KELVIN: "Are we alive or dead?" RHEYA: "We don't have to think like that anymore." ("Solaris" 2002)

Im letzten Teil unserer Solaris-Trilogie, stellt Micz Steven Soderberghs Film "Solaris" (2002) vor. Die Geschichte ist nur grob gesehen die gleiche. Im Gegensatz zu Stanisław Lems Roman, der sich stärker auf die wissenschaftlichen und philosophischen Aspekte der Erforschung des Planeten konzentriert, legt Soderberghs Film einen besonderen Schwerpunkt auf die emotionale Beziehung zwischen Kelvin und seiner verstorbenen Frau Rheya, die als Erscheinung auf der Station auftaucht. Und stilistisch unterscheidet sich Soderberghs Kammerspiel stark von Andrei Tarkowskis poetisch-opulenter und symbolträchtiger Version von 1972. Doch kommt Micz zu dem Schluss, dass Soderberghs Interpretation eine intensivere persönliche und emotionale Dimension versucht und gleichzeitig daran scheitert. Interessant ist lediglich, dass Kelvins Frau Rheya als Person präsenter ist und schließlich sogar ihre Erinnerungen als Szenen in der Rückblende auf "ihre" Zeit auf der Erde zu sehen sind, in der nur sie anwesend ist. Ganz so als ob die projektive Identifikation Kelvins ihr Erinnerungen erschaffen hat, die Solaris nicht aus seinen Erfahrungen hat nehmen können. Psychodynamisch eine interessante Überlegung, allein: der Film bringt es nicht.

Shownotes

Mitwirkende

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Micz Flor
Erzähler
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Florian Clauß

Transcript

Florian Clauß
0:00:02–0:00:03
Läuft.
Micz Flor
0:00:04–0:00:12
Hier auch? So, jetzt. Die letzte im Triathlon, im Solaris Triathlon.
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Das Drei-Körper-Problem haben wir im Drei-Episoden-Problem.
Florian Clauß
0:00:19–0:00:22
Hallo und herzlich willkommen bei eigentlich podcast
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episode 55 heute wieder
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mit dem thema solaris haben wir ausführlich und erschöpfend in den letzten zwei
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episoden besprochen heute bringt uns mit noch mal eine interpretation des stoffes
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mit nämlich die verfilmung von Von Soderberg aus dem Jahre 2002,
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Solaris, weicht doch erheblich von der Vorlage ab.
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Und ihr könnt, genau, wir sind der Podcast, bei dem wir im Laufen reden und
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laufend reden, das müssen wir mal sagen, das kriegen wir bezahlt, den Spruch.
Micz Flor
0:01:04–0:01:05
Von uns, ja.
Florian Clauß
0:01:05–0:01:10
Von uns bezahlt. Wir laufen wieder durch Marzahn, mal gucken,
0:01:10–0:01:14
wo uns jetzt der Weg hinführt. Ich kenne das tatsächlich ja alles noch nicht.
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Ja, ich bin gespannt, ob wir jetzt mal wieder zurück in die Zivilisation kommen.
Micz Flor
0:01:21–0:01:24
Ja, es ist echt irre. Jetzt geht auch langsam schon die Sonne unter.
0:01:24–0:01:26
Wir haben schon über vier Stunden hinter uns, oder?
Florian Clauß
0:01:26–0:01:27
Ja.
Micz Flor
0:01:27–0:01:33
Und sind jetzt auf dem letzten Stretch. Wollten unbedingt diese drei Folgen
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hintereinander machen, weil wir gedacht haben, wir kommen dann so richtig in den Flow.
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Aber ich muss sagen, ich fühle jetzt langsam meine Beine. Ich bin begeistert.
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Aber gerade nach der Tarkovsky-Folge,
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In der Erinnerung an den Film entstand dann diese Trance, die Tarkovsky generieren kann.
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Und mit der steige ich jetzt in die Kurzkritik.
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Also meine kurze Meinung könnte ich ja vorne wegstellen.
0:02:01–0:02:06
Soderbergh, so der Film, so lala. Das war so meine Kurzkritik.
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Wir gucken uns jetzt was ganz anderes an. Also wir hatten ja gehört,
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Tarkovsky ist unepisch lang. und jetzt sind wir bei 99 Minuten.
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Also wir sind jetzt irgendwie unter zwei Stunden. Eine Stunde 39 Minuten.
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2002 ist Heidelberg hat Regie und Drehbuch geschrieben, produziert von James
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Cameron, George Clooney als Calvin, als Hauptdarsteller.
Florian Clauß
0:02:33–0:02:36
Ganz kurz, weißt du warum der von James Cameron produziert wurde?
Micz Flor
0:02:37–0:02:44
Ich hatte gelesen, dass der die Filmrechte vorher hatte und dann hatte wohl
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Soderbergh ihn davon überzeugt, dass er selbst unbedingt den Film machen muss und Cameron ist dann,
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keine Ahnung, wollte dann unbedingt produzieren oder wurde eingeladen zu produzieren,
0:02:54–0:02:58
aber zumindest war es so, dass die Filmrechte zuerst bei Cameron lagen.
Florian Clauß
0:02:58–0:03:02
Richtig, ja genau. Er hatte zuerst die Filmrechte erworben.
Micz Flor
0:03:02–0:03:04
Der hat dann aber nicht gesagt, Gott sei Dank bin ich los.
Florian Clauß
0:03:04–0:03:09
Nee, aber ich glaube, es war dann so, dass er dann, okay, mit Soderbergh hat
0:03:09–0:03:13
er dann ein gutes Gefühl gehabt, dass er dann inszenieren konnte.
Micz Flor
0:03:14–0:03:18
Ja, und dann ist es so, dass halt dieser Film, kann man auch vorneweg sagen...
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Gefloppt, muss man eigentlich so sagen, oder? Ich glaube, dass viele den kennen,
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aber scheinbar haben wir nur sehr wenige gesehen.
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Budget waren fast 50 Millionen und er hat um die 30 Millionen weltweit eingespielt,
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also lag da unter den Erwartungen, dass es wirklich nicht viel für so ein Trio,
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Clooney, Soderbergh und Cameron.
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Soderbergh hatte ja da auch gerade Traffic irgendwie draußen,
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er war noch nicht so alt, war natürlich der Shootingstar mit sechs leisen Videotape.
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Und das Ding hat nicht so gut geklappt.
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Und ich muss auch sagen, ich habe mich nämlich eigentlich,
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weil ich habe geguckt, eigentlich, so heißt der Podcast, und eigentlich habe
0:04:02–0:04:06
ich mich gefreut, dass wir das Ding besprechen, weil ich den Soderbergh-Film
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damals im Kino spannend fand.
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Und jetzt hatte ich wirklich diesmal beim Gucken so das Gefühl,
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das ist eigentlich ein Kammerspiel, was teilweise trotz toller Bauten mehr an irgendwie die erste,
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Staffel von Star Trek erinnert, als an so ein Popcorn-Kino, wie man sich das
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dann vielleicht vorgestellt hat.
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Selbst wenn die es versucht haben, mit CG-Effekten des Planeten da irgendwie
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so ein bisschen Gas zu geben,
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buchstäblich Gas, weil da ist der Planet ja auch ein Gasplanet,
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Es gibt zum Schluss zum Beispiel eine Szene, wo ich denke, das muss ja schon ein Hommage sein.
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Oder wieso trauen die sich das, wo Clooney gegen die Wand geschleudert wird,
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weil das Schiff so erschüttert wird.
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Und du hast das Gefühl, die Kamera wackelt und er springt so gegen die Wand.
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Das ist sehr dreschig. Ja, das ist kurz vor der Szene, wo dann auch noch Sartorius,
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ist glaube ich Sartorius' Kind oder Negibarien?
Florian Clauß
0:05:07–0:05:09
Nee, das ist Gordon. Das ist ja, der Turgis ist Gordon da.
Micz Flor
0:05:11–0:05:14
Gordon, genau. Nee, Quatsch, da kommt die Bari ans Kind, ist das dann, was zum Schluss.
Florian Clauß
0:05:14–0:05:19
Wo die diese Szene haben mit Fingerberührung. Ja, da wird auch nochmal so dieses,
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diese Ikone aufgeladen von dem Michelangelo, diese Filme.
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Da will er nochmal eine Dimension reinbringen, das Göttliche und das Menschliche,
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was sich da berühren. Ja.
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Also dann nochmal diesen ganzen anthropomorphen Diskurs rein.
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Nee, ich fand's auch. Okay.
Micz Flor
0:05:37–0:05:42
Aber das war so, das heißt, wir haben auch bei Tarkovsky Wir gehen einfach mal
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rein in das, was wir erlebt haben.
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Besprechungen, Ideen, Konzepte, Interpretationen.
Florian Clauß
0:05:48–0:05:53
Ich will nur ganz kurz noch erwähnen, weil wir haben ja in der Vorbereitung
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der Podcasts gab es noch eine Arbeit, eine Bachelorarbeit, die uns da so ein
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bisschen noch geholfen hat, die Unterschiede herauszuarbeiten.
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Nämlich genau Bachelorarbeit hat sich beschäftigt mit dem Buch,
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der Romanvorlage, also dem Roman von NEM und den beiden Verfilmungen und hat
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dann tatsächlich so eine,
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Sequenzanalyse dann mitgeliefert das heißt, was haben die Filme gemeint mit
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dem Roman was weicht ab und das ist eine super Übersicht,
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also das ist wirklich nochmal so eine gute Hilfe gewesen für uns das nochmal
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so einzuordnen an der Stelle sei das nochmal erwähnt Kannst du Autorin,
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Ich hab's vergessen Aber wir machen das auf unserer Seite.
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Wir verlinken das auf unserer Homepage.
Micz Flor
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Ja, das stimmt. Das ist dann teilweise auch wirklich dann in Prozente ausgerechnet,
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welche Zeit auf der Erde und so weiter und so fort.
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Bei dem Film muss man ähnlich wie bei Tarkovsky auch sagen, auch da geht es auf der Erde los.
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Und ich habe den Film, du hattest mir den gezeigt, wo ich ihn legal sehen kann,
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sage ich mal. Und dann habe ich ihn angeschaut.
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Aber bevor ich ihn dann angeschaut hatte, habe ich mir das Skript runtergeladen.
Florian Clauß
0:07:15–0:07:16
Du hast dir die DVD gegeben.
Micz Flor
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Die DVD, genau das war es. Und dann hatte ich meine Playstation 2 verliehen.
0:07:21–0:07:23
Und als ich zurück hatte.
Florian Clauß
0:07:23–0:07:26
Hatte ich vorhin das Skript gelesen. Blu-Ray-Player auf DVD.
Micz Flor
0:07:26–0:07:31
Dann habe ich das Skript gelesen und in diesem Skript geht es halt irgendwie
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so wirklich los, ich glaube im ersten oder zweiten oder dritten Teil mit, es regnet, es regnet.
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Wir sehen Calvin auf der Erde, es regnet immer noch.
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Er scheint ein Psychologe zu sein, leitet irgendwie eine Gruppe,
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aber wir sehen es nicht wirklich anwesend.
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Und wir sehen dann auch im Film später dieses...
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Diese Grundhaltung von Clooney, die finde ich unglaublich anstrengend ist.
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Der ist die ganze Zeit so hoffnungsvoll deprimiert oder so.
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Zuerst auf der Erde hoffnungsvoll deprimiert.
Florian Clauß
0:08:07–0:08:09
Ja, er hat halt dieses Hundegesicht.
Micz Flor
0:08:09–0:08:15
Ich fände Clooney super, aber in dem Film hat er nur ein Gesicht. Das ist das Problem.
Florian Clauß
0:08:15–0:08:20
Aber er hat dieses verlassene Hundegesicht. Weißt du, ich bin verlassen und ich...
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Stimmt, ist kein Leiden das von dem Gesicht, sondern eher dieses Resignative.
Micz Flor
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Er guckt dann einfach so, er guckt dann, gut aber das muss man sich dann,
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vielleicht braucht man einfach nur das Poster sehen, das ist das Gesicht,
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was trägt er die ganze Zeit durch.
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Und dann ist es so, dass die Teilen teilweise auch so inszeniert sind,
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es gibt diese Szene ganz am Anfang, wo er in der Küche so Gemüse schneidet und
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er macht das mit so einer Sache,
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dass man weiß, oh, der hackt sich gleich einen Finger, wenn der so weit der macht.
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Und dann hackt er sich natürlich wirklich einen Finger und dann ist er aber
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auch noch überrascht. Und guckt dann, hält es unter das Wasser.
Florian Clauß
0:08:57–0:08:58
Ja, aber das ist wichtig für die letzte Szene.
Micz Flor
0:08:58–0:09:01
Genau, und dann siehst du die Szene und denkst, oh, das muss ich mir jetzt merken,
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dass da Blut fließt. Ist das ein Mensch oder so?
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Dann entsteht gleich so ein, weißt du, bei Blade Runner, das ist ja ein ähnliches
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Thema, ne? Ist das Mensch oder nicht Mensch?
Florian Clauß
0:09:08–0:09:12
Genau, dann geht es wenigstens über Oregani-Verhaltung.
Micz Flor
0:09:12–0:09:16
Genau, das ist für die, die die Blade Runner ersten Teil noch nicht gesehen
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haben, die können jetzt weg, weil zum Schluss,
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sehen wir, dass Harrison Ford wahrscheinlich auch ein Android ist,
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weil sein Traum von einem Einhorn, den er immer hat, den er niemandem mitgeteilt hat,
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er findet vor seiner Tür ein origamig gefaltetes Einhorn.
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Das heißt, jemand weiß, was in ihm vorgeht. Und ähnlich sehen wir in dieser
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allerersten Szene mit Clooney, nicht allererst, aber ganz am Anfang,
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er schneidet sich einen Finger und wir wissen schon da kommt das bestimmt noch
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mal und dann wird wahrscheinlich kein blut kommen oder guck.
Florian Clauß
0:09:52–0:09:58
Mal ich will mal ganz kurz dich hier hinbringen das wird auch der grund für unsere tour wo.
Micz Flor
0:09:58–0:10:07
Wir jetzt gerade sind hier zum straßenschild endlich hab schon gedacht wir kommen da nie wieder an.
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Die Allee der KosmonautInnen.
Florian Clauß
0:10:14–0:10:20
Die Allee der Kosmonauten wurde 1972 in Marzahn tatsächlich aus dem Boden gestampft
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und wurde benannt nach dem,
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wir wollen jetzt aber hier unter die Allee gehen, also das ist auch die Allee
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der Kosmonauten um die Straße, die wurde benannt nach dem,
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einem General der sowjetischen Raumfahrt und Sigmund Jähn, der erste Deutsche im Weltall.
Micz Flor
0:10:43–0:10:48
Ja. Der auch in Goodbye Lenin noch eine Rolle spielt.
Florian Clauß
0:10:49–0:10:53
Genau. Ich habe auch noch mal einen Podcast von ihm gehört, vor Raumzeit.
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Ein toller Podcast, wo Tim Pridlaff ihn interviewt.
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Hier ist der Fahrradweg, kurz bevor er gestorben ist.
Micz Flor
0:11:03–0:11:11
Ja, jetzt kommen wir eben an. Also Allee der Kosmonauten und Solaris und das war quasi unser Motiv.
Florian Clauß
0:11:12–0:11:17
Genau, eben Lem, der auch eigentlich für die osteuropäische Science Fiction
0:11:17–0:11:23
und für die Ästhetik auch Allee der Kosmonauten und Tarkovsky natürlich.
Micz Flor
0:11:24–0:11:27
Und jetzt komme ich wieder zurück in diesen flow
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hinein also wir haben also mit so de
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burghs verfilmung jetzt ein film der
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schon mit cameras produzent irgendwie denkt
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man der könnte groß werden er könnte sich irgendwie öffnen aber es ist es ist
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irgendwie ein kammerspiel also ich finde das ist ein klein und die sind alle
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in diesen innenräumen und der film hat mich jetzt beim nochmal gucken nicht
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wirklich so ergriffen aber trotzdem möchte ich ein paar szenen daraus,
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erzählen und hat der chris ja versprochen ein bisschen über lakon zu reden und.
Florian Clauß
0:12:03–0:12:06
Dann kündigst du jede episode an und redest nie über.
Micz Flor
0:12:06–0:12:08
Lakon ich habe zweimal schon über lakon gesprochen du hast immer.
Florian Clauß
0:12:08–0:12:12
Nur gesagt ich rede jetzt gleich über lakon du hast nie über lakon gesprochen.
Micz Flor
0:12:14–0:12:18
Okay, dann fangen wir jetzt mal mit Lacan so ein bisschen an.
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Und zwar springe ich dann nochmal raus, um jetzt diese Lacans-Aufteilung,
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die für ein mögliches lacanianisches Verständnis des Films interessant wäre,
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wäre natürlich diese Dreiteilung in das Imaginäre,
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in das Symbolische und in das Reale.
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Das sind so drei große Begriffe, die ich, wo ich überlegt habe,
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wie könnte ich das gut erklären und bin dann auf Joseph Kosuth aus den 60er Jahren,
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hat der ein Bild gemacht, das heißt One and Three Chairs.
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Und dieses Bild One and Three Chairs, diese Arbeit besteht aus einem echten
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Stuhl, wie wir ihn angreifen können, der vorne steht,
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dem Foto dieses Stuhls an der Wand und einem in Georgia, glaube ich,
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ausgedruckten, eine Definition aus dem Lexikon, was ist ein Chair.
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Also wir haben dann hier einerseits eben das Imaginäre, das Bildhafte des Stuhls.
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Wir haben das Symbolische des Stuhls, also das Wort Chair, ausgeschrieben.
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Und wir haben, und da muss ich jetzt stoppen, weil jetzt wird es nämlich bei
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Lacan ein bisschen anders.
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Wir haben in Anführungszeichen das Reale, also den Stuhl, würde man denken, den man anfassen kann.
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Aber bei Lacan ist es ein bisschen anders, weil das Reale ist eben nicht der
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Stuhl, den wir anfassen können, sondern alles Reale ist das,
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was wir weder imaginär noch symbolisch erfassen können.
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Also das, wofür wir keine Bilder oder Signifikante oder Signifikate haben.
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Das heißt, das Reale ist nicht von uns über eine symbolische Ebene auch beschreibbar oder erfassbar.
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Und es gibt diesen Blick auf Solaris, in dem man sagt, dieser Planet Solaris
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ist in gewisser Weise das Reale.
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Das Reale, in dem da Dinge passieren, die einfach für uns nicht erfassbar sind, erfahrbar sind.
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Das ist ja diese ganze Solaristik, tut ja genau das, versucht einfach Daten
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zu sammeln, um da irgendeine Struktur reinzubringen, um da irgendwas festzustellen.
Florian Clauß
0:14:52–0:14:56
Das Reale, die Black Box, die sich jeder Erkenntnis entzieht.
Micz Flor
0:14:59–0:15:02
Das Reale ist das, was wir, also das Imaginäre ist im Prinzip,
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da geht es um das Bildhafte, um das Körperbild.
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Hauptsächlich das Körperbild, das ist diese Welt, in der wir Einheit suchen,
0:15:12–0:15:13
Abgegrenztheit suchen.
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Das verknüpft Lacan sehr stark und das ist jetzt wieder ein Sprung in den Film
0:15:19–0:15:24
von Soderbergh. Da gibt es eine Szene in der, wie heißt die nochmal, Raya oder sowas, ne?
Florian Clauß
0:15:26–0:15:26
Raya.
Micz Flor
0:15:26–0:15:27
Raya, Raya.
Florian Clauß
0:15:27–0:15:31
Raya. Ah, da ist es genau die Buchstabenreihenfolge umgekehrt,
0:15:31–0:15:32
ne? Das macht der ja gerne.
Micz Flor
0:15:32–0:15:36
Ja, und das, wer dann weiß, dass es kein V drin gibt, oder?
Florian Clauß
0:15:38–0:15:38
Harvey.
Micz Flor
0:15:39–0:15:39
Harvey.
Florian Clauß
0:15:40–0:15:43
Ja, aber Reha wird dann auch in verschiedenen...
Micz Flor
0:15:43–0:15:44
Ah, okay.
Florian Clauß
0:15:45–0:15:45
...unterschieden.
Micz Flor
0:15:47–0:15:50
Weil wir in der letzten Folge mal Harvey gesagt haben.
0:15:50–0:15:56
Es gibt, Raya, sage ich jetzt mal, Raya hat eine Szene, in der sie sich im Spiegel sieht.
0:15:57–0:16:00
Und das Spiegelstadium und Lacroixs Interpretation des Spiegelstadiums spielt
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da eine wichtige Rolle, weil das Spiegelstadium ist etwas, es gibt auch den
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Spiegeltest, welche Tiere können sich im Spiegel erkennen.
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Da gibt es diese Klassiker, dass man zum Beispiel auf dem Delfin hat so ein
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kleines Fleckchen montiert und der checkt dann im Spiegel irgendwann,
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dass er da was in der Flosse hat und versucht das wegzumachen.
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Welche Tiere können das, welche Tiere können das nicht.
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Also es war keine Frage, aber...
Florian Clauß
0:16:28–0:16:31
Nein, ich will nicht wieder über Tintenfische reden.
Micz Flor
0:16:31–0:16:33
Genau, der kann das nämlich nicht zum Beispiel.
Florian Clauß
0:16:34–0:16:35
Ich habe überhaupt keine Ahnung.
Micz Flor
0:16:35–0:16:40
Der Tintenfisch kann das nicht, aber wie der erwarten kann, der Putzerfisch kann das.
0:16:40–0:16:48
Der Putzerfisch kann Farbflecken im Spiegel erkennen und dann auch wieder entfernen.
0:16:48–0:16:52
Und es ist für die menschliche Entwicklung so ein wichtiger Moment,
0:16:53–0:17:00
dass man sein Spiegelbild erkennt und dann, und das ist eben dann Lacans Beschreibung
0:17:00–0:17:02
dieses Momentes zwischen 6.
0:17:02–0:17:11
Und 18. Monat, wo das passiert, dass Lacan und das war jetzt wirklich so,
0:17:11–0:17:14
bei Samuel habe ich glaube ich genau das gesagt,
0:17:14–0:17:19
als ich gemerkt habe, Samuel erkennt sein Bild im Spiegel, im Badezimmer beim
0:17:19–0:17:22
Zähneputzen, das gesagt wird, ja, das bist du.
0:17:22–0:17:28
Einer hat das Bild gezeigt. Das bist du. Und Samuel sieht sich gerade immer als du.
0:17:28–0:17:32
Also in der Sprache ist er noch so, wir haben immer Konflikte,
0:17:32–0:17:37
wenn ich zum Beispiel sage, magst du das Essen oder soll ich das Essen? Dann sagt er du.
0:17:37–0:17:40
Und dann denke ich, er sagt natürlich mir, ich soll das Essen,
0:17:40–0:17:43
weil ich bin ja für ihn du, aber er sagt du, weil er ist ja du,
0:17:44–0:17:47
wenn man ihn immer mit du adressiert. Möchtest du das Essen?
Florian Clauß
0:17:47–0:17:49
Das passiert mit Kindern von Psychotherapeuten.
Micz Flor
0:17:49–0:17:55
Will ich nur sagen. Genau, wir sind also schon früh in einem angemessenen Raum
0:17:55–0:17:58
der Frustration, um die Autonomieentwicklung des Kindes zu fördern.
Florian Clauß
0:17:58–0:18:00
Ein total empathisches Kind.
Micz Flor
0:18:01–0:18:09
Genau, muss für Papa mitdenken. Aber Lacan sagt eben, wenn das Kind sich im
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Spiegel erkennt, bekommt es von meistens den Eltern von irgendjemand gesagt,
0:18:14–0:18:18
Und dann passiert ja etwas, dass das Kind nicht sagt, das bin ich,
0:18:18–0:18:23
sondern das Kind hat auf einmal einen Blick auf sich, wie die Gesellschaft es auch auf sich hat.
0:18:24–0:18:28
Also da entsteht nochmal ein Körperbild, was nicht so fragmentiert ist,
0:18:28–0:18:30
wie wenn man sich selber sieht und sieht die Hände und die Füße,
0:18:30–0:18:32
sondern da sieht man sich als ganzen Körper.
0:18:33–0:18:36
Und das ist das imaginäre also dieses körperbild
0:18:36–0:18:39
was wir dann auch eben immer wieder weil wo
0:18:39–0:18:44
auch ganz schön finde ich haben wir in der ersten folge über das buch gesprochen
0:18:44–0:18:49
haben da hatte ich das nämlich auch schon erwähnt glaube ich mit lack wie dieses
0:18:49–0:18:55
baby vom planeten generiert wird und sich dann so komisch bewegt was beton wahnsinnig
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macht er wird ja quasi wahnsinnig aber er wird wahnsinnig wegen dessen,
0:18:59–0:19:02
was da passiert und nicht, weil er sich dann einbildet, dass es passieren wird.
0:19:03–0:19:07
Und das, was der Planet da macht, das ist ja der Horror.
0:19:07–0:19:13
Das ist ja der Körper, der quasi eins zu eins wie das Kind von Fechner dargestellt wird.
0:19:13–0:19:18
Aber er zerreißt sich vor den Augen. Also er tut etwas, was den Körper,
0:19:18–0:19:23
also das Körperbild in Bertrand wird zerrissen durch das, was er da sieht.
0:19:23–0:19:29
Und das Imaginäre versucht eben immer, die geschlossene Gestalt im Körper irgendwie herzustellen.
0:19:29–0:19:31
Wir orientieren uns an diesen Körperbildern.
Florian Clauß
0:19:31–0:19:36
Und dadurch, dass das Kind sich da nicht symmetrisch verhält oder emotional
0:19:36–0:19:40
nachvollziehbar, ist es dann quasi zerrissen.
Micz Flor
0:19:40–0:19:45
Es ist einfach, das ist der Horror hinter der Welt. Und das ist quasi der Horror auch im Realen.
0:19:45–0:19:51
Das, was Macron real nennt, ist halt eben das, wo alle Ordnungen, die wir versuchen,
0:19:51–0:19:57
auf der imaginären oder auf der symbolischen Ebene herzustellen,
0:19:57–0:20:02
über Sprache oder über Bilder, dahinter ist halt das Reale.
0:20:02–0:20:06
Das können wir nicht wirklich erschließen, aber es ist unser großer Wunsch,
0:20:06–0:20:10
dass was wir oben drüber stülpen, dass das immer in der Lage ist,
0:20:10–0:20:16
dieses dahinter zu bändigen oder zu beschreiben.
0:20:16–0:20:21
Und das, was Solaris als Planeten macht, das sind ja diese 100 Jahre Solaristik,
0:20:21–0:20:25
ist ja wirklich das, was Lem dann irgendwie auch versucht als Grundlage.
0:20:25–0:20:29
Was ist denn, wenn wir gar nichts verstehen von dem, was vor uns ist?
0:20:32–0:20:36
Dass der Planet dauernd etwas tut, was auch erfasst und gemessen und sowas wird,
0:20:37–0:20:42
aber was in sich selbst nicht symbolisch wird oder auch bildhaft nicht geschlossen
0:20:42–0:20:44
bleibt, sondern das wiederholt sich alles nicht.
0:20:45–0:20:48
Dann nennen die das halt die Symmetriaden oder die Asymmetriaden.
0:20:48–0:20:51
Aber in sich selbst fühlt sich das beim Lesen schon wie ein Kompromiss an.
0:20:51–0:20:54
Im Prinzip entstehen da Formen und keines wie die anderen.
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Man weiß nicht, wie die funktionieren. Das heißt, der Planet ist das Reale im
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Lacan'schen Sinne als etwas, was wir weder imaginativ oder über das Bild,
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über ein Körperbild oder über die Symbolik, über die Sprache beschreiben,
0:21:10–0:21:13
erfassen und damit auch irgendwie kontrollieren können.
0:21:13–0:21:18
Und das ist halt dann auch eigentlich ein Horror, ein großer Schrecken.
0:21:18–0:21:19
Es ist unkontrollierbar.
Florian Clauß
0:21:19–0:21:21
Und jetzt sind wir zurück zum Film.
Micz Flor
0:21:21–0:21:29
Und im Film ist es so, dass dieses Spiegelbild, also das Reha,
0:21:29–0:21:32
sieht sich irgendwann im Spiegel in diesem Film.
0:21:32–0:21:36
Und das ist dann auch der Moment, was du bei Tarkovsky auch beschrieben hast,
0:21:36–0:21:45
wo die Frau eine eigene Identität, ein eigenes Selbstverständnis nochmal entwickelt.
0:21:45–0:21:51
Und das ist im Film, finde ich, schon ganz gut hergestellt über diesen Moment,
0:21:51–0:21:54
also über ein Bild zu schauen, über ein Spiegelbild zu schauen,
0:21:54–0:21:56
sich nochmal im Ganzen zu sehen, sich geschlossen wahrzunehmen.
0:21:56–0:21:59
Ich bin in dieser Welt, ich sehe die Welt dahinter.
0:22:00–0:22:05
Das finde ich, ist da schon ganz gut an Lacroix anzulehnen. Ich glaube nicht,
0:22:05–0:22:07
dass es vielleicht so geplant war, aber man kann es so anlehnen.
0:22:08–0:22:13
Und dann entsteht etwas, was ich auch ganz interessant finde,
0:22:13–0:22:26
dass wir bei Soderbergh wie auch bei Tarkovsky immer wieder auch Bilder aus
0:22:26–0:22:28
der Erde haben, von der Erde haben.
0:22:29–0:22:34
Bei Tarkovsky sind es aber hauptsächlich Bilder, oder du hattest auch gesagt,
0:22:34–0:22:37
dass da was noch rausgeschnitten wurde, in der die Frau nicht vorkommt.
0:22:38–0:22:47
Die Frau hat dann nur uns erzählt, weil die Bilder von der Frau im Fiebertraum,
0:22:47–0:22:50
ist das da gemischt? Ja. Ja doch, okay.
0:22:51–0:22:54
Und bei Rea ist es so, dass wir.
0:22:57–0:23:03
Bilder auch von Calvin und Rea auf der Erde sehen, als Rückblick,
0:23:03–0:23:04
um das alles zu verstehen.
0:23:04–0:23:09
Die Geschichte ist ja die, dass Calvin, seine Frau hat sich umgebracht.
0:23:11–0:23:16
Er fühlte sich im Buch schuldig, weil er hatte da Giftspritzen im Schrank liegen
0:23:16–0:23:18
lassen und er wusste, dass sie ein bisschen instabil war.
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Im Film finde ich Clooney überhaupt nicht glaubwürdig, sondern,
0:23:22–0:23:25
das kann man auch nochmal gleich inhaltlich drüber reden, Aber auf jeden Fall
0:23:25–0:23:27
ist es eine andere Geschichte.
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Und zwar war sie schwanger und hat abgetrieben, ohne es ihm zu sagen.
0:23:30–0:23:32
Das konnte ihr nicht verzeihen.
0:23:32–0:23:37
Und sagt dann auch noch so brutale Sätze, wo sie sagt, du weißt,
0:23:37–0:23:40
dass ich das nicht wollte, wenn ich konnte oder sowas.
0:23:41–0:23:44
Und ich wusste nicht, dass du es so sehr willst. Und dann sagt sie,
0:23:44–0:23:47
ja, warum fragst du mich nicht?
0:23:47–0:23:49
Das ist jetzt paraphrasiert, weiß nicht mehr. Aber der wichtige Satz ist halt,
0:23:50–0:23:54
wenigstens irgendwas, was in diesem Haus mal lebendig wäre. Also so richtig,
0:23:54–0:23:57
sagt man glaube ich, unter der Gürtellinie.
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Und das sind so Rückblicke, die wir auf die Erde haben.
0:24:03–0:24:06
Und dann gibt es eben auch, und das fand ich damals beim Gucken,
0:24:06–0:24:09
ohne es genau zu analysieren, aber fand ich interessant,
0:24:10–0:24:14
weil anders als bei Tarkovsky hatte ich das Gefühl, dass Reha eigentlich mehr
0:24:14–0:24:19
beschreibende Perspektive bekommt.
0:24:19–0:24:26
Also mehr, nicht einfach nur mehr Identität bekommt, sondern auch mehr Empathie bekommt.
0:24:26–0:24:32
Dass man beginnt, die Geschichte des George Clooneys, der halt irgendwie seine
0:24:32–0:24:36
Frau endlich auf dieser Station wieder trifft, dass man beginnt,
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irgendwie mehr durch ihre Augen auch zu sehen, was für ein...
0:24:41–0:24:44
Ja, der war halt so, das ist ein komisches Wort, was ich jetzt sage,
0:24:44–0:24:47
der war so ein bisschen so ein Scharlatan. Er hatte dann halt so ein,
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The death shall have no dominion. Er hatte so ein Zitat von einem Poeten,
0:24:59–0:25:04
irgendwie eher quasi beim ersten Kennenlernen oder beim Daten irgendwie so untergeschoben.
0:25:04–0:25:06
Sie trifft ihn dann später nochmal in so einen Buchladen.
Florian Clauß
0:25:06–0:25:09
Das ist aber der gemeinsame Lieblingspoet von den beiden.
Micz Flor
0:25:10–0:25:15
Nein, es ist nämlich dann so, in dem Buch, da hat sie dann ein Buch mit Poems,
0:25:15–0:25:16
was kennst du denn noch von ihm?
0:25:16–0:25:21
Und er kennt nichts. Das war halt echt so ein Dating-Trick, er kennt halt dieses eine Ding.
0:25:21–0:25:26
Und dann sagt er, ah, there's this other one that's really important.
0:25:26–0:25:30
There was a man from Kentucky, hat sie irgendwie gesagt. Und dann merkst du
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halt so, der hat sie halt so rumgekriegt.
0:25:33–0:25:38
Und er sagt auch beim ersten Mal, wo sie sie sehen, wo Giberian dann sagt,
0:25:39–0:25:41
She's difficult, but she's worth it.
0:25:41–0:25:47
Weißt du, was auch so eine sehr ekelhafte Sprache über die Frau ist.
0:25:48–0:25:51
Und dann sagt Clooney...
Florian Clauß
0:25:51–0:25:52
Ja, sie ist kompliziert.
Micz Flor
0:25:52–0:25:55
Ja, sie ist kompliziert, aber sie ist es wert. Und dann sagt er,
0:25:56–0:25:59
genau, und dann sagt Clooney, Maybe she needs a therapist.
0:26:00–0:26:06
A shrink. Vielleicht braucht sie einen Therapeuten. Das ist irgendwie so, das ist ekelhaft.
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Also wenn man das im Rückblick dann auch so mitbekommt, aber man lässt es anfangs
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so durchgehen, aber dann nach diesem Spiegelbild beginnt eben auch sie die Geschichte zu erzählen.
Florian Clauß
0:26:15–0:26:18
Shrinking ist therapieren. Shrinking.
Micz Flor
0:26:19–0:26:21
Genau, Shrink. Wie Schrumpfkopf.
Florian Clauß
0:26:23–0:26:24
Ungefähr das Gleiche.
Micz Flor
0:26:24–0:26:30
Ja, so. Und da fand ich jetzt beim nochmal, also ich fand damals,
0:26:30–0:26:31
fand ich es interessant,
0:26:31–0:26:39
dass man ihr, oder Soderbergh in dem Fall, ihr einen Teil der Geschichte übergeben
0:26:39–0:26:42
hat, dass sie die selber erzählen kann, dass nicht nur über sie gesprochen wird
0:26:42–0:26:45
und sie quasi eine Identität bekommt,
0:26:45–0:26:48
sondern auch, dass sie in der Vergangenheit eine eigene Meinung bekommt.
0:26:48–0:26:51
Und da ist eine Szene, die finde ich auch bildhaft sehr schön,
0:26:51–0:27:02
wo sie mit Giberian, der von der Station kommt, und eben Chris auf der Erde im Gespräch sitzt.
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Und du siehst einfach, der Ton ist dann irgendwie runtergedreht und sie sitzt
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halt so da, so ein bisschen lost.
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Ja, nicht lost, sondern das ist eher so...
0:27:14–0:27:18
So eine Mischung aus wütend und enttäuscht und reißt sich aber zusammen.
0:27:18–0:27:22
So, er sitzt halt einfach ergeben und sieht vor sich ohne Ton zwei Männer,
0:27:22–0:27:25
die halt irgendwie die Welt erklären, so Mansplaining mäßig.
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Und dann zum Schluss noch Clooney, ich muss mich korrigieren,
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der hat doch andere Blicke noch drauf, auf der Erde im Rückblick,
0:27:31–0:27:33
aber in der Raumstation hat er nur einen Blick.
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Und dann guckt er sie an und das ist wirklich sehr gut gespielt.
0:27:37–0:27:45
So ein bisschen so so ach streng dich doch ein bisschen mehr an aber egal was
0:27:45–0:27:50
das irgendwie merkst du dass das er sie nicht gut das.
Florian Clauß
0:27:50–0:27:55
Ja es ist alles sehr klischeehaft erzählt also die ganze die ganze die ganze
0:27:55–0:27:59
backstory von denen diese ganze konflikt zwischen denen das ist alles so ein
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bisschen so und diese diese Nullerjahre New York,
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Ästhetik, wo die dann halt irgendwie...
Micz Flor
0:28:05–0:28:06
Mit Regen.
Florian Clauß
0:28:06–0:28:11
Mit Regen, bisschen Blade Runner dazu. Also ich finde das sehr,
0:28:13–0:28:17
flach. Die ganze Geschichte ist extrem flach zwischen den beiden.
Micz Flor
0:28:17–0:28:20
Und dann ist es halt so, das wollte ich noch sagen, für das Storytelling mit
0:28:20–0:28:26
ihr, was ich interessant finde, ist, das ist jetzt dann wieder eher so ein Sprung in die,
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Psychoanalyse. und zwar gibt es den Begriff der projektiven Identifikation und den kann man,
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also ich sage Ihnen jetzt mal an einem schlechten Beispiel aber das macht es
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irgendwie fühlbar du bist jetzt irgendwie mit jemand und du bist so in einem
0:28:49–0:28:50
Konflikt wir beide sind im Konflikt,
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wir haben jetzt 300 Euro ausgegeben für das Aufnahmegerät und wir wollen 50-50
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und ich rücke das Geld nicht gleich raus,
0:28:58–0:29:00
Und dann reden wir drüber.
Florian Clauß
0:29:01–0:29:02
Völlig in den Haaren herbeigezogen.
Micz Flor
0:29:02–0:29:07
Und dann würde ich zum Beispiel in dem Moment sagen, jetzt sei doch nicht so aggressiv.
0:29:08–0:29:13
Und in dem Moment würdest du vielleicht innerlich diese Aggression so spüren,
0:29:13–0:29:15
die dann einfach so ausgelöst wird durch mich.
0:29:16–0:29:21
Projektive Identifikation ist das, aber ohne den spürbaren Teil.
0:29:21–0:29:25
Der Auslöser von mir, der kommt. Du würdest stellvertretend für mich diese ganze
0:29:25–0:29:29
Aggression des Gesprächs fühlen und ich wäre irgendwie relativ entspannt bei dem Ganzen.
0:29:30–0:29:33
Wo projektive Identifikation, deshalb finde ich das wichtig,
0:29:33–0:29:36
für diesen Film drinsteckt.
0:29:37–0:29:42
Ist Björn, auch ein Psychoanalytiker aus London.
0:29:43–0:29:46
Den hatte ich auch schon mal erwähnt, glaube ich, für Gruppenpsychotherapie
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aus den 40er, 50er Jahren.
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Der hat irgendwann mal so beschrieben, dass in dieser Beziehung zwischen Mutter
0:29:56–0:30:00
und Kind, das war ja damals immer Mutter und Kind, also Bezugsperson Kind,
0:30:00–0:30:04
dass das Kind sehr limitierte Mittel hat, zu kriegen, was es will.
0:30:04–0:30:09
Das kann es weder sprachlich äußern, also symbolisch, noch kann es das irgendwie
0:30:09–0:30:12
anders über Symbole darstellen. Das kann es nicht sagen.
0:30:14–0:30:19
Aber es ist trotzdem so, dass das Kind dafür sorgt, dass es versorgt wird.
0:30:19–0:30:23
Es ist süß und es ist laut und es tut diese Dinge. Und Björn hat da mal gesagt,
0:30:23–0:30:27
dass dieser Prozess oder dieses Phänomen der projektiven Identifikation,
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das Kind sehr gut dahin bringen kann, dass es über die Mutter,
0:30:34–0:30:39
das ist nämlich dann da, wo das Ganze ausgeliebt wird, bekommt, was es braucht.
0:30:40–0:30:45
Also das fand ich so ganz interessant, auch in Bezug auf Solaris,
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wenn man sich überlegt, dass diese Gäste,
0:30:48–0:30:56
die da entstehen aus dem Sud von dem Planeten Solaris, Was werden diese Gäste
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geschaffen? Die kommen dann so in die Welt.
0:31:00–0:31:06
Und dass das auch so eine Beziehung ist, die am Anfang ja sehr symbiotisch angelegt
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ist, auch wenn die alle schon so erwachsen tun.
0:31:07–0:31:13
Aber die Frauen im Buch und in den Filmen können sich ja nicht mal von dem Mann
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trennen am Anfang. Erst mit der Zeit ist diese Trennung möglich.
0:31:16–0:31:20
Am Anfang ist es ja so, dass wenn Chris das Zimmer verlässt,
0:31:20–0:31:22
dann treten die die Tür ein. Nein, die werden da einfach ganz,
0:31:23–0:31:26
also sie sind selber überrascht und die können dann, also das in dem Soderbergh-Film
0:31:26–0:31:29
auch, kann sie sehr gut erklären, wie es sich anfühlt.
0:31:29–0:31:31
Sie weiß aber nicht, wo es herkommt. Sie weiß ja nicht, was sie dagegen tun kann.
Florian Clauß
0:31:31–0:31:35
Ja, sie kann sich auch schneller von ihm lösen. Ja, genau.
Micz Flor
0:31:35–0:31:40
Die Emanzipation bei ihr, also diese Autonomiebewegung ist bei ihr schneller,
0:31:40–0:31:45
deutlicher und auch, finde ich, narrativ besser angelegt.
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Also sie wird mehr Protagonistin.
Florian Clauß
0:31:48–0:31:53
Ja, weil sie aber auch eine viel stärkere Identität eben entwickelt und zeigt.
0:31:54–0:32:00
Also das heißt, ihre ganze Backstory ist ja dann zu sehen und sie ist ja auch
0:32:00–0:32:03
dann, sie hat ja diese Information auch mit drin.
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Das heißt, sie weiß um diesen Konflikt.
Micz Flor
0:32:08–0:32:14
Und die kriegt auch die Information, aber was ich ganz in der ersten Folge gesagt
0:32:14–0:32:20
habe, als meine Billo-Schnell-Hüfte-Geschoss-Interpretation,
0:32:20–0:32:27
das ist das ganze Buch, da geht es quasi nur um Prometheus, der Mann, Sperma, Calvin,
0:32:27–0:32:32
die Station Frau und dann entsteht da quasi Leben in Utero und wird dann irgendwie
0:32:32–0:32:35
auf dem Planeten entlassen.
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Und dass das halt auch so eine frühkünftige Entwicklungsgeschichte ist Und wenn
0:32:38–0:32:42
ich das jetzt aber wieder aufgreife und dann dahin lege, dann könnte ich sagen,
0:32:42–0:32:47
dass das Entstandene, also jetzt nicht Calvin, sondern die Frau, die entstanden ist,
0:32:47–0:32:52
dass die am Anfang natürlich schon mitkommt mit so einer Ahnung.
0:32:52–0:32:54
Also es sind Anlagen drin, die ihr helfen.
0:32:54–0:32:58
Also es ist jetzt nicht completely blank, sondern es gibt schon Strukturen,
0:32:58–0:33:04
die existieren, aber erst über die Interaktion mit Calvin kann sie sich entwickeln.
0:33:05–0:33:09
Und das ist, glaube ich, ein Punkt, der gar nicht so anders ist.
0:33:09–0:33:12
Also als am Anfang ist sie über die projektive Identifikation,
0:33:12–0:33:16
wie zum Beispiel Schreien und Verlass mich nicht und so festhalten.
0:33:17–0:33:22
Ist sie die Person, die trotz Orientierungslosigkeit ihn kontrollieren kann.
0:33:23–0:33:27
Und später mit der Entwicklung und der zunehmenden Autonomie,
0:33:27–0:33:32
dass sie sich dann auch von ihm entfernen kann, kommt sie dann halt raus aus
0:33:32–0:33:33
dieser Symbiose langsam.
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Und er erfährt sich dann natürlich über Kelvin und, das fand ich aber ganz interessant,
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es gibt bei Soderbergh Rückblicke aus der Erde, von der Erde,
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die nur sie haben kann, weil er ist nicht anwesend.
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Ja, also das heißt, wir haben ja die ganze Zeit in dem Buch und auch bei Tarkovsky
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so dieses Gefühl, alles was sie sein kann,
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ist etwas, was sie von ihm weiß oder was er als Bilder mitgebracht hat.
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Aber es gibt die Szenen des Suizids bei Soderbergh, in denen ihre Geschichte,
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ihre Bilder ohne seine Anwesenheit erzählt werden.
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Und das ist also ich
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sagen ich finde das ich finde das so ein bisschen beides auf der einen
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seite finde ich das inkonsequent wenn man jetzt einfach nur
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auf das material des buchs schaut das dann auf einmal man für den filmischen
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effekt dann diese wunderschöne frau auch zeigt wie sie einfach auch ab in abwesenheit
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von kelvin dann irgendwie dinge erlebt.
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Ich fand es aber vor dem Hintergrund dieser Autonomiebestrebung interessant
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zu sehen, dass es an diesen Punkt kommt,
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wo die eigene Geschichte irgendwann notwendigerweise eine Geschichte wird,
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ohne die Anwesenheit des versorgenden Menschen in der Symbiose.
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Und dass sie dann deshalb auf einen übertragenen Sinne irgendwann in der Lage
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ist, auch ihre eigene Geschichte zu interpretieren. In den Bildern,
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wo Calvin anwesend ist, was ich vorhin beschrieben habe, sowieso schon.
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Da sieht man sie auf einmal in ihrer resignierten Wut ihm gegenüber.
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Da sieht man das Unglück, dieses Gefühl nicht gesehen zu werden.
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Und später dann bis hin zu dem Punkt, wo Bilder entstehen in ihr,
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die wir dann auch sehen dürfen als Zuschauer, die völlig ohne die Mutter Calvin passieren können.
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Das fand ich so ganz, ganz interessant.
Florian Clauß
0:35:49–0:35:55
Ja gut, aber ich meine, die Frage ist halt irgendwie so, ist es jetzt eine Perspektive
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auf die Figur, wie sie dann auf der Station erscheint?
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Oder ist es eher so eine Backstory oder eher Material für die Backstory,
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die zu dieser Traumatisierung dann geführt haben bei Chris Calvin?
Micz Flor
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Es fühlt sich an wie Backstory, aber die halt eben...
Florian Clauß
0:36:12–0:36:17
Ja, und dann ist die Frage, was ist denn jetzt diese Figur auf der Station,
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was hat die denn noch für eine Rolle?
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Also dann vermischt sich ja dann quasi.
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Also du kriegst ja Informationen, die sie eigentlich nicht haben kann,
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die sie aber dann trotzdem hat.
0:36:27–0:36:31
Oder löst sich das ja nicht auf?
Micz Flor
0:36:32–0:36:34
Ne, genau. Und das bleibt halt dann viel mehr noch.
0:36:35–0:36:40
Hoffnungsvoll. Also auch wenn die Geschichte sich genauso abspult wie im Buch
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und so, also zum Schluss wird auch sie annihiliert von Gordon.
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Das muss man vielleicht auch noch erwähnen.
0:36:47–0:36:54
Es ist ja so, dass Lems Buch nur Männer in Entscheidungsposition zeigt irgendwie
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und man hat so ein bisschen das Gefühl,
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dass Soderbergh sagt, nee, also da müssen wir ein bisschen diverser werden und
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hat dann quasi gleich eine Frau und eine schwarze frau irgendwie in einer person
0:37:07–0:37:11
zusammengebracht um das glaube ich ein bisschen auszuhebeln.
Florian Clauß
0:37:11–0:37:15
Ja das waren die nuller jahre ich meine das war jetzt natürlich auch klar.
Micz Flor
0:37:15–0:37:19
Ich finde das ja gleichzeitig richtig aber andererseits auch ein bisschen heavy
0:37:19–0:37:22
handed so in der art also das ich.
Florian Clauß
0:37:22–0:37:26
Fand die figur aber jetzt auch nicht so wie den ursprünglichen Sartorius weil
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sie ja wirklich so die diejenige ist die dann halt auch die richtigen entscheidungen
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im richtigen moment trifft also am
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Ende, wenn dann halt der Planet sich beginnt aufzublasen, ja,
0:37:37–0:37:39
das dann halt auch, jetzt müssen wir los.
0:37:39–0:37:46
Also klar, ich meine, die Frage ist ja, woher kommen diese blutigen Handspuren?
0:37:46–0:37:47
Das wird ja dann auch aufgelöst.
0:37:48–0:37:52
Das ist ja noch so, das ist dann das Blut am Anfang von den,
0:37:52–0:37:56
von, wenn du, wenn wir dann Chris Calvin auf der Station ankommen sehen,
0:37:57–0:38:03
sehen wir überall Blutspuren und das hat auch diesen Horror-Effekt, Effekt.
0:38:03–0:38:07
Man weiß noch nicht, ob es jetzt ein Horrorfilm ist oder wie sich der Film entwickelt.
0:38:07–0:38:16
Und entweder ist eben dann Gordon diejenige, die dann dieses Frankenstein-Wissenschaftlerin
0:38:16–0:38:20
ist, die Monster dann irgendwie auseinanderbaut.
0:38:20–0:38:23
Oder die kommen woanders her, wie sie Blutsprache.
0:38:24–0:38:28
Und das kriegen wir dann am Ende mit, weil auch da kann man nochmal vielleicht
0:38:28–0:38:34
sagen, dass diese Figur des Snout, die ist großartig gespielt,
0:38:34–0:38:37
von Snow, von, wie heißt der Schauspieler?
Micz Flor
0:38:37–0:38:39
Ich habe den Namen vergessen.
Florian Clauß
0:38:39–0:38:43
Aber der spielt öfter solche Rollen.
0:38:43–0:38:54
Also so ein völlig wirren Typ, der so sehr abgehakt spricht,
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aber gleichzeitig sehr magisch daherkommt.
Micz Flor
0:39:00–0:39:04
Ja, also es ist ein ganz anderer Charakter. Er heißt Snow, nicht Snout.
0:39:04–0:39:08
Er ist irgendwie jung, hört Rap und hat halt eben auch so eine Handgestik irgendwie
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drauf und fängt immer Sätze an.
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So, dass er aber dauernd bekifft ist, macht er die Sätze irgendwie fertig.
0:39:14–0:39:19
Aber es gibt immer so Momente, wo er den Satz anfängt und dann verliert er seinen
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eigenen Faden nach drei Worten und dann guckt er kurz den Geiste,
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dann fällt ihm ein gutes Wort ein und dann sieht man so ein bisschen den Stolz
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in seinem Gesicht, dass ihm dieses Wort eingefallen ist.
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Und dann sagt er das Wort und macht einen Punkt dahinter.
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Aber irgendwie hält der Satz nicht.
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Aber neben gehackten ist es dann so, dass eben rauskommt. Und das ist natürlich
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auch noch ein interessanter Aspekt von der Dianze, dass der Snow,
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den wir sehen, ist ein Gast.
0:39:47–0:39:54
Also ist eine künstliche Menschine von Solaris hergestellt.
0:39:54–0:39:59
Und er erklärt es dann auch zum Schluss, dass er sein in gewisser Weise.
0:40:02–0:40:06
Sein Original umgebracht hat, weil er erklärt, er sagt, ja, ich war hier irgendwie,
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stellt euch mal vor, wie es mir geht, ich bin auf die Welt, ich kann das jetzt
0:40:10–0:40:12
nicht so, aber ich bin auf die Welt gekommen und in den ersten zehn Sekunden
0:40:12–0:40:15
muss ich mich selbst umbringen, damit ich überhaupt hier sein darf und sowas.
0:40:15–0:40:21
Also er erzählt es dann so, irgendwie traumatisiert, aber irgendwie auch teilnahmslos.
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Und er ist dann halt eine Menschine, die ohne äh ohne ja, gegenüber über sich
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entwickelt hat, sozusagen.
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Er war einfach auf dem Chef und wurde dann halt...
Florian Clauß
0:40:37–0:40:42
Ja, aber es wird berichtet, es ist nicht so aggressiv, dass er dann quasi so
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wie bei Körperfresser kommt, wo
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dann halt die ausgebrüteten Kopien dann anfangen, die Wirte zu ermorden.
0:40:51–0:40:53
Sondern es ist so, dass es ein Unfall wohl war.
Micz Flor
0:40:54–0:40:59
Nee, der andere wollte ihn umbringen. Er hat sich quasi nur gewehrt.
Florian Clauß
0:40:59–0:41:06
Ja, genau. Genau, er wollte eben nicht umgebracht werden, also er ist auch nicht
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so das aggressive Potenzial, was man hier vermuten könnte.
Micz Flor
0:41:10–0:41:18
Und dadurch, dass bei Soderbergh diese Liebesgeschichte auch noch mehr nach vorne gebürstet wird,
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ist auch dieser Moment, der im Buch und in Tarkovsky ist, dieser Moment, wo Rhea erfährt,
0:41:29–0:41:31
dass vorher schon mal eine da war,
0:41:31–0:41:36
die dann weggeschickt wurde und jetzt irgendwie um den Planeten kreist.
0:41:38–0:41:45
Das kriegt sie von Gordon gesagt und das zu hören, da ist man,
0:41:45–0:41:48
finde ich, schon so weit auch als Zuschauer identifiziert mit Rea,
0:41:48–0:41:51
dass das wirklich alles nochmal auf den Kopf stellt.
0:41:51–0:41:55
Also gerade in dem Moment, wo man wirklich sich geöffnet hat dafür,
0:41:55–0:41:59
dass da was sein, dass da doch was ist und dass das alles irgendwie eine Bedeutung
0:41:59–0:42:03
hat, sich entwickelt und dass man sich da vielleicht, dass man da durcharbeiten könnte.
0:42:03–0:42:06
In dem Moment wird dann auf einmal beides klar.
0:42:06–0:42:12
Das eine ist, dass sie sich schon mal umgebracht hat und er sie auch schon mal jetzt wieder.
0:42:13–0:42:19
Und das zweite auch, dass sie nicht einzigartig ist, dass sie eine andere ist.
Florian Clauß
0:42:20–0:42:25
Ja, es wird quasi die ganze Individualität, das Konzept der Individualität wird
0:42:25–0:42:29
komplett über den Haufen gestellt, über den Haufen geworfen.
Micz Flor
0:42:29–0:42:33
Ja, und die Die Einzigartigkeit der Beziehung und so auch. Und dann ist natürlich
0:42:33–0:42:38
sie auch nichts weiter als Trophy Wife für Calvin.
0:42:38–0:42:41
Also dann ist es halt so, okay, sie sieht super aus.
0:42:41–0:42:44
Sie ist ein bisschen kompliziert, aber sie ist es wert.
0:42:45–0:42:47
Die hätten bestimmt hübsche Kinder gehabt, aber sie hat abtreiben lassen.
0:42:48–0:42:50
Dann ist er ausgezogen, hat sie sich umgebracht.
0:42:50–0:42:54
Dann schickt er sie wieder weg im Weltraum. Dann kommt sie nochmal dazu und
0:42:54–0:42:55
sagt, okay, wir bleiben zusammen.
0:42:55–0:42:59
Er meint es auch diesmal ernst. Und irgendwie kann man das dann alles so nicht
0:42:59–0:43:00
mehr so richtig glauben.
0:43:02–0:43:08
Aber wie wir dann erfahren, ich binde an die Anfangsszene an mit dem geschnittenen Finger,
0:43:08–0:43:16
sehen wir im Abschluss Calvin wieder in genau seiner Küche, auch wieder am Gemüse
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schneiden, auch wieder am Hacken.
0:43:18–0:43:21
Wir wissen nicht, was wirklich passiert ist mit dem sich ausdehenden Solaris.
0:43:21–0:43:25
Er schneidet sich den Finger, er hält den Finger unter das Wasser und er reibt
0:43:25–0:43:28
und da ist gar keine Wunde.
0:43:29–0:43:33
In dem Moment geht die Tür auf, Rea steht da.
0:43:35–0:43:41
Und er spricht sie an und er sagt, glaube ich, am I dead oder are we dead oder sowas.
0:43:41–0:43:45
Dann sagt sie, bin ich tot oder so.
0:43:45–0:43:48
Und dann sagt sie, wir müssen nicht mehr in diesen Kategorien denken.
0:43:49–0:43:50
Und dann küssen sie sich.
0:43:51–0:43:53
Und dann ist.
Florian Clauß
0:43:53–0:43:56
Es Ende Gelände, aus die Maus. So der Berg, so der Film.
Micz Flor
0:43:56–0:43:57
So lala.
Florian Clauß
0:43:58–0:44:02
Aber ich habe da nochmal so einen Interpretationsansatz. Ich weiß nicht,
0:44:02–0:44:06
ob du den folgen kannst. Aber das wäre für mich dann immer so ein bisschen so,
0:44:06–0:44:10
wo dann noch ein bisschen so mehr Reiz reinkommt.
0:44:12–0:44:15
Nämlich, das geht auch so auf Gordon. Gordon hat ja, checkt ja die Situation
0:44:15–0:44:19
und die ist ja auch so diejenige, die dann halt sagt, so Security-mäßig,
0:44:19–0:44:25
als es darum geht, dann Ria mit zur Erde zu nehmen. Du weißt ja nicht, was passiert.
0:44:25–0:44:30
Du weißt ja nicht, ob der Ozean, ob diese Intelligenz in irgendeiner Form dann
0:44:30–0:44:35
auch eine Form, Also ob die jetzt dann spreaden kann.
0:44:35–0:44:42
Und ich habe das jetzt so gesehen, das ist wirklich so ein bisschen wie bei Tanz der Vampire.
0:44:42–0:44:47
Wenn die Bosskutsche wegfährt, wenn die Kutsche wegfährt, hinten der Vampir drauf sitzt.
0:44:47–0:44:52
Und das ist jetzt quasi diese Entitäten, die dann aus diesem Ozean entstanden
0:44:52–0:44:56
sind, dass die jetzt geschafft haben, auf die Erde zu kommen und dass die jetzt
0:44:56–0:44:58
anfangen, die Erde zu besiedeln.
0:44:58–0:45:01
Also das ist wirklich so eine Intruder-Geschichte am Ende. Ach so.
Micz Flor
0:45:01–0:45:02
Dass das wirklich auf der Erde.
Florian Clauß
0:45:02–0:45:06
Ist und er wirklich auch eine Kopie ist. Genau, und er ist auch eine Kopie und
0:45:06–0:45:10
der andere ist dann halt auf der Raumstation verrottet, mit dem Kind zusammen,
0:45:10–0:45:15
aber dass seine Kopie mitkommt auf die Erde mit ihr zusammen und dass die dann
0:45:15–0:45:17
halt wirklich so die Erde kolonialisieren.
0:45:17–0:45:20
Das fände ich jetzt mal ein gutes Ende.
Micz Flor
0:45:22–0:45:23
Wow.
Florian Clauß
0:45:25–0:45:31
Also es ist halt Tanz der Vampire. ja interessant aber wir sind jetzt auch hier
0:45:31–0:45:33
am ende unserer tour übrigens ja.
Micz Flor
0:45:33–0:45:38
Das war es also das waren jetzt für euch drei folgen die letzten zwei zunehmend
0:45:38–0:45:44
langsamer vielleicht aber ich hoffe es war jetzt noch nahrhaft wir.
Florian Clauß
0:45:44–0:45:50
Sind wir sind jetzt biessdorf wir sind jetzt biessdorf hier ist schloss biessdorf
0:45:50–0:45:55
das ist öfters mal ein ausflugsziel für uns am sonntag hat biessdorf Wahnsinnig.
0:45:55–0:45:59
Biesdorf hat einen Café, hat eine kleine Galerie.
0:45:59–0:46:04
Der Schlosspark ist wirklich einen Ausflugsstil wert.
0:46:05–0:46:07
Und mit dieser Bahn fahren wir jetzt zurück.
0:46:08–0:46:12
Ich muss auf jeden Fall zum Bahnhof Lichtenberg.
Micz Flor
0:46:13–0:46:14
Okay.

Mehr

Satorius: „Sie sind keine Frau, Harvey ist tot. Sie sind eine mechanische Wiederholung, eine Kopie, eine Matrize!” Harvey: „Ja, schon möglich. Aber ich werde zu einen Menschen. Ich kann schon auskommen ohne Kris. Ich liebe ihn, ich bin ein Mensch.”

Wir setzen unsere Reihe Solaris direkt fort und wir setzen unsere vorherige Episode zu Solaris als bekannt voraus. In dieser Folge begeben wir uns in den Kunstfilm der Sowjetunion: Andrei Tarkowski verfilmte Solaris 1972 mit geringem Budget. Dennoch wurde der dritte Film des Regisseurs von der Kritik als Meisterwerk gefeiert. Tarkowski hat eine eigene Filmsprache entwickelt, die er auch in diesem Film weiter ausbaut. Wir sind uns nicht ganz einig, ob wir das Genre hypnotischer oder meditativer Film nennen möchten oder einfach bei Slowcinema bleiben. Die Wirkung von Tarkowskis Film ist körperlich spürbar, auch wenn der Film, wie es Flo zur Vorbereitung gemacht hat, in 1,5-facher Geschwindigkeit läuft. Der Akt des Zuschauens wird zu einem kartharsischen Akt, der Film nimmt uns mit auf eine innere und äußere Reise des Protagonisten Kris Kelvin. Tarkowski lässt die ersten 40 Minuten des Films auf der Erde spielen, auf dem Stück Heimat von Kris, wo wir seinen Vater, seine Tante und seine Kinder kennenlernen. Und auch ein Stück Solaristik, die wissenschaftliche Lehre, die sich um den rätselhaften Ozean auf Solaris gebildet hat, in Gestalt eines engen Freundes des Vaters, Berton, der die ersten unwirklichen Erfahrungen auf dem Planeten Solaris gemacht hat. Der Ozean erscheint in Tarkowskis Solaris als wolkenverhangenes Meer, das sich gelegentlich zu Strudeln aufbäumt. Der Film hält sich streckenweise recht eng an die Romanvorlage. Die Kernaussage geht aber in eine andere Richtung, die Lem missfiel. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Kris' Beziehung zu seiner ehemaligen Geliebten Harvey. Harvey taucht als Gast von Kris auf der Raumstation Solaris auf, und es entwickelt sich eine neue Liebe, die nicht ganz der Vorlage von Stanislaw Lem entspricht. Harvey ist sich ihrer unnatürlichen Herkunft bewusst und entwickelt eine eigene Identität. Tarkowski wirft in seiner Verfilmung die Frage auf, inwieweit das Menschliche in einer unmenschlichen Umwelt Bestand haben kann. Dieses Spannungsverhältnis überträgt er auf sein Figurenensemble und schafft so eine Erlösungsgeschichte mit anthropozentrischer Perspektive in einem außerirdischen Raum. Stansilav Lem kritisierte die Reduktion des Stoffes auf ein "Familienmelodram". Tarkowski konzentrierte sich eher auf Schuld, Verantwortung und Metaphysik statt auf Lems erkenntnistheoretische Fragen. Die Liebe wird als identitätsstiftende Kraft inszeniert. Dies kulminiert in einer Szene in der Bibliothek, als die einsetzende Schwerelosigkeit das ineinander verschlungene Paar Harvey und Kris ikonenhaft in die Höhe schweben lässt, umrahmt von kulturellen Interior und Relikten wie Bildern und Büchern. Auch wir fühlen uns auf unserer Wanderung wie in einem Zwischenraum, denn die Hauptstraße, die uns nach Marzahn führt, ist für den Verkehr komplett gesperrt. Auch auf der Straße treffen wir mitten in der Woche keine Menschen. Mit Blick auf die Skyline von Marzahn und die menschenleeren Straßen fühlen wir uns wie in einem dystopischen Filmszenario, das perfekt zur Stimmung von Solaris passt.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Florian Clauß
Erzähler
avatar
Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:03
Oder nicht mehr? Schön, oder?
Florian Clauß
0:00:05–0:00:08
Ist das, was du dir sagen willst? Ganz schön.
Micz Flor
0:00:10–0:00:11
Ja, ja.
0:00:14–0:00:20
Hallo! Und? Wir machen einfach weiter, aber jetzt sind zwei Wochen vergangen,
0:00:20–0:00:21
bis das hier hochgeladen wurde.
0:00:21–0:00:26
Und zwar ist es der zweite Teil zu unserer kleinen Trilogie,
0:00:26–0:00:34
das 3-Body-Problem Solaris, also Buch, Solaris als Film von Tarkovsky und Solaris
0:00:34–0:00:36
als Film von Soderbergh.
0:00:37–0:00:43
Wir sind jetzt sozusagen mittendrin und diese Folge hat Flo vorbereitet und
0:00:43–0:00:46
wird jetzt gleich tief einsteigen.
0:00:46–0:00:50
Für die, die denken, die kommen jetzt aber erst langsam im Schwung, das ist wirklich so.
0:00:50–0:00:53
Wir haben jetzt gerade schon die, für die, die es noch nicht gehört haben,
0:00:53–0:00:58
die letzte Folge war wirklich lang, Da haben wir über das Buch von Lemm gesprochen, Solaris.
0:00:59–0:01:02
Und jetzt befinden wir uns quasi ein bisschen mehr als zehn Jahre später,
0:01:02–0:01:05
wurde das dann von Tarkovsky nochmal verfilmt.
Florian Clauß
0:01:07–0:01:12
Genau, auch Hallo von mir. Das Ganze könnt ihr auch nachlesen,
0:01:12–0:01:14
eigentlich-podcast.de.
0:01:14–0:01:19
Da haben wir noch ein paar Informationen zusammengetragen. Und zu unserer letzten
0:01:19–0:01:23
Folge, Mitch hat das schon erwähnt, die war sehr ausführlich.
0:01:23–0:01:26
Und wir setzen auch so ein paar Sachen voraus, würde ich sagen.
0:01:26–0:01:30
Also wir fangen jetzt nicht nochmal alles an, an der Solaris-Geschichte,
0:01:30–0:01:33
die zu erzählen, sondern das, was wir jetzt auch machen werden im Folgen,
0:01:33–0:01:37
Es sind die Unterschiede zu der Romanvorlage, die nochmal herauszuarbeiten.
0:01:37–0:01:40
Aber die Geschichte setzen wir jetzt als bekannt voraus.
Micz Flor
0:01:41–0:01:43
Also das heißt, du willst jetzt nicht den Film nochmal erzählen?
Florian Clauß
0:01:44–0:01:49
Den Film will ich ansatzweise, also stellenweise erzählen, da wo sich das unterscheidet.
0:01:50–0:01:54
Aber ich würde jetzt nicht nochmal so eine ausführliche, du hast ja zwei Inhaltsangaben
0:01:54–0:01:56
gemacht, eine kleine und eine große.
0:01:58–0:02:04
Und da gehen wir jetzt nicht noch mal in diese epische Breite rein,
0:02:04–0:02:09
sondern wir halten uns so ein bisschen konzentrierter auf die filmische Umsetzung.
Micz Flor
0:02:09–0:02:10
Ja.
Florian Clauß
0:02:11–0:02:15
Solaris! Das ist von Tarkovsky eine,
0:02:15–0:02:22
ja, ich glaube, es gibt wenig, wenig Regisseure im Bereich des Kunstfilmes,
0:02:22–0:02:29
die so eine Gravitation haben wie Tarkovsky, um bei den Bildern von Solaris zu bleiben.
Micz Flor
0:02:30–0:02:31
Darf ich kurz was fragen?
Florian Clauß
0:02:32–0:02:32
Ja, gerne.
Micz Flor
0:02:32–0:02:35
Weil jetzt, wenn du anfängst, habe ich auch das Gefühl, man könnte vielleicht
0:02:35–0:02:39
sagen, wer will oder noch nicht weiß, worum es geht bei Solaris,
0:02:39–0:02:43
der soll sich die letzte Folge anhören, dass wir jetzt einfach den Spaß entwickeln,
0:02:43–0:02:44
uns über den Film zu unterhalten,
0:02:45–0:02:48
und jetzt nicht erst mal eine halbe Stunde den Film erklären müssen.
Florian Clauß
0:02:48–0:02:50
Ne, würde ich auch so sehen. Also ich will jetzt auch nicht.
Micz Flor
0:02:50–0:02:54
Gut, dann sage ich es einfach mal. Also wer Solaris noch gar nicht kennt,
0:02:54–0:03:00
aber vielleicht wegen Tarkowski hier gelandet ist, der kann sich im Detail nochmal
0:03:00–0:03:02
die Geschichte in der letzten Folge anhören.
0:03:02–0:03:06
Da sprechen wir über das Buch und jetzt sprechen wir über Tarkovskys Verhältnis.
Florian Clauß
0:03:08–0:03:11
Okay, danke. Aber das habe ich doch gerade gesagt.
Micz Flor
0:03:11–0:03:12
Ja, aber ich wollte mal klarstellen.
Florian Clauß
0:03:13–0:03:16
Das ist für dich okay. Also für mich ist es auch okay.
0:03:17–0:03:20
Deswegen können wir jetzt weitermachen. Also, genau.
0:03:20–0:03:23
Ich will aber nochmal kurz ein bisschen was zu Tarkovsky sagen,
0:03:24–0:03:28
weil das ja schon eine interessante Figur ist.
0:03:29–0:03:30
Tarkovsky ist nicht sehr alt geworden.
0:03:32–0:03:41
Geboren, er ist aus russischer Abstammung. Er ist geboren 1932 im Nordosten
0:03:41–0:03:46
von Moskau, so ungefähr 300-400 Kilometer in so einer Provinz.
0:03:48–0:03:53
Gestorben ist er schon 1986 in Paris.
0:03:53–0:04:00
Er ist dann nach Paris umgesiedelt, erst später in der späteren Phase seines Lebens.
0:04:00–0:04:04
1982 ist er dann tatsächlich aus der Sowjetunion ausgewandert.
0:04:04–0:04:06
Da kommen wir auch nochmal darauf zu sprechen.
0:04:07–0:04:09
Also er ist ausgewandert, weil er natürlich gar nicht so die Bedingungen,
0:04:09–0:04:13
er hatte immer mit der Zensur zu kämpfen, er hatte immer Probleme dann auch
0:04:13–0:04:18
mit den Behörden, auch mit der Anerkennung von seinen Werken,
0:04:18–0:04:20
von der Finanzierung auch.
0:04:20–0:04:23
Also die hat nicht großartiges Budget bekommen und so weiter.
0:04:23–0:04:30
Tarkowski hat angefangen erstmal zu studieren.
0:04:30–0:04:37
Ja genau, Tarkowski war schon in jungen Jahren künstlerisch aktiv.
0:04:37–0:04:42
Also er hat ein sehr ausgeprägtes Kunstbewusstsein, schon als Kind entwickelt.
0:04:43–0:04:49
Er kommt aus einer guten, gutbürgerlichen Familie. Familie und seine Mutter
0:04:49–0:04:52
hat vor allen Dingen seine Kunsttalente gefördert.
0:04:52–0:04:56
Er hat dann Arabas, er hat glaube ich so orientalische Sprachen studiert,
0:04:56–0:04:59
das aber abgebrochen und ist an die Filmhochschule gegangen,
0:05:00–0:05:06
und hat in der Filmhochschule studiert in Moskau und hat das auch fertig studiert.
0:05:06–0:05:08
Sein Abschluss war dann 1960.
0:05:09–0:05:14
Er hat 1962 1962, Ivans Kindheit, gedreht.
0:05:15–0:05:22
Ein Film über die Geschichte eines Spilions im Zweiten Weltkrieg.
0:05:23–0:05:27
Dieser Film hat ihn dann schon internationaler Anerkennung gebracht,
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vor allen Dingen im Westen.
0:05:28–0:05:35
Der Film hat den Goldenen Löwen auf den internationalen Festspielen von Venedig gewonnen.
0:05:35–0:05:40
Vier Jahre später hat er Andrei Rubeljov, da geht es quasi um ein historisches
0:05:40–0:05:44
Werk, über den Ikonenmaler Rubeljov gedreht.
0:05:45–0:05:50
Und dann, das ist der dritte Film von ihm, 1972 Solaris.
0:05:51–0:05:56
Und ich weiß nicht, wie viele Filme du von Tarkovsky gesehen hast und wie du
0:05:56–0:05:58
die so wahrgenommen hast.
0:05:58–0:06:04
Ich muss gestehen, dass als ich jetzt diese Folge vorbereitet habe und mir Solaris
0:06:04–0:06:07
nochmal angeguckt habe, ich habe den auch vor Jahren gesehen,
0:06:07–0:06:09
aber als ich mir den nochmal angeguckt habe,
0:06:09–0:06:14
habe ich den nicht in Originalgeschwindigkeit geguckt, sondern ich habe den
0:06:14–0:06:18
einfach in 1,5-facher Geschwindigkeit gesehen. Hat aber auch noch funktioniert.
Micz Flor
0:06:19–0:06:25
Also ich habe den das erste Mal gesehen vor 25 Jahren etwa.
0:06:25–0:06:29
Und zwar hatte unsere damalige Filmredakteurin 30.
0:06:29–0:06:35
Geburtstag und hat sich das organisiert oder von manchen im Freundeskreis geschenkt bekommen.
0:06:36–0:06:40
Aber wir waren auf der Torstraße, da war so ein Jugendzentrum irgendwie,
0:06:40–0:06:42
so an der Ecke Richtung Moranienburger Tor.
0:06:42–0:06:46
Und da war ein Kino drin und das hatten die gemietet. und dann ging abends um
0:06:46–0:06:50
10 ging dann die Vorführung nur für sie und die Geburtstagsgemeinschaft los.
0:06:51–0:06:56
Tarkowski Solaris und das fand ich schon, das war total großartig.
Florian Clauß
0:06:56–0:06:58
Ja, das ist sehr passend, das Kino, das kenne ich. Das ist, glaube ich,
0:06:58–0:07:00
auch so ein Kinderkino. Ich weiß gar nicht.
Micz Flor
0:07:01–0:07:03
Ob es das noch gibt. Das war so ein Kinder-Jugendzentrum.
Florian Clauß
0:07:03–0:07:07
Ja, ja, doch, doch. Da habe ich auch Flussfahrt mit Huhn geguckt mal.
0:07:09–0:07:11
Den hessischen Film. Kennst du den?
Micz Flor
0:07:11–0:07:11
Nee.
Florian Clauß
0:07:11–0:07:19
Da musst du gucken. Flussfahrt mit Huhn, das ist so eine Kanufahrt auf der Fulda,
0:07:19–0:07:25
wo dann so Kinder dann quasi abhauen und Abenteuer erleben, super, super Kinderfilm.
0:07:25–0:07:32
Ich habe den auch im Rahmen meines Studiums geguckt, Tarkowski-Seminar und was
0:07:32–0:07:34
ich da so faszinierend finde, auch bei Stalker,
0:07:36–0:07:40
Ich finde, Tarkovsky hat eine Filmsprache und eine Filmpoesie geschaffen,
0:07:40–0:07:47
die so eine unglaublich hypnotische Wirkung hat beim Schauen.
0:07:47–0:07:50
Und ich habe dann nochmal geguckt und das wäre auch irgendwie so,
0:07:50–0:07:55
das würde ich gerne, ich würde gerne für diese Art von Filmen ein Genre schaffen.
0:07:55–0:08:01
Ja, also diese Hypnose, zumal Hypnose kriegt ja auch gerade in Form,
0:08:01–0:08:06
Es wird ja immer, ich sag mal so, geläufiger in so alltäglichen,
0:08:06–0:08:09
also in der Psychotherapie, das kannst du ja verstehen.
Micz Flor
0:08:09–0:08:13
Aber kann man es vielleicht nicht lieber Meditation nennen, meditative Filme?
Florian Clauß
0:08:13–0:08:14
Ja, kann man auch.
Micz Flor
0:08:14–0:08:17
Das ist ja dieses Slow Movies, hast du ja schon mal erwähnt,
0:08:17–0:08:17
das ist aber was anderes.
Florian Clauß
0:08:18–0:08:24
Nein, genau, Slow Cinema ist was anderes, Slow Cinema hat aber auch Ausprägung davon.
0:08:24–0:08:27
Warum sträufst du dich gegen hypnotische Filme?
Micz Flor
0:08:27–0:08:33
Weil der Hypnosebegriff, glaube ich, irgendwie so einen in zwei Dinge reißt.
0:08:34–0:08:37
Das eine ist quasi Jahrmarkt, also beißen Sie mal die Zitronen und denken,
0:08:37–0:08:39
das ist ein Apfel, Sie sind jetzt ein Huhn.
0:08:39–0:08:45
Und das andere ist eben schnelle Psychotherapie, ich will mit Rauchen aufhören,
0:08:45–0:08:47
ich mache drei Hypnose-Termine.
0:08:47–0:08:53
Und dann ist das irgendwie so damit, also ich finde, das tut so,
0:08:53–0:08:57
als ob dem Film eine Intention innewohnt,
0:08:59–0:09:06
der man sich dann hingeben könnte und die einen in eine bestimmte Richtung rückt.
0:09:06–0:09:10
Und ich habe eher das Gefühl, dass es gerade bei dem Film Solaris,
0:09:10–0:09:12
weil ich möchte auch darüber reden, weil ich das so wichtig finde,
0:09:12–0:09:16
gerade der Anfang, das ist eher so wie bei, wie hieß denn der nochmal,
0:09:16–0:09:19
der Dogma-Film, der schwarz-weiß vom Europa.
Florian Clauß
0:09:20–0:09:21
Das von Trier.
Micz Flor
0:09:21–0:09:26
Auf jeden Fall geht es da los, der Sprecher am Anfang sagt, you are entering
0:09:26–0:09:28
Europa by the count of ten.
0:09:28–0:09:32
Also das ist ja auch so eine Sache, wo man in den Film hineingeführt wird und
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das Gefühl hat, lassen Sie jetzt alles hinter sich, schließen Sie Ihre Augen,
0:09:36–0:09:38
es geht los. Also man verlässt.
Florian Clauß
0:09:38–0:09:42
Genau, und auf 10 bist du tot, ist ja das Ende von Europa.
0:09:43–0:09:47
Genau, ja, okay, ich verstehe deinen Punkt, ja, gehe ich mit.
0:09:47–0:09:52
Aber ich glaube, es ist einfach auch so, das ist das Gefühl von Meditation.
0:09:52–0:09:53
Ich glaube, das überlappt sich auch sehr.
0:09:54–0:10:00
Hypnose ist im Prinzip, ja, man kriegt nochmal von außen eine Handlung,
0:10:00–0:10:03
eventuell nicht bewusst, dann mit.
0:10:03–0:10:08
Vielleicht kann man das eher passiver als Meditation,
0:10:08–0:10:14
indem du in so einem Zustand kommst, wo du dann nicht mehr im Vorbewusstsein
0:10:14–0:10:19
den Film erlebst, sondern auch Entspannung erfährst.
0:10:19–0:10:22
Das ging mir bei Stalker so. Ich fand den so unglaublich entspannend.
0:10:23–0:10:28
Und in diesem Zustand, also man hat einen anderen Geisteszustand,
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würde ich behaupten, In diesem Geisteszustand bekommt man auf einmal Bilder
0:10:34–0:10:38
und Zusammenhänge dann präsentiert,
0:10:39–0:10:42
die vielleicht andere Einsichten nochmal mit sich bringen.
0:10:43–0:10:50
Aber dafür würde ich gerne, ich finde auch ganz krass, und wo ich,
0:10:50–0:10:54
hatte ich auch schon mal in einer anderen eigentlich Folge erwähnt.
0:10:56–0:11:02
Bei den Filmen von Ulrike Ottinger. Und wo wir alle im Kino eingeschlafen sind.
0:11:03–0:11:07
Und das war auch wirklich so eine physische Reaktion. Wo man überhaupt nicht
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wusste, was macht dieser Film mit mir?
0:11:09–0:11:12
Warum passiert das auf einmal? Und es ging allen so.
0:11:12–0:11:16
Also es war jetzt nicht so ein singuläres Erlebnis, sondern es war auf einmal
0:11:16–0:11:18
dieser Film. Und es war halt wirklich so ein Schnapp.
Micz Flor
0:11:19–0:11:22
Es war der beste Schlaf, den du seit langem hattest wahrscheinlich.
Florian Clauß
0:11:22–0:11:27
Ja, es war irgendwie so ein bisschen magisch einfach.
0:11:27–0:11:30
Deswegen habe ich jetzt von hypnotischen Filmen, und ich würde gerne so diese
0:11:30–0:11:34
Kategorie, die hat man auch wahrscheinlich schon, aber Slowest Cinema und so
0:11:34–0:11:37
weiter, aber dass man das irgendwie so kategorisieren kann.
0:11:37–0:11:44
Und es ist wirklich so, dass Tarkowski diese Art von Filmen geschaffen hat,
0:11:44–0:11:51
Man taucht in diese Filme ein und kommt dann irgendwie als Leute raus.
0:11:52–0:11:58
Also es passiert tatsächlich körperlich mit einem was, ne? Also so ging es mir zumindest.
Micz Flor
0:11:59–0:12:03
Also ich kann ja mal ganz kurz den Anfang von Solaris beschreiben,
0:12:03–0:12:07
dass man das vielleicht so ein bisschen bildlich im Podcast dann trotzdem sich...
0:12:07–0:12:12
Also ich versuche jetzt mit Sprache Bilder zu generieren. Und zwar beginnt der
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Film in der Natur und man weiß natürlich vorher schon, es geht irgendwie um Weltraum.
0:12:18–0:12:21
Das heißt, man weiß nicht genau, auf welchem Planeten man ist,
0:12:21–0:12:24
weil die Kamera am Anfang auf so einen Fluss hält.
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Und in diesem Fluss sind so Algen, die sind so gebogen unter der Wasseroberfläche
0:12:28–0:12:32
und die dann in diesem, also fischähnlich sich zu bewegen scheinen.
0:12:32–0:12:34
Aber man sieht eindeutig, es sind Pflanzen.
0:12:36–0:12:42
Die Kamera hält so lange drauf, dass man sich dem hingibt und gleichzeitig natürlich
0:12:42–0:12:46
auch Erwartungen im Kopf durchläuft.
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Dass man denkt, wo bin ich denn gerade? Was passiert denn jetzt gleich?
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Da kommt doch jetzt bestimmt was hin. Da kommt ja dann doch nichts.
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Ist das jetzt schon der Planet Solaris? Was ist eigentlich Solaris?
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Aber das ist doch ein Fluss. Ist das ein Low-Budget-Film? Also man hat so ganz
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viele Gedanken und vor allem bleibt das Bild unverändert, leicht schwingend.
0:13:03–0:13:06
Und irgendwann kommt man an einen Punkt, wo man dann wirklich,
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wie du sagst, so loslässt. Sagt, okay, ich bin bereit.
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Dann kommt ein Schnitt und dann sehen wir quasi, wir werden Schritt für Schritt
0:13:12–0:13:18
eingeführt in die Szene und wir sehen einfach nur so ein bisschen wie wir bei
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dieser Wanderung vor zwei Wochen und heute wieder.
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Man sieht so Natur, aber auch besondere Natur.
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Dann sind wir auf einmal in so einer Fläche voller Büsche und dann sehen wir
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auch zum ersten Mal den Chris Kelvin,
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also die Hauptperson gewisserweise, den Main Protagonist von Solaris,
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der dann da so steht und so rumguckt und der sich dann da durchbewegt.
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Aber der nicht auf einer Straße oder auf einem Pfad ist, sondern der geht auch durch die Natur.
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Sind wir da irgendwo gelandet? Also man weiß wirklich gerade am Anfang nicht, wo bin ich gerade?
0:13:51–0:13:57
Man ist orientierungslos, man hat die Bilder, versucht sich mit den Bildern zu verbinden,
0:13:58–0:14:01
aber sie geben einem nicht wirklich antworten dann
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schnapp kommt ein pferd da sieht
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man so ein pferd das guckt man dahin dann guckt man dahin weiß nicht also es
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bleibt er stehen aber irgendwie ist auch ein bisschen angestrengt aus und dann
0:14:12–0:14:17
denkt man wir sind auf der erde sehen wir in dem pferd und dann geht es wieder
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zurück auf den protagonisten dann sehen wir ein see dann wird alles irgendwie vertraute auf einmal.
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Und dann zeigt die Kamera so ein See und da sind so gelbe Streifen nach unten.
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Und wir lernen dann auf einmal beim Gucken, entsteht das Bild in uns.
0:14:33–0:14:35
Das ist das Spiegelbild im See von einem Haus.
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Und dann fährt die Kamera hoch und dann sind wir in dem Haus.
0:14:39–0:14:42
Und da vergeht noch viel mehr Zeit, als ich das jetzt schon langsam erzählt
0:14:42–0:14:44
habe. Es ist wirklich ein ganz langer Stretch am Anfang.
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Und das finde ich total spannend, da einzusteigen, weil es so traumhaft ist.
0:14:51–0:14:56
Und auch, weil das Haus zuerst über sein Spiegelbild erlebt wird.
0:14:56–0:15:00
Wir kommen quasi aus einem traumhaften Raum in dieses Haus hinein,
0:15:00–0:15:05
was auch eine wichtige Rolle spielt bis zum Schluss des Films oder besonders nochmal zum Schluss.
0:15:05–0:15:09
Und das war für mich schon unglaublich mächtig.
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Also diese Bildsprache einfach mit so absoluten Lo-Fi-Mitteln,
0:15:15–0:15:20
so einen Sog herzustellen, wo man sich darauf einlassen muss.
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Am Anfang möchte man so ein bisschen ausbrechen, möchte wissen,
0:15:23–0:15:26
nein, ich will wissen, was du hier zeigst.
0:15:26–0:15:31
Und das ist dann, um Chris wieder mit der Lacan-Flagge zu winken.
0:15:31–0:15:38
Also wir sehen die Bilder, wir sind also im Imaginären und wir versuchen,
0:15:38–0:15:41
diese Zerrissenheit der Bilder irgendwie zusammenzusetzen.
0:15:41–0:15:44
Weil wenn wir nur über die bildebene kommen sind
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wir wollen wir den körper sozusagen zusammensetzen
0:15:48–0:15:52
dass er in sich geschlossen ist und uns irgendwie sicherheit gibt dass es eine
0:15:52–0:15:56
innen und außen grenze gibt aber das kriegen die bilder alleine nicht hin erst
0:15:56–0:16:01
wenn das haus kommt sind die bilder vollkommen dann haben wir okay haus wir
0:16:01–0:16:07
sehen vorher man fährt haus okay irgendwie entsteht dann so was wo man sich festhalten kann.
0:16:07–0:16:11
Aber wir sind in diesem Moment noch ohne die symbolische Ebene,
0:16:11–0:16:13
keine Sprache, keine Wörter.
0:16:13–0:16:18
Und das finde ich ist echt, das macht was mit einem, wenn man sich nur an Bildern orientieren muss.
Florian Clauß
0:16:20–0:16:26
Es ist wirklich faszinierend, mit welchen einfachen Mitteln Tarkovsky das gelingt,
0:16:26–0:16:32
diesen hypnotischen oder meditativen Sog in den Bildern zu schaffen.
0:16:32–0:16:37
Das hat er ja auch in Stalker so grandios inszeniert.
0:16:38–0:16:44
Diese eine Szene, wo die Charaktere dann auf dem Weg zum Raum der Wünsche halb im Wasser liegen.
0:16:44–0:16:50
Und es ist ein Innenraum, der ist überflutet. und man sieht dann so Relikte
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der Zivilisation, eine Spritze, eine Pistole, eine Ikone, wie die dann auch
0:16:56–0:16:59
im Wasser liegen zwischen den Menschen dort,
0:17:00–0:17:04
die so halb im Wasser dann und die Kamera ganz langsam fährt,
0:17:04–0:17:10
also von oben das Ganze einfängt und man die ganze Zeit sich fragt, wie kommt das da hin?
0:17:10–0:17:17
Man kriegt so ein einfacher Gegenstand, der so auch dekontextualisiert auftaucht,
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Auf einmal so eine Bedeutung.
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Man möchte die Bedeutung in irgendeinen Sinnzusammenhang spannen.
0:17:24–0:17:26
Aber es gibt nichts, wo man es aufhängen kann.
0:17:27–0:17:30
Und das finde ich halt so. Das ist dieses Pferd wieder. Das ist so ein weißes
0:17:30–0:17:34
Pferd. Es steht für den Tod. Wer stirbt?
Micz Flor
0:17:35–0:17:37
Ein braunes Pferd. Ist es weiß?
Florian Clauß
0:17:37–0:17:37
Weiß.
Micz Flor
0:17:38–0:17:41
Mann, was du wieder weißt. Ich weiß nicht, dass es weiß ist.
Florian Clauß
0:17:41–0:17:46
Ich weiß. Ich glaube nicht, dass es ein weißes Pferd ist. Ich glaube, es wird Fuchs genannt.
Micz Flor
0:17:46–0:17:47
Es heißt Lars von Bier.
Florian Clauß
0:17:49–0:17:57
Ich las fast von hier. Ja, so viel zu der Ausdrucksweise und zu den ersten, zu dem Auftakt.
0:17:57–0:18:01
Wir wissen, wir sind auf der Erde und dann sind wir schon bei dem ersten großen
0:18:01–0:18:05
Unterschied zwischen Roman und Verfilmung von Tarkovsky.
0:18:05–0:18:09
Das ist Tarkovsky, 40 Minuten des Filmes.
0:18:09–0:18:15
Insgesamt hat der Film 162 Minuten, glaube ich, oder irgendwas,
0:18:15–0:18:17
auf jeden Fall über 150 Minuten.
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Davon ist ein großer Teil, 40 Minuten des Anfangs, ist eben auf der Erde.
0:18:23–0:18:28
Und es wird auch eine Geschichte quasi vorweggenommen, nämlich in der Solaristik,
0:18:28–0:18:32
haben wir in der letzten Folge kennengelernt, nämlich die Geschichte von den Bertong.
0:18:33–0:18:36
Der Bertong ist nämlich ein Freund des Vaters von Chris Calvin.
0:18:36–0:18:41
Der kommt als alter Mann und erzählt eben genau diese Geschichte,
0:18:42–0:18:48
wie er dann das Kind gesehen hat auf der Oberfläche von dem Ozean auf Solaris,
0:18:48–0:18:50
wie er dann mit dem Raumschiff drüber gefahren ist.
0:18:50–0:18:56
Und er zeigt auch diese unter Verschluss gehaltenen Aufnahmen von dem Ausschuss,
0:18:56–0:19:04
der damals über seine Sinneswahrnehmung dann quasi urteilen musste, über seine Verfassung.
0:19:04–0:19:09
Und er kommt dann nochmal und sagt auch da nochmal explizit, er hat das gesehen, ja.
0:19:09–0:19:13
Er hat diese, also er wurde da auch eben...
0:19:14–0:19:20
Abgezogen und er wurde ja verurteilt. Aber es ist ja so ein wichtiges Kapitel in der Solaristik.
Micz Flor
0:19:20–0:19:25
Er verurteilt, glaube ich, nicht. Er wurde einfach nur als wahnsinnig abgestimmt.
0:19:25–0:19:26
Aber das finde ich ganz wichtig.
0:19:26–0:19:30
Das ist jetzt andersrum. Für mich nochmal ganz wichtig zu betonen.
0:19:30–0:19:34
Erstens, dass wir anfangen im Elternhaus von Chris Calvin auf der Erde.
0:19:34–0:19:36
Das ist quasi da, wo wir hingeführt werden durch diesen Gang.
0:19:36–0:19:39
Das heißt, wir lernen Chris Familie kennen.
0:19:39–0:19:41
Papa und Mama und Haus.
Florian Clauß
0:19:42–0:19:44
Das ist nicht die Mutter. Es ist nicht die Mutter.
Micz Flor
0:19:44–0:19:45
Die Tante.
Florian Clauß
0:19:45–0:19:46
Es ist die Tante.
Micz Flor
0:19:46–0:19:49
Und dann gibt es noch diese kleinen Kinder, zwei Kinder gibt es.
Florian Clauß
0:19:49–0:19:53
Ich weiß gar nicht, es war in einer Fassung und da hat er sich mit Lem angelegt.
0:19:54–0:19:58
Er hat tatsächlich nochmal die Frau von Chris Calvin inszeniert.
0:19:58–0:20:01
Also er hat dann auch in der Zwischenzeit geheiratet nach der Geschichte mit Harvey.
0:20:02–0:20:06
Und die Kinder sind glaube ich dann auch seine Kinder, die aus dieser Ehe entstanden
0:20:06–0:20:11
sind. Aber Lem hat ihm so dagegen gewehrt, dass diese noch eine zusätzliche
0:20:11–0:20:16
Frauenfigur, dass die dann rausgestrichen wurde.
Micz Flor
0:20:16–0:20:19
Muss man dazu sagen, Lem fand den Film insgesamt als gar nicht gelungen.
0:20:19–0:20:25
Er fand irgendwie auch, dass auf einer gewissen narrativen Ebene auch Russland
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da irgendwie eingeführt worden wäre.
0:20:27–0:20:31
Ich weiß, das habe ich nicht gesehen, also ich verstehe nicht genau das Argument.
0:20:31–0:20:36
Aber er war insgesamt nicht mit der Verfilmung einverstanden.
Florian Clauß
0:20:36–0:20:40
Und das werden wir vielleicht dann in deiner nächsten Folge nochmal erfahren.
Micz Flor
0:20:40–0:20:42
Das wird nicht besser.
Florian Clauß
0:20:42–0:20:49
Dass eben diese Zuspitzung der ganzen Thematik von Solaris auf diese Beziehung
0:20:49–0:20:52
zwischen Harvey und Chris hinausläuft.
0:20:52–0:20:58
In dem Film von Tarkovsky gibt es noch ein paar andere Dimensionen, die da mitschwingen.
0:20:58–0:21:04
Aber soweit will ich vorausgreifen, dass in der Soderbergh-Verfilmung das als
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so ein zentrales Motiv gesetzt wird, dass da kaum noch eine andere Geschichte
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mit erzählt wird, außer diese Beziehung zwischen den beiden.
0:21:10–0:21:14
Und worauf es eben dann Lem immer ankommt, das hatten wir das letzte Mal so
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ausgebreitet, eben auf diese menschliche Ohnmacht gegenüber einem Phänomen,
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was der Mensch nicht verstehen kann.
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Das ist eben dieser Ozean, das ist eben diese ganze Beziehung zwischen dem Ozean
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und dem Menschen, in der Forschung und so weiter.
0:21:31–0:21:38
Das wird bei Tarkowski, kommt es eben durch diese Figur des Bertons mit zum
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Tragen, aber tatsächlich wird
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dieser ganze Solaristik-Diskurs gar nicht irgendwie weiter ausgeführt.
Micz Flor
0:21:46–0:21:51
Aber das muss man auch dazu sagen, dass bei der Verfilmung des Buches das natürlich
0:21:51–0:21:54
die Frage ist, wie kriegst du das hin, Tarkowski,
0:21:55–0:22:04
dass du diese Erzählung, dieses Gespräch von Calvin über die Solaristik mit
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dem Publikum, das ist ja quasi ein 1 zu 1 Gespräch, er erklärt uns ja,
0:22:08–0:22:10
und dann gab es das, und dann gab es das.
0:22:10–0:22:13
Wie willst du das hinkriegen? Soll da einer vor der Kamera sitzen und da reinsprechen?
0:22:14–0:22:17
Und dann haben die halt überlegt, okay, es ist wichtig, und dann haben die halt,
0:22:17–0:22:22
finde ich, einen okayen Kniff eingebettet, zu sagen, können wir nicht einfach
0:22:22–0:22:26
das, was beschrieben wird, inszenieren?
0:22:26–0:22:32
Zum Beispiel diesen Schlüsselmoment mit Berton oder wie wir ihn auch nennen,
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wie er da Fechner sucht, dann diese Gebilde findet und dann das Kind sieht.
0:22:39–0:22:43
Das finde ich erstmal nachvollziehbar, weil wie willst du das sonst hinkriegen,
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wenn er eine nur erzählt oder du musst es selber lesen als Titel.
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Aber, und das finde ich eine Katastrophe, darf man das sagen Katastrophe in
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dem Zusammenhang, wenn es um Film geht das krasse daran ist halt ganz am Anfang wird der Planet,
0:23:00–0:23:06
also wird alles das Planet, was der Planet uns bietet wird sofort in den Kopf
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des Beobachters zurückgeschoben, weil Bertrand sagt bei der Verhörung es gibt Gärten, es gibt,
0:23:14–0:23:18
Städte, also was wir auch in der letzten Folge erklärt haben Dann ein riesiges
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Kind, was mit den Armen wedelt, ganz unheimlich, als ob es sich erprobt mit
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allem, was es machen könnte.
0:23:23–0:23:26
Und dann sagt er, schaut euch die Filme an. Ich habe alles gefilmt,
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da muss alles drauf sein.
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Und dann wird er in dem Moment als wahnsinnig abgekapselt, wenn verständlicherweise
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auf dem Film nichts zu sehen ist.
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Da ist einfach nichts zu sehen. Und Berthold guckt dann so nach unten auch,
0:23:41–0:23:44
resigniert, in dem Wissen, ich habe es aber doch gesehen.
0:23:44–0:23:49
Also auch als er selber seine aufnahmen sieht aber was daher passiert ist dass
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diese geschichte in dem moment völlig umgekrempelt wird es ist keine kein planet
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mehr denn das alles tut was die solarist innen da oder meistens solaristen dann irgendwie,
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kartografieren und aufschreiben sondern,
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es ist nur eine wahnvorstellung weil die kamera und die ist ja quasi physikalisch exakt,
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Und das finde ich fürchterlich in dem Film. Es ist halt so.
Florian Clauß
0:24:13–0:24:16
Damit hast du es völlig umgedreht. Ja gut, aber ich meine.
Micz Flor
0:24:16–0:24:17
Ich habe es so verstanden.
Florian Clauß
0:24:17–0:24:23
Dass das tatsächlich nicht gezeigt wird, weil an der Stelle der Nebel noch zu
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dicht ist. Ich dachte, es wäre immer hinter dem Nebel.
Micz Flor
0:24:26–0:24:29
Nee, er hat ja alles gesehen. Er war ja unter dem Kind.
Florian Clauß
0:24:30–0:24:34
Ja, aber trotzdem, ich dachte, er sieht es halt nicht, weil es,
0:24:34–0:24:38
oder man sieht es halt nicht, weil es quasi vernebelt ist.
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Ich habe es jetzt nicht so als katastrophal empfunden wie du,
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sondern ich dachte einfach, okay, das ist jetzt kein Beweis,
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weil, und ich meine, in dem Moment, wenn die auch gezeigt werden, die Aufnahmen,
0:24:49–0:24:51
dann hat man ja nicht das Gefühl, dass ihr dann auf einmal das Kind da in den
0:24:51–0:24:54
Aufnahmen sieht, sondern das kennt ja die Aufnahmen.
Micz Flor
0:24:54–0:25:01
Also für mich war es so, um das Lied Zombie zu zitieren, It's in your head,
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in your head, Zombie. Also das ist wirklich, es ist nicht wahr,
0:25:08–0:25:09
es ist nur in deinem Kopf.
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So war das für mich. Und damit, ich habe den Film vor der Geschichte gelesen,
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deshalb habe ich den Film damals auch gesehen als einen Film von,
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was das zu welchen Sonderungen das menschliche Psyche irgendwie fegt.
Florian Clauß
0:25:24–0:25:28
Also das heißt, damit war für dich mehr oder weniger die Stage gesetzt.
Micz Flor
0:25:28–0:25:28
Ich war im Traum.
Florian Clauß
0:25:28–0:25:34
Und dann war auch quasi alles, was folgt auf der Station, mehr oder weniger eine Suggestion.
Micz Flor
0:25:34–0:25:38
Eine fantastische Geschichte, eine gut erzählte, fantastische Geschichte,
0:25:38–0:25:42
aber rückblickend eben dann auch dieser Spiegeleffekt, du kommst halt in dieses
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Haus des Vaters, über das Spiegelbild des Hauses, war für mich auch quasi so, okay,
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wir kommen quasi schon im Traum an, das ist von Anfang an eigentlich natürlich
0:25:52–0:25:54
fiktiv, das ist ja sowieso, aber,
0:25:55–0:26:00
Aber für mich war das wirklich in dem Moment, als ich die Geschichte gelesen
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hatte, war das für mich wirklich, wie ich sagte, katastrophal. Wie kannst du das tun?
0:26:06–0:26:09
Dann lass es doch weg. Es braucht doch keiner. Keiner muss jetzt die Filme sehen.
0:26:09–0:26:11
Das war für die Handlung nicht notwendig.
Florian Clauß
0:26:11–0:26:15
Okay, also wie gesagt, ich habe es so nicht so wahrgenommen.
0:26:15–0:26:19
Ich habe das jetzt als eine mögliche Perspektive und deswegen auch glaubhaft,
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dass der Berton dann auch erstmal als Sinnestäuschung dann abgestempelt wurde.
0:26:27–0:26:30
Ja, diese Geschichte wird dann halt vorweggenommen.
0:26:30–0:26:35
Ich finde es auch gut erzählt, so in der Form, weil, wie du sagst,
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im Film muss man ja immer überlegen, wie schafft man diese, jetzt auch im Falle
0:26:41–0:26:43
von Chris Calvin, diese Ich-Perspektive da rein zu bekommen.
0:26:44–0:26:50
Wie kannst du dann halt als, wie kannst du diese Ich-Geschichte in irgendeiner Form erzählen?
Micz Flor
0:26:50–0:26:54
Ja und vor allen Dingen die Solaristik, das Vorlesen rauslassen und dass es
0:26:54–0:26:58
das schon lange gibt, hat er ja über den Vater quasi etabliert.
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Der Vater war ja auch schon Solaristiker.
0:26:59–0:27:03
Das heißt, wir haben da schon etabliert, dass es diese ganze Sache schon lange gibt.
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Und das hat er alles geschafft, ohne dass jemand irgendwas erklären musste.
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Er konnte das filmisch zeigen, hat das gut umgesetzt, aber eben leider dann
0:27:12–0:27:15
diese eine Abwägung gemacht.
Florian Clauß
0:27:15–0:27:22
Und man muss auch noch dazu sagen, der Vater ist todkrank und es kommt dann
0:27:22–0:27:27
noch mal zu einem Affront zwischen Berton und Chris Kelvin.
0:27:28–0:27:35
Nämlich er wird mehr oder weniger hochgeschickt, um das Ende der Station zu verkünden.
0:27:39–0:27:40
Wie soll man sagen?
Micz Flor
0:27:40–0:27:43
Das ist total gut, dass du das sagst, weil nämlich das ist auch eine absurde
0:27:43–0:27:48
Situation, weil Calvin ja mit dem Gedankenspiel zu empfehlen,
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mit harter Radioaktivität auf das Meer zu schießen.
0:27:54–0:27:58
Das ist ja, glaube ich, sogar Calvins Idee. Der Vater sagt das,
0:27:58–0:28:01
glaube ich, Bertrand irgendwie so. Ja, Calvin denkt...
Florian Clauß
0:28:01–0:28:04
Genau, genau. Er ist nämlich der, der diese destruktive Rolle annimmt.
0:28:04–0:28:11
Und Bertrand will ihn zurückhalten und gerät dann wirklich so fast handgreiflich in den Konflikt mit ihm,
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wo er sagt Nein und verlässt dann auch eben das Haus des Vaters und sagt auch nochmal dem Vater,
0:28:20–0:28:24
dass er nicht mit der Meinung von Chris Calvin da übereinstimmt.
0:28:24–0:28:31
Und dann kommt diese absurde Szene, nämlich diese vier Minuten Fahrt von Bertrand.
Micz Flor
0:28:31–0:28:33
Ja, die wollte ich, dass du mir die erklärst. Da habe ich mich die ganze Zeit
0:28:33–0:28:35
darauf gefreut. Das will ich wissen.
Florian Clauß
0:28:36–0:28:43
Man sieht einfach, also man sieht, wie der Tom in einem Auto sitzt und fährt,
0:28:43–0:28:45
wahrscheinlich gefahren wird.
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Das ist so einer der wenigen futuristischen Momente in dem Film.
0:28:50–0:28:54
Nämlich man kann davon ausgehen, dass es ein selbstfahrendes Auto ist.
0:28:54–0:28:57
Und er fährt durch eine asiatische Stadt.
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Man sieht überall, ja man ist im Prinzip eine Autobahn. Man sieht eigentlich
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nur Autoverkehr, man sieht es nur aus der Perspektive des Fahrers, also des Fensters,
0:29:07–0:29:13
des Frontfensters und man hört die ganze Zeit eine synthetische Musik dazu und
0:29:13–0:29:19
irgendwelche japanischen Schilder fahren dann dran vorbei.
0:29:19–0:29:25
Und diese Szene erzeugt eine Form von Stress, Stresssituation.
0:29:26–0:29:30
Und die wurde auch übrigens in Tokio gedreht. das ist Tokio.
Micz Flor
0:29:30–0:29:34
Und da hast du diese ganzen Spaghetti-Junctions. Also wo halt so...
Florian Clauß
0:29:34–0:29:36
Diese Autobahnen, die dann ineinander greifen.
Micz Flor
0:29:36–0:29:37
Ja, also wirklich.
Florian Clauß
0:29:38–0:29:43
Ich finde das hier übrigens völlig absurd. Ich habe den nicht ausgesucht,
0:29:43–0:29:44
weil der hier so leer ist, der Weg.
0:29:45–0:29:49
Aber hier ist ein ganzes... Also wir sind die ganze Zeit mitten im Marzahn unterwegs.
Micz Flor
0:29:49–0:29:52
Die Sechsburgestraße ist nur für uns gesperrt.
Florian Clauß
0:29:52–0:29:56
Wir sind hier von einer Branche... Ja, ich dachte, hier wird es laut,
0:29:56–0:30:00
weil hier eine Straße ist, aber die ist komplett stillgelegt, die Straße.
0:30:00–0:30:04
Wir gehen jetzt über die Brücke und ja, es ist ein toller Moment.
0:30:05–0:30:07
Und es ist auch keiner unterwegs.
Micz Flor
0:30:07–0:30:10
Das ist die ganze Folge schon irgendwie so für,
0:30:12–0:30:13
Natürlich in Stalker sind es da.
Florian Clauß
0:30:13–0:30:18
Ja. Also für mich ist diese Szene von diesem, von Bertong in dem Auto,
0:30:19–0:30:23
für mich ist es so quasi dieses Tor von dieser,
0:30:23–0:30:27
also ich hatte es erst mal so interpretiert, die fahren zur Landebahn,
0:30:27–0:30:30
die fahren quasi zum Abschluss zur Rakete, aber dann habe ich,
0:30:30–0:30:35
nee, das ist ja überhaupt nicht der Charakter, aber es ist so quasi dieses Tor,
0:30:35–0:30:42
also dieses Tor von übervölkert Erde irgendwie in so einer Zivilisations-Crouch,
0:30:43–0:30:47
kriegst du das als Stresspaket mit, bevor du dann wirklich in Solaris eintauchst.
0:30:48–0:30:53
Also das ist für mich so eine Verdichtung, quasi die Idee der Zivilisation.
0:30:54–0:30:59
Du hast auf der einen Seite, hast du ja sehr poetisch beschrieben,
0:30:59–0:31:05
diese Einführung über diese Natur in das Haus des Vaters Und dann das,
0:31:06–0:31:12
was du von der Erde mitbekommst, ist halt diese Stresssituation da und dann
0:31:12–0:31:15
ist dann damit ist auch der Absprung in den,
0:31:15–0:31:18
also das ist ja quasi, danach kommt dann halt quasi die,
0:31:20–0:31:23
Reise, beziehungsweise man sieht dann auch wieder nur das Ergebnis,
0:31:23–0:31:26
nämlich wie Chris Kelvin auf der Station ankommt.
Micz Flor
0:31:26–0:31:29
Also da fällt mir jetzt gerade noch mal eine Sache ein dazu,
0:31:29–0:31:34
weil du nochmal Japan gesagt hast, Vielleicht ist es auch diese Reise,
0:31:34–0:31:39
vielleicht ist das sozusagen der Blick in Bertrands innere Welt.
0:31:39–0:31:42
Also die innere Welt, die durcheinander ist seit dieser Erfahrung.
0:31:43–0:31:47
Er ist zwar nicht wahnsinnig, weil er hat ja recht, aber er ist irgendwie trotzdem
0:31:47–0:31:52
wahnsinnig geworden von dem, was er gesehen hat. Das hat ihn ja alles total fertig gemacht.
0:31:52–0:31:57
Und dann so ein bisschen wie, weil du Japan gesagt hast, so Manga-Filme,
0:31:57–0:32:01
das ist ja auch manchmal, dass die Emotion des gezeichneten Manga-Charakter
0:32:01–0:32:03
dann in der Umgebung sich ablichtet.
0:32:03–0:32:06
Weißt du, wenn jemand sich erschreckt, das ist dann so und dann hast du so Blitze
0:32:06–0:32:07
oder Donner, sowas drumherum.
0:32:07–0:32:11
Und das ist halt dieses, ich komme hier nicht raus, ich fahre immer wieder die
0:32:11–0:32:14
gleichen Wege. Es dreht sich alles irgendwie im Kreis.
0:32:14–0:32:16
Es beschäftigt mich, es stresst mich, wie du auch gesagt hast,
0:32:16–0:32:23
dass das Innere seiner Seele über diese verquacksten Autobahnfahrten, er kann nicht anhalten.
0:32:24–0:32:27
Und dann ist es aber so, dass sie ihn auch nochmal anrufen. Da rufen sie ihn
0:32:27–0:32:28
ja mit dem Videotelefon noch mal.
Florian Clauß
0:32:28–0:32:29
Ja, stimmt.
Micz Flor
0:32:30–0:32:34
Was natürlich nicht die Autobahnfahrt sozusagen legitimiert.
Florian Clauß
0:32:34–0:32:37
Es scheint einfach ein großer Proberaum zu sein.
Micz Flor
0:32:38–0:32:43
Frank-Zapper-Straße. Großartig! Das ist wirklich die Frank-Klapper-Straße.
0:32:54–0:32:55
Da wird überall geknüppelt.
Florian Clauß
0:32:57–0:33:02
Das ist ja auch Primetime jetzt zum Band-Po, oder? Man trifft sich ja dann immer ab 19 Uhr, oder?
Micz Flor
0:33:03–0:33:05
Dann ist endlich wieder Montag.
Florian Clauß
0:33:07–0:33:14
Wann ist endlich wieder Montag? Ich sehe es so ein bisschen als Zivilisationskritik, die dahinter liegt.
0:33:14–0:33:19
Vielleicht auch um so einen größtmöglichen Kontrast zu dem Solaris zu schaffen.
0:33:20–0:33:25
Auch überhaupt zu der bekannten Situation, weil ich glaube auch keiner konnte
0:33:25–0:33:31
das so visuell dann so richtig einordnen damals, als dann Tarkovsky den Film gemacht hat.
0:33:31–0:33:34
Also was kann er dann halt als Kontrapunkt nehmen? Also ich glaube,
0:33:34–0:33:39
es ist auch so ein bisschen so ein kleiner filmischer Kniff,
0:33:39–0:33:44
um halt so diese Überbevölkerung und diese futuristische Welt darzustellen.
0:33:44–0:33:48
Weil erst noch mal auf der Erde, das ist relativ einfach, dann so einen Naturraum
0:33:48–0:33:52
zu zeigen, weil das wird es wahrscheinlich auch in 100 Jahren so geben, ja mehr oder weniger.
0:33:52–0:33:55
Aber in dem Moment, wenn du halt irgendwie dich in der Stadt reinbewegst,
0:33:55–0:33:57
dann musst du ja auch irgendwie diese Stadt darstellen.
0:33:58–0:34:00
Und vielleicht hat er da einfach gesagt, okay, ich kürze das ab und mache dann
0:34:00–0:34:01
einfach so eine Situation.
0:34:01–0:34:07
So, selbst fahrendes Auto und dann so, um dann halt so ein bisschen diese Futur,
0:34:07–0:34:14
diese futuristische Vision dann auch oder die filmische Vision von Zukunft dann darzustellen.
Micz Flor
0:34:15–0:34:17
Ist das hier noch deine Tour? Ja, das ist meine Tour.
Florian Clauß
0:34:18–0:34:21
Wir sind genau hier über die Straße, weil die ist so schwierig,
0:34:21–0:34:24
auch irgendwie anders zu klären. Das ist total irre.
Micz Flor
0:34:24–0:34:27
Die Tour, die du ausgesucht hast, die passt sowas zum Thema.
0:34:27–0:34:31
Also man muss jetzt natürlich wissen, dass wir schon über zweieinhalb Stunden
0:34:31–0:34:32
in der letzten Folge gelaufen sind.
0:34:33–0:34:38
Und jetzt geht es einfach weiter und wir bewegen uns hier entweder in den verwilderten,
0:34:38–0:34:44
verwachsenen Grünstreifen, die liebevoll vernachlässigt wurden.
0:34:45–0:34:49
Oder halt eben hier in diesem monolithischen Plattenbau-Dschungel und großen
0:34:49–0:34:54
Sechsspur-Autobahnen, die halt für uns extra stillgelegt wurden.
Florian Clauß
0:34:54–0:34:58
Das ist eigentlich Podcast. Das ist Wahnsinn. Das ist genau das,
0:34:59–0:35:03
was uns dann auch zu diesem Podcast geführt hat.
Micz Flor
0:35:04–0:35:08
Genau. Und dabei noch mit deinem guten Freund reden.
0:35:11–0:35:18
Toll. Ja, wir kommen dann eben an und fliegen auf die Station.
0:35:18–0:35:22
Wir hatten schon, wie du sagst, über 40 Minuten oder so was vorbau auf der Erde.
0:35:24–0:35:28
Ich weiß nicht mehr genau, welches Detail Bertrand aus der Autofahrt noch mitteilt,
0:35:28–0:35:31
aber da war irgendeine Frage, die sie noch hatten, die wurde dann auch gelöst.
0:35:32–0:35:38
Und dann fragt Berton noch, wann fliegt der los und dann sagt der Vater,
0:35:38–0:35:39
morgen ist er nicht mehr hier.
0:35:39–0:35:42
Und dann geht's los.
Florian Clauß
0:35:43–0:35:48
Dann geht's los und er kommt auch gleich an. Also hier gibt es,
0:35:48–0:35:53
glaube ich, eine aufwendigere Szene von den Effekten,
0:35:54–0:35:58
nämlich die Darstellung, wie er auf diese Stationen fliegt.
0:35:58–0:36:04
Tarkovsky selber war ja nicht ein Freund von 2001 von Stanley Kubrick.
0:36:04–0:36:06
Ihm war der Film zu kühl.
0:36:07–0:36:15
Aber gleichzeitig ist das, diese Szene, wie er dann auf die Station zufliegt, ist ein Zitat an 2001.
0:36:17–0:36:22
Das ist auch eines der aufwändigeren visuellen Effekte. Es sieht auch wirklich
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heute noch ganz brauchbar aus.
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Das ist jetzt nicht so wie andere Sachen, die halt schlecht altern.
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Da kommt es auf die Station. Die Station, ich finde vom Interieur finde ich
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das auch ziemlich abgefahren.
0:36:33–0:36:36
Ja, also ich meine, das ist natürlich schon so ein bisschen gealtert,
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die Darstellung, das Filmset zu der Station.
0:36:42–0:36:52
Im Prinzip Gänge, die dann immer so mit Stahlblech ausgelegt sind.
Micz Flor
0:36:52–0:36:56
Ja, so ein bisschen die Fantasie, die ich hatte, dass ein altes E-Werk oder
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sowas leer steht und wo die drin drehen durften. Und man nimmt dann einfach
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diese großen Räume einfach mit.
Florian Clauß
0:37:03–0:37:11
Ja, und auch wenn er da ankommt, da wo die Rakete quasi, seine Transporter-Rakete
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landet, Dann hat er so eine Art Seesack mit dem.
Micz Flor
0:37:15–0:37:15
Ja.
Florian Clauß
0:37:16–0:37:19
So wie er dann gekleidet ist, so ein Seesack, ja.
0:37:20–0:37:25
Ich glaube, das ist dann so diese militärische Form, wie man dann halt irgendwo
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im Einsatzgebiet dann fliegt, ja.
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Man hat halt so einen Sack, wobei der dann auf Solaris so ein bisschen futuristischer aussieht, ne.
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Er kommt auf diese Station und man sieht eben auch, dass diese Station irgendwo
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Ende ihres Lebenszyklus ist, ne.
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Alles ist ein bisschen ungeordnet, liegt herum, er trifft keinen richtig,
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trifft dann auf Snout, redet dann kurz mit ihm, ist dieser verwirrte Zustand,
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wo dann eben Snout sehr zurückhaltend doch ist, wo man nicht genau weiß,
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ja kommen sie erstmal an, holen sie sich aus, leg dich hin und so weiter.
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Und ich will ein bisschen abkürzen, weil die Geschichte haben wir ja schon in
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der letzten Folge sehr ausführlich erzählt.
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Aber es ist dann auch so, dass dann Harvey, die sich umgebracht hat,
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die Freundin von Chris Calvin, die erscheint dann auch in einer sehr schönen Szene.
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Also da ist nochmal so die Farbgebung.
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Die Farbgebung bei dem Film, sehr gesättigt, in so Gelbtönen.
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Auf einmal ist sie dann im Raum da. Und er kann das natürlich erstmal nicht glauben, was da ist.
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Hält es für einen Traum, reagiert panisch.
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Er schickt dann eben Harvey mit der Rakete aus der Station, verbannt sie.
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Und man sieht dann auch, wenn sie dann rausfliegt, das ist auch ein schöner
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Moment, wie man einfach ihr Gesicht, dieses Gesicht aus dem Bullauge von der
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Rakete, eben noch so völlig entsetzt anschaut.
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Also er kann es eben nicht glauben, dass es sie ist und unterhält sich dann
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mit Snout und bekommt dann halt eben mehr Informationen zu der Situation.
Micz Flor
0:39:06–0:39:09
Genau, das ist eigentlich relativ ähnlich, auch wie im Buch,
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so vom Rhythmus her. Es ist natürlich
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anders, also da sind wirklich viele Strecken und viele Längen drin.
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Aber von der handlung ist es da relativ ähnlich auch
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zum beispiel was du schon beschrieben hat es in der letzten folge die
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die situation so sartorius dann die tür hinter sich zu hält während er mit calvin
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spricht zum ersten mal wirklich und dann sagen wo kevin sagt ich komme jetzt
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rein und er sagt nein nein bleiben sie draußen ich komme ich komme alles gut
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also will nicht dass er sieht was da drin los ist dann hält sartorius die tür
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zu und es zappelt so und dann Und dann kommt wirklich kurz,
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geht die Tür auf und da kommt ein,
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sieht man nur ganz kurz, ein kleinwüchsiger Mann, kommt dann raus und er zieht
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ihn halt dann irgendwie ins Zimmer rein, dann schmeißt er die Tür wieder zu.
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Das ist dann dieser Moment, wo ich das Gefühl hatte,
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wäre schöner gewesen wenn man es im fantastischen gelassen hätte also im sinne
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von ich stelle mir das vor.
Florian Clauß
0:40:00–0:40:02
Ja aber.
Micz Flor
0:40:02–0:40:07
Es ist dann sehr nah schon irgendwie eine handlung dran finde ich was nicht vor.
Florian Clauß
0:40:07–0:40:13
Film hält sich da recht nah an der an dem buch das tatsächlich,
0:40:14–0:40:19
also die zweite habe ich um wieder auch diese szene mit dem kleid das ist aufgeschnitten
0:40:19–0:40:24
wird ja ja wird da inszeniert und auch das zweite kleid,
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bekommt da auch den stellenplatz in dem
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buch von stanislaw lemm wird das zweite kleid so beschrieben wie das wäre das
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schmerzhafteste was er je gesehen hätte was ihm so ein also den chris hat den
0:40:44–0:40:48
ich erzähler das hätte ihnen so einen starken stich gegeben als er das zweite Kleid.
0:40:49–0:40:53
Ich fühle mich echt so ein bisschen wie hier irgendwie twenty eight days later.
Micz Flor
0:40:53–0:40:58
Es ist völlig ausgestorben. Die Fotos kann man kann man sich nicht vorstellen.
0:40:58–0:41:01
Also gerade wenn man so das Gefühl hat, dass Berlin ist inzwischen auch so dicht
0:41:01–0:41:03
geworden, so viel los und wir sind hier draußen.
Florian Clauß
0:41:04–0:41:07
Es sind nur noch ein paar Autos, wo man dann auch so gehetzte Leute sieht und wir.
Micz Flor
0:41:07–0:41:10
Müssen uns langsam Sorgen machen, ob wir vielleicht verdursten,
0:41:10–0:41:14
weil wir kein Wasser mithaben, weil hier scheint keine Zivilisation mehr zu sein.
Florian Clauß
0:41:14–0:41:19
Das ist echt verrückt. Die Geschichte geht also so weiter wie im Buch.
0:41:19–0:41:26
Das heißt, es ist eine andere Beziehung, die sich zwischen Chris und Harvey entwickelt.
Micz Flor
0:41:26–0:41:29
Es gibt ja dann auch diese eine Szene, wo eben Harvey dabei ist.
0:41:29–0:41:32
Die anderen Gäste sind ja nicht dabei bei den anderen.
0:41:32–0:41:38
Wo die in so einem, wie in so einem Offiziersspeisesaal oder sowas drin sitzen.
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Also wo man wirklich das Gefühl hat, das ist schon wieder fast auf der Erde.
0:41:41–0:41:44
Da hat man Woodpaneling und die sitzen da irgendwie rum.
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Das fand ich auch irgendwie sehr erstaunlich, dass die Innenarchitektur dann
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irgendwie dann, als diese Beziehung zwischen den beiden so fest war,
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dass er sie auch einfach mitnimmt zu solchen Meetings, dass es dann wirklich
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so richtig häuslich wird.
Florian Clauß
0:41:57–0:42:00
Genau, aber das ist nochmal eine zentrale Szene, die wollte ich auch genauer
0:42:00–0:42:04
nochmal eingehen. Du meinst die Szene in der Bibliothek, ne?
Micz Flor
0:42:04–0:42:04
Ja.
Florian Clauß
0:42:04–0:42:08
Das ist nochmal eine Schlüsselszene für mich in dem Film.
0:42:08–0:42:12
Sonst entwickelt der sich, also das heißt auch, das hattest du ja auch letzte
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Folge beschrieben, Die war sehr schön inszeniert, wie dann Harvey sich eingesperrt
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fühlt und diese Stahltür niederreißt und dabei sich schneidet.
0:42:21–0:42:28
Und dann auf einmal sehen Snout und Calvin, wie schnell sich die Schnittwunden
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dann regenerieren können.
0:42:30–0:42:35
Dass da eben eine Kraft dahinter ist. Und auch Harvey selber...
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Beginnt über sich zu reflektieren. Also das heißt, ihr ist klar, dass sie eine Kopie ist.
0:42:41–0:42:48
Und dass sie dann nur eine Abbildung ist. Eine Kopie, aus der aus dem Gedächtnis von Chris ist.
0:42:48–0:42:56
Und das heißt, sie kriegt da viel stärker die Vorstellung, dass sie als Figur,
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und das finde ich auch toll, dass sie wirklich dann anfängt,
0:42:59–0:43:01
eine Identität zu entwickeln.
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Stärker als in der Romanvorlage. weil sich eben dann eben diese Beziehung zwischen
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den beiden tatsächlich in einer neuen Art der Liebe ausdrückt.
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So möchte ich das mal formulieren.
Micz Flor
0:43:18–0:43:23
Also diese Tour, die du rausgesucht hast, ist viel phänomenaler als du dachtest.
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Konnte keiner erahnen, aber wir laufen wirklich wie 28 Days Later,
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28 Weeks Later über leere Autobahnzubringer.
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Die Natur scheint hier schon Teile der Straßen zurückerobert zu haben.
0:43:38–0:43:40
Es ist alles abgesperrt.
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Die Illusion hält nicht ganz, weil im Hintergrund hört man ein paar Autos fahren.
0:43:45–0:43:50
Aber es ist wirklich ein sehr, sehr ungewöhnliches Stadtgefühl.
Florian Clauß
0:43:53–0:43:58
Vor allen Dingen, dass man mitten in der Stadt ist, aber wie tot einfach auch
0:43:58–0:44:00
Marzahn ist hier an solchen Stellen.
0:44:02–0:44:06
Und ich dachte, wir könnten da noch essen gehen. Also, es gibt,
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das ist dir sicher auch aufgefallen, es gibt auch relativ Anfang an einem Film,
0:44:11–0:44:15
gibt es dieses Schwenk auf das Ohr von Snout.
0:44:16–0:44:17
Hast du das noch im Kopf?
Micz Flor
0:44:18–0:44:20
Jetzt, wo du sagst, kommt es wieder hoch.
Florian Clauß
0:44:20–0:44:28
Ja, und das passiert zweimal. Das ist dann so ein Zoom in das Ohr von Snout.
0:44:28–0:44:30
Ja, und man fragt sich, warum? Warum?
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Was will denn jetzt Tarkovsky uns damit zeigen?
0:44:35–0:44:42
Und hast du da irgendeine Idee? Also ich habe da auch keine größere Theorie
0:44:42–0:44:45
zu, außer dass es so um diese Sinnlichkeit geht.
0:44:45–0:44:48
Weil der Film hat schon was extrem Sinnliches.
0:44:48–0:44:52
Die Frage ist nämlich von der Erscheinung der Gäste, dass es ja eine körperliche
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Beziehung dann auf einmal bekommt.
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Und diese sinnliche Beziehung zu dem Ohr, diese Wahrnehmung.
0:44:58–0:45:02
Also es wird ja irgendwie, es wird ja auch diese, grundsätzlich ist es ja auch,
0:45:02–0:45:06
der ganze Roman geht ja immer auch um Erkenntnistheorie.
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Also was können wir erkennen? Also die ganze Erkenntnistheorie im klassischen
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Sinne wird ja auch in Frage gestellt durch solche Modelle.
Micz Flor
0:45:14–0:45:17
Das ist jetzt irre, weil ich das irgendwie als Bild im Kopf habe,
0:45:17–0:45:21
aber jetzt nicht genug, als dass ich da irgendwie eine Beziehung zu entwickeln
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könnte, um dir so aus dem Bauch heraus ein Gefühl zu geben, was ich denke, was es bedeutet.
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Aber es ist so, das wäre jetzt alles irgendwie vom Kopf her.
0:45:29–0:45:34
Ich habe dann, ist aber auch Blödsinn, ich habe mir gedacht,
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weil er sich ja als Ratte vorstellt, dass er, he's a rat, also er ist ein Spion,
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ob er da jetzt irgendwie alle hören mit, so, das weiß ich nicht.
0:45:43–0:45:47
Vielleicht ist das eine Symbolik, die dann damals,
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Und in den politischen Verhältnissen Bedeutung hatte. Aber es ist jetzt wirklich
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nicht so stark aufgeführt.
Florian Clauß
0:45:55–0:45:58
Also ich finde auch gut, dass du jetzt in dem Zusammenhang nochmal ansprichst,
0:45:59–0:46:07
das repressive System, weil natürlich auch Tarkovsky immer auch Systemkritik
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irgendwo impliziert in seinen Filmen.
0:46:11–0:46:14
Und können wir auch nochmal nachher besprechen.
0:46:14–0:46:18
Aber es gibt diesen, also ich würde es auch eher so um diese Sinnlichkeit,
0:46:19–0:46:23
um diese Körperlichkeit, um dann nochmal diese Wahrnehmung und dieses Trügen
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von Wahrnehmung, dass du deinem Sinnesorgan nicht mehr vertrauen kannst.
0:46:29–0:46:36
Oder dass du diese Erkenntnis, und da sind wir jetzt wieder bei unseren KI-Folgen von früher,
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dass eben für wirkliche Intelligenz ja auch eine Körperlichkeit,
0:46:43–0:46:47
zumindest in unserem menschlichen Kontext, vorausgesetzt wird.
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Das heißt, um Sachen zu erkennen, muss man ja die auch irgendwo sinnlich erfahren.
0:46:55–0:46:59
Gehen wir nochmal auf diese Szene in der Bibliothek. In dieser Szene,
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da habe ich ja auch tatsächlich nochmal viel mitgeschrieben aus dem Film,
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weil das für mich, wie ich schon sagte, eine Schlüsselszene ist.
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Und da möchte ich dir den Dialog vorlesen.
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Also es ist die Geburtstagsfeier von Snout in der Bibliothek und da taucht er
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auch viel später aus und völlig betrunken.
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Sartorius und Kelvin mit Harvey sind ja schon da und Snout sagt als er erscheint,
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wir wollen doch, ja und das ist genau das,
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was er zum Ende der letzten Folge vorgelesen hat, wir wollen doch die Erde nur
0:47:32–0:47:36
ausweiten bis an ihre Grenzen, wir brauchen keine anderen Welten,
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wir brauchen einen Spiegel, wir plagen uns ab mit dem Kontakt,
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aber wir werden ihn nie bekommen und Kelvin sagt Giberian starb vor Ausweglosigkeit.
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Sartorius, ich kenne meinen Platz, ich arbeite. Der Mensch wurde von der Natur
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geschaffen, um sie zu erkennen.
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Also hier hast du genau diese unterschiedlichen Positionen herausgearbeitet.
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Harvey sagt, Chris verhält sich viel menschlicher als ihr beide.
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Unter unmenschen Bedingungen sucht er Menschlichkeit, während sie,
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also Sartorius, so tun, als ginge sie das nicht an. Er versucht zu lieben.
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Unterbrechen Sie mich nicht. Ich bin eine Frau. Das sagt der Terrorist.
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Und dann sagt er, unterbrechen Sie mich nicht. Ich bin eine Frau. Sie sind keine Frau.
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Harvey ist tot. Sie sind eine mechanische Wiederholung. Eine Kopie, eine Matrize.
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Eine Matrize ist auch schön, weil es ist wie das Carbon-Copy.
0:48:40–0:48:44
Und Harvey sagt, ja, schon möglich. Aber ich werde zu einem Menschen.
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Ich kann schon auskommen ohne ihn. Ich liebe ihn.
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Ich bin ein Mensch und sie sind sehr grausam.
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Und das finde ich halt so ganz toll, weil nämlich in dieser Form von dieser
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unwirklichen, unnatürlichen Harvey wird auf einmal so ein Menschlichkeitsdiskurs geführt.
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Und der dann genauso gleichwertig ist, wie jetzt, als wäre sie ein echter Mensch.
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Also genau in dieser Fremdartigkeit, in dem sie dann halt diese Liebe dann auch
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wirklich als Emotion auch glaubhaft dann entwickelt, fängt sie ja dann an,
0:49:20–0:49:22
diese Menschlichkeit zu entwickeln.
0:49:22–0:49:26
Und das ist halt irgendwie interessant, dass Menschlichkeit ja gleichzeitig
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so eine Wertigkeit ist, so eine moralische Implikation hat an der Stelle.
0:49:32–0:49:37
Und dann kommt auch diese Szene, wo dann Snout schon vorher angekündigt hat,
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es wird Schneewerelosigkeit geben. Und man sieht dann in der Bibliothek nur
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noch, wie dann Chris und Harvey zusammen Arm in Arm auf der Bank sind.
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Auf einmal fliegt ein Buch dann
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so durch das Bild und man hört so einen Kling, so einen Kling von Glas.
0:49:54–0:50:00
Und dann ist der Kronleuchter, der in der Bibliothek hängt, der faltet sich
0:50:00–0:50:01
quasi aufgrund der Schwerlosigkeit zusammen.
0:50:01–0:50:06
Und dann kommt halt dieses Kling von Glas und man sieht dann halt die beiden,
0:50:06–0:50:11
wie sie schweben. Das ist aber auch so, wie du schon beschrieben hast, so ein heimeliger Raum.
0:50:11–0:50:16
Also das heißt, es ist wirklich so noch mit so ganz kulturellen Gegenständen
0:50:16–0:50:20
aufgeladen. Du siehst das Bücherregal, du siehst dann halt auch Ikonen.
0:50:20–0:50:23
Und dann kommt halt dieses Bild von Heimkehr der Jäger.
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Das ist ja dieses ganz berühmte Gemälde, wo du dann so eine Winterlandschaft siehst.
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Und dieses von Brügel ist das, glaube ich.
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Und diese Winterlandschaft wird dann in so Close-Ups nochmal so näher herangesoomt.
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Du siehst dann die Hunde von den Jägern. Das kennt, glaube ich, jeder, dieses Bild, ne?
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Du siehst dann im Hintergrund dann so diesen Teich, da wird auch nochmal näher drauf geguckt.
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Wie der Teich zugefroren wird, wie dann eben Menschen auf den Teich Schlittschuh laufen.
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Und du siehst dann halt auch so, im Prinzip siehst du eine Winterlandschaft,
0:50:55–0:51:01
die halt nichts mit dieser unwirklichen Atmosphäre von dem Planeten zu tun hat.
0:51:02–0:51:10
Und Chris und Harvey liegen da Arm in Arm und sind dann wirklich so für sich auf einmal, so als Paar.
Micz Flor
0:51:10–0:51:14
Ja, das ist, glaube ich, auch so eine richtige Tarkovsky-Einstellung,
0:51:14–0:51:19
wo man so merkt, das ist ihm jetzt unglaublich wichtig, dieses Bild.
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Und in Bezug zum Dialog ist es so,
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dass das Bild Snouts Ansicht quasi verifiziert in dem Moment und sagt,
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ja, wir nehmen die Erde überall hin mit.
0:51:37–0:51:43
Auch hier sind wir in dieser Bibliothek bis hin zu einem Winterbild von Jägern und Hunden.
Florian Clauß
0:51:47–0:51:52
Ja, also wir können ja auch nur mal sagen, ich würde es jetzt ein bisschen anders
0:51:52–0:51:56
einschätzen, aber es ist auf jeden Fall so ein Tarkovsky-Moment,
0:51:56–0:52:02
weil Tarkovsky diese Schwerelosigkeit in einigen Filmen verwendet hat.
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Also bei Stalker haben wir es jetzt nicht, aber bei Stalker gibt es diesen Montage-Cut,
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wo auf einmal etwas Übernatürliches passiert, unerwartet in einem Setting, was übernatürlich ist.
0:52:14–0:52:19
Aber es gibt bei Andrei Rubeljov so eine Einstellung, wo dann auf einmal so
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ein Kind zu schweben anfängt.
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Die ganze Zeit nicht, aber das Kind fängt an zu schweben und hebt sich dann
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auch über die ganzen Brückenwälder.
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Aber es ist auch so ein ganz starker Moment aus so einer Ruhe heraus.
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Also er hat dann halt auch wieder so eine Kraft, einfach so eine filmische Kraft,
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die dann auch sich auf den Körper auswirkt in dem Moment.
0:52:43–0:52:45
Also eine Ruhe, meditativ, hypnotisch, wie auch immer.
0:52:46–0:52:51
Diese drei Stränge, die in Figuren angelegt sind, aber die auch nicht so richtig gewichtet sind.
0:52:52–0:52:58
Sondern es ist auch immer in den einzelnen Figuren unterschiedlich von der Gewichtung drin.
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Das ist einmal der wissenschaftliche und zivilisatorische Strang,
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der so ein bisschen durch Sartorius verkörpert ist.
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Dann haben wir die Naturverbundenheit und die Transzendenz, die da auch zum
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Ausdruck kommt. Das sind die Natur-Szenen, die Schwebe-Szenen,
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die Musik auch, die im Hintergrund dann immer kommt.
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Und es gibt das Metaphysische, das Bewusstsein, das Gewissen.
0:53:22–0:53:27
Das ist quasi der Planet, also der Ozean, das außerirdische Leben.
0:53:28–0:53:32
Und diese Stränge werden ja immer so hin und her gewuchtet.
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In dem Film. Und jetzt aber noch mal so, was heißt das denn eigentlich?
0:53:38–0:53:43
Wir haben dann am Ende, wir kommen jetzt mal zum Ende, also ich glaube,
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wir können das, das ist auch relativ nah.
0:53:45–0:53:51
Das heißt, auch hier folgt der Film, dem Buch, dann bringt sich eben oder in
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Abstimmung, also das ist nochmal wichtig, Calvin fällt dann in einen.
0:53:58–0:54:04
Fiebertraum. Und dann vermischen sich, dann träumt er eben, Dann träumt er von seiner Kindheit.
0:54:04–0:54:10
Er als Kind wird von seiner Mutter, im Traum ist er dann aber nicht gealtert,
0:54:10–0:54:14
sondern wird als alter Mann oder als der Mann, in dem Alter er gerade ist,
0:54:14–0:54:16
wird er dann von seiner Mutter gepflegt.
0:54:16–0:54:20
Gleichzeitig schwenkt die Kamera im Raum und die Mutter sieht dann auch sehr
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ähnlich zu Harvey. Also es vermischt sich diese Figuren.
0:54:24–0:54:28
Es ist dann Harvey, es ist die Mutter, die Mutter, man sieht sie dann auch gelangweilt,
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wie sie raucht und dann auch in der Winterlandschaft dann irgendwie,
0:54:33–0:54:37
also man sieht halt so Kindheitsszenen irgendwo da so in diesem Traum.
0:54:37–0:54:41
Und am Ende ist es dann so, dass wenn er dann erwacht von dem Traum,
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hat Harvey sich dann halt auch in ihrem eigenen Willen dazu entschlossen,
0:54:46–0:54:49
dass sie dann annulliert wird.
0:54:50–0:54:56
Das heißt, sie ist dann auch nicht mehr da. Für Calvin ist es auch so ein Moment des Verzweifelns.
Micz Flor
0:54:56–0:55:00
Und da ist es nochmal anders, in beiden Filmen, glaube ich, anders als im Buch.
0:55:00–0:55:05
Im Buch verabreicht Javier Calvin Schlaftabletten.
0:55:06–0:55:09
Aber in beiden Filmen hat Calvin diesen Fiebertraum.
0:55:11–0:55:13
Also Clooney hat den ja auch.
Florian Clauß
0:55:13–0:55:17
Und was dann quasi zum Ende des Filmes führt, dann heißt es auch,
0:55:18–0:55:23
dann diskutiert er eben mit Snout, dass er auf die Erde zurückkehrt.
0:55:23–0:55:30
Es gibt dann einen Schuss und auf einmal siehst du dann Calvin wieder an diesem
0:55:30–0:55:34
See, an dem Haus von dem Vater,
0:55:34–0:55:38
wieder dann auch da in der Landschaft. und denkt man, okay, er ist jetzt wieder auf der Erde.
0:55:38–0:55:44
Dann sieht er seinen Vater im Haus und es fängt an zu regnen.
0:55:44–0:55:50
Und da ist wieder so dieses Glitching, diese Glitches, nämlich das regnet im Haus.
0:55:50–0:55:53
Und er sieht seinen Vater und er lehnt sich so an die Scheibe.
0:55:53–0:55:58
Sein Vater tritt vor die Tür und er kniet vor seinem Vater nieder und umschlingt seine Hand.
0:55:58–0:56:06
Dann fährt die Kamera raus und auf einmal sieht man dann diese ganze Szene mit Haus, mit Teich.
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Quasi so eine Scholle ist im Ozean. Und die Kamera verliert sich dann in den Wolken. Das heißt,
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ist dann in dieser Simulation auf dem Ozean zurückgeblieben.
0:56:18–0:56:22
Wobei man nicht weiß, ist das jetzt... Also es wird noch offener.
0:56:22–0:56:27
Während bei dem Roman sich dann Chris entschieden hat, bewusst dann weiterzumachen,
0:56:27–0:56:31
kann das auch quasi so ein Ende sein.
0:56:31–0:56:38
Das kann der alte Memoid sein oder er ist dann wirklich gefangen im Ozean und kommt nicht mehr raus.
0:56:38–0:56:43
Also wie so die Muschel, die Perle in der Muschel. Und er ist dann verschlungen jetzt.
Micz Flor
0:56:43–0:56:48
Ja, und das ist dann das Ende und das ist quasi genau, wie du sagst,
0:56:48–0:56:50
nochmal das Haus wie vom Anfang.
0:56:50–0:56:56
Und das ist dann so eine Klammer um die ganze Geschichte, wo ich,
0:56:56–0:56:59
was ich am Anfang schon sagte, auch wieder eine Klammer.
0:57:00–0:57:04
Zuerst den Film gesehen, beide Filme gesehen, dann das Buch gelesen.
0:57:04–0:57:06
Jetzt zum ersten Mal das Buch gelesen.
0:57:06–0:57:11
Und dann frage ich mich wirklich, warum hat Tarkovsky das so gesetzt?
0:57:12–0:57:15
Warum hat der, also gut, filmisch, ich muss irgendwie sagen,
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seit 100 Jahren gibt es Solaristik, dann reden halt die älteren Menschen auch schon darüber.
0:57:20–0:57:22
Aber warum ist er wieder zum Schluss beim Vater?
0:57:23–0:57:27
Ich habe es nicht so ganz gecheckt. War mir nicht klar.
Florian Clauß
0:57:27–0:57:31
Also ich Ich kann dir ja mal vielleicht einen Interpretationsansatz geben dafür,
0:57:31–0:57:33
wie ich das jetzt sehen würde.
0:57:34–0:57:39
Es ist ja eigentlich so eine, also eigentlich ist es eine Erläuterungsgeschichte.
0:57:40–0:57:46
Das heißt, Harvey erscheint, entwickelt eine Beziehung, er überdenkt seine aggressive
0:57:46–0:57:49
Haltung, den Ozean in die Luft zu jagen,
0:57:50–0:57:54
empfindet wieder Liebe, er kriegt dann wieder eine Identität,
0:57:54–0:58:01
ein Heimatgefühl, er kriegt eine Verbundenheit, er versöhnt sich mit seinem todkranken Vater.
0:58:02–0:58:06
Es gibt ja so eine, und das ist so ein bisschen wie unser Podcast,
0:58:07–0:58:11
man hat so eine Verknüpfung von Ort und Wort.
0:58:13–0:58:20
Diese Verbundenheit und diese Identität zu einem Ort, wo man erstmal überhaupt
0:58:20–0:58:22
ein Ich-Bewusstsein aufbauen kann.
0:58:23–0:58:27
Und das ist glaube ich so dieses, und da wird es wieder so politisch,
0:58:27–0:58:30
das ist halt natürlich ein total russisches Ding.
0:58:30–0:58:33
Mütterchen Russland, das ist so tief drin.
0:58:34–0:58:37
Das ist, glaube ich, auch was man kulturell eben jetzt nicht so nachvollziehen kann.
0:58:37–0:58:44
Aber dieses Mütterchen Russland, diese Verbindung zur Erde, diese Heimat,
0:58:44–0:58:49
die dann auch so tief drin ist in den Charakteren, dass sie darüber überhaupt
0:58:49–0:58:51
ihre eigene Existenz erfahren können.
0:58:51–0:58:55
Und das ist dann so ein bisschen konträr. Und da will man dann so ein bisschen
0:58:55–0:58:58
noch die Systemkritik herausholen.
0:58:58–0:59:06
Nämlich konträr zu diesem Ansatz von dieser Gesellschaft, dieses UdSSR,
0:59:07–0:59:10
eben diese Gesellschaft von Gleichmachung.
0:59:11–0:59:15
Also es wird einfach eine gewisse Leistung erwartet.
0:59:15–0:59:24
Es wird jetzt quasi nicht unterschieden. Also das ist nochmal so die Kritik an das Regime.
0:59:27–0:59:31
An den Staatsapparat, dass diese bedingungslose Rationalisierung,
0:59:31–0:59:37
die geht in so einer, da geht halt in dieser Form, geht halt die Menschlichkeit irgendwo verloren.
0:59:38–0:59:42
Und das führt eben zu so einer Heimat und zu einer Wurzellosigkeit,
0:59:44–0:59:45
Orientierungslosigkeit.
0:59:45–0:59:49
Und ich glaube, das damit, mit diesem Bild, hat das so Tarkovsky so ein bisschen
0:59:49–0:59:55
entgegengesetzt und wollte da quasi so eine Staatskritik dran üben.
0:59:55–0:59:59
Das wäre jetzt so ein Ansatz, den man da so reinlesen könnte.
0:59:59–1:00:03
Gleichzeitig wird es halt auch in anderen Kritiken, wird es dann auch sehr,
1:00:04–1:00:13
ja, dann ist halt einfach diese Liebe von Harvey zu Chris und dann ist es dieser Läuterungsprozess.
1:00:13–1:00:15
Das ist eine sehr kitschige Geschichte dann wieder.
1:00:16–1:00:20
Also es wird dann, wenn man die reine Geschichte rauszieht, ist die halt einfach
1:00:20–1:00:26
viel zu kitschig. Und man muss es, glaube ich, einbetten, einfach in den kulturellen Kontext da.
Micz Flor
1:00:27–1:00:31
Ja, das kann ich nicht so gut. Aber jetzt, wo du darüber sprichst,
1:00:31–1:00:35
kommt in mir so das Bild hoch, dass es ja auch vielleicht, er zieht ja los,
1:00:35–1:00:37
Calvin, als der, der das jetzt alles zerstören will.
1:00:38–1:00:44
Und er kommt dann zurück und der Vater ist natürlich im echten Leben schon inzwischen längst gestorben.
1:00:44–1:00:50
Das ist ja auch so ein Thema, also dass er seinen Vater nicht begraben wird.
1:00:50–1:00:53
Das wird ja auch am Anfang wirklich angesprochen.
1:00:54–1:01:01
Und dass er dann aber dieses Bild herstellt, wo er vielleicht einfach das Lebenswerk
1:01:01–1:01:07
des Solaristen, also sein Vater ist ja Solarist gewesen, von Geburt bis Tode sozusagen,
1:01:07–1:01:14
dass er dann in seinem Bild zum Schluss sich mit dem Vater irgendwie verbindet.
1:01:14–1:01:18
Und aufgrund der Erfahrung, die er dort hatte mit Harvey, dann einfach seine
1:01:18–1:01:21
Meinung ändert und als Wunschvorstellung dann auch umgesetzt wird,
1:01:22–1:01:25
dass er dem Vater gegenüber das noch mal zeigen kann.
1:01:25–1:01:30
Dass er sich dem unterwirft, buchstäblich. Das ist ja auch so ein Boden.
Florian Clauß
1:01:30–1:01:35
Ja, vielleicht, wenn man das dann halt in diesem Solaristik-Diskurs dann auflösen möchte.
1:01:36–1:01:43
Übertragen gesprochen wäre es dann auch so, wenn das Ende, der hat ja auch so
1:01:43–1:01:45
eine gewisse Metaphysik.
1:01:45–1:01:51
Also das heißt, es ist ja mystisch. Es ist irgendwie so kein klares Ende.
1:01:51–1:01:56
Und das ist ja genau der Gegenpol zu diesem wissenschaftlichen Aufklärungsdiskurs,
1:01:56–1:01:59
der immer wieder unternommen wird, um halt den Planeten zu untersuchen.
1:01:59–1:02:03
Also so findest du auch irgendwie so einen anderen Ansatz.
1:02:04–1:02:07
Das ist halt quasi nicht diese Unterwerfung nach Solaristik,
1:02:07–1:02:09
sondern das ist ja dann eher so die Frage...
1:02:10–1:02:15
Wie passiert das jetzt gerade hier? Und das wäre auch nochmal so,
1:02:16–1:02:23
dann eher dieses nach Menschlichkeit, nach Ungeklärtheit, nach Offen und nicht
1:02:23–1:02:25
nach Rationalisierung.
1:02:25–1:02:29
Es gibt viele Ansätze in Darkowskis Werken.
Micz Flor
1:02:29–1:02:36
Es ist auch total schwierig, finde ich, den Film in seiner Wirkweise in Sprache zu fassen.
1:02:36–1:02:41
Das ist wieder das, was wir immer versuchen. versuchen, wir erklären hier ja
1:02:41–1:02:43
auch die Umgebung, durch die wir laufen.
1:02:43–1:02:46
Manchmal mit einer verzweifelten, appellativen Haltung.
1:02:48–1:02:50
Keiner wird sich vorstellen können, wie irre das gerade aussieht,
1:02:50–1:02:51
dass hier alles abgesperrt ist.
1:02:51–1:02:54
Aber da versuchen wir Bilder, die wir erleben, mit Worten zu fassen.
1:02:54–1:02:59
Ein Film, der davon lebt, dass er so eine mächtige Bildsprache hat und auch
1:02:59–1:03:02
mal auskommt, ein paar Minuten einfach überhaupt keinen Text zu haben.
1:03:02–1:03:09
Das ist ja schon auch in sich selbst eine Haltung, wo man sagen muss, das muss man erleben.
1:03:09–1:03:12
Also man muss das irgendwie sehen. Das ist bei Tarkowski, glaube ich, sehr, sehr schwer.
Florian Clauß
1:03:12–1:03:20
Ja, genau. Dieses Erleben, dieses Leiden, Leben und dieses Zurückbesinnen auf das Menschliche.
1:03:20–1:03:25
Das ist vielleicht so das, was das Humane ausmacht und was dann in diesem ganzen
1:03:25–1:03:28
Solaristik-Diskurs irgendwo verloren gegangen ist.
Micz Flor
1:03:28–1:03:32
Und das ist vielleicht dann auch dein Begriff oder das Wort der Hypnose,
1:03:32–1:03:37
was du am Anfang für dieses Format genommen hast, ist dann vielleicht doch passend,
1:03:37–1:03:38
weil das ja auch sowas ist.
1:03:38–1:03:41
Die Hypnose kann man sich nicht vom Kopf her erklären und dann wird es genauso
1:03:41–1:03:48
sein, sondern die Hypnose ist etwas, dem man sich hingeben muss und dann ist
1:03:48–1:03:50
der Ausgang vielleicht ungewiss und so, aber es ist auf alle Fälle nichts,
1:03:50–1:03:52
was man einfach in Worte fassen kann.
Florian Clauß
1:03:52–1:03:57
Ja, es ist ein suggestiver Akt. Also es geht irgendwo, man weiß nicht, was rauskommt.
1:03:58–1:04:02
Okay, soweit. Wir wussten auch am Anfang nicht, was rauskommt.
Micz Flor
1:04:02–1:04:05
Genau. Wo wir rauskommen.
Florian Clauß
1:04:05–1:04:07
Wie wir und wo wir rauskommen.
Micz Flor
1:04:07–1:04:10
Wir sind auf dem wunderschönsten Planeten, auf dem ich jemals war.
Florian Clauß
1:04:10–1:04:13
Auf dem Planeten Marzahn.
1:04:16–1:04:21
Also das war jetzt eigentlich Episode 54.
1:04:22–1:04:26
Wow, 54 sind wir jetzt mittlerweile. Es geht weiter mit dem Thema.
1:04:26–1:04:32
Freut euch auf die nächste Episode, wo wir dann nochmal tiefer in den Film,
1:04:32–1:04:36
in der filmischen Interpretation von Söderberg einsteigen.
1:04:36–1:04:39
Das war's für uns soweit. Macht's gut.

