Wir sprechen über KI-getriebene Transformation in der Filmindustrie und potenzielle Auswirkungen auf Arbeitsplätze, Kreativität und Machtstrukturen.

Wir starten unsere Episode an der Schönhauser Allee und Micz kommt gleich auf die neurologische Verschränkung vom Gesagtem/Gehörtem mit dem gelaufenen Weg zu sprechen – eine unserer Gründungsintentionen von "Eigentlich Podcast". Flo bestätigt, dass er beim Abstieg im Geröllfeld noch die Stimme von Joscha Bach gehört hat, als er vor zwei Wochen über die Birkkarspitze im Karwendel gelaufen ist. Und warum? Micz und Flo sind die Strecke 2018 gelaufen und haben dabei die Episode 42 des Podcasts "Alternativlos" gehört. Diese Strecke hat sich so sehr neurologisch eingebrannt, dass sie als Referenzstrecke für den Eigentlich Podcast gilt. Flo ergänzt noch zu seiner letzten Episode "EGL060 The Zone of Interest", dass der Regisseur Jonathan Glazer das Ehepaar Höß aus der Perspektive eines sozio-anthropologischen Blicks inszeniert hat. Das heißt, die Personen Höß werden in einen höchst individuellen Raum entwickelt und Glazer nähert sich mit diesem Winkel der Geschichte an, ohne die andere Seite der Mauer des Konzentrationslagers zu zeigen, hinter der ein gesichtsloses, kollektives Morden passiert. Aus einer qualitativen Beobachtung einer Situation können allgemeine Rückschlüsse gezogen werden, um die Anfälligkeit unserer heutigen Gesellschaft zu demonstrieren. Flo war noch mal wichtig zu betonen, was für ein Kunstwerk Glazer mit "The Zone of Interest" geschaffen hat, bevor er zum eigentlichen Thema übergeht: "Wie in der Filmwirtschaft in Zukunft generative KI zum Einsatz kommt." Anlass war der Geburtstag eines Freundes, auf dem sich Flo mit einem Bekannten aus der Filmwirtschaft unterhalten hat. Viele Kolleg:innnen in seinem Gewerk als Beleuchter machen sich Gedanken über die Zukunft in der Filmwirtschaft. Und das zu Recht, wie die kürzlich erschienene Studie "KI-Nutzung in der Filmwirtschaft" der Hochschule Macromedia aus qualitativen Befragungen zum Schluss kommt. Darüber sprechen wir und auch über die Potenziale des Einsatzes von KI für den Independent-Film oder das Theater.

Shownotes

Mitwirkende

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Florian Clauß
Erzähler
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Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:08
Okay okay meine damen und herren es geht los und zwar haben wir es heute hier
0:00:08–0:00:14
versammelt für die folge 62 die flo vorbereitet hat ich weiß nicht was er vorbereitet
0:00:14–0:00:19
hat und die nächste folge die ich mache da weiß er nicht und ich habe sie noch nicht verraten.
Florian Clauß
0:00:19–0:00:23
Ja ich vorbereiten die die du gemacht haben wirst muss man nur.
Micz Flor
0:00:23–0:00:28
Die ich vorbereitet haben werde und die wir zusammen dann gemacht haben werden tun.
Florian Clauß
0:00:28–0:00:29
Sein wir hätten.
Micz Flor
0:00:29–0:00:32
Haben können wir sind eigentlich
0:00:32–0:00:37
podcast also wo es immer um das eigentliche hinter irgendwelchen themen geht
0:00:37–0:00:44
und unser motto ist beim laufen reden und laufend reden weil wir das irgendwann
0:00:44–0:00:47
beim wandern entdeckt haben das ist die schönsten gedanken kamen und dann kam
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corona und wir haben einfach mal so aufgenommen nachdem corona schon
0:00:52–0:00:56
vorbei war und gedacht ja und probiert mit dem trailer der ist auch immer noch
0:00:56–0:01:00
in unseren top ten glaube ich der trailer und dann gemerkt das.
Florian Clauß
0:01:00–0:01:00
Könnte ein download.
Micz Flor
0:01:00–0:01:05
Könnte passen jetzt sind wir fast zwei jahre schon dabei sind.
Florian Clauß
0:01:05–0:01:06
Über zwei jahre.
Micz Flor
0:01:06–0:01:10
Ja und laufen wie die frau gerade sagt wir werden das üben wir haben jetzt viel
0:01:10–0:01:15
geübt und ich übergebe jetzt gleich und ihr könnt dann unter eigentlich-podcast.de
0:01:15–0:01:20
nachschauen wo wir wir sind am annehmen platz gerade oben Kopenhagener Straße in Berlin.
0:01:21–0:01:25
Die Tracks nehmen wir auf. Hast du das Ding an?
Florian Clauß
0:01:25–0:01:26
Ich habe das Ding an, ja.
Micz Flor
0:01:27–0:01:29
Die kann man dann auf der Karte sehen, wo wir langgelaufen sind.
0:01:30–0:01:33
Es gibt, vielleicht machen wir irgendwann auch mal eine Folge dazu,
0:01:33–0:01:40
es gibt auch eine neurowissenschaftliche Grundlage, so einen Hintergrund über das Laufen, das Lernen,
0:01:40–0:01:42
das Bewegen im Raum.
0:01:43–0:01:47
Irgendwann können wir vielleicht Aber jetzt bin ich gespannt,
0:01:47–0:01:54
übergebe an Flo, der das Aufnahmegerät hat, den Rucksack hat, GPS am Arm.
Florian Clauß
0:01:56–0:02:00
Und hallo und auch von mir herzlich willkommen bei Eigentlich Podcast.
0:02:02–0:02:08
Und Mitch hat eben schon erwähnt, wir haben uns gefunden in diesem Format zur Corona-Zeit.
0:02:08–0:02:10
Aber wir haben uns auch ein bisschen früher gefunden.
0:02:10–0:02:16
Nämlich das war bei einer Wanderung im Karwendelgebirge auf die Birka-Spitze.
Micz Flor
0:02:16–0:02:17
Birka-Spitze.
Florian Clauß
0:02:17–0:02:22
Birka-Spitze. und da haben wir bei dem 10.
0:02:22–0:02:30
Aufstieg alternativlos Folge 42 gehört, was uns das Geröllfeld etwas versüßt hat.
0:02:30–0:02:34
Warum ich darauf komme? Weil ich nämlich letzte Woche auch, genau heute vor
0:02:34–0:02:37
einer Woche, auf der Birka-Spitze war.
Micz Flor
0:02:37–0:02:37
Birka-Spitze.
Florian Clauß
0:02:39–0:02:45
Birka-Spitze, aber es ist eine R da, vor dem Doppel-K. B-I-R Doppel-K-A-R.
Micz Flor
0:02:45–0:02:45
Wirklich?
Florian Clauß
0:02:46–0:02:46
Ja.
Micz Flor
0:02:46–0:02:50
Okay, dann nehme ich das zurück. Ich habe es nämlich immer falsch ausgesprochen.
Florian Clauß
0:02:50–0:02:52
Okay, dann ich muss nochmal nachschauen. Ich will mich jetzt nicht festlegen.
0:02:53–0:02:55
Ich muss nochmal mit meinem Anwalt sprechen.
0:02:55–0:02:59
Mit einem Rechtschreiberanwalt. Den frequentiere ich gerne.
0:02:59–0:03:02
Mit meinen Töchtern zusammen sind wir dann in die andere Richtung gelaufen,
0:03:02–0:03:05
das Geröllfeld runter, was wesentlich weniger anstrengend war.
0:03:05–0:03:09
Aber tatsächlich, was du gerade gesagt hast, diese neurologische Verknüpfung
0:03:09–0:03:13
von Ort und Gesagten und Gedachten und so weiter, ist passiert.
Micz Flor
0:03:14–0:03:17
Du hattest natürlich Recht, wie so oft. Flor hat meistens Recht, wenn ich widerspreche.
0:03:17–0:03:22
B-I-R-Doppel-K-A-R-Spitze. Das war jetzt eine kurze Korrektur,
0:03:22–0:03:23
da brauchen wir es nicht in die Show-Notes kleben.
Florian Clauß
0:03:25–0:03:29
Da ist mir auch, ach, hier ist ein Hall.
0:03:29–0:03:36
Da ist mir auch aufgefallen, dass diese Folge 42 von Alternativlos in diesem Geröllfeld noch war.
0:03:36–0:03:41
Und während ich runtergelaufen bin, habe ich mich tatsächlich an einzelne Sachen
0:03:41–0:03:45
von Joscha Bach erinnern können. So viel dazu.
0:03:46–0:03:49
Heute, ja, ich habe jetzt so lose was vorbereitet.
0:03:49–0:03:55
Ein bisschen aus dem Druck vom letzten Mal, weil wir waren da so ein bisschen kurz angebunden.
0:03:55–0:03:58
Ich hatte noch ein paar Punkte, die ich jetzt nicht gemacht habe.
0:03:58–0:03:59
Die wollte ich gerne nochmal nachliefern.
Micz Flor
0:04:00–0:04:03
Du meinst jetzt zu der Serie The Zone of Interest?
Florian Clauß
0:04:03–0:04:05
Genau, genau. The Zone of Interest.
Micz Flor
0:04:05–0:04:08
Sollte man sich das vorher angehört haben, bevor man jetzt diese Folge hört?
Florian Clauß
0:04:09–0:04:13
Sollte man zumindest im Hinterkopf behalten. Wir hatten das so ein bisschen
0:04:13–0:04:18
ähnlich hattest du das ja schon mal zu einem von deinen ich glaube das war zu,
0:04:19–0:04:26
die expand wurde noch mal was dazu gesagt hast in einer anderen folge und aber das.
Micz Flor
0:04:26–0:04:30
War genau ich hatte bei der experience hatte ich was gesagt aber dann ganz anderes
0:04:30–0:04:33
thema angeschnitten machst jetzt zwei themen heute.
Florian Clauß
0:04:33–0:04:39
Ich mache ich gehe in einander über weil weil im prinzip das was mir jetzt noch
0:04:39–0:04:43
mal bei The Zone of Interest, was mir da so durch den Kopf gegangen ist.
0:04:44–0:04:49
Zu dem Thema, zu dem ich dann überleiten will. Also vielleicht vorweggestellt,
0:04:49–0:04:53
es geht so, ich steige in so einen kleinen, wie soll man das sagen,
0:04:53–0:04:55
Meterbetrachtung zum Kino ein.
0:04:56–0:05:02
Aber erst mal, was mir noch da am Herzen liegt als Nachtrag zu sagen.
0:05:02–0:05:05
Ist, und jetzt wird es auch wieder ein bisschen düster, sage ich mal,
0:05:05–0:05:09
weil ich jetzt mit einem Film einsteige, den ich nicht erwähnt habe,
0:05:10–0:05:14
glaube ich, in den anderen Folgen davor, also in The Zone of Interest 1,
0:05:14–0:05:20
wo es um Holocaust und die Täter ging und wir so ein bisschen durch die Filmgeschichte
0:05:20–0:05:24
gestaxt sind mit dem Täterprofil und The Stone of Interest 2,
0:05:25–0:05:27
wo wir dann den Film weitergesprochen haben.
0:05:27–0:05:36
Es gibt einen Film von René, also Resnais, der in den 50ern dann gezeigt wurde.
0:05:36–0:05:40
Der heißt Nacht und Nebel und der zeigt wirklich dann die ganz,
0:05:40–0:05:46
ganz schlimmen Bilder aus Auschwitz. Also die Befreiung der Lager,
0:05:47–0:05:50
die Inhaftierten, die Leichenberge.
0:05:50–0:05:55
Der ist wirklich erschütternd. Die Musik ist von Hans Eisler komponiert,
0:05:55–0:05:59
wo dann wieder dieser Schluss zu Coole Wampe oder Wem gehört die Welt.
0:05:59–0:06:06
Man sieht dann halt wirklich so diese gesichtslosen Leichen und die alle nackt
0:06:06–0:06:09
rumliegen und dann mit so einem Bulldozer durch die Gegend gefahren werden.
0:06:09–0:06:16
Und da möchte ich nochmal erwähnen, das ist halt so diese fürchterliche Entmenschlichung,
0:06:16–0:06:19
die sich dann auch in diesem Individualitätsverlust ausdrückt.
0:06:20–0:06:22
Also dieses Bild im Tod sind alle gleich.
0:06:23–0:06:27
Dieser totale Gleichmacher, der da herrscht und der halt aufgrund dieser Masse,
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die da eben auch getötet wurde, dann eben jede Individualität löscht. Und das ist...
0:06:36–0:06:40
Was mich so bewegt hat und was bei dem Film The Zone of Interest,
0:06:40–0:06:44
man sieht auch in diesem Film Nacht und Nebel diese Artefakte,
0:06:44–0:06:49
die wir auch bei The Zone of Interest in dem Auschwitz-Museum haben,
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wo hinter der Glaswand dann die ganzen Taschen, Koffer, Schuhe,
0:06:53–0:06:54
Haare und so weiter sind.
0:06:54–0:07:02
Das sieht man auch in diesem Film und das mag dann so ein bisschen so ein Individualitätsprofil geben,
0:07:02–0:07:07
aber ist letztendlich auch wieder so was Gleiches, weil in dieser Masse,
0:07:07–0:07:10
in diesem Farbton kriegst du ja nicht die einzelnen Sachen aufgelöst.
0:07:10–0:07:15
Das, was dann Glaser dagegen setzt und das, was ich so interessant finde,
0:07:15–0:07:18
ist, dass er was höchst Individuelles schafft,
0:07:19–0:07:27
indem er dann dieses Paar Höss so unter die Beobachtung nimmt und dann eine
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hochgradige individuelle Geschichte erzählt mit diesem Hintergrund,
0:07:32–0:07:39
dass hinter der Mauer quasi von diesem KZ eben diese ganzen Massenvernichtungen passieren.
0:07:39–0:07:44
Also diesen Kontrast möchte ich dann nochmal aufspannen, der mich da total bewegt hat.
0:07:44–0:07:50
Und das wäre jetzt nochmal die These dazu, dass Glaser hier die Technik des
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sozusagen soziokultur-anthropologischen Blick entwickelt.
0:07:55–0:07:59
Also was ist der soziokultur-anthropologische Blick?
0:07:59–0:08:03
Das ist ja auch so aus der Soziologie und Anthropologie entwickelt,
0:08:03–0:08:08
dass man im Prinzip anhand von einer qualitativen Beobachtung.
0:08:09–0:08:13
Die allgemeine Rückschlüsse machen kann, als du Psychologie studiert hast.
0:08:13–0:08:15
Würde dir das auch mal begegnet sein?
Micz Flor
0:08:15–0:08:20
Ja, es ist interessanterweise, auch wenn ich das Thema nicht sage, wird das Thema sein,
0:08:21–0:08:25
diese Frage der Wissenschaft, wissenschaftlicher Arbeit in der Soziologie,
0:08:25–0:08:31
in der Psychologie und in der Medizin, als kleiner Nebenarm.
0:08:31–0:08:35
Und in dem Fall, wenn ich das richtig verstehe, geht es aber eben genau um das
0:08:35–0:08:39
Gegenteil, weil eben nicht um die Frage der statistischen Erhebung und der Mittelwert
0:08:39–0:08:44
und statistisch Alpha-Beta-Abstände zwischen den einzelnen Messwerten,
0:08:44–0:08:52
sondern es geht darum, dass man über die Beobachtung des einzelnen Rückschlüsse auf alle zieht.
0:08:52–0:08:56
Und die müsste man dann wieder als Hypothesen testen. Also man würde in dem
0:08:56–0:09:00
Fall zum Beispiel sagen, okay, ich gucke mir den Höss an und das ist ja eine
0:09:00–0:09:05
ganz normale Familie mit Familienproblemen, die heute total krass anmuten,
0:09:05–0:09:08
aber vielleicht kulturell damals so eingebettet waren, dass die da wirklich
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dachten, sie führen ein tolles deutsches Leben oder so. Das kann man sich heute nicht mehr vorstellen.
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Und waren die dann alle so, wäre eine Hypothese und man würde dann vielleicht
0:09:18–0:09:22
versuchen, aus dieser individuellen Beobachtung was zu generalisieren,
0:09:22–0:09:27
zu operationalisieren, um das dann irgendwie statistisch erfassbar zu machen.
Florian Clauß
0:09:27–0:09:32
Ja, zumindest erfahrbar machen, ja, das, was der Film dann irgendwie schafft.
0:09:32–0:09:35
Ich komme gleich nochmal zu diesem Bogenschluss.
0:09:35–0:09:41
Also das, was jetzt in der Anthropologie, in dieser Kulturanthropologie gesagt
0:09:41–0:09:45
wird, ist im Prinzip, sich Large Issues in Small Places anzugucken.
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Um so als qualitative Beobachtung, das kennt man ja aus Nutzerbefragung,
0:09:51–0:09:55
und daraus quantitative Ableitung machen zu können. Ja, also das ist jetzt irgendwie
0:09:55–0:10:01
so auch jetzt ein Beispiel habe ich von der TU-Seite für dieses Fach Soziologie, für diesen Zweig.
0:10:01–0:10:05
Da war ein Beispiel, dass, wollen wir mal hier reingehen, kommen wir hier raus.
0:10:07–0:10:07
KGA.
Micz Flor
0:10:08–0:10:12
Kleingartenanlage Bornholm sind wir gerade. Biergarten. Wir gucken da mal rein.
Florian Clauß
0:10:12–0:10:19
Wir gucken da mal rein, ja. Zum Beispiel, um jetzt auch über das Leben von Migrantinnen,
0:10:19–0:10:25
meinetwegen aus Ghana oder so, in Deutschland, um da Rückschlüsse machen zu können,
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würde jetzt so ein Kulturanthropologe so rangehen und sich dann auch erstmal
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so kleine Gemeinschaften anzugucken und jetzt nicht eine bundesweite Erhebung zu machen,
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Statistik, wo und so, sondern sich dann halt wirklich so das Umfeld qualitativ
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anzuschauen, wer da alles beteiligt ist, wie die integriert sind.
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Also wobei dann wirklich nur so das Individuelle angeguckt wird,
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aber aufgrund dieser Beobachtung dann Rückschlüsse für alle gemacht werden können.
0:10:53–0:10:56
Das ist so dieses qualitative Beobachtung, quantitative Schlüsse.
0:10:56–0:10:59
Und das ist aber natürlich.
Micz Flor
0:10:59–0:11:04
Muss man auch sagen, das ist, wenn man statistisch denkt, dann ist das immer
0:11:04–0:11:08
auch sehr fehleranfällig, weil da gibt es dann genügend Beispiele,
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wo dann eben die eine Person, auch wenn wir beim Wandern bleiben,
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der eine Typ, der dann irgendwelche reichen Leute irgendwie auf den Berg führt,
0:11:18–0:11:19
der sagt, nee, nee, hier ist der Gipfel.
0:11:19–0:11:22
Das ist dann so, ah, der muss es ja wissen, der ist ja von hier.
0:11:22–0:11:26
Und das ist jetzt ein abstraktes, erfundenes Beispiel,
0:11:26–0:11:30
aber das ist natürlich die Gefahr, die es läuft, weil diese Authentizität,
0:11:30–0:11:34
oder wir haben es ja, Authentizität, wir haben es ja bei dem Film Whack the
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Dog auch, also diese Art, in der das Einzelne, der Einzelblockposter oder die einzelne Geschichte,
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die dann eben vielleicht sogar inszeniert ist, es schafft, über eine Generalisierung
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alles zu bewegen, die Meinung zu bewegen. Und das ist eben...
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Also man sieht quasi über das spezielle Beispiel sehr viel tiefer,
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aber in der Breite ist man dann so ein bisschen blind.
Florian Clauß
0:11:57–0:12:00
Genau, die Frage ist halt, wie man das dann generalisieren kann.
0:12:00–0:12:03
Und dann muss man wahrscheinlich noch quantitative Methoden anwenden,
0:12:03–0:12:05
um dann halt auch so Generalisierungsschlüsse zu machen.
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Aber in der Tendenz kann man, wenn man sich dann qualitativ bestimmte Migrantengemeinschaften
0:12:12–0:12:15
in Deutschland anguckt und dann bestimmte Beobachtungen macht,
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dann kann man vielleicht die Beobachtungen übereinander legen und hat eine gewisse Schnittmenge.
0:12:19–0:12:21
Und dann wieder daraus Rückschlüsse zu machen.
0:12:22–0:12:25
Aber natürlich kommt man nicht ohne quantitative Methodik aus.
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Rein wissenschaftlich sage ich das mal. Aber ich will jetzt nur,
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wo ich dann über Übertragung wieder zu einem Film zurückgehe,
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ist eben, dass ich meine oder dass ich behaupte, dass halt auch da Laser genau
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so eine qualitative Beobachtung macht.
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Er baut quasi so ein Labor auf, um dann halt diesen Untersuchungsgegenstand
0:12:46–0:12:51
Und Höss so zu sezisieren, aber auch in diesem ganzen Ensemble mit dem Raum,
0:12:52–0:12:59
mit den Schauspielerinnen, mit der ganzen Kameratechnik, mit der ganzen Inszenierungsart,
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um so dann wieder allgemeine Rückschlüsse machen zu können.
0:13:03–0:13:05
Und die allgemeinen Rückschlüsse, die sind halt so ungemütlich,
0:13:05–0:13:09
weil die dann wieder den Einzelnen betreffen, nämlich den Zuschauer.
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Weil eben genau in dieser diversen Haltung von dem Schauspieler zur Rolle,
0:13:16–0:13:20
Und dieses, es gibt ja keine, das hatte ich ja auch in der letzten Folge gesagt,
0:13:20–0:13:26
es gibt ja keine Wand gegen die oder keinen Raum, wo der Schauspieler hinspielt,
0:13:26–0:13:28
sondern die sind ja alle so in sich geschlossen.
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Der Raum ist so in sich geschlossen und aber auch der historische Raum ist da so präsent.
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Auschwitz als Lager. Und das heißt, diese Hermeneutik ist dann auch so,
0:13:42–0:13:47
dass man sich anfängt, irgendwie in diesem Prozess mit der Figur auseinanderzusetzen
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und teilweise auch zu identifizieren.
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Und dann wäre ja wieder der Schluss, dass wir anfällig sind dafür.
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Und das ist diese Anfälligkeit. Und das finde ich halt so stark bei den Filmen.
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Bei Glacers Filmen? Genau, dass es halt nicht irgendwie eine historische Figur ist,
0:14:04–0:14:08
sondern dass es halt Prozesse sind, wo Entscheidungen gemacht werden und dass
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es halt nicht die ganz bösen Nazis sind, sondern dass es irgendwo in dieser
0:14:12–0:14:17
Facette von Menschlichkeit,
0:14:18–0:14:21
sondern von dem Psychogramm irgendwo auch,
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Punkte gibt, wo man selber sagen kann, okay, das würde mir jetzt auch so passieren.
0:14:26–0:14:31
Und ich glaube, das finde ich halt gerade jetzt so im Hinblick auf die Wahlen
0:14:31–0:14:33
in Thüringen von dem Ergebnis,
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dass wir da halt auch irgendwie viel besser als Gesellschaft viel stärker aufpassen
0:14:39–0:14:41
müssen, wo wir uns dahin bewegen.
0:14:41–0:14:45
Das wollte ich jetzt nochmal so als Punkt setzen, weil er mich wirklich nochmal
0:14:45–0:14:50
so im Nachhinein immer wieder doch bewegt hat, was Glaser da für ein Kunstwerk
0:14:50–0:14:52
geschaffen hat, allein durch diese Produktionsart.
0:14:53–0:14:55
Das war mir nochmal wichtig zu betonen.
Micz Flor
0:14:55–0:15:00
Ja, dann natürlich auch durch den Schnitt, weil wenn du das jetzt so sagst,
0:15:00–0:15:06
dann kommen mir als Beispiel gleich diese Bilder in Kopf, wo er von seiner Familie
0:15:06–0:15:10
getrennt ist und dann da die Ingenieure des Todes, da nenne ich es jetzt mal einfach,
0:15:10–0:15:13
die ganze Zeit darüber sprechen, wie kriegen sie es jetzt hin,
0:15:13–0:15:17
da diese Menschen umzubringen, möglichst schnell und effektiv.
0:15:17–0:15:20
Und dann gibt es diese eine Szene, wo er dann nur so aus dem Fenster guckt.
0:15:22–0:15:26
Die hattest du, glaube ich, auch in der Folge erwähnt. Und das ist ja dann im Schnitt entstanden.
0:15:27–0:15:30
Der Schauspieler hat das gemacht, aber die Schauspieler haben ja vor statischen
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Kameras einfach lange gespielt.
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Und dann aus ganz viel Material und ganz vielen Einstellungen sind dann die
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Sequenzen und dann der ganze Film entstanden.
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Das heißt, irgendwann wurde entschieden, dass dieser Moment,
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wo der Schauspieler einfach nur aus dem Fenster guckt und wir wissen nicht,
0:15:45–0:15:48
was er denkt, aber das dann in den Film reinzuschneiden
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und damit einen Raum zu schaffen, wo das passiert, was du gerade angesprochen
0:15:52–0:15:54
hast, dass man selber sich damit identifiziert, weil man,
0:15:55–0:15:59
durch die Zeit fast gezwungen ist, mitzudenken, über was denkt er jetzt nach.
0:15:59–0:16:03
Und man denkt dann eher darüber nach, dass er gerade einsam ist und mit seiner
0:16:03–0:16:04
Frau und so weiter und so fort.
0:16:04–0:16:07
Und man hat nicht das Gefühl, dass er gerade darüber nachdenkt,
0:16:07–0:16:10
wie dick müssen die Metalltüren sein, dass die feuerfest sind oder so.
0:16:10–0:16:16
Also man ist eingeladen, durch den Schnitt sich zu identifizieren In dem Moment
0:16:16–0:16:20
ist es dann so, dass man, vielleicht ich spreche jetzt von mir,
0:16:20–0:16:22
andere denken vielleicht was anderes, aber in dem Moment habe ich eher eben
0:16:22–0:16:25
an die Familienthemen gedacht, über die er da gruselt.
Florian Clauß
0:16:25–0:16:30
Ja, vor allen Dingen wird er ja als Figur eingeführt, wo er ganz sorgsam sein
0:16:30–0:16:33
Kind trägt. Also diese erste Szene am See.
0:16:33–0:16:38
Also das ist ja so ein Familien... Wobei du das ja so ein bisschen nochmal abgefedert
0:16:38–0:16:39
hast und das nicht so gesehen hast.
0:16:39–0:16:42
Aber er ist ja eigentlich so ein fürsorglicher Familienvater,
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wie er da eingeführt wird in der Szene. Aber genau das ist ja dieser Prozess,
0:16:47–0:16:52
den sich da auch Christian Fiedler... Heißt er doch, oder? Ja.
0:16:53–0:16:59
Also der Schauspieler, wo er sich dann auch da auseinandersetzt mit der Figur
0:16:59–0:17:00
und du weißt jetzt nicht,
0:17:00–0:17:06
er hat ja auch eben nicht diese Identifikationslust, er will ja nicht diese
0:17:06–0:17:10
Figur darstellen, sondern ist ja ständig auch im Hadern und dieses Hadern wird
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so als Prinzip ausgestellt.
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Und allein von dieser ganzen Anordnung, wie der Film inszeniert ist,
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also um das auch nochmal so zu erwähnen, weil da komme ich jetzt gleich,
0:17:20–0:17:23
das ist meine Brücke zu dem eigentlichen Thema,
0:17:23–0:17:28
nämlich diese Inszenierung des Filmes, die mich auch da sehr nochmal bewegt
0:17:28–0:17:32
hat, weil ich das einen genialen Kniff finde, wie er das gemacht hat.
0:17:32–0:17:37
Also neben diesem Haus, das dann direkt in Auschwitz aufgebaut wurde,
0:17:37–0:17:39
an dieser Mauer auch tatsächlich, an dem historischen Ort,
0:17:39–0:17:46
hat Gläser überall so Kameras in diesem Haus installiert und ein Kamerateam,
0:17:46–0:17:50
ein polnisches Kamerateam, hat dann diese Kameras ferngesteuert.
0:17:50–0:17:56
Die ganze Aufnahme ist dadurch geprägt, dass eben die komplette Abwesenheit
0:17:56–0:17:58
von dem ganzen Filmstab, Also
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weder Kameramann oder Frau noch Regisseurinnen und Regisseur waren da,
0:18:03–0:18:05
noch irgendwelche Continuity-Managers.
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Also solche, die dann halt irgendwie so auf den Fluss und auf die ganzen Mittel
0:18:12–0:18:14
achten, die am Set vorhanden sind.
0:18:15–0:18:20
Die waren auch nicht anwesend, sondern die Schauspieler waren mit dem Haus alleine
0:18:20–0:18:23
und die wurden mehr oder weniger dann durch die Kameras eingefangen.
0:18:24–0:18:26
Sie konnten selber entscheiden, was sie spielen, was sie nicht spielen.
0:18:26–0:18:33
Im Nachhinein hat das dann Sandra Hüller als eine völlig neue Art des Drehens dann auch so,
0:18:33–0:18:40
Und da ist mir das erstmal auch wieder so bewusst geworden, dass Film immer eine Inszenierung ist.
0:18:41–0:18:45
Aber auch eine, das heißt die emotionale Inszenierung.
0:18:45–0:18:49
Wenn du das im Hintergrund hast, du siehst, also wenn du die Kamera,
0:18:49–0:18:52
wenn du einen Film guckst und dann im Hintergrund siehst du dann halt sämtliche,
0:18:53–0:18:57
also du kannst dir das vorstellen wie Kameramann, wie der Regisseur oder die
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Regisseurin da im Hintergrund dann schreit und Action.
0:19:00–0:19:06
Dann siehst du die Reaktion und dann Cut und dann Schuss, Gegenschuss und du
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siehst halt irgendwie, die Kamera steigt wieder ein und dann dieses typische
0:19:08–0:19:11
Dialog und alles ist inszeniert und,
0:19:12–0:19:14
wenn du das weißt, dann sieht man das halt immer, dann denkt man immer,
0:19:15–0:19:19
ja das haben die ganz gut hinbekommen, eine gute Kontinuität hin.
0:19:19–0:19:23
Also das kriegst du, das krieg ich auch nicht mehr raus, seitdem gucke ich halt
0:19:23–0:19:27
nur noch Filme so okay, okay und deswegen fand ich diesen Zone of auf Interest
0:19:27–0:19:32
so stark, weil man merkt es, man kann es erst mal gar nicht so richtig fassen,
0:19:32–0:19:34
warum dieser Film so eine komische Stimmung hat.
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Aber irgendwann kriegt man das dann halt so mit durch diese Art zu drehen,
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vor allen Dingen im Haus.
0:19:40–0:19:44
Ich weiß nicht, die anderen Szenen, da zum Beispiel mit dem Festakt und so weiter,
0:19:44–0:19:48
die werden natürlich herkömmlich gedreht sein, mit Kamera und so weiter.
0:19:48–0:19:54
Aber diese merkwürdige Stimmung in diesem Haus finde ich schon sehr bedenkeniswert.
0:19:54–0:19:59
Und das geht dann wieder in Richtung, was eigentlich Film alles ist.
0:20:01–0:20:05
Machen kann oder machen soll oder vielmehr, ich muss mal einen anderen Ansatz sehen.
Micz Flor
0:20:05–0:20:12
Ich bin total gespannt, was der Titel dieses eigentlichen Blogs ist.
Florian Clauß
0:20:12–0:20:15
Der eigentliche Blog ist, also ich kann den eigentlichen Blog,
0:20:15–0:20:22
den ich machen möchte, den Titel ist ganz allgemein, wie in der Filmwirtschaft
0:20:22–0:20:26
in Zukunft generative KI zum Einsatz kommt.
0:20:26–0:20:31
Das ist so die Metabetrachtung, die ich mit dir machen möchte.
0:20:31–0:20:34
Oder vielleicht auch so ein bisschen so, ich habe eine Studie dann halt gefunden,
0:20:35–0:20:38
die jetzt ganz aktuell rausgekommen ist und die würde ich jetzt gerne mal so
0:20:38–0:20:39
ein paar Sachen mit dir durchsprechen,
0:20:39–0:20:47
aber die Sache ist, ich saß am Wochenende beim Geburtstag und da war ein Bekannter,
0:20:47–0:20:52
der dann auch im Film in der Beleuchtung arbeitet und mit dem bin ich dann so
0:20:52–0:20:54
ins Gespräch gekommen und der meinte auch,
0:20:55–0:20:59
dass viele bei ihm in der Branche, in der Beleuchtung und so weiter sich da
0:20:59–0:21:03
schon große Gedanken machen, dass die irgendwann früher oder später abgelöst werden.
Micz Flor
0:21:05–0:21:10
Hattest du ja mir schon mal erzählt, so ein CG-Rendering, wo man einfach ein
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Auto filmt und dann kann man sagen, jetzt ist es Nacht und der Mond steht da
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und die Straße ist dann so.
0:21:14–0:21:20
Und du hattest mir jetzt erzählt, dass dann das komplette Bild einfach da nach, also umgebaut wurde.
0:21:20–0:21:23
Man musste gar nicht mehr nachts drehen, sondern konnte das irgendwie auf einer
0:21:23–0:21:27
Bundesstraße machen und zum Schluss waren wir dann trotzdem auf diesem Superhighway auf dem Mars.
Florian Clauß
0:21:27–0:21:30
Genau, das ist jetzt so diese Computed Photography,
0:21:30–0:21:35
das gibt es schon länger so quasi, aber natürlich mit der Entwicklung der generativen
0:21:35–0:21:40
KI und mit dem Trainieren der Modelle und so weiter, kommen dann natürlich andere
0:21:40–0:21:42
und bessere und größere Ergebnisse heraus,
0:21:43–0:21:46
dass du dann halt überhaupt nicht mehr irgendwie Beleuchtung brauchst,
0:21:46–0:21:48
sondern nur noch auf einer Promtebene bist.
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Aber da wollte ich dir jetzt dann quasi so die Studie vorstellen,
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die ich da gefunden habe.
0:21:57–0:22:03
Handelt eben von einer, also jetzt auch qualitative Befragung aus der deutschen Filmwirtschaft.
0:22:03–0:22:08
Die ist von der Hochschule Macromedia in Auftrag gegeben worden,
0:22:08–0:22:14
wo die dann quer durch die Branche fragen, wie sich das in nächster Zeit entwickelt.
0:22:15–0:22:18
Bevor ich jetzt aber die Ergebnisse sage, wollte ich nochmal so kurz mit dir
0:22:18–0:22:22
abstecken, was so die Sektoren einer Filmproduktion sind.
0:22:23–0:22:26
Also da wird immer von verschiedenen Sparten gesprochen. Diese Einsatzentsparten
0:22:26–0:22:33
werden auch unterschiedlich eingeschätzt, wie da der Einsatz von KI dann passieren könnte.
0:22:33–0:22:37
Es ist einmal die vorderste oder das, was zuerst da ist, ist die Entwicklung.
0:22:38–0:22:43
Die Entwicklung ist im Prinzip die Entwicklung von Stoff oder von Drehbuch und so weiter.
0:22:44–0:22:49
Drehbuch, Analyse, dann gibt es noch, was da dranhängt, ist die Marktanalyse
0:22:49–0:22:53
und die Zielgruppenanalyse, die man braucht, um jetzt einen Film drehen zu können.
0:22:53–0:22:56
Und von Finanzierungskonzepten.
0:22:57–0:23:01
Das heißt, die Produzenten oder Produzentinnen gehen dann los.
0:23:01–0:23:02
Und dann gibt es die Pre-Production.
0:23:03–0:23:08
Das ist die Planung und Organisation der Set und Requisiten. Da wird es halt konkret.
0:23:09–0:23:14
Man packt sich seine Sachen zusammen, man scoutet nach den Drehorten und da
0:23:14–0:23:17
ist natürlich auch das ganze Casting der Schauspielerinnen und Schauspieler. Das hängt da dran.
0:23:17–0:23:21
Und dann gibt es die Produktion. Das ist dann die Action. Das heißt,
0:23:22–0:23:26
da wird im Prinzip Kamera, Licht, Technik, dann Regie und so weiter,
0:23:27–0:23:28
dann wird vor Ort gedreht, ne?
0:23:29–0:23:35
Komposition und Auswahl der Filmmusik und dann das ganze Accounting und diese
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ganze Logistik, die dahinter hängt in der Produktion.
0:23:39–0:23:43
Und die Postproduktion, das ist dann sowas wie Synchronisation,
0:23:43–0:23:44
Dubbing, Unterdrill, Blah.
0:23:47–0:23:52
Audiobearbeitung, Visual Effects und Animation und dann natürlich der Schnitt ganz klassisch.
0:23:52–0:23:57
Und Farbkorrektur und Editing. Das ist die Postproduktion und dann kommen wir zur Distribution.
0:23:58–0:24:04
Das ist dann Filmmarketing und PR, Streaming, Filmverleih, Kinobetrieb und die
0:24:04–0:24:08
ganzen Rechte und Lizenzen, alles was dahinter hängt. und du kannst dir auch
0:24:08–0:24:10
wahrscheinlich schon denken, wo...
Micz Flor
0:24:10–0:24:12
Und dann kommt das Merchandising.
Florian Clauß
0:24:12–0:24:15
Das ist auch Merchandising, das ist auch in der Distribution drin.
Micz Flor
0:24:15–0:24:22
Okay, weil dann bei manchen Filmen dann zum ersten Mal quasi dreidimensionale Objekte entstehen.
0:24:22–0:24:26
Also bei diesen ganzen Emotionsfilmen ist das Merchandising dann wirklich das
0:24:26–0:24:31
Einzige, was wirklich stofflich da existiert. Alles andere ist komplett im Computer entstanden.
0:24:32–0:24:36
Und in Zukunft vielleicht wird es öfter mal so sein, Das war so mein...
Florian Clauß
0:24:36–0:24:41
Aber du kannst dir sicher denken, wo jetzt schon, oder es war dann immer so
0:24:41–0:24:45
ein bisschen so, in welcher Branche, welche Branche, also welcher Sektor für sich,
0:24:46–0:24:50
dann der Einsatz von KI, wie sich das so entwickeln wird, der wurde so einzeln
0:24:50–0:24:52
abgefragt nach bestimmten Kriterien.
0:24:52–0:24:58
Jetzt, also heute, plus fünf Jahre, wo sich das vor allen Dingen stark bemerkbar
0:24:58–0:25:01
macht, der Einsatz von KI, kannst du dir vielleicht schon denken?
Micz Flor
0:25:02–0:25:06
Naja, ich denke, dass in der Postproduktion einfach sehr viel mehr jetzt gerade
0:25:06–0:25:11
passiert, was das Geld spart, jetzt für Autostunts und so.
Florian Clauß
0:25:11–0:25:17
Ja, das noch gar nicht mal, das dachte ich auch erst, aber das ist noch in einem
0:25:17–0:25:22
Zeitraum von fünf bis zehn Jahren, das ist noch nicht so die nächsten fünf Jahre,
0:25:22–0:25:25
das ist nämlich so dieses ganze Marketingzeug,
0:25:25–0:25:30
also diese Zielgruppenanalyse, die Distribution,
0:25:30–0:25:32
dann dann halt die Vermarktung und sowas.
0:25:32–0:25:37
Da kommt jetzt schon halt so diese generativen KI-Dinger schon ganz gut im Einsatz.
Micz Flor
0:25:37–0:25:38
Aber wie?
Florian Clauß
0:25:39–0:25:43
Naja, also Zielgruppenanalyse, das ist ja so ein klassisches Profiling.
0:25:44–0:25:52
Und da ist dann quasi, du kannst dann halt über so eine KI dann bestimmte Trends dann so ermitteln.
0:25:52–0:25:57
Und das auf der einen Seite, das ist dann halt in der Entwicklung von Filmstoffen.
0:25:57–0:26:00
Auf der anderen Seite ist die komplette Vermarktung das ganze SEO-Zeug und so
0:26:00–0:26:04
weiter das kannst du dir auch vorstellen das ist ja auch schon im Netzbereiten,
0:26:05–0:26:09
also da hast du halt irgendwie viele, keine Ahnung, Social Media diese ganzen
0:26:09–0:26:11
Kanäle, die bespielt werden,
0:26:12–0:26:16
das ist da schon relativ stable, sag ich mal in solchen.
0:26:17–0:26:23
Produktionsabläufen ist da schon die KI drin also auch was ich da sage warum
0:26:23–0:26:27
ich sehe, ich habe ja so eingeleitet, dass ich da so überrascht war was da passiert.
0:26:27–0:26:31
Gleichzeitig kenne ich das natürlich aus meiner Branche, der digitalen,
0:26:31–0:26:36
dass es natürlich selbstverständlich ist, dass sämtliche Leute da auch,
0:26:37–0:26:39
auch dann ausgetauscht werden, irgendwann früher oder später.
0:26:39–0:26:45
Und auch die Filmwirtschaft sieht sich tatsächlich, ja, so in 10 bis 20 Jahren
0:26:45–0:26:48
ein Abbau der Stellen über die Hälfte dann entgegen.
0:26:48–0:26:52
Also es werden neue Profile aufkommen, ist ja auch klar, neue Anforderungen.
0:26:52–0:26:56
Aber dass es sich dann halt auch massiv dann eben diese ganzen Sachen zurückbauen,
0:26:57–0:27:02
ja, ist auch irgendwo nachvollziehbar, weil natürlich, wie du jetzt auch gerade
0:27:02–0:27:07
angedeutet hast, dass in diesem ganzen ins Production-Bereich, Stunts und so weiter.
0:27:07–0:27:11
Also was da für ein Man- und Woman-Bau hinter ist, um dann halt wirklich so
0:27:11–0:27:14
vor Ort dann halt so einen Stunt durchzuführen.
0:27:15–0:27:19
Irgendwann wird man das. Und wir können ja auch dann später nochmal jetzt im
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Verlauf dann uns so ein bisschen ausmalen, was könnte passieren.
0:27:23–0:27:30
Wo könnten dann überall noch so Sachen entstehen, wo dann eben solche Prozesse dann sich umgestalten.
0:27:30–0:27:34
Und klar, bei so Stunts, die dann durchgeführt werden, Wenn du dann einfach
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prompten kannst, ich will hier ein Auto, was dann halt durch ein Heli fliegt und dreimal dreht.
Micz Flor
0:27:39–0:27:40
Ich meine,
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das ist aber eine Sache, habe ich ganz vorhin gedacht, die wirklich schon so
0:27:46–0:27:50
langsam verschwunden ist, die ich aber aus früheren Filmen halt kenne.
0:27:50–0:27:54
Man wusste ja trotzdem, dass man einen Film guckt. Und bei Mission Impossible
0:27:54–0:27:58
oder so hat man sich dann notgedrungen manchmal gefragt, so krass,
0:27:58–0:27:59
wie haben die das gemacht?
0:27:59–0:28:04
Und da hat man ja keine Frage über die Geschichte gestellt oder so über die Schauspieler.
0:28:05–0:28:09
Die Produktion, das Herstellen des Films, dieser Sequenz, wie haben die das gemacht?
0:28:10–0:28:13
Und das war ja dann auch immer so ein Riesending bei James-Bond-Filmen,
0:28:13–0:28:14
was mich immer sehr gelangweilt hat.
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Aber alle haben immer über die Car-Chasing-Scenes gesprochen.
0:28:19–0:28:21
Also das Car-Chasing war immer ganz wichtig. Da muss es halt irgendwie,
0:28:21–0:28:25
und das war ja dann auch das letzte Mal bei Tarantino, wie hieß der?
0:28:25–0:28:26
Bullet, nee, wie hieß der nochmal?
0:28:26–0:28:29
Die Frauen umbringen, auf die Bremse treten. Bullet-Proof? Nee.
Florian Clauß
0:28:30–0:28:30
Irgendwas mit...
Micz Flor
0:28:30–0:28:34
Proof, Death-Proof. Auf jeden Fall, da war es ja auch so, dann so diese ewig
0:28:34–0:28:38
lange Car-Chasing-Sache, wo dann manchmal auch die Autos ein bisschen zu schnell
0:28:38–0:28:39
gefahren sind und sowas.
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Das hat sich komplett aufgelöst, die Frage, wie haben die das gemacht?
0:28:44–0:28:47
Also wenn wir jetzt irgendeine Sequenz sehen von Star Wars damals,
0:28:47–0:28:48
wie haben die das gemacht?
0:28:49–0:28:51
Ich meine, gut, da war ich noch zu klein, um das zu denken.
0:28:52–0:28:55
Aber man hat darüber gesprochen, man hat ganze Bildbände in Büchern gehabt,
0:28:55–0:28:59
so wie haben die dann diese kleinen Soldaten alle angemalt oder auf Glasplatten
0:28:59–0:29:03
gemalt. und jetzt würde man das einfach gar nicht mehr fragen.
0:29:03–0:29:05
Also diese Frage ist verschwunden.
0:29:05–0:29:10
Und kann man ja aber vielleicht auch sagen, vielleicht ja auch ganz schön,
0:29:10–0:29:13
weil man dann nicht mehr aus dem Film aussteigt, sondern im Narrativ bleibt.
0:29:13–0:29:16
Ich versuche das positiv zu reframen.
Florian Clauß
0:29:17–0:29:17
Wenn?
Micz Flor
0:29:18–0:29:20
Wenn die Geschichte noch interessant ist?
Florian Clauß
0:29:21–0:29:24
Nein, nein, nein, ich versuche den Sprung zu bekommen, den Punkt zu...
Micz Flor
0:29:24–0:29:27
Ja, man wird sich heute bei einer Autorennszene oder bei...
Florian Clauß
0:29:27–0:29:29
Nicht mehr fragen, wie haben die das gemacht.
Micz Flor
0:29:29–0:29:30
Boah, wie haben die das gemacht. Krass, wie haben die das gemacht.
0:29:31–0:29:34
Sondern man würde einfach dann sagen, okay, ich genieße jetzt mein Adrenalin
0:29:34–0:29:36
und danach geht es mit der Geschichte weiter.
Florian Clauß
0:29:36–0:29:37
Also es ist keine.
Micz Flor
0:29:37–0:29:39
Man springt nicht mehr aus der Geschichte raus.
Florian Clauß
0:29:39–0:29:42
Weil du sagen kannst, ey, das ist eh gepromptet oder was.
Micz Flor
0:29:42–0:29:47
Weil man sagen kann, ja, das ist komplett virtuell gebaut. Ich gucke mir gerade ein Spiel an.
Florian Clauß
0:29:47–0:29:51
Aber ist es dann, und dann wäre, das wäre, glaube ich, nochmal so eine offene
0:29:51–0:29:52
Frage, die wir diskutieren können.
0:29:52–0:29:57
Ist es dann tatsächlich so, dass nicht, dass dann irgendwann eine Übersättigung
0:29:57–0:29:59
ist Das ist total langweilig.
0:29:59–0:30:04
Ich denke ja, dass ganz krass sich gerade im Filmbereich, in der Rezeption,
0:30:04–0:30:06
sich diese Sehgewohnheiten immer so anpassen.
0:30:06–0:30:13
Es kommen dann neue Formate rein, dann werden diese halt irgendwie so durchgespielt
0:30:13–0:30:18
und irgendwo das, was, wenn du dir heute den 70er-Jahre-Film anschaust,
0:30:18–0:30:21
denkst du auch, oh Mann, ist der langsam erzählend.
0:30:21–0:30:25
Also diese Sehgewohnheiten, irgendwann bist du dann auch so übersättigt von denen.
0:30:25–0:30:27
Weiß ich nicht, können wir gleich nochmal irgendwie drüber sprechen.
0:30:27–0:30:29
Ich hatte noch einen Punkt zu,
0:30:29–0:30:34
also wenn man sich die ganzen Rollen in der Filmproduktion anschaut,
0:30:34–0:30:37
da gibt es ja unendlich viele Rollen, Regisseur, Produzentin,
0:30:37–0:30:41
Drehbuchautorin, Kamera, Frau, Mann, Schauspieler, bla.
0:30:42–0:30:46
Aber es gibt dann halt auch so Katarin oder Tonmeister, Meisterin,
0:30:46–0:30:50
Komponist, Stuntkoordinatorin, Castingdirektor.
0:30:50–0:30:58
Also du hast eine Bandbreite an Rollen, wo natürlich in unterschiedlichen Maßen
0:30:58–0:31:00
da irgendwie so eine generative KI dann eingreifen kann.
0:31:01–0:31:08
Dieser ganze kreative Akt, der Regie, Kamera, das ist glaube ich nochmal so
0:31:08–0:31:10
eine kleine Blase in diesem.
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Aber der ganze produktive Prozess, den kann man sich glaube ich ganz gut vorstellen,
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dass da große Teile ausgetauscht werden können.
Micz Flor
0:31:20–0:31:24
Ja, wobei ich mir gar nicht so sicher bin, was zum Beispiel Kamera angeht.
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Da muss man, glaube ich, dann, weiß nicht, wie viele Schritte man nach vorne denkt,
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weil ich habe ja mal geguckt bei Zone of Interest, der Kameramann,
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dessen Name mir jetzt entfallen ist, ich hatte es das letzte Mal aufgeschrieben,
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haben wir, glaube ich, gar nicht drüber gesprochen im Film,
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aber der hat wirklich auch interessante Kamerasachen gemacht und war jetzt dann
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beauftragt, damit ein Team zu leiten, was halt mit so CCTV-Kameras quasi auf
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hohem Niveau natürlich aber arbeitet.
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Also dieser Kameramann war dann vor einer neuen Herausforderung gestellt.
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Aber wenn du dir jetzt schon diese kurzen Snippets oder diese KI generierten,
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Fake Advertising für Skincare oder für Hamburger, das anschaut,
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da werden ja die kompletten Kameraeinstellungen auch schon gemacht.
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Also ich weiß gar nicht, da gibt es natürlich, wie du schon gesagt hast,
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auch in diesem ganz klassischen Hollywood Kino oder so, gibt es ja inzwischen
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auch einfach Dinge, die man erwartet.
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Ja, und wenn die Kamera zu lange auf einem Lächeln bleibt, dann erwartet man,
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dass jetzt noch was kommt oder das was, weißt du, dann wird es unheimlich,
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weil es nicht mehr so ist, wie man es denkt.
0:32:26–0:32:35
Also ich glaube, dass da schon ziemlich viel standardisiert ist und sowas wie so ein Kameraraum.
Florian Clauß
0:32:35–0:32:37
Also das, was dann halt dieses Hollywood-Regelwerk.
Micz Flor
0:32:38–0:32:41
Wenn man den Text hat, der vielleicht auch KI generiert, das Make me a dialogue
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with like Godfather 2 und dann legst du ihn hin und dann sagst du als nächstes,
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okay, make me a storyboard with this dialogue,
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dann wird das, glaube ich, einfach auch schon jetzt gar nicht so schlecht sein.
Florian Clauß
0:32:55–0:32:58
Nee, das glaube ich auch. Also das denke ich auch.
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Und was ich dann auch nochmal so als so eine Perspektive sehe oder was wir auch
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nochmal gleich darüber sprechen können, ist, was sich das in diesem ganzen Independent-Filmbereich
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niederschlägt. Weil da sind, glaube ich, ganz viele Chancen drin.
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Und das, was man dann halt immer so im Independent-Film nicht machen konnte aus Budgetgründen,
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kann jetzt wahrscheinlich dann irgendwie, wenn du so ein vortrainiertes Modell
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dann hast, kannst du das dann halt übernehmen, kannst dann halt deinen Film
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mit extremen Effekten dann halt auch umsetzen.
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Da sind ja auch Potenziale drin, das ist eine Demokratisierung.
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Ja, so wie in den 80ern dann halt der Videomarkt da auch ganz viel demokratisiert hat im Filmbereich.
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Und dann auch wieder so, da sind wir wieder bei Dogma, hast ja auch gesagt in
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dem Zusammenhang, dass wir irgendwie, das erinnert dich an Dogma,
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an die Regeln bei The Zone of Interest, dass man dann halt wieder so in so einen Dogma-Bereich kommt.
0:33:50–0:33:56
Und dann ist aber die Frage, wo grenzt sich das ab? Ja, was kannst du denn für Formen von...
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Film, Filmerleben geben, die dann eben nicht mehr in diesem ganz traditionellen.
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Rezeptionsmuster aufgehoben sind, sondern sich dann völlig neu,
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also so wie jetzt meinetwegen bei der Entwicklung des Fahrrads,
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du hattest erstmal diese riesengroßen Fahrräder, die dann halt irgendwie ein
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Rad bis zu fünf Rädern und so weiter und du siehst jetzt auf YouTube diese lustigen Videos,
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wie die alle damit rumgefahren sind und hingefallen und man hat sich dann eine
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Form so rauskristallisiert, die ist dann halt geworden und ich glaube,
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sie sind jetzt an so einer Schwelle oder, wenn will man das ja auch,
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das war ja ein reines Jahrmarktvergnügen.
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Also wie man dann halt Lumiere dann halt auf den Jahrmarkt und dann sind die
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Leute rausgerannt, angeblich, weil der Zug auf sie zugefahren ist.
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Und jetzt kriegt man wahrscheinlich auch so Formen von Spektakel und dann kommen
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halt wieder irgendwelche Corporates, die dann halt denken, ja,
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so muss es sein und pumpen da Geld rein und du kriegst dann halt irgendwie so
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ein Eventkino, was dann vielleicht aber auch nur so 10 Jahre irgendwo auf irgendeinem,
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Vergnügungspark dann abhängt und es dann halt nicht in den Standard schafft.
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Also ich Und ich glaube, wir kriegen jetzt so die nächsten, würde ich mal behaupten,
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die nächste Zeit eine Reihe von ziemlich experimentellen Zwischenzuständen präsentiert.
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Das wäre so eine These, was ich mir überlegt habe.
Micz Flor
0:35:11–0:35:15
Ja, also ich hätte noch so ein anderes Bild, kurze Anekdote dazu,
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die ich glaube ich auch schon mal in irgendeiner Show erzählt habe von uns.
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Wo ich also war noch in der schule in
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80er jahren und einer der war eine klasse über mir dazu
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ganz viel mit kassetten gehandelt von
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spectrum und c64 mit piraten software
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und die haben die irgendwie dran gekriegt und er musste als programmierer irgendwie
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war so relativ knietief in diesem ganzen ding drin so game entwicklung und sowas
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und der war dann auch in unserem pc lab an der schule ich weiß noch der saß
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dann da und ich saß neben ihnen ich fand den ein bisschen nervig aber Aber irgendwie
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war ich schon auch so startstruck.
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Also der war halt einfach schon ein Toller. Und der hat dann so einen leichten
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Sprachfehler, den ich jetzt nicht nachmachen werde.
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Aber der hatte dann so reingetippt, einfach in den C64 hat geschickt,
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make me a game of Space Invaders.
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Command, make, nicht gefaunt oder irgend sowas.
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Und dann sagt er, könnt ihr Space Invaders nicht? Und da sind wir jetzt ja schon.
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Das ist genau das, was er da gemacht hat. Das könnte man jetzt in Chat-GPT und
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dann make me a game of Space Invaders.
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Und dann kriegst du das. Und wenn ich das jetzt weiterdenke,
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dann ist ja die Frage gar nicht mehr, wo sollen die Leute da Geld reinpumpen?
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Sondern ist es dann nicht viel sinnvoller, um Andy Warhol zu paraphrasieren,
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nicht mehr Fame for 15 Minutes, sondern Fame for 15 People.
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Weißt du, macht man dann ganz viele kleine Filme oder kriegt jeder den gleichen
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Film mit einer anderen Musik.
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Da wäre es dann nicht mehr so, dass sich das Budget vervielfältigt,
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damit man das durchpumpen muss.
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Sondern man würde mit einer Gießkanne einfach alles nass machen,
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indem man den gleichen Film sofort in alle möglichen Subkulturen irgendwie reinstreuen
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kann. Und vielleicht auch...
Florian Clauß
0:36:55–0:37:01
Das gibt es ja schon heute bei Pixar-Produktionen, dass du halt bestimmte Presets
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hast, so Assets, die aufgrund des Marktes dann angepasst werden können.
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Wenn du jetzt irgendwie so, keine Ahnung, meistens ethnisch,
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wenn du dann einen Pixar-Film im arabischen Raum,
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dass dann eben die Frauen da in dem Film dann Kopftücher tragen oder im Chinesischen und so weiter.
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Das ist jetzt schon so mit eingepreist quasi, dass du halt dann nicht mehr nur
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diesen einen Charakter hast, sondern du hast dann quasi so ein Profil von dem Charakter,
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der sich dann in unterschiedlichen Märkten unterschiedlich ausprägt.
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Visuell, vielleicht auch von der Art her. Man gibt dann halt so eine gewisse
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Spielbreite mit. Das ist die eine Sache.
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Die andere Sache ist ja noch, dass dieses Individualisieren,
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man kann sich das ja so vorstellen,
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dass du dann ja irgendwann, also die eine These ist halt noch von dieser Studie
0:37:56–0:37:58
oder einer Beobachtung,
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dass man davon ausgeht, dass quasi erst so ab 2040 die ganze generative KI so weit ist,
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dass man eben virtuelle Schauspieler akzeptiert.
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Also ich meine, klar, man denkt jetzt schon, in der Modeindustrie sind jetzt
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schon halt irgendwelche Models komplett KI.
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Vielleicht kann es auch früher eintreten, aber ich denke, bis dann halt so der
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Reifegrad da ist, kann das durchaus nochmal so 15 bis 20 Jahre dauern.
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Kann ich mir auch vorstellen.
Micz Flor
0:38:25–0:38:27
Aber dann müsste man jetzt sagen, was das für...
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Wenn ich jetzt zum Beispiel Vajana Teil 2, wo die Vajana-Puppe virtuell,
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ich weiß nicht, ob es Disney ist oder Pixar, irgendein Film.
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Ich bin Vajana, ist ihr Coming-of-Age-Song.
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Und ob das jetzt mit der KI animiert ist oder nicht, das werde ich jetzt in
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drei Jahren schon nicht mehr wissen oder ganze Sequenzen.
Florian Clauß
0:38:56–0:38:59
Ja, klar, weil es geht ja jetzt wirklich um reale Schauspieler.
Micz Flor
0:38:59–0:39:02
Genau, und das ist dann wiederum der wichtige Punkt. Was muss ich dann,
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also hast du jetzt, man hat jetzt ja dieses Gefühl manchmal,
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ich bin da nicht so drin, aber in so einer K-Pop-Szene, und ich bin mir sicher,
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das haben vielleicht früher ältere Menschen über Punk-Bands gedacht,
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die sehen doch alle gleich,
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wo man dann schon das Gefühl hat, dass da eine Künstlichkeit hergestellt wird
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in einem Charakter, der ist ja künstlich, aber der wird dann noch performant,
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also da wird ein Mensch, der den noch spielt.
Florian Clauß
0:39:25–0:39:28
Ja, und der kriegt halt aber auch bestimmte Eigenschaften stark zugeschrieben.
Micz Flor
0:39:28–0:39:29
Genau, und die werden dann auch promoten.
Florian Clauß
0:39:30–0:39:31
Diese Stereotypen funktionieren gerade im K-Pop ja ganz stark.
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Das ist halt irgendwie Identifikation, der hat blaue Haare, ein bisschen out.
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Der andere ist halt irgendwie so derjenige, der halt irgendwie auf dem Schulhof
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der Star ist. Du hast ja diese Charaktere.
Micz Flor
0:39:41–0:39:47
Die Frage, die ich dann halt nicht beantworten kann, ist, wird man da einfach mitmachen 2040?
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Gut, man hat jetzt vielleicht schon Manga-Bücher, wo man dann auch die Haarstile
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sich annimmt, weil man sich so mit dem Comic-Charakter identifiziert.
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Man identifiziert sich mit dem Musiker auf der Bühne.
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Man identifiziert sich vielleicht auch mit dem Schauspieler beziehungsweise
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der Rolle, die er da spielt und dem Jacket, was er da anhat oder so.
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Und die Frage ist ja eigentlich, wird man,
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nicht animierte Charaktere annehmen, das tut man ja schon, sondern wird man
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Menschen, die synthetische Bilder, die aussehen wie echte Menschen. Das ist die Frage, oder?
Florian Clauß
0:40:20–0:40:25
Ja, genau. Und das ist halt genau diese Sache, von wo ich hingekommen bin,
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nämlich, ich habe immer noch so Cut und die ganzen Kamerafrauen,
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Männer im Hintergrund, wo ich dann eigentlich, eigentlich ist es jetzt schon austauschbar.
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Ich meine, das ist halt so dieses, was ich meinte, dass Film nur Simulation und Inszenierung ist.
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Es ist ja Trick, Also eigentlich kannst du diese Emotionen, das ist so eine
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standardisierte Sache, die kannst du jetzt schon austauschen.
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Also du würdest emotional so ein bisschen wie diese Spiegelneuronen,
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da liegt halt irgendwie die dritte Hand und die ist nicht mal,
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die ist nicht mit mir verbunden, aber trotzdem verspüre ich Schmerzen,
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wenn dann irgendwie der Arzt dann halt in diese künstliche Hand...
Micz Flor
0:40:59–0:40:59
Ein Hammer drauf haut.
Florian Clauß
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Ja, genau. Und das funktioniert ja so. Das ist ja nur ein Trick.
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Das ist ja alles nur Psychologie. Weißt du?
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Das geht ja im Kopf da. Ist ja nichts. Das ist die Psyche.
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Aber verstehst du, es ist eigentlich dieser Schritt. Aber da kommt wieder das
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Muster der Sehgewohnheit rein, wenn es inflationär ist.
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Vielleicht musst du einfach auch wissen, dass der Schauspieler,
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keine Ahnung, drei Millionen Tagespauschale bekommt.
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Und dann hat er eine Masse. Dann ist er nicht nur so ein Prompt-Output,
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sondern er hat einfach eine Masse.
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Während so ein Prompt-Output natürlich auch eine Masse haben kann,
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wenn das Modell halt irgendwie mit drei Atomkraftwerken trainiert wurde und
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mit dem Energieverbrauch.
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Weißt du nicht, ne? Also das wäre auch eine Frage von, wenn sich dann halt irgendwie,
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ich springe gerade im Thema, aber wie differenziert sich jetzt quasi die Filmindustrie?
0:41:50–0:41:54
Und ich kann mir vorstellen, dass es jetzt schon, es gibt schon jetzt einige
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Unternehmenszweige, die dann halt so Modelle entwickeln. Und dann hast du halt
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das Disney-Modell und mit dem arbeitest du weiter.
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Dann sind es wieder lizenzrechtliche Fahrten. Da tut sich ganz viel auf.
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Aber vielleicht lass mich nur mal ganz kurz die Thesen aus der Studie runterrattern,
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die ich jetzt hier nochmal notiert habe.
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Also noch eine ganz wichtige Sache, aber das hatten wir ja schon gesagt,
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also in den nächsten fünf Jahren wird es sich vor allen Dingen auch in der Synchronisation,
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im Dubbing und Untertiteln.
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Also das kann man sich vorstellen, dass du halt natürlich in der Lokalisierung
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von Filmen da unglaubliche Möglichkeiten hast, dass die Lippenbewegungen dann
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halt synchron sind zu einer Übersetzung und so weiter. Alter,
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das kann man sich gut vorstellen.
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Und das wird auch die, das wird einfach, ich meine, das Ding ist halt immer
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Kosten senken, Kosten senken in der Produktion.
Micz Flor
0:42:45–0:42:49
Ja, ich denke auch die Stimmen, die dann für die deutschen Übersetzungen mit
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angepassten Lippenbewegungen benutzt werden, die könnten auch komplett eben KI generiert sein.
Florian Clauß
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Die könnten KI generiert sein, die Übersetzung ist KI generiert,
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du brauchst eigentlich da, also die Übersetzung ist eines der ersten Sachen,
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die halt wirklich komplett jetzt schon mit KI gemacht wird.
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Genau, also Marktforschung, Zielgruppenanalysen werden in den nächsten Jahren
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vollständig von KI übernommen.
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Übernommene Algorithmen können dann Zuschauerpräferenzen präziser vorhersagen
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und Marketingstrategien optimieren. Das hatten wir auch schon erwähnt.
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Und jetzt ab 2038 wird erwartet, dass durch die KI die Hälfte der bisherigen
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Arbeitsplätze in der Filmbranche wegfallen.
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Okay, in 15 Jahren wird die Mehrheit der Rollen von virtuellen Schauspielern besetzt.
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Ja, fotorealistische Darsteller werden immer realistischer und billiger als
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menschliche Schauspieler.
Micz Flor
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Ja, und reale Schauspieler, ich meine, es gab jetzt ja schon den Scorsese, war das, oder?
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The Irishman, wo dann Robert De Niro auch 30 Jahre jünger aussehen sollte.
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Dann haben sie ihn irgendwie die Haut glatt gerendert.
Florian Clauß
0:43:54–0:43:58
Ja, genau, das war doch auch hier bei Indiana Jones mit Harrison Ford,
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wo der dann halt irgendwie nur die Bewegung des alten Mannes hat.
Micz Flor
0:44:02–0:44:03
Ja, das ist ein unheimlicher.
Florian Clauß
0:44:04–0:44:06
Aber auch das wirst du weg, weg bügeln können.
Micz Flor
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Bei Robert De Niro auch, der ging so rückwärts, was sie so an dem Grad die Bandscheibe
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wieder rausmutscht, so nach hinten geneigt.
Florian Clauß
0:44:15–0:44:19
Und hier, das war der Punkt, KI-basierte Filmproduktionen werden frühestens
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ab 2040 von den Zuschauern bevorzugt. Bis dahin müssen technische,
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ethische, rechtliche Fragen geklärt werden.
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Und das ist, glaube ich, nochmal dieser ganze, also du brauchst halt wirklich so ein Commitment,
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wie geht KI mit Ethik um, also Gewaltfilme, Pornografie und so weiter,
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muss irgendwie reguliert sein.
Micz Flor
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Aber das brauchst du ja nicht ändern, das können ja Menschen machen oder KI kann das auch.
Florian Clauß
0:44:46–0:44:48
Ja, ich meine nur, aber da muss halt ein Commitment sein. Ich glaube,
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diese Prozesse, bis die dann halt wirklich zu dieser rechtlichen Verbindlichkeit
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kommen, das muss erstmal hergestellt werden.
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Technisch wirst du sehr viel früher das machen können, aber bis sich das in
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so einem Produktionsapparat dann halt wirklich so ausdrücken kann,
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das muss abgesichert sein.
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Da muss diese ganze rechtliche Debatte dann halt durchgelaufen sein.
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Das ist, glaube ich, nochmal ein entscheidender Punkt.
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Genau, also das wären so die Hauptpunkte aus dieser Studie.
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Ich glaube, die anderen hatten wir alle mehr oder weniger genannt.
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Ja, also ich glaube, die Entwicklung, dass man in fünf bis zehn Jahren die Kintools
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schon so mehr oder weniger in einigen Produktionen zum Einsatz hat,
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in 15 Jahren die fotorealistischen Animationen drin hat und dann in 20 Jahren
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dann die Mehrheit der Rollen durch eben so generierte Modelle ersetzt werden.
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Und jetzt wäre auch mein Schwenk jetzt dahin, dass wir gucken,
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was passiert denn im Independent-Bereich.
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Also einmal diese Demokratisierung von Filmmitteln ist die eine Sache.
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Dann, also ich meine, wenn du dir vorstellst, du bist jetzt noch,
0:45:55–0:45:58
du bist jetzt quasi ein junger, angehender Filmschaffender.
Micz Flor
0:45:59–0:45:59
Okay.
Florian Clauß
0:46:00–0:46:03
Und du hättest dann halt diese Perspektive von irgendwie, ja,
0:46:03–0:46:06
wir können jetzt in dem Bereich hier, was würdest du machen?
0:46:06–0:46:08
Also, klar, die Stoffentwicklung ist eine Sache.
0:46:09–0:46:14
Die andere Sache ist halt, okay, ich mache so Kurzfilme und gucke jetzt mal so,
0:46:15–0:46:18
wenn ich jetzt halt irgendwie so Charaktere jetzt noch nicht ganz sauber prompte
0:46:18–0:46:26
und dann irgendwie versuche, die dann halt in einen Kontinuitätsstrom zu fassen,
0:46:26–0:46:28
dass dann halt auch ein durchgehender Charakter entsteht.
0:46:28–0:46:32
Also man hätte schon spielerische Möglichkeiten. Da könntest du dann halt irgendwie
0:46:32–0:46:36
sagen, ich will jetzt irgendwie so eine Wüste und da ist eine Straße drauf und
0:46:36–0:46:38
dann ist hinten irgendwie was Dunkles.
0:46:40–0:46:42
Ich glaube, die Kreativität ist da schon sehr...
Micz Flor
0:46:42–0:46:45
Ich habe gerade so eine Idee, vielleicht können wir das ja dann machen.
0:46:45–0:46:48
Wir setzen jetzt einfach mal hier einen Pflock rein und können das dann irgendwie
0:46:48–0:46:49
vielleicht mal bald irgendwo pitchen.
0:46:49–0:46:51
Kannst du dich noch erinnern? Ich habe vergessen, wie das hieß.
0:46:51–0:46:56
Wir waren in London und wir haben dieses Festival doch kuratiert.
Florian Clauß
0:46:56–0:46:59
Ja, stimmt. Dieses Flash Festival.
Micz Flor
0:46:59–0:47:03
Filmfestival das war nicht unser titel der waffen und da war der große wunsch
0:47:03–0:47:06
eben von den leuten von wiesn aber lux.
Florian Clauß
0:47:06–0:47:09
Lux von dem lux film und.
Micz Flor
0:47:09–0:47:12
Das ist da war das format flash
0:47:12–0:47:15
als filmformat im netz gerade relativ neu
0:47:15–0:47:20
und dann hatten wir einreichung und hat ein kleines kuratorium und hatten dann
0:47:20–0:47:23
bestimmte filme ausgewählt und dann gab es auch einen preis und so was wurden
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dazu kurzfilme gezeigt die aber teilweise wir hatten es relativ breit gehalten
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das Das waren teilweise eher so visuelle Sound-Experimente oder so und teilweise
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aber wirklich auch narrative Filme.
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Schon reingegangen sind und wenn ich jetzt
0:47:40–0:47:43
das nehme und sage wie
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sieht so eine mögliche zukunft aus und ich möchte das
0:47:46–0:47:49
jetzt mit der gegenwart von diesen scheinbar war
0:47:49–0:47:53
nie da aber scheinbar sehr lustigen wikipedia festivals wo
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dann die leute ein wort kriegen auf wikipedia und
0:47:56–0:47:59
dann zweites wort genannt wird und wir müssen so schnell wie
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möglich nur über wikipedia links zu diesem anderen wort kommen
0:48:02–0:48:05
heißt also bis zum beispiel jetzt bei flamenco und
0:48:05–0:48:08
du sollst als nächstes gewerbefläche finden wie
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kommst du von flamenco zu gewerbefläche darfst nur
0:48:11–0:48:14
vorwärts klicken oder zurück aber du darfst nicht was neues eingeben darf
0:48:14–0:48:18
es auch nicht suchen und da hätte ich jetzt in so ein filmfestival format
0:48:18–0:48:21
weißt du für diese ki film so kurzfilme wo jeder
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kriegt 80 buchstaben und muss ein prompt
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machen haut den prompt rein und
0:48:27–0:48:30
dann wird halt geguckt welches dieser 20 sekunden filme
0:48:30–0:48:32
dann irgendwie gewinnt ja so in der art also ich kann
0:48:32–0:48:36
mir schon formate vorstellen die auch so über partizipation und event mäßig
0:48:36–0:48:40
dann auch spannend sind ja wo das dann entsteht was aber gleichzeitig eben natürlich
0:48:40–0:48:47
zeigt dass man sich fast überlegen muss ist dann der kreative geniale gedanke
0:48:47–0:48:50
wirklich ein prompt von 17 buchstaben.
Florian Clauß
0:48:50–0:48:51
Ja klar und.
Micz Flor
0:48:51–0:48:56
Das gab es natürlich immer auch diesen wettbewerb 1 kb javascript was kann man
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mit einem kilo bei javascript alles machen oder nicht und das war so eine sache
0:49:01–0:49:05
wo ich dachte okay kreativität dann wirklich verlagern auf dem,
0:49:06–0:49:13
Und eine Analogie dazu ist dann für mich schon fast, wenn man in einen anderen Bereich guckt, Sport.
0:49:13–0:49:16
Ich habe das so ein bisschen mitbekommen in den letzten 15 Jahren,
0:49:16–0:49:20
aber ich bin da kein Experte. Aber es war halt so dieses E-Sports.
0:49:20–0:49:23
Das war dann ein Riesenmarkt, so PC-Gaming, E-Sports.
0:49:24–0:49:33
Und dann haben aber alle festen Fußballverein-Leute gesagt, ach Quatsch,
0:49:33–0:49:35
E-Sports, das hat nichts mit uns zu tun.
0:49:35–0:49:40
Aber inzwischen hat jeder, jeder Bundesliga-Verein auch eine Sparte E-Sport.
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Wo halt Leute E-Sports machen.
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Das heißt, und diese Leute sind auch Helden.
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Genauso Leute, die dann halt die coolsten Prompts für so einen 20-Sekunden-Jingle
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irgendwie raushauen können, sind gleichzeitig dann im Übertragen auch die Leute,
0:49:52–0:49:55
die halt Maus, Joystick, Keyboard oder so nutzen können,
0:49:55–0:49:59
dass es total geil auf dem Bildschirm aussieht. Aber die sind dann die Helden.
0:49:59–0:50:04
Und die Identifikation passiert dann nicht direkt mit den Sportlern,
0:50:04–0:50:07
die dargestellt werden. nur Sportlerin, sondern mit den Leuten,
0:50:07–0:50:11
die es schaffen, diese Computerbilder so sich bewegen zu lassen.
Florian Clauß
0:50:11–0:50:12
So einzusetzen.
Micz Flor
0:50:13–0:50:17
Und das finde ich dann vielleicht nochmal einen ganz interessanten Sprung,
0:50:17–0:50:22
dass man natürlich sich fragt, werde ich mich mit den Darstellern und Darstellerinnen,
0:50:22–0:50:26
die komplett synthetisch hergestellt wurden, identifizieren können und sagen
0:50:26–0:50:27
können, so will ich auch sein?
0:50:28–0:50:34
Oder und das wäre meine vermutung entstehen dann wie im sports bereich auf einmal
0:50:34–0:50:38
neue leute mit dem man sich identifiziert ja oder irgendwelche keine ahnung
0:50:38–0:50:42
produzenten von techno ja oder wo du dann halt das gefühl dass er spielt doch
0:50:42–0:50:44
gar kein instrument aber trotzdem wird es ein held,
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dj wo ich dachte sie legen ja nur auf aber trotzdem sind es helden ja das heißt
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da kommt dann immer was obendrauf und es wird denke ich schon so bleiben dass
0:50:53–0:50:57
die menschen sich mit anderen Menschen identifizieren und dann sind es vielleicht
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nicht mehr die Schauspieler,
0:50:59–0:51:02
sondern dann sind es vielleicht irgendwie die Leute,
0:51:02–0:51:04
die wir noch nicht kennen, Rollen, die wir noch nicht kennen,
0:51:04–0:51:06
die aber da irgendwie damit zu tun haben.
Florian Clauß
0:51:06–0:51:10
Verstehe. Also ich glaube, dass auf der einen Seite, was du beschreibst,
0:51:10–0:51:14
ist dann auch immer in so einem Medienbruch, wenn sich dann so ein Medium neu
0:51:14–0:51:19
initiiert, dann halt diese spielerische Rolle auszuloten, zu gucken, was ist möglich,
0:51:19–0:51:22
was du mit dem Prompting macht.
0:51:22–0:51:25
Diese Prompt-Wettbewerbe gibt es ja auch. Ich war beim letzten Chaos Communication
0:51:25–0:51:30
Congress, war das ja auch genau so irgendwie so ein Prompt-Wettbewerb,
0:51:30–0:51:34
wo dann halt irgendwie so ein Bild dann dargestellt war und dann sollte das
0:51:34–0:51:35
halt mit einem Prompt zum Beispiel dann nachbauen.
0:51:35–0:51:39
Also diese ganzen Events gibt es dann auch. Oder es war halt irgendwie so...
Micz Flor
0:51:39–0:51:42
Ich bin ja nicht mehr auf Twitter, weil es Twitter leider nicht mehr gibt,
0:51:42–0:51:45
aber ich habe die ganze Zeit einen Tweet im Kopf, den ich nicht absetzen kann.
0:51:45–0:51:46
Kann ich ihn hier verbal absetzen?
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Der heißt einfach nur Hier sind 20 JGBT-Prompte, die ich mir wünschte, wenn ich 20 war.
Florian Clauß
0:51:58–0:52:02
Sehr schön. Dann aber auch, glaube ich, auch dieses Klassische.
0:52:03–0:52:09
Da muss man sich ja anschauen, wie wird sich dann überhaupt Kino so als Institution verändern.
0:52:10–0:52:15
Ich meine, wir hatten jetzt in den 2000ern den Aufbau von all diesen Multiplex-Kinos.
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Die Multiplex-Kinos, die in den 2000ern entstanden sind, wo halt auch das ganze
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Investorengeld hingeflossen ist. Das ist das Ding. Jetzt haben wir halt.
Micz Flor
0:52:24–0:52:29
Das komplette Sony Center hätte man dann irgendwann in seiner Hochphase einfach
0:52:29–0:52:34
ein Klarlack übermalen und behalten, weil es war so ein Museum für alles, was damals groß war.
0:52:34–0:52:38
Es war, bevor das Handy gab, die besten Sony Fotoapparate, Videokameras,
0:52:38–0:52:43
Geräte, also Audiogeräte, das riesen Cineplex Kino, das ganze Center.
0:52:43–0:52:48
Also dieses große Kathedralen ähnliche Sony Center ist jetzt natürlich,
0:52:48–0:52:52
da blasen jetzt halt diese Tumbleweeds an.
Florian Clauß
0:52:52–0:53:00
Ja, genau. Und jetzt sind es halt irgendwie so leerstehende Flächen in der Innenstadt.
0:53:01–0:53:06
Und dann hattest du auf der anderen Seite die technischen Home-Kinosachen mit
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Erneuerungen im Fernsehapparat.
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Also das sind immer mehr dann halt zu Hause.
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Und dann halt die Streamingdienste und so weiter.
0:53:15–0:53:18
Jetzt ist gerade auch wieder die Krise der Streamingdienste,
0:53:18–0:53:21
weil halt irgendwie andere Formate da so reinkommen.
Micz Flor
0:53:21–0:53:23
Ja, aber ich glaube, es wird dann auch so neue Sachen geben.
0:53:23–0:53:26
Ich musste jetzt ganz spontan dran denken. Ich habe den Namen jetzt gerade vergessen,
0:53:26–0:53:27
aber der Typ, der diese CDs,
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Für die Geburtstagsgrüße für alle möglichen Leute, wo dann die CD so reingelegt wurde.
0:53:33–0:53:38
Und dann, hello, na, liebe Susanne. Ich gratuliere dir ganz schön,
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weil der Name so reingeschnitten wurde.
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Aber der hat halt so ein Lied gesungen dann. Und dann wurde halt dieser Name
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dann von irgendwelchen Sprechern so dazwischen geklebt.
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Aber sowas kann man, man kann halt Star Wars machen. Zum Geburtstag kriegst
0:53:49–0:53:55
du eine Star Wars Version, wo, keine Ahnung, deine Kinder irgendwie die Stars sind.
Florian Clauß
0:53:56–0:54:00
Ja, genau, da wollte ich nämlich hier raus. Also das, was wir jetzt schon teilweise
0:54:00–0:54:04
bei den Pixar-Filmen haben, dass du halt so Charaktere profilen kannst,
0:54:04–0:54:07
dass du irgendwann in deinen Seherlebnissen dann auch so schaffst,
0:54:07–0:54:10
dass du dich selber dann quasi als derjenige Held da reinrendern kannst,
0:54:11–0:54:13
ja. Und dann ist ja immer die Frage, wie funktioniert das?
0:54:13–0:54:17
Dann muss jetzt doch jeder eine Brille aufhaben, ne, dass du halt immer nur
0:54:17–0:54:21
so diese, quasi die Eckdaten gesendet bekommst und dann wird das für dich dann
0:54:21–0:54:25
nochmal so in deinem Screen so gerendert, dass du dich selber siehst.
0:54:25–0:54:26
Jeder sieht sich selber.
0:54:26–0:54:30
Also solche Sachen, das sind neue Kino- Formate.
0:54:30–0:54:34
Oder man muss dann ins Kino gehen, weil die halt klimatisiert sind,
0:54:34–0:54:36
weil es klimatisierte Räume geben muss.
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Also auch das ist auch irgendwie in der Stadtlandschaft dann halt irgendwann
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so, oh komm, lass uns ins Kino gehen. Es wird heute wieder 40 Grad.
Micz Flor
0:54:43–0:54:45
Es ist billiger als die Cola.
Florian Clauß
0:54:45–0:54:50
Und ich habe es zu Hause, kann ich es nicht haben. Da wird auch Kino normalerweise
0:54:50–0:54:50
nicht so eine Funktion haben.
Micz Flor
0:54:50–0:54:54
Es werden wieder so Sex-Kino-Spelunken in den 70er Jahren.
Florian Clauß
0:54:54–0:54:59
Ja, mit so einer abgewichsten Cyberbrille, da bist du wieder im Cyberpunk unterwegs.
0:54:59–0:55:05
Also ich glaube, da tun sich schon so andere Märkte und Formen auf,
0:55:05–0:55:07
die wir uns jetzt noch nicht so richtig vorstellen können.
0:55:07–0:55:10
Ja, was ich meinte, dann gibt es halt diese komischen Räder,
0:55:10–0:55:14
die dann halt irgendwie ein riesen vorderes Rad haben, ein kleines hinteres
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und dann stirbt es halt aus, weil jeder, der da drauf sitzt, sich ein Bein bricht.
0:55:18–0:55:21
Weil es halt dann nicht so effektiv ist.
Micz Flor
0:55:22–0:55:27
Wir haben ja mit dem Serienformat, also das Serienformat, was ja dann irgendwie
0:55:27–0:55:29
auch nochmal, denke ich, schon...
0:55:30–0:55:34
Zwar lange in the making war, aber mit dem Lockdown und Corona noch mal mehr
0:55:34–0:55:39
an Medienzeit ausgemacht hat, haben wir das ja schon mitbekommen,
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wie sich da Sachen abgelöst haben.
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Wie Kino, der große epische Kinofilm, die Herr-der-Ringe-Trilogie,
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3x3 Stunden oder so, dass die dann abgelöst wurde eben von Serien und dass das
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die großen Erlebnisse waren, was früher für Fernsehen gemacht wurde,
0:55:56–0:56:01
aber beim Laptop war es dann wurscht in gewisser Weise. Und ich fand es auch total irre bei Dune 2.
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Hast du den gesehen? Ja. Den habe ich, ich habe ihn im Kino sogar gesehen und
0:56:05–0:56:10
das war total krass, weil da wirklich Bildeinstellungen drin waren mit diesen
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wabernden Hitzefarben und sowas.
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Wo das Ganze aber so riesig war, dass man fast schon das Gefühl hat,
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es wurde für Laptop gemacht.
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Das Bild war einfach für Fernsehen. Aber im Kino war es dann echt irre und ich
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dachte, wow, es hat super funktioniert. aber es war wieder noch mal andere magnitude.
Florian Clauß
0:56:29–0:56:32
Ja das war ist halt irgendwie dieses was irgendwie noch
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vor zehn jahren mit so einem stempel hd ready also mit 1080 pixel jetzt ist
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es halt irgendwie so mindestens 4000 pixel das heißt die kundeproduktion werden
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halt immer schärfer des 3d kino ist ja auch komplett ausgestorben das ist ja auch so ein zweig das.
Micz Flor
0:56:51–0:56:53
Ist ja immer wieder ausgestorben.
Florian Clauß
0:56:53–0:56:55
Ist aber jetzt wirklich jetzt ärgern sich die leute dass
0:56:55–0:56:58
sie teilweise und es ist halt so teuer gewesen das willst du
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auch wahrscheinlich mit so einem modell anders jetzt machen
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können ja aber das war einfach viel viel zu teuer und viel zu wenig verbreitet
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hat zu viel zu wenig mehrwert geliefert also die es wird zu blüten treiben und
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ich habe ich wollte dir eigentlich noch aber das können wir uns glaube ich sparen
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ich habe das auch schon mal berichtet ich wollte dir eigentlich noch ein ausschnitt
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aus diamond age vorlesen von new stephen das Ah.
Micz Flor
0:57:20–0:57:22
Okay, das hattest du, glaube ich, auch schon mal.
Florian Clauß
0:57:22–0:57:27
Ich hatte gesagt, genau, da hatte ich dann irgendwie so nochmal nachgeschaut,
0:57:27–0:57:32
diese Schauspielergarde, die in diesem Buch auftaucht.
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Das heißt, das sind Raktive, die
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Raktive, die im Prinzip auch so eine Technologie entwickelt haben, dass,
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gebucht werden können die sitzen dann so wir haben so mehr oder weniger diese
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ganzen motion capture point dann halt so schon als,
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auf der auf der haut irgendwie mit implementiert oder als nanotechnologie unter
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der haut ja und die sitzen dann in einer box und die kannst du dann halt buchen wie die,
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prekären beschäftigungsverhältnisse von so essenslieferanten die werden sitzen,
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cyberpunk atmosphäre die zweite kamera am set ja also also okay und dann kriegen
0:58:07–0:58:11
die halt einen satz reingeschmissen müssen den halt sprechen und weil die halt
0:58:11–0:58:14
diese ganzen Motion-Dinger, also die können auch dann sich bewegen und so weiter
0:58:14–0:58:16
in ihrer Box, ja, das wird dann halt,
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abgenommen und dementsprechend auf den Charakter drauf projiziert.
0:58:20–0:58:22
Also das ist dann halt irgendwie so, keine Ahnung, für irgendwelche Kinder dann
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halt irgendwie so ein alter Dinosaurier ist, der sich dann halt irgendwie so
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ein Erdbeereis dann isst oder dazu noch was sagt.
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Und die kriegen dann im Sekundentakt dann halt diese Dinger rein und je nachdem,
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wie gut die sind, kriegen die halt mehr.
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Also dieses ganze Modell hat Stevenson schon damals, 95, dann schon so entwickelt.
Micz Flor
0:58:39–0:58:43
Es ist sogar das dystopische Modell, dass man dann später wieder draufkommt,
0:58:43–0:58:48
dass Menschen mit Dingern in dem, was wir früher Dritte Welt genannt sind,
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immer noch billiger sind, als es am Rechner machen zu lassen.
Florian Clauß
0:58:52–0:58:57
Ja, ich meine, so ist ja auch die Modelltrainers, die haben sich halt aus prekären,
0:58:58–0:59:01
Beschäftigungsverhältnissen trainiert, weil dann halt irgendwelche Leute im,
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globalen Süden dann halt die Modelle trainiert haben, indem sie halt diese ganzen
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schlimmen Arbeiten irgendwie so, yes, yes, No, yes, yes, yes,
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no, so, weißt du, das mussten sie machen.
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Und dann, so funktioniert das ja, also das ist ja die Brutalität da drin.
0:59:16–0:59:20
Aber ich finde halt diese visionäre Kraft von Steven, finde ich halt so immer
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wieder so faszinierend.
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Also kann ich absolut empfehlen. Vielleicht machen wir auch noch mal eine Reihe draus.
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Aber ich möchte noch einen letzten Aspekt, also wie sich Kino entwickelt und
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ich glaube das, was, also die Frage haben wir ja schon aufgeworfen von man braucht irgendwas.
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Zum Identifizieren. Du hast gesagt, das können auch diese Roleplayers sein,
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die Rolemodels, die dann halt irgendwie so die Identifikationsgröße sein.
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Oder aber, ich denke, was jetzt dann auch nochmal als neue Komponente dazukommt,
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ist diese Authentizität.
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Wie kriege ich die hergestellt?
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Und da, denke ich, hat das Theater und die Oper eine ganz krasse Zukunft vor
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sich, weil die irgendwann in der Haustechnologie dann das haben,
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dass die dann halt wirklich die schauspieler auf der
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bühne spielen um in den hintergrund dann auf
1:00:12–1:00:16
einmal da so ein star wars epos
1:00:16–1:00:19
dann angespielt mit special effekten und so weiter heutzutage ist
1:00:19–1:00:23
ja die bühnentechnologie schon sehr weit aber wenn man in echtzeit dann halt
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auch so was dann rein rendern kann ja und du auf einmal wirklich so also im
1:00:27–1:00:31
prinzip wie wenn man da loyen was ja auch nichts anderes als eine green box
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ist und so kann ich mir auch dann in zukunft dann irgendwelche Schauspielhäuser
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vorstellen, die halt in der Greenbox spielen.
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Du hast diese Echtheit der Figuren vor dir und gleichzeitig hast du das Erlebnis
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und die Effekte von einem absolut hochproduzierten Film im Hintergrund.
1:00:47–1:00:53
Und ich glaube, das hat, dass du halt wirklich so kleine Boxen dann so hast, das ist klimatisiert.
Micz Flor
1:00:54–1:00:58
Das fände ich interessant. Also da wäre ich genau entgegengesetzt der Meinung.
1:00:58–1:01:03
Ich glaube, was du vorhin gesagt hast, dieses es ist alles künstlich hergestellt.
1:01:03–1:01:07
Also der Film und wenn man vergleicht, der Film und das Theater.
1:01:08–1:01:11
Ich glaube, im Film ist man eher noch geneigt, dass man immer wieder Momente
1:01:11–1:01:16
hat, man weiß, es ist ein Schauspieler, aber das Lachen war echt.
1:01:17–1:01:20
Also dieses aus der Rolle springen, das will man ja da manchmal sogar sehen
1:01:20–1:01:24
und dann fragt man sich das oftmals. War das jetzt so geplant oder hat er das improvisiert?
1:01:24–1:01:26
Und es gibt ja dann oft eben auch diese Anekdoten.
1:01:27–1:01:30
Das war gar nicht, dann hat, keine Ahnung, bei was war das?
1:01:30–1:01:36
Bei Django Unchained wo sich die Hand aufgeschnitten hat, da ist das Glas offen
1:01:36–1:01:39
und dann schmiert er die Schauspieler mit Blut. Wir werden es nie wissen,
1:01:39–1:01:40
aber es war angeblich, hatte es wirklich auch...
Florian Clauß
1:01:40–1:01:44
Ja, diese Improvisation, aber wo kannst du die dann in so einer Promptebene herstellen?
Micz Flor
1:01:44–1:01:49
Nein, genau, aber ich würde sagen, du hast im Kino jetzt gerade dieses Gefühl,
1:01:50–1:01:53
dass die Improvisation ist ja genau das, was so unheimlich ist.
1:01:54–1:01:58
Wo wir in der Stunners Problem-Folge drum gesprochen haben.
1:01:58–1:02:01
Das Kind, was da irgendwie gesehen wurde, was sich so komisch bewegt,
1:02:01–1:02:06
das ist ja jetzt was, was ist so, man kann ja nicht weggucken bei diesen KI-Sachen
1:02:06–1:02:10
jetzt gerade, weil man die ganze Zeit diese unheimlichen Fehler sehen will.
1:02:10–1:02:11
Das trifft einen ja ganz tief.
Florian Clauß
1:02:12–1:02:14
Das ist das Uncanny Valley.
Micz Flor
1:02:17–1:02:21
Was ich sagen wollte, ist halt, dass ich glaube, dass man im Film eher noch
1:02:21–1:02:24
geneigt ist, jetzt zu sagen, oh, das war aber vielleicht sogar echt,
1:02:24–1:02:30
aber beim Theater ist man auf alle Fälle immer in einer Box drin, in der man nie denkt,
1:02:31–1:02:33
also weißt du, diese Idee von, ist das improvisiert oder echt,
1:02:33–1:02:36
die stellt man sich noch anders.
1:02:36–1:02:39
Wenn ich mir vorstelle, Mandalorian jetzt im Theater zu sehen,
1:02:39–1:02:43
ich weiß nicht, ob man das nicht doch lieber als Film sieht. Ich weiß, was du meinst.
Florian Clauß
1:02:43–1:02:46
Nee, klar, die Echtheit von Schauspielern, ja.
1:02:47–1:02:52
Das ist also dieses Authentizitätserlebnis und das, was dann halt eben aufgrund
1:02:52–1:02:56
der Künstlichkeit nicht in prompt irgendwie so hergestellt werden kann.
1:02:56–1:03:00
Also diese Sehgewohnheit, ich glaube, dieses Echtzeiterlebnis,
1:03:01–1:03:02
dass wirklich was passiert.
1:03:02–1:03:05
Vielleicht ist es auch im Kunstbereich so diese Performances,
1:03:05–1:03:09
die dann wieder so aufpoppen, mit eben so einer technologischen Unterstützung
1:03:09–1:03:12
und ganz neue Möglichkeiten der Darstellungsformen liefert.
1:03:12–1:03:16
Hat, wo du früher dann halt immer performen okay, aber wenn du jetzt dann halt
1:03:16–1:03:21
tatsächlich dann halt deine zwölf Raumschiffe im Hintergrund bei irgendwas haben kannst,
1:03:21–1:03:27
ja, das wird nochmal andere Märkte, andere Sehgewohnheiten und andere Sachen
1:03:27–1:03:28
erschließen, behaupte ich jetzt mal.
1:03:28–1:03:33
Also ich glaube, das wird irgendwie zusammenkommen, wäre jetzt meine These für
1:03:33–1:03:34
die Zukunftsentwicklung.
1:03:34–1:03:36
Ich kann verstehen, ja, was du meinst, Mandalorian will man nicht gucken,
1:03:36–1:03:39
aber ich will ja nur, also das Regie-Thema.
Micz Flor
1:03:39–1:03:43
Ja, aber ich glaube, eher eben in der Gegenbewegung ist dann sondern das Reale
1:03:43–1:03:46
wieder spannender, also das Einflusssame.
1:03:46–1:03:50
Also im Extrem würde man ja auch nicht sagen, Muscheln sammeln am Strand ist
1:03:50–1:03:56
viel spannender, wenn gleichzeitig ein Silvesterfeuerwerk auf die Wolken projiziert wurde.
1:03:56–1:04:00
Ich glaube, es gibt so Sachen, wo man dann vielleicht bewusst ins Theater geht,
1:04:01–1:04:05
und dass es zwar enhanced sein kann und wird und wie auch immer,
1:04:05–1:04:09
aber ich glaube nicht, dass es darum geht, die Effekte des Films im Theater...
1:04:11–1:04:16
Dazu zu nutzen, dass die Schauspieler davor in ihrer Echtheit noch mehr glänzen.
Florian Clauß
1:04:16–1:04:20
Ja, nee, vielleicht nicht. Also natürlich wird sich das wieder auf das Medium anpassen.
1:04:20–1:04:23
Was ich damit sagen will, ist halt, dass da noch ein neues Werkzeug reinkommt,
1:04:24–1:04:25
was dann früher oder später benutzt wird.
1:04:26–1:04:29
Also vor allen Dingen in diesen Hochproduktionen der Oper oder sowas.
1:04:29–1:04:33
Also dass dann halt wirklich so die Schauspielerinnen und Schauspieler dann
1:04:33–1:04:37
so Motion Capture dann halt Punkte haben und sich dann eben nochmal durch so
1:04:37–1:04:44
eine gewaltige Bilddarstellung dann halt das machen die heutzutage einfach viel billiger.
Micz Flor
1:04:44–1:04:47
Ist eine andere entwicklung wäre dass das
1:04:47–1:04:50
was das man manchmal schon mitbekommt wenn ich bin
1:04:50–1:04:52
selten im kino wenn ich da bin das hat irgendwie der zweiten dritten reihe alle
1:04:52–1:04:58
auf dem handy tippen so denke wir sind doch jetzt im film gucken aber andersrum
1:04:58–1:05:02
vielleicht die entwicklung von dem was wir heute so als café szene wo dann wenn
1:05:02–1:05:10
irgendwelche inzwischen auch wahrscheinlich AI-generierten Drum-and-Bass-Tracks
1:05:10–1:05:12
im Hintergrund leise laufen, ganz subtil.
1:05:13–1:05:16
Dass du halt dann die Musik irgendwie möchtest, um dich da hinzusetzen,
1:05:16–1:05:16
einen Kaffee, ein bisschen reden.
1:05:17–1:05:21
Aber die Musik wäre halt davor der Grund gewesen, da hinzugehen.
1:05:21–1:05:25
So wie das Kino war der Film der Grund, da hinzugehen. Und vielleicht entwickelt
1:05:25–1:05:28
sich da so eine Kinokultur, in der man so kommt und geht.
1:05:28–1:05:30
Und da läuft halt irgendwie so ein Film, wir gucken so Spacey-Sachen,
1:05:30–1:05:33
manche Sachen bleiben hängen. und die kann man sich dann irgendwie als Nippel
1:05:33–1:05:34
später nochmal runterladen fürs Handy und so.
1:05:34–1:05:39
Aber in Wahrheit ist dann der Film in seiner, wie du sagst, das nutzt sich ab,
1:05:39–1:05:42
in seiner Manni-Verhaltlichkeit und in seiner Billigkeit, aber natürlich auch
1:05:42–1:05:43
auf einmal Hintergrund.
1:05:43–1:05:46
Und was davor passiert, ist dann wieder soziale Interaktion.
1:05:46–1:05:49
Und in gewisser Weise ist es jetzt schon manchmal das Gefühl,
1:05:49–1:05:51
die Leute gehen ins Kino, weil was willst du machen, wenn du in Berlin bist?
1:05:52–1:05:55
Die Touris, und dann setz dich ins Kino und setzen halt am Handy und schreiben
1:05:55–1:05:56
allen, ich bin gerade in Berlin.
1:05:58–1:06:01
Und dadurch ist es dann auf einmal...
1:06:03–1:06:07
Das Kino ein anderer Raum geworden, irgendwie auch da sozial vernetzt.
1:06:07–1:06:11
Die Leute sind gar nicht da, aber es geht dann wieder um Mensch-to-Mensch-Communications
1:06:11–1:06:13
und gar nicht mehr um den Film.
Florian Clauß
1:06:14–1:06:17
Genau, das hatte ich an mir auch vor. Und man hat eine klimatisierte Räume.
Micz Flor
1:06:18–1:06:18
Ja, genau.
Florian Clauß
1:06:18–1:06:22
Man hat soziale Interaktionen. Das ist so ein bisschen wie Barbican da in London.
Micz Flor
1:06:22–1:06:23
Ja.
Florian Clauß
1:06:25–1:06:29
Aber weiß ich noch einen Punkt, den du jetzt auch nochmal so angerissen hast, diese,
1:06:31–1:06:33
Realschauspieler, eine Interaktion und so weiter. Ich glaube,
1:06:33–1:06:36
das, was jetzt auch, wenn du dir vorstellst, dass dann halt so ein junger Filmschaffender
1:06:36–1:06:41
dann halt vor seinem Modell sitzt und dann anfängt, da seinen Film zu prompten, ich glaube auch,
1:06:41–1:06:45
das wird eine neue Schaffensform, aber so ein bisschen wie so ein Game-Engineer,
1:06:45–1:06:47
der dann halt sein eigenes Spiel kreiert, ja.
1:06:48–1:06:52
Aber Filmproduktion selber hat ganz viel mit sozialer Interaktion zu tun.
1:06:52–1:06:56
Also ich glaube, das Knistern, was am Set passiert, ja, das kriegst du nicht
1:06:56–1:06:59
unbedingt gepromptet. Das ist immer die Frage der Echtheit wieder, ne.
1:06:59–1:07:05
So dieses Digitalisieren und die Ergebnisse, die daraus entstehen oder vielleicht
1:07:05–1:07:09
passiert da wirklich was irgendwie völlig Unvorgesehenes auf dem Filmset und
1:07:09–1:07:12
das ist das, was es eigentlich ausmacht und was dann halt auch wieder,
1:07:12–1:07:17
wo dann halt die Rezeptoren da sind, wo ich dann mich wieder in der Rezeption mich andocken kann.
1:07:19–1:07:23
Wäre auch mal zu gucken, vielleicht gibt es dann solche geprompteten Filme und
1:07:23–1:07:26
die sind halt langweilig und dann stellt sich wieder so eine Sehgewohnheit an
1:07:26–1:07:30
und denkt da würde ich mal was anderes gucken oder lass uns mal wieder irgendwie Ne.
Micz Flor
1:07:30–1:07:35
Es war ja auch so, als ich damals dritte Folge an Canto vorgeschlagen habe war
1:07:35–1:07:37
es ja auch so, was soll ich mir diesen Disney-Film angucken,
1:07:37–1:07:41
aber da ging es dann um die Story, um die Autoren dahinter und so und da findet
1:07:41–1:07:44
man dann eben so Dinge, die hinter dem,
1:07:45–1:07:49
Bild passieren, die es dann eben doch wieder spannend machen können Ja, genau.
Florian Clauß
1:07:49–1:07:52
Aber dann ist es wieder eine Frage von Storywriting. Also wenn das ja ein Film
1:07:52–1:07:56
schaffender ist, die dann halt eine gute Story zu vermitteln hat und dann aber
1:07:56–1:07:59
auch nur eben so gepromptet, ist ja auch was wert.
1:07:59–1:08:04
Also es kann sich ja differenzieren. Es kann sich ja komplett irgendwie so anders ausprägen.
Micz Flor
1:08:04–1:08:06
Wir werden in zehn Jahren nochmal drüber sprechen.
Florian Clauß
1:08:06–1:08:08
In zehn, 15 und 20 Jahren.
Micz Flor
1:08:08–1:08:11
Zwei Jahre haben wir schon hinter uns. Es sind noch fünfmal so viele.
1:08:11–1:08:16
Und das geht jetzt ratzfatz, weil sehr bald schon werden wir uns selber durch
1:08:16–1:08:17
eigene Prompts ablösen.
1:08:18–1:08:21
Make me an episode of eigentlich podcast.
Florian Clauß
1:08:22–1:08:25
Ja, wir müssen nur noch die Nummer angeben und der Rest wird selbst generiert.
Micz Flor
1:08:26–1:08:29
Ja, genau. Und wenn wir die Nummer aber falsch angeben, dann wird uns das System
1:08:29–1:08:31
schon darauf hinweisen, dass es einen Konflikt gibt.
1:08:32–1:08:34
Namespace schon besetzt.
Florian Clauß
1:08:34–1:08:40
Okay, das war jetzt nochmal ein kleiner Nachtrag zu den Folgen davor und eben
1:08:40–1:08:42
das, was mich dann nochmal weiter beschäftigt hat.
1:08:42–1:08:45
Ich hoffe, es hat Spaß gemacht. Ihr habt ein paar Eindrücke bekommen.
1:08:45–1:08:49
Das Ganze könnt ihr nochmal nachlesen,
1:08:49–1:08:53
ich werde die Studie auf jeden Fall verlinken, ein paar Quellen usw.
1:08:53–1:08:55
Auf eigentlich-podcast.de.
1:08:56–1:09:02
Wir hören uns dann in 14 Tagen wieder zur nächsten Folge. Bis dahin.
Micz Flor
1:09:02–1:09:03
Tschüss.

Mehr

„Above all, we wanted this film to be as authorless as possible.“ Jonathan Glazer

