0:09:29–0:09:37
In der ersten Auflage von 1812 von den Gebrüdern Grimm.
0:09:38–0:09:42
Es war einmal mitten im Winter und die Schneeflocken fielen wie Federn vom Himmel.
0:09:42–0:09:48
Da saß eine schönige Königin an einem Fenster. Das hatte einen Rahmen von schwarzem Ebenholz und nähte.
0:09:49–0:09:52
Und wie sie so nähte und nach dem Schnee aufblickte, stach sie sich mit der
0:09:52–0:09:57
Nadel in den Finger und es fielen drei Tropfen Blut in den Schnee.
0:09:57–0:10:02
Und weil das Rote in dem Weißen so schön aussah, so dachte sie,
0:10:02–0:10:08
hätte ich doch ein Kind, so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie dieser Rahmen.
0:10:08–0:10:12
Und bald darauf bekam sie ein kleines Töchterlein, so weiß wie der Schnee,
0:10:12–0:10:18
so rot wie das Blut und so so schwarz wie Ebenholz, und darum ward es Sneewittchen genannt.
0:10:18–0:10:23
Die Königin war die schönste im ganzen Land und gar stolz auf ihre Schönheit.
0:10:23–0:10:27
Sie hatte auch einen Spiegel, vor den trat sie alle Morgen und fragte,
0:10:27–0:10:31
»Spieglein, Spieglein, an der Wand, wer ist die schönste Frau im ganzen Land?«
0:10:31–0:10:36
Da sprach das Spieglein allzeit, »Ihr, Frau Königin, seid die schönste Frau im Land.«.
0:10:37–0:10:40
Und da wusste sie gewiss, dass niemand schöner war auf der Welt.
0:10:41–0:10:46
Aber wuchs heran, und als es sieben Jahre alt war, war es so schön,
0:10:46–0:10:50
dass es selbst die Königin an Schönheit übertraf, und als diese ihren Spiegel
0:10:50–0:10:54
fragte, »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die schönste Frau im ganzen Land?«,
0:10:55–0:10:58
sagte der Spiegel, »Frau Königin, ihr seid die Schönste hier,
0:10:58–0:11:02
aber Schneewittchen ist noch tausendmal schöner als ihr.« Wie die Königin den
0:11:02–0:11:07
Spiegel so sprechen hörte, war sie blass vor Neid, und von Stund an hasste sie das Schneewittchen.
0:11:08–0:11:12
Und wenn sie es ansah und gedacht, dass durch seine Schuld sie nicht mehr die
0:11:12–0:11:15
Schönste auf der Welt sei, kehrte sich das Herz herum.
0:11:16–0:11:20
Da ließ ihr der Neid keine Ruhe, und sie rief einen Jäger und sagte zu ihm,
0:11:20–0:11:24
Führ das Schneewittchen hinaus in den Wald, an einen weit abgelegenen Ort,
0:11:24–0:11:29
da sticht's tot, und zum Wahrzeichen bring mir seine Lunge und seine Leber mit,
0:11:29–0:11:31
die will ich mit Salz kochen und essen.
0:11:32–0:11:37
Der Jäger Er nahm das Snewittchen und führte es hinaus. Wie er aber den Hirschfänger
0:11:37–0:11:42
gezogen hatte und ihm zustechen wollte, da fing es an zu weinen und bat so sehr
0:11:42–0:11:45
er mögt ihm sein Leben lassen, es wollte nimmermehr zurückkommen,
0:11:45–0:11:47
sondern in den Wald fortlaufen.
0:11:48–0:11:52
Den Jäger erbarmte es, weil es so schön war, und gedachte, die wilden Tiere
0:11:52–0:11:54
werden es doch bald gefressen haben.
0:11:54–0:11:57
Ich bin froh, dass ich es nicht zu töten brauche.