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"Wir möchten einen unbekannten aber existierenden Planeten erforschen, stattdessen untersuchen wir Menschen." Snaut, Kybernetiker

Das dritte Jahr "Eigentlich Podcast" beginnen wir mit einer Solaris-Trilogie. In dieser ersten Episode geht es um den Science-Fiction-Roman "Solaris" von Stanisław Lem (1961); in den folgenden um die Verfilmungen des Stoffs durch Andrei Tarkowski (1972) und Steven Soderbergh (2002). Der Roman "Solaris" spielt auf einer Raumstation, die den gleichnamigen, mysteriösen Planeten erforscht. Im riesigen Ozean, der Solaris bedeckt, scheint eine außerirdische Intelligenz verortet zu sein. Der Psychologe Kris Kelvin landet zu Beginn der Erzählung auf der Forschungsstation, von der aus sein Kollege Gibarian ihn zu Hilfe gerufen hatte. Doch Gibarian hat sich am Tag vor Kelvins Ankunft umgebracht, sagt Snaut, einer der beiden verbliebenen Forscher auf der Station. Es bleibt unklar, was vorgefallen ist und was Kelvin jetzt tun sollte oder hätte tun sollen. In diesem Schwebezustand erfahren wir viel über die inzwischen 100-jährige "Solaristik", die Spekulationen und Erforschung der wilden Phänomene des Ozeans. Dann erscheint eine Replik von Kelvins verstorbener Geliebten, was ihn zwingt, sich seinen eigenen inneren Dämonen zu stellen. Bald erfahren wir, dass die anderen beiden auch "Gäste" haben, wie sie die von Solaris erschaffenen, menschenähnlichen, doppelgängerhaften Kopien nennen. Das Buch untersucht Themen wie das Wesen des Bewusstseins, die Grenzen der menschlichen Erkenntnis und die Schwierigkeit, das Fremde zu verstehen. Was wir bei "Eigentlich Podcast" so noch nicht gemacht haben: Alle drei Folgen zeichnen wir in einer langen Wanderung durch Berlin auf – während wir, wie immer, "beim Laufen reden und laufend reden". Flo hat eine Tour geplant, die uns von den verwachsenen Grünflächen und Grabsteinen bei Herzberge, entlang übergroßer Rohrsysteme zur abgesperrten sechsspurigen Stadtautobahn in Marzahn führt. Berlin und Solaris verschmelzen beim Wandern wie in einem Fiebertraum. Und wir erkennen: jetzt sind auch wir "Solaristen" als Teil jener Gruppe, die seit Jahren spekuliert worum es bei Solaris eigentlich geht...

