das ist ja auch eine Form von Euthanasie.
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Also die alten Kranken müssen sterben, damit die Jungen irgendwie aufblühen können.
Chris Flor
1:19:09–1:19:14
Ja, also ich sehe das auch so. Also sie hat sich nicht in ihre Rolle reingefunden.
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Sie hat nicht akzeptiert. Sie hat die Frechheit besessen.
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Und da geht es dann vielleicht auch mit dem Substance dahin.
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Also das sind auch Parallelen zur Substance.
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Dass sie nicht artig irgendwie sagt, okay, dann bin ich alt und ich sterbe jetzt.
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Sondern sie sagt, nee, nee, ich möchte noch weitermachen. Ich kann noch weitermachen.
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Und macht es halt, greift zu Mitteln, die anderen Menschen halt auch schaden,
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aber um halt eben weiterzumachen. Aber das darf nicht.
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Und am Ende der befriedigende Moment ist, die alte Frau muss sterben,
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darf ihr Leben nicht verlängern, darf nicht irgendwie wie jetzt,
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also diese Unsterblichkeitsfantasien von Silicon Valley und so weiter,
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darf nicht ewig weiterleben, sondern muss sich halt jetzt einfach mal dem fügen
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und muss der Jugend Platz machen.
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Was ja auch stimmt, also diese ganze Horrorgeschichte der Babyboomer,
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die halt eben in allen Jobs noch drin sitzen und die Gen Z und so weiter,
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denen keinen Raum machen im Arbeitsmarkt.
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Die muss halt jetzt einfach mal weg und dann wird's halt zerrissen.
1:20:23–1:20:27
Damit die endlich aufleben können wieder, damit die Jugend endlich wieder aufleben kann.
Florian Clauß
1:20:27–1:20:31
Ja, also ich denke auch, da sind so bestimmte gesellschaftlichen Themen gepflanzt
1:20:31–1:20:34
in diesem Film, aber so nicht wirklich gut aufgelöst.
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Also auf der einen Seite ist es halt natürlich in der alten Frau,
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in der Tante, die Einsamkeits-Pandemie, die da passiert.
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Sie ist einsam, sie sucht dann irgendwo Anschluss, ja, sie ist zwar eine Hexe.
Chris Flor
1:20:48–1:20:50
Aber... Na, sie sucht keinen Anschluss allerdings.
Florian Clauß
1:20:50–1:20:55
Sie besucht halt Energie. Aber auf der anderen Seite, das was halt so offensichtlich
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ist, dieses Ageism, was da passiert.
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Auf der einen Seite wird sie eben als alte Frau rausgeworfen.
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Ich finde aber, sie schminkt sich völlig übertrieben.
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Also da habe ich schon so dieses Stereotyp von alten amerikanischen Frauen.
Reinhard
1:21:09–1:21:12
Es ist auch ein Zitat von der Joker.
Florian Clauß
1:21:12–1:21:17
Genau, der Joker. Oder ich dachte, ein S an diesem Klon und so weiter.
Reinhard
1:21:17–1:21:17
Ja, genau.
Florian Clauß
1:21:19–1:21:23
Aber vor allen Dingen, da fand ich jetzt auch nochmal gut den Einwand,
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dass die Boomer-Generation,
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die drückt ja quasi auch, also die belastet ja die jetzt nachkommende Generation,
1:21:32–1:21:34
die in den Arbeitsmarkt geht mit ihren Renten.
1:21:34–1:21:37
Also das ist zumindest in Deutschland ein massives Problem, wie wir die Renten
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finanzieren. Und das, was dann drunter liegt, ist natürlich das Care-System.
1:21:41–1:21:45
Das Care-System, der Junge, der Alex muss seine Eltern pflegen,
1:21:45–1:21:50
die sind dann halt so paralysiert, ja, sitzen da und er hat aber auch nichts irgendwie,
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was er irgendwie, wie er es anwenden kann, außer diese Campbells-Suppendosen,
1:21:55–1:21:56
die er dann zusammenkehrt,
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ja, und den dann halt, die füttert.
1:21:59–1:22:04
Aber das ist halt so ein ganz offensichtliches Bild, wo er dann halt seine Eltern füttert.
1:22:05–1:22:07
Ja, das ist halt irgendwie auch eine Kritik an dem Kehrsystem.
1:22:08–1:22:13
Also der Film reißt so viele Sachen auf, aber findet da nicht so richtig den
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richtigen, also ich finde, der ist nicht so richtig rund am Ende.
1:22:16–1:22:18
Ja, der geht nicht so richtig auf.
Micz Flor
1:22:18–1:22:23
Da würde ich vielleicht reinspringen, genau als jemand, der den Film nicht gesehen hat.
1:22:24–1:22:28
Aber allgemein nochmal zurück, raus zu diesem Horror-Thema.
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Also der Film wurde mir halt kurz vorgestellt, ich weiß nicht mehr Medien oder
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Flo oder wer es gesagt hat, aber diese Tür geht auf, die Kinder rennen weg.
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Das Bild ist ja auch dieses Rennen, wo die wie so mit ausgestreckten Armen die Straße lang rennen.
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Und das war einfach so ein Bild, was sofort Horror ist. Ja, also das hat mich gleich gegruselt.
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Und dann habe ich eben auch über Erzählungen, weil ich wusste,
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ich werde den Film nicht gucken können,
1:22:58–1:23:01
von Flo auch schon diesen Abriss bekommen und dann kommt diese Hexe und so,
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dann hatte ich auf einmal eher so ein Bild von diesem Film wie Shutter Island
1:23:05–1:23:10
oder wie Angel Heart oder so, wo es halt quasi so metaphysisch,
1:23:10–1:23:13
dämonisch irgendwie horrormäßig losgeht.
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Also gar nicht mal metaphysisch, sondern einfach nur so Horror ist.
1:23:16–1:23:24
Also Horror so wie Aspirin-Tabletten oder sowas, ohne Bodenhaftung.
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Einfach ein Bild, was so X-Files mäßig, das steht einfach da.
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Und dann hinten raus wird es aber eher so ein Thriller und man folgt den Spuren
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und man kommt dann eben auch zu einem Ende und das finde ich halt auch interessant
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wenn man mal rauszoomt und sagt muss ein Horrorfilm zum Schluss sich auflösen,
1:23:44–1:23:45
egal ob es jetzt ein Happy End ist.
Chris Flor
1:23:45–1:23:50
Aber einfach muss es eine Lösung geben Wunderbar eigentlich darf es keine Lösung
1:23:50–1:23:52
geben, also ich finde bei einem Horrorfilm ich würde so weit gehen und sagen,
1:23:52–1:23:56
es darf keine Lösung geben, also die Widersprüche dürfen nicht aufgelöst werden.
Reinhard
1:23:56–1:24:00
Sonst haben wir einen Science Fiction Film Ich bin da total bei euch.
1:24:00–1:24:03
Ich habe mir die ganze Zeit, als ich da in dem Kino saß, habe ich mir gewünscht,
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dass es nicht aufgelöst wird.
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Dass wir am Ende nie erfahren werden, dass es vielleicht verschiedene Spuren
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gibt, denen man nachgeht.
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Aber dass wir nie erfahren werden, wo diese Kinder hin sind und was mit denen passiert ist.
1:24:14–1:24:18
Es ist so ein bisschen das, was Stanley Kubrick in Shining versucht hat.
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Also es passieren seltsame Dinge, aber am Ende bleibt man ratlos.
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Und es ist toll, wenn man diesen Film dann nie wieder vergisst.
1:24:27–1:24:33
Er hat eine Saat in einen gelegt, die ein Leben lang aufgeht.
Chris Flor
1:24:33–1:24:35
Kann ich jetzt auch noch mal wieder einen Schritt zurückgehen und sagen,
1:24:35–1:24:41
ja, ich glaube, dass es gerade eine Wende gibt in Horror.
1:24:41–1:24:47
Also Body-Horror ja mehr, aber halt eben auch weg von diesem High-Horror hört man ja auch dazu.
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So einer, eher so einer, also ich finde den Film halt deswegen,
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der fängt irgendwie so als so ein Thriller oder sowas an, wird dann halt eben
1:24:54–1:24:59
dann am Ende wirklich dieses Hexenmärchen, das dann halt auch dann aufgelöst
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wird und sehr befriedigend aufgelöst wird.
1:25:01–1:25:04
Das ist, ja stimmt, dass am Ende eigentlich eine,
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ein bisschen eine Ambivalenz halt komplett verschwindet, die aber halt in den,
1:25:10–1:25:14
also es gibt noch für uns Möglichkeiten, das so zu interpretieren,
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was wir dann halt auch gemacht haben mit Generationen und so weiter.
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Aber am Ende wird das dann halt natürlich schon alles schön zerfetzt,
1:25:23–1:25:25
dann am Ende und alles ist gut.
1:25:25–1:25:29
Dass das eben absichtlich gelöst wird, einfach absichtlich aufgelöst wird.
Florian Clauß
1:25:29–1:25:33
Ja, also, ja, ich glaube, das ist auch das, was mich bei dem Film stört,
1:25:33–1:25:38
der, also, weil der so gut ausgeht und weil er so rund ist dann am Ende,
1:25:38–1:25:41
aber gleichzeitig, das ist, was mich am meisten, also ein Bild,
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was mich dann halt wirklich am meisten dann halt so in diesem,
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Angstzustand versetzt hat oder in diesem Verwirrungszustand,
1:25:47–1:25:52
das war dieser Traum von dem Vater, von dem einen, der dann halt irgendwie diese
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ganzen diese ganzen Linien gezeichnet hat und drauf gekommen ist,
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dass alles in diesem Haus zusammenläuft.
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Er hat eine Traumsequenz, wo er auf dieses Haus zugeht und über diesem Haus
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das öffnet sich dann halt so in seinem Traum, ist halt so ein Riesen,
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so wie eine 3D-Animation,
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so ein Riesenmaschinengewehr und es leuchtet diese 3.19, also die Uhrzeit auf,
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wo die Kinder verschwinden.
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Das hat mich total verwirrt. Das war wirklich so, hä, was passiert jetzt gerade?
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Und der hatte so tolle Momente, dieser Film,
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die mich dann wieder an Ari Aster oder diese ganze neue Regie-Generation von
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Horrorfilmern, die jetzt so gerade die Filme drehen.
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Und Cracker gehört ja auch mit dazu, auf jeden Fall.
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Aber das hat es nicht so richtig ausgezahlt am Ende.
Chris Flor
1:26:43–1:26:46
Im Guardian stand eine Besprechung von dem Film. Da wurde gesagt,
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vielleicht hat Weapons keinen tieferen Sinn, aber das ist okay.
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Und das glaube ich fast auch. Also ich finde es aber auch in Ordnung.
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Also es ist schon allerhand irgendwie drin.
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Man kann darüber nachdenken und so weiter. Aber es ist dann schon,
1:27:01–1:27:04
also es ist jetzt nicht eben wie halt Substance,
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es ist halt, die Komplexität ist in der Art, wie es erzählt wird,
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die Komplexität ist, wie auch das Erwartungen geschürt werden und dann enttäuscht
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werden und dann aber am Ende dann geschürt werden und erfüllt werden.
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Irgendwie, man denkt, natürlich hatte ich auch gedacht, oh je,
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vielleicht kommt nie raus, was da jetzt mit denen los ist, weil das Kind halt
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auch am Anfang sagt und die Kinder wurden nie wieder gesehen,
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dachte ich, um Gottes Willen, wird sich jetzt dieser Film nicht für mich auflösen.
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Und dann muss ich halt ehrlich sagen, war ich schon befriedigt,
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dass sich der Film am Ende auflöst, dass es alles rund geworden ist.
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Wäre blöd zu sagen, es ist kein Stanley Kubrick, sowas möchte ich halt auch
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nicht sagen, aber ich möchte schon auch sagen, dass er halt in, also auch schon eben.
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Die meisten Leute, die den Film sehen, finden den super. Also wie damals Smells
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Like Teen Spirit war ein Song, den alle gut fanden.
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Und als der rauskam, dieser Film, alle, die sich angucken, finden den toll.
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Und das ist ja eine Leistung. Dafür, dass der halt so ein relativ low,
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also nicht low-budget, aber so ein mid-budget Film ist.
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Und ich finde, dafür ist der schon sehr gut. Dafür hat er eine sehr komplexe
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Erzählstruktur, sehr gute Schauspieler dabei.
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Ja, ist sehr lustig, ist sehr brutal für einen Film, der halt dermaßen erfolgreich
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ist. Aber ich habe den Titanen jetzt nicht gesehen, aber natürlich ist das kein
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Kunstfilm oder sowas mit dem, was sie hier zu tun haben.
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Es ist halt ein sehr gut gemachter Thriller und ein sehr überraschend gemachter Thriller.
Florian Clauß
1:28:27–1:28:32
Ja, ich glaube auch, er bietet dann für die amerikanische Durchschnittsgesellschaft
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dann halt auch entsprechende Möglichkeiten, sich da reinzuhängen.
Chris Flor
1:28:36–1:28:41
Ja, also mit dem amerikanischen, das ist jetzt hier schon ein paar Mal aufgekommen.
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Also wir müssen auch langsam mal zugeben.
Florian Clauß
1:28:45–1:28:49
Ich will noch mal eins dazu werfen, weil ich halt wirklich auch so jetzt kurz
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danach diesen Paddington, also diesen Film von Ari Aster, den habe ich auch
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gesehen und der ist ja irgendwie so ähnlich von der Stimmung her.
Chris Flor
1:28:57–1:28:58
Achso, den habe ich noch nicht gesehen.
Florian Clauß
1:28:58–1:29:04
Ja, der spielt halt irgendwie so in Neu-Mexiko oder in irgendeinem Wüstenbundesstaat.
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Und da geht es halt auch um den Zerfall von einer Stadt und an so mehreren Personen.
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Also ein bisschen Multiperspektive auch. Aber so ein bisschen dieses ...
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Diese Hexenjagd, die passiert, diese Versammlung in der Schule,
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wo die gegeneinander reden und so weiter.
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Also dieser Zerfall oder die Spaltung, wie man schon sagt, die Spaltung der
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Gesellschaft irgendwo auch dann mitmacht. Ja, gleichzeitig finde ich den aber auch sehr Comedy-haft.
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Also ich meine, die Figur des Junkies haben schon ein paar Mal laut gelacht,
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wie er schon in sein Zelt flüchtet und die Polizei anruft.
Chris Flor
1:29:41–1:29:44
Wenn er die Polizei anruft und dann vorher Crack geraut hat.
Florian Clauß
1:29:46–1:29:51
Also irgendwie hat er auch lustige Momente. Also er erzählt eine Geschichte,
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er spielt da mit und ist auf jeden Fall ein unterhaltsamer Film.
Chris Flor
1:29:54–1:29:57
Aber mit dem, ich finde es, mit diesem Amerikanisch wollte ich auch nochmal
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drauf eingehen, weil das wurde ja jetzt schon immer ein paar Mal gesagt,
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also wegen der amerikanischen Jugend,
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das Jugendkult und so weiter, amerikanische Schminke, Frauen,
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amerikanische Erwartungen und so weiter.
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Also ich würde sagen, ein Großteil der Menschen hier oder sowas haben das,
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waren ja auch noch nicht in New Mexico, der Amerikaner zum Beispiel,
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oder waren auch noch nicht.
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Also die Sache ist, ich glaube, man kann sich nicht so gemütlich in Deutschland
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hinsetzen und sagen, das ist Amerika, weil man ist ja mit genau den gleichen
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Filmen auf genau die gleiche Weise aufgewachsen.
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Man hat genau dieselben Erwartungen anerzogen bekommen durch diese amerikanischen
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Filme und das ist eigentlich,
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ich würde sagen, die amerikanische Kultur in dem Sinne bei solchen Filmen ist
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eigentlich so eine Hollywood-Kultur und damit halt eben eine,
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Mainstream-Filmkultur. Ich würde sagen, eher Hollywood, als dass ich Amerika
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sagen würde. Sagen wir mal so.
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Ich würde eher sagen, mit Hollywood würde ich nicht meinen, den Ort in Kalifornien,
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sondern mit Hollywood würde ich meinen, die Mythologien, die Kosmologien und
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so weiter, die halt da aufgebaut wurden über Jahrhunderte.
Florian Clauß
1:31:07–1:31:12
Ja gut, ja, natürlich. Das ist die Narration, die dann halt auch fast global ist.
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Wo dann halt, so kennen wir das eben, So sind die Geschichten, so werden sie erzählt.
Micz Flor
1:31:20–1:31:23
Bleiben wir mal beim Thema. Also ich finde es gut, das nochmal zu korrigieren.
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Aber Body Horror, wir haben jetzt über Altersvorsorge geredet,
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über Baked Beans, über Hollywood dürfen wir auch.
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Aber sollte ein Publikum hier drauf geklickt haben, wegen dem Body Horror Thema,
1:31:36–1:31:38
das sollten wir nicht vergessen, finde ich.
Florian Clauß
1:31:38–1:31:39
Okay, Mitch, dann mal los.
Micz Flor
1:31:41–1:31:46
Nee, ich möchte das noch kurz abwickeln, Weil ich möchte einen Link machen zu
1:31:46–1:31:48
unserer Folge 50, Carrying Comfort.
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Und da ist in den Shownotes nämlich ein Link drin auf Carrying Comfort in dem
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Omni-Magazin von 1983. Das ist eine Novelette von Dan Simmons.
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Und ich finde es so, so gute Horrorliteratur.
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Und es geht eben genau um diese Übernahme von anderen Körpern durch Menschen
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mit parapsychologischen, aber ich möchte gar nicht so viel sagen,
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aber wer Lust hat, da mal was zu lesen zu,
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es gibt eben diese Kurzgeschichte online, ist verlinkt in den Shownotes der Folge Nummer 50.
1:32:23–1:32:25
Kann ich sehr empfehlen.
Florian Clauß
1:32:25–1:32:30
Okay, Body-Horror. Chris hat das ja in seiner Erzählung dann ab und zu eingesteuert.
Reinhard
1:32:30–1:32:34
Ja, ich hatte noch einen Aspekt, den wollte ich hier kurz noch beitragen.
1:32:34–1:32:39
Und zwar, ich finde den Body-Horror eigentlich ja dann am intensivsten und am
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gruseligsten, wenn etwas mit Körpern passiert, die wir mit etwas komplett Unschuldigem verbinden.
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Und das ist ja ein Kind.
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Also Kinder, das hat mir in diesem Film auch gut gefallen, dass es Kinder sind,
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die sind ja sogar noch ganz jung, die sind ja gerade erst mal in der Grundschule,
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dass die zu Killermaschinen werden, das fand ich eine sehr gute Idee.
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Und das hat mich an einen Film erinnert, ich glaube, der ist noch aus den 70er-Jahren
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oder sogar aus den 60er-Jahren, wo so eine Gruppe von Kindern irgendwie,
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ich glaube, von Außerirdischen okkupiert wird.
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Und die haben dann so ganz seltsame Augen, schauen total intensiv.
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Ja, das fand ich wirklich ultra gruselig, weil das eben auch Kinder waren,
1:33:28–1:33:34
mit denen wir das überhaupt nicht verbinden, das Böse, das abgrundtief Böse,
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das im Körper eines Kindes.
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Ich glaube, das ist sozusagen die schlimmste Form von Körperhorror,
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die überhaupt vorstellbar ist.
1:33:43–1:33:45
Weiß jemand noch den Titel von diesem Film.
Chris Flor
1:33:45–1:33:47
An den ich mich da erinnere? War es nicht Children of the Corn,
1:33:47–1:33:50
war es nicht Kinder des Zorns.
1:33:51–1:33:54
Ja, Kinder des Zorns. Ja, aber ich fand dann aber auch interessant,
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also die, man hatte ja auch, selbst bei diesem Film hatte man dann halt kurz
1:33:58–1:34:00
gedacht, bei den Weapons,
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dass, man hat ja schon gesehen, dass diese Kinder den Alex dann halt auch so
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ein bisschen gebullied haben dann zu einem Zeitpunkt,
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dass die den halt irgendwie la la la hinter ihm her und ihn so ein bisschen
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geschubst und so weiter und ihn halt so fertig gemacht haben und dann hat man
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sich so gefragt, also ich habe mich jedenfalls gefragt, ach so,
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die Tante hat sich dann quasi für ihn eingesetzt und möchte ihn beschützen,
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habe ich dann da noch gedacht,
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dass sie deswegen sich an den Kindern gerecht hat oder so.
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Aber dem war halt dann überhaupt auch gar nicht so. Also das geht aber eben
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nochmal in diese Sache von wegen Unschuld, gibt es das unschuldige Kind irgendwie
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oder sind Kinder grausam an und für sich oder also der Vater von,
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diesem, ich weiß jetzt gar nicht mehr, wie er heißt, also Julian oder sowas
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hieß, glaube ich, der Sohn von dem Archer.
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Also für den Vater war das natürlich so ein ganz unschuldiges,
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nettes Kind, aber man hat gesehen, dass er eigentlich schon auch so gemein war.
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Also er war halt auch schon in seiner eigenen, in seinem täglichen Miteinander
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mit den anderen Kindern war er halt schon auch so ein bisschen so Bulli-mäßig
1:34:57–1:34:59
drauf gegenüber diesem Alex.
Florian Clauß
1:35:01–1:35:07
Ich wollte die Quelle erwähnen, auf die viele Filme und Geschichten und so weiter
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zurückgehen, nämlich unsere griechische Mythologie.
1:35:11–1:35:16
Die ja irgendwo auch ein unerschöpflicher Geschichtenvorrat birgt.
Micz Flor
1:35:16–1:35:20
Ich fand das auch einen typisch griechischen Film. Also ich habe den nicht als
1:35:20–1:35:21
amerikanischen wahrgenommen.
Florian Clauß
1:35:22–1:35:25
Meine Frage wäre, was würdet ihr denn, also dieser Plotpoint am Ende...
1:35:26–1:35:32
Wo Alex dann quasi die ganzen Kinder gegen die Hexe richtet.
1:35:32–1:35:37
Was würdet ihr da für eine mythologische Sage dann sehen können?
Reinhard
1:35:38–1:35:40
Hänsel und Gretel doch, durchaus.
Florian Clauß
1:35:41–1:35:43
Hänsel und Gretel. Aber das ist nicht die Antike.
Micz Flor
1:35:45–1:35:46
Hänsel und Gretel.
Florian Clauß
1:35:46–1:35:50
Der Plotpoint ist ja dann an der Stelle, dass quasi die Waffe,
1:35:51–1:35:55
die die Hexe bisher genutzt hat, gegen sich selber gerichtet wird.
Chris Flor
1:35:55–1:36:00
Ah, Medusa, wo dann das Schild vorgehalten wird und es spiegelt sich.
Florian Clauß
1:36:01–1:36:03
Das ist genau, ich habe auch an Medusa gedacht.
Micz Flor
1:36:03–1:36:06
So muss das die richtige Antwort sein.
Chris Flor
1:36:09–1:36:11
Ja, stimmt, also eben die Hexe halt eben.
Florian Clauß
1:36:12–1:36:12
Okay.
Chris Flor
1:36:13–1:36:14
Aber die Medusa konnte ja auch nichts dafür.
Florian Clauß
1:36:15–1:36:18
Nee, die sind so von Natur aus, die können nichts anderes.
1:36:19–1:36:25
Ja, also würde ich sagen, an dem Punkt Mitch hat schon vorgeschlagen,
1:36:25–1:36:28
dass wir ja, haben uns vier Filme vorgenommen.
1:36:29–1:36:34
Zwei pro Folge, ja, dass wir jetzt an dieser Stelle einen Cut machen und dann
1:36:34–1:36:41
für nächste Folge uns zwei anderen vornehmen, nämlich The Substance und Together.