0:11:57–0:12:02
Und weil gerade ein junger Frischling gelaufen kam, stach er den nieder,
0:12:02–0:12:06
nahm Lunge und Leber heraus und brachte es als Wahrzeichen der Königin mit.
0:12:06–0:12:12
Die kochte sie mit Salz und aß sie auf und meinte, sie hätte Sneewittchens Lunge und Leber gegessen.
0:12:13–0:12:16
Schneewittchen aber war in dem großen Wald mutterselig allein,
0:12:16–0:12:21
sodass ihm recht Angst war und es fing an zu laufen und zu laufen über die spitzen
0:12:21–0:12:23
Steine und durch die Dornen den ganzen Tag.
0:12:24–0:12:27
Endlich, als die Sonne untergehen wollte, kam es zu einem kleinen Häuschen.
0:12:28–0:12:31
Das Häuschen gehörte sieben Zwerge, die waren aber nicht zu Hause,
0:12:31–0:12:33
sondern in das Werkwerk gegangen.
0:12:34–0:12:37
Schneewittchen ging hinein und fand alles klein, aber niedlich und reinlich.
0:12:37–0:12:42
Da stand ein Tischlein mit sieben kleinen Tellern, dabei sieben Löffelein,
0:12:42–0:12:46
sieben Messerlein und Gäbelein, sieben Becherlein und an der Wand standen sieben
0:12:46–0:12:47
Bettlein nebeneinander.
0:12:47–0:12:52
Frischgedeckt. Sneewittchen war so hungrig und durstig, aß von jedem Teller
0:12:52–0:12:56
ein wenig Gemüse und Brot, trank aus dem Gläschen einen Tropfen Wein und weil
0:12:56–0:12:59
es so müde war, wollte es sich schlafen legen.
0:13:00–0:13:04
Da probierte sie die sieben Bettlein nacheinander aus, keins war ihm aber recht,
0:13:04–0:13:08
bis auf das siebte, denn das legte sich hinein und schlief ein.
0:13:08–0:13:12
Wie es Nacht war, kamen die sieben Zwerge von ihrer Arbeit heim und steckten
0:13:12–0:13:17
ihre sieben Lichtlein an. Da sahen sie, dass jemand in ihrem Haus gewesen war.
0:13:17–0:13:20
Der erste sprach, wer hat auf mein Stühlchen gesessen?
0:13:20–0:13:24
Der zweite, wer hat von meinem Tellerchen gegessen? Der dritte,
0:13:24–0:13:26
wer hat von meinem Brötchen genommen?
0:13:26–0:13:31
Der vierte, wer hat von meinem Gemüsechen gegessen? Und der fünfte,
0:13:31–0:13:34
wer hat mit meinem Gäbelchen gestochen. Der sechste.
0:13:35–0:13:39
Wer hat mit meinem Messerchen geschnitten? Der siebende. Der hat aus meinem Dächerlein getrunken.
0:13:41–0:13:45
Danach sah er sich herum und sagte, Wer hat in mein Bettchen getreten?
0:13:45–0:13:48
Der zweite, Ei, in mein Bettchen hat auch jemand gelegen.
0:13:48–0:13:52
Und so alle weiter bis zum siebten. Wie der nach seinem Bettchen sah,
0:13:52–0:13:55
da fand er das Sneewittchen darin liegen und schlafen.
0:13:55–0:13:59
Da kamen die Zwerge alle gelaufen und schrien vor Verwunderung und holten ihre
0:13:59–0:14:02
sieben Lichtlein herbei und betrachteten das Sneewittchen.
0:14:03–0:14:07
Ei, du mein Gott, ei, du mein Gott, riefen sie, was ist das schön?
0:14:07–0:14:12
Sie hatten große Freude an ihm, weckten es aber nicht auf und ließen es in dem
0:14:12–0:14:16
Bettlein liegen. Der siebente Zwerg aber schlief bei seinen Gesellen,
0:14:16–0:14:18
bei jedem eine Stunde, da war die Nacht herum.