Shownotes

Mitwirkende

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Florian Clauß
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Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:01
Gut.
Florian Clauß
0:00:02–0:00:03
Kommen Sie gerade von der Arbeit?
Micz Flor
0:00:04–0:00:11
Ja. Ich komme von der Arbeit. Und es war auch Arbeit. Und deshalb machen wir jetzt...
Florian Clauß
0:00:11–0:00:12
Arbeit!
Micz Flor
0:00:12–0:00:18
Nee, auch Arbeit. Schon aus Arbeit. Hallo! Willkommen zu Eigentlich Podcast.
0:00:19–0:00:24
Der Podcast, bei dem wir laufend reden und beim Laufen auch noch reden.
Florian Clauß
0:00:24–0:00:25
Ja, laufend reden quasi.
Micz Flor
0:00:25–0:00:27
Neben mir ist...
Florian Clauß
0:00:27–0:00:29
Oh, läuft auch dabei?
Micz Flor
0:00:29–0:00:33
Und ich bin Mitch und wir haben heute eine ganz besondere Folge,
0:00:33–0:00:39
nämlich die Folge nach der 52. Wie viele Wochen hat das Jahr?
Florian Clauß
0:00:39–0:00:40
52, oder?
Micz Flor
0:00:40–0:00:44
Wie oft erscheinen unsere Folgen?
Florian Clauß
0:00:44–0:00:46
Alle zwei Wochen.
Micz Flor
0:00:46–0:00:48
Das heißt, wir sind jetzt in
0:00:48–0:00:53
der ersten Episode des dritten Jahres und das ist schon ganz schön viel.
Florian Clauß
0:00:53–0:00:55
Zwei Jahre eigentlich Podcast.
Micz Flor
0:00:55–0:00:58
Genau, und zu drei Jahren machen wir dann auch gleich eine Trilogie und wir
0:00:58–0:01:01
nehmen heute alles in einem Fluss auf.
0:01:01–0:01:05
Die erste Folge ist quasi eine Gemeinschaftsfolge, die aber dann Flo schneiden
0:01:05–0:01:07
wird. Die zweite Folge ist Flo's Folge.
0:01:08–0:01:13
Ich habe ja zwei geschnitten, als du nach Freiburg warst. Und jetzt fährst du
0:01:13–0:01:14
wieder nach Freiburg, da schneidest du zwei.
0:01:15–0:01:21
Und dann die dritte Folge, die wahrscheinlich nur zwölf Minuten lang in die
0:01:21–0:01:24
Luft raus ist bei uns. Das ist dann meine Folge.
0:01:24–0:01:28
Und wir haben uns ein ganz besonderes thema ausgedacht was uns alle irgendwie
0:01:28–0:01:31
schon immer so ein bisschen kribbelt und auch irgendwie verbindet uns als ein,
0:01:32–0:01:36
typisches also ich denke viele menschen die ich kenne können mit dem oberthema
0:01:36–0:01:42
was ihr alle jetzt schon gelesen habt das hättet ihr einfach runter gesagt und,
0:01:43–0:01:46
schon kennt und das wird jetzt Flo kurz vorstellen.
Florian Clauß
0:01:46–0:01:51
Genau, weil dieses Thema ist auch schon lange, lange auf meiner Backlog-Liste
0:01:51–0:01:55
von eigentlich Themen, nämlich Solaris.
0:01:55–0:01:59
Und Mitch hat dann den Vorschlag gemacht, Mensch, hier zum zweijährigen Jubiläum,
0:01:59–0:02:05
lass uns doch über Solaris von Lem reden und dann über die jeweiligen filmischen
0:02:05–0:02:11
Adaptionen, nämlich von Tarkovsky und von Soderbergh.
Micz Flor
0:02:11–0:02:12
Soderbergh, genau. Genau.
Florian Clauß
0:02:12–0:02:18
Und so teilen wir uns auch an auf Mitch und ich machen zusammen von Stanisław.
Micz Flor
0:02:19–0:02:22
Stanisław, ja, lass mich da ganz kurz noch mal was zu sagen.
Florian Clauß
0:02:22–0:02:22
Stanisław Lem.
Micz Flor
0:02:23–0:02:31
Wir werden vielleicht sagen Lem, aber bevor wir den Namen kürzen,
0:02:31–0:02:36
dachte ich, wir können den ganz kurz uns noch mal richtig anhören,
0:02:36–0:02:37
wie er eigentlich klingt.
0:02:37–0:02:43
Und zwar spricht jetzt hier die Patentante deines Patenkindes.
0:02:44–0:02:51
Man spricht das so Stanislaw Lem. Okay, Stanislaw Lem. Stanislaw Lem.
Florian Clauß
0:02:51–0:02:54
Wir sagen aber Lem im Folgenden.
Micz Flor
0:02:54–0:02:56
Ich habe mein Leben lang Stanislaw gesagt.
Florian Clauß
0:02:57–0:03:04
Ich habe auch Stanislaw. Es hat diesen Buchstaben mit dem Strich von links unten.
0:03:04–0:03:06
Wusste ich auch nicht. Wir haben...
Micz Flor
0:03:06–0:03:06
Wie?
Florian Clauß
0:03:06–0:03:07
Wusste ich auch nicht.
Micz Flor
0:03:07–0:03:11
Ja, ich habe mit dem Standes... Also, Herr Lem,
0:03:11–0:03:16
die Frage, wie man das richtig ausspricht, meine Anekdote zu diesen Buchstaben
0:03:16–0:03:18
ist so, dass ich mit der Band mal in,
0:03:18–0:03:25
was wir im deutschen Schlager Lodz nennen, Theo, wir fahren nach Lodz,
0:03:25–0:03:31
was aber auch einen Strich vorne hat, das heißt W, und man spricht es aus.
0:03:33–0:03:38
Und als wir das dann erfahren haben, dann hat die Sängerin natürlich gleich
0:03:38–0:03:44
mit dem ersten Anspruch ans Publikum, wir waren damals Vorgruppe von Lydia Lunch,
0:03:45–0:03:49
und dann ist sie auf die Bühne und stellt sich vorhin hin und Wulz hat ganz
0:03:49–0:03:52
technisch mal gesagt so, hello Lutsch,
0:03:52–0:03:58
woraufhin die ganze Band halt ins Lachen ausgebrochen ist, was aber dann natürlich
0:03:58–0:04:02
für alle überhaupt nicht komisch war. Aber, ja.
Florian Clauß
0:04:02–0:04:07
Ja, wie ihr vielleicht hört, haben wir uns hier auch an einem Hauptverkehrspunkt
0:04:07–0:04:11
im Osten getroffen, nämlich dem Bahnhof Lichtenberg.
0:04:11–0:04:16
Und passend zu unserer Folge heute habe ich noch eine Tour ausgesucht,
0:04:16–0:04:21
die auch lange auf meiner Liste steht, weil ich finde die Tour super.
0:04:23–0:04:26
Beziehungsweise ich bin ja auch schon oft gefahren. Wir werden jetzt so Richtung
0:04:26–0:04:31
Herzberge gehen. und der eigentliche Grund, warum wir nach Herzberg gehen,
0:04:31–0:04:36
ist, da schließt sich neben dem die Allee der Kosmonauten an.
0:04:36–0:04:41
Und was gibt es Besseres, als die Allee der Kosmonauten zu diesem Thema zu begehen?
Micz Flor
0:04:41–0:04:43
Zwei Alleen der Kosmonauten.
Florian Clauß
0:04:43–0:04:48
Die Allee der Kosmonauten ist ja auch so verschachtelt, dass wir einmal auf
0:04:48–0:04:52
die Hauptstraße kommen, aber der Anfang der Allee der Kosmonauten liegt wirklich
0:04:52–0:04:54
in Herzberg herein und ist halt total im Grün.
0:04:54–0:04:58
Das ist wirklich überraschend, weil mit Allee der Kosmonauten stellt man sich
0:04:58–0:05:03
immer so eine Stalinallee im Osten vor, die gepickt ist von allen möglichen
0:05:03–0:05:06
Hochhäusern, aber ist nicht so.
0:05:06–0:05:09
Aber erstmal müssen wir noch ein bisschen den Lärm ertragen.
0:05:09–0:05:13
Wir gehen jetzt über diese Riesenbrücke, wo die Schienen drunter langführen.
0:05:15–0:05:18
Deswegen brauchen wir jetzt noch irgendein leichtes Thema, bevor wir in das
0:05:18–0:05:20
eigentliche Thema einsteigen.
0:05:21–0:05:26
Wir haben vor zwei Jahren am 26.05.
0:05:26–0:05:30
Unsere nullte Episode online gebracht.
0:05:34–0:05:34
Ja, stimmt.
Micz Flor
0:05:35–0:05:37
Worum ging es denn da nochmal?
Florian Clauß
0:05:37–0:05:40
Ja, was war denn das noch? Eigentlich die Nullte.
Micz Flor
0:05:42–0:05:44
Eigentlich die Nullte. Ja, das war der Trailer.
Florian Clauß
0:05:44–0:05:49
Da kam der Streicherchor noch mit rein, den du gebaut hast. Wir hatten ja noch viel vor.
0:05:49–0:05:53
Wir wollten ja noch rein musikalisch dann noch viel mehr machen.
0:05:53–0:05:58
Du wolltest ja auch irgendwie so eine MIDI-Matrix dann entwickeln, oder? Weißt du das noch?
Micz Flor
0:05:58–0:06:01
Ja, ja, ich hatte die Idee, dass man das vielleicht so computergeneriert,
0:06:01–0:06:07
immer Variationen eines ähnlichen Motivs und jede Folge hat eine gleiche und
0:06:07–0:06:09
immer doch wieder neue Intro-Musik und das,
0:06:09–0:06:13
was ich da hatte, war glaube ich, weiß nicht, Rübezahl, ich weiß gar nicht mehr genau.
0:06:13–0:06:16
Aber wo wir auf der brücke sind wollen wir zum
0:06:16–0:06:20
dritten jahr ich habe meine frage an dich weil ich
0:06:20–0:06:23
mache diesen podcast mit dir und ich
0:06:23–0:06:25
höre ja auch podcast und dann gibt es
0:06:25–0:06:28
ja so podcast wo man einfach die leute kennenlernen will und
0:06:28–0:06:33
dann hat man halt so zu und alles ist so ein bisschen locker und der infogehalt
0:06:33–0:06:39
ist da aber hat er so was panoramamäßiges und dann gibt es solche wissens podcast
0:06:39–0:06:42
die halt irgendwie so eine überschrift haben wo man denkt das will ich jetzt
0:06:42–0:06:45
aber auch wissen und wenn die dann aber vorneweg auch,
0:06:45–0:06:49
was man manchmal so Laber-Podcast nennt, wenn die vorneweg so viel sagen,
0:06:50–0:06:54
ey, wie geht es deinem Skateboard oder so, dann merke ich, dass es ungeduldig werde.
0:06:54–0:06:57
Du hast ja auch neulich in der Folge schon angesprochen, hast gesagt,
0:06:58–0:07:01
naja, wenn bei der tiefsten Folge unsere,
0:07:01–0:07:05
wie hast du das gesagt, so ein Marketing-Experte oder Expertin würde wahrscheinlich
0:07:05–0:07:09
Finger drauf halten und sagen, ihr müsst euch fokussieren, ihr habt keine klare
0:07:09–0:07:11
Botschaft, was ist euer Brand und so.
0:07:11–0:07:13
Und du meintest, aber das ist doch genau unser Brand.
0:07:14–0:07:16
Wir reden laufend und sind laufend.
0:07:17–0:07:24
Aber meine Frage wäre, sollten wir schneller im Thema einsteigen,
0:07:24–0:07:28
also wenn wir die Brücken vermeiden jetzt, oder sollten wir...
Florian Clauß
0:07:28–0:07:30
Ich habe deine Frage nicht verstanden.
Micz Flor
0:07:30–0:07:32
Sollten wir was ändern zum Jahr 3?
Florian Clauß
0:07:33–0:07:38
Wir hatten ja auch in den ersten Folgen, oh, der macht einen Wheelie.
0:07:42–0:07:47
Ein verrückter Ort, wirklich, so ein bisschen Lust hier.
0:07:47–0:07:52
Wir hatten ja also verschiedene Formate auch mal, die so, wie sagt man so,
0:07:52–0:07:56
in unserer Folge dann zum Schluss, was war dann eigentlich ja,
0:07:56–0:08:01
was war dann Wow-Effekt oder was war dann eigentlich Effekt bei dieser Folge, was hast du gelernt?
0:08:02–0:08:06
Das haben wir ja dann irgendwie ausgeschlichen, das hat sich ja auch nicht so richtig getragen.
0:08:06–0:08:10
Jetzt ist die Frage, was können wir ändern? Ich weiß nicht, fällt mir spontan
0:08:10–0:08:12
nichts ein. Nein, ich finde, wir haben uns jetzt ganz gut...
Micz Flor
0:08:13–0:08:16
Wir können alles verändern, aber wollen wir was verändern?
0:08:17–0:08:22
Wollen wir zum Beispiel schneller mit dem Thema einsteigen und nach hinten rausplaudern?
Florian Clauß
0:08:22–0:08:26
Ja, ich glaube, das wächst sich so. Also das geht schon so.
0:08:27–0:08:30
Ich fand jetzt, die letzten Folgen waren von der Dynamik her,
0:08:30–0:08:34
weil wir halt immer irgendwie auch auf den Weg reagieren und haben ja nicht
0:08:34–0:08:36
unser Skript vor uns liegen.
0:08:36–0:08:41
Manchmal gucken wir auf unsere mobilen Phones, was wir da noch an Notizen haben.
0:08:42–0:08:47
Ich will auch gleich mit einem Zitat einsteigen, weil wir haben uns ein bisschen aufgeteilt.
0:08:47–0:08:51
Ich habe gesagt, Mitch, mach du doch die Zusammenfassung, das kannst du so gut.
Micz Flor
0:08:51–0:08:56
Nach Expansion. Drei Bücher in 50 Minuten. Bitte sehr, danke schön.
Florian Clauß
0:08:57–0:08:59
Dann habe ich auch aus der Hörerschaftsrückmeldung gekommen.
0:09:00–0:09:02
War schon Wahnsinn, was der Mitch da alles im Kopf hat.
0:09:03–0:09:08
Wie er das da so, einen Geschichtstrang nach dem anderen einfach runterbeten
0:09:08–0:09:10
kann, ohne auszusetzen.
0:09:10–0:09:15
Beeindruckende Leistung. Deswegen mache ich so ein bisschen die Biografie von Lampen.
0:09:16–0:09:19
Wann hast du das erste Mal Solaris gelesen?
Micz Flor
0:09:19–0:09:20
Jetzt.
Florian Clauß
0:09:20–0:09:21
Wirklich?
Micz Flor
0:09:21–0:09:22
Du hast es nie gelesen?
Florian Clauß
0:09:23–0:09:25
Ich habe es nie gelesen. Ich war auch erschüttert.
Micz Flor
0:09:25–0:09:29
Da können wir gleich noch drüber reden. Ich habe schon die Episode angelegt,
0:09:29–0:09:31
weil ich so eine kleine Tabelle gegenübergestellt habe.
0:09:31–0:09:34
Eine Gegenüberstellung der drei Übersetzungen, die mir verfügbar waren.
0:09:35–0:09:36
Die eine deutsche und zwei englische.
0:09:36–0:09:39
Wobei eine englische aus dem französischen, was ich auch interessant fand.
0:09:40–0:09:46
Weil ich ja die Übersetzung war es wirklich der Bekost. Aber Entschuldigung,
0:09:46–0:09:47
das erste Mal und bei dir?
Florian Clauß
0:09:47–0:09:55
Ich habe das erste Mal, also ich habe ja viel in meinen Zwanzigern und als Jugendlicher
0:09:55–0:09:56
habe ich ja viel gelesen.
0:09:56–0:10:02
Und Solaris habe ich tatsächlich, glaube ich, so mit Anfang Zwanziger das erste Mal gelesen.
0:10:03–0:10:05
War sehr beeindruckt von der.
0:10:06–0:10:10
Ich mochte es sofort. Aber kann man auch gleich über ihn reden.
Micz Flor
0:10:10–0:10:15
Genau, dann würde ich sagen, wir fangen einfach mal mit Stanislaw Lem an.
0:10:17–0:10:25
Und du erzählst mal so ein bisschen etwas über den Autoren und Wissenschaftler oder Ingenieur.
Florian Clauß
0:10:26–0:10:32
Na, Stanislaw Lem ist 1921 in Lemberg, das ist so heute Ukraine, geboren.
0:10:33–0:10:37
Machen wir gleich das Todesdatum 2006. Also er ist relativ alt geworden.
0:10:37–0:10:42
Also 2006 ist ja noch nicht so lange her. Und hatte dann auch noch bis ins hohe
0:10:42–0:10:44
Alter hinein immer wieder eine Stimme.
0:10:44–0:10:53
Viel Essays verfasst in seinem Leben, die dann häufig anekdotisch philosophisch
0:10:53–0:10:58
waren und veröffentlicht in Zeitlogen und Zeitschriften, Magazin.
0:10:58–0:11:05
Ich habe dann bei meinen Recherchen im Netz eine auf der Wayback-Maschine,
0:11:05–0:11:07
weil die Seite war gar nicht mehr online,
0:11:08–0:11:14
von dem polnischen, von der polnischen Botschaft, die haben quasi so ein von
0:11:14–0:11:18
Stanislaw Lem, eine Biografie veröffentlicht mit seinen Werken und so weiter.
0:11:18–0:11:23
Also es ist im Rahmen von bekannten Persönlichkeiten aus der Kultur, aus Polen.
0:11:23–0:11:28
Und da ist ein Zitat, was ich gerne jetzt vorlesen möchte, weil da,
0:11:28–0:11:30
glaube ich, sehr viel zusammenkommt.
0:11:30–0:11:35
Und zwar, das Gedankengebäude, das uns Lem in seiner Prosa präsentiert,
0:11:35–0:11:40
ist dies jedoch keine in Traktaten erstarrte Philosophie.
0:11:40–0:11:44
Bei Lem ist Philosophie in ungeheuerliche Visionen verpackt,
0:11:44–0:11:50
in heilsbrecherische Abenteuer und in Erzählungen, die einem wohligen Schauer über den Rücken jagen.
0:11:51–0:11:55
Man kann die Helden von Lem begleiten, auch wenn man gar nicht bemerkt,
0:11:55–0:11:59
wie tiefschürfend die Probleme sind, die in seinen Abenteuerromanen illustriert werden.
0:12:00–0:12:04
Lem bleibt nämlich als Autor und Fantast immer noch ein Kind,
0:12:05–0:12:10
sicher ein nizianisches Kind, aber immer, genauso wie vor vielen Jahren,
0:12:10–0:12:14
dürstet es ihn nach Abenteuern in der unermesslichen Welt der Fantasie.
0:12:15–0:12:18
Das Tor zu dieser Welt ist leicht passierbar.
0:12:18–0:12:24
Es kann auch der Halbwüchsige leicht hindurch, der über die Abenteuer des Pilot Pirx begeistert ist,
0:12:24–0:12:30
der sich über die kosmischen Herrscher der Robotermärchen oder über die exzellenten
0:12:30–0:12:34
Lügengeschichten des Münchhausen-Tichy amüsieren will.
0:12:34–0:12:39
Kaum hat er es sich jedoch versehen, hat ihn der Autor schon in die fröstigen
0:12:39–0:12:43
Höhen entführt, auf denen er sich sogleich mit Fragen befassen muss,
0:12:43–0:12:45
die ihn als Mensch betreffen.
0:12:45–0:12:50
Den Menschen, der die sich immer weiterentwickelnde Intelligenz und Biologie
0:12:50–0:12:54
verkörpert, der schlussendlich Mitstreiter Gottes bei der Schöpfung ist,
0:12:55–0:12:59
wobei seine Aufgabe nicht nur im Schöpfungsvorgang besteht,
0:12:59–0:13:02
sondern auch im Verstehen und Erkennen von Wertigkeiten.
0:13:03–0:13:08
Also das fasst das, glaube ich, ganz gut nochmal zusammen, was für ein Panoptikum
0:13:08–0:13:11
von Geschichten Lem erschaffen hat.
0:13:12–0:13:17
Nämlich die ersten Bücher, aber das hast du doch gelesen, die Sterntagebücher.
0:13:19–0:13:23
Die Sterntagebücher mit der Hauptfigur Pürx, die sind großartig.
Micz Flor
0:13:24–0:13:28
Stimmt, ich erinnere mich jetzt auch an die 1990er-Jahre, hast du mir davon
0:13:28–0:13:32
auch schon mal erzählt. Kann es sogar sein, dass du mir die zugesteckt hast?
Florian Clauß
0:13:32–0:13:37
Das weiß ich nicht, aber das ist bestimmt. Was wir auf jeden Fall zusammen dann
0:13:37–0:13:39
auch mal geschaut haben, ist die Adaption.
0:13:39–0:13:44
Es gab vom ARD, ich glaube, das war in den 2000ern, sondern so eine Verfilmung
0:13:44–0:13:48
von den, es war nicht Sternenwerke, es war Ijen Tiché, Sternenwerke.
Micz Flor
0:13:49–0:13:49
Ja, genau.
Florian Clauß
0:13:49–0:13:52
Und das spielt in so einer Altbauwohnung.
Micz Flor
0:13:52–0:13:53
Ja, das ist großartig.
Florian Clauß
0:13:53–0:13:58
Also sehr trashig produziert, aber unglaublich, also war unglaublich lustig.
Micz Flor
0:13:59–0:14:02
Ja, du hattest die, glaube ich, gerippt irgendwie da und dann kam die Nummer
0:14:02–0:14:05
auf DVD raus und da hatten die dann, jetzt habe ich den Namen vergessen,
0:14:06–0:14:09
die, wie hieß die denn nochmal, das war quasi die virtuelle Frau,
0:14:09–0:14:13
die eine Schauspielerin, die damals auch sehr trending war und den Namen vergessen.
0:14:13–0:14:15
Die wurde dann, glaube ich, später noch reingeschnitten.
Florian Clauß
0:14:15–0:14:19
Ja, genau, stimmt. Die haben das dann mal so digital veredelt. Ja, die hatten das.
Micz Flor
0:14:19–0:14:21
Glaube ich, aufgemotzt. Die war, glaube ich.
Florian Clauß
0:14:21–0:14:22
Vorher gar nicht drin.
Micz Flor
0:14:22–0:14:24
Oder die hatten die vorher rausgeschnitten und dann wieder reingenommen.
Florian Clauß
0:14:24–0:14:26
Ich glaube, die haben die jetzt wirklich, weil es zu trashig war,
0:14:26–0:14:29
wollten die noch eine Leia draufsetzen, damit es noch ein bisschen schicker wird.
Micz Flor
0:14:29–0:14:30
Eine Leia Organa.
Florian Clauß
0:14:31–0:14:37
Eine Leia, genau. Lem ist in einem gutbürgerlichen Haushalt aufgewachsen.
0:14:37–0:14:40
Er kommt aus einer jüdischen Familie,
0:14:41–0:14:46
recht wohlhabend und hat am Anfang auch mit, also er ist, wie gesagt,
0:14:46–0:14:51
1921 geboren, hat dann Philosophie und Medizin studiert, keine Abschlüsse gemacht,
0:14:51–0:14:52
der Krieg kam dazwischen.
0:14:52–0:14:56
Also er galt auch damals, das finde ich ganz interessant, er galt.
0:14:58–0:15:03
Intelligentesten Kinder in Südpol. Es gab so eine Vorform von einem,
0:15:05–0:15:13
IQ-Test, der ihm dann so eine Intelligenz-Prozent von 180 attestierte. Keine Ahnung.
Micz Flor
0:15:13–0:15:15
Also nicht nur Stannis Waff, sondern auch Stannis Wow.
Florian Clauß
0:15:16–0:15:20
Genau. Stannis Wow. Ich finde, man merkt es schon so.
0:15:21–0:15:26
Man kriegt schon so eine Persönlichkeit damit, die schon sehr nerdig ist,
0:15:26–0:15:30
die sich da schon sehr der in diese Themen reinwuchsen kann und gleichzeitig
0:15:30–0:15:34
aber auch so ein Freigeist ist, weil er wirklich dann in keinem,
0:15:34–0:15:35
also er hat keinen Abschluss gemacht,
0:15:35–0:15:40
das hat ihn nicht so interessiert, dieses Studium der Medizin.
0:15:40–0:15:43
Er hat sich dann wirklich so diesen künstlerischen, diesen literarischen Themen
0:15:43–0:15:47
zugewandt. Das ist ja auch erstmal ein Schritt, den muss man ja machen in der Zeit.
0:15:47–0:15:52
Und sich da auch so ein Feld erarbeiten zum Mal Science Fiction als Genre,
0:15:52–0:15:56
ja nicht das höchst anerkannteste war damals.
0:15:56–0:16:04
Das war ja eher so ein B-Movie, im B-Picture-Bereich. Auch in der Literatur war das ja auch sehr...
Micz Flor
0:16:04–0:16:06
Na gut, in der Zeit weiß ich nicht. Aber das war, glaube ich,
0:16:06–0:16:11
schon die Zeit, wo auch in Amerika unglaublich viele Analogien,
0:16:11–0:16:13
War of the Worlds, das war ja alles schon...
Florian Clauß
0:16:13–0:16:18
Das kam, ja, stimmt. Also genau, Orson Welles und Huxley.
0:16:19–0:16:24
Also die erste Roman, die Sterntagebücher, kamen dann 1957 raus.
Micz Flor
0:16:24–0:16:27
Und noch später als ich dachte also da war ja
0:16:27–0:16:31
wirklich schon diese auch diese ganze assoziation der
0:16:31–0:16:36
assoziative raum mit dem anderen mit dem feind mit den russen in amerika war
0:16:36–0:16:40
ein riesenthema also diese ich denke dass da schon science fiction also eine
0:16:40–0:16:47
hochburg war in der zeit allerdings natürlich nicht innerhalb des literaturbetriebs
0:16:47–0:16:50
so so hoch angesehen also etwas.
Florian Clauß
0:16:50–0:16:56
Was leben auch so nachgesagt wird, ist, dass in seinen ersten Werken noch so
0:16:56–0:17:01
eine ganz große Begeisterung für Technologie und Wissenschaft herrscht.
Micz Flor
0:17:01–0:17:04
Du bist jetzt aber komplett über den Zweiten Weltkrieg drübergegangen.
Florian Clauß
0:17:04–0:17:08
Ja, er war ein sehr intelligenter junger Mann und hatte auch,
0:17:09–0:17:10
glaube ich, Kriegserfahrung.
0:17:10–0:17:14
Aber ich habe jetzt auch nicht weiter gelesen, was er da gemacht hat.
0:17:14–0:17:18
Aber mit so einem Schwung kam er dann quasi in die Welt und hat dann auch angefangen
0:17:18–0:17:23
zu schreiben, relativ schnell, in den 50er Jahren. und hat seine ersten Romane
0:17:23–0:17:28
und Schriften veröffentlicht, Poser da auch, also Fiction quasi geschaffen.
0:17:28–0:17:32
Und genau, da habe ich jetzt nicht so viel dazu gefunden.
Micz Flor
0:17:33–0:17:37
Das ist eine Sache, ja, weil ich habe da gar nicht mehr so in die Biografie
0:17:37–0:17:39
reingelegt, aber ich hatte irgendwo das mal so aufgegriffen,
0:17:40–0:17:46
dass er zum Beispiel sich natürlich keine Gedanken gemacht hat, dass er jüdisch sei.
0:17:46–0:17:49
Ich habe sogar, glaube ich, irgendwo gelesen, er wusste gar nicht,
0:17:49–0:17:53
dass er jüdisch sei. Bis das dann irgendwie auf einmal Thema wurde, politisch.
0:17:57–0:18:00
Da war ich jetzt, also ich bin da jetzt nicht tiefer eingestiegen,
0:18:00–0:18:04
aber es ist halt eben so ein Identitätsthema.
0:18:04–0:18:08
Also das glaube ich auch so ein bisschen dieses, was in Solaris so ein bisschen
0:18:08–0:18:13
auftaucht, auch dieses dysphorische Humanismusbild, so von wegen,
0:18:13–0:18:16
wie kann man jemanden erkennen,
0:18:17–0:18:21
wie kann man jemanden sehen, was heißt Identität, kann man das duplizieren, erschaffen oder so.
0:18:21–0:18:24
Also das, was da so ein bisschen für mich mitschwingt, eben da kam ich drauf.
0:18:24–0:18:27
Also dass das für ihn die Identität auf einmal sich als jüdisch zu verstehen,
0:18:28–0:18:32
für ihn, das ist jetzt keine bewertende gut oder schlecht natürlich,
0:18:32–0:18:34
aber einfach für ihn ein völlig neuer Aspekt war, das eigene,
0:18:34–0:18:38
also sein Selbst quasi zu konstituieren vor diesem Hintergrund,
0:18:38–0:18:41
was einfach für ihn die Thema war. So hatte ich das wahrgenommen.
0:18:41–0:18:46
Und dass dann natürlich die Erfahrung des Zweiten Weltkriegs und dieser Identitätswandel,
0:18:46–0:18:47
den er durchziehen musste,
0:18:48–0:18:53
weil er von außen eben als solcher gesehen wurde, ihn auch wohl in seinem Blick
0:18:53–0:18:58
auf Menschheit und Wissenschaft und so ein bisschen geprägt hat und er sich
0:18:58–0:19:01
eher der Wissenschaft zugehörig fühlte als dem Humanismus.
0:19:01–0:19:05
Das ist jetzt aber von mir ganz unten aus dem Regal gegriffen.
Florian Clauß
0:19:05–0:19:09
Aber was meinst du mit er der Wissenschaft als den Humanismus?
0:19:09–0:19:13
Weil ihm wird ja so noch ein ganz starker Humanismus,
0:19:13–0:19:17
wird mit ihm Verbindung gebracht, weil er ja da diese Wertigkeit,
0:19:17–0:19:20
die Moral auch, was wir da gerade in dem Zitat gehört haben,
0:19:20–0:19:27
immer wieder darauf zurückgeht und guckt, was ist die Menschlichkeit in den Systemen.
Micz Flor
0:19:27–0:19:31
Gut, aber dann kritisch gegenüber einem Humanismus, also da kommen wir dann
0:19:31–0:19:35
bei Solaris natürlich gleich noch drauf, dass der Mensch vielleicht ja gar nicht
0:19:35–0:19:39
in der Lage ist, anderes wirklich wahrzunehmen, sondern immer nur sich selbst sucht.
0:19:39–0:19:42
Das ist ja auch ein Zitat, was dann in Solaris so direkt vorkommt.
0:19:42–0:19:48
Also dass er da große Defizite in dem humanistischen Menschenbild sieht,
0:19:48–0:19:54
weil man nie hinter den Mensch schauen kann.
Florian Clauß
0:19:55–0:19:56
Dieser Anthropomorphismus.
Micz Flor
0:19:56–0:20:01
Ja, der aber eben in der Wissenschaft auch immer eine große Gefahr sein kann,
0:20:01–0:20:03
weil man eben immer per se biased ist.
0:20:04–0:20:09
Und dass das irgendwie als Spur gelegt wurde in dieser Jugendzeit,
0:20:09–0:20:10
frühen Erwachsenenzeit.
Florian Clauß
0:20:10–0:20:15
Okay, können wir mal mitnehmen, vielleicht ist es irgendwie die jüdische Identität,
0:20:15–0:20:21
die auf einmal quasi zum Thema wird, weil es eigentlich eine politische Motivation dahinter steht.
Micz Flor
0:20:22–0:20:25
Ich würde es da abstrahieren, weil ich würde sagen, es geht nicht um die jüdische
0:20:25–0:20:29
Identität, sondern um diese Erfahrung an sich selbst, dass man auf einmal etwas
0:20:29–0:20:32
ganz anderes ist, als man sich selbst gesehen hat und sich auch mit diesem Blick
0:20:32–0:20:34
der anderen auf sich auseinandersetzen muss.
Florian Clauß
0:20:35–0:20:36
Aber durch äußere Umstände.
Micz Flor
0:20:36–0:20:40
Genau. Und da ist es egal, was dieser Swap ist.
0:20:40–0:20:44
Also es geht einfach nur darum, wie schnell deine eigene Identität von außen
0:20:44–0:20:47
umgekrempelt wird und du dann dich damit arrangieren musst.
0:20:47–0:20:53
So und die Wahrheit natürlich oder das Reale dann dahinter nicht mehr ergreifbar ist.
Florian Clauß
0:20:54–0:20:59
Ja, also was wir auf jeden Fall auch bei Lem so mitnehmen, ist,
0:20:59–0:21:07
dass er ein, wenn er sich mit Technik beschäftigt, ist er da so tief durchgedrungen.
0:21:07–0:21:11
Ja, also er hat viele Erfindungen, die dann später dann tatsächlich produziert
0:21:11–0:21:15
wurden, wie zum Beispiel so eine 3D-Brille oder sowas, hat er schon so gedanklich
0:21:15–0:21:18
vorweggenommen, hat auch da Zeichnungen gemacht und so weiter.
0:21:18–0:21:23
Also das heißt, er hatte eine unglaublich visionäre Kraft, in dem er sich auch
0:21:23–0:21:28
ganz intensiv mit bestimmten technischen Entwicklungen auseinandergesetzt hat.
0:21:28–0:21:31
Mit wissenschaftlichen Entwicklungen, mit technischen Entwicklungen.
0:21:31–0:21:35
Tatsächlich so weit, dass er so eine Informationsgesellschaft hat,
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die er auch so vorweggenommen hat.
0:21:37–0:21:41
Also diese Nähe zur Kybernetik, die er auch da mit aufbaut, auch bei seinen
0:21:41–0:21:44
Figuren immer mit reinholt.
Micz Flor
0:21:44–0:21:47
Auch ein Charakter in Solaris ist der Kybernetiker.
Florian Clauß
0:21:47–0:21:52
Ist Kybernetiker, genau. Das hat er so weit durchdacht, dass er darauf auch
0:21:52–0:21:54
wieder eine Kritik formulieren kann.
0:21:54–0:21:58
Also das heißt, wenn wir wieder von diesem Begriff des Worldbuildings ausgehen,
0:21:58–0:22:03
die Welt, die Lem auch gebaut hat, hat teilweise Leerstellen,
0:22:03–0:22:08
teilweise aber so unglaubliche Entwicklungsvorsprünge, die er da gemacht hat, geleistet hat.
0:22:08–0:22:14
Und darauf baut er dann ein gewisses moralisches System auf oder eine Wertigkeit.
0:22:14–0:22:19
Das ist das Spannende, wie er dann damit umgeht und wie er da die Geschichten entwickelt.
0:22:20–0:22:24
Und das ist eigentlich so auch der Spätere. Es wird ihm dann nachgesagt,
0:22:24–0:22:28
die ersten Romane, die er da geschrieben hat, also Sterntagebücher,
0:22:28–0:22:33
die sind auch so teilweise humoristisch, sehr lustig und paradox.
0:22:34–0:22:41
Dann gibt es Eden von 1959, habe ich nicht gelesen, Erforschung eines fremden Planetens.
0:22:41–0:22:47
Dann kommt 1961 Solaris und Solaris ist ja so eines der bekanntesten Bücher,
0:22:47–0:22:52
die aber am Anfang gar nicht so sich im Westen und im Osten,
0:22:52–0:22:54
also von Deutschland, so verbreitet haben.
0:22:54–0:22:58
Deswegen ist die westdeutsche Übersetzung auch sehr schlecht.
0:22:59–0:23:01
Das habe ich da in dem Zusammenhang gelesen, dass die da halt so.
0:23:02–0:23:07
Das irgendwann verlegt wurde, aber eine nicht so qualitativ hochwertige Übersetzung.
0:23:07–0:23:14
Und im Osten wurde es ihm aufgrund dieser, ja, diesen Zustands,
0:23:14–0:23:18
den Solaris beschreibt, wurde er jetzt nicht so verlegt.
0:23:18–0:23:25
War doch als etwas, ja nicht systemkritisch, aber war zumindest so in die Ecke da eingestuft worden.
Micz Flor
0:23:25–0:23:29
Also es war so, in der DDR erschien das auch nicht, wobei das ist jetzt in der
0:23:29–0:23:31
Biografie natürlich nicht wirklich Thema, sondern später.
0:23:31–0:23:35
Aber es war so, dass es gibt eine deutsche Übersetzung aus der DDR,
0:23:36–0:23:39
die ich nicht gelesen habe und wo es hieß von dem, was ich darüber gelesen habe,
0:23:40–0:23:47
dass die DDR-Ausgabe auch gekürzt wurde oder deutlich gekürzt oder umgestellt
0:23:47–0:23:52
wurde, vor dem Hintergrund zu sagen, es sei insgesamt so deprimierend.
Florian Clauß
0:23:52–0:24:00
Ja, 1968 hat der Pilot Pirx geschrieben, dann kommt mit 1971 der Fotorologische
0:24:00–0:24:02
Kongress, auch ein großartiges Buch.
0:24:03–0:24:09
Hast du den gelesen? Da geht es auch um eine Figur aus seinem Figuren-Universum,
0:24:09–0:24:16
nämlich Tichet besucht einen futurologischen Kongress.
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Die kriegen alle so bewusstseinserweiternde Drogen. Ich weiß nicht,
0:24:20–0:24:23
ob die das bewusst nehmen oder ob das wieder übers Trinkwasser kommt.
0:24:24–0:24:31
Und alles geht aus den Fugen. Und es wird wie so ein Drogentrip beschrieben,
0:24:31–0:24:34
aber gleichzeitig halt dieser Futurismus, der dahinter steht.
0:24:34–0:24:39
Also ich finde auch bei Lem hat man deswegen hier diese Tour,
0:24:39–0:24:43
dieses osteuropäische Ästhetik da mit drin.
0:24:43–0:24:47
Also wir waren mal zusammen in Prag, da gab es ja auch diesen Fernsehturm,
0:24:47–0:24:49
der 1989 dann fertiggestellt wurde.
Micz Flor
0:24:50–0:24:51
Täter heißt der, glaube ich.
Florian Clauß
0:24:51–0:24:57
Ja, und an diesem Turm hängen dann so Babys oder Kleinkinder,
0:24:57–0:25:04
die dann krabbelnd auf die Turmspitze zu, als riesendimensionierte Kinder da.
Micz Flor
0:25:05–0:25:08
Ja, die sind bestimmt 15 Meter hoch oder sowas, muss man dazu sagen.
0:25:08–0:25:10
Ich weiß nicht, ob die noch da sind, ich weiß auch länger nicht in Prag,
0:25:10–0:25:12
weil die kamen später dazu.
Florian Clauß
0:25:12–0:25:16
Die kamen später dazu, richtig. Aber es hat mich auch an eine Szene aus Solaris
0:25:16–0:25:18
erinnert, als ich das gesehen habe.
0:25:18–0:25:23
Und diese Ästhetik, die auch dieser Turm hat, so in der Kosmologie,
0:25:23–0:25:30
sich dann wiederfindet. Also dieses unglaubliche Fassaden von...
Micz Flor
0:25:30–0:25:32
Diese brutale Architektur.
Florian Clauß
0:25:32–0:25:36
Nicht Brutalismus, sondern es ist ja auch irgendwie auch verschnörkelt,
0:25:36–0:25:39
wenn du dir die Stalinallee anguckst.
0:25:39–0:25:45
Die ist ja auch dann immer so quasi so gebaut, dass es jetzt im Detail jetzt nicht,
0:25:46–0:25:50
dich erschlägt, sondern es hat ja dann durchaus so ästhetische Elemente.
0:25:50–0:25:52
Wer im Brutalismus ist, ist ja teilweise total erschlagen.
0:25:53–0:25:54
Das ist ja nicht schön dann mehr.
Micz Flor
0:25:55–0:25:57
Ja, das stimmt. Also ich glaube schon, dass der Eindruck da im S,
0:25:57–0:26:00
wobei Prag nochmal anders ist, weil die Stadt auch viel mehr Knochen hat,
0:26:00–0:26:07
finde ich. Da sind so Berge und Gebirge und so. Die Häuser jetzt aus den Vorwendezeiten
0:26:07–0:26:09
hier gebaut wurden, die finde ich schon teilweise sehr,
0:26:11–0:26:15
mächtig im Sinne von bestimmend und bedrohlich.
0:26:16–0:26:21
Und generell habe ich immer das Gefühl, es gibt sowas wie eine Fassade der Gesellschaft.
0:26:21–0:26:27
Und das war für mich so ein Aha-Effekt, als ich erfahren habe nach dem Mauerfall,
0:26:27–0:26:32
dass es halt so bestimmte Häuser gibt hier oben im Prenzlauer Berg,
0:26:33–0:26:36
wo immer, wenn einmal im Jahr die Kameras draufstanden und Honecker da irgendwie
0:26:36–0:26:40
durchgefahren ist, da wurden halt bestimmte Häuser scheinbar angemalt und fertig gemacht.
0:26:40–0:26:43
Aber halt nur die, die in der Kamera waren, alles da neben rechts und links.
Florian Clauß
0:26:43–0:26:47
Ja, ich glaube, die Anekdote läuft auch so, dass es wirklich so ist.
0:26:47–0:26:49
Er ist ja immer im Volvo gefahren, Honecker.
0:26:49–0:26:53
Und das heißt, die Sichtkante von seinem Fenster, das, was er,
0:26:53–0:26:55
Honecker selber sieht, nicht nur die Kamera, sondern Honecker selber,
0:26:56–0:26:58
das heißt, die Sichtkante von seinem Volvo-Fenster.
Micz Flor
0:26:58–0:26:58
Er auch, ja.
Florian Clauß
0:26:58–0:27:02
Das war quasi die Linie, wo dann halt die Fassaden renoviert wurden.
Micz Flor
0:27:02–0:27:06
Müssen wir nochmal proben, diese Theorien, weil das sind jetzt zwei sehr gegensätzliche
0:27:06–0:27:07
Blickwinkel natürlich. Natürlich.
0:27:07–0:27:13
Aber das ist, finde ich, so ein bisschen Veranschaulichung dieses fassadären
0:27:13–0:27:17
Themas der Gesellschaft, so dass da hinter den Masken, was passiert denn da?
0:27:17–0:27:21
Und in gewisser Weise, um wieder zu Solaris zu greifen, hat man das Gefühl,
0:27:21–0:27:24
da gibt es so eine Station und die ist ganz wichtig.
0:27:24–0:27:29
Und gleichzeitig, was da genau passiert, so richtig weiß es dann doch keiner.
0:27:29–0:27:31
Die sind alle sehr alleingelassen.
Florian Clauß
0:27:32–0:27:37
Ja, das stimmt. Also um die Biografie, wir können ja jetzt gleich in den Roman
0:27:37–0:27:38
einsteigen, abzuschließen.
0:27:38–0:27:43
Also der Stanislav Lem war so ein Freigeist.
0:27:43–0:27:49
Er war auch so einer, der dann wirklich entgegen von anderen Meinungen doch
0:27:49–0:27:51
immer sehr diskursbestimmt war.
0:27:51–0:27:56
Mit seiner Form dann auch wirklich so in sein Zimmer sich einzuschließen,
0:27:56–0:27:58
Sachen zu durchdenken und dann
0:27:58–0:28:02
so ein Essay zu veröffentlichen oder eben diese Bücher zu produzieren.
0:28:02–0:28:06
Solaris wurde, glaube ich, in einem Jahr geschrieben.
0:28:07–0:28:14
1960 angefangen und 1961 wurde es veröffentlicht und hat das dann durchweg durchgeschrieben.
0:28:15–0:28:20
Und am Ende, also seinen letzten Roman, das war dann so in den 80ern,
0:28:21–0:28:23
hat er geschrieben. Dann hat er irgendwann auch das Schreiben aufgehört.
0:28:23–0:28:28
Und es gibt noch so ein legendäres Interview, was er noch so kurz vor seinem Tod gehalten hat.
0:28:28–0:28:31
Das können wir nochmal verlinken. Das ist ganz interessant, weil er dann auch
0:28:31–0:28:35
selber sagt, Nee, ich bin dann auch irgendwann nicht mehr, habe ich die geistige
0:28:35–0:28:39
Kapazität, nicht mehr so Romane zu schreiben. Und das ist ganz gut, wenn das andere machen.
0:28:39–0:28:44
Und er hat dann auch immer noch so Zeitgeschichte kommentiert und dazu sich
0:28:44–0:28:48
geäußert. Aber er hat dann so ein bisschen so sich nicht mehr in den Romanen
0:28:48–0:28:54
dann halt auch ausgedrückt, sondern eher so in Artikeln und Essays und so weiter.
0:28:54–0:28:57
Ja, genau so viel zu Stonis Wavlem.
Micz Flor
0:28:57–0:29:01
Ja, da möchte ich eine Anekdote, die ich irgendwo gelesen hatte,
0:29:01–0:29:05
noch anhängen. Kennst du die mit Philip K. Dick und Stanislaw Lem?
Florian Clauß
0:29:06–0:29:06
Nein.
Micz Flor
0:29:06–0:29:11
Weil da war es wohl so, dass Lem hatte schon natürlich so eine bestimmte Macht
0:29:11–0:29:15
im Literaturbetrieb und der hat sich eingesetzt, dass Philip K.
0:29:15–0:29:18
Dick wohl übersetzt wird ins Polnische, glaube ich, oder so.
0:29:18–0:29:21
Also da hat er sich so stark gemacht und hat dann auch versucht, Kontakt aufzunehmen.
0:29:21–0:29:26
Und Philip K. Dick war da scheinbar schon nicht mehr in der besten Phase seines Lebens.
0:29:26–0:29:30
Der ist dann wohl zum CIA gegangen und hat gesagt, dass irgendeine russische,
0:29:30–0:29:33
die wollen ihn da irgendwie unterlaufen. Die hießen Stanislaw Lem.
0:29:33–0:29:37
Und da müsste er es ja eh mal gucken, weil er möchte ja nichts mit zu tun haben.
0:29:37–0:29:40
Wollte es irgendwie weghalten. Hatte halt Sorge, als Stanislaw Lem,
0:29:40–0:29:44
der dann selber dachte, qua persona, hallo, ich bin es.
0:29:44–0:29:47
Wir sprechen auf Augenhöhe. Trifft dann auf einen verstörten,
0:29:47–0:29:49
alkoholisierten Philipp K. Dick.
Florian Clauß
0:29:49–0:29:54
Ja, aber der war ja eh, der Teil hat mir ja doch schon mal drüber gesprochen.
Micz Flor
0:29:54–0:29:55
Ja, ja, genau. Aber deshalb kam ich noch mal.
Florian Clauß
0:29:55–0:29:56
Voll in dieser Nixon-Ära.
Micz Flor
0:29:56–0:30:01
Es passt einfach so gut in dieses Bild rein. Die Russen haben mich kontaktiert.
0:30:02–0:30:03
Das muss ich übernehmen.
Florian Clauß
0:30:05–0:30:08
So, wir sind jetzt hier in der Herzberge. Das ist die Stadtfarm.
Micz Flor
0:30:08–0:30:10
Hat sich hier aufgebaut.
Florian Clauß
0:30:10–0:30:13
Auch so, ich glaube, das ganze Gebiet war dann so vor 20 Jahren.
0:30:14–0:30:17
Da hat er dann die Stadt überlegt, was macht sie hier mit dem Gebiet.
0:30:17–0:30:21
Stadtfarm ist so ein kleiner Betrieb, städtisch gefördert.
0:30:21–0:30:27
Und ich glaube, hier ist die größte Produktion an Fisch aus der Stadtfarm.
0:30:27–0:30:29
Hier gibt es nämlich so Viktoria-Seebarsch.
Micz Flor
0:30:29–0:30:29
Ja, wirklich.
Florian Clauß
0:30:29–0:30:33
Ja, und die bauen den an. Und die haben dann auch so ein Anbausystem.
0:30:34–0:30:36
Ja, die werden tatsächlich,
0:30:36–0:30:40
also das heißt, aus dem Fischkot und so weiter werden dann halt so schwimmende
0:30:40–0:30:45
Hochbeete gemacht, wo dann der Salat drauf wächst und so weiter.
0:30:45–0:30:48
Also die haben da so ein ganzes Kreislaufsystem hier aufgebaut,
0:30:48–0:30:50
aber es sieht so ein bisschen verwahrt aus.
Micz Flor
0:30:51–0:30:56
Es sieht lustigerweise halt so aus, wie in Tarkovskys Solaris-Verfilmung irgendwas aussehen könnte.
0:30:56–0:31:01
Es ist einer von diesen Orten, die finde ich eigentlich immer wunderbar,
0:31:01–0:31:06
wo die Orte funktional hergestellt werden und dann so ein Patina entwickeln,
0:31:06–0:31:08
weil keiner so richtig draufschaut.
0:31:08–0:31:11
Es wird immer noch mal gemäht, aber es wird trotzdem halt auch viel gelassen,
0:31:11–0:31:16
was im Westdeutschland ich immer nur an Zug, so Bahnhöfen kannte.
0:31:16–0:31:19
Da gab es immer zwei, drei Gleise bei größeren Bahnhöfen, wo dann einfach so
0:31:19–0:31:22
Holunderbüsche aus den schienen. Das fand ich immer ganz zauberhaft.
0:31:23–0:31:26
Und das hier ist so ein Ort mit
0:31:26–0:31:30
ein paar Neuerungen, die dann hier ganz pragmatisch diese Pipeline Also.
Florian Clauß
0:31:30–0:31:34
Die hatten auch eben das Modell, dass hier gibt es einen Markt,
0:31:34–0:31:38
da war ich auch schon ein paar Mal, da kann man Samstag und Sonntags kann man
0:31:38–0:31:42
hier einkaufen oder Samstag glaube ich nur, kann man halt Gemüse kaufen aus
0:31:42–0:31:46
dieser Anbau aber ich habe jetzt gelesen im Wikipedia Artikel,
0:31:46–0:31:49
dass dann nach Corona, also während Corona ist es komplett,
0:31:50–0:31:53
eingebrochen und Der Markt. Der Markt, ja.
0:31:53–0:31:57
Und dann hatten die halt so ein Abo-Modell aufgebaut.
0:31:57–0:32:00
Das heißt, dass du halt hier für eine gewisse Gebühr dann halt immer deinen
0:32:00–0:32:03
Obst- und Gemüsekorb bekommst.
Micz Flor
0:32:03–0:32:09
Also wo wir jetzt gerade vorstehen, das sieht so aus wie der größte urbane Ort,
0:32:09–0:32:11
wo Viktoriabarsche abwesend sind.
Florian Clauß
0:32:11–0:32:15
Ja, weil da hinten sind tatsächlich, wenn du mal guckst, hier kommt noch eine
0:32:15–0:32:20
Halle und da hinten sind so die ganzen Aquarien drin.
0:32:22–0:32:25
Und ich dachte, wir könnten hier nochmal, da kann man nochmal auf den Friedhof
0:32:25–0:32:27
gehen. Ach, ganz toll. Angrenzen.
Micz Flor
0:32:28–0:32:30
Herzberge, war das nicht auch diese große Nerven-Highland-Stadt?
Florian Clauß
0:32:30–0:32:37
Genau, genau. Also Herzberge, das ist das königliche Elisabeth-Krankenhaus Herzberge.
0:32:38–0:32:42
Also kommen wir gleich nochmal nachher zu. Und hier ist der Friedhof.
0:32:42–0:32:45
Ich glaube, der gehört mit zu dem Krankenhaus.
0:32:46–0:32:48
Aber ich war jetzt hier vor einigen...
Micz Flor
0:32:48–0:32:50
Das ist die beste Werbung für ein Krankenhaus, ein riesen Friedhof.
Florian Clauß
0:32:50–0:32:55
Ja, das hat auf jeden Fall eine lange Tradition, der Friedhof hier auch.
0:32:56–0:33:02
Es gibt einige Veteranengräber für den antifaschistischen Kampf.
0:33:03–0:33:07
Zumal habe ich mal hier so eine Gruppe von Antifa-Leuten, die auch so eine Flagge
0:33:07–0:33:10
hochgehalten haben und dann halt so eine Gräberpflege gemacht haben.
0:33:10–0:33:11
Fand ich so ganz interessant.
0:33:13–0:33:19
Okay, also gehen wir jetzt hier auch von diesem absonderlichen Ort in einen
0:33:19–0:33:24
anderen absonderlichen jenseitigen Ort. Solaris.
Micz Flor
0:33:24–0:33:24
Solaris.
Florian Clauß
0:33:24–0:33:31
Genau. Ich würde vorschlagen, du erzählst so ein bisschen Geschichtstrang und
0:33:31–0:33:34
wir steigen dann so an bestimmten Punkten auch gleich in die Interpretation an.
0:33:34–0:33:39
Das ist, glaube ich, einfacher, das wirklich so zu machen als im Nachhinein, oder? Wie würdest du?
Micz Flor
0:33:39–0:33:44
Dann mache ich eine ganz kurze zusammenfassende Klammer und dann fangen wir an.
0:33:45–0:33:50
Die kurz zusammenfassende Klammer ist halt, der Roman beginnt damit,
0:33:50–0:33:53
dass jemand im Anflug auf eine Raumstation ist vor einem Planeten.
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Und dieser Planet wird immer beschrieben als ein großer Ozean.
0:33:57–0:34:01
Der wurde zu Hilfe gerufen in gewisser Weise und als er landet,
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kümmert man sich aber gar nicht um ihn.
0:34:02–0:34:07
Und alle scheinen irgendwie sehr seltsam zu sein. Es gibt noch zwei andere auf
0:34:07–0:34:11
dieser Raumstation und der, der ihn um Hilfe gerufen hat, hat sich wohl an dem
0:34:11–0:34:13
Tag, an dem er kam, umgebracht.
0:34:15–0:34:18
Alle sind komisch und sage ihm die ganze Zeit, also er spricht eigentlich nur
0:34:18–0:34:20
mit einem, er soll immer so abwarten, er wird schon noch sehen.
Florian Clauß
0:34:20–0:34:24
Es sind noch drei Besatzungsmitglieder.
Micz Flor
0:34:24–0:34:26
Drei? Snout?
Florian Clauß
0:34:26–0:34:28
Nein, eher Snout und Sartorius.
Micz Flor
0:34:28–0:34:33
Gut, er kommt an und es sind noch zwei und der dritte, jetzt habe ich den Gabriel.
Florian Clauß
0:34:33–0:34:34
Sartorius.
Micz Flor
0:34:34–0:34:39
Sartorius ist noch da und Giberian, der hat sich umgebracht und das war ein
0:34:39–0:34:43
alter Bekannter noch von dem Planeten Erde. Und auf jeden Fall ist er dann da,
0:34:43–0:34:44
es ist alles irgendwie komisch.
0:34:45–0:34:51
Er wacht am nächsten Tag auf, nachdem er so ein bisschen sich in das Thema nochmal
0:34:51–0:34:53
eingelesen hat, warum dieser Planet so wichtig ist für die Menschheit.
0:34:53–0:34:57
Dann ist auf einmal seine verstorbene Frau neben ihm.
0:34:58–0:35:02
Das ist für ihn total unheimlich er
0:35:02–0:35:06
entledigt sich ihr wird dann so irgendwie manchmal flapsig
0:35:06–0:35:11
gesagt also er sperrt sie ein in eine kapsel und schießt die weg dem nächsten
0:35:11–0:35:14
da kommt die wieder dann lernte dass alle irgendwie solche gäste haben jetzt
0:35:14–0:35:19
geht ich aufs gaspedal die scheinbar irgendwie mit diesem planeten zu tun haben
0:35:19–0:35:24
der scheinbar irgendwie die gedanken lesen kann und Und diese Gäste kreieren kann.
0:35:24–0:35:29
Die stellen dann fest, dass die aus einem ganz seltsamen subatomaren Stoff von
0:35:29–0:35:31
Neutrinos gebaut wurden.
0:35:31–0:35:38
Und er, Calvin, unser Held sozusagen, der entscheidet sich dann,
0:35:38–0:35:42
bei seiner Frau zu bleiben, die sich auf der Erde umgebracht hat,
0:35:42–0:35:44
wo er sich auch ein bisschen verantwortlich fühlt.
0:35:44–0:35:48
Die anderen sagen, das geht aber gar nicht, weil sie wahrscheinlich die Station nie verlassen können.
0:35:48–0:35:51
Weil dann würde die vielleicht zerfallen. Er weiß das auch, sie weiß das auch.
0:35:51–0:35:52
Auch sie wird immer bewusster.
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Sie weiß allerdings natürlich nicht alles.
0:35:56–0:36:01
Und das Ganze endet dann darin, dass sie selber entscheidet,
0:36:01–0:36:03
dass sie nicht sie selber ist oder nicht genau weiß,
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wo sie herkommt und irgendwie etwas ist, was sie nicht weiß zu sein und lässt
0:36:09–0:36:12
sich dann von den anderen beiden Wissenschaftlern umbringen.
0:36:12–0:36:18
Und weil sie am Tag vorher noch von Calvin die Gehirnwellen per harten Röntgenstrahlen
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auf den Planeten geschickt haben, hat sich da auch was verändert und diese Gäste
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werden auch nicht wieder erschaffen.
Florian Clauß
0:36:23–0:36:27
Wir müssen, ich glaube, wir haben noch nicht einmal gesagt, dass diesen Planeten,
0:36:27–0:36:31
der Ozean, dass das eine außerirdische Intelligenz darstellt.
Micz Flor
0:36:31–0:36:35
Ja, das ist etwas, wo lange darüber diskutiert wurde.
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100 Jahre wird über diesen Planeten schon diskutiert, ob der intelligent ist
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oder nicht oder wie das sein kann, weil der eben sogar die Möglichkeit hat,
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physikalische Gesetze so zu beugen, dass er als Planet, der um Doppelsterne kreist,
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trotzdem eine stabile Laufbahn hat.
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Da kommen wir dann gleich noch mal ein bisschen mehr dazu. Und zum Schluss entscheidet
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Calvin, auf dem Planeten zu landen und in gewisser Weise auch auf der Station
0:37:02–0:37:03
zu bleiben und nicht mehr zur Erde zurück zu gehen.
0:37:05–0:37:06
Das ist die kurze Fassung.
Florian Clauß
0:37:07–0:37:15
Danke, Mitch. Ja, sehr cool. Sehr fixiert auf die Beziehung zwischen Harvey und Chris.
0:37:15–0:37:21
Die auch sicher dadurch jetzt so fixiert, weil die filmischen Umsetzungen sich
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auch immer sehr auf diese Beziehung fixieren.
0:37:24–0:37:28
Kommen wir da später zu? Kommen wir in den nächsten Episoden zu?
Micz Flor
0:37:28–0:37:32
Dann kommt jetzt die lange. Fangen wir mal woanders an. Also nicht Calvin und
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seine Frau, sondern die Erde, die Menschheit.
Florian Clauß
0:37:35–0:37:38
Darf ich noch ganz kurz die Geschichte dazu erzählen?
0:37:38–0:37:42
Das erste Mal, und das fand ich so ganz interessant, weil wir uns das erste
0:37:42–0:37:46
Mal dieses Solaris gelesen haben, dann hatte ich so rückblickend im Kopf,
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dass auf den ersten 80 Seiten nur über die Solaristik, das ist quasi dieser
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Diskurs, dieser wissenschaftliche Diskurs, der über diesen Ozean geführt wird,
0:37:58–0:38:01
wo dann verschiedene Lager und so weiter, Also das ist wirklich,
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über 100 Jahre gibt es dann halt schon diese, vor 100 Jahren wurde er entdeckt,
0:38:05–0:38:07
dann gibt es halt diese Station und so weiter.
0:38:07–0:38:11
Aber es wurde ganz massiv dann immer diskutiert und es gab verschiedene Lage.
0:38:11–0:38:15
Das hat mich damals total fasziniert an dem Buch, dass es zwar auf einmal so
0:38:15–0:38:19
ein Wissenschaftsdiskurs da stattfindet, ja, über eine Sache und dann aber auch
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mit so verschiedenen Positionen, die alle irgendwo auch sich versuchen zu belegen,
0:38:24–0:38:26
ja, also wie halt ein Wissenschaftsbetrieb läuft.
0:38:26–0:38:29
Und dann hattest du mir aber gesagt, als ich das nochmal gelesen habe,
0:38:30–0:38:32
dann dachte ich so, habe ich eine falsche Ausgabe vielleicht?
0:38:33–0:38:37
Ich hatte das Gefühl, es wäre viel, viel länger. Und dann meinte ich so,
0:38:37–0:38:39
nee, nee, das sind erst mal die ersten Seiten.
0:38:39–0:38:44
Und dann, als ich das dann ganz gelesen habe, dann dieser Diskurs über die Solaristik,
0:38:44–0:38:48
das wird ja überall eingeflochten, das wird ja dann auch später immer weiter ausgebalzt.
0:38:48–0:38:51
Aber ich hatte dann im Rückblick, hatte ich so die komprimierte Vorstellung,
0:38:51–0:38:53
sind die ersten 100 Jahre.
Micz Flor
0:38:53–0:38:57
Nee, es sind zwei große Blöcke, wo das passiert. Am Anfang so ein bisschen und
0:38:57–0:38:58
dann halt diese eine große.
0:38:58–0:39:02
Nee, und dann sind es sogar drei Teile, weil er dann nochmal diese kleine Akrophyfe
0:39:02–0:39:03
oder wie das heißt, sucht da.
Florian Clauß
0:39:04–0:39:07
Ja, die kleine Akrophyfe. Weißt du, was eine Akrophyfe ist?
Micz Flor
0:39:07–0:39:07
Nee.
Florian Clauß
0:39:07–0:39:09
Da habe ich nämlich nur nachgeschlagen extra.
Micz Flor
0:39:10–0:39:12
Danke fürs Bloßstellen und danke für die Hilfe.
Florian Clauß
0:39:14–0:39:19
Nein, weil ich auch dachte, was ist das denn? Akrophyfe werden die Teile genannt.
Micz Flor
0:39:19–0:39:21
Ich muss sagen, ich weiß nicht, ob es Akrophyfe ausgesprochen wird.
0:39:21–0:39:23
Mit ein bisschen immer nach Apokryph.
Florian Clauß
0:39:24–0:39:30
Apokryph wird es ausgesprochen. Und zwar ist ein Apokryph die Teile,
0:39:30–0:39:31
die es nichts in die Bibel geschafft haben.
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Das sind so quasi die geheimen Bibelteile. Also entweder, weil es halt nicht
0:39:36–0:39:39
so Mainstream war oder aber, weil dann halt so Geheimnisse drin sind.
0:39:40–0:39:47
Und das Ding ist ja, dass das Buch von Gibertian, wo er bestimmte Zitate oder
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bestimmte Bücher der Solaristik,
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referenziert, die Hinweise enthalten, dass es halt nicht ganz so ein Mainstream-Diskurs ist.
0:39:57–0:40:03
Also die geheimen Botschaften und die geheimen Wahrheiten über Solaris sozusagen.
0:40:04–0:40:06
Also so würde ich das lesen.
Micz Flor
0:40:06–0:40:10
Das Kapitel. Ja, so wird es auch beschrieben.
0:40:10–0:40:13
Das sind ja quasi die Take-outs, die Sachen, wie du sagst, die es nicht in den
0:40:13–0:40:17
Kodex geschafft haben als wissenschaftlicher Kanon.
Florian Clauß
0:40:17–0:40:21
Das ist sehr schön, der wissenschaftliche Kanon. Und dann kommt halt dieser
0:40:21–0:40:25
Bertrand, der dann zum Beispiel in Tarkovsky eine viel größere Rolle hat.
Micz Flor
0:40:25–0:40:27
Ja, das finde ich auch spannend, wenn wir über die Filme sprechen,
0:40:27–0:40:32
was da so umgestellt wurde und verständlicherweise und gleichzeitig aber auch
0:40:32–0:40:34
leider, wie ich manchmal denke.
0:40:34–0:40:39
Aber jetzt kommt die lange Zusammenfassung, wo wir dann einsteigen werden.
Florian Clauß
0:40:39–0:40:40
Ja, sehr gerne.
Micz Flor
0:40:40–0:40:43
Mit Fußnoten und Interpretation, wann immer es gerade passt.
Florian Clauß
0:40:44–0:40:45
Also jetzt quasi.
Micz Flor
0:40:45–0:40:50
Also es geht allgemein um Solaris. Es ist der Name eines Planeten,
0:40:50–0:40:51
auf dem ein großer Ozean ist.
0:40:52–0:40:56
Und in der Erforschung von extraterrestrischem Leben auf der Erde wurde man
0:40:56–0:41:00
auf diesen Planeten aufmerksam, weil man anfangs einfach nur gemerkt hat,
0:41:00–0:41:04
dass das ein Planet in einem System mit zwei Sonnen ist.
0:41:04–0:41:08
Und wie wir seit Trisolaris und dem Dreikörperproblem jetzt alle wissen,
0:41:08–0:41:11
sind die Flugbahnen da nicht gut vorhersehbar.
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Zwei Körper geht, drei Körper geht nicht.
0:41:14–0:41:20
Längst hätte Solaris in eine der Sonnen fallen müssen, beziehungsweise man konnte
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dann merken, dass die vorhergesehene Bahn nicht gehalten wird.
0:41:24–0:41:29
Und hat sich dann überlegt, wie kann das sein und dann irgendwie begonnen,
0:41:29–0:41:33
diesen Solaris-Planeten sich genauer anzuschauen und gemerkt,
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dass der fast komplett von einem Ozean bedeckt ist.
0:41:37–0:41:43
Der bei Tarkovsky, finde ich, sehr schön visualisiert wird, auch wenn Lem das
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nicht so dachte. Und dieser Ozean allerdings irgendwie sich auch zu bewegen
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scheint, zu wandern scheint.
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Es gibt immer wieder auch mal
0:41:51–0:41:55
trockene Plätze, Inseln, einen ganz kleinen Prozentsatz der Oberfläche.
0:41:55–0:42:01
Aber die ganze Zeit ist der Ozean wie, wie soll ich sagen, wie lebendig.
0:42:01–0:42:05
Später merkt man, da greife ich jetzt schon mal voraus, dass da aber keine Zellen
0:42:05–0:42:06
gibt oder keine Strukturen gibt.
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Also man kann sich das alles gar nicht erklären. Man merkt aber nur,
0:42:10–0:42:17
dass dieser Planet in der Lage ist, aktiv sich oder die physikalischen Gesetze um ihn zu biegen.
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Da sind wir ein bisschen wieder bei Expanse, wo dann auch die Physik ein bisschen
0:42:21–0:42:25
gebogen wird, um Ionenkanäle zu verändern.
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Was dazu führt, dass dieser Planet eine stabile Umlaufbahn um diese beiden Sonnen halten kann.
0:42:31–0:42:33
Ich weiß nicht, ob es jetzt ein ist, das wird nicht genau erklärt,
0:42:33–0:42:34
aber auf jeden Fall erstürzt es nicht.
Florian Clauß
0:42:34–0:42:35
Es sind zwei Sonnen.
Micz Flor
0:42:35–0:42:36
Zwei Sonnen, aber...
Florian Clauß
0:42:36–0:42:37
Es ist eine rote und eine blaue Sonne.
Micz Flor
0:42:37–0:42:41
Aber was seine Umlaufbahn ist, ob das jetzt quasi ein Kreis ist,
0:42:41–0:42:41
das wird doch genau gesagt.
Florian Clauß
0:42:41–0:42:45
Du hast ein chaotisches System. Entweder, wie du sagst, stürzt der Planet in
0:42:45–0:42:48
der Sonne raus oder er wird weggepfeffert.
Micz Flor
0:42:48–0:42:55
Und wir kommen in die Geschichte, als es schon 100 Jahre von Forschung gibt über...
Florian Clauß
0:42:55–0:42:59
Ja, die Station, das wird auch nicht irgendwo genau beschrieben,
0:43:00–0:43:03
aber wahrscheinlich ist, dass diese Station auch schon seit mehreren Jahrzehnten,
0:43:03–0:43:05
wenn nicht sogar das Jahrhundert, schon da ist.
0:43:05–0:43:09
Und in dem Zusammenhang finde ich auch nochmal interessant,
0:43:09–0:43:16
wie kunstvoll das Lemm arrangiert, nämlich er macht sich da jetzt auch so rein
0:43:16–0:43:20
fiktional nicht angreifbar, nämlich diese Frage von Entfernung,
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Zeitreise, also überhaupt Raumreise.
Micz Flor
0:43:25–0:43:28
Zeitschuld, wie wir bei Imperium gesagt haben.
Florian Clauß
0:43:28–0:43:31
Genau, weil das kommt auch in irgendeiner Beschreibung, nämlich dann,
0:43:31–0:43:37
wenn am Ende, wenn dann eben der Bericht von Snout verfasst und von Chris Kelvin,
0:43:37–0:43:39
so heißt unsere Hauptfigur, dem Protagonisten.
0:43:40–0:43:44
Der dann halt mehrere Monate unterwegs ist, wenn nicht sogar Jahre.
0:43:44–0:43:46
Also da wird beschrieben von Orion und so weiter.
0:43:46–0:43:51
Vermutlich ist wirklich Solaris, das ganze System, ist halt Lichtjahre entfernt von der Erde.
0:43:52–0:43:56
Und das finde ich halt so toll, dass das halt wirklich überhaupt gar nicht so
0:43:56–0:43:57
beschrieben ist. Und es wird auch in keinem Film...
Micz Flor
0:43:58–0:43:59
Die Lichtjahre nicht viele Monate.
Florian Clauß
0:43:59–0:44:03
Ja, viele Monate. Aber man weiß ja nicht, ob trotzdem die Technologie...
0:44:03–0:44:09
Also es wird... Also da die Lokalisation des Planetens ist Lichtjahre von der Erde entfernt.
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Also muss ja quasi. Aber Monate vielleicht haben die eine Technik entwickelt,
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wo die halt so Spice-mäßig schneller als Licht reisen können oder sowas.
0:44:18–0:44:19
Also es wird überhaupt nicht beschrieben.
0:44:20–0:44:23
Und das ist für mich aber so ein genialer Kniff, um dann halt auch nicht in
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diese Erklärungsnot zu kommen.
Micz Flor
0:44:25–0:44:30
Das bringt mich dann, ich glaube wir brauchen, wir müssen eine zweite Wanderung machen zum Reden.
0:44:30–0:44:32
Wir werden wahrscheinlich gar nicht durchkommen, weil was mich ja immer,
0:44:33–0:44:38
das ist eine grundfesten Frage, weil es wird dann immer von Hard Science Fiction
0:44:38–0:44:41
und eher so Fantasy Science Fiction. Das hatte ich ja auch bei Dan Simmons schon
0:44:41–0:44:44
besprochen, dass da immer gesagt wird, das ist ja eher Fantasy.
0:44:45–0:44:49
Und Stanislaw Lem wird immer hochgehalten als Hard Science Fiction.
0:44:50–0:44:54
Aber What the F ist da irgendwie Hard Science Fiction? Was ist da?
Florian Clauß
0:44:54–0:44:59
Ja, aber das würde mich wundern, weil ich habe es anders gelesen,
0:44:59–0:45:02
dass nicht der Science Fiction so ausschließlich zuordnenbar ist.
0:45:03–0:45:09
Weil du hast ja wirklich hier auch ein Genre-Crossover. Es fängt an wie so ein Horror-Setup.
Micz Flor
0:45:09–0:45:09
Das Ganze.
Florian Clauß
0:45:10–0:45:14
Es wird aber dann mehr Science-Fiction oder wissenschaftlicher Roman.
0:45:15–0:45:19
Und dann am Ende ist es dann irgendwie so ein philosophisches Grundstück,
0:45:19–0:45:20
was dann beschrieben wird.
0:45:20–0:45:26
Also das heißt, Lem lässt sich eigentlich nie in diese, also dass er hart Science-Fiction
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ist, im Sinne hart von, dass bestimmte Voraussetzungen gemacht werden,
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die es halt irgendwie gar nicht mehr so, die es halt nur in der Zukunft als Annahmen gebe.
Micz Flor
0:45:35–0:45:41
Ja, so eine Möglichkeit. Also das ist die Möglichkeit, eine extrapolierte Tangente
0:45:41–0:45:46
in die Zukunft könnte sein, dass, wie du schon gesagt hast, aus dem Fernseher
0:45:46–0:45:48
ein Tablet wird oder ein Handy.
Florian Clauß
0:45:49–0:45:53
Aber darf ich nur mal ganz kurz, weil ich das auch so, das fand ich so abgefahren,
0:45:53–0:45:56
das ist für mich halt wirklich so, weil auf der einen Seite gibt es halt dieses,
0:45:56–0:46:02
man weiß nicht, wie der da hingekommen ist, wie er diese extreme Distanz überwunden hat.
0:46:02–0:46:05
Aber dann ist man doch irgendwie so verhaftet wieder in so...
0:46:06–0:46:10
In so Interfaces, weil das wird so kurz beschrieben, dann wird halt irgendwie
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so eine Plakette leuchtet auf mit dem Erde.
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Und das heißt, es gibt halt nichts von so kontextbasiert Darstellung von UI oder sowas.
0:46:19–0:46:24
Also von so Interface, das ist halt wirklich so, damals konnte man sich das ja nicht denken.
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Du hast den Bildschirm und der Bildschirm sich dann halt aufgrund seines Kontextes
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dann quasi funktional anpassen kann.
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Mit den ganzen Buttons drauf und so weiter. Es ist alles hart verdrahtet,
0:46:35–0:46:39
es sind die Kippschalter und es gibt dann halt vielleicht so eine Matrize,
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die du dann halt überlegen kannst, wenn du diesen Schalter umschaltest,
0:46:43–0:46:44
dann haben die alle eine neue Funktionseinheit.
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Das ist immer noch so in diesem Raumschiffsdesign so mit reingestrickt,
0:46:50–0:46:53
ja, aber das kannst du dir halt auch nicht anders vorstellen.
Micz Flor
0:46:53–0:46:59
Aber das ist ja dann dieser Witz in dem dritten Prequel von Star Wars,
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wo dann Darth Vader das erste Mal atmet, wo dann irgendwie die ganze Zeit diese
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absoluten Hightech-CGI-Roboter irgendwie rumgurken.
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Und dann kommt halt dieser alte End-70er-Jahre mit diesen drei großen Buttons,
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die rote Lampe, ein Drehknopf am Bauch.
Florian Clauß
0:47:18–0:47:20
Und das haben die so konsequent durchgehalten.
Micz Flor
0:47:20–0:47:24
Musst du ja auch, das ist ja ikonisch. und das ist genau das, was du,
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sagst, was man halt Darth Vader damals reingeschrieben hat, wo man dachte,
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so sieht die Zukunft aus, es gibt große Buttons auf dem Bauch und dann später
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siehst du das nirgends, also genau, so sah die Vergangenheit der Zukunft aus.
Florian Clauß
0:47:37–0:47:41
Ja, aber das finde ich auch, wie sie konsequent das am Set-Design durchgezogen
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haben, jetzt auch bei diesen ganzen neuen Spin-Off-Serien.
Micz Flor
0:47:43–0:47:46
Weil Solaris ist ein gutes Beispiel für das, was du sagst, auch,
0:47:46–0:47:50
dass er dann in diesem Raum, wo er später dann irgendwie sich einrichtet,
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unter dem Bett ein Tonbandgerät findet und dieses Tonbandgerät dann auch von
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seiner verstorbene Frau später entwendet wird und er es gerne wieder hätte.
Florian Clauß
0:47:58–0:48:04
Genau, wo dann die Dead Media quasi drin vorkommt. Also alte Aufzeichnungstechnologien.
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Kommen wir auch nochmal zu einem ganz kurzen Sidekick zu Mondnacht.
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Hast du mir nochmal geschickt den Link?
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Ja, ich habe es nämlich genau dieses, wo er auch unglaublich intelligent,
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also... Das ist jetzt eine andere Geschichte.
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Eine andere Geschichte, die heißt Ich weiß gar nicht, ob das nur eine Hörbuchfassung
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ist oder auch eine Kurzgeschichte.
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Aber es geht auch darum, dass eben zwei Astronauten auf dem Mond,
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auf der Mondstation, in eine Situation kommen, dass sie keinen Sauerstoff mehr kriegen.
0:48:33–0:48:36
Und ich kriege sie mir ganz zusammen, weil ich es wirklich so auch immer beim
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Einschlafen gehört habe.
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Und dass eben die in so einer Situation sind, dass sie das Tonband überlisten müssen.
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Also quasi diese ganze Observer-Technologie, die heute, also wo du halt auch
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wirklich schon heute so dieses Angriffsszenario, Mario, wie schaffe ich das,
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bestimmte Observer-Technologien zu umgehen, um dann zu meinem Ziel zu kommen?
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Hat er das als dramaturgischer Aufbau in diese Geschichte mit reingeschrieben?
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Ich kriege es aber nicht ganz zusammen. Aber wo du auch irgendwie merkst, er baut eine Szene auf,
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aber geht dann noch zwei Schritte weiter und macht dann eben daraus so einen
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Technologie-Plot raus. Aber jetzt habe ich dich rausgerissen.
Micz Flor
0:49:16–0:49:19
Nee, gar nicht. Wir fangen jetzt, das ist ein guter Schnitt,
0:49:19–0:49:22
weil jetzt geht es los. Jetzt geht dann die Geschichte eigentlich los,
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weil wir dann eben doch wieder bei unserem Protagonisten Chris Calvin sind.
0:49:27–0:49:30
Mit K. Chris und K. Calvin.
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Der ist ein Psychologe und wurde von Gibarian, seinem Bekannten aus der Erde, irgendwie angerufen.
0:49:37–0:49:41
Er solle doch bitte zu Hilfe kommen. Wir brauchen deine Hilfe, Chris.
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Und gespielt von Ulrich Tukur in der 2002er Version von Soderbergh,
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wo wir dann in vier Wochen, heute drüber reden werden, aber erst in vier Wochen,
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werden alle drüber reden.
Florian Clauß
0:49:56–0:50:01
Genau, und die Motivation, warum dann Dr. Calvin auf die Station kommt,
0:50:01–0:50:03
ist bei allen Varianten unterschiedlich.
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Also bei Solaris, bei dem von Lem, ist es so, dass er wirklich zur Hilfe gerufen wird.
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Also wir haben hier ein Problem mit der Besatzung. Bitte schau mal,
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dass du das als Psychologe uns da unterstützen kannst.
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Bei Tarkowski und Suderberg sind es andere Motivationen. Kommen wir nochmal hin.
Micz Flor
0:50:23–0:50:27
Und er kommt an, er wird losgeschossen, wie in so einer Kanonenkugel.
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Das ist auch sehr schön so hart Science-Fiction-mäßig beschrieben.
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Er kommt dann in so einen Gefährt rein, dann bläst sich sein Schutzanzug auf.
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Dann ist er da so reingepropft, sodass er dann auch gleichzeitig geschützt,
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aber auch eingesperrt ist.
0:50:40–0:50:43
Wird dann losgeschossen. Das geht aber alles so smooth, dass er selber gar nicht
0:50:43–0:50:45
genau mitbekommt, dass er schon fliegt.
0:50:45–0:50:48
Dann hat er so einen kleinen Schlitz, kann er so rausgucken,
0:50:48–0:50:52
kommt immer näher an den Planeten Solaris. kommt dann irgendwann in diesen Punkt,
0:50:52–0:50:56
wo er sagt, das fand ich sehr schön, wo er sagt so, ab da falle ich.
0:50:57–0:51:00
Vorher ist er auf etwas zugeflogen und dann auf einmal gab es oben und unten
0:51:00–0:51:04
in seiner Wahrnehmung, was ich schon einen schönen Blick auf dieses Menschliche finde.
0:51:04–0:51:09
Also der Mensch braucht oben und unten, sobald es geht, wird das als Kompass,
0:51:09–0:51:11
als Orientierungssystem eingeschaltet.
0:51:12–0:51:16
Und dann versucht er die ganze Zeit Kontakt aufzunehmen mit der Raumstation,
0:51:16–0:51:20
aber die kreist um den Planeten beziehungsweise nicht, dass sie kreislich ist.
0:51:20–0:51:21
Sie kann sich auch bewegen.
0:51:21–0:51:24
Also sie ist quasi aber eben in einer, wahrscheinlich nicht mal in einer Umlaufbahn,
0:51:25–0:51:26
aber sie schwebt über dem Planeten.
Florian Clauß
0:51:26–0:51:28
Weißt du noch, wie die Raumstation heißt?
Micz Flor
0:51:29–0:51:29
Nee.
Florian Clauß
0:51:30–0:51:30
Prometheus.
Micz Flor
0:51:31–0:51:33
Nee, Prometheus schießt ihn ab.
Florian Clauß
0:51:34–0:51:35
Nee, Prometheus ist die Raumstation.
Micz Flor
0:51:36–0:51:38
Nee, Prometheus schießt ihn weg, verlässt Prometheus.
Florian Clauß
0:51:39–0:51:41
Aber Prometheus ist die Trägerrakete.
Micz Flor
0:51:42–0:51:46
Prometheus ist der Ort, von dem er in dieser Kapsel weggeschossen wird.
Florian Clauß
0:51:46–0:51:49
Okay, das hatte ich anders in Erinnerung.
Micz Flor
0:51:49–0:51:52
Aber ich lese nachher noch schlechte Beispiele der Übersetzung vor.
Florian Clauß
0:51:53–0:51:56
Ich glaube nicht, dass es auf die Übersetzung zurückzugehen ist.
Micz Flor
0:51:57–0:51:58
Aber danke.
Florian Clauß
0:51:58–0:51:59
Dass du mir.
Micz Flor
0:51:59–0:52:01
Das gesagt hast. Da kommt Prometheus drin vor und deshalb weiß ich,
0:52:01–0:52:03
dass das da ist, wo er herkommt.
Florian Clauß
0:52:03–0:52:07
Okay, dann hat er die Raumstation, hat gar keinen Namen, oder?
0:52:08–0:52:10
Ich dachte immer, das wäre Prometheus.
Micz Flor
0:52:10–0:52:11
Nee.
Florian Clauß
0:52:11–0:52:16
Aber sie ist namenlos. Die Lagestation.
Micz Flor
0:52:17–0:52:20
Namentliche, namenlose Raumstation. Auf die fliegt er zu. Er landet da auch.
0:52:20–0:52:24
Er hat keinen Kontakt, außer mit dem Bordcomputer, der sich um ihn kümmert.
0:52:24–0:52:28
Alles sicher. Er sagt, wir übernehmen dich. Du kommst jetzt hier an. Er steigt aus.
0:52:29–0:52:32
Keiner empfängt ihn. Er ist da alleine. Er weiß gar nicht, wo er ist.
0:52:32–0:52:34
Aber dann ist alles irgendwie so durcheinander.
0:52:35–0:52:38
Und er findet dann, glaube ich, auch eine Blutspur.
Florian Clauß
0:52:39–0:52:39
Nee.
Micz Flor
0:52:40–0:52:41
Also da müsste ich auch nochmal...
Florian Clauß
0:52:42–0:52:45
Die Blutstube kommt nur bei Sudaberg vor.
Micz Flor
0:52:45–0:52:47
Ja, da bin ich mir eben nicht ganz sicher. Da muss ich nochmal gucken,
0:52:47–0:52:50
weil die Frage... Es wurde ja...
0:52:52–0:52:54
Lem wurde ja auch natürlich gefragt, worum geht es eigentlich?
0:52:55–0:52:57
Also was wir heute auch ein bisschen rumdaddeln im Dunkeln.
0:52:57–0:53:02
Und Lem meinte von sich aus, ja, was heißt, worum geht es eigentlich?
0:53:02–0:53:05
Sie weiß doch, wenn ich so eine Geschichte schreibe, weiß doch selber nicht genau, wo es hingeht.
0:53:05–0:53:10
Als zum Beispiel Calvin ankam und dann findet er diese Spur,
0:53:10–0:53:12
da wusste ich selber nicht, wie es weitergeht.
0:53:12–0:53:14
Aber dann habe ich weitergeschrieben und dann wusste ich, wie es weitergeht.
0:53:15–0:53:18
Das war so seine, also da könnte man natürlich psychoanalytisch sagen,
0:53:19–0:53:20
sein Unbewusstes schreibt ihn da.
Florian Clauß
0:53:20–0:53:24
Ja, das ist aber interessant, weil er wirklich da über den Schreibensprozess
0:53:24–0:53:25
dann sich nochmal äußert.
0:53:25–0:53:29
Und es ist tatsächlich so, dass er die nicht vorher so zurechtgelegt hat,
0:53:29–0:53:34
die Geschichte, sondern dass sie so, wenn man ihm glaubt, dann so beim Schreiben entstanden ist.
Micz Flor
0:53:35–0:53:40
Auf der Station, Gbarian stellte schnell fest, hat sich das Leben genommen.
0:53:40–0:53:46
Er findet oder trifft den Kybernetiker Snout, der sich ihm gegenüber sehr komisch verhält.
0:53:46–0:53:49
Das ist auch sehr schön geschrieben. Wir plot-spoilern rechts,
0:53:49–0:53:52
links und in der Mitte. Deshalb sage ich das erst gleich.
0:53:52–0:53:58
Weil erst später wird Calvin klar, dass Snout anfangs gar nicht wusste,
0:53:58–0:54:00
ob er denn nicht vielleicht auch ein Gast ist.
0:54:01–0:54:04
Deshalb war er da sehr, sehr zurückhaltend. Er musste sich da irgendwie...
0:54:04–0:54:10
Aber wir sind in dem Moment wirklich noch in Chris Calvins Blick auf die ganze Geschichte.
0:54:10–0:54:12
Und er checkt nicht, warum Snout so komisch ist.
Florian Clauß
0:54:12–0:54:16
Das ist so schön. Das passt gerade zum Thema Gast. Wir treten hier gerade auf
0:54:16–0:54:20
eine kleine Lichtung und mit einer Kapelle und auf der Kapelle steht und sie leben doch.
Micz Flor
0:54:21–0:54:25
Und es gibt noch Sartorius. Sartorius, den lernen wir erst später kennen.
0:54:26–0:54:29
Und die sind so ein bisschen komplementär zueinander.
0:54:29–0:54:37
Snout ist eher so ein bisschen freundlich, aber irgendwie total innerlich erschöpft und zerrissen.
0:54:37–0:54:43
Und Sartorius ist eher so Teflon-Wissenschaftler, distanziert,
0:54:43–0:54:49
kalt, aber gleichzeitig der, der halt irgendwie wahrscheinlich seine Unsicherheit
0:54:49–0:54:53
kompensiert über eine Entschlossenheit und einen Plan.
0:54:57–0:55:02
Die Untersuchungen so treibt, ne? Und dann eben das in den Trino-Feld und so weiter rausbekommt.
0:55:03–0:55:07
So, und Calvin wird von Snout gesagt, Calvin solle doch einfach vorsichtig sein,
0:55:07–0:55:11
erstmal gucken, komm erstmal an, so in der Art, ne, weil Snout zu Recht auch
0:55:11–0:55:13
irgendwie schon antizipiert, er kann es jetzt gar nicht erklären.
0:55:14–0:55:17
Erstens, weil er scheinbar noch unsicher ist, wer dieser Calvin überhaupt ist,
0:55:17–0:55:22
aber zweitens auch, weil er es erleben muss, um es wirklich zu glauben.
0:55:22–0:55:23
So, ne, es ist einfach nicht fassbar.
0:55:24–0:55:28
Dann ist es so, dass Calvin auf der Station versucht, sich zu orientieren und
0:55:28–0:55:31
dann auch so Stimmen hört aus den Laboren von den Kollegen.
0:55:32–0:55:38
Und er begegnet dann einer etwas korpulenteren, wird sie beschrieben,
0:55:39–0:55:40
barfüßigen, halbnackten Frau.
0:55:40–0:55:44
Er hört so platschende Schritte und sieht die dann und folgt ihr auch.
Florian Clauß
0:55:44–0:55:50
Ja, das ist eine schwarze Frau. In der ursprünglichen Übersetzung wird noch das N-Wort benutzt.
Micz Flor
0:55:50–0:55:54
Ich habe das rausgenommen, weil ich es nicht relevant fand. Ich habe überlegt,
0:55:54–0:55:56
ob ich das korpulente auch rausnehme.
Florian Clauß
0:55:56–0:56:05
Ja, aber es ist insofern schon dafür, dass die Beschreibung dieser Abstrusität,
0:56:05–0:56:08
das ist da, wo quasi der Horrorplot anfängt.
0:56:08–0:56:11
Weil da kriegst du ja wirklich das Grauen. Was passiert hier?
0:56:11–0:56:16
Also es ist ja quasi ein Mensch, den man da so nicht erwarten würde in diesem Umfeld.
Micz Flor
0:56:16–0:56:20
Genau, und das Schwarz sollte das noch so verdichten, dass ich es nicht zeitgemäß
0:56:20–0:56:23
empfunden habe, das jetzt irgendwie als Andersheit oder Feindheit.
Florian Clauß
0:56:23–0:56:32
Ja, also ja, im Sinne von, dass es komplett klar ist, dass diese Figur nicht
0:56:32–0:56:35
in irgendeinem wissenschaftlichen Kontext dahin gekommen sein kann.
Micz Flor
0:56:36–0:56:38
Aber das ist doch nicht, weil sie schwarz ist.
Florian Clauß
0:56:38–0:56:43
Na doch, in dem Sinne schon, weil so wie die damals aufgestellt waren,
0:56:44–0:56:49
in diesem Ganzen, und sie wird ja quasi so als halbnackt, also das heißt wie
0:56:49–0:56:53
so eine Indigene beschrieben. So ein Bild hatte ich dann.
0:56:53–0:56:58
Das ist eine andere Zivilisation, die sie da halt auch so mit verkörpert.
Micz Flor
0:56:58–0:57:02
Da bleibe ich jetzt mal kurz stecken, weil das ist so ein bisschen ein Vorgriff
0:57:02–0:57:07
und ein sehr gutes Beispiel für das, was wir dann später lernen und wo es einfach
0:57:07–0:57:09
unklar ist und keiner kann es richtig verstehen.
0:57:09–0:57:17
Aber es wird wohl deutlich, dass der Planet sich in gewisser Weise in die Menschen,
0:57:17–0:57:19
die da sind, jetzt auch Calvin,
0:57:19–0:57:27
Snout, Sartorius, hineinbegeben kann, wie auch immer, um darin Bilder zu finden
0:57:27–0:57:33
und aus diesen Bildern zum Beispiel eben auch besagte Frau erstellt.
0:57:36–0:57:43
Die unglaublich akkurat abbilden, wie diese Menschen, die auf der Station gar
0:57:43–0:57:46
nicht sein könnten, wirklich waren bzw.
0:57:46–0:57:48
Erinnert werden von denen, die da sind.
0:57:49–0:57:52
Und das, was du jetzt gemacht hast, war, finde ich, ganz interessant.
0:57:52–0:57:57
Genauso ist es, um das in der Literatur zu sagen, Lem beschreibt etwas und dann entsteht ein Bild.
0:57:57–0:58:03
Und wenn man das das erste Mal liest, dann bekommst du ein Bild von seiner Beschreibung,
0:58:04–0:58:10
was eben an ganz vielen Punkten so überzogen ist, dass dann wirklich das Andere erscheint.
0:58:10–0:58:13
Also sowas erscheint, das kann da gar nicht sein.
0:58:13–0:58:16
Das geht schon los, dass sie irgendwie mit den platzschenden Füßen ist und sie
0:58:16–0:58:19
ist so dick und sie ist halbnackt und sie ist eine Frau, was ja damals auch
0:58:19–0:58:22
nicht denkbar war. Und dann ist sie auch noch schwarz.
0:58:23–0:58:26
Und das ist quasi ganz, ganz wichtig natürlich.
0:58:27–0:58:29
Aber ich fand es jetzt gerade interessant von dem Hintergrund,
0:58:29–0:58:33
dass das, was der Planet macht, nämlich Charaktere erschaffen,
0:58:34–0:58:37
dass das natürlich das Buch auch macht, was wir innerlich dann erleben,
0:58:37–0:58:37
wie wir uns die vorstellen.
0:58:38–0:58:40
Das fand ich, hast du irgendwie ganz gut nochmal so illustriert.
Florian Clauß
0:58:40–0:58:50
Ja, zumindest in diesem Prozess des Erschaffens durch diesen Ozean,
0:58:50–0:58:55
ist es ja so, dass es zu einer echten Entität wird.
0:58:55–0:59:01
Und das ist ja auch so diese Frage nach Moral und Identität, Entität.
0:59:01–0:59:09
Also dass die einzelnen Figuren, die da rausfallen aus dieser Matrix von den
0:59:09–0:59:16
Wirten, also von der Besatzung, dass die ja wirklich anfangen eine Identität zu entwickeln.
Micz Flor
0:59:16–0:59:19
Da kommen wir auch noch zu, weil das ist auf alle Fälle total spannend,
0:59:20–0:59:24
aber ich möchte trotzdem festhalten, dass in dem Buch diese,
0:59:24–0:59:29
wie du sagst, diese erschaffenen Gäste, wie sie auch genannt werden,
0:59:30–0:59:33
dass die anders sind.
0:59:33–0:59:37
Ja, man guckt dann, so subatomar findet man, dass die anders sind,
0:59:37–0:59:39
also sind quasi von innen aufgebaut.
0:59:40–0:59:45
Aber natürlich sind in der Tatsache, dass wir als Lesende das erschaffen in
0:59:45–0:59:51
unserem Kopf, in unserer Fantasie, vor unserem Hintergrund, sind die nicht anders als Calvin.
0:59:52–0:59:57
Also die sind natürlich für uns gleichermaßen literarische Fiktion.
Florian Clauß
0:59:57–1:00:03
Ja, auf jeden Fall. Es ist schön, nochmal so auf dieser Metaebene das einzuordnen.
Micz Flor
1:00:03–1:00:08
Gut, aber zurück in die Geschichte. Jetzt kommt ein wichtiger Punkt. Er sieht diese Frau,
1:00:08–1:00:15
er sieht dann auch den Gebarian, er findet den tiefgekühlt, auf ihm drauf liegt eben,
1:00:15–1:00:18
das ist genau die Frau, die legt sich auf Gebarian und liegt dann inzwischen
1:00:18–1:00:24
schon auf Gebarian, das weiß ich nicht mehr genau, unter so einer Decke und in so einem Kühlraum.
1:00:24–1:00:29
Das Ganze ist für ihn einfach so erschütternd und so nicht erklärlich, dass das,
1:00:31–1:00:35
Er denkt, ich bin wahnsinnig. Also die beste mögliche Erklärung nach Einstein
1:00:35–1:00:36
ist immer die einfachste.
1:00:37–1:00:41
Und Calvin kommt an den Punkt und sagt, okay, das hier alles ist so unwahrscheinlich,
1:00:41–1:00:43
dass es viel wahrscheinlicher ist, dass ich wahnsinnig bin.
1:00:43–1:00:46
So, und jetzt will er aber rausfinden, ob er wirklich wahnsinnig ist.
1:00:46–1:00:51
Und dann kommt er auf so einen Kniff, dass er bestimmte Kalkulationen macht
1:00:51–1:00:55
für irgendeine Umlaufbahn und den Computer bittet, diese Kalkulationen auch zu machen,
1:00:55–1:00:58
aber dann irgendwie so einen Faktor einrechnet, dass erst nach der zehnten Stelle
1:00:58–1:01:01
eine Abweichung entstehen dürfte zwischen seinem Den und sowas.
1:01:01–1:01:06
Und das macht er, um zu überprüfen, ob er das alles träumt oder ob es wahr ist,
1:01:06–1:01:08
weil er kann ja die Zahlen des Computers nicht vorhersehen.
1:01:08–1:01:11
Und dann kommt das Ergebnis und es entspricht seiner Hypothese,
1:01:11–1:01:16
aber gleichzeitig merkt er, okay, und das möchte ich sagen, ist wie so ein Gottesbeweis-Thema.
1:01:16–1:01:20
Also, weil er dann halt merkt, ja gut, aber auch das kann ich mir ja einbilden.
1:01:20–1:01:22
Und das Thema Gott kommt eher zum Schluss nochmal rein.
Florian Clauß
1:01:22–1:01:26
Ja, aber an der Stelle muss man auch nochmal sagen, das Interessante ist,
1:01:26–1:01:28
ist, dass Ghibarian genau das Gleiche gemacht hat.
Micz Flor
1:01:28–1:01:29
Das lernen wir später.
Florian Clauß
1:01:30–1:01:33
Also das heißt, auch er ist dann irgendwie auf die Idee gekommen,
1:01:33–1:01:34
er hat dann nochmal ein anderes Setup genommen,
1:01:34–1:01:39
aber eben versucht eine Objektivität, oder nee, er hat ja eine Objektivität
1:01:39–1:01:44
versucht herzustellen, indem er dann halt wissenschaftliche Fakten durch Berechnung
1:01:44–1:01:47
dann auch so belegen kann, dass es tatsächlich so ist.
1:01:48–1:01:49
Dass es nicht aus seinem Kopf kommt.
Micz Flor
1:01:50–1:01:53
Das ist der Plan. Und zum Schluss bleibt es aber dann offen,
1:01:53–1:01:57
weil er dann selber auch einsieht, das ja alles erfunden haben könnte.
Florian Clauß
1:01:57–1:02:03
Ja, das Leben ist ein Traum. Das Leben ist ein Traum und alles ist erfunden.
1:02:03–1:02:04
Ich habe nochmal eine Theorie.
1:02:05–1:02:07
Eine Theorie, die ich nirgendwo anders sehe.
Micz Flor
1:02:07–1:02:08
Ich habe auch eine.
Florian Clauß
1:02:08–1:02:11
Okay, sehr gut. So revolutionär ist das.
Micz Flor
1:02:11–1:02:16
Können wir jetzt ein neues Kapitel anfangen? Flo's Theorie auf,
1:02:17–1:02:17
Solaris.
Florian Clauß
1:02:18–1:02:22
Das aber nicht jetzt, das machen wir am Ende. Wir müssen erst mal so...
Micz Flor
1:02:23–1:02:24
Ah, da kommt eine zu diesem Punkt jetzt.
Florian Clauß
1:02:24–1:02:30
Es kommt... Wenn wir dann so an einem Punkt sind, wo dann so eine gewisse Reife...
1:02:30–1:02:32
Wir müssen auch mehr in die Solaristik einsteigen.
Micz Flor
1:02:32–1:02:36
Okay, super cool. Also mein Aufhängerpunkt ist schon längst vorbei übrigens.
1:02:37–1:02:39
Aber meine Theorie kommt auch nachher.
Florian Clauß
1:02:39–1:02:41
Das heißt, okay, ich bin gespannt auf deinen...
Micz Flor
1:02:41–1:02:45
Auf jeden Fall überrechnet er. Zum Schluss legt er sich den...
1:02:45–1:02:51
Ihr seht das nicht, Flo ist gerade wieder 14 und will es sofort erzählen.
1:02:51–1:02:53
Guck mal, was ich dir zu Weihnachten gebaut habe.
Florian Clauß
1:02:54–1:02:56
Aber es ist doch erst in sieben Monaten.
Micz Flor
1:02:59–1:03:02
Aber Calvin sagt nicht jetzt Flo, er legt sich schlafen.
1:03:03–1:03:08
Und am nächsten Morgen wacht er auf. Und um halb schlafen ist noch nicht ganz klar, was da los ist.
1:03:08–1:03:13
Aber er sieht dann seine, also Harry spreche ich es jetzt aus,
1:03:13–1:03:17
H-A-R-E-Y wird sie geschrieben in der deutschen Übersetzung.
1:03:17–1:03:18
Ich weiß nicht, wie es...
Florian Clauß
1:03:18–1:03:22
Harvey. Harvey. Harry. Es gibt so verschiedene... Es gibt natürlich,
1:03:22–1:03:28
je nach Übersetzung und nach Film, das macht ja der Soderbergh bewusst,
1:03:28–1:03:31
dass er da bestimmte Verdrehungen in den Buchstabenketten macht.
Micz Flor
1:03:31–1:03:33
Also wir können es Harry nennen.
Florian Clauß
1:03:33–1:03:37
Harvey. Harry? Nee, Harry. Da hat man so ein komisches Bild an dem Kopf.
Micz Flor
1:03:38–1:03:42
Hooray. Darf ich Harry sagen? Oder wie möchtest du sie nennen?
Florian Clauß
1:03:42–1:03:44
Ne, Harvey habe ich.
Micz Flor
1:03:44–1:03:44
Harvey? Ne, ohne V.
Florian Clauß
1:03:45–1:03:46
Ich habe ein V in meiner Übersetzung.
Micz Flor
1:03:47–1:03:51
Gut, dann nenne ich es jetzt Harvey. Das kann ich ganz gut aussprechen,
1:03:51–1:03:53
aber ich glaube, das ist nicht, wie es sein sollte.
1:03:54–1:03:57
Gut, also auf jeden Fall ist Harvey da.
1:03:57–1:04:02
Das ist eine Situation, wo er zuerst denkt, er träumt noch und dann sich irgendwie
1:04:02–1:04:05
auch mit dem Messer schneidet, das Blut läuft, er wacht nicht auf.
1:04:05–1:04:09
Er beschreibt dann auch später, wie er längst nicht mehr daran glaubt,
1:04:09–1:04:13
es sei ein Traum und trotzdem noch irgendwie versucht, glauben zu dürfen, es sei ein Traum.
1:04:13–1:04:16
Und er immer mehr halt eben in diesem Horror landet. Was ist denn da los?
1:04:17–1:04:22
Es ist dann auch diese Szene, die in Tarkovskys Film auch nochmal vorkommt,
1:04:23–1:04:29
dass dieses Erschaffene, also dieses Künstliche, was ja sowieso schon die logische
1:04:29–1:04:31
Herleitung ist, dann nochmal unterstrichen wird von der Tatsache,
1:04:31–1:04:35
dass sie ein Kleid anhat und dieses Kleid kann man gar nicht öffnen.
1:04:35–1:04:40
Also das wurde quasi um sie drum geschlossen. Das muss man aufschneiden.
Florian Clauß
1:04:40–1:04:42
Ja, das ist toll. Die Szene ist so großartig.
Micz Flor
1:04:43–1:04:47
Dass diese Person natürlich auch total vertraut ist.
1:04:47–1:04:50
Das ist ja wieder Freuds Idee von dem Unheimlichen. Sie ist heimelig,
1:04:50–1:04:53
das ist seine Ex. Sie ist zwar verstörend, aber gleichzeitig auch anziehend.
1:04:54–1:04:57
Später möchte er ja mit der Frau auch gemeinsam zur Erde fliegen,
1:04:57–1:05:00
wie wir später erfahren, und den Rest seines Lebens mit ihr verbringen.
1:05:01–1:05:06
Aber sie wird dann deutlich unheimlich in dem Moment, als er das Zimmer verlassen möchte.
1:05:07–1:05:09
Die Szene ist bei Tarkovsky, finde ich, auch gut dargestellt.
1:05:09–1:05:14
Und sie dann einfach das nicht aushalten kann, von ihm getrennt zu sein.
1:05:16–1:05:20
Und unglaubliche Kräfte entwickelt, um die Tür auszuhebeln, Tür rauszureißen.
1:05:20–1:05:23
Und dann auch gleichzeitig im Film, zumindest im Buch, weiß nicht,
1:05:23–1:05:27
gezeigt wird, dass sie auch dann sofort wieder heilt, wo sie von diesem Kraftakt
1:05:27–1:05:29
eben auch Verletzungen nach sich zieht.
1:05:29–1:05:35
Und dann wird sie halt eben sehr unheimlich, so horrormäßig und er möchte sich ihr entledigen.
Florian Clauß
1:05:35–1:05:42
Aber dieses mit der Tür, das kommt dann nicht bei der ersten HW vor,
1:05:42–1:05:43
sondern das ist bei der zweiten.
1:05:45–1:05:54
Bei der ersten ist es so, dass er sich wirklich da in das Raumschiff einsperrt und das wackelt.
Micz Flor
1:05:54–1:05:54
Ja, genau.
Florian Clauß
1:05:55–1:05:58
Und er weiß nicht, und dann, wenn das zweite Mal sie auftaucht,
1:05:58–1:06:01
das ist auch der Moment, wo er sie anfängt so ein bisschen zu akzeptieren.
1:06:02–1:06:05
Also mit der Tür, wo sie die Tür quasi einreißt.
Micz Flor
1:06:06–1:06:11
Ja, okay. Also gut, das habe ich jetzt durcheinandergebracht in meiner Erinnerung.
1:06:11–1:06:18
Dann ist es so, dass er sie dann wohin begleitet und sie dann einlädt,
1:06:18–1:06:19
in so eine kleine Kapsel zu gehen.
1:06:19–1:06:23
Dann schließt er diese Kapsel und dann merkt man schon die brutale Kraft von,
1:06:23–1:06:25
von diesem Gast oder dieser Gästin.
1:06:26–1:06:29
Und er schießt dann diese Kapsel in eine Planetumlaufbahn,
1:06:30–1:06:33
Also er bringt sie nicht um, aber er parkt sie gewissermaßen.
Florian Clauß
1:06:33–1:06:39
Ja, und es kommt dann zum späteren Zeitpunkt nochmal so als Beweis dafür, was passiert mit denen.
1:06:39–1:06:43
Dann schlägt ihm Snout, glaube ich, vor oder ich weiß nicht, ob es der Taurus ist.
1:06:43–1:06:46
Schau doch mal in die Kapsel, hol die doch mal wieder ran und schau doch mal
1:06:46–1:06:48
nach, wer ist denn da jetzt drin.
Micz Flor
1:06:48–1:06:52
Genau, ja. Ja, und das ist nämlich der Punkt, dass Snout auch,
1:06:52–1:06:57
und das ist ganz spannend, finde ich, vom Erzählen her, Weil Snout ist am Anfang
1:06:57–1:07:00
für uns auch nicht greifbar, aber immer mehr merken wir, dass Snout eigentlich
1:07:00–1:07:04
alles schon weiß und dann immer sozusagen Calvin das nochmal machen lässt.
1:07:04–1:07:08
Und Snout lernen wir nämlich kennen, dass er starke Verbrennungen im Gesicht und sowas hat.
1:07:09–1:07:12
Und jetzt ist es so, dass Calvin, also unser Held, mit dem wir die Geschichte
1:07:12–1:07:16
erlernen, der schießt diese Kapsel ab und das macht er alles so schnell,
1:07:16–1:07:18
dass er auch sich da verbrennt.
1:07:18–1:07:21
Und er hat dann auch so, er pult sich so ein bisschen Haut im Gesicht ab und
1:07:21–1:07:23
dann sieht er Snout wieder und dann checkt er in dem Moment ein bisschen wie
1:07:23–1:07:27
bei der einen Folge von Sterntagebüchern, wo er immer den Montag,
1:07:27–1:07:29
Dienstag, Mittwoch, wo er sich immer wieder begegnet.
1:07:29–1:07:31
Und dann auf einmal hat er ein blaues Auge und dann weiß er,
1:07:31–1:07:35
okay, bevor morgen vier Uhr ist, habe ich ein blaues Auge, ich weiß bloß noch nicht, warum.
1:07:35–1:07:41
So, und da ist es dann so, dass er dann versteht, dass Snout genau das Gleiche
1:07:41–1:07:47
auch hatte und Snout ihm das dann auch sagt, so, ah, okay, du hast nicht diese Geschichte.
Florian Clauß
1:07:47–1:07:50
Die Geschichte, die du gerade erwähnt hast zum Sidekick, das ist ja im Prinzip
1:07:50–1:07:54
Memento, auch die Idee von Memento, dass er sich selber begegnet.
Micz Flor
1:07:54–1:08:01
Am nächsten Morgen ist Harvey, wie sie jetzt heißt, wieder da und er nimmt sie
1:08:01–1:08:04
dann mit und er nimmt ihr ein bisschen Blut ab und er checkt das dann irgendwie
1:08:04–1:08:07
und lernt dann relativ früh schon kennen in ihrer Struktur,
1:08:07–1:08:13
dass sie auf diesem unglaublich zukünftigen Mikroskop, was er da hat, dass sie,
1:08:14–1:08:19
und er ist schon durch die Blutzellen durch, er ist schon auf der Molekülebene,
1:08:19–1:08:23
er ist schon auf der Atomebene und sieht die Atome und sieht alles immer noch menschlich aus.
1:08:23–1:08:28
Aber dann hinter der Atomebene sieht er, dass sie eben aus Neutrinos oder irgendwas
1:08:28–1:08:30
Neutrino-ähnlichem gebastelt ist.
1:08:30–1:08:34
Das heißt, die Teilchen, die keine Ladung haben, die sich eben auch nicht abstoßen,
1:08:34–1:08:36
die man viel kleiner noch zusammenpacken kann.
1:08:37–1:08:41
Stichwort Neutrinostern, da weiß Flo mehr als ich. Aber auf jeden Fall sieht man...
Florian Clauß
1:08:46–1:08:49
Neutrinos entstehen halt, die sind halt, man sagt ja immer so,
1:08:49–1:08:55
die dunkle Materie, weil sie eben nicht wechselwirkt mit irgendwas, was wir kennen.
1:08:55–1:09:02
Aber es ist überall da. Also die entstehen halt in so Fusions, also durch die Sonne.
1:09:02–1:09:06
Die Sonne schießt eine unglaubliche Anzahl von Neutrinos.
1:09:06–1:09:09
Die laufen alle durch dich durch. aber dadurch, dass sie nicht reagieren,
1:09:09–1:09:11
keine Wechselwirkung haben.
1:09:11–1:09:16
Es gibt diese Neutrino-Detektoren, teilweise gibt es so ein Feld,
1:09:16–1:09:19
das ist dann wirklich so ein Eis-Cube.
1:09:19–1:09:27
Das heißt, die haben in der Arktis so Eisfelder, die dann über Kilometer gehen,
1:09:27–1:09:30
haben die halt mit Lichtdetektoren, die dann halt irgendwie so ein Kilometer,
1:09:30–1:09:31
mal ein Kilometer, mal ein Kilometer.
1:09:32–1:09:37
Und dann gibt es eine bestimmte Neutrino-Art, die, das ist halt so das Abgefahrene,
1:09:37–1:09:40
Das heißt, die wechselwirken, wenn die durch die ganze Erde geflossen sind.
1:09:40–1:09:46
Also das heißt, die Erde ist quasi das Schild, aber das sind jetzt nicht die
1:09:46–1:09:49
normalen Neutrinos, die von der Sonne kommen, sondern die kommen halt von ganz
1:09:49–1:09:51
woanders her, die halt noch einen anderen Spin haben.
1:09:51–1:09:56
Das heißt, die Erde ist quasi so der Bleimantel, dass sie überhaupt da hinten
1:09:56–1:10:00
beim Detektor was anschlagen kann und dafür werden drei im Jahr entdeckt.
1:10:01–1:10:06
Aber es ist trotzdem die größte Masse im Universum, bilden quasi Neutrinos.
1:10:07–1:10:13
Das ist verrückt. Und an dem Punkt ist halt auch die Frage, wann kam dieses
1:10:13–1:10:15
Neutrino-Konzept in der Physik auf?
1:10:15–1:10:20
Das muss auch, glaube ich, ich weiß gar nicht, ob das jetzt wirklich so eine
1:10:20–1:10:25
hohe Idee war, die dann auch gar nicht so physikalisch dann durchdacht war,
1:10:25–1:10:29
oder ob das schon quasi so ein berechnetes Teilchen war,
1:10:29–1:10:33
wo es dann halt schon so in der normalen Physik angenommen wurde, dass es die gibt.
1:10:34–1:10:37
Und das würde mich halt interessieren, ob das jetzt, wie das,
1:10:37–1:10:39
aber das habe ich nicht nochmal nachgeguckt.
Micz Flor
1:10:39–1:10:43
Na gut, ich meine, es wird schon gegeben haben, oder meinst du,
1:10:43–1:10:44
die haben es nach seinem Buch benannt?
Florian Clauß
1:10:45–1:10:49
Nein, das natürlich nicht, aber ob das jetzt quasi so in einem Standardmodell
1:10:49–1:10:51
der Physik schon so akzeptiert war, das meine ich.
1:10:52–1:10:56
Oder ob das jetzt noch so eine Idee war, die noch gar nicht in das Standardmodell mit reingeflossen ist.
Micz Flor
1:10:57–1:11:02
Wenn ich jetzt einfach nur raten müsste, aufgrund meines kulturellen Hintergrundes,
1:11:02–1:11:06
mit dem ich Solaris beackert habe, würde ich sagen, dass es auf Higgs zurückgeht.
1:11:06–1:11:10
Weil in der Soderbergh-Verfilmung sprechen die von einem Higgs-Feld.
Florian Clauß
1:11:10–1:11:16
Ja, genau. Das Higgs-Teilchen wurde erst später nachgewiesen.
Micz Flor
1:11:16–1:11:20
Aber das war ja schon lange in der theoretischen.
Florian Clauß
1:11:20–1:11:23
Sicht so mitbedacht.
Micz Flor
1:11:23–1:11:26
Aber warum ist das für uns jetzt hier erschütternd wichtig?
1:11:26–1:11:32
Weil es heißt, dass diese hergestellten Künstlichen sind fast identisch mit
1:11:32–1:11:36
uns, beziehungsweise sind quasi identisch, wenn man nicht durch die Atome durchguckt
1:11:36–1:11:38
und dann merkt, und das muss man sich mal vorstellen,
1:11:38–1:11:43
dass auf einer noch viel größeren Skala, auch wenn es kleiner ist natürlich,
1:11:43–1:11:46
diese Gäste gebaut werden.
1:11:46–1:11:52
Also wenn man so kleine Bausteine hat, wie feinteilig kann dieser Ozean,
1:11:52–1:11:57
von dem wir ausgehen, dass der die gebaut hat, überhaupt erschaffen und so schnell und so akkurat.
Florian Clauß
1:11:57–1:12:00
Also was ich hier nochmal so unglaublich wieder als Konzept,
1:12:00–1:12:05
als Idee von LEM finde, ist dieses Prinzip des Reverse-Engineerings.
1:12:05–1:12:10
Also das heißt, diese Information, und zwar auf dieser ganz stofflichen,
1:12:10–1:12:15
kleinsten stofflichen Ebene, muss ja dieser Ozean irgendwo rausgelesen haben,
1:12:15–1:12:18
um überhaupt diese Ebene dahinter zu bauen.
1:12:18–1:12:26
Ja, also die Gäste, die funktionieren ja auf einer physikalischen Ebene,
1:12:26–1:12:28
also die verhalten sich ja mehr oder weniger normal,
1:12:28–1:12:33
das heißt, sie können dann irgendwann schlafen, sie können dann halt auch essen
1:12:33–1:12:37
und trinken, wenn nicht so viel, ja, aber das heißt, sie funktionieren ja auf
1:12:37–1:12:40
so einer physikalischen, körperlichen Ebene, funktionieren die ja normal.
1:12:42–1:12:48
Aber was ist das denn für eine Kraft, diese ganzen Mechanismen da so rauszulesen?
1:12:48–1:12:51
Ich finde das halt so geil, diese Vorstellung, weißt du was?
1:12:51–1:12:54
Ich meine, das ist eine klassische Reverse-Engineering-Methode.
1:12:54–1:12:58
Du hast irgendwas und legst eine Layer drauf, die kleiner ist,
1:12:58–1:13:02
und kannst darüber halt die Funktion der Größeren nachbilden,
1:13:02–1:13:05
abbilden, indem du nur guckst, was raus und rein kommt.
1:13:05–1:13:10
Und damit schaffst du ein Modell, was halt auf dieser Ebene dann funktionieren kann.
Micz Flor
1:13:11–1:13:14
Ja, ich weiß nicht mehr als Beispiel dazu nochmal, ich weiß nicht mehr in welchem
1:13:14–1:13:16
Buch das war, aber wahrscheinlich gibt es es mehr als einmal.
1:13:17–1:13:19
Diese Nanotechnologie Diskussion, die es ja auch mal so gab,
1:13:20–1:13:23
wo dann irgendwie so Architektur, also Städte wurden so gebaut,
1:13:23–1:13:28
dass man quasi einfach kübelweise so Nanopartikel ausgeschüttet hat,
1:13:28–1:13:33
die das Haus als Bild vor sich hatten und dann einfach da hochgeklettert sind,
1:13:33–1:13:36
bis sie an einem Punkt waren, wo sie nicht weiter kamen, da sind sie einfach geblieben.
1:13:36–1:13:40
Und so haben die Nanopartikel dann eben komplexe Häuser geschaffen in diesem Buch.
1:13:40–1:13:44
Und das ist eine ähnliche Idee, weil diese Nanopartikel so klein sind,
1:13:44–1:13:47
dass man dann, wenn man auf den ersten Blick drauf guckt, sich sogar vorstellen
1:13:47–1:13:49
kann, dass man ein Ziegelhaus sieht.
1:13:49–1:13:52
Also das aber erst, wenn man rein sucht, man sieht, ach nee,
1:13:52–1:13:53
das ist ja Nanotechnologie.
1:13:53–1:13:57
Und die Ziegel und die Fugen und all das und diese Kratzer hier,
1:13:57–1:14:04
das ist alles aus dem Masterplan entstanden für dieses Haus und nicht durch die Zeit von außen.
Florian Clauß
1:14:04–1:14:07
Aber es sind ja keine potenckischen Dörfer, ne?
1:14:10–1:14:14
Eine Simulation von etwas, was keine Funktion hat, sondern die funktionieren ja.
1:14:15–1:14:20
Also sie funktionieren zwar nicht ganz sauber oder sind overengineert,
1:14:20–1:14:24
das heißt, die können sich generieren in unglaublich kurzer Zeit.
1:14:24–1:14:29
Das heißt, es ist eine andere Kraft da. Okay, also das heißt,
1:14:29–1:14:30
es ist etwas komplett anderes.
Micz Flor
1:14:30–1:14:34
Und gleichzeitig entsteht natürlich das Schauerliche darin, dass es Maschinen
1:14:34–1:14:39
sind. Das sind ja dann so Stepford Wives mäßig. Also diese Horrorfilme,
1:14:39–1:14:41
die ganzen Frauen wurden ersetzt durch Roboter.
1:14:41–1:14:44
Und ähnlich ist es da auch. Also auf der Fassade funktioniert es.
1:14:44–1:14:49
Es ist uns sogar irgendwie vertraut, es spricht mit uns, hat die gleiche Stimme,
1:14:49–1:14:50
hat auch gleiche Themen.
1:14:50–1:14:55
Man kann sich damit innerlich auch verbinden und trotzdem sind es Maschinen
1:14:55–1:14:56
und das macht es natürlich dann so.
Florian Clauß
1:14:56–1:15:01
Aber würdest du die wirklich als Maschinen dann definieren?
Micz Flor
1:15:02–1:15:07
Also, das ist jetzt, die Sartorius, ja, ne, Snout irgendwie auch,
1:15:07–1:15:09
die wollen das ja loswerden. Ja.
1:15:09–1:15:13
Und dann ist es natürlich ein Selbstschutz zu sagen, es ist nur eine Maschine,
1:15:13–1:15:16
so wie das Tier ja nur ein Tier ist und kein Mensch, deshalb darf man es essen.
1:15:16–1:15:23
Es ist zumindest etwas, was über Nacht hergestellt wurde und nicht ganz unfehlbar
1:15:23–1:15:27
ist, weil scheinbar ja Solaris, sollte Solaris die hergestellt haben,
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das wird ja auch nicht wirklich erklärt,
1:15:30–1:15:33
kein Konzept von einem Reißverschluss hat oder von einem Kleid.
1:15:35–1:15:40
Sodass natürlich erst in dem Moment, dieses Kleid wurde scheinbar nicht entdeckt in Calvin.
1:15:41–1:15:43
Die Person hatte aber, der Reißverschluss wurde nicht entdeckt,
1:15:44–1:15:44
das Kleid wurde aber geschaffen.
1:15:45–1:15:48
Und erst als Calvin den Reißverschluss aufmachen möchte, ich weiß jetzt gar
1:15:48–1:15:51
nicht mehr, es geht da nicht um Sexualität, oder mit dem Reißverschluss?
Florian Clauß
1:15:51–1:15:54
Also ich habe mich auch gefragt, nee, sie muss dann, sie will duschen,
1:15:54–1:15:55
will das Kleid ausmachen.
1:15:55–1:16:01
Aber die Frage ist natürlich, das wird, glaube ich, in dem Soderbergh-Film dann
1:16:01–1:16:03
am ehesten beantwortet, ob die einen Sex haben.
Micz Flor
1:16:03–1:16:06
Ja, bei Soderbergh gibt es ja diese eine Traumsequenz als Rückblende auf die
1:16:06–1:16:09
Erde, wo er von ihr träumt und dann wacht er auf und dann haben die auch Sex
1:16:09–1:16:14
im Raumschiff und dann schneiden sich so diese beiden Farbschemata ineinander,
1:16:14–1:16:16
die Vergangenheit der Erde, die Gegenwart der Station.
Florian Clauß
1:16:16–1:16:20
Aber da kommen wir ja nochmal später zu. Das heißt, aber ich habe auch,
1:16:20–1:16:27
also es ist so ein bisschen so beschrieben, dass durchaus da bei der Romanvorlage,
1:16:27–1:16:30
dass es dass es zu sexuellen Handlungen kommt.
1:16:30–1:16:34
Gerade im Ersten, als er dann noch nicht so richtig realisieren kann,
1:16:34–1:16:39
dass es sich um einen Traum handelt oder nicht um einen Traum.
Micz Flor
1:16:39–1:16:42
So, auf jeden Fall ist dann da ein Schnitt,
1:16:45–1:16:48
nachdem quasi klar ist, dass jeder da irgendwie so einen Gast hat.
1:16:49–1:16:53
Also das ist so, dass man die im Buch gar nicht wirklich beschreibt.
1:16:53–1:16:56
Oder Claire Znaut nennt das einmal, glaube ich. Aber ich habe es vergessen, ob es so oder weiss.
Florian Clauß
1:16:56–1:16:58
Ich wollte nur mal ganz kurz einhaken
1:16:58–1:17:03
bei dem Punkt, weil ich mich bei dem Begriff Maschine gestört habe.
1:17:03–1:17:10
Ich glaube, man müsste dann eher so die Schere aufmachen zwischen künstlich und natürlich.
1:17:10–1:17:14
Weil ich glaube, Maschine klingt so nach Steampunk.
1:17:14–1:17:20
Aber es ist ja quasi was künstlich Erschaffenes, was quasi nicht von dieser Welt sein kann.
1:17:21–1:17:23
Ich würde es, glaube ich, eher so aufschneiden.
Micz Flor
1:17:23–1:17:29
Ja, aber das verdreht ja nur, weil was wir Menschen am Handy gemacht haben,
1:17:29–1:17:31
das ist künstlich, zum Beispiel, meinst du?
Florian Clauß
1:17:32–1:17:37
Ja, es ist was quasi künstlich Erschaffenes, also dieser Diskurs zwischen künstlich und natürlichem.
1:17:37–1:17:43
Der Mensch, der quasi so der Natur entspringt, während was künstlich ist,
1:17:43–1:17:47
was dann halt aus einem kulturellen Raum dann gebaut werden kann.
Micz Flor
1:17:47–1:17:51
Ja, aber das ist ja dann auch wieder ein Argument des Humanismus sozusagen,
1:17:52–1:17:53
diese Andersartigkeit des Menschen.
1:17:54–1:17:58
Weil ja, es stimmt, aber wir sind ja natürlich, also ist das ja verlängert auch
1:17:58–1:18:02
natürlich, wo macht man da den Schnitt?
Florian Clauß
1:18:02–1:18:02
Die Projektion dann.
Micz Flor
1:18:03–1:18:05
Ja, ist das Schneckenhaus natürlich?
Florian Clauß
1:18:06–1:18:08
Ja, klar.
Micz Flor
1:18:08–1:18:09
Und das Handy nicht?
Florian Clauß
1:18:09–1:18:15
Ja, nee, weil das ja aus einem kulturellen Zivilisationsprozess dann erstmal so entstehen kann.
Micz Flor
1:18:17–1:18:17
Okay.
Florian Clauß
1:18:17–1:18:22
Das Schneckenhaus kommt ja quasi aus dem Genpool, würde ich sagen.
Micz Flor
1:18:23–1:18:26
Machen wir mal eine Folge zu, weil ich finde es total spannend, was ist natürlich.
Florian Clauß
1:18:27–1:18:29
Nein, aber das ist jetzt einfach nur so.
Micz Flor
1:18:29–1:18:35
Also dann nehme ich deinen Vorschlag an und wir unterscheiden die Kelvin, Snout und Sartorius.
1:18:35–1:18:41
Das sind natürliche Maschinen und die anderen sind künstliche Maschinen. Ist das besser?
Florian Clauß
1:18:41–1:18:43
Du willst Maschinen, ja. Okay, bleib dabei.
Micz Flor
1:18:44–1:18:49
Menschin, wir nennen sie Menschin, okay? Es sind natürliche Gäste und künstliche Gäste.
1:18:50–1:18:55
Wir sind alle nur Gäste in diesem Universum. Okay, also jeder hat seinen Gast.
1:18:55–1:19:00
Und dann geht es jetzt nämlich zum ersten Mal eben in diese wissenschaftliche Bibliothek.
1:19:00–1:19:04
Weil bis dahin geht die Geschichte wirklich so, wir sind bei Calvin,
1:19:05–1:19:06
wir erschließen uns das.
1:19:06–1:19:10
Und jetzt ist dann so ein Schnitt, wir nehmen Pause auch. Und da geht es in,
1:19:10–1:19:18
ich möchte fast sagen, unfassbar komplex, völlig frei erfundene Wissenschaftsdialoge der letzten 100 Jahre.
1:19:19–1:19:23
Da werden Gruppierungen benannt, die sagen, nein, diese Planetenprojektur...
Florian Clauß
1:19:23–1:19:25
Also wir sind jetzt bei der Solaristik, ne?
Micz Flor
1:19:25–1:19:29
Solaristik heißt es, ja. Und Solaristen, es gibt keine Innen,
1:19:29–1:19:31
es gibt nur Solaristen und Solaristik.
1:19:31–1:19:34
Die Solaristen sind die, die sich damit beschäftigen.
1:19:35–1:19:38
Und es gab dann immer wieder so Höhen und Tiefen.
1:19:38–1:19:40
Also er beschreibt dann wirklich einfach
1:19:40–1:19:44
so an diesem Beispiel so einen Wissenschaftsablauf, nehme ich mal an.
1:19:44–1:19:48
Dass es so ein Trending-Topic ist und dann ist irgendwie scheinbar kein Geld
1:19:48–1:19:51
mehr da und dann geht es mal wieder ein bisschen runter, dann passiert irgendwas.
Florian Clauß
1:19:51–1:19:54
Also man kriegt auch die Geschichte der Station mit, dass dann viel mehr,
1:19:55–1:20:01
also Kapazität von 80 Wissenschaftler, die Stationen waren auch wohl da.
1:20:01–1:20:04
Und jetzt ist die halt so ein bisschen so, das ist diese Verwahrlose,
1:20:04–1:20:06
also dieser ganze Zyklus.
Micz Flor
1:20:06–1:20:08
Es ist halt echt lustig, dass wir hier in Herzberge so rumdaddeln,
1:20:09–1:20:12
weil wir sind wirklich auf der Solaris-Station gerade.
1:20:12–1:20:16
Also hier ist alles so schön und man kann sich mal vorstellen...
Florian Clauß
1:20:17–1:20:18
Ja, wir sind auf dem Friedhof.
Micz Flor
1:20:18–1:20:19
Wir sind auch auf dem Friedhof, ja.
Florian Clauß
1:20:19–1:20:21
Wir sind nur auf dem Friedhof.
Micz Flor
1:20:21–1:20:21
Niemand anders.
Florian Clauß
1:20:21–1:20:23
Wir laufen die ganze Zeit nur kurz auf dem Friedhof.
Micz Flor
1:20:24–1:20:25
Wollen wir mal wieder runtergehen?
Florian Clauß
1:20:25–1:20:27
Ja, wir gehen jetzt hier nochmal raus zu Herzberge und dann gehen wir jetzt
1:20:27–1:20:30
nochmal auf diese größere Wiese da hinten.
Micz Flor
1:20:30–1:20:33
Also Kapitelmarke Solaristik kommt jetzt. Das geht jetzt zurück.
1:20:33–1:20:38
Magst du da ein bisschen drüber erzählen? Weil ich muss sagen, mir war das fast zu viel.
1:20:38–1:20:43
Ich kann dazu nur sagen, die wichtigste Sache, die ich für mich da jetzt so
1:20:43–1:20:47
reingenommen habe für unsere Nacherzählung, ist dann in all diesen Dokumenten,
1:20:47–1:20:52
die Entwicklung über die Zeit, die Hypothesen, ist das jetzt nur ein mechanischer Planet,
1:20:52–1:20:55
korrigiert der das automatisch? Ist es Zufall?
1:20:56–1:20:59
Muss es intelligent sein oder nicht? Das sind alles so Fragen,
1:20:59–1:21:00
die werden da diskutiert.
Florian Clauß
1:21:00–1:21:06
Aber werden die da, hast du die da wiedergefunden? Das habe ich nämlich nicht
1:21:06–1:21:10
wiedergefunden, dass tatsächlich die Bahnberechnungen da untersucht werden.
1:21:12–1:21:14
Also die Bahnkorrekturen von dem Planeten.
Micz Flor
1:21:14–1:21:17
Doch, das ist die... Ja, genau, doch.
Florian Clauß
1:21:17–1:21:23
Das wird in der Solaristik als Thema untersucht. Weil ich habe das nur am Anfang quasi so...
Micz Flor
1:21:23–1:21:28
Da wurde nur gesagt, sehr schnell konnte man feststellen, dass die vorhergesehenen Bahnen...
Florian Clauß
1:21:28–1:21:32
Genau, aber das ist der Einstieg. Und dann wird aber nicht weiter von dieser
1:21:32–1:21:36
Bahnkorrekturen, wird in der Solaristik nicht weiter gesprochen.
1:21:36–1:21:41
Es kommt immer wieder, und da verstehe ich halt auch wirklich die Solaristik als Prinzip da nicht.
1:21:41–1:21:45
Nämlich wird ja immer wieder angezweifelt, dass dieser Planet Intelligenz hat,
1:21:45–1:21:50
dass der Ozean wirklich ein intelligentes Lebewesen ist oder eine intelligente
1:21:50–1:21:51
Form, wie auch immer ist.
1:21:52–1:22:00
Obwohl der Beweis dafür ist ja quasi diese Warnberechnung, die er machen kann,
1:22:00–1:22:04
um halt nicht aus diesem Drei-Körper-Problem rauszufliegen.
Micz Flor
1:22:04–1:22:09
Ja, und da ist ja eben das Argument, glaube ich, oder wäre das Gegenargument,
1:22:10–1:22:11
wäre dann zu sagen, dass,
1:22:11–1:22:19
so wie bei Wall-E, war das Pixar oder Disney, Wall-E, der macht immer Müll und
1:22:19–1:22:22
stapelt Müll und ist das einzige in Anführungszeichen Lebewesen,
1:22:22–1:22:23
aber ist natürlich ein Roboter.
1:22:23–1:22:29
Und das Argument da war wohl zu sagen, ja, dass es einen Planeten gibt,
1:22:29–1:22:33
der seine Umlaufbahn korrigiert, das kann ja sein, aber das heißt doch nicht,
1:22:33–1:22:35
dass da irgendwie Intelligenz auf dem Planeten sein muss.
1:22:35–1:22:38
Das kann doch irgendwie installiert sein, so ein bisschen wie die Artefakte
1:22:38–1:22:42
eben auch bei The Expanse vor Billionen Jahren hergestellt wurden von einer
1:22:42–1:22:47
längst vergessenen Zivilisation, alle tot und trotzdem reagieren die noch mit der Umwelt,
1:22:48–1:22:51
schalten sich ein, explodieren und so weiter. Das ist das Argument.
1:22:52–1:22:56
Dass der Planet das kann, heißt nicht, dass da drauf intelligent sein muss.
1:22:56–1:23:02
Das kann einfach auch nur ein sehr komplexes System sein, was einfach sich über
1:23:02–1:23:05
die Sonne mit Energie versorgt und einfach immer noch läuft.
1:23:06–1:23:10
Das war, glaube ich, dann eben die Frage. Aber in dieser Wissenschaftsbibliothek
1:23:10–1:23:16
gibt es dann eben diese Dokumente von Burton oder Bertrand oder ich weiß nicht,
1:23:16–1:23:16
wie würde ich das denn aussprechen?
Florian Clauß
1:23:17–1:23:19
Also der wird nicht Breton, sondern Berton.
Micz Flor
1:23:22–1:23:26
Berton, das war ein Pilot. Die fliegen so mit Hubschrauber ähnlichen Dingen
1:23:26–1:23:27
dann immer wieder auf dem Planeten.
1:23:28–1:23:31
Es wird da auch beschrieben in der ersten Begegnung. Das finde ich schon auch toll.
1:23:32–1:23:37
Wird versucht, alles, was dieser Ozean auch tut, weil der kann riesige,
1:23:37–1:23:42
kilometerhohe Säulen hochschießen, die dann fest werden und die sich bauen und Plateaus.
1:23:42–1:23:47
Und dann gibt es, der versucht das zu kartografieren, da gibt es Symmetriaden,
1:23:47–1:23:50
die Asymmetriaden, die Mimodeiden und so.
1:23:50–1:23:54
Also wird halt versucht, alles, was da so hergestellt wird, zu benennen.
Florian Clauß
1:23:56–1:23:58
Also vielleicht, weil du dir jetzt gerade so eingeworfen hast,
1:23:58–1:24:02
die Begriffe. Also das heißt, der Planet ist ähnlich wie so ein Tintenfisch,
1:24:02–1:24:07
der über so das Korallenriff gleitet, der dann irgendwelche Ausformungen an
1:24:07–1:24:08
seiner Haut annehmen kann.
1:24:09–1:24:15
Der Planet kann halt so gigantische Ausformungen, die sind unterteilt in verschiedenen Klassen.
1:24:15–1:24:18
Und das ist halt auch so ein ganz langer Zweig der Solaristik,
1:24:18–1:24:22
nämlich dass die halt diese Ausbuchtung dann katalogisieren.
1:24:22–1:24:28
Und die heißen Symmetriaden und Asymmetriaden. Die Asymmetriaden sind halt symmetrisch
1:24:28–1:24:30
und bilden halt so Riesenhallen.
1:24:30–1:24:35
Auch wird beschrieben von, hat nichts Menschliches, hat aber eine symmetrische,
1:24:35–1:24:36
ästhetische Form, wie auch immer.
1:24:37–1:24:44
Und die Asymmetriaden sind halt nur so Plops, die dann halt keiner Symmetrie oder sowas folgen.
Micz Flor
1:24:44–1:24:47
Und dann gibt es eben diese Memoiden, heißen die.
Florian Clauß
1:24:47–1:24:53
Memoiden, genau. Und das ist das, was das Ende von dem Buch auch dann so mit reinbringt.
1:24:53–1:24:58
Nämlich das Ende, das können wir jetzt vorwegnehmen, da sitzt eben,
1:24:58–1:25:02
da steht Chris Calvin, der sich entschieden hat, das hast du ja auch schon erzählt,
1:25:02–1:25:04
dass er dann doch auf der Station bleiben wird,
1:25:05–1:25:09
ist auf einen so und wird jetzt auch zum ersten Mal, kriegt er die Motivation
1:25:09–1:25:12
tatsächlich mal so rauszufahren und den Planeten zu besteigen,
1:25:12–1:25:17
also den Ozean und hat dann eine Manifestation, nämlich dieser Memoid.
1:25:17–1:25:21
Darauf setzt er sich und bleibt da und streckt seine Hand aus und beschreibt
1:25:21–1:25:23
dann ein Phänomen, was schon die ersten,
1:25:24–1:25:29
Solaristen beschrieben haben, nämlich, dass diese Welle, die dann sich um seine
1:25:29–1:25:36
Hand, so wellenförmige Bewegung des Randes von diesen Memoiden und dass es wie so Fühler sind,
1:25:36–1:25:40
die aber in dem Moment, wenn man seine Hand ausstreckt, diese Fühler sich so ganz,
1:25:41–1:25:44
fein drumherum bewegen, niemals in direkten Kontakt mit seiner Hand kommen.
1:25:45–1:25:51
Und dieses Phänomen, dieses Verhalten beschreibt er nochmal und referenziert nochmal.
1:25:51–1:25:55
Das sind so die ersten Beobachtungen, die gemacht wurden, als die ersten Solaristen
1:25:55–1:25:57
hier den Fuß auf den Planeten gesetzt haben.
1:25:58–1:26:03
Und das finde ich, das geht wieder so ganz zurück. Das heißt, alles ist wieder offen.
Micz Flor
1:26:03–1:26:07
Und das ist genau das, was wir da erleben. Ziemlich langwierig,
1:26:07–1:26:08
aber man muss es halt irgendwie lesen.
1:26:09–1:26:13
Nämlich, dass es dann teilweise seitenweise wird dann erklärt und dann kommt
1:26:13–1:26:18
von unten etwas raus, was sich oben in der Mitte teilt und dann schiebt sich
1:26:18–1:26:21
ja lertartig der Ozean zu den Seiten aus, wird dabei hart.
1:26:22–1:26:27
Die Rande bleiben schäumend, sind allerdings von den Wellen des Ozeans nicht betroffen.
1:26:27–1:26:32
Das Ganze wird dann zwischen 30 und 2 Kilometer groß. Also das muss man sich
1:26:32–1:26:34
wirklich reinziehen. Das geht ewig.
1:26:34–1:26:38
Es ist wirklich einfach reine Deskription, Vermessung.
1:26:38–1:26:43
Jetzt sind wir wieder hier bei die, wie hieß es nochmal, die Geometrie der Liebe
1:26:43–1:26:46
oder sowas, was du gemacht hattest. In der deutschen...
Florian Clauß
1:26:46–1:26:47
Theorema.
Micz Flor
1:26:47–1:26:50
Ja, genau. Nicht die Geometrie, die Mathematik der Liebe.
1:26:53–1:26:57
Und so ist, so fühlt sich das an, also der Versuch, dem Herr zu werden.
1:26:57–1:27:01
Ich bleibe jetzt bei Herr, nicht Frau. Herr zu werden, indem man das alles vermisst,
1:27:01–1:27:06
kartografiert und dann fast schon so Google-mäßig das in so einem Cloud-Prozess
1:27:06–1:27:08
hofft, irgendwie verstehen zu können.
Florian Clauß
1:27:08–1:27:13
Es sind auch verschiedene Lager, die sich da bilden, verschiedene Gruppen.
1:27:14–1:27:18
Und die dann halt auch gegeneinander argumentieren, bestimmte Verhaltensweisen
1:27:18–1:27:19
dann so und so interpretieren.
1:27:19–1:27:22
Also es ist wirklich so, ich glaube, wir brauchen auch nicht mehr weiter im
1:27:22–1:27:27
Detail darauf einzusteigen, nur dass es halt diese Wissenschaftsdiskursapparat
1:27:27–1:27:32
gibt, der sich da aufbaut und der dann halt in dieser Bibliothek von dem Raumschiff
1:27:32–1:27:34
auch so mitgeführt wird.
1:27:34–1:27:40
Das ist so das Wissen und auch so diese Faszination, die Chris Calvin erzählt ja immer,
1:27:40–1:27:48
dass Gibarian so sein Doktorvater oder sein Mentor ihn da in diese ganze Geschichte
1:27:48–1:27:53
von Solaris über die Wissenschaft dann so eingeführt hat.
Micz Flor
1:27:53–1:27:57
Als Psychologen, das ist nochmal wichtig, finde ich, weil es geht jetzt also
1:27:57–1:28:00
hier nicht um den Mensch, der in die Natur guckt,
1:28:00–1:28:07
sondern es geht um einen Mensch, der eben sich mit der Psyche des Wahrnehmens
1:28:07–1:28:08
und Beschreibens auch beschäftigt.
1:28:08–1:28:12
Also der wird zur Hilfe geholt, um dem allen irgendwie Sinn abzugewinnen.
1:28:13–1:28:16
Wichtig ist aber, dass wir den Berton nochmal kurz erklären.
1:28:16–1:28:20
Und zwar der erste Tote war ein gewisser Physiker Fechner. als die losgeflogen
1:28:20–1:28:24
sind, dann kam irgendwie Gewitter oder was weiß ich, wie man es nennen möchte.
1:28:24–1:28:28
Also das war dann so ein schleimiges Ding, auf jeden Fall ist einer abgestürzt.
1:28:28–1:28:32
Fechner ist in den Ozean gefallen, wurde auch nicht wiedergefunden.
1:28:32–1:28:39
Und Berton oder Burton ist dem hinterher geschickt worden oder hinterher geflogen, um ihn zu suchen.
1:28:39–1:28:43
Ist dann irgendwie abgekommen, er weiß nicht mehr warum. Es war alles so ein
1:28:43–1:28:45
bisschen schleimig, er hatte keine Sicht gehabt.
1:28:46–1:28:50
Und dann sieht er, ich weiß nicht in welcher Reihenfolge, er sieht aber zwei
1:28:50–1:28:52
Dinge. Ich glaube, als erstes sieht er Gärten.
1:28:53–1:28:58
Als erstes sieht er ein Abbild, aber eben aus diesem Material des Ozeans, alles in einer Farbe.
1:28:58–1:29:03
Aber sehr detailliert sieht er von oben einen Garten. Dann sieht er Städte.
1:29:03–1:29:10
Also der Ozean formt dann, wie wir vorhin schon beschrieben haben,
1:29:10–1:29:13
die Personen, die Gäste, geformt werden.
1:29:13–1:29:16
Wird aus dieser masse wird was geformt was
1:29:16–1:29:20
aber eben farblich dann immer gleich bleibt aber detailgetreu eine
1:29:20–1:29:23
nachbildung ist von skyscrapern und daneben
1:29:23–1:29:26
aber auch ein garten und später sieht er
1:29:26–1:29:30
dann noch vor sich ein mehrere meter groß ist und von
1:29:30–1:29:36
florian vorhin schon indirekt erwähntes baby oder kind und dieses kind türmt
1:29:36–1:29:39
sich vor ihm auf ist also er fliegt er relativ dicht am boden entlang oder an
1:29:39–1:29:43
der oberfläche und er sieht dass es höher ist als er kalkuliert das muss etwa
1:29:43–1:29:46
so zwischen drei und sechs Meter hoch sein oder so eine Art.
1:29:47–1:29:54
Und das hat ihn total erschüttert, weil es war einfach ein Kind in einer unglaublich
1:29:54–1:29:58
detailgetreuen Abbildung. Ein Kind, das er selber nicht kannte.
1:29:59–1:30:04
Aber dieses Kind hat seine Arme und Beine und alles irgendwie bewegt in einer
1:30:04–1:30:07
Art, als ob es lernen wollte, sich zu bewegen.
1:30:07–1:30:10
Also da haben wir auch wieder so einen Horrormoment. Das ist so ein klassisches
1:30:10–1:30:15
Klassording, wenn der Kopf sich um 180 Grad dreht oder der Arm nach hinten geht.
Florian Clauß
1:30:15–1:30:20
Ich glaube, es war dann auch so beschrieben, dass auf dem Gesicht die zwei Gesichtshälften
1:30:20–1:30:25
des Kindes ganz konträre Gefühle abgebildet haben.
1:30:26–1:30:31
Die eine Gesichtshälfte hat gelacht, die andere dann halt geschrien.
1:30:32–1:30:36
Und an was erinnert dich das? Ich glaube, wir haben beide den gleichen Gedanken dazu.
Micz Flor
1:30:37–1:30:37
Das ist Akira.
Florian Clauß
1:30:38–1:30:44
Akira? Nee, das jetzt nicht, sondern was bedeutet, also was hat das für eine Bedeutung quasi?
1:30:46–1:30:50
Also was passiert denn da ganz, also ganz, was diesen Film auch,
1:30:50–1:30:53
oder nee, diesen Stoff auch wieder so aktuell macht, ja?
Micz Flor
1:30:54–1:30:58
Ach so, das stimmt. Das ist natürlich für uns heute erst so eine Interpretation,
1:30:58–1:31:03
was ich mal als Witz rumgeschickt habe, wo Will Smith selber so ein Video gemacht
1:31:03–1:31:05
hat, Will Smith eating Spaghetti.
1:31:06–1:31:10
Also, weil, und schreibt dann auch dazu, it's crazy how far this has gone.
1:31:11–1:31:15
Also diese Idee, dass man jetzt mit künstlicher Intelligenz die Welt nochmal
1:31:15–1:31:19
nachbaut, Aber dann der Hund fünf Beine hat und dann doch wieder nur drei.
1:31:20–1:31:24
Oder dass eben bei Will Smith die Spaghetti zwar mit zusammengekniffen Augen
1:31:24–1:31:26
sieht es echt aus, aber wenn man genau hinguckt, merkt man, nee,
1:31:26–1:31:29
das ist nicht echt. Und da wird es genauso unheimlich.
Florian Clauß
1:31:29–1:31:36
Da wird so dieses Glitches, aber es ist ja tatsächlich noch irgendwie so in der Beschreibung hier,
1:31:36–1:31:43
also da gibt es keine sechs Zehen oder sechs Finger, sondern was da passiert,
1:31:43–1:31:45
so würde ich das interpretieren, dieser Ozean trainiert.
1:31:46–1:31:49
Es ist quasi ein Modell, was trainiert wird.
1:31:49–1:31:55
Es kriegt gerade Daten und es wird gefüttert von Daten und es fängt jetzt an zu trainieren.
1:31:56–1:31:59
Und das ist so, ich glaube, deswegen finde ich das so,
1:31:59–1:32:04
das will ich dann auch nochmal nachher ausführen in meiner Interpretation,
1:32:04–1:32:08
aber das ist so entscheidend für die heutige Sichtweise von dem Stoff,
1:32:08–1:32:12
weil du hast ja wirklich so ein Riesenmodell, quasi eine Planetenform,
1:32:12–1:32:15
was dann halt auch entsprechend trainiert werden kann.
Micz Flor
1:32:15–1:32:17
Die Antwort ist 42.
Florian Clauß
1:32:18–1:32:21
Die Antwort, die ist ja noch nicht da.
Micz Flor
1:32:21–1:32:23
Aber das ist ja dann auch schon ein Planet.
Florian Clauß
1:32:23–1:32:27
Genau, das stimmt. Das ist der Planet, der dann die Frage erst macht.
Micz Flor
1:32:28–1:32:31
Und da ist natürlich dann, wenn wir die Analogie aufgreifen und die Diskussion
1:32:31–1:32:35
der Solaristen oder in der Solaristik, dass manche vielleicht zu Recht sagen
1:32:35–1:32:38
können, es handelt sich um ein großes, semantisches Lernen,
1:32:39–1:32:43
bio organisch wie auch immer lernen entität
1:32:43–1:32:46
die das einfachste schon geschafft hat
1:32:46–1:32:49
nämlich in kurskorrektur bei wänden wächst bei
1:32:49–1:32:55
komplexen gravitationsfeldern und jetzt obendrauf auch noch alles lernen was
1:32:55–1:32:59
sie so begegnet das wäre deshalb muss die intelligenz nicht da sein sondern
1:32:59–1:33:03
wie du schon sagst vielleicht kann das einige schon und lernt jetzt noch mehr
1:33:03–1:33:07
aber das ist stimmt das ist auf alle fälle im bild was sie auch hatte dafür aber.
Florian Clauß
1:33:07–1:33:09
Vielleicht kann man hier nur mal einschieben, wenn wir davon ausgehen,
1:33:09–1:33:11
dass das jetzt irgendwie eine Form von,
1:33:12–1:33:17
Intelligenz, Lebewesen, organisch oder wie auch immer ist, ja, was ist das denn?
1:33:17–1:33:22
Also das finde ich so krass, dass Lem da ein Bild geworfen, entworfen hat,
1:33:22–1:33:28
was so diametral von irgendwie Leben, wie wir uns das hier auf der Erde entwickelt
1:33:28–1:33:30
hat und so weiter, wie wir uns das vorstellen,
1:33:30–1:33:34
hat er einfach so einen großen Ozean genommen und man weiß nicht,
1:33:34–1:33:41
ob das jetzt quasi so das nach außen gestülpte Gehirn ist, ob das jetzt wirklich so eine große Zelle ist,
1:33:41–1:33:46
ja, das Aber ob das jetzt irgendwie so ein Kommunikationsverband von Zellen ist?
Micz Flor
1:33:46–1:33:50
Das weiß man alles, dass es das nicht ist. Also das wissen sie alles,
1:33:50–1:33:51
dass es das nicht ist. Das ist ganz wichtig.
1:33:51–1:33:55
Die wissen, dass es nicht eine Zelle ist. Die wissen nicht, dass es eine verbandene
1:33:55–1:33:57
Struktur ist. Es hat keine Systematik dahinter.
Florian Clauß
1:33:57–1:34:02
Das hat die Solaristik schon alles herausgefunden. Aber trotzdem,
1:34:02–1:34:04
diese Idee von diesem...
1:34:05–1:34:08
Da geht Lem nochmal so drei Schritte weiter, wie ich vorhin meinte.
1:34:08–1:34:15
Er schafft eine außerirdische Intelligenz und hat aber gleichzeitig schon ein
1:34:15–1:34:18
Diskursapparat obendrauf gelegt, was es alles nicht ist.
1:34:19–1:34:24
Das heißt, damit kommt er erstmal in diesen Raum, wo er dann später überhaupt
1:34:24–1:34:28
diese ganzen philosophischen Fragen stellen kann.
Micz Flor
1:34:28–1:34:31
Und vor allen Dingen da auch die Frage natürlich sich auftut,
1:34:31–1:34:34
die dann aufgrund der eigenen,
1:34:34–1:34:39
das ist dann eben auch ein Zitat, was Lem Calvin in den Mund gelegt hat,
1:34:39–1:34:41
genau in dieser Szene, das lese ich nachher nochmal kurz vor,
1:34:41–1:34:48
in einer nicht so guten Übersetzung, und die Frage, wer erforscht hier eigentlich gerade wen?
1:34:49–1:34:54
Es ist halt so man bleibt immer dabei dass man die menschen erforschen den planeten
1:34:54–1:34:57
und dieser planet macht dann so aber wie du gerade schon gesagt hast du hast
1:34:57–1:35:01
gefühlt das system lernt probiert aus baut nachher guckt mal was könnte das
1:35:01–1:35:03
denn sein und macht es dann aber sogar,
1:35:04–1:35:08
interessanterweise mehr noch als der mensch in so einer körperlichkeit ich brauche
1:35:08–1:35:12
mal so eine stadt die haben alle so komische städte ich baue mal ich will mal
1:35:12–1:35:15
wissen wie sich das anfühlt also das Das könnte man jetzt einfach so darunter legen.
1:35:16–1:35:19
Und dieser Fechner, und das ist halt, wo Bertrand, das ist noch wichtig,
1:35:19–1:35:23
Bertrand sagt von einem Ausschuss aus, der auch eine wichtige Rolle spielt,
1:35:23–1:35:26
ziemlich am Anfang in dem Film, den du gleich besprechen wirst,
1:35:27–1:35:32
da sagt er schon ganz viel, alles, was ich gerade gesagt habe,
1:35:32–1:35:37
und sagt dann aber, er möchte jetzt nicht mehr sagen, bevor nicht von ihm jetzt,
1:35:37–1:35:43
vom Zentralrat oder auch immer gesagt wird, dass das was das das was er jetzt
1:35:43–1:35:47
sagt noch wissenschaft ist ja also aber ihm wird dann rückgemeldet nein er sei
1:35:47–1:35:53
wahnsinnig und dann entscheidet er sich nicht mehr zu sprechen möchte nicht noch mehr sagen und.
1:35:55–1:35:59
Hat dann aber einen Neurologen aus diesem Gremium, die das entschieden haben,
1:35:59–1:36:04
dass er wahnsinnig sei, der nimmt noch mit ihm Kontakt auf, die haben auch ein Gespräch.
1:36:04–1:36:09
Und dieses Gespräch ist auch dann später noch in einem Umschlag,
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in einem Buch, in einem Heft.
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Das ist eins dieser Dinge, wo dann eben wir erfahren von diesem Kind.
1:36:16–1:36:19
Ich glaube, das war nämlich im eigentlichen Bericht noch nicht drin.
1:36:20–1:36:25
Und dass sich da nämlich herausstellt auch, dass dieses Kind das Kind von Fechner
1:36:25–1:36:27
ist, was Bernd Thornton später auf der Erde sieht.
Florian Clauß
1:36:27–1:36:28
Genau, was er noch gar nicht kennen konnte.
Micz Flor
1:36:29–1:36:35
Genau, er hat empirisch die Situation, die Calvin künstlich versucht herzustellen,
1:36:35–1:36:36
indem er die Berechnung macht.
1:36:37–1:36:39
Also er weiß, dass ich es nicht weiß.
1:36:40–1:36:45
Dann erst erfahren wir, dass die über die Geschichte von Calvin und Harvey,
1:36:45–1:36:49
dass die sich das Leben genommen hat, dass er sich teilweise verantwortlich
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fühlt, indem er da in einem Kühlschrank irgendwelche,
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Spritzen hat liegen lassen von einem Forschungsprojekt und ihr nur gesagt hat,
1:36:59–1:37:00
die sind gefährlich, Finger weglassen.
1:37:01–1:37:03
Und sie hat sich damit das Leben genommen.
1:37:04–1:37:09
Und das ist etwas, woran sich,
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Gast, eben Harvey als künstliche Menschine,
1:37:16–1:37:20
zu erinnern beginnt. Aber sie kriegt kein volles Gefühl.
1:37:21–1:37:25
Sie ist halt irgendwie, sie ist nicht diese Person, aber sie beginnt in ihrem
1:37:25–1:37:28
Bewusstsein, in ihrem Verständnis, auch das wird ein bisschen mit dem,
1:37:28–1:37:32
was du meintest, mit dem Lernen zu tun haben, dass sie versucht,
1:37:32–1:37:35
mehr herauszufinden, was in ihr ist.
1:37:35–1:37:41
Und das halt tut, indem sie in Kontakt ist mit diesem, fragt ihn ja auch die ganzen Sachen.
1:37:42–1:37:45
Er fragt zuerst sie, wie sind wir hergekommen? Sie meint so,
1:37:45–1:37:48
keine Ahnung, was sind deine Klamotten? Keine Ahnung, vielleicht in dem Schrank.
1:37:48–1:37:55
Und später fragt sie ihn und versucht, ihre Existenz und ihre Narrativ herauszufinden.
Florian Clauß
1:37:55–1:38:02
Ja, also es kommt aber zu einem Zeitpunkt, wo sie schon über ihre Herkunft dann aufgeklärt wurde.
1:38:02–1:38:07
Das heißt, ihr ist klar, dass sie dann nicht eben die Originale ist,
1:38:08–1:38:10
Sondern sie ist eine Kopie.
Micz Flor
1:38:10–1:38:13
Und weil sie kein Original ist, das ist ein wichtiger Punkt,
1:38:13–1:38:14
möchte sie sich umbringen.
1:38:15–1:38:19
Auf jeden Fall trinkt sie flüssigen Sauerstoff und Calvin findet sie dann auch scheinbar tot.
1:38:19–1:38:23
Aber sie kommt wieder zum Leben. Also sie kommt dann wieder zum Leben.
Florian Clauß
1:38:23–1:38:26
Es hat er ja schon gesagt, dass sie sich sehr schnell regenerieren kann.
Micz Flor
1:38:26–1:38:30
Genau, aber selbst diese komplette Zerstörung heilt dann wieder.
1:38:30–1:38:34
Und sie ist dann verzweifelt sogar, dass sie merkt, sie kann sich nicht umbringen.
1:38:34–1:38:37
Und sie hat ja interessanterweise dann auch menschliche Gedanken,
1:38:38–1:38:40
dass sie sich mit einem flüssigen Besorger umbringen könnte.
1:38:40–1:38:43
Also es ist ganz interessant, dass sie merkt, dass sie dann nochmal doppelt
1:38:43–1:38:45
merkt, ich gehöre ja nicht zu den Menschen.
Florian Clauß
1:38:46–1:38:50
Ja, aber es entwickelt sich so eine Beziehung zwischen den beiden dadurch.
1:38:51–1:38:57
Das heißt, es wird auch die Frage gestellt, dass sie, also von ihr selber die
1:38:57–1:39:04
Frage gestellt, dass sie dann aus den Erinnerungsstücken von Chris zusammengesetzt ist,
1:39:04–1:39:08
Und das heißt, sie ist ja niemals sie selbst gewesen. Das kann ja jetzt in dieser
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Kopie nicht sich selbst sein.
1:39:10–1:39:17
Die nähern sich aber durch diese Distanzierung von der originalen Figur,
1:39:17–1:39:20
nähern die beiden sich dann wieder an und fangen dann quasi,
1:39:20–1:39:25
also es wird dann unterschiedlich in den einzelnen Filmen und in der Buchvorlage
1:39:25–1:39:29
ist es eher distanziert, aber sie beginnen sich neu zu verlieben irgendwie. wie.
1:39:29–1:39:34
So ein bisschen. Und es gibt auch tatsächlich dann von den beiden die Vorstellung
1:39:34–1:39:40
ausgesprochen, dass die von der Station dann auf die Erde verreisen möchten.
Micz Flor
1:39:40–1:39:44
Das ist so ein bisschen der Plan, den die haben. Und da ist es auch ganz interessant,
1:39:44–1:39:48
dass Calvin dann halt eben doch kein Hard Scientist ist, sondern ein Psychologe,
1:39:48–1:39:49
weil der denkt, ach, wir können ja vielleicht zur Erde fahren.
1:39:50–1:39:53
Muss dazu sagen, das ist so der engste Punkt von den beiden,
1:39:53–1:39:57
nachdem die da wieder raus kommt aus diesem flüssigen Sauerstoff-Tod.
1:39:58–1:40:02
Dann wollen die eben auf die Erde und dann ist alles große Liebe.
1:40:02–1:40:06
Aber danach beschreibt Calvin auch öfter, ja, wir sind halt hier zusammen,
1:40:06–1:40:08
sie blättert in einem Magazin und ich hänge hier rum.
Florian Clauß
1:40:08–1:40:11
Es kommt so diese ganz kühle Distanz.
Micz Flor
1:40:11–1:40:16
Ja, also ich hatte so ein Bild, so Südfrankreich, irgendwie so ein gemietetes
1:40:16–1:40:19
Haus, irgendwie in der Nähe vom Strand, da bin ich ganz am Schauen,
1:40:19–1:40:21
man hängt da so rum, weil man jetzt nach drei Wochen auch nicht mehr weiß.
Florian Clauß
1:40:21–1:40:24
Was man heute noch machen kann. Ja, ich hatte tatsächlich auch so ein Bild,
1:40:24–1:40:29
dann so ein bisschen so wie Antonioni oder so, wo dann halt die Liebe vergangen
1:40:29–1:40:34
ist, so La Notte, die Nacht, wo alles so Oberfläche ist und alle so ein bisschen gelangweilt sind.
1:40:35–1:40:38
Aber so richtig zusammen können die nicht mehr kommen.
1:40:39–1:40:43
Und so ein Bild baut sich da auf. Und ich glaube, das ist halt auch mal für
1:40:43–1:40:45
die ein Teil wichtig, dass die sich was vormachen.
1:40:45–1:40:49
Das sagt er dann aus der Perspektive von der Figur von Chris.
1:40:49–1:40:53
Der beschreibt das ja auch so, ja, wir sagen uns das, aber es ist klar,
1:40:53–1:40:55
dass wir das irgendwie nur...
Micz Flor
1:40:55–1:40:59
Und das weiß er aber erst, nachdem er Snout gesagt hat, ha, wir fliegen auf die Erde.
1:40:59–1:41:02
Also er kommt ja wirklich so auch wieder wie so ein Achtjähriger,
1:41:02–1:41:03
der was zu Weihnachten gemacht hat.
1:41:03–1:41:08
Und Snout sagt, okay, alles klar. Und du denkst wirklich, dass das geht?
1:41:08–1:41:11
Also bist du dir sicher, dass dieses Feld zusammengehalten werden kann,
1:41:11–1:41:14
dass dieser künstliche Menschuit halt nichts auseinanderfällt,
1:41:14–1:41:16
wenn die im Raum stehen? Wie stellst du dir das vor?
1:41:16–1:41:21
Und er selber dann auch später, danach ist er dann desillusioniert und sie reden nicht mehr drüber.
1:41:21–1:41:25
Aber er selber stellt sich dann auch nochmal vor, ja wie soll das denn gehen,
1:41:25–1:41:26
wenn wir an der Erde ankommen?
1:41:26–1:41:30
Ich meine, sie hat keinen Pass, also da kommen wir sowieso nicht rein.
Florian Clauß
1:41:30–1:41:36
Ja, aber es wird nicht, also es ist quasi wie so ein Traum, so eine Vision von
1:41:36–1:41:39
den beiden, das nicht weiter in Frage gestellt,
1:41:39–1:41:44
sondern beide brauchen das als Bild, um sich dann noch mit der Situation überhaupt
1:41:44–1:41:46
erträglich zurecht zu kommen.
1:41:47–1:41:50
Und ich meine, sie nimmt ja die Entscheidung dann für Chris,
1:41:50–1:41:54
indem sie dann zu Sartorius geht.
Micz Flor
1:41:54–1:41:58
Ja, also es ist dann so, es gibt Sartorius, Snout sagt, Sartorius will jetzt
1:41:58–1:42:00
was tun. Es gibt zwei Möglichkeiten.
1:42:00–1:42:05
Das eine ist, er möchte, das hatten sie nämlich vorher schon mit Gebarian irgendwie
1:42:05–1:42:07
angefangen, wollte er jetzt nochmal besser machen,
1:42:07–1:42:15
er möchte die Hirnströme von Kelvin aufzeichnen und mit harter Röntgenstrahlung,
1:42:15–1:42:18
Frequenz moduliert, eben auf dem Planeten strahlen,
1:42:18–1:42:22
weil das hatten sie vorher schon mal ein bisschen probiert und dann ging das
1:42:22–1:42:24
los mit den Gästen, so erinnere ich mich zumindest.
Florian Clauß
1:42:24–1:42:28
Die haben mit Röntgenstrahlen da, also die wollten dann irgendeine Reaktion
1:42:28–1:42:31
provozieren und dann sind die halt zu dem Schluss gekommen, ja,
1:42:32–1:42:34
wir machen jetzt irgendwie, wir wenden harte Strahlen an.
1:42:34–1:42:39
Ja, es ging ja auch so weit, dass einige Vertreter der Solaristik dann angefangen
1:42:39–1:42:44
haben, da einen Vorschlag zu machen, man könnte mal eine Atombombe draufwerfen und gucken.
Micz Flor
1:42:44–1:42:46
Was dann passiert. Und auch das, was Ghibarien da gemacht hat,
1:42:46–1:42:50
kann Calvin zuerst gar nicht glauben, weil es ist halt gegen die Bestimmung,
1:42:50–1:42:54
der Planet Erde würde doch sowas nie zu, das geht ja gar nicht.
Florian Clauß
1:42:54–1:42:58
Genau, aber es gibt zwei Sachen. Der Sartorius hat ja einmal diese Idee,
1:42:58–1:43:01
dass man dann eben diese modulierten Strahlen da drauf schickt,
1:43:01–1:43:07
um dann quasi so kodiert dem Ozean mitzuteilen, dass diese Gäste nicht erwünscht
1:43:07–1:43:09
sind auf der Station. Das ist die eigentliche Motivation.
1:43:09–1:43:14
Die andere Sache ist, dass er noch einen Anilator entwickelt hat.
1:43:15–1:43:19
Annihilator, der dann eben dieses Neutrino-Feld auflösen kann.
1:43:19–1:43:27
Also das heißt, man sieht die Gäste der anderen Besatzungsmitglieder nicht nur bedingt.
1:43:27–1:43:32
Also bei Snout kriegt man nie mit, was der da für ein Gast oder Gästin gibt.
Micz Flor
1:43:32–1:43:33
Ich glaube, er erwähnt das irgendwie.
Florian Clauß
1:43:35–1:43:36
Es wird nicht ausgesprochen.
Micz Flor
1:43:36–1:43:38
Bei mir gehen auch die Filme und...
Florian Clauß
1:43:38–1:43:41
Ja, ja, aber das ist wirklich, ich habe auch dann nochmal nachgelesen und bei
1:43:41–1:43:46
Sartorius ist es so, dass es tatsächlich, wenn das erste Mal Chris Kelvin dann
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Sartorius trifft, muss der mit Kraft die ganze Zeit diese Tür halten im Hintergrund.
1:43:52–1:43:56
Und das ist auch dieser Horrormoment. Man merkt nur, dass und er sieht dann
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halt nur, dass irgendwas Kleines da ist.
Micz Flor
1:43:58–1:44:02
Ja, was Kleines, aber eine große und das finde ich ganz wichtig.
1:44:02–1:44:07
Es ist eine, er sieht so auf Auf Hüfthöhe sieht er eine große,
1:44:07–1:44:10
runde, goldene Scheibe kurz hinter der Tür vorbei.
1:44:10–1:44:16
Und das finde ich total wichtig, weil es nicht wirklich klar ist, ob alle Menschen haben.
1:44:16–1:44:20
Die heißen zwar immer Gäste, aber es ist jetzt nicht so, dass wir wirklich wissen.
1:44:20–1:44:24
Also wir sehen die nicht. Und das ist leider, finde ich, in dem Film irgendwie nicht gut gelöst.
Florian Clauß
1:44:24–1:44:28
Ach so, okay. Das hatte ich zum Beispiel noch gar nicht so, dass es eine Scheibe war.
1:44:28–1:44:33
Okay, aber dass du daraus schließen kannst, dass es halt irgendwie kein Mensch mehr ist.
Micz Flor
1:44:33–1:44:38
Sie nennen das ja alle Gäste. Also es sind auf alle Fälle irgendeine Form von Lebewesen.
1:44:38–1:44:43
Aber ich finde es halt total wichtig, dass es da nochmal zusätzlich kodiert wird.
1:44:43–1:44:47
Es wird quasi nochmal verschlüsselt, nicht kodiert, aber es wird nochmal zusätzlich
1:44:47–1:44:50
verschlüsselt. Also wir kriegen mitgeteilt, was da hinter dem vorbei huscht.
1:44:50–1:44:56
Und nachdem Sartorius, wie gesagt, mit hoher, schriller Stimme sagte, gehen Sie, gehen Sie.
1:44:56–1:45:01
Und dann geht die Tür kurz auf und dann sieht er ganz kurz eben so eine goldene
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Scheibe vorbeiflitzen.
1:45:03–1:45:08
Und das finde ich total gut, weil dann wir uns nicht damit verbinden können.
1:45:08–1:45:11
Es bleibt anders. Es bleibt was anderes.
Florian Clauß
1:45:12–1:45:17
Also so rein vom Verhalten und sowas wird bei Sartorius dann so eher nachgelegt,
1:45:17–1:45:22
dass es in Richtung von Kind geht, dass es irgendein Kind ist oder ein Zwerg
1:45:22–1:45:24
oder ein kleinwütiger Mensch.
Micz Flor
1:45:24–1:45:26
Ja, das ist auch wieder im Film bei Tarkovsky ist das,
1:45:27–1:45:32
Ein kleinwüchsiger Erwachsener, der halt da kurz rausrennt und den einfängt wieder reinzuziehen.
Florian Clauß
1:45:32–1:45:37
Auf jeden Fall wird es da nicht aufgelöst. Aber die anderen,
1:45:37–1:45:42
also sowohl Sartosis wie auch Snout, sind ja immer alleine.
1:45:43–1:45:46
Die kommen ja dann quasi nicht mit ihren Gästen.
Micz Flor
1:45:46–1:45:49
Und er bringt halt sozusagen seine Frau immer mit, das stimmt.
Florian Clauß
1:45:49–1:45:58
Und das, was jetzt auch nochmal zurück zu Harvey, was sie dann nochmal so erlernt, sie lernt ja dazu,
1:45:58–1:46:04
ist auch, dass sie sich dann länger von Chris trennen kann.
1:46:04–1:46:08
Und dass die auch wirklich eine körperliche, dass die auch eine physische Distanz
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aufbauen kann. Weil vorher war das immer so, dass die immer um ihn herum.
1:46:11–1:46:14
Und sie ist auch so gut beschrieben, wie sie das dann aushält.
1:46:14–1:46:16
Wie sie dann halt irgendwie so, ich habe es geschafft.
1:46:17–1:46:20
Und unter welcher starken, starken Spannung sie steht.
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Aber gleichzeitig sich selbst beweisen und ihn auch beweisen möchte,
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dass sie es aushält, eben nicht immer bei ihm zu sein.
1:46:27–1:46:30
Also man weiß ja auch nicht, liest sie oder liest sie nicht.
1:46:30–1:46:35
Also es ist halt so eine völlige oberflächliche, aber gleichzeitig so ein fühlendes
1:46:35–1:46:37
Wesen, ein stark fühlendes Wesen.
Micz Flor
1:46:38–1:46:42
Und dann geht die Geschichte zu Ende relativ schnell. Und zwar ist es so,
1:46:42–1:46:46
dass sie dann, also die Sartorius, also Snout vermittelt zwischen Sartorius
1:46:46–1:46:50
und Calvin, irgendwas müsste ja passieren, Sartorius wird schon irgendwas tun,
1:46:50–1:46:51
du darfst es jetzt aussuchen.
1:46:51–1:46:56
Und Calvin erfindet schnell die Hypothese, dass wenn dieses Feld,
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das Neutrinofeld, irgendwie destabilisiert wird, dass wir dann alle explodieren werden.
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Dann macht er doch lieber das andere, nämlich seine Gehirnströme darunter strahlen
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zu lassen, wenn er schon keine Wahl hat.
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Dann nehmen die das auch auf, und Sartorius ...
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Richtet ihm dann auch noch ein er soll irgendwie ganz genau ich weiß
1:47:15–1:47:18
gar nicht genau was das wäre es wahrscheinlich wichtig ich habe es nicht mit
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dem kopf wasser ihm eintrichtert was er sagen soll in seinen gedanken also woran
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er denken soll woran er nicht denken soll das ist auch so ein schöner schöne
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ideen die gedanken sind frei und calvin ist es aber irgendwie so ein bisschen
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wurscht weil er halt plottet glaube er sagt dann in seinen gedanken immer tool
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habe Harvey nichts, tu Harvey nichts oder sowas in der Art.
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Und dann wird das auch weggeschickt und dann gibt es eine Nacht,
1:47:42–1:47:47
wo er das Gefühl hat, dass Harvey kurz weg war und mit Snouch gesprochen hat
1:47:47–1:47:49
und dann fragt er sie aber nicht und dann fragt er sie.
Florian Clauß
1:47:49–1:47:53
Nein, das ist aber, das ist auch nochmal so, das wird auch in den Filmen und
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so weiter, wird es sehr kurz von der Zeitspanne, aber es gehen tatsächlich mehrere
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Wochen um, bis eine Reaktion kommt.
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Das ist genau diese Phase der Lethargie.
1:48:02–1:48:06
Das heißt, die hängen die ganze Zeit ab, es passiert nichts und alles ist irgendwie
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so, der Ozean ist still und so weiter.
1:48:08–1:48:12
Aber es ist eigentlich eine ziemlich lange Zeitspanne, die jetzt nur ganz kurz
1:48:12–1:48:13
beschrieben wird in dem Buch.
Micz Flor
1:48:13–1:48:17
Okay, also dann passiert nichts, ein Plateau, zeitliches Plateau,
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auf dem die einfach nur warten.
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Und zum Ende dieses Plateaus, also im Narrativ zum Ende, es könnte sich länger
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ausdehnen, Aber zumindest dann entscheidet Harvey, umgebracht,
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in Anführungszeichen annihiliert zu werden, wie man es nennen möchte.
1:48:32–1:48:37
Und schreibt dann auch noch eine Abschiedsnachricht, dass ihr Wunsch war,
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dass Snout ein Guter ist und dass Calvin nicht böse sein soll.
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Und wird dann auch annihiliert.
1:48:43–1:48:45
Die anderen Gäste sind scheinbar auch schon annihiliert.
Florian Clauß
1:48:45–1:48:48
Ich putze mal zu diesem Abschiedsbrief, weil das auch nochmal interessant ist.
1:48:48–1:48:51
Sie unterschreibt ja dann mit Harvey und streicht dann Harvey durch.
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Also in dem Buch.
Micz Flor
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Genau, das ist ja auch dieses Zeichen mit dem kleinen Strich,
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mit so einem kleinen Düttel vorne links, das heißt nicht in der Logiksprache, also nicht Harvey.
Florian Clauß
1:49:03–1:49:06
Nicht Harvey, genau, das logische Nicht.
Micz Flor
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Calvin ist halt außer sich und sagt dann, sie wird wiederkommen,
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sie wird morgen wiederkommen.
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Und dann sagt halt Snout, nee, seit wir die Strahlen runtergeschickt haben,
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kommen sie nicht wieder. Daher wissen wir, dass die anderen Gäste scheinbar
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auch schon annihiliert sind.
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Und dann wird ein Bericht geschrieben,
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Snout hat den schon quasi vorgeschrieben und dann guckt, also irgendwie versöhnt
1:49:28–1:49:32
sich Calvin damit auch und entwickelt in dem Moment dann auch den Wunsch,
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auf der Station zu bleiben, den ich nicht so richtig nachvollziehen konnte.
Florian Clauß
1:49:37–1:49:37
Ein Trinsuch.
Micz Flor
1:49:38–1:49:39
Ich? Wie meinst du?
Florian Clauß
1:49:40–1:49:43
Aus der Figur des Calvins heraus, den du als...
Micz Flor
1:49:43–1:49:49
Ich konnte den, ich konnte, also das Gefühl war, was ich hatte,
1:49:49–1:49:52
war, er will in der Nähe von Harvey bleiben und irgendwo muss sie ja sein.
1:49:53–1:49:56
Snout sagt ja vorher nochmal, willst du einfach die andere wiederholen,
1:49:56–1:49:58
die da in diesem, die in die Kapsel geht.
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Fand ich auch ganz interessant, weil die will ja keiner mehr haben.
1:50:02–1:50:06
Nee, nee, nee. Die gab es schon. Froh, dass die weg ist. Aber die andere, die war richtig gut.
1:50:07–1:50:10
Auf jeden Fall kommt es dann dazu, Snout bleibt, glaube ich, auch.
Florian Clauß
1:50:12–1:50:16
Der Tor ist, taucht überhaupt nicht mehr auf. Das habe ich auch nochmal so extra
1:50:16–1:50:20
nachgeguckt, nachdem, der wird dann halt nur noch, aber der taucht als Figur
1:50:20–1:50:22
nicht mehr irgendwie auf.
1:50:22–1:50:25
Das ist nur noch ein Ding zwischen Snout und Calvin.
Micz Flor
1:50:25–1:50:31
Und dann ist es so, dass Calvin eben entscheidet, als echter Solaristiker muss
1:50:31–1:50:35
er doch auch mal den Planeten betreten und fliegt dann mit einem dieser Hubschrauber
1:50:35–1:50:37
runter und landet auf diesem,
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was ich mir bildlich vorstelle, wie so ein Seerosenblatt, ein Mimmoid oder Mim,
1:50:42–1:50:44
wie auch immer die heißen.
1:50:44–1:50:48
Und will dann da eben auch den Ozean berühren und schaut dann,
1:50:48–1:50:50
den letzten Satz habe ich jetzt blöderweise nicht da, aber er schaut halt quasi
1:50:50–1:50:52
irgendwie so positiv in die Zukunft.
1:50:52–1:51:00
Dann ist die Geschichte zu Ende und schließen möchte ich mit einem Zitat von
1:51:00–1:51:06
etwas, was Calvin in der Mitte so beschreibt für die Solaristik und auch ein bisschen das,
1:51:06–1:51:11
was Lem selber gesagt hat über diesen Roman er sagt,
1:51:11–1:51:16
Calvin, wir brechen den Kosmos auf wir sind auf alles vorbereitet das heißt
1:51:16–1:51:20
auf die Einsamkeit, auf den Kampf, auf Martyrium und Tod aus Bescheidenheit
1:51:20–1:51:23
sprechen wir es nicht laut aus aber wir denken uns manchmal,
1:51:23–1:51:25
dass wir großartig sind.
1:51:25–1:51:29
Indessen ist das nicht alles und unsere Bereitschaft erweist sich als Theater.
1:51:30–1:51:36
Wir wollen gar nicht den Kosmos erobern, wir wollen nur die Erde bis an seine Grenzen erweitern.
1:51:36–1:51:41
Die einen Planeten haben voll Wüste zu sein wie die Sahara, die anderen eisig
1:51:41–1:51:44
wie der Pol oder tropisch wie der brasilianische Urwald.
1:51:45–1:51:49
Wir sind humanitär und edel, wir wollen die anderen Rassen nicht unterwerfen.
1:51:49–1:51:55
Wir wollen ihnen nur unsere Werte übermitteln und als Gegengabe ihrer aller Erbe annehmen.
1:51:56–1:51:59
Wir halten uns für die Ritter vom heiligen Kontakt.
1:52:00–1:52:01
Das ist so eine komische Übersetzung.
Florian Clauß
1:52:02–1:52:03
Ja, das ist komisch.
Micz Flor
1:52:03–1:52:07
Das ist die zweite Lüge. Menschen suchen wir niemanden sonst.
1:52:08–1:52:11
Wir brauchen keine anderen Welten. Wir brauchen Spiegel.
1:52:12–1:52:14
Mit anderen Welten wissen wir nichts anzufangen.
1:52:15–1:52:18
Das sagt er im Kapitel, die kleine Apokryphe.
Florian Clauß
1:52:18–1:52:23
Genau, das ist genau dieser Kernsatz, der auch immer wieder in anderen Kontexten
1:52:23–1:52:25
auftaucht. Bei Tarkowski wird er auch erwähnt.
Micz Flor
1:52:26–1:52:31
Und Lem hat über diesen Roman auch gesagt, Papa la Papp, alle Deutungen,
1:52:31–1:52:34
ich wollte einfach nur was schreiben, was einfach mal veranschaulicht.
1:52:35–1:52:41
Ist, wenn wir etwas begegnen, was wir überhaupt nicht verstehen können und was das mit uns macht.
1:52:41–1:52:47
Und er ist der Meinung, dass er sehr gut eigentlich alles in dem Roman gesagt
1:52:47–1:52:48
hat, was er sagen wollte.
1:52:48–1:52:52
Und damit ist das Ding für ihn geschlossen. Und er hat auch explizit,
1:52:52–1:52:54
deshalb habe ich die Übersetzung, wenn das für dich okay ist,
1:52:54–1:52:56
würde ich das schnell noch raushauen mit den Übersetzungen.
Florian Clauß
1:52:56–1:52:59
Lass uns nochmal da bei dem Punkt bleiben, weil das ist, glaube ich,
1:52:59–1:53:01
der Kernpunkt von dem ganzen Roman.
1:53:01–1:53:07
Es geht um eine Projektion, Ja, also das heißt, das, was man da irgendwie so
1:53:07–1:53:10
an Wissenschaftskritik vielleicht bei Lämmen reinlesen möchte,
1:53:10–1:53:16
wäre es ja dieser, was wir schon erwähnt haben, Anthropomorphe und davon der Ismus.
1:53:17–1:53:20
Anthropomorph bedeutet Anthropomorphismus.
Micz Flor
1:53:21–1:53:23
Genau, Anthropomorphismus und dann bei Ismus abbiegen.
Florian Clauß
1:53:23–1:53:31
Ja, und das ist ja die Art zu projizieren, dass irgendwo überall ein Stück Mensch drinsteckt.
1:53:31–1:53:36
Ja, also das ist halt dieses Bedürfnis, wenn du irgendwann irgendwas,
1:53:36–1:53:39
irgendeine Struktur siehst oder im Umfeld bist, das dir nicht bekannt ist,
1:53:39–1:53:43
dass du dann sofort irgendwo guckst, okay, da ist ein Gesicht oder das ist das.
1:53:43–1:53:48
Und dieses Menschliche in dem Anderen zu suchen und zu finden.
1:53:48–1:53:51
Und das ist ja so, weil Urmenschliche, das hatten wir ja auch schon in anderen
1:53:51–1:53:55
Kontexten mal beschrieben, dass eben diese Identifikation des Menschen ganz
1:53:55–1:54:03
stark mit diesen Anthropomorphen einhergeht. Diese Situation des Scheiterns, es gibt keine Antwort.
1:54:04–1:54:09
Und das ist so stark auf diesen Punkt gespielt, dass eben klar ist,
1:54:09–1:54:15
wir finden da nichts, nichts, was uns irgendwie so ähnelt, was uns widerspiegelt,
1:54:15–1:54:18
sondern es ist einfach was komplett anderes.
1:54:18–1:54:20
Und es ist eine Geschichte des Scheiterns.
1:54:20–1:54:25
Und es ist dann auch so eine Frage, also das ist für mich auch so krass wichtig
1:54:25–1:54:30
für Wissenschaft, sich dieser Frage zu stellen, was passiert denn an einem Punkt, wo wir,
1:54:30–1:54:34
wirklich dann nicht mehr weiterkommen, wo wir nicht mehr diese Erkenntnisse
1:54:34–1:54:38
haben, wo wir wirklich da an einem Punkt sind, wo wir nichts mehr rausziehen können.
1:54:38–1:54:43
Wie geht man damit um? Und das ist, finde ich, in dieser Figur das Christ dann
1:54:43–1:54:46
am Ende seiner Entscheidung, du hast gerade gesagt, du kannst es nicht nachvollziehen,
1:54:46–1:54:49
aber ich finde, genau dann hat er diesen Punkt für sich gelöst,
1:54:50–1:54:52
weil er ist ja quasi durch dieses ganze Tal gegangen,
1:54:53–1:54:58
und hat das durchlebt Und ist an dem Punkt, wo er keine Erwartungen mehr hat
1:54:58–1:54:59
und keine Erkenntnis mehr erwartet.
1:54:59–1:55:05
Und kann dann irgendwo neu, frisch anfangen, ohne irgendwie eine Vorstellung
1:55:05–1:55:07
von irgendwas zu haben, weil er hat schon alles.
Micz Flor
1:55:07–1:55:10
Aber genau, die absichtslose Absicht.
Florian Clauß
1:55:10–1:55:13
Und das kannst du jetzt nicht nachvollziehen in der Figur?
Micz Flor
1:55:13–1:55:17
Ich kann das als Konzept nachvollziehen, aber...
1:55:18–1:55:24
Aber in der Geschichte finde ich es nicht für mich glaubwürdig hergeleitet.
1:55:24–1:55:28
Und das liegt vielleicht an mir oder es liegt an der Geschichte oder vielleicht
1:55:28–1:55:31
musste Lem fertig werden, weil es gab gleich Essen.
1:55:31–1:55:34
Aber ich habe das Gefühl, zum Schluss gibt er so Gas und dann stehst du auf
1:55:34–1:55:39
einmal mit dem da und dann schickt er das Ding zum Verlag und es wird gedruckt.
1:55:39–1:55:42
Also mir fehlt zum Hinten raus, fehlt mir die Wende.
1:55:42–1:55:46
Diese Transformation, die du beschreibst, ist natürlich angelegt,
1:55:46–1:55:48
Aber ich kann nicht mitgehen.
Florian Clauß
1:55:48–1:55:54
Ich finde, es ist ganz stark in diesem Bild auf den Memorien dann angelegt.
1:55:54–1:55:56
Und das finde ich auch total poetisch und sinnfällig.
Micz Flor
1:55:56–1:56:02
Ja, das ist doch total okay. Ich kann ja vom Lesen her vielleicht noch ganz
1:56:02–1:56:03
kurz sagen, es war echt verrückt.
1:56:03–1:56:07
Weil ich am Anfang, als wir wussten, dass wir es schon machen werden,
1:56:07–1:56:13
und ich war noch relativ weit am Anfang, ich bin nach ein, zwei Seiten immer todmüde geworden.
1:56:13–1:56:16
Ich fand es unglaublich anstrengend. Ich lese dann eh auf dem E-Reader nur nachts
1:56:16–1:56:20
und bin dann echt dauernd eingepennt und habe das so trotzdem dann wieder aufgenommen.
1:56:20–1:56:23
Da habe ich mich geärgert, dass ich es vorgeschlagen hatte als Thema.
1:56:23–1:56:27
Es war irgendwann dran, habe ich dann gedacht, jetzt muss es halt irgendwie auch passieren.
1:56:27–1:56:33
Aber es war wirklich so, es hat was mit mir gemacht. Es hat was mit mir gemacht.
1:56:33–1:56:34
Ich glaube auch die gruselige Übersetzung.
1:56:35–1:56:38
Und ich fand es unglaublich anstrengend zu lesen. Echt?
1:56:41–1:56:45
Es hat gleichzeitig auch was mit mir gemacht, mit dem Hinblick,
1:56:45–1:56:49
dass ich die Filme nicht mehr so gut fand wie das Buch, was ich aber in sich
1:56:49–1:56:51
selbst auch nicht gut fand. Also ich fand dann die Umsetzung...
Florian Clauß
1:56:51–1:56:53
Okay, du warst mit allem ein bisschen unzufrieden.
Micz Flor
1:56:53–1:56:56
Ja, und was dann aber passiert ist, deshalb kam ich auf die Übersetzung.
1:56:56–1:57:01
Ich habe dann halt nochmal gegoogelt, Audiobook Solaris und habe dann die komplette,
1:57:01–1:57:06
also es sind siebeneinhalb Stunden, dann hat man das Buch auch durchgelesen, in Englisch gefunden.
1:57:06–1:57:09
Und das ist eben, glaube ich, das Englisch aus der französischen Übersetzung
1:57:09–1:57:12
aus den 70er Jahren, glaube ich. Bin mir nicht sicher, kann auch die von 2017 sein.
1:57:14–1:57:18
Aber da war das so smooth. Da habe ich die gelesen und gesagt,
1:57:18–1:57:21
ey, da war es richtig spannend. War es richtig interessant.
1:57:22–1:57:25
Und deshalb möchte ich jetzt das mit der Übersetzung loswerden.
1:57:25–1:57:29
Weil ich finde, es gibt jetzt eine englische Übersetzung von der,
1:57:29–1:57:36
der das LEM Institut oder der Nachlass, so zu sagen, die Super von Bill Johnston 2017,
1:57:37–1:57:39
auch glaube ich in einem polnischen Verlag erschienen.
1:57:39–1:57:43
Das ist eine englische Übersetzung, der es aus dem polnischen direkt übersetzt hat.
1:57:43–1:57:49
Es gibt dann die Übersetzung von Joanna Kilmartin und Steve Cox von 1970.
1:57:52–1:57:56
Allerdings aus dem Französischen übersetzt wurde. Die habe ich in Ausschnitten,
1:57:56–1:57:58
wo habe ich das denn nochmal gelesen?
1:57:59–1:58:02
Warum weiß ich das? Das weiß ich jetzt gar nicht mehr, weil ich das weiß.
1:58:02–1:58:07
Und es gibt dann eben die Deutsche von Irmtraut Zimmermann-Göllheim von 1972.
1:58:08–1:58:10
Ja, genau. Das ist die, die wir, glaube ich, auch haben.
1:58:11–1:58:15
Ja, und da habe ich jetzt auf dem, ist schon angelegt, wenn du es publikierst,
1:58:15–1:58:18
das ist eine Tabelle, wo ich dann einen Ausschnitt aus dem ersten Kapitel,
1:58:18–1:58:24
dieser Anflug auf die Raumstation, weg von Prometheus hin zur Raumstation,
1:58:25–1:58:28
da habe ich die mal gegenübergestellt, so einen Ausstand, wo man ein Gefühl
1:58:28–1:58:31
dafür kriegt, dass es echt ganz schön schwierig ist. Und da ist dann so ein
1:58:31–1:58:33
Zitat jetzt von der deutschen Übersetzung.
1:58:33–1:58:39
Ich wartete, wann sich der erste Stern eintrüben sollte. Ich gewarte es nicht.
1:58:40–1:58:43
Wenn man schon wartete sagt, dann sagt man nicht noch gewarte.
1:58:43–1:58:46
Das ist doch wie ein schlechter Reim. Aber auf jeden Fall, ich wartete,
1:58:46–1:58:50
wann sich der erste Stern eintrüben sollte. Ich gewarte es nicht.
1:58:50–1:58:53
Zweiteres Zitat, da kommt Prometheus drin vor.
1:58:54–1:58:57
Zweiteres Zitat, das fängt ja auch schon an. Zweiteres Zitat.
1:58:58–1:59:03
Ich bedauerte, dass es mir nicht geglückt war, den Prometheus noch zu sehen.
1:59:03–1:59:07
Er muss schon außer Sicht weiter gewesen sein, als die austomatische Vorrichtung
1:59:07–1:59:08
das Sichtfenster öffnete.
1:59:08–1:59:12
Das klingt irgendwie wie so ein komisches Polizeiprotokoll aus einem dritten
1:59:12–1:59:15
Programm von irgendeinem WDR-Krimi. oder sowas.
1:59:16–1:59:21
Worum es da eigentlich geht, ist zu sagen, ich bedauerte, dass ich die Prometheus,
1:59:21–1:59:25
würde man sagen, oder Prometheus, das Raumschiff, wo er losgeflogen ist,
1:59:25–1:59:27
die hätte er gerne noch mal gesehen.
1:59:27–1:59:30
Aber bis ich das Sichtfenster öffnete, war er quasi schon zu weit weg davon.
1:59:31–1:59:34
Es gab dann eben noch von Kurt Kelm eine deutsche Übersetzung,
1:59:34–1:59:37
die möchte ich auch noch mal irgendwo auftreiben.
1:59:37–1:59:43
Ist 83 im Verlag Volk und Welt in Berlin entschieden, aber die habe ich leider nicht gefunden.
1:59:43–1:59:48
So, sind wir jetzt erst mal am Ende. Also wir haben quasi die Geschichte zusammengefasst.
1:59:48–1:59:50
Es ist gleich schon zwei Stunden durch.
Florian Clauß
1:59:50–1:59:52
Ja, ich wollte, aber ich bin auch noch nicht ganz fertig.
Micz Flor
1:59:52–1:59:54
Nee, nee, genau. Ich wollte nur sagen, jetzt kommen wir an den Punkt,
1:59:55–1:59:59
wo wir quasi Calvin da ablegen.
1:59:59–2:00:03
Snout bleibt da, Sartoris ist eh schon verschwunden, die Gäste sind alle weg.
Florian Clauß
2:00:03–2:00:10
Okay, wir legen Calvin ab. Da warst du an dem Punkt. Wir zoomen jetzt raus. Wo kommen wir hin?
Micz Flor
2:00:11–2:00:15
Wir verlassen den Text und jetzt kommen wir in das Reich der Interpretation.
Florian Clauß
2:00:15–2:00:19
Oh, wir waren noch nicht in dem Reich der Interpretation. Okay,
2:00:19–2:00:20
aber möchtest du loslegen?
Micz Flor
2:00:22–2:00:23
So ein bisschen jetzt wäre...
2:00:25–2:00:33
Also meine Interpretation kann ich dir kurz... Magst du sie kurz hören?
Florian Clauß
2:00:33–2:00:33
Ja, gerne.
Micz Flor
2:00:33–2:00:36
Also es ist quasi, wenn wir uns die ganze Geschichte angucken,
2:00:36–2:00:41
für mich ist es so, es geht da um den Akt der Empfängnis.
2:00:41–2:00:43
Und Prometheus ist der Mann.
2:00:43–2:00:50
Das Sperma ist quasi eingeklemmt in dieser Kapsel.
2:00:50–2:00:55
Und diese Kapsel schießt dann nach dem Orgasmus in die Ovarien,
2:00:55–2:00:59
das ist Solaris mit der Raumstation, nistet sich da ein, kommt dann da an und
2:00:59–2:01:01
ist dann in der Zellteilung dabei,
2:01:01–2:01:07
eben selber irgendwie Komplexität zu entlangen und dieses Bewusst-Gewusst-Werden,
2:01:07–2:01:10
also dieser Prozess ist da irgendwie beschrieben.
2:01:10–2:01:16
Das ist für mich meine Interpretation. Es geht um den Akt der Fortplatzung.
Florian Clauß
2:01:16–2:01:20
Interessant. Ja. Und was ist denn der Ozean?
Micz Flor
2:01:21–2:01:26
Das ist dann die Symbiose. Das ist der symbiotische Raum.
2:01:26–2:01:28
Also es geht jetzt nicht darum, dass es hier biologisch ist,
2:01:28–2:01:31
sondern quasi der Sperme verlässt den Mann, kommt dann zu der Frau.
2:01:32–2:01:39
Und dann entsteht eben dieser symbiotische Raum, in dem der werdende Mensch oder das Kind,
2:01:39–2:01:45
der Säugling, dann auch eben diese Matrix von Solaris benötigt,
2:01:45–2:01:48
um sich zu orientieren in der Welt, um die Dinge zu verstehen.
2:01:48–2:01:52
Und die Spiegelung durch den Planeten ist dann quasi die Mutter,
2:01:52–2:01:58
die Emotionen spiegelt, die Verbindungen spiegelt, die überhaupt Bindungsfähigkeit
2:01:58–2:02:00
mitentwickelt in dieser frühkindlichen symbiotischen Zeit.
Florian Clauß
2:02:01–2:02:09
Okay. Es stocket deswegen, weil es gibt auch eine Kritik über Solaris,
2:02:09–2:02:13
über den Ozean, die aber ein bisschen abwegig ist.
2:02:13–2:02:20
Da hat er geschrieben, dass Solaris, der Ozean, die weibliche Vagina ist.
2:02:20–2:02:26
Weil diese Ausbuchtung und diese Beschreibung, die kann man sehr sexualisiert
2:02:26–2:02:31
lesen und kann dann halt auch dieses Bild bekommen, dass es halt so eine Vulva
2:02:31–2:02:33
beschreibt, ja, in allen Formen und so weiter.
2:02:34–2:02:38
Aber, was dann quasi der Schluss, das Conclusio ist, ist halt so,
2:02:38–2:02:43
dass dann diese, das Weibliche, als das Unerkannte, Unerforschte, ja,
2:02:44–2:02:47
da kommen wieder so Stereotypen, die halt total überholt sind auf,
2:02:47–2:02:51
ja, und die halt auch da sich manifestieren in dieser Kritik.
2:02:51–2:02:56
Deswegen ist die Kritik eigentlich eher so aus einem patriarchischen Diskurs gefallen.
Micz Flor
2:02:56–2:02:56
Ja.
Florian Clauß
2:02:56–2:03:00
Aber deswegen frage ich nochmal nach, was bei dir der Ozean bedeutet.
Micz Flor
2:03:00–2:03:03
Also das, was du jetzt sagst, wäre natürlich dann in gewisser Weise so ein bisschen
2:03:03–2:03:08
wie die zweite Geschichte von Hyperion, wo du sagst, das ist ja so eine Jungensfantasie.
2:03:08–2:03:13
Also dann hätte Lem ein Buch geschrieben, was sagt, all die Männer checken nicht,
2:03:13–2:03:17
wie Frauen funktionieren, weil sie immer nur versuchen, das Kleid aufzumachen
2:03:17–2:03:20
und nie quasi das Weibliche dahinter irgendwie erschließen.
2:03:20–2:03:23
Das meine ich gar nicht, sondern ich fand es halt eher so interessant,
2:03:23–2:03:29
dass dieser Versuch zu lernen, den du jetzt natürlich auch den Planeten beschreibst,
2:03:29–2:03:32
ist ja auch nicht falsch, aber diese Spiegelung, vielleicht sogar eben in diesem
2:03:32–2:03:38
Kind, da spiegelt die Mutter dem Kind irgendwas zurück, aber das...
2:03:39–2:03:44
Dieses in die Welt kommen, in die Symbiose zur Mutter in dem Moment entlassen
2:03:44–2:03:48
zu werden, dann einen Raum schafft, in dem man selber auch versucht, die Welt zu verstehen.
2:03:48–2:03:53
Und in dieser sehr frühen Phase auch diese Grenzen noch gar nicht so existieren
2:03:53–2:03:54
zwischen was ist ich und was ist das andere.
2:03:55–2:03:58
Das ist dann erst später möglich, was ja auch darin beschrieben wird,
2:04:00–2:04:06
dass man das Nicht-Ich vom Ich unterscheiden kann. Vorher gibt es ja diese symbiotische
2:04:06–2:04:11
Verschmelzung auch quasi mit der guten Mutterbrust, die immer stillt und die
2:04:11–2:04:14
immer verfügbar ist und so. Und dann die böse Brust, die irgendwie sich verweigert und so.
Florian Clauß
2:04:14–2:04:22
Also dann quasi diese Verschmelzung, das heißt, dieser Akt, wie Bewusstsein
2:04:22–2:04:28
entsteht, das als diese ganze Phase, was der Roman beschreibt.
Micz Flor
2:04:28–2:04:39
Das ist sozusagen die frühe Kindheit. Also Calvin ist der frühe Säugling.
2:04:39–2:04:41
Also ich muss sagen, ich habe mir das so als Idee.
2:04:41–2:04:46
Eigentlich habe ich gedacht, dass du lachst, weil du sagst, wie damals mit dem Wald und den Jägern.
2:04:47–2:04:49
Das geht immer wieder bei Mitch.
2:04:51–2:04:56
Genau, bei Mitch geht es immer um Sex. Aber trotzdem, ich finde schon,
2:04:56–2:04:57
dass es in gewisser Weise hält.
2:04:58–2:05:01
Es ist halt dann die Frage, warum schreibt er so eine lange Geschichte darüber?
2:05:01–2:05:05
Aber dann ist es natürlich sowieso bei der Interpretation so,
2:05:05–2:05:08
dass wir in gewisser Weise von Lem gehört haben, er hat alles gesagt, was er sagen wollte,
2:05:08–2:05:14
ist auch wahr und dann müssen wir ihm die Geschichte wegnehmen und müssen dann
2:05:14–2:05:19
natürlich da einsteigen zu überlegen, weshalb ist diese Geschichte so interessant,
2:05:19–2:05:22
was berührt uns daran, was sehen wir darin.
2:05:22–2:05:26
Das ist dann natürlich nicht mehr das, was die Intention des Autors ist in dem Moment.
2:05:27–2:05:32
Und da, finde ich, hält dieses Konzept schon zu sagen, wenn wir diese...
2:05:33–2:05:39
Empfängnis und diese intrauterine und postuterine Zeit uns anschauen,
2:05:39–2:05:43
dann könnte man doch sagen,
2:05:43–2:05:48
dass wir da in einem Raum sind, wo auch schon intrauterin,
2:05:48–2:05:53
also noch in der Raumstation selbst Calvin schon lernt,
2:05:53–2:05:58
die Umgebung lernt, so wie das Kind auch im Bauch schon Stimmen verstehen kann
2:05:58–2:06:04
und Tageszeiten verstehen kann und einen Rhythmus entwickelt und dann mit der
2:06:04–2:06:07
Geburt quasi auf diesen Mond entlassen wird,
2:06:07–2:06:12
auf Solaris entlassen wird und dann da eben auch diesem Raum begegnet, in der Lage ist,
2:06:12–2:06:17
unsere Gefühle des Säuglings zu spiegeln, sie nicht eins zu eins wiederzugeben,
2:06:17–2:06:21
also die Städte, die Gärten, das ist alles ein bisschen anders.
2:06:21–2:06:27
Aber es geht nicht darum, dass Wissenschaftler verstehen, warum Solaris intelligent
2:06:27–2:06:31
ist, sondern es geht darum, dass wir in dem Roman lernen, dass Menschen immer
2:06:31–2:06:34
versuchen, sich mit etwas zu verbinden.
2:06:34–2:06:36
Das ist ja auch der Vorwurf, den Calvin gleichzeitig hatte eben,
2:06:36–2:06:38
wir sehen immer nur das Menschliche.
2:06:38–2:06:43
Aber genau das passiert ja beim Säugling, der sich selber erkennen lernt über
2:06:43–2:06:47
den Kontakt mit etwas, was nicht ich ist und was er versteht,
2:06:47–2:06:50
erst, wenn er wirklich in die Welt kommt.
2:06:51–2:06:55
Und dadurch entsteht die eigene Identität in diesem symbiotischen.
2:06:56–2:07:02
In diesem dialektischen, symbiotischen Moment, in dem Solaris oder als Mutter
2:07:02–2:07:07
als das andere Symbiotische in Teilen spiegelt.
Florian Clauß
2:07:08–2:07:12
Ja, also ich schaffe es noch nicht ganz alles so aufzulösen,
2:07:13–2:07:16
welche Position was ist, weil für mich ist ja nochmal so diese,
2:07:16–2:07:22
Es gibt ja diese Jahrhunderte, also ein Jahrhundert Forschung um Solaris.
2:07:22–2:07:25
Das heißt, es gibt ja schon die ganze Historie.
2:07:26–2:07:31
Und jetzt, wo dann quasi das ganze Ding so am Ausfaden ist, passiert auf einmal was.
2:07:32–2:07:35
Vielleicht gab es das schon vorher und man hat es nur nicht irgendwie protokolliert
2:07:35–2:07:38
gesehen, weil das dann wieder so eine Randbezeichnung ist. Also es ist dann
2:07:38–2:07:42
wieder verschwunden, wie eben diese Kindesbeobachtung von Bertrand.
2:07:42–2:07:45
Ja, vielleicht ist es ja auch irgendwo, es gibt ja viel mehr Geschichten,
2:07:45–2:07:46
die sowas dann halt zeigen.
2:07:47–2:07:52
Also das heißt, aber wir befinden uns quasi am Ende von einer Ära, wo irgendwas passiert.
2:07:53–2:08:00
Also das heißt, es ist eine Form von vielen, die irgendwie da entstanden ist.
2:08:00–2:08:07
Oder es ist ja quasi kein Prozess, der dann zu diesem Bewusstsein führt oder zu diesem...
2:08:08–2:08:12
Zu dieser Entität oder was du da...
Micz Flor
2:08:12–2:08:17
Ne, genau, also da würde man, wenn man jetzt meine provokante Interpretation
2:08:17–2:08:20
einfach mal auf so einem Solaris-Panel... Ich meine, das ist ja auch das Lustige
2:08:20–2:08:24
auf einer Meta-Ebene, diese Solaristik, die gibt es jetzt ja.
2:08:24–2:08:28
Also es gibt unglaublich viele Interpretationen von Solaris,
2:08:28–2:08:31
aber die gibt es nicht auf einer physikalischen Ebene, sondern die gibt es halt
2:08:31–2:08:33
auf einer literaturwissenschaftlichen.
2:08:33–2:08:40
Die Solaristik ist existent und wir sind jetzt aktiv involviert in dem Prozess
2:08:40–2:08:46
des Solarismus, in dem wir aber die Geschichte versuchen, neu zu beleuchten oder zu erfassen.
2:08:46–2:08:50
Und da war es einfach so eine steile Hypothese, so ein Paper am Nachmittag um
2:08:50–2:08:52
14 Uhr, wo wir eh noch beim Essen sind,
2:08:52–2:08:55
sitzt dann halt jetzt einer da und sagt, ja, es geht hier um den Sexualakt und
2:08:55–2:09:00
die intrauterine Entwicklung des Kindes, was letztendlich dann in den symbiotischen
2:09:00–2:09:02
Raum mit der Mutter entlassen wird. Fragen?
2:09:04–2:09:12
Also das ist ja genau so, es ist jetzt einfach Teil des Solarismus, meine These.
2:09:12–2:09:16
Oh, das ist toll, mach mal ein Foto.
Florian Clauß
2:09:16–2:09:20
So darf ich dann meine Interpretation noch?
2:09:20–2:09:29
Die ist ja auch so, also im Prinzip ist sie ja schon mehr oder weniger verschiedentlich angeklungen.
2:09:29–2:09:34
Also jetzt deswegen, der Planet ist für mich quasi ein System,
2:09:35–2:09:42
was irgendwo in seiner Existenz eine Korrekturberechnung ständig drin hat.
2:09:42–2:09:46
Damit steigen wir ein. Das ist so ein erster Absatz, wo ich dann dachte,
2:09:46–2:09:50
wow, als ich das gelesen habe, wie, das ist hier ein Dreikörperproblem,
2:09:50–2:09:52
das habe ich doch überhaupt nicht mehr in Erinnerung.
2:09:52–2:09:57
Dann denke ich so, okay, was ist denn das für ein geiles Szenario zu sagen,
2:09:57–2:10:06
ein Planet kann seine Bahn so korrigieren, dass es halt stabil läuft mit zwei Sonnen.
2:10:06–2:10:11
Das finde ich so, also damit ist ja quasi schon als Axiom, ist ja gesetzt.
2:10:12–2:10:15
Da gibt es eine Intelligenz, die so eine Korrektur machen kann.
2:10:15–2:10:21
Was ich dann bei der Solaristik vermisst habe, ist eben, was so offensichtlich
2:10:21–2:10:23
ist in diesem ganzen Ding.
2:10:23–2:10:27
Das Offensichtlichste, was eben diese Korrektur machen kann,
2:10:28–2:10:32
sind ja genau diese Symmetriaden und Asymmetriaden.
2:10:32–2:10:34
Und zwar in zweierlei Hinsicht.
2:10:34–2:10:38
Einmal ist es die Berechnung selber. Da wird quasi der Rechenschritt selber
2:10:38–2:10:42
quasi prozessiert und in der Form zum Ausdruck gebracht.
2:10:42–2:10:45
Das ist Rechenleistung. Das passt da genau.
2:10:45–2:10:52
Die chaotische Bahnführung, das sind die Asymmetriaden. Und die Asymmetriaden
2:10:52–2:10:53
sind dann quasi die Korrektur davon.
2:10:53–2:10:58
Und gleichzeitig ist es auch Ergebnis, nämlich die Gewichtsverlagerung.
2:10:59–2:11:04
Also es ist ja so, dass der Planet quasi durch diese Ausformung so seine Schwerkraft
2:11:04–2:11:08
verändern kann, dass dann die Bahnkorrektur gleichzeitig mit der Berechnung offen ist.
Micz Flor
2:11:08–2:11:09
Ja, das kann er ja nicht.
Florian Clauß
2:11:09–2:11:14
Doch, der Mittelpunkt wird natürlich verlagert. Das ist ja das Prinzip von Schwerkraftverlagerung.
2:11:14–2:11:20
Das kann man doch nachmessen, das hatten wir doch zuletzt bei den Grundwasserverlagerungen
2:11:20–2:11:25
in Kalifornien oder in Indien ist es auch so.
2:11:25–2:11:28
Und das kann man an der Bahnberechnung eines Planeten nachweisen.
2:11:28–2:11:35
Die sind Millimeter, wo sich die Erde tatsächlich durch diese Grundwasser-Umpumpung
2:11:35–2:11:38
soweit die Bahn verändert, dass man das nachweisen kann.
2:11:38–2:11:42
Das heißt, du kannst durch eine Schwerkraftverlagerung, weil du ja da natürlich
2:11:42–2:11:45
deinen Schwerpunkt woanders hin verlagerst, kannst du die Bahn beeinflussen.
2:11:46–2:11:50
Also jetzt rein physikalisch ist das nachweisbar, dass sich eben durch eine
2:11:50–2:11:55
Masseverlagerung quasi der Planet eben korrigieren kann. Das ist so.
2:11:56–2:12:01
Und das, was ich bei der Solaristik vermisst habe, dass keiner das irgendwie erwähnt hat.
2:12:01–2:12:05
Dass keiner so, ey, lasst uns doch mal diesen Zusammenhang zwischen Symmetriaden,
2:12:05–2:12:09
Asymmetriaden und der Bahnberechnung machen. Weil das ist so das Offensichtlichste.
2:12:09–2:12:14
Warum hat das keiner gemacht? Das ist doch alles da, diese Information.
2:12:14–2:12:18
Das muss doch mal wissenschaftlich untersucht werden. Wenn da irgendwie die
2:12:18–2:12:21
Ausspruchung entsteht, dass dann halt so und so viel Grad dann die Bahn sich
2:12:21–2:12:22
abweicht und wie er das macht.
2:12:23–2:12:27
Das ist jetzt so erstmal der erste Punkt meiner Interpretation.
2:12:27–2:12:32
Der erste Punkt ist, dass es halt eine riesen Korrekturmaschine ist auf diesem
2:12:32–2:12:37
Planeten, der dann eben seine Bahn durch Berechnung und so weiter macht.
2:12:37–2:12:42
Das andere Ding, was dazu kommt, ist, dass dieser Planet ja niemals irgendwie feindselig ist.
2:12:42–2:12:47
Das heißt, in der Konfrontation mit der Station sind ja alle Opfer,
2:12:47–2:12:52
sind ja mehr oder weniger durch Unvorsichtigkeit oder Unfälle, entstehen die.
2:12:52–2:12:56
Also es ist ja nicht so, dass der Planet dann anfängt, irgendwie dann so da
2:12:56–2:12:58
böswillige Absichten zu zeigen.
2:12:59–2:13:06
Und auch dieses Erscheinen der Gäste ist ja so, dass die Gäste...
2:13:07–2:13:10
Und es wird ja auch in dem Buch gesagt, dass die dann nicht,
2:13:10–2:13:13
um die Besatzung dann irgendwie zu
2:13:13–2:13:17
verwirren oder sowas, sondern es wird angenommen, dass die was Gutes tun.
2:13:17–2:13:21
Und wenn du aus der Perspektive dieser Korrekturmaschine dann da so drauf guckst,
2:13:21–2:13:23
auf so eine Besatzung, und du siehst dann halt irgendwie so,
2:13:23–2:13:25
und das wird ja auch gesagt,
2:13:25–2:13:27
ich glaube, das haben wir in der Explizität noch nicht gesagt,
2:13:27–2:13:33
dass alle Erscheinungen sind ja immer so tiefe Traumata von den Personen.
2:13:33–2:13:40
Also das heißt, Harvey ist quasi das größte Trauma von Chris und dann gibt es
2:13:40–2:13:45
die anderen Figuren, bei der Frau von Liberian wird es auch nochmal gesagt,
2:13:45–2:13:46
das hat irgendwas mit ihm zu tun.
2:13:46–2:13:52
Also das heißt, aus dieser Sicht der Korrekturmaschine guckst du auf diese Besatzung,
2:13:52–2:13:55
auf die Station und wenn du dann halt wirklich so die Kraft von Reverse Engine
2:13:55–2:13:59
siehst, dann siehst du irgendwie so Felder, die so Hotspots sind.
2:13:59–2:14:05
Und dann gehst du da rein und siehst auf einmal so, okay, da ist diese Figur drin in diesem Hotspot.
2:14:05–2:14:09
Und dann fängt das halt an auch so, wie kann ich denn das korrigieren?
2:14:09–2:14:16
Und dann fängt das halt an so, das ganze Ding, okay, dann mache ich jetzt mal hier eine Figur rein.
2:14:16–2:14:21
Und dann wird es vielleicht wieder gut. Und dann schickt er diese Figur.
2:14:21–2:14:25
Und das ist halt so eigentlich eine total positive Ansatz.
2:14:25–2:14:29
Als dieses irgendwie, ich will mein Umfeld immer so korrigieren,
2:14:29–2:14:31
dass alles gerade läuft, im geraden Wahn.
Micz Flor
2:14:31–2:14:32
Das ist ein bisschen so Wall-E dann wirklich.
Florian Clauß
2:14:33–2:14:37
Ja, so dieses Aufräumen und dann okay, das hier läuft schief und dann kann ich das da hinschicken.
2:14:37–2:14:42
Und dann, also das heißt, dadurch entwickeln sich ja auch die Figuren weiter.
2:14:42–2:14:47
Das heißt, das Trauma von Chris ist ja auch damit irgendwie auch bearbeitet.
2:14:47–2:14:50
Oder zumindest jetzt nicht abgearbeitet, aber zumindest irgendwie so,
2:14:50–2:14:54
es ist jetzt nicht mehr so als Trauma dann so eingeschrieben in seinem Kopf,
2:14:54–2:14:56
sondern es ist herausgekommen.
2:14:57–2:15:00
Und das ist halt so die Korrektur. Und jetzt noch einen Schritt weiter,
2:15:01–2:15:06
wenn man das halt so meint, ist die überhaupt die Idee von dieser,
2:15:07–2:15:09
also wir haben ein lernendes Modell.
2:15:09–2:15:15
Ein lernendes Modell, das irgendwo dann bestimmte Missstände sieht und darauf
2:15:15–2:15:17
reagiert und das dann versucht wieder auszugleichen.
2:15:17–2:15:21
Und das hast du nämlich vorhin in so einem Seitensatz gesagt,
2:15:21–2:15:23
da habe ich mich ein bisschen geärgert.
2:15:23–2:15:28
Da habe ich die Spitze von dem. Nämlich, was wäre das, wenn das überhaupt gar
2:15:28–2:15:30
keine Intelligenz ist, sondern tatsächlich nur so ein Werkzeug,
2:15:30–2:15:35
was dann von Aliens als Technologie da mal so hingeworfen wurde.
2:15:35–2:15:39
Und die haben gesagt, okay, unser, also dann bin ich wieder ein bisschen bei
2:15:39–2:15:43
drei Sonnen, wo die halt auch ihren, wir haben hier irgendeine Technologie entwickelt,
2:15:44–2:15:47
da war ich eher so ein bisschen bei Gebrüder Strudgatzki, wo dann halt auch
2:15:47–2:15:51
dieses Picknick am Wegesrand, diese Artefakte aus der Zone, die dann halt auch
2:15:51–2:15:54
so komische Wirkung haben, ja, dass es halt einfach nur eine Technologie ist
2:15:54–2:15:57
von irgendwelchen Aliens, die dann halt gesagt haben, okay, wir gucken,
2:15:57–2:16:00
wir erproben jetzt einfach mal hier so eine Warnkorrektur.
2:16:01–2:16:04
Technik, die brauchen wir für unseren Planeten. Das ist unser Testplanet.
2:16:04–2:16:08
Wir werfen das mal drauf und dann beobachten und dann, okay,
2:16:08–2:16:11
es funktioniert und ziehen halt weiter, weil sie das Ding nicht mehr mitnehmen wollen.
2:16:12–2:16:16
Das ist Müll. Das ist einfach nur eine große, klumpen Elchentechnologie,
2:16:16–2:16:20
der dann halt einfach so eine riesen Korrekturmaschine ist, die dann halt so
2:16:20–2:16:25
die ganzen Umläufe und alles, was in seine Nähe kommt, dann halt anfängt zu korrigieren.
2:16:25–2:16:28
Aber dann halt auch wie so eine generative KI.
2:16:28–2:16:33
Kein Bewusstsein hat, sondern immer nur quasi spiegelt oder in dem Sinne irgendwelche
2:16:33–2:16:36
Sachen sieht und dann halt die korrigiert.
Micz Flor
2:16:36–2:16:41
Ja, stimmt, Spiegel ist das falsche Wort, weil die KI ja dann quasi schon erstellt.
Florian Clauß
2:16:41–2:16:45
Ja, simuliert dann halt quasi, aber es ist eine reine Simulation.
2:16:46–2:16:48
Also das ist meine Theorie.
Micz Flor
2:16:48–2:16:51
Cool, also ich meine, was natürlich auch interessant ist, wenn wir jetzt da gehen,
2:16:52–2:16:55
dass halt bestimmte Werkzeuge für bestimmte Probleme geschaffen wurden,
2:16:55–2:16:58
dann kann man sich natürlich vorstellen dass
2:16:58–2:17:00
die also ich bleibe jetzt
2:17:00–2:17:04
mal bei dir wir schreiben jetzt mal von außen noch mal ein kapitel
2:17:04–2:17:08
dazu dass wir sagen ja das gab diese raumschiff station und dann war halt irgendwie
2:17:08–2:17:13
waren 80 leute drauf und höhe riesen forschungsprojekt und sowas und und dann
2:17:13–2:17:16
irgendwann sind die halt abgezogen
2:17:16–2:17:21
worden und dann war nur noch snout wie sartorius und Ghibarian drauf.
2:17:21–2:17:25
Und dann guckt die Korrekturmaschine auf einmal so, drei Körperprobleme,
2:17:25–2:17:28
drei Körperprobleme. Also er kennt diesen Hotspot so.
2:17:28–2:17:32
Das ist, ich bin das Werkzeug dafür. Ich löse euch, ich mache euch das.
2:17:32–2:17:33
Also wir brauchen jetzt hier einen, hier einen.
2:17:34–2:17:37
Und in dem Moment, wo Ghibarian sich dann umbricht, kommt dann Calvin dazu und
2:17:37–2:17:40
wird dann quasi gleich wieder auch in diesen Lösungsprozess.
2:17:40–2:17:46
Aber dass genau diese drei Menschen dann auch nochmal das als Trigger für,
2:17:46–2:17:51
dass die Maschine dann wirklich halt anfängt zu handeln, weil das ist hier jedes
2:17:51–2:17:54
mal mit den drei körperproblem hast auch wenn du teil davon bist oder wenn das was ist.
Florian Clauß
2:17:54–2:17:58
Ja na ja
2:17:58–2:18:01
gut na das ist jetzt sehr zusammengefaltet sind ja
2:18:01–2:18:04
auch ich würde es jetzt auch nicht als einzelne körper sondern es ist wahrscheinlich
2:18:04–2:18:08
so ein geflecht was in der wahrnehmung der diese maschine ist einfach nur geflecht
2:18:08–2:18:13
wo es dann halt so bestimmte hotspots gibt so punkte und da geht es ja rein
2:18:13–2:18:17
da fängt es an zu korrigieren also es muss irgendwie aber ich Ich finde dieses
2:18:17–2:18:22
Bild sehr gut für unsere Geschichte.
Micz Flor
2:18:23–2:18:23
Okay.
Florian Clauß
2:18:23–2:18:29
Ja, ich glaube, wir haben das jetzt erschöpfend, aber nicht ausgiebig und zumindest
2:18:29–2:18:32
für uns erschöpfend erzählt.
2:18:34–2:18:34
Solaris.
Micz Flor
2:18:34–2:18:38
Also ich denke, dies ist eine richtig satte Folge geworden. Für die nächste
2:18:38–2:18:43
Folge wäre es ja dann Cliffhanger, wenn wir jetzt sagen, es geht um Solaris
2:18:43–2:18:44
und es geht um Tarkowski.
2:18:45–2:18:50
Und es geht natürlich um die Interpretation des Stoffes durch den Regisseur Tarkovsky.
2:18:50–2:18:54
Und jetzt greifen wir mal ganz zurück auch noch, weil du hast ja schon was über
2:18:54–2:18:55
Tarkovsky gemacht, nämlich...
Florian Clauß
2:18:56–2:18:57
Über Stalker.
Micz Flor
2:18:57–2:19:02
Stalker, genau. Und Slavoj Žižek hat so einen ganz schönen Vergleich von Stalker
2:19:02–2:19:06
und Solaris gemacht, von den beiden Tarkovsky-Filmen, in dem er gesagt hat,
2:19:07–2:19:11
in Solaris hat Lem etwas erschaffen.
2:19:11–2:19:15
Er sagt halt, it's an id machine, as an object which realizes your nightmares,
2:19:16–2:19:18
desires, fears, even before you ask for it.
2:19:18–2:19:24
Also diese Solaris erkennt all dein, also bevor du überhaupt danach fragen kannst,
2:19:24–2:19:29
erkennt es deine Ängste, deine Sorgen, deine Wünsche, das erkennt es alles und reagiert darauf.
2:19:30–2:19:32
Das war der eine Film, den Tarkovsky gemacht hat.
2:19:32–2:19:35
Und der andere Film war das genaue Gegenteil, nämlich Stalker.
2:19:45–2:19:50
Also diese Idee, dass in Stalker eben genau so eine Wunsch-Erfüllungsmaschine gemacht wird.
2:19:50–2:19:55
Und die Menschen von Intakovskys Film sind entweder auf der Solaris-Seite,
2:19:55–2:20:00
in dem ihre Ängste, Wünsche, wie auch immer wir es beschreiben,
2:20:00–2:20:03
Desires irgendwie realisiert werden von Solaris.
2:20:03–2:20:06
Solaris und in der Zone, die auch ja ein mystischer Raum ist,
2:20:06–2:20:10
in dem man nicht genau weiß, wie die Logik da funktioniert, der ja nicht von
2:20:10–2:20:14
dieser Welt zu sein scheint, da ist genau das Gegenteil der Fall.
2:20:14–2:20:17
Wenn du deine Wünsche genau formulieren kannst, dann werden sie auch wahr.
2:20:18–2:20:21
Aber die Sorge ist, dass man das einfach eben nie genau kann.
2:20:22–2:20:27
Das fand ich so ganz schön, um Tarkovsky und Solaris in den Mix zu schmeißen.
Florian Clauß
2:20:27–2:20:31
Ja, vielen Dank. Wir werden hören. Das war Episode,
2:20:33–2:20:40
53 Solaris und wir haben schon angekündigt, es geht in zwei Wochen weiter mit Tarkovsky und Solaris.
2:20:40–2:20:44
Und dann in vier Wochen hören wir Söderberg und Solaris.
2:20:44–2:20:48
Wenn ihr noch mehr Infos haben wollt, dann guckt auf unsere Seite,
2:20:48–2:20:51
auf eigentlich-podcast.de und da
2:20:51–2:20:54
findet ihr auch den Track, den wir heute gegangen sind. Ich fand's toll.
2:20:55–2:20:57
Ich kenne viele Sachen hier nicht.
Micz Flor
2:20:57–2:21:00
Geht noch weiter. Wir sind wirklich in so einem Tarkovsky-Film, oder?
Florian Clauß
2:21:01–2:21:04
Wir sind schon wieder in der Zone. Ja, aber wir sind auch im Osten.
Micz Flor
2:21:04–2:21:07
Ich mache die letzte Fußnote noch, falls ihr euch wundert.
2:21:07–2:21:13
Nein, wir wissen doch, dass es diesen russischen Fernsehfilm Solaris gibt aus dem Jahre 1968,
2:21:14–2:21:18
den man auch komplett auf YouTube sehen kann mit englischen Untertiteln und
2:21:18–2:21:23
der wirklich auch sehr, sehr nah an der Originalgeschichte dran ist und der
2:21:23–2:21:26
auch mit, ich glaube, hat 144 Minuten oder sowas.
2:21:26–2:21:29
Das ist gar nicht so kurz für einen Fernsehfilm, aber ich glaube,
2:21:29–2:21:32
das sind zwei Teile, die dann zusammengeschnitten wurden in einem Film.
2:21:32–2:21:35
Ist auch sehr sehenswert, aber wir haben uns hier einfach auf die.
Florian Clauß
2:21:37–2:21:42
Blockbuster wir haben uns auf die Blockbuster konzentriert. Also macht's gut und bis bald.
Micz Flor
2:21:42–2:21:43
Bis dann, tschüss.
2:21:46–2:21:48
Das war echt ne Flohfolge.
Florian Clauß
2:21:50–2:21:52
Ich kann jetzt auch nicht mehr viel erzählen.