1:36:41–1:36:43
Die passen, glaube ich, auch ganz gut zusammen.
1:36:45–1:36:51
Tatsächlich muss auch Chris weiter, der ist uns ja aus Berkeley zugeschaltet, ja.
1:36:52–1:36:57
Und jetzt ist es früh morgens, also schon jetzt dein Vormittag vorbei, oder?
Chris Flor
1:36:57–1:36:58
Ja, ja.
Florian Clauß
1:36:58–1:37:01
Chris, du hast auch gefrühstückt, das hat man teilweise gehört.
1:37:01–1:37:05
Die Schale von Zeralien, die immer geklackert hat.
1:37:06–1:37:08
Das Hühnchen im Hintergrund.
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Da würde ich sagen, machen wir erst mal einen Punkt. Vielen Dank in die Runde.
Micz Flor
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Genau, bei dem zweiten Teil abschließend auch nochmal über,
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Lacan sprechen, über auch diesen Begriff des Ekels, was Flo ganz am Anfang besprochen hat.
1:37:26–1:37:31
Das Bodyhorror und Ekel und diese Grenzerfahrung und was austritt und eintritt
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in den Körper, darüber wollte ich dann auch noch ein bisschen mit Christevas
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Begriff des Objekts was vorstellen.
Florian Clauß
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Ja, stimmt. Und ich hatte tatsächlich auch schon mir als kleine Aufgabe gesetzt,
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Substance nach der Lesart von Lacan zu interpretieren. weil das geht super auf.
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Ich meine, und der Kau kann man überall draufwerfen, habe ich dann festgestellt.
1:37:54–1:37:57
Okay, dann würde ich sagen, vielen Dank. Ja, genau, vielen Dank,
1:37:57–1:38:00
Chris, vielen Dank, Reinhardt und natürlich auch Mitch.
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Das war jetzt eigentlich Podcast-Episode 89 und ich wollte schon sagen,
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die Strecke, die wir langgegangen sind, aber wir sind keine Strecke langgegangen,
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müssen wir überlegen, was wir da als Track nehmen.
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Normalerweise bebildern wir auf unserer Netzseite immer. aber welche Laufroute
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wir hatten, haben wir nicht. Machen wir was anderes.
1:38:23–1:38:29
Aber ihr könnt unter eigentlich-podcast.de Shownotes nochmal zu diesen Themen
1:38:29–1:38:33
finden, die Filme, die wir besprochen haben und noch ein paar andere Informationen.
1:38:34–1:38:38
Wir bereiten da jede Folge nochmal recht viel textuell auf.
1:38:39–1:38:45
Ja, dann würde ich sagen, macht's gut und bis in 14 Tagen, wenn dann Body Horror
1:38:45–1:38:47
weitergeht. Bis dahin. Ciao.
Micz Flor
1:38:47–1:38:48
Tschüss.
Reinhard
1:38:48–1:38:48
Ciao.

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Shownotes

Mitwirkende

avatar
Florian Clauß
Erzähler
avatar
Luc
avatar
Micz Flor

Transcript

Florian Clauß
0:00:06–0:00:06
Alright.
Luc
0:00:07–0:00:08
Ist jetzt an?
Florian Clauß
0:00:09–0:00:12
Ja, ich habe schon eine Aufnahme gedruckt. Dann geht es jetzt los.
0:00:13–0:00:16
Hallo und herzlich willkommen zu Eigentlich Podcast.
0:00:16–0:00:23
Der Podcast, bei dem wir im Laufen reden. Und laufend reden, Eigentlich Episode 81.
0:00:23–0:00:30
Und diesmal fangen wir auch etwas experimenteller an, weil diese Episode beginnt
0:00:30–0:00:35
heute nicht mit Mitch, sondern ich bin zusammen mit Luke, meinem Sohn. Hallo.
0:00:35–0:00:39
Hi, Luke. Wir laufen jetzt in Richtung Kino.
0:00:39–0:00:46
Wir sind unterwegs in Friedrichshain und wollen uns gleich 28 Years Later anschauen.
Luc
0:00:47–0:00:47
Yeah.
Florian Clauß
0:00:50–0:00:57
Eigentlich könnte der Film auch 29 Years Later heißen. Dann wäre das ungefähr dein Alter, ne? Ja.
Luc
0:00:58–0:01:00
Ich hatte ja vor nicht so langer Zeit Geburtstag.
Florian Clauß
0:01:00–0:01:03
Es geht dir auch so ähnlich. Wenn du einen Film schaust, Luke,
0:01:03–0:01:05
du willst eigentlich im Vorfeld nichts darüber wissen.
Luc
0:01:05–0:01:06
Auf keinen Fall.
Florian Clauß
0:01:06–0:01:09
Und dich dann überraschen lassen und dann später so nochmal irgendwie Kritiken
0:01:09–0:01:13
lesen und so weiter. Aber davor will man eigentlich nichts wissen.
Luc
0:01:13–0:01:13
Nee.
Florian Clauß
0:01:13–0:01:17
Und wir wollen jetzt nochmal, bevor wir jetzt wirklich in den Film gehen,
0:01:17–0:01:21
wollen wir nochmal so gucken, wie sich der entwickeln könnte.
0:01:21–0:01:23
Weil wir sind beide große Zombie-Fans.
0:01:24–0:01:29
Wir sind beide große 28 Days Later Fans und 28 Weeks Later.
0:01:30–0:01:34
Und, ich will auch noch gleich anbringen, wir fanden beide diese Serie Black Summer.
0:01:34–0:01:40
Das war so eine Netflix-Produktion, die war sehr gut, die war irgendwie gar
0:01:40–0:01:45
nicht so verbreitet, da hat man wenig davon gehört, aber die war ziemlich krass, die war echt krass.
0:01:46–0:01:50
Und jetzt ist natürlich die Frage, was wird hier in 28 Years later?
0:01:50–0:01:52
Was kann da erzählt werden?
0:01:52–0:01:56
Und was denkst du, mit welcher Erwartung gehst du so rein? Was könnte passieren?
Luc
0:01:56–0:02:00
Ich weiß nicht, weil ich mich das letzte Mal so auf einen Film gefreut habe
0:02:00–0:02:03
und dachte, ich muss den unbedingt im Kino sehen. Das ist wirklich schon ewig her.
0:02:04–0:02:07
Und weil ich halt ein großer Fan von den ersten beiden war. Also es ist,
0:02:07–0:02:11
glaube ich, so im Zombie-Genre meine Lieblingsfilme, ganz klar.
0:02:11–0:02:15
Weil die auch eben beide auch so gut zusammenpassen, aber auch so unterschiedlich sind.
0:02:16–0:02:19
Und es sind ja auch komplett verschiedene, nicht zusammenhängende Handlungsstränge
0:02:19–0:02:22
und Charaktere, aber beide auf ihre Weise extrem stark.
0:02:22–0:02:26
Und deswegen erwarte ich mir jetzt auch bei dem dritten Teil,
0:02:26–0:02:29
dass halt, also Danny Boyle ist halt ein mega Regisseur.
0:02:30–0:02:31
Ich fand auch Trainspotting einen super Film von ihm.
0:02:32–0:02:36
Dass es eigentlich wieder stimmungstechnisch wieder in die ähnliche Schiene geht.
0:02:36–0:02:42
Dass auch die Bildsprache extrem intensiv sein wird. Und ja,
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natürlich, das ist eine komplett neue Handlung, neue Charaktere.
0:02:46–0:02:50
Ich meine mich zu erinnern, dass es ja so war, dass es ja ein Virus ist.
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Und wir sind ja sozusagen keine wiederauferstandenen Toten, sondern es ist ein
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Virus. Und der macht Wut.
0:02:58–0:03:01
Und du musst unbedingt etwas zerstören und etwas eben dann auch essen.
Florian Clauß
0:03:02–0:03:03
Der Rage-Video.
Luc
0:03:03–0:03:05
Genau. Ah ja, so war das, ja.
Florian Clauß
0:03:05–0:03:12
Also das nochmal, es ist kein klassischer Zombie. Der Zombie steht ja quasi von den Toten auf.
0:03:12–0:03:18
Ist ähnlich wie bei dem Rage-Virus nur durch den Kopfschuss oder durch die Zerstörung
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des Gehirns dann zerstörbar.
0:03:20–0:03:26
Aber so an sich ist der Rage-Asthmer eigentlich so eine klassische Pandemie, die das beschreibt.
0:03:27–0:03:33
Verbreitet sich über Körpersäfte, also Blut, Spucke.
0:03:34–0:03:39
Und wenn du infiziert bist, wirst du innerhalb von wenigen Sekunden zu so einem
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Infizierten, zu einem Rage.
0:03:40–0:03:45
Du bist halt auf totale Wut und das war ja noch bei den Danny Boyle,
0:03:45–0:03:48
bei einem Film, das wird ihm so nachgesagt, dass er der Erste war,
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da das inszeniert hat, aber es gibt noch einen anderen italienischen Zombie-Film,
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wo auch schon in den 1980ern die Zombies rennen.
0:03:55–0:04:01
Aber das hat Danny Boyle auf jeden Fall mit 28 Days Later, hat er das wirklich
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ikonisch geschaffen, diese rennenden Zombies.
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Also wenn man das dann vergleicht zu den Dawn of the Dead, hast du diese Romero-Filme auch gesehen?
Luc
0:04:09–0:04:09
Ja.
Florian Clauß
0:04:10–0:04:13
Da war das ja alles noch so langsam, es war alles so,
0:04:14–0:04:19
Der Zombie war so schleichend. Das heißt, er hat sich dann so als Masse ausgebreitet.
0:04:19–0:04:21
Aber man hatte immer noch so Bewegungsfreiheit.
Luc
0:04:21–0:04:23
Ja, man hatte einen Vorteil.
Florian Clauß
0:04:23–0:04:29
Ja, man konnte. Und während du jetzt bei den 28 Days later hast, war ja, du musst rennen.
Luc
0:04:29–0:04:33
Ja, keine Chance. Du bist sogar im Nachteil. Die können länger rennen als du.
Florian Clauß
0:04:33–0:04:39
Ja, die können genau. Aber ich habe auch mir nochmal die Handlung von 28 Weeks
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later durchgelesen. Ich habe nicht geschaut, den Film.
0:04:42–0:04:45
Also jetzt nicht nochmal geschaut. Es ist ja so, dass die dann auch tatsächlich
0:04:45–0:04:47
verhungert sind. Genau.
Luc
0:04:47–0:04:50
Und das war der Punkt, auf den ich hinaus wollte. Und deswegen muss es ja jetzt
0:04:50–0:04:54
nach 28 Years Later, okay, ich stehe, ich habe den Trailer gesehen,
0:04:54–0:05:00
aber muss es ja halt auch dazu führen, dass die nach 28 Jahren halt einfach
0:05:00–0:05:01
schon krass geschwächt sind.
0:05:01–0:05:06
Also, dass es eigentlich irgendwie die Bedrohung ja tendenziell eher abnehmen sollte.
0:05:06–0:05:10
Und deswegen bin ich sehr gespannt, was da jetzt aussah.
Florian Clauß
0:05:10–0:05:16
Wir kennen das ja auch von Last of Us. Das Virus fängt an zu mutieren.
0:05:16–0:05:19
Es ist ein mutiertes Virus.
0:05:19–0:05:25
Die Frage ist natürlich, die Vorgängerfilme fangen ja eigentlich in der Zivilisation
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an und zeigen das Zusammenbrechen vom Governance-System.
0:05:30–0:05:36
Also alle staatlichen und privatorganisatorischen Einheiten gehen kaputt und
0:05:36–0:05:39
sind in dieser Katastrophe. Das ist halt das dystopische Bild schlechthin.
0:05:39–0:05:44
Ja, die Bevölkerung wird komplett dezimiert. Es sind nur wenige Überlebende,
0:05:44–0:05:47
die sich dann halt in dieser Situation neu orientieren müssen.
0:05:47–0:05:51
Und dann gibt es halt bei 28 Days Later gibt es dann diesen Major,
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der dann halt auch so ein bisschen wie bei Apokalypse Now, dieses Heart of Darkness. Ja, ja, stimmt.
0:05:57–0:06:00
Und der hat ja dann die Vision, wir müssen die Frauen quasi,
0:06:00–0:06:04
deswegen zieht er dann halt die Überlebenden an, aber er will dann eine neue
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Basis aufbauen und dafür braucht er Frauen, dafür braucht er nicht nur...
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Er hat ja dann diese Fantasie, aber das ist natürlich unmenschlich brutal,
0:06:13–0:06:15
wie er dann diese Vision dann versucht durchzudrücken.
0:06:16–0:06:21
Und jetzt ist für mich die große Frage, aber man hat es im Trailer schon gesehen,
0:06:21–0:06:26
Der fängt in einer Dystopie an, der spielt in einer Welt,
0:06:26–0:06:34
wo wahrscheinlich tatsächlich 28 Jahre lang die Menschheit dann quasi nicht
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mehr zu einem Normalzustand zurückgefunden hat.
Luc
0:06:36–0:06:37
Aber auch überlebt hat.
Florian Clauß
0:06:37–0:06:41
Überlebt, ja. Und dann werden wahrscheinlich auch die Infizierten überlebt haben.
0:06:42–0:06:47
Und die Frage ist, wie haben die überlebt? Was kann man da eigentlich für so
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Formen der Gesellschaft oder Formen der Infizierten dann sehen?
0:06:52–0:06:53
Darauf bin ich total gespannt.
0:06:53–0:07:00
Und ich fand diesen Trailer mit diesem ikonischen Totenkopf, das ist ja so eine...
0:07:00–0:07:05
Kultur, wie der aufgebaut ist. Und dann gab es ja immer dazu so eine Musik,
0:07:05–0:07:08
also so einen Song, der da gespielt wurde.
0:07:08–0:07:11
Dieses Nein, nein. Also es war halt so eine...
Luc
0:07:11–0:07:12
Was sich so gesteigert hat.
Florian Clauß
0:07:12–0:07:16
Genau, und du bist dann halt so mitgegangen. Die haben dann mit Pfein und Bogen gejagt.
0:07:16–0:07:21
Aber es muss dann wahrscheinlich so eine Post-Zivilisation sein,
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die dann halt mit dem dann arbeitet, was dann halt noch übrig geblieben ist.
0:07:25–0:07:30
Und dann ist natürlich interessant zu gucken, was sind das für Gemeinschaften,
0:07:30–0:07:34
die sich da gebildet haben, weil wenn du in so einer dystopischen Situation bist,
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dann stärker ist derjenige, der dann halt auch die Waffen hat und so weiter,
0:07:39–0:07:41
der überlebt dann voraussichtlich.
0:07:41–0:07:46
Und da bin ich gespannt, was der da für ein Panoptikum aufmacht.
Luc
0:07:46–0:07:51
Ja, es ist ja auf jeden Fall auch eine sogar fast noch längere Zeitspanne als
0:07:51–0:07:56
bei Last of Us 2 oder bei Last of Us allgemein, wo ja auch, glaube ich,
0:07:57–0:08:00
mindestens 15, 20 Jahre vergangen sind seit dem Ausbruch.
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Aber so lange, also ich glaube, das ist auch, also habe ich jetzt auch noch
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keinen anderen Zombiefilm gesehen, wo das halt so lange in der Zukunft spielt.
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Und das gibt natürlich nochmal einen ganz anderen Ansatz.
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Es ist nicht mehr dieses Plötzliche oder dieses, ah, jetzt haben die sich jetzt
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irgendwie wie bei 28 Weeks Later
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halbwegs zusammengerottet auf der einen Insel in der Thames in London.
0:08:20–0:08:24
So denkst du, ah, sieht ja ganz gut aus. Aber naja, genau, was da eben jetzt
0:08:24–0:08:30
in 28 Jahren, ist ja schon irgendwie ein Drittel Menschenleben mindestens, dann aufgebaut hat.
Florian Clauß
0:08:30–0:08:36
Ja, eine ganze Generation quasi. Man sagt ja mal, 25 Jahre ist quasi ein Generationsverlauf.
Luc
0:08:36–0:08:37
Ah, okay. Ja, wusste ich gar nicht.
Florian Clauß
0:08:38–0:08:42
Ja, so, ne? Dann kommt halt die nächste Generation, weil dann halt quasi die
0:08:42–0:08:44
Kinder wieder nachkommen und so weiter.
Luc
0:08:44–0:08:44
Ja, ja.
Florian Clauß
0:08:45–0:08:48
Ja, wir sind hier am Burgtagener Platz. Und apropos Kinder.
Luc
0:08:49–0:08:52
Ich habe sie gerade gesehen, die Jungs. Das weiß ich noch so gut.
Florian Clauß
0:08:53–0:08:59
Wir stehen direkt an der Plansche, wo Luke auch seine Kindheit verbracht hat. Und hier.
0:09:00–0:09:04
Dann noch die Steine gelegt hat, damit das Wasser nicht abläuft.
Luc
0:09:05–0:09:10
Trotzdem war es immer zu flach zum Schwimmen, leider. Besser als nix.
Florian Clauß
0:09:10–0:09:16
Ja, die Ghetto-Dusche. Wir sind gespannt. Mit mit spreche ich dann in ein paar
0:09:16–0:09:21
Tagen und dann mache ich die Folge draus. und mal schauen, wie sich das dann
0:09:21–0:09:24
zusammenfügt und wie unsere Erwartungen jetzt dann auch so aufgehen.
Luc
0:09:24–0:09:25
Auf jeden Fall.
Florian Clauß
0:09:25–0:09:27
Oder was dann noch passiert. Ich habe schon hohe Erwartungen.
Luc
0:09:27–0:09:28
Aber ich habe auch ein gutes Gefühl.
Florian Clauß
0:09:29–0:09:33
Okay, also, wir melden uns dann wieder. Bis dahin, macht's gut, ciao.
Luc
0:09:33–0:09:39
Ciao. 7, 6, 11, 5, 9 und 20 miles today.
Florian Clauß
0:09:59–0:10:05
Boots, moving up and down again. Men, men, men. Hallo Mitch.
Micz Flor
0:10:06–0:10:08
Hello. Ich bin der neue Luke.
Florian Clauß
0:10:09–0:10:13
Du bist der neue Luke. Im Podcast war es nur einen Augenblick und in echt waren
0:10:13–0:10:18
es mehrere Tage, Stunden, Minuten, aber keine 28 Tage.
Micz Flor
0:10:18–0:10:21
Wir haben uns auch zwischendrin nicht gesehen, insofern ist es fresh.
0:10:21–0:10:25
Wir gehen da los, das hast du mit wie so ein Roadmovie, hast du mir quasi den
0:10:25–0:10:28
Start mitgegeben und jetzt bin ich aber gespannt.
0:10:28–0:10:31
Hier ist schon Rage auf der Brücke, zwei Hunde, die sich anbeißen.
Florian Clauß
0:10:31–0:10:36
Wir haben uns auch wieder in Friedrichshain getroffen, weil es gepasst hat, mit dem Kino intim ist.
0:10:36–0:10:42
Also ich war mit Luke im Kino nochmal vielen Dank an Luke für seine Eindrücke
0:10:42–0:10:44
und für deine Eingetzung.
0:10:44–0:10:48
Und ich dachte, dann passt das, dass wir jetzt auch wieder durchs Friedlichsein gehen.
0:10:48–0:10:52
Apropos gehen, ich habe natürlich vergessen, den Track hier zu starten.
0:10:52–0:10:54
Das werde ich sofort nachholen.
Micz Flor
0:10:54–0:10:58
Wie spät ist es, Leute? Wie spät? Halb zehn.
Florian Clauß
0:10:59–0:11:03
So, es ist, wie ihr gehört habt, halb zehn. Wir treffen uns abends.
0:11:05–0:11:07
Und haben viel vor, Mitch.
Micz Flor
0:11:07–0:11:10
Ja, ich bin gespannt. Also wir haben eigentlich den Doppelpack vor.
0:11:10–0:11:14
Und Flo hat schon gesagt, also bis 1 Uhr bin ich fit und ich lasse mich nicht
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drängen. Also ich bin mal gespannt.
0:11:16–0:11:21
Der ist so ein Wunderkoffer, den man so aufmacht und dann kann man so ganz tief
0:11:21–0:11:26
reinsteigen, so irgendwo zwischen Harry Potter und Herr der Ringe.
Florian Clauß
0:11:26–0:11:28
Du hast den Film nicht gesehen, ne?
Micz Flor
0:11:28–0:11:30
Ich habe den Film nicht gesehen, nein.
Florian Clauß
0:11:30–0:11:35
Wir wollten den zusammen gucken und das, was uns ja auch so getrieben hat,
0:11:35–0:11:39
Luke und mich, war ja die Spekulation, was passiert in diesem Film.
0:11:40–0:11:46
Und wir sind jetzt gerade mit diesem Poem eingestiegen das auch eine tragende
0:11:46–0:11:50
Rolle spielt, ja, zumindest auch im Trailer, kommt da stark vor,
0:11:51–0:11:57
das Gedicht was dann vertont wurde 1917 von Wright Kipling,
0:11:59–0:12:03
weißt du worum das handelt das Gedicht, hast du das schon gesneakt?
Micz Flor
0:12:03–0:12:07
Ich habe den Trailer halt gesehen natürlich auch und dann habe ich immer von
0:12:07–0:12:11
Kay Tempest das Lied. Da muss ich mir unterdenken, was so diesen gleichen,
0:12:13–0:12:17
knirschenden Schritt hat, so Sprachschritt irgendwie. Salt Coast heißt,
0:12:17–0:12:20
Salt Coast von Kate Tamper. Das kannst du mir noch verlinken vielleicht.
0:12:20–0:12:23
Weil daran hat es mich erinnert. Aber ich habe auch nicht, ich habe nicht genau
0:12:23–0:12:28
gehört, was es ist, aber ich fand den Trailer wegen dieses Gedichts einfach unfassbar gut.
0:12:28–0:12:31
Das war so großartig. Das war irgendwie so eine, das war wie so ein kleiner
0:12:31–0:12:36
Film. Da war so eine Ebene oben drüber, als ob alles verstummt. Das war großartig.
Florian Clauß
0:12:36–0:12:41
Ja, hatte was extrem treibendes, auch gerade durch dieses Poem.
0:12:42–0:12:45
Und nur um das mal aufzunehmen, das Gedicht,
0:12:46–0:12:52
Ist im Prinzip die Erfahrung eines Infanteristen, der beim Marschieren die ganze
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Zeit auf die Stiefel vom Vorgänger schaut.
0:12:55–0:13:02
Und es ist quasi dieses repetitive Marschieren, was dann auch durch dieses Sprachgedicht
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dann halt so dargestellt wird.
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Gleichzeitig ist es quasi auch die Verarbeitung des Zweiten Burenkrieges von
0:13:09–0:13:16
dem Dichter. Der Burenkrieg, wo dann die britische Armee dann einmarschiert
0:13:16–0:13:17
ist und das dann geklärt hat.
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Und es wurde dann später, das Gedicht wurde dafür genommen,
0:13:22–0:13:28
dass man auch bei extremen Situationen im Krieg anfängt, das zu rezitieren,
0:13:28–0:13:33
um dann halt so quasi sich in so einen Zustand zu bringen, dass man weitermachen kann.
0:13:33–0:13:38
Und das finde ich halt aus einer psychologischen Kriegsführung heraus wurde
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das dann halt auch so weiterentwickelt im Ersten Weltkrieg.
0:13:40–0:13:46
Und das finde ich, hat auch diese Atmosphäre, ja, strahlt das total aus.