In dieser Episode widmen wir uns nun dem Film "The Zone of Interest" nachdem wir in der vorherigen Episode den historischen Kontext des Holocaust und der Täter besprochen haben. Jonathan Glazers beeindruckendes Werk setzt sich mit der Thematik der Banalität des Bösen auseinander. Flo stellt zunächst den Regisseur Glazer vor, der bereits in den 90er Jahren durch seine Arbeit an Musikvideos bekannt wurde und seitdem einen ganz eigenen künstlerischen Stil entwickelt hat. Seine letzten Filme zeichnen sich durch eine verstörende, aber auch herausragende Ästhetik aus. Im Mittelpunkt des Films "The Zone of Interest" von 2023 stehen die historischen Figuren Rudolf Höß und seine Frau Hedwig. Die räumliche Nähe zwischen dem idyllischen Familienleben der Höß und dem Konzentrationslager Auschwitz, in dem unvorstellbare Gräueltaten verübt wurden, bildet den Hintergrund, vor dem Glazer sein Publikum herausfordert. Die Alltagsnormalität der Familie Höß steht in einem absurden Kontrast zu den grausamen Geschehnissen im KZ, wo Mord und Vergasung zum Tagesgeschäft gehörten. Wir fragen uns, wie Menschen eine solche Trennung zwischen persönlichem Glück und systematischem Terror aufrechterhalten können ohne moralisch zu zerbrechen. Flo stellt Glazers einzigartige Herangehensweise an den Film vor: Der eigentlichen Produktion gingen jahrelange Recherchen und Vorbereitungen voraus. Die Darsteller der Hauptfiguren, Sandra Hüller und Christian Friedel, haben sich in intensiven Gesprächen mit Jonathan Glazer auf die Figuren und den Filmstoff eingelassen. Das Team entschied sich, am Originalschauplatz in Auschwitz zu drehen, direkt in der "Zone of Interest", dem Interessensgebiet wie die Nazis euphemistisch das bewachte Gebiet um die Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau nannten. Dadurch erreicht der Film eine einzigartige Authentizität. Das Konzentrationslager selber wird jedoch nie gezeigt, nur die Tonspur lässt den Horror des Lagerlebens erahnen. Auch der orangefarbene Rauch, der nachts über der Lagermauer in den Himmel steigt, beherrscht die Stimmung im Hause Höß. Jonathan Glazer hat seinen Schauspieler:innen eine ungewöhnliche Freiheit in der Darstellung eingeräumt: Im nachgebauten Haus wurden Kameras installiert, die von einem polnischen Kamerateam ferngesteuert wurden. Auch die Regie war nicht direkt vor Ort, sondern beobachtete die Szenen vom Keller eines anderen Gebäudes aus. Die Regieanweisungen waren sehr reduziert, es blieb den Darstellenden überlassen, Szenen zu wiederholen oder zu improvisieren. Mit dieser Verfremdungstechnik gelingt es Glazer, den Zuschauer in die Köpfe der Figuren zu ziehen und gleichzeitig eine distanzierte, fast dokumentarische Perspektive aufzubauen. Micz stellt im zweiten Teil der Episode einen Ansatz von Klaus Theweleit aus dessen Buch "Männerfantasien" vor, um besser verstehen zu können, wie es historisch zu diesen gewaltbereiten Brigaden in den 20er Jahren kommen konnte zu denen auch Höß zählte. Theweleit untersucht, wie Männer in der Zeit des Nationalsozialismus ihre Identität und ihr Selbstbild konstruierten, oft durch die Abwertung von Frauen und die Idealisierung von Männlichkeit. Er argumentiert, dass diese Männerphantasien nicht nur individuelle psychologische Phänomene sind, sondern tief in gesellschaftlichen Strukturen verwurzelt sind. Abschließend reflektieren wir, wie der Film "The Zone of Interest" sowohl eine Kritik an der Menschheit als auch an der Gesellschaft formuliert. Er konfrontiert uns mit der Möglichkeit, dass „normale“ Menschen unter extremen Umständen unvorstellbare Entscheidungen treffen und damit die Grundlage für Massenterror schaffen können. Nach über 4 Stunden Aufnahmezeit (wir haben die beiden Episoden zu The Zone of Interest in einem Rutsch aufgenommen) sind wir doch ganz froh, dass wir jetzt mitten in Mitte am Rosa-Luxemburg-Platz zum Ende kommen.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Florian Clauß
Erzähler
avatar
Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:09–0:00:12
Also hallo und willkommen
0:00:12–0:00:15
für die die letzte folge vor
0:00:15–0:00:19
vier wochen nicht gehört haben wir sind
0:00:19–0:00:22
immer noch unterwegs und gleichzeitig ist es ein anfangs und
0:00:22–0:00:25
zwei folgen die wir gemacht haben beziehungsweise die
0:00:25–0:00:27
flo vorbereitet hat jetzt haben wir die
0:00:27–0:00:31
folge 60 es geht
0:00:31–0:00:41
um einen film sohn of interest von 20 23 flo wird den film vorstellen die heranleitung
0:00:41–0:00:44
die heranführung an die jetzige folge kam über die letzte folge im sinne von
0:00:44–0:00:50
kino die sich mit nationalsozialismus Holocaust-Filme,
0:00:50–0:00:51
die sich damit auseinandersetzen,
0:00:52–0:00:56
um diesen Film jetzt nicht einfach so im Raum stehen zu haben.
0:00:56–0:00:58
Das heißt, es kann gut sein, dass wir nochmal nach hinten gucken.
0:00:58–0:01:04
Auch wir, das sind Flo und Mitch von eigentlich-podcast.de.
Florian Clauß
0:01:04–0:01:10
Ja, genau. Auch hallo von meiner Seite. Unser Slogan ist Laufen beim Reden und laufend reden.
0:01:11–0:01:15
Wir zeichnen auf, während wir diese Episode aufnehmen. Das heißt,
0:01:15–0:01:18
wir zeigen nicht nur die Turnspur auf, wir zeigen auch unseren Lauftrack auf.
0:01:19–0:01:25
Wir suchen immer so uns in der Stadt verschiedene Orte, wo wir lang laufen können.
0:01:25–0:01:29
Jetzt sind wir so ein bisschen geschuldet, auch von vor vier Wochen,
0:01:29–0:01:36
kommen gerade von dem Dorotheenstädtischen Friedhof und laufen hier durch Mitte
0:01:36–0:01:40
und wollen hoch zu Bernauer Straße ein bisschen am Mauerstreifen lang laufen.
0:01:40–0:01:46
Mal gucken, wie lange wir dann auch die Episode aufnehmen und wo es uns da hinführt.
0:01:47–0:01:52
Also Mitch hat schon gesagt, Zone of Interest, The Zone of Interest,
0:01:52–0:01:56
das ist der neue Film von Jonathan Glaser.
0:01:56–0:02:01
Jonathan Glaser ist ein Regisseur, ich glaube der ist 1965 geboren,
0:02:02–0:02:07
ist in den 90ern vor allen Dingen damit aufgefallen, dass er viele Musikvideos gemacht hat.
0:02:09–0:02:09
Du da?
Micz Flor
0:02:09–0:02:12
Ich habe es nur so ein bisschen verfolgt. Ich kannte den gar nicht.
0:02:12–0:02:17
Er hat ja auch Spielfilme gemacht, jetzt nicht so oft, aber ich kannte den Namen gar nicht.
Florian Clauß
0:02:17–0:02:22
Gar nicht. Er hat mit großen Musikerinnen und Musikern zusammengearbeitet.
0:02:23–0:02:28
Zum Beispiel mit Radiohead, mit General Miracle, mit Massive Attack.
0:02:29–0:02:33
Die ganzen Musikvideos, ich habe mir so ein, zwei, drei Mal angeguckt.
0:02:33–0:02:38
Werde ich auch verlinken. YouTube gibt es die dann mit Fevo und MTV.
0:02:38–0:02:41
Kann man sich die anschauen, ist auch ein eigener Stil.
0:02:41–0:02:46
Ich würde sagen, dass auch Jonathan Glaser Künstler ist, ja, weniger,
0:02:46–0:02:51
also natürlich ist er Regisseur und so weiter, aber und vor allen Dingen durch
0:02:51–0:02:57
diese zwei letzten Filme, die er gedreht hat, The Zone of Interest und Under the Skin,
0:02:58–0:03:02
die haben schon so eine stark künstlerische Ausprägung.
0:03:03–0:03:06
Was heißt das? Das heißt, einmal natürlich die
0:03:06–0:03:09
Herangehensweise an seine filme ja
0:03:09–0:03:18
aber auch diesen grad von verstörung gute kunst auslösen kann ja also das ist
0:03:18–0:03:24
eigentlich schwer beschreibbar irgendwie kann man es nicht bewusst machen sondern
0:03:24–0:03:26
man macht es dann halt irgendwie so und dann ist,
0:03:27–0:03:34
was ganz verstörendes, aber was auch gleichzeitig ein Stück Wahrheit in der
0:03:34–0:03:37
Hand erzählt oder inne hat oder wie auch immer.
0:03:38–0:03:41
Du hast es auch schon erwähnt, Jonathan Glaser hat nicht viele Filme gedreht.
Micz Flor
0:03:42–0:03:43
Sexy Beast noch.
Florian Clauß
0:03:43–0:03:46
Sexy Beast, ja genau. Das war, glaube ich, sein erster Film, 2003.
0:03:48–0:03:51
Und später hat er noch einen Film, den habe ich nicht gesehen,
0:03:51–0:03:53
also Sexy Beast habe ich damals im Kino gesehen.
0:03:53–0:03:59
Ein Film, den ich nicht gesehen habe mit Nicole Kidman Birth heißt der,
0:04:01–0:04:09
Sexy Beast ist von 2000 und Birth ist von 2004 dann hat er lange keinen Film
0:04:09–0:04:15
von mir rausgekommen und 2013 hat er Anders Skin gemacht mit Scarlett,
0:04:16–0:04:23
Johansson da muss man sagen, Scarlett Johansson hat ja unglaublich in sehr,
0:04:23–0:04:24
sehr vielen Science-Fiction-Filmen.
0:04:25–0:04:29
Und ich komme jetzt wieder so, ich würde ja gerne mal eine eigentlich Episode,
0:04:29–0:04:36
eine Episodenreihe von Science-Fiction-Filmen, in denen Scarlett Johansson mitgespielt hat, machen.
Micz Flor
0:04:36–0:04:37
Okay.
Florian Clauß
0:04:38–0:04:42
Und völlig unterschiedliche Rollen. Also wirklich komplett unterschiedliche
0:04:42–0:04:43
Charaktere und so weiter.
0:04:44–0:04:47
Und Under the Skin wäre ganz oben mit dabei.
Micz Flor
0:04:48–0:04:53
Ich habe den auch nicht gesehen. Aber wir hatten sie ja schon bei Ghost in the Shell.
Florian Clauß
0:04:53–0:04:58
Ghost in the Shell, genau. Dann gibt es einen anderen, Lucy heißt der, glaube ich.
0:04:59–0:05:05
Dann Under the Skin. Es gibt irgendwie noch fünf, sechs insgesamt, also einige.
0:05:05–0:05:09
Bei Under the Skin spielt sie quasi eine Außerirdische.
0:05:10–0:05:15
Der Film ist auch, der ist tatsächlich,
0:05:15–0:05:23
hat der keinen Verleih gefunden und ist gleich in den DVD-Markt rein,
0:05:23–0:05:25
den es damals noch ein bisschen ansatzweise gegeben hat.
0:05:26–0:05:28
Das heißt, der lief nicht wirklich im Kino, sondern ist gleich im DVD,
0:05:29–0:05:31
was ein bisschen komisch war. Ich glaube, das war jetzt in Deutschland.
0:05:32–0:05:39
Der ist auch sehr langsam erzählt und sehr dunkel, also wirklich so dark,
0:05:39–0:05:41
also schwarz, viel dunkel.
0:05:42–0:05:47
Ich habe den aber tatsächlich im Kino gehen. Einige Programmkinos hatten den dann mit im Programm.
0:05:48–0:05:53
Und dann eben jetzt, zehn Jahre später, also, Anders' Kind war 2013,
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2023, The Zone of Interest.
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Ja, Jonathan, ich habe mich gefragt, womit verdient er dann sein Geld?
Micz Flor
0:06:01–0:06:03
Ja, der macht wohl auch Werbefilme.
Florian Clauß
0:06:03–0:06:08
Ja, genau, er macht Werbefilme. Und ich finde, also, das ist schon großartig,
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wie er, ja, er ist auch ein sehr sympathischer,
0:06:13–0:06:17
Eine sehr sympathische Figur. Ich habe einige Interviews jetzt mit ihm gesehen.
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Das, was jetzt andere Schauspielerinnen von ihm erzählt haben,
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also vor allen Dingen Sandra Hüller und Christian Friede.
Micz Flor
0:06:24–0:06:25
Jetzt von The Zone of Interest.
Florian Clauß
0:06:25–0:06:33
Wie er mit denen zusammengearbeitet hat, was für ein sensibler Typ er ist und auch dieses Vertrauen,
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das er zu diesen Darstellerinnen dann
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aufgebaut hat, um überhaupt so einen intensiven Film machen zu können.
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Von A24, das ist die Produktionsfirma, die haben wir auch schon ein paarmal genannt.
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Mit Chris hatten wir Midsommar und Bo is Afraid, das sind alles diese, oder Kelly Reichardt.
0:06:53–0:06:54
Das ist irre, A24.
Micz Flor
0:06:54–0:06:59
Wo die auf einmal herkamen und dann sind die, die retten jetzt das Kino.
Florian Clauß
0:06:59–0:07:05
Ja, die machen wirklich in sehr vielen, gerade Produktionen,
0:07:05–0:07:10
sind die sehr präsent und machen auch völlig unterschiedliche Filme.
0:07:10–0:07:13
Also wirklich eine tolle Produktionsfirma.
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Es wird ihm auch nachgesagt, dass er einen recht spartanischen Lebensstil führt.
Micz Flor
0:07:19–0:07:21
Also da braucht er nicht so viele Filme machen.
Florian Clauß
0:07:21–0:07:26
Genau, wenn du jetzt nicht irgendwo in keine Ahnung wo wohnst.
0:07:27–0:07:29
Ja, der ist glaube ich so ein ganz
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normaler Typ, der dann halt irgendwo in England wohnt und mit Familie.
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Und auch eben sehr genau sich auf seine Filme vorbereitet.
0:07:39–0:07:45
Weil das Thema The Zone of Interest, das kam ihm dann auch, ja man sagt,
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er hatte so eine 10-jährige Vorbereitungsphase von den Filmen und hat sich mit allem beschäftigt.
Micz Flor
0:07:52–0:07:58
Also dann neun Jahre, weil The Zone of Interest beruht auf dem Martin Amos Buch von 2014.
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Gleichnamiges Buch von Martin Amos. Und ja, jetzt in dem Film geht es explizit
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um Höss, der das Auschwitz-Lager geleitet hat und seine Frau.
0:08:12–0:08:18
In Martin Amos Buch geht es um fiktive Charaktere, die aber daran modelliert sind.
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Und jetzt zum Filmen haben sie dann aber das wohl nochmal festgelegt,
0:08:21–0:08:22
namentlich zu benennen.
0:08:22–0:08:26
Das heißt, zwischen Buch und Film waren sie neun Jahre, also knapp zehn Jahre, ja.
Florian Clauß
0:08:26–0:08:32
Genau, also da spricht er auch eben für diese Vorbereitung, für die Recherche.
0:08:32–0:08:39
Er ist dann mehrmals in Polen gewesen und in Auschwitz auch.
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Und der ganze Film ist in Auschwitz gedreht worden, hat sich ganz viele Filme im Vorfeld angeguckt.
0:08:48–0:08:54
Natürlich ganz viel Dokumentation und Material, historische Augenzeugeberichte und so weiter dazu.
Micz Flor
0:08:54–0:08:59
Danke. Jetzt müsste schon eine kurze Zusammenfassung des Films kommen, oder?
Florian Clauß
0:08:59–0:09:01
Ja, das stimmt. Oder willst du mal?
Micz Flor
0:09:01–0:09:03
Die kurze Zusammenfassung?
Florian Clauß
0:09:03–0:09:05
Du bist immer so gut in kurzen Zusammenfassungen.
Micz Flor
0:09:05–0:09:12
Es geht um Herr und Frau Höss, gespielt von Christian Friedl, heißt er, glaube ich.
Florian Clauß
0:09:12–0:09:14
Christian Friedl und Sandra Hüller.
Micz Flor
0:09:14–0:09:17
Sandra Hüller, genau. Die beiden wohnen in einem Haus.
0:09:19–0:09:24
Und dieses Haus ist direkt angrenzend an das Konzentrationslager Auschwitz,
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in dem täglich Menschen ermordet und verbrannt werden.
Florian Clauß
0:09:29–0:09:34
Es ist das Stammlager, ne? Auschwitz hat drei Lager, mehr oder weniger.
0:09:34–0:09:36
Das ist Auschwitz I, Stammlager.
Micz Flor
0:09:36–0:09:39
Nee, das ist interessant, weil das wird im Film gar nicht so richtig...
0:09:39–0:09:43
Also der Film glänzt in gewisser Weise. Das ist dann schon Teil der Interpretation
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natürlich, dass das Lager zwar da ist und immer nebendran ist die Mauer auch
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immer sichtbar ist, aber es ist trotzdem, wird nie darin gedreht so, ne?
0:09:51–0:09:57
Aber, und es geht darum, dass diese Familie versucht, sich direkt neben diesem
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Konstellationslager irgendwie so einzurichten, ein Leben zu führen,
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ein erfülltes Leben zu führen,
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ein fortschrittliches Leben zu führen.
0:10:06–0:10:13
Quasi auch sich selbst zu verwirklichen und auch so, also die Frau träumt dann
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davon, dass man einen eigenen Bauernhof noch hat und ein eigenes Vieh vielleicht sogar.
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Der Mann ist beruflich erfolgreich und das Ganze wird irgendwie so sehr trocken
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vermittelt, weil es geht dann eigentlich eher um so ein Ingenieursdenken.
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In Wahrheit geht es natürlich einfach um die systematische effektive Tötung
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und Verbrennung von Menschen.
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Aber dafür gibt es dann immer wieder Worte, die nicht von Menschen sprechen,
0:10:44–0:10:47
sondern zum Beispiel von der Ladung oder so. Das kommt vor.
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Und was wir da drin sehen, sind im Prinzip die Probleme auch in der Beziehung,
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weil er soll dann vielleicht weg, will es aber nicht.
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Dann will er irgendwie da bleiben, hat er seiner Frau nicht gesagt,
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dann aber doch gesagt, dann ist die sauer.
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Zum Schluss stellt sich dann raus, er darf jetzt doch in Auschwitz bleiben,
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weil er so gut ist in dem, was er tut, dass das, was da jetzt in Auschwitz passieren
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wollen, nämlich dass 700.000 ungarische Juden umgebracht und verbrannt werden sollen. Das kann nur er.
0:11:11–0:11:16
Er ist fast schon stolz darauf und die einzige Person in diesem ganzen Setting,
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die nicht bedroht ist oder bedroht, sondern die das irgendwie von außen beobachtet, ist die Mutter.
0:11:26–0:11:33
Von Sandra Hüller, also von Frau Höst, die zuerst denkt, ach wie toll,
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was du alles geschafft hast, ist doch gut, die auch irgendwie dann so völkisch denkt und sagt,
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so wie der Führer will, so lebt man hier so. Und die dann aber irgendwann nicht mehr damit klarkommt,
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also sie begreift, dass daneben an die ganze Zeit dieser Ofen brennt,
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ein Menschen verbrannt wird, den man nachts dann auch irgendwie sieht.
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Es gibt dann auch so ein paar Szenen, wo das invasiv gezeigt wird,
0:11:57–0:11:59
wo er mit seinen Kindern unterwegs ist.
Florian Clauß
0:11:59–0:12:02
Aber man sieht nichts von dem Lager, das ist ganz wichtig.
Micz Flor
0:12:02–0:12:04
Du siehst im Hintergrund schon diese Flammen.
Florian Clauß
0:12:04–0:12:05
Diese Schornsteine.
Micz Flor
0:12:05–0:12:05
Man sieht aber nicht.
Florian Clauß
0:12:05–0:12:06
Man sieht nicht.
Micz Flor
0:12:07–0:12:10
Du siehst nie jemanden da drin, du hörst das nur. Genau, du hast das nur auf
0:12:10–0:12:13
der Sound-Ebene gespielt. Du siehst es auch einmal, als er mit den Kindern,
0:12:13–0:12:20
das geht die erste, eine der ersten Szenen ist, dass er ein Ruderboot geschenkt bekommt.
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Und mit diesem Ruderboot ist er mit zwei seiner Kinder unterwegs auf dem Fluss.
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Und auf einmal kommt eben auf diesem Fluss dann diese Asche, wird da so rausgespült.
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Und er ist dann panisch, zieht die Kinder raus und zieht die Fluss aufwärts
0:12:32–0:12:36
wieder mit dem Boot. und danach werden alle gewaschen und geschubbt und so. Aber ansonsten...
Florian Clauß
0:12:36–0:12:41
Also man sieht die Auswirkungen, ja, aber man sieht, also man hört es nur auf
0:12:41–0:12:45
einer Ebene, dass du auch wirklich dann Schreie hörst und so weiter,
0:12:45–0:12:51
aber man sieht niemals Häftlinge und man sieht niemals irgendeine Szene aus dem KZ,
0:12:51–0:12:54
sondern man sieht es quasi nur die Mauern und den Schornstein.
Micz Flor
0:12:54–0:12:59
Und ich glaube, inhaltlich ist gar nicht so viel mehr zu sagen, weil die Ratenrolle...
Florian Clauß
0:12:59–0:13:01
Ja, du musst nur mal diesen Garten, den muss man noch erwähnen,
0:13:02–0:13:05
Weil das ist ja so, wo die ganze Liebe dieser Frau Hedwig Höss,
0:13:05–0:13:08
also du hast es ja gesagt, sie richtet sich da ein, aber sie hat da wirklich
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so einen Garten aufgebaut und seltene Pflanzen da hoch großgezogen.
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Und das ist wirklich so die Berankung der Mauer, wo sie dann ihrer Mutter sagt,
0:13:18–0:13:20
ach, das wird noch alles hier voll mit Pflanzen.
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Dann sieht man die Mauer gar nicht mehr.
0:13:23–0:13:28
Also fast wie so eine Szene in einer deutschen Vorstadtssiedlung,
0:13:28–0:13:30
wo man dann sagt, das wird jetzt alles noch hier.
Micz Flor
0:13:30–0:13:31
Ein Reihenhaus.
Florian Clauß
0:13:31–0:13:33
Ja, genau so. Also so fängt es an.
Micz Flor
0:13:34–0:13:40
Ja, und auf diesem Garten ist sie sehr stolz. Und natürlich hat dieses Haus auch Bedienstete.
0:13:40–0:13:44
Diese Bediensteten sind, wird nicht explizit gesagt, aber die Vermutung ist,
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dass es auch eigentlich KZ-Gefangene sind, die mit dem Leben bedroht sind und
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die versuchen, alles immer richtig zu machen.
Florian Clauß
0:13:51–0:13:54
Ja, stimmt. Da sieht man natürlich inhaftierte Gefangene. Also man sieht auch,
0:13:55–0:13:57
dass die Asche in den Garten streuen.
0:13:57–0:14:01
Man sieht, dass die bei den Aufbauarbeiten im Garten mithelfen.
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Und da gibt es auch eine Szene, wo dann Hedwig Höss sagt, aus einer Frustration
0:14:06–0:14:10
heraus, wenn du dich jetzt nicht spurst, dann kommst du ins Gas oder sowas.
Micz Flor
0:14:10–0:14:14
Nee, die sagt, du weißt schon, dass dann mein Mann deine Asche sofort hier verstreuen
0:14:14–0:14:16
würde, wenn ich mir das wünsche.
Florian Clauß
0:14:17–0:14:22
Genau, wo sie dann einfach so das weiter austeilt, ihre Frustration.
0:14:22–0:14:26
Das ist, glaube ich, genau der Punkt, wo die Mutter sie verlässt und sie hinterlässt
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einen Blumenstrauß und einen Titt. Man weiß nicht, was da drauf steht,
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aber sie ist dann natürlich auch von,
0:14:33–0:14:35
Lässt das dann eben an den Bediensteten raus.
Micz Flor
0:14:35–0:14:40
Und es endet eben damit, dass der innere Konflikt von Höss war,
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man blickt nicht so richtig in diesen Charakter hinein, das ist,
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glaube ich, auch gewollt.
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Man findet sich mit seinen eigenen Gedanken in diesem Charakter wieder,
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der manchmal dann auch zum Schluss bei einer großen Konferenz,
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wo das alles geplant wird, manchmal einfach so stoisch aus dem Fenster guckt man und nicht redet.
0:14:57–0:15:04
Aber das Ganze endet, wenn der innere Konflikt gelöst ist von Hörs,
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in dem er dann doch nicht umziehen muss, was nämlich bedeuten würde,
0:15:09–0:15:10
dass er von seiner Frau getrennt wäre,
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wo man aber nicht so genau weiß, wie schlimm er das wirklich fände,
0:15:13–0:15:17
aber dieses Haus verlieren würde und das wäre einfach ein großer Tumult.
0:15:17–0:15:19
Er möchte gerne da bleiben und weiter.
Florian Clauß
0:15:19–0:15:25
Aber er ist schon dann in Oranienburg stationiert. Er arbeitet da auch anderthalb Jahre.
0:15:25–0:15:31
Das ist schon so dass er da zu der zeit und er hat dann aber das vereinbar wo.
Micz Flor
0:15:31–0:15:32
Er weiß dass das.
Florian Clauß
0:15:32–0:15:37
Natürliche wieder erzählt im film aber auch so vereinbart dass seine frau da
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bleiben kann das ist diese zeit wurde er dann im schnee dann siehst du halt
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irgendwie so und das heißt er ist in seiner in seiner sache die er macht sehr
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gut also erst dann wirklich so ein perfekter,
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manager der dann halt organisatorisch das ganze so weit aufbauen und leiten kann dass dieser,
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massenmord dann auch in einer weise stattfindet dass
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die auch eben diese ganzen ziele da
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einhalten können ja da ist er sehr gut
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drin deswegen hat er diesen job und genau das
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ist also ganz im groben seine frau bleibt in der zeit da er kommt dann wieder
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zurück weil dann wirken aufgebaut wird oder dann noch dass er dann noch mal
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assistiert oder da wird er dann quasi als lagerältester dann reingeholt und
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er ist ein Problemlöser dann auch von der Stellung her.
Micz Flor
0:16:28–0:16:31
Und sagt dann auch ganz stolz, dass sie dieses Projekt Projekt Höss nennen.
0:16:31–0:16:37
Das ist ihm doch wichtig, dass sein Name da als Überschrift drüber steht sozusagen.
Florian Clauß
0:16:38–0:16:45
Es gibt vier Kinder aus der Ehe von den beiden und die Kinder werden auch gezeigt.
0:16:45–0:16:50
Zwei Mädchen, zwei Jungen. Er geht sehr liebevoll mit denen um.
0:16:51–0:16:57
Man sieht Szenen, wo dann der Vater seine Tochter, die dann schlafwandelt,
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die eine wieder ins Bett zurück tut und ihr was vorliest.
0:17:01–0:17:04
Also wirklich ein liebevoller Vater.
Micz Flor
0:17:04–0:17:08
Ja, das fand ich eigentlich eine ganz gute Szene, wo man so das Gefühl hat,
0:17:08–0:17:13
naja, komischer Vater, weil er liest vor und dann guckt er und als beide schlafen,
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wird er mitten im Satz auf.
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Also irgendwie, als ob er was ausführt.
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So war das für mich so. Er führt das irgendwie aus und macht dann so Stopp und
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parallel dazu läuft dann halt auch, das gibt so ein paar Sachen,
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die da im Hintergrund filmisch laufen.
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In dem Fall sieht man in so einer, sieht aus wie invertiert,
0:17:33–0:17:36
wie so eine Nachtkamera, wie das genau gemacht wurde, weiß man nicht.
0:17:36–0:17:38
Ich habe mir so ein Screenshot gemacht und das Ganze wieder invertiert,
0:17:38–0:17:40
aber es war nicht so, also es muss schon irgendwie.
Florian Clauß
0:17:40–0:17:42
Das ist eine Infrarotkamera, haben die da mitgeführt.
Micz Flor
0:17:42–0:17:49
Okay, und da sieht man eine Frau, die in den Orten, wo die KZ-Häftlinge arbeiten,
0:17:49–0:17:52
Äpfel in die Erde reindrückt, damit die was zu essen kriegen.
Florian Clauß
0:17:52–0:17:56
Das ist tatsächlich eine Bedienstete aus dem Haus, man sieht dann auch so,
0:17:56–0:18:04
dass sie dann mit einem Rad wegfährt und geheim und dann halt diesen Sack von
0:18:04–0:18:06
Äpfeln dann da verteilt.
0:18:07–0:18:10
Genau, das gibt so ein paar Medienbrüche. Das ist einer. Dann gibt es auch am
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Ende des Films eine Szene, wo Höss dann nach so einer Konferenz die Treppe runterläuft.
0:18:19–0:18:25
Er ist der Letzte in dem Gebäude. Und er blickt auf und sieht,
0:18:26–0:18:30
dann folgt die Kamera quasi seinem Blick und verschwindet in einem Schlupfloch,
0:18:30–0:18:33
in einem Guckloch einer Tür.
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Und auf einmal ist die kamera im historischen auschwitz museum wo eine reinigungstruppe gerade,
0:18:42–0:18:46
das museum also spielt in der jetzt zeit also sieht dann aus wie ein dokumentarfilm
0:18:46–0:18:53
du siehst diese ganzen berge von von schuhen von taschen und so weiter ausgestellt
0:18:53–0:18:58
hinter glaswänden und du siehst eine gruppe von frauen die dann eben putzen
0:18:58–0:19:01
so also du siehst quasi den historischen,
0:19:02–0:19:05
Ort da explizit dokumentarisch ausgestellt.
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Und dann fährt die Kamera zurück,
0:19:11–0:19:15
Und Höss bekommt so einen Brechreiz. Ja, was vielleicht dann,
0:19:16–0:19:18
vielleicht die deutlichste...
Micz Flor
0:19:18–0:19:20
Aber wo kommt der nicht vor? Ich glaube, er bekommt den Brechreiz,
0:19:20–0:19:23
dann guckt er und dann bekommt er nochmal einen Brechreiz.
Florian Clauß
0:19:23–0:19:26
Ja, genau, das läuft, glaube ich, so in diesem Film.
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Ja, aber das ist so die offenste Ausdrucksweise von Höss, die man da in diesem
0:19:32–0:19:35
Film so mitbekommt, die einfach nicht in diese Person auf einmal passen.
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Da hattest du ja auch, Wir hatten das ja letzte Folge schon so eingeleitet, vorbereitet.
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Du hattest dann auch diese Traumatisierung von Tätern, hattest du ja einiges erzählt dazu.
0:19:48–0:19:52
Das war auch so ein Punkt, wo ich dich dann gefragt habe, wie würdest du diese
0:19:52–0:19:56
Szene, also diese Traumatisierung, oder gibt es da halt irgendeine Traumatisierung,
0:19:56–0:20:00
gibt es da irgendein Schuldempfinden, kann sich denn irgendwas...
0:20:00–0:20:07
Also die Frage ist natürlich immer, wie kann eine Person mit diesen Entscheidungen,
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die er trifft, leben und das irgendwo auch für sich einordnen.
0:20:14–0:20:16
Dann die Frage, gibt es da so eine Traumatisierung?
0:20:16–0:20:19
Du hast dann gesagt, eigentlich nicht, also es gibt keine Tätertraumatisierung.
Micz Flor
0:20:20–0:20:21
Habe ich nicht gesagt?
Florian Clauß
0:20:22–0:20:25
Nein, nein, du hast nicht gesagt, nein. Aber ich sage jetzt nicht,
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eine Tätertraumatisierung ist erstmal so nicht vorgesehen in der traditionellen
0:20:32–0:20:35
psychotherapeutischen Diagnose.
Micz Flor
0:20:35–0:20:41
Die Diagnose, wenn es um Traumatisierung geht, da wird das im ICD-10 nicht erwähnt,
0:20:41–0:20:49
dass man auch als Anwesender oder Anwesende, Wir machen jetzt selber einen Mediensprung.
0:20:49–0:20:55
Das ist in der ICD-10 nicht vorgesehen, im DSM-5 in Amerika ist es vorgesehen
0:20:55–0:20:57
und in Kurzfassung wahrscheinlich auch,
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Folge des Vietnamkrieges, wo sehr viele Veteranen traumatisiert aus dem Krieg zurückkamen.
0:21:04–0:21:08
Und klar war, dass es keine körperliche, sondern eine psychische Störung ist.
0:21:08–0:21:12
Das war nicht immer so, dass man das dachte. Früher sagt man, es sei körperlich.
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Und das ist natürlich dann auch wieder ein Hinweis eben auf diese Szene des sich übergebens.
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Weil man könnte jetzt aber sagen, gut, der kotzt halt, da war gerade eine Party,
0:21:22–0:21:24
der war irgendwie oben bei der Party noch mit dabei.
0:21:24–0:21:28
Und dann ist das, also zumindest ist es direkt an die Party drangeschnitten.
Florian Clauß
0:21:28–0:21:32
Ja, ja, aber er war doch noch in einem Raum und hat noch gearbeitet.
Micz Flor
0:21:32–0:21:33
Als es dann runtergegangen ist.
Florian Clauß
0:21:34–0:21:37
Also das heißt, er ist ja auch, ich glaube, man sieht ihn da auch nie Alkohol trinken.
0:21:37–0:21:40
Doch, man sieht ihn schon Schnaps trinken, aber er ist da auch immer,
0:21:40–0:21:43
als er da in dieser Party oder in diesem Festzahlen, da.
Micz Flor
0:21:43–0:21:43
Steht er oben.
Florian Clauß
0:21:43–0:21:47
Und überlegt die ganze Zeit, wie kriegt er jetzt diese Massenvernichtung hin,
0:21:47–0:21:50
wenn er das... Also das heißt, er ist dann mit dem Auftrag, den er bekommen
0:21:50–0:21:52
hat, ist er schon so beschäftigt.
Micz Flor
0:21:52–0:21:55
Aber das war dann noch anders. Er hat ja dann irgendwie am Abend noch seine
0:21:55–0:21:58
Frau angerufen und gesagt, was rufst du mich mit in der Nacht an?
0:21:58–0:22:03
Und er erzählt halt so ein bisschen euphorisiert und dann fragte sie, wer war denn noch da?
0:22:03–0:22:06
Und dann sagt er, ich habe keine Ahnung, ich habe nicht so genau hingeguckt.
0:22:06–0:22:10
Ich habe mir die ganze Zeit Gedanken gemacht, wie ich die Leute auf der Party vergasen könnte.
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Keine einfache Aufgabe wegen der hohen Räume, sondern das war irgendwie so.
0:22:15–0:22:17
Wir machen jetzt einen Medienbruch, weil du vorhin vom Medienbruch gesprochen
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hast und jetzt lege ich dir das mal hin, weil ich habe jetzt.
Florian Clauß
0:22:22–0:22:24
Keine Kosten.
Micz Flor
0:22:24–0:22:29
Und Mühen gescheut für diese folge mir das jetzt doch endlich mal zu kaufen.
Florian Clauß
0:22:29–0:22:34
Und was ist von erzählt dass männer fantasien also mit mir ein gebundenes das
0:22:34–0:22:47
kennt das schon buch ist kein geschenk ist mein taschenbuch von männer fantasien von claus theweleit,
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Und ja, ich hatte, weil du mir den Hinweis gegeben hast, Theweleit hatte sich
0:22:53–0:22:59
über auch Jahrzehnte mit Krieg auseinandergesetzt und was da für Männer rausgefallen sind.
0:23:00–0:23:02
Aber vielleicht willst du da noch mehr von.
Micz Flor
0:23:03–0:23:06
Genau, ich wollte einfach mal ganz kurz, weil man muss es ein bisschen auch
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sehen, dieses Buch, das hat damals Ende der 70er Jahre, kam es in zwei Bänden raus.
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Jetzt gibt es in einem band man muss
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es sich auch so ein bisschen anschauen weil es damals auf vielen ebenen
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sehr wegweisend war
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also hat einfach auch eine andere form des akademischen schreibens mit erfunden
0:23:24–0:23:28
ich glaube ensensberger war so jemand der das auch in der richtung gemacht hat
0:23:28–0:23:34
er hat jetzt hier unglaublich viele quellen gesammelt Theweleit hat in kiel
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studiert Germanistik und ist dann nach Freiburg gewechselt.
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Und in Freiburg war er in der SDS, also
0:23:43–0:23:46
in der sozialistischen deutschen Studentenbewegung, glaube ich, hieß das.
0:23:46–0:23:53
Hat dann auch eben als Linker zwar Radio produziert und wurde dann aber natürlich
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er und sein Kollege immer darauf hingewiesen, dass sie als linke Zecken gar nichts sagen dürften.
0:23:58–0:24:00
Deshalb mussten die unglaublich viele O-Töne sammeln um ihre sachen
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durchzukriegen und weil bei
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o-tönen kann man ja als kann man jetzt so schlecht sagen es sei meinung und
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die gleiche idee des quellen sammeln ist hier auch drin also du hast halt hier
0:24:13–0:24:20
ein buch du kannst aber kurz sagen blättert gerade schon so durch weil es ist 1200 seiten fast ja.
Florian Clauß
0:24:20–0:24:25
Ich habe das gefühl sehr viele illustrationen skizzen fotos dabei,
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Ich habe das Gefühl, wenn ich jetzt hier so drauf schaue, dass da auch ein sehr
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performativer Umgang mit Sprache,
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das ja so ein bisschen experimentell, aber auch gleichzeitig viele Zitate dann mit drin hat.
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Ja, in der Gesamtheit dieser ganzen, also des Werks, also jetzt Sexualität und
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Drill, Die Einzel-Ganzheit Stahlgestalt, solche Überschriften.
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Dann auf der nächsten Seite ist Spider-Man oder ein deutscher Sportler zur NS-Zeit
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mit einem Trikot abgebildet beim Kugelstoßen.
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Und so diese heroischen Mannsbilder.
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Also schon interessant, es macht Spaß beim Durchblättern.
Micz Flor
0:25:17–0:25:21
Und weshalb ich da drauf kam, weil du hast halt gesagt, The Zone of Interest.
0:25:22–0:25:26
Und dieses Buch ist ursprünglich, hat sich Theveleid einfach vorgenommen,
0:25:26–0:25:32
hat gesagt, er möchte sich mit diesen Zwischenkriegsfreikorps beschäftigen,
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die Leute, die 1919, 1920 die Arbeiteraufstände blutig und brutal niedergeschlagen
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haben. Und er hat sich dann die...
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Prosa teilweise oder die Aufzeichnung, Briefe, alles, was er sich an Quellen
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da hat auftun können, hat er reingenommen.
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Und einer davon ist eben Rudolf Höss.
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Und hier steht dann zum Beispiel auf Seite 22, Rudolf Höss lief 1917 aus einem
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katholischen Kaufmannshaus davon, weil er es nicht mehr aushielt,
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dem Krieg nur zuzusehen. Er war 16 Jahre alt.
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Als er aus dem Krieg zurückkam, lebten seine Eltern nicht mehr.
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Das enthob ihn, seinem Gelöbnis Priester zu werden. kostet ihn aber sein Erbe,
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dessen Erhalt an die Erfüllung des Gelöbnisses gebunden war.
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Ein Onkel achtete streng darauf, dass die Bestimmungen erfüllt wurden.
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Höss fuhr nach Osten. Mit dem Freikorps Rostbach ging es, in Klammer illegal,
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ins Baltikum, im Umkreis und so weiter.
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Also dieser Freikorps, das waren viele rechts ausgerichtete Menschen aus dem Ersten Weltkrieg,
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die sich nach dem Krieg
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verbündet haben und die zum Beispiel der Freikorps Rossbach von Paul Wilhelm
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Gerhard Karl Rossbach wurde zwischen 1918 und 1921 nach dem Waffenstillstand
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zusammengestellt und da war dann Höss auch dabei und die wurden,
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und das war eben das Seltsame an dieser Zeit, die man vielleicht so auch gar
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nicht mehr sich wirklich vorstellen kann in Deutschland.
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Vielleicht nochmal ganz kurz zurück zu den Ursprüngen von Theweleits Umgang mit dem Thema.
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Ein Historiker, den er auch aus der Zeit des SDS noch kannte,
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Erhard Lukas, hat sich mit dieser Märzrevolution 1920 auseinandergesetzt.
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Da ging es um den Ruheaufstand. Und was er da immer wieder gefunden hat,
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ist, dass der Freikorps, die halt bereitgestellt wurden von der Regierung,
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um dem Einhalt zu gebieten,
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dass die unglaublich brutal vorgegangen sind und da gehörte Höss eben auch mit
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dazu, der hat sich dem angeschlossen.
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Und dass es einfach eine ganze Reihe von Männern gab, die mit einer unglaublichen
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Brutalität gegen die Linken, gegen die Arbeiteraufstände, das war ja dann vorher auch in Hamburg,
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glaube ich, die Matrosenaufstände, dass die dagegen vorgegangen sind und der
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Historiker hat halt gesagt,
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du, ich kann damit nichts anfangen.
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Die haben mit Mit Schläuchen haben die Frauen erschlagen, die haben mit Gewehrkolben
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ins Gesicht geschlagen, die haben die zerstümmelt.
0:28:05–0:28:10
Woher diese unglaubliche Brutalität? Ich kann es nicht verstehen.
0:28:11–0:28:15
Und Thevelyd hat sich damit auseinandergesetzt, hat es irgendwie gesammelt und
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hat dann auch immer wieder von Lukas, hatte man im Interview gesagt,
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so Sachen zugeschickt bekommen, hat die einfach gesammelt und hat dann irgendwie
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versucht, eben in diesen Männerfantasien.
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Ein Bild zu malen oder zu gestalten, was versucht, diese Männer zu erklären.
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Es ist ein Ausgewählter, man muss es ein bisschen begrenzen.
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Es geht ganz speziell um diese Zwischenkriegszeit, es geht ganz speziell um Männer.
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Es geht Männer mit einem militärischen Hintergrund schon, also wie Höss,
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die halt irgendwie aus den Kasernen kamen.
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Und er hat versucht, das zu verstehen und hat sich einfach erst mal,
0:28:49–0:28:53
und das ist schön, wie Theweleit es auch beschreibt, in diese ganzen Materialien
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hineingelesen. Also er hat die Texte nicht gelesen, um darin Wissen zu finden,
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sondern er hat versucht, das irgendwie auch körperlich zu erleben.
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Er hat gemeint, dass zum Beispiel die Leute dann nicht schreiben,
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dass ihnen da die Aufständischen entgegenkommen, sondern dann ist es immer gleich
0:29:07–0:29:11
so ein Brei des Abschaums.
0:29:11–0:29:14
Also es ist immer so bedrohlich, alles bedrohlich und dieses Gefühl,
0:29:15–0:29:19
dass der Freikorps halt die Welt retten muss und dass alle anderen irgendwie
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falsch und böse sind, also diese Spaltung zwischen dem Guten und dem Schlechten,
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das war irgendwie so auffallend, dass er dann irgendwann an den Punkt kam und
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hat sich gesagt, Mensch, ey,
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das, was die da beschreiben, das erleben die in sich,
0:29:32–0:29:35
aber das kann doch nicht sein, was die sehen.
0:29:35–0:29:39
Wie kann es sein, dass die in sich so etwas erleben?
0:29:39–0:29:41
Und wo kommen diese Fantasien her?
0:29:41–0:29:46
Und eine Sache, die da auch, deshalb kam ich drauf, also das eine war eben diese Verbindung mit Höss.
0:29:46–0:29:51
Das andere war diese Frage eben mit diesem Würgen, also mit dem Würgen,
0:29:51–0:29:55
was Höss da im Film zeigt.
0:29:55–0:29:58
Und man muss auch dazu sagen, dass es eine Szene gibt, die sich erst,
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finde ich, mit dem Würgen wirklich erklärt.
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Weil kurz vorher sieht man Höss beim Arzt liegen und der klopft ihm den Bauch
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ab, fragt alles okay, tut das weh und die Szene bedeutet nicht viel.
0:30:10–0:30:14
Aber in gewisser Weise bedeutet sie eben schon, dieser Mann ist kerngesund körperlich,
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wo kommt jetzt aufwändig das Würgen her?
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Es ist nicht der Alkohol, es ist nicht die Party und er hatte gerade auch noch
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eine medizinische Untersuchung.
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Und das ist, finde ich, dann schon auch Ausschluss von Alternativen zu zeigen,
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dass in Höss da irgendwas hochkommt, was er nicht eindämmen kann.
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Und was dann irgendwie in Theweleits Männerfantasien auch beschrieben wird als
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etwas, was da wieder in diesen Texten von diesem Freikorps übers Töten,
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wie das so ist, dass am Anfang,
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und das habe ich in der letzten Folge auch kurz schon angesprochen,
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dass um den nochmal zurückführen, nur 15 bis 20 Prozent haben geschossen, um zu töten.
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Die meisten haben nicht geschossen, um zu töten und das wurde dann auch aufgenommen
0:30:55–0:31:00
als Wissen in das Militärtraining in Amerika, um im Vietnamkrieg diese Anzahl
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an Schießenden, um zu töten, zu erhöhen.
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Und der Grund dahinter ist einfach,
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dass das eben eine traumatisierende Erfahrung ist, Menschen zu töten.
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Und Theweleit hat beschrieben, wie sich das ändert. Am Anfang die Texte beschreiben,
0:31:16–0:31:21
dass dann große Übelkeit, körperliche Übelkeit auch drin ist in diesem Tötungsakt
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und später dann aber eher rauschhaft darüber berichtet wird.
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Und da sind bestimmte Faktoren im Werk wahrscheinlich auch mitzuziehen,
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weil die anderen das auch machen, aber auch gleichzeitig sich damit dann irgendwie
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auseinanderzusetzen oder nicht mehr auseinanderzusetzen, was es mit einem tut.
0:31:39–0:31:43
Und die Tatsache, dass es körperlich als Übelkeit erlebt wird,
0:31:43–0:31:49
kann man so deuten oder könnte man so deuten, Dass es einfach intrapsychische Prozesse sind,
0:31:49–0:31:54
wo man sich gegen seine eigenen Instinkte des Tötens irgendwie auflehnt,
0:31:54–0:32:00
die man intrapsychisch nicht mehr als Konflikt geregelt kriegt und die ihn auf den Körper schlagen.
0:32:00–0:32:05
Der Körper ist dann der Ort, so wie man Psychosomatik auch versteht heute,
0:32:05–0:32:09
dass es in dem Moment der innere Konflikt so groß ist, dass der nicht intrapsychisch
0:32:09–0:32:14
gehalten werden kann, sondern dass dann die Übelkeit, der Körper ist dann einfach davon betroffen.
0:32:14–0:32:18
Der Körper zieht dann vielleicht sogar die Aufmerksamkeit vom Geschehen ab.
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Man ist dann mehr wieder bei sich, was auch ein Schutzfaktor sein kann,
0:32:21–0:32:23
wenn man einfach nicht mehr so mit der Situation verbunden ist.
0:32:24–0:32:27
Und das lässt dann irgendwann nach und danach wird es einfach rauschhaftes Töten.
Florian Clauß
0:32:27–0:32:32
Man weiß ja nicht, ob es eine Übelkeit ist oder es ist dieser Wirkreflex, der da hochkommt.
0:32:32–0:32:36
Es ist ja so, dass er will ja dann was auswirken, was nicht da ist.
0:32:36–0:32:39
Er kommt ja gar nicht so ins Kotzen rein, sondern es ist einfach nur dieses
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trockene Wirken. Ja, dass man eine unglaubliche körperliche Präsenz dann so schafft.
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Das war auch jetzt bezugnehmend auf unsere letzte Folge,
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also die vorletzte Folge, da hatte ich ja berichtet, ich hatte dann auch von
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Karolin Emke den Streitraum geguckt, wo dann auch Zone of Interest Anlass war,
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um sich dann Gewalt in Filmen zu schauen.
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Und einige Filme, die dann über Nazitäter und Holocaust berichten,
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rauszunehmen und da war auch.
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Und bei The Act of Killing gab es auch eine Szene, das beschreibt die Täter
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in Indonesien, den Massaker von 1965,
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wo das Militär im Militärputsch dann quasi so ein grünes Licht für alle,
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für normale Leute dann gegeben hat, andere umzubringen. Da haben sich so Freikorps auch gebildet.
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Und dieser Film, The Act of Killing von 2011, berichtet dann eben von einem
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ehemaligen Täter, der sich noch immer mit seinen Taten berüstet,
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wie er dann halt Menschen ermordet hat.
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Und geht an den Ort des Geschehens, zeigt, wie er das dann halt auch gemacht hat.
0:33:52–0:33:56
Und man folgt ihm dann am Ende des Films nochmal zu diesem gleichen Ort.
0:33:56–0:34:01
Und an dieser Stelle in dem fängt er dann auch so an zu würgen.
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Und sehr ähnlich zu dem Reflex.
Micz Flor
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Aber ist das gespieltes Würgen?
Florian Clauß
0:34:04–0:34:08
Nein, das ist echt. Das ist kein gespieltes Würgen, das ist wirklich ein echtes Würgen.
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Und da kam auch in diesem Streitraum die These auf,
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dass man weiß, dass Jonathan Glaser diesen Film gesehen hat,
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dass er dann höchstwahrscheinlich diesen körperlichen Reflex auf die Taten,
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was auch immer, was da vorgeht, dass er das dann aus diesem Film übernommen
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hat und ihn in die Figur von Höss gelegt hat. Finde ich plausibel.
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Wobei Höss, da habe ich auch nochmal eine andere, so eine kritische Quelle gesehen,
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gelesen, dass Höss selber seine Biografie so ein bisschen, also es stimmt nicht
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unbedingt, dass er dann ins Ersten Weltkrieg dann freiwillig gegangen ist.
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Das hat er sich selber in die Biografie geschrieben.
Micz Flor
0:34:47–0:34:50
Ja, also ein paar Medaillen hat er sich selber reingeschrieben.
0:34:50–0:34:55
Es gibt so grobe Sachen, die stimmen und es gibt einige Sachen,
0:34:55–0:34:56
die explizit inzwischen widerlegt wurden.
Florian Clauß
0:34:56–0:35:01
Genau, die wurden dann widerlegt, aber was wohl stimmt, ist diese Brutalität,
0:35:01–0:35:04
die er dann als freier Korb hatte und wo er auch in einem Prozess,
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wo er aber gegen einen Kameraden zu Tode geschlagen hat. Das ist auch so ein
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bekannter Prozess. Ich habe den Namen vergessen.
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Da zeigt er auch diese brachiale Brutalität, die er aber anscheinend,
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so was man dann so in Wikipedia und so weiter in den Quellen lesen kann,
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als Kommandant dann ja nicht mehr so ausführt.
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Da ist er ja wirklich quasi der Lagerkommandant, der dann immer nur überwacht,
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dass die Tötungen und alles so ordentlich ausgeführt werden.
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Also diese Ordentlichkeit, das ist so seine Charaktereigenschaft,
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die dann auch eben diese Gründlichkeit dann auch zeigt,
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wie er dann halt die Ermordung dann auch so in die Praxis umführt.
Micz Flor
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Ja, bei mir ist auch nochmal so als Selbstmitteilung diese Körperlichkeit auch spürbar.
0:35:55–0:36:00
Also mir ist seit, also wir nehmen jetzt ja dann auf, jetzt schon die vierte
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Stunde oder so, mir ist so die ganze Zeit so ein bisschen übel.
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Ich habe es gefühlt mir so sehr.
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Ich bin sehr aufgeregt, es ist ein so unfassbares Thema, dass ich das Gefühl habe, man,
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Also ich, nicht man, ich muss jetzt irgendwie, ich darf eigentlich gar nichts
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sagen, aber alles, was ich sage, ist hoffentlich richtig genug,
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dass man das irgendwie nicht falsch verstehen könne.
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Also es ist unglaublich belastend und auch das, das ist ja das vegetative Nervensystem,
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was halt dann so diese Übelkeit hervorruft.
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Und die psychodynamische Theorie, das hatte ich ja vorhin schon kurz erwähnt,
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sagt in der Tat, das ist bei Mitscherlich auch, kann ich das nochmal verlinken,
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dass halt in dem Moment, wenn intrapsychisch Konflikte nicht gehalten,
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bearbeitet, ausgehalten werden können,
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dann schlägt es auf somatische durch.
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So kommen dann irgendwie die
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Verspannungen, die Geschwüre, das ist die psychodynamische Erklärung dazu.
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Das Theweleitbuch Männerfantasien, was ich sehr gut finde an dem,
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wie er arbeitet, da ist, dass er das wirklich manchmal auch als Musik beschrieben
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hat, Aber vor allen Dingen auch merkst du, dass er das körperlich erlebt,
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dass er versucht, sich da reinzudenken.
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Wie kann man sowas schreiben? Was erleben die da?
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Und das, was kritisiert wird, zum Beispiel, dass es sehr heteronormativ ist,
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weil es geht um Männer und Frauen, ist natürlich auch dem Forschungsgegenstand geschuldet.
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Das ist ja genau das, was er sich angeschaut hat.
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Wie kann es sein, dass diese Männer so wurden? Und die Urthese,
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die er da drin hatte, nachdem er gemerkt hat, ach, dieses ganze Brei,
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der auf die zukommt, der ist von innen. Das ist ein innerer Tumult, innere Unruhe.
0:37:43–0:37:48
Da hat er sich dann verschiedene psychodynamische Theorien auch zusammengepflückt,
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um dann Werkzeugkasten zu kriegen, um das beschreiben zu können.
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Und die Hypothese ist halt, das sind halt Menschen, die sehr früh als Kind schon...
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Von der Mutter weggerissen wurden oder von der Mutter verlassen wurden und vom
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Vater in die Welt geprügelt, so hat er es, glaube ich, mal ausgedrückt.
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Diese Idee, dass also die frühkindliche Entwicklung in den ersten zwei,
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drei Jahren, dass die nicht gut vollzogen wurde.
Florian Clauß
0:38:16–0:38:21
Entschuldigung, weil du das jetzt so ausführst, was ist jetzt nochmal der Punkt
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dahin? Es geht darum, um diese Pathologie des Täters zu erklären.
Micz Flor
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Ja, das, was Theweleit dann eben tut, er sagt, was da passiert,
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ist, dass die Individuationsphase, also eine natürliche Entfernung, nicht möglich ist.
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Davor steht noch von Margret Mahler auch dieser Hinweis, dass der Mensch einfach
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in Anführungszeichen zu früh geboren wurde.
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Theweleit nennt das nicht zu Ende geboren. Also diese Männer sind alle nicht
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zu Ende geboren, weil Mahler schon darauf hingewiesen hat, dass das,
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was bei anderen Tieren noch in Utero passiert,
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also in der Gebärmutter, das muss der Mensch schon im Sozialen leisten.
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Da muss die Mutter oder die Bezugsperson helfend verfügbar sein,
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damit das Kind, was schon geboren wurde, in der Welt gut ankommen kann.
Florian Clauß
0:39:12–0:39:18
Aber das heißt, das Geborenwerden des Kindes, wo es noch nicht ganz ausgereift
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ist, da gibt es dann eine ganz starke gesellschaftliche Verantwortung,
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beziehungsweise was sich dann halt in Mutter, Kind...
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Aber du hast im Prinzip die Ausreifung als sozialen Prozess,
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deswegen ist ja der Mensch so höchst sozial angelegt. Könnte man ja daraus schließen.
Micz Flor
0:39:33–0:39:39
Genau, also diese sehr frühkindlichen, notwendigen Hilfen, die man als Säugling
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braucht, die sind schon einfach soziale Leistungen, die man als Säugling auch erbringt.
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Man ist da irgendwie mit anderen in Kontakt, weil sonst kann man auch einfach nicht überleben.
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Ich kann das jetzt so verkürzt nicht so gut aufführen, aber die Idee ist einfach,
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dass alles, was dann an Struktur, an Ordnung, an Außen passiert,
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auch an Gleichschritt passiert, einfach alles der Abwehr des inneren Zerfalls dient.
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Er deutet das so mit dieser Theorie und das besagt dann nach ihm,
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dass wenn diese Menschen dann in die Welt schauen, dann sehen sie sich und alle anderen sind böse.
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Ja, es geht immer um die anderen. Das können jetzt die Juden sein,
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es kann der Islam sein, es können die Christen sein, es können auch andere Deutsche
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sein, es können die Kommunisten sein.
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Und dann ist immer ganz klar, dass die Person auf der guten Seite,
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Es ist alles so böse und gehört vernichtet.
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Dann kommt eben das, was ich vorhin gesagt habe, eben mit diesen ersten Momenten
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in der Gewalt, wo es noch körperliche Antwort auf diesen Sprung über moralisch
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intrinsische instinktive Thematiken gibt,
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aber danach ist man einfach Teil von dem Guten, von dem Richtigen.
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Ich musste, auch wenn es eine absurde Filmreferenz ist, ich musste so ein bisschen
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an diesen dritten Prequel von Star Wars denken.
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Wo dann ist Anakin, der dann die ganzen Kinder im Kindergarten umbringt.
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Das ist ja so eine Szene, die da nochmal auch reingebaut wird,
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damit wir wirklich jetzt mit diesem Charakter abschließen.
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Wir sind ja eingeladen, uns mit dem zu verbinden und wir können uns nur wirklich
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von dem trennen, wenn wir sehen, wie der, wir sehen es nicht,
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aber wir wissen es, wenn wir es sehen würden, das wäre nochmal was anderes,
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aber dass er jetzt diese Kinder alle umbringt.
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Was für den Film, also um wir, dass wir jetzt zu dem Film zurückkommen,
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ist es so, dass die Entwicklung,
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die Theweleit beschreibt, von diesen jungen Männern, die alle eben von ihren
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Müttern verlassen oder weggerissen, von den Vätern verprügelt,
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von den Kadettenanstalten geschniegelt, gestriegelt und eingetaktet wurden,
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die dann am Ende des Ersten Weltkrieges auch als Verlierer zurückkamen.
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In ein Deutschland hinein, das damals von der SPD geführt nach dem Versailler
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Vertrag auch kein Heer mehr hatte.
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Das waren nur 100.000 Leute, glaube ich, zur Sicherung.
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Und dann hat die Regierung auf die Freikorps gesetzt,
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hat die eingesetzt, um die Ostgrenzen zu schützen vor Russland und auch gleichzeitig
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die Arbeiteraufstände niederzuschlagen.
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Und da passierte es dann, dass eben diese unglaubliche Brutalität sichtbar wurde.
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Wenn man das dann eben weiter verfolgt, dann kommt man in Auschwitz-Konzentrationslager an,
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wo jemand all dieses Verstumpfen schon durchlebt hat und dann eben zehn Jahre später,
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sowas einfach emotionslos und nach Ingenieurprinzipien entwickeln und leiten kann.
Florian Clauß
0:42:57–0:43:07
Okay, wir haben ein Erklärungsmuster, das uns zumindest diese unhypatische Art
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von Hösten ein bisschen einordnen lassen kann.
Micz Flor
0:43:12–0:43:17
Wenn wir dann zurück zum Film kommen, weil da würde ich schon auch noch mal
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ein paar Sachen dazu sagen.
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Vielleicht gar nicht so sehr das formale also ich fand es ganz gut zu wissen
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relativ schnell dass ich das lager nicht sehen werde und das hat mich wirklich
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erleichtert dass er was für mich leichter diese film zu schauen ja.
Florian Clauß
0:43:34–0:43:37
Das war glaube ich auch für andere
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so nahe klar dass es gibt kein gibt ein darstellungsverbot des lagers.
Micz Flor
0:43:43–0:43:48
Genau und das hat dann natürlich wieder mit so Repräsentationsdiskurs auch zu tun.
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Wer kann wen wie inszenieren und darstellen und das Filmen und Schneiden,
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also wer hat da die Hoheit?
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Ich habe da viel darüber nachgedacht. Ich fand die, die emotionalste Szene war
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für mich die Szene, wo der große Bruder seinen kleinen Bruder im Gewächshaus eingesperrt hat.
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Da ging es mir wirklich unter die Haut.
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Bei allem anderen blieb ich sehr distanziert und gleichzeitig hatte ich so das
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Gefühl, auf so einer rationalen Ebene kann man nichts gegen den Film sagen.
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Man muss ihn gut heißen und er war irgendwie so fürchterlich,
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aber fürchterlich im Kopf, nicht im Herz für mich. Ich weiß nicht, wie es dir damit ging.
Florian Clauß
0:44:31–0:44:36
Ja, also vielleicht muss man dann auch so ein bisschen genauer drauf schauen,
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wie dieser Film überhaupt entstanden ist, weil das ist glaube ich auch einzigartig,
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was der Glaser gemacht hat.
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Ja, ich fand bei dem Film, das hatte ich in der letzten Folge auch gesagt,
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also ich fand den im Nachhinein, fand ich den bemerkenswerter als beim Schauen,
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so direkt raus, weil bei dem Film ging es mir so, dass,
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ich dann so die ersten zehn Minuten gesehen habe und mir dann schon klar war.
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Der wird sich nicht ändern, der bleibt dabei.
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Das, was er dann in den ersten zehn Minuten erzählt, führt er dann halt den Rest des Filmes aus.
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Da gibt es nichts, was noch irgendwie überrascht oder so.
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Und deswegen fand ich den sehr geradlinig, hat nichts Überraschendes da drin.
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Aber er hat den Punkt sehr stark ausgebaut und unterstrichen, den er gemacht hat.
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Aber wenn man sich anschaut, wie der Film entstanden ist,
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der Jonathan Glaser hat, wie gesagt, auch mit den Schauspielerinnen dann auch
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wirklich lange Vorgespräche gehabt, hat die dann auch auf die Rollen unterschiedlich hingefühlt.
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Sandra Hüller hat zum Beispiel in einem Interview erzählt, dass sie einen Ausschnitt
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bekommen hat von dem Drehbuch und jetzt auch noch gar nicht wusste,
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wurde nicht gesagt, wer, von wem und welchen Inhalt dieser Film hatte.
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Und sie wurde dann so zum Vorsprechen eingeladen und hat das dann halt einfach so gemacht.
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Und dann kam halt Schritt für Schritt raus, okay, Jonathan Glaser macht dann
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über Hössen Porträt und so weiter. Und dann kam das erstmal so,
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okay, bei Christian Friedl war das halt komplett anders.
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Der hatte erstmal lange Vorgespräche mit Gläser, dann über seine Rolle,
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über die Figur und kam dann so quasi zu der Figur.
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Also das heißt, es hat sich da in diesen Vorgesprächen, das sagen auch beide
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Schauspieler, sagen dann auch immer wieder so, das Wichtigste an dem Film waren
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einfach die Gespräche mit Gläser.
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Da hat sich so ein unglaubliches Vertrauen auch in ihn gebildet und das ist
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so die Art, wie er dann halt rangegangen ist.
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Und dann war die Frage, also wo spielt dieser Film?
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Und irgendwann war dem Team auch schon klar, der muss in der,
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also dort, wo es passiert,
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der Film passieren. Das heißt, der muss in The Zone of Interest spielen.
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Zone of Interest ist auch ein Euphemismus, der Interessensgebiet heißt.
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Interessensgebiet ist dann quasi die Zone um ein KZ, wird Interessensgebiet genannt.
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Das ist The Zone of Interest.
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Und in Auschwitz war halt diese Zone sehr groß.
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Ja, und das ist halt auch wieder so auf dieser Filmmetaebene.
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The Zone of Interest ist gleichzeitig in The Zone of Interest und spielt dann
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halt quasi da vor Ort in den Kulissen.
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Und dann hatten die tatsächlich auch das Haus, die von der Familie Höss bewohnt war.
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Das war aber zu sehr runtergekommen und die haben dann daneben,
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also nicht weit von dem Originalhaus entfernt, haben die dann ein komplettes
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Haus neu gebaut, haben diesen Garten angepflanzt.
Micz Flor
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Wie das Haus war gebaut worden?
Florian Clauß
0:48:01–0:48:04
Ja, das Haus ist gebaut worden, weil die gesehen haben, dass die können das
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in diesem Haus, im Originalhaus, nicht so umsetzen, weil das viel zu marode war.
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Und deswegen haben die ein komplettes
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Haus daneben gebaut, was dann so aussieht wie das Haus von Höss.
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Das Ganze, also diesen Garten aufgebaut, bepflanzt und so weiter.
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Es war auch dann mehrere Monate, das Projekt, und dann gibt es in diesem ganzen
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Film keinen Kameramann.
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Der hat ganz viele Kameras in dem Haus installiert, teilweise,
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die waren nicht versteckt, aber die waren halt in dem Haus irgendwo,
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das ja auch verschiedene Blinkwinkel hatte.
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Es gab ein ganzes polnisches Kamerateam, die dann im Prinzip diese Kameras gesteuert
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haben, in einem Keller von dem Haus oder weiter weg in einem eigenen Gebäude.
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Die ganze Regiearbeit bestand darin, dass die dann wirklich nur von außen beobachtet haben.
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Die Schauspielerinnen waren erstmal in dieser Situation auf sich gestellt.
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Und das macht diesen Film so eigenartig. Beim Gucken dachte ich,
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der ist so ein Theaterfilm.
Micz Flor
0:49:15–0:49:18
Ich habe auch so ein bisschen an die Dogmasachen gedacht.
Florian Clauß
0:49:18–0:49:21
Genau, es war so ein Dogma.
Micz Flor
0:49:21–0:49:23
Von der Energie her.
Florian Clauß
0:49:23–0:49:31
Ja, von der Sprache her. Und das mit dem Wissen, wie das Setting aufgebaut war,
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die waren so für sich geschlossen.
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Also diese Konzentration der Schauspieler aufeinander, die ist spürbar in dem ganzen Film.
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Und das ist so erklärbar, weil die auch, und das ist halt so unüblich beim Film,
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normalerweise müssen ja schauspieler auf den
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punkt agieren was heißt
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du hast ja dieses ganze set du
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hast die ganzen funktionsleute die dann im film arbeiten du
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hast die maske du hast die community managers du hast irgendwie den kameramann
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ja oder frau dann ist die so beschreibt das sandra höller in einem interview
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sie meint die meiste zeit beim film ist immer mit Warten verbunden und dann
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Action und dann lieferst du das,
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ja, musst auf den Punkt genau die Emotion liefern und dann Cut und dann wird umgebaut,
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ja, also das heißt, wenn man Filme guckt, dann hört man ja manchmal im Kopf diese,
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man sieht dann halt die Einstellung und dann ist halt immer die Frage und das
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finde ich halt so krass bei dem Film, weil dieses Feld ist komplett weggefallen.
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Die haben dann eine Szenenvorgabe bekommen und haben die gespielt.
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Die haben sich von außen nicht eingemischt. Das heißt, die haben das teilweise
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so weiterlaufen lassen, dass die dann halt eine Dreiviertelstunde lang diese
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Szene gespielt haben und selber als Schauspieler entschieden haben.
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Ja, wir machen jetzt nochmal, wir fangen die nochmal an.
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Oder was ausprobiert haben, angefangen haben zu improvisieren und alles in diesem
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Haus war so funktionsfertig.
Micz Flor
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Ja, da muss ich auch wieder in den Dogma denken, wo doch Hans von Trier auch
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meinte, dass damals eben auch zum ersten Mal so auf,
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Kameras gefilmt wurden, also Video quasi gefilmt worden konnte,
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was dann ins Kino kam, wo man es dann später nochmal vergrößert hat,
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sodass zum ersten Mal einfach die Kamera auch bei Idioten laufen lassen konnte.
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Und das ist ja dann auch so, den Film hätte man so gar nicht machen können.
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Das heißt, auch die Mittel, mit denen dieser Film hergestellt wurde,
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waren jetzt einfach reif genug, dass man das in dieser unglaublich guten Kinoqualität
0:51:43–0:51:44
auch so einfangen konnte.
Florian Clauß
0:51:45–0:51:49
Und es gibt überhaupt kein künstliches, also es gibt kein künstliches Licht
0:51:49–0:51:54
bei den Filmen, ist alles mit, also da zeichnet sich ja auch die Qualität der Kamera aus.
Micz Flor
0:51:54–0:51:55
Ist ja wirklich fast ein Dogma-Film.
Florian Clauß
0:51:55–0:51:57
Es ist ein Dogma-Film.
Micz Flor
0:51:57–0:51:59
Also bis auf die Musik, die ist ja eingespielt.
Florian Clauß
0:51:59–0:52:05
Naja, also die Musik war eingespielt und die Soundkulisse ist auch eingespielt,
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das heißt, das hat Gläser auch den Schauspielern gesagt, dass der Sound dann später drauf kommt.
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Das heißt, die hatten kein Original-Sound im Setting, sondern der wurde dann
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später eingespielt und Und der Sound ist halt so wichtig, weil der Sound eigentlich
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der zweite Film im Film ist.
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Der zweite Film, der hinter dem Zaun spielt, hinter der Mauer und was wirklich
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abgeht. Und den sieht man nicht, aber gleichzeitig bekommt man den Film mit
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und das Gespür von dem Film und dieses ganze Grauen in diesem Sound.
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Und das ist halt so krass. Ich meine, der Auftakt von dem Film ist ja auch dann
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so ein, du siehst ja dann erstmal so ein Vorspiel.
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Ja, so ein Vorspiel von...
Micz Flor
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Am Strand, also an dem Fluss.
Florian Clauß
0:52:51–0:52:56
Nee, nee, du siehst, also du hast ja wirklich erst mal dunkel und dann hast du nur Musik.
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Und du wirst ja so auf den Film eingestimmt erst mal. Und dann geht ja erst die Handlung los.
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Damit wird ja die exponierte Rolle der Musik ja auch so eingeläutet.
0:53:08–0:53:10
Und dann gibt es dieses...
Micz Flor
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Ja, wobei, das möchte ich kurz als Fußnote, weil da möchte ich gar nicht mehr
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groß drüber reden. Das hatte ich vorher schon mal gelesen und da war ich ein
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bisschen underwhelmed, weil so viel Musik war da gar nicht drin.
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Also dieses Pumpen, da habe ich so viel drüber gehört. Das war am Anfang,
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das war ganz zum Schluss.
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Aber so in der Mitte hatte ich jetzt gar nicht das Gefühl, dass auch...
Florian Clauß
0:53:27–0:53:34
Also diese ganze Kulisse von Schreien, von diesem Dröhnen, von dieser Industrie des Tötens.
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Er hat in einem Interview gesagt, dass er dafür viele Feldaufnahmen genommen
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hat. weil man muss natürliche Schreie haben.
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Das heißt, sie sind dann nachts rausgegangen und haben halt in bestimmten Ecken
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gewartet, wo klar war, dass dann halt irgendwie so am Wochenende gibt es da halt Geschrei.
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So haben sie halt auch bestimmte Soundkulisse aufgebaut.
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Also es ist ein ganzes Projekt. Es waren so ganz viele Entscheidungen,
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die zu diesem Setting dann auch geführt haben.
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Und es ist immer die Frage, wie kann man sich repräsentativ,
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diesem Thema annähern. Was ich so faszinierend finde, ist das wirklich so,
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Sandra Hüller und Christian Friedl sind ja in ihren, also die wollen ja nicht,
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sie wollen sich ja nicht wirklich mit diesen Leuten identifizieren,
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mit den historischen Figuren.
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Gleichzeitig stellen sie die in so einer Alltagssituation dar.
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Das heißt, sie müssen irgendwie auch sich rein empfinden,
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ja aber genau diesen kontrast zwischen
0:54:38–0:54:41
also da liegt schon im settings von
0:54:41–0:54:44
so eine verfremdung mit drin die auch irgendwie spürbar
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ist also das heißt den geht es nicht darum
0:54:47–0:54:50
sich da irgendwie rein zu empfinden aber dann wieder doch irgendwie darzustellen
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es ist ein bruch in der in dem ganzen in der ganzen inszenierung aber so ein
0:54:55–0:55:01
künstlicher bruch der dem thema so adäquat zukommt ja das ist dann halt auch
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nur so irgendwie erfüllt werden kann. Weißt du, was ich meine?
Micz Flor
0:55:05–0:55:09
Das stimmt, aber da möchte ich auch nochmal sagen, Sandra Hüller mag ich ja
0:55:09–0:55:11
sowieso sehr als Schauspielerin.
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Bin ich nicht alleine, das weiß ich, aber ich fand das so irre,
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als die am Anfang sich bewegte.
0:55:16–0:55:21
Es ist ja eine Frau, so einfach noch eine junge Frau, ist keine Oma und so und
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trotzdem hatte die diesen Hüftschwung drauf,
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der so ein Oma-Hüftschwung war, der aus der Zeit oder ich hatte so das Gefühl,
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ich habe auch so einen Moment lang meine Oma da gesehen, so ein bisschen so
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die, die, ich kann es auch nicht nachmachen oder beschreiben,
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aber da war sowas so Trümmerfrauenmäßiges dann.
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Das war ja keine Trümmerfrau nicht, aber ich hatte wirklich das Gefühl,
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dass sie aus einer anderen Zeit kommt.
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Einfach nur in der Art, wie sie da am Anfang einmal aufgestanden ist,
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sich so ein bisschen an die Hüfte gefasst hat und durch die Tür gelaufen ist.
Florian Clauß
0:55:47–0:55:51
Ja, das hat so was Brachiales, ja. Ich fand es an der Stelle so ein bisschen
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overacted, muss ich sagen.
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Weil du hast gemerkt, okay, sie sucht sich da irgendwas als Schauspielerin,
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dass sie der Figur dann so näher kommt und hat dann halt diese Körper,
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dieses im Prinzip, diese nicht flüssige Bewegung, dieses Abgehackte und dieses
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Humpelnde, ja, so in Ansätzen.
Micz Flor
0:56:09–0:56:11
Ich fand es sehr, sehr schön.
Florian Clauß
0:56:11–0:56:15
Bei mir war das halt so der Punkt, wo ich dann da, ja, okay,
0:56:15–0:56:17
aber ich meine, wir gehen in die Richtung weiter.
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Also ich finde es auch eine wahnsinnige Leistung von den Kindern,
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die da mitgespielt haben, weil ich auch gerade,
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die Kinder haben ja alle irgendwie einen Schuss, ja, durch diese Situation,
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Die Tochter ist dann am Schlafwandeln und der Vater holt sie dann immer rein und legt sie dann hin.
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Der Sohn spielt dann, der hat immer so ganz eigenartige...
0:56:45–0:56:46
Spiele dann, die er macht.
Micz Flor
0:56:46–0:56:47
Der kleinere.
Florian Clauß
0:56:47–0:56:51
Der kleinere. Ja, der dann eine Kampfszene oder...
Micz Flor
0:56:51–0:56:55
Mit der Trommel da und er spielt so alleine und draußen hörst du dann halt wie nebenan,
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ein Nazi halt dann einen Insassen oder Insassin so anmacht und...
Florian Clauß
0:57:04–0:57:08
Wegen der Äpfel. Das ist die Szene, wo dann halt auch der Apfel dann gefunden wird.
0:57:08–0:57:12
Und dann hörst du das auf der Tonebene.
Micz Flor
0:57:12–0:57:16
Und dann ist aber dieser Junge sagt nix und sagt, er hört aber zu oder weiß
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nicht, ob er zuhört oder ausblendet, aber dann sagt er irgendwann, mach das nie wieder.
0:57:20–0:57:24
Und du weißt halt nicht, ob dieser Satz, das heißt, bitte mach das nie wieder,
0:57:24–0:57:29
ich halte es hier nicht mehr aus, oder als ob er den Werther schon imitiert.
0:57:30–0:57:31
Das ist eine irre Szene.
Florian Clauß
0:57:31–0:57:34
Ja, oder er spielt so mit Strukturen, wo er dann halt irgendwie so,
0:57:34–0:57:40
also so ganz kindliche Spiele, wo er dann irgendwie so in sich dann ruht und
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irgendwie spielt, aber du weißt nicht,
0:57:43–0:57:48
Also ist das jetzt quasi, also das ist so natürlich einfach in der Form,
0:57:48–0:57:51
weil das auch eben durch dieses Setup kommt.
0:57:53–0:57:55
Oder wie er dann mit den Goldzähnen spielt.
Micz Flor
0:57:55–0:57:57
Ja, das ist der ältere Bruder, glaube ich.
Florian Clauß
0:57:57–0:58:05
Der ältere Bruder hat dann eben Goldzähne, die dann den Toten aus dem Mund entfernt
0:58:05–0:58:08
wurde, hat der dann unter einem Kopfkissen.
0:58:08–0:58:12
Ja, und das ist ja eh so, diese, also wenn man das dann auch,
0:58:12–0:58:17
diese Perversion, ja, die Kinder kriegen dann halt die Wäsche von den Ermordeten, ja, ziehen die an.
0:58:18–0:58:21
Oder dann wird halt auch diese, werden halt die Kleider und so weiter an die
0:58:21–0:58:23
Bedienstete weitergegeben.
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Oder sie, die Hedwig, zieht in so einem Pelzmantel an und findet dann noch einen Lippenstift drin.
0:58:28–0:58:34
Ja, also diese Ausbeutung, ja, und auch diese Einzelschicksale,
0:58:34–0:58:37
die dann in so einem Pelzmantel drinstecken, ja.
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Und dann wird das halt so hingeworfen, ja, das ist halt so diese Treasure Box,
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ja, die dann auch wieder so Treasure Box ausschwitzt, wo du dann deine Schätze
0:58:45–0:58:49
rausholst, ja, wo du dich bereicherst, und das ist auch so eine ganz starke
0:58:49–0:58:52
Motivation in den Figuren,
0:58:53–0:58:57
also in den historischen Figuren, dass natürlich, wenn du in so einem System
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irgendwo funktioniert hast.
0:58:59–0:59:03
Hattest du die Chance auf Bereicherung, auf Aufstieg, weißt du,
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Und das waren häufig irgendwelche normalen Arbeiter, die halt irgendwie keine
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Aufstiegsstraßen hatten.
0:59:08–0:59:13
Aber in dem Moment, wenn sie da mitgespielt haben und ihre Brachialität ausleben
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konnten, dann gleichzeitig sind sie damit aufgestiegen und konnten sich bereichern
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durch die Ausbeutung der Opfer.
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Das ist ja auch nochmal das, was da reinragt. Also eigentlich so eine gesellschaftliche
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Umkehr, die erstmal gar nicht so in der Genese irgendwie drin liegt.
0:59:34–0:59:39
Also zum Schluss, ich glaube, das, was bei dem Film nochmal so entscheidend
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ist und warum der so wichtig ist, es geht jetzt nicht um die historische Figur,
0:59:43–0:59:46
sondern es geht auch darum zu zeigen,
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wie anfällig, also wie nachvollziehbar diese Figur in einigen Situationen sein
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kann und in anderen nicht.
1:00:00–1:00:06
Also nachvollziehbar durch dieses komplette idyllische Familienleben, was da passiert.
1:00:07–1:00:14
Und nicht nachvollziehbar, was da eben in diesen Mauern des KZs vorgefallen ist.
1:00:14–1:00:18
Und das ist so diese Banalität des Bösen. Und ich glaube, das ist das,
1:00:18–1:00:24
was dann auch Glazer nochmal so ausstellen möchte, dass dieser Film so nah an
1:00:24–1:00:29
unserer Zeit ist und eigentlich was über uns erzählt und nicht über die Figur.
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Nämlich diese Anfälligkeit von Normalität, dieses Verschieben von Normalität.
1:00:34–1:00:39
Eben so ein Ereignis überhaupt passieren kann und dass es nicht irgendwie so Monster sind.
1:00:39–1:00:46
Also ich glaube, das war auch so ein Zitat von Levi, der meinte, dass Monster,
1:00:47–1:00:53
also so Sadisten, es gab es wenige unter den Nazis,
1:00:53–1:00:58
aber es gab ganz viele, die halt da mitgemacht haben und irgendwo in diesem
1:00:58–1:01:04
ganzen Apparat ihre Funktion hatten und ihre Funktionen gefunden haben und damit
1:01:04–1:01:05
überhaupt das ermöglicht haben.
1:01:05–1:01:09
Und das ist glaube ich so das, was der Film nochmal so ausstellt.
Micz Flor
1:01:09–1:01:12
Ja, ich meine mit diesen Theweleitsachen, die ich vorhin so angerissen hatte,
1:01:12–1:01:17
der argumentiert schon auch, dass das diese Freikorpsleute, das ist dann die
1:01:17–1:01:22
SS, das ist dann quasi so das Skelett, also die Knochen von dem,
1:01:22–1:01:23
was dann später gebaut wurde.
1:01:23–1:01:29
Das sind sie nicht alle, da kamen dann viele dazu, aber da war schon die Betonung
1:01:29–1:01:34
darauf, dass dass diese Menschen schon, also nicht Sadisten waren in der Art,
1:01:34–1:01:38
aber dass sie sehr gewalttätig waren, sehr in der Lage waren,
1:01:41–1:01:44
impulsdurchbrüchig, innen wenig strukturiert, unvorhersehbar,
1:01:45–1:01:49
auch brutal sein können, was dann eben so eine Stimmung schafft.
Florian Clauß
1:01:49–1:01:53
Ja, es gab vielleicht dann auch einige von diesen Gewaltträgern,
1:01:53–1:01:57
die dann halt auch so Entscheidungsführer waren in bestimmten Sachen.
1:01:57–1:01:59
Und ich habe heute gerade eine,
1:02:01–1:02:05
der ist neu angelaufen in der Audiothek, den kann ich da empfehlen.
1:02:05–1:02:07
Da geht es um NS-Klicken.
1:02:08–1:02:13
Und dann wird genau über solche Verknüpfungen gesprochen von so einer von so
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einem Mittelbereich in diesem ganzen Apparat von SS-Leuten.
1:02:20–1:02:24
Jetzt nicht die oberen Befehlshaber, auch nicht die ganz unteren,
1:02:24–1:02:25
sondern der mittlere Bereich.
1:02:25–1:02:31
Und das ist genau diese ehemaligen SA-Leute, der SS, die dann halt so ein Alumni,
1:02:31–1:02:35
die dann ein ganzes Netzwerk aufgebaut haben und die sich gegenseitig befördert haben.
1:02:35–1:02:39
Da wurde dann quasi der eine war in dem einen KZ und ist der andere nachgekommen
1:02:39–1:02:44
und dann hat man sich auch teilweise in so ein KZ versetzen lassen und wurde
1:02:44–1:02:47
dann, wenn man dann halt in den Wehrdienst wieder gegangen ist,
1:02:47–1:02:49
an die Front, hat man dann eine andere Position bekommen.
1:02:50–1:02:54
Also es wurde halt wirklich so als Karrierebooster teilweise genutzt.
1:02:54–1:02:58
Und das war ein ganzes Netzwerk und das war natürlich, da hattest du diese Extremen
1:02:58–1:03:03
mit drin, die dann auch für so eine Gewaltausführung da irgendwo zuständig waren.
1:03:03–1:03:10
Aber du hattest halt auch ganz viele, also so ein Ding wie Auschwitz oder Birkenau,
1:03:10–1:03:14
das war gesellschaftlich irgendwo aufgehangen, das war da drin.
1:03:15–1:03:19
Das haben ganz viele mitgewirkt. Das waren Frauen, Männer und so weiter aus
1:03:19–1:03:22
der normalen Bevölkerung, die das auch so ermöglicht haben.
1:03:22–1:03:28
Das ist halt immer nicht nur die eine Täterrolle, sondern es ist halt ganz differenziert.
1:03:28–1:03:34
Und das ist, glaube ich, das, wo eben diese Anfälligkeit von Gesellschaft jetzt
1:03:34–1:03:40
halt so offensichtlich wird, gerade in den Zeiten, wo die Rechten überall hochkommen, ja.
1:03:40–1:03:46
Und dass man da als Gesellschaft sich auch so klar positionieren muss und aufstellen
1:03:46–1:03:49
muss und dann eben nicht, dass irgendwie so die anderen die Bösen,
1:03:49–1:03:55
sondern irgendwo gucken muss und achtsam sein muss, wo dann eben diese feine
1:03:55–1:03:56
Linie dann verläuft, ne.
1:03:56–1:03:59
Also weil man kann sich ja nicht frei machen, man merkt das bei dem Film.
1:04:00–1:04:04
Irgendwo gibt es dann so ein Identifikationspotenzial. Das will man ja nicht,
1:04:04–1:04:06
man will sich nicht mit denen identifizieren.
1:04:06–1:04:10
Aber gleichzeitig ist es menschlich auf der einen Seite, so wie die im normalen
1:04:10–1:04:11
Familienleben dargestellt werden.
1:04:12–1:04:16
Und dann gibt es aber diese abscheulichen Taten, die absolut nicht mehr nachvollziehbar
1:04:16–1:04:20
sind, aber die dann in so einem historischen Kontext auf einmal so nachvollziehbar werden.
Micz Flor
1:04:22–1:04:25
Ja, genau. Das fand ich auch nochmal wichtig, dass du das nochmal gesagt hast.
1:04:25–1:04:28
Dass die Banalität liegt nicht in dem Bösen, sondern die Banalität liegt,
1:04:28–1:04:32
das Böse ist unfassbar und abscheulich, wie du gerade gesagt hast,
1:04:32–1:04:36
aber die Banalität liegt in dem, was wir auch in diesem Film sehen,
1:04:36–1:04:40
dass es einfach passiert wie eine Maschine und da das Unfassbare auf einmal
1:04:40–1:04:46
ganz banal am Laufen gehalten wird.
Florian Clauß
1:04:46–1:04:53
Dass alle da mitmachen irgendwo und dass keine Ausnahme besteht, nur so ist es dann halt,
1:04:57–1:05:01
Umfassendes Thema, nicht einfach. Wir sind da so ein bisschen durchgestatzt.
1:05:01–1:05:04
Ich hoffe, das war einigermaßen nachvollziehbar.
Micz Flor
1:05:04–1:05:07
Ja, es waren aber jetzt auch wieder über vier Stunden, die wir aufgenommen haben
1:05:07–1:05:09
für ein Thema, was einfach auch...
1:05:11–1:05:16
Ich merke, dass ich körperlich erschöpft bin davon. Einfach gefühlterweise habe
1:05:16–1:05:18
ich irgendwie so viel Luft angehalten, so ganz...
Florian Clauß
1:05:20–1:05:25
Du hast das Atmen vergessen. Ich fand es ganz schön schwer.
Micz Flor
1:05:26–1:05:27
Einfach schwer zu tragen.
Florian Clauß
1:05:29–1:05:34
Ja, wir haben halt auch viele Aspekte aufgerissen, die da zusammenhängen und
1:05:34–1:05:37
hoffen, das einigermaßen in Form gebracht zu haben.
1:05:38–1:05:44
Mehr Infos gibt es auf eigentlich-podcast.de und auch die Route, die wir gelaufen sind.
1:05:44–1:05:49
Wir sind eigentlich durch Mitte und Prenzlauer Berg und jetzt wieder in Mitte.
1:05:49–1:05:51
Das könnt ihr auch da sehen.
1:05:52–1:05:57
Wenn es euch gefallen hat, dann gerne Kommentar hinterlassen oder weiterempfehlen.
Micz Flor
1:05:57–1:05:58
Unerwartet locker und flockig.
Florian Clauß
1:06:00–1:06:07
Das ist die Banalität des Abspanns. Ja, ich kann meine Rolle auch wechseln.
1:06:07–1:06:09
Ich freue mich jetzt aufs Ende.
1:06:10–1:06:13
Also ich bin Flo und ich.
Micz Flor
1:06:13–1:06:15
Bin Mitch und ja, bis bald.
Florian Clauß
1:06:15–1:06:17
Bis zum nächsten Mal. Macht's gut.
Micz Flor
1:06:17–1:06:18
Tschüss.

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„Die Menschen, die in Treblinka, Belzec oder Sobibor ankamen, wurden innerhalb von zwei oder drei Stunden getötet und ihre Leichen verbrannt. Der Beweis sind nicht die Leichen, der Beweis ist die Abwesenheit von Leichen.“ Claude Lanzmann

In diesem ersten Teil zu "The Zone of Interest" sprechen wir erstmal nicht über den 2023 erschienen Film von Jonathan Glazer. Wir wollen einige Themen als Vorbereitung vertiefen, um den Film im zweiten Teil besser einordnen zu können. Wir steigen mit dem Themenstrang Holocaust ein, wobei Flo einen persönlichen Zugang wählt: wann waren wir erstmals mit diesem dunklen Kapitel der Geschichte konfrontiert? Wann haben wir zum ersten Mal eine Ahnung von der Monstrosität des Holocaust bekommen? Während wir uns über unsere persönlichen und familiären Geschichten austauschen, laufen wir durch das Denkmal für die ermordeten Juden und kommen an der Hannah-Arendt-Straße auf die Banalität des Bösen zu sprechen. Wie konnte so etwas Schreckliches passieren? Flo erzählt Szenen aus dem Film "Shoah" von Claude Lanzman, der 1985 erschien. Der Film ist ein einzigartiges Zeitdokument, in dem Augenzeugen des Holocaust ihre Geschichten und Erfahrungen berichten. Lanzman hat dabei konsequent auf historisches Material verzichtet und stellt in seinen Interviews mit Opfern und auch Tätern immer wieder scharfe Nachfragen, um ein präzises Bild von den Massenmorden in den Konzentrationslagern zu bekommen. Der Film fasst über 11 Jahre Arbeit auf 9 Stunden zusammen und entwickelt so eine Collage an persönlichen Geschichten, die eine Ahnung über die Ausmaße der Shoah vermitteln kann. Im zweiten Themenstrang vertiefen wir uns weiter in historische Filmwerke über den Holocaust, über Filme direkt nach dem Krieg wie "Die Mörder sind unter uns", über Produktionen aus den 60ern und 70ern bis zu "Schindlers Liste" von 1993. Dabei gehen wir der Frage nach, wie sich das Täterbild verändert hat und besprechen die Inszenierungen des Undarstellbaren. Für die 2000er stellen wir fest, dass uns Filme über die Täter wie "Der Untergang" nicht so interessieren, dafür aber Produktionen wie "Das Leben ist schön" und "Inglourious Basterds" stark emotionalisieren. Flo möchte noch einen weiteren Bogen aufspannen, um für "The Zone of Interest" die Figur Rudolf Höß besser verstehen zu können. Der Dokumentarfilm "The Act of Killing" von 2011 porträtiert eine Gruppe von Tätern in Indonesien, die an dem Massaker an kommunistischen und chinesischen Einwohner 1965-1966 nach einem Militärputsch beteiligt waren. Der Film zeigt die Täter von damals wie sie heute in einem inszenierten Reenactment die Rollen von Opfern und Tätern nachspielen ohne dabei eine Spur von Reue zu entwickeln. Micz vertieft dieses Thema mit der Frage, ob es aus psychologischer Sicht eine Tätertraumatisierung gibt. Auch hier zeigt sich ein Bedeutungswandel von der Einstellung, dass Täter nicht traumatisiert werden können hin zu neueren Annahmen, dass ein traumatisierendes Ereignis bei den Beteiligten eine Persönlichkeitsveränderung bis -störung auslösen kann. Mit diesem dichten Themenstrauß beenden wir die 1. Folge auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof am Grab von Bertold Brecht. Mit dieser Folge haben wir unsere thematischen Vorbereitungen abgeschlossen, um mit der nächsten Folge in den Film "The Zone of Interest" von Jonathan Glazer einsteigen zu können. Wir machen gleich weiter mit der Aufnahme, aber fürs erste sollte das erstmal reichen

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Florian Clauß
Erzähler
avatar
Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:05–0:00:20
Hallo und willkommen zur Folge 58 von Eigentlich Podcast.
0:00:20–0:00:23
Die Folge hat Flo wieder vorbereitet, deshalb sage ich die ersten Worte.
0:00:24–0:00:28
Und wir machen auch heute wieder, das will ich gerne vorneweg sagen,
0:00:28–0:00:32
quasi eine Double Feature, was wir in einem Schwung aufnehmen.
0:00:33–0:00:42
Flo hat ganz viel vorbereitet ich bin etwas zittrig ob des themas und weiß nicht
0:00:42–0:00:46
wie du es einleiten möchtest du es los geht auf jeden fall hast du auch eine
0:00:46–0:00:52
strecke ausgesucht die das thema mit einleitet wenn nicht sogar begleitet.
Florian Clauß
0:00:52–0:00:59
Ja hallo auch von mir wir sind eigentlich-podcast auf eigentlich-podcast.de
0:00:59–0:01:02
Da könnt ihr sehen, wo wir langgelaufen sind.
0:01:02–0:01:12
Wir haben uns am Potsdamer Platz getroffen und ich bin auch ein bisschen nervös wegen des Themas.
0:01:12–0:01:21
Wir wollen das Denkmal der ermordeten Juden besuchen und diese beiden Podcast-Folgen,
0:01:21–0:01:22
die ich jetzt vorbereitet habe,
0:01:22–0:01:29
werden sich um den Holocaust, um die Shoah und dann im zweiten Teil um Zone of Interest.
0:01:32–0:01:38
Drehen. Das war auch so der Ausgangspunkt, Zone of Interest,
0:01:39–0:01:45
das ist der Film von Jonathan Glaser, der letztes Jahr erschienen ist, 2023,
0:01:47–0:01:52
und der mich sehr bewegt hat, am Anfang nicht,
0:01:52–0:01:57
aber dann beim drüber nachdenken immer mehr, und der mich dann auch so weit
0:01:57–0:02:03
bewegt hat, dass ich immer tiefer in dieses dieses, wie konnte das passieren, abgestiegen bin.
0:02:03–0:02:08
Also, wie ist der Holocaust, wie war das möglich, dieses unglaubliche Verbrechen
0:02:08–0:02:10
an die Menschheit, wie ist das passiert?
0:02:10–0:02:15
Und da ist viel drüber geschrieben, gesagt und so weiter.
0:02:15–0:02:19
Deswegen bin ich da, glaube ich, auch zwischen lauter losen Enden,
0:02:19–0:02:24
die ich hier auch für mich selber im Kopf aufgeworfen habe und werde mich da
0:02:24–0:02:26
so ein bisschen dran langhangeln.
0:02:26–0:02:31
Und weiß ich nicht, also ich werde auch da so eher so persönliche Zugänge wählen,
0:02:31–0:02:33
wo mich Sachen bewegt haben.
0:02:34–0:02:44
Was mich besonders bewegt hat, ist eben, wie sich tatsächlich der Holocaust
0:02:44–0:02:48
dann auch so passieren konnte, habe ich ja schon gesagt,
0:02:48–0:02:52
aber wie der sich dann auch wirklich so industrialisiert hat.
0:02:52–0:02:57
Das ist das, was man immer so an diesem ganzen Rand, also an dem Schulwissen,
0:02:57–0:03:04
was man mitbekommen hat, ja auch dann lernt, die Industrialisierung,
0:03:04–0:03:13
das Holocaust und die Konzentrationslager, vor allen Dingen Birkenau und Auschwitz,
0:03:13–0:03:18
wo dann eben der ganze Massenmord so passiert ist.
0:03:18–0:03:23
Ja, ich habe so verschiedene Einstiege in das Thema und wahrscheinlich werden
0:03:23–0:03:27
das jetzt keine Einstiege, sondern ich werde das auch so immer wieder aufwerfen in der Folge jetzt.
0:03:28–0:03:34
Ein Einstieg war auch, dass wenn man so ein bisschen rückblickend drauf guckt auf das Ereignis.
Micz Flor
0:03:35–0:03:38
Wie könnte man sonst drauf gucken?
Florian Clauß
0:03:39–0:03:45
Ja, rückblickend im Sinne von wie, wann bin ich jetzt als Person?
Micz Flor
0:03:45–0:03:46
In der eigenen Biografie.
Florian Clauß
0:03:46–0:03:49
Ich war schon eben im Schulunterricht.
Micz Flor
0:03:49–0:03:52
Du meintest quasi nie in einem historischen, wissenschaftlichen Kontext,
0:03:52–0:03:54
sondern in der eigenen Biografie.
Florian Clauß
0:03:55–0:03:58
Genau, danke fürs Klarstellen. Also in der eigenen Biografie,
0:03:59–0:04:01
dann wäre auch meine Frage an dich.
0:04:03–0:04:09
Wann bist du denn da mit diesem Thema irgendwie mal so konfrontiert worden?
0:04:09–0:04:10
Wahrscheinlich in der Schule.
0:04:11–0:04:15
Es gab dann wahrscheinlich auch, also es war üblich dann auch,
0:04:15–0:04:21
dass man irgendwelche Gedenkstätten besucht hat oder ins KZ gefahren ist. Wie war das denn bei dir?
Micz Flor
0:04:28–0:04:32
Das sind so viele Sachen. Also ich weiß noch, dass es in der Grundschule einfach
0:04:32–0:04:34
auch so Witze gab, so auch mit einem Hitler.
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Und ich weiß ja noch, dass meine Tochter in der zweiten Klasse auf einmal singend
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ankam und sagte, leise rieselt der Schnee auf die deutsche Armee.
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Gott sei Dank, Hitler ist tot. Trump ist der neue Vollidiot.
0:04:49–0:04:52
Das war dann so das Lied, was sie mitgebracht hat. Und da war so alles so ein
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bisschen durcheinander. Und danach kam dann, Haribo macht Kinder froh und Erwachsene.
0:04:58–0:05:04
Eben so doch irgendwas mit, stirbst du gern mit Haribo wegen Zucker oder so.
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Also das war so Teil von so einem Kanon von Grundschulsachen,
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die man dann so mitbekommen hat.
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Und da erinnere ich mich auch noch, also es gab halt diese Fritzchen-Witze.
0:05:14–0:05:17
Also der klassische Fritzchen-Witz, an den ich mich erinnere,
0:05:17–0:05:22
war halt irgendwie, Fritzchen geht halt oben auf den Dachboden und guckt in
0:05:22–0:05:24
den Kocher und findet dann so ein Foto.
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Und da drauf sieht er seinen Opa als jungen Mann, der halt so zwischen anderen
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Männern steht und so die Hand zum verbotenen Gruß hebt.
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Und dann geht er runter und sagt dann, Opa.
Florian Clauß
0:05:38–0:05:42
Sagst du jetzt extra nicht Hitlergruß oder warum sagst du verbotener Gruß?
Micz Flor
0:05:42–0:05:45
Ich möchte den Namen so viel als möglich.
Florian Clauß
0:05:45–0:05:46
Okay, das finde ich gut, ja.
Micz Flor
0:05:46–0:05:49
Und dann geht
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da drunter zum opern sagt er hier was aber opa das gesagt
0:05:52–0:05:57
dass mir nichts zu tun gehabt und jetzt finde ich hier dieses foto und da
0:05:57–0:06:02
sagt der in hessisch ich komme ja ich bin ja nicht hesse geboren aber ich komme
0:06:02–0:06:05
aus dem hessische südhessisch odenwald und dann wurde das halt dann so erzählt
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dass der opa dann sagte so ich habe damit nichts zu tun gehabt ich bin halt
0:06:09–0:06:14
einfach dabei die ganze leute gewesen und da hat er gesagt wollte den totalen
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krieg und ich Ich habe so gesagt,
0:06:15–0:06:18
Moment mal und hat halt dabei die Hand gehoben.
0:06:18–0:06:21
Das war dann so, das ist so, das ist der Kontext, in dem es passiert ist.
0:06:21–0:06:26
Dann hat mein Opa, der auch Mitglied der NSDAP war,
0:06:26–0:06:31
wie sich dann erst auch, da war ich dann schon später Teenager,
0:06:31–0:06:40
um die 20 rum, also für mich wurde das erst besprochen in der Familie, auch nachdem er tot war.
0:06:41–0:06:48
Und einer seiner Brüder, glaube ich, war auch irgendwas Höheres in der Partei,
0:06:48–0:06:50
wurde aber auch nicht so gesprochen.
0:06:50–0:06:54
Muss ich zugeben, habe ich jetzt auch nicht mehr selber angesprochen und nachgefragt.
Florian Clauß
0:06:54–0:06:57
Ist das der Vater von deiner Mutter oder von deinem Vater?
Micz Flor
0:06:57–0:07:01
Ja, von meiner Mutter. Und da war es dann so, dass...
0:07:03–0:07:07
Dass der dann auch so früh immer zu mir, als so nach der Pubertät,
0:07:07–0:07:10
wo ich dann, ich bin ja nicht groß, ich bin 1,83, ich glaube,
0:07:10–0:07:14
das ist heute eher so unterer Mittelfeld, aber mein Opa immer ganz störend gesagt,
0:07:14–0:07:16
oh, Gardemaß, Gardemaß.
0:07:16–0:07:25
Das heißt, das Militärische war irgendwie so da, aber es war nicht früh wirklich greifbar.
0:07:25–0:07:28
Und ich weiß halt auch nicht, wie man das Kind greifen konnte.
0:07:28–0:07:31
Und ich weiß auch noch, als es dann in der Schule drankam, dann war das so ein
0:07:31–0:07:35
Thema, wo ich ehrlicherweise auch nicht wirklich emotionalen Zugang bekam,
0:07:35–0:07:39
sondern eher gelernt habe, wie man sich dazu zu verhalten habe.
0:07:40–0:07:44
Das sage ich mal, das klingt jetzt vielleicht doof, ich finde es aber nicht falsch, das zu wissen.
0:07:45–0:07:48
Weil verhalten sprechen das sind ja
0:07:48–0:07:51
alles auch akte und deshalb ist
0:07:51–0:07:54
die richtige sprache genauso wie das
0:07:54–0:07:58
richtige verhalten immer auch
0:07:58–0:08:03
in form von zwischenmenschlichem sein
0:08:03–0:08:06
sage ich mal so aber da das ist
0:08:06–0:08:10
wirklich in seiner gänze ich kann
0:08:10–0:08:13
es nicht ich kann nicht genau den finger drauf halten aber irgendwie aus dem
0:08:13–0:08:16
diffusen wust entwickelt das militärische das
0:08:16–0:08:19
natürlich dann auch die auch in
0:08:19–0:08:22
darmstadt da in der nähe wo ich gewohnt habe der darmstadt gibt es auch
0:08:22–0:08:27
immer noch da wurde der der angriff auf dresden wurde in darmstadt geprobt von
0:08:27–0:08:31
den alliierten das heißt das wurde glaube ich weiß gar nicht mehr wann das genaue
0:08:31–0:08:36
datum war was wurde komplett die innenstadt verwüstet ganz viele neue gebäude
0:08:36–0:08:40
ganz wenig alte gebäude und da bin ich so auf aufgewachsen, wechselt er halt
0:08:40–0:08:41
so rein und weiß nicht genau,
0:08:41–0:08:44
ob das jetzt, also wo das herkommt.
0:08:44–0:08:50
Das heißt, ich muss sagen, es ist ein Puzzlestück in der eigenen Biografie,
0:08:50–0:08:56
wo ich jetzt nicht genau sagen kann, im Prinzip wie sexuelle Aufklärung auch.
Florian Clauß
0:08:56–0:09:03
Das ist auf einmal passiert, ja. Gab es dann irgendwo noch für dich so nennenswerten
0:09:03–0:09:07
Aussprachen mit deinen Eltern, oder wo du auch Fragen stellen konntest,
0:09:08–0:09:09
wie war das, wie war das mit Opa?
0:09:10–0:09:14
Kannst du dich daran erinnern oder war das dann auch eher kein Thema?
Micz Flor
0:09:15–0:09:27
Also die beiden Großväter, also die Großmütter waren ja dann quasi erstmal so
0:09:27–0:09:29
unschuldig, waren ja die Frauen, nicht die Männer.
0:09:30–0:09:34
Und bei den Männern waren es halt zwei unterschiedliche Geschichten.
0:09:34–0:09:39
Der Vater, also der Opa väterlicherseits, der war in russischer Kriegsgefangenschaft
0:09:39–0:09:41
und kam lange nach dem Krieg erst.
0:09:43–0:09:47
Mein Vater kannte den erst, glaube ich, auch schon mit Grundschulalter, ich weiß nicht genau.
0:09:48–0:09:51
Das heißt, da war es dann eher so die Folgen des Krieges, die diese Familie
0:09:51–0:09:54
bedroht und bedrängt haben.
0:09:54–0:10:00
Und bei meinem Großvater väterlicherseits kam dann eben auch noch,
0:10:00–0:10:05
dass der aus Sudeten-Deutschland kam und von dort natürlich auch dann nicht
0:10:05–0:10:07
mehr oder da nicht mehr zu hin konnte,
0:10:07–0:10:10
weil Kriegsgefangene, weil das ja dann
0:10:10–0:10:17
auch jetzt tschechien ist und das war dann auch viele jahre später erst dass
0:10:17–0:10:22
ich damals so ganz bewusst da war und diese ganzen kleinen bunker gesehen habt
0:10:22–0:10:29
ihr auch in diesem diesen gebieten so vergraben sind wirklich so ein mann bunker um irgendwelche,
0:10:30–0:10:36
kolonne oder so aufzuhalten das ist es ist jetzt so verwoben mit vielen dingen
0:10:36–0:10:40
dass es quasi kein keinen Strich gibt in der Familie, wo man sagt,
0:10:40–0:10:41
jetzt gucken wir mal zurück,
0:10:42–0:10:44
sondern gefühlterweise geht es immer noch weiter.
0:10:44–0:10:46
Also zum Beispiel diese Nachkriegsaufbereitung.
Florian Clauß
0:10:46–0:10:50
Also quasi so nach dem Krieg dann sich erstmal wieder zu sortieren.
0:10:51–0:10:56
Und ich glaube, das war auch viel, weil es war auch so eine Generationserfahrung,
0:10:56–0:11:01
dass natürlich unter dieser Mauer, dass natürlich überall noch Nazis rumliefen in der Gesellschaft,
0:11:01–0:11:05
diese Aufbereitung überhaupt nicht passiert ist, weil jetzt ging es erstmal
0:11:05–0:11:08
darum, um jetzt in Anführungsstrichen Deutschland aufzubauen.
0:11:08–0:11:11
Das war ja so der, deswegen sind die 50er Jahre, glaube ich,
0:11:11–0:11:18
da sehr geprägt von diesem Schweigen über den Holocaust.
Micz Flor
0:11:19–0:11:24
Ja, ich glaube, das geht bei meiner Familie auf alle Fälle mütterlicherseits.
0:11:24–0:11:27
Da gibt es noch mehr Onkel und Tante, da gab es, die sind jetzt auch gestorben.
0:11:27–0:11:34
Aber die Situation da so war, dass mir das natürlich, diese ganze Flucht,
0:11:34–0:11:37
dann Sudetendeutschland weg,
0:11:38–0:11:42
DDR-Gebiet, DDR nach Westen, Richtung Ruhrpott, von dort dann nach Südhessen,
0:11:42–0:11:46
dass das alles so Bewegungen waren, die ich nicht anders kannte.
0:11:47–0:11:50
Also es gab halt kein Zuhause. Ich habe halt nie diesen Akzent gesprochen,
0:11:50–0:11:52
wenn ich vorhin den Witz in Hessisch erzählt habe.
0:11:52–0:11:57
Aber dann wurde mir später auch erst klar dass diese ganze familie mütterlicherseits
0:11:57–0:12:04
auch irgendwie so nach dem krieg verschleudert wurde sag ich mal also gibt es
0:12:04–0:12:08
nicht die sind dann auch alle irgendwie im ruhrpott gelandet und weitergezogen
0:12:08–0:12:10
also total versplittert das gibt,
0:12:11–0:12:15
Ein Cousin, eine Cousine hier in Berlin, die ich jetzt auch einmal gesehen habe,
0:12:15–0:12:18
aber auch nur, weil meine Mutter es so inszeniert hat.
0:12:18–0:12:24
Also dieses Gefühl, versprengt zu sein, sowieso als Sprenkel,
0:12:24–0:12:34
aber auch wirklich so, als ob man vulkanmäßig so Wumms aus dem Ganzen rausgeschleudert wurde.
Florian Clauß
0:12:34–0:12:40
Gut, aber das ist jetzt deine biografische Erfahrung quasi jetzt nach Kriegsende.
0:12:40–0:12:47
Da ist ja so auch dann die Zerschlagung der Täternation, was dann eben da mit reinwirkt.
0:12:48–0:12:54
Das Vertreiben, dann auch eben die Besatzung und so weiter.
0:12:54–0:12:59
Das ist ja nochmal die Frage vielleicht, wo hast du zum ersten Mal so emotional
0:12:59–0:13:04
diese Ausmaße des Holocaust für dich erlebt? Kannst du das in deiner Biografie festmachen?
Micz Flor
0:13:04–0:13:10
Ein Freund von mir, der Till, der war ein Jahr lang in Amerika und hatte da so Gast.
0:13:10–0:13:13
Also wie Chris, der jetzt unser Sommerloch-Gast war, der auch.
0:13:13–0:13:19
Der hatte dann nach diesem ein Jahr eben so Gasteltern aus Amerika, die kamen zu Besuch.
0:13:20–0:13:24
Und mit denen waren wir dann halt in Darmstadt. Das war die Stadt,
0:13:24–0:13:25
wo ich meinte, wo ich eben groß geworden bin.
0:13:26–0:13:32
Und da standen wir dann vor so einer Baulücke. Und dann haben die gefragt, warum ist da kein Haus?
0:13:32–0:13:36
Und dann hat irgendjemand von der Erwachsenheit gesagt, ja, weil hier ist eine
0:13:36–0:13:38
Bombe gefallen und das ist noch vom Krieg, dieses Loch.
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Und dann waren die auf einmal ganz ruhig, die Amerikaner waren quasi ganz ruhig
0:13:42–0:13:47
und haben Fotos gemacht von diesem Loch, also von der Abwesenheit von Stadt, mitten in der Stadt.
0:13:48–0:13:52
Und da, muss ich zugeben, hatte ich vielleicht wirklich zum ersten Mal so ein
0:13:52–0:13:57
Gefühl, dass das da ist und nicht nur...
Florian Clauß
0:13:57–0:14:01
Also der Krieg quasi, also die Wirkung des Krieges.
Micz Flor
0:14:02–0:14:06
Das war das erste Mal, wo ich das wirklich körperlich erlebt habe.
0:14:06–0:14:11
Und dann auch so ein bisschen mit Verwirrung und Scham, dass ich das gar nicht sehen konnte.
0:14:12–0:14:16
Also ich kenne halt diese Baulücke und dann gab es halt so improvisierte Schotterparkplätze,
0:14:17–0:14:21
wo ich dann auch dachte, ah ja, da standen mal Häuser, die wurden nie wieder aufgebaut.
0:14:21–0:14:23
Und dann gibt es halt diesen improvisierten Parkplatz.
0:14:24–0:14:27
Die dann kamen und dass dieser Satz dann fiel und dass die dann auf einmal in,
0:14:31–0:14:35
verwirrte Stille gerieten. Und das gar nicht so, die konnten das nicht greifen
0:14:35–0:14:37
und damit konnte ich es zum ersten Mal greifen.
Florian Clauß
0:14:38–0:14:41
Also das war dann, wo es zum ersten Mal so emotional für dich wurde,
0:14:42–0:14:46
dass es eine Form angenommen hat, die dich auch betrifft.
0:14:46–0:14:50
Also ich glaube, das ist das, wo sich das von der Schule unterschieden hat,
0:14:50–0:14:55
wo man dann irgendwelche Fakten gelernt hat, die erstmal überhaupt nicht spürbar
0:14:55–0:15:00
waren, dass 6 Millionen Juden dann eben umgebracht wurden. Das sind ja so Zahlen, die okay sind.
0:15:02–0:15:06
Also um jetzt meine Geschichte zu erzählen, das war dann so,
0:15:06–0:15:13
wo ich natürlich dieses Wissen hatte und auch dann auch so generell eher kritisch
0:15:13–0:15:16
war gegenüber Deutschland.
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Also ich hatte dann auch in der Schule dieses Aktion Sühnenzeichen gab es ja
0:15:20–0:15:29
für so eben auch so für Opferhilfen und dass man dann nach, es gab eine organisierte Reise nach Israel,
0:15:29–0:15:34
die ich da mitgemacht habe und ich habe auch Hebräisch gelernt in der Schule.
0:15:34–0:15:37
Deswegen kam ich dann halt auch zu dieser Reise und deswegen hatte ich auch
0:15:37–0:15:41
so einen Bezug zu Israel und dass ich war auf so einer katholischen Schule.
0:15:42–0:15:46
Das war auch dann eben christlich organisiert und das war dann auch so ein Ordensaustausch
0:15:46–0:15:51
mit irgendeinem anderen Orden da in Israel und zwar natürlich auch dann sehr
0:15:51–0:15:56
christlich, aber wir sind dann, das war so Anfang 90er, wir sind dann nach Yad Vashem gegangen.
0:15:56–0:16:02
Das ist dann diese Gedenkstätte von, über den Holocaust oder Shoah,
0:16:02–0:16:05
also im israelischen, hebräischen wird es Shoah genannt.
0:16:06–0:16:11
Wir machen eher, wir nennen das eher Holocaust, wobei das aber kein eingedeutschtes
0:16:11–0:16:12
Wort ist, sondern amerikanisches.
0:16:12–0:16:16
Das war dann quasi in den 50ern dann hat sich der Holocaust als Begriff,
0:16:16–0:16:17
also singulär als Begriff.
0:16:18–0:16:23
Ermordung der Juden dann so durchgesetzt, weil das auch dann in diesen Prozessen
0:16:23–0:16:27
als Wort verwendet wurde und dann irgendwann wurde es dann halt auch von Hannah
0:16:27–0:16:30
Arendt, wir sind hier in der Hannah Arendt Straße, wurde es dann auch so in
0:16:30–0:16:32
das Vokabular, in das Theoretische.
0:16:33–0:16:38
Eingefasst, dass Holocaust eigentlich synonym steht für die Massenvernichtung von den Juden.
0:16:38–0:16:43
Und dann war ich in Yad Vashem und dann kommt man natürlich da in diese Bilder
0:16:43–0:16:48
rein, wo du diese Diese, auch ähnlich wie in Auschwitz, ich meine mich zu erinnern,
0:16:48–0:16:52
diese ganzen Artefakte, was dann die Menschen hinterlassen hatten.
0:16:52–0:16:56
Also die Taschen, die Kleidung, die Schuhe und so weiter.
0:16:56–0:17:02
Aber dann gab es da so eine Ecke, wo dann so Zeichnungen aus Auschwitz ausgestellt waren.
0:17:02–0:17:06
Und da war dann halt so mein Tag in Auschwitz und das waren halt so Kinderzeichnungen,
0:17:06–0:17:08
die halt dann wirklich so gezeichnet haben.
0:17:08–0:17:12
Und dann gehe ich dann da hin und wasche mich oder wie auch immer.
0:17:12–0:17:16
Also es war so fast eine Normalität, wo ich dann auf einmal mit Erschrecken
0:17:16–0:17:19
irgendwie überhaupt nicht das übereinander bringen konnte, weil für mich waren
0:17:19–0:17:23
das immer so inhaftierte, es waren so gesichtslose Massen.
0:17:23–0:17:28
Auf einmal bekam das dann so ein kindliches Gesicht, was mich so ergriffen hat,
0:17:28–0:17:31
wo ich das überhaupt nicht dann erstmal so verstehen konnte,
0:17:31–0:17:35
was da passiert ist und dann erstmal so die Tragweite dann wirklich so gespürt habe.
0:17:36–0:17:38
Und das ist mir dann so eingebrannt, wo ich dann gemerkt habe,
0:17:39–0:17:41
okay, das sind jetzt wirklich so Kinder gewesen.
0:17:42–0:17:46
Und das habe ich vorher überhaupt nicht so verstanden. Und dann auf einmal hat
0:17:46–0:17:49
sich da so ein Schlag aufgetan und das hat mich dann halt so erschüttert.
0:17:50–0:17:55
Ja, das war so der Punkt, wo ich dann, also ich glaube, was man auch bei diesen
0:17:55–0:17:59
ganzen Massenmorden, und ich glaube, wir kommen immer wieder auf den Punkt zurück,
0:17:59–0:18:03
weil das auch dann später bei Zone of Interest ja auch entscheidend ist.
0:18:05–0:18:10
Gesichtslose, also dieses Ermorden von unglaublichen Massen,
0:18:10–0:18:14
wo dann aber jeder Einzelne, von dem so eine Individualität hat und so eine
0:18:14–0:18:16
persönliche Geschichte, die aber in dieser,
0:18:17–0:18:21
Breite so völlig verloren geht und deswegen ist es halt so wichtig da und da
0:18:21–0:18:26
ist auch die Stiftung Yad Vashem macht sich ja da auch so, ist da so stark drin,
0:18:26–0:18:28
dass dann alle Biografien gesammelt werden,
0:18:28–0:18:32
dass die ganzen Namen auch irgendwo festgeschrieben sind, die da umgekommen sind,
0:18:32–0:18:37
dass dass es nicht zu einem gesichtslosen Ereignis wird.
0:18:38–0:18:42
Und das ist, glaube ich, dass da überall so individuelle Schicksale hinterstehen,
0:18:42–0:18:51
die aber in so einer Massivität in den Tagen von Birkenau,
0:18:51–0:18:56
als dann wirklich so die ganze Massenvernichtungsmaschinerie so angelaufen hat,
0:18:56–0:18:59
wurden ja teilweise bis zu 10.000 Menschen pro Tag umgebracht.
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Ja, also das wird ja beschrieben, wie dann halt ein Waggon nach dem anderen
0:19:03–0:19:06
oder so Waggons von 25 dann ausgeladen wurden.
0:19:06–0:19:11
Und zwei Stunden später waren halt irgendwie 2000 Menschen dann tot und schon verbrannt.
0:19:11–0:19:15
Also es ist ja so, das kann man sich ja nicht irgendwie, das kann man nicht fassen.
0:19:15–0:19:17
Das ist, finde ich, so jedes Mal.
0:19:17–0:19:20
Und das hat mich auch jetzt in der Beschäftigung mit dem Thema wieder so.
0:19:22–0:19:33
Also wir sind jetzt hier in dem Mahnmal, das Denkmal der ermordeten Juden. Das wurde 2005 erbaut.
0:19:34–0:19:39
Und von Lea Roche. Es hat ein langer Prozess, bis das hier wirklich entstanden
0:19:39–0:19:41
ist. Ich weiß nicht, ob du dich daran erinnern kannst.
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Es war dann so, dass 88, ich glaube in den 80er Jahren hat es schon angefangen
0:19:48–0:19:52
von der Idee, dass man hier ein Denkmal errichten sollte.
0:19:52–0:19:57
Und ich weiß auch noch, als wir damals mit Convex TV dann auch diese Diskussion,
0:19:57–0:20:03
also unsere Radiogruppe von damals in den 90ern, da hatte Silvan einen Beitrag
0:20:03–0:20:06
gemacht über, über wie könnte man ein Denkmal gestalten.
0:20:06–0:20:09
Da gab es halt so verschiedene Ausschreibungen, da war das in der Ausschreibungsphase.
0:20:09–0:20:15
Und ein Entwurf eines Denkmals, ich weiß nicht mehr genau, von wem der kam,
0:20:15–0:20:19
aber das fand ich sehr spektakulär als Idee.
0:20:19–0:20:24
Nämlich, dass eben die Mittelsäule des Brandenburger Tors rausgenommen wird.
0:20:25–0:20:29
Also, dass man quasi nichts dem Platz hinzufügt, sondern was wegnimmt,
0:20:29–0:20:34
aber was ganz Zentrales wegnimmt. Und das fand ich, das ist dann natürlich nicht
0:20:34–0:20:38
geworden, aber das fand ich so stark, dieser Entwurf.
Micz Flor
0:20:41–0:20:46
Es ist auch interessant, weil ich hatte ja vorhin dieses zerbrummte Haus,
0:20:46–0:20:50
das ist ein ganz anderes Thema, aber dieser Moment, in dem eine Lücke sichtbar
0:20:50–0:20:55
wird, die natürlich auch durch die Ermordung von Millionen von Menschen in der
0:20:55–0:20:59
Gesellschaft entstanden ist, in dem man aber irgendwie, wo man gar nicht hingucken
0:20:59–0:21:01
will und auch was du sagst, das ist interessant,
0:21:01–0:21:07
dass man quasi eine Form der Erinnerung schafft, indem man etwas erschafft.
0:21:10–0:21:13
Und da ist ja dann auch wieder was Konstruierendes drin anstatt.
0:21:13–0:21:17
Und das ist wirklich eine interessante Idee, das Gegenteil zu tun und zu sagen,
0:21:17–0:21:18
da nehmen wir jetzt was weg.
0:21:19–0:21:21
Lass uns was fehlen, weil es fehlt was.
Florian Clauß
0:21:22–0:21:28
Ja, weil eben auch so viel Kultur durch diesen Holocaust verloren gegangen ist.
0:21:29–0:21:31
Also nicht nur Individuen, sondern auch Kultur.
0:21:31–0:21:35
Es ist ja wirklich so eine Auslöschung, die Auslöschung des Judentums,
0:21:36–0:21:37
des europäischen Judentums.
0:21:37–0:21:44
Und das war ja dann erst, also es wurde ja dann in Aktion mit Aktion Reinhardt,
0:21:44–0:21:50
ich weiß nicht den Begriff, das war ja nach der Eroberung der Ostgebiete durch die Nazis,
0:21:51–0:21:58
war ja erstmal dann überhaupt die Fläche da, was dann als Euphemismus mit Entlösung einging.
0:21:59–0:22:03
Das heißt da auch die Ermordung quasi so in Gang zu setzen.
0:22:03–0:22:08
Da hatten die Konzentrationslager auch so einen Bedeutungswandel.
0:22:08–0:22:12
Es wurde schon immer gemordet, getötet und so weiter, aber ab diesem Punkt,
0:22:12–0:22:15
und das war dann im Prinzip die Wannsee-Konferenz, wo es dann nicht um die Frage ging,
0:22:15–0:22:20
denn die war schon längst gestellt und gelöst, die war schon in den Zwanzigern
0:22:20–0:22:25
von Hitler schon so klar formuliert und von den Nazis und geht dann noch weiter zurück.
0:22:26–0:22:29
Aber wo dann in der Wannsee-Konferenz nochmal ganz eindeutig gesagt wurde,
0:22:29–0:22:34
wie wir das organisatorisch machen und wie das dann halt ausgeführt wird.
0:22:34–0:22:38
Das war ja dann so die Wannsee-Konferenz, die dafür den Startschuss gegeben hat.
0:22:38–0:22:44
Dann fing es an mit unterschiedlichen Konzentrationslagern, es gab Belsak heißt
0:22:44–0:22:46
das glaube ich oder Belsäck das Konzentrationslager,
0:22:46–0:22:49
das war so in der Nähe von, also es war so im Süd,
0:22:49–0:22:59
östlich in Polen und das waren auch dann so Versuchsbereiche,
0:22:59–0:23:02
wo dann erst mal so, wie machen wir das in großem Maß?
0:23:02–0:23:05
Und da wurden halt bestimmte Sachen erprobt.
0:23:05–0:23:11
Ich nehme jetzt die Informationen, das war auch die Vorbereitung zu diesem Podcast.
0:23:12–0:23:15
Ich steige jetzt nochmal kurz hier aus und will nochmal sagen,
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wo ich jetzt mein Feld abstecke.
0:23:17–0:23:25
Ich habe dann mich auch mit Filmen, in denen dann eben Täterbilder aus der NS-Zeit inszeniert werden.
0:23:25–0:23:30
Das war eigentlich mein eigentlicher Einstieg, aber das fand ich dann nicht so passend.
0:23:31–0:23:35
Dann habe ich einen Streitraum mit Carolin Emke.
0:23:35–0:23:42
Die macht in der Schaubühne dieses Format Streitraum, wo sie verschiedene Leute einlädt.
0:23:42–0:23:46
Und wo dann ein Thema dann bearbeitet wird.
0:23:46–0:23:51
Und sie hatte dann halt auch zu Zone of Interest eingeladen, so zwei Gäste.
0:23:52–0:23:56
Und dann ging es um Gewalt im Film, ja, Gewaltdarstellung im Film.
0:23:56–0:23:59
Und dann sind die einzelnen Filme, da sind die gar nicht so sehr in Zone of
0:23:59–0:24:02
Interest reingegangen, sondern sind die einzelnen Filme durchgegangen.
0:24:02–0:24:08
Das war dann eben auch Shoah, dieser Film von Claude Lanzmann, der 1985 rauskam.
0:24:08–0:24:11
Und den habe ich mir angeguckt, das ist ein neunstündiger Film.
0:24:11–0:24:16
Ich habe mir den ersten Teil, der ist in zwei Teilen, also viereinhalb Stunden, angeguckt.
0:24:16–0:24:21
Und diese Berichte, also was ich jetzt von diesem Konzentrationslager Belzec
0:24:21–0:24:26
erzähle und auch Treblinka, das sind quasi Augensonnenberichte,
0:24:26–0:24:29
die dann in dem Film, das können wir auch nochmal ausführlicher über den Film
0:24:29–0:24:31
reden, aber jetzt nochmal so als Übersicht.
0:24:32–0:24:38
Eben direkt, denn so das von Wirt, also von diesem Kommandanten war das das,
0:24:39–0:24:43
Experimentlager, wo die dann halt angefangen haben, ja die haben festgestellt okay,
0:24:43–0:24:47
wenn wir jetzt hier die Leichen vergraben, dann stinkt es halt in der Kantine,
0:24:47–0:24:51
das ist dann nicht aushaltbar wie machen wir das, also wirklich so organisatorisch
0:24:51–0:24:54
wo setzen wir die ein, sondern hier verbrennen wir, hier begraben wir,
0:24:54–0:24:58
hier verschießen wir und dann halt solche Sachen dann halt erstmal so erprobt wurden,
0:24:58–0:25:03
das wurde dann auf Triplinka, der eine Eine Augenzeuge hat das so berichtet,
0:25:03–0:25:05
dass Belzec dann quasi das Labor war.
0:25:05–0:25:11
Treblinka war die primitive Fließmann des Todes und Auschwitz war die Fabrik.
0:25:11–0:25:15
Also diese Optimierungsstufen Richtung Böckenau und Auschwitz,
0:25:15–0:25:18
als dann Böckenau 42 gebaut wurde, dann hatten die die Erfahrung von Treblinka.
0:25:19–0:25:23
Und da war es halt katastrophal, weil die halt dann diese Aktion Reinhardt losging
0:25:23–0:25:28
und eben diese Ermordung dieser ganzen osteuropäischen Juden dann so beschlossen wurde.
0:25:28–0:25:33
Und die wurden alle dann erst mal nach Triplinka, da gab es einen totalen Overload
0:25:33–0:25:38
von, die konnten halt einfach nicht so schnell ermorden, wie die Leute eingetroffen
0:25:38–0:25:40
sind. Das war wohl katastrophal, die Zustände da.
0:25:40–0:25:45
Die wurden dann einfach nur so verschippt unter der Erde.
0:25:45–0:25:49
Und es war dann so, dass dann so viele Leichen, so viel Gas entwickelt hat,
0:25:49–0:25:52
dass die ganze Erde dann halt quasi aufgebläht ist.
0:25:52–0:25:56
Und die gar nicht mehr dahinterher kamen, da die Leichen von dem Platz zu schaffen.
0:25:56–0:25:59
Und dann kam Würden, hat das besucht, hat dann stoppt und dann gab es halt diese
0:25:59–0:26:05
Ideen von, dass man so rotierende Krematorium, was dann halt auch in dem Film
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Zone of Interest dann gesprochen wird, dass man halt irgendwie Krematorium,
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wo dann halt eine Kamera auskühlt, die andere Kamera dann mit dem Gut bestückt.
0:26:12–0:26:16
Das ist auch wieder so ein Euphemismus, also das heißt, da werden dann halt
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die Menschen verbrannt und dann die Asche wird von den anderen Kammern ausgezogen.
0:26:21–0:26:24
Da wurden so Optimierungsmaßnahmen, also es war dann halt wirklich so eine,
0:26:24–0:26:28
man darf sich ja so rückwirken, rückblickend kommst du dann halt an und denkst,
0:26:28–0:26:32
das war schon immer so ein Plan, aber das hat sich erst mal so aufgebaut.
0:26:33–0:26:36
Und das war auch so dieser Horror, den man dann erst mal so mitbringt.
0:26:36–0:26:39
Dass man das so erprobt und schaut, okay, wie können wir das jetzt noch verbessern?
0:26:40–0:26:45
Und dann gibt es ja natürlich auch so dieses Täterbild von diesem sadistischen
0:26:45–0:26:51
deutschen Offizieren, die dann eben auch gefoltert und so weiter hat.
0:26:51–0:26:53
Aber die müssen nicht alle so gewesen sein.
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Das ist halt so auch das, was man dann so... Es gibt dann halt für jeden,
0:26:56–0:27:01
es ist ein Multikausal, es gibt für jeden Täter verschiedene Rollen, ja.
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Ja, um in dieses Getriebe dann halt, dass es auch in diesem Ausmaß,
0:27:04–0:27:06
in diesem gesellschaftlichen Ausmaß überhaupt passieren konnte,
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gab es halt auch verschiedene Rollen, die dafür gesorgt haben und die auch bestimmte
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psychologische Profile bedient haben.
0:27:12–0:27:19
Das ist auch das, was wir dann später bei Höss sehen, dass er ja jetzt nicht so der sadistische,
0:27:19–0:27:24
also dass er da so einen Sadismus ausgelebt hat, sondern eher so keine Empathie
0:27:24–0:27:29
entwickeln konnte, also wenn man da jetzt irgendwie so ein Psychogramm entwickeln möchte.
0:27:29–0:27:33
Und dann gab es natürlich aber auch die ganzen Sadisten, die dann halt wirklich
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die Ermordung und die Durchführung dieser ganzen Folter und sowas durchgezogen haben.
0:27:39–0:27:42
Also es gab so unterschiedliche Rollen, die das dann halt auch so getragen haben.
0:27:42–0:27:48
Und dann gab es halt wirklich so diese Kommandanten, die halt bestimmte Schritte
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in die Wege geleitet haben, um dann halt irgendwie solche Optimierungsmaßnahmen dann zu ziehen.
0:27:53–0:27:57
Und überhaupt, diese Konzentrationslager waren ja nur ein temporäres.
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Also sie sollten ja nur temporär so lange bis dann halt wirklich die auslöschung
0:28:01–0:28:05
durch war ja und jetzt sind die aber so fest in der geschichte drin dass sie
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nie wieder weg gehen das finde ich auch so stark also gerade.
Micz Flor
0:28:09–0:28:13
Die idee wir können ja mal so ein bisschen der lassen wir reden und laufen dann
0:28:13–0:28:17
können wir nicht im gps hier auch noch einfach die pfade abbilden und jeder
0:28:17–0:28:21
der dann auf diese folge guckt sagt dann was ist das denn wo sind die denn da
0:28:21–0:28:26
ja weil die stehlen zwischen dem jetzt laufen jetzt gerade sind etwa so drei meter hoch,
0:28:27–0:28:30
die zwingen einen eben auch nur in bestimmte richtigen laufen
0:28:30–0:28:33
zu können und es ist
0:28:33–0:28:39
noch tag und hell ist nicht beleuchtet gerade aber die menschen die hier durchlaufen
0:28:39–0:28:44
man ist dann irgendwie ein paar sekunden ganz alleine mit den stehlen und dann
0:28:44–0:28:51
sind wieder vier leute die durchlaufen manche kinder die durch rennen und spaß haben ich finde.
Florian Clauß
0:28:51–0:28:56
Es ganz schön was in der Wikipedia steht über dieses Denkmal,
0:28:56–0:28:58
was es bewirken soll oder kann.
0:29:00–0:29:06
Es sollte vielmehr ein individuell erfassbares Erfahrungsfeld in einer Zone
0:29:06–0:29:07
der Instabilität entstehen.
0:29:08–0:29:13
Und ich finde das so sehr gelungen, weil es ist wirklich so ein...
0:29:14–0:29:18
Ein Moment, wo man auch für sich auf einmal zwischen diesen Stählen ist.
0:29:19–0:29:26
Und ich glaube auch, wo einfach alles irgendwie so um einen herum dann einfach weg ist.
0:29:27–0:29:31
Und das ist so eine Zone, so ein Erfahrungsfeld der Instabilität,
0:29:31–0:29:35
finde ich treffend für dieses Denkmal.
Micz Flor
0:29:36–0:29:39
Und ich erinnere mich auch noch, als die gebaut wurden.
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Und da kann man jetzt vielleicht einfach sagen wie krass und typisch deutsch
0:29:43–0:29:47
vielleicht dann hat gab es unglaublich viel diskussion über welchen beton man
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nimmt ja aber das war hier.
Florian Clauß
0:29:49–0:29:53
Auch warum weil die innen hohl sind und die haben hier ist ja.
Micz Flor
0:29:53–0:29:56
Das stimmt aber es ist halt trotzdem wenn du überlegst wir haben darüber gesprochen
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über dieses ingenieurwesen die vernichtung optimieren kann und und eine nicht
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unähnliche diskussion wenn du dich erinnerst das lief die ganze zeit darüber
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gesprochen über diesen beton den beton hält er wenn er bricht ist der frost
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Und das war dann auch eine gewisse Ablenkung vielleicht von dem Gegenstand dessen,
0:30:15–0:30:17
was hier gebaut wurde.
0:30:18–0:30:22
Diese leibliche Erfahrung, was du geschrieben hast, ist schon toll auch,
0:30:22–0:30:26
weil als wir eben stillstanden so für 10, 15 Minuten und geredet haben,
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war es manchmal ganz privat.
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Und dann, wenn ein Mensch wieder durchkam, dann wurde mir ganz unwohl.
Florian Clauß
0:30:34–0:30:41
Ja, das stimmt. Ich konnte das, glaube ich, auch in dieser privaten Atmosphäre so mit dir teilen.
Micz Flor
0:30:41–0:30:42
Ja, ja.
Florian Clauß
0:30:42–0:30:47
Hier drunter ist nochmal ein Ausstellungsraum. Ich glaube, da ist der Eingang,
0:30:47–0:30:48
aber da brauchen wir jetzt nicht reingehen.
Micz Flor
0:30:49–0:30:53
Ich würde gerne nochmal einmal gerade durchgehen. Willst du beim Tiergarten weitergehen?
Florian Clauß
0:30:53–0:30:59
Ich hatte so ganz grob geplant, dass wir so ein bisschen dann in Richtung Reichstag gehen.
0:30:59–0:31:02
Also, dass wir so ein bisschen diese Eckpunkte der deutschen Geschichte ablaufen.
Micz Flor
0:31:03–0:31:07
Ja, dann ist das ja eine gute Richtung, wenn wir so laufen. Dann haben wir ein bisschen...
Florian Clauß
0:31:07–0:31:08
Können wir dann machen, ja.
Micz Flor
0:31:08–0:31:12
Ist ja auch hier in der Nähe, ist ja der Führerbunker irgendwo da hinten und
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ich weiß noch, als ich das mal mitbekommen habe, sind wir dann auch gleich...
0:31:18–0:31:19
Natürlich bei den Filmen.
0:31:22–0:31:27
Dann fand ich das auf einmal so ganz unheimlich, dass die Botschaften der Länder,
0:31:27–0:31:30
also Baden-Württemberg, Hessen und so weiter, die stehen ja so rechts und links Spalier.
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Und ich glaube, diese Straße der Länderbotschaften führt quasi direkt auf den
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Ort, wo der Führerbunker war.
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Das fand ich so eine ganz komische Verbindung.
Florian Clauß
0:31:41–0:31:45
Das ist ja auch dann wieder so die Sache,
0:31:45–0:31:49
dass diese verknüpfung des
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ortes ja also und das
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ist auch das was diesen horror
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der vernichtung ausmacht das alles ortsnamen sind es ist oranienburg es ist
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birkenau es ist auschwitz es sind alles ortsnamen wo diese verbrechen stattgefunden
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haben und auf einmal wird es halt so implementiert in dem ort und das heißt
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keiner kann mehr auschwitz ohne diese geschichte mehr sagen oder denken.
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Also das finde ich auch so. Ich meine, da sind wir auch wieder bei diesem Punkt,
0:32:19–0:32:25
dass sich natürlich dann in dem Ort die Erinnerung eingräbt.
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Deswegen machen wir ja eigentlich Podcasts.
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Dass mit der Strecke, die wir laufen, während wir reden, dass wir dann auch
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im Nachhinein diese Strecke mit unseren Gedanken verbinden.
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Und wenn ich dann halt ein paar Tage oder Monate später da vorbeikomme,
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weiß ich genau, an welchen an der Stelle, ich was gedacht,
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gesagt oder gehört habe und das ist irgendwo Erinnerung und das ist das,
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was den Film Schoah so stark macht von Claude Hansmann,
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weil er nämlich komplett, ganz bewusst auf alle historischen Dokumente verzichtet hat und er.
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Er hat keine Fotos oder irgendwas gezeigt von dem Holocaust,
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von den Opfern oder Tätern, sondern er hat alles wirklich vor Ort teilweise
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mit den Leuten durchgesprochen und die einzelnen Menschen da hingeführt und
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dann, was sie aus ihren Erinnerungen erzählt haben.
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Und das war so, aber mit so einer Genauigkeit. Der Film ist 1985 rausgekommen,
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das habe ich, glaube ich, schon gesagt.
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Und der ist über elf Jahre,
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hat den Claude Landsmann gedreht, vorbereitet, Material zusammengetragen und
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hat auch viele Reisen nach Polen gemacht und so weiter und war da eben auch
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mit Zeitzeugen vor Ort und hat dann auch mit der Bevölkerung gesprochen.
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Und auf einmal kriegst du dann wirklich so ein Bild, ah, so, so war das, ja.
0:33:51–0:33:55
Also so ist das passiert, ja, oder so konnte das passieren. Und dann siehst
0:33:55–0:34:01
du eine Szene, wo der an dieser Schiene ist, wo der Zug dann quasi in das,
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ich glaube, das war bei Treblinka, reingefahren ist.
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Und der hat sich dann da hingestellt und war mit einem, der dann halt auch da gearbeitet hat.
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Also kein Verfolgter, sondern einer, der dann halt auch da in dem Bahnhof gearbeitet hat.
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Und meinte, dann stand er an so einer Sache und hier war der Zaun und jetzt bin ich in dem Lager.
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Das hat dann schon nach vorne getan. Jetzt bin ich hier aus dem Lager.
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Er hat dann wirklich so haargenau vermessen, wo dann diese Lager lang gelaufen,
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die Grenzen des Lagers, auch wie es da aussah.
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Dann hat er einen anderen rumgeführt, der dann als 12-Jähriger,
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13-Jähriger hat er das überlebt, einer der wenigen, weil er immer für die Nazis.
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Gesungen hat, weil er so eine gute Stimme hatte. Und er war dann halt einer,
0:34:51–0:34:54
der auch erzählt hat, er ist im Ghetto groß geworden.
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Diese Normalisierung des Leides, was dann passiert. Er ist im Ghetto groß geworden.
0:35:01–0:35:06
Er ist halt mit toten Körpern auf der Straße, war für ihn Normalität.
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Und deswegen, weil es ging um die Frage, wie konntest du das aushalten?
0:35:11–0:35:15
Also das heißt, für ihn war das halt völlig normal, dass jemand dann halt tot
0:35:15–0:35:16
neben ihm zusammengebrochen ist.
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Ja, also diese Verschiebung von der Normalitätslevel,
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ich glaube, das ist psychologisch so ein ganz starkes Fakt, wie überhaupt sowas
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sich dann halt auch zum einen, ich will nicht sagen ertragen,
0:35:34–0:35:38
aber zumindest wie das dann halt für manche dann halt so eine Normalität geworden
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ist, aus dieser Opferperspektive damit umzugehen.
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Auf der einen Seite, weil es gab noch einen anderen Bericht,
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denn am Anfang bist du erschrocken, meinte der eine, aber nach zwei Tagen war es dann normal.
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Also man hat dann nur noch überleben geguckt und geguckt, wie kannst du da überleben?
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Und ich glaube, diesen Kampf, oder das kriegt man so auch gar nicht mehr irgendwie,
0:35:59–0:36:00
kann man sich nicht vorstellen.
Micz Flor
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Ja, das kann man sich natürlich nicht vorstellen, weil das ist ja auch,
0:36:03–0:36:07
also das ist ja dann eben das Existenzielle, die existenzielle Bedrohung,
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so diese Urangst, wenn der Körper und das Ich alles
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defragmentiert ist und du musst dich dann irgendwie wieder zusammenreißen,
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sonst wirst du psychotisch und angstüberflutet.
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Das ist ja dann in der Psyche notwendig und gleichzeitig sind das dann aber
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natürlich auch die Momente,
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wo zum Beispiel Jaspers hat das mal irgendwie gesagt in seiner existenziellen
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Philosophie, hat gemeint, das sind diese Extremsituationen, diese Momente,
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in denen man diesen Vorhang ein bisschen aufbekommt, Und um das,
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in Anführungszeichen, das Eigentliche, wo ich schon so heißen, zu sehen.
0:36:43–0:36:47
Also dieses Wesenshafte, was man dann wirklich ist. Wie bin ich in so einer Situation?
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Weil alles das, was man sich so vorgestellt hat vorher, das ist eben erst in
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der Situation überhaupt erfahrbar.
Florian Clauß
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Ich glaube, was ich dann auch gerade aus diesem Shoah-Film mitgenommen habe,
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ist, diejenigen, die dann abgeführt in den Waggons waren, die dann in dieses
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Lager kamen, Denen war irgendwie schon relativ klar, dass sie jetzt,
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auch ermordet werden, ja, aber so wie stark die Hoffnung sein kann,
0:37:16–0:37:21
weiterzuleben, ja, und wie perfide diese Hoffnung ausgenutzt wurde,
0:37:21–0:37:26
um so eine Industrie zu entwickeln, die halt zum Tode geführt hat,
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ja, also das war dann auch eine
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Szene, wo die dann im Hof von diesem Lager waren, hat dann auch einer.
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Ein Zeitzeuge berichtet, dass dann kam dann halt,
0:37:37–0:37:40
also es ist halt, dieses Lager ist schlecht gelaufen ja weil
0:37:40–0:37:43
immer wieder ist zu zusammenbrüchen kam
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ja und dann kam und dann kam halt
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ein ich glaube das war sogar wird von dem berichtet wurde er kam dann in das
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lager meinte hat sich dann vor dieser menge aufgestellt hat gesagt so die gerade
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eingeführt die gerade zusammengeführt wurden aus den waggons und meinte soja
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wir wollen euch jetzt also wir wollen mit euch seid Ihr seid nützlich,
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ihr müsst weiter arbeiten.
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Und dann hat er so in einer irgendwie, was bist du denn für ein Beruf?
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Und dann meinte er, ich bin Tischler.
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Super, Tischler brauchen wir. Und was machst du denn? Ja, ich bin Schneider.
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Ja, machen wir. Super, brauchen wir.
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Und dann, ja, wir wollen euch jetzt nur desinfizieren. Deswegen zieht doch mal
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die Klamotten aus und dann können wir euch da hinten desinfizieren.
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Und daraufhin waren alle so gelöst. Er hat dann wirklich beschrieben,
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dass diese Stimmung dann gelöst war.
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Und die Menschen, die Klamotten ausgezogen haben, die Kleidung.
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Und dann natürlich vergast wurden und ermordet wurden.
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Und dann meinte der Kommandant so, siehste, so macht man das,
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damit man die Kleider noch weiterverwenden kann.
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Also mit was für psychologischen Tricks dann gearbeitet wurde,
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um da so eine totale Ausbeutung, Ausschlachtung, bis auf diese völlige Verdinglichung von den Opfern.
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Nicht nur im Kapitalistischen, sondern auch im Psychologischen,
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allem, was da irgendwie drin ist.
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Und das ist halt das, was es so singulär macht. Also das ist,
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glaube ich, diese Endlösung der Juden.
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Das ist das, was es so unglaublich einmalig macht in der Form.
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Das ist, glaube ich, das, was da so heraussticht.
Micz Flor
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Das war, glaube ich, dein Wort gerade. Man hat dann einen Kniff,
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damit man das befrieden kann.
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Ich wollte jetzt hier, ich finde den Titel nicht von dem, weil das wollte ich
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noch mit reinnehmen. Das gehört ja, erinnerst du dich auch noch, das wurde gebaut.
Florian Clauß
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Das ist das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen.
Micz Flor
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Homosexuellen, okay. Das wusste ich nicht mal, ob das erweitert wurde oder umgenannt
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wurde, weil das wurde ja danach nochmal gebaut und das ist ja auch eine Diskussion,
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die dann fortwährend geführt wurde.
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Das waren ja nicht nur jüdische Menschen, sondern es gab ja auch andere Sinti
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und Roma und also wer bekommt ein Denkmal und wer nicht.
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Das wurde ja im Nachgang auch diskutiert und da entstand eben dieses Denkmal auch noch.
Florian Clauß
0:40:06–0:40:13
Ja, das ist mit der Machtübernahme 1933 ist ja dann relativ schnell dieses Konzentrationslager
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Oranienburg stand ja schon.
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Da wurden ja schon dann politisch Andersdenkende auch schon inhaftiert.
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Und dann war für mich so die Frage, wann überhaupt kam diese Idee von Konzentrationslager
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so auf? Wie sind die entstanden?
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Waren die dann halt in den Schubladen von den Nazis und man hat die dann halt
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rausgeholt und jetzt machen wir das?
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Also diese Idee habe ich dann gelernt von dem Konzentrationslager.
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Es bedeutet ja Konzentrationslager ist ja auch wieder so ein Euphemismus,
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das bedeutet, dass du ja Menschen konzentrierst auf einer kleinen Fläche.
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Ja und das hat dann wieder diesen Effekt, dass die bewachbar,
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gut bewachbar sind, weil Menschen, die auf einer kleinen Fläche dann mit weniger
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Personal dann quasi so geleitet werden können. Also deswegen Konzentration, ja.
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Ich weiß nicht, ob das, gibt es sicher noch andere Bedeutungsebenen.
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Aber in Oranienburg war dann auch so eine Auszeichnung von, warum dann bestimmte Inhaftierte waren.
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Also dann hatten zum Beispiel, sind die Roma, hatten so ein schwarzes Dreieck.
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Die Homosexuellen hatten dann so ein pinkes Dreieck bekommen oder lila.
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Ja, und die Juden hatten ein gelbes Dreieck. Also das war dann auch schon wirklich
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so eine Klassifizierung von den Insassen, somit über die Kleidung.
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Und daraus hat sich dann wahrscheinlich auch der Judenstern,
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also die wurden dann halt schon so klassifiziert.
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Und am Anfang war es dann eben Umerziehungslager, es wurden Folter und so weiter in Kauf genommen.
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Aber bis dann wirklich mit der Osterweiterung,
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mit der Ostvereinnahmung von Deutschland, wurde ja dann eben diese Endlösung
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und damit die massenhafte Vernichtung der Juden in die Wege geleitet.
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Und das ist das, was jetzt auch das so prägt.
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Also ich will nur sagen, es hat sich historisch entwickelt.
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Ja, wir springen schon irgendwie so überall rein.
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Das ist auch so, wie ich mir dachte, es gibt so viele Punkte, die mich beschäftigen.
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Und dann springe ich von dem einen ins andere.
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Und wie gesagt, mich hat dieser Showa-Film sehr beeindruckt und mein eigentliches
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Thema sollte ja sein, wie hat sich dann eben das Täterbild in den Filmen,
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In den einzelnen Jahren wird sich das verändert, über den Lauf der Zeit.
Micz Flor
0:42:44–0:42:55
Und jetzt speziell bezogen auf die Tötungsmaschine oder bezogen auf die SS oder
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bezogen auf den Krieg? Oder welche Täter?
Florian Clauß
0:42:58–0:43:03
Naja, das Bild der Nazis, so allgemein geschrieben. Das Bild der Nazis.
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Im Krieg gab es noch Filme wie Casablanca.
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Wo der 42 gedreht wurde, wo dann auch schon so der Nazi als so ein Böser,
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als ein Monster so gezeichnet wurde.
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Und das war auch, hat sich das so gehalten, relativ lange, so dieses Bild,
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dieses Deutschen als Monster und Böse, ja, das ist nach wie vor,
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glaube ich, noch so in der Welt irgendwo im Subtext mit drin.
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1946, also relativ schnell nach dem Krieg, kam der Film Mörder sind unter uns
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raus mit Hildegard Knef. Ich weiß nicht, hast du den mal gesehen?
Micz Flor
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Den habe ich nicht gesehen, aber ich weiß um den Film natürlich.
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Da wird ja auch viel benannt.
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Ich glaube, da gibt es auch, mal gucken, bei bpb.de, glaube ich,
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viel Info, wenn ich mich recht erinnere.
Florian Clauß
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Ja, also da muss ich auch sagen, da bin ich wirklich von der Bundeszentrale
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für politische Bildung.
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Filmdienst.de betreiben die ja auch, auch wo dann Unterrichts-Material.
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Wir hatten das bei Kelly Reichert, First Cow, hatte ich das ja schon mal erwähnt,
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wie super das aufbereitet ist. Da muss ich sagen, da habe ich auch viel Material.
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Dann Zone of Interest ist da auch sehr ausführlich für Schulklassen mit Material
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und so weiter zur Verfügung gestellt.
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Und da gab es halt auch dieses NS-Filme Täterbilder, wo ich auch dann so ein
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paar Infos rausgezogen habe.
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Das habe ich jetzt auch mit in die Shownotes gepackt als Links,
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kann man sich dann nochmal anschauen.
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Sehr empfehlenswert. Und ja, also dieses Mörder sind unter uns.
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Da ist Hildegard Knef, spielt eine Jüdin, die dann überlebt hat in einem KZ.
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Die nach dem krieg ja wo man sich dann so pragmatisch arrangiert hat und ein,
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ja eine soldat der
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vom krieg nach hause gekommen ist die werden
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dann quasi zwangs versetzt zusammen versetzt in einer wohnung weil es nicht
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so genügend wohnraum gibt und dann gefängt so eine liebesgeschichte zwischen
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denen an ja er ist aber sehr verschoben ja er sieht dann zufällig seinen ehemaligen Kommandanten,
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der halt auch so ein gehässiges, also so.
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Fieser Aufseher, Nazi war, den sieht er dann mit seiner Familie glücklich und
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er kriegt dann aber so einen Groll auf ihn, weil er auch immer von ihm gedemütigt
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wurde und beschließt dann, ihn zu ermorden.
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Aber gleichzeitig kriegt das dann eben die Hildegard Knef mit und hält ihn zurück
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in so einer Schlüsselszene.
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Das ist schon bemerkenswert, weil in dem Film geht es schon darum,
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dass dass jetzt keine Selbstjustiz dann halt quasi so ausgeübt werden sollte.
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Also dieser Hass in der Bevölkerung, dass der dann auch nochmal so abgefangen
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wird und da wird auch nochmal so der Blick gesollt auf,
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also dass man da auch entsprechend eine Gerichtbarkeit herstellt,
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dass dann auch eine richtige Verurteilung quasi von Rechts wegen passiert mit
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den Verbrechern von früher.
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Das ist halt so das, was der Film somit als Botschaft dann vermittelt.
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Finde ich ganz interessant, weil der relativ schnell nach dem Kriege dann so produziert wurde.
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Die Rolle der Nazis dann in den 50ern, das hat sich dann auch nicht großartig geändert.
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Das kam dann, 1963 kam ein DDR-Film raus, den habe ich nicht gesehen.
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Nackt unter Wolfen heißt der. Ich weiß nicht, hast du auch nicht?
Micz Flor
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Habe ich auch nicht gesehen, aber ich habe, glaube ich, den Namen gehört,
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aber das kann auch einfach im Rahmen von diesen BBB-Listen gewesen sein.
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Wie war denn deine Auswahl? Also weil, denn deine Film-Auswahl,
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hast du jetzt so eine Liste oder lässt du dich jetzt treiben durch so eine Landkarte
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von Filmen und guckst, wo dein Interesse hingeht?
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Oder wie hast du diese Liste zusammengestellt?
Florian Clauß
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Die kamen so ein bisschen motiviert aus diesem Karolin-Empke-Streitraum,
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wo die dann diese Filme sich auch rausgesucht haben, über die sie geredet haben.
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Das war eigentlich der eigentliche Anlass und ich wollte nochmal zurückgehen
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und ein bisschen gucken, wie es dann eigentlich passiert.
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Also es wurde dann ein bisschen differenzierter betrachtet. Also man kann sagen,
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dass eben ab den 60er Jahren, ab dann eben den Eichmann-Prozess auf der einen Seite in Israel,
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auf der anderen Seite eben der Frankfurter Auschwitz-Prozess,
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das 62 und so weiter, dass dann auch ein differenzierteres Bild von Täter im
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Dritten Reich entstanden ist.
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Ja, natürlich eben auch durch Hannah Arendts Beobachtung beim Eichmann-Prozess,
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und diese Banalität des Bösen, was ich glaube, das sollten wir dann nochmal
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so ein bisschen ausführlicher besprechen.
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Ging dann ab von diesem, das böse Monstrum Nazi, sondern es wurde auf einmal
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so durch die Beobachtung von Hannah Arendt dann nachvollziehbar,
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wie sich das gesellschaftlich ausprägen kann, dass das so viele mitgemacht haben, ja.
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Und das ist ja das, was Bananität des Bösen beschreibt.
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Damit ist auch so viel Beweismaterial dann auch aufgearbeitet worden,
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weil das hat dann halt einfach ein paar Jahre gebraucht, ne.
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In dem Film Schoah wird auch der Historiker Raoul Hilberg interviewt.
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Das ist der, der dieses, also das ist jetzt fast ein Standardwerk,
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die Ermordung der europäischen Juden.
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Das hatte er dann, er war selber, war ja wohl Soldat und kam an historisches Material,
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und hat das dann eben als Geschichtswissenschaftler, hat er dieses Material
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aufbereitet mit ganz vielen historischen Quellen.
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Und aufgrund dessen sind dann auch, oder weil auch natürlich viel,
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viel andere Quellen, also ich glaube dieses, man braucht dann einfach so fünf
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bis acht Jahre, bis man dann überhaupt verstanden hat, was da passiert ist und
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bis man halt auch die entsprechenden Zeugenaussagen hat,
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dann erst konnten quasi die Staatsanwälte losgehen und entsprechende Anklageschriften machen.
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Und dann fingen halt in den 60ern diese
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Prozesse an, Wo dann auch einfach differenzierter da verurteilt wurde.
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Und das war eben, wie gesagt, der Frankfurter Auschwitz-Prozess.
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Und aus diesem Prozess gab es auch eine künstlerische Verarbeitung von Peter Weiß, das Buch.
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Die Ermittlung oder ich weiß nicht genau.
Micz Flor
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Die Ermittlung, ja.
Florian Clauß
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Er hat den Prozess beobachtet und hat dann auch ein Bühnenstück draus gemacht.
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Ich weiß gar nicht, das habe ich mir auch nicht weiter angeguckt.
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Aber ich finde es jetzt nur interessant, wie das sich dann so ein bisschen geändert hat.
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Und es kam dann auch eben wahrscheinlich durch andere Ansätze in der Psychologie
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und so weiter, kam ja dann auch ein Täter in der NS-Zeit so ein bisschen mehr psychologisiert.
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Also da wurde zum Beispiel, es gab so einen, den hätte ich gerne gesehen,
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den Film, aber den habe ich nicht gesehen.
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Aber da gibt es aus den 70ern so einen Film, wo es dann um so eine sadistische
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Beziehung von einem ehemaligen KZ-Aufseher zu einer Frau,
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dann nach, also jetzt nicht im KZ, sondern danach, das so ein Psychodrama ist,
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wo dann halt sein Psychodrama ist.
Micz Flor
0:50:52–0:50:52
Wie heißt der?
Florian Clauß
0:50:52–0:50:55
The Night Porter heißt der, von 74.
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Und dann, und das war halt so auch bei Carolin Emcke,
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was die als so eine Zäsur in dieser Darstellung von Tätern und Opfern gesehen
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haben, war diese Serie Holocaust,
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das Leben der Familie Weiß oder so heißt das, glaube ich.
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Und dann kam 78 raus und das war so ein Ereignis, was weltweit dann auf einmal so, ne, wirklich so das,
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was passiert ist, nochmal in so einer fiktionalen Form.
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Ein ganz breites Publikum dann näher gebracht hat, was vorher nicht so war.
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Das hat dann auch noch mal andere Anstöße gehabt. Es war dann immer auch die
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Frage Wie kann man das darstellen?
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Die hatten dann den Streitraum Ausschnitt aus dieser Serie gezeigt und das war
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schon sehr nach Hollywood.
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So sah das aus. Also es war wirklich so in den Produktionsweisen Schuss gegen Schuss.
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Du siehst dann halt irgendwie so die Nazis im Hof raus marschieren und dann
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dann, also es war alles sehr konsumierbar, will ich damit sagen.
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Also dieser Schrecken war dann halt
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auch so für, also war dann halt mit Hollywood-Mitteln dann so erzählt.
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Und das haben dann auch alle in diesem Gespräch gesagt, dass das trotzdem dann
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ein Bewusstsein für dieses Thema geschaffen hat, was vorher nicht so da war.
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Der Film Schoah natürlich, das ist so ein Meilenstein wirklich so in der Erinnerungskultur.
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Da habe ich jetzt schon einiges daraus erzählt.
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Und die nächste Sache, die dann halt wirklich so einfach eine neue Erzählweise reingebracht hat.
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Und dann geht es ja immer darum, um die Frage der Darstellung.
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Da war bei Claude Lanzmann ganz klar, dass er eben,
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wie ich schon sagte, kein historisches Material, er will auch überhaupt das
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Ganze nicht irgendwie fiktional oder im Spielfilm nachgestellt haben und die
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hat dann Spielberg quasi mit Schindlers Liste, das war ja so der Film,
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der dann auch mit dem Tabu gebrochen hat, ebenso auch das KZ-Leben dann so darzustellen
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das hat er der dann wirklich neue neue bildwelten geschaffen ja und eine neue
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herangehensweise versucht und ich weiß nicht wie war das also du hast ja auch
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dann schon das ist bestimmt im kino gesehen ja.
Micz Flor
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Da habe ich in england gelebt in der zeit insofern habe ich den dann auch nur
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mit vor dem kulturellen hintergrund englands mit anderen besprochen,
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Musst du vorhin natürlich dran denken, weil das ist ja dieses eine Bild,
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was du gerade vorhin gesagt hast, mit dem Kniff, die in die Gaskammer zu schicken.
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Da gibt es ja auch diese Szene, wo alle denken, sie sind in der Gaskammer und
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dann gehen wirklich Duschen an.
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Wo dann so ein Moment ist, wo das Publikum eben in einer gewissen Art auch verschont wird.
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Ja, ich fand das schon sehr ergreifend im Film und war zum Schluss von der Melodramatik
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dann aber so ein bisschen überwältigt, als Schindler dann irgendwie daran verzweifelt,
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was er noch hätte alles tun können.
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Da gibt es so Momente, ich weiß nicht, warum das dann so drin kam.
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Es ist jetzt blöd, so einen Film dann irgendwie jetzt auch zu relativieren,
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weil, wie du schon sagst, der hat sich etwas herausgenommen und Spielberg ja
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auch seine Popularität da bewusst für dieses Thema eingesetzt,
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um diesen Film zu schaffen.
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Das war ihm ja auch ein großes Anliegen.
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Und gleichzeitig, wie du auch gesagt hast, es ist halt schon ein Film,
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von dem man auch so merkt, der versucht nicht, der versucht nur zu erzählen,
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der versucht nichts zu finden.
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Also das geht ja schon los mit diesem rot gefärbten Mädchen,
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was da so läuft, wo man so das Gefühl hat, okay, das ist einerseits ein großartiges
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Bild um eine Person, wie du es auch ja erlebt hast mit dem Kind,
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dass man eine Person hat und sich da wirklich darauf fokussieren kann und sich
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darauf beziehen kann, auf diese eine Person und gleichzeitig ist es aber auch
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so ein großer Kunstgriff, der das Ganze gleichzeitig wieder entfremdet.
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Er macht ja beides. Also man ist distanziert, weil man sieht,
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Kein in Anführungszeichen echtes Bild, sondern man sieht eine veränderte Realität,
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die allerdings deshalb verändert wurde, um sich mit der Geschichte hinter der
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Realität irgendwie besser verbinden zu können.
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Also ich kann mich auch nicht mehr so genau erinnern. Ich habe die nur einmal damals gesehen.
0:55:33–0:55:39
Ich war, ich war sehr nicht froh, aber ich fand es gut, dass er da war,
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der Film, der gemacht wurde.
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Ich könnte jetzt weder die Geschichte genau nacherzählen, noch könnte ich jetzt
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irgendwie in den Filmschaffen der Zeit einordnen.
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Also gar nicht. Aber es war einfach so ein Gefühl, das habe ich noch,
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da rauszukommen und das Gefühl zu haben, gut, dass es diesen Film gibt.
Florian Clauß
0:55:58–0:56:02
Ja, nee, das ging mir auch so. Ich war ja sonst, ich war ja sehr kritisch.
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Ich war ja dann irgendwie immer sehr anti-Hollywood und so weiter damals und
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Spielberg, ach, wie kann der und das und so weiter.
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Dann habe ich den Film gesehen im Kino und er hat mich wirklich so emotional ergriffen.
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War jetzt aber auch jetzt okay, ging mir so wie dir,
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dass ich, also es war einfach gut, es ist gut, dass dieser Film da ist,
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weil er doch ganz viel über die Zeit und über die Schrecken erzählt und das
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emotional dann auch dem Publikum eben so vermittelt.
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Und das ist, glaube ich, das, wo dann auch wieder so Geschichtserzählung anfängt
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und einfach eine Aufmerksamkeit in dem Thema drin liegt, die absolut wichtig ist.
0:56:45–0:56:51
Und das konnte er machen, das hat er gemacht. Und deswegen war dann doch so
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ein bisschen persönlich mein Bild von dem Schindlers Liste.
Micz Flor
0:56:59–0:57:02
Ja, ich denke gerade so ein bisschen der Blick dann auch auf die nächste Folge
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The Zone of Interest natürlich weiter.
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Gibt es ja eine zweite Frage.
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Wenn man jetzt über diese Filme als Fenster auf dieses Thema spricht,
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dann vermeidet man ja wieder so das Körperliche, was du vorhin bei den Stählen
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erwähnt hast, was auf Wikipedia steht.
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Ich habe es nicht gelesen, was diese Stählen durch ihre Anwesenheiten mit dir
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machen, wenn du dich in der Mitte bewegst.
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Und das Rationalisieren ist ja so ein Abwehrmechanismus, um das Emotionale auch
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besser in den Griff zu kriegen. liegen.
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Und vor diesem Hintergrund ist natürlich dann auch immer gleich eine Frage,
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die, wenn so ein Film, so in Anführungszeichen so ein Film, ich weiß ja nicht
0:57:41–0:57:42
mal, ob das ein Genre ist.
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Gibt es das als Genre Holocaust-Film? Ich weiß es nicht. Also ich kann es mir nicht vorstellen.
Florian Clauß
0:57:46–0:57:51
Nein, Nazi-Filme schon, Holocaust-Filme, weiß ich nicht, ob man das als Genre dann...
Micz Flor
0:57:51–0:57:54
Ja, aber es ist halt gleichzeitig irgendwie klar, wenn man jetzt sagt,
0:57:54–0:57:57
es gibt so einen neuen Film über den Holocaust oder so,
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dann ist es ein, vielleicht ist es ein Genre, was nie als Genre benannt werden
0:58:03–0:58:08
dürfte und aber auch eben mit deiner Frage nochmal bei Spielberg auch eben dann
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sofort einlädt, drauf zu gucken,
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wie sind die das Thema angegangen?
0:58:14–0:58:20
Und in dieser Rationalisierung ist ja dann auch schon natürlich vor dem Hintergrund
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des Themas entstehen dann bestimmte Praxisen von wer spricht für wen,
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wer nimmt auf, was ist inszeniert, davon inszenieren, welche Geschichte erzählt wer.
0:58:29–0:58:37
Diese ganzen Fragen werden gestellt, Repräsentation und dann zeigt der Film
0:58:37–0:58:38
oder vielleicht ist es die,
0:58:39–0:58:42
vielleicht wenn man alle Filme hintereinander legt, dann zeigen die so eine
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Linie, so eine Linie des kulturellen Diskurses, also Foucault-mäßig,
0:58:46–0:58:48
also wo ist die Gesellschaft,
0:58:48–0:58:53
der Diskurs gerade in Bezug auf dieses Thema und diese, vielleicht ist dieser
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Pfad der Filme kulturhistorisch spannender als jeder einzelne Film selbst.
0:59:00–0:59:03
Weißt du, wie ich meine? Also warum spricht man jetzt über The Zone of Interest?
0:59:03–0:59:07
Braucht es diesen Film? Was macht dieser Film? Das werden wir in der nächsten Folge besprechen.
Florian Clauß
0:59:07–0:59:09
Das ist eine absolut,
0:59:11–0:59:13
wichtige Frage in dem Zusammenhang, die du da gestellt hast,
0:59:14–0:59:17
wie das inszeniert ist und was ist jetzt so auch Gegenstand?
0:59:18–0:59:21
Wie ernährt man sich diesem Thema? Wie visualisiert man dieses Thema?
Micz Flor
0:59:21–0:59:25
Bei Shoah ist es ja, ich weiß nicht, wie ich es sagen kann, aber ich kann es
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nicht gut in Worte fassen, aber die die, ich kriege dann, glaube ich,
0:59:30–0:59:31
so ein leichtes Unwohlsein,
0:59:33–0:59:39
wenn man dann an dem Filmischen so dran steckt.
0:59:40–0:59:44
Sowohl an der Technik als auch vielleicht, ist es schwarz-weiß oder Farbe,
0:59:44–0:59:49
wenn man sich solche formalen Fragen stellt, die natürlich gestellt werden müssen,
0:59:49–0:59:50
wenn man über Filme auch spricht.
0:59:51–0:59:53
Da geht es ja auch immer um solche Fragen der Repräsentation.
0:59:57–1:00:00
Aber trotzdem habe ich so das Gefühl, dass dann in dieser Linie von Filmen,
1:00:00–1:00:04
die da jetzt auftauchen, dass da irgendwie nochmal so eine Wahrheit drinsteckt
1:00:04–1:00:08
über die Art, wie mit der Zeit das Thema sich verändert.
Florian Clauß
1:00:08–1:00:09
Ja.
Micz Flor
1:00:09–1:00:14
Und wie man verändert Filme macht, um immer wieder das Gleiche zu erzählen.
1:00:14–1:00:17
Also was darf man, was darf man nicht, was tut man, was sollte man,
1:00:17–1:00:19
was sollte man nicht und so.
1:00:19–1:00:23
Also diese Fragen, die dann vielleicht so auch moralischer sind,
1:00:23–1:00:27
die ästhetisch umgesetzt werden, dass diese Fragen spürbar werden und dass die
1:00:27–1:00:33
dann wiederum als Spiegelbild für den Diskurs in der Gesellschaft dienen könnten.
Florian Clauß
1:00:33–1:00:38
Ja, genau. Also das grundsätzliche Problem in der Darstellung ist ja,
1:00:38–1:00:45
dass du dann in dem Moment eine Aussage über das gar Gestellte machst,
1:00:45–1:00:51
die irgendwo auch so einen repräsentativen Wert haben könnte.
1:00:51–1:01:00
Und dadurch, dass eben dieser Holocaust so unglaublich mächtig ist,
1:01:00–1:01:03
das lässt sich halt nicht darstellen.
1:01:03–1:01:07
Deswegen finde ich diese Frage des Bilderverbotes, was dann halt auch Claude
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Langemann dann so aufgebracht hat, finde ich total berechtigt.
1:01:11–1:01:18
Also es ist nicht darstellbar. Das ist ein Ereignis, was sich nicht in irgendeiner
1:01:18–1:01:24
Form annähert, außer durch eine panoptische Erzählung.
1:01:24–1:01:32
Das heißt, das Mittel, was dann Lanzmann gewählt hat, eben Zeitzeugen vor Ort
1:01:32–1:01:38
berichten zu lassen und dann nicht nur einen, sondern wirklich ganz viele,
1:01:38–1:01:42
um dann so Fragmente, Puzzlestücke zusammen zu bekommen,
1:01:42–1:01:46
die aber noch immer meilenweit voneinander weg liegen, aber dann weißt du,
1:01:46–1:01:47
da ist ein Teppich dazwischen.
1:01:48–1:01:54
Das auch alles so diese Schicksale und diese individuellen Erlebnissen dann auch mit umfasst.
1:01:55–1:01:59
Und das finde ich auch, das finde ich absolut, also das hat der Film einfach auch,
1:01:59–1:02:07
dem ist das so gelungen sagen und dadurch kriegt eine annäherung hin von einem
1:02:07–1:02:10
ereignis ohne es zu zeigen es ist so ein bisschen wieder neben zu schauen und
1:02:10–1:02:17
nicht ganz drauf ja aber gleichzeitig kriegst eine ahnung wie schwarz das alles sein kann ja.
Micz Flor
1:02:17–1:02:21
Also sehr fällt mir jetzt ein da habe ich jetzt gar nicht mehr daran gedacht
1:02:21–1:02:24
und deshalb fällt mir auch der name des films nicht mal ich habe keine liste
1:02:24–1:02:29
vorbereitet aber von roberto bernini wie heißt er noch mal der film das Das
1:02:29–1:02:32
Leben ist schön und das ist eine Szene,
1:02:32–1:02:34
die einfach, wo ich ganz,
1:02:34–1:02:38
ganz, ganz emotional reagiert habe, als ich die dann auch im Kino gesehen habe,
1:02:38–1:02:43
weil dieser Film, muss man also ganz verkürzt gesagt,
1:02:43–1:02:47
für die, die es nicht wissen, Roberto Benigni spielt im Konzentrationslager
1:02:47–1:02:50
einen erwachsenen Mann, der ein Kind davor schützt.
1:02:51–1:02:55
Das Grausame des Konzentrationslagers zu sehen, indem er die ganze Zeit so tut,
1:02:55–1:02:59
als sei es ein Rollenspiel. Man wäre irgendwie so im Freizeitpark Rollenspiel.
1:02:59–1:03:01
Und dann gibt es die Szene, wo er weiß, jetzt werde ich erschossen.
1:03:01–1:03:04
Und in diesem Moment, da muss ich gleich wieder ein bisschen weinen,
1:03:04–1:03:09
wenn ich dran denke, aber das ist in diesem Moment, wo er dann um die Ecke geht
1:03:09–1:03:12
und noch dieses Kind schützt und sagt, alles okay, es ist alles okay,
1:03:12–1:03:14
also wo er seinen eigenen Tod ja auch abwehrt.
1:03:14–1:03:23
Also dieses Wissen um die eigene Auslöschung, was man ja gar nicht fassen kann, Das ist eine Szene,
1:03:24–1:03:32
die mich mehr als vieles Dokumentarisches oder Künstlerisches ergriffen hat
1:03:32–1:03:40
und diesen ganzen Horror irgendwie in einer perversen Comic noch viel mehr fassbar gemacht.
Florian Clauß
1:03:40–1:03:44
Ja, das kann ich verstehen. Ja, der Film ist auch großartig.
1:03:44–1:03:48
Stimmt, den hatte ich auch gar nicht auf der auf der liste ja da
1:03:48–1:03:51
gibt es einige also aber so was in
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2000 dann noch mal so ein schiff war also die frage ist auch immer wie man dann
1:03:56–1:04:03
eben für die diese täterfiguren ja quasi so dann hitler selber diese die erste
1:04:03–1:04:09
die erste riege der ganzen täter wie man die darstellt da hat Papst 1955 auch
1:04:09–1:04:11
einen Film gedreht, den habe ich nicht gesehen,
1:04:12–1:04:17
wo er dann auch diese Hitler-Porträt im Führerbunker nannt.
1:04:17–1:04:21
Und dann gab es natürlich dieses 2004, Bruno Gantz, Der Untergang.
1:04:22–1:04:26
Ich habe den auch nie gesehen, weil die haben mich überhaupt nicht interessiert, die Filme.
1:04:26–1:04:29
Das fing dann an, wo dann halt jeder auf der Straße, ich meine,
1:04:29–1:04:32
Helge Schneider hat es dann wieder so persifliert, aber jeder dann angefangen
1:04:32–1:04:34
hat, so mit Hitlersprache zu reden.
1:04:34–1:04:36
Und das hat mich auch in die Kollegen immer so ein bisschen...
1:04:37–1:04:42
Weißt du, das kennst du ja, ich hab's immer gehasst, ich mochte es halt nicht,
1:04:42–1:04:44
weil ich finde es halt so abartig.
1:04:44–1:04:49
Ich will mich auch nicht mit dieser Person beschäftigen, weil die ist für mich
1:04:49–1:04:53
so überhaupt, also die ist überhaupt gar keine Faszination über die.
Micz Flor
1:04:53–1:04:54
Ich will sie überhaupt nicht verstehen.
Florian Clauß
1:04:55–1:04:59
Ich will die überhaupt nicht, ich will gar nicht mit der, also dann finde ich
1:04:59–1:05:02
einfach die andere Seite eben diese,
1:05:03–1:05:07
Täter, äh, die Opferseite ist dann halt für mich, äh, so viel gravierender als
1:05:07–1:05:14
dann halt so ein Psychogramm von diesen, von diesen, ähm, eben von dieser Befehlsgarde dann zu haben.
1:05:14–1:05:18
Ja, das, das, also das war jetzt dann nochmal in 2000 und so.
1:05:18–1:05:22
Und dann kam ein Film, den hab ich ja irgendwie, den find ich ja nach wie vor
1:05:22–1:05:26
großartig, äh, von Tarantino in Glorious Bastards, ne?
Micz Flor
1:05:26–1:05:29
Ja, ich wollt grad sagen, äh, ich hab mich gerade in dem Moment so,
1:05:29–1:05:32
Hitler, das will ich überhaupt nicht! Und dann habe ich gedacht,
1:05:32–1:05:35
hups, werden wir dann nicht über den Glorious Bastards sprechen,
1:05:35–1:05:38
weil Hitler hat man selten so zucken sehen wie in diesem Film.
Florian Clauß
1:05:38–1:05:42
Ja, das finde ich halt, aber das ist eine Satire, die kann ich gut annehmen.
1:05:43–1:05:47
Die finde ich auch absolut treffend und ich finde auch die Geschichtsverdrehung,
1:05:47–1:05:51
finde ich dann wieder so ein Terrentino-Kniff, Kniff, wir bleiben heute bei
1:05:51–1:05:53
Kniff, von den 80er-Jahren-Morden,
1:05:53–1:05:59
das war ein Clou, der absolut gerecht wird.
1:05:59–1:06:03
Und was der gemacht hat, ist einfach wirklich so, also Juden,
1:06:03–1:06:08
die dann sonst immer als Opfer dargestellt werden, In so einer Aggressivität
1:06:08–1:06:11
als diejenigen, die sich da zurückschlagen.
1:06:11–1:06:14
Das ist so ein Befreiend einfach bei einem Film.
1:06:14–1:06:20
Ja, das macht so Spaß und das ist halt so ethisch korrekt und gleichzeitig aber
1:06:20–1:06:21
überhaupt nicht korrekt.
1:06:21–1:06:26
Aber das finde ich, dass es Tarantino in dem Film so sehr gut gelungen,
1:06:26–1:06:29
einfach diese Gratwanderung durchzuziehen.
1:06:29–1:06:32
Auch mit der Schauspielerie, die er da halt hat.
Micz Flor
1:06:33–1:06:36
Ja, und ich glaube, dass die beiden Begriffe dazu sind natürlich so,
1:06:36–1:06:38
wie du sagst, eben dieser Gegen,
1:06:38–1:06:42
diese Faust hast du gemacht, dass du gesagt hast, diese Gegenwehr,
1:06:42–1:06:46
das ist dann die Triebumkehr, dann geht es jetzt seit ihr dran und dann gibt
1:06:46–1:06:48
es aber auch die Triebabfuhr, wie
1:06:48–1:06:53
dann halt mit dem Maschinengewehr Hitler wirklich zerlegt wird komplett.
1:06:55–1:06:59
Und da habe ich wirklich auch im Sessel gesessen und gedacht,
1:06:59–1:07:01
ey, das hat der nicht, also ich wusste nicht, dass das da so vorkommt.
1:07:01–1:07:04
Das hat mir jetzt keiner gesagt, wahrscheinlich war ich auch im ersten Wochenende
1:07:04–1:07:05
so... Ich wusste auch nichts von dem Film, das war auch so. Ich dachte,
1:07:05–1:07:10
ey krass, aber warum ist das der Erste, der das macht, das weiß ich jetzt gar
1:07:10–1:07:12
nicht, ob es der Erste war, aber es war so notwendig.
Florian Clauß
1:07:13–1:07:16
Fand ich auch, ja. Es war wirklich so für mich eine totale Befreiung.
1:07:16–1:07:20
Ich kam da so geläutert aus dem Film, wie ich lange nicht mehr aus dem Film...
1:07:20–1:07:23
Also es hatte wirklich so einen kathartischen Effekt für mich.
1:07:24–1:07:29
Also sehr stark. Ich kann mich an wenig Filme erinnern, die so einen Film-Effekt
1:07:29–1:07:30
auf mich hatten, wie dieser.
Micz Flor
1:07:31–1:07:35
Ja, da wurde ja auch ganz viel diskutiert davor. Also dann der Eli Roth,
1:07:35–1:07:40
der halt dann eben auch diesen einen mit dem Baseballschläger gespielt hat und
1:07:40–1:07:44
gleichzeitig auch den Film gedreht hat, in dem, jetzt ist mir der Name entfallen, der deutsche...
Florian Clauß
1:07:44–1:07:44
Hostel, oder?
Micz Flor
1:07:45–1:07:49
Ja, Hostel hat er auch Regie geführt, glaube ich, aber das war sein Drehbuch und Regie, glaube ich.
1:07:49–1:07:54
Aber nee, der deutsche Schauspieler, der die Tapasbar hatte am Gurley,
1:07:54–1:08:00
der da den, in dem Film, den Eli Ross gedreht hat, als Film,
1:08:00–1:08:07
der dann im Kino lief, über die Heldentaten dieses einen Soldaten.
1:08:07–1:08:09
Komm, jetzt hilf mir, wie heißt der Schauspieler?
Florian Clauß
1:08:10–1:08:13
Der bekannteste deutsche Schauspieler. Nicht Schweighöfer?
Micz Flor
1:08:14–1:08:18
Nein, nicht Schweighöfer, der war da nicht dabei. weil, oh Mann,
1:08:18–1:08:19
das Weiße Rauschen war sein erster Film.
Florian Clauß
1:08:20–1:08:20
Daniel Brühl?
Micz Flor
1:08:20–1:08:23
Ja, genau, Daniel Brühl. Also das waren dann so Geschichten,
1:08:23–1:08:25
einerseits der deutsche Schauspieler der Internationalen.
Florian Clauß
1:08:25–1:08:27
Stimmt, da hat auch Till Schweiger mitgespielt.
Micz Flor
1:08:27–1:08:33
Ja, da waren ja ganz viele dabei, auch die Szenen, wo die dann auch sich verraten,
1:08:33–1:08:39
indem sie diese drei Bier bestellen mit dieser englischen Zählweise. Was so platt war.
Florian Clauß
1:08:39–1:08:41
Aber irgendwie super, ich fand es total genial.
Micz Flor
1:08:41–1:08:45
Echt? Nee, ich fand es irgendwie so Ich fand es total platt,
1:08:45–1:08:50
ich habe gedacht so, oh nein, man hat ja gleich im Publikum schon, oh nein, gedacht so.
Florian Clauß
1:08:50–1:08:57
Dass der, das ist ja, der war halt, der hat aber auch, also so eine Art von Suspens gehabt, wie,
1:08:58–1:09:03
ja, kaum andere Filme, ne und dann auch wieder so diese Terentinometer-Ebene,
1:09:03–1:09:06
wo dann das Zelluloid selber als Kriegsmaterial.
Micz Flor
1:09:06–1:09:08
Als Waffe eingesetzt wird.
Florian Clauß
1:09:08–1:09:12
Ne und alles verbrannt wird und explodiert, ja, also das finde ich irgendwie
1:09:12–1:09:16
auch so großartig, dass man Wenn man dann wieder diese Ebene mit rein holt.
1:09:18–1:09:27
Ja, das wäre jetzt so mein Spannbogen jetzt zu dem Zone of Interest,
1:09:27–1:09:33
die ich jetzt in dieser ersten Folge mit dem ganzen historischen Ballast jetzt
1:09:33–1:09:37
auch von dem Holocaust aufhalten wollte.
1:09:38–1:09:42
Ich hatte dir ja nochmal so ein bisschen so, es ist die Frage,
1:09:42–1:09:45
ob du das jetzt in dieser Folge noch machen möchtest.
Micz Flor
1:09:47–1:09:50
Eine brücke zu finden ja du hattest mich
1:09:50–1:09:55
gefragt ob ich was zum zur traumatisierung der
1:09:55–1:10:02
täter also die dazu was sagen könnte weil ich sei ja psychologe und und hast
1:10:02–1:10:07
gemeint das würde jetzt hier so reinpassen aber passt das jetzt hier hin das
1:10:07–1:10:10
weiß ich was war was war so dann deine Herleitung?
Florian Clauß
1:10:10–1:10:14
Na, ich glaube, es würde fast besser in diese, in die andere,
1:10:14–1:10:17
weil es da um diese Figur von Höss geht.
1:10:17–1:10:20
Ja, vielleicht, dann muss ich nochmal in die andere. Also, dann,
1:10:21–1:10:27
okay, dann mach ich jetzt nochmal einen Bogen auf, weil der kommt jetzt nicht direkt aus dieser,
1:10:28–1:10:34
diesem NS-Täter-Umfeld, sondern das war auch dann ein Film, den hab ich mir
1:10:34–1:10:39
dann auch angeguckt, der in diesem Streitraum besprochen wurde mit Carolin Emcke.
1:10:39–1:10:44
Und zwar heißt er The Act of Killing.
1:10:44–1:10:51
Und der ist von Oppenheimer 2011 gedreht worden.
1:10:51–1:10:55
Das ist ein Dokumentarfilm über das
1:10:55–1:10:59
Massaker an kommunistischen und chinesischen
1:10:59–1:11:03
Einwohnern in indonesien das
1:11:03–1:11:11
war so dass es gab ein militärputsch das war glaube ich 65 66 in indonesien
1:11:11–1:11:18
und dieser militärputsch also da war es es war ja dieses feindbild im westen
1:11:18–1:11:22
von den kommunisten war ja so stark das ist ja dann.
1:11:24–1:11:30
Die USA in alle möglichen Konflikte mitgewirkt hat, im Geheimdienst,
1:11:30–1:11:33
in bestimmte Regime, Pinochet und so weiter, das kam ja dann später,
1:11:33–1:11:38
aber dass es dann auch in Indonesien dann eben diesen Militärputsch aus der
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revisionistischen, also von den Rechten, dann halt unterstützt hat,
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was eben zu einem Genozid geführt hat.
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Also wo dann ganz viele Menschen verschwunden sind, erbordet worden.
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Und der Film Act of Killing ist eine, ja, führt im Prinzip begleitet die Täter
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von damals, die heute noch in Indonesien gefeiert werden als die Befreier.
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Ja, das wird, es ist immer noch so eine paramilitärische Gruppe,
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die da eine Rolle spielt.
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Ja, also kann man sich nicht vorstellen, wie das dann auch einfach so ungestraft dann so verbleibt.
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Und es gibt eine Hauptperson, die auch sehr viel Raum einnimmt in dem Film,
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der wird gefolgt und die brüstet sich noch nach wie vor mit den Taten, zeigt wie sie,
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also die gehen dann wirklich an die Stellen, wo er dann seine Opfer umgebracht
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hat, wie er das gemacht hat.
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Es gibt dann so eine Form von Reenactment.
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Also das heißt, es werden Szenen nachgestellt.
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Der ganze Film ist mehr oder weniger ein Dokumentarfilm von eben einer Gruppe
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von diesen, um diese Person herum, die dann sich selber inszenieren.
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Also die drehen selber einen Film, wie sie dann halt quasi als Täter und Opfer
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über diese Zeit dann die Kommunisten ermordet haben. Ja, und dann schlüpfen
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die mal in die Opferrollen, mal in die Täterrollen.
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Ja, aber die haben dann auch, du hast so völlig absurde Szenen,
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wo die dann halt ein Dorf dann komplett niedermetzeln als Film, als Reenactment.
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Aber gleichzeitig ist das tatsächlich passiert. Also da waren auch diejenigen
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Täter dabei und haben das ja,
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also das heißt, die hatten so überhaupt gar keine Scheu mehr oder der kam halt
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irgendwie kein Millimeter an irgendwie selbst,
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also überhaupt an ethischen Bedenken durch.
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Man hat das Gefühl, die die ganze Zeit feiern die sich über ihre Taten,
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über ihre völlig unmenschlichen Taten und man versteht es nicht.
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Dann gibt es halt eben auch diese Act of Killing,
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wo er dann beschreibt, also diese Hauptfigur, wie die ihre Tötungsmethoden dann
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so optimiert haben, weil er konnte das ganze Blut dann nicht mehr wegwischen, weil es zu viel war.
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Ja hat dann auch so gestunken weil das hat alles rum und weil die dann halt
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immer die kehlen aufgeschnitten haben und alles mögliche und dann hat er dann
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gezeigt da war so ein bisschen stolz,
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wie er dann halt es geschafft hat, mit möglichst wenig Blut dann die Leute umzubringen.
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Und zwar mit so einem Stück Draht, was er auf der einen Seite dann an so einem
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Pfahl gebunden hat und auf der anderen Seite dann so einen Holzgriff hatte und
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mit diesem Draht dann die eben um die Kelle gewickelt,
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dann quasi die Menschen ermordet hat.
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Und es waren massenhafte, also es waren, ich weiß nicht mehr genau die Zahl,
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aber es waren mehrere hunderttausend, die dann so verschwunden sind. Also es war wirklich so.
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Und da, und das wäre so ein Schritt in Richtung,
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da gibt es eine Schlüsselszene, die würde ich aber erst so in der nächsten Episode
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nochmal erzählen, aber wo die wahrscheinlich aus diesem Film jetzt quasi für
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Stone of Interest entnommen wurde.
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Deswegen bin ich überhaupt so auf die Idee gekommen, weil ich auch von diesem
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Film, da gibt es auch keinen Kommentar.
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Da wurde dann Oppenheimer dafür kritisiert, dass er dann kommentarlos denen eine Bühne gibt.
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Und er hat dann ein Jahr oder zwei Jahre später, irgendwas mit Zeilen in dem
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Titel, hat er dann auch die Opfer zu Wort kommen lassen und nochmal das ausführlicher berichtet.
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Ja, da wollte ich halt nochmal für dich so, weil das so recht plausibel,
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weil der Typ fängt ja dann auch schon an.
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Der meinte, er hätte dann halt irgendwie sich betäubt mit Drogen.
Micz Flor
1:15:50–1:15:54
Aber willst du dann, wollen wir dann jetzt einen Schnitt machen und sozusagen
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hier aussteigen in der Folge,
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wo es über eine eklektische Liste von Filmen zum Thema Nationalsozialismus und Holocaust geht.
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Das ist jetzt abgeschlossen und wir wollen jetzt einfach den Schritt machen
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in die neue Folge hinein.
Florian Clauß
1:16:18–1:16:22
Ja, oder lass mich noch, sorry, dass ich jetzt lauter Punkte aufreiße,
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Weil ich hätte noch eine Sache, die würde ich dir gerne noch mal...
1:16:27–1:16:31
Das waren jetzt wirklich so die letzten vier, fünf Wochen, wo mich das Thema
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irgendwie immer wieder getroffen hat.
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Ja, auch manchmal irgendwie bewusst, wo ich mir die Filme rausgesucht habe.
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Oder jetzt nicht bewusst, weil
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wir waren nachher ein Theaterstück in der Schaubühne von Falk Richter.
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The Silence heißt das Theaterstück. Und das ist von Falk Richter, da geht es um,
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das Schweigen in seiner Familie über den Krieg. Das inszeniert er so.
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Und er hat damit aber auch so einen Punkt getroffen, der, glaube ich,
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sehr viele deutsche Durchschnittsfamilien, so wie die das erlebt haben.
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Falkrichter ist Jahrgang 68.
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Also ich würde mal sagen, plus minus unsere Generation.
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Und so wie er das dann inszeniert hat in dem Theaterstück, habe ich mich da
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sehr viel wiederfinden können.
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Es war einmal so, er wird gespielt, es ist ein Ein-Mann-Stück,
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er wird von dem Schauspieler Dimitri Schad gespielt.
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Und am Anfang, also er spielt schon so auf verschiedenen Ebenen das Stück.
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Das macht er auch sehr lustig und sehr eloquent.
Micz Flor
1:17:46–1:17:49
Das Stück selbst oder diese Rolle?
Florian Clauß
1:17:49–1:17:55
Die Rolle, also steigt der Schauspieler Dimitri Schad, steigt dann quasi als
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Schauspieler ein und sagt halt irgendwie, Schaubühne ist doch die Bühne,
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wo man hin will, die Weltbühne und so weiter.
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Und fängt dann an, aber sich so in Falk Richter zu verwandeln und spielt dann
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Falk Richter in dem Stück, ja.
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Und Falk Richter, also in dem Stück kommen dann nochmal so Videoprojektionen,
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wo er dann ein Interview mit seiner Mutter hat.
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Also seine Mutter ist eine ganz zentrale Figur, sein Vater auch,
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ja. Es geht im Prinzip auch um die Auseinandersetzung mit dem Tod des Vaters
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und die Beziehung zu seiner Familie, zu seiner Mutter und zu seinem Vater.
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Und seine Mutter und sein Vater, also sein Vater war halt, hat er auch.
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Er war wahrscheinlich unter den Nazis in der Polizei.
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Das heißt, er muss dann auch irgendwo in dieser Tätergeneration gewesen sein.
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Aber er kriegt es nie raus, weil es wurde nie drüber gesprochen.
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Das war halt so dieses Schweigen, was in den deutschen Familien dann immer so gehalten wurde.
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Seine Mutter, die war so ein bisschen eine Person, die immer so,
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alles ist doch super, es ist doch gut, wir brauchen gar nicht drüber zu reden.
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Und es gab halt so ein paar traumatische Situationen für den Falk Richter,
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die er dann aufbereitet in diesem Stück.
1:19:07–1:19:12
Nämlich, dass er dann von seiner Mutter in den Bandschrank eingeschlossen wurde,
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weil er immer so viele Fragen gestellt hat.
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Und als Jugendlicher wurde er dann von irgendwelchen fremden Männern zusammengeschlagen,
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weil er ist homosexuell, hat seine Homosexualität dann auch entsprechend als
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Jugendlicher dann auch nicht irgendwie zurückgehalten,
1:19:32–1:19:35
sondern er hat sich so ein bisschen anders dann auch gekleidet.
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Es waren die 80er und so weiter, dieser Kulturraum und gesellschaftlich ist
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er dann halt auch da quasi angeeckt.
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Und sein Vater hat ihn da auch nicht in Schutz genommen, sondern sein Vater
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hat ihn dann halt auch geschlagen in bestimmten Situationen.
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Und das war das Unverständnis, was auch niemals irgendwie so ausgeräumt werden konnte.
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Also der Vater ist dann auch geschlafen, wo dann in diesem letzten Wort, ach Falk, lass gut sein.
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Ach komm, hör schon auf.
Micz Flor
1:20:08–1:20:10
Im Theaterstück hat das jemand gesagt, oder?
Florian Clauß
1:20:10–1:20:11
Ja, also auch.
Micz Flor
1:20:12–1:20:12
Und er hat es erzählt.
Florian Clauß
1:20:13–1:20:17
Ich glaube, er hat es als Figur, also hat Dimitri Schad das so erzählt.
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Aber ich konnte mich da irgendwie so wiederfinden. ja obwohl ich
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natürlich meine meine eltern sind anders damit umgegangen
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ja mit der geschichte es gibt aber immer so
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narrative die dann in jeder familie erzählt werden ja und ich wollte noch eine
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weil ich war jetzt auch am wochenende bei meinen eltern und ich habe die auch
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dann gefragt ja weil das thema ist mir dann halt so durch den kopf gegangen
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und dann war meine frage dass das Das möchte ich dir jetzt vorspielen,
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das kann ich dann später nochmal richtig reinschneiden.
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Ich habe, das ist jetzt ein kleiner Ausschnitt von knapp zwei Minuten.
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Aber ich meine, wie war das für dich dann?
1:20:58–1:21:02
Wann hattest du den Ausmaß des Holocaust dann so mal so?
1:21:02–1:21:06
Kannst du auch nicht sagen. Das lief dann so schrittweise. Ja, genau.
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Das ist ja immer so. Aber weißt du, ich glaube, wir in unserer Zeit,
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also zwischen 15 und 20, wir waren irgendwie nicht mehr so, nicht politisch.
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Wenigstens, ich war nicht politisch.
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Naja, aber dann gingen noch die 60er Jahre los, das war ja eine höchst politische.
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Ja, Mitte 60er, da war ich mehr mit, glaube ich, mit mir selber beschäftigt
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als mit allem anderen. Ich weiß es nicht.
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Aber ich habe mich nicht so auseinander gesetzt. Ich habe mich nur gewundert über Mutschen.
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Aber zum Beispiel Mimi auch, war diese Familie Friedländer. Friedländer,
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da ist ja auch noch eine alte Holocaust-Überlebende.
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Aber der Familienname Friedländer kam anscheinend im jüdischen Milieu immer häufiger vor.
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Also das weiß ich nicht, ob man mich die kannte oder so. Es kann sein aus der Familie.
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Aber ich habe nie, dass mein Vaterland gefallen ist im Krieg,
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ich habe das nie jetzt fürs Vaterland, also als ehrenvoll empfunden.
1:22:26–1:22:30
Also dir war schon klar, dass das irgendwie eine falsche Rolle war von Deutschland.
1:22:30–1:22:32
Ja, ja. Das war dir relativ früh klar.
1:22:33–1:22:39
Ja. Obwohl du warst ja dann quasi zur Zeit des Krieges dann vier Jahre, nee, wann ist der?
1:22:39–1:22:48
38, 45, das waren eigentlich fünf Jahre, sieben, ja richtig,
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ich wurde ja Ende des Krieges in Momendorf eingeschult.
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Nur so ein kürzer Ausschnitt, ich finde das so ganz interessant,
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weil meine Mutter dann auch nicht Juden aussprechen kann, sondern im jüdischen
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Milieu. Also ich hätte da so eine Hemmung, was zu sagen.
1:23:03–1:23:08
Aber so ein bisschen diese Mutter von Falk finde ich da auch in meiner Mutter wieder so.
1:23:08–1:23:11
Also eigentlich waren wir eher mit uns beschäftigt.
1:23:13–1:23:16
Oder sie mit sich selbst, als politisch das dann halt auch.
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Und ja, es gibt halt so Narrative in der Familie.
1:23:21–1:23:27
Also von meinem Opa, der war dann, das hat mein Vater dann nochmal erzählt,
1:23:27–1:23:30
der war in der Reichsnäheramt,
1:23:30–1:23:34
also das bedeutet, er war in der Milchwirtschaft, er hatte dann irgendwie in
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den USA irgendwas mit Agrar studiert und hat dann dieses,
1:23:39–1:23:46
quasi diese Fabrikation von Milch oder die Industrialisierung von Milchaufbereitung und so weiter,
1:23:46–1:23:50
hatte das dann halt auch in Deutschland dann so mit eingeführt und war dann
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halt in diesem, hatte eine Unabkömmlichkeitsstelle.
1:23:53–1:23:57
Aber dann wurde er irgendwie, dann heißt es immer, er wurde intern bla bla bla,
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jemand war neidisch, hat ihn verraten und dann musste er halt in die Front,
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hat dann halt einen Granatensplitter abbekommen, ist in einer Blutvergiftung
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gestorben, also Querschnittsgelähm. Also so.
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Das ist halt so, was ich von meinem Opa kenne. Also, aber ich weiß nicht,
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ob er irgendwie, vermutlich war er nicht irgendwo in der Partei.
1:24:16–1:24:20
Aber mehr kenne ich nicht. Also so. Und das wird dann auch immer wieder so erzählt, ja.
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Also das wurde schon früher erzählt. Aber dieses von Falk Richter und da bin
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ich halt so ein bisschen so. Und das kam in dem Stück vor.
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Und da bin ich halt auf dich zugekommen. Weil dieses, war mir zum ersten Mal
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auch bewusst, diese Sprachlosigkeit.
1:24:34–1:24:38
Und das war halt wirklich so, da habe ich mich auch in seiner Figur irgendwie
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wiedergefunden, wie er das auf der Bühne dann präsentiert hat,
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nämlich dieses Unfähigkeit, über Sachen zu reden in der Familie,
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weil da eine gewisse Sprachlosigkeit,
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keine Worte, Unfähigkeit, Konflikte irgendwie auszutragen auf so einer Ebene,
1:24:57–1:25:03
die dann halt auch eine gewisse Annäherung dann auch mit impliziert.
1:25:03–1:25:06
Ja, das kannte ich jetzt in meiner Familie jetzt nicht so.
1:25:06–1:25:10
Es war immer ein Anecken und keine Ernährung. Und ich habe mich da emotional
1:25:10–1:25:13
dann auch nicht verstanden gefühlt und so weiter.
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Ich meine, das ist halt so diese 80er Jahre Teenie-Zeit, die man da halt irgendwie auch durchmacht.
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Und da hatte Falk Richter dann tatsächlich diesen Ausdruck gebraucht von der
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transgenerationalen Traumatisierung.
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Und mit dem Punkt bin ich auf dich zugekommen. und habe dich ja gefragt, in Kanto und so weiter.
1:25:34–1:25:40
Ob du dir vorstellen kannst, dass man diese transgenerationale Traumatisierung
1:25:40–1:25:44
jetzt auch so übertragen kann auf unsere Generation,
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dass wir irgendwo auch dieses Schweigen nach dem Krieg und diese Unfähigkeit,
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Konflikte auszutragen,
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ob die jetzt auf unsere Generation noch so durchlastet, einfach weil eben Deutschland
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so eine Vergangenheit hat.
Micz Flor
1:26:02–1:26:08
Ja, und das ist natürlich hoch spekulativ, weil man kann es empirisch überhaupt nicht prüfen.
1:26:08–1:26:13
Wir haben ja nur dieses eine Deutschland und diese eine Geschichte und in irgendwelchen
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Paralleluniversen haben wir noch nicht die Möglichkeit, Daten abzusaugen über, ja.
Florian Clauß
1:26:20–1:26:25
Was... Aber gut, es gibt so eine gewisse Erfahrung, so ein gewissen,
1:26:25–1:26:27
also ich glaube, es ist halt so wirklich so...
Micz Flor
1:26:27–1:26:30
Naja, also Encanto, das kann man sich ja nochmal anhören. Da geht es natürlich
1:26:30–1:26:37
dann schon um dieses Thema, auch um diese unterschiedlichen Formen,
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in denen so eine transgenerationale Weitergabe passiert,
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die ja auch manchmal intrapsychisch, interpersonell oder auch soziologisch oder
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über die Themen der Gesellschaft. Wir haben jetzt über Kinofilme gesprochen.
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Das ist ja auch eine Form, in der sich dann Generationen treffen.
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Auch darüber gibt es dann eine Weitergabe. Spielberg hatte auf einmal ein anderes
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Alter, als er sich entschieden hat, diesen Film zu machen und hat halt irgendwie
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nicht mehr Jaws gemacht.
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Das war ja in der Botschaft auch schon eine transgenreale Botschaft in gewisser Weise.
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Wenn ich mich recht erinnere, hat er es damals auch so gesagt,
1:27:14–1:27:18
dass es halt um, als Filmemacher er auch auf einmal eine Verantwortung spürt,
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irgendwas zu machen, was sich nochmal anders in der Geschichte verlegt ist.
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Anderes, was ich halt irgendwie denke, ist, dass natürlich das Das Schweigen
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ist halt die Frage, was das für ein Akt ist.
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Ist dieser Akt des Schweigens gegenüber der Folgegeneration.
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Sich der Folgegeneration zu verschließen, denen die Wahrheit nicht sagen zu wollen?
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Oder ist es wirklich eine Sprachlosigkeit, wie da kommt nichts raus?
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Ist das vielleicht innerlich wirklich so zerrüttet und unmöglich?
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Oder du hast, das ist jetzt, deine Mutter ist natürlich kein Beispiel,
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aber was du gesagt hast, diese Andeutung zu sagen, man findet oder man wird
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sowieso die falschen Worte benutzen und wird sich mit der nächsten Generation
1:28:10–1:28:12
gar nicht im Eins-zu-eins unterhalten können.
1:28:12–1:28:17
Vielleicht ist es ja auch so ein Ding, dass der Blick, den du als Teenager deinen
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Eltern gegenüber hast, sag doch mal, was Sache ist, dass das nicht der Blick ist, den die haben,
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sondern die gucken dann vielleicht auch nach hinten in ihrer Geschichte und
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du bist nicht das Gegenüber, sondern das Gegenüber ist halt dieses Grauen aus
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dem Krieg, das kann ich nicht sagen.
Florian Clauß
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Und dann einfach wahrscheinlich die Unfähigkeit, sich mit diesen Gefühlen irgendwo
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zu stellen Und dann lieber zu schweigen, als in diese Sache nochmal reinzugehen.
Micz Flor
1:28:45–1:28:49
Ja, du hattest den Begriff Tätertraumatisierung erwähnt. Da geht es ja nochmal um was anderes.
1:28:50–1:28:58
Und natürlich geht es da in erster Linie darum, dass es in Deutschland ganz lange gedauert hat,
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bis man zaghaft überhaupt gesagt hat, ja, was da in Dresden ein Feuersturm war
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oder in Hamburg oder die Gräueltaten, vertriebene Deutsche aus den Ostkirchen.
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Oder wie auch immer man das auch nennen möchte, dass da Menschen traumatisiert
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wurden, das wollte man vielleicht gar nicht so benennen, weil das natürlich
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die Täter waren. Die haben es ja dann verdient.
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Da geht es quasi nicht darum, dass die traumatisiert wurden,
1:29:21–1:29:25
sondern die haben es verdient und die haben quasi dafür bezahlt,
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für das, was sie getan haben.
1:29:27–1:29:32
Aber diesen Schritt zu gehen und zu sagen, trotzdem bin ich davon traumatisiert,
1:29:32–1:29:38
Das ist vielleicht für diese erste Generation unmöglich und deutet vielleicht
1:29:38–1:29:43
schon auch auf ein bestimmtes Gewahrsein oder Schuldgefühl gegenüber der Geschichte.
1:29:45–1:29:50
Hin. Aber die Tätertraumatisierung ist ja dann noch ein Schritt weiter eben
1:29:50–1:29:55
auch die Situation, in der ich habe dann gesucht über Tätertraumatisierung.
1:29:55–1:30:01
Traumatisierung ist natürlich auch im ICD-10, also im Klassifikationssystem
1:30:01–1:30:04
von Krankheiten in der F-Achse, psychische Achse, gibt es es auch.
1:30:05–1:30:12
Aber diese Idee, dass man als Täter auch traumatisiert werden könnte,
1:30:12–1:30:13
Die ist da nicht drin. Okay.
1:30:14–1:30:16
Also die da traumatisieren.
Florian Clauß
1:30:16–1:30:17
Aber sind nicht traumatisiert.
Micz Flor
1:30:17–1:30:25
Ja, da gibt es im Amerikanischen ist der DSM-5 das Manual, in dem diese Sachen klassifiziert werden.
1:30:25–1:30:31
Da ist das mit reingekommen. Und in meiner kurzen Recherche zu dem Thema war
1:30:31–1:30:36
ich selber verdutzt, dass es das im deutschsprachigen Raum gar nicht so gibt.
1:30:37–1:30:43
Da geht es halt eher um diese Täter-Opfer-Umkehr. Und dann geht es ja immer um eine Schuldfrage.
1:30:43–1:30:47
Und um die Schuldfrage sollte es vorrangig da ja nicht gehen,
1:30:47–1:30:51
sondern was, ich habe es für mich da ein bisschen umformuliert,
1:30:51–1:30:55
ist die Traumatisierung von Tätern heißt,
1:30:55–1:31:04
dass ein Mensch davon traumatisiert wird, dass er oder sie etwas getan hat,
1:31:04–1:31:05
was traumatisierend ist.
1:31:05–1:31:12
Das heißt die person war anwesend und ursächlich mit diesem mit diesem ereignis
1:31:12–1:31:15
verbunden und dass das auch traumatisieren kann,
1:31:17–1:31:23
dann klingt es nicht mehr so direkt nach schuld und wo das in vielleicht auch
1:31:23–1:31:28
weshalb das in amerika ein bisschen mehr thema ist ist.
1:31:30–1:31:34
Also im Ersten Weltkrieg gab es das ja irgendwie im englischen Begriff als Shell-Shocked.
1:31:34–1:31:38
Da hat man wirklich gedacht, das ist ein körperliches Thema, ein somatisches Thema.
1:31:39–1:31:44
Dieses Knallen oder das Krachen, das ist ja Trommelfell geplatzt oder irgendwie
1:31:44–1:31:47
ist es einfach so dramatisch, so schockierend.
1:31:47–1:31:53
Und man ist dann eben von diesem ganzen Lärm, der über einen hereinbricht, Shell-Shocked.
1:31:53–1:31:59
Also Shell ist ja die, the Shell ist diese Kanonenhülle.
1:31:59–1:32:01
So erst später wurde das
1:32:01–1:32:05
dann als psychisches problem überhaupt verstanden und
1:32:05–1:32:08
im vietnam krieg in amerika war das wohl ein ganz großes thema
1:32:08–1:32:16
weil man gemerkt hatte wohl dass soldaten nur 15 bis 20 prozent von den soldaten
1:32:16–1:32:23
schießen um zu töten die anderen bringen das nicht über sich das heißt die trainieren
1:32:23–1:32:28
schießen aber wenn sie im krieg sind schießen sie nicht um zu töten.
1:32:28–1:32:33
Und man hat wohl dann für den Vietnamkrieg auch im militärischen Training.
1:32:34–1:32:37
Das weiß ich jetzt aus einer Quelle, die müssen wir dann verlinken,
1:32:37–1:32:43
im militärischen Training wohl mehr mit realistischen Körperfiguren auch das
1:32:43–1:32:48
Schießen geübt, sodass diese Hemmschwelle im Training auch schon angelernt wird.
1:32:48–1:32:51
Dass also dieses Trauma, einem Menschen gegenüber gegenüberzustehen und nicht
1:32:51–1:32:52
mit einer Schießscheibe,
1:32:53–1:32:59
auch dadurch schon geschwächt wurde, dass du im Training dann schon fallende
1:32:59–1:33:03
Körper, also das, was man auch so manchmal kennt, diese Gegenüber,
1:33:03–1:33:07
diese Zeichnung, wo jemand eine Pistole zieht und schießt und fällt ja halt so um.
1:33:07–1:33:10
Und da kann man sich ja auch überlegen, das hattest du mal, glaube ich,
1:33:10–1:33:14
erwähnt, dass es bestimmte Ego-Shooter auch gibt, wo man von der Bundeswehr
1:33:14–1:33:17
angerufen wird, wenn man da relativ gut Punkte macht oder so.
1:33:18–1:33:22
Also diese Idee, dass man in diesen virtuellen Welten noch viel naturgetreuer
1:33:22–1:33:27
zum Töten trainiert werden kann, um einfach diese Hemmschwelle noch weiter zu senken.
1:33:27–1:33:31
Und dann war es aber wohl so, dass eben in der Folge des Vietnamkrieges auch
1:33:31–1:33:33
viel mehr dieses Bild ja hier auch.
1:33:36–1:33:41
Tom Cruise, the 4th of July, der traumatisierte Soldat aus dem Vietnamkrieg,
1:33:41–1:33:44
der körperlich verstümmelt ist, aber auch seelisch verstümmelt ist,
1:33:45–1:33:53
weil er an traumatischen Akten beteiligt war oder selber ausgeführt hat.
1:33:53–1:33:57
Also dass die Helden dann auch von der Gesellschaft fallen gelassen wurden.
1:33:57–1:34:00
Das ist ein Riesenthema auch in amerikanischen Filmen.
1:34:00–1:34:03
Der Vietnamveteran, Magnum.
1:34:03–1:34:11
Rambo. Rambo, genau. Das ist ja so ein ganz großes Thema und da hat man sich
1:34:11–1:34:13
dann zum ersten Mal wohl mehr damit
1:34:13–1:34:17
auseinandergesetzt, dass diese Traumatisierung auch durch das The Act,
1:34:18–1:34:21
The Atrocity, das Auslösen passieren kann.
1:34:21–1:34:26
Also im DSM 5 in Amerika wird dann davon gesprochen, das heißt Participation,
1:34:27–1:34:29
also da wird das Militär auch explizit genannt.
1:34:29–1:34:36
Ich habe nochmal nachgeguckt, das ist im DSM 5, in der fünften Ausgabe,
1:34:36–1:34:43
können wir das PDF auch verlinken, auf Seite 278, wird über die peritraumatischen Faktoren gesprochen.
1:34:44–1:34:48
Also direkt die Faktoren, während das Ereignis passiert.
1:34:49–1:34:54
Peri heißt in der direkten Umgebung. Und da wird explizit eben nochmal genannt,
1:34:54–1:34:57
im Englischen heißt es Military,
1:34:57–1:35:03
also es ist ein längerer Absatz, es geht auch um anderes, aber wenn es ums Militär
1:35:03–1:35:08
geht, wird es explizit genannt als Military Personnel being a Perpetrator,
1:35:08–1:35:10
witnessing atrocities or killing the enemy.
1:35:10–1:35:17
Also einfach die Tatsache, dass man ein Täter ist, Perpetrator ist auch ein Täter.
1:35:17–1:35:24
Dass man Atrocities, also traumatische Ereignisse als Zeuge beobachtet,
1:35:24–1:35:25
dabei ist, anwesend ist.
1:35:26–1:35:30
Oder eben selbst killing the enemy, dass man den Feind tötet.
1:35:31–1:35:36
Das wird ja irgendwie so noch benannt. Und da gibt es eine Person,
1:35:36–1:35:42
die ich dazu gefunden habe, die das auch in ein Wort gefasst hat.
1:35:43–1:35:49
Und zwar heißt es oft Participation Induced Traumatic Stress.
1:35:49–1:35:55
Also durch die Anwesenheit induzierter traumatischer Stress im DSM 5 PITS.
1:35:56–1:36:00
Und sie hat es als pts behalten
1:36:00–1:36:03
aber gesagt perpetration in die us-traumatik stress
1:36:03–1:36:07
und die tatsache dass die anwesenheit natürlich
1:36:07–1:36:13
auch traumatisierend wirken kann ist etwas glaube ich sobald man darüber nachgedacht
1:36:13–1:36:18
hat ist es natürlich nachvollziehbar wenn man das erste mal damit konfrontiert
1:36:18–1:36:23
wird das war vielleicht hier in deutschland in letzter zeit so als ganz viele
1:36:23–1:36:26
syrische Flüchtlinge in Deutschland ankamen,
1:36:26–1:36:28
die dann mit offenen Armen empfangen
1:36:28–1:36:31
wurden und ganz viele Menschen auch bereit waren, denen zu helfen,
1:36:32–1:36:36
aber teilweise nicht vorbereitet waren, dass Hilfe für die vielleicht auch bedeutet,
1:36:36–1:36:38
einfach mitzuteilen, was ihnen alles passiert ist.
1:36:39–1:36:42
Wo dann eben mit einem bisschen Zeitverzögerung viele Menschen gemerkt haben,
1:36:43–1:36:47
jetzt als Zeuge oder als jemand, der es einfach gehört hat, werde ich selber
1:36:47–1:36:49
diese Träume nicht mehr los.
1:36:50–1:36:54
Und diese Sachen nicht mehr los. Das kann eben auch ganz schön belastend wirken.
1:36:55–1:36:59
Ja, also das ist wie gesagt, ich glaube, in Deutschland hat es lange gedauert,
1:36:59–1:37:00
bis man das überhaupt annehmen kann.
1:37:01–1:37:05
In dem Traumakonzept jetzt im ICD-10, das ist keine deutsche Klassifikation,
1:37:05–1:37:07
ist von der World Health Organization.
1:37:07–1:37:10
ICD-11 ist eigentlich die aktuelle Version.
1:37:10–1:37:15
Die ist aber noch nicht weit verbreitet und in Kraft getreten,
1:37:15–1:37:17
sondern ICD-10 ist immer noch das.
1:37:17–1:37:20
Und da spricht man beim Trauma eben...
1:37:22–1:37:27
In der Regel darüber, dass es einem passiert und nicht, dass man Zeuge ist oder Täter ist.
1:37:27–1:37:31
Also man ist wirklich Opfer in dieser Definition.
1:37:33–1:37:39
Und dadurch, dass das ICD-10 auch nicht über Ursachen spricht oder die Genese
1:37:39–1:37:42
von bestimmten Schörungen spricht, ist es da zum Beispiel auch so,
1:37:42–1:37:47
dass du in diesen Stufen durch das ICD-10 geleitet wirst.
1:37:47–1:37:51
Ist aktuell das gibt dann die akute belastungsstörung das ist das ist eben diese
1:37:51–1:37:56
peri traumatische zeit in der du mittendrin bist im verkehrsunfall im krieg
1:37:56–1:37:59
wo auch immer im luftangriff im feuersturm,
1:38:00–1:38:05
dann gibt es die anpassungsstörung die sagt es ist etwas ganz schlimmes passiert,
1:38:06–1:38:09
und du bist in dem prozess in dem es jetzt eigentlich langsam
1:38:09–1:38:14
verarbeitet werden sollte und wenn
1:38:14–1:38:18
das nicht geht dann kommt es eben zur posttraumatischen belastungsstörung und
1:38:18–1:38:23
wenn die dann über einen gewissen zeitraum auch sich qualifiziert hat dann wandert
1:38:23–1:38:28
man in der diagnose weg vom trauma und das ist das verwirrende weil man dann
1:38:28–1:38:30
auf einmal in dem bereich der persönlichkeitsstörung.
1:38:31–1:38:35
Verlegt wird und wenn man das jetzt wieder auf die deutsche geschichte,
1:38:36–1:38:41
umlegt dann könnte man sagen die die nicht darüber sprechen konnten die die
1:38:41–1:38:44
die das nicht bearbeiten konnten,
1:38:45–1:38:49
nicht veräußert haben, die geschwiegen haben und die sich vielleicht chronifiziert
1:38:49–1:38:52
haben, dass die dann eine Persönlichkeit,
1:38:52–1:38:55
eine schweigende traumatisierte Persönlichkeit wurden.
1:38:56–1:39:01
Wo dann in der Klassifikation deshalb, sage ich das eben, nicht mehr die Ursache
1:39:01–1:39:06
angegeben wird, sondern nur noch gesagt wird, okay, das ist eine gestörte Persönlichkeit.
Florian Clauß
1:39:08–1:39:14
Wir sind hier auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof und stehen gerade,
1:39:14–1:39:18
das hatte ich, glaube ich, auch in einer Folge mal erwähnt, von einem Grab von Bertolt Brecht.
1:39:20–1:39:24
Und der soll sich ja, das ist Max Frisch in einer Biografie,
1:39:24–1:39:28
hat das geschrieben, in seiner Biografie, dass Brecht, also er hat sich für
1:39:28–1:39:32
seinen Tod gewünscht, dass er sich in einem Stahlsarg begraben wird,
1:39:33–1:39:39
um halt auch so dieser ganzen Verrottung und Auferstehung, was dann halt immer
1:39:39–1:39:42
Holz wäre, damit man dann halt im Tag des jüngsten Gerichtes,
1:39:42–1:39:46
dass man dann halt quasi aus der Erde steigt und dann mit Jesus irgendwo hingeht.
1:39:46–1:39:50
Da wollte er auch noch mal einen Strich durch die Rechnung machen,
1:39:51–1:39:54
ich habe einen Stahl, da kommt nichts mehr hoch.
1:39:54–1:39:56
Finde ich ganz sympathisch.
Micz Flor
1:39:57–1:40:04
Gleichzeitig wusste er nicht um die Aktivitäten der Enzyme, die ihn einfach
1:40:04–1:40:06
inzwischen wahrscheinlich in einer Suppe zersetzt haben.
1:40:07–1:40:09
Und hier direkt neben dem...
Florian Clauß
1:40:09–1:40:11
Da sind wahrscheinlich die Zigarren drin.
Micz Flor
1:40:12–1:40:15
Das ist eine Zigarrenkiste. Die sieht auch ein bisschen verregnet aus,
1:40:15–1:40:16
ist aber noch nicht so alt wie das Grab.
Florian Clauß
1:40:17–1:40:17
Nein.
Micz Flor
1:40:17–1:40:21
Aber die wurde ihm vielleicht erst nochmal zur Seite gestellt.
Florian Clauß
1:40:21–1:40:26
Ja, ich mag den Friedhof hier jetzt auch. Ich dachte, wir finden nochmal das Grab von Marcuse.
Micz Flor
1:40:27–1:40:28
Ah, der ist hier?
Florian Clauß
1:40:28–1:40:35
Ja, der ist einfach nur ein Grabstein und auf dem steht dann weitermachen. Find ich super.
Micz Flor
1:40:39–1:40:41
Ah, guck mal, sind wir bei Otto Sander gelandet.
Florian Clauß
1:40:42–1:40:48
Otto Sander, ja. Also der ist gespickt von Prominenten hier, der Friedhof.
Micz Flor
1:40:49–1:40:54
Ja, jetzt sind wir hier in der Stille. Silence, hast du vorhin gesagt,
1:40:54–1:40:55
wollen wir hier eine Zäsur machen?
Florian Clauß
1:40:55–1:40:59
Ja, ich glaube jetzt passt das auch gut in der nächsten Folge,
1:41:00–1:41:04
wenn wir dann auf Zone of Interest genauer eingehen, haben so ein bisschen jetzt
1:41:04–1:41:06
ein paar Schneisen gelegt,
1:41:07–1:41:10
also mir war es halt wichtig, das nicht in einem zu machen, weil ich glaube
1:41:10–1:41:15
das, was wir jetzt besprochen haben, ist also ein ausuferndes Thema,
1:41:17–1:41:21
habe auch ganz viel was mir noch im Kopf rumgegangen ist was ich nicht gesagt
1:41:21–1:41:24
habe und wo ich dann denke, es fehlt jetzt noch.
1:41:24–1:41:29
Vielleicht nehmen wir das in nächster Folge noch mit rein. Mal gucken, wie sich das läuft.
Micz Flor
1:41:29–1:41:32
Ja, wir nehmen aber auch, muss gesagt werden, wir nehmen gleich weiter auf.
1:41:32–1:41:38
Also wir bleiben im Fluss, das heißt, die Leute, die jetzt in die andere Folge einsteigen,
1:41:40–1:41:44
Den werden wir gleich nochmal sagen, dass sie vielleicht nochmal hierher kommen
1:41:44–1:41:45
müssen, wie bei Solaris.
Florian Clauß
1:41:47–1:41:48
Genau, so machen wir es.
Micz Flor
1:41:48–1:41:51
Also, dann vielen Dank fürs Zuhören
1:41:51–1:42:03
und ich hoffe, wir haben das irgendwie angemessen besprechen können.
Florian Clauß
1:42:03–1:42:07
Ja, vom Gefühl her schon. Mal gucken, wie es im Quad wird.
1:42:08–1:42:13
Also, das Ganze, wo wir langgelaufen sind, unsere Strecke und so weiter,
1:42:13–1:42:17
das könnt ihr dann unter eigentlich-podcast.de sehen.
1:42:17–1:42:22
Da findet ihr auch mehr Informationen zu dieser Episode, Links und so weiter.
1:42:23–1:42:27
Wenn es euch gefallen hat, dann würden
1:42:27–1:42:32
wir uns um ein Like oder eine Weiterempfehlung freuen, wie auch immer.
1:42:32–1:42:42
Das war jetzt eigentlich Podcast Episode 58 und in zwei Wochen hören wir uns wieder.
1:42:42–1:42:45
Bis dann. Tschüss.

