"Thank you, sorry, thank you!"

Wie vor einem Jahr ist Chris wieder zu Besuch in Berlin und auch diesmal nehmen Chris und Flo nach Midsommar einen Podcast über das neueste Werk von Ari Aster auf: Beau is afraid. Wir beide verehren den Hauptdarsteller Joaquim Phoenix sehr. Wir unterhalten uns über das tragische Schicksal von Joaquims Bruder River Phoenix, über die Erfolge der Produktionsfirma A24 und Ari Asters Filmografie, bevor wir dann zum eigentlichen Kernstück des Podcast kommen: dem Film "Beau is afraid". Wir sind uns einig, dass die ersten beiden Teile des Films, die Szenen in und um Beaus Wohnung und die Familiengeschichte in der Vorstadt, die stärksten Teile des Films sind. Angst, Schuld und Trauma werden hier in verschiedenen Varianten des gesellschaftlichen und familiären Zusammenlebens ausgelotet, die alptraumhafte Zustände annehmen. Chris bemerkt, dass Beau im Alltag mit einer Sprachfloskel eine Strategie entwickelt hat, mit der er seine Angst in der Konfrontation mit seiner Umwelt bewältigen möchte: "Thank you, sorry, thank you." Doch damit schliddert er von einer katastrophalen Situation in die nächste, ohne die Möglichkeit zu bekommen, die Situation selbst in die Hand nehmen zu können. Der Zuschauer könnte annehmen, dass Beau in einer fast schuldlosen Weise seinem Schicksal ausgeliefert sei, wäre da nicht seine Mutter. Die zweite Hälfte des Films wird von einem Mutter-Sohn Konflikt dominiert, der manchmal so banal ist, dass nur die überladenen und ausschweifenden Bilderwelten von Ari Aster der Leinwand etwas Gehaltvolles geben können. Der Film schafft trotz allem und gerade dank der genialen Kameraführung und des ausschweifenden Set-Designs mächtige Bilder, die im Kopf hängen bleiben. Wir tauchen in verschiedenen Tiefen des Films ab, sind uns uneins über die Bedeutung des Ganzen, finden aber schöne Referenzen in anderen Werken und gesellschaftlichen Phänomenen. Unsere Route führt uns durch das periphere Lichtenberg an einem heißen Nachmittag unter der Woche, das so leer und leblos wirken kann wie das Ende des Films Beau is afraid.

Shownotes

Mitwirkende

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Chris Flor
Erzähler
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Florian Clauß

