"Das war ein wunderbares Gefühl, als ich dann gemerkt habe, wie sich der Wind ein Stück weit dreht. [...] Und jetzt sind Photovoltaik und Wind inzwischen wesentlich günstiger als die fossilen." Rolf Behringer – (Min 33:39)

Flo trifft in dieser Episode zum zweiten Mal auf Rolf Behringer vom Verein Solare Zukunft – diesmal in Freiburg. Gemeinsam spazieren wir durch den Stadtteil Vauban, wo Rolf frühe nachhaltige Bauprojekte mit Photovoltaik und Niedrigenergiehäusern vorstellt. Dabei sprechen wir über aktuelle Entwicklungen wie Balkonkraftwerke und neue Speichermöglichkeiten. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien hat sich bereits gut entwickelt, und mit Freiburger Leuchtturmprojekten wie dem Heliotrop oder dem Sonnenschiff hat die Energiewende Anlauf genommen. Doch die großen Sektoren wie Wärme und Verkehr müssen noch deutlich nachhaltiger werden. Auf unserer Wanderung setzen wir uns mit den unterschiedlichen Herausforderungen auseinander, vor denen unsere Gesellschaft steht und versuchen den Blick in die Zukunft nicht zu dystopisch werden zu lassen. Wir finden etwas Erleichterung in den Utopien des Solarpunks. Am Ende unserer Tour stehen wir vor dem Solarhaus – aber über den Zaun klettern wollen wir dann doch lieber nicht.

Shownotes

Mitwirkende

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Florian Clauß
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Rolf Behringer
Erzähler

Transcript

Rolf Behringer
0:00:00–0:00:03
Genau, das ist hier die Villa, da ist unser Büro.
Florian Clauß
0:00:03–0:00:10
Okay, dann machen wir jetzt hier die Einleitung. Hallo und herzlich willkommen bei Podcast Episode 91,
0:00:11–0:00:16
Und ich bin hier wieder mit einem Gast, einem Gast, den wir schon mal gehört haben. Hallo Rolf.
Rolf Behringer
0:00:16–0:00:17
Hallo Florian.
Florian Clauß
0:00:17–0:00:22
Rolf Behringer, wir haben, wer sich noch erinnert, Anfang dieses Jahres einen
0:00:22–0:00:23
Podcast zusammen aufgenommen.
0:00:24–0:00:28
Da ging es um die Verbreitung der Gemeinwohnmethode.
0:00:28–0:00:35
Rolf hat dann vorgestellt, wie er in Klimarat Schule die Gemeinwohnmethode anwendet in Schulen.
0:00:35–0:00:41
Und wie man mit kleinen Gruppen zu einer demokratischen Entscheidung kommen kann.
0:00:41–0:00:45
Hier sei nochmal aufgefordert nachzuhören, wer es noch nicht gehört hat. Sehr spannende Folge.
0:00:46–0:00:51
Und die Folge kam am 10. April raus. Also es ging dann so ein bisschen Zeit ins Land.
0:00:51–0:00:55
Aber wir hatten das Jahr vor uns, die letzte Aufnahme, und haben schon gesagt,
0:00:55–0:00:58
wir müssen uns in Resilienz erproben.
0:00:59–0:01:03
Und mal schauen, was uns das Jahr bringen wird. Jetzt sind wir ein bisschen
0:01:03–0:01:05
weiser, was das Jahr gebracht hat.
0:01:06–0:01:09
Und wir müssen weiterhin uns in Resilienz üben.
0:01:10–0:01:14
Aber Rolf hat auch, ich habe dich ja das letzte Mal so ein bisschen vorgestellt,
0:01:14–0:01:17
oder du hast dann auch von einem Fahrradkino erzählt und vor allen Dingen von
0:01:17–0:01:21
Solare Zukunft, dem Verein, wo du Geschäftsführer bist.
0:01:21–0:01:24
Und wir stehen jetzt, und wir hatten uns das auch vorgenommen,
0:01:24–0:01:27
wenn wir mal wieder in Freiburg sind, und wir sind jetzt in Freiburg,
0:01:27–0:01:31
dass wir hier Solare Zukunft, wir stehen jetzt vor den Büroräumen und haben
0:01:31–0:01:33
auch gerade eine Ausstellung besucht,
0:01:33–0:01:37
die Solare Zukunft veranstaltet hat, nämlich über Wasser und Wasserkreislauf,
0:01:37–0:01:43
wie Grundwasser entsteht und was da für Gefahren sind und wie man das dann halt auch umgehen kann.
0:01:43–0:01:47
Alles sehr haptisch mit dem sogenannten Geowindow anschaulich gemacht.
0:01:47–0:01:55
Das hat ein befreundeter Geologe oder auch Mitarbeiter des Vereins ein Geowindow,
0:01:55–0:01:58
wo man dann verschiedene Sedimentschichten abbilden kann vom Boden und sieht,
0:01:59–0:02:01
wie dann das Wasser in bestimmte durchfließt und andere nicht.
0:02:02–0:02:06
Also sehr anschaulich gemacht. Da sind wir gerade raus und jetzt gucken wir
0:02:06–0:02:09
uns hier die Büroräume an und ja, Rolf.
Rolf Behringer
0:02:09–0:02:15
Ja genau, das ist eine alte Villa, 1902 gebaut, hat schon einiges erlebt.
0:02:16–0:02:19
Im Hintergrund ist ja das Beaubon, das ist ein ganz neuer Stadtteil.
0:02:19–0:02:23
Da haben früher die Franzosen ihre Kaserne gehabt.
0:02:24–0:02:28
Bis vor, ich glaube in die 80er Jahre oder so, ist noch gar nicht so lange her.
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Ja, inzwischen ist da halt eben ein relativ ökologisches Stadtteil entstanden.
0:02:35–0:02:38
Und da laufen wir jetzt auch gleich noch durch. Aber jetzt stehen wir ja hier
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bei unserer, bei der Villa.
0:02:40–0:02:44
Die Villa gehört dem, auch ein internationaler Verein, International Solar Energy
0:02:44–0:02:47
Society heißt die. Und dort haben wir uns eingemietet.
0:02:47–0:02:52
Wir haben dort einen Büroraum, den wir gemeinsam nutzen, können dann auch Konferenzräume
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nutzen und Küche und so weiter.
0:02:56–0:03:00
Also sind wir seit 2007, sind wir hier drin.
Florian Clauß
0:03:01–0:03:06
Anlass war ja so ein bisschen auch hier in Freiburg jetzt den Stadtrundgang
0:03:06–0:03:12
zu machen, um zu schauen, wo in Freiburg so diese solare Zukunft,
0:03:12–0:03:13
sage ich mal, sich entwickelt.
0:03:14–0:03:20
Also so rückblickend, weil Freiburg war ja schon immer eine sehr solaraffine Stadt.
0:03:20–0:03:23
Es gibt hier, ich will nicht sagen Helmholtz-Zentrum.
Rolf Behringer
0:03:23–0:03:25
Sondern das Fraunhofer Ise.
Florian Clauß
0:03:25–0:03:28
Genau, das Fraunhofer, was hier mit in der Entwicklung von Solar,
0:03:28–0:03:32
PV und so weiter stark invadiert war oder ist.
Rolf Behringer
0:03:32–0:03:36
Ist, also es sind tatsächlich über 1000 Solarforscher und Forscherinnen in Freiburg
0:03:36–0:03:39
beim Fraunhofer Ise am Arbeiten.
Florian Clauß
0:03:39–0:03:44
Wahnsinn. Auch anders war so ein bisschen solare Zukunft. Wir hatten in Borfeld darüber gesprochen.
0:03:45–0:03:52
Eigentlich so dieses Ziel, dass sich der ganze Energiemarkt komplett auf erneuerbare
0:03:52–0:03:55
Energien, dass dieses Ziel so greifbar wie noch nie ist.
0:03:55–0:04:00
Und dass jetzt tatsächlich durch bestimmte Technologien, durch Marktstrategien
0:04:00–0:04:07
jetzt so eine Zeit gekommen ist, wo tatsächlich so gewirtschaftet werden kann im Energiehaushalt,
0:04:07–0:04:11
dass wir dann auch ohne weitere Verbrennerenergie auskommen könnten.
0:04:11–0:04:17
Ja, der Prozentsatz ist schon sehr hoch und eigentlich kann man jetzt so sagen,
0:04:17–0:04:19
der Name des Vereins ist wahr geworden, Solar.
0:04:20–0:04:24
Unsere Zukunft ist jetzt Solar geworden. Sind wir jetzt in der Zukunft, Rolf?
Rolf Behringer
0:04:24–0:04:30
Nein, nein. Also es ist natürlich tatsächlich schön, dass es jetzt einfach so
0:04:30–0:04:33
um die 60 Prozent erneuerbare Energien im Stromnetz gibt.
0:04:33–0:04:39
Das ist wunderbar, aber es gibt ja noch die Mobilität als riesengroßer Teil,
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der sehr viel Energie benötigt. und auch die Wärme.
Florian Clauß
0:04:42–0:04:49
Ja, wir können auch weitergehen. Ja, gerne. Wir haben noch viel abzulaufen.
Rolf Behringer
0:04:49–0:04:49
Ja, genau.
Florian Clauß
0:04:49–0:04:53
Wir haben uns eine Strecke rausgesucht. Wir wollen jetzt dann zu bestimmten
0:04:53–0:04:59
Punkten kommen, wo du mir nochmal so die Geschichte von Solarforschung und Solarentwicklung
0:04:59–0:05:00
in Freiburg zeigen kannst.
Rolf Behringer
0:05:00–0:05:00
Genau.
Florian Clauß
0:05:01–0:05:03
Und genau die, also die Wärme, ne?
Rolf Behringer
0:05:03–0:05:07
Genau, Wärme und Mobilität, da liegen wir halt noch deutlich unter 20 Prozent
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bei den erneuerbaren Energien.
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Und das macht aber einen sehr großen Anteil des Primärenergiebedarfs aus.
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Deshalb ist es natürlich immer schön, wenn wir uns ein gutes Gefühl vermitteln
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wollen, dann reden wir über Strom.
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Und dann können wir sagen, wir haben schon um die 60 Prozent Erneuerbare erreicht,
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was auch wirklich gut ist.
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Es gab mal eine Umweltministerin, die später Bundeskanzlerin wurde.
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Die hat gesagt, ich weiß die Zahl nicht mehr genau, aber mehr als 5% erneuerbare
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Energien wird unser Stromnetz nicht verkraften. So in die Richtung.
Florian Clauß
0:05:41–0:05:48
Das ist wie Bill Gates, der damals gesagt hat, mehr als 128 kb braucht kein Computer.
0:05:49–0:05:53
Ich weiß nicht, ich kriege es nicht mal Wortlaut hin. Aber es wurden halt so
0:05:53–0:05:55
bestimmte Aussagen, die man nicht machen sollte.
Rolf Behringer
0:05:55–0:06:00
Ja, es ist ja auch doch durchaus dann schön zu sehen, wie das dann auch widerlegt
0:06:00–0:06:01
wird und wie sich das entwickelt.
0:06:02–0:06:05
Aber ich hätte tatsächlich auch nicht gedacht, ich mache es ja schon relativ
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lange, also seit 1992 stehe ich vor Schulklassen und mache diverse Schulprojekte zu diesem Thema.
0:06:12–0:06:17
Da hätte ich auch nicht gedacht, dass ich in meiner Lebenszeit das erleben werde,
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dass ich so viele Solaranlagen sehen kann.
0:06:19–0:06:25
Oder dass ich halt auch einfach mit ganz praktisch mit einem Elektroauto unterwegs
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sein kann und dieses Auto dann direkt mit einem eigenen Dach betanken kann.
0:06:30–0:06:36
Also da kommt dann einfach der Strom direkt regional vom Dach.
Florian Clauß
0:06:36–0:06:40
Ja, ich meine, es ist schon eine kleine Utopie, die sich dann verwirklicht hat.
0:06:40–0:06:45
Also eigentlich schon so eine Zukunftsvorstellung, die du dir auch erträumt hast.
Rolf Behringer
0:06:46–0:06:50
Genau. Und dann habe ich natürlich dennoch einen tieferen Einblick bekommen
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in das ganze Energiesystem und habe dann auch verstanden,
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dass es halt eine Riesenaufgabe ist, die Transformation zu machen und dass es
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halt jetzt erstmal noch eine große Herausforderung wird bei der Mobilität und
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bei der Wärme letzten Endes.
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Aber auch da ist halt Licht am Horizont und wir haben Technologien,
0:07:16–0:07:21
die erstens schon existieren und zweitens hochskaliert werden können.
Florian Clauß
0:07:21–0:07:25
Wir haben auch eben in der Ausstellung gesehen, da gab es ja diese Geothermie.
0:07:26–0:07:31
Und da war ein Modell simuliert, in der Reinebene, in die Sedimentschichten,
0:07:31–0:07:36
sollen da auch so ein Geothermie-Station oder wie sagt man ein...
Rolf Behringer
0:07:36–0:07:37
Geothermie-Kraftwerk.
Florian Clauß
0:07:37–0:07:41
Kraftwerk, genau, das hat mir gefehlt. Soll gebaut werden und da war es immer
0:07:41–0:07:45
anschaulich erklärt, dass dann auch in den Sedimentschichten sich das Wasser
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auf 120 Grad erhitzt und dass man das entnehmen kann.
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Und dann muss man aufpassen, dass das abgekühlte Wasser, dass man das nicht
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dann in der Nähe von der Entnahmestelle wieder zurückgespult wird,
0:07:57–0:08:02
weil dann hat man nicht mehr dieses Delta an Temperatur, was man dann quasi
0:08:02–0:08:05
durch so ein Abnahmesystem dann halt rausholen kann.
0:08:05–0:08:08
Also es gibt dann so verschiedene Strategien.
0:08:08–0:08:14
Geothermie ist in einigen Regionen dann schon recht fortgeschritten.