Mehr

KELVIN: "Are we alive or dead?" RHEYA: "We don't have to think like that anymore." ("Solaris" 2002)

Im letzten Teil unserer Solaris-Trilogie, stellt Micz Steven Soderberghs Film "Solaris" (2002) vor. Die Geschichte ist nur grob gesehen die gleiche. Im Gegensatz zu Stanisław Lems Roman, der sich stärker auf die wissenschaftlichen und philosophischen Aspekte der Erforschung des Planeten konzentriert, legt Soderberghs Film einen besonderen Schwerpunkt auf die emotionale Beziehung zwischen Kelvin und seiner verstorbenen Frau Rheya, die als Erscheinung auf der Station auftaucht. Und stilistisch unterscheidet sich Soderberghs Kammerspiel stark von Andrei Tarkowskis poetisch-opulenter und symbolträchtiger Version von 1972. Doch kommt Micz zu dem Schluss, dass Soderberghs Interpretation eine intensivere persönliche und emotionale Dimension versucht und gleichzeitig daran scheitert. Interessant ist lediglich, dass Kelvins Frau Rheya als Person präsenter ist und schließlich sogar ihre Erinnerungen als Szenen in der Rückblende auf "ihre" Zeit auf der Erde zu sehen sind, in der nur sie anwesend ist. Ganz so als ob die projektive Identifikation Kelvins ihr Erinnerungen erschaffen hat, die Solaris nicht aus seinen Erfahrungen hat nehmen können. Psychodynamisch eine interessante Überlegung, allein: der Film bringt es nicht.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Micz Flor
Erzähler
avatar
Florian Clauß

Transcript

Florian Clauß
0:00:02–0:00:03
Läuft.
Micz Flor
0:00:04–0:00:12
Hier auch? So, jetzt. Die letzte im Triathlon, im Solaris Triathlon.
0:00:13–0:00:17
Das Drei-Körper-Problem haben wir im Drei-Episoden-Problem.
Florian Clauß
0:00:19–0:00:22
Hallo und herzlich willkommen bei eigentlich podcast
0:00:22–0:00:26
episode 55 heute wieder
0:00:26–0:00:33
mit dem thema solaris haben wir ausführlich und erschöpfend in den letzten zwei
0:00:33–0:00:39
episoden besprochen heute bringt uns mit noch mal eine interpretation des stoffes
0:00:39–0:00:45
mit nämlich die verfilmung von Von Soderberg aus dem Jahre 2002,
0:00:46–0:00:52
Solaris, weicht doch erheblich von der Vorlage ab.
0:00:53–0:01:00
Und ihr könnt, genau, wir sind der Podcast, bei dem wir im Laufen reden und
0:01:00–0:01:03
laufend reden, das müssen wir mal sagen, das kriegen wir bezahlt, den Spruch.
Micz Flor
0:01:04–0:01:05
Von uns, ja.
Florian Clauß
0:01:05–0:01:10
Von uns bezahlt. Wir laufen wieder durch Marzahn, mal gucken,
0:01:10–0:01:14
wo uns jetzt der Weg hinführt. Ich kenne das tatsächlich ja alles noch nicht.
0:01:14–0:01:20
Ja, ich bin gespannt, ob wir jetzt mal wieder zurück in die Zivilisation kommen.
Micz Flor
0:01:21–0:01:24
Ja, es ist echt irre. Jetzt geht auch langsam schon die Sonne unter.
0:01:24–0:01:26
Wir haben schon über vier Stunden hinter uns, oder?
Florian Clauß
0:01:26–0:01:27
Ja.
Micz Flor
0:01:27–0:01:33
Und sind jetzt auf dem letzten Stretch. Wollten unbedingt diese drei Folgen
0:01:33–0:01:36
hintereinander machen, weil wir gedacht haben, wir kommen dann so richtig in den Flow.
0:01:36–0:01:40
Aber ich muss sagen, ich fühle jetzt langsam meine Beine. Ich bin begeistert.
0:01:40–0:01:43
Aber gerade nach der Tarkovsky-Folge,
0:01:45–0:01:50
In der Erinnerung an den Film entstand dann diese Trance, die Tarkovsky generieren kann.
0:01:50–0:01:57
Und mit der steige ich jetzt in die Kurzkritik.
0:01:57–0:01:59
Also meine kurze Meinung könnte ich ja vorne wegstellen.
0:02:01–0:02:06
Soderbergh, so der Film, so lala. Das war so meine Kurzkritik.
0:02:07–0:02:12
Wir gucken uns jetzt was ganz anderes an. Also wir hatten ja gehört,
0:02:12–0:02:16
Tarkovsky ist unepisch lang. und jetzt sind wir bei 99 Minuten.
0:02:17–0:02:24
Also wir sind jetzt irgendwie unter zwei Stunden. Eine Stunde 39 Minuten.
0:02:25–0:02:29
2002 ist Heidelberg hat Regie und Drehbuch geschrieben, produziert von James
0:02:29–0:02:33
Cameron, George Clooney als Calvin, als Hauptdarsteller.
Florian Clauß
0:02:33–0:02:36
Ganz kurz, weißt du warum der von James Cameron produziert wurde?
Micz Flor
0:02:37–0:02:44
Ich hatte gelesen, dass der die Filmrechte vorher hatte und dann hatte wohl
0:02:44–0:02:50
Soderbergh ihn davon überzeugt, dass er selbst unbedingt den Film machen muss und Cameron ist dann,
0:02:50–0:02:54
keine Ahnung, wollte dann unbedingt produzieren oder wurde eingeladen zu produzieren,
0:02:54–0:02:58
aber zumindest war es so, dass die Filmrechte zuerst bei Cameron lagen.
Florian Clauß
0:02:58–0:03:02
Richtig, ja genau. Er hatte zuerst die Filmrechte erworben.
Micz Flor
0:03:02–0:03:04
Der hat dann aber nicht gesagt, Gott sei Dank bin ich los.
Florian Clauß
0:03:04–0:03:09
Nee, aber ich glaube, es war dann so, dass er dann, okay, mit Soderbergh hat
0:03:09–0:03:13
er dann ein gutes Gefühl gehabt, dass er dann inszenieren konnte.
Micz Flor
0:03:14–0:03:18
Ja, und dann ist es so, dass halt dieser Film, kann man auch vorneweg sagen...
0:03:20–0:03:23
Gefloppt, muss man eigentlich so sagen, oder? Ich glaube, dass viele den kennen,
0:03:23–0:03:25
aber scheinbar haben wir nur sehr wenige gesehen.
0:03:26–0:03:32
Budget waren fast 50 Millionen und er hat um die 30 Millionen weltweit eingespielt,
0:03:33–0:03:37
also lag da unter den Erwartungen, dass es wirklich nicht viel für so ein Trio,
0:03:37–0:03:40
Clooney, Soderbergh und Cameron.
0:03:40–0:03:43
Soderbergh hatte ja da auch gerade Traffic irgendwie draußen,
0:03:43–0:03:48
er war noch nicht so alt, war natürlich der Shootingstar mit sechs leisen Videotape.
0:03:49–0:03:53
Und das Ding hat nicht so gut geklappt.
0:03:54–0:03:59
Und ich muss auch sagen, ich habe mich nämlich eigentlich,
0:03:59–0:04:02
weil ich habe geguckt, eigentlich, so heißt der Podcast, und eigentlich habe
0:04:02–0:04:06
ich mich gefreut, dass wir das Ding besprechen, weil ich den Soderbergh-Film
0:04:06–0:04:09
damals im Kino spannend fand.
0:04:09–0:04:13
Und jetzt hatte ich wirklich diesmal beim Gucken so das Gefühl,
0:04:13–0:04:23
das ist eigentlich ein Kammerspiel, was teilweise trotz toller Bauten mehr an irgendwie die erste,
0:04:23–0:04:28
Staffel von Star Trek erinnert, als an so ein Popcorn-Kino, wie man sich das
0:04:28–0:04:30
dann vielleicht vorgestellt hat.
0:04:30–0:04:33
Selbst wenn die es versucht haben, mit CG-Effekten des Planeten da irgendwie
0:04:33–0:04:34
so ein bisschen Gas zu geben,
0:04:34–0:04:38
buchstäblich Gas, weil da ist der Planet ja auch ein Gasplanet,
0:04:38–0:04:47
Es gibt zum Schluss zum Beispiel eine Szene, wo ich denke, das muss ja schon ein Hommage sein.
0:04:47–0:04:52
Oder wieso trauen die sich das, wo Clooney gegen die Wand geschleudert wird,
0:04:52–0:04:54
weil das Schiff so erschüttert wird.
0:04:54–0:04:57
Und du hast das Gefühl, die Kamera wackelt und er springt so gegen die Wand.
0:04:58–0:05:04
Das ist sehr dreschig. Ja, das ist kurz vor der Szene, wo dann auch noch Sartorius,
0:05:04–0:05:07
ist glaube ich Sartorius' Kind oder Negibarien?
Florian Clauß
0:05:07–0:05:09
Nee, das ist Gordon. Das ist ja, der Turgis ist Gordon da.
Micz Flor
0:05:11–0:05:14
Gordon, genau. Nee, Quatsch, da kommt die Bari ans Kind, ist das dann, was zum Schluss.
Florian Clauß
0:05:14–0:05:19
Wo die diese Szene haben mit Fingerberührung. Ja, da wird auch nochmal so dieses,
0:05:20–0:05:25
diese Ikone aufgeladen von dem Michelangelo, diese Filme.
0:05:26–0:05:29
Da will er nochmal eine Dimension reinbringen, das Göttliche und das Menschliche,
0:05:29–0:05:30
was sich da berühren. Ja.
0:05:31–0:05:34
Also dann nochmal diesen ganzen anthropomorphen Diskurs rein.
0:05:35–0:05:37
Nee, ich fand's auch. Okay.
Micz Flor
0:05:37–0:05:42
Aber das war so, das heißt, wir haben auch bei Tarkovsky Wir gehen einfach mal
0:05:42–0:05:44
rein in das, was wir erlebt haben.
0:05:45–0:05:48
Besprechungen, Ideen, Konzepte, Interpretationen.
Florian Clauß
0:05:48–0:05:53
Ich will nur ganz kurz noch erwähnen, weil wir haben ja in der Vorbereitung
0:05:53–0:05:58
der Podcasts gab es noch eine Arbeit, eine Bachelorarbeit, die uns da so ein
0:05:58–0:06:01
bisschen noch geholfen hat, die Unterschiede herauszuarbeiten.
0:06:02–0:06:06
Nämlich genau Bachelorarbeit hat sich beschäftigt mit dem Buch,
0:06:06–0:06:12
der Romanvorlage, also dem Roman von NEM und den beiden Verfilmungen und hat
0:06:12–0:06:13
dann tatsächlich so eine,
0:06:14–0:06:19
Sequenzanalyse dann mitgeliefert das heißt, was haben die Filme gemeint mit
0:06:19–0:06:22
dem Roman was weicht ab und das ist eine super Übersicht,
0:06:22–0:06:28
also das ist wirklich nochmal so eine gute Hilfe gewesen für uns das nochmal
0:06:28–0:06:33
so einzuordnen an der Stelle sei das nochmal erwähnt Kannst du Autorin,
0:06:34–0:06:37
Ich hab's vergessen Aber wir machen das auf unserer Seite.
0:06:38–0:06:41
Wir verlinken das auf unserer Homepage.
Micz Flor
0:06:41–0:06:47
Ja, das stimmt. Das ist dann teilweise auch wirklich dann in Prozente ausgerechnet,
0:06:47–0:06:49
welche Zeit auf der Erde und so weiter und so fort.
0:06:53–0:07:00
Bei dem Film muss man ähnlich wie bei Tarkovsky auch sagen, auch da geht es auf der Erde los.
0:07:00–0:07:08
Und ich habe den Film, du hattest mir den gezeigt, wo ich ihn legal sehen kann,
0:07:08–0:07:11
sage ich mal. Und dann habe ich ihn angeschaut.
0:07:11–0:07:15
Aber bevor ich ihn dann angeschaut hatte, habe ich mir das Skript runtergeladen.
Florian Clauß
0:07:15–0:07:16
Du hast dir die DVD gegeben.
Micz Flor
0:07:17–0:07:21
Die DVD, genau das war es. Und dann hatte ich meine Playstation 2 verliehen.
0:07:21–0:07:23
Und als ich zurück hatte.
Florian Clauß
0:07:23–0:07:26
Hatte ich vorhin das Skript gelesen. Blu-Ray-Player auf DVD.
Micz Flor
0:07:26–0:07:31
Dann habe ich das Skript gelesen und in diesem Skript geht es halt irgendwie
0:07:31–0:07:36
so wirklich los, ich glaube im ersten oder zweiten oder dritten Teil mit, es regnet, es regnet.
0:07:36–0:07:41
Wir sehen Calvin auf der Erde, es regnet immer noch.
0:07:41–0:07:45
Er scheint ein Psychologe zu sein, leitet irgendwie eine Gruppe,
0:07:45–0:07:47
aber wir sehen es nicht wirklich anwesend.
0:07:48–0:07:51
Und wir sehen dann auch im Film später dieses...
0:07:52–0:07:57
Diese Grundhaltung von Clooney, die finde ich unglaublich anstrengend ist.
0:07:57–0:08:03
Der ist die ganze Zeit so hoffnungsvoll deprimiert oder so.
0:08:04–0:08:07
Zuerst auf der Erde hoffnungsvoll deprimiert.
Florian Clauß
0:08:07–0:08:09
Ja, er hat halt dieses Hundegesicht.
Micz Flor
0:08:09–0:08:15
Ich fände Clooney super, aber in dem Film hat er nur ein Gesicht. Das ist das Problem.
Florian Clauß
0:08:15–0:08:20
Aber er hat dieses verlassene Hundegesicht. Weißt du, ich bin verlassen und ich...
0:08:21–0:08:25
Stimmt, ist kein Leiden das von dem Gesicht, sondern eher dieses Resignative.
Micz Flor
0:08:26–0:08:30
Er guckt dann einfach so, er guckt dann, gut aber das muss man sich dann,
0:08:30–0:08:32
vielleicht braucht man einfach nur das Poster sehen, das ist das Gesicht,
0:08:32–0:08:34
was trägt er die ganze Zeit durch.
0:08:35–0:08:38
Und dann ist es so, dass die Teilen teilweise auch so inszeniert sind,
0:08:39–0:08:44
es gibt diese Szene ganz am Anfang, wo er in der Küche so Gemüse schneidet und
0:08:44–0:08:46
er macht das mit so einer Sache,
0:08:47–0:08:50
dass man weiß, oh, der hackt sich gleich einen Finger, wenn der so weit der macht.
0:08:51–0:08:53
Und dann hackt er sich natürlich wirklich einen Finger und dann ist er aber
0:08:53–0:08:57
auch noch überrascht. Und guckt dann, hält es unter das Wasser.
Florian Clauß
0:08:57–0:08:58
Ja, aber das ist wichtig für die letzte Szene.
Micz Flor
0:08:58–0:09:01
Genau, und dann siehst du die Szene und denkst, oh, das muss ich mir jetzt merken,
0:09:01–0:09:03
dass da Blut fließt. Ist das ein Mensch oder so?
0:09:03–0:09:06
Dann entsteht gleich so ein, weißt du, bei Blade Runner, das ist ja ein ähnliches
0:09:06–0:09:08
Thema, ne? Ist das Mensch oder nicht Mensch?
Florian Clauß
0:09:08–0:09:12
Genau, dann geht es wenigstens über Oregani-Verhaltung.
Micz Flor
0:09:12–0:09:16
Genau, das ist für die, die die Blade Runner ersten Teil noch nicht gesehen
0:09:16–0:09:18
haben, die können jetzt weg, weil zum Schluss,
0:09:20–0:09:30
sehen wir, dass Harrison Ford wahrscheinlich auch ein Android ist,
0:09:30–0:09:34
weil sein Traum von einem Einhorn, den er immer hat, den er niemandem mitgeteilt hat,
0:09:35–0:09:37
er findet vor seiner Tür ein origamig gefaltetes Einhorn.
0:09:38–0:09:41
Das heißt, jemand weiß, was in ihm vorgeht. Und ähnlich sehen wir in dieser
0:09:41–0:09:45
allerersten Szene mit Clooney, nicht allererst, aber ganz am Anfang,
0:09:45–0:09:49
er schneidet sich einen Finger und wir wissen schon da kommt das bestimmt noch
0:09:49–0:09:52
mal und dann wird wahrscheinlich kein blut kommen oder guck.
Florian Clauß
0:09:52–0:09:58
Mal ich will mal ganz kurz dich hier hinbringen das wird auch der grund für unsere tour wo.
Micz Flor
0:09:58–0:10:07
Wir jetzt gerade sind hier zum straßenschild endlich hab schon gedacht wir kommen da nie wieder an.
0:10:10–0:10:13
Die Allee der KosmonautInnen.
Florian Clauß
0:10:14–0:10:20
Die Allee der Kosmonauten wurde 1972 in Marzahn tatsächlich aus dem Boden gestampft
0:10:20–0:10:23
und wurde benannt nach dem,
0:10:23–0:10:28
wir wollen jetzt aber hier unter die Allee gehen, also das ist auch die Allee
0:10:28–0:10:31
der Kosmonauten um die Straße, die wurde benannt nach dem,
0:10:32–0:10:43
einem General der sowjetischen Raumfahrt und Sigmund Jähn, der erste Deutsche im Weltall.
Micz Flor
0:10:43–0:10:48
Ja. Der auch in Goodbye Lenin noch eine Rolle spielt.
Florian Clauß
0:10:49–0:10:53
Genau. Ich habe auch noch mal einen Podcast von ihm gehört, vor Raumzeit.
0:10:53–0:10:56
Ein toller Podcast, wo Tim Pridlaff ihn interviewt.
0:10:57–0:11:01
Hier ist der Fahrradweg, kurz bevor er gestorben ist.
Micz Flor
0:11:03–0:11:11
Ja, jetzt kommen wir eben an. Also Allee der Kosmonauten und Solaris und das war quasi unser Motiv.
Florian Clauß
0:11:12–0:11:17
Genau, eben Lem, der auch eigentlich für die osteuropäische Science Fiction
0:11:17–0:11:23
und für die Ästhetik auch Allee der Kosmonauten und Tarkovsky natürlich.
Micz Flor
0:11:24–0:11:27
Und jetzt komme ich wieder zurück in diesen flow
0:11:27–0:11:30
hinein also wir haben also mit so de
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burghs verfilmung jetzt ein film der
0:11:34–0:11:38
schon mit cameras produzent irgendwie denkt
0:11:38–0:11:42
man der könnte groß werden er könnte sich irgendwie öffnen aber es ist es ist
0:11:42–0:11:47
irgendwie ein kammerspiel also ich finde das ist ein klein und die sind alle
0:11:47–0:11:52
in diesen innenräumen und der film hat mich jetzt beim nochmal gucken nicht
0:11:52–0:11:58
wirklich so ergriffen aber trotzdem möchte ich ein paar szenen daraus,
0:11:59–0:12:03
erzählen und hat der chris ja versprochen ein bisschen über lakon zu reden und.
Florian Clauß
0:12:03–0:12:06
Dann kündigst du jede episode an und redest nie über.
Micz Flor
0:12:06–0:12:08
Lakon ich habe zweimal schon über lakon gesprochen du hast immer.
Florian Clauß
0:12:08–0:12:12
Nur gesagt ich rede jetzt gleich über lakon du hast nie über lakon gesprochen.
Micz Flor
0:12:14–0:12:18
Okay, dann fangen wir jetzt mal mit Lacan so ein bisschen an.
0:12:19–0:12:28
Und zwar springe ich dann nochmal raus, um jetzt diese Lacans-Aufteilung,
0:12:28–0:12:34
die für ein mögliches lacanianisches Verständnis des Films interessant wäre,
0:12:34–0:12:37
wäre natürlich diese Dreiteilung in das Imaginäre,
0:12:38–0:12:41
in das Symbolische und in das Reale.
0:12:41–0:12:47
Das sind so drei große Begriffe, die ich, wo ich überlegt habe,
0:12:47–0:12:57
wie könnte ich das gut erklären und bin dann auf Joseph Kosuth aus den 60er Jahren,
0:12:57–0:13:00
hat der ein Bild gemacht, das heißt One and Three Chairs.
0:13:00–0:13:05
Und dieses Bild One and Three Chairs, diese Arbeit besteht aus einem echten
0:13:05–0:13:08
Stuhl, wie wir ihn angreifen können, der vorne steht,
0:13:08–0:13:15
dem Foto dieses Stuhls an der Wand und einem in Georgia, glaube ich,
0:13:15–0:13:20
ausgedruckten, eine Definition aus dem Lexikon, was ist ein Chair.
0:13:21–0:13:31
Also wir haben dann hier einerseits eben das Imaginäre, das Bildhafte des Stuhls.
0:13:32–0:13:37
Wir haben das Symbolische des Stuhls, also das Wort Chair, ausgeschrieben.
0:13:38–0:13:43
Und wir haben, und da muss ich jetzt stoppen, weil jetzt wird es nämlich bei
0:13:43–0:13:44
Lacan ein bisschen anders.
0:13:44–0:13:49
Wir haben in Anführungszeichen das Reale, also den Stuhl, würde man denken, den man anfassen kann.
0:13:50–0:13:55
Aber bei Lacan ist es ein bisschen anders, weil das Reale ist eben nicht der
0:13:55–0:13:59
Stuhl, den wir anfassen können, sondern alles Reale ist das,
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was wir weder imaginär noch symbolisch erfassen können.
0:14:02–0:14:13
Also das, wofür wir keine Bilder oder Signifikante oder Signifikate haben.
0:14:13–0:14:25
Das heißt, das Reale ist nicht von uns über eine symbolische Ebene auch beschreibbar oder erfassbar.
0:14:25–0:14:31
Und es gibt diesen Blick auf Solaris, in dem man sagt, dieser Planet Solaris
0:14:31–0:14:35
ist in gewisser Weise das Reale.
0:14:35–0:14:41
Das Reale, in dem da Dinge passieren, die einfach für uns nicht erfassbar sind, erfahrbar sind.
0:14:42–0:14:48
Das ist ja diese ganze Solaristik, tut ja genau das, versucht einfach Daten
0:14:48–0:14:52
zu sammeln, um da irgendeine Struktur reinzubringen, um da irgendwas festzustellen.
Florian Clauß
0:14:52–0:14:56
Das Reale, die Black Box, die sich jeder Erkenntnis entzieht.
Micz Flor
0:14:59–0:15:02
Das Reale ist das, was wir, also das Imaginäre ist im Prinzip,
0:15:03–0:15:04
da geht es um das Bildhafte, um das Körperbild.
0:15:06–0:15:12
Hauptsächlich das Körperbild, das ist diese Welt, in der wir Einheit suchen,
0:15:12–0:15:13
Abgegrenztheit suchen.
0:15:14–0:15:19
Das verknüpft Lacan sehr stark und das ist jetzt wieder ein Sprung in den Film
0:15:19–0:15:24
von Soderbergh. Da gibt es eine Szene in der, wie heißt die nochmal, Raya oder sowas, ne?
Florian Clauß
0:15:26–0:15:26
Raya.
Micz Flor
0:15:26–0:15:27
Raya, Raya.
Florian Clauß
0:15:27–0:15:31
Raya. Ah, da ist es genau die Buchstabenreihenfolge umgekehrt,
0:15:31–0:15:32
ne? Das macht der ja gerne.
Micz Flor
0:15:32–0:15:36
Ja, und das, wer dann weiß, dass es kein V drin gibt, oder?
Florian Clauß
0:15:38–0:15:38
Harvey.
Micz Flor
0:15:39–0:15:39
Harvey.
Florian Clauß
0:15:40–0:15:43
Ja, aber Reha wird dann auch in verschiedenen...
Micz Flor
0:15:43–0:15:44
Ah, okay.
Florian Clauß
0:15:45–0:15:45
...unterschieden.
Micz Flor
0:15:47–0:15:50
Weil wir in der letzten Folge mal Harvey gesagt haben.
0:15:50–0:15:56
Es gibt, Raya, sage ich jetzt mal, Raya hat eine Szene, in der sie sich im Spiegel sieht.
0:15:57–0:16:00
Und das Spiegelstadium und Lacroixs Interpretation des Spiegelstadiums spielt
0:16:00–0:16:06
da eine wichtige Rolle, weil das Spiegelstadium ist etwas, es gibt auch den
0:16:06–0:16:10
Spiegeltest, welche Tiere können sich im Spiegel erkennen.
0:16:10–0:16:13
Da gibt es diese Klassiker, dass man zum Beispiel auf dem Delfin hat so ein
0:16:13–0:16:17
kleines Fleckchen montiert und der checkt dann im Spiegel irgendwann,
0:16:17–0:16:19
dass er da was in der Flosse hat und versucht das wegzumachen.
0:16:20–0:16:23
Welche Tiere können das, welche Tiere können das nicht.
0:16:24–0:16:26
Also es war keine Frage, aber...
Florian Clauß
0:16:28–0:16:31
Nein, ich will nicht wieder über Tintenfische reden.
Micz Flor
0:16:31–0:16:33
Genau, der kann das nämlich nicht zum Beispiel.
Florian Clauß
0:16:34–0:16:35
Ich habe überhaupt keine Ahnung.
Micz Flor
0:16:35–0:16:40
Der Tintenfisch kann das nicht, aber wie der erwarten kann, der Putzerfisch kann das.
0:16:40–0:16:48
Der Putzerfisch kann Farbflecken im Spiegel erkennen und dann auch wieder entfernen.
0:16:48–0:16:52
Und es ist für die menschliche Entwicklung so ein wichtiger Moment,
0:16:53–0:17:00
dass man sein Spiegelbild erkennt und dann, und das ist eben dann Lacans Beschreibung
0:17:00–0:17:02
dieses Momentes zwischen 6.
0:17:02–0:17:11
Und 18. Monat, wo das passiert, dass Lacan und das war jetzt wirklich so,
0:17:11–0:17:14
bei Samuel habe ich glaube ich genau das gesagt,
0:17:14–0:17:19
als ich gemerkt habe, Samuel erkennt sein Bild im Spiegel, im Badezimmer beim
0:17:19–0:17:22
Zähneputzen, das gesagt wird, ja, das bist du.
0:17:22–0:17:28
Einer hat das Bild gezeigt. Das bist du. Und Samuel sieht sich gerade immer als du.
0:17:28–0:17:32
Also in der Sprache ist er noch so, wir haben immer Konflikte,
0:17:32–0:17:37
wenn ich zum Beispiel sage, magst du das Essen oder soll ich das Essen? Dann sagt er du.
0:17:37–0:17:40
Und dann denke ich, er sagt natürlich mir, ich soll das Essen,
0:17:40–0:17:43
weil ich bin ja für ihn du, aber er sagt du, weil er ist ja du,
0:17:44–0:17:47
wenn man ihn immer mit du adressiert. Möchtest du das Essen?
Florian Clauß
0:17:47–0:17:49
Das passiert mit Kindern von Psychotherapeuten.
Micz Flor
0:17:49–0:17:55
Will ich nur sagen. Genau, wir sind also schon früh in einem angemessenen Raum
0:17:55–0:17:58
der Frustration, um die Autonomieentwicklung des Kindes zu fördern.
Florian Clauß
0:17:58–0:18:00
Ein total empathisches Kind.
Micz Flor
0:18:01–0:18:09
Genau, muss für Papa mitdenken. Aber Lacan sagt eben, wenn das Kind sich im
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Spiegel erkennt, bekommt es von meistens den Eltern von irgendjemand gesagt,
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Und dann passiert ja etwas, dass das Kind nicht sagt, das bin ich,
0:18:18–0:18:23
sondern das Kind hat auf einmal einen Blick auf sich, wie die Gesellschaft es auch auf sich hat.
0:18:24–0:18:28
Also da entsteht nochmal ein Körperbild, was nicht so fragmentiert ist,
0:18:28–0:18:30
wie wenn man sich selber sieht und sieht die Hände und die Füße,
0:18:30–0:18:32
sondern da sieht man sich als ganzen Körper.
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Und das ist das imaginäre also dieses körperbild
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was wir dann auch eben immer wieder weil wo
0:18:39–0:18:44
auch ganz schön finde ich haben wir in der ersten folge über das buch gesprochen
0:18:44–0:18:49
haben da hatte ich das nämlich auch schon erwähnt glaube ich mit lack wie dieses
0:18:49–0:18:55
baby vom planeten generiert wird und sich dann so komisch bewegt was beton wahnsinnig
0:18:55–0:18:59
macht er wird ja quasi wahnsinnig aber er wird wahnsinnig wegen dessen,
0:18:59–0:19:02
was da passiert und nicht, weil er sich dann einbildet, dass es passieren wird.
0:19:03–0:19:07
Und das, was der Planet da macht, das ist ja der Horror.
0:19:07–0:19:13
Das ist ja der Körper, der quasi eins zu eins wie das Kind von Fechner dargestellt wird.
0:19:13–0:19:18
Aber er zerreißt sich vor den Augen. Also er tut etwas, was den Körper,
0:19:18–0:19:23
also das Körperbild in Bertrand wird zerrissen durch das, was er da sieht.
0:19:23–0:19:29
Und das Imaginäre versucht eben immer, die geschlossene Gestalt im Körper irgendwie herzustellen.
0:19:29–0:19:31
Wir orientieren uns an diesen Körperbildern.
Florian Clauß
0:19:31–0:19:36
Und dadurch, dass das Kind sich da nicht symmetrisch verhält oder emotional
0:19:36–0:19:40
nachvollziehbar, ist es dann quasi zerrissen.
Micz Flor
0:19:40–0:19:45
Es ist einfach, das ist der Horror hinter der Welt. Und das ist quasi der Horror auch im Realen.
0:19:45–0:19:51
Das, was Macron real nennt, ist halt eben das, wo alle Ordnungen, die wir versuchen,
0:19:51–0:19:57
auf der imaginären oder auf der symbolischen Ebene herzustellen,
0:19:57–0:20:02
über Sprache oder über Bilder, dahinter ist halt das Reale.
0:20:02–0:20:06
Das können wir nicht wirklich erschließen, aber es ist unser großer Wunsch,
0:20:06–0:20:10
dass was wir oben drüber stülpen, dass das immer in der Lage ist,
0:20:10–0:20:16
dieses dahinter zu bändigen oder zu beschreiben.
0:20:16–0:20:21
Und das, was Solaris als Planeten macht, das sind ja diese 100 Jahre Solaristik,
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ist ja wirklich das, was Lem dann irgendwie auch versucht als Grundlage.
0:20:25–0:20:29
Was ist denn, wenn wir gar nichts verstehen von dem, was vor uns ist?
0:20:32–0:20:36
Dass der Planet dauernd etwas tut, was auch erfasst und gemessen und sowas wird,
0:20:37–0:20:42
aber was in sich selbst nicht symbolisch wird oder auch bildhaft nicht geschlossen
0:20:42–0:20:44
bleibt, sondern das wiederholt sich alles nicht.
0:20:45–0:20:48
Dann nennen die das halt die Symmetriaden oder die Asymmetriaden.
0:20:48–0:20:51
Aber in sich selbst fühlt sich das beim Lesen schon wie ein Kompromiss an.
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Im Prinzip entstehen da Formen und keines wie die anderen.
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Man weiß nicht, wie die funktionieren. Das heißt, der Planet ist das Reale im
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Lacan'schen Sinne als etwas, was wir weder imaginativ oder über das Bild,
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über ein Körperbild oder über die Symbolik, über die Sprache beschreiben,
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erfassen und damit auch irgendwie kontrollieren können.
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Und das ist halt dann auch eigentlich ein Horror, ein großer Schrecken.
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Es ist unkontrollierbar.
Florian Clauß
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Und jetzt sind wir zurück zum Film.
Micz Flor
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Und im Film ist es so, dass dieses Spiegelbild, also das Reha,
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sieht sich irgendwann im Spiegel in diesem Film.
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Und das ist dann auch der Moment, was du bei Tarkovsky auch beschrieben hast,
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wo die Frau eine eigene Identität, ein eigenes Selbstverständnis nochmal entwickelt.
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Und das ist im Film, finde ich, schon ganz gut hergestellt über diesen Moment,
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also über ein Bild zu schauen, über ein Spiegelbild zu schauen,
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sich nochmal im Ganzen zu sehen, sich geschlossen wahrzunehmen.
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Ich bin in dieser Welt, ich sehe die Welt dahinter.
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Das finde ich, ist da schon ganz gut an Lacroix anzulehnen. Ich glaube nicht,
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dass es vielleicht so geplant war, aber man kann es so anlehnen.
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Und dann entsteht etwas, was ich auch ganz interessant finde,
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dass wir bei Soderbergh wie auch bei Tarkovsky immer wieder auch Bilder aus
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der Erde haben, von der Erde haben.
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Bei Tarkovsky sind es aber hauptsächlich Bilder, oder du hattest auch gesagt,
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dass da was noch rausgeschnitten wurde, in der die Frau nicht vorkommt.
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Die Frau hat dann nur uns erzählt, weil die Bilder von der Frau im Fiebertraum,
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ist das da gemischt? Ja. Ja doch, okay.
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Und bei Rea ist es so, dass wir.
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Bilder auch von Calvin und Rea auf der Erde sehen, als Rückblick,
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um das alles zu verstehen.
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Die Geschichte ist ja die, dass Calvin, seine Frau hat sich umgebracht.
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Er fühlte sich im Buch schuldig, weil er hatte da Giftspritzen im Schrank liegen
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lassen und er wusste, dass sie ein bisschen instabil war.
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Im Film finde ich Clooney überhaupt nicht glaubwürdig, sondern,
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das kann man auch nochmal gleich inhaltlich drüber reden, Aber auf jeden Fall
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ist es eine andere Geschichte.
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Und zwar war sie schwanger und hat abgetrieben, ohne es ihm zu sagen.
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Das konnte ihr nicht verzeihen.
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Und sagt dann auch noch so brutale Sätze, wo sie sagt, du weißt,
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dass ich das nicht wollte, wenn ich konnte oder sowas.
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Und ich wusste nicht, dass du es so sehr willst. Und dann sagt sie,
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ja, warum fragst du mich nicht?
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Das ist jetzt paraphrasiert, weiß nicht mehr. Aber der wichtige Satz ist halt,
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wenigstens irgendwas, was in diesem Haus mal lebendig wäre. Also so richtig,
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sagt man glaube ich, unter der Gürtellinie.
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Und das sind so Rückblicke, die wir auf die Erde haben.
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Und dann gibt es eben auch, und das fand ich damals beim Gucken,
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ohne es genau zu analysieren, aber fand ich interessant,
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weil anders als bei Tarkovsky hatte ich das Gefühl, dass Reha eigentlich mehr
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beschreibende Perspektive bekommt.
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Also mehr, nicht einfach nur mehr Identität bekommt, sondern auch mehr Empathie bekommt.
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Dass man beginnt, die Geschichte des George Clooneys, der halt irgendwie seine
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Frau endlich auf dieser Station wieder trifft, dass man beginnt,
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irgendwie mehr durch ihre Augen auch zu sehen, was für ein...
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Ja, der war halt so, das ist ein komisches Wort, was ich jetzt sage,
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der war so ein bisschen so ein Scharlatan. Er hatte dann halt so ein,
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The death shall have no dominion. Er hatte so ein Zitat von einem Poeten,
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irgendwie eher quasi beim ersten Kennenlernen oder beim Daten irgendwie so untergeschoben.
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Sie trifft ihn dann später nochmal in so einen Buchladen.
Florian Clauß
0:25:06–0:25:09
Das ist aber der gemeinsame Lieblingspoet von den beiden.
Micz Flor
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Nein, es ist nämlich dann so, in dem Buch, da hat sie dann ein Buch mit Poems,
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was kennst du denn noch von ihm?
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Und er kennt nichts. Das war halt echt so ein Dating-Trick, er kennt halt dieses eine Ding.
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Und dann sagt er, ah, there's this other one that's really important.
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There was a man from Kentucky, hat sie irgendwie gesagt. Und dann merkst du
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halt so, der hat sie halt so rumgekriegt.
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Und er sagt auch beim ersten Mal, wo sie sie sehen, wo Giberian dann sagt,
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She's difficult, but she's worth it.
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Weißt du, was auch so eine sehr ekelhafte Sprache über die Frau ist.
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Und dann sagt Clooney...
Florian Clauß
0:25:51–0:25:52
Ja, sie ist kompliziert.
Micz Flor
0:25:52–0:25:55
Ja, sie ist kompliziert, aber sie ist es wert. Und dann sagt er,
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genau, und dann sagt Clooney, Maybe she needs a therapist.
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A shrink. Vielleicht braucht sie einen Therapeuten. Das ist irgendwie so, das ist ekelhaft.
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Also wenn man das im Rückblick dann auch so mitbekommt, aber man lässt es anfangs
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so durchgehen, aber dann nach diesem Spiegelbild beginnt eben auch sie die Geschichte zu erzählen.
Florian Clauß
0:26:15–0:26:18
Shrinking ist therapieren. Shrinking.
Micz Flor
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Genau, Shrink. Wie Schrumpfkopf.
Florian Clauß
0:26:23–0:26:24
Ungefähr das Gleiche.
Micz Flor
0:26:24–0:26:30
Ja, so. Und da fand ich jetzt beim nochmal, also ich fand damals,
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fand ich es interessant,
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dass man ihr, oder Soderbergh in dem Fall, ihr einen Teil der Geschichte übergeben
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hat, dass sie die selber erzählen kann, dass nicht nur über sie gesprochen wird
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und sie quasi eine Identität bekommt,
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sondern auch, dass sie in der Vergangenheit eine eigene Meinung bekommt.
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Und da ist eine Szene, die finde ich auch bildhaft sehr schön,
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wo sie mit Giberian, der von der Station kommt, und eben Chris auf der Erde im Gespräch sitzt.
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Und du siehst einfach, der Ton ist dann irgendwie runtergedreht und sie sitzt
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halt so da, so ein bisschen lost.
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Ja, nicht lost, sondern das ist eher so...
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So eine Mischung aus wütend und enttäuscht und reißt sich aber zusammen.
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So, er sitzt halt einfach ergeben und sieht vor sich ohne Ton zwei Männer,
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die halt irgendwie die Welt erklären, so Mansplaining mäßig.
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Und dann zum Schluss noch Clooney, ich muss mich korrigieren,
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der hat doch andere Blicke noch drauf, auf der Erde im Rückblick,
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aber in der Raumstation hat er nur einen Blick.
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Und dann guckt er sie an und das ist wirklich sehr gut gespielt.
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So ein bisschen so so ach streng dich doch ein bisschen mehr an aber egal was
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das irgendwie merkst du dass das er sie nicht gut das.
Florian Clauß
0:27:50–0:27:55
Ja es ist alles sehr klischeehaft erzählt also die ganze die ganze die ganze
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backstory von denen diese ganze konflikt zwischen denen das ist alles so ein
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bisschen so und diese diese Nullerjahre New York,
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Ästhetik, wo die dann halt irgendwie...
Micz Flor
0:28:05–0:28:06
Mit Regen.
Florian Clauß
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Mit Regen, bisschen Blade Runner dazu. Also ich finde das sehr,
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flach. Die ganze Geschichte ist extrem flach zwischen den beiden.
Micz Flor
0:28:17–0:28:20
Und dann ist es halt so, das wollte ich noch sagen, für das Storytelling mit
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ihr, was ich interessant finde, ist, das ist jetzt dann wieder eher so ein Sprung in die,
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Psychoanalyse. und zwar gibt es den Begriff der projektiven Identifikation und den kann man,
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also ich sage Ihnen jetzt mal an einem schlechten Beispiel aber das macht es
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irgendwie fühlbar du bist jetzt irgendwie mit jemand und du bist so in einem
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Konflikt wir beide sind im Konflikt,
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wir haben jetzt 300 Euro ausgegeben für das Aufnahmegerät und wir wollen 50-50
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und ich rücke das Geld nicht gleich raus,
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Und dann reden wir drüber.
Florian Clauß
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Völlig in den Haaren herbeigezogen.
Micz Flor
0:29:02–0:29:07
Und dann würde ich zum Beispiel in dem Moment sagen, jetzt sei doch nicht so aggressiv.
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Und in dem Moment würdest du vielleicht innerlich diese Aggression so spüren,
0:29:13–0:29:15
die dann einfach so ausgelöst wird durch mich.
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Projektive Identifikation ist das, aber ohne den spürbaren Teil.
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Der Auslöser von mir, der kommt. Du würdest stellvertretend für mich diese ganze
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Aggression des Gesprächs fühlen und ich wäre irgendwie relativ entspannt bei dem Ganzen.
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Wo projektive Identifikation, deshalb finde ich das wichtig,
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für diesen Film drinsteckt.
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Ist Björn, auch ein Psychoanalytiker aus London.
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Den hatte ich auch schon mal erwähnt, glaube ich, für Gruppenpsychotherapie
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aus den 40er, 50er Jahren.
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Der hat irgendwann mal so beschrieben, dass in dieser Beziehung zwischen Mutter
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und Kind, das war ja damals immer Mutter und Kind, also Bezugsperson Kind,
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dass das Kind sehr limitierte Mittel hat, zu kriegen, was es will.
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Das kann es weder sprachlich äußern, also symbolisch, noch kann es das irgendwie
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anders über Symbole darstellen. Das kann es nicht sagen.
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Aber es ist trotzdem so, dass das Kind dafür sorgt, dass es versorgt wird.
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Es ist süß und es ist laut und es tut diese Dinge. Und Björn hat da mal gesagt,
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dass dieser Prozess oder dieses Phänomen der projektiven Identifikation,
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das Kind sehr gut dahin bringen kann, dass es über die Mutter,
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das ist nämlich dann da, wo das Ganze ausgeliebt wird, bekommt, was es braucht.
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Also das fand ich so ganz interessant, auch in Bezug auf Solaris,
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wenn man sich überlegt, dass diese Gäste,
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die da entstehen aus dem Sud von dem Planeten Solaris, Was werden diese Gäste
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geschaffen? Die kommen dann so in die Welt.
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Und dass das auch so eine Beziehung ist, die am Anfang ja sehr symbiotisch angelegt
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ist, auch wenn die alle schon so erwachsen tun.
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Aber die Frauen im Buch und in den Filmen können sich ja nicht mal von dem Mann
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trennen am Anfang. Erst mit der Zeit ist diese Trennung möglich.
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Am Anfang ist es ja so, dass wenn Chris das Zimmer verlässt,
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dann treten die die Tür ein. Nein, die werden da einfach ganz,
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also sie sind selber überrascht und die können dann, also das in dem Soderbergh-Film
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auch, kann sie sehr gut erklären, wie es sich anfühlt.
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Sie weiß aber nicht, wo es herkommt. Sie weiß ja nicht, was sie dagegen tun kann.
Florian Clauß
0:31:31–0:31:35
Ja, sie kann sich auch schneller von ihm lösen. Ja, genau.
Micz Flor
0:31:35–0:31:40
Die Emanzipation bei ihr, also diese Autonomiebewegung ist bei ihr schneller,
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deutlicher und auch, finde ich, narrativ besser angelegt.
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Also sie wird mehr Protagonistin.
Florian Clauß
0:31:48–0:31:53
Ja, weil sie aber auch eine viel stärkere Identität eben entwickelt und zeigt.
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Also das heißt, ihre ganze Backstory ist ja dann zu sehen und sie ist ja auch
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dann, sie hat ja diese Information auch mit drin.
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Das heißt, sie weiß um diesen Konflikt.
Micz Flor
0:32:08–0:32:14
Und die kriegt auch die Information, aber was ich ganz in der ersten Folge gesagt
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habe, als meine Billo-Schnell-Hüfte-Geschoss-Interpretation,
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das ist das ganze Buch, da geht es quasi nur um Prometheus, der Mann, Sperma, Calvin,
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die Station Frau und dann entsteht da quasi Leben in Utero und wird dann irgendwie
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auf dem Planeten entlassen.
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Und dass das halt auch so eine frühkünftige Entwicklungsgeschichte ist Und wenn
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ich das jetzt aber wieder aufgreife und dann dahin lege, dann könnte ich sagen,
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dass das Entstandene, also jetzt nicht Calvin, sondern die Frau, die entstanden ist,
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dass die am Anfang natürlich schon mitkommt mit so einer Ahnung.
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Also es sind Anlagen drin, die ihr helfen.
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Also es ist jetzt nicht completely blank, sondern es gibt schon Strukturen,
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die existieren, aber erst über die Interaktion mit Calvin kann sie sich entwickeln.
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Und das ist, glaube ich, ein Punkt, der gar nicht so anders ist.
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Also als am Anfang ist sie über die projektive Identifikation,
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wie zum Beispiel Schreien und Verlass mich nicht und so festhalten.
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Ist sie die Person, die trotz Orientierungslosigkeit ihn kontrollieren kann.
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Und später mit der Entwicklung und der zunehmenden Autonomie,
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dass sie sich dann auch von ihm entfernen kann, kommt sie dann halt raus aus
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dieser Symbiose langsam.
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Und er erfährt sich dann natürlich über Kelvin und, das fand ich aber ganz interessant,
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es gibt bei Soderbergh Rückblicke aus der Erde, von der Erde,
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die nur sie haben kann, weil er ist nicht anwesend.
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Ja, also das heißt, wir haben ja die ganze Zeit in dem Buch und auch bei Tarkovsky
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so dieses Gefühl, alles was sie sein kann,
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ist etwas, was sie von ihm weiß oder was er als Bilder mitgebracht hat.
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Aber es gibt die Szenen des Suizids bei Soderbergh, in denen ihre Geschichte,
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ihre Bilder ohne seine Anwesenheit erzählt werden.
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Und das ist also ich
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sagen ich finde das ich finde das so ein bisschen beides auf der einen
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seite finde ich das inkonsequent wenn man jetzt einfach nur
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auf das material des buchs schaut das dann auf einmal man für den filmischen
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effekt dann diese wunderschöne frau auch zeigt wie sie einfach auch ab in abwesenheit
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von kelvin dann irgendwie dinge erlebt.
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Ich fand es aber vor dem Hintergrund dieser Autonomiebestrebung interessant
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zu sehen, dass es an diesen Punkt kommt,
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wo die eigene Geschichte irgendwann notwendigerweise eine Geschichte wird,
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ohne die Anwesenheit des versorgenden Menschen in der Symbiose.
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Und dass sie dann deshalb auf einen übertragenen Sinne irgendwann in der Lage
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ist, auch ihre eigene Geschichte zu interpretieren. In den Bildern,
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wo Calvin anwesend ist, was ich vorhin beschrieben habe, sowieso schon.
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Da sieht man sie auf einmal in ihrer resignierten Wut ihm gegenüber.
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Da sieht man das Unglück, dieses Gefühl nicht gesehen zu werden.
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Und später dann bis hin zu dem Punkt, wo Bilder entstehen in ihr,
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die wir dann auch sehen dürfen als Zuschauer, die völlig ohne die Mutter Calvin passieren können.
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Das fand ich so ganz, ganz interessant.
Florian Clauß
0:35:49–0:35:55
Ja gut, aber ich meine, die Frage ist halt irgendwie so, ist es jetzt eine Perspektive
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auf die Figur, wie sie dann auf der Station erscheint?
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Oder ist es eher so eine Backstory oder eher Material für die Backstory,
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die zu dieser Traumatisierung dann geführt haben bei Chris Calvin?
Micz Flor
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Es fühlt sich an wie Backstory, aber die halt eben...
Florian Clauß
0:36:12–0:36:17
Ja, und dann ist die Frage, was ist denn jetzt diese Figur auf der Station,
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was hat die denn noch für eine Rolle?
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Also dann vermischt sich ja dann quasi.
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Also du kriegst ja Informationen, die sie eigentlich nicht haben kann,
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die sie aber dann trotzdem hat.
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Oder löst sich das ja nicht auf?
Micz Flor
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Ne, genau. Und das bleibt halt dann viel mehr noch.
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Hoffnungsvoll. Also auch wenn die Geschichte sich genauso abspult wie im Buch
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und so, also zum Schluss wird auch sie annihiliert von Gordon.
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Das muss man vielleicht auch noch erwähnen.
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Es ist ja so, dass Lems Buch nur Männer in Entscheidungsposition zeigt irgendwie
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und man hat so ein bisschen das Gefühl,
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dass Soderbergh sagt, nee, also da müssen wir ein bisschen diverser werden und
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hat dann quasi gleich eine Frau und eine schwarze frau irgendwie in einer person
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zusammengebracht um das glaube ich ein bisschen auszuhebeln.
Florian Clauß
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Ja das waren die nuller jahre ich meine das war jetzt natürlich auch klar.
Micz Flor
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Ich finde das ja gleichzeitig richtig aber andererseits auch ein bisschen heavy
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handed so in der art also das ich.
Florian Clauß
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Fand die figur aber jetzt auch nicht so wie den ursprünglichen Sartorius weil
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sie ja wirklich so die diejenige ist die dann halt auch die richtigen entscheidungen
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im richtigen moment trifft also am
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Ende, wenn dann halt der Planet sich beginnt aufzublasen, ja,
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das dann halt auch, jetzt müssen wir los.
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Also klar, ich meine, die Frage ist ja, woher kommen diese blutigen Handspuren?
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Das wird ja dann auch aufgelöst.
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Das ist ja noch so, das ist dann das Blut am Anfang von den,
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von, wenn du, wenn wir dann Chris Calvin auf der Station ankommen sehen,
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sehen wir überall Blutspuren und das hat auch diesen Horror-Effekt, Effekt.
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Man weiß noch nicht, ob es jetzt ein Horrorfilm ist oder wie sich der Film entwickelt.
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Und entweder ist eben dann Gordon diejenige, die dann dieses Frankenstein-Wissenschaftlerin
0:38:16–0:38:20
ist, die Monster dann irgendwie auseinanderbaut.
0:38:20–0:38:23
Oder die kommen woanders her, wie sie Blutsprache.
0:38:24–0:38:28
Und das kriegen wir dann am Ende mit, weil auch da kann man nochmal vielleicht
0:38:28–0:38:34
sagen, dass diese Figur des Snout, die ist großartig gespielt,
0:38:34–0:38:37
von Snow, von, wie heißt der Schauspieler?
Micz Flor
0:38:37–0:38:39
Ich habe den Namen vergessen.
Florian Clauß
0:38:39–0:38:43
Aber der spielt öfter solche Rollen.
0:38:43–0:38:54
Also so ein völlig wirren Typ, der so sehr abgehakt spricht,
0:38:55–0:38:59
aber gleichzeitig sehr magisch daherkommt.
Micz Flor
0:39:00–0:39:04
Ja, also es ist ein ganz anderer Charakter. Er heißt Snow, nicht Snout.
0:39:04–0:39:08
Er ist irgendwie jung, hört Rap und hat halt eben auch so eine Handgestik irgendwie
0:39:08–0:39:11
drauf und fängt immer Sätze an.
0:39:11–0:39:14
So, dass er aber dauernd bekifft ist, macht er die Sätze irgendwie fertig.
0:39:14–0:39:19
Aber es gibt immer so Momente, wo er den Satz anfängt und dann verliert er seinen
0:39:19–0:39:22
eigenen Faden nach drei Worten und dann guckt er kurz den Geiste,
0:39:22–0:39:25
dann fällt ihm ein gutes Wort ein und dann sieht man so ein bisschen den Stolz
0:39:25–0:39:28
in seinem Gesicht, dass ihm dieses Wort eingefallen ist.
0:39:28–0:39:30
Und dann sagt er das Wort und macht einen Punkt dahinter.
0:39:30–0:39:32
Aber irgendwie hält der Satz nicht.
0:39:33–0:39:38
Aber neben gehackten ist es dann so, dass eben rauskommt. Und das ist natürlich
0:39:38–0:39:44
auch noch ein interessanter Aspekt von der Dianze, dass der Snow,
0:39:44–0:39:47
den wir sehen, ist ein Gast.
0:39:47–0:39:54
Also ist eine künstliche Menschine von Solaris hergestellt.
0:39:54–0:39:59
Und er erklärt es dann auch zum Schluss, dass er sein in gewisser Weise.
0:40:02–0:40:06
Sein Original umgebracht hat, weil er erklärt, er sagt, ja, ich war hier irgendwie,
0:40:06–0:40:10
stellt euch mal vor, wie es mir geht, ich bin auf die Welt, ich kann das jetzt
0:40:10–0:40:12
nicht so, aber ich bin auf die Welt gekommen und in den ersten zehn Sekunden
0:40:12–0:40:15
muss ich mich selbst umbringen, damit ich überhaupt hier sein darf und sowas.
0:40:15–0:40:21
Also er erzählt es dann so, irgendwie traumatisiert, aber irgendwie auch teilnahmslos.
0:40:22–0:40:32
Und er ist dann halt eine Menschine, die ohne äh ohne ja, gegenüber über sich
0:40:32–0:40:33
entwickelt hat, sozusagen.
0:40:34–0:40:37
Er war einfach auf dem Chef und wurde dann halt...
Florian Clauß
0:40:37–0:40:42
Ja, aber es wird berichtet, es ist nicht so aggressiv, dass er dann quasi so
0:40:42–0:40:44
wie bei Körperfresser kommt, wo
0:40:44–0:40:50
dann halt die ausgebrüteten Kopien dann anfangen, die Wirte zu ermorden.
0:40:51–0:40:53
Sondern es ist so, dass es ein Unfall wohl war.
Micz Flor
0:40:54–0:40:59
Nee, der andere wollte ihn umbringen. Er hat sich quasi nur gewehrt.
Florian Clauß
0:40:59–0:41:06
Ja, genau. Genau, er wollte eben nicht umgebracht werden, also er ist auch nicht
0:41:06–0:41:10
so das aggressive Potenzial, was man hier vermuten könnte.
Micz Flor
0:41:10–0:41:18
Und dadurch, dass bei Soderbergh diese Liebesgeschichte auch noch mehr nach vorne gebürstet wird,
0:41:19–0:41:28
ist auch dieser Moment, der im Buch und in Tarkovsky ist, dieser Moment, wo Rhea erfährt,
0:41:29–0:41:31
dass vorher schon mal eine da war,
0:41:31–0:41:36
die dann weggeschickt wurde und jetzt irgendwie um den Planeten kreist.
0:41:38–0:41:45
Das kriegt sie von Gordon gesagt und das zu hören, da ist man,
0:41:45–0:41:48
finde ich, schon so weit auch als Zuschauer identifiziert mit Rea,
0:41:48–0:41:51
dass das wirklich alles nochmal auf den Kopf stellt.
0:41:51–0:41:55
Also gerade in dem Moment, wo man wirklich sich geöffnet hat dafür,
0:41:55–0:41:59
dass da was sein, dass da doch was ist und dass das alles irgendwie eine Bedeutung
0:41:59–0:42:03
hat, sich entwickelt und dass man sich da vielleicht, dass man da durcharbeiten könnte.
0:42:03–0:42:06
In dem Moment wird dann auf einmal beides klar.
0:42:06–0:42:12
Das eine ist, dass sie sich schon mal umgebracht hat und er sie auch schon mal jetzt wieder.
0:42:13–0:42:19
Und das zweite auch, dass sie nicht einzigartig ist, dass sie eine andere ist.
Florian Clauß
0:42:20–0:42:25
Ja, es wird quasi die ganze Individualität, das Konzept der Individualität wird
0:42:25–0:42:29
komplett über den Haufen gestellt, über den Haufen geworfen.
Micz Flor
0:42:29–0:42:33
Ja, und die Die Einzigartigkeit der Beziehung und so auch. Und dann ist natürlich
0:42:33–0:42:38
sie auch nichts weiter als Trophy Wife für Calvin.
0:42:38–0:42:41
Also dann ist es halt so, okay, sie sieht super aus.
0:42:41–0:42:44
Sie ist ein bisschen kompliziert, aber sie ist es wert.
0:42:45–0:42:47
Die hätten bestimmt hübsche Kinder gehabt, aber sie hat abtreiben lassen.
0:42:48–0:42:50
Dann ist er ausgezogen, hat sie sich umgebracht.
0:42:50–0:42:54
Dann schickt er sie wieder weg im Weltraum. Dann kommt sie nochmal dazu und
0:42:54–0:42:55
sagt, okay, wir bleiben zusammen.
0:42:55–0:42:59
Er meint es auch diesmal ernst. Und irgendwie kann man das dann alles so nicht
0:42:59–0:43:00
mehr so richtig glauben.
0:43:02–0:43:08
Aber wie wir dann erfahren, ich binde an die Anfangsszene an mit dem geschnittenen Finger,
0:43:08–0:43:16
sehen wir im Abschluss Calvin wieder in genau seiner Küche, auch wieder am Gemüse
0:43:16–0:43:18
schneiden, auch wieder am Hacken.
0:43:18–0:43:21
Wir wissen nicht, was wirklich passiert ist mit dem sich ausdehenden Solaris.
0:43:21–0:43:25
Er schneidet sich den Finger, er hält den Finger unter das Wasser und er reibt
0:43:25–0:43:28
und da ist gar keine Wunde.
0:43:29–0:43:33
In dem Moment geht die Tür auf, Rea steht da.
0:43:35–0:43:41
Und er spricht sie an und er sagt, glaube ich, am I dead oder are we dead oder sowas.
0:43:41–0:43:45
Dann sagt sie, bin ich tot oder so.
0:43:45–0:43:48
Und dann sagt sie, wir müssen nicht mehr in diesen Kategorien denken.
0:43:49–0:43:50
Und dann küssen sie sich.
0:43:51–0:43:53
Und dann ist.
Florian Clauß
0:43:53–0:43:56
Es Ende Gelände, aus die Maus. So der Berg, so der Film.
Micz Flor
0:43:56–0:43:57
So lala.
Florian Clauß
0:43:58–0:44:02
Aber ich habe da nochmal so einen Interpretationsansatz. Ich weiß nicht,
0:44:02–0:44:06
ob du den folgen kannst. Aber das wäre für mich dann immer so ein bisschen so,
0:44:06–0:44:10
wo dann noch ein bisschen so mehr Reiz reinkommt.
0:44:12–0:44:15
Nämlich, das geht auch so auf Gordon. Gordon hat ja, checkt ja die Situation
0:44:15–0:44:19
und die ist ja auch so diejenige, die dann halt sagt, so Security-mäßig,
0:44:19–0:44:25
als es darum geht, dann Ria mit zur Erde zu nehmen. Du weißt ja nicht, was passiert.
0:44:25–0:44:30
Du weißt ja nicht, ob der Ozean, ob diese Intelligenz in irgendeiner Form dann
0:44:30–0:44:35
auch eine Form, Also ob die jetzt dann spreaden kann.
0:44:35–0:44:42
Und ich habe das jetzt so gesehen, das ist wirklich so ein bisschen wie bei Tanz der Vampire.
0:44:42–0:44:47
Wenn die Bosskutsche wegfährt, wenn die Kutsche wegfährt, hinten der Vampir drauf sitzt.
0:44:47–0:44:52
Und das ist jetzt quasi diese Entitäten, die dann aus diesem Ozean entstanden
0:44:52–0:44:56
sind, dass die jetzt geschafft haben, auf die Erde zu kommen und dass die jetzt
0:44:56–0:44:58
anfangen, die Erde zu besiedeln.
0:44:58–0:45:01
Also das ist wirklich so eine Intruder-Geschichte am Ende. Ach so.
Micz Flor
0:45:01–0:45:02
Dass das wirklich auf der Erde.
Florian Clauß
0:45:02–0:45:06
Ist und er wirklich auch eine Kopie ist. Genau, und er ist auch eine Kopie und
0:45:06–0:45:10
der andere ist dann halt auf der Raumstation verrottet, mit dem Kind zusammen,
0:45:10–0:45:15
aber dass seine Kopie mitkommt auf die Erde mit ihr zusammen und dass die dann
0:45:15–0:45:17
halt wirklich so die Erde kolonialisieren.
0:45:17–0:45:20
Das fände ich jetzt mal ein gutes Ende.
Micz Flor
0:45:22–0:45:23
Wow.
Florian Clauß
0:45:25–0:45:31
Also es ist halt Tanz der Vampire. ja interessant aber wir sind jetzt auch hier
0:45:31–0:45:33
am ende unserer tour übrigens ja.
Micz Flor
0:45:33–0:45:38
Das war es also das waren jetzt für euch drei folgen die letzten zwei zunehmend
0:45:38–0:45:44
langsamer vielleicht aber ich hoffe es war jetzt noch nahrhaft wir.
Florian Clauß
0:45:44–0:45:50
Sind wir sind jetzt biessdorf wir sind jetzt biessdorf hier ist schloss biessdorf
0:45:50–0:45:55
das ist öfters mal ein ausflugsziel für uns am sonntag hat biessdorf Wahnsinnig.
0:45:55–0:45:59
Biesdorf hat einen Café, hat eine kleine Galerie.
0:45:59–0:46:04
Der Schlosspark ist wirklich einen Ausflugsstil wert.
0:46:05–0:46:07
Und mit dieser Bahn fahren wir jetzt zurück.
0:46:08–0:46:12
Ich muss auf jeden Fall zum Bahnhof Lichtenberg.
Micz Flor
0:46:13–0:46:14
Okay.

Mehr

Satorius: „Sie sind keine Frau, Harvey ist tot. Sie sind eine mechanische Wiederholung, eine Kopie, eine Matrize!” Harvey: „Ja, schon möglich. Aber ich werde zu einen Menschen. Ich kann schon auskommen ohne Kris. Ich liebe ihn, ich bin ein Mensch.”

Wir setzen unsere Reihe Solaris direkt fort und wir setzen unsere vorherige Episode zu Solaris als bekannt voraus. In dieser Folge begeben wir uns in den Kunstfilm der Sowjetunion: Andrei Tarkowski verfilmte Solaris 1972 mit geringem Budget. Dennoch wurde der dritte Film des Regisseurs von der Kritik als Meisterwerk gefeiert. Tarkowski hat eine eigene Filmsprache entwickelt, die er auch in diesem Film weiter ausbaut. Wir sind uns nicht ganz einig, ob wir das Genre hypnotischer oder meditativer Film nennen möchten oder einfach bei Slowcinema bleiben. Die Wirkung von Tarkowskis Film ist körperlich spürbar, auch wenn der Film, wie es Flo zur Vorbereitung gemacht hat, in 1,5-facher Geschwindigkeit läuft. Der Akt des Zuschauens wird zu einem kartharsischen Akt, der Film nimmt uns mit auf eine innere und äußere Reise des Protagonisten Kris Kelvin. Tarkowski lässt die ersten 40 Minuten des Films auf der Erde spielen, auf dem Stück Heimat von Kris, wo wir seinen Vater, seine Tante und seine Kinder kennenlernen. Und auch ein Stück Solaristik, die wissenschaftliche Lehre, die sich um den rätselhaften Ozean auf Solaris gebildet hat, in Gestalt eines engen Freundes des Vaters, Berton, der die ersten unwirklichen Erfahrungen auf dem Planeten Solaris gemacht hat. Der Ozean erscheint in Tarkowskis Solaris als wolkenverhangenes Meer, das sich gelegentlich zu Strudeln aufbäumt. Der Film hält sich streckenweise recht eng an die Romanvorlage. Die Kernaussage geht aber in eine andere Richtung, die Lem missfiel. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Kris' Beziehung zu seiner ehemaligen Geliebten Harvey. Harvey taucht als Gast von Kris auf der Raumstation Solaris auf, und es entwickelt sich eine neue Liebe, die nicht ganz der Vorlage von Stanislaw Lem entspricht. Harvey ist sich ihrer unnatürlichen Herkunft bewusst und entwickelt eine eigene Identität. Tarkowski wirft in seiner Verfilmung die Frage auf, inwieweit das Menschliche in einer unmenschlichen Umwelt Bestand haben kann. Dieses Spannungsverhältnis überträgt er auf sein Figurenensemble und schafft so eine Erlösungsgeschichte mit anthropozentrischer Perspektive in einem außerirdischen Raum. Stansilav Lem kritisierte die Reduktion des Stoffes auf ein "Familienmelodram". Tarkowski konzentrierte sich eher auf Schuld, Verantwortung und Metaphysik statt auf Lems erkenntnistheoretische Fragen. Die Liebe wird als identitätsstiftende Kraft inszeniert. Dies kulminiert in einer Szene in der Bibliothek, als die einsetzende Schwerelosigkeit das ineinander verschlungene Paar Harvey und Kris ikonenhaft in die Höhe schweben lässt, umrahmt von kulturellen Interior und Relikten wie Bildern und Büchern. Auch wir fühlen uns auf unserer Wanderung wie in einem Zwischenraum, denn die Hauptstraße, die uns nach Marzahn führt, ist für den Verkehr komplett gesperrt. Auch auf der Straße treffen wir mitten in der Woche keine Menschen. Mit Blick auf die Skyline von Marzahn und die menschenleeren Straßen fühlen wir uns wie in einem dystopischen Filmszenario, das perfekt zur Stimmung von Solaris passt.