Transcript

Florian Clauß
0:00:00–0:00:05
Schon mal gut gelaufen. Jetzt gehen wir da lang. So, und jetzt starte ich den Track.
0:00:07–0:00:09
Bitte nicht stören. Hast du deinen Störn angemacht?
Chris Flor
0:00:09–0:00:12
Ach so, ja, Störn ist auch gut.
Florian Clauß
0:00:12–0:00:13
Nee, das ist nicht Störn.
Chris Flor
0:00:14–0:00:20
Den Fokus, den kannst du hier. Hier, Fokus. Do not disturb. Okay.
Florian Clauß
0:00:21–0:00:25
Hallo und herzlich willkommen bei eigentlich Episode 32.
0:00:27–0:00:34
Und heute, ich muss sagen, es ist nicht eine Premiere, sondern das zweite Mal zu Gast.
0:00:35–0:00:38
Ich bin sehr, sehr, sehr froh, dass es geklappt hat.
0:00:38–0:00:41
Nämlich Chris, Chris Flohr. Hallo.
Chris Flor
0:00:41–0:00:42
Tada, hallo.
Florian Clauß
0:00:43–0:00:47
Freut mich. Also ich habe schon, das, es ist immer nicht ganz einfach,
0:00:47–0:00:53
dass wir uns zusammenfinden für eine Episode, weil du wohnst ja nicht hier in
0:00:53–0:00:54
Europa, sondern in Kalifornien.
0:00:58–0:01:03
Deswegen einmal im Jahr auf Heimatbesuch treffen wir uns.
0:01:03–0:01:07
Und jetzt wird es auch geklappt, dass wir eine Folge aufnehmen zusammen.
0:01:07–0:01:13
Und was tatsächlich auch der Fall ist, das letzte Mal haben wir ja zusammen
0:01:13–0:01:16
über Midsommar geredet von Ari Aster.
0:01:16–0:01:23
Und heute wollen wir auch über Ari Aster reden, nämlich über seinen neuen Film Bo is Afraid.
0:01:24–0:01:28
Zu Genese von diesem Thema vielleicht gesagt,
0:01:28–0:01:34
dass du hattest den geguckt, Chris, hattest du mich dann noch mal angeschrieben
0:01:34–0:01:40
und meintest so gucken, unbedingt gucken und ich hatte den auch auf meiner Watchlist,
0:01:40–0:01:42
aber hat mich natürlich dann total motiviert.
0:01:43–0:01:46
Wir steigen so ein bisschen ein, das Thema.
Chris Flor
0:01:46–0:01:52
Ja, ich habe so ein bisschen so eine Idee, wie ich dann halt so sagen,
0:01:52–0:01:54
wie ich dann da so reinkommen konnte.
Florian Clauß
0:01:57–0:02:01
Aber okay, wir werden auf jeden Fall spoilern. Also das heißt,
0:02:01–0:02:06
wir werden Inhalte vorwegnehmen. Wer den Film noch nicht gesehen hat und ihn sehen möchte, der...
Chris Flor
0:02:07–0:02:08
Und nicht gespoilert werden möchte.
Florian Clauß
0:02:08–0:02:13
Genau, und nicht gespoilert werden möchte, der sollte dann diesen Podcast nicht anhören.
0:02:14–0:02:20
Wir fangen bei Ari Aster an. Ari Aster ist der dritte Regiefilm von ihm,
0:02:20–0:02:23
wieder von A24 produziert.
0:02:26–0:02:30
Hatten wir das letzte Mal, glaube ich, nicht erwähnt, das hatten wir ganz groß
0:02:30–0:02:34
auf der Liste. Was für eine geniale Produktionsfirma A24 ist.
0:02:38–0:02:43
A24 hat zuletzt sogar mehrere Oscars gewonnen, mit Zeitreisen parallel, once.
Chris Flor
0:02:44–0:02:48
I feel like I did everything, everywhere, all at once.
Florian Clauß
0:02:48–0:02:51
Yeah, you know, everything, everywhere, all at once.
0:02:53–0:02:59
Da war, glaube ich, der große Erfolg von A24. Aber ich weiß nicht.
0:03:01–0:03:04
Nicht in Vorbereitung dieser Sendung, aber so ein bisschen, man könnte schon
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sagen, dass die A24 auch viele Independent-Filme produziert.
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Wie zum Beispiel Kelly Reichardt, also wo wir auch schon mal eine Episode hatten
0:03:13–0:03:17
mit First Cow. Kelly Reichardt wird... und einige Horrorfilme.
0:03:20–0:03:25
Und Ari Aster hat, glaube ich, alle drei Filme sind von A24 produziert.
0:03:26–0:03:29
So weit ich bin ich
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mir nicht 100
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prozentig hereditary war ja
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der erste das debüt von ari aster ich glaube 2018 ist er rausgekommen und da
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war er schon nach diesem debüt wurde als sehr vielversprechend gehandelt mit
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summer ist glaube ich so der stern von ari aster wobei Da war ich halt wieder,
0:03:53–0:03:59
auch Leute kenne, die mir sagten, sie machten Hereditary sehr gerne und fanden
0:03:59–0:04:01
Midsommar blöd. Ja, die haben halt keine Ahnung.
Chris Flor
0:04:01–0:04:04
Die haben keine Ahnung und ich weiß auch nicht, wo die jetzt stehen würden mit diesem.
Florian Clauß
0:04:04–0:04:11
Genau, und dieser Film, ich glaube, man muss sehr viel von einem Regisseur halten,
0:04:11–0:04:12
dass er so einen Film machen kann.
0:04:13–0:04:19
Also, ich glaube, es gibt wenig Filme, die, oder wenig Produktionsbedingungen,
0:04:19–0:04:23
die so viel Freiheit dem Regisseur lassen, dass er eben so einen Film produzieren kann.
0:04:24–0:04:28
Also das ist soweit vorweggenommen von Bo is Afraid.
0:04:29–0:04:38
Das Cast von dem Film ist mit Joaquim Phoenix natürlich auch wirklich so top angesiedelt.
0:04:41–0:04:44
Was fällt dir noch? Fällt dir noch irgendein bekannter Schauspieler ein?
Chris Flor
0:04:44–0:04:48
Warte mal, Parker Posey ist da drin auch.
0:04:48–0:04:54
Das ist ja so eine Generation X, irgendwie, was weiß ich, Schwarm,
0:04:54–0:05:01
Jungenschwarm von unserer Generation, würde ich mal sagen, die diese Eileen spielt.
Florian Clauß
0:05:01–0:05:02
Ja, genau, ja, ja.
Chris Flor
0:05:03–0:05:05
Sonst, wer, berühmte Schauspieler?
0:05:08–0:05:12
Ja, man kennt die Gesichter halt. Dieser Anwalt dann am Ende,
0:05:12–0:05:15
den kennt man halt von so Comedy, Fernseh-Comedy-Shows.
0:05:23–0:05:28
In der Familie, wo er zwischenzeitlich landet, den Vater, den hat man auch schon
0:05:28–0:05:31
gesehen, aber da habe ich jetzt nicht genau nachgeschaut, wo der her ist.
0:05:31–0:05:37
Da sind ein paar bekannte Gesichter dabei. Der große Name, der einzige große Name ist glaube ich...
0:05:37–0:05:42
Phoenix und Parker Posey ist dann halt so eine Indie-Größe.
Florian Clauß
0:05:44–0:05:47
Ich möchte nochmal kurz so ein bisschen bei Joachim Phoenix bleiben,
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weil ich weiß nicht, wann ist dir der Schauspieler Joachim Phoenix das erste
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Mal so aufgefallen in deiner Guckenskarriere? Gladiator?
Chris Flor
0:05:58–0:06:05
Ja. Und da wusste man, das war der Bruder von River Phoenix und man dachte irgendwie, River
0:06:05–0:06:11
war ja diese Legende, auch eine Generation X-Legende, der große Schauspieler,
0:06:11–0:06:18
der unser James Dean, weil er halt dann gestorben ist, man dachte,
0:06:18–0:06:23
das würde eine große Karriere werden und dann war der halt dann auf einmal verschwunden.
0:06:23–0:06:28
Joaquin Phoenix, dachte man halt, dass der als Bruder dann halt einfach so noch
0:06:28–0:06:34
eine kleine Seitenkarriere hat.
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Das hatte eigentlich niemand gedacht, dass der so eine große Karriere aufmacht
0:06:38–0:06:41
und was für ein großartiger Schauspieler der auch ist. Und er ist auch wirklich
0:06:41–0:06:42
einer meiner Lieblingsschauspieler.
Florian Clauß
0:06:43–0:06:46
Ja genau, also ich stimme dir hundertprozentig zu.
0:06:47–0:06:51
Das ist tatsächlich Joachim Phoenix ist für mich auch einer wirklich ein großartiger Schauspieler.
0:06:52–0:06:55
Ich mag ihn total gerne, ich finde ihn auch richtig schön.
0:06:56–0:07:03
Und auch die Parallele zu dem Titel Bo is Afraid heißt ja nichts anderes als Schön hat Angst.
0:07:03–0:07:06
Ja, ja, ja. Schön hat Angst, ja.
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Und ich finde bei Bo is Afraid, ich finde es unglaublich, wie er nicht dieses
0:07:15–0:07:20
typische Jack-im-Phoenix-Gesicht hat, weil der hat ein unglaubliches Charisma.
0:07:20–0:07:23
Der muss nur ein bestimmtes Gesicht machen, hat eine unglaubliche Präsenz.
0:07:24–0:07:28
Und in dem Film kommt das nicht einmal vor, ja. Es kommt so in Augenzwickern
0:07:28–0:07:31
vor, wo du dann denkst, Du denkst so, ja, das ist Joachim Fenix, wie ich ihn kenne.
0:07:32–0:07:38
Und das finde ich, also auch die Schauspieler, die schon ihre Leistung, sehr, sehr stark.
Chris Flor
0:07:38–0:07:40
Hast du ihn in Inherent Vice gesehen?
Florian Clauß
0:07:40–0:07:42
Nee, den habe ich nicht gesehen.
Chris Flor
0:07:42–0:07:45
Thomas Pynchon. Und da ist es so relativ ähnlich.
0:07:46–0:07:51
Also nicht ganz anders natürlich, aber halt die Sprachmelodie und so weiter ist relativ ähnlich.
0:07:51–0:07:57
Da ist der Charakter die meiste Zeit auf irgendwelchen Drogen drauf muss dann deswegen,
0:07:57–0:08:02
ist halt unsicher, muss die Sachen so verstehen aus dieser Drogenerfahrung heraus
0:08:02–0:08:08
und ich fand so vom Klang der Stimme und so weiter fand ich ihn da am Nächsten.
Florian Clauß
0:08:10–0:08:11
Inherent Vice?
Chris Flor
0:08:11–0:08:13
Inherent Vice. Das habe ich gesehen.
Florian Clauß
0:08:13–0:08:14
Das ist doch auch die Literaturverschiebung.
Chris Flor
0:08:15–0:08:16
Thomas Pynchon. bisschen.
Florian Clauß
0:08:20–0:08:25
Von der Art her hat mich der erinnert. Bicklebowski soll ich sagen.
0:08:25–0:08:30
Bicklebowski, nein, wo die auch die ganze Zeit Drogen nehmen und in Las Vegas sind.
Chris Flor
0:08:30–0:08:33
Ah, ja, vielen Leuten in Las Vegas, genau, diese beiden Filme. Ja, vielen Leuten.
0:08:33–0:08:39
Und ich finde auch, selbst der Roman von Pinschern hat auch von beidem was,
0:08:39–0:08:41
aber ist auch ein klasse Roman.
0:08:41–0:08:44
Der liest sich auch ruckzuck durch und der macht Spaß. Das ist,
0:08:44–0:08:49
würde ich mal sagen, auch wenn jemand so Respekt und ein bisschen Angst davor
0:08:49–0:08:54
hat, Pinschenbuch zu lesen, dann sollte er mit Herr Inherent Weiss anfangen, er oder sie.
Florian Clauß
0:08:56–0:09:00
So, wir verlassen jetzt die Straße. Ich habe extra gesagt, Chris,
0:09:00–0:09:02
wir suchen uns einen Weg, wo wir nicht viele Autos haben.
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Aber wir werden dir natürlich alles mit KI ausbügeln, von Authentic.
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Wir hören uns dann wieder so schnaufend im Studio an. Mal gucken,
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wie weit wir das dann reinfiltern, rausfiltern.
0:09:17–0:09:20
Joachim Phoenix, noch ganz kurz zu seiner Biografie, weil du hattest schon angesprochen,
0:09:20–0:09:25
River Phoenix, sein Bruder, hat seinen letzten großartigen Film,
0:09:25–0:09:28
der hat mich damals total geprägt, My Private Idaho.
Chris Flor
0:09:28–0:09:30
Oh, oh, ja, ja, ja. Ja. Das war sein letzter Film?
Florian Clauß
0:09:30–0:09:35
Das war der letzte, oder es hat, glaube ich, angefangen und es wäre in den anderen Filmen gestorben.
0:09:36–0:09:41
Und es hat tatsächlich gestorben in den Armen von, von, äh, Jackie Phoenix.
Chris Flor
0:09:41–0:09:43
Ah, wirklich? Woran ist er gestorben?
Florian Clauß
0:09:43–0:09:43
Na ja, Speedball.
Chris Flor
0:09:44–0:09:44
Ah, shit.
Florian Clauß
0:09:44–0:09:45
Also das war ja so die Partyprobe.
Chris Flor
0:09:45–0:09:47
Klassiker.
Florian Clauß
0:09:47–0:09:50
Ja, Klassiker. bekannte Schauspieler
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oder Musiker. Sweet Boy ist eine Mischung aus Heroin und Kokain.
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Das Fatale daran ist, dass eine Überdosierung dann nicht unbedingt gemerkt wird,
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da das eine putscht, das andere zieht einen runter.
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Und viele sterben dann eben dann über diese Dosierung. – Euphorie und eins beruhigt
0:10:10–0:10:13
und das andere… – Ich weiß noch,
0:10:13–0:10:17
das war für mich tatsächlich dramatischer als der Tod von Kurt Cobain.
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Weil er ungefähr, das war ja so 92, 93, Kurt Cobain 94, ich weiß nicht mehr.
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Er hat auch einen der Jungs in Stand By Me gespielt. Damit ist er groß geworden,
0:10:27–0:10:28
war halt so ein Kinderschauspieler.
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Die Familie, die waren in einer Sekte Mitglied, Children of God,
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wie man sich so eine Sekte dann halt damals irgendwie so vorstellt,
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muss halt recht hart gewesen sein.
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Und die haben sich auch komplett distanziert, also sie sind ausgetreten,
0:10:43–0:10:45
haben dann abgeschworen und...
Chris Flor
0:10:46–0:10:48
Nur die Kinder oder auch die Eltern?
Florian Clauß
0:10:48–0:10:51
Alle, alle die Eltern auch. Also es war ja zu der Zeit, ne? Und ich glaube,
0:10:51–0:10:55
dann waren die noch jung, da haben die ja so ein bisschen Erfahrung gemacht.
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Er ist aber auch in der Zeit, und ich glaube, das hat er dann auch durch das
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Sektenleben mitbekommen, er lebt, glaube ich, seit seiner Kindheit vegan und
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ist auch ein ganz starker Tierschützer.
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Das trifft sich, ich glaube, dann mit deinen Themen sehr gut.
Chris Flor
0:11:11–0:11:14
Ja, also deswegen ist er mir halt auch noch mal sehr nah.
0:11:14–0:11:18
Also ich würde den als Schauspieler auch super finden, aber ich finde dann halt auch,
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Ich kenne dann halt eben auch die Videos, wo er dann erst mal einen Preis verliehen
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bekommt und dann genau dieselben Sachen sagt, die ich halt dann überall schon
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gelesen hatte und ich halt auch zutiefst empfinde.
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Ich freue mich darüber, dass wir so einen guten Schauspieler halt auch haben,
0:11:38–0:11:44
dem halt das Tierwohl auch im Zentrum steht und der so eine Situation wie eine
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Preisverleihung dann halt dazu verwendet,
0:11:48–0:11:52
auch wenn es natürlich sehr vielen Leuten irgendwie auf die Nerven geht,
0:11:52–0:11:55
wenn sowas passiert und das jetzt nicht um...
Florian Clauß
0:11:55–0:12:01
Ja, also ich würde sagen, der Werte-Kompass zeigt in eine ähnliche Richtung
0:12:01–0:12:04
und das finde ich auch gut,
0:12:04–0:12:08
wenn eben Schauspieler oder bekannte öffentliche Persönlichkeiten dann auch
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die Gelegenheit nutzen, das auch entsprechend die Werte dann zu vertreten.
0:12:12–0:12:13
Das ist ja nicht immer selbstverständlich.
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Zu meinem Private Idol, da kommen wir so ein bisschen in diesen Kosmos von Gus van Zandt.
0:12:19–0:12:24
Der hat einen Film gedreht, ich weiß nicht, ob du den geguckt hast, Last Days.
0:12:25–0:12:27
Das sind die letzten Tage von Kurt Cobain, so ein bisschen.
Chris Flor
0:12:27–0:12:28
Ah, so habe ich gesehen.
Florian Clauß
0:12:28–0:12:31
Ja, den finde ich auch super stark.
Chris Flor
0:12:31–0:12:37
Ja, der ist anstrengend auch. Also, der ist auch sehr anstrengend,
0:12:37–0:12:39
weil man schaut den sich an und denkt dann, dass man halt irgendwie so einen
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coolen Kurt Cobain mitkriegt und dann ist das halt wirklich eine nervige Figur.
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Du siehst einfach, wie der verfallen ist.
Florian Clauß
0:12:49–0:12:52
Das finde ich so eindrücklich, dass er so nahe erzählt, wie er auch überhaupt
0:12:52–0:12:56
nicht mehr kommunizieren kann, wie er nur noch seine Rituale hat,
0:12:56–0:12:56
seine Cornflakes-Packung.
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Völlig desolat. Also Also dieser ganze Ruhm ist einfach total abgefallen,
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das ist einfach ein kaputter Typ.
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Und das finde ich schon, ja der ist anstrengend, aber finde ich irgendwie so
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erzählt, dass es fast ein Dokumentarfilm ist.
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Okay, jetzt langer Bogen durch die Filmgeschichte hin zu dem Film, Bow is Afraid.
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Und ja, vielleicht fangen wir mal einfach an, so mit einem Eindrücken und gehen
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dann in die Geschichte rein.
Chris Flor
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Also ja, der kam raus und ich habe mich auf den gefreut, aber halt auch wusste
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von den Previews nichts.
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Ich gucke bei Previews oft nicht so genau hin, weil ich mir nichts Spoiler lassen
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wollte. Habe dann aber doch geguckt und wusste dann wirklich nicht,
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was ich davon erwarten sollte.
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Habe mich dann da schon darauf gefreut, wollte mir den aber auch nicht im Kino
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ansehen, weil ich ja eigentlich nicht mehr so gerne ins Kino gehe.
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Und dann dauerte es ja Ewigkeiten, bis der digital erhältlich wurde.
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Als der dann im Kino war, ich habe so eine Signalgruppe, so eine Filmgruppe
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und da war eine davon, war in dem Film und hat während des Filmes über die Signalgruppe
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hat sich da halt gemeldet.
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Also ich schaue mir den an, es ist so unangenehm, ich habe so Angst.
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Und die Gruppe hat das dann halt so gelesen und wir haben uns dann gefragt,
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bist du an deinem Handy, während du in dem Film sitzt, bist du wahnsinnig?
0:14:26–0:14:28
Da hat jemand gesagt, ja, ich kann nicht anders, ich konnte nicht anders.
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Und die hatte dann nachher gesagt, dass ihr der Film...
0:14:33–0:14:36
Also sie hat gesagt, er wäre sehr anstrengend gewesen und er hat ihr nicht gefallen.
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Auch eine Tierschützerin und halt auch sehr interessiert an guten Filmen,
0:14:42–0:14:46
aber hat ihr halt nicht gefallen. Das war ihr aber, glaube ich,
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einfach zu anstrengend.
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Als ich den dann...
Florian Clauß
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Ganz kurz, der Film ist ja quasi so als, wie sagt man, Psychothriller,
0:14:56–0:14:58
Horror und aber auch Komödie.
Chris Flor
0:14:59–0:14:59
Ja, ja.
Florian Clauß
0:15:00–0:15:02
Also er hat auch noch die Komödie mit drin.
Chris Flor
0:15:02–0:15:07
Ja, das ist ja alles drin, aber man hat trotzdem so, eigentlich hat man halt
0:15:07–0:15:11
kurz mittendrin eine Verschnaufpause, aber es gibt halt diesen Comic Relief
0:15:11–0:15:15
gibt es nicht. Also selbst die komödienhaften Dinge sind ja trotzdem sehr anstrengend.
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Da zum Beispiel halt diese überspitzten Szenen, wo er wohnt in seinem Wohnbezirk.
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Das ist halt alles natürlich irgendwie lustig, wie das halt so diese überspitzte
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Variante von Urban Life.
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Also das ist ja wie sich dann hier irgendwie Fox News irgendwie Downtown San
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Francisco oder so was vorstellt.
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Irgendwie wo man halt die ganze Zeit Angst um sein Leben haben muss,
0:15:42–0:15:44
wo es geklaut wird und so weiter.
Florian Clauß
0:15:47–0:15:53
Also der Film ist so grob in vier Teile gegliedert, würde ich jetzt mal so sagen.
0:15:53–0:15:57
Der erste Teil ist da, was du jetzt gerade beschrieben hast.
Chris Flor
0:15:58–0:16:02
Ja, ich würde nochmal gerne zurückgehen, also worum er geht.
0:16:02–0:16:05
Also, Bo is afraid, der geht zum Angst.
0:16:07–0:16:11
Ich wollte einfach mal schauen, welche Themen du in dem Film siehst.
0:16:12–0:16:16
Also erstmal halt die Angst, der Typ hat halt eine Angststörung,
0:16:16–0:16:21
geht halt auch zum Psychologen deswegen, nimmt Medikamente gegen die Angst.
0:16:22–0:16:32
Geht um Kindheitstrauma und Kindheitstrauma verursacht wohl durch eine narzisstische
0:16:32–0:16:34
Mutter, würde ich sagen.
0:16:35–0:16:43
Es geht auch um Trauer wieder, wie der Mitzoma, also um den Verlust der Familie
0:16:43–0:16:49
und allein in der Welt sein und auch um Familie finden und so weiter.
0:16:49–0:16:53
Siehst du, hast du noch andere Themen?
Florian Clauß
0:16:53–0:16:59
Ja, du hast es implizit genannt, aber ein ganz starkes Motiv ist die,
0:16:59–0:17:05
also die nazistische Mutter, quasi die Störung von Vater-Mutter,
0:17:05–0:17:12
Sohn-Mutter-Beziehung und der Verlust des Vaters, Der Vater ist der,
0:17:12–0:17:15
der bei der Zeugung gestorben ist.
Chris Flor
0:17:16–0:17:22
Weil er genau wie Bo halt auch ein Herzrumor hat. Wie nennt sich das? A heart grow?
Florian Clauß
0:17:22–0:17:23
Murmur.
Chris Flor
0:17:23–0:17:29
Nein, hart Murmur wird das im Film genannt. Aber hat halt einfach so ein Herzgeräusch,
0:17:29–0:17:31
den Bo auch hat. Das wird halt von der Mutter...
0:17:32–0:17:35
Aber es ist halt ja nicht unbedingt klar und das löst sich auch nicht auf,
0:17:35–0:17:37
ob das jetzt stimmt oder nicht.
Florian Clauß
0:17:37–0:17:41
Wirklich. Und es geht viel um toxische Beziehungen,
0:17:41–0:17:46
toxische ist ja so ein Schlagwort, aber die toxischen Beziehungen,
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die natürlich zwischen Sohn und Mutter, aber auch dann in dieser anderen Familie
0:17:53–0:17:54
auch, da diese Beziehungen.
0:18:02–0:18:05
Angststörung, dann damit zusammenhängt, dieses ganze Surreale,
0:18:05–0:18:09
es geht ja auch ins Psychedelische, ganz stark.
0:18:12–0:18:15
Und dann Familie und diese Vaterlinie, die dann auch nochmal da,
0:18:15–0:18:19
Großvater und so weiter dann aufgezeigt wird.
Chris Flor
0:18:19–0:18:22
Also ja, auch eben diese Sache,
0:18:22–0:18:25
gute Mutter, böse Mutter, diese Geschichte,
0:18:25–0:18:30
oder halt insgesamt ein Elternteil, das Conditional,
0:18:30–0:18:37
Unconditional Love, diese, mir fallen halt die ganzen Worte nur in Englisch an,
0:18:37–0:18:42
deswegen, also diese Nurturing Mother und halt eben diese narzisstische Mutter,
0:18:42–0:18:47
Die Sachen, da tauchen ja auch verschiedene Frauenfiguren auf,
0:18:47–0:18:54
die dann halt dann auch ein bisschen so was vorleben, wie so eine nurturing mother oder halt auch so,
0:19:03–0:19:06
eine gesunde, unterstützende, emotional unterstützende Familie dann halt irgendwie so vorleben.
0:19:06–0:19:13
Besonders in der mittleren Szene im Wald, da gibt es halt diese Verschnaufpause,
0:19:13–0:19:17
wo sich die Leute umeinander kümmern und halt aneinander verstehen.
Florian Clauß
0:19:17–0:19:21
Es gibt so eine Parallelgesellschaft, die so eine kleine Utopie da ausbaut.
0:19:22–0:19:25
Aber, ich glaube, das haben wir nicht explizit genannt, aber das wird explizit
0:19:25–0:19:29
in den ersten Minuten des Films ganz stark als Motiv.
Chris Flor
0:19:29–0:19:30
Die Geburt?
Florian Clauß
0:19:30–0:19:40
Die Geburt auch, aber es geht um Angst und Schuld. Guilty! Das ist der Kernmoment
0:19:40–0:19:44
für die Hauptmotive, die diese Handlung treiben.
Chris Flor
0:19:44–0:19:48
Ja, und das fand ich, ja gut, das war halt dieses Wort war halt toll,
0:19:48–0:19:52
weil der Arzt fragt ihn...
0:19:53–0:19:58
Fragt Beau, ob er sich schuldig fühlt, dass er längere Zeit nicht bei seiner Mutter war.
0:19:58–0:20:00
Fühlst du dich schuldig, dass du längere Zeit nicht bei meiner Mutter warst?
0:20:00–0:20:05
Und er beantwortet das nicht so richtig, sagt halt nichts.
0:20:05–0:20:08
Und dann schreibt der Arzt, schreibt dann guilty auf seinen Blog.
0:20:08–0:20:11
Also er schreibt nicht feels guilty, sondern schreibt halt guilty.
0:20:11–0:20:16
Also da ist die Schuld, wird dann halt so festgeschrieben auch.
0:20:16–0:20:19
Und ja genau, um diese Schuld geht es ja die ganze Zeit.
Florian Clauß
0:20:20–0:20:25
Aber du wolltest jetzt nochmal, quasi bevor wir in die Teile der Geschichte
0:20:25–0:20:30
einsteigen, nochmal den Bogen spannen mit den Motiven, was sich da noch für...
Chris Flor
0:20:30–0:20:34
Ja, genau. Ja, ich glaube, aber die hatten wir jetzt eigentlich alle schon so...
0:20:34–0:20:38
Hatten wir genannt, ne? Hatten wir angesprochen und natürlich gehen die alle ineinander über.
Florian Clauß
0:20:39–0:20:44
Ja, ja. Ja, und generell bei einem Film ist es, glaube ich, ganz schwierig und
0:20:44–0:20:46
das ist, glaube ich, in den ersten Teilen sehr gut gelungen.
0:20:47–0:20:52
Also wenn man jetzt von vier, fünf Teilen ausgeht, den ersten Teil, was jetzt quasi...
Chris Flor
0:20:53–0:20:56
Ich hatte den eigentlich als einen normalen Dreiakter gesehen.
Florian Clauß
0:20:56–0:20:59
Okay, also ich würde jetzt, kann ich auch gleich nochmal sagen,
0:20:59–0:21:06
aber was bei dem Film jetzt tatsächlich stattfindet, passiert als reale Handlung,
0:21:06–0:21:13
was von ihm halluziniert ist, ja, und was einfach nur so ein Traumzustand ist, ja.
0:21:13–0:21:18
Also es wird nicht richtig aufgelöst, man weiß nicht, was jetzt tatsächlich
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wahr ist. Das ist ein klar syrilistisches Prinzip.
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Was dann für meine Ansicht irgendwann umkippt.
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Also jetzt zu den Teilen. Es gibt den ersten Teil, oder was ich jetzt Teil bezeichnen
0:21:32–0:21:35
will, wo er beschrieben wird in New York, seiner Wohnung.
Chris Flor
0:21:36–0:21:38
Ist das New York? Das ist New York.
Florian Clauß
0:21:38–0:21:42
Soll New York darstellen. Ist in Kanada gedreht.
0:21:42–0:21:46
Soll New York darstellen. Die Wohnung ist in einem total verwahrlosten Viertel.
0:21:46–0:21:50
Es liegt ein Leich auf der Straße. Es sind obskure Nachtgestalten.
0:21:54–0:21:57
Irgendwelche obdachlosen, irgendwelche voll tätowierten, komischen Leute.
Chris Flor
0:22:00–0:22:04
Auch läuft Latin-Music, zu der die tanzen, und ich glaube, da ist halt eben
0:22:04–0:22:05
auch wieder der Verweis,
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diese Angst, die halt geschürt wird von so Rassenrechten, so rechte Nachrichtensender
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in den USA, Also da spielt halt auch rein.
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Ich habe halt auch immer diesen Winkel auf, was verursacht hier Angst?
Florian Clauß
0:22:26–0:22:31
Also gesellschaftlich, in diesem ganzen Wokeness, dann ist natürlich dann die
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Integration und die Diversität ein ganz wichtiges Motiv,
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aber gleichzeitig natürlich auch gesellschaftlich, was dann Angst bereitet und
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was nicht kennengelernt, was man nicht kennt.
0:22:43–0:22:46
Das zu solchen Zuständen führen kann.
Chris Flor
0:22:46–0:22:52
Ich kenne Menschen in meiner Umgebung, in den USA, die halt sehr viel Fox News und so weiter hören.
0:22:53–0:22:57
Und die haben zum Beispiel, wir hatten gesagt, wir würden uns in unserem Büro
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in San Francisco treffen.
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Und der hatte am helllichten Tag, und der hatte tatsächlich Angst,
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zu Fuß in San Francisco rumzugehen,
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weil er diese Bilder hatte, Großstadt, USA Großstadt, dass es halt wirklich
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gefährlich ist, dass es wirklich so ist, dass einer mit einem Messer ankommen
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könnte und einen ersticht oder so was.
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Also ich glaube halt diese Angst, diese Vorstellung ist dann halt da dargestellt in, also...
0:23:31–0:23:39
Selbst in dieser Flohmarktszene, wo man sich eine Waffe anguckt und die Waffe lädt im Flohmarkt.
Florian Clauß
0:23:41–0:23:45
Das sind so dystopische Zustände, die eine jenseitige Gesellschaft beschreiben.
0:23:47–0:23:52
Und klar, das passiert ja auch. Aber man weiß nicht, ob es tatsächlich passiert.
0:23:52–0:23:56
Aber das ist so, wie man sich das ausmalen könnte in einem Albtraum.
0:23:56–0:23:59
Also das ist albtraumhafte, die Kulisse, die da entsteht.
0:23:59–0:24:04
Die da auch super, also von der Stimmung her, finde ich den ersten Teil ganz grandios.
Chris Flor
0:24:04–0:24:08
Aber ich glaube halt nicht nur ein Albtraum, ich glaube, dass so ein kollektiver
0:24:08–0:24:12
Albtraum, so ein kollektiver Fiebertraum über urbanes Leben,
0:24:12–0:24:15
glaube ich, ist da schon, über ein multikulturelles urbanes Leben,
0:24:15–0:24:18
wird dann halt so dargestellt auch.
Florian Clauß
0:24:18–0:24:22
Ja, dann sind wir ja natürlich wieder so bei den Archetypen,
0:24:22–0:24:25
dann müssten wir nochmal mit mit den jüngsten Archetypen,
0:24:25–0:24:30
Aber die werden da auch so, also das ist halt diese Logik aus so einem Albtraum,
0:24:30–0:24:34
die dann ganz stark hochkommt und die auch solche Motive so gesellschaftlich
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irgendwo verankert in so einer Mimesis, aber jetzt natürlich total übertrieben
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und überspitzt dargestellt.
0:24:43–0:24:49
Und der zweite Teil ist dann, nach einem Unfall wacht er dann bei einer Familie
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in so einem vor Ort auf und besetzt quasi das Jugendzimmer der Tochter der Familie
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und er wird unglaublich von denen,
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die ihn angefahren haben, wird er gepflegt,
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gesund gepflegt und er wird dann, wie sagt man, er kriegt dann halt so eine
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unglaubliche Aufmerksamkeit und wird fast wie so ein zweites Kind dann auch
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in der Familie behandelt.
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Hat aber gleichzeitig einen Fußfessel. Es gibt auch wieder die surrealen Momente
0:25:17–0:25:20
in diesem. Das ist der zweite Teil. Kommen wir auch gleich nochmal.
Chris Flor
0:25:20–0:25:21
Dann der dritte Teil.
Florian Clauß
0:25:21–0:25:24
Der dritte Teil wäre für mich dann eben diese, was wir schon angedeutet haben,
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diese Parallelgesellschaft, diese im Wald, diese Theatergruppe.
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Theatergruppe, auch wieder Parallele zum Midsommar. Dann gibt es da tatsächlich
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ein Theaterspiel und dann fängt der Film, das Stilmittel zu wechseln.
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Er erzählt eine Geschichte, wie er mit seinen Söhnen, Also er als Hauptfigur
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in einer kompletten animierten Szene und ganz unterschiedlichen Animationstechniken.
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Einmal Stop Motion, auch gezeichnet und so weiter.
Chris Flor
0:25:55–0:25:56
Völlig unterschiedlich.
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Pappkultisten, die so hochklappen und drehen.
Florian Clauß
0:26:01–0:26:05
So wie Wes Anderson teilweise. Also völlig unterschiedlich.
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Und dann kommt es zu der Beerdigung von seiner Mutter, die angeblich gestorben
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sei, gibt es diese Odyssee, wie er dann zu dem Haus kommt und trifft dort auf seine Mutter.
0:26:18–0:26:24
Das ist so der vierte Teil, der sich dann mehr oder weniger auflösen und dann
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am Ende die Verhandlung könnte man dann das hier machen.
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So grob einteilen und ich will es mal in meiner Meinung vorwegnehmen,
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dass ich den Film bis zur Hälfte, ziemlich genau, quasi in der 90.
0:26:42–0:26:44
Minute, fängt er an zu kippen.
Chris Flor
0:26:44–0:26:45
Okay.
Florian Clauß
0:26:45–0:26:49
Also für mich jetzt. Davor fand ich ihn unglaublich stark und dachte,
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wow, und dann kommt da so eine Willkürlichkeit rein, dass ich den nicht mehr ernst nehmen kann.
Chris Flor
0:26:55–0:26:57
Okay, und das wäre dann quasi...
Florian Clauß
0:26:57–0:27:01
Mit dem Anfang der Animationsszenen. Okay.
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Also, das war so, ne? Also, diese ganzen Szenen und die ganze Geschichte bis
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zu dieser Wandertheatergruppe, wo ich mich auch sehr stark an Station Eleven erinnere.
Chris Flor
0:27:16–0:27:16
Ja, ja, hatte ich auch.
Florian Clauß
0:27:17–0:27:21
Und dann fängt er eben an zu kippen. Also, so ging's mir, und dann fand ich
0:27:21–0:27:24
ihn eher nervig. Also, ich konnte ihn einfach nicht mehr ernst nehmen.
Chris Flor
0:27:24–0:27:25
Ah, okay.
Florian Clauß
0:27:26–0:27:27
Vielleicht sagst du.
Chris Flor
0:27:28–0:27:32
Okay, also ich habe den auch tatsächlich in zwei Etappen geguckt.
0:27:32–0:27:36
Also ich habe den erst, ich habe erst den Anfang geguckt und dann habe ich gemerkt,
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okay, jetzt ist nicht genügend Zeit, um den ganz durchzugucken.
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Dann habe ich ihn wirklich auch ungefähr bis dahin.
0:27:42–0:27:49
Nee, ich musste auf. Ich musste sogar aufhören, als er bei dieser Familie gelandet
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war in dem Vorort mit dieser Schwester.
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Ich fand dieses, wie die Schwester sich verhalten hat, fand ich halt enorm anstrengend.
0:27:59–0:28:02
Und hab das dann nicht mehr ertragen und hab dann auch wirklich Angst bekommen.
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Und ich muss halt auch sagen, also es ist, also ich hab dann da aufgehört und
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hab dann wieder angefangen.
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Hab dann aber danach gemerkt, dass mir eben auch ein bisschen der Faden verloren
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gegangen ist. Ich hab auf einmal nicht mehr ganz verstanden,
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wie der Film funktioniert.
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Weil der halt eben läuft und ändert sich und ändert sich und führt dann halt
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so hin und natürlich ein Schritt nach dem nächsten. Das ist alles irgendwie
0:28:28–0:28:30
in so einer Logik, in so einer Traumlogik.
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Es ist dann doch logisch, wie es halt immer weitergeht und der schließt ja dann
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auch irgendwie den Kreis mit dem Thema des Wassers und so weiter.
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Aber mir ging es halt auch so ein bisschen so, dass ich den Faden verloren hatte.
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Ich war mir dann auch am Ende nicht mehr sicher, ist es wirklich...
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Es ist wirklich ein guter Film. Als der Film vorbei war, dem Abend,
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habe ich gedacht, er hat mich sehr bewegt.
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Ist es ein guter Film? Ich weiß es nicht genau. Habe dann aber gemerkt,
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dass ich die nächsten Tage sehr, sehr viel, immer jeden Tag darüber nachgedacht
0:29:05–0:29:09
habe. Und so ungefähr eine Woche lang habe ich mich immer wieder an Sachen erinnert.
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Und an mehr kann man halt eigentlich von einem Film nicht erwarten, finde ich.
0:29:14–0:29:17
Und habe mich dann entschieden, okay, das ist dann so oder so halt ein guter Film.
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Ich glaube aber halt eben auch, dass er, ich wollte mir halt jetzt für unser
0:29:22–0:29:26
Gespräch ihn mir noch mal angucken, habe das aber die ganze Zeit vor mir her
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geschoben, weil er wirklich sehr schlimme Gefühle ausgelöst hat.
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Und dann halt kann man ja vielleicht sagen,
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dass ich ja durchaus Erfahrungen mit Angstzuständen habe,
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hatte auch zeitlange Medikamente genommen, bin in Therapie gegangen und kenne
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halt auch sehr viele dieser Strategien,
0:29:52–0:29:58
die halt auch Bo selber benutzt, um irgendwie einer gefährlichen Welt irgendwie auszuweichen.
0:29:58–0:30:02
Und das geht eigentlich die ganze Zeit, als roter Faden führt ja diese,
0:30:02–0:30:06
er sagt immer Thank you, sorry, thank you.
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Also einfach diese Sache um Gottes Willen bloß nicht Missmut in der Umgebung hervorzurufen.
0:30:15–0:30:21
Einfach damit es halt sicher bleibt in der Umgebung, damit man selber in einer
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sicheren Position ist. und diese Strategie,
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Das ist natürlich bei Beau durch diese Mutterbeziehung,
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diese unberechenbare Mutter, wo er dann auch gerade immer in dieser Kommunikation,
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vielleicht können wir da auch jetzt mal anfangen, diese Kommunikation mit seiner,
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da kommen wir nicht durch.
Florian Clauß
0:30:41–0:30:42
Nee, da müssen wir schwimmen.
Chris Flor
0:30:43–0:30:45
Aber da kann man doch sehr tatsächlich lachen, oder?
Florian Clauß
0:30:46–0:30:51
Ja, gerne, können wir gerne. Also was du sagst, der hat auch immer Thank you
0:30:51–0:30:53
und... Thank you, sorry, thank you.
Chris Flor
0:30:53–0:30:54
In so dieser Kombination.
Florian Clauß
0:30:55–0:30:59
Und er war ganz oft, es ist immer Whaaat? Wo er dann Was? Whaaat?
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Ja, ja. Whaaaat? Guckt immer so das Zeichen Whaaaat? Was machst du hier?
Chris Flor
0:31:05–0:31:06
Was passiert hier? Ja, ja, ja.
Florian Clauß
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Und das finde ich so großartig gespielt von ihm.
Chris Flor
0:31:09–0:31:16
Auch, also er versteht schon, dass die Situation, also dass ihm da halt auch Gewalt zugefügt wird,
0:31:16–0:31:22
weil er das in gewisser Weise vielleicht auch zulässt durch diese Attitüde,
0:31:22–0:31:26
Aber er übernimmt nicht wirklich so eine Verantwortung.
Florian Clauß
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Das ist ja sein Gült.
Chris Flor
0:31:29–0:31:33
Das ist auch der Vorwurf seiner Mutter, die die Mutter am Ende macht.
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Und das einzige Mal, wo sie halt Recht hat auch über ihn, dass er halt eben
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nicht die Verantwortung übernehmen muss. Aber es ist auch verständlich.
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Wir springen halt jetzt nach vorne. Aber in dieser Rede dann am Ende sagt ja die Mutter so,
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Mutter so, dass er genau das, dass er halt nie Verantwortung übernommen hat für sein Leben,
0:31:57–0:32:02
dass er halt immer so ausgelotet hat, wenn ich jetzt das mache oder das nicht
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mache, dann muss ich das nicht machen oder das passiert nicht mit mir oder würde
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dann dies mit mir passieren.
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Aber seine Mutter sagt ihm dann halt aber auch in dieser selben Rede,
0:32:12–0:32:13
ich habe alles für dich gegeben,
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ich habe das bisschen Liebe, was bei mir im Tiefsten war,
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muss ich rausdrücken, um dir zu geben, ich habe dir hoffentlich genügend Angst
0:32:22–0:32:25
vor der Welt mitgegeben,
0:32:25–0:32:28
damit du sicher bist in der Welt und die Mutter, das Business, was die Mutter hatte,
0:32:28–0:32:32
das sieht man auch in den Zeitungsausschnitten, geht ja immer um Security,
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Safe, also Rasierklingen und Allergiemedikamente und Security und so weiter,
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das ist ja so ihr Business und dann – und ich glaube auch Tabletten,
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also Pharma – auch Tabletten, aber das da sehe ich halt auch wieder diesen Rückschluss
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zur Gesellschaft, halt eben auch wieder diese Security und dann.
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Angst einjagen, um Kontrolle zu behalten, irgendwie ist ja dann,
0:32:58–0:33:03
ist ja eben so eine Technik halt eben auch, wie das, was ich vorher beschrieben
0:33:03–0:33:04
habe, über diese urbane...
Florian Clauß
0:33:05–0:33:09
Ja, und auch ein Gesellschaftszustand in Amerika, weil also diese,
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man spricht ja jetzt quasi von der dritten Drogenepidemie in Amerika,
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durch eben diesen Oxytocin-Konsum, das ist ja,
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also Und da finde ich halt diese Dimension, wo es auch über diesen individuellen
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Mutter-Sohn-Konflikt hinausgeht, sondern eine gesellschaftliche Relevanz darstellt,
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mit diesem Tablettenkonsum.
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Es fängt an bei den Therapisten, der ihnen dann einfach auch eine neue...
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Okay, probiere jetzt die Tablette. Es wird ja überhaupt nicht...
Chris Flor
0:33:40–0:33:42
A cool new drug, sagt er oder so.
Florian Clauß
0:33:42–0:33:47
Genau, aber nimm die auf jeden Fall mit Wasser. Und da fängt quasi dieser Horrortrip
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an. Man weiß jetzt auch nicht, ob dann diese Tabletten das dann auch evoziert
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haben, ausgelöst, oder ob das jetzt so sein Normalzustand ist.
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Was mich daran auch, das möchte ich den Sidekick machen, weil das ist irgendwie
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auch einer der wichtigsten Filme von diesem Jahr und letzten Jahrhandel,
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ich glaube, diesmal, ist, ich weiß nicht, ist es ein Dokumentarfilm,
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ob du den auch schon gesehen hast, nämlich All the Beauty in the Bloodshed?
Chris Flor
0:34:12–0:34:14
Nee, habe ich nicht gesehen.
Florian Clauß
0:34:14–0:34:14
Das ist von Laura,
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Poitras, die maßgeblich Snowden mit quasi begleitet hat in seinen Leaks und
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ihn auch mit geschützt hat und die hat ja diesen Film über Snowden,
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den Dokumentarfilm, ich weiß nicht, ob du den geguckt hast?
Chris Flor
0:34:33–0:34:34
Nee, auch nicht.
Florian Clauß
0:34:34–0:34:37
Auch ganz stark. Und das ist eine Biografie von Nan Goldin.
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Nan Goldin ist eine Fotografin, die vor allen Dingen in den 70ern und 80ern
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groß geworden ist und teilweise hier in Berlin gewohnt hat und in diesem ganzen
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transschwulen Umfeld groß geworden ist,
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auch als Aktivistin viel für diese ganz,
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dichten Fotografien gemacht hat.
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Und sie, ich hab die auch damals tatsächlich, die war dann im Martin-Gropius-Bau,
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hat eine Ausstellung geöffnet, das war so 2014.
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Und da war die halt total drauf, da dachte ich so, was ist denn mit der los?
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Und da war die halt oxyabhängig, also von diesem, ihr wurde das verschrieben,
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ja, von einem Arzt, das ist ein Drama in den USA.
Chris Flor
0:35:21–0:35:25
Ich kenne Leute, also ich kenne einen, der das irgendwie, der hat Rückenschmerzen
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und der ist dann ganz schlimm da abhängig geworden. Der hat es wieder raus geschafft,
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aber der ist auch nicht richtig in Ordnung mehr.
Florian Clauß
0:35:31–0:35:35
Und das ist eine ganze Aktivistengruppe. Also der Film erzählt auf der einen
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Seite quasi die Lebensgeschichte von Nangal Goldin. Auf der anderen Seite wird
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sie als Aktivistin gezeigt.
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Und diese Tabletten, also dieses, wurde ja systematisch von einer Familie,
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von der Familie Sackler wurde das dann ja verbreitet.
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Man hat dann auch so Empfehlungen den Ärzten gegeben, wenn jetzt Schmerzen,
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wenn Patienten mit leichten Schmerzen kommen, dann verschreibt ihnen doch bitte dieses Medikament.
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Und damit, das ist quasi wie so ein ... Also, es ist im Prinzip wie ein Opiumkrieg im eigenen Land.
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Also, das, was dann als Opiumkrieg in China gelaufen ist, damit die Briten reinkommen
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und da halt irgendwie ihre Sachen exportieren können, ist das da passiert.
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Also, das heißt, es sind ganz normale Leute, sind abhängig sind gestorben und
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problem auch wenn dann eben das oxy zitin Oxycodone, Oxycodone,
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Oxys kann man sagen. Wenn das abgesetzt wird, dann...
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Ist die Abhängigkeit ja nicht weg und viele sind dann eben auf dem Schwarzmarkt
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und kaufen sich dann eben Äquivalente und es gibt dieses künstlich hergestellte Heroin Ja,
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das ist Fettenau Fettenau,
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ja Und das kommt dann rein,
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ja und das ist halt super gefährlich, weil man da schnell überdosieren kann
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Genau, weil das wirklich so ganz Also wenn das in einem Schwarzmarkt hergestellt
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wird, hast du halt so Krümelchen, die dann halt so hoch dosiert sind,
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dass wenn du die schnupfst, dann sofort tot bist.
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Aber die müssen halt in der Trägersubstanz verteilt werden und diese Verteilung
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läuft nicht richtig. Deswegen hast du ganz viele Drogentoten.
Chris Flor
0:37:18–0:37:22
Ja, ich habe gehört, dass dieses Fetanol so gut wie in allen illegalen Drogen
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momentan in den USA halt, wenn man irgendwas kauft, selbst eine Ecstasy oder
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sowas, ist da irgendwie Fetanol drin.
Florian Clauß
0:37:29–0:37:37
Weil es ist relativ billig zu produzieren, weil es halt synthetisch herstellbares hergestellt wird.
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Und der Film zeigt dann Nan Goldin als Aktivistin, wo die gegen die Sackler,
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haben halt so ein Greenwashing gemacht.
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Die haben ganz in ganz vielen bekannten Galerien und Museen,
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haben die halt so einen Ausstellungsraum, da gibt es halt, die haben unglaubliche
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Gelder da denen gespendet.
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Und du siehst den halt am Anfang, ich glaube, das ist dann das MoMA,
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wo die dann auch eben dann eine Aktion machen und sagen hier,
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dieser Raum wird gefördert von Säckler und Nie wieder Oxy und so weiter.
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Die kriegen dann irgendwann, werden die gehört mit ihrer Kampagne.
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Und das folgt dann so, der Film endet dann halt da.
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Und das ist ganz normale Familien, die von dieser Epidemie betroffen sind,
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dann in der Konfrontation mit den Settlern. Die müssen dann über acht Stunden
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sich anhören, die einzelnen Schicksale. Und die wechseln halt wirklich in drei Minutentakt.
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Und das ist so dramatisch, weil wirklich ganz normale Leute ihre Kinder verlieren,
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ihre Lebenspartner und so weiter.
Chris Flor
0:38:44–0:38:47
Ja, wobei halt so ganz normale ist ja auch, muss ja noch nicht mal,
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es ist ja selbst wenn es, also man muss ja nicht sagen ganz normal.
Florian Clauß
0:38:52–0:38:55
Voll in der gesellschaftlichen Mitte, sonst ist es ja immer so,
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weißt du, so diese Opiate sind ja immer irgendwie eine randgesellschaftliche Bewegung.
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Also das passiert ja nicht, aber das ist einfach durch diese Verschreibungstaktik,
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ist es in so einer gesellschaftlichen Mitte angekommen und betrifft da ganz
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viele. Also es ist wirklich, man spricht wirklich von der dritten Drogenepidemie.
Chris Flor
0:39:14–0:39:19
Ja, ich kenne auch einige Leute, die ziemlich hart abgestürzt sind.
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Also nicht das wir jemals verschrieben bekommen haben, aber über den Schwarzmarkt
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Oxys ab und zu mal genommen haben, immer mehr genommen haben und dann irgendwie Familie zerstört.
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Also ein richtiger, wahnsinniger sozialer Abstieg aus der Mittelklasse raus.
Florian Clauß
0:39:36–0:39:42
Und das, was sich dann so ikonografisch damit verbindet, das ist vielleicht
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in Amerika ganz normal, aber in Europa kennt man das nicht. Das sieht man auch
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in einem Film, diese orangenen Pillendosen.
Chris Flor
0:39:49–0:39:55
Ja, klar. Aber da würde ich auch nochmal sagen, da geht es wirklich nicht nur um diese Opiate.