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Also ich denke jetzt an Island oder so, die ganz viel Wärme über Geothermie
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erzeugen, aber die haben natürlich spezielle Bedingungen.
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Ja, also so Bedingungen, die wir jetzt hier, wir wissen, dass in einer gewissen
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Tiefe dann entsprechend das Wasser Wärme ist und dass man das nach Kühlschrankprinzip
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dann halt auch ausnutzen kann oder Wärmepumpe.
0:08:33–0:08:37
Das ist halt so. Aber was gibt es denn noch für Lichter am Horizont?
Rolf Behringer
0:08:37–0:08:41
Ich muss manchmal einfach kurz stehen bleiben und dann müssen wir eine kleine Klammer aufmachen.
Florian Clauß
0:08:42–0:08:42
Ja, sehr gerne.
Rolf Behringer
0:08:42–0:08:47
Wir stehen jetzt hier vor dem sogenannten blauen Passivhaus.
0:08:47–0:08:51
Das ist eines der ersten Häuser, die hier auch schon dann gebaut wurden.
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Es gab verschiedene Bauabschnitte und das ist schon relativ alt, schon über 20 Jahre alt.
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War aber halt eben das erste große Mehrfamilien-Passivhaus. Du siehst das,
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es sind viele Wohnungen hier drin.
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Und das hat Protovoltaik, ist extrem gut gedämmt, war auch mit Biogas und Kläranlage
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geplant. Wurde dann nicht umgesetzt.
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Hat ein Blockheizkraftwerk drin. Und ich sage dir, die haben hier Energiekosten.
0:09:17–0:09:18
Das kannst du dir nicht vorstellen.
0:09:18–0:09:23
Das ist irgendwie ein Jahresbetrag. Also jetzt kann ich mich nicht festlegen,
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aber mich hat es fast umgehauen, als mir ein Freund, der hier wohnt,
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erzählt hat, was die bezahlen. Das ist fast nichts.
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Das hat so einen perfekten Energieverbrauch, das Haus, wenn man das so sagen
0:09:36–0:09:38
darf. Sehr beeindruckend.
Florian Clauß
0:09:38–0:09:41
Und das Blockheizkraftwerk ist über Palette?
Rolf Behringer
0:09:41–0:09:42
Nein, das läuft über Gas.
Florian Clauß
0:09:42–0:09:43
Über Gas, okay.
Rolf Behringer
0:09:44–0:09:49
Aber es ist dann letzten Endes, wenn Gas verwendet wird, dann halt sehr effizient.
Florian Clauß
0:09:49–0:09:49
Ja.
Rolf Behringer
0:09:49–0:09:53
Das heißt, man nutzt die Wärme, die Abwärme und den Strom.
Florian Clauß
0:09:53–0:09:59
Ah ja, okay, ja. Also ich meine, warum sehen wir nicht noch mehr von solchen Projekten?
Rolf Behringer
0:10:00–0:10:03
Hier gibt es noch mehrere und es gibt dann auch letzten Endes in Deutschland
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mehrere. Aber ich denke halt Bauausführung und Kosten.
0:10:08–0:10:09
Spiel eine Rolle.
Florian Clauß
0:10:09–0:10:14
Und Gewohnheit in der Bauindustrie wahrscheinlich auch. Und dann Verbreitung
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und Handwerker, die dann auch bestimmte Lösungen mit sich bringen.
0:10:19–0:10:21
Es sind noch Inseln, sage ich mal.
Rolf Behringer
0:10:22–0:10:26
Ja, nicht mehr so vieles. Was jetzt der Bau anbelangt von Häusern,
0:10:26–0:10:30
da gibt es halt einfach, ja, natürlich so günstig wie möglich,
0:10:30–0:10:31
also Preis-Leistungs-Verhältnis.
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Aber weil Energie teuer ist, brauchst du inzwischen einen gewissen Wärmestandard
0:10:37–0:10:40
beim Bauen. Das ist ja auch wirklich gut.
0:10:40–0:10:45
Aber du kannst halt mit etwas mehr Wärmedämmung und ein bisschen mehr technischem
0:10:45–0:10:49
Aufwand, kommst du halt wirklich in Bereiche, wo du nicht mehr viel Strom benötigst
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oder wo du den Strom halt auch lokal zum großen Teil herstellen kannst.
0:10:55–0:10:58
Was wir jetzt hier immer noch sehen können, sind sehr viele Balkonkraftwerke.
0:10:59–0:11:06
Du siehst hier hinter dem Gebüsch an dem Geländer sind flexible Solarmodule, also sehr leichte.
0:11:06–0:11:10
Die haben keinen Aluminiumrahmen. Und da werden wir jetzt gleich noch relativ
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viele solche Balkonsolaranlagen sehen.
Florian Clauß
0:11:13–0:11:17
Ja, vielleicht kann man hier nochmal den Einschub tätigen, das Rolf auch im
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Buch letztes Jahr publiziert hat über Balkonkraftwerke.
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Da bist du natürlich auch ein Experte in diesem Gebiet.
0:11:26–0:11:31
Wie hat sich das denn, jetzt würdest du jetzt sagen, wie hat sich das denn ausgezahlt?
0:11:31–0:11:35
Weil ich finde, also um das nochmal so aufzumachen, Balkonkraftwerke war vielleicht
0:11:35–0:11:39
so ein kleines trojanisches Pferd, was sich in den Markt geschoben hat,
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um halt auch diese jetzige Verbreitung von PV in Deutschland dann auch so in
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diese Zahlen zu bringen.
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Das war, glaube ich, gar nicht so...
0:11:50–0:11:53
Gedacht, sage ich mal, aber jetzt entstehen auf einmal so Modelle,
0:11:53–0:11:58
wo dann der normale Durchschnittsbürger dann auch tatsächlich überlegt,
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weil zum einen Balkonkraftwerke gefordert sind,
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zum anderen jetzt durch Smart Meter und dynamische Stromtarife,
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da auch tatsächlich ein Kostenfaktor reinkommt, der jetzt in der Normalbevölkerung interessant sein kann.
0:12:11–0:12:15
Es ist nicht mehr dieses Visionäre, ich baue mir jetzt eine PV-Anlage aufs Dach
0:12:15–0:12:21
und bin quasi für die erneuerbaren Energien, stehe ich da moralisch und ideologisch
0:12:21–0:12:25
ein, sondern es ist jetzt auch tatsächlich so, dass ich sage mal, so der Normale,
0:12:25–0:12:29
der dann vielleicht moralisch sich da nicht so identifiziert,
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dass er dann aber das trotzdem interessant findet, weil es sich rechnet.
0:12:33–0:12:38
Und das ist ja ein Riesenvorteil für die Verbreitung von PV geworden, sage ich mal.
Rolf Behringer
0:12:39–0:12:42
Ja, genau. Ja, das hat halt einfach noch einen super Nebeneffekt.
0:12:42–0:12:48
Also es gibt inzwischen vermutlich an die drei Millionen Balkonkraftwerke,
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Steckersolarkraftwerke in Deutschland.
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Das ist schon unglaublich durch die Decke gegangen.
Florian Clauß
0:12:52–0:12:57
Wie viele Haushalte haben wir? Wir haben ungefähr so 75, 18 Millionen Bürgerinnen.
0:12:58–0:13:00
Ja, ich meine 60 Millionen.
0:13:01–0:13:04
Also drei Millionen ist ja schon eine unglaubliche Zahl.
Rolf Behringer
0:13:05–0:13:10
Ja, genau. Also es ist schon enorm. Also ich habe gestaunt, also irgendwann
0:13:10–0:13:14
waren es mal eine Million und jetzt sprechen manche schon von drei Millionen.
0:13:15–0:13:16
Ich bin mir nicht ganz sicher, wie die Zahl zustande kommt. So jetzt,
0:13:17–0:13:20
hier ist auch ein guter Spot, weil du siehst jetzt hier ziemlich viele.
0:13:21–0:13:26
Und jetzt gehe ich, ich will an ein spezielles Haus und die haben praktisch
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miteinander, das sind 28, wenn ich richtig liege, 26 oder 28 Wohnungen in dem
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Haus, was wir jetzt sehen.
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Die Kleehäuser in Freiburg, im Bourbon, und da haben die gemeinschaftlich entschieden,
0:13:39–0:13:44
dass jeder Balkon das haben darf und bis auf wenige haben das alle gemacht.
0:13:44–0:13:46
Und jetzt siehst du hier das Ergebnis.
0:13:47–0:13:52
Und die haben oben auf dem Dach eine große BV-Anlage, aber allein mit diesen
0:13:52–0:13:58
Balkonsolaranlagen haben die tatsächlich 14 Kilowatt zusätzlich an Leistung an dem Haus.
Florian Clauß
0:13:59–0:14:04
14 Kilowatt, okay, also das heißt, die decken mehr als ihren Verbrauch.
Rolf Behringer
0:14:04–0:14:09
Ja, also gut, jede Wohnung hat das eigene Balkonkraftwerk und das ist jetzt
0:14:09–0:14:11
halt zusammen summiert.
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Das sind, ich glaube, 400 Watt ungefähr hat ein Modul und die meisten haben zwei,
0:14:16–0:14:24
also 800 Watt pro Wohneinheit an Peakleistung, also das, was installiert wird
0:14:24–0:14:26
und dann entsprechenden Wechselrichter dazu.
0:14:27–0:14:30
Und zusätzlich haben die aber noch eine große PV-Unlage auf dem Dach.
Florian Clauß
0:14:30–0:14:30
Ja, super.
Rolf Behringer
0:14:31–0:14:32
Ja, haben eine riesen Wärmepumpe inzwischen.
Florian Clauß
0:14:33–0:14:36
Und da haben die dann auch einen gemeinsamen Speicher, weißt du das zufällig?
Rolf Behringer
0:14:37–0:14:41
Da nicht, also für die Balkonsolaranlagen nicht.
0:14:41–0:14:44
Und jetzt überlege ich gerade, ob die den Speicher schon haben.
0:14:44–0:14:47
Also es ist geplant und ob das schon umgesetzt ist, weiß ich nicht.
Florian Clauß
0:14:47–0:14:51
Dieses Feld des Speicherns, das ist ja auch so, hatten wir, glaube ich,
0:14:51–0:14:53
das letzte Mal auch angesprochen.
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Also dass zum einen Haushalte sich ihren Speicher auch mit der PV-Anlage installieren.
0:15:00–0:15:03
Dass das durch die dynamischen Strombarife, wenn du eine PV-Anlage hast,
0:15:04–0:15:09
dann auch tatsächlich zum Wirtschaftsmodell werden kann, dass du dann einspeichst
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oder speicherst, wenn dann halt positive, negative Strompreise sind.
0:15:13–0:15:19
Das gibt es ja auch gerade so als Anreize. Es gibt dann tatsächlich so Gesetzgebungen,
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die das dann halt jetzt fördern, dass du speicherst, dir dann halt zusammen
0:15:22–0:15:27
größere Speicher aufbaust und dann somit Strom,
0:15:27–0:15:29
wenn er besonders günstig ist, speicherst.
0:15:29–0:15:32
Und dann wieder einspeist, wenn der, also vor allem nachts.
Rolf Behringer
0:15:32–0:15:33
Wenn ein höherer Bedarf ist.
Florian Clauß
0:15:34–0:15:38
Genau. Diese Batteriespeicher sind ja, glaube ich, immer so für ein Zeitfenster
0:15:38–0:15:41
von, weiß ich nicht, ein bis acht Stunden.
Rolf Behringer
0:15:41–0:15:43
Du meinst jetzt die Speicherzeit.
Florian Clauß
0:15:43–0:15:49
Die Speicherzeit. Es ist ja nicht so, ich sage mal so Speichermodelle für so,
0:15:49–0:15:51
wie lange hältst du das dann vor?
0:15:52–0:15:57
Wie zum Beispiel Druckspeicher, wenn du halt irgendwie so mit Wasser oder Luftdruck
0:15:57–0:16:01
arbeitest. die sind ja dann für längere Perioden ausgelegt.
0:16:01–0:16:08
Und Batteriespeicher sind ja, sag ich mal, so in so einem Bedarfsfenster von Stunden bis Tagen.
0:16:09–0:16:12
Also du hältst ja nicht über den Winter dann unbedingt in,
0:16:13–0:16:18
den Batteriespeicher voll, sondern du lässt den dann halt so innerhalb der nächsten Zeit los.
0:16:18–0:16:23
Und was da für Speicherstrategien noch auf dem Markt sind,
0:16:23–0:16:27
ich komme deshalb drauf, weil ich nachgefragt habe mit dem Blockspeicher,
0:16:27–0:16:30
weil das wäre jetzt auch so, dass man halt in diesem Ganzen,
0:16:31–0:16:35
ich meine, das ist eine sehr dezentrale Energieversorgungsform,
0:16:36–0:16:41
dass man da auch so Blockspeicher, das muss man ja dann auch irgendwo sinnvoll
0:16:41–0:16:46
einrichten, das halt mehrere einspeisen und dann auch wieder sinnvoll irgendwie was abgeben.
Rolf Behringer
0:16:46–0:16:52
Genau. Ja, da gab es ja auch eine Ausschreibung für die großen Speicher und
0:16:52–0:16:54
das ging dann auch absolut durch die Decke.
0:16:54–0:16:59
Also da sind, jetzt habe ich die Zahlen leider nicht parat, aber das sind wirklich
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unglaubliche Mengen, die wir dann speichern können in den größeren Akkus und
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das macht halt auch eben total viel Sinn.
0:17:07–0:17:13
Also weil es a wirtschaftlich sein kann und b natürlich auch unser Stromnetz entlasten kann.
0:17:14–0:17:19
Also früher wurde ja quasi Deutschland als Kupferplatte betrachtet.
0:17:19–0:17:22
Und dann hat man gesagt, wenn in Norddeutschland halt zu viel Strom ist,
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muss der unbedingt nach Süddeutschland.