0:13:46–0:13:48
Da kommen wir auch wieder zu einem Film, weil nämlich der Trailer,
0:13:48–0:13:54
der stößt ja einen in die Richtung, in diese postapokalyptische Richtung,
0:13:54–0:14:00
wenn man denkt halt genau das, was kann denn 28 Jahre später passieren.
Micz Flor
0:14:00–0:14:00
Ja.
Florian Clauß
0:14:01–0:14:05
Und das ist ja auch das, was dann Danny Boyle und Alex Garland getrieben haben
0:14:05–0:14:09
und das war auch für den Look und mich die Frage, wo geht es denn da weiter?
0:14:11–0:14:15
Ich sage mal so, das erste Drittel des Films löst das alles ein.
0:14:15–0:14:21
Das ist eine postapokalyptische Gesellschaft. Man spielt irgendwo in Schottland
0:14:21–0:14:27
auf einer kleinen Insel, wo eine kleine Kommune dann auch überlebt hat und sich
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eingerichtet hat auf einer Insel.
0:14:28–0:14:32
Die einzige Verbindung zum Festland ist so eine Passage, die dann,
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wenn Flut ist, überflutet wird und damit kann keiner rüberkommen.
0:14:36–0:14:40
Also es ist vielleicht auch eine Metapher auf Great Britain,
0:14:40–0:14:42
die Insel, die inneren Insel.
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Also das heißt eine kleine Insel außerhalb des restlichen europäischen Festlandes.
0:14:48–0:14:54
Man kriegt auch im Verlauf des Filmes mit, dass dann wahrscheinlich andere Entwicklungsstufen
0:14:54–0:14:57
von Gesellschaft auf dem umliegenden, auf dem europäischen Festland ist.
Micz Flor
0:14:58–0:15:02
Da muss ich, weil ich kann hier ein paar Fragen fragen. Ich habe natürlich irgendwie viel gehört.
0:15:02–0:15:05
Ich weiß nicht genau, welche meine Rolle ist, aber innerhalb dieser 28 Jahre
0:15:05–0:15:08
ist dieser Virus um die ganze Welt gewandert.
0:15:08–0:15:13
Und jetzt gibt es zum Beispiel diese Insel und vielleicht noch andere Orte, wo es clean ist.
0:15:13–0:15:19
Oder war das alles auf England begrenzt und hat das Festland nie erreicht oder Europa nie erreicht?
Florian Clauß
0:15:19–0:15:25
Naja, also wir haben ja bei 28 Weeks later gelernt, dass Paris quasi mit dem Virus infiziert ist.
Micz Flor
0:15:25–0:15:27
Die habe ich auch nicht gesehen. Ich habe die alle nicht gesehen.
Florian Clauß
0:15:27–0:15:30
Ich bin kein Zombie-Fan. Du hast sie 28 Tage auch nicht gesehen?
Micz Flor
0:15:30–0:15:31
Doch, den habe ich gesehen.
Florian Clauß
0:15:31–0:15:36
Okay, 28 Weeks later geht es auf dem Festland weiter.
0:15:37–0:15:43
Du hörst dann nur noch Notrufe und das Festland ist quasi infiziert. Das ist so das Open End.
0:15:44–0:15:49
Aber um auf deine Frage, wir können es nicht mit Gewissheit sagen.
0:15:50–0:15:54
Es kommt irgendwann vor in einem Film, dass diese Insel, dieser Bereich von
0:15:54–0:15:57
England, Schottland, dass der dann unter Quarantäne steht.
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Also das heißt, es ist anzunehmen, dass es wahrscheinlich ein kleiner Bereich
0:16:01–0:16:05
ist, der dann noch Infizierte beherbergt.
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Und natürlich ist es da diese Zeitspanne von 28 Jahren.
0:16:10–0:16:15
Und das war auch das, was Danny Boyle und Garland ganz doll getrieben haben.
0:16:15–0:16:19
Was passiert denn in den 28 Jahren?
0:16:19–0:16:23
Und das war dann so in einem Interview, meinten die dann auch so,
0:16:23–0:16:25
ja, nature is finding its way.
0:16:25–0:16:29
Also es gibt eine Evolution und man sieht es dann auch.
Micz Flor
0:16:29–0:16:31
Bei den Befallenen.
Florian Clauß
0:16:31–0:16:35
Bei den Befallenen. Ich komme gleich nochmal drauf. Ja, diese Gemeinschaft,
0:16:35–0:16:39
ich will nur kurz beschreiben, diese Gemeinschaft ist eine, wie soll man das
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sagen, so eine schon eine militärische Gemeinschaft, ein bisschen so wie so ein Hobbit-Dorf.
0:16:45–0:16:50
Ja, es werden so in Schubkarren werden Äpfel rumgefahren und es ist eine Community,
0:16:50–0:16:52
die dann halt für sich sorgen kann.
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Also haben natürlich nicht alles, es gibt Fleisch manchmal, da freuen sie sich.
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Also das heißt, die haben auch dann entsprechend Viehzucht und so weiter kultiviert.
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Also das gibt es alles. Es ist eine sehr überschaubare Insel.
0:17:05–0:17:10
Und es gibt einen sogenannten Ältestenrat, der dann aber auch bestimmt über
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bestimmte Belange, die dann halt in der Bevölkerung sind.
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Und es ist eigentlich auch wieder eine Vater-Sohn-Geschichte.
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Also 28 Weeks Later ist auch eine Vater-Sohn-Geschichte, die aber total ins
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Böse umkehrt, wo dann der Vater quasi infiziert seinen Sohn jagt.
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In 28 Days Later gibt es auch eine Geschichte dazwischen.
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Jim heißt er, glaube ich, die Hauptfigur, die dann auch sehr getrieben ist,
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die Eltern noch mal zu besuchen, als der dann nach dem Koma im Krankenhaus erwacht
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und dann halt noch andere Überlebende findet.
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Und dann wollen die eben nach Manchester aufbrechen, um die Eltern zu suchen.
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Es gibt immer eine Familienbande irgendwo in den Film von Danny Boyle,
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die da auch eingelöst wird.
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Der Film schenkt an, dass eben der zwölfjährige Spike mit seinem Vater zusammen,
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der Vater treibt ihn, der Vater ist ein recht aggressiver Charakter, der halt auch irgendwie,
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so ein bisschen die Männlichkeit so darstellt, ja.
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Es gibt dann so ein Initiationsritual ab einem gewissen Alter, eigentlich ab 14,
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sollen dann halt auch die Jungen dann auf das Festland, wo noch Infizierter
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sind, dann quasi so ein Einweihungsritual erfahren, wo die dann ihren ersten
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Schatt machen und dann halt einen
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töten und dann in die Gemeinschaft aufgenommen werden. Das ist halt so.
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Das ist genau dieses, was man so von postapokalyptischen, Und wenn ich jetzt
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28 Jahre dann mir weiterdenke, was passieren könnte, ist genau das, was ich mir vorstelle.
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Also wenn man das dann überträgt wieder auf eine kleinere Zeiteinheit mit den
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28 Tagen, wenn dann jemand gesagt hätte, ja, ich gehe jetzt mit meinem Sohn
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aufs Festland und wir schießen Zombies,
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dann wäre das halt undenkbar, weil diese Katastrophe ja gerade instanzial ausgebrochen ist.
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Und nach 28 Jahren, der Sohn ist zwölf. Das heißt, als er geboren wurde,
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da waren schon 16 Jahre diese ganzen, also das heißt, er kennt nichts anderes.
Micz Flor
0:19:07–0:19:09
Er kennt die Welt ohne Handys gar nicht.
Florian Clauß
0:19:09–0:19:14
Ja genau, die Welt ohne Handys, das ist genau dieser Punkt, dass es gab quasi
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schon so eine, es gibt schon eine Kultur, die dann halt auf das,
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die dann schon jenseits der Apokalypse gelaufen ist und sich dann halt auch so eingerichtet hat.
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Und das ist das, wo der Film einsteigt.
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Der Vater mit seinem Sohn geht über diese Passage, was dann halt auch wirklich so,
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ziemlich episch inszeniert ist. Die ist dann so mit, also die ist wahrscheinlich
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so einen halben Kilometer lang.
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Oder ich weiß nicht, wie viele Yards oder englischen Metriken dann umgerechnet.
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Aber du siehst dann halt so zwei oder drei Tore, Holztore, die dann halt so diesen Pfad markieren.
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Du siehst den Pfad selber gar nicht, sondern du siehst dann halt nur,
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wie sie dann halt knöcheltief ins Wasser dann stiefeln und auf den Strand ankommen.
0:19:55–0:19:59
Und dann gibt es auch gleich so diese erste Konfrontation mit den Zombies.
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Und dann sagst du, bist du schon voll unter Stress.
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Das ist so dieses immersive Kino, was natürlich Garland jetzt mit Warfare total kultiviert hat.
0:20:10–0:20:13
Invasiv im Sinne von, du bist so dabei. Das ist halt wirklich,
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du bist körperlich in diesem Film drin.
0:20:16–0:20:20
Und dann kommt halt eine, dann siehst du schon, dass sich das ganze Virus diversifiziert
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hat. Es sind die sogenannten Slow Lows.
0:20:23–0:20:26
Die Slow Lows sind großartig. Das sind jetzt so Zombies.
Micz Flor
0:20:27–0:20:28
Haben wir in Deutsch oder Englisch geguckt?
Florian Clauß
0:20:28–0:20:31
Wir haben Englisch mit deutschen Untertiteln. Also die heißen Slow Lows,
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weil die sind halt slow und low. Die sind langsam.
0:20:35–0:20:40
Die sind halt wie so dicke Teppiche. Alle sind auch nackt.
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Das ist, finde ich, auch nochmal so großartig. Nach 28 Jahren haben die meisten ja keine Kleider mehr.
0:20:45–0:20:49
Das heißt, die sind verwest. Das heißt, die normalen Infizierten sind nackt.
0:20:49–0:20:52
Die Slow Mo's, die sind halt wie so aus einem Ghibli-Film.
0:20:52–0:20:58
Wie so Waldgeister, die halt so fett auf der Erde die ganze Zeit nur so nach Würmern.
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Suchen und halt so ganz langsam so dann vorkriechen und gleichzeitig siehst
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du halt irgendwie so wie diese verweste Haut und dann kommt so eine Krähe und
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pickt dann sich halt so Fleischbrocken raus.
Micz Flor
0:21:07–0:21:07
Ja.
Florian Clauß
0:21:08–0:21:15
Also die haben jetzt auch gelernt nach 28 Jahren halt ihren Hunger zu stillen,
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weil das war genau der Plotpoint bei 28 Tagen, nämlich wie überleben wir, ne.
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Und das ist halt so, ja, die haben jetzt Proteinquellen, haben die jetzt gefunden.
0:21:26–0:21:30
Die Slomos essen halt Regenwürmer, ja, du siehst die halt wieder.
0:21:31–0:21:38
Und da darf auch dann eben Spike, der Junge, seinen ersten Todesschuss machen und trifft halt ein.
Micz Flor
0:21:39–0:21:41
Und dann, ja, du bist jetzt dabei.
Florian Clauß
0:21:41–0:21:45
Und gleichzeitig gibt es dann halt diese Szene, dass er dann erst verfehlt.
0:21:45–0:21:48
Und dann richtet sich dieser Slomo auf und ist total.
Micz Flor
0:21:48–0:21:49
Oh, riesenfett.
Florian Clauß
0:21:49–0:21:53
Und dann kommt es halt irgendwie so, dass der Vater dazwischen geht und auch
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nochmal einen Schuss abmacht.
Micz Flor
0:21:54–0:21:56
Weil dann von hinten sich einer angeschlichen hat.
Florian Clauß
0:21:56–0:21:57
Wie das so ist.
Micz Flor
0:21:57–0:21:59
Und dann gibt es aber auch so ein Kind, was von hinten dann auf einmal so.
Florian Clauß
0:22:00–0:22:05
Also ein Zombie-Kind. Und das läuft dann weg. Also man hat nicht mehr diese,
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totale Monstrosität der Figuren, sondern sie werden so vermenschlicht.
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Also du merkst wirklich so, dass die also du hast so Mitleid.
Micz Flor
0:22:15–0:22:18
Also das heißt mit diesem Weglaufen, du hast halt nicht mehr den Zombie,
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der dann Rage-mäßig auf dich zurennt, egal was ist.
Florian Clauß
0:22:21–0:22:23
Genau. Die gibt es auch.
Micz Flor
0:22:23–0:22:25
Da gibt es auf einmal Strategie.
Florian Clauß
0:22:25–0:22:30
Ja, dann kommen wir nochmal zu den anderen Zombie-Typen. Wir haben die Normal-Infizierten,
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die halt Rage die ganze Zeit...
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Aber du siehst die halt irgendwie auch am Bach und sich waschen.
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Die machen auf einmal schon so bestimmte Rituale, die dann halt wieder was mit
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Körperpflege zu tun haben.
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Ich weiß nicht, ob das so inszeniert oder gewollt ist, aber es fängt an so,
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okay, die kriegen jetzt auf einmal so ein Gesicht.
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Aber dann kommt die nächste Mutation und zwar ist das der Alpha, der Alpha-Typ.
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Und Alpha-Typ wird auch erklärt, wahrscheinlich hat sich das Virus dann mit
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Steroiden und so weiter bei bestimmten Personen dann so, dass die halt einen Alpha ausbilden.
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Alpha ist halt clever, der kann halt strategisch denken, ist halt riesengroß,
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hat auch einen Riesenschwanz.
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In meinem Zeitlufer dann halt, nein, in meinem Zeitlufer nicht,
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aber das ist halt schon so ein Blickfang.
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Aber dieser Alpha, die haben sich
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dann auch so organisiert, dass die halt wirklich so in Rudeln dann jagen.
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Also das heißt, es gibt dann, es gibt schon phänomenale Aufnahmen in diesem
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Film, so dass du halt einen Landschaftsblick siehst und du siehst auf einmal
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so eine Herde von Hirschen, ja, und von Rotwild dann über diesen Wiese dann.
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Sieht alles so ein bisschen aus wie Windows XP Hintergrund. Also grüne Wiesen,
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saftig grüne Wiesen und dann Herden von Rotwild, die dann da drüber galoppieren.
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Und dann siehst du aber auch später so eine Jagd, wo dann halt der Alpha,
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dem Hirsch quasi, das ist so dein Kennungsmerkmal, der nimmt dann halt die Tiere
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oder auch Menschen und zieht dann am Kopf so lange, bis dann halt auch die Wirbelsäule rausflutscht.
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Ja, und hat dann den Hirsch auf so einen Baum, also den Hirschkopf auf so einen Baum positioniert.
Micz Flor
0:24:10–0:24:14
Das war doch der Move von Street Fighter 3 oder sowas. Gab es da nicht einen?
Florian Clauß
0:24:14–0:24:18
Ja, also genau, es ist sehr in diese Ästhetik.
Micz Flor
0:24:18–0:24:20
So ein 80er Jahre Arcade-Game.
Florian Clauß
0:24:20–0:24:21
So ein bisschen, ja, also Blood Mouth.
Micz Flor
0:24:21–0:24:24
Kill him oder finish him off move.
Florian Clauß
0:24:24–0:24:27
Ja, das ist wirklich so. Dann siehst du auch im Hintergrund,
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wie dann alle Infizierten sich dann halt an diesen Essen laben.
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Also das heißt, wir haben gewisse Strategien gefunden, um halt zu überleben.
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Das heißt aber, dass die einzelnen Zombies alleine nicht überleben können unbedingt.
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Deswegen gibt es die dann halt eher so in der Horn.
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Und wahrscheinlich ist dann Alpha derjenige, der dann halt auch so die Jagd
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so ähnlich wie bei Wolfen, wird auch erklärt, anleitet.
Micz Flor
0:24:53–0:24:56
Und auf der Insel wissen die das, weil die immer wieder zu diesen,
0:24:56–0:25:00
die gehen immer mal wieder jagen und kartografieren dann so die Gesellschaft,
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die es da so gibt und erklären die dann sich und damit auch dem Publikum.
Florian Clauß
0:25:04–0:25:09
Ja, genau, aber nicht so explizit, weil das ist nämlich ein ganz wichtiger Punkt,
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den Boyle auch da gemacht hat, nämlich dass wir hier,
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also der Anfang ist auch so, dass die fast wie so eine Montage,
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also der wird auch so von der Filmästhetik her switcht dieser Film zwischen
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so einer Körnigkeit, zwischen diesen epischen,
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Landschaftsaufnahmen, aber auch zu so einem Montagefilm, der fast so von der
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Art her Nouvelle Vague sein könnte.
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Wo dann im Prinzip dann so Archivmaterial von irgendwelchen Engländern im Mittelalter,
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die dann Bogenschützen, dann auf irgendwelche auf irgendwelche anderen Heere dann schießen.
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Also so ein Heer, wie man es so kennt, so aus Monty Python-Filmen.
Micz Flor
0:25:48–0:25:49
Und dann siehst du aber auch so.
Florian Clauß
0:25:50–0:25:55
Aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg dann so marschierende Soldaten und so weiter.
0:25:56–0:26:02
Also es wird in dieser Anfangsszene wird dann auch erzählt, dass diese Militarisierung der Gesellschaft,
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also diese Community dort, die dann wirklich durch mehr oder weniger in ihrer,
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also in ihrer, wie soll man sagen, so eingeschlossen hat, die sind auch so,
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dass sie nicht unbedingt viel erforschen oder sowas.
0:26:20–0:26:24
Das heißt, sie sind irgendwo so ein bisschen hängengeblieben auf dem Entwicklungsstand
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und pflegen das durch so paramilitärische Rituale und so weiter.
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Aber es ist nicht so, dass zum Beispiel auch so die Wissenschaft oder irgendwas
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anderes so großartig gefördert wird. Das erkennt man in der...
Micz Flor
0:26:36–0:26:37
Jetzt in dem Dorf, auf der Insel.
Florian Clauß
0:26:37–0:26:41
Ja, auf der Insel. Jetzt wirklich so, es ist wirklich nur diese eine...
0:26:41–0:26:44
Also man kriegt dann halt im Umkreis keine anderen. Doch, kriegt man dann schon mit.
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Aber man kriegt halt diese Gemeinschaft nur mit.
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Und es ist so, dass zum Beispiel die Mutter von Spike, also die Frau von Jamie,
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dem Vater, der Jamie heißt, die Mutter.
Micz Flor
0:26:57–0:27:00
Das ist jetzt, Jamie war der Vater, der auch mit aufs Land ist.
Florian Clauß
0:27:00–0:27:04
Genau. Die Mutter ist krank und man weiß nicht, was sie hat.
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Sie hat teilweise Gedächtnisverlust, sie hat große Schmerzen,
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sie liegt die ganze Zeit im Bett. Manchmal geht es ihr gut.
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Aber auch die Krankheit wird eher ausgeblendet in der Gesellschaft.
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Weil es gibt keinen richtigen Doktor oder sowas.
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Also wer krank ist, gehört nicht so richtig dazu.
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Wird halt so geduldet, aber wird nicht weiter behandelt. Also irgendwo ist diese
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Gemeinschaft auf einem gewissen Stand dann auch stehen geblieben und pflegt
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dann halt eher oder mehr oder weniger so die Sachen, die sie halt kennt.
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In einem Interview mit Danny Boyle und Garland wird dann halt auch gesagt,
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dass dann die Gesellschaft sich so cherrypicking memories raussucht,
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also so bestimmte identitätsstiftende Erinnerungen.
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Und dass aber auf der anderen Seite so eine Amnesie entwickelt wird bei anderen Einungen.
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Das heißt, da ist so eine Gesellschaftskritik formuliert, will ich mal so sagen.
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Und die Gesellschaftskritik ist halt durch diese Montagebilder und auch,
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wir streifen mehrere Episoden.
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Garland haben wir ja schon mal ausführlich behandelt. Deswegen werden wir nicht
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so viel darüber berichten.
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Garland, der dann in Civil War die Folge. Und wenn man sich die Filme von Boyle
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anguckt, dann weiß man auch, dass Boyle in einem Film häufig das Genre wechselt.
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Also diese 28 Days Later war ja damals auch nicht so ein hundertprozentiger
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Horrorfilm, so ein klassischer Zombiefilm, weil allein die Zombies ja keine echten Zombies sind.
Micz Flor
0:28:39–0:28:44
Da muss man jetzt gerade für das Publikum sagen, Airquotes, also du hast die
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Anführungszeichen der Luft gemacht, keine echten, also echten Anführungszeichen.
Florian Clauß
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Echte Zombies, Schlage von George Romero zum Beispiel oder Luis Fulci,
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denen wir auch dann diese Zombies, die halt so kriechen, schleppen, nicht rennen können.
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Es sind ja Infizierte, die sterben, haben wir gelernt, die sterben, die brauchen Essen.
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Aber die können diese unglaubliche Energie durch diesen Wutvirus dann und diese
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schnelle Infektionszeit von wenigen Sekunden dann auslösen.
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Der letzte Film, den Garland und Boyle zusammen gemacht haben, ist Sunshine.
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Über den haben wir uns auch, glaube ich, unterhalten. Science-Fiction-Film.
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Ein Science-Fiction-Film.
Micz Flor
0:29:27–0:29:31
Sunshine ist der, wo die Sonne nicht mehr richtig brennt und die müssen die hochfeuern.
Florian Clauß
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Ich weiß gar nicht mehr genau den Plot, aber es ist auf jeden Fall so ein Science-Fiction-Film,
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der dann irgendwann zu so einem Slasher-Film wird.
Micz Flor
0:29:38–0:29:40
Aber der spielt ja auch der mit von Oppenheim.
Florian Clauß
0:29:40–0:29:41
Julian Murphy.
Micz Flor
0:29:41–0:29:42
Genau, der spielt auch mit bei Sunshine.
Florian Clauß
0:29:42–0:29:44
Der ist auch Executive Producer.
Micz Flor
0:29:45–0:29:46
Bei dem dritten Teil jetzt, oder?
Florian Clauß
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Bei diesem Teil. Und er wird jetzt auch, nämlich 28 Jahre später,
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ist als Trilogie angelegt worden. und die haben jetzt schon den zweiten Teil,
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der dann nämlich heißt Temple of Bone, nee Bone Temple, haben die Side by Side schon gedreht.
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Also haben die gleich in Sets genommen, haben da auch gleich gedreht.
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Das heißt, der ist schon im Kasten, ist von einer Frau Regie geführt.
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Sorry, ich habe den Namen jetzt nicht präsent.
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Aber das heißt, da spielt auch Cillian Murphy mit.
Micz Flor
0:30:16–0:30:16
Ah, okay.
Florian Clauß
0:30:16–0:30:21
Und der kommt jetzt auch in diesem Teil vor, aber es ist nämlich Ich weiß nicht,
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ob du diese Filmplakate noch präsent hast, aber es gibt so einen ganz ausgemergelten
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Infizierten, der so aus dem Kornfeld guckt.
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Und er sieht extrem nach Cillian Murphy aus.
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Man dachte erst so, das ist der jetzt. Aber das war er nicht.
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Nein, der kommt dann aber nämlich vor.
Micz Flor
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Oder hat jemand das vom nächsten Teil schon geleakt?
Florian Clauß
0:30:41–0:30:46
Nee, nee, nee, nee. Die haben extra nochmal gesagt, das ist ein Model,
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28-Jährige. Also die haben dann schon mal so den Namen dahinter auch geschrieben,
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in Abspann. Also nicht Silvia Murphy.
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Der Film fängt auch mit dem Ausbruch an, vor 28 Jahren.
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Der ist auch eine ganz tolle Szene, wo dann lauter Kinder, und das ist halt
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so britisch, weil nur eben in England, das hätte ich auch zu Luke gesagt,
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kann man diese Filme drehen, wo dann halt Kinder wirklich dann auch als Zombies getötet werden.