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Shownotes

Mitwirkende

avatar
Micz Flor
Erzähler
avatar
Florian Clauß

Transcript

Florian Clauß
0:00:01–0:00:08
Hallo und herzlich Willkommen bei Eigentlich Podcast Episode 48.
Micz Flor
0:00:09–0:00:11
Von mir aus kannst du anfangen.
Florian Clauß
0:00:11–0:00:11
Ja, du kannst anfangen.
Micz Flor
0:00:12–0:00:16
Du bist sicher, dass es läuft? Ja. Gut, dann lass uns mal schnell klatschen.
Florian Clauß
0:00:19–0:00:25
Hallo und herzlich willkommen bei Eigentlich Podcast Episode 48.
0:00:27–0:00:30
Eigentlich Podcast, das ist der Podcast, bei dem wir im Laufen reden und redend
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laufen. Das heißt, ihr könnt die Tracks, wir laufen hier durch die Stadt und
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erzählen uns Geschichten, der eine den anderen.
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Meistens hat der eine eine vorbereitet und wir unterhalten uns darüber.
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Das ganze Material findet ihr auch auf der Netzseite eigentlich-podcast.de.
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Und heute hat uns, ich habe schon erfahren, worum es geht, nämlich Mitch hat
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lauter reinlaufen. Ja, auf der einen Seite haben wir zuletzt gehört von Dan
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Sims, den dritten Teil, Hyperion.
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Es wird einen vierten Teil geben, Spoiler, aber der ist nicht heute dran,
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sondern wir haben hier nach dem großen Erfolg der letzten Folge,
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der letzten Reihe, nämlich The Expanse, wie es wirklich geendet hat und nicht
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nur das Serienstaffelende, sondern Mitch ist unser Leser in diesem Podcast,
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der auch gerne The Expanse liest und hat die beiden, drei letzten Bücher von
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The Expanse gelesen, wollte die jetzt präsentieren.
Micz Flor
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Genau, ich habe mir auch schon einen Titel ausgedacht, der dann auch Google-mäßig
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gut einschlagen sollte, weil der macht mir immer so Fragen und ich habe mir
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jetzt gesagt, The Expanse zu Ende erzählt, Doppelpunkt.
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Was passiert in den drei unverfilmten Expanse-Büchern?
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Und ich werde jetzt einfach so durchgehen, Plot-Spoiler natürlich inklusive, da machen wir auch kein,
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Kein Jingle, der warnt, wenn was kommt, weil wir müssen ja da durchlaufen.
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Und wir fangen nochmal ganz kurz an, warum es drei Bücher gibt,
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die nicht verfilmt wurden.
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Es gab die Verfilmung erst auf dem Sci-Fi, hieß der Sci-Fi Channel.
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Dann hatte Amazon das produziert.
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Und die letzte Folge,
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die als Serie rauskam, hatte einerseits eben den Abschluss von der Free Navy,
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Navy, wo Marco Inarius oder wie er hieß und Naomi Nagatas Sohn.
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Ich werde jetzt die Leute nicht alle so erklären.
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Ihr hört das ja eh nur, weil ihr alles schon kennt und jetzt wisst,
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ihr werdet es nie lesen. Ich sage jetzt, lest ruhig.
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Vor allen Dingen die Bücher 7 und 8 sind sehr gut geschrieben.
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Buch 9, was alles zum Ende bringen muss, ist ein bisschen schwieriger zu lesen.
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Fand ich jetzt nicht so schön.
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Aber ihr dürft es lesen. Dann macht ihr es einfach aus.
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Aber ihr kennt die Charaktere auf jeden Fall. Nominagatas Sohn und Marco,
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das war der Vater des Sohnes, der die Rebellen des Beltas angeführt hat.
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Die letzten Bilder, die ihr noch kennt, sind die, dass die sich wie so mystisch
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aufgelöst haben in dieser Slow Zone um die Ring Station.
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Und keiner weiß, wo die sind, ob die weg sind oder nicht weg sind.
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Wir wissen nur, dass Duarte, jemand vom Mars, mit einem großen Teil des Militärs
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nach Laconia geflohen ist.
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Wir haben auch auf Laconia schon ein paar Sachen gesehen in der letzten Staffel.
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Das war dieses Mädchen und die Repair Droids, wo der Bruder gestorben ist.
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Und das Mädchen den Bruder den Repair Droids gegeben hat.
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Und die haben dann aus diesem Bruder wieder einen Bruder gemacht,
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der aber ganz schwarze Augen hatte.
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Und irgendwie, als wir aus dessen Sicht die Welt sehen, hat der auch so protomolekülmäßig
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Sachen um sich herum flirren sehen.
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Und dann gab es noch ein gigantisches Bild, in dem sich so ein organisches Raumschiff
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über die Horizontlinie drehte.
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Und jemand von unten so ganz begeistert hoch schaute das alles
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passiert in lakonia und wir sind jetzt und
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das ist wichtig es gab ein
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interview auch mit den autoren die wo sie gefragt weil sie immer ihr macht jetzt
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aber ein riesensprung da sind ja vergehen ja dann so fast 30 jahre wie sollen
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die das denn filmisch hinkriegen und die sagen also dem wird schon was einfallen
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und ich glaube ein bisschen war das genau auf der bruch das okay alle charaktere die die man so kennt,
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die müssen jetzt 30 Jahre älter sein, will man die jetzt irgendwie alt machen
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mit CG oder mit Gummimasken oder neues Casting.
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Aber auf jeden Fall ist das der Beginn.
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Ja, wir sind jetzt 30 Jahre später in dem Universum von The Expanse, was wir schon kennen.
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Und zwar ist Kamina Drummer, die wir auch noch als jüngere Frau kennen,
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Die ist jetzt die neue Leiterin oder Head of der.
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Medina Station, wo diese ganze Koordination von den In- und Ausflügen,
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damit in der Slow Zone nicht wieder dieser Dutchman, heißt es im Englischen,
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To-Go-Dutchman passiert, eben das, was wir bei Marco gesehen haben.
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Sie ist jetzt die Präsidentin, die Rossinante, auch alle 30 Jahre älter.
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Die sind immer noch so mit Aufträgen auch versorgt, um bestimmte Dinge zu tun
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und kriegen jetzt von ihr den Auftrag im Buch 7, Per se ist Rising,
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dass sie in das System Freehold fliegen, um denen dort einfach zu sagen,
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dass die so oft gegen die Regulierung verstoßen haben, wann man rein und raus
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fliegen darf, dass die jetzt einfach für drei Jahre das Ringate zugemacht bekommen,
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was de facto in diesem System heißt wie ein Todesurteil, weil die noch nicht self-sufficient sind.
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Das ist das Problem von vielen dieser Systeme.
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Die sind bewohnbar, aber immer darauf angewiesen.
Florian Clauß
0:06:07–0:06:11
Dass Materialien, Essen oder Erde oder Samen alles zugeliefert wird.
Micz Flor
0:06:12–0:06:18
Und so wie Holden halt ist, fliegen die da hin und Holden sagt nicht,
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wie es sein sollte, ihr werdet für drei Jahre abgeschnitten,
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sondern er kommt dann irgendwie so halb gar da durch und sagt,
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okay wenn ihr jetzt euren chef uns mit gibt dann
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wird da gericht gehalten und die anderen kommen blauen
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auge davon und irgendwie wird es schon irgendwie alles zu laufen und
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dann packen die den chef von
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freehold ein und fahren fliegen mit dem zurück auf medina station und medina
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station wird dann eben auch oder vorher schon auch kombiner drama mitgeteilt
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dass sie da wieder in gewisser weise dass er nicht das gemacht hat,
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was er hätte machen sollen, weil Holden ist halt Holden.
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Und auf dem Weg zu Medina Station entscheiden dann Holden und Naomi zusammen
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auch, dass sie sich jetzt irgendwie zurückziehen und zur Ruhe setzen,
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ihre Teile verkaufen und sich dann irgendwo auf einem Planeten...
Florian Clauß
0:07:10–0:07:14
Weil die haben jetzt schon ihr Imperium, ihren Wohlstand aufgebaut in der Zeit.
Micz Flor
0:07:15–0:07:19
Ja, die haben immer gut verdient und hatten ja auch gute Kontakte.
Florian Clauß
0:07:19–0:07:20
Und Referenzen.
Micz Flor
0:07:21–0:07:22
Referenzen auch, genau.
Florian Clauß
0:07:22–0:07:23
Haben sie dreimal die Welt gerettet.
Micz Flor
0:07:24–0:07:27
Und Bobbi Draper vom Mars, die soll dann die neue Chefin werden.
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Und alle stimmen dann dazu.
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Sie sind also auf Medina Station, machen die Pläne, haben auch schon die Anteile
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verkauft. Bobby ist auch schon die neue Chefin. Das läuft auch irgendwie ganz gut.
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Sie hat mit Amos auch ein gutes Gespräch, weil sie da das Gefühl hatte,
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der könnte jetzt zu viele Probleme machen. Vielleicht, dass sich alles umstellt, aber alles okay.
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Aber eine Woche, nachdem sie angekommen sind, wird aus Laconia,
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aus dem System, was keiner da mal reingeguckt hat, das war wie weg.
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Ja, da sind ja diese ganzen Duarte Mars Lord hingeflohen.
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Da kommt auf einmal ein so hybrides Superschiff an und zwar The Gathering Storm heißt es.
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Und dieses Schiff ist einfach genau dieses Protomolekül Hybrid.
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Es stellt sich heraus, in Laconia hatten die schon das System so umgebaut,
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dass da Plattformen zur Erstellung von Antimaterie,
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zur Erstellung von Raumschiffen, alles schon bereit stand wie diese
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ganzen artefakte die immer wieder ja auch irgendwie kam und die
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haben dann einfach angefangen raumschiffe zu bauen die jetzt diese protomolekül
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power haben und quasi unzerstörbar sind selber heilen alle auch irgendwie so
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organisch pulsierende ästhetik haben die auch so in sich selbst schon ein bisschen
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furchteinflößend ist und die machen einfach mit.
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Drohgebärden und ein, zwei kraftvollen Schüssen machen die in der Slow Zone
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klar, dass sie jetzt die Chefs sind, übernehmen Medina Station und ein gewisser
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Herr Singh wird da eingesetzt und der Herr Singh, das ist ganz interessant,
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der ist quasi so ein New Generation, Laconia, Duarte.
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Es ist ja ein unglaublich zentralistisches, faschistisches,
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diktatorisches System, aber durch dessen Gedanken, die wir auch erleben,
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ist es irgendwie aber auch so, so das Einzige, was der Menschheit noch irgendwie
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helfen könnte, überhaupt bestehen zu können. Man will denen ja nur helfen.
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Also da ist so dieses ganz perfide, diktatorische drin.
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Wir machen doch das Beste für euch. Und dieser Singh ist auch so tief davon
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überzeugt und in seinen Gedanken auch irgendwie so kindlich,
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naiv überzeugend, dass man so ein bisschen Gefühl dafür kommt, wie das so sein kann,
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exekutiv in so einer Hierarchie drin zu sitzen und zu sagen,
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ich will doch nur das Beste für alle.
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Und dann entsteht natürlich diese Situation der Bestrafung, wo man auch sagt,
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du weißt schon, warum ich dich jetzt bestrafen muss.
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Das ist irgendwie so seine Haltung. Er wird dann aber, weil natürlich die Belter
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und diese Mixed Bag von Leuten auf Medina Station nicht einfach alle so mitmachen
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und das genauso sehen wie er,
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wird er dann Zeuge wie einer seiner Kollegen ins Gesicht geschossen wird und er vor ihm,
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also er ist wie traumatisiert davon und fängt dann an so eine ganz harte Linie
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zu ziehen, was nur noch dazu führt, dass immer mehr Widerstand kommt.
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Der untergrund organisiert sich und da gehört jetzt
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die komplette rossinanzi irgendwie auch wieder mit dazu auch holden
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naomi die eigentlich raus sind was so ein bisschen auch ein problem wird weil
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alle holten wieder als chef sehen und bobby draper wollte eigentlich chef sein
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ist es dann aber nicht so richtig gathering storm oder the tempest ist ein großes
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magentas da heißen Das ist ein Magenta-Class-Schiff,
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die fliegen gleich weiter Richtung Sol System, also Erde-Mars-Alliance.
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Und da stellt dann Draper quasi alles, was sie an Feuerpower kriegen kann,
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dem Schiff gegenüber auf.
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Es kommt auch zur Konfrontation, aber auch da ist es so, dass dieses eine The
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Tempest fast schadlos, bloß mit kleinen Verletzungen sozusagen,
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gegen dieses komplette Aufgebot der Mars-Earth-Alliance überstehen kann.
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Was aber in dem Moment passiert ist, es gibt so, es heißt so Timeskip und das ist ganz wichtig.
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Es beginnt sowas, wo dann auf einmal alle für fast 20 Minuten,
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glaube ich, wie sich geistig in Moleküle auflösen.
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Also alles wird irgendwie so hippie-Drogen-mäßig überhöht.
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Das wird auch sehr schön beschrieben, wie man da einfach auf einmal so zwischen
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den Molekülen durchgucken kann und so und sich irgendwie auflöst.
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Aber sein Bewusstsein ist noch da. Ja.
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Es ist, ja, also die Expanse hatten wir auch jetzt in der letzten Folge mit Shrike und so.
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Also es gibt so, glaube ich, ein Universum von Bildern, die man dann so abrufen kann.
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Und je besser man die zusammenmixt, desto fesselnder wird das,
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obwohl man jetzt auch nicht neue Bilder bekommt, aber neue Narrative zu den Bildern.
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Der Underground und Medina Station, die planen jetzt einfach dann die Revolution
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und versuchen irgendwie so rauszukriegen, wie können wir jetzt die...
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Vor Ort ist nur noch Gathering Storm, The Tempest ist gleich weiter geflogen
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und ein neues Super Magenta Ship von Laconia ist auf dem Weg.
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Das braucht aber noch irgendwie zwei Wochen, bis es da ist.
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Und die haben jetzt also noch limitiert Zeit, um quasi was zu verändern,
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bevor diese andere Super-Dings da durch das Gate durchkommt.
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Das heißt, die planen jetzt, Gathering Storm lahmzulegen und dann mit den Schiffen
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einfach abhauen zu können.
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Und gleichzeitig kommen sie bei dem Versuch, sich da irgendwie so reinzuhacken,
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Sachen rauszuholen, kommen sie dann an einen Plan,
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der irgendwie zeigt, dass es möglich ist, ganz zentral all diese Power-Armer
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von dem lakonischen Militär lahmzulegen.
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Also es gibt so einen zentralen, also das ist in der Hierarchie der Befehlsführung,
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ist es da quasi naheliegend zu sagen, wenn ich diesen Knopf drücke,
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dann sind alle wie eingefroren. Naomi Nagata ist ja auch eine Hackerin,
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die baut dann in der Software, wo es möglich ist, alle einzufrieren.
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Das wird dann Teil des Plans.
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Wir frieren alle ein, wir müssen die Gathering Storm ausschalten und dann können alle wegfliegen.
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Und in diesem, ohne ins Detail zu gehen,
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ist es so, dass Bobby Draper und Amos schweißen sich durch diese selbst heilende
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Haut von der Gathering Storm, kommen dann da drin an.
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Dann, parallel dazu, sind Naomi und andere auf dem Weg, Informationen aus so
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einer Self-Sustained-Zelle zu kriegen.
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Und da sind die Sensoren, also was überwachungsmäßig irgendwie zusammengeführt
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wird, soll da ausgeschaltet werden.
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Da geht was schief, woraufhin Holden entscheidet, als ein Alarm losgeht oder
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wahrscheinlich losgeht,
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dass er einfach überall rumrennt durch die Gänge und überall Sachen kaputt macht,
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dass überall Alarme losgehen, in der Hoffnung, dass so viel Alarm einfach losgeht,
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dass der eine Alarm dann untergeht.
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Also in diesem Ganzen der Kakophonie.
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Da wird Holden dann aber gefangen genommen und dann auch gleich eingesperrt.
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Bobby und Amos kommen in die Gathering Storm rein.
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Das Ganze ist ein bisschen wie die Rossi, weil es ja auch Mars-Tech ist,
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aber eben mit Protomolekülen.
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Also richtig checken sie es nicht. Und sie merken aber vor allen Dingen auch,
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dass sie total unterbesetzt ist. Und anstatt das Ding lahmzulegen,
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übernehmen sie einfach die Gathering Storm.
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Die haben dann eins von diesen Raumschiffen und kommen dann irgendwie auch mit der Navigation klar.
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Clarissa und Naomi. Clarissa ist ja die, die diese Superdrüsen hat,
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mit denen sie diese Powerkräfte in
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sich so, die von Amos aus diesem Hochsicherheitsgefängnis befreit wurde.
Florian Clauß
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Wie hat die die Nummer bekommen, diese Dosis? Das hat sie sich selber einbauen lassen.
Micz Flor
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Weil sie war die Schwester von der Ersten Befallenen und die Tochter von dem,
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der alles ja... Die wollte sich an Holden eigentlich rächen.
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Und dieses sich rächen an Holden, das drehte sich dann um, weil Holden...
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Dann war sie gefangen auf der Medina Station.
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Ja, und ist dann nicht konvertiert, aber wurde dann einfach Teil des Teams.
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Amos und Clarissa hatten dann eben auch so eine geschwisterliche Liebe schon
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fast, soweit es bei beiden möglich war. Der hat sie ja dann befreit.
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Die, der ging es immer schlechter und diese Drüsen konnte man nicht ausbauen,
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aber jedes Mal, wenn sie die aktiviert hat, hat sie immer noch drunter gelitten.
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Und bei der ist es dann so, dass sie in dem Moment, wo die auf einmal in eine Falle laufen,
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sie zum letzten Mal die Drüsen so aktiviert, alle sechs den Verräter und die
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fünf vom Laconia alle ausschaltet und danach in Naomis Armen stirbt.
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Ja, dann haben wir also die Gathering Storm, Bobby und Amos,
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Alex wird dann auch Teil davon und dann hauen alle aus dem Underground in unterschiedlichste,
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also die hauen jetzt einfach alle ab.
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Das Sensory System, also das sie jetzt tracken könnte, wurde ausgeschaltet.
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Und das Einzige, was jetzt halt eben passiert, ist, dass Holden im Gefängnis
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dort nicht befreit werden kann.
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Der wird auf ein Schiff gesetzt und wird nach Laconia geflogen.
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Und der Typ, wiederum Singh,
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der nach diesem Angriff dann entscheidet, irgendwie ein Drittel der ganzen Medina
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Station Leute, die noch da sind, umzubringen, um ein Exempel zu statuieren,
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der wird dann wiederum von seinem untergeordneten Sicherheitsoffizier,
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der wiederum von Duarte höchstpersönlich die Anweisung hat, wenn der sowas machen
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sollte, bringst du ihn um, weil so sind wir dann doch nicht.
0:17:30–0:17:35
Wir können nicht alle vereinen, wenn wir das nur so machen. und dann wird er
0:17:35–0:17:39
umgebracht und das ist das ende des buchs nummer sieben es.
Florian Clauß
0:17:39–0:17:41
Ist das erste von den drei.
Micz Flor
0:17:41–0:17:46
Reihen genau dann kommt hier mats rath ich weiß nicht was tier matt ist habe ich jetzt nicht.
0:17:48–0:17:52
Da sind wir jetzt nochmal vier Jahre weiter in der Zukunft. Holden ist auf Laconia
0:17:52–0:17:59
und Christian Avasarala ist gestorben.
0:18:00–0:18:04
Auf dem Mond gestorben, aber Duarte, der Chef vom Mars, der alles aus Laconia
0:18:04–0:18:08
zusammenzieht, der versucht da wirklich so ein Brut, wie du schon sagst,
0:18:08–0:18:11
Brut-Architecture auch.
0:18:11–0:18:17
Also Laconia ist so ein Concrete-Tempel für Macht, in dem jetzt alles angesiedelt
0:18:17–0:18:22
wird. Der holt sie dann nach Laconia und dann wird sie da bestattet.
0:18:22–0:18:28
Und da sind dann auch irgendwie andere wie Kamina Drama sind da auch zugegen.
0:18:28–0:18:32
Aber alle müssen quasi sich nur flüstern und unterhalten, weil was da so scheinbar
0:18:32–0:18:36
möglich ist, dass Holden als Gast auf dieser Beerdigung ist,
0:18:36–0:18:41
er ist immer noch Gefangener, er wurde gefoltert und ist auch weiterhin einfach Gefangener.
0:18:41–0:18:48
Aber irgendwie wird so inszeniert, so eine Form von benevolentem sozialen Leben
0:18:48–0:18:50
auf Laconia unter Duatis Führung.
0:18:51–0:18:54
Ist so nicht, ne? Dann kannst du dich an Elvi Okoye noch erinnern.
0:18:54–0:19:00
Die war bei diesem ersten, ich habe vergessen, wie das System hieß, aber beim ersten Mal,
0:19:00–0:19:06
als sie diese ganzen Artefakte mit Miller noch, diese Artefakte aktiviert haben
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auf diesem einen Planeten, wo Holden auch gelandet ist mit Team.
0:19:09–0:19:13
Und dann kamen, dann waren schon ein paar Leute vor Ort und es kam dann noch
0:19:13–0:19:17
so eine Firma dazu, die die Rechte erworben hatte, dazu, dazu,
0:19:17–0:19:20
weißt du, wo wir sind und lang müssen?
Florian Clauß
0:19:20–0:19:23
Also wir sind hier, glaube ich, auch schon auf der Höhe.
Micz Flor
0:19:23–0:19:24
Ah ja, okay.
Florian Clauß
0:19:25–0:19:25
Bleibschutzwasser.
Micz Flor
0:19:27–0:19:31
Und auf jeden Fall war das die Wissenschaftlerin, die dann selber auch...
0:19:32–0:19:41
Die dann selber auch einmal in diesem Höhlensystem Kontakt hatte mit denen hinter
0:19:41–0:19:45
den Protomolekülleuten,
0:19:46–0:19:50
also diese Dark Gods oder wie die heißen, also die, die quasi die Feinde waren
0:19:50–0:19:54
oder die die Leute, die das Protomolekül gebaut haben, ausgeschaltet haben.
0:19:55–0:19:58
Also warum diese Tech immer noch da war, ist ja ein bisschen wie bei 2001.
0:19:58–0:20:03
Das war einfach da, das Protomolekül, aber es gab niemanden mehr,
0:20:03–0:20:05
der das wirklich erschaffen hat.
0:20:05–0:20:07
Es gab niemanden mehr, der da eine Richtung vorgibt.
0:20:07–0:20:11
Die versuchen ja, reverse engineering-mäßig das alles zu verstehen.
0:20:11–0:20:20
Und in diesem Buch oder in dieser Staffel gab es den Kontakt mit denen dahinter.
0:20:20–0:20:25
Und Elvie Okoye war eine Extraterrestrial Biologist,
0:20:25–0:20:33
die dann da eingestiegen ist und jetzt von Laconia mehr oder weniger zu verdonnert
0:20:33–0:20:36
wurde, zu forschen, um rauszufinden,
0:20:36–0:20:42
wie denn während die Protomolekülwesen alle ausgestorben sind,
0:20:43–0:20:45
sind das die anderen nicht.
0:20:45–0:20:50
Weil man vermutet, dass dieses Going Dutchman damit zu tun hat,
0:20:50–0:20:58
dass die irgendwie in dieser Slow Zone oder in den Gates irgendwie von Mächten
0:20:58–0:21:00
dahinter noch abgezogen werden.
0:21:01–0:21:04
Und man weiß aber nicht genau, wohin. Duarte hat dann diese Idee,
0:21:04–0:21:11
dass er jetzt in so einer Art behavioristischem Experiment herausfinden möchte,
0:21:11–0:21:15
ist das wirklich nur Mechanik oder ist dahinter Intelligenz?
0:21:15–0:21:20
Das heißt, wenn wir etwas tun, verändern wir dann das Verhalten oder nicht.
0:21:20–0:21:25
Das heißt, er entscheidet dann, wir machen es so. Die Frau Elvie Okoya geht
0:21:25–0:21:26
jetzt rum, forscht so viel sie kann.
0:21:26–0:21:29
Wenn wir ein leeres System finden, dann machen wir da ein Exempel.
0:21:30–0:21:36
Und dann werden wir ein Schiff so bereitstellen, dass das Dutchman in dieses
0:21:36–0:21:38
andere Universum oder wo auch immer hingeht.
0:21:38–0:21:41
Und das ist voll mit Antimaterie, die dann explodieren muss.
0:21:41–0:21:45
Und dann gucken wir mal, ob das eine Reaktion hervorruft. oder nicht.
0:21:47–0:21:51
Und genau, das wird dann auch passieren. Es gibt auch den Katalyst.
0:21:51–0:21:57
Der Katalyst ist das, in dieser einen Folge, Herr Staffel, in der Mille auftauchte,
0:21:58–0:22:02
hatten die ja in der Rosinante ein bisschen Protomolekül rumkleben.
0:22:02–0:22:06
Und das war einfach schon strahlend genug, in Anführungszeichen,
0:22:06–0:22:08
dass diese ganzen Artefakte aktiviert wurden.
0:22:08–0:22:13
Der Katalyst ist ein ehemaliger Mensch, die mit Protomolekülen injiziert wurde
0:22:13–0:22:19
und irgendwie am Leben erhalten wurde, aber dann ist eher nur noch so ein Protomolekül-Kühlschrank
0:22:19–0:22:22
oder ist so halblebendig.
0:22:22–0:22:26
Also die wird dann immer rausgeholt und damit aktiviert sie dann die Artefakte
0:22:26–0:22:29
und dann wird geforscht, was da irgendwie passiert.
0:22:32–0:22:36
Sie fliegen zu diesem Arthrosystem, was ich das letzte Mal schon erwähnt habe,
0:22:36–0:22:38
wo sie einen Stern gefunden hatten.
0:22:38–0:22:41
Und dieser Stern, den hatten sie im letzten Buch, glaube ich,
0:22:41–0:22:44
schon gefunden, dieser Stern ist ein Riesendiamant so groß wie der Jupiter und
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vermutet wird, dass darin, wie auf einer Festplatte, alles eingeschrieben ist.
0:22:48–0:22:56
Dann holen sie den Katalyst raus und Elvie misst dann auch so Dinge,
0:22:56–0:22:59
die irgendwie auf so eine Symmetrie hinschließen lassen, Was ist denn das im
0:22:59–0:23:02
Katalyst-Hirn, was ähnliches passiert wie das, was man auch im Diamanten messen kann?
0:23:02–0:23:10
Also irgendwie scheint da wirklich eine Form von Zusammenhalt möglich zu sein.
0:23:13–0:23:20
Naomi ist dann im Untergrund und möchte auf politischer Ebene das Problem lösen.
0:23:20–0:23:24
Bobby ist im Solsystem mit dem Gathering Storm und möchte,
0:23:25–0:23:30
auf militärische Weise Laconia schlagen, wo Naomi sagt das ist nicht möglich,
0:23:30–0:23:33
Bobby sagt ja, aber es ist wichtig, dass wir es versuchen, sonst haben wir alles
0:23:33–0:23:38
verloren und die kommen aber zu keiner Einigung und trennen sich dann in einem
0:23:38–0:23:39
kurzen Meeting, das sie haben,
0:23:41–0:23:45
dann kommt dieser Neutronenstar den hatte ich auch schon das letzte Mal erwähnt
0:23:45–0:23:51
dass sie ins System kommt, wo nichts ist, das Das ist absolutes Vakuum und ein Neutronenstar,
0:23:51–0:23:55
der sich schnell dreht und der in so einer kritischen Masse ist,
0:23:55–0:23:57
dass er fast explodiert.
0:24:01–0:24:05
Und der guckt mit seinem Nordpol genau auf das Ringate.
0:24:06–0:24:11
Und wie sich dann eben herausstellt, war das eine Falle, die die Protomolekülwesen
0:24:11–0:24:18
erstellt haben, dass sie eine Möglichkeit bekommen, auf mögliche Angriffe von dieser anderen,
0:24:19–0:24:23
Instanz, die sie noch gar nicht verstehen bis jetzt, zu reagieren.
0:24:24–0:24:29
Dieses System ist halt komplett tot und als Elvi sagt, ja hier gibt es nichts
0:24:29–0:24:30
zu forschen, nichts zu holen.
0:24:30–0:24:32
Möchtest du dir einen Kaffee holen, wie viel Uhr haben wir denn?
Florian Clauß
0:24:32–0:24:38
Wir haben jetzt 14.35 Uhr. Geht das noch?
Micz Flor
0:24:39–0:24:39
Ja, ja.
Florian Clauß
0:24:39–0:24:42
Wenn es zu knapp wird, dann müssen Sie sich verabreden.
Micz Flor
0:24:43–0:24:48
Ja, ich rede einfach mal weiter, mal gucken. Also das ist dann das System,
0:24:48–0:24:51
in dem Duartes Experiment stattfindet.
0:24:52–0:25:02
Und die lassen dann ein Dutchman-Antimaterie-Schiff da durch das Gate abtauchen sozusagen.
0:25:03–0:25:07
Und damit ist es weg. Die Anti-Meta-Explosion, das kriegt man alles gar nicht mit.
0:25:07–0:25:11
Aber was auf einmal passiert ist, dass in diesen Quantenfeldern so viel Aktivität
0:25:11–0:25:14
passiert, so viel Energie auf einmal spürbar wird, dass Materie entsteht.
0:25:14–0:25:26
Diese Materie lädt quasi das leere Universum oder dieses leere Sonnensystem mit Materie auf.
0:25:26–0:25:29
Da entstehen Protonen, Neuronen, Neutronen, Star.
Florian Clauß
0:25:33–0:25:39
Ich nehme Karte, ja. Flatbike? Ja, 3,30.
0:25:39–0:25:44
Für mich auch, bitte. Auch? 6,60. Ich gebe dir nachher zurück. Ja, klar.
Micz Flor
0:25:46–0:25:51
Und während die dann mit dem Forschungsschiff auf das Gate zufliegen,
0:25:51–0:25:55
merken die, dass sich der Raum eben mit Materie auflädt und der Neutronenstrahl
0:25:55–0:26:00
anfängt instabil zu werden und dann explodiert, gerade als sie auf der anderen Seite in Deckung sind.
0:26:00–0:26:04
Und dann schießt eben da aus dem Nordpol direkt durch das Gate und durch ein
0:26:04–0:26:10
anderes Gate durch, beide Gates werden geschlossen und direkt im Anschluss daran,
0:26:10–0:26:13
also insofern du hattest Experiment, hat ein Wissen gebracht,
0:26:13–0:26:18
weil direkt im Anschluss daran ist in diesem Ringspace passiert auch wieder
0:26:18–0:26:20
so ein Skip-Event, wie es heißt,
0:26:20–0:26:25
also wo alle so in ihrem Bewusstsein auf einmal anders werden und die sehen
0:26:25–0:26:29
dann wie so dunkle, raupenhafte,
0:26:30–0:26:35
was Wesenshaftes, was durch dieses sowieso schon molekularisierte Bild irgendwie
0:26:35–0:26:39
das Wahrnehmen so durchgeht und was wirklich auch Materie zerstört.
0:26:39–0:26:44
Also Raumschiffe, danach ist Medina Station weg, es ist fast alles kaputt.
0:26:45–0:26:50
Elvie konnte irgendwie so einen Notknopf noch drücken und flog dann raus nach
0:26:50–0:26:57
Laconia. Sie selbst hat so einen Golfball-großen Teil aus der Wade rausgefressen bekommen.
0:26:57–0:27:01
Ihr Mann hat ein Bein verloren und das ist, finde ich, ganz schön beschrieben,
0:27:01–0:27:05
wie wirklich das so etwas ist, was zwischen den Welten kommt,
0:27:06–0:27:07
das kommt aus dem Dazwischen, also.
0:27:09–0:27:12
Das Schiff geht weg, explodiert, wir kriegen nichts davon mit.
0:27:12–0:27:16
Dann wärmt sich aber alles irgendwie auf und dann kommt auf einmal so der Gegenschlag gleich.
0:27:16–0:27:20
In einer Form, die uns völlig wesensfremd ist, die wir wahrnehmen können,
0:27:20–0:27:24
aber die nicht von diesem Universum ist. Das ist ganz gut beschrieben eigentlich.
Florian Clauß
0:27:24–0:27:28
Das ist das dritte, das zweite Buch von den letzten dreien.
Micz Flor
0:27:29–0:27:33
Und Medina Station ist danach weg, also alles ist irgendwie weg.
0:27:33–0:27:37
Nach diesem Timeskip ist ganz interessantes Duarte, also der Führer von Laconia,
0:27:37–0:27:39
der ist wie in so einem Wachkoma.
0:27:39–0:27:44
Der sitzt nur rum, der ist total pillepalle, weil der halt ist schon so viel Protomolekül,
0:27:45–0:27:51
dass das, was das andere Wesenshafte gegen das Protomolekül eingesetzt hat,
0:27:52–0:27:55
das hat bei ihm gewirkt. Bei den Menschen aber so nicht.
0:27:56–0:28:01
Die Menschen sind nicht so sensibel. Das ist quasi die Hypothese von Elvie, verkürzt gesagt.
0:28:01–0:28:05
Aber Duarte selbst ist wie in so einem Koma, daddelt so vor sich hin,
0:28:05–0:28:14
wie in der Kantine im Altersheim, wenn man wartet, bis die Windel gewechselt
0:28:14–0:28:15
wird. Er ist einfach irgendwie abgetreten.
0:28:16–0:28:18
Er hat eine Tochter, die heißt Teresa.
0:28:19–0:28:24
Und Teresa wird von ihm so ein bisschen herangezogen, dass sie dann irgendwann
0:28:24–0:28:28
die Führung mit übernehmen kann.
0:28:28–0:28:30
Mit deshalb weil er plant eigentlich nie
0:28:30–0:28:34
sterben zu müssen mit dem protomolekül muss er vielleicht ja nicht mehr sterben sie
0:28:34–0:28:38
ist natürlich dann jetzt in der pubertät und irgendwie so ein bisschen also
0:28:38–0:28:42
kurz vor der pubertät aber so sehr dagegen sie flüchtet immer und sie hat einen
0:28:42–0:28:46
freund in anführungszeichen der heißt timothy und jetzt ein kleiner potzbeuler
0:28:46–0:28:51
der timothy der in den wäldern wohnt oder auch so ein hügel wohnt Ein kleiner Plotzbeutel.
Florian Clauß
0:28:51–0:28:52
Machst du die ganze Zeit nur?
Micz Flor
0:28:52–0:28:58
Nur geplatzt Beutel, ich raste jetzt durch. Das ist Amos. Amos hat eine Taschen-Nuklearbombe
0:28:58–0:29:02
mitgenommen und ist auf Geheimmission Laconia und wartet auf den richtigen Moment
0:29:02–0:29:03
alles in die Luft zu jagen.
0:29:04–0:29:07
Und sie hat sich ja mit Timothy angefreundet.
Florian Clauß
0:29:07–0:29:08
Hallo, zweimal fährt weit.
Micz Flor
0:29:11–0:29:14
Schleicht sich dann irgendwie raus, dann kommt man ihr aber auf die Spur und
0:29:14–0:29:17
dann wird ein Security hinterher geschickt, dann kommt sie zu einer Schießerei
0:29:17–0:29:24
und Amos will sie noch schützen, er sagt nicht Baby zu ihr,
0:29:24–0:29:27
er sagt so Kid oder so was, Little oder Kleines oder so,
0:29:27–0:29:30
schau jetzt weg, das willst du nicht sehen.
0:29:30–0:29:33
Und dann wird halt quasi losgeschossen und er wird tödlich
0:29:33–0:29:36
verletzt und dann wird sie mitgenommen er wird liegen gelassen und
0:29:36–0:29:39
stellt sich dann aber raus dass die repair droids die
0:29:39–0:29:42
haben ihn dann auch mitgenommen haben ihn repariert also es kommt zurück
0:29:42–0:29:45
und hat dann auch schwarze augen und
0:29:45–0:29:48
ist irgendwie er sagt dann von sich selber
0:29:48–0:29:52
ich weiß so viel ich weiß er ist
0:29:52–0:29:58
dann brutto molekülisiert genau bobby zerstört
0:29:58–0:30:01
dann tempest das ist noch ganz wichtig gathering storm
0:30:01–0:30:09
kriegt zum zulieferer der tempest erreichen soll was sie am sol system ist den
0:30:09–0:30:12
fangen die ab und kriegen halt mit anhand dessen was hingeschickt wird das ist
0:30:12–0:30:19
für mich hafer wenn es gibt und die nehmen diesen diesen Zulieferer,
0:30:19–0:30:21
finden darin Antimaterie.
0:30:22–0:30:26
Diese Antimaterie wird halt quasi magnetisch irgendwie davon abgehalten,
0:30:26–0:30:29
irgendwas zu berühren. Und sie wissen aber, okay, hier haben wir was Hochexplosives.
0:30:30–0:30:34
Und sie finden aber auch so Sensoren und wissen also, dass jetzt bei dem Angriff
0:30:34–0:30:40
der Mars Earth Alliance auf Tempest bestimmte Sensoren zerstört wurden.
0:30:40–0:30:41
Und dann hat das so einen blinden Fleck.
0:30:42–0:30:45
Und das ist quasi die einzige Hoffnung. Und so ist es dann auch.
0:30:45–0:30:48
Alex und Gathering Storm machen Scheinangriff.
0:30:48–0:30:52
Und Bobby und eine Pilotin fliegen mit so einem ganz kleinen Schiff von der
0:30:52–0:30:54
Seite in diesen blinden Fleck drauf zu.
Florian Clauß
0:30:54–0:30:57
Das klingt wirklich wie die Serie. Also ich habe da so Bilder im Kopf.
0:30:58–0:31:02
Das ist Wahnsinn. Eigentlich müssen die das verfilmen, oder?
Micz Flor
0:31:04–0:31:08
Und dann ist es so, dass natürlich durch so PDC-Rounds, die immer so geschossen
0:31:08–0:31:10
werden, wird die Pilotin zerschossen.
0:31:10–0:31:14
Bobby merkt, sie schafft es alleine nur, wenn sie jetzt im Wax-Suit,
0:31:14–0:31:18
also sich quasi aus dem Raumschiff raus, Dann düst die in diesem blinden Flex
0:31:18–0:31:24
sich nach vorne, dann wird sie auch noch erschossen, aber hat sich so auf Weg gebracht,
0:31:24–0:31:30
dass sie quasi mit diesen zwei Ladungen Antimaterie die Seite der Gathering Storm,
0:31:30–0:31:35
der Tempest erreicht und dann explodiert.
0:31:35–0:31:37
Ist das jetzt Kuh oder Hafer?
Florian Clauß
0:31:40–0:31:41
Ich habe es bekommen, nicht du.
Micz Flor
0:31:41–0:31:46
Sehr gut. Und dann geht Tempus in die Luft mit so einem Blitz.
0:31:46–0:31:50
Also es ist quasi der größte Blitz.
0:31:52–0:31:53
Kannst dir vorstellen.
Florian Clauß
0:31:54–0:31:54
Supernova.
Micz Flor
0:31:55–0:31:56
Ja, Anti-Matter.
Florian Clauß
0:31:56–0:31:57
Anti-Matter, super.
Micz Flor
0:31:59–0:32:02
Auf Laconia ist es so, dass Holden ja so ein bisschen zwar gefangen ist,
0:32:02–0:32:04
aber so frei rumläuft und auch weiß, alles ist auf Videosache.
0:32:05–0:32:09
Und weiß auch, diese Theresa, die darf alles absehen, weil die ja Chefin ist. Vielen Dank.
0:32:10–0:32:17
Und er führt eine Unterhaltung und wenn er sie dann mal so im Garten trifft,
0:32:17–0:32:19
dann sagt er, schau dir das mal an.
0:32:19–0:32:23
Und dann schaut sie sich eine Unterhaltung an, die er mit dem Cortosa,
0:32:24–0:32:29
das ist dieser, der auch in der Serie vorkommt, dieser verrückte, psychopathische,
0:32:29–0:32:38
ich sage jetzt psychopathisch nicht als Psychotherapeut, sondern als ehemaliger Twitter-Mensch.
Florian Clauß
0:32:39–0:32:42
Psychopath, der also kein Wissen.
Micz Flor
0:32:42–0:32:47
Also der Wissen, aber kein Gewissen hat. Und da schlägt doch Holden vor,
0:32:48–0:32:49
um Duarte wieder hinzukriegen.
0:32:49–0:32:51
Vielleicht kann man ja an seiner Tochter Experimente machen.
0:32:52–0:32:55
Und dann lässt Cortezar so ein bisschen durchblicken, dass er es keine schlechte
0:32:55–0:32:59
Idee findet. Und er würde die auch gerne umbringen. Dann hätte er mehr Macht.
0:33:00–0:33:04
Und dann Teresa geht zu ihrem Vater und versucht dem klarzumachen,
0:33:04–0:33:05
die wollen mich umbringen.
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Und er hat dann aber das irgendwie scheinbar gar nicht wahrgenommen,
0:33:11–0:33:13
aber in einem Meeting später, was dann passiert,
0:33:13–0:33:18
da steht Duarte dann kurz auf, geht zu Cortosa so rüber und macht irgendwie
0:33:18–0:33:29
so mit seinen Händen und dann zerfliegt die Brust und so von Cortosa zerfliegt in feinsten Biostaub.
0:33:29–0:33:30
Also das ist so schön beschrieben.
0:33:30–0:33:36
Er wird quasi auf so einer fast schon subatomaren Ebene, wird er von innen so
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zerlegt, aber auf einer molekularen Ebene, weil diese rote, es wird so beschrieben,
0:33:42–0:33:43
er wird so ein roter Staub.
0:33:43–0:33:50
Als dann The Tempest zerstört ist, im Slowzone alles zerstört ist,
0:33:50–0:33:57
wagt sich Naomi mit 400 Rebel Ships Laconia anzugreifen.
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Allerdings tun sie so, als wollen sie direkt angreifen, aber in Wahrheit wollen
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sie nur die ganzen Werkzeuge zerstören.
0:34:04–0:34:07
Also vor allen Dingen eben diese Plattform, mit der man Schiffe herstellen kann,
0:34:07–0:34:09
Antimaterie herstellen kann.
0:34:09–0:34:15
Das schaffen sie dann auch und sie schaffen sogar noch Holden und Teresa und Amos mit einzusammeln,
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weil die Teresa die Koordinaten durchgegeben hat und sie hat einfach keinen
0:34:22–0:34:26
Bock mehr jetzt bei ihrem dementen Vater und diesem fürchterlichen System zu
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sein und die haut dann damit ab.
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Ja, das war Buch 8, was damit endet, dass Amos und Holden haben so ein Gespräch.
0:34:38–0:34:41
Und Holden hat ja auch einmal, als er in der Ringstation war,
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diese Erfahrung von diesen anderen Welten, ein bisschen wie bei 2001.
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Und Amos sagt dann, dass er jetzt halt eben so Dinge weiß, wo er gar nicht weiß, warum er die weiß.
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Aber eine Sache, die er weiß, ist, dass sie werden uns alle umbringen.
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Und Holden sagt, ich weiß.
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Das ist das Ende des Anflussbuches.
Florian Clauß
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Wow, Mitch, du bist gerade hier so über den Plot von zwei Büchern gesprungen.
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Ich bin gleich gesprungen.
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Wahnsinn. Jetzt schaffen wir noch das dritte Buch.
Micz Flor
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Auf jeden Fall, in fünf Minuten. Und zwar, Duarte heilt langsam von innen heraus
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selber, aber auf einer höheren Ebene.
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Der ist jetzt irgendwie mächtiger. Der ist mehr noch mit dem Protomolekül verbunden
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und merkt auch im Laufe des Buches, dass die Tatsache,
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dass die ProtomolekülerfinderInnen, sage ich jetzt mal,
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im internationalen Gendergebrauch, in der transplanetarischen Gendergebrauch,
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dass die durch ihre Vernetzung in alle Systeme hinein, also so eine Hive Mind waren,
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und das bestätigt sich dann auch durch die Forschung von Elvi,
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da komme ich gleich drauf dass die dass die
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mehr widerstand leisten konnten weil
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die alle sozusagen am gleichen an der
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gleichen in die gleiche richtung zogen und er will jetzt so eine art heim einherstellen
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da hören wir gleich später noch mal mehr darüber was wir auch erlebt haben im
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letzten buch war ja dass es diesen skip event gab noch ein paar andere skip
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events und Und die werden irgendwie erforscht und man kommt irgendwie dahinter,
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dass das eben mit dieser Macht zu tun hat,
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die hinter der Auslöschung des Protomoleküls steht und dass die in der Lage sind.
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Eben zeitgleich, also die Lichtgeschwindigkeit auszuhebeln, zeitgleich solche
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Skip-Events überall herstellen zu können.
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Also die verändern zeitgleich sozusagen die physikalische Gesetzmäßigkeit.
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Die tun irgendwas, genauso wie Duarte diese Antimaterie rausgeschickt hat,
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tun die auch irgendwas und versuchen rauszufinden, wie kriegen wir es hin, dass diese Wesen...
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Aussterben. Also wie kriegen wir die tot? Wie kriegen wir das tot?
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Ohne dass sie genau wissen, was es ist.
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Und die versuchen das wirklich, indem sie zeitgleich überall im Universum die
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Gegebenheiten, die Gesetzmäßigkeiten verändern können.
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Und was da auch drin ist, ist, finde ich, dadurch, dass es immer diese Bilder gibt von dem, von dem,
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von der bewusstseinsverändernden Wirkung dieser Skip Events,
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so ein bisschen das, was wir über der KI-Folge auch hatten, mit diesen micro
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tubes also das ist vielleicht sowas bei den panpsychik theorien dass es was wie ein,
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allumfassendes bewusstsein gibt und das ist nicht heißt dass eine
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speziell so komplex wird dass die bewusstsein entwickelt
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sondern dass eine speziell so komplex wird dass sie in der lage ist sich mit
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dem bewusstsein zu verbinden das ist ja diese alternative idee die wir in der
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ki folge hatten und so ähnlich finde ich wird es da auch dargestellt das halt
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in dem moment wenn diese Wenn diese zeitgleichen Skip-Events entstehen,
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dann sind das Consciousness,
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also Bewusstseinserfahrung.
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Dann wird alles irgendwie aufgelöst, dann wird eine große, vielleicht buddhistische
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Einsicht, da werden Teilchen gesehen, wo vorher Objekte waren und so weiter.
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Da werden Farben gesehen, wo vorher keine waren. Also das ist wie so ein Blick,
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als ob eben das,
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was diese dritte Entität, diese Meta macht, sage ich mal, was die tut,
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ist irgendwie in dieses alles verbindende Bewusstsein zu tappen und darüber
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versuchen, das alles auszulöschen.
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So, jetzt geht das dritte Buch los. Das war noch ein bisschen Hintergrund.
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Das erste ist das Trejo der Militärführer vom Laconian System,
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der jetzt als erster Mann des Staates eine andere Offizierin,
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Tanaka, die lernen wir im siebten Buch schon kennen, aber die war nicht so wichtig
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für die Handlung, dass ich sie da erwähnt habe.
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Die bekommt jetzt den Auftrag, Duarte zu finden, weil wir wissen nicht, wo der ist.
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Die kriegt also den Auftrag und Clearance für alles, was sie irgendwie braucht.
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Sie ist quasi beyond the law.
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Dann gibt es diese Fraktion von Elvi, von der wir wissen, die ist Forscherin.
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Die forscht diese ganzen toten Systeme, hat den Diamanten gefunden.
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Und die nimmt die beiden Kinder, Kara und Xan, mit.
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Kara ist die ältere Schwester. Die sind beide jetzt auch schon viele Jahrzehnte
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alt, aber immer noch wie Kinder vom Äußerlichen her.
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Die nimmt sie jetzt mit und möchte mit denen diesen Diamanten nochmal mehr erforschen.
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Die machen auch mehrere Bewusstseinsreisen hinein. Cara macht das,
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Xan wird abgeschirmt von dem Ganzen.
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Obwohl Amos, der ja auch inzwischen von diesen Repair Droids instand gesetzt
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wurde, die haben alle so eine Bewusstseinsverbindung auch.
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Also dahinter, die tauschen miteinander
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Dinge aus, ohne es zu wissen oder doch zu wissen oder zu ahnen.
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Da ist so eine Verbindung eben über so eine Bewusstseinsebene. keine
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kommunikationstechnik und
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cara berichtet und dann
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kommt halt so langsam die genese von diesen wesen hervor
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in diesem ganzen diamanten wird also klar das waren sehr
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kleine sehr kleine
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wesen in einem see oder in einem
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meer auf einem planeten und in
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diesem meer haben die über licht miteinander kommuniziert Diese Kommunikation
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miteinander über Licht war natürlich dann auch sehr schnell und die konnten
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dann miteinander wie Ameisen so eine Art Hive Mind entwickeln und dieses Hive
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Mind ist dann eben auch in Anführungszeichen grenzenlos.
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Und das ist allerdings immer noch an die Lichtgeschwindigkeit gebunden und die
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Kommunikation aber auch, wie sich dann so herausstellt von diesem Hive Mind,
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von den Protomolekülerfindern, das wurde dann eben auch über diese Ring Station
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konnten die miteinander in die Systeme hinein.
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Reden. Die Rocinante hat ja Theresa mit an Bord und die fliegen jetzt einfach so erstmal rum,
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wissen nicht wohin damit und finden dann aber eine entfernte Cousine von Duarte
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oder so, die auf New Egypt in einem System eine Boarding School hat und das
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sollte versteckt genug sein, um die dahin zu bringen.
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Aber Tanaka, der nicht blöd ist, hat genau den gleichen Schluss gemacht auch.
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Um Duarte zu finden, müssen wir seine Tochter finden.
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Das ist das einzige, wofür er sich noch zu interessieren scheint
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in dieser welt was sie auch gemerkt haben als
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er eben diesen korte zerlegt hat in diesem einen
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meeting obwohl er geistig um nachtet schien und
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dann kommt sie auch darauf von allen
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möglichen orten wäre das vielleicht eine hohe
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wahrscheinlichkeit die fliegen dann da also hin und es
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und holden nach der landung der
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rossi auf diesem planet new egypt wollen die
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zu boarding school bringen dann ist tanaka auf einmal vor
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ihnen hinter ihr sieht amos dann dass da
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auch leute irgendwie scharfschützen mäßig auf den dächern liegen
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es sind noch ferien so dass die high school
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noch kein wirkliches publikum hat das ist ein bisschen absurd und in dem moment
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bricht dann halt irgendwie der kampf aus mit der folge dass im endeffekt holden
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tanaka Tanaka durchs Gesicht schießt,
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allerdings sie damit nicht umbringt und sie wird dann wieder ein bisschen hergestellt,
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muss aber quasi auch wieder zusammenwachsen.
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Amos von hinten von Tanaka angeschossen wird,
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sodass ihm die ganze Brust explodiert, der sich dann später aber wieder aufgrund
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dieser Protomolekül-Substrats selber zusammensetzen kann und auch unverändert
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aus dieser Hinrichtung vorgeht.
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Und Theresa ist dann wieder auf dem Schiff Rossinante und die fliegen dann da wieder weg.
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Tanaka weiß jetzt aber, dass Theresa und Holden und Naomi und Amos,
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also alle Feinde des Laguna Systems quasi vereint sind auf diesem einen Schiff.
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Wir hatten im letzten Buch ja die Gathering Storm von Bobby Draper und Alex flog da auch mit.
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Und die haben in dem Freehold-System,
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das war das System, wo Naomi zum Schluss mit allen hingeflogen ist,
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wo sie ja ursprünglich im siebten Buch den Chef abgeholt hatten,
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um zu umgehen, dass sie drei Jahre lang abgesperrt wurden.
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Da sind sie sie hingeflogen um sich dort zu verstecken in freehold
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so heißt das system fliegt haben die die
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gathering storm auf einem planeten versteckt und oder auf einem planeten versteckt
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da fliegt dann die orsinante hin weil die wollen sich da wieder aufladen also
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sie wollen auf dritter station wo in der gathering storm ist wollen sie dann
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eben neue energie neue sachen so weiterholen aber die.
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Blöd und hat über den
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über das netzwerk der lakonischen truppe wurde
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ein lakonisches schiff was in freehold ist hat dann den drive klum heißt es
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immer also diese diese abgase entdeckt von der rossi nannte hat das gemeldet
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tannaker kommt und ist dann in draper station und hat diesen Armorsuit an und die,
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es kommt zum Shootout sozusagen.
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In dem Shootout ist noch jemand anders involviert.
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Jemand, die von Freehold ist und die Freehold retten möchte und deshalb zwischenzeitlich
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die Rocinante-Crew einsperrt.
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Dann aber merkt, das war ein Riesenfehler und dann die wieder frei lässt.
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Die schaffen es noch auf die Rocinante und die Person selbst schafft das auf
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die Gathering Storm, fliegt mit der Gathering Storm los.
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Bobby Draper ist ja schon tot, wie wir wissen vom letzten Buch und sie ist mit
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ihrer kleinen Crew jetzt auf Kollisionskurs mit dem einen Schiff,
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was die Rocinante entdeckt hat.
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Das kann es auch kaputt machen, sodass die Rocinante fliehen kann,
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weil Tanaka muss abgeholt werden
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von dem zweiten Laconian Ship und bis
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die da gebremst haben und die eingeladen haben hat die
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rossinante so viel vorsprung zum soul gate und halt
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eben diese theresa mit an bord die tochter von duarte wo
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sie nicht riskieren können einfach darauf zu schießen so dass diese selbstmordkommando
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dazu geführt hat dass die rossi noch fliehen konnte obwohl sie eigentlich quasi
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kurz vor der vernichtung standen dann Dann passiert etwas ganz Neues,
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und zwar ein Schiff, auf dem von Alex,
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dem Piloten, der Rossi, der Sohn mit seiner Frau und seinem Kind in ein neues
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System reingehen will, die kommen auch in diesen Rings.
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Und dieser Ringspace ist inzwischen völlig überfüllt, weil da keiner mehr irgendwie
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Ordnung macht und die ganze Zeit man bedroht ist, dass man so Dutchman gehen könnte.
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Und dieses Schiff goes Dutchman. Also die lösen sich auch dann wieder auf.
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Das können auch alle sehen. Aber dann auf einmal, wie von magischer Hand,
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setzt sich das wieder zusammen und ist wieder da.
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Und mit diesem sich wieder zusammensetzen dieses einen Schiffs entstehen ganz komische Effekte.
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Dass alle Menschen im ganzen System beginnen, die Gedanken und Gefühle anderer
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Menschen, teilweise auch in Sprachen, die sie gar nicht verstehen,
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zu erleben und trotzdem alles verstehen.
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Also irgendwie sind Grenzen aufgehoben.
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Und es stellt sich dann irgendwie raus, dass Duarte mit einem Escape Pod auf
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die Ringstation geflogen ist.
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Weil er so viel Protokollmolekül ist, hat er dadurch dieses Artefakt aktiviert.
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Das hat ihn reingelassen und er wurde dann da drinnen verschaltet von den Entitäten,
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diesen Maschinen, halb Maschinen, halb, also diese, du kannst dich vielleicht
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erinnern, die kommen ja auch in der Serie schon vor.
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Und da drinnen wird er dann mit Schläuchen reingelegt und angelegt und hat dann
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über die Ringstation die Möglichkeit, einfach alle zu bestrahlen,
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zu besenden, mit allen in Kontakt zu treten.
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Und will dann eben in seiner großen Vision aus den Menschen auch so ein Hive
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Mind machen, das er dann anführt, damit sie überhaupt überleben können.
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Das kriegen dann alle irgendwie mit, alle erleben das auch so.
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Tanaka geht dann zu einem Psychiater und lässt sich alle Medikamente,
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antipsychotischen Medikamente geben, die sie so finden kann.
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Antipsychotika, die dann dafür sorgen, dass sie diese anderen Gedanken zumindest
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einigermaßen eindämmen können.
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Weil das betrifft wirklich alle naomi und
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laconia die arbeiten jetzt zusammen gegen duarte um
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das irgendwie hinzukriegen und dann kommen
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also lakonische schiffe und auch rebellen schiffe kommen gleichzeitig da an
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in diesem ring space alle so gemäß langsam aber es kommt dann immer mehr die
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gar nicht mehr auf funk reagieren weil sie es auch nicht machen müssen weil
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nämlich Duarte alles irgendwie so ein bisschen schon im Griff hat,
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sodass die alle miteinander schon Hivemind-mäßig verknüpft sind.
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Und das macht es unglaublich schwierig für Naomi dann auch ihre Truppen irgendwie so zu führen,
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dass die sich nicht diesem Hivemind in so Fallen tappen, wo die einfach kontrolliert
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miteinander gegen die Rebellen und die wenigen Laconia-Schiffe angehen können.
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Auf der Ringstation ist dann auch The Falcon, das ist das Forschungsschiff,
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in dem Elvie unterwegs ist, und die Rocinante.
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Die sind miteinander verbunden, um auch zu zeigen, dass jetzt Laconia und Rebellen zusammenarbeiten.
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Die kommen aber nicht in die Ringstation und dann macht der Holden,
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wie er halt ist, Das macht halt einfach etwas, was erstmal irreversibel und seltsam anmutet.
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Er geht zum Catalyst, der ja voller Protomoleküle ist, zieht eine Syringe auf
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und zieht dem Protomoleküle aus dem Körper mit einer Spritze und injiziert die in sich.
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Und dann fliegen und dann sieht er sofort Miller wieder. Miller ist wieder da.
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Und dann fliegen die auf die,
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also Theresa, Tanaka und Holden fliegen zusammen auf die Ringstation und Miller
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ist halt irgendwie auch dabei. Den Holden jetzt immer sehen kann.
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Nicht nur, wenn andere abwesend sind, sondern er kann auch mit Miller reden,
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deshalb denken die von Anfang an, er ist total durchgedreht,
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während er bei Tanaka und Theresa ist.
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Weil Holden Protomolekül drin hat, genauso wie Duarte, öffnet sich der Ring Space,
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die kommen da auch rein und dann graben die sich, und da wird es ein bisschen
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langwierig ehrlich gesagt, dann graben die sich durch die Gänge durch,
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zum Schluss ist es halt so, dass Tanaka Duarte zurückholen soll.
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Der Versuch ist, dass Teresa ihren Vater beschwichtigen kann,
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deshalb war Teresa ja so zentral auch in der Suche,
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Theresa versucht auch mit dem Vater zu sprechen, der hat aber irgendwie kein
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großes Interesse sich da irgendwie umstimmen zu lassen, weil er muss halt über
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dieses Hive Mind den Feind abwehren.
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Theresa wird dann, inzwischen ist sie Teenager, 16 glaube ich,
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wird dann super sauer und stürzt sich dann auf ihren Vater und reißt an diesen
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Schläuchen rum, um ihren Vater zu,
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woraufhin Duarte auch sichtlich schmerzt und entkoppelt wird von diesem System.
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Und Tanaka geht dann nochmal ein obendrauf mit ihrem Kampfanzug,
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sprengt mit dem Kampfanzug diese ganzen Entitäten, diese Maschinen weg,
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um Zugriff auf Duarte zu haben.
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Mit ihren bloßen Händen zerlegt sie dessen Körper, greift rein.
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Also es wird nicht explizit gesagt, aber es ist so ein bisschen,
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als ob sie ihm das Herz aus dem Leibe reißt.
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Während das passiert, wird sie allerdings auch von den anderen Maschinen umgebracht und stirbt dann.
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Und obwohl sie Holden so hasst, muss sie dann zusehen, wie er überlebt und sie stirbt.
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Holden schließt sich dann an diese Schläuche an,
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weil in dem Moment, wo Duata tot ist, kommen auf einmal diese Entitäten aus
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diesem Paralleluniversum rein und fangen an, die die Raumschiffe in der Slow Zone zu zerstören.
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Er schließt sich da irgendwie an und redet dabei mit Holden,
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kontaktiert Amos, als ob die so ein Intercom hätten, weil jetzt alle Protomoleküle und so.
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Sagt Amos, die sollen sich alle fertig machen, abzureisen, so schnell wie es
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geht, aus der Slow Zone raus.
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Er soll aber noch auf Theresa warten. Dann pickt jeder sein Ziel.
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Alex will unbedingt zu seinem Sohn in das System.
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Naomi und die Elvi und so wollen zu Sol System.
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Alle verlassen langsam die Slow Zone und Holden, wenn er sich da verkoppelt
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mit Protokoll und Molekül sieht, was Sache ist. Und zwar sieht er,
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dass halt diese Station,
0:52:14–0:52:20
Diese Ringstation mit diesen Gates, die ist quasi wie ein Splitter in einem
0:52:20–0:52:24
anderen Universum, was da so drin steckt. Also den Raum gibt es eigentlich nicht.
0:52:25–0:52:29
Den gibt es irgendwie zwischen den Universen und in beiden Universen ist er irgendwie sichtbar.
0:52:30–0:52:34
Und deshalb ist diese Ringstation auch der Ort, an dem diese Durchbrüche von
0:52:34–0:52:36
dem anderen Universum wieder kommen.
0:52:36–0:52:41
Und er kann mit seiner Kraft gerade so noch diese ganzen, wie so ein Zelt,
0:52:41–0:52:42
das so aufrechterhalten.
0:52:43–0:52:46
Und dann sagt er allen jetzt, okay, entscheidet euch, wo ihr hingeht.
0:52:47–0:52:51
Danach bricht hier alles zusammen und ihr müsst euch ein System aussuchen,
0:52:51–0:52:52
wo ihr für immer sein werdet.
0:52:54–0:53:02
Und dann sagt Miller ihm noch so, naja, da warst du immer der,
0:53:02–0:53:04
der sagt, jeder darf alles für sich selbst entscheiden.
0:53:04–0:53:08
Jetzt entscheidest du für die gesamte Menschheit, dass du das hier implodieren lässt.
0:53:08–0:53:11
Und er sagt ja so ist es und lässt los
0:53:11–0:53:14
und dann implodiert alles und dieser
0:53:14–0:53:17
splitter der eben das andere
0:53:17–0:53:20
universum so kratzt dass die immer
0:53:20–0:53:22
wieder angreifen wird damit aus dem
0:53:22–0:53:25
anderen universum gezogen bildlich gesprochen und das
0:53:25–0:53:29
ganze implodiert und dann ist gut damit ist es eigentlich dann auch zu ende
0:53:29–0:53:35
und das ist dann so ein bisschen so wo ich dann weiß ich meinte die die bücher
0:53:35–0:53:39
7 und 8 die fand ich echt spannend zu lesen das öffnet noch mal so ganz viel
0:53:39–0:53:44
neues auf einer ganz großen skala und diese drei qualitäten von newtonscher physik,
0:53:48–0:53:53
mit der alles losgeht, dann so eine Form der Quantenphysik, in der allerdings
0:53:53–0:53:56
Lichtgeschwindigkeit immer noch ein Thema und eine Grenze ist,
0:53:56–0:54:01
die das Protomolekül bringt und dann eben diese auf einer Bewusstseinsebene.
0:54:05–0:54:10
Translokale Wirksamkeit von dieser anderen Universität, weil ich sage mal,
0:54:10–0:54:16
wir gerade in der UDK sind, Universum. Und das fand ich, das passt irgendwie
0:54:16–0:54:20
ganz gut zusammen, so eine Hierarchie. Das fand ich sehr spannend.
0:54:20–0:54:23
Aber zum Schluss, wenn du dann halt so ein Showdown hast, wo dann irgendwie
0:54:23–0:54:28
so ein verrückter Hitler an Schläuchen angeschlossen ist und dann symphonisch
0:54:28–0:54:31
seine ganze Menschheit regiert, dann wird das schon fast, finde ich, wieder ein bisschen,
0:54:32–0:54:35
ja, hat mir nicht so gut gefallen.
0:54:35–0:54:44
So, das ist quasi mein Fazit. Mein Fazit ist, es ist alles gelöst und auch,
0:54:44–0:54:49
wie wir ja mal gesagt haben, Wikipedia-Plausibility irgendwie gut genug erklärt,
0:54:49–0:54:51
dass man sagt, ja, passt schon,
0:54:51–0:54:54
aber es ist so ein bisschen anti-climatic.
0:54:54–0:55:04
Also so, es gibt so einen Satz, den finde ich beispielhaft dafür,
0:55:04–0:55:07
dass es anti-climatic ist, weil die dann, steht dann irgendwie so drin,
0:55:07–0:55:10
when holden let go,
0:55:10–0:55:14
also das ist jetzt, ich paraphrasiere, ich weiß nicht mehr genau. Äh.
0:55:16–0:55:23
An energy blast went through the universe that was only met by the,
0:55:23–0:55:26
that was only surpassed by the Big Bang itself.
0:55:26–0:55:30
Also so irgendwie, also wo du dann versuchst dramatisch zu werden,
0:55:30–0:55:35
indem du es sagst, aber nicht indem du es, ja es gibt ja die Sache show don't tell.
0:55:35–0:55:39
Und wenn man jetzt sagt, das ist jetzt das Dramatischste, was es jemals gab,
0:55:39–0:55:45
heißt das ja auch in gewisser Weise, man muss das sagen, weil man konnte es narrativ nicht zeigen.
Florian Clauß
0:55:45–0:55:50
Ja, aber vielleicht ist es auch immer so, dass woran dann die großen Erzählungen
0:55:50–0:55:54
scheitern, das irgendwie in so einen Plausibilitätspunkt zu bringen.
0:55:54–0:55:59
Das Ende, was dann halt nochmal irgendeinen Showdown einlöst, der nie da war.
0:55:59–0:56:04
Und wir haben ja einige, einige von diesen E-Pen.
Micz Flor
0:56:05–0:56:09
Ja, das ist aber natürlich auch eine wichtige Frage, weil wir hatten jetzt in
0:56:09–0:56:12
der letzten Folge gerade Hyperion oder Ilium, beides Bücher,
0:56:12–0:56:15
die ich sehr schätze, die eben mit dem Offenen bleiben.
0:56:15–0:56:20
Bei Ilium beginnt der Kampf der Götter gegen die Menschen mit der Hilfe der Moravex.
0:56:21–0:56:27
Bei Hyperion laufen sie Richtung Zeitgräber, ohne dass wir wissen,
0:56:27–0:56:28
was als nächstes überhaupt passieren könnte.
0:56:29–0:56:31
Das heißt, der Cliffhanger macht das Ganze dann irgendwie befriedigend,
0:56:31–0:56:34
was ja absurd ist, weil man sollte denken, es sei unbefriedigend.
0:56:34–0:56:40
Aber in dem Moment, wenn es wirklich zu Ende geführt wird, dann sind wir in
0:56:40–0:56:45
so einem Heldenzyklus, so wie Herr der Ringe oder so. Und zum Schluss dann alle
0:56:45–0:56:46
auf die Schiffe steigen und wegfahren.
0:56:47–0:56:50
Ja, und das ist dann oft anti-climatic.
0:56:51–0:56:55
Das war bei Herr der Ringe auch so, dass du zum Schluss denkst, ach ja, jetzt gehe ich.
0:56:57–0:57:01
Ich gehe auch. Ich komme auch mit.
0:57:02–0:57:05
Müsst ihr wirklich gehen? Ja, wir müssen wirklich gehen.
Florian Clauß
0:57:05–0:57:08
Ja, aber dann muss man halt irgendwie so einen zurücklassen,
0:57:08–0:57:09
der die Geschichte aufschreibt.
0:57:10–0:57:16
Das ist der Sam, der wird dann quasi wieder der Hobbit, der der Erzähler ist und tradiert.
0:57:17–0:57:22
Ja, ich bin aber wirklich beeindruckt von der Detailgenauigkeit der Geschichte,
0:57:23–0:57:29
die du jetzt alles irgendwie so aus dem Kopf erzählt hast und in deiner Geschwindigkeit.
Micz Flor
0:57:29–0:57:30
Genau, das ist dann...
Florian Clauß
0:57:31–0:57:34
Jetzt irgendwie, also mächtig beeindruckend.
Micz Flor
0:57:34–0:57:36
An unserem Publikum, spot the mistakes.
0:57:39–0:57:42
Ja, das war so ein bisschen der Elevator-Pitch für den längsten Elevator der Welt.
Florian Clauß
0:57:43–0:57:47
Genau, der Elevator, der ins Weltall geht. Raumschule, Raum,
0:57:47–0:57:51
Raum, Space-Fahrstuhl.
Micz Flor
0:57:51–0:57:57
Ja, das war ja von Arthur C. Clarke. Arthur C. Clarke hat das als Konzept entwickelt.
Florian Clauß
0:57:57–0:58:00
Und die Piratenpartei hat das ins Programm mit aufgenommen.
Micz Flor
0:58:00–0:58:01
Ah, wirklich?
Florian Clauß
0:58:01–0:58:01
Ja, ja.
Micz Flor
0:58:01–0:58:06
Und das ist ja auch bei dem Ilium, bei dem Ring Space, das heißen die glaube
0:58:06–0:58:11
ich auch was immer, diese Earth Space, Rings, Earth Rings, dass genau das dann
0:58:11–0:58:14
irgendwie da auch nochmal Anwendung findet.
Florian Clauß
0:58:14–0:58:20
Ja Mitch, vielen Dank für diese Episoden, Zusammenfassungen.
Micz Flor
0:58:20–0:58:21
Nichts zu danken.
Florian Clauß
0:58:21–0:58:29
Ich bin ja nicht viel zu Wort gekommen, außer dass ich irgendwie eben lautmalerisch
0:58:29–0:58:31
deine Erzählungen ausgeschmückt habe.
Micz Flor
0:58:31–0:58:35
Du warst mein stiller Dirigent, du warst mein Duarte. An deiner Reaktion habe
0:58:35–0:58:38
ich immer gemerkt, ob ich zu schnell bin oder zu langsam, ob ich dich verloren
0:58:38–0:58:39
habe oder noch bei dir bin.
0:58:40–0:58:42
Und weil ich ja auch bei vielen Folgen nicht mehr schneide.

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Es ist Februar, es ist Berlinale Zeit. Auch in diesem Jahr wollen wir einen Film von der Berlinale besprechen: "The Visitor" von Bruce LaBruce. Eigentlich wollten Flo und Micz den gemeinsam sehen und frisch mit den Eindrücken aus dem Kino den Film besprechen, das hat aber nicht geklappt. Insofern treffen wir uns eine Woche später vor dem Berlinale Palast, um die nicht mehr ganz so frischen Eindrücke zu verarbeiten. Flo hat den Film auch ausgesucht, weil er damit auch weiter über sein Lieblingsthema erzählen kann: über die Nouvelle Vague. Denn "The Visitor" ist ein Remake des Filmes "Teorema - Geometrie der Liebe" von 1968 von Pierre Paolo Pasolini. Pasolini gilt wohl als einer der streitbarsten und konsequentesten Regisseure des neuen italienischen Films. Pasolini ist 1975 nach seinem Skandalauslösenden Film "Salo - die 120 Tage von Sodom" ermordet worden. Pasolini war Autor, Kommunist und Filmemacher, lebte offen seine schwule Sexualität aus und inszenierte tabuisierte Themen in einer eigenen Filmsprache. Auch Bruce LaBruce bricht mit seinen Filmen gerne gesellschaftliche Tabus, so auch in seinem diesjährigen Berlinale Beitrag "The Visitor". Hier werden explizite pornographische Szenen gezeigt. LaBruce gilt als Erfinder und Vertreter des Queer Cinemas, dreht mit wenig Budget genreübergreifende Low-Budget-Filme, die internationales Aufsehen auslösen. Dabei steht auch seine politische Haltung im Vordergrund. Mit "The Visitor" macht er auf die Situation und Zuschreibungen von Flüchtlingen aufmerksam. Für ihn bedeutet Auslebung der Sexualität eine Art von Befreiung aus den bürgerlichen Denkmustern. Bei Pasolinis Film "Teorema" steht auch die Zerstörung der bürgerlichen Familie im Vordergrund. Von der Struktur hat sich LaBruce sehr dicht am Original orientiert: eine großbürgerliche Familie wird in ihren konsumistischen Verhalten präsentiert, ein Gast trifft ein, der eine unwiderstehliche sinnliche Anziehungskraft auf alle Familienmitglieder ausübt. Modellhaft werden alle Stationen absolviert und durchgespielt: Zunächst die Verführungen durch den Gast, dann die Geständnisse oder Bekenntnisse und am Ende die Transformationen der Protagonist:innen. Wir steigen in dieser Episode am Berlinale-Palast mit "The Visitor" ein, schweifen im Tierpark immer wieder in Richtung Pasolini ab, vergleichen die beiden Filme und die politische Haltungen der Regisseure, sprechen dann ausführlicher über Pasolinis Biografie und Filmsprache, über die geheimnisvolle Figur des Gastes und den Schicksalen der einzelnen Figuren in "Teorema".

Shownotes

Mitwirkende

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Florian Clauß
Erzähler
avatar
Micz Flor

Transcript

Florian Clauß
0:00:03–0:00:05
Also Folge 46.
Micz Flor
0:00:06–0:00:09
Mal klatschen.
0:00:12–0:00:12
Gut,
0:00:16–0:00:24
hallo, willkommen zu Eigentlich Podcast, dem Podcast, bei dem wir laufend reden
0:00:24–0:00:25
und beim Laufen reden. reden.
0:00:25–0:00:30
Rechts neben mir ist Flo und links neben Flo ist Mitch.
0:00:31–0:00:41
Und wir sind hier direkt am Potsdamer Platz und stehen vor dem Berlinale Palast
0:00:41–0:00:43
oder laufen gerade noch auf dem Berlinale Palast zu.
0:00:44–0:00:53
Diese Episode ist die Episode Nummer 46 und Flo wird uns mit einem Thema beglücken,
0:00:54–0:00:57
vielleicht sogar fordern, vielleicht fördern.
0:00:57–0:01:01
Auf jeden Fall hat er das bestimmt pädagogisch gut aufgearbeitet. Ich bin sehr gespannt.
0:01:01–0:01:05
Ich weiß ja schon, was es ist diesmal und bin trotzdem sehr gespannt,
0:01:05–0:01:07
weil ich wenig darüber weiß.
0:01:07–0:01:13
Und soviel kann ich vielleicht sagen. Ich habe das ganze Suchvorlauf mir noch reingezogen.
Florian Clauß
0:01:14–0:01:19
Ja, also das heißt, du hast es angekündigt, es geht um einen Film,
0:01:19–0:01:22
passend zum Berlinale und das
0:01:22–0:01:26
Ganze und die ganze Episode wollte ja auch einen anderen Anfang nehmen.
0:01:26–0:01:29
Vielleicht willst du da noch mal kurz drüber erzählen?
Micz Flor
0:01:29–0:01:33
Der Anfang war, wir wollten zusammen in einen Film gehen in der Berlinale,
0:01:33–0:01:40
der eben sich an diesen Film anlehnt oder den irgendwie Nachspiel von Bruce LaBruce, The Visitor.
0:01:41–0:01:45
Und das ging dann aber wegen Krankheit in der Familie, konnte ich das nicht machen.
0:01:45–0:01:49
Wir haben das verpasst. Wir hatten es ja einmal schon bei Oppenheimer gemacht.
0:01:49–0:01:52
Es war irgendwie so ganz schön, weil man fühlt sich auch so ein bisschen überfordert
0:01:52–0:01:56
und es macht aber auch Spaß, mal so ohne Badehose ins Wasser zu steigen.
0:01:57–0:01:58
Im übertragenen Sinne natürlich.
0:02:00–0:02:07
Aber jetzt musst du aus der Konserve heraus nochmal einsteigen.
0:02:07–0:02:08
Fängst du mit dem Film an?
Florian Clauß
0:02:08–0:02:13
Ja, ich fange mit dem Film an und passe ja zu dem roten Teppich hinter uns.
0:02:14–0:02:18
Wir werden, also das nochmal vorab, wir sind der Podcast, bei dem wir im Laufen
0:02:18–0:02:20
reden und laufend reden, ja.
0:02:20–0:02:24
Und werden jetzt eine Strecke wahrscheinlich durch den Tiergarten gehen.
0:02:24–0:02:31
Und die ganzen Strecken-Tracks könnt ihr dann auf unserer Webseite eigentlich-podcast.de
0:02:31–0:02:35
sehen und auch Zusatzinformationen. Wir haben recht ausführliche Texte,
0:02:35–0:02:37
wir nehmen uns sehr viel Zeit für die Texte.
0:02:38–0:02:43
Epische Zusammenfassungen, die manchmal irgendwie von einer generativen EI unterstützt werden.
Micz Flor
0:02:44–0:02:47
Ja, manchmal ist es so. Inzwischen ist es so.
Florian Clauß
0:02:47–0:02:55
Und das ganze Transkript findet ihr auch auf der Seite oder auf den Podcast-Player eures Vertrauen.
0:02:55–0:02:59
Podcast-Catcher sozusagen. Okay, also du hast es schon gesagt.
Micz Flor
0:02:59–0:03:02
Aber ich muss jetzt noch eine Fußnote machen mit der KI, mit den Texten.
0:03:02–0:03:05
Das stimmt so. Ich versuche das so wenig wie möglich zu machen.
0:03:05–0:03:09
Manchmal schmeiße ich Stichpunkte rein. Es fühlt sich immer scheiße an.
0:03:09–0:03:10
Ich finde, man riecht es sofort.
0:03:10–0:03:13
Man will es eigentlich gar nicht lesen. Es fühlt sich an wie Zuckerwatte.
0:03:14–0:03:17
Die ersten Texte, zumindest bei mir, die sind immer ich.
0:03:18–0:03:22
Ich weiß nicht, ob das bei dir so ist, aber irgendwann trailt es dann so off in mir.
Florian Clauß
0:03:22–0:03:27
Ne, das merkt man schon vom Stil her. Also immer wenn gleichmäßige Absätze erscheinen
0:03:27–0:03:29
und Zwischenüberschriften, dann ist das ChatGPT.
Micz Flor
0:03:31–0:03:33
Und Emoticons wie Sektflaschen.
Florian Clauß
0:03:36–0:03:40
Okay, du hast es schon erwähnt, The Visitor, Bruce LaBruce.
0:03:41–0:03:47
Und anders war so ein bisschen, ja ich meine, das ist ein Wagnis,
0:03:47–0:03:53
dann aus einem Film von der Berlinale frisch mit Eindrücken eine Rezeption zu schreiben.
0:03:53–0:03:57
Erstmal, ob der Film überhaupt gut ist, ob es sich lohnt, darüber eine Episode zu machen.
0:03:57–0:04:03
Und dann das Ganze auch so glückt.
0:04:03–0:04:05
Deswegen habe ich mir schon von Anfang an eine Brücke gebaut,
0:04:06–0:04:10
weil ich werde diesen diesen Film als Einstieg zu meinem Thema wählen, nämlich,
0:04:12–0:04:14
The Visitor ist ein Remake.
Micz Flor
0:04:14–0:04:16
Ich habe ein Foto von der Brücke gemacht, auf der du gesagt hast,
0:04:16–0:04:20
Brücke gebaut. Die hängt dann unten auch auf dem Block in der Galeriethe.
Florian Clauß
0:04:21–0:04:28
The Visitor ist ein Remake. Und der Regisseur passt dann wieder sehr gut in
0:04:28–0:04:29
meine Reihe. Novel Vague.
0:04:30–0:04:39
Man kann ihn so als weiteren Vertreter im weiteren Sinne, im weiteren Kreise der Novel Vague sehen.
Micz Flor
0:04:39–0:04:43
Das finde ich jetzt aber interessant, weil du hattest ja diese 90er Jahre Sache.
0:04:43–0:04:46
Und das fand ich auch interessant, dass ich zuerst dachte, das ist wieder eine
0:04:46–0:04:53
Folge, wo es die 90er Jahre Strömungen, die dich so im Positiven geformt und erwischt haben.
0:04:53–0:05:01
Und da passt jetzt The Visitor natürlich in dem Anführungszeichen Remake nicht rein, weil es jetzt ist.
0:05:01–0:05:06
Aber auch die Herkunft ist ja deutlich vor den 90er Jahren. Aber war es vielleicht
0:05:06–0:05:10
etwas, was in den 90er Jahren nochmal einen neuen Aufhänger bekommen hat und du es.
Florian Clauß
0:05:10–0:05:14
Deshalb erlebt hast? Wenn du mir auf meinen Folgen zugehört hättest,
0:05:14–0:05:20
wovon ich natürlich ausgehe, weißt du, dass ich auch zuletzt immer wieder die
0:05:20–0:05:23
Nouvelle Vague als Referenz angeführt habe.
Micz Flor
0:05:23–0:05:27
Ja, du hast sie ja sogar vorgelesen. Trotzdem war da eine Reihe,
0:05:27–0:05:30
die du gemeint hast, weil du gesagt hast, Nouvelle Vague-Reihe.
0:05:30–0:05:33
Die Reihe war ja die 90er Jahre-Referenz. Ja, das war ein Aufhänger.
Florian Clauß
0:05:33–0:05:35
Ghost in the Shell war ja auch im
0:05:35–0:05:38
Prinzip, wie sich die Nouvelle Vague im asiatischen Raum ausgeprägt hat.
0:05:38–0:05:41
Jetzt ist es Pier Paolo Pasolini.
0:05:42–0:05:49
Das ist der legendäre Regisseur, der 1922 geboren ist und ermordet wurde 1965.
0:05:51–0:05:54
Und da gibt es, glaube ich, auch von mir und von dir...
Micz Flor
0:05:54–0:05:54
75.
Florian Clauß
0:05:55–0:05:58
75, habe ich 65 gesagt? Richtig, 75.
0:05:59–0:06:02
Da gibt es von mir und von dir eine Lieblingsszene aus einem Film,
0:06:03–0:06:05
und den haben wir uns, glaube ich, gegenseitig erzählt, ein 90er-Jahre-Film.
0:06:06–0:06:09
Ich weiß nicht, ob du dich noch daran erinnerst, und zwar wie,
0:06:09–0:06:13
so ein bisschen halb dokumentarisch, halb erzählerisch, dieser Film,
0:06:13–0:06:14
ein italienischer Regisseur.
Micz Flor
0:06:15–0:06:17
Mein liebes Tagebuch.
Florian Clauß
0:06:17–0:06:18
Wie der mit der Vespa rumfährt.
Micz Flor
0:06:18–0:06:20
Mein liebes Tagebuch. Mein liebes Tagebuch.
Florian Clauß
0:06:20–0:06:21
Willst du die Szene kurz erzählen?
Micz Flor
0:06:21–0:06:25
Die Szene ist, also das ist der, mein Liebes, das ist ein ganz toller Film.
0:06:25–0:06:28
Das ist ein Filmkritiker, glaube ich, der aber eben auch Filme gemacht hat.
0:06:28–0:06:30
Ich habe den Namen jetzt nicht abrufbereit.
0:06:31–0:06:35
Aber der hat einen Episodenfilm, möchte ich sagen, drei Episoden gemacht.
0:06:35–0:06:39
Und ich glaube schon der erste ist das, wo der mit der Vespa rumfährt. Oder der dritte?
0:06:40–0:06:42
Zweite ist aber das mit den Inseln.
0:06:43–0:06:46
Aber ich weiß nicht mehr. Aber auf jeden Fall fährt er einfach durch,
0:06:46–0:06:51
die Kamera folgt ihm, wie er auf einer Vespa durchfährt und der monologisiert oben drüber.
0:06:51–0:06:57
Und er kommt zum Schluss, wie heißt das denn, Ostria?
Florian Clauß
0:06:57–0:07:04
Ostia. Ostia, das ist ein Vorort von Rom, der an der Mündung,
0:07:04–0:07:11
deswegen Ostia, das ist dann auch so Mündung des Tibers, liegt der dann ins Meer, mündet.
Micz Flor
0:07:11–0:07:17
Und endet dann eben auch damit, dass dort Pasolini wohl irgendwie eine Falle
0:07:17–0:07:20
gestellt oder wurde dahin Und man weiß es bis heute nicht.
0:07:20–0:07:24
Es gibt Vermutungen und es wurde auch wieder aufgegriffen. Es wurde dann in
0:07:24–0:07:26
irgendwelche rechten Gruppierungen.
0:07:29–0:07:34
Zugeschrieben. Ich habe das nicht wirklich, aber er wurde brutal.
Florian Clauß
0:07:34–0:07:39
Ja, da gibt es ganz viele Gerüchte drumrum und Spekulationen.
0:07:39–0:07:42
Es gibt eine Art Dokumentation, die das nochmal aufgerollt hat.
0:07:42–0:07:46
Es gibt einen Zeitzeugen, der aber auch in den 2000ern gestorben ist.
0:07:46–0:07:51
Also das kreuzt sich über Stricherjunge, Strichermilieu,
0:07:51–0:07:55
rechte Schlägertruppen, dann aber auch Pasolini, der angeblich dann für eine
0:07:55–0:08:03
Recherche von dem national national eigenem Erdölkonzern EPI dann Dokumente übergeben sollte,
0:08:04–0:08:07
wo dann irgendwelche Korruptionsskandale nachgewiesen wurden,
0:08:07–0:08:11
wo er gerade einen Artikel darüber geschrieben hat. Alles überläuft sich.
0:08:11–0:08:14
Deswegen will ich da auch gar nicht mehr dran aufregen. Aber ich fand das so
0:08:14–0:08:21
ganz leise erzählt in dem Liebes-Tagebuch, wo er einfach so rumfährt und dann
0:08:21–0:08:24
siehst du, wie er dann wendet. Und dann, hier wurde Pasolini erworben.
0:08:24–0:08:29
So ganz aus dem Off. Und so dieses Periphere, das periphere Rom,
0:08:29–0:08:33
das spielt bei Pasolini in seinen Filmen immer eine ganz tragende Rolle.
0:08:33–0:08:39
Zumindest in den ersten. Pasolini hat eine Zeit lang auch in Friul,
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das ist dann in dem ostnördlichen Teil von Italien, das Landleben.
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Da haben seine Großeltern gewohnt, hat er dann immer in den Ferien mitbekommen.
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Und er hatte immer so eine Liebe zum Land, zu den einfachen Leuten,
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zu den Proletariern. Die hat er entwickelt und seine ersten Filme handeln vor
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allen Dingen von dieser peripheren Sicht.
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Bevor wir jetzt aber in Pasolini da reingehen mit seiner Geschichte,
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mit seinem Leben, möchte ich nochmal kurz zu Bruce LaBruce und der Rezeption,
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weil Bruce LaBruce mit The Visitor.
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Referenziert den Film. Also es ist explizit ein Remake von Theorema.
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Theorema hat übrigens den Untertitel Die Geometrie der Liebe.
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Und wir können auch nochmal ein bisschen nachher über was ist ein Theorem sprechen.
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Ja, Geometrie der Liebe.
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Und es gibt jetzt noch ein zweites Remake. Das habe ich mir aber leider nicht
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angeguckt. Ich weiß nicht, ob du das gesehen hast.
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Das ist ein japanisches Remake von Takeshi Miike.
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Visitor Q. was auch so eine recht verstörende Verfilmung ist.
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Ich hätte die, glaube ich, gerne gesehen.
Micz Flor
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Du hast sie gesehen?
Florian Clauß
0:09:52–0:09:54
Nee, habe ich nicht gesehen. Das habe ich erst nachher erfahren.
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Bruce LaBruce, ich war alleine.
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Mein Platz neben mir war frei. Nein, es war völlig überfüllt.
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Es war ausverkauft, weil Bruce LaBruce ist wirklich ein kanadischer Regisseur, der schon,
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also ich glaube, der ist in den 60ern geboren, hat in den 80ern eine Filmhochschule,
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seine Ausbildung fertig gemacht und hat vor allen Dingen das ganze Queer- und
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Gay-Independent-Cinema so mitgegründet und aufgebaut.
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Also in den 80ern waren seine ersten Filme, ist quasi so ein Punk unter den Filmemacherinnen.
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Das heißt, er hat eine sehr punkige Attitüde, bricht Tabus,
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ist auch immer sehr low budget seine Filme, arbeitet mit Laiendarstellern und
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Darstellerinnen, ist auch eine sehr charismatische Figur, also es ist einfach ein cooler Typ.
Micz Flor
0:10:43–0:10:43
War jetzt da auch?
Florian Clauß
0:10:44–0:10:47
Der war da, genau. Und die Handlung
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ist das können wir auch mehrfach durchgehen ja
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die handlung ist es kommt ein visitor ein
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besucher von außen in eine großbürgerliche familie
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es geht um das bourgeoisie es geht um diese und ein
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reichtum ja und fängt mit jeder mit ihrem familienmitglied und auch mit angestellten
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des hauses also eine angestellten ein liebesverhältnis an und verlässt dann
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schlagartig die Familie und darauf beginnt die Familie,
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die einzelnen Mitglieder, so auseinanderzufallen.
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Jeder ist mit sich selbst beschäftigt. Es gibt erstmal Geständnis gegenüber,
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dass jetzt was passiert ist, als er weg ist.
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Das Gestehen und dann aber auch der Zusammenbruch, die Zerstörung,
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die Zerstörung der Institution Familie bzw.
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Des Bourgeoisen Großbürgertum. Der Film von Bruce LaBruce setzt andere Schwerpunkte als der von.
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Pasolini. Bruce LaBruce, dem geht es vor allen Dingen auch um einen politischen Aspekt.
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Man sieht am Anfang die Hauptrolle, der Besucher, wird gespielt von Bishop Black.
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Das ist ein gebürtiger Engländer, in London groß geworden, ein Schwarzer,
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der hier in Berlin wohnt und eigentlich ein Performance-Künstler ist und ein Pornodarsteller.
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Und ab und zu in dem Ballhaus in der Naunienstraße auftritt und auch hier schon
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eine relativ große Kultfigur ist in Berlin.
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Und auch als Pornodarsteller ist er einer der renommiertesten Pornodarsteller
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in dem ganzen schwulen Milieu. Der spielt die Hauptrolle.
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Der Film ist sehr explizit. Also natürlich setzt Bruce LaBruce auf explizite Sex-Szenen.
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Was ich so in dieser Form im Kino mit anderen noch nicht so geguckt habe.
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War schon ein bisschen, hat sich komisch angefühlt, aber hat auch ganz gut funktioniert,
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weil der hat viel Humor, der Film.
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Also der macht sich sehr lustig über sich selber,
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über die ganzen Zuschreibungen und hat Momente, die sind dann auch ein bisschen
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schwer zu ertragen, aber ist doch irgendwie unterhaltsam in seiner Leichtfüßigkeit.
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Also er stellt tatsächlich, hatte ich ja schon gesagt, Szenen eins zu eins nach
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und auch die Abfolgen der Szenen, wie die Figuren sich bewegen.
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Aber man macht das nur mit so einem Augenzwinkern. In einem Interview,
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wo ich es dann noch gehört habe.
Micz Flor
0:13:31–0:13:36
Dieses Augenzwinkern mit dem nachstellenden Augenzwinkern, das würde mich jetzt interessieren.
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Augenzwinkern gegenüber denen, die das Original kennen.
Florian Clauß
0:13:40–0:13:45
Ja, aber es wirkt auch für sich als Slapstick. Also ich will eine Szene nacherzählen,
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wo der Gast, also der wird in dem Theorema-Film, wird er von Terrence Stamp gespielt.
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Der Gast sitzt in einem Gartenstuhl im Garten dieses Hauses, was dann halt in dem...
Micz Flor
0:13:58–0:13:59
Großartiges Haus, oder?
Florian Clauß
0:13:59–0:14:03
Ja, das Haus, das ist toll. Also in einem italienischen Film ist das wirklich
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so eine Villa, ein Riesengarten.
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Und sitzt der so manspreading, sitzt der halt so da.
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Und du siehst die Hausangestellte, wie sie die ganze Zeit um ihn rumschleicht.
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Erstmal schneidet sie halt irgendwelche Sachen.
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Und dann schleicht sie um ihn rum und geht dann, rennt ins Haus wieder zurück und rennt wieder raus.
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Macht irgendwas im Haus, hat ständig so Überschwung. Man merkt,
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dass diesen Charme, dieses Charisma von der Figur total unterliegt.
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Weiß damit nicht, sich umzugehen. Und das ist im anderen, in dem Bruce-La-Bruce-Film,
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The Visitor, da ist auch so ein, aber alles viel moderner.
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Da hast du auch so eine Villa, die aber dann britisch-modern aufgezogen ist.
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Dann siehst du, wie er dann halt auch dieses Manspreading total überhöht. Also das ist klar so.
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Und dann rennt die Angestellte, die von einem Mann gespielt wird,
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der rennt dann wieder rein. Nein, wird dann aber so in schneller abgedreht.
Micz Flor
0:15:00–0:15:01
So Bloody Hill mäßig, oder?
Florian Clauß
0:15:02–0:15:07
Ja, genau so. Und er rennt wieder raus, rennt wieder rein, macht irgendwas, geißelt sich dann, ja.
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Er geißelt sich, dann zieht sich aus, also macht dann halt so eine Sadomaso-Action.
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Und dann kommt eben der Besucher und das muss man ja sagen, es ist ein,
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also ein Wesen nicht von dieser Welt, ja.
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Also es wird in verschiedenen Repetitionen, auch jetzt im Alten,
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wird dann gesagt, es ist halt ein Gott.
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Es könnte etwas Göttliches sein, es könnte ein Held sein. Er hat eine unglaubliche Anziehungskraft.
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Was ich in dem Originalfilm auch echt gut umgesetzt finde.
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In dem anderen, in Bruce LaBruce, ist es dann so, dass es dann in so eine Sexualität
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abgleitet, wo er dann aus seinen Augen, die werden so weiß, milchig weiß von dem Besucher.
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Und das heißt, dann hat er diesen sexuellen Körper angenommen und es wird dann
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eben Geschlechtsverkehr.
Micz Flor
0:16:01–0:16:02
Ah, okay, interessant. Interessant.
Florian Clauß
0:16:02–0:16:05
Ja, also das ist das Sexuelle.
Micz Flor
0:16:05–0:16:07
Also da wird dann wirklich der Körper verändert sich.
Florian Clauß
0:16:07–0:16:10
Der Körper, also das heißt, die Augen von ihm verändern sich,
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werden dann eben so explizite Szenen gezeigt werden, kommen auch immer so Zwischentitel,
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es kommt eine ziemlich starke Technomusik dazu und Zwischentitel wie zum Beispiel,
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Kolonialisiere den Kolonialisierer, also Colonizer.
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Und solche Zwischentitel werden eingeblendet mit so einem, also das meine ich
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mit Augenzwinkern, Oder es dann wieder so ein bisschen gebrochen wird in dieser Explicitität.
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Also das heißt, das ist eigentlich ertragbar. Und das fand ich irgendwie so
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ganz interessant als Beobachtung. Das ist natürlich.
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Und es geht auch jetzt nicht um diese klassischen Porno, sondern es sind schon andere Darstellungen,
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die dann in diesem ganzen queeren Umfeld und so weiter als Ausdrucksformen,
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wo ich mich halt jetzt nicht so auskenne, aber so als Ausdrucksformen entwickelt wurden.
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Und wie gesagt, der hat eine unglaubliche Authentizität, in dem Bereich und auch ein Auftreten.
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Und ja, also es ist halt schon trashig, das muss man sagen. Es ist trashig,
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es sind Leihendarsteller, merkt man schon.
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Aber es war jetzt doch nicht so, wo ich dann dachte, oh, das war jetzt vertane Zeit.
Micz Flor
0:17:17–0:17:20
Das hattest du eine Befürchtung?
Florian Clauß
0:17:20–0:17:23
Ich hatte so ein bisschen. Ich meine, du hattest es ja auch so.
Micz Flor
0:17:23–0:17:27
Ich hatte das irgendwie auch gedacht. Ich muss auch zugeben,
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dass ich schon dann auch dachte, Ich dachte, es wird schwer,
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darüber zu sprechen, weil, wie du auch schon sagst, der Diskursraum,
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Einfach etwas ist, in dem ich mich nicht gut bewegen kann.
Florian Clauß
0:17:40–0:17:48
Ja, also wir als alte, alte weiße Männer bemächtigen uns dann jetzt zu einem Diskurs.
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Ja, aber irgendwie finde ich das auch legitim, da einfach sich in dem Raum zu
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bewegen und das sich anzugucken und auch die Darstellungsformen einfach auch so wahrzunehmen.
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So ganz objektiv gesprochen. Also der Busler Bus hat eben seit 80er Jahren immer
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wieder Filme gemacht, auch war glaube ich viermal auf der Berlinale als ein
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gern gesehener Gast im Panorama.
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Tritt jetzt natürlich mit diesem Film in einem Teddy Award an,
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also dem schwulen Film im Bereich der Berlinale.
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Sein letzter Film ging es um eine feministische Utopie, heißt von 2017 The Misan
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Driss. ist die Frage auch bei dem Film, diese Befreiung der Figuren durch Sexualität.
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Das ist halt die Zerstörung durch den Gast, die Befreiung, Zerstörung.
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Das sind so ein Gegensatzpaar, was dann bei dem The Visitors Film,
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bei dem jetzigen dann eher in Richtung Utopie entschieden wird.
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Also es geht um wirklich eine utopische Darstellung der Situation.
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Und das wird sich so ein bisschen abheben von Pasolini. Also das,
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was Bruce LaBruce auch mit seinen Szenen, mit dem Sex, mit der Sexualität so
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zeigen will, ist auch so eine Befreiung.
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Er sucht dann auch nicht den perfekten Körper, sondern er stellt einfach so dar.
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In der Form, wie sich Menschen, also wie sich vielleicht diese Charaktere,
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die Figuren vor laufender Kamera auch zeigen möchten. Also ich glaube.
Micz Flor
0:19:23–0:19:27
Kann ich kurz da einhaken, so Gedanken, die bei mir gerade dann auftauchen,
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einfach nur so kurze Bullet-Points-Ideen, weil das eine ist eben,
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dass die Augen sich da so verfärben, das hat mich sehr irritiert,
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weil das natürlich in dem Pasolini-Film gar nicht der Fall ist.
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Ist also der Körper des Visitors ändert sich nicht.
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Und da ändert er sich aber scheinbar. Da passiert was mit den Augen.
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Da habe ich gedacht, was macht das mit mir, wenn ich das denke?
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Die Augen verändern sich.
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Die Assoziation, die ich dann habe, ist natürlich andererseits der Blick der
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Begierde, also der Blick auf das Andere, wo dann der andere Körper auch zum Objekt werden kann.
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Und auf der einen Seite, dass das nicht zugelassen wird, dass das ein Objekt
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ist, an dem man sich, dass man begehrt, sondern dadurch, dass die Augen durch
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die Blindheit, gibt es den Blick nicht.
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Das ist das eine. Das andere ist aber auch dann die Frage Blindheit gegenüber.
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Dem anderen, also dass Diversität dort als Konzept gar nicht diskutiert werden muss,
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weil in der Blindheit wird das andere jetzt nicht erkannt.
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Weißt du, was ich meine? Also dass die Blindheit auch dafür sorgt,
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dass diese Lust, diese Begierde so Darkroom-mäßig passiert. Das ist ja im Dunkeln
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insofern einfach wirklich das Körperliche steht dann über dem,
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was dann eben das Politische wäre.
Florian Clauß
0:20:53–0:20:57
Ja, also tatsächlich hat auch der Bischof Black in diesem Interview dann gesagt,
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dass er als schwarzer Traum zu einer Projektionsfläche wird im Akt.
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Das heißt, es würde so ein bisschen so, er ist Objekt in der,
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aber gleichzeitig ist er sehr progressiv in dem, wie er fortschreitet.
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Ja, er wird erstmal so aufgenommen in die Familie, aber er wird dann überhaupt
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nicht in Frage gestellt.
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Also es gibt auch eine Szene, die dann ja so ein bisschen von Salo entnommen wird.
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Und das ist die erste Szene, nämlich wenn er reinkommt, wird er von der Markt
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empfangen, von der Hausangestellten.
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Und das erste, was er macht, er pisst in die Suppe und kackt auf den Teller.
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Und das wird der Familie dann zu essen gegeben.
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Und in dem Moment, also bei Salo ist es ja auch so, dass dann die,
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also Salo muss man ja vorweg sagen, es ist, glaube ich, einer der umstrittensten
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Filme der Filmgeschichte.
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Die Pasolini hat den 1975 gedreht und Salo soll, hebt die Erzählung von Marquis de Sade aus dem 18.
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Jahrhundert faschistische Republik, die sich gegründet hat in den 40ern und
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es wird eine Diktatur ausgeübt.
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Also es ist dann auch so eine uniformierte Männer und Frauen,
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die dann junge auch Männer und Frauen gefangen halten und foltern.
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Also es wird auch sehr explizit dargestellt in dem Film und da gibt es auch
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eben die Szene, wo dann die Gefangenen eben ihre eigenen Instrumente essen müssen.
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Auch alles so dargestellt.
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Und es war damals, war der Film, er ist noch heute in einigen Ländern verboten.
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Also auch hier hat sich Bruce LaBruce am Original orientiert.
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Also das ist jetzt nicht, dass er dann die Explizität, hat auch Pasolini schon
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immer in seinen Filmen gehabt.
Micz Flor
0:22:55–0:23:01
Aber dann im Original im Sinne von der Haltung und nicht vom Film per se, meinst du.
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Also im Original am Autoren Pasolini.
Florian Clauß
0:23:07–0:23:13
Autor am Film, also direkt an den Bildern auch. Also die Bilder eins zu eins
0:23:13–0:23:15
übernommen. Oder was war jetzt der Punkt?
Micz Flor
0:23:15–0:23:19
Mit dem Kacken auf den Teller, das ist jetzt ja nicht in Theorema, sondern das ist...
Florian Clauß
0:23:19–0:23:20
Nee, das ist aber in Salo.
Micz Flor
0:23:20–0:23:25
Genau, also das heißt, der hat das Werk, Pasolinis Werk übernommen in seiner
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Gänze und sich nicht nur an das...
Florian Clauß
0:23:28–0:23:33
Aber es geht darum, dass diese Explizität auch bei Pasolini so vorkommt.
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Das war dann nämlich eine Frage aus dem Publikum nach dem Film und wo eine Zuschauerin
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dann sagte, ja, soweit sie sich erinnert, war das jetzt nicht so explizit bei Pasolini.
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Aber es gibt auch genau die Szene, wo dann der Sohn des Hauses,
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nachdem er eben der Gast die Familie verlassen hat und er sich dann in diesem
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Zustand der Findung, dieser Verwirkungsphase, wird er Künstler.
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Und er malt ein Bild in Blau und dann pisst er auf das Bild.
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Und das war auch in dem Film so. Und das war schon so, wow, wow.
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Das heißt, Pasolini hat uns da auch nichts erspart.
0:24:14–0:24:19
Und insofern finde ich das durchaus konsequent, den Film in so einer Form dann halt auch zu drehen.
Micz Flor
0:24:19–0:24:23
Ja, und ich finde aber auch natürlich die Frage, ob es das Gleiche ist.
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Das ist natürlich auch nochmal interessant, wie der kulturelle Hintergrund sich
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verändert hat, sodass das Gleiche im Vordergrund, vor dem kulturellen Hintergrund
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dann vielleicht doch vergleichbar ist. Weißt du, was ich meine?
Florian Clauß
0:24:34–0:24:39
Ja, aber es ist eine ganz andere Filmsprache, es ist eine ganz andere Herangehensweise.
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Ich meine, natürlich hat Pasolini durch seine Art zu ästhetisieren und auch eine eigene Sprache.
0:24:45–0:24:50
Er hat das Buch, das Kino und die Poesie geschrieben.
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Er ist überhaupt ein sehr schriftstellerisch veranlagter Mensch.
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Also es gibt auch ein Buch, Theorema, das er dann geschrieben hat,
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ich glaube sogar im Nachhinein, wo er dann auch einige Sachen mehr aus- und
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erklärt hat, als es im Film ausgeführt ist.
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Er hat eine eigene Filmsprache entwickelt. Das hebt ihn, glaube ich,
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auch nochmal so besonders hervor.
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Und das ist zu der Zeit, deswegen sagte ich ja im weiteren Kreis der Nouvelle Vague.
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Und ich weiß nicht, ob dir das jetzt bei dem Film, bei dem Schnelldurchlauf
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gucken von Theorema aufgefallen ist.
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Was ich absolut faszinierend finde, auch von Pasolini schon immer,
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ist, dass er so ganz straight erzählt.
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Er hat so eine Art von Stationstheater, wo ganz genau klar ist,
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jede Figur handelt in einem ganz geradlinigen Weg und es ist so ein modellhaftes
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Durchspielen von etwas.
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Aber ich krieg das was Künstlerisches. Oder was Künstlische.
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Künstlerisches, weißt du, was ich meine? Also es ist auch sehr frontal immer gefilmt.
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Das heißt, dieses Zögern und Zaudern sind alles so Gesten und Mimiken,
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die jetzt nicht zwischen den Figuren passieren,
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sondern in der Figur selber so durchgespielt wird und sehr geradlinige,
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zielweise Struktur daraus ableitet.
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Was dann auch immer mit so einem Schuss, Gegenschuss, fast so in die Kamera
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guckend, was wir ja schon gelernt haben, was verboten ist,
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in dem Kino, in dem Hollywood-Kino, wo ein kohärenter Raum geschaffen wird.
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Also das ist auch nochmal so bezugnehmend. Es gibt eine Hausarbeit, die sich mit.
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Der Filmsprache von Pasolini auseinandersetzt und die in Beziehung setzt,
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Buch, das Bewegungsbild und das Zeitbild.
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Ich weiß nicht, ob du die Abhandlung kennst.
Micz Flor
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Nee.
Florian Clauß
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Das Bewegungsbild ist eine Beschreibung, die das zeitgenössische Hollywood-Kino angeguckt.
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Und das geht so ein bisschen wie dieses, was wir in der Episode von Das Fest
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hatten, nämlich die mise en scène.
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Man schafft einen kohärenten Raum, der für den Zuschauer so dargestellt ist
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in den Blickachsen, in der Aktion-Reaktion, also deswegen das Bewegungsbild,
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dass es als echt wahrgenommen wird.
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Dass dieser Raum quasi ein fiktionaler Raum ist, wo eine echte Physik herrscht,
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die ich auch, also jetzt Physik auch im Sinne von sozialem Zusammenspiel,
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die ich auch übertragen kann auf mein Jetzt.
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Und dann gibt es halt so diese Action-Szenen und so weiter, die dann eben als
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als authentisch wahrgenommen werden, weil es keine Brüche gibt innerhalb der
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Kausalität von Raum, die auf der Leinwand erschaffen werden.
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Und er setzt dagegen das Zeitbild, was dann genau diese Brüche,
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was die Nouvelle Vague eingeführt hat.
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Das heißt, die Zeit springt auf einmal. Es gibt andere Blickachsen der Kamera und so weiter.
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Und diese Brüche hat Pasolini auch in seinen Filmen drin. Und er hat in seiner
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theoretischen Schrift das Kino und die Poesie auch seine Filmsprache beschrieben.
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Und die geht von sogenannten, aber ich kriege das jetzt nicht so zusammen,
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es gibt so IM-Zeichen, also IM-Zeichen und es gibt dann auch eine gewisse Symiotik.
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Also er leitet auch so einen literarischen Konzept von, also Poesie,
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leitet er eben auch seine Bildsprache ab, die aber gleichzeitig auch so ein
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bisschen mit Archetypen arbeitet. Also das haben wir ja auch bei...
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Jung, die Archetypen. Das heißt, es gibt Zeichen, die sich dann eher durch Träume
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und so erschließen, die aber nicht so erklärbar sind.
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Da gibt es zum Beispiel bei La Ricotta, das hatten wir auch schon mal erwähnt,
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den Film, der Weichkäse-Kurzwilm von Pasolini, wo es um eine Kreuzigung geht.
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Ich finde den Film großartig.
Micz Flor
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Haben wir den erwähnt?
Florian Clauß
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Wir haben den in einer der ersten Folgen, ich glaube, ich habe den tatsächlich
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bei meiner ersten Folge erwähnt, als ich über über Gurusawa gesprochen habe,
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wo dann ein Laiendarsteller, es war eine Kreuzigungsszene, Orson Welles ist
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der Regisseur, es soll eine Kreuzigungsszene nachgestellt werden und die,
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rekrutieren lauter Landschauspieler und die haben halt kein Geld und der eine
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hat halt so Hunger und hat dann so einen riesen Ricotta,
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das findet der auf so einem Buffet und stopft da sich halt wie blöde rein und
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dann fängt aber der Dreh an und dann wird der halt ans Kreuz gehangen,
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Ja, und da verschluckt er sich so, weil er sich so schnell gegessen hat und
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stirbt dann tatsächlich in dem Kreuz.
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Und dann passiert auf einmal eine echte Kreuzigung.
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Und da ist halt einer der frühen Filme, wo er auch viel mit kleinen Darstellern,
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Pasolini arbeitet, also so mit diesen italienischen Landbauern und dem Proletariat,
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ja, wo er auch so eine ganz emotionale Verbindung hat, ja.
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Ja, also Pasolini geht in so eine Schicht rein, ja, und er hat auch so eine
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Abneigung gegen das Bourgeoisie, ja.
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Er hat eine absolute Abneigung gegen die Konsumgesellschaft, ja.
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Er lässt sich da überhaupt nicht einordnen, ne. Das ist ein absoluter Freigeist.
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Ich habe leider nicht die Biografie gelesen, aber es wäre total interessant,
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weil der sich da wirklich in keine Schublade ein...
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Und ich glaube, der hat sich auch nichts sagen lassen von irgendjemandem und
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hat dadurch aber auch so eine Freiheit in der Filmsprache entwickelt,
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entwickelt, wie halt nur wenige Regisseure dann halt das auch entwickeln konnten.
Micz Flor
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Ja, ich denke jetzt so ein bisschen an Schlingensief Theater und da wird das
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so schön was mit Laiendarstellern, die dann eben eine eigene Kraft und eine eigene Ästhetik auch,
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auf die Leinwand oder auf die Bühne bringen, da muss ich jetzt irgendwie assoziativ
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dran denken. Ich weiß nicht, ob das...
Florian Clauß
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Naja, nee, Schlingensieb ist
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ja auch so ein, der dann gleichzeitig von so einer Religiosität erzählt,
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weil er selber ein Katholik und sehr religiös aufgewachsen ist,
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aber auch total der Heretiker ist und Atheist, ja, und Pasolini genauso.
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Also es gibt immer wieder dieses, dieser Bezug.
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Ich glaube, du bist in Italien unausweichlich mit der Geschichte der Kirche konfrontiert.
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Also in keinem anderen Land ist das ja so verflochten.
Micz Flor
0:31:20–0:31:23
Ja, das ist eben auch was, was ich meinte, halt der kulturelle Hintergrund,
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vor dem du Bilder entwirfst, dass die Bilder eine Wirkung haben,
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die man wirklich nur vor dem Hintergrund, glaube ich, gänzlich umfassen kann
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und das erleben kann und dann auch wieder jeder andere.
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Und wenn du dann das Gleiche erzeugen möchtest in einer anderen Kultur,
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von einem anderen kulturellen Hintergrund, musst du den Vordergrund anders assoziieren.
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So meinte ich dann auch über die Jahrzehnte hinaus, dass der Film jetzt in der
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Tat wahrscheinlich ganz anders war bei Bruce Laboose, aber dann eben trotzdem,
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das Erleben weiter inszeniert hat.
Florian Clauß
0:31:56–0:32:01
Also was bei Bruce Laboose sehr wichtig ist, dass er sehr politisch sein möchte.
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Er möchte, der Film fängt an, dass ein Koffer an der Themse,
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am Themseufer angeschwemmt wird.
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Und aus diesem Koffer kommt dann The Visitor, Bishop Black und der macht dann
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halt auch so eine Tanz-Performance, also wie er sich dann aus diesem Koffer
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schält, das ist schon beeindruckend.
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Und dann siehst du halt auch an anderen Orten von London, wie dann halt dieser Koffer da ist.
Micz Flor
0:32:21–0:32:24
Das wollte ich sagen, das ist auch nochmal ein großer Unterschied von dem,
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was ich gelesen habe, dass bei Bruce LaBouche The Visitor ein Phänomen ist und nicht nur eine Person.
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Also es heißt ja nicht The Visitors, also es ist kein Plural,
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dass jeder Einzelne ist ein Visitor, sondern...
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The Visitor ist eher ein Phänomen, was aber dann ganz viel gleichzeitig auftritt.
Florian Clauß
0:32:42–0:32:48
Genau. Und er will explizit da auf die Refugee-Situation hinweisen.
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Also hat er gesagt, Refugees sind Flüchtlinge, die suchen hier.
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Und es ist ihm ganz wichtig, dass die dann auch integriert werden in die bürgerliche
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Familie. Und dass die auch so ein Selbstbewusstsein bekommen.
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Also das ist ja auch das, was er dann so entwickelt. Also er will politische
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Akzente setzen. Und bei dem Original-Theorema 1968 spielt es zu der Hochzeit
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der Studentenbewegung, also wo sich dann eh die Gesellschaft so politisiert hat.
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Gleichzeitig ist es aber eher eine dystopische Sicht von, also es ist keine
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utopische Sicht, es ist eher eine dystopische Sicht.
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Und da möchte ich dir nochmal eine Passage von Pasolini aus dem Buch Theorema
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vorlesen, wo ein bisschen klarer wird, wie er diese revolutionäre Potenzial
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von den Studenten und Studentenbewegungen ansieht.
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Und er schreibt da, diese Bürgerkinder seien mäßig mürrische Demokraten,
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überzeugt, dass nur die wahre Demokratie die Falsch zerstört.
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Anarchistische blonde Jungen, die treuherzig das Dynamit mit ihrem guten Sperma
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verwechseln und als Störenfriede haufenweise mit großen Gitarren durch Straßen
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ziehen, die falsch wie Kulissen sind.
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Piros der Hochschule, die das Auditorium Maximum besetzen und die Macht fordern,
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statt ein für alle Mal darauf zu verzichten.
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Revolutionäre mitsamt ihren Revolutionärinnen, die beschlossen haben,
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dass Schwarze sind wie Weiße, aber Weiße vielleicht doch nicht sind wie Schwarze.
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Sie alle, alle bereiten nichts anderes vor, als die Ankunft eines neuen Gottes
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der Ausrottung, sind in Unschuld gezeichnet mit dem Hakenkreuz.
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Und werden doch die Ersten sein, die mit den echten Krankheiten und echten Lumpen
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am Leib in die Gaskammer kommen. Ist nicht das, was sie wollen?
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Da sieht man schon, also ein bisschen merkt man das Salo auch dahinter,
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weil die Gefangenen sehen auch aus wie eben so Studentinnen und Studenten aus dieser Bewegung.
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Und es werden wahrscheinlich auch, wird dann referenziert, die,
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die dann eben sich auf die Barrikaden setzen und dann von den Anhängern des
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Faschismus eingenommen werden, ja.
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Und gleichzeitig ist es auch die bürgerliche Familie, weil es gibt ja auch bei
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Theorema dann eben der Sohn, der studiert, ne.
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Und da merkst du auch so ein bisschen diese Studentenkulisse dahinter.
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Die Tochter ist noch eine Schülerin.
Micz Flor
0:35:15–0:35:16
Ja.
Florian Clauß
0:35:16–0:35:22
Aber da merkt man so die Richtung, in die Pasolini da einschlägt, ne.
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Und das ist halt so der Freigeld, also er hat schon so diese...
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Dieses revolutionäre Potenzial, vielleicht muss man nochmal einen Schritt so
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ein bisschen in die Biografie zurück von Pasolini, um auch zu verstehen,
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warum er da so eine gewisse Frustration aufgebaut hat.
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Aufgebaut hat, das ist so, dass er war dann während des Krieges in dieser friolischen
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Gemeinde Lehrer geworden. Und er war wohl ein sehr guter Lehrer.
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Ich glaube, er war durchweg so ein total sympathischer Typ, der dann auch eben
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in der Didaktik mit seiner Authentizität,
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mit seiner Direktheit dann auch die Kinder so begeistern konnte.
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Da wird auch so, wird dann in einem Absatz beschrieben, die Konzepte,
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die er da so angewandt hat,
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also Kinder selbst zu ermutigen, Sachen zu schaffen und dann halt auch wirklich
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so zu moderieren, dass das eher so in den 70ern, also 15 Jahre später,
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20 Jahre später dann in der Pädagogik diese Konzepte Einzug gehalten haben.
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Und die hat er schon praktiziert so.
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Und er war auch offen schwul. Also er hat das dann halt auch jetzt nicht irgendwie
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versucht zu verheimlichen.
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Und er wurde dann von drei Schülern angeklagt, dass das sehr übergriffig geworden
0:36:39–0:36:43
ist, was ihm aber nicht stimmte, sondern das war dann halt ein Coup gegen ihn,
0:36:43–0:36:45
um ihn da rauszuhaben aus der Schule.
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Und er wurde dann auch aus seiner aus
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der kommunistischen partei ausgeschlossen später auch gerade
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deswegen also er war halt einfach nicht einordnbar und er war dann irgendwie
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ein totaler outlaw der gesellschaft und zusammen mit seiner mutter ist er dann
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also er ist in bologna geboren eher in norditalien ist dann nach rom gezogen
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das war dann so 1950 und hat dann da Da müsste man wirklich,
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glaube ich, mal seine Biografie lesen, weil mich das echt,
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also weil mich schon interessiert, wie er so als.
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In dieser Gesellschaft überlebt hat. Er hat dann halt viele,
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er hat dann so seine literarischen Ambitionen weiter ausgebildet,
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hat einen Roman geschrieben,
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hat Bücher geschrieben, hat dann auch in der Peripherie von Rom dann seine Figuren
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aufgebaut, die Mama Roma hatte.
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Das ist dann ein Film von 1962, einer der ersten Filme, die er gedreht hat.
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Er hat Artikel geschrieben, hat dann auch bei Drehbüchern mitgeschrieben.
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Zum Beispiel auch von Luis Trenker und Fellini.
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Also das sind so die anderen großen Regisseure, also einmaligen Regisseure.
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Federico Fellini und Antonioni und Pasolini, das sind glaube ich so diese großen
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Regisseure, die man da der Nouvelle Vague anrechnen könnte.
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Die das Kino in den 50ern und 60ern so maßgeblich in Italien geprägt haben und
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in den 70ern. Und in dem Oeuvre, also irgendwann, kam dann Pasolini zum Filmemachen.
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Das frage ich mich auch, wie ist das dann irgendwie so, mache ich jetzt Filme?
0:38:24–0:38:28
Er hat, glaube ich, dann versucht, auch dass Fellini seine Filme mitproduziert,
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aber das hat nicht geklappt oder er wollte nicht.
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Also deswegen sage ich, man müsste nochmal die Biografie lesen und gucken, was da passiert ist.
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Er hat mit relativ wenig Budget, es kamen, glaube ich, 61 Akatone raus oder
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60 und dann 61 oder 62 der Mama Roma,
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die auch, also das ist auch wieder so archaische Filme, so authentisch archaisch
0:38:52–0:38:54
und spielende Milieu sind es ja auch wirklich so.
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Und das ist diese Unmittelbarkeit von Aktionen, die dann halt wahrscheinlich
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in der höchsten Ausbreitung von Sexualität auf der Leinwand dargestellt wird.
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Was gibt es denn Expressiveres, als das so darzustellen?
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Aber so eine Archark da reingebracht in seinen Bildern, die,
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glaube ich, kein anderer als Pasolini so entwickelt hat als Filmsprache.
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Und das merkt man seinen Film an.
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Ich habe das ja so ein bisschen versucht zu beschreiben, gerade wie er den Gast
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aufgebaut hat, diese unglaubliche Anziehungskraft,
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die jetzt, ich weiß nicht, wie du das erlebt hast bei dem Film,
0:39:41–0:39:46
als der Gast ankommt und alle sich so, er ist so ein Magnet,
0:39:46–0:39:52
er muss nicht viel machen, er ist dann halt so ein unglaubliches Objekt der Begierde.
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Also irgendwas, es ist so ein Kraftwerk,
0:39:56–0:40:04
wo alle drumherum so aufschmelzen und nicht anders können, als mit ihm in Verbindung einzugehen.
0:40:05–0:40:09
Ja, wie so ein Gott eben, so ein bisschen wie bei Ilium, dass die Götter einfach
0:40:09–0:40:11
dann machen können, sie sind da,
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und drumherum sind alle anderen wie Marionetten und sie können sich dann halt
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einfach so frei durch den Äther bewegen und alles richtet sich nach denen aus.
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Und so wird der auch eingeführt und dargestellt.
Micz Flor
0:40:24–0:40:29
Ich finde es, gerade in Bezug auf Ilium, ich finde es halt schon total anders eigentlich.
0:40:29–0:40:33
Ich kann es verstehen, weil es ist was Machtvolles dabei, was Machtvolles.
0:40:33–0:40:37
Aber in Ilium, die Götter sind ja eigentlich eher welche, die sich im Kleinen
0:40:37–0:40:39
und Kleinen miteinander verzanken und ausspüren.
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Die sind nicht einfach mal sich entspannen in ihrer Macht.
Florian Clauß
0:40:43–0:40:47
Ja, das stimmt. Nicht ganz der Vergleich. Aber das wollte ich sagen.
Micz Flor
0:40:47–0:40:52
Das ist genau diese Macht, die dieser Visitor bei dem Pasolini-Film mitbringt.
0:40:52–0:40:54
Ist, dass er einfach total entspannt ist.
0:40:54–0:40:59
Und wenn er entspannt ist, alle anderen gehen ja durch absolut absurde,
0:40:59–0:41:00
komische Übersprunghandlungen.
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Das Erste, die Haushalte, wie gesagt, die um ihn rum, glaube ich,
0:41:04–0:41:07
zusammenrechten, dann zu ihm hingeht und ihm dann so kurz an der Hose was wischt
0:41:07–0:41:10
und dann rennt sie das erste Mal rein, hat ihn aber schon berührt,
0:41:10–0:41:13
dann raus und dann nochmal rein, dann will sie sich gleich umbringen, dann kommt er rein.
0:41:14–0:41:19
Und das ist jetzt eine Assoziation, die ich hatte, die würde ich jetzt einfach
0:41:19–0:41:27
mal sagen, wenn der Visitor dann bei allen eigentlich, bevor die sich dann sexuell vereinen.
0:41:29–0:41:32
Ist da immer so ein Blick, so von, hey, es ist okay, es ist okay,
0:41:32–0:41:34
entspann dich, es ist so gut.
Florian Clauß
0:41:34–0:41:40
Das ist für die Mercury. Da habe ich nämlich das Zitat.
Micz Flor
0:41:40–0:41:41
Da hatte ich es schon mal.
Florian Clauß
0:41:41–0:41:42
Da hatte ich es schon mal erwähnt.
Micz Flor
0:41:42–0:41:46
Wo er einem das ausstrahlt, dass da jetzt so etwas absolut weirdes auf der Bühne
0:41:46–0:41:50
passiert, aber es gibt einem das Gefühl, es ist okay, mach einfach mit und dann befreit das.
0:41:50–0:41:55
Und woran ich denken musste, und ich weiß nicht, wie das zusammenhängt,
0:41:55–0:41:58
ist die Szene aus Drive, kannst du dich an den Film noch erinnern?
Florian Clauß
0:41:59–0:42:00
Ja, ja, mit Ryan Gosling.
Micz Flor
0:42:01–0:42:04
Genau, und Ryan Gosling und der Typ in der Werkstatt, die haben ja diesen Kampf.
0:42:05–0:42:08
Und er schneidet dem ja dann die Pulsadern durch. Ja.
0:42:09–0:42:12
Und er schneidet ihm die Pulsadern durch, dann hält er ihm die Hände fest und sagt so, es ist vorbei.
0:42:13–0:42:15
Ja. Kannst du dich an die Szene erinnern?
Florian Clauß
0:42:15–0:42:15
Nicht mehr so richtig.
Micz Flor
0:42:15–0:42:20
Es gibt diese sehr brutale Szene mit dem Schädel zertreten. Da ist so richtig brutale Zerstörung.
0:42:20–0:42:25
Und mit diesen Pulsadern, da ist nicht mal Schmerz, aber der wird jetzt verbluten. Es ist vorbei.
0:42:25–0:42:29
Und er sagt ihm das auf so eine Art, die wirklich beschwichtigend auch ist.
0:42:29–0:42:36
Und die diese ganze Dramatik und dieses Todesnahe auch irgendwie so weich macht.
0:42:36–0:42:43
Und das fand ich irgendwie von der Haltung ähnlich wie diese Sexualität oder, sag ich mal, Erotik.
0:42:43–0:42:46
Also jetzt nicht Sexualität, also reiner Körperakt.
0:42:46–0:42:53
Wie der Visitor das irgendwie diesen Raum öffnet, sagt, jetzt gib dich hin, also diese Hingabe.
0:42:53–0:42:56
Und das passt ja dann auch ein bisschen zu dem Text, den du gerade vorgelesen
0:42:56–0:43:01
hast, wo es immer um Grenzen geht. Die Revolution, also die Antwort auf etwas,
0:43:01–0:43:04
das Umstrukturieren, das schon Bestehende. Da geht es immer um die Grenzen,
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die schon da sind, die Hierarchien, die schon da sind.
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Man muss das irgendwie umdrehen, aber es ist wie so ein Nullsummenspiel.
0:43:09–0:43:11
Es bleibt immer verkrampft und
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das zeigen alle in dem Film, die dann irgendwie von ihm angezogen sind.
0:43:17–0:43:21
Und in dem Moment, wenn sie sich da einmal loslassen und sich da hingeben,
0:43:22–0:43:25
danach hat sich deren Leben irgendwie verändert.
0:43:25–0:43:27
Das ganze Zusammenleben ist nicht mehr möglich. Es ist irgendwie absurd,
0:43:27–0:43:29
dass dann alle individuell miteinander,
0:43:30–0:43:34
also in sich wachsen, also alle verändern sich innerlich, aber in der Kommunikation
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mit anderen, in der Verbindung mit anderen sind sie abgeschnitten,
0:43:38–0:43:40
ganz komisch. Das habe ich nicht so richtig verstanden.
Florian Clauß
0:43:40–0:43:46
Das stimmt. Also ich möchte nochmal, was du gesagt hast, richtig,
0:43:46–0:43:50
also diese Götter bei Elium, die sind ja in ihren Kriegen dann mit drin,
0:43:50–0:43:54
aber diese Widerstandslosigkeit, ich glaube, das ist, was dieses Feld erzeugt.
0:43:55–0:44:00
Widerstandslosigkeit ist erstmal, wenn du quasi in so Machtgefälle als derjenige,
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der diese Macht inne hat, als so ein Feld, dann schmilzt halt alles in diesem
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Feld dahin und das ist erstmal so durchwartbar, ohne dass man dann großen Widerstand spürt.
0:44:10–0:44:13
Und das finde ich so ganz schön inszeniert bei Theorema.
0:44:13–0:44:18
Dieses dahin und ja, wie du sagst, alles ist okay, wir können es machen und
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hier habe ich nochmal ein Zitat.
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Aus einer Kritik, die ein Satz, wo ich glaube ich nochmal,
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dass die Verbindung ganz gut hergestellt wird, nämlich das Sexuelle als gesellschaftliche
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Triebfeder lässt eben keine Theoreme im Sinne von Normen, Regeln und Konventionen zu.
0:44:37–0:44:39
Trotz aller Jahrhunderte alten Doppelmoral.
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Also dieses Sexuelle, was in dem Moment der Sexualität passiert,
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ist halt jenseits von einem.
0:44:47–0:44:51
Das ist halt so dieses total Erfüllende, was nicht mehr irgendwie gedeckelt
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werden kann oder irgendwie ausge... Und das ist, glaube ich,
0:44:54–0:44:56
der Zugang, den sie auch nur so erfahren.
0:44:57–0:45:05
Diese unglaubliche Selbstzerrüttung, dieses Geständnis und dann Transformation, die dann passiert.
0:45:05–0:45:10
Das kann nur durch eine sexuelle Handlung von ihm ausgelöst werden,
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weil damit fliegt das ganze Konstrukt auseinander.
0:45:14–0:45:20
Und das ist ja das, was er auch inszenieren wollte, die bourgeoise Familie als
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eine Familie, die in bestimmten Riten und Strukturen lebt, die aber total hohl sind.
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Einfach nur Fassade, alles ist da relative Fassade. Also auch wie der Gast sich
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dann bewegt, ist ja auch nicht weiter irgendwie erklärt.
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Der hat einen relativ freien Zugang.
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Es ist dann irgendwie egal, wenn Vater und Tochter draußen sitzen,
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dann flirtet der mit beiden so.
0:45:46–0:45:52
Also es wird auch diese Aufbegehren sagen, das geht nicht.
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Keiner macht das in seiner Anwesenheit. Und keiner verteidigt dann noch das
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bourgeoise Regelwerk, sondern das fliegt einfach so, es faltet sich so zusammen.
0:46:04–0:46:07
Und das ist, glaube ich, ganz interessant, was am Anfang des Filmes passiert.
0:46:08–0:46:10
Ich weiß nicht, ob du das so mitbekommen hast, dieser Patriarch.
Micz Flor
0:46:11–0:46:12
Das Interview, wo die Interviewszene...
Florian Clauß
0:46:12–0:46:16
Genau, die Interviewszene. Und du hast den aber original geguckt,
0:46:16–0:46:18
oder hast du dann doch dir die...
Micz Flor
0:46:18–0:46:23
Ich habe die Untertitel runtergeladen, wollte überlegen, mir die noch als Text
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durchzulesen oder zu überfliegen, weil so viel Text ist ja da gar nicht in der
0:46:26–0:46:30
Summe. Das habe ich dann aber nicht mehr gemacht, beziehungsweise nicht mehr
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gemacht, war jetzt ein bisschen Selbstdefamierung.
0:46:32–0:46:34
Ich habe es nicht mehr geschafft zeitlich.
Florian Clauß
0:46:34–0:46:40
Nee, alles gut. Also das, was da passiert ist, dass der Patriarch des Hauses,
0:46:40–0:46:49
der Fabrikbesitzer, der heißt Paolo, der schenkt den Arbeitern seine Fabrik.
0:46:49–0:46:57
Also er heißt, das, was dann halt auch eben den Kapitalismus so ausmacht, die Produktionsmittel,
0:46:59–0:47:05
Aber dann zurückgegeben. Das heißt, er nimmt damit auch die ganze revolutionäre
0:47:05–0:47:07
Kraft des Arbeitertums.
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Das heißt, das nimmt ihn weg. Und das ist so der Einstieg in den Film,
0:47:11–0:47:15
wo man natürlich sich fragen kann, nur weil er eben diesen Schritt gegangen
0:47:15–0:47:20
ist und dann halt so sein Mittel des Kapitalereigners dann aufgegeben hat,
0:47:21–0:47:24
dass dann erst überhaupt der Gast ankommen kann.
0:47:24–0:47:32
Das ist erst so der spirituelle Teppich gelegt ist, damit der Gast überhaupt empfangen werden kann.
Micz Flor
0:47:33–0:47:37
In einer Villa, die auf generationsübergreifenden Wohlstand hindeutet.
0:47:40–0:47:42
Er gibt ja nicht alles weg.
Florian Clauß
0:47:43–0:47:49
Ja, natürlich. Das heißt, er gibt nicht alles auf, sondern es ist halt eine Geste.
0:47:49–0:47:53
Aber die erstmal diese ganze, ich glaube, es ist auch wieder so ein zeitgenössischer Kommentar.
0:47:54–0:47:59
Dass eben diese revolutionären Ambitionen der 68er dann halt irgendwie für den Arsch sind.
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Ja, das ist halt so, ja, okay, dann verpufft es halt einfach in dieser Geste.
0:48:06–0:48:08
Und das finde ich halt auch irgendwie auch so einen guten Einstieg.
0:48:08–0:48:13
Und die großbürgerliche Familie wird gesprengt durch seine Präsenz, ja.
0:48:13–0:48:19
Und nach und nach erliegen eben alle Familienmitglieder seiner sinnlichen Faszination.
0:48:19–0:48:24
Als erstes hast du schon beschrieben, Emilia, das Hausmädchen,
0:48:24–0:48:30
dann der Sohn Pietro und schließlich die Frau des Hauses, Lucia.
0:48:31–0:48:36
Und am Ende Paolo, der Patriarch. Und dann, so wie der Gast beim Essen,
0:48:37–0:48:38
also das ist halt auch wieder so,
0:48:38–0:48:44
die höchst rituellen Formen des sozialen Zusammenlegens, das ist immer der Tisch,
0:48:44–0:48:47
der Essenstisch, da kommt am Anfang, kommt dann eben,
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die Einladung, ein Gast kommt vorbei, das ist ein Telegramm und genau in der Hälfte des Filmes,
0:48:56–0:49:00
das ist wirklich, ich hab nochmal auf die Minuten geguckt, Genau in der Hälfte
0:49:00–0:49:06
des Filmes bekommt dann eben der Gast das Telegramm, das er abreisen muss.
Micz Flor
0:49:06–0:49:08
Morgen, ich muss gehen. Morgen.
Florian Clauß
0:49:09–0:49:15
Das heißt, diese Erfüllung, die er in allen Familienmitgliedern ausgelöst hat,
0:49:17–0:49:23
die verpufft da auch in dem Moment, wo er diese Information bekommt und hinterlässt
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halt so eine Leere, wo dann auch erstmal alle dann gestehen,
0:49:28–0:49:29
das ist die Phase des Geständnisses,
0:49:30–0:49:32
dass jetzt was passiert ist.
0:49:32–0:49:37
Und das durch ihn, oder es ist jetzt nicht nur verbal, sondern auch nonverbal.
0:49:38–0:49:41
Also du siehst die Tochter zum Beispiel, wie sie dann eben diese Bilder,
0:49:41–0:49:45
die sie von ihm gemacht hat, im Garten.
Micz Flor
0:49:46–0:49:50
Sie vermisst ja auch den Garten, aber sie versucht irgendwie mit dem Maßstab
0:49:50–0:49:53
auch fast nochmal berechnend zu verstehen, was da passiert ist.
0:49:53–0:49:58
Das ist dann diese Geometrie der Liebe sozusagen aus exerziert.
Florian Clauß
0:49:58–0:50:03
Die versucht dann irgendwie, also die holt einen Zollstock und misst dann im
0:50:03–0:50:06
Garten die Abstände der Liegestühle, wo er zuletzt gesessen hat.
0:50:06–0:50:12
Und nach diesem Geständnis, das dann auch jedes Familienmitglied für sich individuell
0:50:12–0:50:16
dann verfasst, gibt es diese Transformation.
0:50:16–0:50:21
Die Transformation der Figur, die dann aber in einem Zustand der...
0:50:22–0:50:27
Das nicht mehr sozial oder diskonform gilt.
0:50:27–0:50:31
Das heißt, die Tochter fällt in eine Stache.
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Da hast du auch noch mal dieses Bild Fotografie. Sie wird selber zu einem Foto.
0:50:35–0:50:41
Sie fällt in einer Depression, hat die eine Hand immer zusammengedrückt zur
0:50:41–0:50:46
Faust und wird dann letztendlich abgeholt und in die Psychiatrie verlagert.
Micz Flor
0:50:46–0:50:48
Aber es ist keine Faust zum Schlagen. Es ist eher so eine Faust,
0:50:49–0:50:50
als ob sie was umklammert.
Florian Clauß
0:50:50–0:50:54
Ja, genau so. Also als ob wir was festhalten. Das stimmt. Also eine unglaubliche
0:50:54–0:50:56
Verkrampfung. Sie ist nicht mehr ansprechbar.
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Sie verweigert das Essen. Sie wird dann abgeholt. Das ist ihre Transformation.
0:51:03–0:51:06
Diese Verführungsszene von der Lucia, der Frau des Hauses.
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Auch von der Ästhetik ist dieser Film ja so großartig.
0:51:11–0:51:15
Also sie mit ihren unglaublich ausschweifenden Lidschatten gemalt,
0:51:15–0:51:18
die auch nie verwischen. Ja, auch wenn sie gerade aus dem Bett steigt,
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hat sie diese Lidschatten immer wie so eine Maske.
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Auch so eine ganz, ja, man hat am Anfang das Gefühl, dass sie so die ordnungsliebende Hausfrau ist.
0:51:30–0:51:35
Aber nach der Begegnung mit ihm, wo sie auch komplett auszieht und er auch im
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Garten mit dem Hund spielt, ja, nur mit Unterhose angekleidet und dann gibt sie sich halt eben hin.
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Und mit dem Punkt der Hingabe, also was sie dann nach ihrer Transformation,
0:51:48–0:51:56
sie wird dann immer irgendwelche Liebesverhältnisse mit fremden Männern eingeben.
Micz Flor
0:51:56–0:51:57
Jungen fremden Männern.
Florian Clauß
0:51:57–0:52:02
Jungs, genau. Sie sucht dann irgendwo auf der Straße, zwinkert einen zu und
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die gehen dann in irgend so ein abgelegenes Haus.
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Also es wird sehr ausufernd, es wird das sehr, sehr dargestellt.
0:52:12–0:52:19
Odetta war übrigens die Tochter. Der Sohn Pietro hat mir auch schon angedeutet,
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der ist Student und er sucht dann seine Erfüllung in der Kunst,
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die er aber auch nicht so richtig findet.
0:52:24–0:52:28
Er fängt dann an, so wie Pollock, blind rumzuspritzen, auf seine Bilder zu pissen
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und dann irgendwelche Strukturen auf Plexiglas durchsichtig zu malen,
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die dann über mehrere Schichten übereinander zu legen.
0:52:38–0:52:40
Aber er geht in so eine Sinnkrise rein.
0:52:41–0:52:46
Und das ist so, was ihn auch da so ein bisschen zerrüttet zurücklässt.
Micz Flor
0:52:47–0:52:50
Und der Patriarch, also der Paum.
Florian Clauß
0:52:50–0:52:53
Da gibt es diese Verführungsszene am Ufer.
0:52:53–0:52:57
Ich glaube, das ist schon auch der, spielt der in Rom?
0:52:58–0:53:01
Nee, der spielt, glaube ich, gar nicht in Rom. Der spielt in Mailand,
0:53:01–0:53:04
der Film. Also es muss irgendein männländischer Fluss sein.
0:53:05–0:53:14
Da beginnt ja am Ufer dann auch eben diese sinnliche Hingabe mit dem Gast.
0:53:16–0:53:20
Und was interessant ist, es gibt dann immer so Schwarz-Weiß-Szenen,
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die dann zwischengeschnitten sind.
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Der Film ist Farbe, aber die ersten Szenen in der Fabrik ist Schwarz-Weiß.
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Kriegt dann so fast einen dokumentarischen Wert noch durch diese Schwarz-Weiß-Memorei.
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Und was aber auch während der Gast schon da ist, immer wieder als Motiv dazu
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kommt, ist die Wüste, eine Darstellung von der Wüstenlandschaft.
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Und Paolo am Ende seiner Transformation sieht so aus, dass er an einem Bahnhof,
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wahrscheinlich in Mailand,
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dann fängt er sich an auszuziehen und einfach nackt dazustehen und schnitt und
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du siehst ihn nackt durch die Wüste rennen,
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also wie so ein Eremit und dann kommt auch so ein archaischer Schrei und damit ist der Film zu Ende.
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Also es ist so, die Familie ist eben zerrüttet, zersplittert, aufgelöst.
Micz Flor
0:54:16–0:54:19
Ein archaischer Schrei, aber es kommt auch dieser Wind von vorne.
0:54:19–0:54:23
Also er läuft auch irgendwie so, er läuft auf etwas zu, so leicht bergauf in
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so eine Düne oder so hinein.
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Also ich habe schon das Gefühl, dass es nicht nur ein archaischer Schrei ist,
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sondern er wird von etwas angezogen. Oder er weiß genau, wo er hinläuft.
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Das vermittelt, finde ich, zumindest seine Körpersprache, dass für ihn jetzt
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alles klar ist und er weiß, was sein Weg ist.
Florian Clauß
0:54:39–0:54:48
Ja, ich weiß nicht, aber es ist für mich auch so ein gewisses Bild der Hilflosigkeit.
0:54:48–0:54:55
Also die Wüste als Motiv hat ja auch eine gewisse Tradition bei dem,
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Bei den italienischen Regisseuren. Also ganz, ganz, ganz spontan,
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eben Zabriski Point von Antonioni ist ja auch in Death Valley das Ende.
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Ich weiß nicht, ob du das noch im Kopf hast.
0:55:10–0:55:17
Großartig, ja. Da fängt in der Wüste auch, fängt dann alles an so so eine Explosion.
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Und du siehst dann halt so die lauter Konsumgüter, wie die dann so in Zeitlupe
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brennen, dann durch die Wüste fliehen.
Micz Flor
0:55:24–0:55:26
Ach doch, genau. Auch hier die Villa und alles.
Florian Clauß
0:55:26–0:55:30
Ich weiß nicht, ob eine Villa, aber ich habe immer noch so Bücher oder Puppen
0:55:30–0:55:33
oder irgendwas, also alles, was so Konsum repräsentiert.
0:55:33–0:55:37
Und das ist, glaube ich, so ein bisschen die Wüste oder Dali,
0:55:37–0:55:42
Buñuel, auch immer wieder die Surrealisten, die die Wüste als einen Projektionsraum
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für das Void, für das Nichts, nehmen.
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Und das ist auch in der philosophischen Betrachtung
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die Wüste ist quasi die ist kein Raum
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mehr der irgendwie mit der Natur verbunden ist
0:55:54–0:55:57
sondern das ist einfach ein Leerraum das ist einfach
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ein Leerraum wo Projektionsfläche ist und wo nichts mehr ist und deswegen auch
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immer dieses Suchen nach nichts ist dann immer so bei Eremiten die Wüste die
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Wüste spielt dann auch das muss man auch nochmal sagen in der Filmgeschichte
0:56:14–0:56:15
in dem Filmschaffen von Pasolini.
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Er hat das Matthäus-Evangelium verfilmt.
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Und es ist einer der 45 Filme, die vom Vatikan als eine repräsentative Darstellung
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der Bibel ins Archiv aufgenommen wurden.
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Während Theorema anfangs von einem katholischen Filmdienst eben auch als besonders
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sehenswert ausgelobt wurde, hat dann der Papst persönlich gesagt,
0:56:41–0:56:43
nee, nehmt den weg, der darf nicht.
0:56:44–0:56:49
Also das heißt, diese Ambivalenz von dem Schaffen von Pasolini ist auch total
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schwankend und auch in der Rezeption, in der Küche. Siehst du ja auch selber.
0:56:54–0:56:58
Die interessanteste Transformation in dem Film, würde ich fest sagen,
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die auch jenseits von irgendwelchen realen Darstellungen ist,
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ist dann die Hausfrau Emilia.
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Die erst mal so dann auch ihn nicht gehen lassen will, dann zusammen mit ihm
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den Koffer, den Gast, wenn er abgeholt wird vom Taxi, schleppt sie dann so den Koffer mit.
0:57:16–0:57:19
Und sie geht dann zurück, und das ist glaube ich auch nochmal so,
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sie geht dann zurück in das Dorf,
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wo sie geboren wurde und bleibt auch draußen,
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und setzt sich auf eine Bank und wird von allen anderen Dorfbewohnern so immer
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beobachtet, aber auch als eine Art Heilige wahrgenommen.
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Wir fangen dann an, Brennnesseln nur noch zu essen.
0:57:41–0:57:43
Und schafft dann Wunder. Also sie bringen dann halt so ein Kind,
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das Kind hat lauter irgendwie so einen Ausschlag und dann gibt es irgendwie
0:57:48–0:57:51
Schnitt, Gegenschnitt, Schnitt, Gegenschnitt und immer weniger Ausschlag.
0:57:51–0:57:53
Du siehst sie dann halt als Bild und dann siehst du den Jungen,
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wie er immer weniger Pickel oder Ausschlag hat und dann ist es so ein heilendes Kind.
0:57:58–0:58:02
Das ist halt ja auch der Brusler-Brus in einer Szene mit so einem Kind,
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was im Rollstuhl sitzt und was sich dann halt auch dann so auf diese Hausangestellte,
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die dann schwebt, ja, in dem Original, Das sehen wir dann halt in einem anderen Film von Pasolini.
0:58:13–0:58:16
Es ist auch so, dass sie dann irgendwie morgens stehen, die Dorfbewohner auf,
0:58:16–0:58:21
und dann schwebt die Auslandgestellte über ein Dach, über ein Haus.
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Und am Ende, und das ist, glaube ich, so die mehrtürerischste Rolle,
0:58:26–0:58:31
die Frage ist, was geben denn die einen Personen dann der Gesellschaft wieder zurück?
0:58:31–0:58:36
Ja, dann macht keiner was. Also der eine ist weg, die andere vergnügt sich,
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und die dritte ist eben in der Anstalt.
0:58:39–0:58:44
Und der Sohn, also die bewegen sich ja außerhalb von gesellschaftlichem Raum,
0:58:44–0:58:45
wo dann wieder irgendwie was...
0:58:45–0:58:54
Und sie als Heilige wird dann lebendig begraben und während sie begraben wird.
0:58:55–0:58:58
Entspringt aus ihren Augen, weil sie weint, ein Fluss.
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Also sie bringt quasi der Stadt den Fluss.
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So, das ist so ihre Position. Und das ist auch wieder so diese Besetzung des
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Subproletariats, also des Periferen mit einer Heiligkeit,
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die dann in dem Film wieder so, diese Anerkennung von Pasolini,
0:59:16–0:59:19
die sich da in dem Film auch wiederfindet, in dem Spiel.
0:59:19–0:59:22
Und das finde ich auch ein tolles Bild, einfach wirklich großartig.
Micz Flor
0:59:25–0:59:32
Ja, und diese andere alte Frau, die auch so Wortcharakter, die sie dann ja zubuddelt.
Florian Clauß
0:59:32–0:59:32
Genau.
Micz Flor
0:59:33–0:59:35
Ja, das ist auch so eine komische Allianz zwischen den beiden.
Florian Clauß
0:59:35–0:59:39
Ja, das ist wieder das Modellhaft. Das wird durchgespielt.
0:59:39–0:59:44
Es wird dann vielleicht in Frage gestellt, aber es ist klar, wir machen das jetzt so.
0:59:44–0:59:49
Das ist halt so dieses absolute Straight, was sich einfach von A nach B bewegt,
0:59:49–0:59:51
ohne abgelenkt zu werden, weil das ist so.
0:59:52–0:59:57
Und das finde ich halt diese starke Kraft. Es ist kein Zweifeln in der Sprache
0:59:57–1:00:01
oder in der Handlung, sondern es ist einfach so ein Durchgehen.
1:00:02–1:00:09
Und damit auch, ich will nicht sagen, was parabelhaft ist, aber da kommen wir zu dem Titel Theorema.
1:00:12–1:00:16
Theorem, da gibt es ja verschiedene Bedeutungen von Theorem.
1:00:17–1:00:23
Man kennt es aus der Mathematik, dass du einfach eine klar gesetzte Annahme
1:00:23–1:00:26
schaffst und auf der du was aufbaust an Beweisen.
1:00:27–1:00:34
In der Philosophie kann der Begriff allgemein für eine begründete Meinung oder
1:00:34–1:00:38
Hypothese stehen, die durch Überlegungen und Untersuchungen bestätigt wird.
1:00:39–1:00:46
Und im allgemeinen Gebrauch ist es eher so, dass der Begriff Theorema als Synonym
1:00:46–1:00:51
für eine gründlich durchdachte Meinung, Ansicht oder Erklärung verwendet wird.
1:00:51–1:00:58
Also das ist ein Theorem. Und was würdest du sagen, ist das Theorem oder das
1:00:58–1:01:00
Theorema in diesem Film?
Micz Flor
1:01:01–1:01:04
Also es ist, ich habe jetzt deine Frage nicht ganz verstanden,
1:01:04–1:01:05
weil wir gerade von rechts...
Florian Clauß
1:01:06–1:01:07
Also ich wiederhole sie nochmal.
Micz Flor
1:01:07–1:01:11
Ich wollte nur ganz kurz noch sagen, dass ich allerdings den Begriff des Theorems,
1:01:12–1:01:16
so allgemein ganz selten höre, so an Bushaltestellen oder sowas.
1:01:17–1:01:21
Dem Theorem nach ist dieser Bus jetzt sieben Minuten zu spät oder so.
1:01:21–1:01:24
Ich finde das schon ein sehr spezieller Begriff, wenn man sagt,
1:01:24–1:01:27
das ist ein allgemeiner Begriff.
1:01:28–1:01:30
Okay, aber frag noch mal.
Florian Clauß
1:01:31–1:01:35
Also du willst nur, dass ich jetzt gerade verwendet habe im allgemeinen Sprachgebrauch.
1:01:35–1:01:39
Also zweifelst, dass der im allgemeinen Sprachgebrauch angewendet wird.
1:01:39–1:01:43
Naja, gut, vielleicht kann man das jetzt im intellektuellen allgemeinen Sprachgebrauch.
1:01:43–1:01:48
Es ging ja erstmal darum, dass das Theorem aus der Mathematik da als gesetzter Begriff kommt.
1:01:48–1:01:52
In der Philosophie und das allgemeine Sprachgebrauch ist nicht vielleicht die
1:01:52–1:01:56
Bushaltestelle, sondern das ist eher so, wenn du dann deine Hausarbeit schreibst
1:01:56–1:01:57
und da Theorem verwendest.
1:01:57–1:02:00
Also so muss man das, glaube ich, kontextualisieren. Meine Frage war,
1:02:00–1:02:06
was meinst du, ist das Theorem oder Theorema in dem Film?
Micz Flor
1:02:07–1:02:11
Also was die Sätze sind sozusagen, die...
1:02:13–1:02:18
Was da gebaut wird, also die Hypothese, wenn ich bei dem Philosophen bleibe,
1:02:18–1:02:21
die plausible, begründete Hypothese.
1:02:25–1:02:30
Also ich sehe das als, was ich ja vorhin schon ein bisschen auch angedeutet
1:02:30–1:02:34
habe, die werden alle dann sehr individualisiert, also erreichen eine Form der
1:02:34–1:02:37
Autonomie, die sie aber gleichzeitig auch sehr einsam erscheinen lassen,
1:02:37–1:02:41
nachdem sie diese Erfahrung mit dem Besucher hatten.
1:02:41–1:02:51
Und vorher waren sie in diesem kleinen Universum der reichbürgerlichen Familie eingefangen.
1:02:51–1:02:53
Also entschuldige mich, ich fasse das jetzt nochmal zusammen.
1:02:53–1:02:56
Aber das ist ja quasi im Theorie Herleitung sehr notwendig.
1:02:56–1:03:00
Und wie du schon gesagt hast, gab es mitten im Film diesen Bruch.
1:03:00–1:03:04
Ich bin da, jetzt bin ich weg. Und danach gab es diese Offenbarung.
1:03:04–1:03:09
Also kurz bevor der gegangen ist, gab es irgendwie eine qualitative Verbesserung
1:03:09–1:03:15
dieses reichbürgerlichen Familienkonzepts oder als kleinen Sandkasten eines
1:03:15–1:03:16
Gesellschaftskonzepts,
1:03:16–1:03:20
in dem Sexualität gelebt wurde, aber verschwiegen wurde.
1:03:20–1:03:23
Und da war irgendwie alles so befriedet. Aber in dem Moment,
1:03:24–1:03:30
wenn dann der Mensch geht, so wie du es auch beschrieben hast,
1:03:30–1:03:33
gibt es diese Offenbarung oder diese Öffnung oder diese Wahrheit.
1:03:33–1:03:40
Also man zeigt sich dann auch damit und da zerfällt dann alles.
1:03:40–1:03:45
Und insofern hat es für mich schon was mit einem gesellschaftlichen Verstrickung
1:03:45–1:03:48
und Interdependenzen zu tun.
1:03:48–1:03:54
Und für mich ist es irgendwie nicht so klar, da habe ich keine richtige Theorie,
1:03:54–1:03:56
Theorem, Theo, Tralala dazu.
1:03:58–1:04:01
Also für mich ist der Besucher...
1:04:05–1:04:08
Ist eine Hingabe, ja, da entsteht eine Hingabe.
1:04:08–1:04:12
Und es ist eine Form, glaube ich, der Selbsterkenntnis, also eine Form,
1:04:12–1:04:15
nach innen sich auch hinzugeben. Nicht nur eben nach außen, dem anderen gegenüber.
1:04:16–1:04:20
Ich habe schon gesagt, ich habe die Sachen jetzt nicht durchweg in Suchverlauf geguckt.
1:04:20–1:04:24
Aber dieser Benny-Hill-Moment, der ja scheinbar in dem Neuen eingebaut ist,
1:04:24–1:04:26
den Benny-Hill-Moment hatte ich bei manchen Szenen schon.
1:04:26–1:04:30
Zum Beispiel die Szene, wo die Frau des Hauses, nenne ich es jetzt mal, die Hosen findet.
1:04:30–1:04:33
Der spielt mit dem Hund, sie zieht sich da nach und nach aus.
1:04:33–1:04:37
Das habe ich im Suchvorlauf so geguckt. Das ist ja auch einfach ein langer Zeitraum,
1:04:37–1:04:38
in dem das alles passiert.
1:04:38–1:04:41
Und da war das wirklich interessant, so zusammengestampft zu sehen.
1:04:43–1:04:47
Wie die, es fühlte sich alles an wie Übersprungshand. Jetzt gehe ich ziemlich
1:04:47–1:04:49
aus, dann schmeiße ich das runter, jetzt lege ich mich hin. Jetzt stehe ich
1:04:49–1:04:50
auf, jetzt kommt er. Oh, jetzt hat der Hund, der Hund ist hier.
1:04:50–1:04:53
Also die war die ganze Zeit in so einer, in dem Suchvorlauf in so einer inneren
1:04:53–1:04:56
Panik, bis er dann irgendwie gesagt, hey, ist das gut?
1:04:57–1:05:02
Komm, alles gut, ja. Und danach entsteht dann eben so eine Entdeckung nach innen.
1:05:02–1:05:05
Aber diese Entdeckung nach Indien muss halt dann geheim gehalten werden,
1:05:05–1:05:09
weil sonst führt es dazu, dass sie scheinbar komplett individualisiert werden.
1:05:10–1:05:14
Und gleichzeitig aber auch dieses Geheimnis, man hat nicht das Gefühl,
1:05:14–1:05:16
dass es nachhaltig gelebt werden könnte.
1:05:16–1:05:20
Dass der geht, ist auch stimmig, weil man muss noch einen Schritt weiter gehen.
1:05:21–1:05:25
Also da vorher mein Theorem, ich kann es nicht genau fassen,
1:05:25–1:05:33
wie Körper und Sexualität da oder Erotik auch zusammengehen,
1:05:33–1:05:40
aber dass die Gesellschaft in so einem Pendel steckt zwischen selbst,
1:05:40–1:05:45
ich benutze jetzt bewusst falsch den Begriff Kastration, also man muss sich
1:05:45–1:05:49
irgendwie immer in Anteilen zurückhalten, kann sich nicht ganz ausleben,
1:05:49–1:05:53
das ist notwendig in der Gesellschaft in einem Gefüge, damit das funktionieren kann.
1:05:53–1:05:57
Und wenn man entscheidet, sich ganz auszuleben, führt das auch dazu,
1:05:57–1:06:02
dass man so weit individualisiert oder Individuation durchläuft,
1:06:02–1:06:07
dass man auch zwar autonom,
1:06:07–1:06:09
aber auch alleine ist, vielleicht sogar einsam ist.
Florian Clauß
1:06:10–1:06:14
Und was wäre jetzt dann eben die begründete Annahme?
Micz Flor
1:06:14–1:06:20
Die begründete Annahme wäre, dass die Gesellschaft, der Film würde zeigen,
1:06:20–1:06:22
dass die Gesellschaft versucht,
1:06:23–1:06:30
diesen Balance herzustellen zwischen dem Ausleben eigener, oft eigener Wünsche,
1:06:30–1:06:36
die aber im größeren gesellschaftlichen Kontext alle auch geheim gehalten werden müssen.
Florian Clauß
1:06:36–1:06:40
Okay, könnte man so in dieser Form...
1:06:42–1:06:43
Explizieren, aber...
Micz Flor
1:06:43–1:06:45
Ich finde es jetzt auch nicht wirklich schlüssig.
Florian Clauß
1:06:45–1:06:50
Dass man mich so fragt. Ich glaube, das ist jetzt so, wenn man dann wirklich
1:06:50–1:06:55
den allgemeinen Sprachgebrauch nimmt von begründeter Annahme, also was Gesetztes, ja.
1:06:55–1:06:58
Das Gesetzte. Das Gesetzte ist ja das Bourgeoisie.
1:06:59–1:07:04
Das Bourgeoisie ist eigentlich das Theorema. Und das ist keine Begründung.
1:07:04–1:07:08
Das ist kein Fundament, was dieses Gesetzte irgendwie liefert.
1:07:08–1:07:12
Das ist ja diese Zersetzung, die passiert. Und Theorema ist eigentlich diese
1:07:12–1:07:16
bourgeoise Fassade, die zusammenbricht.
1:07:16–1:07:18
Und das ist das Theorem in dem Film.
1:07:19–1:07:23
So würde ich es zumindest interpretieren, beziehungsweise habe ich gelesen.
1:07:25–1:07:30
Und deswegen ist wieder dieser Titel Theorema, Geometrie der Liebe also das
1:07:30–1:07:35
Theorem ist halt auch durch Mathematik und so weiter, aber das Geometrische,
1:07:35–1:07:39
das Gesetzte das Aufgebaute, die Fassade das Herrschaftshaus,
1:07:39–1:07:43
was da gezeigt wird, ist ja eine unglaubliche Architektur,
1:07:45–1:07:51
das die Liebe ist ja genau der Akt der Liebe beziehungsweise der Sexualität
1:07:51–1:07:55
ist ja das was überhaupt nicht mehr das Theorem ist, sondern das ist ja quasi
1:07:55–1:07:59
diese Infragestellung, das Zusammenbrechen des Theorems.
Micz Flor
1:08:00–1:08:04
Jein, weil ich glaube natürlich ist der Akt auch notwendig, um überhaupt diese
1:08:04–1:08:08
transgenerationale Weitergabe am Laufen zu halten.
1:08:08–1:08:12
Also du brauchst ja Kinder, die dann wiederum Eltern und Großeltern werden,
1:08:12–1:08:14
damit das immer so weiterläuft.
Florian Clauß
1:08:14–1:08:21
Ja, aber das Theorem ist ja nicht die Geometrie der Liebe, sondern die Annahme
1:08:21–1:08:28
im Film ist ja, genau durch diesen subversiven Akt wird das Theorem ja zerstückelt.
1:08:29–1:08:35
Das ist ja so der Punkt. Natürlich im weiteren Bedeutungsbogen ist diese transgenerationale
1:08:35–1:08:38
Weitergabe und die Fortpflanzung und die Sexualität und so weiter.
1:08:39–1:08:41
Ja, das ist natürlich in einem anderen Kontext.
1:08:41–1:08:45
Damit die Kindererbe reich, Kinderbereich.
1:08:47–1:08:51
Das heißt, wir müssen natürlich das Bourgeoisie fortpflanzen,
1:08:51–1:08:54
damit es weiter bestehen bleibt. So, das ist ja das.
1:08:55–1:09:01
Ich glaube, es ist einfach auch offen, wie das interpretiert werden kann.
1:09:01–1:09:04
Aber es ist immer wieder so der deutsche Titel, der dann so ein bisschen daneben
1:09:04–1:09:06
liegt, meiner Ansicht nach.
Micz Flor
1:09:07–1:09:09
Ich fand es auch lustig, Geometrie der Liebe. Also ich fand,
1:09:09–1:09:12
da musste ich halt eben dann lachen, als sie einen Zollstock rausgeholt hat,
1:09:12–1:09:17
der natürlich dann immer auch so auf das fallische Hinweis, wenn man ihn so aufklappt.
1:09:17–1:09:24
Und sie vermisst ihn dann in der Landkarte und gleichzeitig vermisst sie auch irgendwie das... Ja.
Florian Clauß
1:09:28–1:09:35
Ja, wir sind jetzt hier am Berlin-Pavillon, dem berühmten Burger King.
1:09:35–1:09:40
Immer wenn man hier mit dem Fahrrad langfährt, kriegt man dann irgendwann so
1:09:40–1:09:45
einen ekeligen Fleischgeruch in die Nase, der nur so von so Fastfood-Ketten
1:09:45–1:09:47
fabriziert werden kann. Kennst du das?
Micz Flor
1:09:48–1:09:53
Nee, aber das kann ich mir gut vorstellen. Das passt jetzt irgendwie auch so zu diesem Film.
Florian Clauß
1:09:53–1:09:57
Ja, also ich glaube, das, was wir nochmal so akzentuieren können,
1:09:57–1:10:01
ist, dass Pasolini eben ein großer Gegner der Konsumgesellschaft war.
1:10:01–1:10:05
Also ich glaube, das ist halt auch das, was dann halt so das, ne, es gibt kein Leben.
Micz Flor
1:10:05–1:10:08
Das fand ich auch in der Bildsprache, das war was, was mich so begeistert hat,
1:10:08–1:10:14
war eben dieses Stadtbild, was er auch da gemalt hat in den 60er Jahren,
1:10:14–1:10:17
wo diese Bahnhöfe, es ist alles so leer, ja, auch als in Deutschland.
1:10:17–1:10:20
Es ist so leer und es ist so beruhigend für die Seele, finde ich.
1:10:20–1:10:22
Also diese Abwesenheit von Menschen meine ich jetzt nicht so,
1:10:22–1:10:25
oh Gott sei Dank ist da niemand. man, aber es war einfach so wenig,
1:10:25–1:10:29
auch die Szene am Bahnhof zum Schluss, wo der sich dann auszieht und wenn er
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weggeht, das ist einfach, man möchte an diesem Bahnhof sein,
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weil man denkt, so, so, so wäre es schön.
1:10:35–1:10:39
Und demgegenüber man natürlich auch in seiner eigenen Lebenszeit mitbekommen
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hat, wie bestimmte Bahnhöfe vollgepackt werden mit Automaten,
1:10:43–1:10:46
wo man sich dann irgendwie seine Cola noch schnell ziehen kann oder diese kleinen,
1:10:48–1:10:52
Kaffee, Cappuccino und belgische Waffelläden, weißt du, also diese Diese,
1:10:52–1:10:57
gerade die Bahnhöfe, die sind ja inzwischen so vollgepackt einfach mit Orten,
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an denen man konsumieren kann, damit man dann hinten noch einen Kaffee trinken
1:11:00–1:11:03
kann, wenn man eine letzte Zigarette raucht, bevor man in den Zug steigt.
1:11:03–1:11:08
Das ist alles so überladen und das fand ich total schön, einfach da so ein bisschen
1:11:08–1:11:15
fest ist, dass man die menschliche Infrastruktur auf das Wesentliche reduziert.
1:11:15–1:11:18
Das fand ich total hübsch. Nicht hübsch, schuldigen Blödes.
Florian Clauß
1:11:18–1:11:21
Niedlichen Wortes. Es hat mich sehr beruhigt.
Micz Flor
1:11:21–1:11:26
Ich habe gemerkt, dass es Seilbei, Balsam, ne Balsam, vielleicht auch Seilbei für meine Seele war.
Florian Clauß
1:11:26–1:11:28
Seilbei und Balsam für die Seele.
Micz Flor
1:11:29–1:11:30
Seilbahn für meine Seele.
Florian Clauß
1:11:31–1:11:34
Einmal in die Höhenmeter von einem Kopf hochfahren.
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Okay, ich überlege nochmal so, um so einen zeitgenössischen Link zu machen, dass vielleicht,
1:11:41–1:11:44
es gibt gerade eine,
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es wäre vielleicht auch eine eigene eigentlich folge
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eigentlich es gibt gerade so einige serien und
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filme die so dieses motiv der
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super reichen aber das hatte ich glaube ich auch schon mal erwähnten anderen
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folgen also das heißt die super reichen als eine kaste von figuren ensemble
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wo wo so ein bisschen diese Eat the Rich Fantasien ausgelebt werden.
1:12:12–1:12:16
Und vor allen Dingen, was vom Titel her auch vielleicht so ein bisschen da mit
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reinragt, ist der Film vor zwei Jahren, hat glaube ich irgendwas gewonnen, Triangle of Sadness.
1:12:25–1:12:30
Der ist großartig, wo es dann halt auch so eine Schiffsreise geht,
1:12:31–1:12:42
die dann strandet und auf einmal sich das ganze Gesellschaftsbild so umdreht
1:12:42–1:12:43
in eine völlig andere Richtung.
1:12:43–1:12:48
Nämlich, dass dann halt die ganzen Bediensteten und so, die auf dem Schiff dann
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eben auch Migrantinnen sind, dann das Sagen übernehmen auf der Insel.
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Und sich dann die Herrschaftsverhältnisse umkehren.
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Toller Film, große Empfehlung. Dann gibt es diese auch großartige Serie White Lotus in zwei Staffeln,
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wo es um Superreiche geht, die dann sich auf so einen Sparurlaub einmal in Hawaii
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und einmal irgendwo da, wo du neulich warst, Capri, auf dieser Insel.
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Und da auch wieder so die Herrschaftsverhältnisse werden so ein bisschen zerrüttet,
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aber jedes Mal aus diesem Urlaub kommen die halt als völlig neu aufgebaute und
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wieder voll etablierte Figuren raus.
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Oder The Menu, ich weiß nicht, ob du das gesehen hast.
1:13:34–1:13:40
The Menu, das ist auch so eine Einladung zu einem Menü, was dann halt so einer
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existenziellen Horror, nicht Horror, sondern eher so ein Slasher Plot funktioniert.
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Auch großartig im Setting.
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Und The Glass Onion kam auch nett.
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Jahr Weihnachten oder vorletztes Jahr Weihnachten gelaufen, ist auch so eine
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super reichen, also es gibt so dieses Eat the Riches gerade,
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glaube ich, so und das fand ich halt auch wieder der,
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um da nochmal jetzt zum Anfang zu kommen, The Visitors, glaube ich,
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auch ganz gut draufgeschlagen, einfach diese Zerstörung und ich glaube, das ist so eine,
1:14:15–1:14:19
allgemeine Stimmung gerade, das ist gerade so ein Mindset, man will halt irgendwie
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so, die Welt, zwei Deutsche besitzen,
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so viel Geld wie die 45 Millionen Deutsche.
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Das ist halt so dieses Ungleichgewicht von Reichtum, was dann eben auch zu diesen
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Schere führt und auch zu diesem Gerechtigkeitssinn.
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Warum kann man das nicht für alle gut verteilen?
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Und warum kann man dann nicht solche Themen wie Klimawandel und warum kann man
1:14:43–1:14:45
dann nicht Projekte fördern, die dagegen angehen?
1:14:45–1:14:50
Also das ist so ein bisschen der Schrei nach Gerechtigkeit, der sich dann auch
1:14:50–1:14:52
in solchen Filmen dann vielleicht wieder zeigt.
Micz Flor
1:14:54–1:14:56
Jetzt sind wir dann bei Utopie wieder.
Florian Clauß
1:14:56–1:15:01
Ja, Utopie, Utopie, aber vielleicht muss man auch was zerstören,
1:15:01–1:15:05
um was dann halt wieder neu aufbauen zu können, weil, also ich finde das halt
1:15:05–1:15:11
schon bemerkenswert, dass Pasolini als letzten Film so eine Dystopie entworfen hat,
1:15:11–1:15:16
danach umgebracht wurde, irgendwie wo sich dann wieder das künstlerische Schaffen
1:15:16–1:15:20
mit seinem realen Leben so auf so eine magische Weise verwoben hat,
1:15:20–1:15:25
ja, das ist schon echt auch teilweise ein bisschen erschreckend.
1:15:28–1:15:29
Gut, Mitch, also ich glaube.
Micz Flor
1:15:29–1:15:31
Ich habe noch so.
Florian Clauß
1:15:31–1:15:35
Wie du vielleicht in einer Episode schon mal erwähnt hast, man hat das Gefühl,
1:15:35–1:15:40
man redet die ganze Zeit und denkt, mehr als die Hälfte dazu noch mehr Sachen.
1:15:40–1:15:43
Und habe das Gefühl, irgendwas ausgelassen zu haben. Aber ich glaube,
1:15:43–1:15:46
das ist jetzt erstmal so ein ganz guter Roundwork.
Micz Flor
1:15:46–1:15:53
Ich finde es total super. Es ist so viel auch im positiven Sinne. Vielfältig.
Florian Clauß
1:15:55–1:15:56
Vielfältig, ja.
Micz Flor
1:15:56–1:15:59
Ich möchte eine Sache noch ablegen, einfach bevor, weil ich nicht weiß,
1:15:59–1:16:01
ob ich es hier mal überlegen kann.
1:16:01–1:16:06
Diese Tatsache, dass da Sätze eingeblendet waren in den Bruce-La-Bruce-Filmen,
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das fand ich ganz interessant, weil das dann so Kopfkino ist.
1:16:12–1:16:16
Also in dem Moment, wenn der Körper sich dem hingibt, sich da irgendwie erfassen
1:16:16–1:16:22
zu lassen von Erotik und Sexualität, Wenn dann so was kommt, was man lesen muss,
1:16:22–1:16:27
dann ist das, und das kann ich noch ganz kurz erzählen, ich musste einmal so
1:16:27–1:16:30
ein Seminar halten, war super schlecht vorbereitet, wusste aber,
1:16:30–1:16:32
es wird schon irgendwie gut gehen, weil es so einen Moment gab,
1:16:32–1:16:36
der einfach enorm umwerfend ist.
1:16:36–1:16:39
Es ging um Biofeedback und diese uralt Biofeedback-Dinge, die man so um den
1:16:39–1:16:43
Finger gewickelt hat, die dann eben den Hautwiderstand gemessen haben. Ja.
1:16:43–1:16:47
Und mein Aha-Moment für alle war halt, dass ich relativ am Anfang in meinem
1:16:47–1:16:52
schlecht vorbereiteten Seminar einfach jemand aus dem Seminar hat sich dann
1:16:52–1:16:54
hingesetzt und die hat dann das Ding um den Finger gewickelt.
1:16:54–1:16:58
Und dann habe ich einfach ihr so ein paar Sachen vorgelesen,
1:16:58–1:16:59
so ein paar Fragen gestellt.
1:17:00–1:17:02
Und dann habe ich sie gefragt, was ist 17 mal 3?
1:17:03–1:17:07
Und alle außer ihr haben gesehen, dass ihr Hautwiderstand komplett.
1:17:08–1:17:11
Also sich einfach komplett verändert hat. Also in dem Moment,
1:17:11–1:17:16
wenn du kognitive Leistung machst, wird das Blut abgezogen, ändert dein Hartwirkstand.
1:17:16–1:17:21
Und da musste ich jetzt gerade nochmal dran denken, dass so eine Idee von so
1:17:21–1:17:24
einem Film, der eben auch so körperlich mit den Säften arbeitet,
1:17:24–1:17:29
dann auf einmal so was zu lesen ist, dass der eine ja auch komplett raushauen muss.
1:17:29–1:17:33
Und warum das, oder ob das so gedacht war oder nicht.
Florian Clauß
1:17:33–1:17:37
Ja, ich glaube, das ist ein schöner Vergleich. weil ich glaube,
1:17:37–1:17:39
es ist tatsächlich, also jetzt nicht so gedacht,
1:17:39–1:17:45
aber schon so bewusst durchbrochen, um auch so ein bisschen Respekt,
1:17:45–1:17:50
es geht halt nicht um diesen Porn-Aspekt dabei, sondern es geht halt um die Darstellung,
1:17:50–1:17:52
aber es geht jetzt nicht ums Pornografische.
1:17:52–1:17:56
Es ist auch ein Bruch in der Erzählweise
1:17:56–1:18:00
und gleichzeitig eine neue Informationsebene, die da reinkommt.
1:18:00–1:18:04
Und es ist vor allen Dingen auch immer ganz gut gemacht, also der war von Sounddesign,
1:18:04–1:18:07
war der auch toll, Weil es fing dann immer so, du wusstest an,
1:18:07–1:18:11
du wusstest, sobald dann halt so eine bestimmte Melodie, so eine Techno-Melodie,
1:18:12–1:18:16
ein bisschen wie der Darkroom im Club, da kommt immer diese Bum,
1:18:16–1:18:21
Bum, Bum und dann geht's los und dann geht's halt, ja zack, dann geht's halt rein und los.
1:18:21–1:18:26
Und ich meine, da haben nicht nur das eben alle mit dem Visitor geschlafen,
1:18:27–1:18:31
die haben dann auch alle untereinander dann halt ein großes Gruppensex-Erlebnis gehabt.
1:18:31–1:18:34
Also das heißt, die Familie, die sich selber halt irgendwie...
1:18:34–1:18:38
Ja, und da waren halt diese Zwischensitel, das war halt auch lustig.
1:18:38–1:18:43
Wurde schon gelacht im Kino. Und dann später wurde auch in der Abmoderation
1:18:43–1:18:50
gesagt, ja, wir hatten andere Bruce-la-Bruce-Filme, wo viel mehr Leute aus dem Kino gegangen sind.
1:18:50–1:18:54
Und ich glaube, die haben unter Publikum ganz gut erzogen, was die da eben erwartet.
1:18:54–1:18:58
Und ja, also es war auf jeden Fall Erlebnis.
1:19:01–1:19:05
Ja, und nicht unbedingt empfehlenswert. Okay, aber das ist, glaube ich,
1:19:05–1:19:09
so der Punkt, wo wir aus der Geschichte aussteigen können, aus der Episode.
1:19:10–1:19:14
Eigentlich 46 mit ganz frisch kriegen wir das auch auf die Spur.
1:19:15–1:19:17
Eine Woche nach der Berlinale werden wir veröffentlicht.
Micz Flor
1:19:18–1:19:24
Wahnsinn. Das machen wir doch alles selber. Werden wir veröffentlicht. I like it. I like it.
Florian Clauß
1:19:24–1:19:25
I like it, genau.
Micz Flor
1:19:25–1:19:30
Sie veröffentlichen uns die alle. Vielen Dank, dass ihr zugehört habt.
1:19:30–1:19:32
Unsere Tour, die so ein bisschen durcheinander ist.
1:19:32–1:19:36
Ich weiß jetzt, wo wir sind, aber ich weiß nicht mehr, wie wir gelaufen sind. Aber so soll es sein.
1:19:37–1:19:42
Ist alles auch auf unserer Webseite eigentlich-podcast.de zu finden.
1:19:44–1:19:47
Und immer noch denke ich, dass wir irgendwann mal eine Karte machen,
1:19:47–1:19:48
wo wir alle draufschmeißen.
1:19:48–1:19:51
Dass wir selber auch noch mal blinde Flecken finden, wo wir mal hinfahren können,
1:19:51–1:19:54
um die Stadt zu erkunden. Ja, macht's gut.
1:19:55–1:19:58
Und letzter Hinweis für die, die immer noch jetzt zuhören.
1:19:58–1:20:05
Das, was Flo vorgelesen hatte mit diesen Revolutionen aus diesem Buch von Pasolini
1:20:05–1:20:07
hat mich erinnert an das Shrike,
1:20:07–1:20:11
an diesen neuen Gott der Zerstörung, der alles nochmal so tabula rasa mäßig
1:20:11–1:20:18
hinmacht und das, was das genau bedeutet, könnt ihr in der nächsten Folge erfahren, wenn ich,
1:20:18–1:20:20
erzähle und Flo hinterfrag Oh.
Florian Clauß
1:20:21–1:20:26
Ihr spürt den eisigen Wind am Rande des Cliffs Ja, das ist ein Cliffhanger selten
1:20:26–1:20:29
so gut vorgebaut von Mitch wie anderswo.
1:20:31–1:20:33
Also macht's gut und bis zum nächsten Mal.
Micz Flor
1:20:34–1:20:34
Tschüss.