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Und da sind ja inzwischen auch Zweifel aufgekommen.
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Erstens wegen den hohen Kosten und zweitens auch, weil es technisch möglicherweise
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anders gelöst werden kann, indem halt eben dezentraler erzeugt wird.
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Und dann kannst du halt über dezentrale,
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Großspeicher im Grunde, da auch einige Lücken füllen sozusagen.
0:17:49–0:17:55
Klar, wir brauchen trotzdem noch Tromtrassen, aber vielleicht nicht so viele, wie gedacht war.
0:17:55–0:17:59
Und da ist das Fraunhofer-Institut tatsächlich auch am Forschen und am Gucken,
0:17:59–0:18:03
was ist denn der minimale Netzausbau, den wir benötigen,
0:18:04–0:18:13
damit wir dann mit erneuerbaren Energien uns sinnvoll versorgen können im ganzen Bundesgebiet.
0:18:14–0:18:18
Genau, aber das ist halt immer wieder die Frage zwischen groß und klein und
0:18:18–0:18:23
da ist es auch gefährlich, dass man dann was verwechselt, wenn dann irgendwelche
0:18:23–0:18:24
Aussagen getroffen werden,
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weil wir haben halt wirklich super, super Kleinspeicher, also gerade durch die
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Balkonkraftwerke kamen jetzt auch die sogenannten Powerstations mit ins Spiel,
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die inzwischen halt auch wahnsinnig viel können.
0:18:37–0:18:40
Also die Powerstations waren am Anfang für Inselsysteme gedacht,
0:18:40–0:18:44
hast halt ein Solarmodul und da kannst du dann die Powerstation mitladen.
0:18:44–0:18:47
Das ist gut für Camping oder für sonstige Sachen.
0:18:47–0:18:51
Aber jetzt sind die Powerstations auch viele mit Wechselrichter zu bekommen.
0:18:52–0:18:55
Den kannst du halt dein Balkongraftwerk direkt anschließen.
0:18:55–0:19:01
Und die Powerstations sind zum Teil auch super intelligent und liefern dann halt den Strom nachts.
0:19:02–0:19:06
Zum Beispiel, wenn du jetzt ein 2 Kilowatt System hast und hast eine Wohnung,
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die jetzt, was weiß ich, jetzt nicht unbedingt mit Server und so.
0:19:10–0:19:13
Sondern Standardwohnungen mit wenig Verbrauchern, Kühlschrank,
0:19:14–0:19:18
Router und vielleicht noch ein paar Kleinigkeiten, dann kannst du halt über
0:19:18–0:19:23
Nacht im Grunde den Strom, den du vom Balkon eingesammelt hast,
0:19:24–0:19:27
kann der deinen kompletten Energiebedarf decken, den du nachts benötigst.
0:19:27–0:19:29
Super, super geniale Sache.
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Und wenn es ein bisschen größer wird und wenn es viel mehr werden,
0:19:32–0:19:34
dann hast du natürlich da auch eine große Entlastung.
0:19:34–0:19:37
Du erzeugst und nutzt den Strom quasi vor Ort.
0:19:38–0:19:41
Und das ist sowieso das Besondere an den erneuerbaren Energien,
0:19:42–0:19:46
dass du halt immer, sagen wir mal, regional oder auch lokal erzeugen und nutzen kannst.
Florian Clauß
0:19:47–0:19:52
Und ich meine, diese Zukunftsutopie, die hat sich jetzt mehr oder weniger auch
0:19:52–0:19:56
viel mit Technologieentwicklung zu verwirklichen können.
0:19:56–0:20:01
Also ich meine, das Wechselrichter, dieses ganze Energiemanagementsystem,
0:20:02–0:20:07
wie dann welche, wie dann in den Haushalt abgegeben wird, wie du dann einspeist und so weiter.
0:20:07–0:20:11
Das hat sich ja jetzt mehr oder weniger on the fly mitgelöst,
0:20:11–0:20:17
also mit der Verbreitung von PV, mit der Softwareentwicklung von solchen Systemen
0:20:17–0:20:18
wie Wechselrichter und so weiter.
0:20:19–0:20:23
Also eigentlich haben wir jetzt schon einen recht guten Zustand, sage ich mal.
0:20:24–0:20:29
Aber es kommt, auf der einen Seite ist natürlich die Jahreszeit,
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wo dann die Sonne nicht so sehr scheint.
Rolf Behringer
0:20:32–0:20:32
Genau.
Florian Clauß
0:20:32–0:20:37
Das ist ein großes Thema. Und auf der anderen Seite, wie du sagst, eben Wärme.
0:20:38–0:20:42
Was auch sehr viel Verbrauch ausmacht und eigentlich in dieser Industrie dann
0:20:42–0:20:45
auch noch mal maßgeblicher ist.
Rolf Behringer
0:20:45–0:20:49
Ich finde es halt wichtig zum Beispiel, dass wir halt einfach erkennen und das
0:20:49–0:20:53
sehr dachlich und entspannt umsetzen.
0:20:53–0:20:58
So viel und so schnell wie möglich erneuerbare Energien ausbauen bei Sicherheit der Stromversorgung.
0:20:59–0:21:01
Klar, es gibt ja immer die Diskussion mit Blackout und so weiter.
0:21:02–0:21:04
Aber das ist gar nicht nötig, weiß man eigentlich inzwischen.
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Es gibt sogar die Aussage,
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Aufgrund von Untersuchungen, dass halt die erneuerbaren Energien inzwischen
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unser Netz stabilisieren.
0:21:13–0:21:17
Also da sind wir auch schon weg davon, dass es das Netz verunreinigt oder so,
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wie es früher mal hieß. Und wo war ich jetzt stehen geblieben?
Florian Clauß
0:21:21–0:21:23
Ja, vielleicht können wir hier nochmal einen kurzen Einschub machen,
0:21:23–0:21:27
weil das war ja auch jetzt nochmal so eine persönliche Geschichte von dir.
0:21:27–0:21:34
Du hast ja, das war im Frühjahr, ein kleines Sabbatical gemacht, also mit Arbeiten.
0:21:35–0:21:38
Aber du bist mit dem Auto, E-Auto, nach Spanien gefahren.
0:21:38–0:21:45
Und du hast dann diesen großen Stromausfall, der dann in Nordspanien und Südfrankreich
0:21:45–0:21:47
passiert ist und teilweise auch Portugal.
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Du hast ja live miterlebt und warst mit dem E-Auto unterwegs und wie hast du
0:21:53–0:21:56
diesen Stromausfall überlebt, Rolf?
Rolf Behringer
0:21:56–0:22:01
Ja, ich habe da sogar ein kleines Video gedreht in dem Moment und als ich da
0:22:01–0:22:04
angefangen habe, das Video zu drehen, war ich voller Freude,
0:22:04–0:22:09
weil ich gesagt habe, okay, ich habe hier meinen Solarkocher dabei und Sonne war ja genügend da.
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Ich habe auch meine Powerstation und ein Faltmodul mit 200 Watt dabei.
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Und das hatte ich halt vorher schon die ganze Zeit im Einsatz,
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weil ich ja eben mit, ich habe auch in dem Auto, konnte ich auch schlafen und
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so und habe zum Teil dann einfach wild gecampt.
0:22:25–0:22:29
Und das war schön, einfach dann Solarkocher und Solarenergie zu nutzen.
0:22:30–0:22:34
Ich hatte auch wirklich genügend Strom für alles, was ich gebraucht habe.
0:22:34–0:22:40
Also Laptop und Licht, habe sogar meine Espresso-Kanne mit Strom versorgt. Ja, super.
0:22:41–0:22:44
Ja, dann kam der Stromausfall, dachte ich, naja, ich habe ja kein Problem, wunderbar.
0:22:46–0:22:48
Und das war auch richtig so, was Essen und Strom anbelangt.
0:22:50–0:22:52
Aber dann ging der ja relativ lang, der Stromausfall.
Florian Clauß
0:22:52–0:22:54
Ja, der ging ja über mehrere Tage, wenn nicht Wochen.
Rolf Behringer
0:22:55–0:22:59
Ja, genau. Na, es waren, im Grunde waren es so, es war nur ein Tag.
0:23:00–0:23:02
Also jetzt kann man es an.
Florian Clauß
0:23:02–0:23:02
Ja, okay.
Rolf Behringer
0:23:02–0:23:06
Aber die Pumpe,
0:23:07–0:23:12
Die Wasserpumpe, die Grundwasserpumpe, die war halt eben auch mit Strom angetrieben.
0:23:13–0:23:15
Und irgendwann habe ich verstanden, Wasser brauche ich ja auch.
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Und dann ist meine Freude so langsam geschwunden.
0:23:20–0:23:24
Und dann habe ich gedacht, naja, und habe es wirklich dann auch so gefühlt und
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verstanden, dass wir ja doch schon ganz schön abhängig sind von verschiedenen Faktoren.
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Wasser ist halt lebenswichtig, lebensnotwendig. Es ist wichtiger als Strom letzten Endes.
0:23:36–0:23:41
Dann bin ich halt losgefahren, wollte Wasser kaufen. Dann hatte aber der kleine
0:23:41–0:23:43
Konsum zu, weil ja kein Strom war.
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Und naja, so habe ich dann gedacht, ja so einfach ist es dann auch nicht mit
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der Resilienz oder mit der Autarkie.
0:23:53–0:23:59
Und ich habe gemerkt, es ist besser, man hält gut zusammen und hat irgendwie
0:23:59–0:24:03
ein gutes Netzwerk von Menschen, die vielleicht in so einem Notfall,
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wenn er länger kommt, dann sich gegenseitig unterstützen.
0:24:07–0:24:12
Das war so das Ding. Also ja, und zudem war ich auch mit dem Elektroauto unterwegs
0:24:12–0:24:16
und ich hätte dann ja auch nichts nicht mehr laden können, wenn ich keinen Strom habe.
0:24:16–0:24:22
Mein kleines Solarmodul, das hätte vielleicht für die Bordelektronik gereicht,
0:24:22–0:24:24
aber nicht, um durch die Gegend zu fahren.
0:24:25–0:24:30
Ja genau, also das Das war meine Erkenntnis zum Stromausfall.
Florian Clauß
0:24:30–0:24:34
Das heißt, auch so die Stärkung von Gemeinschaft.
0:24:35–0:24:40
Das finde ich halt so faszinierend, weil das ja auch so eine gewisse utopische,
0:24:40–0:24:44
Zukunftsvision ist, wenn man jetzt im Science-Fiction-Bereich ist.
0:24:44–0:24:49
Es gibt den Cyberpunk als Genre, wo dann halt das noch sehr dystopisch ist,
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wo die Welt häufig von Megacorps dann beherrscht wird und alles im Zerfall ist und so weiter.
0:24:56–0:25:00
Und dann gibt es als Subgenre des Sci-Fi, gibt es Solarpunk.
0:25:01–0:25:06
Und das ist so ein utopisches, wo jetzt auch mehr Geschichten und so weiter spielen und entstehen.
0:25:06–0:25:12
Und Solarpunk ist dann aber genau diese Dezentralisierung das Regionale,
0:25:12–0:25:13
das Lokale, die Gemeinschaft.
0:25:14–0:25:18
Ich meine, diesen Schritt hat ja erst mal überhaupt Energieland Deutschland durchgemacht.
0:25:19–0:25:23
Strom war ja immer irgendwie zentral durch Kraftwerke. Es waren halt große Kraftwerke,
0:25:23–0:25:28
die dann halt die Schwummasse, es gibt ja auch wirklich diese Räder,
0:25:28–0:25:30
die sich dann halt drehen um diese Netzfrequenz dann halt.
0:25:30–0:25:35
Das ist ja auch so ein völlig industrieller, das ist ja noch so dieses Rad,
0:25:35–0:25:41
was dann halt letztendlich die Masse für die Frequenz im Stromnetz dann herstellt.
0:25:42–0:25:47
Und das heißt, nach und nach löst sich ja diese Struktur mit so einer dezentralen
0:25:47–0:25:50
Struktur aus, die sich jetzt aber auch gut einpassen lässt.
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Ich glaube, ein Baustein für die Speicherung für die Haushalte ist dann,
0:25:56–0:26:00
wenn wir auf der einen Seite mehr Elektroautos haben, auf der anderen Seite,
0:26:00–0:26:03
wenn wir auch wirklich bidirektional laden können.
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Das heißt, dann hast du auf einmal nicht mehr deinen 2 Kilowatt Speicher da
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stehen, sondern dann hast du halt irgendwie 80 oder so Kilowatt,
0:26:11–0:26:15
die du dann halt irgendwie auch nutzen kannst als normaler Haushalt.
0:26:15–0:26:20
Wenn dann tatsächlich irgendwann später die ganzen Energieversorger darauf zugreifen
0:26:20–0:26:25
können, durch Smart-Mieters, dann halt auch dann eben Lastspitzen darüber ausgleichen
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können, wenn sich das dann halt wirklich so in die Infrastruktur einfügt.
0:26:29–0:26:33
Und das finde ich halt irgendwie, das ist sehr naheliegend und darauf freue
0:26:33–0:26:34
ich mich schon auf diesen Schritt.
0:26:35–0:26:38
Aber es löst nicht das grundsätzliche Problem.
Rolf Behringer
0:26:39–0:26:39
Ja.
0:26:39–0:26:42
Ja schon, aber es wäre halt ein Riesenbeitrag, weil du hast ja schon gesagt,
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die aus der Industrialisierung heraus mit den zentralistischen Kraftwerken und der Schwungmasse.
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Und das ist ja auch das, was letzten Endes dafür sorgt, dass wir immer genügend
0:26:53–0:26:57
Strom haben und dass die Frequenz nicht anfängt zu schwanken, so ein Stück weit.
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Und die vielen Elektroautos, das ist einfach ein unglaubliches Potenzial dafür,
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Und wenn wir das nicht nutzen, dann haben wir eigentlich wirklich versagt.