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Das geht halt in amerikanischen Filmen nicht. Der Film fängt so an, dass du siehst dann,
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verängstigte Kinder, wie sie vor einem Teletubby-Fernseher sitzen,
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Teletubbies gucken, ja, und die sind halt ruhiggestellt.
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Und dann kommen die Eltern rein und sagen, wir kommen gleich wieder, komm mal,
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und dann siehst du halt im Hintergrund schon durch die Gleisscheibe der Tür, die so milchig ist,
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wie dann das Blut spritzt und dann irgendwann auf die Kinder und die Kinder
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werden auch gebissen und es wird, ein Kind entkommt, das ist Jimmy,
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Jimmy flieht dann in die Kirche, wo sein Vater dann halt knient vor dem Altar,
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jetzt kommt die Erlösung und lässt sich von dem beißen.
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Also, The Jimmy ist hochtraumatisiert. Der kommt dann am Ende dieser Folge als
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entsprechender Charakter.
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Und der wird in dem zweiten Teil auch eine große Rolle spielen.
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Dann sind die The Jimmy's.
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Gibt es dann eine Bande, die so ein bisschen an Clockwork Orange, an die Druks erinnert.
Micz Flor
0:32:07–0:32:07
Ah, okay.
Florian Clauß
0:32:08–0:32:12
Also der Film ist wirklich, wir waren ja gerade dabei, dass Danny Boy Genres shiftet.
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Und der fängt als so ein Horrorfilm an, wird aber so ein Kunstcollagefilm.
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Und eigentlich ist es ein Coming-of-Age-Film.
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Da sind wir wieder bei Hänsel und Gretel und sind wieder bei den Coming-of-Age.
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Und eigentlich ist das auch ein Roadmovie-Film.
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Weil das ist natürlich ganz klassisch, diese Coming-of-Age-Roadmovie-Motive
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total komplett erfüllt.
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Eigentlich ist es so ein Initiations-Film.
Micz Flor
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Und dieser Role Coming-of-Age ist der, wie heißt der Junge? Spike?
Florian Clauß
0:32:37–0:32:38
Spike, ja.
Micz Flor
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Das ist der Charakter, dessen Age of Coming ist.
Florian Clauß
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Genau, der ist zwölf und der ist auch voll in diesem Initiationsritual.
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Er hat es bestanden. Also es ist dann so, dass ich war ja gerade noch bei dem
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ersten Teil, ersten Drittel der Handlung, wo Vater und Sohn aufs Festland gehen
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und ich spoil übrigens komplett.
Micz Flor
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Ja, ja, das macht es mal. Ich gucke den dann irgendwann mal.
Florian Clauß
0:33:03–0:33:07
Wo die beiden aus Festland gehen, dann auf die Slowlos treffen.
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Dann kommen die in so ein Haus und da sehen die halt wie ein gefolterter Zombie.
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Und dann wird der Sohn auch, das nennt man dann halt so schwarze Pädagogik,
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das kommt immer so als Begriff, sieh hin, du darfst nicht wegsehen,
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du musst es dir anschauen.
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Der Junge wird dazu gezwungen von seinem Vater dann halt auch eben diese Moral
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zu schlucken oder diese Nicht-Moral, um halt entsprechend sich dann hochzurüsten.
Micz Flor
0:33:30–0:33:32
Was soll er unbedingt sehen in dem Haus?
Florian Clauß
0:33:32–0:33:36
Wie er dann halt dieser gefolterte Zombie, der dann irgendwann denkt,
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das ist eine Leiche, aber dann fängt die dann an zu knurren,
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hat dann eben eine Plastiktüte über dem Kopf, deswegen sieht es sein Gesicht nicht.
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Und dann fängt er an und löst sich dann aus seinen Fesseln und droht dann runterzufallen
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und im letzten Moment schießt halt der Vater ihn ab.
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Und der Junge muss es sich anschauen, weil du merkst schon, er wird dann eben
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in so Stresssituationen ängstlich.
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Und der Vater will ihn einfach abhärten. So ein bisschen wie Männerfantasien bei Teweleit.
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Oder auch dieses Militärische, dieses Jungen, die werden gedrillt.
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Also dieser ganze Pfropfen, wo ich mich am Anfang mit Luke darüber unterhalten habe.
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Die saßen übrigens, wir sind jetzt gerade am Boxhackener Platz.
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Nach dem Film haben wir uns nochmal ein Eis geholt und saßen die auf der Bank.
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Haben uns nochmal darüber unterhalten.
Micz Flor
0:34:25–0:34:25
Sehr gut.
Florian Clauß
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Dann kommt es natürlich, wie es kommen muss. Die treffen auf so einem Alpha-Team,
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Und können dann sich über Nacht nicht bewegen, weil die dann in einem Haus festsitzen.
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Und da kommt eine ganz skurrile Traumszene in diesem Haus. Die sind auf dem Dachboden geflüchtet.
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Und auch das hat wieder so eine Ästhetik von so einem Bergmann-Film.
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Also so eine Traumsequenz aus so einem wilden Erdbeeren, wo dann halt irgendwie
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so der Junge halt so gefangen ist und sich nicht bewegen kann.
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Und du siehst halt, dass irgendwelche bedrohlichen Gestalten auf ihn zukommen und so weiter.
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Es ist so stark, auch sehr stark von der Filmsprache und es ist aber auch sehr punkig.
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Also die Filmsprache, lass mich noch mal einen Einschub zur Filmsprache machen,
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weil die auch wirklich interessant ist.
Micz Flor
0:35:10–0:35:16
Aber so ganz vorneweg so von 0 bis 10, 10 out of 10 oder wo bist du mit dem Film?
Florian Clauß
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Ich bin ziemlich begeistert. Ich bin ja wahrscheinlich so bei einer 9 von 10.
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Also ich bin wirklich ich finde es großartig
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finde es auch wirklich so wie der dann geschafft hat diesen suspens so aufzugreifen
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und dann aber was ganz ganz anders daraus zu machen und das ist wirklich so
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der schiff der ist episch da kommen wir noch hin dann oder wir kommen noch hin
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der hat einfach auch so eine also der knüpft auf der ich habe.
Micz Flor
0:35:41–0:35:44
Das gefühl weil du hast so unfassbar viel energie.
Florian Clauß
0:35:44–0:35:45
Gerade so ein.
Micz Flor
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Bisschen von diesem an dem rage virus mal.
Florian Clauß
0:35:46–0:35:47
Geleckt hat.
Micz Flor
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So ganz viel Druck von innen. Und ich habe so eine Erinnerung,
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die ich jetzt habe, ist kein Traum, aber wir hatten irgendwie in einer kleinen
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Gruppe, ich weiß gar nicht mehr, in welchem Zusammenhang hatten wir Adam Hyde,
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der gerne wandert und gerne Kaffee trinkt, hatten wir so eine Espressomaschine zum Wandern geschenkt.
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Und die funktioniert halt so aus Plastik, aber du machst halt Espresso rein
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und dann kochst du Wasser und machst dieses ganz heiße Wasser rein und dann
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musst du das so durchdrücken oder so durchpumpen.
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Und so kommt mir das so gerade ein bisschen vor, weil du weil du einerseits
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halt so voll mit diesem ganzen Zeug bist, was jetzt Espresso werden muss und
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gleichzeitig, wenn man drückt und drückt, dann kann halt trotzdem nur so ein bisschen durch.
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Also es ist Druck schon auf dem Tank, aber dann auch Druck,
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also es ist nicht so ein Ventil, wo du tuten kannst und die Welt erschütterst,
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sondern du musst das wie so ein Espresso dann alles so durchdrücken und auf
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diese schmale Linearität von Audio legen.
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Ja, das weiß ich auch von deinem Verständnis.
Florian Clauß
0:36:41–0:36:45
Also nicht, dass dein Verständnis schmal und linear wäre, aber ich habe das
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Gefühl, ich springe, springe, springe und schifte, schifte.
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Aber ich versuche das noch so einigermaßen sinnvoll zusammenhalten.
Micz Flor
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Ich bin total bei dir. Es steckt auch total an, aber es war so intensiv,
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dass ich dachte, ich muss mal fragen jetzt, wo du bist.
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Weil ich habe so das Gefühl, das wird eine lange Nacht werden.
Florian Clauß
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Ja, wir schauen mal. Bis 1 Uhr ist das Gate open.
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Ich versuche, die einzelnen eben zusammenzuhalten und ziehe immer wieder Register
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aus den gleichen Regalen.
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Aber manchmal sind die so ein bisschen übereinanderliegend.
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Deswegen verzeih mir das. Ich versuche die Ordnung da noch.
Micz Flor
0:37:22–0:37:24
Alles gut. Hier kann man über alles reden.
Florian Clauß
0:37:25–0:37:33
Wir waren bei der Kamera. Die Kamera war ja auch legendär bei dem ersten Teil.
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Der Kameramann, und jetzt muss ich den Namen kurz nachgucken,
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der Kameramann, den kennen wir.
Micz Flor
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Hatten wir auch schon erwähnt.
Florian Clauß
0:37:42–0:37:47
Weil es wieder eine Referenz einer Folge, die wir vorher gemacht haben, nämlich das Fest.
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Das ist der Kameramann, der auch bei das Fest mitgedreht hat.
0:37:50–0:37:55
Der hat auch sehr viel bei den ganzen Boy-Filmen, also hat Slumdog Millionär
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gemacht, hat auch Sunshine gedreht und hat auch bei Garland-Filmen mitgedreht.
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Also das heißt, der ist bekannt, das ist nämlich Anthony Dodd-Mendel, das ist der Kameramann.
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Der hat im ersten Teil diese Dogma-Ästhetik da ganz stark mitverarbeitet.
0:38:14–0:38:20
Dieses Körnige, dieses Grobe, diese Video, das war ja auch so ein Alleinstellungsmerkmal.
Micz Flor
0:38:21–0:38:26
Ja, ich glaube, die haben diesen ersten Film auf der gleichen Mini-DV-Kamera
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gedreht, mit dem Merle, Philipp und ich gedreht haben.
Florian Clauß
0:38:31–0:38:33
Es gibt so einen individuellen Kameratypus, ja.
Micz Flor
0:38:34–0:38:36
Das war die, glaube ich, Canon X-M1 oder irgendwas.
Florian Clauß
0:38:36–0:38:37
Ja, das war irgendwie genau, das hatten wir auch mal irgendwann erwähnt.
Micz Flor
0:38:38–0:38:41
Ich habe eine, ich kann es dir mal zeigen. Ich weiß nicht, ob es noch geht,
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weil es ist jetzt halt 23 years later. Ich weiß nicht, ob die überhaupt noch läuft.
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Aber das war ja auch das Geniale, diese Befreiung. Was dann irgendwie,
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jetzt habe ich gehört, auch irgendwie viel auf iPhones gedreht?
Florian Clauß
0:38:54–0:38:57
Genau, diesen Sprung wollte ich gerade machen. Wir haben nämlich,
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das ist ganz lustig, wir haben diese Bullet Time, heißt das.
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Die haben diese Shots, die dann halt so saftig abschließen.
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Matrix Shots. Nämlich, du siehst, wie dann halt der Bogen abgeschossen wird,
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wie der Pfeil fliegt und dann halt so eine kurze Bullet Time.
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Also Bullet Time ist quasi, wo sich das Bild nicht mehr in der Zeit,
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sondern im Raum auflöst.
Micz Flor
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Das ist von Matrix, diese Sache, wo auf einmal alles viel freeze ist und dann
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die Kamera drumherum fährt.
Florian Clauß
0:39:25–0:39:31
Genau, Matrix hat das so super kultiviert. Das war dann in allen Ohren und jeder hat das dann kopiert.
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Augen auch, ja. Die Technik wurde schon viel früher entwickelt.
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Gab es auch schon in den 80ern bei irgendwelchen Hongkong-Filmen und so weiter.
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John Woo hat auch viel mit dieser Technik gearbeitet. Bullet Time ist jetzt,
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und das hat dann Danny Boyle im Interview gesagt, die haben halt Poor Man's Bullet Time gemacht.
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Und die Poor Man's Bullet Time geht halt so, dass du so ein Rig hast,
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wo du dann halt so zwölf iPhones draufschraubst.
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Und das ist halt das Billigste, was man machen kann. Und dann gibt es wahrscheinlich
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auch eine Software, die du irgendwie Open Source runterladen kannst und dann
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halt irgendwie dein eigenes Bullet Time.
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Und du kannst wahrscheinlich das Rig auch 3D drucken, dass auch irgendeine Anleitung
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zu sein Bullet Time for Home machen kann.
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Und damit haben die total viel gedreht. Und das ist halt so dieser,
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also auch diese Ästhetik von Videospielen.
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Also du siehst halt wirklich so dann...
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Wie der Bogen gespannt wird, wie der Pfeil fliegt, dann wird das halt abgeschlossen
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durch so einen schönen Headshot.
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Und das hat dann halt so eine saftige Ästhetik.
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Und das hattest du mal, ich glaube, in der Gestaltspsychologie-Folge.
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Das war nämlich genau dieser Punkt. Man hat ja immer das Bedürfnis,
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Prozesse abzuschließen.
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Es gibt halt irgendwie so, du hast es mit verschiedenen Beispielen untermalt,
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Aber dass du halt irgendwo was offen lässt.
Micz Flor
0:40:53–0:40:54
Auch in der Kommunikation oder sowas.
Florian Clauß
0:40:55–0:40:59
Da entsteht ja Unruhe. Das Abschließen geht ja auch so weit in der Gestaltswahrnehmung,
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dass du halt irgendwie, wenn du halt quasi viereinhalb Sternchen siehst,
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dann machst du automatisch fünf draus.
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Also das sind so Wahrnehmungsstrategien, die auch in der Werbung und so weiter eingesetzt werden.
Micz Flor
0:41:11–0:41:13
Also der andere Effekt ist.
Florian Clauß
0:41:13–0:41:14
Wenn du 3,99 siehst.
Micz Flor
0:41:14–0:41:15
Dann denkst du an drei.
Florian Clauß
0:41:15–0:41:19
Steht keine vier davor. Aber dieses Ding, so Sachen abzuschließen,
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das ist ja auch zwischenmenschlich und so weiter.
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Und das ist halt so was, was halt total saftig abgeschlossen wird.
Micz Flor
0:41:26–0:41:29
Weil dieser Bullet-Time so ästhetisch abgeschlossen wird.
Florian Clauß
0:41:29–0:41:32
Du hast dann halt einen Body-Count, der zählt dann hoch.
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Du hast dann halt so Experience-Score, der Charakter wird hochgelevelt,
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wird halt so zack, zack, zack.
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Hast du natürlich nicht, aber du hast das Gefühl dabei, weil die Ästhetik kennt man.
Micz Flor
0:41:44–0:41:47
Ja, ich weiß nicht, ich habe jetzt nie drüber nachgedacht. Aber dieses Bullet
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Time, weil wenn wir jetzt darüber denken, was das macht, das macht entweder
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einen Halbkreis oder einen ganzen Kreis.
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Ich meine, bei Matrix kenne ich bei Making-ofs, ich habe ja früher immer die
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Making-ofs gerne geguckt auf DVD-Paketen.
Florian Clauß
0:41:59–0:42:00
Ja, jetzt gibt es keine DVD mehr.
Micz Flor
0:42:00–0:42:04
Genau, und da war ja alles so Green Screen und dann hast du die Kameras gesehen,
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die dann teilweise auch von unten nach oben liefen, sodass halt die Perspektive
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sich auch änderte, wenn jemand sprang oder so.
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Und ich weiß jetzt nicht, wie das da gemacht wird, aber ich hatte so das Gefühl, es gibt einfach,
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es gibt so nicht nur, dass es halt so ein saftiger Shot ist,
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wo man quasi nochmal so nicht ins Zeitlupe, sondern einen Stillstand erleben
0:42:25–0:42:29
kann, wie unausweichlich jetzt dieser Schlag oder der Stoß oder der Schuss ist.
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Sondern du hast auch natürlich diesen Moment, wo du den Perspektivwechsel hast.
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Also du kommst halt so von der eine Person kommt an und da hast du ja einen
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Achsensprung drin, den du im Schnitt nicht haben könntest.
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Aber den hast du halt so drin. Das heißt, du kannst dann, wenn du einen halben
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Kreis machst, dann guckst du auf einmal nach.
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In dieser Filmsprache von Schnitt, wo man eben nicht so einen Achsensprung machen
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dürfte, guckst du auf einmal quasi aus dem Opponent-Winkel auf die Szene.
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Wenn du allerdings einmal eine komplette Umdrehung machst, dann zeigst du in
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gewisser Weise die Ausweglosigkeit.
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Die Person ist dann gefangen. Du läufst einmal drum rum und kommst wieder an
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der Position an, wo jetzt der Killshot kommt.
Florian Clauß
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Ja, ja, also dann hast du nochmal dieses Deterministische quasi mit drin.
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Das, was du jetzt sagst. Also du hast einfach keine Chance, da rauszukommen.
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Ja, es sind natürlich die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von so einem Bullet Time.
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Also dass du halt diesen 360 hast. Da war es halt meistens so,
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ich weiß nicht, so ein Grad von nicht mehr als 180. Lass mich lügen.
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180 Grad, ich weiß nicht. Aber es war wirklich so mehr in der Szene und mehr
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so quasi, um den Abschluss zu zeigen.
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Also du hast diese Art von Ästhetik, du hast diese Archivaufnahmen.
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Ja, und das war auch in dem Interview war das so, dass die sich so,
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oh, wir hatten so viel Archivmaterial, das war so toll.
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Also die hatten ja wirklich so irgendwelche, Henry IV.
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Aus Shakespeare, da gibt es ja diese Ansprache an das Englische her.
0:43:54–0:43:58
Das war auch so ein Vorbild dann halt so, wo die dann halt gegen die Franzosen
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aufmarschiert sind und dann nur noch 20.000, die Franzosen 80.000.
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Und dann gab es halt diese Rede an das Heer, was auch so legendär in der Literatur
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ist und daraufhin halt die Briten haushoch gewonnen haben.
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Und jetzt nochmal so ein Punkt, der auch wieder eine Folge streift.
0:44:16–0:44:18
Das ist ganz toll, das würde ich freuen.
Micz Flor
0:44:18–0:44:22
Heißt das, dass wir so weit aufgestellt sind oder dass wir immer die gleichen Pfade abtreten?
Florian Clauß
0:44:22–0:44:26
Nein, die Synchronicität, wir sind da im Stream, du weißt schon.
Micz Flor
0:44:26–0:44:27
Jetzt bin ich immer gespannt.
Florian Clauß
0:44:27–0:44:31
Was jetzt kommt. Also das Ding ist halt, um diese Identifikation,
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ein ganz starkes, neben diesem Union Jack und neben dieser ganzen Henry IV und bla bla bla,
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worüber haben wir schon gesprochen, über welche Identifikation der Briten.
Micz Flor
0:44:46–0:44:46
Teletubbies?
Florian Clauß
0:44:47–0:44:53
Auch, nein, aber hast du eine ganze Folge mitgemacht über Abide with me.
Micz Flor
0:44:54–0:44:55
Das kam auch vor.
Florian Clauß
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Das Lied haben wir gesungen, das
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kam aber wirklich nur so kurz vor und ich dachte, Moment, das kann ich da.
Micz Flor
0:45:02–0:45:04
Ich kann die Waschstimme mitzwingen.
Florian Clauß
0:45:05–0:45:05
Abide with me.
Micz Flor
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Das passt natürlich. Das ist ja auch...
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Das ist ja auch genau auf diesem Untergrund gewachsen, aus dem Gothic hinein
0:45:13–0:45:14
in die, ja, okay, spannend.
Florian Clauß
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Ja, es ist halt so ein unglaublich, also nicht identitär, aber identifikationsstiftend,
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dieses Untermauern von der Gesellschaft, dass es erstmal gut so ist, wie wir sind.
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Und wir wollen auch nicht anders werden, sondern wir haben uns da eingerichtet.
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Das ist ja das, was diese Gesellschaft da so mitzieht. Und deswegen haben die
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halt diese ganzen Relikte und Artefakte von Songs, die so urbritisch sind.
Micz Flor
0:45:39–0:45:40
Das ist echt lustig.
Florian Clauß
0:45:41–0:45:48
Ja, es ist echt, also ich fände es auch gut, wie viele Sachen sich dann doch da zusammenfalten.
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Ja, und diese Kameraästhetik, das war halt auch so, dass die gesagt haben,
0:45:53–0:45:56
ja, wenn die jetzt wirklich, das war wirklich eine ästhetische Frage.
0:45:57–0:46:00
Ästhetischer war, was passiert, wenn wir jetzt halt irgendwie so mit Dogma anfangen.
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Ich meine, da war der Hauptdarsteller in dem,
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28 Days Later waren halt irgendwie nur so zweifarbige Pixel im Widescreen,
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also das kannst du heutzutage nicht mehr machen, deswegen war ziemlich schnell
0:46:14–0:46:17
klar wir wollen halt da eine andere Ästhetik und deswegen haben die so eine
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Mischform gewählt die von allen etwas dann mit sich bringt und die in der Montage
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auch ganz gut funktioniert,
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du denkst immer so wo bin ich jetzt in welchem Film?
0:46:26–0:46:30
Also ich finde, da hat er sich einfach eine künstlerische Freiheit genommen,
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die auch so etwas Befreiendes hat.
0:46:32–0:46:38
Und das ist so überhaupt der Film, der sich aus dieser deterministischen Klammer
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löst und was extrem Befreiendes auch erzählt in seiner formalen Sprache, in seiner Ästhetik.
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Inhaltlich, komme ich gleich zu, wird es nämlich noch viel stärker und er arbeitet
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auch mit Bildern, die man stärker nicht hätte bauen können.
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Kleiner Cliffhanger. Aber ich finde es unglaublich...
0:46:56–0:47:00
Stark, was er da für eine Bildsprache, was er nicht Bildsprache,
0:47:00–0:47:02
sondern narrative Bilder geschaffen hat. Auch in der Bildsprache.
Micz Flor
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Aber wenn ich jetzt mal einen Schritt zurückgehe über diese,
0:47:06–0:47:10
das ist natürlich dann, ich springe raus aus dem Narrativ, aber diese Qualität
0:47:10–0:47:15
des Bildes, also jetzt wegen Farbe, Pixel, Kontrast, all diese Dinge, das ist ja sowas,
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was zum Beispiel auch bei The Hateful Eight von Tarantino, da ist es so,
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ich habe den halt zu Hause geguckt, auf dem Laptop, und da gab es an zwei Stellen,
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kam halt oben zweimal das gleiche Mal, oben so ein bisschen so der Rand von
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diesem Film rein. Und das war halt eindeutig gefakt.
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Das siehst du natürlich im Kino nicht, weil dann denkst du halt,
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das gehört wirklich dazu.
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Denkt man so, auch wenn es eine digitale Projektion ist. Aber das heißt,
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da gibt es dann immer Fehler, in Anführungszeichen, die irgendwas tun sollen.
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Und jetzt gibt es dann halt so einen Fehler wie das, was Tarantino da scheinbar eingebaut hat.
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Hypothese, ich weiß nicht, ich habe es so wahrgenommen.
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Die soll dich ja ein bisschen reinziehen und rausholen gleichzeitig.
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Und was ich halt so irre finde an diesem Ace, 28 Days Later,
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ist halt diese Ästhetik, also die Befreiung der Kamera einerseits.
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Man konnte relativ schnell und gut drehen und einfach mal drehen,
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wenn gerade niemand in der Straße war und so weiter.