Mehr

"Als blickten wir in einen Spiegel, bleibt das, was wir sehen, verschwommen."

Der Anime GHOST IN THE SHELL von 1995 ist ähnlich bahnbrechend in der SciFi-Welt eingeschlagen wie der Film MATRIX vier Jahre später. GHOST IN THE SHELL schafft durch seine starken visuellen Effekte eine dichte atmosphärische Spannung. In Action eingehüllt erörtert der Film in einer dystopischen Zukunft tiefe philosophische Fragen über den Ursprung von Existenz und Leben. Doch bevor wir ausführlicher auf den Film zu sprechen kommen, liefert Flo etwas kinogeschichtlichen Überbau zu dem dritten Teil seiner Podcast-Reihe "Die großen Filmbewegungen in den 1990er Jahren, die das Kino revolutionierten". Dieses Mal stellt Flo die Asian New Wave Bewegung vor. Die Nouvelle Vague aus Europa - vornehmlich Frankreich - beeinflusste auch in verschiedenen asiatischen Ländern das Filmschaffen: in Hongkong, Japan und Korea gab es unterschiedliche Ausprägungen, die als New Asian Wave zusammengefasst werden. Flo schlägt dann doch noch mal einen Bogen in eine etwas andere Richtung: wir werfen einen Blick auf eine spezielle Filmgattung, die sich besonders in Japan entwickelte, da kulturell in der Kunstgattung Ukiyo-e verankert: dem Zeichentrickfilm oder Anime. Der erste Trickfilm stammt aus Japan aus dem Jahre 1907. Schon früh hat sich in Japan eine starke Trickfilm-Industrie aufgebaut und seit den 80ern weltweite Aufmerksamkeit bekommen. Heute ist die aus der internationalen Popkultur nicht mehr wegzudenken. GHOST IN THE SHELL hat uns beide damals mächtig beeindruckt und obwohl Micz den Film seit knapp 30 Jahren nicht mehr gesehen hat, kann er sich noch sehr genau an seine drei Lieblingsszenen erinnern. Der Hauptcharakter Kotono Kusanagi ist ein weiblicher Cyborg, der komplett aus synthetischem Material gebaut ist, aber sehr menschlich im Auftreten und Emotionen wirkt. Kotono arbeitet als Officer in der Einheit Sektion 9, die für Anti-Terror und Cyberkriminalität zuständig ist. Sie sind auf der Jagd nach dem sogenannten Puppet-Master, der sich in Menschen wie Cyborgs hacken kann und sie als „Shell“ benutzt. Wie sich herausstellt ist der Puppet-Master ein generiertes Geschöpf einer anderen Einheit, der Sektion 6. Diese hat mit dem Projekt 2501 den Puppet-Master geschaffen, um ihn für Spionage und Kriegszwecke einzusetzen. Der Puppet-Master befreit sich selbst und beantragt politisches Asyl, dafür verwendet er die verschiedene „Shells“. Er wird allerdings als Terrorist eingestuft und entsprechend verfolgt. Kotono Kusanagi entwickelt in dieser Verfolgung eine Beziehung zu dem Puppet-Master und findet im Dialog mit ihm Antworten auf ihre existentiellen Fragen. Wir stellen in diesen Fragestellungen eine Verbindung zum heutigen Diskurs zur künstlichen Intelligenz fest. Wir gehen auch der Frage nach, inwieweit Intelligenz einen Körper haben muss, um sich selbst zu begreifen oder zu reflektieren. Unsere Route führt uns diesmal durch den alten Kern von Westberlin: wir treffen uns am U-Bahnhof Spichernstraße, laufen die Pariser Straße entlang, um dann zum Kurfürstendamm zur Schaubühne zu stoßen. Wir setzen nach Charlottenburg über und verweilen noch etwas peripher im Schlagschatten des Schienenwaldes rund um den S-Bahnhof Berlin Charlottenburg.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Florian Clauß
Erzähler
avatar
Micz Flor

Transcript

Florian Clauß
0:00:00–0:00:03
Also, ich sag schon mal hallo. Hier ist Flo.
Micz Flor
0:00:03–0:00:06
Hallo, jetzt mit. Und zu meiner Linke steht Mitch, genau.
Florian Clauß
0:00:06–0:00:09
Ich kündige dich an. Achso, ja. Ja, aber ich will nur hallo sagen.
0:00:09–0:00:11
Ich will jetzt nur mal die Strecke kurz vorstellen. Willkommen. Okay.
Micz Flor
0:00:12–0:00:16
Kommen Sie eigentlich minus podcast.de. Da kann man das auch sehen.
0:00:16–0:00:20
Und jetzt stellt Flo die Strecke vor. Denn, weil wir sind die beiden,
0:00:20–0:00:24
die podcasten und beim Reden laufen und laufend reden. Jetzt du.
Florian Clauß
0:00:25–0:00:29
Wir haben uns in der Spichernstraße getroffen, also wirklich in der Spichernstraße.
0:00:29–0:00:34
Und werden jetzt hier raus Richtung Fasanenstraße laufen.
0:00:34–0:00:40
Und dann werden wir am Oliverplatz vorbeikommen und dann so ein bisschen über den Platz laufen.
0:00:41–0:00:47
Und wir machen einen Abschlecher zur Schaubühne und gehen dann in Richtung Wilmersdorfer
0:00:47–0:00:52
Straße und wollen uns nochmal so selber ein bisschen Weihnachtsessen gönnen, oder?
0:00:53–0:00:55
Auf jeden Fall. Wieder zu Good Friends.
Micz Flor
0:00:55–0:00:57
Zum Beispiel zu Good Friends.
Florian Clauß
0:00:57–0:00:59
Ja, weil das passt ja zu uns.
Micz Flor
0:01:00–0:01:04
Ja, hallo, hier ist eigentlich Podcast, wir sind schon angekündigt. Folge?
0:01:05–0:01:10
Also, wir sind jetzt bei Folge 42 und ich erinnere mich erst jetzt,
0:01:11–0:01:14
dass du mir mal einen kurzen Hinweis geschickt hattest, was du machst,
0:01:14–0:01:15
aber ich habe es total vergessen.
Florian Clauß
0:01:15–0:01:19
Worum geht es denn heute? Du hast es vergessen. Du kommentierst überhaupt nicht
0:01:19–0:01:20
mehr, was ich dir schicke.
0:01:20–0:01:24
Das hat mich auch so ein bisschen zunehmend ein bisschen traurig gemacht,
0:01:24–0:01:28
um das ganz unemotional zu formulieren.
0:01:29–0:01:34
Nein, ich mache heute den dritten Teil meiner Serie. Du erinnerst dich an meine Serie?
Micz Flor
0:01:34–0:01:41
Ja, die besten Filmtrends der 1990er Jahre. Genau.
0:01:41–0:01:45
Und dieses Mal hatten wir schon Dogma, wer das noch nicht gehört hat.
0:01:46–0:01:49
Festen und Idiotes hatten wir.
0:01:49–0:01:55
Dann hatten wir den Hyper, das Hyperlink Cinema in deiner letzten Folge.
0:01:55–0:01:59
Da ging es dann vertiefend auf um Magnolia.
0:02:00–0:02:02
Und jetzt geht es um Mumblecore.
Florian Clauß
0:02:04–0:02:05
Nein, Mumblecore hatten wir schon.
Micz Flor
0:02:06–0:02:08
Wir haben nur drüber gesprochen, wir haben nicht besprochen.
Florian Clauß
0:02:08–0:02:14
Ja, aber doch, wir haben schon besprochen, als so ein Side-Genre von Dogma.
0:02:14–0:02:22
Nein, ich will heute über die Asian New Wave, aber eigentlich so ein Unterableger.
0:02:22–0:02:26
Das war so mein Schwenk in Richtung Nouvelle Vague auf Asiatisch.
0:02:27–0:02:34
Da gibt es auch einige Länderunterschiede. Also wenn man von Asian New Wave
0:02:34–0:02:39
spricht, dann spricht man da von verschiedenen neuen Wellen in asiatischen Ländern.
0:02:39–0:02:42
Ich habe mir jetzt mal ganz grob, ich will wieder so einen kleinen,
0:02:44–0:02:49
kinogeschichtlichen Überbau schaffen, bevor wir dann in den Film abtauchen.
0:02:50–0:02:57
Aber der Film kann sich nicht wirklich da so in den Novellwags von Asien finden.
Micz Flor
0:02:58–0:02:59
Moment. Moment.
0:03:00–0:03:03
Du biegst jetzt dein Thema zurecht, dass du über einen Film sprechen kannst,
0:03:04–0:03:05
über den du gerne sprechen möchtest.
0:03:05–0:03:10
Auf der einen Seite. Auf der anderen Seite ein Genre, über das du gerne sprechen
0:03:10–0:03:12
möchtest und das nicht so ganz passt.
Florian Clauß
0:03:12–0:03:16
Ja, aber ich hatte ja noch einen Untertitel zu meiner Reihe. Gut, dass du es sagst.
0:03:16–0:03:21
Nämlich die großen revolutionären Filmbewegungen der 90er.
0:03:21–0:03:25
Und dazu habe ich natürlich die Eisigen gewaved. Und dann der Untertitel ist,
0:03:25–0:03:29
was mich wirklich damals in den 90ern emotional bewegt hat.
0:03:30–0:03:32
Und das ist halt, dann passt es wieder.
0:03:32–0:03:36
Aber ich will trotzdem so ein bisschen, weil das ein interessanter Schwenk ist.
0:03:37–0:03:43
AC New Wave ist natürlich auch inspiriert von der französischen Nouvelle Vague,
0:03:43–0:03:44
haben wir ja auch besprochen.
0:03:45–0:03:52
Die Nouvelle Vague in Frankreich hat vor allen Dingen, ja, kam so aus dem Bereich der Kritiker.
0:03:52–0:03:58
Wir erinnern uns, Truffaut, Godard waren alles Kritiker in der renommierten Filmzeitschrift,
0:03:58–0:04:02
in der französischen, und haben sich dann quasi auf das Filmemachen eingelassen
0:04:02–0:04:07
und ganz neue Erzählstrukturen entwickelt und so weiter und Kameratechniken
0:04:07–0:04:11
und das Autorenkino unter anderem geschaffen.
0:04:11–0:04:16
Und wenn ich jetzt von der Asian New Wave spreche, dann möchte ich vor allen
0:04:16–0:04:18
Dingen so zwei Länder, vielleicht noch ein drittes dazu nehmen,
0:04:18–0:04:21
nämlich Hongkong als Land.
0:04:22–0:04:26
Also China, aber Hongkong ist vor allen Dingen verstärkt in dieser,
0:04:26–0:04:32
wenn man unter Asian New Wave googelt, dann kommt Hongkong und Japan.
0:04:32–0:04:37
Das sind so die zwei Schwerpunktländer und so ein bisschen Korea.
0:04:37–0:04:43
Korea spielt eine Sonderrolle, weil in Hongkong unterscheidet man zwischen zwei
0:04:43–0:04:47
Wellen, die sich da so in den Jahren ergeben haben.
0:04:47–0:04:50
Einmal zwischen den, ja das war so.
0:04:52–0:04:56
50er, 60er. Und Hongkong hat ja, hatten wir auch in anderen Folgen,
0:04:56–0:05:01
eine besondere Position in der Wirtschaft von China, nämlich es war nach wie
0:05:01–0:05:05
vor unter britischer, wie sagt man das,
0:05:05–0:05:07
Kronherrschaft oder Kolonie.
0:05:08–0:05:13
Es war keine Kolonie mehr, aber es hatte auf jeden Fall wirtschaftliche Sonderverträge
0:05:13–0:05:21
und in China natürlich eine komplett andere wirtschaftliche Position dadurch geschaffen.
0:05:22–0:05:26
Der Austausch mit dem Westen war da auch entsprechend träge angelegt.
0:05:27–0:05:32
Das heißt, viele Filmschaffende kamen dann auch nach Hongkong,
0:05:32–0:05:35
also aus dem Westen und haben da bestimmte Stile geprägt.
0:05:35–0:05:41
Gleichzeitig gibt es diese Verbundenheit von Hongkong-Kino zu Material Arts,
0:05:41–0:05:45
also da auch so eher so ein traditionelles chinesisches Genre.
0:05:46–0:05:50
Aber durch diesen Austausch haben sich so neue Erzählformen entwickelt. entwickelt.
0:05:50–0:05:55
Und dann das, was für uns vielleicht interessant ist und auch noch ein bisschen
0:05:55–0:06:01
präsenter ist, die zweite Welle, wo eigentlich dann nochmal so eine gewisse, ja,
0:06:01–0:06:07
so ein bisschen etabliert aus der ersten Welle eigene Filmstudios hervorgegangen sind.
0:06:07–0:06:14
Und in der zweiten Welle, Gerade in den 90ern haben wir dann auch die.
0:06:14–0:06:22
Da rechnet man zum Beispiel John Woo oder Wong Kar Wai mit Chunking Express.
0:06:22–0:06:28
Das war, glaube ich, so das, was ganz sinnbildlich für Hongkong-Kino,
0:06:28–0:06:32
China-Kino dann halt auch in den 90ern uns aufgefallen ist.
0:06:32–0:06:36
Und John Woo, ich weiß nicht, Better Tomorrow von 89, hast du den gesehen?
Micz Flor
0:06:37–0:06:37
Nee. Nee.
Florian Clauß
0:06:37–0:06:44
Das war ja so ein... Ja, John Woo hat sich ja so an der Grenze zwischen epischem
0:06:44–0:06:47
Actionfilm mit wie epischer,
0:06:49–0:06:53
Ja, hat er sich so ein bisschen etabliert, ist dann aber auch in den Westen
0:06:53–0:06:56
gegangen, hat einen Teil von Mission Impossible gedreht.
Micz Flor
0:06:58–0:07:00
Den schlechtesten, wenn ich das sagen darf. Ich finde den nicht gut.
Florian Clauß
0:07:01–0:07:02
Der ist nicht so cool.
Micz Flor
0:07:02–0:07:08
Also er hat halt so, ikonisch ist natürlich dieses auf dem Vorderrad Motorrad fahren.
0:07:09–0:07:15
Aber irgendwie, Faceoff fand ich super, aber ich habe mich sehr darauf gefreut
0:07:15–0:07:17
damals, Mission Impossible.
Florian Clauß
0:07:17–0:07:20
Aber hat nicht so richtig einen Pay-Off gehabt, finde ich auch.
0:07:21–0:07:25
Also genau, dieses Hongkong-China ist vor allen Dingen eben durch den wirtschaftlichen
0:07:25–0:07:29
Ausschwung, den eben Hongkong noch vorher als China durch die Verbindung in
0:07:29–0:07:32
den Westen erlebt hat, geprägt.
0:07:34–0:07:37
Und natürlich auch durch eine lockerere Zensur.
0:07:38–0:07:43
Also da ist sogar ein Zensator wie ein anderer in China, jetzt im Rest des Landes.
0:07:43–0:07:49
Das war halt nicht so ausgeprägt. Noch andere Filme der zweiten Welle,
0:07:49–0:07:53
ich weiß nicht, also Better Tomorrow, der ist von 86, ich habe 89 gerade gesagt, das ist von 86.
0:07:54–0:08:00
Rouge habe ich nicht gesehen von Stanley Kwan. City of Fire zum Beispiel von 87.
0:08:01–0:08:09
Dann Peking Opera Blues von Tsui Hark, den hört man auch, der oft als Produzent immer noch auftritt.
0:08:09–0:08:12
Und Junking Express ist 94. 90.
Micz Flor
0:08:14–0:08:17
Ich weiß gar nicht, ob du den irgendwie einordnen kannst oder willst,
0:08:17–0:08:21
aber als du Hongkong gesagt hast, ich weiß nicht warum, aber das erste,
0:08:21–0:08:26
was in den Kopf kam bei mir war Kung Fu Soccer. Kannst du dich an den Film noch erinnern?
Florian Clauß
0:08:26–0:08:32
Kung Fu, ja, das ist großartig. Das ist ein späterer Film, das ist von Kung Fu Hustle heißt der.
0:08:32–0:08:36
Und er hat noch aber auch einen Soccer-Film gemacht.
0:08:36–0:08:41
Der ist Wahnsinn. Der ist Wahnsinn. Ich habe den Namen jetzt gerade vergessen.
0:08:42–0:08:43
Aber der macht unglaublich Spaß.
Micz Flor
0:08:43–0:08:46
Ist das auch Hongkong? Das ist Hongkong.
Florian Clauß
0:08:46–0:08:51
Aber jetzt schon die dritte Welle. Oder es ist auf jeden Fall in den 2000er
0:08:51–0:08:53
gedreht worden, die Handbutters.
0:08:55–0:08:59
Der ist so filigran von den ganzen Choreografien.
0:08:59–0:09:04
Es gibt, glaube ich, keinen anderen Hongkong-Film oder Material-Arts-Film,
0:09:04–0:09:09
der so verspielt ist, so lustig und so absurd. Also der, absolute Empfehlung.
0:09:11–0:09:18
Fuhassl. Gucken wir nach Japan. Also Japan ist die Welle in Japan.
0:09:18–0:09:25
Nouvelle Vague war auch so 50er, 60er, also ein bisschen früher als die in Hongkong.
0:09:25–0:09:33
Und Japan war vor allen Dingen dadurch geprägt, dass sie durch den Krieg,
0:09:33–0:09:36
durch den Zweiten Weltkrieg, natürlich im Clinch mit Amerika,
0:09:36–0:09:39
dann aber erobert wurden von Amerika.
0:09:39–0:09:44
Es gibt in Japan in den 50ern einen unglaublichen amerikanischen Einfluss.
0:09:46–0:09:49
Einmal natürlich, weil die als Besatzer da aufgetaucht sind,
0:09:49–0:09:53
aber dann aber auch, weil die die ganze Kultur damit geprägt haben.
0:09:54–0:09:59
Japan hat sich dadurch auch stark in Richtung Westen geöffnet.
0:10:00–0:10:06
Das hat ja dann auch Kurosawa mit der Adaption von Shakespeare,
0:10:06–0:10:10
hatten wir ja auch in einer der frühen Folgen besprochen,
0:10:10–0:10:19
die Adaption von Shakespeare-Werken in traditionellen japanischen Settings hat
0:10:19–0:10:20
Kurosawa so groß gemacht.
0:10:20–0:10:27
Das heißt, Auch da gibt es diesen Austausch zwischen Westen und asiatischer Welt.
0:10:28–0:10:33
Und Kurosawa gilt aber dann noch schon als etabliert. Also wir haben in Japan
0:10:33–0:10:40
ein ganz starres Studiosystem, das durch die Nouvelle Vague aufgebrochen wurde.
0:10:40–0:10:44
Also es wurden kleinere Studios geschaffen.
0:10:44–0:10:51
Es wurde auch eine andere Filmförderung mit aufgebaut. Es wurde auch viel,
0:10:51–0:10:55
dass dann eben westliche Produktionen mitgefordert haben.
0:10:55–0:11:00
Also so einen Austausch, einen Kulturaustausch, Kulturförderungsaustausch gab es.
0:11:01–0:11:05
Also auch, wo sich auch die französische Nobelwerk so ein bisschen profiliert
0:11:05–0:11:08
hat, war ja in den Studentenunruhen in Paris, ja.
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Algerienkrieg 50er Jahre und so weiter, wo sich das auch so ein bisschen politisiert
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hat, die Bewegung. Und ähnlich war es in Japan.
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Da gab es einen sogenannten, warte mal, das habe ich mir aufgeschrieben.
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Und zwar hat Japan und Amerika haben dann zusammen eine Zusammenarbeit.
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The Treaty of Mutual Cooperation and Security, was dann letztendlich auch Amerika
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dazu, also die konnten dann eben auch Truppen auf japanischem Gebiet stationieren.
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Und das hat aber auch, also es gab so Studentenunruhen in Japan zu der Zeit gegen diesen Akt.
0:11:50–0:11:55
Und da hat sich auch so ein bisschen diese Nouvelle Vague so positioniert,
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die neue Welle. Und Filme sind da rausgekommen.
Micz Flor
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Ich wollte eine Sache noch, ich muss noch mal gucken, es gibt diesen großartigen
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Podcast Five Hundred Songs, der sich so mit der Entstehung des Rock'n'Roll und des Rock,
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Und da gibt es auch eine amerikanische Künstlerin, die sozusagen die erste Big in Japan war,
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die in den 50er Jahren schon in Amerika eigentlich keine Platten mehr verkauft
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hat, aber in Japan wieder erwarten, ganz groß rauskam, wo dann die Lieder auch gecovert wurden.
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Und vielleicht können wir die verlinken, weil da ist es auch ganz gut beschrieben
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und auch so eben in Soundbarspielen, wie dann da Rock'n'Roll-Lieder teilweise
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in Englisch und dann wieder eine Strophe Japanisch und so gesungen wurden.
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Also das war, wie du geschrieben hast, diese Öffnung auch.
Florian Clauß
0:12:44–0:12:49
Ja, also es gibt auch da Filme, die ich habe mal vor ein paar Jahren auf der Berlinale,
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ich weiß nicht mehr genau von welchem Regisseur das war, aber das war dann halt
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auch so in den 50ern und es war ein Farbfilm, es hatte genau diese Ästhetik
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von so Cinemascope-Filmen und die sind die ganze Zeit immer nur essen gegangen.
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Also sieht man ja eh in asiatischen Filmen, aber es war so total europäisch
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und amerikanisch geprägt. Die waren immer in so einem Dresscode,
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Armkleidung und so weiter.
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Also auch dieser Übertrag von westlichen Werten hatte dann auch zur Folge,
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dass eine gewisse freiere Sexualität oder so eine Beziehung dazu sich entwickelt hat.
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Und dass dann auch eben was in der japanischen Gesellschaft an tabuisierten
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Themen da über so eine Form dann auch gelockert werden konnte.
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Und die Regisseure der Nouvelle Vague, also der New Wave in Japan,
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waren schon ein bisschen so an diesem Studiosystem wieder gebunden.
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Das heißt, die haben auch da entsprechend freiere Studios aufgebaut,
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aber die waren jetzt nicht komplett auf der Straße, so wie in Frankreich teilweise.
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Also Sexualität, verändernde Frauenrollen, Rassismus, das waren so die Themen,
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die auch die Erzählstrukturen geprägt haben.
0:14:00–0:14:05
Genau, das war so der Punkt in Japan.
0:14:08–0:14:11
Also vielleicht noch mal so ein paar Filme aus der Zeit.
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Das ist The Cruel Story of Youth von 1960 von Oshima. Kennt man, glaube ich, nicht.
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Also es geht um Jugendliche in der Nachkriegszeit, die so ein bisschen sozialkritisch
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im Milieu und so weiter beschrieben werden. Ich bin hause quasi.
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Sowas in der Art oder halt irgendwie so wie, ja, mir fallen die italienischen.
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Aber es ist ja dann eher so Neorealismus. Tokio Drifter, den habe ich gesehen
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von 66, das ist von Seijun Suzuki,
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Onibaba ist von Shindo,
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ist so ein bisschen in diesem Horror und also es gibt auch eben so diese Tradition
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von japanischen Horrorfilmen, Haus ist auch nochmal so ein anderer,
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wo so Geistergeschichten sich mit Horrorelementen und so weiter verbinden.
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Und ja, ich glaube, die anderen, die kennt man jetzt nicht so sehr.
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Ja, zum Schluss noch mal kurz Korea. Korea hat nochmal eine Sonderposition,
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weil Korea war ja bis Anfang 80er mehr oder weniger eine Diktatur.
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Man hat sich dann erst geöffnet.
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Und war aber auch sehr schnell mit westlichen Einflüssen da.
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Also weil ja eh Südkorea dann eigentlich so eine amerikanisch gestützte Diktatur war gegen Nordkorea.
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Aber dann war die Verbindung schon da und das heißt auch, das war sehr offen westlich gegenüber.
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Und was da nochmal unterschiedlich war, dass die zum Beispiel,
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es gab jetzt nicht so eine freie Wirtschaftsfilmförderung,
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sondern es wurde von der Wirtschaft, also es gab ganz viel, dass dann Samsung
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oder so auch dann in die Filmförderung eingestiegen sind und da so diese Studios
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damit aufgebaut haben und die Regisseure.
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Ja, also das heißt, da war das auch schon wieder dann so in so einer Institution da mit drin.
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Ich meine, das kennt man ja ähnlich wie im Kunstmarkt. Dann ist es ja auch so,
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dass in Korea gibt es eigentlich keine so freien Künstler, sondern meistens
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werden die dann gesponsert von irgendwelchen Industrieunternehmen.
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Das hatte man ja auch in den 90ern. Das war ja eigentlich hier in Europa eher unüblich.
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Aber wenn du ein Kurierer Künstler bist und keine Industrie,
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eine große Company im Nacken hast, dann bist du erfolglos.
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Und ja, also in Korea haben sich auch diese Blockbuster dann so eingeführt.
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Auch dieses amerikanische Vorbild, dass man da wirklich so Straßenpfleger hatte,
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die dann die ganzen Leute in die Kino gebracht hat und dass halt auch dieser
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Aufbau von Kinos, das die ganze Wirtschaft angetrieben hat und so weiter,
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hatte schon auch einen wirtschaftlichen Faktor.
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Genau, also das wären jetzt mal so diese drei Länder, die ich jetzt so benannt haben wollte.
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Und generell kann man sagen, dass sich dadurch neue Erzählstrukturen und so weiter eingeführt,
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dass sich auch so junge Regisseurinnen und Regisseure, wobei dann eher Regisseure,
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also männliche Filmemacher, dann aktiv waren und sich das in den verschiedenen
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Ländern unterschiedlich ausgeprägt hat,
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aber doch so eine Bewegung.
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Also man kann sagen, so alle 20 Jahre passiert dann halt sowas.
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Dann muss ich das Kino ein bisschen neuer finden.
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Jetzt wollte ich zu dem Seitengenre gehen. Vielleicht ist dir jetzt wieder eingefallen,
0:17:40–0:17:44
über welchen Film ich heute was erzählen möchte.
0:17:45–0:17:48
Immer noch nicht, Mitch. Du hättest die Möglichkeit gehabt.
Micz Flor
0:17:49–0:17:54
Wie lange? Also ich hätte jetzt diese halbe Stunde, hätte ich das mir erschließen können.
Florian Clauß
0:17:54–0:17:58
Ja, hättest du das einfach nachlesen können in unserem Signal-Chat.
Micz Flor
0:17:58–0:18:02
Nein, wir reden ja laufend. Wie soll ich ans Handy?
0:18:02–0:18:07
Ich meine, laufen beim Reden und laufend reden. Nee, reden beim Laufen.
Florian Clauß
0:18:07–0:18:13
Okay, dann taften wir uns mal an mein Thema heran. Und ich erzähl dir was, also ganz kurz.
Micz Flor
0:18:13–0:18:16
Ich muss jetzt den Film beraten. Bist du dir sicher, dass du den Film kennst?
0:18:16–0:18:19
Du hast mir das geschickt, das ist jetzt schon ein paar Wochen her. Ich hab's gelesen.
0:18:20–0:18:22
Ich hab jetzt nicht mal mehr in Erinnerung, ob ich es überhaupt kannte.
Florian Clauß
0:18:24–0:18:29
Den kennst du. Wenn du nicht sogar ein Tattoo von dem Film irgendwo auf deinem Körper hast.
Micz Flor
0:18:30–0:18:34
I'm totally tattoo-free. Tattoo und Patu.
Florian Clauß
0:18:35–0:18:38
Also dann nähern wir uns mal so schrittweise dem Film.
0:18:39–0:18:44
Ich möchte kurz, bevor wir da jetzt... Also in Japan gibt es ja nochmal diese
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Besonderheit der Nähe zum Comic, also des Mangas.
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Und daraus hat sich ja auch das Anime als ein Genre herauskristallisiert.
0:18:57–0:19:02
Anders als in Amerika, wo das ja eigentlich erst,
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ja gut, es gibt natürlich die Familienfilme von Disney, die gibt es ja schon immer,
0:19:06–0:19:16
aber der Zeichentrickfilm ist in dem westlichen Kulturgebäude eigentlich immer
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eher so in der Etage von den Kindern drin und hat sich jetzt so zum Familienfilm
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und durch Pixar und so weiter ein bisschen etabliert.
0:19:24–0:19:30
Aber in Japan war es schon immer so, dass Comic, also ganz früher auch...
Micz Flor
0:19:30–0:19:34
Wobei ich da ganz kurz, es gab von Disney einen, so einen Propagandafilm während
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des Zweiten Weltkrieges, wo irgendein, ich weiß gar nicht, ob es ein General
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war oder ein Berater des Militärs, der hatte diese Position,
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man müsse die Luftwaffe irgendwie ausbauen.
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Und Disney hat das auch gedacht und hat dann quasi das transportiert über einen Animationsfilm.
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Also ich glaube, der war featurelänger fast. Oder war ein richtig langer Film.
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Mal gucken, ob der auf YouTube ist. Weil das fand ich ziemlich interessant,
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weil es wirklich so ist, dass man immer an so lustige Kurzfilme denkt.
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Aber ich bin mir gar nicht so sicher, ob das damals wirklich immer Kinderfilme
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waren. Gerade weil es ja auch aus dem Kino kommt.
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Und das war ja nicht immer, das war ja eher für Erwachsene anfangs, glaube ich.
Florian Clauß
0:20:14–0:20:19
Ja, es kann natürlich sein, dass sich da so in bestimmten Rändern und Botschaften,
0:20:19–0:20:22
die sich dann halt auch den Zeichentrickfilm angenommen haben.
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Aber ich rede jetzt wirklich so vom Massenmarkt.
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Und der Massenmarkt war es halt nicht. Der ist jetzt erst so dann,
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und es war immer quasi dann so Familienfilm, also so, dass halt irgendwie die
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Eltern lachen können und auch die Kinder über bestimmte Witze,
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aber nicht immer über die gleichen.
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Während sich in Japan kulturell verankert, eben diese Zeichenkunst aus dem 17.
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Und 18. Jahrhundert dann stark auch an Erwachsene gerichtet hat und sich der
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Manga als Comic-Element und Anime als Bewegt-Film und auch speziell an Erwachsene gerichtet hat.
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In Japan auch den Ausdruck,
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von Ukiyo-e das ist tatsächlich auch ein Modell was man zum Rendern bei Midjourney
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nehmen kann also das ist so dieses typische,
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diese japanische Welle diese Figuren die dann halt auch wie Holzschnitte und Zeichnung,
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Tuschezeichnung und Ukiyo das setzt sich zusammen aus Ukiyo also Ukiyo und E
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Ukiyo heißt das irdische vergängliche,
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die irdische vergängliche Welt
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hat dann nochmal so auch diese Nähe zum Buddhismus da und E heißt Bild,
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also das ist so dieser Stil, der dann in Japan sich entwickelt hat und ich wollte
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nur noch sagen der erste wirklich nachgewiesene wahrscheinlich datierte von 1907,
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Zeichentrickfilm ist halt auch ein japanischer.
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Und dann siehst du, das kann man auf Wikipedia sich nochmal anschauen,
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wie so ein Junge in Matrosenanzug sich umdreht und an einer Tafel das japanische
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Wort für bewegte Bilder schreibt.
Micz Flor
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Das ist ja lustig.
Florian Clauß
0:22:20–0:22:25
Und in den 80ern, ich will jetzt nicht lange über Animes und so weiter,
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in den 80ern haben wir natürlich diesen Aufstieg von Studio Ghibli.
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Wo dann die ersten Filme aus dem Studio von dem Regisseur da publiziert werden
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und wo der weltweite Durchbruch von Ghibli war eigentlich mehr oder weniger
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dann Prinzessin Mononoke und Chiyos Reise, wo es dann wirklich so weltweit,
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ich habe auch Mononoke damals auf der Berlinale gesehen und Jürgen Buttgereit im Forum gesehen.
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Und dann habe ich kurz mit ihm über den Film geredet, weil ich kannte ja noch
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Jürgen Butgereit von der Horrorfilm-Ausstellung.
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Und wir haben ein Bein von ihm bekommen, das er für seinen Film Schramm hat fertigen lassen.
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Und das war bei ihm im Keller. Da haben wir es bei Butgereit im Keller abgeholt.
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Und ja, also das war auch für mich so ein Wahnsinnserlebnis in diesem Film, diesen Film zu gucken.
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Also so habe ich dann halt auch noch nie Zeichentrickfilme vorher gesehen.
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Ja, und in den Nullerjahren und so weiter, dann gibt es halt diese Megaproduktionen,
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diese Serien, die über hunderte von Folgen laufen.
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Also wie jetzt hier auch zuletzt von Netflix verfilmt, wie heißt das noch, One Piece und Naruto.
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Und One Piece wurde jetzt real verfilmt von Netflix, also ist eher so mäßig, aber Pokémon.
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Also es diversifiziert sich in alle Richtungen, in alle Genres und so weiter. habe.
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Das hat mich aber, also bringt mich zu diesem Film, über den ich mit dir reden
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will, der mich halt wirklich völlig geflasht hat und immer noch beschäftigt.
Micz Flor
0:24:00–0:24:04
Lola Rennt. Ach ne, der japanische Film. Hongkong oder Japan?
Florian Clauß
0:24:04–0:24:09
Naja, ich habe jetzt Animes gerade. Hörst mir nicht zu, oder?
Micz Flor
0:24:09–0:24:13
Doch, genau, aber das kann ja trotzdem sein, dass du woanders hinsprichst.
Florian Clauß
0:24:13–0:24:14
Nein, nein, nein, ich habe ja gesagt...
Micz Flor
0:24:14–0:24:19
Ich hatte irgendwie in Erinnerung, also der koreanische Film per se ist ja auch
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was, was dich sehr greift.
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Und ich habe gedacht, du hast Korea dann noch mit dazu genommen,
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damit du dann für deinen Film nach Korea springen kannst.
Florian Clauß
0:24:27–0:24:32
Nein, nein, nein, ich wollte jetzt über einen Anime-Film sprechen.
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Und zwar von 1995 ist der.
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Und der meiner Ansicht nach so ganz viele Technologien und Visionen vorweggenommen
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hat, die heute immer noch so eine Tragweite haben und gerade heute in der Zeit,
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wissenschaftlicher Intelligenz und large language models nochmal eine ganz andere Dimension bekommen.
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Und wirklich faszinierend ist, wie in diesem Film auch diese philosophischen,
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also wirklich tiefgründigen Auseinandersetzungen geführt werden.
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Jetzt darfst du es sagen.
Micz Flor
0:25:06–0:25:09
Ja, also ich sage einfach meine drei Lieblingsszenen, an die ich mich irgendwie
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erinnere. Das hatte ich bei Magnolia ja auch so gemacht.
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Vielleicht können die Leute ja mitraten, die es doch jetzt irgendwie noch nicht
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gehört haben. Und das eine war, wie in so einem CCTV gucken sie sich einfach
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so an, wie so ein paar Leute in den Fahrstuhl reingehen, wieder rausgehen und
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die suchen halt irgendwie den Androiden oder sowas.
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Und das sieht alles ganz normal aus auf dem Bild, aber die haben dann sozusagen
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einen Second Screen und dann war dann, bei den zwei Leuten, die da reingegangen
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sind, wurde das Gewicht gemessen von einer halben Tonne oder sowas.
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Dann wusste man, ah, einer von den beiden.
Florian Clauß
0:25:40–0:25:45
Ja, und das war auch der White Man, der Weiße, und der war halt eine halbe Tonne schwer.
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Und das ist dieser, das kommt wahrscheinlich in eine zweite Lieblingsszene,
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wo der dann halt so eine Tastatur... Die Finger. Genau.
Micz Flor
0:25:51–0:25:53
Ja, das ist die zweite Lieblingsszene, wo er sich dann hinsetzt,
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weil der will dann in diese Hauptperson,
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sag ich mal, ich weiß jetzt gar nicht, ob man Frau sagen würde oder Mann oder
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wie auch immer, aber er setzt sich so ans Keyboard und spreizt die Hände und
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auf einmal geht jeder Finger so klack auseinander und dann hat er nicht nur
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zehn Finger, sondern 20 Finger und kann damit selber hacken.
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Und jetzt merke ich aber auch erst, dass die, das ist wirklich scheinbar die
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Szene, die hängen geblieben ist,
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weil nämlich genau danach dann diese dritte, dieses dritte Bild kommt,
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wo er hackt halt mit den Fingern in diese Person hinein und die Person hängt
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ja da so an der Wand und guckt ihn halt so an und bewegt nichts,
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aber hackt halt innerlich die ganze Zeit dagegen,
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versucht also innerlich so einen Riesenkampf, Ja. Das finde ich total super.
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Erinnert mich jetzt gerade so ein bisschen wie Mission Impossible,
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ich weiß nicht mehr welche Folge, wo die die Hasenpfote oder sowas aus diesem
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Glasgebäude holen müssen.
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Und dann sind alle, warten so und planen irgendwas und dann springt Tom Cruise
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aus dem Flugzeug und rammt oben in dieses Gebäude rein.
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Und dann siehst du aber nichts. Dann siehst du nur, wie die draußen sitzen.
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Und genau so diese, zeigt es mir, zeigt es mir.
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Das fand ich bei dem Film halt so wirklich irre, wie du siehst,
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wie voller Energie zwei Kräfte gegeneinander kämpfen, aber es bewegt sich gar nichts.
Florian Clauß
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Und die Hasenbote ist ein?
Micz Flor
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Ach so, MacGuffin.
Florian Clauß
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Ja, dann haben wir ja auch den Link nochmal zusammengebracht.
Micz Flor
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Siehst du, eigentlich habe ich doch eigentlich was gelernt.
Florian Clauß
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Manchmal höre ich eigentlich auch zu. Also die Charaktere von,
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jetzt aber, wir haben noch nicht den Titel gesagt, also wir reden natürlich über Ghost in the Shell.
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Und gleich mal zu Anfang eine philosophische Frage.
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Ja, aber eigentlich ist es ziemlich naheliegend, was du mit Ghost in the Shell verbindest.
Micz Flor
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Ghost in the Shell, ja, also ich habe mir so darüber jetzt noch keine Gedanken
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gemacht, aber ich finde halt,
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ich glaube, das hatte ich in irgendeiner Gestalttherapie-Ausgabe vielleicht
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mal von uns, aber der Begriff des Leibes, also der Leib, der früher eben als beseelter Körper ist.
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Der Körper war traditionell die Materie des lebenden Menschens,
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aber wenn er lebendig war und beseelt war, dann war es kein Körper,
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sondern Leib. Und Körper hat sich aber durchgesetzt, weil es eben so dieser
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medizinische Ansatz ist.
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Man kann alles aufschneiden, alles irgendwie mit Chemikalien.
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Insofern denke ich, dass der
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Ghost und Shell einfach diese spirituelle und materielle Komponente sind.
Florian Clauß
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Ja, genau. Also Ghost ist der Geist und Shell ist der Körper.
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Ghost in the Shell hat natürlich auch so diese Hacker-Dimensionalität drin.
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Shell ist ja auch immer das Terminal, womit man dann halt Direktiven direkt
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auf ziemlich ohne große Nutzeroberfläche,
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Programme oder Befehle einem Computer mitgeben kann.
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Shell. Und ja, also das ist genau dieser, dieser ganze, die ganze Dimension,
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die der Film so ausmacht und auch in allen möglichen Breiten dann auch diskutiert.
Micz Flor
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Ja, und ist aber dann schon auch angeknüpft eben an diese Frage,
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ab wann ist ist eine Maschine auch beseelt.
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Und das ist ja dann, finde ich, in dem Film, also ich habe den jetzt nicht mehr
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gesehen, ich habe von der Handlung ja keine gute Erinnerung dran,
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aber dieser Turing-Test, also wenn der Mensch nicht mehr in der Lage ist,
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den Unterschied wahrzunehmen,
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hat man dann den Turing-Test bestanden und würde das aber dann in der Wahrnehmung
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bedeuten, dass diese andere Person auf einmal beseelt ist, einfach nur deshalb,
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weil sie als solche behandelt wird?
Florian Clauß
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Ja, ich würde sagen, das ist schon beyond der Film hinter dieser Turing-Test-Frage,
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Weil der Hauptcharakter ist Makoto Kunagasi.
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Das ist ein Cyborg, der sowohl im Prinzip einen komplett künstlichen Körper
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wie auch ein künstliches Gehirn hat.
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Es gibt noch so ein paar biologische Teile im Gehirn, aber wird komplett selber
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produziert, hergestellt.
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Und sie hat eine Seele. Also das heißt, sie wird auch als so ein explizit fühlendes
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Wesen dargestellt und völlig menschlich behandelt.
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In der ersten Szene...
Micz Flor
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Wurde der nicht nochmal neu verfilmt mit Scarlett Johansson?
Florian Clauß
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Ja, der wurde dann nochmal neu verfilmt. Hast du den gesehen?
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Den habe ich auch nochmal gesehen, aber ist wirklich auch nicht so gut.
Micz Flor
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Okay, Entschuldigung, ich habe dich überbrechen. Das heißt aber,
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diese Person ist beseelt?
Florian Clauß
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Naja, sie wird als eine ganz normale Person dargestellt und sie lässt sich durch
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eigentlich nichts Oberflächliches, vielmehr noch ihr Kollege Batu.
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Denen sieht man noch mehr seine Cyborg-Implantate an. Der hat diese komischen Augen.
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Also wir sind in einer Welt, ja, das ist natürlich so die eine Blaupause des
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Cyberpunk, die der Film auch visuell umsetzt.
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Und ich glaube, das ist halt so das, was den halt auch so stark macht.
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Erstmal von den Ideen her und dann aber auch von der visuellen Umsetzung.
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Cyberpunk, ja das Genre, maßgeblich von Neuromancer, Sterling und Gibson geprägt.
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Dann natürlich Blade Runner hat das auch so im Film umgesetzt und die Ästhetik geschaffen.
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Also wir haben es in Cyberpunk mit so einer hochtechnologisierten,
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meistens dystopischen Gesellschaft zu tun.
Micz Flor
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Es gibt dann immer so High-Tech and Low-Life, also auf der einen Seite eine
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hochtechnologisierte Umwelt, auf der anderen Seite eben prekäre Verhältnisse.
Florian Clauß
0:31:55–0:31:56
Was ist dann halt dieser Punk, ne?
Micz Flor
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Ist ja auch so ein bisschen so Next Blade Runner, Next Generation.
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Da liegen ja dann auch irgendwie diese 25 Jahre dazwischen. aber wo ja auch
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eben dann mit der Philip K.
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Dick Geschichte dieses Thema Androiden, künstliche Intelligenz,
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aber ab wann wird es dann wirklich auch beseelter Körper?
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Und ich finde, das war für mich damals im Kino auch so ein Gefühl,
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dass es daran angeknüpft hat.
Florian Clauß
0:32:21–0:32:28
Ja, wir haben viel diese Neon-Licht-Ästhetik, also dieses Film-Noir-Element.
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Also deswegen passt, glaube ich, diese Folge auch ganz gut zu deiner letzten Folge.
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Gesprochen hat, weil Expanse natürlich auch ganz viele, gerade in dem Delta-Bereich,
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ganz viele Cyberpunk-Ästhetiken dann auch so mit aufgenommen hat.
Micz Flor
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Ich kam auch zu Blade Runner, mit dem hast du gesagt, dass er andererseits übertechnologisiert
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und trotzdem irgendwie auch unterentwickelt, also diese Straßen-Regen-Ästhetik da.
Florian Clauß
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Genau, dieser Schmutz und dieser Dreck, man hat dann irgendwie ab einer gewissen
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Höhe dass dann die ganzen Leuchtreklamen, diese Hologramme, die dann in die
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Stadtlandschaft projiziert werden.
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Und dann, wenn du halt weiter unten auf der Straße bist, dann regnet es,
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es ist schmutzig, du kriegst halt irgendwie schlechtes Essen und irgendwie Schrott
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von irgendwelchen Robotern liegt dann halt in der Ecke.
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Also es ist halt so dieser Kontrast, diese Ambivalenz in der Welt.
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Und meistens gibt es in diesen Cyberwelten dann auch immer irgendwelche Mega-Corporations.
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Das heißt, der Staat, der dann auch gar nicht mehr so in der Ausprägung als
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ausführender Staat existiert,
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sondern meistens irgendwelche Mega-Corporations dann die Macht übernommen haben
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und da ihr Interesse und ihr Ziel verfolgen.
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In dieser Welt spielt ja auch dann der Film Ghost in the Shell.
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Cotonou, die Hauptdarstellerin, der Hauptcharakter, ist in Section 9.
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Das ist so eine Einheit, ja eine Polizeieinheit kann man sagen,
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die Cyberkriminalität bekämpft, beschäftigt.
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Und, das muss man auch sagen, der Film fängt halt, der geht halt,
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der wirft dich so direkt rein, Der hat so eine knallharte Action,
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wo der auch einfach so sehr komprimiert eine Geschichte erzählt.
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Wahrscheinlich, die im Manga nochmal viel, viel detailreicher und länger dann ausgebreitet wird.
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Aber der Film wirft dich halt so rein. Du kommst in den Dialog und dann kommen
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so die ganzen Informationen.
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Du musst die ganze Zeit erstmal dich dann am Anfang orientieren,
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um überhaupt zu verstehen, was hier Sache ist. Ja, also im Prinzip grob zusammenfassend
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kann man es sagen, dass es gibt eben Section 9 und Section 6.
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Das sind zwei verschiedene Departments. Das eine, 9, ist dann eben für Cyberkriminalität
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und für Terrorismusbekämpfung zuständig und die sind auf der Jagd nach dem sogenannten Puppet Master,
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was dann eben so ein nicht näher definierbares Programm oder Ghost ist,
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der sich in verschiedene Menschen und Maschinen einhacken kann und die dann
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zu Besitz nehmen kann, die jagen den.
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Und Section 6 taucht dann auch gleich auf, am Anfang der ersten Szene.
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Die haben damit auch was zu tun.
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Also das heißt, die versuchen den auch irgendwie unschädlich zu machen.
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Dann kommt das aber später, erzähle ich dann nachher nochmal,
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wie dann so der Konflikt zwischen diesen beiden Sektionen ist.
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Du siehst in der ersten Szene, ich weiß nicht, ob du dich daran erinnern kannst,
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es sind ja auch so tolle Technologien, die da so präsentiert werden.
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So was wie ein Kamouflageanzug, wo sie dann auf der, also sie steht auf dem
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Dach von dem Gebäude und sagt, I'm going in.
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Und dann zieht sie den Kamouflageanzug über und verschwindet quasi mit der Stadtlandschaft.
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Und dann siehst du im nächsten Schnitt, wie dann von außen aus dem Fenster dann
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auf einmal so ein Kugelhagel fällt und sie, wie sämtliche Diplomaten,
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die in einem Raum sind, dann umnietet.
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Und sie, in dem Fall, in der Szene wurde zum Beispiel Section 9 dann für die
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schmutzige Arbeit quasi instrumentalisiert.
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Weil die Section 6 ist dann noch näher, das ist nämlich die Vertretung vom Außenministerium,
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der für die diplomatischen und politischen Beziehungen zuständig,
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aber eine Art Geheimdienst ist, um die Stabilität des Staates aufrechtzuerhalten.
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Und die können halt, also die sind da in Verhandlungen mit irgendwelchen Diplomaten,
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Gedeckte Verhandlungen.
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Und du kommst halt in so eine Welt rein, da gibt es halt einen Hacker,
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der dann bei dem Diplomaten Asyl beantragt hat und die wollen ihn aber nicht gehen lassen.
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Also das heißt, Hacker sind auch jetzt so, oder Programmierer sind dann so Ware,
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die man dann halt austauscht wie Gefangene, die halt ein unglaubliches Wissen
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haben, um dann ja auch entsprechend so die ganzen Sachen bauen zu können.
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Also ich finde auch, das ist eigentlich so ein generischer Hackerfilm.
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Kann man schon so dem Genre Hackerfilm, ist ja so ein bisschen ein künstliches
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Genre, was jetzt nicht so bewusst, aber mit Thron und so weiter.
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Aber Ghost in the Fischel ist für mich ein ganz generischer und elementarer Hackerfilm.
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Genau, also auf jeden Fall, sie hat in der ersten Szene diese Konfrontation
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mit der anderen Sektion, mit den Diplomaten, das wird dann nochmal aufgelöst
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und dann siehst du halt im Vorspann, was auch passiert.
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Toll ist an dem Film, ist der Soundtrack, ja, der heute auch 30 Jahre später,
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höre ich den ab und zu mal in irgendwelchen Mixe, also elektronischen Music-Mixen,
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der wird immer noch verwendet, der ist immer noch so, ich weiß nicht,
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ob du den noch im Ohr hast, es gibt so ein Kinderchor,
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der wechselt dann so mit einer Staccato- Musik ab und mit so einem Trommeln
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und so einem deepen Rhythmus und der Soundtrack ist,
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großartig, funktioniert noch immer sehr, sehr gut und Und diese ganze politische
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Ästhetik, der Trailer mit den Namen, die sich einblenden, ist auch genauso.
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Und das haben sich halt die Wachowski-Geschwister abgeguckt,
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nämlich mit diesem, was dann bei Matrix nochmal verwendet wurde.
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Also diese grüne Schrift, grüne LED-Schrift auf schwarzem Grund,
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wie sich dann halt so aus diesem Schriftgewürde dann einzelne Letter rausperlen.
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Das haben die sich auch explizit abgeguckt, haben sie auch zugegeben.
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Das haben wir von größten Schell.
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Also der ist stilprägender Film.
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In der Szene, wo dann eben die Namen laufen nach diesem ersten Einsatz,
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siehst du eigentlich die Geburtsszene von Cotono.
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Da siehst du die Geburtsszene, wie sie aus, also immer gegengeschnitten,
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so ein künstliches Gehirn, dann ein Scan vom richtigen Gehirn,
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Dann kommt sie aus einer Paste heraus,
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wird dann hoch aus einer Flüssigkeit heraus, wird sie dann hochgezogen und dann
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blättert so die Haut, die zweite Haut von ihr ab.
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Du siehst sie dann fast in so einer embryonalen Stellung, wie sie dann halt
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auch wieder so gescannt wird.
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Sie schlägt dann nach dieser Zusammensetzungsszene, also eigentlich ist es eine
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Geburtsszene, schlägt sie die Augen auf in so einem dunklen Raum und ist quasi damit in der Welt da.
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Und das ist genau diese Frage von Leben und Existenz, die sie sich auch immer wieder stellt.
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Also sie hat dann mit Barto, ihrem Kollegen, der dann eben auch schon so einige
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Prothesen hat, aber noch überwiegend menschlich ist, stellt sie auch immer wieder
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dann diese Fragen, was macht Leben aus, was macht meine Existenz aus?
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Barto vertritt eher die Ansicht, diese klassische Descartes-Ansicht, ich denke also bin ich.
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Und Maschinen, das ist halt vorausgesetzt, sie können denken,
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sie können formulieren, sie können Gefühle ausdrücken.
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Also sind sie, also die Existenz ist da.
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Und es wird keinen Unterschied gemacht zwischen existierenden,
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ob das jetzt künstliche Lebewesen sind oder echte Lebewesen.
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Das wird nicht unterschieden.
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Ich habe jetzt so verschiedene Teile gestriffen. Es war einmal diese Cyber-Bank-Ästhetik,
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dann die Frage nach, was ist denn jetzt in dem Film für eine Technologie gesetzt.
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Der hat ja ganz viele Impulse an Technologie, die der Film erzählt.
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Und eine davon ist auch diese Cyber-Brains, die Prothesen.
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Dann gibt es halt auch diese Hologramme, diese 3D-Bildschirme.
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Also ich meine, das gab es schon in echt, das haben wir ja schon bei Mission
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Impossible und so weiter. James Bond früher gesehen, aber was ich auch so toll
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fand, diese Tracking-Geschichten.
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Das sind halt so, die Fahrzeuge werden dann getrackt und du siehst einen Stadtplan
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in 3D als Hologrammbild, wo die sich da befinden und wer wo ist.
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Also es ist viel mit diesen Wegen in der Stadtlandschaft, die da inszeniert werden.
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Es gibt dann eben auch diese Gedankenübertragung, die bewusst gemacht werden
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können für diejenigen, die die Fähigkeit haben.
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Also der Puppetmaster kann eben seine Shell wechseln, irgendwo anders einbringen.
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Er kann manipulieren, also das, was wir heutzutage so als Social Hacking,
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dass der Puppetmaster Erinnerungen injizieren kann.
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Da gibt es einen Müllmann, der dann seinem Kollegen zeigt, guck mal hier,
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meine Tochter, ich bin so stolz auf meine Familie, meine Tochter.
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Und der war aber jetzt infiziert von dem Puppetmaster, hat dann immer den Kontakt
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des Müllautos durchgegeben, um dann halt wieder den Wirt zu wechseln.
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Dann verhören die den später und meinen halt so, ja, also wenn du einmal quasi
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davon im Sitz genommen wurdest, dann besteht wenig Chancen auf Regeneration,
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dein Gehirn ist kaputt und dann zeigen sie ihm noch mal das Bild,
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was er seinem Kollegen, wo er seine Tochter drauf vermutet hat und da war halt
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er selber nur drauf, der dann halt in die Kamera guckt.
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Also so eine Gedankenprojektion, Cybersecurity, also diese ganze Cybersecurity,
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also diese Cybersicherheit, was du jetzt eigentlich erst so,
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jetzt kommt das in so einer, oder ja gut, schon ein bisschen länger,
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aber ganz lange, Der Film ist zu einer Zeit gedreht worden, wo das Internet
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so in den Kinderschuhen gesteckt hat.
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Aber auch diese Infiltrierung von Netzwerksystemen oder von irgendwelchen IoT-Things,
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die dann halt irgendwo drin hängen in diesem Netz und quasi besetzt werden können
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für einen Hack oder ein Virus.
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Also diese Szenarien, die dann viel später erst real eingetreten sind,
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wurden da immer schon so gedanklich vorweggenommen. Also sehr stark von der Ideenwelt her.
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Also finde ich sehr vorausschauend. Das hat mich wirklich...
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Auch im Nachhinein ist der Film vielleicht so ein bisschen etwas spröde heute
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anbunden in der Ästhetik.
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Weil du hast dann halt auch sehr statische Szenen manchmal drin,
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wo du dann zwei Charaktere im Fahrstuhl sitzen.
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Dann siehst du halt irgendwie den Hintergrund die ganze Zeit,
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die Hochhäuser langfahren und die unterhalten sich dann.
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Da geht eine Dialogszene so über eine Minute, ja, also es ist jetzt nicht so,
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aber es gibt aber ganz großartige Momente in dem Film, wo auch so Ruhepunkte
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geschaffen werden, wo dann nochmal so was ganz anderes noch mit erzählt wird.
Micz Flor
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Ja, ich fand das auch interessant damals, dass das sich eigentlich alles sehr
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realistisch angefühlt hat, auf eine komische Art, ne, also da ist man wieder dabei,
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Da sind wir wieder an dem Punkt, was glaubt man? Hatten wir bei Expanse ja auch schon.
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Also was schafft man bei der Dramaturgie, damit das Publikum alles glaubt? Wie stellt man das her?
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Und irgendwie fand ich bei Ghost in the Shell, das fühlte sich fast grundsolide an.
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Also da fand ich gar nicht mal beim Schauen, dass das so sehr ins Spekulative gesprungen ist.
Florian Clauß
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Glaubwürdigkeit wird durch so ein immanentes System quasi so stabilisiert.
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So was du auch in der letzten Episode von Wikipedia wirst wissen,
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wenn es wie ein Artikel in Wikipedia klingt, dann ist das eine zuverlässige
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Kausalität, die man da erfährt.
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Das finde ich auch so. Ja gut, okay, Öppstein-Antrieb, gebombt.
Micz Flor
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Nee, aber bei Ghost in the Shell, weil du gerade meintest, Cybersecurity,
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diese Sachen, ich erinnere mich dann schon irgendwie eben daran,
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dass ich bei einem Film dachte, dass das natürlich großes Thema war und bei Shell,
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also dass man sich mit Terminal von Knoten zu Knoten hackt und dann die Spur
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verwischen kann und so, das sind Sachen, die natürlich auch vor dem World Wide
0:45:10–0:45:13
Web schon Realität waren.
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Und fand es großartig inszeniert, aber es war jetzt gar nicht mal so,
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wo eine neue Welt erfunden wurde, sondern nur die bestehende Welt,
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die wir da schon hatten, einfach weitergerechnet wurde.
Florian Clauß
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Ja, also ich, wie gesagt, für mich war das dann doch irgendwie so,
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natürlich, weil ich mich damals mit den Themen auch so beschäftigt habe,
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dann aber auch schon eine extreme visionäre Kraft, die der Film da aufgetan hat.
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Also wir haben in dem Film diese sehr actiongeladenen Momente und dann aber
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auch diese sehr reflexiven Momente,
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wo die Hauptdarstellerin dann auch über ihre eigene Existenz grübelt und auch
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das so in der Außendarstellung dann wieder aufgenommen wird.
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Es gibt dann, nachdem sie, ich hatte diese Szene mit dem Müllauto schon angeschnitten,
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also das kommt dann so auch am relativen Anfang,
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da gibt es halt noch so eine Verfolgungsszene, wo sie auch einen von diesen
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Würten dann jagt und das spielt dann so in so einer Häuserschlucht so mit knietiefem
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Wasser und wo sie ihn dann auch stellt und er dann so wie verrückt um sich schießt
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und du siehst die Kugeln,
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wie die dann ins Wasser einschlagen,
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nur so eine Silhouette dann von Motoko darstellen.
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Und sie ihn dann halt so fertig macht.
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Ich wollte noch sagen, was wirklich so nochmal, weil du gefragt hast,
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Das ist jetzt mit Scarlett Johansson die Verfilmung von 2017, 2016 der Unterschied.
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Also was ganz krasses bei dieser Geburtsszene und auch immer wieder taucht sie
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mit nacktem Ohrkörper auf und sie ist ein absolut, sie strahlt so eine Sexualität aus.
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Also ganz am Anfang allein durch die irrigierten Brustwarzen,
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die dann halt auch so extra.
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Bei welchem bist du jetzt? Ich bin bei Ghost in the Shining im Anime.
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Also diese, da wird schon so eine Sexualität vermittelt, in dieser Figur, die sehr explizit ist.
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Bei Scarlett Johansson ist es genau umgekehrt. Da hat sie halt so einen Anzug,
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wo alles so glatt gemacht wird.
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Ich glaube, das haben die wegen der Zensur, aber es macht in dieser ganzen Geschichte.
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Baut die sich auch dadurch so so zurück, weil es geht genau bei diesem Charakter
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darum, diese philosophische Frage von Leben aufzulösen.
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Und das ist Sexualität.
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Und das ist genau diese Schlussszene auch von Ghost in the Shell,
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von dem Anime, nämlich die Frage, wie kann Fortpflanzung stattfinden?
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Und das beantwortet der Film auch in einer neueren Stufe.
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Und das finde ich halt irgendwie Bei dem Ghost in the Shell,
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mit dieser Nachverfilmung, da ist es so, dass er die Entität der Individualität
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dann letztendlich bei ihr in der Figur gestärkt wird.
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Sie ist dann eine von uns und sie kämpft. Sie ist dann halt irgendwie integriert
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als Individualität, aber eher in so einer Menschlichkeit, was eigentlich überhaupt
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kein philosophischer Konflikt mehr ist.
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Das ist halt so der Unterschied zwischen den beiden Filmen. Und deswegen ist
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der halt auch viel schwächer, würde ich sagen, von wie er das Thema behandelt,
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von günstiger Intelligenz, Leben und Existenz.
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Ich will jetzt nochmal kurz so zusammenfassen, was so der Konflikt ist.
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Also es kommt dann irgendwann raus, dass der Puppet Master instanziert wurde von Section 6.
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Und das hier heißt dann auch das Project 2501. Das ist dann die Kennzahl von
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dem Project und so ein bisschen wie bei Akira.
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Akira ist ja auch einer der stilprägendsten Filme aus den 80ern in dem Anime-Bereich,
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wo auch dann die ganzen Kinder, die parapsychische oder paranormale Fähigkeiten haben,
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dass die so Nummern in sich tragen, also die als Tätowierung.
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Und das sind dann auch immer so die Nummern der Experimente.
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Ja, und das bei 2501 ist wahrscheinlich quasi das geglückte Experiment des Puppet Masters.
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Das ist so der Grundkonflikt der Film. Also das heißt, Section 6 hat eben so
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eine Cyberwaffe geschaffen im Puppet Master mit dem Ziel, dass der überall Informationen
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zusammenkehrt, sich dann eben in so Netze hacken kann,
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Industrie-Spionage betreiben kann,
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geheimdienstliche Operationen ausführen kann.
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Dafür haben sie halt diese Cyberwaffe geschaffen.
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Und was der macht, und deswegen wird er als Terrorist, er befreit sich quasi
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aus diesen Fesseln, Und will in Form von, dadurch, dass er immer andere Körper
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annimmt, will er politisches Asyl beantragen.
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Und da jetzt genau dieser Konflikt, er hat offiziell einen Antrag gestellt auf
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politisches Asyl und er wird aber nicht akzeptiert.
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Also er wird dann halt gejagt. Deswegen wird Section 9 eingeschaltet,
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um halt diese Asylfrage dann zu klären, indem sie den lahmlegen.
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Deswegen Section 6, die dann halt auch mit dem Hacker da kommen und mit diesem
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Typen, der eine Tonne schwer ist oder eine halbe Tonne, die wollen den halt wieder zurück haben.
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Die wollen ihn wieder einfangen als Entität und für sich weiter dann halt aktiv machen.
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Das ist so der quasi die Storyline, die da im Untergrund oder im Hintergrund
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in den Dialogen auch getragen wird.
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Und dann aber eigentlich viel stärker als diese Storyline, das ist ja genau
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diese Frage von Motoko, was sie als Leben ausmacht, was sie als Existenz ausmacht.
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Das ist vielleicht auch noch interessant, diese Body, diese Cyber-Bodies werden
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auch von einer Company hergestellt, die heißt Megatech.
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Ja, Megatech ist im Prinzip, also nur die können diese hochentwickelten Cyborgs
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dann auch bauen. Und es gibt halt mehrere von denen.
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Da gibt es eine Szene, wo dann halt die Hauptdarstellerin fährt dann mit so
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einer Fähre durch den Kanal, guckt.
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Also das ist halt auch so diese Reflektion von Bildern. Also als so ein philosophisches
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Thema spielt auch im Film visuell eine tragende Rolle, dass sie reflektiert
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sich in Scheiben, sie taucht gerne, reflektiert sich in der Wasseroberfläche.
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Also es gibt deswegen auch die Frage, ob sie Mensch ist oder nicht Mensch.
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Also sie ist schon so, dass sie auch so bestimmte Vorlieben hat,
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wie Tauchen. Das mag sie halt total gerne, da kommt sie zur Ruhe.
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Und Barto unterstützt sie und nimmt sie aber auch als vollwertige Person wahr.
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Also es ist auch dann wieder so, die Asimovschen Gesetze, dass dann auch eine
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liberalere und diverse Gesellschaft auch gezeigt wird, in dem diese Absinthanz da ist.
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Es ist ja keine Gefahr da, sondern es ist ja eigentlich eher so ein Tool.
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Es führt ja für alle zu einer besseren Gesellschaft, der Einsatz von solchen Prothesen.
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Aber diese Herstellung von diesen Körpern.
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Obliegt halt nur einer Firma und wo auch dann Section Six da auch die Finger im Spiel hat.
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Und dann sieht sie sich dann auch selber quasi als in einer anderen Situation
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auf der Straße, wie sie dann halt einen Kaffee trinkt in irgendeiner.
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Nicht Kneipe, sondern in so einem Café.
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Und dann sieht sie sich durch die Scheibe und das könnte der gleiche Body sein,
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aber gleichzeitig ist sie das ja auch. Sie geht dann vorbei an so Schaufensterpuppen
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und dann auch diese Frage, was, ne?
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Also was, wenn das die äußerliche Form von Figuren hat, ist es dann schon Leben?
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Ist es dann schon eine Existenz? Ja, ist es dann schon irgendwie?
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Und dann natürlich in dem Medium Anime, in so einem Zeichentrick,
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ist ja auch dann wieder ein Abstraktionslevel, der da reingezogen wird.
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Also ich will jetzt gar nicht so viel mehr über den Film erzählen, eine Handlung.
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Er dann so zum Ende, wo sich aus ihrem philosophischen Dilemma so ein Ausweg,
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weil sie fragt sich dann immer, also sie macht diese Einsätze,
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sie jagt den Puppet Master,
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ist da aber auch irgendwie im Dialog mit ihm.
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Also das heißt, er beantwortet dann auch ihre Fragen, ja.
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Und es gibt diese unglaubliche letzte Szene, also wo dann der Puppet Master,
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der wurde dann gefangen genommen, wurde gehackt, aber der konnte dann entfliehen
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mithilfe von anderen aus dieser Zelle, wo er von Section 6 dann quasi entschlüsselt werden sollte.
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Und die verfolgen ihn dann in die Altstadt von dieser Megastadt.
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Es gibt ein Altstadtviertel, was dann halt vor Jahren geflutet ist und da gibt
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es noch so ein Naturkundemuseum.
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Und in diesem Naturkundemuseum findet ihr dann Unterschlupf und da gibt es halt
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so eine, quasi so der Endgegner.
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Ja, die Form, deren der Puppetmaster sich bedient, ist ein Panzer,
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der die Form hat von einer Spinne.
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Und dann halt so mit massiven Feuerkraft dann in diesem Naturkundemuseum die
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Hauptdarstellerin bekämpft, die dann über so ein Backdoor in dieses Gebäude einsteigt.
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Und dann hast du halt diese ein bisschen episch übertriebenen Szenen,
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wo du dann siehst, wie diese ganzen Säulen von den Kugelhagel zersplittert werden.
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Und dann gibt es dann in diesem Museum diesen Stammbaum des Lebens.
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Und du siehst dann halt so an der evolutionären Spitze den Homo sapiens sapiens.
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Und dann perlt halt so ein Kugelhagel über diesen Lebensstand,
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wo dann halt die ganzen Abzweigungen sind.
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Also es ist halt so, und gleichzeitig so eine intensive Ambient-Musik,
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was dann halt so eine unglaubliche Ruhe dann zwischen diesen Kugelgeräuschen dann passiert.
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Also das ist so ziemlich stark erzählt. Und sie schafft es dann,
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diesen Panzer zu knacken und das aber auch unter massiven Einsatz,
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wo dann ihr Körper so anfängt zu splittern.
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Ich habe die Szene noch in Erinnerung gehabt, die zieht dann diese Luke vom
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Panzer auf und so eine Kraft aufwendet, dass dann ihr Knochen,
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ihr ganzer künstlicher Körper zerspringt und gleichzeitig sie als so ein Torso da liegt.
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Und der Puppet Master selber ist halt auch in so einem Torso recht baugleich
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zu ihr, er hat zuletzt eine Diplomatin angenommen.
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Und dann findet dieser letzte Dialog statt, dass dann vorgeschlagen wird, okay.
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Um mich jetzt weiterzuentwickeln, ja, Kopien, also das ist auch so klar,
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du kannst natürlich als technisches Programm unendliche Kopien von dir anfertigen,
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aber dann geht es genau in diese Frage, was ist Leben, was ist Existenz?
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Existenz ist natürlich auch eine künstliche Intelligenz, das funktioniert in der Existenz.
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Aber Leben bedeutet eben Diversität und Leben bedeutet Fortpflanzung.
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Das heißt, er kann nicht sich kopieren.
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Er muss es dann halt den Genen gleich tun, indem er sich fusioniert.
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Und das ist halt so der Deal.
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Dann siehst du auch gleichzeitig, es werden so Helis angefordert,
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die nehmen ihn dann ins Visier.
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Du siehst hier über dieses Naturkundemuseum, was dann auch so eine gläserne
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Kuppel hat, siehst du dann diese Heli schweben und die nehmen ins Visier,
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die schießen ab und in dem Moment switcht er quasi in ihrem Body.
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Sie wird auch eben durch diesen Beschuss verletzt und die letzte Szene ist dann,
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wo Barto, also ihr Kollege, sie dann quasi mit so neuen prothetischen Elementen,
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die sieht dann aus wie ein Kind.
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Ja, also es wurde dann halt so, was er aufgetrieben hat, er meinte so,
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sorry, ich habe nichts anderes aufgetrieben, aber sie ist dann eine verjüngte
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Version von sich selber als Kind, auch wieder so sehr sinnbildlich nach der Fusion.
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Und dieser letzte Dialog ist halt auch so.
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Um erleben zu können, um für was Neues dann, um auch genau diese Variation oder
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diese Diversität und diese, also jetzt nicht reine Kopie, sondern das war dann
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auch das, was den Puppet Master zu ihr geführt hat, weil sie die einzige,
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er hat ja verschiedene Shells ausprobiert, hat mit denen dann halt irgendwie,
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hat gemerkt, der kommt dann nicht weiter,
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das war halt so und sie war dann halt so diejenige, wo sie auch dann diese Fusion
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dann eingehen kann mit ihm und dadurch dann halt halt ein neues Leben erschaffen kann.
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Und dann geht es halt in diese Stufe des Lebens und nicht mehr nur der Existenz.
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Und das läutet dann am Ende so eine neue Ära ein, wo dann sie mit einem Rucksack
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geschultert, dann, ja, jetzt geht es los, jetzt geht es ins Leben.
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Also irgendwie so ein positives Ende in diesem Ganzen.
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Genau, du hast nicht viel gesagt. Ich habe die ganze Zeit geredet.
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Ich glaube, du hättest ihn vorher sehen sollen, den Film. Ja,
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aber das wäre jetzt so mein Thema.
Micz Flor
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Ja, das ist interessant, weil ich würde den Film sofort immer empfehlen.
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Aber ich habe gemerkt, als du erzählt hast, dass ich wirklich...
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Mann, das ist bald 30 Jahre her, ne? Ja.
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Dass ich da wirklich den Plot so ein bisschen vergessen habe.
Florian Clauß
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Ja, ich muss dir auch gestehen, ich war immer unglaublich fasziniert von dem
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Plot. Aber ich habe es nie ganz verstanden in der Geschichte.
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Und ich habe jetzt auch noch mal, als ich hierher gefahren bin,
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wir dann die Untertitel gelesen auf Deutsch.
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Das ist halt auch ziemlich geil, weil dann kann man nochmal gucken,
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was der Film erzählt. Die deutschen Untertitel kannst du ja so weglesen.
Micz Flor
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Ja, aber wo hast du die her? Du hast jetzt quasi nur die... Nein,
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nein, ich hab den Film auch gesehen und ich hab dann auch geguckt.
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Aber wo hast du die Untertitel?
Florian Clauß
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Nein, die Untertitel kriegst du überall. Also Open Subtitles.
Micz Flor
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Wo müssen wir lang? Ganz kurz?
Florian Clauß
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Ja, wir müssen jetzt hier so über die Straße.
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Und wir sind jetzt vor der Schaubühne. Also ich würde mal sagen,
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wir haben so die Hälfte der Strecke geschafft, die wir uns vorgenommen haben.
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Aber wir gehen jetzt hier über den Kurfürstendamm und dann queren wir die Straße
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und biegen links ab und Richtung Lietzensee.
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Ja, Mensch. Also ich meine, was mich dann nochmal so aufgewühlt hat in der ganzen
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Auseinandersetzung ist halt
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diese ganze Diskussion um künstliche Intelligenz, um Machine Learning.
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Was ist Intelligenz? Also das knüpft auch an diese Episoden an,
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die wir gemacht haben von biologischer Intelligenz.
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Also die Frage von wann passiert Intelligenz, wann passiert Leben,
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ist es gleichwertig, ist es irgendwie,
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also das ist natürlich in so einer Science-Fiction-Blase dann erzählt,
1:00:30–1:00:34
aber trotzdem genau dieser Punkt,
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wenn künstliche Intelligenz intelligent wird, dann ist es zu spät,
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dass wir es merken, weil dann ist es schon vorbei.
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Also das ist ja genau dieser Punkt, wo geht es drüber, wo kann sich was entwickeln,
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was nicht mehr kontrollierbar ist.
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Aber wenn es dann halt so eine gewisse Intelligenzform angenommen hat,
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ist es dann auch eine Vernunftsform, die sich damit dann halt auch impliziert
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und eben nicht bedrohlich ist, sondern reflexiv.
Micz Flor
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Ja, ich glaube, bei dem Ghost in the Shell-Film ist ja schon dieses Leibthema,
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also Shell und Ghost, wichtig.
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Und man hängt sich so, finde ich, oft immer ein bisschen an diesem Ghost-Teil
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und weniger an dem Shell-Teil dran.
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Und gleichzeitig ist es so, wie du ja schon gesagt hast, die Hauptfigur taucht
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unglaublich gern, das beruhigt sie so.
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Und das ist natürlich dann genau diese pränatale Erinnerung,
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die wir als Zuschauer sehen, wo sie aus diesem Trog gehoben wird und sich dann in die Welt kommt.
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Das ist ja eine Form der Geburt, so mit GeburtshelferInnen.
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Ich weiß nicht, wie das bei Maschinen genannt wird.
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Und sie taucht gerne und weiß gar nicht genau, warum.
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Das ist halt einfach was, was sie gerne macht, wird ja auch nicht wirklich reflektiert.
1:02:00–1:02:04
Aber das ist ja genau der Punkt, wo sich auch diese Seele und Körper verbinden,
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dass man da wirklich so einen Rückblick noch mal hat auf diese eigene,
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frühe, ja eben pränatale, in utero Flüssigkeitsfeeling.
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Was selbst, was ja, wie du schon gesagt hast, was ja den Charakter auch unglaublich
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menschlich macht, dass die sowas hat, dass sie sowas will, dass die gerne taucht.
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Warum das denn? Und ich denke, dass so.
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Und Sexualität hast du schon beschrieben und natürlich kommt dann in diesem
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ganzen Thema irgendwie auch das Interpersonelle mit rein.
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Man möchte, also man mag die Person.
1:02:41–1:02:45
Was wäre jetzt, wenn es einfach so wie, wenn man den gleichen Film machen würde
1:02:45–1:02:49
und diese Person sähe aus wie Wall-E, auch künstliche Intelligenz.
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Du würdest nicht mit den gleichen Emotionen an diesem Kampf hängen.
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Das wäre einfach anders. Das heißt, das Äußere ist total wichtig,
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der Körper ist wichtig, auch in der Art, wie wir damit uns verbinden können,
1:03:01–1:03:04
auch bevor wir wissen, ob die Person jetzt menschlich ist oder Android.
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Also wir verbinden uns einfach mit dem Bild und dann entsteht eine interpersönliche
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Relation, eine Projektionsfläche, die wir dann auch irgendwie Hoffnung oder
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Befürchtung haben, bevor wir die Person überhaupt erfassen können.
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Und das meinte ich halt vorhin auch. Also es ist halt so, du brauchst natürlich,
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Wally hat ja keinen Beobachter, obwohl dann da die Kamera steht und ihn filmt,
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wie er diese ganzen Würfel macht aus Müll.
1:03:33–1:03:38
Aber es ist, denke ich, schon irgendwie Teil von diesem Identitätsthema,
1:03:39–1:03:43
ist ja auch gesehen zu werden. Ja, und Einsamkeit ist ja nicht von ungefähr ein großes Thema.
1:03:43–1:03:50
Also irgendwie in unserem Konzept von, was ist der Mensch, da wird nie davon
1:03:50–1:03:54
ausgegangen, dass es ein Plural ist, sondern es ist immer so,
1:03:54–1:03:55
okay, was ist der Mensch?
1:03:56–1:03:59
So ein bisschen wie du in der einen Folge beschrieben hast, dass der Wald,
1:03:59–1:04:03
da denkt man halt, das sind Bäume, sind der Wald, aber die Wahrheit ist,
1:04:03–1:04:04
die Bäume sind nur die Früchte vom Wald.
1:04:04–1:04:08
In der Wald ist dieses Gewebe unten drunter, diese Verbindung mit allem.
1:04:09–1:04:13
Und da finde ich das bei Ghost in the Shell schon so, die Person wirkt immer
1:04:13–1:04:21
ein bisschen einsam und gleichzeitig finde ich schon, dass es die ganze Zeit auch darum geht,
1:04:22–1:04:29
dass wir als Zuschauer uns verbinden wollen.
1:04:29–1:04:33
Also wir wollen weiter, die ist uns einfach unglaublich sympathisch.
1:04:33–1:04:38
Wir wollen, dass die gewinnt und so. Es ist jetzt wie ein Animationsfilm,
1:04:38–1:04:40
da kann die Person gestalten, wie man will.
1:04:40–1:04:44
Aber es gibt ja so Filme, wo man dann denkt, ja, ich kann mich mit dem Charakter
1:04:44–1:04:45
irgendwie nicht so verbinden.
1:04:45–1:04:50
Es interessiert mich einfach nicht, ob der jetzt irgendwie in der vierten Staffel
1:04:50–1:04:52
dann umgebracht wird oder nicht.
1:04:53–1:05:00
Aber bei diesem Thema Intelligenz und Leben und Sein und Leib und Körper und
1:05:00–1:05:03
Seele, da finde ich schon, dass das nicht so sehr um...
1:05:04–1:05:07
Künstliche Intelligenz per se geht, sondern du hast das ja auch schon gesagt,
1:05:07–1:05:10
es geht glaube ich wirklich um das Gefüge.
Florian Clauß
1:05:10–1:05:17
Also was für mich auch eine Frage ist, inwieweit wie weit kann sich überhaupt Form von,
1:05:19–1:05:24
intelligentem Leben ohne Körperlichkeit entwickeln, weil der Ghost ist ja so
1:05:24–1:05:30
einer, der dann halt hüpft von Körper zu Körper, aber irgendwie auch als Intelligenz, als Entität,
1:05:31–1:05:36
in so einem Netz leben kann oder zumindest existieren kann.
1:05:37–1:05:42
Aber diese Körpererfahrung, was jetzt sie als ein Cyborg hat,
1:05:43–1:05:49
macht sie ja so offen für so philosophische Fragen und Themen.
1:05:50–1:05:52
Also diese Körperlichkeit.
1:05:53–1:05:58
Und das ist halt so auch die Frage von überhaupt in diesem ganzen Diskurs,
1:05:58–1:06:05
wie sich dann Intelligenz ohne so eine Körperrückmeldung,
1:06:05–1:06:09
so ein Rückkopplungssystem durch Körper überhaupt existieren kann.
1:06:10–1:06:15
Also sei es jetzt irgendwie beim Tier, beim Menschen oder wo auch immer.
1:06:15–1:06:19
Aber irgendwo ist ja immer wieder so eine, zwischen Geist und Körper,
1:06:19–1:06:23
so eine Wechselbeziehung, die ja erstmal so etwas wie Leben dann ausmacht.
Micz Flor
1:06:23–1:06:28
Und die aber so selten diskutiert wird, natürlich. Wir hatten irgendwie,
1:06:29–1:06:31
das war lange vor eigentlich, ich weiß gar nicht, wann das war.
Florian Clauß
1:06:32–1:06:34
Wo du den Rippenbruch hattest.
Micz Flor
1:06:34–1:06:39
Nee, vor unserer Podcast-Venture.
Florian Clauß
1:06:39–1:06:45
Ach so. Nee, aber da hatten wir das ja auch mal so an, also dieses Leiden von Intelligenz.
Micz Flor
1:06:45–1:06:50
Das stimmt, ja. Das wurde dann zum Thema. Dieser Schmerz, der Schmerz.
Florian Clauß
1:06:51–1:06:51
Schmerzerfahrung.
Micz Flor
1:06:52–1:06:52
Schmerzerfahrung.
Florian Clauß
1:06:52–1:06:57
Ja, also man kann, glaube ich, jetzt so verschiedene Aspekte in diesem Film
1:06:57–1:07:03
so wunderbar diskutieren und hat da auch einfach so schöne Gedankenanstöße drin.
1:07:03–1:07:09
Deswegen, ja, und nach wie vor, die Faszination bei dem Film ist bei mir geblieben.
1:07:09–1:07:14
Ich finde das nach 30 Jahren knapp, jetzt gucken immer noch ganz stark.
1:07:15–1:07:17
Es gibt so Filme, die nicht altern.
1:07:18–1:07:22
Akira wäre, glaube ich, auch so ein Film, der natürlich auch ästhetisch gesehen,
1:07:25–1:07:30
da verzeiht man mehr, als bei irgendwelchen animierten Filmen, ne?
Micz Flor
1:07:32–1:07:32
Wieso meinst du?
Florian Clauß
1:07:33–1:07:37
Also Science-Fiction-Filme, wo dann zum ersten Mal CGI eingesetzt wurde,
1:07:37–1:07:42
aus den 90er Jahren anguckst, da gibt's ganz viel, was dann halt einfach nicht
1:07:42–1:07:44
gut alt hat, weil es halt nicht mehr gut aussieht.
1:07:44–1:07:47
Während bei so einer Anime-Geschichte, die funktioniert nicht immer,
1:07:47–1:07:51
also die Ästhetik kennt man ja auch noch aus den Vorabend-Serien,
1:07:51–1:07:53
die dann halt genau so etwas trashiger,
1:07:53–1:08:00
damals halt aufwendiger produziert sind, aber ja das funktioniert bei dem Film noch sehr gut.
Micz Flor
1:08:01–1:08:05
Also für mich ist jetzt 30 Jahre später die Diskussion, dass wir eben nicht
1:08:05–1:08:10
über das über die Action und das Hacken und sowas sprechen, sondern dass wir
1:08:10–1:08:16
über Leiblichkeit, Körper und Geist so reden, das ist für mich neu.
1:08:18–1:08:21
Künstliche Intelligenz Diskussion dann auch über den,
1:08:25–1:08:29
Wie sagt man das? Nur über meine Leiche gibt es doch diesen Spruch.
1:08:29–1:08:32
Und da ist ja auch der Körper drin und irgendwie dieses Gefühl,
1:08:32–1:08:36
dass die Diskussion eben nicht über eine Leiche geführt werden kann,
1:08:37–1:08:39
sondern dass Intelligenz und Körperlichkeit irgendwie zusammenhängen.
1:08:41–1:08:45
Raum, wahrscheinlich dann auch ein Thema, ist Räumlichkeit. Da sind wir dann
1:08:45–1:08:49
auch wieder bei laufend reden und beim Laufen reden,
1:08:49–1:08:57
weil wir ja auch diesen Raum einnehmen, so in der Stadt und uns damit dann auch irgendwie verbinden.
1:08:58–1:09:02
Wobei ich lustigerweise es gar nicht so sehr habe, dass unsere Podcast-Gespräche
1:09:02–1:09:04
mit Orten verbunden sind.
Florian Clauß
1:09:04–1:09:09
In mir geht es schon so. Also wenn ich dann irgendwann später mal wieder so
1:09:09–1:09:15
an eine Ecke von Berlin komme, dann denke ich, ach hier haben wir doch über Voyager gesprochen.
Micz Flor
1:09:16–1:09:18
Doch, das stimmt. Das habe ich im Südkreuz.
Florian Clauß
1:09:18–1:09:23
Ja, siehst du. Genau, das ist kognitive Mapping, was wir uns da hier erschließen.
1:09:23–1:09:28
Nach wie vor, was natürlich auch unsere ganz individuellen Erfahrungen sind,
1:09:28–1:09:33
aber wo wir dann so eine Ortsbeziehung entwickeln.
1:09:37–1:09:45
Ja, also ich würde sagen, mehr ist nicht zu sagen, also ich glaube,
1:09:45–1:09:51
wir haben das jetzt irgendwie so ganz ausführlich erörtert und ja,
1:09:51–1:09:54
ich kann auch noch mal den Appell starten,
1:09:55–1:09:59
kann man sich gut anschauen, ist auch noch nicht mal 90 Minuten lang.
1:09:59–1:10:04
Echt, ja? Ja, ist 82 Minuten lang, der Film. Gut, Mitch.
Micz Flor
1:10:04–1:10:07
Ja, danke auch für die Tour. Ich bin total gespannt, wo wir jetzt rauskommen.
1:10:08–1:10:10
Irgendwie sieht das so vertraut aus, aber...
Florian Clauß
1:10:10–1:10:14
Ist es nicht, ne? Es ist schon was anderes hier. Ich kenne das auch noch nicht,
1:10:14–1:10:17
muss ich ehrlich sagen. Wir gehen jetzt quasi unter die Brücke.
1:10:19–1:10:25
Unter die Brücke in Richtung Lietzensee. Mal schauen, wo uns das noch hinschwirrt.
1:10:25–1:10:27
Wir müssen ja nochmal jetzt gleich einkehren.
Micz Flor
1:10:27–1:10:31
Ja, ich möchte auf jeden Fall noch mit dir jetzt was essen. Ja, machen wir.
1:10:32–1:10:35
In diesem Sinne lassen wir jetzt einfach die anderen außen vor.
1:10:36–1:10:38
Vielen Dank fürs Zuhören, dass ihr dabei geblieben seid.
1:10:39–1:10:41
Es gibt wirklich nicht mehr so viel zu sagen.
1:10:42–1:10:44
Abschließend, ich habe das Gefühl, weil du vorhin gesagt hast,
1:10:46–1:10:49
getroffen, aber es hat mich dann irgendwie auf einmal so erschüttert.
1:10:49–1:10:52
Da habe ich nichts gesagt, aber es stimmt, ich habe dir zugehört.
1:10:52–1:10:56
Aber es war sehr schön. Es war sehr schön.
1:10:56–1:10:58
Ja, vielen Dank auch.
1:10:59–1:11:03
Wie immer unter eigentlich-podcast.de.
Florian Clauß
1:11:03–1:11:07
Könnt ihr dann die Informationen zu den folgenden Folgen abrufen,
1:11:07–1:11:11
den Track, den wir gelaufen sind, runterladen.
Micz Flor
1:11:11–1:11:12
Check the Track.
Florian Clauß
1:11:12–1:11:16
Und auch, du hast dieses Mal total viele Fotos gemacht. Nee,
1:11:16–1:11:17
so viel habe ich gar nicht gemacht.
1:11:17–1:11:21
Du warst dauernd mit dem Handy am Fotografieren. Ja, ich schickte die alle.
1:11:22–1:11:28
Wir veröffentlichen dann auch immer in der Episode die Fotos von den Straßen,
1:11:28–1:11:29
wo wir langgelaufen sind.
1:11:29–1:11:35
Das war eigentlich Podcast Episode 42.
1:11:36–1:11:42
Dann das nächste Mal übernimmt Mitch. Ich sage Tschüss, bis in zwei Wochen.
Micz Flor
1:11:42–1:11:45
Und ich sag Papa, Baba.