0:14:19–0:14:26
Als nun Sneewittchen aufwachte, fragten sie es, wer es sei und wie es in ihr Haus gekommen wäre.
0:14:26–0:14:30
Da erzählte es ihm, wie seine Mutter es habe umbringen wollen,
0:14:30–0:14:34
der Jäger ihm aber das Leben geschenkt, und wie es den ganzen Tag gelaufen und
0:14:34–0:14:36
endlich zu diesem Häuslein gekommen sei.
0:14:36–0:14:41
Da hatten die Zwerge Mitleiden und sagten, wenn du unseren Haushalt versehen
0:14:41–0:14:46
und kochen, nähen, betten, waschen, stricken willst, auch alles ordentlich und
0:14:46–0:14:49
reinig halten, sollst du bei uns bleiben und es soll dir nichts fehlen.
0:14:50–0:14:53
Abends kommen wir nach Hause und da muss das Essen fertig sein.
0:14:54–0:14:58
Am Tage aber sind wir im Bergwerk und graben Gold, da bist du für dich alleine.
0:14:59–0:15:02
Hüt' dich vor der Königin und lass' niemanden herein.
0:15:03–0:15:07
Die Königin aber glaubte, sie sei wieder die Allerschönste im Land,
0:15:07–0:15:11
trat morgens vor den Spiegel und fragte, »Spieglein, Spieglein an der Wand,
0:15:11–0:15:14
wer ist die schönste Frau im ganzen Land?«,
0:15:14–0:15:19
Da antwortete der Spiegel aber wieder, »Frau Königin, ihr seid die Schönste
0:15:19–0:15:23
hier, aber Snewittchen über den Sieben Bergen ist noch tausendmal schöner als ihr.«
0:15:23–0:15:28
Wie die Königin das hörte, erschrak sie und sah wohl, dass sie betrogen wurde
0:15:28–0:15:31
und der Jäger Snevitzing nicht getötet hatte.
0:15:32–0:15:36
Weil aber niemand als die sieben Zwerglein in den sieben Bergen war,
0:15:36–0:15:40
da wusste sie gleich, dass es sich zu diesen gerettet hatte,
0:15:40–0:15:44
und nun sahen sie von Neulen nach, wie sie es umbringen könnte,
0:15:44–0:15:50
denn solange der Spiegel nicht sagte, dass sie wäre die schönste Frau im ganzen
0:15:50–0:15:51
Land, hatte sie keine Ruhe.
0:15:51–0:15:55
Da war ihr alles nicht sicher und gewiss genug, und sie verkleidete sich selber
0:15:55–0:15:59
als alte Krämerin, färbte ihr Gesicht, dass auch kein Mensch sie erkannte,
0:15:59–0:16:01
und ging hinaus vor das Zwergenhaus.
0:16:01–0:16:06
Sie klopfte an die Tür und rief, »Macht auf, macht auf, ich bin eine alte Krämerin,
0:16:06–0:16:10
die gute Ware feil hat.« Snewittchen guckte aus dem Fenster, »Was habt ihr denn?«,
0:16:11–0:16:14
»Schnürriem, liebes Kind«, sagte die Alte und holte einen hervor,
0:16:14–0:16:18
der noch von gelber und roter und blauer Seide geflochten war.
0:16:18–0:16:22
»Willst du den haben?« »Aja«, sprach Snewittchen und dachte,
0:16:22–0:16:24
die gute alte Frau kann mich wohl hineinlassen.
0:16:24–0:16:29
»Die meint's redlich«, regelte also die Türe auf und handelte sich den Schnürriem.
0:16:30–0:16:35
Aber wie bist du schlampig geschnürt, sagte die Alte, komm, ich will dich einmal besser schnüren.
0:16:36–0:16:39
Schneewittchen stellte sich vor ihr, da nahm sie den Schnürriemen und schnürte
0:16:39–0:16:44
und schnürte so fest, dass ihm der Atem verging und es für tot hinfiel.