Shownotes

Mitwirkende

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Florian Clauß
Erzähler
avatar
Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:03
Oder nicht mehr? Schön, oder?
Florian Clauß
0:00:05–0:00:08
Ist das, was du dir sagen willst? Ganz schön.
Micz Flor
0:00:10–0:00:11
Ja, ja.
0:00:14–0:00:20
Hallo! Und? Wir machen einfach weiter, aber jetzt sind zwei Wochen vergangen,
0:00:20–0:00:21
bis das hier hochgeladen wurde.
0:00:21–0:00:26
Und zwar ist es der zweite Teil zu unserer kleinen Trilogie,
0:00:26–0:00:34
das 3-Body-Problem Solaris, also Buch, Solaris als Film von Tarkovsky und Solaris
0:00:34–0:00:36
als Film von Soderbergh.
0:00:37–0:00:43
Wir sind jetzt sozusagen mittendrin und diese Folge hat Flo vorbereitet und
0:00:43–0:00:46
wird jetzt gleich tief einsteigen.
0:00:46–0:00:50
Für die, die denken, die kommen jetzt aber erst langsam im Schwung, das ist wirklich so.
0:00:50–0:00:53
Wir haben jetzt gerade schon die, für die, die es noch nicht gehört haben,
0:00:53–0:00:58
die letzte Folge war wirklich lang, Da haben wir über das Buch von Lemm gesprochen, Solaris.
0:00:59–0:01:02
Und jetzt befinden wir uns quasi ein bisschen mehr als zehn Jahre später,
0:01:02–0:01:05
wurde das dann von Tarkovsky nochmal verfilmt.
Florian Clauß
0:01:07–0:01:12
Genau, auch Hallo von mir. Das Ganze könnt ihr auch nachlesen,
0:01:12–0:01:14
eigentlich-podcast.de.
0:01:14–0:01:19
Da haben wir noch ein paar Informationen zusammengetragen. Und zu unserer letzten
0:01:19–0:01:23
Folge, Mitch hat das schon erwähnt, die war sehr ausführlich.
0:01:23–0:01:26
Und wir setzen auch so ein paar Sachen voraus, würde ich sagen.
0:01:26–0:01:30
Also wir fangen jetzt nicht nochmal alles an, an der Solaris-Geschichte,
0:01:30–0:01:33
die zu erzählen, sondern das, was wir jetzt auch machen werden im Folgen,
0:01:33–0:01:37
Es sind die Unterschiede zu der Romanvorlage, die nochmal herauszuarbeiten.
0:01:37–0:01:40
Aber die Geschichte setzen wir jetzt als bekannt voraus.
Micz Flor
0:01:41–0:01:43
Also das heißt, du willst jetzt nicht den Film nochmal erzählen?
Florian Clauß
0:01:44–0:01:49
Den Film will ich ansatzweise, also stellenweise erzählen, da wo sich das unterscheidet.
0:01:50–0:01:54
Aber ich würde jetzt nicht nochmal so eine ausführliche, du hast ja zwei Inhaltsangaben
0:01:54–0:01:56
gemacht, eine kleine und eine große.
0:01:58–0:02:04
Und da gehen wir jetzt nicht noch mal in diese epische Breite rein,
0:02:04–0:02:09
sondern wir halten uns so ein bisschen konzentrierter auf die filmische Umsetzung.
Micz Flor
0:02:09–0:02:10
Ja.
Florian Clauß
0:02:11–0:02:15
Solaris! Das ist von Tarkovsky eine,
0:02:15–0:02:22
ja, ich glaube, es gibt wenig, wenig Regisseure im Bereich des Kunstfilmes,
0:02:22–0:02:29
die so eine Gravitation haben wie Tarkovsky, um bei den Bildern von Solaris zu bleiben.
Micz Flor
0:02:30–0:02:31
Darf ich kurz was fragen?
Florian Clauß
0:02:32–0:02:32
Ja, gerne.
Micz Flor
0:02:32–0:02:35
Weil jetzt, wenn du anfängst, habe ich auch das Gefühl, man könnte vielleicht
0:02:35–0:02:39
sagen, wer will oder noch nicht weiß, worum es geht bei Solaris,
0:02:39–0:02:43
der soll sich die letzte Folge anhören, dass wir jetzt einfach den Spaß entwickeln,
0:02:43–0:02:44
uns über den Film zu unterhalten,
0:02:45–0:02:48
und jetzt nicht erst mal eine halbe Stunde den Film erklären müssen.
Florian Clauß
0:02:48–0:02:50
Ne, würde ich auch so sehen. Also ich will jetzt auch nicht.
Micz Flor
0:02:50–0:02:54
Gut, dann sage ich es einfach mal. Also wer Solaris noch gar nicht kennt,
0:02:54–0:03:00
aber vielleicht wegen Tarkowski hier gelandet ist, der kann sich im Detail nochmal
0:03:00–0:03:02
die Geschichte in der letzten Folge anhören.
0:03:02–0:03:06
Da sprechen wir über das Buch und jetzt sprechen wir über Tarkovskys Verhältnis.
Florian Clauß
0:03:08–0:03:11
Okay, danke. Aber das habe ich doch gerade gesagt.
Micz Flor
0:03:11–0:03:12
Ja, aber ich wollte mal klarstellen.
Florian Clauß
0:03:13–0:03:16
Das ist für dich okay. Also für mich ist es auch okay.
0:03:17–0:03:20
Deswegen können wir jetzt weitermachen. Also, genau.
0:03:20–0:03:23
Ich will aber nochmal kurz ein bisschen was zu Tarkovsky sagen,
0:03:24–0:03:28
weil das ja schon eine interessante Figur ist.
0:03:29–0:03:30
Tarkovsky ist nicht sehr alt geworden.
0:03:32–0:03:41
Geboren, er ist aus russischer Abstammung. Er ist geboren 1932 im Nordosten
0:03:41–0:03:46
von Moskau, so ungefähr 300-400 Kilometer in so einer Provinz.
0:03:48–0:03:53
Gestorben ist er schon 1986 in Paris.
0:03:53–0:04:00
Er ist dann nach Paris umgesiedelt, erst später in der späteren Phase seines Lebens.
0:04:00–0:04:04
1982 ist er dann tatsächlich aus der Sowjetunion ausgewandert.
0:04:04–0:04:06
Da kommen wir auch nochmal darauf zu sprechen.
0:04:07–0:04:09
Also er ist ausgewandert, weil er natürlich gar nicht so die Bedingungen,
0:04:09–0:04:13
er hatte immer mit der Zensur zu kämpfen, er hatte immer Probleme dann auch
0:04:13–0:04:18
mit den Behörden, auch mit der Anerkennung von seinen Werken,
0:04:18–0:04:20
von der Finanzierung auch.
0:04:20–0:04:23
Also die hat nicht großartiges Budget bekommen und so weiter.
0:04:23–0:04:30
Tarkowski hat angefangen erstmal zu studieren.
0:04:30–0:04:37
Ja genau, Tarkowski war schon in jungen Jahren künstlerisch aktiv.
0:04:37–0:04:42
Also er hat ein sehr ausgeprägtes Kunstbewusstsein, schon als Kind entwickelt.
0:04:43–0:04:49
Er kommt aus einer guten, gutbürgerlichen Familie. Familie und seine Mutter
0:04:49–0:04:52
hat vor allen Dingen seine Kunsttalente gefördert.
0:04:52–0:04:56
Er hat dann Arabas, er hat glaube ich so orientalische Sprachen studiert,
0:04:56–0:04:59
das aber abgebrochen und ist an die Filmhochschule gegangen,
0:05:00–0:05:06
und hat in der Filmhochschule studiert in Moskau und hat das auch fertig studiert.
0:05:06–0:05:08
Sein Abschluss war dann 1960.
0:05:09–0:05:14
Er hat 1962 1962, Ivans Kindheit, gedreht.
0:05:15–0:05:22
Ein Film über die Geschichte eines Spilions im Zweiten Weltkrieg.
0:05:23–0:05:27
Dieser Film hat ihn dann schon internationaler Anerkennung gebracht,
0:05:27–0:05:28
vor allen Dingen im Westen.
0:05:28–0:05:35
Der Film hat den Goldenen Löwen auf den internationalen Festspielen von Venedig gewonnen.
0:05:35–0:05:40
Vier Jahre später hat er Andrei Rubeljov, da geht es quasi um ein historisches
0:05:40–0:05:44
Werk, über den Ikonenmaler Rubeljov gedreht.
0:05:45–0:05:50
Und dann, das ist der dritte Film von ihm, 1972 Solaris.
0:05:51–0:05:56
Und ich weiß nicht, wie viele Filme du von Tarkovsky gesehen hast und wie du
0:05:56–0:05:58
die so wahrgenommen hast.
0:05:58–0:06:04
Ich muss gestehen, dass als ich jetzt diese Folge vorbereitet habe und mir Solaris
0:06:04–0:06:07
nochmal angeguckt habe, ich habe den auch vor Jahren gesehen,
0:06:07–0:06:09
aber als ich mir den nochmal angeguckt habe,
0:06:09–0:06:14
habe ich den nicht in Originalgeschwindigkeit geguckt, sondern ich habe den
0:06:14–0:06:18
einfach in 1,5-facher Geschwindigkeit gesehen. Hat aber auch noch funktioniert.
Micz Flor
0:06:19–0:06:25
Also ich habe den das erste Mal gesehen vor 25 Jahren etwa.
0:06:25–0:06:29
Und zwar hatte unsere damalige Filmredakteurin 30.
0:06:29–0:06:35
Geburtstag und hat sich das organisiert oder von manchen im Freundeskreis geschenkt bekommen.
0:06:36–0:06:40
Aber wir waren auf der Torstraße, da war so ein Jugendzentrum irgendwie,
0:06:40–0:06:42
so an der Ecke Richtung Moranienburger Tor.
0:06:42–0:06:46
Und da war ein Kino drin und das hatten die gemietet. und dann ging abends um
0:06:46–0:06:50
10 ging dann die Vorführung nur für sie und die Geburtstagsgemeinschaft los.
0:06:51–0:06:56
Tarkowski Solaris und das fand ich schon, das war total großartig.
Florian Clauß
0:06:56–0:06:58
Ja, das ist sehr passend, das Kino, das kenne ich. Das ist, glaube ich,
0:06:58–0:07:00
auch so ein Kinderkino. Ich weiß gar nicht.
Micz Flor
0:07:01–0:07:03
Ob es das noch gibt. Das war so ein Kinder-Jugendzentrum.
Florian Clauß
0:07:03–0:07:07
Ja, ja, doch, doch. Da habe ich auch Flussfahrt mit Huhn geguckt mal.
0:07:09–0:07:11
Den hessischen Film. Kennst du den?
Micz Flor
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Nee.
Florian Clauß
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Da musst du gucken. Flussfahrt mit Huhn, das ist so eine Kanufahrt auf der Fulda,
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wo dann so Kinder dann quasi abhauen und Abenteuer erleben, super, super Kinderfilm.
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Ich habe den auch im Rahmen meines Studiums geguckt, Tarkowski-Seminar und was
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ich da so faszinierend finde, auch bei Stalker,
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Ich finde, Tarkovsky hat eine Filmsprache und eine Filmpoesie geschaffen,
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die so eine unglaublich hypnotische Wirkung hat beim Schauen.
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Und ich habe dann nochmal geguckt und das wäre auch irgendwie so,
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das würde ich gerne, ich würde gerne für diese Art von Filmen ein Genre schaffen.
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Ja, also diese Hypnose, zumal Hypnose kriegt ja auch gerade in Form,
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Es wird ja immer, ich sag mal so, geläufiger in so alltäglichen,
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also in der Psychotherapie, das kannst du ja verstehen.
Micz Flor
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Aber kann man es vielleicht nicht lieber Meditation nennen, meditative Filme?
Florian Clauß
0:08:13–0:08:14
Ja, kann man auch.
Micz Flor
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Das ist ja dieses Slow Movies, hast du ja schon mal erwähnt,
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das ist aber was anderes.
Florian Clauß
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Nein, genau, Slow Cinema ist was anderes, Slow Cinema hat aber auch Ausprägung davon.
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Warum sträufst du dich gegen hypnotische Filme?
Micz Flor
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Weil der Hypnosebegriff, glaube ich, irgendwie so einen in zwei Dinge reißt.
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Das eine ist quasi Jahrmarkt, also beißen Sie mal die Zitronen und denken,
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das ist ein Apfel, Sie sind jetzt ein Huhn.
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Und das andere ist eben schnelle Psychotherapie, ich will mit Rauchen aufhören,
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ich mache drei Hypnose-Termine.
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Und dann ist das irgendwie so damit, also ich finde, das tut so,
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als ob dem Film eine Intention innewohnt,
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der man sich dann hingeben könnte und die einen in eine bestimmte Richtung rückt.
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Und ich habe eher das Gefühl, dass es gerade bei dem Film Solaris,
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weil ich möchte auch darüber reden, weil ich das so wichtig finde,
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gerade der Anfang, das ist eher so wie bei, wie hieß denn der nochmal,
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der Dogma-Film, der schwarz-weiß vom Europa.
Florian Clauß
0:09:20–0:09:21
Das von Trier.
Micz Flor
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Auf jeden Fall geht es da los, der Sprecher am Anfang sagt, you are entering
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Europa by the count of ten.
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Also das ist ja auch so eine Sache, wo man in den Film hineingeführt wird und
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das Gefühl hat, lassen Sie jetzt alles hinter sich, schließen Sie Ihre Augen,
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es geht los. Also man verlässt.
Florian Clauß
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Genau, und auf 10 bist du tot, ist ja das Ende von Europa.
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Genau, ja, okay, ich verstehe deinen Punkt, ja, gehe ich mit.
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Aber ich glaube, es ist einfach auch so, das ist das Gefühl von Meditation.
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Ich glaube, das überlappt sich auch sehr.
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Hypnose ist im Prinzip, ja, man kriegt nochmal von außen eine Handlung,
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eventuell nicht bewusst, dann mit.
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Vielleicht kann man das eher passiver als Meditation,
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indem du in so einem Zustand kommst, wo du dann nicht mehr im Vorbewusstsein
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den Film erlebst, sondern auch Entspannung erfährst.
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Das ging mir bei Stalker so. Ich fand den so unglaublich entspannend.
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Und in diesem Zustand, also man hat einen anderen Geisteszustand,
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würde ich behaupten, In diesem Geisteszustand bekommt man auf einmal Bilder
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und Zusammenhänge dann präsentiert,
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die vielleicht andere Einsichten nochmal mit sich bringen.
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Aber dafür würde ich gerne, ich finde auch ganz krass, und wo ich,
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hatte ich auch schon mal in einer anderen eigentlich Folge erwähnt.
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Bei den Filmen von Ulrike Ottinger. Und wo wir alle im Kino eingeschlafen sind.
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Und das war auch wirklich so eine physische Reaktion. Wo man überhaupt nicht
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wusste, was macht dieser Film mit mir?
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Warum passiert das auf einmal? Und es ging allen so.
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Also es war jetzt nicht so ein singuläres Erlebnis, sondern es war auf einmal
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dieser Film. Und es war halt wirklich so ein Schnapp.
Micz Flor
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Es war der beste Schlaf, den du seit langem hattest wahrscheinlich.
Florian Clauß
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Ja, es war irgendwie so ein bisschen magisch einfach.
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Deswegen habe ich jetzt von hypnotischen Filmen, und ich würde gerne so diese
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Kategorie, die hat man auch wahrscheinlich schon, aber Slowest Cinema und so
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weiter, aber dass man das irgendwie so kategorisieren kann.
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Und es ist wirklich so, dass Tarkowski diese Art von Filmen geschaffen hat,
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Man taucht in diese Filme ein und kommt dann irgendwie als Leute raus.
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Also es passiert tatsächlich körperlich mit einem was, ne? Also so ging es mir zumindest.
Micz Flor
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Also ich kann ja mal ganz kurz den Anfang von Solaris beschreiben,
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dass man das vielleicht so ein bisschen bildlich im Podcast dann trotzdem sich...
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Also ich versuche jetzt mit Sprache Bilder zu generieren. Und zwar beginnt der
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Film in der Natur und man weiß natürlich vorher schon, es geht irgendwie um Weltraum.
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Das heißt, man weiß nicht genau, auf welchem Planeten man ist,
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weil die Kamera am Anfang auf so einen Fluss hält.
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Und in diesem Fluss sind so Algen, die sind so gebogen unter der Wasseroberfläche
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und die dann in diesem, also fischähnlich sich zu bewegen scheinen.
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Aber man sieht eindeutig, es sind Pflanzen.
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Die Kamera hält so lange drauf, dass man sich dem hingibt und gleichzeitig natürlich
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auch Erwartungen im Kopf durchläuft.
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Dass man denkt, wo bin ich denn gerade? Was passiert denn jetzt gleich?
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Da kommt doch jetzt bestimmt was hin. Da kommt ja dann doch nichts.
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Ist das jetzt schon der Planet Solaris? Was ist eigentlich Solaris?
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Aber das ist doch ein Fluss. Ist das ein Low-Budget-Film? Also man hat so ganz
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viele Gedanken und vor allem bleibt das Bild unverändert, leicht schwingend.
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Und irgendwann kommt man an einen Punkt, wo man dann wirklich,
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wie du sagst, so loslässt. Sagt, okay, ich bin bereit.
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Dann kommt ein Schnitt und dann sehen wir quasi, wir werden Schritt für Schritt
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eingeführt in die Szene und wir sehen einfach nur so ein bisschen wie wir bei
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dieser Wanderung vor zwei Wochen und heute wieder.
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Man sieht so Natur, aber auch besondere Natur.
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Dann sind wir auf einmal in so einer Fläche voller Büsche und dann sehen wir
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auch zum ersten Mal den Chris Kelvin,
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also die Hauptperson gewisserweise, den Main Protagonist von Solaris,
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der dann da so steht und so rumguckt und der sich dann da durchbewegt.
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Aber der nicht auf einer Straße oder auf einem Pfad ist, sondern der geht auch durch die Natur.
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Sind wir da irgendwo gelandet? Also man weiß wirklich gerade am Anfang nicht, wo bin ich gerade?
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Man ist orientierungslos, man hat die Bilder, versucht sich mit den Bildern zu verbinden,
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aber sie geben einem nicht wirklich antworten dann
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schnapp kommt ein pferd da sieht
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man so ein pferd das guckt man dahin dann guckt man dahin weiß nicht also es
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bleibt er stehen aber irgendwie ist auch ein bisschen angestrengt aus und dann
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denkt man wir sind auf der erde sehen wir in dem pferd und dann geht es wieder
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zurück auf den protagonisten dann sehen wir ein see dann wird alles irgendwie vertraute auf einmal.
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Und dann zeigt die Kamera so ein See und da sind so gelbe Streifen nach unten.
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Und wir lernen dann auf einmal beim Gucken, entsteht das Bild in uns.
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Das ist das Spiegelbild im See von einem Haus.
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Und dann fährt die Kamera hoch und dann sind wir in dem Haus.
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Und da vergeht noch viel mehr Zeit, als ich das jetzt schon langsam erzählt
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habe. Es ist wirklich ein ganz langer Stretch am Anfang.
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Und das finde ich total spannend, da einzusteigen, weil es so traumhaft ist.
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Und auch, weil das Haus zuerst über sein Spiegelbild erlebt wird.
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Wir kommen quasi aus einem traumhaften Raum in dieses Haus hinein,
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was auch eine wichtige Rolle spielt bis zum Schluss des Films oder besonders nochmal zum Schluss.
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Und das war für mich schon unglaublich mächtig.
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Also diese Bildsprache einfach mit so absoluten Lo-Fi-Mitteln,
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so einen Sog herzustellen, wo man sich darauf einlassen muss.
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Am Anfang möchte man so ein bisschen ausbrechen, möchte wissen,
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nein, ich will wissen, was du hier zeigst.
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Und das ist dann, um Chris wieder mit der Lacan-Flagge zu winken.
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Also wir sehen die Bilder, wir sind also im Imaginären und wir versuchen,
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diese Zerrissenheit der Bilder irgendwie zusammenzusetzen.
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Weil wenn wir nur über die bildebene kommen sind
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wir wollen wir den körper sozusagen zusammensetzen
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dass er in sich geschlossen ist und uns irgendwie sicherheit gibt dass es eine
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innen und außen grenze gibt aber das kriegen die bilder alleine nicht hin erst
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wenn das haus kommt sind die bilder vollkommen dann haben wir okay haus wir
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sehen vorher man fährt haus okay irgendwie entsteht dann so was wo man sich festhalten kann.
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Aber wir sind in diesem Moment noch ohne die symbolische Ebene,
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keine Sprache, keine Wörter.
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Und das finde ich ist echt, das macht was mit einem, wenn man sich nur an Bildern orientieren muss.
Florian Clauß
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Es ist wirklich faszinierend, mit welchen einfachen Mitteln Tarkovsky das gelingt,
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diesen hypnotischen oder meditativen Sog in den Bildern zu schaffen.
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Das hat er ja auch in Stalker so grandios inszeniert.
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Diese eine Szene, wo die Charaktere dann auf dem Weg zum Raum der Wünsche halb im Wasser liegen.
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Und es ist ein Innenraum, der ist überflutet. und man sieht dann so Relikte
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der Zivilisation, eine Spritze, eine Pistole, eine Ikone, wie die dann auch
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im Wasser liegen zwischen den Menschen dort,
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die so halb im Wasser dann und die Kamera ganz langsam fährt,
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also von oben das Ganze einfängt und man die ganze Zeit sich fragt, wie kommt das da hin?
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Man kriegt so ein einfacher Gegenstand, der so auch dekontextualisiert auftaucht,
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Auf einmal so eine Bedeutung.
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Man möchte die Bedeutung in irgendeinen Sinnzusammenhang spannen.
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Aber es gibt nichts, wo man es aufhängen kann.
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Und das finde ich halt so. Das ist dieses Pferd wieder. Das ist so ein weißes
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Pferd. Es steht für den Tod. Wer stirbt?
Micz Flor
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Ein braunes Pferd. Ist es weiß?
Florian Clauß
0:17:37–0:17:37
Weiß.
Micz Flor
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Mann, was du wieder weißt. Ich weiß nicht, dass es weiß ist.
Florian Clauß
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Ich weiß. Ich glaube nicht, dass es ein weißes Pferd ist. Ich glaube, es wird Fuchs genannt.
Micz Flor
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Es heißt Lars von Bier.
Florian Clauß
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Ich las fast von hier. Ja, so viel zu der Ausdrucksweise und zu den ersten, zu dem Auftakt.
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Wir wissen, wir sind auf der Erde und dann sind wir schon bei dem ersten großen
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Unterschied zwischen Roman und Verfilmung von Tarkovsky.
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Das ist Tarkovsky, 40 Minuten des Filmes.
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Insgesamt hat der Film 162 Minuten, glaube ich, oder irgendwas,
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auf jeden Fall über 150 Minuten.
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Davon ist ein großer Teil, 40 Minuten des Anfangs, ist eben auf der Erde.
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Und es wird auch eine Geschichte quasi vorweggenommen, nämlich in der Solaristik,
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haben wir in der letzten Folge kennengelernt, nämlich die Geschichte von den Bertong.
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Der Bertong ist nämlich ein Freund des Vaters von Chris Calvin.
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Der kommt als alter Mann und erzählt eben genau diese Geschichte,
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wie er dann das Kind gesehen hat auf der Oberfläche von dem Ozean auf Solaris,
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wie er dann mit dem Raumschiff drüber gefahren ist.
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Und er zeigt auch diese unter Verschluss gehaltenen Aufnahmen von dem Ausschuss,
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der damals über seine Sinneswahrnehmung dann quasi urteilen musste, über seine Verfassung.
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Und er kommt dann nochmal und sagt auch da nochmal explizit, er hat das gesehen, ja.
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Er hat diese, also er wurde da auch eben...
0:19:14–0:19:20
Abgezogen und er wurde ja verurteilt. Aber es ist ja so ein wichtiges Kapitel in der Solaristik.
Micz Flor
0:19:20–0:19:25
Er verurteilt, glaube ich, nicht. Er wurde einfach nur als wahnsinnig abgestimmt.
0:19:25–0:19:26
Aber das finde ich ganz wichtig.
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Das ist jetzt andersrum. Für mich nochmal ganz wichtig zu betonen.
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Erstens, dass wir anfangen im Elternhaus von Chris Calvin auf der Erde.
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Das ist quasi da, wo wir hingeführt werden durch diesen Gang.
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Das heißt, wir lernen Chris Familie kennen.
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Papa und Mama und Haus.
Florian Clauß
0:19:42–0:19:44
Das ist nicht die Mutter. Es ist nicht die Mutter.
Micz Flor
0:19:44–0:19:45
Die Tante.
Florian Clauß
0:19:45–0:19:46
Es ist die Tante.
Micz Flor
0:19:46–0:19:49
Und dann gibt es noch diese kleinen Kinder, zwei Kinder gibt es.
Florian Clauß
0:19:49–0:19:53
Ich weiß gar nicht, es war in einer Fassung und da hat er sich mit Lem angelegt.
0:19:54–0:19:58
Er hat tatsächlich nochmal die Frau von Chris Calvin inszeniert.
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Also er hat dann auch in der Zwischenzeit geheiratet nach der Geschichte mit Harvey.
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Und die Kinder sind glaube ich dann auch seine Kinder, die aus dieser Ehe entstanden
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sind. Aber Lem hat ihm so dagegen gewehrt, dass diese noch eine zusätzliche
0:20:11–0:20:16
Frauenfigur, dass die dann rausgestrichen wurde.
Micz Flor
0:20:16–0:20:19
Muss man dazu sagen, Lem fand den Film insgesamt als gar nicht gelungen.
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Er fand irgendwie auch, dass auf einer gewissen narrativen Ebene auch Russland
0:20:25–0:20:27
da irgendwie eingeführt worden wäre.
0:20:27–0:20:31
Ich weiß, das habe ich nicht gesehen, also ich verstehe nicht genau das Argument.
0:20:31–0:20:36
Aber er war insgesamt nicht mit der Verfilmung einverstanden.
Florian Clauß
0:20:36–0:20:40
Und das werden wir vielleicht dann in deiner nächsten Folge nochmal erfahren.
Micz Flor
0:20:40–0:20:42
Das wird nicht besser.
Florian Clauß
0:20:42–0:20:49
Dass eben diese Zuspitzung der ganzen Thematik von Solaris auf diese Beziehung
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zwischen Harvey und Chris hinausläuft.
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In dem Film von Tarkovsky gibt es noch ein paar andere Dimensionen, die da mitschwingen.
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Aber soweit will ich vorausgreifen, dass in der Soderbergh-Verfilmung das als
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so ein zentrales Motiv gesetzt wird, dass da kaum noch eine andere Geschichte
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mit erzählt wird, außer diese Beziehung zwischen den beiden.
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Und worauf es eben dann Lem immer ankommt, das hatten wir das letzte Mal so
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ausgebreitet, eben auf diese menschliche Ohnmacht gegenüber einem Phänomen,
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was der Mensch nicht verstehen kann.
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Das ist eben dieser Ozean, das ist eben diese ganze Beziehung zwischen dem Ozean
0:21:30–0:21:31
und dem Menschen, in der Forschung und so weiter.
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Das wird bei Tarkowski, kommt es eben durch diese Figur des Bertons mit zum
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Tragen, aber tatsächlich wird
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dieser ganze Solaristik-Diskurs gar nicht irgendwie weiter ausgeführt.
Micz Flor
0:21:46–0:21:51
Aber das muss man auch dazu sagen, dass bei der Verfilmung des Buches das natürlich
0:21:51–0:21:54
die Frage ist, wie kriegst du das hin, Tarkowski,
0:21:55–0:22:04
dass du diese Erzählung, dieses Gespräch von Calvin über die Solaristik mit
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dem Publikum, das ist ja quasi ein 1 zu 1 Gespräch, er erklärt uns ja,
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und dann gab es das, und dann gab es das.
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Wie willst du das hinkriegen? Soll da einer vor der Kamera sitzen und da reinsprechen?
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Und dann haben die halt überlegt, okay, es ist wichtig, und dann haben die halt,
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finde ich, einen okayen Kniff eingebettet, zu sagen, können wir nicht einfach
0:22:22–0:22:26
das, was beschrieben wird, inszenieren?
0:22:26–0:22:32
Zum Beispiel diesen Schlüsselmoment mit Berton oder wie wir ihn auch nennen,
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wie er da Fechner sucht, dann diese Gebilde findet und dann das Kind sieht.
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Das finde ich erstmal nachvollziehbar, weil wie willst du das sonst hinkriegen,
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wenn er eine nur erzählt oder du musst es selber lesen als Titel.
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Aber, und das finde ich eine Katastrophe, darf man das sagen Katastrophe in
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dem Zusammenhang, wenn es um Film geht das krasse daran ist halt ganz am Anfang wird der Planet,
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also wird alles das Planet, was der Planet uns bietet wird sofort in den Kopf
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des Beobachters zurückgeschoben, weil Bertrand sagt bei der Verhörung es gibt Gärten, es gibt,
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Städte, also was wir auch in der letzten Folge erklärt haben Dann ein riesiges
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Kind, was mit den Armen wedelt, ganz unheimlich, als ob es sich erprobt mit
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allem, was es machen könnte.
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Und dann sagt er, schaut euch die Filme an. Ich habe alles gefilmt,
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da muss alles drauf sein.
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Und dann wird er in dem Moment als wahnsinnig abgekapselt, wenn verständlicherweise
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auf dem Film nichts zu sehen ist.
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Da ist einfach nichts zu sehen. Und Berthold guckt dann so nach unten auch,
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resigniert, in dem Wissen, ich habe es aber doch gesehen.
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Also auch als er selber seine aufnahmen sieht aber was daher passiert ist dass
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diese geschichte in dem moment völlig umgekrempelt wird es ist keine kein planet
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mehr denn das alles tut was die solarist innen da oder meistens solaristen dann irgendwie,
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kartografieren und aufschreiben sondern,
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es ist nur eine wahnvorstellung weil die kamera und die ist ja quasi physikalisch exakt,
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Und das finde ich fürchterlich in dem Film. Es ist halt so.
Florian Clauß
0:24:13–0:24:16
Damit hast du es völlig umgedreht. Ja gut, aber ich meine.
Micz Flor
0:24:16–0:24:17
Ich habe es so verstanden.
Florian Clauß
0:24:17–0:24:23
Dass das tatsächlich nicht gezeigt wird, weil an der Stelle der Nebel noch zu
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dicht ist. Ich dachte, es wäre immer hinter dem Nebel.
Micz Flor
0:24:26–0:24:29
Nee, er hat ja alles gesehen. Er war ja unter dem Kind.
Florian Clauß
0:24:30–0:24:34
Ja, aber trotzdem, ich dachte, er sieht es halt nicht, weil es,
0:24:34–0:24:38
oder man sieht es halt nicht, weil es quasi vernebelt ist.
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Ich habe es jetzt nicht so als katastrophal empfunden wie du,
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sondern ich dachte einfach, okay, das ist jetzt kein Beweis,
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weil, und ich meine, in dem Moment, wenn die auch gezeigt werden, die Aufnahmen,
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dann hat man ja nicht das Gefühl, dass ihr dann auf einmal das Kind da in den
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Aufnahmen sieht, sondern das kennt ja die Aufnahmen.
Micz Flor
0:24:54–0:25:01
Also für mich war es so, um das Lied Zombie zu zitieren, It's in your head,
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in your head, Zombie. Also das ist wirklich, es ist nicht wahr,
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es ist nur in deinem Kopf.
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So war das für mich. Und damit, ich habe den Film vor der Geschichte gelesen,
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deshalb habe ich den Film damals auch gesehen als einen Film von,
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was das zu welchen Sonderungen das menschliche Psyche irgendwie fegt.
Florian Clauß
0:25:24–0:25:28
Also das heißt, damit war für dich mehr oder weniger die Stage gesetzt.
Micz Flor
0:25:28–0:25:28
Ich war im Traum.
Florian Clauß
0:25:28–0:25:34
Und dann war auch quasi alles, was folgt auf der Station, mehr oder weniger eine Suggestion.
Micz Flor
0:25:34–0:25:38
Eine fantastische Geschichte, eine gut erzählte, fantastische Geschichte,
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aber rückblickend eben dann auch dieser Spiegeleffekt, du kommst halt in dieses
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Haus des Vaters, über das Spiegelbild des Hauses, war für mich auch quasi so, okay,
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wir kommen quasi schon im Traum an, das ist von Anfang an eigentlich natürlich
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fiktiv, das ist ja sowieso, aber,
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Aber für mich war das wirklich in dem Moment, als ich die Geschichte gelesen
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hatte, war das für mich wirklich, wie ich sagte, katastrophal. Wie kannst du das tun?
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Dann lass es doch weg. Es braucht doch keiner. Keiner muss jetzt die Filme sehen.
0:26:09–0:26:11
Das war für die Handlung nicht notwendig.
Florian Clauß
0:26:11–0:26:15
Okay, also wie gesagt, ich habe es so nicht so wahrgenommen.
0:26:15–0:26:19
Ich habe das jetzt als eine mögliche Perspektive und deswegen auch glaubhaft,
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dass der Berton dann auch erstmal als Sinnestäuschung dann abgestempelt wurde.
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Ja, diese Geschichte wird dann halt vorweggenommen.
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Ich finde es auch gut erzählt, so in der Form, weil, wie du sagst,
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im Film muss man ja immer überlegen, wie schafft man diese, jetzt auch im Falle
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von Chris Calvin, diese Ich-Perspektive da rein zu bekommen.
0:26:44–0:26:50
Wie kannst du dann halt als, wie kannst du diese Ich-Geschichte in irgendeiner Form erzählen?
Micz Flor
0:26:50–0:26:54
Ja und vor allen Dingen die Solaristik, das Vorlesen rauslassen und dass es
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das schon lange gibt, hat er ja über den Vater quasi etabliert.
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Der Vater war ja auch schon Solaristiker.
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Das heißt, wir haben da schon etabliert, dass es diese ganze Sache schon lange gibt.
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Und das hat er alles geschafft, ohne dass jemand irgendwas erklären musste.
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Er konnte das filmisch zeigen, hat das gut umgesetzt, aber eben leider dann
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diese eine Abwägung gemacht.
Florian Clauß
0:27:15–0:27:22
Und man muss auch noch dazu sagen, der Vater ist todkrank und es kommt dann
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noch mal zu einem Affront zwischen Berton und Chris Kelvin.
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Nämlich er wird mehr oder weniger hochgeschickt, um das Ende der Station zu verkünden.
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Wie soll man sagen?
Micz Flor
0:27:40–0:27:43
Das ist total gut, dass du das sagst, weil nämlich das ist auch eine absurde
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Situation, weil Calvin ja mit dem Gedankenspiel zu empfehlen,
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mit harter Radioaktivität auf das Meer zu schießen.
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Das ist ja, glaube ich, sogar Calvins Idee. Der Vater sagt das,
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glaube ich, Bertrand irgendwie so. Ja, Calvin denkt...
Florian Clauß
0:28:01–0:28:04
Genau, genau. Er ist nämlich der, der diese destruktive Rolle annimmt.
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Und Bertrand will ihn zurückhalten und gerät dann wirklich so fast handgreiflich in den Konflikt mit ihm,
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wo er sagt Nein und verlässt dann auch eben das Haus des Vaters und sagt auch nochmal dem Vater,
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dass er nicht mit der Meinung von Chris Calvin da übereinstimmt.
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Und dann kommt diese absurde Szene, nämlich diese vier Minuten Fahrt von Bertrand.
Micz Flor
0:28:31–0:28:33
Ja, die wollte ich, dass du mir die erklärst. Da habe ich mich die ganze Zeit
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darauf gefreut. Das will ich wissen.
Florian Clauß
0:28:36–0:28:43
Man sieht einfach, also man sieht, wie der Tom in einem Auto sitzt und fährt,
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wahrscheinlich gefahren wird.
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Das ist so einer der wenigen futuristischen Momente in dem Film.
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Nämlich man kann davon ausgehen, dass es ein selbstfahrendes Auto ist.
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Und er fährt durch eine asiatische Stadt.
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Man sieht überall, ja man ist im Prinzip eine Autobahn. Man sieht eigentlich
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nur Autoverkehr, man sieht es nur aus der Perspektive des Fahrers, also des Fensters,
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des Frontfensters und man hört die ganze Zeit eine synthetische Musik dazu und
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irgendwelche japanischen Schilder fahren dann dran vorbei.
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Und diese Szene erzeugt eine Form von Stress, Stresssituation.
0:29:26–0:29:30
Und die wurde auch übrigens in Tokio gedreht. das ist Tokio.
Micz Flor
0:29:30–0:29:34
Und da hast du diese ganzen Spaghetti-Junctions. Also wo halt so...
Florian Clauß
0:29:34–0:29:36
Diese Autobahnen, die dann ineinander greifen.
Micz Flor
0:29:36–0:29:37
Ja, also wirklich.
Florian Clauß
0:29:38–0:29:43
Ich finde das hier übrigens völlig absurd. Ich habe den nicht ausgesucht,
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weil der hier so leer ist, der Weg.
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Aber hier ist ein ganzes... Also wir sind die ganze Zeit mitten im Marzahn unterwegs.
Micz Flor
0:29:49–0:29:52
Die Sechsburgestraße ist nur für uns gesperrt.
Florian Clauß
0:29:52–0:29:56
Wir sind hier von einer Branche... Ja, ich dachte, hier wird es laut,
0:29:56–0:30:00
weil hier eine Straße ist, aber die ist komplett stillgelegt, die Straße.
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Wir gehen jetzt über die Brücke und ja, es ist ein toller Moment.
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Und es ist auch keiner unterwegs.
Micz Flor
0:30:07–0:30:10
Das ist die ganze Folge schon irgendwie so für,
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Natürlich in Stalker sind es da.
Florian Clauß
0:30:13–0:30:18
Ja. Also für mich ist diese Szene von diesem, von Bertong in dem Auto,
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für mich ist es so quasi dieses Tor von dieser,
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also ich hatte es erst mal so interpretiert, die fahren zur Landebahn,
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die fahren quasi zum Abschluss zur Rakete, aber dann habe ich,
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nee, das ist ja überhaupt nicht der Charakter, aber es ist so quasi dieses Tor,
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also dieses Tor von übervölkert Erde irgendwie in so einer Zivilisations-Crouch,
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kriegst du das als Stresspaket mit, bevor du dann wirklich in Solaris eintauchst.
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Also das ist für mich so eine Verdichtung, quasi die Idee der Zivilisation.
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Du hast auf der einen Seite, hast du ja sehr poetisch beschrieben,
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diese Einführung über diese Natur in das Haus des Vaters Und dann das,
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was du von der Erde mitbekommst, ist halt diese Stresssituation da und dann
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ist dann damit ist auch der Absprung in den,
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also das ist ja quasi, danach kommt dann halt quasi die,
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Reise, beziehungsweise man sieht dann auch wieder nur das Ergebnis,
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nämlich wie Chris Kelvin auf der Station ankommt.
Micz Flor
0:31:26–0:31:29
Also da fällt mir jetzt gerade noch mal eine Sache ein dazu,
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weil du nochmal Japan gesagt hast, Vielleicht ist es auch diese Reise,
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vielleicht ist das sozusagen der Blick in Bertrands innere Welt.
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Also die innere Welt, die durcheinander ist seit dieser Erfahrung.
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Er ist zwar nicht wahnsinnig, weil er hat ja recht, aber er ist irgendwie trotzdem
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wahnsinnig geworden von dem, was er gesehen hat. Das hat ihn ja alles total fertig gemacht.
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Und dann so ein bisschen wie, weil du Japan gesagt hast, so Manga-Filme,
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das ist ja auch manchmal, dass die Emotion des gezeichneten Manga-Charakter
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dann in der Umgebung sich ablichtet.
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Weißt du, wenn jemand sich erschreckt, das ist dann so und dann hast du so Blitze
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oder Donner, sowas drumherum.
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Und das ist halt dieses, ich komme hier nicht raus, ich fahre immer wieder die
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gleichen Wege. Es dreht sich alles irgendwie im Kreis.
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Es beschäftigt mich, es stresst mich, wie du auch gesagt hast,
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dass das Innere seiner Seele über diese verquacksten Autobahnfahrten, er kann nicht anhalten.
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Und dann ist es aber so, dass sie ihn auch nochmal anrufen. Da rufen sie ihn
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ja mit dem Videotelefon noch mal.
Florian Clauß
0:32:28–0:32:29
Ja, stimmt.
Micz Flor
0:32:30–0:32:34
Was natürlich nicht die Autobahnfahrt sozusagen legitimiert.
Florian Clauß
0:32:34–0:32:37
Es scheint einfach ein großer Proberaum zu sein.
Micz Flor
0:32:38–0:32:43
Frank-Zapper-Straße. Großartig! Das ist wirklich die Frank-Klapper-Straße.
0:32:54–0:32:55
Da wird überall geknüppelt.
Florian Clauß
0:32:57–0:33:02
Das ist ja auch Primetime jetzt zum Band-Po, oder? Man trifft sich ja dann immer ab 19 Uhr, oder?
Micz Flor
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Dann ist endlich wieder Montag.
Florian Clauß
0:33:07–0:33:14
Wann ist endlich wieder Montag? Ich sehe es so ein bisschen als Zivilisationskritik, die dahinter liegt.
0:33:14–0:33:19
Vielleicht auch um so einen größtmöglichen Kontrast zu dem Solaris zu schaffen.
0:33:20–0:33:25
Auch überhaupt zu der bekannten Situation, weil ich glaube auch keiner konnte
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das so visuell dann so richtig einordnen damals, als dann Tarkovsky den Film gemacht hat.
0:33:31–0:33:34
Also was kann er dann halt als Kontrapunkt nehmen? Also ich glaube,
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es ist auch so ein bisschen so ein kleiner filmischer Kniff,
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um halt so diese Überbevölkerung und diese futuristische Welt darzustellen.
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Weil erst noch mal auf der Erde, das ist relativ einfach, dann so einen Naturraum
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zu zeigen, weil das wird es wahrscheinlich auch in 100 Jahren so geben, ja mehr oder weniger.
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Aber in dem Moment, wenn du halt irgendwie dich in der Stadt reinbewegst,
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dann musst du ja auch irgendwie diese Stadt darstellen.
0:33:58–0:34:00
Und vielleicht hat er da einfach gesagt, okay, ich kürze das ab und mache dann
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einfach so eine Situation.
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So, selbst fahrendes Auto und dann so, um dann halt so ein bisschen diese Futur,
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diese futuristische Vision dann auch oder die filmische Vision von Zukunft dann darzustellen.
Micz Flor
0:34:15–0:34:17
Ist das hier noch deine Tour? Ja, das ist meine Tour.
Florian Clauß
0:34:18–0:34:21
Wir sind genau hier über die Straße, weil die ist so schwierig,
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auch irgendwie anders zu klären. Das ist total irre.
Micz Flor
0:34:24–0:34:27
Die Tour, die du ausgesucht hast, die passt sowas zum Thema.
0:34:27–0:34:31
Also man muss jetzt natürlich wissen, dass wir schon über zweieinhalb Stunden
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in der letzten Folge gelaufen sind.
0:34:33–0:34:38
Und jetzt geht es einfach weiter und wir bewegen uns hier entweder in den verwilderten,
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verwachsenen Grünstreifen, die liebevoll vernachlässigt wurden.
0:34:45–0:34:49
Oder halt eben hier in diesem monolithischen Plattenbau-Dschungel und großen
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Sechsspur-Autobahnen, die halt für uns extra stillgelegt wurden.
Florian Clauß
0:34:54–0:34:58
Das ist eigentlich Podcast. Das ist Wahnsinn. Das ist genau das,
0:34:59–0:35:03
was uns dann auch zu diesem Podcast geführt hat.
Micz Flor
0:35:04–0:35:08
Genau. Und dabei noch mit deinem guten Freund reden.
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Toll. Ja, wir kommen dann eben an und fliegen auf die Station.
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Wir hatten schon, wie du sagst, über 40 Minuten oder so was vorbau auf der Erde.
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Ich weiß nicht mehr genau, welches Detail Bertrand aus der Autofahrt noch mitteilt,
0:35:28–0:35:31
aber da war irgendeine Frage, die sie noch hatten, die wurde dann auch gelöst.
0:35:32–0:35:38
Und dann fragt Berton noch, wann fliegt der los und dann sagt der Vater,
0:35:38–0:35:39
morgen ist er nicht mehr hier.
0:35:39–0:35:42
Und dann geht's los.
Florian Clauß
0:35:43–0:35:48
Dann geht's los und er kommt auch gleich an. Also hier gibt es,
0:35:48–0:35:53
glaube ich, eine aufwendigere Szene von den Effekten,
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nämlich die Darstellung, wie er auf diese Stationen fliegt.
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Tarkovsky selber war ja nicht ein Freund von 2001 von Stanley Kubrick.
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Ihm war der Film zu kühl.
0:36:07–0:36:15
Aber gleichzeitig ist das, diese Szene, wie er dann auf die Station zufliegt, ist ein Zitat an 2001.
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Das ist auch eines der aufwändigeren visuellen Effekte. Es sieht auch wirklich
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heute noch ganz brauchbar aus.
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Das ist jetzt nicht so wie andere Sachen, die halt schlecht altern.
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Da kommt es auf die Station. Die Station, ich finde vom Interieur finde ich
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das auch ziemlich abgefahren.
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Ja, also ich meine, das ist natürlich schon so ein bisschen gealtert,
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die Darstellung, das Filmset zu der Station.
0:36:42–0:36:52
Im Prinzip Gänge, die dann immer so mit Stahlblech ausgelegt sind.
Micz Flor
0:36:52–0:36:56
Ja, so ein bisschen die Fantasie, die ich hatte, dass ein altes E-Werk oder
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sowas leer steht und wo die drin drehen durften. Und man nimmt dann einfach
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diese großen Räume einfach mit.
Florian Clauß
0:37:03–0:37:11
Ja, und auch wenn er da ankommt, da wo die Rakete quasi, seine Transporter-Rakete
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landet, Dann hat er so eine Art Seesack mit dem.
Micz Flor
0:37:15–0:37:15
Ja.
Florian Clauß
0:37:16–0:37:19
So wie er dann gekleidet ist, so ein Seesack, ja.
0:37:20–0:37:25
Ich glaube, das ist dann so diese militärische Form, wie man dann halt irgendwo
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im Einsatzgebiet dann fliegt, ja.
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Man hat halt so einen Sack, wobei der dann auf Solaris so ein bisschen futuristischer aussieht, ne.
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Er kommt auf diese Station und man sieht eben auch, dass diese Station irgendwo
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Ende ihres Lebenszyklus ist, ne.
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Alles ist ein bisschen ungeordnet, liegt herum, er trifft keinen richtig,
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trifft dann auf Snout, redet dann kurz mit ihm, ist dieser verwirrte Zustand,
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wo dann eben Snout sehr zurückhaltend doch ist, wo man nicht genau weiß,
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ja kommen sie erstmal an, holen sie sich aus, leg dich hin und so weiter.
0:37:59–0:38:03
Und ich will ein bisschen abkürzen, weil die Geschichte haben wir ja schon in
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der letzten Folge sehr ausführlich erzählt.
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Aber es ist dann auch so, dass dann Harvey, die sich umgebracht hat,
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die Freundin von Chris Calvin, die erscheint dann auch in einer sehr schönen Szene.
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Also da ist nochmal so die Farbgebung.
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Die Farbgebung bei dem Film, sehr gesättigt, in so Gelbtönen.
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Auf einmal ist sie dann im Raum da. Und er kann das natürlich erstmal nicht glauben, was da ist.
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Hält es für einen Traum, reagiert panisch.
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Er schickt dann eben Harvey mit der Rakete aus der Station, verbannt sie.
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Und man sieht dann auch, wenn sie dann rausfliegt, das ist auch ein schöner
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Moment, wie man einfach ihr Gesicht, dieses Gesicht aus dem Bullauge von der
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Rakete, eben noch so völlig entsetzt anschaut.
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Also er kann es eben nicht glauben, dass es sie ist und unterhält sich dann
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mit Snout und bekommt dann halt eben mehr Informationen zu der Situation.
Micz Flor
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Genau, das ist eigentlich relativ ähnlich, auch wie im Buch,
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so vom Rhythmus her. Es ist natürlich
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anders, also da sind wirklich viele Strecken und viele Längen drin.
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Aber von der handlung ist es da relativ ähnlich auch
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zum beispiel was du schon beschrieben hat es in der letzten folge die
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die situation so sartorius dann die tür hinter sich zu hält während er mit calvin
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spricht zum ersten mal wirklich und dann sagen wo kevin sagt ich komme jetzt
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rein und er sagt nein nein bleiben sie draußen ich komme ich komme alles gut
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also will nicht dass er sieht was da drin los ist dann hält sartorius die tür
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zu und es zappelt so und dann Und dann kommt wirklich kurz,
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geht die Tür auf und da kommt ein,
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sieht man nur ganz kurz, ein kleinwüchsiger Mann, kommt dann raus und er zieht
0:39:47–0:39:50
ihn halt dann irgendwie ins Zimmer rein, dann schmeißt er die Tür wieder zu.
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Das ist dann dieser Moment, wo ich das Gefühl hatte,
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wäre schöner gewesen wenn man es im fantastischen gelassen hätte also im sinne
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von ich stelle mir das vor.
Florian Clauß
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Ja aber.
Micz Flor
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Es ist dann sehr nah schon irgendwie eine handlung dran finde ich was nicht vor.
Florian Clauß
0:40:07–0:40:13
Film hält sich da recht nah an der an dem buch das tatsächlich,
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also die zweite habe ich um wieder auch diese szene mit dem kleid das ist aufgeschnitten
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wird ja ja wird da inszeniert und auch das zweite kleid,
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bekommt da auch den stellenplatz in dem
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buch von stanislaw lemm wird das zweite kleid so beschrieben wie das wäre das
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schmerzhafteste was er je gesehen hätte was ihm so ein also den chris hat den
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ich erzähler das hätte ihnen so einen starken stich gegeben als er das zweite Kleid.
0:40:49–0:40:53
Ich fühle mich echt so ein bisschen wie hier irgendwie twenty eight days later.
Micz Flor
0:40:53–0:40:58
Es ist völlig ausgestorben. Die Fotos kann man kann man sich nicht vorstellen.
0:40:58–0:41:01
Also gerade wenn man so das Gefühl hat, dass Berlin ist inzwischen auch so dicht
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geworden, so viel los und wir sind hier draußen.
Florian Clauß
0:41:04–0:41:07
Es sind nur noch ein paar Autos, wo man dann auch so gehetzte Leute sieht und wir.
Micz Flor
0:41:07–0:41:10
Müssen uns langsam Sorgen machen, ob wir vielleicht verdursten,
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weil wir kein Wasser mithaben, weil hier scheint keine Zivilisation mehr zu sein.
Florian Clauß
0:41:14–0:41:19
Das ist echt verrückt. Die Geschichte geht also so weiter wie im Buch.
0:41:19–0:41:26
Das heißt, es ist eine andere Beziehung, die sich zwischen Chris und Harvey entwickelt.
Micz Flor
0:41:26–0:41:29
Es gibt ja dann auch diese eine Szene, wo eben Harvey dabei ist.
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Die anderen Gäste sind ja nicht dabei bei den anderen.
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Wo die in so einem, wie in so einem Offiziersspeisesaal oder sowas drin sitzen.
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Also wo man wirklich das Gefühl hat, das ist schon wieder fast auf der Erde.
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Da hat man Woodpaneling und die sitzen da irgendwie rum.
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Das fand ich auch irgendwie sehr erstaunlich, dass die Innenarchitektur dann
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irgendwie dann, als diese Beziehung zwischen den beiden so fest war,
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dass er sie auch einfach mitnimmt zu solchen Meetings, dass es dann wirklich
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so richtig häuslich wird.
Florian Clauß
0:41:57–0:42:00
Genau, aber das ist nochmal eine zentrale Szene, die wollte ich auch genauer
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nochmal eingehen. Du meinst die Szene in der Bibliothek, ne?
Micz Flor
0:42:04–0:42:04
Ja.
Florian Clauß
0:42:04–0:42:08
Das ist nochmal eine Schlüsselszene für mich in dem Film.
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Sonst entwickelt der sich, also das heißt auch, das hattest du ja auch letzte
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Folge beschrieben, Die war sehr schön inszeniert, wie dann Harvey sich eingesperrt
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fühlt und diese Stahltür niederreißt und dabei sich schneidet.
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Und dann auf einmal sehen Snout und Calvin, wie schnell sich die Schnittwunden
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dann regenerieren können.
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Dass da eben eine Kraft dahinter ist. Und auch Harvey selber...
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Beginnt über sich zu reflektieren. Also das heißt, ihr ist klar, dass sie eine Kopie ist.
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Und dass sie dann nur eine Abbildung ist. Eine Kopie, aus der aus dem Gedächtnis von Chris ist.
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Und das heißt, sie kriegt da viel stärker die Vorstellung, dass sie als Figur,
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und das finde ich auch toll, dass sie wirklich dann anfängt,
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eine Identität zu entwickeln.
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Stärker als in der Romanvorlage. weil sich eben dann eben diese Beziehung zwischen
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den beiden tatsächlich in einer neuen Art der Liebe ausdrückt.
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So möchte ich das mal formulieren.
Micz Flor
0:43:18–0:43:23
Also diese Tour, die du rausgesucht hast, ist viel phänomenaler als du dachtest.
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Konnte keiner erahnen, aber wir laufen wirklich wie 28 Days Later,
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28 Weeks Later über leere Autobahnzubringer.
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Die Natur scheint hier schon Teile der Straßen zurückerobert zu haben.
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Es ist alles abgesperrt.
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Die Illusion hält nicht ganz, weil im Hintergrund hört man ein paar Autos fahren.
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Aber es ist wirklich ein sehr, sehr ungewöhnliches Stadtgefühl.
Florian Clauß
0:43:53–0:43:58
Vor allen Dingen, dass man mitten in der Stadt ist, aber wie tot einfach auch
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Marzahn ist hier an solchen Stellen.
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Und ich dachte, wir könnten da noch essen gehen. Also, es gibt,
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das ist dir sicher auch aufgefallen, es gibt auch relativ Anfang an einem Film,
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gibt es dieses Schwenk auf das Ohr von Snout.
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Hast du das noch im Kopf?
Micz Flor
0:44:18–0:44:20
Jetzt, wo du sagst, kommt es wieder hoch.
Florian Clauß
0:44:20–0:44:28
Ja, und das passiert zweimal. Das ist dann so ein Zoom in das Ohr von Snout.
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Ja, und man fragt sich, warum? Warum?
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Was will denn jetzt Tarkovsky uns damit zeigen?
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Und hast du da irgendeine Idee? Also ich habe da auch keine größere Theorie
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zu, außer dass es so um diese Sinnlichkeit geht.
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Weil der Film hat schon was extrem Sinnliches.
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Die Frage ist nämlich von der Erscheinung der Gäste, dass es ja eine körperliche
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Beziehung dann auf einmal bekommt.
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Und diese sinnliche Beziehung zu dem Ohr, diese Wahrnehmung.
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Also es wird ja irgendwie, es wird ja auch diese, grundsätzlich ist es ja auch,
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der ganze Roman geht ja immer auch um Erkenntnistheorie.
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Also was können wir erkennen? Also die ganze Erkenntnistheorie im klassischen
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Sinne wird ja auch in Frage gestellt durch solche Modelle.
Micz Flor
0:45:14–0:45:17
Das ist jetzt irre, weil ich das irgendwie als Bild im Kopf habe,
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aber jetzt nicht genug, als dass ich da irgendwie eine Beziehung zu entwickeln
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könnte, um dir so aus dem Bauch heraus ein Gefühl zu geben, was ich denke, was es bedeutet.
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Aber es ist so, das wäre jetzt alles irgendwie vom Kopf her.
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Ich habe dann, ist aber auch Blödsinn, ich habe mir gedacht,
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weil er sich ja als Ratte vorstellt, dass er, he's a rat, also er ist ein Spion,
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ob er da jetzt irgendwie alle hören mit, so, das weiß ich nicht.
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Vielleicht ist das eine Symbolik, die dann damals,
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Und in den politischen Verhältnissen Bedeutung hatte. Aber es ist jetzt wirklich
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nicht so stark aufgeführt.
Florian Clauß
0:45:55–0:45:58
Also ich finde auch gut, dass du jetzt in dem Zusammenhang nochmal ansprichst,
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das repressive System, weil natürlich auch Tarkovsky immer auch Systemkritik
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irgendwo impliziert in seinen Filmen.
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Und können wir auch nochmal nachher besprechen.
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Aber es gibt diesen, also ich würde es auch eher so um diese Sinnlichkeit,
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um diese Körperlichkeit, um dann nochmal diese Wahrnehmung und dieses Trügen
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von Wahrnehmung, dass du deinem Sinnesorgan nicht mehr vertrauen kannst.
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Oder dass du diese Erkenntnis, und da sind wir jetzt wieder bei unseren KI-Folgen von früher,
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dass eben für wirkliche Intelligenz ja auch eine Körperlichkeit,
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zumindest in unserem menschlichen Kontext, vorausgesetzt wird.
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Das heißt, um Sachen zu erkennen, muss man ja die auch irgendwo sinnlich erfahren.
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Gehen wir nochmal auf diese Szene in der Bibliothek. In dieser Szene,
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da habe ich ja auch tatsächlich nochmal viel mitgeschrieben aus dem Film,
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weil das für mich, wie ich schon sagte, eine Schlüsselszene ist.
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Und da möchte ich dir den Dialog vorlesen.
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Also es ist die Geburtstagsfeier von Snout in der Bibliothek und da taucht er
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auch viel später aus und völlig betrunken.
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Sartorius und Kelvin mit Harvey sind ja schon da und Snout sagt als er erscheint,
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wir wollen doch, ja und das ist genau das,
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was er zum Ende der letzten Folge vorgelesen hat, wir wollen doch die Erde nur
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ausweiten bis an ihre Grenzen, wir brauchen keine anderen Welten,
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wir brauchen einen Spiegel, wir plagen uns ab mit dem Kontakt,
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aber wir werden ihn nie bekommen und Kelvin sagt Giberian starb vor Ausweglosigkeit.
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Sartorius, ich kenne meinen Platz, ich arbeite. Der Mensch wurde von der Natur
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geschaffen, um sie zu erkennen.
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Also hier hast du genau diese unterschiedlichen Positionen herausgearbeitet.
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Harvey sagt, Chris verhält sich viel menschlicher als ihr beide.
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Unter unmenschen Bedingungen sucht er Menschlichkeit, während sie,
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also Sartorius, so tun, als ginge sie das nicht an. Er versucht zu lieben.
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Unterbrechen Sie mich nicht. Ich bin eine Frau. Das sagt der Terrorist.
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Und dann sagt er, unterbrechen Sie mich nicht. Ich bin eine Frau. Sie sind keine Frau.
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Harvey ist tot. Sie sind eine mechanische Wiederholung. Eine Kopie, eine Matrize.
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Eine Matrize ist auch schön, weil es ist wie das Carbon-Copy.
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Und Harvey sagt, ja, schon möglich. Aber ich werde zu einem Menschen.
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Ich kann schon auskommen ohne ihn. Ich liebe ihn.
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Ich bin ein Mensch und sie sind sehr grausam.
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Und das finde ich halt so ganz toll, weil nämlich in dieser Form von dieser
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unwirklichen, unnatürlichen Harvey wird auf einmal so ein Menschlichkeitsdiskurs geführt.
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Und der dann genauso gleichwertig ist, wie jetzt, als wäre sie ein echter Mensch.
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Also genau in dieser Fremdartigkeit, in dem sie dann halt diese Liebe dann auch
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wirklich als Emotion auch glaubhaft dann entwickelt, fängt sie ja dann an,
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diese Menschlichkeit zu entwickeln.
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Und das ist halt irgendwie interessant, dass Menschlichkeit ja gleichzeitig
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so eine Wertigkeit ist, so eine moralische Implikation hat an der Stelle.
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Und dann kommt auch diese Szene, wo dann Snout schon vorher angekündigt hat,
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es wird Schneewerelosigkeit geben. Und man sieht dann in der Bibliothek nur
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noch, wie dann Chris und Harvey zusammen Arm in Arm auf der Bank sind.
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Auf einmal fliegt ein Buch dann
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so durch das Bild und man hört so einen Kling, so einen Kling von Glas.
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Und dann ist der Kronleuchter, der in der Bibliothek hängt, der faltet sich
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quasi aufgrund der Schwerlosigkeit zusammen.
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Und dann kommt halt dieses Kling von Glas und man sieht dann halt die beiden,
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wie sie schweben. Das ist aber auch so, wie du schon beschrieben hast, so ein heimeliger Raum.
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Also das heißt, es ist wirklich so noch mit so ganz kulturellen Gegenständen
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aufgeladen. Du siehst das Bücherregal, du siehst dann halt auch Ikonen.
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Und dann kommt halt dieses Bild von Heimkehr der Jäger.
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Das ist ja dieses ganz berühmte Gemälde, wo du dann so eine Winterlandschaft siehst.
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Und dieses von Brügel ist das, glaube ich.
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Und diese Winterlandschaft wird dann in so Close-Ups nochmal so näher herangesoomt.
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Du siehst dann die Hunde von den Jägern. Das kennt, glaube ich, jeder, dieses Bild, ne?
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Du siehst dann im Hintergrund dann so diesen Teich, da wird auch nochmal näher drauf geguckt.
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Wie der Teich zugefroren wird, wie dann eben Menschen auf den Teich Schlittschuh laufen.
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Und du siehst dann halt auch so, im Prinzip siehst du eine Winterlandschaft,
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die halt nichts mit dieser unwirklichen Atmosphäre von dem Planeten zu tun hat.
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Und Chris und Harvey liegen da Arm in Arm und sind dann wirklich so für sich auf einmal, so als Paar.
Micz Flor
0:51:10–0:51:14
Ja, das ist, glaube ich, auch so eine richtige Tarkovsky-Einstellung,
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wo man so merkt, das ist ihm jetzt unglaublich wichtig, dieses Bild.
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Und in Bezug zum Dialog ist es so,
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dass das Bild Snouts Ansicht quasi verifiziert in dem Moment und sagt,
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ja, wir nehmen die Erde überall hin mit.
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Auch hier sind wir in dieser Bibliothek bis hin zu einem Winterbild von Jägern und Hunden.
Florian Clauß
0:51:47–0:51:52
Ja, also wir können ja auch nur mal sagen, ich würde es jetzt ein bisschen anders
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einschätzen, aber es ist auf jeden Fall so ein Tarkovsky-Moment,
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weil Tarkovsky diese Schwerelosigkeit in einigen Filmen verwendet hat.
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Also bei Stalker haben wir es jetzt nicht, aber bei Stalker gibt es diesen Montage-Cut,
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wo auf einmal etwas Übernatürliches passiert, unerwartet in einem Setting, was übernatürlich ist.
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Aber es gibt bei Andrei Rubeljov so eine Einstellung, wo dann auf einmal so
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ein Kind zu schweben anfängt.
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Die ganze Zeit nicht, aber das Kind fängt an zu schweben und hebt sich dann
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auch über die ganzen Brückenwälder.
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Aber es ist auch so ein ganz starker Moment aus so einer Ruhe heraus.
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Also er hat dann halt auch wieder so eine Kraft, einfach so eine filmische Kraft,
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die dann auch sich auf den Körper auswirkt in dem Moment.
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Also eine Ruhe, meditativ, hypnotisch, wie auch immer.
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Diese drei Stränge, die in Figuren angelegt sind, aber die auch nicht so richtig gewichtet sind.
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Sondern es ist auch immer in den einzelnen Figuren unterschiedlich von der Gewichtung drin.
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Das ist einmal der wissenschaftliche und zivilisatorische Strang,
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der so ein bisschen durch Sartorius verkörpert ist.
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Dann haben wir die Naturverbundenheit und die Transzendenz, die da auch zum
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Ausdruck kommt. Das sind die Natur-Szenen, die Schwebe-Szenen,
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die Musik auch, die im Hintergrund dann immer kommt.
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Und es gibt das Metaphysische, das Bewusstsein, das Gewissen.
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Das ist quasi der Planet, also der Ozean, das außerirdische Leben.
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Und diese Stränge werden ja immer so hin und her gewuchtet.
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In dem Film. Und jetzt aber noch mal so, was heißt das denn eigentlich?
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Wir haben dann am Ende, wir kommen jetzt mal zum Ende, also ich glaube,
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wir können das, das ist auch relativ nah.
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Das heißt, auch hier folgt der Film, dem Buch, dann bringt sich eben oder in
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Abstimmung, also das ist nochmal wichtig, Calvin fällt dann in einen.
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Fiebertraum. Und dann vermischen sich, dann träumt er eben, Dann träumt er von seiner Kindheit.
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Er als Kind wird von seiner Mutter, im Traum ist er dann aber nicht gealtert,
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sondern wird als alter Mann oder als der Mann, in dem Alter er gerade ist,
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wird er dann von seiner Mutter gepflegt.
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Gleichzeitig schwenkt die Kamera im Raum und die Mutter sieht dann auch sehr
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ähnlich zu Harvey. Also es vermischt sich diese Figuren.
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Es ist dann Harvey, es ist die Mutter, die Mutter, man sieht sie dann auch gelangweilt,
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wie sie raucht und dann auch in der Winterlandschaft dann irgendwie,
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also man sieht halt so Kindheitsszenen irgendwo da so in diesem Traum.
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Und am Ende ist es dann so, dass wenn er dann erwacht von dem Traum,
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hat Harvey sich dann halt auch in ihrem eigenen Willen dazu entschlossen,
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dass sie dann annulliert wird.
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Das heißt, sie ist dann auch nicht mehr da. Für Calvin ist es auch so ein Moment des Verzweifelns.
Micz Flor
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Und da ist es nochmal anders, in beiden Filmen, glaube ich, anders als im Buch.
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Im Buch verabreicht Javier Calvin Schlaftabletten.
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Aber in beiden Filmen hat Calvin diesen Fiebertraum.
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Also Clooney hat den ja auch.
Florian Clauß
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Und was dann quasi zum Ende des Filmes führt, dann heißt es auch,
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dann diskutiert er eben mit Snout, dass er auf die Erde zurückkehrt.
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Es gibt dann einen Schuss und auf einmal siehst du dann Calvin wieder an diesem
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See, an dem Haus von dem Vater,
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wieder dann auch da in der Landschaft. und denkt man, okay, er ist jetzt wieder auf der Erde.
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Dann sieht er seinen Vater im Haus und es fängt an zu regnen.
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Und da ist wieder so dieses Glitching, diese Glitches, nämlich das regnet im Haus.
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Und er sieht seinen Vater und er lehnt sich so an die Scheibe.
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Sein Vater tritt vor die Tür und er kniet vor seinem Vater nieder und umschlingt seine Hand.
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Dann fährt die Kamera raus und auf einmal sieht man dann diese ganze Szene mit Haus, mit Teich.
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Quasi so eine Scholle ist im Ozean. Und die Kamera verliert sich dann in den Wolken. Das heißt,
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ist dann in dieser Simulation auf dem Ozean zurückgeblieben.
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Wobei man nicht weiß, ist das jetzt... Also es wird noch offener.
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Während bei dem Roman sich dann Chris entschieden hat, bewusst dann weiterzumachen,
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kann das auch quasi so ein Ende sein.
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Das kann der alte Memoid sein oder er ist dann wirklich gefangen im Ozean und kommt nicht mehr raus.
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Also wie so die Muschel, die Perle in der Muschel. Und er ist dann verschlungen jetzt.
Micz Flor
0:56:43–0:56:48
Ja, und das ist dann das Ende und das ist quasi genau, wie du sagst,
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nochmal das Haus wie vom Anfang.
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Und das ist dann so eine Klammer um die ganze Geschichte, wo ich,
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was ich am Anfang schon sagte, auch wieder eine Klammer.
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Zuerst den Film gesehen, beide Filme gesehen, dann das Buch gelesen.
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Jetzt zum ersten Mal das Buch gelesen.
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Und dann frage ich mich wirklich, warum hat Tarkovsky das so gesetzt?
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Warum hat der, also gut, filmisch, ich muss irgendwie sagen,
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seit 100 Jahren gibt es Solaristik, dann reden halt die älteren Menschen auch schon darüber.
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Aber warum ist er wieder zum Schluss beim Vater?
0:57:23–0:57:27
Ich habe es nicht so ganz gecheckt. War mir nicht klar.
Florian Clauß
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Also ich Ich kann dir ja mal vielleicht einen Interpretationsansatz geben dafür,
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wie ich das jetzt sehen würde.
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Es ist ja eigentlich so eine, also eigentlich ist es eine Erläuterungsgeschichte.
0:57:40–0:57:46
Das heißt, Harvey erscheint, entwickelt eine Beziehung, er überdenkt seine aggressive
0:57:46–0:57:49
Haltung, den Ozean in die Luft zu jagen,
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empfindet wieder Liebe, er kriegt dann wieder eine Identität,
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ein Heimatgefühl, er kriegt eine Verbundenheit, er versöhnt sich mit seinem todkranken Vater.
0:58:02–0:58:06
Es gibt ja so eine, und das ist so ein bisschen wie unser Podcast,
0:58:07–0:58:11
man hat so eine Verknüpfung von Ort und Wort.
0:58:13–0:58:20
Diese Verbundenheit und diese Identität zu einem Ort, wo man erstmal überhaupt
0:58:20–0:58:22
ein Ich-Bewusstsein aufbauen kann.
0:58:23–0:58:27
Und das ist glaube ich so dieses, und da wird es wieder so politisch,
0:58:27–0:58:30
das ist halt natürlich ein total russisches Ding.
0:58:30–0:58:33
Mütterchen Russland, das ist so tief drin.
0:58:34–0:58:37
Das ist, glaube ich, auch was man kulturell eben jetzt nicht so nachvollziehen kann.
0:58:37–0:58:44
Aber dieses Mütterchen Russland, diese Verbindung zur Erde, diese Heimat,
0:58:44–0:58:49
die dann auch so tief drin ist in den Charakteren, dass sie darüber überhaupt
0:58:49–0:58:51
ihre eigene Existenz erfahren können.
0:58:51–0:58:55
Und das ist dann so ein bisschen konträr. Und da will man dann so ein bisschen
0:58:55–0:58:58
noch die Systemkritik herausholen.
0:58:58–0:59:06
Nämlich konträr zu diesem Ansatz von dieser Gesellschaft, dieses UdSSR,
0:59:07–0:59:10
eben diese Gesellschaft von Gleichmachung.
0:59:11–0:59:15
Also es wird einfach eine gewisse Leistung erwartet.
0:59:15–0:59:24
Es wird jetzt quasi nicht unterschieden. Also das ist nochmal so die Kritik an das Regime.
0:59:27–0:59:31
An den Staatsapparat, dass diese bedingungslose Rationalisierung,
0:59:31–0:59:37
die geht in so einer, da geht halt in dieser Form, geht halt die Menschlichkeit irgendwo verloren.
0:59:38–0:59:42
Und das führt eben zu so einer Heimat und zu einer Wurzellosigkeit,
0:59:44–0:59:45
Orientierungslosigkeit.
0:59:45–0:59:49
Und ich glaube, das damit, mit diesem Bild, hat das so Tarkovsky so ein bisschen
0:59:49–0:59:55
entgegengesetzt und wollte da quasi so eine Staatskritik dran üben.
0:59:55–0:59:59
Das wäre jetzt so ein Ansatz, den man da so reinlesen könnte.
0:59:59–1:00:03
Gleichzeitig wird es halt auch in anderen Kritiken, wird es dann auch sehr,
1:00:04–1:00:13
ja, dann ist halt einfach diese Liebe von Harvey zu Chris und dann ist es dieser Läuterungsprozess.
1:00:13–1:00:15
Das ist eine sehr kitschige Geschichte dann wieder.
1:00:16–1:00:20
Also es wird dann, wenn man die reine Geschichte rauszieht, ist die halt einfach
1:00:20–1:00:26
viel zu kitschig. Und man muss es, glaube ich, einbetten, einfach in den kulturellen Kontext da.
Micz Flor
1:00:27–1:00:31
Ja, das kann ich nicht so gut. Aber jetzt, wo du darüber sprichst,
1:00:31–1:00:35
kommt in mir so das Bild hoch, dass es ja auch vielleicht, er zieht ja los,
1:00:35–1:00:37
Calvin, als der, der das jetzt alles zerstören will.
1:00:38–1:00:44
Und er kommt dann zurück und der Vater ist natürlich im echten Leben schon inzwischen längst gestorben.
1:00:44–1:00:50
Das ist ja auch so ein Thema, also dass er seinen Vater nicht begraben wird.
1:00:50–1:00:53
Das wird ja auch am Anfang wirklich angesprochen.
1:00:54–1:01:01
Und dass er dann aber dieses Bild herstellt, wo er vielleicht einfach das Lebenswerk
1:01:01–1:01:07
des Solaristen, also sein Vater ist ja Solarist gewesen, von Geburt bis Tode sozusagen,
1:01:07–1:01:14
dass er dann in seinem Bild zum Schluss sich mit dem Vater irgendwie verbindet.
1:01:14–1:01:18
Und aufgrund der Erfahrung, die er dort hatte mit Harvey, dann einfach seine
1:01:18–1:01:21
Meinung ändert und als Wunschvorstellung dann auch umgesetzt wird,
1:01:22–1:01:25
dass er dem Vater gegenüber das noch mal zeigen kann.
1:01:25–1:01:30
Dass er sich dem unterwirft, buchstäblich. Das ist ja auch so ein Boden.
Florian Clauß
1:01:30–1:01:35
Ja, vielleicht, wenn man das dann halt in diesem Solaristik-Diskurs dann auflösen möchte.
1:01:36–1:01:43
Übertragen gesprochen wäre es dann auch so, wenn das Ende, der hat ja auch so
1:01:43–1:01:45
eine gewisse Metaphysik.
1:01:45–1:01:51
Also das heißt, es ist ja mystisch. Es ist irgendwie so kein klares Ende.
1:01:51–1:01:56
Und das ist ja genau der Gegenpol zu diesem wissenschaftlichen Aufklärungsdiskurs,
1:01:56–1:01:59
der immer wieder unternommen wird, um halt den Planeten zu untersuchen.
1:01:59–1:02:03
Also so findest du auch irgendwie so einen anderen Ansatz.
1:02:04–1:02:07
Das ist halt quasi nicht diese Unterwerfung nach Solaristik,
1:02:07–1:02:09
sondern das ist ja dann eher so die Frage...
1:02:10–1:02:15
Wie passiert das jetzt gerade hier? Und das wäre auch nochmal so,
1:02:16–1:02:23
dann eher dieses nach Menschlichkeit, nach Ungeklärtheit, nach Offen und nicht
1:02:23–1:02:25
nach Rationalisierung.
1:02:25–1:02:29
Es gibt viele Ansätze in Darkowskis Werken.
Micz Flor
1:02:29–1:02:36
Es ist auch total schwierig, finde ich, den Film in seiner Wirkweise in Sprache zu fassen.
1:02:36–1:02:41
Das ist wieder das, was wir immer versuchen. versuchen, wir erklären hier ja
1:02:41–1:02:43
auch die Umgebung, durch die wir laufen.
1:02:43–1:02:46
Manchmal mit einer verzweifelten, appellativen Haltung.
1:02:48–1:02:50
Keiner wird sich vorstellen können, wie irre das gerade aussieht,
1:02:50–1:02:51
dass hier alles abgesperrt ist.
1:02:51–1:02:54
Aber da versuchen wir Bilder, die wir erleben, mit Worten zu fassen.
1:02:54–1:02:59
Ein Film, der davon lebt, dass er so eine mächtige Bildsprache hat und auch
1:02:59–1:03:02
mal auskommt, ein paar Minuten einfach überhaupt keinen Text zu haben.
1:03:02–1:03:09
Das ist ja schon auch in sich selbst eine Haltung, wo man sagen muss, das muss man erleben.
1:03:09–1:03:12
Also man muss das irgendwie sehen. Das ist bei Tarkowski, glaube ich, sehr, sehr schwer.
Florian Clauß
1:03:12–1:03:20
Ja, genau. Dieses Erleben, dieses Leiden, Leben und dieses Zurückbesinnen auf das Menschliche.
1:03:20–1:03:25
Das ist vielleicht so das, was das Humane ausmacht und was dann in diesem ganzen
1:03:25–1:03:28
Solaristik-Diskurs irgendwo verloren gegangen ist.
Micz Flor
1:03:28–1:03:32
Und das ist vielleicht dann auch dein Begriff oder das Wort der Hypnose,
1:03:32–1:03:37
was du am Anfang für dieses Format genommen hast, ist dann vielleicht doch passend,
1:03:37–1:03:38
weil das ja auch sowas ist.
1:03:38–1:03:41
Die Hypnose kann man sich nicht vom Kopf her erklären und dann wird es genauso
1:03:41–1:03:48
sein, sondern die Hypnose ist etwas, dem man sich hingeben muss und dann ist
1:03:48–1:03:50
der Ausgang vielleicht ungewiss und so, aber es ist auf alle Fälle nichts,
1:03:50–1:03:52
was man einfach in Worte fassen kann.
Florian Clauß
1:03:52–1:03:57
Ja, es ist ein suggestiver Akt. Also es geht irgendwo, man weiß nicht, was rauskommt.
1:03:58–1:04:02
Okay, soweit. Wir wussten auch am Anfang nicht, was rauskommt.
Micz Flor
1:04:02–1:04:05
Genau. Wo wir rauskommen.
Florian Clauß
1:04:05–1:04:07
Wie wir und wo wir rauskommen.
Micz Flor
1:04:07–1:04:10
Wir sind auf dem wunderschönsten Planeten, auf dem ich jemals war.
Florian Clauß
1:04:10–1:04:13
Auf dem Planeten Marzahn.
1:04:16–1:04:21
Also das war jetzt eigentlich Episode 54.
1:04:22–1:04:26
Wow, 54 sind wir jetzt mittlerweile. Es geht weiter mit dem Thema.
1:04:26–1:04:32
Freut euch auf die nächste Episode, wo wir dann nochmal tiefer in den Film,
1:04:32–1:04:36
in der filmischen Interpretation von Söderberg einsteigen.
1:04:36–1:04:39
Das war's für uns soweit. Macht's gut.

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"Wir möchten einen unbekannten aber existierenden Planeten erforschen, stattdessen untersuchen wir Menschen." Snaut, Kybernetiker

Das dritte Jahr "Eigentlich Podcast" beginnen wir mit einer Solaris-Trilogie. In dieser ersten Episode geht es um den Science-Fiction-Roman "Solaris" von Stanisław Lem (1961); in den folgenden um die Verfilmungen des Stoffs durch Andrei Tarkowski (1972) und Steven Soderbergh (2002). Der Roman "Solaris" spielt auf einer Raumstation, die den gleichnamigen, mysteriösen Planeten erforscht. Im riesigen Ozean, der Solaris bedeckt, scheint eine außerirdische Intelligenz verortet zu sein. Der Psychologe Kris Kelvin landet zu Beginn der Erzählung auf der Forschungsstation, von der aus sein Kollege Gibarian ihn zu Hilfe gerufen hatte. Doch Gibarian hat sich am Tag vor Kelvins Ankunft umgebracht, sagt Snaut, einer der beiden verbliebenen Forscher auf der Station. Es bleibt unklar, was vorgefallen ist und was Kelvin jetzt tun sollte oder hätte tun sollen. In diesem Schwebezustand erfahren wir viel über die inzwischen 100-jährige "Solaristik", die Spekulationen und Erforschung der wilden Phänomene des Ozeans. Dann erscheint eine Replik von Kelvins verstorbener Geliebten, was ihn zwingt, sich seinen eigenen inneren Dämonen zu stellen. Bald erfahren wir, dass die anderen beiden auch "Gäste" haben, wie sie die von Solaris erschaffenen, menschenähnlichen, doppelgängerhaften Kopien nennen. Das Buch untersucht Themen wie das Wesen des Bewusstseins, die Grenzen der menschlichen Erkenntnis und die Schwierigkeit, das Fremde zu verstehen. Was wir bei "Eigentlich Podcast" so noch nicht gemacht haben: Alle drei Folgen zeichnen wir in einer langen Wanderung durch Berlin auf – während wir, wie immer, "beim Laufen reden und laufend reden". Flo hat eine Tour geplant, die uns von den verwachsenen Grünflächen und Grabsteinen bei Herzberge, entlang übergroßer Rohrsysteme zur abgesperrten sechsspurigen Stadtautobahn in Marzahn führt. Berlin und Solaris verschmelzen beim Wandern wie in einem Fiebertraum. Und wir erkennen: jetzt sind auch wir "Solaristen" als Teil jener Gruppe, die seit Jahren spekuliert worum es bei Solaris eigentlich geht...