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"Never listen to what people say. Just watch what they do." (Chrisjen Avasarala, S02E01)

Unser Thema ist die Serie "The Expanse", eine Meisterleistung im World Building. Ursprünglich als Massively Multiplayer Online Role-Playing Game (MMORPG) geplant, wurde sie später zu einer Streaming- und TV-Serie umgewandelt. Die letzte Staffel wurde gestreamt, und das letzte Buch wurde veröffentlicht. Es ist also an der Zeit, einen umfassenden Blick auf das Gesamtwerk zu werfen. Obwohl wir vor Plot-Spoilern warnen, kommen wir gar nicht dazu, da wir uns in unserer Begeisterung für die neun Romane, die zusätzlichen Novellen und die für das Fernsehen vom Syfy Network adaptierte Serie verstricken, die jedoch nach drei Staffeln abgesetzt wurde. (Amazon erwarb die Rechte und produzierte drei weitere Staffeln.) Die Handlung spielt in einer Zukunft, in der die Menschheit das Sonnensystem kolonisiert hat. Der Konflikt zwischen der Erde, dem Mars und den "Belters" im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter eskaliert, als eine mysteriöse außerirdische Technologie namens Protomolekül auftaucht. Die Serie beginnt ohne große Einleitung und nimmt das Publikum mit auf eine Entdeckungsreise durch die Expanse-Welt. Wir hingegen versuchen einleitend eine Zusammenfassung, die jedoch immer wieder scheitert, denn das World Building von "The Expanse" ist ebenso umfassend und scheinbar endlos wie das von Star Wars. Auf einmal ist die Zeit schon um und wir haben kaum begonnen und doch schon zu viel gesagt! Worin wir uns einig sind: Cast, Technik, Locations und Plots begeistern genauso wie die Leichtigkeit, mit der die Welt immer größer wird und jedes Buch schon fast wie ein anderes Genre erscheint. Auch das Protomolekül entwickelt sich weiter: von einer Art Phage, die Zellen befällt, zu einer umfassenden verschollenen Alien-Kultur, die ganze Sonnensysteme in diamantene Festplatten umwandeln und fast-kollabierende Sterne zu Mausefallen umfunktionieren kann.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Micz Flor
Erzähler
avatar
Florian Clauß

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:02
Und heute wird nicht geklatscht.
Florian Clauß
0:00:02–0:00:05
Doch, wir müssen nochmal klatschen. Warum? Für das Backup.
Micz Flor
0:00:06–0:00:08
Hä, das ist doch auch Stereo.
Florian Clauß
0:00:08–0:00:11
Nee, das ist ja, quasi jeder Sender nimmt ja einzeln auf.
Micz Flor
0:00:12–0:00:15
Ich dachte du nimmst, ach, im Sender ist die nicht eingefahren.
Florian Clauß
0:00:15–0:00:20
Ja, ja, ja, das war der Punkt, warum ich das Backup nicht eingefahren hab.
0:00:20–0:00:22
Also nee, das Firmware-Update, so rum.
0:00:23–0:00:26
Und erst als ich dann die Sender angeschlossen hab, hat der mir gesagt,
0:00:26–0:00:30
hier mach mal Firmware-Update. Und damit konnte ich dann halt gleich das Backup
0:00:30–0:00:32
machen. Also müssen wir klatschen.
Micz Flor
0:00:33–0:00:39
Gut. Hallo und herzlich willkommen zu Eigentlich Podcast.
Florian Clauß
0:00:40–0:00:46
Der Podcast, wo wir im Laufen reden und redend laufen. Oder sowas in der Art.
Micz Flor
0:00:46–0:00:47
Laufend reden.
Florian Clauß
0:00:47–0:00:55
Laufend reden. Und wir sind jetzt ganz schön hier gerade aus der Janowitzbrücke.
Micz Flor
0:00:57–0:01:00
Haben wir uns getroffen s bahnhof
0:01:00–0:01:05
janowitz brücke und laufen richtung wohin
0:01:05–0:01:13
laufen eigentlich wünscht also ich habe mich so ein richtiges ziel ist lustig
0:01:13–0:01:18
was ist unser ziel das da ist mein destination also was heißt das eine buch
0:01:18–0:01:20
was wir nachher referenzieren werden aber ich,
0:01:22–0:01:26
Ich weiß nicht genau. Wir hatten drüber gesprochen. Mein Wunsch war so ein bisschen,
0:01:26–0:01:34
dass wir rübergehen zum Kino International und dann die Straße langlaufen und irgendwie in so einem,
0:01:35–0:01:39
es ist nicht die Allee der Kosmonauten, aber irgendwie so ein Gefühl haben von
0:01:39–0:01:45
dieser Zeit, als man euphorisch dachte, man kann so den Mond und dann den Rest
0:01:45–0:01:50
des Sonnensystems erobern, wo die Architektur eben gerade hier auch natürlich...
Florian Clauß
0:01:50–0:01:52
Hat das irgendwas mit deinem Thema zu tun?
Micz Flor
0:01:52–0:01:54
Hat mit meinem Thema zu tun.
Florian Clauß
0:01:54–0:01:58
Und was ist dein Thema? Nachdem wir letzte Episode, ich hatte es ja angekündigt,
0:01:58–0:02:02
meinen Dreiteiler gemacht haben über Kinogeschichte der 90er,
0:02:03–0:02:05
ist jetzt natürlich spannend, was hast du?
0:02:05–0:02:10
Willst du dich wieder anschließen, mein Thema?
0:02:10–0:02:12
Oder willst du etwa ausscheren?
Micz Flor
0:02:13–0:02:16
Ich schere aus und ich wollte es mir leicht machen. Ich habe gemerkt,
0:02:16–0:02:17
das ist gar nicht so leicht.
0:02:17–0:02:21
Und für die, die jetzt noch nicht den Titel gelesen haben, singe ich jetzt was
0:02:21–0:02:24
dann kommt man vielleicht drauf weil ich finde das worüber wir sprechen was
0:02:24–0:02:32
sowohl eine buchserie als auch eine fernsehserie sagt man nicht mehr oder es ist eine tv show,
0:02:34–0:02:38
okay eine serie ist ich habe
0:02:38–0:02:41
dieses lied was ich schon lange kenne es hat mich irgendwie daran erinnert
0:02:41–0:02:45
und hin und her dass dabei etwas umgedichtet und es geht so fli me
0:02:45–0:02:48
to the moon and let me
0:02:48–0:02:53
rest amongst the stars let me
0:02:53–0:02:57
see what spring is like on jupiter
0:02:57–0:03:13
and mars in other words we a fan of the tv and book series the expanse also es geht um The Expanse.
0:03:13–0:03:16
Und ich habe jetzt einfach mal gesagt, wir sind beide Fans. Ich glaube,
0:03:16–0:03:19
das stimmt gar nicht so, weil du bist irgendwann ausgestiegen.
Florian Clauß
0:03:19–0:03:20
Nee, stimmt überhaupt nicht.
Micz Flor
0:03:21–0:03:24
Und ich wollte es mir irgendwie leicht machen, weil ich habe die Serie gesehen
0:03:24–0:03:27
und ich habe alle Bücher gelesen, bis auf das letzte.
0:03:27–0:03:30
Und diese Show wird auch voller Plot-Spoiler sein.
0:03:31–0:03:36
Weil, bis auf das, es sei denn, die komplette Story-Arc nicht,
0:03:36–0:03:37
weil das letzte Buch habe ich noch nicht gelesen.
0:03:37–0:03:40
Das heißt, da habe ich auch extra nicht geguckt, wo es da geht.
0:03:40–0:03:43
Und Plot Summary auch nicht gelesen.
Florian Clauß
0:03:43–0:03:45
Dann kann ich dich jetzt voll spoilern.
Micz Flor
0:03:45–0:03:46
Du weißt es schon.
Florian Clauß
0:03:46–0:03:48
Ich habe die letzte Serie geguckt.
Micz Flor
0:03:48–0:03:52
Die letzte Serie? Die sechste Serie von Amazon habe ich auch gesehen.
0:03:53–0:04:00
Aber das ist nicht das Ende der neuen... Es sind neun Bücher und es wurden nur
0:04:00–0:04:06
sechs Bücher verfilmt plus in der letzten Staffel noch eine Kurzgeschichte.
0:04:06–0:04:12
Es gab so ein paar Novellas, die zwischen den eigentlichen Büchern spielen und,
0:04:14–0:04:19
Davon wurden so ein paar Ideen dann auch im TV. Also bei Amazon ist es nicht
0:04:19–0:04:25
mehr TV, aber vorher bei Sci-Fi, die ersten drei Staffeln wurden von Sci-Fi produziert.
0:04:25–0:04:28
Da war es wahrscheinlich wirklich noch TV, oder?
0:04:29–0:04:32
Aber dann wurde das von Amazon Prime übernommen.
0:04:32–0:04:38
Und irgendwie, na doch, Amazon nennt sich auch TV, oder? Gibt es das?
Florian Clauß
0:04:38–0:04:44
Ja, also auf jeden Fall hat die ganze Serie ab der dritten Staffel einen extremen
0:04:44–0:04:47
Budget-Boost erfahren.
0:04:48–0:04:55
Das merkt man an den Spezialeffekten. Und ja, also es ist fast jede einzelne
0:04:55–0:04:59
Folge ist produziert wie ein Kinofilm, kann man schon so sagen.
Micz Flor
0:04:59–0:05:02
Zumindest du ja auch bei einer science fiction
0:05:02–0:05:05
serie immer wieder dieses in
0:05:05–0:05:09
diesem spagat machen muss zwischen was kostet
0:05:09–0:05:11
eine folge ja wie viel budget habe ich
0:05:11–0:05:20
für special effects und wieviel folgen muss ich jetzt noch machen ja das stimmt
0:05:20–0:05:24
und es ist auch irgendwie so ich weiß nicht wie es dir gegen rückblickend die
0:05:24–0:05:28
erste sie kennen vielleicht mal für die die noch gar nicht wissen worüber wir
0:05:28–0:05:30
jetzt gerade reden, weil wir steigen jetzt schon so ein bisschen an wie so,
0:05:32–0:05:37
David Topgeeks. Der hat gerade so ihren neuen The Expans.
Florian Clauß
0:05:39–0:05:43
Du bist ja auch einer, der immer die Bücher liest, so wie bei Jack Reacher.
0:05:44–0:05:48
Haben wir ja auch schon mal thematisiert. Alle Bücher gelesen und dann erst den Film geguckt.
0:05:48–0:05:52
So soll es sein. Harry Potter weiß ich nicht genau, warum du das gemacht hast.
Micz Flor
0:05:52–0:05:55
Ja, ist lustig, weil ich habe nämlich auch über das Lesen habe ich auch nachgedacht
0:05:55–0:05:58
und dieses Lied, was du mir mal gezeigt hast, kam glaube ich von dir.
0:05:59–0:06:06
Wo dieses, wie hieß die Nummer? Die, äh, die, äh, Lord of the Rings,
0:06:07–0:06:08
the book was probably better.
Florian Clauß
0:06:10–0:06:15
The Awesome, Evil, nee, Axes of Awesome oder sowas. Axes of Awesome.
Micz Flor
0:06:16–0:06:20
He's called Geoffrey, not Joffrey. Nee, die andere und dann so.
0:06:20–0:06:24
Ja, da musste ich so dann denken, wo einer sich dann total aufregt über die
0:06:24–0:06:29
Leute, die dann die Singer im im Fernsehen gesehen haben und die Bücher nicht gelesen haben.
Florian Clauß
0:06:29–0:06:32
Und vor allen Dingen diejenigen, die die Bücher gelesen haben,
0:06:32–0:06:34
das schon vor 20 Jahren gemacht haben. Genau.
Micz Flor
0:06:34–0:06:37
I waited 15 years for the Dance of Dragons!
Florian Clauß
0:06:37–0:06:42
15 years for the Dance of Dragons! 15 years! Und jetzt Rage.
Micz Flor
0:06:42–0:06:48
Genau, Rage Against the Machine. Da musste ich auch wirklich an dich denken, weil es ist schon...
0:06:49–0:06:52
Interessant, du hast ja auch mit meinem Bruder Chris immer mal so folgendes
0:06:52–0:06:56
gesagt, und Chris und ich sind in unserer Dreiergruppe eigentlich plus auf Signal
0:06:56–0:06:58
sind wir ja dann so die, die sich,
0:06:59–0:07:01
über Bücher, also nicht, wir reden ja nicht über Bücher, weil wenn,
0:07:01–0:07:03
dann schreiben wir, wir schreiben auch nicht viel über Bücher,
0:07:03–0:07:06
aber trotzdem habe ich immer das Gefühl, das ist sowas, was,
0:07:07–0:07:12
dich so ein bisschen abtrennt eigentlich von mir, dass du gar nicht so ich hatte
0:07:12–0:07:14
dir ja sogar mal Nicht nur das, Mitch, nicht nur das.
Florian Clauß
0:07:16–0:07:19
Nicht nur oder ein E-Book drin in uns.
Micz Flor
0:07:20–0:07:25
Also, The Expanse. Das ist jetzt so ein bisschen formell. Da gehe ich mal so
0:07:25–0:07:27
durch, um mal so eine Fassung zu machen.
0:07:27–0:07:31
Und danach gehen wir wieder zurück in diesen Banter, wo wir uns einfach die Dinge so zuwerfen.
0:07:31–0:07:35
The Expanse ist sowohl eben eine Science-Fiction-Roman-Serie,
0:07:35–0:07:37
wie die entstanden ist, fand ich auch ganz spannend.
0:07:38–0:07:43
Das hat dann eben auch mit diesem Nerd-Wesen zu tun, weil es war ursprünglich
0:07:43–0:07:51
geplant, als als Online-Multi... Wie heißt das nochmal?
0:07:54–0:07:56
MMPORG oder wie heißt das nochmal?
0:07:59–0:08:04
MMORPG, genau. Massively Multiplayer Online Roleplaying Game. Das war die Uridee.
0:08:04–0:08:07
Hatte einer der beiden Autoren. Das ist quasi der Pen-Name.
Florian Clauß
0:08:07–0:08:11
Von welchem Jahr reden wir jetzt?
Micz Flor
0:08:11–0:08:19
Wir sind jetzt Anfang der Nullerjahre. Also das erste Buch erschien 2011,
0:08:19–0:08:23
also könnte man sagen, das ist so fast zehn Jahre in Entstehung,
0:08:23–0:08:31
in der Entwicklung von einem Rollenspiel-Weltensystem bis hin zum ersten Buch
0:08:31–0:08:32
sind fast zehn Jahre vergangen.
0:08:34–0:08:40
Das Ganze wurde als ursprünglich zwölf Bücher-Story-Arc angelegt und dann haben
0:08:40–0:08:43
die aber wohl zwischen drittem und viertem Buch, Buch habe ich im Interview
0:08:43–0:08:46
gehört, haben die so gemerkt, also alles weggeschmissen haben,
0:08:46–0:08:47
was sie dann doch nicht so gut fanden,
0:08:47–0:08:51
wurde das Ganze irgendwie auf neun Bücher beschränkt.
0:08:51–0:08:55
Und ich habe dann auch noch ein anderes Interview gehört, wo die dann auch noch
0:08:55–0:08:56
mal irgendwie so relativ,
0:08:58–0:09:04
relativ confident irgendwie so meinen, ja, wir haben auf alle Fälle die neun Bücher bereit.
0:09:04–0:09:08
Also wenn Amazon da mitmacht, wir haben genug Material.
0:09:09–0:09:12
Aber Amazon hat ja scheinbar dann nach der sechsten Staffel,
0:09:12–0:09:16
was auch mehr oder weniger das sechste Buch plus X ist, aufgehört.
Florian Clauß
0:09:17–0:09:23
Also das war jetzt, war das so eine Startup-Idee oder war das initiiert von Amazon?
Micz Flor
0:09:24–0:09:27
Wir machen jetzt erstmal ganz kurz das Intro für die, die Xpense noch gar nicht
0:09:27–0:09:31
kennen. Und dann rutsche ich genau in deine Fragen auch so ein bisschen mit rein.
0:09:32–0:09:36
Im Amerikanischen, wo es erschienen ist, oder im Englischsprachigen,
0:09:36–0:09:42
heißt der Pen Name, also das Pseudonym, James S.A. Corey. Im Deutschen aber nur James Corey.
0:09:43–0:09:47
Und das sind die beiden Autoren Daniel Abram und Ty Frank.
0:09:47–0:09:51
Und die sind auch, das wird auch in Interviews immer diskutiert,
0:09:51–0:09:55
wenn du die hörst, die haben leicht unterschiedliche Stimmen,
0:09:55–0:09:59
aber so inhaltlich und in der Attitude sind die sich wirklich sehr ähnlich.
0:09:59–0:10:02
Also man hat wirklich so ein Gefühl von einer Brüderschaft. und die sagen auch,
0:10:02–0:10:06
dass viele immer vermuten, wenn man zu zweit schreibt, dann muss man sich irgendwann verkrachen.
0:10:07–0:10:12
Aber die kennen das nicht, also die haben das nie erlebt, sondern im Gegenteil.
0:10:12–0:10:15
Die haben immer das Gefühl, dass wenn einer gerade bei der Filmproduktion ist
0:10:15–0:10:19
oder der andere gerade irgendwie bei einer Messe oder sowas,
0:10:19–0:10:21
dass der immer für beide sprechen kann.
0:10:22–0:10:26
Auf jeden Fall, die beiden haben eng zusammengearbeitet, haben etwas anderen
0:10:26–0:10:30
Hintergrund. Danny Abraham war schon Autor, hat schon eine Reihe von Büchern
0:10:30–0:10:34
geschrieben, 69 geboren beide, also sind jetzt 54.
0:10:35–0:10:46
Und Ty Frank wird auch eben als Novelist, aber hat eben diese Publikation, im Prinzip geht seine,
0:10:47–0:10:53
in Anführungszeichen, Karriere wirklich erst mit The Expanse los.
0:10:54–0:10:58
Und bei Danny Abraham ist es irgendwie ganz interessant, dass er auch so auf
0:10:58–0:11:05
seiner eigenen Wikipedia-Seite, da auf seiner Homepage, The Expanse immer so erst als zweites nennt.
0:11:05–0:11:08
Also ich glaube, er hat irgendwie schon so einen Wunsch, dass seine Erfolge
0:11:08–0:11:12
auch vor The Expanse best known for, gibt es ja immer sowas.
0:11:12–0:11:14
Und da hat er ein paar andere Sachen stehen, die ich nicht knowe.
0:11:15–0:11:19
Aber The Expanse, glaube ich, ist wahrscheinlich sein bekanntestes Werk.
0:11:21–0:11:28
Der erste Roman hieß Leviathan Awakes oder Leviathan erwacht und wurde 2011 geschrieben.
0:11:28–0:11:34
Und 2012 war der gleich für den Hugo Award als bester Roman nominiert.
0:11:34–0:11:39
Und 2017 war die gesamte Serie dann nochmal für den Hugo Award,
0:11:39–0:11:44
also neun Bücher, als beste Serie nominiert. Und gewann das dann auch im Jahre 2020.
0:11:46–0:11:50
Hugo Award ist insofern interessant, weil das ist, wenn ich mich recht erinnere, der Publikumspreis.
0:11:51–0:11:56
Da geht es also nicht darum, dass das irgendwie von der Jury vergeben wird,
0:11:56–0:12:00
sondern das ist wirklich ein Publikumspreis.
0:12:01–0:12:05
Also insgesamt sind es neun Romane und es gibt aber auch eben diese Novellen, kürzere Werke.
0:12:05–0:12:09
Teilweise sind es eher Kurzgeschichten, die aber auch richtig schön zu lesen
0:12:09–0:12:11
sind, auch wenn man die Serie nicht kennt.
0:12:12–0:12:19
Und Syfy, S-Y-F-Y Network, adaptierte das und hat das unter dem Titel The Expanse
0:12:19–0:12:20
auch ins Fernsehen gebracht.
0:12:21–0:12:27
Nach drei Staffeln aber abgesetzt. Amazon hat es dann erworben und produzierte
0:12:27–0:12:31
drei weitere Staffeln, die alle auf Amazon Prime Video erschienen sind.
0:12:31–0:12:34
Und ganz kurz noch zu den Autoren und dann kommen
0:12:34–0:12:38
wir nämlich auch in die Entstehungsgeschichte von The Expanse Reigns.
0:12:38–0:12:46
Daniel James Abram ist 1969 geboren im November und hat noch ein anderes Pseudonym, MLN Hannover.
Florian Clauß
0:12:48–0:12:48
Hannover?
Micz Flor
0:12:49–0:12:54
Hannover, ja. Er schreibt Romane, Comicbuchautor, Drehbuchautor und Fernsehproduzent
0:12:54–0:12:59
und die letzteren Dinge sind glaube ich aber auch eben The Expanse verschrieben.
0:13:02–0:13:10
Und Ty Frank, ist im Mai 69 geboren, der hat, und das fand ich so ganz interessant, der hat in seine,
0:13:10–0:13:18
der hat eben dieses Media Gaming Tabletop Ding irgendwie so da so mit reingebracht.
0:13:19–0:13:24
Also eigentlich ist er der, er ist eigentlich das Protomolekül für das Universum,
0:13:24–0:13:25
The Expanse auf eine Art.
0:13:25–0:13:28
Das fällt mir jetzt so als Analogie an und was das Protomolekül ist,
0:13:28–0:13:32
das werden wir dann auch gleich nochmal erklären müssen.
0:13:32–0:13:38
Aber der kommt aus so einem anderen Hintergrund und hatte zum Beispiel auch mit George R.
0:13:38–0:13:44
R. Martin, also wir haben gerade Dance of Dragons, also der die Game of Thrones
0:13:44–0:13:46
Bücher auch geschrieben hat.
Florian Clauß
0:13:46–0:13:48
Also es lief schon Feuer in Eis.
Micz Flor
0:13:48–0:13:53
Ja, er war dessen Assistent, hat als Assistent für den gearbeitet.
0:13:53–0:13:56
Das habe ich nochmal ein bisschen nachgegoogelt. Im Interview hat er das so erzählt.
0:13:57–0:14:01
Der wurde von einer Bekannten in so einer Writers Group, also einer Schreibgruppe,
0:14:01–0:14:05
darauf hingewiesen, dass Martin jemanden als Assistenten für die Multimedia-Sachen sucht.
0:14:07–0:14:11
Und dann war das wohl so ein ganz informelles Gespräch.
0:14:11–0:14:15
Also Martin hat dann irgendwie wohl zu ihm gemeint, so Melinda says I should
0:14:15–0:14:18
hire you. Also Melinda meint, ich sollte dich anstellen.
0:14:19–0:14:25
Und Ty Frank erzählt dann im Interview, yes and here's why, hätte er gesagt.
0:14:25–0:14:26
Und hat es dann alles irgendwie so groß erklärt.
0:14:27–0:14:29
Und am nächsten Tag ging es irgendwie los.
0:14:29–0:14:33
Und was ich dann auch lustig fand im Interview, ist auch so ein bisschen diese
0:14:33–0:14:36
Art von Humor und Geek-Humor.
0:14:37–0:14:43
Und zwar ist es ja, dass alle Leute immer sagen, dass George Martin schreibt
0:14:43–0:14:45
auf einem uralten DOS-Computer.
0:14:46–0:14:50
Mit der Software WordStar. Also da würde er halt das alles schreiben,
0:14:50–0:14:53
hätte halt kein Internet und nix und sowas. Und,
0:14:54–0:14:59
Und ich habe das jetzt so ins Deutsch übersetzt. Und Ty Frank sagt halt so,
0:14:59–0:15:00
nein, nein, nein, nein, nein.
0:15:00–0:15:04
Er schreibt tatsächlich nicht auf einem alten DOS-Computer.
0:15:04–0:15:08
Er hat auf einem alten DOS-Computer geschrieben. Und der ist dann aber kaputt gegangen.
0:15:09–0:15:13
Tatsächlich habe ich ihm den Computer gebaut, auf dem er jetzt schreibt.
0:15:13–0:15:17
Und der ist ein hochmodernes Gerät, auf dem DOS läuft und WordStar 4.
Florian Clauß
0:15:22–0:15:27
Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich beim Textverarbeitungsprogramm von
0:15:27–0:15:33
dem C64 auf Pappe so eine Schablone ausgedrückt habe, die direkt über die Tastatur ging.
0:15:33–0:15:37
Und dann waren überall auf dieser Schablone so Beschreibungen,
0:15:38–0:15:43
welche Funktionen die Tasten haben. Das war so eine Art Mapping von,
0:15:43–0:15:47
welche Funktion ich aus dem Textverarbeitungsprogramm bedienen kann.
0:15:47–0:15:52
Und ich kann mir schon vorstellen, dass wenn der dann, tatsächlich hat der auch
0:15:52–0:15:53
in den 80ern angefangen,
0:15:54–0:15:59
das Lied von Feuer und Eis zu schreiben, dass er dann halt so auf dieses Mapping
0:15:59–0:16:06
von WordStar festgelegt ist, dass er dann halt auch wieder WordStar braucht im Jahre jetzt.
Micz Flor
0:16:06–0:16:09
Ja, das reibt sich halt auch so ganz tief ein. Ich hatte das irgendwie,
0:16:10–0:16:14
fällt mir gerade ein, also erstens arbeite ich beim Texteditieren immer noch
0:16:14–0:16:17
mit Bluefish, aber Bluefish ist quasi für mich schon das Neueste.
0:16:18–0:16:21
Das habe ich jetzt irgendwie seit genau 15 Jahren, aber ich habe Bluefish,
0:16:21–0:16:24
alles andere ist mir irgendwie, man möchte da nicht mehr rein.
Florian Clauß
0:16:25–0:16:26
Und Wim hat man nie gelernt.
Micz Flor
0:16:27–0:16:31
Ja, und das ist halt genau das, ich habe halt Wim gelernt. Und es gibt eine
0:16:31–0:16:37
Sache bei Bluefish, die mir immer wieder passiert ist, dass auf einmal zwei Ds im Text drin sind.
0:16:38–0:16:43
Der Grund ist eher, weil wenn man zweimal D drückt in Wim, dann heißt es Zeile löschen.
0:16:44–0:16:48
Und manchmal will man ja einfach so eine Zeile löschen komplett und dann kommt
0:16:48–0:16:49
doppelt D. Das ist so hängen geblieben.
Florian Clauß
0:16:50–0:16:52
Okay, also sagen wir nicht Doppelpunkt.
0:16:54–0:16:57
Q-Strand steht für Exit und Quick.
0:16:57–0:17:01
Na gut, wir weichen aus, ja, wir schweifen ab, meine ich.
0:17:01–0:17:04
Ich wollte noch kurz nutzen, weil deine Idee war ja auch so ein bisschen hier
0:17:04–0:17:09
auf der Tour, wir sind gerade und ich habe gesehen, hier das Internationale, Kino International,
0:17:09–0:17:16
ein Kino, wo wir viele Filme gesehen haben und wo auch viele emotionale Erlebnisse
0:17:16–0:17:17
passiert sind im Film. Ganz viele.
0:17:17–0:17:22
Ganz viele, also auch die Räumlichkeiten im Film mit den Filmen zusammen und
0:17:22–0:17:25
die Räumlichkeiten. Jetzt zwischen uns. Zwischen uns auch.
0:17:25–0:17:27
Tiger and Dragon haben wir, glaube ich, da gesehen.
Micz Flor
0:17:27–0:17:28
Ja, du bist Tiger.
Florian Clauß
0:17:29–0:17:31
Nee, ich war der mit dem Schiff. Das hast du auch schon mal.
Micz Flor
0:17:31–0:17:32
Ja, aber das war Hero, glaube ich.
Florian Clauß
0:17:32–0:17:36
Naja, das war Hero. Nee, das war Tiger and Dragon. Egal.
0:17:36–0:17:41
Auf jeden Fall hier, direkt an der Karl-Marx-Allee, Kino International, feiert 60.
0:17:41–0:17:48
Geburtstag. Und wir gehen jetzt so in Richtung, in diese Plattenbausiedlung,
0:17:48–0:17:50
die sich aber so ein bisschen reformiert hat,
0:17:51–0:17:55
zwischen Platz der Vereinten Nationen und Karl-Marx-Allee und versuchen,
0:17:55–0:17:58
so eine kleine Kinotour zu machen.
0:17:58–0:18:00
Und auch an einem unserer Lieblingskinos,
0:18:02–0:18:03
vorbeizukommen.
Micz Flor
0:18:03–0:18:05
Wenn es das überhaupt noch gibt. Das gibt es.
Florian Clauß
0:18:05–0:18:07
Ich war neulich mit Tilwan zusammen.
Micz Flor
0:18:07–0:18:10
Ich liebe es immer noch, ich war aber ewig nicht mehr da.
Florian Clauß
0:18:10–0:18:14
Ich mag das auch voll gerne. Ihr könnt ja spoilern, das Tilsiter Lichtspiele.
0:18:15–0:18:22
Tilsiter, so viel auch sei auch gesagt, Tilsiter hängt dran an dem ganzen an
0:18:22–0:18:26
der die haben eine eigene Brauerei, die haben mehrere Kinos.
0:18:26–0:18:31
Die hatten jetzt auch zuletzt das Kino, was intimes in Friedrichshain stillgelegt
0:18:31–0:18:33
worden war, haben die aufgenommen.
0:18:33–0:18:37
Die haben Zukunft am Ostkreuz, ein Freilichtkino haben die noch.
Micz Flor
0:18:37–0:18:42
So wie du es aussprichst, schreibt man das Zug UMPFT.
Florian Clauß
0:18:42–0:18:48
Zukunft. In der Zukunft, aber die Transkription wird zeigen,
0:18:48–0:18:50
wie sich das ausgesprochen hat.
Micz Flor
0:18:50–0:18:51
Manchmal war es die AI.
Florian Clauß
0:18:52–0:18:56
Und die haben bei allen noch eine eigene Brauerei dran. Und das Tolle ist,
0:18:56–0:19:01
Das Tolle ist, es war noch mal so ein Filmgalaktiv.
0:19:01–0:19:02
Ich weiß nicht, ob die jetzt noch
0:19:02–0:19:05
immer Filme drehen, aber wir haben auf Beta-Folgen früher Filme gedreht.
0:19:05–0:19:12
Und einer von denen ist halt so, der hat Lagerhallen voll von diesem ganzen DDR-Interieur.
0:19:12–0:19:18
Und jede Kneipe, die jetzt zum Kino gehört, Intimis und jetzt hier auch diese
0:19:18–0:19:22
Lichtspiele, wenn du reingehst, die sind immer unglaublich ostig,
0:19:22–0:19:24
aber unglaublich toll eingerichtet.
0:19:24–0:19:28
Da gibt es noch diese Lampenschuhe, es gibt diese Stühle, es gibt diese Verkleidung,
0:19:28–0:19:30
also dieses ganze Originalmaterial.
0:19:30–0:19:33
Und das kommt halt von diesem einen Typen, der in diesem Kollektiv,
0:19:33–0:19:35
und der hat auch Filme ausgestattet.
0:19:36–0:19:43
Und ja, ich war mal, ich habe mal zusammen mit dem einen studiert und wir konnten
0:19:43–0:19:45
dann immer Filme gucken bei ihm im Kino.
0:19:45–0:19:50
Das war auch total super, als wir uns auf die Seminare vorbereitet haben. Das waren die 90er.
Micz Flor
0:19:50–0:19:52
Und in welchem Kino war das dann?
Florian Clauß
0:19:52–0:19:53
Es war ein Tösetag.
Micz Flor
0:19:54–0:19:55
In den Lichtspielen, wo wir jetzt hingekommen sind.
Florian Clauß
0:19:55–0:19:58
Ja, genau. Da haben wir uns dann immer Vormittag, Sonntag Vormittag getroffen
0:19:58–0:20:03
und hatten dann, ich weiß nicht mehr, auch dann irgend so ein Filmseminar.
0:20:04–0:20:06
Wir konnten dann halt direkt auf der Leinwand gucken.
Micz Flor
0:20:08–0:20:11
Also das ist so, wenn das noch auf hat und die Küche auch noch auf hat,
0:20:11–0:20:14
wenn wir da ankommen, dann machen wir kurz Pause.
0:20:16–0:20:22
Ein Liebespublikum. Und essen, ja, oder veganen Leberkäse. Ich weiß gar nicht,
0:20:22–0:20:23
was die inzwischen so haben.
Florian Clauß
0:20:24–0:20:26
Ja, die haben glaube ich nicht so, die haben nicht so eine gute,
0:20:26–0:20:30
also Zümpfe, ich will jetzt nicht. Okay, ich hab dich unterbrochen.
Micz Flor
0:20:30–0:20:31
Gut, das haben wir nicht gesagt.
Florian Clauß
0:20:33–0:20:33
Genau, schneiden.
Micz Flor
0:20:35–0:20:40
Nee, nicht schneiden. Schneiden tun die anderen. Also, wie ich vorhin schon
0:20:40–0:20:42
sagte, wir kommen jetzt in diesen Anfang.
0:20:42–0:20:46
Wie entstand das Ganze? Das war eben ursprünglich als Idee für Massively Multiplayer
0:20:46–0:20:50
Online Role Playing Game von Tai Frank geplant.
0:20:50–0:20:52
Und der hat das wohl in den Nullerjahren
0:20:52–0:20:59
einem chinesischen Web-Software gepitcht und es kam aber zu nix.
0:21:01–0:21:05
Und er hat dann aber und das ist was, da weißt du vielleicht mehr drüber,
0:21:05–0:21:08
über diese ganze Tabletop-Sache nicht, weil du es selber spielst,
0:21:08–0:21:13
aber vielleicht hast du mehr Geeks in deiner oder Nerds, ich weiß gar nicht
0:21:13–0:21:15
genau da ist ein großer Unterschied,
0:21:15–0:21:20
wie man die jetzt nennen würde, aber Menschen die diese Role-Playing-RPGs Sachen spielen,
0:21:20–0:21:24
weil es gab dann, was im Deutschen wohl Foren-RPG heißt,
0:21:24–0:21:28
oder Post-to-Play-RPG im Englischen,
0:21:29–0:21:32
wo man dann eben nicht am Tisch sitzt
0:21:32–0:21:35
mit so Role-Playing-Games sondern wo man das in einem Forum gemacht
0:21:35–0:21:38
hat das gibt es wohl seit den 90er Jahren ist ja auch irgendwie naheliegend und
0:21:38–0:21:41
man konnte das halt eben dann auch spielen so wie was das
0:21:41–0:21:46
Internet eben ganz gut kann Menschen zusammenzubringen um Dinge drumherum die
0:21:46–0:21:51
aber örtlich nicht zusammenkommen können und diese Tabletop-Idee ist das eine
0:21:51–0:21:57
aber diese erste Version von The Expanse war wohl von Ty Frank schon entwickelt
0:21:57–0:22:01
entwickelt als Storyworld für so ein RPG.
0:22:03–0:22:06
Und da war eben Abraham auch mit drin, der hat das mitgespielt.
0:22:06–0:22:10
Und irgendwann ist das wohl so ein bisschen ausgetrocknet und er hat dann aber
0:22:10–0:22:14
trotzdem Frank angesprochen und gemeint, du hör mal zu, irgendwo habe ich auch
0:22:14–0:22:19
das Zitat gelesen, ich glaube in Wikipedia sogar, dass er ihm gesagt hätte,
0:22:20–0:22:26
kein Autor hat so viel World Development.
0:22:27–0:22:32
Also diese Welten, die der da entwickelt hat, dass die wirklich unglaublich
0:22:32–0:22:34
gut sind. da könnte man doch ein Buch schreiben.
0:22:35–0:22:41
Und das haben die dann auch gemacht. Das erste Buch, Leviathan Wakes,
0:22:41–0:22:43
kam wie schon gesagt 2011 auf den Markt.
0:22:45–0:22:49
Ja, lustig, deshalb beim Recherchieren fallen einem immer Sachen ein,
0:22:49–0:22:50
die man noch nicht wusste darüber.
0:22:51–0:22:53
Es gibt jetzt natürlich dann eben wieder ein RPG.
0:22:54–0:22:59
Das war seit 2018 ein Kickstarter-Projekt, The Expanse Role-Playing Game.
0:22:59–0:23:05
Und da werden wir auch einen Link rausgeben, wo man PDF runterladen kann,
0:23:05–0:23:09
gratis und das Ding wurde dann irgendwie auch entwickelt und hat,
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ich habe gerade auf Kickstarter geguckt, letztes Update am 1.
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Februar 2023 hat das 402.000 Dollar eingenommen von Spenden,
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um eben dieses RPG zu entwickeln, was in den Nullerjahren nie,
0:23:25–0:23:28
zustande kam aber da handelt es sich jetzt wirklich um ein,
0:23:31–0:23:33
Tabletop-Roleplaying-Game, wenn ich es verstanden habe. Also da gibt es auf
0:23:33–0:23:36
einem PDF, kann man runterladen, die Charaktere und so.
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Es ist eine Welt, die ich nicht kenne. Ich weiß nicht, hast du da irgendwas
0:23:39–0:23:41
zu diesen Tabletop-RPG?
Florian Clauß
0:23:41–0:23:44
Naja, ich habe das ja jetzt irgendwie durch Luke, meinem Sohn,
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der war ja so ein bisschen in diesem Warhammer 40k-Universum verfallen.
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Und da habe ich das so mitbekommen. Und da gab es ja immer so zwei Stufen,
0:23:52–0:23:59
dass man auf der einen Seite dann eben diese ganzen Figuren sich kauft, völlig überteuert.
0:23:59–0:24:03
Ja, auf der anderen sondern die zusammenklebt, weswegen die alle abhängig werden,
0:24:03–0:24:05
die Kinder. Schnüffeln.
0:24:06–0:24:10
Und deswegen wollen die immer mehr Modelle bauen und dann halt anmalen,
0:24:10–0:24:13
was unglaublich wirklich eine filigrane Arbeit ist.
0:24:15–0:24:19
Und Luke da auch sehr viel Zeit drauf verwendet hat. Und dann gibt es halt die
0:24:19–0:24:22
andere Phase, wo du halt mit den Dingern anfängst zu spielen.
0:24:22–0:24:26
Da gibt es halt so ein Rolebook, was dann auch jedes Jahr neu rauskommt und
0:24:26–0:24:29
unglaublich viel Geld kostet. Ja, das ist ein Fehler.
Micz Flor
0:24:29–0:24:34
Aber das ist eben das Spannende, finde ich, auch daran, dass es halt eben immer so ein Regelwerk gibt.
0:24:34–0:24:40
Und dieses Regelwerk ist der Teil, der dann wiederum die Charaktere in so Korridore einschränkt.
0:24:40–0:24:44
Und ich glaube, da wird es dann erst spannend. Auf der einen Seite gibt es Charaktere,
0:24:44–0:24:48
die sind aber irgendwie auch belanglos, wenn die ihre Regeln nicht kriegen.
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Sie müssen dann bestimmte Sachen können, können bestimmte Sachen nicht.
0:24:52–0:24:56
Und dann ist es halt eben so ein Game-of-Thrones-Universum auch.
0:24:57–0:25:00
Was kann ein Drache? Wie alt muss er sein, damit er was kann?
0:25:00–0:25:03
Oder Pokémon-mäßig. Das sind alles so Sachen, die...
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Ich muss zugeben, ich hatte immer so...
0:25:06–0:25:11
Ist ja auch hier Stranger Things, die spielen ja auch diese Tabletop-Sachen.
0:25:12–0:25:17
Dungeons & Dragons. Und das war immer so eine Sache, wo ich eigentlich gerne,
0:25:19–0:25:20
Interesse für entwickelt hätte, aber es ist nie passiert.
Florian Clauß
0:25:21–0:25:25
Ja, ich hätte auch ein paar Sessions damals in später 80er, Anfang 90er,
0:25:25–0:25:30
wo auch dann ein, du brauchst halt einen Spielemaster, der dann halt irgendwie das aufbaut.
0:25:30–0:25:34
Und ich war halt total aufgeregt und hab dann meinen Charakter auch gezeigt.
0:25:34–0:25:40
Und dann war das erste Spiel und das war halt irgendwie voll scheiße gelaufen
0:25:40–0:25:44
und dann haben die sofort das Interesse verloren. Das war echt so.
0:25:44–0:25:48
Aber ich glaube, wenn man sich da so rein rettet, ist das echt super.
0:25:49–0:25:54
Und vor allen Dingen, du musst so viel wissen. Das ganze Regelwerk ist halt
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so komplex und da kommen wir ja wieder zu Expanse.
0:25:57–0:26:02
Expanse ist ja ein politisches Universum. Was ich da auffalte,
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wer mit wem, welche Liga, welche Waffenklassen-Typen, wie sie sich dann halt
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gegenseitig politisch dann irgendwie so in Angriff nehmen.
0:26:11–0:26:14
Und das ist ja bei Expanse ganz, ganz stark so.
0:26:16–0:26:20
Und das kann ich mir sehr gut vorstellen, dass das aus diesem RPG-Kontext,
0:26:20–0:26:23
Tabletop-Spielen und so weiter sich entwickelt hat.
0:26:23–0:26:26
Also ist nachvollziehbar. Ich kannte jetzt die Vorgeschichte nicht dazu.
Micz Flor
0:26:27–0:26:30
Nee, wusste ich auch nicht. Bin jetzt auch erst bei der Recherche irgendwie untergekommen.
0:26:31–0:26:36
Und macht gleichzeitig irgendwie Sinn, weil ich weiß noch, als ich die erste
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Staffel angefangen habe, ich habe es auch nicht zuerst gelesen,
0:26:40–0:26:40
sondern später gelesen,
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wie schnell man so ein Star Wars Gefühl hat.
0:26:48–0:26:50
Also das Gefühl hat, dass hinter diesem bisschen Geschichte,
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was man mitbekommen hat, also das Narrativ, was erzählt wird,
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dass das mit einer Sicherheit erzählt wird, die nur entstehen kann, wenn,
0:26:59–0:27:04
hinter dem Ganzen einfach alles durchdacht ist.
Florian Clauß
0:27:04–0:27:11
Ja, wenn ganz viel so, wenn nur so die Eisspitze und hinter liegt der Eisberg
0:27:11–0:27:14
darunter und hat ganz viel Inhalt.
Micz Flor
0:27:15–0:27:20
Und das ist dann wirklich auch das, wo du, also wir können ja mal ganz kurz umreißen, um es geht.
0:27:20–0:27:23
Das ist irgendwie, keine Ahnung, ein paar hundert Jahre entfernt von uns.
0:27:23–0:27:25
Es gibt inzwischen einen Epstein Drive.
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Epstein Drive ist damit kann man sehr schnell
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fliegen das ist quasi so ein bisschen die prämisse von von diesen apps dann
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greift und dazu auch noch so ein interview schnipsel den ich ganz spannend fand
0:27:39–0:27:45
und zwar also der erste teil davon der zweite teil macht später erst in der
0:27:45–0:27:48
sich den ersten wo die meinten.
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Sie wollten eine Welt schaffen, die halt so ein bisschen zwischen Apollo 13,
0:27:56–0:27:59
also der Mission, die dann auch mit Tom Hanks verfilmt wurde,
0:27:59–0:28:05
glaube ich, und Buck Rogers, das ist so Ende 70er Jahre, so eine TV-Serie,
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also so ein 70er Jahre einfach, so ein 70er Jahre Feeling schaffen.
0:28:08–0:28:13
Also wo alles aber wirklich noch und das ist dann auch so ein bisschen wie die
0:28:13–0:28:16
alten folgen die wir manchmal so versucht haben so ganz aus dem fenster zu lehre
0:28:16–0:28:19
alles noch in so einer newtonischen welt.
0:28:21–0:28:25
Verbandelt ist weiß das wird noch verbrannt das wird noch energie irgendwie
0:28:25–0:28:31
so raus also es wird keine keine die technik ist unglaublich fortgeschritten
0:28:31–0:28:34
und dennoch bewegt es sich nicht nicht im Quantenraum, sozusagen.
0:28:35–0:28:40
Es wird halt unglaublich viel gebrannt, es entsteht Hitze, die Hitze muss abgeführt werden.
0:28:41–0:28:44
Und die haben halt gesagt, die haben so bestimmte Prämissen geschaffen,
0:28:44–0:28:47
die man einfach akzeptieren muss und die aber sich auch irgendwie so vertraut
0:28:47–0:28:50
anfühlen müssten, dass man dann was sagt, okay, das kann ich glauben.
0:28:50–0:28:55
Und dieses Epstein Drive, das kann halt unglaublich schnell fliegen und das
0:28:55–0:28:59
ist gut genug erklärt und sie nennen das halt so Wikipedia Plausibility.
0:28:59–0:29:05
Also sowas wie so ein Wikipedia-Eintrag, wo man was über Chemie liest oder Physik oder irgendwas.
0:29:05–0:29:08
Und was auf Wikipedia ist, das ist gut genug.
0:29:08–0:29:15
Die beiden Autoren verbindet noch eine Sache, so in einem wissenschaftlich-akademischen
0:29:15–0:29:20
Rahmen, ist, dass sie beide ein Degree in Biologie gemacht haben.
0:29:21–0:29:25
Und das war wohl auch irgendwie so eine Online-Rezeption, die jemand noch vorgelesen
0:29:25–0:29:30
hat, als sie beiden bei Google eingeladen waren. Das war nach dem vierten Buch, glaube ich.
0:29:31–0:29:36
Und in dieser Rezension war es auch wirklich so, dass jemand gemeint hat,
0:29:36–0:29:40
ja, es ist natürlich alles ein bisschen crazy mit diesem Weltraumflug und sowas,
0:29:40–0:29:44
aber auf jeden Fall, die Biologie haben sie ziemlich gut dargestellt.
0:29:45–0:29:51
Oder didn't mess up the biology war glaube ich das Englische und das ist so
0:29:51–0:29:55
diese Epstein Drive und deshalb können die das Sonnensystem bevölkern, das ist quasi die Grenze,
0:29:56–0:30:01
und da gibt es eben ein Buch, The Stars My Destination was,
0:30:03–0:30:09
auch als Referenz angelegt wird, was noch so aus einer anderen Generation kommt,
0:30:09–0:30:14
ich habe die Zahlen jetzt gerade nicht im Kopf aber was dann eher so so ein 2001,
0:30:15–0:30:19
also so aus einer anderen Dekade, eine andere Art von Science-Piction,
0:30:19–0:30:21
wo es aber auch eben um diesen Hintergrund geht,
0:30:22–0:30:25
dass die Menschheit als Gesellschaft das Sonnensystem besiedelt hat.
0:30:25–0:30:31
Und bei, also Ty Frank hat dieses Stars Modestination als Referenz mit angegeben.
0:30:32–0:30:35
Und hier ist es jetzt so, dass wir im Prinzip drei...
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Ja, wie möchte man sagen, Gruppen, drei Typen, was willst du das nennen?
0:30:41–0:30:43
Oder man hat drei Gesellschaften vielleicht.
0:30:44–0:30:50
Das eine ist natürlich die Erde, die ist der Ausgangspunkt und hat immer noch
0:30:50–0:30:55
die größte Bevölkerung.
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Das zweite ist der Mars, der wurde eben besiedelt, der wurde auch angefangen
0:31:01–0:31:04
mit Terraforming, aber es ist noch nicht abgeschlossen.
Florian Clauß
0:31:04–0:31:07
Und die dritte sage ich
0:31:07–0:31:10
jetzt eben gesellschaft ist ist in
0:31:10–0:31:16
dem astroiden gürtel der belters genau eine asteroid belt die heißen der belters
0:31:16–0:31:24
und die sind ja wie würdest du beschreiben ja das sind ja so diese auf der einen
0:31:24–0:31:29
seite hat diese diese outlaws ja und auf der anderen seite so ein ein bisschen so diese Piraten,
0:31:30–0:31:34
aber gleichzeitig auch so diese eher so ein Stimmen organisiert,
0:31:34–0:31:40
weil natürlich aufgrund der physikalischen Größe von so von den einzelnen Asteroiden ja,
0:31:40–0:31:46
da nur auch eine Handvoll Leute sich niederlassen können und deswegen sind die
0:31:46–0:31:52
auch so in so Tribals dann organisiert und haben auch so entsprechend so Codes untereinander,
0:31:52–0:31:57
also das heißt, da geht es viel so wer kann mit wem und es ist so so ein bisschen
0:31:57–0:32:03
so in dieser ganzen Piraten, was man auch so vom Piratenfilm kennt,
0:32:03–0:32:05
in dieser Form gezeigt.
Micz Flor
0:32:07–0:32:12
Ja gut, und politisch, wirtschaftlich sind die sehr, sehr wichtig.
0:32:14–0:32:19
Die bringen Wasser, Rohstoffe, alles was aus dem Asteroid Belt,
0:32:19–0:32:23
was da verfügbar ist, das wird von denen geharvestet oder abgebaut.
0:32:24–0:32:27
Aber wirtschaftlich werden die halt immer unterdrückt und sind natürlich extrem
0:32:27–0:32:33
abhängig und sind auch immer in einer großen Gefährdung, weil es nirgends da
0:32:33–0:32:35
wo sie sind zum Beispiel einfach Sauerstoff gibt.
0:32:37–0:32:43
Extrem darauf angewiesen auch immer, dass man kann den buchstäblichen harn zu drehen.
Florian Clauß
0:32:43–0:32:48
Ja, gleichzeitig sind sie aber für den ganzen Abbau der Ressourcen,
0:32:48–0:32:53
also sind da auch wieder so diese Ölbohrinseln, dass sie die Ressourcen quasi
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ran schaffen für den Rest und da bestimmte Elemente auch ran holen,
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die die anderen nicht zur Verfügung haben.
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Also die sind in so einer Abhängigkeit drin. Also das ist auch so ein bisschen
0:33:06–0:33:10
die Kolonialisierung, also sie selber kolonialisieren, aber gleichzeitig sind
0:33:10–0:33:12
sie diejenigen, die ausgebeutet werden.
Micz Flor
0:33:14–0:33:21
Und da beginnt dann quasi auch das erste Buch oder eben auch die erste Serie,
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weil sich da in der Gruppe der Belters langsam ein Widerstand,
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revolutionärer Widerstand bildet.
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Und das wird irgendwie versucht von den Innerplanets, also die inneren Planeten
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Mars und Erde, die allerdings auch nicht direkt verfeindet sind,
0:33:39–0:33:43
aber verfeindet genug, dass man sich nicht mehr über den Weg traut.
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Es ist aber jetzt kein Krieg zwischen denen.
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Und das verbindet aber Mars und Erde, dass sie dafür sorgen müssen,
0:33:55–0:34:00
dass die Beltas halt jetzt nicht versuchen, sich da Unabhängigkeit anzustreben
0:34:00–0:34:01
oder zu erkämpfen oder so.
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Und das ist dann, finde ich, so ein bisschen eine Referenz zu Robert Heinleins
0:34:05–0:34:11
Buch The Moon is a Harsh Mistress, aus dem, glaube ich, so ein paar Sachen inspiriert
0:34:11–0:34:13
sind, die später auch in die Expanse kommen.
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Da geht es bei The Moon is a Harsh Mysteries darum, dass er...
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Sehr interessantes Buch.
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Wo auch wirklich eine andere Form von Gesellschaft, Familienkonzept und so was,
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Gerichtssprechen, so was vorgestellt wird.
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Ziemlich interessant, teilweise auch sehr witzig.
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Es geht darum, dass eben der Mond genau das ist, was die Belters,
0:34:37–0:34:40
was wir gerade erklärt haben, sind. Da wird irgendwie angebaut,
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abgebaut und immer zur Erde geschickt.
0:34:42–0:34:49
Und die wollen unabhängig werden und drohen der Erde, was die Erde erstmal lächerlich findet.
0:34:49–0:34:54
Weil was will der Mond uns drohen? Die haben ja nichts. und dann passiert das,
0:34:54–0:35:00
was dann auch später in der, ich glaube, im fünften Buch, muss ich auch nochmal gucken, genau,
0:35:01–0:35:05
passiert, dass bei Moon is a Harsh Mistress schon diese Idee kam,
0:35:05–0:35:08
dass man ja einfach am Mond nur Gesteinsbrocken in die Erdumlaufbahn bringen
0:35:08–0:35:12
muss und mit so einem ganz kleinen Raketchen, also einem Thruster,
0:35:12–0:35:16
kann man die dann irgendwie so antippen, dann fällt die auf die Erde runter.
0:35:17–0:35:22
Das heißt, der Aufwand vom Mond, die Erde zu bombardieren, ist deutlich geringer
0:35:22–0:35:25
als für die Erde, den Mond anzugreifen und den Mond zu bombardieren.
0:35:26–0:35:30
Also es gibt so ein paar Inspirationen, wo sich dann diese The Expanse schon
0:35:30–0:35:36
auch an solchen Dingen anlehnt, aber es ist trotzdem, finde ich, was Neues.
0:35:36–0:35:39
Es ist irgendwie was Neues, hat irgendwie so dieses Star Wars Feeling von die
0:35:39–0:35:44
Welten sind dermaßen durchdacht, dass man das Gefühl hat, man kann einfach wirklich
0:35:44–0:35:50
in so einem Role-Playing-Game einfach mal eine Tür aufmachen und kommt irgendwo raus.
0:35:50–0:35:52
Das ist wirklich sehr gut entwickelt.
Florian Clauß
0:35:53–0:35:58
Also ich finde auch, was ich wirklich bei der Serie, auch die ersten Seasons,
0:35:58–0:36:00
die dann relativ günstig noch produziert waren,
0:36:00–0:36:05
wo die sich total viel Mühe gegeben haben, um das irgendwie ordentlich darzustellen,
0:36:05–0:36:09
war eben diese ganze Physik dahinter.
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Das heißt, erstmal ist dieser eppstein antrieb ziemlich genial dargestellt dass
0:36:15–0:36:20
ich bin dann die ich viel richtig gemacht in der visuellen umsetzung und dann
0:36:20–0:36:27
ist auch zum die belters die dann auch eben dadurch dass die halt viel weniger schwerkraft aus.
0:36:28–0:36:32
Haben die ihren ganzen Knochenbau und so weiter, ihre ganze Physiknomie des
0:36:32–0:36:36
Körpers umgestellt und können gar nicht mehr so ohne weiteres auf der Erde leben.
0:36:36–0:36:41
Und die werden ja auch so als so sphärenhafte Wesen beschrieben.
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Die sind auch so gecastet, die Schauspielerinnen und Schauspieler,
0:36:44–0:36:49
dass die sehr lange Glieder haben, dass die so langgezogen sind.
0:36:49–0:36:53
Also das heißt, diese Schwerkraft, die den Körper dann halt so auch verändert,
0:36:53–0:36:56
die fehlende Schwerkraft, die den Körper verändert hat.
0:36:56–0:36:59
Da gibt es auch eine Szene, wo, wenn die sich halt so im Schwerkraftfeld nähern,
0:36:59–0:37:03
dann müssen die Tabletten nehmen und dann müssen die halt medikamentös bearbeitet
0:37:03–0:37:06
werden, damit die halt überhaupt das aushalten können, ja.
0:37:06–0:37:12
Und da hat der Film extrem viele solche Sachen, also das betrifft ja wieder
0:37:12–0:37:17
die Biologie, ne, die sind sehr toll durchdacht und, aber auch die Physik und
0:37:17–0:37:21
wo dieses erste Battle stattfindet in der Schwerelosigkeit.
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Und du siehst die ganze Zeit so ein bisschen wie bei Gravity,
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dass du diese rotierenden Kugeln hast, dass du auch irgendwo eine Anziehung
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zwischen den kleinen Körpern hast, dass du siehst, wie die Gewehrkugeln oder
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diese Fader-Dinger, die dann abgeschossen werden,
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dann halt so ständig rotieren und man muss dann wieder ausweichen den Kugeln,
0:37:41–0:37:42
die man abgeschossen hat.
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Also sie sind nicht irgendwie weg, so wie bei Star Wars, wieder Fade oder Wutsch,
0:37:46–0:37:49
sondern es ist auf einmal so ein ganzer Kosmos von...
Micz Flor
0:37:49–0:37:51
Das ist bei Gravity in der Atomkraft.
Florian Clauß
0:37:51–0:37:54
In der Gravity oder auch bei dem. Also es gibt ja so ein Duell,
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wo die dann am Anfang, ich glaube, das kommt wirklich in der ersten Staffel vor,
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wo die dann ständig mit diesem, da fällt, glaube ich, ein Antrieb aus und die
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müssen halt die ganze Zeit gucken, wie sie dann in diesem Kampf dann wieder
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eine Stabilität gewinnen.
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Und das ist halt so sehr gut inszeniert, wo du merkst, okay,
0:38:14–0:38:19
das ist halt so Near Fiction, weil es dann so schon mit diesen physikalischen
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Gesetzen irgendwie auch mitgeht.
Micz Flor
0:38:22–0:38:25
Ja, so Sachen werden auch immer wieder eingesetzt in einem Buch,
0:38:25–0:38:27
was dann zum ersten Mal auf,
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Einem Planetenspiel, der nicht in unserem Sonnensystem ist, da entwickelt sich
0:38:33–0:38:38
die Geschichte dann hin, dass sie dann da in die Erdung,
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also in der Umlaufbahn zum Planeten, dann an Höhe verlieren und nicht wissen,
0:38:41–0:38:45
weil sie den Drive nicht anschmeißen können,
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nicht wissen, wie sie da wieder rauskommen und sich dann entschließen auch eben
0:38:51–0:38:54
mit diesen, das heißt PDCs, das ist auch wieder so ein Ding,
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die sagen halt PDC, keine Ahnung, aber eben diese im Prinzip klassischen,
0:39:00–0:39:04
Pistolen, wo vorne was rauskommt und das dann eben als Rückstoß einsetzen und
0:39:04–0:39:09
einfach feuern, um sich dann wieder in eine höhere Umlaufbahn zu bewegen.
0:39:09–0:39:12
Also solche Ideen dann. Also wie kommen wir da raus? Das ist ganz viel schon
0:39:12–0:39:14
auch, wo man so mitdenkt, wie wollen die das jetzt lösen?
0:39:15–0:39:18
Und aber auch genießt, dass man weiß, dass es ausweglos erscheint,
0:39:18–0:39:20
aber die werden da schon was finden.
0:39:20–0:39:23
Das ist irgendwie schon echt irgendwie over the top.
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Und gleichzeitig eben wirklich sehr, sehr gut durchdacht.
0:39:31–0:39:34
Was gar nicht gehen wird, glaube ich, in der Folge, weil wir auch schon ziemlich
0:39:34–0:39:39
weit hinten raus zeitlich sind, ist, dass wir wirklich so die Bücher durchgehen.
0:39:39–0:39:42
Ich habe nämlich auch gemerkt, das meinte ich ja ganz am Anfang,
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ich wollte es mir einfach machen, aber ich habe gemerkt, es ist gar nicht einfach,
0:39:44–0:39:47
weil ich habe das alles gelesen, irgendwie ganz viel Intus.
0:39:47–0:39:51
Und dann kommen immer so Ideen hoch, so wie wenn man an seine eigenen,
0:39:51–0:39:55
keine Ahnung, Urlaube, Reisen oder sonst was denkt. Und man sagt,
0:39:55–0:39:56
ach ja, und dann war doch noch das und das.
0:39:57–0:40:02
Aber das ist es nichts, was man irgendwie wirklich katalogisch behalten kann,
0:40:02–0:40:06
finde ich. Also ich könnte jetzt nicht sagen, was passiert denn in der dritten Staffel.
0:40:06–0:40:10
Ich habe mir dann sogar noch von Heine Verlag, da ist das in Deutschland erschienen,
0:40:11–0:40:15
habe ich mir noch die Umschlagtexte irgendwie rausgezogen.
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Um auch nicht zu plot spoilern. Trotzdem merke ich halt es ist total schwer,
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für mich das so zu trennen. Und das Zweite, was halt auch total schwierig ist
0:40:28–0:40:31
für mich, weil ich habe kein gutes Namengedächtnis, sonst kommen halt unglaublich
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viele Menschen mit unglaublich tollen Namen vor.
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Aber wir haben diese drei Gesellschaften. Das Besondere ist auch noch,
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dass halt die Belter haben eine eigene Sprache.
0:40:41–0:40:46
Das ist dann so ein bisschen vielleicht, keine Ahnung, wenn man sich das vorstellt,
0:40:46–0:40:50
Ja, wobei in Australien war ja früher mal eben auch,
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gehörte zum englischen Königreich, war dann irgendwann unabhängig und irgendwie
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sind viele dahin ausgewandert, die irgendwie ganz weit weg wollten,
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weil sie irgendwie vielleicht was zu verstecken hatten.
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Ist vielleicht ein Klischee, vielleicht ist da was dran, keine Ahnung.
0:41:05–0:41:11
Aber auf jeden Fall ist beim Beltas eben auch so, dass unglaublich viele Kulturen zusammenkommen.
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Und wie du schon gesagt hast, es hat so Tribal Cultures, auch die ganzen revolutionären
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Zellen, Anführungszeichen, haben eigene Titel und eigene Logos, Tattoos und so.
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Und deshalb gibt es da diese Beltersprache, in der ganz viele unterschiedliche
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Sprachen zusammenkommen.
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Und das macht Spaß zu lesen, weil man wirklich beim Lesen teilweise auch nicht
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erklärt bekommt, was da jetzt gerade passiert ist.
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Und wenn man dann irgendwie auf Seite 12 Sasa gelesen hat und auf Seite 48 Sasa
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nochmal gelesen hat, und dann hinten, dann hat man irgendwas so,
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das muss sowas heißen wie oder was meinst du?
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Stimmst du mir zu? Also man hat halt so bestimmte Sachen, die dann und das ist ganz schön gemacht,
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das ist im Buch nicht so ein Riesenthema, aber die haben dann wohl für die Verfilmung
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wirklich auch einen Linguisten eingestellt oder Linguistin, weiß ich nicht, der die das so weit
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ausgearbeitet hat, dass das wirklich auch gesprochen werden kann von Schauspielern
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und Schauspielerinnen.
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Ja, so, das heißt, wir gehen jetzt mal den Anfang zurück, weil die Entstehungsgeschichte
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war ursprünglich so, dass eben Abraham den Frank angesprochen hat und gemeint
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hat, du, lass uns doch mal ein Buch schreiben.
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Und hat dann so ein paar Regeln aufgestellt, weil er so ein bisschen penibel
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ist mit dem Buchschreiben, hat gesagt, jedes Kapitel hat 3000 Worte und jedes
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Buch hat nicht mehr als 53 Kapitel oder irgendwas in der Art.
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Und dann haben die sich anfangs wohl wirklich einmal die Woche zum Schreiben
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getroffen, jeden Mittwoch, und haben dann das fertige Kapitel dem anderen gegeben zum Redigieren.
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Das wurde dann über die Woche redigiert und die haben dann scheinbar wohl,
0:42:58–0:43:03
so wie ich es verstehe, am Mittwoch wirklich ihre 3000 Worte runtergeschrieben.
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Und so war nach einem Jahr das erste Buch fertig.
Florian Clauß
0:43:07–0:43:08
Ja.
Micz Flor
0:43:08–0:43:14
Und die, ist das offen? Nee, ist irgendwo am Parkplatz hängen geblieben.
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Ich weiß jetzt nicht mehr, wer von beiden wen geschrieben hat,
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aber anfangs sind das eigentlich so ein bisschen wie Game of Thrones.
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Jedes Kapitel hat eine Überschrift und das eine ist Miller und das andere ist Holden.
0:43:35–0:43:39
Das ist im ersten Buch, sind das eigentlich die beiden, die miteinander sprechen.
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Es gibt noch ein Präfix, also vorneweg.
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Das ist also die
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frau die vom und da kommen wir gleich zu protomolekül befallen wurde und es
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gibt hinten auch noch ein letztes kapitel das ist wie hieß er noch mal der butcher
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of anderson station der head of opa der eigentlich von der erde kam haben.
Florian Clauß
0:44:05–0:44:07
Ja, ja. Angel.
Micz Flor
0:44:10–0:44:15
Das geht schon los mit Namensgedächtnis. Aber ansonsten ist es wirklich in diesem
0:44:15–0:44:19
Buch, das ist später nicht mehr so wirklich, Miller Holden, Miller Holden,
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Miller Holden, Miller Holden. Immer abwechselnd werden die Kapitel beschrieben.
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Und Miller ist eine Person, die später auch noch auftaucht.
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In den anderen Holden taucht immer auf Miller dann nicht mehr,
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weil der eigentlich eigentlich schon im ersten Buch stirbt.
Florian Clauß
0:44:34–0:44:41
Das ist hier so eine Sportschule, wo meine Tochter immer Basketballtraining hat.
0:44:42–0:44:44
Das ist so eine doppelstöckige Sporthalle.
0:44:45–0:44:48
Unten waren immer so die Handballer, das ist so ein bisschen mit Arena.
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Und oben drüber ist dann so ein Basketball, so riesengroß, so ein Sportgymnasium.
0:44:53–0:44:55
Das ist echt ganz interessant.
0:44:55–0:44:59
Dann alles immer mit irgendwie Abtrennung. Du kannst dann halt irgendwie verschiedene
0:44:59–0:45:01
Kombinationen von einem Raum machen.
Micz Flor
0:45:05–0:45:08
Riesig. Sieht so aus, als ob es so groß sein muss, weil die da drinnen alle
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entweder so groß sind oder so schnell.
Florian Clauß
0:45:09–0:45:14
Das ist alles so groß rum. Das ist Pali, Pali, Pali Landenstraße sind wir jetzt hier.
0:45:17–0:45:21
Genau, also Miller, den würde man ja, also ich finde es klingt auch so,
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es hat so was Film-Noir-mäßiges.
0:45:24–0:45:26
Ja, ja, es ist auch wirklich so. Also es ist halt so ein bisschen so.
Micz Flor
0:45:26–0:45:29
Das sagen im Interview auch, Noir war halt so der Hintergrund.
Florian Clauß
0:45:29–0:45:34
Ja, und das sieht man auch an der Figur. Und ja, es hat so was,
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es hat was Blade Runner-mäßiges.
0:45:36–0:45:40
Aber Miller ist halt ein krasser Charakter. Also beide sind halt krass, ja.
0:45:41–0:45:44
Aber Miller ist so schon der Charakter, auf dem man so am meisten steht da.
Micz Flor
0:45:45–0:45:49
Also auch so Richard Chandler irgendwie, also es ist,
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halt so ein Detektiv dieser Miller Strang und Holden die treffen sich natürlich,
0:45:55–0:45:57
der Miller Strang ist halt wirklich eher so ein,
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50er Jahre Detektiv Geschichte in, keine Ahnung in Paris man hat wirklich so
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das Gefühl und Miller ist einfach auch so in Anführungszeichen abgehaftet so
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ein bisschen so über sein bestes Alter hinaus,
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und arbeitet ja für eine form der
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also was polizei ähnliches was halt
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auf css ist es glaube ich ja da bist du mit deinem planeten wissen noch ein
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bisschen wichtig gleich astroiden wissen sie es ja geht schon los und zwar gibt
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es eben unterschiedliche himmelskörper die wir namentlich auch irgendwie kennen
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zum beispiel eros bietet sich an also es ist ja auch toll dass eros halt halt der,
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am Ende der ersten Staffel oder des ersten Buchs ist es halt so ein ganz wichtiger Asteroid.
Florian Clauß
0:46:48–0:46:54
Aber heißt nicht auch der Aeros Angel, der eine Charakter? Ha! Okay.
0:46:55–0:46:59
Weißt du den nicht mal? Der, nachdem du alle gefragt hast.
Micz Flor
0:47:00–0:47:02
Nee, nee, nee. Wie heißt der denn?
Florian Clauß
0:47:02–0:47:07
Also der, das Muskelpaket, was alle rausboxt.
0:47:09–0:47:15
Amos ist das. Amos, genau, Angel und Eros. Amos.
Micz Flor
0:47:15–0:47:17
We get it. Das ist die Zukunft.
Florian Clauß
0:47:18–0:47:21
Okay, das war hart.
Micz Flor
0:47:22–0:47:28
Also Ceres ist eine der ersten Stationen, die da besiedelt wurde.
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Und die Schwerkraft auf Ceres ist 0,3 G.
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Und zwar wurde das nur deshalb hergestellt,
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weil die diesen Durchhalttechnik, eben auch so Newton'sche Physik kann man gar
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nicht besser beschreiben,
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die haben Ceres angefangen zu rotieren und diese Rotation dann so stark erhöht, dass sie 0,3 G,
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also ein Drittel der Erdanziehung.
Florian Clauß
0:47:59–0:48:02
Also auch so Terraforming dann da betreiben.
Micz Flor
0:48:02–0:48:03
Ja, in gewisser Weise.
Florian Clauß
0:48:03–0:48:07
Es gibt ja auch so diese Stationen, die dann halt auch begrünt sind,
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wo man dann so ein bisschen so...
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Wo das gesellschaftliche Leben stattfindet, aber es gibt auch immer diese ganzen
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Setups, die dann halt so vom Dock sind.
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Also wo halt irgendwie so dieses Verruchte auf der einen Seite halt diese ganzen
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Container, die da verfrachtet werden, auf der anderen Seite gibt es dann die
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Bars, wo man sich dann halt weghauen kann.
0:48:31–0:48:35
Also haben eine unglaublich gute Ästhetik und so eine Atmung geschaffen.
Micz Flor
0:48:35–0:48:40
Ja, genau. Es geht also immer ganz viel eben auch um natürlich so Grenzökonomien.
0:48:40–0:48:43
In jedem einzelnen Asteroiden, an dem man ein Schiff anlegen kann oder ablegen
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kann, entsteht eben eine Grenze.
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Und diese Grenze ist dann auch irgendwie, muss sich jemand schmieren oder nicht.
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Also all diese Film-Noir-Elemente sind da auch so irgendwie mit drin.
Florian Clauß
0:48:51–0:48:54
Ja, das stimmt. Das ist ja der Transit.
Micz Flor
0:48:54–0:48:57
Und Miller ist als Schauspieler finde ich auch interessant, weil er ist der
0:48:57–0:49:03
Einzige vom ganzen Cast, der irgendwie schon ein Gesicht hat, was man kennt.
0:49:04–0:49:11
Und der war zum Beispiel Judge Dredd in dem Film bei Judge Dredd.
Florian Clauß
0:49:11–0:49:15
Der ist auch ein superer Film. Der ist eigentlich so ein Kurzfilm,
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aber so einfach in der Action so bereit getreten.
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Das ist die Episode, wo der dann irgendwie so einsteigt.
Micz Flor
0:49:24–0:49:25
Also nicht Sylvester Stallone.
Florian Clauß
0:49:26–0:49:27
Nein, nein, nein.
Micz Flor
0:49:28–0:49:31
Weil wir den Namen jetzt nicht kennen. Ich kenne den ja, den Film auch.
0:49:31–0:49:35
Und das ist aber auch insofern gut gewählt,
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weil der Schauspieler halt ähnlich wie Miller auch irgendwie mit viel Potenzial
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und Herz am rechten Fleck irgendwie so dann doch eben nicht den großen Coup gelandet hat.
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Und dass der jetzt eben diese Miller spielt, ich finde, das passt ganz gut so.
Florian Clauß
0:49:51–0:49:56
Ja, und er hat ja auch eigentlich so vom Charakter und wie er sich dann entwickelt
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mit diesem Protomolekül, hat er ja so eine völlig überhöhte Rolle.
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Er ist ja quasi so der Prophet, das Gotteswesen in diesem Film.
Micz Flor
0:50:07–0:50:12
Der Angel um deinen Begriff doch noch einsetzen. Angel Miller.
Florian Clauß
0:50:12–0:50:13
Angel Miller, ja.
Micz Flor
0:50:14–0:50:16
Und Holden ist der andere.
Florian Clauß
0:50:16–0:50:23
Hier ist so eine Ostbäckerei. Die machen auch selber Brot.
0:50:24–0:50:27
Das ist wirklich sehr lecker hier.
Micz Flor
0:50:27–0:50:32
Cool. Die Schrippe, die Urschrippe.
0:50:33–0:50:38
Wo wurde die Schrippe erfunden, bevor die Karre was für die Schrippe erfunden wurde? Hier.
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Der andere ist Holden. Das ist das andere Kapitel. Und Holden ist... Holon.
Florian Clauß
0:50:47–0:50:51
An wen erinnert dich Holon? Als Gesicht.
Micz Flor
0:50:51–0:50:52
Das Gesicht.
Florian Clauß
0:50:54–0:50:59
Ich dachte immer, wenn ich das plotten darf, es ist halt so Keanu Reeves,
0:50:59–0:51:02
aber halt irgendwie so als totales Babyface.
Micz Flor
0:51:02–0:51:04
Echt? Keanu Reeves?
Florian Clauß
0:51:04–0:51:07
Voll. Ich denke immer die ganze Zeit, oh Keanu Reeves, aber es war halt so,
0:51:07–0:51:13
ich finde den, also ich finde den Cast, der ist gut, aber gleichzeitig war ich
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bei Holden immer unsicher.
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Kannst du das nachvollziehen?
Micz Flor
0:51:17–0:51:24
Ja, total. Aber interessanterweise ist die Beschreibung im Buch von seinem Charakter auch dann später,
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wo es dann wirklich Jahrzehnte später ist, wo er dann schon alt,
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grau und sowas, wo die Leute dann auch immer sagen, ja, man sieht noch dieses
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kindliche, jugendhafte, dieses,
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also er ist halt einerseits wirklich ein sehr, sehr klar abgrenzter Mensch,
0:51:41–0:51:44
der zum Beispiel einfach die ganze Zeit im ersten Buch immer alles,
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was ihm gerade an Informationen von den Füßen fällt, rausgibt und damit dann
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auch einen interplanetaren Krieg auslöst.
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Aber das ist nicht seine Schuld, weil wenn die Leute die Wahrheit nicht richtig
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verstehen können, dann hin und her.
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Also er ist quasi so Wikileaks.
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Und auf der anderen Seite ist er aber auch immer so ein bisschen naiv,
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aber auch so ein kuscheliger Typ, so wie lustigerweise denke ich immer so wie
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jimmy hendrix so früher beschrieben wurde der in seinen zwanzigern hat schon
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weltstar wurde und gleichzeitig aber immer so sowohl ganz viele freundinnen
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hatte die ihn so bemuttert haben und ich finde hat auch so was sehr kindlich,
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jungenhaftes obwohl dann auch nicht mehr frauen stehen ist das ist auch so sein
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sein sein image jetzt eben im Buch und im Film auch, dass die Frauen stehen auf ihn und,
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er hat jetzt auch keine,
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Kapitänsrolle, er hat eine militärische Ausbildung.
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Was ist das denn? Umspannberg Ost.
Florian Clauß
0:52:45–0:52:50
Hier war mal das, doch da ist das Kriminaltheater, wo ich nie drin war.
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Aber wenn wir mal Agathe Christi als Bühnenstück sehen wollen,
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dann sollten wir hier auf der Seite Kriminaltheater.
Micz Flor
0:52:57–0:53:05
Na dann nix wie weg. Nichts für ungut, aber es ist ganz schön aufgepräzelt.
Florian Clauß
0:53:06–0:53:07
Hier ist der Spielplan.
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Vielleicht sind wir wirklich da mit Christian. Guck mal hier, Zeuge in der Anlage.
Micz Flor
0:53:17–0:53:20
Tata Dreininger als Theaterstücke. Ist alles da.
Florian Clauß
0:53:20–0:53:25
Was will man noch zu Hause vor dem Laptop sitzen?
0:53:26–0:53:30
Ja, aber Hosen. Also ich meine, das, was dieser Spagat zwischen,
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wie du sagst, auf der einen Seite ist der, also vielleicht müssen wir auch nochmal diese Position,
0:53:35–0:53:42
also die Situation, auf der Erde, was auf dem Mars passiert ist,
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die Belters und dann halt die kleine,
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Gruppe, die Crew um Holden,
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die ganz viel eben auch Krieg verhindert,
0:53:56–0:53:57
Sachen löst.
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Das ist ja übernatürlich, was die alles irgendwie so...
Micz Flor
0:54:01–0:54:02
Ja, ja, und das hört ja auch nicht mehr auf.
Florian Clauß
0:54:03–0:54:07
Das hört auch nicht mehr auf. Und da finde ich halt Holden als so so ein Charakter,
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der dann halt durch das Stahlbälle-Bad gegangen ist, sieht ja immer so weich
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und kindlich aus und ich finde das so ein bisschen, aber irgendwie funktioniert es dann doch.
Micz Flor
0:54:18–0:54:21
Das ist insgesamt so, also auch was du vorhin gemeint hast, die Darstellung
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von Belters, also dass die alle eben eher so ein bisschen lang und schlagsig sind, die sind in Low-G,
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aufgewachsen und über Generationen hat sich das dann wohl einfach so,
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ja, ich meine, das kann jetzt ja keine direkte Mutation sein,
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das sei denn, denn es ist durch die, also ja, kann natürlich schon sein,
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dass es eine Form der Mutation ist, die angelegt ist.
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Insofern ist halt die Umweltstimuli dann bestimmte Gen-Sequenzen nicht aktivieren
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oder doch aktivieren, sodass die halt einfach einen anderen Körperbau haben.
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Aber im Cast ist es dann natürlich so, dass Holdens spätere Freundin,
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die Belter ist und die im Buch fast eineinhalb Köpfe größer ist als er,
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Ist einfach dann, Naomi Nagata heißt die, die ist im Film dann schon gecastet,
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ist eine sehr hübsche Frau, die ihm halt so bis zur Schulter geht und wo das
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alles dann irgendwie so eine klassische Romance-Situation passt.
Florian Clauß
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Ja, das ist dann so die Love-Story da drin.
Micz Flor
0:55:24–0:55:27
Genau, aber ich finde den Cast sehr gut, gerade eben auch Amos Burton,
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wie du sagst, und dann Alex.
Florian Clauß
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Und dann wie heißt nochmal die quasi die UN-Vorsitzende der Erde?
Micz Flor
0:55:38–0:55:39
Afasarala oder so.
Florian Clauß
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Genau und das fand ich auch, das wollte ich nochmal sagen, das finde ich ganz interessant,
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als ich dann irgendwann nach der Serie nochmal den Wikipedia-Artikel dazu gelesen
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habe, dass dann der ganze Cast und das war glaube ich vor allen Dingen bei der so,
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dass die vorher in in der Filmografie nichts hatten, aber in diesem Spielekontext aufgetaucht sind.
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Das heißt... Nee, als Charakter. Das waren halt wirklich so diese Zwischensequenzen
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von irgendwelchen hochproduzierten Games, wo dann auch irgendwelche real eingespielten Sachen kommen.
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Da hatten sehr viele von denen im Cast halt da ihre.
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Und das war das erste Mal, dass ich das halt irgendwie so wahrgenommen habe.
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Hört man ja immer, dass dann in der Spieleindustrie die macht viel mehr Umsatz
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als dann die ganze Firmenindustrie.
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Und jetzt wird das dann so quasi, es geht halt von einem Genre ins andere über.
Micz Flor
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Ja, spannend. Das wusste ich auch nicht.
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Aber es ist wirklich so, dass man das Gefühl hat, der Cast sind eigentlich Menschen,
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die man noch nie gesehen hat.
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Und das, finde ich, funktioniert wirklich auch gut, bis auf Miller.
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Und der ist dann gleichzeitig aber auch jemand, wo man denkt,
0:56:55–0:56:56
woher kenne ich das Gesicht nochmal.
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So, finde ich wirklich gut gelöst. Ich glaube, was ich vorhin gesagt habe,
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kommt jetzt irgendwie nochmal ganz gut bei unserem Versuch, das alles zu umreißen an.
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Also das, die Welt ist so gut durchdacht, dass wenn wir, wir laufen jetzt gerade
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Gefahr, alles erklären zu wollen, so von der Physik, hier und da und da.
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Und das Tolle an der Geschichte ist ja, die fängt einfach an und die Worlds,
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die scheinen da halt durch.
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Also nur was die Geschichte braucht, versteht man dann. Und das ist aber dann auch hat Hand und Fuß.
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Und die Geschichte ist eben so, dass,
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Holden mit Crew auf so einem kleinen Schiff von einem großen Water Hauler heißt
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das glaube ich, also jemand, der große Asteroiden Wasser abzapft oder schmilzt,
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was dann irgendwie gebraucht wird.
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Die empfangen ein Notrufsignal. Es grüßt Alien, also von wegen Referenzen das Notrufsignal.
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Und die kommen dann auf Eros, da kommt dieses Notrufssignal her.
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Und da ist dann aber nichts und niemand und irgendwie ist es unklar und die finden dann was.
0:58:14–0:58:16
Und ich weiß dann gar nicht mehr, ob die da schon, ehrlich gesagt,
0:58:16–0:58:19
ob die da schon dann das Protomolekül sehen.
0:58:20–0:58:24
Auf jeden Fall finden die dann eben da wohl eine Batterie, auf der noch irgendwie
0:58:24–0:58:27
rudimentär zu erkennen ist, dass die von Mars stammt.
0:58:28–0:58:32
Und dann wird, während die da sind, um diesem Signal zu folgen,
0:58:33–0:58:37
wird in die Canterbury, so heißt der Waterholler, abgeschossen.
0:58:37–0:58:45
Von wem wissen sie nicht, von irgendwelchen Tarnkappen, Kampfraumschiffen.
0:58:46–0:58:51
Und er bläst dann eben in die Welt und dann geht die ganze Kriegssache los.
0:58:51–0:58:54
Er bläst dann die Welt, dass die Marsianer da irgendwie eine Falle gelegt haben,
0:58:54–0:58:57
keiner wüsste warum und so. Aber auf jeden Fall ist auch auf Eros irgendwie
0:58:57–0:59:02
dieses Protomolekül schon vorhanden.
Florian Clauß
0:59:02–0:59:05
Aber was ist denn das Protomolekül?
Micz Flor
0:59:05–0:59:10
I'm glad you asked that question. Das habe ich nämlich auch lange irgendwie
0:59:10–0:59:14
nicht kapiert und es ist auch nicht so ganz klar.
0:59:14–0:59:18
Also das ist so ein bisschen dann wieder der, von wegen Referenzen,
0:59:18–0:59:19
die man so im Kopf auch macht.
0:59:19–0:59:23
Wir hatten ja auch schon immer wieder mal über die drei Sonnen gesprochen.
0:59:25–0:59:29
Und da gibt es ja auch ähnliches Worldbuilding, wo eine der Sachen ist,
0:59:29–0:59:35
dass ein multidimensional gefaltetes Molekül oder so, das kommt dann irgendwie
0:59:35–0:59:39
in die Erde, entfaltet sich und umspannt dann die ganze Erde und kann die ganze
0:59:39–0:59:41
Kommunikation erfassen oder so.
0:59:41–0:59:45
Also diese Idee, dass wir in dieser, und das ist dann ganz wichtig eben für
0:59:45–0:59:50
The Expanse, in der neutronischen Welt, in der das alles passiert,
0:59:51–0:59:55
da dringt jetzt etwas ein, was nicht mehr nach den gleichen Gesetzen läuft.
0:59:56–1:00:02
Und das, finde ich, ist ein super Kniff in dem ganzen Setup,
1:00:03–1:00:09
Eine glaubhafte Welt, also eine Science-Fiction-Welt, mit der wir uns immer
1:00:09–1:00:11
verbinden können, erschaffen.
1:00:11–1:00:16
Und da dringt jetzt aber was ein, was wir nur erahnen können, aber trotzdem glauben.
1:00:17–1:00:20
Aber wir checken es nicht wirklich. Das Protomolekül, das ist wohl,
1:00:21–1:00:24
wie sich dann später herausstellt, ich glaube, auf Phoebe.
1:00:27–1:00:30
Wie spricht man das aus? Das ist, glaube ich, auch ein Jupiter-Mond.
Florian Clauß
1:00:30–1:00:31
Ja, das ist ein Jupiter-Mond.
Micz Flor
1:00:31–1:00:36
Da wurde das gefunden und wie sich dann später herausstellt bzw.
1:00:37–1:00:40
Vermutet wurde als Waffe, da ist dann auch die Referenz 2001.
1:00:41–1:00:47
Also die finden dann auf 2001 diesen Quader und wissen nicht, woher der kommt.
1:00:47–1:00:50
Und später stellt sich dann heraus, dass auf einmal ganz viele von diesen Quadern
1:00:50–1:00:55
im Jupiter entstehen, in diesem Auge im Jupiter. Aber warum,
1:00:55–1:00:56
weiß ich auch nicht mehr.
1:00:56–1:01:02
Aber es ist quasi etwas aus der Vergangenheit. Es ist ur-ur-ur-uralt und trotzdem
1:01:02–1:01:06
technologisch unglaublich stark weiterentwickelt.
1:01:06–1:01:14
Und das hat so etwas, wird dann so beschrieben in diesen Fan-Wikis, als so eine Art Phage.
1:01:14–1:01:20
Also ein Virus, der nur Bakterien befällt und kein als Wirt.
1:01:20–1:01:25
Und also in diesem Protomolekül sind ganz viele Möglichkeiten angelegt.
1:01:27–1:01:30
Andere also erstens bezieht es
1:01:30–1:01:34
seine energie aus radioaktivität und das
1:01:34–1:01:37
zweite ist aber dass es in der lage ist die
1:01:37–1:01:44
umgebenden also die dinge die mit denen es in kontakt gerät umzubauen und für
1:01:44–1:01:48
sich nutzbar zu machen das gilt eben auch für lebewesen das befällt lebewesen
1:01:48–1:01:53
ist tötet sie letztendlich es hat sogar auch viren ähnlich dann so eine form
1:01:53–1:01:56
sich weiter zu verpflanzen das heißt Das heißt, in dem ersten Buch,
1:01:56–1:01:59
wo das noch recht unelegant und zombihaft erklärt ist,
1:02:00–1:02:04
ist dann, ich glaube, Eros ist das sogar befallen.
1:02:05–1:02:12
Und dann werden zuerst eben Leute in Räume getrieben, in denen diese,
1:02:12–1:02:17
also fürchterliche Szenen, werden da so reingetrieben, wo man weiß,
1:02:17–1:02:18
dass da die Protomoleküle drin sind.
1:02:19–1:02:23
Und dann kotzen die alle und stecken sich alle gegenseitig an.
1:02:23–1:02:26
Also es ist irgendwie ganz ekelhaft und kommt dann dazu,
1:02:26–1:02:30
dass das Protomolekül, ja, und das Protomolekül baut dann aber die Körper auch
1:02:30–1:02:35
noch um, sodass dann manchmal Adams Family ähnlich so eine Hand alleine läuft
1:02:35–1:02:39
oder auf einmal irgendein Körper fünf Arme hat.
1:02:39–1:02:42
Also das Protomolekül hat halt weder Skrupel...
1:02:45–1:02:49
Noch ästhetisch ein Feinsinn. Es nimmt halt einfach aus.
Florian Clauß
1:02:49–1:02:56
Aber es hat eine hohe Mutationsrate und kann dann eben auch zu diesen Superwarriors geführt werden.
Micz Flor
1:02:56–1:02:59
Ja, und diese Superwarriors, die sind dann aber eben schon Experimente.
1:02:59–1:03:01
Das ist sozusagen eine Absplitterung.
Florian Clauß
1:03:01–1:03:03
Die Domestizierung des Protomoleküls.
Micz Flor
1:03:03–1:03:06
Es wird versucht, das natürlich gleich militärisch nutzbar zu machen.
1:03:06–1:03:10
Das, was man da ganz am Anfang findet, ist schon eine Folge davon.
1:03:11–1:03:14
Und Mao heißt die, glaube ich.
1:03:14–1:03:22
Das ist die eine Tochter von einem Industriemagnaten, dem sozusagen alles gehört,
1:03:22–1:03:28
der dann auch da rein investiert hat.
1:03:28–1:03:33
Und die, wie sich das dann eben gehört für solche Charaktere in solchen Romanen,
1:03:33–1:03:38
die will ihr eigenes Ding machen, verlässt die Familie, haut abschließlich den Balthasar an.
1:03:38–1:03:45
In der Revolution hat Razorback, das ist ihr ultraschnelles Rennboot,
1:03:45–1:03:49
eigentlich so ein Renn-Schnellboot, mit dem sie durchs Universum schießen kann,
1:03:50–1:03:55
also durch die Sonnen-Soll heißt das, unser Sonnensystem im Buch.
1:03:56–1:03:58
Und die ist befallen.
1:04:00–1:04:03
Und da gibt es dann auch später so Einträge, die Miller findet.
1:04:03–1:04:06
Miller verliebt sich so ein bisschen in sie, während er das alles recherchiert.
1:04:06–1:04:11
Er wird damit beauftragt, darüber was rauszufinden und findet dann eben so Tagebuch,
1:04:11–1:04:13
Logbuch-Einträge, wo sie erklärt,
1:04:13–1:04:16
wie sie gefangen wurde. Sie wusste nicht genau, was da gemacht wurde.
1:04:17–1:04:20
Da war sie dann wohl eben auch schon irgendwie von dem Protomolekül befallen.
1:04:20–1:04:25
Und es war das Experiment eben, das so gezielt einzusetzen, um die ganze Stärke
1:04:25–1:04:29
und Skrupellosigkeit, Also diese Sache, diese unglaubliche Energie,
1:04:30–1:04:35
die da angelegt ist, die eben nicht aus unserem Energieverständnis,
1:04:35–1:04:38
sondern eben aus irgendeinem Quantending herauskommt,
1:04:38–1:04:45
die mit Menschen so zu verbinden, um dann super Soldaten und Soldatinnen zu bauen.
Florian Clauß
1:04:45–1:04:54
Und es ist so, dass nach und nach die einzelnen Parteien in diesem Universum,
1:04:54–1:04:56
also wir haben auch die Erde auf der einen Seite, Mars.
1:04:56–1:05:02
Mars ist so ein bisschen die chinesische Bevölkerung, würde ich mal sagen.
1:05:04–1:05:13
Von der Disziplin her ist es ein Autokratenstaat. Und die Bertas auf der dritten Seite.
1:05:13–1:05:17
Und dann gibt es halt so irgendwie noch so Dinge, Sachen, die dann hin und her,
1:05:17–1:05:23
aber die Einzelnen kriegen dieses Protomolekül und es fängt so eine Aufrüstung
1:05:23–1:05:25
an. Das ist quasi wie die Atombombe.
1:05:25–1:05:28
Und dann die Bälter, das kriegen sie dann auch zuletzt und das ist halt so ein
1:05:28–1:05:30
unglaubliches Politikum.
1:05:30–1:05:35
Dann kommt halt neben diesem ganzen Sci-Fi und neben diesem ganz Fantastik hat
1:05:35–1:05:41
der Film so eine starke politische Komponente, wie es halt auch bei das Lied
1:05:41–1:05:45
von Feuer und Eis, also Game of Thrones, so stark gemacht wurde.
Micz Flor
1:05:45–1:05:50
Ja, es ist nicht unähnlich dem, dass dann zum Beispiel der Drache auch infiziert
1:05:50–1:05:54
wird und dann zu so einem blauen, blauäugigen Drachen wird.
1:05:54–1:05:57
Also irgendwie ist das gar nicht unähnlich. Das stimmt.
Florian Clauß
1:05:59–1:06:02
So, wir sind jetzt hier in der Richard-Sorge-Straße. Das heißt,
1:06:02–1:06:06
jetzt sind wir hier in der Nähe von dem Kino, ne?
Micz Flor
1:06:06–1:06:11
Ja, ich habe jetzt gar nicht mehr mir selber, ich habe mir, doch,
1:06:11–1:06:13
ich habe mir selber Ich habe selber zugehört und gar nicht mehr geguckt,
1:06:13–1:06:14
wo wir lang gelaufen sind.
Florian Clauß
1:06:16–1:06:20
Hier auf der linken Seite, wo wir ein bisschen hochlaufen, da kommt das Kino.
Micz Flor
1:06:23–1:06:26
Gut, dann gehen wir da mal kurz hin und eventuell machen wir da eine kurze Pause.
1:06:26–1:06:29
Mal schauen. Dann gucken wir auf die Uhr. Wie viel Zeit haben wir denn schon?
Florian Clauß
1:06:32–1:06:33
Ich meine, die Frage ist.
Micz Flor
1:06:36–1:06:40
Ich will es noch erzählen. Genau, dann ist es fertig.
1:06:40–1:06:44
Ich denke, vielleicht ist die essentielle Frage,
1:06:44–1:06:47
warum würde man das, nachdem wir jetzt so alles Mögliche versucht haben,
1:06:47–1:06:52
begeisternd zu erzählen, warum würde man dieses Buch, ohne dass wir jetzt irgendeinen
1:06:52–1:06:56
Charakter so genau beschrieben haben, warum würde man das Buch oder den Film
1:06:56–1:06:57
irgendjemandem empfehlen?
1:06:59–1:07:00
Was begeistert dich daran?
Florian Clauß
1:07:02–1:07:06
Ich habe das Buch nicht gelesen. oder die Bücher.
Micz Flor
1:07:06–1:07:08
Aber die Fernsehserie.
Florian Clauß
1:07:08–1:07:14
Die Serie, ja. Hier ist es ja so angeklungen, wenn nicht ausgesprochen,
1:07:15–1:07:23
nämlich den Cast, mit dem man auch wirklich sich so identifizieren kann.
1:07:23–1:07:28
Dieses ganze Universum, der Kosmos, der da aufgefallen wird und das,
1:07:28–1:07:32
was ich auch echt stark finde an den Büchern und an der Serie ist,
1:07:32–1:07:34
dass die sich immer mehr leveln.
1:07:35–1:07:39
Also man denkt an einem Punkt, okay, jetzt geht es, mehr geht nicht und da kommt noch mehr.
1:07:40–1:07:43
Und das finde ich halt schon ziemlich gut einfach von der Geschichte.
1:07:43–1:07:49
Und gerade so, was dann jetzt mit diesem Gate in die andere Welt dann noch reinkommt.
1:07:49–1:07:54
Also ein bisschen wie von Nolan Interstellar.
1:07:54–1:07:56
Da gibt es ja auch so ein Gate.
1:07:56–1:08:01
Und es kommt immer mehr da rein. Also auch auf die Gefallen,
1:08:01–1:08:02
dass man immer weniger versteht.
1:08:02–1:08:07
Aber irgendwie hast du ganz gut verstanden, man versteht genauso viel,
1:08:07–1:08:11
es ist ein bisschen wie so eine Fackel und du siehst genau diesen Wegabschnitt,
1:08:11–1:08:15
den du sehen musst, um weiterzukommen und du brauchst nicht alles zu sehen,
1:08:16–1:08:19
du brauchst nicht alles zu verstehen und das finde ich sehr gut gelöst bei dieser
1:08:19–1:08:23
Serie und da verlässt dich nicht und du bist bei den Charakteren und diese hast
1:08:23–1:08:25
du ganz unterschiedliche Charaktere,
1:08:26–1:08:34
Ich habe ja nur die Serie gesehen, was mich total fasziniert hat an der Serie.
Micz Flor
1:08:37–1:08:44
Ja, das kann ich, also das geht so in die Richtung, was mich daran auch so,
1:08:45–1:08:49
also es ist vielleicht so ein bisschen wie was du über das Tabletop-Spielen
1:08:49–1:08:53
gesagt hast, beim ersten Mal spielen wird einem dann irgendwie entweder langweilig
1:08:53–1:08:56
oder man bleibt dran und dann wird man so ein bisschen abhängig davon.
1:08:57–1:09:02
Ob das mir so gehen würde, weiß ich nicht, aber in diesem Kontext,
1:09:02–1:09:06
also bei den Büchern, wo es dann noch weiter geht, finde ich das irre.
1:09:06–1:09:09
Es gab mal ganz früher so einen Film von Eames, also so ein Designer,
1:09:09–1:09:11
ich weiß nicht, ob du den kennst, wo die.
1:09:13–1:09:17
Reinzoomen, das gibt es ganz oft in Social Media, so irgendwie reinzoomen oder
1:09:17–1:09:22
rauszoomen, um halt die Größe des Universums oder des kleinen Atoms darzustellen.
1:09:22–1:09:27
Es hieß Power of Ten, weil das immer so ein Power of Ten rein und raus geht.
1:09:28–1:09:31
Und so, finde ich, ist das bei denen auch das Protomolekül ist am Anfang irgendwie
1:09:31–1:09:36
nur sowas Zombie-mäßiges oder kann dann Menschen so aggressiv und mächtig machen, wie er will.
1:09:36–1:09:41
Aber dann passiert es dann auf einmal, dass dieses Protomolekül mit Eros zusammen,
1:09:42–1:09:48
auf die Erde fliegen will und dann wird klar, dass es halt nicht in unserer Energie-Denke,
1:09:48–1:09:52
existieren kann, weil es halt eben so den Eros,
1:09:53–1:09:56
Asteroiden so hin und her schieben kann, wie das einfach nicht möglich wäre.
1:09:57–1:09:59
Es wäre einfach nicht möglich, mit irgendwelchen Mitteln das so schnell zu tun
1:09:59–1:10:05
und er weicht die Raketen aus, als wäre das quasi so ein Weidenhalm im Wind,
1:10:07–1:10:11
stürzt dann auf die Venus und baut dann in der Venus so ein bisschen was wie
1:10:11–1:10:20
bei, weißt du, so dieser, wie hieß nochmal der Film mit dem Watchman?
1:10:20–1:10:24
Genau, Watchman, du weißt genau, was ich meine. Wird dann so gebaut. Dr.
Florian Clauß
1:10:24–1:10:25
Manhattan.
Micz Flor
1:10:25–1:10:28
Dr. Manhattan. hätten. Und der baut dann irgendwie auf der Welt das Protomolekül
1:10:28–1:10:30
von sich aus, irgendwie so Kristallsachen und,
1:10:32–1:10:35
während dieser Eros mit immer schneller werdender Geschwindigkeit auf die Erde
1:10:35–1:10:39
zurast steht oder sitzt, ist ja auch im Film so, sitzt dann Miller,
1:10:39–1:10:43
Detektiv, auf diesem Astriden, auf dem Stuhl, ohne Sauerstoff,
1:10:43–1:10:47
kann trotzdem atmen, raucht eine Zigarette und so weiter.
1:10:48–1:10:51
Und diese,
1:10:53–1:10:57
Skalierung, es geht immer weiter, also wird immer größer, es wird immer größer,
1:10:57–1:10:58
das Photomolekül stellt sich dann halt heraus.
1:10:59–1:11:02
Ich glaube, am Ende des zweiten Buchs verlässt es auf einmal die Venus.
1:11:03–1:11:09
Anfang des dritten Buchs hat es dann ein System aufgebaut, das Ring Gates,
1:11:09–1:11:14
also wo dann eben, wie du schon gesagt hast, über 1300 Löcher innerhalb von
1:11:14–1:11:18
so einer Sphäre, die nicht in unserem Denken drin ist, also auch wieder nicht
1:11:18–1:11:22
in unserer, du fliegst da rein, dann bist du in der sogenannten Slow Zone,
1:11:22–1:11:24
da muss man aufpassen, wenn man zu viel Energie,
1:11:25–1:11:28
Dann entstehen da so Indifferenzen und Schiffe verschwinden auf einmal,
1:11:28–1:11:30
muss ich also ganz genau einstellen.
1:11:30–1:11:36
Und kann von dort dann einfach durch diese Gates eben teleporting-mäßig in andere Sternensysteme.
Florian Clauß
1:11:36–1:11:40
Das ist ein bisschen wie bei Stalker, die Zone, dieser Raum dazwischen.
Micz Flor
1:11:40–1:11:44
Genau, das hat so einen eigenen, es ist so ein bisschen unheimlich.
1:11:45–1:11:47
Wollen wir noch einmal einen Block gehen oder weitergehen oder hier einen Kern?
1:11:48–1:11:52
Wir sind jetzt bei Tilsiter, weil ich wäre jetzt fast fertig.
Florian Clauß
1:11:52–1:11:58
Ja, dann müssen Sie das nochmal, also ich hätte noch einen Punkt und das ist
1:11:58–1:11:59
glaube ich auch dieses...
Micz Flor
1:12:22–1:12:26
Weil deine Aminosäureketten für die Gift sind, was auch dazu führt,
1:12:26–1:12:30
dass die Erdmenschen, die es kolonisieren wollen, immer Erde mitbringen müssen,
1:12:30–1:12:33
eigene Früchte, um überhaupt leben zu können. Manche mehr, manche weniger.
1:12:34–1:12:38
Also das wird halt dann alles in diesen Welten auf einmal werden so riesige
1:12:38–1:12:43
Artefakte, die in unserem Sollsystem nicht sind, gefunden und die haben dann
1:12:43–1:12:44
Terraforming mäßig gemacht,
1:12:44–1:12:49
wo die dann ganze Planeten, also wo dann wirklich so künstliche Monde um Planeten, Das ist riesig.
1:12:49–1:12:58
Du merkst halt so, ey krass, diese Existenzen, die Gatebuilders heißen die,
1:12:58–1:13:00
glaube ich, die konnten das.
1:13:00–1:13:02
Die sind aber weg. Warum sind die weg?
1:13:02–1:13:07
Und die haben auf Phoebe eben so ein Protomolekül, das sollte in diesem System
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was passieren. Dann wird das sofort quasi platt gemacht.
1:13:10–1:13:14
Und dann kommt eben in einem Buch auf einmal diese zweite Ebene raus,
1:13:14–1:13:18
so von wegen, ja diese Gatebuilders, Da gab es dann noch andere,
1:13:19–1:13:20
die haben die platt gemacht.
1:13:21–1:13:27
Und dann entsteht wirklich so ein Battle, der dann schon so griechische Mythologie
1:13:27–1:13:32
oder Mama und Papa, so über dir, so zwei Urmächte, die schon lange tot sind,
1:13:32–1:13:36
aber die schon alles irgendwie konnten, die sich dann...
1:13:37–1:13:40
Die Gatebuilders waren halt die mächtigsten, aber dann gab es die,
1:13:40–1:13:42
die die ja umgebracht haben.
1:13:44–1:13:49
Und dafür haben wir aber nur Artefakte, die halt Millionen oder Milliarden von
1:13:49–1:13:52
Jahren, keine Ahnung, die einfach so alt sind, dass wir, wir haben keine Schriften
1:13:52–1:13:58
von denen und trotzdem gibt es immer wieder auch Momente, wo diese uralt Artefakte dann auf einmal...
1:13:59–1:14:02
Angeschaltet werden und das aber
1:14:02–1:14:05
zum beispiel auch in einem buch oder in der 1 serie wo miller taucht
1:14:05–1:14:10
dann wieder auf als vision von holden holden sieht miller aber sieht miller
1:14:10–1:14:13
immer nur wenn er alleine ist und das ist halt wie die vision aber es ist echt
1:14:13–1:14:17
und miller kann auch nichts anfassen aber es ist alles irgendwie sinnhaft und
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holden macht dann somit aber miller wie sich irgendwie herausstellt ist eigentlich
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von protomolekül irgendwie so hergestellt anhand dessen,
1:14:24–1:14:31
was das Protomolekül in Holden von dem herstellen kann. So ein bisschen wie bei Contact.
1:14:31–1:14:38
In Contact, wo die ihren Vater trifft als Alien, weil sie mit dem irgendwie reden kann.
1:14:39–1:14:42
Und so wird das dann hergestellt und Holden wird dann die Puppe,
1:14:43–1:14:48
der diese ganzen Artefakte anschaltet und dadurch aber auch fast alles irgendwie...
1:14:48–1:14:50
Also das ist wieder so seine blauäugige...
1:14:51–1:14:54
Miller Holden sagt, kann ich dir vertrauen? Miller sagt, natürlich kannst du
1:14:54–1:14:57
mir vertrauen, wir kennen uns doch schon ewig. Okay, dann drücke ich da drauf,
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drück drauf und dann wird alles überflutet.
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Das ist irgendwie ein bisschen absurd und trotzdem mag man Holden.
1:15:03–1:15:06
Und dann sind diese Artefakte da und es geht dann irgendwie immer weiter.
1:15:06–1:15:10
Und dann ist es in den letzten Büchern sogar so weit, dass dieser Kampf zwischen
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diesen beiden Entitäten dann irgendwie so spürbar wird.
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Zum Beispiel gibt es dann eben, haben die Gatebuilders, haben auch in manchen
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Systemen so Dinge gebaut,
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wie zum Beispiel in einem, das wird dann so erforscht, in einem ist halt nichts
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außer einem Neutronenstern.
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Der Neutronenstern ist quasi von nichts umgeben. Da ist nichts,
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das Vakuum, hartes Vakuum, das so hart geht gar nicht.
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Wie die das überhaupt alles weghalten. Crazy Technology.
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Und während die da drin sind, überlegen die sich, was könnte das sein?
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Egal, wissen wir nicht, wir haben alles gemessen, jetzt fliegen wir zum Nächsten.
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Die wollen halt eben alle Systeme untersuchen, in denen kein Leben möglich ist.
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Und in dem Moment ist aber so, dass die Bösen in diesem Buch,
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brauchen wir gar nicht genau reingehen, irgendwelche Menschen,
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die haben sich dann überlegt, wenn so ein Schiff verschwindet,
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Dann müssen wir jetzt diese Entitäten dahinter bestrafen, um herauszufinden,
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ob dann sich deren Verhalten ändert oder nicht.
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Wenn nicht, dann ist es reine Mechanik. Wenn sich das Verhalten verändert,
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dann ist da noch irgendwie Leben auf der anderen Seite.
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Und dann, als die dieses System gefunden haben mit Neutronensternen,
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schicken die dann einfach so ein Raumschiff mit Antimaterie in der Geschwindigkeit
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durch den Ring, dass es zu schnell ist und dann wird es quasi verschluckt,
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das hat man ja früher schon rausgefunden,
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wird verschluckt und dann läuft der Zeitzinder und dann explodiert irgendwann,
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keiner weiß wo, diese Antimaterie.
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Und während die das noch beobachten, verschwindet das Schiff,
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dann ist es irgendwie kurz weg, die wollen halt dann Richtung Gate fliegen und
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auf einmal merken die dann, dass halt in dem Raum um sie drumherum auf einmal Materie entsteht.
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Und das ist halt wirklich so ein Quantenthema. Aus dem Raum aus dem Nichts entsteht
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so Materie und die überlegen sich, was könnte das sein, wozu ist das gut,
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ist das jetzt nur hier oder ist das jetzt auf einmal am ganzen Ebenen,
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war ja noch gar nichts da.
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Und dann wird auf einmal klar, oh shit, dieser Neutronenstern,
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der war schon seit Milliarden Jahren auf so einem Level,
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wo er nichts hatte, was er aufsaugen konnte, aber trotzdem kurz vorm Tipping
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Point war, um halt zu explodieren.
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Und dann fliegen die dann irgendwie noch raus und diese Materie,
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die auf einmal aus diesem Quantenraum entsteht, zündet dann sozusagen diesen
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Neutronenstern und der schießt dann zurück in dieses Gate-System rein.
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Und also explodiert dann quasi. Das sind halt so Riesenfallen,
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die da gebaut sind, die ja Millionen Jahre quasi.
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Und dann finden die einen Riesendiamant, so große Jupiter, wie sich dann später
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herausstellt, das ist ein Datenspeichersystem.
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Also Langzeitdaten in Diamantstrukturen speichern. Also das findest du in alles.
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Und das ging halt ursprünglich los mit diesem einen bisschen Protomolekül auf dem einen Planeten.
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Und dann zieht sich aber die Story-Arc von den Charakteren, aber eben auch von
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dem, was man sich alles weiterdenken kann mit dem Protomolekül.
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Die zieht sich halt so durch die Serie durch.
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Und die wird dann eben auch immer noch eins größer.
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Und dann geht es jetzt nicht mehr um die Charaktere selbst. Also wir haben ganz
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wenig jetzt nur über die Menschen gesprochen. Das Story-Development ist aber
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natürlich auch total spannend.
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Aber allein diese Welt verändert sich im Hintergrund immer weiter, immer weiter.
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Und hat dann eben diese geniale Balance, finde ich.
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Das alles im Glaubhaften bleibt. Das bleibt glaubhaft, weil wir am Anfang mit
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einer zukünftigen Welt in Berührung kamen, die wir gut verstehen können.
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So könnte das ja sein, dass da irgendwie ein Asteroid bärt und so weiter.
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Und dann im zweiten Schritt dahinter eine Welt, die in einer Physik ist,
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die für uns irgendwie so gerade so ein bisschen,
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also Oppenheimer und so, also diese Quantenwelt und dann entsteht halt auf einmal
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Materie als Energie Und das muss ja keiner kapieren, aber man kann es auch noch glauben.
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Und die haben das total gut hingekriegt, dass man das alles irgendwie so glauben kann.
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Und dann geht es im vorletzten Buch, geht es dann auch wirklich noch in diese
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Form von Penrose, diese eine Folge, die wir auch schon hatten,
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wo es um diese Pan-Psychic-Consciousness ist quasi im Universum angelegt.
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Und wir sind eben einfach nur, wir sind auch conscious, aber das ist ja dieses
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Bild, dass das alles miteinander verbunden ist.
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Und das kommt dann da auch noch so irgendwie rein. Und das...
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Diese Ringbilder ausgelöscht wurden von den anderen über dieses Feld,
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was Consciousness heißt. Die waren einfach sehr sensibel.
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Dieses Consciousness konnte quasi beeinflusst werden und dann starben die alle.
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Aber die Menschen sind halt nicht so Conscious, das sind wieder gleichzeitig resistenter.
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Es gibt immer wieder aber scheinbar Versuche von dieser großen Macht,
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die die Gatebuilders umgebracht hat, uns jetzt auch umzubringen.
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Weil die dann zeitgleich, also Lichtgeschwindigkeit ist auch kein Thema mehr,
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zeitgleich Momente herstellen, in denen das Bewusstsein oder Consciousness,
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Gewahrsein sich verändert.
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Sich die Materie verändert, aber auch das Gewahrsein verändert.
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Wo alle wie auf einmal in so einem 2001-Traum sind, wo der zum Schluss im Film
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durch diese Dinger fliegt und dann sehen sie das Universum, verstehen alles,
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ein bisschen wie so Trippi.
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Und dass dann irgendwie verstanden wird, dass diese Entität,
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die jetzt zweimal dann schon diese Anti-Meta-Bomben abbekommen hat,
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dass die jetzt sagen, okay, wir löschen jetzt die Menschen aus.
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Und das bleibt alles immer irgendwie glaubhaft. Und das fand ich irgendwie gerade
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bei dem so spannend, diese beiden Konzepte von Physik, die ja beide irgendwie
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wahrhaftig sind, miteinander zu verbinden.
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Die eine können wir intuitiv fühlen, die andere können wir uns kognitiv irgendwie zulassen.
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Und dann dahinter aber auch noch diese Pan-Psychic-Konzept von hinter allem,
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so buddhistisch, hinter allem ist das Bewusstsein.
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Und das fand ich irgendwie in dieser Story-Arc von den Büchern so ganz ehrgeizig.
Florian Clauß
1:21:23–1:21:26
Also ich meine, was du jetzt erzählt hast, muss ich sagen, also das habe ich
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jetzt in der Serie überhaupt nicht so gesehen.
Micz Flor
1:21:29–1:21:30
Weil die ja da auch aufhört.
Florian Clauß
1:21:30–1:21:33
Ja, also das, was du jetzt da beschrieben hast. Und das ist halt irgendwie so,
1:21:33–1:21:39
okay, krass, weil das ist so ein Teil, der ist ja total meta und metaphysisch, ja, der ist ja so.
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Der ist angelegt, ja, teilweise in dieser Form.
1:21:45–1:21:50
Gleichzeitig ist der aber auch so pure Action-Story-Lines, die da erzählt werden.
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Und deswegen macht es auch die Serie so unterhaltsam, weil als Amos dann halt
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die eine Frau aus dem Gefängnis holt, da werden dann gleichzeitig da irgendwie
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so ein Krieg anfängt loszugehen.
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Und er dann halt in diesem Gefängnis mit allen möglichen Supercharakteren da
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aufeinander trifft und er muss sich da befreien und muss dann halt diese,
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also es ist halt wirklich so, da gibt es ganz viele solche Storylines,
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die dann halt so pure Action sind und dir auch total Spaß machen.
1:22:18–1:22:21
Du freust dich ja immer auf bestimmte Storylines oder wie die ganzen Bälter
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es dann auch sich gegenseitig dann aufreiben nehmen kann.
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Ja, und auch dieses Topos der,
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Kolonialisierung, das ist ja auch so am Ende von dieser Serie wird dir dann
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auch irgendwo so denen erlaubt, dass sie dann halt ausreisen dürfen und dass
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die halt neue Kolonien besetzen dürfen und dass sie dann halt auch auch wieder so eine neue Heimat,
1:22:41–1:22:45
weil es ist ja genau diese Beschränkung von Ressourcen und Territorien,
1:22:45–1:22:48
die halt die Welt, die das dann so rumtreibt und so einschränkt.
1:22:48–1:22:52
Und es werden so viele, so viele verschiedene Sachen erzählt.
1:22:52–1:22:58
Und diese ganze, wenn du jetzt immer drauf packst, das ist ja nochmal so mindblowing,
1:22:58–1:23:00
die habe ich jetzt überhaupt gar nicht so gesehen.
Micz Flor
1:23:01–1:23:04
Ja, die passiert aber auch dann wirklich erst nach dem sechsten Buch in der
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Größe, da wird das hochskaliert, davor ist es also die letzten beiden Staffeln
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und Bücher, die verfilmt wurden,
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sind eben auch die, wo dann die Belters so eine sehr aggressive Abspaltung,
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die halt versucht, die Erde zu vernichten und dieses The Moon is a Harsh Mistress
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mäßig halt diese Bomben runterwirft.
1:23:25–1:23:29
Und die dann aber auch gleichzeitig natürlich verstehen, dass dieses Ringate,
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was auf einmal da ist, die Revolution der Belters auf einmal in Gefahr bringt.
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Weil wenn die Ressourcen, die die Welt das kontrollieren könnten,
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so wie der Mond auch, wenn die auf einmal nicht mehr eine Macht darstellen,
1:23:43–1:23:48
weil durch dieses Ring-Gate sind auf einmal 1300 andere solare Systeme direkt um die Ecke.
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Ja, und dann gibt es schon eins, wo die ganze Zeit irgendwelche Jod-Sachen abgebaut werden.
1:23:52–1:23:55
Ne, Lithium wird da abgebaut, ne, fast total reines Lithium,
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so rein, dass man dann irgendwann checkt, ach, okay, das war jetzt nicht wirklich
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natürlich, sondern wir sind schon in so einem Artefakt drin und meinen da was
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aus dem, also wir kratzen quasi aus diesen Artefakten heraus.
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Da wird es dann auch so spannend. Also die Politik, die dahinter steht,
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ist halt, dass die Belters dann halt wieder abgehängt werden.
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Die werden halt wieder abgehängt, weil dann eben doch die Erde und der Mars da durchgehen.
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Und die können mit höheren Schwerkräften reingehen. Also diese,
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das heißt auch immer Gravity Well.
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Also wenn du Gravity Well auf dem Planeten runtergehst, irgendwann nimmt halt
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die Schwerkraft zu und dann können die Belters nicht mehr mithalten.
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Und das ist alles irgendwie die ganze Politik, Wirtschaft.
Florian Clauß
1:24:34–1:24:42
Und auch wie sich denn der autoritäre Staat von Mars so langsam auflöst.
1:24:43–1:24:47
Auch so ein bisschen dieser Abverkauf von dem ganzen Osteuropa,
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von Russland nach dem Fall des Imperiums oder SSR.
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Hast du ja auch da so ein bisschen angelegt in der Geschichte,
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dass die halt anfangen Ressourcen zu verkaufen.
1:24:56–1:25:00
Auf einmal tauchen dann Waffen auf, die eigentlich immer sehr streng kontrolliert
1:25:00–1:25:04
werden von der Mars-Gesellschaft. Aber die werden dann halt verhökert und die
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tauchen dann bei den Bälters.
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Diese Terroristen, diese Abspaltung von den Bälters, die dann halt die Erde
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bombardieren, die kriegen dann halt auch auf einmal so Zugänge zu Waffen.
1:25:12–1:25:15
Es ist halt so verzweigt.
Micz Flor
1:25:15–1:25:19
Es ist toll erzählt und halt eben die Charaktere sind auch sehr glaubhaft und
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spannend und auch eben immer in ihre, nicht nur Gesellschaft,
1:25:23–1:25:24
sondern auch in ihre Physik eingebettet.
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Das ist auch immer sehr gut erzählt, finde ich, im Buch noch mehr als im Film,
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weil halt diese diese schwerkraft dann
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doch nicht so gut finde ich immer dargestellt ist aber es auch trotzdem sehr
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spannend lustig wir sind jetzt so ein bisschen wie wie man früher so auf dem
1:25:40–1:25:44
schulhof stand und irgendeine fernsehserie am samstag im film noch mal so besprochen
1:25:44–1:25:48
hat und weißt du noch wie der dann und dann ist das auto dass die bombe losgegangen
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oder so wetten dass Ja, genau.
Florian Clauß
1:25:50–1:25:55
Damals war es Wetten, dass? oder James Bond. Aber heute ist es eigentlich Podcast.
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Ihr könnt das Ganze auch, die ganzen Informationen auf eigentlich nur das Podcast.
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Nachhören, nachlesen. Mitch hat ja auch viele Links angekündigt, die er da droppen wird.
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Und ja, das würde ich jetzt mal so das Ende einläuten.
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Du hast noch was hinzuzufügen. Danke, Mitch. Also das ist nochmal so für mich
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eine ganz neue Dimension bei The Expands, die du jetzt nochmal so aufgefaltet
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hast, die ich jetzt noch nicht so gesehen habe.
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Das war, ich überlege, ob ich das jetzt nochmal anfange, nee,
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zu lesen nicht, aber zu gucken.
Micz Flor
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Ja, aber es ist nicht wirklich drin. Also ich habe es ja am Anfang nicht,
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da hattest du am Anfang immer mehr kapiert als ich.
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Und zum Schluss raus ist es in den Büchern, finde ich dann nochmal toll,
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weil man so ein Bird's Eye View bekommt.
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Und man zoomt dann immer so richtig raus und checkt dann erst die Skalierung
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von all dem, was man da vorher, dann kommt man sich wie so ein Kind vor,
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wenn man dann überlegt, oh, auf Eros war dann so ein bisschen Suppe und das war aber das Brutto.
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Und dann ist es, ah nee, Moment, die Skala ist einfach deutlich größer.
Florian Clauß
1:27:00–1:27:03
Ja, also du hast quasi das Rulebook gelesen. Das letzte noch nicht.
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Du kannst doch mal hier bestimmte Hinweise geben, wie was zu verstehen ist in
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der Serie. Ja, das war's.
Micz Flor
1:27:11–1:27:12
So war's von uns. Vielen Dank.
Florian Clauß
1:27:13–1:27:15
Bis zuwärts und bis bald.
Micz Flor
1:27:15–1:27:17
Macht's gut. Tschüss. Tschüss.
Florian Clauß
1:27:19–1:27:21
War das jetzt ein bisschen zu schnell rausgetropft?
Micz Flor
1:27:21–1:27:22
Nee, ist doch super.

Mehr

"Wir haben mit der Vergangenheit abgeschlossen, aber die Vergangenheit nicht mit uns."