0:27:14–0:27:18
Und deshalb muss halt die Regierung das unbedingt regulieren,
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weil das ist halt auch noch das Problem im Moment, dass man nicht weiß,
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wie man damit umgehen soll mit den vielen Be- und Entladungen von Strom.
0:27:30–0:27:33
Was hat das für steuerliche Konsequenzen? Also da kommen ganz viele Fragen auf,
0:27:34–0:27:35
die müssen unbedingt geklärt werden.
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Und dann natürlich zum Beispiel auch der Hersteller von den Autos,
0:27:40–0:27:42
die dann die Batterien drin haben.
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Die sagen ja auch, wir haben, wir garantieren eine bestimmte Strecke, die ihr fahren könnt.
0:27:47–0:27:50
Aber wenn ihr dann ständig Zyklen lädt, ohne dass ihr fahrt,
0:27:50–0:27:52
dann hat das ja auch eine Konsequenz für die Batterien.
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Also da sind viele Sachen, die jetzt einfach noch geregelt werden müssen.
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Aber da machen sich gerade auch schon viele Leute richtig gute Gedanken.
0:28:00–0:28:05
Und ich hoffe ganz arg, dass das bald der Fall sein wird.
Florian Clauß
0:28:05–0:28:09
Ja, ich meine, das Potenzial ist so greifbar und so da. Und da sind schon so
0:28:09–0:28:12
viele Mechanismen im Markt, die darauf hindeuten.
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Ich sage mal, der Schritt ist relativ einfach zu gehen und total sinnvoll.
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Und ich meine, wenn wir jetzt hier wieder in die Anfänge der PV-Anlagen hier
0:28:25–0:28:29
spazieren gehen, wir sind jetzt auch wieder, also du siehst in Freiburg,
0:28:29–0:28:31
glaube ich, wenig Dächer ohne PV.
Rolf Behringer
0:28:31–0:28:37
Genau, es ist wirklich traumhaft aus meiner Perspektive.
0:28:38–0:28:42
Es mag ja Menschen geben, die finden das hässlich und das darf ja auch jeder finden, wie er will.
0:28:43–0:28:46
Aber mich beruhigt es irgendwie, wenn ich einfach sehe,
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Da gibt es so viele Häuser inzwischen, die einfach viel, viel Energie selbst erzeugen.
0:28:52–0:28:56
Man kriegt es ja bei uns mit an unserem Haus, wie viel Energie wir da vom Dach
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holen. Das ist Wahnsinn.
Florian Clauß
0:28:59–0:29:05
Wo dann auch wieder aufgrund von Silisationsgeschichte, aber so ein archaisches Motiv des Erntens.
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Du legst so ein bisschen so ein Feld von Silikonglas aus und auf einmal erntest
0:29:11–0:29:18
du, was du selber verbrauchen kannst. Das ist ja eigentlich so was ganz Archaisches, was da drin steckt.
0:29:18–0:29:23
Aber ich finde es so toll, dass man das selber machen kann, dass man selber
0:29:23–0:29:25
sieht, was man dann halt irgendwie auch fabriziert.
0:29:26–0:29:29
Und so ein bisschen wie einen eigenen Garten haben und dann Gemüse dann halt
0:29:29–0:29:32
auch reinzufahren. Das ist ja auch saisonal.
Rolf Behringer
0:29:32–0:29:36
Wir sind jetzt hier schon sehr privat unterwegs.
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Die Leute leiden manchmal drunter, weil das so ein Pilgerort ist.
0:29:40–0:29:43
Wir stehen jetzt hier vor dem Heliotrop von Rolf Tisch.
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Das ist ein Architekt aus Freiburg, der ist sicher einigen bekannt.
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Der hat viele schöne Sachen gebaut. Wir laufen nachher noch an dem Solarschiff vorbei.
0:29:55–0:30:01
Das ist eine Kombination aus Gewerbegebäude und Wohngebäude plus Energie.
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Also bei ihm geht es immer um Plusenergie, also mehr Energie erzeugen,
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als benötigt wird zum Wohnen.
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Und hier das Heliotrop, da gibt es ein paar davon, aber die haben sich jetzt
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kommerziell nicht wirklich durchgesetzt.
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Weil es technisch aufwendig ist und auch recht teuer, aber da dreht sich das
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ganze aus, ja, komplett.
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Oben drauf ist eine PV-Anlage, die kann auch optimiert zur Sonne ausgerichtet
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werden und hier ist halt so, da gibt es also der große Zylinder,
0:30:29–0:30:32
wo mehrere Stockwerke untergebracht sind,
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der ist zu einer Seite hin sehr offen, transparent mit Gläsern, also Scheiben,
0:30:37–0:30:42
Und je nachdem, ob du dann Sonne haben willst, also Wärme ernten willst sozusagen,
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dann dreht er sich in die Sonne rein, vor allem im Winter.
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Und wenn im Sommer aber dann, wenn es zu heiß ist, dann kann ja praktisch der
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Sonne den Rücken zukehren und dafür sorgen, dass es dann nicht überhitzt.
Florian Clauß
0:30:54–0:30:58
Okay, und das ist ja quasi auch der Sinn für diesen bildbaren Zylinder.
Rolf Behringer
0:30:58–0:30:58
Ja, genau.
Florian Clauß
0:30:59–0:31:03
Also Wärmeregulierung, also mehr Wärmeregulierung.
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Ich nehme an, dass die Solarzellen oben dann separat nochmal steuern.
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Lassen. Das sieht so aus, als ob das losgekoppelt ist.
Rolf Behringer
0:31:11–0:31:14
Also die lassen sich halt im Winkel verändern. Jetzt sind sie ja,
0:31:14–0:31:17
weil jetzt der Himmel ist total diffus, deshalb ist es eigentlich korrekt.
0:31:17–0:31:19
Also ich vermute, dass das schon in Betrieb ist.
0:31:20–0:31:24
Deshalb ist es waagrecht. Jetzt kommt ja ein diffuses Licht von oben durch die
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Wolken und wenn aber dann die Wolken weg sind und die Sonne kommt von einer
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bestimmten Richtung, dann dreht sich die Fläche der Solarmodule in Richtung
0:31:31–0:31:34
Sonne, so dass die möglichst senkrecht auf das Solarmodul fallen.
Florian Clauß
0:31:34–0:31:37
Wann ist das entstanden, das Haus?
Rolf Behringer
0:31:37–0:31:40
Weißt du, Das weiß ich jetzt tatsächlich nicht genau, aber es ist,
0:31:41–0:31:46
Auf jeden Fall um die 2000 rum. Das ist schon deutlich über 20 Jahre.
Florian Clauß
0:31:46–0:31:51
Also man hat auf der einen Seite hier quasi so auch viel Brain,
0:31:51–0:31:54
sage ich mal, in Freiburg durch das Fraunhofer-Institut.
0:31:55–0:31:58
Auf der anderen Seite gibt es ja auch viele private Initiativen.
0:31:58–0:32:02
Also so wie das Haus wird, wahrscheinlich dann eine private Initiative ist.
0:32:03–0:32:04
Oder war das irgendwie auch gefördert?
Rolf Behringer
0:32:04–0:32:08
Also der Rolf Tisch, der ist ein sehr bekannter Architekt und der hat auch ein
0:32:08–0:32:13
eigenes Architekturbüro. Und das ist mit der Expo 2000, ich muss gerade kurz
0:32:13–0:32:14
überlegen, ob das wahr ist.
0:32:14–0:32:17
Soviel ich weiß, war das ein Projekt innerhalb der Expo 2000.
Florian Clauß
0:32:18–0:32:20
Dann ist es wahrscheinlich da im Rahmen mit gefördert worden.
Rolf Behringer
0:32:21–0:32:25
Genau. Und er hat da schon auch immer Förder- und Entwicklungsgelder bekommen,
0:32:25–0:32:28
weil er halt ein anerkannter, renommierter Architekt ist.
0:32:29–0:32:34
Er hat sich wirklich, also wenn jemand Solararchitektur macht und kann, dann ist er das.
0:32:34–0:32:37
Es gibt noch ein paar andere, aber der ist schon sehr bekannt.
0:32:37–0:32:42
Du wirst nachher gleich noch sehen, die Solarsiedlung, da gehen wir jetzt noch dran vorbei.
0:32:42–0:32:48
Das ist fast wie so ein kleines Dorf und jedes Haus ist eben auch ein Plus-Energie-Haus.
0:32:49–0:32:56
Das heißt, das Haus an sich produziert mehr Energie, als benötigt wird, um darin zu wohnen.
Florian Clauß
0:32:57–0:33:01
Ja, was ich schon vorhin, oder was wir dann schon vorhin am Anfang so ein bisschen
0:33:01–0:33:06
haben anklingen lassen, ist ja, das waren ja alles so Leuchtturmprojekte.
0:33:06–0:33:09
Es war ja nie klar, ob sich das irgendwie so durchsetzt.
0:33:09–0:33:12
Und man hat ja dann immer, oder du hast vor allen Dingen auch immer so um,
0:33:12–0:33:17
ich sag mal so um Anerkennung und um Sinnhaftigkeit dann halt auch versucht,
0:33:17–0:33:25
den Schulen, Klassen und Menschen hier mit dem Verein Solare Zukunft dann beizubringen.
0:33:26–0:33:30
Und ich kann mir vorstellen, am Anfang war das jetzt schon so ein Kampf gegen die Windmühlen.
0:33:31–0:33:35
Und jetzt ist es ja quasi so ein Fliegen mit den Windmühlen.
Rolf Behringer
0:33:35–0:33:39
Ja, also das war ein wunderbares Gefühl, als ich dann gemerkt habe,
0:33:39–0:33:41
okay, der Wind dreht so ein Stück weit.
0:33:41–0:33:46
Weil am Anfang wurde ich zum Teil wirklich belächelt, im plötzten Fall beschimpft,
0:33:46–0:33:53
wenn ich da irgendwie Solarkocher demonstriert habe bei irgendwelchen Messen oder in den Schulen.
0:33:53–0:33:57
Also wenn ich in den Schulen war, dann habe ich halt einen Vortrag gehalten und ich hatte Folien.
0:33:58–0:34:03
Da habe ich dann den Energie, den Anteil der Primärenergiequellen gezeigt.
0:34:03–0:34:07
Das war dann halt Kohle, Öl, Gas, Atomenergie.
0:34:07–0:34:12
Und von Photovoltaik und Wind konntest du einfach noch nicht sehen in den Schaubildern.
0:34:13–0:34:17
Und dann irgendwann konnte ich sagen, ja, wir haben jetzt irgendwie zwei Prozent,
0:34:18–0:34:21
Erneuerbare Energien, wenn man Wasser nicht dazu nimmt. Wasser ist ja schon
0:34:21–0:34:24
immer auch dabei als erneuerbare Energie, klar.
0:34:25–0:34:30
Aber halt eben die erneuerbaren Energien, Wind und Sonne, da ist es dann so langsam losgegangen.
0:34:30–0:34:36
Und für mich war aber klar, wir müssen das einfach nutzen. Wir haben gar keine andere Wahl.
0:34:37–0:34:40
Und das ist halt immer noch so, ist immer noch das gleiche Argument.
0:34:40–0:34:42
Es ist halt verfügbar, wir haben es da.
0:34:42–0:34:45
Jetzt können wir es technisch noch viel besser nutzen als damals.
0:34:45–0:34:51
Also von daher ist mein Argument noch viel stärker und für mich persönlich überzeugender.
Florian Clauß
0:34:52–0:34:54
Und das hat sich ja quasi im Markt schon so bewahrheitet.
Rolf Behringer
0:34:55–0:34:58
Das hat sich bewahrheitet letzten Endes. Also Photovoltaik und Wind ist inzwischen
0:34:58–0:35:05
wesentlich günstiger als die fossilen, wenn du da die Produktion für eine Kilowattstunde
0:35:05–0:35:06
oder für eine Megawattstunde nimmst.
Florian Clauß
0:35:06–0:35:12
Wir gehen ja dann auch zum Solarhaus, jetzt Ende der Tour, Brauchen wir noch ein bisschen?
0:35:12–0:35:17
Aber da wurde ja auch viel ausprobiert, experimentiert. Und wir haben ja dann
0:35:17–0:35:21
eigentlich so mehrere Schneisen, sage ich mal, von erneuerbaren Energien,
0:35:21–0:35:22
Speichermöglichkeiten.
0:35:22–0:35:28
Haben wir ja schon angesprochen, Geothermie, dann eben, dass man mit Druck arbeitet
0:35:28–0:35:31
und Pumpstationen und sowas.
Rolf Behringer
0:35:31–0:35:32
Ja.
Florian Clauß
0:35:32–0:35:36
Um halt auch irgendwie was zu speichern, weil das ist natürlich bei dem Dezentralen
0:35:36–0:35:40
auch immer eine Frage, wo tust du dann halt die Spitzen hin?
0:35:40–0:35:45
Was machst du dann quasi in der Zeit, wo du dann eben keine Produktion hast?
0:35:45–0:35:46
Wie wird sich das ausgleichen?
0:35:47–0:35:51
Und dann der große Punkt halt Wärme. Also dann, wenn halt am wenigsten Sonne
0:35:51–0:35:55
scheint, braucht man am meisten Wärme, sag ich mal, im privaten Haushalt.
0:35:55–0:35:57
Und was machst du zu der Zeit?
Rolf Behringer
0:35:57–0:36:00
Ja genau, da machen uns die Dänen eigentlich ganz gut was vor.
0:36:00–0:36:01
Die zeigen uns, wie es geht.
0:36:02–0:36:06
Die haben einfach wirklich sehr, sehr große Thermiespeicher.
0:36:06–0:36:10
Also eigentlich Wasser, riesige Wasserreservoirs.
0:36:11–0:36:13
Die dann mit Windüberschuss geladen werden.
0:36:14–0:36:18
Und die sind dann so gut gedämmt, dass man dann schon zum Teil von saisonalen
0:36:18–0:36:19
Speichern sprechen kann.