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Aber dann hast du natürlich eine Bildsprache, die total fehlerhaft aussieht.
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Und das Abstruse ist ja dann, was dann entsteht, wenn es fehlerhaft ist.
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So ein bisschen bei Blair Witch Project hast du natürlich auch die Found Footage
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Sache. Da weißt du, dass es Kameras sind, aber dass es sich trotzdem irgendwie
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realer anfühlt, obwohl das Bild viel fehlerhafter ist.
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Und wenn du das Bild aber nicht mehr siehst bei irgendeinem Denzel-Washington-Action-Film
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oder sowas und gar nicht mitbekommst, dass da alles an Farben und sowas reingerechnet
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wurde, dass du da eigentlich die Kamera oder die Bildsprache gar nicht so wirklich wahrnimmst.
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Und das heißt, du könntest argumentieren, das Bild sei da viel echter,
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als dann, es könnte ja eigentlich Distanz schaffen, wenn man anfängt,
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die Körnigkeit und sowas hochzudrehen.
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Aber es ist absurd, was da passiert. Es ist ein bisschen so das Gefühl,
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als ob, je mehr du den Leuten erlaubst, dich aus dem Bild rauszunehmen,
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desto mehr passiert in denen drin, um sich mit dem Bild zu verbinden.
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Denn wenn du so ein durchgängiges Bild hast, wo du halt...
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Einfach denkst, ja, so sieht die Welt aus, dann passiert weniger im Kopf oder
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nicht. Weißt du, was ich meine?
Florian Clauß
0:49:14–0:49:17
Ja, ja, nee, voll. Aber ich glaube, das hat auch was einfach mit der,
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wie die Spannung aufgebaut ist, wie sehr sich dann halt der Zuschauer sich mit
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dem Bild, mit dem Film identifiziert.
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Oder ich hatte ja vorhin schon den Begriff des immersiven Kinos.
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Das ist genau diese Erzählung, dass man so reingezogen wird.
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Es gibt ja nur die Mockumentary, was dann halt Blair Witch Project macht.
Micz Flor
0:49:41–0:49:45
Oder Spinal Tap, weil Mockumentary ist immer auch, die machen sich lustig über
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etwas. Mocking heißt, ich mache mich lustig.
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Also Spinal Tap ist so ein Mockumentary-Film, wo man sich so lustig macht über
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solche Bands oder sowas.
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Aber Blair Witch würde ich jetzt Nicht mit dem Titel belegen,
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weil es ist ja keine Comedy in dem Sinne.
Florian Clauß
0:49:59–0:50:03
Ja, nee, das stimmt, das stimmt. Ich habe mal so eine Studie gelesen,
0:50:03–0:50:06
die fand ich ganz interessant. Ich weiß nicht, ob ich das schon mal erwähnt habe.
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Die haben jetzt auch so, ich weiß nicht, wie die die Emotionalität oder die
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quasi Identifikation des Zuschauers beim Betrachten eines Films gemessen haben.
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Aber die haben jetzt mal gemessen, wie weit sich das dann abweicht,
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wie größer der Screen wird.
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Und da haben sie halt irgendwie so, weiß ich nicht, bei Whitescreen und so weiter
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dann halt voll Dolby, bla, dann ging das aber runter bis irgendwie so,
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keine Ahnung, YouTube wieder 480 Pixel.
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Und die haben aber dann bei bestimmten Filmen keinen Unterschied festgestellt.
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Das heißt, die Leute waren dann so fest, also das ist glaube ich schon die Art
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zu inszenieren, wie man den Zuschauern einspannt, dann ist es halt egal von dem.
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Aber du, deine These wäre ja, durch diese Artefakte, durch diese Körnigkeit
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wird ja nochmal quasi so eine Realität erzeugt, die noch mehr identifiziert.
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Also das fand ich auch diese Körnigkeit. Ich habe nur kurz in 28 Tage reingeskippt,
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weil ich den als DVD zu Hause bei mir als Privatcopy habe.
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Dann konnte ich halt wirklich so sehen, dass der immer noch wirklich so eine
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Ästhetik hat, die irgendwie was Befremdliches, aber was total Faszinierendes
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auslöst, also wie du das beschrieben hast.
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Also das ist auch vielleicht einfach so eine Zeit, wo es diese Medien so gab,
0:51:19–0:51:24
so wie du dann halt irgendwie die Hitchcock-Filme in, was war das für ein Format?
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Also auf jeden Fall dieses legendäre Farbformat, was dann Kodak erzeugt hat.
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Das ist einfach so eine Zeit, wo dann diese Geschichten erzählt wird.
0:51:32–0:51:35
Und da hat, glaube ich, Dogma ganz viel dazugetan.
Micz Flor
0:51:35–0:51:38
Ich würde gerade sagen, das sind eben auch diese Übergänge. Weil du hattest
0:51:38–0:51:41
bei Dogma in der Folge, die wir hatten, da war es ja dann so,
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dass die alle noch irgendwie auf Filmen gedacht haben, als sie das Dogma geschrieben hatten.
0:51:47–0:51:50
Aber dann zum Beispiel Idioten dann schon auf Video gedreht wurde,
0:51:51–0:51:55
wo man einfach ganz anders mit Licht und allem Möglichen umgehen konnte.
Florian Clauß
0:51:55–0:51:55
Ja.
Micz Flor
0:51:56–0:51:58
So, warte, wir müssen jetzt die Straße überqueren.
0:52:01–0:52:02
28 Minutes später.
Florian Clauß
0:52:03–0:52:09
Wir sind jetzt hier auf der Frankfurter Allee und suchen uns einen Slot,
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wo wir über die Straße gehen können.
Micz Flor
0:52:11–0:52:15
Hast du eine Tour oder lässt du dich heute treiben? Nee, ich habe so eine grobe Tour.
Florian Clauß
0:52:15–0:52:18
Ich würde sagen, wir sind jetzt gerade durch die Kreuzka gegangen.
0:52:19–0:52:23
Dann passt das vom Thema her, dass wir hoch zur Riga gehen.
0:52:24–0:52:30
Und ich muss gestehen, wir sind so ein bisschen auch die Orte abgelaufen,
0:52:30–0:52:32
das habe ich ja schon in der Einleitung gesagt,
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wo Luke und ich, an der Plansche am Boxhagener Platz waren, wo er quasi mehr
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oder weniger groß geworden ist.
0:52:40–0:52:45
Und hier überall habe ich auch gewohnt, in der Türschau, in der Säumestraße
0:52:45–0:52:49
und in der Riege, da habe ich auch mal gewohnt.
Micz Flor
0:52:49–0:52:50
Ah, das wusste ich gar nicht.
Florian Clauß
0:52:50–0:52:54
Ja, aber im vorderen Teil. Deswegen ist es auch so ein bisschen Home Run hier.
Micz Flor
0:52:55–0:53:01
Das heißt, du hast keine Tour rausgesucht, weil du hier alles kennst wie deine Westentasche.
Florian Clauß
0:53:01–0:53:06
Ich dachte, wir laufen jetzt hoch und wir gehen so in Richtung Storkower Straße
0:53:06–0:53:08
in dieses Neubaugebiet.
Micz Flor
0:53:09–0:53:09
Ah, spannend.
Florian Clauß
0:53:09–0:53:10
Das ist dann halt auch so.
Micz Flor
0:53:15–0:53:19
Jetzt gehen wir vom Material weg ins Narrativ, ne?
Florian Clauß
0:53:19–0:53:21
Jetzt gehen wir ins Narrativ.
Micz Flor
0:53:21–0:53:24
Also nicht mehr im Horizontal, sondern im Vertikalen jetzt.
Florian Clauß
0:53:24–0:53:30
Wir waren stehen geblieben bei der Dachbodenszene, ja. Und es kommt, wie es kommen muss.
0:53:31–0:53:36
Die treffen eben auf eine Gruppe von Infizierten, die angeführt werden von einem
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Alpha. Deswegen kommen die da nicht so einfach weg, verpassen die Ebbe,
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wo sie wieder zurückgehen können auf ihre Insel und müssen dann halt,
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Boden nächtigen. Und in dieser Konfrontationsszene, wo die gejagt werden von mehreren Infizierten,
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da passiert es auch so, dass der Spike einfach so ängstlich ist und dann nicht schießen kann.
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Oder der verfehlt dann und hat dann natürlich ein großes Gefühl des Versagens.
Micz Flor
0:54:09–0:54:10
Aber es kommen niemanden zu Schaden dadurch.
Florian Clauß
0:54:10–0:54:16
Können und kommen. Und dann schaffen die es am nächsten Morgen zum Strand zu kommen.
0:54:17–0:54:23
Und die Flut ist gerade so weit zurückgegangen, dass die drüber gehen können.
0:54:23–0:54:26
Und in dem Moment kommt der Alpha von hinten.
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Und dann gibt es aber auch so eine ganz epische Szene. Du siehst,
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wie die dann halt über diesen Pfad im Knie, diesem Wasser, diesmal rennen.
0:54:35–0:54:41
Und der Alpha dann halt so stolz wie so ein Terminator hinter ihnen herläuft.
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Und sie halt dann jagt. Denn dann siehst du halt so einen völlig übertriebenen Sternenhimmel.
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Also mit so großartigen, also Galaxien, Sternen, also Milchstraßen und so weiter.
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Aber eigentlich so nordlich dann alles so.
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Und alle haben sich gefragt, ja wie? Wie kommt denn dieser Stern?
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Und das war auch die Anekdote dazu.
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Dass Danny Boy meinte, wenn man mit Kindern dreht, darf man nur alle 14 Tage
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eine Nachtaufnahme machen.
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Die hatten halt nicht so viele Shots für
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Nachtaufnahmen und deswegen haben die dann halt aus diesem Mangel dann eine
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Tugend gemacht und dieser ganzen Fahrt diese ganze Szene im Studio nachgedreht
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und konnten halt natürlich da einen Sternenhimmel inszenieren noch und nicht
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und deswegen ist dann halt dieser Sternenhimmel draus geworden und die kommen halt vor das Tor,
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schreien zu den Torwachen, schießt dann wachen die auf, die haben alle so ein
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Gedös geschlafen und holen halt diesen Riesenpfeil raus und können dann halt im letzten Moment,
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wo der Alfa dann halt sich quasi über die lehnt, können sie den dann noch beseitigen.
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Ja, und kommen dann halt, du siehst dann gleich im nächsten Cut,
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wie dann alle die Initiation von dem Spike feiern.
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Ja, er darf Bier trinken. Der Vater erzählt dann halt, wie kaltblütig Spike.
Micz Flor
0:56:03–0:56:08
Das hatten wir. Das ist dann jetzt quasi Rocker, wo die Jugendlichen Bier trinken.
Florian Clauß
0:56:08–0:56:12
Wir kommen jetzt zurück, ja.
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Rauchen und Bier trinken, ja. Und dann sagt Spike, aber ich habe ihn doch gar
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nicht erschöpft, ich habe doch so gezittert.
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Ist egal, die Geschichten werden erzählt und so.
0:56:22–0:56:26
Und da will er lieber zu seiner Mutter, er fühlt sich dann lieber zu seiner
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Mutter, er sieht dann halt auch wie sein Vater mit einer anderen eine Affäre hat und,
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ist dann völlig verstört, dann kommt quasi der zweite Teil der Geschichte, nämlich...
Micz Flor
0:56:41–0:56:43
Ich wollte dann, bevor wir jetzt in den zweiten Teil kommen,
0:56:44–0:56:46
also jetzt im zweiten Teil, weiß nicht, wie ich mir das vorstellen kann,
0:56:46–0:56:47
das ist wirklich quasi...
Florian Clauß
0:56:47–0:56:52
Nee, es ist für mich ein Narrativzweiter. Es geht wirklich ineinander über.
Micz Flor
0:56:52–0:56:55
Weil das, was mir noch vorhin so am Anfang so im Kopf war, war so,
0:56:55–0:57:00
dass es so ein bisschen diese zwei Gesellschaften, also einerseits haben wir die Zombies,
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in Anführungszeichen, keine echten Zombies, Und dann haben wir die noch Menschen auf dieser Insel.
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Und so wie du es beschrieben hast, hatte ich so dieses Bild,
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dass die Menschen sich kulturell zurückentwickelt haben in so ein Äquilibrium
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hinein. So können wir leben.
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Wir haben keinen Doktor, wir brauchen unsere Krankheiten nicht.
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Das kann man essen, das kann man nicht essen. Wir kriegen das alles irgendwie hin.
0:57:26–0:57:29
Also eine Harmonie herzustellen, mit der die leben können. und gleichzeitig
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bei der Ermangelung an technischen oder wissenschaftlichen Gütern,
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dann mussten die dann halt eher so ein, wie würde man sagen,
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so ein mittelalterliches, klischeehaft mittelalterliches Bild fahren.
0:57:43–0:57:46
Und auf der anderen Seite hast du dann die Menschen, die infiziert waren und
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die haben sich hochentwickelt.
Florian Clauß
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Sorry, dass ich jetzt einhake, aber das muss ich nochmal klarstellen.
0:57:51–0:57:52
Es gibt diese Standard-Infizierten.
Micz Flor
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Die sind noch mehr oder weniger so wie vorher. Nein, genau.
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Aber nach 28 Jahren gibt es trotzdem so dieses Gefühl, auf der einen Seite haben
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sich die Menschen dann in der Isolation zurückentwickelt und das Pendant,
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dieser Junge, der weggerannt ist, war ja dann quasi auch ein Teil von Spike,
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der ja auch am liebsten weggerannt wäre scheinbar.
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Also da haben wir so eine Form von Annäherung gefühlterweise.
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Die einen können weniger als wir Menschen, die wir im Publikum sitzen und die
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anderen können mehr als die Infizierten aus dem ersten Teil.
Florian Clauß
0:58:24–0:58:28
Genau, also man, ja, ich würde es vielleicht nicht so, Menschen auf der einen
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Seite der Berge uninfizierten und das Gewicht pendelt sich aus,
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so würde ich es vielleicht nicht darstellen, aber es ist so, die haben keinen Strom,
0:58:36–0:58:40
die haben wirklich nur ihre Lieder und Gesänge, ein bisschen Äpfel und.
Micz Flor
0:58:40–0:58:44
Also ein bisschen wie Game of Thrones, so Beyond the White Walkers.
0:58:45–0:58:50
Also die haben so einen spekulativen Raum, wo sie noch so drüber nachdenken,
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wie die so sind, wie die so funktionieren.
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So eine Form von Forschung auch über den, in Anführungszeichen,
0:58:55–0:58:56
Feind auf der anderen Seite.
Florian Clauß
0:58:56–0:58:59
Genau, und das ist halt auch das Ding, die machen sich da keine großen Gedanken.
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Also es ist nicht so der Wille da irgendwie so, die irgendwie zu verstehen,
0:59:05–0:59:06
sondern die haben Kategorien.
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Das ist Alpha, Slow-Low, das ist halt ein Infizierter. Die sind halt so verfügbar,
0:59:13–0:59:16
ja, im Jagdmasse, aber mehr auch nicht.
Micz Flor
0:59:16–0:59:19
Und es gibt auch keine Notwendigkeit eigentlich, aus Festland zu gehen.
0:59:19–0:59:24
Die sind autonom, die gehen nur für dieses Ritual aus Festland und bringen da jemanden um.
Florian Clauß
0:59:25–0:59:30
Genau, es gibt noch irgendwo eine nachgeschobene Erklärung, dass dann Jamie,
0:59:30–0:59:33
der Vater, sagt hier, Spike, als die in so einem Haus sind, schau mal durch
0:59:33–0:59:37
alle Schubladen, man findet immer noch mal wieder was, was andere übersehen haben.
0:59:37–0:59:41
Also das heißt, es gibt schon so, dass man so ein bisschen so halt dieses Jäger
0:59:41–0:59:45
und Sammler, vielleicht findet man noch ein Artefakt aus vergangenen Zeiten,
0:59:45–0:59:46
mit dem man irgendwas machen kann, ja.
Micz Flor
0:59:47–0:59:52
Und diese Infizierten, die wir da sehen, das sind jetzt auch keine neuen Infizierten,
0:59:52–0:59:55
sondern die sind einfach immer noch die übrig gebliebenen und nicht verhungerten
0:59:55–0:59:56
von damals. Die sind auch neu.
Florian Clauß
0:59:57–1:00:00
Das heißt, das Virus ist ja immer noch aktiv.
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Man kann davon ausgehen, dass es durchaus Infizierte gibt, die halt 28 Jahre
1:00:08–1:00:12
dann halt, weil sie verstanden haben, eben zu essen und so weiter,
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sich zu ernähren, dass es die von der ersten Stunde sind.
1:00:15–1:00:19
Aber man kann auch davon ausgehen, dass es halt so neue dazugekommen sind.
1:00:19–1:00:24
Und man weiß sogar, es wird gezeigt, dass es wirklich kommt zu der Geschichte.
1:00:24–1:00:29
Bike ist bei seiner Mutter, genau, ich habe eine wichtige Episode vergessen,
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und zwar, als sie da auf dem Dachboden sind,
1:00:33–1:00:36
ist auf der einen Seite der Alpha, den sie dann so im Sonnenuntergang sehen,
1:00:37–1:00:40
auf der anderen Seite in der Nacht sieht auf einmal das Bike ein Feuer.
1:00:41–1:00:46
Und dann fragte sein Vater, was ist denn das für ein Feuer? Und dann will er
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gar nicht so richtig drüber reden.
Micz Flor
1:00:47–1:00:48
Und dann kriegt er aber raus.
Florian Clauß
1:00:48–1:00:51
Dass das Feuer von Dr. Carlson ist.
1:00:51–1:00:58
Und Carlson war ein Doktor, der dann mit ihm, irgendwann, das war kurz ein Nahausbruch
1:00:58–1:01:03
des Virus, den haben wir dann nun mal so besucht vom Weiten.
1:01:03–1:01:06
Und als die dann halt den gesehen haben, hat er dann, siehst du,
1:01:06–1:01:11
eine Szene, wie er ganz viele Leichen auf einer Riesenwiese so symmetrisch angeordnet hat.
1:01:12–1:01:14
Und er hat dann so ein Feuer entfacht.
1:01:15–1:01:20
Als er dann halt die anderen sieht, dann winkt er denen so, dass die zu ihm kommen sollen.
1:01:20–1:01:23
Und die denken halt, oh nee, der verrückte Doktor, ja gehen wir lieber mal.
1:01:24–1:01:27
Baik fragt ihn, was ist denn ein Doktor? Und dann kriegt er halt von einem anderen
1:01:27–1:01:31
Dorfbewohner die Information, der Doktor ist halt so, die Menschen heilen.
Micz Flor
1:01:31–1:01:34
Ah, okay, und jetzt will er dann los und will die Mutter heilen.
Florian Clauß
1:01:34–1:01:38
Das ist nämlich der zweite Teil der Narration. Das ist dann halt quasi genau
1:01:38–1:01:41
dieser, also eigentlich ist es eine traditionelle,
1:01:42–1:01:47
von der Initiation her ist er jetzt eigentlich ein voll anerkanntes Gemeinschaftsmitglied,
1:01:47–1:01:53
weil er hat die Prüfung, hat er dann bestanden, ja, und hat dieses Aufnahmeritual in die Gemeinschaft.
1:01:53–1:01:57
So hat er alles durch, ja, eigentlich, aber jetzt zieht er erst mal los, ja.
1:01:57–1:02:01
Das heißt, er nimmt seine Mutter und die beiden ziehen dann halt aufs Land,
1:02:02–1:02:05
aufs Festland. Er sucht dann eben diesen Dr.
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Kersen auf diesem Weg dorthin.
1:02:09–1:02:12
Ja, das ist auch eine starke Szene, wo,
1:02:14–1:02:20
Wo dann auch seine Mutter in einem lichten Moment, so ist es natürlich diese
1:02:20–1:02:24
Kombination eher mit seiner Mutter, ist natürlich viel anfälliger.
1:02:24–1:02:29
Du merkst aber schon, dass er abgebrühter wird. Dass er diese Vision hat, da was zu machen.
1:02:29–1:02:32
Und dass er abgebrühter wird und dass er das halt auch sich zutraut.
1:02:32–1:02:37
Weil er das für seine Mutter als einzige Chance sieht, dass sie irgendwie geheilt
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werden könnte. Und die ziehen dann übers Land.
Micz Flor
1:02:39–1:02:44
Aber der geht dann also bei Ebbe wieder, aber nur er oder er und die Mutter?
Florian Clauß
1:02:44–1:02:47
Ja, er nimmt die Mutter mit. Er und die Mutter.
1:02:48–1:02:52
Er legt ein Feuer als Ablenkung und geht dann mit der Mutter und du siehst dann
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halt, dass die an den Strand gehen und in Richtung halt dieses,
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und die nächtigen dann in einer Kirche und du siehst dann halt auch,
1:02:58–1:03:03
wie so ein Slow-Mo dann anfängt auf ihn zuzukriechen und er so eingeschlafen
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ist und auf einmal im letzten Moment der Slow-Mo Solo fängt erstmal an.
Micz Flor
1:03:07–1:03:10
Dann die Schnürsenkel von ihm aufzusaugen, weil er denkt, das wäre ein Wurm.
Florian Clauß
1:03:15–1:03:19
Und dann irgendwann rafft das Lolo, au, das ist ja was mehr.
1:03:19–1:03:23
Und dann türmt er sich so auf und in dem Augenblick wird so eine Decke über
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ihn geworfen und er wird dann halt so weggezogen.
1:03:26–1:03:29
Und dann siehst du halt, dass am nächsten Morgen die Mutter dann ihn in so einem
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lichten Moment dann gerettet hat.
1:03:31–1:03:36
Und dann siehst du halt, wie das Lolo da tot rumliegt und die Mutter ihn gegen
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einen Stein gepfeffert hat und damit ist er gestorben.
1:03:38–1:03:44
Eine andere Szene, wo dieser Skinny-Typ dann, den alle für Sian Murphy gehalten haben,
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da gibt es auch, der enttürmt sich auf einmal auch vor ihm, der wird dann aber von Spike,
1:03:51–1:03:56
erledigt und dann hat er wirklich so einen satten Body-Cow und bei dem war wirklich
1:03:56–1:04:00
so unverblümt dann halt auch so ein Kopfschuss ihm gelingt, da merkst du halt
1:04:00–1:04:03
irgendwie, in den Stresssituationen wird er sehr zielsicherer.
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Also er levelt sich da auch wieder ab.
1:04:06–1:04:10
Und ja, dann kommen sie halt auch natürlich auf so einen Alpha,
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das heißt in so eigentlich ausweglose Situationen und auf einmal siehst du wie
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so ein Blasrohrpfeil diesen Alpha trifft und der Alpha dann so anfängt so einfach
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stillzustehen und dann kommt halt dieser Dr.
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Kersen und sagt zu ihm so, aha das hält dir ein bisschen ruhig,
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ich habe ja eine Tinktur aus irgendwelchen Stoffen, das stellt dir ruhig und
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tötet dich nicht, aber dann ist er jetzt erstmal für eine Zeit,
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aber wir müssen hier weg.
1:04:39–1:04:44
Und der Dr. Kersen ist halt so voll in orangener Montur.
1:04:44–1:04:48
Also der hat sich so eingerieben, sieht aus wie so ein Schamanen.
1:04:48–1:04:55
Er erklärt dann auch, dass das Orangener, dass das Jod sei und das würde den Virus dann abhalten.
Micz Flor
1:04:56–1:04:59
Also ein bisschen Aluhüte oder Wissenschaft?
Florian Clauß
1:05:00–1:05:07
Sorry, nee, das ist genau diese Ambivalenz. Ich habe eine komplette Szene vergessen,
1:05:07–1:05:08
die muss ich jetzt noch nachlesen.