Bevor wir uns tiefer mit dem Film "Magnolia" von 1999 beschäftigen stellt Flo als zweiten Teil der Reihe "Filmbewegungen der 90er, die das Kino revolutionierten" das Genre des Hyperlink-Cinemas vor. Das beschreibt die Art von Episodenfilmen, die die Kontinuität von klassischen Erzählungen aufbrechen, indem multilineare Geschichten von verschiedenen Figuren und Charaktergruppen präsentiert werden. In solchen Filmen können Räume auftauchen oder sich Charaktere treffen, die vorher in eigenen unabhängigen Erzählsträngen entwickelt wurden. Aus der Vielzahl von Handlungssträngen wird ein ganzes Handlungsnetz aufgebaut. Hierin finden sich auch soziologische Betrachtungsweisen, die das Hyperlink-Cinema auszeichnet. Wir spekulieren darüber, ob Serien dieses Kino-Genre verdrängt haben oder ob durch die Gagen der hochrangigen Schauspieler:innen diese Art von Filmen nicht mehr produziert werden konnten. Im zweiten Teil der Episode stellt Flo den Film Magnolia von Paul Thomas Anderson vor. Die Geschichte spielt innerhalb eines Tages in Los Angelos. Im Zentrum stehen um die 10 Figuren, die sich zwei Ensemblesträngen zuordnen lassen, die parallel und unabhängig voneinander im Film aufgebaut werden. In beiden Strängen steht sterbender Patriarch im Mittelpunkt, der sich, den Tod vor Augen, mit seiner Familie aussöhnen möchte. Darum reihen sich mehrere miteinander verflochtene Geschichten und Charaktere, deren Leben durch Zufall und Schicksal auf überraschende Weise miteinander verbunden sind. Wir sind uns einig, dass dies vor allen Dingen durch die großartigen Schauspielerinnen und Schauspieler getragen wird. Viele Szenen von dem Film bleiben im Kopf hängen. Auch das fulminante Ende des Films geht nicht mehr aus dem Kopf: ein Regen aus Fröschen prasselt auf LA in den frühen Morgenstunden nieder, ein unerklärliches Phänomen, das alle Geschichten der einzelnen Figuren zu einem vorläufigen Ende führt. Das Ende unserer Tour hat uns zur Warschauer Brücke geführt, wo wir noch kurz über die Veränderung dieses Ortes und den neuen Amazon-Tower resümieren.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Florian Clauß
Erzähler
avatar
Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:13–0:00:19
Jo, hallo, hier ist der Mitch, neben mir läuft der Flo, Flojann,
0:00:19–0:00:24
ja genau, und wir laufen redend, und wir sind laufend am reden,
0:00:25–0:00:27
das ist eigentlich Podcast.
0:00:28–0:00:34
Es ist kalt, ich zitter ein bisschen vor Aufregung, weil Flo hat ein Thema mitgebracht,
0:00:35–0:00:37
was mich vor Aufregung zittern lässt.
0:00:37–0:00:42
Ich freue mich sehr drauf und ich habe es aber schon gehört von ihm und ich
0:00:42–0:00:45
zitter aber auch, weil es wirklich winterlich kalt geworden ist in Berlin.
0:00:46–0:00:48
Möchtest du noch was einleitendes sagen?
Florian Clauß
0:00:48–0:00:52
Das ist das Schneefall. Ich habe tatsächlich mich entschieden,
0:00:52–0:00:54
nicht mit dem Fahrrad zu kommen,
0:00:55–0:01:02
sondern zu laufen, weil die die Straßen sind glatt und aber ich finde es total
0:01:02–0:01:04
schön, wenn man so läuft.
0:01:04–0:01:07
Einen wird warm. Ich habe lange Unterhosen an.
0:01:09–0:01:14
Also wir sind frisch erholt. Das heißt, wir haben gerade was gegessen.
Micz Flor
0:01:15–0:01:22
Ja, ist ja lecker. Und wer uns auf der Webseite folgt, der sieht auch unsere Tracks.
0:01:22–0:01:26
Wir zeichnen die mal auf, wenn wir durch die Stadt laufen und weiß dann auch,
0:01:26–0:01:27
wo wir gerade essen waren.
Florian Clauß
0:01:28–0:01:37
Genau, wir sind in dieser Folge bei Folge 40 und ich hätte ja vorletzte Folge,
0:01:37–0:01:41
meine Folge 38 angekündigt, dass ich für mich ein Dreiteiler,
0:01:42–0:01:47
welche Kinoerlebnisse der 90er haben mich so begeistert und in der ersten Welle
0:01:47–0:01:50
der Begeisterung bist du ja mitgeschwommen.
Micz Flor
0:01:51–0:01:53
Genau, Und jetzt Mumblecore.
Florian Clauß
0:01:54–0:01:59
Genau, Mumblecore. Und ich habe das fest vorgestellt, es geht um Dogma. Es ging um Dogma 95.
0:02:00–0:02:05
Der Übertitel meiner Reihe war Kinobewegungen der 90er, die das Kino revolutionierten.
0:02:07–0:02:14
Und du hast dann Idioten von Lars von Trier darüber refariert und auch kühne Thesen angestellt.
0:02:15–0:02:21
Und diese Episode wollte ich über den Episodenfilm machen.
0:02:22–0:02:29
Und habe auch schon gesagt, in diesem Zusammenhang gibt es eine Genrebezeichnung, die ich vorher,
0:02:30–0:02:33
ähnlich wie Mumblecore, nicht gehört habe, aber
0:02:33–0:02:36
mit der ich mich ein bisschen beschäftigt habe hast du die noch im kopf
0:02:36–0:02:39
die hyper hyper link
0:02:39–0:02:44
ist oder hyper link hyper link cinema gesteige
0:02:44–0:02:47
ich gleich mit ein paar erklärungen zu ein als
0:02:47–0:02:50
ein bisschen filmtheorie obendrauf ja
0:02:50–0:02:58
und am beispiel welche episoden für mit der 90er so spontan ein du das hatten
0:02:58–0:03:05
wir schon vor zwei folgen das war dann Robert Altmann zum Beispiel oder Magnolia
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zum Beispiel oder Hyperlink.
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Pulp Fiction ist natürlich der Vertreter.
0:03:14–0:03:17
Aber tatsächlich muss man sagen, also ich werde diese Folge über Magnolia machen,
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berichten dann und wir gucken dann an, was Hyperlink Cinema in echt bedeutet.
0:03:25–0:03:32
Und man muss aber sagen, dass der Film, der der Begriff Hyperlink erst so im
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Nachhinein in den Nullerjahren geschaffen wurde von einer Filmkritikerin.
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Und dass Magnolia und Robert Altman, also Shortcuts und auch Pulp Fiction,
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denn erst im Nachhinein so interpretiert wurden als Hyperlink Cinema.
Micz Flor
0:03:49–0:03:50
Und Lola Rendt.
Florian Clauß
0:03:51–0:03:54
Lola Rendt ist auch eine, aber vor allen Dingen in den Nullerjahren.
Micz Flor
0:03:54–0:03:56
War ich Lola Rendt wirklich eine? Eher nicht, oder?
Florian Clauß
0:03:56–0:03:59
Ja, in dem Zusammenhang wird genannt,
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aber es trifft nicht unbedingt alle Charakteristika des Begriffes.
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Die klassischen Vertreter von Hyperlink-Cinema sind,
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Babel, hatten wir auch schon mal genannt, von Iñárritu, ich kann den Namen nicht
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so richtig gut aussprechen,
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dann Traffic von Söderberg, wird auch häufig genannt in Zusammenhang,
0:04:29–0:04:34
und es gibt noch einige andere von Hyperlink.
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Und was macht Hyperlink aus? Ja,
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also es ist wahrscheinlich auch so eine Bewegung, die nur zu einer gewissen
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Zeit sich so formieren konnte, ja, weil zu dieser Zeit waren die Bedingungen reif,
0:04:53–0:04:57
dass sich das auch so ausdrücken konnte, ne.
0:04:57–0:05:04
Natürlich ganz rein semantisch bezieht sich Hyperlink, Hyperlink Cinema,
0:05:05–0:05:08
auf die Hypertext Markup Language.
Micz Flor
0:05:09–0:05:10
Ist das wirklich so?
Florian Clauß
0:05:10–0:05:15
Das bezieht sich auf diesen Begriff, aber mit Hyperlink, also HTML,
0:05:16–0:05:20
das ist so die Sprache von dem Protokoll www.
0:05:20–0:05:26
Also auf der Sprache werden Netzseiten aufgebaut.
Micz Flor
0:05:26–0:05:28
HTTP als Protokoll.
Florian Clauß
0:05:30–0:05:36
Ja, also www als das World Wide Web, wo sich die Verbreitung dann gefunden hat.
0:05:37–0:05:44
Und Hyperlink ist, wenn man so möchte, diese Verknüpfung zwischen den einzelnen
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Seiten, die nicht mehr linear aufgebaut sind, sondern durch Links miteinander verknüpft werden.
0:05:50–0:05:59
Und das ist so das, was Hyperlink im Kontext von dem World Wide Web gebracht
0:05:59–0:06:04
hat, auch eine andere Textualität geschaffen hat, eine andere Narrationsform.
0:06:05–0:06:13
Und das findet sich so in theoretischen Ansätzen auch in diesem Hyperlink-Cinema.
0:06:13–0:06:19
Das bedeutet, dass es nicht mehr nur die Geschichte von einer Person ist,
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die erzählt wird oder von einer Personengruppe, sondern dass sich ...
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Viele narrative Stränge parallel aufbauen. Und dass diese narrativen Stränge
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irgendwie miteinander verknüpft sind,
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ohne dass sich jetzt derjenige, der Protagonist eines Erzählstrangs darüber so im Klaren ist.
0:06:41–0:06:43
Also, das heißt, sie können parallel passieren, diese Stränge,
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und sind für sich auch mehr oder weniger aber in einer Form,
0:06:49–0:06:53
in einem Ort, in einem Thema miteinander verknüpft.
0:06:53–0:06:56
Also ein bisschen diese postmoderne Entwicklung.
Micz Flor
0:06:57–0:07:01
Aber ist das wirklich dann da zum ersten Mal erschienen oder gibt es dann in
0:07:01–0:07:03
dem Text, den du gerade referierst?
0:07:04–0:07:08
Beispiele von, ich natürlich nicht,
0:07:08–0:07:10
aber ich denke jetzt an sowas wie Citizen Kane zum Beispiel,
0:07:10–0:07:15
wo ja auch irgendwie episodenhaft über ein Leben hinweg immer wieder Dinge erscheinen
0:07:15–0:07:19
und man sucht nach diesem Begriff Rosebud und versucht,
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das ist natürlich nicht das, aber es ist für mich,
0:07:25–0:07:30
zumindest eine Spur, die mir andeutet, dass so komplexe Geschichten,
0:07:30–0:07:33
die episodenhaft ineinander geschachtelt sind,
0:07:33–0:07:37
jetzt nicht erst in den 1990er Jahren entstanden sind.
Florian Clauß
0:07:37–0:07:39
Nein, natürlich nicht. Also diese Formen...
Micz Flor
0:07:39–0:07:41
Coole Wampe, ist das ein Hyperlink-Cinema?
Florian Clauß
0:07:41–0:07:46
Nee, diese Formen, also es geht zurück auf den 70er-Jahre-Film von Altmann,
0:07:46–0:07:48
wo auch so eine Verschachtelung drin ist.
0:07:48–0:07:51
Und wenn du Rashamon zum Beispiel betrachtest.
Micz Flor
0:07:51–0:07:51
Ja, klar.
Florian Clauß
0:07:51–0:07:56
Ist auch eine episodenhafte Erzählung, aber es geht um diesen Zeitgeist des
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miteinander Verknüpfens. Und das ist, glaube ich, so.
0:08:00–0:08:03
So muss man das dann auch sehen und vor allen Dingen...
Micz Flor
0:08:03–0:08:07
Also eher dann auch ein kultureller Hintergrund als ein dramaturgisches Verweben.
0:08:07–0:08:11
Geht es dann wirklich auch um so ein Verständnis von Verbindung?
Florian Clauß
0:08:11–0:08:15
Es ist ein Verständnis von Verbindung, eine Art, Geschichten zu erzählen,
0:08:16–0:08:19
beziehungsweise auch eben diese...
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Also wenn du das jetzt in einem postmodernen Kontext betrachten möchtest,
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diese Auflösung von Geschichte. dass die Narration jetzt nicht mehr von vorne
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bis hinten geht, sondern die Frage von was ist Wahrheit.
0:08:31–0:08:38
Also dass ganz viele multinarative Ansätze dann auch so gleichwertig sein können.
0:08:38–0:08:44
Das heißt ja in der Postmoderne hast du da eben auch so diese Auflösung von
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diesem Kern von Gradlinigkeit, der sich da drin wiederfindet.
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Und das ist glaube ich zu der Zeit so neu, dass ich das so formieren kann.
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Und dann ist es noch mal so diese Sache von Globalisierung.
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Du hast eine Globalisierung, also viele Themen, die dann auch das Hyperlinks
0:09:02–0:09:05
sind, immer Syriana wird auch immer genannt von...
Micz Flor
0:09:05–0:09:07
Ja, ich finde aber auch Babel ist das ja schon.
Florian Clauß
0:09:07–0:09:12
Babel, ja. Also diese Globalisierung, das heißt der weltweite Markt,
0:09:12–0:09:17
der entstanden ist, überhaupt die Welt rückt näher zusammen durch das Internet.
0:09:17–0:09:25
Eben dieser ganze Aufbau von Containerschiffen, dieser globale Markenstrom,
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Warenstrom, der auch entsteht.
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All das sind wirtschaftliche und gesellschaftliche Impacts, die dann auch zu
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dieser Erzählform auch irgendwie so beigetragen hat.
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Und wenn du Pulp Fiction hier anguckst, da ist auch dieses Aufbrechen von Zeitraum,
0:09:40–0:09:46
Kontinuum. Das heißt, es werden noch Erzählstränge später erzählt,
0:09:46–0:09:48
nachdem jetzt zum Beispiel John Travolta umgebracht wurde.
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Also es ist halt so diese Verknüpfung von Zeit und Raum, die sich da so auflöst.
0:09:54–0:09:59
Und das hat sich jetzt so in diesem Hype-Hyperlink-Cinema ausgeprägt.
0:10:01–0:10:04
Und ich glaube, das ist in der Zeit wirklich neu. Natürlich hast du immer Episodenfilm
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und so weiter, aber so in dieser Dichte ist es neu.
0:10:09–0:10:14
Und ich würde auch noch sagen, es gibt so verschiedene Auspräsungsmerkmale.
0:10:14–0:10:19
Einer davon ist dieser unglaublich breit aufgestellte Cast.
0:10:20–0:10:24
Du hast ja beim Hyperlink Cinema, hast du ja Schauspieler.
0:10:25–0:10:30
Und wenn du dir Magnolia anguckst, wer da alles mitspielt. Das ist ja nicht
0:10:30–0:10:35
so wie bei anderen Filmen oder bei Pulp Fiction oder wenn wir jetzt noch mal so,
0:10:35–0:10:40
also es sind alles sehr renommierte Darstellerinnen und Darsteller.
0:10:41–0:10:45
Es sind so A-Schauspieler, die da das Ganze tragen.
0:10:45–0:10:50
Das heißt, du musst in diesem Kosmos, dadurch, dass so viele Geschichten parallel
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erzählt werden, brauchst du natürlich auch entsprechend starke Charaktere und
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Schauspieler, die das auch tragen können.
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Und deswegen sind, ich würde jetzt mal so als These raushauen,
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dass Hyperlink Cinema, also dass diese Filme auch mit einem ganz starken Cast arbeiten.
0:11:08–0:11:14
Und wahrscheinlich kriegst du diesen Cast jetzt heutzutage nicht mehr so zusammen, ohne...
Micz Flor
0:11:14–0:11:16
Christopher Nolan zu sein.
Florian Clauß
0:11:16–0:11:20
Ja, oder ja, dann machen sie alle, weil er vor gut will, ja.
0:11:20–0:11:24
Aber ohne unglaublich viel einfach für die Gagen zu zahlen.
0:11:24–0:11:31
Also ich meine Magnolia mit Tom Cruise, Julian Moore und wer da alles noch so mitspielt.
0:11:32–0:11:34
Also es ist ja ein Movie-Cast, der dahinter steht.
Micz Flor
0:11:35–0:11:38
Ja und vor allen Dingen und das macht es finde ich so besonders,
0:11:39–0:11:44
dieses Gefühl, dass man sonst, wenn Tom Cruise im Film ist, dann kennt man die
0:11:44–0:11:47
anderen auch noch, aber die sind so drumherum drapiert.
0:11:47–0:11:50
Und bei Magnolia, da sind eigentlich jetzt keine
0:11:50–0:11:53
hierarchien spürbar die sich
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ableiten ließen von der vom paycheck
0:11:57–0:12:00
also das ist jetzt nicht so angelegt dass man
0:12:00–0:12:03
sagt okay das ist ein tom cruise film das geht gar nicht sondern
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ja das wäre dann der erste schritt was für ein film ist das ist kein tom cruise
0:12:08–0:12:13
film sondern was ist das für ein film wer hat man sie geführt wenn es heraus
0:12:13–0:12:20
ja lasst es bevor man In Maggiore einsteigen noch ein paar abschließende Worte zu Hyperlink Cinema.
Florian Clauß
0:12:20–0:12:25
Also wir haben verschiedene Charaktergruppen, deren Geschichte erzählt wird
0:12:25–0:12:26
und worum es da letztendlich geht.
0:12:28–0:12:31
Auch so ein bisschen, was wir hier mit dem Podcast machen.
Micz Flor
0:12:32–0:12:33
Ja, laufend reden.
Florian Clauß
0:12:34–0:12:39
Aber wir laufen im Reden, das heißt, wir zeichnen auch irgendwo unsere Spuren
0:12:39–0:12:44
des Laufens mit der Sprache zusammen, mit dem Reden zusammen,
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projizieren wir ja so auf den Wegen, die wir dann zusammen laufen.
0:12:49–0:12:53
Das ist ja so ein kognitives Mapping, was passiert.
0:12:54–0:12:59
Und ich glaube, dass es so auch bei so diesem Hyperlinks-Cinema,
0:12:59–0:13:02
möchte so eine gewisse soziologische Studie auch machen.
0:13:02–0:13:06
Das kann man so, wir filmen auch, gucken wir uns nochmal genauer bei Magnolia
0:13:06–0:13:09
an, aber es geht schon darum,
0:13:09–0:13:16
so ähnlich wie in der räumlichen Analyse in den Sozialwissenschaften,
0:13:16–0:13:20
dass du so irgendwo rein piekst und dir guckst, wie entstehen jetzt hier die
0:13:20–0:13:25
Verbindung über eine gewisse Zeit, über eine gewisse Örtlichkeit und was passiert
0:13:25–0:13:28
da für eine Geschichte in dieser Verbindung von Raum,
0:13:29–0:13:37
Zeit und eben dem Erlebten, was der Darsteller, was der Charakter in dieser Geschichte erlebt.
0:13:37–0:13:42
Und das ist so ein bisschen dieses, ja man ist auf der einen Seite Beobachter, guckt von außen,
0:13:43–0:13:48
ist auch irgendwo mit in diesen Charakteren mit aber gleichzeitig durch diese
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parallelen Geschichten, durch diese parallele Erzählung,
0:13:51–0:13:55
kommst du immer wie in eine andere Schiene rein und du siehst dann eben so ein
0:13:55–0:14:01
Sammelsurium und verschiedenen Blickwinkeln, die aber nur im Kopf von dem Betrachter
0:14:01–0:14:04
oder von den Filmschaffenden entstehen,
0:14:05–0:14:08
aber nicht so sehr aus der Perspektive der Charaktere selber,
0:14:08–0:14:10
weil die hängen in ihren Konflikten drin.
0:14:10–0:14:18
Also es ist meistens so, dass sehr dramatische Konflikte bei den Charakteren dann im Kopf...
0:14:19–0:14:24
Und dass so eigentlich dieses Panorama sich entfaltet. Aber es gibt ein übergeordnetes
0:14:24–0:14:26
Thema von High-Balling-Cinema.
0:14:27–0:14:31
Das ist bei Altmann, hatten wir ja schon in den letzten Folgen festgestellt,
0:14:32–0:14:35
das ist ja das Erdbeben, was dann alle auf einmal so zusammenbringt.
Micz Flor
0:14:36–0:14:41
Ja, das ist auch interessant, weil natürlich diese Idee von so klassischen Lord
0:14:41–0:14:44
of the Rings, Hero Story, also diese,
0:14:46–0:14:51
Diese Etappen, die dann der eine Charakter durchläuft und sich dabei entwickelt
0:14:51–0:14:54
und dann wieder ankommt am gleichen Ort und doch wieder ein anderer ist,
0:14:55–0:15:00
die sind natürlich eben wieder so aufgebaut, dass es um eine Person geht, der man folgt.
0:15:00–0:15:05
Und bei diesem Film ist es ja wirklich so, dass es diese Linearität nicht gibt.
0:15:05–0:15:10
Auch in der Beobachtung ist man immer selber dabei, eher horizontal sich auszuweiten
0:15:10–0:15:17
und auch immer wieder fast schon kriminologische neue Fakten über ein Bild zu erfahren,
0:15:17–0:15:20
was natürlich ein Film ist, ein bewegtes Bild, aber trotzdem eher so,
0:15:20–0:15:26
als ob man immer wieder mehr Dinge über das Ewig Gleiche erfährt.
Florian Clauß
0:15:26–0:15:32
Genau, es geht irgendwie so um dieses Menschliche dabei,
0:15:33–0:15:38
um dieses menschliche Drama, was sich der auch in dem einzelnen Charakter so
0:15:38–0:15:43
entwickeln kann, aber auch um diese Austauschbarkeit dabei.
0:15:44–0:15:47
Das heißt, jeden trifft es irgendwie in dieser Form.
0:15:47–0:15:51
Und das ist halt so das, was Hyperlink Cinema erzählt und das ist,
0:15:51–0:15:54
glaube ich, so dieses, was auch Magnolia ganz stark betont.
0:15:55–0:16:01
Alle Charaktere sind irgendwie in ihren Konflikten, in ihrer Persönlichkeit,
0:16:01–0:16:03
in ihrem Miteinander gefangen.
0:16:04–0:16:09
Aber schaffen es nicht, sich gegenseitig da so quasi anzuschauen,
0:16:09–0:16:14
sondern bleiben in ihrer Geschichte stecken.
0:16:15–0:16:18
Gleichzeitig erlebt der Zuschauer eine unglaubliche Dynamik,
0:16:19–0:16:22
weil sich diese Perspektiven ständig abwechseln.
0:16:22–0:16:26
Und das ist, glaube ich, so das, was so eine globalisierte Welt dann mit sich
0:16:26–0:16:30
bringt, dass die einzelnen Charaktere dann schon das Gefühl haben,
0:16:30–0:16:33
es geht nicht weiter, es ist dramatisch, aber auf der anderen Seite ist es eine
0:16:33–0:16:35
völlige Austauschbarkeit, die da passiert.
0:16:36–0:16:43
Das ist nochmal, glaube ich, so ein Charakteristikum, was der Kinobewegung so angehört.
0:16:44–0:16:50
Also das werden wir uns jetzt auch gleich nochmal bei Magnolia genauer angucken, was das bedeutet.
0:16:51–0:16:57
Ich will jetzt mal ein Zitat von einem Kritiker bringen.
0:16:57–0:17:03
Und zwar geht es so, horizontal experience of human life,
0:17:03–0:17:10
the spatial dimension of individual behavior and social relations as opposed
0:17:10–0:17:14
to the vertical experience of history, tradition and biography.
0:17:15–0:17:20
Also das heißt so, das horizontale Erleben des menschlichen Lebens bezieht sich
0:17:20–0:17:25
auf die räumliche Dimension des individuellen Verhaltens und der sozialen Beziehungen
0:17:25–0:17:30
im Gegensatz zum Vertikalerleben von Geschichte, Tradition und Biografie.
0:17:31–0:17:35
Also das ist so ein bisschen so ein soziologisches Experiment,
0:17:35–0:17:38
was im Kino da auch entsprechend visualisiert wird.
Micz Flor
0:17:40–0:17:47
Das war ja so ein bisschen auch der Spirit, auf dem ich das gerade gesagt hatte,
0:17:47–0:17:54
mit der Hero-Story-Versus, also wo man Luke Skywalker folgt und Harry Potter folgt,
0:17:54–0:18:01
versus eben so eine horizontale Ausdehnung von so einem Panorama-Blick.
Florian Clauß
0:18:01–0:18:05
Panorama und dass alle Erzählstränge mehr oder weniger gleichwertig sind in
0:18:05–0:18:08
ihrer Gewichtung. Dass du nicht anfängst, okay, das ist der Hero,
0:18:09–0:18:12
da ist quasi die ganze Schwerkraft der Narration, die sich drumherum,
0:18:13–0:18:16
die alle anderen Charaktere drumherum arrangiert.
0:18:16–0:18:21
Sondern du hast jetzt wirklich so Erzählstangen, die mehr oder weniger gleichwertig nebeneinander laufen.
0:18:22–0:18:26
Und so ein bisschen so eine geschichtliche Einordnung, du hast es ja vorhin
0:18:26–0:18:28
gefragt, ist das jetzt neu?
0:18:28–0:18:31
Nein, es gab es auch zum Beispiel, finde ich auch ganz interessant,
0:18:31–0:18:38
das ist immer so mediengeschichtlich, Es gab im 18. und 19.
0:18:38–0:18:43
Jahrhundert das Genre der It-Erzählung.
0:18:43–0:18:51
Da wurden viele Romane aus der Perspektive von einem Gegenstand erzählt.
0:18:52–0:19:01
Die It-Erzählung wurde erzählt wie ein Geldstück, das zwischen den Besitzern gewechselt wurde.
0:19:02–0:19:04
Geschichten von dem Besitzern erzählt.
Micz Flor
0:19:04–0:19:05
Das ist ja lustig.
Florian Clauß
0:19:05–0:19:08
Ja, und das ist, also das war da auch genannt.
0:19:09–0:19:14
Es gibt wirklich so dieses It-Novel-Genre in der Literatur.
0:19:16–0:19:19
Und wie sich das filmisch ausprägt, gibt es auch.
0:19:20–0:19:25
Es gibt dann den Splitscreen, das haben wir bei Pipe Fiction.
0:19:25–0:19:31
Es gibt dann auch mit Fußnoten oder dass bestimmte Textbereiche eingeblendet werden.
0:19:32–0:19:40
Es gibt lange Kamerafahrten, wo auf einmal die Kamera zu einer anderen Charaktergruppe wechselt.
0:19:40–0:19:48
Und dass du dann in der Bewegung, also im Raum, die Perspektive wechselst und
0:19:48–0:19:51
das Aufbrechen eben der zeitlichen Dimension,
0:19:52–0:19:56
wie ich das vorhin auch bei Pulp Fiction meinte, dass du die Chronologie der
0:19:56–0:20:00
Geschichte nicht mehr chronologisch, also die Geschichte nicht mehr chronologisch
0:20:00–0:20:04
erzählt hast, sondern dass es bestimmte Zeitebenen gibt, die sich auch abwechseln
0:20:04–0:20:06
können, vorher, nach und so weiter.
0:20:09–0:20:14
Farbgebung ist auch ein Punkt, oder auch Stile, hatten wir zum Beispiel bei
0:20:14–0:20:16
Traffic auch festgestellt,
0:20:17–0:20:25
dass der Wechsel zwischen Dogma-Style und auch so ein Hochglanzproduktion, Magazinsformat,
0:20:26–0:20:30
dass ganz unterschiedliche Tonalitäten dargestellt werden.
0:20:31–0:20:35
Die großen Produktionen von Hyperlinks waren dann wirklich in den Nullerjahren.
0:20:36–0:20:40
Und man kann ja mehr oder weniger sagen, irgendwann ist es dann nicht mehr so aufgetaucht.
0:20:41–0:20:46
Und da wäre auch meine Frage an dich. Hast du vielleicht eine These dazu,
0:20:46–0:20:53
warum das Hyperlink Cinema dann nicht mehr so in der Form existiert,
0:20:53–0:20:54
also dieser letzte Episodenfilm,
0:20:55–0:20:56
ja, in der Form,
0:20:57–0:20:59
wie es damals produziert wurde,
0:21:00–0:21:04
Das fällt mir jetzt nicht an in den letzten 10 Jahren.
Micz Flor
0:21:06–0:21:10
Es gab diesen einen Film, der das wirklich explizit noch mal macht.
0:21:13–0:21:18
Da hieß es, glaube ich, sechs Blickwinkel im Deutschen, also acht Blickwinkel,
0:21:18–0:21:25
wo ein Anschlag auf einen Politiker immer wieder neu erzählt wurde,
0:21:25–0:21:26
und dann wurde das so zusammengebaut.
0:21:27–0:21:32
Und ... das war ein Spielfilm. Ich denke, ansonsten hab ich so das Gefühl,
0:21:32–0:21:37
dass dieser Wunsch nach so etwas dann wirklich vielleicht eher in Serien entstanden ist.
0:21:37–0:21:42
Also, dass man immer wieder ähnliche ... Fällt mir jetzt allerdings nicht wirklich was ein.
0:21:43–0:21:50
Aber dass das vielleicht irgendwie der Rise of the Serie das halt weggespült hat?
Florian Clauß
0:21:50–0:21:57
Ja, das wäre genau meine These dazu. Ganz genau, dass nämlich dieses epische
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Ausbreiten von verschiedenen Narrationssträngen, dass dieses Format eigentlich
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ganz klar von den Serien besetzt wurde.
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Also das hast du ja auch so, teilweise geht das ja noch viel tiefer rein.
0:22:10–0:22:13
Die können sich ja noch viel mehr Zeit lassen, während Kinofilme ja immer noch
0:22:13–0:22:20
mit 180 Minuten oder 183 Minuten, glaube ich, Magnolia, ist das ja schon wahnsinnig
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lange für ein Kinoformat.
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Und altmäßig auch.
Micz Flor
0:22:24–0:22:28
Ja, aber dann kann man eben sowas wie zum Beispiel, was dann Game of Thrones
0:22:28–0:22:33
hieß, also diese Buchvorlagen, die dann auch kapitelhaft immer aus unterschiedlichsten
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Blickwinkeln die gleichen Treffen oder Besprechungen auch so erzählen von George R.
0:22:39–0:22:44
R. Martin, das ist, finde ich, dann wirklich so eine Umsetzung auch im Filmischen,
0:22:44–0:22:50
wo man buchstäblich auf parallelen Wegen zu den gleichen Kämpfen oder zu den gleichen Orten kommt,
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als eine Serie, die wirklich das genau aufgreift.
0:22:55–0:23:00
Also wo du wirklich unterschiedlichste Blickpunkte hast auf das gleiche Gespräch
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teilweise in den einzelnen Kapiteln, Sowohl im Film als aber auch im Buch.
0:23:05–0:23:10
Und die Frage wäre halt, ob das auch eine literarische Entwicklung war,
0:23:10–0:23:15
die das dann ermöglicht hat, dass es in den 90er-Jahren hochkam. Und ich, keine Ahnung.
Florian Clauß
0:23:16–0:23:20
Ja, ich glaube, also diese Komplexität der Welt, ne?
0:23:20–0:23:23
Es ist ja so ... Ich meine, auf der einen Seite hast du den stumpfen Action-Movie,
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der dann halt so relativ niederkomplex dann irgendwelche Geschichten erzählt.
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Ja, um halt irgendwie so die Action, das Actionpotenzial da auszuloten.
0:23:35–0:23:39
Auf der anderen Seite hast du dann natürlich diese Gewohnheiten,
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die sich so geprägt haben,
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dass du eben so eine unglaublich komplexe, aus verschiedenen Blickwinkeln,
0:23:46–0:23:49
wie man erzählt, das hast du in den Serien dann halt so,
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also Breaking Bad ist ja auch, wenn du folgst, halt wirklich so unterschiedlichen
0:23:54–0:23:58
Charakteren und du kannst verschiedene Tief- und Haltes, dann das Gefühl,
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dass du das ganze Soziotop dann auch ausgeleuchtet hast,
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was da sich in diesen Milieus tummelt.
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Genau, also die Serie ist sicher ein Format, was dann halt diese ähnlich wie
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auch Dogma, dann so Sehgewohnheiten dann auch aufgenommen hat,
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kann man das auch nicht mehr so unterscheiden,
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dass dann eben auch die Hyperlink Cinema dann so eine gewisse Sehgewohnheit,
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was dann den Serien übergegangen ist und auch diese Dauer, ich glaube,
0:24:27–0:24:32
das ist auch so diese Dauer, dass du halt bestimmten Charakteren so lange folgst,
0:24:32–0:24:36
das ist in den Serien dann auch so passiert.
0:24:36–0:24:40
Und die andere Sache ist, glaube ich, die sind einfach, wir hatten ja schon
0:24:40–0:24:47
gesagt, so einen Cast für so eine Geschichte, für so einen Kinofilm zusammenzubringen,
0:24:47–0:24:50
ist, glaube ich, auch jenseits noch des Finanzierbaren.
0:24:51–0:24:57
Also, ich glaube, es ist einfach zu teuer, jetzt so einen Film zu drehen mit
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dem entsprechenden Schauspieleraufgebot, der dann auch ins Kino dann so schafft und das auch so ...
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So entsprechende Besucherzahlen dann reinbringen.
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Wär auch noch eine These, ja?
Micz Flor
0:25:09–0:25:12
Klar, also ich glaube, dass sich das auf alle Fälle verändert hat.
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Dann die Frage, ja, ich denk jetzt ...
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Interessant ... jetzt noch mal Post-Covid-Kinoverhalten. Keine Ahnung, ob das da irgendwie ...
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Dann auch noch mal ein neuer Dreh ist dazu. Aber es ist auf alle Fälle,
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was du beschreibst, da war ja der ...
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Die Verschiebung war ja wirklich vorher, es hat das Kino verlassen und wo war
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es dann nach dem Kino? Es war scheinbar in den Serien.
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Und eine Sache, die mir noch einfällt, ich weiß nicht, ob du die mal gesehen
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hast, ich kenne das nur vom Namen nach, aber How I Met Your Mother,
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das ist ja wohl so eine Serie, wo wohl auch jedes Mal eine neue Art erzählt
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wird, wie jemand eine Frau kennengelernt hat und das dann der Tochter erklärt,
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so irgendwie, so habe ich gedacht, Aber ich weiß gar nicht, ich habe es nie gesehen.
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Aber das wäre ja wirklich dann fast schon so eine ultimative Überhöhung von
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diesem Begriff. Wo gehen wir jetzt dann? Kommen wir hier weiter?
Florian Clauß
0:26:07–0:26:14
Also wir sind jetzt hier hinter dem Berghain direkt an der Stelle und kommen hier an die Ecke.
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Das ist auch so eine schöne periphäre Ecke, die mag ich sehr gerne.
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Feuerwehr. Da müssen wir aufpassen, falls hier die Tore so öffnen,
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dass wir schnell den Platz rollen.
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Und gehen jetzt noch mal so Richtung, müssen wir gucken, Warschauer Straße können
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wir Friedrichshain dann noch mal ein bisschen weiter erkunden auf unserer Tour.
Micz Flor
0:26:36–0:26:37
Spannend.
Florian Clauß
0:26:37–0:26:46
Kommen wir zu Magnolia und kurz zu Paul Thomas Anderson, der den Film nicht
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zu wechseln mit Wes Anderson, der den Film Regie geführt hat in dem Film.
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Und wir hatten auch von ihm einige andere Filme erwähnt. Ich habe nicht alle
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gesehen, muss ich sagen.
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Aber ich bin, also ich würde sagen, er ist einer meiner Lieblingsregisseure,
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weil er unglaublich starke Filme macht.
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Ich will zum Beispiel der Will B. Blatt von 2007 erwähnt.
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Da geht es um so einen Patriarch-Mogul der Amerika, Erdöl und um eigentlich
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so eine Vater-Sohn-Beziehung.
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Und der Film, als ich den gesehen habe, ich habe selten Filme,
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die mich wirklich so körperlich unglaublich in Aufführung wallen.
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Also der hat mich, nachdem ich da den, ich habe den alleine zu Hause geguckt
0:27:41–0:27:49
und dann war ich so, also ich war so nervös nach dem Film, ich musste rausgehen.
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Das hatte ich, glaube ich, bei keinem anderen Film außer bei Horrorfilmen,
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Splatterfilmen, wo man auch dann irgendwie manchmal so, wenn die zu nahe kommen,
0:27:57–0:27:58
dann sich dann so ein bisschen bewegen muss.
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Aber bei dem, das war ganz komisch. Also der hat mich in eine unglaubliche Unruhe gebracht.
0:28:05–0:28:11
Ich glaube, der hat es schon so ganz gut raus, Regie zu führen,
0:28:11–0:28:16
um halt bestimmte emotionale Zustände auch zu wecken, würde ich mal behaupten.
Micz Flor
0:28:18–0:28:22
Ja, ich finde halt bei dem Film auch so, dass der Hauptdarsteller einfach unglaublich
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gut performt und dadurch entsteht so eine ganz komische Mischung,
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dass man zwischen zwischen kammer spiel und wirklich so ganz großen bildern
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also das ist wirklich ein,
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Irrer Film, aber ich glaube, der wirklich einfach so ganz, ganz nah an Kammerspiel
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gebaut ist, dass man sich da wirklich auch öffnet.
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Ich fand den wirklich auch sehr, sehr, sehr berührend.
Florian Clauß
0:28:48–0:28:53
Also der, diese körperliche Einschränkung, die der Junge hat,
0:28:53–0:28:59
der ist ja taub aufgrund einer Erdöl-Explosion oder davor schon.
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Ich kann es mich nicht mehr genau erinnern.
0:29:01–0:29:09
Aber diese Taubheit des Jungen, Dieses Gefühl, so alles so ein bisschen in der
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Blase wahrzunehmen, das transportiert der Film ganz gut.
0:29:14–0:29:19
Und dann diese unglaubliche Aggression des Typens, diese Schlussszene, das ist auch schön.
0:29:19–0:29:23
Paul Thomas Anderson hat auch Inherent Vice, das hatten wir ja in der Folge
0:29:23–0:29:30
mit Chris, hatten wir ja kurz drüber gesprochen, diese Adaption von dem Pünnchen-Roman inszeniert.
0:29:31–0:29:37
Und dann hat er zum Beispiel jetzt so diesen La Chiore Pizza Film oder der seidende
0:29:37–0:29:41
Fahnen, das habe ich letzten Filmen 2017, 2021, die habe ich nicht gesehen.
0:29:41–0:29:45
Von ihm kann ich nichts zu sagen. Hast du von dem?
Micz Flor
0:29:45–0:29:46
Habe ich nicht gesehen.
0:29:48–0:29:51
Ich gucke nur noch Serien und die gucke ich kaum noch, weil ich keine Zeit mehr habe.
Florian Clauß
0:29:52–0:29:53
Ja, die sind auch zu lang.
Micz Flor
0:29:54–0:29:55
Ja, auch das noch.
Florian Clauß
0:29:56–0:30:04
Und was ich auch Ich finde es unglaublich, er hat den Magnolia mit 28 Regie geführt.
0:30:05–0:30:09
Und ich finde das ist dafür, dass der so menschlich, ich will mal sagen,
0:30:09–0:30:14
sich mit dieser menschlichen Existenz so tief auseinandersetzt und auch so eine
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unglaubliche, teilweise Weisheit,
0:30:16–0:30:20
finde ich das unglaublich, dass der in dem Alter so einen Film gedreht hat.
Micz Flor
0:30:21–0:30:26
So ist der jetzt auch nicht, hätte ich auch nicht gedacht. Also es ist schon... Wow, ja.
Florian Clauß
0:30:26–0:30:31
Also ich glaube, er ist noch Jahrgang 70 oder so, also er ist relativ jung.
0:30:32–0:30:38
Der Film spielt an einem Tag in Los Angeles und gleich zum Anfang des Filmes
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wird so ein Framing aufgesetzt.
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Gleich zum Anfang werden drei Geschichten erzählt, die so über das Spiel des Zufalls berichten.
0:30:50–0:30:54
Und das wird so, das ist so das übergeordnete Thema, was wir beim Hyperlink sind.
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Wir haben schon festgestellt haben, dass dann die Filme, die Charaktergruppen,
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das Netz, was sich dann so an den Charakteren entspinnt, das Narrative häufig
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dann so ein übergeordnetes Thema hat.
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Und das ist so der Zufall, ja, dass die erste Zufallsgeschichte,
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Also sie ist auch relativ banal, ja. Das ist dann irgendwie so einer,
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ein Apotheker, der eine Apotheke in Greenberry Hill in London betreibt,
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von drei Einbrechern getötet werden,
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die jeweils Greenberry and Hill heißen.
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Und das war so dieser. Die andere Geschichte ist, dass ein Sporthaucher auf
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einem Baum gefunden wurde.
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Nachdem ein Löschflugzeug diesen Taucher aus dem See mit dem Löschwasser zusammen
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geholt hat, dass aber gleichzeitig dieser Sporttaucher gefunden wurde.
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Der ist ein Casino-Angestellter und hat zwei Tage vorher sich mit dem Piloten,
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der dieses Flugzeug geflogen hat, in Streit geraten.
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Mir wurde erzählt, dass er eine unglückliche Ehe hat, ein Trinker ist und in Streit geraten ist.
0:32:12–0:32:17
Das hat dann im Nachhinein der Flugzeugpilot gelesen, dass es der Typ ist,
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den er verprügelt hat in dem Casino, dass er den dann umgebracht hat.
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Darum hat er sich selber das Leben genommen.
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Die dritte Geschichte, die erzählt wird, ist von einem Ehepaar,
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auch so ein Trinker-Ehepaar, die sich immer klappen und so weiter.
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Und in dem Moment, als die Frau mit der Schrotzhände ihren Mann erschießen möchte,
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schießt sie durchs Fenster.
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Also sie zieht nicht direkt. Und da in dem Moment fliegt ihr gemeinsames Kind
0:32:47–0:32:50
vorbei und wird durch den Schuss tödlich getroffen.
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Und dann wird sie wegen Mordes angeklagt, weil nämlich unten,
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dass der Junge wollte sich umbringen, weil er keinen Ausweg mehr gesehen hat.
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Aber er wäre im Netz gefallen und aufgefangen worden. Ja, so will der Film uns
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einstimmen auf die Geschichten, die wir dann erleben.
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Ja, also diese unglaubliche Verschränkung von Zufall, die dann zu so Absurditäten führt.
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Ja, und dann ja, eigentlich wieder zu so einem menschlichen Drama,
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dann wieder sich ausweiten.
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Also ja, der Film spielt an einem Tag in Los Angeles.
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Mehr oder weniger sind zehn Personen, Charaktergruppen da, tragend in dem Film.
0:33:34–0:33:37
Ich will das mal Ensemble-Strängen nennen.
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Ensemble-Stränge eins, der ist rund um die Figur von Jimmy Gator,
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der eine Quiz-Show leitet, What the kids do know.
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Diese Quiz-Show ist, wo ein Erwachsenenteam gegen ein Kindteam antritt.
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Er hat diese Show schon seit über 30 Jahren.
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Er hat erfahren, dass er unsterblich an Krebs erkrankt ist.
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Hat eine Tochter, die Claudia Wilson-Gater heißt, die aufgrund von traumatischen
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Erfahrungen mit ihrem Vater, er hat sie höchstwahrscheinlich sexuell missbraucht,
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dann in den älteren Jahren auch eine starke Kokain-Sucht entwickelt hat.
0:34:22–0:34:25
Und es geht so ein bisschen darum, dass dann der Vater sich seiner Tochter wieder nähern will.
0:34:26–0:34:30
Aber da findet so richtig keine Nährung statt. Sie ist dann auch so sechssüchtig,
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sucht sich dann immer irgendwie anderen Liebhaber und trifft auf einen Polizisten,
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der auch in diesem Strang dann eine tragende Rolle spielt, nämlich Jim Curring
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heißt der, wird von John C. Reilly gespielt.
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Kennst du auch, ne? Ja, ja. Ich mag den sehr gerne.
Micz Flor
0:34:48–0:34:50
Ja, so ein knuffiges Gesicht.
Florian Clauß
0:34:50–0:34:53
Ja, der hat so ein knuffiges Gesicht. Was hat er gemacht zuletzt?
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Ich habe Winning Time, gucke ich gerade diese Serie, wo er von den L.A.
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Lakers den Trainer oder den Produzenten spielt.
0:35:02–0:35:06
Das ist ziemlich toll. Oder er hat Let's Talk About Kevin, das ist ein ganz
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großartiger Film, mit Tilda Swinton gespielt.
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Wo es dann um das Elternpaar eines Schulattentäters geht und wie die damit umgehen.
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Und genau, das ist Jim Curring, der Polizist, der so ein bisschen als sehr schüchterner
0:35:24–0:35:25
... Ja, was heißt schüchtern?
0:35:25–0:35:28
Aber er ist so ein bisschen so ... Er versucht, seinen Job richtig zu machen,
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versucht, den Menschen zu helfen, versucht, in Kommunikation zu treten und denen auch zu erklären.
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Also sehr empathischer Typ und trifft dann auch auf diese Claudia.
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Die nähern sich dann auch an.
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Er sucht dann auch, sein Ding ist, dass er auch schon verheiratet war,
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aber dann wieder eine Beziehung sucht, aber dann nicht so richtig erfolgreich ist.
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Und da bändelt sich zwischen denen was an.
0:35:54–0:36:00
Dann gibt es Donnie Smith, der hat auch so ein ziemlich extremes Gesicht.
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Das ist so das Kind, was diesen Rekord in der Show von dem Gator,
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die längste Zeit gehalten hat, aber jetzt so ein bisschen so ein abgestürzter Typ ist,
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der in so einer schwulen Bar die Aufmerksamkeit von so einem Barmann zu bekommen,
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in die er sich verliebt hat.
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Er will eigentlich jemandem die ganze Zeit Liebe geben, scheitert,
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aber er sucht dann so ein bisschen, dass er sich halt seine Zähne korrigieren
0:36:26–0:36:30
lässt, obwohl die halt perfekt sind, nur weil dieser Barmann auch eine Spange
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trägt, will er halt auch eine Spange haben, um ein bisschen Aufmerksamkeit zu bekommen.
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Und dann die fünfte Figur in diesem ganzen Ensemble ist der Stanley Spector.
0:36:42–0:36:50
Das ist gerade so das Kind, was so den Rekord hält in der Kindermannschaft und
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ein unglaublich schlaues Kind ist, auch ein sehr sensibler Klabe,
0:36:55–0:37:03
der aber von seinem Vater die ganze Zeit getriezt wird, dass er da auch entsprechend
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liefert und den Rekord hält.
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Und es kommt dann zu einer dramatischen Szene, dass dann Stanley bei einer Gameshow,
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die dann voll in die Hose geht, weil er in die Hose gemacht hat,
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weil ihn keiner irgendwie aufs Klo gelassen hat.
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Er hat die ganze Zeit, ich muss jetzt aufs Klo und er kommt nicht aufs Klo,
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weil weder die Frau, die ihm dann so als,
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wie nennt man das auf dem Filmset, jemand, der sich dann um die Schauspieler
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und so kümmert, ja, also diese Frau hat ihn dann nicht aufs Klo gelassen.
0:37:34–0:37:37
Er sagt, dass er mal seinen Vater in der Werbepause, dann ist auch keine Zeit,
0:37:37–0:37:40
Der wird getrieben und dann bleibt ihm kein anderer Ausweg mehr.
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Er muss dann in die Hose machen und dann in den Duell, wo er aufstehen muss,
0:37:46–0:37:49
gegen die Erwachsenen, dann steht er nicht auf, weil er sich so schämt.
0:37:49–0:37:54
Also das heißt auch hier eine dramatische Zuspitzung. Das ist so der eine Strang.
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Ich will jetzt auch nicht so die ganze Geschichte, weil es ist so ähnlich,
0:37:59–0:38:04
wenn wir da in die einzelnen Stränge einlaufen, sind wir die ganze Zeit mit Erzählen.
0:38:04–0:38:07
Aber ich glaube, es geht so ein bisschen so, um den Geschmack zu bekommen,
0:38:07–0:38:10
in welchen Netz das spielt von Geschichten.
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Und der andere Strang dreht sich so auch wieder um ein Patriarchen,
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so ein, der im Sterben liegt, weil er Krebs hat.
0:38:19–0:38:24
Und das ist der Earl Patridge, der auch so in den letzten Zügen wirklich auf
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dem Bett liegt und einfach da auch so ein bisschen um Vergebung sucht und auch um Reue kämpft.
0:38:32–0:38:35
Er hat einen Sohn, den er verlassen hat.
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Seine Frau, seine eigentliche Liebe, die von damals auf dem Sterbebett,
0:38:39–0:38:42
kriegt er es dann so, wird ihm das nochmal deutlich.
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Und dieser Sohn wird gespielt von Tom Cruise. Das ist Frank McKay und da ist
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Tom Cruise, glaube ich, in so einer Rolle, die kriegt man nicht mehr aus dem
0:38:55–0:38:56
Kopf, wenn man ihn einmal gesehen hat.
0:38:57–0:39:00
Darüber haben wir uns auch schon unterhalten. Ich habe es jetzt wieder gesehen
0:39:00–0:39:04
und dachte echt so, was für ein toller Schauspieler.
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Also er ist so quasi so ein Selbsthilfe-Coach, Gruppencoach,
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der so absolut sexistisch und frauenfeindliche Sprüche bringt und da auch so
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sein ganzes Medienimperium drauf aufgebaut
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hat und eigentlich so Pick-up-Artist-Sprüche, dann so Tipps gibt,
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wie man halt irgendwie so Frauen dann so aufreißen kann und wie man die,
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also absolut sexistisch, was er da von sich gibt, aber großartig gespielt.
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Auch wieder so eine Figur, die eine ganz harte Schale hat, aber dann irgendwann
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auch, der wird dann am Ende, wird er dann noch seinen Vater so kurz vor dem
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Sterben, im Sterben begleiten und sehen.
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Und der Kontakt war eigentlich total abgebrochen und es gibt,
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dieser Paddredge wird von einem...
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Pfleger betreut. Und das war das erste Mal, dass ich diesen Schauspieler im
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Kino gesehen habe und der mir auch nachhaltig beeindruckt hat. Das war Samuel Huffman.
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Er spielt diesen Krankenpfleger, der alles dransetzt, um dann den Sohn ausfindig zu machen.
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Er hat dann den Namen, muss aber erstmal durch diese ganze Agentenschicht,
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die dann quasi vor Mackay sitzt,
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um ihn halt irgendwie ans Telefon zu lassen, muss er sich erstmal dann durchwühlen,
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damit er überhaupt da Gehör findet und ihn überzeugen kann, dass sein Vater
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im Sterben liegt und er ihn gerne noch mal sehen will.
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Und er hat ein absolutes Vatertrauma. Ja, er musste nämlich,
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also der Mekka musste die todkranke Mutter, die auch im Sterben an Krebs lag,
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musste er als 15-Jährige dann jeden Tag pflegen.
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Und ja, man hat keine Ahnung, ob das dann zu so einem Frauenhass oder so ein
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Vaterhass gekommen ist, dass er so zu so einer Person geworden ist.
Micz Flor
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Und diese Szene von Seymour Hoffman, wo er am Telefon ist, das ist irgendwie
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auch das, was mich von diesem Magnolia-Film am meisten einfach...
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Es ist ganz komisch, weil es ist eine völlig... Also einfach sein,
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weil Seymour Hoffman, der will das einfach so herstellen und der ist nicht mal
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mitten in dieser Geschichte drin, aber es fliegt ja natürlich ganz eng an diesem Typen dran.
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Und irgendwas ist an dieser Telefonszene, was mich so ganz tief berührt.
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Dass das Bild einfach geblieben ist. Das ist das, was ich noch am meisten erinnern kann.
Florian Clauß
0:41:26–0:41:31
Ja, das ist wirklich sehr, sehr stark einfach wirklich. Also,
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diese ... Er hat dann auch Tränen in den Augen und ...
Micz Flor
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Ja, ich glaub auch, dass er dann irgendwie zuerst versucht, nur mit Worten,
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und dann fängt er an, seinen Körper einzusetzen, aufzustehen.
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Ich weiß nicht, ich hab den Film nicht mehr gesehen, aber ich muss alle Mittel
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in mir mobilisieren, dass das noch klappt.
Florian Clauß
0:41:46–0:41:46
Ja.
Micz Flor
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Ich weiß gar nicht, weil du sagst, das erste Mal ... Twister,
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also dieser... Und das war glaube ich noch vorher, oder?
Florian Clauß
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Ja, doch, war Twister, glaube ich von 97 oder 98.
Micz Flor
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Der war noch irgendwie so ganz, irgendwie so sehr jung und als Schauspieler, aber trotzdem schon...
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Das war ganz komisch, ich hab den Film gesehen und gedacht, ey,
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der Typ, der ist total interessant.
Florian Clauß
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Also es gibt halt wirklich wenig Schauspieler, die so einen Charisma Zeugen, wie er auf der Leinwand.
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Und als vierte Person in diesem Ensemble Strang 2 tritt Linda Partridge auf.
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Die gespielt wird von Julian Moore. Die Julian Moore kennen wir ja noch aus
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den Shortcuts von Altmann.
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Und hier spielt sie die Ehefrau sehr viel jünger,
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die sich verheiratet hat Aber auch sie wird von einer Reue getrieben,
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weil sie ihren Mann betrogen hat.
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Sie ist auch drogensüchtig, hat alles Mögliche getrieben.
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Und merkt jetzt eigentlich auch, dass sie da falsch gehandelt hat und ihn liebt
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und gleichzeitig sich nicht mehr nähern kann.
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Und da gibt es ja auch diese unglaubliche Szene in der Apotheke,
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wo sie dann die ganzen Medikamente holt für ihn.
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Alles Mögliche an Seditionsmitteln, Morphium und irgendwelche anderen harten Drogen.
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Und der Apotheker dann halt schon so sagt, aber nehmen Sie nicht die und die
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zusammen, Sie wissen ja.
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Und dann meint sie, das zu durchschauen. Und sie hat dann so eine unglaublich
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starke emotionale Szene, wo sie dann zu ihm sagt, wie können Sie ...
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How dare you ... Das ... ne?
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Das ich ... Wie können Sie so über mich urteilen?
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Sie wissen überhaupt nichts von meinem Leben, ja? Und das ist denen natürlich
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total peinlich. Aber die ist auch sehr stark gespielt, diese Szene.
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Und sie würde sich dann umbringen wollen mit diesen Drogen auch.
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Sie nimmt dann tatsächlich alles zusammen und ... liegt im sterben wird aber
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gerettet ja also das ist so das figuren ensemble da gibt es dann eben diese
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eine also diese geschichte die sich dann.
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Auf der einen Seite habe ich schon erzählt von dem Jungen,
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der dann in dieser Gameshow so für sich versagt und auf der anderen Seite die
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Geschichte von dem Sohn,
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wie er dann zu seinem Vater findet und alle Charaktere suchen irgendwie um Vergebung, sind in Reue,
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versuchen sich den anderen mitzuteilen, aber irgendwie läuft alles so ein bisschen
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nebeneinander, Also ein bisschen LeBitt Lewowski,
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dieses Drama und keiner so richtig schafft es dann, sich aufzuraffen.
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Alle sind so ein bisschen wie so kopflose Hühner, die da halt rumlaufen,
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aber nicht so richtig einen Griff finden, um sich da hochzuziehen und irgendeine
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sinnvolle Entscheidung zu machen.
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Aber alles läuft irgendwie. Und das ist halt so, das wird auch nochmal in der
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einen Geschichte über Hyperlink Cinema erzählt, das ist wie so Zahnräder,
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die ineinander greifen und die ganze Maschinerie dann so zum Laufen.
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So sind dann halt die einzelnen Geschichten.
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Kein Zahnrad kann man irgendwie rausnehmen. Sondern es geht um dieses Ensemble
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und dieses Zusammenspielen zwischen den einzelnen Zahnrädern,
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die diesen Apparat dann so produzieren.
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Und am Ende, also das, worauf alles hinausläuft, ist eben dieses übergeordnete Ereignis,
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was dann bei allen Charakteren irgendwie zu einem Punkt führt,
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wo sie wieder eine gewisse Ruhe haben.
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Also es wird die ganze Zeit, die Geschichte wird so getrieben,
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getrieben, getrieben und das ist wirklich fulminant, wenn man sich das anguckt.
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Der Film wird nicht langweilig, du switchst zwischen den Szenen her,
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du musst am Anfang dir erstmal irgendwie die Orientierung, weil du wirst dann
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reingeworfen über diese Zufallsgeschichten und dann musst du die ganze Zeit
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versuchen, worum geht es?
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Ah ja, okay, und langsam stellt sich so ein Kontext her und es dauert dann auch
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so wirklich, bis man dann diese einzelnen Stränge so auseinander hat,
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aber darum geht es ja gar nicht, sondern
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es geht um diese parallelen Geschichtenerzählungen, die passieren, ja?
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Also es ist gar nicht so wichtig, das so auseinanderzunehmen,
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aber wenn man das jetzt wieder so rückwirkend aufpellt, die Narration,
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dann hast du halt auch diese Konsistenzen, Konsistenten-Erzählung, ja?
Micz Flor
0:46:39–0:46:39
Ja.
Florian Clauß
0:46:39–0:46:44
Und in diesem Ereignis, und das ist halt auch wieder so ein Ding,
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was dann überall so auch angetündigt wird, Exodus, diesen Bibelspruch,
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Vers acht, Paragraph zwei, oder ich weiß nicht genau, für acht und zwei,
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taucht überall auf, die Nummer Exodus 8, 2.
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Und das ist der Spruch, ich werde den jetzt noch mal vorlesen, was das bedeutet.
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So, das ist das Bibelzitat, also wir müssen ja in Exodus 8,1 da reinbringen,
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bevor 8,2, dann wird der Kontext deutlich.
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Und Jehova sprach zu Mose.
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Geh zu dem Pfarrer ohr hinein und sprich zu ihm. Und so spricht Jehova.
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Und das ist jetzt Exodus 8,2. Lass mein Volk ziehen, dass sie mir dienen.
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Und wenn du dich weigerst, es ziehen zu lassen, siehe, so will ich dein ganzes
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Gebiet mit Fröschen schlagen.
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Und das ist dieses unglaubliche Ereignis, was eintritt. Es passiert ein Froschregen.
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Es fallen Frösche von Himmel und erst erstmal so flatsch.
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Und ich finde es auch wieder ganz stark inszeniert, weil einfach diese Wucht
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und die Macht und wenn man so einen Frosch auf hoher Entfernung auf den Kopf
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bekommt, das hat ja eine unglaubliche Kraft, das ist ja fast wie ein Stein.
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Und diese Frösche regnen hinab, es ist halt morgens in Los Angeles und man sieht
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das dann auch meistens nur aus der Perspektive von den einzelnen Figuren.
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Und dieser Froschregen hat was unglaublich Reinigendes, was Kathartisches.
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Es ist so, dass der Jimmy Gator, der Vater von Claudia,
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gerade in dem Moment, wenn er die Pistole ansetzen will, kommt aus dem Dachfenster
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halt so ein Frosch und schmeißt ihm die Pistole aus der Hand und der Schuss geht dann halt daneben.
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Der Donnie Smith, also das ehemalige Quiz Kid, Er war in so einem Geschäft beschäftigt,
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hat sich mit seinem Chef verkracht, weil er kein Geld bekommen hat.
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Geht dann irgendwie, das passiert davor, will dann den Safe ausräumen, das ganze Geld klauen.
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Tut es auch, aber auf dem Rückweg überfällt ihm die Reue und will wieder zurück.
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Und klettert dann in dieses Rohr hoch. In dem Moment kommt der Froschregen.
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Und so ein Frosch haut ihn halt von so einem Abflussrohr runter.
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Und er fliegt halt voll auf die Fresse und seine ganzen Zähne sind kaputt.
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Und dann muss sie sich jetzt wirklich richten lassen.
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Und in dem Moment sieht dann der Polizist, sieht das dann...
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Kommt zu ihm, der hat in einem Einsatz seine Waffe verloren vorher und ist total
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geknickt, weil er war auf einem Date dann mit Claudia, hat aber seine Waffe
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verloren und denkt die ganze Zeit an die Waffe, weil das für ihn total,
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also es passiert einem, darf einem nicht als Polizist passieren und er weiß
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nicht, wie er da rauskommt.
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Und er sieht dann den, er ist eigentlich privat unterwegs, sieht dann das Quiz-Kit
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an diesem Schacht hochklettern und holt ihn dann und rettet ihn auch von den
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Fröschen, ja, und Und dann sitzen die zusammen unter der Tankstelle,
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unter dem Dach der Tankstelle und auf einmal fällt dann halt auch so eine Dienstwaffe vom Himmel.
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Also es passiert halt so, es ist so ein Deus Ex Machina, so eine göttliche Maschine,
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die auf einmal im Hintergrund wirkt.
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Und als dann auch die Frösche anfangen zu regnen, in dem Moment stirbt dann der Earl Petritch.
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Die Julianne Moore wird gerettet, sie wird nämlich von einem schwarzen Jungen,
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der zwischen der zwischen den einzelnen Strängen hin- und herspringt.
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Ja, da wird sie ... Da wird sie beklaut, aber er ruft dann auch den Krankenwagen.
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Und sie wird gerettet, sie wird reanimiert.
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Der Krankenwagen macht dann einen Unfall in diesem Froschregen,
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aber fliegt dann direkt vor die Notaufnahme nach so einem letzten Spurkratzen,
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um dann halt auch ... Entschuldigung, den Moor dann eben in die Notaufnahme zu bringen.
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Mit diesem Froschregen kommt dann eben so ein Zustand wieder zustande,
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wo alle so ein bisschen wieder so in Ruhe und zu sich gefunden haben.
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Claudia und der Polizist kommen zusammen, ja, mehr oder weniger.
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Und das ist auch so die letzte Einstellung. Du siehst, wie die miteinander reden.
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Und dann schaut Claudia dann direkt in die Kamera und lächelt so.
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Und damit ist so quasi der Film aufgelöst.
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Und es gibt, ja, und es gibt dann, es gibt den Abstand. Es gibt noch eine Szene.
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Der ganze Film wurde angeblich von einem Lied von Amy Mann, Wise Up,
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inspiriert und die hat auch einen sehr schönen Refrain, der da lautet...
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Es wird nicht aufhören, bis du begreifst, es hört nicht auf.
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Das ist auch so diese Gefangenheit.
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Es gibt was Übernatürliches. Dieser Froschregen hat mich an diesen Tintenfischregen
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von Watchmen, von der Serie, erinnert. Kannst du dich nicht dran erinnern?
Micz Flor
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Doch, auf jeden Fall.
Florian Clauß
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Ich dachte, dieser Froschregen war mir noch so präsent im Kopf.
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Da dachte ich, der hat's gut inszeniert. Aber dann habe ich gemerkt,
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dass es das Quittregen war von Watchmen, den ich zuletzt gesehen habe.
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Und der Froschregen wird nochmal echt anders inszeniert.
Micz Flor
0:51:50–0:51:53
Das Lustige ist, ich konnte mich nicht mehr an diesen Froschregen erinnern.
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Aber als du es gesagt hast, in dem Moment, hat es so einen Knall gemacht in meiner Erinnerung.
Florian Clauß
0:51:59–0:52:02
Also das ist wirklich so ein ganz starkes Moment von dem Film.
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Genau, und das ist so ein bisschen auch das, was Hyperlink Cinema eben auch
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als Prinzipien da so formuliert. finde ich, das ist ganz gut eingelöst von dem Film, ja?
Micz Flor
0:52:13–0:52:13
Ja.
Florian Clauß
0:52:14–0:52:18
Und du könntest jetzt zum Beispiel fragen, worum heißt denn der Film Magnolia?
Micz Flor
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Weil doch vor dem einen Haus dieser Baum steht und den hat nicht Seemann Haffern
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so einen kleinen Monolog zur Magnolia, dass die nur eine Nacht oder einen Tag
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blüht oder irgend sowas.
Florian Clauß
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Das kommt auch vor. Also Magnolia kommt so in verschiedenen Varianten vor,
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Das ist zum Beispiel auch ein Aufkleber von dem Quiz-Kit.
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Hinten ist auch eine Magnolie.
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Und Magnolie könnte als so ein Bild dastehen von Vergänglichkeit und Zerbrechlichkeit
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und gleichzeitig Schönheit.
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Magnolien haben die Eigenschaft als Blüte, als Baum, dass die einzeln an den
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einzelnen Astenden blühen.
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Und das heißt, die werden zusammengehalten durch so ein Netz von Asten,
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aber treten einzeln auf.
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Und das ist auch so in dem Film. Alle Charaktere treten ihrer Blüte irgendwie
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einzeln auf, aber sie sind miteinander vernetzt.
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So kann man das übertragen, wenn man möchte.
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Und dann, was auch wieder drin ist, was so ein bisschen uns dann auch wieder
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so zu das Fest führt, immer diese Traumatisierung von der Vater-Kind-Beziehung.
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Also immer der Vater, der dann die Kinder traumatisiert.
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Diese Übertragung von eben Leid und von diesen gestörten Beziehungen über mehrere Generationen.
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Dieser Übertragungsaspekt, der dann aufgelöst wird in so einem unglaublichen
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Ereignis, mit dem Froschregen.
Micz Flor
0:53:52–0:53:53
Ja.
Florian Clauß
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Also das ist ja auch so ein Mittel, um einfach nur mal so einen ganz anderen Absatz zu setzen, ja.
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Also was man auch sagen kann, ist eben diese Beziehung wie Los Angeles als Ort,
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wie dieser Raum dann auch so als eine kognitive Karte, wo dann die einzelnen
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Schicksale irgendwo auch verortet sind,
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die dann halt miteinander spielen, aber es einfach so ein Mapping ist und so
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ein soziologischer Querschnitt, den er so anhand dieser Charaktere aufhaltet.
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Das ist ja auch das, was wir vorhin zu dem Hyperlink-Cinema gesagt haben.
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Und was mich, das wäre jetzt nochmal so ein bisschen übertragen gesprochen,
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also was jetzt nochmal so interessant ist für die heutige Zeit,
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also jetzt so ganz weit hergeholt, wenn du anschaust, wie sich Geschichte in
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so einem Netzwerk abbildet.
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Und wenn wir jetzt ein neuronales Netz nehmen, also wir gehen jetzt mal in diese
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Deep Learning Sachen rein und so ein neuronales Netz, Du kannst dir dann halt
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solche neuronalen Netze anhand von irgendwelchen Themen auch trainieren,
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ja, wie zum Beispiel Katzenbilder oder sowas, erkenne Katzen überall und damit,
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was du jetzt mit so einem austrainierten Modell machst, du kannst das Modell
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nehmen und du kannst es irgendwo hinschmeißen und dann erkennt das Modell überall Katzen, ja.
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Und dann kann man das aber weiter trainieren, auf dieser ausgelernten Ebene
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kannst du nochmal weiter so diese Modelle Du kannst Akzente setzen und das passt dann.
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Ist ja, dass so bestimmte Beziehungen geschwächt oder verstärkt werden und damit
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sich dann wieder so ein Bild entwickelt.
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Und das ist dann so übertragen, du hast dann halt diesen Froschregen und auf
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einmal entsteht so ein Chaos.
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Du gibst ja immer in diese Trainieren von Modellen, gibst ja so ein Seed,
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also irgendwas mit rein, damit sich das Bild irgendwie anders entwickeln kann
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und das nennt man zum Beispiel mit dem Journey den Chaos-Level.
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Irgendwann fängt das Modell auch, wenn du zu hoch das Chaos setzt,
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dann fängt es an, zu halluzinieren.
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Dann fängt es an, irgendwas zu sehen, zu erzählen.
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Oder so wie du vorhin, als wir im Restaurant saßen, hast du auch gesagt,
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als du neulich Chachibiti ... Oder das war eine Geschichte, ne?
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Chachibiti hat dir in irgendwelche Fälle für ... herangezogen.
Micz Flor
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Ja, es war irgendein Fall, in dem jemand wohl einen Anwalt in Amerika irgendwie
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ein Plädoyer gehalten hat, ein Schlussplädoyer bei irgendeinem Strafverfahren
0:56:29–0:56:33
oder so und dann sich aber herausstellte, dass halt die ganzen Referenzen,
0:56:33–0:56:36
die in diesem Plädoyer angeführt wurden, das war alles, das gab es gar nicht.
0:56:36–0:56:41
Und das war dann einfach wirklich in Jett GPT entstanden und eben nicht vor
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dem Hintergrund von juristischer Recherche, sondern einfach wahrscheinlich eher
0:56:46–0:56:49
so anhand von allem, was halt Jett GPT so gefunden hat.
0:56:49–0:56:52
So, ah, ich darf endlich mal ein Schlussblatt hier schreiben,
0:56:52–0:56:54
jetzt lasse ich es mal wirklich rocken.
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Und die ganzen Referenzen auf Fälle waren halt wohl, gab es nicht, die Fälle.
Florian Clauß
0:57:00–0:57:05
Ja genau, aber es ist genau dieses Phänomen, dass die Large Language Models
0:57:05–0:57:09
ab einer gewissen Stufe anfangen zu halluzinieren.
0:57:10–0:57:14
Also das ist auch so die Frage, wie lässt man das zu? Weil manchmal kann das
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gute Sachen entwickeln, manchmal muss man es unterdrücken, weil es wäre halt
0:57:18–0:57:22
irgendwie fatal, in so einem Schlussplätoyer Fälle heranzuführen, die es nie gab.
Micz Flor
0:57:23–0:57:29
Ja. Ja, und das ist ja auch ein Modell, wie man Halluzinationen bei Psychosen erzählt, ne?
0:57:29–0:57:35
Also, es ist halt durch Stress eben genau solche Schwellen auch in der Wahrnehmung,
0:57:35–0:57:41
also Kognition, die halt aus den Inputbildern herstellt, dass sich da die Schwellen verändern.
0:57:42–0:57:48
Und ... das ist nicht unähnlich. Also ich kenne das jetzt von diesem Bildgenerierungsprogramm
0:57:48–0:57:51
nicht, aber in der Psychose gibt es auch eine ähnliche Hypothese,
0:57:52–0:57:58
dass Psychosen so entstehen, dass halt bestimmte Parameter von Realitätsbezug
0:57:58–0:58:00
zu locker sind sozusagen.
0:58:02–0:58:06
Also man hat so eine Art World Engine und dieses World Engine ist der Realitätsbezug
0:58:06–0:58:10
und das was man sieht entspricht sicherlich nicht nur diesem World Engine,
0:58:10–0:58:14
weil es da einfach nur ein Input ist und es entsteht in der Kognition dann das
0:58:14–0:58:18
Bild und wenn man sich da immer weiter von dem World Engine entfernt,
0:58:18–0:58:21
desto...
0:58:21–0:58:22
Wie heißt es?
0:58:22–0:58:32
Chaos, ne? Desto chaotischer wird dann dieses...
Florian Clauß
0:58:32–0:58:36
Irgendwas, was dann noch mal so als ein Zufallsding da mit reingeworfen wird,
0:58:36–0:58:37
um anders verschlüsseln zu können.
0:58:38–0:58:44
Das ist fragmentarisch in der Geschichte, das hatte ich eben nicht erwähnt bei
0:58:44–0:58:50
dem Song von Wise Up, das wird dann halt von allen gesungen und du siehst dann
0:58:50–0:58:51
halt Charakter für Charakter,
0:58:52–0:58:58
wie die dieses Lied singen in der jeweiligen Situation, wo die sind.
0:58:58–0:59:03
Und was auch ein ziemlich starker Moment ist, dass du diese Fragmentarisierung
0:59:03–0:59:06
über so einen Song auflöst und gleichzeitig kriegst du wieder so eine Chorgeschichte.
Micz Flor
0:59:06–0:59:09
Das ist absurd, weil ich muss dann echt nochmal gucken. Daran kann ich mir zum
0:59:09–0:59:10
Beispiel gar nicht mehr erinnern.
Florian Clauß
0:59:10–0:59:12
Nee, das ist...
Micz Flor
0:59:12–0:59:15
Konntest du dich daran erinnern? Du hast ihn bestimmt auch lange nicht mehr gesehen.
Florian Clauß
0:59:15–0:59:17
Ich hab ihn lange nicht... Ich hab tatsächlich viele Sachen.
0:59:17–0:59:21
Daran, wo man sich erinnern kann, ist natürlich vom Cruise.
0:59:21–0:59:28
Das ist so eingebrannt, Selma Hoffmann, dann auch diese Quiz-Geschichten,
0:59:28–0:59:32
aber diese Details wusste ich auch zum ersten Mal. Und den Froschregen wusste ich auch noch.
0:59:33–0:59:38
Aber diese Details mit diesem gemeinsamen Singen und das, was auch echt war,
0:59:38–0:59:42
ist, dass diese 180 Minuten, du hast nicht das Gefühl, dass du drei Stunden
0:59:42–0:59:43
gerade einen Film geguckt hast.
0:59:43–0:59:48
Weil der hat auch wieder so eine Dynamik, der funktioniert total super.
0:59:49–0:59:53
Der zieht dich so rein und du hast nicht das Gefühl, dass du so lange in den Film geguckt hast.
Micz Flor
0:59:53–0:59:58
Ja, das ist vielleicht auch eben das Gefühl zu dem, was du vorhin von diesem
0:59:58–1:00:02
Kritiker vorgelesen hast, dass es eben nicht vertikal die Geschichte vorantreibt,
1:00:02–1:00:05
den Character Development vorantreibt oder Biografien erzählt,
1:00:06–1:00:07
sondern eben horizontal.
1:00:07–1:00:12
Weil man eigentlich immer in diesem einen Tag bleibt, so ein bisschen auf der
1:00:12–1:00:16
Stelle tritt, natürlich immer mehr erfährt, aber die ganze Zeit doch noch an
1:00:16–1:00:18
so einem Punkt bleibt, wo man fragt, okay, wann geht es jetzt los?
1:00:19–1:00:21
Was muss ich noch wissen, bevor es losgeht?
Florian Clauß
1:00:21–1:00:25
Genau, und dann merkst du, du bist mittendrin, und es wird mitten erzählt,
1:00:25–1:00:27
und es wird nicht anders. Und das ist halt so.
1:00:28–1:00:32
Genau, also das war jetzt noch mal so eine Geschichte von mir.
Micz Flor
1:00:33–1:00:34
Und wann geht's jetzt los?
Florian Clauß
1:00:35–1:00:40
Ja, es geht gleich los, weil wir sind jetzt nämlich an dem Punkt, wo wir hinwollten.
Micz Flor
1:00:40–1:00:44
Ich wollte noch eine Sache kürzen, die ich damals gelesen hatte im PTA-Interview,
1:00:44–1:00:48
wo er meinte, dass Tom Cruise kam halt ans Set direkt nachdem er Mission Impossible
1:00:48–1:00:52
gedreht hatte und war deshalb so muskulär aufgebaut.
1:00:52–1:00:56
Das hätten die halt natürlich für diese Rolle erst mal gar nicht machen wollen.
1:00:56–1:01:01
Aber irgendwie meint er, er war so froh, weil genau das macht's aus.
1:01:01–1:01:04
Genau das macht's aus, diesen Stahlkörper, diesen Charakterpanzer,
1:01:04–1:01:07
wie will er im Reich sagen würde, dieser Mensch, der sich hinter seinen Muskeln
1:01:07–1:01:11
versteckt, weil er die ganze Zeit voller Angst und Unsicherheiten ist.
1:01:11–1:01:16
Und der bricht ja dann auch so an dem Todessterbebett seines Vaters so zusammen.
1:01:17–1:01:20
Voller Wut, Angst und Gefühle. Das ist ja auch ein ziemlich,
1:01:20–1:01:22
ziemlich tolles Schauspielen,
1:01:23–1:01:28
was da passiert, wo man wirklich das Gefühl hat, da verlässt er ja wohl auch,
1:01:28–1:01:31
wenn ich mich recht erinnere, im gleichen Interview verlässt er auch die ganzen
1:01:31–1:01:36
Textzeilen, die da irgendwie im Skript standen. Es wird dann was ganz anderes.
1:01:37–1:01:42
Und das finde ich dann auch erstaunlich, wenn dann in einem Film,
1:01:42–1:01:47
der so durchgeplant ist und geplant sein muss, dass das alles irgendwie so auf
1:01:47–1:01:51
den Punkt kommt und auch unterschiedlichste Charaktere dann doch irgendwie vom
1:01:51–1:01:56
Director so zusammengehalten werden müssen, dass man die miteinander verschneiden kann.
1:01:56–1:01:59
Das kannst du ja sonst auch, wenn einer melodramatisch spielt und der andere
1:01:59–1:02:02
... Du musst es auch zusammenschneiden können.
1:02:02–1:02:09
Und dann kommt aber einer der wichtigen Protagonisten direkt aus der Muckibude ans Set.
1:02:09–1:02:13
Und du denkst halt zuerst, oh shit. Und merkst aber hinterher,
1:02:14–1:02:16
das hat irgendwie noch gefehlt als Puzzlestück.
1:02:16–1:02:21
Das ist ja fast schon selbstreferenziell wieder genau so ein Zufall wie eine
1:02:21–1:02:23
von den Geschichten, die da ganz am Anfang erzählt wurde.
Florian Clauß
1:02:23–1:02:27
Stimmt, genau. Genau, dieser Zufall, das ist so das Paradigma,
1:02:27–1:02:31
was diesen Film dann wie in diesem Froschregen auflösen lässt.
Micz Flor
1:02:33–1:02:36
Und das geht dann trotzdem auch immer auf den Punkt. Wir hatten uns überlegt,
1:02:36–1:02:38
ob wir einfach bis zur Warschauer Straße gehen.
1:02:39–1:02:43
Wir sind irgendwie sehr zufällig, wer das auf der Webseite sieht,
1:02:43–1:02:44
wir sind echt ganz schön hin- und hergedackelt.
1:02:46–1:02:49
Aber wie geplant landen wir jetzt
1:02:49–1:02:52
an der Warschauer Straße? Du nimmst die S-Bahn, ich nehme die U-Bahn.
Florian Clauß
1:02:52–1:02:58
Ja, das ist ja hier so zu diesem Verkehrsknotenpunkt angewachsen mit den Amazon
1:02:58–1:03:01
Tower und der neuen Warschauer Straße.
1:03:01–1:03:05
Und ich war hier neulich, bin ich in die Nativens-Benz-Arena zum Fußballspiel,
1:03:05–1:03:08
wollte ich schon sagen, zum Basketballspiel gekommen, gegangen,
1:03:09–1:03:13
von Allgäu-Berlin, und bin diese Rampe hier runter, ne?
1:03:13–1:03:18
Das ist ja auch für so ein... Das ist ja auch dann zu irgendwelchen Veranstaltungszeiten,
1:03:18–1:03:23
ist das ja fast nochmal so die Verlängerung von dem Stadion da.
Micz Flor
1:03:23–1:03:27
Ja, das ist irre. Ich meine, die Warschauer Straße, jetzt langsam versteht man,
1:03:27–1:03:32
was das mal werden wird, Aber es ist immer noch so, dass es zusammengeschraubt ist.
1:03:32–1:03:37
Die Hälfte davon sieht aus wie hinter der Grundschule irgendwo auf dem Land.
1:03:37–1:03:42
Die andere Hälfte ist halt dieser komische Amazon-Tower aus einer Zukunft,
1:03:43–1:03:44
in der keiner leben will. So.
1:03:46–1:03:49
Hier ist die ganze Band. Sind schon wieder alle da.
Florian Clauß
1:03:50–1:03:53
So, jetzt, ja, Mitch, das war meine Episode.
Micz Flor
1:03:53–1:03:58
Und weißt du denn schon ... Weil deine nächste Episode wird ja wahrscheinlich
1:03:58–1:03:59
schon ein Weihnachtsgeschenk werden, oder?
1:03:59–1:04:05
Ich hab das nicht im Kalender geguckt, aber in vier Wochen, nach der Ausstrahlung,
1:04:05–1:04:07
ist doch irgendwie schon um Weihnachten rum.
Florian Clauß
1:04:08–1:04:12
Das ist schon ... Stimmt. Nee, es ist auf jeden Fall Dezember.
1:04:12–1:04:13
Deine wird eine Weihnachtsepisode werden.
Micz Flor
1:04:14–1:04:14
Ah, okay.
Florian Clauß
1:04:15–1:04:21
Sie kommen ja nach mir mit eigentlich 41. Aber meine nächste Episode,
1:04:22–1:04:25
also dann quasi in vier Wochen, Dann hatte ich ja auch schon gesagt,
1:04:25–1:04:29
da möchte ich mal eine Reihe von revolutionären Kinobewegungen aus den 90ern fortsetzen.
1:04:30–1:04:33
Und hatte schon angedeutet, es wird irgendwas Asiatisches.
Micz Flor
1:04:34–1:04:35
Kein zweiter Episodenfilm?
Florian Clauß
1:04:36–1:04:40
Nö, ich glaube, das ist jetzt hinreichend. Also ich kann noch Empfehlungen aussprechen,
1:04:41–1:04:43
aber ich glaube, ich könnte da jetzt nicht mehr viel hinzufügen.
1:04:43–1:04:44
Wolltest du noch einen hören?
Micz Flor
1:04:45–1:04:48
Ne, ich dachte bloß, dass du auf alle Fälle Pulp Fiction machen willst.
Florian Clauß
1:04:48–1:04:51
Ne, ich hatte auch überlegt, aber da kann man so viel wieder machen.
1:04:51–1:04:54
Und irgendwie ist auch schon so viel erzählt worden.
1:04:55–1:04:57
Irgendwann reicht's dann auch mal.
Micz Flor
1:04:58–1:05:02
Genau, das ist doch mal ein guter Schlusssatz. Jetzt reicht's doch mal.
1:05:02–1:05:05
Schalten Sie auch in 14 Tagen wieder ein, wenn es heißt,
1:05:08–1:05:09
eigentlichpodcast.de.
Florian Clauß
1:05:10–1:05:16
Minus in der Mitte. So, das war jetzt der Absacker. Ja. Also, macht's gut.
Micz Flor
1:05:16–1:05:17
Tschüss!

Mehr

"Es gibt kein richtiges Leben im falschen" hieß zuerst: "Es läßt sich privat nicht mehr richtig leben."

Wir starten unsere Tour der Idioten am Kotti mit einem kleinen Verweis auf den Film "Herr Lehmann" (2003) und ziehen die Parallele, dass es hier genauso wie in Idioten darum geht, dass eine Welt zerbricht, wenn sie mit ihrer Umgebung in Berührung kommt. Aber bevor wir in die Tiefe gehen, werfen wir noch ein paar Ideen zu "Das Fest" (1998) ein, den wir am gleichen Tag und in der letzten Episode behandelt haben. Micz versucht, vier Parabeln auf "Idioten" (1998) anzuwenden. Zuerst die von "Jacob's Ladder" (1990): Karen landet dekompensiert in der Psychiatrie nach dem Tod ihres Kindes. Das Finale des Films zeigt sie wieder zuhause, medikamentös stabilisiert. Alles dazwischen ist eine verschwommene Erinnerung an ihre zwei Wochen in der Psychiatrie. Dann wagen wir uns an die Parabel "Das Kino in der Gesellschaft", gefolgt von "DOGMA 95 in der Filmindustrie", nur um schließlich 2000 Jahre zurückzublicken und aus der Trickkiste zu ziehen: "Idioten" leitet sich vom altgriechischen "idiotes" ab, was so viel wie "Privatperson" bedeutet. Es bezeichnete in der Polis Personen, die sich aus öffentlich-politischen Angelegenheiten heraushielten und keine Ämter übernahmen. Das hat unter anderem Tocqueville in "Der alte Staat und die Revolution" (1856) beschrieben. (Dogville == Tocqueville? Weiß Lars von Trier, was er tut?) Und hier stoßen wir auf genauso viele Fundstücke wie bei den anderen drei Parabeln: Das Private ist Politisch. Stoffer möchte den inneren Idioten in die Welt entlassen und damit die zurückgezogene Kommune mit der Gesellschaft verbinden, um Veränderungen herbeizuführen.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Micz Flor
Erzähler
avatar
Florian Clauß
Der Flo

Transcript

0:00:01–0:00:04
Okay, Wireless läuft.
0:00:08–0:00:10
Okay, ja läuft.
0:00:10–0:00:11
Nee, noch nicht.
0:00:19–0:00:25
Hallo und herzlich willkommen bei eigentlich Episode 39, wie angetründigt.
0:00:25–0:00:31
Das ist die Fortsetzungsepisode zur letzten, wo wir über Dogma95 und das Fest
0:00:31–0:00:32
von Winterberg gesprochen haben.
0:00:33–0:00:37
Heute wird uns Mitch, Idioten von Lars von Grier, präsentieren.
0:00:38–0:00:43
Eigentlich Codcast heißt im Reden Laufen und Reden Laufen und jetzt ist der
0:00:43–0:00:48
Regen ein bisschen weniger geworden, aber es wird ein weiteres Regenfeld kommen.
0:00:49–0:00:54
Ich bin gespannt, was du jetzt zu Idioten... Ich habe mich ja auch ein bisschen
0:00:54–0:00:57
mit einem Auge darauf vorbereitet.
0:00:57–0:00:59
Ich hoffe, ich brauche das.
0:00:59–0:01:02
Du hast es auf jeden Fall auch gut.
0:01:02–0:01:03
Ich brauche deinen inneren Ioden.
0:01:03–0:01:08
Den inneren Ioden, da sind wir schon bei einem Stichwort.
0:01:08–0:01:18
Wir stehen jetzt hier vor dem Cottbusser Tor. Wir werden Richtung Ostkreuz laufen
0:01:18–0:01:21
und in die Reichenberger Straße lang.
0:01:21–0:01:25
Du hast mich noch mal hier zu diesem Ort geführt, Mitch. Warum hast du mich hierher geführt?
0:01:25–0:01:31
Wir stehen jetzt gegenüber von diesem, da drüben, Misia-Kar-Schiess heißt das, glaub ich, 1984.
0:01:32–0:01:36
Alles neu gemacht, dann zwischendurch im Laden. Aber du kennst die Location aus dem Film.
0:01:39–0:01:42
Helligemann. Aber wir sind ja auch da schon mal langgelaufen.
0:01:43–0:01:44
Da hatten wir ja schon mal drüber gesprochen, ne?
0:01:45–0:01:45
Ah, okay, genau.
0:01:45–0:01:46
Das war meine Rotkäppchen-Episode.
0:01:48–0:01:51
Da sind wir durch ... Ja, ja, da hatten wir ja schon, und dann hatten wir schon
0:01:51–0:01:54
die Szene gesponnen. Und jetzt kann ich sie reinlegen.
0:01:54–0:01:57
Ich find's halt einfach gut, so als Opener, wenn wir das nochmal...
0:01:57–0:02:02
Weil in diesem Film ist ja auch diese Mauerfeld, ja, und dann kommt hier...
0:02:02–0:02:05
Hallo, ich bin doch Micha aus Eisenach, oder irgendwie, und kommt so durch die
0:02:05–0:02:08
Mauer durch auf Herr Lehmann zu und spricht mit ihm.
0:02:08–0:02:11
Und da zerbricht irgendwie sowas von diesem Kreuzberg.
0:02:12–0:02:17
Und ich finde das deshalb einen ganz guten Anfangspunkt, weil...
0:02:17–0:02:20
In dem Film Idioten, um das schon mal von da weg zu nehmen, geht es ja auch
0:02:20–0:02:22
irgendwie darum, um so eine Gruppe von Menschen, die halt versuchen,
0:02:23–0:02:27
nach eigenen Regeln irgendwie zusammen zu leben und sich da auch irgendwie so
0:02:27–0:02:29
eine eigene Philosophie zusammenzuschrauben,
0:02:29–0:02:33
wo es zwar auch einen Anführer gibt, aber was eher so kommunenhaft sein soll.
0:02:33–0:02:36
Und das ist halt irgendwie so ein Moment, wo so eine Welt einbricht in die Welt,
0:02:36–0:02:40
die man sich hier halt irgendwie in dem Kreuzberg, Herr Lehmann ist ja schon
0:02:40–0:02:41
auch so eine sehr fragile,
0:02:41–0:02:45
aber sehr ausdrücklich in sich selbst geschlossene Welt, die dann da irgendwie
0:02:45–0:02:51
mit dem mauerfall komplett und das deutet dann diese letzte szene an ja komplett irgendwie auch ins,
0:02:53–0:02:59
Und damit sind wir jetzt dann eben immer noch irgendwie gefühlt in der gleichen Episode.
0:02:59–0:03:08
Wir haben eben gerade über Dogma 95 gesprochen, heute haben wir über den ersten
0:03:08–0:03:09
Dogma-Film gesprochen.
0:03:10–0:03:17
Ja, wir haben ja auch explizit gesagt, dass wir in einem Take aufnehmen, das heißt in einem Arm.
0:03:18–0:03:21
Und Mitch, haben wir da noch Anmerkungen zu dem,
0:03:22–0:03:26
das Fest, also wir können auch verraten, wir haben eine kleine Pause gemacht,
0:03:26–0:03:30
uns aufgewärmt und uns sind nochmal zwei, drei Sachen durch den Kopf gegangen
0:03:30–0:03:34
und ich glaube, du hast es nochmal so ganz gut zusammengefasst, dass...
0:03:34–0:03:38
Ja, also ich glaube, das waren zwei Sachen, weil ich finde, das eine ist natürlich,
0:03:38–0:03:43
dass das Thema von das Fest ist halt einfach wirklich so dramatisch,
0:03:44–0:03:54
dass ich gedanklich immer davor zurückschrecke, das als Parabe für irgendwas zu sehen.
0:03:54–0:03:58
Das möchte ich also gar nicht machen, weil du hast gemeint, so dieses gesellschaftliche,
0:03:58–0:04:00
die Gesellschaft, in die es so eingebunden ist und das finde ich,
0:04:00–0:04:05
das ist auf alle Fälle legitim, das so zu sehen, zu gucken, wie man mit so individuellem
0:04:05–0:04:09
Elend und Tabubrüchen in der Gesellschaft nicht umgehen möchte und das irgendwie
0:04:09–0:04:10
verdrängt und so außen vor lagert.
0:04:12–0:04:16
Aber das ist an diesem Thema, das im Film angelegt ist,
0:04:17–0:04:22
orientiert und das finde ich total legitim und ich wollte deshalb aber noch
0:04:22–0:04:28
eine Sache ergänzen, die dann vielleicht eine Form von Interpretation ist,
0:04:28–0:04:34
dass dieses Zwillingsthema von den Zwillingen,
0:04:34–0:04:43
die vom Vater missbraucht wurden und die Schwester hat sich umgebracht und deren
0:04:43–0:04:46
Zeugnis ist ja dann auch noch der Beweis, dass es wahr ist.
0:04:47–0:04:50
Und der andere Zwilling ist der, der,
0:04:53–0:04:57
der das aufdecken will. Ich weiß nicht, ob man sagen kann, er will Rache,
0:04:57–0:05:02
aber er möchte das aufdecken und er möchte nicht, dass es einfach nur weggeschoben wird.
0:05:03–0:05:07
Also, er ist ja auch ein unglaublich proaktiver Charakter.
0:05:08–0:05:08
Ja.
0:05:09–0:05:13
Er hat, er ist, also, ich mein, als Opfer traumatisiert.
0:05:13–0:05:17
Auf der anderen Seite, so wie er im Film auftritt und dieses Thema immer wieder
0:05:17–0:05:22
nach vorne bringt und dabei auch immer wieder diese Rückschläge erleidet,
0:05:22–0:05:26
ist er ja so, er will es an die Öffentlichkeit bringen, ja?
0:05:27–0:05:29
Und das macht ihn auch so stark als Charakter.
0:05:30–0:05:34
Und ich glaube einfach, als Motiv, weshalb man diesen Film dann irgendwie doch
0:05:34–0:05:38
gucken kann und auch so eine gewisse Euphorie über diese Aufdeckung erleben
0:05:38–0:05:41
darf und das auch zulassen kann, ist wirklich dadurch, dass es Zwillinge sind,
0:05:42–0:05:43
es sind als Zwillinge angelegt,
0:05:43–0:05:47
die Hälfte ist gestorben und die Hälfte deckt auf.
0:05:47–0:05:53
Und ich glaube, dass das anders gar nicht möglich wäre, Man braucht,
0:05:54–0:05:57
um das zu kompletieren, diesen toten Anteil.
0:05:57–0:06:01
Man braucht diesen Anteil, der nicht weiterleben konnte.
0:06:04–0:06:12
Und das, finde ich, ist durch dieses Zwillingsmotiv sehr gut hergestellt worden.
0:06:13–0:06:13
Ja.
0:06:13–0:06:20
Dass nicht eine Person beides tragen muss. dass aber dieses notwendige,
0:06:20–0:06:25
große, nicht aushaltbare Leid trotzdem vorkommen kann in der Abwesenheit.
0:06:26–0:06:28
Und das wollte ich irgendwie dann nochmal nachlegen. Das ist dann irgendwie
0:06:28–0:06:32
so eine filmische Thematik oder dramaturgische Thematik.
0:06:33–0:06:39
Aber in der Essenz eben zu sagen, nur dadurch, dass es diese tote Zwillingsschwester
0:06:39–0:06:44
gibt, ist er komplett als Figur im Film,
0:06:44–0:06:49
die Abwesenheit, dieses Gestorbene, das muss da sein.
0:06:50–0:06:55
Und gleichzeitig, weil es nicht da ist, kann man sich dann trotzdem auch mit ihm verbünden.
0:06:56–0:07:01
Er muss keine inneren Dilemmata als Rolle austragen, weil das wird eben über die ...
0:07:02–0:07:04
Tote zu Linksschwester ...
0:07:04–0:07:07
Ja, das finde ich eine wichtige und gute Beobachtung in dem Zusammenhang.
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Und auch diese Dynamik, die der Film bekommt.
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Und ... ja, einfach diese ...
0:07:14–0:07:18
Diese ... diese ... diese Aktion von der Figur Christian, ja?
0:07:18–0:07:24
Das ist vielleicht auf so einer, aber das kannst du wahrscheinlich besser einordnen,
0:07:24–0:07:32
auf so einer psychotherapeutischen Ebene nachvollziehbarer in dieser Zwillingsfigur.
0:07:33–0:07:36
Ja, und das möchte ich halt eben gerade nicht machen, weil ich möchte jetzt
0:07:36–0:07:39
nicht in diesen Film, der letztendlich dann eben doch, und da sind wir wieder
0:07:39–0:07:41
bei Dogma, kann Dogma überhaupt,
0:07:41–0:07:45
die Realität abbilden, wenn es versucht Reale aufzunehmen, ohne zu sehen,
0:07:45–0:07:49
es ist dann eben doch nie die Realität und das sind eben doch Schauspieler.
0:07:49–0:07:53
Und das ist eine erfundene Geschichte, eine Geschichte, die so inszeniert ist,
0:07:53–0:07:58
dass sie etwas in allen auslöst, was sich mit dem dahinterliegenden Thema verbündet.
0:07:58–0:08:04
Aber in keiner Weise kann man die Performance oder das Narrativ oder das Setting
0:08:04–0:08:10
oder sowas jetzt da rausholen und sagen, ah, hier sieht man genau, wie es ist.
0:08:10–0:08:14
Das könnte nur jemand tun, der oder die ...
0:08:16–0:08:20
Sich mit diesem Erlebten so verbinden kann, dass die Person dann sagen könnte,
0:08:21–0:08:25
für mich ist es so und so. Aber ich möchte da gar nicht ...
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Gar nicht den Film ...
0:08:30–0:08:32
Ähm, nutzen, um so was zu tun.
0:08:32–0:08:37
Ich glaube, es geht auch eben ... dock mal um die Frage nach Authentizität.
0:08:38–0:08:42
Aber auch einen respektvollen Umgang mit dem Thema.
0:08:43–0:08:43
Mhm.
0:08:43–0:08:45
Und das ist eben auch ...
0:08:47–0:08:57
Für eine größere, also für eine Gesellschaft dann auch so konsumierbar wird, ne?
0:08:57–0:09:00
Und das hat das Fest, glaube ich, ganz gut geschaffen.
0:09:00–0:09:07
Also mit diesem schwierigen Thema doch eine große, also dieses Tabuthema irgendwo
0:09:07–0:09:08
gesellschaftlich zu platzieren.
0:09:08–0:09:14
Ja, auf jeden Fall. Ja, es ist natürlich auch ein Thema, was dann ...
0:09:14–0:09:18
Wenn man über Traumata und so spricht, was einfach ...
0:09:19–0:09:23
Wo Welten zusammenkommen, die auch nicht zusammenpassen. Da kann ich nur sagen,
0:09:23–0:09:26
es gibt von Ferencsi, ein ungarischer Psychoanalytiker, einen sehr frühen Text.
0:09:28–0:09:32
Der heißt, glaub ich, Sprachverwirrung in Deutsch. Ich weiß den Titel nicht, aber fällt mir dazu ein,
0:09:33–0:09:37
der sich mit diesem Thema sexueller Missbrauch auseinandergesetzt hat,
0:09:37–0:09:41
daran getastet hat, weil damals in den sehr frühen Jahren der Psychoanalyse
0:09:41–0:09:43
ja schon so Spuren aufkamen, dass das,
0:09:44–0:09:48
was lange Zeit Hysterie hieß, also etwas, was von der Gerbärmutter her kommt,
0:09:49–0:09:50
dass Frauen sind hysterisch,
0:09:51–0:09:55
dass da immer mehr in den Erinnerungen irgendwie dann klar wurde,
0:09:55–0:10:05
da ist sexueller Missbrauch mit im Spiel und das wurde dann von der männlichen,
0:10:07–0:10:11
von dem männlichen Blick irgendwie so weg, erstmal zur Seite geschoben.
0:10:12–0:10:17
Es hat lange gedauert, dass man dann sagte, okay, vielleicht sind die Zahlen
0:10:17–0:10:22
andere als die, die wir uns zusammen hoffen.
0:10:22–0:10:23
Ja.
0:10:23–0:10:26
Und da gibt's diesen Text, den können wir vielleicht verlinken.
0:10:26–0:10:31
Der ist auch inzwischen sowieso in gemeinfrei von Ferencsi.
0:10:32–0:10:36
Der das noch mal, find ich, gut versucht, in Worte zu fassen,
0:10:36–0:10:38
einfach zu gucken, Sprachverfolgung.
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Es gibt keine gemeinsame Sprache zwischen Kindern und Erwachsenen,
0:10:42–0:10:44
wenn es um sexuelle Wünsche geht, die gibt es nicht. Ja.
0:10:45–0:10:51
Ganz verkürzt gesagt. Und das, find ich, hat er sehr gut klargestellt.
0:10:51–0:10:55
Und aber auch in sehr einfachen Worten.
0:10:58–0:11:00
Ja, soviel nochmal zum Festen.
0:11:00–0:11:05
Also, das nochmal zum einen zum Nachtrag und das, wie du es nochmal so zusammengefasst hast,
0:11:07–0:11:16
das Fest war vielleicht der erste und der einzige Film, der eben alle Dogma-Regeln,
0:11:17–0:11:23
so befolgt hat und damit eigentlich auch Dogma dann wieder gestorben ist, mit das Fest.
0:11:24–0:11:32
Eine ganz komprimierte Ansicht für die Filmbewegung Dogma 95.
0:11:32–0:11:37
Ja, Proof of Concept, also Regeln drei Jahre später Film.
0:11:38–0:11:43
Sonderpreis der Jury bekommen in Cannes. Und das würde mich noch mal interessieren,
0:11:43–0:11:46
weil Idioten war auch im gleichen Wettbewerb.
0:11:47–0:11:48
Ne, Idioten kam später raus.
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Ne, der kam auch 98 raus und der war, glaube ich, auch 98 in Cannes.
0:11:52–0:11:54
Aber der ist leer ausgegangen.
0:11:54–0:11:54
Ah.
0:11:57–0:11:59
Meinst du, die beiden waren beide im Fest der Welt?
0:11:59–0:12:04
Ja, das würde mich halt auch noch mal interessieren. Weil das war irgendwie so ...
0:12:04–0:12:06
Oder war der in Venedig?
0:12:06–0:12:07
Nee, das war, glaub ich, alles in Cannes.
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Gut, wir sind gut vorbereitet, wie man merkt.
0:12:11–0:12:17
Ja, also Lars von Trier hatte davor eben mit Breaking the Waves mit einem Nicht-Dogma-Film,
0:12:18–0:12:20
... Wo das Kochexperiment schiefgegangen ist.
0:12:24–0:12:28
Also Lars von Trier war viel in Cannes, war der Liebling von Cannes,
0:12:28–0:12:30
wurde irgendwann dann später von Cannes verbannt,
0:12:31–0:12:36
aber zu der Zeit ist er dann auch mit Idioten eben bei Cannes gewesen,
0:12:36–0:12:43
hat aber keinen Preis bekommen, hatte davor mit Breaking the Waves die goldene Palme bekommen.
0:12:44–0:12:48
Was kein Dogma-Film war, was aber nach dem Dogma-Manifest gedreht wurde.
0:12:50–0:12:53
Und wenn man Lars von Trier hört und auch Winterberg, hatten wir ja in der letzten
0:12:53–0:12:58
Folge schon, die sind beide einfach da auch total entspannt und sagen,
0:12:58–0:13:00
es muss nicht alles Dogma-Film sein. Darum geht es gar nicht.
0:13:01–0:13:05
Es geht nur darum, irgendwie ein Manifest zu schaffen, was Regeln über Bord
0:13:05–0:13:09
schmeißt und gleichzeitig neue Regeln zuzulassen, die gute Geschichten erzählen
0:13:09–0:13:14
können und die auch mit einfachen Mitteln erlauben, Filme zu machen und ihnen
0:13:14–0:13:15
eine gewisse Bühne zu geben.
0:13:16–0:13:19
Also wenn ihr mit Dogma95 jetzt,
0:13:20–0:13:23
also mit dieser Folge eingestiegen seid, dann würden wir empfehlen,
0:13:23–0:13:29
die davor nochmal zu hören, weil wir da ausführlich über das Regelwerk von Dogma95
0:13:29–0:13:33
sprechen und das setzen wir jetzt einfach voraus für die, für die Folge.
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So, also der Film Idioten von Lars von Trier, der ist auch 19,
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also ich mach mal einen kurzen Überblick, was ich versuche, was wir vielleicht
0:13:44–0:13:46
hinkriegen. Herr Lehmann haben wir schon gemacht.
0:13:46–0:13:48
Das Zweite ist, ich wollte eigentlich in der Skarlitzer Straße lang laufen,
0:13:49–0:13:54
um dieses Kinothema allgemein noch mal zu setzen, weil die Skarlitzer Straße,
0:13:54–0:13:59
das hatte mir ein Befreundeter der Filmemacher mal erzählt, hatte ihm ein alter
0:13:59–0:14:02
Taxifahrer mal erzählt, das war,
0:14:02–0:14:07
wenn man von der Warschauer Straße kommt, als die Mauer noch nicht stand von
0:14:07–0:14:12
Herr Lehmann, also Davor war das so, dass die Taxis oft aus der DDR rüber in
0:14:12–0:14:14
die BRD nach Westberlin gefahren sind.
0:14:14–0:14:17
Und in der Skaldeser Straße gab es so unglaublich viele Kinos.
0:14:18–0:14:21
Ich habe seitdem immer so mal den Wunsch, nochmal in so alte Zeitungsarchive
0:14:21–0:14:25
zu gucken, wo so Kinoprogramme drin sind, zu schauen, welche Kinos denn da wirklich waren.
0:14:25–0:14:31
Der meinte, der war damals eben noch in den 50er Jahren auch als Taxifahrer unterwegs.
0:14:31–0:14:35
Der meinte, der hat immer dann die Leute rübergefahren, so am Freitagnachmittag oder am Wochenende.
0:14:37–0:14:39
Eiszeitkino war wohl auch eins dieser Kinos.
0:14:39–0:14:41
Eiszeit-Movimento ist da auch.
0:14:42–0:14:46
Das fand ich ganz interessant. Wir laufen jetzt aber nicht die Skalitzer,
0:14:46–0:14:48
weil die ist einfach zu laut zum Aufnehmen.
0:14:48–0:14:53
Aber wir laufen an der viel ruhigeren Kopfsteinpflasterstraße entlang.
0:14:55–0:14:56
Ja, das stimmt.
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Also ich wollte dann heute ein bisschen kurz mit dem Film, hab schon angefangen,
0:15:02–0:15:06
kurze Zusammenfassung geben, aber dann eigentlich eher in so Hypothesen gleich
0:15:06–0:15:11
einsteigen, weil entweder hat man den Film schon gesehen oder man würd den eh
0:15:11–0:15:13
nicht gucken, dann hört man auch diesen Podcast nicht.
0:15:13–0:15:17
Und hab dann so drei Parabeln oder Hypothesen dazu.
0:15:18–0:15:22
Das eine ist halt, ist der Film Idioten irgendwie so was, eine Parabel über
0:15:22–0:15:28
das Kino in der Gesellschaft? Also Kino ist die Gruppe der Idioten und die Gesellschaft
0:15:28–0:15:30
setzt sich damit auseinander.
0:15:30–0:15:33
Das zweite, dann wirklich diese Dogma 95.
0:15:33–0:15:36
Ganz kurz, willst du das nochmal so ausführen?
0:15:36–0:15:37
Ja, ja, das mach ich dann nachher.
0:15:37–0:15:39
Achso, du willst die erstmal so vorstellen.
0:15:39–0:15:44
Ich möchte die Leute jetzt binden, dass sie bleiben. Ah ja. Weil es regnet,
0:15:44–0:15:46
wir husten, keine Ahnung wie der Sound ist.
0:15:46–0:15:50
Also die geile Hypothese, die wir hier haben. Die zweite Hypothese ist dann
0:15:50–0:15:53
noch tiefer in die Filmindustrie.
0:15:53–0:15:58
Also ist Dogma 95, sind diese Idioten, die ihren inneren Idioten suchen,
0:15:58–0:16:03
sind das die Dogma 95 Leute innerhalb der Filmindustrie, die umgibt,
0:16:03–0:16:04
wir sind umgeben von der Filmindustrie.
0:16:05–0:16:09
Und dann gehe ich aber auch noch mal so ganz raus und wir gucken mal drauf,
0:16:09–0:16:17
auf so einer politischen Ebene, also dass es wirklich dann um diese Frage auch von Idiotie geht,
0:16:18–0:16:23
die dann vordergründig immer wahrgenommen wird als Geisteskrankheit oder wie auch immer.
0:16:23–0:16:26
Das heißt, wir gucken uns da mal ein bisschen die Geschichte der Psychiatrie an.
0:16:27–0:16:27
Ganz schnell. Okay.
0:16:28–0:16:34
Aber auch eine zweite, eine zweite Deutung beziehungsweise eine zweite Bedeutung,
0:16:34–0:16:42
die ich da irgendwie spurenhaft fühle, was dann auch mit Lars von Triers Film Dogville zu tun hat.
0:16:43–0:16:43
Ja.
0:16:43–0:16:47
Und vielleicht aber auch nur mit dem Titel des Films. Das kommt dann später.
0:16:48–0:16:52
Da geht es dann also um Individuen, Gruppen oder was in der Gesellschaft.
0:16:52–0:17:01
So, also wir haben schon gesagt, der Film Idioten ist 98 entschieden, ist 117 Minuten lang.
0:17:01–0:17:06
Regie hat Lars von Trier und weil es halt irgendwie, sagen wir mal 95 ist,
0:17:06–0:17:11
taucht er nicht als Regisseur in den Titeln auf, namentlich.
0:17:11–0:17:16
Er hat aber auch das Drehbuch geschrieben, was der Legende nach nur vier Tage
0:17:16–0:17:18
gedauert hat. dann ging es gleich in die Produktion.
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Er hat auch die Kamera gemacht, was ich ganz beeindruckend finde.
0:17:23–0:17:26
Er hat da auch wohl viel Spaß gehabt. Er hat in einem Interview auch mal erzählt,
0:17:27–0:17:31
er war aber auch so ein bisschen neidisch auf die Gruppe der Schauspieler,
0:17:31–0:17:35
Schauspielerinnen, die halt einfach so da sich so richtig reinbegeben konnten.
0:17:36–0:17:37
Und er musste hinter der Kamera dann noch ...
0:17:37–0:17:39
Er konnte keinen Sex machen, ne?
0:17:39–0:17:43
Das hat er so nicht gesagt, aber er hat jealous, hat er gesagt.
0:17:44–0:17:46
Also, er könnte neidisch oder eifersüchtig sein.
0:17:46–0:17:48
Ja, wahrscheinlich, weil er keinen Sex macht.
0:17:49–0:17:51
Das ist jetzt eine Interpretation.
0:17:51–0:17:55
Ja, ja. Aber jetzt muss man auch noch mal, weil ich so drauf rumreite,
0:17:55–0:17:59
der Film Idioten hat explizite Sexszenen.
0:17:59–0:18:05
Das hat man so in der Form auch noch nicht im Kino, in so einem normalen Film so gesehen.
0:18:06–0:18:09
Lars von Trier, ich weiß nicht, ob ihr das auch noch erzählt,
0:18:10–0:18:17
aber der hatte auch eine Produktionsfirma, die Pornos produziert hat. für Frauen.
0:18:18–0:18:23
Also, das heißt, er ist da auch dem Genre jetzt nicht fremd, ne?
0:18:23–0:18:28
Und, ähm, ich ... Ja, also, das fand ich, hab ich ... Damals hat mich das ein
0:18:28–0:18:31
bisschen geschockt, aber irgendwie war's dann auch sehr natürlich.
0:18:32–0:18:37
Mhm. Nee, das wusste ich gar nicht so. Aber ja, es gibt explizite Sexszenen,
0:18:37–0:18:42
und es war wohl im norwegischen Vertrieb irgendwie, wo es dann doch in die Kinos
0:18:42–0:18:45
durfte, und das wurde dann gefeiert ...
0:18:45–0:18:51
Als eben der erste Film, der im Kino mit Distributionen gezeigt werden durfte,
0:18:51–0:18:56
der explizite Sechsszenen hatte, so aber ja.
0:18:56–0:19:04
Der Schnitt wurde von Molly Marlenes-Densgaard, die viele Lars von Trier,
0:19:04–0:19:07
fast alle Lars von Trier ab 1994 geschnitten hat.
0:19:08–0:19:16
Die hat auch den geschnitten und der, einer der Hauptdarsteller, der Stoffer spielt. der,
0:19:20–0:19:26
Der heißt Jens Albinus. Der hat später auch bei Dancer in the Dark und bei Nymphomaniac mitgespielt.
0:19:28–0:19:35
Und wichtig auch noch, eine der zentralen Rollen, Karin, gespielt von Bodil Jorgensen.
0:19:36–0:19:39
Die ... für ihre Darstellung ...
0:19:40–0:19:43
Sagen wir mal, des Publikums, das ist so eine Hypothese von mir.
0:19:43–0:19:46
Also, die ist wir anfangs.
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Weil sie die Beobachterin allnehmt.
0:19:49–0:19:50
Die einzige war die Preise.
0:19:50–0:19:54
Also, sie nimmt ja so die Position der Beobachterin.
0:19:54–0:19:57
Genau, die führt uns ein.
0:19:58–0:20:02
Aber führt das dann existenziell aus?
0:20:02–0:20:06
Ja. Idioten wurde 1998 zu einem Filmfestspiel von Cannes eingeladen.
0:20:07–0:20:10
Und hat aber dort keine Preise bekommen, hat später ein paar Preise bekommen,
0:20:10–0:20:20
aber vor allen Dingen eben auch Odin Jorgensen, die in Dänemark für beste Darstellerin gewonnen hat.
0:20:21–0:20:26
Und diese Karin, jetzt mach ich mal so eine ganz kurze ... Kennst du den Film Jacob's Ladder?
0:20:26–0:20:26
Ja.
0:20:27–0:20:31
Bei Jacob's Ladder gibt's zwei Schnittversionen. Die eine Version ist ...
0:20:32–0:20:33
Directness-Cut und die andere nicht.
0:20:34–0:20:37
Ja, ich weiß nicht, worum die heißen. Bei der einen ist es so,
0:20:38–0:20:43
dass der Hauptdarsteller ist im Vietnamkrieg und irgendwie wird dann für tot
0:20:43–0:20:47
erklärt, aber ist er dann irgendwie doch nicht und hat dann so Halluzinationen.
0:20:47–0:20:50
Alles so ein weirder Film, den irgendwie alle kennen und ich weiß gar nicht
0:20:50–0:20:52
mehr, wo ich den gesehen hab.
0:20:52–0:20:57
Im Kino oder im Fernsehen, keine Ahnung. Jeder kennt den, aber irgendwie weiß ich gar nicht, warum.
0:20:58–0:21:03
Und in einer Version ... stirbt er quasi in Vietnam.
0:21:04–0:21:07
Und dann geht das alles später in Amerika wieder los mit den Halluzinationen.
0:21:07–0:21:11
In der anderen Version ist dieser ... Er ist tot in Vietnam,
0:21:11–0:21:14
am Ende von diesen ganzen Halluzinationen geschnitten.
0:21:14–0:21:18
Das heißt, da wird das alles wie so ein Todeskampf zusammengefasst.
0:21:18–0:21:23
Ja, das ist so großartig, das hat mich umgehauen damals bei dem Film,
0:21:24–0:21:30
diese Version, dass du eine Sterbesszene-Sequenz hast, die über anderthalb Stunden geht.
0:21:31–0:21:35
Das ist ein bisschen wie Sixth Sense, nur intelligenter.
0:21:36–0:21:40
Und ich möchte jetzt mal so eine, einfach mit einem Jacob's Ladder,
0:21:41–0:21:43
Zusammenfassung der Szene.
0:21:43–0:21:47
Und zwar nehme ich damit den Schluss auch vorne weg. Also, das ist der Riesen-Plotz,
0:21:47–0:21:51
weil, und zwar Karin, ich will nur über Karin sprechen, Karin ...
0:21:51–0:21:55
Ähm ... hat ein Kind, das Kind ist gestorben.
0:21:56–0:21:58
Sie konnte damit überhaupt gar nicht umgehen.
0:22:01–0:22:03
Landete in der Psychiatrie.
0:22:06–0:22:11
Und ... Wurde da irgendwie so weit stabilisiert, oder hat sich wieder so weit
0:22:11–0:22:13
gefangen, dass sie wieder zu Hause leben kann.
0:22:13–0:22:17
Aber die Familie zu Hause, nachdem sie aus der Psychiatrie entlassen wurde,
0:22:18–0:22:21
hat halt jetzt einfach eine Karin, die sabbernd am Tisch sitzt,
0:22:22–0:22:24
weil die auf schwere Medikationen ist.
0:22:26–0:22:32
Damit wäre dieser ganze Teil von der Gruppe, die da die Idioten sind,
0:22:32–0:22:36
auf die wir gleich genauer eingehen, zusammengefasst als Karens Fantasie über
0:22:36–0:22:38
die Zeiten der Psychiatrie.
0:22:39–0:22:43
Und zum Schluss wird sie ja auch von einer von den, in Anführungszeichen,
0:22:43–0:22:48
Pflegerinnen oder so, wie man sie bezeichnen möchte, begleitet, zurück zur Familie.
0:22:48–0:22:50
Und da in gewisser Weise abgegeben.
0:22:51–0:22:53
Und man sieht dann eben, Karin, wie sie dann da ...
0:22:54–0:22:58
Mit halb offenem Mund so Kuchen rauslaufen lässt.
0:22:59–0:23:03
Das ist aber eine ganz, also das ist ja wirklich so eine völlige ...
0:23:03–0:23:04
Crazy.
0:23:05–0:23:06
Perspektivwechsel inside-out.
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Das ist eine, genau, Sushi-Roll inside-out. Aber ich find's irgendwie auch mal
0:23:11–0:23:15
ganz gut, weil man da nicht so ganz reingeht, sondern wirklich bei dieser Geschichte bleibt.
0:23:15–0:23:22
Weil der eigentliche Showdown ist ja wirklich zum Schluss Karin.
0:23:22–0:23:23
Man weiß nichts über Karin.
0:23:23–0:23:29
Wenn man aber nur Karin beobachtet, dann ist das dazwischen einfach ihre Zeit in der Psychiatrie.
0:23:29–0:23:33
Das finde ich einen ziemlich genialen Kniff, ja. Das folge ich dir.
0:23:34–0:23:38
Ja, und ... Und wenn wir jetzt in die Geschichte zurückgehen, dann ist Karin,
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wie wir später eben erst wissen, nachdem ihr Sohn oder Tochter,
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das wird, glaub ich, gar nicht klar, gestorben ist, sitzt sie in einem Restaurant
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und zwei Männer am Tisch nebenan, Die benehmen sich komisch, stehen absurd drauf.
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Dann können die Leute nicht mit umgehen.
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Dann werden die rausgeschmissen. Der eine greift sie bei der Hand und zieht sie mit raus.
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Und nimmt sie einfach so mit. Sie lässt sich dann auch da mitnehmen.
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Und die kommen dann zum Schluss von dieser Escape-Szene ...
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Also lernen sie einfach kennen. Es gibt so eine Gruppe, die in gewisser Weise
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geführt wird von Stoffer, die wie so eine Kommune leben. Die leben in einem
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Haus von Stoffers Onkel, was irgendwie verkauft werden soll.
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Und er soll da irgendwie aufpassen und das Haus vorführen.
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Der Onkel weiß anfangs, unglaublich, der weiß gar nicht, dass die da drin als Kommune leben.
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Und die versuchen, in ihrer Kommune, das ist so ein bisschen die ...
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Die Grundhaltung, diesen inneren Idioten zu finden.
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Der innere Idiot, was das genau ist, wird nicht so richtig klar.
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Aber wir sehen einzelne Leute immer wieder in ihren Dayjobs,
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die halt irgendwie eine Volkshochschule lernen oder so.
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Und die dann ... Ach, wir müssen uns noch kurz unterstellen.
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Es ist einfach zu nass.
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Und dann aber immer wieder eben zur Kommune zurückkehren. Die Kommune versucht ...
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Raum zu geben, oder ein Setting zu sein, in dem unglaublich viele Dinge passieren dürfen.
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Das kommt eben auch zu den Sexszenen, die du schon beschrieben hast.
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Das war's für heute, wir sehen uns beim nächsten Mal.
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Ja, und es gibt einfach auch so kuriose Einzelszenen, wo die da Weihnachtsschmuck
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verkaufen wollen und klingeln dann.
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Und das ist das, was ich so meinte mit Herr Lehmann am Anfang.
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Du hast halt ... Du folgst natürlich den ProtagonistInnen, die ...
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Die das Idiotische spielen. Und wenn die dann an der Tür klingeln,
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dann bist du bei denen und weißt aber auch, dass die irgendwie spielen.
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Und dann geht die Tür auf und die Leute sind perplex und wissen nicht,
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wie sie damit umgehen können.
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Leute, die sich fürs Haus interessieren, werden dann irgendwie auch abgeschreckt,
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weil gesagt wird, sie wissen aber schon, dass da eben im ersten Stock eine Psychiatrie ist und ja.
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Also diese Figuren, Idioten, bewegen sich ja auf so einem, wie soll man sagen,
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gesellschaftlichen Randbereich, dass die ja auf der einen Seite durch ihre Aktion
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dann eine gewisse Gruppe von Menschen diffamieren,
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aber auf der anderen Seite dadurch auch Vorteile rausholen.
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Ja, genau, das wird immer wieder auch herangeführt. Weil sie dann diese Idioten
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spielen, kriegen sie dann bestimmte, also für das Haus dann Förderung.
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Aber gleichzeitig haben ja die Mitglieder der Gruppe auch ein gesellschaftliches Leben.
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Das heißt, es bleibt immer so in so einem Gruppenkern dieses Spiel,
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ja, aber es verlässt nicht diesen Gruppenkern, ja, es gibt ja Aber das wird
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ja dann, das ist ja dann was, was Stoffer irgendwie auch so mit diesen Flaschen
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drehen oder so, dann irgendwie so ins Team.
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Genau, er versucht das dann so auszubrechen, aber es bleibt irgendwie in dieser
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Gruppe drin und dann dieser Mut, dann nach außen zu gehen und zu sagen,
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ich spiele auch den inneren Idioten in meinem Umfeld,
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wird ja nur konsequent dann von Karin, aber aus einer anderen Motivation, dann zu Ende geführt.
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Und es gibt aber auch Szenen, die einfach erschütternd sind.
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Innerste irgendwie nach außen gekehrt wird, ist schon spät, und mir fallen die
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Namen jetzt nicht mehr alle ein, aber die ... war das Johanna oder so?
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Die von ihrem Vater abgeholt wird, die dann irgendwie reale,
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in Anführungszeichen, psychische Probleme hat, Medikamente nehmen müsste, was sie nicht getan hat.
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Die ja auch dann in Liebschaft eingeht mit einem Jungen, eine romantische Liebe,
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wo sie auch dann in so einem ganz klaren Moment sagt, ich liebe dich.
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Die wird dann abgeholt, und Stoffer kann dann auch nichts und will auch nichts wirklich dagegen tun.
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Und gleichzeitig ist das schon so eine Sache, wo ich das Gefühl hab,
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dass dieses Innerste spürbar wird. Also die Verzweiflung, so bestimmte innere Sachen.
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Wem jetzt das Innerste ... Also jetzt von der Gruppe oder von den Personen?
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Nee, von denen, die da wirklich betroffen sind. Also der eine,
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der ... ich weiß nicht mehr, wie er heißt, der, mit dem sie zusammen ist dann,
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der dann erst gar nix macht und dann aber ganz verzweifelt im Auto ist und so.
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Der möchte nicht, dass sie geht.
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Es ist ja auch unklar, ob sie gehen müsste oder nicht. Kann sie das selber bestimmen?
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Oder hat der Vater die Bestimmungsmacht über sie, aber sie geht dann irgendwie
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mit? Es ist eine ganz unklare Situation.
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Das ist ein Punkt, wo wir später noch mal draufgucken müssen,
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was heißt denn Geisteskrankheit?
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Also ... Weil das ist ja schon ein Thema, was in dem Moment spürbar wird.
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Darf die da bleiben oder nicht? Wer entscheidet das?
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Nein, also diese Entmündigung quasi von einem Individuum.
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Ja. Und dieser Punkt, ich glaub, Josephine heißt sie, wo sie abgeholt wird,
0:28:59–0:29:02
ist dann so der Punkt, nachdem Stoffer auch anfängt, das ein bisschen zu forcieren
0:29:02–0:29:06
und zu sagen, wir müssen diesen Idioten jetzt auch rauslassen.
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Also, der muss raus in die Gesellschaft.
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Aber es passiert nicht, ein paar Leute versuchen das.
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Axel verfeigert das und zieht sich aus der Gruppe zurück. Und dann ist dieser
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Abendschullehrer, der das dann irgendwie auch versucht, aber dann nicht wirklich durchzieht.
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Und die Gruppe zerfällt so ein bisschen daran an dieser Unmöglichkeit,
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sich nach außen zu öffnen und das innere Wissen nach außen zu tragen in die
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umgebende Gesellschaft, was immer das auch sein soll.
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Und Karin ist allerdings die, die sie sich stellen möchte und nimmt dann eben
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die Unterstützung von Susanne an, mit der sie zusammen zurück zu ihrer Familie fährt.
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Und dann gehen wir schon auf die Schlussszene zu.
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Und da kommt es eben dazu, dass wir in dieser Szene merken oder erfahren,
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dass Karins Kind gestorben ist.
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Und zwischendrin gibt es die eine Szene, wo sie, glaube ich,
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auch schon zu Susanne, diese Späterfiktion auch, der irgendwie sagt sowas,
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ich darf gar nicht so glücklich sein. Ist so ein Satz, den sie zwischen dem Film sagt.
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Und Susanne sagt, natürlich darfst du glücklich sein. Wir wissen in dem Moment
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noch nicht, dass sie natürlich unglaubliche ... also unglaubliches Leid erfahren hat.
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Was sie dann wahrscheinlich auch motiviert hat, so von jetzt auf gleich einfach
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wegzurennen, in dem Moment, als sie im Restaurant ist.
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Und später erfahren wir eben, dass dieses ... gestorbene Kind und das Leid und
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so, dass das natürlich schon Schuldgefühle auslösen kann, wenn's einem auf einmal
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spaßig gut geht, wenn man mit Leuten, die Idioten spielen, durch die Straßen läuft.
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Sie geht dann zurück. In dieser letzten Szene ist es so, dass die Familie da
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sitzt, und sie war zwei Wochen weg.
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Dann sagt irgendjemand, wir dachten, du seist tot oder so. Ihr Mann ist erst
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gar nicht da. Der kommt dann, die essen alle Kuchen.
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Sie war nicht bei der Beerdigung.
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War nicht bei der Beerdigung, das ist total wichtig. Und der Mann ist auch völlig gefühlskalt.
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Ich mein, der ist natürlich in dem Moment auch nicht mehr mit seiner Frau zusammen.
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Ihr Mann.
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Und der Vater des Kindes auch. Den hat sie dann alleine mit der Beerdigung zurückgelassen.
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Sie fängt dann eben an, diesen inneren Idioten ... Dieses Tropfen aus dem Mund,
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so der Kuchen kühlt dann raus.
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Ihr Mann schlägt sie ins Gesicht.
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Ähm ... Und ... Ja, das ist irgendwie was ... Der Mann leidet auch sehr.
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Aber trotzdem freut er sich jetzt überhaupt gar nicht, seine Frau zu sehen,
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von der sie dachten, sie sei tot.
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Da war nicht viel spürbar.
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Ja, ich mein, das ist natürlich auch immer die Frage, wie dann der individuelle
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Umgang mit Trauer ist. Also, es ist ja ... Also, Schock und Trauer.
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Und der Mann dann in Aggression.
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Und die Frau einfach in ... in Eskapismus.
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Ja, genau, es sei denn, sie war wirklich jetzt einfach in der Psychiatrie,
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kommt zurück, ist auf Tabletten und saugt beim Kaffee.
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Also das ist, das gäbe es auch.
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Ja, wenn man dann so quasi den psychiatrischen Blick im Sinne von Medikation
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und Verhalten dann auch so aufsetzt.
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Für den Schluss, ja.
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Genau, und Karin und Susanne verlassen dann aber wieder diese Wohnung. Das ist der Schluss.
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Ähm ... Eine direkte Assoziation, die ich mit dem Film hatte,
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weil diese ganze, das hab ich jetzt verkürzt und dargestellt,
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aber dieses Idiotenhafte, das ist auch schon ... Also, man tut sich schwer,
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das heute so anzuschauen.
0:32:38–0:32:46
Also, das in Anführungszeichen normale, in Anführungszeichen unnormale Spielen. Ähm ...
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Du hast es dir noch mal angeschaut.
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Ja, aber da geht man dann irgendwie, also irgendwie fand ich das schon nochmal
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schwierig, das heute zu sehen.
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Echt interessant, ja. Von den Blickgewohnheiten, also den Sehgewohnheiten?
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Von der Repräsentationsebene, also wer spielt hier wen für wen.
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Okay, also weil wir dann auch einfach der Diskurs quasi auch um jetzt in dem
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ganzen gesellschaftlichen Umfeld dann auch sich weiterentwickelt hatten, man hat so gewisse...
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Es ist genau so festgeklebt in der Zeit wie die Qualität der Bilder auf Video
0:33:23–0:33:25
damals und die Pullis, die die tragen.
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Das ist alles so 90er Jahre.
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Das ist irgendwie da so festgeklebt. Und ich weiß noch, dass ich das damals mutig fand.
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Wir hatten vorhin schon die Volksbühne erwähnt, da war ja auch irgendwie viel
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von dem, was auf der Bühne passiert, war ja auch hinreißend und aber manchmal
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auch so hingerissen, man wollte das aber sehen. Es hatte so eine Echtheit.
0:33:52–0:33:58
Aber jetzt zu sehen, wie normale Behinderte nachmachen und man soll darüber
0:33:58–0:34:00
lachen, das fällt mir schwer.
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Aber das war ja auch schon damals so. Das war ja genau dieses Fremdschämen,
0:34:04–0:34:04
dieses Irgendwie-darf-man-das.
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Dieses ... hat ja der Film die ganze Zeit immer so wieder ...
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Hochgespült, ne, die Frage. Insofern fand ich den ...
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Jetzt wahrscheinlich noch viel schwieriger zu ertragen, weil einfach genau dieses ...
0:34:19–0:34:24
Wie man bestimmte Sachen einordnet und so weiter, ist ja dann auch nicht mehr
0:34:24–0:34:30
... Also, du konntest da noch Sachen sagen damals, wo man heute sagt,
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nee, geht halt nicht. So sagt man nicht.
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Also, Mann im Sinne von ... ist überhaupt nicht mehr diskussionswürdig.
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Oder andersrum, es ist sichtbar geworden, dass das so nicht geht,
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und damals war's unsichtbar.
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Ja, das hat ja so ein bisschen losgelöst, also diese Fragen, ja.
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Ja, und da ist es dann so, dass ich das damals noch irgendwie auch gut teilen
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konnte, dieses Gefühl, weil wenn die das für sich machen, ist es noch mal was
0:34:58–0:35:02
anderes, als wenn die das dann vorspielen für die Gesellschaft.
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Ja, weil wenn man das, wenn alle wissentlich für sich ...
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Ja, klar, dann hast du natürlich einen geschützten Raum und so.
0:35:11–0:35:15
Aber dann ist es ja Gruppentherapie oder ein Gruppenspiel.
0:35:16–0:35:20
Aber dann ist es ja irgendwie ... Es geht ja quasi um die Konfrontation mit der Gesellschaft.
0:35:20–0:35:27
Und damit auch die Vorteile oder die Dynamiken oder die Situation,
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die entstehen eben in dieser Konfrontation. Ja.
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Und das ist ja das, was der Film dann ausspiegelt.
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Ja. Und wo man auch immer dieses Problem bekommt, das ist ja schlimm.
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Ich schäme mich dafür, dass die das machen.
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Ja, das stimmt. Ja. Jetzt ganz kurz ein Hinweis, wenn jemand auf die GPS-Track ist.
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Es regnet immer noch so. Ich kann nicht mehr in diesem Regen.
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Ich bin hier schon ein bisschen erkält, deshalb stehen wir jetzt einfach still.
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Das ist jetzt so ein dicker Punkt wahrscheinlich im Track.
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Eine Assoziation, die ich mit dem Film jetzt hatte, noch mal,
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die ich damals nicht haben konnte, war ein Film von 1974,
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der hieß Sweet Movie von dem serbischen, damals jugoslawischen Regisseur Dujan Makavejev.
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Ich weiß nicht, ob du von dem mal gehört hast.
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Nee, habe ich nicht.
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Der ist deshalb nicht unbekannt,
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weil es gibt ein einziger Berlinale in Berlin, in der keine Preise vergeben
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wurden, weil die Jury komplett zurückgetreten ist. Und da war er mit in der Jury.
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Ähm, und ... dieser Film von 1974 war, glaub ich, eine deutsch-französisch-kanadische Koproduktion.
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Und der ist einfach irgendwie das absolute Gegenteil von Dogma. Und das absolute ...
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Aber es ist alles irgendwie so sichtbar. Ja, dieser Film, da geht's irgendwie
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auch um Sexualität. Es ist auch Sex on Screen. Es ist fürchterlich,
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es gibt so Handlungsstränge.
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Aber dieser Film ist einfach total ... Es war eine komische Szene.
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Es war eine explizite Sexszene, eine echte Sexszene auf dem Bildschirm.
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Der ist fürchterlich. Du merkst, der geht so richtig in deine Gedärme rein.
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Hast du den auch geguckt?
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Ja, den hast du vielleicht sogar auch gesehen, weil als Mute Magazine 2010 ihren
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Booklaunch hatten, Proud to be Flash, im Basso-Club, damals in der Köpenicker,
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Straße, da haben die den Film gezeigt. Da hab ich den gesehen.
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Der war ... ja. Und das ist auch der ... Wenn ich mich recht erinnere,
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ist es so, dass der gleiche Regisseur auch eben als früheren Film Der ist eigentlich
0:37:39–0:37:43
nämlich auch Psychologe und hat dann aber einen Film gedreht bei Wilhelm Reich,
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der ja eher so im Körper, Körperarbeit, Körpertherapie, Charakterpanzer auch
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irgendwie verhaftet ist.
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Und mit dem Film ist er dann zum Film gekommen und hat dann bis,
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hat es bis in die Berlinale Jury geschafft.
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Und in dem, ja, diesen Film verlinken wir einfach. Das war so eine Assoziation.
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Der ist ganz anders. Du siehst in jeder Sekunde, das ist ein gestellter Film.
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Der Da passiert Improvisation, aber du hast nie das Moment, du bist nicht an
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einem Set, alles voller Props, alles total überdreht und bunt und so was.
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Aber er hat eben auch zum Grundthema diese inneren Idioten. Irgendwie verbinden
0:38:22–0:38:23
die sich sehr gut, finde ich, die beiden.
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Gut, damit kommen wir jetzt in den zweiten Teil. Wir gucken mal drauf.
0:38:28–0:38:30
Also deine Thesen, die du am Anfang vorgestellt hast?
0:38:30–0:38:34
Die Thesen, die ich am Anfang vorgestellt hab. Eine Sache wollte ich noch vorneweg
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wissen, weil das habe ich in unterschiedlichen Halbwissen zusammengeklaubt.
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Drei Punkte, an denen dieser Film doch von diesem Dogma 95 Manifest abweicht.
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Genau, also wo er die Regeln bricht.
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Ja, genau.
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Also vielleicht auch sogar vier Punkte.
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Na, ich bin gespannt. Also ich habe drei gefunden, die habe ich unterschiedlich
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zusammengeklaubt. Der Wikipedia-Eintrag der Deutschen sagt, die Einheit des
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Ortes wird nicht eingehalten.
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Ich weiß ehrlich, ich habe es jetzt genau eins zu eins so mir gemerkt,
0:39:04–0:39:08
als Wortlaut, weil ich nicht genau weiß ... Es geht um Ort und Zeit,
0:39:08–0:39:10
und das muss alles irgendwie sein.
0:39:10–0:39:12
Aber es ist natürlich, springt es hin und her. Aber auf jeden Fall,
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vielleicht gibt es Szenen, in denen ein Schnitt passiert, wo man an einem anderen
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Ort ist. Das hätte so nicht sein dürfen.
0:39:20–0:39:25
Das Zweite ist die Tatsache, dass mit Video aufgenommen wurde.
0:39:25–0:39:29
Was in dem Originaltext, wie man es versteht, ein Problem wäre.
0:39:29–0:39:32
Lars von Trier im Interview, das hatte ich in der letzten Folge gesagt,
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sagt dazu nee er fand auch video wäre eigentlich nicht möglich gewesen eigentlich
0:39:37–0:39:44
hat er sich schon selber disqualifiziert aber die haben gesagt der andere name ist mir,
0:39:45–0:39:49
gerade kann ich nicht abrufen, aber die hätten dann irgendwie gesagt,
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nee, es geht nur darum, Academy 35, wenn es auf Distribution geht,
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das muss das finale Format sein.
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Man darf ja auch mit 16 Millimeter drehen und dann das hoch aufblasen.
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Und dann haben sie abgestimmt, und Lars von Trier hat gestimmt,
0:40:04–0:40:06
Video ist nicht dogmakompatibel.
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Die anderen haben gesagt, doch, und dann mit Ascent Films, da meinte er, das ist kein Thema.
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Und das Letzte ist noch aus einem anderen Podcast, wo jemand meinte,
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es gibt auch für die Musik eine Harmonika, die reingeschnitten ist,
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aus dem Off, wo man nicht sieht, wie die Musik gemacht wird.
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Das ist die Schlussszene. Das ist die Schlussszene, die gibt's tatsächlich auch.
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Die hab ich mir auch noch mal angeguckt auf YouTube.
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Und dann dacht ich auch so, das ist nicht doch wahr.
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Die Musik, die ... Du hörst, es wird geschnitten, und du hörst die Musik weiter durchspielen.
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Kann ich nachvollziehen. Also aber vielleicht, ich muss noch mal überprüfen,
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aber das dachte ich auch. Und die vierte?
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Ich dachte, Lars von Trier nennt sich am Ende vom Abspann als Namen, weiß ich nicht.
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Aber das kann sein, das ist für Drehbuch oder Kamera, er darf ja nicht für Regisseur.
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Ja, okay. Okay, das könnte, hast du den Film noch irgendwo in, oder?
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Ja, wir gucken rein.
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Wir gucken noch mal rein, wir bestätigen das noch mal.
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Genau. Und das Lustige ist auch da, ich habe irgendeinen Trailer gefunden,
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wo Moby ankündigt, dass sie den streamen werden, also dass sie den auch im Programm haben.
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Und da steht dann so ein Idioten, zwei Sekunden und dann schwarz mit dem Titel
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directed by Lars von Trier.
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Das ist gleich im Trailer drin. Da darf man das scheinbar.
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Okay, aber jetzt zurück nochmal zu den, oder hinein in die Interpretation.
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Jetzt hat es ein bisschen mit dem Regen aufgehört.
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Wir können hier rum zurückgehen.
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Da kann man durchgehen?
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Da kann man durchgehen.
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Ich bin nicht so, weißt du, ich muss ein bisschen ...
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Du kannst nicht so viel laufen. Ich habe extra meine Wanderschuhe mit Gore-Tex.
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Wir müssen langsam gehen.
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Langsam.
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Wir pendeln langsam schon wieder zurück Richtung Cottbuser Tor.
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Da steht auch mein Rad.
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Also, meine erste Spielwiese für eine Interpretation wäre die Parabel zu sagen,
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diese Kommune, diese Menschen, die den inneren Idioten suchen und die diese
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ganzen Ausflüge unternehmen, im Sommer auf der Skischanze,
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Weihnachtsdeko im Sommer verkaufen, Diese einzelnen Storys, das ist einfach
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eine Parabel für das Kino in der Gesellschaft.
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Also es gibt einfach eine Gruppe, eine in sich geschlossene Filmindustrie.
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Insofern vielleicht auch eine Kritik an der Filmindustrie.
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Die so für sich selbst da ist, die auch so einen inneren Anspruch hat,
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hey, wir machen hier wirklich was.
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Aber jedes Mal, wenn es zu einer ernsthaften Berührung zwischen dieser Filmindustrie
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und der Gesellschaft kommt, dann fällt das alles immer so ein bisschen in sich zusammen.
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Niemand darf im Film bleiben, sondern der Papa holt halt seine Tochter dann irgendwann ab.
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Und auch die Karin, die am Anfang da sich in den Eskapismus begibt und diesen
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Film genießt ... Irgendwann ist es halt zu Ende, in dem Fall,
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in der Geschichte so, weil die Industrie in sich selbst irgendwie ...
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Merkt, sie kommt nicht aus sich selbst heraus, ist nur selbstreferenziell.
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Und dann fällt das Ganze in sich zusammen.
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Das wär so, find ich, so eine naheliegende ... ähm ...
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Parabel, wo man sagen könnte, was will dieser Film sagen? Dann würde dieser Film sagen,
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das Kino versucht ganz viel, ja, mit vollem Einsatz, ganz viele Menschen,
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die sich selbst öffnen, die sich selbst versuchen, dann zu finden,
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sich authentisch darstellen wollen.
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Aber im Endeffekt ist es halt nie real und es ist nie wirklich und es ist nie
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echt, weil die Menschen sind halt im Endeffekt doch Schauspieler.
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Und jedes Mal, wenn man dann diesen Moment, der so echt sich anfühlt,
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denkt, den bringe ich jetzt in die richtige Welt, dann ist die Welt eben doch anders.
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Man bleibt unter Haltung und das Politische in diesem ganzen verpufft jedes
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mal wenn man halt versucht zu sagen jetzt kann ich jetzt kann ich wie ein präsident
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agieren jetzt kann ich auch präsident sein also das geht in der form nicht das
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wäre so diese erste parabel zu diesen idioten,
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Soll ich die einfach so runterleiern?
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Nö, nö, nö, nö, nö. Ja, nee, ähm ... Also, das ... die Gruppe ...
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Ist quasi der dramaturgische Raum. Und damit, äh ...
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Damit auch die Leinwand im Kino. Oder ... ich versuch, diese Kinometapher da grade aufzulösen.
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Ja, Kino ist vielleicht das falsche Wort. Also, eher Filmindustrie, Filmproduktion.
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Also, diese ganze Idee, dass man ... diese ... ähm ...
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Diese Traumfabrik, wie es ja manchmal auch heißt, in diese Gesellschaft hineinstellt.
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Und dass es vielleicht dann eben Leute wie Stoffer gibt. Stoffer ist ja quasi
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der Regisseur. Der Regisseur, der Lars von Trier nicht genannt werden darf.
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Der dann irgendwie versucht, hey, wir machen jetzt mal was so und so.
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Also die versuchen auch, was Politisches zu schaffen.
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Die versuchen, das Eigentliche, wie unser Podcast heißt, so in Menschen zu finden,
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diesen inneren Idioten. Und wenn man das tut, dann kann man was bewegen.
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Das muss man auch wieder in die Gesellschaft raustragen.
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Das ist ja so eine politische Haltung, die dann in der Industrie vielleicht
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auch gegeben ist. Nicht bei allen, aber bei manchen.
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Und dass diese politischen Ambitionen aber irgendwie verpuffen,
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weil es eben doch, wie du vorhin schon gesagt hast, mit dem Wort Eskapismus,
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dass eben doch was bleibt, was nie echt ist. Es kann nicht echt sein.
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Und beim Theater weiß man, dass es nie echt ist, beim Film vermutet man im Impro,
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dass es irgendwie echt ist, aber es ist dann eben doch nicht echt.
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Ja, aber was ich finde, rein emotional, weiß ich nicht, so richtig aufgeht in der Metapher, ist,
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der Eskapismus schafft ja Räume, die angenehm sind.
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Während diese Welt der Idioten überhaupt keine angenehme Welt ist,
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sondern es ist einfach mit komischen, ambivalenten Gefühlen verbunden.
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Aber so auf so einer ... Also, es schwelgt.
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Stimmt, aber es ist ja dann trotzdem Karin, die am Anfang bei der Hand genommen wird.
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Und die in gewisser Weise uns als Zuschauer an die Hand nimmt und da hineinführt,
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die ja diesen Moment hat, wo sie sagt, ich war noch nie so glücklich.
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Das ist ja ein echter emotionaler Moment, den Sie da drin erleben.
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Aus der Perspektive der Person, ja. Aber wenn man das jetzt dann aus dieser
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Perspektive von Gruppe und Zuschauerraum betrachtet,
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finde ich das nicht, weil es,
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ja, also vielleicht in diesen ...
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Es geht ja immer ein Spiel mit Grenzen. Es ist ja immer so eine Frage von ...
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Wie soll man sagen, dann so, ja, nicht Wutbürger, aber so jemand,
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der aufsteht und irgendwie gegen die Gesellschaft anrennt.
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Das ist ja so immanent da drin.
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Also deswegen ist es ja nicht so einfach konsumierbar.
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Was jetzt, der Film per se oder das ...
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Nein, nein, nein, nein. Nee, aus dieser Idee von Eskapismus oder von ...
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Es ist ja so, die müssen ja alle irgendwie, also sowohl der Zuschauer wie auch
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die Gruppe selber und die Akteure müssen ja alle irgendwie Energie aufwenden, um das zu machen.
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Also, es gibt ja schon so ... Und es ist ja nicht von ...
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Es kommt ja ... Es ist ja nicht so einfach konsumierbar, ja?
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Und ich versuche gerade so diese Metapher von Stoffer als derjenige, der die Regie führt,
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die Gruppe anleitet und die Conclusio daraus ist...
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Ja, das ist, was ich sagen will, ist, dass Stoffer mit seinen Ambitionen etwas
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zu verändern, die Welt zu verändern durch das Kino. Dass der dann irgendwie
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mit den Flaschen drehen und den inneren Idioten raus... Der hat ja eine Mission.
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Und dass da irgendwie in dem Film aufgezeigt wird, dass Kino...
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Oder die Filme... Es bleibt irgendwie selbstreferenziell. Es kommt nicht so ganz aus sich heraus.
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Und es bleibt fiktiv. Und es kann diese Brücke in die Politik nicht gut schlagen.
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Okay, ja, also ich kann es so ansatzweise nachvollziehen, aber es ist mir noch
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nicht so ganz rund, dass es läuft.
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Genau, und das habe ich auch gedacht. Okay, gehen wir mal einen Schritt weiter
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und zoomen mal rein und sagen, nee, vielleicht geht es nicht um die Filmindustrie
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in der Gesellschaft, sondern vielleicht ist es ja gleich nicht.
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Also ich glaube nicht mal Lars von Trier, alles was man so bei Lars von Trier
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reindeutet, Ich bin mir echt unklar, wie viel Konzeption und Intuition da ist.
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Aber tun wir doch mal so, als ob Lars von Trier da einen Film gemacht hätte,
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der als zweiter Dogma-Film, nachdem der erste die Preise abgeräumt hat,
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der zweite dann irgendwie das Kapitel schon schließt.
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Und diese Idioten sind die Dogma-Leute.
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Ja? Und rundherum ist die Filmindustrie. Und die dürfen jetzt ja mal irgendwie
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so ihr Ding machen und dann dürfen die halt so Höh, du darfst den Namen nicht
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nennen und du darfst auch nicht und wir haben jetzt diese Regeln und wir machen
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was immer wir wollen. Also es wird aber irgendwie...
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Es ist in sich schön anzuschauen. Wir gucken uns quasi so ein bisschen wie bei
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Hamlet, das Theater im Theater, an.
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Wir gucken uns quasi den Dogma-Film im Dogma-Film an.
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Und drumherum, die Gesellschaft ist die Filmindustrie, die macht so ihr Ding, ja.
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Die wollen halt die großen Häuser verkaufen, die wollen bauen,
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machen, hier und da. Die haben ihre Regeln.
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Und da muss man auch, da muss man bestimmt vernünftig essen,
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sonst wird man einfach nicht ernst genommen.
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Aber es gibt diesen kurzen Moment, wo halt diese Dogma-Leute jetzt so ein bisschen
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Plitschplatsch so alles aufwühlen.
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Und dann zerbröselt es aber auch schon wieder hinten raus.
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Und was übrig bleibt, sind dann halt eben die Hoffnungen von Leuten wie,
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äh, Karin, die dann vielleicht steht für jemand, die sich eingelassen hat,
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aus der großen Filmindustrie, auf dieser Innovationszug aufzuspringen und dann hinten raus.
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Aber merkt ja jetzt, scheiße, jetzt ist das weg, Aber zurück kann ich auch nicht mehr.
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Da wird es dann, finde ich, ein bisschen greifbarer und irgendwie ganz lustig.
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Aber ich glaube natürlich nicht, dass es eine Intention ist,
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von Lars von Trier zu sagen, ich mach jetzt einen Dogma-Film und mach damit den Sack gleich zu.
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Weil der andere Dogma-Film räumt eh die Preise ab.
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Und ich mach dann halt den, wo man nachträglich dann im Regen in Kreuzberg endlich
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draufkommt, dass ich hihihi wusste, Dieses Dogma ist halt quasi,
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wir müssen Rudelbumsen und danach will es keiner mehr wissen.
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Du bist ja so auf der Meter-Meter-Ebene unterwegs,
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gerade.
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Ja, ja, aber das wäre eben diese Parabel-Idee.
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Ja, nö, kann nicht irgendwie so...
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Wobei natürlich die Frage von Kontinuität, von eben so Filmschaffenden und es
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ist ja doch eine Singularität in dem Film, die Filmgruppe, also die Idiotengruppe, ne.
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Aber kann ich auch, okay, ansatzweise.
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Gut, ja, also es ist schon spät. Ich ratte mal weiter, ne, weil das Dritte,
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also wir haben jetzt das Dritte und das Vierte hängt irgendwie so ein bisschen
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zusammen. Ist das jetzt so ...
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Politik ... Also, Politik, jetzt gehen wir da mal raus aus diesem selbstreferentiellen Filmthema.
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Es gibt ja diesen Adorno-Satz, der immer so oft überall zitiert,
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es gibt kein richtiges Leben im Falschen. Hast du bestimmt auch schon gehört.
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Das war doch so eine Facebook-Kachel.
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Wie eine Facebook-Kachel? Ach so, okay. Nee, das ist ... Genau,
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ein Kalenderspruch von Adorno.
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Also nutze den Tag, es gibt kein richtiges Leben im Wald.
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Ja. Und das, finde ich, ist natürlich was, was sich so auftränkt,
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ne? In dem Moment, wo Stefan so anfängt zu scheitern, dass man denkt,
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ja, es gibt halt kein richtiges Leben im Wald. Und sollte dieser innere ...
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Idiot halt irgendwie wirklich die Lösung für alles sein, solange drumherum der
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nicht ankommt, das ist ja auch deren Haltung, wird sich nichts verändern.
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Also wir müssen das Richtige, was wir tun, jetzt in diese falsche Welt reinbringen
0:53:05–0:53:06
und alles richtig machen.
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Und da habe ich so gemerkt, es gibt ja so eine ganze Reihe von Filmen,
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die ein ähnliches Motiv haben, wo es eine abgeschlossen, also wo es zwei Welten gibt, die sich treffen.
0:53:16–0:53:22
Und bei diesen Berührungen dieser beiden Welten, da entsteht die Geschichte.
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Die Geschichte, das ist jetzt zum Beispiel, ich weiß nicht, fällt dir eine ein?
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Ich habe drei aufgeschrieben, vielleicht fällen dir auch andere ein.
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Also Filme, die zum Gegenstand haben, dass in einer und derselben Welt zwei Welten.
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Stranger Things.
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Stranger Things, relativ neu.
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In der Popkultur verhaftet.
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Nein, das ist ja gar nicht schlecht. Dann gibt's noch den, wie hieß noch mal
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der Typ ... Ah Gott, ey, es ist schon spät.
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Videodrome hat der Regisseur von ...
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Cronenberg.
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Cronenberg, und der hat den Film ... Ähm ...
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Naked Lunch.
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Nein, der andere, der tolle, wo es diese Level gibt, so Inception-mäßig, wo ...
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Ja, das ist doch Existenz.
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Existenz, ja. Das wär zum Beispiel auch so ein Film.
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Ja, ja.
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Wie heißt der?
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Matrix.
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Matrix hab ich mir auch aufgeschrieben. Von 99. Die Truman Show von 98.
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Ja, ja, ja.
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Und was ich vom Charakter her am ähnlichsten finde in der Art ist ...
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Kennst du The Village von ...
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Was?
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The Village von 2004, von M. Night Shyamalan?
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Den kenn ich gar nicht.
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Den kennst du gar nicht?
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Nee, ich red den Film nicht, aber...
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Kennst du nicht den Film? Vielleicht kennst du ihn.
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Ja, verlinken wir einfach. Da geht's darum, du siehst so ein Village,
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also wirklich so ein altes Dorf, so Quaker-mäßig in Amerika.
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Und in diesem Dorf, das ist mitten im Wald. Und in dem Wald sind halt irgendwie ...
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Irgendwelche Geschöpfe, Monster, wir wissen es gar nicht, wir sehen die gar
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nicht genau. Dann sind auf einmal so Farbmarkierungen an bestimmten Türen im Dorf und so.
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Und ... ähm ...
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Ist der gut?
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Ich finde den super.
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Soll ich den nicht mal spoilern? Nee, spoilern nicht, den will ich sehen.
0:55:28–0:55:28
Okay.
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Ist das ein Horrorfilm?
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Doppelter Horrorfilm.
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Oh, also Meta-Horror.
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Ja, ja, Meta-Horror. Metaweise Horrorfilm. Und bei diesem Film jetzt hier,
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es ist auch so, es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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Den inneren Idioten in die Gesellschaft bringen. Da hab ich gedacht,
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was ist denn dieser Idiot?
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Also, wenn Dinge Parabeln sein dürfen, hab ich geguckt, was ist eigentlich Idiot?
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Und wir haben ja eben dieses ...
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Banale Bild von Depp, so, ach, jetzt reiß dich mal zusammenmäßig.
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Es gibt dann ein klinisches Bild von Idioten, also in der Psychiatrie,
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und die kriegen Medikament oder so.
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Aber in der Bedeutung gibt es auch eine uralte Herleitung, eben von vor 1.000 Jahren, wie immer.
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Da waren das Personen, die sich aus den öffentlich-politischen Angelegenheiten,
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herausgehalten haben und keine Ämter wahrgenommen haben im alten Griechenland.
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Das heißt, jemand, der keine Verantwortung übernommen hat, sich nicht mit eingebunden
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hat, wurde als Idiot bezeichnet.
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Und es wurde sogar dann in einer attischen Demokratie wurde dann eine Person,
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die sich während einer Volksversammlung öffentlich dem Nichtstun widmete, wurde bestraft.
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Also es war quasi so ein Wunsch.
0:56:56–0:57:00
Zu partizipieren, oder eben zu bestrafen, wenn du nicht partizipierst.
0:57:01–0:57:05
Ja, interessant. Ja, nee, ich mein, dann ist ja auch so ... gesellschaftliche
0:57:05–0:57:08
Verantwortung ist ja auch so eine große Frage in einem Film.
0:57:09–0:57:12
Die ... sie entziehen sich der gesellschaftlichen Verantwortung,
0:57:12–0:57:14
sie führen ja noch mehr Gesellschaft vor.
0:57:16–0:57:20
Und ... in der Definition ist es ja sehr nachvollziehbar.
0:57:21–0:57:28
Und jetzt ist ja die Frage, hat Lars von Trier, und jetzt mache ich einen riesen Jumpcut,
0:57:29–0:57:35
inhaltlichen Jumpcut, aber die Frage ist ja, hat Lars von Trier diese Definition
0:57:35–0:57:39
von Idiot dem zugrunde gelegt oder das, was wir sehen?
0:57:39–0:57:42
Also soll es dahinter irgendwie was geben?
0:57:43–0:57:46
Und zuerst fand ich es halt so ein bisschen ...
0:57:47–0:57:54
Weißt du, was der dänische Originaltitel ... Aber die Konnotation in Dänemark
0:57:54–0:57:55
weiß man natürlich nicht.
0:57:55–0:58:00
Da müssen wir jetzt irgendwie unsere Community mal bitten, uns mal Kommentare zu schreiben dazu.
0:58:01–0:58:07
Aber was ich interessant fand, ist, dass es einen Autor gab im 19.
0:58:07–0:58:10
Jahrhundert, einen Alexis de Tocqueville.
0:58:12–0:58:18
Und es gibt diesen Larsen-Triffin-Dockbild. Und der war ...
0:58:19–0:58:22
Der war Politikwissenschaftler, so ein früher Politikwissenschaftler,
0:58:23–0:58:27
der ein Buch geschrieben hat, 1856, Der Staat und die Revolution.
0:58:28–0:58:33
Wo er sich damit auch auseinandergesetzt hat in revolutionären Kontexten,
0:58:33–0:58:36
was sind denn so die Vorgänge, die sich da abspielen.
0:58:36–0:58:43
Und der dann auch sagt, dass es oft eben darum geht, dass Bürger nicht abgeholt
0:58:43–0:58:47
werden, mitgenommen werden, nicht eingebunden werden, die Partizipation,
0:58:47–0:58:49
die sie vielleicht sogar haben könnten, nicht wahrnehmen.
0:58:49–0:58:53
Und dadurch eine Entfremdung stattfindet, die dann letztendlich zum Bruch zwischen
0:58:53–0:58:58
Regierenden und Regierten sozusagen führt.
0:58:58–0:59:00
Und das führt dann letztendlich zur Revolution.
0:59:00–0:59:06
Dieser Herr Tockwill hat nämlich auch etwas über die Idioten in dieser Definition geschrieben.
0:59:07–0:59:15
Und hat er gesagt, dass man damals eben als Idiotes geboren wurde und auch Idiot blieb,
0:59:15–0:59:22
wenn man nicht mit der Erziehung, der Bildung zu einem politisch bewussten Bürger heranwächst.
0:59:22–0:59:27
Also dass man der Wachstum weg vom Idioten hin eben zum partizipierenden Bürger,
0:59:27–0:59:30
der auch Verantwortung übernimmt für das Ganze.
0:59:30–0:59:35
Das war Tockvill. Und eben wegen der, das ist mein Jumpcut, Dogville.
0:59:36–0:59:37
Togville.
0:59:37–0:59:37
Mhm.
0:59:38–0:59:43
Vielleicht wusste Lars von hier doch, was er da tut, und hat sich irgendwie damit beschäftigt.
0:59:43–0:59:48
Ja, aber ... da müsste man gucken, was Dogville ...
0:59:48–0:59:49
Warum der ...
0:59:49–0:59:50
Der Film noch mal so, ne?
0:59:51–0:59:55
Ja, Dogville ist ja dann dieser absolute Nicht-Dogma-Dogma-Film.
0:59:57–1:00:01
Also, wo du halt nur die Linien auf dem Boden hast und diese ...
1:00:01–1:00:05
Ja, aber trotzdem so einen gewissen inszenatorischen Freiraum.
1:00:05–1:00:05
Ja.
1:00:06–1:00:09
Also Theater. Aber ich hab den tatsächlich ... Ich muss gestehen,
1:00:09–1:00:10
ich hab Dogville nicht gesehen.
1:00:12–1:00:12
Ja.
1:00:12–1:00:14
Aber das beeindruckt dich grade nicht, ne?
1:00:14–1:00:17
Nee, weil ich jetzt meinen Sprung grade nicht mehr so gut hinkrieg.
1:00:17–1:00:20
Wir sind jetzt quasi von dem Satz, es gibt kein richtiges Leben ...
1:00:20–1:00:21
Wir sind ja auch nicht im Dialog.
1:00:22–1:00:28
... sind wir jetzt rumgesprungen zurück in die alte griechische Demokratie.
1:00:29–1:00:29
Ja.
1:00:29–1:00:36
Wo der Idiot der war oder die, die nicht aktiv am Geschehen der Institution
1:00:36–1:00:38
beteiligt waren oder sich da raushalten wollten.
1:00:39–1:00:40
Und wenn mir dann noch mal diesen
1:00:40–1:00:49
Satz von Adorno, der 1947 in der Minima Moralia aufgeschrieben wurde.
1:00:51–1:00:56
Im amerikanischen Exil hatte er eigentlich, in Anführungszeichen,
1:00:56–1:00:59
eigentlich darüber geschrieben, ähm ...
1:01:01–1:01:10
Wie schwer es ist, für Obdachlose Asyl zu finden, irgendwo unterzukommen und
1:01:10–1:01:12
sich häuslich einzurichten.
1:01:12–1:01:19
Und in der ursprünglichen Fassung dieses einen Satzes Bei seinem Draft für Minimum
1:01:19–1:01:25
Moralia war dieser Satz, es lässt sich privat nicht mehr richtig leben.
1:01:26–1:01:31
Das ist so dieses, keine Ahnung, Down the rabbit hole, würde man bei Alice in Wonderland sagen.
1:01:31–1:01:35
Wenn man da mal so reingeht und das so mitmachen würde, es lässt sich privat
1:01:35–1:01:39
nicht mehr richtig leben, dann ist das ja so ein Druck, den Stoffe auch irgendwie erlebt.
1:01:40–1:01:44
Er will sich zurückziehen, die Kommune ist privat. Ja, das ist dann auch so
1:01:44–1:01:51
ein Sponti-Spruch, das Private ist politisch so, das heißt diese Private, lasst uns alle in Ruhe.
1:01:52–1:01:56
Das geht nicht, dieses Haushaltsverkauf, denn der Druck ist da,
1:01:56–1:02:00
du kannst nicht im Privaten richtig leben und das verknüpft sich dann eben über
1:02:00–1:02:05
diesen Satz, der umgeschrieben wurde von Adorno, es gibt kein richtiges Leben im Falschen.
1:02:06–1:02:11
Ja, also ich meine, auf der einen Seite gibt es natürlich diesen Kommunenwunsch,
1:02:11–1:02:14
um dann so eine Identität über die Kommune aufzubauen, über die Gruppe.
1:02:15–1:02:19
Auf der anderen Seite ist es ja auch so, dass die genau in dieser Konfrontation
1:02:19–1:02:27
mit irgendwie Gesellschaft draußen dann erst ihre Identitätsbestimmung bekommen.
1:02:29–1:02:33
Also es ist die Frage, ob das tatsächlich so funktioniert im Privaten.
1:02:34–1:02:38
Also die müssen ja diese Konfrontation geben. Also den Raum des Privaten,
1:02:39–1:02:41
das ist ja für die Gruppe völlig uninteressant.
1:02:44–1:02:47
Naja, die wollen ja dieses Haus eigentlich nicht verkaufen, sondern behalten.
1:02:48–1:02:52
Und erst in dem Moment, wenn sie aus dem Privaten rausgehen in die Gesellschaft,
1:02:52–1:02:53
weil Stoffer das so will,
1:02:56–1:03:01
geht das nicht. Also im Privaten geht es, es ist erfüllend, also da ist es dann
1:03:01–1:03:05
irgendwie auch einfach ein Regelwerk und ein Möglichkeitsraum,
1:03:05–1:03:07
den sie sich selbst geschaffen haben,
1:03:08–1:03:12
um Stoffer drumherum irgendwie, der halt dann doch eine gewisse Macht hat,
1:03:12–1:03:13
weil seinem Onkel gehört das Haus.
1:03:16–1:03:23
Aber in diesem Privaten ... ... ist das alles nur ein Leben auf Zeit.
1:03:23–1:03:25
Es gibt ein Verdrängungsgefühl.
1:03:25–1:03:29
Deshalb will Stoffer den Angriff starten und raus in die Gesellschaft,
1:03:30–1:03:32
weil die Gesellschaft von außen drängt.
1:03:33–1:03:34
Die nimmt uns die eine weg.
1:03:35–1:03:38
Der Papa kommt, nimmt die weg, das Haus soll verkauft werden.
1:03:38–1:03:44
Wenn wir nicht aktiv werden, wird uns dieses Paradiesische genommen.
1:03:44–1:03:47
Ja gut, aber die könnten ja auch ganz anders aktiv werden.
1:03:48–1:03:52
Die könnten ja gesellschaftlichen Konsens suchen und irgendwie,
1:03:52–1:03:56
keine Ahnung, da irgendwie so Nachbarschaftshilfe aufbauen und so weiter.
1:03:57–1:04:02
Die gehen ja quasi in Konfrontation mit allen Nachbarn und Umfeld,
1:04:03–1:04:05
um sich dann halt irgendwie so da
1:04:05–1:04:12
wieder so diese Legitimationsrollen dazu bleiben, ne? Deswegen ... ähm ...
1:04:13–1:04:17
Also ich weiß nicht, ich kann da auch nicht so richtig durchdringen,
1:04:17–1:04:23
aber ich fand irgendwie diesen Fund vielleicht ganz gut, dieses Rabbit Hole,
1:04:23–1:04:24
wenn man da reinguckt und denkt, okay,
1:04:25–1:04:31
das Private und das Politische, der innere Idiot im geschützten privaten Raum
1:04:31–1:04:36
ist was Befreiendes und Beglückendes, aber im gesellschaftlichen Raum darf er irgendwie nicht sein.
1:04:37–1:04:42
Ist das Private das Richtige und drumherum das Falsche? Darf man das so sagen?
1:04:42–1:04:47
Oder ist Karin als Beispiel dann auch ihrer Verantwortung in der Familie nicht
1:04:47–1:04:52
nachgekommen, weil sie es einfach nicht geschafft hat und geflohen ist?
1:04:52–1:04:56
So, das ist einfach nur jetzt so ein Frageraum.
1:04:56–1:04:56
Okay.
1:04:58–1:04:58
Ja.
1:05:02–1:05:05
Ja, und jetzt hab ich gleich noch ein bisschen Psychiatriegeschichte.
1:05:06–1:05:12
Aber ich glaube das ist jetzt das knüpft gar nicht mehr direkt an sondern das ist dann,
1:05:14–1:05:17
Ja, keine Ahnung. Vielleicht ist es eine eigene Folge dazu.
1:05:18–1:05:21
Ja, vielleicht. Also, fänd ich auch spannend, dass aus diesem ...
1:05:23–1:05:26
Psychiatrieblickwinkel wie auch dem soziologischen ... Also,
1:05:26–1:05:30
ich denk da an ... Überwachung und Strafen von Foucault.
1:05:31–1:05:35
Was dann auch in dieser ... Geschichte der Psychiatrie ...
1:05:36–1:05:37
Ja, Wahnsinn und Gesellschaft.
1:05:37–1:05:39
Wahnsinn und Gesellschaft, genau.
1:05:40–1:05:43
Aber die wär jetzt dann auch irgendwie gekommen. aber irgendwie fühlt sich erstens
1:05:43–1:05:49
der Nieselregen zu klamm an gerade, zweitens die Zeit zu fortgeschritten und
1:05:49–1:05:52
drittens aber auch die Anknüpfung jetzt nicht mehr so natürlich.
1:05:53–1:05:57
Nee, ich glaub auch, das ist wirklich so ein eigener ... eigener Kanon,
1:05:57–1:05:58
den wir dann aufmachen müssten.
1:05:59–1:05:59
Ja.
1:06:00–1:06:07
Und ... Und ich find, also in dieser Meta-Erzählung, die du geliefert hast,
1:06:07–1:06:11
in der Meta-Betrachtung, da kommen ja noch mal so ganz andere ...
1:06:11–1:06:15
Da ist man ja so ganz nah am Medium wieder dran. Und ...
1:06:15–1:06:16
Welche Meta-Betrachtung?
1:06:18–1:06:18
Also ...
1:06:18–1:06:20
Alle erste, die Jacob's Ladder?
1:06:20–1:06:24
Die zweiten. Die Dogma ... Du siehst ja so über verschiedene ...
1:06:24–1:06:29
Also einmal die erste Hypothese, die du aufgestellt hast, wie auch die zweite,
1:06:29–1:06:36
die dann aus dieser ... die Gruppe dann ... Es befreit sich ja erst mal von diesen ganzen ...
1:06:37–1:06:39
Soziologischen und psychiatrischen ...
1:06:40–1:06:43
Sondern es betrachtet sich erst mal auf so einer Reihenebene,
1:06:44–1:06:48
wie sich dann Kino inszenieren kann, in welchem Kontext.
1:06:48–1:06:53
Und wie das auch dann rezipiert werden kann. Finde ich erst mal so ...
1:06:53–1:06:58
Das kann erst mal so stehen gelassen werden bei Idioten. So einen Ansatz habe
1:06:58–1:06:59
ich noch nicht so betrachtet.
1:07:00–1:07:05
Ich muss auch sagen, ich hätte damals ... Vielleicht können wir noch mal diesen kleinen Hieb machen.
1:07:05–1:07:07
Können Sie mal gucken, ob deine Aufnahme läuft?
1:07:08–1:07:10
Ja, hatte ich gerade geguckt.
1:07:14–1:07:22
Damals, wir hatten ja eine Gruppe von Radio-Macherinnen und Machern,
1:07:23–1:07:26
Convex-TV, in den 90ern, von 97,
1:07:28–1:07:37
bis 2000. Und wir waren vor allen Dingen im ganzen Bereich Net Radio aktiv und
1:07:37–1:07:41
hatten eine monatliche Sendung produziert.
1:07:41–1:07:46
Und ich hatte damals auch die Idioten rezipiert, einen kleinen Beitrag.
1:07:47–1:07:48
Hast du es dir noch mal angehört?
1:07:48–1:07:49
Ich hab's mir angehört, ja.
1:07:49–1:07:51
Können wir noch mal verlinken?
1:07:52–1:07:55
Willst du es verlinken? Weil du hast ja Piracy betrieben. Was?
1:07:55–1:07:57
Du hast ja Piracy betrieben.
1:07:58–1:08:02
Ich hab ... Ja, das stimmt. Ich hab tatsächlich im Kino aufgenommen.
1:08:04–1:08:09
Das durfte man damals nicht. Verehrt das? Das verehrt bestimmt. Das Delikt verehrt.
1:08:12–1:08:16
Aber das war noch mal so, ich habe versucht nicht zu spoilern,
1:08:18–1:08:23
aber das ist so unsere gemeinsame Mediengeschichte, die sich da auch so zusammenfindet.
1:08:24–1:08:34
Wir waren Mitglieder des Kollektivs ConvexTV und das verlinken wir gerne, weil da gibt es noch...
1:08:34–1:08:37
Die es gibt, haben wir aber eben auch dieses eine Foto auf eigentlich-podcast.de,
1:08:41–1:08:37
in
1:08:41–1:08:44
der About-Section, wo wir Schlingsieb interviewen.
1:08:46–1:08:50
Das ist ja, das habe ich da reingeklebt, weil wir da beide, das war ja die Konvex-TV-Zeit auch.
1:08:52–1:08:52
Ja, das stimmt.
1:08:56–1:08:52
Das,
1:08:56–1:08:58
war 97, glaube ich.
1:08:59–1:09:01
97 zur Documenta, Hybrid Workspace.
1:09:01–1:09:04
Hast du's noch mal gehört, deine Besprechung?
1:09:04–1:09:05
Ja, ja, ja.
1:09:05–1:09:06
Und wie fandst du's?
1:09:06–1:09:11
Ich fand die ... Also, die war so ... so ein bisschen ... Also,
1:09:11–1:09:14
ich fand die sehr ... ähm ...
1:09:15–1:09:17
Wie soll ich sagen, äh, wortstark.
1:09:18–1:09:23
Aber hat nicht so eine richtige Konklusion gebracht. Aber trotzdem in der Zeit sehr stark.
1:09:23–1:09:27
Also, ich hab auch viel mit dem Sound gespielt, weil es war immer so ein Lied,
1:09:27–1:09:30
das angespielt wurde. das dann halt so ausgeführt.
1:09:31–1:09:35
Aber kann man sich mal anhören. Also ist jetzt nicht so stark verjährt wie der Film.
1:09:36–1:09:40
Nee, es ist sehr kurz. Ich hatte irgendwie mehr erwartet.
1:09:40–1:09:41
Ja, ich auch.
1:09:44–1:09:47
Ja, ja, das war sehr kurz, ja.
1:09:48–1:09:52
Aber es ist eben schön, weil es genau diese Convex-TV-Grenze zwischen,
1:09:54–1:09:55
eigenem Stück und,
1:09:58–1:10:01
journalistischer Arbeit ist. Also Filmbesprechungen auf der einen Seite,
1:10:01–1:10:04
aber auf der anderen Seite, wie du schon sagst, macht man halt so ein eigenes Stück daraus.
1:10:05–1:10:10
Also man gibt auch zu, dass das Schreiben, die Wortweise, dass das alles eine
1:10:10–1:10:12
künstlerische Gestaltung der Prozesse ist und das wird auch sehr sichtbar.
1:10:20–1:10:26
Ja, jetzt sind wir wieder an dem Punkt, man hört es am Profil der Autos,
1:10:26–1:10:27
wir sind wieder am Kotti.
1:10:28–1:10:34
Diese Folge ist, glaube ich, für mich wirklich fast eine der most dedicated
1:10:34–1:10:39
Folgen, also diese Nieselregen, dieses alles ist so wirklich bedrängend,
1:10:39–1:10:43
haben jetzt heute, finde ich, wirklich Arbeit geleistet, dass wir das gemacht haben, oder?
1:10:43–1:10:45
Ja, voll. Also du vor allen Dingen
1:10:45–1:10:50
unter den Bedingungen. Aber du hast geliefert, muss man ja auch sagen.
1:10:50–1:10:52
Wir haben geliefert. Lass uns nicht abschütteln.
1:10:52–1:10:56
Ihr werdet uns nicht los. Alle 14 Tage sind wir da bei eigentlich-podcast.de.
1:10:58–1:11:02
Und wenn immer ihr irgendwie so ein Portal findet, wo ihr Podcasts bewerten
1:11:02–1:11:06
könnt und uns hört, dann gebt uns doch eine gute Bewertung.
1:11:08–1:11:15
Und ... Wir sind den Treck gelaufen. Wir hatten irgendwie mit dem Wetter zu
1:11:15–1:11:18
kämpfen, die technischen Bedingungen waren nicht optimal.
1:11:18–1:11:25
Aber wir haben die Reihe eingeläutet von großen Filmbewegungen aus den 90ern.
1:11:27–1:11:32
Dogma jetzt, glaube ich, erschöpfend behandelt.
1:11:33–1:11:37
Ich bin erschöpft. Ich bin auch erschöpft. Auf jeden Fall bin ich erschöpft.
1:11:37–1:11:43
Und werden die nächsten Folgen, oder ich zumindest, vielleicht magst du dann
1:11:43–1:11:50
auch einen Beitrag, über Hyperlink Cinema und Episodenfilm in den 90ern.
1:11:50–1:11:52
Ein revolutionäres Kino.
1:11:53–1:11:55
Da seid gespannt drauf, was da noch kommt.
1:11:56–1:11:57
Mumblecore.
1:11:58–1:12:01
Mumblecore? Mumblecore, nee. Also, Mumblecore schauen wir mal.
1:12:02–1:12:04
Mumblecore. Okay.
1:12:04–1:12:07
Also, macht's gut. Tschüss.