Shownotes

Mitwirkende

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Florian Clauß
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Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:01
Gut.
Florian Clauß
0:00:02–0:00:03
Kommen Sie gerade von der Arbeit?
Micz Flor
0:00:04–0:00:11
Ja. Ich komme von der Arbeit. Und es war auch Arbeit. Und deshalb machen wir jetzt...
Florian Clauß
0:00:11–0:00:12
Arbeit!
Micz Flor
0:00:12–0:00:18
Nee, auch Arbeit. Schon aus Arbeit. Hallo! Willkommen zu Eigentlich Podcast.
0:00:19–0:00:24
Der Podcast, bei dem wir laufend reden und beim Laufen auch noch reden.
Florian Clauß
0:00:24–0:00:25
Ja, laufend reden quasi.
Micz Flor
0:00:25–0:00:27
Neben mir ist...
Florian Clauß
0:00:27–0:00:29
Oh, läuft auch dabei?
Micz Flor
0:00:29–0:00:33
Und ich bin Mitch und wir haben heute eine ganz besondere Folge,
0:00:33–0:00:39
nämlich die Folge nach der 52. Wie viele Wochen hat das Jahr?
Florian Clauß
0:00:39–0:00:40
52, oder?
Micz Flor
0:00:40–0:00:44
Wie oft erscheinen unsere Folgen?
Florian Clauß
0:00:44–0:00:46
Alle zwei Wochen.
Micz Flor
0:00:46–0:00:48
Das heißt, wir sind jetzt in
0:00:48–0:00:53
der ersten Episode des dritten Jahres und das ist schon ganz schön viel.
Florian Clauß
0:00:53–0:00:55
Zwei Jahre eigentlich Podcast.
Micz Flor
0:00:55–0:00:58
Genau, und zu drei Jahren machen wir dann auch gleich eine Trilogie und wir
0:00:58–0:01:01
nehmen heute alles in einem Fluss auf.
0:01:01–0:01:05
Die erste Folge ist quasi eine Gemeinschaftsfolge, die aber dann Flo schneiden
0:01:05–0:01:07
wird. Die zweite Folge ist Flo's Folge.
0:01:08–0:01:13
Ich habe ja zwei geschnitten, als du nach Freiburg warst. Und jetzt fährst du
0:01:13–0:01:14
wieder nach Freiburg, da schneidest du zwei.
0:01:15–0:01:21
Und dann die dritte Folge, die wahrscheinlich nur zwölf Minuten lang in die
0:01:21–0:01:24
Luft raus ist bei uns. Das ist dann meine Folge.
0:01:24–0:01:28
Und wir haben uns ein ganz besonderes thema ausgedacht was uns alle irgendwie
0:01:28–0:01:31
schon immer so ein bisschen kribbelt und auch irgendwie verbindet uns als ein,
0:01:32–0:01:36
typisches also ich denke viele menschen die ich kenne können mit dem oberthema
0:01:36–0:01:42
was ihr alle jetzt schon gelesen habt das hättet ihr einfach runter gesagt und,
0:01:43–0:01:46
schon kennt und das wird jetzt Flo kurz vorstellen.
Florian Clauß
0:01:46–0:01:51
Genau, weil dieses Thema ist auch schon lange, lange auf meiner Backlog-Liste
0:01:51–0:01:55
von eigentlich Themen, nämlich Solaris.
0:01:55–0:01:59
Und Mitch hat dann den Vorschlag gemacht, Mensch, hier zum zweijährigen Jubiläum,
0:01:59–0:02:05
lass uns doch über Solaris von Lem reden und dann über die jeweiligen filmischen
0:02:05–0:02:11
Adaptionen, nämlich von Tarkovsky und von Soderbergh.
Micz Flor
0:02:11–0:02:12
Soderbergh, genau. Genau.
Florian Clauß
0:02:12–0:02:18
Und so teilen wir uns auch an auf Mitch und ich machen zusammen von Stanisław.
Micz Flor
0:02:19–0:02:22
Stanisław, ja, lass mich da ganz kurz noch mal was zu sagen.
Florian Clauß
0:02:22–0:02:22
Stanisław Lem.
Micz Flor
0:02:23–0:02:31
Wir werden vielleicht sagen Lem, aber bevor wir den Namen kürzen,
0:02:31–0:02:36
dachte ich, wir können den ganz kurz uns noch mal richtig anhören,
0:02:36–0:02:37
wie er eigentlich klingt.
0:02:37–0:02:43
Und zwar spricht jetzt hier die Patentante deines Patenkindes.
0:02:44–0:02:51
Man spricht das so Stanislaw Lem. Okay, Stanislaw Lem. Stanislaw Lem.
Florian Clauß
0:02:51–0:02:54
Wir sagen aber Lem im Folgenden.
Micz Flor
0:02:54–0:02:56
Ich habe mein Leben lang Stanislaw gesagt.
Florian Clauß
0:02:57–0:03:04
Ich habe auch Stanislaw. Es hat diesen Buchstaben mit dem Strich von links unten.
0:03:04–0:03:06
Wusste ich auch nicht. Wir haben...
Micz Flor
0:03:06–0:03:06
Wie?
Florian Clauß
0:03:06–0:03:07
Wusste ich auch nicht.
Micz Flor
0:03:07–0:03:11
Ja, ich habe mit dem Standes... Also, Herr Lem,
0:03:11–0:03:16
die Frage, wie man das richtig ausspricht, meine Anekdote zu diesen Buchstaben
0:03:16–0:03:18
ist so, dass ich mit der Band mal in,
0:03:18–0:03:25
was wir im deutschen Schlager Lodz nennen, Theo, wir fahren nach Lodz,
0:03:25–0:03:31
was aber auch einen Strich vorne hat, das heißt W, und man spricht es aus.
0:03:33–0:03:38
Und als wir das dann erfahren haben, dann hat die Sängerin natürlich gleich
0:03:38–0:03:44
mit dem ersten Anspruch ans Publikum, wir waren damals Vorgruppe von Lydia Lunch,
0:03:45–0:03:49
und dann ist sie auf die Bühne und stellt sich vorhin hin und Wulz hat ganz
0:03:49–0:03:52
technisch mal gesagt so, hello Lutsch,
0:03:52–0:03:58
woraufhin die ganze Band halt ins Lachen ausgebrochen ist, was aber dann natürlich
0:03:58–0:04:02
für alle überhaupt nicht komisch war. Aber, ja.
Florian Clauß
0:04:02–0:04:07
Ja, wie ihr vielleicht hört, haben wir uns hier auch an einem Hauptverkehrspunkt
0:04:07–0:04:11
im Osten getroffen, nämlich dem Bahnhof Lichtenberg.
0:04:11–0:04:16
Und passend zu unserer Folge heute habe ich noch eine Tour ausgesucht,
0:04:16–0:04:21
die auch lange auf meiner Liste steht, weil ich finde die Tour super.
0:04:23–0:04:26
Beziehungsweise ich bin ja auch schon oft gefahren. Wir werden jetzt so Richtung
0:04:26–0:04:31
Herzberge gehen. und der eigentliche Grund, warum wir nach Herzberg gehen,
0:04:31–0:04:36
ist, da schließt sich neben dem die Allee der Kosmonauten an.
0:04:36–0:04:41
Und was gibt es Besseres, als die Allee der Kosmonauten zu diesem Thema zu begehen?
Micz Flor
0:04:41–0:04:43
Zwei Alleen der Kosmonauten.
Florian Clauß
0:04:43–0:04:48
Die Allee der Kosmonauten ist ja auch so verschachtelt, dass wir einmal auf
0:04:48–0:04:52
die Hauptstraße kommen, aber der Anfang der Allee der Kosmonauten liegt wirklich
0:04:52–0:04:54
in Herzberg herein und ist halt total im Grün.
0:04:54–0:04:58
Das ist wirklich überraschend, weil mit Allee der Kosmonauten stellt man sich
0:04:58–0:05:03
immer so eine Stalinallee im Osten vor, die gepickt ist von allen möglichen
0:05:03–0:05:06
Hochhäusern, aber ist nicht so.
0:05:06–0:05:09
Aber erstmal müssen wir noch ein bisschen den Lärm ertragen.
0:05:09–0:05:13
Wir gehen jetzt über diese Riesenbrücke, wo die Schienen drunter langführen.
0:05:15–0:05:18
Deswegen brauchen wir jetzt noch irgendein leichtes Thema, bevor wir in das
0:05:18–0:05:20
eigentliche Thema einsteigen.
0:05:21–0:05:26
Wir haben vor zwei Jahren am 26.05.
0:05:26–0:05:30
Unsere nullte Episode online gebracht.
0:05:34–0:05:34
Ja, stimmt.
Micz Flor
0:05:35–0:05:37
Worum ging es denn da nochmal?
Florian Clauß
0:05:37–0:05:40
Ja, was war denn das noch? Eigentlich die Nullte.
Micz Flor
0:05:42–0:05:44
Eigentlich die Nullte. Ja, das war der Trailer.
Florian Clauß
0:05:44–0:05:49
Da kam der Streicherchor noch mit rein, den du gebaut hast. Wir hatten ja noch viel vor.
0:05:49–0:05:53
Wir wollten ja noch rein musikalisch dann noch viel mehr machen.
0:05:53–0:05:58
Du wolltest ja auch irgendwie so eine MIDI-Matrix dann entwickeln, oder? Weißt du das noch?
Micz Flor
0:05:58–0:06:01
Ja, ja, ich hatte die Idee, dass man das vielleicht so computergeneriert,
0:06:01–0:06:07
immer Variationen eines ähnlichen Motivs und jede Folge hat eine gleiche und
0:06:07–0:06:09
immer doch wieder neue Intro-Musik und das,
0:06:09–0:06:13
was ich da hatte, war glaube ich, weiß nicht, Rübezahl, ich weiß gar nicht mehr genau.
0:06:13–0:06:16
Aber wo wir auf der brücke sind wollen wir zum
0:06:16–0:06:20
dritten jahr ich habe meine frage an dich weil ich
0:06:20–0:06:23
mache diesen podcast mit dir und ich
0:06:23–0:06:25
höre ja auch podcast und dann gibt es
0:06:25–0:06:28
ja so podcast wo man einfach die leute kennenlernen will und
0:06:28–0:06:33
dann hat man halt so zu und alles ist so ein bisschen locker und der infogehalt
0:06:33–0:06:39
ist da aber hat er so was panoramamäßiges und dann gibt es solche wissens podcast
0:06:39–0:06:42
die halt irgendwie so eine überschrift haben wo man denkt das will ich jetzt
0:06:42–0:06:45
aber auch wissen und wenn die dann aber vorneweg auch,
0:06:45–0:06:49
was man manchmal so Laber-Podcast nennt, wenn die vorneweg so viel sagen,
0:06:50–0:06:54
ey, wie geht es deinem Skateboard oder so, dann merke ich, dass es ungeduldig werde.
0:06:54–0:06:57
Du hast ja auch neulich in der Folge schon angesprochen, hast gesagt,
0:06:58–0:07:01
naja, wenn bei der tiefsten Folge unsere,
0:07:01–0:07:05
wie hast du das gesagt, so ein Marketing-Experte oder Expertin würde wahrscheinlich
0:07:05–0:07:09
Finger drauf halten und sagen, ihr müsst euch fokussieren, ihr habt keine klare
0:07:09–0:07:11
Botschaft, was ist euer Brand und so.
0:07:11–0:07:13
Und du meintest, aber das ist doch genau unser Brand.
0:07:14–0:07:16
Wir reden laufend und sind laufend.
0:07:17–0:07:24
Aber meine Frage wäre, sollten wir schneller im Thema einsteigen,
0:07:24–0:07:28
also wenn wir die Brücken vermeiden jetzt, oder sollten wir...
Florian Clauß
0:07:28–0:07:30
Ich habe deine Frage nicht verstanden.
Micz Flor
0:07:30–0:07:32
Sollten wir was ändern zum Jahr 3?
Florian Clauß
0:07:33–0:07:38
Wir hatten ja auch in den ersten Folgen, oh, der macht einen Wheelie.
0:07:42–0:07:47
Ein verrückter Ort, wirklich, so ein bisschen Lust hier.
0:07:47–0:07:52
Wir hatten ja also verschiedene Formate auch mal, die so, wie sagt man so,
0:07:52–0:07:56
in unserer Folge dann zum Schluss, was war dann eigentlich ja,
0:07:56–0:08:01
was war dann Wow-Effekt oder was war dann eigentlich Effekt bei dieser Folge, was hast du gelernt?
0:08:02–0:08:06
Das haben wir ja dann irgendwie ausgeschlichen, das hat sich ja auch nicht so richtig getragen.
0:08:06–0:08:10
Jetzt ist die Frage, was können wir ändern? Ich weiß nicht, fällt mir spontan
0:08:10–0:08:12
nichts ein. Nein, ich finde, wir haben uns jetzt ganz gut...
Micz Flor
0:08:13–0:08:16
Wir können alles verändern, aber wollen wir was verändern?
0:08:17–0:08:22
Wollen wir zum Beispiel schneller mit dem Thema einsteigen und nach hinten rausplaudern?
Florian Clauß
0:08:22–0:08:26
Ja, ich glaube, das wächst sich so. Also das geht schon so.
0:08:27–0:08:30
Ich fand jetzt, die letzten Folgen waren von der Dynamik her,
0:08:30–0:08:34
weil wir halt immer irgendwie auch auf den Weg reagieren und haben ja nicht
0:08:34–0:08:36
unser Skript vor uns liegen.
0:08:36–0:08:41
Manchmal gucken wir auf unsere mobilen Phones, was wir da noch an Notizen haben.
0:08:42–0:08:47
Ich will auch gleich mit einem Zitat einsteigen, weil wir haben uns ein bisschen aufgeteilt.
0:08:47–0:08:51
Ich habe gesagt, Mitch, mach du doch die Zusammenfassung, das kannst du so gut.
Micz Flor
0:08:51–0:08:56
Nach Expansion. Drei Bücher in 50 Minuten. Bitte sehr, danke schön.
Florian Clauß
0:08:57–0:08:59
Dann habe ich auch aus der Hörerschaftsrückmeldung gekommen.
0:09:00–0:09:02
War schon Wahnsinn, was der Mitch da alles im Kopf hat.
0:09:03–0:09:08
Wie er das da so, einen Geschichtstrang nach dem anderen einfach runterbeten
0:09:08–0:09:10
kann, ohne auszusetzen.
0:09:10–0:09:15
Beeindruckende Leistung. Deswegen mache ich so ein bisschen die Biografie von Lampen.
0:09:16–0:09:19
Wann hast du das erste Mal Solaris gelesen?
Micz Flor
0:09:19–0:09:20
Jetzt.
Florian Clauß
0:09:20–0:09:21
Wirklich?
Micz Flor
0:09:21–0:09:22
Du hast es nie gelesen?
Florian Clauß
0:09:23–0:09:25
Ich habe es nie gelesen. Ich war auch erschüttert.
Micz Flor
0:09:25–0:09:29
Da können wir gleich noch drüber reden. Ich habe schon die Episode angelegt,
0:09:29–0:09:31
weil ich so eine kleine Tabelle gegenübergestellt habe.
0:09:31–0:09:34
Eine Gegenüberstellung der drei Übersetzungen, die mir verfügbar waren.
0:09:35–0:09:36
Die eine deutsche und zwei englische.
0:09:36–0:09:39
Wobei eine englische aus dem französischen, was ich auch interessant fand.
0:09:40–0:09:46
Weil ich ja die Übersetzung war es wirklich der Bekost. Aber Entschuldigung,
0:09:46–0:09:47
das erste Mal und bei dir?
Florian Clauß
0:09:47–0:09:55
Ich habe das erste Mal, also ich habe ja viel in meinen Zwanzigern und als Jugendlicher
0:09:55–0:09:56
habe ich ja viel gelesen.
0:09:56–0:10:02
Und Solaris habe ich tatsächlich, glaube ich, so mit Anfang Zwanziger das erste Mal gelesen.
0:10:03–0:10:05
War sehr beeindruckt von der.
0:10:06–0:10:10
Ich mochte es sofort. Aber kann man auch gleich über ihn reden.
Micz Flor
0:10:10–0:10:15
Genau, dann würde ich sagen, wir fangen einfach mal mit Stanislaw Lem an.
0:10:17–0:10:25
Und du erzählst mal so ein bisschen etwas über den Autoren und Wissenschaftler oder Ingenieur.
Florian Clauß
0:10:26–0:10:32
Na, Stanislaw Lem ist 1921 in Lemberg, das ist so heute Ukraine, geboren.
0:10:33–0:10:37
Machen wir gleich das Todesdatum 2006. Also er ist relativ alt geworden.
0:10:37–0:10:42
Also 2006 ist ja noch nicht so lange her. Und hatte dann auch noch bis ins hohe
0:10:42–0:10:44
Alter hinein immer wieder eine Stimme.
0:10:44–0:10:53
Viel Essays verfasst in seinem Leben, die dann häufig anekdotisch philosophisch
0:10:53–0:10:58
waren und veröffentlicht in Zeitlogen und Zeitschriften, Magazin.
0:10:58–0:11:05
Ich habe dann bei meinen Recherchen im Netz eine auf der Wayback-Maschine,
0:11:05–0:11:07
weil die Seite war gar nicht mehr online,
0:11:08–0:11:14
von dem polnischen, von der polnischen Botschaft, die haben quasi so ein von
0:11:14–0:11:18
Stanislaw Lem, eine Biografie veröffentlicht mit seinen Werken und so weiter.
0:11:18–0:11:23
Also es ist im Rahmen von bekannten Persönlichkeiten aus der Kultur, aus Polen.
0:11:23–0:11:28
Und da ist ein Zitat, was ich gerne jetzt vorlesen möchte, weil da,
0:11:28–0:11:30
glaube ich, sehr viel zusammenkommt.
0:11:30–0:11:35
Und zwar, das Gedankengebäude, das uns Lem in seiner Prosa präsentiert,
0:11:35–0:11:40
ist dies jedoch keine in Traktaten erstarrte Philosophie.
0:11:40–0:11:44
Bei Lem ist Philosophie in ungeheuerliche Visionen verpackt,
0:11:44–0:11:50
in heilsbrecherische Abenteuer und in Erzählungen, die einem wohligen Schauer über den Rücken jagen.
0:11:51–0:11:55
Man kann die Helden von Lem begleiten, auch wenn man gar nicht bemerkt,
0:11:55–0:11:59
wie tiefschürfend die Probleme sind, die in seinen Abenteuerromanen illustriert werden.
0:12:00–0:12:04
Lem bleibt nämlich als Autor und Fantast immer noch ein Kind,
0:12:05–0:12:10
sicher ein nizianisches Kind, aber immer, genauso wie vor vielen Jahren,
0:12:10–0:12:14
dürstet es ihn nach Abenteuern in der unermesslichen Welt der Fantasie.
0:12:15–0:12:18
Das Tor zu dieser Welt ist leicht passierbar.
0:12:18–0:12:24
Es kann auch der Halbwüchsige leicht hindurch, der über die Abenteuer des Pilot Pirx begeistert ist,
0:12:24–0:12:30
der sich über die kosmischen Herrscher der Robotermärchen oder über die exzellenten
0:12:30–0:12:34
Lügengeschichten des Münchhausen-Tichy amüsieren will.
0:12:34–0:12:39
Kaum hat er es sich jedoch versehen, hat ihn der Autor schon in die fröstigen
0:12:39–0:12:43
Höhen entführt, auf denen er sich sogleich mit Fragen befassen muss,
0:12:43–0:12:45
die ihn als Mensch betreffen.
0:12:45–0:12:50
Den Menschen, der die sich immer weiterentwickelnde Intelligenz und Biologie
0:12:50–0:12:54
verkörpert, der schlussendlich Mitstreiter Gottes bei der Schöpfung ist,
0:12:55–0:12:59
wobei seine Aufgabe nicht nur im Schöpfungsvorgang besteht,
0:12:59–0:13:02
sondern auch im Verstehen und Erkennen von Wertigkeiten.
0:13:03–0:13:08
Also das fasst das, glaube ich, ganz gut nochmal zusammen, was für ein Panoptikum
0:13:08–0:13:11
von Geschichten Lem erschaffen hat.
0:13:12–0:13:17
Nämlich die ersten Bücher, aber das hast du doch gelesen, die Sterntagebücher.
0:13:19–0:13:23
Die Sterntagebücher mit der Hauptfigur Pürx, die sind großartig.
Micz Flor
0:13:24–0:13:28
Stimmt, ich erinnere mich jetzt auch an die 1990er-Jahre, hast du mir davon
0:13:28–0:13:32
auch schon mal erzählt. Kann es sogar sein, dass du mir die zugesteckt hast?
Florian Clauß
0:13:32–0:13:37
Das weiß ich nicht, aber das ist bestimmt. Was wir auf jeden Fall zusammen dann
0:13:37–0:13:39
auch mal geschaut haben, ist die Adaption.
0:13:39–0:13:44
Es gab vom ARD, ich glaube, das war in den 2000ern, sondern so eine Verfilmung
0:13:44–0:13:48
von den, es war nicht Sternenwerke, es war Ijen Tiché, Sternenwerke.
Micz Flor
0:13:49–0:13:49
Ja, genau.
Florian Clauß
0:13:49–0:13:52
Und das spielt in so einer Altbauwohnung.
Micz Flor
0:13:52–0:13:53
Ja, das ist großartig.
Florian Clauß
0:13:53–0:13:58
Also sehr trashig produziert, aber unglaublich, also war unglaublich lustig.
Micz Flor
0:13:59–0:14:02
Ja, du hattest die, glaube ich, gerippt irgendwie da und dann kam die Nummer
0:14:02–0:14:05
auf DVD raus und da hatten die dann, jetzt habe ich den Namen vergessen,
0:14:06–0:14:09
die, wie hieß die denn nochmal, das war quasi die virtuelle Frau,
0:14:09–0:14:13
die eine Schauspielerin, die damals auch sehr trending war und den Namen vergessen.
0:14:13–0:14:15
Die wurde dann, glaube ich, später noch reingeschnitten.
Florian Clauß
0:14:15–0:14:19
Ja, genau, stimmt. Die haben das dann mal so digital veredelt. Ja, die hatten das.
Micz Flor
0:14:19–0:14:21
Glaube ich, aufgemotzt. Die war, glaube ich.
Florian Clauß
0:14:21–0:14:22
Vorher gar nicht drin.
Micz Flor
0:14:22–0:14:24
Oder die hatten die vorher rausgeschnitten und dann wieder reingenommen.
Florian Clauß
0:14:24–0:14:26
Ich glaube, die haben die jetzt wirklich, weil es zu trashig war,
0:14:26–0:14:29
wollten die noch eine Leia draufsetzen, damit es noch ein bisschen schicker wird.
Micz Flor
0:14:29–0:14:30
Eine Leia Organa.
Florian Clauß
0:14:31–0:14:37
Eine Leia, genau. Lem ist in einem gutbürgerlichen Haushalt aufgewachsen.
0:14:37–0:14:40
Er kommt aus einer jüdischen Familie,
0:14:41–0:14:46
recht wohlhabend und hat am Anfang auch mit, also er ist, wie gesagt,
0:14:46–0:14:51
1921 geboren, hat dann Philosophie und Medizin studiert, keine Abschlüsse gemacht,
0:14:51–0:14:52
der Krieg kam dazwischen.
0:14:52–0:14:56
Also er galt auch damals, das finde ich ganz interessant, er galt.
0:14:58–0:15:03
Intelligentesten Kinder in Südpol. Es gab so eine Vorform von einem,
0:15:05–0:15:13
IQ-Test, der ihm dann so eine Intelligenz-Prozent von 180 attestierte. Keine Ahnung.
Micz Flor
0:15:13–0:15:15
Also nicht nur Stannis Waff, sondern auch Stannis Wow.
Florian Clauß
0:15:16–0:15:20
Genau. Stannis Wow. Ich finde, man merkt es schon so.
0:15:21–0:15:26
Man kriegt schon so eine Persönlichkeit damit, die schon sehr nerdig ist,
0:15:26–0:15:30
die sich da schon sehr der in diese Themen reinwuchsen kann und gleichzeitig
0:15:30–0:15:34
aber auch so ein Freigeist ist, weil er wirklich dann in keinem,
0:15:34–0:15:35
also er hat keinen Abschluss gemacht,
0:15:35–0:15:40
das hat ihn nicht so interessiert, dieses Studium der Medizin.
0:15:40–0:15:43
Er hat sich dann wirklich so diesen künstlerischen, diesen literarischen Themen
0:15:43–0:15:47
zugewandt. Das ist ja auch erstmal ein Schritt, den muss man ja machen in der Zeit.
0:15:47–0:15:52
Und sich da auch so ein Feld erarbeiten zum Mal Science Fiction als Genre,
0:15:52–0:15:56
ja nicht das höchst anerkannteste war damals.
0:15:56–0:16:04
Das war ja eher so ein B-Movie, im B-Picture-Bereich. Auch in der Literatur war das ja auch sehr...
Micz Flor
0:16:04–0:16:06
Na gut, in der Zeit weiß ich nicht. Aber das war, glaube ich,
0:16:06–0:16:11
schon die Zeit, wo auch in Amerika unglaublich viele Analogien,
0:16:11–0:16:13
War of the Worlds, das war ja alles schon...
Florian Clauß
0:16:13–0:16:18
Das kam, ja, stimmt. Also genau, Orson Welles und Huxley.
0:16:19–0:16:24
Also die erste Roman, die Sterntagebücher, kamen dann 1957 raus.
Micz Flor
0:16:24–0:16:27
Und noch später als ich dachte also da war ja
0:16:27–0:16:31
wirklich schon diese auch diese ganze assoziation der
0:16:31–0:16:36
assoziative raum mit dem anderen mit dem feind mit den russen in amerika war
0:16:36–0:16:40
ein riesenthema also diese ich denke dass da schon science fiction also eine
0:16:40–0:16:47
hochburg war in der zeit allerdings natürlich nicht innerhalb des literaturbetriebs
0:16:47–0:16:50
so so hoch angesehen also etwas.
Florian Clauß
0:16:50–0:16:56
Was leben auch so nachgesagt wird, ist, dass in seinen ersten Werken noch so
0:16:56–0:17:01
eine ganz große Begeisterung für Technologie und Wissenschaft herrscht.
Micz Flor
0:17:01–0:17:04
Du bist jetzt aber komplett über den Zweiten Weltkrieg drübergegangen.
Florian Clauß
0:17:04–0:17:08
Ja, er war ein sehr intelligenter junger Mann und hatte auch,
0:17:09–0:17:10
glaube ich, Kriegserfahrung.
0:17:10–0:17:14
Aber ich habe jetzt auch nicht weiter gelesen, was er da gemacht hat.
0:17:14–0:17:18
Aber mit so einem Schwung kam er dann quasi in die Welt und hat dann auch angefangen
0:17:18–0:17:23
zu schreiben, relativ schnell, in den 50er Jahren. und hat seine ersten Romane
0:17:23–0:17:28
und Schriften veröffentlicht, Poser da auch, also Fiction quasi geschaffen.
0:17:28–0:17:32
Und genau, da habe ich jetzt nicht so viel dazu gefunden.
Micz Flor
0:17:33–0:17:37
Das ist eine Sache, ja, weil ich habe da gar nicht mehr so in die Biografie
0:17:37–0:17:39
reingelegt, aber ich hatte irgendwo das mal so aufgegriffen,
0:17:40–0:17:46
dass er zum Beispiel sich natürlich keine Gedanken gemacht hat, dass er jüdisch sei.
0:17:46–0:17:49
Ich habe sogar, glaube ich, irgendwo gelesen, er wusste gar nicht,
0:17:49–0:17:53
dass er jüdisch sei. Bis das dann irgendwie auf einmal Thema wurde, politisch.
0:17:57–0:18:00
Da war ich jetzt, also ich bin da jetzt nicht tiefer eingestiegen,
0:18:00–0:18:04
aber es ist halt eben so ein Identitätsthema.
0:18:04–0:18:08
Also das glaube ich auch so ein bisschen dieses, was in Solaris so ein bisschen
0:18:08–0:18:13
auftaucht, auch dieses dysphorische Humanismusbild, so von wegen,
0:18:13–0:18:16
wie kann man jemanden erkennen,
0:18:17–0:18:21
wie kann man jemanden sehen, was heißt Identität, kann man das duplizieren, erschaffen oder so.
0:18:21–0:18:24
Also das, was da so ein bisschen für mich mitschwingt, eben da kam ich drauf.
0:18:24–0:18:27
Also dass das für ihn die Identität auf einmal sich als jüdisch zu verstehen,
0:18:28–0:18:32
für ihn, das ist jetzt keine bewertende gut oder schlecht natürlich,
0:18:32–0:18:34
aber einfach für ihn ein völlig neuer Aspekt war, das eigene,
0:18:34–0:18:38
also sein Selbst quasi zu konstituieren vor diesem Hintergrund,
0:18:38–0:18:41
was einfach für ihn die Thema war. So hatte ich das wahrgenommen.
0:18:41–0:18:46
Und dass dann natürlich die Erfahrung des Zweiten Weltkriegs und dieser Identitätswandel,
0:18:46–0:18:47
den er durchziehen musste,
0:18:48–0:18:53
weil er von außen eben als solcher gesehen wurde, ihn auch wohl in seinem Blick
0:18:53–0:18:58
auf Menschheit und Wissenschaft und so ein bisschen geprägt hat und er sich
0:18:58–0:19:01
eher der Wissenschaft zugehörig fühlte als dem Humanismus.
0:19:01–0:19:05
Das ist jetzt aber von mir ganz unten aus dem Regal gegriffen.
Florian Clauß
0:19:05–0:19:09
Aber was meinst du mit er der Wissenschaft als den Humanismus?
0:19:09–0:19:13
Weil ihm wird ja so noch ein ganz starker Humanismus,
0:19:13–0:19:17
wird mit ihm Verbindung gebracht, weil er ja da diese Wertigkeit,
0:19:17–0:19:20
die Moral auch, was wir da gerade in dem Zitat gehört haben,
0:19:20–0:19:27
immer wieder darauf zurückgeht und guckt, was ist die Menschlichkeit in den Systemen.
Micz Flor
0:19:27–0:19:31
Gut, aber dann kritisch gegenüber einem Humanismus, also da kommen wir dann
0:19:31–0:19:35
bei Solaris natürlich gleich noch drauf, dass der Mensch vielleicht ja gar nicht
0:19:35–0:19:39
in der Lage ist, anderes wirklich wahrzunehmen, sondern immer nur sich selbst sucht.
0:19:39–0:19:42
Das ist ja auch ein Zitat, was dann in Solaris so direkt vorkommt.
0:19:42–0:19:48
Also dass er da große Defizite in dem humanistischen Menschenbild sieht,
0:19:48–0:19:54
weil man nie hinter den Mensch schauen kann.
Florian Clauß
0:19:55–0:19:56
Dieser Anthropomorphismus.
Micz Flor
0:19:56–0:20:01
Ja, der aber eben in der Wissenschaft auch immer eine große Gefahr sein kann,
0:20:01–0:20:03
weil man eben immer per se biased ist.
0:20:04–0:20:09
Und dass das irgendwie als Spur gelegt wurde in dieser Jugendzeit,
0:20:09–0:20:10
frühen Erwachsenenzeit.
Florian Clauß
0:20:10–0:20:15
Okay, können wir mal mitnehmen, vielleicht ist es irgendwie die jüdische Identität,
0:20:15–0:20:21
die auf einmal quasi zum Thema wird, weil es eigentlich eine politische Motivation dahinter steht.
Micz Flor
0:20:22–0:20:25
Ich würde es da abstrahieren, weil ich würde sagen, es geht nicht um die jüdische
0:20:25–0:20:29
Identität, sondern um diese Erfahrung an sich selbst, dass man auf einmal etwas
0:20:29–0:20:32
ganz anderes ist, als man sich selbst gesehen hat und sich auch mit diesem Blick
0:20:32–0:20:34
der anderen auf sich auseinandersetzen muss.
Florian Clauß
0:20:35–0:20:36
Aber durch äußere Umstände.
Micz Flor
0:20:36–0:20:40
Genau. Und da ist es egal, was dieser Swap ist.
0:20:40–0:20:44
Also es geht einfach nur darum, wie schnell deine eigene Identität von außen
0:20:44–0:20:47
umgekrempelt wird und du dann dich damit arrangieren musst.
0:20:47–0:20:53
So und die Wahrheit natürlich oder das Reale dann dahinter nicht mehr ergreifbar ist.
Florian Clauß
0:20:54–0:20:59
Ja, also was wir auf jeden Fall auch bei Lem so mitnehmen, ist,
0:20:59–0:21:07
dass er ein, wenn er sich mit Technik beschäftigt, ist er da so tief durchgedrungen.
0:21:07–0:21:11
Ja, also er hat viele Erfindungen, die dann später dann tatsächlich produziert
0:21:11–0:21:15
wurden, wie zum Beispiel so eine 3D-Brille oder sowas, hat er schon so gedanklich
0:21:15–0:21:18
vorweggenommen, hat auch da Zeichnungen gemacht und so weiter.
0:21:18–0:21:23
Also das heißt, er hatte eine unglaublich visionäre Kraft, in dem er sich auch
0:21:23–0:21:28
ganz intensiv mit bestimmten technischen Entwicklungen auseinandergesetzt hat.
0:21:28–0:21:31
Mit wissenschaftlichen Entwicklungen, mit technischen Entwicklungen.
0:21:31–0:21:35
Tatsächlich so weit, dass er so eine Informationsgesellschaft hat,
0:21:35–0:21:36
die er auch so vorweggenommen hat.
0:21:37–0:21:41
Also diese Nähe zur Kybernetik, die er auch da mit aufbaut, auch bei seinen
0:21:41–0:21:44
Figuren immer mit reinholt.
Micz Flor
0:21:44–0:21:47
Auch ein Charakter in Solaris ist der Kybernetiker.
Florian Clauß
0:21:47–0:21:52
Ist Kybernetiker, genau. Das hat er so weit durchdacht, dass er darauf auch
0:21:52–0:21:54
wieder eine Kritik formulieren kann.
0:21:54–0:21:58
Also das heißt, wenn wir wieder von diesem Begriff des Worldbuildings ausgehen,
0:21:58–0:22:03
die Welt, die Lem auch gebaut hat, hat teilweise Leerstellen,
0:22:03–0:22:08
teilweise aber so unglaubliche Entwicklungsvorsprünge, die er da gemacht hat, geleistet hat.
0:22:08–0:22:14
Und darauf baut er dann ein gewisses moralisches System auf oder eine Wertigkeit.
0:22:14–0:22:19
Das ist das Spannende, wie er dann damit umgeht und wie er da die Geschichten entwickelt.
0:22:20–0:22:24
Und das ist eigentlich so auch der Spätere. Es wird ihm dann nachgesagt,
0:22:24–0:22:28
die ersten Romane, die er da geschrieben hat, also Sterntagebücher,
0:22:28–0:22:33
die sind auch so teilweise humoristisch, sehr lustig und paradox.
0:22:34–0:22:41
Dann gibt es Eden von 1959, habe ich nicht gelesen, Erforschung eines fremden Planetens.
0:22:41–0:22:47
Dann kommt 1961 Solaris und Solaris ist ja so eines der bekanntesten Bücher,
0:22:47–0:22:52
die aber am Anfang gar nicht so sich im Westen und im Osten,
0:22:52–0:22:54
also von Deutschland, so verbreitet haben.
0:22:54–0:22:58
Deswegen ist die westdeutsche Übersetzung auch sehr schlecht.
0:22:59–0:23:01
Das habe ich da in dem Zusammenhang gelesen, dass die da halt so.
0:23:02–0:23:07
Das irgendwann verlegt wurde, aber eine nicht so qualitativ hochwertige Übersetzung.
0:23:07–0:23:14
Und im Osten wurde es ihm aufgrund dieser, ja, diesen Zustands,
0:23:14–0:23:18
den Solaris beschreibt, wurde er jetzt nicht so verlegt.
0:23:18–0:23:25
War doch als etwas, ja nicht systemkritisch, aber war zumindest so in die Ecke da eingestuft worden.
Micz Flor
0:23:25–0:23:29
Also es war so, in der DDR erschien das auch nicht, wobei das ist jetzt in der
0:23:29–0:23:31
Biografie natürlich nicht wirklich Thema, sondern später.
0:23:31–0:23:35
Aber es war so, dass es gibt eine deutsche Übersetzung aus der DDR,
0:23:36–0:23:39
die ich nicht gelesen habe und wo es hieß von dem, was ich darüber gelesen habe,
0:23:40–0:23:47
dass die DDR-Ausgabe auch gekürzt wurde oder deutlich gekürzt oder umgestellt
0:23:47–0:23:52
wurde, vor dem Hintergrund zu sagen, es sei insgesamt so deprimierend.
Florian Clauß
0:23:52–0:24:00
Ja, 1968 hat der Pilot Pirx geschrieben, dann kommt mit 1971 der Fotorologische
0:24:00–0:24:02
Kongress, auch ein großartiges Buch.
0:24:03–0:24:09
Hast du den gelesen? Da geht es auch um eine Figur aus seinem Figuren-Universum,
0:24:09–0:24:16
nämlich Tichet besucht einen futurologischen Kongress.
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Die kriegen alle so bewusstseinserweiternde Drogen. Ich weiß nicht,
0:24:20–0:24:23
ob die das bewusst nehmen oder ob das wieder übers Trinkwasser kommt.
0:24:24–0:24:31
Und alles geht aus den Fugen. Und es wird wie so ein Drogentrip beschrieben,
0:24:31–0:24:34
aber gleichzeitig halt dieser Futurismus, der dahinter steht.
0:24:34–0:24:39
Also ich finde auch bei Lem hat man deswegen hier diese Tour,
0:24:39–0:24:43
dieses osteuropäische Ästhetik da mit drin.
0:24:43–0:24:47
Also wir waren mal zusammen in Prag, da gab es ja auch diesen Fernsehturm,
0:24:47–0:24:49
der 1989 dann fertiggestellt wurde.
Micz Flor
0:24:50–0:24:51
Täter heißt der, glaube ich.
Florian Clauß
0:24:51–0:24:57
Ja, und an diesem Turm hängen dann so Babys oder Kleinkinder,
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die dann krabbelnd auf die Turmspitze zu, als riesendimensionierte Kinder da.
Micz Flor
0:25:05–0:25:08
Ja, die sind bestimmt 15 Meter hoch oder sowas, muss man dazu sagen.
0:25:08–0:25:10
Ich weiß nicht, ob die noch da sind, ich weiß auch länger nicht in Prag,
0:25:10–0:25:12
weil die kamen später dazu.
Florian Clauß
0:25:12–0:25:16
Die kamen später dazu, richtig. Aber es hat mich auch an eine Szene aus Solaris
0:25:16–0:25:18
erinnert, als ich das gesehen habe.
0:25:18–0:25:23
Und diese Ästhetik, die auch dieser Turm hat, so in der Kosmologie,
0:25:23–0:25:30
sich dann wiederfindet. Also dieses unglaubliche Fassaden von...
Micz Flor
0:25:30–0:25:32
Diese brutale Architektur.
Florian Clauß
0:25:32–0:25:36
Nicht Brutalismus, sondern es ist ja auch irgendwie auch verschnörkelt,
0:25:36–0:25:39
wenn du dir die Stalinallee anguckst.
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Die ist ja auch dann immer so quasi so gebaut, dass es jetzt im Detail jetzt nicht,
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dich erschlägt, sondern es hat ja dann durchaus so ästhetische Elemente.
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Wer im Brutalismus ist, ist ja teilweise total erschlagen.
0:25:53–0:25:54
Das ist ja nicht schön dann mehr.
Micz Flor
0:25:55–0:25:57
Ja, das stimmt. Also ich glaube schon, dass der Eindruck da im S,
0:25:57–0:26:00
wobei Prag nochmal anders ist, weil die Stadt auch viel mehr Knochen hat,
0:26:00–0:26:07
finde ich. Da sind so Berge und Gebirge und so. Die Häuser jetzt aus den Vorwendezeiten
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hier gebaut wurden, die finde ich schon teilweise sehr,
0:26:11–0:26:15
mächtig im Sinne von bestimmend und bedrohlich.
0:26:16–0:26:21
Und generell habe ich immer das Gefühl, es gibt sowas wie eine Fassade der Gesellschaft.
0:26:21–0:26:27
Und das war für mich so ein Aha-Effekt, als ich erfahren habe nach dem Mauerfall,
0:26:27–0:26:32
dass es halt so bestimmte Häuser gibt hier oben im Prenzlauer Berg,
0:26:33–0:26:36
wo immer, wenn einmal im Jahr die Kameras draufstanden und Honecker da irgendwie
0:26:36–0:26:40
durchgefahren ist, da wurden halt bestimmte Häuser scheinbar angemalt und fertig gemacht.
0:26:40–0:26:43
Aber halt nur die, die in der Kamera waren, alles da neben rechts und links.
Florian Clauß
0:26:43–0:26:47
Ja, ich glaube, die Anekdote läuft auch so, dass es wirklich so ist.
0:26:47–0:26:49
Er ist ja immer im Volvo gefahren, Honecker.
0:26:49–0:26:53
Und das heißt, die Sichtkante von seinem Fenster, das, was er,
0:26:53–0:26:55
Honecker selber sieht, nicht nur die Kamera, sondern Honecker selber,
0:26:56–0:26:58
das heißt, die Sichtkante von seinem Volvo-Fenster.
Micz Flor
0:26:58–0:26:58
Er auch, ja.
Florian Clauß
0:26:58–0:27:02
Das war quasi die Linie, wo dann halt die Fassaden renoviert wurden.
Micz Flor
0:27:02–0:27:06
Müssen wir nochmal proben, diese Theorien, weil das sind jetzt zwei sehr gegensätzliche
0:27:06–0:27:07
Blickwinkel natürlich. Natürlich.
0:27:07–0:27:13
Aber das ist, finde ich, so ein bisschen Veranschaulichung dieses fassadären
0:27:13–0:27:17
Themas der Gesellschaft, so dass da hinter den Masken, was passiert denn da?
0:27:17–0:27:21
Und in gewisser Weise, um wieder zu Solaris zu greifen, hat man das Gefühl,
0:27:21–0:27:24
da gibt es so eine Station und die ist ganz wichtig.
0:27:24–0:27:29
Und gleichzeitig, was da genau passiert, so richtig weiß es dann doch keiner.
0:27:29–0:27:31
Die sind alle sehr alleingelassen.
Florian Clauß
0:27:32–0:27:37
Ja, das stimmt. Also um die Biografie, wir können ja jetzt gleich in den Roman
0:27:37–0:27:38
einsteigen, abzuschließen.
0:27:38–0:27:43
Also der Stanislav Lem war so ein Freigeist.
0:27:43–0:27:49
Er war auch so einer, der dann wirklich entgegen von anderen Meinungen doch
0:27:49–0:27:51
immer sehr diskursbestimmt war.
0:27:51–0:27:56
Mit seiner Form dann auch wirklich so in sein Zimmer sich einzuschließen,
0:27:56–0:27:58
Sachen zu durchdenken und dann
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so ein Essay zu veröffentlichen oder eben diese Bücher zu produzieren.
0:28:02–0:28:06
Solaris wurde, glaube ich, in einem Jahr geschrieben.
0:28:07–0:28:14
1960 angefangen und 1961 wurde es veröffentlicht und hat das dann durchweg durchgeschrieben.
0:28:15–0:28:20
Und am Ende, also seinen letzten Roman, das war dann so in den 80ern,
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hat er geschrieben. Dann hat er irgendwann auch das Schreiben aufgehört.
0:28:23–0:28:28
Und es gibt noch so ein legendäres Interview, was er noch so kurz vor seinem Tod gehalten hat.
0:28:28–0:28:31
Das können wir nochmal verlinken. Das ist ganz interessant, weil er dann auch
0:28:31–0:28:35
selber sagt, Nee, ich bin dann auch irgendwann nicht mehr, habe ich die geistige
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Kapazität, nicht mehr so Romane zu schreiben. Und das ist ganz gut, wenn das andere machen.
0:28:39–0:28:44
Und er hat dann auch immer noch so Zeitgeschichte kommentiert und dazu sich
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geäußert. Aber er hat dann so ein bisschen so sich nicht mehr in den Romanen
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dann halt auch ausgedrückt, sondern eher so in Artikeln und Essays und so weiter.
0:28:54–0:28:57
Ja, genau so viel zu Stonis Wavlem.
Micz Flor
0:28:57–0:29:01
Ja, da möchte ich eine Anekdote, die ich irgendwo gelesen hatte,
0:29:01–0:29:05
noch anhängen. Kennst du die mit Philip K. Dick und Stanislaw Lem?
Florian Clauß
0:29:06–0:29:06
Nein.
Micz Flor
0:29:06–0:29:11
Weil da war es wohl so, dass Lem hatte schon natürlich so eine bestimmte Macht
0:29:11–0:29:15
im Literaturbetrieb und der hat sich eingesetzt, dass Philip K.
0:29:15–0:29:18
Dick wohl übersetzt wird ins Polnische, glaube ich, oder so.
0:29:18–0:29:21
Also da hat er sich so stark gemacht und hat dann auch versucht, Kontakt aufzunehmen.
0:29:21–0:29:26
Und Philip K. Dick war da scheinbar schon nicht mehr in der besten Phase seines Lebens.
0:29:26–0:29:30
Der ist dann wohl zum CIA gegangen und hat gesagt, dass irgendeine russische,
0:29:30–0:29:33
die wollen ihn da irgendwie unterlaufen. Die hießen Stanislaw Lem.
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Und da müsste er es ja eh mal gucken, weil er möchte ja nichts mit zu tun haben.
0:29:37–0:29:40
Wollte es irgendwie weghalten. Hatte halt Sorge, als Stanislaw Lem,
0:29:40–0:29:44
der dann selber dachte, qua persona, hallo, ich bin es.
0:29:44–0:29:47
Wir sprechen auf Augenhöhe. Trifft dann auf einen verstörten,
0:29:47–0:29:49
alkoholisierten Philipp K. Dick.
Florian Clauß
0:29:49–0:29:54
Ja, aber der war ja eh, der Teil hat mir ja doch schon mal drüber gesprochen.
Micz Flor
0:29:54–0:29:55
Ja, ja, genau. Aber deshalb kam ich noch mal.
Florian Clauß
0:29:55–0:29:56
Voll in dieser Nixon-Ära.
Micz Flor
0:29:56–0:30:01
Es passt einfach so gut in dieses Bild rein. Die Russen haben mich kontaktiert.
0:30:02–0:30:03
Das muss ich übernehmen.
Florian Clauß
0:30:05–0:30:08
So, wir sind jetzt hier in der Herzberge. Das ist die Stadtfarm.
Micz Flor
0:30:08–0:30:10
Hat sich hier aufgebaut.
Florian Clauß
0:30:10–0:30:13
Auch so, ich glaube, das ganze Gebiet war dann so vor 20 Jahren.
0:30:14–0:30:17
Da hat er dann die Stadt überlegt, was macht sie hier mit dem Gebiet.
0:30:17–0:30:21
Stadtfarm ist so ein kleiner Betrieb, städtisch gefördert.
0:30:21–0:30:27
Und ich glaube, hier ist die größte Produktion an Fisch aus der Stadtfarm.
0:30:27–0:30:29
Hier gibt es nämlich so Viktoria-Seebarsch.
Micz Flor
0:30:29–0:30:29
Ja, wirklich.
Florian Clauß
0:30:29–0:30:33
Ja, und die bauen den an. Und die haben dann auch so ein Anbausystem.
0:30:34–0:30:36
Ja, die werden tatsächlich,
0:30:36–0:30:40
also das heißt, aus dem Fischkot und so weiter werden dann halt so schwimmende
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Hochbeete gemacht, wo dann der Salat drauf wächst und so weiter.
0:30:45–0:30:48
Also die haben da so ein ganzes Kreislaufsystem hier aufgebaut,
0:30:48–0:30:50
aber es sieht so ein bisschen verwahrt aus.
Micz Flor
0:30:51–0:30:56
Es sieht lustigerweise halt so aus, wie in Tarkovskys Solaris-Verfilmung irgendwas aussehen könnte.
0:30:56–0:31:01
Es ist einer von diesen Orten, die finde ich eigentlich immer wunderbar,
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wo die Orte funktional hergestellt werden und dann so ein Patina entwickeln,
0:31:06–0:31:08
weil keiner so richtig draufschaut.
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Es wird immer noch mal gemäht, aber es wird trotzdem halt auch viel gelassen,
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was im Westdeutschland ich immer nur an Zug, so Bahnhöfen kannte.
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Da gab es immer zwei, drei Gleise bei größeren Bahnhöfen, wo dann einfach so
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Holunderbüsche aus den schienen. Das fand ich immer ganz zauberhaft.
0:31:23–0:31:26
Und das hier ist so ein Ort mit
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ein paar Neuerungen, die dann hier ganz pragmatisch diese Pipeline Also.
Florian Clauß
0:31:30–0:31:34
Die hatten auch eben das Modell, dass hier gibt es einen Markt,
0:31:34–0:31:38
da war ich auch schon ein paar Mal, da kann man Samstag und Sonntags kann man
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hier einkaufen oder Samstag glaube ich nur, kann man halt Gemüse kaufen aus
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dieser Anbau aber ich habe jetzt gelesen im Wikipedia Artikel,
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dass dann nach Corona, also während Corona ist es komplett,
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eingebrochen und Der Markt. Der Markt, ja.
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Und dann hatten die halt so ein Abo-Modell aufgebaut.
0:31:57–0:32:00
Das heißt, dass du halt hier für eine gewisse Gebühr dann halt immer deinen
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Obst- und Gemüsekorb bekommst.
Micz Flor
0:32:03–0:32:09
Also wo wir jetzt gerade vorstehen, das sieht so aus wie der größte urbane Ort,
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wo Viktoriabarsche abwesend sind.
Florian Clauß
0:32:11–0:32:15
Ja, weil da hinten sind tatsächlich, wenn du mal guckst, hier kommt noch eine
0:32:15–0:32:20
Halle und da hinten sind so die ganzen Aquarien drin.
0:32:22–0:32:25
Und ich dachte, wir könnten hier nochmal, da kann man nochmal auf den Friedhof
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gehen. Ach, ganz toll. Angrenzen.
Micz Flor
0:32:28–0:32:30
Herzberge, war das nicht auch diese große Nerven-Highland-Stadt?
Florian Clauß
0:32:30–0:32:37
Genau, genau. Also Herzberge, das ist das königliche Elisabeth-Krankenhaus Herzberge.
0:32:38–0:32:42
Also kommen wir gleich nochmal nachher zu. Und hier ist der Friedhof.
0:32:42–0:32:45
Ich glaube, der gehört mit zu dem Krankenhaus.
0:32:46–0:32:48
Aber ich war jetzt hier vor einigen...
Micz Flor
0:32:48–0:32:50
Das ist die beste Werbung für ein Krankenhaus, ein riesen Friedhof.
Florian Clauß
0:32:50–0:32:55
Ja, das hat auf jeden Fall eine lange Tradition, der Friedhof hier auch.
0:32:56–0:33:02
Es gibt einige Veteranengräber für den antifaschistischen Kampf.
0:33:03–0:33:07
Zumal habe ich mal hier so eine Gruppe von Antifa-Leuten, die auch so eine Flagge
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hochgehalten haben und dann halt so eine Gräberpflege gemacht haben.
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Fand ich so ganz interessant.
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Okay, also gehen wir jetzt hier auch von diesem absonderlichen Ort in einen
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anderen absonderlichen jenseitigen Ort. Solaris.
Micz Flor
0:33:24–0:33:24
Solaris.
Florian Clauß
0:33:24–0:33:31
Genau. Ich würde vorschlagen, du erzählst so ein bisschen Geschichtstrang und
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wir steigen dann so an bestimmten Punkten auch gleich in die Interpretation an.
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Das ist, glaube ich, einfacher, das wirklich so zu machen als im Nachhinein, oder? Wie würdest du?
Micz Flor
0:33:39–0:33:44
Dann mache ich eine ganz kurze zusammenfassende Klammer und dann fangen wir an.
0:33:45–0:33:50
Die kurz zusammenfassende Klammer ist halt, der Roman beginnt damit,
0:33:50–0:33:53
dass jemand im Anflug auf eine Raumstation ist vor einem Planeten.
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Und dieser Planet wird immer beschrieben als ein großer Ozean.
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Der wurde zu Hilfe gerufen in gewisser Weise und als er landet,
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kümmert man sich aber gar nicht um ihn.
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Und alle scheinen irgendwie sehr seltsam zu sein. Es gibt noch zwei andere auf
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dieser Raumstation und der, der ihn um Hilfe gerufen hat, hat sich wohl an dem
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Tag, an dem er kam, umgebracht.
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Alle sind komisch und sage ihm die ganze Zeit, also er spricht eigentlich nur
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mit einem, er soll immer so abwarten, er wird schon noch sehen.
Florian Clauß
0:34:20–0:34:24
Es sind noch drei Besatzungsmitglieder.
Micz Flor
0:34:24–0:34:26
Drei? Snout?
Florian Clauß
0:34:26–0:34:28
Nein, eher Snout und Sartorius.
Micz Flor
0:34:28–0:34:33
Gut, er kommt an und es sind noch zwei und der dritte, jetzt habe ich den Gabriel.
Florian Clauß
0:34:33–0:34:34
Sartorius.
Micz Flor
0:34:34–0:34:39
Sartorius ist noch da und Giberian, der hat sich umgebracht und das war ein
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alter Bekannter noch von dem Planeten Erde. Und auf jeden Fall ist er dann da,
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es ist alles irgendwie komisch.
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Er wacht am nächsten Tag auf, nachdem er so ein bisschen sich in das Thema nochmal
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eingelesen hat, warum dieser Planet so wichtig ist für die Menschheit.
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Dann ist auf einmal seine verstorbene Frau neben ihm.
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Das ist für ihn total unheimlich er
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entledigt sich ihr wird dann so irgendwie manchmal flapsig
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gesagt also er sperrt sie ein in eine kapsel und schießt die weg dem nächsten
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da kommt die wieder dann lernte dass alle irgendwie solche gäste haben jetzt
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geht ich aufs gaspedal die scheinbar irgendwie mit diesem planeten zu tun haben
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der scheinbar irgendwie die gedanken lesen kann und Und diese Gäste kreieren kann.
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Die stellen dann fest, dass die aus einem ganz seltsamen subatomaren Stoff von
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Neutrinos gebaut wurden.
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Und er, Calvin, unser Held sozusagen, der entscheidet sich dann,
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bei seiner Frau zu bleiben, die sich auf der Erde umgebracht hat,
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wo er sich auch ein bisschen verantwortlich fühlt.
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Die anderen sagen, das geht aber gar nicht, weil sie wahrscheinlich die Station nie verlassen können.
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Weil dann würde die vielleicht zerfallen. Er weiß das auch, sie weiß das auch.
0:35:51–0:35:52
Auch sie wird immer bewusster.
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Sie weiß allerdings natürlich nicht alles.
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Und das Ganze endet dann darin, dass sie selber entscheidet,
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dass sie nicht sie selber ist oder nicht genau weiß,
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wo sie herkommt und irgendwie etwas ist, was sie nicht weiß zu sein und lässt
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sich dann von den anderen beiden Wissenschaftlern umbringen.
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Und weil sie am Tag vorher noch von Calvin die Gehirnwellen per harten Röntgenstrahlen
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auf den Planeten geschickt haben, hat sich da auch was verändert und diese Gäste
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werden auch nicht wieder erschaffen.
Florian Clauß
0:36:23–0:36:27
Wir müssen, ich glaube, wir haben noch nicht einmal gesagt, dass diesen Planeten,
0:36:27–0:36:31
der Ozean, dass das eine außerirdische Intelligenz darstellt.
Micz Flor
0:36:31–0:36:35
Ja, das ist etwas, wo lange darüber diskutiert wurde.
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100 Jahre wird über diesen Planeten schon diskutiert, ob der intelligent ist
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oder nicht oder wie das sein kann, weil der eben sogar die Möglichkeit hat,
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physikalische Gesetze so zu beugen, dass er als Planet, der um Doppelsterne kreist,
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trotzdem eine stabile Laufbahn hat.
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Da kommen wir dann gleich noch mal ein bisschen mehr dazu. Und zum Schluss entscheidet
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Calvin, auf dem Planeten zu landen und in gewisser Weise auch auf der Station
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zu bleiben und nicht mehr zur Erde zurück zu gehen.
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Das ist die kurze Fassung.
Florian Clauß
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Danke, Mitch. Ja, sehr cool. Sehr fixiert auf die Beziehung zwischen Harvey und Chris.
0:37:15–0:37:21
Die auch sicher dadurch jetzt so fixiert, weil die filmischen Umsetzungen sich
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auch immer sehr auf diese Beziehung fixieren.
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Kommen wir da später zu? Kommen wir in den nächsten Episoden zu?
Micz Flor
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Dann kommt jetzt die lange. Fangen wir mal woanders an. Also nicht Calvin und
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seine Frau, sondern die Erde, die Menschheit.
Florian Clauß
0:37:35–0:37:38
Darf ich noch ganz kurz die Geschichte dazu erzählen?
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Das erste Mal, und das fand ich so ganz interessant, weil wir uns das erste
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Mal dieses Solaris gelesen haben, dann hatte ich so rückblickend im Kopf,
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dass auf den ersten 80 Seiten nur über die Solaristik, das ist quasi dieser
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Diskurs, dieser wissenschaftliche Diskurs, der über diesen Ozean geführt wird,
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wo dann verschiedene Lager und so weiter, Also das ist wirklich,
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über 100 Jahre gibt es dann halt schon diese, vor 100 Jahren wurde er entdeckt,
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dann gibt es halt diese Station und so weiter.
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Aber es wurde ganz massiv dann immer diskutiert und es gab verschiedene Lage.
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Das hat mich damals total fasziniert an dem Buch, dass es zwar auf einmal so
0:38:15–0:38:19
ein Wissenschaftsdiskurs da stattfindet, ja, über eine Sache und dann aber auch
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mit so verschiedenen Positionen, die alle irgendwo auch sich versuchen zu belegen,
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ja, also wie halt ein Wissenschaftsbetrieb läuft.
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Und dann hattest du mir aber gesagt, als ich das nochmal gelesen habe,
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dann dachte ich so, habe ich eine falsche Ausgabe vielleicht?
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Ich hatte das Gefühl, es wäre viel, viel länger. Und dann meinte ich so,
0:38:37–0:38:39
nee, nee, das sind erst mal die ersten Seiten.
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Und dann, als ich das dann ganz gelesen habe, dann dieser Diskurs über die Solaristik,
0:38:44–0:38:48
das wird ja überall eingeflochten, das wird ja dann auch später immer weiter ausgebalzt.
0:38:48–0:38:51
Aber ich hatte dann im Rückblick, hatte ich so die komprimierte Vorstellung,
0:38:51–0:38:53
sind die ersten 100 Jahre.
Micz Flor
0:38:53–0:38:57
Nee, es sind zwei große Blöcke, wo das passiert. Am Anfang so ein bisschen und
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dann halt diese eine große.
0:38:58–0:39:02
Nee, und dann sind es sogar drei Teile, weil er dann nochmal diese kleine Akrophyfe
0:39:02–0:39:03
oder wie das heißt, sucht da.
Florian Clauß
0:39:04–0:39:07
Ja, die kleine Akrophyfe. Weißt du, was eine Akrophyfe ist?
Micz Flor
0:39:07–0:39:07
Nee.
Florian Clauß
0:39:07–0:39:09
Da habe ich nämlich nur nachgeschlagen extra.
Micz Flor
0:39:10–0:39:12
Danke fürs Bloßstellen und danke für die Hilfe.
Florian Clauß
0:39:14–0:39:19
Nein, weil ich auch dachte, was ist das denn? Akrophyfe werden die Teile genannt.
Micz Flor
0:39:19–0:39:21
Ich muss sagen, ich weiß nicht, ob es Akrophyfe ausgesprochen wird.
0:39:21–0:39:23
Mit ein bisschen immer nach Apokryph.
Florian Clauß
0:39:24–0:39:30
Apokryph wird es ausgesprochen. Und zwar ist ein Apokryph die Teile,
0:39:30–0:39:31
die es nichts in die Bibel geschafft haben.
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Das sind so quasi die geheimen Bibelteile. Also entweder, weil es halt nicht
0:39:36–0:39:39
so Mainstream war oder aber, weil dann halt so Geheimnisse drin sind.
0:39:40–0:39:47
Und das Ding ist ja, dass das Buch von Gibertian, wo er bestimmte Zitate oder
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bestimmte Bücher der Solaristik,
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referenziert, die Hinweise enthalten, dass es halt nicht ganz so ein Mainstream-Diskurs ist.
0:39:57–0:40:03
Also die geheimen Botschaften und die geheimen Wahrheiten über Solaris sozusagen.
0:40:04–0:40:06
Also so würde ich das lesen.
Micz Flor
0:40:06–0:40:10
Das Kapitel. Ja, so wird es auch beschrieben.
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Das sind ja quasi die Take-outs, die Sachen, wie du sagst, die es nicht in den
0:40:13–0:40:17
Kodex geschafft haben als wissenschaftlicher Kanon.
Florian Clauß
0:40:17–0:40:21
Das ist sehr schön, der wissenschaftliche Kanon. Und dann kommt halt dieser
0:40:21–0:40:25
Bertrand, der dann zum Beispiel in Tarkovsky eine viel größere Rolle hat.
Micz Flor
0:40:25–0:40:27
Ja, das finde ich auch spannend, wenn wir über die Filme sprechen,
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was da so umgestellt wurde und verständlicherweise und gleichzeitig aber auch
0:40:32–0:40:34
leider, wie ich manchmal denke.
0:40:34–0:40:39
Aber jetzt kommt die lange Zusammenfassung, wo wir dann einsteigen werden.
Florian Clauß
0:40:39–0:40:40
Ja, sehr gerne.
Micz Flor
0:40:40–0:40:43
Mit Fußnoten und Interpretation, wann immer es gerade passt.
Florian Clauß
0:40:44–0:40:45
Also jetzt quasi.
Micz Flor
0:40:45–0:40:50
Also es geht allgemein um Solaris. Es ist der Name eines Planeten,
0:40:50–0:40:51
auf dem ein großer Ozean ist.
0:40:52–0:40:56
Und in der Erforschung von extraterrestrischem Leben auf der Erde wurde man
0:40:56–0:41:00
auf diesen Planeten aufmerksam, weil man anfangs einfach nur gemerkt hat,
0:41:00–0:41:04
dass das ein Planet in einem System mit zwei Sonnen ist.
0:41:04–0:41:08
Und wie wir seit Trisolaris und dem Dreikörperproblem jetzt alle wissen,
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sind die Flugbahnen da nicht gut vorhersehbar.
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Zwei Körper geht, drei Körper geht nicht.
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Längst hätte Solaris in eine der Sonnen fallen müssen, beziehungsweise man konnte
0:41:20–0:41:24
dann merken, dass die vorhergesehene Bahn nicht gehalten wird.
0:41:24–0:41:29
Und hat sich dann überlegt, wie kann das sein und dann irgendwie begonnen,
0:41:29–0:41:33
diesen Solaris-Planeten sich genauer anzuschauen und gemerkt,
0:41:33–0:41:37
dass der fast komplett von einem Ozean bedeckt ist.
0:41:37–0:41:43
Der bei Tarkovsky, finde ich, sehr schön visualisiert wird, auch wenn Lem das
0:41:43–0:41:49
nicht so dachte. Und dieser Ozean allerdings irgendwie sich auch zu bewegen
0:41:49–0:41:50
scheint, zu wandern scheint.
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Es gibt immer wieder auch mal
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trockene Plätze, Inseln, einen ganz kleinen Prozentsatz der Oberfläche.
0:41:55–0:42:01
Aber die ganze Zeit ist der Ozean wie, wie soll ich sagen, wie lebendig.
0:42:01–0:42:05
Später merkt man, da greife ich jetzt schon mal voraus, dass da aber keine Zellen
0:42:05–0:42:06
gibt oder keine Strukturen gibt.
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Also man kann sich das alles gar nicht erklären. Man merkt aber nur,
0:42:10–0:42:17
dass dieser Planet in der Lage ist, aktiv sich oder die physikalischen Gesetze um ihn zu biegen.
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Da sind wir ein bisschen wieder bei Expanse, wo dann auch die Physik ein bisschen
0:42:21–0:42:25
gebogen wird, um Ionenkanäle zu verändern.
0:42:26–0:42:31
Was dazu führt, dass dieser Planet eine stabile Umlaufbahn um diese beiden Sonnen halten kann.
0:42:31–0:42:33
Ich weiß nicht, ob es jetzt ein ist, das wird nicht genau erklärt,
0:42:33–0:42:34
aber auf jeden Fall erstürzt es nicht.
Florian Clauß
0:42:34–0:42:35
Es sind zwei Sonnen.
Micz Flor
0:42:35–0:42:36
Zwei Sonnen, aber...
Florian Clauß
0:42:36–0:42:37
Es ist eine rote und eine blaue Sonne.
Micz Flor
0:42:37–0:42:41
Aber was seine Umlaufbahn ist, ob das jetzt quasi ein Kreis ist,
0:42:41–0:42:41
das wird doch genau gesagt.
Florian Clauß
0:42:41–0:42:45
Du hast ein chaotisches System. Entweder, wie du sagst, stürzt der Planet in
0:42:45–0:42:48
der Sonne raus oder er wird weggepfeffert.
Micz Flor
0:42:48–0:42:55
Und wir kommen in die Geschichte, als es schon 100 Jahre von Forschung gibt über...
Florian Clauß
0:42:55–0:42:59
Ja, die Station, das wird auch nicht irgendwo genau beschrieben,
0:43:00–0:43:03
aber wahrscheinlich ist, dass diese Station auch schon seit mehreren Jahrzehnten,
0:43:03–0:43:05
wenn nicht sogar das Jahrhundert, schon da ist.
0:43:05–0:43:09
Und in dem Zusammenhang finde ich auch nochmal interessant,
0:43:09–0:43:16
wie kunstvoll das Lemm arrangiert, nämlich er macht sich da jetzt auch so rein
0:43:16–0:43:20
fiktional nicht angreifbar, nämlich diese Frage von Entfernung,
0:43:20–0:43:24
Zeitreise, also überhaupt Raumreise.
Micz Flor
0:43:25–0:43:28
Zeitschuld, wie wir bei Imperium gesagt haben.
Florian Clauß
0:43:28–0:43:31
Genau, weil das kommt auch in irgendeiner Beschreibung, nämlich dann,
0:43:31–0:43:37
wenn am Ende, wenn dann eben der Bericht von Snout verfasst und von Chris Kelvin,
0:43:37–0:43:39
so heißt unsere Hauptfigur, dem Protagonisten.
0:43:40–0:43:44
Der dann halt mehrere Monate unterwegs ist, wenn nicht sogar Jahre.
0:43:44–0:43:46
Also da wird beschrieben von Orion und so weiter.
0:43:46–0:43:51
Vermutlich ist wirklich Solaris, das ganze System, ist halt Lichtjahre entfernt von der Erde.
0:43:52–0:43:56
Und das finde ich halt so toll, dass das halt wirklich überhaupt gar nicht so
0:43:56–0:43:57
beschrieben ist. Und es wird auch in keinem Film...
Micz Flor
0:43:58–0:43:59
Die Lichtjahre nicht viele Monate.
Florian Clauß
0:43:59–0:44:03
Ja, viele Monate. Aber man weiß ja nicht, ob trotzdem die Technologie...
0:44:03–0:44:09
Also es wird... Also da die Lokalisation des Planetens ist Lichtjahre von der Erde entfernt.
0:44:09–0:44:13
Also muss ja quasi. Aber Monate vielleicht haben die eine Technik entwickelt,
0:44:13–0:44:18
wo die halt so Spice-mäßig schneller als Licht reisen können oder sowas.
0:44:18–0:44:19
Also es wird überhaupt nicht beschrieben.
0:44:20–0:44:23
Und das ist für mich aber so ein genialer Kniff, um dann halt auch nicht in
0:44:23–0:44:25
diese Erklärungsnot zu kommen.
Micz Flor
0:44:25–0:44:30
Das bringt mich dann, ich glaube wir brauchen, wir müssen eine zweite Wanderung machen zum Reden.
0:44:30–0:44:32
Wir werden wahrscheinlich gar nicht durchkommen, weil was mich ja immer,
0:44:33–0:44:38
das ist eine grundfesten Frage, weil es wird dann immer von Hard Science Fiction
0:44:38–0:44:41
und eher so Fantasy Science Fiction. Das hatte ich ja auch bei Dan Simmons schon
0:44:41–0:44:44
besprochen, dass da immer gesagt wird, das ist ja eher Fantasy.
0:44:45–0:44:49
Und Stanislaw Lem wird immer hochgehalten als Hard Science Fiction.
0:44:50–0:44:54
Aber What the F ist da irgendwie Hard Science Fiction? Was ist da?
Florian Clauß
0:44:54–0:44:59
Ja, aber das würde mich wundern, weil ich habe es anders gelesen,
0:44:59–0:45:02
dass nicht der Science Fiction so ausschließlich zuordnenbar ist.
0:45:03–0:45:09
Weil du hast ja wirklich hier auch ein Genre-Crossover. Es fängt an wie so ein Horror-Setup.
Micz Flor
0:45:09–0:45:09
Das Ganze.
Florian Clauß
0:45:10–0:45:14
Es wird aber dann mehr Science-Fiction oder wissenschaftlicher Roman.
0:45:15–0:45:19
Und dann am Ende ist es dann irgendwie so ein philosophisches Grundstück,
0:45:19–0:45:20
was dann beschrieben wird.
0:45:20–0:45:26
Also das heißt, Lem lässt sich eigentlich nie in diese, also dass er hart Science-Fiction
0:45:26–0:45:30
ist, im Sinne hart von, dass bestimmte Voraussetzungen gemacht werden,
0:45:31–0:45:35
die es halt irgendwie gar nicht mehr so, die es halt nur in der Zukunft als Annahmen gebe.
Micz Flor
0:45:35–0:45:41
Ja, so eine Möglichkeit. Also das ist die Möglichkeit, eine extrapolierte Tangente
0:45:41–0:45:46
in die Zukunft könnte sein, dass, wie du schon gesagt hast, aus dem Fernseher
0:45:46–0:45:48
ein Tablet wird oder ein Handy.
Florian Clauß
0:45:49–0:45:53
Aber darf ich nur mal ganz kurz, weil ich das auch so, das fand ich so abgefahren,
0:45:53–0:45:56
das ist für mich halt wirklich so, weil auf der einen Seite gibt es halt dieses,
0:45:56–0:46:02
man weiß nicht, wie der da hingekommen ist, wie er diese extreme Distanz überwunden hat.
0:46:02–0:46:05
Aber dann ist man doch irgendwie so verhaftet wieder in so...
0:46:06–0:46:10
In so Interfaces, weil das wird so kurz beschrieben, dann wird halt irgendwie
0:46:10–0:46:12
so eine Plakette leuchtet auf mit dem Erde.
0:46:13–0:46:19
Und das heißt, es gibt halt nichts von so kontextbasiert Darstellung von UI oder sowas.
0:46:19–0:46:24
Also von so Interface, das ist halt wirklich so, damals konnte man sich das ja nicht denken.
0:46:24–0:46:29
Du hast den Bildschirm und der Bildschirm sich dann halt aufgrund seines Kontextes
0:46:29–0:46:30
dann quasi funktional anpassen kann.
0:46:31–0:46:35
Mit den ganzen Buttons drauf und so weiter. Es ist alles hart verdrahtet,
0:46:35–0:46:39
es sind die Kippschalter und es gibt dann halt vielleicht so eine Matrize,
0:46:39–0:46:43
die du dann halt überlegen kannst, wenn du diesen Schalter umschaltest,
0:46:43–0:46:44
dann haben die alle eine neue Funktionseinheit.
0:46:45–0:46:50
Das ist immer noch so in diesem Raumschiffsdesign so mit reingestrickt,
0:46:50–0:46:53
ja, aber das kannst du dir halt auch nicht anders vorstellen.
Micz Flor
0:46:53–0:46:59
Aber das ist ja dann dieser Witz in dem dritten Prequel von Star Wars,
0:46:59–0:47:06
wo dann Darth Vader das erste Mal atmet, wo dann irgendwie die ganze Zeit diese
0:47:06–0:47:09
absoluten Hightech-CGI-Roboter irgendwie rumgurken.
0:47:10–0:47:14
Und dann kommt halt dieser alte End-70er-Jahre mit diesen drei großen Buttons,
0:47:14–0:47:18
die rote Lampe, ein Drehknopf am Bauch.
Florian Clauß
0:47:18–0:47:20
Und das haben die so konsequent durchgehalten.
Micz Flor
0:47:20–0:47:24
Musst du ja auch, das ist ja ikonisch. und das ist genau das, was du,
0:47:24–0:47:28
sagst, was man halt Darth Vader damals reingeschrieben hat, wo man dachte,
0:47:28–0:47:33
so sieht die Zukunft aus, es gibt große Buttons auf dem Bauch und dann später
0:47:33–0:47:37
siehst du das nirgends, also genau, so sah die Vergangenheit der Zukunft aus.
Florian Clauß
0:47:37–0:47:41
Ja, aber das finde ich auch, wie sie konsequent das am Set-Design durchgezogen
0:47:41–0:47:43
haben, jetzt auch bei diesen ganzen neuen Spin-Off-Serien.
Micz Flor
0:47:43–0:47:46
Weil Solaris ist ein gutes Beispiel für das, was du sagst, auch,
0:47:46–0:47:50
dass er dann in diesem Raum, wo er später dann irgendwie sich einrichtet,
0:47:50–0:47:54
unter dem Bett ein Tonbandgerät findet und dieses Tonbandgerät dann auch von
0:47:54–0:47:58
seiner verstorbene Frau später entwendet wird und er es gerne wieder hätte.
Florian Clauß
0:47:58–0:48:04
Genau, wo dann die Dead Media quasi drin vorkommt. Also alte Aufzeichnungstechnologien.
0:48:05–0:48:09
Kommen wir auch nochmal zu einem ganz kurzen Sidekick zu Mondnacht.
0:48:09–0:48:11
Hast du mir nochmal geschickt den Link?
0:48:11–0:48:14
Ja, ich habe es nämlich genau dieses, wo er auch unglaublich intelligent,
0:48:15–0:48:17
also... Das ist jetzt eine andere Geschichte.
0:48:17–0:48:21
Eine andere Geschichte, die heißt Ich weiß gar nicht, ob das nur eine Hörbuchfassung
0:48:21–0:48:22
ist oder auch eine Kurzgeschichte.
0:48:23–0:48:28
Aber es geht auch darum, dass eben zwei Astronauten auf dem Mond,
0:48:28–0:48:32
auf der Mondstation, in eine Situation kommen, dass sie keinen Sauerstoff mehr kriegen.
0:48:33–0:48:36
Und ich kriege sie mir ganz zusammen, weil ich es wirklich so auch immer beim
0:48:36–0:48:37
Einschlafen gehört habe.
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Und dass eben die in so einer Situation sind, dass sie das Tonband überlisten müssen.
0:48:43–0:48:48
Also quasi diese ganze Observer-Technologie, die heute, also wo du halt auch
0:48:48–0:48:51
wirklich schon heute so dieses Angriffsszenario, Mario, wie schaffe ich das,
0:48:51–0:48:55
bestimmte Observer-Technologien zu umgehen, um dann zu meinem Ziel zu kommen?
0:48:56–0:49:00
Hat er das als dramaturgischer Aufbau in diese Geschichte mit reingeschrieben?
0:49:00–0:49:07
Ich kriege es aber nicht ganz zusammen. Aber wo du auch irgendwie merkst, er baut eine Szene auf,
0:49:07–0:49:12
aber geht dann noch zwei Schritte weiter und macht dann eben daraus so einen
0:49:12–0:49:16
Technologie-Plot raus. Aber jetzt habe ich dich rausgerissen.
Micz Flor
0:49:16–0:49:19
Nee, gar nicht. Wir fangen jetzt, das ist ein guter Schnitt,
0:49:19–0:49:22
weil jetzt geht es los. Jetzt geht dann die Geschichte eigentlich los,
0:49:22–0:49:26
weil wir dann eben doch wieder bei unserem Protagonisten Chris Calvin sind.
0:49:27–0:49:30
Mit K. Chris und K. Calvin.
0:49:31–0:49:37
Der ist ein Psychologe und wurde von Gibarian, seinem Bekannten aus der Erde, irgendwie angerufen.
0:49:37–0:49:41
Er solle doch bitte zu Hilfe kommen. Wir brauchen deine Hilfe, Chris.
0:49:43–0:49:47
Und gespielt von Ulrich Tukur in der 2002er Version von Soderbergh,
0:49:48–0:49:52
wo wir dann in vier Wochen, heute drüber reden werden, aber erst in vier Wochen,
0:49:52–0:49:53
werden alle drüber reden.
Florian Clauß
0:49:56–0:50:01
Genau, und die Motivation, warum dann Dr. Calvin auf die Station kommt,
0:50:01–0:50:03
ist bei allen Varianten unterschiedlich.
0:50:04–0:50:09
Also bei Solaris, bei dem von Lem, ist es so, dass er wirklich zur Hilfe gerufen wird.
0:50:09–0:50:13
Also wir haben hier ein Problem mit der Besatzung. Bitte schau mal,
0:50:13–0:50:16
dass du das als Psychologe uns da unterstützen kannst.
0:50:16–0:50:21
Bei Tarkowski und Suderberg sind es andere Motivationen. Kommen wir nochmal hin.
Micz Flor
0:50:23–0:50:27
Und er kommt an, er wird losgeschossen, wie in so einer Kanonenkugel.
0:50:27–0:50:30
Das ist auch sehr schön so hart Science-Fiction-mäßig beschrieben.
0:50:30–0:50:34
Er kommt dann in so einen Gefährt rein, dann bläst sich sein Schutzanzug auf.
0:50:35–0:50:38
Dann ist er da so reingepropft, sodass er dann auch gleichzeitig geschützt,
0:50:38–0:50:39
aber auch eingesperrt ist.
0:50:40–0:50:43
Wird dann losgeschossen. Das geht aber alles so smooth, dass er selber gar nicht
0:50:43–0:50:45
genau mitbekommt, dass er schon fliegt.
0:50:45–0:50:48
Dann hat er so einen kleinen Schlitz, kann er so rausgucken,
0:50:48–0:50:52
kommt immer näher an den Planeten Solaris. kommt dann irgendwann in diesen Punkt,
0:50:52–0:50:56
wo er sagt, das fand ich sehr schön, wo er sagt so, ab da falle ich.
0:50:57–0:51:00
Vorher ist er auf etwas zugeflogen und dann auf einmal gab es oben und unten
0:51:00–0:51:04
in seiner Wahrnehmung, was ich schon einen schönen Blick auf dieses Menschliche finde.
0:51:04–0:51:09
Also der Mensch braucht oben und unten, sobald es geht, wird das als Kompass,
0:51:09–0:51:11
als Orientierungssystem eingeschaltet.
0:51:12–0:51:16
Und dann versucht er die ganze Zeit Kontakt aufzunehmen mit der Raumstation,
0:51:16–0:51:20
aber die kreist um den Planeten beziehungsweise nicht, dass sie kreislich ist.
0:51:20–0:51:21
Sie kann sich auch bewegen.
0:51:21–0:51:24
Also sie ist quasi aber eben in einer, wahrscheinlich nicht mal in einer Umlaufbahn,
0:51:25–0:51:26
aber sie schwebt über dem Planeten.
Florian Clauß
0:51:26–0:51:28
Weißt du noch, wie die Raumstation heißt?
Micz Flor
0:51:29–0:51:29
Nee.
Florian Clauß
0:51:30–0:51:30
Prometheus.
Micz Flor
0:51:31–0:51:33
Nee, Prometheus schießt ihn ab.
Florian Clauß
0:51:34–0:51:35
Nee, Prometheus ist die Raumstation.
Micz Flor
0:51:36–0:51:38
Nee, Prometheus schießt ihn weg, verlässt Prometheus.
Florian Clauß
0:51:39–0:51:41
Aber Prometheus ist die Trägerrakete.
Micz Flor
0:51:42–0:51:46
Prometheus ist der Ort, von dem er in dieser Kapsel weggeschossen wird.
Florian Clauß
0:51:46–0:51:49
Okay, das hatte ich anders in Erinnerung.
Micz Flor
0:51:49–0:51:52
Aber ich lese nachher noch schlechte Beispiele der Übersetzung vor.
Florian Clauß
0:51:53–0:51:56
Ich glaube nicht, dass es auf die Übersetzung zurückzugehen ist.
Micz Flor
0:51:57–0:51:58
Aber danke.
Florian Clauß
0:51:58–0:51:59
Dass du mir.
Micz Flor
0:51:59–0:52:01
Das gesagt hast. Da kommt Prometheus drin vor und deshalb weiß ich,
0:52:01–0:52:03
dass das da ist, wo er herkommt.
Florian Clauß
0:52:03–0:52:07
Okay, dann hat er die Raumstation, hat gar keinen Namen, oder?
0:52:08–0:52:10
Ich dachte immer, das wäre Prometheus.
Micz Flor
0:52:10–0:52:11
Nee.
Florian Clauß
0:52:11–0:52:16
Aber sie ist namenlos. Die Lagestation.
Micz Flor
0:52:17–0:52:20
Namentliche, namenlose Raumstation. Auf die fliegt er zu. Er landet da auch.
0:52:20–0:52:24
Er hat keinen Kontakt, außer mit dem Bordcomputer, der sich um ihn kümmert.
0:52:24–0:52:28
Alles sicher. Er sagt, wir übernehmen dich. Du kommst jetzt hier an. Er steigt aus.
0:52:29–0:52:32
Keiner empfängt ihn. Er ist da alleine. Er weiß gar nicht, wo er ist.
0:52:32–0:52:34
Aber dann ist alles irgendwie so durcheinander.
0:52:35–0:52:38
Und er findet dann, glaube ich, auch eine Blutspur.
Florian Clauß
0:52:39–0:52:39
Nee.
Micz Flor
0:52:40–0:52:41
Also da müsste ich auch nochmal...
Florian Clauß
0:52:42–0:52:45
Die Blutstube kommt nur bei Sudaberg vor.
Micz Flor
0:52:45–0:52:47
Ja, da bin ich mir eben nicht ganz sicher. Da muss ich nochmal gucken,
0:52:47–0:52:50
weil die Frage... Es wurde ja...
0:52:52–0:52:54
Lem wurde ja auch natürlich gefragt, worum geht es eigentlich?
0:52:55–0:52:57
Also was wir heute auch ein bisschen rumdaddeln im Dunkeln.
0:52:57–0:53:02
Und Lem meinte von sich aus, ja, was heißt, worum geht es eigentlich?
0:53:02–0:53:05
Sie weiß doch, wenn ich so eine Geschichte schreibe, weiß doch selber nicht genau, wo es hingeht.
0:53:05–0:53:10
Als zum Beispiel Calvin ankam und dann findet er diese Spur,
0:53:10–0:53:12
da wusste ich selber nicht, wie es weitergeht.
0:53:12–0:53:14
Aber dann habe ich weitergeschrieben und dann wusste ich, wie es weitergeht.
0:53:15–0:53:18
Das war so seine, also da könnte man natürlich psychoanalytisch sagen,
0:53:19–0:53:20
sein Unbewusstes schreibt ihn da.
Florian Clauß
0:53:20–0:53:24
Ja, das ist aber interessant, weil er wirklich da über den Schreibensprozess
0:53:24–0:53:25
dann sich nochmal äußert.
0:53:25–0:53:29
Und es ist tatsächlich so, dass er die nicht vorher so zurechtgelegt hat,
0:53:29–0:53:34
die Geschichte, sondern dass sie so, wenn man ihm glaubt, dann so beim Schreiben entstanden ist.
Micz Flor
0:53:35–0:53:40
Auf der Station, Gbarian stellte schnell fest, hat sich das Leben genommen.
0:53:40–0:53:46
Er findet oder trifft den Kybernetiker Snout, der sich ihm gegenüber sehr komisch verhält.
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Das ist auch sehr schön geschrieben. Wir plot-spoilern rechts,
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links und in der Mitte. Deshalb sage ich das erst gleich.
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Weil erst später wird Calvin klar, dass Snout anfangs gar nicht wusste,
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ob er denn nicht vielleicht auch ein Gast ist.
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Deshalb war er da sehr, sehr zurückhaltend. Er musste sich da irgendwie...
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Aber wir sind in dem Moment wirklich noch in Chris Calvins Blick auf die ganze Geschichte.
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Und er checkt nicht, warum Snout so komisch ist.
Florian Clauß
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Das ist so schön. Das passt gerade zum Thema Gast. Wir treten hier gerade auf
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eine kleine Lichtung und mit einer Kapelle und auf der Kapelle steht und sie leben doch.
Micz Flor
0:54:21–0:54:25
Und es gibt noch Sartorius. Sartorius, den lernen wir erst später kennen.
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Und die sind so ein bisschen komplementär zueinander.
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Snout ist eher so ein bisschen freundlich, aber irgendwie total innerlich erschöpft und zerrissen.
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Und Sartorius ist eher so Teflon-Wissenschaftler, distanziert,
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kalt, aber gleichzeitig der, der halt irgendwie wahrscheinlich seine Unsicherheit
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kompensiert über eine Entschlossenheit und einen Plan.
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Die Untersuchungen so treibt, ne? Und dann eben das in den Trino-Feld und so weiter rausbekommt.
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So, und Calvin wird von Snout gesagt, Calvin solle doch einfach vorsichtig sein,
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erstmal gucken, komm erstmal an, so in der Art, ne, weil Snout zu Recht auch
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irgendwie schon antizipiert, er kann es jetzt gar nicht erklären.
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Erstens, weil er scheinbar noch unsicher ist, wer dieser Calvin überhaupt ist,
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aber zweitens auch, weil er es erleben muss, um es wirklich zu glauben.
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So, ne, es ist einfach nicht fassbar.
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Dann ist es so, dass Calvin auf der Station versucht, sich zu orientieren und
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dann auch so Stimmen hört aus den Laboren von den Kollegen.
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Und er begegnet dann einer etwas korpulenteren, wird sie beschrieben,
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barfüßigen, halbnackten Frau.
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Er hört so platschende Schritte und sieht die dann und folgt ihr auch.
Florian Clauß
0:55:44–0:55:50
Ja, das ist eine schwarze Frau. In der ursprünglichen Übersetzung wird noch das N-Wort benutzt.
Micz Flor
0:55:50–0:55:54
Ich habe das rausgenommen, weil ich es nicht relevant fand. Ich habe überlegt,
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ob ich das korpulente auch rausnehme.
Florian Clauß
0:55:56–0:56:05
Ja, aber es ist insofern schon dafür, dass die Beschreibung dieser Abstrusität,
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das ist da, wo quasi der Horrorplot anfängt.
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Weil da kriegst du ja wirklich das Grauen. Was passiert hier?
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Also es ist ja quasi ein Mensch, den man da so nicht erwarten würde in diesem Umfeld.
Micz Flor
0:56:16–0:56:20
Genau, und das Schwarz sollte das noch so verdichten, dass ich es nicht zeitgemäß
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empfunden habe, das jetzt irgendwie als Andersheit oder Feindheit.
Florian Clauß
0:56:23–0:56:32
Ja, also ja, im Sinne von, dass es komplett klar ist, dass diese Figur nicht
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in irgendeinem wissenschaftlichen Kontext dahin gekommen sein kann.
Micz Flor
0:56:36–0:56:38
Aber das ist doch nicht, weil sie schwarz ist.
Florian Clauß
0:56:38–0:56:43
Na doch, in dem Sinne schon, weil so wie die damals aufgestellt waren,
0:56:44–0:56:49
in diesem Ganzen, und sie wird ja quasi so als halbnackt, also das heißt wie
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so eine Indigene beschrieben. So ein Bild hatte ich dann.
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Das ist eine andere Zivilisation, die sie da halt auch so mit verkörpert.
Micz Flor
0:56:58–0:57:02
Da bleibe ich jetzt mal kurz stecken, weil das ist so ein bisschen ein Vorgriff
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und ein sehr gutes Beispiel für das, was wir dann später lernen und wo es einfach
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unklar ist und keiner kann es richtig verstehen.
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Aber es wird wohl deutlich, dass der Planet sich in gewisser Weise in die Menschen,
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die da sind, jetzt auch Calvin,
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Snout, Sartorius, hineinbegeben kann, wie auch immer, um darin Bilder zu finden
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und aus diesen Bildern zum Beispiel eben auch besagte Frau erstellt.
0:57:36–0:57:43
Die unglaublich akkurat abbilden, wie diese Menschen, die auf der Station gar
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nicht sein könnten, wirklich waren bzw.
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Erinnert werden von denen, die da sind.
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Und das, was du jetzt gemacht hast, war, finde ich, ganz interessant.
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Genauso ist es, um das in der Literatur zu sagen, Lem beschreibt etwas und dann entsteht ein Bild.
0:57:57–0:58:03
Und wenn man das das erste Mal liest, dann bekommst du ein Bild von seiner Beschreibung,
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was eben an ganz vielen Punkten so überzogen ist, dass dann wirklich das Andere erscheint.
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Also sowas erscheint, das kann da gar nicht sein.
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Das geht schon los, dass sie irgendwie mit den platzschenden Füßen ist und sie
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ist so dick und sie ist halbnackt und sie ist eine Frau, was ja damals auch
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nicht denkbar war. Und dann ist sie auch noch schwarz.
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Und das ist quasi ganz, ganz wichtig natürlich.
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Aber ich fand es jetzt gerade interessant von dem Hintergrund,
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dass das, was der Planet macht, nämlich Charaktere erschaffen,
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dass das natürlich das Buch auch macht, was wir innerlich dann erleben,
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wie wir uns die vorstellen.
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Das fand ich, hast du irgendwie ganz gut nochmal so illustriert.
Florian Clauß
0:58:40–0:58:50
Ja, zumindest in diesem Prozess des Erschaffens durch diesen Ozean,
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ist es ja so, dass es zu einer echten Entität wird.
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Und das ist ja auch so diese Frage nach Moral und Identität, Entität.
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Also dass die einzelnen Figuren, die da rausfallen aus dieser Matrix von den
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Wirten, also von der Besatzung, dass die ja wirklich anfangen eine Identität zu entwickeln.
Micz Flor
0:59:16–0:59:19
Da kommen wir auch noch zu, weil das ist auf alle Fälle total spannend,
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aber ich möchte trotzdem festhalten, dass in dem Buch diese,
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wie du sagst, diese erschaffenen Gäste, wie sie auch genannt werden,
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dass die anders sind.
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Ja, man guckt dann, so subatomar findet man, dass die anders sind,
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also sind quasi von innen aufgebaut.
0:59:40–0:59:45
Aber natürlich sind in der Tatsache, dass wir als Lesende das erschaffen in
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unserem Kopf, in unserer Fantasie, vor unserem Hintergrund, sind die nicht anders als Calvin.
0:59:52–0:59:57
Also die sind natürlich für uns gleichermaßen literarische Fiktion.
Florian Clauß
0:59:57–1:00:03
Ja, auf jeden Fall. Es ist schön, nochmal so auf dieser Metaebene das einzuordnen.
Micz Flor
1:00:03–1:00:08
Gut, aber zurück in die Geschichte. Jetzt kommt ein wichtiger Punkt. Er sieht diese Frau,
1:00:08–1:00:15
er sieht dann auch den Gebarian, er findet den tiefgekühlt, auf ihm drauf liegt eben,
1:00:15–1:00:18
das ist genau die Frau, die legt sich auf Gebarian und liegt dann inzwischen
1:00:18–1:00:24
schon auf Gebarian, das weiß ich nicht mehr genau, unter so einer Decke und in so einem Kühlraum.
1:00:24–1:00:29
Das Ganze ist für ihn einfach so erschütternd und so nicht erklärlich, dass das,
1:00:31–1:00:35
Er denkt, ich bin wahnsinnig. Also die beste mögliche Erklärung nach Einstein
1:00:35–1:00:36
ist immer die einfachste.
1:00:37–1:00:41
Und Calvin kommt an den Punkt und sagt, okay, das hier alles ist so unwahrscheinlich,
1:00:41–1:00:43
dass es viel wahrscheinlicher ist, dass ich wahnsinnig bin.
1:00:43–1:00:46
So, und jetzt will er aber rausfinden, ob er wirklich wahnsinnig ist.
1:00:46–1:00:51
Und dann kommt er auf so einen Kniff, dass er bestimmte Kalkulationen macht
1:00:51–1:00:55
für irgendeine Umlaufbahn und den Computer bittet, diese Kalkulationen auch zu machen,
1:00:55–1:00:58
aber dann irgendwie so einen Faktor einrechnet, dass erst nach der zehnten Stelle
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eine Abweichung entstehen dürfte zwischen seinem Den und sowas.
1:01:01–1:01:06
Und das macht er, um zu überprüfen, ob er das alles träumt oder ob es wahr ist,
1:01:06–1:01:08
weil er kann ja die Zahlen des Computers nicht vorhersehen.
1:01:08–1:01:11
Und dann kommt das Ergebnis und es entspricht seiner Hypothese,
1:01:11–1:01:16
aber gleichzeitig merkt er, okay, und das möchte ich sagen, ist wie so ein Gottesbeweis-Thema.
1:01:16–1:01:20
Also, weil er dann halt merkt, ja gut, aber auch das kann ich mir ja einbilden.
1:01:20–1:01:22
Und das Thema Gott kommt eher zum Schluss nochmal rein.
Florian Clauß
1:01:22–1:01:26
Ja, aber an der Stelle muss man auch nochmal sagen, das Interessante ist,
1:01:26–1:01:28
ist, dass Ghibarian genau das Gleiche gemacht hat.
Micz Flor
1:01:28–1:01:29
Das lernen wir später.
Florian Clauß
1:01:30–1:01:33
Also das heißt, auch er ist dann irgendwie auf die Idee gekommen,
1:01:33–1:01:34
er hat dann nochmal ein anderes Setup genommen,
1:01:34–1:01:39
aber eben versucht eine Objektivität, oder nee, er hat ja eine Objektivität
1:01:39–1:01:44
versucht herzustellen, indem er dann halt wissenschaftliche Fakten durch Berechnung
1:01:44–1:01:47
dann auch so belegen kann, dass es tatsächlich so ist.
1:01:48–1:01:49
Dass es nicht aus seinem Kopf kommt.
Micz Flor
1:01:50–1:01:53
Das ist der Plan. Und zum Schluss bleibt es aber dann offen,
1:01:53–1:01:57
weil er dann selber auch einsieht, das ja alles erfunden haben könnte.
Florian Clauß
1:01:57–1:02:03
Ja, das Leben ist ein Traum. Das Leben ist ein Traum und alles ist erfunden.
1:02:03–1:02:04
Ich habe nochmal eine Theorie.
1:02:05–1:02:07
Eine Theorie, die ich nirgendwo anders sehe.
Micz Flor
1:02:07–1:02:08
Ich habe auch eine.
Florian Clauß
1:02:08–1:02:11
Okay, sehr gut. So revolutionär ist das.
Micz Flor
1:02:11–1:02:16
Können wir jetzt ein neues Kapitel anfangen? Flo's Theorie auf,
1:02:17–1:02:17
Solaris.
Florian Clauß
1:02:18–1:02:22
Das aber nicht jetzt, das machen wir am Ende. Wir müssen erst mal so...
Micz Flor
1:02:23–1:02:24
Ah, da kommt eine zu diesem Punkt jetzt.
Florian Clauß
1:02:24–1:02:30
Es kommt... Wenn wir dann so an einem Punkt sind, wo dann so eine gewisse Reife...
1:02:30–1:02:32
Wir müssen auch mehr in die Solaristik einsteigen.
Micz Flor
1:02:32–1:02:36
Okay, super cool. Also mein Aufhängerpunkt ist schon längst vorbei übrigens.
1:02:37–1:02:39
Aber meine Theorie kommt auch nachher.
Florian Clauß
1:02:39–1:02:41
Das heißt, okay, ich bin gespannt auf deinen...
Micz Flor
1:02:41–1:02:45
Auf jeden Fall überrechnet er. Zum Schluss legt er sich den...
1:02:45–1:02:51
Ihr seht das nicht, Flo ist gerade wieder 14 und will es sofort erzählen.
1:02:51–1:02:53
Guck mal, was ich dir zu Weihnachten gebaut habe.
Florian Clauß
1:02:54–1:02:56
Aber es ist doch erst in sieben Monaten.
Micz Flor
1:02:59–1:03:02
Aber Calvin sagt nicht jetzt Flo, er legt sich schlafen.
1:03:03–1:03:08
Und am nächsten Morgen wacht er auf. Und um halb schlafen ist noch nicht ganz klar, was da los ist.
1:03:08–1:03:13
Aber er sieht dann seine, also Harry spreche ich es jetzt aus,
1:03:13–1:03:17
H-A-R-E-Y wird sie geschrieben in der deutschen Übersetzung.
1:03:17–1:03:18
Ich weiß nicht, wie es...
Florian Clauß
1:03:18–1:03:22
Harvey. Harvey. Harry. Es gibt so verschiedene... Es gibt natürlich,
1:03:22–1:03:28
je nach Übersetzung und nach Film, das macht ja der Soderbergh bewusst,
1:03:28–1:03:31
dass er da bestimmte Verdrehungen in den Buchstabenketten macht.
Micz Flor
1:03:31–1:03:33
Also wir können es Harry nennen.
Florian Clauß
1:03:33–1:03:37
Harvey. Harry? Nee, Harry. Da hat man so ein komisches Bild an dem Kopf.
Micz Flor
1:03:38–1:03:42
Hooray. Darf ich Harry sagen? Oder wie möchtest du sie nennen?
Florian Clauß
1:03:42–1:03:44
Ne, Harvey habe ich.
Micz Flor
1:03:44–1:03:44
Harvey? Ne, ohne V.
Florian Clauß
1:03:45–1:03:46
Ich habe ein V in meiner Übersetzung.
Micz Flor
1:03:47–1:03:51
Gut, dann nenne ich es jetzt Harvey. Das kann ich ganz gut aussprechen,
1:03:51–1:03:53
aber ich glaube, das ist nicht, wie es sein sollte.
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Gut, also auf jeden Fall ist Harvey da.
1:03:57–1:04:02
Das ist eine Situation, wo er zuerst denkt, er träumt noch und dann sich irgendwie
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auch mit dem Messer schneidet, das Blut läuft, er wacht nicht auf.
1:04:05–1:04:09
Er beschreibt dann auch später, wie er längst nicht mehr daran glaubt,
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es sei ein Traum und trotzdem noch irgendwie versucht, glauben zu dürfen, es sei ein Traum.
1:04:13–1:04:16
Und er immer mehr halt eben in diesem Horror landet. Was ist denn da los?
1:04:17–1:04:22
Es ist dann auch diese Szene, die in Tarkovskys Film auch nochmal vorkommt,
1:04:23–1:04:29
dass dieses Erschaffene, also dieses Künstliche, was ja sowieso schon die logische
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Herleitung ist, dann nochmal unterstrichen wird von der Tatsache,
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dass sie ein Kleid anhat und dieses Kleid kann man gar nicht öffnen.
1:04:35–1:04:40
Also das wurde quasi um sie drum geschlossen. Das muss man aufschneiden.
Florian Clauß
1:04:40–1:04:42
Ja, das ist toll. Die Szene ist so großartig.
Micz Flor
1:04:43–1:04:47
Dass diese Person natürlich auch total vertraut ist.
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Das ist ja wieder Freuds Idee von dem Unheimlichen. Sie ist heimelig,
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das ist seine Ex. Sie ist zwar verstörend, aber gleichzeitig auch anziehend.
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Später möchte er ja mit der Frau auch gemeinsam zur Erde fliegen,
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wie wir später erfahren, und den Rest seines Lebens mit ihr verbringen.
1:05:01–1:05:06
Aber sie wird dann deutlich unheimlich in dem Moment, als er das Zimmer verlassen möchte.
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Die Szene ist bei Tarkovsky, finde ich, auch gut dargestellt.
1:05:09–1:05:14
Und sie dann einfach das nicht aushalten kann, von ihm getrennt zu sein.
1:05:16–1:05:20
Und unglaubliche Kräfte entwickelt, um die Tür auszuhebeln, Tür rauszureißen.
1:05:20–1:05:23
Und dann auch gleichzeitig im Film, zumindest im Buch, weiß nicht,
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gezeigt wird, dass sie auch dann sofort wieder heilt, wo sie von diesem Kraftakt
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eben auch Verletzungen nach sich zieht.
1:05:29–1:05:35
Und dann wird sie halt eben sehr unheimlich, so horrormäßig und er möchte sich ihr entledigen.
Florian Clauß
1:05:35–1:05:42
Aber dieses mit der Tür, das kommt dann nicht bei der ersten HW vor,
1:05:42–1:05:43
sondern das ist bei der zweiten.
1:05:45–1:05:54
Bei der ersten ist es so, dass er sich wirklich da in das Raumschiff einsperrt und das wackelt.
Micz Flor
1:05:54–1:05:54
Ja, genau.
Florian Clauß
1:05:55–1:05:58
Und er weiß nicht, und dann, wenn das zweite Mal sie auftaucht,
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das ist auch der Moment, wo er sie anfängt so ein bisschen zu akzeptieren.
1:06:02–1:06:05
Also mit der Tür, wo sie die Tür quasi einreißt.
Micz Flor
1:06:06–1:06:11
Ja, okay. Also gut, das habe ich jetzt durcheinandergebracht in meiner Erinnerung.
1:06:11–1:06:18
Dann ist es so, dass er sie dann wohin begleitet und sie dann einlädt,
1:06:18–1:06:19
in so eine kleine Kapsel zu gehen.
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Dann schließt er diese Kapsel und dann merkt man schon die brutale Kraft von,
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von diesem Gast oder dieser Gästin.
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Und er schießt dann diese Kapsel in eine Planetumlaufbahn,
1:06:30–1:06:33
Also er bringt sie nicht um, aber er parkt sie gewissermaßen.
Florian Clauß
1:06:33–1:06:39
Ja, und es kommt dann zum späteren Zeitpunkt nochmal so als Beweis dafür, was passiert mit denen.
1:06:39–1:06:43
Dann schlägt ihm Snout, glaube ich, vor oder ich weiß nicht, ob es der Taurus ist.
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Schau doch mal in die Kapsel, hol die doch mal wieder ran und schau doch mal
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nach, wer ist denn da jetzt drin.
Micz Flor
1:06:48–1:06:52
Genau, ja. Ja, und das ist nämlich der Punkt, dass Snout auch,
1:06:52–1:06:57
und das ist ganz spannend, finde ich, vom Erzählen her, Weil Snout ist am Anfang
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für uns auch nicht greifbar, aber immer mehr merken wir, dass Snout eigentlich
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alles schon weiß und dann immer sozusagen Calvin das nochmal machen lässt.
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Und Snout lernen wir nämlich kennen, dass er starke Verbrennungen im Gesicht und sowas hat.
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Und jetzt ist es so, dass Calvin, also unser Held, mit dem wir die Geschichte
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erlernen, der schießt diese Kapsel ab und das macht er alles so schnell,
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dass er auch sich da verbrennt.
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Und er hat dann auch so, er pult sich so ein bisschen Haut im Gesicht ab und
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dann sieht er Snout wieder und dann checkt er in dem Moment ein bisschen wie
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bei der einen Folge von Sterntagebüchern, wo er immer den Montag,
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Dienstag, Mittwoch, wo er sich immer wieder begegnet.
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Und dann auf einmal hat er ein blaues Auge und dann weiß er,
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okay, bevor morgen vier Uhr ist, habe ich ein blaues Auge, ich weiß bloß noch nicht, warum.
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So, und da ist es dann so, dass er dann versteht, dass Snout genau das Gleiche
1:07:41–1:07:47
auch hatte und Snout ihm das dann auch sagt, so, ah, okay, du hast nicht diese Geschichte.
Florian Clauß
1:07:47–1:07:50
Die Geschichte, die du gerade erwähnt hast zum Sidekick, das ist ja im Prinzip
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Memento, auch die Idee von Memento, dass er sich selber begegnet.
Micz Flor
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Am nächsten Morgen ist Harvey, wie sie jetzt heißt, wieder da und er nimmt sie
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dann mit und er nimmt ihr ein bisschen Blut ab und er checkt das dann irgendwie
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und lernt dann relativ früh schon kennen in ihrer Struktur,
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dass sie auf diesem unglaublich zukünftigen Mikroskop, was er da hat, dass sie,
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und er ist schon durch die Blutzellen durch, er ist schon auf der Molekülebene,
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er ist schon auf der Atomebene und sieht die Atome und sieht alles immer noch menschlich aus.
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Aber dann hinter der Atomebene sieht er, dass sie eben aus Neutrinos oder irgendwas
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Neutrino-ähnlichem gebastelt ist.
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Das heißt, die Teilchen, die keine Ladung haben, die sich eben auch nicht abstoßen,
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die man viel kleiner noch zusammenpacken kann.
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Stichwort Neutrinostern, da weiß Flo mehr als ich. Aber auf jeden Fall sieht man...
Florian Clauß
1:08:46–1:08:49
Neutrinos entstehen halt, die sind halt, man sagt ja immer so,
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die dunkle Materie, weil sie eben nicht wechselwirkt mit irgendwas, was wir kennen.
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Aber es ist überall da. Also die entstehen halt in so Fusions, also durch die Sonne.
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Die Sonne schießt eine unglaubliche Anzahl von Neutrinos.
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Die laufen alle durch dich durch. aber dadurch, dass sie nicht reagieren,
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keine Wechselwirkung haben.
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Es gibt diese Neutrino-Detektoren, teilweise gibt es so ein Feld,
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das ist dann wirklich so ein Eis-Cube.
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Das heißt, die haben in der Arktis so Eisfelder, die dann über Kilometer gehen,
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haben die halt mit Lichtdetektoren, die dann halt irgendwie so ein Kilometer,
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mal ein Kilometer, mal ein Kilometer.
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Und dann gibt es eine bestimmte Neutrino-Art, die, das ist halt so das Abgefahrene,
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Das heißt, die wechselwirken, wenn die durch die ganze Erde geflossen sind.
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Also das heißt, die Erde ist quasi das Schild, aber das sind jetzt nicht die
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normalen Neutrinos, die von der Sonne kommen, sondern die kommen halt von ganz
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woanders her, die halt noch einen anderen Spin haben.
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Das heißt, die Erde ist quasi so der Bleimantel, dass sie überhaupt da hinten
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beim Detektor was anschlagen kann und dafür werden drei im Jahr entdeckt.
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Aber es ist trotzdem die größte Masse im Universum, bilden quasi Neutrinos.
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Das ist verrückt. Und an dem Punkt ist halt auch die Frage, wann kam dieses
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Neutrino-Konzept in der Physik auf?
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Das muss auch, glaube ich, ich weiß gar nicht, ob das jetzt wirklich so eine
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hohe Idee war, die dann auch gar nicht so physikalisch dann durchdacht war,
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oder ob das schon quasi so ein berechnetes Teilchen war,
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wo es dann halt schon so in der normalen Physik angenommen wurde, dass es die gibt.
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Und das würde mich halt interessieren, ob das jetzt, wie das,
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aber das habe ich nicht nochmal nachgeguckt.
Micz Flor
1:10:39–1:10:43
Na gut, ich meine, es wird schon gegeben haben, oder meinst du,
1:10:43–1:10:44
die haben es nach seinem Buch benannt?
Florian Clauß
1:10:45–1:10:49
Nein, das natürlich nicht, aber ob das jetzt quasi so in einem Standardmodell
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der Physik schon so akzeptiert war, das meine ich.
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Oder ob das jetzt noch so eine Idee war, die noch gar nicht in das Standardmodell mit reingeflossen ist.
Micz Flor
1:10:57–1:11:02
Wenn ich jetzt einfach nur raten müsste, aufgrund meines kulturellen Hintergrundes,
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mit dem ich Solaris beackert habe, würde ich sagen, dass es auf Higgs zurückgeht.
1:11:06–1:11:10
Weil in der Soderbergh-Verfilmung sprechen die von einem Higgs-Feld.
Florian Clauß
1:11:10–1:11:16
Ja, genau. Das Higgs-Teilchen wurde erst später nachgewiesen.
Micz Flor
1:11:16–1:11:20
Aber das war ja schon lange in der theoretischen.
Florian Clauß
1:11:20–1:11:23
Sicht so mitbedacht.
Micz Flor
1:11:23–1:11:26
Aber warum ist das für uns jetzt hier erschütternd wichtig?
1:11:26–1:11:32
Weil es heißt, dass diese hergestellten Künstlichen sind fast identisch mit
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uns, beziehungsweise sind quasi identisch, wenn man nicht durch die Atome durchguckt
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und dann merkt, und das muss man sich mal vorstellen,
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dass auf einer noch viel größeren Skala, auch wenn es kleiner ist natürlich,
1:11:43–1:11:46
diese Gäste gebaut werden.
1:11:46–1:11:52
Also wenn man so kleine Bausteine hat, wie feinteilig kann dieser Ozean,
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von dem wir ausgehen, dass der die gebaut hat, überhaupt erschaffen und so schnell und so akkurat.
Florian Clauß
1:11:57–1:12:00
Also was ich hier nochmal so unglaublich wieder als Konzept,
1:12:00–1:12:05
als Idee von LEM finde, ist dieses Prinzip des Reverse-Engineerings.
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Also das heißt, diese Information, und zwar auf dieser ganz stofflichen,
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kleinsten stofflichen Ebene, muss ja dieser Ozean irgendwo rausgelesen haben,
1:12:15–1:12:18
um überhaupt diese Ebene dahinter zu bauen.
1:12:18–1:12:26
Ja, also die Gäste, die funktionieren ja auf einer physikalischen Ebene,
1:12:26–1:12:28
also die verhalten sich ja mehr oder weniger normal,
1:12:28–1:12:33
das heißt, sie können dann irgendwann schlafen, sie können dann halt auch essen
1:12:33–1:12:37
und trinken, wenn nicht so viel, ja, aber das heißt, sie funktionieren ja auf
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so einer physikalischen, körperlichen Ebene, funktionieren die ja normal.
1:12:42–1:12:48
Aber was ist das denn für eine Kraft, diese ganzen Mechanismen da so rauszulesen?
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Ich finde das halt so geil, diese Vorstellung, weißt du was?
1:12:51–1:12:54
Ich meine, das ist eine klassische Reverse-Engineering-Methode.
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Du hast irgendwas und legst eine Layer drauf, die kleiner ist,
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und kannst darüber halt die Funktion der Größeren nachbilden,
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abbilden, indem du nur guckst, was raus und rein kommt.
1:13:05–1:13:10
Und damit schaffst du ein Modell, was halt auf dieser Ebene dann funktionieren kann.
Micz Flor
1:13:11–1:13:14
Ja, ich weiß nicht mehr als Beispiel dazu nochmal, ich weiß nicht mehr in welchem
1:13:14–1:13:16
Buch das war, aber wahrscheinlich gibt es es mehr als einmal.
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Diese Nanotechnologie Diskussion, die es ja auch mal so gab,
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wo dann irgendwie so Architektur, also Städte wurden so gebaut,
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dass man quasi einfach kübelweise so Nanopartikel ausgeschüttet hat,
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die das Haus als Bild vor sich hatten und dann einfach da hochgeklettert sind,
1:13:33–1:13:36
bis sie an einem Punkt waren, wo sie nicht weiter kamen, da sind sie einfach geblieben.
1:13:36–1:13:40
Und so haben die Nanopartikel dann eben komplexe Häuser geschaffen in diesem Buch.
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Und das ist eine ähnliche Idee, weil diese Nanopartikel so klein sind,
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dass man dann, wenn man auf den ersten Blick drauf guckt, sich sogar vorstellen
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kann, dass man ein Ziegelhaus sieht.
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Also das aber erst, wenn man rein sucht, man sieht, ach nee,
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das ist ja Nanotechnologie.
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Und die Ziegel und die Fugen und all das und diese Kratzer hier,
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das ist alles aus dem Masterplan entstanden für dieses Haus und nicht durch die Zeit von außen.
Florian Clauß
1:14:04–1:14:07
Aber es sind ja keine potenckischen Dörfer, ne?
1:14:10–1:14:14
Eine Simulation von etwas, was keine Funktion hat, sondern die funktionieren ja.
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Also sie funktionieren zwar nicht ganz sauber oder sind overengineert,
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das heißt, die können sich generieren in unglaublich kurzer Zeit.
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Das heißt, es ist eine andere Kraft da. Okay, also das heißt,
1:14:29–1:14:30
es ist etwas komplett anderes.
Micz Flor
1:14:30–1:14:34
Und gleichzeitig entsteht natürlich das Schauerliche darin, dass es Maschinen
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sind. Das sind ja dann so Stepford Wives mäßig. Also diese Horrorfilme,
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die ganzen Frauen wurden ersetzt durch Roboter.
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Und ähnlich ist es da auch. Also auf der Fassade funktioniert es.
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Es ist uns sogar irgendwie vertraut, es spricht mit uns, hat die gleiche Stimme,
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hat auch gleiche Themen.
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Man kann sich damit innerlich auch verbinden und trotzdem sind es Maschinen
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und das macht es natürlich dann so.
Florian Clauß
1:14:56–1:15:01
Aber würdest du die wirklich als Maschinen dann definieren?
Micz Flor
1:15:02–1:15:07
Also, das ist jetzt, die Sartorius, ja, ne, Snout irgendwie auch,
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die wollen das ja loswerden. Ja.
1:15:09–1:15:13
Und dann ist es natürlich ein Selbstschutz zu sagen, es ist nur eine Maschine,
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so wie das Tier ja nur ein Tier ist und kein Mensch, deshalb darf man es essen.
1:15:16–1:15:23
Es ist zumindest etwas, was über Nacht hergestellt wurde und nicht ganz unfehlbar
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ist, weil scheinbar ja Solaris, sollte Solaris die hergestellt haben,
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das wird ja auch nicht wirklich erklärt,
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kein Konzept von einem Reißverschluss hat oder von einem Kleid.
1:15:35–1:15:40
Sodass natürlich erst in dem Moment, dieses Kleid wurde scheinbar nicht entdeckt in Calvin.
1:15:41–1:15:43
Die Person hatte aber, der Reißverschluss wurde nicht entdeckt,
1:15:44–1:15:44
das Kleid wurde aber geschaffen.
1:15:45–1:15:48
Und erst als Calvin den Reißverschluss aufmachen möchte, ich weiß jetzt gar
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nicht mehr, es geht da nicht um Sexualität, oder mit dem Reißverschluss?
Florian Clauß
1:15:51–1:15:54
Also ich habe mich auch gefragt, nee, sie muss dann, sie will duschen,
1:15:54–1:15:55
will das Kleid ausmachen.
1:15:55–1:16:01
Aber die Frage ist natürlich, das wird, glaube ich, in dem Soderbergh-Film dann
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am ehesten beantwortet, ob die einen Sex haben.
Micz Flor
1:16:03–1:16:06
Ja, bei Soderbergh gibt es ja diese eine Traumsequenz als Rückblende auf die
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Erde, wo er von ihr träumt und dann wacht er auf und dann haben die auch Sex
1:16:09–1:16:14
im Raumschiff und dann schneiden sich so diese beiden Farbschemata ineinander,
1:16:14–1:16:16
die Vergangenheit der Erde, die Gegenwart der Station.
Florian Clauß
1:16:16–1:16:20
Aber da kommen wir ja nochmal später zu. Das heißt, aber ich habe auch,
1:16:20–1:16:27
also es ist so ein bisschen so beschrieben, dass durchaus da bei der Romanvorlage,
1:16:27–1:16:30
dass es dass es zu sexuellen Handlungen kommt.
1:16:30–1:16:34
Gerade im Ersten, als er dann noch nicht so richtig realisieren kann,
1:16:34–1:16:39
dass es sich um einen Traum handelt oder nicht um einen Traum.
Micz Flor
1:16:39–1:16:42
So, auf jeden Fall ist dann da ein Schnitt,
1:16:45–1:16:48
nachdem quasi klar ist, dass jeder da irgendwie so einen Gast hat.
1:16:49–1:16:53
Also das ist so, dass man die im Buch gar nicht wirklich beschreibt.
1:16:53–1:16:56
Oder Claire Znaut nennt das einmal, glaube ich. Aber ich habe es vergessen, ob es so oder weiss.
Florian Clauß
1:16:56–1:16:58
Ich wollte nur mal ganz kurz einhaken
1:16:58–1:17:03
bei dem Punkt, weil ich mich bei dem Begriff Maschine gestört habe.
1:17:03–1:17:10
Ich glaube, man müsste dann eher so die Schere aufmachen zwischen künstlich und natürlich.
1:17:10–1:17:14
Weil ich glaube, Maschine klingt so nach Steampunk.
1:17:14–1:17:20
Aber es ist ja quasi was künstlich Erschaffenes, was quasi nicht von dieser Welt sein kann.
1:17:21–1:17:23
Ich würde es, glaube ich, eher so aufschneiden.
Micz Flor
1:17:23–1:17:29
Ja, aber das verdreht ja nur, weil was wir Menschen am Handy gemacht haben,
1:17:29–1:17:31
das ist künstlich, zum Beispiel, meinst du?
Florian Clauß
1:17:32–1:17:37
Ja, es ist was quasi künstlich Erschaffenes, also dieser Diskurs zwischen künstlich und natürlichem.
1:17:37–1:17:43
Der Mensch, der quasi so der Natur entspringt, während was künstlich ist,
1:17:43–1:17:47
was dann halt aus einem kulturellen Raum dann gebaut werden kann.
Micz Flor
1:17:47–1:17:51
Ja, aber das ist ja dann auch wieder ein Argument des Humanismus sozusagen,
1:17:52–1:17:53
diese Andersartigkeit des Menschen.
1:17:54–1:17:58
Weil ja, es stimmt, aber wir sind ja natürlich, also ist das ja verlängert auch
1:17:58–1:18:02
natürlich, wo macht man da den Schnitt?
Florian Clauß
1:18:02–1:18:02
Die Projektion dann.
Micz Flor
1:18:03–1:18:05
Ja, ist das Schneckenhaus natürlich?
Florian Clauß
1:18:06–1:18:08
Ja, klar.
Micz Flor
1:18:08–1:18:09
Und das Handy nicht?
Florian Clauß
1:18:09–1:18:15
Ja, nee, weil das ja aus einem kulturellen Zivilisationsprozess dann erstmal so entstehen kann.
Micz Flor
1:18:17–1:18:17
Okay.
Florian Clauß
1:18:17–1:18:22
Das Schneckenhaus kommt ja quasi aus dem Genpool, würde ich sagen.
Micz Flor
1:18:23–1:18:26
Machen wir mal eine Folge zu, weil ich finde es total spannend, was ist natürlich.
Florian Clauß
1:18:27–1:18:29
Nein, aber das ist jetzt einfach nur so.
Micz Flor
1:18:29–1:18:35
Also dann nehme ich deinen Vorschlag an und wir unterscheiden die Kelvin, Snout und Sartorius.
1:18:35–1:18:41
Das sind natürliche Maschinen und die anderen sind künstliche Maschinen. Ist das besser?
Florian Clauß
1:18:41–1:18:43
Du willst Maschinen, ja. Okay, bleib dabei.
Micz Flor
1:18:44–1:18:49
Menschin, wir nennen sie Menschin, okay? Es sind natürliche Gäste und künstliche Gäste.
1:18:50–1:18:55
Wir sind alle nur Gäste in diesem Universum. Okay, also jeder hat seinen Gast.
1:18:55–1:19:00
Und dann geht es jetzt nämlich zum ersten Mal eben in diese wissenschaftliche Bibliothek.
1:19:00–1:19:04
Weil bis dahin geht die Geschichte wirklich so, wir sind bei Calvin,
1:19:05–1:19:06
wir erschließen uns das.
1:19:06–1:19:10
Und jetzt ist dann so ein Schnitt, wir nehmen Pause auch. Und da geht es in,
1:19:10–1:19:18
ich möchte fast sagen, unfassbar komplex, völlig frei erfundene Wissenschaftsdialoge der letzten 100 Jahre.
1:19:19–1:19:23
Da werden Gruppierungen benannt, die sagen, nein, diese Planetenprojektur...
Florian Clauß
1:19:23–1:19:25
Also wir sind jetzt bei der Solaristik, ne?
Micz Flor
1:19:25–1:19:29
Solaristik heißt es, ja. Und Solaristen, es gibt keine Innen,
1:19:29–1:19:31
es gibt nur Solaristen und Solaristik.
1:19:31–1:19:34
Die Solaristen sind die, die sich damit beschäftigen.
1:19:35–1:19:38
Und es gab dann immer wieder so Höhen und Tiefen.
1:19:38–1:19:40
Also er beschreibt dann wirklich einfach
1:19:40–1:19:44
so an diesem Beispiel so einen Wissenschaftsablauf, nehme ich mal an.
1:19:44–1:19:48
Dass es so ein Trending-Topic ist und dann ist irgendwie scheinbar kein Geld
1:19:48–1:19:51
mehr da und dann geht es mal wieder ein bisschen runter, dann passiert irgendwas.
Florian Clauß
1:19:51–1:19:54
Also man kriegt auch die Geschichte der Station mit, dass dann viel mehr,
1:19:55–1:20:01
also Kapazität von 80 Wissenschaftler, die Stationen waren auch wohl da.
1:20:01–1:20:04
Und jetzt ist die halt so ein bisschen so, das ist diese Verwahrlose,
1:20:04–1:20:06
also dieser ganze Zyklus.
Micz Flor
1:20:06–1:20:08
Es ist halt echt lustig, dass wir hier in Herzberge so rumdaddeln,
1:20:09–1:20:12
weil wir sind wirklich auf der Solaris-Station gerade.
1:20:12–1:20:16
Also hier ist alles so schön und man kann sich mal vorstellen...
Florian Clauß
1:20:17–1:20:18
Ja, wir sind auf dem Friedhof.
Micz Flor
1:20:18–1:20:19
Wir sind auch auf dem Friedhof, ja.
Florian Clauß
1:20:19–1:20:21
Wir sind nur auf dem Friedhof.
Micz Flor
1:20:21–1:20:21
Niemand anders.
Florian Clauß
1:20:21–1:20:23
Wir laufen die ganze Zeit nur kurz auf dem Friedhof.
Micz Flor
1:20:24–1:20:25
Wollen wir mal wieder runtergehen?
Florian Clauß
1:20:25–1:20:27
Ja, wir gehen jetzt hier nochmal raus zu Herzberge und dann gehen wir jetzt
1:20:27–1:20:30
nochmal auf diese größere Wiese da hinten.
Micz Flor
1:20:30–1:20:33
Also Kapitelmarke Solaristik kommt jetzt. Das geht jetzt zurück.
1:20:33–1:20:38
Magst du da ein bisschen drüber erzählen? Weil ich muss sagen, mir war das fast zu viel.
1:20:38–1:20:43
Ich kann dazu nur sagen, die wichtigste Sache, die ich für mich da jetzt so
1:20:43–1:20:47
reingenommen habe für unsere Nacherzählung, ist dann in all diesen Dokumenten,
1:20:47–1:20:52
die Entwicklung über die Zeit, die Hypothesen, ist das jetzt nur ein mechanischer Planet,
1:20:52–1:20:55
korrigiert der das automatisch? Ist es Zufall?
1:20:56–1:20:59
Muss es intelligent sein oder nicht? Das sind alles so Fragen,
1:20:59–1:21:00
die werden da diskutiert.
Florian Clauß
1:21:00–1:21:06
Aber werden die da, hast du die da wiedergefunden? Das habe ich nämlich nicht
1:21:06–1:21:10
wiedergefunden, dass tatsächlich die Bahnberechnungen da untersucht werden.
1:21:12–1:21:14
Also die Bahnkorrekturen von dem Planeten.
Micz Flor
1:21:14–1:21:17
Doch, das ist die... Ja, genau, doch.
Florian Clauß
1:21:17–1:21:23
Das wird in der Solaristik als Thema untersucht. Weil ich habe das nur am Anfang quasi so...
Micz Flor
1:21:23–1:21:28
Da wurde nur gesagt, sehr schnell konnte man feststellen, dass die vorhergesehenen Bahnen...
Florian Clauß
1:21:28–1:21:32
Genau, aber das ist der Einstieg. Und dann wird aber nicht weiter von dieser
1:21:32–1:21:36
Bahnkorrekturen, wird in der Solaristik nicht weiter gesprochen.
1:21:36–1:21:41
Es kommt immer wieder, und da verstehe ich halt auch wirklich die Solaristik als Prinzip da nicht.
1:21:41–1:21:45
Nämlich wird ja immer wieder angezweifelt, dass dieser Planet Intelligenz hat,
1:21:45–1:21:50
dass der Ozean wirklich ein intelligentes Lebewesen ist oder eine intelligente
1:21:50–1:21:51
Form, wie auch immer ist.
1:21:52–1:22:00
Obwohl der Beweis dafür ist ja quasi diese Warnberechnung, die er machen kann,
1:22:00–1:22:04
um halt nicht aus diesem Drei-Körper-Problem rauszufliegen.
Micz Flor
1:22:04–1:22:09
Ja, und da ist ja eben das Argument, glaube ich, oder wäre das Gegenargument,
1:22:10–1:22:11
wäre dann zu sagen, dass,
1:22:11–1:22:19
so wie bei Wall-E, war das Pixar oder Disney, Wall-E, der macht immer Müll und
1:22:19–1:22:22
stapelt Müll und ist das einzige in Anführungszeichen Lebewesen,
1:22:22–1:22:23
aber ist natürlich ein Roboter.
1:22:23–1:22:29
Und das Argument da war wohl zu sagen, ja, dass es einen Planeten gibt,
1:22:29–1:22:33
der seine Umlaufbahn korrigiert, das kann ja sein, aber das heißt doch nicht,
1:22:33–1:22:35
dass da irgendwie Intelligenz auf dem Planeten sein muss.
1:22:35–1:22:38
Das kann doch irgendwie installiert sein, so ein bisschen wie die Artefakte
1:22:38–1:22:42
eben auch bei The Expanse vor Billionen Jahren hergestellt wurden von einer
1:22:42–1:22:47
längst vergessenen Zivilisation, alle tot und trotzdem reagieren die noch mit der Umwelt,
1:22:48–1:22:51
schalten sich ein, explodieren und so weiter. Das ist das Argument.
1:22:52–1:22:56
Dass der Planet das kann, heißt nicht, dass da drauf intelligent sein muss.
1:22:56–1:23:02
Das kann einfach auch nur ein sehr komplexes System sein, was einfach sich über
1:23:02–1:23:05
die Sonne mit Energie versorgt und einfach immer noch läuft.
1:23:06–1:23:10
Das war, glaube ich, dann eben die Frage. Aber in dieser Wissenschaftsbibliothek
1:23:10–1:23:16
gibt es dann eben diese Dokumente von Burton oder Bertrand oder ich weiß nicht,
1:23:16–1:23:16
wie würde ich das denn aussprechen?
Florian Clauß
1:23:17–1:23:19
Also der wird nicht Breton, sondern Berton.
Micz Flor
1:23:22–1:23:26
Berton, das war ein Pilot. Die fliegen so mit Hubschrauber ähnlichen Dingen
1:23:26–1:23:27
dann immer wieder auf dem Planeten.
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Es wird da auch beschrieben in der ersten Begegnung. Das finde ich schon auch toll.
1:23:32–1:23:37
Wird versucht, alles, was dieser Ozean auch tut, weil der kann riesige,
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kilometerhohe Säulen hochschießen, die dann fest werden und die sich bauen und Plateaus.
1:23:42–1:23:47
Und dann gibt es, der versucht das zu kartografieren, da gibt es Symmetriaden,
1:23:47–1:23:50
die Asymmetriaden, die Mimodeiden und so.
1:23:50–1:23:54
Also wird halt versucht, alles, was da so hergestellt wird, zu benennen.
Florian Clauß
1:23:56–1:23:58
Also vielleicht, weil du dir jetzt gerade so eingeworfen hast,
1:23:58–1:24:02
die Begriffe. Also das heißt, der Planet ist ähnlich wie so ein Tintenfisch,
1:24:02–1:24:07
der über so das Korallenriff gleitet, der dann irgendwelche Ausformungen an
1:24:07–1:24:08
seiner Haut annehmen kann.
1:24:09–1:24:15
Der Planet kann halt so gigantische Ausformungen, die sind unterteilt in verschiedenen Klassen.
1:24:15–1:24:18
Und das ist halt auch so ein ganz langer Zweig der Solaristik,
1:24:18–1:24:22
nämlich dass die halt diese Ausbuchtung dann katalogisieren.
1:24:22–1:24:28
Und die heißen Symmetriaden und Asymmetriaden. Die Asymmetriaden sind halt symmetrisch
1:24:28–1:24:30
und bilden halt so Riesenhallen.
1:24:30–1:24:35
Auch wird beschrieben von, hat nichts Menschliches, hat aber eine symmetrische,
1:24:35–1:24:36
ästhetische Form, wie auch immer.
1:24:37–1:24:44
Und die Asymmetriaden sind halt nur so Plops, die dann halt keiner Symmetrie oder sowas folgen.
Micz Flor
1:24:44–1:24:47
Und dann gibt es eben diese Memoiden, heißen die.
Florian Clauß
1:24:47–1:24:53
Memoiden, genau. Und das ist das, was das Ende von dem Buch auch dann so mit reinbringt.
1:24:53–1:24:58
Nämlich das Ende, das können wir jetzt vorwegnehmen, da sitzt eben,
1:24:58–1:25:02
da steht Chris Calvin, der sich entschieden hat, das hast du ja auch schon erzählt,
1:25:02–1:25:04
dass er dann doch auf der Station bleiben wird,
1:25:05–1:25:09
ist auf einen so und wird jetzt auch zum ersten Mal, kriegt er die Motivation
1:25:09–1:25:12
tatsächlich mal so rauszufahren und den Planeten zu besteigen,
1:25:12–1:25:17
also den Ozean und hat dann eine Manifestation, nämlich dieser Memoid.
1:25:17–1:25:21
Darauf setzt er sich und bleibt da und streckt seine Hand aus und beschreibt
1:25:21–1:25:23
dann ein Phänomen, was schon die ersten,
1:25:24–1:25:29
Solaristen beschrieben haben, nämlich, dass diese Welle, die dann sich um seine
1:25:29–1:25:36
Hand, so wellenförmige Bewegung des Randes von diesen Memoiden und dass es wie so Fühler sind,
1:25:36–1:25:40
die aber in dem Moment, wenn man seine Hand ausstreckt, diese Fühler sich so ganz,
1:25:41–1:25:44
fein drumherum bewegen, niemals in direkten Kontakt mit seiner Hand kommen.
1:25:45–1:25:51
Und dieses Phänomen, dieses Verhalten beschreibt er nochmal und referenziert nochmal.
1:25:51–1:25:55
Das sind so die ersten Beobachtungen, die gemacht wurden, als die ersten Solaristen
1:25:55–1:25:57
hier den Fuß auf den Planeten gesetzt haben.
1:25:58–1:26:03
Und das finde ich, das geht wieder so ganz zurück. Das heißt, alles ist wieder offen.
Micz Flor
1:26:03–1:26:07
Und das ist genau das, was wir da erleben. Ziemlich langwierig,
1:26:07–1:26:08
aber man muss es halt irgendwie lesen.
1:26:09–1:26:13
Nämlich, dass es dann teilweise seitenweise wird dann erklärt und dann kommt
1:26:13–1:26:18
von unten etwas raus, was sich oben in der Mitte teilt und dann schiebt sich
1:26:18–1:26:21
ja lertartig der Ozean zu den Seiten aus, wird dabei hart.
1:26:22–1:26:27
Die Rande bleiben schäumend, sind allerdings von den Wellen des Ozeans nicht betroffen.
1:26:27–1:26:32
Das Ganze wird dann zwischen 30 und 2 Kilometer groß. Also das muss man sich
1:26:32–1:26:34
wirklich reinziehen. Das geht ewig.
1:26:34–1:26:38
Es ist wirklich einfach reine Deskription, Vermessung.
1:26:38–1:26:43
Jetzt sind wir wieder hier bei die, wie hieß es nochmal, die Geometrie der Liebe
1:26:43–1:26:46
oder sowas, was du gemacht hattest. In der deutschen...
Florian Clauß
1:26:46–1:26:47
Theorema.
Micz Flor
1:26:47–1:26:50
Ja, genau. Nicht die Geometrie, die Mathematik der Liebe.
1:26:53–1:26:57
Und so ist, so fühlt sich das an, also der Versuch, dem Herr zu werden.
1:26:57–1:27:01
Ich bleibe jetzt bei Herr, nicht Frau. Herr zu werden, indem man das alles vermisst,
1:27:01–1:27:06
kartografiert und dann fast schon so Google-mäßig das in so einem Cloud-Prozess
1:27:06–1:27:08
hofft, irgendwie verstehen zu können.
Florian Clauß
1:27:08–1:27:13
Es sind auch verschiedene Lager, die sich da bilden, verschiedene Gruppen.
1:27:14–1:27:18
Und die dann halt auch gegeneinander argumentieren, bestimmte Verhaltensweisen
1:27:18–1:27:19
dann so und so interpretieren.
1:27:19–1:27:22
Also es ist wirklich so, ich glaube, wir brauchen auch nicht mehr weiter im
1:27:22–1:27:27
Detail darauf einzusteigen, nur dass es halt diese Wissenschaftsdiskursapparat
1:27:27–1:27:32
gibt, der sich da aufbaut und der dann halt in dieser Bibliothek von dem Raumschiff
1:27:32–1:27:34
auch so mitgeführt wird.
1:27:34–1:27:40
Das ist so das Wissen und auch so diese Faszination, die Chris Calvin erzählt ja immer,
1:27:40–1:27:48
dass Gibarian so sein Doktorvater oder sein Mentor ihn da in diese ganze Geschichte
1:27:48–1:27:53
von Solaris über die Wissenschaft dann so eingeführt hat.
Micz Flor
1:27:53–1:27:57
Als Psychologen, das ist nochmal wichtig, finde ich, weil es geht jetzt also
1:27:57–1:28:00
hier nicht um den Mensch, der in die Natur guckt,
1:28:00–1:28:07
sondern es geht um einen Mensch, der eben sich mit der Psyche des Wahrnehmens
1:28:07–1:28:08
und Beschreibens auch beschäftigt.
1:28:08–1:28:12
Also der wird zur Hilfe geholt, um dem allen irgendwie Sinn abzugewinnen.
1:28:13–1:28:16
Wichtig ist aber, dass wir den Berton nochmal kurz erklären.
1:28:16–1:28:20
Und zwar der erste Tote war ein gewisser Physiker Fechner. als die losgeflogen
1:28:20–1:28:24
sind, dann kam irgendwie Gewitter oder was weiß ich, wie man es nennen möchte.
1:28:24–1:28:28
Also das war dann so ein schleimiges Ding, auf jeden Fall ist einer abgestürzt.
1:28:28–1:28:32
Fechner ist in den Ozean gefallen, wurde auch nicht wiedergefunden.
1:28:32–1:28:39
Und Berton oder Burton ist dem hinterher geschickt worden oder hinterher geflogen, um ihn zu suchen.
1:28:39–1:28:43
Ist dann irgendwie abgekommen, er weiß nicht mehr warum. Es war alles so ein
1:28:43–1:28:45
bisschen schleimig, er hatte keine Sicht gehabt.
1:28:46–1:28:50
Und dann sieht er, ich weiß nicht in welcher Reihenfolge, er sieht aber zwei
1:28:50–1:28:52
Dinge. Ich glaube, als erstes sieht er Gärten.
1:28:53–1:28:58
Als erstes sieht er ein Abbild, aber eben aus diesem Material des Ozeans, alles in einer Farbe.
1:28:58–1:29:03
Aber sehr detailliert sieht er von oben einen Garten. Dann sieht er Städte.
1:29:03–1:29:10
Also der Ozean formt dann, wie wir vorhin schon beschrieben haben,
1:29:10–1:29:13
die Personen, die Gäste, geformt werden.
1:29:13–1:29:16
Wird aus dieser masse wird was geformt was
1:29:16–1:29:20
aber eben farblich dann immer gleich bleibt aber detailgetreu eine
1:29:20–1:29:23
nachbildung ist von skyscrapern und daneben
1:29:23–1:29:26
aber auch ein garten und später sieht er
1:29:26–1:29:30
dann noch vor sich ein mehrere meter groß ist und von
1:29:30–1:29:36
florian vorhin schon indirekt erwähntes baby oder kind und dieses kind türmt
1:29:36–1:29:39
sich vor ihm auf ist also er fliegt er relativ dicht am boden entlang oder an
1:29:39–1:29:43
der oberfläche und er sieht dass es höher ist als er kalkuliert das muss etwa
1:29:43–1:29:46
so zwischen drei und sechs Meter hoch sein oder so eine Art.
1:29:47–1:29:54
Und das hat ihn total erschüttert, weil es war einfach ein Kind in einer unglaublich
1:29:54–1:29:58
detailgetreuen Abbildung. Ein Kind, das er selber nicht kannte.
1:29:59–1:30:04
Aber dieses Kind hat seine Arme und Beine und alles irgendwie bewegt in einer
1:30:04–1:30:07
Art, als ob es lernen wollte, sich zu bewegen.
1:30:07–1:30:10
Also da haben wir auch wieder so einen Horrormoment. Das ist so ein klassisches
1:30:10–1:30:15
Klassording, wenn der Kopf sich um 180 Grad dreht oder der Arm nach hinten geht.
Florian Clauß
1:30:15–1:30:20
Ich glaube, es war dann auch so beschrieben, dass auf dem Gesicht die zwei Gesichtshälften
1:30:20–1:30:25
des Kindes ganz konträre Gefühle abgebildet haben.
1:30:26–1:30:31
Die eine Gesichtshälfte hat gelacht, die andere dann halt geschrien.
1:30:32–1:30:36
Und an was erinnert dich das? Ich glaube, wir haben beide den gleichen Gedanken dazu.
Micz Flor
1:30:37–1:30:37
Das ist Akira.
Florian Clauß
1:30:38–1:30:44
Akira? Nee, das jetzt nicht, sondern was bedeutet, also was hat das für eine Bedeutung quasi?
1:30:46–1:30:50
Also was passiert denn da ganz, also ganz, was diesen Film auch,
1:30:50–1:30:53
oder nee, diesen Stoff auch wieder so aktuell macht, ja?
Micz Flor
1:30:54–1:30:58
Ach so, das stimmt. Das ist natürlich für uns heute erst so eine Interpretation,
1:30:58–1:31:03
was ich mal als Witz rumgeschickt habe, wo Will Smith selber so ein Video gemacht
1:31:03–1:31:05
hat, Will Smith eating Spaghetti.
1:31:06–1:31:10
Also, weil, und schreibt dann auch dazu, it's crazy how far this has gone.
1:31:11–1:31:15
Also diese Idee, dass man jetzt mit künstlicher Intelligenz die Welt nochmal
1:31:15–1:31:19
nachbaut, Aber dann der Hund fünf Beine hat und dann doch wieder nur drei.
1:31:20–1:31:24
Oder dass eben bei Will Smith die Spaghetti zwar mit zusammengekniffen Augen
1:31:24–1:31:26
sieht es echt aus, aber wenn man genau hinguckt, merkt man, nee,
1:31:26–1:31:29
das ist nicht echt. Und da wird es genauso unheimlich.
Florian Clauß
1:31:29–1:31:36
Da wird so dieses Glitches, aber es ist ja tatsächlich noch irgendwie so in der Beschreibung hier,
1:31:36–1:31:43
also da gibt es keine sechs Zehen oder sechs Finger, sondern was da passiert,
1:31:43–1:31:45
so würde ich das interpretieren, dieser Ozean trainiert.
1:31:46–1:31:49
Es ist quasi ein Modell, was trainiert wird.
1:31:49–1:31:55
Es kriegt gerade Daten und es wird gefüttert von Daten und es fängt jetzt an zu trainieren.
1:31:56–1:31:59
Und das ist so, ich glaube, deswegen finde ich das so,
1:31:59–1:32:04
das will ich dann auch nochmal nachher ausführen in meiner Interpretation,
1:32:04–1:32:08
aber das ist so entscheidend für die heutige Sichtweise von dem Stoff,
1:32:08–1:32:12
weil du hast ja wirklich so ein Riesenmodell, quasi eine Planetenform,
1:32:12–1:32:15
was dann halt auch entsprechend trainiert werden kann.
Micz Flor
1:32:15–1:32:17
Die Antwort ist 42.
Florian Clauß
1:32:18–1:32:21
Die Antwort, die ist ja noch nicht da.
Micz Flor
1:32:21–1:32:23
Aber das ist ja dann auch schon ein Planet.
Florian Clauß
1:32:23–1:32:27
Genau, das stimmt. Das ist der Planet, der dann die Frage erst macht.
Micz Flor
1:32:28–1:32:31
Und da ist natürlich dann, wenn wir die Analogie aufgreifen und die Diskussion
1:32:31–1:32:35
der Solaristen oder in der Solaristik, dass manche vielleicht zu Recht sagen
1:32:35–1:32:38
können, es handelt sich um ein großes, semantisches Lernen,
1:32:39–1:32:43
bio organisch wie auch immer lernen entität
1:32:43–1:32:46
die das einfachste schon geschafft hat
1:32:46–1:32:49
nämlich in kurskorrektur bei wänden wächst bei
1:32:49–1:32:55
komplexen gravitationsfeldern und jetzt obendrauf auch noch alles lernen was
1:32:55–1:32:59
sie so begegnet das wäre deshalb muss die intelligenz nicht da sein sondern
1:32:59–1:33:03
wie du schon sagst vielleicht kann das einige schon und lernt jetzt noch mehr
1:33:03–1:33:07
aber das ist stimmt das ist auf alle fälle im bild was sie auch hatte dafür aber.
Florian Clauß
1:33:07–1:33:09
Vielleicht kann man hier nur mal einschieben, wenn wir davon ausgehen,
1:33:09–1:33:11
dass das jetzt irgendwie eine Form von,
1:33:12–1:33:17
Intelligenz, Lebewesen, organisch oder wie auch immer ist, ja, was ist das denn?
1:33:17–1:33:22
Also das finde ich so krass, dass Lem da ein Bild geworfen, entworfen hat,
1:33:22–1:33:28
was so diametral von irgendwie Leben, wie wir uns das hier auf der Erde entwickelt
1:33:28–1:33:30
hat und so weiter, wie wir uns das vorstellen,
1:33:30–1:33:34
hat er einfach so einen großen Ozean genommen und man weiß nicht,
1:33:34–1:33:41
ob das jetzt quasi so das nach außen gestülpte Gehirn ist, ob das jetzt wirklich so eine große Zelle ist,
1:33:41–1:33:46
ja, das Aber ob das jetzt irgendwie so ein Kommunikationsverband von Zellen ist?
Micz Flor
1:33:46–1:33:50
Das weiß man alles, dass es das nicht ist. Also das wissen sie alles,
1:33:50–1:33:51
dass es das nicht ist. Das ist ganz wichtig.
1:33:51–1:33:55
Die wissen, dass es nicht eine Zelle ist. Die wissen nicht, dass es eine verbandene
1:33:55–1:33:57
Struktur ist. Es hat keine Systematik dahinter.
Florian Clauß
1:33:57–1:34:02
Das hat die Solaristik schon alles herausgefunden. Aber trotzdem,
1:34:02–1:34:04
diese Idee von diesem...
1:34:05–1:34:08
Da geht Lem nochmal so drei Schritte weiter, wie ich vorhin meinte.
1:34:08–1:34:15
Er schafft eine außerirdische Intelligenz und hat aber gleichzeitig schon ein
1:34:15–1:34:18
Diskursapparat obendrauf gelegt, was es alles nicht ist.
1:34:19–1:34:24
Das heißt, damit kommt er erstmal in diesen Raum, wo er dann später überhaupt
1:34:24–1:34:28
diese ganzen philosophischen Fragen stellen kann.
Micz Flor
1:34:28–1:34:31
Und vor allen Dingen da auch die Frage natürlich sich auftut,
1:34:31–1:34:34
die dann aufgrund der eigenen,
1:34:34–1:34:39
das ist dann eben auch ein Zitat, was Lem Calvin in den Mund gelegt hat,
1:34:39–1:34:41
genau in dieser Szene, das lese ich nachher nochmal kurz vor,
1:34:41–1:34:48
in einer nicht so guten Übersetzung, und die Frage, wer erforscht hier eigentlich gerade wen?
1:34:49–1:34:54
Es ist halt so man bleibt immer dabei dass man die menschen erforschen den planeten
1:34:54–1:34:57
und dieser planet macht dann so aber wie du gerade schon gesagt hast du hast
1:34:57–1:35:01
gefühlt das system lernt probiert aus baut nachher guckt mal was könnte das
1:35:01–1:35:03
denn sein und macht es dann aber sogar,
1:35:04–1:35:08
interessanterweise mehr noch als der mensch in so einer körperlichkeit ich brauche
1:35:08–1:35:12
mal so eine stadt die haben alle so komische städte ich baue mal ich will mal
1:35:12–1:35:15
wissen wie sich das anfühlt also das Das könnte man jetzt einfach so darunter legen.
1:35:16–1:35:19
Und dieser Fechner, und das ist halt, wo Bertrand, das ist noch wichtig,
1:35:19–1:35:23
Bertrand sagt von einem Ausschuss aus, der auch eine wichtige Rolle spielt,
1:35:23–1:35:26
ziemlich am Anfang in dem Film, den du gleich besprechen wirst,
1:35:27–1:35:32
da sagt er schon ganz viel, alles, was ich gerade gesagt habe,
1:35:32–1:35:37
und sagt dann aber, er möchte jetzt nicht mehr sagen, bevor nicht von ihm jetzt,
1:35:37–1:35:43
vom Zentralrat oder auch immer gesagt wird, dass das was das das was er jetzt
1:35:43–1:35:47
sagt noch wissenschaft ist ja also aber ihm wird dann rückgemeldet nein er sei
1:35:47–1:35:53
wahnsinnig und dann entscheidet er sich nicht mehr zu sprechen möchte nicht noch mehr sagen und.
1:35:55–1:35:59
Hat dann aber einen Neurologen aus diesem Gremium, die das entschieden haben,
1:35:59–1:36:04
dass er wahnsinnig sei, der nimmt noch mit ihm Kontakt auf, die haben auch ein Gespräch.
1:36:04–1:36:09
Und dieses Gespräch ist auch dann später noch in einem Umschlag,
1:36:09–1:36:11
in einem Buch, in einem Heft.
1:36:12–1:36:16
Das ist eins dieser Dinge, wo dann eben wir erfahren von diesem Kind.
1:36:16–1:36:19
Ich glaube, das war nämlich im eigentlichen Bericht noch nicht drin.
1:36:20–1:36:25
Und dass sich da nämlich herausstellt auch, dass dieses Kind das Kind von Fechner
1:36:25–1:36:27
ist, was Bernd Thornton später auf der Erde sieht.
Florian Clauß
1:36:27–1:36:28
Genau, was er noch gar nicht kennen konnte.
Micz Flor
1:36:29–1:36:35
Genau, er hat empirisch die Situation, die Calvin künstlich versucht herzustellen,
1:36:35–1:36:36
indem er die Berechnung macht.
1:36:37–1:36:39
Also er weiß, dass ich es nicht weiß.
1:36:40–1:36:45
Dann erst erfahren wir, dass die über die Geschichte von Calvin und Harvey,
1:36:45–1:36:49
dass die sich das Leben genommen hat, dass er sich teilweise verantwortlich
1:36:49–1:36:54
fühlt, indem er da in einem Kühlschrank irgendwelche,
1:36:55–1:36:59
Spritzen hat liegen lassen von einem Forschungsprojekt und ihr nur gesagt hat,
1:36:59–1:37:00
die sind gefährlich, Finger weglassen.
1:37:01–1:37:03
Und sie hat sich damit das Leben genommen.
1:37:04–1:37:09
Und das ist etwas, woran sich,
1:37:10–1:37:14
Gast, eben Harvey als künstliche Menschine,
1:37:16–1:37:20
zu erinnern beginnt. Aber sie kriegt kein volles Gefühl.
1:37:21–1:37:25
Sie ist halt irgendwie, sie ist nicht diese Person, aber sie beginnt in ihrem
1:37:25–1:37:28
Bewusstsein, in ihrem Verständnis, auch das wird ein bisschen mit dem,
1:37:28–1:37:32
was du meintest, mit dem Lernen zu tun haben, dass sie versucht,
1:37:32–1:37:35
mehr herauszufinden, was in ihr ist.
1:37:35–1:37:41
Und das halt tut, indem sie in Kontakt ist mit diesem, fragt ihn ja auch die ganzen Sachen.
1:37:42–1:37:45
Er fragt zuerst sie, wie sind wir hergekommen? Sie meint so,
1:37:45–1:37:48
keine Ahnung, was sind deine Klamotten? Keine Ahnung, vielleicht in dem Schrank.
1:37:48–1:37:55
Und später fragt sie ihn und versucht, ihre Existenz und ihre Narrativ herauszufinden.
Florian Clauß
1:37:55–1:38:02
Ja, also es kommt aber zu einem Zeitpunkt, wo sie schon über ihre Herkunft dann aufgeklärt wurde.
1:38:02–1:38:07
Das heißt, ihr ist klar, dass sie dann nicht eben die Originale ist,
1:38:08–1:38:10
Sondern sie ist eine Kopie.
Micz Flor
1:38:10–1:38:13
Und weil sie kein Original ist, das ist ein wichtiger Punkt,
1:38:13–1:38:14
möchte sie sich umbringen.
1:38:15–1:38:19
Auf jeden Fall trinkt sie flüssigen Sauerstoff und Calvin findet sie dann auch scheinbar tot.
1:38:19–1:38:23
Aber sie kommt wieder zum Leben. Also sie kommt dann wieder zum Leben.
Florian Clauß
1:38:23–1:38:26
Es hat er ja schon gesagt, dass sie sich sehr schnell regenerieren kann.
Micz Flor
1:38:26–1:38:30
Genau, aber selbst diese komplette Zerstörung heilt dann wieder.
1:38:30–1:38:34
Und sie ist dann verzweifelt sogar, dass sie merkt, sie kann sich nicht umbringen.
1:38:34–1:38:37
Und sie hat ja interessanterweise dann auch menschliche Gedanken,
1:38:38–1:38:40
dass sie sich mit einem flüssigen Besorger umbringen könnte.
1:38:40–1:38:43
Also es ist ganz interessant, dass sie merkt, dass sie dann nochmal doppelt
1:38:43–1:38:45
merkt, ich gehöre ja nicht zu den Menschen.
Florian Clauß
1:38:46–1:38:50
Ja, aber es entwickelt sich so eine Beziehung zwischen den beiden dadurch.
1:38:51–1:38:57
Das heißt, es wird auch die Frage gestellt, dass sie, also von ihr selber die
1:38:57–1:39:04
Frage gestellt, dass sie dann aus den Erinnerungsstücken von Chris zusammengesetzt ist,
1:39:04–1:39:08
Und das heißt, sie ist ja niemals sie selbst gewesen. Das kann ja jetzt in dieser
1:39:08–1:39:09
Kopie nicht sich selbst sein.
1:39:10–1:39:17
Die nähern sich aber durch diese Distanzierung von der originalen Figur,
1:39:17–1:39:20
nähern die beiden sich dann wieder an und fangen dann quasi,
1:39:20–1:39:25
also es wird dann unterschiedlich in den einzelnen Filmen und in der Buchvorlage
1:39:25–1:39:29
ist es eher distanziert, aber sie beginnen sich neu zu verlieben irgendwie. wie.
1:39:29–1:39:34
So ein bisschen. Und es gibt auch tatsächlich dann von den beiden die Vorstellung
1:39:34–1:39:40
ausgesprochen, dass die von der Station dann auf die Erde verreisen möchten.
Micz Flor
1:39:40–1:39:44
Das ist so ein bisschen der Plan, den die haben. Und da ist es auch ganz interessant,
1:39:44–1:39:48
dass Calvin dann halt eben doch kein Hard Scientist ist, sondern ein Psychologe,
1:39:48–1:39:49
weil der denkt, ach, wir können ja vielleicht zur Erde fahren.
1:39:50–1:39:53
Muss dazu sagen, das ist so der engste Punkt von den beiden,
1:39:53–1:39:57
nachdem die da wieder raus kommt aus diesem flüssigen Sauerstoff-Tod.
1:39:58–1:40:02
Dann wollen die eben auf die Erde und dann ist alles große Liebe.
1:40:02–1:40:06
Aber danach beschreibt Calvin auch öfter, ja, wir sind halt hier zusammen,
1:40:06–1:40:08
sie blättert in einem Magazin und ich hänge hier rum.
Florian Clauß
1:40:08–1:40:11
Es kommt so diese ganz kühle Distanz.
Micz Flor
1:40:11–1:40:16
Ja, also ich hatte so ein Bild, so Südfrankreich, irgendwie so ein gemietetes
1:40:16–1:40:19
Haus, irgendwie in der Nähe vom Strand, da bin ich ganz am Schauen,
1:40:19–1:40:21
man hängt da so rum, weil man jetzt nach drei Wochen auch nicht mehr weiß.
Florian Clauß
1:40:21–1:40:24
Was man heute noch machen kann. Ja, ich hatte tatsächlich auch so ein Bild,
1:40:24–1:40:29
dann so ein bisschen so wie Antonioni oder so, wo dann halt die Liebe vergangen
1:40:29–1:40:34
ist, so La Notte, die Nacht, wo alles so Oberfläche ist und alle so ein bisschen gelangweilt sind.
1:40:35–1:40:38
Aber so richtig zusammen können die nicht mehr kommen.
1:40:39–1:40:43
Und so ein Bild baut sich da auf. Und ich glaube, das ist halt auch mal für
1:40:43–1:40:45
die ein Teil wichtig, dass die sich was vormachen.
1:40:45–1:40:49
Das sagt er dann aus der Perspektive von der Figur von Chris.
1:40:49–1:40:53
Der beschreibt das ja auch so, ja, wir sagen uns das, aber es ist klar,
1:40:53–1:40:55
dass wir das irgendwie nur...
Micz Flor
1:40:55–1:40:59
Und das weiß er aber erst, nachdem er Snout gesagt hat, ha, wir fliegen auf die Erde.
1:40:59–1:41:02
Also er kommt ja wirklich so auch wieder wie so ein Achtjähriger,
1:41:02–1:41:03
der was zu Weihnachten gemacht hat.
1:41:03–1:41:08
Und Snout sagt, okay, alles klar. Und du denkst wirklich, dass das geht?
1:41:08–1:41:11
Also bist du dir sicher, dass dieses Feld zusammengehalten werden kann,
1:41:11–1:41:14
dass dieser künstliche Menschuit halt nichts auseinanderfällt,
1:41:14–1:41:16
wenn die im Raum stehen? Wie stellst du dir das vor?
1:41:16–1:41:21
Und er selber dann auch später, danach ist er dann desillusioniert und sie reden nicht mehr drüber.
1:41:21–1:41:25
Aber er selber stellt sich dann auch nochmal vor, ja wie soll das denn gehen,
1:41:25–1:41:26
wenn wir an der Erde ankommen?
1:41:26–1:41:30
Ich meine, sie hat keinen Pass, also da kommen wir sowieso nicht rein.
Florian Clauß
1:41:30–1:41:36
Ja, aber es wird nicht, also es ist quasi wie so ein Traum, so eine Vision von
1:41:36–1:41:39
den beiden, das nicht weiter in Frage gestellt,
1:41:39–1:41:44
sondern beide brauchen das als Bild, um sich dann noch mit der Situation überhaupt
1:41:44–1:41:46
erträglich zurecht zu kommen.
1:41:47–1:41:50
Und ich meine, sie nimmt ja die Entscheidung dann für Chris,
1:41:50–1:41:54
indem sie dann zu Sartorius geht.
Micz Flor
1:41:54–1:41:58
Ja, also es ist dann so, es gibt Sartorius, Snout sagt, Sartorius will jetzt
1:41:58–1:42:00
was tun. Es gibt zwei Möglichkeiten.
1:42:00–1:42:05
Das eine ist, er möchte, das hatten sie nämlich vorher schon mit Gebarian irgendwie
1:42:05–1:42:07
angefangen, wollte er jetzt nochmal besser machen,
1:42:07–1:42:15
er möchte die Hirnströme von Kelvin aufzeichnen und mit harter Röntgenstrahlung,
1:42:15–1:42:18
Frequenz moduliert, eben auf dem Planeten strahlen,
1:42:18–1:42:22
weil das hatten sie vorher schon mal ein bisschen probiert und dann ging das
1:42:22–1:42:24
los mit den Gästen, so erinnere ich mich zumindest.
Florian Clauß
1:42:24–1:42:28
Die haben mit Röntgenstrahlen da, also die wollten dann irgendeine Reaktion
1:42:28–1:42:31
provozieren und dann sind die halt zu dem Schluss gekommen, ja,
1:42:32–1:42:34
wir machen jetzt irgendwie, wir wenden harte Strahlen an.
1:42:34–1:42:39
Ja, es ging ja auch so weit, dass einige Vertreter der Solaristik dann angefangen
1:42:39–1:42:44
haben, da einen Vorschlag zu machen, man könnte mal eine Atombombe draufwerfen und gucken.
Micz Flor
1:42:44–1:42:46
Was dann passiert. Und auch das, was Ghibarien da gemacht hat,
1:42:46–1:42:50
kann Calvin zuerst gar nicht glauben, weil es ist halt gegen die Bestimmung,
1:42:50–1:42:54
der Planet Erde würde doch sowas nie zu, das geht ja gar nicht.
Florian Clauß
1:42:54–1:42:58
Genau, aber es gibt zwei Sachen. Der Sartorius hat ja einmal diese Idee,
1:42:58–1:43:01
dass man dann eben diese modulierten Strahlen da drauf schickt,
1:43:01–1:43:07
um dann quasi so kodiert dem Ozean mitzuteilen, dass diese Gäste nicht erwünscht
1:43:07–1:43:09
sind auf der Station. Das ist die eigentliche Motivation.
1:43:09–1:43:14
Die andere Sache ist, dass er noch einen Anilator entwickelt hat.
1:43:15–1:43:19
Annihilator, der dann eben dieses Neutrino-Feld auflösen kann.
1:43:19–1:43:27
Also das heißt, man sieht die Gäste der anderen Besatzungsmitglieder nicht nur bedingt.
1:43:27–1:43:32
Also bei Snout kriegt man nie mit, was der da für ein Gast oder Gästin gibt.
Micz Flor
1:43:32–1:43:33
Ich glaube, er erwähnt das irgendwie.
Florian Clauß
1:43:35–1:43:36
Es wird nicht ausgesprochen.
Micz Flor
1:43:36–1:43:38
Bei mir gehen auch die Filme und...
Florian Clauß
1:43:38–1:43:41
Ja, ja, aber das ist wirklich, ich habe auch dann nochmal nachgelesen und bei
1:43:41–1:43:46
Sartorius ist es so, dass es tatsächlich, wenn das erste Mal Chris Kelvin dann
1:43:46–1:43:52
Sartorius trifft, muss der mit Kraft die ganze Zeit diese Tür halten im Hintergrund.
1:43:52–1:43:56
Und das ist auch dieser Horrormoment. Man merkt nur, dass und er sieht dann
1:43:56–1:43:58
halt nur, dass irgendwas Kleines da ist.
Micz Flor
1:43:58–1:44:02
Ja, was Kleines, aber eine große und das finde ich ganz wichtig.
1:44:02–1:44:07
Es ist eine, er sieht so auf Auf Hüfthöhe sieht er eine große,
1:44:07–1:44:10
runde, goldene Scheibe kurz hinter der Tür vorbei.
1:44:10–1:44:16
Und das finde ich total wichtig, weil es nicht wirklich klar ist, ob alle Menschen haben.
1:44:16–1:44:20
Die heißen zwar immer Gäste, aber es ist jetzt nicht so, dass wir wirklich wissen.
1:44:20–1:44:24
Also wir sehen die nicht. Und das ist leider, finde ich, in dem Film irgendwie nicht gut gelöst.
Florian Clauß
1:44:24–1:44:28
Ach so, okay. Das hatte ich zum Beispiel noch gar nicht so, dass es eine Scheibe war.
1:44:28–1:44:33
Okay, aber dass du daraus schließen kannst, dass es halt irgendwie kein Mensch mehr ist.
Micz Flor
1:44:33–1:44:38
Sie nennen das ja alle Gäste. Also es sind auf alle Fälle irgendeine Form von Lebewesen.
1:44:38–1:44:43
Aber ich finde es halt total wichtig, dass es da nochmal zusätzlich kodiert wird.
1:44:43–1:44:47
Es wird quasi nochmal verschlüsselt, nicht kodiert, aber es wird nochmal zusätzlich
1:44:47–1:44:50
verschlüsselt. Also wir kriegen mitgeteilt, was da hinter dem vorbei huscht.
1:44:50–1:44:56
Und nachdem Sartorius, wie gesagt, mit hoher, schriller Stimme sagte, gehen Sie, gehen Sie.
1:44:56–1:45:01
Und dann geht die Tür kurz auf und dann sieht er ganz kurz eben so eine goldene
1:45:01–1:45:02
Scheibe vorbeiflitzen.
1:45:03–1:45:08
Und das finde ich total gut, weil dann wir uns nicht damit verbinden können.
1:45:08–1:45:11
Es bleibt anders. Es bleibt was anderes.
Florian Clauß
1:45:12–1:45:17
Also so rein vom Verhalten und sowas wird bei Sartorius dann so eher nachgelegt,
1:45:17–1:45:22
dass es in Richtung von Kind geht, dass es irgendein Kind ist oder ein Zwerg
1:45:22–1:45:24
oder ein kleinwütiger Mensch.
Micz Flor
1:45:24–1:45:26
Ja, das ist auch wieder im Film bei Tarkovsky ist das,
1:45:27–1:45:32
Ein kleinwüchsiger Erwachsener, der halt da kurz rausrennt und den einfängt wieder reinzuziehen.
Florian Clauß
1:45:32–1:45:37
Auf jeden Fall wird es da nicht aufgelöst. Aber die anderen,
1:45:37–1:45:42
also sowohl Sartosis wie auch Snout, sind ja immer alleine.
1:45:43–1:45:46
Die kommen ja dann quasi nicht mit ihren Gästen.
Micz Flor
1:45:46–1:45:49
Und er bringt halt sozusagen seine Frau immer mit, das stimmt.
Florian Clauß
1:45:49–1:45:58
Und das, was jetzt auch nochmal zurück zu Harvey, was sie dann nochmal so erlernt, sie lernt ja dazu,
1:45:58–1:46:04
ist auch, dass sie sich dann länger von Chris trennen kann.
1:46:04–1:46:08
Und dass die auch wirklich eine körperliche, dass die auch eine physische Distanz
1:46:08–1:46:10
aufbauen kann. Weil vorher war das immer so, dass die immer um ihn herum.
1:46:11–1:46:14
Und sie ist auch so gut beschrieben, wie sie das dann aushält.
1:46:14–1:46:16
Wie sie dann halt irgendwie so, ich habe es geschafft.
1:46:17–1:46:20
Und unter welcher starken, starken Spannung sie steht.
1:46:20–1:46:23
Aber gleichzeitig sich selbst beweisen und ihn auch beweisen möchte,
1:46:23–1:46:27
dass sie es aushält, eben nicht immer bei ihm zu sein.
1:46:27–1:46:30
Also man weiß ja auch nicht, liest sie oder liest sie nicht.
1:46:30–1:46:35
Also es ist halt so eine völlige oberflächliche, aber gleichzeitig so ein fühlendes
1:46:35–1:46:37
Wesen, ein stark fühlendes Wesen.
Micz Flor
1:46:38–1:46:42
Und dann geht die Geschichte zu Ende relativ schnell. Und zwar ist es so,
1:46:42–1:46:46
dass sie dann, also die Sartorius, also Snout vermittelt zwischen Sartorius
1:46:46–1:46:50
und Calvin, irgendwas müsste ja passieren, Sartorius wird schon irgendwas tun,
1:46:50–1:46:51
du darfst es jetzt aussuchen.
1:46:51–1:46:56
Und Calvin erfindet schnell die Hypothese, dass wenn dieses Feld,
1:46:56–1:47:00
das Neutrinofeld, irgendwie destabilisiert wird, dass wir dann alle explodieren werden.
1:47:00–1:47:05
Dann macht er doch lieber das andere, nämlich seine Gehirnströme darunter strahlen
1:47:05–1:47:06
zu lassen, wenn er schon keine Wahl hat.
1:47:07–1:47:11
Dann nehmen die das auch auf, und Sartorius ...
1:47:11–1:47:15
Richtet ihm dann auch noch ein er soll irgendwie ganz genau ich weiß
1:47:15–1:47:18
gar nicht genau was das wäre es wahrscheinlich wichtig ich habe es nicht mit
1:47:18–1:47:22
dem kopf wasser ihm eintrichtert was er sagen soll in seinen gedanken also woran
1:47:22–1:47:25
er denken soll woran er nicht denken soll das ist auch so ein schöner schöne
1:47:25–1:47:30
ideen die gedanken sind frei und calvin ist es aber irgendwie so ein bisschen
1:47:30–1:47:34
wurscht weil er halt plottet glaube er sagt dann in seinen gedanken immer tool
1:47:34–1:47:37
habe Harvey nichts, tu Harvey nichts oder sowas in der Art.
1:47:38–1:47:42
Und dann wird das auch weggeschickt und dann gibt es eine Nacht,
1:47:42–1:47:47
wo er das Gefühl hat, dass Harvey kurz weg war und mit Snouch gesprochen hat
1:47:47–1:47:49
und dann fragt er sie aber nicht und dann fragt er sie.
Florian Clauß
1:47:49–1:47:53
Nein, das ist aber, das ist auch nochmal so, das wird auch in den Filmen und
1:47:53–1:47:57
so weiter, wird es sehr kurz von der Zeitspanne, aber es gehen tatsächlich mehrere
1:47:57–1:47:59
Wochen um, bis eine Reaktion kommt.
1:47:59–1:48:02
Das ist genau diese Phase der Lethargie.
1:48:02–1:48:06
Das heißt, die hängen die ganze Zeit ab, es passiert nichts und alles ist irgendwie
1:48:06–1:48:08
so, der Ozean ist still und so weiter.
1:48:08–1:48:12
Aber es ist eigentlich eine ziemlich lange Zeitspanne, die jetzt nur ganz kurz
1:48:12–1:48:13
beschrieben wird in dem Buch.
Micz Flor
1:48:13–1:48:17
Okay, also dann passiert nichts, ein Plateau, zeitliches Plateau,
1:48:17–1:48:19
auf dem die einfach nur warten.
1:48:19–1:48:24
Und zum Ende dieses Plateaus, also im Narrativ zum Ende, es könnte sich länger
1:48:24–1:48:29
ausdehnen, Aber zumindest dann entscheidet Harvey, umgebracht,
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in Anführungszeichen annihiliert zu werden, wie man es nennen möchte.
1:48:32–1:48:37
Und schreibt dann auch noch eine Abschiedsnachricht, dass ihr Wunsch war,
1:48:37–1:48:41
dass Snout ein Guter ist und dass Calvin nicht böse sein soll.
1:48:41–1:48:43
Und wird dann auch annihiliert.
1:48:43–1:48:45
Die anderen Gäste sind scheinbar auch schon annihiliert.
Florian Clauß
1:48:45–1:48:48
Ich putze mal zu diesem Abschiedsbrief, weil das auch nochmal interessant ist.
1:48:48–1:48:51
Sie unterschreibt ja dann mit Harvey und streicht dann Harvey durch.
1:48:53–1:48:54
Also in dem Buch.
Micz Flor
1:48:54–1:48:58
Genau, das ist ja auch dieses Zeichen mit dem kleinen Strich,
1:48:58–1:49:02
mit so einem kleinen Düttel vorne links, das heißt nicht in der Logiksprache, also nicht Harvey.
Florian Clauß
1:49:03–1:49:06
Nicht Harvey, genau, das logische Nicht.
Micz Flor
1:49:07–1:49:10
Calvin ist halt außer sich und sagt dann, sie wird wiederkommen,
1:49:10–1:49:11
sie wird morgen wiederkommen.
1:49:11–1:49:15
Und dann sagt halt Snout, nee, seit wir die Strahlen runtergeschickt haben,
1:49:15–1:49:17
kommen sie nicht wieder. Daher wissen wir, dass die anderen Gäste scheinbar
1:49:17–1:49:19
auch schon annihiliert sind.
1:49:19–1:49:23
Und dann wird ein Bericht geschrieben,
1:49:23–1:49:28
Snout hat den schon quasi vorgeschrieben und dann guckt, also irgendwie versöhnt
1:49:28–1:49:32
sich Calvin damit auch und entwickelt in dem Moment dann auch den Wunsch,
1:49:32–1:49:36
auf der Station zu bleiben, den ich nicht so richtig nachvollziehen konnte.
Florian Clauß
1:49:37–1:49:37
Ein Trinsuch.
Micz Flor
1:49:38–1:49:39
Ich? Wie meinst du?
Florian Clauß
1:49:40–1:49:43
Aus der Figur des Calvins heraus, den du als...
Micz Flor
1:49:43–1:49:49
Ich konnte den, ich konnte, also das Gefühl war, was ich hatte,
1:49:49–1:49:52
war, er will in der Nähe von Harvey bleiben und irgendwo muss sie ja sein.
1:49:53–1:49:56
Snout sagt ja vorher nochmal, willst du einfach die andere wiederholen,
1:49:56–1:49:58
die da in diesem, die in die Kapsel geht.
1:49:59–1:50:01
Fand ich auch ganz interessant, weil die will ja keiner mehr haben.
1:50:02–1:50:06
Nee, nee, nee. Die gab es schon. Froh, dass die weg ist. Aber die andere, die war richtig gut.
1:50:07–1:50:10
Auf jeden Fall kommt es dann dazu, Snout bleibt, glaube ich, auch.
Florian Clauß
1:50:12–1:50:16
Der Tor ist, taucht überhaupt nicht mehr auf. Das habe ich auch nochmal so extra
1:50:16–1:50:20
nachgeguckt, nachdem, der wird dann halt nur noch, aber der taucht als Figur
1:50:20–1:50:22
nicht mehr irgendwie auf.
1:50:22–1:50:25
Das ist nur noch ein Ding zwischen Snout und Calvin.
Micz Flor
1:50:25–1:50:31
Und dann ist es so, dass Calvin eben entscheidet, als echter Solaristiker muss
1:50:31–1:50:35
er doch auch mal den Planeten betreten und fliegt dann mit einem dieser Hubschrauber
1:50:35–1:50:37
runter und landet auf diesem,
1:50:37–1:50:42
was ich mir bildlich vorstelle, wie so ein Seerosenblatt, ein Mimmoid oder Mim,
1:50:42–1:50:44
wie auch immer die heißen.
1:50:44–1:50:48
Und will dann da eben auch den Ozean berühren und schaut dann,
1:50:48–1:50:50
den letzten Satz habe ich jetzt blöderweise nicht da, aber er schaut halt quasi
1:50:50–1:50:52
irgendwie so positiv in die Zukunft.
1:50:52–1:51:00
Dann ist die Geschichte zu Ende und schließen möchte ich mit einem Zitat von
1:51:00–1:51:06
etwas, was Calvin in der Mitte so beschreibt für die Solaristik und auch ein bisschen das,
1:51:06–1:51:11
was Lem selber gesagt hat über diesen Roman er sagt,
1:51:11–1:51:16
Calvin, wir brechen den Kosmos auf wir sind auf alles vorbereitet das heißt
1:51:16–1:51:20
auf die Einsamkeit, auf den Kampf, auf Martyrium und Tod aus Bescheidenheit
1:51:20–1:51:23
sprechen wir es nicht laut aus aber wir denken uns manchmal,
1:51:23–1:51:25
dass wir großartig sind.
1:51:25–1:51:29
Indessen ist das nicht alles und unsere Bereitschaft erweist sich als Theater.
1:51:30–1:51:36
Wir wollen gar nicht den Kosmos erobern, wir wollen nur die Erde bis an seine Grenzen erweitern.
1:51:36–1:51:41
Die einen Planeten haben voll Wüste zu sein wie die Sahara, die anderen eisig
1:51:41–1:51:44
wie der Pol oder tropisch wie der brasilianische Urwald.
1:51:45–1:51:49
Wir sind humanitär und edel, wir wollen die anderen Rassen nicht unterwerfen.
1:51:49–1:51:55
Wir wollen ihnen nur unsere Werte übermitteln und als Gegengabe ihrer aller Erbe annehmen.
1:51:56–1:51:59
Wir halten uns für die Ritter vom heiligen Kontakt.
1:52:00–1:52:01
Das ist so eine komische Übersetzung.
Florian Clauß
1:52:02–1:52:03
Ja, das ist komisch.
Micz Flor
1:52:03–1:52:07
Das ist die zweite Lüge. Menschen suchen wir niemanden sonst.
1:52:08–1:52:11
Wir brauchen keine anderen Welten. Wir brauchen Spiegel.
1:52:12–1:52:14
Mit anderen Welten wissen wir nichts anzufangen.
1:52:15–1:52:18
Das sagt er im Kapitel, die kleine Apokryphe.
Florian Clauß
1:52:18–1:52:23
Genau, das ist genau dieser Kernsatz, der auch immer wieder in anderen Kontexten
1:52:23–1:52:25
auftaucht. Bei Tarkowski wird er auch erwähnt.
Micz Flor
1:52:26–1:52:31
Und Lem hat über diesen Roman auch gesagt, Papa la Papp, alle Deutungen,
1:52:31–1:52:34
ich wollte einfach nur was schreiben, was einfach mal veranschaulicht.
1:52:35–1:52:41
Ist, wenn wir etwas begegnen, was wir überhaupt nicht verstehen können und was das mit uns macht.
1:52:41–1:52:47
Und er ist der Meinung, dass er sehr gut eigentlich alles in dem Roman gesagt
1:52:47–1:52:48
hat, was er sagen wollte.
1:52:48–1:52:52
Und damit ist das Ding für ihn geschlossen. Und er hat auch explizit,
1:52:52–1:52:54
deshalb habe ich die Übersetzung, wenn das für dich okay ist,
1:52:54–1:52:56
würde ich das schnell noch raushauen mit den Übersetzungen.
Florian Clauß
1:52:56–1:52:59
Lass uns nochmal da bei dem Punkt bleiben, weil das ist, glaube ich,
1:52:59–1:53:01
der Kernpunkt von dem ganzen Roman.
1:53:01–1:53:07
Es geht um eine Projektion, Ja, also das heißt, das, was man da irgendwie so
1:53:07–1:53:10
an Wissenschaftskritik vielleicht bei Lämmen reinlesen möchte,
1:53:10–1:53:16
wäre es ja dieser, was wir schon erwähnt haben, Anthropomorphe und davon der Ismus.
1:53:17–1:53:20
Anthropomorph bedeutet Anthropomorphismus.
Micz Flor
1:53:21–1:53:23
Genau, Anthropomorphismus und dann bei Ismus abbiegen.
Florian Clauß
1:53:23–1:53:31
Ja, und das ist ja die Art zu projizieren, dass irgendwo überall ein Stück Mensch drinsteckt.
1:53:31–1:53:36
Ja, also das ist halt dieses Bedürfnis, wenn du irgendwann irgendwas,
1:53:36–1:53:39
irgendeine Struktur siehst oder im Umfeld bist, das dir nicht bekannt ist,
1:53:39–1:53:43
dass du dann sofort irgendwo guckst, okay, da ist ein Gesicht oder das ist das.
1:53:43–1:53:48
Und dieses Menschliche in dem Anderen zu suchen und zu finden.
1:53:48–1:53:51
Und das ist ja so, weil Urmenschliche, das hatten wir ja auch schon in anderen
1:53:51–1:53:55
Kontexten mal beschrieben, dass eben diese Identifikation des Menschen ganz
1:53:55–1:54:03
stark mit diesen Anthropomorphen einhergeht. Diese Situation des Scheiterns, es gibt keine Antwort.
1:54:04–1:54:09
Und das ist so stark auf diesen Punkt gespielt, dass eben klar ist,
1:54:09–1:54:15
wir finden da nichts, nichts, was uns irgendwie so ähnelt, was uns widerspiegelt,
1:54:15–1:54:18
sondern es ist einfach was komplett anderes.
1:54:18–1:54:20
Und es ist eine Geschichte des Scheiterns.
1:54:20–1:54:25
Und es ist dann auch so eine Frage, also das ist für mich auch so krass wichtig
1:54:25–1:54:30
für Wissenschaft, sich dieser Frage zu stellen, was passiert denn an einem Punkt, wo wir,
1:54:30–1:54:34
wirklich dann nicht mehr weiterkommen, wo wir nicht mehr diese Erkenntnisse
1:54:34–1:54:38
haben, wo wir wirklich da an einem Punkt sind, wo wir nichts mehr rausziehen können.
1:54:38–1:54:43
Wie geht man damit um? Und das ist, finde ich, in dieser Figur das Christ dann
1:54:43–1:54:46
am Ende seiner Entscheidung, du hast gerade gesagt, du kannst es nicht nachvollziehen,
1:54:46–1:54:49
aber ich finde, genau dann hat er diesen Punkt für sich gelöst,
1:54:50–1:54:52
weil er ist ja quasi durch dieses ganze Tal gegangen,
1:54:53–1:54:58
und hat das durchlebt Und ist an dem Punkt, wo er keine Erwartungen mehr hat
1:54:58–1:54:59
und keine Erkenntnis mehr erwartet.
1:54:59–1:55:05
Und kann dann irgendwo neu, frisch anfangen, ohne irgendwie eine Vorstellung
1:55:05–1:55:07
von irgendwas zu haben, weil er hat schon alles.
Micz Flor
1:55:07–1:55:10
Aber genau, die absichtslose Absicht.
Florian Clauß
1:55:10–1:55:13
Und das kannst du jetzt nicht nachvollziehen in der Figur?
Micz Flor
1:55:13–1:55:17
Ich kann das als Konzept nachvollziehen, aber...
1:55:18–1:55:24
Aber in der Geschichte finde ich es nicht für mich glaubwürdig hergeleitet.
1:55:24–1:55:28
Und das liegt vielleicht an mir oder es liegt an der Geschichte oder vielleicht
1:55:28–1:55:31
musste Lem fertig werden, weil es gab gleich Essen.
1:55:31–1:55:34
Aber ich habe das Gefühl, zum Schluss gibt er so Gas und dann stehst du auf
1:55:34–1:55:39
einmal mit dem da und dann schickt er das Ding zum Verlag und es wird gedruckt.
1:55:39–1:55:42
Also mir fehlt zum Hinten raus, fehlt mir die Wende.
1:55:42–1:55:46
Diese Transformation, die du beschreibst, ist natürlich angelegt,
1:55:46–1:55:48
Aber ich kann nicht mitgehen.
Florian Clauß
1:55:48–1:55:54
Ich finde, es ist ganz stark in diesem Bild auf den Memorien dann angelegt.
1:55:54–1:55:56
Und das finde ich auch total poetisch und sinnfällig.
Micz Flor
1:55:56–1:56:02
Ja, das ist doch total okay. Ich kann ja vom Lesen her vielleicht noch ganz
1:56:02–1:56:03
kurz sagen, es war echt verrückt.
1:56:03–1:56:07
Weil ich am Anfang, als wir wussten, dass wir es schon machen werden,
1:56:07–1:56:13
und ich war noch relativ weit am Anfang, ich bin nach ein, zwei Seiten immer todmüde geworden.
1:56:13–1:56:16
Ich fand es unglaublich anstrengend. Ich lese dann eh auf dem E-Reader nur nachts
1:56:16–1:56:20
und bin dann echt dauernd eingepennt und habe das so trotzdem dann wieder aufgenommen.
1:56:20–1:56:23
Da habe ich mich geärgert, dass ich es vorgeschlagen hatte als Thema.
1:56:23–1:56:27
Es war irgendwann dran, habe ich dann gedacht, jetzt muss es halt irgendwie auch passieren.
1:56:27–1:56:33
Aber es war wirklich so, es hat was mit mir gemacht. Es hat was mit mir gemacht.
1:56:33–1:56:34
Ich glaube auch die gruselige Übersetzung.
1:56:35–1:56:38
Und ich fand es unglaublich anstrengend zu lesen. Echt?
1:56:41–1:56:45
Es hat gleichzeitig auch was mit mir gemacht, mit dem Hinblick,
1:56:45–1:56:49
dass ich die Filme nicht mehr so gut fand wie das Buch, was ich aber in sich
1:56:49–1:56:51
selbst auch nicht gut fand. Also ich fand dann die Umsetzung...
Florian Clauß
1:56:51–1:56:53
Okay, du warst mit allem ein bisschen unzufrieden.
Micz Flor
1:56:53–1:56:56
Ja, und was dann aber passiert ist, deshalb kam ich auf die Übersetzung.
1:56:56–1:57:01
Ich habe dann halt nochmal gegoogelt, Audiobook Solaris und habe dann die komplette,
1:57:01–1:57:06
also es sind siebeneinhalb Stunden, dann hat man das Buch auch durchgelesen, in Englisch gefunden.
1:57:06–1:57:09
Und das ist eben, glaube ich, das Englisch aus der französischen Übersetzung
1:57:09–1:57:12
aus den 70er Jahren, glaube ich. Bin mir nicht sicher, kann auch die von 2017 sein.
1:57:14–1:57:18
Aber da war das so smooth. Da habe ich die gelesen und gesagt,
1:57:18–1:57:21
ey, da war es richtig spannend. War es richtig interessant.
1:57:22–1:57:25
Und deshalb möchte ich jetzt das mit der Übersetzung loswerden.
1:57:25–1:57:29
Weil ich finde, es gibt jetzt eine englische Übersetzung von der,
1:57:29–1:57:36
der das LEM Institut oder der Nachlass, so zu sagen, die Super von Bill Johnston 2017,
1:57:37–1:57:39
auch glaube ich in einem polnischen Verlag erschienen.
1:57:39–1:57:43
Das ist eine englische Übersetzung, der es aus dem polnischen direkt übersetzt hat.
1:57:43–1:57:49
Es gibt dann die Übersetzung von Joanna Kilmartin und Steve Cox von 1970.
1:57:52–1:57:56
Allerdings aus dem Französischen übersetzt wurde. Die habe ich in Ausschnitten,
1:57:56–1:57:58
wo habe ich das denn nochmal gelesen?
1:57:59–1:58:02
Warum weiß ich das? Das weiß ich jetzt gar nicht mehr, weil ich das weiß.
1:58:02–1:58:07
Und es gibt dann eben die Deutsche von Irmtraut Zimmermann-Göllheim von 1972.
1:58:08–1:58:10
Ja, genau. Das ist die, die wir, glaube ich, auch haben.
1:58:11–1:58:15
Ja, und da habe ich jetzt auf dem, ist schon angelegt, wenn du es publikierst,
1:58:15–1:58:18
das ist eine Tabelle, wo ich dann einen Ausschnitt aus dem ersten Kapitel,
1:58:18–1:58:24
dieser Anflug auf die Raumstation, weg von Prometheus hin zur Raumstation,
1:58:25–1:58:28
da habe ich die mal gegenübergestellt, so einen Ausstand, wo man ein Gefühl
1:58:28–1:58:31
dafür kriegt, dass es echt ganz schön schwierig ist. Und da ist dann so ein
1:58:31–1:58:33
Zitat jetzt von der deutschen Übersetzung.
1:58:33–1:58:39
Ich wartete, wann sich der erste Stern eintrüben sollte. Ich gewarte es nicht.
1:58:40–1:58:43
Wenn man schon wartete sagt, dann sagt man nicht noch gewarte.
1:58:43–1:58:46
Das ist doch wie ein schlechter Reim. Aber auf jeden Fall, ich wartete,
1:58:46–1:58:50
wann sich der erste Stern eintrüben sollte. Ich gewarte es nicht.
1:58:50–1:58:53
Zweiteres Zitat, da kommt Prometheus drin vor.
1:58:54–1:58:57
Zweiteres Zitat, das fängt ja auch schon an. Zweiteres Zitat.
1:58:58–1:59:03
Ich bedauerte, dass es mir nicht geglückt war, den Prometheus noch zu sehen.
1:59:03–1:59:07
Er muss schon außer Sicht weiter gewesen sein, als die austomatische Vorrichtung
1:59:07–1:59:08
das Sichtfenster öffnete.
1:59:08–1:59:12
Das klingt irgendwie wie so ein komisches Polizeiprotokoll aus einem dritten
1:59:12–1:59:15
Programm von irgendeinem WDR-Krimi. oder sowas.
1:59:16–1:59:21
Worum es da eigentlich geht, ist zu sagen, ich bedauerte, dass ich die Prometheus,
1:59:21–1:59:25
würde man sagen, oder Prometheus, das Raumschiff, wo er losgeflogen ist,
1:59:25–1:59:27
die hätte er gerne noch mal gesehen.
1:59:27–1:59:30
Aber bis ich das Sichtfenster öffnete, war er quasi schon zu weit weg davon.
1:59:31–1:59:34
Es gab dann eben noch von Kurt Kelm eine deutsche Übersetzung,
1:59:34–1:59:37
die möchte ich auch noch mal irgendwo auftreiben.
1:59:37–1:59:43
Ist 83 im Verlag Volk und Welt in Berlin entschieden, aber die habe ich leider nicht gefunden.
1:59:43–1:59:48
So, sind wir jetzt erst mal am Ende. Also wir haben quasi die Geschichte zusammengefasst.
1:59:48–1:59:50
Es ist gleich schon zwei Stunden durch.
Florian Clauß
1:59:50–1:59:52
Ja, ich wollte, aber ich bin auch noch nicht ganz fertig.
Micz Flor
1:59:52–1:59:54
Nee, nee, genau. Ich wollte nur sagen, jetzt kommen wir an den Punkt,
1:59:55–1:59:59
wo wir quasi Calvin da ablegen.
1:59:59–2:00:03
Snout bleibt da, Sartoris ist eh schon verschwunden, die Gäste sind alle weg.
Florian Clauß
2:00:03–2:00:10
Okay, wir legen Calvin ab. Da warst du an dem Punkt. Wir zoomen jetzt raus. Wo kommen wir hin?
Micz Flor
2:00:11–2:00:15
Wir verlassen den Text und jetzt kommen wir in das Reich der Interpretation.
Florian Clauß
2:00:15–2:00:19
Oh, wir waren noch nicht in dem Reich der Interpretation. Okay,
2:00:19–2:00:20
aber möchtest du loslegen?
Micz Flor
2:00:22–2:00:23
So ein bisschen jetzt wäre...
2:00:25–2:00:33
Also meine Interpretation kann ich dir kurz... Magst du sie kurz hören?
Florian Clauß
2:00:33–2:00:33
Ja, gerne.
Micz Flor
2:00:33–2:00:36
Also es ist quasi, wenn wir uns die ganze Geschichte angucken,
2:00:36–2:00:41
für mich ist es so, es geht da um den Akt der Empfängnis.
2:00:41–2:00:43
Und Prometheus ist der Mann.
2:00:43–2:00:50
Das Sperma ist quasi eingeklemmt in dieser Kapsel.
2:00:50–2:00:55
Und diese Kapsel schießt dann nach dem Orgasmus in die Ovarien,
2:00:55–2:00:59
das ist Solaris mit der Raumstation, nistet sich da ein, kommt dann da an und
2:00:59–2:01:01
ist dann in der Zellteilung dabei,
2:01:01–2:01:07
eben selber irgendwie Komplexität zu entlangen und dieses Bewusst-Gewusst-Werden,
2:01:07–2:01:10
also dieser Prozess ist da irgendwie beschrieben.
2:01:10–2:01:16
Das ist für mich meine Interpretation. Es geht um den Akt der Fortplatzung.
Florian Clauß
2:01:16–2:01:20
Interessant. Ja. Und was ist denn der Ozean?
Micz Flor
2:01:21–2:01:26
Das ist dann die Symbiose. Das ist der symbiotische Raum.
2:01:26–2:01:28
Also es geht jetzt nicht darum, dass es hier biologisch ist,
2:01:28–2:01:31
sondern quasi der Sperme verlässt den Mann, kommt dann zu der Frau.
2:01:32–2:01:39
Und dann entsteht eben dieser symbiotische Raum, in dem der werdende Mensch oder das Kind,
2:01:39–2:01:45
der Säugling, dann auch eben diese Matrix von Solaris benötigt,
2:01:45–2:01:48
um sich zu orientieren in der Welt, um die Dinge zu verstehen.
2:01:48–2:01:52
Und die Spiegelung durch den Planeten ist dann quasi die Mutter,
2:01:52–2:01:58
die Emotionen spiegelt, die Verbindungen spiegelt, die überhaupt Bindungsfähigkeit
2:01:58–2:02:00
mitentwickelt in dieser frühkindlichen symbiotischen Zeit.
Florian Clauß
2:02:01–2:02:09
Okay. Es stocket deswegen, weil es gibt auch eine Kritik über Solaris,
2:02:09–2:02:13
über den Ozean, die aber ein bisschen abwegig ist.
2:02:13–2:02:20
Da hat er geschrieben, dass Solaris, der Ozean, die weibliche Vagina ist.
2:02:20–2:02:26
Weil diese Ausbuchtung und diese Beschreibung, die kann man sehr sexualisiert
2:02:26–2:02:31
lesen und kann dann halt auch dieses Bild bekommen, dass es halt so eine Vulva
2:02:31–2:02:33
beschreibt, ja, in allen Formen und so weiter.
2:02:34–2:02:38
Aber, was dann quasi der Schluss, das Conclusio ist, ist halt so,
2:02:38–2:02:43
dass dann diese, das Weibliche, als das Unerkannte, Unerforschte, ja,
2:02:44–2:02:47
da kommen wieder so Stereotypen, die halt total überholt sind auf,
2:02:47–2:02:51
ja, und die halt auch da sich manifestieren in dieser Kritik.
2:02:51–2:02:56
Deswegen ist die Kritik eigentlich eher so aus einem patriarchischen Diskurs gefallen.
Micz Flor
2:02:56–2:02:56
Ja.
Florian Clauß
2:02:56–2:03:00
Aber deswegen frage ich nochmal nach, was bei dir der Ozean bedeutet.
Micz Flor
2:03:00–2:03:03
Also das, was du jetzt sagst, wäre natürlich dann in gewisser Weise so ein bisschen
2:03:03–2:03:08
wie die zweite Geschichte von Hyperion, wo du sagst, das ist ja so eine Jungensfantasie.
2:03:08–2:03:13
Also dann hätte Lem ein Buch geschrieben, was sagt, all die Männer checken nicht,
2:03:13–2:03:17
wie Frauen funktionieren, weil sie immer nur versuchen, das Kleid aufzumachen
2:03:17–2:03:20
und nie quasi das Weibliche dahinter irgendwie erschließen.
2:03:20–2:03:23
Das meine ich gar nicht, sondern ich fand es halt eher so interessant,
2:03:23–2:03:29
dass dieser Versuch zu lernen, den du jetzt natürlich auch den Planeten beschreibst,
2:03:29–2:03:32
ist ja auch nicht falsch, aber diese Spiegelung, vielleicht sogar eben in diesem
2:03:32–2:03:38
Kind, da spiegelt die Mutter dem Kind irgendwas zurück, aber das...
2:03:39–2:03:44
Dieses in die Welt kommen, in die Symbiose zur Mutter in dem Moment entlassen
2:03:44–2:03:48
zu werden, dann einen Raum schafft, in dem man selber auch versucht, die Welt zu verstehen.
2:03:48–2:03:53
Und in dieser sehr frühen Phase auch diese Grenzen noch gar nicht so existieren
2:03:53–2:03:54
zwischen was ist ich und was ist das andere.
2:03:55–2:03:58
Das ist dann erst später möglich, was ja auch darin beschrieben wird,
2:04:00–2:04:06
dass man das Nicht-Ich vom Ich unterscheiden kann. Vorher gibt es ja diese symbiotische
2:04:06–2:04:11
Verschmelzung auch quasi mit der guten Mutterbrust, die immer stillt und die
2:04:11–2:04:14
immer verfügbar ist und so. Und dann die böse Brust, die irgendwie sich verweigert und so.
Florian Clauß
2:04:14–2:04:22
Also dann quasi diese Verschmelzung, das heißt, dieser Akt, wie Bewusstsein
2:04:22–2:04:28
entsteht, das als diese ganze Phase, was der Roman beschreibt.
Micz Flor
2:04:28–2:04:39
Das ist sozusagen die frühe Kindheit. Also Calvin ist der frühe Säugling.
2:04:39–2:04:41
Also ich muss sagen, ich habe mir das so als Idee.
2:04:41–2:04:46
Eigentlich habe ich gedacht, dass du lachst, weil du sagst, wie damals mit dem Wald und den Jägern.
2:04:47–2:04:49
Das geht immer wieder bei Mitch.
2:04:51–2:04:56
Genau, bei Mitch geht es immer um Sex. Aber trotzdem, ich finde schon,
2:04:56–2:04:57
dass es in gewisser Weise hält.
2:04:58–2:05:01
Es ist halt dann die Frage, warum schreibt er so eine lange Geschichte darüber?
2:05:01–2:05:05
Aber dann ist es natürlich sowieso bei der Interpretation so,
2:05:05–2:05:08
dass wir in gewisser Weise von Lem gehört haben, er hat alles gesagt, was er sagen wollte,
2:05:08–2:05:14
ist auch wahr und dann müssen wir ihm die Geschichte wegnehmen und müssen dann
2:05:14–2:05:19
natürlich da einsteigen zu überlegen, weshalb ist diese Geschichte so interessant,
2:05:19–2:05:22
was berührt uns daran, was sehen wir darin.
2:05:22–2:05:26
Das ist dann natürlich nicht mehr das, was die Intention des Autors ist in dem Moment.
2:05:27–2:05:32
Und da, finde ich, hält dieses Konzept schon zu sagen, wenn wir diese...
2:05:33–2:05:39
Empfängnis und diese intrauterine und postuterine Zeit uns anschauen,
2:05:39–2:05:43
dann könnte man doch sagen,
2:05:43–2:05:48
dass wir da in einem Raum sind, wo auch schon intrauterin,
2:05:48–2:05:53
also noch in der Raumstation selbst Calvin schon lernt,
2:05:53–2:05:58
die Umgebung lernt, so wie das Kind auch im Bauch schon Stimmen verstehen kann
2:05:58–2:06:04
und Tageszeiten verstehen kann und einen Rhythmus entwickelt und dann mit der
2:06:04–2:06:07
Geburt quasi auf diesen Mond entlassen wird,
2:06:07–2:06:12
auf Solaris entlassen wird und dann da eben auch diesem Raum begegnet, in der Lage ist,
2:06:12–2:06:17
unsere Gefühle des Säuglings zu spiegeln, sie nicht eins zu eins wiederzugeben,
2:06:17–2:06:21
also die Städte, die Gärten, das ist alles ein bisschen anders.
2:06:21–2:06:27
Aber es geht nicht darum, dass Wissenschaftler verstehen, warum Solaris intelligent
2:06:27–2:06:31
ist, sondern es geht darum, dass wir in dem Roman lernen, dass Menschen immer
2:06:31–2:06:34
versuchen, sich mit etwas zu verbinden.
2:06:34–2:06:36
Das ist ja auch der Vorwurf, den Calvin gleichzeitig hatte eben,
2:06:36–2:06:38
wir sehen immer nur das Menschliche.
2:06:38–2:06:43
Aber genau das passiert ja beim Säugling, der sich selber erkennen lernt über
2:06:43–2:06:47
den Kontakt mit etwas, was nicht ich ist und was er versteht,
2:06:47–2:06:50
erst, wenn er wirklich in die Welt kommt.
2:06:51–2:06:55
Und dadurch entsteht die eigene Identität in diesem symbiotischen.
2:06:56–2:07:02
In diesem dialektischen, symbiotischen Moment, in dem Solaris oder als Mutter
2:07:02–2:07:07
als das andere Symbiotische in Teilen spiegelt.
Florian Clauß
2:07:08–2:07:12
Ja, also ich schaffe es noch nicht ganz alles so aufzulösen,
2:07:13–2:07:16
welche Position was ist, weil für mich ist ja nochmal so diese,
2:07:16–2:07:22
Es gibt ja diese Jahrhunderte, also ein Jahrhundert Forschung um Solaris.
2:07:22–2:07:25
Das heißt, es gibt ja schon die ganze Historie.
2:07:26–2:07:31
Und jetzt, wo dann quasi das ganze Ding so am Ausfaden ist, passiert auf einmal was.
2:07:32–2:07:35
Vielleicht gab es das schon vorher und man hat es nur nicht irgendwie protokolliert
2:07:35–2:07:38
gesehen, weil das dann wieder so eine Randbezeichnung ist. Also es ist dann
2:07:38–2:07:42
wieder verschwunden, wie eben diese Kindesbeobachtung von Bertrand.
2:07:42–2:07:45
Ja, vielleicht ist es ja auch irgendwo, es gibt ja viel mehr Geschichten,
2:07:45–2:07:46
die sowas dann halt zeigen.
2:07:47–2:07:52
Also das heißt, aber wir befinden uns quasi am Ende von einer Ära, wo irgendwas passiert.
2:07:53–2:08:00
Also das heißt, es ist eine Form von vielen, die irgendwie da entstanden ist.
2:08:00–2:08:07
Oder es ist ja quasi kein Prozess, der dann zu diesem Bewusstsein führt oder zu diesem...
2:08:08–2:08:12
Zu dieser Entität oder was du da...
Micz Flor
2:08:12–2:08:17
Ne, genau, also da würde man, wenn man jetzt meine provokante Interpretation
2:08:17–2:08:20
einfach mal auf so einem Solaris-Panel... Ich meine, das ist ja auch das Lustige
2:08:20–2:08:24
auf einer Meta-Ebene, diese Solaristik, die gibt es jetzt ja.
2:08:24–2:08:28
Also es gibt unglaublich viele Interpretationen von Solaris,
2:08:28–2:08:31
aber die gibt es nicht auf einer physikalischen Ebene, sondern die gibt es halt
2:08:31–2:08:33
auf einer literaturwissenschaftlichen.
2:08:33–2:08:40
Die Solaristik ist existent und wir sind jetzt aktiv involviert in dem Prozess
2:08:40–2:08:46
des Solarismus, in dem wir aber die Geschichte versuchen, neu zu beleuchten oder zu erfassen.
2:08:46–2:08:50
Und da war es einfach so eine steile Hypothese, so ein Paper am Nachmittag um
2:08:50–2:08:52
14 Uhr, wo wir eh noch beim Essen sind,
2:08:52–2:08:55
sitzt dann halt jetzt einer da und sagt, ja, es geht hier um den Sexualakt und
2:08:55–2:09:00
die intrauterine Entwicklung des Kindes, was letztendlich dann in den symbiotischen
2:09:00–2:09:02
Raum mit der Mutter entlassen wird. Fragen?
2:09:04–2:09:12
Also das ist ja genau so, es ist jetzt einfach Teil des Solarismus, meine These.
2:09:12–2:09:16
Oh, das ist toll, mach mal ein Foto.
Florian Clauß
2:09:16–2:09:20
So darf ich dann meine Interpretation noch?
2:09:20–2:09:29
Die ist ja auch so, also im Prinzip ist sie ja schon mehr oder weniger verschiedentlich angeklungen.
2:09:29–2:09:34
Also jetzt deswegen, der Planet ist für mich quasi ein System,
2:09:35–2:09:42
was irgendwo in seiner Existenz eine Korrekturberechnung ständig drin hat.
2:09:42–2:09:46
Damit steigen wir ein. Das ist so ein erster Absatz, wo ich dann dachte,
2:09:46–2:09:50
wow, als ich das gelesen habe, wie, das ist hier ein Dreikörperproblem,
2:09:50–2:09:52
das habe ich doch überhaupt nicht mehr in Erinnerung.
2:09:52–2:09:57
Dann denke ich so, okay, was ist denn das für ein geiles Szenario zu sagen,
2:09:57–2:10:06
ein Planet kann seine Bahn so korrigieren, dass es halt stabil läuft mit zwei Sonnen.
2:10:06–2:10:11
Das finde ich so, also damit ist ja quasi schon als Axiom, ist ja gesetzt.
2:10:12–2:10:15
Da gibt es eine Intelligenz, die so eine Korrektur machen kann.
2:10:15–2:10:21
Was ich dann bei der Solaristik vermisst habe, ist eben, was so offensichtlich
2:10:21–2:10:23
ist in diesem ganzen Ding.
2:10:23–2:10:27
Das Offensichtlichste, was eben diese Korrektur machen kann,
2:10:28–2:10:32
sind ja genau diese Symmetriaden und Asymmetriaden.
2:10:32–2:10:34
Und zwar in zweierlei Hinsicht.
2:10:34–2:10:38
Einmal ist es die Berechnung selber. Da wird quasi der Rechenschritt selber
2:10:38–2:10:42
quasi prozessiert und in der Form zum Ausdruck gebracht.
2:10:42–2:10:45
Das ist Rechenleistung. Das passt da genau.
2:10:45–2:10:52
Die chaotische Bahnführung, das sind die Asymmetriaden. Und die Asymmetriaden
2:10:52–2:10:53
sind dann quasi die Korrektur davon.
2:10:53–2:10:58
Und gleichzeitig ist es auch Ergebnis, nämlich die Gewichtsverlagerung.
2:10:59–2:11:04
Also es ist ja so, dass der Planet quasi durch diese Ausformung so seine Schwerkraft
2:11:04–2:11:08
verändern kann, dass dann die Bahnkorrektur gleichzeitig mit der Berechnung offen ist.
Micz Flor
2:11:08–2:11:09
Ja, das kann er ja nicht.
Florian Clauß
2:11:09–2:11:14
Doch, der Mittelpunkt wird natürlich verlagert. Das ist ja das Prinzip von Schwerkraftverlagerung.
2:11:14–2:11:20
Das kann man doch nachmessen, das hatten wir doch zuletzt bei den Grundwasserverlagerungen
2:11:20–2:11:25
in Kalifornien oder in Indien ist es auch so.
2:11:25–2:11:28
Und das kann man an der Bahnberechnung eines Planeten nachweisen.
2:11:28–2:11:35
Die sind Millimeter, wo sich die Erde tatsächlich durch diese Grundwasser-Umpumpung
2:11:35–2:11:38
soweit die Bahn verändert, dass man das nachweisen kann.
2:11:38–2:11:42
Das heißt, du kannst durch eine Schwerkraftverlagerung, weil du ja da natürlich
2:11:42–2:11:45
deinen Schwerpunkt woanders hin verlagerst, kannst du die Bahn beeinflussen.
2:11:46–2:11:50
Also jetzt rein physikalisch ist das nachweisbar, dass sich eben durch eine
2:11:50–2:11:55
Masseverlagerung quasi der Planet eben korrigieren kann. Das ist so.
2:11:56–2:12:01
Und das, was ich bei der Solaristik vermisst habe, dass keiner das irgendwie erwähnt hat.
2:12:01–2:12:05
Dass keiner so, ey, lasst uns doch mal diesen Zusammenhang zwischen Symmetriaden,
2:12:05–2:12:09
Asymmetriaden und der Bahnberechnung machen. Weil das ist so das Offensichtlichste.
2:12:09–2:12:14
Warum hat das keiner gemacht? Das ist doch alles da, diese Information.
2:12:14–2:12:18
Das muss doch mal wissenschaftlich untersucht werden. Wenn da irgendwie die
2:12:18–2:12:21
Ausspruchung entsteht, dass dann halt so und so viel Grad dann die Bahn sich
2:12:21–2:12:22
abweicht und wie er das macht.
2:12:23–2:12:27
Das ist jetzt so erstmal der erste Punkt meiner Interpretation.
2:12:27–2:12:32
Der erste Punkt ist, dass es halt eine riesen Korrekturmaschine ist auf diesem
2:12:32–2:12:37
Planeten, der dann eben seine Bahn durch Berechnung und so weiter macht.
2:12:37–2:12:42
Das andere Ding, was dazu kommt, ist, dass dieser Planet ja niemals irgendwie feindselig ist.
2:12:42–2:12:47
Das heißt, in der Konfrontation mit der Station sind ja alle Opfer,
2:12:47–2:12:52
sind ja mehr oder weniger durch Unvorsichtigkeit oder Unfälle, entstehen die.
2:12:52–2:12:56
Also es ist ja nicht so, dass der Planet dann anfängt, irgendwie dann so da
2:12:56–2:12:58
böswillige Absichten zu zeigen.
2:12:59–2:13:06
Und auch dieses Erscheinen der Gäste ist ja so, dass die Gäste...
2:13:07–2:13:10
Und es wird ja auch in dem Buch gesagt, dass die dann nicht,
2:13:10–2:13:13
um die Besatzung dann irgendwie zu
2:13:13–2:13:17
verwirren oder sowas, sondern es wird angenommen, dass die was Gutes tun.
2:13:17–2:13:21
Und wenn du aus der Perspektive dieser Korrekturmaschine dann da so drauf guckst,
2:13:21–2:13:23
auf so eine Besatzung, und du siehst dann halt irgendwie so,
2:13:23–2:13:25
und das wird ja auch gesagt,
2:13:25–2:13:27
ich glaube, das haben wir in der Explizität noch nicht gesagt,
2:13:27–2:13:33
dass alle Erscheinungen sind ja immer so tiefe Traumata von den Personen.
2:13:33–2:13:40
Also das heißt, Harvey ist quasi das größte Trauma von Chris und dann gibt es
2:13:40–2:13:45
die anderen Figuren, bei der Frau von Liberian wird es auch nochmal gesagt,
2:13:45–2:13:46
das hat irgendwas mit ihm zu tun.
2:13:46–2:13:52
Also das heißt, aus dieser Sicht der Korrekturmaschine guckst du auf diese Besatzung,
2:13:52–2:13:55
auf die Station und wenn du dann halt wirklich so die Kraft von Reverse Engine
2:13:55–2:13:59
siehst, dann siehst du irgendwie so Felder, die so Hotspots sind.
2:13:59–2:14:05
Und dann gehst du da rein und siehst auf einmal so, okay, da ist diese Figur drin in diesem Hotspot.
2:14:05–2:14:09
Und dann fängt das halt an auch so, wie kann ich denn das korrigieren?
2:14:09–2:14:16
Und dann fängt das halt an so, das ganze Ding, okay, dann mache ich jetzt mal hier eine Figur rein.
2:14:16–2:14:21
Und dann wird es vielleicht wieder gut. Und dann schickt er diese Figur.
2:14:21–2:14:25
Und das ist halt so eigentlich eine total positive Ansatz.
2:14:25–2:14:29
Als dieses irgendwie, ich will mein Umfeld immer so korrigieren,
2:14:29–2:14:31
dass alles gerade läuft, im geraden Wahn.
Micz Flor
2:14:31–2:14:32
Das ist ein bisschen so Wall-E dann wirklich.
Florian Clauß
2:14:33–2:14:37
Ja, so dieses Aufräumen und dann okay, das hier läuft schief und dann kann ich das da hinschicken.
2:14:37–2:14:42
Und dann, also das heißt, dadurch entwickeln sich ja auch die Figuren weiter.
2:14:42–2:14:47
Das heißt, das Trauma von Chris ist ja auch damit irgendwie auch bearbeitet.
2:14:47–2:14:50
Oder zumindest jetzt nicht abgearbeitet, aber zumindest irgendwie so,
2:14:50–2:14:54
es ist jetzt nicht mehr so als Trauma dann so eingeschrieben in seinem Kopf,
2:14:54–2:14:56
sondern es ist herausgekommen.
2:14:57–2:15:00
Und das ist halt so die Korrektur. Und jetzt noch einen Schritt weiter,
2:15:01–2:15:06
wenn man das halt so meint, ist die überhaupt die Idee von dieser,
2:15:07–2:15:09
also wir haben ein lernendes Modell.
2:15:09–2:15:15
Ein lernendes Modell, das irgendwo dann bestimmte Missstände sieht und darauf
2:15:15–2:15:17
reagiert und das dann versucht wieder auszugleichen.
2:15:17–2:15:21
Und das hast du nämlich vorhin in so einem Seitensatz gesagt,
2:15:21–2:15:23
da habe ich mich ein bisschen geärgert.
2:15:23–2:15:28
Da habe ich die Spitze von dem. Nämlich, was wäre das, wenn das überhaupt gar
2:15:28–2:15:30
keine Intelligenz ist, sondern tatsächlich nur so ein Werkzeug,
2:15:30–2:15:35
was dann von Aliens als Technologie da mal so hingeworfen wurde.
2:15:35–2:15:39
Und die haben gesagt, okay, unser, also dann bin ich wieder ein bisschen bei
2:15:39–2:15:43
drei Sonnen, wo die halt auch ihren, wir haben hier irgendeine Technologie entwickelt,
2:15:44–2:15:47
da war ich eher so ein bisschen bei Gebrüder Strudgatzki, wo dann halt auch
2:15:47–2:15:51
dieses Picknick am Wegesrand, diese Artefakte aus der Zone, die dann halt auch
2:15:51–2:15:54
so komische Wirkung haben, ja, dass es halt einfach nur eine Technologie ist
2:15:54–2:15:57
von irgendwelchen Aliens, die dann halt gesagt haben, okay, wir gucken,
2:15:57–2:16:00
wir erproben jetzt einfach mal hier so eine Warnkorrektur.
2:16:01–2:16:04
Technik, die brauchen wir für unseren Planeten. Das ist unser Testplanet.
2:16:04–2:16:08
Wir werfen das mal drauf und dann beobachten und dann, okay,
2:16:08–2:16:11
es funktioniert und ziehen halt weiter, weil sie das Ding nicht mehr mitnehmen wollen.
2:16:12–2:16:16
Das ist Müll. Das ist einfach nur eine große, klumpen Elchentechnologie,
2:16:16–2:16:20
der dann halt einfach so eine riesen Korrekturmaschine ist, die dann halt so
2:16:20–2:16:25
die ganzen Umläufe und alles, was in seine Nähe kommt, dann halt anfängt zu korrigieren.
2:16:25–2:16:28
Aber dann halt auch wie so eine generative KI.
2:16:28–2:16:33
Kein Bewusstsein hat, sondern immer nur quasi spiegelt oder in dem Sinne irgendwelche
2:16:33–2:16:36
Sachen sieht und dann halt die korrigiert.
Micz Flor
2:16:36–2:16:41
Ja, stimmt, Spiegel ist das falsche Wort, weil die KI ja dann quasi schon erstellt.
Florian Clauß
2:16:41–2:16:45
Ja, simuliert dann halt quasi, aber es ist eine reine Simulation.
2:16:46–2:16:48
Also das ist meine Theorie.
Micz Flor
2:16:48–2:16:51
Cool, also ich meine, was natürlich auch interessant ist, wenn wir jetzt da gehen,
2:16:52–2:16:55
dass halt bestimmte Werkzeuge für bestimmte Probleme geschaffen wurden,
2:16:55–2:16:58
dann kann man sich natürlich vorstellen dass
2:16:58–2:17:00
die also ich bleibe jetzt
2:17:00–2:17:04
mal bei dir wir schreiben jetzt mal von außen noch mal ein kapitel
2:17:04–2:17:08
dazu dass wir sagen ja das gab diese raumschiff station und dann war halt irgendwie
2:17:08–2:17:13
waren 80 leute drauf und höhe riesen forschungsprojekt und sowas und und dann
2:17:13–2:17:16
irgendwann sind die halt abgezogen
2:17:16–2:17:21
worden und dann war nur noch snout wie sartorius und Ghibarian drauf.
2:17:21–2:17:25
Und dann guckt die Korrekturmaschine auf einmal so, drei Körperprobleme,
2:17:25–2:17:28
drei Körperprobleme. Also er kennt diesen Hotspot so.
2:17:28–2:17:32
Das ist, ich bin das Werkzeug dafür. Ich löse euch, ich mache euch das.
2:17:32–2:17:33
Also wir brauchen jetzt hier einen, hier einen.
2:17:34–2:17:37
Und in dem Moment, wo Ghibarian sich dann umbricht, kommt dann Calvin dazu und
2:17:37–2:17:40
wird dann quasi gleich wieder auch in diesen Lösungsprozess.
2:17:40–2:17:46
Aber dass genau diese drei Menschen dann auch nochmal das als Trigger für,
2:17:46–2:17:51
dass die Maschine dann wirklich halt anfängt zu handeln, weil das ist hier jedes
2:17:51–2:17:54
mal mit den drei körperproblem hast auch wenn du teil davon bist oder wenn das was ist.
Florian Clauß
2:17:54–2:17:58
Ja na ja
2:17:58–2:18:01
gut na das ist jetzt sehr zusammengefaltet sind ja
2:18:01–2:18:04
auch ich würde es jetzt auch nicht als einzelne körper sondern es ist wahrscheinlich
2:18:04–2:18:08
so ein geflecht was in der wahrnehmung der diese maschine ist einfach nur geflecht
2:18:08–2:18:13
wo es dann halt so bestimmte hotspots gibt so punkte und da geht es ja rein
2:18:13–2:18:17
da fängt es an zu korrigieren also es muss irgendwie aber ich Ich finde dieses
2:18:17–2:18:22
Bild sehr gut für unsere Geschichte.
Micz Flor
2:18:23–2:18:23
Okay.
Florian Clauß
2:18:23–2:18:29
Ja, ich glaube, wir haben das jetzt erschöpfend, aber nicht ausgiebig und zumindest
2:18:29–2:18:32
für uns erschöpfend erzählt.
2:18:34–2:18:34
Solaris.
Micz Flor
2:18:34–2:18:38
Also ich denke, dies ist eine richtig satte Folge geworden. Für die nächste
2:18:38–2:18:43
Folge wäre es ja dann Cliffhanger, wenn wir jetzt sagen, es geht um Solaris
2:18:43–2:18:44
und es geht um Tarkowski.
2:18:45–2:18:50
Und es geht natürlich um die Interpretation des Stoffes durch den Regisseur Tarkovsky.
2:18:50–2:18:54
Und jetzt greifen wir mal ganz zurück auch noch, weil du hast ja schon was über
2:18:54–2:18:55
Tarkovsky gemacht, nämlich...
Florian Clauß
2:18:56–2:18:57
Über Stalker.
Micz Flor
2:18:57–2:19:02
Stalker, genau. Und Slavoj Žižek hat so einen ganz schönen Vergleich von Stalker
2:19:02–2:19:06
und Solaris gemacht, von den beiden Tarkovsky-Filmen, in dem er gesagt hat,
2:19:07–2:19:11
in Solaris hat Lem etwas erschaffen.
2:19:11–2:19:15
Er sagt halt, it's an id machine, as an object which realizes your nightmares,
2:19:16–2:19:18
desires, fears, even before you ask for it.
2:19:18–2:19:24
Also diese Solaris erkennt all dein, also bevor du überhaupt danach fragen kannst,
2:19:24–2:19:29
erkennt es deine Ängste, deine Sorgen, deine Wünsche, das erkennt es alles und reagiert darauf.
2:19:30–2:19:32
Das war der eine Film, den Tarkovsky gemacht hat.
2:19:32–2:19:35
Und der andere Film war das genaue Gegenteil, nämlich Stalker.
2:19:45–2:19:50
Also diese Idee, dass in Stalker eben genau so eine Wunsch-Erfüllungsmaschine gemacht wird.
2:19:50–2:19:55
Und die Menschen von Intakovskys Film sind entweder auf der Solaris-Seite,
2:19:55–2:20:00
in dem ihre Ängste, Wünsche, wie auch immer wir es beschreiben,
2:20:00–2:20:03
Desires irgendwie realisiert werden von Solaris.
2:20:03–2:20:06
Solaris und in der Zone, die auch ja ein mystischer Raum ist,
2:20:06–2:20:10
in dem man nicht genau weiß, wie die Logik da funktioniert, der ja nicht von
2:20:10–2:20:14
dieser Welt zu sein scheint, da ist genau das Gegenteil der Fall.
2:20:14–2:20:17
Wenn du deine Wünsche genau formulieren kannst, dann werden sie auch wahr.
2:20:18–2:20:21
Aber die Sorge ist, dass man das einfach eben nie genau kann.
2:20:22–2:20:27
Das fand ich so ganz schön, um Tarkovsky und Solaris in den Mix zu schmeißen.
Florian Clauß
2:20:27–2:20:31
Ja, vielen Dank. Wir werden hören. Das war Episode,
2:20:33–2:20:40
53 Solaris und wir haben schon angekündigt, es geht in zwei Wochen weiter mit Tarkovsky und Solaris.
2:20:40–2:20:44
Und dann in vier Wochen hören wir Söderberg und Solaris.
2:20:44–2:20:48
Wenn ihr noch mehr Infos haben wollt, dann guckt auf unsere Seite,
2:20:48–2:20:51
auf eigentlich-podcast.de und da
2:20:51–2:20:54
findet ihr auch den Track, den wir heute gegangen sind. Ich fand's toll.
2:20:55–2:20:57
Ich kenne viele Sachen hier nicht.
Micz Flor
2:20:57–2:21:00
Geht noch weiter. Wir sind wirklich in so einem Tarkovsky-Film, oder?
Florian Clauß
2:21:01–2:21:04
Wir sind schon wieder in der Zone. Ja, aber wir sind auch im Osten.
Micz Flor
2:21:04–2:21:07
Ich mache die letzte Fußnote noch, falls ihr euch wundert.
2:21:07–2:21:13
Nein, wir wissen doch, dass es diesen russischen Fernsehfilm Solaris gibt aus dem Jahre 1968,
2:21:14–2:21:18
den man auch komplett auf YouTube sehen kann mit englischen Untertiteln und
2:21:18–2:21:23
der wirklich auch sehr, sehr nah an der Originalgeschichte dran ist und der
2:21:23–2:21:26
auch mit, ich glaube, hat 144 Minuten oder sowas.
2:21:26–2:21:29
Das ist gar nicht so kurz für einen Fernsehfilm, aber ich glaube,
2:21:29–2:21:32
das sind zwei Teile, die dann zusammengeschnitten wurden in einem Film.
2:21:32–2:21:35
Ist auch sehr sehenswert, aber wir haben uns hier einfach auf die.
Florian Clauß
2:21:37–2:21:42
Blockbuster wir haben uns auf die Blockbuster konzentriert. Also macht's gut und bis bald.
Micz Flor
2:21:42–2:21:43
Bis dann, tschüss.
2:21:46–2:21:48
Das war echt ne Flohfolge.
Florian Clauß
2:21:50–2:21:52
Ich kann jetzt auch nicht mehr viel erzählen.