1:05:09–1:05:13
Nämlich, du siehst zwischengeschnitten wie eine Gruppe von Soldaten.
Micz Flor
1:05:13–1:05:18
Und die aber hochgerüstet sind. Das heißt, du weißt, es gibt irgendwo eine Zivilisation.
Florian Clauß
1:05:19–1:05:22
Die halt Soldaten herstellen kann mit Waffen und so weiter.
1:05:22–1:05:26
Also die haben MGs. Das heißt, du kannst jetzt dann extrapolieren,
1:05:26–1:05:31
dass da die Kultur nicht so runtergegangen ist wie da in Schottland.
1:05:31–1:05:37
Sondern dass die dann, und die sind auch von einem Boot, was dann halt schiffbrüchig
1:05:37–1:05:40
aus Schweden geworden ist, um die Insel rum.
1:05:40–1:05:43
Die haben gesagt, die waren auf Quarantäne-Patrouille.
1:05:44–1:05:47
Dann sind die gestanden. Irgendwie sieben Soldaten und so weiter kommen halt
1:05:47–1:05:50
so in diese typischen Zombieszenen.
1:05:50–1:05:53
Ja, gehen halt in den Tunnel rein, kommen nur noch drei raus und so weiter.
1:05:53–1:05:56
Also werden nach und nach von den Zombies dezimiert.
1:05:56–1:05:58
Aber auch sehr schön inszeniert alles.
1:05:59–1:06:03
Ja, so ein bisschen wie Black Summer. Das ist auch, was ich erwähnt habe.
Micz Flor
1:06:03–1:06:06
Diese Seh. Habe ich auch nie von gehört.
Florian Clauß
1:06:06–1:06:09
Oh, die ist so, das ist wirklich so immersiv.
1:06:10–1:06:17
Ich kenne auch andere Zombie-Filme, die nicht ranreichen an diese Suspense.
1:06:17–1:06:20
Die legt dich einfach komplett runter.
1:06:21–1:06:24
Das ist wirklich Wahnsinn. Black Summer, große Empfehlung.
1:06:25–1:06:28
Aber dann kann man nicht schlafen, weil man so viel Adrenalin im Blut hat.
1:06:29–1:06:33
Das ist wirklich diese typischen Tunnel-Szenen, wo die dann durchgehen und du
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siehst dann nur dann irgendwie den Lichtschein der Stirnlampe.
1:06:38–1:06:43
Und dann diese Jump-Cuts, die dann entstehen, wenn du dich umdrehst und dann steht ein Zombie da.
1:06:43–1:06:48
Also du hast dann diese Szenen und zurück bleibt dann im Prinzip einer,
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der Eric heißt, aus Schweden kommt.
Micz Flor
1:06:52–1:06:54
Wie die anderen werden alle platt gemacht, von Alphas oder was?
Florian Clauß
1:06:54–1:06:57
Ja, die werden halt von den anderen Zombies plattgemacht. Die kommen in so eine
1:06:57–1:07:02
Herde rein und einer nach dem anderen wird plattgemacht und einer überlebt.
1:07:02–1:07:06
Du siehst dann halt so parallel dazu geschnitten, siehst du,
1:07:06–1:07:10
wie Spike und seine Mutter in eine Tankstelle flüchten.
Micz Flor
1:07:10–1:07:12
Die heißt nur noch Hell.
Florian Clauß
1:07:12–1:07:13
Das ist auch so ein klassischer Witz.
Micz Flor
1:07:14–1:07:14
Das ist lustig.
Florian Clauß
1:07:15–1:07:20
Auf der Flucht vor dem Alpha. Und die Infizierten kommen nach,
1:07:20–1:07:23
aber die kriegen alle keine Luft mehr, Weil in dieser Tankstelle sich dann halt
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so ein Benzolteppich gebildet hat, der auf so einer gewissen Höhe dann da die
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ganze Luft nimmt, giftig wird.
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Und Eric schießt von oben rein und der ganze Teppich, der Benzolteppich,
1:07:35–1:07:37
fängt dann halt an zu brennen.
1:07:37–1:07:39
Und die sind halt unten und können sich damit retten.
1:07:40–1:07:45
Und die ganzen Zombies verbrennen. Und dann gibt es dann diese Schicksalsgemeinschaft
1:07:45–1:07:48
von den Dreien, Eric und die beiden.
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Und die Mutter sagt schon, also Eric ist halt so ein Typ, der dann erzählt,
1:07:54–1:07:58
ja, seine ganzen Freunde sind Essenslieferanten geworden, aber er wollte was
1:07:58–1:08:01
Sinnvolles machen in der Welt und deswegen ist er zum Militär gegangen.
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Alle um ihn herum, alle Kollegen wurden halt dezimiert. Also die Frage,
1:08:08–1:08:13
wie viel sinnvoll ist, das eigene Leben dann für sowas herzugeben, die sind dann...
1:08:14–1:08:17
Weiter auf der Flucht von Infizierten. Und dann kommt diese Szene,
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wo dann die Mutter in einem...
Micz Flor
1:08:19–1:08:21
Dann sind sie zu dritt jetzt. Und der Doktor?
Florian Clauß
1:08:22–1:08:23
Der Doktor kommt ja später.
Micz Flor
1:08:23–1:08:25
Ach so, okay, du bist zurückgesprungen.
Florian Clauß
1:08:25–1:08:28
Ich bin zurückgesprungen. Es gibt dann diese Szene, wo die Mutter auf einmal
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in so einem Zug hört sie Schreie.
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Und dann geht sie auf einen Abteil zu und sieht dann, wie so eine Infizierte
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da so schreit und denkst erst mal, geh weg, geh weg.
1:08:40–1:08:45
Und dann ist es aber so, dass die Infizierte schwanger ist und die Mutter spürt
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so, okay, das ist hier eine Geburtsszene.
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Und sie fängt dann an, das ist halt total kitschig auch, aber irgendwie so völlig
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übertrieben, wo es dann halt wirklich so wieder funktioniert.
1:08:58–1:09:02
Nämlich dann hilft sie der Infizierten bei der Geburt.
1:09:02–1:09:05
Sie reichen sich dann die Hand und dann kommt das Kind raus.
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Und das Kind ist nicht infiziert.
1:09:07–1:09:10
Der Doktor wird später sagen, das ist das Wunde der Plazenta.
1:09:10–1:09:16
Ja, also es kommt diese ganze Covid-Lernkurve rein, die wir alle mitgemacht haben,
1:09:16–1:09:20
ja, also was dann die Plazenta alles abhalten kann und es wird das Baby geboren,
1:09:21–1:09:22
das Baby kommt, also es ist halt so,
1:09:23–1:09:25
es ist eines von diesen beiden starken Bildern, die ich meine,
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ja, so das, der schwangere Grab, das ist ja auch so eine,
1:09:29–1:09:34
also das heißt, das Leben, das Leben gebärnde Tote, ja, das ist ja,
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Deutlicher könntest du es ja nicht machen. Dieses Baby kommt und sie nimmt das Baby mit.
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Eric schießt dann erst mal die Mutter tot, weil die dann wieder so einen Rage-Modus verfällt.
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Schießt sie tot, dann kommt da hinten der Alpha.
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Man weiß es nicht, das ist wahrscheinlich nicht der Vater, weil sonst hätte
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das Kind ja quasi, hätte ja den Virus.
Micz Flor
1:09:58–1:10:00
Wenn er dann befürchtet werden würde von einem.
Florian Clauß
1:10:00–1:10:04
Also deswegen ist anzunehmen, dass die dann halt im schwangeren Zustand,
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in diesem Zustand dann gebissen worden ist.
Micz Flor
1:10:06–1:10:09
Biologisch, glaube ich, ist es ja wirklich so, wenn diese zwei Zellen,
1:10:10–1:10:13
das würde auch ohne, aber egal, würde auch ohne gehen, glaube ich.
Florian Clauß
1:10:13–1:10:18
Okay, also vielleicht, ja, ich bin jetzt davon ausgegangen, dass das nur so
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passieren kann, dass sie halt quasi im schwangeren Zustand infiziert wurde.
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Die nehmen das Baby, der Alpha zieht auch erst mal dem Eric die Wirbelsäule raus.
Micz Flor
1:10:30–1:10:31
Ach, der ist dann schon tot.
Florian Clauß
1:10:31–1:10:34
Der ist dann tot, ja. Der ist dann tot. Und da kommt halt diese Szene,
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wo die mit dem Baby, deswegen bin ich zurückgesprungen, mit dem Baby auf dem
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Arm wegrennen und der Alpha hinter ihnen her und dann kommt dieser Pfeil.
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Und dann folgen wir dem Dr. Carson, der hat sich dann, man sieht auch, da ist eben das Feuer.
Micz Flor
1:10:53–1:10:56
Das ist Voldemort, der Schauspieler.
Florian Clauß
1:10:56–1:10:59
Das ist der Wolle, die Fans, genau. Die gehen dann halt auf so ein Seil,
1:11:00–1:11:04
wo dann halt quasi über so einen Graben, wo dann sagt, ja, das hält dir etwas ab.
1:11:04–1:11:10
Und du siehst, du folgst erst mal den Blicken nur so, also den Blicken der Schauspielerin.
1:11:11–1:11:15
Und dann sagt er, was ist denn das hier?
1:11:15–1:11:23
Und dann sagt der Doktor Gersen, ja, auf diese Frage habe ich 13 Jahre gewartet.
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Und dann kommt halt dieser Shot und das ist halt so das, was wir vom Trailer her kennen,
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dass du siehst halt erstmal Türme aus Knochen, ja, also so Türme und dann kommt
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diese Schädelskulptur, die dann ein ganzer, also die ganze Skulptur aus Schädel ist, ja. Dr.
1:11:47–1:11:51
Kersen ist dann derjenige, der dann halt das Ganze als Memento Mori,
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also den Toten, erinnert. Du bist selber sterblich.
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Er ist eigentlich ein totaler Schamane, gleichzeitig aber die Figur in dem Film.
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Die größte Compassion, also das größte Mitgefühl entwickelt.
1:12:07–1:12:14
Und er aus dieser Situation heraus den Toten erneut, will, möchte und den an ein Denkmal setzt.
1:12:14–1:12:18
Und das ist nochmal so ganz deutlich, das ist nämlich dieses zweite Bild,
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das ganz deutlich zeigt, dass im Tod sind alle gleich, diese Schädel,
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die haben noch den, also genau, er hebt dann noch die,
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Kopf von Eric auf und kann man auch gebrauchen. Und dann fängt er an,
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sein Ritual zu machen, wo dann so ein Stahltank,
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wird dann halt der Schädel gebleicht, eingekocht und über das Feuer gehalten
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und dann kommt der halt quasi als blanker Schädel raus und er sucht ihm dann einen Platz.
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Also das heißt, er macht Kunst, er macht Knochenkunst.
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Und damit knüpft er auch wieder so an diese ganz alten Rituale,
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die du auch in verschiedenen anderen Kontexten findest, wo dann halt,
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ich weiß nicht, du kennst vielleicht diese.
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Es gibt von Svankmeyer, Jan Svankmeyer ist so ein Experimentalfilmer,
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Animationsfilmer, der Alice in Wonderland gemacht hat, so in den 70ern, 80ern.
Micz Flor
1:13:14–1:13:14
In Tscheche, oder?
Florian Clauß
1:13:14–1:13:18
In Tscheche. Und es gibt in Tschechien, das war einer deiner ersten Kurzfilme,
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gibt es so eine Kirche, die auch mit irgendwie so 40.000 Knochen und Schädeln
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und so weiter ausgestattet ist.
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Und da lässt die Knochen dann tanzen, hat einen Animationsfilm aus diesen ganzen
1:13:32–1:13:36
Skulpturen und aus diesen ganzen Sachen gemacht und das ist sehr,
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ich hatte den auch damals wirklich gesehen,
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glaube ich so Anfang der 90er oder so, da gab es so eine Zeit, wo man total gerne.
Micz Flor
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The war is out.
Florian Clauß
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Wo man so Swankmaier-Filme geguckt hat.
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Oder die Katakomben von Paris, die ich auch vor nicht allzu langer Zeit besucht habe.
Micz Flor
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Mit dir kann man einfach über alles reden.
Florian Clauß
1:14:06–1:14:11
Und es hat mich massiv beeindruckt. Es war eh so ein Tag in Paris.
1:14:11–1:14:13
Das war vor ungefähr zwei Jahren.
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Das muss ich kurz als Anekdote einstreuen. da war ich erst in den Katakomten
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ich wusste nicht so richtig was mich erwartet,
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ich kannte natürlich die Bilder und so weiter und dann habe ich mich so ein
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bisschen von der Gruppe gelöst weil ich halt nicht irgendwie diese ganzen Audioguide durchgehört habe,
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sondern ich bin halt einfach weitergegangen und habe dann halt die Situation
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im Audioguide übersprungen war dann halt teilweise alleine in diesen Gängen und das ist wirklich,
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überwältigend wenn du dann halt diese angehäuften Schädel siehst, wenn du diese,
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Arrangements dann von Knochen und Schädeln.
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Und es wird immer mehr, es wird immer mehr. Du denkst so, oh,
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oh, oh, noch eine Abzweigung.
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Und du bist halt so mitten, also du läufst bestimmt so ein, zwei Kilometer,
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die dann zugänglich sind, läufst du da lang und findest halt immer mehr solche
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Skulpturen. Also wirklich überwältigend.
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Am Ausgang kommst du ganz woanders raus. Da werden die Taschen kontrolliert.
Micz Flor
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Da hast keiner Knochen mitnimmt.
Florian Clauß
1:15:10–1:15:13
Mir kam halt gerade dann einer, ich wollte hochgehen. und du gehst dann halt
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relativ tief runter und dann wieder hoch.
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Und dann kam mir einer entgegen und dachte, wieso geht der nicht raus?
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Und dann war mir klar, dass der wahrscheinlich irgendwie so einen Schädel in
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der Tasche hatte und dann halt irgendwie, dass der Controller entgehen wollte.
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Also als ich dann aus diesem Knochenlager, diese Katakomben sind ja so entstanden,
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die Pest in Paris gewütet hat und irgendwann gab es dann halt nicht mehr genügend
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Platz und dann haben die halt die alle irgendwie so in die also Löcher gegraben,
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die Leichen runtergeworfen und dann mit Kalk überdeckt und so weiter und dann
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lagen die ganz lange da und irgendwann haben dann halt so Mönche angefangen
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aufzuräumen und halt diese Kunstwerke zu schaffen,
1:15:54–1:16:00
also das war auch so dieses Memento Mori und ich.
Micz Flor
1:16:00–1:16:05
Bin mir sicher, ich habe auch in der Folge über Drood von Charles, also,
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über Charles Dickens, von Dan Simmons darüber gesprochen,
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wie der Erzähler einen Plan, Charles Dickens umzubringen und ich glaube,
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in der Kirche von Rochester dann den Typ besticht, der sich um die Kirche kümmert
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und die haben dann auch so schmale Pfad und der zeigt dir so einen Ort, wo er dann,
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die Gebeine eben von Charles Dickens dann verschwinden lassen kann.
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Also dann entlässt man das hinein in die Ewigkeit. Das ist Teil der Vergangenheit
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in der Zukunft. Aber nicht mehr der Gegenwart. Back to the 28th.
Florian Clauß
1:16:37–1:16:41
Ich wollte noch so weiter erzählen, weil dieser Tag in Paris war dann so intensiv.
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Ich habe mich dann mit Karin Friedhof Montparnasse getroffen.
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Montparnasse ist so einer der schönsten Friedhöfe in Paris, wo so lauter bekannte
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Persönlichkeiten begraben sind.
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Simone de Bois, Sartre, nicht Camus, Sartre, dann Genspo und Agnes Verda. Also die ganzen,
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Die ganzen großen Persönlichkeiten sind da begraben.
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Und wir sind dann halt extra zu diesem Friedhof gegangen, weil kurz vorher Jane Birkin gestorben ist.
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Und die wurde dann auch dann, also sie hatte kein eigenes Grab,
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sondern sie wurde dem Grab ihrer Tochter beigesetzt.
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Aber das war dann halt so, weil wir das Grab sehen wollten.
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Und danach, das ist dann Montparnasse, das ist dann direkt um die Ecke,
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ist diese Foundation Cartier, die immer sehr schöne Ausstellungen hat.
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Und da war er von Ron Mück, war eine Ausstellung, ich weiß nicht,
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ob du Ron Mück kennst, den kennst du garantiert, Bildhauer, der ganz filigrane
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Figuren, die lebensecht sind, also zum Beispiel so ein Säugling.
Micz Flor
1:17:46–1:17:50
Ja, aber wo die Proportionen manchmal nicht stimmen, wo es so groß ist,
1:17:50–1:17:51
den habe ich in London gesehen.
Florian Clauß
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Oder dieser Mann, der dann halt so skeptisch auf so einem Boot sitzt,
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meistens ist das er selber und dann halt auch so eine andere Proportion.
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Oder da waren halt auch so Hunde, so Dobermänner, die dann halt aber so ganz
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bedrohlich, und die waren riesengroß bis in diesen Raum gegangen.
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Und die Leute haben sich wirklich nicht getraut, zu diesen Hunden zu gehen.
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Und dann ist es wieder so ein Schutzraum um die Hunde entstanden,
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weil das einfach so eine Bedrohung, weil die so real ist.
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Und dann gab es halt auch, und das hat dann wieder so gepasst zu diesen,
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gab es halt so eine Installation, die den ganzen Raum oben eingenommen hat.
1:18:28–1:18:32
Und zwar hat er so Riesenschädel, also auch so menschliche Schädel,
1:18:32–1:18:36
hat er dann halt in Riesengroß, die waren halt im Durchmesser so teilweise 1,
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2 Meter, angehäuft, dass die auch dann so rumlagen.
1:18:41–1:18:45
Und ich habe dann auch so ein Foto von mir gemacht, kurz vorher mit den Katakomben
1:18:45–1:18:48
und dann mit dem Riesenschädel, das war halt so ein Totentag.
1:18:48–1:18:51
Das war alles so völlig verdichtet.
1:18:51–1:18:56
Vielleicht kann ich da auf der Seite noch so ein paar Bilder ablegen von dem.
1:18:56–1:19:00
Aber das wollte ich nur mal so als Anekdote einstreuen, weil mir das dann halt
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so irgendwie, das war schon eigentlich, es ist schon was sehr Nahbares,
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weil also die Vorstellung...
1:19:10–1:19:16
Alle gleich sind im Tod und dass dann letztendlich so dieser Schädel als so
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ein, der ja auch nicht mehr so unterscheidbar ist, also schon,
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aber diese Individualität verliert sich ja dann in so Knochen.
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Also vielleicht sieht man ja irgendwie noch einen Bruch irgendwo,
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der dann halt wieder was Individuelles hat, aber wenn das dann halt so allein
1:19:33–1:19:35
von der, was dann übrig bleibt, ist ja alles gleich.
1:19:36–1:19:42
Also dieses totale Gleichheit nach dem Tod, Und das ist ja dieses Memento Mori,
1:19:43–1:19:45
dass nach dem Tod sind wir alle gleich.
1:19:46–1:19:47
Also sowieso, der Tod macht uns
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alle, dadurch, dass der Tod eintritt als Ereignis, macht es uns gleich.
1:19:53–1:20:00
Und nach dem Tod ist man irgendwie dann einer von vielen und dann einfach mehr Respekt im Leben.
1:20:00–1:20:08
Und das ist halt diese Figur des Kerls, der eben genau dieser achtsame Typ,
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der diese Ambivalenz zwischen, also signifikant irgendwie ein Schamane,
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aber ein hochgebildeter Wissenschaftler ist, der dann das Beste versucht aus
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der Situation zu machen.
1:20:22–1:20:30
Und er untersucht dann die Mutter von Bike und kommt dann relativ schnell und
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klar darauf, dass sie halt Krebs im Endstadium hat,
1:20:33–1:20:38
weil dann die Lymphdrüsen schon geschwollen sind und wahrscheinlich Gehirntumor,
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der dann gestreut hat und dass sie eigentlich keine Überlebenschance hat.
1:20:42–1:20:46
Und dann wird es halt so ein bisschen komisch weil es ist dann so dass die mutter
1:20:46–1:20:52
dann einwilligt okay und der sohn wird dann durchgelegt so durch auch so einen
1:20:52–1:20:56
pfeil wo er nicht mehr so viel machen kann hat das kind auf den arm und guckt
1:20:56–1:21:01
dann halt so und die mutter sagt dann halt so ja zum tod und der,
1:21:02–1:21:04
der doktor macht gleich einen schädel aus.
1:21:06–1:21:10
Du siehst dann halt so, okay, sie kriegt dann auch so einen Fall, der sie tötet.
1:21:11–1:21:15
Und dann kommt er mit dem Schädel wieder von der Mutter und sagt zum Jungen,
1:21:16–1:21:19
hier, das ist deine Mutter, such den besten Platz für sie aus.
1:21:20–1:21:21
Und dann knattert er ganz nach oben.
1:21:22–1:21:27
Und beim Morgen und beim Sonnenaufgang wird dann der Schädel ganz oben hin positioniert.
1:21:27–1:21:30
Und dann wird es natürlich so ein bisschen in den Kritiken, wird dann auch gesagt,
1:21:30–1:21:34
Ja, aber dann sind ja nicht alle gleich. Dann kriegt die Mutter den besten Platz.
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Den hellsten Schädel hat sie auch noch. Nee, aber ich finde das aber so ein
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starkes... Total verkitscht. Das ist aber ein gutes Bild.
Micz Flor
1:21:41–1:21:42
Ja, was macht das Bike da?
Florian Clauß
1:21:43–1:21:47
Ja, ich finde auch, die Trauerarbeit von den Jungen ist sehr verkürzt.
Micz Flor
1:21:47–1:21:48
Ich hörte gerade sagen, das ist richtig.
Florian Clauß
1:21:48–1:21:54
Ja, ich sehe ja so, okay, ja, scheiße, mh. Aber gleichzeitig ist es wieder so ein Ubleveling.
Micz Flor
1:21:54–1:21:58
Und der guckt dann quasi zu? Nee, nee, nee, der ist dann paralysiert.
Florian Clauß
1:21:58–1:22:01
Hat das Kinn. und du hast einen Schnitt und am nächsten Tag kommt dann,
1:22:01–1:22:04
am Morgengrauen wurde sie dann schon zum Schädel verarbeitet.
Micz Flor
1:22:04–1:22:07
Und das Bike ist immer noch betäubt und steht mit Kind herum.
Florian Clauß
1:22:07–1:22:10
Genau, der wacht dann auf und kriegt den Schädel und zack.
Micz Flor
1:22:11–1:22:12
Und das Kind ist bei ihm noch.
Florian Clauß
1:22:12–1:22:17
Ja, ja, alles. Und dann kommt halt dieser, also das finde ich als Bild schon
1:22:17–1:22:22
an für sich stark, aber das was es noch viel stärker macht ist,
1:22:23–1:22:27
er geht dann wieder zu Hause zurück, kommt dann halt auch ohne große Hindernisse
1:22:27–1:22:34
an und das Einzige, was er macht, ist dann das Kind an das Tor zu hängen.
1:22:34–1:22:39
Und dann schreibt er noch einen Brief an seinen Vater in diesem Bett,
1:22:39–1:22:43
wo das Kind drin liegt, dass er nicht nach ihm suchen soll und dass das Kind
1:22:43–1:22:44
den Namen seiner Mutter hat.