0:39:56–0:40:06
Da geht es halt eben um normale Psychopharmaka und halt eben diese Schwester da in diesem Das war's.
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Gut, ich glaube, wir brauchen die Geschichte nicht nachzuzählen,
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nur weil das hat ja jeder, der sich das hier anschaut, hat es ja.
Florian Clauß
0:40:12–0:40:16
Ja, aber vielleicht nochmal so diese New York-Episode, also dieses,
0:40:16–0:40:21
er kaut sich, er muss dann halt, er kriegt diese Tabletten verschrieben,
0:40:21–0:40:26
dann muss er, wird ihm nochmal gesagt, das darfst du nicht ohne Wasser einnehmen.
Chris Flor
0:40:26–0:40:30
Und er googelt das dann auch und das sieht so aus, als ob man da wirklich auch
0:40:30–0:40:32
strandstirbt, wenn man das nicht mit Wasser trinkt.
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Also, we remember John, der hat dann, ein John hat wohl im Internet,
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er wird dann gezeigt, er hat wohl die Tablette ohne Wasser genommen.
Florian Clauß
0:40:42–0:40:44
Und er muss dann...
Chris Flor
0:40:44–0:40:47
Ja, aber das ist halt auch so kompliziert zu erklären. Also,
0:40:47–0:40:49
die Sache, diese ganze, das ist wirklich...
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Das ist halt, was ich denke, was halt so hart ist in diesem Stück,
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in diesem Film, ist, dass es eine Tragödie ist, die einfach abläuft.
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Also der hat irgendwie, ist er guilty oder nicht, das ist halt die Frage.
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Aber die Sache ist, der Film fängt an und dann läuft es durch,
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bis er dann bestraft wird. Also bis er mit dem Tode bestraft wird,
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geht es halt von vorne bis hinten. Und es sind einfach ein Ursache,
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Wirkung, Ursache, Wirkung.
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Es fängt halt an, es fängt wirklich, da fängt es halt wirklich mit der Tablette an.
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Also er kriegt die Tablette verschrieben, die nimmt er, braucht das Wasser,
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hat kein Wasser im Haus, weil die Sache abgeschaltet ist.
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Der Schlüssel war ihm gestohlen worden, weil er ins Flughafen will,
0:41:35–0:41:44
deswegen muss er die Tür auflassen. Er geht rüber, telefoniert, ja gut, dann...
Florian Clauß
0:41:44–0:41:45
In diesem Rockstore, in diesem...
Chris Flor
0:41:46–0:41:49
In diesem Convenience Store, ja genau. Geht dann, holt dann das Wasser.
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Mittlerweile sind die ganzen Leute von der Straße, also die ganzen gefährlichen
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Gestalten, sind in seiner Wohnung, machen Party. Er muss draußen warten,
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er kommt rein, nimmt ein Bad und dann ist aber auch so eine Brown Recluse-Spinne.
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Also diese Spinne, die kennt man hier nicht.
Florian Clauß
0:42:08–0:42:09
Ja, die kennt man in Amerika.
Chris Flor
0:42:10–0:42:13
Sehr bekannt. Und was ist denn das für eine Spinne? Das ist auch eine Ostküstenspinne.
0:42:14–0:42:18
Brown Recluse heißt, die verstecken sich halt auch. Die verstecken sich, kommt dann raus, beißt.
0:42:19–0:42:20
Wenn sie sich bedroht fühlt.
Florian Clauß
0:42:20–0:42:21
Ist sie aggressiv?
Chris Flor
0:42:23–0:42:26
Defensiv, aber halt gefährlich. Also enorm aggressiv-defensiv.
Florian Clauß
0:42:27–0:42:31
Also wenn sie sich bedroht fühlt, dann fängt sie sofort an zu beißen.
Chris Flor
0:42:31–0:42:36
Ja, und beißendes Gift sorgt dafür, also sorgt für eine Entzündung und eine
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Wunde, die dann aber nicht heilt.
0:42:38–0:42:44
Und das ist total schwer, selbst ein unterärztlicher Obhut, da muss man halt
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wirklich monatelang Tabletten nehmen, Wunde dann halt irgendwann abheilt.
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Das ist ganz schlimm, dieses Ding.
Florian Clauß
0:42:49–0:42:52
Ich wusste ja auch nicht, was... also ich dachte auch, das ist eine Referenz,
0:42:52–0:42:55
das ist jetzt auch so ein... so ein Arche... Archäophobie oder Arachnophobie?
Chris Flor
0:42:57–0:42:57
Das ist halt...
Florian Clauß
0:42:58–0:43:01
So ein phobischer Zustand oder ist das halt tatsächlich real?
Chris Flor
0:43:01–0:43:04
Ja, ja, das gibt's halt wirklich und das ist aber auch halt eben was,
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wovon man Angst haben kann, natürlich. Arachnophobie natürlich,
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aber das ist halt wirklich gefährlich, diese Dinger.
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Und dann nimmt ein Bart, dann oben an der Decke hält sich so ein Typ fest,
0:43:17–0:43:20
der sich nicht bewegen möchte, weil die Spinne auf ihm auf dem Rücken sitzt,
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der hat halt auch Angst, fällt dann runter ins Bad mit dem, mit Bo,
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Bo rennt nackt auf die Straße aus Angst.
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Und dann aber zur gleichen Zeit geht dann auch so ein Killer um in seiner Neighborhood,
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der halt der nackte Killer irgendwie, der ein weißer Mann, ein unbeschnittener
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weißer Mann oder so, wird einfach nur beschrieben.
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Und er rennt raus auf die Straße, das war auch eine krasse Szene,
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er rennt dann raus auf die Straße, sieht dann diesen Killer ihm gegenüber,
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beide sind nackt. Er rennt dann weg, rennt zu einem Polizisten.
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Der Polizist hält dann eine Pistole und denkt, dass der Bo der Killer ist.
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Bo hat irgendwie so eine Figur in der Hand, die er seiner Mutter zum Todestag des Faschischen wurde.
Florian Clauß
0:44:14–0:44:14
Das Marienkind.
Chris Flor
0:44:16–0:44:20
Maria mit Kind. Und er sagt dann, drop your weapon.
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Und er lässt es wirklich fallen und er steht wirklich da überhaupt nicht mehr
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bedrohlich und der Polizist dann so Don't make me do this! Come on man,
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don't make me do this! Und halt aber die ganze Zeit eigentlich ist er wirklich nicht mehr...
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Und Bo fragt die ganze Zeit, ja was
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soll ich machen? Und das ist halt auch wirklich so ein Thema irgendwie.
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Also Bo fragt die ganze Zeit irgendwie die Leute, ja was soll ich denn machen?
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Was soll ich machen? Und er kriegt aber auch keine klaren Antworten.
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Und er wird aber immer gezwungen, Verantwortung zu übernehmen für Sachen,
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wo halt einfach nicht klar ist, was jetzt die Erwartungen sind.
Florian Clauß
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Das ist ein ganz gutes Bild, wie du das beschrieben hast, dass die Bühne eigentlich
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immer an ihm vorbeigezogen wird und er muss dann in so einem Ursache-Wirkungs-Rad
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gucken, wo er bleibt und dann fragen, wo muss ich denn hin, was wollt ihr jetzt von mir?
Chris Flor
0:45:04–0:45:07
Die Sache war ja vorher auch eher...
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Wollte die Mutter besuchen und sein Schlüssel wurde geklaut.
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Er ruft die Mutter an und sagt hier, ich verpasse den Flug und sie ist halt
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total sauernd eingeschnappt, obwohl halt eigentlich Bo halt wirklich ein Problem hat.
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Sein Gepäck ist geklaut worden, sein Schlüssel geklaut werden,
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er ist nicht sicher in seiner Wohnung mehr, weil halt irgendwelche Kriminellen
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seinen Schlüssel haben und er sagt dann irgendwie, und dann sagt seine Mutter,
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ja, I'm sure you'll do what's right.
0:45:34–0:45:38
Und dann fragt er sie, ja, what do you think I should do?
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What is right? What do you think I should do? Und sie gibt ihm halt keine Antwort irgendwie.
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Das heißt, er wird quasi, also sie könnte ja in einer gesunden Beziehung,
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würde die Mutter sagen, ich wünsche mir das und das von dir.
0:45:54–0:45:58
Dann könnte Beau sagen, das ist vielleicht hier und da ein bisschen schwierig.
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Ich könnte das und das anbieten. Ich selber wünsche mir das.
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Und dann würde man das verhandeln. Und dann am Ende kommt man zu einer Lösung
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von Mensch zu Mensch und dann ist alles geklärt.
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Und er sagt dann ja auch irgendwie, die Mutter sagt nichts und er sagt dann,
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come on, let's fix this, we can do this, we can fix this.
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Aber er hat schon wahrscheinlich durch seine Therapie und so weiter gelernt,
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dann irgendwie zu sagen, okay, was sind deine Wünsche und das Ganze zu verhandeln.
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Aber die Mutter sperrt sich dem. Das sind halt eben diese narzisstischen Mechanismen,
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um einer Problemlösung aus dem Weg zu gehen, um den Konflikt darzuhalten und
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damit halt die Kontrolle aufrecht zu erhalten. Das passiert halt in diesem Moment.
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Und das ist halt ähnlich, wie spiegelt sich das auch wieder in dieser Situation
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mit dem Polizisten, der natürlich selber auch total gestresst ist.
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Aber Beau, durch den ganzen Film durch, so was kann ich denn machen?
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Ich bin doch bereit, das zu machen, was die Situation von mir erwartet.
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Aber er kriegt halt einfach diese Ansagen nicht, weil halt alle anderen mit
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sich selber auch so beschäftigt sind, mit den eigenen Ängsten und so weiter,
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dass sie ihre Wünsche nicht ausdrücken können.
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Also muss Bo die ganze Zeit raten, was wollen denn die anderen von ihm?
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Ja, aber das ist dann die Szene, wo er dann halt merkt, der Polizist,
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er schießt ihn gleich. Dann dreht er sich rum und rennt weg und wird dann von dem Auto überfahren.
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Und später stellt sich dann halt noch raus, dass er, Gehirnerschütterung hat
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er wohl erstmal vergessen, aber war doch bei Bewusstsein, dass der Typ ihn dann,
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dieser nackte Killer, ihn dann halt auch ein bisschen erstochen hat,
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durch die Hand durch und in den Bauch.
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Ja, diese prachtige Szene.
Florian Clauß
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Ja, so schlimm. Und man sieht auch, das wird so ganz leicht angedeutet,
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dass er halt unglaublich dicke Eier hat. Bo! Like in Phoenix.
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Nein, die Figur. Man weiß auch warum, weil er wahrscheinlich nie irgendwie sich
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getraut hat, jemals irgendwo seinen Samen loszuwerden. Das ist ja nach ihm so.
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Und er hat dann das Problem.
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Und dann wird auch dann in dieser Familie, in der Arztfamilie,
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dann meint der Arzt auch so, dass quasi seine Hoden sehr dick sind und er müsste die mal untersuchen.
Chris Flor
0:48:17–0:48:19
Naja, Ultraschall machen lassen.
Florian Clauß
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Und das ist auch so ein absurder, also so ein surrealer Moment, ja.
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Also es ist, ja, das kommt aber auch später dann noch mal so,
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ne, dass er tatsächlich nicht ejakulieren will, kann, weil er dann eben die Angst hat zu sterben.
Chris Flor
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Weil die Mutter ihm das quasi so eingetrichtet hat,
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der Vater sei gestorben in der Hochzeitsnacht,
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wo er gezeugt wurde, während er gezeugt wurde, weil er halt eben,
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ja und sowohl Boes Vater als auch der Großvater, als auch der Urgroßvater hatten
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alle das gleiche Schicksal.
Florian Clauß
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Genau, das ist ja so der, was ihn auch total zeugungsunfähig macht,
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Bewegungslosigkeit, das heißt, diese ganze Sexualität kann er nicht ausleben.
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Das ist ja so sein, auch sein Angstzustand.
Chris Flor
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Die andere Sache, aber das sind zwei, also das sind ja zwei Sachen.
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Die eine Sache ist, die Mutter sagte, okay, wenn er halt kommt,
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dann sein Herz versagt, würde sterben, wie die ganzen männlichen Vorfahren.
0:49:28–0:49:31
Die andere Sache ist, dass die Mutter auch so ihm,
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erzählt, was für ein Frauentyp sein Typ ist.
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Er lernt dann ja, das ist eine Rückblende später,
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raucht er diesen Joint, wo drei Dinge drin sind, wo nicht, was für.
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Drei Dinge sind da drin, bestimmten Typ hätte, dass die Frau müsste wissen,
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was sie will und stark sein und also ich weiß nicht mehr genau,
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wie sie es beschreibt, also quasi wie sie selbst irgendwie hat,
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so quasi dann und sie könnte, da müsste der Mann aber auch stark sein,
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aber dann schiebt sie halt gleich hinterher.
0:50:28–0:50:34
Sie könnte ihm halt helfen auch, solche Frauen zu verstehen,
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weil in Wirklichkeit nur Frauen Frauen verstehen können.
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Und jede Frau kann sich glücklich schätzen, wenn sie mit Bo zusammen ist.
0:50:45–0:50:53
Aber sie quasi, ja vielleicht, also gut, da können wir da einfach mal bleiben.
0:50:53–0:50:57
Also diese Kombination, das ist die Art von Frau, die die Mutter,
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die halt so die Autorität hat.
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Die Mutter ist die einzige Person, die in seinem Umfeld die Frauen wirklich verstehen kann.
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Er kann also kein Urteil darüber fällen, wer jetzt gut und wer schlecht ist
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als Partner. Dann sagt sie auch noch, dass den richtigen Lebenspartner zu finden,
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ist die wichtigste Entscheidung, die man überhaupt treffen kann, also in seinem Leben.
0:51:22–0:51:27
Dann also auch so, ja, die Frau müsste so sein wie sie selber und sie hat es
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dann so bei der schon beurteilt, Elaine ist wohl in Ordnung,
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so von ihrem Urteil, in dem Fall.
0:51:36–0:51:42
Dann Elaine ja dann irgendwie der Urlaub abgebrochen wird von ihrer Mutter,
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weil Beau und Elaine sich da geküsst haben im Urlaub, muss sie dann abreisen
0:51:47–0:51:56
und die bringt dann Bo dazu, ihm zu versprechen, dass er auf sie wartet, also auch so sexuell.
0:51:56–0:52:03
Das heißt, er ist dann halt quasi durch diese Lüge,
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oder man weiß es nicht genau, über dieses Herzversagen beim Geschlechtsverkehr
0:52:07–0:52:16
Und über dieses Versprechen ist er quasi, darf er ja überhaupt niemanden anderes
0:52:16–0:52:17
und alles durch die Mutter verursacht.
0:52:17–0:52:22
Darf er, hat er nur diese eine Person, mit der er irgendwie sich paaren dürfte.
0:52:23–0:52:24
Und selbst da wäre es gefährlich.
0:52:25–0:52:30
Und die wird dann, stellt sich später noch raus, die wurde dann auch angestellt
0:52:30–0:52:34
von der Mutter. Also die war ständig unter Kontrolle der Mutter halt auch.
Florian Clauß
0:52:35–0:52:37
Ja, also im Prinzip verliert der komplett seine Entscheidungswerkzeuge.
0:52:39–0:52:45
Also hat auch die nie irgendwie ausgeprägt, weil er eben in diesen Versprechen
0:52:45–0:52:48
festhängt und in diesem Angstzustand sein Leben zu verlieren.
Chris Flor
0:52:48–0:52:49
Ja.
Florian Clauß
0:52:50–0:52:51
Bei der Paarung. Ja.
0:52:53–0:52:57
Was ja dann auch später dann passiert in so einer übertragenen Form.
Chris Flor
0:52:57–0:52:58
Ja, ja.
Florian Clauß
0:52:58–0:53:02
Nach diesem Unfall kommt der dann, wird er eben von diesen,
0:53:02–0:53:07
er wird von einem Wohnmobil umgefahren eine frau am steuer von denen erwacht
0:53:07–0:53:13
dann auf in dem jugendzimmer von der tochter dieser familie dieses dieses ehepaar
0:53:13–0:53:16
ja tony die tochter tony tony Genau.
0:53:17–0:53:22
Und erlebt da auch so eine absurde Situation. Also da haben wir auch wieder
0:53:22–0:53:23
so die gesellschaftlichen Traumatisierungen.
Chris Flor
0:53:25–0:53:26
Ja, genau. Die gesellschaftlichen Traumatisierungen.
Florian Clauß
0:53:29–0:53:35
Da übernimmt er mehr oder weniger dann die Rolle des verstorbenen Sohnes von
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der Familie. Der Sohn ist in einem, wahrscheinlich Afghanistan, umgekommen.
Chris Flor
0:53:40–0:53:44
Ja, es ist irgendwie ein Fantasyland, glaube ich, vom Namen her.
0:53:44–0:53:46
Ich bin mir nicht sicher, vielleicht gibt es das auch.
Florian Clauß
0:53:47–0:53:51
Genau, er war bei der Armee und ist dann quasi gestorben. Der Freund von ihm, der...
Chris Flor
0:53:52–0:53:59
Ganz kurz, also er wohnt in Tonys Zimmer, obwohl Nathan oder Nathes Zimmer leer
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steht. Genau. Die Leerstelle bleibt dann, ja, die bleibt dann erhalten.
0:54:04–0:54:07
So ein Museum für den Sohn, das muss leer stehen, also anstatt dass er dann
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da drin sein darf, wohnen kann und Tony in ihrem Zimmer bleiben darf,
0:54:12–0:54:17
muss Tony im Wohnzimmer schlafen und er schläft im Tons Zimmer,
0:54:17–0:54:18
Naths Zimmer steht leer.
Florian Clauß
0:54:19–0:54:27
Und draußen in einem Wohnwagen wohnt dann der stark traumatisierte Freund von
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dem verstorbenen Sohn, der im gleichen Alter, der auch quasi in dessen Arm er gestorben ist.
0:54:33–0:54:38
Der wird auch von der Familie aufgenommen, also die Familie ist quasi in Sammelsurium ein Traumata.
0:54:41–0:54:44
Und gleichzeitig versuchen die eine totale Normalität, Das ist ja die ganze
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Fassade, dieses ganze Interieur ist ja ein absoluter Durchschnitt von der amerikanischen
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kleinbürgerlichen Familie, das da gezeigt wird, mit den ganzen,
0:54:57–0:55:01
komischen Familienverbindungen. Also Toni, die Tochter, die ist wahrscheinlich so die Normalste.
Chris Flor
0:55:02–0:55:03
Ja, aber halt auch.
Florian Clauß
0:55:03–0:55:04
Auch eben.
Chris Flor
0:55:04–0:55:08
Die nimmt ja auch die ganze Zeit, die hat auch immer diese orangenen Fläschchen mit sich.
Florian Clauß
0:55:08–0:55:10
Ja, die nimmt Tabletten, Drogen, aber...
Chris Flor
0:55:10–0:55:13
Die ganze Zeit ist die eigentlich nur am Tabletten schlucken, wie so M&M's.
Florian Clauß
0:55:14–0:55:19
Aber gleichzeitig wird sie ja nicht ernst genommen. Sie wird ja von ihren Eltern ausgesperrt.
0:55:20–0:55:24
Sie kriegt nicht die Position in der Familie. Und natürlich führt das dann zu
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so einer gesunden Abwehrreaktion.
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Und Bo ist dann wieder so in so einem Zustand, eingeschränkt durch den Unfall,
0:55:33–0:55:39
kann sich schwer bewegen, wird dann rumgeschoben und guckt die ganze Zeit und
0:55:39–0:55:41
ihm passieren wieder so Sachen, ja.
Chris Flor
0:55:42–0:55:45
Ja, was ich da auch nicht so hundertprozentig, was auch nicht, glaube ich,
0:55:45–0:55:55
klar wird, ist, also die Mutter in dieser Situation scheint selbst auch irgendwie Gefangene,
0:55:55–0:56:00
Also erst mal, sie versucht dann ja schon, sie gibt ihm die Tasse zum Beispiel,
0:56:00–0:56:02
wo der Nate draufsteht und sie macht mit ihm Puzzles.
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Also sie möchte schon, dass Bo so ein Ersatz Nate ist.
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Andererseits darf er auch nicht in den Raum rein. Und dann versucht sie ihm
0:56:09–0:56:13
ja dann, also sie scheint auch eine Gefangene zu sein.
0:56:13–0:56:19
Sie versucht ein paar Mal, ihm wichtige Sachen zu sagen und unter der Hand mitzuteilen,
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ohne dass es der Vater mitkriegt.
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Einmal sagt sie ihm hier, also möchte gerade irgendwas anfangen,
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und dann kommt halt der Mann rein und dann hört sie halt auf und dann flüstert
0:56:33–0:56:37
sie ihm zu, hier, schau mal auf Kanal 78 im Fernsehen, dann schaut er nach und
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dann sieht er halt, sich selber wird er gefilmt, kann dann auch vorspulen und
0:56:41–0:56:44
sieht dann wirklich auch das Ende des Filmes halt so in Einzelaufnahmen.
0:56:44–0:56:49
Dann an einer Stelle gibt sie ihm halt eben diese Nähtasse und dann unten drunter
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ist eine Serviette Wette und da steht dann drauf,
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stop incriminating yourself, also da kommt diese Schuldfrage halt wieder auf,
0:56:57–0:57:03
dass er sich selbst inkriminiert durch sein Verhalten und dann sagt halt Bo
0:57:03–0:57:05
wieder, what does it mean?
0:57:06–0:57:08
Er weiß es ja nicht.
Florian Clauß
0:57:09–0:57:11
Was wir komplett ausgelassen haben, ist nämlich,
0:57:11–0:57:17
dass Bo noch in der Wohnung da in New York einen Anruf bekommt,
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dass seine Mutter gestorben sind und er dann eigentlich dann also auch das eine
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leiche ohne kopf eine frauen leiche und dann gibt es so indizien wo dann klar wird,
0:57:32–0:57:39
das ist schon sehr lustig die Szene, genau und er wird informiert,
0:57:39–0:57:44
Mutter ist gestorben, ja die Szene ist klasse wo dann halt auch das auch realistisch,
0:57:44–0:57:46
also dann doch auch irgendwie.
Chris Flor
0:57:47–0:57:51
Aber dann das, dass dann halt am Telefon er sich mit diesen UPS-Menschen unterhält,
0:57:51–0:57:56
wo dann halt klar wird, dass...
0:57:58–0:58:01
Seine Mutter halt gestorben ist, aber er es irgendwie nicht wahrhaben möchte.
Florian Clauß
0:58:01–0:58:07
Und er kommt dann wieder, also er wird dann angeleitet nach dem Unfall und so weiter.
0:58:07–0:58:11
Dann soll die Beerdigung sein und er muss dahin kommen.
Chris Flor
0:58:11–0:58:15
Nein, nein, nein, aber das kommt ja erst raus, als er bei der Familie steht.
Florian Clauß
0:58:15–0:58:20
Genau, genau, genau. Aber das ist so das nächste Ziel von ihm,
0:58:20–0:58:25
dass er irgendwie zu dieser Beerdigung muss, weil alle warten auf ihn.
Chris Flor
0:58:25–0:58:30
Alle warten auf ihn, das ist eine Frage der Ehre auch. Es ist eine Beleidigung,
0:58:30–0:58:39
eine Schande für die Mutter, wenn die nicht beerdigt wird.
0:58:39–0:58:44
Und irgendwie wird dann auch aus der Bibel zitiert, an derselben Nacht,
0:58:44–0:58:46
man darf nicht über Nacht die Leiche liegen lassen.
Florian Clauß
0:58:46–0:58:51
Also es wird die komplette Druckfolie wieder aufgefahren und er ist wieder...
0:58:51–0:58:56
Und er kann ja natürlich nichts dafür. Er versucht dann weg und alle und die
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in der Familie, also der Vater, der Familienvater ist halt Arzt und er meinte,
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ja, kein Problem, ich fahr dich dann morgen hin und dann war wieder irgendwas,
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immer kommt was dazwischen.
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Und dann kommt Toni, die Tochter, sagt, ich fahr dich hin. Aber dann gibt es
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halt so eine kleine Psycho-Ausfahrt, wo sie ihn dann fertig machen.
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Und er kommt nicht mehr.
Chris Flor
0:59:16–0:59:19
Aber die Szene musst du ja wirklich anhalten, weil das war für mich nicht mehr
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zu ertragen, wo die halt immer Auto setzen.
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Und dann sie ihn filmen, die Freundin von Tony, und sie ihn dann filmen.
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Und er soll halt einen Joint rauchen. Und ich so, was ist da drin?
0:59:31–0:59:33
Drei Sachen sind da drin. Aha.
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Ich will nicht. Und dann zwingen sie ihn dann halt dann zu rauchen.
0:59:36–0:59:39
Und dann merkt er aber, dass sie ihn gar nicht nach Hause fahren,
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sondern dass sie ihn wirklich nur umarmen und so fahren.
Florian Clauß
0:59:42–0:59:47
Genau. Also er wird dann gemobbt. Aber auch das finde ich so ein normales Verhalten in der Situation.
Chris Flor
0:59:47–0:59:47
Ja, ja, klar.
Florian Clauß
0:59:47–0:59:49
Aber es ist natürlich total brutal.
Chris Flor
0:59:49–0:59:55
Und er noch mal mit Toni, sie schläft auf dem Sofa, er kommt raus nachts und
0:59:55–0:59:58
möchte auf Toilette gehen grade. Muss auf Toilette, kommt raus,
0:59:58–1:00:01
sagt, ich muss nur auf Toilette, magst du vielleicht in dein Zimmer gehen?
1:00:01–1:00:04
Und dann antwortet sie nicht wieder.
1:00:04–1:00:08
Und er sagt dann, ja, macht mir nichts aus, ich schlaf gerne auf dem Sofa,
1:00:08–1:00:12
ich find Sofas gut, und du kannst dann rein.
1:00:12–1:00:17
Und dann sagt sie, no, go back into my bed and close the door oder so.
1:00:17–1:00:21
Und dann, obwohl er eigentlich aufs Klo muss, da geht er halt so zurück und
1:00:21–1:00:23
geht rein und sagt, ja, wenn deine Meinung Ende ist, ist es auch okay,
1:00:23–1:00:28
dann können wir dann wechseln und so und macht dann, und dann, thank you for the drink.
Florian Clauß
1:00:28–1:00:31
Also er kann ja auch sich, er kann sich da nicht so richtig durchsetzen.
Chris Flor
1:00:31–1:00:32
Naja.
Florian Clauß
1:00:32–1:00:35
Also er ist ja auch irgendwie so da vielleicht schuld.
Chris Flor
1:00:36–1:00:39
Ja, ja, und dann hätte, wenn er sich da so ein bisschen mehr,
1:00:39–1:00:44
er hätte da wirklich auch, ja, hätte da auch sich weniger rumschubsen lassen
1:00:44–1:00:46
und dann halt auch irgendwie ein bisschen.
Florian Clauß
1:00:48–1:00:52
Er setzt seine Interessen nicht so richtig durch, also die Verantwortung,
1:00:52–1:00:54
die dann wieder ihm fehlt, für sich einzustehen.
1:00:56–1:01:01
Er flieht dann aus der Familie, nachdem er dann eine Fußfessel bekommt,
1:01:01–1:01:04
und das ist nur for your best.
Chris Flor
1:01:04–1:01:09
Ja, um dann seine Daten zu überwachen, also seine Gesundheitsdaten.
Florian Clauß
1:01:10–1:01:17
Und dann fängt diese Odyssee an, wo er wieder quasi zu dem Haus seiner Mutter zurückkommt.
Chris Flor
1:01:17–1:01:23
Ja, aber das ist ja Tony. Tony dreht dann so durch und sagt,
1:01:23–1:01:26
sie wollte jetzt irgendwie den Nate's Zimmer anmalen.
1:01:29–1:01:35
Und dann schreibt sie halt hin mit so einem Farbtoff und möchte ihn so kombinieren.
1:01:35–1:01:42
Dann in rosa, genau, was ihr Zimmerfarbe ist und dann, er möchte halt nicht,
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mitmachen und dann sagt sie, Und dann bringt sie die Farbe stirbt,
1:02:02–1:02:09
die Mutter kommt rein und sagt, Now I see you, now I know you are a demon oder sowas.
1:02:09–1:02:14
Und dann hetzen sie halt eben diesen anderen Soldaten,
1:02:14–1:02:21
diesen traumatisierten Kameraden von dem verstorbenen Sohn, hetzen sie dann
1:02:21–1:02:26
eben hinterher und er muss fliehen. Und da kommt er dann halt in den Wald rein.
Florian Clauß
1:02:26–1:02:29
Der in den Wald reinkommt, trifft auf die Theatergruppe, die so wie gesagt so
1:02:29–1:02:30
eine kleine utopische Parallelgesellschaft.
Chris Flor
1:02:32–1:02:37
Die Frau, die ihn findet, ist halt auch schwanger und die guckt dann halt gleich,
1:02:37–1:02:46
ist um sein Wohl bemüht, schaut danach, schaut sich die Wunden an,
1:02:46–1:02:48
dass er sich wäscht und so weiter.
1:02:48–1:02:51
Die ist halt dann quasi so eine positive Mittelfigur
1:02:51–1:02:55
und ihr schenkt er dann halt nämlich dann auch diese marienfigur
1:02:55–1:02:59
die zuvor zerbrochen war
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die war zerbrochen als er sie
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hat fallen lassen als der polizist ihn bedroht hat wurde
1:03:05–1:03:09
wieder zusammen geleimt von der mutter in dem haus ja und dann auf den nachttisch
1:03:09–1:03:16
als er aufgewacht ist und die schenkte er dann halt eben dieser frau die ihnen
1:03:16–1:03:22
dann halt in in diesem wald quasi gefunden und gerettet hat vielleicht.
Florian Clauß
1:03:23–1:03:26
Und er kommt dann auch, er wird dann irgendwie von der Gesellschaft aufgenommen.
1:03:26–1:03:30
Und das hat mich dann auch diese ganze, das hat mich sehr stark an Midsommar
1:03:30–1:03:34
erinnert, wie dann halt erst mal sehr fürsorglich füreinander,
1:03:34–1:03:35
miteinander umgegangen wurde.
1:03:36–1:03:40
Und dann fängt dieses Theaterstück an, wo er sich dann quasi mit seinen zwei
1:03:40–1:03:45
imaginären Söhnen, die dann von ihm getrennt wurden. Drei. Drei, stimmt, drei.
1:03:47–1:03:51
Und wo er dann seine Reise durch die Welt irgendwo inszeniert sieht und sagt,
1:03:51–1:03:53
Das bin ich ja, ich bin das ja.
Chris Flor
1:03:54–1:03:56
Wobei das halt wirklich ein Stück im Stück im Film ist.
Florian Clauß
1:03:57–1:04:00
Und ich finde, da wird es halt so eine gewisse Willkürlichkeit.
1:04:01–1:04:03
Da wird es halt irgendwie verlässt. Also ich meine, wir hatten schon vorher
1:04:03–1:04:06
diese Bühne der Nachvollziehbarkeit verlassen, schon früh.
1:04:07–1:04:09
Aber da finde ich halt halt so egal.
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Da wird einfach extrem viel Visuelles erzeugt, aber ohne dass man jetzt noch
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so irgendwie einen Bogen bekommt und das ist gar nicht mehr so.
1:04:21–1:04:28
Da kann man auch nicht mal in die Interpretation reingehen, weil das so ein
1:04:28–1:04:32
bisschen verwahrlost ist in der Kausalität.
1:04:33–1:04:34
Also auch nicht mal so eine syriane...
Chris Flor
1:04:36–1:04:41
Also da waren ja schon Parallelen zu dieser Geschichte,
1:04:41–1:04:52
die dann erzählt wurde im Theaterstück Die Eltern sind gestorben und er geht auf den...
1:04:54–1:04:57
Ich weiß nicht, also da waren ja schon Parallelen, sowohl zu dem,
1:04:57–1:05:00
was halt vorher in dem Film passiert ist, wo er in dieser Familie angekommen
1:05:00–1:05:04
ist. gekommen ist, da war ja dieses Theaterstück hatte dann schon...
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So ähnliche Themen, wie was ihm dann halt auch vorher schon passiert war.
1:05:11–1:05:15
Und natürlich war es eher so eine Übung, vielleicht kommt es einem so vor,
1:05:15–1:05:19
dass dann halt eben, also er sieht das Theaterstück, auf einmal ist er selber
1:05:19–1:05:20
in dem Theaterstück drin.
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In dem Theaterstück wird halt so eine Geschichte erzählt,
1:05:25–1:05:31
die so ein bisschen an diese Geschichte erinnert, In dem Fall hatte er dann
1:05:31–1:05:33
halt irgendwie eine Partnerin gefunden,
1:05:33–1:05:40
hat Kinder gezeugt, wurde von denen aber dann getrennt wegen einer großen Flut,
1:05:40–1:05:42
hat dann sein ganzes Leben versucht, die zu finden.
1:05:46–1:05:52
Dann wird ihm irgendwie ein Verbrechen in die Schuhe geschoben in diesem Theaterstück.
1:05:57–1:06:03
Er flieht, dann irgendwie wird alt und dann endlich, okay, aber das ist es halt
1:06:03–1:06:09
nämlich, dann gesteht er seine Sünden, er gesteht seine Schuld.
1:06:10–1:06:15
Und dann auf einmal kommt er in den Wald und findet seine Kinder wieder.
1:06:16–1:06:19
In diesem Theaterstück ist halt dieser Moment, wo sich alles wendet von ich
1:06:19–1:06:21
habe meine Familie verloren und
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so weiter, gesteht er seine Schuld und man hört aber nicht, was er sagt.
1:06:24–1:06:27
Also vorher hört man, was er sagt, aber dann fragt sich dann natürlich,
1:06:27–1:06:32
was hat denn Bo zu gestehen? Was ist die Schuld, die er gestehen könnte damit?
1:06:32–1:06:36
Also weil ich glaube, das würde er natürlich auch gerne tun.
1:06:36–1:06:40
Ich glaube, Bo würde sehr gerne gestehen, sagen, okay, das ist meine Schuld,
1:06:40–1:06:41
das habe ich falsch gemacht.
1:06:43–1:06:47
Aber es gibt halt nichts, was er sich von der Seele reden kann.
1:06:50–1:06:55
Insofern fand ich dieses Theaterstück dann schon auch ... Es zerfleddert das
1:06:55–1:06:57
ganze Narrativ halt enorm. Aber es halt ...
1:06:58–1:07:03
Es hört ja auf, weil er gar kein Vater sein kann, weil er noch nie Sex gehabt
1:07:03–1:07:06
hat. Das kommt halt in einem Gespräch mit den fiktiven Söhnen vor.
Florian Clauß
1:07:07–1:07:11
Was ist, wenn wir mal über diese Schuldfrage sprechen?
1:07:12–1:07:21
Bei Beau the Freight, Guilty und also du hast es in unserem Vorgespräch selber
1:07:21–1:07:24
angesprochen, Chris, deswegen möchte ich das nochmal aufgreifen.
1:07:26–1:07:28
In Midsommar haben wir ja irgendwie so diesen Charakter Chris,
1:07:28–1:07:34
der mit seiner Passivität und auch mit seiner,
1:07:34–1:07:39
ja eben seiner Verantwortungslosigkeit, so eine gewisse,
1:07:39–1:07:45
ja, so eine gewisse Schuldrolle dann erfüllt und das haben wir ja in unserem letzten Podcast,
1:07:45–1:07:50
den wir zusammen aufgenommen haben über Midsommar, ziemlich lange diskutiert
1:07:50–1:07:55
über diesen Charakter Chris, der dann eben seine… Chris.
Chris Flor
1:07:55–1:07:56
Christian.
Florian Clauß
1:07:56–1:08:03
Sorry, Chris. Du wirst mit K.A. geschrieben.
Chris Flor
1:08:03–1:08:06
Das ist der passive Typ, der nix gebacken kriegt.
Florian Clauß
1:08:08–1:08:13
Aber was mich dabei irgendwie so ein bisschen treibt, ist halt,
1:08:13–1:08:20
ob das jetzt so ein generelles Ding von Ari Aster ist, dass er da diese ...
1:08:23–1:08:27
Verantwortungslosigkeit von seinen Hauptcharakteren dann so herausarbeitet,
1:08:27–1:08:30
dass dann eine ganze Geschichte daraus ausrollt.
1:08:32–1:08:36
Und vielleicht hast du ja noch mal da irgendwie ein paar Gedanken gemacht in die Richtung.
Chris Flor
1:08:36–1:08:41
Ja, also ich denke erstmal, das hatten wir ja damals auch gesagt über diesen
1:08:41–1:08:45
Crystian, dass er quasi an so einem gewissen Punkt ist er halt wie auf einer
1:08:45–1:08:48
Schiene und er rollt also seinem Untergang so entgegen.
1:08:48–1:08:55
Und da hast du ja diese Tragödie, dieses Element der Tragödie hast du ja auch,
1:08:55–1:08:57
wo und dann halt einfach so...
1:09:01–1:09:05
Eine Charakteristik oder eine Schuld bei, oder eine Entscheidung, irgendwas, ne?
1:09:05–1:09:10
Also bei den alten griechischen Dramen war das ja dann, äh, Tragödien,
1:09:10–1:09:15
war das ja, dass, dass da, also einfach die Götter und das war einfach alles
1:09:15–1:09:17
schon so, stand alles eigentlich schon so fest.
1:09:18–1:09:25
Und du, näh, du kommst halt nicht aus dieser, also die Schienen sind halt gelegt,
1:09:25–1:09:28
Du kommst halt aus diesem Untergang nicht raus.
1:09:28–1:09:31
Du weißt halt auch am Anfang, wenn du dir eine Tragödie anguckst,
1:09:31–1:09:34
auch mit der Shakespeare, du weißt, es kann gar nicht gut ausgehen.
1:09:35–1:09:37
Einfach weil sich diese ganzen Weichen halt schon so stellen,
1:09:37–1:09:41
dass es halt wirklich in diese Richtung geht. Und es kann kein Rauskommen mehr.
1:09:41–1:09:45
Und ich hab das, also bei dem Bow is Afraid denke ich halt auch,
1:09:45–1:09:48
dass es von Anfang bis Ende eigentlich, also wie das ...
Florian Clauß
1:09:48–1:09:54
Du meinst halt so diese klassische, ja, dieser klassische Hate,
1:09:54–1:09:56
der dann überrannt wird von seinem Schicksal.
1:09:57–1:10:00
Die Frage, ob das auch Bo so...
1:10:02–1:10:05
Ist der überhaupt ein Held? Kann man ihn als Held bezeichnen?
1:10:06–1:10:10
Weil das war ja dieses Beispiel von mir in der Tragödien-Geschichte,
1:10:10–1:10:19
dass der Held eigentlich in so einer Situation kommt, wo er von seinem Schicksal
1:10:19–1:10:21
überrollt wird, wie du gesagt hast,
1:10:21–1:10:25
Aber eine gewisse Handlungslosigkeit hat, ne?
1:10:25–1:10:27
Wo er dann eben nichts mehr beeinflussen kann.
Chris Flor
1:10:27–1:10:30
Ja, also, jetzt mal Tragödie, ne? Du kannst ...
1:10:31–1:10:33
Macbeth ist vielleicht so ein super Beispiel jetzt hier auch.
1:10:33–1:10:36
Weil du hast dann nämlich auch ... Du hast halt diesen Macbeth selber,
1:10:36–1:10:42
der eigentlich ganz ... Der macht halt so sein Ding in diesem ganzen Machtspiel,
1:10:42–1:10:44
ist eigentlich relativ zufrieden.
1:10:44–1:10:48
Und, ähm, Lady Macbeth ist dann halt eben dieser Einfluss, der dann reinkommt.
1:10:51–1:10:55
Und diese Co-Dependenz zwischen den beiden führt dann halt quasi zu diesem Untergang,
1:10:55–1:10:57
dass dann auf einmal dieser Ehrgeiz reinkommt.
1:11:03–1:11:07
Also er geht halt auf den Untergang zu, weil er halt es nicht schafft,
1:11:07–1:11:10
also auch er schafft es dann halt auch nicht so dagegen zu drücken und sagen,
1:11:10–1:11:14
nee, das ist mir alles zu gefährlich, sondern lässt sich davon also quasi auch
1:11:14–1:11:16
passiv dann halt mitnehmen.
1:11:16–1:11:20
Sag ich mal, also ich habe jetzt nie richtig Macbeth interpretiert,
1:11:20–1:11:23
aber das ist halt so ein bisschen so das Gefühl, was ich daraus dann irgendwie
1:11:23–1:11:27
kriege. Und sowohl dieser Christian als auch Bo ...
1:11:29–1:11:33
Ähm, also, Christian ist natürlich nicht der Held jetzt in dem,
1:11:33–1:11:36
äh ... äh, in, äh, im Midsommar.
1:11:37–1:11:39
Ich würde schon sagen, dass Bo halt eben dann doch der ...
1:11:41–1:11:43
Held ist einfach in der Geschichte, in dieser ...
1:11:45–1:11:51
Puh, ja, also ... Ist halt doof, ne? Ich möchte jetzt nicht anfangen mit der Hero's Journey oder so.
1:11:51–1:11:55
Einfach so diese Sache, dass du halt einen Charakter hast, der an einem bestimmten
1:11:55–1:12:00
Punkt ist und der durchläuft dann was und dann verändert sich was und dann kommt
1:12:00–1:12:01
man halt irgendwo am Ende an.
1:12:02–1:12:07
Und, äh, also so ganz grob, ist ja schon ... Diese Bo-Geschichte ist ja schon
1:12:07–1:12:09
eben so eine Odyssee, die halt so durchmacht.
1:12:10–1:12:14
Insofern würde ich sagen, ja, hält schon in dem Sinne. Ähm,
1:12:14–1:12:19
und die, die, äh, Schuld ist halt diese Passivität,
1:12:19–1:12:26
würde ich sagen, aber die ist ja auch dann so ein bisschen schuldlos schuldig,
1:12:26–1:12:36
weil er ja diese Passivität durch diese dominante Mutter dann halt quasi aufgesogen hat.
1:12:36–1:12:42
Er hat ja keine, er hat ja nicht das Gefühl, dass er überhaupt einen Einfluss
1:12:42–1:12:45
hat. Also er möchte natürlich auch immer...
1:12:48–1:12:53
Autorität und Agency abgeben, weil er sich das nicht zutraut.
1:12:55–1:12:58
Dadurch, weil halt diese Mutterfigur halt so dominant war.
Florian Clauß
1:12:58–1:13:06
Aber ist das dann quasi auch der Punkt für den Charakter, wo man das entschuldigen kann?
1:13:08–1:13:12
Ich mein, das fängt mit der Geburt von ihm selber an, aus der Perspektive von ihm.
1:13:13–1:13:20
Man sieht den quasi, der Filmanfang ist ja quasi so der, aus der Ego-Perspektive,
1:13:20–1:13:23
wie er aus dem Kanal von seiner Mutter kommt.
1:13:23–1:13:29
Und die Frage ist halt, kann man ihn dann irgendwie schuldfrei,
1:13:29–1:13:36
also ist das wirklich so, also was ist das dann letztendlich von Ari Aster für
1:13:36–1:13:38
einen Zug, dass er das dann halt so inszeniert?
Chris Flor
1:13:39–1:13:43
Ich mein, also Beau möchte ja gar nicht, ne? Der möchte nicht mit dabei sein.
1:13:43–1:13:48
Der schreit nicht als Baby, der muss erst beatmet werden und einen Klaps kriegen,
1:13:48–1:13:51
bevor er überhaupt anfängt zu leben. Also, der hat kein Interesse, mitzumachen.
1:13:53–1:13:58
Und wird dann halt quasi dann halt so reingezerrt ins Leben.
1:13:59–1:14:02
Und aus dem wohligen Wasser heraus, aus dem er kommt.
1:14:03–1:14:08
Und muss halt dann raus, wird dann halt geboren. Und dann, warum schreit er
1:14:08–1:14:10
nicht, warum schreit er nicht, was ist los? Und dann wird er beatmet und dann
1:14:10–1:14:14
kriegt er einen Klaps. Und dann, komischerweise ist es ja immer aus seiner Sicht,
1:14:14–1:14:17
aber dann sieht man auf einmal seinen Po, also diesen Baby-Po.
1:14:19–1:14:22
Und dann ist er halt in der Welt drin. Also ich würde sagen,
1:14:22–1:14:27
er ist erst mal, das ist ja sehr existenzialistisch vom Ansatz,
1:14:27–1:14:29
ist es ja, also er ist halt...
1:14:31–1:14:33
Ungefragt ist er halt rein und wird halt schuldlos schuldig.
1:14:33–1:14:37
Ich würde schon sagen, dass er jetzt, ähm, ne, ne ...
1:14:39–1:14:44
Also, eigentlich schon einfach Pech hat irgendwie. Also, wahrscheinlich mit so einer Passivität.
1:14:45–1:14:50
Das ist er. Und das ist so seine Schuld. Aber halt auch dieses ganze Trauma,
1:14:50–1:14:53
was dann oben draufkommt, ist ja nicht seine Schuld. Und die Sache,
1:14:53–1:14:55
dass er natürlich in einem ...
1:14:56–1:15:04
Also, in dem Wald, diese Kommune da in dem Wald, die so herzlich und unterstützend
1:15:04–1:15:08
und so weiter ist, das wäre natürlich für so jemanden wie Bo, wäre das halt ...
1:15:11–1:15:14
Eine gute Umgebung, in der er halt hätte aufwachsen können oder in der er hätte
1:15:14–1:15:17
heilen können, wenn er genügend Zeit gehabt hätte.
1:15:18–1:15:23
Aber die Chance hat er ja nicht, weil er halt eben so durchrast und dann auch
1:15:23–1:15:25
in seine Vergangenheit halt auch einholt.
1:15:25–1:15:32
Aber er kann ja nix dafür, ne? Er wurde... Ähm, ne? Also, diese ganze Reise,
1:15:32–1:15:34
geht raus, muss Wasser holen.
1:15:36–1:15:41
Ähm, dann, Badewanne, rennt raus, ist nackt. Der Typ möchte ihn abschlechen,
1:15:41–1:15:42
die Polizei möchte ihn erschießen.
1:15:43–1:15:46
Ähm, er wird angefahren, ne? Also, es ist eher, ähm ...
Florian Clauß
1:15:46–1:15:50
Sorry, aber wenn wir jetzt dann noch mal auf Midsommar zurückkommen, da ist es ja auch so,
1:15:50–1:15:56
dass Christian als Charakter immer von einer Situation in die nächste stolpert,
1:15:56–1:16:01
gleichzeitig, ich glaube, das ist so sein Punkt, dass er nicht zu seiner Freundin steht.
1:16:01–1:16:06
Ich glaube, das ist so das, was ihn dann halt auch schuldig macht,
1:16:06–1:16:07
einfach in der Passivität.
1:16:09–1:16:13
Und das ist, was vielleicht auch den Charakter abhebt von Bo,
1:16:13–1:16:19
aber gleichzeitig ist das ja bei Bo is afraid.
1:16:21–1:16:26
Der, wie du sagst, der rast da so durch und wird von einer Sache in die nächste
1:16:26–1:16:29
geworfen und hat nirgendwo Griff.
1:16:30–1:16:34
Der kann sich ja nicht irgendwo halten und der ist ja einfach nur so ausgeliefert.
1:16:35–1:16:40
Und ich frage mich, ob dann eben, um das nochmal so ein bisschen von dem anderen
1:16:40–1:16:42
Charakter von Christian von Midsommar,
1:16:42–1:16:51
dass der durchaus viel mehr Griff gehabt hätte, um eben dieser finalen Verurteiler
1:16:51–1:16:53
in diesem Gericht zu entkommen.
1:16:53–1:16:58
Wir haben ja quasi ähnliche Situationen zum Ende. Ich greife jetzt vorweg,
1:16:58–1:17:02
aber dass wir am Ende dann diese Verurteilungsszene haben, also das jüngste
1:17:02–1:17:06
Gericht oder das Gericht, was dann halt auf der einen Seite dann eben Beau verurteilt.
1:17:08–1:17:13
Auf der anderen Seite bei Midsommar haben wir ja auch eine Art von ja,
1:17:13–1:17:18
selbstgemachter Justiz, die dann in dieser Community herrscht,
1:17:18–1:17:26
Ja, wo dann eben toddurch verbrennen, mit eben auch selber, dass dann halt tatsächlich
1:17:26–1:17:31
eigene Mitglieder der Community damit verbrannt werden.
1:17:31–1:17:37
Also es geht ja nicht nur so um irgendwie die und wir, sondern da wird ja auch
1:17:37–1:17:41
schon so eine gewisse Vermischung dann gemacht in der in der Verurteilung.
1:17:43–1:17:45
Und ich versuche gerade so ein bisschen den Unterschied herauszuarbeiten.
Chris Flor
1:17:45–1:17:52
Ja, okay. Ich glaube es ist sehr ähnlich, also ich glaube aber noch,
1:17:52–1:17:54
dass halt eben dieser Christian, dessen...
1:17:58–1:18:03
Also wir wissen ja nicht, wo ihr herkommt und die Familie ist ja eben nicht
1:18:03–1:18:05
eine geerbte Familie, sondern so eine Wahlfamilie.
1:18:07–1:18:09
Da sind ja ganz viele Wahlfamilien in diesem Midsommar.
1:18:13–1:18:17
Die irgendwie, you guys are my family, als die da liegen und diese Pilze essen,
1:18:17–1:18:23
diese Gemeinschaft, dann halt auch sowieso der Freundeskreis und so weiter.
1:18:24–1:18:27
Die Schuld von dem Christian war ja, dass er nicht zu seiner Freundin steht.
1:18:27–1:18:33
Die Schuld in Bo ist, dass er nicht zu seiner Mutter steht. Also so von der
1:18:33–1:18:40
Anklage her, dass er halt die Opfer seiner Mutter nicht zu wertschätzen weiß.
1:18:40–1:18:41
Und das eine ist ja eben die Wahlfamilie.
1:18:42–1:18:50
Er hat sich die Freundin ausgesucht und gibt ihr nicht, was sie braucht in dem eigenen Trauma.
1:18:51–1:18:56
Und jetzt bei Bo ist es ja einfach, dass er sich die Familie nicht ausgesucht
1:18:56–1:19:01
hat. Also ich glaube, es ist halt eben noch tragischer, weil es halt eigentlich
1:19:01–1:19:02
sich nicht verhindern lässt.
Florian Clauß
1:19:02–1:19:05
Also noch deterministischer dann in der Konstellation.
Chris Flor
1:19:05–1:19:08
Ja, er kann ja nicht raustreten. Er kann ja nicht raus aus der Sache.
1:19:08–1:19:12
Er ist halt von Anfang an drin. Er versucht hier und da,
1:19:12–1:19:15
und es ist halt eben diese Szene, die halt mir wirklich das Herz bricht,
1:19:15–1:19:17
wo er halt mit seiner Mutter telefoniert,
1:19:17–1:19:24
dann irgendwie, we can fix this, von wegen, also, dass dieser Konflikt,
1:19:24–1:19:27
er merkt es schon, er möchte da raustreten, aber er kann nicht raustreten.
1:19:27–1:19:30
Die Sache ist halt, hält ihn dann halt so fest.
1:19:31–1:19:33
Natürlich jemand der stärker oder anders,
1:19:35–1:19:39
veranlagt ist als Bow, würde das natürlich hinkriegen, aber halt Bow eben nicht.
Florian Clauß
1:19:40–1:19:44
Ich kann nicht nachvollziehen, das ist genau der Punkt. Diese Wahlfamilie auch
1:19:44–1:19:50
bei Midsommar ist ja eine bewusste Entscheidung von den Charakteren,
1:19:50–1:19:56
die dann halt diese Verbindung eingehen und damit dann auch eine andere bewusste
1:19:56–1:20:00
Verantwortlichkeit quasi einhergeht. geht.
1:20:00–1:20:06
Während bei Boaz Afraid ist dann dieses in die Wiege gelegte Muttertrauma,
1:20:06–1:20:12
was dann halt ausgebreitet wird. Ja, das ist nachvollziehbar,
1:20:12–1:20:14
dass er dann überhaupt keine Wahlmöglichkeit hat.
1:20:16–1:20:21
Und dann ist halt auch die Frage der Verantwortlichkeit, wo wir jetzt eingestiegen sind,
1:20:21–1:20:25
ist, wie weit ist er verantwortlich für sein Handeln,
1:20:25–1:20:30
also für seine Schuldfrage, ob er die überhaupt als Personen,
1:20:30–1:20:36
als Individuum so lösen kann, oder ob das jetzt wirklich so das Machtspiel von
1:20:36–1:20:41
höheren, also das Spiel von höheren Mächten ist, die das dann so weitertragen.
Chris Flor
1:20:42–1:20:46
Er ist ja nie in einen Vertrag eingegangen mit irgendjemand.
1:20:46–1:20:52
Also er war ja, also Bo, da wurde ja nie was ausgehandelt.
1:20:53–1:20:57
Also er ist nicht in der Lage, irgendwie was auszuhandeln. Und dann dadurch
1:20:57–1:20:59
halt, ja genau, würd ich sagen, weniger Verantwortung.
1:21:02–1:21:06
Wobei man eben natürlich, natürlich hätte er Sachen anders machen können.
1:21:08–1:21:13
Und das wäre dann besser ausgegangen für ihn. Also es gibt ja sehr viele Möglichkeiten,
1:21:13–1:21:17
wo man denkt, nur ein bisschen anders oder hier mal was gesagt oder da mal noch
1:21:17–1:21:18
mal nachgefragt oder sowas.
1:21:18–1:21:22
Aber selbst wenn er das versucht, irgendwie selbst wenn er versucht,
1:21:22–1:21:26
Sachen zu klären, wird er ja dann auch immer abgewimmelt, so bei der Familie
1:21:26–1:21:31
zum Beispiel, wo er da unterkommt, wo er dann fragt, ja was soll das bedeuten?
1:21:31–1:21:35
Stop incriminating yourself. Was soll das bedeuten? Und er kriegt halt nie eine Antwort.
1:21:38–1:21:42
Die ist halt, ja, es ist doof zu sagen, aber es ist halt eben so ein bisschen
1:21:42–1:21:45
der Prozess Kafka-esk irgendwie,
1:21:45–1:21:50
dass die, da ist, die Schuld ist da, aber man weiß Ich weiß nicht genau,
1:21:50–1:21:55
woher denn die Schuld überhaupt kommt, weil die halt von Anfang an irgendwie schon mit dazugehört.
Florian Clauß
1:21:55–1:22:00
Und wie du gesagt hast, er will ja verstehen. Er will ja irgendwie ...
1:22:00–1:22:02
Er will's besser machen, er will's verstehen.
Chris Flor
1:22:02–1:22:02
Ja.
Florian Clauß
1:22:02–1:22:05
Aber gleichzeitig kommt er aus den Situationen nicht heraus,
1:22:05–1:22:07
wo er ständig in Anklage steht.
1:22:08–1:22:11
Und das ist so, was ihn da so treibt durch die Handlung.
1:22:11–1:22:18
Dass er eigentlich so ... Also, würden wir jetzt mit dem Exkurs über Mützer mal sagen,
1:22:18–1:22:27
dass Beau durchaus von seiner Verantwortungslosigkeit freigesprochen werden kann.
Chris Flor
1:22:28–1:22:36
Das ist halt eben der Verteidigungsanwalt bei der Verhandlung am Ende,
1:22:36–1:22:41
der ruft dann »He was afraid« und das ist ja eben die Sache,
1:22:41–1:22:47
also der Beau ist in die Welt hineingeworfen und versucht halt wirklich nur
1:22:47–1:22:55
damit klar zu kommen und alles was er macht ist in Reaktion darauf was ihm um
1:22:55–1:22:58
sich zu schützen vor den sachen die ihm angst machen und in,
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sofern zu entschuldigen würde ich mal sagen natürlich
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bei christian genauso also das natürlich bei jedem mensch kann man das halt
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dann kann man dann so weit hingehen ja aber ich würde schon sagen dass halt