0:36:20–0:36:26
Also man kann dann im Sommer bei Überschuss von Wind oder Sonne geladen werden,
0:36:26–0:36:30
und können dann im Winter praktisch entladen werden.
Florian Clauß
0:36:30–0:36:35
Das ist im Prinzip eine Speicherung auch von Wasser in Sand?
Rolf Behringer
0:36:35–0:36:40
Nee, von Wärme in Wasser. Mit Sand wird auch experimentiert.
0:36:40–0:36:45
Aber da ist es einfach so, dass es Wasser ist und das wird dann mit Wärme gespeist,
0:36:46–0:36:50
mit überschüssiger, also idealerweise eben mit erneuerbaren Energien.
0:36:51–0:36:55
Es ist heute schon so, dass Windkraftanlagen ganz oft ausgeschaltet werden,
0:36:55–0:36:58
weil zu viel erneuerbare Energien im Stromnetz sind tagsüber.
0:36:58–0:37:06
Aber wenn Sonne und Wind da ist, dann kann die Leistung der erneuerbaren Energie,
0:37:06–0:37:08
die dann erzeugt wird, nicht abtransportieren.
0:37:09–0:37:12
Und wir haben zum Teil auch gar nicht den Verbrauch.
Florian Clauß
0:37:12–0:37:16
Und das ist die Zeit, wo dann halt auch die Strompreise negativ sind?
Rolf Behringer
0:37:16–0:37:21
Da sind die negativ zum Teil, genau. Und diverse Windkraftanlagen werden ausgeschaltet.
0:37:21–0:37:25
Und die Betreiber der Windkraftanlage müssen dann aber trotzdem vergütet werden
0:37:25–0:37:28
für den Ausfall. Und das ist halt echt fatal.
0:37:28–0:37:31
Das ist richtig fatal. Deshalb sage ich halt, die Speicherung,
0:37:31–0:37:33
das ist sowas von wichtig.
0:37:34–0:37:38
Aus vielen verschiedenen Gründen. Sonst kommen wir gar nicht weiter mit der
0:37:38–0:37:41
Energiewende, wenn wir das jetzt nicht richtig angehen.
Florian Clauß
0:37:41–0:37:45
Ja, also ich kann mir vorstellen, wenn man tatsächlich dann dazu kommt,
0:37:46–0:37:53
eben im sinnvollen, normierenden Maße Elektroautos als Speicherplatz zu benutzen,
0:37:53–0:37:58
bidirektional, dass man solche Lasten durchaus gut ausgleichen kann,
0:37:58–0:38:01
dass wir nicht mehr in diesen negativen Strompreis fallen.
Rolf Behringer
0:38:01–0:38:07
Ja, genau. Das wäre mal das erste, was wir erreichen müssen. Der erste Schritt.
0:38:07–0:38:12
Wir sind jetzt in der Solarsiedlung. Du siehst jetzt hier die Häuser und die
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Süddächer sind hier immer komplett mit Photovoltaik bedeckt.
0:38:17–0:38:21
Also auch wie mein Haus letzten Endes, da sind keine Fenster im Dach,
0:38:21–0:38:25
sondern da kommt von der Nordseite her oder von der Seite dann entsprechend Licht rein.
0:38:26–0:38:32
Du siehst links das hohe Haus, das hat im Grunde den gleichen Querschnitt wie
0:38:32–0:38:36
die Häuser hier auf dem Boden, aber das sitzt jetzt quasi auf dem Solarschiff.
0:38:36–0:38:37
Da kommen wir jetzt gleich noch hin.
Florian Clauß
0:38:38–0:38:43
Ja super. Gehen wir hier weiter? Ja. Aber da gibt es schon eine Dachkonstruktion drunter.
Rolf Behringer
0:38:43–0:38:44
Drunter, ja.
Florian Clauß
0:38:44–0:38:49
Du hast ja quasi die Ziegel auch komplett gespart und dann Solar.
0:38:50–0:38:53
Das war nochmal spezielle Solarziegel, kann man das sagen?
Rolf Behringer
0:38:54–0:39:03
Nein, das ist eine spezielle Konstruktion für die Solarmodule als wasserführende Schicht.
0:39:03–0:39:08
Die Solarmodule selbst sind die Dachhaut und unter den Solarmodulen sind entsprechende
0:39:08–0:39:15
Rinnen, die das Wasser abführen und dann sind aber natürlich keine Ziegel erforderlich.
Florian Clauß
0:39:15–0:39:21
Also spart man sich quasi diese Ziegelschicht und kann das dann gleich Solarmodulen.
Rolf Behringer
0:39:21–0:39:22
Guck hier, das sind wir nochmal hier.
Florian Clauß
0:39:23–0:39:26
Das ist jetzt das Solarschiff. Ach, das ist ja toll.
Rolf Behringer
0:39:28–0:39:29
Und das ist auch Rolf Tisch.
Florian Clauß
0:39:30–0:39:32
Und dann ist oben quasi wie so ein Haus da.
Rolf Behringer
0:39:33–0:39:38
Ja, die sind gerade drauf gesetzt. Das sind so Module. Ich kenne auch jemanden,
0:39:38–0:39:39
der da wohnt. Das ist ganz nett.
0:39:40–0:39:43
Richtig schön. Du siehst auch die Module, die sind so halbtransparent,
0:39:43–0:39:48
damit es nicht ganz dunkel ist unter den Modulen. Da kommt noch ein bisschen Licht durch.
Florian Clauß
0:39:48–0:39:52
Ich habe das auch, dass auf dem Haus dann nochmal ein eigenes Haus gebaut wird.
0:39:53–0:39:55
Das gab es auch teilweise in Berlin, denn alles so kleinere Projekte.
0:39:55–0:40:00
Aber das ist ja auch nochmal eine Wohnraumnutzung innerhalb von bebauten Gebieten.
0:40:02–0:40:04
Aber auch dann nochmal so ein Townhouse quasi.
Rolf Behringer
0:40:05–0:40:07
War es der Sinn des Wortes, die baust. Ja, das macht total viel Sinn, ja.
0:40:08–0:40:14
Also ja, wir müssen ja nach wie vor in den Städten, ist ja das Thema von Wohnraum.
Florian Clauß
0:40:15–0:40:15
Gehen wir hier durch?
Rolf Behringer
0:40:15–0:40:18
Ja, wir gehen hier durch. Wohnraumnutzung und Schaffung.
Florian Clauß
0:40:18–0:40:23
Also insofern kann man sagen, Freiburg ist nicht nur eine sehr progressive Fahrradstadt,
0:40:23–0:40:26
sondern auch eine sehr progressive Solarstadt.
Rolf Behringer
0:40:26–0:40:34
TV-Stadt. Tatsächlich wird das Wort Solar-Hauptstadt oft,
0:40:35–0:40:40
synonym mit Freiburg verwendet. Das kommt schon einerseits durch die vielen
0:40:40–0:40:45
innovativen Projekte und Persönlichkeiten und dann aber auch durch das Fraunhofer ISE.
Florian Clauß
0:40:46–0:40:51
Meistens ist es ja so, wenn man dann halt so eine Infrastruktur schon schafft,
0:40:51–0:40:55
dann bieten sich auch nochmal so vor Ort genau diese Gelegenheiten,
0:40:56–0:41:00
wo sich das dann festigt und wo die Kultur überhaupt dann sich aufbauen kann.
Rolf Behringer
0:41:00–0:41:06
Ja, genau. Was ich auch interessant finde, irgendwann gab es dann die Solarbundesliga in Deutschland,
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wo Städte dann, je nach Größe, also die Großstädte ab 100.000 Menschen,
0:41:12–0:41:17
waren denn in einer Kategorie oder in einer Liga sozusagen.
0:41:17–0:41:22
Und dann wurde die installierte Fläche gemessen und pro Anzahl geteilt.
0:41:23–0:41:29
Dann hast du ja praktisch eine Pro-Kopf-Angabe. Also wie viel Solarmodulleistung
0:41:29–0:41:33
hat jeder und jede Pro-Kopf in dieser Stadt?
Florian Clauß
0:41:33–0:41:34
In einer Stadt, ja.
Rolf Behringer
0:41:35–0:41:38
Und da war Freiburg anfangs natürlich dann Platz 1 und ist dann aber relativ
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schnell überholt worden.
Florian Clauß
0:41:39–0:41:40
Ach echt? Ja, ja, genau.
Rolf Behringer
0:41:40–0:41:44
Da kamen dann so Städte wie Ulm und ja, weiß nicht, welche Städte es noch waren.
0:41:44–0:41:46
Aber da war ich dann echt auch voll enttäuscht. Wo ich dachte,
0:41:46–0:41:47
boah, das gibt es ja gar nicht.
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Und dann ist es aber andererseits auch super zu sehen, dass es halt nicht nur
0:41:51–0:41:57
so eine Blase, so ein Island ist, sondern dass es andere Städte vielleicht sogar
0:41:57–0:41:58
noch besser machen als Freiburg.
Florian Clauß
0:41:58–0:42:02
Ja, ich meine, Freiburg hat wahrscheinlich viel vorgelegt. Hat dann lange diese
0:42:02–0:42:05
Position behaupten können.
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Aber wie du sagst, mit einer gewissen Marktreife hat sich das dann auch in die
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anderen Städte so ausgestrahlt.
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Und das ist total sinnvoll.
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Ich meine, die Frage ist natürlich, was muss jetzt noch politisch passieren,
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damit sich da die Grundlage auch weiter festigen kann, dass wir irgendwann komplett
0:42:27–0:42:30
erneuerbar und CO2-frei sind.
Rolf Behringer
0:42:30–0:42:36
Ja klar, also im Grunde weiß man ja schon, dass das über Regulierungen viel gemacht werden kann.
0:42:36–0:42:42
Also und die Politik ist da halt zum, ja die muss ja da mitspielen oder halt auch Initiator sein.
0:42:43–0:42:50
Und was soll ich jetzt sagen? Ich meine, wir haben jetzt ein etwas konservativeres
0:42:50–0:42:55
Regierungsduo, also mit CDU und SPD.
0:42:55–0:43:02
Aktuell ist es schon auch frustrierend, enttäuschend und auch mir macht es manchmal
0:43:02–0:43:03
auch ein bisschen Angst, wenn
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man mitbekommt, wie da argumentiert wird und was dort beschlossen wird.
0:43:10–0:43:13
Also da wird schon ordentlich auf die Bremse getreten.
0:43:13–0:43:17
In manchen Bereichen, wie gesagt, das, was du am Anfang gesagt hast,
0:43:18–0:43:21
es gibt halt, also so der Point of No Return ist eigentlich erreicht.
0:43:21–0:43:26
Aber du kannst natürlich jetzt einfach verlangsamen, verschleppen, verhindern,
0:43:27–0:43:28
Das geht.
Florian Clauß
0:43:28–0:43:32
Ja, ich meine, man muss ja nur gucken, wie bestimmte Militärien besetzt sind
0:43:32–0:43:36
und wie da noch die alten fossilen Energiekonsortien drin hängen.
0:43:36–0:43:38
Also das heißt, da kommt es ja auch nicht so einfach raus.
Rolf Behringer
0:43:39–0:43:44
Genau. Ja, und das ist massiv. Also auch die Lobbyarbeit vor Ort in Berlin und
0:43:44–0:43:46
so, da gibt es ja auch Untersuchungen,
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wie viele Personen jetzt aus dem
0:43:49–0:43:54
fossilen Lobbybereich auf einen Politiker kommen oder eine Politikerin.
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Das sind Dimensionen, das kannst du dir gar nicht vorstellen.
0:43:57–0:44:00
Und natürlich gibt es auch eine erneuerbare Energienlobby, logisch.
0:44:00–0:44:06
Aber die ist halt bei Weitem nicht so ausgeprägt und nicht so hinterfüttert mit Geld.
Florian Clauß
0:44:07–0:44:10
Ja, genau. Das Geld ist natürlich da auch nicht so. Da sind ja auch viele Idealisten
0:44:10–0:44:14
drin, die sich eine schöne Welt vorstellen, eine bessere Welt.
0:44:14–0:44:16
Das ist nicht immer da, wo das Geld sitzt.
Rolf Behringer
0:44:16–0:44:19
Ja, also die Politik kann da wirklich viel machen.
0:44:21–0:44:25
Und letzten Endes auch wir als Bevölkerung. Also man hat ja gesehen,
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was da mit der Steckersolar-Balkonsolar-Strategie, was da erreicht werden kann.
0:44:30–0:44:34
Da gab es ja auch Petitionen und dann gab es Vorsprechen im Bundestag.
0:44:34–0:44:38
Also war es gerade vor drei Tagen wieder, wo es um die Speicher geht,
0:44:38–0:44:39
um die kleinen Speicher.
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Aber da ist jetzt ein anderer Wind.
0:44:42–0:44:47
Also die erste Petition war noch mit der alten Regierung, mit der Ampel.
0:44:47–0:44:52
Und da gab es schon mehr Fürspruch. Und jetzt habe ich auch den Eindruck,
0:44:52–0:44:55
dass manche Politiker auch gar nicht wirklich kapieren, worum es geht.
0:44:55–0:45:00
Also wenn du sie antworten hörst oder wenn du sie argumentieren hörst.
0:45:01–0:45:06
Dann denkst du einfach, das kann ja wohl nicht sein. Also du hast irgendwie
0:45:06–0:45:10
aber auch deinen Job verfehlt, wenn du so redest.
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Wenn du nicht verstanden hast, dass halt zum Beispiel Smart Meter oder auch
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die intelligenten Messeinrichtungen, die jetzt gebraucht werden.
0:45:18–0:45:20
Die sind super komplex und auch teuer.
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Und es ist im Grunde so ein bisschen mit Kanonen nach Spatzen geschossen.