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"Nine books later and you’re still here, so this one’s for you."
-- Widmung in "Leviathan Falls", dem 9ten Buch der "The Expanse" Serie

Diese Episode richtet sich speziell an die Fans von "The Expanse", die bisher nur die Serie gesehen haben und neugierig darauf sind, wie die Geschichte weitergeht. Denn von der neunteiligen Buchreihe von James S.A. Corey (dem Pseudonym von Daniel Abraham und Ty Franck) wurden lediglich sechs Bände verfilmt. Als TV- bzw. Streaming-Serie wurde "The Expanse" erstmals 2015 auf Syfy ausgestrahlt. Nach drei Staffeln übernahm Amazon die Produktion. Die vierte Staffel wurde 2018 veröffentlicht, jedoch stellte Amazon nach drei weiteren Staffeln die Produktion ein. Dieser Folge unseres Podcasts widmen wir all denen, die noch immer im Dunkeln tappen. Was geschieht in den letzten drei Büchern der epischen Saga, die niemals verfilmt wurden? Am Ende der letzten Staffel von "The Expanse" bleiben mehr Fragen offen, als dass Handlungsstränge abgeschlossen werden. Die Free Navy ist besiegt, Marcos Schiff löst sich in der Slow Zone auf, Duarte entkommt mit einem Teil der Militärstreitkräfte und verschwindet im System "Laconia". In der letzten Staffel sind zudem Elemente der "Expanse"-Kurzgeschichte "Strange Dogs" eingeflochten, die eine wichtige Verbindung zu den folgenden Büchern hätte sein können. Doch ein Finale findet in der verfilmten Serie nie statt. Die Buchreihe hingegen kommt zu einem Abschluss. Wir enthüllen den Rest der Geschichte um die Crew der Rocinante mit zahlreichen Plot-Spoilern und einer abschließende Kurzkritik des bombastischen Finales.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Micz Flor
Erzähler
avatar
Florian Clauß

Transcript

Florian Clauß
0:00:01–0:00:08
Hallo und herzlich Willkommen bei Eigentlich Podcast Episode 48.
Micz Flor
0:00:09–0:00:11
Von mir aus kannst du anfangen.
Florian Clauß
0:00:11–0:00:11
Ja, du kannst anfangen.
Micz Flor
0:00:12–0:00:16
Du bist sicher, dass es läuft? Ja. Gut, dann lass uns mal schnell klatschen.
Florian Clauß
0:00:19–0:00:25
Hallo und herzlich willkommen bei Eigentlich Podcast Episode 48.
0:00:27–0:00:30
Eigentlich Podcast, das ist der Podcast, bei dem wir im Laufen reden und redend
0:00:30–0:00:37
laufen. Das heißt, ihr könnt die Tracks, wir laufen hier durch die Stadt und
0:00:37–0:00:39
erzählen uns Geschichten, der eine den anderen.
0:00:39–0:00:43
Meistens hat der eine eine vorbereitet und wir unterhalten uns darüber.
0:00:43–0:00:48
Das ganze Material findet ihr auch auf der Netzseite eigentlich-podcast.de.
0:00:49–0:00:55
Und heute hat uns, ich habe schon erfahren, worum es geht, nämlich Mitch hat
0:00:55–0:01:00
lauter reinlaufen. Ja, auf der einen Seite haben wir zuletzt gehört von Dan
0:01:00–0:01:03
Sims, den dritten Teil, Hyperion.
0:01:03–0:01:06
Es wird einen vierten Teil geben, Spoiler, aber der ist nicht heute dran,
0:01:06–0:01:13
sondern wir haben hier nach dem großen Erfolg der letzten Folge,
0:01:13–0:01:18
der letzten Reihe, nämlich The Expanse, wie es wirklich geendet hat und nicht
0:01:18–0:01:24
nur das Serienstaffelende, sondern Mitch ist unser Leser in diesem Podcast,
0:01:24–0:01:30
der auch gerne The Expanse liest und hat die beiden, drei letzten Bücher von
0:01:30–0:01:33
The Expanse gelesen, wollte die jetzt präsentieren.
Micz Flor
0:01:34–0:01:40
Genau, ich habe mir auch schon einen Titel ausgedacht, der dann auch Google-mäßig
0:01:40–0:01:44
gut einschlagen sollte, weil der macht mir immer so Fragen und ich habe mir
0:01:44–0:01:46
jetzt gesagt, The Expanse zu Ende erzählt, Doppelpunkt.
0:01:46–0:01:49
Was passiert in den drei unverfilmten Expanse-Büchern?
0:01:53–0:01:58
Und ich werde jetzt einfach so durchgehen, Plot-Spoiler natürlich inklusive, da machen wir auch kein,
0:02:00–0:02:03
Kein Jingle, der warnt, wenn was kommt, weil wir müssen ja da durchlaufen.
0:02:04–0:02:08
Und wir fangen nochmal ganz kurz an, warum es drei Bücher gibt,
0:02:08–0:02:08
die nicht verfilmt wurden.
0:02:09–0:02:13
Es gab die Verfilmung erst auf dem Sci-Fi, hieß der Sci-Fi Channel.
0:02:14–0:02:17
Dann hatte Amazon das produziert.
0:02:17–0:02:21
Und die letzte Folge,
0:02:21–0:02:26
die als Serie rauskam, hatte einerseits eben den Abschluss von der Free Navy,
0:02:26–0:02:32
Navy, wo Marco Inarius oder wie er hieß und Naomi Nagatas Sohn.
0:02:32–0:02:35
Ich werde jetzt die Leute nicht alle so erklären.
0:02:35–0:02:39
Ihr hört das ja eh nur, weil ihr alles schon kennt und jetzt wisst,
0:02:39–0:02:41
ihr werdet es nie lesen. Ich sage jetzt, lest ruhig.
0:02:41–0:02:46
Vor allen Dingen die Bücher 7 und 8 sind sehr gut geschrieben.
0:02:46–0:02:50
Buch 9, was alles zum Ende bringen muss, ist ein bisschen schwieriger zu lesen.
0:02:50–0:02:51
Fand ich jetzt nicht so schön.
0:02:52–0:02:55
Aber ihr dürft es lesen. Dann macht ihr es einfach aus.
0:02:55–0:03:02
Aber ihr kennt die Charaktere auf jeden Fall. Nominagatas Sohn und Marco,
0:03:02–0:03:06
das war der Vater des Sohnes, der die Rebellen des Beltas angeführt hat.
0:03:08–0:03:12
Die letzten Bilder, die ihr noch kennt, sind die, dass die sich wie so mystisch
0:03:12–0:03:15
aufgelöst haben in dieser Slow Zone um die Ring Station.
0:03:16–0:03:19
Und keiner weiß, wo die sind, ob die weg sind oder nicht weg sind.
0:03:19–0:03:26
Wir wissen nur, dass Duarte, jemand vom Mars, mit einem großen Teil des Militärs
0:03:26–0:03:29
nach Laconia geflohen ist.
0:03:29–0:03:33
Wir haben auch auf Laconia schon ein paar Sachen gesehen in der letzten Staffel.
0:03:33–0:03:38
Das war dieses Mädchen und die Repair Droids, wo der Bruder gestorben ist.
0:03:39–0:03:43
Und das Mädchen den Bruder den Repair Droids gegeben hat.
0:03:43–0:03:46
Und die haben dann aus diesem Bruder wieder einen Bruder gemacht,
0:03:46–0:03:48
der aber ganz schwarze Augen hatte.
0:03:48–0:03:53
Und irgendwie, als wir aus dessen Sicht die Welt sehen, hat der auch so protomolekülmäßig
0:03:53–0:03:55
Sachen um sich herum flirren sehen.
0:03:56–0:04:05
Und dann gab es noch ein gigantisches Bild, in dem sich so ein organisches Raumschiff
0:04:05–0:04:07
über die Horizontlinie drehte.
0:04:07–0:04:11
Und jemand von unten so ganz begeistert hoch schaute das alles
0:04:11–0:04:13
passiert in lakonia und wir sind jetzt und
0:04:13–0:04:17
das ist wichtig es gab ein
0:04:17–0:04:22
interview auch mit den autoren die wo sie gefragt weil sie immer ihr macht jetzt
0:04:22–0:04:26
aber ein riesensprung da sind ja vergehen ja dann so fast 30 jahre wie sollen
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die das denn filmisch hinkriegen und die sagen also dem wird schon was einfallen
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und ich glaube ein bisschen war das genau auf der bruch das okay alle charaktere die die man so kennt,
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die müssen jetzt 30 Jahre älter sein, will man die jetzt irgendwie alt machen
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mit CG oder mit Gummimasken oder neues Casting.
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Aber auf jeden Fall ist das der Beginn.
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Ja, wir sind jetzt 30 Jahre später in dem Universum von The Expanse, was wir schon kennen.
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Und zwar ist Kamina Drummer, die wir auch noch als jüngere Frau kennen,
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Die ist jetzt die neue Leiterin oder Head of der.
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Medina Station, wo diese ganze Koordination von den In- und Ausflügen,
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damit in der Slow Zone nicht wieder dieser Dutchman, heißt es im Englischen,
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To-Go-Dutchman passiert, eben das, was wir bei Marco gesehen haben.
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Sie ist jetzt die Präsidentin, die Rossinante, auch alle 30 Jahre älter.
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Die sind immer noch so mit Aufträgen auch versorgt, um bestimmte Dinge zu tun
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und kriegen jetzt von ihr den Auftrag im Buch 7, Per se ist Rising,
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dass sie in das System Freehold fliegen, um denen dort einfach zu sagen,
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dass die so oft gegen die Regulierung verstoßen haben, wann man rein und raus
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fliegen darf, dass die jetzt einfach für drei Jahre das Ringate zugemacht bekommen,
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was de facto in diesem System heißt wie ein Todesurteil, weil die noch nicht self-sufficient sind.
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Das ist das Problem von vielen dieser Systeme.
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Die sind bewohnbar, aber immer darauf angewiesen.
Florian Clauß
0:06:07–0:06:11
Dass Materialien, Essen oder Erde oder Samen alles zugeliefert wird.
Micz Flor
0:06:12–0:06:18
Und so wie Holden halt ist, fliegen die da hin und Holden sagt nicht,
0:06:18–0:06:22
wie es sein sollte, ihr werdet für drei Jahre abgeschnitten,
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sondern er kommt dann irgendwie so halb gar da durch und sagt,
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okay wenn ihr jetzt euren chef uns mit gibt dann
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wird da gericht gehalten und die anderen kommen blauen
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auge davon und irgendwie wird es schon irgendwie alles zu laufen und
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dann packen die den chef von
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freehold ein und fahren fliegen mit dem zurück auf medina station und medina
0:06:46–0:06:51
station wird dann eben auch oder vorher schon auch kombiner drama mitgeteilt
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dass sie da wieder in gewisser weise dass er nicht das gemacht hat,
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was er hätte machen sollen, weil Holden ist halt Holden.
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Und auf dem Weg zu Medina Station entscheiden dann Holden und Naomi zusammen
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auch, dass sie sich jetzt irgendwie zurückziehen und zur Ruhe setzen,
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ihre Teile verkaufen und sich dann irgendwo auf einem Planeten...
Florian Clauß
0:07:10–0:07:14
Weil die haben jetzt schon ihr Imperium, ihren Wohlstand aufgebaut in der Zeit.
Micz Flor
0:07:15–0:07:19
Ja, die haben immer gut verdient und hatten ja auch gute Kontakte.
Florian Clauß
0:07:19–0:07:20
Und Referenzen.
Micz Flor
0:07:21–0:07:22
Referenzen auch, genau.
Florian Clauß
0:07:22–0:07:23
Haben sie dreimal die Welt gerettet.
Micz Flor
0:07:24–0:07:27
Und Bobbi Draper vom Mars, die soll dann die neue Chefin werden.
0:07:28–0:07:30
Und alle stimmen dann dazu.
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Sie sind also auf Medina Station, machen die Pläne, haben auch schon die Anteile
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verkauft. Bobby ist auch schon die neue Chefin. Das läuft auch irgendwie ganz gut.
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Sie hat mit Amos auch ein gutes Gespräch, weil sie da das Gefühl hatte,
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der könnte jetzt zu viele Probleme machen. Vielleicht, dass sich alles umstellt, aber alles okay.
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Aber eine Woche, nachdem sie angekommen sind, wird aus Laconia,
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aus dem System, was keiner da mal reingeguckt hat, das war wie weg.
0:07:55–0:07:58
Ja, da sind ja diese ganzen Duarte Mars Lord hingeflohen.
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Da kommt auf einmal ein so hybrides Superschiff an und zwar The Gathering Storm heißt es.
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Und dieses Schiff ist einfach genau dieses Protomolekül Hybrid.
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Es stellt sich heraus, in Laconia hatten die schon das System so umgebaut,
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dass da Plattformen zur Erstellung von Antimaterie,
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zur Erstellung von Raumschiffen, alles schon bereit stand wie diese
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ganzen artefakte die immer wieder ja auch irgendwie kam und die
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haben dann einfach angefangen raumschiffe zu bauen die jetzt diese protomolekül
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power haben und quasi unzerstörbar sind selber heilen alle auch irgendwie so
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organisch pulsierende ästhetik haben die auch so in sich selbst schon ein bisschen
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furchteinflößend ist und die machen einfach mit.
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Drohgebärden und ein, zwei kraftvollen Schüssen machen die in der Slow Zone
0:08:58–0:09:02
klar, dass sie jetzt die Chefs sind, übernehmen Medina Station und ein gewisser
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Herr Singh wird da eingesetzt und der Herr Singh, das ist ganz interessant,
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der ist quasi so ein New Generation, Laconia, Duarte.
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Es ist ja ein unglaublich zentralistisches, faschistisches,
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diktatorisches System, aber durch dessen Gedanken, die wir auch erleben,
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ist es irgendwie aber auch so, so das Einzige, was der Menschheit noch irgendwie
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helfen könnte, überhaupt bestehen zu können. Man will denen ja nur helfen.
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Also da ist so dieses ganz perfide, diktatorische drin.
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Wir machen doch das Beste für euch. Und dieser Singh ist auch so tief davon
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überzeugt und in seinen Gedanken auch irgendwie so kindlich,
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naiv überzeugend, dass man so ein bisschen Gefühl dafür kommt, wie das so sein kann,
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exekutiv in so einer Hierarchie drin zu sitzen und zu sagen,
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ich will doch nur das Beste für alle.
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Und dann entsteht natürlich diese Situation der Bestrafung, wo man auch sagt,
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du weißt schon, warum ich dich jetzt bestrafen muss.
0:09:58–0:10:03
Das ist irgendwie so seine Haltung. Er wird dann aber, weil natürlich die Belter
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und diese Mixed Bag von Leuten auf Medina Station nicht einfach alle so mitmachen
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und das genauso sehen wie er,
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wird er dann Zeuge wie einer seiner Kollegen ins Gesicht geschossen wird und er vor ihm,
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also er ist wie traumatisiert davon und fängt dann an so eine ganz harte Linie
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zu ziehen, was nur noch dazu führt, dass immer mehr Widerstand kommt.
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Der untergrund organisiert sich und da gehört jetzt
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die komplette rossinanzi irgendwie auch wieder mit dazu auch holden
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naomi die eigentlich raus sind was so ein bisschen auch ein problem wird weil
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alle holten wieder als chef sehen und bobby draper wollte eigentlich chef sein
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ist es dann aber nicht so richtig gathering storm oder the tempest ist ein großes
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magentas da heißen Das ist ein Magenta-Class-Schiff,
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die fliegen gleich weiter Richtung Sol System, also Erde-Mars-Alliance.
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Und da stellt dann Draper quasi alles, was sie an Feuerpower kriegen kann,
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dem Schiff gegenüber auf.
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Es kommt auch zur Konfrontation, aber auch da ist es so, dass dieses eine The
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Tempest fast schadlos, bloß mit kleinen Verletzungen sozusagen,
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gegen dieses komplette Aufgebot der Mars-Earth-Alliance überstehen kann.
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Was aber in dem Moment passiert ist, es gibt so, es heißt so Timeskip und das ist ganz wichtig.
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Es beginnt sowas, wo dann auf einmal alle für fast 20 Minuten,
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glaube ich, wie sich geistig in Moleküle auflösen.
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Also alles wird irgendwie so hippie-Drogen-mäßig überhöht.
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Das wird auch sehr schön beschrieben, wie man da einfach auf einmal so zwischen
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den Molekülen durchgucken kann und so und sich irgendwie auflöst.
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Aber sein Bewusstsein ist noch da. Ja.
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Es ist, ja, also die Expanse hatten wir auch jetzt in der letzten Folge mit Shrike und so.
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Also es gibt so, glaube ich, ein Universum von Bildern, die man dann so abrufen kann.
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Und je besser man die zusammenmixt, desto fesselnder wird das,
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obwohl man jetzt auch nicht neue Bilder bekommt, aber neue Narrative zu den Bildern.
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Der Underground und Medina Station, die planen jetzt einfach dann die Revolution
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und versuchen irgendwie so rauszukriegen, wie können wir jetzt die...
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Vor Ort ist nur noch Gathering Storm, The Tempest ist gleich weiter geflogen
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und ein neues Super Magenta Ship von Laconia ist auf dem Weg.
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Das braucht aber noch irgendwie zwei Wochen, bis es da ist.
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Und die haben jetzt also noch limitiert Zeit, um quasi was zu verändern,
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bevor diese andere Super-Dings da durch das Gate durchkommt.
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Das heißt, die planen jetzt, Gathering Storm lahmzulegen und dann mit den Schiffen
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einfach abhauen zu können.
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Und gleichzeitig kommen sie bei dem Versuch, sich da irgendwie so reinzuhacken,
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Sachen rauszuholen, kommen sie dann an einen Plan,
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der irgendwie zeigt, dass es möglich ist, ganz zentral all diese Power-Armer
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von dem lakonischen Militär lahmzulegen.
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Also es gibt so einen zentralen, also das ist in der Hierarchie der Befehlsführung,
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ist es da quasi naheliegend zu sagen, wenn ich diesen Knopf drücke,
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dann sind alle wie eingefroren. Naomi Nagata ist ja auch eine Hackerin,
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die baut dann in der Software, wo es möglich ist, alle einzufrieren.
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Das wird dann Teil des Plans.
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Wir frieren alle ein, wir müssen die Gathering Storm ausschalten und dann können alle wegfliegen.
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Und in diesem, ohne ins Detail zu gehen,
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ist es so, dass Bobby Draper und Amos schweißen sich durch diese selbst heilende
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Haut von der Gathering Storm, kommen dann da drin an.
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Dann, parallel dazu, sind Naomi und andere auf dem Weg, Informationen aus so
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einer Self-Sustained-Zelle zu kriegen.
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Und da sind die Sensoren, also was überwachungsmäßig irgendwie zusammengeführt
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wird, soll da ausgeschaltet werden.
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Da geht was schief, woraufhin Holden entscheidet, als ein Alarm losgeht oder
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wahrscheinlich losgeht,
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dass er einfach überall rumrennt durch die Gänge und überall Sachen kaputt macht,
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dass überall Alarme losgehen, in der Hoffnung, dass so viel Alarm einfach losgeht,
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dass der eine Alarm dann untergeht.
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Also in diesem Ganzen der Kakophonie.
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Da wird Holden dann aber gefangen genommen und dann auch gleich eingesperrt.
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Bobby und Amos kommen in die Gathering Storm rein.
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Das Ganze ist ein bisschen wie die Rossi, weil es ja auch Mars-Tech ist,
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aber eben mit Protomolekülen.
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Also richtig checken sie es nicht. Und sie merken aber vor allen Dingen auch,
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dass sie total unterbesetzt ist. Und anstatt das Ding lahmzulegen,
0:15:01–0:15:03
übernehmen sie einfach die Gathering Storm.
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Die haben dann eins von diesen Raumschiffen und kommen dann irgendwie auch mit der Navigation klar.
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Clarissa und Naomi. Clarissa ist ja die, die diese Superdrüsen hat,
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mit denen sie diese Powerkräfte in
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sich so, die von Amos aus diesem Hochsicherheitsgefängnis befreit wurde.
Florian Clauß
0:15:22–0:15:26
Wie hat die die Nummer bekommen, diese Dosis? Das hat sie sich selber einbauen lassen.
Micz Flor
0:15:27–0:15:32
Weil sie war die Schwester von der Ersten Befallenen und die Tochter von dem,
0:15:32–0:15:36
der alles ja... Die wollte sich an Holden eigentlich rächen.
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Und dieses sich rächen an Holden, das drehte sich dann um, weil Holden...
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Dann war sie gefangen auf der Medina Station.
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Ja, und ist dann nicht konvertiert, aber wurde dann einfach Teil des Teams.
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Amos und Clarissa hatten dann eben auch so eine geschwisterliche Liebe schon
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fast, soweit es bei beiden möglich war. Der hat sie ja dann befreit.
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Die, der ging es immer schlechter und diese Drüsen konnte man nicht ausbauen,
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aber jedes Mal, wenn sie die aktiviert hat, hat sie immer noch drunter gelitten.
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Und bei der ist es dann so, dass sie in dem Moment, wo die auf einmal in eine Falle laufen,
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sie zum letzten Mal die Drüsen so aktiviert, alle sechs den Verräter und die
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fünf vom Laconia alle ausschaltet und danach in Naomis Armen stirbt.
0:16:32–0:16:35
Ja, dann haben wir also die Gathering Storm, Bobby und Amos,
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Alex wird dann auch Teil davon und dann hauen alle aus dem Underground in unterschiedlichste,
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also die hauen jetzt einfach alle ab.
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Das Sensory System, also das sie jetzt tracken könnte, wurde ausgeschaltet.
0:16:53–0:17:00
Und das Einzige, was jetzt halt eben passiert, ist, dass Holden im Gefängnis
0:17:00–0:17:02
dort nicht befreit werden kann.
0:17:02–0:17:05
Der wird auf ein Schiff gesetzt und wird nach Laconia geflogen.
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Und der Typ, wiederum Singh,
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der nach diesem Angriff dann entscheidet, irgendwie ein Drittel der ganzen Medina
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Station Leute, die noch da sind, umzubringen, um ein Exempel zu statuieren,
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der wird dann wiederum von seinem untergeordneten Sicherheitsoffizier,
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der wiederum von Duarte höchstpersönlich die Anweisung hat, wenn der sowas machen
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sollte, bringst du ihn um, weil so sind wir dann doch nicht.
0:17:30–0:17:35
Wir können nicht alle vereinen, wenn wir das nur so machen. und dann wird er
0:17:35–0:17:39
umgebracht und das ist das ende des buchs nummer sieben es.
Florian Clauß
0:17:39–0:17:41
Ist das erste von den drei.
Micz Flor
0:17:41–0:17:46
Reihen genau dann kommt hier mats rath ich weiß nicht was tier matt ist habe ich jetzt nicht.
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Da sind wir jetzt nochmal vier Jahre weiter in der Zukunft. Holden ist auf Laconia
0:17:52–0:17:59
und Christian Avasarala ist gestorben.
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Auf dem Mond gestorben, aber Duarte, der Chef vom Mars, der alles aus Laconia
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zusammenzieht, der versucht da wirklich so ein Brut, wie du schon sagst,
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Brut-Architecture auch.
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Also Laconia ist so ein Concrete-Tempel für Macht, in dem jetzt alles angesiedelt
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wird. Der holt sie dann nach Laconia und dann wird sie da bestattet.
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Und da sind dann auch irgendwie andere wie Kamina Drama sind da auch zugegen.
0:18:28–0:18:32
Aber alle müssen quasi sich nur flüstern und unterhalten, weil was da so scheinbar
0:18:32–0:18:36
möglich ist, dass Holden als Gast auf dieser Beerdigung ist,
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er ist immer noch Gefangener, er wurde gefoltert und ist auch weiterhin einfach Gefangener.
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Aber irgendwie wird so inszeniert, so eine Form von benevolentem sozialen Leben
0:18:48–0:18:50
auf Laconia unter Duatis Führung.
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Ist so nicht, ne? Dann kannst du dich an Elvi Okoye noch erinnern.
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Die war bei diesem ersten, ich habe vergessen, wie das System hieß, aber beim ersten Mal,
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als sie diese ganzen Artefakte mit Miller noch, diese Artefakte aktiviert haben
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auf diesem einen Planeten, wo Holden auch gelandet ist mit Team.
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Und dann kamen, dann waren schon ein paar Leute vor Ort und es kam dann noch
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so eine Firma dazu, die die Rechte erworben hatte, dazu, dazu,
0:19:17–0:19:20
weißt du, wo wir sind und lang müssen?
Florian Clauß
0:19:20–0:19:23
Also wir sind hier, glaube ich, auch schon auf der Höhe.
Micz Flor
0:19:23–0:19:24
Ah ja, okay.
Florian Clauß
0:19:25–0:19:25
Bleibschutzwasser.
Micz Flor
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Und auf jeden Fall war das die Wissenschaftlerin, die dann selber auch...
0:19:32–0:19:41
Die dann selber auch einmal in diesem Höhlensystem Kontakt hatte mit denen hinter
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den Protomolekülleuten,
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also diese Dark Gods oder wie die heißen, also die, die quasi die Feinde waren
0:19:50–0:19:54
oder die die Leute, die das Protomolekül gebaut haben, ausgeschaltet haben.
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Also warum diese Tech immer noch da war, ist ja ein bisschen wie bei 2001.
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Das war einfach da, das Protomolekül, aber es gab niemanden mehr,
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der das wirklich erschaffen hat.
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Es gab niemanden mehr, der da eine Richtung vorgibt.
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Die versuchen ja, reverse engineering-mäßig das alles zu verstehen.
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Und in diesem Buch oder in dieser Staffel gab es den Kontakt mit denen dahinter.
0:20:20–0:20:25
Und Elvie Okoye war eine Extraterrestrial Biologist,
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die dann da eingestiegen ist und jetzt von Laconia mehr oder weniger zu verdonnert
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wurde, zu forschen, um rauszufinden,
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wie denn während die Protomolekülwesen alle ausgestorben sind,
0:20:43–0:20:45
sind das die anderen nicht.
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Weil man vermutet, dass dieses Going Dutchman damit zu tun hat,
0:20:50–0:20:58
dass die irgendwie in dieser Slow Zone oder in den Gates irgendwie von Mächten
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dahinter noch abgezogen werden.
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Und man weiß aber nicht genau, wohin. Duarte hat dann diese Idee,
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dass er jetzt in so einer Art behavioristischem Experiment herausfinden möchte,
0:21:11–0:21:15
ist das wirklich nur Mechanik oder ist dahinter Intelligenz?
0:21:15–0:21:20
Das heißt, wenn wir etwas tun, verändern wir dann das Verhalten oder nicht.
0:21:20–0:21:25
Das heißt, er entscheidet dann, wir machen es so. Die Frau Elvie Okoya geht
0:21:25–0:21:26
jetzt rum, forscht so viel sie kann.
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Wenn wir ein leeres System finden, dann machen wir da ein Exempel.
0:21:30–0:21:36
Und dann werden wir ein Schiff so bereitstellen, dass das Dutchman in dieses
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andere Universum oder wo auch immer hingeht.
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Und das ist voll mit Antimaterie, die dann explodieren muss.
0:21:41–0:21:45
Und dann gucken wir mal, ob das eine Reaktion hervorruft. oder nicht.
0:21:47–0:21:51
Und genau, das wird dann auch passieren. Es gibt auch den Katalyst.
0:21:51–0:21:57
Der Katalyst ist das, in dieser einen Folge, Herr Staffel, in der Mille auftauchte,
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hatten die ja in der Rosinante ein bisschen Protomolekül rumkleben.
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Und das war einfach schon strahlend genug, in Anführungszeichen,
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dass diese ganzen Artefakte aktiviert wurden.
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Der Katalyst ist ein ehemaliger Mensch, die mit Protomolekülen injiziert wurde
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und irgendwie am Leben erhalten wurde, aber dann ist eher nur noch so ein Protomolekül-Kühlschrank
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oder ist so halblebendig.
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Also die wird dann immer rausgeholt und damit aktiviert sie dann die Artefakte
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und dann wird geforscht, was da irgendwie passiert.
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Sie fliegen zu diesem Arthrosystem, was ich das letzte Mal schon erwähnt habe,
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wo sie einen Stern gefunden hatten.
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Und dieser Stern, den hatten sie im letzten Buch, glaube ich,
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schon gefunden, dieser Stern ist ein Riesendiamant so groß wie der Jupiter und
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vermutet wird, dass darin, wie auf einer Festplatte, alles eingeschrieben ist.
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Dann holen sie den Katalyst raus und Elvie misst dann auch so Dinge,
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die irgendwie auf so eine Symmetrie hinschließen lassen, Was ist denn das im
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Katalyst-Hirn, was ähnliches passiert wie das, was man auch im Diamanten messen kann?
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Also irgendwie scheint da wirklich eine Form von Zusammenhalt möglich zu sein.
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Naomi ist dann im Untergrund und möchte auf politischer Ebene das Problem lösen.
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Bobby ist im Solsystem mit dem Gathering Storm und möchte,
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auf militärische Weise Laconia schlagen, wo Naomi sagt das ist nicht möglich,
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Bobby sagt ja, aber es ist wichtig, dass wir es versuchen, sonst haben wir alles
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verloren und die kommen aber zu keiner Einigung und trennen sich dann in einem
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kurzen Meeting, das sie haben,
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dann kommt dieser Neutronenstar den hatte ich auch schon das letzte Mal erwähnt
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dass sie ins System kommt, wo nichts ist, das Das ist absolutes Vakuum und ein Neutronenstar,
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der sich schnell dreht und der in so einer kritischen Masse ist,
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dass er fast explodiert.
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Und der guckt mit seinem Nordpol genau auf das Ringate.
0:24:06–0:24:11
Und wie sich dann eben herausstellt, war das eine Falle, die die Protomolekülwesen
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erstellt haben, dass sie eine Möglichkeit bekommen, auf mögliche Angriffe von dieser anderen,
0:24:19–0:24:23
Instanz, die sie noch gar nicht verstehen bis jetzt, zu reagieren.
0:24:24–0:24:29
Dieses System ist halt komplett tot und als Elvi sagt, ja hier gibt es nichts
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zu forschen, nichts zu holen.
0:24:30–0:24:32
Möchtest du dir einen Kaffee holen, wie viel Uhr haben wir denn?
Florian Clauß
0:24:32–0:24:38
Wir haben jetzt 14.35 Uhr. Geht das noch?
Micz Flor
0:24:39–0:24:39
Ja, ja.
Florian Clauß
0:24:39–0:24:42
Wenn es zu knapp wird, dann müssen Sie sich verabreden.
Micz Flor
0:24:43–0:24:48
Ja, ich rede einfach mal weiter, mal gucken. Also das ist dann das System,
0:24:48–0:24:51
in dem Duartes Experiment stattfindet.
0:24:52–0:25:02
Und die lassen dann ein Dutchman-Antimaterie-Schiff da durch das Gate abtauchen sozusagen.
0:25:03–0:25:07
Und damit ist es weg. Die Anti-Meta-Explosion, das kriegt man alles gar nicht mit.
0:25:07–0:25:11
Aber was auf einmal passiert ist, dass in diesen Quantenfeldern so viel Aktivität
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passiert, so viel Energie auf einmal spürbar wird, dass Materie entsteht.
0:25:14–0:25:26
Diese Materie lädt quasi das leere Universum oder dieses leere Sonnensystem mit Materie auf.
0:25:26–0:25:29
Da entstehen Protonen, Neuronen, Neutronen, Star.
Florian Clauß
0:25:33–0:25:39
Ich nehme Karte, ja. Flatbike? Ja, 3,30.
0:25:39–0:25:44
Für mich auch, bitte. Auch? 6,60. Ich gebe dir nachher zurück. Ja, klar.
Micz Flor
0:25:46–0:25:51
Und während die dann mit dem Forschungsschiff auf das Gate zufliegen,
0:25:51–0:25:55
merken die, dass sich der Raum eben mit Materie auflädt und der Neutronenstrahl
0:25:55–0:26:00
anfängt instabil zu werden und dann explodiert, gerade als sie auf der anderen Seite in Deckung sind.
0:26:00–0:26:04
Und dann schießt eben da aus dem Nordpol direkt durch das Gate und durch ein
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anderes Gate durch, beide Gates werden geschlossen und direkt im Anschluss daran,
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also insofern du hattest Experiment, hat ein Wissen gebracht,
0:26:13–0:26:18
weil direkt im Anschluss daran ist in diesem Ringspace passiert auch wieder
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so ein Skip-Event, wie es heißt,
0:26:20–0:26:25
also wo alle so in ihrem Bewusstsein auf einmal anders werden und die sehen
0:26:25–0:26:29
dann wie so dunkle, raupenhafte,
0:26:30–0:26:35
was Wesenshaftes, was durch dieses sowieso schon molekularisierte Bild irgendwie
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das Wahrnehmen so durchgeht und was wirklich auch Materie zerstört.
0:26:39–0:26:44
Also Raumschiffe, danach ist Medina Station weg, es ist fast alles kaputt.
0:26:45–0:26:50
Elvie konnte irgendwie so einen Notknopf noch drücken und flog dann raus nach
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Laconia. Sie selbst hat so einen Golfball-großen Teil aus der Wade rausgefressen bekommen.
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Ihr Mann hat ein Bein verloren und das ist, finde ich, ganz schön beschrieben,
0:27:01–0:27:05
wie wirklich das so etwas ist, was zwischen den Welten kommt,
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das kommt aus dem Dazwischen, also.
0:27:09–0:27:12
Das Schiff geht weg, explodiert, wir kriegen nichts davon mit.
0:27:12–0:27:16
Dann wärmt sich aber alles irgendwie auf und dann kommt auf einmal so der Gegenschlag gleich.
0:27:16–0:27:20
In einer Form, die uns völlig wesensfremd ist, die wir wahrnehmen können,
0:27:20–0:27:24
aber die nicht von diesem Universum ist. Das ist ganz gut beschrieben eigentlich.
Florian Clauß
0:27:24–0:27:28
Das ist das dritte, das zweite Buch von den letzten dreien.
Micz Flor
0:27:29–0:27:33
Und Medina Station ist danach weg, also alles ist irgendwie weg.
0:27:33–0:27:37
Nach diesem Timeskip ist ganz interessantes Duarte, also der Führer von Laconia,
0:27:37–0:27:39
der ist wie in so einem Wachkoma.
0:27:39–0:27:44
Der sitzt nur rum, der ist total pillepalle, weil der halt ist schon so viel Protomolekül,
0:27:45–0:27:51
dass das, was das andere Wesenshafte gegen das Protomolekül eingesetzt hat,
0:27:52–0:27:55
das hat bei ihm gewirkt. Bei den Menschen aber so nicht.
0:27:56–0:28:01
Die Menschen sind nicht so sensibel. Das ist quasi die Hypothese von Elvie, verkürzt gesagt.
0:28:01–0:28:05
Aber Duarte selbst ist wie in so einem Koma, daddelt so vor sich hin,
0:28:05–0:28:14
wie in der Kantine im Altersheim, wenn man wartet, bis die Windel gewechselt
0:28:14–0:28:15
wird. Er ist einfach irgendwie abgetreten.
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Er hat eine Tochter, die heißt Teresa.
0:28:19–0:28:24
Und Teresa wird von ihm so ein bisschen herangezogen, dass sie dann irgendwann
0:28:24–0:28:28
die Führung mit übernehmen kann.
0:28:28–0:28:30
Mit deshalb weil er plant eigentlich nie
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sterben zu müssen mit dem protomolekül muss er vielleicht ja nicht mehr sterben sie
0:28:34–0:28:38
ist natürlich dann jetzt in der pubertät und irgendwie so ein bisschen also
0:28:38–0:28:42
kurz vor der pubertät aber so sehr dagegen sie flüchtet immer und sie hat einen
0:28:42–0:28:46
freund in anführungszeichen der heißt timothy und jetzt ein kleiner potzbeuler
0:28:46–0:28:51
der timothy der in den wäldern wohnt oder auch so ein hügel wohnt Ein kleiner Plotzbeutel.
Florian Clauß
0:28:51–0:28:52
Machst du die ganze Zeit nur?
Micz Flor
0:28:52–0:28:58
Nur geplatzt Beutel, ich raste jetzt durch. Das ist Amos. Amos hat eine Taschen-Nuklearbombe
0:28:58–0:29:02
mitgenommen und ist auf Geheimmission Laconia und wartet auf den richtigen Moment
0:29:02–0:29:03
alles in die Luft zu jagen.
0:29:04–0:29:07
Und sie hat sich ja mit Timothy angefreundet.
Florian Clauß
0:29:07–0:29:08
Hallo, zweimal fährt weit.
Micz Flor
0:29:11–0:29:14
Schleicht sich dann irgendwie raus, dann kommt man ihr aber auf die Spur und
0:29:14–0:29:17
dann wird ein Security hinterher geschickt, dann kommt sie zu einer Schießerei
0:29:17–0:29:24
und Amos will sie noch schützen, er sagt nicht Baby zu ihr,
0:29:24–0:29:27
er sagt so Kid oder so was, Little oder Kleines oder so,
0:29:27–0:29:30
schau jetzt weg, das willst du nicht sehen.
0:29:30–0:29:33
Und dann wird halt quasi losgeschossen und er wird tödlich
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verletzt und dann wird sie mitgenommen er wird liegen gelassen und
0:29:36–0:29:39
stellt sich dann aber raus dass die repair droids die
0:29:39–0:29:42
haben ihn dann auch mitgenommen haben ihn repariert also es kommt zurück
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und hat dann auch schwarze augen und
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ist irgendwie er sagt dann von sich selber
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ich weiß so viel ich weiß er ist
0:29:52–0:29:58
dann brutto molekülisiert genau bobby zerstört
0:29:58–0:30:01
dann tempest das ist noch ganz wichtig gathering storm
0:30:01–0:30:09
kriegt zum zulieferer der tempest erreichen soll was sie am sol system ist den
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fangen die ab und kriegen halt mit anhand dessen was hingeschickt wird das ist
0:30:12–0:30:19
für mich hafer wenn es gibt und die nehmen diesen diesen Zulieferer,
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finden darin Antimaterie.
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Diese Antimaterie wird halt quasi magnetisch irgendwie davon abgehalten,
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irgendwas zu berühren. Und sie wissen aber, okay, hier haben wir was Hochexplosives.
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Und sie finden aber auch so Sensoren und wissen also, dass jetzt bei dem Angriff
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der Mars Earth Alliance auf Tempest bestimmte Sensoren zerstört wurden.
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Und dann hat das so einen blinden Fleck.
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Und das ist quasi die einzige Hoffnung. Und so ist es dann auch.
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Alex und Gathering Storm machen Scheinangriff.
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Und Bobby und eine Pilotin fliegen mit so einem ganz kleinen Schiff von der
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Seite in diesen blinden Fleck drauf zu.
Florian Clauß
0:30:54–0:30:57
Das klingt wirklich wie die Serie. Also ich habe da so Bilder im Kopf.
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Das ist Wahnsinn. Eigentlich müssen die das verfilmen, oder?
Micz Flor
0:31:04–0:31:08
Und dann ist es so, dass natürlich durch so PDC-Rounds, die immer so geschossen
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werden, wird die Pilotin zerschossen.
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Bobby merkt, sie schafft es alleine nur, wenn sie jetzt im Wax-Suit,
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also sich quasi aus dem Raumschiff raus, Dann düst die in diesem blinden Flex
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sich nach vorne, dann wird sie auch noch erschossen, aber hat sich so auf Weg gebracht,
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dass sie quasi mit diesen zwei Ladungen Antimaterie die Seite der Gathering Storm,
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der Tempest erreicht und dann explodiert.
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Ist das jetzt Kuh oder Hafer?
Florian Clauß
0:31:40–0:31:41
Ich habe es bekommen, nicht du.
Micz Flor
0:31:41–0:31:46
Sehr gut. Und dann geht Tempus in die Luft mit so einem Blitz.
0:31:46–0:31:50
Also es ist quasi der größte Blitz.
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Kannst dir vorstellen.
Florian Clauß
0:31:54–0:31:54
Supernova.
Micz Flor
0:31:55–0:31:56
Ja, Anti-Matter.
Florian Clauß
0:31:56–0:31:57
Anti-Matter, super.
Micz Flor
0:31:59–0:32:02
Auf Laconia ist es so, dass Holden ja so ein bisschen zwar gefangen ist,
0:32:02–0:32:04
aber so frei rumläuft und auch weiß, alles ist auf Videosache.
0:32:05–0:32:09
Und weiß auch, diese Theresa, die darf alles absehen, weil die ja Chefin ist. Vielen Dank.
0:32:10–0:32:17
Und er führt eine Unterhaltung und wenn er sie dann mal so im Garten trifft,
0:32:17–0:32:19
dann sagt er, schau dir das mal an.
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Und dann schaut sie sich eine Unterhaltung an, die er mit dem Cortosa,
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das ist dieser, der auch in der Serie vorkommt, dieser verrückte, psychopathische,
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ich sage jetzt psychopathisch nicht als Psychotherapeut, sondern als ehemaliger Twitter-Mensch.
Florian Clauß
0:32:39–0:32:42
Psychopath, der also kein Wissen.
Micz Flor
0:32:42–0:32:47
Also der Wissen, aber kein Gewissen hat. Und da schlägt doch Holden vor,
0:32:48–0:32:49
um Duarte wieder hinzukriegen.
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Vielleicht kann man ja an seiner Tochter Experimente machen.
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Und dann lässt Cortezar so ein bisschen durchblicken, dass er es keine schlechte
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Idee findet. Und er würde die auch gerne umbringen. Dann hätte er mehr Macht.
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Und dann Teresa geht zu ihrem Vater und versucht dem klarzumachen,
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die wollen mich umbringen.
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Und er hat dann aber das irgendwie scheinbar gar nicht wahrgenommen,
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aber in einem Meeting später, was dann passiert,
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da steht Duarte dann kurz auf, geht zu Cortosa so rüber und macht irgendwie
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so mit seinen Händen und dann zerfliegt die Brust und so von Cortosa zerfliegt in feinsten Biostaub.
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Also das ist so schön beschrieben.
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Er wird quasi auf so einer fast schon subatomaren Ebene, wird er von innen so
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zerlegt, aber auf einer molekularen Ebene, weil diese rote, es wird so beschrieben,
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er wird so ein roter Staub.
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Als dann The Tempest zerstört ist, im Slowzone alles zerstört ist,
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wagt sich Naomi mit 400 Rebel Ships Laconia anzugreifen.
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Allerdings tun sie so, als wollen sie direkt angreifen, aber in Wahrheit wollen
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sie nur die ganzen Werkzeuge zerstören.
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Also vor allen Dingen eben diese Plattform, mit der man Schiffe herstellen kann,
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Antimaterie herstellen kann.
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Das schaffen sie dann auch und sie schaffen sogar noch Holden und Teresa und Amos mit einzusammeln,
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weil die Teresa die Koordinaten durchgegeben hat und sie hat einfach keinen
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Bock mehr jetzt bei ihrem dementen Vater und diesem fürchterlichen System zu
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sein und die haut dann damit ab.
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Ja, das war Buch 8, was damit endet, dass Amos und Holden haben so ein Gespräch.
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Und Holden hat ja auch einmal, als er in der Ringstation war,
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diese Erfahrung von diesen anderen Welten, ein bisschen wie bei 2001.
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Und Amos sagt dann, dass er jetzt halt eben so Dinge weiß, wo er gar nicht weiß, warum er die weiß.
0:34:49–0:34:53
Aber eine Sache, die er weiß, ist, dass sie werden uns alle umbringen.
0:34:53–0:34:54
Und Holden sagt, ich weiß.
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Das ist das Ende des Anflussbuches.
Florian Clauß
0:34:57–0:35:03
Wow, Mitch, du bist gerade hier so über den Plot von zwei Büchern gesprungen.
0:35:03–0:35:03
Ich bin gleich gesprungen.
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Wahnsinn. Jetzt schaffen wir noch das dritte Buch.
Micz Flor
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Auf jeden Fall, in fünf Minuten. Und zwar, Duarte heilt langsam von innen heraus
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selber, aber auf einer höheren Ebene.
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Der ist jetzt irgendwie mächtiger. Der ist mehr noch mit dem Protomolekül verbunden
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und merkt auch im Laufe des Buches, dass die Tatsache,
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dass die ProtomolekülerfinderInnen, sage ich jetzt mal,
0:35:30–0:35:35
im internationalen Gendergebrauch, in der transplanetarischen Gendergebrauch,
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dass die durch ihre Vernetzung in alle Systeme hinein, also so eine Hive Mind waren,
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und das bestätigt sich dann auch durch die Forschung von Elvi,
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da komme ich gleich drauf dass die dass die
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mehr widerstand leisten konnten weil
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die alle sozusagen am gleichen an der
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gleichen in die gleiche richtung zogen und er will jetzt so eine art heim einherstellen
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da hören wir gleich später noch mal mehr darüber was wir auch erlebt haben im
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letzten buch war ja dass es diesen skip event gab noch ein paar andere skip
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events und Und die werden irgendwie erforscht und man kommt irgendwie dahinter,
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dass das eben mit dieser Macht zu tun hat,
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die hinter der Auslöschung des Protomoleküls steht und dass die in der Lage sind.
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Eben zeitgleich, also die Lichtgeschwindigkeit auszuhebeln, zeitgleich solche
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Skip-Events überall herstellen zu können.
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Also die verändern zeitgleich sozusagen die physikalische Gesetzmäßigkeit.
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Die tun irgendwas, genauso wie Duarte diese Antimaterie rausgeschickt hat,
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tun die auch irgendwas und versuchen rauszufinden, wie kriegen wir es hin, dass diese Wesen...
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Aussterben. Also wie kriegen wir die tot? Wie kriegen wir das tot?
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Ohne dass sie genau wissen, was es ist.
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Und die versuchen das wirklich, indem sie zeitgleich überall im Universum die
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Gegebenheiten, die Gesetzmäßigkeiten verändern können.
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Und was da auch drin ist, ist, finde ich, dadurch, dass es immer diese Bilder gibt von dem, von dem,
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von der bewusstseinsverändernden Wirkung dieser Skip Events,
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so ein bisschen das, was wir über der KI-Folge auch hatten, mit diesen micro
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tubes also das ist vielleicht sowas bei den panpsychik theorien dass es was wie ein,
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allumfassendes bewusstsein gibt und das ist nicht heißt dass eine
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speziell so komplex wird dass die bewusstsein entwickelt
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sondern dass eine speziell so komplex wird dass sie in der lage ist sich mit
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dem bewusstsein zu verbinden das ist ja diese alternative idee die wir in der
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ki folge hatten und so ähnlich finde ich wird es da auch dargestellt das halt
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in dem moment wenn diese Wenn diese zeitgleichen Skip-Events entstehen,
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dann sind das Consciousness,
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also Bewusstseinserfahrung.
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Dann wird alles irgendwie aufgelöst, dann wird eine große, vielleicht buddhistische
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Einsicht, da werden Teilchen gesehen, wo vorher Objekte waren und so weiter.
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Da werden Farben gesehen, wo vorher keine waren. Also das ist wie so ein Blick,
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als ob eben das,
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was diese dritte Entität, diese Meta macht, sage ich mal, was die tut,
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ist irgendwie in dieses alles verbindende Bewusstsein zu tappen und darüber
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versuchen, das alles auszulöschen.
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So, jetzt geht das dritte Buch los. Das war noch ein bisschen Hintergrund.
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Das erste ist das Trejo der Militärführer vom Laconian System,
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der jetzt als erster Mann des Staates eine andere Offizierin,
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Tanaka, die lernen wir im siebten Buch schon kennen, aber die war nicht so wichtig
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für die Handlung, dass ich sie da erwähnt habe.
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Die bekommt jetzt den Auftrag, Duarte zu finden, weil wir wissen nicht, wo der ist.
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Die kriegt also den Auftrag und Clearance für alles, was sie irgendwie braucht.
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Sie ist quasi beyond the law.
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Dann gibt es diese Fraktion von Elvi, von der wir wissen, die ist Forscherin.
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Die forscht diese ganzen toten Systeme, hat den Diamanten gefunden.
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Und die nimmt die beiden Kinder, Kara und Xan, mit.
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Kara ist die ältere Schwester. Die sind beide jetzt auch schon viele Jahrzehnte
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alt, aber immer noch wie Kinder vom Äußerlichen her.
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Die nimmt sie jetzt mit und möchte mit denen diesen Diamanten nochmal mehr erforschen.
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Die machen auch mehrere Bewusstseinsreisen hinein. Cara macht das,
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Xan wird abgeschirmt von dem Ganzen.
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Obwohl Amos, der ja auch inzwischen von diesen Repair Droids instand gesetzt
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wurde, die haben alle so eine Bewusstseinsverbindung auch.
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Also dahinter, die tauschen miteinander
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Dinge aus, ohne es zu wissen oder doch zu wissen oder zu ahnen.
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Da ist so eine Verbindung eben über so eine Bewusstseinsebene. keine
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kommunikationstechnik und
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cara berichtet und dann
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kommt halt so langsam die genese von diesen wesen hervor
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in diesem ganzen diamanten wird also klar das waren sehr
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kleine sehr kleine
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wesen in einem see oder in einem
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meer auf einem planeten und in
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diesem meer haben die über licht miteinander kommuniziert Diese Kommunikation
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miteinander über Licht war natürlich dann auch sehr schnell und die konnten
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dann miteinander wie Ameisen so eine Art Hive Mind entwickeln und dieses Hive
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Mind ist dann eben auch in Anführungszeichen grenzenlos.
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Und das ist allerdings immer noch an die Lichtgeschwindigkeit gebunden und die
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Kommunikation aber auch, wie sich dann so herausstellt von diesem Hive Mind,
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von den Protomolekülerfindern, das wurde dann eben auch über diese Ring Station
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konnten die miteinander in die Systeme hinein.
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Reden. Die Rocinante hat ja Theresa mit an Bord und die fliegen jetzt einfach so erstmal rum,
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wissen nicht wohin damit und finden dann aber eine entfernte Cousine von Duarte
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oder so, die auf New Egypt in einem System eine Boarding School hat und das
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sollte versteckt genug sein, um die dahin zu bringen.
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Aber Tanaka, der nicht blöd ist, hat genau den gleichen Schluss gemacht auch.
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Um Duarte zu finden, müssen wir seine Tochter finden.
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Das ist das einzige, wofür er sich noch zu interessieren scheint
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in dieser welt was sie auch gemerkt haben als
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er eben diesen korte zerlegt hat in diesem einen
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meeting obwohl er geistig um nachtet schien und
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dann kommt sie auch darauf von allen
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möglichen orten wäre das vielleicht eine hohe
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wahrscheinlichkeit die fliegen dann da also hin und es
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und holden nach der landung der
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rossi auf diesem planet new egypt wollen die
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zu boarding school bringen dann ist tanaka auf einmal vor
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ihnen hinter ihr sieht amos dann dass da
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auch leute irgendwie scharfschützen mäßig auf den dächern liegen
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es sind noch ferien so dass die high school
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noch kein wirkliches publikum hat das ist ein bisschen absurd und in dem moment
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bricht dann halt irgendwie der kampf aus mit der folge dass im endeffekt holden
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tanaka Tanaka durchs Gesicht schießt,
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allerdings sie damit nicht umbringt und sie wird dann wieder ein bisschen hergestellt,
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muss aber quasi auch wieder zusammenwachsen.
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Amos von hinten von Tanaka angeschossen wird,
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sodass ihm die ganze Brust explodiert, der sich dann später aber wieder aufgrund
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dieser Protomolekül-Substrats selber zusammensetzen kann und auch unverändert
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aus dieser Hinrichtung vorgeht.
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Und Theresa ist dann wieder auf dem Schiff Rossinante und die fliegen dann da wieder weg.
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Tanaka weiß jetzt aber, dass Theresa und Holden und Naomi und Amos,
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also alle Feinde des Laguna Systems quasi vereint sind auf diesem einen Schiff.
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Wir hatten im letzten Buch ja die Gathering Storm von Bobby Draper und Alex flog da auch mit.
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Und die haben in dem Freehold-System,
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das war das System, wo Naomi zum Schluss mit allen hingeflogen ist,
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wo sie ja ursprünglich im siebten Buch den Chef abgeholt hatten,
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um zu umgehen, dass sie drei Jahre lang abgesperrt wurden.
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Da sind sie sie hingeflogen um sich dort zu verstecken in freehold
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so heißt das system fliegt haben die die
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gathering storm auf einem planeten versteckt und oder auf einem planeten versteckt
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da fliegt dann die orsinante hin weil die wollen sich da wieder aufladen also
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sie wollen auf dritter station wo in der gathering storm ist wollen sie dann
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eben neue energie neue sachen so weiterholen aber die.
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Blöd und hat über den
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über das netzwerk der lakonischen truppe wurde
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ein lakonisches schiff was in freehold ist hat dann den drive klum heißt es
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immer also diese diese abgase entdeckt von der rossi nannte hat das gemeldet
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tannaker kommt und ist dann in draper station und hat diesen Armorsuit an und die,
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es kommt zum Shootout sozusagen.
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In dem Shootout ist noch jemand anders involviert.
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Jemand, die von Freehold ist und die Freehold retten möchte und deshalb zwischenzeitlich
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die Rocinante-Crew einsperrt.
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Dann aber merkt, das war ein Riesenfehler und dann die wieder frei lässt.
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Die schaffen es noch auf die Rocinante und die Person selbst schafft das auf
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die Gathering Storm, fliegt mit der Gathering Storm los.
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Bobby Draper ist ja schon tot, wie wir wissen vom letzten Buch und sie ist mit
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ihrer kleinen Crew jetzt auf Kollisionskurs mit dem einen Schiff,
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was die Rocinante entdeckt hat.
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Das kann es auch kaputt machen, sodass die Rocinante fliehen kann,
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weil Tanaka muss abgeholt werden
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von dem zweiten Laconian Ship und bis
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die da gebremst haben und die eingeladen haben hat die
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rossinante so viel vorsprung zum soul gate und halt
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eben diese theresa mit an bord die tochter von duarte wo
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sie nicht riskieren können einfach darauf zu schießen so dass diese selbstmordkommando
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dazu geführt hat dass die rossi noch fliehen konnte obwohl sie eigentlich quasi
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kurz vor der vernichtung standen dann Dann passiert etwas ganz Neues,
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und zwar ein Schiff, auf dem von Alex,
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dem Piloten, der Rossi, der Sohn mit seiner Frau und seinem Kind in ein neues
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System reingehen will, die kommen auch in diesen Rings.
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Und dieser Ringspace ist inzwischen völlig überfüllt, weil da keiner mehr irgendwie
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Ordnung macht und die ganze Zeit man bedroht ist, dass man so Dutchman gehen könnte.
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Und dieses Schiff goes Dutchman. Also die lösen sich auch dann wieder auf.
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Das können auch alle sehen. Aber dann auf einmal, wie von magischer Hand,
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setzt sich das wieder zusammen und ist wieder da.
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Und mit diesem sich wieder zusammensetzen dieses einen Schiffs entstehen ganz komische Effekte.
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Dass alle Menschen im ganzen System beginnen, die Gedanken und Gefühle anderer
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Menschen, teilweise auch in Sprachen, die sie gar nicht verstehen,
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zu erleben und trotzdem alles verstehen.
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Also irgendwie sind Grenzen aufgehoben.
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Und es stellt sich dann irgendwie raus, dass Duarte mit einem Escape Pod auf
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die Ringstation geflogen ist.
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Weil er so viel Protokollmolekül ist, hat er dadurch dieses Artefakt aktiviert.
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Das hat ihn reingelassen und er wurde dann da drinnen verschaltet von den Entitäten,
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diesen Maschinen, halb Maschinen, halb, also diese, du kannst dich vielleicht
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erinnern, die kommen ja auch in der Serie schon vor.
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Und da drinnen wird er dann mit Schläuchen reingelegt und angelegt und hat dann
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über die Ringstation die Möglichkeit, einfach alle zu bestrahlen,
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zu besenden, mit allen in Kontakt zu treten.
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Und will dann eben in seiner großen Vision aus den Menschen auch so ein Hive
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Mind machen, das er dann anführt, damit sie überhaupt überleben können.
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Das kriegen dann alle irgendwie mit, alle erleben das auch so.
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Tanaka geht dann zu einem Psychiater und lässt sich alle Medikamente,
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antipsychotischen Medikamente geben, die sie so finden kann.
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Antipsychotika, die dann dafür sorgen, dass sie diese anderen Gedanken zumindest
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einigermaßen eindämmen können.
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Weil das betrifft wirklich alle naomi und
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laconia die arbeiten jetzt zusammen gegen duarte um
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das irgendwie hinzukriegen und dann kommen
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also lakonische schiffe und auch rebellen schiffe kommen gleichzeitig da an
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in diesem ring space alle so gemäß langsam aber es kommt dann immer mehr die
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gar nicht mehr auf funk reagieren weil sie es auch nicht machen müssen weil
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nämlich Duarte alles irgendwie so ein bisschen schon im Griff hat,
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sodass die alle miteinander schon Hivemind-mäßig verknüpft sind.
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Und das macht es unglaublich schwierig für Naomi dann auch ihre Truppen irgendwie so zu führen,
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dass die sich nicht diesem Hivemind in so Fallen tappen, wo die einfach kontrolliert
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miteinander gegen die Rebellen und die wenigen Laconia-Schiffe angehen können.
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Auf der Ringstation ist dann auch The Falcon, das ist das Forschungsschiff,
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in dem Elvie unterwegs ist, und die Rocinante.
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Die sind miteinander verbunden, um auch zu zeigen, dass jetzt Laconia und Rebellen zusammenarbeiten.
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Die kommen aber nicht in die Ringstation und dann macht der Holden,
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wie er halt ist, Das macht halt einfach etwas, was erstmal irreversibel und seltsam anmutet.
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Er geht zum Catalyst, der ja voller Protomoleküle ist, zieht eine Syringe auf
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und zieht dem Protomoleküle aus dem Körper mit einer Spritze und injiziert die in sich.
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Und dann fliegen und dann sieht er sofort Miller wieder. Miller ist wieder da.
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Und dann fliegen die auf die,
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also Theresa, Tanaka und Holden fliegen zusammen auf die Ringstation und Miller
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ist halt irgendwie auch dabei. Den Holden jetzt immer sehen kann.
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Nicht nur, wenn andere abwesend sind, sondern er kann auch mit Miller reden,
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deshalb denken die von Anfang an, er ist total durchgedreht,
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während er bei Tanaka und Theresa ist.
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Weil Holden Protomolekül drin hat, genauso wie Duarte, öffnet sich der Ring Space,
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die kommen da auch rein und dann graben die sich, und da wird es ein bisschen
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langwierig ehrlich gesagt, dann graben die sich durch die Gänge durch,
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zum Schluss ist es halt so, dass Tanaka Duarte zurückholen soll.
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Der Versuch ist, dass Teresa ihren Vater beschwichtigen kann,
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deshalb war Teresa ja so zentral auch in der Suche,
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Theresa versucht auch mit dem Vater zu sprechen, der hat aber irgendwie kein
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großes Interesse sich da irgendwie umstimmen zu lassen, weil er muss halt über
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dieses Hive Mind den Feind abwehren.
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Theresa wird dann, inzwischen ist sie Teenager, 16 glaube ich,
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wird dann super sauer und stürzt sich dann auf ihren Vater und reißt an diesen
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Schläuchen rum, um ihren Vater zu,
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woraufhin Duarte auch sichtlich schmerzt und entkoppelt wird von diesem System.
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Und Tanaka geht dann nochmal ein obendrauf mit ihrem Kampfanzug,
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sprengt mit dem Kampfanzug diese ganzen Entitäten, diese Maschinen weg,
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um Zugriff auf Duarte zu haben.
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Mit ihren bloßen Händen zerlegt sie dessen Körper, greift rein.
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Also es wird nicht explizit gesagt, aber es ist so ein bisschen,
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als ob sie ihm das Herz aus dem Leibe reißt.
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Während das passiert, wird sie allerdings auch von den anderen Maschinen umgebracht und stirbt dann.
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Und obwohl sie Holden so hasst, muss sie dann zusehen, wie er überlebt und sie stirbt.
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Holden schließt sich dann an diese Schläuche an,
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weil in dem Moment, wo Duata tot ist, kommen auf einmal diese Entitäten aus
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diesem Paralleluniversum rein und fangen an, die die Raumschiffe in der Slow Zone zu zerstören.
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Er schließt sich da irgendwie an und redet dabei mit Holden,
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kontaktiert Amos, als ob die so ein Intercom hätten, weil jetzt alle Protomoleküle und so.
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Sagt Amos, die sollen sich alle fertig machen, abzureisen, so schnell wie es
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geht, aus der Slow Zone raus.
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Er soll aber noch auf Theresa warten. Dann pickt jeder sein Ziel.
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Alex will unbedingt zu seinem Sohn in das System.
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Naomi und die Elvi und so wollen zu Sol System.
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Alle verlassen langsam die Slow Zone und Holden, wenn er sich da verkoppelt
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mit Protokoll und Molekül sieht, was Sache ist. Und zwar sieht er,
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dass halt diese Station,
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Diese Ringstation mit diesen Gates, die ist quasi wie ein Splitter in einem
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anderen Universum, was da so drin steckt. Also den Raum gibt es eigentlich nicht.
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Den gibt es irgendwie zwischen den Universen und in beiden Universen ist er irgendwie sichtbar.
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Und deshalb ist diese Ringstation auch der Ort, an dem diese Durchbrüche von
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dem anderen Universum wieder kommen.
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Und er kann mit seiner Kraft gerade so noch diese ganzen, wie so ein Zelt,
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das so aufrechterhalten.
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Und dann sagt er allen jetzt, okay, entscheidet euch, wo ihr hingeht.
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Danach bricht hier alles zusammen und ihr müsst euch ein System aussuchen,
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wo ihr für immer sein werdet.
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Und dann sagt Miller ihm noch so, naja, da warst du immer der,
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der sagt, jeder darf alles für sich selbst entscheiden.
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Jetzt entscheidest du für die gesamte Menschheit, dass du das hier implodieren lässt.
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Und er sagt ja so ist es und lässt los
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und dann implodiert alles und dieser
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splitter der eben das andere
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universum so kratzt dass die immer
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wieder angreifen wird damit aus dem
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anderen universum gezogen bildlich gesprochen und das
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ganze implodiert und dann ist gut damit ist es eigentlich dann auch zu ende
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und das ist dann so ein bisschen so wo ich dann weiß ich meinte die die bücher
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7 und 8 die fand ich echt spannend zu lesen das öffnet noch mal so ganz viel
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neues auf einer ganz großen skala und diese drei qualitäten von newtonscher physik,
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mit der alles losgeht, dann so eine Form der Quantenphysik, in der allerdings
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Lichtgeschwindigkeit immer noch ein Thema und eine Grenze ist,
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die das Protomolekül bringt und dann eben diese auf einer Bewusstseinsebene.
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Translokale Wirksamkeit von dieser anderen Universität, weil ich sage mal,
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wir gerade in der UDK sind, Universum. Und das fand ich, das passt irgendwie
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ganz gut zusammen, so eine Hierarchie. Das fand ich sehr spannend.
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Aber zum Schluss, wenn du dann halt so ein Showdown hast, wo dann irgendwie
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so ein verrückter Hitler an Schläuchen angeschlossen ist und dann symphonisch
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seine ganze Menschheit regiert, dann wird das schon fast, finde ich, wieder ein bisschen,
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ja, hat mir nicht so gut gefallen.
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So, das ist quasi mein Fazit. Mein Fazit ist, es ist alles gelöst und auch,
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wie wir ja mal gesagt haben, Wikipedia-Plausibility irgendwie gut genug erklärt,
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dass man sagt, ja, passt schon,
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aber es ist so ein bisschen anti-climatic.
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Also so, es gibt so einen Satz, den finde ich beispielhaft dafür,
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dass es anti-climatic ist, weil die dann, steht dann irgendwie so drin,
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when holden let go,
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also das ist jetzt, ich paraphrasiere, ich weiß nicht mehr genau. Äh.
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An energy blast went through the universe that was only met by the,
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that was only surpassed by the Big Bang itself.
0:55:26–0:55:30
Also so irgendwie, also wo du dann versuchst dramatisch zu werden,
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indem du es sagst, aber nicht indem du es, ja es gibt ja die Sache show don't tell.
0:55:35–0:55:39
Und wenn man jetzt sagt, das ist jetzt das Dramatischste, was es jemals gab,
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heißt das ja auch in gewisser Weise, man muss das sagen, weil man konnte es narrativ nicht zeigen.
Florian Clauß
0:55:45–0:55:50
Ja, aber vielleicht ist es auch immer so, dass woran dann die großen Erzählungen
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scheitern, das irgendwie in so einen Plausibilitätspunkt zu bringen.
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Das Ende, was dann halt nochmal irgendeinen Showdown einlöst, der nie da war.
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Und wir haben ja einige, einige von diesen E-Pen.
Micz Flor
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Ja, das ist aber natürlich auch eine wichtige Frage, weil wir hatten jetzt in
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der letzten Folge gerade Hyperion oder Ilium, beides Bücher,
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die ich sehr schätze, die eben mit dem Offenen bleiben.
0:56:15–0:56:20
Bei Ilium beginnt der Kampf der Götter gegen die Menschen mit der Hilfe der Moravex.
0:56:21–0:56:27
Bei Hyperion laufen sie Richtung Zeitgräber, ohne dass wir wissen,
0:56:27–0:56:28
was als nächstes überhaupt passieren könnte.
0:56:29–0:56:31
Das heißt, der Cliffhanger macht das Ganze dann irgendwie befriedigend,
0:56:31–0:56:34
was ja absurd ist, weil man sollte denken, es sei unbefriedigend.
0:56:34–0:56:40
Aber in dem Moment, wenn es wirklich zu Ende geführt wird, dann sind wir in
0:56:40–0:56:45
so einem Heldenzyklus, so wie Herr der Ringe oder so. Und zum Schluss dann alle
0:56:45–0:56:46
auf die Schiffe steigen und wegfahren.
0:56:47–0:56:50
Ja, und das ist dann oft anti-climatic.
0:56:51–0:56:55
Das war bei Herr der Ringe auch so, dass du zum Schluss denkst, ach ja, jetzt gehe ich.
0:56:57–0:57:01
Ich gehe auch. Ich komme auch mit.
0:57:02–0:57:05
Müsst ihr wirklich gehen? Ja, wir müssen wirklich gehen.
Florian Clauß
0:57:05–0:57:08
Ja, aber dann muss man halt irgendwie so einen zurücklassen,
0:57:08–0:57:09
der die Geschichte aufschreibt.
0:57:10–0:57:16
Das ist der Sam, der wird dann quasi wieder der Hobbit, der der Erzähler ist und tradiert.
0:57:17–0:57:22
Ja, ich bin aber wirklich beeindruckt von der Detailgenauigkeit der Geschichte,
0:57:23–0:57:29
die du jetzt alles irgendwie so aus dem Kopf erzählt hast und in deiner Geschwindigkeit.
Micz Flor
0:57:29–0:57:30
Genau, das ist dann...
Florian Clauß
0:57:31–0:57:34
Jetzt irgendwie, also mächtig beeindruckend.
Micz Flor
0:57:34–0:57:36
An unserem Publikum, spot the mistakes.
0:57:39–0:57:42
Ja, das war so ein bisschen der Elevator-Pitch für den längsten Elevator der Welt.
Florian Clauß
0:57:43–0:57:47
Genau, der Elevator, der ins Weltall geht. Raumschule, Raum,
0:57:47–0:57:51
Raum, Space-Fahrstuhl.
Micz Flor
0:57:51–0:57:57
Ja, das war ja von Arthur C. Clarke. Arthur C. Clarke hat das als Konzept entwickelt.
Florian Clauß
0:57:57–0:58:00
Und die Piratenpartei hat das ins Programm mit aufgenommen.
Micz Flor
0:58:00–0:58:01
Ah, wirklich?
Florian Clauß
0:58:01–0:58:01
Ja, ja.
Micz Flor
0:58:01–0:58:06
Und das ist ja auch bei dem Ilium, bei dem Ring Space, das heißen die glaube
0:58:06–0:58:11
ich auch was immer, diese Earth Space, Rings, Earth Rings, dass genau das dann
0:58:11–0:58:14
irgendwie da auch nochmal Anwendung findet.
Florian Clauß
0:58:14–0:58:20
Ja Mitch, vielen Dank für diese Episoden, Zusammenfassungen.
Micz Flor
0:58:20–0:58:21
Nichts zu danken.
Florian Clauß
0:58:21–0:58:29
Ich bin ja nicht viel zu Wort gekommen, außer dass ich irgendwie eben lautmalerisch
0:58:29–0:58:31
deine Erzählungen ausgeschmückt habe.
Micz Flor
0:58:31–0:58:35
Du warst mein stiller Dirigent, du warst mein Duarte. An deiner Reaktion habe
0:58:35–0:58:38
ich immer gemerkt, ob ich zu schnell bin oder zu langsam, ob ich dich verloren
0:58:38–0:58:39
habe oder noch bei dir bin.
0:58:40–0:58:42
Und weil ich ja auch bei vielen Folgen nicht mehr schneide.

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Es ist Februar, es ist Berlinale Zeit. Auch in diesem Jahr wollen wir einen Film von der Berlinale besprechen: "The Visitor" von Bruce LaBruce. Eigentlich wollten Flo und Micz den gemeinsam sehen und frisch mit den Eindrücken aus dem Kino den Film besprechen, das hat aber nicht geklappt. Insofern treffen wir uns eine Woche später vor dem Berlinale Palast, um die nicht mehr ganz so frischen Eindrücke zu verarbeiten. Flo hat den Film auch ausgesucht, weil er damit auch weiter über sein Lieblingsthema erzählen kann: über die Nouvelle Vague. Denn "The Visitor" ist ein Remake des Filmes "Teorema - Geometrie der Liebe" von 1968 von Pierre Paolo Pasolini. Pasolini gilt wohl als einer der streitbarsten und konsequentesten Regisseure des neuen italienischen Films. Pasolini ist 1975 nach seinem Skandalauslösenden Film "Salo - die 120 Tage von Sodom" ermordet worden. Pasolini war Autor, Kommunist und Filmemacher, lebte offen seine schwule Sexualität aus und inszenierte tabuisierte Themen in einer eigenen Filmsprache. Auch Bruce LaBruce bricht mit seinen Filmen gerne gesellschaftliche Tabus, so auch in seinem diesjährigen Berlinale Beitrag "The Visitor". Hier werden explizite pornographische Szenen gezeigt. LaBruce gilt als Erfinder und Vertreter des Queer Cinemas, dreht mit wenig Budget genreübergreifende Low-Budget-Filme, die internationales Aufsehen auslösen. Dabei steht auch seine politische Haltung im Vordergrund. Mit "The Visitor" macht er auf die Situation und Zuschreibungen von Flüchtlingen aufmerksam. Für ihn bedeutet Auslebung der Sexualität eine Art von Befreiung aus den bürgerlichen Denkmustern. Bei Pasolinis Film "Teorema" steht auch die Zerstörung der bürgerlichen Familie im Vordergrund. Von der Struktur hat sich LaBruce sehr dicht am Original orientiert: eine großbürgerliche Familie wird in ihren konsumistischen Verhalten präsentiert, ein Gast trifft ein, der eine unwiderstehliche sinnliche Anziehungskraft auf alle Familienmitglieder ausübt. Modellhaft werden alle Stationen absolviert und durchgespielt: Zunächst die Verführungen durch den Gast, dann die Geständnisse oder Bekenntnisse und am Ende die Transformationen der Protagonist:innen. Wir steigen in dieser Episode am Berlinale-Palast mit "The Visitor" ein, schweifen im Tierpark immer wieder in Richtung Pasolini ab, vergleichen die beiden Filme und die politische Haltungen der Regisseure, sprechen dann ausführlicher über Pasolinis Biografie und Filmsprache, über die geheimnisvolle Figur des Gastes und den Schicksalen der einzelnen Figuren in "Teorema".

Shownotes

Mitwirkende

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Florian Clauß
Erzähler
avatar
Micz Flor