0:16:45–0:16:49
Danach war sie zufrieden und ging fort. Bald darauf war es Nacht,
0:16:49–0:16:52
und da kamen die sieben Zwerge nach Haus, die erschraken recht,
0:16:52–0:16:56
als sie ihr liebe Schneewittchen auf der Erde liegen fanden, als wäre es tot.
0:16:57–0:17:02
Sie hoben es in die Höhe, da sahen sie, dass es so fest geschnürt war,
0:17:02–0:17:07
schnitten den Schnürringen in zwei, da atmete es erst und dann war das wieder lebendig.
0:17:08–0:17:12
Das ist niemand gewesen, als die Königin, sprachen sie, die hat dir das Leben
0:17:12–0:17:15
nehmen wollen, hüte dich und lass kein Menschen herein.
0:17:16–0:17:18
Die Königin aber fragte den Spiegel.
0:17:19–0:17:22
Spiegel, Spiegel, an der Wand, wer ist die schönste Frau im ganzen Land?
0:17:22–0:17:25
Der Spiegel antwortete, Frau Königin, ihr seid die schönste,
0:17:25–0:17:29
aber Schneewittchen bei den sieben Zwergchen ist tausendmal schöner als ihr.
0:17:29–0:17:33
Sie erschrak, dass ihr Blut, dass das Blut ihr all zum Herz lief,
0:17:33–0:17:36
da sie sah, dass Schneewittchen wiederlebendig geworden war.
0:17:37–0:17:41
Danach sahen sie den ganzen Tag und die Nacht, wie sie es doch noch fangen wollte
0:17:41–0:17:46
und machte einen giftigen Kamm, verkleidete sich in eine andere Gestalt und ging wieder hinaus.
0:17:46–0:17:49
Sie klopfte an die Tür, das Schnewittchen aber rief, ich darf niemanden hier
0:17:49–0:17:53
reinlassen. Da zog sie den Kamm hervor und als das Schnewittchen den Blinken
0:17:53–0:17:59
sah und es auch jemand ganz Fremdes war, so machte es doch auf und kaufte den Kamm ab.
0:18:00–0:18:04
Komm, ich will dich auch damit kennen, sagte die Krämerin, aber kaum starkt
0:18:04–0:18:08
der Kamm dem Schneewittchen in den Haaren, da fiel es nieder und war tot.
0:18:09–0:18:13
Nun wirst du liegenbleiben, sagte die Königin, und ihr Herz war leicht geworden und sie ging heim.
0:18:14–0:18:18
Die Zwerge aber kamen zur rechten Zeit, sahen, dass was geschehen und zogen
0:18:18–0:18:22
den giftigen Kamm aus den Haaren und da schlug Schneewittchen die Augen auf
0:18:22–0:18:27
und es war wieder lebendig und versprach den Zwergen, es wolle gewiss niemanden mehr hereinlassen.
0:18:28–0:18:32
Die Königin aber stellte sich vor den Spiegel, Spieglein, Spieglein an der Wand,
0:18:32–0:18:35
wer ist die schönste Frau im ganzen Land. Der Spiegel antwortete,
0:18:35–0:18:40
Frau Königin, ihr seid die schönste hier aber Snewittchen bei den sieben Zwergchen
0:18:40–0:18:42
ist tausendmal schöner als ihr.
0:18:43–0:18:47
Wie das die Königin hörte, zitterte sie und bebte sie vor Zorn.
0:18:47–0:18:51
So soll das Newidtchen noch sterben, wenn und wenn es mein Leben kostet.
0:18:52–0:18:56
Dann ging sie in ihre heimlichste Stube, und niemand durfte vor sie kommen,
0:18:56–0:19:00
und da machte sie einen giftigen, giftigen Apfel, äußerlich war er schön und
0:19:00–0:19:03
rotbäckig, und jeder, der ihn sah, bekam Lust dazu.