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Wenn du jetzt in dem Bereich von Steckersolar bist. Du hast eine kleine Solaranlage,
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einen kleinen Speicher und da kannst du auch netzdienlich sein.
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Das heißt, die vielen kleinen Speicher könnten dann rumbekommen,
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die könnten sagen, okay, die erkennen das, die wissen ja, der Preis ist günstig,
0:45:42–0:45:44
also lade ich meinen kleinen Speicher jetzt voll.
0:45:45–0:45:49
Und wenn es nur zwei Kilowattstunden sind und dann nutze ich den Strom selbst
0:45:49–0:45:51
oder ich kann ihn auch wieder rausgeben, gegebenenfalls.
0:45:52–0:45:58
Und das kannst du halt auch mit einer sogenannten Smart Meter Light Variante realisieren.
0:45:58–0:46:02
Und das ist auch irgendwas, was in deinem Haushalt passiert.
0:46:02–0:46:03
Du brauchst da keine Überwachung.
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Bei den kleinen Geräten braucht nicht der Energieversorger auf deinen kleinen
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2 Kilowattstunden Speicher zugreifen. Das macht überhaupt gar keinen Sinn.
0:46:12–0:46:16
Und momentan wird das halt alles in einen Topf geworfen. Bei den großen Speichern
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ist das klar, auch bei großen Verbrauchern.
0:46:19–0:46:23
Wenn du eine große Wärmepumpe hast oder so und es ist gerade Stromknappheit,
0:46:23–0:46:28
dann musst Du musst einfach von außen sagen können, wir geben dir gerade mal
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keinen Strom für ein paar Stunden, weil er knapp ist, aber danach kannst du ihn wieder haben.
0:46:32–0:46:35
Das lässt sich auch gut umsetzen. Du hast einen Pufferspeicher,
0:46:35–0:46:39
dann wird der ein bisschen stärker entleert und dann kriegst du wieder Strom.
0:46:39–0:46:42
Das lässt sich alles relativ gut regeln.
0:46:43–0:46:47
Aber das ist halt auch wirklich ein Prozess, das ist ein Aushandlungsprozess.
0:46:48–0:46:53
Und es geht nicht nur darum, da auszuhandeln und zu verhandeln,
0:46:53–0:46:54
sondern erstmal aufzuklären.
0:46:55–0:46:58
Manche Leute, da brauchst du echt so, ja, letzten Endes so Institutionen wie
0:46:58–0:47:02
wir, die dann Bildungsarbeit machen und sagen, okay, wir können das relativ
0:47:02–0:47:04
anschaulich erklären, worum es geht.
Florian Clauß
0:47:04–0:47:09
Dieses Grundwissen fehlt teilweise bei den Politikern, die dann darüber entscheiden.
Rolf Behringer
0:47:09–0:47:14
Das sage ich jetzt ohne Vorwurf, weil man kann ja auch nicht alles wissen. Das ist schon okay.
Florian Clauß
0:47:14–0:47:17
Ja gut, aber diejenigen, die die Entscheidung treffen sollten, sollten zumindest...
Rolf Behringer
0:47:17–0:47:19
Die sollten wissen oder die sollten jemand haben, der es weiß.
0:47:20–0:47:21
Und das ist ja auch möglich.
0:47:21–0:47:26
Es gibt ja viele Politikberater, es gibt viele sehr, sehr fitte Menschen hier in unserem Land.
0:47:27–0:47:31
Leider höre ich immer wieder von denen, ich habe echt keinen Bock auf Politik.
0:47:32–0:47:38
Aber andererseits müsste das so sein. Wir müssen eigentlich die fitten Menschen,
0:47:38–0:47:42
die wirklich das ganze System durchdringen und auch Erfahrung haben,
0:47:42–0:47:45
Die müssten unbedingt gehört werden.
Florian Clauß
0:47:45–0:47:46
Ja.
Rolf Behringer
0:47:46–0:47:46
Naja.
Florian Clauß
0:47:47–0:47:54
Ja, also man kann nur darauf hoffen, dass quasi die Schwungmasse für Erneuerbare
0:47:54–0:47:57
so weit angefahren ist, dass das Rad nicht mehr zu stoppen ist.
0:47:57–0:48:01
Und dass dann halt letztendlich diejenigen, die jetzt da noch nicht viel verstanden
0:48:01–0:48:04
haben, dass die dann so mitgerissen werden.
Rolf Behringer
0:48:04–0:48:04
Ja, richtig.
Florian Clauß
0:48:04–0:48:09
Weil da einfach nichts mehr... Ja, ich denke, wenn du dir den europäischen Markt
0:48:09–0:48:13
anguckst, Es gibt ja dann in verschiedenen europäischen Ländern unterschiedliche Strategien.
0:48:14–0:48:19
Also aus den Franzosen kriegst du das Atom nicht raus. Die müssen alles mit Atom machen.
0:48:19–0:48:25
Ja, es ist halt so. Aber es gibt auch da Strategien, wie man eine Erneuerbahn benutzen kann.
0:48:26–0:48:27
Wir sind jetzt wieder hier an
0:48:27–0:48:31
so einer... Die Gebäude sind alle so in den letzten 20 Jahren entstanden.
0:48:31–0:48:36
Das ist auch relativ neu und ist auch eine schöne Bauweise, muss ich sagen.
0:48:37–0:48:39
Und man sieht dann kein Haus ohne Solar.
Rolf Behringer
0:48:41–0:48:43
Ja, und der Witz ist ja eben oben, du siehst ja auf dem Dach,
0:48:43–0:48:48
ist eine große Solarlage drauf und jetzt haben die alle noch nachgerüstet mit
0:48:48–0:48:49
Steckersolar am Balkon.
Florian Clauß
0:48:49–0:48:54
Wie siehst du das mit Thermie, Solarthermie, dass man auch da den Platz,
0:48:54–0:48:57
weil das konkurriert ja dann quasi mit der PV-Einhalte.
Rolf Behringer
0:48:57–0:49:01
Ja, ja, ja. Da ist es total wichtig. Also da gibt es dann halt auch so Aussagen
0:49:01–0:49:03
wie, Thermie ist tot, brauchen wir nicht mehr.
Florian Clauß
0:49:03–0:49:04
Ja.
Rolf Behringer
0:49:04–0:49:08
Und da wäre ich vorsichtig. Also ich tatsächlich bei Häusern,
0:49:10–0:49:13
die auch noch einigermaßen gut gedämmt sind, ich weiß nicht,
0:49:13–0:49:18
ob es eine Rolle spielt, aber da denke ich schon, dass es gut ist,
0:49:18–0:49:22
die gesamte Fläche für Photovoltaik zu nutzen und dann mit einer Wärmepumpe zu arbeiten.
0:49:23–0:49:26
Jetzt sagt jemand, ah nee, aber die Solaranthermie ist viel effizienter.
0:49:26–0:49:28
Und das stimmt natürlich, der Wirkungsgrad von dem Kollektor,
0:49:29–0:49:34
der liegt bei locker 80 Prozent Umwandlung von Sonnenlicht in Wärme.
0:49:35–0:49:37
Und bei einer Wärmepumpe hast du halt Photovoltaik.
0:49:38–0:49:43
Da hast du einen Gesamtwirkungsgrad von 15 oder so Prozent.
Florian Clauß
0:49:44–0:49:45
Über das Jahr dann?
Rolf Behringer
0:49:45–0:49:51
Ja genau, über einen gewissen Zeitraum. Ich sage jetzt halt eben Systemwirkungsgrad,
0:49:51–0:49:53
das ist auch immer wichtig zu unterscheiden.
0:49:53–0:49:56
Natürlich kann man sagen, ein Solarmodul bei mir steht drauf 23 Prozent.
0:49:58–0:50:02
Aber du hast ja dann sowieso nicht immer die 23 Prozent.
0:50:02–0:50:06
Und dann hast du einen Wechselrichter, der einen Verlust hat.
0:50:06–0:50:08
Dann hast du vielleicht noch eine Batterie dazwischen, die Verluste macht und
0:50:08–0:50:11
so weiter. Ja, da summieren sich dann die Verluste.
Florian Clauß
0:50:11–0:50:11
Ja.
Rolf Behringer
0:50:12–0:50:14
Ist schon auch wichtig, da realistisch zu sein.
Florian Clauß
0:50:15–0:50:15
Verstehe.
Rolf Behringer
0:50:15–0:50:16
Genau, aber,
0:50:18–0:50:23
Bei Solarthermie, das wissen die, die eine Anlage haben, die haben manchmal
0:50:23–0:50:24
Sorge, wenn sie in den Urlaub fahren.
0:50:25–0:50:34
Das ist die Zeit, wo die Sonne am längsten da ist, also sehr lange Tage und
0:50:34–0:50:36
auch viel Solar ertragt.
0:50:36–0:50:40
Du brauchst aber gar keine Wärme, weil du bist ja gar nicht da.
0:50:40–0:50:42
Selbst wenn du da bist, willst du nur duschen und Hände waschen,
0:50:43–0:50:44
brauchst du auch keine Heizung.
Florian Clauß
0:50:44–0:50:44
Ja, voll.
Rolf Behringer
0:50:45–0:50:50
Ja, das heißt, du hast zwar einen super Wirkungsgrad, brauchst du aber die ganze Wärme gar nicht.
0:50:50–0:50:55
Und bei einer Wärmepumpe kannst du halt einfach ganz gezielt deinen Speicher
0:50:55–0:51:00
aufheizen mit so viel Wärmeenergie, wie du benötigst und dann ist gut.
Florian Clauß
0:51:00–0:51:04
Ja, du hast halt eine Abstraktionsschicht dazwischen. Bei einer Thermie ist
0:51:04–0:51:08
es halt eins zu eins, wird durchgereicht, dann wird nichts reguliert, wo technisch.
0:51:09–0:51:11
Ja, wenn du dann halt eine Schicht hast, die dann halt Software und so weiter
0:51:11–0:51:16
und Management steuern kann, dann hast du sowas, was du dann halt viel gezielter einsetzen kannst.
0:51:16–0:51:21
Das war auch das erste Mal, wo ich dann tatsächlich so Solar-Termin,
0:51:21–0:51:25
wo ich dann so ein Aha-Erlebnis hatte, dass so Solar funktioniert,
0:51:26–0:51:31
war in den 80ern, Ende 80ern, als ich mit Stuhlfahrt in Jerusalem war.
0:51:32–0:51:38
Und die Altstadt von Jerusalem, dann überall, also das arabische Viertel,
0:51:38–0:51:42
überall mit diesem Termin und dann teilweise selbst gebaut.
0:51:42–0:51:45
Und dann dachte ich so, wow, was ist das? Was haben die denn hier?
Rolf Behringer
0:51:45–0:51:48
Ganz kurze Klammer, hier ist gerade so ein Ziehharmonika-Bus,
0:51:48–0:51:52
ein recht großer, der ist elektrisch betrieben.
Florian Clauß
0:51:52–0:51:54
Ah ja, und wie machen die das?
Rolf Behringer
0:51:55–0:51:58
Da oben, wenn ihr jetzt wegfällt, wirst du es sehen, oben haben die so einen
0:51:58–0:52:03
Verbindungsarm und da fahren die dann halt immer wieder mal zum Laden.
Florian Clauß
0:52:04–0:52:08
Also wenn dann eine Straßenbahntrasse kommt, können die das nicht? Das machen die nicht.
Rolf Behringer
0:52:09–0:52:11
Soviel ich weiß. Die haben eigene Ladestationen.
Florian Clauß
0:52:11–0:52:12
Eigene Ladestationen, ja super.
0:52:13–0:52:19
Also hier ist es auch immer so die Frage von Wasserstoffanträgen.
Rolf Behringer
0:52:19–0:52:19
Genau.
Florian Clauß
0:52:19–0:52:23
Das ist ja auch immer so ein Modul, was wahrscheinlich durchaus sinnvoll ist,
0:52:23–0:52:28
wenn du halt extreme Lasten hast, kannst du das halt irgendwie auch in die Elektrolyse
0:52:28–0:52:30
stecken und hast dann Wasserstoff.
0:52:30–0:52:35
Aber es ist immer noch so, hat noch so ein Halbschatten-Dasein, sage ich mal.
Rolf Behringer
0:52:35–0:52:40
Ja, genau. Also ich hatte früher argumentiert, wenn es um Wasserstoff ging,
0:52:40–0:52:44
habe ich gesagt, also bei Pkw ist es kein Thema.
0:52:45–0:52:49
Ja, da ist einfach das Elektrische und der Akku ist ganz klar im Vorteil.
0:52:51–0:52:54
Bewahrheitet sich jetzt auch. Ja, sehen wir ja auch zu Hunderttausenden.
0:52:55–0:52:58
Und dann habe ich gedacht, ja, aber wo wir denn Wasserstoff sehen werden,
0:52:58–0:53:00
ist wahrscheinlich bei Lkw und Bussen.
Florian Clauß
0:53:00–0:53:01
Genau, das kenne ich auch noch.
Rolf Behringer
0:53:01–0:53:06
Genau. Und was jetzt aber kommt, ist, du siehst jetzt immer mehr Busse und auch LKWs.
0:53:06–0:53:11
Also es gibt so einen YouTuber, das ist ein Elektro-LKW-Fahrer.
0:53:11–0:53:15
Das ist völlig abgefahren, da gucke ich manchmal rein, weil mich das interessiert.
0:53:15–0:53:18
Der spricht über seinen Alltag mit dem Elektro-LKW.
0:53:18–0:53:21
Und dann siehst du halt auch, boah, das ist ja echt unfassbar.
0:53:22–0:53:25
Da passieren jetzt Dinge, die ich einfach überhaupt nicht erwartet hätte.
0:53:26–0:53:30
Dass jetzt auch die großen Fahrzeuge da so unterwegs sind.
0:53:30–0:53:34
Und naja, das weiß ich jetzt nicht genau, wie das weitergeht.