Transcript

Florian Clauß
0:00:03–0:00:05
Also Folge 46.
Micz Flor
0:00:06–0:00:09
Mal klatschen.
0:00:12–0:00:12
Gut,
0:00:16–0:00:24
hallo, willkommen zu Eigentlich Podcast, dem Podcast, bei dem wir laufend reden
0:00:24–0:00:25
und beim Laufen reden. reden.
0:00:25–0:00:30
Rechts neben mir ist Flo und links neben Flo ist Mitch.
0:00:31–0:00:41
Und wir sind hier direkt am Potsdamer Platz und stehen vor dem Berlinale Palast
0:00:41–0:00:43
oder laufen gerade noch auf dem Berlinale Palast zu.
0:00:44–0:00:53
Diese Episode ist die Episode Nummer 46 und Flo wird uns mit einem Thema beglücken,
0:00:54–0:00:57
vielleicht sogar fordern, vielleicht fördern.
0:00:57–0:01:01
Auf jeden Fall hat er das bestimmt pädagogisch gut aufgearbeitet. Ich bin sehr gespannt.
0:01:01–0:01:05
Ich weiß ja schon, was es ist diesmal und bin trotzdem sehr gespannt,
0:01:05–0:01:07
weil ich wenig darüber weiß.
0:01:07–0:01:13
Und soviel kann ich vielleicht sagen. Ich habe das ganze Suchvorlauf mir noch reingezogen.
Florian Clauß
0:01:14–0:01:19
Ja, also das heißt, du hast es angekündigt, es geht um einen Film,
0:01:19–0:01:22
passend zum Berlinale und das
0:01:22–0:01:26
Ganze und die ganze Episode wollte ja auch einen anderen Anfang nehmen.
0:01:26–0:01:29
Vielleicht willst du da noch mal kurz drüber erzählen?
Micz Flor
0:01:29–0:01:33
Der Anfang war, wir wollten zusammen in einen Film gehen in der Berlinale,
0:01:33–0:01:40
der eben sich an diesen Film anlehnt oder den irgendwie Nachspiel von Bruce LaBruce, The Visitor.
0:01:41–0:01:45
Und das ging dann aber wegen Krankheit in der Familie, konnte ich das nicht machen.
0:01:45–0:01:49
Wir haben das verpasst. Wir hatten es ja einmal schon bei Oppenheimer gemacht.
0:01:49–0:01:52
Es war irgendwie so ganz schön, weil man fühlt sich auch so ein bisschen überfordert
0:01:52–0:01:56
und es macht aber auch Spaß, mal so ohne Badehose ins Wasser zu steigen.
0:01:57–0:01:58
Im übertragenen Sinne natürlich.
0:02:00–0:02:07
Aber jetzt musst du aus der Konserve heraus nochmal einsteigen.
0:02:07–0:02:08
Fängst du mit dem Film an?
Florian Clauß
0:02:08–0:02:13
Ja, ich fange mit dem Film an und passe ja zu dem roten Teppich hinter uns.
0:02:14–0:02:18
Wir werden, also das nochmal vorab, wir sind der Podcast, bei dem wir im Laufen
0:02:18–0:02:20
reden und laufend reden, ja.
0:02:20–0:02:24
Und werden jetzt eine Strecke wahrscheinlich durch den Tiergarten gehen.
0:02:24–0:02:31
Und die ganzen Strecken-Tracks könnt ihr dann auf unserer Webseite eigentlich-podcast.de
0:02:31–0:02:35
sehen und auch Zusatzinformationen. Wir haben recht ausführliche Texte,
0:02:35–0:02:37
wir nehmen uns sehr viel Zeit für die Texte.
0:02:38–0:02:43
Epische Zusammenfassungen, die manchmal irgendwie von einer generativen EI unterstützt werden.
Micz Flor
0:02:44–0:02:47
Ja, manchmal ist es so. Inzwischen ist es so.
Florian Clauß
0:02:47–0:02:55
Und das ganze Transkript findet ihr auch auf der Seite oder auf den Podcast-Player eures Vertrauen.
0:02:55–0:02:59
Podcast-Catcher sozusagen. Okay, also du hast es schon gesagt.
Micz Flor
0:02:59–0:03:02
Aber ich muss jetzt noch eine Fußnote machen mit der KI, mit den Texten.
0:03:02–0:03:05
Das stimmt so. Ich versuche das so wenig wie möglich zu machen.
0:03:05–0:03:09
Manchmal schmeiße ich Stichpunkte rein. Es fühlt sich immer scheiße an.
0:03:09–0:03:10
Ich finde, man riecht es sofort.
0:03:10–0:03:13
Man will es eigentlich gar nicht lesen. Es fühlt sich an wie Zuckerwatte.
0:03:14–0:03:17
Die ersten Texte, zumindest bei mir, die sind immer ich.
0:03:18–0:03:22
Ich weiß nicht, ob das bei dir so ist, aber irgendwann trailt es dann so off in mir.
Florian Clauß
0:03:22–0:03:27
Ne, das merkt man schon vom Stil her. Also immer wenn gleichmäßige Absätze erscheinen
0:03:27–0:03:29
und Zwischenüberschriften, dann ist das ChatGPT.
Micz Flor
0:03:31–0:03:33
Und Emoticons wie Sektflaschen.
Florian Clauß
0:03:36–0:03:40
Okay, du hast es schon erwähnt, The Visitor, Bruce LaBruce.
0:03:41–0:03:47
Und anders war so ein bisschen, ja ich meine, das ist ein Wagnis,
0:03:47–0:03:53
dann aus einem Film von der Berlinale frisch mit Eindrücken eine Rezeption zu schreiben.
0:03:53–0:03:57
Erstmal, ob der Film überhaupt gut ist, ob es sich lohnt, darüber eine Episode zu machen.
0:03:57–0:04:03
Und dann das Ganze auch so glückt.
0:04:03–0:04:05
Deswegen habe ich mir schon von Anfang an eine Brücke gebaut,
0:04:06–0:04:10
weil ich werde diesen diesen Film als Einstieg zu meinem Thema wählen, nämlich,
0:04:12–0:04:14
The Visitor ist ein Remake.
Micz Flor
0:04:14–0:04:16
Ich habe ein Foto von der Brücke gemacht, auf der du gesagt hast,
0:04:16–0:04:20
Brücke gebaut. Die hängt dann unten auch auf dem Block in der Galeriethe.
Florian Clauß
0:04:21–0:04:28
The Visitor ist ein Remake. Und der Regisseur passt dann wieder sehr gut in
0:04:28–0:04:29
meine Reihe. Novel Vague.
0:04:30–0:04:39
Man kann ihn so als weiteren Vertreter im weiteren Sinne, im weiteren Kreise der Novel Vague sehen.
Micz Flor
0:04:39–0:04:43
Das finde ich jetzt aber interessant, weil du hattest ja diese 90er Jahre Sache.
0:04:43–0:04:46
Und das fand ich auch interessant, dass ich zuerst dachte, das ist wieder eine
0:04:46–0:04:53
Folge, wo es die 90er Jahre Strömungen, die dich so im Positiven geformt und erwischt haben.
0:04:53–0:05:01
Und da passt jetzt The Visitor natürlich in dem Anführungszeichen Remake nicht rein, weil es jetzt ist.
0:05:01–0:05:06
Aber auch die Herkunft ist ja deutlich vor den 90er Jahren. Aber war es vielleicht
0:05:06–0:05:10
etwas, was in den 90er Jahren nochmal einen neuen Aufhänger bekommen hat und du es.
Florian Clauß
0:05:10–0:05:14
Deshalb erlebt hast? Wenn du mir auf meinen Folgen zugehört hättest,
0:05:14–0:05:20
wovon ich natürlich ausgehe, weißt du, dass ich auch zuletzt immer wieder die
0:05:20–0:05:23
Nouvelle Vague als Referenz angeführt habe.
Micz Flor
0:05:23–0:05:27
Ja, du hast sie ja sogar vorgelesen. Trotzdem war da eine Reihe,
0:05:27–0:05:30
die du gemeint hast, weil du gesagt hast, Nouvelle Vague-Reihe.
0:05:30–0:05:33
Die Reihe war ja die 90er Jahre-Referenz. Ja, das war ein Aufhänger.
Florian Clauß
0:05:33–0:05:35
Ghost in the Shell war ja auch im
0:05:35–0:05:38
Prinzip, wie sich die Nouvelle Vague im asiatischen Raum ausgeprägt hat.
0:05:38–0:05:41
Jetzt ist es Pier Paolo Pasolini.
0:05:42–0:05:49
Das ist der legendäre Regisseur, der 1922 geboren ist und ermordet wurde 1965.
0:05:51–0:05:54
Und da gibt es, glaube ich, auch von mir und von dir...
Micz Flor
0:05:54–0:05:54
75.
Florian Clauß
0:05:55–0:05:58
75, habe ich 65 gesagt? Richtig, 75.
0:05:59–0:06:02
Da gibt es von mir und von dir eine Lieblingsszene aus einem Film,
0:06:03–0:06:05
und den haben wir uns, glaube ich, gegenseitig erzählt, ein 90er-Jahre-Film.
0:06:06–0:06:09
Ich weiß nicht, ob du dich noch daran erinnerst, und zwar wie,
0:06:09–0:06:13
so ein bisschen halb dokumentarisch, halb erzählerisch, dieser Film,
0:06:13–0:06:14
ein italienischer Regisseur.
Micz Flor
0:06:15–0:06:17
Mein liebes Tagebuch.
Florian Clauß
0:06:17–0:06:18
Wie der mit der Vespa rumfährt.
Micz Flor
0:06:18–0:06:20
Mein liebes Tagebuch. Mein liebes Tagebuch.
Florian Clauß
0:06:20–0:06:21
Willst du die Szene kurz erzählen?
Micz Flor
0:06:21–0:06:25
Die Szene ist, also das ist der, mein Liebes, das ist ein ganz toller Film.
0:06:25–0:06:28
Das ist ein Filmkritiker, glaube ich, der aber eben auch Filme gemacht hat.
0:06:28–0:06:30
Ich habe den Namen jetzt nicht abrufbereit.
0:06:31–0:06:35
Aber der hat einen Episodenfilm, möchte ich sagen, drei Episoden gemacht.
0:06:35–0:06:39
Und ich glaube schon der erste ist das, wo der mit der Vespa rumfährt. Oder der dritte?
0:06:40–0:06:42
Zweite ist aber das mit den Inseln.
0:06:43–0:06:46
Aber ich weiß nicht mehr. Aber auf jeden Fall fährt er einfach durch,
0:06:46–0:06:51
die Kamera folgt ihm, wie er auf einer Vespa durchfährt und der monologisiert oben drüber.
0:06:51–0:06:57
Und er kommt zum Schluss, wie heißt das denn, Ostria?
Florian Clauß
0:06:57–0:07:04
Ostia. Ostia, das ist ein Vorort von Rom, der an der Mündung,
0:07:04–0:07:11
deswegen Ostia, das ist dann auch so Mündung des Tibers, liegt der dann ins Meer, mündet.
Micz Flor
0:07:11–0:07:17
Und endet dann eben auch damit, dass dort Pasolini wohl irgendwie eine Falle
0:07:17–0:07:20
gestellt oder wurde dahin Und man weiß es bis heute nicht.
0:07:20–0:07:24
Es gibt Vermutungen und es wurde auch wieder aufgegriffen. Es wurde dann in
0:07:24–0:07:26
irgendwelche rechten Gruppierungen.
0:07:29–0:07:34
Zugeschrieben. Ich habe das nicht wirklich, aber er wurde brutal.
Florian Clauß
0:07:34–0:07:39
Ja, da gibt es ganz viele Gerüchte drumrum und Spekulationen.
0:07:39–0:07:42
Es gibt eine Art Dokumentation, die das nochmal aufgerollt hat.
0:07:42–0:07:46
Es gibt einen Zeitzeugen, der aber auch in den 2000ern gestorben ist.
0:07:46–0:07:51
Also das kreuzt sich über Stricherjunge, Strichermilieu,
0:07:51–0:07:55
rechte Schlägertruppen, dann aber auch Pasolini, der angeblich dann für eine
0:07:55–0:08:03
Recherche von dem national national eigenem Erdölkonzern EPI dann Dokumente übergeben sollte,
0:08:04–0:08:07
wo dann irgendwelche Korruptionsskandale nachgewiesen wurden,
0:08:07–0:08:11
wo er gerade einen Artikel darüber geschrieben hat. Alles überläuft sich.
0:08:11–0:08:14
Deswegen will ich da auch gar nicht mehr dran aufregen. Aber ich fand das so
0:08:14–0:08:21
ganz leise erzählt in dem Liebes-Tagebuch, wo er einfach so rumfährt und dann
0:08:21–0:08:24
siehst du, wie er dann wendet. Und dann, hier wurde Pasolini erworben.
0:08:24–0:08:29
So ganz aus dem Off. Und so dieses Periphere, das periphere Rom,
0:08:29–0:08:33
das spielt bei Pasolini in seinen Filmen immer eine ganz tragende Rolle.
0:08:33–0:08:39
Zumindest in den ersten. Pasolini hat eine Zeit lang auch in Friul,
0:08:39–0:08:45
das ist dann in dem ostnördlichen Teil von Italien, das Landleben.
0:08:45–0:08:49
Da haben seine Großeltern gewohnt, hat er dann immer in den Ferien mitbekommen.
0:08:49–0:08:52
Und er hatte immer so eine Liebe zum Land, zu den einfachen Leuten,
0:08:52–0:08:57
zu den Proletariern. Die hat er entwickelt und seine ersten Filme handeln vor
0:08:57–0:09:00
allen Dingen von dieser peripheren Sicht.
0:09:01–0:09:05
Bevor wir jetzt aber in Pasolini da reingehen mit seiner Geschichte,
0:09:06–0:09:10
mit seinem Leben, möchte ich nochmal kurz zu Bruce LaBruce und der Rezeption,
0:09:10–0:09:12
weil Bruce LaBruce mit The Visitor.
0:09:14–0:09:18
Referenziert den Film. Also es ist explizit ein Remake von Theorema.
0:09:18–0:09:23
Theorema hat übrigens den Untertitel Die Geometrie der Liebe.
0:09:24–0:09:28
Und wir können auch nochmal ein bisschen nachher über was ist ein Theorem sprechen.
0:09:28–0:09:30
Ja, Geometrie der Liebe.
0:09:30–0:09:36
Und es gibt jetzt noch ein zweites Remake. Das habe ich mir aber leider nicht
0:09:36–0:09:38
angeguckt. Ich weiß nicht, ob du das gesehen hast.
0:09:38–0:09:41
Das ist ein japanisches Remake von Takeshi Miike.
0:09:43–0:09:49
Visitor Q. was auch so eine recht verstörende Verfilmung ist.
0:09:50–0:09:51
Ich hätte die, glaube ich, gerne gesehen.
Micz Flor
0:09:51–0:09:52
Du hast sie gesehen?
Florian Clauß
0:09:52–0:09:54
Nee, habe ich nicht gesehen. Das habe ich erst nachher erfahren.
0:09:55–0:09:57
Bruce LaBruce, ich war alleine.
0:09:58–0:10:00
Mein Platz neben mir war frei. Nein, es war völlig überfüllt.
0:10:01–0:10:05
Es war ausverkauft, weil Bruce LaBruce ist wirklich ein kanadischer Regisseur, der schon,
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also ich glaube, der ist in den 60ern geboren, hat in den 80ern eine Filmhochschule,
0:10:10–0:10:15
seine Ausbildung fertig gemacht und hat vor allen Dingen das ganze Queer- und
0:10:15–0:10:19
Gay-Independent-Cinema so mitgegründet und aufgebaut.
0:10:19–0:10:26
Also in den 80ern waren seine ersten Filme, ist quasi so ein Punk unter den Filmemacherinnen.
0:10:27–0:10:31
Das heißt, er hat eine sehr punkige Attitüde, bricht Tabus,
0:10:31–0:10:37
ist auch immer sehr low budget seine Filme, arbeitet mit Laiendarstellern und
0:10:37–0:10:42
Darstellerinnen, ist auch eine sehr charismatische Figur, also es ist einfach ein cooler Typ.
Micz Flor
0:10:43–0:10:43
War jetzt da auch?
Florian Clauß
0:10:44–0:10:47
Der war da, genau. Und die Handlung
0:10:47–0:10:50
ist das können wir auch mehrfach durchgehen ja
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die handlung ist es kommt ein visitor ein
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besucher von außen in eine großbürgerliche familie
0:10:58–0:11:01
es geht um das bourgeoisie es geht um diese und ein
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reichtum ja und fängt mit jeder mit ihrem familienmitglied und auch mit angestellten
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des hauses also eine angestellten ein liebesverhältnis an und verlässt dann
0:11:15–0:11:19
schlagartig die Familie und darauf beginnt die Familie,
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die einzelnen Mitglieder, so auseinanderzufallen.
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Jeder ist mit sich selbst beschäftigt. Es gibt erstmal Geständnis gegenüber,
0:11:28–0:11:30
dass jetzt was passiert ist, als er weg ist.
0:11:31–0:11:38
Das Gestehen und dann aber auch der Zusammenbruch, die Zerstörung,
0:11:38–0:11:41
die Zerstörung der Institution Familie bzw.
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Des Bourgeoisen Großbürgertum. Der Film von Bruce LaBruce setzt andere Schwerpunkte als der von.
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Pasolini. Bruce LaBruce, dem geht es vor allen Dingen auch um einen politischen Aspekt.
0:11:59–0:12:04
Man sieht am Anfang die Hauptrolle, der Besucher, wird gespielt von Bishop Black.
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Das ist ein gebürtiger Engländer, in London groß geworden, ein Schwarzer,
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der hier in Berlin wohnt und eigentlich ein Performance-Künstler ist und ein Pornodarsteller.
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Und ab und zu in dem Ballhaus in der Naunienstraße auftritt und auch hier schon
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eine relativ große Kultfigur ist in Berlin.
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Und auch als Pornodarsteller ist er einer der renommiertesten Pornodarsteller
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in dem ganzen schwulen Milieu. Der spielt die Hauptrolle.
0:12:36–0:12:43
Der Film ist sehr explizit. Also natürlich setzt Bruce LaBruce auf explizite Sex-Szenen.
0:12:44–0:12:47
Was ich so in dieser Form im Kino mit anderen noch nicht so geguckt habe.
0:12:48–0:12:54
War schon ein bisschen, hat sich komisch angefühlt, aber hat auch ganz gut funktioniert,
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weil der hat viel Humor, der Film.
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Also der macht sich sehr lustig über sich selber,
0:13:00–0:13:08
über die ganzen Zuschreibungen und hat Momente, die sind dann auch ein bisschen
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schwer zu ertragen, aber ist doch irgendwie unterhaltsam in seiner Leichtfüßigkeit.
0:13:14–0:13:19
Also er stellt tatsächlich, hatte ich ja schon gesagt, Szenen eins zu eins nach
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und auch die Abfolgen der Szenen, wie die Figuren sich bewegen.
0:13:25–0:13:28
Aber man macht das nur mit so einem Augenzwinkern. In einem Interview,
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wo ich es dann noch gehört habe.
Micz Flor
0:13:31–0:13:36
Dieses Augenzwinkern mit dem nachstellenden Augenzwinkern, das würde mich jetzt interessieren.
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Augenzwinkern gegenüber denen, die das Original kennen.
Florian Clauß
0:13:40–0:13:45
Ja, aber es wirkt auch für sich als Slapstick. Also ich will eine Szene nacherzählen,
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wo der Gast, also der wird in dem Theorema-Film, wird er von Terrence Stamp gespielt.
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Der Gast sitzt in einem Gartenstuhl im Garten dieses Hauses, was dann halt in dem...
Micz Flor
0:13:58–0:13:59
Großartiges Haus, oder?
Florian Clauß
0:13:59–0:14:03
Ja, das Haus, das ist toll. Also in einem italienischen Film ist das wirklich
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so eine Villa, ein Riesengarten.
0:14:06–0:14:09
Und sitzt der so manspreading, sitzt der halt so da.
0:14:10–0:14:15
Und du siehst die Hausangestellte, wie sie die ganze Zeit um ihn rumschleicht.
0:14:15–0:14:17
Erstmal schneidet sie halt irgendwelche Sachen.
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Und dann schleicht sie um ihn rum und geht dann, rennt ins Haus wieder zurück und rennt wieder raus.
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Macht irgendwas im Haus, hat ständig so Überschwung. Man merkt,
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dass diesen Charme, dieses Charisma von der Figur total unterliegt.
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Weiß damit nicht, sich umzugehen. Und das ist im anderen, in dem Bruce-La-Bruce-Film,
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The Visitor, da ist auch so ein, aber alles viel moderner.
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Da hast du auch so eine Villa, die aber dann britisch-modern aufgezogen ist.
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Dann siehst du, wie er dann halt auch dieses Manspreading total überhöht. Also das ist klar so.
0:14:48–0:14:54
Und dann rennt die Angestellte, die von einem Mann gespielt wird,
0:14:54–0:15:00
der rennt dann wieder rein. Nein, wird dann aber so in schneller abgedreht.
Micz Flor
0:15:00–0:15:01
So Bloody Hill mäßig, oder?
Florian Clauß
0:15:02–0:15:07
Ja, genau so. Und er rennt wieder raus, rennt wieder rein, macht irgendwas, geißelt sich dann, ja.
0:15:07–0:15:11
Er geißelt sich, dann zieht sich aus, also macht dann halt so eine Sadomaso-Action.
0:15:12–0:15:18
Und dann kommt eben der Besucher und das muss man ja sagen, es ist ein,
0:15:18–0:15:22
also ein Wesen nicht von dieser Welt, ja.
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Also es wird in verschiedenen Repetitionen, auch jetzt im Alten,
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wird dann gesagt, es ist halt ein Gott.
0:15:28–0:15:33
Es könnte etwas Göttliches sein, es könnte ein Held sein. Er hat eine unglaubliche Anziehungskraft.
0:15:34–0:15:39
Was ich in dem Originalfilm auch echt gut umgesetzt finde.
0:15:39–0:15:44
In dem anderen, in Bruce LaBruce, ist es dann so, dass es dann in so eine Sexualität
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abgleitet, wo er dann aus seinen Augen, die werden so weiß, milchig weiß von dem Besucher.
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Und das heißt, dann hat er diesen sexuellen Körper angenommen und es wird dann
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eben Geschlechtsverkehr.
Micz Flor
0:16:01–0:16:02
Ah, okay, interessant. Interessant.
Florian Clauß
0:16:02–0:16:05
Ja, also das ist das Sexuelle.
Micz Flor
0:16:05–0:16:07
Also da wird dann wirklich der Körper verändert sich.
Florian Clauß
0:16:07–0:16:10
Der Körper, also das heißt, die Augen von ihm verändern sich,
0:16:10–0:16:14
werden dann eben so explizite Szenen gezeigt werden, kommen auch immer so Zwischentitel,
0:16:14–0:16:19
es kommt eine ziemlich starke Technomusik dazu und Zwischentitel wie zum Beispiel,
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Kolonialisiere den Kolonialisierer, also Colonizer.
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Und solche Zwischentitel werden eingeblendet mit so einem, also das meine ich
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mit Augenzwinkern, Oder es dann wieder so ein bisschen gebrochen wird in dieser Explicitität.
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Also das heißt, das ist eigentlich ertragbar. Und das fand ich irgendwie so
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ganz interessant als Beobachtung. Das ist natürlich.
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Und es geht auch jetzt nicht um diese klassischen Porno, sondern es sind schon andere Darstellungen,
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die dann in diesem ganzen queeren Umfeld und so weiter als Ausdrucksformen,
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wo ich mich halt jetzt nicht so auskenne, aber so als Ausdrucksformen entwickelt wurden.
0:16:57–0:17:03
Und wie gesagt, der hat eine unglaubliche Authentizität, in dem Bereich und auch ein Auftreten.
0:17:04–0:17:09
Und ja, also es ist halt schon trashig, das muss man sagen. Es ist trashig,
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es sind Leihendarsteller, merkt man schon.
0:17:12–0:17:17
Aber es war jetzt doch nicht so, wo ich dann dachte, oh, das war jetzt vertane Zeit.
Micz Flor
0:17:17–0:17:20
Das hattest du eine Befürchtung?
Florian Clauß
0:17:20–0:17:23
Ich hatte so ein bisschen. Ich meine, du hattest es ja auch so.
Micz Flor
0:17:23–0:17:27
Ich hatte das irgendwie auch gedacht. Ich muss auch zugeben,
0:17:27–0:17:29
dass ich schon dann auch dachte, Ich dachte, es wird schwer,
0:17:30–0:17:33
darüber zu sprechen, weil, wie du auch schon sagst, der Diskursraum,
0:17:35–0:17:40
Einfach etwas ist, in dem ich mich nicht gut bewegen kann.
Florian Clauß
0:17:40–0:17:48
Ja, also wir als alte, alte weiße Männer bemächtigen uns dann jetzt zu einem Diskurs.
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Ja, aber irgendwie finde ich das auch legitim, da einfach sich in dem Raum zu
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bewegen und das sich anzugucken und auch die Darstellungsformen einfach auch so wahrzunehmen.
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So ganz objektiv gesprochen. Also der Busler Bus hat eben seit 80er Jahren immer
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wieder Filme gemacht, auch war glaube ich viermal auf der Berlinale als ein
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gern gesehener Gast im Panorama.
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Tritt jetzt natürlich mit diesem Film in einem Teddy Award an,
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also dem schwulen Film im Bereich der Berlinale.
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Sein letzter Film ging es um eine feministische Utopie, heißt von 2017 The Misan
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Driss. ist die Frage auch bei dem Film, diese Befreiung der Figuren durch Sexualität.
0:18:33–0:18:37
Das ist halt die Zerstörung durch den Gast, die Befreiung, Zerstörung.
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Das sind so ein Gegensatzpaar, was dann bei dem The Visitors Film,
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bei dem jetzigen dann eher in Richtung Utopie entschieden wird.
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Also es geht um wirklich eine utopische Darstellung der Situation.
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Und das wird sich so ein bisschen abheben von Pasolini. Also das,
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was Bruce LaBruce auch mit seinen Szenen, mit dem Sex, mit der Sexualität so
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zeigen will, ist auch so eine Befreiung.
0:19:07–0:19:11
Er sucht dann auch nicht den perfekten Körper, sondern er stellt einfach so dar.
0:19:12–0:19:19
In der Form, wie sich Menschen, also wie sich vielleicht diese Charaktere,
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die Figuren vor laufender Kamera auch zeigen möchten. Also ich glaube.
Micz Flor
0:19:23–0:19:27
Kann ich kurz da einhaken, so Gedanken, die bei mir gerade dann auftauchen,
0:19:27–0:19:32
einfach nur so kurze Bullet-Points-Ideen, weil das eine ist eben,
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dass die Augen sich da so verfärben, das hat mich sehr irritiert,
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weil das natürlich in dem Pasolini-Film gar nicht der Fall ist.
0:19:42–0:19:45
Ist also der Körper des Visitors ändert sich nicht.
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Und da ändert er sich aber scheinbar. Da passiert was mit den Augen.
0:19:50–0:19:53
Da habe ich gedacht, was macht das mit mir, wenn ich das denke?
0:19:53–0:19:53
Die Augen verändern sich.
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Die Assoziation, die ich dann habe, ist natürlich andererseits der Blick der
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Begierde, also der Blick auf das Andere, wo dann der andere Körper auch zum Objekt werden kann.
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Und auf der einen Seite, dass das nicht zugelassen wird, dass das ein Objekt
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ist, an dem man sich, dass man begehrt, sondern dadurch, dass die Augen durch
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die Blindheit, gibt es den Blick nicht.
0:20:15–0:20:19
Das ist das eine. Das andere ist aber auch dann die Frage Blindheit gegenüber.
0:20:21–0:20:32
Dem anderen, also dass Diversität dort als Konzept gar nicht diskutiert werden muss,
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weil in der Blindheit wird das andere jetzt nicht erkannt.
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Weißt du, was ich meine? Also dass die Blindheit auch dafür sorgt,
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dass diese Lust, diese Begierde so Darkroom-mäßig passiert. Das ist ja im Dunkeln
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insofern einfach wirklich das Körperliche steht dann über dem,
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was dann eben das Politische wäre.
Florian Clauß
0:20:53–0:20:57
Ja, also tatsächlich hat auch der Bischof Black in diesem Interview dann gesagt,
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dass er als schwarzer Traum zu einer Projektionsfläche wird im Akt.
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Das heißt, es würde so ein bisschen so, er ist Objekt in der,
0:21:08–0:21:13
aber gleichzeitig ist er sehr progressiv in dem, wie er fortschreitet.
0:21:13–0:21:18
Ja, er wird erstmal so aufgenommen in die Familie, aber er wird dann überhaupt
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nicht in Frage gestellt.
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Also es gibt auch eine Szene, die dann ja so ein bisschen von Salo entnommen wird.
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Und das ist die erste Szene, nämlich wenn er reinkommt, wird er von der Markt
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empfangen, von der Hausangestellten.
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Und das erste, was er macht, er pisst in die Suppe und kackt auf den Teller.
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Und das wird der Familie dann zu essen gegeben.
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Und in dem Moment, also bei Salo ist es ja auch so, dass dann die,
0:21:42–0:21:49
also Salo muss man ja vorweg sagen, es ist, glaube ich, einer der umstrittensten
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Filme der Filmgeschichte.
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Die Pasolini hat den 1975 gedreht und Salo soll, hebt die Erzählung von Marquis de Sade aus dem 18.
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Jahrhundert faschistische Republik, die sich gegründet hat in den 40ern und
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es wird eine Diktatur ausgeübt.
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Also es ist dann auch so eine uniformierte Männer und Frauen,
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die dann junge auch Männer und Frauen gefangen halten und foltern.
0:22:25–0:22:29
Also es wird auch sehr explizit dargestellt in dem Film und da gibt es auch
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eben die Szene, wo dann die Gefangenen eben ihre eigenen Instrumente essen müssen.
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Auch alles so dargestellt.
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Und es war damals, war der Film, er ist noch heute in einigen Ländern verboten.
0:22:43–0:22:48
Also auch hier hat sich Bruce LaBruce am Original orientiert.
0:22:48–0:22:54
Also das ist jetzt nicht, dass er dann die Explizität, hat auch Pasolini schon
0:22:54–0:22:55
immer in seinen Filmen gehabt.
Micz Flor
0:22:55–0:23:01
Aber dann im Original im Sinne von der Haltung und nicht vom Film per se, meinst du.
0:23:01–0:23:04
Also im Original am Autoren Pasolini.
Florian Clauß
0:23:07–0:23:13
Autor am Film, also direkt an den Bildern auch. Also die Bilder eins zu eins
0:23:13–0:23:15
übernommen. Oder was war jetzt der Punkt?
Micz Flor
0:23:15–0:23:19
Mit dem Kacken auf den Teller, das ist jetzt ja nicht in Theorema, sondern das ist...
Florian Clauß
0:23:19–0:23:20
Nee, das ist aber in Salo.
Micz Flor
0:23:20–0:23:25
Genau, also das heißt, der hat das Werk, Pasolinis Werk übernommen in seiner
0:23:25–0:23:28
Gänze und sich nicht nur an das...
Florian Clauß
0:23:28–0:23:33
Aber es geht darum, dass diese Explizität auch bei Pasolini so vorkommt.
0:23:33–0:23:40
Das war dann nämlich eine Frage aus dem Publikum nach dem Film und wo eine Zuschauerin
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dann sagte, ja, soweit sie sich erinnert, war das jetzt nicht so explizit bei Pasolini.
0:23:47–0:23:50
Aber es gibt auch genau die Szene, wo dann der Sohn des Hauses,
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nachdem er eben der Gast die Familie verlassen hat und er sich dann in diesem
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Zustand der Findung, dieser Verwirkungsphase, wird er Künstler.
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Und er malt ein Bild in Blau und dann pisst er auf das Bild.
0:24:05–0:24:09
Und das war auch in dem Film so. Und das war schon so, wow, wow.
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Das heißt, Pasolini hat uns da auch nichts erspart.
0:24:14–0:24:19
Und insofern finde ich das durchaus konsequent, den Film in so einer Form dann halt auch zu drehen.
Micz Flor
0:24:19–0:24:23
Ja, und ich finde aber auch natürlich die Frage, ob es das Gleiche ist.
0:24:23–0:24:25
Das ist natürlich auch nochmal interessant, wie der kulturelle Hintergrund sich
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verändert hat, sodass das Gleiche im Vordergrund, vor dem kulturellen Hintergrund
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dann vielleicht doch vergleichbar ist. Weißt du, was ich meine?
Florian Clauß
0:24:34–0:24:39
Ja, aber es ist eine ganz andere Filmsprache, es ist eine ganz andere Herangehensweise.
0:24:39–0:24:45
Ich meine, natürlich hat Pasolini durch seine Art zu ästhetisieren und auch eine eigene Sprache.
0:24:45–0:24:50
Er hat das Buch, das Kino und die Poesie geschrieben.
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Er ist überhaupt ein sehr schriftstellerisch veranlagter Mensch.
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Also es gibt auch ein Buch, Theorema, das er dann geschrieben hat,
0:24:59–0:25:03
ich glaube sogar im Nachhinein, wo er dann auch einige Sachen mehr aus- und
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erklärt hat, als es im Film ausgeführt ist.
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Er hat eine eigene Filmsprache entwickelt. Das hebt ihn, glaube ich,
0:25:13–0:25:15
auch nochmal so besonders hervor.
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Und das ist zu der Zeit, deswegen sagte ich ja im weiteren Kreis der Nouvelle Vague.
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Und ich weiß nicht, ob dir das jetzt bei dem Film, bei dem Schnelldurchlauf
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gucken von Theorema aufgefallen ist.
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Was ich absolut faszinierend finde, auch von Pasolini schon immer,
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ist, dass er so ganz straight erzählt.
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Er hat so eine Art von Stationstheater, wo ganz genau klar ist,
0:25:40–0:25:49
jede Figur handelt in einem ganz geradlinigen Weg und es ist so ein modellhaftes
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Durchspielen von etwas.
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Aber ich krieg das was Künstlerisches. Oder was Künstlische.
0:25:54–0:25:58
Künstlerisches, weißt du, was ich meine? Also es ist auch sehr frontal immer gefilmt.
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Das heißt, dieses Zögern und Zaudern sind alles so Gesten und Mimiken,
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die jetzt nicht zwischen den Figuren passieren,
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sondern in der Figur selber so durchgespielt wird und sehr geradlinige,
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zielweise Struktur daraus ableitet.
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Was dann auch immer mit so einem Schuss, Gegenschuss, fast so in die Kamera
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guckend, was wir ja schon gelernt haben, was verboten ist,
0:26:24–0:26:30
in dem Kino, in dem Hollywood-Kino, wo ein kohärenter Raum geschaffen wird.
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Also das ist auch nochmal so bezugnehmend. Es gibt eine Hausarbeit, die sich mit.
0:26:38–0:26:42
Der Filmsprache von Pasolini auseinandersetzt und die in Beziehung setzt,
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Buch, das Bewegungsbild und das Zeitbild.
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Ich weiß nicht, ob du die Abhandlung kennst.
Micz Flor
0:26:49–0:26:49
Nee.
Florian Clauß
0:26:50–0:26:58
Das Bewegungsbild ist eine Beschreibung, die das zeitgenössische Hollywood-Kino angeguckt.
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Und das geht so ein bisschen wie dieses, was wir in der Episode von Das Fest
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hatten, nämlich die mise en scène.
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Man schafft einen kohärenten Raum, der für den Zuschauer so dargestellt ist
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in den Blickachsen, in der Aktion-Reaktion, also deswegen das Bewegungsbild,
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dass es als echt wahrgenommen wird.
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Dass dieser Raum quasi ein fiktionaler Raum ist, wo eine echte Physik herrscht,
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die ich auch, also jetzt Physik auch im Sinne von sozialem Zusammenspiel,
0:27:29–0:27:31
die ich auch übertragen kann auf mein Jetzt.
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Und dann gibt es halt so diese Action-Szenen und so weiter, die dann eben als
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als authentisch wahrgenommen werden, weil es keine Brüche gibt innerhalb der
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Kausalität von Raum, die auf der Leinwand erschaffen werden.
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Und er setzt dagegen das Zeitbild, was dann genau diese Brüche,
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was die Nouvelle Vague eingeführt hat.
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Das heißt, die Zeit springt auf einmal. Es gibt andere Blickachsen der Kamera und so weiter.
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Und diese Brüche hat Pasolini auch in seinen Filmen drin. Und er hat in seiner
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theoretischen Schrift das Kino und die Poesie auch seine Filmsprache beschrieben.
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Und die geht von sogenannten, aber ich kriege das jetzt nicht so zusammen,
0:28:17–0:28:22
es gibt so IM-Zeichen, also IM-Zeichen und es gibt dann auch eine gewisse Symiotik.
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Also er leitet auch so einen literarischen Konzept von, also Poesie,
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leitet er eben auch seine Bildsprache ab, die aber gleichzeitig auch so ein
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bisschen mit Archetypen arbeitet. Also das haben wir ja auch bei...
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Jung, die Archetypen. Das heißt, es gibt Zeichen, die sich dann eher durch Träume
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und so erschließen, die aber nicht so erklärbar sind.
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Da gibt es zum Beispiel bei La Ricotta, das hatten wir auch schon mal erwähnt,
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den Film, der Weichkäse-Kurzwilm von Pasolini, wo es um eine Kreuzigung geht.
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Ich finde den Film großartig.
Micz Flor
0:28:55–0:28:56
Haben wir den erwähnt?
Florian Clauß
0:28:56–0:29:00
Wir haben den in einer der ersten Folgen, ich glaube, ich habe den tatsächlich
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bei meiner ersten Folge erwähnt, als ich über über Gurusawa gesprochen habe,
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wo dann ein Laiendarsteller, es war eine Kreuzigungsszene, Orson Welles ist
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der Regisseur, es soll eine Kreuzigungsszene nachgestellt werden und die,
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rekrutieren lauter Landschauspieler und die haben halt kein Geld und der eine
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hat halt so Hunger und hat dann so einen riesen Ricotta,
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das findet der auf so einem Buffet und stopft da sich halt wie blöde rein und
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dann fängt aber der Dreh an und dann wird der halt ans Kreuz gehangen,
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Ja, und da verschluckt er sich so, weil er sich so schnell gegessen hat und
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stirbt dann tatsächlich in dem Kreuz.
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Und dann passiert auf einmal eine echte Kreuzigung.
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Und da ist halt einer der frühen Filme, wo er auch viel mit kleinen Darstellern,
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Pasolini arbeitet, also so mit diesen italienischen Landbauern und dem Proletariat,
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ja, wo er auch so eine ganz emotionale Verbindung hat, ja.
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Ja, also Pasolini geht in so eine Schicht rein, ja, und er hat auch so eine
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Abneigung gegen das Bourgeoisie, ja.
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Er hat eine absolute Abneigung gegen die Konsumgesellschaft, ja.
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Er lässt sich da überhaupt nicht einordnen, ne. Das ist ein absoluter Freigeist.
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Ich habe leider nicht die Biografie gelesen, aber es wäre total interessant,
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weil der sich da wirklich in keine Schublade ein...
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Und ich glaube, der hat sich auch nichts sagen lassen von irgendjemandem und
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hat dadurch aber auch so eine Freiheit in der Filmsprache entwickelt,
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entwickelt, wie halt nur wenige Regisseure dann halt das auch entwickeln konnten.
Micz Flor
0:30:32–0:30:36
Ja, ich denke jetzt so ein bisschen an Schlingensief Theater und da wird das
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so schön was mit Laiendarstellern, die dann eben eine eigene Kraft und eine eigene Ästhetik auch,
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auf die Leinwand oder auf die Bühne bringen, da muss ich jetzt irgendwie assoziativ
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dran denken. Ich weiß nicht, ob das...
Florian Clauß
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Naja, nee, Schlingensieb ist
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ja auch so ein, der dann gleichzeitig von so einer Religiosität erzählt,
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weil er selber ein Katholik und sehr religiös aufgewachsen ist,
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aber auch total der Heretiker ist und Atheist, ja, und Pasolini genauso.
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Also es gibt immer wieder dieses, dieser Bezug.
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Ich glaube, du bist in Italien unausweichlich mit der Geschichte der Kirche konfrontiert.
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Also in keinem anderen Land ist das ja so verflochten.
Micz Flor
0:31:20–0:31:23
Ja, das ist eben auch was, was ich meinte, halt der kulturelle Hintergrund,
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vor dem du Bilder entwirfst, dass die Bilder eine Wirkung haben,
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die man wirklich nur vor dem Hintergrund, glaube ich, gänzlich umfassen kann
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und das erleben kann und dann auch wieder jeder andere.
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Und wenn du dann das Gleiche erzeugen möchtest in einer anderen Kultur,
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von einem anderen kulturellen Hintergrund, musst du den Vordergrund anders assoziieren.
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So meinte ich dann auch über die Jahrzehnte hinaus, dass der Film jetzt in der
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Tat wahrscheinlich ganz anders war bei Bruce Laboose, aber dann eben trotzdem,
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das Erleben weiter inszeniert hat.
Florian Clauß
0:31:56–0:32:01
Also was bei Bruce Laboose sehr wichtig ist, dass er sehr politisch sein möchte.
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Er möchte, der Film fängt an, dass ein Koffer an der Themse,
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am Themseufer angeschwemmt wird.
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Und aus diesem Koffer kommt dann The Visitor, Bishop Black und der macht dann
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halt auch so eine Tanz-Performance, also wie er sich dann aus diesem Koffer
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schält, das ist schon beeindruckend.
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Und dann siehst du halt auch an anderen Orten von London, wie dann halt dieser Koffer da ist.
Micz Flor
0:32:21–0:32:24
Das wollte ich sagen, das ist auch nochmal ein großer Unterschied von dem,
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was ich gelesen habe, dass bei Bruce LaBouche The Visitor ein Phänomen ist und nicht nur eine Person.
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Also es heißt ja nicht The Visitors, also es ist kein Plural,
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dass jeder Einzelne ist ein Visitor, sondern...
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The Visitor ist eher ein Phänomen, was aber dann ganz viel gleichzeitig auftritt.
Florian Clauß
0:32:42–0:32:48
Genau. Und er will explizit da auf die Refugee-Situation hinweisen.
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Also hat er gesagt, Refugees sind Flüchtlinge, die suchen hier.
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Und es ist ihm ganz wichtig, dass die dann auch integriert werden in die bürgerliche
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Familie. Und dass die auch so ein Selbstbewusstsein bekommen.
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Also das ist ja auch das, was er dann so entwickelt. Also er will politische
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Akzente setzen. Und bei dem Original-Theorema 1968 spielt es zu der Hochzeit
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der Studentenbewegung, also wo sich dann eh die Gesellschaft so politisiert hat.
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Gleichzeitig ist es aber eher eine dystopische Sicht von, also es ist keine
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utopische Sicht, es ist eher eine dystopische Sicht.
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Und da möchte ich dir nochmal eine Passage von Pasolini aus dem Buch Theorema
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vorlesen, wo ein bisschen klarer wird, wie er diese revolutionäre Potenzial
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von den Studenten und Studentenbewegungen ansieht.
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Und er schreibt da, diese Bürgerkinder seien mäßig mürrische Demokraten,
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überzeugt, dass nur die wahre Demokratie die Falsch zerstört.
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Anarchistische blonde Jungen, die treuherzig das Dynamit mit ihrem guten Sperma
0:33:52–0:33:58
verwechseln und als Störenfriede haufenweise mit großen Gitarren durch Straßen
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ziehen, die falsch wie Kulissen sind.
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Piros der Hochschule, die das Auditorium Maximum besetzen und die Macht fordern,
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statt ein für alle Mal darauf zu verzichten.
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Revolutionäre mitsamt ihren Revolutionärinnen, die beschlossen haben,
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dass Schwarze sind wie Weiße, aber Weiße vielleicht doch nicht sind wie Schwarze.
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Sie alle, alle bereiten nichts anderes vor, als die Ankunft eines neuen Gottes
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der Ausrottung, sind in Unschuld gezeichnet mit dem Hakenkreuz.
0:34:29–0:34:33
Und werden doch die Ersten sein, die mit den echten Krankheiten und echten Lumpen
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am Leib in die Gaskammer kommen. Ist nicht das, was sie wollen?
0:34:38–0:34:44
Da sieht man schon, also ein bisschen merkt man das Salo auch dahinter,
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weil die Gefangenen sehen auch aus wie eben so Studentinnen und Studenten aus dieser Bewegung.
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Und es werden wahrscheinlich auch, wird dann referenziert, die,
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die dann eben sich auf die Barrikaden setzen und dann von den Anhängern des
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Faschismus eingenommen werden, ja.
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Und gleichzeitig ist es auch die bürgerliche Familie, weil es gibt ja auch bei
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Theorema dann eben der Sohn, der studiert, ne.
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Und da merkst du auch so ein bisschen diese Studentenkulisse dahinter.
0:35:13–0:35:14
Die Tochter ist noch eine Schülerin.
Micz Flor
0:35:15–0:35:16
Ja.
Florian Clauß
0:35:16–0:35:22
Aber da merkt man so die Richtung, in die Pasolini da einschlägt, ne.
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Und das ist halt so der Freigeld, also er hat schon so diese...
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Dieses revolutionäre Potenzial, vielleicht muss man nochmal einen Schritt so
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ein bisschen in die Biografie zurück von Pasolini, um auch zu verstehen,
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warum er da so eine gewisse Frustration aufgebaut hat.
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Aufgebaut hat, das ist so, dass er war dann während des Krieges in dieser friolischen
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Gemeinde Lehrer geworden. Und er war wohl ein sehr guter Lehrer.
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Ich glaube, er war durchweg so ein total sympathischer Typ, der dann auch eben
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in der Didaktik mit seiner Authentizität,
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mit seiner Direktheit dann auch die Kinder so begeistern konnte.
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Da wird auch so, wird dann in einem Absatz beschrieben, die Konzepte,
0:36:10–0:36:12
die er da so angewandt hat,
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also Kinder selbst zu ermutigen, Sachen zu schaffen und dann halt auch wirklich
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so zu moderieren, dass das eher so in den 70ern, also 15 Jahre später,
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20 Jahre später dann in der Pädagogik diese Konzepte Einzug gehalten haben.
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Und die hat er schon praktiziert so.
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Und er war auch offen schwul. Also er hat das dann halt auch jetzt nicht irgendwie
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versucht zu verheimlichen.
0:36:33–0:36:39
Und er wurde dann von drei Schülern angeklagt, dass das sehr übergriffig geworden
0:36:39–0:36:43
ist, was ihm aber nicht stimmte, sondern das war dann halt ein Coup gegen ihn,
0:36:43–0:36:45
um ihn da rauszuhaben aus der Schule.
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Und er wurde dann auch aus seiner aus
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der kommunistischen partei ausgeschlossen später auch gerade
0:36:52–0:36:56
deswegen also er war halt einfach nicht einordnbar und er war dann irgendwie
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ein totaler outlaw der gesellschaft und zusammen mit seiner mutter ist er dann
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also er ist in bologna geboren eher in norditalien ist dann nach rom gezogen
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das war dann so 1950 und hat dann da Da müsste man wirklich,
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glaube ich, mal seine Biografie lesen, weil mich das echt,
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also weil mich schon interessiert, wie er so als.
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In dieser Gesellschaft überlebt hat. Er hat dann halt viele,
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er hat dann so seine literarischen Ambitionen weiter ausgebildet,
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hat einen Roman geschrieben,
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hat Bücher geschrieben, hat dann auch in der Peripherie von Rom dann seine Figuren
0:37:35–0:37:37
aufgebaut, die Mama Roma hatte.
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Das ist dann ein Film von 1962, einer der ersten Filme, die er gedreht hat.
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Er hat Artikel geschrieben, hat dann auch bei Drehbüchern mitgeschrieben.
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Zum Beispiel auch von Luis Trenker und Fellini.
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Also das sind so die anderen großen Regisseure, also einmaligen Regisseure.
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Federico Fellini und Antonioni und Pasolini, das sind glaube ich so diese großen
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Regisseure, die man da der Nouvelle Vague anrechnen könnte.
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Die das Kino in den 50ern und 60ern so maßgeblich in Italien geprägt haben und
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in den 70ern. Und in dem Oeuvre, also irgendwann, kam dann Pasolini zum Filmemachen.
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Das frage ich mich auch, wie ist das dann irgendwie so, mache ich jetzt Filme?
0:38:24–0:38:28
Er hat, glaube ich, dann versucht, auch dass Fellini seine Filme mitproduziert,
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aber das hat nicht geklappt oder er wollte nicht.
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Also deswegen sage ich, man müsste nochmal die Biografie lesen und gucken, was da passiert ist.
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Er hat mit relativ wenig Budget, es kamen, glaube ich, 61 Akatone raus oder
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60 und dann 61 oder 62 der Mama Roma,
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die auch, also das ist auch wieder so archaische Filme, so authentisch archaisch
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und spielende Milieu sind es ja auch wirklich so.
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Und das ist diese Unmittelbarkeit von Aktionen, die dann halt wahrscheinlich
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in der höchsten Ausbreitung von Sexualität auf der Leinwand dargestellt wird.
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Was gibt es denn Expressiveres, als das so darzustellen?
0:39:11–0:39:16
Aber so eine Archark da reingebracht in seinen Bildern, die,
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glaube ich, kein anderer als Pasolini so entwickelt hat als Filmsprache.
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Und das merkt man seinen Film an.
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Ich habe das ja so ein bisschen versucht zu beschreiben, gerade wie er den Gast
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aufgebaut hat, diese unglaubliche Anziehungskraft,
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die jetzt, ich weiß nicht, wie du das erlebt hast bei dem Film,
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als der Gast ankommt und alle sich so, er ist so ein Magnet,
0:39:46–0:39:52
er muss nicht viel machen, er ist dann halt so ein unglaubliches Objekt der Begierde.
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Also irgendwas, es ist so ein Kraftwerk,
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wo alle drumherum so aufschmelzen und nicht anders können, als mit ihm in Verbindung einzugehen.
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Ja, wie so ein Gott eben, so ein bisschen wie bei Ilium, dass die Götter einfach
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dann machen können, sie sind da,
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und drumherum sind alle anderen wie Marionetten und sie können sich dann halt
0:40:15–0:40:20
einfach so frei durch den Äther bewegen und alles richtet sich nach denen aus.
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Und so wird der auch eingeführt und dargestellt.
Micz Flor
0:40:24–0:40:29
Ich finde es, gerade in Bezug auf Ilium, ich finde es halt schon total anders eigentlich.
0:40:29–0:40:33
Ich kann es verstehen, weil es ist was Machtvolles dabei, was Machtvolles.
0:40:33–0:40:37
Aber in Ilium, die Götter sind ja eigentlich eher welche, die sich im Kleinen
0:40:37–0:40:39
und Kleinen miteinander verzanken und ausspüren.
0:40:39–0:40:43
Die sind nicht einfach mal sich entspannen in ihrer Macht.
Florian Clauß
0:40:43–0:40:47
Ja, das stimmt. Nicht ganz der Vergleich. Aber das wollte ich sagen.
Micz Flor
0:40:47–0:40:52
Das ist genau diese Macht, die dieser Visitor bei dem Pasolini-Film mitbringt.
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Ist, dass er einfach total entspannt ist.
0:40:54–0:40:59
Und wenn er entspannt ist, alle anderen gehen ja durch absolut absurde,
0:40:59–0:41:00
komische Übersprunghandlungen.
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Das Erste, die Haushalte, wie gesagt, die um ihn rum, glaube ich,
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zusammenrechten, dann zu ihm hingeht und ihm dann so kurz an der Hose was wischt
0:41:07–0:41:10
und dann rennt sie das erste Mal rein, hat ihn aber schon berührt,
0:41:10–0:41:13
dann raus und dann nochmal rein, dann will sie sich gleich umbringen, dann kommt er rein.
0:41:14–0:41:19
Und das ist jetzt eine Assoziation, die ich hatte, die würde ich jetzt einfach
0:41:19–0:41:27
mal sagen, wenn der Visitor dann bei allen eigentlich, bevor die sich dann sexuell vereinen.
0:41:29–0:41:32
Ist da immer so ein Blick, so von, hey, es ist okay, es ist okay,
0:41:32–0:41:34
entspann dich, es ist so gut.
Florian Clauß
0:41:34–0:41:40
Das ist für die Mercury. Da habe ich nämlich das Zitat.
Micz Flor
0:41:40–0:41:41
Da hatte ich es schon mal.
Florian Clauß
0:41:41–0:41:42
Da hatte ich es schon mal erwähnt.
Micz Flor
0:41:42–0:41:46
Wo er einem das ausstrahlt, dass da jetzt so etwas absolut weirdes auf der Bühne
0:41:46–0:41:50
passiert, aber es gibt einem das Gefühl, es ist okay, mach einfach mit und dann befreit das.
0:41:50–0:41:55
Und woran ich denken musste, und ich weiß nicht, wie das zusammenhängt,
0:41:55–0:41:58
ist die Szene aus Drive, kannst du dich an den Film noch erinnern?
Florian Clauß
0:41:59–0:42:00
Ja, ja, mit Ryan Gosling.
Micz Flor
0:42:01–0:42:04
Genau, und Ryan Gosling und der Typ in der Werkstatt, die haben ja diesen Kampf.
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Und er schneidet dem ja dann die Pulsadern durch. Ja.
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Und er schneidet ihm die Pulsadern durch, dann hält er ihm die Hände fest und sagt so, es ist vorbei.
0:42:13–0:42:15
Ja. Kannst du dich an die Szene erinnern?
Florian Clauß
0:42:15–0:42:15
Nicht mehr so richtig.
Micz Flor
0:42:15–0:42:20
Es gibt diese sehr brutale Szene mit dem Schädel zertreten. Da ist so richtig brutale Zerstörung.
0:42:20–0:42:25
Und mit diesen Pulsadern, da ist nicht mal Schmerz, aber der wird jetzt verbluten. Es ist vorbei.
0:42:25–0:42:29
Und er sagt ihm das auf so eine Art, die wirklich beschwichtigend auch ist.
0:42:29–0:42:36
Und die diese ganze Dramatik und dieses Todesnahe auch irgendwie so weich macht.
0:42:36–0:42:43
Und das fand ich irgendwie von der Haltung ähnlich wie diese Sexualität oder, sag ich mal, Erotik.
0:42:43–0:42:46
Also jetzt nicht Sexualität, also reiner Körperakt.
0:42:46–0:42:53
Wie der Visitor das irgendwie diesen Raum öffnet, sagt, jetzt gib dich hin, also diese Hingabe.
0:42:53–0:42:56
Und das passt ja dann auch ein bisschen zu dem Text, den du gerade vorgelesen
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hast, wo es immer um Grenzen geht. Die Revolution, also die Antwort auf etwas,
0:43:01–0:43:04
das Umstrukturieren, das schon Bestehende. Da geht es immer um die Grenzen,
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die schon da sind, die Hierarchien, die schon da sind.
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Man muss das irgendwie umdrehen, aber es ist wie so ein Nullsummenspiel.
0:43:09–0:43:11
Es bleibt immer verkrampft und
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das zeigen alle in dem Film, die dann irgendwie von ihm angezogen sind.
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Und in dem Moment, wenn sie sich da einmal loslassen und sich da hingeben,
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danach hat sich deren Leben irgendwie verändert.
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Das ganze Zusammenleben ist nicht mehr möglich. Es ist irgendwie absurd,
0:43:27–0:43:29
dass dann alle individuell miteinander,
0:43:30–0:43:34
also in sich wachsen, also alle verändern sich innerlich, aber in der Kommunikation
0:43:34–0:43:38
mit anderen, in der Verbindung mit anderen sind sie abgeschnitten,
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ganz komisch. Das habe ich nicht so richtig verstanden.
Florian Clauß
0:43:40–0:43:46
Das stimmt. Also ich möchte nochmal, was du gesagt hast, richtig,
0:43:46–0:43:50
also diese Götter bei Elium, die sind ja in ihren Kriegen dann mit drin,
0:43:50–0:43:54
aber diese Widerstandslosigkeit, ich glaube, das ist, was dieses Feld erzeugt.
0:43:55–0:44:00
Widerstandslosigkeit ist erstmal, wenn du quasi in so Machtgefälle als derjenige,
0:44:00–0:44:05
der diese Macht inne hat, als so ein Feld, dann schmilzt halt alles in diesem
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Feld dahin und das ist erstmal so durchwartbar, ohne dass man dann großen Widerstand spürt.
0:44:10–0:44:13
Und das finde ich so ganz schön inszeniert bei Theorema.
0:44:13–0:44:18
Dieses dahin und ja, wie du sagst, alles ist okay, wir können es machen und
0:44:18–0:44:19
hier habe ich nochmal ein Zitat.
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Aus einer Kritik, die ein Satz, wo ich glaube ich nochmal,
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dass die Verbindung ganz gut hergestellt wird, nämlich das Sexuelle als gesellschaftliche
0:44:30–0:44:36
Triebfeder lässt eben keine Theoreme im Sinne von Normen, Regeln und Konventionen zu.
0:44:37–0:44:39
Trotz aller Jahrhunderte alten Doppelmoral.
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Also dieses Sexuelle, was in dem Moment der Sexualität passiert,
0:44:45–0:44:47
ist halt jenseits von einem.
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Das ist halt so dieses total Erfüllende, was nicht mehr irgendwie gedeckelt
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werden kann oder irgendwie ausge... Und das ist, glaube ich,
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der Zugang, den sie auch nur so erfahren.
0:44:57–0:45:05
Diese unglaubliche Selbstzerrüttung, dieses Geständnis und dann Transformation, die dann passiert.
0:45:05–0:45:10
Das kann nur durch eine sexuelle Handlung von ihm ausgelöst werden,
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weil damit fliegt das ganze Konstrukt auseinander.
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Und das ist ja das, was er auch inszenieren wollte, die bourgeoise Familie als
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eine Familie, die in bestimmten Riten und Strukturen lebt, die aber total hohl sind.
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Einfach nur Fassade, alles ist da relative Fassade. Also auch wie der Gast sich
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dann bewegt, ist ja auch nicht weiter irgendwie erklärt.
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Der hat einen relativ freien Zugang.
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Es ist dann irgendwie egal, wenn Vater und Tochter draußen sitzen,
0:45:44–0:45:46
dann flirtet der mit beiden so.
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Also es wird auch diese Aufbegehren sagen, das geht nicht.
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Keiner macht das in seiner Anwesenheit. Und keiner verteidigt dann noch das
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bourgeoise Regelwerk, sondern das fliegt einfach so, es faltet sich so zusammen.
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Und das ist, glaube ich, ganz interessant, was am Anfang des Filmes passiert.
0:46:08–0:46:10
Ich weiß nicht, ob du das so mitbekommen hast, dieser Patriarch.
Micz Flor
0:46:11–0:46:12
Das Interview, wo die Interviewszene...
Florian Clauß
0:46:12–0:46:16
Genau, die Interviewszene. Und du hast den aber original geguckt,
0:46:16–0:46:18
oder hast du dann doch dir die...
Micz Flor
0:46:18–0:46:23
Ich habe die Untertitel runtergeladen, wollte überlegen, mir die noch als Text
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durchzulesen oder zu überfliegen, weil so viel Text ist ja da gar nicht in der
0:46:26–0:46:30
Summe. Das habe ich dann aber nicht mehr gemacht, beziehungsweise nicht mehr
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gemacht, war jetzt ein bisschen Selbstdefamierung.
0:46:32–0:46:34
Ich habe es nicht mehr geschafft zeitlich.
Florian Clauß
0:46:34–0:46:40
Nee, alles gut. Also das, was da passiert ist, dass der Patriarch des Hauses,
0:46:40–0:46:49
der Fabrikbesitzer, der heißt Paolo, der schenkt den Arbeitern seine Fabrik.
0:46:49–0:46:57
Also er heißt, das, was dann halt auch eben den Kapitalismus so ausmacht, die Produktionsmittel,
0:46:59–0:47:05
Aber dann zurückgegeben. Das heißt, er nimmt damit auch die ganze revolutionäre
0:47:05–0:47:07
Kraft des Arbeitertums.
0:47:07–0:47:11
Das heißt, das nimmt ihn weg. Und das ist so der Einstieg in den Film,
0:47:11–0:47:15
wo man natürlich sich fragen kann, nur weil er eben diesen Schritt gegangen
0:47:15–0:47:20
ist und dann halt so sein Mittel des Kapitalereigners dann aufgegeben hat,
0:47:21–0:47:24
dass dann erst überhaupt der Gast ankommen kann.
0:47:24–0:47:32
Das ist erst so der spirituelle Teppich gelegt ist, damit der Gast überhaupt empfangen werden kann.
Micz Flor
0:47:33–0:47:37
In einer Villa, die auf generationsübergreifenden Wohlstand hindeutet.
0:47:40–0:47:42
Er gibt ja nicht alles weg.
Florian Clauß
0:47:43–0:47:49
Ja, natürlich. Das heißt, er gibt nicht alles auf, sondern es ist halt eine Geste.
0:47:49–0:47:53
Aber die erstmal diese ganze, ich glaube, es ist auch wieder so ein zeitgenössischer Kommentar.
0:47:54–0:47:59
Dass eben diese revolutionären Ambitionen der 68er dann halt irgendwie für den Arsch sind.
0:48:00–0:48:06
Ja, das ist halt so, ja, okay, dann verpufft es halt einfach in dieser Geste.
0:48:06–0:48:08
Und das finde ich halt auch irgendwie auch so einen guten Einstieg.
0:48:08–0:48:13
Und die großbürgerliche Familie wird gesprengt durch seine Präsenz, ja.
0:48:13–0:48:19
Und nach und nach erliegen eben alle Familienmitglieder seiner sinnlichen Faszination.
0:48:19–0:48:24
Als erstes hast du schon beschrieben, Emilia, das Hausmädchen,
0:48:24–0:48:30
dann der Sohn Pietro und schließlich die Frau des Hauses, Lucia.
0:48:31–0:48:36
Und am Ende Paolo, der Patriarch. Und dann, so wie der Gast beim Essen,
0:48:37–0:48:38
also das ist halt auch wieder so,
0:48:38–0:48:44
die höchst rituellen Formen des sozialen Zusammenlegens, das ist immer der Tisch,
0:48:44–0:48:47
der Essenstisch, da kommt am Anfang, kommt dann eben,
0:48:48–0:48:56
die Einladung, ein Gast kommt vorbei, das ist ein Telegramm und genau in der Hälfte des Filmes,
0:48:56–0:49:00
das ist wirklich, ich hab nochmal auf die Minuten geguckt, Genau in der Hälfte
0:49:00–0:49:06
des Filmes bekommt dann eben der Gast das Telegramm, das er abreisen muss.
Micz Flor
0:49:06–0:49:08
Morgen, ich muss gehen. Morgen.
Florian Clauß
0:49:09–0:49:15
Das heißt, diese Erfüllung, die er in allen Familienmitgliedern ausgelöst hat,
0:49:17–0:49:23
die verpufft da auch in dem Moment, wo er diese Information bekommt und hinterlässt
0:49:23–0:49:28
halt so eine Leere, wo dann auch erstmal alle dann gestehen,
0:49:28–0:49:29
das ist die Phase des Geständnisses,
0:49:30–0:49:32
dass jetzt was passiert ist.
0:49:32–0:49:37
Und das durch ihn, oder es ist jetzt nicht nur verbal, sondern auch nonverbal.
0:49:38–0:49:41
Also du siehst die Tochter zum Beispiel, wie sie dann eben diese Bilder,
0:49:41–0:49:45
die sie von ihm gemacht hat, im Garten.
Micz Flor
0:49:46–0:49:50
Sie vermisst ja auch den Garten, aber sie versucht irgendwie mit dem Maßstab
0:49:50–0:49:53
auch fast nochmal berechnend zu verstehen, was da passiert ist.
0:49:53–0:49:58
Das ist dann diese Geometrie der Liebe sozusagen aus exerziert.
Florian Clauß
0:49:58–0:50:03
Die versucht dann irgendwie, also die holt einen Zollstock und misst dann im
0:50:03–0:50:06
Garten die Abstände der Liegestühle, wo er zuletzt gesessen hat.
0:50:06–0:50:12
Und nach diesem Geständnis, das dann auch jedes Familienmitglied für sich individuell
0:50:12–0:50:16
dann verfasst, gibt es diese Transformation.
0:50:16–0:50:21
Die Transformation der Figur, die dann aber in einem Zustand der...
0:50:22–0:50:27
Das nicht mehr sozial oder diskonform gilt.
0:50:27–0:50:31
Das heißt, die Tochter fällt in eine Stache.
0:50:31–0:50:35
Da hast du auch noch mal dieses Bild Fotografie. Sie wird selber zu einem Foto.
0:50:35–0:50:41
Sie fällt in einer Depression, hat die eine Hand immer zusammengedrückt zur
0:50:41–0:50:46
Faust und wird dann letztendlich abgeholt und in die Psychiatrie verlagert.
Micz Flor
0:50:46–0:50:48
Aber es ist keine Faust zum Schlagen. Es ist eher so eine Faust,
0:50:49–0:50:50
als ob sie was umklammert.
Florian Clauß
0:50:50–0:50:54
Ja, genau so. Also als ob wir was festhalten. Das stimmt. Also eine unglaubliche
0:50:54–0:50:56
Verkrampfung. Sie ist nicht mehr ansprechbar.
0:50:56–0:51:01
Sie verweigert das Essen. Sie wird dann abgeholt. Das ist ihre Transformation.
0:51:03–0:51:06
Diese Verführungsszene von der Lucia, der Frau des Hauses.
0:51:07–0:51:11
Auch von der Ästhetik ist dieser Film ja so großartig.
0:51:11–0:51:15
Also sie mit ihren unglaublich ausschweifenden Lidschatten gemalt,
0:51:15–0:51:18
die auch nie verwischen. Ja, auch wenn sie gerade aus dem Bett steigt,
0:51:18–0:51:21
hat sie diese Lidschatten immer wie so eine Maske.
0:51:21–0:51:29
Auch so eine ganz, ja, man hat am Anfang das Gefühl, dass sie so die ordnungsliebende Hausfrau ist.
0:51:30–0:51:35
Aber nach der Begegnung mit ihm, wo sie auch komplett auszieht und er auch im
0:51:35–0:51:41
Garten mit dem Hund spielt, ja, nur mit Unterhose angekleidet und dann gibt sie sich halt eben hin.
0:51:41–0:51:47
Und mit dem Punkt der Hingabe, also was sie dann nach ihrer Transformation,
0:51:48–0:51:56
sie wird dann immer irgendwelche Liebesverhältnisse mit fremden Männern eingeben.
Micz Flor
0:51:56–0:51:57
Jungen fremden Männern.
Florian Clauß
0:51:57–0:52:02
Jungs, genau. Sie sucht dann irgendwo auf der Straße, zwinkert einen zu und
0:52:02–0:52:04
die gehen dann in irgend so ein abgelegenes Haus.
0:52:04–0:52:10
Also es wird sehr ausufernd, es wird das sehr, sehr dargestellt.
0:52:12–0:52:19
Odetta war übrigens die Tochter. Der Sohn Pietro hat mir auch schon angedeutet,
0:52:19–0:52:22
der ist Student und er sucht dann seine Erfüllung in der Kunst,
0:52:22–0:52:24
die er aber auch nicht so richtig findet.
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Er fängt dann an, so wie Pollock, blind rumzuspritzen, auf seine Bilder zu pissen
0:52:28–0:52:36
und dann irgendwelche Strukturen auf Plexiglas durchsichtig zu malen,
0:52:36–0:52:38
die dann über mehrere Schichten übereinander zu legen.
0:52:38–0:52:40
Aber er geht in so eine Sinnkrise rein.
0:52:41–0:52:46
Und das ist so, was ihn auch da so ein bisschen zerrüttet zurücklässt.
Micz Flor
0:52:47–0:52:50
Und der Patriarch, also der Paum.
Florian Clauß
0:52:50–0:52:53
Da gibt es diese Verführungsszene am Ufer.
0:52:53–0:52:57
Ich glaube, das ist schon auch der, spielt der in Rom?
0:52:58–0:53:01
Nee, der spielt, glaube ich, gar nicht in Rom. Der spielt in Mailand,
0:53:01–0:53:04
der Film. Also es muss irgendein männländischer Fluss sein.
0:53:05–0:53:14
Da beginnt ja am Ufer dann auch eben diese sinnliche Hingabe mit dem Gast.
0:53:16–0:53:20
Und was interessant ist, es gibt dann immer so Schwarz-Weiß-Szenen,
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die dann zwischengeschnitten sind.
0:53:22–0:53:26
Der Film ist Farbe, aber die ersten Szenen in der Fabrik ist Schwarz-Weiß.
0:53:26–0:53:31
Kriegt dann so fast einen dokumentarischen Wert noch durch diese Schwarz-Weiß-Memorei.
0:53:32–0:53:37
Und was aber auch während der Gast schon da ist, immer wieder als Motiv dazu
0:53:37–0:53:45
kommt, ist die Wüste, eine Darstellung von der Wüstenlandschaft.
0:53:45–0:53:52
Und Paolo am Ende seiner Transformation sieht so aus, dass er an einem Bahnhof,
0:53:52–0:53:54
wahrscheinlich in Mailand,
0:53:54–0:54:00
dann fängt er sich an auszuziehen und einfach nackt dazustehen und schnitt und
0:54:00–0:54:03
du siehst ihn nackt durch die Wüste rennen,
0:54:03–0:54:10
also wie so ein Eremit und dann kommt auch so ein archaischer Schrei und damit ist der Film zu Ende.
0:54:11–0:54:16
Also es ist so, die Familie ist eben zerrüttet, zersplittert, aufgelöst.
Micz Flor
0:54:16–0:54:19
Ein archaischer Schrei, aber es kommt auch dieser Wind von vorne.
0:54:19–0:54:23
Also er läuft auch irgendwie so, er läuft auf etwas zu, so leicht bergauf in
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so eine Düne oder so hinein.
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Also ich habe schon das Gefühl, dass es nicht nur ein archaischer Schrei ist,
0:54:30–0:54:33
sondern er wird von etwas angezogen. Oder er weiß genau, wo er hinläuft.
0:54:33–0:54:37
Das vermittelt, finde ich, zumindest seine Körpersprache, dass für ihn jetzt
0:54:37–0:54:39
alles klar ist und er weiß, was sein Weg ist.
Florian Clauß
0:54:39–0:54:48
Ja, ich weiß nicht, aber es ist für mich auch so ein gewisses Bild der Hilflosigkeit.
0:54:48–0:54:55
Also die Wüste als Motiv hat ja auch eine gewisse Tradition bei dem,
0:54:57–0:55:02
Bei den italienischen Regisseuren. Also ganz, ganz, ganz spontan,
0:55:02–0:55:07
eben Zabriski Point von Antonioni ist ja auch in Death Valley das Ende.
0:55:07–0:55:09
Ich weiß nicht, ob du das noch im Kopf hast.
0:55:10–0:55:17
Großartig, ja. Da fängt in der Wüste auch, fängt dann alles an so so eine Explosion.
0:55:17–0:55:22
Und du siehst dann halt so die lauter Konsumgüter, wie die dann so in Zeitlupe
0:55:22–0:55:24
brennen, dann durch die Wüste fliehen.
Micz Flor
0:55:24–0:55:26
Ach doch, genau. Auch hier die Villa und alles.
Florian Clauß
0:55:26–0:55:30
Ich weiß nicht, ob eine Villa, aber ich habe immer noch so Bücher oder Puppen
0:55:30–0:55:33
oder irgendwas, also alles, was so Konsum repräsentiert.
0:55:33–0:55:37
Und das ist, glaube ich, so ein bisschen die Wüste oder Dali,
0:55:37–0:55:42
Buñuel, auch immer wieder die Surrealisten, die die Wüste als einen Projektionsraum
0:55:42–0:55:45
für das Void, für das Nichts, nehmen.
0:55:45–0:55:48
Und das ist auch in der philosophischen Betrachtung
0:55:48–0:55:51
die Wüste ist quasi die ist kein Raum
0:55:51–0:55:54
mehr der irgendwie mit der Natur verbunden ist
0:55:54–0:55:57
sondern das ist einfach ein Leerraum das ist einfach
0:55:57–0:56:01
ein Leerraum wo Projektionsfläche ist und wo nichts mehr ist und deswegen auch
0:56:01–0:56:09
immer dieses Suchen nach nichts ist dann immer so bei Eremiten die Wüste die
0:56:09–0:56:14
Wüste spielt dann auch das muss man auch nochmal sagen in der Filmgeschichte
0:56:14–0:56:15
in dem Filmschaffen von Pasolini.
0:56:16–0:56:19
Er hat das Matthäus-Evangelium verfilmt.
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Und es ist einer der 45 Filme, die vom Vatikan als eine repräsentative Darstellung
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der Bibel ins Archiv aufgenommen wurden.
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Während Theorema anfangs von einem katholischen Filmdienst eben auch als besonders
0:56:37–0:56:41
sehenswert ausgelobt wurde, hat dann der Papst persönlich gesagt,
0:56:41–0:56:43
nee, nehmt den weg, der darf nicht.
0:56:44–0:56:49
Also das heißt, diese Ambivalenz von dem Schaffen von Pasolini ist auch total
0:56:49–0:56:52
schwankend und auch in der Rezeption, in der Küche. Siehst du ja auch selber.
0:56:54–0:56:58
Die interessanteste Transformation in dem Film, würde ich fest sagen,
0:56:58–0:57:04
die auch jenseits von irgendwelchen realen Darstellungen ist,
0:57:04–0:57:06
ist dann die Hausfrau Emilia.
0:57:06–0:57:10
Die erst mal so dann auch ihn nicht gehen lassen will, dann zusammen mit ihm
0:57:10–0:57:16
den Koffer, den Gast, wenn er abgeholt wird vom Taxi, schleppt sie dann so den Koffer mit.
0:57:16–0:57:19
Und sie geht dann zurück, und das ist glaube ich auch nochmal so,
0:57:19–0:57:21
sie geht dann zurück in das Dorf,
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wo sie geboren wurde und bleibt auch draußen,
0:57:25–0:57:33
und setzt sich auf eine Bank und wird von allen anderen Dorfbewohnern so immer
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beobachtet, aber auch als eine Art Heilige wahrgenommen.
0:57:37–0:57:40
Wir fangen dann an, Brennnesseln nur noch zu essen.
0:57:41–0:57:43
Und schafft dann Wunder. Also sie bringen dann halt so ein Kind,
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das Kind hat lauter irgendwie so einen Ausschlag und dann gibt es irgendwie
0:57:48–0:57:51
Schnitt, Gegenschnitt, Schnitt, Gegenschnitt und immer weniger Ausschlag.
0:57:51–0:57:53
Du siehst sie dann halt als Bild und dann siehst du den Jungen,
0:57:53–0:57:58
wie er immer weniger Pickel oder Ausschlag hat und dann ist es so ein heilendes Kind.
0:57:58–0:58:02
Das ist halt ja auch der Brusler-Brus in einer Szene mit so einem Kind,
0:58:02–0:58:07
was im Rollstuhl sitzt und was sich dann halt auch dann so auf diese Hausangestellte,
0:58:07–0:58:13
die dann schwebt, ja, in dem Original, Das sehen wir dann halt in einem anderen Film von Pasolini.
0:58:13–0:58:16
Es ist auch so, dass sie dann irgendwie morgens stehen, die Dorfbewohner auf,
0:58:16–0:58:21
und dann schwebt die Auslandgestellte über ein Dach, über ein Haus.
0:58:21–0:58:26
Und am Ende, und das ist, glaube ich, so die mehrtürerischste Rolle,
0:58:26–0:58:31
die Frage ist, was geben denn die einen Personen dann der Gesellschaft wieder zurück?
0:58:31–0:58:36
Ja, dann macht keiner was. Also der eine ist weg, die andere vergnügt sich,
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und die dritte ist eben in der Anstalt.
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Und der Sohn, also die bewegen sich ja außerhalb von gesellschaftlichem Raum,
0:58:44–0:58:45
wo dann wieder irgendwie was...
0:58:45–0:58:54
Und sie als Heilige wird dann lebendig begraben und während sie begraben wird.
0:58:55–0:58:58
Entspringt aus ihren Augen, weil sie weint, ein Fluss.
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Also sie bringt quasi der Stadt den Fluss.
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So, das ist so ihre Position. Und das ist auch wieder so diese Besetzung des
0:59:05–0:59:11
Subproletariats, also des Periferen mit einer Heiligkeit,
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die dann in dem Film wieder so, diese Anerkennung von Pasolini,
0:59:16–0:59:19
die sich da in dem Film auch wiederfindet, in dem Spiel.
0:59:19–0:59:22
Und das finde ich auch ein tolles Bild, einfach wirklich großartig.
Micz Flor
0:59:25–0:59:32
Ja, und diese andere alte Frau, die auch so Wortcharakter, die sie dann ja zubuddelt.
Florian Clauß
0:59:32–0:59:32
Genau.
Micz Flor
0:59:33–0:59:35
Ja, das ist auch so eine komische Allianz zwischen den beiden.
Florian Clauß
0:59:35–0:59:39
Ja, das ist wieder das Modellhaft. Das wird durchgespielt.
0:59:39–0:59:44
Es wird dann vielleicht in Frage gestellt, aber es ist klar, wir machen das jetzt so.
0:59:44–0:59:49
Das ist halt so dieses absolute Straight, was sich einfach von A nach B bewegt,
0:59:49–0:59:51
ohne abgelenkt zu werden, weil das ist so.
0:59:52–0:59:57
Und das finde ich halt diese starke Kraft. Es ist kein Zweifeln in der Sprache
0:59:57–1:00:01
oder in der Handlung, sondern es ist einfach so ein Durchgehen.
1:00:02–1:00:09
Und damit auch, ich will nicht sagen, was parabelhaft ist, aber da kommen wir zu dem Titel Theorema.
1:00:12–1:00:16
Theorem, da gibt es ja verschiedene Bedeutungen von Theorem.
1:00:17–1:00:23
Man kennt es aus der Mathematik, dass du einfach eine klar gesetzte Annahme
1:00:23–1:00:26
schaffst und auf der du was aufbaust an Beweisen.
1:00:27–1:00:34
In der Philosophie kann der Begriff allgemein für eine begründete Meinung oder
1:00:34–1:00:38
Hypothese stehen, die durch Überlegungen und Untersuchungen bestätigt wird.
1:00:39–1:00:46
Und im allgemeinen Gebrauch ist es eher so, dass der Begriff Theorema als Synonym
1:00:46–1:00:51
für eine gründlich durchdachte Meinung, Ansicht oder Erklärung verwendet wird.
1:00:51–1:00:58
Also das ist ein Theorem. Und was würdest du sagen, ist das Theorem oder das
1:00:58–1:01:00
Theorema in diesem Film?
Micz Flor
1:01:01–1:01:04
Also es ist, ich habe jetzt deine Frage nicht ganz verstanden,
1:01:04–1:01:05
weil wir gerade von rechts...
Florian Clauß
1:01:06–1:01:07
Also ich wiederhole sie nochmal.
Micz Flor
1:01:07–1:01:11
Ich wollte nur ganz kurz noch sagen, dass ich allerdings den Begriff des Theorems,
1:01:12–1:01:16
so allgemein ganz selten höre, so an Bushaltestellen oder sowas.
1:01:17–1:01:21
Dem Theorem nach ist dieser Bus jetzt sieben Minuten zu spät oder so.
1:01:21–1:01:24
Ich finde das schon ein sehr spezieller Begriff, wenn man sagt,
1:01:24–1:01:27
das ist ein allgemeiner Begriff.
1:01:28–1:01:30
Okay, aber frag noch mal.
Florian Clauß
1:01:31–1:01:35
Also du willst nur, dass ich jetzt gerade verwendet habe im allgemeinen Sprachgebrauch.
1:01:35–1:01:39
Also zweifelst, dass der im allgemeinen Sprachgebrauch angewendet wird.
1:01:39–1:01:43
Naja, gut, vielleicht kann man das jetzt im intellektuellen allgemeinen Sprachgebrauch.
1:01:43–1:01:48
Es ging ja erstmal darum, dass das Theorem aus der Mathematik da als gesetzter Begriff kommt.
1:01:48–1:01:52
In der Philosophie und das allgemeine Sprachgebrauch ist nicht vielleicht die
1:01:52–1:01:56
Bushaltestelle, sondern das ist eher so, wenn du dann deine Hausarbeit schreibst
1:01:56–1:01:57
und da Theorem verwendest.
1:01:57–1:02:00
Also so muss man das, glaube ich, kontextualisieren. Meine Frage war,
1:02:00–1:02:06
was meinst du, ist das Theorem oder Theorema in dem Film?
Micz Flor
1:02:07–1:02:11
Also was die Sätze sind sozusagen, die...
1:02:13–1:02:18
Was da gebaut wird, also die Hypothese, wenn ich bei dem Philosophen bleibe,
1:02:18–1:02:21
die plausible, begründete Hypothese.
1:02:25–1:02:30
Also ich sehe das als, was ich ja vorhin schon ein bisschen auch angedeutet
1:02:30–1:02:34
habe, die werden alle dann sehr individualisiert, also erreichen eine Form der
1:02:34–1:02:37
Autonomie, die sie aber gleichzeitig auch sehr einsam erscheinen lassen,
1:02:37–1:02:41
nachdem sie diese Erfahrung mit dem Besucher hatten.
1:02:41–1:02:51
Und vorher waren sie in diesem kleinen Universum der reichbürgerlichen Familie eingefangen.
1:02:51–1:02:53
Also entschuldige mich, ich fasse das jetzt nochmal zusammen.
1:02:53–1:02:56
Aber das ist ja quasi im Theorie Herleitung sehr notwendig.
1:02:56–1:03:00
Und wie du schon gesagt hast, gab es mitten im Film diesen Bruch.
1:03:00–1:03:04
Ich bin da, jetzt bin ich weg. Und danach gab es diese Offenbarung.
1:03:04–1:03:09
Also kurz bevor der gegangen ist, gab es irgendwie eine qualitative Verbesserung
1:03:09–1:03:15
dieses reichbürgerlichen Familienkonzepts oder als kleinen Sandkasten eines
1:03:15–1:03:16
Gesellschaftskonzepts,
1:03:16–1:03:20
in dem Sexualität gelebt wurde, aber verschwiegen wurde.
1:03:20–1:03:23
Und da war irgendwie alles so befriedet. Aber in dem Moment,
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wenn dann der Mensch geht, so wie du es auch beschrieben hast,
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gibt es diese Offenbarung oder diese Öffnung oder diese Wahrheit.
1:03:33–1:03:40
Also man zeigt sich dann auch damit und da zerfällt dann alles.
1:03:40–1:03:45
Und insofern hat es für mich schon was mit einem gesellschaftlichen Verstrickung
1:03:45–1:03:48
und Interdependenzen zu tun.
1:03:48–1:03:54
Und für mich ist es irgendwie nicht so klar, da habe ich keine richtige Theorie,
1:03:54–1:03:56
Theorem, Theo, Tralala dazu.
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Also für mich ist der Besucher...
1:04:05–1:04:08
Ist eine Hingabe, ja, da entsteht eine Hingabe.
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Und es ist eine Form, glaube ich, der Selbsterkenntnis, also eine Form,
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nach innen sich auch hinzugeben. Nicht nur eben nach außen, dem anderen gegenüber.
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Ich habe schon gesagt, ich habe die Sachen jetzt nicht durchweg in Suchverlauf geguckt.
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Aber dieser Benny-Hill-Moment, der ja scheinbar in dem Neuen eingebaut ist,
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den Benny-Hill-Moment hatte ich bei manchen Szenen schon.
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Zum Beispiel die Szene, wo die Frau des Hauses, nenne ich es jetzt mal, die Hosen findet.
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Der spielt mit dem Hund, sie zieht sich da nach und nach aus.
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Das habe ich im Suchvorlauf so geguckt. Das ist ja auch einfach ein langer Zeitraum,
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in dem das alles passiert.
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Und da war das wirklich interessant, so zusammengestampft zu sehen.
1:04:43–1:04:47
Wie die, es fühlte sich alles an wie Übersprungshand. Jetzt gehe ich ziemlich
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aus, dann schmeiße ich das runter, jetzt lege ich mich hin. Jetzt stehe ich
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auf, jetzt kommt er. Oh, jetzt hat der Hund, der Hund ist hier.
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Also die war die ganze Zeit in so einer, in dem Suchvorlauf in so einer inneren
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Panik, bis er dann irgendwie gesagt, hey, ist das gut?
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Komm, alles gut, ja. Und danach entsteht dann eben so eine Entdeckung nach innen.
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Aber diese Entdeckung nach Indien muss halt dann geheim gehalten werden,
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weil sonst führt es dazu, dass sie scheinbar komplett individualisiert werden.
1:05:10–1:05:14
Und gleichzeitig aber auch dieses Geheimnis, man hat nicht das Gefühl,
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dass es nachhaltig gelebt werden könnte.
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Dass der geht, ist auch stimmig, weil man muss noch einen Schritt weiter gehen.
1:05:21–1:05:25
Also da vorher mein Theorem, ich kann es nicht genau fassen,
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wie Körper und Sexualität da oder Erotik auch zusammengehen,
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aber dass die Gesellschaft in so einem Pendel steckt zwischen selbst,
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ich benutze jetzt bewusst falsch den Begriff Kastration, also man muss sich
1:05:45–1:05:49
irgendwie immer in Anteilen zurückhalten, kann sich nicht ganz ausleben,
1:05:49–1:05:53
das ist notwendig in der Gesellschaft in einem Gefüge, damit das funktionieren kann.
1:05:53–1:05:57
Und wenn man entscheidet, sich ganz auszuleben, führt das auch dazu,
1:05:57–1:06:02
dass man so weit individualisiert oder Individuation durchläuft,
1:06:02–1:06:07
dass man auch zwar autonom,
1:06:07–1:06:09
aber auch alleine ist, vielleicht sogar einsam ist.
Florian Clauß
1:06:10–1:06:14
Und was wäre jetzt dann eben die begründete Annahme?
Micz Flor
1:06:14–1:06:20
Die begründete Annahme wäre, dass die Gesellschaft, der Film würde zeigen,
1:06:20–1:06:22
dass die Gesellschaft versucht,
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diesen Balance herzustellen zwischen dem Ausleben eigener, oft eigener Wünsche,
1:06:30–1:06:36
die aber im größeren gesellschaftlichen Kontext alle auch geheim gehalten werden müssen.
Florian Clauß
1:06:36–1:06:40
Okay, könnte man so in dieser Form...
1:06:42–1:06:43
Explizieren, aber...
Micz Flor
1:06:43–1:06:45
Ich finde es jetzt auch nicht wirklich schlüssig.
Florian Clauß
1:06:45–1:06:50
Dass man mich so fragt. Ich glaube, das ist jetzt so, wenn man dann wirklich
1:06:50–1:06:55
den allgemeinen Sprachgebrauch nimmt von begründeter Annahme, also was Gesetztes, ja.
1:06:55–1:06:58
Das Gesetzte. Das Gesetzte ist ja das Bourgeoisie.
1:06:59–1:07:04
Das Bourgeoisie ist eigentlich das Theorema. Und das ist keine Begründung.
1:07:04–1:07:08
Das ist kein Fundament, was dieses Gesetzte irgendwie liefert.
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Das ist ja diese Zersetzung, die passiert. Und Theorema ist eigentlich diese
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bourgeoise Fassade, die zusammenbricht.
1:07:16–1:07:18
Und das ist das Theorem in dem Film.
1:07:19–1:07:23
So würde ich es zumindest interpretieren, beziehungsweise habe ich gelesen.
1:07:25–1:07:30
Und deswegen ist wieder dieser Titel Theorema, Geometrie der Liebe also das
1:07:30–1:07:35
Theorem ist halt auch durch Mathematik und so weiter, aber das Geometrische,
1:07:35–1:07:39
das Gesetzte das Aufgebaute, die Fassade das Herrschaftshaus,
1:07:39–1:07:43
was da gezeigt wird, ist ja eine unglaubliche Architektur,
1:07:45–1:07:51
das die Liebe ist ja genau der Akt der Liebe beziehungsweise der Sexualität
1:07:51–1:07:55
ist ja das was überhaupt nicht mehr das Theorem ist, sondern das ist ja quasi
1:07:55–1:07:59
diese Infragestellung, das Zusammenbrechen des Theorems.
Micz Flor
1:08:00–1:08:04
Jein, weil ich glaube natürlich ist der Akt auch notwendig, um überhaupt diese
1:08:04–1:08:08
transgenerationale Weitergabe am Laufen zu halten.
1:08:08–1:08:12
Also du brauchst ja Kinder, die dann wiederum Eltern und Großeltern werden,
1:08:12–1:08:14
damit das immer so weiterläuft.
Florian Clauß
1:08:14–1:08:21
Ja, aber das Theorem ist ja nicht die Geometrie der Liebe, sondern die Annahme
1:08:21–1:08:28
im Film ist ja, genau durch diesen subversiven Akt wird das Theorem ja zerstückelt.
1:08:29–1:08:35
Das ist ja so der Punkt. Natürlich im weiteren Bedeutungsbogen ist diese transgenerationale
1:08:35–1:08:38
Weitergabe und die Fortpflanzung und die Sexualität und so weiter.
1:08:39–1:08:41
Ja, das ist natürlich in einem anderen Kontext.
1:08:41–1:08:45
Damit die Kindererbe reich, Kinderbereich.
1:08:47–1:08:51
Das heißt, wir müssen natürlich das Bourgeoisie fortpflanzen,
1:08:51–1:08:54
damit es weiter bestehen bleibt. So, das ist ja das.
1:08:55–1:09:01
Ich glaube, es ist einfach auch offen, wie das interpretiert werden kann.
1:09:01–1:09:04
Aber es ist immer wieder so der deutsche Titel, der dann so ein bisschen daneben
1:09:04–1:09:06
liegt, meiner Ansicht nach.
Micz Flor
1:09:07–1:09:09
Ich fand es auch lustig, Geometrie der Liebe. Also ich fand,
1:09:09–1:09:12
da musste ich halt eben dann lachen, als sie einen Zollstock rausgeholt hat,
1:09:12–1:09:17
der natürlich dann immer auch so auf das fallische Hinweis, wenn man ihn so aufklappt.
1:09:17–1:09:24
Und sie vermisst ihn dann in der Landkarte und gleichzeitig vermisst sie auch irgendwie das... Ja.
Florian Clauß
1:09:28–1:09:35
Ja, wir sind jetzt hier am Berlin-Pavillon, dem berühmten Burger King.
1:09:35–1:09:40
Immer wenn man hier mit dem Fahrrad langfährt, kriegt man dann irgendwann so
1:09:40–1:09:45
einen ekeligen Fleischgeruch in die Nase, der nur so von so Fastfood-Ketten
1:09:45–1:09:47
fabriziert werden kann. Kennst du das?
Micz Flor
1:09:48–1:09:53
Nee, aber das kann ich mir gut vorstellen. Das passt jetzt irgendwie auch so zu diesem Film.
Florian Clauß
1:09:53–1:09:57
Ja, also ich glaube, das, was wir nochmal so akzentuieren können,
1:09:57–1:10:01
ist, dass Pasolini eben ein großer Gegner der Konsumgesellschaft war.
1:10:01–1:10:05
Also ich glaube, das ist halt auch das, was dann halt so das, ne, es gibt kein Leben.
Micz Flor
1:10:05–1:10:08
Das fand ich auch in der Bildsprache, das war was, was mich so begeistert hat,
1:10:08–1:10:14
war eben dieses Stadtbild, was er auch da gemalt hat in den 60er Jahren,
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wo diese Bahnhöfe, es ist alles so leer, ja, auch als in Deutschland.
1:10:17–1:10:20
Es ist so leer und es ist so beruhigend für die Seele, finde ich.
1:10:20–1:10:22
Also diese Abwesenheit von Menschen meine ich jetzt nicht so,
1:10:22–1:10:25
oh Gott sei Dank ist da niemand. man, aber es war einfach so wenig,
1:10:25–1:10:29
auch die Szene am Bahnhof zum Schluss, wo der sich dann auszieht und wenn er
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weggeht, das ist einfach, man möchte an diesem Bahnhof sein,
1:10:31–1:10:34
weil man denkt, so, so, so wäre es schön.
1:10:35–1:10:39
Und demgegenüber man natürlich auch in seiner eigenen Lebenszeit mitbekommen
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hat, wie bestimmte Bahnhöfe vollgepackt werden mit Automaten,
1:10:43–1:10:46
wo man sich dann irgendwie seine Cola noch schnell ziehen kann oder diese kleinen,
1:10:48–1:10:52
Kaffee, Cappuccino und belgische Waffelläden, weißt du, also diese Diese,
1:10:52–1:10:57
gerade die Bahnhöfe, die sind ja inzwischen so vollgepackt einfach mit Orten,
1:10:57–1:11:00
an denen man konsumieren kann, damit man dann hinten noch einen Kaffee trinken
1:11:00–1:11:03
kann, wenn man eine letzte Zigarette raucht, bevor man in den Zug steigt.
1:11:03–1:11:08
Das ist alles so überladen und das fand ich total schön, einfach da so ein bisschen
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fest ist, dass man die menschliche Infrastruktur auf das Wesentliche reduziert.
1:11:15–1:11:18
Das fand ich total hübsch. Nicht hübsch, schuldigen Blödes.
Florian Clauß
1:11:18–1:11:21
Niedlichen Wortes. Es hat mich sehr beruhigt.
Micz Flor
1:11:21–1:11:26
Ich habe gemerkt, dass es Seilbei, Balsam, ne Balsam, vielleicht auch Seilbei für meine Seele war.
Florian Clauß
1:11:26–1:11:28
Seilbei und Balsam für die Seele.
Micz Flor
1:11:29–1:11:30
Seilbahn für meine Seele.
Florian Clauß
1:11:31–1:11:34
Einmal in die Höhenmeter von einem Kopf hochfahren.
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Okay, ich überlege nochmal so, um so einen zeitgenössischen Link zu machen, dass vielleicht,
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es gibt gerade eine,
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es wäre vielleicht auch eine eigene eigentlich folge
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eigentlich es gibt gerade so einige serien und
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filme die so dieses motiv der
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super reichen aber das hatte ich glaube ich auch schon mal erwähnten anderen
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folgen also das heißt die super reichen als eine kaste von figuren ensemble
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wo wo so ein bisschen diese Eat the Rich Fantasien ausgelebt werden.
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Und vor allen Dingen, was vom Titel her auch vielleicht so ein bisschen da mit
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reinragt, ist der Film vor zwei Jahren, hat glaube ich irgendwas gewonnen, Triangle of Sadness.
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Der ist großartig, wo es dann halt auch so eine Schiffsreise geht,
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die dann strandet und auf einmal sich das ganze Gesellschaftsbild so umdreht
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in eine völlig andere Richtung.
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Nämlich, dass dann halt die ganzen Bediensteten und so, die auf dem Schiff dann
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eben auch Migrantinnen sind, dann das Sagen übernehmen auf der Insel.
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Und sich dann die Herrschaftsverhältnisse umkehren.
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Toller Film, große Empfehlung. Dann gibt es diese auch großartige Serie White Lotus in zwei Staffeln,
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wo es um Superreiche geht, die dann sich auf so einen Sparurlaub einmal in Hawaii
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und einmal irgendwo da, wo du neulich warst, Capri, auf dieser Insel.
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Und da auch wieder so die Herrschaftsverhältnisse werden so ein bisschen zerrüttet,
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aber jedes Mal aus diesem Urlaub kommen die halt als völlig neu aufgebaute und
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wieder voll etablierte Figuren raus.
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Oder The Menu, ich weiß nicht, ob du das gesehen hast.
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The Menu, das ist auch so eine Einladung zu einem Menü, was dann halt so einer
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existenziellen Horror, nicht Horror, sondern eher so ein Slasher Plot funktioniert.
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Auch großartig im Setting.
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Und The Glass Onion kam auch nett.
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Jahr Weihnachten oder vorletztes Jahr Weihnachten gelaufen, ist auch so eine
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super reichen, also es gibt so dieses Eat the Riches gerade,
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glaube ich, so und das fand ich halt auch wieder der,
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um da nochmal jetzt zum Anfang zu kommen, The Visitors, glaube ich,
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auch ganz gut draufgeschlagen, einfach diese Zerstörung und ich glaube, das ist so eine,
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allgemeine Stimmung gerade, das ist gerade so ein Mindset, man will halt irgendwie
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so, die Welt, zwei Deutsche besitzen,
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so viel Geld wie die 45 Millionen Deutsche.
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Das ist halt so dieses Ungleichgewicht von Reichtum, was dann eben auch zu diesen
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Schere führt und auch zu diesem Gerechtigkeitssinn.
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Warum kann man das nicht für alle gut verteilen?
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Und warum kann man dann nicht solche Themen wie Klimawandel und warum kann man
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dann nicht Projekte fördern, die dagegen angehen?
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Also das ist so ein bisschen der Schrei nach Gerechtigkeit, der sich dann auch
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in solchen Filmen dann vielleicht wieder zeigt.
Micz Flor
1:14:54–1:14:56
Jetzt sind wir dann bei Utopie wieder.
Florian Clauß
1:14:56–1:15:01
Ja, Utopie, Utopie, aber vielleicht muss man auch was zerstören,
1:15:01–1:15:05
um was dann halt wieder neu aufbauen zu können, weil, also ich finde das halt
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schon bemerkenswert, dass Pasolini als letzten Film so eine Dystopie entworfen hat,
1:15:11–1:15:16
danach umgebracht wurde, irgendwie wo sich dann wieder das künstlerische Schaffen
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mit seinem realen Leben so auf so eine magische Weise verwoben hat,
1:15:20–1:15:25
ja, das ist schon echt auch teilweise ein bisschen erschreckend.
1:15:28–1:15:29
Gut, Mitch, also ich glaube.
Micz Flor
1:15:29–1:15:31
Ich habe noch so.
Florian Clauß
1:15:31–1:15:35
Wie du vielleicht in einer Episode schon mal erwähnt hast, man hat das Gefühl,
1:15:35–1:15:40
man redet die ganze Zeit und denkt, mehr als die Hälfte dazu noch mehr Sachen.
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Und habe das Gefühl, irgendwas ausgelassen zu haben. Aber ich glaube,
1:15:43–1:15:46
das ist jetzt erstmal so ein ganz guter Roundwork.
Micz Flor
1:15:46–1:15:53
Ich finde es total super. Es ist so viel auch im positiven Sinne. Vielfältig.
Florian Clauß
1:15:55–1:15:56
Vielfältig, ja.
Micz Flor
1:15:56–1:15:59
Ich möchte eine Sache noch ablegen, einfach bevor, weil ich nicht weiß,
1:15:59–1:16:01
ob ich es hier mal überlegen kann.
1:16:01–1:16:06
Diese Tatsache, dass da Sätze eingeblendet waren in den Bruce-La-Bruce-Filmen,
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das fand ich ganz interessant, weil das dann so Kopfkino ist.
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Also in dem Moment, wenn der Körper sich dem hingibt, sich da irgendwie erfassen
1:16:16–1:16:22
zu lassen von Erotik und Sexualität, Wenn dann so was kommt, was man lesen muss,
1:16:22–1:16:27
dann ist das, und das kann ich noch ganz kurz erzählen, ich musste einmal so
1:16:27–1:16:30
ein Seminar halten, war super schlecht vorbereitet, wusste aber,
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es wird schon irgendwie gut gehen, weil es so einen Moment gab,
1:16:32–1:16:36
der einfach enorm umwerfend ist.
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Es ging um Biofeedback und diese uralt Biofeedback-Dinge, die man so um den
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Finger gewickelt hat, die dann eben den Hautwiderstand gemessen haben. Ja.
1:16:43–1:16:47
Und mein Aha-Moment für alle war halt, dass ich relativ am Anfang in meinem
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schlecht vorbereiteten Seminar einfach jemand aus dem Seminar hat sich dann
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hingesetzt und die hat dann das Ding um den Finger gewickelt.
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Und dann habe ich einfach ihr so ein paar Sachen vorgelesen,
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so ein paar Fragen gestellt.
1:17:00–1:17:02
Und dann habe ich sie gefragt, was ist 17 mal 3?
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Und alle außer ihr haben gesehen, dass ihr Hautwiderstand komplett.
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Also sich einfach komplett verändert hat. Also in dem Moment,
1:17:11–1:17:16
wenn du kognitive Leistung machst, wird das Blut abgezogen, ändert dein Hartwirkstand.
1:17:16–1:17:21
Und da musste ich jetzt gerade nochmal dran denken, dass so eine Idee von so
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einem Film, der eben auch so körperlich mit den Säften arbeitet,
1:17:24–1:17:29
dann auf einmal so was zu lesen ist, dass der eine ja auch komplett raushauen muss.
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Und warum das, oder ob das so gedacht war oder nicht.
Florian Clauß
1:17:33–1:17:37
Ja, ich glaube, das ist ein schöner Vergleich. weil ich glaube,
1:17:37–1:17:39
es ist tatsächlich, also jetzt nicht so gedacht,
1:17:39–1:17:45
aber schon so bewusst durchbrochen, um auch so ein bisschen Respekt,
1:17:45–1:17:50
es geht halt nicht um diesen Porn-Aspekt dabei, sondern es geht halt um die Darstellung,
1:17:50–1:17:52
aber es geht jetzt nicht ums Pornografische.
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Es ist auch ein Bruch in der Erzählweise
1:17:56–1:18:00
und gleichzeitig eine neue Informationsebene, die da reinkommt.
1:18:00–1:18:04
Und es ist vor allen Dingen auch immer ganz gut gemacht, also der war von Sounddesign,
1:18:04–1:18:07
war der auch toll, Weil es fing dann immer so, du wusstest an,
1:18:07–1:18:11
du wusstest, sobald dann halt so eine bestimmte Melodie, so eine Techno-Melodie,
1:18:12–1:18:16
ein bisschen wie der Darkroom im Club, da kommt immer diese Bum,
1:18:16–1:18:21
Bum, Bum und dann geht's los und dann geht's halt, ja zack, dann geht's halt rein und los.
1:18:21–1:18:26
Und ich meine, da haben nicht nur das eben alle mit dem Visitor geschlafen,
1:18:27–1:18:31
die haben dann auch alle untereinander dann halt ein großes Gruppensex-Erlebnis gehabt.
1:18:31–1:18:34
Also das heißt, die Familie, die sich selber halt irgendwie...
1:18:34–1:18:38
Ja, und da waren halt diese Zwischensitel, das war halt auch lustig.
1:18:38–1:18:43
Wurde schon gelacht im Kino. Und dann später wurde auch in der Abmoderation
1:18:43–1:18:50
gesagt, ja, wir hatten andere Bruce-la-Bruce-Filme, wo viel mehr Leute aus dem Kino gegangen sind.
1:18:50–1:18:54
Und ich glaube, die haben unter Publikum ganz gut erzogen, was die da eben erwartet.
1:18:54–1:18:58
Und ja, also es war auf jeden Fall Erlebnis.
1:19:01–1:19:05
Ja, und nicht unbedingt empfehlenswert. Okay, aber das ist, glaube ich,
1:19:05–1:19:09
so der Punkt, wo wir aus der Geschichte aussteigen können, aus der Episode.
1:19:10–1:19:14
Eigentlich 46 mit ganz frisch kriegen wir das auch auf die Spur.
1:19:15–1:19:17
Eine Woche nach der Berlinale werden wir veröffentlicht.
Micz Flor
1:19:18–1:19:24
Wahnsinn. Das machen wir doch alles selber. Werden wir veröffentlicht. I like it. I like it.
Florian Clauß
1:19:24–1:19:25
I like it, genau.
Micz Flor
1:19:25–1:19:30
Sie veröffentlichen uns die alle. Vielen Dank, dass ihr zugehört habt.
1:19:30–1:19:32
Unsere Tour, die so ein bisschen durcheinander ist.
1:19:32–1:19:36
Ich weiß jetzt, wo wir sind, aber ich weiß nicht mehr, wie wir gelaufen sind. Aber so soll es sein.
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Ist alles auch auf unserer Webseite eigentlich-podcast.de zu finden.
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Und immer noch denke ich, dass wir irgendwann mal eine Karte machen,
1:19:47–1:19:48
wo wir alle draufschmeißen.
1:19:48–1:19:51
Dass wir selber auch noch mal blinde Flecken finden, wo wir mal hinfahren können,
1:19:51–1:19:54
um die Stadt zu erkunden. Ja, macht's gut.
1:19:55–1:19:58
Und letzter Hinweis für die, die immer noch jetzt zuhören.
1:19:58–1:20:05
Das, was Flo vorgelesen hatte mit diesen Revolutionen aus diesem Buch von Pasolini
1:20:05–1:20:07
hat mich erinnert an das Shrike,
1:20:07–1:20:11
an diesen neuen Gott der Zerstörung, der alles nochmal so tabula rasa mäßig
1:20:11–1:20:18
hinmacht und das, was das genau bedeutet, könnt ihr in der nächsten Folge erfahren, wenn ich,
1:20:18–1:20:20
erzähle und Flo hinterfrag Oh.
Florian Clauß
1:20:21–1:20:26
Ihr spürt den eisigen Wind am Rande des Cliffs Ja, das ist ein Cliffhanger selten
1:20:26–1:20:29
so gut vorgebaut von Mitch wie anderswo.
1:20:31–1:20:33
Also macht's gut und bis zum nächsten Mal.
Micz Flor
1:20:34–1:20:34
Tschüss.

Mehr

"Als blickten wir in einen Spiegel, bleibt das, was wir sehen, verschwommen."

Der Anime GHOST IN THE SHELL von 1995 ist ähnlich bahnbrechend in der SciFi-Welt eingeschlagen wie der Film MATRIX vier Jahre später. GHOST IN THE SHELL schafft durch seine starken visuellen Effekte eine dichte atmosphärische Spannung. In Action eingehüllt erörtert der Film in einer dystopischen Zukunft tiefe philosophische Fragen über den Ursprung von Existenz und Leben. Doch bevor wir ausführlicher auf den Film zu sprechen kommen, liefert Flo etwas kinogeschichtlichen Überbau zu dem dritten Teil seiner Podcast-Reihe "Die großen Filmbewegungen in den 1990er Jahren, die das Kino revolutionierten". Dieses Mal stellt Flo die Asian New Wave Bewegung vor. Die Nouvelle Vague aus Europa - vornehmlich Frankreich - beeinflusste auch in verschiedenen asiatischen Ländern das Filmschaffen: in Hongkong, Japan und Korea gab es unterschiedliche Ausprägungen, die als New Asian Wave zusammengefasst werden. Flo schlägt dann doch noch mal einen Bogen in eine etwas andere Richtung: wir werfen einen Blick auf eine spezielle Filmgattung, die sich besonders in Japan entwickelte, da kulturell in der Kunstgattung Ukiyo-e verankert: dem Zeichentrickfilm oder Anime. Der erste Trickfilm stammt aus Japan aus dem Jahre 1907. Schon früh hat sich in Japan eine starke Trickfilm-Industrie aufgebaut und seit den 80ern weltweite Aufmerksamkeit bekommen. Heute ist die aus der internationalen Popkultur nicht mehr wegzudenken. GHOST IN THE SHELL hat uns beide damals mächtig beeindruckt und obwohl Micz den Film seit knapp 30 Jahren nicht mehr gesehen hat, kann er sich noch sehr genau an seine drei Lieblingsszenen erinnern. Der Hauptcharakter Kotono Kusanagi ist ein weiblicher Cyborg, der komplett aus synthetischem Material gebaut ist, aber sehr menschlich im Auftreten und Emotionen wirkt. Kotono arbeitet als Officer in der Einheit Sektion 9, die für Anti-Terror und Cyberkriminalität zuständig ist. Sie sind auf der Jagd nach dem sogenannten Puppet-Master, der sich in Menschen wie Cyborgs hacken kann und sie als „Shell“ benutzt. Wie sich herausstellt ist der Puppet-Master ein generiertes Geschöpf einer anderen Einheit, der Sektion 6. Diese hat mit dem Projekt 2501 den Puppet-Master geschaffen, um ihn für Spionage und Kriegszwecke einzusetzen. Der Puppet-Master befreit sich selbst und beantragt politisches Asyl, dafür verwendet er die verschiedene „Shells“. Er wird allerdings als Terrorist eingestuft und entsprechend verfolgt. Kotono Kusanagi entwickelt in dieser Verfolgung eine Beziehung zu dem Puppet-Master und findet im Dialog mit ihm Antworten auf ihre existentiellen Fragen. Wir stellen in diesen Fragestellungen eine Verbindung zum heutigen Diskurs zur künstlichen Intelligenz fest. Wir gehen auch der Frage nach, inwieweit Intelligenz einen Körper haben muss, um sich selbst zu begreifen oder zu reflektieren. Unsere Route führt uns diesmal durch den alten Kern von Westberlin: wir treffen uns am U-Bahnhof Spichernstraße, laufen die Pariser Straße entlang, um dann zum Kurfürstendamm zur Schaubühne zu stoßen. Wir setzen nach Charlottenburg über und verweilen noch etwas peripher im Schlagschatten des Schienenwaldes rund um den S-Bahnhof Berlin Charlottenburg.

Shownotes

Mitwirkende

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Florian Clauß
Erzähler
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Micz Flor

Transcript

Florian Clauß
0:00:00–0:00:03
Also, ich sag schon mal hallo. Hier ist Flo.
Micz Flor
0:00:03–0:00:06
Hallo, jetzt mit. Und zu meiner Linke steht Mitch, genau.
Florian Clauß
0:00:06–0:00:09
Ich kündige dich an. Achso, ja. Ja, aber ich will nur hallo sagen.
0:00:09–0:00:11
Ich will jetzt nur mal die Strecke kurz vorstellen. Willkommen. Okay.
Micz Flor
0:00:12–0:00:16
Kommen Sie eigentlich minus podcast.de. Da kann man das auch sehen.
0:00:16–0:00:20
Und jetzt stellt Flo die Strecke vor. Denn, weil wir sind die beiden,
0:00:20–0:00:24
die podcasten und beim Reden laufen und laufend reden. Jetzt du.
Florian Clauß
0:00:25–0:00:29
Wir haben uns in der Spichernstraße getroffen, also wirklich in der Spichernstraße.
0:00:29–0:00:34
Und werden jetzt hier raus Richtung Fasanenstraße laufen.
0:00:34–0:00:40
Und dann werden wir am Oliverplatz vorbeikommen und dann so ein bisschen über den Platz laufen.
0:00:41–0:00:47
Und wir machen einen Abschlecher zur Schaubühne und gehen dann in Richtung Wilmersdorfer
0:00:47–0:00:52
Straße und wollen uns nochmal so selber ein bisschen Weihnachtsessen gönnen, oder?
0:00:53–0:00:55
Auf jeden Fall. Wieder zu Good Friends.
Micz Flor
0:00:55–0:00:57
Zum Beispiel zu Good Friends.
Florian Clauß
0:00:57–0:00:59
Ja, weil das passt ja zu uns.
Micz Flor
0:01:00–0:01:04
Ja, hallo, hier ist eigentlich Podcast, wir sind schon angekündigt. Folge?
0:01:05–0:01:10
Also, wir sind jetzt bei Folge 42 und ich erinnere mich erst jetzt,
0:01:11–0:01:14
dass du mir mal einen kurzen Hinweis geschickt hattest, was du machst,
0:01:14–0:01:15
aber ich habe es total vergessen.
Florian Clauß
0:01:15–0:01:19
Worum geht es denn heute? Du hast es vergessen. Du kommentierst überhaupt nicht
0:01:19–0:01:20
mehr, was ich dir schicke.
0:01:20–0:01:24
Das hat mich auch so ein bisschen zunehmend ein bisschen traurig gemacht,
0:01:24–0:01:28
um das ganz unemotional zu formulieren.
0:01:29–0:01:34
Nein, ich mache heute den dritten Teil meiner Serie. Du erinnerst dich an meine Serie?
Micz Flor
0:01:34–0:01:41
Ja, die besten Filmtrends der 1990er Jahre. Genau.
0:01:41–0:01:45
Und dieses Mal hatten wir schon Dogma, wer das noch nicht gehört hat.
0:01:46–0:01:49
Festen und Idiotes hatten wir.
0:01:49–0:01:55
Dann hatten wir den Hyper, das Hyperlink Cinema in deiner letzten Folge.
0:01:55–0:01:59
Da ging es dann vertiefend auf um Magnolia.
0:02:00–0:02:02
Und jetzt geht es um Mumblecore.
Florian Clauß
0:02:04–0:02:05
Nein, Mumblecore hatten wir schon.
Micz Flor
0:02:06–0:02:08
Wir haben nur drüber gesprochen, wir haben nicht besprochen.
Florian Clauß
0:02:08–0:02:14
Ja, aber doch, wir haben schon besprochen, als so ein Side-Genre von Dogma.
0:02:14–0:02:22
Nein, ich will heute über die Asian New Wave, aber eigentlich so ein Unterableger.
0:02:22–0:02:26
Das war so mein Schwenk in Richtung Nouvelle Vague auf Asiatisch.
0:02:27–0:02:34
Da gibt es auch einige Länderunterschiede. Also wenn man von Asian New Wave
0:02:34–0:02:39
spricht, dann spricht man da von verschiedenen neuen Wellen in asiatischen Ländern.
0:02:39–0:02:42
Ich habe mir jetzt mal ganz grob, ich will wieder so einen kleinen,
0:02:44–0:02:49
kinogeschichtlichen Überbau schaffen, bevor wir dann in den Film abtauchen.
0:02:50–0:02:57
Aber der Film kann sich nicht wirklich da so in den Novellwags von Asien finden.
Micz Flor
0:02:58–0:02:59
Moment. Moment.
0:03:00–0:03:03
Du biegst jetzt dein Thema zurecht, dass du über einen Film sprechen kannst,
0:03:04–0:03:05
über den du gerne sprechen möchtest.
0:03:05–0:03:10
Auf der einen Seite. Auf der anderen Seite ein Genre, über das du gerne sprechen
0:03:10–0:03:12
möchtest und das nicht so ganz passt.
Florian Clauß
0:03:12–0:03:16
Ja, aber ich hatte ja noch einen Untertitel zu meiner Reihe. Gut, dass du es sagst.
0:03:16–0:03:21
Nämlich die großen revolutionären Filmbewegungen der 90er.
0:03:21–0:03:25
Und dazu habe ich natürlich die Eisigen gewaved. Und dann der Untertitel ist,
0:03:25–0:03:29
was mich wirklich damals in den 90ern emotional bewegt hat.
0:03:30–0:03:32
Und das ist halt, dann passt es wieder.
0:03:32–0:03:36
Aber ich will trotzdem so ein bisschen, weil das ein interessanter Schwenk ist.
0:03:37–0:03:43
AC New Wave ist natürlich auch inspiriert von der französischen Nouvelle Vague,
0:03:43–0:03:44
haben wir ja auch besprochen.
0:03:45–0:03:52
Die Nouvelle Vague in Frankreich hat vor allen Dingen, ja, kam so aus dem Bereich der Kritiker.
0:03:52–0:03:58
Wir erinnern uns, Truffaut, Godard waren alles Kritiker in der renommierten Filmzeitschrift,
0:03:58–0:04:02
in der französischen, und haben sich dann quasi auf das Filmemachen eingelassen
0:04:02–0:04:07
und ganz neue Erzählstrukturen entwickelt und so weiter und Kameratechniken
0:04:07–0:04:11
und das Autorenkino unter anderem geschaffen.
0:04:11–0:04:16
Und wenn ich jetzt von der Asian New Wave spreche, dann möchte ich vor allen
0:04:16–0:04:18
Dingen so zwei Länder, vielleicht noch ein drittes dazu nehmen,
0:04:18–0:04:21
nämlich Hongkong als Land.
0:04:22–0:04:26
Also China, aber Hongkong ist vor allen Dingen verstärkt in dieser,
0:04:26–0:04:32
wenn man unter Asian New Wave googelt, dann kommt Hongkong und Japan.
0:04:32–0:04:37
Das sind so die zwei Schwerpunktländer und so ein bisschen Korea.
0:04:37–0:04:43
Korea spielt eine Sonderrolle, weil in Hongkong unterscheidet man zwischen zwei
0:04:43–0:04:47
Wellen, die sich da so in den Jahren ergeben haben.
0:04:47–0:04:50
Einmal zwischen den, ja das war so.
0:04:52–0:04:56
50er, 60er. Und Hongkong hat ja, hatten wir auch in anderen Folgen,
0:04:56–0:05:01
eine besondere Position in der Wirtschaft von China, nämlich es war nach wie
0:05:01–0:05:05
vor unter britischer, wie sagt man das,
0:05:05–0:05:07
Kronherrschaft oder Kolonie.
0:05:08–0:05:13
Es war keine Kolonie mehr, aber es hatte auf jeden Fall wirtschaftliche Sonderverträge
0:05:13–0:05:21
und in China natürlich eine komplett andere wirtschaftliche Position dadurch geschaffen.
0:05:22–0:05:26
Der Austausch mit dem Westen war da auch entsprechend träge angelegt.
0:05:27–0:05:32
Das heißt, viele Filmschaffende kamen dann auch nach Hongkong,
0:05:32–0:05:35
also aus dem Westen und haben da bestimmte Stile geprägt.
0:05:35–0:05:41
Gleichzeitig gibt es diese Verbundenheit von Hongkong-Kino zu Material Arts,
0:05:41–0:05:45
also da auch so eher so ein traditionelles chinesisches Genre.
0:05:46–0:05:50
Aber durch diesen Austausch haben sich so neue Erzählformen entwickelt. entwickelt.
0:05:50–0:05:55
Und dann das, was für uns vielleicht interessant ist und auch noch ein bisschen
0:05:55–0:06:01
präsenter ist, die zweite Welle, wo eigentlich dann nochmal so eine gewisse, ja,
0:06:01–0:06:07
so ein bisschen etabliert aus der ersten Welle eigene Filmstudios hervorgegangen sind.
0:06:07–0:06:14
Und in der zweiten Welle, Gerade in den 90ern haben wir dann auch die.
0:06:14–0:06:22
Da rechnet man zum Beispiel John Woo oder Wong Kar Wai mit Chunking Express.
0:06:22–0:06:28
Das war, glaube ich, so das, was ganz sinnbildlich für Hongkong-Kino,
0:06:28–0:06:32
China-Kino dann halt auch in den 90ern uns aufgefallen ist.
0:06:32–0:06:36
Und John Woo, ich weiß nicht, Better Tomorrow von 89, hast du den gesehen?
Micz Flor
0:06:37–0:06:37
Nee. Nee.
Florian Clauß
0:06:37–0:06:44
Das war ja so ein... Ja, John Woo hat sich ja so an der Grenze zwischen epischem
0:06:44–0:06:47
Actionfilm mit wie epischer,
0:06:49–0:06:53
Ja, hat er sich so ein bisschen etabliert, ist dann aber auch in den Westen
0:06:53–0:06:56
gegangen, hat einen Teil von Mission Impossible gedreht.
Micz Flor
0:06:58–0:07:00
Den schlechtesten, wenn ich das sagen darf. Ich finde den nicht gut.
Florian Clauß
0:07:01–0:07:02
Der ist nicht so cool.
Micz Flor
0:07:02–0:07:08
Also er hat halt so, ikonisch ist natürlich dieses auf dem Vorderrad Motorrad fahren.
0:07:09–0:07:15
Aber irgendwie, Faceoff fand ich super, aber ich habe mich sehr darauf gefreut
0:07:15–0:07:17
damals, Mission Impossible.
Florian Clauß
0:07:17–0:07:20
Aber hat nicht so richtig einen Pay-Off gehabt, finde ich auch.
0:07:21–0:07:25
Also genau, dieses Hongkong-China ist vor allen Dingen eben durch den wirtschaftlichen
0:07:25–0:07:29
Ausschwung, den eben Hongkong noch vorher als China durch die Verbindung in
0:07:29–0:07:32
den Westen erlebt hat, geprägt.
0:07:34–0:07:37
Und natürlich auch durch eine lockerere Zensur.
0:07:38–0:07:43
Also da ist sogar ein Zensator wie ein anderer in China, jetzt im Rest des Landes.
0:07:43–0:07:49
Das war halt nicht so ausgeprägt. Noch andere Filme der zweiten Welle,
0:07:49–0:07:53
ich weiß nicht, also Better Tomorrow, der ist von 86, ich habe 89 gerade gesagt, das ist von 86.
0:07:54–0:08:00
Rouge habe ich nicht gesehen von Stanley Kwan. City of Fire zum Beispiel von 87.
0:08:01–0:08:09
Dann Peking Opera Blues von Tsui Hark, den hört man auch, der oft als Produzent immer noch auftritt.
0:08:09–0:08:12
Und Junking Express ist 94. 90.
Micz Flor
0:08:14–0:08:17
Ich weiß gar nicht, ob du den irgendwie einordnen kannst oder willst,
0:08:17–0:08:21
aber als du Hongkong gesagt hast, ich weiß nicht warum, aber das erste,
0:08:21–0:08:26
was in den Kopf kam bei mir war Kung Fu Soccer. Kannst du dich an den Film noch erinnern?
Florian Clauß
0:08:26–0:08:32
Kung Fu, ja, das ist großartig. Das ist ein späterer Film, das ist von Kung Fu Hustle heißt der.
0:08:32–0:08:36
Und er hat noch aber auch einen Soccer-Film gemacht.
0:08:36–0:08:41
Der ist Wahnsinn. Der ist Wahnsinn. Ich habe den Namen jetzt gerade vergessen.
0:08:42–0:08:43
Aber der macht unglaublich Spaß.
Micz Flor
0:08:43–0:08:46
Ist das auch Hongkong? Das ist Hongkong.
Florian Clauß
0:08:46–0:08:51
Aber jetzt schon die dritte Welle. Oder es ist auf jeden Fall in den 2000er
0:08:51–0:08:53
gedreht worden, die Handbutters.
0:08:55–0:08:59
Der ist so filigran von den ganzen Choreografien.
0:08:59–0:09:04
Es gibt, glaube ich, keinen anderen Hongkong-Film oder Material-Arts-Film,
0:09:04–0:09:09
der so verspielt ist, so lustig und so absurd. Also der, absolute Empfehlung.
0:09:11–0:09:18
Fuhassl. Gucken wir nach Japan. Also Japan ist die Welle in Japan.
0:09:18–0:09:25
Nouvelle Vague war auch so 50er, 60er, also ein bisschen früher als die in Hongkong.
0:09:25–0:09:33
Und Japan war vor allen Dingen dadurch geprägt, dass sie durch den Krieg,
0:09:33–0:09:36
durch den Zweiten Weltkrieg, natürlich im Clinch mit Amerika,
0:09:36–0:09:39
dann aber erobert wurden von Amerika.
0:09:39–0:09:44
Es gibt in Japan in den 50ern einen unglaublichen amerikanischen Einfluss.
0:09:46–0:09:49
Einmal natürlich, weil die als Besatzer da aufgetaucht sind,
0:09:49–0:09:53
aber dann aber auch, weil die die ganze Kultur damit geprägt haben.
0:09:54–0:09:59
Japan hat sich dadurch auch stark in Richtung Westen geöffnet.
0:10:00–0:10:06
Das hat ja dann auch Kurosawa mit der Adaption von Shakespeare,
0:10:06–0:10:10
hatten wir ja auch in einer der frühen Folgen besprochen,
0:10:10–0:10:19
die Adaption von Shakespeare-Werken in traditionellen japanischen Settings hat
0:10:19–0:10:20
Kurosawa so groß gemacht.
0:10:20–0:10:27
Das heißt, Auch da gibt es diesen Austausch zwischen Westen und asiatischer Welt.
0:10:28–0:10:33
Und Kurosawa gilt aber dann noch schon als etabliert. Also wir haben in Japan
0:10:33–0:10:40
ein ganz starres Studiosystem, das durch die Nouvelle Vague aufgebrochen wurde.
0:10:40–0:10:44
Also es wurden kleinere Studios geschaffen.
0:10:44–0:10:51
Es wurde auch eine andere Filmförderung mit aufgebaut. Es wurde auch viel,
0:10:51–0:10:55
dass dann eben westliche Produktionen mitgefordert haben.
0:10:55–0:11:00
Also so einen Austausch, einen Kulturaustausch, Kulturförderungsaustausch gab es.
0:11:01–0:11:05
Also auch, wo sich auch die französische Nobelwerk so ein bisschen profiliert
0:11:05–0:11:08
hat, war ja in den Studentenunruhen in Paris, ja.
0:11:10–0:11:13
Algerienkrieg 50er Jahre und so weiter, wo sich das auch so ein bisschen politisiert
0:11:13–0:11:16
hat, die Bewegung. Und ähnlich war es in Japan.
0:11:16–0:11:21
Da gab es einen sogenannten, warte mal, das habe ich mir aufgeschrieben.
0:11:22–0:11:30
Und zwar hat Japan und Amerika haben dann zusammen eine Zusammenarbeit.
0:11:30–0:11:36
The Treaty of Mutual Cooperation and Security, was dann letztendlich auch Amerika
0:11:36–0:11:44
dazu, also die konnten dann eben auch Truppen auf japanischem Gebiet stationieren.
0:11:44–0:11:50
Und das hat aber auch, also es gab so Studentenunruhen in Japan zu der Zeit gegen diesen Akt.
0:11:50–0:11:55
Und da hat sich auch so ein bisschen diese Nouvelle Vague so positioniert,
0:11:55–0:11:58
die neue Welle. Und Filme sind da rausgekommen.
Micz Flor
0:11:59–0:12:02
Ich wollte eine Sache noch, ich muss noch mal gucken, es gibt diesen großartigen
0:12:02–0:12:09
Podcast Five Hundred Songs, der sich so mit der Entstehung des Rock'n'Roll und des Rock,
0:12:11–0:12:20
Und da gibt es auch eine amerikanische Künstlerin, die sozusagen die erste Big in Japan war,
0:12:20–0:12:24
die in den 50er Jahren schon in Amerika eigentlich keine Platten mehr verkauft
0:12:24–0:12:28
hat, aber in Japan wieder erwarten, ganz groß rauskam, wo dann die Lieder auch gecovert wurden.
0:12:29–0:12:32
Und vielleicht können wir die verlinken, weil da ist es auch ganz gut beschrieben
0:12:32–0:12:37
und auch so eben in Soundbarspielen, wie dann da Rock'n'Roll-Lieder teilweise
0:12:37–0:12:41
in Englisch und dann wieder eine Strophe Japanisch und so gesungen wurden.
0:12:41–0:12:44
Also das war, wie du geschrieben hast, diese Öffnung auch.
Florian Clauß
0:12:44–0:12:49
Ja, also es gibt auch da Filme, die ich habe mal vor ein paar Jahren auf der Berlinale,
0:12:50–0:12:54
ich weiß nicht mehr genau von welchem Regisseur das war, aber das war dann halt
0:12:54–0:12:58
auch so in den 50ern und es war ein Farbfilm, es hatte genau diese Ästhetik
0:12:58–0:13:02
von so Cinemascope-Filmen und die sind die ganze Zeit immer nur essen gegangen.
0:13:03–0:13:07
Also sieht man ja eh in asiatischen Filmen, aber es war so total europäisch
0:13:07–0:13:10
und amerikanisch geprägt. Die waren immer in so einem Dresscode,
0:13:10–0:13:11
Armkleidung und so weiter.
0:13:11–0:13:16
Also auch dieser Übertrag von westlichen Werten hatte dann auch zur Folge,
0:13:16–0:13:21
dass eine gewisse freiere Sexualität oder so eine Beziehung dazu sich entwickelt hat.
0:13:21–0:13:27
Und dass dann auch eben was in der japanischen Gesellschaft an tabuisierten
0:13:27–0:13:32
Themen da über so eine Form dann auch gelockert werden konnte.
0:13:32–0:13:37
Und die Regisseure der Nouvelle Vague, also der New Wave in Japan,
0:13:37–0:13:41
waren schon ein bisschen so an diesem Studiosystem wieder gebunden.
0:13:41–0:13:45
Das heißt, die haben auch da entsprechend freiere Studios aufgebaut,
0:13:45–0:13:51
aber die waren jetzt nicht komplett auf der Straße, so wie in Frankreich teilweise.
0:13:51–0:13:56
Also Sexualität, verändernde Frauenrollen, Rassismus, das waren so die Themen,
0:13:56–0:13:59
die auch die Erzählstrukturen geprägt haben.
0:14:00–0:14:05
Genau, das war so der Punkt in Japan.
0:14:08–0:14:11
Also vielleicht noch mal so ein paar Filme aus der Zeit.
0:14:12–0:14:20
Das ist The Cruel Story of Youth von 1960 von Oshima. Kennt man, glaube ich, nicht.
0:14:20–0:14:25
Also es geht um Jugendliche in der Nachkriegszeit, die so ein bisschen sozialkritisch
0:14:25–0:14:28
im Milieu und so weiter beschrieben werden. Ich bin hause quasi.
0:14:29–0:14:34
Sowas in der Art oder halt irgendwie so wie, ja, mir fallen die italienischen.
0:14:34–0:14:39
Aber es ist ja dann eher so Neorealismus. Tokio Drifter, den habe ich gesehen
0:14:39–0:14:44
von 66, das ist von Seijun Suzuki,
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Onibaba ist von Shindo,
0:14:48–0:14:55
ist so ein bisschen in diesem Horror und also es gibt auch eben so diese Tradition
0:14:55–0:15:00
von japanischen Horrorfilmen, Haus ist auch nochmal so ein anderer,
0:15:00–0:15:04
wo so Geistergeschichten sich mit Horrorelementen und so weiter verbinden.
0:15:06–0:15:08
Und ja, ich glaube, die anderen, die kennt man jetzt nicht so sehr.
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Ja, zum Schluss noch mal kurz Korea. Korea hat nochmal eine Sonderposition,
0:15:13–0:15:19
weil Korea war ja bis Anfang 80er mehr oder weniger eine Diktatur.
0:15:19–0:15:21
Man hat sich dann erst geöffnet.
0:15:22–0:15:29
Und war aber auch sehr schnell mit westlichen Einflüssen da.
0:15:29–0:15:36
Also weil ja eh Südkorea dann eigentlich so eine amerikanisch gestützte Diktatur war gegen Nordkorea.
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Aber dann war die Verbindung schon da und das heißt auch, das war sehr offen westlich gegenüber.
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Und was da nochmal unterschiedlich war, dass die zum Beispiel,
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es gab jetzt nicht so eine freie Wirtschaftsfilmförderung,
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sondern es wurde von der Wirtschaft, also es gab ganz viel, dass dann Samsung
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oder so auch dann in die Filmförderung eingestiegen sind und da so diese Studios
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damit aufgebaut haben und die Regisseure.
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Ja, also das heißt, da war das auch schon wieder dann so in so einer Institution da mit drin.
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Ich meine, das kennt man ja ähnlich wie im Kunstmarkt. Dann ist es ja auch so,
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dass in Korea gibt es eigentlich keine so freien Künstler, sondern meistens
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werden die dann gesponsert von irgendwelchen Industrieunternehmen.
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Das hatte man ja auch in den 90ern. Das war ja eigentlich hier in Europa eher unüblich.
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Aber wenn du ein Kurierer Künstler bist und keine Industrie,
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eine große Company im Nacken hast, dann bist du erfolglos.
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Und ja, also in Korea haben sich auch diese Blockbuster dann so eingeführt.
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Auch dieses amerikanische Vorbild, dass man da wirklich so Straßenpfleger hatte,
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die dann die ganzen Leute in die Kino gebracht hat und dass halt auch dieser
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Aufbau von Kinos, das die ganze Wirtschaft angetrieben hat und so weiter,
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hatte schon auch einen wirtschaftlichen Faktor.
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Genau, also das wären jetzt mal so diese drei Länder, die ich jetzt so benannt haben wollte.
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Und generell kann man sagen, dass sich dadurch neue Erzählstrukturen und so weiter eingeführt,
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dass sich auch so junge Regisseurinnen und Regisseure, wobei dann eher Regisseure,
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also männliche Filmemacher, dann aktiv waren und sich das in den verschiedenen
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Ländern unterschiedlich ausgeprägt hat,
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aber doch so eine Bewegung.
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Also man kann sagen, so alle 20 Jahre passiert dann halt sowas.
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Dann muss ich das Kino ein bisschen neuer finden.
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Jetzt wollte ich zu dem Seitengenre gehen. Vielleicht ist dir jetzt wieder eingefallen,
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über welchen Film ich heute was erzählen möchte.
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Immer noch nicht, Mitch. Du hättest die Möglichkeit gehabt.
Micz Flor
0:17:49–0:17:54
Wie lange? Also ich hätte jetzt diese halbe Stunde, hätte ich das mir erschließen können.
Florian Clauß
0:17:54–0:17:58
Ja, hättest du das einfach nachlesen können in unserem Signal-Chat.
Micz Flor
0:17:58–0:18:02
Nein, wir reden ja laufend. Wie soll ich ans Handy?
0:18:02–0:18:07
Ich meine, laufen beim Reden und laufend reden. Nee, reden beim Laufen.
Florian Clauß
0:18:07–0:18:13
Okay, dann taften wir uns mal an mein Thema heran. Und ich erzähl dir was, also ganz kurz.
Micz Flor
0:18:13–0:18:16
Ich muss jetzt den Film beraten. Bist du dir sicher, dass du den Film kennst?
0:18:16–0:18:19
Du hast mir das geschickt, das ist jetzt schon ein paar Wochen her. Ich hab's gelesen.
0:18:20–0:18:22
Ich hab jetzt nicht mal mehr in Erinnerung, ob ich es überhaupt kannte.
Florian Clauß
0:18:24–0:18:29
Den kennst du. Wenn du nicht sogar ein Tattoo von dem Film irgendwo auf deinem Körper hast.
Micz Flor
0:18:30–0:18:34
I'm totally tattoo-free. Tattoo und Patu.
Florian Clauß
0:18:35–0:18:38
Also dann nähern wir uns mal so schrittweise dem Film.
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Ich möchte kurz, bevor wir da jetzt... Also in Japan gibt es ja nochmal diese
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Besonderheit der Nähe zum Comic, also des Mangas.
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Und daraus hat sich ja auch das Anime als ein Genre herauskristallisiert.
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Anders als in Amerika, wo das ja eigentlich erst,
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ja gut, es gibt natürlich die Familienfilme von Disney, die gibt es ja schon immer,
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aber der Zeichentrickfilm ist in dem westlichen Kulturgebäude eigentlich immer
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eher so in der Etage von den Kindern drin und hat sich jetzt so zum Familienfilm
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und durch Pixar und so weiter ein bisschen etabliert.
0:19:24–0:19:30
Aber in Japan war es schon immer so, dass Comic, also ganz früher auch...
Micz Flor
0:19:30–0:19:34
Wobei ich da ganz kurz, es gab von Disney einen, so einen Propagandafilm während
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des Zweiten Weltkrieges, wo irgendein, ich weiß gar nicht, ob es ein General
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war oder ein Berater des Militärs, der hatte diese Position,
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man müsse die Luftwaffe irgendwie ausbauen.
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Und Disney hat das auch gedacht und hat dann quasi das transportiert über einen Animationsfilm.
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Also ich glaube, der war featurelänger fast. Oder war ein richtig langer Film.
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Mal gucken, ob der auf YouTube ist. Weil das fand ich ziemlich interessant,
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weil es wirklich so ist, dass man immer an so lustige Kurzfilme denkt.
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Aber ich bin mir gar nicht so sicher, ob das damals wirklich immer Kinderfilme
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waren. Gerade weil es ja auch aus dem Kino kommt.
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Und das war ja nicht immer, das war ja eher für Erwachsene anfangs, glaube ich.
Florian Clauß
0:20:14–0:20:19
Ja, es kann natürlich sein, dass sich da so in bestimmten Rändern und Botschaften,
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die sich dann halt auch den Zeichentrickfilm angenommen haben.
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Aber ich rede jetzt wirklich so vom Massenmarkt.
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Und der Massenmarkt war es halt nicht. Der ist jetzt erst so dann,
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und es war immer quasi dann so Familienfilm, also so, dass halt irgendwie die
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Eltern lachen können und auch die Kinder über bestimmte Witze,
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aber nicht immer über die gleichen.
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Während sich in Japan kulturell verankert, eben diese Zeichenkunst aus dem 17.
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Und 18. Jahrhundert dann stark auch an Erwachsene gerichtet hat und sich der
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Manga als Comic-Element und Anime als Bewegt-Film und auch speziell an Erwachsene gerichtet hat.
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In Japan auch den Ausdruck,
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von Ukiyo-e das ist tatsächlich auch ein Modell was man zum Rendern bei Midjourney
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nehmen kann also das ist so dieses typische,
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diese japanische Welle diese Figuren die dann halt auch wie Holzschnitte und Zeichnung,
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Tuschezeichnung und Ukiyo das setzt sich zusammen aus Ukiyo also Ukiyo und E
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Ukiyo heißt das irdische vergängliche,
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die irdische vergängliche Welt
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hat dann nochmal so auch diese Nähe zum Buddhismus da und E heißt Bild,
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also das ist so dieser Stil, der dann in Japan sich entwickelt hat und ich wollte
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nur noch sagen der erste wirklich nachgewiesene wahrscheinlich datierte von 1907,
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Zeichentrickfilm ist halt auch ein japanischer.
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Und dann siehst du, das kann man auf Wikipedia sich nochmal anschauen,
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wie so ein Junge in Matrosenanzug sich umdreht und an einer Tafel das japanische
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Wort für bewegte Bilder schreibt.
Micz Flor
0:22:19–0:22:20
Das ist ja lustig.
Florian Clauß
0:22:20–0:22:25
Und in den 80ern, ich will jetzt nicht lange über Animes und so weiter,
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in den 80ern haben wir natürlich diesen Aufstieg von Studio Ghibli.
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Wo dann die ersten Filme aus dem Studio von dem Regisseur da publiziert werden
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und wo der weltweite Durchbruch von Ghibli war eigentlich mehr oder weniger
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dann Prinzessin Mononoke und Chiyos Reise, wo es dann wirklich so weltweit,
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ich habe auch Mononoke damals auf der Berlinale gesehen und Jürgen Buttgereit im Forum gesehen.
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Und dann habe ich kurz mit ihm über den Film geredet, weil ich kannte ja noch
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Jürgen Butgereit von der Horrorfilm-Ausstellung.
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Und wir haben ein Bein von ihm bekommen, das er für seinen Film Schramm hat fertigen lassen.
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Und das war bei ihm im Keller. Da haben wir es bei Butgereit im Keller abgeholt.
0:23:08–0:23:15
Und ja, also das war auch für mich so ein Wahnsinnserlebnis in diesem Film, diesen Film zu gucken.
0:23:15–0:23:18
Also so habe ich dann halt auch noch nie Zeichentrickfilme vorher gesehen.
0:23:18–0:23:25
Ja, und in den Nullerjahren und so weiter, dann gibt es halt diese Megaproduktionen,
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diese Serien, die über hunderte von Folgen laufen.
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Also wie jetzt hier auch zuletzt von Netflix verfilmt, wie heißt das noch, One Piece und Naruto.
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Und One Piece wurde jetzt real verfilmt von Netflix, also ist eher so mäßig, aber Pokémon.
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Also es diversifiziert sich in alle Richtungen, in alle Genres und so weiter. habe.
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Das hat mich aber, also bringt mich zu diesem Film, über den ich mit dir reden
0:23:54–0:24:00
will, der mich halt wirklich völlig geflasht hat und immer noch beschäftigt.
Micz Flor
0:24:00–0:24:04
Lola Rennt. Ach ne, der japanische Film. Hongkong oder Japan?
Florian Clauß
0:24:04–0:24:09
Naja, ich habe jetzt Animes gerade. Hörst mir nicht zu, oder?
Micz Flor
0:24:09–0:24:13
Doch, genau, aber das kann ja trotzdem sein, dass du woanders hinsprichst.
Florian Clauß
0:24:13–0:24:14
Nein, nein, nein, ich habe ja gesagt...
Micz Flor
0:24:14–0:24:19
Ich hatte irgendwie in Erinnerung, also der koreanische Film per se ist ja auch
0:24:19–0:24:20
was, was dich sehr greift.
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Und ich habe gedacht, du hast Korea dann noch mit dazu genommen,
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damit du dann für deinen Film nach Korea springen kannst.
Florian Clauß
0:24:27–0:24:32
Nein, nein, nein, ich wollte jetzt über einen Anime-Film sprechen.
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Und zwar von 1995 ist der.
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Und der meiner Ansicht nach so ganz viele Technologien und Visionen vorweggenommen
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hat, die heute immer noch so eine Tragweite haben und gerade heute in der Zeit,
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wissenschaftlicher Intelligenz und large language models nochmal eine ganz andere Dimension bekommen.
0:24:56–0:25:01
Und wirklich faszinierend ist, wie in diesem Film auch diese philosophischen,
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also wirklich tiefgründigen Auseinandersetzungen geführt werden.
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Jetzt darfst du es sagen.
Micz Flor
0:25:06–0:25:09
Ja, also ich sage einfach meine drei Lieblingsszenen, an die ich mich irgendwie
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erinnere. Das hatte ich bei Magnolia ja auch so gemacht.
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Vielleicht können die Leute ja mitraten, die es doch jetzt irgendwie noch nicht
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gehört haben. Und das eine war, wie in so einem CCTV gucken sie sich einfach
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so an, wie so ein paar Leute in den Fahrstuhl reingehen, wieder rausgehen und
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die suchen halt irgendwie den Androiden oder sowas.
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Und das sieht alles ganz normal aus auf dem Bild, aber die haben dann sozusagen
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einen Second Screen und dann war dann, bei den zwei Leuten, die da reingegangen
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sind, wurde das Gewicht gemessen von einer halben Tonne oder sowas.
0:25:38–0:25:40
Dann wusste man, ah, einer von den beiden.
Florian Clauß
0:25:40–0:25:45
Ja, und das war auch der White Man, der Weiße, und der war halt eine halbe Tonne schwer.
0:25:46–0:25:49
Und das ist dieser, das kommt wahrscheinlich in eine zweite Lieblingsszene,
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wo der dann halt so eine Tastatur... Die Finger. Genau.
Micz Flor
0:25:51–0:25:53
Ja, das ist die zweite Lieblingsszene, wo er sich dann hinsetzt,
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weil der will dann in diese Hauptperson,
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sag ich mal, ich weiß jetzt gar nicht, ob man Frau sagen würde oder Mann oder
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wie auch immer, aber er setzt sich so ans Keyboard und spreizt die Hände und
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auf einmal geht jeder Finger so klack auseinander und dann hat er nicht nur
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zehn Finger, sondern 20 Finger und kann damit selber hacken.
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Und jetzt merke ich aber auch erst, dass die, das ist wirklich scheinbar die
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Szene, die hängen geblieben ist,
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weil nämlich genau danach dann diese dritte, dieses dritte Bild kommt,
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wo er hackt halt mit den Fingern in diese Person hinein und die Person hängt
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ja da so an der Wand und guckt ihn halt so an und bewegt nichts,
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aber hackt halt innerlich die ganze Zeit dagegen,
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versucht also innerlich so einen Riesenkampf, Ja. Das finde ich total super.
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Erinnert mich jetzt gerade so ein bisschen wie Mission Impossible,
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ich weiß nicht mehr welche Folge, wo die die Hasenpfote oder sowas aus diesem
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Glasgebäude holen müssen.
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Und dann sind alle, warten so und planen irgendwas und dann springt Tom Cruise
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aus dem Flugzeug und rammt oben in dieses Gebäude rein.
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Und dann siehst du aber nichts. Dann siehst du nur, wie die draußen sitzen.
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Und genau so diese, zeigt es mir, zeigt es mir.
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Das fand ich bei dem Film halt so wirklich irre, wie du siehst,
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wie voller Energie zwei Kräfte gegeneinander kämpfen, aber es bewegt sich gar nichts.
Florian Clauß
0:27:10–0:27:12
Und die Hasenbote ist ein?
Micz Flor
0:27:14–0:27:15
Ach so, MacGuffin.
Florian Clauß
0:27:15–0:27:19
Ja, dann haben wir ja auch den Link nochmal zusammengebracht.
Micz Flor
0:27:19–0:27:22
Siehst du, eigentlich habe ich doch eigentlich was gelernt.
Florian Clauß
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Manchmal höre ich eigentlich auch zu. Also die Charaktere von,
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jetzt aber, wir haben noch nicht den Titel gesagt, also wir reden natürlich über Ghost in the Shell.
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Und gleich mal zu Anfang eine philosophische Frage.
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Ja, aber eigentlich ist es ziemlich naheliegend, was du mit Ghost in the Shell verbindest.
Micz Flor
0:27:44–0:27:51
Ghost in the Shell, ja, also ich habe mir so darüber jetzt noch keine Gedanken
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gemacht, aber ich finde halt,
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ich glaube, das hatte ich in irgendeiner Gestalttherapie-Ausgabe vielleicht
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mal von uns, aber der Begriff des Leibes, also der Leib, der früher eben als beseelter Körper ist.
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Der Körper war traditionell die Materie des lebenden Menschens,
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aber wenn er lebendig war und beseelt war, dann war es kein Körper,
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sondern Leib. Und Körper hat sich aber durchgesetzt, weil es eben so dieser
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medizinische Ansatz ist.
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Man kann alles aufschneiden, alles irgendwie mit Chemikalien.
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Insofern denke ich, dass der
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Ghost und Shell einfach diese spirituelle und materielle Komponente sind.
Florian Clauß
0:28:33–0:28:37
Ja, genau. Also Ghost ist der Geist und Shell ist der Körper.
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Ghost in the Shell hat natürlich auch so diese Hacker-Dimensionalität drin.
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Shell ist ja auch immer das Terminal, womit man dann halt Direktiven direkt
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auf ziemlich ohne große Nutzeroberfläche,
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Programme oder Befehle einem Computer mitgeben kann.
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Shell. Und ja, also das ist genau dieser, dieser ganze, die ganze Dimension,
0:29:07–0:29:13
die der Film so ausmacht und auch in allen möglichen Breiten dann auch diskutiert.
Micz Flor
0:29:13–0:29:19
Ja, und ist aber dann schon auch angeknüpft eben an diese Frage,
0:29:19–0:29:21
ab wann ist ist eine Maschine auch beseelt.
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Und das ist ja dann, finde ich, in dem Film, also ich habe den jetzt nicht mehr
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gesehen, ich habe von der Handlung ja keine gute Erinnerung dran,
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aber dieser Turing-Test, also wenn der Mensch nicht mehr in der Lage ist,
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den Unterschied wahrzunehmen,
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hat man dann den Turing-Test bestanden und würde das aber dann in der Wahrnehmung
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bedeuten, dass diese andere Person auf einmal beseelt ist, einfach nur deshalb,
0:29:43–0:29:45
weil sie als solche behandelt wird?
Florian Clauß
0:29:45–0:29:49
Ja, ich würde sagen, das ist schon beyond der Film hinter dieser Turing-Test-Frage,
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Weil der Hauptcharakter ist Makoto Kunagasi.
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Das ist ein Cyborg, der sowohl im Prinzip einen komplett künstlichen Körper
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wie auch ein künstliches Gehirn hat.
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Es gibt noch so ein paar biologische Teile im Gehirn, aber wird komplett selber
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produziert, hergestellt.
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Und sie hat eine Seele. Also das heißt, sie wird auch als so ein explizit fühlendes
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Wesen dargestellt und völlig menschlich behandelt.
0:30:22–0:30:26
In der ersten Szene...
Micz Flor
0:30:26–0:30:28
Wurde der nicht nochmal neu verfilmt mit Scarlett Johansson?
Florian Clauß
0:30:28–0:30:30
Ja, der wurde dann nochmal neu verfilmt. Hast du den gesehen?
0:30:30–0:30:36
Den habe ich auch nochmal gesehen, aber ist wirklich auch nicht so gut.
Micz Flor
0:30:36–0:30:38
Okay, Entschuldigung, ich habe dich überbrechen. Das heißt aber,
0:30:38–0:30:40
diese Person ist beseelt?
Florian Clauß
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Naja, sie wird als eine ganz normale Person dargestellt und sie lässt sich durch
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eigentlich nichts Oberflächliches, vielmehr noch ihr Kollege Batu.
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Denen sieht man noch mehr seine Cyborg-Implantate an. Der hat diese komischen Augen.
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Also wir sind in einer Welt, ja, das ist natürlich so die eine Blaupause des
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Cyberpunk, die der Film auch visuell umsetzt.
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Und ich glaube, das ist halt so das, was den halt auch so stark macht.
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Erstmal von den Ideen her und dann aber auch von der visuellen Umsetzung.
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Cyberpunk, ja das Genre, maßgeblich von Neuromancer, Sterling und Gibson geprägt.
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Dann natürlich Blade Runner hat das auch so im Film umgesetzt und die Ästhetik geschaffen.
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Also wir haben es in Cyberpunk mit so einer hochtechnologisierten,
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meistens dystopischen Gesellschaft zu tun.
Micz Flor
0:31:42–0:31:48
Es gibt dann immer so High-Tech and Low-Life, also auf der einen Seite eine
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hochtechnologisierte Umwelt, auf der anderen Seite eben prekäre Verhältnisse.
Florian Clauß
0:31:55–0:31:56
Was ist dann halt dieser Punk, ne?
Micz Flor
0:31:57–0:32:00
Ist ja auch so ein bisschen so Next Blade Runner, Next Generation.
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Da liegen ja dann auch irgendwie diese 25 Jahre dazwischen. aber wo ja auch
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eben dann mit der Philip K.
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Dick Geschichte dieses Thema Androiden, künstliche Intelligenz,
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aber ab wann wird es dann wirklich auch beseelter Körper?
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Und ich finde, das war für mich damals im Kino auch so ein Gefühl,
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dass es daran angeknüpft hat.
Florian Clauß
0:32:21–0:32:28
Ja, wir haben viel diese Neon-Licht-Ästhetik, also dieses Film-Noir-Element.
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Also deswegen passt, glaube ich, diese Folge auch ganz gut zu deiner letzten Folge.
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Gesprochen hat, weil Expanse natürlich auch ganz viele, gerade in dem Delta-Bereich,
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ganz viele Cyberpunk-Ästhetiken dann auch so mit aufgenommen hat.
Micz Flor
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Ich kam auch zu Blade Runner, mit dem hast du gesagt, dass er andererseits übertechnologisiert
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und trotzdem irgendwie auch unterentwickelt, also diese Straßen-Regen-Ästhetik da.
Florian Clauß
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Genau, dieser Schmutz und dieser Dreck, man hat dann irgendwie ab einer gewissen
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Höhe dass dann die ganzen Leuchtreklamen, diese Hologramme, die dann in die
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Stadtlandschaft projiziert werden.
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Und dann, wenn du halt weiter unten auf der Straße bist, dann regnet es,
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es ist schmutzig, du kriegst halt irgendwie schlechtes Essen und irgendwie Schrott
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von irgendwelchen Robotern liegt dann halt in der Ecke.
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Also es ist halt so dieser Kontrast, diese Ambivalenz in der Welt.
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Und meistens gibt es in diesen Cyberwelten dann auch immer irgendwelche Mega-Corporations.
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Das heißt, der Staat, der dann auch gar nicht mehr so in der Ausprägung als
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ausführender Staat existiert,
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sondern meistens irgendwelche Mega-Corporations dann die Macht übernommen haben
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und da ihr Interesse und ihr Ziel verfolgen.
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In dieser Welt spielt ja auch dann der Film Ghost in the Shell.
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Cotonou, die Hauptdarstellerin, der Hauptcharakter, ist in Section 9.
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Das ist so eine Einheit, ja eine Polizeieinheit kann man sagen,
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die Cyberkriminalität bekämpft, beschäftigt.
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Und, das muss man auch sagen, der Film fängt halt, der geht halt,
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der wirft dich so direkt rein, Der hat so eine knallharte Action,
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wo der auch einfach so sehr komprimiert eine Geschichte erzählt.
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Wahrscheinlich, die im Manga nochmal viel, viel detailreicher und länger dann ausgebreitet wird.
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Aber der Film wirft dich halt so rein. Du kommst in den Dialog und dann kommen
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so die ganzen Informationen.
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Du musst die ganze Zeit erstmal dich dann am Anfang orientieren,
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um überhaupt zu verstehen, was hier Sache ist. Ja, also im Prinzip grob zusammenfassend
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kann man es sagen, dass es gibt eben Section 9 und Section 6.
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Das sind zwei verschiedene Departments. Das eine, 9, ist dann eben für Cyberkriminalität
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und für Terrorismusbekämpfung zuständig und die sind auf der Jagd nach dem sogenannten Puppet Master,
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was dann eben so ein nicht näher definierbares Programm oder Ghost ist,
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der sich in verschiedene Menschen und Maschinen einhacken kann und die dann
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zu Besitz nehmen kann, die jagen den.
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Und Section 6 taucht dann auch gleich auf, am Anfang der ersten Szene.
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Die haben damit auch was zu tun.
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Also das heißt, die versuchen den auch irgendwie unschädlich zu machen.
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Dann kommt das aber später, erzähle ich dann nachher nochmal,
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wie dann so der Konflikt zwischen diesen beiden Sektionen ist.
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Du siehst in der ersten Szene, ich weiß nicht, ob du dich daran erinnern kannst,
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es sind ja auch so tolle Technologien, die da so präsentiert werden.
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So was wie ein Kamouflageanzug, wo sie dann auf der, also sie steht auf dem
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Dach von dem Gebäude und sagt, I'm going in.
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Und dann zieht sie den Kamouflageanzug über und verschwindet quasi mit der Stadtlandschaft.
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Und dann siehst du im nächsten Schnitt, wie dann von außen aus dem Fenster dann
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auf einmal so ein Kugelhagel fällt und sie, wie sämtliche Diplomaten,
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die in einem Raum sind, dann umnietet.
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Und sie, in dem Fall, in der Szene wurde zum Beispiel Section 9 dann für die
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schmutzige Arbeit quasi instrumentalisiert.
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Weil die Section 6 ist dann noch näher, das ist nämlich die Vertretung vom Außenministerium,
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der für die diplomatischen und politischen Beziehungen zuständig,
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aber eine Art Geheimdienst ist, um die Stabilität des Staates aufrechtzuerhalten.
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Und die können halt, also die sind da in Verhandlungen mit irgendwelchen Diplomaten,
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Gedeckte Verhandlungen.
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Und du kommst halt in so eine Welt rein, da gibt es halt einen Hacker,
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der dann bei dem Diplomaten Asyl beantragt hat und die wollen ihn aber nicht gehen lassen.
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Also das heißt, Hacker sind auch jetzt so, oder Programmierer sind dann so Ware,
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die man dann halt austauscht wie Gefangene, die halt ein unglaubliches Wissen
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haben, um dann ja auch entsprechend so die ganzen Sachen bauen zu können.
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Also ich finde auch, das ist eigentlich so ein generischer Hackerfilm.
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Kann man schon so dem Genre Hackerfilm, ist ja so ein bisschen ein künstliches
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Genre, was jetzt nicht so bewusst, aber mit Thron und so weiter.
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Aber Ghost in the Fischel ist für mich ein ganz generischer und elementarer Hackerfilm.
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Genau, also auf jeden Fall, sie hat in der ersten Szene diese Konfrontation
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mit der anderen Sektion, mit den Diplomaten, das wird dann nochmal aufgelöst
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und dann siehst du halt im Vorspann, was auch passiert.
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Toll ist an dem Film, ist der Soundtrack, ja, der heute auch 30 Jahre später,
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höre ich den ab und zu mal in irgendwelchen Mixe, also elektronischen Music-Mixen,
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der wird immer noch verwendet, der ist immer noch so, ich weiß nicht,
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ob du den noch im Ohr hast, es gibt so ein Kinderchor,
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der wechselt dann so mit einer Staccato- Musik ab und mit so einem Trommeln
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und so einem deepen Rhythmus und der Soundtrack ist,
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großartig, funktioniert noch immer sehr, sehr gut und Und diese ganze politische
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Ästhetik, der Trailer mit den Namen, die sich einblenden, ist auch genauso.
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Und das haben sich halt die Wachowski-Geschwister abgeguckt,
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nämlich mit diesem, was dann bei Matrix nochmal verwendet wurde.
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Also diese grüne Schrift, grüne LED-Schrift auf schwarzem Grund,
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wie sich dann halt so aus diesem Schriftgewürde dann einzelne Letter rausperlen.
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Das haben die sich auch explizit abgeguckt, haben sie auch zugegeben.
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Das haben wir von größten Schell.
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Also der ist stilprägender Film.
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In der Szene, wo dann eben die Namen laufen nach diesem ersten Einsatz,
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siehst du eigentlich die Geburtsszene von Cotono.
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Da siehst du die Geburtsszene, wie sie aus, also immer gegengeschnitten,
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so ein künstliches Gehirn, dann ein Scan vom richtigen Gehirn,
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Dann kommt sie aus einer Paste heraus,
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wird dann hoch aus einer Flüssigkeit heraus, wird sie dann hochgezogen und dann
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blättert so die Haut, die zweite Haut von ihr ab.
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Du siehst sie dann fast in so einer embryonalen Stellung, wie sie dann halt
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auch wieder so gescannt wird.
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Sie schlägt dann nach dieser Zusammensetzungsszene, also eigentlich ist es eine
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Geburtsszene, schlägt sie die Augen auf in so einem dunklen Raum und ist quasi damit in der Welt da.
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Und das ist genau diese Frage von Leben und Existenz, die sie sich auch immer wieder stellt.
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Also sie hat dann mit Barto, ihrem Kollegen, der dann eben auch schon so einige
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Prothesen hat, aber noch überwiegend menschlich ist, stellt sie auch immer wieder
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dann diese Fragen, was macht Leben aus, was macht meine Existenz aus?
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Barto vertritt eher die Ansicht, diese klassische Descartes-Ansicht, ich denke also bin ich.
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Und Maschinen, das ist halt vorausgesetzt, sie können denken,
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sie können formulieren, sie können Gefühle ausdrücken.
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Also sind sie, also die Existenz ist da.
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Und es wird keinen Unterschied gemacht zwischen existierenden,
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ob das jetzt künstliche Lebewesen sind oder echte Lebewesen.
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Das wird nicht unterschieden.
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Ich habe jetzt so verschiedene Teile gestriffen. Es war einmal diese Cyber-Bank-Ästhetik,
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dann die Frage nach, was ist denn jetzt in dem Film für eine Technologie gesetzt.
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Der hat ja ganz viele Impulse an Technologie, die der Film erzählt.
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Und eine davon ist auch diese Cyber-Brains, die Prothesen.
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Dann gibt es halt auch diese Hologramme, diese 3D-Bildschirme.
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Also ich meine, das gab es schon in echt, das haben wir ja schon bei Mission
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Impossible und so weiter. James Bond früher gesehen, aber was ich auch so toll
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fand, diese Tracking-Geschichten.
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Das sind halt so, die Fahrzeuge werden dann getrackt und du siehst einen Stadtplan
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in 3D als Hologrammbild, wo die sich da befinden und wer wo ist.
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Also es ist viel mit diesen Wegen in der Stadtlandschaft, die da inszeniert werden.
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Es gibt dann eben auch diese Gedankenübertragung, die bewusst gemacht werden
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können für diejenigen, die die Fähigkeit haben.
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Also der Puppetmaster kann eben seine Shell wechseln, irgendwo anders einbringen.
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Er kann manipulieren, also das, was wir heutzutage so als Social Hacking,
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dass der Puppetmaster Erinnerungen injizieren kann.
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Da gibt es einen Müllmann, der dann seinem Kollegen zeigt, guck mal hier,
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meine Tochter, ich bin so stolz auf meine Familie, meine Tochter.
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Und der war aber jetzt infiziert von dem Puppetmaster, hat dann immer den Kontakt
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des Müllautos durchgegeben, um dann halt wieder den Wirt zu wechseln.
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Dann verhören die den später und meinen halt so, ja, also wenn du einmal quasi
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davon im Sitz genommen wurdest, dann besteht wenig Chancen auf Regeneration,
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dein Gehirn ist kaputt und dann zeigen sie ihm noch mal das Bild,
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was er seinem Kollegen, wo er seine Tochter drauf vermutet hat und da war halt
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er selber nur drauf, der dann halt in die Kamera guckt.
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Also so eine Gedankenprojektion, Cybersecurity, also diese ganze Cybersecurity,
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also diese Cybersicherheit, was du jetzt eigentlich erst so,
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jetzt kommt das in so einer, oder ja gut, schon ein bisschen länger,
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aber ganz lange, Der Film ist zu einer Zeit gedreht worden, wo das Internet
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so in den Kinderschuhen gesteckt hat.
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Aber auch diese Infiltrierung von Netzwerksystemen oder von irgendwelchen IoT-Things,
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die dann halt irgendwo drin hängen in diesem Netz und quasi besetzt werden können
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für einen Hack oder ein Virus.
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Also diese Szenarien, die dann viel später erst real eingetreten sind,
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wurden da immer schon so gedanklich vorweggenommen. Also sehr stark von der Ideenwelt her.
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Also finde ich sehr vorausschauend. Das hat mich wirklich...
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Auch im Nachhinein ist der Film vielleicht so ein bisschen etwas spröde heute
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anbunden in der Ästhetik.
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Weil du hast dann halt auch sehr statische Szenen manchmal drin,
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wo du dann zwei Charaktere im Fahrstuhl sitzen.
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Dann siehst du halt irgendwie den Hintergrund die ganze Zeit,
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die Hochhäuser langfahren und die unterhalten sich dann.
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Da geht eine Dialogszene so über eine Minute, ja, also es ist jetzt nicht so,
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aber es gibt aber ganz großartige Momente in dem Film, wo auch so Ruhepunkte
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geschaffen werden, wo dann nochmal so was ganz anderes noch mit erzählt wird.
Micz Flor
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Ja, ich fand das auch interessant damals, dass das sich eigentlich alles sehr
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realistisch angefühlt hat, auf eine komische Art, ne, also da ist man wieder dabei,
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Da sind wir wieder an dem Punkt, was glaubt man? Hatten wir bei Expanse ja auch schon.
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Also was schafft man bei der Dramaturgie, damit das Publikum alles glaubt? Wie stellt man das her?
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Und irgendwie fand ich bei Ghost in the Shell, das fühlte sich fast grundsolide an.
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Also da fand ich gar nicht mal beim Schauen, dass das so sehr ins Spekulative gesprungen ist.
Florian Clauß
0:44:25–0:44:30
Glaubwürdigkeit wird durch so ein immanentes System quasi so stabilisiert.
0:44:30–0:44:35
So was du auch in der letzten Episode von Wikipedia wirst wissen,
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wenn es wie ein Artikel in Wikipedia klingt, dann ist das eine zuverlässige
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Kausalität, die man da erfährt.
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Das finde ich auch so. Ja gut, okay, Öppstein-Antrieb, gebombt.
Micz Flor
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Nee, aber bei Ghost in the Shell, weil du gerade meintest, Cybersecurity,
0:44:53–0:44:56
diese Sachen, ich erinnere mich dann schon irgendwie eben daran,
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dass ich bei einem Film dachte, dass das natürlich großes Thema war und bei Shell,
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also dass man sich mit Terminal von Knoten zu Knoten hackt und dann die Spur
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verwischen kann und so, das sind Sachen, die natürlich auch vor dem World Wide
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Web schon Realität waren.
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Und fand es großartig inszeniert, aber es war jetzt gar nicht mal so,
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wo eine neue Welt erfunden wurde, sondern nur die bestehende Welt,
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die wir da schon hatten, einfach weitergerechnet wurde.
Florian Clauß
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Ja, also ich, wie gesagt, für mich war das dann doch irgendwie so,
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natürlich, weil ich mich damals mit den Themen auch so beschäftigt habe,
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dann aber auch schon eine extreme visionäre Kraft, die der Film da aufgetan hat.
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Also wir haben in dem Film diese sehr actiongeladenen Momente und dann aber
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auch diese sehr reflexiven Momente,
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wo die Hauptdarstellerin dann auch über ihre eigene Existenz grübelt und auch
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das so in der Außendarstellung dann wieder aufgenommen wird.
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Es gibt dann, nachdem sie, ich hatte diese Szene mit dem Müllauto schon angeschnitten,
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also das kommt dann so auch am relativen Anfang,
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da gibt es halt noch so eine Verfolgungsszene, wo sie auch einen von diesen
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Würten dann jagt und das spielt dann so in so einer Häuserschlucht so mit knietiefem
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Wasser und wo sie ihn dann auch stellt und er dann so wie verrückt um sich schießt
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und du siehst die Kugeln,
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wie die dann ins Wasser einschlagen,
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nur so eine Silhouette dann von Motoko darstellen.
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Und sie ihn dann halt so fertig macht.
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Ich wollte noch sagen, was wirklich so nochmal, weil du gefragt hast,
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Das ist jetzt mit Scarlett Johansson die Verfilmung von 2017, 2016 der Unterschied.
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Also was ganz krasses bei dieser Geburtsszene und auch immer wieder taucht sie
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mit nacktem Ohrkörper auf und sie ist ein absolut, sie strahlt so eine Sexualität aus.
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Also ganz am Anfang allein durch die irrigierten Brustwarzen,
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die dann halt auch so extra.
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Bei welchem bist du jetzt? Ich bin bei Ghost in the Shining im Anime.
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Also diese, da wird schon so eine Sexualität vermittelt, in dieser Figur, die sehr explizit ist.
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Bei Scarlett Johansson ist es genau umgekehrt. Da hat sie halt so einen Anzug,
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wo alles so glatt gemacht wird.
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Ich glaube, das haben die wegen der Zensur, aber es macht in dieser ganzen Geschichte.
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Baut die sich auch dadurch so so zurück, weil es geht genau bei diesem Charakter
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darum, diese philosophische Frage von Leben aufzulösen.
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Und das ist Sexualität.
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Und das ist genau diese Schlussszene auch von Ghost in the Shell,
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von dem Anime, nämlich die Frage, wie kann Fortpflanzung stattfinden?
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Und das beantwortet der Film auch in einer neueren Stufe.
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Und das finde ich halt irgendwie Bei dem Ghost in the Shell,
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mit dieser Nachverfilmung, da ist es so, dass er die Entität der Individualität
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dann letztendlich bei ihr in der Figur gestärkt wird.
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Sie ist dann eine von uns und sie kämpft. Sie ist dann halt irgendwie integriert
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als Individualität, aber eher in so einer Menschlichkeit, was eigentlich überhaupt
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kein philosophischer Konflikt mehr ist.
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Das ist halt so der Unterschied zwischen den beiden Filmen. Und deswegen ist
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der halt auch viel schwächer, würde ich sagen, von wie er das Thema behandelt,
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von günstiger Intelligenz, Leben und Existenz.
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Ich will jetzt nochmal kurz so zusammenfassen, was so der Konflikt ist.
0:48:52–0:49:00
Also es kommt dann irgendwann raus, dass der Puppet Master instanziert wurde von Section 6.
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Und das hier heißt dann auch das Project 2501. Das ist dann die Kennzahl von
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dem Project und so ein bisschen wie bei Akira.
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Akira ist ja auch einer der stilprägendsten Filme aus den 80ern in dem Anime-Bereich,
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wo auch dann die ganzen Kinder, die parapsychische oder paranormale Fähigkeiten haben,
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dass die so Nummern in sich tragen, also die als Tätowierung.
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Und das sind dann auch immer so die Nummern der Experimente.
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Ja, und das bei 2501 ist wahrscheinlich quasi das geglückte Experiment des Puppet Masters.
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Das ist so der Grundkonflikt der Film. Also das heißt, Section 6 hat eben so
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eine Cyberwaffe geschaffen im Puppet Master mit dem Ziel, dass der überall Informationen
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zusammenkehrt, sich dann eben in so Netze hacken kann,
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Industrie-Spionage betreiben kann,
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geheimdienstliche Operationen ausführen kann.
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Dafür haben sie halt diese Cyberwaffe geschaffen.
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Und was der macht, und deswegen wird er als Terrorist, er befreit sich quasi
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aus diesen Fesseln, Und will in Form von, dadurch, dass er immer andere Körper
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annimmt, will er politisches Asyl beantragen.
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Und da jetzt genau dieser Konflikt, er hat offiziell einen Antrag gestellt auf
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politisches Asyl und er wird aber nicht akzeptiert.
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Also er wird dann halt gejagt. Deswegen wird Section 9 eingeschaltet,
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um halt diese Asylfrage dann zu klären, indem sie den lahmlegen.
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Deswegen Section 6, die dann halt auch mit dem Hacker da kommen und mit diesem
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Typen, der eine Tonne schwer ist oder eine halbe Tonne, die wollen den halt wieder zurück haben.
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Die wollen ihn wieder einfangen als Entität und für sich weiter dann halt aktiv machen.
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Das ist so der quasi die Storyline, die da im Untergrund oder im Hintergrund
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in den Dialogen auch getragen wird.
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Und dann aber eigentlich viel stärker als diese Storyline, das ist ja genau
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diese Frage von Motoko, was sie als Leben ausmacht, was sie als Existenz ausmacht.
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Das ist vielleicht auch noch interessant, diese Body, diese Cyber-Bodies werden
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auch von einer Company hergestellt, die heißt Megatech.
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Ja, Megatech ist im Prinzip, also nur die können diese hochentwickelten Cyborgs
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dann auch bauen. Und es gibt halt mehrere von denen.
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Da gibt es eine Szene, wo dann halt die Hauptdarstellerin fährt dann mit so
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einer Fähre durch den Kanal, guckt.
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Also das ist halt auch so diese Reflektion von Bildern. Also als so ein philosophisches
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Thema spielt auch im Film visuell eine tragende Rolle, dass sie reflektiert
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sich in Scheiben, sie taucht gerne, reflektiert sich in der Wasseroberfläche.
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Also es gibt deswegen auch die Frage, ob sie Mensch ist oder nicht Mensch.
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Also sie ist schon so, dass sie auch so bestimmte Vorlieben hat,
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wie Tauchen. Das mag sie halt total gerne, da kommt sie zur Ruhe.
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Und Barto unterstützt sie und nimmt sie aber auch als vollwertige Person wahr.
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Also es ist auch dann wieder so, die Asimovschen Gesetze, dass dann auch eine
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liberalere und diverse Gesellschaft auch gezeigt wird, in dem diese Absinthanz da ist.
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Es ist ja keine Gefahr da, sondern es ist ja eigentlich eher so ein Tool.
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Es führt ja für alle zu einer besseren Gesellschaft, der Einsatz von solchen Prothesen.
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Aber diese Herstellung von diesen Körpern.
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Obliegt halt nur einer Firma und wo auch dann Section Six da auch die Finger im Spiel hat.
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Und dann sieht sie sich dann auch selber quasi als in einer anderen Situation
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auf der Straße, wie sie dann halt einen Kaffee trinkt in irgendeiner.
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Nicht Kneipe, sondern in so einem Café.
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Und dann sieht sie sich durch die Scheibe und das könnte der gleiche Body sein,
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aber gleichzeitig ist sie das ja auch. Sie geht dann vorbei an so Schaufensterpuppen
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und dann auch diese Frage, was, ne?
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Also was, wenn das die äußerliche Form von Figuren hat, ist es dann schon Leben?
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Ist es dann schon eine Existenz? Ja, ist es dann schon irgendwie?
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Und dann natürlich in dem Medium Anime, in so einem Zeichentrick,
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ist ja auch dann wieder ein Abstraktionslevel, der da reingezogen wird.
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Also ich will jetzt gar nicht so viel mehr über den Film erzählen, eine Handlung.
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Er dann so zum Ende, wo sich aus ihrem philosophischen Dilemma so ein Ausweg,
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weil sie fragt sich dann immer, also sie macht diese Einsätze,
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sie jagt den Puppet Master,
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ist da aber auch irgendwie im Dialog mit ihm.
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Also das heißt, er beantwortet dann auch ihre Fragen, ja.
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Und es gibt diese unglaubliche letzte Szene, also wo dann der Puppet Master,
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der wurde dann gefangen genommen, wurde gehackt, aber der konnte dann entfliehen
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mithilfe von anderen aus dieser Zelle, wo er von Section 6 dann quasi entschlüsselt werden sollte.
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Und die verfolgen ihn dann in die Altstadt von dieser Megastadt.
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Es gibt ein Altstadtviertel, was dann halt vor Jahren geflutet ist und da gibt
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es noch so ein Naturkundemuseum.
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Und in diesem Naturkundemuseum findet ihr dann Unterschlupf und da gibt es halt
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so eine, quasi so der Endgegner.
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Ja, die Form, deren der Puppetmaster sich bedient, ist ein Panzer,
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der die Form hat von einer Spinne.
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Und dann halt so mit massiven Feuerkraft dann in diesem Naturkundemuseum die
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Hauptdarstellerin bekämpft, die dann über so ein Backdoor in dieses Gebäude einsteigt.
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Und dann hast du halt diese ein bisschen episch übertriebenen Szenen,
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wo du dann siehst, wie diese ganzen Säulen von den Kugelhagel zersplittert werden.
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Und dann gibt es dann in diesem Museum diesen Stammbaum des Lebens.
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Und du siehst dann halt so an der evolutionären Spitze den Homo sapiens sapiens.
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Und dann perlt halt so ein Kugelhagel über diesen Lebensstand,
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wo dann halt die ganzen Abzweigungen sind.
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Also es ist halt so, und gleichzeitig so eine intensive Ambient-Musik,
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was dann halt so eine unglaubliche Ruhe dann zwischen diesen Kugelgeräuschen dann passiert.
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Also das ist so ziemlich stark erzählt. Und sie schafft es dann,
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diesen Panzer zu knacken und das aber auch unter massiven Einsatz,
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wo dann ihr Körper so anfängt zu splittern.
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Ich habe die Szene noch in Erinnerung gehabt, die zieht dann diese Luke vom
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Panzer auf und so eine Kraft aufwendet, dass dann ihr Knochen,
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ihr ganzer künstlicher Körper zerspringt und gleichzeitig sie als so ein Torso da liegt.
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Und der Puppet Master selber ist halt auch in so einem Torso recht baugleich
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zu ihr, er hat zuletzt eine Diplomatin angenommen.
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Und dann findet dieser letzte Dialog statt, dass dann vorgeschlagen wird, okay.
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Um mich jetzt weiterzuentwickeln, ja, Kopien, also das ist auch so klar,
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du kannst natürlich als technisches Programm unendliche Kopien von dir anfertigen,
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aber dann geht es genau in diese Frage, was ist Leben, was ist Existenz?
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Existenz ist natürlich auch eine künstliche Intelligenz, das funktioniert in der Existenz.
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Aber Leben bedeutet eben Diversität und Leben bedeutet Fortpflanzung.
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Das heißt, er kann nicht sich kopieren.
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Er muss es dann halt den Genen gleich tun, indem er sich fusioniert.
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Und das ist halt so der Deal.
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Dann siehst du auch gleichzeitig, es werden so Helis angefordert,
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die nehmen ihn dann ins Visier.
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Du siehst hier über dieses Naturkundemuseum, was dann auch so eine gläserne
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Kuppel hat, siehst du dann diese Heli schweben und die nehmen ins Visier,
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die schießen ab und in dem Moment switcht er quasi in ihrem Body.
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Sie wird auch eben durch diesen Beschuss verletzt und die letzte Szene ist dann,
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wo Barto, also ihr Kollege, sie dann quasi mit so neuen prothetischen Elementen,
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die sieht dann aus wie ein Kind.
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Ja, also es wurde dann halt so, was er aufgetrieben hat, er meinte so,
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sorry, ich habe nichts anderes aufgetrieben, aber sie ist dann eine verjüngte
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Version von sich selber als Kind, auch wieder so sehr sinnbildlich nach der Fusion.
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Und dieser letzte Dialog ist halt auch so.
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Um erleben zu können, um für was Neues dann, um auch genau diese Variation oder
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diese Diversität und diese, also jetzt nicht reine Kopie, sondern das war dann
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auch das, was den Puppet Master zu ihr geführt hat, weil sie die einzige,
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er hat ja verschiedene Shells ausprobiert, hat mit denen dann halt irgendwie,
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hat gemerkt, der kommt dann nicht weiter,
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das war halt so und sie war dann halt so diejenige, wo sie auch dann diese Fusion
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dann eingehen kann mit ihm und dadurch dann halt halt ein neues Leben erschaffen kann.
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Und dann geht es halt in diese Stufe des Lebens und nicht mehr nur der Existenz.
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Und das läutet dann am Ende so eine neue Ära ein, wo dann sie mit einem Rucksack
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geschultert, dann, ja, jetzt geht es los, jetzt geht es ins Leben.
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Also irgendwie so ein positives Ende in diesem Ganzen.
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Genau, du hast nicht viel gesagt. Ich habe die ganze Zeit geredet.
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Ich glaube, du hättest ihn vorher sehen sollen, den Film. Ja,
0:58:36–0:58:38
aber das wäre jetzt so mein Thema.
Micz Flor
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Ja, das ist interessant, weil ich würde den Film sofort immer empfehlen.
0:58:41–0:58:43
Aber ich habe gemerkt, als du erzählt hast, dass ich wirklich...
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Mann, das ist bald 30 Jahre her, ne? Ja.
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Dass ich da wirklich den Plot so ein bisschen vergessen habe.
Florian Clauß
0:58:51–0:58:55
Ja, ich muss dir auch gestehen, ich war immer unglaublich fasziniert von dem
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Plot. Aber ich habe es nie ganz verstanden in der Geschichte.
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Und ich habe jetzt auch noch mal, als ich hierher gefahren bin,
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wir dann die Untertitel gelesen auf Deutsch.
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Das ist halt auch ziemlich geil, weil dann kann man nochmal gucken,
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was der Film erzählt. Die deutschen Untertitel kannst du ja so weglesen.
Micz Flor
0:59:13–0:59:16
Ja, aber wo hast du die her? Du hast jetzt quasi nur die... Nein,
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nein, ich hab den Film auch gesehen und ich hab dann auch geguckt.
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Aber wo hast du die Untertitel?
Florian Clauß
0:59:20–0:59:23
Nein, die Untertitel kriegst du überall. Also Open Subtitles.
Micz Flor
0:59:24–0:59:26
Wo müssen wir lang? Ganz kurz?
Florian Clauß
0:59:26–0:59:28
Ja, wir müssen jetzt hier so über die Straße.
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Und wir sind jetzt vor der Schaubühne. Also ich würde mal sagen,
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wir haben so die Hälfte der Strecke geschafft, die wir uns vorgenommen haben.
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Aber wir gehen jetzt hier über den Kurfürstendamm und dann queren wir die Straße
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und biegen links ab und Richtung Lietzensee.
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Ja, Mensch. Also ich meine, was mich dann nochmal so aufgewühlt hat in der ganzen
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Auseinandersetzung ist halt
1:00:00–1:00:06
diese ganze Diskussion um künstliche Intelligenz, um Machine Learning.
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Was ist Intelligenz? Also das knüpft auch an diese Episoden an,
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die wir gemacht haben von biologischer Intelligenz.
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Also die Frage von wann passiert Intelligenz, wann passiert Leben,
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ist es gleichwertig, ist es irgendwie,
1:00:26–1:00:30
also das ist natürlich in so einer Science-Fiction-Blase dann erzählt,
1:00:30–1:00:34
aber trotzdem genau dieser Punkt,
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wenn künstliche Intelligenz intelligent wird, dann ist es zu spät,
1:00:41–1:00:43
dass wir es merken, weil dann ist es schon vorbei.
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Also das ist ja genau dieser Punkt, wo geht es drüber, wo kann sich was entwickeln,
1:00:48–1:00:50
was nicht mehr kontrollierbar ist.
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Aber wenn es dann halt so eine gewisse Intelligenzform angenommen hat,
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ist es dann auch eine Vernunftsform, die sich damit dann halt auch impliziert
1:01:02–1:01:06
und eben nicht bedrohlich ist, sondern reflexiv.
Micz Flor
1:01:08–1:01:14
Ja, ich glaube, bei dem Ghost in the Shell-Film ist ja schon dieses Leibthema,
1:01:14–1:01:16
also Shell und Ghost, wichtig.
1:01:16–1:01:24
Und man hängt sich so, finde ich, oft immer ein bisschen an diesem Ghost-Teil
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und weniger an dem Shell-Teil dran.
1:01:26–1:01:30
Und gleichzeitig ist es so, wie du ja schon gesagt hast, die Hauptfigur taucht
1:01:30–1:01:32
unglaublich gern, das beruhigt sie so.
1:01:32–1:01:37
Und das ist natürlich dann genau diese pränatale Erinnerung,
1:01:37–1:01:44
die wir als Zuschauer sehen, wo sie aus diesem Trog gehoben wird und sich dann in die Welt kommt.
1:01:44–1:01:48
Das ist ja eine Form der Geburt, so mit GeburtshelferInnen.
1:01:48–1:01:51
Ich weiß nicht, wie das bei Maschinen genannt wird.
1:01:52–1:01:56
Und sie taucht gerne und weiß gar nicht genau, warum.
1:01:57–1:02:00
Das ist halt einfach was, was sie gerne macht, wird ja auch nicht wirklich reflektiert.
1:02:00–1:02:04
Aber das ist ja genau der Punkt, wo sich auch diese Seele und Körper verbinden,
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dass man da wirklich so einen Rückblick noch mal hat auf diese eigene,
1:02:07–1:02:13
frühe, ja eben pränatale, in utero Flüssigkeitsfeeling.
1:02:14–1:02:18
Was selbst, was ja, wie du schon gesagt hast, was ja den Charakter auch unglaublich
1:02:18–1:02:24
menschlich macht, dass die sowas hat, dass sie sowas will, dass die gerne taucht.
1:02:24–1:02:26
Warum das denn? Und ich denke, dass so.
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Und Sexualität hast du schon beschrieben und natürlich kommt dann in diesem
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ganzen Thema irgendwie auch das Interpersonelle mit rein.
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Man möchte, also man mag die Person.
1:02:41–1:02:45
Was wäre jetzt, wenn es einfach so wie, wenn man den gleichen Film machen würde
1:02:45–1:02:49
und diese Person sähe aus wie Wall-E, auch künstliche Intelligenz.
1:02:49–1:02:53
Du würdest nicht mit den gleichen Emotionen an diesem Kampf hängen.
1:02:53–1:02:57
Das wäre einfach anders. Das heißt, das Äußere ist total wichtig,
1:02:57–1:03:01
der Körper ist wichtig, auch in der Art, wie wir damit uns verbinden können,
1:03:01–1:03:04
auch bevor wir wissen, ob die Person jetzt menschlich ist oder Android.
1:03:04–1:03:09
Also wir verbinden uns einfach mit dem Bild und dann entsteht eine interpersönliche
1:03:09–1:03:13
Relation, eine Projektionsfläche, die wir dann auch irgendwie Hoffnung oder
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Befürchtung haben, bevor wir die Person überhaupt erfassen können.
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Und das meinte ich halt vorhin auch. Also es ist halt so, du brauchst natürlich,
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Wally hat ja keinen Beobachter, obwohl dann da die Kamera steht und ihn filmt,
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wie er diese ganzen Würfel macht aus Müll.
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Aber es ist, denke ich, schon irgendwie Teil von diesem Identitätsthema,
1:03:39–1:03:43
ist ja auch gesehen zu werden. Ja, und Einsamkeit ist ja nicht von ungefähr ein großes Thema.
1:03:43–1:03:50
Also irgendwie in unserem Konzept von, was ist der Mensch, da wird nie davon
1:03:50–1:03:54
ausgegangen, dass es ein Plural ist, sondern es ist immer so,
1:03:54–1:03:55
okay, was ist der Mensch?
1:03:56–1:03:59
So ein bisschen wie du in der einen Folge beschrieben hast, dass der Wald,
1:03:59–1:04:03
da denkt man halt, das sind Bäume, sind der Wald, aber die Wahrheit ist,
1:04:03–1:04:04
die Bäume sind nur die Früchte vom Wald.
1:04:04–1:04:08
In der Wald ist dieses Gewebe unten drunter, diese Verbindung mit allem.
1:04:09–1:04:13
Und da finde ich das bei Ghost in the Shell schon so, die Person wirkt immer
1:04:13–1:04:21
ein bisschen einsam und gleichzeitig finde ich schon, dass es die ganze Zeit auch darum geht,
1:04:22–1:04:29
dass wir als Zuschauer uns verbinden wollen.
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Also wir wollen weiter, die ist uns einfach unglaublich sympathisch.
1:04:33–1:04:38
Wir wollen, dass die gewinnt und so. Es ist jetzt wie ein Animationsfilm,
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da kann die Person gestalten, wie man will.
1:04:40–1:04:44
Aber es gibt ja so Filme, wo man dann denkt, ja, ich kann mich mit dem Charakter
1:04:44–1:04:45
irgendwie nicht so verbinden.
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Es interessiert mich einfach nicht, ob der jetzt irgendwie in der vierten Staffel
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dann umgebracht wird oder nicht.
1:04:53–1:05:00
Aber bei diesem Thema Intelligenz und Leben und Sein und Leib und Körper und
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Seele, da finde ich schon, dass das nicht so sehr um...
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Künstliche Intelligenz per se geht, sondern du hast das ja auch schon gesagt,
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es geht glaube ich wirklich um das Gefüge.
Florian Clauß
1:05:10–1:05:17
Also was für mich auch eine Frage ist, inwieweit wie weit kann sich überhaupt Form von,
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intelligentem Leben ohne Körperlichkeit entwickeln, weil der Ghost ist ja so
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einer, der dann halt hüpft von Körper zu Körper, aber irgendwie auch als Intelligenz, als Entität,
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in so einem Netz leben kann oder zumindest existieren kann.
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Aber diese Körpererfahrung, was jetzt sie als ein Cyborg hat,
1:05:43–1:05:49
macht sie ja so offen für so philosophische Fragen und Themen.
1:05:50–1:05:52
Also diese Körperlichkeit.
1:05:53–1:05:58
Und das ist halt so auch die Frage von überhaupt in diesem ganzen Diskurs,
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wie sich dann Intelligenz ohne so eine Körperrückmeldung,
1:06:05–1:06:09
so ein Rückkopplungssystem durch Körper überhaupt existieren kann.
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Also sei es jetzt irgendwie beim Tier, beim Menschen oder wo auch immer.
1:06:15–1:06:19
Aber irgendwo ist ja immer wieder so eine, zwischen Geist und Körper,
1:06:19–1:06:23
so eine Wechselbeziehung, die ja erstmal so etwas wie Leben dann ausmacht.
Micz Flor
1:06:23–1:06:28
Und die aber so selten diskutiert wird, natürlich. Wir hatten irgendwie,
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das war lange vor eigentlich, ich weiß gar nicht, wann das war.
Florian Clauß
1:06:32–1:06:34
Wo du den Rippenbruch hattest.
Micz Flor
1:06:34–1:06:39
Nee, vor unserer Podcast-Venture.
Florian Clauß
1:06:39–1:06:45
Ach so. Nee, aber da hatten wir das ja auch mal so an, also dieses Leiden von Intelligenz.
Micz Flor
1:06:45–1:06:50
Das stimmt, ja. Das wurde dann zum Thema. Dieser Schmerz, der Schmerz.
Florian Clauß
1:06:51–1:06:51
Schmerzerfahrung.
Micz Flor
1:06:52–1:06:52
Schmerzerfahrung.
Florian Clauß
1:06:52–1:06:57
Ja, also man kann, glaube ich, jetzt so verschiedene Aspekte in diesem Film
1:06:57–1:07:03
so wunderbar diskutieren und hat da auch einfach so schöne Gedankenanstöße drin.
1:07:03–1:07:09
Deswegen, ja, und nach wie vor, die Faszination bei dem Film ist bei mir geblieben.
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Ich finde das nach 30 Jahren knapp, jetzt gucken immer noch ganz stark.
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Es gibt so Filme, die nicht altern.
1:07:18–1:07:22
Akira wäre, glaube ich, auch so ein Film, der natürlich auch ästhetisch gesehen,
1:07:25–1:07:30
da verzeiht man mehr, als bei irgendwelchen animierten Filmen, ne?
Micz Flor
1:07:32–1:07:32
Wieso meinst du?
Florian Clauß
1:07:33–1:07:37
Also Science-Fiction-Filme, wo dann zum ersten Mal CGI eingesetzt wurde,
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aus den 90er Jahren anguckst, da gibt's ganz viel, was dann halt einfach nicht
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gut alt hat, weil es halt nicht mehr gut aussieht.
1:07:44–1:07:47
Während bei so einer Anime-Geschichte, die funktioniert nicht immer,
1:07:47–1:07:51
also die Ästhetik kennt man ja auch noch aus den Vorabend-Serien,
1:07:51–1:07:53
die dann halt genau so etwas trashiger,
1:07:53–1:08:00
damals halt aufwendiger produziert sind, aber ja das funktioniert bei dem Film noch sehr gut.
Micz Flor
1:08:01–1:08:05
Also für mich ist jetzt 30 Jahre später die Diskussion, dass wir eben nicht
1:08:05–1:08:10
über das über die Action und das Hacken und sowas sprechen, sondern dass wir
1:08:10–1:08:16
über Leiblichkeit, Körper und Geist so reden, das ist für mich neu.
1:08:18–1:08:21
Künstliche Intelligenz Diskussion dann auch über den,
1:08:25–1:08:29
Wie sagt man das? Nur über meine Leiche gibt es doch diesen Spruch.
1:08:29–1:08:32
Und da ist ja auch der Körper drin und irgendwie dieses Gefühl,
1:08:32–1:08:36
dass die Diskussion eben nicht über eine Leiche geführt werden kann,
1:08:37–1:08:39
sondern dass Intelligenz und Körperlichkeit irgendwie zusammenhängen.
1:08:41–1:08:45
Raum, wahrscheinlich dann auch ein Thema, ist Räumlichkeit. Da sind wir dann
1:08:45–1:08:49
auch wieder bei laufend reden und beim Laufen reden,
1:08:49–1:08:57
weil wir ja auch diesen Raum einnehmen, so in der Stadt und uns damit dann auch irgendwie verbinden.
1:08:58–1:09:02
Wobei ich lustigerweise es gar nicht so sehr habe, dass unsere Podcast-Gespräche
1:09:02–1:09:04
mit Orten verbunden sind.
Florian Clauß
1:09:04–1:09:09
In mir geht es schon so. Also wenn ich dann irgendwann später mal wieder so
1:09:09–1:09:15
an eine Ecke von Berlin komme, dann denke ich, ach hier haben wir doch über Voyager gesprochen.
Micz Flor
1:09:16–1:09:18
Doch, das stimmt. Das habe ich im Südkreuz.
Florian Clauß
1:09:18–1:09:23
Ja, siehst du. Genau, das ist kognitive Mapping, was wir uns da hier erschließen.
1:09:23–1:09:28
Nach wie vor, was natürlich auch unsere ganz individuellen Erfahrungen sind,
1:09:28–1:09:33
aber wo wir dann so eine Ortsbeziehung entwickeln.
1:09:37–1:09:45
Ja, also ich würde sagen, mehr ist nicht zu sagen, also ich glaube,
1:09:45–1:09:51
wir haben das jetzt irgendwie so ganz ausführlich erörtert und ja,
1:09:51–1:09:54
ich kann auch noch mal den Appell starten,
1:09:55–1:09:59
kann man sich gut anschauen, ist auch noch nicht mal 90 Minuten lang.
1:09:59–1:10:04
Echt, ja? Ja, ist 82 Minuten lang, der Film. Gut, Mitch.
Micz Flor
1:10:04–1:10:07
Ja, danke auch für die Tour. Ich bin total gespannt, wo wir jetzt rauskommen.
1:10:08–1:10:10
Irgendwie sieht das so vertraut aus, aber...
Florian Clauß
1:10:10–1:10:14
Ist es nicht, ne? Es ist schon was anderes hier. Ich kenne das auch noch nicht,
1:10:14–1:10:17
muss ich ehrlich sagen. Wir gehen jetzt quasi unter die Brücke.
1:10:19–1:10:25
Unter die Brücke in Richtung Lietzensee. Mal schauen, wo uns das noch hinschwirrt.
1:10:25–1:10:27
Wir müssen ja nochmal jetzt gleich einkehren.
Micz Flor
1:10:27–1:10:31
Ja, ich möchte auf jeden Fall noch mit dir jetzt was essen. Ja, machen wir.
1:10:32–1:10:35
In diesem Sinne lassen wir jetzt einfach die anderen außen vor.
1:10:36–1:10:38
Vielen Dank fürs Zuhören, dass ihr dabei geblieben seid.
1:10:39–1:10:41
Es gibt wirklich nicht mehr so viel zu sagen.
1:10:42–1:10:44
Abschließend, ich habe das Gefühl, weil du vorhin gesagt hast,
1:10:46–1:10:49
getroffen, aber es hat mich dann irgendwie auf einmal so erschüttert.
1:10:49–1:10:52
Da habe ich nichts gesagt, aber es stimmt, ich habe dir zugehört.
1:10:52–1:10:56
Aber es war sehr schön. Es war sehr schön.
1:10:56–1:10:58
Ja, vielen Dank auch.
1:10:59–1:11:03
Wie immer unter eigentlich-podcast.de.
Florian Clauß
1:11:03–1:11:07
Könnt ihr dann die Informationen zu den folgenden Folgen abrufen,
1:11:07–1:11:11
den Track, den wir gelaufen sind, runterladen.
Micz Flor
1:11:11–1:11:12
Check the Track.
Florian Clauß
1:11:12–1:11:16
Und auch, du hast dieses Mal total viele Fotos gemacht. Nee,
1:11:16–1:11:17
so viel habe ich gar nicht gemacht.
1:11:17–1:11:21
Du warst dauernd mit dem Handy am Fotografieren. Ja, ich schickte die alle.
1:11:22–1:11:28
Wir veröffentlichen dann auch immer in der Episode die Fotos von den Straßen,
1:11:28–1:11:29
wo wir langgelaufen sind.
1:11:29–1:11:35
Das war eigentlich Podcast Episode 42.
1:11:36–1:11:42
Dann das nächste Mal übernimmt Mitch. Ich sage Tschüss, bis in zwei Wochen.
Micz Flor
1:11:42–1:11:45
Und ich sag Papa, Baba.