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diese verteidigung also wir kriegen das ja mit in dem film es ist ja unfair
1:23:15–1:23:20
was passiert und und die verteidiger verteidigungsanwalt hat recht ich weiß
1:23:20–1:23:22
gar nicht wer das ist ob er das auch ob ob das derselbe Schauspieler ist,
1:23:22–1:23:26
ob das dann auch Joaquin Phoenix ist, oder wer dieser Anwalt ist,
1:23:26–1:23:27
der dahinten irgendwie dann vom ...
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Der defenestriert wird dann am Ende und dann halt ins Wasser geworfen wird.
1:23:33–1:23:36
Also, das gilt, dass selbst diese Entschuldigung ...
1:23:36–1:23:40
Er hat halt Angst und versucht halt, nur mit dieser Angst klarzukommen.
1:23:41–1:23:42
Das wird dann halt auch ...
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Ist dann ungültig in der Welt, die halt ...
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Die dann Schuld zuweist und dann halt verurteilt. Ja. vollstreckt, der ist es egal.
Florian Clauß
1:23:56–1:24:02
Ja, also im Prinzip ist das jetzt so zurückgeworfen auf die eigene archaische Angst,
1:24:02–1:24:11
die dann wo insofern überhaupt nicht mehr Schütz, sondern eben diese Handlung dann reintreibt.
1:24:13–1:24:19
Würde ich jetzt mal so, okay, also das heißt, er kann überhaupt keine Verantwortung übernehmen,
1:24:19–1:24:23
weil er einfach dieses Pettern von der Angst,
1:24:23–1:24:28
diese Verantwortung dann überhaupt überlagert, er kann überhaupt nicht da reingehen und sagen,
1:24:28–1:24:33
okay, ich übernehme jetzt mal verantwortungsbewusst,
1:24:33–1:24:39
also dann wissen wir, bei diesem Theaterspiel, wenn er dann Söhne gehabt hätte,
1:24:39–1:24:45
würde er auch eine gewisse Konsequenz in der Welt dann halt auch spüren und könnte sagen,
1:24:45–1:24:51
an diesem Punkt, okay, übernehme ich die Verantwortung und ist so,
1:24:51–1:24:55
dass ich da eben auch handeln kann.
1:24:55–1:25:01
Aber ihm wird durch die Angst quasi überhaupt dieses, die Möglichkeit sich zu
1:25:01–1:25:03
wehren, wird ihm genommen.
Chris Flor
1:25:04–1:25:10
Das ist auch interessant, weil ihm wird ja auch dann quasi genommen diese Sache
1:25:10–1:25:11
dieses Erwachsenwerden,
1:25:11–1:25:16
Kinder haben Verantwortung übernehmen, selber zu gestalten,
1:25:16–1:25:19
das wird ihm ja genommen dadurch, dass er halt diese Angst hat,
1:25:19–1:25:24
dass er keinen Sex haben darf oder so, dass halt die Mutter ihm das so versperrt,
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sowohl Sex zu haben, als auch einen würdigen Partner, eine würdige Partnerin zu finden.
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Aber natürlich ist es auch so, jeder ist so Ursache, Wirkung,
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ist dann quasi Opfer und niemals Täter und so natürlich.
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Ja, wie gesagt, also was dann an Widerständen hätte kommen können gegen dieses,
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wäre halt einerseits eine liebevolle Umgebung, die ihm dann so unterstützt oder
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halt irgendwas aus ihm selbst heraus, was dann halt so durchbricht.
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Also nicht ein Effekt von Einflüssen von außen ist, würde ich mal sagen.
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Und beides fehlt halt. Und das ist halt sein Pech. Es ist nicht seine Schuld.
Florian Clauß
1:26:16–1:26:19
Ja, es ist dann wieder so, wenn man dann beim Anfang des Filmes ist,
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das Urvertrauen, was dann vielleicht einfach in so einer psychologischen Interpretation
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gefehlt hat, dass er auch dann entsprechend die Verantwortung übernehmen kann.
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Also ich glaube, das haben wir jetzt ganz gut nochmal so herausgearbeitet und
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werfen jetzt nicht Ari Aster vor,
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dass er seine Hauptcharaktere in eine gewisse Schuldunfähigkeit durch Verantwortungslosigkeit schickt,
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sondern dass wir da schon so unterschiedliche Aspekte haben,
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im Vergleich von Midsommar zu Bows of Raid.
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Ich wollte noch mal einen anderen Aspekt ansprechen, den hast du auch noch schon
1:27:01–1:27:06
erwähnt, nämlich die Bedeutung des Wassers in dem Film.
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Wir haben ja, das Wasser kommt in unterschiedlichen Formen und Elementen vor.
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Ja, und da können wir nochmal so zusammentragen, was uns da aufgefallen ist
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bei Boris Zephred, wo überall das Wasser auftaucht.
Chris Flor
1:27:23–1:27:26
Also erstmal natürlich in seinem Namen, Wassermann, er ist der Wassermann, das ist sein Nachname.
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Und aber dann ja genau diese Geschichten.
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Tabletten müssen mit Wasser genommen werden. In dem Theaterstück ist es die
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Flut, die ihn von seiner Familie trennt.
Florian Clauß
1:27:41–1:27:42
Also das dann ja dann.
Chris Flor
1:27:44–1:27:48
Aber dann halt auch die Sache, dass er jetzt diese Elaine trifft,
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als sie auf einem Cruise-Ship sind. Also die machen ja eine Wasserrundfahrt.
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Dann dann das erste Mal, wenn er mit Elaine redet, rennt sie rum und sagt,
1:27:58–1:28:00
da ist eine Ertrunkene im Pool, da ist eine Ertrunkene im Pool,
1:28:00–1:28:04
da ist jemand ertrunken im Wasser, ist ja eine Sache, die dann da ist.
1:28:05–1:28:10
Aber dann halt auch eben dieses Trinken, hast du dann später auch diese Toni,
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dieses Mädchen in der Familie, trinkt ja Farbe und nicht Wasser.
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Also eigentlich bräuchte sie ja, sie würde ja Wasser trinken wollen,
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also sie müsste, das Gesunde wäre Wasser zu trinken, aber sie trinkt halt Farbe und das tötet sie.
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Also da ist ja auch, da steckt ja auch allerhand drin und da kann man dann irgendwie dann reingehen.
1:28:30–1:28:36
Und ich habe dann halt ein bisschen versucht zu schauen, was halt Wasser ist
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und also was das Wasser sein könnte. Und ich hab halt dann ein paar Sachen, das gibt halt eben...
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Interpretation von Träumen oder von insgesamt Symbolen in Filmen bietet sich halt Jung irgendwie an.
1:28:55–1:29:00
Und für Jung ist halt eben, bedeutet halt Wasser das Unbewusste.
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Und das ist halt eben so ein Element, das halt einerseits, klar es ist flüssig
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und es schwimmt und so weiter.
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Blablabla. Aber es ist halt eben auch ein Element, das halt alle,
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das ist so die Grundsätze des Lebens, das alle miteinander verbindet.
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Und das Unbewusste ist ja bei Jung halt eben auch was Kollektives,
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dass es was ist, was uns alle miteinander verbindet.
1:29:27–1:29:34
Also das Unbewusste ist, das Bewusste grenzt uns von unserer Umwelt ab.
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Dadurch, dass wir uns sehen in der Umgebung und dass das Unbewusste,
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dieses Wasser, verfließt und fließt halt zwischen Individuen.
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Also wir gehören alle zu demselben unbewussten Quari.
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Das ist so ein bisschen diese Jungschi-Idee. Das hätte einerseits aber ja unbewusster.
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In diesem Fall aber denke ich, dass es bei ...
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Hier gibt es diese Supermärkte, wo die so Fische haben, die lebend verkauft werden.
Florian Clauß
1:30:09–1:30:12
Also hier ist nicht nur in Europa, oder?
Chris Flor
1:30:13–1:30:17
Ah, nee, nee, nee, hier genau. Ja, nee, nee, hier. Ich sage hier, ich meinte dort.
1:30:18–1:30:22
Also in Kalifornien, da gibt es halt diesen Supermarkt und du gehst halt vorbei
1:30:22–1:30:25
und da sind diese Fische in so einem Aquarium, die kann man zum Essen,
1:30:25–1:30:29
kann man kaufen, sind dicht bei dicht und die sind halt in dem Wasser drin und
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das Wasser riecht unangenehm und die kommen da aber nicht raus.
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Das heißt, alles die die pinkeln da rein, die pupen da rein,
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die kriegen da ihr Futter reingestreut, das ist alles das Wasser und die kommen
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da halt einfach nicht raus und ich glaube, dass das so ein bisschen auch,
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Da halt auch bei Boris Afraid so ein bisschen dieses Ding ist.
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Also einerseits das, was uns umgibt, also diese ...
1:30:53–1:30:58
Das Wasser im Mutterleib, das Wasser, was sie trinken müssen zum Überleben,
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das Wasser, was uns treibt durch die Geschichte, also so transportiert am Ende
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ja auch dieses Boot oder dieses Schiff und so weiter, was sie fährt.
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Aber ich glaub halt ja, also ganz platt würde ich mal sagen,
1:31:11–1:31:13
dass das Wasser so quasi die ...
Florian Clauß
1:31:14–1:31:21
Dass das das unterstützen die familie vergiftet
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ist also wenn man das wieder auf diese trinksituation unter
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farbe überträgt und dann vergiftet und wenn man irgendwie das beispiel von der
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familie was einen dann umgibt und was in quasi was dann halt dem einzelnen ermöglicht
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sich wohl zu fühlen seiner umgebung wenn wenn dann die bedingung nicht da sind,
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dann eben auch durch die Mutter dann eben so diese Bewegungsunfähigkeit auslöst von ihm.
Chris Flor
1:31:50–1:31:53
Ja, also auch wieder diese Toni halt eben, die diese Farbe trinkt.
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Sie ist in dieser Familie, das Trauma in der Familie. Sie kommt halt aus diesem
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Wasser nicht raus, was sie halt umgibt.
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Und anstatt halt ein Wasser zu kriegen, was ihren Durst löscht,
1:32:02–1:32:11
ist eine Farbe auch, Also eben so, ja klar, also können wir jetzt hier lostreten, diese Sache.
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Die Farbe sollte den Raum ihres verstorbenen Bruders übermalen mit ihren eigenen
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Farben, aber halt auch mit dem Namen von eben Bo.
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Also, dass sie sich halt einrichten möchte in diese Familie,
1:32:28–1:32:34
aber das halt einfach in diesem Kontext einfach destruktiv ist und sie dann tötet.
Florian Clauß
1:32:34–1:32:41
Ja, das Wasser als mächtiges Element und eben auch als quasi als der Boden der Verurteilung, ne?
1:32:41–1:32:45
Also wenn man das jetzt mit so einem, irgendwo mit einem Schiff dann quasi entkommen
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möchte, man hat diesen kleinen Kanal der Utopie, ne?
1:32:50–1:32:54
Das Wasser des Hades, irgendwie, man geht dann halt irgendwie in einen anderen
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Raum rüber und auf einmal findet man sich in so einer Stadionsituation und wird verurteilt.
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Und Bo selber wird ja dann quasi im Wasser ertrinkt.
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Also das ist ja so diese… Kommen wir vielleicht später nochmal darauf zurück,
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diese ganze Verurteilungsszene.
1:33:14–1:33:19
Aber es ist auf jeden Fall spannend zu sehen, was das Wasser da für eine Bedeutung spielt.
1:33:20–1:33:24
Aber auch dann möchte ich nochmal in meiner eigenen Kritik anmerken,
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dass dann natürlich Ari Aster mit so einem...
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Ja, mit so einem Tool, mit so einem Koffer arbeitet an allen möglichen bedeutungsschwangeren
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Symbolen und das dann halt so, ja, ganz gut durcheinander wirft.
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Also ich glaube, das gelingt ihm dann auf der einen Seite und dann gibt es halt
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uns, die diesen Film sehen, dann anfangen irgendwie die Bedeutung reinzulesen.
1:33:51–1:33:54
Und ich weiß nicht, inwiefern das
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auch eine gewisse Willkürlichkeit im Arrangement ist, in der Geschichte.
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Und man kann sich da nicht gut ausbreiten.
1:34:03–1:34:04
Das ist ja irgendwie so.
Chris Flor
1:34:04–1:34:07
Ja, nee, ich glaube schon, dass es poetisch ist. Also ich glaube schon,
1:34:07–1:34:11
dass es schon, weil es ist halt so offensichtlich, Wassermann.
1:34:12–1:34:16
Und dann sind diese Sachen da. Natürlich wirft ihr das halt alles so rein.
1:34:16–1:34:20
Und wie das mit der Bedeutung wird, dann halt so ein bisschen so locker in der
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Hand gehalten so. Aber ich glaube schon, dass da, dass das schon eine Entscheidung
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natürlich war, dass das Wasser halt eine Rolle spielt.
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Ich habe immer mein Robert Gernhard Reimund Zeit Buch in der Tasche, das hole ich mal raus.
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Da gibt es dieses, also der ist von dieser neuen Frankfurter Schule,
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Titanic, so ein Schreiber. Und der hat hier Deutung eines allegorischen Gemäldes.
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Kennst du das?
Florian Clauß
1:34:49–1:34:50
Nee, kenn ich gar nicht.
Chris Flor
1:34:50–1:34:56
Okay. Deutung eines allegorischen Gemäldes. Fünf Männer. Also zu dem Thema hat
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Bedeutung in diesen Symbolen, dass man sagt, okay, das Wasser bedeutet hier dieses oder jenes.
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Also Deutung eines allegorischen Gemäldes. Fünf Männer sehe ich inhaltsschwer.
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Wer sind die fünf? Wofür steht wer?
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Des ersten Wams strahlt blutig rot. Das ist der Tod. Das ist der Tod.
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Der zweite hält die Geißel fest. Das ist die Pest. Das ist die Pest.
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Der dritte sitzt in grauem Kleid, das ist das Leid, das ist das Leid.
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Das vierte Schild trieft giftig nass, das ist der Hass, das ist der Hass.
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Der fünfte bringt stumm Wein herein, das wird der Weinreinbringer sein.
Florian Clauß
1:35:32–1:35:39
Ende. Wow. Ich bin beeindruckt, wie spontan du das dann so vorgetragen hast.
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Ich dachte so kurz, diese fünf apokalyptischen Reiter, aber das wird ja dann auch wieder gebrochen.
Chris Flor
1:35:45–1:35:48
Ja, der fünfte ist halt der Weinreiniger.
Florian Clauß
1:35:48–1:35:49
Genau, das ist die Service-Schicht quasi.
Chris Flor
1:35:52–1:35:56
Also natürlich, weil die Sachen bedeuten halt was und dann bedeuten sie halt nichts.
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Ja, das stimmt. Also teilweise sind sie, die gehören halt zur Geschichte dazu und,
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aber das Poetische würde ich mal sagen, ist dann halt eben dieses,
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diese Themen halt so reinzubringen und du hast halt sowohl, die Sachen,
1:36:11–1:36:13
du hast halt diese Elemente und die bedeuten was.
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Ja. Die werden dann aber in eine Geschichte eingefügt, die dann auch Sinn ergibt.
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Dann gibt es den Weinreinbringer, solche Elemente in der Geschichte,
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die sich selber bedeuten.
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Dann gibt es andere, die bedeutungsschwanger sind, die dann aber auch in diese
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Geschichte eingefügt werden.
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Also diese Idee der paradigmatischen Ebene der Bedeutung, der Gleichheit und
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der Differenz wird übertragen auf die syntagmatische Ebene der Welt.
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Der Zeit, dass man diese Elemente aneinander anordnet und ob das jetzt bewusst ist oder unbewusst,
1:36:53–1:37:00
ob wir das jetzt rein interpretieren oder nicht, also diese aktive Kraft der
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Poetik existiert ja in dem Text dadurch,
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dass halt eben diese Bedeutungen dann halt auf dieser syntagmatischen Ebene
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halt dann halt so laufen.
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Also insofern würde ich jetzt nicht unbedingt denken, okay, das hat der da einfach
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nur so hingeworfen und wir interpretieren das rein, sondern es ist halt einfach
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poetisch da und dann können wir das halt rauslesen, wenn wir wollen.
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Ich glaube, diese Dichte ist zu stark, als dass man sagen könnte,
1:37:33–1:37:37
das ist nicht motiviert vom Ari Aster.
Florian Clauß
1:37:37–1:37:41
Ja, das entspricht dann auch wieder diesem klassischen Surrealismus,
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wo man ja auch quasi diese Traumsequenzen noch mal motiviert durch Jungen.
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Und da sind wir auch dann wieder quasi im klassischen Surrealismus mit Bonoel und Ali,
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wo dann bestimmte bedeutungsschwangere oder einfach bedeutungsvolle Bilder aneinandergereiht
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werden, die dann so eine Metaebene von Bedeutung schaffen.
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Aber und da kommt wieder mal eine Kritik, so gewisse Willkürlichkeiten auch zulassen.
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Und das ist aber trotzdem finde ich das irgendwie, wie du das jetzt mit dem
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Gedicht nochmal verbunden hast, so eine Poetik.
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Die Frage ist, ob der Film für uns eine poetische Ebene hat oder ob der jetzt
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so… Würdest du ihn so generell so… Ich finde ihn sehr gehetzt.
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Ich finde da gibt es wenig… Also für mich hat dann irgendwie,
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jetzt auch ganz konservativ ausgedrückt, aber Poetik hat ja dann so eine gewisse…
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so schafft Räume, wo man eine gewisse Reflexion dann für sich erlaubt,
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wo man eine gewisse Ruhe dann auch hat.
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Aber der Film bietet ja nicht irgendwo eine Ruhe.
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Der geht ja von einer Situation in die nächste und überwirft dich mit Bildern
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und schafft ganz wenig solche Reflexionsräume, oder?
Chris Flor
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Ja, ich hatte halt eben der... Ja, ich fand den Film überwältigend.
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Musste den halt, wie gesagt, so auch irgendwie anhalten und dann erst mal verarbeiten.
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Und dann fertig gucken und dann weiterverarbeiten.
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Und, ähm ... Genau aus dem Grund, weil halt eben diese Reflexionszeit bleibt
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einem da nicht. Und das ist ja ...
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Aber das Problem hab ich häufiger bei Filmen, dass ich anhalten muss und erst
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mal irgendwie aufholen muss, wenn es irgendwo zu peinlich wird oder zu gruselig oder irgendwie so was.
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Dann muss ich irgendwie anhalten und dann halt aufholen.
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Und da ist es, glaube ich, schon so, dass man die Sachen erst mal so verarbeiten
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muss. Und dann halt eben diese Elemente...
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Es wird eben so sagen, Poetik, also ganz strukturalistisch gesehen,
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ist ja Poetik wirklich nur diese Sache, du hast so dieses Charakteristikum des Gleichen und das.
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Gegensätzlich, also das Gegensätzliche und das Gleiche.
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Und das hast du übertragen auf die Sache, wie du die Elemente anordnest,
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horizontal, also in der Zeit oder irgendwie so nebeneinander.
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Ja, was ich ja irgendwie erstaunlich finde, ist, dass wenn man sich diese ganzen Filme ...
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Du schaust dir Midsommar an, du schaust dir Hereditary an, du schaust dir jetzt Boaz Afraid an.
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Und die sind ja alle von der Stimmung extrem anders und auch von der Ästhetik,
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von der Art, wie Realismus und Surrealismus und magischer Realismus und so weiter,
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Psychologisches, dann halt so einfließt.
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Das ist ja alles, die fühlen sich halt alle irgendwie anders an.
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Aber ich habe jetzt noch mal diesen Studentenfilm von Ari Astemian geguckt.
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Das ist ein Kurzfilm, den kann man sich auch auf YouTube anschauen.
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The Strange Story oder The Strange Thing with the Johnsons.
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Da können wir ja mal einen Link dann auch hin machen zu dem Film.
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Und der Film ist um einiges, also von der Stimmung her, von diesen surrealistischen
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Elementen, ist der um einiges näher dran an Boris Afraid als an diesen anderen Sachen.
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Aber trotzdem war das so ein bisschen auch so ein Schlüssel,
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wo ich gedacht habe, jetzt ist es halt relativ eindeutig worum es Ari Aster
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geht in seinen Filmen hauptsächlich und das geht immer um Familien,
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es geht immer um Trauma das innerhalb von Familien herrscht,
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es geht häufig um Trauer und und wie man mit Trauer umgeht.
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Aber ja, es geht eigentlich um diese
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Horror-Elemente, die halt aus einer Familiensituation heraus entstehen.
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Ja, in die man dann quasi rein ...
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Sich teilweise reinfährt, teilweise reinrutscht irgendwie, und die man dann
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halt am Ende ausbaden muss.
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Das ... ist mir da so aufgefallen.
Florian Clauß
1:42:22–1:42:27
Also okay, das ist nochmal so als übergeordneter Spannungsbogen bei Arya Aster festzustellen.
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Dann sind wir natürlich gespannt, was er als nächstes macht.
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Wie wir die Familie wieder so als die Keimzelle von Traumata und Zerstörung
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oder auch haben wir das irgendwie die Familie als eine Möglichkeit der Heilung oder der Ruhe vorkommt?
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Ich glaube nicht, es ist immer, also bei Hereditary ist ja auch die Familie das Kopflose.
Chris Flor
1:43:00–1:43:04
Ja, ich meine es gibt halt diese Gegenentwürfe, es gibt halt eben diese Sekte
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bei Midsommar, die ja doch sowas hat, so eine Familie, in der man heilen kann,
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die halt einen ganz und rund macht.
Florian Clauß
1:43:14–1:43:19
Aber auch verquert von der Gesellschaft, also dann bist du ja nicht mehr so integrationsfähig.
Chris Flor
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Ja, ja. Und dann halt eben, wie gesagt, auch wie schon erwähnt,
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diese Theatergemeinschaft auch, die ja auch eben so eine heilende...
Florian Clauß
1:43:29–1:43:33
Ja, ich glaube am ehesten die Theatergemeinschaft. Also wenn man das so aufbauen
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möchte, das ist, glaube ich, so die Outlaws, die Theater... So ein bisschen,
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dann bist du wieder bei Bergmann, ne? Das siebte Siegel oder Fanny und Alexander, die Geschichten.
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Die Theatergesellschaft oder die Theaterfamilie, die dann so als die Familie wahrgenommen wird,
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wo man sein kann, wer man ist oder auch nicht ist und gleichzeitig so aufgenommen ist.
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Also, ja, ich finde, wir haben jetzt mal so mehrere Dimensionen nochmal aufgemacht,
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sind aber noch nicht so ganz am Ende der Geschichte.
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Vielleicht sollten wir jetzt nochmal einschwenken und zum letzten Teil der Geschichte,
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nämlich wir waren noch zuletzt in dieser Theaterszene und kommen in das Haus der Mutter.
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Ach echt? Ah, da sind wir noch gar nicht. Deswegen würde ich jetzt mal sagen,
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wir können uns dann noch mal um die Szene unterhalten, wie das...
1:44:37–1:44:40
Ja, wie das jetzt fortlaufend ist, auch die Gerichtsverhandlungen dann vielleicht
1:44:40–1:44:44
nochmal ein bisschen näher besprechen. Okay?
Chris Flor
1:44:44–1:44:45
Okay.
Florian Clauß
1:44:45–1:44:53
Vielleicht steigen wir nochmal da in die letzten Teil ein, wo er dann deiner
1:44:53–1:44:54
Mutter gegenüber steht.
Chris Flor
1:44:55–1:44:59
Ja, also ganz kurz. Er hat ja dann auch endlich Sex.
1:44:59–1:45:02
Also die Sache war, Elain kommt auch,
1:45:02–1:45:06
also er kommt zu dem Haus aus dem Wald, kommt er dann ins Haus,
1:45:06–1:45:12
im Haus endlich an, hat die Beerdigung verpasst zu seiner großen Schande,
1:45:12–1:45:16
ist dann jetzt alleine im Haus. Die Leiche ohne Kopf liegt da.
1:45:20–1:45:24
Er sieht die auch. Na gut, das können wir dann später. Er dann kommt.
1:45:25–1:45:33
Elaine als erwachsene Frau, eben gespielt von Parker Posey, taucht dann halt
1:45:33–1:45:37
auf und er sagt er ihr, dass er auf sie gewartet hat.
1:45:37–1:45:42
Sie ist davon sehr, sehr gerührt und entscheidet sich dann, dass man dann jetzt
1:45:42–1:45:45
doch irgendwie dann Sex haben könnte. Das fand ich sehr deprimierend.
Florian Clauß
1:45:45–1:45:47
Aber nur zu Maria Carey.
Chris Flor
1:45:48–1:45:52
Ja, eben. Das war halt sehr deprimierend. Sie kommt halt rein und sagt,
1:45:52–1:45:56
okay, Bedroom where? Und dann gehen sie halt zum Wasser und fragen,
1:45:56–1:45:57
gibt es hier irgendwo Kerzen?
1:45:57–1:46:01
Und dann macht sie halt Maria Carey an und dann geht es halt gleich mit dem Sex los.
1:46:02–1:46:07
Er überlebt, Er kommt und überlebt das, aber kurz danach kommt sie und stirbt.
Florian Clauß
1:46:08–1:46:10
Ja, weil sie friert halt ein.
Chris Flor
1:46:10–1:46:12
Sie friert halt ein, sie stirbt nicht mehr, sie friert halt ein.
1:46:12–1:46:16
Sie ist halt so dann starr und ja,
1:46:16–1:46:22
wie auch, hat sie halt auch diese roten, roten Augen, rot geräderten Augen,
1:46:22–1:46:28
wie halt auch die Toni damals hatte, als sie dann die Farbe getrunken hatte.
1:46:28–1:46:34
Also wer weiß, aber die Toni war halt schlaff und sie ist halt so während des
1:46:34–1:46:35
Orgasmus halt so eingefroren.
1:46:35–1:46:41
Dann kommt die Mutter rein und sagt, ja toll, so, das macht mein Sohn immer
1:46:41–1:46:46
so, wenn er denkt, ich bin tot und so weiter. Stellt sich raus und er hatte das dann aber auch...
Florian Clauß
1:46:46–1:46:47
Sie werden dann auch gleich die Bettwäsche...
Chris Flor
1:46:47–1:46:51
Ja genau, ich ziehe gleich die Bettwäsche runter. Und er sagt,
1:46:51–1:46:54
er sagt ihr dann aber, er wusste,
1:46:54–1:46:57
dass sie nicht wirklich tot war, weil er die hat die Hände gesehen und das war
1:46:57–1:47:03
seine, also das Kindermädchen oder die Haushilfe, die sich dann quasi geopfert
1:47:03–1:47:09
hat, um dann diesen Streich quasi oder diesen...
1:47:10–1:47:16
Also die Mutter hatte quasi ihren Tod inszeniert, damit, um den Sohn zu überführen,
1:47:16–1:47:20
dass er ein schlechter Sohn ist, mehr oder weniger. Also darum ging es,
1:47:20–1:47:21
um halt seine Schuld zu beweisen.
1:47:22–1:47:28
Und dann wird es halt ziemlich heftig, dann ist halt auch noch mal eine Szene,
1:47:28–1:47:31
die ich dann ziemlich heftig fand, wo er dann halt so merkt,
1:47:31–1:47:35
was das ist, dass es halt so ein wirkliches Machtspiel ist und er möchte dann halt so weggehen.
1:47:36–1:47:39
Und sie sagt, ah, where are you going? Und lässt ihn aber nicht.
1:47:40–1:47:43
Also was ja das Gesund ist, man sieht, das ist eine toxische Situation,
1:47:43–1:47:46
man möchte sich aus der entfernen. Sie lässt ihn aber nicht sich aus der Situation
1:47:46–1:47:48
entfernen. Das ist halt eben auch so ein Trick.
1:47:52–1:47:55
Und bringt ihn halt wieder in die Situation rein, dann stellt sich raus,
1:47:55–1:48:01
dass der Psychologe oder der Therapeut auch von der Mutter angestellt war und
1:48:01–1:48:06
alles aufgenommen hat und alle Sachen, die er mal über seine Mutter auch gesagt
1:48:06–1:48:09
hatte, auch alle sehr verständliche Sachen mit der Mutter geteilt hatte.
1:48:09–1:48:14
Das fand ich auch interessant, wie dieser Schauspieler oder diese Figur,
1:48:14–1:48:20
die ja so sehr freundlich und liebevoll war, mit derselben Mimik und Gestik
1:48:20–1:48:23
auf einmal so bedrohlich und gemein wurde, das fand ich...
Florian Clauß
1:48:23–1:48:25
Ja, der ist aber auch toll, der Schauspieler.
Chris Flor
1:48:25–1:48:26
Kennst du den von anderen?
Florian Clauß
1:48:27–1:48:29
Nee, doch, ich hab dann extra nochmal geguckt und ich glaube,
1:48:29–1:48:34
in einem Film hab ich... Es ist aber auch eher so ein Theater-Schauspieler, der kommt von der Bühne.
Chris Flor
1:48:34–1:48:38
Ja, Wahnsinn. Aber dann wirkt er halt zu seiner Mutter...
Florian Clauß
1:48:38–1:48:40
Aber wann kommt denn diese Szene mit dem Dachboden?
Chris Flor
1:48:41–1:48:48
Oh, die kommt dann... Die kommt eigentlich noch davor, ne? er wirkt ja. Genau, also er wirkt.
Florian Clauß
1:48:48–1:48:51
Aber auch dieses ganze, man muss vielleicht sagen, dieses Haus, also es ist ja,
1:48:51–1:48:56
dieser Kontrast zwischen diesen total zerfallenden Wohnungen in dem New Yorker
1:48:56–1:49:00
Stadtteil, hin zu diesem Haus, das total offen und von der Architektur her dann
1:49:00–1:49:04
so ein Interieur-Highlight ist, ne?
Chris Flor
1:49:06–1:49:10
Und auch, was ich da auch noch erwähnt haben möchte,
1:49:10–1:49:14
ist, dass er wohl, dass Bo anscheinend nicht selber arbeitet,
1:49:14–1:49:20
dass er die Kreditkarte, weil er hat, als er den Flug nochmal buchen möchte
1:49:20–1:49:24
am Anfang, ruft er die Mutter an und sagt, die Kreditkarte funktioniert nicht mehr.
1:49:24–1:49:27
Also, was ist hier los? Die Kreditkarte funktioniert nicht mehr.
1:49:28–1:49:31
Und also, dass er wohl von der Mutter ausgehalten wird, aber halt wirklich nur
1:49:31–1:49:36
auf so einem Level, halt in so einer Armut halt auch, aber er halt auch selbst nicht arbeitet.
1:49:37–1:49:39
Und in diesem Theaterstück kam das ja auch vor, dass er...
1:49:40–1:49:43
Ach, jetzt gehen wir wieder zu den Preisen.
1:49:44–1:49:48
Aber in dem Theaterstück wurde ja auch klar, dass diese Idee,
1:49:48–1:49:55
das Essen von dem eigenen Geld zu kaufen, das man selber verdient hat durch
1:49:55–1:49:58
die eigene Arbeit, dass das halt was wahnsinnig Wertvolles ist.
1:49:58–1:50:03
Und das hatte er ja nicht. Er ist ja die ganze Zeit unter Kontrolle von seiner Mutter her.
Florian Clauß
1:50:03–1:50:07
Ja, die eine sehr erfolgreiche Geschäftsfrau ist und ganz viele Auszeichnungen
1:50:07–1:50:11
hat und dann auch entsprechend das Geld und das Haus und so weiter.
1:50:11–1:50:14
Also dann gibt es ja diese Szene, wo dann halt auch er bestraft wird.
1:50:14–1:50:18
Er wird auf den Dachboden geschickt. Auf dem Dachboden sieht er sich selber als verwahrlosten...
1:50:20–1:50:21
Weiß ich nicht was.
Chris Flor
1:50:23–1:50:26
Dünner Joaquin Phoenix. Ich frage mich, ob er sich selber abgemagert hat,
1:50:26–1:50:29
was der Joaquin Phoenix ja auch immer macht, oder ob das CGI war.
Florian Clauß
1:50:29–1:50:36
Ja, und es ist ein riesengroßer Penis, der seinen Vater wohl verkörpern soll.
1:50:37–1:50:40
Er wohnt unter diesem Dachboden, der ein böses Gesicht hat.
Chris Flor
1:50:42–1:50:43
Und wie so eine...
Florian Clauß
1:50:45–1:50:47
Also wie so eine Krabbe, mit so Haken-Armen.
1:50:52–1:50:56
Und dann auch ihn da bedroht, aber er schlägt zurück und da sticht ihn.
Chris Flor
1:50:57–1:50:58
Nein, nein, nein, der andere, der Typ.
Florian Clauß
1:50:58–1:51:00
Ja genau, der andere, seine Eier, genau.
Chris Flor
1:51:02–1:51:06
Dieser traumatisierte Soldat kommt rein, greift den Vaterpenis an,
1:51:06–1:51:11
der halt so groß, was es nicht darf, fünf, sechs Meter groß ist.
Florian Clauß
1:51:11–1:51:15
Und dann, ach ja, da wird's für mich halt schon, okay, dann kommt er wieder runter.
Chris Flor
1:51:15–1:51:19
Aber es ist auch interessant, finde ich, dass niemand wirklich tot ist.
1:51:19–1:51:22
Die Mutter ist nicht tot, der Vater ist nicht tot, der Typ ist nicht tot.
1:51:23–1:51:26
Die sind alle nicht wirklich tot.
Florian Clauß
1:51:26–1:51:30
Und dann gibt's halt diese, was du jetzt schon so beschrieben hast,
1:51:30–1:51:33
diese Szene, wo er dann halt wirklich anfängt, seiner Mutter zu wirken.
1:51:34–1:51:38
Aber er dann auch im letzten Moment zurückschreckt. Und dann ...
1:51:38–1:51:40
I'm sorry, I'm sorry, I'm sorry.
Chris Flor
1:51:42–1:51:46
Und dann fällt sie aber um und man denkt, sie könnte tot sein, also dann noch mal tot.
1:51:46–1:51:51
Das war ja auch am Anfang, der Therapeut fragte ja in der Sitzung ganz am Anfang,
1:51:51–1:51:55
möchtest du jemals deine Mutter
1:51:55–1:51:58
töten? Das ist ja wirklich eine komische Frage. Und er so, but, what?
1:51:59–1:52:03
Und dann, why do you ask this? Und dann sagte er, ja, es wäre doch normal,
1:52:03–1:52:09
dass man das einerseits möchte, Andererseits das aber auch überhaupt nicht möchte,
1:52:09–1:52:14
sagt dann der alte Therapeuten. dann am Ende passiert es und er wirkt sie und hört dann halt dann auf.
1:52:15–1:52:21
Und er geht dann raus aus dem Haus, steigt in ein Boot, fährt mit dem Boot in
1:52:21–1:52:24
den See und dann kommt er in so eine Grotte irgendwie rein.
1:52:24–1:52:29
Und da ist dann auf der einen Seite ist die Mutter dann wieder mit dem Anwalt,
1:52:29–1:52:34
mit dem er nur, also mit ihrem Anwalt, mit dem er nur am Telefon vorher gesprochen
1:52:34–1:52:35
hatte über die Beerdigung.
1:52:35–1:52:38
Auf der anderen Seite ist sein eigener Anwalt. Ist er das selber?
1:52:38–1:52:41
Das ist sehr schwer, man sieht ihn nicht, die Stimme ist ganz klein.
Florian Clauß
1:52:41–1:52:45
Also es ist wirklich so ein Riesen-Arena. Hat mich dann auch so ein bisschen
1:52:45–1:52:46
wieder an Gladiator erinnert.
1:52:47–1:52:52
Also wo dann auch quasi er als Maximus im Zentrum, als König,
1:52:52–1:52:57
Kaiser, da die Verhandlung führt gegen den Gladiator.
1:52:59–1:53:03
Und er ist aber so in diesem... Also es ist aber auch... Es ist ja schon schön
1:53:03–1:53:06
inszeniert. Da siehst du ja wirklich so einen... Oben so ein Würfel mit Leinwand,
1:53:06–1:53:08
wo dann irgendwelche Szenen eingestreut.
1:53:08–1:53:13
Wir werden als Beweis dafür gelassen, dass er sich nie um seine Mutter gekümmert hat.
Chris Flor
1:53:14–1:53:19
Und er hat auch so eine Scheinverhandlung, weil es schon klar ist,
1:53:19–1:53:22
dass seine Schuld am Ende bewiesen ist.
Florian Clauß
1:53:22–1:53:26
Und auch sein Anwalt, der dann eine Gegenrede startet, aber auch dann einfach
1:53:26–1:53:31
so runterstürzt von der Brüstung und dann auch tot ist und liegen bleibt.
Chris Flor
1:53:31–1:53:34
Aber seine Entschuldigung war halt, he was afraid,
1:53:34–1:53:39
also als Kind, wenn er irgendwie nicht gut war oder sowas zu seiner Mutter,
1:53:39–1:53:44
dass er sich versteckt hat vor ihr, dann hat dann der Anwalt halt erklärt,
1:53:44–1:53:47
und das stimmt ja auch, he was afraid.
1:53:47–1:53:51
Also da kann man einem Kind keinen Vorwurf machen, Angst gehabt zu haben.
1:53:52–1:53:55
Aber dann wird es trotzdem ins Wasser geworfen.
1:53:56–1:54:02
Und dann kommt es zur Todesstrafe, aber das passiert fast automatisch.
1:54:03–1:54:07
Der Bootsmotor tuckert irgendwie rum, die ganze Zeit weiß man,
1:54:07–1:54:08
da wird irgendwas passieren.
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Dann dreht sich einfach das Boot um und dann sieht man noch,
1:54:13–1:54:17
wie das Boot wackelt, der strampelt halt noch und dann irgendwann hört es auf zu strampeln.
1:54:17–1:54:20
Und die Mutter sagt dann halt, oh my baby, my baby.
1:54:20–1:54:24
Sie hat halt wieder dieses Fürsorgliche irgendwie,
1:54:24–1:54:30
also einerseits ist sie dafür verantwortlich, was da passiert ist,
1:54:30–1:54:36
andererseits ist sie halt das Opfer und leidet wegen seines Todes.
1:54:37–1:54:41
Und da stellt sie halt wirklich die Schuldfrage. Und in solchen Situationen
1:54:41–1:54:46
ist es dann natürlich auch so, Schuld sollte eigentlich nicht das Thema sein in so einer Beziehung.
1:54:46–1:54:50
Es sollte nicht sein, ist er schuld, ist sie schuld. Aber wir kommen halt aus
1:54:50–1:54:53
diesem Ding nicht raus, das ist jetzt die Mutter schuld, das ist er schuld.
1:54:54–1:55:01
Die Sache, um zu zeigen, dass man nicht schuldig ist, muss man halt so eine
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Opferrolle darstellen.
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Das ist halt auch eben in diesen narzisstischen Beziehungen sehr wichtig.
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Also sie hat ihr Kind verloren, alle sollen Mitleid mit ihr haben,
1:55:11–1:55:13
weil sie halt ihr Kind verloren hat.
1:55:15–1:55:20
Insgesamt ist diese Beziehung schon von vornherein dadurch verurteilt,
1:55:20–1:55:24
dass es überhaupt eben um Schuld geht und nicht um Wünsche und nicht um Unterstützung.
Florian Clauß
1:55:26–1:55:31
Ja, genau. Und in dieser Szene der Hinrichtung, die aber auch eher so wieder
1:55:31–1:55:36
eine Willkürlichkeit ist, das Boot so blubb, und das Häuschen so ein bisschen
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blubb, blubb, blubb, und finde ich aber auch ganz schön so.
1:55:42–1:55:45
Und du siehst dann im Hintergrund, es ist alles sehr abgedunkelt,
1:55:45–1:55:48
im Hintergrund siehst du es halt wie aus den Rängen, die dann halt wirklich
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sehr steil sind, so langsam die Leute dann halt.
1:55:52–1:55:52
Weggehen.
Chris Flor
1:55:52–1:55:53
Ja, sind halt vorbei.
Florian Clauß
1:55:53–1:55:58
Ja, so und es ist schon nicht mehr ganz tot, aber die gehen schon raus. Die Show ist vorbei.
Chris Flor
1:55:58–1:55:59
Hat sich schon entschieden.
Florian Clauß
1:55:59–1:56:06
Ja, und dann laufen die Credits halt die ganze Zeit und du hast so dieses Wassergeräusch
1:56:06–1:56:08
und du siehst die Credits von einem Film.
1:56:10–1:56:14
Ist ästhetisch, muss man ja sagen, wieder extremst gut gefilmt.
1:56:14–1:56:19
Ist der gleiche Kameramann, der auch bei Harry und Terry und Midsommar, der polnische.
1:56:20–1:56:22
Ich kann den Namen nicht aussprechen, Kameramann.
1:56:23–1:56:28
Vor allen Dingen der erste Teil. Da gibt's eine Szene, wo Bo mit seiner Mutter
1:56:28–1:56:30
telefoniert und mit der Kamera auch so ganz langsam wieder ...
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Wie schafft es einen, die Kamerafahrt in so einer Angst auszulösen?
1:56:35–1:56:40
Was bei Mützer mal so stark ist. Da gibt's auch einige Szenen einfach nur eine
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ganz leichte Bewegung und so eine ganz unterschwellige Angst wird aufgebaut.
Chris Flor
1:56:45–1:56:48
Ah, jetzt muss ich mir den noch mal angucken.
Florian Clauß
1:56:48–1:56:53
Ja, also es gibt halt diese eine Szene, oder ich meine, der erste Teil,
1:56:53–1:56:56
wenn man das jetzt so ein bisschen auf so einer Meta-Ebene betrachtet,
1:56:56–1:56:57
ist ja viel mit so Zentralperspektive.
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Du siehst ja immer so die Gänge, die Gänge von der Wohnung, von dem Treppenhaus, wie er da hinrennt.
1:57:05–1:57:10
Du siehst ihn immer im Zentrum, ja, und man könnte ja dieser,
1:57:10–1:57:14
also wenn man das jetzt irgendwie so ganz weit herholt, ist das ja die erste
1:57:14–1:57:16
Szene, vielleicht die Geburt von ihm. Und da ist er aus dem Geburtskanal,
1:57:16–1:57:20
aus dem Haus, dann wurde er erst dann rausgeworfen in die feindliche Welt.
Chris Flor
1:57:20–1:57:22
Ja, also die erste Szene ist ja sowieso die Geburt.
Florian Clauß
1:57:22–1:57:26
Ja, die erste Szene. Aber ich meine jetzt der erste Teil,
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dass er dann quasi so als hilfloses Kind dann so umherurt, Orientierung sucht,
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findet dann diese Orientierung bei dieser Familie, wird großgezogen, ist aber in so einer...
1:57:39–1:57:45
Und dann wird er verstoßen, kommt dann in den Wald. Also wenn man das so auf dieser Ebene...
Chris Flor
1:57:45–1:57:47
Ja, und das ist ja dann die Geschichte von diesem Theaterstück.
Florian Clauß
1:57:47–1:57:52
Genau, das ist dann so. Also da heißt es, auf dieser Ebene hast du es ja auch
1:57:52–1:57:53
wieder so ein bisschen gespiegelt.
1:57:57–1:58:02
Aber, wie gesagt, der Film für mich ist in der ersten Hälfte sehr stark.
1:58:02–1:58:06
Und in der zweiten Hälfte, also ab der 90.
1:58:06–1:58:09
Minute, der ist auch sehr lang, geht fast drei Stunden.
1:58:12–1:58:18
Ich habe mich bei der zweiten Hälfte quasi doch schon ein bisschen gelangweilt.
Chris Flor
1:58:18–1:58:19
Ach, gelangweilt, echt?
Florian Clauß
1:58:19–1:58:22
Ja, weil es halt irgendwie so da und hier.
Chris Flor
1:58:23–1:58:28
Ich finde insgesamt bei Filmen, der dritte Akt ist immer so schwierig,
1:58:28–1:58:30
weil da halt oftmals nichts Neues passiert.
1:58:32–1:58:37
Also ganz große, also ganz normale Beispiele, also diese ganzen Superheldenfilme und so weiter.
1:58:38–1:58:41
Die sind natürlich vorher auch schon langweilig, aber da wird es dann halt wirklich
1:58:41–1:58:46
nur noch, dann wird dann das Problem gelöst, irgendwie um eine Statistik wiederherzustellen.
1:58:46–1:58:47
Und dann wird halt einfach gekämpft
1:58:47–1:58:50
und gekämpft und gekämpft oder Autoverfolgungsjagd oder was weiß ich.
1:58:51–1:58:56
Und ich fand bei dem Film aber, dadurch, dass ich halt so orientierungslos war
1:58:56–1:58:59
und nicht wusste, was als nächstes passiert, also ich war schon,
1:58:59–1:59:02
also gelangweilt gar nicht, kein Moment.
1:59:04–1:59:09
Also ich hab mich halt auch gefragt und hatte mir halt auch gewünscht,
1:59:09–1:59:13
dass es irgendwie gut ausgeht, Aber das war ja eigentlich klar, dass es nicht passiert.
1:59:15–1:59:20
Aber ich merke, gelangweilt habe ich mich nicht, nee.
Florian Clauß
1:59:21–1:59:27
Ja, ich finde, insgesamt hat der Film sehr vielversprechende Ansätze,
1:59:27–1:59:33
aber letztlich ist es irgendwie so eine Überladung und er scheitert so ein bisschen
1:59:33–1:59:34
an der mangelnden Klarheit.
1:59:34–1:59:37
Die Klarheit, die er im Midsommar entwickelt hat.
1:59:39–1:59:43
Dieses unglaublich starke Motive, die durchgezogen sind, von hinten bis vorne,
1:59:43–1:59:48
das fehlt halt komplett bei dem Film. Die Kernbestandteile, also diese Paranoia
1:59:48–1:59:52
der amerikanischen Gesellschaft, ist da auch so als ziemlich ergiebiges Thema angesprochen.
1:59:53–1:59:57
Aber diese ganze ökonomische Abhängigkeit und die Überwachung,
1:59:57–2:00:04
was auch diese extreme Paranoia erzeugt, das finde ich halt in den ersten beiden
2:00:04–2:00:07
Teilen quasi sehr ausgereizt, sehr gut platziert.
2:00:08–2:00:13
Aber dann bleibt der halt irgendwo zwischen diesem Muttersohn-Konflikt zurück,
2:00:13–2:00:18
der Film. So, das wäre so mein Resümee von dem Film, aber...
Chris Flor
2:00:20–2:00:24
Okay, ja, also für mich, ich bin da vielleicht so ein bisschen auch durchgegangen ohne...
2:00:27–2:00:31
Also, ich war die ganze Zeit disorientiert. Im Nachhinein konnte ich dann halt
2:00:31–2:00:34
irgendwie Themen erkennen und die dann halt reinbringen.
2:00:34–2:00:41
Ich fand halt eben diese Mutter-Sohn-Sache dann ziemlich zentral für die ganze
2:00:41–2:00:44
Sache, weil das halt irgendwie am Anfang halt passiert und dann halt am Ende
2:00:44–2:00:48
wieder kommt, also diese Telefonate, deswegen hat mich das nicht gestört.
2:00:49–2:00:54
Ich dachte schon, dass der Film eigentlich darum geht hauptsächlich und dass
2:00:54–2:00:57
halt diese anderen Sachen zwischendrin halt der Abstecher sind.
2:00:58–2:01:02
Also ich habe mich nicht gelangweilt während des Films und das passiert nicht
2:01:02–2:01:06
sehr häufig irgendwie und ich bin dann davon, also für einen drei Stunden langen
2:01:06–2:01:13
Film, Dadurch, dass ich irgendwie die ganze Zeit emotional einpacke,
2:01:16–2:01:21
Also einbezogen war und dabei geblieben bin und so weiter.
Florian Clauß
2:01:21–2:01:25
Du hast ja auch gesagt, der hat dir starke Bilder für dich gepflanzt im Kopf. Ja.
2:01:26–2:01:28
Das kann ich auch nachvollziehen. Also es gibt schon Bilder,
2:01:28–2:01:31
die einfach drin bleiben in den Szenen.
Chris Flor
2:01:31–2:01:33
Ja, oder halt auch Gefühle irgendwie.
Florian Clauß
2:01:34–2:01:39
Ja, genau, so Emotionszustände. Das schafft der Film ganz gut.
Chris Flor
2:01:40–2:01:44
Ich fand den halt natürlich auch, wenn man sich dann jetzt auch Ari Aster,
2:01:44–2:01:50
Hereditary, Midsommar und den Film anguckt, dann sind die drei halt so sehr,
2:01:50–2:01:53
sehr, sehr, sehr unterschiedlich, also alle voneinander, deswegen...
Florian Clauß
2:01:55–2:01:59
Unsere Strecke, die war so ein bisschen auch verloren. Hier ist dir aufgefallen,
2:01:59–2:02:00
dass wir im Kreis gelaufen sind?
Chris Flor
2:02:00–2:02:02
Ja, so ein bisschen, aber jetzt
2:02:02–2:02:06
sind wir an einer ganz komischen Stelle gekommen, in so Garagen, die...
Florian Clauß
2:02:07–2:02:14
Ich finde die Ecke total toll. Ich mach mal eine Aufnahme. So.
2:02:14–2:02:19
Und weil wir werden jetzt, wenn wir hier durchschreiten, kommen wir quasi auf
2:02:19–2:02:20
einen Kauflandparkplatz.
2:02:23–2:02:27
Und dann können wir uns mit einer Pommes belohnen. Hier hinten.
2:02:27–2:02:30
Das ist ein riesen Kaufland Dichtenberg.
Chris Flor
2:02:30–2:02:31
Ah ja.
Florian Clauß
2:02:31–2:02:32
So schön peripher.
Chris Flor
2:02:33–2:02:35
Und wie kommen wir zurück?
Florian Clauß
2:02:35–2:02:38
Laufen. Okay. Das ist jetzt nicht mehr so weit.
Chris Flor
2:02:38–2:02:38
Okay, alles klar.
Florian Clauß
2:02:38–2:02:39
Okay.
Chris Flor
2:02:39–2:02:45
Aber ja, gut. Aber wie gesagt, also ich möchte nochmal, was ich am Anfang gesagt
2:02:45–2:02:48
habe, ich fand den Film, ich konnte mich nicht entscheiden, ob er gut ist oder nicht.
2:02:48–2:02:52
Was ich aber wusste, ist, dass er mich sehr mitgenommen hat.
2:02:52–2:02:56
Ich wusste, dass ich sehr viel darüber nachgedacht habe, auch Tage danach noch. und,
2:02:58–2:03:02
Ja, ich mich auch darauf gefreut habe, mich mit dir darüber zu unterhalten.
2:03:02–2:03:05
Und wir hatten das ja die ganzen letzten Tage. Wir hatten uns vorher schon gesehen
2:03:05–2:03:08
und wir haben uns extra nicht über den Film unterhalten. Uns hat es halt beide
2:03:08–2:03:12
gejuckt, dass wir, dass wir endlich dazu kommen.
2:03:13–2:03:17
Ja, insofern würde ich mal sagen, also ich würde schon sagen, ein guter Film.
2:03:17–2:03:22
Ja, irgendwie. Ich fände ihn also, wenn ich jetzt Ari Aster würde ich den würde
2:03:22–2:03:24
ich wahrscheinlich mit so mal schon an erster Stelle stellen,
2:03:24–2:03:28
dann den als zweiten und dann hereditary unten
2:03:28–2:03:31
dran obwohl der ich fand den auch nicht so
2:03:31–2:03:35
richtig ich muss noch mal angucken jetzt glaube ich habe den im kino gesehen
2:03:35–2:03:41
da fand ich schon ziemlich gruselig ja nee aber ja ich war ja gut aber der war
2:03:41–2:03:46
auch wieder der ist dann irgendwann auch gekippt das was bei mit zusammen fand
2:03:46–2:03:51
ich halt so toll dass der mit zusammen einfach so in dieser also also.
2:03:57–2:04:00
Ohne irgendwelchen übersündigen Sachen auskommt, komplett dann halt irgendwie
2:04:00–2:04:05
noch so spielen könnte, während Hereditary dann irgendwann so abgedreht ist.
2:04:05–2:04:11
Und ich glaube, das war auch ein bisschen, warum viele den gut fanden,
2:04:11–2:04:14
auch weil da wird Horror mit einer Mythologie dahinter und dann sieht man auch,
2:04:14–2:04:18
dann diskutieren die, was das mit den Hexen auf sich hat und wer die genau sind
2:04:18–2:04:27
und so weiter Und diese Mythologie dahinter ist ja für manche Leute sehr interessant
2:04:27–2:04:32
und sehr wichtig für so einen Nerd halt. Aber ich bin nicht die Art von Nerd.
Florian Clauß
2:04:33–2:04:36
Nein, mich interessiert das auch nicht so sehr. Okay Chris, vielen,
2:04:36–2:04:43
vielen Dank für unsere gemeinsame Tour und die Besprechung von Bo is afraid.
2:04:43–2:04:54
Die ganzen Informationen zu dem Film, zu unserer Tour könnt ihr auf eigentlich-podcast.de sehen.
2:04:54–2:04:58
Und ja, also vielleicht schaffen wir ja auch das im nächsten Jahr,
2:04:58–2:05:00
uns wieder zusammen zu finden.
2:05:01–2:05:05
Du bist der erste Gast in unserem, obwohl wir hatten ja auch eine Episode,
2:05:05–2:05:07
wo da schon auch jemand anderes mitgemacht hat.
2:05:08–2:05:11
Aber ich freue mich auf jeden Fall, wenn wir das nochmal wiederholen können.
Chris Flor
2:05:12–2:05:16
Also dann sage ich tschüss, bis bald, macht's gut, tschüss!