0:53:34–0:53:37
Natürlich gibt es da vielleicht auch noch einen Wettbewerb oder eine Konkurrenz
0:53:37–0:53:40
und es gibt ja auch Sachen, die können parallel existieren.
0:53:40–0:53:42
Das finde ich immer sehr, sehr wichtig.
0:53:43–0:53:49
Also da ist ja auf eine Art das Wort Technologieoffenheit tatsächlich auch wahr. Ja, das stimmt.
0:53:50–0:53:53
Ich meine, das kann man missbrauchen, das Wort, natürlich.
0:53:53–0:53:58
Und das finde ich, das machen manche. Wenn es darum geht,
0:53:58–0:54:04
zum Beispiel eine Wasserstoffinitiative wirklich durchzudrücken politisch und
0:54:04–0:54:11
richtig viel Geld zu investieren in eine Technologie, die aber schon seit 40 Jahren oder 50 Jahren,
0:54:12–0:54:18
schon richtig viel Geld verschlungen hat und ich weiß es noch vor 30 Jahren,
0:54:18–0:54:22
hieß es ja in 10 Jahren ungefähr, da hat jeder so einen Würfel im Keller stehen
0:54:22–0:54:23
und das ist dann Wasserstoff.
0:54:23–0:54:26
Das ist wirklich schon super lange her und wir sind noch weit davon entfernt.
0:54:27–0:54:33
Und es ist halt auch klar, Physik, Wirkungsgrad, Leistung, du hast halt einfach
0:54:33–0:54:36
auch einen ordentlichen Verlust bei der Umwandlung.
0:54:37–0:54:39
Und das heißt, Wasserstoff können wir uns erst dann leisten,
0:54:39–0:54:42
wenn wir viel zu viel Erneuerbare im Netz haben.
0:54:42–0:54:47
Dann macht es wiederum Sinn, dass wir sagen, wenn wir das sowieso im Überfluss
0:54:47–0:54:51
haben, dann können wir natürlich auch Wasserstoff machen, weil Wasserstoff hat
0:54:51–0:54:53
wiederum diverse Vorteile.
0:54:53–0:54:56
Nur wirtschaftlich kann man das momentan einfach noch nicht denken.
Florian Clauß
0:54:56–0:55:00
Aber wenn die Entwicklung mit den erneuerbaren Energien so weitergeht,
0:55:00–0:55:02
dann ist es ja durchaus eine Möglichkeit.
0:55:02–0:55:06
Dann hast du ja dieses Feld, wo du wieder abschöpfen kannst.
Rolf Behringer
0:55:06–0:55:06
Ja, ganz genau.
Florian Clauß
0:55:07–0:55:13
Dann wieder in Kryptowährungen investieren. Nein, nein, das darf man nicht machen.
0:55:13–0:55:15
Das ist auch nicht nachhaltig.
0:55:15–0:55:17
Kein Tipp zum Nachmachen.
Rolf Behringer
0:55:17–0:55:21
Für mich ist es schon ein bisschen schwierig. Meine Kryptowährung hat ja auch
0:55:21–0:55:25
so ein bisschen was underground-mäßiges. Und was, wie soll ich sagen?
Florian Clauß
0:55:26–0:55:26
Libertäres.
Rolf Behringer
0:55:26–0:55:30
Ja, aus innovativ oder was auch immer.
0:55:30–0:55:35
Aber ich weiß einfach, wie viel Energie da verballert wird. Das tut mir so weh.
Florian Clauß
0:55:35–0:55:40
Das geht halt gar nicht. Und ich meine auch da, wo Kryptowährung eingesetzt
0:55:40–0:55:45
werden kann, es ist halt 90 bis 95 Prozent ist halt Ransomware,
0:55:46–0:55:49
irgendwelche Waffenhandel oder es ist alles illegal.
0:55:50–0:55:55
Also ich meine, es hat irgendwie genauso wie Blockchain, alle haben davon geredet
0:55:55–0:55:58
und alle wollten es irgendwie nutzbar machen, aber es hat nichts gebracht.
0:55:58–0:56:03
Und jetzt, ein Gegenbeispiel ist eben PV, wo sich das halt wirklich so in die
0:56:03–0:56:05
Bevölkerung, in die Fläche eingetreten hat.
0:56:06–0:56:11
Und das ist ein bisschen wie so ein Drumcomputer, wo du erzählt hast,
0:56:11–0:56:15
dass jetzt auf einmal so Formen entstehen, die man vorher überhaupt nicht für möglich gehalten hat.
0:56:16–0:56:19
Ein Drumcomputer, der erst mal nur den Drummer ersetzen wollte und auf einmal
0:56:19–0:56:22
sind dann ganz viele neue Musikströmungen daraus entstanden.
0:56:22–0:56:28
Ja, es ist halt so, jetzt auf einmal können wir mit PV, können wir mit Omnibus fahren.
Rolf Behringer
0:56:28–0:56:29
Ja, ein schönes Bild, ja.
Florian Clauß
0:56:29–0:56:33
Und wenn die Technologie erstmal da ist und im Markt verbreitet,
0:56:33–0:56:36
dann passieren halt Sachen. Und das ist diese Technologieoffenheit.
0:56:36–0:56:40
Wasserstoff ist natürlich immer irgendwie noch, das kannst du nicht alleine
0:56:40–0:56:41
in deinem Haushalt machen.
0:56:41–0:56:46
Einfach die Gefahrenauflagen sind zu hoch mit Wasserstoff, dass jeder seinen
0:56:46–0:56:48
kleinen Wasserstoff-Kubus hat.
0:56:49–0:56:54
Das will man nicht unbedingt haben. Du hast ja überall Module bei dir rumstehen,
0:56:54–0:56:59
eben auch in den Seminarraum standen wieder ganz viele Module.
0:56:59–0:57:04
Das ist ja irgendwie da verfügbar und man kann es ja dann auch nach einem Lebenszyklus
0:57:04–0:57:11
auf dem Dach noch weiterverwerten für pädagogische oder für Bastelprojekte.
Rolf Behringer
0:57:11–0:57:12
Ja, genau.
0:57:13–0:57:16
Ja, und der Recyclinganteil wird ja auch immer höher und optimierter.
0:57:16–0:57:20
Ja, also da gibt es ja auch immer die Diskussion, früher hieß es ja,
0:57:20–0:57:25
die Solarmodule sind Sondermüll und so weiter, aber das ist überhaupt gar nicht
0:57:25–0:57:26
der Fall, also bei den Standardmodulen.
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Dann lässt sich das jetzt auch immer besser recyceln. Problem war,
0:57:31–0:57:36
neulich war ich bei so einem Vortrag dabei, da hat so eine Recycling-PV,
0:57:36–0:57:40
eine Modulrecyclingfirma berichtet, dass es für die jetzt erst interessant wird,
0:57:40–0:57:42
weil jetzt kommen genügend Module.
0:57:42–0:57:45
Also die müssen halt auch eine bestimmte Menge haben, um zu recyceln.
Florian Clauß
0:57:45–0:57:47
Also eine kritische Masse, dass du dann irgendwie anfängst.
Rolf Behringer
0:57:47–0:57:52
Und deshalb können die jetzt halt auch wirtschaftlich sinnvoll Solarmodule recyceln.
Florian Clauß
0:57:53–0:57:53
Ja, super.
Rolf Behringer
0:57:53–0:57:56
Und ähnlich verhält es sich mit den Batterien, die Akkus.
0:57:57–0:58:03
Da ist auch ein relativ hoher Recyclinggrad möglich, aber auch da brauchst du
0:58:03–0:58:04
halt auch eine gewisse Menge.
0:58:04–0:58:09
Und das kommt jetzt natürlich alles. und dann Stichwort Stoffkreislauf,
0:58:09–0:58:14
wenn einfach dann wieder aus den vielen Batterien, die irgendwann mal dann in
0:58:14–0:58:15
den Recyclingprozess gehen,
0:58:16–0:58:24
sagen wir mal, ich sag 80 bis 90 Prozent recycelt werden kann und in den Stoffkreislauf zurückkommt,
0:58:25–0:58:27
naja, dann sind wir irgendwie ganz anders unterwegs.
0:58:27–0:58:32
Und das lässt sich dann einfach überhaupt nicht mehr vergleichen mit der fossilen Energiewirtschaft.
Florian Clauß
0:58:32–0:58:33
Absolut.
Rolf Behringer
0:58:33–0:58:36
Ja, wenn du da überlegst, was wir da für Schäden angerichtet haben und noch
0:58:36–0:58:40
weiter anrichten werden, da ist einfach der Unterschied ist so gravierend.
0:58:41–0:58:45
Dass das, glaube ich, jeder und jede erkennen kann.
0:58:46–0:58:48
Und da brauchst du nicht grün oder öko sein oder sonst irgendwas,
0:58:49–0:58:52
sondern einfach nur deinen Verstand einsetzen.
Florian Clauß
0:58:52–0:58:55
Ja, ich glaube auch, da ist es wieder so, der Markt regelt das,
0:58:55–0:58:57
was lange irgendwie so ein FTP-Spruch war.
0:58:57–0:59:00
Aber in dem Bereich finde ich das ja absolut nachvollziehbar,
0:59:00–0:59:05
wo sich auch so kleine Startups mit Ideen durchsetzen können, weil es halt,
0:59:05–0:59:09
ich sage mal jetzt Low-Tech in Anführungsstrichen, Aber du kannst halt mit den
0:59:09–0:59:13
Komponenten, kannst halt das, was dann hinten rausfällt, kannst du da sicher
0:59:13–0:59:15
noch irgendwelche Ideen dann entwickeln,
0:59:15–0:59:20
die du irgendwie später dann halt verwerten kannst und wo dann halt Sachen entstehen,
0:59:20–0:59:22
die du vorher überhaupt nicht gedacht hast, die entstehen können.
Rolf Behringer
0:59:22–0:59:28
Das ist ja auch der Punkt, der ja zum Teil vergessen wird, dass ja auch viele
0:59:28–0:59:30
Sachen noch gar nicht existieren.
0:59:30–0:59:33
Also wir können natürlich nicht in die Glaskugel schauen und sagen,
0:59:34–0:59:37
naja, die Lösung, die wird sicher noch kommen oder so.
0:59:37–0:59:41
Aber es werden Sachen entstehen und weiterentwickelt werden,
0:59:41–0:59:42
von denen wir heute noch nichts wissen.
0:59:43–0:59:47
Die aber einfach zur besseren Lösung beitragen werden. Das ist ganz klar,
0:59:47–0:59:49
das hat sich ja auch ein Stück weit gezeigt.
Florian Clauß
0:59:50–0:59:54
Ja, das ist für mich, also ich muss noch mal als Beispiel, haben wir ja schon ein paar Mal erwähnt,
0:59:55–0:59:58
dann jetzt für Lastspitzen die Elektroautos zu nehmen.
0:59:59–1:00:01
Als ich das erste Mal davon gehört habe, ich weiß nicht, das war vor drei,
1:00:02–1:00:05
vier, fünf Jahren, war das für mich ein totales Aha-Erlebnis.
1:00:06–1:00:11
Also wir bauen Erneuerbare auf, die sind natürlich saisonal und so weiter gekoppelt
1:00:11–1:00:14
und es gibt bestimmte Zeiten, wo wir das dann halt speichern und wir haben eine
1:00:14–1:00:16
Möglichkeit durch die Elektroautos.
1:00:17–1:00:20
Klar, vorher weiß ich nicht, ob man das sich ausgedacht hat,
1:00:20–1:00:25
aber das fand ich halt so, das hat sich gefügt. Das absolut Sinn macht.
Rolf Behringer
1:00:25–1:00:30
Und der Gedanke war sicher nicht da, als jemand angefangen hat sich ein Elektroauto auszudenken.
1:00:30–1:00:35
Das war einfach technisch überhaupt nicht denkbar und die Akkus waren klein und so.
1:00:35–1:00:40
Es gab ja auch schon mal so eine erste Phase, also eine zweite Phase muss man sagen.
1:00:40–1:00:44
Die allerersten Autos waren ja Elektroautos und dann sind die ganz schnell verdrängt
1:00:44–1:00:48
worden aufgrund von der Energiedichte der fossilen Energien.
1:00:48–1:00:49
Ganz klar, nachvollziehbar.
1:00:50–1:00:52
Und dann gab es so in den,
1:00:53–1:00:58
Was waren das? 90er, 80er, 90er Jahre? Da gab es zum Beispiel ein Elektroauto
1:00:58–1:01:00
Hotzenblitz, das war total interessant.
1:01:00–1:01:07
Hat auch funktioniert, aber die Akkutechnik war bei weitem nicht so weit. Oder der City L.
1:01:07–1:01:11
Das sind so ein paar Elektroautos, die viele würden sagen, das sind ja keine
1:01:11–1:01:13
Autos, sind viel zu klein und so.
1:01:13–1:01:17
Und die sind aber eigentlich wieder verschwunden, bis auf ein paar Liebhaber-Geschichten.
1:01:17–1:01:20
Also der erste Versuch mit den Elektroautos hat gar nicht funktioniert.
1:01:21–1:01:27
Und jetzt, 30 Jahre später oder was ungefähr, kommen plötzlich dann Autos,
1:01:27–1:01:31
wo du denkst, das ist ja total übertrieben. Also so groß müssen sie jetzt auch nicht sein.
1:01:31–1:01:36
Und das funktioniert dann aber jetzt plötzlich mit der neuen Akkutechnik.
1:01:36–1:01:41
Und plötzlich versteht man halt auch, dass die Effizienz von einem Elektromotor,
1:01:41–1:01:46
einem Diesel- oder einem Verbrennermotor allgemein, total überlegen ist.
Florian Clauß
1:01:46–1:01:51
Ja, und dann kommt halt diese Masse auch wieder an Autos auf den Markt,
1:01:51–1:01:55
wo du dann halt genau solche Sachen, dass du so viel Speicherkapazität dann
1:01:55–1:01:56
halt entstehen kannst erstmal.