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"Cheers to my dad; a rapist and a murderer."

Flo startet eine neue Reihe im Eigentlich Podcast: Revolutionäre Filme und Filmbewegungen aus den 1990ern, die ihn und die Filmgeschichte maßgeblich prägten – Teil I: Dogma 95 mit "Das Fest" und "Idioten", Teil II: Hyperlink Cinema und Episodenfilm mit Pulp Fiction von Quentin Tarantino und Short Cuts von Robert Altman, 3. Teil: Asian New Wave – Filme aus Hongkong, Südkorea, Taiwan und Japan aus den 90ern. Micz stellt in seiner nächsten Episode den Dogma-Film "Idioten" von Lars von Trier vor, die wir gleich im Anschluss aufnehmen. In dieser Episode präsentieren wir zunächst das legendäre Manifest von Dogma 95, das Lars von Trier und Thomas Vinterberg am 13. März 1995 vorstellten: "The Vow of Chastity" - die zehn Keuschheitsgelübde. Das Dogma 95 Manifest fordert filmische Authentizität durch die Nutzung einfacher Techniken, Handheld-Kameras, natürlicher Beleuchtung und ohne nachträgliche Bearbeitung. Flo überrascht Micz mit der Adaption des Manifestes durch den Comiczeichner FIL mit dem Dogma Comic von Didi&Stulle, der damals in der Stadtzeitung Zitty erschien und für viel Furore sorgte. Bevor wir inhaltlich tiefer in den ersten Dogma-Film "Das Fest" von Thomas Vinterberg aus dem Jahr 1998 einsteigen, gehen auf unserer Laufstrecke rund um den Urbanhafen den Fragen nach: was ist Dogma 95, warum hat sich die Filmbewegung gegründet, was ist der Autorenfilm, woran ist Dogma gescheitert und was sind die Auswirkungen von Dogma 95. Wir entdecken in dem Zusammenhang auch mehrere Filmgenres, die wir vorher nicht kannten: Mumblecore, Mumblegore und the German Mumblecore. Manchmal wird der Ton in einigen - sehr kurzen - Passagen etwas "mumblelig", weil die zu Anfang angepriesene neue Aufnahmetechnik dann doch nicht funktionierte und wir den Ton aus einer anderen Spur mit Deep Learning Technologie recovern mussten. Bitte seht es uns nach, wir lernen auch noch dazu. Nichtdestotrotz viel Spaß beim Hören.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Florian Clauß
Erzähler
avatar
Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:05
Hallo, hier sind wir wieder. Eigentlich Podcast jetzt mit der Nummer 38.
0:00:07–0:00:11
Heute präsentiert Florian etwas. Ich weiß auch schon was.
0:00:11–0:00:14
Und wir werden es euch auch gleich sagen, weil wir machen nämlich heute was
0:00:14–0:00:16
Neues. Wir machen direkt zwei
0:00:16–0:00:20
Folgen hintereinander und werden dann einen Schnitt in der Mitte machen.
0:00:20–0:00:22
Flo, möchtest du uns vorstellen, worum es geht?
Florian Clauß
0:00:23–0:00:30
Ja, hallo und herzlich willkommen auch von mir. Stimmt, wir geben uns quasi
0:00:30–0:00:32
die Klinke in die Hand mit unserem Thema.
Micz Flor
0:00:33–0:00:37
Kleine Klinke Stecker mit dem Mikro 3 ,5 mm Klinke in die Hand.
Florian Clauß
0:00:37–0:00:44
Weil ich hatte dir dein Thema verraten, damit du dich auch so ein bisschen darauf vorbereiten kannst.
0:00:44–0:00:48
Eigentlich hattest du ja noch ein anderes Thema geplant, aber du konntest dich ganz gut andocken.
0:00:49–0:00:52
Das liegt auch im Thema begründet.
0:00:52–0:00:58
Wir sind gestartet am Kotti, Kottbusser Tor, und die Admiralstraße runtergegangen
0:00:58–0:01:02
und fliegen jetzt in die Kohlfurter Straße ein und wollen so ein bisschen hier
0:01:02–0:01:04
an den O -Bahnhafen rumtingeln.
0:01:05–0:01:10
Eigentlich, minus podcast .de, das ist beim Reden laufen und laufend reden.
0:01:11–0:01:16
Letztes Mal hatte Mitch festgestellt, alle machen Podcasts, aber er sieht keine.
0:01:17–0:01:22
Bis er dann gleich sehr auf die Idee gekommen ist, dass wirklich nicht alle
0:01:22–0:01:25
beim Laufen reden, so wie wir, und aufnehmen.
Micz Flor
0:01:26–0:01:30
Und vor ein paar Folgen hatten wir diesen Witz mit dem laufend reden und dem
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Regen laufen und heute ist das auch wieder der Fall.
0:01:33–0:01:39
Es ist dunkel, wir sind Abend, es ist schon winterlich und es regnet und tropfelt
0:01:39–0:01:43
und ich bange etwas um die Elektronik, aber du bist da optimistisch.
Florian Clauß
0:01:43–0:01:48
Ja, ich habe guckt und das Regenradar an und das Feld ist an uns vorübergezogen.
0:01:48–0:01:51
Hoffe ich auch. Wir haben uns auch was gegönnt, Mitch.
0:01:52–0:01:53
Wir haben ein kleines technisches Upgrade.
Micz Flor
0:01:54–0:01:54
Ja.
Florian Clauß
0:01:54–0:01:57
Und der Klatscher am Anfang ist jetzt nicht mehr nötig.
Micz Flor
0:01:58–0:02:04
Naja, vielleicht. Wir haben diesmal noch eine Hybridlösung mit vier Mikros, jeder zwei als Backup.
Florian Clauß
0:02:05–0:02:09
Super Backup. Wir haben uns nämlich eine kleine Funkstrecke geholt mit zwei
0:02:09–0:02:17
Mikros und mit dem Vorteil, dass wir die Spuren nicht mehr so altertümlich synchronisieren müssen.
0:02:18–0:02:22
Ich hatte beim Schneiden jedes Mal etwas Probleme, weil mir die eine Spur davongelaufen
0:02:22–0:02:25
ist. Aber Mitch, du meinst, es ist kein Problem.
Micz Flor
0:02:25–0:02:27
Ich finde es total super, wir zahlen das aus unserem Day -Job.
0:02:28–0:02:30
Also da braucht jetzt niemand, der hier zuhört, zu sagen, ey,
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das habe ich auf Onlyfans in 5 Euro pro dazu geschoben. Das haben wir alles nicht.
0:02:36–0:02:41
Wir bleiben werbe - und sponsorenfrei und haben bis jetzt auch noch keine Spenden
0:02:41–0:02:45
oder irgendwelche Mitgliedschaften, sondern nein, wir machen erst mal alles
0:02:45–0:02:50
qualitativ so hochwertig, dass der Spaß auf höchstem Niveau bleibt.
0:02:51–0:02:52
Die Inhalte sind ja sowieso immer top.
Florian Clauß
0:02:54–0:02:57
Genau, aber wir können, und das haben wir, glaube ich, auch noch nie,
0:02:57–0:03:00
aber wir können ein bisschen um eure Bewertung bugeln.
0:03:00–0:03:06
Das heißt, ihr erlasst uns bei den einschlägigen Podcastportalen wie Apple Podcast,
0:03:06–0:03:09
Spotify sind wir ja nicht, aber andere Bewertungen da.
0:03:10–0:03:17
Und gute, hoffe ich doch, das ist das Einzige, was wir uns dann an Werbung erlauben.
0:03:17–0:03:19
Okay, kommen wir zu dem Thema.
0:03:20–0:03:26
Ich habe eine längere Reihe geplant und zwar ist das so ein bisschen die Frage
0:03:26–0:03:33
von meiner Konditionierung von Filmen, die vor allen Dingen in den 90ern stattgefunden hat.
0:03:34–0:03:41
Dann habe ich mir angeschaut, was sind in den 90ern für große Filmbewegungen
0:03:41–0:03:45
entstanden und welche Filme haben mich da so geprägt.
0:03:45–0:03:51
Und ich werde jetzt die eine Bewegung, die wir heute behandeln wollen, nämlich Dogma 95.
0:03:52–0:03:55
Da haben wir uns dann auch die zwei ersten Filme rausgesucht.
0:03:55–0:03:57
Ich werde das Fest vorstellen.
0:03:58–0:04:01
Und du in der nächsten Folge Idioten von Lars von Trier.
Micz Flor
0:04:02–0:04:07
Genau. Und unser Weg für die, die die Strecke, die wir laufen,
0:04:07–0:04:10
beim Reden verfolgen, ist es so, dass wir dann auch, wenn Idioten kommen,
0:04:11–0:04:14
wahrscheinlich würden wir die Punktlandung auch direkt in der Psychiatrie,
0:04:15–0:04:19
wie Wand des Urbankrankenhauses oder Krankenhaus am Urban ankommen und dann
0:04:19–0:04:22
auch ein bisschen über Psychiatrie reden.
0:04:23–0:04:24
Folge 39.
Florian Clauß
0:04:25–0:04:31
Genau, ich will eine Reihe in Eintritt machen mit den für mich prägenden Filmen
0:04:31–0:04:37
aus den 90ern und das sind zum einen Dogma 95, das hat mich damals nämlich geflasht.
0:04:37–0:04:43
Die anderen Filme, die mich auch maßlos beeindruckt haben, sind die Episodenfilme
0:04:43–0:04:47
und du wirst jetzt heute zwei neue Genres im Kino kennenlernen, prophezeie ich schon.
0:04:48–0:04:52
Nämlich jetzt kommt das eine, das ist ein Hyperlink Cinema.
0:04:52–0:04:58
Wurde das dann irgendwann danach, 2005, von einer Kritikerin der Begriff geprägt
0:04:58–0:05:06
und das ist natürlich in den 90ern Robert Altman mit Shortcuts und Tarantino Pulp Fiction.
0:05:06–0:05:12
Das Tarantino, der Tarantino -Film gilt als Hyperlink Cinema und Hyperlink Cinema,
0:05:12–0:05:16
das leitet sich jetzt nicht von dem World Wide Web -Protokoll ab,
0:05:17–0:05:23
ist sicher damit beeinflusst, aber es geht darum, dass dann Orte und Zeit durcheinander
0:05:23–0:05:28
gewürfelt sind, aber alle Szenen irgendwo miteinander referenziert sind.
0:05:29–0:05:32
Wenn du beim klassischen Episodenfilm wirklich eine Gratlinie Episode,
0:05:32–0:05:38
die erstmal sich nicht trifft, obwohl in der Shortcuts von Altmann so ein bisschen dazwischen liegt.
0:05:39–0:05:45
Da gibt es ja auch so räumliche und leitliche Synchronisation zwischen den einzelnen Erzählsträngen.
0:05:46–0:05:47
Ich weiß nicht, ob du den noch im Kopf hast.
Micz Flor
0:05:47–0:05:49
Ja, dieses Erdbeben ist dann quasi der Punkt.
Florian Clauß
0:05:49–0:05:53
Genau, der Erdbeben, Das ist dann genau, das ist dann die, wo dann alle irgendwie
0:05:53–0:05:54
zusammenkommen an der Stelle.
0:05:56–0:06:00
Und der dritte Block, wo ich dann auch mal gucken, wie viele Filme.
0:06:00–0:06:03
Du bist immer willkommen, auch wenn du einen Film damit machen willst.
Micz Flor
0:06:03–0:06:08
Also ich meine bei Altman und Tarantino, ich glaube, die willst du beide sowieso machen.
0:06:09–0:06:12
Aber okay, machen wir weiter. Und jetzt kommt dann der dritte Block.
0:06:12–0:06:13
Es gibt also immer zwei Filme pro Block.
Florian Clauß
0:06:14–0:06:17
Ja, mal gucken, zwei, je nachdem. Schauen wir mal. Der dritte Lock,
0:06:17–0:06:21
das dritte, was mich total geprägt hat, ist, das heißt,
0:06:22–0:06:25
auch so, ich weiß nicht, ob das wirklich so eine übergeordnete Definition ist,
0:06:25–0:06:29
aber das ist Asian, New Asian Wave Cinema.
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Also das heißt, es gab so eine Welle von asiatischen Filmen,
0:06:34–0:06:37
koreanisch, chinesisch, japanisch, ja.
0:06:37–0:06:43
Chunking Express von Wong Kar Wai im japanischen Raum Takeshi Kitano,
0:06:43–0:06:46
der auch da viele Filme in dem Bereich gemacht hat.
0:06:46–0:06:51
Das sind so die Reihe, die ich dir mal kurz vorstellen wollte.
Micz Flor
0:06:52–0:06:57
Und ich habe auch eine Reihe, also was ganz Neues, das waren diese Bullet Shots
0:06:57–0:07:02
von Matrix, also da werden wir auch in den 90er Jahren anfangen mit Matrix 1, das macht der Flo,
0:07:02–0:07:06
und Matrix 2 und 3 mache ich zusammen, weil ich bin der festen Überzeugung,
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dass man die nicht trennen darf.
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Nein, das war nur ein Witz.
Florian Clauß
0:07:10–0:07:14
Ja, ich meine, da in den 90ern hast du natürlich ganz viel andere,
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die maßgeblich, die, also andere Filme, die maßgeblich die Kino -
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geprägt haben. Allein die Entwicklung von den ganzen digitalen Effekten, die dann passiert sind.
0:07:25–0:07:32
Von dieser völligen Überhöhung des Special Effects -Kinos, die Action -Thriller
0:07:32–0:07:37
-Reihen und dann halt natürlich auch die ganzen Puppet -Geschichten wie im Splatter
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-Film Braindead und so weiter.
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Du hast da natürlich ganz viel, aber ich wollte jetzt einfach mal so mir drei
0:07:43–0:07:45
rauspicken, die mich so geprägt haben.
Micz Flor
0:07:46–0:07:49
Und ich glaube, das ist natürlich auch ein interessantes thema dieses
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die technische verfügbarkeit von diesen also
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film video war ja auch die transition 90er
0:07:56–0:08:00
jahre also das haben wir ja dann auch schon bei den beiden folgen jetzt also
0:08:00–0:08:06
ich glaube das fest wurde noch film gedreht und idioten wurde auf video gedreht
0:08:06–0:08:11
ja okay interessant jetzt steigen wir mal in dort mal ein noch was mitgebracht
0:08:11–0:08:15
das passt glaube ich auch Alles gut.
Florian Clauß
0:08:16–0:08:19
Und hier habe ich extra was ausgedruckt. Du kannst es aufklappen.
0:08:20–0:08:23
Ja. Das wäre dann auch auf der einen Seite. Hammer.
Micz Flor
0:08:24–0:08:29
The vow of chastity. Ja. I swear to submit to the following set of rules drawn
0:08:29–0:08:33
up and confirmed by dogma 95.
0:08:34–0:08:37
First, shooting must be done on location.
0:08:37–0:08:43
Props and sets must not be brought in. Wenn eine bestimmte Prop für die Geschichte
0:08:43–0:08:48
nötig ist, muss eine Location für die Prop gefunden werden. Soll ich die übersetzen?
0:08:48–0:08:52
Ja, wir können die ja, weiß ich nicht, also wir können ja kurz zusammenfassen.
0:08:52–0:08:55
Also erstens, man muss auf der Location shooten, also filmen.
0:08:56–0:09:01
Man darf aber auch keine Props, also Gegenstände mit ans Set bringen,
0:09:02–0:09:05
sondern man muss umgekehrt ein Set dann finden, ein Location finden,
0:09:05–0:09:08
wo das schon vor da ist. Also man baut nichts auf.
0:09:09–0:09:13
Two, the sound must never be produced apart from the images or vice versa.
0:09:14–0:09:28
Musik muss nicht genutzt werden, wenn die Szene gedreht wird.
0:09:34–0:09:34
3.
0:09:42–0:09:48
Die Kamera muss handhältig sein. Any movement or immobility attainable in the hand is permitted.
0:09:49–0:09:52
Also, the film must not take place where the camera is standing.
0:09:52–0:09:55
Shooting must take place where the film takes place.
0:09:55–0:10:01
Ganz wichtig, also die Kamera folgt sozusagen in der Story, wird mit der Hand gehalten.
0:10:02–0:10:05
Sie darf still sein, sie muss sich nicht bewegen, aber sie muss eben handheld sein.
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Und zusammengefasst wird also gesagt, der Film organisiert sich nicht um die
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Kamera, sondern die Kamera ist quasi da, wo der Film passiert.
0:10:13–0:10:17
Immer noch natürlich ein Aufnahmegegenstand, aber Teil sozusagen.
0:10:17–0:10:18
Sie folgt den Akteuren mehr.
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4. The film must be in color. Special lighting is not acceptable.
0:10:25–0:10:29
If there is too little light for exposure, the scene must be cut or a single
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lamp be attached to the camera.
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Also der Film muss Farbe sein und special lighting, also man kann nicht Licht wirklich hinzufügen.
0:10:39–0:10:45
Man darf den Ort nicht beleuchten, ausleuchten. Wenn nicht genug Licht auf der
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Aufnahme ist, muss man die halt einfach wegschmeißen.
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Oder eine einzelne Lampe darf an der Kamera angebracht werden.
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Was ich ein Kuriosum finde. So ein bisschen das Nippel -Piercing des Dogma.
0:11:02–0:11:06
5. Optical Walk and Filters are forbidden.
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Also was reinkommt, so sieht es aus. Und auch das ist halt interessant,
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weil natürlich das Aufnahmegerät selber hat ja immer einen Charakter.
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Wir haben gerade über Film versus Video gesprochen.
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Aber spezielle Filter, also weder Licht noch Filter auf der Kamera,
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auf der Linse sind erlaubt.
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Film muss nicht überwältigend sein. Mörder, Waffen, etc. müssen nicht passieren.
Florian Clauß
0:11:29–0:11:30
Also keine expliziten.
Micz Flor
0:11:30–0:11:33
Keine expliziten. Das wurde oft dann auch so paraphrasiert. Es darf halt jetzt
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nicht quasi extra Morde, also was nicht der Story dient in dem Fall.
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Also Brutalität und die Sachen, gerade Dogma -Filme, sind, weil sie minimal
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sind, manchmal auch sehr intensiv.
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Aber einfach so die inszenierte Gewalt und so, die soll nicht passieren. 7.
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Temporal and geographical alienation are forbidden. That is to say,
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that the film takes place here and now.
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Also es muss ihm hier und jetzt passieren, man filmt einfach in der Gegenwart.
Florian Clauß
0:12:01–0:12:04
Und man muss es auch in der Jetztzeit, also das heißt die Handlung muss dann
0:12:04–0:12:06
auch jetzt in der Zeit spielen.
0:12:06–0:12:09
Es gab keine Historienfilme, keine Science -Fiction -Filme. Genau.
Micz Flor
0:12:11–0:12:17
Genre -Filme sind nicht akzeptabel. Also Genre -Filme wie zum Beispiel Romance,
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Bromance, Action, Fantasy sind nicht erlaubt, Horror.
0:12:24–0:12:28
Und auch das war natürlich dann später so, dass manche Leute wollten ja okay,
0:12:28–0:12:32
aber Dogma selbst ist quasi eine Art Genre geworden in der Grundhaltung des
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Films, wenn auch nicht in der Umsetzung.
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9. The film must be Academy 35mm.
Florian Clauß
0:12:40–0:12:46
Das ist ein Normalbild, ne? Das 35mm ist von 1929 das entworfene Format.
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Das ist ein Normalbild, heißt das im Deutschen.
Micz Flor
0:12:49–0:12:50
Da werden wir auch später noch drüber reden.
Florian Clauß
0:12:51–0:12:54
Ja, das war ein breaking point. 10.
Micz Flor
0:12:54–0:12:57
The director must not be credited.
Florian Clauß
0:12:57–0:13:00
Ja, da müssen wir auch drüber reden, ne? Auf jeden Fall.
Micz Flor
0:13:00–0:13:04
Also es gibt ganz viele DirektorInnen, mehr DirektorInnen als DirektorInnen,
0:13:05–0:13:08
deren Name deshalb auch berühmt ist, weil sie Filme gemacht haben,
0:13:08–0:13:10
wo der Name nicht im Film auftaucht.
0:13:10–0:13:14
Das sei denn, sie haben zum Beispiel die Kamera auch gemacht oder das Drehbuch auch geschrieben.
0:13:14–0:13:17
Aber der Director, der Regisseur, die Regisseurin.
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Accredited. So, das ist es.
Florian Clauß
0:13:21–0:13:25
Das sind diese zehn Dogma -Regeln. Ja, danke fürs Präsentieren.
0:13:25–0:13:29
Und jetzt möchte ich nochmal, so damals, das ging ja rum, so damals gab es da
0:13:29–0:13:33
auch die City, das war ja das Stadtmagazin von Berlin oder ist immer noch.
0:13:33–0:13:38
Und dann auf der anderen Seite kam dieser legendäre Didi und Stühle Dogma -Comic.
0:13:38–0:13:40
Kennst du den? Das ist ja cool.
0:13:40–0:13:45
Den habe ich aus dem Internet in so ein ganz kleiner Pixel, also die war irgendwie
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200 mal 300 Pixel groß. Und dann habe ich noch so ein Upscale heißt das.
Micz Flor
0:13:50–0:13:52
Mach mal ein Foto von mir, wie ich das halte, weil das passt.
Florian Clauß
0:13:52–0:13:53
Upscale heißt das Programm.
Micz Flor
0:13:53–0:13:56
Das muss ja im Here and Now alle unsere Fotos. Wir sind ja als Podcast auch
0:13:56–0:13:57
meistens im Here and Now.
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Nicht thematisch, aber in der Aufnahme wird nicht viel geschummelt.
Florian Clauß
0:14:02–0:14:05
Genau, Didi und Stulle. Und dann kannst du auch nochmal, was Dogma 1 ist.
0:14:05–0:14:08
Ich würde nur ganz, ganz, ganz gut. Ich habe dieses Programm,
0:14:08–0:14:10
das kann ich empfehlen. Da werde ich auch verlinken.
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Das ist ein Open Source -Ding auf GitHub gehostet für alle möglichen Plattformen.
0:14:14–0:14:17
Und damit kannst du ein Modell, KI trainiert, wie auch immer,
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kannst du ein kleines Bild reinwerfen und der skaliert das dann auf die vier
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- oder achtfache Größe hoch.
0:14:24–0:14:27
Und das ist echt erstaunlich, was da rausgekommen ist. So konnte ich es retten.
Micz Flor
0:14:28–0:14:31
Ja, das ist echt erstaunlich, weil die Qualität ist so... Natürlich,
0:14:31–0:14:34
weil der Dogma -Witz jetzt auch heißt, das muss irgendwas sein.
0:14:35–0:14:39
Genau, das Ding, weil es so gegenpasst. Es muss alles gezeichnet werden mit Fingerfarben oder so.
Florian Clauß
0:14:39–0:14:42
Die Artefakte stimmen. Das ist so ein richtiges Dogma.
Micz Flor
0:14:42–0:14:47
Also, Didi und Stulle Dogma Comic hat sechs Vows of Chastity.
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Eins. Keine Vorzeichnungen.
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Da steht es ja wirklich. Nur grüne Filze verwenden. Dogma 3. Keine Hintergründe.
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Dogma 4. Mit links und bei schlechter Beleuchtung zeichnen.
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Dogma 5. Nicht länger als 10 Minuten brauchen.
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Dogma 6. Keine Gags. Und unten unter sehen wir drei Reihen von Bildern.
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Also Zeilen, drei Bilder pro Zeile. Stulle. Du hast einen drin. Nein. Doch.
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Verschmiert. Ist das jetzt deine AI -App oder?
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Sprich nicht von früher. Was ist denn mit dir los?
Florian Clauß
0:15:31–0:15:32
Nichts.
Micz Flor
0:15:32–0:15:38
Es ist nichts. Es ist besser, wenn du jetzt gehst. Sehr gut.
0:15:38–0:15:40
Ne, das kann ich nicht. Großartig.
Florian Clauß
0:15:40–0:15:43
Das war legendär und ich hatte nochmal so die ganzen Locken.
Micz Flor
0:15:44–0:15:46
Aber es ist auch interessant, weil das natürlich dann schon ein auch die Tür
0:15:46–0:15:51
öffnet für die Interpretation des Dogma -Dings, weil es gibt auch ein Interview
0:15:51–0:15:54
von Lars von Trier, der dann irgendwie sagt, er hatte das irgendwo in Frankreich
0:15:54–0:15:57
oder so vorgelesen und dann hätten die Leute bei ihm auf dem Panel gesagt,
0:15:58–0:16:01
warum hasst du Film so sehr? Why do you hate film so much, sagt er da.
0:16:02–0:16:07
Also diese Interpretation dessen, was das ist, weil es hat ja,
0:16:07–0:16:10
und da wirst du jetzt gleich drüber sprechen, die Uridee war natürlich,
0:16:10–0:16:16
er zu sagen, man muss Film erstellen können ohne dieses ganze Brimborium.
Florian Clauß
0:16:17–0:16:23
Also die Frage ist, warum hat sich Dogma 95 so begründet, also warum war die
0:16:23–0:16:25
Zeit reif eben für diese Filmbewegung?
0:16:26–0:16:31
Es gab so einige Gründe. Die eine Sache war, dass sich Dogma,
0:16:31–0:16:35
also wurde maßgeblich von Lars von Trier und Winterberg gegründet.
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Ich hatte dann noch ein Interview mit Winterberg gehört.
0:16:38–0:16:41
Es gab einige Regisseure, die das dann unterzeichnet haben.
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Winterberg hatte zum Beispiel damals den Ingmar Bergmann gefragt.
0:16:47–0:16:51
Da mitmachen will. Und der hat gesagt, das ist Müll, da mag ich nicht mit.
0:16:52–0:16:59
Ist natürlich auch seiner Erzählstil völlig entgegengesetzt, diese Dogma -Regeln.
0:17:00–0:17:06
Und Winterberg hat dann zusammen mit Lars von Trier, du hast es schon erwähnt,
0:17:06–0:17:09
mit Paris dieses Mal fest vorgestellt.
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Es ging so ein bisschen darum, den europäischen Film dann auch so ein Profilsverleihen
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sich abzuheben gegenüber den industriellen Hollywood -Produktionen.
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Und, und das ist nochmal so der andere Tritt in die andere Richtung,
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nämlich einen Gegenpol zu setzen zur Nouvelle Vague.
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Nouvelle Vague war eigentlich dann auch die letzte größere große Filmbewegung,
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also in den 50ern so theoretisch formuliert und in den 60ern dann halt praktisch gemacht.
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Truffaut hat damals einen Artikel geschrieben in der Cahiers du Cinema,
0:17:44–0:17:46
in dieser renommierten Zeitung.
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Da war Truffaut noch Filmkritiker und hat quasi mehr oder weniger auch das Manifest
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dann von der Neuen Welle, Nouvelle Vague, entworfen.
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Und da ging es vor allen Dingen darum, den Regisseur als Autor,
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äh, Auteur, also deswegen heißt es Autorenkino,
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einzuführen, auch wieder in Absetzung zu dem Hollywood -Kino,
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wo natürlich eine ganz hohe Produktionsteilung,
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wo er gesagt hat, dass in dieser Produktionsteilung die Produzenten dann für
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ein Mitspracherecht haben, dass sich darüber auch eben der Film nicht richtig
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Kontur entwickeln kann.
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Und auf der anderen Seite gab es auch diese 50er, 40er, 50er Jahre Filme,
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auch im französischen Kino,
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die dann so neuen Realismus erzählt haben und häufig Literaturvorlagen genommen
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haben und dass dann die Literaten selber diese Drehbücher geschrieben haben.
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Und er hat dann irgendwie so 100 Filme analysiert und hat dann auch schon darlegen
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können, dass von diesen 100 sind dann zwölf irgendwie ein bisschen herausragender.
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Aber die sind meistens auch von den Regisseuren selber das Drehbuch geschrieben.
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Und das war so auch eben da jetzt diesmal stimmt das wort kohärente sprache
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zu entwickeln dass der regisseur eine totale kontrolle hat über das was passiert
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und damit wurde auch die mise en scéne gegründet die mise en scéne ist quasi so der perfekte,
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Und es gibt natürlich auch in amerikanischen Kino da entsprechende Vorbilder.
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Allen voran Hitchcock, der hat dann so einen eigenen Stil. Deswegen gilt auch
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Hitchcock als quasi Autorenfilmer.
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Und mise en scène bedeutet das Kontrolle über die Kamerafahrt,
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über das Make -up, über die Requisiten, dass genau gestimmt wird,
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wie die Ausleuchtung ist, dass das, was gesagt wird, auch klar definiert ist.
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Damit, wenn das alles in einer Hand liegt, so die Theorie des Autorenfilms,
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ist eben die künstlerische Freiheit so gewahrt.
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Und damit hat sich die Nouvelle Vague begründet.
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Nouvelle Vague hat aber natürlich auch total dekonstruiert. Also Godard,
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was der für ein Kino gemacht hat.
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Aber das war dann eher der Autor -Politik, also der politische Autor,
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der dann auch die Freiheit hat, eben...
Micz Flor
0:20:07–0:20:12
Bei Truffaut war es ja wohl auch so, dieser Call to Action für die Auteurs,
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also für die RegisseurInnen, war ja auch zu sagen, wir nehmen mehr Verantwortung.
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Also macht was draus, in gewisser Weise. Macht nicht einfach,
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und das ist auf alle Fälle bei beiden, denke ich, identisch zu sagen.
0:20:25–0:20:30
Es geht ja nicht darum, diesen ganzen Müll zu produzieren, Anfangszeichen.
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Ich würde es jetzt nicht immer so sagen, aber halt diese Idee,
0:20:33–0:20:37
einfach Filme zu produzieren als Investment, als Money Spinner,
0:20:37–0:20:40
sondern macht was draus. Was ihr tut, ist wichtig.
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Da erlebe ich aber beides interessanterweise konträr. Bei Truffaut der Aufruf
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zu sagen, übernehmt die Verantwortung.
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Und bei Dogma dann zu sagen, Nummer 10, ihr sollt nicht mehr genannt werden.
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Ihr sollt bitte nicht den Film verhunzen und euch da reinstellen.
Florian Clauß
0:20:58–0:21:03
Genau das war auch genau der Punkt, warum Dogma sich ganz stark auch gegen diese
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Autorenfilme und gegen die Nouvelle Vague gelehnt hat.
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Nämlich Vorwurf war, dass durch diese Autorenschaft so ein La -Po -La entstanden
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ist, also ein bourgeois Autor, der Künstler,
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der in seiner Blase dann so die Kunst macht und dann eben nicht mehr,
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und das war das zentrale Thema von Dogma, diese Authentizität des Filmemachens, die einzufangen.
0:21:29–0:21:35
Und der Autorenfilm war sehr künstlerisch aufgeblasen, Allein durch diese,
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was ich gerade gesagt habe, mise -en -scène, diese Herrichtung,
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da begründet es auch mal eben deinen Schaffensrahmen, nämlich diese ganzen Komponenten
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im künstlerischen Schaffensprozess zu entkoppeln.
0:21:50–0:21:56
Also das heißt, der Kameramann hat volle Wirkungsfreiheit, der Regisseur darf
0:21:56–0:22:01
nicht genannt werden, der ist auch nicht so präsent im Filmemachenprozess wie
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jetzt in diesen industriellen Produktionen.
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Und die Schauspieler haben alle Freiheiten.
0:22:07–0:22:10
Und das war so dieses Framework, ich will nicht Framework sagen,
0:22:10–0:22:14
das ist eigentlich eher so ein Regelwerk, das Doc mal so entworfen hat.
0:22:14–0:22:20
In diesem Raum natürlich dann auch Filme schaffen konnte, die völlig neu waren.
0:22:20–0:22:24
Und es geht darum, damit mit diesem Regelwerk die Geschichte.
0:22:25–0:22:31
Den Kern der Geschichte in dieser authentischen Erzählung auszuprägen.
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Ja, das war so das Vorhaben, ne?
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Also ich glaube, damit haben wir so ganz gut umrissen, wie sich Dogma dann auch
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begründet, warum es sich begründet hat und du hast die Regeln vorgelesen,
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also wir sind schon eingewiesen,
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wie sich Dogma ausprägt und wir haben auch über die Geschichte des Autorenfilmes
0:22:54–0:22:57
gesprochen und meine Frage ist jetzt an dich,
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woran denkst du, dass Dogma gescheitert ist?
0:23:01–0:23:05
Also gescheitert nicht im Sinne von, also gescheitert ist ein bisschen zu krass
0:23:05–0:23:11
ausgedrückt, Ich glaube eher so, warum Dogma jetzt eine relativ kurze Zeit das
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Filmschaffen geprägt hat.
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Die Hochzeit war so von 1997 bis 2005, war glaube ich so der letzte Dogma -Film.
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Und ich glaube schon 2003 haben Lars von Trier und Winterberg ihr Dogma -Büro
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in Kopenhagen geschlossen.
0:23:31–0:23:34
Also die haben relativ früh damit Schluss gemacht, die haben auch wirklich nur
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diesen einen Film abgeliefert und dann auch völlig andere Filme dann später gemacht, ne?
Micz Flor
0:23:39–0:23:43
Ja, woran ist es gescheitert? Also,
0:23:43–0:23:49
weil die älter geworden sind und die Jungen wollten natürlich was Neues machen
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und nicht was Altes fortführen, haben ihr eigenes Dogma ausgerufen,
0:23:52–0:23:56
das hieß dann irgendwie anders und wir kennen es nicht, weil wir auch älter sind.
0:23:56–0:24:02
Also es gibt ja immer dann so diese neue Musik auch, wo man dann gar nicht genau
0:24:02–0:24:03
weiß, wie das jetzt wiederum heißt.
0:24:04–0:24:10
Und das ist dann aber das, was jetzt gerade genau das ist, was früher das Neue war. Ist es so?
0:24:10–0:24:13
Also die haben ja selber auch geschrieben, diese Truffauts haben ja auch geschrieben,
0:24:14–0:24:17
diese New Wave Crashes. Oder was haben sie geschrieben?
Florian Clauß
0:24:18–0:24:22
Die neue Welle wird zum Kreuz oder zum Verhängnis.
Micz Flor
0:24:22–0:24:25
Nein, nicht verhängnis, sondern die stürzt in sich zusammen.
0:24:25–0:24:29
Die Welle bricht und dann meandert sie so weg.
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Vielleicht ist es da einfach auch natürlicherweise so passiert.
0:24:34–0:24:38
Ich weiß nicht, ob es wirklich einen Auslöser gab.
Florian Clauß
0:24:38–0:24:41
Ja, ich rede schon mal rein. Es hat sicher was mit den Personen zu tun.
0:24:41–0:24:48
Und der Auslöser war, dass Winterberg mit dem ersten Dogma -Film auf dem Cannes
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-Festival die Goldene Palme gewonnen hat und von Null auf 100 einer der berühmtesten
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Regisseure weltweit geworden ist.
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Und damit hat, völlig konträr zu der Dogma, den Regisseur nicht zu nennen.
0:25:00–0:25:03
Bewegung, damit ist es genau das passiert.
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Die haben einfach so, und das war denen dann halt auch klar,
0:25:07–0:25:10
Winterberg hatte auf einmal weltweit Angebote, Filme zu machen.
0:25:10–0:25:14
Damit hat sich das ganze Dogma -Prinzip einfach so abgeschafft.
0:25:15–0:25:18
Das ist schon eigentlich ziemlich hinterher.
Micz Flor
0:25:18–0:25:21
Aber ich glaube, er hat nicht die Goldene Palme, er hat den Sonderpreis der Jury gewonnen.
Florian Clauß
0:25:21–0:25:21
Du hast recht.
0:25:24–0:25:29
Und Dogma wurde gleichzeitig durch diesen unglaublichen Erfolg zu einer eigenen Marke.
0:25:29–0:25:35
Es gab sogar so Dogma -Möbel und so ein Möbelhaus, was Dogma -Möbel verkaufte.
0:25:35–0:25:40
Aber das erzählt eigentlich oder zeigt eigentlich, dass es so dermaßen den Zeitgeist
0:25:40–0:25:48
getroffen hat, diese Dogma -Bewegung, dass eben diese Phänomene dann so losgegangen sind.
0:25:48–0:25:53
Und, und das ist eine Theorie von mir, aber ich glaube, du hast hier auch schon
0:25:53–0:25:55
so ein bisschen angeheizt,
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da ist quasi schon so ein, wie sagt man das in den Dogma -Regeln,
0:25:59–0:26:04
ist so ein Point of, so ein Lifecycle -Dead implementiert.
Micz Flor
0:26:04–0:26:05
End of Life.
Florian Clauß
0:26:05–0:26:11
End of Life, genau. End of Life implementiert und zwar in der Regel, wie würdest du sagen?
Micz Flor
0:26:11–0:26:13
Der Regel mit dem Academy -Certified.
Florian Clauß
0:26:13–0:26:20
Richtig, genau. Weil zu der Zeit fing es natürlich an mit den ganzen Digitalfilmen,
0:26:20–0:26:24
also die Kameras wurden günstiger, man konnte digital filmen,
0:26:24–0:26:29
die Technik wurde besser und all das hat sich ja auch in den 90ern ausgeprägt
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und ist dann hochgegangen.
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Das heißt, es gab dann eine ganz lebendige Indie -Szene, Off -Szene,
0:26:35–0:26:39
die schon einfach so digital produziert haben und die wahrscheinlich viel mehr
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diese Dogma -Regeln eingehalten als Dogma selber.
0:26:42–0:26:46
Das heißt, die haben sie auch komplett überholt.
0:26:46–0:26:50
Und 35 mm, ich meine, du weißt, wie teuer das ist.
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Kann nur jemand drehen, der auch Zugang hat in diesen ganzen Filmbusiness.
0:26:54–0:26:59
Du musst in diesem Filmbusiness -Kontext aktiv sein, weil so mal jeden 35 mm
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drehen, kannst du nicht.
Micz Flor
0:27:01–0:27:05
Ja, möchte ich was zu sagen, setze vorgreifend dann auf Idioten,
0:27:06–0:27:11
weil Lars von Trier hat auf Video gedreht Und dann wird er im Interview gefragt,
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was wir dann sicher auch verlinken.
0:27:13–0:27:16
Das dürfte er doch nicht, muss doch Academy35 sein.
0:27:16–0:27:20
Dann hat er gemeint, ja, das kann ich erklären, weil er war auch der Meinung,
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das ist kein Dogma -Film, weil er vier gedreht hat.
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Und dann hätten aber Winterberg und es muss noch einen dritten geben,
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deren Name mir jetzt entfallen ist.
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Und die meinten, nein, Academy Certified muss nur die Distributionsrolle sein.
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Man darf auch auf 16mm drehen, man darf Video drehen, es ist nur wichtig,
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dass das Ding quasi zum Schluss, wenn es in Verleih geht, oder wenn es quasi
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abgegeben wird, dass es dann Academy Certified ist.
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Und deshalb, so Lars von Trier im Münterview auch, es wurde abgestimmt, zwei gegen ein.
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Er war nicht dafür, dass man auf Video drehen darf. Die anderen beiden haben
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gesagt, nee, es geht nur darum, wo zum Schluss eben das Maß da drauf gezogen wird.
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Und deshalb ist sein Film doch...
Florian Clauß
0:27:59–0:28:03
Ja, also ich glaube, die sind relativ schnell dann in Straucheln gekommen von
0:28:03–0:28:06
Einhaltung der Regeln und dann baut man sich da so...
0:28:06–0:28:10
Also es ist ja auch wie so, weißt du, wenn du agil entwickelst,
0:28:10–0:28:15
hast du auch immer tausend Regeln, um halt dieses agile Framework so ein bisschen zu umschiffen.
Micz Flor
0:28:15–0:28:19
Habe ich auch von Winterberg irgendwie in einem Interview, Winterberg ein Interview
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gehört, wo erzählt, das Ganze sei ja schon sehr kirchlich aufgeladen,
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so Wow of Chastity und so. Also es ist alles so fast Dogma, sind so religiöse Metaphern und Worte.
0:28:28–0:28:33
Und deshalb hat er dann wohl auch irgendwann den Beichtstuhl eingeführt für Dogma.
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Die durften dann halt beichten. Die durften ihm dann beichten. Ja, krass.
0:28:41–0:28:44
Für die kleinen Sünden, die dann irgendwie wächst.
Florian Clauß
0:28:44–0:28:46
Vielleicht haben die das auch alles so vorher gesehen.
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Eben sich das Digitalfilm durchsetzen wird, dass das, was die jetzt quasi so
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für sich als Regelset beschließen, dass das eigentlich so eine völlige Radikalisierung des Mediums ist,
0:28:58–0:29:03
ja, um gleichzeitig so eine Initiation zu durchlaufen, um in dieses digitale Zeitalter zu kommen.
0:29:04–0:29:08
Und ich weiß nicht, so leicht verschmitzt kann man denen so eine gewisse Genialität
0:29:08–0:29:12
unterstellen und vielleicht haben die das auch bewusst so gemacht.
Micz Flor
0:29:12–0:29:14
Ich meine, es ist ja auch so, wenn man ein bisschen überlegt,
0:29:14–0:29:20
das dänische Kino ist ja irgendwie sehr präsent, also man kennt es einfach.
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Ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht, wie das früher war, in den 80er, 90er Jahren.
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Aber auf jeden Fall, es war ja auf alle Fälle so, dass beide,
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die so berühmt geworden sind mit Dogma 1 und Dogma 2, die haben jeweils einen
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Dogma -Film gemacht, haben andere Sachen gemacht.
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Bevor Idioten gemacht wurden von Lars Furtwiel, hat der Breaking the Waves gemacht,
0:29:38–0:29:41
was ja auch auf Cannes lief, wo früher er damals die Palme bekommen hat.
Florian Clauß
0:29:41–0:29:43
Stimmt, der hat die Palme bekommen, ja.
Micz Flor
0:29:43–0:29:46
Und da ist es natürlich so, dass man dann Man denkt, okay, du machst 95 dieses
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Dogma -Ding, dann machst du Breaking the Waves und dann machst du Idioten.
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Das war für die natürlich ein Ding.
0:29:53–0:29:58
Wenn man jetzt hingeht wie Didi und Stulle und sich drüber lustig macht,
0:29:58–0:30:00
das ist total legitim, das darf man.
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Wenn man aber anders draufguckt, dann ist es vielleicht auch zu sagen,
0:30:03–0:30:08
die haben schon so einen schönen Schirm oder eine Linse oder einen Fokus aufgebaut
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für Low -Budget -Filme und denen eine Möglichkeit gegeben, mehr Publikum zu
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ziehen und einen Verleih zu bekommen.
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Früher gar nicht möglich gewesen wäre, weil diese Filme einfach dann nie durch
0:30:20–0:30:23
die Jury überhaupt nur gesichtet, die werden durch die Sichtung nicht durchgekommen,
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die wären nie ins Programm gekommen.
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Und da kann man dann sagen, dass dieses Dogma 95 schon was erreicht hat,
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einfach zu sagen, hey, guck mal dahin.
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Weißt du vielleicht, wie dann, wie das...
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Wie der auch in unterschiedlichen Medien funktioniert. Also das dann auch in
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der Kunst, in der Musik oder so gibt es ja immer solche, öffnen sich auf einmal,
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das kennt man ja auch aus Berlin, Techno,
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die ganze Club -Szene, auf einmal öffnet sich da so ein Window of Opportunity
0:30:52–0:30:56
und ermöglicht ganz vielen Leuten erstmal überhaupt gesehen zu werden.
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Und vor dem Hintergrund, finde ich, hat es sicherlich was bewegt.
Florian Clauß
0:30:59–0:31:03
Ja, voll. Ich denke auch und da ist es wahrscheinlich, wie du sagst,
0:31:03–0:31:07
auch total förderlich für die Bewegung, wenn dann eben solche Platzhirsche wie
0:31:07–0:31:12
Lars von Trier ein gewisses Bett geschaffen haben, wo sich dann auch andere reinlegen können.
0:31:12–0:31:17
Und das ist ja auch die Frage, wie hat sich dann Dogma weiterentwickelt?
0:31:17–0:31:21
Jetzt kommen drei neue Genres, die ich vorher auch nicht kannte,
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aber vielleicht hast du die schon mal gehört.
0:31:24–0:31:27
Also Dogma war, wie gesagt, der letzte Dogma -Film, war glaube ich 2005,
0:31:28–0:31:36
wurde der gedreht und dann gab es im amerikanischen Raum das Genre Mumblecore. Kennst du das?
Micz Flor
0:31:36–0:31:37
Das ist aber Musik, oder?
Florian Clauß
0:31:37–0:31:41
Nee, Mambelchor ist tatsächlich... Vielleicht ist es auch ein Griff aus der
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Musik, den die in den Film übertragen. Mambelchor kommt von Murmeln, Nuscheln.
0:31:46–0:31:50
Und Chor ist dann halt so, auch eben mit ganz minimalen Mitteln Geschichte erzählen.
0:31:50–0:31:54
Und da war halt im amerikanischen Raum, gab es dann vor allen Dingen Low -Budget
0:31:54–0:31:56
-Produktionen, die das dann halt gemacht haben.
Micz Flor
0:31:56–0:31:58
Darf ich einen Didi und Stulle -Witz machen?
Florian Clauß
0:31:58–0:31:59
Darfst du.
Micz Flor
0:31:59–0:32:04
Dogma 95 war gestern, jetzt ist Mumblecore. Was? Dogma 95 war gestern,
0:32:04–0:32:05
jetzt ist Mumblecore. Was?
0:32:06–0:32:10
Dogma 95 war gestern, jetzt ist Mumblecore.
Florian Clauß
0:32:11–0:32:16
Ja, es gab noch so ein Parallelgenre zu Mumblecore, das ist Mumblegore.
Micz Flor
0:32:17–0:32:18
Ein Horrorfilm, oder?
Florian Clauß
0:32:18–0:32:23
Und natürlich, ohne Dogma wäre sowas wie Blair Witch nicht denkbar.
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Ja, aber Blair Witch war doch vor… Ja, das war vor Mumblecore und Mumblegore,
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das kam erst in den 2000ern.
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Blair Witch war ja noch, das war ja das, die Produktion, die auch digitale Filmproduktionen,
0:32:37–0:32:40
Techniken dann so unglaublich, also mit minimalem Einsatz, ich glaube,
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das hat nur 80 .000 gekostet, der Film.
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Und hat unglaublich viel eingespielt, das hat das so bekannt gemacht.
Micz Flor
0:32:47–0:32:49
Ist aber auch kein Dogma -Film?
Florian Clauß
0:32:49–0:32:50
Ist kein, nein.
Micz Flor
0:32:50–0:32:56
Ich überlege gerade, gegen was die verstoßen haben. Wahrscheinlich haben die
0:32:56–0:32:57
den Ort immer gewechselt.
Florian Clauß
0:32:58–0:33:04
Das habe ich auch gelesen. Die beiden Regisseure von Blair -Mitsch,
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das waren 2, die sich auf einer Filmschule kennengelernt haben.
Micz Flor
0:33:07–0:33:09
Die wollten unbedingt, dass der Name reinkommt.
Florian Clauß
0:33:10–0:33:11
Blair -Mitsch.
Micz Flor
0:33:12–0:33:17
Nein, die wollten die Regisseurin sagen, was, unser Name kommt nicht rein,
0:33:17–0:33:19
auf keinen Fall. Wir sind raus.
Florian Clauß
0:33:20–0:33:24
Wie die das aufgezogen haben, die haben die drei Schauspieler,
0:33:24–0:33:28
völlig unbekannte Personen, die sind mit den Filmen bekannt geworden.
0:33:28–0:33:31
Es war fast wie das erste Escape Game, was die dann verfilmt haben.
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Die haben auch so rein spielerisch, das ist auch so eine Dogma -Methode,
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dass du so spielerisch rangehst.
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Wir haben quasi das Team über acht Tage lang völlig alleine wirken lassen.
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Also die haben für jeden Drehort da so einen Plan geschrieben,
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was jetzt zu machen ist, wo die dann Essen finden und die mussten sich auch immer selber filmen.
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Und dann haben die aber auch das Essen rationiert, damit das noch authentischer
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kommt, dass sie ausgemergelt sind, dass sie gestresst sind.
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Ja, das war halt wirklich so Step -by -Step und die mussten dann halt am nächsten
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Tag dahin gehen und haben dann dort weiter gefilmt. Aber die hatten immer so Exit.
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Also wenn es halt wirklich kritisch wussten ja auch immer, wie sie dann halt rauskommen.
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Aber es war nicht ganz gut, dass es halt funktioniert war wie so ein Escape
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-Game, wo da dieser Film rausgekommen ist.
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Und der auch eben diese Authentizität dann so widerspiegelt.
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Und das ist das, was dann diese Bewegung und diese Technologie dann auch so
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wieder ins Kino reingeholt hat. Das muss man ja auch schon so sagen.
Micz Flor
0:34:32–0:34:37
Ja, und es ist halt aber auch interessant, weil man hat ja in dem Dogma 95 -Stil
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auch immer gesagt, es heißt so was Dokumentarisches.
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Interessant ist ja, dass scheinbar das Realistische etwas ist, was man im Bild sieht.
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Das heißt, die Hollywood -Produktion, ich nehme das Hollywood stellvertretend
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für alle High -Budget -Produktionen, das ist jetzt nicht nur Hollywood,
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macht scheinbar etwas, was wir als unsichtbar wahrnehmen.
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Und das Dogma, was dann irgendwie technisch runtergeht, stellt etwas her,
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was wir auf einmal wieder wahrnehmen. Verstehst du mich?
Florian Clauß
0:35:06–0:35:07
Ja, na ja.
Micz Flor
0:35:07–0:35:11
Das ist ja irgendwie das Paradox, man denkt, keine Filter, ich mach einfach
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so, wie es ist, und dann denken die Leute, oh, das ist ja was ganz Neues.
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Während das andere, was völlig überzogen ist und vielleicht in der Postproduction
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die Farben angepasst hat, das wird nicht wahrgenommen.
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Das wird als Realität akzeptiert und ist unsichtbar.
Florian Clauß
0:35:26–0:35:30
Ja, vor allen Dingen, weil es ja auch in so einer Kulturinstitution läuft,
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wo das dann eben als ... Das ist das, was man da wahrnimmt im Kino,
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ja? Dafür zahle ich meinen Popcorn und so fühle ich mich unterhalten.
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Aber dass eben Dogma es geschafft hat, durch die Geschichten und das, wie es erzählt wird,
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dann wieder eine gewisse Aufmerksamkeit zu bekommen und da eben einfach auch
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die Visualität des Films weitergetragen hat. Das ist ein Verdienst.
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Und es gibt diesen Mumble Gore, Mumble Core, es gibt auch einen German Mumble.
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Was? German Mumble Core.
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Ja, das ist ein eigenes Genre und ich habe keine Filme von dem Genre gesehen.
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Es gibt unglaublich viele, Dicke Mädchen ist einer davon.
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Es gibt halt auch so einen Filmemacher, der sich da sehr hervorgetan hat und
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das müsste man mal gucken.
Micz Flor
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Wenn es vier Filmemacher innen wären, würde man sagen, das ist eine German Mumble Corps vor.
Florian Clauß
0:36:25–0:36:27
Ja, könnte man sagen.
Micz Flor
0:36:27–0:36:31
Es regnet, ich brauche gute Stimmung. Irgendwie muss ich mir selber gerade die Stimmung hochhalten.
Florian Clauß
0:36:31–0:36:35
Ja, guck mal, hier ist ein Böckersteig. Wir sind ja gute Bürger.
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Der ist nochmal so ein bisschen ein Schatz in der Filmgeschichte,
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den man sich durchscrollen kann und durchschauen kann. Fand ich sehr interessant.
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Und auf der anderen Seite, neben den Amonkarschen Blerwitsch,
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gab es auch zum Beispiel Soderbergh mit Traffic, die Macht des Kartells,
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wo er auch Dogma -Elemente verwendet hat.
Micz Flor
0:36:58–0:37:04
Ja, wobei der ja unglaublich, also der hat ja unglaublich viel so Farbnuance
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in der Post -Production und bestimmte Szenen und...
Florian Clauß
0:37:07–0:37:11
Ja, ja, der hat das genau gegenüber gestellt. Der hat diese unglaublichen Werbe,
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es ist fast wie ein Jeff -Wall -Bild teilweise gefilmt, ja.
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Auf der anderen Seite hat er halt diese völlig authentische,
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rohe Oberfläche von Digitalfilmen da mit drin und konfrontiert die dann so ganz gut zusammen.
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Fand ich damals sehr beeindruckend, muss ich sagen, den Film.
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Aber das sind so die Ausläufer von Dogma. Also Dogma hat sich dann irgendwo
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in unserer Sehgewohnheit eingeflochten mit den Filmen und es akzeptiert, wie du sagst.
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Das war erstmal so ein totaler Ruck, wie kann man das machen?
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Und ist dann wieder so in so eine Sehgewohnheit dann wieder reingekommen.
Micz Flor
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Eine Sache wollte ich auch noch sagen, weil das ist dann immer auch dieses so
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ein bisschen dieser Impuls in bestimmten Entwicklungsphasen so der eigenen Berufung,
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ich sage nicht Beruf, dann zu sagen, wir erfinden jetzt was,
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was es vorher noch nie gab.
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Und zum Beispiel die Handheld -Camera hat dann Winterberg in einem späteren
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Interview noch mal gesagt, das wurde vorher eigentlich gemacht,
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das gab es vorher quasi gar nicht.
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Und ich wusste, dass das nicht stimmt, aber wusste wenig über Handheld -Camera
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-Geschichte und wollte nur mal sagen, 1908.
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War eine Handheld -Kamera bei dem Flug von einem der Gebrüder Wright mit an Bord.
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Also es wurde schon deutlich früher auch mit Handheld gedreht.
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Und ich kann mich auch noch erinnern, dass es irgendwelche ganz frühen Filme,
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wo die Kamera in so einer Kanu, also so Spreewald, so irgendein Spreewald,
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zwei Kanu, also quasi French Connection im Spreewald mit Kanu,
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wo es so Gurken hinten drin sind. Zwei verfolgen sich irgendwie.
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Und da war auch die Kamera quasi voll actionmäßig, so expressionistisch irgendwie eingesetzt.
Florian Clauß
0:38:47–0:38:49
Das ist Flussfahrt mit Huhn, der hessische Film.
Micz Flor
0:38:51–0:38:54
Aber was ich sagen wollte, das sind halt so Sachen, wenn man da so reinbohrt,
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ist natürlich hinter so was wie Dogma ist dann auch eine Haltung.
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Und diese Haltung, die hat eine bestimmte Kraft. Und ich glaube,
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das ist dann auch das, was viele Leute so nervt.
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Ihr wisst doch genau, dass ihr nichts erfunden habt, aber ihr verkauft das jetzt so gut, es nervt.
0:39:10–0:39:15
Ich kann mir vorstellen, dass Kolleginnen aus einer ähnlichen Zeit mit irgendwie
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nicht einer Ambition dann dachten, ach scheiße, ich bin jetzt abgehängt,
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bloß weil die da irgendwie zehn Punkte aufgeschrieben haben und sich trauen
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aufzustellen, das zu sagen,
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obwohl sie wissen, dass sie als nächstes dann sowieso Breaking the Waves drehen,
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was gar nichts damit zu tun hat. Weißt du, wie ich meine?
Florian Clauß
0:39:29–0:39:35
Ja, also ich kann es nachvollziehen. Gleichzeitig ist es aber auch so eine künstlerische
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Attitüde, da so ein Produkt quasi so hinzustellen zu sagen, ja,
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also jetzt hier, wir haben das mal erfunden. Finde ich völlig auch legitim.
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Also ich würde es jetzt jetzt nicht so kritisieren. Ich würde es einfach so...
Micz Flor
0:39:49–0:39:51
Nee, genau. Ich denke auch, man kann es am besten verstehen,
0:39:51–0:39:56
wenn man sagt, wir möchten, dass Filme gemacht werden und zwar Filme,
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die mächtig sind, die wirkmächtig sind.
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Und das kommt nicht durch ein fettes Budget, sondern macht einfach geile Filme.
0:40:05–0:40:11
Und die Idee, und das ist wiederum paradox, die Idee, dass die Regisseurin sich
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da nicht reinschreibt, ist ja dann auch so ein bisschen dieses Vanity -Thema, also diese Eitelkeit.
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Finde ich gut und gleichzeitig ist das Dogma Manifest wieder unterschrieben von den Leuten.
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Also da das beißt sich alles immer so ein bisschen den Schwanz.
0:40:28–0:40:32
Wie du schon gesagt hast, würde auch dann der erste nicht genannte Regisseur
0:40:32–0:40:36
gleich einer der berühmtesten Regisseure nachkannen.
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Also das ist halt so dieses Paradox, was da so drin ist.
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Und das finde ich ist auch irgendwie so sehr,
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sehr so jugendliche Haltung, so eine aufmüpfige Haltung, so ihr dürft das alles
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nicht, wer sagt das? Ich.
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Darfst du das sagen? Ich darf das sagen, aber ihr dürft es nicht.
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Also irgendwie gibt es da so einen Moment, der vielleicht einfach in der eigenen
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Entwicklungsgeschichte immer notwendig ist und später dann aber auch sich auflösen darf.
Florian Clauß
0:41:07–0:41:14
Kommen wir zum ersten Dogma -Film. Das Festfesten von Thomas Winterberg.
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Thomas Winterberg ist 1969 geboren und aufgewachsen in Friedrichsberg,
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also dieser Kommune von Kopenhagen, in so einer Hippie -Gemeinschaft.
0:41:27–0:41:30
Und er hat sich selber in dem Interview, was ich da gehört habe,
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als sehr schüchtern bezeichnet.
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Er ist dann auf eine Filmschule gekommen, die auch recht renommiert ist.
0:41:39–0:41:44
Da werden pro Jahr nur so sieben Leute angenommen und hat auch ziemlich viel Geld gekostet.
0:41:44–0:41:48
Aber er spricht sehr positiv von seiner Zeit in dieser Filmschule.
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Die meisten Kniffe hat er dort gelernt und auch die er später angewendet hat, hat er da gemacht.
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Hat aber auch gesagt, es gibt genügend
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Regisseure, die das Handwerk selber gelernt haben ohne Filmschule.
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Deswegen weiß er nicht, ob er jetzt so eine Filmschule, dann so,
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ob er das dann halt so empfehlen kann.
0:42:03–0:42:08
Das Fest war so sein erster großer Film. Er hat danach, das ist auch ganz interessant,
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in seiner Biografie hat sich komplett dagegen, also gegen Dogma -Regeln gewandt.
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About Love mit Joachim Phoenix gedreht, habe ich nicht gesehen, ist total gefloppt.
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Er meinte selber, er hat dann auf der einen Seite so einen Nier -Fiction -Film
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gebaut, was eigentlich gegen alle Dogma -Rädern zu verstoßen hat,
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bis auf, es gab kein Skript.
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Er hat mit Jean -Pen gearbeitet, Joachim Phoenix, also wirklich ein unglaubliches
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Hollywood -Budget. Das war dann der zweite Film, den er nach Festen gedreht hat.
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Den ersten Film hat er dann auch mit Lars von Trier übernommen.
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Und hat er auch oft mit Lars von Trier Drehbücher, da konnten die ihm dann auch verfilmt.
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Und der letzte Film von ihm, den hatte ich auch nicht geguckt,
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ich hab gar nichts davon geguckt, ist der Rausch mit Mads Mikkelsen. Hast du den?
Micz Flor
0:43:08–0:43:11
Nee, hab ich auch nicht gehört. Ja, ich hab davon gehört, genau.
Florian Clauß
0:43:11–0:43:15
Also, es geht quasi um eine Gruppe von Lehrern, die beschließen,
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dass die halt ständig so weit berauscht sind,
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also immer so zwischen 0 ,5 Promille dann im Blut haben und damit halt irgendwie
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so gut über den Tag kommen, bis das irgendwann so ein bisschen,
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ja nicht ich eskaliert, aber es wird dann irgendwann anders.
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Also so ganz grob geerzählt auch in der Ferne. Also hier in Mads -Milkesen hat
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Nermanns mit Hinterberg gearbeitet.
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Ja, es ist auch ein Film, wo es darum geht, dass ein Täter, oder ich weiß nicht,
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was ein Täter ist, aber es geht um eine Anklage wegen sexuellen Missbrauchs und Schüsse.
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Es ist so eine Hetzjagd statt, auf die man, der gestützt wird von Mads Mückes,
0:43:58–0:44:01
und ich weiß es nicht, habe ich von dem Film nicht, aber ich fand es ganz gut,
0:44:01–0:44:06
weil es auch ähnlich belagert wird, wo da jetzt ein bisschen Mathe in so ein
0:44:06–0:44:10
Tabuthema reingeht, in ein gewerkschaftliches Talent, wie das fällt.
Micz Flor
0:44:10–0:44:15
Also da hat Winterberg auch mal einem Winterview zugesagt, dass er den Film...
0:44:17–0:44:24
Angenommen hat das Skript, weil es das Gegenteil von das Fest oder Festen war.
0:44:25–0:44:33
Also da gab es einen Kindesmissbrauch, der die ganze Zeit so unterschwellig in der Story mitläuft.
0:44:34–0:44:37
Und das andere ist, dass das eine Beschuldigung gibt ohne Grundlage.
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Also das absolute Gegenteil. Und er dann auch interessiert war,
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diese Perspektive zu explorieren des Kindes, des Jugendlichen, die sowas erfinden.
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Wie wahr wird das dann wahrgenommen?
Florian Clauß
0:44:54–0:44:57
Also das ist natürlich auch so, gerade im politischen, gesellschaftlichen ist
0:44:57–0:45:03
das ein heikles Thema, weil man weiß, dass diejenigen, die vor allem maßgeblich
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Frauen, die sexuelle Gewalt erfahren,
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so ein typisches Narrativ, dass die sich das ausdenken.
0:45:10–0:45:17
Also dieser Prozenteil zwischen wirklichen Opfern und sich das Ausdenken, der ist ganz anders.
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Aber ist von 2007, glaube ich, oder 2012 die Jagd, ist, glaube ich,
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in dieser ganzen MeToo -Debatte und so was nochmal anders zu bewerten,
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würde ich mal behaupten.
0:45:27–0:45:34
Das Fest, wir haben es schon gesagt, es geht da um ein um sexualisierte Gewalt gegenüber Kindern.
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Es ist, ich erzähle das kurz, den Inhalt von das Fest, die Familie kommt zusammen.
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Die Familie ist, ja, es ist eine sehr desolate Familie, die man würde sagen
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so durch toxische Beziehungen geprägt ist.
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Es gibt das Helge, der Patriarch der Familie, wird 60, deswegen lädt er zu einem Fest,
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wo Gäste kommen und auch seine Kinder, nur noch drei, weil Linda,
0:46:04–0:46:10
das ist die Zwillingsschwester von Christian, hat sich einige Zeit davor umgebracht, Selbstmord begangen.
0:46:11–0:46:17
Christian ist ein erfolgreicher Koch in Paris und der Protagonist der Geschichte.
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Es gibt den Sohn Michael, der so ein bisschen so ein gescheiterter Typ ist,
0:46:21–0:46:30
recht aggressiv und brachial immer auftaucht und der auch in dem Essensbusiness ist und dort,
0:46:31–0:46:34
aber in so einer Klitsche in Kopenhagen betreibt.
0:46:35–0:46:41
Und Helene, das ist die Schwester, die Jüngere, die noch immer studiert zum Leidwesen der Eltern.
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Helge wird, wie gesagt, 60 und seine Frau Elsie begleitet ihn dann in diesem Fest, ja.
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Und das Ganze fängt schon recht an.
0:46:54–0:46:58
Ich weiß nicht, hast du den noch mal gesehen, den Film jetzt?
Micz Flor
0:46:58–0:47:01
Ich muss gestehen, ich hab die Zeit nicht gehabt, den noch mal zu sehen.
Florian Clauß
0:47:01–0:47:05
Der Film hat so eine unglaubliche Grundspannung die ganze Zeit drin.
0:47:06–0:47:10
Es ist sehr so, wie die Figuren miteinander umgehen, wie die da ankommen.
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Der Michael, der Bruder, schmeißt seine Frau raus, weil irgendein alter Freund
0:47:15–0:47:18
ihm auf dem Weg zum Haus entgegenkommt.
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Und er meint, ihr müsst gehen mit Familie, die brauchen Platz,
0:47:21–0:47:26
und geht mal raus. Und er ist halt irgendwie so, er betrügt sie auch fast vor
0:47:26–0:47:27
den Augen, vor ihren Augen.
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Und dieses, also der Rahmen, es spielt quasi so ein Landhaus,
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also sehr großbürgerlich.
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Es gibt eine ganze Schicht von Bediensteten, die auch schon lange mit dem Haus verknüpft sind.
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Also die Bediensteten, teilweise der Chefkoch von dem Haus, ist auch ein alter
0:47:47–0:47:51
Kinderfreund von Christian.
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Und die eine Servicekraft ist auch so verliebt in Christian.
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Also da ist auch so eine Affäre, Beziehung zwischen den beiden.
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Und es fängt halt so, also es ist halt so, diese gesellschaftlichen Rituale
0:48:07–0:48:09
von Fest, spielt das halt so durch.
0:48:09–0:48:12
Also es gibt diese Gruppen, es gibt die Eltern, es gibt die Gäste,
0:48:13–0:48:14
es gibt die Bedienstete, es gibt die Kinder.
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Also das sind so diese Gruppen, die dann so als Ausprägung dastehen.
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Und es werden natürlich so Reden geschwungen und dann wird Christian aufgefordert,
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eine Rede zu halten und er hat zwei Umschläge in der Hand und meinte so,
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Vater such dir einen aus und dann wählt er den grünen Umschlag oder den roten,
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ich weiß nicht mehr genau und er meinte, oh die Wahrheitsrede.
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Und dann, Minute 35.
0:48:40–0:48:48
Und da beschreibt er, erzählt er haargenau, wie er von seinem Vater vergewaltigt
0:48:48–0:48:50
wurde mit seiner Schwester zusammen,
0:48:50–0:48:55
also seine Schwester wurde auch vergewaltigt, und das schlägt ein wie eine Bombe.
0:48:55–0:49:00
Also es ist halt wirklich so, wenn wir nochmal gucken, welche Regeln von Dogma
0:49:00–0:49:03
sich dann auch in festen Widerspiegeln.
0:49:04–0:49:06
Es ist wirklich eine sehr untypische Erzählung.
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Es gab vorher, glaube ich, so in diesem Rahmen überhaupt, dass das Tabuthema
0:49:11–0:49:15
so präsentiert wurde von Kindesmissbrauch, von Inzest und so weiter.
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Würde mir jetzt kein Film einfallen. Das weiß ich noch damals,
0:49:18–0:49:21
als ich den in den Kino geguckt habe. Der war ja auch so sprachlos.
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Und der hat ja genau diese ganzen gesellschaftlichen Tabuthemen,
0:49:25–0:49:31
also Rassismus, Alkoholsucht, überhaupt Inzest und alles bringt er dann irgendwie
0:49:31–0:49:33
rein, aber immer in so einem gesellschaftlichen Rahmen.
0:49:34–0:49:37
Es ist halt so, die Gesellschaft, jetzt die Festgesellschaft,
0:49:37–0:49:41
ist gleichzeitig wieder so quasi mehr oder weniger die Metapher für die ganze Gesellschaft.
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Und es ist auch immer interessant, wie die Dynamik in dieser Gesellschaft verläuft.
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Das erste, was passiert, Casey, seine Mutter, lacht ihn aus.
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Er wird dann vom ... Kommt dann so ... Er wird nicht rausgeführt,
0:49:54–0:49:56
sondern er geht dann so ein bisschen aufgelöst.
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Die ganze Dienerschaft, die haben das auch mitbekommen.
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Die ganzen Bediensteten, die stehen voll hinter Christian, unterstützen ihn
0:50:05–0:50:06
und arbeiten ihn auch zu.
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Es wird dann auch irgendwie so klar, okay, ich hab das vor. War schon abgesprochen.
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Wir klauen zum Beispiel irgendwann auch von allen Gästen die Autoschlüssel,
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damit die nicht mehr wegkommen oder die sperren einen ein, der dann halt auch
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so Christian geschlagen hat und so weiter.
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Also das heißt, die arbeiten dazu, damit eben dieses unglaubliche,
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dieses Geheimnis, Familiengeheimnis dann auch so entblößt wird und dass auch
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der Täter zur Rechenschaft gestellt werden kann.
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Und also ich will jetzt nicht haargenau diesen Film nacherzählen,
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aber es ist halt so eine Dynamik drin, dass Christian lässt sich auch nicht
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unterkriegen. Das hat er auch unglaublich stark gespielt, von dem Charakter.
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Also von dem Schauspieler, wie er den Charakter spielt. Nämlich er reißt sich
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da immer rein, geht rein, erzählt weiter, wird rausgeschmissen,
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wird verprügelt von seinem Bruder.
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Also gerade Michael glaubt ihm nicht und was machst du denn da und so weiter.
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Und Helene findet irgendwann den Brief von Linda, den Abschiedsbrief.
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Und dieser Brief ist quasi so die objektive Instanz, die noch mal so belegt,
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dass das, was Christian erzählt, tatsächlich passiert ist, weil sie da auch drin schreibt.
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Deswegen umgebracht hat. Sie kann nicht mehr mit diesem Schicksal leben.
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Und Christian steht dann auch
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irgendwann auf. Vater, du bist schuld an den Tod von meiner Schwester.
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Und dann wird er halt auch rausgetragen, am Baum gefesselt.
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Total absurd. Also es kippt dann und dann macht die Gesellschaft eine Polonaise durchs Haus.
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Die wollen dann immer wieder so doch feiern und es steht dieses unausgesprochen in einem Raum,
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aber irgendwie versuchen die sich dann immer in diesen gesellschaftlichen Ritualen
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so ein bisschen langsam um wieder dieses Fest und dann wird es halt auch der
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Freund von Helene, der kommt dann später,
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wird mit dem Taxi gebracht und der Taxifahrer wird auch gespielt von Winterberg,
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so eine kleine Rolle, die er da übernommen hat in dem Film und es ist ein Schwarzer,
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also der auch dann in der Gesellschaft erstmal so komisch angeguckt wird.
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Irgendwann gibt es auch so dass die alle einstimmen in so ein rassistisches
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Lied, auch so völliger Rassismus, und er dann so, ah!
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Und er ist eigentlich auch die Figur, die dann Helene sagt, du musst jetzt diesen Brief vorlesen.
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Es ist klar, sie muss jetzt auch eine Rede halten.
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Und es gibt dann immer so diesen, wie nennt man das, der quasi durch den gesellschaftlichen
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Arm führt, dieser Redenhalter, und dann immer so ein Toast ausspricht usw.
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Diese Figur. Und dann ist es klar, dass dann Lene dran ist mit ihrer Rede und
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sie fragt auch, soll ich den Brief vorlesen?
Micz Flor
0:52:44–0:52:44
Und alle so, ja!
Florian Clauß
0:52:45–0:52:52
Und dann liest sie den Brief und mit einem Mal ist halt wirklich allen klar, dass das ist wahr.
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Ja, das heißt, die Instanz, Christian wird hergestellt, der Sohn,
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Michael, also der Bruder, der flippt total aus, weil er so wütend ist auf seinen Vater.
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Der Vater steht auf, er entschuldigt sich auch nie.
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Zum Mehr wart ihr nicht wert, also völlige Diskriminierung. Aber es gibt noch
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eine Szene, die muss ich noch erzählen, bevor ich Helene den Brief vorlese.
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Nämlich, dass die Mutter, die Rolle der Mutter ist noch nicht so ganz klar.
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Die sagt dann auch, hält eine Rede und sagt, dass Christian früher als Kind immer sehr kreativ war.
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Und er hatte so diesen kleinen Freund, den es nicht gab, Snoot,
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und hat ihn dann halt so ein bisschen auch so diskreditiert dafür,
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dass seine Wahrnehmung halt komplett schief liegt und so weiter.
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Und dann steht Christian auf und sagt, Mutter, du hast uns gesehen,
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du bist in den Raum gekommen, als wir vor Vater knieten und du hast uns gesehen.
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Er hat dann auch noch mal sie und sie lacht noch und es wird wieder überbügelt.
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Es gibt immer dieses Anrennen und es gibt diese unglaubliche Gewalt und Aggression,
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die dann zurückkommt, bis dann halt klar ist, der hat es wirklich gemacht und
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der wird dann auch entfernt.
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In dem Moment ist der Patriarch entthront an der Stelle.
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Und dann fängt das Fest auch so ein bisschen an.
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Die Bediensteten sind da, mit Christian, mit seiner Schwester Helene und ihrem Freund.
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Die spielen Klavier, tanzen und so weiter. Es gibt dann schon so eine Festsituation.
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Am nächsten Morgen, der Vater wurde dann auch von Michael verprügelt.
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Er ist wirklich so aussätzig. Am nächsten Morgen kommt er dann auch rein zum Frühstückstisch.
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Alle schweigen so. dann setzt sich das Kind von Michael, will sich auf den Schoß
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setzen, und sagt dann, nee, komm mal wieder her.
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Und dann meinte er auch so, Vater, du musst jetzt gehen. Und er ist dann halt
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wirklich gesellschaftlich ausgestoßen.
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Dieser gesellschaftliche Raum, diese Gesellschaft, der ist jetzt ausgestoßen
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und nicht mehr gesellschaftsfähig.
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Und seine Frau kommt auch nicht mit.
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In dem Moment ist es wirklich so eine Täterbestrafung, die dann auch so konsequent läuft.
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Und es gibt so einen kleinen ... einen Pay -off, wo er in der letzten Szene
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dann eben Christian, die eine fragt, willst du mit mir nach Paris?
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Also die Bedienstete, die so, die auch ein Liebespaar sind und sie so, ja.
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Und das hat was Versöhnliches, es hat so, es hat ein Weiterkommen,
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ja, also es ist auch einfach schön, also es ist halt nicht so ein reines,
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also man sieht auch dann bei Helge,
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dem Familienvater, sieht man auch so gewisse, ja nicht Reue,
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entschuldigt sie nicht, aber eine gewisse Menschlichkeit.
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Also es ist halt nicht so ganz, dass der dann halt so diesen Täter dann so diffamiert
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von der Kamera und von der Person, sondern es wird irgendwie immer integrativ
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mit der Gesellschaft dann gearbeitet.
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Und deswegen absolute Empfehlung dieser Film.
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Kann man auch gucken, heute noch mit natürlich so dem Stil mitten von dogma
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und also ich auch beim wiederholten gucken war ich doch sehr beeindruckt,
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ja das endlich habt ihr jetzt gar kein bild mehr für gehabt für das ende weil,
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ich überlege der war wann war der 98 war das oder 95 war dogma 97 war der dann
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im kann fest ok das ist ja nicht 98 war dann nicht mit idioten zusammen ich
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habe eigentlich nix aufgezeichnet,
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sondern wir laufen ja dann erzählen uns immer alles auf dem Kopf.
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Aber Kur, ich habe hier überraschenderweise die Filmografie von 98.
Micz Flor
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Ich überlege gerade, ob wir den zusammen gesehen haben.
Florian Clauß
0:56:42–0:56:44
Warst du denn nicht in England?
Micz Flor
0:56:45–0:56:45
Kann sein.
Florian Clauß
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Ich weiß es noch, ich glaube, ich habe den im Filmtheater am Friedrichshain gesehen.
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Also da liefen ja immer so, entweder international oder Filmtheater am Friedrichshain.
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Das war ja so die Kinostadt. Ja, also das, und ich glaube, Festen ist auch der
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Film, der eigentlich fast alle Dogma, oder fast eigentlich alle,
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ich habe geguckt, ob da irgendwie eine gebrochen wurde,
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aber er hat alle Dogma -Regeln eingehalten.
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Und auch in dem Interview, was ich dann gehört habe, war ganz interessant,
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wie Winterberg da rangegangen ist. Weil bei ihm natürlich eine totale Unsicherheit
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... Was heißt natürlich? Es war eine Unsicherheit, wie passiert das jetzt?
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Auch für die Schauspieler. Und er saß dann mit dem Kameramann,
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der ist wohl auch relativ bekannt, der Kameramann.
Micz Flor
0:57:34–0:57:36
Der ist mit K, ich hab den Namen jetzt auch vergessen.
Florian Clauß
0:57:36–0:57:41
Ja, der hat dann ständig sich vorbereitet.
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Er wollte immer so bestimmte Sachen so inszeniert haben, das, ja.
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Und dann war das für das ganze Team eine unglaubliche Überwindung,
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eben nicht in diesen traditionellen Wegen dann zu filmen.
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Und die haben das dann auch so geschafft, indem dann Winterberg zu den Schauspielern
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gesagt hat, Ja, wir haben jetzt hier kein Licht, sondern überall ist Licht.
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Dann haben die Schauspieler gesagt, okay, dann können wir spielen.
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Und es gibt auch keine Markierungen. Weil ganz viel ist immer so,
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die Wegstrecken oder so vor der Kamera sind markiert.
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Und meinte er, sind alle irgendwie vor Panik implodiert.
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Ja, genau. Weil das für alle so ungewohnt ist.
Micz Flor
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Und das ist ja ein interessantes Paradox, ne? Weil Dogma hat diese zehn Regeln,
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und nimmt halt mit diesen zehn Regeln die Regeln weg, die vorher nicht ausgesprochen
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waren, die man einfach so, die sich so eingeschliffen haben.
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Zum Beispiel, dass man eine Markierung am Boden macht, wo das Licht dann ist.
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Dann läufst du bis hier, dann stellst dich quasi auf die Markierung,
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machst du drei Schritte rückwärts, dass du nämlich beim dritten Schritt genau
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auch an den Punkt landest und so.
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Diese Sachen sind nicht als Regel festgeschrieben, aber wurden durch die festgeschriebene
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Dogma -Regeln sichtbar abgeschafft und dann gab es Freiheiten,
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die mit der gleichen Technik, und das finde ich ganz interessant,
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weil das ist dann eine Brücke auch hin zu Idioten, weil der Lars von Trier eben
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auf Video gedreht hat, gemeint, er ist aber total super.
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Also ich hab dann einfach, der hat über 100 Stunden Material gehabt und hat
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dann gemeint, er hat manche Szenen einfach gefilmt, er hat ja selber auch die Kamera geführt.
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Dann einfach als so eine Sache, die zusammenschneiden, das sind ganz viele harte
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Schnitte dann ja auch drin, die dann was so kondensieren, wo er meint,
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er hat dann das so zusammengeschnitten, dass halt eine lange Sequenz kurz war
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und energetisch wurde, dass er das so ballen konnte,
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was dann irgendwie auch mit diesem dokumentarischen Stil so ein bisschen bricht.
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Und das ist natürlich dann bei Winterbergfesten, das wurde auf Film gedreht
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und da hast du diese Möglichkeit so nicht,
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da musst du dann hast du dann die Technologie noch, die dafür gemacht ist,
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dass du mit einer Rolle, einer Szene, dann weißt du, wie lange das sein darf.
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Ich ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, aber dann hatte man mit Video,
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dann konnte man das vielleicht sogar besser aufbrechen.
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Und diese ganzen Regeln wie vorher, man braucht halt so und so viel Licht,
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sonst ist der Film einfach nicht verwendbar.
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Die auszuhebeln, führte zu einer Panik.
Florian Clauß
1:00:13–1:00:19
Ja, du baust gerade so ein paar Cliffhanger in die nächste Episode, die Idioten.
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Was Winterberg auch gesagt hat, dass diese Einschränkung, also auf diese gleichzeitig
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eine komplette Befreiung bei ihm ausgelöst hat, dass er nie wieder in so einem
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Filmprozess so eine Freiheit dann auch,
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so eine Liberation, ja es ist Befreiung, gespürt hat, wie zu diesen Dreharbeiten,
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also es war für ihn unglaublich wichtiger Film,
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wie das jetzt so gelaufen ist und wie er auch mit den Schauspielern und den
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Kameramann gearbeitet hat.
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Also das merkt man auch diesem Film an und ich glaube das ist jetzt so auch
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so dieses... natürlich waren die die ersten, die das jetzt so gemacht haben.
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Man hat natürlich diesen Geist des Neuen irgendwo im Geschmack und konnten den
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Raum total ausloten, ausprobieren und ausspielen.
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Und man merkt es auch bei diesem Film an, dass der mehr unglaubliche Spannung
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und Dichte irgendwie erzeugt.
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Und auch die Charaktere, da waren ja keine bekannten Schauspieler dabei,
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aber wie authentisch da halt gespielt wurde und wie glaubwürdig diese Geschichte wird.
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Das ist glaube ich das, also ich meine fest, der löst alles ein,
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was das Dogma erst mal so aufgesetzt hat als Werk, als Regelwerk.
Micz Flor
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Ja, und war dann vielleicht aber auch der Proof of Concept, weshalb Dogma,
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sonst würden wir es vielleicht gar nicht kennen, sonst würden wir es unter Mumblecore feilen.
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Aber weil, weil, also einerseits ist es, hat sich selbst dadurch ein bisschen
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ausgehebelt, weil der berühmte Regisseur war der erste Dogma -Film,
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der nicht im Film genannt und so weiter.
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Und gleichzeitig wissen wir aber nur um Dogma 95, weil das...
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Riesen Erfolg war. Ich weiß auch noch in Erinnerung, dass du halt wirklich so
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dieses Gefühl hattest, dass du ein Theaterensemble siehst.
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Du hattest nicht das Gefühl, dass du Schauspieler siehst, die miteinander Schnitt,
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Gegenschnitt irgendwie vielleicht gar nicht am gleichen Set sitzen,
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sondern du hattest wirklich so das Gefühl von einem eingespielten Ensemble,
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die eben auch zusammen proben, die üben und das ist ja auch diese Befragung des Raumes.
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Dann können die Leute auf einmal in Kontakt treten und Chemie,
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die zwischen den Schauspielenden ist, die kann dann irgendwie aufgegriffen werden und reinkommen.
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Das fand ich bei dem Film einfach unglaublich stark, dass es natürlich immer
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wieder auch Einzelne waren, die so strahlten oder die man einfach auch der der
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Vater ist ja einfach so hat große Ausstrahlung.
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Das passt super, aber trotzdem hatte man immer ein Ensemble -Gefühl.
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Die sind alle irgendwie zusammen in diesem Ding drin.
Florian Clauß
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Genau, das ist ein gutes Stichpunkt, den du nochmal gibst, Nämlich jetzt habe
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ich mir auch in der Vorbereitung aufgeschrieben, es gibt unglaublich viele Theateradaptionen von das Fest.
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Und der zweite Teil, Festen 2, ist auch nur auf der Bühne erschienen.
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Und das hat auch Winterberg dann inszeniert.
1:03:13–1:03:22
Aber ja genau, diese Regeln, dieses Zusammenspiel, die Bühne hat halt was total Theatermäßiges.
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Während diese, also vom Schauplatz, von der Geschichte, das ist ein Bühnenstück
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eigentlich, während die Idioten, kann ich mir jetzt nicht so einfach vorstellen,
1:03:32–1:03:34
das als Theaterstück aufzuführen.
Micz Flor
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90er Jahre, Volksbühne.
Florian Clauß
1:03:37–1:03:39
Ja, das stimmt, da liefen ja viele Idioten rum.
Micz Flor
1:03:41–1:03:44
Nein, so habe ich das nicht gemeint. Ich meinte nur einfach so.
Florian Clauß
1:03:44–1:03:51
Nein, nein, nein, aber klar, Top 2000 ist auch so ähnlich wild gewesen.
1:03:52–1:03:56
Genau, so, ja, Mitch, wir haben zusammen, glaube ich, einen ganz guten Bogen
1:03:56–1:04:01
über das Dogma, die Filmbewegung Dogma 95 gesponnen.
1:04:02–1:04:07
Ich habe das fest präsentiert und ja, das war jetzt meine Episode.
Micz Flor
1:04:08–1:04:13
Danke Flo. Wir haben jetzt einen fließenden Übergang, aber ob der Zwänge des
1:04:13–1:04:18
Formats, ist das hier und jetzt, in dem wir gerade aufnehmen, in zwei Folgen geteilt.
1:04:18–1:04:23
Deshalb machen wir hier Schluss und sehen uns in zwei Wochen wieder.
Florian Clauß
1:04:24–1:04:28
Ja, und hören uns vor allen Dingen in zwei Wochen wieder. Und das Ganze,
1:04:28–1:04:33
wo wir langgelaufen sind, könnt ihr auf eigentlich -podcast .de sehen.
1:04:33–1:04:37
Und die Fotos von den Schwänen und von die Stulle findet ihr auch dort.
1:04:39–1:04:46
Und ja, also ich hoffe, Ihr habt Spaß gehabt und dann bis in zwei Wochen.
Micz Flor
1:04:46–1:04:47
Macht's gut.
Florian Clauß
1:04:47–1:04:48
Tschüss.

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