Mehr

„Jetzt bin ich der Tod geworden, der Zerstörer der Welten.“

Im Delphi Filmpalast am Zoo sahen wir Christopher Nolans Film "Oppenheimer" und beginnen -- während der Abspann noch läuft -- vor dem Kino mit einer Reflektion des Films. Es geht im Film um die Lebensgeschichte von J. Robert Oppenheimer, einem amerikanischen Physiker, der eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der Atombombe während des Zweiten Weltkriegs spielte. Nolans Blockbuster beginnt mit Oppenheimer, der seine Lebensgeschichte vorlesen möchte. Er tut dies in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg vor einem Untersuchungsausschuss, also auch nach der Glanzzeit von J. Robert Oppenheimer, dem charismatischen Wunderkind der Wissenschaft. Seine Erzählung trägt uns zurück in die Studienzeit Oppenheimers begleitet. Zu den beiden Zeitebenen "Werdegang" und "Untersuchungsausschuss" kommt noch ein dritter hinzu: "Intrige". Erst wenn alle drei Stränge sich ineinanderfalten und die Trinity von Atombombe-Urteil-Intrige explodiert, kommt der Film zum Urteil: alleine wenn etwas passieren kann, ist alles schon zu Ende.

Shownotes

Mitwirkende

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Micz Flor
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Florian Clauß