0:19:04–0:19:09
Darauf verkleidete sie sich nun als Bauersfrau, ging vor das Werkhaus und klopfte an.
0:19:10–0:19:13
Siewittchen guckte und sagte, ich darf keinen Menschen einlassen,
0:19:13–0:19:15
die Zwerge haben mir das beim Leibe verboten.
0:19:16–0:19:19
Nun, wenn ihr nicht wollt, sagt die Bäuerin, kann ich euch nicht zwingen,
0:19:19–0:19:24
meine Äpfel will ich auch schon loswerden, da einen will ich euch zur Probe schenken.
0:19:25–0:19:29
Nein, ich darf auch nichts geschenkt nehmen, die Zwerge wollen es nicht haben.
0:19:29–0:19:33
Ihr mögt euch wohl fürchten, da will ich den Apfel in zwei schneiden und die
0:19:33–0:19:36
Hälfte essen, da den schönen roten Backen sollt ihr haben.
0:19:37–0:19:42
Der Apfel war aber so künstlich gemacht, dass nur die rote Hälfte vergiftet war.
0:19:42–0:19:50
Da saß Schneewittchen, das die Bäuerin selbst davon aß, und seine Gelüste danach ward immer größer.
0:19:50–0:19:54
Da ließ es sich endlich die andere Hälfte durchs Fenster reichen und bis hinein.
0:19:54–0:19:58
Kaum aber hatte sie ein bisschen den Mund, so fiel es tot zur Erde.
0:19:59–0:20:02
Die Königin aber freute sich, ging nach Haus und fragte den Spiegel.
0:20:02–0:20:05
»Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die schönste Frau im ganzen Land?«
0:20:05–0:20:09
Da antwortete er, Ihr, Frau Königin, seid die schönste Frau im Land.
0:20:10–0:20:15
Nun habe ich Ruhe, sprach sie, da ich wieder die schönste im Land bin und Sneewittchen
0:20:15–0:20:17
wird diesmal wohltot bleiben.
0:20:18–0:20:22
Die Zwerglein kamen abends aus den Bergwerken nach Haus, da lag das Newittchen
0:20:22–0:20:28
auf dem Boden und war tot. Sie schnürten es auf und sahen, dass sie nichts Giftiges
0:20:28–0:20:32
in den Haaren fänden, es half auch nichts, sie konnten es nicht wieder lebendig machen.
0:20:32–0:20:36
Sie legten es auf eine Bahre, setzten sich alle sieben da ran,
0:20:36–0:20:40
weinten und weinten drei Tage lang, dann wollten sie es begraben.
0:20:40–0:20:45
Da sahen sie aber, dass es noch frisch und gar nicht wie ein Toter aussah und
0:20:45–0:20:48
dass es auch seine schönen roten Backen noch hatte.
0:20:48–0:20:52
Da ließen sie ein Sarg von Glas machen, legten es hinein, dass man es recht
0:20:52–0:20:56
sehen konnte, schrieben mit goldenen Buchstaben seinen Namen darauf und seine
0:20:56–0:21:00
Abstammung, und einer blieb jeden Tag zu Hause und bewachte es.
0:21:00–0:21:04
So lag es ein Wittchen lange, lange Zeit in dem Sarg und verweste nicht,
0:21:04–0:21:09
war noch so weiß wie als Schnee, so rot als Blut, und wenn es die Äuglein hätte
0:21:09–0:21:15
auftun können, wären sie so schwarz wie eben Holz, denn es lag, als wenn es das schlief.
0:21:16–0:21:20
Einmal kam ein junger Prinz zu dem Zwergenhaus und wollte darin übernachten,
0:21:20–0:21:25
und wie er in die Stube kam und Snewittchen in dem Glassack liegen sah,
0:21:25–0:21:30
auf das die siebten Lichtlein so recht ihren Schein warfen, konnte er sich nicht
0:21:30–0:21:34
satt sehen an seiner Schönheit und und las die goldene Inschrift und sah,
0:21:34–0:21:36
dass es eine Königstochter war.