Mehr

"Never listen to what people say. Just watch what they do." (Chrisjen Avasarala, S02E01)

Unser Thema ist die Serie "The Expanse", eine Meisterleistung im World Building. Ursprünglich als Massively Multiplayer Online Role-Playing Game (MMORPG) geplant, wurde sie später zu einer Streaming- und TV-Serie umgewandelt. Die letzte Staffel wurde gestreamt, und das letzte Buch wurde veröffentlicht. Es ist also an der Zeit, einen umfassenden Blick auf das Gesamtwerk zu werfen. Obwohl wir vor Plot-Spoilern warnen, kommen wir gar nicht dazu, da wir uns in unserer Begeisterung für die neun Romane, die zusätzlichen Novellen und die für das Fernsehen vom Syfy Network adaptierte Serie verstricken, die jedoch nach drei Staffeln abgesetzt wurde. (Amazon erwarb die Rechte und produzierte drei weitere Staffeln.) Die Handlung spielt in einer Zukunft, in der die Menschheit das Sonnensystem kolonisiert hat. Der Konflikt zwischen der Erde, dem Mars und den "Belters" im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter eskaliert, als eine mysteriöse außerirdische Technologie namens Protomolekül auftaucht. Die Serie beginnt ohne große Einleitung und nimmt das Publikum mit auf eine Entdeckungsreise durch die Expanse-Welt. Wir hingegen versuchen einleitend eine Zusammenfassung, die jedoch immer wieder scheitert, denn das World Building von "The Expanse" ist ebenso umfassend und scheinbar endlos wie das von Star Wars. Auf einmal ist die Zeit schon um und wir haben kaum begonnen und doch schon zu viel gesagt! Worin wir uns einig sind: Cast, Technik, Locations und Plots begeistern genauso wie die Leichtigkeit, mit der die Welt immer größer wird und jedes Buch schon fast wie ein anderes Genre erscheint. Auch das Protomolekül entwickelt sich weiter: von einer Art Phage, die Zellen befällt, zu einer umfassenden verschollenen Alien-Kultur, die ganze Sonnensysteme in diamantene Festplatten umwandeln und fast-kollabierende Sterne zu Mausefallen umfunktionieren kann.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Micz Flor
Erzähler
avatar
Florian Clauß

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:02
Und heute wird nicht geklatscht.
Florian Clauß
0:00:02–0:00:05
Doch, wir müssen nochmal klatschen. Warum? Für das Backup.
Micz Flor
0:00:06–0:00:08
Hä, das ist doch auch Stereo.
Florian Clauß
0:00:08–0:00:11
Nee, das ist ja, quasi jeder Sender nimmt ja einzeln auf.
Micz Flor
0:00:12–0:00:15
Ich dachte du nimmst, ach, im Sender ist die nicht eingefahren.
Florian Clauß
0:00:15–0:00:20
Ja, ja, ja, das war der Punkt, warum ich das Backup nicht eingefahren hab.
0:00:20–0:00:22
Also nee, das Firmware-Update, so rum.
0:00:23–0:00:26
Und erst als ich dann die Sender angeschlossen hab, hat der mir gesagt,
0:00:26–0:00:30
hier mach mal Firmware-Update. Und damit konnte ich dann halt gleich das Backup
0:00:30–0:00:32
machen. Also müssen wir klatschen.
Micz Flor
0:00:33–0:00:39
Gut. Hallo und herzlich willkommen zu Eigentlich Podcast.
Florian Clauß
0:00:40–0:00:46
Der Podcast, wo wir im Laufen reden und redend laufen. Oder sowas in der Art.
Micz Flor
0:00:46–0:00:47
Laufend reden.
Florian Clauß
0:00:47–0:00:55
Laufend reden. Und wir sind jetzt ganz schön hier gerade aus der Janowitzbrücke.
Micz Flor
0:00:57–0:01:00
Haben wir uns getroffen s bahnhof
0:01:00–0:01:05
janowitz brücke und laufen richtung wohin
0:01:05–0:01:13
laufen eigentlich wünscht also ich habe mich so ein richtiges ziel ist lustig
0:01:13–0:01:18
was ist unser ziel das da ist mein destination also was heißt das eine buch
0:01:18–0:01:20
was wir nachher referenzieren werden aber ich,
0:01:22–0:01:26
Ich weiß nicht genau. Wir hatten drüber gesprochen. Mein Wunsch war so ein bisschen,
0:01:26–0:01:34
dass wir rübergehen zum Kino International und dann die Straße langlaufen und irgendwie in so einem,
0:01:35–0:01:39
es ist nicht die Allee der Kosmonauten, aber irgendwie so ein Gefühl haben von
0:01:39–0:01:45
dieser Zeit, als man euphorisch dachte, man kann so den Mond und dann den Rest
0:01:45–0:01:50
des Sonnensystems erobern, wo die Architektur eben gerade hier auch natürlich...
Florian Clauß
0:01:50–0:01:52
Hat das irgendwas mit deinem Thema zu tun?
Micz Flor
0:01:52–0:01:54
Hat mit meinem Thema zu tun.
Florian Clauß
0:01:54–0:01:58
Und was ist dein Thema? Nachdem wir letzte Episode, ich hatte es ja angekündigt,
0:01:58–0:02:02
meinen Dreiteiler gemacht haben über Kinogeschichte der 90er,
0:02:03–0:02:05
ist jetzt natürlich spannend, was hast du?
0:02:05–0:02:10
Willst du dich wieder anschließen, mein Thema?
0:02:10–0:02:12
Oder willst du etwa ausscheren?
Micz Flor
0:02:13–0:02:16
Ich schere aus und ich wollte es mir leicht machen. Ich habe gemerkt,
0:02:16–0:02:17
das ist gar nicht so leicht.
0:02:17–0:02:21
Und für die, die jetzt noch nicht den Titel gelesen haben, singe ich jetzt was
0:02:21–0:02:24
dann kommt man vielleicht drauf weil ich finde das worüber wir sprechen was
0:02:24–0:02:32
sowohl eine buchserie als auch eine fernsehserie sagt man nicht mehr oder es ist eine tv show,
0:02:34–0:02:38
okay eine serie ist ich habe
0:02:38–0:02:41
dieses lied was ich schon lange kenne es hat mich irgendwie daran erinnert
0:02:41–0:02:45
und hin und her dass dabei etwas umgedichtet und es geht so fli me
0:02:45–0:02:48
to the moon and let me
0:02:48–0:02:53
rest amongst the stars let me
0:02:53–0:02:57
see what spring is like on jupiter
0:02:57–0:03:13
and mars in other words we a fan of the tv and book series the expanse also es geht um The Expanse.
0:03:13–0:03:16
Und ich habe jetzt einfach mal gesagt, wir sind beide Fans. Ich glaube,
0:03:16–0:03:19
das stimmt gar nicht so, weil du bist irgendwann ausgestiegen.
Florian Clauß
0:03:19–0:03:20
Nee, stimmt überhaupt nicht.
Micz Flor
0:03:21–0:03:24
Und ich wollte es mir irgendwie leicht machen, weil ich habe die Serie gesehen
0:03:24–0:03:27
und ich habe alle Bücher gelesen, bis auf das letzte.
0:03:27–0:03:30
Und diese Show wird auch voller Plot-Spoiler sein.
0:03:31–0:03:36
Weil, bis auf das, es sei denn, die komplette Story-Arc nicht,
0:03:36–0:03:37
weil das letzte Buch habe ich noch nicht gelesen.
0:03:37–0:03:40
Das heißt, da habe ich auch extra nicht geguckt, wo es da geht.
0:03:40–0:03:43
Und Plot Summary auch nicht gelesen.
Florian Clauß
0:03:43–0:03:45
Dann kann ich dich jetzt voll spoilern.
Micz Flor
0:03:45–0:03:46
Du weißt es schon.
Florian Clauß
0:03:46–0:03:48
Ich habe die letzte Serie geguckt.
Micz Flor
0:03:48–0:03:52
Die letzte Serie? Die sechste Serie von Amazon habe ich auch gesehen.
0:03:53–0:04:00
Aber das ist nicht das Ende der neuen... Es sind neun Bücher und es wurden nur
0:04:00–0:04:06
sechs Bücher verfilmt plus in der letzten Staffel noch eine Kurzgeschichte.
0:04:06–0:04:12
Es gab so ein paar Novellas, die zwischen den eigentlichen Büchern spielen und,
0:04:14–0:04:19
Davon wurden so ein paar Ideen dann auch im TV. Also bei Amazon ist es nicht
0:04:19–0:04:25
mehr TV, aber vorher bei Sci-Fi, die ersten drei Staffeln wurden von Sci-Fi produziert.
0:04:25–0:04:28
Da war es wahrscheinlich wirklich noch TV, oder?
0:04:29–0:04:32
Aber dann wurde das von Amazon Prime übernommen.
0:04:32–0:04:38
Und irgendwie, na doch, Amazon nennt sich auch TV, oder? Gibt es das?
Florian Clauß
0:04:38–0:04:44
Ja, also auf jeden Fall hat die ganze Serie ab der dritten Staffel einen extremen
0:04:44–0:04:47
Budget-Boost erfahren.
0:04:48–0:04:55
Das merkt man an den Spezialeffekten. Und ja, also es ist fast jede einzelne
0:04:55–0:04:59
Folge ist produziert wie ein Kinofilm, kann man schon so sagen.
Micz Flor
0:04:59–0:05:02
Zumindest du ja auch bei einer science fiction
0:05:02–0:05:05
serie immer wieder dieses in
0:05:05–0:05:09
diesem spagat machen muss zwischen was kostet
0:05:09–0:05:11
eine folge ja wie viel budget habe ich
0:05:11–0:05:20
für special effects und wieviel folgen muss ich jetzt noch machen ja das stimmt
0:05:20–0:05:24
und es ist auch irgendwie so ich weiß nicht wie es dir gegen rückblickend die
0:05:24–0:05:28
erste sie kennen vielleicht mal für die die noch gar nicht wissen worüber wir
0:05:28–0:05:30
jetzt gerade reden, weil wir steigen jetzt schon so ein bisschen an wie so,
0:05:32–0:05:37
David Topgeeks. Der hat gerade so ihren neuen The Expans.
Florian Clauß
0:05:39–0:05:43
Du bist ja auch einer, der immer die Bücher liest, so wie bei Jack Reacher.
0:05:44–0:05:48
Haben wir ja auch schon mal thematisiert. Alle Bücher gelesen und dann erst den Film geguckt.
0:05:48–0:05:52
So soll es sein. Harry Potter weiß ich nicht genau, warum du das gemacht hast.
Micz Flor
0:05:52–0:05:55
Ja, ist lustig, weil ich habe nämlich auch über das Lesen habe ich auch nachgedacht
0:05:55–0:05:58
und dieses Lied, was du mir mal gezeigt hast, kam glaube ich von dir.
0:05:59–0:06:06
Wo dieses, wie hieß die Nummer? Die, äh, die, äh, Lord of the Rings,
0:06:07–0:06:08
the book was probably better.
Florian Clauß
0:06:10–0:06:15
The Awesome, Evil, nee, Axes of Awesome oder sowas. Axes of Awesome.
Micz Flor
0:06:16–0:06:20
He's called Geoffrey, not Joffrey. Nee, die andere und dann so.
0:06:20–0:06:24
Ja, da musste ich so dann denken, wo einer sich dann total aufregt über die
0:06:24–0:06:29
Leute, die dann die Singer im im Fernsehen gesehen haben und die Bücher nicht gelesen haben.
Florian Clauß
0:06:29–0:06:32
Und vor allen Dingen diejenigen, die die Bücher gelesen haben,
0:06:32–0:06:34
das schon vor 20 Jahren gemacht haben. Genau.
Micz Flor
0:06:34–0:06:37
I waited 15 years for the Dance of Dragons!
Florian Clauß
0:06:37–0:06:42
15 years for the Dance of Dragons! 15 years! Und jetzt Rage.
Micz Flor
0:06:42–0:06:48
Genau, Rage Against the Machine. Da musste ich auch wirklich an dich denken, weil es ist schon...
0:06:49–0:06:52
Interessant, du hast ja auch mit meinem Bruder Chris immer mal so folgendes
0:06:52–0:06:56
gesagt, und Chris und ich sind in unserer Dreiergruppe eigentlich plus auf Signal
0:06:56–0:06:58
sind wir ja dann so die, die sich,
0:06:59–0:07:01
über Bücher, also nicht, wir reden ja nicht über Bücher, weil wenn,
0:07:01–0:07:03
dann schreiben wir, wir schreiben auch nicht viel über Bücher,
0:07:03–0:07:06
aber trotzdem habe ich immer das Gefühl, das ist sowas, was,
0:07:07–0:07:12
dich so ein bisschen abtrennt eigentlich von mir, dass du gar nicht so ich hatte
0:07:12–0:07:14
dir ja sogar mal Nicht nur das, Mitch, nicht nur das.
Florian Clauß
0:07:16–0:07:19
Nicht nur oder ein E-Book drin in uns.
Micz Flor
0:07:20–0:07:25
Also, The Expanse. Das ist jetzt so ein bisschen formell. Da gehe ich mal so
0:07:25–0:07:27
durch, um mal so eine Fassung zu machen.
0:07:27–0:07:31
Und danach gehen wir wieder zurück in diesen Banter, wo wir uns einfach die Dinge so zuwerfen.
0:07:31–0:07:35
The Expanse ist sowohl eben eine Science-Fiction-Roman-Serie,
0:07:35–0:07:37
wie die entstanden ist, fand ich auch ganz spannend.
0:07:38–0:07:43
Das hat dann eben auch mit diesem Nerd-Wesen zu tun, weil es war ursprünglich
0:07:43–0:07:51
geplant, als als Online-Multi... Wie heißt das nochmal?
0:07:54–0:07:56
MMPORG oder wie heißt das nochmal?
0:07:59–0:08:04
MMORPG, genau. Massively Multiplayer Online Roleplaying Game. Das war die Uridee.
0:08:04–0:08:07
Hatte einer der beiden Autoren. Das ist quasi der Pen-Name.
Florian Clauß
0:08:07–0:08:11
Von welchem Jahr reden wir jetzt?
Micz Flor
0:08:11–0:08:19
Wir sind jetzt Anfang der Nullerjahre. Also das erste Buch erschien 2011,
0:08:19–0:08:23
also könnte man sagen, das ist so fast zehn Jahre in Entstehung,
0:08:23–0:08:31
in der Entwicklung von einem Rollenspiel-Weltensystem bis hin zum ersten Buch
0:08:31–0:08:32
sind fast zehn Jahre vergangen.
0:08:34–0:08:40
Das Ganze wurde als ursprünglich zwölf Bücher-Story-Arc angelegt und dann haben
0:08:40–0:08:43
die aber wohl zwischen drittem und viertem Buch, Buch habe ich im Interview
0:08:43–0:08:46
gehört, haben die so gemerkt, also alles weggeschmissen haben,
0:08:46–0:08:47
was sie dann doch nicht so gut fanden,
0:08:47–0:08:51
wurde das Ganze irgendwie auf neun Bücher beschränkt.
0:08:51–0:08:55
Und ich habe dann auch noch ein anderes Interview gehört, wo die dann auch noch
0:08:55–0:08:56
mal irgendwie so relativ,
0:08:58–0:09:04
relativ confident irgendwie so meinen, ja, wir haben auf alle Fälle die neun Bücher bereit.
0:09:04–0:09:08
Also wenn Amazon da mitmacht, wir haben genug Material.
0:09:09–0:09:12
Aber Amazon hat ja scheinbar dann nach der sechsten Staffel,
0:09:12–0:09:16
was auch mehr oder weniger das sechste Buch plus X ist, aufgehört.
Florian Clauß
0:09:17–0:09:23
Also das war jetzt, war das so eine Startup-Idee oder war das initiiert von Amazon?
Micz Flor
0:09:24–0:09:27
Wir machen jetzt erstmal ganz kurz das Intro für die, die Xpense noch gar nicht
0:09:27–0:09:31
kennen. Und dann rutsche ich genau in deine Fragen auch so ein bisschen mit rein.
0:09:32–0:09:36
Im Amerikanischen, wo es erschienen ist, oder im Englischsprachigen,
0:09:36–0:09:42
heißt der Pen Name, also das Pseudonym, James S.A. Corey. Im Deutschen aber nur James Corey.
0:09:43–0:09:47
Und das sind die beiden Autoren Daniel Abram und Ty Frank.
0:09:47–0:09:51
Und die sind auch, das wird auch in Interviews immer diskutiert,
0:09:51–0:09:55
wenn du die hörst, die haben leicht unterschiedliche Stimmen,
0:09:55–0:09:59
aber so inhaltlich und in der Attitude sind die sich wirklich sehr ähnlich.
0:09:59–0:10:02
Also man hat wirklich so ein Gefühl von einer Brüderschaft. und die sagen auch,
0:10:02–0:10:06
dass viele immer vermuten, wenn man zu zweit schreibt, dann muss man sich irgendwann verkrachen.
0:10:07–0:10:12
Aber die kennen das nicht, also die haben das nie erlebt, sondern im Gegenteil.
0:10:12–0:10:15
Die haben immer das Gefühl, dass wenn einer gerade bei der Filmproduktion ist
0:10:15–0:10:19
oder der andere gerade irgendwie bei einer Messe oder sowas,
0:10:19–0:10:21
dass der immer für beide sprechen kann.
0:10:22–0:10:26
Auf jeden Fall, die beiden haben eng zusammengearbeitet, haben etwas anderen
0:10:26–0:10:30
Hintergrund. Danny Abraham war schon Autor, hat schon eine Reihe von Büchern
0:10:30–0:10:34
geschrieben, 69 geboren beide, also sind jetzt 54.
0:10:35–0:10:46
Und Ty Frank wird auch eben als Novelist, aber hat eben diese Publikation, im Prinzip geht seine,
0:10:47–0:10:53
in Anführungszeichen, Karriere wirklich erst mit The Expanse los.
0:10:54–0:10:58
Und bei Danny Abraham ist es irgendwie ganz interessant, dass er auch so auf
0:10:58–0:11:05
seiner eigenen Wikipedia-Seite, da auf seiner Homepage, The Expanse immer so erst als zweites nennt.
0:11:05–0:11:08
Also ich glaube, er hat irgendwie schon so einen Wunsch, dass seine Erfolge
0:11:08–0:11:12
auch vor The Expanse best known for, gibt es ja immer sowas.
0:11:12–0:11:14
Und da hat er ein paar andere Sachen stehen, die ich nicht knowe.
0:11:15–0:11:19
Aber The Expanse, glaube ich, ist wahrscheinlich sein bekanntestes Werk.
0:11:21–0:11:28
Der erste Roman hieß Leviathan Awakes oder Leviathan erwacht und wurde 2011 geschrieben.
0:11:28–0:11:34
Und 2012 war der gleich für den Hugo Award als bester Roman nominiert.
0:11:34–0:11:39
Und 2017 war die gesamte Serie dann nochmal für den Hugo Award,
0:11:39–0:11:44
also neun Bücher, als beste Serie nominiert. Und gewann das dann auch im Jahre 2020.
0:11:46–0:11:50
Hugo Award ist insofern interessant, weil das ist, wenn ich mich recht erinnere, der Publikumspreis.
0:11:51–0:11:56
Da geht es also nicht darum, dass das irgendwie von der Jury vergeben wird,
0:11:56–0:12:00
sondern das ist wirklich ein Publikumspreis.
0:12:01–0:12:05
Also insgesamt sind es neun Romane und es gibt aber auch eben diese Novellen, kürzere Werke.
0:12:05–0:12:09
Teilweise sind es eher Kurzgeschichten, die aber auch richtig schön zu lesen
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sind, auch wenn man die Serie nicht kennt.
0:12:12–0:12:19
Und Syfy, S-Y-F-Y Network, adaptierte das und hat das unter dem Titel The Expanse
0:12:19–0:12:20
auch ins Fernsehen gebracht.
0:12:21–0:12:27
Nach drei Staffeln aber abgesetzt. Amazon hat es dann erworben und produzierte
0:12:27–0:12:31
drei weitere Staffeln, die alle auf Amazon Prime Video erschienen sind.
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Und ganz kurz noch zu den Autoren und dann kommen
0:12:34–0:12:38
wir nämlich auch in die Entstehungsgeschichte von The Expanse Reigns.
0:12:38–0:12:46
Daniel James Abram ist 1969 geboren im November und hat noch ein anderes Pseudonym, MLN Hannover.
Florian Clauß
0:12:48–0:12:48
Hannover?
Micz Flor
0:12:49–0:12:54
Hannover, ja. Er schreibt Romane, Comicbuchautor, Drehbuchautor und Fernsehproduzent
0:12:54–0:12:59
und die letzteren Dinge sind glaube ich aber auch eben The Expanse verschrieben.
0:13:02–0:13:10
Und Ty Frank, ist im Mai 69 geboren, der hat, und das fand ich so ganz interessant, der hat in seine,
0:13:10–0:13:18
der hat eben dieses Media Gaming Tabletop Ding irgendwie so da so mit reingebracht.
0:13:19–0:13:24
Also eigentlich ist er der, er ist eigentlich das Protomolekül für das Universum,
0:13:24–0:13:25
The Expanse auf eine Art.
0:13:25–0:13:28
Das fällt mir jetzt so als Analogie an und was das Protomolekül ist,
0:13:28–0:13:32
das werden wir dann auch gleich nochmal erklären müssen.
0:13:32–0:13:38
Aber der kommt aus so einem anderen Hintergrund und hatte zum Beispiel auch mit George R.
0:13:38–0:13:44
R. Martin, also wir haben gerade Dance of Dragons, also der die Game of Thrones
0:13:44–0:13:46
Bücher auch geschrieben hat.
Florian Clauß
0:13:46–0:13:48
Also es lief schon Feuer in Eis.
Micz Flor
0:13:48–0:13:53
Ja, er war dessen Assistent, hat als Assistent für den gearbeitet.
0:13:53–0:13:56
Das habe ich nochmal ein bisschen nachgegoogelt. Im Interview hat er das so erzählt.
0:13:57–0:14:01
Der wurde von einer Bekannten in so einer Writers Group, also einer Schreibgruppe,
0:14:01–0:14:05
darauf hingewiesen, dass Martin jemanden als Assistenten für die Multimedia-Sachen sucht.
0:14:07–0:14:11
Und dann war das wohl so ein ganz informelles Gespräch.
0:14:11–0:14:15
Also Martin hat dann irgendwie wohl zu ihm gemeint, so Melinda says I should
0:14:15–0:14:18
hire you. Also Melinda meint, ich sollte dich anstellen.
0:14:19–0:14:25
Und Ty Frank erzählt dann im Interview, yes and here's why, hätte er gesagt.
0:14:25–0:14:26
Und hat es dann alles irgendwie so groß erklärt.
0:14:27–0:14:29
Und am nächsten Tag ging es irgendwie los.
0:14:29–0:14:33
Und was ich dann auch lustig fand im Interview, ist auch so ein bisschen diese
0:14:33–0:14:36
Art von Humor und Geek-Humor.
0:14:37–0:14:43
Und zwar ist es ja, dass alle Leute immer sagen, dass George Martin schreibt
0:14:43–0:14:45
auf einem uralten DOS-Computer.
0:14:46–0:14:50
Mit der Software WordStar. Also da würde er halt das alles schreiben,
0:14:50–0:14:53
hätte halt kein Internet und nix und sowas. Und,
0:14:54–0:14:59
Und ich habe das jetzt so ins Deutsch übersetzt. Und Ty Frank sagt halt so,
0:14:59–0:15:00
nein, nein, nein, nein, nein.
0:15:00–0:15:04
Er schreibt tatsächlich nicht auf einem alten DOS-Computer.
0:15:04–0:15:08
Er hat auf einem alten DOS-Computer geschrieben. Und der ist dann aber kaputt gegangen.
0:15:09–0:15:13
Tatsächlich habe ich ihm den Computer gebaut, auf dem er jetzt schreibt.
0:15:13–0:15:17
Und der ist ein hochmodernes Gerät, auf dem DOS läuft und WordStar 4.
Florian Clauß
0:15:22–0:15:27
Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich beim Textverarbeitungsprogramm von
0:15:27–0:15:33
dem C64 auf Pappe so eine Schablone ausgedrückt habe, die direkt über die Tastatur ging.
0:15:33–0:15:37
Und dann waren überall auf dieser Schablone so Beschreibungen,
0:15:38–0:15:43
welche Funktionen die Tasten haben. Das war so eine Art Mapping von,
0:15:43–0:15:47
welche Funktion ich aus dem Textverarbeitungsprogramm bedienen kann.
0:15:47–0:15:52
Und ich kann mir schon vorstellen, dass wenn der dann, tatsächlich hat der auch
0:15:52–0:15:53
in den 80ern angefangen,
0:15:54–0:15:59
das Lied von Feuer und Eis zu schreiben, dass er dann halt so auf dieses Mapping
0:15:59–0:16:06
von WordStar festgelegt ist, dass er dann halt auch wieder WordStar braucht im Jahre jetzt.
Micz Flor
0:16:06–0:16:09
Ja, das reibt sich halt auch so ganz tief ein. Ich hatte das irgendwie,
0:16:10–0:16:14
fällt mir gerade ein, also erstens arbeite ich beim Texteditieren immer noch
0:16:14–0:16:17
mit Bluefish, aber Bluefish ist quasi für mich schon das Neueste.
0:16:18–0:16:21
Das habe ich jetzt irgendwie seit genau 15 Jahren, aber ich habe Bluefish,
0:16:21–0:16:24
alles andere ist mir irgendwie, man möchte da nicht mehr rein.
Florian Clauß
0:16:25–0:16:26
Und Wim hat man nie gelernt.
Micz Flor
0:16:27–0:16:31
Ja, und das ist halt genau das, ich habe halt Wim gelernt. Und es gibt eine
0:16:31–0:16:37
Sache bei Bluefish, die mir immer wieder passiert ist, dass auf einmal zwei Ds im Text drin sind.
0:16:38–0:16:43
Der Grund ist eher, weil wenn man zweimal D drückt in Wim, dann heißt es Zeile löschen.
0:16:44–0:16:48
Und manchmal will man ja einfach so eine Zeile löschen komplett und dann kommt
0:16:48–0:16:49
doppelt D. Das ist so hängen geblieben.
Florian Clauß
0:16:50–0:16:52
Okay, also sagen wir nicht Doppelpunkt.
0:16:54–0:16:57
Q-Strand steht für Exit und Quick.
0:16:57–0:17:01
Na gut, wir weichen aus, ja, wir schweifen ab, meine ich.
0:17:01–0:17:04
Ich wollte noch kurz nutzen, weil deine Idee war ja auch so ein bisschen hier
0:17:04–0:17:09
auf der Tour, wir sind gerade und ich habe gesehen, hier das Internationale, Kino International,
0:17:09–0:17:16
ein Kino, wo wir viele Filme gesehen haben und wo auch viele emotionale Erlebnisse
0:17:16–0:17:17
passiert sind im Film. Ganz viele.
0:17:17–0:17:22
Ganz viele, also auch die Räumlichkeiten im Film mit den Filmen zusammen und
0:17:22–0:17:25
die Räumlichkeiten. Jetzt zwischen uns. Zwischen uns auch.
0:17:25–0:17:27
Tiger and Dragon haben wir, glaube ich, da gesehen.
Micz Flor
0:17:27–0:17:28
Ja, du bist Tiger.
Florian Clauß
0:17:29–0:17:31
Nee, ich war der mit dem Schiff. Das hast du auch schon mal.
Micz Flor
0:17:31–0:17:32
Ja, aber das war Hero, glaube ich.
Florian Clauß
0:17:32–0:17:36
Naja, das war Hero. Nee, das war Tiger and Dragon. Egal.
0:17:36–0:17:41
Auf jeden Fall hier, direkt an der Karl-Marx-Allee, Kino International, feiert 60.
0:17:41–0:17:48
Geburtstag. Und wir gehen jetzt so in Richtung, in diese Plattenbausiedlung,
0:17:48–0:17:50
die sich aber so ein bisschen reformiert hat,
0:17:51–0:17:55
zwischen Platz der Vereinten Nationen und Karl-Marx-Allee und versuchen,
0:17:55–0:17:58
so eine kleine Kinotour zu machen.
0:17:58–0:18:00
Und auch an einem unserer Lieblingskinos,
0:18:02–0:18:03
vorbeizukommen.
Micz Flor
0:18:03–0:18:05
Wenn es das überhaupt noch gibt. Das gibt es.
Florian Clauß
0:18:05–0:18:07
Ich war neulich mit Tilwan zusammen.
Micz Flor
0:18:07–0:18:10
Ich liebe es immer noch, ich war aber ewig nicht mehr da.
Florian Clauß
0:18:10–0:18:14
Ich mag das auch voll gerne. Ihr könnt ja spoilern, das Tilsiter Lichtspiele.
0:18:15–0:18:22
Tilsiter, so viel auch sei auch gesagt, Tilsiter hängt dran an dem ganzen an
0:18:22–0:18:26
der die haben eine eigene Brauerei, die haben mehrere Kinos.
0:18:26–0:18:31
Die hatten jetzt auch zuletzt das Kino, was intimes in Friedrichshain stillgelegt
0:18:31–0:18:33
worden war, haben die aufgenommen.
0:18:33–0:18:37
Die haben Zukunft am Ostkreuz, ein Freilichtkino haben die noch.
Micz Flor
0:18:37–0:18:42
So wie du es aussprichst, schreibt man das Zug UMPFT.
Florian Clauß
0:18:42–0:18:48
Zukunft. In der Zukunft, aber die Transkription wird zeigen,
0:18:48–0:18:50
wie sich das ausgesprochen hat.
Micz Flor
0:18:50–0:18:51
Manchmal war es die AI.
Florian Clauß
0:18:52–0:18:56
Und die haben bei allen noch eine eigene Brauerei dran. Und das Tolle ist,
0:18:56–0:19:01
Das Tolle ist, es war noch mal so ein Filmgalaktiv.
0:19:01–0:19:02
Ich weiß nicht, ob die jetzt noch
0:19:02–0:19:05
immer Filme drehen, aber wir haben auf Beta-Folgen früher Filme gedreht.
0:19:05–0:19:12
Und einer von denen ist halt so, der hat Lagerhallen voll von diesem ganzen DDR-Interieur.
0:19:12–0:19:18
Und jede Kneipe, die jetzt zum Kino gehört, Intimis und jetzt hier auch diese
0:19:18–0:19:22
Lichtspiele, wenn du reingehst, die sind immer unglaublich ostig,
0:19:22–0:19:24
aber unglaublich toll eingerichtet.
0:19:24–0:19:28
Da gibt es noch diese Lampenschuhe, es gibt diese Stühle, es gibt diese Verkleidung,
0:19:28–0:19:30
also dieses ganze Originalmaterial.
0:19:30–0:19:33
Und das kommt halt von diesem einen Typen, der in diesem Kollektiv,
0:19:33–0:19:35
und der hat auch Filme ausgestattet.
0:19:36–0:19:43
Und ja, ich war mal, ich habe mal zusammen mit dem einen studiert und wir konnten
0:19:43–0:19:45
dann immer Filme gucken bei ihm im Kino.
0:19:45–0:19:50
Das war auch total super, als wir uns auf die Seminare vorbereitet haben. Das waren die 90er.
Micz Flor
0:19:50–0:19:52
Und in welchem Kino war das dann?
Florian Clauß
0:19:52–0:19:53
Es war ein Tösetag.
Micz Flor
0:19:54–0:19:55
In den Lichtspielen, wo wir jetzt hingekommen sind.
Florian Clauß
0:19:55–0:19:58
Ja, genau. Da haben wir uns dann immer Vormittag, Sonntag Vormittag getroffen
0:19:58–0:20:03
und hatten dann, ich weiß nicht mehr, auch dann irgend so ein Filmseminar.
0:20:04–0:20:06
Wir konnten dann halt direkt auf der Leinwand gucken.
Micz Flor
0:20:08–0:20:11
Also das ist so, wenn das noch auf hat und die Küche auch noch auf hat,
0:20:11–0:20:14
wenn wir da ankommen, dann machen wir kurz Pause.
0:20:16–0:20:22
Ein Liebespublikum. Und essen, ja, oder veganen Leberkäse. Ich weiß gar nicht,
0:20:22–0:20:23
was die inzwischen so haben.
Florian Clauß
0:20:24–0:20:26
Ja, die haben glaube ich nicht so, die haben nicht so eine gute,
0:20:26–0:20:30
also Zümpfe, ich will jetzt nicht. Okay, ich hab dich unterbrochen.
Micz Flor
0:20:30–0:20:31
Gut, das haben wir nicht gesagt.
Florian Clauß
0:20:33–0:20:33
Genau, schneiden.
Micz Flor
0:20:35–0:20:40
Nee, nicht schneiden. Schneiden tun die anderen. Also, wie ich vorhin schon
0:20:40–0:20:42
sagte, wir kommen jetzt in diesen Anfang.
0:20:42–0:20:46
Wie entstand das Ganze? Das war eben ursprünglich als Idee für Massively Multiplayer
0:20:46–0:20:50
Online Role Playing Game von Tai Frank geplant.
0:20:50–0:20:52
Und der hat das wohl in den Nullerjahren
0:20:52–0:20:59
einem chinesischen Web-Software gepitcht und es kam aber zu nix.
0:21:01–0:21:05
Und er hat dann aber und das ist was, da weißt du vielleicht mehr drüber,
0:21:05–0:21:08
über diese ganze Tabletop-Sache nicht, weil du es selber spielst,
0:21:08–0:21:13
aber vielleicht hast du mehr Geeks in deiner oder Nerds, ich weiß gar nicht
0:21:13–0:21:15
genau da ist ein großer Unterschied,
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wie man die jetzt nennen würde, aber Menschen die diese Role-Playing-RPGs Sachen spielen,
0:21:20–0:21:24
weil es gab dann, was im Deutschen wohl Foren-RPG heißt,
0:21:24–0:21:28
oder Post-to-Play-RPG im Englischen,
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wo man dann eben nicht am Tisch sitzt
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mit so Role-Playing-Games sondern wo man das in einem Forum gemacht
0:21:35–0:21:38
hat das gibt es wohl seit den 90er Jahren ist ja auch irgendwie naheliegend und
0:21:38–0:21:41
man konnte das halt eben dann auch spielen so wie was das
0:21:41–0:21:46
Internet eben ganz gut kann Menschen zusammenzubringen um Dinge drumherum die
0:21:46–0:21:51
aber örtlich nicht zusammenkommen können und diese Tabletop-Idee ist das eine
0:21:51–0:21:57
aber diese erste Version von The Expanse war wohl von Ty Frank schon entwickelt
0:21:57–0:22:01
entwickelt als Storyworld für so ein RPG.
0:22:03–0:22:06
Und da war eben Abraham auch mit drin, der hat das mitgespielt.
0:22:06–0:22:10
Und irgendwann ist das wohl so ein bisschen ausgetrocknet und er hat dann aber
0:22:10–0:22:14
trotzdem Frank angesprochen und gemeint, du hör mal zu, irgendwo habe ich auch
0:22:14–0:22:19
das Zitat gelesen, ich glaube in Wikipedia sogar, dass er ihm gesagt hätte,
0:22:20–0:22:26
kein Autor hat so viel World Development.
0:22:27–0:22:32
Also diese Welten, die der da entwickelt hat, dass die wirklich unglaublich
0:22:32–0:22:34
gut sind. da könnte man doch ein Buch schreiben.
0:22:35–0:22:41
Und das haben die dann auch gemacht. Das erste Buch, Leviathan Wakes,
0:22:41–0:22:43
kam wie schon gesagt 2011 auf den Markt.
0:22:45–0:22:49
Ja, lustig, deshalb beim Recherchieren fallen einem immer Sachen ein,
0:22:49–0:22:50
die man noch nicht wusste darüber.
0:22:51–0:22:53
Es gibt jetzt natürlich dann eben wieder ein RPG.
0:22:54–0:22:59
Das war seit 2018 ein Kickstarter-Projekt, The Expanse Role-Playing Game.
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Und da werden wir auch einen Link rausgeben, wo man PDF runterladen kann,
0:23:05–0:23:09
gratis und das Ding wurde dann irgendwie auch entwickelt und hat,
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ich habe gerade auf Kickstarter geguckt, letztes Update am 1.
0:23:12–0:23:19
Februar 2023 hat das 402.000 Dollar eingenommen von Spenden,
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um eben dieses RPG zu entwickeln, was in den Nullerjahren nie,
0:23:25–0:23:28
zustande kam aber da handelt es sich jetzt wirklich um ein,
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Tabletop-Roleplaying-Game, wenn ich es verstanden habe. Also da gibt es auf
0:23:33–0:23:36
einem PDF, kann man runterladen, die Charaktere und so.
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Es ist eine Welt, die ich nicht kenne. Ich weiß nicht, hast du da irgendwas
0:23:39–0:23:41
zu diesen Tabletop-RPG?
Florian Clauß
0:23:41–0:23:44
Naja, ich habe das ja jetzt irgendwie durch Luke, meinem Sohn,
0:23:44–0:23:48
der war ja so ein bisschen in diesem Warhammer 40k-Universum verfallen.
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Und da habe ich das so mitbekommen. Und da gab es ja immer so zwei Stufen,
0:23:52–0:23:59
dass man auf der einen Seite dann eben diese ganzen Figuren sich kauft, völlig überteuert.
0:23:59–0:24:03
Ja, auf der anderen sondern die zusammenklebt, weswegen die alle abhängig werden,
0:24:03–0:24:05
die Kinder. Schnüffeln.
0:24:06–0:24:10
Und deswegen wollen die immer mehr Modelle bauen und dann halt anmalen,
0:24:10–0:24:13
was unglaublich wirklich eine filigrane Arbeit ist.
0:24:15–0:24:19
Und Luke da auch sehr viel Zeit drauf verwendet hat. Und dann gibt es halt die
0:24:19–0:24:22
andere Phase, wo du halt mit den Dingern anfängst zu spielen.
0:24:22–0:24:26
Da gibt es halt so ein Rolebook, was dann auch jedes Jahr neu rauskommt und
0:24:26–0:24:29
unglaublich viel Geld kostet. Ja, das ist ein Fehler.
Micz Flor
0:24:29–0:24:34
Aber das ist eben das Spannende, finde ich, auch daran, dass es halt eben immer so ein Regelwerk gibt.
0:24:34–0:24:40
Und dieses Regelwerk ist der Teil, der dann wiederum die Charaktere in so Korridore einschränkt.
0:24:40–0:24:44
Und ich glaube, da wird es dann erst spannend. Auf der einen Seite gibt es Charaktere,
0:24:44–0:24:48
die sind aber irgendwie auch belanglos, wenn die ihre Regeln nicht kriegen.
0:24:49–0:24:52
Sie müssen dann bestimmte Sachen können, können bestimmte Sachen nicht.
0:24:52–0:24:56
Und dann ist es halt eben so ein Game-of-Thrones-Universum auch.
0:24:57–0:25:00
Was kann ein Drache? Wie alt muss er sein, damit er was kann?
0:25:00–0:25:03
Oder Pokémon-mäßig. Das sind alles so Sachen, die...
0:25:03–0:25:05
Ich muss zugeben, ich hatte immer so...
0:25:06–0:25:11
Ist ja auch hier Stranger Things, die spielen ja auch diese Tabletop-Sachen.
0:25:12–0:25:17
Dungeons & Dragons. Und das war immer so eine Sache, wo ich eigentlich gerne,
0:25:19–0:25:20
Interesse für entwickelt hätte, aber es ist nie passiert.
Florian Clauß
0:25:21–0:25:25
Ja, ich hätte auch ein paar Sessions damals in später 80er, Anfang 90er,
0:25:25–0:25:30
wo auch dann ein, du brauchst halt einen Spielemaster, der dann halt irgendwie das aufbaut.
0:25:30–0:25:34
Und ich war halt total aufgeregt und hab dann meinen Charakter auch gezeigt.
0:25:34–0:25:40
Und dann war das erste Spiel und das war halt irgendwie voll scheiße gelaufen
0:25:40–0:25:44
und dann haben die sofort das Interesse verloren. Das war echt so.
0:25:44–0:25:48
Aber ich glaube, wenn man sich da so rein rettet, ist das echt super.
0:25:49–0:25:54
Und vor allen Dingen, du musst so viel wissen. Das ganze Regelwerk ist halt
0:25:54–0:25:57
so komplex und da kommen wir ja wieder zu Expanse.
0:25:57–0:26:02
Expanse ist ja ein politisches Universum. Was ich da auffalte,
0:26:02–0:26:06
wer mit wem, welche Liga, welche Waffenklassen-Typen, wie sie sich dann halt
0:26:06–0:26:11
gegenseitig politisch dann irgendwie so in Angriff nehmen.
0:26:11–0:26:14
Und das ist ja bei Expanse ganz, ganz stark so.
0:26:16–0:26:20
Und das kann ich mir sehr gut vorstellen, dass das aus diesem RPG-Kontext,
0:26:20–0:26:23
Tabletop-Spielen und so weiter sich entwickelt hat.
0:26:23–0:26:26
Also ist nachvollziehbar. Ich kannte jetzt die Vorgeschichte nicht dazu.
Micz Flor
0:26:27–0:26:30
Nee, wusste ich auch nicht. Bin jetzt auch erst bei der Recherche irgendwie untergekommen.
0:26:31–0:26:36
Und macht gleichzeitig irgendwie Sinn, weil ich weiß noch, als ich die erste
0:26:36–0:26:39
Staffel angefangen habe, ich habe es auch nicht zuerst gelesen,
0:26:40–0:26:40
sondern später gelesen,
0:26:43–0:26:48
wie schnell man so ein Star Wars Gefühl hat.
0:26:48–0:26:50
Also das Gefühl hat, dass hinter diesem bisschen Geschichte,
0:26:50–0:26:53
was man mitbekommen hat, also das Narrativ, was erzählt wird,
0:26:53–0:26:58
dass das mit einer Sicherheit erzählt wird, die nur entstehen kann, wenn,
0:26:59–0:27:04
hinter dem Ganzen einfach alles durchdacht ist.
Florian Clauß
0:27:04–0:27:11
Ja, wenn ganz viel so, wenn nur so die Eisspitze und hinter liegt der Eisberg
0:27:11–0:27:14
darunter und hat ganz viel Inhalt.
Micz Flor
0:27:15–0:27:20
Und das ist dann wirklich auch das, wo du, also wir können ja mal ganz kurz umreißen, um es geht.
0:27:20–0:27:23
Das ist irgendwie, keine Ahnung, ein paar hundert Jahre entfernt von uns.
0:27:23–0:27:25
Es gibt inzwischen einen Epstein Drive.
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Epstein Drive ist damit kann man sehr schnell
0:27:29–0:27:34
fliegen das ist quasi so ein bisschen die prämisse von von diesen apps dann
0:27:34–0:27:39
greift und dazu auch noch so ein interview schnipsel den ich ganz spannend fand
0:27:39–0:27:45
und zwar also der erste teil davon der zweite teil macht später erst in der
0:27:45–0:27:48
sich den ersten wo die meinten.
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Sie wollten eine Welt schaffen, die halt so ein bisschen zwischen Apollo 13,
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also der Mission, die dann auch mit Tom Hanks verfilmt wurde,
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glaube ich, und Buck Rogers, das ist so Ende 70er Jahre, so eine TV-Serie,
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also so ein 70er Jahre einfach, so ein 70er Jahre Feeling schaffen.
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Also wo alles aber wirklich noch und das ist dann auch so ein bisschen wie die
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alten folgen die wir manchmal so versucht haben so ganz aus dem fenster zu lehre
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alles noch in so einer newtonischen welt.
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Verbandelt ist weiß das wird noch verbrannt das wird noch energie irgendwie
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so raus also es wird keine keine die technik ist unglaublich fortgeschritten
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und dennoch bewegt es sich nicht nicht im Quantenraum, sozusagen.
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Es wird halt unglaublich viel gebrannt, es entsteht Hitze, die Hitze muss abgeführt werden.
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Und die haben halt gesagt, die haben so bestimmte Prämissen geschaffen,
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die man einfach akzeptieren muss und die aber sich auch irgendwie so vertraut
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anfühlen müssten, dass man dann was sagt, okay, das kann ich glauben.
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Und dieses Epstein Drive, das kann halt unglaublich schnell fliegen und das
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ist gut genug erklärt und sie nennen das halt so Wikipedia Plausibility.
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Also sowas wie so ein Wikipedia-Eintrag, wo man was über Chemie liest oder Physik oder irgendwas.
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Und was auf Wikipedia ist, das ist gut genug.
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Die beiden Autoren verbindet noch eine Sache, so in einem wissenschaftlich-akademischen
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Rahmen, ist, dass sie beide ein Degree in Biologie gemacht haben.
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Und das war wohl auch irgendwie so eine Online-Rezeption, die jemand noch vorgelesen
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hat, als sie beiden bei Google eingeladen waren. Das war nach dem vierten Buch, glaube ich.
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Und in dieser Rezension war es auch wirklich so, dass jemand gemeint hat,
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ja, es ist natürlich alles ein bisschen crazy mit diesem Weltraumflug und sowas,
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aber auf jeden Fall, die Biologie haben sie ziemlich gut dargestellt.
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Oder didn't mess up the biology war glaube ich das Englische und das ist so
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diese Epstein Drive und deshalb können die das Sonnensystem bevölkern, das ist quasi die Grenze,
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und da gibt es eben ein Buch, The Stars My Destination was,
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auch als Referenz angelegt wird, was noch so aus einer anderen Generation kommt,
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ich habe die Zahlen jetzt gerade nicht im Kopf aber was dann eher so so ein 2001,
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also so aus einer anderen Dekade, eine andere Art von Science-Piction,
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wo es aber auch eben um diesen Hintergrund geht,
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dass die Menschheit als Gesellschaft das Sonnensystem besiedelt hat.
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Und bei, also Ty Frank hat dieses Stars Modestination als Referenz mit angegeben.
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Und hier ist es jetzt so, dass wir im Prinzip drei...
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Ja, wie möchte man sagen, Gruppen, drei Typen, was willst du das nennen?
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Oder man hat drei Gesellschaften vielleicht.
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Das eine ist natürlich die Erde, die ist der Ausgangspunkt und hat immer noch
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die größte Bevölkerung.
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Das zweite ist der Mars, der wurde eben besiedelt, der wurde auch angefangen
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mit Terraforming, aber es ist noch nicht abgeschlossen.
Florian Clauß
0:31:04–0:31:07
Und die dritte sage ich
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jetzt eben gesellschaft ist ist in
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dem astroiden gürtel der belters genau eine asteroid belt die heißen der belters
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und die sind ja wie würdest du beschreiben ja das sind ja so diese auf der einen
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seite hat diese diese outlaws ja und auf der anderen seite so ein ein bisschen so diese Piraten,
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aber gleichzeitig auch so diese eher so ein Stimmen organisiert,
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weil natürlich aufgrund der physikalischen Größe von so von den einzelnen Asteroiden ja,
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da nur auch eine Handvoll Leute sich niederlassen können und deswegen sind die
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auch so in so Tribals dann organisiert und haben auch so entsprechend so Codes untereinander,
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also das heißt, da geht es viel so wer kann mit wem und es ist so so ein bisschen
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so in dieser ganzen Piraten, was man auch so vom Piratenfilm kennt,
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in dieser Form gezeigt.
Micz Flor
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Ja gut, und politisch, wirtschaftlich sind die sehr, sehr wichtig.
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Die bringen Wasser, Rohstoffe, alles was aus dem Asteroid Belt,
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was da verfügbar ist, das wird von denen geharvestet oder abgebaut.
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Aber wirtschaftlich werden die halt immer unterdrückt und sind natürlich extrem
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abhängig und sind auch immer in einer großen Gefährdung, weil es nirgends da
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wo sie sind zum Beispiel einfach Sauerstoff gibt.
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Extrem darauf angewiesen auch immer, dass man kann den buchstäblichen harn zu drehen.
Florian Clauß
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Ja, gleichzeitig sind sie aber für den ganzen Abbau der Ressourcen,
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also sind da auch wieder so diese Ölbohrinseln, dass sie die Ressourcen quasi
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ran schaffen für den Rest und da bestimmte Elemente auch ran holen,
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die die anderen nicht zur Verfügung haben.
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Also die sind in so einer Abhängigkeit drin. Also das ist auch so ein bisschen
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die Kolonialisierung, also sie selber kolonialisieren, aber gleichzeitig sind
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sie diejenigen, die ausgebeutet werden.
Micz Flor
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Und da beginnt dann quasi auch das erste Buch oder eben auch die erste Serie,
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weil sich da in der Gruppe der Belters langsam ein Widerstand,
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revolutionärer Widerstand bildet.
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Und das wird irgendwie versucht von den Innerplanets, also die inneren Planeten
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Mars und Erde, die allerdings auch nicht direkt verfeindet sind,
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aber verfeindet genug, dass man sich nicht mehr über den Weg traut.
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Es ist aber jetzt kein Krieg zwischen denen.
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Und das verbindet aber Mars und Erde, dass sie dafür sorgen müssen,
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dass die Beltas halt jetzt nicht versuchen, sich da Unabhängigkeit anzustreben
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oder zu erkämpfen oder so.
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Und das ist dann, finde ich, so ein bisschen eine Referenz zu Robert Heinleins
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Buch The Moon is a Harsh Mistress, aus dem, glaube ich, so ein paar Sachen inspiriert
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sind, die später auch in die Expanse kommen.
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Da geht es bei The Moon is a Harsh Mysteries darum, dass er...
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Sehr interessantes Buch.
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Wo auch wirklich eine andere Form von Gesellschaft, Familienkonzept und so was,
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Gerichtssprechen, so was vorgestellt wird.
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Ziemlich interessant, teilweise auch sehr witzig.
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Es geht darum, dass eben der Mond genau das ist, was die Belters,
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was wir gerade erklärt haben, sind. Da wird irgendwie angebaut,
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abgebaut und immer zur Erde geschickt.
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Und die wollen unabhängig werden und drohen der Erde, was die Erde erstmal lächerlich findet.
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Weil was will der Mond uns drohen? Die haben ja nichts. und dann passiert das,
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was dann auch später in der, ich glaube, im fünften Buch, muss ich auch nochmal gucken, genau,
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passiert, dass bei Moon is a Harsh Mistress schon diese Idee kam,
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dass man ja einfach am Mond nur Gesteinsbrocken in die Erdumlaufbahn bringen
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muss und mit so einem ganz kleinen Raketchen, also einem Thruster,
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kann man die dann irgendwie so antippen, dann fällt die auf die Erde runter.
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Das heißt, der Aufwand vom Mond, die Erde zu bombardieren, ist deutlich geringer
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als für die Erde, den Mond anzugreifen und den Mond zu bombardieren.
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Also es gibt so ein paar Inspirationen, wo sich dann diese The Expanse schon
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auch an solchen Dingen anlehnt, aber es ist trotzdem, finde ich, was Neues.
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Es ist irgendwie was Neues, hat irgendwie so dieses Star Wars Feeling von die
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Welten sind dermaßen durchdacht, dass man das Gefühl hat, man kann einfach wirklich
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in so einem Role-Playing-Game einfach mal eine Tür aufmachen und kommt irgendwo raus.
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Das ist wirklich sehr gut entwickelt.
Florian Clauß
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Also ich finde auch, was ich wirklich bei der Serie, auch die ersten Seasons,
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die dann relativ günstig noch produziert waren,
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wo die sich total viel Mühe gegeben haben, um das irgendwie ordentlich darzustellen,
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war eben diese ganze Physik dahinter.
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Das heißt, erstmal ist dieser eppstein antrieb ziemlich genial dargestellt dass
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ich bin dann die ich viel richtig gemacht in der visuellen umsetzung und dann
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ist auch zum die belters die dann auch eben dadurch dass die halt viel weniger schwerkraft aus.
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Haben die ihren ganzen Knochenbau und so weiter, ihre ganze Physiknomie des
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Körpers umgestellt und können gar nicht mehr so ohne weiteres auf der Erde leben.
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Und die werden ja auch so als so sphärenhafte Wesen beschrieben.
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Die sind auch so gecastet, die Schauspielerinnen und Schauspieler,
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dass die sehr lange Glieder haben, dass die so langgezogen sind.
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Also das heißt, diese Schwerkraft, die den Körper dann halt so auch verändert,
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die fehlende Schwerkraft, die den Körper verändert hat.
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Da gibt es auch eine Szene, wo, wenn die sich halt so im Schwerkraftfeld nähern,
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dann müssen die Tabletten nehmen und dann müssen die halt medikamentös bearbeitet
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werden, damit die halt überhaupt das aushalten können, ja.
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Und da hat der Film extrem viele solche Sachen, also das betrifft ja wieder
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die Biologie, ne, die sind sehr toll durchdacht und, aber auch die Physik und
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wo dieses erste Battle stattfindet in der Schwerelosigkeit.
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Und du siehst die ganze Zeit so ein bisschen wie bei Gravity,
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dass du diese rotierenden Kugeln hast, dass du auch irgendwo eine Anziehung
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zwischen den kleinen Körpern hast, dass du siehst, wie die Gewehrkugeln oder
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diese Fader-Dinger, die dann abgeschossen werden,
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dann halt so ständig rotieren und man muss dann wieder ausweichen den Kugeln,
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die man abgeschossen hat.
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Also sie sind nicht irgendwie weg, so wie bei Star Wars, wieder Fade oder Wutsch,
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sondern es ist auf einmal so ein ganzer Kosmos von...
Micz Flor
0:37:49–0:37:51
Das ist bei Gravity in der Atomkraft.
Florian Clauß
0:37:51–0:37:54
In der Gravity oder auch bei dem. Also es gibt ja so ein Duell,
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wo die dann am Anfang, ich glaube, das kommt wirklich in der ersten Staffel vor,
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wo die dann ständig mit diesem, da fällt, glaube ich, ein Antrieb aus und die
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müssen halt die ganze Zeit gucken, wie sie dann in diesem Kampf dann wieder
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eine Stabilität gewinnen.
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Und das ist halt so sehr gut inszeniert, wo du merkst, okay,
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das ist halt so Near Fiction, weil es dann so schon mit diesen physikalischen
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Gesetzen irgendwie auch mitgeht.
Micz Flor
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Ja, so Sachen werden auch immer wieder eingesetzt in einem Buch,
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was dann zum ersten Mal auf,
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Einem Planetenspiel, der nicht in unserem Sonnensystem ist, da entwickelt sich
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die Geschichte dann hin, dass sie dann da in die Erdung,
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also in der Umlaufbahn zum Planeten, dann an Höhe verlieren und nicht wissen,
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weil sie den Drive nicht anschmeißen können,
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nicht wissen, wie sie da wieder rauskommen und sich dann entschließen auch eben
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mit diesen, das heißt PDCs, das ist auch wieder so ein Ding,
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die sagen halt PDC, keine Ahnung, aber eben diese im Prinzip klassischen,
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Pistolen, wo vorne was rauskommt und das dann eben als Rückstoß einsetzen und
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einfach feuern, um sich dann wieder in eine höhere Umlaufbahn zu bewegen.
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Also solche Ideen dann. Also wie kommen wir da raus? Das ist ganz viel schon
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auch, wo man so mitdenkt, wie wollen die das jetzt lösen?
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Und aber auch genießt, dass man weiß, dass es ausweglos erscheint,
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aber die werden da schon was finden.
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Das ist irgendwie schon echt irgendwie over the top.
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Und gleichzeitig eben wirklich sehr, sehr gut durchdacht.
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Was gar nicht gehen wird, glaube ich, in der Folge, weil wir auch schon ziemlich
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weit hinten raus zeitlich sind, ist, dass wir wirklich so die Bücher durchgehen.
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Ich habe nämlich auch gemerkt, das meinte ich ja ganz am Anfang,
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ich wollte es mir einfach machen, aber ich habe gemerkt, es ist gar nicht einfach,
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weil ich habe das alles gelesen, irgendwie ganz viel Intus.
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Und dann kommen immer so Ideen hoch, so wie wenn man an seine eigenen,
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keine Ahnung, Urlaube, Reisen oder sonst was denkt. Und man sagt,
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ach ja, und dann war doch noch das und das.
0:39:57–0:40:02
Aber das ist es nichts, was man irgendwie wirklich katalogisch behalten kann,
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finde ich. Also ich könnte jetzt nicht sagen, was passiert denn in der dritten Staffel.
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Ich habe mir dann sogar noch von Heine Verlag, da ist das in Deutschland erschienen,
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habe ich mir noch die Umschlagtexte irgendwie rausgezogen.
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Um auch nicht zu plot spoilern. Trotzdem merke ich halt es ist total schwer,
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für mich das so zu trennen. Und das Zweite, was halt auch total schwierig ist
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für mich, weil ich habe kein gutes Namengedächtnis, sonst kommen halt unglaublich
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viele Menschen mit unglaublich tollen Namen vor.
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Aber wir haben diese drei Gesellschaften. Das Besondere ist auch noch,
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dass halt die Belter haben eine eigene Sprache.
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Das ist dann so ein bisschen vielleicht, keine Ahnung, wenn man sich das vorstellt,
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Ja, wobei in Australien war ja früher mal eben auch,
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gehörte zum englischen Königreich, war dann irgendwann unabhängig und irgendwie
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sind viele dahin ausgewandert, die irgendwie ganz weit weg wollten,
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weil sie irgendwie vielleicht was zu verstecken hatten.
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Ist vielleicht ein Klischee, vielleicht ist da was dran, keine Ahnung.
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Aber auf jeden Fall ist beim Beltas eben auch so, dass unglaublich viele Kulturen zusammenkommen.
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Und wie du schon gesagt hast, es hat so Tribal Cultures, auch die ganzen revolutionären
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Zellen, Anführungszeichen, haben eigene Titel und eigene Logos, Tattoos und so.
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Und deshalb gibt es da diese Beltersprache, in der ganz viele unterschiedliche
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Sprachen zusammenkommen.
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Und das macht Spaß zu lesen, weil man wirklich beim Lesen teilweise auch nicht
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erklärt bekommt, was da jetzt gerade passiert ist.
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Und wenn man dann irgendwie auf Seite 12 Sasa gelesen hat und auf Seite 48 Sasa
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nochmal gelesen hat, und dann hinten, dann hat man irgendwas so,
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das muss sowas heißen wie oder was meinst du?
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Stimmst du mir zu? Also man hat halt so bestimmte Sachen, die dann und das ist ganz schön gemacht,
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das ist im Buch nicht so ein Riesenthema, aber die haben dann wohl für die Verfilmung
0:42:05–0:42:11
wirklich auch einen Linguisten eingestellt oder Linguistin, weiß ich nicht, der die das so weit
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ausgearbeitet hat, dass das wirklich auch gesprochen werden kann von Schauspielern
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und Schauspielerinnen.
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Ja, so, das heißt, wir gehen jetzt mal den Anfang zurück, weil die Entstehungsgeschichte
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war ursprünglich so, dass eben Abraham den Frank angesprochen hat und gemeint
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hat, du, lass uns doch mal ein Buch schreiben.
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Und hat dann so ein paar Regeln aufgestellt, weil er so ein bisschen penibel
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ist mit dem Buchschreiben, hat gesagt, jedes Kapitel hat 3000 Worte und jedes
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Buch hat nicht mehr als 53 Kapitel oder irgendwas in der Art.
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Und dann haben die sich anfangs wohl wirklich einmal die Woche zum Schreiben
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getroffen, jeden Mittwoch, und haben dann das fertige Kapitel dem anderen gegeben zum Redigieren.
0:42:55–0:42:58
Das wurde dann über die Woche redigiert und die haben dann scheinbar wohl,
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so wie ich es verstehe, am Mittwoch wirklich ihre 3000 Worte runtergeschrieben.
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Und so war nach einem Jahr das erste Buch fertig.
Florian Clauß
0:43:07–0:43:08
Ja.
Micz Flor
0:43:08–0:43:14
Und die, ist das offen? Nee, ist irgendwo am Parkplatz hängen geblieben.
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Ich weiß jetzt nicht mehr, wer von beiden wen geschrieben hat,
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aber anfangs sind das eigentlich so ein bisschen wie Game of Thrones.
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Jedes Kapitel hat eine Überschrift und das eine ist Miller und das andere ist Holden.
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Das ist im ersten Buch, sind das eigentlich die beiden, die miteinander sprechen.
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Es gibt noch ein Präfix, also vorneweg.
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Das ist also die
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frau die vom und da kommen wir gleich zu protomolekül befallen wurde und es
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gibt hinten auch noch ein letztes kapitel das ist wie hieß er noch mal der butcher
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of anderson station der head of opa der eigentlich von der erde kam haben.
Florian Clauß
0:44:05–0:44:07
Ja, ja. Angel.
Micz Flor
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Das geht schon los mit Namensgedächtnis. Aber ansonsten ist es wirklich in diesem
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Buch, das ist später nicht mehr so wirklich, Miller Holden, Miller Holden,
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Miller Holden, Miller Holden. Immer abwechselnd werden die Kapitel beschrieben.
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Und Miller ist eine Person, die später auch noch auftaucht.
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In den anderen Holden taucht immer auf Miller dann nicht mehr,
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weil der eigentlich eigentlich schon im ersten Buch stirbt.
Florian Clauß
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Das ist hier so eine Sportschule, wo meine Tochter immer Basketballtraining hat.
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Das ist so eine doppelstöckige Sporthalle.
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Unten waren immer so die Handballer, das ist so ein bisschen mit Arena.
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Und oben drüber ist dann so ein Basketball, so riesengroß, so ein Sportgymnasium.
0:44:53–0:44:55
Das ist echt ganz interessant.
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Dann alles immer mit irgendwie Abtrennung. Du kannst dann halt irgendwie verschiedene
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Kombinationen von einem Raum machen.
Micz Flor
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Riesig. Sieht so aus, als ob es so groß sein muss, weil die da drinnen alle
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entweder so groß sind oder so schnell.
Florian Clauß
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Das ist alles so groß rum. Das ist Pali, Pali, Pali Landenstraße sind wir jetzt hier.
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Genau, also Miller, den würde man ja, also ich finde es klingt auch so,
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es hat so was Film-Noir-mäßiges.
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Ja, ja, es ist auch wirklich so. Also es ist halt so ein bisschen so.
Micz Flor
0:45:26–0:45:29
Das sagen im Interview auch, Noir war halt so der Hintergrund.
Florian Clauß
0:45:29–0:45:34
Ja, und das sieht man auch an der Figur. Und ja, es hat so was,
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es hat was Blade Runner-mäßiges.
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Aber Miller ist halt ein krasser Charakter. Also beide sind halt krass, ja.
0:45:41–0:45:44
Aber Miller ist so schon der Charakter, auf dem man so am meisten steht da.
Micz Flor
0:45:45–0:45:49
Also auch so Richard Chandler irgendwie, also es ist,
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halt so ein Detektiv dieser Miller Strang und Holden die treffen sich natürlich,
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der Miller Strang ist halt wirklich eher so ein,
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50er Jahre Detektiv Geschichte in, keine Ahnung in Paris man hat wirklich so
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das Gefühl und Miller ist einfach auch so in Anführungszeichen abgehaftet so
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ein bisschen so über sein bestes Alter hinaus,
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und arbeitet ja für eine form der
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also was polizei ähnliches was halt
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auf css ist es glaube ich ja da bist du mit deinem planeten wissen noch ein
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bisschen wichtig gleich astroiden wissen sie es ja geht schon los und zwar gibt
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es eben unterschiedliche himmelskörper die wir namentlich auch irgendwie kennen
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zum beispiel eros bietet sich an also es ist ja auch toll dass eros halt halt der,
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am Ende der ersten Staffel oder des ersten Buchs ist es halt so ein ganz wichtiger Asteroid.
Florian Clauß
0:46:48–0:46:54
Aber heißt nicht auch der Aeros Angel, der eine Charakter? Ha! Okay.
0:46:55–0:46:59
Weißt du den nicht mal? Der, nachdem du alle gefragt hast.
Micz Flor
0:47:00–0:47:02
Nee, nee, nee. Wie heißt der denn?
Florian Clauß
0:47:02–0:47:07
Also der, das Muskelpaket, was alle rausboxt.
0:47:09–0:47:15
Amos ist das. Amos, genau, Angel und Eros. Amos.
Micz Flor
0:47:15–0:47:17
We get it. Das ist die Zukunft.
Florian Clauß
0:47:18–0:47:21
Okay, das war hart.
Micz Flor
0:47:22–0:47:28
Also Ceres ist eine der ersten Stationen, die da besiedelt wurde.
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Und die Schwerkraft auf Ceres ist 0,3 G.
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Und zwar wurde das nur deshalb hergestellt,
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weil die diesen Durchhalttechnik, eben auch so Newton'sche Physik kann man gar
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nicht besser beschreiben,
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die haben Ceres angefangen zu rotieren und diese Rotation dann so stark erhöht, dass sie 0,3 G,
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also ein Drittel der Erdanziehung.
Florian Clauß
0:47:59–0:48:02
Also auch so Terraforming dann da betreiben.
Micz Flor
0:48:02–0:48:03
Ja, in gewisser Weise.
Florian Clauß
0:48:03–0:48:07
Es gibt ja auch so diese Stationen, die dann halt auch begrünt sind,
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wo man dann so ein bisschen so...
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Wo das gesellschaftliche Leben stattfindet, aber es gibt auch immer diese ganzen
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Setups, die dann halt so vom Dock sind.
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Also wo halt irgendwie so dieses Verruchte auf der einen Seite halt diese ganzen
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Container, die da verfrachtet werden, auf der anderen Seite gibt es dann die
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Bars, wo man sich dann halt weghauen kann.
0:48:31–0:48:35
Also haben eine unglaublich gute Ästhetik und so eine Atmung geschaffen.
Micz Flor
0:48:35–0:48:40
Ja, genau. Es geht also immer ganz viel eben auch um natürlich so Grenzökonomien.
0:48:40–0:48:43
In jedem einzelnen Asteroiden, an dem man ein Schiff anlegen kann oder ablegen
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kann, entsteht eben eine Grenze.
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Und diese Grenze ist dann auch irgendwie, muss sich jemand schmieren oder nicht.
0:48:48–0:48:51
Also all diese Film-Noir-Elemente sind da auch so irgendwie mit drin.
Florian Clauß
0:48:51–0:48:54
Ja, das stimmt. Das ist ja der Transit.
Micz Flor
0:48:54–0:48:57
Und Miller ist als Schauspieler finde ich auch interessant, weil er ist der
0:48:57–0:49:03
Einzige vom ganzen Cast, der irgendwie schon ein Gesicht hat, was man kennt.
0:49:04–0:49:11
Und der war zum Beispiel Judge Dredd in dem Film bei Judge Dredd.
Florian Clauß
0:49:11–0:49:15
Der ist auch ein superer Film. Der ist eigentlich so ein Kurzfilm,
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aber so einfach in der Action so bereit getreten.
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Das ist die Episode, wo der dann irgendwie so einsteigt.
Micz Flor
0:49:24–0:49:25
Also nicht Sylvester Stallone.
Florian Clauß
0:49:26–0:49:27
Nein, nein, nein.
Micz Flor
0:49:28–0:49:31
Weil wir den Namen jetzt nicht kennen. Ich kenne den ja, den Film auch.
0:49:31–0:49:35
Und das ist aber auch insofern gut gewählt,
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weil der Schauspieler halt ähnlich wie Miller auch irgendwie mit viel Potenzial
0:49:40–0:49:47
und Herz am rechten Fleck irgendwie so dann doch eben nicht den großen Coup gelandet hat.
0:49:47–0:49:51
Und dass der jetzt eben diese Miller spielt, ich finde, das passt ganz gut so.
Florian Clauß
0:49:51–0:49:56
Ja, und er hat ja auch eigentlich so vom Charakter und wie er sich dann entwickelt
0:49:56–0:50:01
mit diesem Protomolekül, hat er ja so eine völlig überhöhte Rolle.
0:50:01–0:50:06
Er ist ja quasi so der Prophet, das Gotteswesen in diesem Film.
Micz Flor
0:50:07–0:50:12
Der Angel um deinen Begriff doch noch einsetzen. Angel Miller.
Florian Clauß
0:50:12–0:50:13
Angel Miller, ja.
Micz Flor
0:50:14–0:50:16
Und Holden ist der andere.
Florian Clauß
0:50:16–0:50:23
Hier ist so eine Ostbäckerei. Die machen auch selber Brot.
0:50:24–0:50:27
Das ist wirklich sehr lecker hier.
Micz Flor
0:50:27–0:50:32
Cool. Die Schrippe, die Urschrippe.
0:50:33–0:50:38
Wo wurde die Schrippe erfunden, bevor die Karre was für die Schrippe erfunden wurde? Hier.
0:50:40–0:50:46
Der andere ist Holden. Das ist das andere Kapitel. Und Holden ist... Holon.
Florian Clauß
0:50:47–0:50:51
An wen erinnert dich Holon? Als Gesicht.
Micz Flor
0:50:51–0:50:52
Das Gesicht.
Florian Clauß
0:50:54–0:50:59
Ich dachte immer, wenn ich das plotten darf, es ist halt so Keanu Reeves,
0:50:59–0:51:02
aber halt irgendwie so als totales Babyface.
Micz Flor
0:51:02–0:51:04
Echt? Keanu Reeves?
Florian Clauß
0:51:04–0:51:07
Voll. Ich denke immer die ganze Zeit, oh Keanu Reeves, aber es war halt so,
0:51:07–0:51:13
ich finde den, also ich finde den Cast, der ist gut, aber gleichzeitig war ich
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bei Holden immer unsicher.
0:51:16–0:51:17
Kannst du das nachvollziehen?
Micz Flor
0:51:17–0:51:24
Ja, total. Aber interessanterweise ist die Beschreibung im Buch von seinem Charakter auch dann später,
0:51:24–0:51:26
wo es dann wirklich Jahrzehnte später ist, wo er dann schon alt,
0:51:26–0:51:30
grau und sowas, wo die Leute dann auch immer sagen, ja, man sieht noch dieses
0:51:30–0:51:33
kindliche, jugendhafte, dieses,
0:51:33–0:51:41
also er ist halt einerseits wirklich ein sehr, sehr klar abgrenzter Mensch,
0:51:41–0:51:44
der zum Beispiel einfach die ganze Zeit im ersten Buch immer alles,
0:51:44–0:51:47
was ihm gerade an Informationen von den Füßen fällt, rausgibt und damit dann
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auch einen interplanetaren Krieg auslöst.
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Aber das ist nicht seine Schuld, weil wenn die Leute die Wahrheit nicht richtig
0:51:55–0:51:57
verstehen können, dann hin und her.
0:51:57–0:51:59
Also er ist quasi so Wikileaks.
0:52:01–0:52:05
Und auf der anderen Seite ist er aber auch immer so ein bisschen naiv,
0:52:05–0:52:10
aber auch so ein kuscheliger Typ, so wie lustigerweise denke ich immer so wie
0:52:10–0:52:13
jimmy hendrix so früher beschrieben wurde der in seinen zwanzigern hat schon
0:52:13–0:52:19
weltstar wurde und gleichzeitig aber immer so sowohl ganz viele freundinnen
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hatte die ihn so bemuttert haben und ich finde hat auch so was sehr kindlich,
0:52:25–0:52:29
jungenhaftes obwohl dann auch nicht mehr frauen stehen ist das ist auch so sein
0:52:29–0:52:35
sein sein image jetzt eben im Buch und im Film auch, dass die Frauen stehen auf ihn und,
0:52:36–0:52:37
er hat jetzt auch keine,
0:52:39–0:52:42
Kapitänsrolle, er hat eine militärische Ausbildung.
0:52:42–0:52:44
Was ist das denn? Umspannberg Ost.
Florian Clauß
0:52:45–0:52:50
Hier war mal das, doch da ist das Kriminaltheater, wo ich nie drin war.
0:52:51–0:52:54
Aber wenn wir mal Agathe Christi als Bühnenstück sehen wollen,
0:52:54–0:52:57
dann sollten wir hier auf der Seite Kriminaltheater.
Micz Flor
0:52:57–0:53:05
Na dann nix wie weg. Nichts für ungut, aber es ist ganz schön aufgepräzelt.
Florian Clauß
0:53:06–0:53:07
Hier ist der Spielplan.
0:53:10–0:53:16
Vielleicht sind wir wirklich da mit Christian. Guck mal hier, Zeuge in der Anlage.
Micz Flor
0:53:17–0:53:20
Tata Dreininger als Theaterstücke. Ist alles da.
Florian Clauß
0:53:20–0:53:25
Was will man noch zu Hause vor dem Laptop sitzen?
0:53:26–0:53:30
Ja, aber Hosen. Also ich meine, das, was dieser Spagat zwischen,
0:53:30–0:53:35
wie du sagst, auf der einen Seite ist der, also vielleicht müssen wir auch nochmal diese Position,
0:53:35–0:53:42
also die Situation, auf der Erde, was auf dem Mars passiert ist,
0:53:42–0:53:45
die Belters und dann halt die kleine,
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Gruppe, die Crew um Holden,
0:53:49–0:53:55
die ganz viel eben auch Krieg verhindert,
0:53:56–0:53:57
Sachen löst.
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Das ist ja übernatürlich, was die alles irgendwie so...
Micz Flor
0:54:01–0:54:02
Ja, ja, und das hört ja auch nicht mehr auf.
Florian Clauß
0:54:03–0:54:07
Das hört auch nicht mehr auf. Und da finde ich halt Holden als so so ein Charakter,
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der dann halt durch das Stahlbälle-Bad gegangen ist, sieht ja immer so weich
0:54:13–0:54:17
und kindlich aus und ich finde das so ein bisschen, aber irgendwie funktioniert es dann doch.
Micz Flor
0:54:18–0:54:21
Das ist insgesamt so, also auch was du vorhin gemeint hast, die Darstellung
0:54:21–0:54:27
von Belters, also dass die alle eben eher so ein bisschen lang und schlagsig sind, die sind in Low-G,
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aufgewachsen und über Generationen hat sich das dann wohl einfach so,
0:54:33–0:54:36
ja, ich meine, das kann jetzt ja keine direkte Mutation sein,
0:54:36–0:54:44
das sei denn, denn es ist durch die, also ja, kann natürlich schon sein,
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dass es eine Form der Mutation ist, die angelegt ist.
0:54:46–0:54:53
Insofern ist halt die Umweltstimuli dann bestimmte Gen-Sequenzen nicht aktivieren
0:54:53–0:54:56
oder doch aktivieren, sodass die halt einfach einen anderen Körperbau haben.
0:54:56–0:55:00
Aber im Cast ist es dann natürlich so, dass Holdens spätere Freundin,
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die Belter ist und die im Buch fast eineinhalb Köpfe größer ist als er,
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Ist einfach dann, Naomi Nagata heißt die, die ist im Film dann schon gecastet,
0:55:13–0:55:16
ist eine sehr hübsche Frau, die ihm halt so bis zur Schulter geht und wo das
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alles dann irgendwie so eine klassische Romance-Situation passt.
Florian Clauß
0:55:22–0:55:23
Ja, das ist dann so die Love-Story da drin.
Micz Flor
0:55:24–0:55:27
Genau, aber ich finde den Cast sehr gut, gerade eben auch Amos Burton,
0:55:28–0:55:30
wie du sagst, und dann Alex.
Florian Clauß
0:55:30–0:55:37
Und dann wie heißt nochmal die quasi die UN-Vorsitzende der Erde?
Micz Flor
0:55:38–0:55:39
Afasarala oder so.
Florian Clauß
0:55:39–0:55:43
Genau und das fand ich auch, das wollte ich nochmal sagen, das finde ich ganz interessant,
0:55:43–0:55:48
als ich dann irgendwann nach der Serie nochmal den Wikipedia-Artikel dazu gelesen
0:55:48–0:55:54
habe, dass dann der ganze Cast und das war glaube ich vor allen Dingen bei der so,
0:55:54–0:56:00
dass die vorher in in der Filmografie nichts hatten, aber in diesem Spielekontext aufgetaucht sind.
0:56:00–0:56:06
Das heißt... Nee, als Charakter. Das waren halt wirklich so diese Zwischensequenzen
0:56:06–0:56:14
von irgendwelchen hochproduzierten Games, wo dann auch irgendwelche real eingespielten Sachen kommen.
0:56:14–0:56:19
Da hatten sehr viele von denen im Cast halt da ihre.
0:56:19–0:56:22
Und das war das erste Mal, dass ich das halt irgendwie so wahrgenommen habe.
0:56:23–0:56:28
Hört man ja immer, dass dann in der Spieleindustrie die macht viel mehr Umsatz
0:56:28–0:56:29
als dann die ganze Firmenindustrie.
0:56:30–0:56:37
Und jetzt wird das dann so quasi, es geht halt von einem Genre ins andere über.
Micz Flor
0:56:38–0:56:42
Ja, spannend. Das wusste ich auch nicht.
0:56:43–0:56:46
Aber es ist wirklich so, dass man das Gefühl hat, der Cast sind eigentlich Menschen,
0:56:46–0:56:49
die man noch nie gesehen hat.
0:56:49–0:56:52
Und das, finde ich, funktioniert wirklich auch gut, bis auf Miller.
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Und der ist dann gleichzeitig aber auch jemand, wo man denkt,
0:56:55–0:56:56
woher kenne ich das Gesicht nochmal.
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So, finde ich wirklich gut gelöst. Ich glaube, was ich vorhin gesagt habe,
0:57:01–0:57:07
kommt jetzt irgendwie nochmal ganz gut bei unserem Versuch, das alles zu umreißen an.
0:57:07–0:57:12
Also das, die Welt ist so gut durchdacht, dass wenn wir, wir laufen jetzt gerade
0:57:12–0:57:16
Gefahr, alles erklären zu wollen, so von der Physik, hier und da und da.
0:57:17–0:57:21
Und das Tolle an der Geschichte ist ja, die fängt einfach an und die Worlds,
0:57:22–0:57:23
die scheinen da halt durch.
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Also nur was die Geschichte braucht, versteht man dann. Und das ist aber dann auch hat Hand und Fuß.
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Und die Geschichte ist eben so, dass,
0:57:37–0:57:43
Holden mit Crew auf so einem kleinen Schiff von einem großen Water Hauler heißt
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das glaube ich, also jemand, der große Asteroiden Wasser abzapft oder schmilzt,
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was dann irgendwie gebraucht wird.
0:57:52–0:57:58
Die empfangen ein Notrufsignal. Es grüßt Alien, also von wegen Referenzen das Notrufsignal.
0:58:03–0:58:08
Und die kommen dann auf Eros, da kommt dieses Notrufssignal her.
0:58:08–0:58:14
Und da ist dann aber nichts und niemand und irgendwie ist es unklar und die finden dann was.
0:58:14–0:58:16
Und ich weiß dann gar nicht mehr, ob die da schon, ehrlich gesagt,
0:58:16–0:58:19
ob die da schon dann das Protomolekül sehen.
0:58:20–0:58:24
Auf jeden Fall finden die dann eben da wohl eine Batterie, auf der noch irgendwie
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rudimentär zu erkennen ist, dass die von Mars stammt.
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Und dann wird, während die da sind, um diesem Signal zu folgen,
0:58:33–0:58:37
wird in die Canterbury, so heißt der Waterholler, abgeschossen.
0:58:37–0:58:45
Von wem wissen sie nicht, von irgendwelchen Tarnkappen, Kampfraumschiffen.
0:58:46–0:58:51
Und er bläst dann eben in die Welt und dann geht die ganze Kriegssache los.
0:58:51–0:58:54
Er bläst dann die Welt, dass die Marsianer da irgendwie eine Falle gelegt haben,
0:58:54–0:58:57
keiner wüsste warum und so. Aber auf jeden Fall ist auch auf Eros irgendwie
0:58:57–0:59:02
dieses Protomolekül schon vorhanden.
Florian Clauß
0:59:02–0:59:05
Aber was ist denn das Protomolekül?
Micz Flor
0:59:05–0:59:10
I'm glad you asked that question. Das habe ich nämlich auch lange irgendwie
0:59:10–0:59:14
nicht kapiert und es ist auch nicht so ganz klar.
0:59:14–0:59:18
Also das ist so ein bisschen dann wieder der, von wegen Referenzen,
0:59:18–0:59:19
die man so im Kopf auch macht.
0:59:19–0:59:23
Wir hatten ja auch schon immer wieder mal über die drei Sonnen gesprochen.
0:59:25–0:59:29
Und da gibt es ja auch ähnliches Worldbuilding, wo eine der Sachen ist,
0:59:29–0:59:35
dass ein multidimensional gefaltetes Molekül oder so, das kommt dann irgendwie
0:59:35–0:59:39
in die Erde, entfaltet sich und umspannt dann die ganze Erde und kann die ganze
0:59:39–0:59:41
Kommunikation erfassen oder so.
0:59:41–0:59:45
Also diese Idee, dass wir in dieser, und das ist dann ganz wichtig eben für
0:59:45–0:59:50
The Expanse, in der neutronischen Welt, in der das alles passiert,
0:59:51–0:59:55
da dringt jetzt etwas ein, was nicht mehr nach den gleichen Gesetzen läuft.
0:59:56–1:00:02
Und das, finde ich, ist ein super Kniff in dem ganzen Setup,
1:00:03–1:00:09
Eine glaubhafte Welt, also eine Science-Fiction-Welt, mit der wir uns immer
1:00:09–1:00:11
verbinden können, erschaffen.
1:00:11–1:00:16
Und da dringt jetzt aber was ein, was wir nur erahnen können, aber trotzdem glauben.
1:00:17–1:00:20
Aber wir checken es nicht wirklich. Das Protomolekül, das ist wohl,
1:00:21–1:00:24
wie sich dann später herausstellt, ich glaube, auf Phoebe.
1:00:27–1:00:30
Wie spricht man das aus? Das ist, glaube ich, auch ein Jupiter-Mond.
Florian Clauß
1:00:30–1:00:31
Ja, das ist ein Jupiter-Mond.
Micz Flor
1:00:31–1:00:36
Da wurde das gefunden und wie sich dann später herausstellt bzw.
1:00:37–1:00:40
Vermutet wurde als Waffe, da ist dann auch die Referenz 2001.
1:00:41–1:00:47
Also die finden dann auf 2001 diesen Quader und wissen nicht, woher der kommt.
1:00:47–1:00:50
Und später stellt sich dann heraus, dass auf einmal ganz viele von diesen Quadern
1:00:50–1:00:55
im Jupiter entstehen, in diesem Auge im Jupiter. Aber warum,
1:00:55–1:00:56
weiß ich auch nicht mehr.
1:00:56–1:01:02
Aber es ist quasi etwas aus der Vergangenheit. Es ist ur-ur-ur-uralt und trotzdem
1:01:02–1:01:06
technologisch unglaublich stark weiterentwickelt.
1:01:06–1:01:14
Und das hat so etwas, wird dann so beschrieben in diesen Fan-Wikis, als so eine Art Phage.
1:01:14–1:01:20
Also ein Virus, der nur Bakterien befällt und kein als Wirt.
1:01:20–1:01:25
Und also in diesem Protomolekül sind ganz viele Möglichkeiten angelegt.
1:01:27–1:01:30
Andere also erstens bezieht es
1:01:30–1:01:34
seine energie aus radioaktivität und das
1:01:34–1:01:37
zweite ist aber dass es in der lage ist die
1:01:37–1:01:44
umgebenden also die dinge die mit denen es in kontakt gerät umzubauen und für
1:01:44–1:01:48
sich nutzbar zu machen das gilt eben auch für lebewesen das befällt lebewesen
1:01:48–1:01:53
ist tötet sie letztendlich es hat sogar auch viren ähnlich dann so eine form
1:01:53–1:01:56
sich weiter zu verpflanzen das heißt Das heißt, in dem ersten Buch,
1:01:56–1:01:59
wo das noch recht unelegant und zombihaft erklärt ist,
1:02:00–1:02:04
ist dann, ich glaube, Eros ist das sogar befallen.
1:02:05–1:02:12
Und dann werden zuerst eben Leute in Räume getrieben, in denen diese,
1:02:12–1:02:17
also fürchterliche Szenen, werden da so reingetrieben, wo man weiß,
1:02:17–1:02:18
dass da die Protomoleküle drin sind.
1:02:19–1:02:23
Und dann kotzen die alle und stecken sich alle gegenseitig an.
1:02:23–1:02:26
Also es ist irgendwie ganz ekelhaft und kommt dann dazu,
1:02:26–1:02:30
dass das Protomolekül, ja, und das Protomolekül baut dann aber die Körper auch
1:02:30–1:02:35
noch um, sodass dann manchmal Adams Family ähnlich so eine Hand alleine läuft
1:02:35–1:02:39
oder auf einmal irgendein Körper fünf Arme hat.
1:02:39–1:02:42
Also das Protomolekül hat halt weder Skrupel...
1:02:45–1:02:49
Noch ästhetisch ein Feinsinn. Es nimmt halt einfach aus.
Florian Clauß
1:02:49–1:02:56
Aber es hat eine hohe Mutationsrate und kann dann eben auch zu diesen Superwarriors geführt werden.
Micz Flor
1:02:56–1:02:59
Ja, und diese Superwarriors, die sind dann aber eben schon Experimente.
1:02:59–1:03:01
Das ist sozusagen eine Absplitterung.
Florian Clauß
1:03:01–1:03:03
Die Domestizierung des Protomoleküls.
Micz Flor
1:03:03–1:03:06
Es wird versucht, das natürlich gleich militärisch nutzbar zu machen.
1:03:06–1:03:10
Das, was man da ganz am Anfang findet, ist schon eine Folge davon.
1:03:11–1:03:14
Und Mao heißt die, glaube ich.
1:03:14–1:03:22
Das ist die eine Tochter von einem Industriemagnaten, dem sozusagen alles gehört,
1:03:22–1:03:28
der dann auch da rein investiert hat.
1:03:28–1:03:33
Und die, wie sich das dann eben gehört für solche Charaktere in solchen Romanen,
1:03:33–1:03:38
die will ihr eigenes Ding machen, verlässt die Familie, haut abschließlich den Balthasar an.
1:03:38–1:03:45
In der Revolution hat Razorback, das ist ihr ultraschnelles Rennboot,
1:03:45–1:03:49
eigentlich so ein Renn-Schnellboot, mit dem sie durchs Universum schießen kann,
1:03:50–1:03:55
also durch die Sonnen-Soll heißt das, unser Sonnensystem im Buch.
1:03:56–1:03:58
Und die ist befallen.
1:04:00–1:04:03
Und da gibt es dann auch später so Einträge, die Miller findet.
1:04:03–1:04:06
Miller verliebt sich so ein bisschen in sie, während er das alles recherchiert.
1:04:06–1:04:11
Er wird damit beauftragt, darüber was rauszufinden und findet dann eben so Tagebuch,
1:04:11–1:04:13
Logbuch-Einträge, wo sie erklärt,
1:04:13–1:04:16
wie sie gefangen wurde. Sie wusste nicht genau, was da gemacht wurde.
1:04:17–1:04:20
Da war sie dann wohl eben auch schon irgendwie von dem Protomolekül befallen.
1:04:20–1:04:25
Und es war das Experiment eben, das so gezielt einzusetzen, um die ganze Stärke
1:04:25–1:04:29
und Skrupellosigkeit, Also diese Sache, diese unglaubliche Energie,
1:04:30–1:04:35
die da angelegt ist, die eben nicht aus unserem Energieverständnis,
1:04:35–1:04:38
sondern eben aus irgendeinem Quantending herauskommt,
1:04:38–1:04:45
die mit Menschen so zu verbinden, um dann super Soldaten und Soldatinnen zu bauen.
Florian Clauß
1:04:45–1:04:54
Und es ist so, dass nach und nach die einzelnen Parteien in diesem Universum,
1:04:54–1:04:56
also wir haben auch die Erde auf der einen Seite, Mars.
1:04:56–1:05:02
Mars ist so ein bisschen die chinesische Bevölkerung, würde ich mal sagen.
1:05:04–1:05:13
Von der Disziplin her ist es ein Autokratenstaat. Und die Bertas auf der dritten Seite.
1:05:13–1:05:17
Und dann gibt es halt so irgendwie noch so Dinge, Sachen, die dann hin und her,
1:05:17–1:05:23
aber die Einzelnen kriegen dieses Protomolekül und es fängt so eine Aufrüstung
1:05:23–1:05:25
an. Das ist quasi wie die Atombombe.
1:05:25–1:05:28
Und dann die Bälter, das kriegen sie dann auch zuletzt und das ist halt so ein
1:05:28–1:05:30
unglaubliches Politikum.
1:05:30–1:05:35
Dann kommt halt neben diesem ganzen Sci-Fi und neben diesem ganz Fantastik hat
1:05:35–1:05:41
der Film so eine starke politische Komponente, wie es halt auch bei das Lied
1:05:41–1:05:45
von Feuer und Eis, also Game of Thrones, so stark gemacht wurde.
Micz Flor
1:05:45–1:05:50
Ja, es ist nicht unähnlich dem, dass dann zum Beispiel der Drache auch infiziert
1:05:50–1:05:54
wird und dann zu so einem blauen, blauäugigen Drachen wird.
1:05:54–1:05:57
Also irgendwie ist das gar nicht unähnlich. Das stimmt.
Florian Clauß
1:05:59–1:06:02
So, wir sind jetzt hier in der Richard-Sorge-Straße. Das heißt,
1:06:02–1:06:06
jetzt sind wir hier in der Nähe von dem Kino, ne?
Micz Flor
1:06:06–1:06:11
Ja, ich habe jetzt gar nicht mehr mir selber, ich habe mir, doch,
1:06:11–1:06:13
ich habe mir selber Ich habe selber zugehört und gar nicht mehr geguckt,
1:06:13–1:06:14
wo wir lang gelaufen sind.
Florian Clauß
1:06:16–1:06:20
Hier auf der linken Seite, wo wir ein bisschen hochlaufen, da kommt das Kino.
Micz Flor
1:06:23–1:06:26
Gut, dann gehen wir da mal kurz hin und eventuell machen wir da eine kurze Pause.
1:06:26–1:06:29
Mal schauen. Dann gucken wir auf die Uhr. Wie viel Zeit haben wir denn schon?
Florian Clauß
1:06:32–1:06:33
Ich meine, die Frage ist.
Micz Flor
1:06:36–1:06:40
Ich will es noch erzählen. Genau, dann ist es fertig.
1:06:40–1:06:44
Ich denke, vielleicht ist die essentielle Frage,
1:06:44–1:06:47
warum würde man das, nachdem wir jetzt so alles Mögliche versucht haben,
1:06:47–1:06:52
begeisternd zu erzählen, warum würde man dieses Buch, ohne dass wir jetzt irgendeinen
1:06:52–1:06:56
Charakter so genau beschrieben haben, warum würde man das Buch oder den Film
1:06:56–1:06:57
irgendjemandem empfehlen?
1:06:59–1:07:00
Was begeistert dich daran?
Florian Clauß
1:07:02–1:07:06
Ich habe das Buch nicht gelesen. oder die Bücher.
Micz Flor
1:07:06–1:07:08
Aber die Fernsehserie.
Florian Clauß
1:07:08–1:07:14
Die Serie, ja. Hier ist es ja so angeklungen, wenn nicht ausgesprochen,
1:07:15–1:07:23
nämlich den Cast, mit dem man auch wirklich sich so identifizieren kann.
1:07:23–1:07:28
Dieses ganze Universum, der Kosmos, der da aufgefallen wird und das,
1:07:28–1:07:32
was ich auch echt stark finde an den Büchern und an der Serie ist,
1:07:32–1:07:34
dass die sich immer mehr leveln.
1:07:35–1:07:39
Also man denkt an einem Punkt, okay, jetzt geht es, mehr geht nicht und da kommt noch mehr.
1:07:40–1:07:43
Und das finde ich halt schon ziemlich gut einfach von der Geschichte.
1:07:43–1:07:49
Und gerade so, was dann jetzt mit diesem Gate in die andere Welt dann noch reinkommt.
1:07:49–1:07:54
Also ein bisschen wie von Nolan Interstellar.
1:07:54–1:07:56
Da gibt es ja auch so ein Gate.
1:07:56–1:08:01
Und es kommt immer mehr da rein. Also auch auf die Gefallen,
1:08:01–1:08:02
dass man immer weniger versteht.
1:08:02–1:08:07
Aber irgendwie hast du ganz gut verstanden, man versteht genauso viel,
1:08:07–1:08:11
es ist ein bisschen wie so eine Fackel und du siehst genau diesen Wegabschnitt,
1:08:11–1:08:15
den du sehen musst, um weiterzukommen und du brauchst nicht alles zu sehen,
1:08:16–1:08:19
du brauchst nicht alles zu verstehen und das finde ich sehr gut gelöst bei dieser
1:08:19–1:08:23
Serie und da verlässt dich nicht und du bist bei den Charakteren und diese hast
1:08:23–1:08:25
du ganz unterschiedliche Charaktere,
1:08:26–1:08:34
Ich habe ja nur die Serie gesehen, was mich total fasziniert hat an der Serie.
Micz Flor
1:08:37–1:08:44
Ja, das kann ich, also das geht so in die Richtung, was mich daran auch so,
1:08:45–1:08:49
also es ist vielleicht so ein bisschen wie was du über das Tabletop-Spielen
1:08:49–1:08:53
gesagt hast, beim ersten Mal spielen wird einem dann irgendwie entweder langweilig
1:08:53–1:08:56
oder man bleibt dran und dann wird man so ein bisschen abhängig davon.
1:08:57–1:09:02
Ob das mir so gehen würde, weiß ich nicht, aber in diesem Kontext,
1:09:02–1:09:06
also bei den Büchern, wo es dann noch weiter geht, finde ich das irre.
1:09:06–1:09:09
Es gab mal ganz früher so einen Film von Eames, also so ein Designer,
1:09:09–1:09:11
ich weiß nicht, ob du den kennst, wo die.
1:09:13–1:09:17
Reinzoomen, das gibt es ganz oft in Social Media, so irgendwie reinzoomen oder
1:09:17–1:09:22
rauszoomen, um halt die Größe des Universums oder des kleinen Atoms darzustellen.
1:09:22–1:09:27
Es hieß Power of Ten, weil das immer so ein Power of Ten rein und raus geht.
1:09:28–1:09:31
Und so, finde ich, ist das bei denen auch das Protomolekül ist am Anfang irgendwie
1:09:31–1:09:36
nur sowas Zombie-mäßiges oder kann dann Menschen so aggressiv und mächtig machen, wie er will.
1:09:36–1:09:41
Aber dann passiert es dann auf einmal, dass dieses Protomolekül mit Eros zusammen,
1:09:42–1:09:48
auf die Erde fliegen will und dann wird klar, dass es halt nicht in unserer Energie-Denke,
1:09:48–1:09:52
existieren kann, weil es halt eben so den Eros,
1:09:53–1:09:56
Asteroiden so hin und her schieben kann, wie das einfach nicht möglich wäre.
1:09:57–1:09:59
Es wäre einfach nicht möglich, mit irgendwelchen Mitteln das so schnell zu tun
1:09:59–1:10:05
und er weicht die Raketen aus, als wäre das quasi so ein Weidenhalm im Wind,
1:10:07–1:10:11
stürzt dann auf die Venus und baut dann in der Venus so ein bisschen was wie
1:10:11–1:10:20
bei, weißt du, so dieser, wie hieß nochmal der Film mit dem Watchman?
1:10:20–1:10:24
Genau, Watchman, du weißt genau, was ich meine. Wird dann so gebaut. Dr.
Florian Clauß
1:10:24–1:10:25
Manhattan.
Micz Flor
1:10:25–1:10:28
Dr. Manhattan. hätten. Und der baut dann irgendwie auf der Welt das Protomolekül
1:10:28–1:10:30
von sich aus, irgendwie so Kristallsachen und,
1:10:32–1:10:35
während dieser Eros mit immer schneller werdender Geschwindigkeit auf die Erde
1:10:35–1:10:39
zurast steht oder sitzt, ist ja auch im Film so, sitzt dann Miller,
1:10:39–1:10:43
Detektiv, auf diesem Astriden, auf dem Stuhl, ohne Sauerstoff,
1:10:43–1:10:47
kann trotzdem atmen, raucht eine Zigarette und so weiter.
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Und diese,
1:10:53–1:10:57
Skalierung, es geht immer weiter, also wird immer größer, es wird immer größer,
1:10:57–1:10:58
das Photomolekül stellt sich dann halt heraus.
1:10:59–1:11:02
Ich glaube, am Ende des zweiten Buchs verlässt es auf einmal die Venus.
1:11:03–1:11:09
Anfang des dritten Buchs hat es dann ein System aufgebaut, das Ring Gates,
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also wo dann eben, wie du schon gesagt hast, über 1300 Löcher innerhalb von
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so einer Sphäre, die nicht in unserem Denken drin ist, also auch wieder nicht
1:11:18–1:11:22
in unserer, du fliegst da rein, dann bist du in der sogenannten Slow Zone,
1:11:22–1:11:24
da muss man aufpassen, wenn man zu viel Energie,
1:11:25–1:11:28
Dann entstehen da so Indifferenzen und Schiffe verschwinden auf einmal,
1:11:28–1:11:30
muss ich also ganz genau einstellen.
1:11:30–1:11:36
Und kann von dort dann einfach durch diese Gates eben teleporting-mäßig in andere Sternensysteme.
Florian Clauß
1:11:36–1:11:40
Das ist ein bisschen wie bei Stalker, die Zone, dieser Raum dazwischen.
Micz Flor
1:11:40–1:11:44
Genau, das hat so einen eigenen, es ist so ein bisschen unheimlich.
1:11:45–1:11:47
Wollen wir noch einmal einen Block gehen oder weitergehen oder hier einen Kern?
1:11:48–1:11:52
Wir sind jetzt bei Tilsiter, weil ich wäre jetzt fast fertig.
Florian Clauß
1:11:52–1:11:58
Ja, dann müssen Sie das nochmal, also ich hätte noch einen Punkt und das ist
1:11:58–1:11:59
glaube ich auch dieses...
Micz Flor
1:12:22–1:12:26
Weil deine Aminosäureketten für die Gift sind, was auch dazu führt,
1:12:26–1:12:30
dass die Erdmenschen, die es kolonisieren wollen, immer Erde mitbringen müssen,
1:12:30–1:12:33
eigene Früchte, um überhaupt leben zu können. Manche mehr, manche weniger.
1:12:34–1:12:38
Also das wird halt dann alles in diesen Welten auf einmal werden so riesige
1:12:38–1:12:43
Artefakte, die in unserem Sollsystem nicht sind, gefunden und die haben dann
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Terraforming mäßig gemacht,
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wo die dann ganze Planeten, also wo dann wirklich so künstliche Monde um Planeten, Das ist riesig.
1:12:49–1:12:58
Du merkst halt so, ey krass, diese Existenzen, die Gatebuilders heißen die,
1:12:58–1:13:00
glaube ich, die konnten das.
1:13:00–1:13:02
Die sind aber weg. Warum sind die weg?
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Und die haben auf Phoebe eben so ein Protomolekül, das sollte in diesem System
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was passieren. Dann wird das sofort quasi platt gemacht.
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Und dann kommt eben in einem Buch auf einmal diese zweite Ebene raus,
1:13:14–1:13:18
so von wegen, ja diese Gatebuilders, Da gab es dann noch andere,
1:13:19–1:13:20
die haben die platt gemacht.
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Und dann entsteht wirklich so ein Battle, der dann schon so griechische Mythologie
1:13:27–1:13:32
oder Mama und Papa, so über dir, so zwei Urmächte, die schon lange tot sind,
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aber die schon alles irgendwie konnten, die sich dann...
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Die Gatebuilders waren halt die mächtigsten, aber dann gab es die,
1:13:40–1:13:42
die die ja umgebracht haben.
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Und dafür haben wir aber nur Artefakte, die halt Millionen oder Milliarden von
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Jahren, keine Ahnung, die einfach so alt sind, dass wir, wir haben keine Schriften
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von denen und trotzdem gibt es immer wieder auch Momente, wo diese uralt Artefakte dann auf einmal...
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Angeschaltet werden und das aber
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zum beispiel auch in einem buch oder in der 1 serie wo miller taucht
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dann wieder auf als vision von holden holden sieht miller aber sieht miller
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immer nur wenn er alleine ist und das ist halt wie die vision aber es ist echt
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und miller kann auch nichts anfassen aber es ist alles irgendwie sinnhaft und
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holden macht dann somit aber miller wie sich irgendwie herausstellt ist eigentlich
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von protomolekül irgendwie so hergestellt anhand dessen,
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was das Protomolekül in Holden von dem herstellen kann. So ein bisschen wie bei Contact.
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In Contact, wo die ihren Vater trifft als Alien, weil sie mit dem irgendwie reden kann.
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Und so wird das dann hergestellt und Holden wird dann die Puppe,
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der diese ganzen Artefakte anschaltet und dadurch aber auch fast alles irgendwie...
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Also das ist wieder so seine blauäugige...
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Miller Holden sagt, kann ich dir vertrauen? Miller sagt, natürlich kannst du
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mir vertrauen, wir kennen uns doch schon ewig. Okay, dann drücke ich da drauf,
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drück drauf und dann wird alles überflutet.
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Das ist irgendwie ein bisschen absurd und trotzdem mag man Holden.
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Und dann sind diese Artefakte da und es geht dann irgendwie immer weiter.
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Und dann ist es in den letzten Büchern sogar so weit, dass dieser Kampf zwischen
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diesen beiden Entitäten dann irgendwie so spürbar wird.
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Zum Beispiel gibt es dann eben, haben die Gatebuilders, haben auch in manchen
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Systemen so Dinge gebaut,
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wie zum Beispiel in einem, das wird dann so erforscht, in einem ist halt nichts
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außer einem Neutronenstern.
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Der Neutronenstern ist quasi von nichts umgeben. Da ist nichts,
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das Vakuum, hartes Vakuum, das so hart geht gar nicht.
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Wie die das überhaupt alles weghalten. Crazy Technology.
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Und während die da drin sind, überlegen die sich, was könnte das sein?
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Egal, wissen wir nicht, wir haben alles gemessen, jetzt fliegen wir zum Nächsten.
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Die wollen halt eben alle Systeme untersuchen, in denen kein Leben möglich ist.
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Und in dem Moment ist aber so, dass die Bösen in diesem Buch,
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brauchen wir gar nicht genau reingehen, irgendwelche Menschen,
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die haben sich dann überlegt, wenn so ein Schiff verschwindet,
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Dann müssen wir jetzt diese Entitäten dahinter bestrafen, um herauszufinden,
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ob dann sich deren Verhalten ändert oder nicht.
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Wenn nicht, dann ist es reine Mechanik. Wenn sich das Verhalten verändert,
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dann ist da noch irgendwie Leben auf der anderen Seite.
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Und dann, als die dieses System gefunden haben mit Neutronensternen,
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schicken die dann einfach so ein Raumschiff mit Antimaterie in der Geschwindigkeit
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durch den Ring, dass es zu schnell ist und dann wird es quasi verschluckt,
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das hat man ja früher schon rausgefunden,
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wird verschluckt und dann läuft der Zeitzinder und dann explodiert irgendwann,
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keiner weiß wo, diese Antimaterie.
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Und während die das noch beobachten, verschwindet das Schiff,
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dann ist es irgendwie kurz weg, die wollen halt dann Richtung Gate fliegen und
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auf einmal merken die dann, dass halt in dem Raum um sie drumherum auf einmal Materie entsteht.
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Und das ist halt wirklich so ein Quantenthema. Aus dem Raum aus dem Nichts entsteht
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so Materie und die überlegen sich, was könnte das sein, wozu ist das gut,
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ist das jetzt nur hier oder ist das jetzt auf einmal am ganzen Ebenen,
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war ja noch gar nichts da.
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Und dann wird auf einmal klar, oh shit, dieser Neutronenstern,
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der war schon seit Milliarden Jahren auf so einem Level,
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wo er nichts hatte, was er aufsaugen konnte, aber trotzdem kurz vorm Tipping
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Point war, um halt zu explodieren.
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Und dann fliegen die dann irgendwie noch raus und diese Materie,
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die auf einmal aus diesem Quantenraum entsteht, zündet dann sozusagen diesen
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Neutronenstern und der schießt dann zurück in dieses Gate-System rein.
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Und also explodiert dann quasi. Das sind halt so Riesenfallen,
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die da gebaut sind, die ja Millionen Jahre quasi.
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Und dann finden die einen Riesendiamant, so große Jupiter, wie sich dann später
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herausstellt, das ist ein Datenspeichersystem.
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Also Langzeitdaten in Diamantstrukturen speichern. Also das findest du in alles.
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Und das ging halt ursprünglich los mit diesem einen bisschen Protomolekül auf dem einen Planeten.
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Und dann zieht sich aber die Story-Arc von den Charakteren, aber eben auch von
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dem, was man sich alles weiterdenken kann mit dem Protomolekül.
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Die zieht sich halt so durch die Serie durch.
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Und die wird dann eben auch immer noch eins größer.
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Und dann geht es jetzt nicht mehr um die Charaktere selbst. Also wir haben ganz
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wenig jetzt nur über die Menschen gesprochen. Das Story-Development ist aber
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natürlich auch total spannend.
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Aber allein diese Welt verändert sich im Hintergrund immer weiter, immer weiter.
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Und hat dann eben diese geniale Balance, finde ich.
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Das alles im Glaubhaften bleibt. Das bleibt glaubhaft, weil wir am Anfang mit
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einer zukünftigen Welt in Berührung kamen, die wir gut verstehen können.
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So könnte das ja sein, dass da irgendwie ein Asteroid bärt und so weiter.
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Und dann im zweiten Schritt dahinter eine Welt, die in einer Physik ist,
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die für uns irgendwie so gerade so ein bisschen,
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also Oppenheimer und so, also diese Quantenwelt und dann entsteht halt auf einmal
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Materie als Energie Und das muss ja keiner kapieren, aber man kann es auch noch glauben.
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Und die haben das total gut hingekriegt, dass man das alles irgendwie so glauben kann.
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Und dann geht es im vorletzten Buch, geht es dann auch wirklich noch in diese
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Form von Penrose, diese eine Folge, die wir auch schon hatten,
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wo es um diese Pan-Psychic-Consciousness ist quasi im Universum angelegt.
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Und wir sind eben einfach nur, wir sind auch conscious, aber das ist ja dieses
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Bild, dass das alles miteinander verbunden ist.
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Und das kommt dann da auch noch so irgendwie rein. Und das...
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Diese Ringbilder ausgelöscht wurden von den anderen über dieses Feld,
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was Consciousness heißt. Die waren einfach sehr sensibel.
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Dieses Consciousness konnte quasi beeinflusst werden und dann starben die alle.
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Aber die Menschen sind halt nicht so Conscious, das sind wieder gleichzeitig resistenter.
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Es gibt immer wieder aber scheinbar Versuche von dieser großen Macht,
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die die Gatebuilders umgebracht hat, uns jetzt auch umzubringen.
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Weil die dann zeitgleich, also Lichtgeschwindigkeit ist auch kein Thema mehr,
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zeitgleich Momente herstellen, in denen das Bewusstsein oder Consciousness,
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Gewahrsein sich verändert.
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Sich die Materie verändert, aber auch das Gewahrsein verändert.
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Wo alle wie auf einmal in so einem 2001-Traum sind, wo der zum Schluss im Film
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durch diese Dinger fliegt und dann sehen sie das Universum, verstehen alles,
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ein bisschen wie so Trippi.
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Und dass dann irgendwie verstanden wird, dass diese Entität,
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die jetzt zweimal dann schon diese Anti-Meta-Bomben abbekommen hat,
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dass die jetzt sagen, okay, wir löschen jetzt die Menschen aus.
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Und das bleibt alles immer irgendwie glaubhaft. Und das fand ich irgendwie gerade
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bei dem so spannend, diese beiden Konzepte von Physik, die ja beide irgendwie
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wahrhaftig sind, miteinander zu verbinden.
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Die eine können wir intuitiv fühlen, die andere können wir uns kognitiv irgendwie zulassen.
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Und dann dahinter aber auch noch diese Pan-Psychic-Konzept von hinter allem,
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so buddhistisch, hinter allem ist das Bewusstsein.
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Und das fand ich irgendwie in dieser Story-Arc von den Büchern so ganz ehrgeizig.
Florian Clauß
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Also ich meine, was du jetzt erzählt hast, muss ich sagen, also das habe ich
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jetzt in der Serie überhaupt nicht so gesehen.
Micz Flor
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Weil die ja da auch aufhört.
Florian Clauß
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Ja, also das, was du jetzt da beschrieben hast. Und das ist halt irgendwie so,
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okay, krass, weil das ist so ein Teil, der ist ja total meta und metaphysisch, ja, der ist ja so.
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Der ist angelegt, ja, teilweise in dieser Form.
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Gleichzeitig ist der aber auch so pure Action-Story-Lines, die da erzählt werden.
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Und deswegen macht es auch die Serie so unterhaltsam, weil als Amos dann halt
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die eine Frau aus dem Gefängnis holt, da werden dann gleichzeitig da irgendwie
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so ein Krieg anfängt loszugehen.
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Und er dann halt in diesem Gefängnis mit allen möglichen Supercharakteren da
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aufeinander trifft und er muss sich da befreien und muss dann halt diese,
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also es ist halt wirklich so, da gibt es ganz viele solche Storylines,
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die dann halt so pure Action sind und dir auch total Spaß machen.
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Du freust dich ja immer auf bestimmte Storylines oder wie die ganzen Bälter
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es dann auch sich gegenseitig dann aufreiben nehmen kann.
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Ja, und auch dieses Topos der,
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Kolonialisierung, das ist ja auch so am Ende von dieser Serie wird dir dann
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auch irgendwo so denen erlaubt, dass sie dann halt ausreisen dürfen und dass
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die halt neue Kolonien besetzen dürfen und dass sie dann halt auch auch wieder so eine neue Heimat,
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weil es ist ja genau diese Beschränkung von Ressourcen und Territorien,
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die halt die Welt, die das dann so rumtreibt und so einschränkt.
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Und es werden so viele, so viele verschiedene Sachen erzählt.
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Und diese ganze, wenn du jetzt immer drauf packst, das ist ja nochmal so mindblowing,
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die habe ich jetzt überhaupt gar nicht so gesehen.
Micz Flor
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Ja, die passiert aber auch dann wirklich erst nach dem sechsten Buch in der
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Größe, da wird das hochskaliert, davor ist es also die letzten beiden Staffeln
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und Bücher, die verfilmt wurden,
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sind eben auch die, wo dann die Belters so eine sehr aggressive Abspaltung,
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die halt versucht, die Erde zu vernichten und dieses The Moon is a Harsh Mistress
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mäßig halt diese Bomben runterwirft.
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Und die dann aber auch gleichzeitig natürlich verstehen, dass dieses Ringate,
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was auf einmal da ist, die Revolution der Belters auf einmal in Gefahr bringt.
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Weil wenn die Ressourcen, die die Welt das kontrollieren könnten,
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so wie der Mond auch, wenn die auf einmal nicht mehr eine Macht darstellen,
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weil durch dieses Ring-Gate sind auf einmal 1300 andere solare Systeme direkt um die Ecke.
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Ja, und dann gibt es schon eins, wo die ganze Zeit irgendwelche Jod-Sachen abgebaut werden.
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Ne, Lithium wird da abgebaut, ne, fast total reines Lithium,
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so rein, dass man dann irgendwann checkt, ach, okay, das war jetzt nicht wirklich
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natürlich, sondern wir sind schon in so einem Artefakt drin und meinen da was
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aus dem, also wir kratzen quasi aus diesen Artefakten heraus.
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Da wird es dann auch so spannend. Also die Politik, die dahinter steht,
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ist halt, dass die Belters dann halt wieder abgehängt werden.
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Die werden halt wieder abgehängt, weil dann eben doch die Erde und der Mars da durchgehen.
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Und die können mit höheren Schwerkräften reingehen. Also diese,
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das heißt auch immer Gravity Well.
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Also wenn du Gravity Well auf dem Planeten runtergehst, irgendwann nimmt halt
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die Schwerkraft zu und dann können die Belters nicht mehr mithalten.
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Und das ist alles irgendwie die ganze Politik, Wirtschaft.
Florian Clauß
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Und auch wie sich denn der autoritäre Staat von Mars so langsam auflöst.
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Auch so ein bisschen dieser Abverkauf von dem ganzen Osteuropa,
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von Russland nach dem Fall des Imperiums oder SSR.
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Hast du ja auch da so ein bisschen angelegt in der Geschichte,
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dass die halt anfangen Ressourcen zu verkaufen.
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Auf einmal tauchen dann Waffen auf, die eigentlich immer sehr streng kontrolliert
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werden von der Mars-Gesellschaft. Aber die werden dann halt verhökert und die
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tauchen dann bei den Bälters.
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Diese Terroristen, diese Abspaltung von den Bälters, die dann halt die Erde
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bombardieren, die kriegen dann halt auch auf einmal so Zugänge zu Waffen.
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Es ist halt so verzweigt.
Micz Flor
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Es ist toll erzählt und halt eben die Charaktere sind auch sehr glaubhaft und
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spannend und auch eben immer in ihre, nicht nur Gesellschaft,
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sondern auch in ihre Physik eingebettet.
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Das ist auch immer sehr gut erzählt, finde ich, im Buch noch mehr als im Film,
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weil halt diese diese schwerkraft dann
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doch nicht so gut finde ich immer dargestellt ist aber es auch trotzdem sehr
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spannend lustig wir sind jetzt so ein bisschen wie wie man früher so auf dem
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schulhof stand und irgendeine fernsehserie am samstag im film noch mal so besprochen
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hat und weißt du noch wie der dann und dann ist das auto dass die bombe losgegangen
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oder so wetten dass Ja, genau.
Florian Clauß
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Damals war es Wetten, dass? oder James Bond. Aber heute ist es eigentlich Podcast.
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Ihr könnt das Ganze auch, die ganzen Informationen auf eigentlich nur das Podcast.
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Nachhören, nachlesen. Mitch hat ja auch viele Links angekündigt, die er da droppen wird.
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Und ja, das würde ich jetzt mal so das Ende einläuten.
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Du hast noch was hinzuzufügen. Danke, Mitch. Also das ist nochmal so für mich
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eine ganz neue Dimension bei The Expands, die du jetzt nochmal so aufgefaltet
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hast, die ich jetzt noch nicht so gesehen habe.
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Das war, ich überlege, ob ich das jetzt nochmal anfange, nee,
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zu lesen nicht, aber zu gucken.
Micz Flor
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Ja, aber es ist nicht wirklich drin. Also ich habe es ja am Anfang nicht,
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da hattest du am Anfang immer mehr kapiert als ich.
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Und zum Schluss raus ist es in den Büchern, finde ich dann nochmal toll,
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weil man so ein Bird's Eye View bekommt.
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Und man zoomt dann immer so richtig raus und checkt dann erst die Skalierung
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von all dem, was man da vorher, dann kommt man sich wie so ein Kind vor,
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wenn man dann überlegt, oh, auf Eros war dann so ein bisschen Suppe und das war aber das Brutto.
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Und dann ist es, ah nee, Moment, die Skala ist einfach deutlich größer.
Florian Clauß
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Ja, also du hast quasi das Rulebook gelesen. Das letzte noch nicht.
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Du kannst doch mal hier bestimmte Hinweise geben, wie was zu verstehen ist in
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der Serie. Ja, das war's.
Micz Flor
1:27:11–1:27:12
So war's von uns. Vielen Dank.
Florian Clauß
1:27:13–1:27:15
Bis zuwärts und bis bald.
Micz Flor
1:27:15–1:27:17
Macht's gut. Tschüss. Tschüss.
Florian Clauß
1:27:19–1:27:21
War das jetzt ein bisschen zu schnell rausgetropft?
Micz Flor
1:27:21–1:27:22
Nee, ist doch super.

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