Transcript

Micz Flor
0:00:29–0:00:30
Wollen wir gerade klatschen?
Florian Clauß
0:00:47–0:00:47
Läufts?
Micz Flor
0:00:47–0:00:52
Läufts gut? Läuft es? Gucken wir mal. Bei mir sind sie gerade wieder ausgesetzt.
0:00:53–0:00:54
Ja, hallo zu eigentlich-podcast.de.
0:00:56–0:00:57
Oder zwar nicht Podcast.
0:00:59–0:01:07
Wir kommen gerade aus dem Delphi-Filmpalast am Zoo und haben uns Oppenheimer angeschaut.
Florian Clauß
0:01:09–0:01:15
Wir, das sind Mitch, Floor und Florian und Klaus, hallo bei eigentlich Folge Nr.
0:01:16–0:01:20
31, wo wir laufend reden und im Reden laufen.
Micz Flor
0:01:21–0:01:26
Und im Regen laufen, als wir herkamen, aber jetzt gerade regnet es nicht und
0:01:26–0:01:29
wir machen heute ein bisschen was besonderes,
0:01:29–0:01:34
weil eigentlich bin ich quasi dran als Präsentator der Folge,
0:01:34–0:01:39
aber wir hatten Zeit und Lust uns einfach den Film anzugucken und dann rauszukommen
0:01:39–0:01:45
und gemeinsam einfach mal zu gucken was passiert, wenn wir das ins Mikrofon gießen.
Florian Clauß
0:01:46–0:01:51
Die ersten Eindrücke aus dem aus dem Kino, aus dem Filmerlebnis.
Micz Flor
0:01:51–0:01:56
Wow! Hier links ist das quasi Modo.
0:01:57–0:01:59
Das ist Open Air Jazz scheinbar.
0:02:00–0:02:02
So, wir gehen über die Ampel.
Florian Clauß
0:02:03–0:02:07
Und wir müssen auch den Track aufnehmen.
Micz Flor
0:02:08–0:02:10
Warte mal, wir rennen hier noch die letzten Meter.
0:02:15–0:02:15
Wo geht's lang?
Florian Clauß
0:02:15–0:02:21
Ja, wir laufen jetzt so... Wir sind im Delphi Filmpalast gewesen. Das ist...
0:02:24–0:02:28
Um die Ecke vom Zoo. Ich dachte, wir machen jetzt einen kleinen Schwenk,
0:02:35–0:02:38
Richtung Wilmersdorf-Schöneberg runter am Viktoria-Logise-Platz und laufen dann
0:02:38–0:02:43
in Nebenstraßen, gucken, dass wir möglichst wenig befahrene Straßen finden,
0:02:43–0:02:44
zum Gleis-Dreieck-Park.
0:02:48–0:02:52
Also das mit dem wenig Befahren stellt sich jetzt noch nicht so passend dar.
0:02:52–0:02:55
Es ist Samstagabend, wir sind in der Westcity.
Micz Flor
0:02:55–0:02:58
Wir winken mal hier rechts ein, ich hab nämlich das Gefühl, wenn wir jetzt einfach
0:02:58–0:03:02
erst mal so rausgießen, dass wir vielleicht erst mal das Emotionale rausgießen,
0:03:02–0:03:04
was erleben wir, was fühlen wir gerade.
0:03:05–0:03:08
Das ist ja immer das, was einen am meisten verunsichert und was man schnell
0:03:08–0:03:10
versucht, wieder einzufangen.
0:03:12–0:03:14
Wenn wir hier unter der S-Bahn durchlaufen, dann haben wir es,
0:03:14–0:03:15
glaub ich, ein bisschen ruhiger.
Florian Clauß
0:03:17–0:03:18
Ja.
Micz Flor
0:03:18–0:03:22
Fang du mal an, was ist so emotional? Was sind die Worte an Emotionen,
0:03:22–0:03:26
die du so assoziierst mit dem, wo du rausgekommen bist?
Florian Clauß
0:03:28–0:03:33
Also, wir werden ... Ich muss jetzt vorabstellen, dass wir bei dem Film jetzt
0:03:33–0:03:37
spoilern werden. Das heißt, wer den Film noch nicht gesehen hat und ihn noch
0:03:37–0:03:40
sehen möchte, der sollte diese Folge nicht anhören.
0:03:41–0:03:47
Weil ich möchte auch ganz ... ganz nah noch ...
0:03:48–0:03:56
Das Ende des Films ist schon eine ziemliche Explosion nochmal und gibt quasi
0:03:56–0:04:03
so die ganze Motivation von Oppenheimer nochmal so einen gewissen Thrill,
0:04:03–0:04:05
so einen Spin, weißt du, so ein...
Micz Flor
0:04:05–0:04:08
Also ist das das Gespräch mit Einstein zum Schluss?
Florian Clauß
0:04:08–0:04:12
Ja. Also die Auflösung, das sieht man relativ am Anfang von dem Film,
0:04:12–0:04:17
sieht man Oppenheimer und Einstein, wie sie sich auf so einen...
Micz Flor
0:04:17–0:04:20
Nee, nee, aber jetzt erstmal Emotionen, bevor wir jetzt irgendwie nicht so...
0:04:20–0:04:23
Was waren so Gefühle, mit denen du rausgekommen bist?
Florian Clauß
0:04:32–0:04:39
Ähm... Ich hadere gerade so, weil... Ich... Gerade die Emotionen werden ja ganz
0:04:39–0:04:45
stark vom Sound geleitet und der Sound oder die Komposition.
Micz Flor
0:04:45–0:04:46
Aber was waren die Emotionen?
Florian Clauß
0:04:46–0:04:53
Es war schon so was ... Ha! Es war schon was extrem ... Vernichtendes.
Micz Flor
0:04:53–0:04:54
Ja.
Florian Clauß
0:04:54–0:04:57
Und es war was sehr Destruktives am Ende. Was ...
0:04:58–0:05:02
Einen auch nicht da jetzt irgendwie rauskommen lässt und sagen, okay ...
Micz Flor
0:05:02–0:05:05
Aber was hast du erlebt? Was wär die Emotion?
Florian Clauß
0:05:07–0:05:14
Na ja, die Emotion ... ist ... Von mir her schon so eine gewisse Zerstörungsempfindung.
Micz Flor
0:05:20–0:05:24
Also, dass du zerstört wirst, oder dass dein Leben schon zu Ende ist.
Florian Clauß
0:05:24–0:05:28
Dass die ... die Erde kaputtgeht.
Micz Flor
0:05:31–0:05:35
Ja, das fand ich auch. Also, es war halt so ein ... Mh ...
0:05:36–0:05:42
Ja. Also, von Emotionen her war das auch so. War so eine große Wut bei mir, dass das halt ...
0:05:43–0:05:50
Wirklich so gekommen ist, ne? wie er da ja auch dieses Sanskrit-Zitat Ich bin der Tod,
0:05:50–0:05:54
der Zerstörer von Welten oder so, ich kann es jetzt nur paraphrasieren,
0:05:54–0:06:00
dass das halt irgendwie so wahr ist als Versprechen.
0:06:00–0:06:03
Was die allererste Folge war, wo du gesagt hast,
0:06:03–0:06:11
bei dem Buch Contact, dass natürlich irgendwann hinten bei Pi dieser Kreis zwischen
0:06:11–0:06:14
Nullen und Einsen irgendwie gezeichnet wird, weil es einfach nur,
0:06:14–0:06:18
wenn es möglich ist, dann wird es irgendwann passieren bei einer unerblichen Fortführung.
0:06:20–0:06:25
Und das war so dieses Gefühl, was dann irgendwie war, so eine Wut und eine Niedergeschlagenheit,
0:06:25–0:06:29
so eine Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit auch irgendwie, dass man halt jetzt einfach so drin hängt.
0:06:30–0:06:33
Wenn man sich mit Oppenheimer identifiziert, dann auch so,
0:06:39–0:06:42
eine Niederlage, Gegenüber ist jetzt Barbie-Kino, das wäre natürlich jetzt noch
0:06:42–0:06:45
ein Doppel-Doppel-Pack oder irgendwie sowas.
Florian Clauß
0:06:46–0:06:51
Ja, und wir kommen hier gerade auf die Strecke von dem Berliner Nachtlauf, der heute stattfindet.
0:06:51–0:06:56
Das heißt, wir müssen uns erstmal hier den Übergang finden, wie wir hier über die Straße kommen.
Micz Flor
0:06:56–0:06:57
Ja.
Florian Clauß
0:06:57–0:07:01
Ja, das war jetzt so der erste Emo-Shot nach dem Bio-Pic.
0:07:07–0:07:13
Ich würde vielleicht, bevor wir jetzt da in den Film nochmal so reingehen,
0:07:13–0:07:19
würde ich vielleicht noch ein paar Worte zu Nolan verlieren.
Micz Flor
0:07:20–0:07:20
Ja, super.
Florian Clauß
0:07:20–0:07:28
Ja? Also, wann ist dir Nolan das erste Mal so, Christopher Nolan?
Micz Flor
0:07:29–0:07:30
Memento war der erste.
Florian Clauß
0:07:30–0:07:34
Memento, das war so, das war tatsächlich auch so der erste Film,
0:07:34–0:07:38
der mich total begeistert und geflasht hat.
0:07:39–0:07:44
Die Art, also seine Erzählung in so einer,
0:07:46–0:07:50
strengen Geschichte dann aber doch eine unglaubliche Emotion zu transportieren.
0:07:50–0:07:55
Das ist, glaube ich, so das Handwerk von Nolan,
0:07:55–0:08:00
dass er filmisch und auch von der Geschichte,
0:08:00–0:08:03
von der Regie und vom Drehbuch,
0:08:03–0:08:10
ja, dass er so ein ganz, also er kann halt einfach so ein Zeitgeisten,
0:08:10–0:08:15
so ein Mindset irgendwo in der Zeit ganz gut aufgreifen.
0:08:16–0:08:18
Ich denke nur an Interstellar.
0:08:19–0:08:24
Und Interstellar war irgendwie dieser Film, der ganz viele zu der Zeit ziemlich stark geprägt hat.
Micz Flor
0:08:26–0:08:31
Was eingefangen hat, rein emotional,
0:08:31–0:08:36
was für mich so quasi als Emoblase aus der Zeit,
0:08:36–0:08:39
von vor sieben jahren glaube der
0:08:39–0:08:42
war dann 2015 hat er
0:08:42–0:08:46
total das so eingefangen weiß was ich meine ja
0:08:46–0:08:50
kannst du das auch so bestätigen oder
0:08:50–0:08:54
was ich heute also was ich bei nolan das ding ist momento der film ist mir total
0:08:54–0:08:59
aufgefallen und der schauspieler des namens ich inzwischen vergessen habe den
0:08:59–0:09:05
ich sehr gut finde und der dann glaube ich später bei so einem remake von mit
0:09:05–0:09:08
den morlocks irgendwie noch mal so mitgemacht hat, keine Ahnung.
0:09:09–0:09:10
Und natürlich die Schauspielerin von A.G.
Florian Clauß
0:09:10–0:09:12
Wells, die Zeitmaschine, oder?
Micz Flor
0:09:12–0:09:13
Ja, ja, genau.
Florian Clauß
0:09:13–0:09:15
Hatte der mitgemacht? Wann wurde der neu verfilmt?
Micz Flor
0:09:15–0:09:17
Das wurde irgendwann danach, war das.
Florian Clauß
0:09:17–0:09:19
Ach echt? Okay.
Micz Flor
0:09:19–0:09:24
Ich glaube, also ich bin mir ziemlich sicher. Und dann war eben die Schauspielerin
0:09:24–0:09:30
von Matrix, die war ja auch noch in Memento mit drin und ich glaube sogar Cypher.
0:09:32–0:09:35
Von Matrix war auch drin, der dann irgendwie zum Schluss sagt,
0:09:35–0:09:37
ey, du checkst ja die Story eh nicht.
0:09:38–0:09:42
Du kannst ja eh nix merken, deshalb alle benutzen dich, alle gebrauchen dich.
0:09:42–0:09:47
Und ich fand den Film total spannend, diese beiden Schauspieler kannte ich so
0:09:47–0:09:51
aus Matrix. Der Film hat mich irgendwie auch sehr geflasht, Memento hat mich
0:09:51–0:09:55
sehr geflasht, aber dann war so was ganz anderes, war halt eher so ein Kammer-Spiel,
0:09:55–0:09:56
so ein Low-Budget-Ding eigentlich.
0:09:58–0:10:03
Das fand ich total großartig, dass man sowas Intensives machen kann.
0:10:03–0:10:07
Aber Nolan als Name habe ich gar nicht. Der kam dann erst mit Batman Begins.
0:10:07–0:10:11
Erst dann habe ich dann mitbekommen, ach, das war der gleiche Regisseur.
0:10:15–0:10:21
Und was ich jetzt dann irgendwie in Verbindung mit Oppenheimer und Memento und
0:10:21–0:10:24
eigentlich auch Batman, ist es eigentlich so ein John Wick Feeling.
0:10:24–0:10:28
Es hört bei Nolan nie auf, es steht nie still.
0:10:28–0:10:34
Selbst wenn die Zeitleisten sich ineinanderfalten und asynchron alles geschnitten
0:10:34–0:10:37
ist, trotzdem hast du das Gefühl, der geht die ganze Zeit vorwärts.
0:10:37–0:10:41
Und jetzt auch, weil das so drei Stunden lang, dass der die ganze Zeit Schritt
0:10:41–0:10:45
für Schritt vorwärts geht, da hatte man nicht wirklich einen Moment.
0:10:45–0:10:49
Es gab so Aha-Momente, was du auch schon beschrieben hast, eben das Gespräch
0:10:49–0:10:50
mit Einstein zum Schluss.
0:10:51–0:10:58
Interstellar, dieser Moment, wo Matthew McConaughey diese Uhrzeiger-Ticker-Sache macht,
0:10:58–0:11:04
so durch diese Parallelzeitwelten, also es gibt dann immer so Sachen,
0:11:04–0:11:07
wo es ineinanderfällt, was man bei John Wick, glaube ich, so nicht hat.
0:11:07–0:11:10
Ehrlich gesagt, kenne ich da auch nur die ersten drei.
0:11:09–0:11:13
Aber trotzdem, jetzt auch wieder drei Stunden, die ganze Zeit das Gefühl gehabt,
0:11:13–0:11:15
und weiter, und weiter, und weiter, und weiter.
0:11:15–0:11:19
Gleichzeitig gezogen und getrieben. Aber du bist in so einer Maschine drin,
0:11:19–0:11:23
wenn du unten Filme machst, wo du einfach, egal ob es jetzt Batman,
0:11:23–0:11:27
Bane, Oppenheimer, du bist einfach irgendwie drin.
Florian Clauß
0:11:27–0:11:33
Das kann ich nachvollziehen. Obwohl ich dann an einem Punkt nicht widerspreche,
0:11:33–0:11:33
aber vielleicht ergänzen.
0:11:36–0:11:40
Man treibt quasi den Charakter, die Handlung weiter mit den Charakteren.
0:11:40–0:11:43
Allerdings, und das hat sich ja auch beim Memento schon so gezeigt,
0:11:43–0:11:49
dass der ein ganz virtuos mit den Zeitebenen umgehen kann im Film.
0:11:49–0:11:53
Und das ist eigentlich auch so das Auszeichnungsmerkmal von Christopher Nolan.
0:11:55–0:11:59
Die Memento, wo, ich meine, die Anekdote hat man ja schon oft erzählt,
0:11:59–0:12:02
aber das muss man ja immer, Memento, der Film wird rückwärts erzählt,
0:12:02–0:12:07
Der Hauptdarsteller, der Charakter, hat im Prinzip eine Gedächtnisstörung.
0:12:10–0:12:13
Immer wenn er aufwacht, hat er alles vergessen. Deswegen ist sein Körper überseht.
Micz Flor
0:12:13–0:12:15
Nicht, wenn er aufwacht, sondern
0:12:15–0:12:19
die Überführung von Kurzzeit ins Langzeitgedächtnis ist nicht möglich.
0:12:19–0:12:23
Das heißt, er hat etwa so etwas wie 40 Sekunden Zeit, in denen er sich irgendwie
0:12:23–0:12:27
Dinge merken kann. Und die ganz wichtigen Sachen versucht er sich eben auf die
0:12:27–0:12:29
Haut zu tätowieren, bevor sie verschwinden.
Florian Clauß
0:12:30–0:12:31
Ja, genau.
Micz Flor
0:12:31–0:12:34
Und da gibt es zum Beispiel diese eine Szene, die eben nicht geschnitten ist,
0:12:34–0:12:36
sondern wo es quasi ein Reveal ist, wie es ihm eigentlich geht,
0:12:36–0:12:41
ist, dass die Frau aus Matrix ihm halt irgendwie so sagt, ey,
0:12:41–0:12:43
du bist echt ein Depp in gewisser Weise.
0:12:43–0:12:47
Und dann schreibt sie irgendwas auf einen Zettel oder so und dann geht sie aus der Wohnung raus.
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Und er versucht einfach, ne Quatsch, sie geht einfach nur aus der Wohnung raus
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und sie sagt ihm, du wirst dich eher nicht erinnern können.
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Und er sucht wie ein Verrückter halt Zettel und Stift und du merkst halt,
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dass er dann, als er das irgendwie so findet, gar nicht mehr genau weiß, wozu.
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Und er guckt dann hoch und dann kommt sie, sie hat einfach nur draußen gewartet,
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kommt das Haus zu und dann geht quasi eine neue Szene los, ganz ohne Schnitt,
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weil er hat schon wieder vergessen, was vorher passiert war.
Florian Clauß
0:13:12–0:13:16
Also es ist nicht, wenn er aufwacht, sondern wirklich so permanent, er vergisst permanent,
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ist immer nur so ein klein scheinwerfer licht von
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gegenwart also hier sind
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wir gerade auch an einem meiner lieblings veranstaltungsorte
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berliner festspiele hier befindet auch berlin an der stadt ist ein toller toller
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ort so ein bisschen wie die hdk genau also das heißt es gibt dann halt diese
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mord oder dieser die ich glaube es ist eine mordgeschichte die beim momento dann aufgeklärt wird.
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Also das heißt, er nimmt seine Haut als Landkarte für bestimmte Erinnerungen
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und der Film wird komplett rückwärts erzählt. Das war auch damals so ein Novum.
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Also das heißt, das fängt mit dem Ende an und dann kriegt man den Anfang der
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Geschichte mit, nach und nach.
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Und tatsächlich gab es dann so ein Patch, das war derzeit, als dann schon die
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ersten Filme übers Internet verbreitet wurde, gab es so einen Patch,
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wo man dann die Geschichte in einer richtigen Reihenfolge gucken konnte.
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Und so weniger mysteriös, aber was dann noch mal so gegenläufig war.
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Also ich weiß nicht, ob du das auch dann geschaut hast.
Micz Flor
0:14:26–0:14:31
Das kenne ich nicht, aber es ist wichtig nochmal zu sagen, dass dieses Ineinanderfalten,
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also Nolan gibt es auch so ein Ding überall zu sehen, wo er erklärt, wie die Zeitleiste ist.
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Es geht quasi los von links nach rechts und dann macht es in der Hälfte des
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Films eine Kurve zurück und geht wieder nach links an den Anfang.
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Das heißt, es ist so geschnitten, dass es so ineinander fällt und es ist aber so geschnitten,
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dass du am Anfang des Films, in der Zeitleiste des Films, das reden wir zu viel
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über Memento, aber in der Zeitleiste des Films am Anfang nur in dem Blickwinkel
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des Hauptdarstellers hast und dem auch ganz viel Macht gibst.
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Du hast das Gefühl, der checkt das alles, der sieht auch cool aus,
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außer Tattoos und sowas.
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Irgendwas ist falsch, aber erst später kommen dann die Sachen auch vom Anfang
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schon, die dann allerdings nicht mehr sein Blick auf die Dinge sind,
0:15:15–0:15:17
sondern... Kommen wir hier raus?
Florian Clauß
0:15:17–0:15:19
Ich hoffe, ich glaube, wir kommen hier irgendwo runter.
Micz Flor
0:15:19–0:15:22
Okay, wir sind gerade auf so einem großen Parkplatz neben...
Florian Clauß
0:15:24–0:15:26
Ja, da hinten sind wohl ein Theaterraum.
Micz Flor
0:15:26–0:15:27
Ja, genau.
Florian Clauß
0:15:27–0:15:31
Also ich wollte jetzt auch, ich habe das wirklich nur so fragmentarisch in Erinnerungen von Memento.
0:15:31–0:15:35
Ich glaube, wie du beschreibst, das ist eine sehr komplexe Zeitebene.
0:15:37–0:15:41
Und diese komplexen Zeiterzählungen haben wir ja auch im Interstellar drin.
0:15:41–0:15:46
Wir Wir haben die vor allen Dingen in den letzten Filmen von Nolan Tennant.
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Wo dann so Zeitebenen gegenläufig sind. Wir haben die ganz episch ausgebreiteten
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Inception, wo die Zeit im Traum langsamer läuft.
Micz Flor
0:15:57–0:15:59
Wobei das relativ linear läuft.
Florian Clauß
0:15:59–0:16:05
Das ist linear, aber allein der dramaturgische Kniff, dass dann im Traum die
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Zeit langsamer läuft. Und es gibt so zwei Grundkonstanten des Kinos, das ist Zeit und Licht.
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Ja, also Licht als Illumination, als Projekterlicht, ja.
0:16:16–0:16:21
Und Zeit als das Fortlaufende, wenn du das aufs Zelluloid runterbrichst.
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Wir haben das übrigens auch in 70 mm Zelluloid geguckt.
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Haben wir extra rausgesucht. Wir mussten die deutsche Originalschauspieler-Fassung
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ertragen. Ging einigermaßen.
Micz Flor
0:16:31–0:16:33
Ja, das fand ich jetzt gar nicht so.
Florian Clauß
0:16:33–0:16:36
Aber am Anfang war es ein bisschen gewinnungsbedürftig, dass man jetzt nicht
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die Originalschauspieler gehört hat.
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Das ist quasi Kinofilm.
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Das ist immer wieder diese Meta-Ebene, die mich dann so wirklich völlig in Bann
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zieht, dass eben die Kausalität des Zellulose, ein Bild folgt dem anderen und
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gleichzeitig das Licht, was es dann halt illuminiert und die Leinwand erleuchtet.
0:17:01–0:17:07
Und das, jetzt komme ich wieder auf Oppenheimer, diese Erleuchtung,
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ja, er hat auch Erleuchtungsmomente.
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Und der größte Erleuchtungsmoment ist natürlich in Trinity. Trinity ist der Atomkrieg.
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Der dann so nach zwei Drittel des Filmes erfolgreich durchgeführt wird.
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Trinity zeigt, beweist, dass die Atombombe so funktioniert, wie die das auch
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geplant haben und vorbereitet haben.
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Der Film handelt eben von Oppenheimer, wie er das Manhattan-Projekt leitet und
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damit die ersten funktionsfähigen Atombomben produziert.
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Ich habe jetzt wieder den Bogen zum Film gemacht, aber ich wollte lieber bei Ton im Blei sein.
Micz Flor
0:17:53–0:17:56
Nolan, du bist Nolan, genau. Arbeite dich da mal ab, das ist ja...
Florian Clauß
0:17:56–0:18:02
Ja, und ich lese mal seine Filmografie vor, weil seine Filmografie ist so,
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wo ich dann halt sage, ja, habe ich gesehen, habe ich gesehen, habe ich gesehen.
0:18:06–0:18:10
Und also den einzigen Film, den ich nicht gesehen habe, ist sein Debüt von 1998,
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Following, habe ich nicht gesehen.
Micz Flor
0:18:15–0:18:16
Habe ich auch nicht gesehen.
Florian Clauß
0:18:16–0:18:20
Müssen wir mal gucken. Dann 2000 Memento, dann 2002 Insomnia.
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Insomnia ist ein Film über Schlaflosigkeit. Ich habe tatsächlich das skandinavische
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Original davor gesehen, das ist aus den 90er. Und den fand ich schon so großartig.
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Es gibt ja so einen Nordic Noir. Das ist so das Genre von diesen nordischen
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Wallander und so weiter, von diesen nordischen Krimi-Helden, Kimi-Thillers.
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Nordic Noir. Und, ähm, äh, also wenn man,
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wenn man jetzt, ich hab das jetzt nur bei Wikipedia so kurz überflogen,
0:18:53–0:18:58
aber, äh, wenn man jetzt Nolan irgendwie einordnen will, dann ist er auch eigentlich
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so eine Außersparte des Noir-Films, also er hat immer irgendwie was Düsteres,
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Dunkles und Getriebenes, ne?
0:19:03–0:19:12
What do you mean? Hehehe. Und, ähm, 2002 in Somnia, das ist mit Al Pacino und
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Robin Williams in den Hauptrollen, die auch wieder ein Thriller,
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also eine Mordaufklärung machen.
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Dann beginnt quasi die Batman-Reihe 2005 mit Batman Begins.
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Und ich glaube, das ist einvernehmlich.
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Es gab so ein Revival von Superheldenfilmen Anfang der 2000er.
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Und ich glaube, da hat Nolan einfach neue Maßstäbe gesetzt in der Inszenierung
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von Superheldenfilmen.
Micz Flor
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Aber ich wollte dazu sagen, ich finde Insomnia nicht so gut.
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Ich finde das Original auch besser. Und ich habe so von dem Konzept von Massive Acting das Gefühl,
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dass nur skandinavische, vielleicht auch kanadische Regisseure wirklich was inszenieren können,
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was mit diesen ewig langen hellen Nächten, wo du gleichzeitig übernächtigt bist,
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aber trotzdem das Gefühl hast, das ist noch Tag, dass sie damit vielleicht besser umgehen können.
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Aber ich glaube, in seiner Karriere war das so ein ganz smarter Handshake,
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wo er halt wirklich Al Pacino und Robin Williams, also die Superstars,
0:20:13–0:20:15
ein bisschen on their way so 21.
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Jahrhundert, also die hatten so die richtige Hülse hinter sich,
0:20:18–0:20:22
aber die konnte er direkten, gerade eben auch Al Pacino. Ich glaube,
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Robin Williams ist nochmal ein ganz anderer Star.
0:20:26–0:20:30
Und das hat, glaube ich, allen dreien gut getan, in gewisser Form.
Florian Clauß
0:20:32–0:20:35
Ja, interessant. Also du siehst nochmal aus der... Ich finde,
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Robin Williams ist für mich so wie Tom Hanks, so ein All-American-Guy,
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von dem ich überhaupt nicht weiß, wie der so als Person war.
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Aber kann sein, ja. Kann ich mir vorstellen.
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Du hast es auch gerade angesprochen, das wollte ich noch... Ja,
0:20:55–0:21:01
das hat auch wieder mit Licht und so der Dramaturgie von...
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Der eine Detektiv von Insomnia hat halt diese Schlafstörungen, es nicht dunkel wird.
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Sie sind halt zu der Sommer-Sonnenwende dann im Norden, Also im Original sind
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die dann halt, glaube ich, da irgendwo.
0:21:30–0:21:35
Im nördlichen Wendekreis, also es wird nicht dunkel und du siehst die ganze Zeit den Darsteller,
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wie er versucht, das Rollo runterzuziehen und dann irgendwann fängt er an,
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so Gaffa-Tape drumherum zu kleben, um das Sonnenlicht draußen zu lassen und ich finde,
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dass es bei der Rezeption von Christopher Nolan auch gut gelungen,
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diese Landschaften in Kanada, diese Berglandschaften und dieses ewige Eis dann auch so einzufangen,
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das fand ich nochmal anders als beim Original, weil der Original war eher so
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ein Kameraspiel und Nolan hat da mehr so ein Epos draus geformt.
Micz Flor
0:22:13–0:22:18
Ich hab ganz kurz den Wunsch, dass wir bei Nolan so durchgehen,
0:22:18–0:22:19
weil sonst müsste die Folge dann heißen.
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Flo und Mitch unterhalten sich über die Filme von Nolan, weil gerade Oppenheimer rausgekommen ist.
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Oder wir machen zwei Folgen draus, was insgesamt zu lang wird.
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Weil Nolan ja auch gerne über die klassische Zeit hinaus...
Florian Clauß
0:22:35–0:22:38
Wir gehen jetzt, also das jetzt durch. Also ich glaube, du brauchst jetzt da
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keine Angst zu haben, dass da irgendwelche Themen wegfahren.
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Also dann kommt Batman beginnt, 2005, 2006, Ja, ganz toll.
Micz Flor
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Ich mag den total. Also das ist so ein bisschen so ein geheimer Favourite.
0:22:57–0:23:00
Ich habe so das Gefühl, weißt du, als es früher noch Alben gab,
0:23:00–0:23:04
so das eine Lied, das zweite oder dritte Lied auf der B-Seite,
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wo man so denkt, nee, das ist eigentlich mein Lieblingslied. Ich mag den total.
Florian Clauß
0:23:08–0:23:11
Ich mag den auch total. Vor allen Dingen war das auch wieder so ein Film,
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der, also ich weiß nicht wie, No One in the Night schafft, aber das hat so eine
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creepy Stimmung hinterlassen.
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Am Ende fühlst du dich so körperlich aufgerieben, obwohl es halt nur ein Film
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ist, aber der schafft irgendwie so Archetypen anzuzapfen, die dich dann halt beunruhigen.
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Und gerade bei Prestige, es geht so ein bisschen um diese, also quasi um diese
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magische, Also um zwei Magier, die gegeneinander konkurrieren.
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Und der eine davon ist von Tesla dann inspiriert.
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Und es geht um dieses Zeitalter des 19. Jahrhunderts.
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Und ganz toll inszeniert, also wirklich ein großartiger Film.
Micz Flor
0:23:57–0:23:59
David Bowie spielt auch mit.
Florian Clauß
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David Bowie, genau, ja. Und Wolverine spielt mit.
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Und Christopher, nee, Christian Bale hat in der zweiten Rolle,
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ne? Also, ich weiß nicht, der Vorhalter glaube ich nie, aber das war so diese,
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auch diese, der Schaffensbeginn von Nolan mit Bale zusammen,
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Batman beginnt, ein Jahr vorher.
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Und dann kommt The Dark Knight. Ich glaube, das ist das Highlight von einem Batman-Film.
Micz Flor
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Ja, der posthume Oscar auch noch.
Florian Clauß
0:24:28–0:24:30
Ja, also der mit dem Joker.
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2008 kam The Dark Knight raus, dann 2010 Inception, 2012 The Dark Knight Rises,
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der dritte Teil der Trilogie, obwohl ich die jetzt tatsächlich,
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Also jetzt, wenn man die so bewerten will im Oeuvre von Nolan,
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sind die Batman-Filme, ich glaube, den dritten wollte er auch gar nicht machen.
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Also ich finde, kann ich auch so nachvollziehen.
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Dann kommt, ich habe mich geirrt, nicht vor sieben Jahren, sondern vor neun
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Jahren, 2014, Interstellar.
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2017 ist Dunkirk und ich glaube, das ist auch der erste...
Micz Flor
0:25:07–0:25:08
Dunkirk habe ich nicht gesehen.
Florian Clauß
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Der letzte vor Oppenheimer jetzt 2023 ist Tenet von 2020.
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Das ist der erste Film, wo der, jetzt habe ich den Namen nicht parat,
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aber derjenige, der hat ja sonst immer sehr viel mit Hans Zimmer zusammengearbeitet
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als Kompositionskünstler, Komponist.
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Er ist auch ein Skandinavier, der den Soundtrack jetzt auch für Oppenheimer gemacht hat.
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Und das trägt sich auch, das finde ich ganz interessant, weil der Sound,
0:25:51–0:25:54
wie der hier eingesetzt wurde, wenn man das vergleicht mit Indor Stellar.
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Indor Stellar hat ein ganz intensives Theme, was sich die ganze Zeit durch den Film trägt.
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Der Komponist, jetzt auch hier in dem Film, hat jetzt kein so ein emotionales,
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tragendes wie jetzt Hans Zimmer bei Interstellar, sondern das ist immer so ein
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Staccato, es ist immer so ein Rhythmus.
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Das ist fast so wie jetzt das ...
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Wie jetzt beim Projektor der Film
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durchläuft. Dd-dd-dd-dd-dd-dd-dd-dd-dd-dd-dd-dd. Immer so ein Staccato.
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Und zu den Figuren, also es löst sich nicht in eine Harmonie auf.
Micz Flor
0:26:26–0:26:29
Ja, in Filmmusik denk ich dann natürlich, wie du's beschreibst,
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an die Geigen von Psycho oder an das Klavier von Jaws. Das hier so dd-dd-dd-dd-dd-dd-dd-dd-dd-dd-dd-dd.
Florian Clauß
0:26:36–0:26:43
Genau, aber da hast du den Thrill, während hier ist es, glaube ich, eher so ein Taktgeber.
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Wir müssen dann eh über den Einsatz vom Sound reden, weil der ist bei dem Film auch sehr stark.
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Gerade mit dem Zünden der Testatombombe Trinity, wie der mit Sound gearbeitet
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wird. Ich will es nicht vorwegnehmen, aber nur eine Anmerkung.
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Dann hast du das erste Mal das Gefühl, dass du den Figuren, vor allem Oppenheimer,
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ganz körperlich ganz nah bist.
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Dadurch, dass du nur sein Atmen hörst, nur die Geräusche, die er macht,
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und alles andere ausgeblendet ist.
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Vorher hattest du immer so etwas Unnahbares, aber in dem Moment bist du auf
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einmal ganz nah bei der Figur.
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So ein bisschen wie bei 2001, wenn dann Bowman mit der Raumkapsel rausfliegt und du hörst sein Atmen.
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Das ist eine stärkere Verbindung, die man nur über eine Atemspur machen kann.
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Und das ist, weil jetzt gerade Stanley Kubrick erwähnt wurde von mir.
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Du spielst dir gerade selber die Bälle zu. Danke, dass du mich daran erinnerst.
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Aber Nolan kann durchaus in seinen...
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Also ich würde auch so... Er hat so eine Dimension von Stanley Kubrick und auch
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ein ähnliches Oeuvre. Er geht durch verschiedene Genres, macht da Meilensteine.
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Und das Lustige ist, dass er quasi beauftragt wurde.
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Ich glaube, das war 2021. hatte er dann die gemasterte Version von 2001 dann
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auch präsentiert in irgendeinem Filmfestival.
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Also er hat auch eine sehr nahe Verbindung zu Kubrick, Nolan, ne?
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Und er ist halt ein Perfektionist, der sehr lange eben auch an seinen Filmen feilt, ne?
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Es ist vor allen Dingen einer, der auch eine unglaubliche Freiheit hat.
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Es gibt, glaube ich, keinen anderen Filmregisseur in Hollywood,
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der so ein Autorenfilmer ist wie er.
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Also alle seinen Drehbücher, bis auf, glaube ich, Insomnia war das,
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wo dann jemand anders noch ein Drehbuch geschrieben hat.
Micz Flor
0:29:17–0:29:17
Ja, sein Bruder schreibt auch.
Florian Clauß
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Genau, er schreibt immer mit seinem Bruder zusammen diese Drehbücher.
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Und teilweise jetzt auch eine Vorbereitungszeit von über von mehreren Jahren.
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Genau, also der letzte vor Oppenheimer jetzt hier ist Tenet von 2020,
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wo er auch,
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also er hat ja auch immer wieder so ein ähnliches Ensemble an Schauspielern,
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obwohl ich meine der Film Oppenheimer, was der für ein Star-Aufgebot hat,
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das ist ja auch Wahnsinn, mit welchen Leuten er da zusammengearbeitet hat.
Micz Flor
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Ja, es war echt irre, weil bei ganz vielen Leuten kennst du das Gesicht und den Namen nicht.
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Oder ich kenn das Gesicht und den Namen dazu, aber nicht. Aber hab so das Gefühl,
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was war das noch mal für ein Film? Und natürlich war halt irgendwie Emily Blunt
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als die Frau von Oppenheimer.
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Gary Oldman als amerikanischer Präsident. Hat er seinen amerikanischen Akzent
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wahrscheinlich wieder ausgepackt.
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Aber total irre, auch wieder so eine Rolle, wo ich ihn erst im Close-Up erkannt habe.
Florian Clauß
0:30:24–0:30:27
Ich hab auch die ganze Zeit überlegt, wer ist das? Die kennen den,
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ich kenn den. Der ist so ekelig.
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Gary Oldman mit seinen extrem schmalen Lippen und diesem sarkastischen Ausdruck.
Micz Flor
0:30:36–0:30:41
Und dann ein Schauspieler, wo ich immer dachte, oh, wann kommt der mal wieder?
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Wann kann ich mal wieder was von dem sehen? Der hat jetzt eine Nebenrolle hier bei Casey Affleck.
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Also als dieser fiese Militärpolizist oder General,
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der halt da irgendwie eher schon brutale Androhungen gemacht hat,
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wie man aus den Kommunisten in Los Alamos irgendwie Sachen rauspressen könnte.
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Und natürlich Matt Damon. Also Matt Damon, ich bin absoluter Matt-Damon-Fan.
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Also da können wir bald mal irgendwie eine Tom-Cruise-Folge können wir gerne
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bei Matt Damon machen. Ich finde das wirklich großartig.
Florian Clauß
0:31:15–0:31:19
Also Matt Damon, bin ich da voll bei dir. Indie wie Tom Cruise,
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das ist für mich wirklich so ein Schauspieler, der mich auch so lange begleitet
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und den ich auch so großartig finde.
0:31:26–0:31:34
So Madame Brad Pitt, das sind so die Global Player. Ja, okay.
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Wollen wir jetzt zu Oppenheimer gehen, zu dem Film? Wollen wir da jetzt einsteigen?
Micz Flor
0:31:40–0:31:44
Gerne. Also was haben wir gemacht? Wir haben uns emotional geöffnet,
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was wir so erlebt haben, so direkt, wenn man rauskommt.
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Das ist quasi Stimmung des Endes und das ist ja nicht unwesentlich,
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weil, wie wir wissen, spätestens seit den unterschiedlichen Schnittversionen
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von Blade Runner, dass das Ende total wichtig ist für die Stimmung,
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wie man rauskommt und auch auf den Film zurückblickt.
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Und das war bei uns irgendwie so was Zerstörerisches, was Wütendes,
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was Hilfloses, was Ausgeliefertes, aber auch irgendwie was so perplexes, ist das wirklich wahr.
0:32:20–0:32:24
Dann haben wir über Nolan gesprochen und wenn wir jetzt einsteigen, wo würdest du anfangen?
Florian Clauß
0:32:25–0:32:30
Ich würde zumindest rein von der Struktur her den Film noch mal so kurz beschreiben.
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Das heißt, wir hatten ja auch schon angerissen, dass das sehr stark mit den
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verschiedenen Zeiten arbeitet.
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Der Film ist von der Dramaturgie, springt ja zwischen ganz vielen verschiedenen Zeitenden hin und her.
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Und in jeder Ebene muss man eine gewisse Orientierung als Zuschauer suchen,
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um zu verstehen, in welcher Zeit der jetzt spielt.
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Und der Indikator dafür ist immer, wie grausen die Haare von Oppenheimer,
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wie eingefallen ist sein Gesicht, trägt der einen Hut?
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Also man versucht dann immer, das zu entschlüsseln und ein bisschen zu reverse-engineeren.
0:33:16–0:33:21
Der ist jetzt in der Zeit. Es gibt im Prinzip, der Film spielt grob,
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oder vielleicht müssen wir noch mal so die Geschichte von Oppenheimer erzählen,
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bevor man dann halt noch mal so diese Dramaturgie beleuchtet.
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Also ganz kurz, Oppenheimer hat mit dem Manhattan-Projekt dann den Amerikanern
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unter der Leitung mit ganz vielen anderen Physikerinnen und Physikern die Atombombe gebaut,
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die letztendlich dann auch da fabriziert waren,
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vor Ort in der Wüste von New Mexico und Fat Boy und Little Man dann rausgekarrt
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wurden und ein paar Tage später nach dem ersten Eignungstest mit Trinity dann
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über Hiroshima und Nagasaki abgeworfen wurden.
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Aber in dem Moment, wenn die Atombomben quasi das Lager verlassen oder die Los
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Alamos, oder wie heißt die Stadt einmal?
Micz Flor
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Los Alamos, ja das ist dieses Hochplateau in New Mexico.
Florian Clauß
0:34:16–0:34:21
Das Hochplateau, wo die dieses Manhattan-Projekt installiert haben.
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In dem Moment, wenn die das verlassen haben, ist das auch das Kind aus der Hand.
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Es ist quasi in die Welt hinaus.
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Und gleichzeitig erzählt der Film den Prozess, feste aber mehr oder weniger,
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nicht offiziell in dieser Untersuchung, also in einem Untersuchungsausschuss
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der Oppenheimer mit seiner kommunistischen Vergangenheit in der McCarthy-Ära
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konfrontiert und so ein bisschen ihn diskreditieren will,
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dass er die Sowjets spioniert hat.
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Und das ist tatsächlich so gewesen, deswegen gibt es diese Biografie,
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auf deren Grundlage dieser Film gedreht wurde.
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Die trägt den Titel Prometheus.
Micz Flor
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American Prometheus, also der, der das Feuer der Götter quasi auf die Erde gebracht
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hat, aber der amerikanische, der das Feuer der Götter auf die Erde gebracht hat.
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Das Feuer der Götter ist eben die unfassbar große Energie, die bei Kernspaltung entsteht.
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Was wiederum auch Albert Einstein schon mathematisch mit beschrieben hat,
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E gleich mc², jeder kennt das,
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die Umwandlung von Materienenergie, der dann eben auch eine kleine Rolle spielt,
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natürlich auch in der Biografie von Oppenheimer mitgebracht.
Florian Clauß
0:35:55–0:35:59
Und übertragen gesprochen, das Feuer der Erde, du hast es schon gesagt, Prometheus.
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Und als Strafe, Prometheus wurde von Zeus bestraft, dass er den Menschen das Feuer gebracht hat,
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indem er an einem Felsen gekettet, jede Nacht wurde ihm die Leber weggefressen von einem Geier.
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Und er musste die Schmerzen erleiden und am nächsten Tag ist die Leber nachgewachsen
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und das hat sich immer wiederholt.
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Also dieses Leber wegfressen, das ist quasi übertragen gesprochen dieser Prozess,
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der gegen Oppenheimer dann geführt wurde.
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Die Anklage, die dann mehr oder weniger inoffiziell in dieser McCarthy-Ära,
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und ich glaube, das Das ist immer so dieses Geschichtliche, das,
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was man sich, glaube ich, nur in der Zeit dann so erleben konnte,
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aber dieser Hass gegenüber Kommunisten, dieses Machtbollwerk,
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was sich dann gegen die Sowjets errichtet hat und auch diese Hexenjagd,
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die dann auch in Amerika überall stattgefunden hat, dass dann jeder spioniert
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wurde, dieser ganze Aufbau von dem Überwachungsstaat, also von den Geheimdiensten,
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um dann mögliche Spione und so weiter ausfindig zu machen.
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Das ist da sehr sinnfällig erzählt und auch dadurch,
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dass der Film immer in Zeitebenen springt, gibt es schon sehr früh diese Vermutung
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oder für den Zuschauer die Vermutung,
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dass Auf der einen Seite Oppenheiner in seiner Biografie auch sehr aufgeschlossenes Denken,
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er war selber nie in der kommunistischen Partei, hat aber da durchaus so eine
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intellektuelle Nähe und auch Liebschaften, die dann halt aus dieser kommunistischen
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Partei gekommen sind und.
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Aber auch die Überwachung dadurch, dadurch dass der Prozess auch gleich am Anfang
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auch so mit inszeniert wurde,
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bekommt man gleich die Information, okay, hier wird quasi der Vater der Atombombe
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als einen Verräter mit aufgestellt.
Micz Flor
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Aber das finde ich, am Anfang hat man so das Gefühl, das ist eigentlich ein
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sehr konventioneller Erzählbogen.
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So ein bisschen wie bei The Usual Suspects. Man denkt halt, man ist irgendwie schon,
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nachdem alles passiert ist, setzt man einen mit diesem,
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der Verhör ist falsch, also es geht dann im Endeffekt nicht darum,
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dass er verurteilt wird oder nicht, sondern es geht darum, ob er eine Sicherheitsfreigabe
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bekommt, dass er quasi an solchen Regierungsforschungsprojekten überhaupt mitarbeiten
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darf und die kriegt er nicht mehr.
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Das wird quasi in einer kleinen Kammer verhandelt, also es ist kein Verfahren
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und trotzdem wird er quasi weggesperrt von dem ganzen Cutting-Edge-Science-Leben.
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Aber es kommt dann nicht so, es ist nicht so, dass die Erzählung dann zurückspringt
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und dann wie bei The Usual Suspects erklärt, eins nach dem anderen und dann
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kommt quasi der Plot-Twist zum Schluss und dann ist fertig, sondern wir haben
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irgendwie drei Erzählstränge.
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Weil ich weiß auch nicht, das ist eine Frage, die ich an dich habe,
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dieser Schwarz-Weiß-Teil, der da so immer wieder mit reinkommt mit Iron Man, also Robert Downey Jr.
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Spielt im Prinzip den Level-Boss,
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der Oppenheimer die Möglichkeit verbaut, auch nach dem Zweiten Weltkrieg weiterhin
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eben bei diesen Rendierungsprojekten mitzuwirken und das ist ein Schwarz-Weiß.
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Allerdings springt es einmal auch in Farbe, als Oppenheimers Frau mit reinkommt.
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Aber ansonsten ist es halt so, wir beginnen mit der McCarthy-Zeit,
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diesem Verhör oder dieser Besprechung in diesem kleinen Zimmer,
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wo Oppenheimer indirekt angeklagt wird, ohne dass es ein Gericht ist.
Florian Clauß
0:40:07–0:40:09
Am ehesten so ein Untersuchungsausschuss.
Micz Flor
0:40:10–0:40:15
Genau, irgendwie sowas. Es ist geheim und später erfahren wir auch von dem Strauss,
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der halt dieser Levelboss ist, dass der das ganz bewusst so haben wollte,
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damit Oppenheimer, der ja charismatisch ist, der auch diese ganzen Forscher
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für sich dann gewinnen konnte und die sind dann alle mitten nach New Mexico gezogen.
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Also ein sehr charismatischer Mensch, der wollte ihm explizit keine Bühne geben.
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Er wollte nicht, dass er als Märtyrer irgendwie so dasteht. Aber auf jeden Fall
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fangen wir nach dem Zweiten Weltkrieg ein, nach der Atombombe.
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Das ist alles schon in der Welt. Wir springen aber sofort zurück in seine Studienjahre,
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wo er dann aus Amerika nach Bonn, Göttingen, Cambridge oder ich weiß gar nicht mehr. Doch, genau.
Florian Clauß
0:40:53–0:40:57
Also Leiden noch, also Holland, wo er gelehrt hat.
Micz Flor
0:40:57–0:41:03
Gelehrt hat. Und er springt dann quasi da durch die Lehre, der frühen Lehre
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der Quantenphysik, also die
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Generation nach Einstein und bringt das dann wieder zurück nach Amerika.
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Und da wird er dann eben in Berkeley auch diese ganz zentrale Person,
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die am Anfang wartet auf den ersten Student oder PhD oder wer auch immer,
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der halt so reinkommt, weil das halt kein Thema da war.
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Und zum Schluss aber dann durch seine sehr charismatische Ausstrahlung ganz viel um sich sammelt.
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Das heißt, wir fangen an mit McCarthy, springen zurück,
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arbeiten uns dann immer so hin
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und her, springt da durch und kommen dann irgendwann eben an den Punkt,
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wo Los Alamos, er sagt ganz am Anfang irgendwie,
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also seine Quantenphysik und New Mexico, Los Alamos, das sind so die beiden
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Sachen, die in wirklichem Leben etwas bedeuten und er weiß nicht,
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wie er die beiden zusammenbringen könnte.
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Und genau das schafft Also das finde ich auch so spannend, weil da in der Biografie
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so diese Atomspaltung schon mit angelegt ist. Wie kriegt man die theoretische
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Physik der Quantenmechanik in die Hochebenen von New Mexico?
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Und das kann natürlich nur jemand, der genau beides auch beherrscht.
0:42:15–0:42:18
Und dann kommt eben diese andere Person noch rein, dieser Strauss,
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der ist auch, glaube in schwarz-weiß irgendwie,
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weil diese Geschichte ist der dritte Zeitstrang und damit man den wirklich gut
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unterscheiden kann, weil die anderen sind auch schon farblich so ein bisschen
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getrennt, also die frühe Jugend
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ist sehr satt, das hat fast schon so einen Ölfarben-Charakter, finde ich.
0:42:36–0:42:43
Die Zeit in Los Alamos ist halt eben Wüste, das ist dann so ein bisschen alles
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staubig, da flirrt auch immer was durch die Luft, was auch so ein bisschen diese.
Florian Clauß
0:42:52–0:42:56
Tom-Teilungs-Ästhetik so schön. Ja, genau. Also so ein Fluffy,
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fast wie so ein Schnee in der Hose.
Micz Flor
0:42:59–0:43:00
Ja, man weiß nicht immer, ob das jetzt Schnee ist oder Staub.
Florian Clauß
0:43:01–0:43:05
Und man kann sich sicher sein, dass es halt nicht CGI ist, weil,
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das wollte ich auch nochmal so Lohnen sagen, der hat ganz wenig mit CGI gearbeitet.
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Und bei ihm ist auch so die, also die Art Filme zu drehen, ist dann tatsächlich
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so Realeffekte zu suchen.
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Interstellar ja so ganz ausführlich gemacht, um dieses schwarze Loch darzustellen.
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Also das ist glaube ich auch noch mal so eine Errungenschaft von Nolan,
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so analog wie möglich zu arbeiten.
Micz Flor
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Und die Bildästhetik, so die Farbqualität von den McCarthy ist so am ehesten
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natürlich, ein Anfangszeichen.
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Natürlich, wenn man das jetzt nebeneinander stellen würde, würde man sofort
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sehen, dass Farb bearbeitet ist, Aber das fühlt sich irgendwie so gegenwärtig an.
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Und dann gibt es ganz später noch so einen Sprung in die Zukunft,
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wo er dann ganz kurz noch mal Richtung Lebensende dann eben anerkannt wird von
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der Regierung, von den ganzen anderen, die ihn teilweise auch in die Pfanne
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gehauen haben und sowas.
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Das ist dann auch, das ist dann farblich eher so in diesem Gegenwartstil.
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Aber das eine ist halt so schwarzweiß reingebuttert und ich checke es nicht
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so richtig. Aber das ist eine Frage, die sehr kopfig ist.
Florian Clauß
0:44:13–0:44:16
Nee, fand ich auch ähnlich nachvollziehbar. Also man hat am Anfang das Gefühl,
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okay, jetzt gibt es diese Verhandlungen, es gibt die Chairmans,
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es gibt Congressmen, bla bla bla.
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Und dann hat man das Gefühl, man ist dann halt in so einer Art von,
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ja, das Schwarz-Weiß, dann kriegt das so einen dokumentarischen Wert aus der Zeit.
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Und gleichzeitig wird es aber auch wieder aufgelöst, weil die gleichen Szenen
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oder die gleichen Spielorte dann tatsächlich teilweise auch in Farbe gezeigt werden.
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Ich glaube, es ist einfach nur so ein stilistisches Mittel, Um dann nochmal
0:44:45–0:44:46
so einen Bruch reinzubringen, ne?
Micz Flor
0:44:48–0:44:54
Ja, ich weiß nicht, also vielleicht ist es dazu da, dass Leute wie wir darüber rätseln.
Florian Clauß
0:44:54–0:45:01
Ja, ja, also vielleicht, ja, aber gleichzeitig ist es ja auch so ein stilistisches
0:45:01–0:45:06
Mittel, was dann wieder mit Licht arbeitet und dann ist man wieder auf dieser Metaebene von Film.
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Also gleichzeitig hat es auch die Ästhetik von Röntgenbildern oder sowas.
0:45:13–0:45:19
Das heißt, es wird schon wieder so, es ist sehr kontrastreich dann auch diese
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Schwarz-Weiß, wie es eingesetzt ist.
0:45:22–0:45:30
Keine Ahnung. Also es ist glaube ich die Freiheit, da noch mal so andere Akzente zu setzen.
0:45:33–0:45:37
Also man hat das Gefühl schon, in dem Moment, wenn Schwarz-Weiß wird,
0:45:37–0:45:42
dass es eine objektivere Erzählweise hat, weil man das Gefühl hat,
0:45:42–0:45:43
okay, jetzt ist es eine Dokumentaraufnahme.
Micz Flor
0:45:50–0:45:52
Ja, ich weiß es nicht. Also ich kann es nicht wirklich fassen,
0:45:52–0:45:54
weil irgendwann am Anfang,
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als das das erste Mal reinkam mit dem Schwarz-Weiß, dann war das wirklich eine
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Parallelwelt, aber es hat sich ja dann, also es war im Prinzip so,
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wenn man jetzt diese Zeitleisten nebeneinander legt, Wir haben eigentlich drei
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Geschwindigkeiten in der Erzählung, die sind alle parallel.
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Aber das erste geht eben aus den Studierendenjahren bis hinein zum Bombenbau.
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Das zweite geht durch diese McCarthy-Protokolle durch. Und das dritte ist eben
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dieses Conference-Hearing oder sowas von diesem Strauss, der halt,
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was halt ein Schwarz-Weiß ist. Und die kommen alle irgendwie hinten dann so zusammen.
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Aber die fangen in unterschiedlichen Zeiten an. und,
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Ich hab's nicht wirklich verstanden, aber jetzt müsste ich's mir noch mal aufzeichnen.
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Ist jetzt vielleicht auch nicht der Raum beim laufend Reden direkt nach dem
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Film gucken, das irgendwie zu entblättern.
Florian Clauß
0:46:50–0:46:54
Ja, kein Problem. Also, du hast mit diesen einzelnen Handlungssträngen,
0:46:54–0:46:58
also wie du schon beschrieben hast, wir haben die Geschichten von dem frühen
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Oppenheimer, wie er dann diese quasi sich als Person dann auch findet.
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Ich muss gestehen, ich habe das Hörbuch angefangen von der Biografie,
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auf Grundlage dessen dann dieser Film gedreht wurde und bin auch gerade so in den frühen Jahren,
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weil die auch sehr spannend sind bei Oppenheimer, er ist tatsächlich,
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also es kam in dem Film auch zum Ausdruck, dass er selber in einer schwierigen
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psychischen Situation war, als er dann nach Cambridge gekommen ist.
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Und diesen Apfel hat er auch vergiftet. Es gibt dann so eine Szene,
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wo er dann aus Frustration heraus dann so den Apfel seines Mentors mit einem Gift ...
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Dann ... ähm, behandelt. Und dann rausgeht. Das ist eine wahre Geschichte.
Micz Flor
0:47:55–0:47:58
Das hat er dann irgendwann später erzählt, weil er war ja im Film zumindest
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ganz allein in dem Hörsaal.
Florian Clauß
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Alle waren weg. Ich weiß nicht, wie dieses Buch recherchiert ist,
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keine Ahnung, also ob das jetzt quasi auch so ein...
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Es gab, glaube ich, tatsächlich eine offizielle Anklage. Er ist dann tatsächlich
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zur Univerwaltung hingegangen, hat gesagt, ich habe diesen Apfel vergiftet und
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hat sich dann selber angeklagt.
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Das kam in den Filmen jetzt nicht so raus.
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Aber es muss irgendwo belegt sein.
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Also das heißt, er ist, also es ist glaube ich so,
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und ich fand das jetzt beim Filmen, ist das nicht so rausgekommen,
0:48:29–0:48:32
er ist eine unglaublich, also das fand ich, das kam schon,
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also das war in einem Dialog mit Matt Dame, wo er sagt, ja, wir reden jetzt
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gar nicht mehr über Brillanz, weil in dem Niveau, in dem sie sich da bewegen,
0:48:43–0:48:44
da ist Brillanz schon Voraussetzung, ja?
Micz Flor
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Da fragt Oppenheimer diesen General, was haben die anderen denn so über mich
0:48:54–0:48:59
erzählt. Und das sind dann eher so Eitelkeiten, die er berichtet.
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Und dann fragt Oppenheimer, keiner sagt, ich war brillant.
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Und dann kommt dieser Satz von, ja, Brillanz ist quasi Default Level,
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das ist der Limbo-Stick, da muss man irgendwie unten durch, vorher kann man
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überhaupt nicht mittanzen. und es geht dann quasi wirklich so um Persönlichkeit.
Florian Clauß
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Und auf welchem hohen Niveau auch tatsächlich Oppenheimer,
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also es war ja wirklich so ein Genie, ein Wunderkind, auf welchem hohen Niveau der sich bewegt hat,
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hat tatsächlich innerhalb von sechs Wochen dann Holländisch gelernt als Sprache
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und konnte dann seine Vorlesungen auf Holländisch vortragen.
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War unglaublich sprachbegabt, kam aus einem sehr freigeistigen Elternhaus,
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Er hatte unglaublich viel Kulturelle und auch in der Literatur sehr viel gelesen.
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Dostoevsky, Tolstoi waren dann so seine Ferienromane, wo er dann auch so seine
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Sinnkrisen mit bewältigt hat.
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Er war ein rundum gebildeter Mann, der dann auch erst später zur Physik gekommen
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ist. Vorher hat er Chemie studiert, hat auch Philosophie, Literatur und so weiter studiert.
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Er war, glaube ich, auch ein sehr schwieriger Charakter,
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hat dann aber in einem Griechenland-Urlaub hat er sich dann,
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glaube ich, selber gefunden und konnte auch mit den anderen so interagieren.
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Also der war ja Anfang 20, da ist man ja eh in so einer labilen Phase in der
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Adoleszenz, dieser Persönlichkeitsentwicklung.
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Und das war dann jetzt so ein bisschen, der Film ist ja ein bisschen später
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eingestiegen, ich glaube, das, was er dann schon so vermitteln konnte,
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ist diese Begeisterung.
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Diese Begeisterung, dann wirklich auch die Studenten und Studentinnen mitzunehmen
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und auch da eine unglaubliche Vorbildfunktion einzu- Also er hat dann auch ganz
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viele so eben begeistern können.
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Er hat viele Studenten angeregt, dann halt ihre eigenen Arbeiten zu machen.
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Hat die dann halt auch mit publiziert und hat aber auch deren immer so,
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das ist ja auch mal so ein Ding in der Wissenschaft, dass du dann irgendwo deinen
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Namen auf dem Paper drucken kannst, hat denen aber auch immer die Credits gegeben.
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Also er war ein unglaublicher Förderer, ein Begeisterer und ich glaube aufgrund
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dessen, aufgrund seiner Fähigkeit und andere so auch so mitzureißen,
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allein deswegen konnte er überhaupt so ein Manhattan-Projekt aufbauen.
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Das wurde sehr knapp erzählt in dem Film, finde ich.
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Aber vielleicht liegt es auch nur daran, weil ich die ganze Zeit das Hörbuch
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höre und da ist es sehr ausgebreitet.
Micz Flor
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Ja, von dem bisschen, was ich mir halt vorher herangeholt habe,
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finde ich dann immer wichtig, in diese Zeit jetzt so mit einzustricken,
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dieses abstruse Paradox, das halt irgendwie auch so Amerikas Skizzomoment Mitte des 20.
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Jahrhunderts ist. Man war halt im Kampf gegen Hitler, wo die Amerikaner anfangs
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ja nicht wirklich mit drin waren,
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aber dann irgendwie, das wird im Film auch so ein bisschen inszeniert,
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dann spätestens, als klar würde, dass die Deutschen den Atomkern splitten konnten,
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auf einmal dann dachten, oh scheiße, da müssen wir echt, also das war ja das ganze,
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der ganze Kick-off für den, für diese zwei Milliarden, die es gekostet hat damals,
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um die erste Atombombe zu entwickeln.
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Und da waren die dann eben im Krieg mit drin und dann waren die natürlich auf
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dem Papier verbündet mit Russland.
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Und das war diese Split-Personal-Situation, weil die kommunistische Partei war
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auch schon in Zeiten der großen Depression in Amerika einfach sehr stark,
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weil es fühlte sich ja vielleicht auch erstmal auf dem Papier ganz gut an,
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wenn man sagt, hey, für alle ist irgendwie gesorgt, jeder hat irgendwie einen Job,
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wenn das irgendwie klappen könnte, das wäre doch gut, weil jetzt gerade nach
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diesem großen Crash läuft hier gar nichts mehr wirtschaftlich und die Leute
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können ihre Essendmiete nicht bezahlen und Das war wohl auch das Oppenheimer selbst,
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dann Studierende hatte bei ihm die, die dann Bei allem hatte ich das mal gelesen,
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dass der halt irgendwie krank ist.
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Weil er es sich sonst nicht leisten konnte. Das hat ihn halt schon bewegt so
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und die kommunistische Partei war dem sehr nah. Er war nie offizielles Mitglied
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in der kommunistischen Partei.
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Aber als dann irgendwie die Forschung der Atombomben losging,
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war das für ihn auch so eine Sache, die wir jetzt im Film mehrfach,
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wo er so zitiert wurde quasi, wo gesagt wurde, ja aber die Russen sind auf unserer Seite.
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Sollten wir nicht mit denen vielleicht die Dinge irgendwie teilen.
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Das war irgendwie sein Wunsch auch, dass diese eine Bombe ist halt so so schlimm,
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dass sie nicht nur den Krieg beenden wird, sondern alle Kriege beenden wird.
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Das war so seine Hoffnung in gewisser Weise, dass es dann zum Wettrüsten kommt,
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das wollte er irgendwie alles verhindern und springt so rein.
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Und da ist halt in diesem Moment gegen Hitler, sind halt die Russen und Amerikaner auf der gleichen Seite,
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dann kapituliert Deutschland und dann geht es halt gegen Japan und dann beginnt
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eigentlich schon dieser kalte Krieg.
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Und dann beginnt es dann irgendwie, da gibt es ja auch eine Rückblende, bzw.
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Ein Sprung nach vorne, dass die Russen auch den ersten Atombombentest gemacht haben.
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Aber dann war der Kalte Krieg, da waren dann eben die Kommunisten, die 20 Jahre vorher,
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vor dem Zweiten Weltkrieg, oder 15 Jahre vorher, oder wie Emily Blunt als Frau von Obmann sagt,
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okay, ich bin vor 18 Jahren aus der kommunistischen Partei ausgetreten,
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weil ich einfach kapiert habe, dass das nicht das gleiche ist,
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was ich mir gewünscht habe für alle und was dort in Russland irgendwie umgesetzt wurde.
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Da liegt nicht viel Zeit dazwischen und deshalb wurden alle,
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die halt früher sowas wie Gewerkschaftskommunisten und sowas betrieben haben
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unter Merkasi, sehr schnell wurden die angeschwärzt.
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Ist ja auch so ein riesen Hollywood-Thema, also konnten nicht mehr schreiben,
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drehen, filmen, schauspielern und so weiter.
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Und diese Skizzosache der amerikanischen Identität im Kampf gegen Hitler im
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zweiten Weltkrieg und dann davor und danach, die hat irgendwie Oppenheimer auch
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stellvertretend so komplett durchlebt.
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Also da hat er einerseits sich irgendwie immer rausgehalten,
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er war irgendwie dieser Mensch, das sagte dann noch irgendjemand sagt,
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du bist jemand, der sich um die Dinge hinter der Welt kümmert oder sowas.
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Und das fordert seinen Preis, als er sein Kind, weil die Ehe sehr leidet,
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und im ersten Kind, dann bringt er das zu einem Freund, sagt,
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könnt ihr den mal nehmen, wir schaffen das nicht mehr.
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Und dann sagt halt der Freund für ihn, sagt, ja, also du beschäftigst dich mit
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Dingen jenseits unserer Welt.
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Und das fordert seinen Preis, natürlich helfen wir. Er hat das dann eben genau
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Mitte des 20. Jahrhunderts an seiner eigenen Bürgerfabrik veröffentlicht.
Florian Clauß
0:56:07–0:56:13
Also, nochmal, ich habe es ja gerade so ein bisschen umrissen,
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aber er war auch nicht nur kulturell unglaublich bewandert und sprachlich,
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sondern auch in der Physik war er eine ganz große Ikone, er konnte gut lernen und so weiter.
0:56:27–0:56:31
Es gab vorher in Amerika nicht ein Institut für Quantenphysik,
0:56:31–0:56:33
Quantenmechanik, das hat er mit aufgebaut.
0:56:34–0:56:39
Es war tatsächlich so, dass er sich diese Informationen überall dann in Europa geholt hat,
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mit Niels Bohr, mit Heisenberg und mit den ganzen Vertretern der Quantenmechanik
0:56:45–0:56:54
da auch korrespondiert hat und dann mit diesem Wissen dann in Berkeley dann
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das Institut aufgebaut hat.
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Und da gab es eine Szene, wo wurde dann auch mal gefragt, warum hast du keinen Nobelpreis bekommen?
0:57:06–0:57:12
Und das ist tatsächlich auch so eine Frage an Oppenheimer. Der hat sehr viel initiiert,
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sehr viel aufgerissen, aber auch gerade,
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also es war auch dann am Anfang über Neutronensternen und rote Riesen,
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Also den Sternensterben hat er viel geforscht und mitgearbeitet,
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aber teilweise Pauli und so weiter, die haben dann Nobelpreise bekommen.
0:57:33–0:57:36
Er nicht, weil er dann halt nicht so tief eingestiegen ist.
Micz Flor
0:57:36–0:57:44
Aber war das nicht so, dass er das erste Paper zum schwarzen Loch theoretisch vorgelegt hat?
0:57:44–0:57:48
Es wurde auch publiziert und das war im Film zumindest so dargestellt.
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Und dann kamen die halt durch die Tür und Hitler invades Poland.
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Also dann war halt der Beginn des Zweiten Weltkriegs, waren die Big News und
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das Ding ist so ein bisschen unter den Tisch gefallen.
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Und keine Ahnung, ob er dann irgendwie später für das Schwarze Loch hätte was
0:58:04–0:58:10
kriegen können, wäre er nicht so von der Regierung in der McCarthy-Era halt
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abgesägt worden. Das wird so ein bisschen vorgestellt.
Florian Clauß
0:58:12–0:58:15
Ja, aber vielleicht ist es auch so ein bisschen dieser Aspekt seiner Persönlichkeit,
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dass der so andere dann immer initiieren konnte,
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was zu machen und auch nur deswegen er diese leitende Funktion in dem Manhattan-Projekt
0:58:25–0:58:29
dann ausfüllen konnte, also weil er sich selber so ein bisschen zurückgenommen hat.
Micz Flor
0:58:32–0:58:36
Das läuft jetzt unter der Fußnote, wir werden es nie wissen.
Florian Clauß
0:58:36–0:58:38
Wir werden es nicht wissen, aber
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es passt zu diesem charakterlichen Aufbau jetzt der Person in dem Film.
Micz Flor
0:58:44–0:58:47
Also was für dich oder dein Argument spricht, war diese eine Szene,
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wo ich dachte, da merkt man so ein bisschen die die Entkopplung zwischen Wissenschaft
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und Militär, wo Matt Damon...
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Cillian Murphy gegenüber sitzt und sagt, wenn das hier schief geht,
0:59:00–0:59:02
dann sind wir beide unsere Jobs los.
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Und in dem Moment hat sich für mich innerlich wirklich schon ein bisschen das
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aufgemacht. Aber ich dachte, ja stimmt, für den General ist wahrscheinlich ist