1:22:45–1:22:49
Und das eigentliche Bild ist, er geht mit seiner kranken Mutter weg und kommt
1:22:49–1:22:52
mit dem Kind, also er tauscht quasi die Mutter aus.
1:22:53–1:22:56
Das heißt, so dieser Generation Shift, den er macht. Mutter,
1:22:57–1:22:59
Kind, Neugeborenes, das ist ja auch so.
1:22:59–1:23:02
Dieses gebärende Grab wird ja die Mutter ausgetaucht.
1:23:02–1:23:07
Und ich finde, stärker kann man das halt nicht in so einem narrativen Bild verpacken.
1:23:07–1:23:15
Also diese Folie des Todes, die so omnipräsent ist, dann dazu nutzen,
1:23:15–1:23:17
dann halt so das Leben wieder zu erzählen.
1:23:17–1:23:19
Das Leben dann ist halt total stark.
1:23:20–1:23:25
Gleichzeitig auch sehr übertrieben. Aber für mich hat es total gut funktioniert.
1:23:26–1:23:30
So, dann geht er und dann kommt, ja der Vater ist dann halt so,
1:23:30–1:23:31
der wird noch eine Rolle spielen.
1:23:31–1:23:35
Das sind dann alles so, dann ist schon Flut, er kann nicht, also er hat dann
1:23:35–1:23:39
gesehen, dass der Sohn dann wieder weg ist und er kann ihm nicht folgen,
1:23:39–1:23:42
weil der quasi geflutet ist, der Weg.
1:23:42–1:23:45
Und das wurde auch am Anfang erzählt, wenn du dann halt in die Flut,
1:23:45–1:23:47
dann wirst du abgetrieben, bist garantiert tot.
1:23:47–1:23:52
Also es ist schon klar, dass alle bei Flut nicht überqueren können und du siehst
1:23:52–1:23:55
dann, wie der Junge dann irgendwo so...
1:23:56–1:24:00
Am Wegesrand hat sich so einen Fisch gefangen, den gerade grillt.
Micz Flor
1:24:00–1:24:01
Da kommen Infizierte an.
Florian Clauß
1:24:01–1:24:05
Die sich dann, der Junge muss dann halt einpacken. Ist schon viel cooler geworden.
Micz Flor
1:24:05–1:24:07
Ist dann halt nicht mehr so panisch.
Florian Clauß
1:24:07–1:24:11
Kommt eine Horde von Infizierten an. Der Fisch, der wird dann auch erst mal
1:24:11–1:24:13
gleich von Infizierten gegessen.
1:24:14–1:24:19
Okay, Proteine muss ich essen. Die sind auch gebraten, habe ich lange nicht mehr gehabt.
1:24:20–1:24:25
Und der Junge fängt dann an eben zu rennen und kommt an so eine Wand,
1:24:25–1:24:30
wo er nicht immer weiterkommt und schießt dann halt, macht Halt und schießt
1:24:30–1:24:33
dann halt so ganz präzise die einzelnen Infizierten ab.
1:24:33–1:24:38
Und es werden aber immer mehr. Und dann kommt auf einmal jemand von oben an
1:24:38–1:24:40
die Stimme und sagt so, guter Schuss.
1:24:41–1:24:48
Und da kommt nämlich der Jimmy vom Anfang als Kind, kommt dann quasi als Erwachsener.
1:24:48–1:24:50
Und dann sind das diese Drooks, die alle so ein Adidas.
1:24:50–1:24:54
Und es wird total, also da wird es halt irgendwie so ein Punk-Film.
1:24:54–1:24:56
Es wird so total trashig.
1:24:57–1:25:00
Du siehst halt irgendwie so schlecht zusammengecuttet, wie die dann halt sich
1:25:00–1:25:02
dann mit irgendwelchen Lanzen so hin und her schwingen.
1:25:02–1:25:05
Und dann halt so, dann die Zombies abstechen.
1:25:06–1:25:10
Also total übertrieben, total over. und er, das ist halt so wie so eine Gang,
1:25:10–1:25:14
der hat dann so alle möglichen Goldschmuck und Jimmy und so weiter umhängen.
1:25:14–1:25:17
Ja, und das sind dann die Jimmys. Als die dann halt erledigt wurden,
1:25:18–1:25:22
dann meinte der dann Jimmy so, willkommen in meiner Gang oder so,
1:25:22–1:25:23
hat ihn dann quasi so aufgenommen.
1:25:24–1:25:27
Dann ist das Ende und der Cliffhanger zur nächsten Folge.
1:25:28–1:25:34
Ja, das ist jetzt so mal der Film, komplett nacherzählt, emotional auch versucht,
1:25:34–1:25:36
die Stimmung einzufangen, aber so...
Micz Flor
1:25:36–1:25:40
Also es ist irgendwie viel Adrenalin drin.
1:25:40–1:25:43
Und lassen wir mal gerade, wir können Zäsou kurz machen zur Tour.
1:25:43–1:25:46
Wir sind jetzt hier an der Storkorstraße.
1:25:46–1:25:49
Und ich habe jetzt irgendwie, waren wir hier auch mal? Nee, da waren wir,
1:25:49–1:25:51
wir waren hier mal mit Luke, sind wir hier lang gefahren irgendwie.
1:25:51–1:25:54
Aber das war zu deinem Geburtstag, da haben wir nichts aufgenommen.
Florian Clauß
1:25:54–1:25:57
Nee, da haben wir nichts aufgenommen. Wir waren auch mit, ich glaube,
1:25:57–1:25:59
mit einer Stromgitarren-Folge von dir.
Micz Flor
1:26:00–1:26:04
Nicht weit von hier, auf der anderen Seite, am Fan-Fool. Ja,
1:26:04–1:26:06
genau. Und dann sind wir so hier lang gelaufen.
Florian Clauß
1:26:06–1:26:10
Aber das war in der Nähe, Stolkauer Straße. Es gab mal diesen Tunnel.
Micz Flor
1:26:11–1:26:13
Wollen wir da rüber oder wollen wir lieber da lang gehen?
Florian Clauß
1:26:13–1:26:16
Ich würde jetzt in dieses Neubaugebiet, da würde ich nochmal kurz zurückgehen.
Micz Flor
1:26:16–1:26:20
Ja, gerne, weil ich finde auch irgendwie, von der Stimmung möchte ich gerne hierbleiben.
Florian Clauß
1:26:20–1:26:23
Ja, ich würde nicht über den S-Bahn ringen.
Micz Flor
1:26:23–1:26:26
Ja, genau, das ist die andere Seite. Hier kann man erzählen,
1:26:27–1:26:28
da drüben muss man kämpfen.
Florian Clauß
1:26:29–1:26:32
Genau, das war jetzt so auch in allen...
1:26:34–1:26:40
Bandbreiten, was mich da auch beschäftigt hat, also diese ganze Kulturgeschichte dieses.
1:26:42–1:26:46
Totenkultes, also da kannst du auch ewig tief reintauchen und da alles mögliche
1:26:46–1:26:52
rausholen und das finde ich aber, ich finde ästhetisch hat er das ziemlich gut
1:26:52–1:26:53
geschaffen, dass der Film,
1:26:54–1:26:58
ich hab's am Anfang schon mal erwähnt, dass der sich nicht so deterministisch
1:26:58–1:27:02
wie, was ich so kritisiert an den Nosferatu-Filmen, was mich da so gestört hat,
1:27:02–1:27:05
dass da so ein Programm abgezogen wird und dass du genau weißt,
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wenn der jetzt hier an dieser Stelle anfängt,
1:27:08–1:27:14
hört der an der anderen Stelle wieder auf und es wird genau das passieren, was zu erwarten ist.
1:27:15–1:27:20
Ellen Hatter wird sich opfern, die wird sterben und es ist alles so nach Plan.
1:27:20–1:27:24
Und dieser Film hat in seiner, also es hat schon, fühlt sich total leicht und
1:27:24–1:27:28
frei an, der gibt einem einfach ein gutes Gefühl nach der Apokalypse.
1:27:28–1:27:32
Und das ist halt genau das, was ich mir am Anfang gefragt habe,
1:27:32–1:27:36
also und was auch der Trailer erstmal so versprochen hat dass die Apokalypse
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so schwer ist und so deterministisch dass es da eigentlich nur so Unheil gibt,
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und Monstrosität aber er löst es, dieses Heart of Darkness, was da so,
1:27:50–1:27:54
diese Insel die der Doktor dann halt in dem Trailer, da siehst du ja schon diese
1:27:54–1:27:59
Skulptur und denkst so, oh, das ist ja wie bei Apokalypse, now heart of darkness.
1:28:00–1:28:04
Und dieses heart of darkness wird dann auf einmal so zu einem heart of kindness.
1:28:05–1:28:08
Es wird einfach so...
Micz Flor
1:28:08–1:28:12
Hast du das irgendwo gehört? Nein, nein, es ist von mir. Wow, heart of kindness.
Florian Clauß
1:28:13–1:28:15
Heart of kindness. Du gehst halt wirklich so...
1:28:15–1:28:19
Durch diese Apokalypse und erlebst wieder eine neue Menschlichkeit.
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Und das finde ich halt irgendwie ganz toll an dem Film, dass der so eine Hoffnung aufbaut.
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Und im Vorfeld habe ich ja auch dann mich mit allen möglichen Chatprogrammen
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unterhalten, ja, mit Gemini oder mit Sonnet und so weiter.
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Ja, was würden die denn dann so jetzt nach Themen, was ist denn in den letzten
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20 Jahren dann so gewachsen?
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Ja, und dann kam natürlich Covid. Covid ist ganz, ganz präsent,
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auch bei der Stoffentwicklung von Danny Boll gewesen.
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Wie wir dann halt irgendwie mit Covid umgehen und diese Infektion.
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Und das war ja diese Parallelität, was er dann halt schon mit 28 Tagen dann
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so ausführlich erzählte.
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Ja, aber auch diese Spaltung der Gesellschaft hatte ja auch als Thema mit dieser
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Gemeinschaft, die sich da so militärisch hochgerüstet hat.
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Die Gesellschaftsspaltung, auch diese Ignoranz, die dann auch bei den Leuten,
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die dann nicht weiter schauen, nicht offen sind.
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Aber Klima, eine Klimakrise, das ist ja so diese ganze Flüchtlinge,
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die dann halt auch durch diese Klimaveränderung entstehen.
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Das ist ja auch das Heer der Infizierten.
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Also wie kann man damit umgehen? Und irgendwie schafft der Film dann auch positive
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Stimmung zu machen, wo du dann halt nicht so niedergeschlagen aus dem Kino gehst
1:29:34–1:29:35
und denkst halt irgendwie so,
1:29:36–1:29:39
morgen ist das Ende der Welt und wir haben keine Chance.
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Und das finde ich halt toll und ich freue mich auf die Fortsetzung und bin gespannt,
1:29:44–1:29:48
ob das jetzt auch so weiter in die Richtung geht oder ob nochmal alles umgekippt
1:29:48–1:29:50
wird und es komplett anders erzählt wird.
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Also da möchte ich mal gucken.
1:29:53–1:29:59
Was lustig ist, vielleicht das nochmal so am Ende als Geschichte,
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weil ich hatte nämlich dann Gemini,
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aufgefordert, er solle mir einen Plot schreiben für eine Fortsetzung.
Micz Flor
1:30:07–1:30:09
Vorher kommt Luke und abschluss kommt Gemini.
Florian Clauß
1:30:09–1:30:13
Er soll mir einen Plot schreiben, wie er die Geschichte dann halt erzählen,
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was er mit 28 Jahren machen würde.
Micz Flor
1:30:15–1:30:18
Wollen wir mal ganz, bevor du es jetzt liest, warum liest du mir das jetzt vor?
1:30:19–1:30:23
Weil, also das ist jetzt nicht, das sind nicht deine Gedanken,
1:30:23–1:30:26
sondern das ist quasi so Cut-Up-mäßig. Du hast entschieden, dass das jetzt gut ist.
Florian Clauß
1:30:26–1:30:31
Nein, ich will auch wieder hier eine Anekdote dazu erzählen.
Micz Flor
1:30:31–1:30:35
Okay. Weil die Anekdote ist, ich dachte, ich saß in dem Film und dachte so.
Florian Clauß
1:30:36–1:30:41
Scheiße, hat Gemini irgendwo die hat das irgendwo mitbekommen,
1:30:41–1:30:44
wie der echte Plot ist, weil es fängt halt wirklich so an, warte mal,
1:30:44–1:30:46
ich muss mal kurz suchen, dass da so,
1:30:47–1:30:52
so ein paar Sachen drin vorkommen, die dann tatsächlich auch in diesem Film vorkommen, ja.
1:30:52–1:30:55
Der geht auch nur ganz kurz, der Plot. Also hier, genau.
1:30:57–1:30:59
Bedankt Sie erst mal für die Aufgabe.
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Storyline von Kevin E. 28 years later, The Silent Bloom.
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Also, die neue Bedrohung, die stille Blüte.
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Und jetzt schreibt er, der ursprüngliche Rage-Virus ist nicht verschwunden,
1:31:16–1:31:18
sondern hat sich angepasst. Okay, Haken hinter, ja.
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Er ist nicht mehr so aggressiv und so schnell tödlich. Stattdessen hat er eine
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neue Form angenommen, die stille Blüte.
1:31:25–1:31:30
Diese neue Variante befällt Menschen, aber anstatt sie in rasende Bestien zu
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verwandeln, führt sie zu einer langsamen, schleichenden Degeneration des Geistes.
1:31:35–1:31:38
Die Infizierten werden apathisch, verlieren ihre Erinnerungen und Emotionen,
1:31:39–1:31:43
bis sie schließlich zu leeren Hüllen werden, die nur noch grundlegenden Instinkten
1:31:43–1:31:47
folgen, aber nicht dem Drang zur Gewalt. Sie sind wie lebende Tote,
1:31:47–1:31:50
die langsam in sich selbst zerfallen.
1:31:50–1:31:54
Das Tückische, die Inkubationszeit ist lang und die Symptome sind anfangs subtil,
1:31:55–1:31:58
oft als Depression oder Trauma fehlinterpretiert.
1:31:59–1:32:03
Und jetzt kurz weiter, die Überlebenden, eine kleine isolierte Gemeinschaft
1:32:03–1:32:04
hat sich in den schottischen Highlands
1:32:04–1:32:07
etabliert in einen ehemaligen Militärbunker. Punkt, Punkt, Punkt.
1:32:09–1:32:13
Und ich dachte so, scheiße, hat Gimini irgendwo das hergegeben.
Micz Flor
1:32:13–1:32:14
Wegen der Slowloads?
Florian Clauß
1:32:14–1:32:17
Ja, nee, nee, wegen der Mutter. Weil ich dachte dann halt so,
1:32:17–1:32:21
weil am Anfang kamen ja gar keine Infizierten, das wurde ja noch gar nicht erzählt,
1:32:21–1:32:24
aber die Mutter hat ja so Anleihen, als ob sie dann halt quasi,
1:32:24–1:32:25
und dann dachte ich so kurz,
1:32:25–1:32:29
sie hat den Virus und der ist in einer mutierten Form und dann hat Gemini recht,
1:32:30–1:32:35
weil sie verliert ja auch immer wieder das Gedächtnis und wir sind in den schottischen Highlands,
1:32:36–1:32:39
also in den ganzen Highlands und nicht im Militärbunker, aber ich dachte so,
1:32:39–1:32:43
nee, das kann doch nicht sein, oder? Ja, aber war es nicht.
1:32:43–1:32:46
Aber ich fand es jetzt irgendwie so ganz, es ist nicht unklever, wollen wir mal sagen.
Micz Flor
1:32:47–1:32:49
Nee, nee, gar nicht. Ich meine, ich finde es halt total spannend,
1:32:49–1:32:53
was jetzt auch nochmal kam mit diesem Mutieren und so, weil du hast ja diese
1:32:53–1:32:57
relativ komplexen Verhaltensweisen jetzt von den Slowlows, von den Alphas,
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die ja dann einerseits scheinbar freier sind in ihrem Denken,
1:33:01–1:33:02
aber andererseits eben auch,
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Natürlich in dem Korridor, dass ich bin infiziert. Also da gibt es dann auch
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Grenzen, die sich nicht überschreiten können.
1:33:09–1:33:13
Und dann ist es ja fast eher so ein Gefühl von parasitärem, also nicht so ein
1:33:13–1:33:19
Virus, Tollwut oder so, sondern so etwas Parasitäres, was halt komplexe Verhaltensweisen
1:33:19–1:33:21
irgendwie herstellt, auslöst oder so.
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Also finde ich interessant, dass es sich fast eher so anfühlt wie so eine Co-Evolution.
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Bei 28 Jahren später ist das vielleicht einfach in zu kurzer Zeit.
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Aber die Idee, dass halt da irgendwie die Dinge gemeinsam mutiert sind.
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Die Mutation der Menschen jetzt nicht so sehr auf so einer körperlichen Ebene,
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sondern auf einer Verhaltensebene, dass die dann halt irgendwie eben diese Slow loswerden, essen.
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Aber das ist, also die, oder die andere Frage wäre halt, wenn man jetzt forscht,
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wie das so sein konnte, würde man forschen, wie der Virus sich verändert hat
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oder würde man forschen, wie die Menschen sich verändert haben oder ob das, wie das zusammenkommt.
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Weißt du, wie ich meine? Weil ich finde halt irgendwie ist es für mich,
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wenn man sagt, der Virus hat mutiert und macht jetzt die Slowlos oder die Alphas
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oder hat noch ein paar Normale, das greift irgendwie nicht.
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Ich habe das Gefühl, dass es eher um so ein Zusammenspiel geht von Virus und Host.
Florian Clauß
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Ja, vielleicht, aber ich hatte dann eher die Idee, das ist so ein bisschen wie
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in der Biologie mit der adaptiven Radiation, hatten wir auch mal.
Micz Flor
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Ja, deshalb frage ich auch dich.
Florian Clauß
1:34:24–1:34:30
Das heißt, du hast irgendwie ein abgeschlossenes Biotop, was dann erstmal keine
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anderen Umwelteinflüsse hat.
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Und in diesem Biotop kann sich dann halt was entwickeln.
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Und das war ja für mich halt nochmal diese spannende Frage, was passiert denn
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nach so einer Apokalypse?
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Was wollen wir denn überhaupt für einen Film drehen?
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Und dann gibt es halt natürlich ein Setup, ist halt diese Gemeinschaft,
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absolut nachvollziehbar in Worldbuilding.
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In dem Interview hat Danny Boyle auch gesagt, ja, was machen wir denn jetzt?
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Also natürlich kannst du hier diese Metropolengeschichte erzählen,
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wo dann halt die Skyline von 28 Jahren dann stillgelegen hat und überwuchert ist.
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Das, was Last of Us macht, der generiert diese Bilder. Aber es ist halt ein
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wahnsinns Budgetaufwand.
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Und dann war auch für die klar, nee, das wollen wir nicht. Wir wollen eine abgeschlossene,
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wir wollen eine Geschichte in einer Welt erzählen, die möglichst eben untouched ist von Menschen.
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Und dann war halt auch dieses Location-Scouting-Problem, weil überall eben irgendwo
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schon Signaturen von Menschen drin sind.
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Das ist erstmal die Landschaft zu finden und da bietet sich natürlich diese
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schottischen Inseln an, weil die dann halt schon mehr oder weniger ein Biotop
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sind. Und das heißt, da hat sich jetzt sowas entwickelt.
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Und die Frage ist jetzt, du hast dann halt diesen...
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Du hast ja diesen Glin der anderen Gesellschaft mitbekommen durch Erik,
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der dann angefangen hat, irgendwie so,
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also der hatte auch ein Handy, der hatte auch ein Handy, da hat er seine Freundin
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gezeigt, da gab es auch so dieser Lacher, ja, also dann guckt er,
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die Freundin hat da so Botox-gespritzte Lippen und dann sieht das der Junge,
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der sagt, okay, was ist das?
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Dann meint er so, ja, die sieht ja aus wie meine Cousine, wenn die halt Meeresfrüchte
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isst, dann kriegt die auch so dicke Lippen.
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Das war halt auch so ein Lacher, also eigentlich wirklich banal,
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aber trotzdem das so reingeschoben, das ist halt wie so ein Schenkelklopfer,
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was man eigentlich hier im Zombiefilm so erwartet.
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Aber du weißt, da draußen gibt es noch andere Gesellschaftsformen und das ist
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das, also vielleicht ist ja diese Insel, dieser Quarantäneraum,
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Der ist vielleicht gar nicht so groß.
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Vielleicht ist er nur ein paar Quadrat- oder ein paar hundert Quadratkilometer.
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Und drumherum ist eine ganz normale Zivilisation. Und ab und zu patrouilliert
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man da ein Boot dazwischen.
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Das wird dann nicht erzählt. Und dann gibt es noch die Jimmys und eine ganz
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andere Kultur, wie die haben.
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Das heißt, man kriegt jetzt quasi wie so, wenn du so ein Spiel spielst,
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wo du dann halt so eine Karte erforschen musst.
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Und siehst du langsam quasi die dunklen Areale, wie die so langsam eine Kontur
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und eine Map bekommen, eine Gestalt annehmen.
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Und so habe ich das Gefühl, jetzt können halt verschiedene Geschichten da erzählt
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werden und wir leuchten dann halt jetzt gerade so diese Map aus und schauen,
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was sich dahinter verbirgt.
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Und deswegen weiß ich nicht, ob diese Verbindung zwischen dieser Gemeinschaft
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und den Zombies, ob die dann halt so verschränkt sein muss, weil vielleicht
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es nochmal ganz anderen ist.
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Konstellationen geben kann. Deswegen würde ich mich jetzt da nicht so darauf festlegen.
Micz Flor
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Gleichzeitig fühlt es sich so ein bisschen an, wie so ein Psycho-Geographic-Walk
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mit der Karte von, keine Ahnung, New York durch den Dschungel zu laufen.
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Also dieses Gefühl, diese unterschiedlichen Subkulturen, die es da so gibt,
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die haben ja schon sehr was Urbanes.
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Es gibt doch da, wie heißt der nochmal, der Film mit Kurt Russell.
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Snake, die Klapperschlange, genau.
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Da ist es auch so, man muss dann irgendwie so da durchziehen und dann gibt es
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halt, jedes Viertel hat so eigene Kulturen, eigene Behaviour und sowas.
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Und so ähnlich fühlt sich das dann auch an, als ob jemand dann so eine Idee
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von, oder wie heißt dieser eine Film, die Warriors oder sowas,
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wo auch jemand in so einer Warrior-Szene, irgendwelche Street-Gangs,
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jemand hat jemanden umgebracht und jemand war Zeuge und der Zeuge muss sich
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dann irgendwie durchkämpfen, um die Wahrheit zum Schluss irgendwie klarzustellen.
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Und da gehst du dann durch die Stadt durch und hast diese Bezirke,
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in denen eigene Regeln gelten oder so eigene, es ist also wirklich so getrennt.
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Und da musst du dich so ein bisschen dran denken. Das ist ja eigentlich fast
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wie so ein Game of Thrones.
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Also da ist es dann eher noch in so einem mittelalterlichen Landschaftsding drin.
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Aber Psycho-Geographic in dem Sinne ist, dass du dann wirklich zum Beispiel
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von die Klapperschlange irgendwie auf Nordengland legst und sagst,
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okay, jetzt zoomen wir das mal so ein bisschen hoch und dann sind da hinten
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sind die, die am Boden die Dinger fressen.
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Da sind die Alphas, dann kommen da drüben die Soldaten dazu.
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Also das klingt schon so, dass es, wie soll ich sagen, es gibt Grenzen.
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Es gibt Grenzen zwischen den Infizierten.