0:21:36–0:21:41
Da bat er die Zwerglein, sie sollten ihm den Sarg mit den toten Snidwittchen
0:21:41–0:21:43
verkaufen, die aber wollten um alles Gold nicht.
0:21:43–0:21:51
Da bat er sie, sie mögten es ihm schenken, er könne nicht leben, ohne es zu sehen.
0:21:52–0:21:56
Und er wolle es so hoch halten und ehren, wie sein Liebstes auf der Welt.
0:21:57–0:22:01
Da waren die Zwerglein mitleidig und gaben ihm den Sarg. Der Prinz aber ließ
0:22:01–0:22:05
ihn in seinem Schloss tragen und ließ ihn in die Stube setzen.
0:22:05–0:22:09
Er selber saß den ganzen Tag dabei und konnte die Augen nicht abwenden.
0:22:10–0:22:13
Und wenn er ausmusste und konnte Schneewittchen nicht sehen,
0:22:13–0:22:18
war der traurig. Und er konnte auch kein Bissen essen, wenn der Sarg nicht neben ihm stand.
0:22:18–0:22:22
Die Diener aber, die beständig den Sarg herumtragen mussten,
0:22:22–0:22:26
waren bös darüber, und Eidam machte einmal den Sarg auf, hob Snewittchen in
0:22:26–0:22:31
die Höhe und sagte, »Um so ein totes Mädchen willen, werden wir den ganzen Tag
0:22:31–0:22:35
geplagt«, und gab ihm mit der Hand einen Stumpf in den Rücken.
0:22:36–0:22:40
Da fuhr ihm der garstige Apfelkruz, den es abgebissen hatte,
0:22:40–0:22:43
aus dem Hals, und Snewittchen war wieder lebendig.
0:22:44–0:22:47
Da ging es zu dem Prinzen, der nicht wusste, was er für Freude tun sollte,
0:22:47–0:22:52
als sein liebes Snewittchen lebendig war, und sie setzten sich alle zusammen
0:22:52–0:22:53
an die Tafel und aßen in Freude.
0:22:54–0:22:59
Auf den anderen Tag war die Hochzeit bestellt und Snewittchens gottlose Mutter war auch eingeladen.
0:23:00–0:23:03
Wie sie nun am Morgen vor dem Spiegel trat und sprach, spieglein,
0:23:03–0:23:06
spieglein an der Wand, wer ist die schönste Frau im ganzen Land?
0:23:06–0:23:11
Da antwortete er, Frau Königin, ihr seid die schönste hier, aber die junge Königin
0:23:11–0:23:13
ist tausendmal schöner als ihr.
0:23:14–0:23:19
Als sie das hörte, erschrak sie, und es war ihr so Angst, dass sie es nicht
0:23:19–0:23:24
sagen konnte. Doch trieb sie der Neid, dass sie auf der Hochzeit der jungen
0:23:24–0:23:29
Königin sehen wollte, und wie sie ankam, sah sie, dass es eine Wittchen war.
0:23:29–0:23:33
Da waren eisernen Pantoffeln im Feuer glühend gemacht. Sie musste sie anziehen
0:23:33–0:23:36
und darin tanzen, und ihre Füße wurden jämmerlich verbrannt,
0:23:36–0:23:40
und sie durfte nicht aufhören, bis sie sich zu Tode getanzt hatte.
0:23:41–0:23:44
Ja, das war das Märchen von 1812.
0:23:49–0:23:55
Bevor wir jetzt einsteigen, ganz kurz, siehst du, kannst du dir aus dem Kopf,
0:23:55–0:24:01
kannst du da die andere Fassung erinnern und den Hauptunterschied zu dieser
0:24:01–0:24:03
ersten Fassung benennen?