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der durch, weil in diesem sehr hierarchischen und strukturierten geht es dann
0:59:12–0:59:13
einfach für ihn nicht weiter.
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Aber für den Wissenschaftler ist es ja nochmal eine völlig andere Welt.
0:59:19–0:59:23
Also es ist ja wirklich jenseits von so einer rein politischen Denke und hierarchischen Denke.
0:59:24–0:59:28
Und da spricht es ein bisschen für dich, dass halt die Art und Weise,
0:59:28–0:59:31
wie Oppenheimer in diesem Thema drin war,
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in dieser Community drin war, wie er die Leute motivieren konnte,
0:59:36–0:59:44
auch da mitzumachen, in the middle of nowhere zu ziehen und für Jahre da eine Stadt zu bauen.
0:59:44–0:59:47
Das hat er alles irgendwie hingekriegt und das spricht schon dafür für jemand,
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der sogar fast weltfremdcharismatisch die Leute mitreißen kann.
Florian Clauß
0:59:52–0:59:57
Ja, du hast es so ein bisschen in diesem, als er mit den Studenten arbeitet
0:59:57–1:00:02
und die Vorlesungen gibt, wie er sich so seinen Stapel aufbaut.
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Okay, also ich glaube, wir haben hier so ganz grob die Handlung umrissen.
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Es gibt dann, wie er rekrutiert wird durch das Projekt, wie er dieses Manhattan-Projekt
1:00:11–1:00:16
aufbaut, wie es dann zum Erfolg geführt wird durch diese Explosion der Testbombe.
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Man sieht den Abwurf von den Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki nicht.
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Die passieren völlig im Off. Und dann das letzte Drittel des Filmes ist im Prinzip
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dieser Schauprozess, der geführt wird, mit dem Twist eben am Ende.
1:00:35–1:00:41
Und dass er dann zwar hergestellt ist in seiner moralischen Instanz in Amerika,
1:00:41–1:00:51
aber hat dann nicht mehr diese Sicherheitsstufe, wo er dann halt auch Einfluss
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nehmen kann auf die Politik.
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Und der Film ist eben dieser Grat zwischen ...
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Wissenschaft zwischen Erkenntnis, zwischen moralischer Verantwortung und Politik.
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Und das lotet der Film, glaube ich, also für mich auf eine sehr interessante Art und Weise aus.
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Gleichzeitig empfinde ich den als sehr dialoglastig. Der Film ist unglaublich viel Dialog getragen.
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Und, das muss ich gestehen, das habe ich auch in so einer Filmkritik vorher
1:01:28–1:01:35
gehört, habe ich mir angeguckt, nämlich man sieht nur Gesichter.
1:01:35–1:01:39
Also eigentlich hat es so diese Porträtaufnahmen.
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Es ist die ganze Zeit nur ein Dialog mit Gesichtern.
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Es fängt die Gesichter ein, es ist wenig Landschaftsaufnahmen,
1:01:51–1:01:54
es ist wenig der Tal. Man hat immer so eine Dialogsituation mit Gesichtern.
Micz Flor
1:01:57–1:01:59
Das stimmt, interessanterweise hatte ich nämlich den einen Moment,
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wo ich mal gedacht habe, das tut mir gut.
1:02:01–1:02:05
Das ist, als man so ein bisschen Distanz schaut, wie es vom Helikopter so ganz
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kurz nur diesen Turm gesehen hat, morgens um 5 Uhr, bevor die Bombe getestet wurde.
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Das war so der einzige Moment, wo man mal so ein bisschen Horizont hatte,
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ein bisschen weiter. Also wenn die ausreiten, hat man es ab und zu.
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Es gibt schon, und das finde ich halt auch interessant, es ist jetzt aber schwierig,
1:02:21–1:02:23
das irgendwie so anzufädeln, ich sage es jetzt ganz kurz.
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Es gibt ja ziemlich zum Schluss auch diesen Moment, wo Einstein durch den Wald läuft mit Gödel.
1:02:33–1:02:36
Und Gödel und Einstein, die sind einfach in dem Moment so eine andere Generation.
1:02:37–1:02:40
Die laufen nicht in den Wald, um sich zu beruhigen. Die haben irgendwie die
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Untiefen der Materie durchlebt und sind irgendwie sehr labil und feinsinnige
1:02:48–1:02:52
menschen irgendwo habe ich auch mal gelesen einstellen.
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Ganz zarte Füße hat und deshalb später im Alter ist er dick im Bauch, hat auch Fußschmerzen.
1:03:00–1:03:04
Also diese zarten Seelen, die dann durch die Bäume laufen und Einstein sagt,
1:03:04–1:03:07
ja Gödel liebt es durch den Wald zu gehen. Und Gödel sagt, ja,
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die Bäume, sie beruhigen mich, inspirieren mich.
1:03:11–1:03:14
Also das ist dann irgendwie schon abgehängt und Oppenheimer ist als nächste
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Generation, der wird dann da irgendwie so abgehängt.
1:03:17–1:03:21
Aber dann ist die Flucht in Natur, ist halt dann naheliegend,
1:03:21–1:03:25
wenn man nicht mehr mit den Menschen in diesem politischen Ringkampf steht.
Florian Clauß
1:03:25–1:03:30
Ja, klar. Ich meine, du hast als Wissenschaftler dann natürlich auch so einen gewissen Zenit.
1:03:31–1:03:34
Du hast so eine Leistungsfähigkeit, gerade als Mathematiker.
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Du bist dann halt noch vor 30, glaube ich, in den besten Jahren,
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wie so ein Spitzensportler.
1:03:39–1:03:44
Die größten Entdeckungen von Mathematikerinnen und Mathematikern kommen dann halt in den 30ern.
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Und dann später kannst du halt diese Leistung ja nicht mehr bringen.
1:03:47–1:03:50
Und dann bist du eigentlich nur noch Verwaltung deines Erbes.
1:03:50–1:03:53
Und das ist halt ja auch das, was einstand. Und dann Oppenheimer,
1:03:53–1:03:58
die verwalten ja dann nur noch ihr Ding, was sie auf die Menschheit rausgelassen
1:03:58–1:04:01
haben. Und da ist ja auch so ein ganz ethischer Grundkonflikt in diesem Film beschrieben.
1:04:02–1:04:09
Also was sind das für Personen, die eben so was in der Denkkapazität vollbringen
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können? Also Wunderkinder, die dann diese Aufgabe leisten und wen übergeben die ihr Erbe?
1:04:16–1:04:20
Und was also man bei Dürnmatt, sind das die Physiker, die Menschheit,
1:04:20–1:04:22
die Menschheit, denen wird das quasi angeboten.
1:04:24–1:04:31
Gleichzeitig ist dieser Film eigentlich eher ein Dialog zwischen der Entität
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von Oppenheimer als Bürger zum Staat.
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Also es ist nicht die Menschheit, sondern es gibt ein Verwaltungsapparat,
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der der Staat ist quasi, der dann damit umgehen muss, was dann die Physikerinnen
1:04:45–1:04:50
und Physiker entwickeln. Und das finde ich halt irgendwie so krass bei Bei dem Film, ne?
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Also, für wen macht man das?
1:04:54–1:05:02
Ja, also die schaffen quasi das Licht, also das Feuer geben ist und es gibt
1:05:02–1:05:05
keine Menschheit, das ist ein Prometheus-Mythos, ne?
1:05:05–1:05:11
Das heißt, du kannst die Menschheit, aber du gibst es quasi in einer Institution,
1:05:11–1:05:15
wo halt so Mittelmäßigkeit angesagt ist, ne? Die Politiker sind halt Mittelmäßig
1:05:15–1:05:18
und die müssen halt irgendwie damit umgehen, machen Politik damit, ja?
1:05:19–1:05:23
Und gleichzeitig hast du es aber von denen, die halt ganz oben stehen,
1:05:23–1:05:29
im Intellekt, weil die halt einfach so, weil sie einfach die mentale Kapazität
1:05:29–1:05:35
haben und übergeben das so und dann kommt es halt in diese Politik, in dieses Umfeld rein.
1:05:35–1:05:39
Ja, und dann wird es halt gegen die selber verwendet und die sind auf einmal auf der Anklagebank.
Micz Flor
1:05:40–1:05:44
Aber ich glaube, ich glaube, dass das dieses,
1:05:44–1:05:50
dass du das Wort mittelmäßig benutzt, das natürlich der Twist jetzt eben oder die Linse des Films,
1:05:50–1:05:54
weil natürlich glaube ich schon dann Oppenheimer irgendwie auch einmal checkt,
1:05:54–1:06:02
aber die Hydrogenbombe und die Wettrüsten und sowas, ey, wie konnte ich das nicht sehen?
1:06:02–1:06:05
Der hat ja diese große Hoffnung und hält sich da irgendwie daran fest,
1:06:05–1:06:09
dass irgendwie diese Bomben, es sind zwei davon gefallen, er war in dem Meeting
1:06:09–1:06:13
mit dabei, wo entschieden wurde, auf welche Städte die fällt und so.
1:06:13–1:06:17
Also er war da irgendwie involviert und war gleichzeitig der festen Überzeugung,
1:06:17–1:06:20
so wird es im Film dargestellt, wir werden das auch nie wissen,
1:06:20–1:06:25
ob er da sich vielleicht auch was in die Tasche gelogen hat und einfach seine
1:06:25–1:06:26
Erfindung aussehen wollte,
1:06:26–1:06:29
werden wir nicht wissen, aber in diesem Film war es eben so inszeniert,
1:06:29–1:06:34
dass er das mitgetragen hat in dem Wissen,
1:06:34–1:06:40
dass es das kleinere Übel ist, wenn es gelingt, diese zwei Bomben wirklich dann
1:06:40–1:06:48
auch zu nutzen, um zu sagen, nie mehr Jeder Weltkrieg jetzt ist das Ende der Menschheit.
Florian Clauß
1:06:50–1:06:56
Also wie weit kann man dann halt legitimieren, noch eine größere Waffe,
1:06:56–1:07:02
noch... Und dann, ich meine, diese Dynamik von eben diesem Wettrüsten ist ja...
1:07:07–1:07:11
Ein Abschreckungsszenario zu schaffen, um dann den Gegner zu signalisieren,
1:07:11–1:07:12
wenn du anfängst, sind wir alle weg.
1:07:13–1:07:16
Und ich mein, das ist jetzt so dieser Punkt ...
1:07:17–1:07:19
Also, das ist, glaub ich, so dieser Geburt der Zivilisation.
1:07:20–1:07:28
Weil Zivilisation ist dann die Fähigkeit, sich komplett selber zu vernichten.
1:07:29–1:07:32
Das ist ja so dieser Punkt der Atombombe. In dem Moment,
1:07:32–1:07:38
wenn die Atombombe in der Welt draußen ist, gibt es keine lokalen Konflikte mehr,
1:07:38–1:07:45
sondern es gibt eine Globalität von Konflikten, weil Regionen dann außerhalb
1:07:45–1:07:50
der Konfliktrandgebiete dann betroffen werden.
1:07:51–1:07:58
Und das ist ja dieser große Schritt, der da passiert mit der Erschaffung der Atombombe.
Micz Flor
1:08:00–1:08:03
Genau, das ist ja auch nochmal dieser qualitative Unterschied,
1:08:03–1:08:04
wenn man einfach nur sagt,
1:08:04–1:08:07
es ist eine Bombe, also es ist eine Waffe in der Kriegsführung,
1:08:07–1:08:13
dann gab es schon mal einen ähnlichen Wunsch auf transnationaler Ebene,
1:08:13–1:08:17
die Eindämmung einer fast unethisch brutalen Waffe einzudämmen.
1:08:18–1:08:20
Vor vielen hundert Jahren sollte die Armbrust verboten werden,
1:08:20–1:08:26
weil die Armbrust konnte halt durch Rüstung durchschießen und das war wirklich
1:08:26–1:08:31
der Versuch wohl zwischen verschiedenen Ländern oder Regionen ein Abkommen zu
1:08:31–1:08:34
schließen, dass man Armbrüste im Krieg nicht einsetzt.
1:08:34–1:08:38
Aber in dem Moment, wenn die Atombombe nur als Waffe gesehen wird,
1:08:38–1:08:41
dann ist es halt eben skalierbar. Wie lange kann das Schwert sein?
1:08:41–1:08:44
Aber die qualitative Änderung ist halt so,
1:08:44–1:08:50
dass die Atomwaffe und das ist jetzt nicht direkter Plot-Spoiler,
1:08:50–1:08:57
aber es gab vor dem ersten Test die Überlegung, ob es sein könnte,
1:08:57–1:09:03
dass die Atombombe die Atmosphäre entzündet, die ja irgendwie aus Sauerstoff auch groß besteht.
1:09:05–1:09:09
Und man konnte das dann mathematisch fast komplett ausspießen, aber...
Florian Clauß
1:09:11–1:09:15
Also diese Kettenreaktion durch Kernspaltung, die sich außerhalb dieses kontrollierten
1:09:15–1:09:19
Bereich ist, der Zündung der Atombombe überträgt auf die Atmosphäre und das
1:09:19–1:09:21
dann komplett die ganze Atmosphäre durchgibt.
Micz Flor
1:09:21–1:09:24
Genau, dass die Erde einfach untergeht bei dem ersten Test, erfolgreichen Test
1:09:24–1:09:28
und das hat man dann mathematisch fast komplett ausschließen können,
1:09:28–1:09:31
hat es dann einfach mal probiert. Dann Theorie am Ende, müssen wir das probieren,
1:09:31–1:09:34
hat sich das auch getraut, ist dann nichts passiert, bis heute nicht.
1:09:36–1:09:41
Aber zum Schluss eben dieser Twist, dass Oppenheimer denkt, okay,
1:09:41–1:09:48
diesen ersten möglichen theoretischen Weltuntergang für die erste Zündung von
1:09:48–1:09:50
der ersten Atombombe beim ersten Test.
1:09:52–1:09:57
Die hat zwar die Welt nicht zum Ende gebracht, aber trotzdem ist mit der Atombombe
1:09:57–1:10:00
die Welt jetzt, das ist nur noch
1:10:00–1:10:03
eine Frage der Zeit, also der Tod der Zivilisation ist jetzt einfach da.
Florian Clauß
1:10:04–1:10:08
Der Tod der Zivilisation und quasi der Endpunkt der Geschichte,
1:10:08–1:10:15
das ist ja auch so, das ist ja das, was dann halt später in der Nazi-Ära,
1:10:15–1:10:20
das war ja das Ende der Geschichte, war ja quasi der Ausgang,
1:10:20–1:10:26
das ist der Fall der Nazizeit und die Erschaffung der Atombombe.
1:10:26–1:10:29
Das ist ja irgendwie so ein Endpunkt in der Zivilisationsgeschichte gefallen.
Micz Flor
1:10:35–1:10:40
Wie gehen wir jetzt so weiter vor? Weil ich glaube, wir haben jetzt zwei Türen,
1:10:40–1:10:42
durch die wir gehen können. Das eine ist quasi in den Film hinein,
1:10:42–1:10:45
so in formale Themen, in erzählerische Themen.
1:10:45–1:10:48
Was war im Film? Was hat uns da irgendwie bewegt?
1:10:48–1:10:52
Das andere ist, die andere Tür ist quasi, was ist die Parabel,
1:10:52–1:10:56
warum jetzt, warum kommt dieser Film jetzt, was hat der jetzt mit uns hier zu tun?
1:10:58–1:11:00
Was ist so die Tür, wo du durchgehen würdest?
Florian Clauß
1:11:00–1:11:04
Also jetzt ganz kurz, ich glaube, wenn ich wählen könnte, das eine haben wir
1:11:04–1:11:07
schon ein bisschen angerissen. Vielleicht kann man da...
Micz Flor
1:11:07–1:11:12
Du kannst wählen, ich bin für beides offen, also beide Türen sind zu, ich bin für beide offen.
Florian Clauß
1:11:12–1:11:15
Ich glaube, die einen haben wir schon so aufgestoßen, wir haben schon über die
1:11:15–1:11:16
Dramaturgie gesprochen,
1:11:16–1:11:20
wir haben über die Erzählweise gesprochen, wir könnten jetzt noch mal ein bisschen
1:11:20–1:11:24
näher in die Figurengestaltung und die Schauspieler reingehen,
1:11:24–1:11:27
aber ich glaube, das ist nicht interessant bei dem Film, weil die Schauspieler
1:11:27–1:11:35
sind einfach nur, wie soll man sagen, die sind dann Ausstattung,
1:11:35–1:11:39
Accessoire, um den Film dann zu gestalten.
1:11:39–1:11:43
Das ist halt wirklich so Figuren-Träger, Geschichten-Träger so.
Micz Flor
1:11:43–1:11:45
Aber das würde ich insofern hinterfragen, weil...
1:11:49–1:11:53
Cecilien Murphy, der kommt ja in sehr, sehr vielen Nolan-Filmen vor.
1:11:53–1:11:57
Und der hat auch noch ein paar andere Filme gemacht, ne? So Red Eye war so ein Horrorfilm.
1:11:59–1:12:03
Sunshine war, glaube ich, auch so ein Film. Der hat gleich bei 28 Days Later auch mitgemacht.
Florian Clauß
1:12:04–1:12:05
Hat der? Ich glaube, ja.
Micz Flor
1:12:06–1:12:12
Und auf jeden Fall ist das die erste Rolle, wo ich jetzt einfach sagen kann, toller Schauspieler.
1:12:14–1:12:18
Ich hatte den nie so wirklich greifen können. Aber ich finde,
1:12:18–1:12:20
da hat er sich jetzt wirklich gefunden.
1:12:20–1:12:25
Teilweise gibt es ja auch diese Gegenüberstellung von diesem Coverpick von dem
1:12:25–1:12:32
Pulitzer Prize-winning Oppenheimer Buch und Murphy,
1:12:32–1:12:36
der halt so ähnlich auch irgendwie diesen leeren, glasigen Blick hat,
1:12:36–1:12:41
der in irgendwas anderes zu schauen scheint, also der nicht wirklich fokussiert.
1:12:42–1:12:46
Es gibt ja diesen Pragmatiker dann auch, als er anfängt, ich habe den Namen vergessen,
1:12:46–1:12:50
Das ist so ein Schauspieler, der sich so zupackt, der hat auch irgendwie so
1:12:50–1:12:54
All-American-Boy mit Brille, so ein smarter Typ, den man auch mag,
1:12:54–1:12:57
der dann auch irgendwie nicht gegen Oppenheimer aussagt, dass es der irgendwie
1:12:57–1:13:01
auch raushält, obwohl er auch gegen die Kommunisten, gegen die Gewerkschaften ist.
1:13:01–1:13:04
Aber der ist total fair und sich selbst treu durchzieht.
1:13:06–1:13:11
Und Oppenheimer ist halt irgendwie der, wo der Blick nicht in der Praxis ist,
1:13:11–1:13:14
sondern der Blick ist irgendwie hinter die Dinge. Und das, finde ich,
1:13:14–1:13:16
hat der Schauspieler wirklich gut hinbekommen.
1:13:17–1:13:19
So, es war wirklich ein gutes Match.
1:13:22–1:13:25
Nolan hat immer auf ihn gesetzt. Ich habe das nie so richtig verstanden.
1:13:25–1:13:29
Er hat jetzt ja auch dann, glaube ich, eine Netflix-Serie, dieses Peaky Blinders
1:13:29–1:13:31
über die Birmingham Gangs. Irgendwie da spielt er auch eine Hauptrolle.
1:13:31–1:13:34
Habe ich aber noch keine einzige Folge gesehen.
1:13:36–1:13:41
Aber jetzt hat er mir da als Schauspieler wirklich sehr, sehr gut gefallen, muss ich sagen.
Florian Clauß
1:13:41–1:13:45
Ja, fand ich auch stark. auf jeden Fall, das kann ich so bestätigen.
1:13:48–1:13:52
Okay, wir haben jetzt so zwei Gates vor uns, das eine haben wir so ein bisschen
1:13:52–1:13:55
aufgestoßen, da wolltest du so ein bisschen noch nachfragen.
Micz Flor
1:13:58–1:14:01
Ja, also wenn wir bei dem erstmal drinbleiben, im Film,
1:14:01–1:14:04
dann wäre dieses Soundthema, also Musik hast du schon angesprochen,
1:14:04–1:14:08
generell, the use of sound fand ich halt schon ganz interessant,
1:14:08–1:14:13
weil diese ganz, also wir waren wirklich im großen Kino,
1:14:13–1:14:18
haben das auf Projektion geguckt, 70 mm IMAX Kamera,
1:14:18–1:14:24
wo das gedreht wurde, hatten dementsprechend auch eine sehr gute Sound Anlage
1:14:24–1:14:27
und da war diese ganz tiefen Bässe,
1:14:27–1:14:32
die fand ich halt irgendwie echt, die fand ich ganz toll,
1:14:32–1:14:38
weil ich fand die tiefen Bässe ganz am Anfang auch schon mit seinen fast schon Halluzinationen,
1:14:38–1:14:42
die er so hatte, wo so Teilchen flirren, Energiebögen irgendwie so bildhaft
1:14:42–1:14:46
irgendwie so beim vor seinem inneren Auge oder auch in der Welt,
1:14:46–1:14:51
wo er hingeguckt hat, so sichtbar war. Und dann kamen eben auch so ganz tiefe Bässe.
1:14:51–1:14:53
Und das fand ich ganz spannend, weil es hatte sowas Bedrohliches.
1:14:55–1:15:00
Und es ging irgendwie da ja auch schon um diese Teilchenphysik,
1:15:00–1:15:01
diese Quantenphysik, diese Quantenmechanik.
1:15:05–1:15:08
Und diese Basslastigkeit fand ich war sehr schön.
1:15:12–1:15:15
War ein sehr schönes bild nicht aber sehr schöner ton
1:15:15–1:15:19
der effekt für diese diese noch
1:15:19–1:15:23
nicht gehobene kraft in der materie und
1:15:23–1:15:26
das fand ich ganz toll und das wurde immer wieder auch eingeführt dann später
1:15:26–1:15:29
als dann die bombe gefallen war die japaner haben kapituliert und dann wurde
1:15:29–1:15:35
er dann noch auf los alamos wurde er dann hat so vor allen hatte dann so eine
1:15:35–1:15:39
kurze Rede gehalten und die trampelten mit den Füßen und waren auch wieder ganz
1:15:39–1:15:39
viel besser reingemischt.
1:15:40–1:15:44
Es gab so ganz viele Sachen, wo es halt dann irgendwie nicht um Emotionen ging,
1:15:44–1:15:51
auch nicht irgendwie um große militärische Dinge, die sich irgendwie anwahren,
1:15:51–1:15:57
sondern wirklich diese Macht, Diese Macht der Teilchen.
Florian Clauß
1:16:01–1:16:07
Ja, ich finde auch, also normalerweise bin ich sehr sensibel gegenüber Lautstärke im Kino,
1:16:07–1:16:10
aber zu dem Film hat es dazu gehört,
1:16:10–1:16:15
dass es extremst laut war an
1:16:15–1:16:22
einigen Stellen und man so auch eigentlich physisch den Bass gespürt hat,
1:16:22–1:16:29
gerade mit der nachkommenden Explosion der Bombe, des Bomben-Tests von Trinity.
1:16:29–1:16:32
Das fand ich auch großartig inszeniert auf der Sound-Ebene,
1:16:32–1:16:37
wo dann erst mal rein optisch dann erst mal nur dieser Lichtblitz zu sehen war
1:16:37–1:16:42
und alle waren und dann hat er auch wieder da diese unglaubliche Nähe zu den
1:16:42–1:16:49
einzelnen Körpern durchs Atmen und durchs Erleben des Lichtblitzes und das war
1:16:49–1:16:52
auch der Moment war sehr lange inszeniert.
1:16:52–1:16:59
Man hat das aus verschiedenen Perspektiven, aus verschiedenen Einstellungen
1:16:59–1:17:01
von den Beteiligten gesehen.
1:17:01–1:17:08
Und dann kam halt dieser unglaubliche Donner, dieser Schlag, der Bombe.
1:17:09–1:17:13
Und das hatte ich halt fast vom Kinostuhl weggerissen. Also das fand ich auch
1:17:13–1:17:18
super eingesetzt und inszeniert von dem Film.
Micz Flor
1:17:21–1:17:24
Hast du eine Ahnung, wenn ich sage, das hat mich an eine ganz andere Art von
1:17:24–1:17:28
Filmen erinnert? An welchen Film ich da...
1:17:30–1:17:33
Denke mit sylvester
1:17:33–1:17:37
stallone es gibt
1:17:37–1:17:40
diesen film copland wo sylvester stallone so ein cop spielt drumherum
1:17:40–1:17:43
ist halt die new jersey mafia und die bullen sind alle irgendwie involviert
1:17:43–1:17:48
und er will aber dann irgendwie jemanden wirklich schnappen und dann kommt es
1:17:48–1:17:53
zu so einem unfall und ich glaube es ist ein unfall aber auf jeden fall hat
1:17:53–1:17:57
er sein gehör verloren es piepst nur noch Und dann passiert so eine ganze Zeit,
1:17:57–1:18:01
passiert dann halt irgendwie richtig viel Action, aber komplett ohne Ton.
1:18:01–1:18:09
Und das ist fast doppelt eindringlich, weil man einfach seine Begrenztheit dann
1:18:09–1:18:12
irgendwie in dieser Abwesenheit von dem Ton noch mal erlebt.
1:18:12–1:18:15
Und daran musste ich irgendwie denken, dass das ein ganz anderer Film ist.
Florian Clauß
1:18:15–1:18:20
Ja, stimmt. Jetzt wo du das sagst, mir fällt auch noch ein anderer Film ein,
1:18:20–1:18:22
wo so mit Sound gearbeitet wird.
1:18:23–1:18:36
Der Wilby Blatt von Chris Anderson, wo der, kennst du den Film?
Micz Flor
1:18:36–1:18:37
Ja.
Florian Clauß
1:18:37–1:18:43
Wo dann auch diese Explosion ist und die auf Öl stoßen und dann auch erstmal
1:18:43–1:18:49
so ein Fiepen und der Sohn des Hauptdarstellers sowieso dann taubstumm ist und nicht hören kann.
1:18:49–1:18:53
Ja, stimmt. Und dann gibt es auch so einen Sound, wo dann erst mal der aussetzt
1:18:53–1:18:58
und diese Explosion kommt. Und das wird ja körperlich erlebbar im Kino.
1:19:00–1:19:05
Du hast ja diese Hitzewelle, die spürt man ja dann irgendwie von der Explosion.
1:19:07–1:19:08
Das ist sehr eindringlich inszeniert.
Micz Flor
1:19:11–1:19:14
Und dieses Licht, also das ist auch schon toll gemacht. Es gibt immer wieder
1:19:14–1:19:19
Momente, wo das dann auch nochmal aufgegriffen wird, wo einfach eben das Licht
1:19:19–1:19:23
hochgedreht wird. Aber in dem Moment wird das Licht wirklich inszeniert. Also es ist ganz grelle.
1:19:25–1:19:30
Es ist ganz früh am Morgen. Es ist alles noch dunkel. Aber diese ersten Lichtblitze,
1:19:30–1:19:37
die sind Kilometer weit entfernt von der Bombe. Das heißt, bis dann der Schall ankommt mit 330 Metern.
Florian Clauß
1:19:38–1:19:41
Neun Kilometer, also das heißt, das sind 18 Sekunden.
1:19:42–1:19:48
Ne Quatsch, das sind 27 Sekunden. Und es war tatsächlich vielleicht so, ich 27 Sekunden.
1:19:51–1:19:55
Also so von der Zeit her. Und ich habe auch die ganze Zeit darauf gewartet,
1:19:55–1:19:59
weil es war so klar, dass es jetzt so erstmal dieser Moment ist.
1:20:00–1:20:04
Und dann war klar, es kommt gleich was, wo du ja irgendwie einen Anorak anziehen musst.
1:20:06–1:20:10
Also akustisch, um dann halt diesen Rausch zu hören.
1:20:13–1:20:18
Also dieser Umgang mit Sound und auch dann, wie würdest du das interpretieren?
1:20:19–1:20:21
Und dann fängt es ja an, du hast gerade die Szene beschrieben,
1:20:21–1:20:28
wo dann alle trampeln und das Projekt war erfolgreich und die wollen dann Oppenheimer feiern.
1:20:28–1:20:35
Er kommt rein und er sieht dann aber auch immer wieder in solchen Momenten auf
1:20:35–1:20:38
einmal so einen völlig überbelichteten Saal.
1:20:38–1:20:42
Er sieht die Gesichter, sieht die fast verzehrt und man kann den nicht mehr
1:20:42–1:20:47
zwischen den Opfern eines Atomschlags unterscheiden, weil die auch so leicht zerfleddern.
1:20:48–1:20:51
Und einmal tritt er dann sogar auf so eine verkohlte Leiche.
1:20:52–1:20:55
Also so ist er dann auch.
Micz Flor
1:20:55–1:20:58
Ich meine, das finde ich jetzt einfach nur eine bildliche Darstellung von diesem.
1:20:58–1:21:02
Es dämmert ihm. Also es war ihm ja immer schon klar, aber er war noch in dieser
1:21:02–1:21:05
theoretischen Physik. Er war mit bei der Entscheidung. Da sind die Bomben gefallen.
1:21:06–1:21:11
Er hat dann auch nicht mehr Kontakt mit dem Militär. Das Alamos komplett ist
1:21:11–1:21:11
irgendwie abgeschnitten,
1:21:11–1:21:14
ihr fahrt übers Radio und erst als es im Radio verkündet wird,
1:21:14–1:21:20
dass vor 18 Stunden diese Bombe gefallen ist auf Hiroshima, erst dann ruft auch
1:21:20–1:21:24
sein General Bezugsperson an, der mit ihm das Ganze gestartet hat,
1:21:24–1:21:28
der ihm versprochen hatte, ich bleibe mit ihnen so gut wie möglich in Kontakt.
1:21:28–1:21:30
Also es ist klar, dass sie auch abgeschnitten sind.
Florian Clauß
1:21:30–1:21:33
Ja genau, das ist der Moment, wo die jetzt dann draußen sind.
1:21:33–1:21:35
Also das ist halt irgendwie, die haben geliefert.
Micz Flor
1:21:35–1:21:39
Dann hat er dieses Gespräch, Also, Entschuldigung, diese Ansprache an sein Team
1:21:39–1:21:43
und an die Familien auch. Also es ist ja über die Jahre hinweg dann auch wirklich
1:21:43–1:21:45
ein Dorf, wirklich geworden so.
1:21:48–1:21:52
Oppenheimer ist in dem Moment, glaube ich, sich erst bewusst nach dieser Euphorie,
1:21:52–1:21:55
dieser Schlaflosigkeit und dieser Testsachen und sowas.
1:21:56–1:22:00
Dann ist diese stille Phase und als er dann vor seinen Leuten spricht,
1:22:00–1:22:03
dann kommt es ihm, glaube ich, erst so hoch und es wird bildlich umgesetzt.
1:22:04–1:22:11
Dieser Blitz, diese Strahlung, dieses Zerfleddern von Körpern,
1:22:11–1:22:15
dieses Verbrennen von Körpern, das hätten auch alles wir sein können.
1:22:15–1:22:20
Also das ist dann auf alle Fälle der Sprung in dieses Ethisch-Moralische,
1:22:20–1:22:23
auch zu sagen, es muss jetzt einfach diese Bombe gewesen sein,
1:22:23–1:22:24
die alle Kriege beendet.
1:22:26–1:22:29
Das war, glaube ich, der Moment, wo es noch mal für ihn so ganz eindrücklich
1:22:29–1:22:32
spürbar war. Wir sind alles Menschen auf dem gleichen Planeten.
1:22:32–1:22:36
Und dass es jetzt bei denen passiert und ich habe da irgendwie wie er später
1:22:36–1:22:38
auch beim Präsidentsaal. Ich habe Blut an meinen Händen.
1:22:41–1:22:44
Aber das haut ihn dann einfach aus der Bahn in dem Moment.
Florian Clauß
1:22:44–1:22:48
Und ja, jetzt würde ich ja gerne so diese zweite Tür aufmachen,
1:22:48–1:22:51
die du angedeutet hast, da so ein bisschen näher drüber zu sprechen,
1:22:51–1:22:55
weil ich glaube, wie wir über den Filmsound und so weiter, haben wir jetzt schon
1:22:55–1:22:56
mehr oder weniger besprochen.
1:22:57–1:22:59
Das heißt, du willst da noch mal was zu sagen.
1:22:59–1:23:03
Aber ich würde jetzt genau diese ethisch-moralische, weil du hast es ja auch
1:23:03–1:23:05
so gerade so schön beschrieben jetzt.
Micz Flor
1:23:05–1:23:09
Ich möchte an das Brückefleisch für diese andere Tür nur noch kurz Emily Blunt erwähnen.
Florian Clauß
1:23:10–1:23:14
Das war ja klar. Das ist du, Emily. Ja, ich weiß.
Micz Flor
1:23:14–1:23:20
Und ich fand, dass sie in diesem Film auch noch mal etwas, was man über Einstein
1:23:20–1:23:21
schon irgendwie gesagt hat.
1:23:21–1:23:25
Einstein hat halt nur funktionieren können, weil seine Frau ihm immer alles
1:23:25–1:23:30
zurechtgelegt hat, sich um alles gekümmert hat, ihm komplett den Rücken freigehalten hat.
1:23:31–1:23:34
Bei Oppenheimer ist es so, dass Emily Blunt nicht nur für ihn,
1:23:34–1:23:37
sondern stellvertretend für alle Männer, die in diesem Diskurs drin sind,
1:23:37–1:23:38
dieses Emotionale reinbringt.
1:23:39–1:23:43
Es geht schon damit los, dass sie halt die ist, die trinkt, als sie so ein Crybaby
1:23:43–1:23:48
haben, was halt wohl immer schreit, sie hält's nicht mehr aus,
1:23:48–1:23:53
und dann bringt er das Kind weg, weil er's nicht irgendwie annehmen kann, damit umgehen kann.
1:23:53–1:23:57
Die, die quasi das Leben lebt und auch die Emotionen spürt, die den Leuten nicht
1:23:57–1:23:59
die Hand schüttelt, als er später Medaillen kriegt.
1:23:59–1:24:05
Die halt auch irgendwie bei dieser Anhörung als Zeugin in gewisser Weise auftritt
1:24:05–1:24:10
und den Ankläger, der ja nicht wirklich ist, zerlegt wie kein anderer.
1:24:10–1:24:15
Also die außerhalb der Politik ist und die sagt so, hey, du kannst doch hier
1:24:15–1:24:18
nicht einfach nur Märtyrer werden, du musst auch mal kämpfen.
1:24:19–1:24:21
Und das ist sie, die das irgendwie so macht.
1:24:34–1:24:41
Und ähm... Ja, also das Emotionale, das finde ich, bringt sie da als in ihrer Rolle so rein.
1:24:41–1:24:45
Und damit können wir jetzt vielleicht diese andere Tür öffnen,
1:24:45–1:24:47
so dieses, warum jetzt dieser Film? und.
Florian Clauß
1:24:52–1:24:56
Genau, warum jetzt? Also diese ethische ...
1:24:56–1:25:01
Also, ich mein, es gibt, glaub ich, keine dramatischere Figur als dann Oppenheimer.
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Also, das find ich wirklich so, diese Konfrontation, dieses Bildliche.
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Er hat die Atombombe geschaffen und damit ein neues Zeitalter eingeleitet,
1:25:13–1:25:18
ne? Mhm. Wie kommt der mit dieser Verantwortung klar?
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Ja, und das ist dieser Prometheus und vielleicht eben,
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na, also, diese, diese, diese, ich bring das Feuer der Menschheit und ich werde
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dafür bestraft und mir wird die Leber so ein bisschen weggegessen.
1:25:34–1:25:39
So, ne, das ist ja so dieser, dieses Payback, ok, du hast deine Leber und das
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ist halt so die McCarthy-Ära, ok, die haben so ein bisschen ihre Leber weggegessen,
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aber ich finde, darum geht's gar nicht.
1:25:46–1:25:50
Das ist nicht der Punkt bei dem Film. Ich finde, das ist vielleicht der Punkt
1:25:50–1:25:52
bei der Biografie. Aber ich finde nicht ...
1:25:53–1:25:59
Ich finde es nicht entscheidend, dass er dann so eine Läuterung irgendwie durchmacht.
1:26:01–1:26:02
Sondern es wird noch überpersönlich.
Micz Flor
1:26:02–1:26:04
Ja.
Florian Clauß
1:26:04–1:26:08
Weißt du, es geht nicht darum, dass er dann so in seinen moralischen Konflikt kommt.
1:26:09–1:26:14
Das ist nicht erzählenswert. Sondern es geht darum, dass er die Kettenreaktion ausgelöst hat.
1:26:15–1:26:18
Und er derjenige war, der das dann halt auch initiiert ist.
1:26:18–1:26:22
Und ich glaube, da wird ihm auch bewusst, dass es hinter seine Person geht.
1:26:22–1:26:28
Dass es nichts mehr mit ihm zu tun hat. Dass es jetzt Politik und Zivilisationsgeschichte
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ist, die er da angestoßen hat. Und ich glaube, das ist so das,
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was der Film erzählen will.
1:26:34–1:26:37
Und wir auch gerade an so einem Kipppunkt sind von...
1:26:39–1:26:44
Dahinter geht's nicht mehr weiter. Wenn das Licht da ist, dann sind wir tot.
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Mhm. So ganz übertragen gesprochen, ne?
Micz Flor
1:26:48–1:26:54
Ja, also, gebe ich dir recht. Ich hab das Gefühl, dass dieses ... äh, diese ...
1:26:56–1:26:59
Wenn's eine Analogie oder Parable oder wie auch immer ist, dann ist es aber
1:26:59–1:27:05
für mich interessanterweise am wenigsten noch die Atombombe und der Atomkrieg,
1:27:05–1:27:09
sondern für mich ist es eher so, Und deshalb die Brücke Emily Blunt auch,
1:27:09–1:27:12
ist zum Beispiel die menschengemachte Klimaerwärmung.
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Das ist halt irgendwie was, wo man das Gefühl hat, das ist eher das,
1:27:16–1:27:19
was gerade wo die Welt verbrennt. Ja, auch dieses Bild, statt der Kettenreaktion,
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wo das Sauerstoff verbrennt.
1:27:22–1:27:31
Also wir sind auf diesem Dobus gerade nicht in der Lage, mit der Thematik umzugehen.
1:27:31–1:27:33
Und diese wütende Emily Blunt, die halt dann irgendwie gesagt hat,
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könnt ihr jetzt eigentlich mal aufhören, irgendwie Gentleman zu sein?
1:27:36–1:27:41
Also jetzt muss man irgendwie mal wirklich, jetzt muss man irgendwie schon mal Nein sagen.
1:27:41–1:27:43
Man muss sich das nicht gefallen, man muss das irgendwie tun.
1:27:43–1:27:46
Also da hatte ich so das Gefühl, die Analogie im Hier und Jetzt ist dann eher
1:27:46–1:27:52
die globale Erwärmung als große Bedrohung, als Menschengemachtes,
1:27:52–1:27:55
als es gibt kein Zurück mehr.
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Oder die Hoffnung ist, es gibt ein Zurück, aber das ist dann wirklich auch,
1:27:59–1:28:01
Er spricht von United Nations.
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Es ist ein Zurück, was wirklich auch auf globaler Ebene irgendwie maschinisiert
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werden müsste in irgendeiner Form.
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Das ist das eine, woran ich denke. Das andere ist aber natürlich dann auch wissenschaftlich
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eben diese Diskussion um künstliche Intelligenz.
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Wie kriegt man diesen Genie zurück in die Flasche?
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Ist das möglich? Also was er sich ja wünscht, dass halt die Wissenschaft das natürlich kann.
1:28:26–1:28:29
Er spricht vorher auch so, okay, wenn wir das nicht haben, dann haben es die
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Nazis. Was ist uns lieber? Was ist moralisch vertretbarer? Irgendjemand wird es zuerst haben.
1:28:35–1:28:38
Jetzt ist die Diskussion um künstliche Intelligenz, irgendwie ist das etwas,
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was wir wirklich wollen, was wir brauchen.
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Wenn wir es doch jetzt schon nicht mehr verstehen, warum auf einmal irgendwelche
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neuronalen Netzwerke auf einmal Hindi sprechen können und lesen können und wir
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wussten gar nicht genau.
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Wir hatten denen nie einen Auftrag gegeben. Das kam halt scheinbar so mit,
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weil die da irgendwie alle sich angeguckt haben.
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In dem Moment ist es ja wirklich so, dass wir auch da manchmal die Stimmen hören,
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die sagen, wir brauchen eine Form der Regulation, wir müssen das irgendwie kontrollieren können.
1:29:09–1:29:13
Aber auch da dieses Wissenschaftler- und Wissenschaftlerinnen-Gefühl,
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wohl irgendwie, es zu sagen, also es wird einfach passieren,
1:29:16–1:29:20
dann mache ich doch lieber mit, dann will ich wenigstens dabei sein.
1:29:20–1:29:22
Und ähnlich war das, glaube ich, auch bei dieser Atombombe.
1:29:23–1:29:27
Er sagt ja einmal explizit auch zu jemandem bei der Anwerbung,
1:29:27–1:29:31
sagt er auch, Ist die Liebe, die Hitler hat oder so eine Art.
1:29:34–1:29:36
Und das Dritte, woran ich dann denke, ist wirklich...
Florian Clauß
1:29:36–1:29:40
Das ist ja quasi die moralische Legitimation für ihn selber,
1:29:40–1:29:45
weil er ja auch selber Jude ist, dann auch zu sagen, ich möchte nicht,
1:29:45–1:29:46
dass das passiert, dass das Hitlerfeuer hat.
1:29:47–1:29:52
Das ist ja so diese, das irgendwie, okay, deswegen bin ich da,
1:29:52–1:29:54
deswegen bin ich da drin und mach das mit.
1:29:55–1:29:59
Das ist ja so seine eine Motivation, da auch den Weg weiter zu gehen.
Micz Flor
1:29:59–1:30:02
Ja, aber das ist ja, wenn wir jetzt durch diese zweite Tür gehen,
1:30:02–1:30:05
dann gucken wir auf so einer Zeitgeist-Ebene.
1:30:06–1:30:11
Wie berührt der Film unsere Welt gerade? Unsere kulturelle, politische, originale Welt?
Florian Clauß
1:30:11–1:30:14
Ich finde nochmal ein Aspekt, und der ist vielleicht dann so,
1:30:14–1:30:18
wenn man das jetzt umdreht, so ein kleiner Hoffnungsschimmer,
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den ich dann auch da sehe, also ich stümmel überein.
1:30:22–1:30:28
Es geht um die Erwärmung, um die Erwärmung der Welt, ja, wie ist das aufzuhalten?
1:30:29–1:30:34
Und das, was das Manhattan-Projekt mit dem Mond-Projekt gemein hat, dass ...
1:30:35–1:30:41
Ja, gerade so dieses ... die amerikanische Nation, wenn die ganz viel Geld auf
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etwas werfen und ein Ziel haben, wie auch immer, dann schaffen die das.
Micz Flor
1:30:46–1:30:47
Ja?
Florian Clauß
1:30:47–1:30:52
Also, es ist halt irgendwie die Landung auf den Mond. Und diese Bombe zu bauen,
1:30:52–1:30:57
mit ganz viel Geld, mit ganz viel Konzentration, schafft man auf einmal so ein Level.
1:30:58–1:31:04
Und wenn man das jetzt umdreht und sagt, okay, wir haben hier diese globale Herausforderung,
1:31:04–1:31:08
wir werfen jetzt, und das wünscht man sich ja zurzeit von der Politik,
1:31:08–1:31:14
dass alles Geld eben darauf geworfen wird, hier auch eine Lösung zu finden.
1:31:14–1:31:19
Also das ist unser, und das hat ja tatsächlich von allein, hat das mal ja so
1:31:19–1:31:22
programmiert, der Klimawandel ist unsere Mondlandung.
1:31:23–1:31:25
Ja, wir müssen das begreifen wie ein Mondlandungsprojekt.
1:31:26–1:31:31
Und wenn man da jetzt alles Geld draufwirft, dann schaffen wir eventuell da
1:31:31–1:31:33
auch eine gewisse Regulierung und so.
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Aber gleichzeitig ist es nichts Explosives.
1:31:38–1:31:44
So eine Mondlandung, so eine Bombe geht auf den Punkt und es passiert was, ja?
1:31:45–1:31:50
Aber so was Handfestes hast du ja dann nicht. Also wie willst du das verkaufen?
Micz Flor
1:31:51–1:31:58
Ja, das ist, glaube ich, das Ding. Du solltest jetzt irgendwie alles Geld da
1:31:58–1:32:04
draufwerfen, während die Alternativen einfach gar nichts machen.
1:32:04–1:32:08
Können wir endlich mal aufhören? Wir hatten jetzt vor ein paar Wochen die meisten
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Flugzeuge in der Luft überhaupt.
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Also nach Corona, da war das alles ein Lockdown. Und dann dachte man,
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dass die Flugindustrie sich vielleicht gar nicht so sehr da erholen kann.
1:32:19–1:32:28
Da neulich irgendwie waren noch nie so viele zivile Luftfahrtflugzeuge in der
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Luft wie an diesem einen Tag jetzt vor ein paar Wochen und das ist natürlich dann,
1:32:35–1:32:40
Was irgendwie auch zeigt, klar, wenn man jetzt zwei Milliarden anfasst und die
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Bombe baut und dann nochmal drei Milliarden anfasst und die Mondlandung hinkriegt,
1:32:45–1:32:49
dann, wenn er Raketen untestet und verbrannt und alles, das ist ja genau das,
1:32:49–1:32:50
was man nicht machen will.
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Dein Silent Green Szenario, wo die Menschen einfach nur noch rumliegen in der
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Straße und Gemüse essen.
Florian Clauß
1:33:00–1:33:02
Ich weiß, was du damit ausdrücken willst.
1:33:06–1:33:08
Einfach diesen Wachstumsschub zurückdrehen und einfach nichts machen,
1:33:08–1:33:13
um dieses ständige Anwachsen, dieses Reisen und so weiter, diese Konsum ...
1:33:14–1:33:22
Aber ich glaube, es geht darum, gewisse Lösungen zu finden, um auch so ein gemeinsames
1:33:22–1:33:27
Mindset aufzubauen, um das gesammelt angehen zu können. um das halt so gesammelt angehen zu können.
1:33:27–1:33:31
Und das ist ja auch schon, also ich meine, du kriegst da mit Geld was hin.
1:33:32–1:33:35
Also du kriegst, du kannst da bestimmte Sachen angehen mit Kohle.
1:33:36–1:33:41
Und das glaube ich schon, dass es dann eine Verbesserung der Situation herbeiführen kann.
1:33:43–1:33:46
Also da würde ich dir jetzt irgendwie so, auf der einen Seite geht es natürlich
1:33:46–1:33:48
dann zurückzudrehen und zu sagen,
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wir müssen jetzt nicht so viel machen, aber auf der anderen Seite muss man ja
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auch ganz bestimmte Schlüsseltechnologien so weit aufbauen, damit man dann auch
1:33:56–1:34:00
völlige alternative Energiequellen dann so auch nutzen kann und so weiter.
Micz Flor
1:34:00–1:34:04
Du, ich bin total bei dir, dass jetzt was passieren muss und natürlich ist es
1:34:04–1:34:08
aber so, dass ich das Gefühl habe, dass es darauf hinläuft, dass man wirklich
1:34:08–1:34:10
ein Äquivalent von Mondlandung machen muss.
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Deshalb ist, glaube ich, diese Utopie, mit dem wir könnten ja mal auf dem Mars
1:34:14–1:34:19
leben, ist irgendwie gerade so gehypt, weil alle irgendwie in Skymoff,
1:34:19–1:34:23
naja, wir haben ja noch einen Plan B, aber diese, diese...
Florian Clauß
1:34:23–1:34:25
Ja, wie Elon Musk und Jeff Bezos.
Micz Flor
1:34:25–1:34:30
Ja, ich glaube, es gibt viele Leute, die irgendwie denken, dann machen wir es halt so.
1:34:31–1:34:36
Bevor ich jetzt aufhöre, Fleisch zu essen, fliege ich doch lieber in zehn Jahren auf den Mars.
1:34:37–1:34:38
Aber auf jeden Fall...
1:34:41–1:34:46
Was jetzt ja auch spürbar wurde, noch mal während der Corona-Zeit,
1:34:46–1:34:51
diese Idee, dass man einfach sich zurückzieht, in gewisser Weise verzichtet
1:34:51–1:34:52
auf soziale Kontakte und sowas.
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Hätte man das konsequent gemacht, hätte man vielleicht früher das irgendwie
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besser eindämmen können.
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Aber sowas wie Eindämmen und Vermeiden und Prophylaxe, das sind halt keine Heldengeschichten.
1:35:03–1:35:08
Und ich befürchte einfach, dass dieser menschliche Wunsch nach den Rittern,
1:35:08–1:35:12
nach den Königinnen, nach den ersten Männern auf dem Mond,
1:35:12–1:35:15
nach den ersten Frauen in der Physik und so,
1:35:15–1:35:23
dass die halt so treibend ist, dass halt ein Forschungsprojekt für E-Fuels,
1:35:23–1:35:27
was meiner Meinung nach, also kann mich jetzt jemand von der FDP vielleicht
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eines Besseren belehren, aber ...
Florian Clauß
1:35:29–1:35:30
Nee, kann er nicht.
Micz Flor
1:35:31–1:35:35
Nee, völliger Bullshit, der einfach nur noch weiter dazu führt,
1:35:35–1:35:42
dass halt diese Verbrennermotor-Idee von deutschen Autos uns immer weiter international ins Abseits schiebt.
1:35:44–1:35:48
Und trotzdem ist das halt irgendwie so, dann stellt man halt irgendwie so eine
1:35:48–1:35:51
Firma hin, sagt, wir machen E-Fuels und alle atmen so auf. Cool,
1:35:51–1:35:54
dann machen die was, dass Forschung und Forschungsgeld arbeitet.
Florian Clauß
1:35:54–1:35:58
Es ist einfach so ein futuristischer Eskapismus, der da aufgebaut wird.
Micz Flor
1:35:58–1:36:01
Und ich glaube, da gibt es halt unglaublich viele. Es gibt ja auch irgendwie
1:36:01–1:36:10
eine, zumindest in Amerika, glaube ich, eine, wie nennt man das, Fabrik?
1:36:10–1:36:12
Keine Ahnung. Was halt irgendwie CO2 bindet.
1:36:14–1:36:18
Aber die Menge, die halt gebunden werden kann, gerade mit der Technik,
1:36:18–1:36:21
ist halt so lächerlich, dass die
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Frage von Energieeffizienz nicht wirklich sinnhaft gestellt werden kann.
1:36:25–1:36:29
Und das ist halt so meine Sorge. Und da ist, glaube ich, dann eben diese Mitte
1:36:29–1:36:33
20. Jahrhundert, die größte Bombe und noch eine größere und die Wasserstoffbombe
1:36:33–1:36:36
und dann auf den Mond fliegen und dann nochmal und dann fliegen wir mit einem
1:36:36–1:36:40
Jeep auf den Mond. Das sind doch richtige Bilder, die man im Fernsehen verkaufen kann.
1:36:40–1:36:43
Und dann fahren die mit dem Auto auf den Mond. Wie cool ist das denn?
1:36:44–1:36:52
So, das sind ja irgendwie dann Geschichten, wo man diese expansive,
1:36:52–1:36:59
aber auch nicht sehr nachhaltige Fortschrittsgedanken so hat.
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Aber klar, ich bin irgendwie bei dir, wäre schön, wenn wir auf einer globalen Ebene,
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einer atmosphäre mit
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der atmosphäre arbeiten können wir sind hier gerade ich finde es einen interessanten
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weg ist die genaue richtung anhalter bahnhof sind über den kanal gelaufen und
1:37:22–1:37:27
vom gleis 3 park gekommen ja wir können ja einfach hochgehen da kommt ein kleines
1:37:27–1:37:31
atrium kennst du Siehst du das hier?
1:37:31–1:37:34
Ja. Kommt da nicht dann die Brücke zum Technikmuseum gleich?
Florian Clauß
1:37:37–1:37:39
Aber es ist nur ein kleiner...
Micz Flor
1:37:39–1:37:42
Ach ne, wir sind noch ein bisschen hier am Tempodrom.
Florian Clauß
1:37:45–1:37:51
Ah, hier ist das Tempodrom, krass! Okay, nochmal so einen ganz anderen Backview.
1:37:52–1:38:00
Wir kommen hier mitten aus dem Dschungel. Ja, also ist der Film für dich denn,
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ein moralischer Appell an den Verzicht oder eben, wie wir es gerade so ein bisschen
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getrieben haben, in die Richtung eine neue Mondlandung-Mission in die Welt zu
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rufen. Also die Frage ist halt...
Micz Flor
1:38:22–1:38:24
Deshalb habe ich dich nach den Emotionen ganz am Anfang gefragt.
1:38:24–1:38:28
Also man geht nicht aus dem Film raus mit dem Gefühl, Mondlandung,
1:38:28–1:38:32
sondern man geht aus dem Film raus mit dem Gefühl, das ist nicht mehr zu stoppen.
Florian Clauß
1:38:33–1:38:36
Aber ja und dann ist es aber natürlich ein bitteres Ende, ne?
Micz Flor
1:38:37–1:38:40
Und deshalb habe ich dich nach den Emotionen direkt danach gefragt.
1:38:42–1:38:46
Ja, aber ich finde es schon wichtig, das ist ja genau der Punkt,
1:38:46–1:38:48
ne? Also, dass wir jetzt ja auch auf...
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Wir haben das gleiche gemacht, ne? Es gibt die Emotionen...
Florian Clauß
1:38:52–1:38:55
Guck mal, jetzt riecht man die Salzlaker aus dem Thermodrom.
Micz Flor
1:38:58–1:39:01
Das ist die Lüftung. Zum Thema Energieeffizienz.
Florian Clauß
1:39:02–1:39:07
Oh, ich will mal wieder einen Spar. Ich stelle mich in die Lüftung.
Micz Flor
1:39:07–1:39:09
Heizen, künstlich kühlen, alles gut.
1:39:12–1:39:15
Ja, jetzt weiche ich mir nicht noch mal doppelt aus, weil das ist natürlich genau der Punkt.
1:39:15–1:39:19
Man geht aus dem Film raus und man fängt das dann mit den Gedanken alles so
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wieder ein. Aber diese Grundstimmung, die zum Schluss existiert,
1:39:23–1:39:26
die ist natürlich auch ein Punkt, wo man sich dann auch noch mal die zum Schluss
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existierte, war einfach einer der klügsten Köpfe.
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Im mittleren 20. Jahrhundert war ich es einfach nicht mehr weiter. Und ...
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Und das war so der Hintergrund, vor dem die Emotionen von Hoffnungslosigkeit
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und Wut sich so irgendwie aufgefaltet haben.
1:39:50–1:39:55
Und Mondlandung war da nicht spürbar. In dem Moment, als das Ganze aufhörte, ähm ...
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Kommen wir wieder, du gehst aus dem Kino raus, wir kommen wieder in unsere Welt an.
1:40:03–1:40:06
Das ist die Emotion, mit der wir eigentlich in der Welt auch sein dürften,
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weil wir dann vielleicht eben wie Emily Blunt die einzigen sind,
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die dann sagen, hey Leute, bitte fangt nicht mehr an rum zu argumentieren und
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Politik zu betreiben und so. Das ist alles vorbei.
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Jetzt steht doch einfach mal dafür ein. Verteidigt euch mal, fordert mal.
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Das fand ich irgendwie, war für mich zumindest das Ende des Films.
1:40:34–1:40:40
Die Anknüpfung an den Zeitgeist war zu sagen, es ist gerade sehr hoffnungslos und wir müssen was tun.
Florian Clauß
1:40:40–1:40:44
Und das war für dich geknüpft an die Figur von Emily Blunt?
Micz Flor
1:40:44–1:40:48
Ich fand, Emily Blunt, es gab so integere und weniger ... Also,
1:40:48–1:40:52
es gab taktierende Politiker, Politikerinnen wenig eigentlich.
Florian Clauß
1:40:52–1:40:57
Es war eine reine Männerdomäne, ne? Also, man konnte schon so sehen,
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dass zumindest die Wissenschaftlerinnen gezeigt wurden.
1:41:00–1:41:02
Aber es war noch eine sehr männlich besetzte Politikdomäne.
Micz Flor
1:41:05–1:41:08
Und die Frau in der Rolle von Emily Blunt ...
1:41:09–1:41:14
Die war die, die quasi da Emotionen Und in gewisser Weise auch so gesunden Menschenverstand
1:41:14–1:41:16
drängende von Ey, das ist doch Quatsch.
1:41:17–1:41:20
Ja, es ist Quatsch. Ihr versucht jetzt da irgendwas anzuregen.
Florian Clauß
1:41:20–1:41:25
Diese Wut, die sie dann halt auch so... Also, die finde ich auch sehr stark
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gespielt von Emily Blunt.
1:41:31–1:41:39
Ja, okay. Also, ich möchte jetzt gerade so ein bisschen in die Zielgerade oder Schlusskurve kommen.
1:41:40–1:41:43
Und würdest du sagen, das war ein guter Film?
Micz Flor
1:41:47–1:41:50
Du meinst jetzt wirklich so von Note 1 bis Note 6?
Florian Clauß
1:41:50–1:41:56
Ja, oder von 1 bis 10, 1 bis 5, oder von irgendwie, würdest du jetzt so,
1:41:56–1:42:01
also jetzt, du hast es ja am Anfang erwähnt, du hast dich sehr gefreut,
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du willst den unbedingt gut finden.
1:42:04–1:42:09
Wie siehst du jetzt mit den Erwartungen, mit denen du da reingegangen bist,
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siehst du die eingelöst, oder hat der Film doch irgendwie was anderes dann bei dir bewirkt?
Micz Flor
1:42:20–1:42:24
Ich habe das bei Büchern oft, da gibt es für mich eigentlich zwei große Faktoren.
1:42:24–1:42:31
Der eine Faktor ist halt so vom Plot her, wie smart oder gut oder spannend ist es geplottet.
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Das andere ist, wie es geschrieben. Und so zum Beispiel so Leute wie Kurt Wernigert
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oder John Irving oder auch Dan Simmons sind für mich Autoren,
1:42:41–1:42:45
alles drei Männer in dem Fall, die gut schreiben können und Dan Simmons Das
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kriegt den Plot meistens nicht so gut hin.
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Und bei dem Film, um diese beiden Sachen zu nehmen, war ich eigentlich in beiden sehr zufrieden.
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Also dieser Plot von John Wick, wo die Sache einfach immer weiter,
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weiter, weiter, weiter ging und diese drei Zeitstränge irgendwann zusammen kamen
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und in diesem Knoten dann sich auch irgendwie gleichzeitig anspannten,
1:43:07–1:43:10
dann überdrehten, dann war er so raus.
1:43:10–1:43:15
Und danach kam hier dann so die Katharsis, wo wir dann eben dieses ganz frühe
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Gespräch mit Einstein noch mal erleben durften. Das war dann irgendwie das Ende.
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Und das hat mir auf der Plottebene gut gefallen.
1:43:27–1:43:31
Und vom Schreiben her, vom Skripten, ja, es war viel Dialog.
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Aber ich hatte immer das Gefühl, dass der Dialog die Geschichte weiterbringt.
1:43:36–1:43:41
Und auch in diesen unterschiedlichen Zeitsprüngen, der Dialog eigentlich linear
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die Sachen aufeinander aufgebaut hat. Das war so ein bisschen wie so ein Hugh-Dunit-Film,
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der immer zur richtigen Zeit den Beweis von etwas Vergangenem irgendwie in die Gegenwart holt.
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Hat mir das auch sehr gut gefallen. Dann ist halt eben dieser John-Rick-Moment
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entstanden, wo man einfach immer weitergetrieben wurde.
1:43:58–1:44:00
Oder auch so bei Herr der Ringe beim ersten Mal, wo man das Gefühl hatte,
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man ist immer auf dieser Journey.
Florian Clauß
1:44:03–1:44:07
Ja, und man sieht dann quasi so das Bühnenbild nach hinten, irgendwie so von
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links nach rechts durch die Bühne getragen und der Hauptdarsteller steht auf
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der Stelle unglücklich und läuft die ganze Zeit.
Micz Flor
1:44:12–1:44:16
Ja, super Mario, Gameboy-mäßig, du läufst halt einfach immer in eine Richtung.
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Und deshalb war es für mich einfach toll. Ich denke wahrscheinlich,
1:44:22–1:44:24
es gibt andere Leute, die denken, ey ...
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Ich habe so das Gefühl, dass es vielleicht Kritiker gibt, die denken,
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wie kann man so gut gelaunt aus dem Film rauskommen, der war doch kein guter
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Film. Ist meine Vermutung.
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Du hast da mehr gelesen als ich.
1:44:37–1:44:40
Aber vielleicht liegt es auch daran, weil ich immer so selten im Kino bin,
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dass es für mich einfach ein ganz tolles Erlebnis war.
Florian Clauß
1:44:44–1:44:46
Also findest du den als Biopic gelungen?
Micz Flor
1:44:49–1:44:54
Als Biopic finde ich ihn deshalb nicht so ganz gelungen, weil der hat so einen JFK-Moment.
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Bei JFK sind wir die ganze Zeit bei der Detektivarbeit dabei,
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wer kann das ein Einzeltäter gewesen sein usw.
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Und hier sind wir auch in so einem Biopic drin die ganze Zeit.
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Zum Schluss kommt dann eben dieses, oder ganz am Anfang dieses Verhör oder dieses
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Gremium oder wie auch immer. Und das kommt ja dann zum Schluss eben in dem Showdown
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auch, spielt das eine zentrale Rolle.
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Und da kommt auf einmal dieser Strauss rein und der wird dann geoutet als Superbaddy,
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der das alles irgendwie eingefädelt hat, weil er narzisstisch überhöht,
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alles immer auf sich bezieht und so weiter.
1:45:35–1:45:40
Und da funktioniert es deshalb für mich als Biopic nicht, weil es bleibt für
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mich dann unklar, ist das jetzt eine Hypothese oder kann ich sagen,
1:45:48–1:45:50
dass es so war? Verstehst du, wie ich meine?
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Also die ganze Zeit hat man das Gefühl, man ist sehr stark an so einem bisschen
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aufgepeppten, aber sehr realitätsnahen Biografie dran.
1:46:00–1:46:04
Und hinten mit diesem Strauß und diesen Gesprächen und diesem Time-Artikel,
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Da hat man auf einmal das Gefühl, jetzt weiß ich nicht mehr,
1:46:07–1:46:11
ob die das da einfach reingeschrieben haben oder ob es da wirklich Transkripte
1:46:11–1:46:16
gibt von diesen Aussagen, ob das Common Knowledge ist und belegt oder ob das
1:46:16–1:46:20
eine Hypothese ist, die mir jetzt die Nolan Brothers irgendwie verkaufen.
Florian Clauß
1:46:20–1:46:21
Verstehe, ja.
Micz Flor
1:46:21–1:46:25
Und wenn man das dann eben mit so einem klassischen Biopic wie Gandhi vergleicht
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oder so, wo man das Gefühl hat, großartiger, in sich komplett konsistenter Biopic-Film,
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Da kann ich eigentlich fast alles daraus zitieren, irgendwie hat das eine reale Anbindung.
1:46:36–1:46:39
Und das war zum Schluss da nicht mehr so. Da habe ich so gedacht,
1:46:39–1:46:41
ist das jetzt wahr oder nicht? Was soll ich jetzt hier gerade glauben?
Florian Clauß
1:46:42–1:46:45
Ja, ja, also ich glaube, da sprichst du auf so einen Punkt an,
1:46:45–1:46:49
der mir bei meinem Film so ein bisschen aufgestoßen ist.
1:46:50–1:46:53
Also wenn du mich jetzt fragen würdest, wie ich den...
Micz Flor
1:46:53–1:46:57
Also das wäre jetzt mal eine Frage an dich. Natürlich findest du es ein gelungenes Biopic.
Florian Clauß
1:46:58–1:47:03
Ah, gut, dass du das fragst. Nein, aber ich will da direkt anknüpfen,
1:47:03–1:47:10
nämlich wo für mich irgendwie so die emotionale Fallhöhe, so ein bisschen aus
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dem Ruderläuf, ist eben genau diese Strauß-Geschichte.
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Die extremst aufgeladen ist und in diesem ganzen Prozess geht es ja die ganze
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Zeit nur darum, ob er seine Sicherheitsstufe behält.
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Das heißt, da steht ja nicht so viel, ich sage mal so viel, für Oppenheimer
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auf dem Spiel, als dass er bestimmte Verfügungsgewalten verliert.
Micz Flor
1:47:33–1:47:37
Ja, was auch für ihn auf dem Spiel steht, ist, ich verliere den Anschluss an
1:47:37–1:47:40
die zeitgenössische Cutting-Edge-Wissenschaft in meinem Feld.
Florian Clauß
1:47:41–1:47:45
Nein, nein, nein, das nicht. Nein, nein, nein. Er ist im akademischen Bereich
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nach wie vor aufgehoben. Es geht nur um reine Politikwirksamkeit.
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Also er kriegt dann nicht mehr dieses politische Programm, er kriegt dann nicht
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mehr die Insights, er kann dann nicht mehr irgendwie eine Direktive oder bestimmte
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Empfehlungen aussprechen.
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Das heißt, sein politischer Arm wird in diesem Moment amputiert.
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Also natürlich ist ja in der ganzen Forschungsgeschichte nach wie vor eine zivile
1:48:11–1:48:13
Sache, es geht ja um militärische Wirksamkeiten.
1:48:18–1:48:24
Dass das so extremst emotional aufgeladen und diese Fallhöhe so unglaublich
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ausgespielt wurde im Verhältnis dazu,
1:48:27–1:48:34
dass dann diese ganze Opfergeschichte von Hiroshima und Nagasaki so gar nicht so Thema war.
1:48:35–1:48:39
Also die ethische Fallhöhe, die viel viel dramatischer ist, als jetzt seine
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persönliche, hat in meinen Augen in der Geschichte zu viel Raum eingenommen.
1:48:46–1:48:49
Und wie du sagst, man kann es jetzt irgendwie, also ich meine,
1:48:49–1:48:55
wie denn Strauß dann halt so quasi als so der, der irgendwie die Natter dann eingeführt wurde, ne?
1:48:55–1:49:02
Also dann hinten dann so Und das war ja so ein bisschen wie Slytherin und dann
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auf einmal beißt er dann halt den und dann wird er selber überführt.
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Das fand ich ein bisschen zu...
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Also gleichzeitig erzählt er ja auch damit so eine Kernkonfliktgeschichte,
1:49:18–1:49:23
die mit dieser Dramatik des Bombenabwurfs dann überhaupt nichts mehr zu tun hat.
1:49:24–1:49:27
Und das finde ich so ein bisschen so, da finde ich irgendwie so,
1:49:27–1:49:32
okay, dann, klar, es gibt natürlich Opfergeschichte drin und so weiter,
1:49:32–1:49:36
aber ich finde das so ein bisschen, diesen Strang finde ich so ein bisschen vernachlässigt.
Micz Flor
1:49:37–1:49:40
Aber vielleicht ist das auch die Erklärung für das Schwarz-Weiß da drin,
1:49:40–1:49:45
weil vielleicht ist alles Schwarz-Weiß so hypothetisch und in dem Moment,
1:49:45–1:49:50
wenn dann zum Beispiel aus Schwarz-Weiß Farbe wird, also es war so ein Übergang,
1:49:50–1:49:54
wo, glaube ich, Emily Blunt schwarz-weiß Ich weiß nicht mehr genau,
1:49:54–1:49:56
aber auf jeden Fall so ein Sprung.
Florian Clauß
1:49:56–1:50:01
Ja, genau, wo sie in diesem Feuerraum sind. Wo sie dann im Hintergrund in Farbe dann gezeigt wird.
Micz Flor
1:50:01–1:50:05
Ja, und dass sie da, naja, sie ist ja viel in Farbe. Sie ist ja eigentlich immer
1:50:05–1:50:08
in Farbe. Aber irgendwie war da was.
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Das kannst du jetzt nicht mehr genau zusammenbringen. Aber das ist vielleicht
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der Punkt, wo eben die Person wieder in Farbe kommt, weil diese Gespräche dort
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ja transkribiert wurden. Man sieht ja auch diese Maschine, wo jemand mitschreibt.
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Das heißt, alle Sachen, die schwarz-weiß sind, sind vielleicht Dinge,
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die nicht dokumentiert sind und deshalb hypothetisch sind. Wie zum Beispiel das Gespräch im Park.
1:50:32–1:50:36
Wie zum Beispiel das Gespräch mit diesem riesen Blumenstrauß in der Mitte.
Florian Clauß
1:50:36–1:50:41
Ja, das war auch so eine Absurde Situation, wo dann halt dieses Bokeh die ganze
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Zeit beschnitten wurde und man immer versucht hat, so eine Überblickssituation
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zu schaffen, die aber nicht hergestellt wurde.
Micz Flor
1:50:49–1:50:54
Ja, dass vielleicht die schwarz-weißen Sachen Sachen sind, dafür gibt es keine
1:50:54–1:50:59
Belege, aber diese Bausteine haben wir reingenommen, weil so wird eine runde Geschichte draus.
1:51:00–1:51:07
Dann fällt alles eben zusammen. Wobei natürlich diese Gespräche da vor diesen Richtern,
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die ja auch schwarz-weiß sind, der Typ, der Freddie Mercury gespielt hat,
1:51:10–1:51:12
und diesen Hacker Raimi, oder wie der heißt, der Schauspieler,
1:51:12–1:51:16
der ist ja auch schwarz-weiß.
1:51:17–1:51:20
Aber dafür müsste es ja auch Protokolle geben, keine Ahnung.
Florian Clauß
1:51:20–1:51:27
Ja. Und so ... Jetzt noch mal, ich mein, diese abschließende Frage nach der ...
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Also was jetzt auch bei Dürrenmatt die Physiker dann so als Kernkonflikt aufgeworfen wurde,
1:51:33–1:51:40
nämlich die Verantwortung von Wissenschaftler, die ihre Konsequenzen für ihre
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Entdeckung dann halt auch ethisch
1:51:42–1:51:47
irgendwie so tragen müssen und auch die Rechtfertigung für ihr Handeln.
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Siehst du das in dem Film?
1:51:51–1:51:54
Irgendwie, ja behandelt ist es auf jeden Fall, aber gelöst?
1:51:55–1:52:00
In der Figur von Oppenheimer, außer dass er jetzt dann irgendwie so diese Visionen
1:52:00–1:52:02
hat, dass alles verbrennt um ihn herum.
1:52:03–1:52:08
Also das möchte ich nochmal anmerken, dass es auf dieser, was ich ja auch zu Anfang gesagt habe,
1:52:08–1:52:12
diese Metaebene von dem Film, die da wieder reinkommt, dass das Licht nur zum
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Licht wird und du siehst, es wird verstrahlen und du bist dann wieder auf das
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Medium Film und Zelluloid zurückgeworfen, finde ich sehr schön gelöst.
Micz Flor
1:52:23–1:52:29
Ja, ob das gelöst ist. Ich glaube auf dieser multifaktoriellen Matrix zwischen
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eigenen Ambitionen für sich selbst. Also er möchte ein Wissender werden.
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Er fährt ja quasi durch die Universitäten und Ausbildungsstätten für Quantenphysik
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früh in seinem Leben, um das alles irgendwie für sich zu holen.
1:52:46–1:52:50
Dann aber auch so eine gewisse Berufung, die er spürt, das zurück nach Amerika
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zu bringen. Aber da wird es dann auch so ein bisschen eitel.
1:52:52–1:52:57
Er will es dann auch mit viel Feuer irgendwie darstellen. Das ist in ihm auch angelegt.
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Er kann sowas auch. Da geht es sehr stark um ihn, um das Wissen.
1:53:04–1:53:07
Dann gibt es natürlich immer diese ethisch-moralische Frage.
1:53:07–1:53:10
Okay, wenn man diese Bombe bauen kann, wer sollte sie haben?
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Dann sollen auf alle Fälle wir sie haben. Immer wir, das ist ja dann immer die
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Wir-Seite, nie die andere.
Florian Clauß
1:53:18–1:53:21
Ja, und die Wir-Seite hat irgendwie Stars and Stripes.
Micz Flor
1:53:25–1:53:30
Ja, und da wird es dann eben größer als er und gleichzeitig sieht er sich berufen,
1:53:30–1:53:36
vor allen Dingen, weil eben auch er, er ist jüdisch und weil er dann ja auch
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explizit sagt, das ist mein Volk, war glaube ich.
Florian Clauß
1:53:40–1:53:49
Ich glaube auch, das ist diese Motivation quasi der Errettung oder auch jetzt wirklich so,
1:53:49–1:53:54
wo ist wer schutzbedürftig und welche Mittel sind dafür notwendig,
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um den anderen dann auch entsprechend in Schach zu halten.
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Da hat er seine moralische, in der theoretischen Physik Entscheidung getroffen,
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aber in dem Moment, wenn es halt in die Welt raus ist, ist er ja diese Zweifel,
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die dann ihn so zerfressen.
Micz Flor
1:54:08–1:54:13
Aber zuerst legitimiert er sich ethisch-moralisch durch, das sind meine,
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Glaubenskollegen, die umgebracht werden. Das ist dann,
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er generiert sowohl als auch oder nicht nur,
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sondern auch, also nicht nur bin ich der geeignetste fachlich,
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sondern auch noch ethisch-moralisch jemand, der seinesgleichen in gewisser Weise da retten kann.
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Gleichzeitig bricht es dann wieder weg, weil dann ist ja irgendwie Hitler,
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Deutschland hat kapituliert und dann werden die Bomben trotzdem auch mit seinem...
1:54:53–1:54:58
Also es ist so bei ihm glaube ich, es geht irgendwie schon um ihn und wir sind
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ja nicht von ungefähr, auch wie du schon sagtest, mit vielen Köpfen immer so ganz nah an ihm dran.
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Das sind auch eben immer so innere Visionen, auf die wir auch wortlos uns einlassen,
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wenn der Hintergrund irgendwie rüttelt, wenn der Boden rumpelt,
1:55:12–1:55:15
wenn Teilchen durch das Bild fliegen.
Florian Clauß
1:55:16–1:55:19
Und Wellen, Wasserwellen kommen öfters mal vor.
Micz Flor
1:55:19–1:55:20
Wasserwellen, ja. Also diese ganzen...
Florian Clauß
1:55:20–1:55:22
Also oberflächlichen Erschütterungen.
Micz Flor
1:55:22–1:55:27
Genau, dieser Blick durch die Welt ist ja immer sein Blick, den wir da mitmachen,
1:55:27–1:55:34
insofern näht uns der Film ein, diese Fragen, die du da stellst,
1:55:34–1:55:36
die nicht lösbar sind, auch nicht wirklich zu lösen.
1:55:36–1:55:41
Aber einfach mitzubekommen, wie jemand darunter leidet, das alles in sich vereinen zu wollen.
Florian Clauß
1:55:41–1:55:45
Ich mein, dieser Aspekt, ich hab den kurz angesprochen, aber es ist schon so ein bisschen so ...
1:55:46–1:55:50
Also, diese Revolution frisst ihre Kinder, diese Entdeckung.
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Also, wie ist die Verantwortung des Staates gegenüber ... Also,
1:55:55–1:55:56
wem geb ich das, diese Information?
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Bin ich dazu verpflichtet, als jemand, der dann eben in der Lage ist,
1:56:01–1:56:03
diese Entdeckung machen zu können.
1:56:04–1:56:16
Das ist ja quasi so den begabten Menschen, die möglich von Intellekt fähig sind, das zu entdecken.
1:56:17–1:56:23
Haben die diese Verpflichtung, das dann auch einem Staat, der Nation und so weiter mitzuteilen?
1:56:25–1:56:28
Also ich meine, das Manhattan-Projekt ist die Antwort darauf, ja.
1:56:28–1:56:33
Gleichzeitig, bei den Physikern von Dürnmatt wird ja diese Entdeckung,
1:56:33–1:56:37
werden ja nicht geteilt. Die sind ja in dieser Anstalt und wollen das ja behalten.
1:56:38–1:56:44
Ja, also das heißt, dieser ethische Konflikt, und wenn ich das jetzt teile,
1:56:44–1:56:48
wer kriegt diese Information, ne, auf der anderen Seite?
1:56:49–1:56:53
Das ist ja eigentlich nur der Verwaltungsapparat des Staates, also der Geheimdienst.
Micz Flor
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Ja und demgegenüber haben wir natürlich heute zumindest ein Wissen um Open Source-Lösungen,
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auch gerade wenn es um Verschlüsselung von Daten geht, Verschlüsselung von Kommunikation geht.
1:57:09–1:57:10
Sie auch sehr stark um,
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Das heißt, die Open-Access-Philosophie auch für wissenschaftliche Errungenschaften,
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da gibt es ja schon vielleicht jetzt mehr Argumente als damals im Kalten Krieg,
1:57:25–1:57:28
zu sagen, vielleicht ist es besser, alles von vornherein zu teilen.
1:57:28–1:57:33
Gerade wenn man jetzt mit KI auch diese rasante Entwicklung sieht,
1:57:33–1:57:36
was da alles an Giften in Nullkommanix gefunden werden kann,
1:57:36–1:57:38
wie sich Proteine falten und sowas.
1:57:38–1:57:41
Also es ist jetzt alles auf so einer Ebene, da ist sowieso alles irgendwie schon
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um die Ecke greifbar und das rechtzeitige Teilen,
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das ist ja dann auch, um an diesem Klimathema noch mal anzubinden,
1:57:51–1:57:54
viele Menschen die sagen, ja mit KI haben wir jetzt wenigstens was,
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was komplex genug Daten verarbeiten kann und vielleicht wirklich mal sinnvolle
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Interventionen auch zu finden.
Florian Clauß
1:58:08–1:58:14
Aber ich finde das immer total entscheidend, deine Erkenntnis zuletzt,
1:58:14–1:58:16
um diesen Teilenaspekt.
1:58:17–1:58:22
Also das heißt, dass es nicht darum geht, einer Nation einen Vorteil zu verschaffen,
1:58:22–1:58:29
sondern dass es der globalen Community dann dieses Wissen anheimfallen soll.
1:58:29–1:58:32
Und dann ist immer diese Frage, wie wird es verwaltet und wie wird es so verwaltet,
1:58:32–1:58:35
dass es halt nicht dann eben eingenützig ausgenutzt werden kann und so weiter.
1:58:36–1:58:39
Also aber das wäre ja dieser Impuls, das ist nicht...
1:58:42–1:58:47
Zum Vorteil einer Partei genutzt wird, sondern das ist dann zur Verbesserung
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der ganzen Menschheit. Und dieses Ventil, was ist die Menschheit?
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Das ist ja so ganz schwierig dann eben auch zu entscheiden.
1:58:55–1:59:00
Also, ich meine, Oppenheimer dachte wahrscheinlich schon, dass er was Gutes
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tut, indem er dann eben auch die Informationen quasi mit dem...
1:59:06–1:59:11
Also er liebt ja quasi Amerika und sein Land und so weiter,
1:59:11–1:59:16
das ist ja nochmal dieser final frontier,
1:59:16–1:59:21
das ist New Mexico, da kommen wir ja auch wieder so auf diese First Cow Geschichten,
1:59:21–1:59:23
dass dann eben den Indigenen das
1:59:23–1:59:27
Land genommen wird und da wird halt das Manhattan-Projekt implementiert.
1:59:29–1:59:34
Und damit wird halt irgendwie auch wieder so eine totale, ja,
1:59:34–1:59:34
so eine Frontierbewegung.
1:59:36–1:59:41
Also das heißt, das ist ja natürlich das Letzte, was irgendwie so geht in so
1:59:41–1:59:46
einer Entdeckung, ist dann halt die Kernspaltung zu dem Zeitpunkt.
1:59:47–1:59:51
Das Nächste ist jetzt die Kernfusion und die Kernfusion wird ja eben,
1:59:51–1:59:52
das ist eine zivile Technologie.
1:59:53–1:59:58
Also sobald wir quasi in den Schritt der Kernfusion kommen, dann haben wir das
1:59:58–1:59:59
Energieproblem gelöst.
1:59:59–2:00:03
Das ist, finde ich, auch nochmal so dieser Kontrast zwischen Kernspaltung und Kernfusion.
2:00:03–2:00:09
Kernspaltung ist gut, es gibt Atomkraftwerke, die sind aber jetzt nicht quasi
2:00:09–2:00:10
die Lösung unseres Energieproblems.
2:00:11–2:00:17
Aber sobald wir in so einer Entdeckung kommen, dass wir die Fusion betreiben
2:00:17–2:00:21
können, dann ist quasi das Energieproblem der Menschheit gelöst.
2:00:22–2:00:25
Und das finde ich nochmal so einen viel positivistischen Ansatz.
2:00:25–2:00:28
Also dieser Konflikt zwischen Wasserstoffbombe und...
2:00:30–2:00:35
Kern, also Plutonium-Atombombe, also ich meine gut, das sind beides Massenvernichtungswaffen,
2:00:35–2:00:40
das eine größer als das andere, aber trotzdem, dieser nächste Schritt,
2:00:40–2:00:42
next step, ist halt next level, ist halt Fusion.
Micz Flor
2:00:44–2:00:47
Das ist die Mondlandung. Die Marslandung.
Florian Clauß
2:00:47–2:00:49
Die Marslandung.
Micz Flor
2:00:49–2:00:52
Nein, die Marslandung, die ist Bullshit.
Florian Clauß
2:00:52–2:00:59
Ja, die Mondlandung. Ich meine gut, diese Projekte, die gibt es ja jetzt schon seit Jahrzehnten.
2:01:00–2:01:04
Und es gibt ja so immer wieder Entdeckungen und so weiter.
Micz Flor
2:01:04–2:01:06
Du wolltest doch mal eine Folge darüber sogar machen, oder?
Florian Clauß
2:01:06–2:01:15
Also apropos Folgen, hier auf unserem Weg vom Theater des Westens hin zur Ritterstraße gleich.
2:01:17–2:01:21
Wie viele Folgen haben wir geschnitten, Mitch, von uns selber?
2:01:21–2:01:24
Also Wege, die wir gegangen sind in anderen Episoden.
Micz Flor
2:01:25–2:01:26
Hast du das mal ausgerechnet?
Florian Clauß
2:01:26–2:01:29
Ja, ich rechne die ganze Zeit mit. Ich hab hier ein Protokoll.
Micz Flor
2:01:30–2:01:33
Das heißt, die Frage, wie oft sind wir diesen Weg schon gelaufen?
Florian Clauß
2:01:33–2:01:39
Nein, wie oft haben wir uns in den Folgen davor geschnitten in diesem Weg, den wir gerade laufen.
Micz Flor
2:01:39–2:01:42
Ah. Ich schätze, viermal.
Florian Clauß
2:01:42–2:01:45
Ich hab jetzt dreimal. Wo würdest du die vier ...
Micz Flor
2:01:45–2:01:48
Ich habe auch dreimal geschätzt und gedacht, ich lege noch einen drauf,
2:01:48–2:01:52
ich habe nicht groß gedacht, das war so ein Bauchgefühl.
Florian Clauß
2:01:53–2:01:54
Gästeliste plus one.
Micz Flor
2:01:55–2:01:57
Genau, ich habe gerade eher Emily Blunt gefragt.
Florian Clauß
2:01:59–2:02:04
Wir haben uns vor allen Dingen im Gleis Dreieckpark mehrmals geschnitten mit
2:02:04–2:02:09
dem First Cow und der Voyager Episode.
2:02:10–2:02:18
Und wir schneiden uns jetzt gerade ganz konkret in Stromgitarren Teil 2.
Micz Flor
2:02:18–2:02:22
Das stimmt. Da habe ich mich auch dran erinnert. Fällt dir noch was ein?
2:02:23–2:02:25
Gestalttherapie 2? Ne, das war 2 südlich.
Florian Clauß
2:02:28–2:02:33
Gestalttherapie, ja genau, wir sind parallel gelaufen. Wir haben uns quasi selber
2:02:33–2:02:36
gesehen, von vor mehreren Wochen auf der Brücke laufend.
Micz Flor
2:02:39–2:02:42
Laufend fällt mir jetzt auch nicht mehr viel ein aber ich möchte bevor wir jetzt den
2:02:42–2:02:50
abspann noch von dir final hören guter film ja nein nein und warum ich glaube
2:02:50–2:02:57
ich habe es ja schon so teilweise beantwortet ich war tatsächlich nicht so stark
2:02:57–2:03:02
emotional berührt wie bei anderen no land film Ja.
Florian Clauß
2:03:03–2:03:04
Ja. Ja.
2:03:05–2:03:11
Aber so auf einer intellektuellen Ebene fand ich den sehr gut. Aber es ist halt so...
2:03:13–2:03:17
Auf so einer emotionalen Ebene... halb gut.
Micz Flor
2:03:17–2:03:23
Ja. Ja, das Emotionale ist für mich wirklich auch sehr eng mit Emily Blunt verbunden.
2:03:23–2:03:27
Das war auch diese Szene, wo sie das Telefon abgenommen hat und ihr gesagt wurde,
2:03:27–2:03:33
sie kann jetzt die Tücher abhängen, was der Geheimcode quasi war für das Experiment.
2:03:33–2:03:37
Ist geglückt. Ihr Blick und als sie es gehört hat, das hat mich am meisten ergriffen.
2:03:37–2:03:41
Von wegen der Genie ist jetzt aus der Flasche. Also irgendwie war das der Moment,
2:03:41–2:03:43
wo das dann als Wissen in der Welt war.
2:03:43–2:03:48
Vorher waren die ganzen Jungs da unterwegs, ein paar Frauen auch und haben so ihr Ding gemacht.
2:03:48–2:03:53
Es gab auch mal irgendwo was, wo so ein kurzer YouTube-Clip,
2:03:53–2:03:58
wo Oppenheimer gesagt hat, als dann diese Testbombe hochging,
2:03:58–2:04:04
da hat irgendwo der gefragt, ob das denn, war das nicht ein sehr tolles euphorisches Gefühl.
2:04:04–2:04:10
Er hat gesagt, manche haben Euphorie gefühlt, manche haben geweint und manche waren stumm.
2:04:10–2:04:14
Also da hatten jetzt ja alle Euphorie gefühlt. Alle haben sich quasi auf die
2:04:14–2:04:17
Schulter geklopft und nur Emily Blunt war dann irgendwie die,
2:04:17–2:04:22
die irgendwie diese Tragweite so ein bisschen ausdrücken konnte in so einem emotionalen Bild.
Florian Clauß
2:04:27–2:04:37
Gut gut danke das war eigentlich podcast episode 31 informationen über unsere
2:04:37–2:04:42
route die wir laufen sind und informationen zum film und zu unserer besprechung
2:04:42–2:04:45
findet ihr auf eigentlich minus podcast.de.
2:04:47–2:04:51
Wir kommen alle 14 Tage raus, immer Donnerstags in der Früh.
2:04:53–2:04:59
Danke fürs Zuhören. Es war etwas ausufernd. Wir haben jetzt schon über zwei
2:04:59–2:05:02
Stunden aufgenommen. Mal gucken, was wir da reinnehmen. Vielleicht wird es auch
2:05:02–2:05:03
noch 15 Minuten lang, die Episode.
Micz Flor
2:05:03–2:05:06
Naja, aber in Noland darf man ja schon dann irgendwie... ...darf.
Florian Clauß
2:05:06–2:05:09
Man schon so E-Pep-Überstunden machen. Über Minuten.
Micz Flor
2:05:09–2:05:11
Über Minuten, ja, stimmt.
Florian Clauß
2:05:13–2:05:19
Okay, also, dann nochmal danke fürs Zuhören und bis bald. Macht's gut. Tschüss!