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Es gibt Grenzen jetzt zwischen, also innerhalb der Infizierten gibt es Grenzen,
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die Alphas, die Slowlots und so.
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Dann gibt es die komplett hermetische, also es gibt irgendwie die ganze Zeit,
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die so Grenzen auch verhandelt.
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Und natürlich die große Grenze dann auch durch den Schamanen, also Leben und Tod.
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Das betrifft alle gleichermaßen, wobei dann auch irgendwie die Infizierten vielleicht
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nicht ganz so viel am Leben hängen oder vielleicht nochmal ein anderes Risiko eingehen.
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Als jetzt die Nicht-Infizierten, das weiß ich nicht.
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Aber ich fand, das war jetzt, ich bin total verschwitzt vom Zuhören,
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du hast diesen Rollercoaster wirklich so mitgerissen.
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Mitgerissen.
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Gerissen, genau. Und die Frage, die ich eigentlich am Anfang stellen wollte,
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die ich dir aber jetzt noch mal stellen möchte, ist halt, ich bin ja kein Horrorspezialist
1:40:07–1:40:10
und ich bin ja auch kein Zombiespezialist oder Liebhaber, Genre-Liebhaber oder so.
1:40:10–1:40:15
Und du hast ja diese Anführungszeichen die echten Zombies oder nicht echten.
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Und die sind jetzt Infizierte und die waren dann rasend schnell und unberechenbar voller Rage.
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Die Ur-Zombies waren ja eher so eine lahme Masse, die so breiig irgendwie dann
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aber trotzdem nicht aufzuhalten war.
1:40:30–1:40:36
Dann gibt es halt diese World War Z-Filme, wo du dann so eine Mischung hast, so unfassbar viele,
1:40:36–1:40:41
die dann eher so wie bei Starship Troopers die Insekten einfach so sich an so
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Wänden hochschieben, weil sie alle so sterben und runterfallen, ist alles egal.
Florian Clauß
1:40:45–1:40:50
Das ist so der Hack bei World War Z. Die können rennen und die können halt einfach durch die Masse.
Micz Flor
1:40:52–1:40:57
Was Was macht das für dich? Also was ist dir der liebste Zombie?
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Wo stehst du am meisten drauf?
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Oder muss man die unterschiedlich einsetzen? Kann man überhaupt davon sprechen,
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dass es alles Zombies sind? Warum heißen die Zombies, echt und nicht echte Zombies?
1:41:06–1:41:09
Also es ist komisch, dass ich ein Genre um so unterschiedliche Sachen...
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Man könnte so sagen, ja, es gibt ja die Blutsauger. Es sind die Draculas und die Werwölfe.
1:41:14–1:41:19
Also da würde man aber vielleicht gar nicht so die in einem Ding sperren.
1:41:20–1:41:22
Und das hat mich wirklich interessiert, weil ich auf einmal gedacht habe,
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so, ja, die sind so ganz schnell,
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und dann hatte ich halt bei dem, was ich so ein bisschen rumgehört,
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rumgelesen habe, dann auch mitbekommen, dass es so dicke, langsame gibt,
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wo man auch so sich die Frage stellt, was ist denn Bodyshaming oder kann man
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infizierte Bodyshaming oder nicht oder sind die einfach angepasst und so.
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Jetzt mit einem Zombie-Genre-Blick auf diese Sache, was macht das mit dir oder was passiert da?
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Also wenn du die unterschiedlichen Naturelle siehst.
Florian Clauß
1:41:53–1:41:59
Ja, nee, ich muss es natürlich erstmal zerpflücken. Ich bin ja schon immer ein
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ganz großer Zombie-Fan gewesen.
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Also vielleicht nochmal Seiteneinschub.
Micz Flor
1:42:06–1:42:12
Da waren erst Dutzend Zombies auferstanden und du warst schon Fan. Nein, aber es war so.
Florian Clauß
1:42:12–1:42:20
Du hast ja auch den Katz-Film-Podcast über 28 Years Later gehört. Hast du den?
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Und die haben ja explizit,
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Die hatten sich ja alle nicht irgendwie mit diesem Zombie so als Genre,
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konnten die so richtig was anfangen.
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Die sind auch jünger und das fand ich ganz interessant, die Beobachtung,
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nämlich die sind dann so in den 2000ern sozialisiert worden,
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wo dann halt quasi der Zombie als Motiv dann so ein Kultobjekt geworden ist.
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Dann kamen diese ganzen, dann ging es halt los mit dem Remake von Dawn of the Dead,
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von World War Z, dann kam halt auch die Days Later raus, das waren so die 2000er,
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da wurde schon so ein popkulturelles Phänomen der Zombier.
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Ich bin halt damals, in den 90ern, 80ern, habe ich halt wirklich so diese Romero-Filme,
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habe ich geguckt, das Day of the Dead, Dawn of the Dead und natürlich Night of the Living Dead.
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Und das war halt so die Entstehung des Zombiefilms und dann kam der Italo-Splatter
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auf, dann kam halt diese Fulgi, Argento und diese ganzen ultrakrassen.
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Splatterfilme, die dann halt so im Gore-Bereich und so weiter unterwegs waren
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wo du dann halt exzessiv langsame Szenen von irgendwie wie dann halt quasi der Schädel auf,
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so eine Spitzhacke gedrückt wurde und dann halt ewig lange wie du siehst,
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wie diese Spitzhacke in den Schädel eintritt und am Ende ploppt das Auge so raus.
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Also diese ganze Special Effects Sache, die bei Romero der Tom Savini so maßgeblich gemacht hat.
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Das war so einer, der kam aus dem Vietnamkrieg wieder und,
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ist einer der größten Puppet Master geworden, der dann halt diese ganzen Effekte
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ohne den hätte Romero niemals so einen Erfolg gehabt, weil er diese ganzen Affekte
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gebastelt hat und ist ja unglaublich kreativ, was er einfallen hat.
Micz Flor
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Das hat jetzt gerade die ganzen Affekte gebastelt. Das heißt Effekte,
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weil die Affekte ist ja quasi das, was auf der anderen Seite entsteht, wenn man das sieht.
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Aber auch da wahrscheinlich, egal ob man die Augen auf oder zu hat,
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man hat irgendwie eine emotionale Reaktion auf die Bilder.
Florian Clauß
1:44:26–1:44:33
Ja, Affekt, Effekt ist doch egal. Aber die Sache ist, dass Romero den Zombie-Mythos,
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der so in den 30ern, Ja, waren Zombies dann halt quasi so meistens dann,
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also im ägyptischen Raum war dann halt so der Zombie, glaube ich,
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damals als Figur, als mythische Figur erschaffen worden.
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Nämlich, es gab dann halt bestimmte Magier, die dann Tote wiederbeleben konnten
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und der Zombie war dann quasi so eine willenlose Arbeitskraft,
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die dann halt irgendwie geschuftet hat.
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Und Romero hat dann mit Night of the Living Dead diesen Mythos genommen und
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umgekehrt und hat die eigentlich Tote zum Leben erweckt. Das ist der Zombie.
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Tote wurden zum Leben erweckt und das ist das, was es auch komplett unterscheidet von...
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Den Infizierten, weil die Infizierten sind nicht tot. Die sind infiziert.
Micz Flor
1:45:21–1:45:24
Ja, genau. Das hat mich auch total aus der Bahn geworfen, als ich dann erst
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gecheckt habe, dass es im zweiten Teil rauskam, dass die Verhungerten.
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Da habe ich gedacht, geht doch gar nicht. Weil es gab ja dieses,
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was Chris, so hättest du eigentlich mit Chris letztlich noch mal viel,
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der musste mit Chris vielleicht noch mal irgendwie eine Bonus-Episode machen.
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Weil der ist natürlich da noch viel mehr drin. Die werden in Horror-Mythen drin.
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Und der hatte mir damals nämlich auch das Zombie-Survival-Guide von Max Brooks.
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Genau, geschenkt. Hast du es auch gelesen?
Florian Clauß
1:45:48–1:45:48
Ja.
Micz Flor
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Und der hat ja dann so erzählt, dass man so aufpassen muss, wenn man zum Beispiel
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dann im Norden von Amerika flüchtet, dann sieht man oft halt Zombies,
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die so festgefroren sind.
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Aber die halt dann obenrum nur versuchen, dich zu pressen, aber die kommen nicht
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weg, weil sie eingefroren sind unten.
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Und die sind dann irgendwie totgefroren, aber dann tauen die wieder auf und
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dann geht es wieder los. Da muss man wirklich verdammt aufpassen, wenn man da...
Florian Clauß
1:46:09–1:46:14
Das ist in der zweiten Season von Last of Us explizit erzählt worden.
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Genau diese Szenen, dass dann halt die, also eine Heer von aufgetauten Zombies
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dann dann zu bedrohen wird.
Micz Flor
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Ja, und dieses dieses Untote, das ist ja nochmal, die sind ja nicht lebendig,
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die sind nicht tot, die sind untot.
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Und ich glaube, das ist halt so eine Sache, weil ich habe mich jetzt in der
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Folge, die wir jetzt dann noch aufnehmen wollen, wir gucken nachher mal auf
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die Uhr, so ein bisschen auseinandergesetzt, dann war Slava Szczek halt auch
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so einer, der sich so psychoanalytisch natürlich mit allen möglichen über,
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also mit seiner Herleitung über Hegel, Marx und Lacan über so viele Themen der
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Gegenwart reflektiert und da ist natürlich für den halt dieses Untote,
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das Gleichzeitige davon.
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Also es ist nicht das eine oder das andere, sondern es ist beides und dadurch
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irgendwie nichts davon oder ist es was Drittes.
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Und das fand ich halt, hat mich dann irgendwie echt nochmal aus dem Ra...
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So kurz habe ich das nochmal gecheckt, dass die ja sterben können.
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Das ist ja eigentlich komisch.
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Das macht auch was damit, dass man dann,
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Mit denen irgendwie intuitiv, sind die intuitiv gefährlicher oder ungefährlicher,
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wenn die sterben können oder nicht? Irgendwie werden die einem näher.
Florian Clauß
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Ja, ja, natürlich, weil die dann halt diesen Lebenszyklus ja nicht komplett verlassen haben.
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So wie dann eben der Zombie als Figur, ja, das ist ja das Monströse.
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Also du weißt, er ist ja wirklich so eine völlig gleichförmige Masse.
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Ein Zombie unterscheidet sich nicht vom anderen Zombie, von den Verhaltensweisen.
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Und ein Zombie ist auch nicht gefährlich. Der Zombie wird eigentlich,
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also in den alten Zombiefilmen, der wird ja nur durch diese Masse gefährlich.
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Und das ist halt so, ich meine, Day of the Dead war ganz lange mein Lieblingsfilm.
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Da ist es auch dann, wo die Apokalypse schon einige Monate, ich weiß nicht,
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sogar Jahre dann geherrscht hat.
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Und die Überlebenden halt von Station zu Station nach anderen Überlebenden suchen.
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Und du siehst dann halt, der Auftakt des Films ist dann, du siehst halt,
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ich glaube, das ist dann irgendwo in Florida, so eine Sumpflandschaft.
1:48:13–1:48:17
Und die kommen dann halt in so ein Hall und dann wird ein Hubschrauber abgesetzt
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und die rufen dann, hello, is anybody there?
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Hello! Und dann siehst du halt so, die Zombies reagieren auf Geräusche, ja.
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Da siehst du dann halt, wie erst mal so ein Alligator so durch so einen Sumpf dann rumflutscht, ja.
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Und dann kommen halt die einzelnen Zombies raus und siehst so,
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wie aus den Fluten steigen und dann ist es ja einer, und dann auf einmal ist
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die Straße voll und dann wird es halt ein bisschen monströs, ja.
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Ein Zombie macht ja nichts, aber es ist halt diese dumpfe Masse,
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die dich Und das ist halt wirklich das, was dann halt schon eine andere Form von,
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ich sag mal jetzt Affekt auch ist, wenn dann halt so eine dumpfe Masse auf die zu.
Micz Flor
1:48:59–1:49:00
Das ist ein ganz anderes Thema.
Florian Clauß
1:49:00–1:49:04
Als so ein Render, Rende-Zombies, wo du halt erst mal rennen musst.
1:49:04–1:49:10
Aber ich glaube, das ist total in der Zeit auch so. Die mussten dann irgendwann
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auch anfangen zu rennen.
Micz Flor
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Aber man muss dann halt eben auch die ganze Zeit reagieren, weil man kommt dann irgendwie um.
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Also wenn man das kapitalistisch denkt, wird man halt abgehängt,
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wenn man nicht gleich mitmacht bei jedem Pyramidenspiel, dann wird man abgehängt,
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aber in dieser ultraschnellen Zombie-Welt wird man natürlich umgebracht,
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was dann irgendwie aber synonym ist mit abgehängt werden.
Florian Clauß
1:49:32–1:49:37
Ja, es gibt tatsächlich so eine Kritik, die dann halt auch 28 Days Later,
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also die ist dann halt so Anfang der 2000er nach dem Film, nachdem der Film rausgekommen ist,
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genau untersucht halt, was ist die Kapitalismuskritik in dem Film von Romero
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in Dawn of the Dead, wo es dann halt auch Zombie im Kaufhaus, das heißt,
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das ist dann so die Risikogesellschaft, wo dann die ersten Systeme anfangen
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runterzubrechen und die Risikosellschaft nicht mehr tragfähig ist.
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Und der Kapitalismus ist quasi so dieses langsam sich Zersetzende.
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Und die Masse wird immer mehr. Und dann kommt aber quasi so dieser Hyperkapitalismus,
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Globalisierung, was dann halt auch die Beschleunigung auch bedeutet.
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Und da ist halt dieser 28 Days Later dann, die müssen jetzt rennen.
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Das muss halt einfach eine Masse sein, die rennt und damit halt nochmal eine
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ganz andere Kapitalismuskrise damit einführt.
Micz Flor
1:50:29–1:50:35
Und bei mir war es so, das hat mit Zombies zu tun, aber ich verbinde es irgendwie
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auch mit dem Disney-Film Das Schwarze Loch. Ich weiß nicht, ob du den kennst.
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Ja, der ist auch, in meiner Erinnerung hat er aber irgendwas mit Zombies zu tun gehabt.
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Da war irgendwas, ich glaube, war dieses Schwarze Loch so ganz langsam das Raumschiff.
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Also das war eine Disney-Reaktion auf Star Wars. Die haben dann irgendwie auch
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versucht, irgendwie da einzucachen.
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Und der Film hat aber sehr, sehr schlechte Getränke bekommen.
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Ich meine mich irgendwie zu erinnern, da war so ein schwarzes Loch und das zieht
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die an und können die da fliehen oder nicht. Aber es ist halt alles so ultra langsam.
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Also es ist halt nicht so, dass du vom Laser erschossen wirst,
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sondern du wirst halt einfach so gesaugt.
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Und irgendwie habe ich das mit Zombies
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und ich habe damals natürlich keine Zombiefilme, war ich viel zu jung.
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Aber ich weiß noch, dass ich darüber nachgedacht habe, wenn es so etwas gäbe
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wie so Zombies und die sind ja so langsam.
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Und dann so Pläne gemacht im Kopf, dass man dann ganz schnell irgendwo hinreißt
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und bis die dann einem hinterhergekommen sind, Und dann muss man halt schnell
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zurückreisen, aber dann auch schon als Kind überlegen.
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Aber die können ja dann diagonal abbiegen, dann sind die nicht ganz so langsam.
Florian Clauß
1:51:33–1:51:34
Wie so ein Fieberturm.
Micz Flor
1:51:34–1:51:37
Also fürchte ich. Ich habe mich recht. Das ist natürlich auch unter dem Deckmantel
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des Kalten Krieges und der atomaren Bedrohung, wo ja alles irgendwie so Zündstoff war,
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habe ich mich wirklich mit diesen Gedanken auseinandergesetzt und habe mich
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total bedroht gefühlt eben von diesen langsamen Zombies, die es ja nicht gab.
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Das wusste ich auch, aber just in case habe ich mich da so innerlich als Kind
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darauf vorbereitet, wie man damit umgehen müsste.
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Also es hat bei mir enorm funktioniert und es macht es halt irgendwie noch so
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fürchterlicher, wenn es halt so langsam ist, aber dafür völlig entleert.
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Also dieses, wie du erzählt hast, in dieser Szene, wo das infizierte Kind wegrennt.
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Das ist ja nicht das, was Zombies machen können.
Florian Clauß
1:52:19–1:52:20
Nee, nee, also...
Micz Flor
1:52:20–1:52:23
Da passiert dann irgendwie was, was irgendwie verwirrend ist,
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ne? Und was aber auch irgendwie den Zombie in seinem Kern so ein bisschen...
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Aufweicht.
Florian Clauß
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Ja, also das ist dann auch kein Zombie mehr. Der hat kein Standardverhalten
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mehr, sondern das ist dann halt so Evolution, die ihren Weg dann gebahnt hat,
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die dann halt auch diese Stilblüten getrieben hat.
Micz Flor
1:52:42–1:52:43
Silent Blooms.
Florian Clauß
1:52:44–1:52:50
Ja, Silent Blooms, genau. Also die dann halt auch andere Verhaltensweisen dann ermöglicht.
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Das finde ich, ja, klar, das muss man sich halt irgendwie im Storybuilding und
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im Worldbuilding dann zu überlegen. Das macht ja auch Spaß.
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Also ich glaube, da haben die auch lange dran gesessen.
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Die haben ja 2015, glaube ich, die Rechte wieder zurückbekommen von denen und
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von Days Later und konnten daraufhin halt diese Geschichte überhaupt weiter treiben.
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Und hatten dann halt aber auch so viel Stoff, dass dann halt auch Danny Boll
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wollte einen Film machen, aber dann Garland meinte, nee, lass uns doch eine
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Trilogie machen, weil das wird so panoptisch, ne?
Micz Flor
1:53:28–1:53:33
Wir sind auch nicht mehr die Jüngsten, die Schulden abzahlen und dann will ich noch ein Haus kaufen.
Florian Clauß
1:53:34–1:53:38
Ja, der dritte Teil der Trilogie ist noch nicht finanziert, also der zweite
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wird jetzt, glaube ich, Februar 6.
Micz Flor
1:53:41–1:53:42
Aber läuft der gut jetzt?
Florian Clauß
1:53:42–1:53:43
Ich weiß es gar nicht.
Micz Flor
1:53:44–1:53:46
Da weiß ich immer nicht, ob ich in der Bubble bin oder nicht.
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Ich habe nicht geguckt, wie jetzt die Karten sind.
Florian Clauß
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Weiß ich nicht. Ich habe jetzt irgendwie, die Kritiken waren sehr positiv,
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aber das heißt ja nichts für den Publikumserfolg.
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Und es war auch so grundsätzlich, was ich gehört habe, ist, dass viele so gesagt
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haben, ja, nicht das, was man erwartet, aber gut, so ein bisschen, so in die Richtung.
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Aber ich finde, ja, der nimmt sich einfach bestimmte Freiheiten der Film und
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das ist auch die Qualität von Danny Boyle, dass der dann sich da auch nicht
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irgendwie so in bestimmte Raste einfangen lässt,
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sondern der macht seinen Stil, bringt er durch.
1:54:21–1:54:24
Und das macht der auch ordentlich,
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Na, wenn das nicht die endgültige Kritik ist.
Micz Flor
1:54:30–1:54:30
Stabil.
Florian Clauß
1:54:31–1:54:31
Stabil.
Micz Flor
1:54:32–1:54:34
Unser Vote. Stabil.
Florian Clauß
1:54:35–1:54:40
99 pro. Also, gut. Ich würde sagen, wir machen jetzt mal einen Cut.
Micz Flor
1:54:40–1:54:41
Einen Cut.
Florian Clauß
1:54:41–1:54:44
Cut. Wir haben noch viel vor. Vielleicht können wir das noch mal ein bisschen
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sneaken. Was willst du uns denn in der nächsten Folge erzählen?
Micz Flor
1:54:47–1:54:50
Also, ich habe mir erst so gedacht, ich wusste nicht, dass es so spät wird.
1:54:50–1:54:52
Ich gucke mal auf die Uhr zum Beispiel schon halb Mitternacht gleich.
Florian Clauß
1:54:52–1:54:53
Ja, das geht schon.
Micz Flor
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Und ich habe diesmal unerwartet viele Notizen mit, also werde beim Laufen reden
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und lesen und zuhören und so, weil ich habe dann gedacht,
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also ich werde diese Teweleitfolge, die ich mal gemacht habe,
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da hast du ganz viel rausgeschnitten, weil ich das so schlecht erzählt hatte damals. Echt?
Florian Clauß
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Das hört man gar nicht.
Micz Flor
1:55:11–1:55:15
Nee, aber da ist ganz viel rausgefallen. Aber auch gut, weil ich da,
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glaube ich, wirklich nicht das kohärent sagen konnte.
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Ich versuche das jetzt zu tun, über diese ganzen psychodynamischen Hintergründe und Vermutungen,
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die Tebler damals hatte, woher das denn kam, dass diese Freikorpsleute so hyperbrutal
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und völlig auch entfesselt und ein Menschlich auf andere Menschen eingeschlagen haben.
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Und hatte dann so eine Idee, ich würde jetzt mal so ein bisschen wie so eine,
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könnte auch so eine Halloween-Folge sein.
1:55:40–1:55:44
Also wir gucken uns den Zombie jetzt an durch unterschiedliche psychoanalytische Schulen.
Florian Clauß
1:55:44–1:55:45
Also im Blick.
Micz Flor
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Und jetzt zum Beispiel Teveleit hat mit Melanie Klein viel, Wirkbeziehungstheorie.
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Dann haben wir natürlich Freud.
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Wir haben Lacan und dann habe ich noch, müssen wir gucken, ob wir es zeitlich
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hinkriegen, so zwei, drei andere, die ich dann noch reinwürfeln könnte.
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Und ich beginne aber mit einem Gag, aber vielleicht fällt der auch so ein bisschen auf seine Nase. Füße.
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Füße. Und zwar die Idee, wir nehmen einfach die ganzen Symptome,
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die halt so Zombies haben, Affekt, Flachheit, Stumm und so weiter,
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und gucken dann mal in dem ICD-10, also International Classification of Diseases,
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welche psychischen Störungen man da so diagnostizieren könnte.
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Also kommt ein Zombie zum Psychiater, Psychiaterin und kriegt eine Diagnose.
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Und das war so eine Schnapsidee, aber dann fand ich die Texte eigentlich ganz gut.
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Also wenn man dann einen Text auf einmal darauf legt, der im ICD-10 steht und
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sich vorstellt, das ist halt echt so ein Zombie, der da steht.
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Und dann fand ich die Beschreibung ganz, ganz spaßig. Und damit wollen wir anfangen.
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Und jetzt machen wir mal eine kurze Pause.
Florian Clauß
1:56:44–1:56:45
Ja, super.
Micz Flor
1:56:45–1:56:47
Also, wir machen eine Pause.
Florian Clauß
1:56:47–1:56:52
Aber ihr hört diese Folge dann in 14 Tagen bei Eigentlich Podcast.
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Und ihr könnt auch sehen unter eigentlich-podcast.de, wo wir lang gelaufen sind.
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Und ich werde auch noch ein paar Shownotes, Links und so weiter auf die Seite
1:57:02–1:57:04
packen. Die werden dann auch in der Folge veröffentlicht.
Micz Flor
1:57:05–1:57:08
Da könnt ihr nochmal ein paar Referenzen und so weiter finden.
Florian Clauß
1:57:09–1:57:12
Ja, also, dann sagen wir Tschüss.
Micz Flor
1:57:12–1:57:18
Tschüss, vielen Dank. Tschüss. Wow, der Klatsche war gut.

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