Mehr

Soylent Green isst Menschenfleisch

Wir starten unsere Episode im ruhigeren Teil des Treptower-Parks. Flo bringt wieder einen Film als Thema mit: Wir sprechen über den Filmklassiker "Soylent Green", der eine dystopische Zukunftsvision von Überbevölkerung, Umweltzerstörung und Ressourcenknappheit zeigt. Der Film erschien ein Jahr nach dem Bericht "Die Grenzen des Wachstums" des Club of Rome und gehört somit zu den ersten Ökodystopien. Der Regisseur Richard Fleischer inszenierte den Film im Jahre 1973. Fleischer hat sich in Hollywood eher als B-Picture Regisseur etabliert. Auch, weil er sich nicht von den Studiobossen in seine Filme reinreden ließ. Er hat in unterschiedlichen Genres Filme geschaffen, mit einer eigenen starken Ästhetik und mit vielen namenhaften Schauspielern wie Charlton Heston, Kirk Douglas oder Arnold Schwarzenegger zusammengearbeitet. Flo erzählt im ersten Teil der Episode die Geschichte des Films nach und Micz kann noch einige Szenen aus seiner Erinnerung beisteuern. Der Film hat starke Bilder geschaffen, die sich lange ins Gedächtnis einschreiben: ein von schlafenden Menschen übersäumtes Treppenhaus oder Radlader, die die Demonstranten willkürlich in Containern wegbaggern und natürlich das monströse Ende des Films: "Soylent Green is people", noch treffender im Deutschen: "Soylent Green ist Menschenfleisch". Uns treibt die Frage, wie unwissender Kannibalismus in einer desolaten Gesellschaft geduldet werden kann. Uns treibt auch in der Diskussion die Zukunftsvision des Filmes - was ist nach über 50 Jahren eingetroffen und was nicht: Überbevölkerung, mächtige Megacorps, Klimaerwärmung, die massive Kluft zwischen Arm und Reich. Mitten in unserem Gespräch werden wir auf offener Wiese angegriffen: wilde Junikäfer wirbeln in der Abenddämmerung um unsere Köpfe und Mikros, so dass wir Reißaus nehmen müssen. Der Angriff trifft nicht nur uns, sondern sämtliche Parkbesucher. Wie sich später in einem Zeitungsartikel herausstellt, suchen die Junikäfer am Abend den Schutz von Bäumen, um sich zu paaren. Für die Junikäfer waren wir also nichts weiter als laufende und sprechende Bäume. Tsss…

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Florian Clauß
Erzähler
avatar
Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:03
Wir fangen jetzt mit Klatschen an? Das geht nicht. Wir brauchen ein bisschen
0:00:03–0:00:06
Vorlauf, weil das Klatschen muss ja genau auf dem Trailer geschnitten werden.
0:00:20–0:00:24
Ja, hallo! Willkommen zu eigentlich Podcast Folge 30.
0:00:25–0:00:29
Die große Drei, wir haben sie erreicht. Das Leben geht weiter.
0:00:32–0:00:36
Ich bin Mitch Flohr und neben mir läuft Florian Klaus.
0:00:38–0:00:43
Klingt schön hier im Wald, oder? Wenn man nicht weiß, wo wir sind,
0:00:43–0:00:46
würde man denken, wir sind irgendwo in der Natur. Aber wer wissen will,
0:00:46–0:00:48
wo wir sind, kann einfach auf der Webseite sehen.
0:00:48–0:00:52
Wir sind Mitch Flohr eben und ich bin Florian Klaus.
0:00:53–0:00:58
Wir reden beim Laufen und reden laufend. Das heißt, wir machen immer eine Tour,
0:00:58–0:01:02
die als GPS-Track dann auch auf der Website zu sehen ist.
0:01:03–0:01:08
Und da könnt ihr sehen, wir sind in dem verlasseneren Teil vom Treptower Park.
0:01:11–0:01:15
Flos letzte Folge, also unsere vorletzte Folge, endete auch im Treptower Park.
0:01:16–0:01:19
Allerdings auf der Seite, die spreezugewandt ist, da ist immer was los.
Florian Clauß
0:01:19–0:01:22
Insel der Jugend, war glaube ich der letzte ort
0:01:22–0:01:25
jetzt sind wir einfach nur
0:01:25–0:01:29
über die straße drüber und sind
0:01:29–0:01:34
ganz zwei wochen später genau vier
0:01:34–0:01:37
wochen später stimmt wir sind vier wochen später
0:01:37–0:01:44
aber über die straße weil wir kommen alle 14 tage raus donnerstag in der früh
0:01:44–0:01:56
und sind mittlerweile im zweiten jahr unserer eigentlich Podcast-Serie und eigentlich sind wir ja,
0:01:56–0:02:02
ich muss ich muss es wieder bringen, obwohl sie da schon abgedroschen sind, ist ein Film-Podcast.
Micz Flor
0:02:05–0:02:08
Das ist nicht abgedroschen, das ist unser Running Gag, den muss man immer wieder
0:02:08–0:02:12
so reinschmeißen, weil wir eigentlich ein Film-Podcast sind, so in der Art.
Florian Clauß
0:02:12–0:02:13
So ist es natürlich.
Micz Flor
0:02:13–0:02:17
Wir sind wir eigentlich auch, weil ich habe jetzt eben diese kategorien angelegt
0:02:17–0:02:25
und film ist auf alle fälle am meisten bespielt film ist das auch was uns immer
0:02:25–0:02:30
wieder so zusammenbringt zusammengebracht hat nicht mehr also jetzt reden wir
0:02:30–0:02:31
drüber aber Aber gucken wir nicht dazu.
Florian Clauß
0:02:31–0:02:33
Nein, gucken wir nicht dazu. Mensch, du kommst ja auch nicht dazu.
Micz Flor
0:02:33–0:02:34
Ich komm nicht dazu.
Florian Clauß
0:02:35–0:02:38
Ah ja, guck, hier ist der See. Das meinte ich davor.
0:02:40–0:02:47
Das ist eigentlich ein sehr schöner Teil vom Treptower Park und hier ist man auch nicht oft.
0:02:48–0:02:53
Hier ist die Sternwarte, wir haben uns kurz im Off darüber unterhalten,
0:02:53–0:02:54
wäre auch eine Folge wert.
Micz Flor
0:02:54–0:02:59
Ja, und ich habe mein gefährliches Halbwissen geäußert,
0:02:59–0:03:06
das ich irgendwo gelesen oder mitbekommen habe, wohl die müssten wir jetzt verifizieren
0:03:06–0:03:10
und falsifizieren, aber das ist weltweit das längste Teleskop,
0:03:10–0:03:12
was auf Linsen basiert ist.
Florian Clauß
0:03:13–0:03:14
Im Betrieb noch wahrscheinlich.
Micz Flor
0:03:14–0:03:18
Noch im Betrieb, das weiß ich gar nicht, dazu kann ich schon nichts mehr sagen.
0:03:21–0:03:24
Flo ist heute an der Reihe mit dem Thema. Ich bin gerade so andächtig von diesem
0:03:24–0:03:27
See, das spiegelt sich alles, ist wirklich gar nicht schön auch.
0:03:28–0:03:34
Es ist schon früher Abend, Das ist ein ganz besonderer Moment irgendwie.
0:03:34–0:03:36
Wir gucken Richtung Sonnenuntergang fast.
0:03:38–0:03:39
Hast du ein Foto gemacht von dem?
Florian Clauß
0:03:39–0:03:40
Habe ich.
Micz Flor
0:03:40–0:03:44
Ja, finde ich sehr schön. Gut, aber jetzt geben wir mal ein bisschen Gas und
0:03:44–0:03:46
drücken so auf die Tube, Info, Power.
0:03:48–0:03:50
Es geht also um Film, mehr weiß
0:03:50–0:03:54
ich nicht. Ich weiß nur, dass wir hier anfangen, dass es um Film geht.
0:03:56–0:03:59
Und Flo, ich bin gespannt, was du uns vorbereitet hast.
Florian Clauß
0:04:01–0:04:06
Danke für die Einleitung, Mitsch. Heute werden wir nur von den Vögeln gestört.
0:04:06–0:04:13
Die können wir rausfiltern. Denn Natur, es geht auch um Natur.
0:04:14–0:04:17
Eigentlich, das muss ich Ihnen mal gestehen, Mitsch. Eigentlich,
0:04:17–0:04:23
vor vier Wochen, bei meinem anderen Thema, wollte ich diese beiden Sachen zusammenbringen.
0:04:24–0:04:30
Fermentieren und filmen. Filmentieren sozusagen. Ich hab dann nach verschiedenen
0:04:30–0:04:36
Brücken gesucht, hab kurz daran gedacht, Zelluloid wird bestimmt auch fermentiert,
0:04:36–0:04:39
aber es wird nicht fermentiert.
Micz Flor
0:04:44–0:04:48
Moment, du hattest eine Brücke und wolltest zwei Sachen zusammen machen oder
0:04:48–0:04:50
du wolltest sie unbedingt irgendwie zusammendrücken?
0:04:51–0:04:53
Das Runde muss ins Eckige mäßig.
Florian Clauß
0:04:53–0:05:01
Beides. Ich habe jetzt tatsächlich auch da den Film, den ich dir heute nochmal
0:05:01–0:05:05
so nacherzählen möchte, den du sicher auch gesehen hast.
0:05:05–0:05:11
Da habe ich tatsächlich so ein bisschen gesucht, welcher Film könnte zum Fermentieren passen.
Micz Flor
0:05:12–0:05:13
Hast du eine Frage an mich?
Florian Clauß
0:05:14–0:05:18
Ja, ich weiß nicht, die ist zu ausufern. Du kannst, wenn du spontan eine lustige
0:05:18–0:05:22
Idee hast, dann kannst du die jetzt äußern. Ne, da kommt nichts, ne?
Micz Flor
0:05:23–0:05:26
Also irgendwie hatte ich zuerst gedacht, da muss es einiges geben,
0:05:26–0:05:28
aber ehrlich gesagt fällt mir dann nichts ein.
Florian Clauß
0:05:29–0:05:33
Gut, ich mache die Auflösung.
0:05:33–0:05:36
Und zwar mache ich die Auflösung mit einem Nachtrag von meiner letzten Sendung,
0:05:36–0:05:39
Fermentieren, nämlich das, wo ich ein bisschen scharf drauf bin,
0:05:39–0:05:43
was ich wirklich machen will, Was ich dann auch so in die höhere Kunst des Fermentierens
0:05:43–0:05:45
sehe, ist die Sojasauce.
Micz Flor
0:05:46–0:05:47
Ah, okay.
Florian Clauß
0:05:47–0:05:52
Und vielleicht fällt dir ein Film mit Soja im Titel ein?
Micz Flor
0:05:56–0:05:57
Hm, das kommt jetzt auch nicht.
Florian Clauß
0:05:57–0:06:00
Okay, es ist Soylent Green.
Micz Flor
0:06:01–0:06:03
Ah, okay, kenne ich, sehr gut.
Florian Clauß
0:06:03–0:06:09
Soylent Green. Also Soja, Linsen, Linsen und Green ist...
0:06:11–0:06:16
Das sage ich jetzt noch nicht. Soja, Linsen, Linsen und Green ist...
0:06:16–0:06:19
Das sage ich jetzt noch nicht. Ein Film, auch einer dieser Filme,
0:06:19–0:06:24
ich weiß nicht, ich habe den mehrmals gesehen und der hat mich immer wieder fasziniert.
0:06:25–0:06:32
Und er ist 1973 von Richard Fleischer gedreht worden.
0:06:33–0:06:38
Richard Fleischer, ich weiß nicht, ich habe mich jetzt tatsächlich so ein bisschen,
0:06:38–0:06:44
ja, nicht tief, aber mal so überflogen, was seine Filmografien sind.
0:06:45–0:06:46
Vielleicht hast du da mehr Informationen?
Micz Flor
0:06:47–0:06:50
Du gar nicht. Ich habe jetzt auch, als du gesagt hast, Silent Green, klar kenne ich den Film.
0:06:50–0:06:54
Ich weiß aber nicht mal, ob ich die Geschichte nacherzählen könnte, so im Detail.
0:06:54–0:06:57
Ich habe so bestimmte Bilder, wie so ein Schlingensief, Theaterstück,
0:06:57–0:06:59
so bestimmte Bilder, die mich irgendwie erfasst haben.
0:06:59–0:07:06
Aber die Geschichte, das was mir dazu einfällt, ist ziemlich banal und drumherum
0:07:06–0:07:08
weiß ich wirklich total wenig.
0:07:08–0:07:14
Charlton Heston in der Hauptrolle, ich nehme ihm an nach Planet der Affen,
0:07:14–0:07:18
das weiß ich jetzt auch gar nicht einzuordnen und...
0:07:20–0:07:21
Das war es auch schon.
Florian Clauß
0:07:21–0:07:27
Ja, können wir nochmal so ein bisschen tiefer reingehen. Also Richard Fleischer ist so ein...
0:07:27–0:07:31
Ich glaube, der hat so eine ganz interessante Filmografie, weil er konnte sich
0:07:31–0:07:34
nie so... also den konnte man nie so richtig einfangen, ne?
0:07:34–0:07:38
Also das heißt, der gilt dann so eigentlich auch als derjenige,
0:07:38–0:07:40
der immer so diese B-Movies gemacht hat.
0:07:41–0:07:45
Also so am Ende seiner Schaffenskarriere dann so Ant-Wil...
0:07:45–0:07:49
Ant-Wil-3. Er hat alles durcheinander gemacht,
0:07:49–0:07:53
er hat Thriller gemacht, er hat Science-Fiction-Filme,
0:07:53–0:07:58
er hat Horror-Filme gemacht, alles mögliche und er hatte,
0:07:58–0:08:05
glaube ich, auch in seiner Art sich immer mehr, also er hat sich da nicht reinrennen
0:08:05–0:08:09
lassen, er war nicht kontrollierbar von den Studio-Bossen.
0:08:09–0:08:13
Wahrscheinlich hat er deswegen auch so ein bisschen diese Off-Filme,
0:08:13–0:08:20
diese Low-Budget-Filme teilweise gedreht, aber er hat auch mit,
0:08:20–0:08:25
gerade mit Silent Green, so eine ganz starke Ästhetik.
0:08:26–0:08:29
Also wie du sagst, ich glaube, das trifft es sehr gut. Hat mich auch an Schlingel
0:08:29–0:08:30
Sief in seine Theaterstücke.
0:08:31–0:08:36
Was trashig ist, wie die Körper sich da bewegen und so weiter.
0:08:36–0:08:39
Kann ich sehr gut nachvollziehen, deine Assoziation.
0:08:40–0:08:46
Hat eine wirklich interessante Filmografie. Also jetzt nur so was in 1954 hat er gedreht 20.000,
0:08:47–0:08:50
20.000 meilen unter dem meer dann 1966
0:08:50–0:08:58
die fantastische reise also zu julian verfilmung gemacht dann 67 dr du lille
0:08:58–0:09:03
und 68 die frauen der frauenmörder von boston also würde ich sagen das ist so
0:09:03–0:09:07
ein bisschen so kinderfilme und dann aber auch so Horrorfilme.
0:09:08–0:09:14
Also hat er alles mögliche zugedreht. Und er hat auch mit allen möglichen bekannten
0:09:14–0:09:17
Schauspielern, Charlton Heston und auch Arnold Schwarzenegger,
0:09:17–0:09:20
nämlich 1984 hat er Conan, der Zerstörer gedreht.
Micz Flor
0:09:20–0:09:22
Echt? Wow, das ist natürlich Claim to Fame.
Florian Clauß
0:09:22–0:09:24
Ja, das ist wirklich Wahnsinn.
Micz Flor
0:09:24–0:09:25
The biggest B-Movie ever.
Florian Clauß
0:09:27–0:09:32
Also es lohnt sich, glaube ich, ganz gut, es lohnt sich da, sich so ein bisschen
0:09:32–0:09:34
tiefer mit ihm zu beschäftigen.
0:09:35–0:09:38
Und als Darsteller in dem Film, Charlton Heston, du hast es schon erwähnt,
0:09:38–0:09:43
Charlton Heston ist ja vor allen Dingen durch Ben Hur bekannt geworden.
0:09:44–0:09:48
Unglaublich lange Filmografie, was Charlton Heston aufzuweisen hat.
0:09:49–0:09:54
Von seiner Persönlichkeit weiß man am Ende, weil er starker Lobbyist für,
0:09:54–0:09:56
wie heißt die amerikanische Waffenlobby?
Micz Flor
0:10:01–0:10:04
Die National Rifle Association, NRA, kann das sein?
Florian Clauß
0:10:04–0:10:06
Ja, irgend so was, ja.
Micz Flor
0:10:06–0:10:09
Wir haben es verdrängt, weil wir es einfach nicht wegmachen können.
0:10:10–0:10:12
Deshalb haben wir es einfach verdrängt und vergessen.
Florian Clauß
0:10:12–0:10:15
Ist ja auch gut so. Muss man sich auch nicht hiermit beschäftigen,
0:10:15–0:10:18
Gott sei Dank, Hitzelande. Gosch, sei Dank!
0:10:19–0:10:22
Er war am Anfang, also bis,
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glaube ich, bis er in den Vietnamkrieg irgendwann in Ende der 60er zog,
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war er sehr liberal eingestellt und dann irgendwann war er auch unter Reagan
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und hat dafür Law and Order propagiert.
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Also hat so ein bisschen so ein Switch hingelegt.
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Gleichzeitig war auch Charlton Heston offen für ungewöhnliche Rollen,
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Weil so Ende 60er, Anfang 70er war der Science-Fiction-Film nicht so der angesehenste.
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Natürlich hat Stanley Kubrick diesen Meilenstein geschaffen,
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aber generell war Science-Fiction jetzt nicht so das Genre, wo man als ein A-Schauspieler spielen wollte.
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Was er gemacht hat an Science Fiction, 68 Planete Affen, 71,
0:11:14–0:11:17
Der Omega Mann, auch ein ganz toller Film.
Micz Flor
0:11:17–0:11:22
Boah, toller Film. Das ist so von wegen welcher, ich seh da manchmal so Social
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Media mäßig, which film made you scared when you were a kid.
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Also Omega Mann hab ich zu früh gesehen. Ja.
Florian Clauß
0:11:31–0:11:34
Und 73, wie gesagt, The Silent Green.
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Der andere, den man noch erwähnen kann als Schauspieler, der die Rolle von dem
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Saul Roth spielt, heißt Edward Robinson.
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Insofern erwähnenswert, weil der wirklich zwei Wochen nach dem Dreh gestorben ist.
Micz Flor
0:11:49–0:11:53
Das ist der mit dem Bart, mit dem er dann zusammen das Rindfleisch isst.
Florian Clauß
0:11:53–0:11:56
Genau, da siehst du, so ein paar Bilder sind hängen geblieben.
0:11:56–0:12:01
Und das finde ich auch so bemerkenswert bei diesem Film, weil er ist recht klassisch erzählt.
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Das ist eine klassische 70er-Jahre-Detektivgeschichte, also Detektiv im Sinne
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von Polizeigeschichte.
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Ein relativ einfaches Muster. Es gibt einen Mordfall, es gibt eine Ermittlung,
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es gibt verschiedene Parteien, die gegen die Ermittlung arbeiten.
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Es gibt eine Auflösung und ein Showdown.
Micz Flor
0:12:24–0:12:28
Ich habe den auch immer sehr parallel in dem Spannungsbogen wahrgenommen,
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wie zum Beispiel mit Pete York.
0:12:33–0:12:36
Was passiert eigentlich mit denen, wenn sie angeblich… Das ist auch so genau
0:12:36–0:12:41
das, was du gesagt hast, Detektivgeschichte in der Zukunft der Erde.
Florian Clauß
0:12:44–0:12:49
Genau, also recht klassisch von der Erzählweise, aber recht eindrücklich von der Ästhetik.
0:12:50–0:12:55
Und ich glaube, das ist vor allen Dingen das Werk von dem Regisseur.
0:12:55–0:12:59
Es gibt so Bilder, die bleiben einfach im Kopf und das auch Jahre,
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nachdem man den Film gesehen hat.
0:13:02–0:13:10
Der Film erschien ein Jahr nach dem Club of Rome, den Bericht,
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die Grenzen des Wachstums herausgebracht hat.
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Und eigentlich kann der Film als der erste Öko-Thriller oder dystopischer Öko-Film gelten.
0:13:26–0:13:34
Sicher von diesem Bericht auch inspiriert in der Bilderwelt oder in der Situation,
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in der Zukunftsvision kann man schon sagen, dass dieser Bericht da so maßgeblich ist.
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Der Film spielt im Jahre 2022 und hat den unsäglich deutschen Titel Ja,
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2022, also Punkt, Punkt, Punkt.
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Ja, 2022, Punkt, Punkt, Punkt. Die, die überleben wollen.
Micz Flor
0:14:00–0:14:02
Mit Komma auch noch im Titel?
Florian Clauß
0:14:04–0:14:07
Nein, die überleben wollen. Also nicht die, die überleben wollen,
0:14:07–0:14:08
sondern die, die überleben wollen.
Micz Flor
0:14:08–0:14:14
Welcher deutsche Titel hat zwei, nein, ein Komma und drei Punkte im Titel?
Florian Clauß
0:14:18–0:14:23
Man kennt diese Filmtitelvergabe in Deutschland, die war damals nicht so ganz nachvollziehbar.
Micz Flor
0:14:23–0:14:26
Aber ich finde es irre, ich habe gar nichts zu diesem Film jetzt im letzten
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Jahr. Das würde ja sich irgendwie anbieten, dass da irgendwie was nochmal aufgegriffen wird.
Florian Clauß
0:14:30–0:14:34
Ja, deswegen mache ich es doch jetzt gerade. Nein, aber es gab tatsächlich so
0:14:34–0:14:39
ein paar Berichte. 50 Jahre nach Soylent Green, wie sieht es jetzt aus?
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Aber das ist ja nächstes Jahr.
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Ja, gut, im Sinne von jetzt die Realität von Soil and Green.
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Können wir auch nachher mal ein bisschen zusammenwerfen, was eingetreten ist.
Micz Flor
0:14:53–0:14:57
Das ist ja lustig, weil dadurch, dass es wirklich so ein Direktivfilm ist,
0:14:57–0:15:00
traue ich mich immer bei Sachen, die ich sagen will, oder was Witziges,
0:15:00–0:15:01
was ich sagen will, den Schockmoment vorwegzunehmen.
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Ich weigere mich, weil es kann ja sein, dass manche Leute den Film doch noch nicht gesehen haben.
Florian Clauß
0:15:10–0:15:14
Spoilern das jetzt auch. Also das kann man auch schon sagen,
0:15:14–0:15:19
aber lass mich erst mal so ein bisschen noch einleiten, bevor wir dann in die Erzählung einsteigen.
0:15:23–0:15:29
Also es beschreibt eben diese Welt 2022. Die Welt ist dann so dass es gibt eine,
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eine Corporation, die heißt Soylent Corporation.
Micz Flor
0:15:35–0:15:38
Die Greenwashing betreibt, deshalb Soylent Green.
Florian Clauß
0:15:40–0:15:46
Die ist für die Lebensmittelherstellung für die Hälfte der Menschheit zuständig.
0:15:46–0:15:51
Also, was da noch mal reinkommt, sind diese Mega-Corporations,
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diese Super-Corporations, also die Megakonzerne.
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Ja, das ... Bei dem Film wird auch nicht so richtig so eine klare Trennung Regierung und Corporation,
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also das vielleicht so vorweggenommen, was ist eingetroffen,
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was nicht, aber diese Mega-Corporation, die dann quasi eigene Staatenstrukturen haben,
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sowas wie, ich meine, soziale Netzwerke kannst du damit vergleichen,
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wo dann im Prinzip da bestimmte Regeln gelten, die aber nicht irgendwie staatlich
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reguliert sind, sondern einfach ein Geldkreislauf und so weiter da drin hängt,
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die dann auch eine gewisse Macht haben in ihrer Reichweite.
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Und vor allen Dingen, es ist eine Romanvorlage von einem, ja ich glaube es ist
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tatsächlich ein Roman, keine Kurzgeschichte, die ist 1969 erschienen,
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Make Room heißt die, und geht vor allen Dingen um Überbevölkerung.
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Und es spielt in New York City und die Bevölkerung von New York City ist auf
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40 Millionen Menschen angewachsen.
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Und das, finde ich, schafft dieser Film ästhetisch extremst gut darzustellen.
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Also man sieht, wie die Menschen einfach auf der Straße liegen und schlafen.
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Es ist fast wie so eine Lethargie, ja, so auch so eine gewisse Langsamkeit,
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ja, die Menschen sind alle so...
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Komisch uniformiert. Der Film gibt sich nicht großartig Mühe,
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da irgendwie eine Technik oder eine Technologieentwicklung darzustellen.
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Der bleibt schon so irgendwo in den 70ern rein von den Produkten und so weiter, bleibt da stehen.
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Aber gleichzeitig hat der so eine ganz einfache,
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aber doch so eine ganz wirksame Form Von Zukunftsvisionen, die sich dann auch
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in der Kostümierung, eben diese Uniformen, es sind auch so teilweise die Farben,
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es ist alles so ein bisschen gelblich gedreht.
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Und die Leute liegen halt, wie gesagt, auf der Straße rum oder im Treppenhaus.
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Man muss über die hinwegsteigen, die schlafen immer, sie sind auch sehr inaktiv.
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Man merkt schon diese Masse, die dann halt auch so eine gewisse Trägheit hat.
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Und das finde ich toll inszeniert bei dem Film.
Micz Flor
0:18:24–0:18:27
Ja, so eine Erschöpfung, so eine gesellschaftliche Erschöpfung,
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die sich durch alle durchzieht, die sich nicht im Einzelnen irgendwie nur spürbar
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macht, sondern sich eher noch im Zusammenspiel von allen eben auf einer gesellschaftlichen Ebene.
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Ist so eine Erschöpfung, vielleicht was gar nicht mehr so dystopisches,
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was vor einem ist, sondern was Desillusioniertes, was in jetzt wirklich eingetroffen
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ist. Das ist, glaube ich, schon die Grundstimme.
Florian Clauß
0:18:46–0:18:51
Ja, vielleicht auch, weil die Energie einfach fehlt, weil die Lebensmittel nicht mehr da sind.
0:18:51–0:18:53
Es gibt halt, wie gesagt, diese
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Soylent Corporation und die produziert Soylent Red und Soylent Yellow.
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Das sind dann auf Basis von Linsen oder irgendwas.
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Es sieht total chemisch aus auf dem Markt, wo man die erwerben kann. Also, ähm...
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Wahrscheinlich fehlt auch den Menschen einfach Energie, weil die halt nicht
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die richtige Nahrung dazu haben.
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Das könnte man auch so. Und es gibt dann jetzt so neu Soylent Green im Angebot.
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Und dieses Soylent Green löst bei den Menschen auch so eine gewisse,
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ja, so eine gewisse Harp-Gier aus, ja.
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Soylent, also es gibt einen Soylent Thursday, Soylent Green Day.
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Er wird irgendwie, steht überall mit Kreide, ja. Und dann kommen die mit diesen
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grünen Täfelchen und die werden dann verteilt.
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Southern Green gibt eben so eine gewisse Energie. Und alle sind total scharf
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drauf und es kommt auch zu so einem Tumult in einer Szene,
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als dieser Southern Green dann ausgegeben wird und eine Frau sagt,
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ja, hier, Sie haben mich beschissen, ich habe viel weniger bekommen.
0:20:03–0:20:08
Und auf einmal gibt es dann so eine Tumultartige Szene und die nehme ich auch
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mal weg, die ist auch so monströs.
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Die Polizei knüppelt dann die Menschen so nieder. Du siehst auch in der Masseninszenierung,
0:20:18–0:20:24
wie dann einfach so Radlader kommen und die Menschen so wegbackern von der Straße
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in so Container rein und die werden dann abgefahren.
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Also so eine unglaublich brachiale Gewalt gegenüber den Menschen und so eine
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völlige Willkürlichkeit.
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Also die Menschen sind nichts wert.
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Das vermittelt der Film ganz gut.
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Es gibt halt keine Wohnungen, die Leute schaffen auf der Straße,
0:20:44–0:20:48
die die Wohnungen haben. Es ist eine unglaubliche Verteilungsungerechtigkeit,
0:20:48–0:20:50
die die Wohnungen haben.
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Es sind meistens die Reichen, es gibt eine kleine Schicht von Reichen.
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Zu der Wohnung gibt es dann so das lebende Inventar, wie das genannt wird da
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in dem Film. Film, nämlich auch so quasi Frauen, die dann als Sklaven missbraucht werden.
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Die gehen dann in den Besitzer der Wohnung über.
0:21:15–0:21:22
Die Hauptperson, das ist in detective form, hat auch so ein lebendes Inventar,
0:21:22–0:21:24
aber bei ihm ist es dieser ältere Typ.
0:21:24–0:21:27
Also die verstehen sich auch gut, die haben eine Art WG, führen die,
0:21:27–0:21:33
aber wenn man Wohnung dann mietet, muss man halt auch diese Leute,
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die dann mit ihm in dieser Wohnung verbunden sind, dann übernehmen.
0:21:39–0:21:48
Und es findet ein Mord statt in der in der Oberschicht, in der reichen Oberschicht
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im Umfeld von dieser Soylent Corporation.
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Und der Detective Thorne fängt an zu ermitteln und hat dann auch die eine,
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die da als Sklavin in der Wohnung quasi wohnt, in Verdacht und den Leibwächter,
0:22:06–0:22:08
den ehemaligen Leibwächter von dem Ermordeten.
0:22:10–0:22:15
Dann kommt auch diese Szene, ja, der Charlton Heston ist halt so ein Typ,
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der hat halt so einen 70er-Jahre-Charakter.
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Der geht da rein und ist dann auch sehr, sehr männlich, tritt er auf und nimmt
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sich dann halt auch alles mit, was er da so findet, weil er weiß,
0:22:28–0:22:29
die können ihn nicht ankreiden.
0:22:29–0:22:34
Und dann kann er halt auch so ein Stück Fleisch mitnehmen und Lauch,
0:22:34–0:22:40
Möhren, Zwiebeln und so weiter und nimmt die dann mit zu Hause zu dem Sol.
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Und der war es völlig so am Aufgehen. Das habe ich seit Jahren nicht gesehen.
0:22:45–0:22:50
Und das ist für ihn so ein total intensiver religiöser Moment,
0:22:50–0:22:55
dass er das wieder schmecken darf. Und das ist auch eine sehr schöne Szene.
Micz Flor
0:22:56–0:23:00
Das Lustige ist, als du Sol den Gring gesagt hast, da musst du dich an diese
0:23:00–0:23:01
Szene denken, habe ich ja vorhin schon gesagt.
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Und gleichzeitig an die letzte Folge, die du aufgenommen hast,
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wo du mir dieses Essen gegeben hast, wo ich dann auch gesagt habe,
0:23:07–0:23:10
dass jetzt muss ich quasi wie Biolec, so muss ich dann im Fernsehen,
0:23:10–0:23:13
muss ich jetzt sogar ohne Bild kommentieren, wie gut schmeckt und so.
0:23:14–0:23:17
Und genau das passiert, finde ich, in dieser Szene. Die ist total overacted.
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Die müssen dann einfach quasi die Geschmacksknospen, die bei denen aufgehen,
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die sollen dann schon irgendwie orgasmisch fröhlich irgendwie den ganzen Organismus
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erpacken und auch die Freundschaft noch mal zu zu so einem kumulativen Höhepunkt
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bringen und das ist schon fast grotesk und gleichzeitig irgendwie notwendig,
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um es auch noch mal comichaft darzustellen, mit comichaft meine ich überzogen
0:23:47–0:23:50
darzustellen, wie besonders das ist.
Florian Clauß
0:23:53–0:23:59
Ja, ich glaube, dass einfach diese Schere zwischen dem, was nicht mehr verfügbar
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ist und dem, was die dann eben auch geschmacklich erleben dürfen.
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Das ist so auch diese Schere zwischen Arm und Reich.
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Dass halt diese ganz wenigen,
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dieses ein Prozent der Reichen sich dann solche Lebensmittel leisten können,
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kosten irgendwie eine Erdbeer oder ein Päckchen Erdbeeren kosten 150 Dollar,
0:24:22–0:24:24
also nicht erschwinglich für die Normalen.
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Genau, also das ist so eine Szene, wo man so eine gewisse Zukunftsahnung dann auch bekommt.
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Zukunftsahnung im Sinne von, wie hat man sich das denn vorgestellt.
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Andere Sache ist, dass es auch so eine, ich weiß nicht, ob das jetzt wirklich
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so inszeniert ist, oder ob man das nicht so reinliest, weil die halt nicht so
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oft ihre Wäsche waschen können.
0:24:49–0:24:53
Ja, Ja, man hat das Gefühl, die schwitzen die ganze Zeit, wenn man hier stimmt.
Micz Flor
0:24:53–0:24:56
Das ist auch so eine Sache von der Ästhetik, eine Sache, die nicht gut altert
0:24:56–0:25:00
und die ich auch nicht unter besondere... besondere umfassendes Quartierchen,
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Das sind Maikäfer oder so, kann das sein? Der ist immer noch an dir.
0:25:15–0:25:19
Uh, wir rennen weg von der Natur. Das sind irgendwie Junikäfer, Maikäfer, Junikäfer.
0:25:22–0:25:27
Für Maikäfer zu klein, vielleicht sind sie Junikäfer. Die flogen vorhin um die Eiche rum.
0:25:29–0:25:32
Und ein paar davon sind uns gefolgt. Einer ist immer noch bei dir.
Florian Clauß
0:25:34–0:25:39
Also, auf jeden Fall, es gibt so mehrere Kernszenen bei diesem Film.
0:25:40–0:25:47
Eine Kernszene ist ja dieses Fleischessen, probieren, diese Lebensmittel genießen, ja.
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Die andere Szene habe ich auch schon beschrieben mit diesem Aufstand,
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der bei der Verteilung von dem Soylent Green Day passiert ist.
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Diese Wohnung von dem reichen Ermordeten ist auch mehr oder weniger nur bewohnt
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von denen, die dann noch als lebendes Inventar gelten.
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Also von der Frau und dem Leibwächter.
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Und in einer Szene kommt dann auch der Charlton Heston wieder dahin.
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Und die gehen einfach so miteinander ins Bett. Ja, das ist halt irgendwie so
0:26:24–0:26:28
völlig üblich, ne? Das ist eine Verfügbarkeit, ein Automatismus.
0:26:28–0:26:34
Und, äh, die beginnen dann aus einem Verhältnis, aber das wird nicht so richtig,
0:26:34–0:26:36
das entwickelt sich nicht so richtig.
0:26:37–0:26:40
Ähm ... Er kriegt auch Informationen von ihr.
0:26:41–0:26:46
Äh, die dann Richtung Leibwächter dann noch, dass der verdächtig ist.
0:26:47–0:26:48
Ähm, den Verdacht bestätigen.
0:26:49–0:26:53
Und in dem Umfeld, da gibt's auch eine Szene, die ist auch ziemlich stark,
0:26:53–0:26:55
das spielt dann in der Kirche.
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Und der Detective geht dann auch einen Hinweis nach und vor der Kirche liegt
0:27:03–0:27:06
dann so eine Frau oder ein Mädchen,
0:27:06–0:27:12
ist das er, die ist tot, mit Augen auf, liegt da und hat eben so angebunden
0:27:12–0:27:18
ein Kind, ja, und der Thorn nimmt das Kind auf den Arm und trägt es rein in die Kirche.
0:27:18–0:27:23
Und diese Kirche ist auch voll, also die ist wirklich so voll mit Menschen,
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die wieder irgendwo lethargisch rumliegen und schlafen in allen möglichen Betten
0:27:27–0:27:31
und so weiter und er spricht mit dem Priester.
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Der Priester wird dann auch später in einer späteren Szene ermordet im Beichtstuhl
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von einem Leibwächter, wo sich der Verdacht dann quasi nochmal bestätigt,
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dass der da mit drin hängt.
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Und bei dieser einen Szene, wo es zu diesem Aufstand von der Verteilung von
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Zorian Green kommt, wird ein Anschlag auf dem Thorn verübt.
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Der Attentäter wird aber dann in einer Szene von so einem Radlager,
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wird er dann von der Schaufel dann quasi zerdrückt.
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Also so ein bisschen trashig, aber recht eindrucksvoll.
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Also er ermittelt weiter und das, was noch mal den Film vielleicht in einer
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anderen Richtung interessant macht, der Schauspieler, der den Soul,
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also seinen alten Mitbewohner, gespielt.
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Ich hatte hier am Anfang erwähnt, stirbt zwei wochen später bei dem film und.
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Der hatte Blasenkrebs und es war ihm schon klar, dass es seine letzte Rolle
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ist, die er spielen wird.
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Und Charlton Heston hat in einem Interview gesagt, dass man ihm das überhaupt
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nicht angemerkt hat. Er hat es auch keinem erzählt auf dem Set und er war,
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wie man das so sagt, extrem professionell, war immer da, total bei der Sache, blablabla.
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Aber es ist so ganz eindrucksvoll, weil nämlich es gibt eine Sterbesszene,
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die auch legendär ist für den Film.
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Das ist so die Szene, die dann wirklich im Kopf bleiben, wo dann der Soul sich
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zum assistierten Selbstmord dann in so eine Anstalt begibt. Es gibt dann nämlich so Tötungskammern.
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Da kann man sagen, ich möchte jetzt sterben. Und dann fragen die dich nach,