Rolf Behringer
1:01:56–1:01:57
Ja, genau.
Florian Clauß
1:01:57–1:02:01
Also es ist dann wieder so eine andere Masse und wenn eine Masse da ist auf
1:02:01–1:02:05
dem Markt, dann gibt es halt wieder so innovative Ideen, die das weiterverwerten können.
Rolf Behringer
1:02:05–1:02:12
Also auch die Tatsache, dass zum Beispiel, wenn eine Autobatterie bei 70 Prozent
1:02:12–1:02:16
der ursprünglichen Speicherkapazität ankommt, dann möchte man die eventuell
1:02:16–1:02:19
austauschen. Gerade wenn die Akkus klein sind.
1:02:20–1:02:25
Dann ist der Akku aber immer noch nicht kaputt, sondern er kann als stationärer
1:02:25–1:02:27
Speicher irgendwo anders weitermachen.
1:02:27–1:02:30
Ja, das ist ja auch die Second Life Idee.
1:02:31–1:02:35
Und auch das kam ja auch später dazu, als man verstanden hat,
1:02:37–1:02:41
das ist ja immer noch, wenn überleg dir, du hast eine 50 oder 60 Kilowattstunden
1:02:41–1:02:44
Akku und der kann nur noch 70 Prozent speichern.
1:02:44–1:02:48
Ja, das ist immer noch viel mehr als mein Speicher, der ich jetzt im Keller
1:02:48–1:02:55
habe. Also von daher wäre ich sofort dankbar, meinen Speicher zu erweitern mit
1:02:55–1:02:57
einer älteren Autobatterie.
Florian Clauß
1:02:58–1:03:02
Wir laufen jetzt über den Zubringer oder was ist das hier?
Rolf Behringer
1:03:03–1:03:07
Ja genau, das ist so, der kommt aus dem Süden und da fahre ich morgens immer
1:03:07–1:03:10
zur Arbeit in die Richtung.
1:03:11–1:03:13
Und dann stauen sich hier immer die Autos.
Florian Clauß
1:03:14–1:03:16
Und du bist nicht einer davon. Genau.
Rolf Behringer
1:03:17–1:03:20
Ich freue mich dann über die Erfindung des Fahrrads.
Florian Clauß
1:03:20–1:03:28
Also das eine ist halt, wir sehen so langsam, dass sich diese Zukunft,
1:03:30–1:03:34
eben emissionsfrei in der Energiewirtschaft zu sein, dass sich das nach und
1:03:34–1:03:36
nach dann auch so jetzt bewahrheitet.
1:03:36–1:03:42
Auf der anderen Seite wissen wir, dass wir den Verbrauch oder ich sag mal,
1:03:42–1:03:46
unsere Gewohnheiten auch ändern müssen, um die Welt zu retten.
1:03:47–1:03:52
Was denkst du, Rolf, jetzt, wenn wir das, jetzt fühlt sich das ja alles so an,
1:03:52–1:03:57
weißt du, das Elektroauto, in welchen Dimensionen auch immer, das löst ja.
1:03:58–1:04:02
Wir müssen ja nicht mehr so viel aus der Komfortzone raus, ja,
1:04:02–1:04:07
es gibt das halt alles, auch die Elektroautos wurden ja viel zu groß gebaut jetzt,
1:04:08–1:04:14
ne, und irgendwie muss die wahrscheinlich was hermachen, so wie halt das vegane
1:04:14–1:04:18
Essen ganz viel Burger und Gyro simuliert hat, um zu sagen, hey,
1:04:18–1:04:21
ich bin das Richtige, ich bin richtig würzig, ne,
1:04:22–1:04:26
so eine Elektroauto, Ich bin der richtige SUV, um sich dann halt irgendwie so
1:04:26–1:04:30
von deinen alten fossilen Vorgängern dann halt absetzen zu können.
1:04:31–1:04:33
Aber um halt auch Akzeptanz zu
1:04:33–1:04:36
kriegen. Die Frage ist, müssen wir unser Verhalten überhaupt noch ändern?
1:04:36–1:04:40
Oder regelt das der Lache? Ich meine, das ist immer so eine Frage von,
1:04:40–1:04:42
wie viel kann ich im Jahr fliegen?
1:04:43–1:04:47
Ich habe es jetzt auch wieder so am eigenen Leib erfahren.
1:04:48–1:04:52
Wir sind nach Portugal und der Deal ist immer eine Strecke fliegen.
1:04:52–1:04:55
Und die andere Strecke mit Zug zurück.
1:04:55–1:05:01
Auf dem Rückweg planen wir fünf bis sechs Tage ein, verbinden das auch mit Städte,
1:05:01–1:05:02
Besichtigung und so weiter.
1:05:03–1:05:07
Macht alles Spaß, aber ist es halt vielfach teurer als Fliegen.
1:05:08–1:05:11
Und die Frage ist, wenn ich jetzt aktiv aufs Fliegen verzichte.
1:05:12–1:05:17
Tue ich mit meinem Verhalten, mit meinem Konsumverhalten, tue ich da irgendwas
1:05:17–1:05:22
wirtschaftlich zur besseren Welt beitragen?
1:05:22–1:05:27
Oder muss man da nicht doch auf den Markt und die Politik vertrauen,
1:05:27–1:05:31
wie sich das jetzt in dem Feld der PV schon so ein bisschen abgezeichnet hat?
Rolf Behringer
1:05:32–1:05:33
Naja, wie...
Florian Clauß
1:05:33–1:05:37
Also Politik stelle ich mir aber jetzt, wie wir es gerade so ein bisschen rausgearbeitet haben.
Rolf Behringer
1:05:38–1:05:45
Aber da wieder wie sonst auch. Also es gibt halt für mich nicht die eine oder
1:05:45–1:05:47
die andere Geschichte, sondern beides ist wichtig.
1:05:48–1:05:54
Und wir haben ja gesehen, die ganze Entstehung mit dem Steckersolarsystem,
1:05:54–1:06:00
die Bewegung, die ist entstanden von unten.
1:06:00–1:06:03
Das war wirklich so eine Grassroots-Bewegung.
1:06:04–1:06:06
Und dann ist die Politik nachgezogen.
1:06:07–1:06:12
Und wir hatten diverse, du hast auch diverse Beispiele gebracht,
1:06:12–1:06:14
wo die Masse es dann ausmacht.
1:06:14–1:06:18
Und du sagst, ja, wenn es so und so viele im Markt sind und da ist es halt genauso.
1:06:18–1:06:22
Nur ist es halt nicht der Markt, sondern vielleicht der Antimarkt,
1:06:22–1:06:24
wenn du keine Flugtickets kaufst.
1:06:24–1:06:28
Ja, du sagst, du entscheidest dich dafür, es nicht zu tun.
1:06:28–1:06:31
Aber wenn das halt Millionen machen, dann hat das halt auch eine Wirkung.
1:06:31–1:06:35
Also von daher finde ich schon, dass wir uns dessen bewusst sein sollten,
1:06:35–1:06:37
dass es doch sinnvoll ist.
1:06:37–1:06:40
Weniger zu fliegen. Wollte dich gerade fragen, ob denn das Ergebnis dann ist,
1:06:40–1:06:43
dass du dann halt zweimal nach Portugal gehst statt einmal.
1:06:44–1:06:48
Das ist ja dann der bekannte Rebound-Effekt. Dann hat es halt auch nicht viel geholfen.
1:06:49–1:06:54
Aber klar, ich denke, die ursprüngliche Frage war ja, können wir einfach in
1:06:54–1:06:55
unserer Komfortzone bleiben?
1:06:57–1:06:59
Naja, und das ist die Frage, was ist Komfort? Also ich glaube nicht,
1:07:00–1:07:05
dass es so weitergeht. Wir können nicht so weitermachen, weil der Ressourcenverbrauch
1:07:05–1:07:10
und der Materialumsatz ist einfach zu hoch auf unserem Planeten.
1:07:11–1:07:14
Und deshalb müssen wir gucken, wie wir das machen.
1:07:14–1:07:18
Und das hat dann letzten Endes, und das ist wieder, sagen wir mal,
1:07:18–1:07:22
ein wichtiges, aber unangenehmes Thema, und da kriegen manche ja auch gleich
1:07:22–1:07:25
einen roten Kopf, ist halt die Frage der sozialen Gerechtigkeit.
1:07:26–1:07:30
Also wie ist es denn verteilt?
1:07:30–1:07:35
Wie sind denn die Mittel, die Möglichkeiten und die Chancen auf unserem Planeten
1:07:35–1:07:37
verteilt oder auch in unserer Gesellschaft?
1:07:37–1:07:41
Das ist, glaube ich, ein ganz, ganz wichtiges Thema, das bei uns ansteht.
1:07:41–1:07:46
Weil die Schere zwischen Reich und Arm, das höre ich auch schon seit 30 Jahren, wird immer größer.
1:07:46–1:07:51
Und es ist so, ich weiß nicht, ob der Markt oder irgendeine Dynamik,
1:07:51–1:07:53
glaube ich, wird das auch regulieren.
Florian Clauß
1:07:54–1:07:58
Ja, aber gleichzeitig sehen wir da so eine Verdichtung, dass natürlich,
1:07:58–1:08:03
wenn du dir jetzt die großen Social-Media-Konzerne anguckst,
1:08:03–1:08:09
wo sich das total aggregiert und gerade in die Hände von Tech-Milliardären fällt,
1:08:09–1:08:11
und die dann eine Macht bekommen,
1:08:13–1:08:19
die dann halt auch wieder ein Verhalten beeinflussen kann, dass es ja genau
1:08:19–1:08:20
der gegenteilige Effekt ist.
1:08:20–1:08:25
Und das heißt, da ist nicht irgendwie einer von vielen, sondern einer regiert viele.
1:08:26–1:08:33
Und das ist wirklich so in Person. Wenn Elon Musk dann seiner KI bestimmte Sachen
1:08:33–1:08:37
beibringt, die er gerne haben möchte, weil das seinem Weltbild entspricht und
1:08:37–1:08:39
davon Milliarden dann halt betroffen sind,
1:08:40–1:08:45
dann hast du eine Eins-zu-Milliarden-Beziehung, die völlig krank ist.
Rolf Behringer
1:08:45–1:08:47
Ja, absolut.
Florian Clauß
1:08:47–1:08:52
Wie will man da ran? Ja, also da ist die Frage der Machtverteilung,
1:08:52–1:08:58
um das irgendwie auflösen zu können, da fühlt man sich ja machtlos.
Rolf Behringer
1:08:58–1:09:04
Ja, ja, genau. Ja, das ist dann natürlich nochmal ein komplett neues Fass, was du aufmachst.
1:09:04–1:09:06
Und zwar ein Riesenfass mit den
1:09:06–1:09:12
Tech-Milliardären und mit der Beeinflussungsmöglichkeit, die sie haben.
1:09:12–1:09:15
Das ist ja Wahnsinn, wie du gerade beschrieben hast.
Florian Clauß
1:09:15–1:09:21
Ja, und wenn jetzt auch noch TikTok von dem einen Milliardär da in Amerika gekauft
1:09:21–1:09:29
wird, dann hast du ja quasi dann eine ganze Konzentration der sozialen Medien aufgestellt.
1:09:30–1:09:33
Auf ein paar Personen. Das finde ich halt so absurd.
1:09:34–1:09:38
Und das ist halt auch wirklich eine weltweite Verbreitung von diesen Medien.
1:09:38–1:09:44
Also wie viele TikTok benutzen, wie viele Instagram, wie viele Twitter nehmen und so bei X.
1:09:44–1:09:48
Und die Meinungsmacht ist halt enorm. Und wie sich das auswirkt,
1:09:49–1:09:54
wie die Algorithmen wirken und wie jetzt auch nachkommende Generationen da rangezogen
1:09:54–1:09:55
werden, das zu benutzen.
1:09:56–1:09:58
Da werde ich so wieder so ein bisschen dystopisch.
Rolf Behringer
1:09:58–1:09:58
Ja.
Florian Clauß
1:09:58–1:09:59
In dem Beispiel.
Rolf Behringer
1:09:59–1:10:00
Ja, da bin ich ganz bei dir.
Florian Clauß
1:10:01–1:10:05
Weiß ich auch nicht, wie kriegen wir das gefixt? Und da rennt quasi die Welt
1:10:05–1:10:07
so ein bisschen in den Abgrund rein.
1:10:07–1:10:12
Auf der anderen Seite haben wir ja auch Beispiele genannt, wo wir ein bisschen
1:10:12–1:10:13
Licht am Horizont sehen.
1:10:13–1:10:19
Ja, und hoffen, dass sich das jetzt auch... Das hatte ich halt wirklich so lange
1:10:19–1:10:21
Zeit dann als Bild im Kopf,
1:10:22–1:10:29
dass wir in diesem Klimawandel dann...
1:10:29–1:10:33
Und dass wir es halt eben nochmal so richtig zum Guten wenden können.
1:10:33–1:10:38
Aber jetzt finde ich schon, dass man sich mit bestimmten Sachen einschränkt.
1:10:38–1:10:42
Und natürlich muss man doch erwarten, da wird es nicht drumherum kommen.
1:10:42–1:10:47
Und wenn auch solche, was du jetzt gesagt hast, lokale Gemeinschaften und diese
1:10:47–1:10:50
Verbundenheit, das wird eine wichtige Rolle spielen.
1:10:50–1:10:56
Dass man dann halt Kühlräume hat, wo man dann halt in Hochzeiten zusammenkommen kann.
Rolf Behringer
1:10:56–1:10:56
Ja, genau.
Florian Clauß
1:10:56–1:11:01
Und dann halt Gemeinschaften, die dann halt gekühlt wird. Und dann stärkt das
1:11:01–1:11:08
ja auch die Gemeinschaft, die lokale Community und dann, dass man tatsächlich irgendwie,
1:11:09–1:11:16
in 10 bis 15 Jahren 100% erneuerbarer hat und vielleicht in 20 Jahren CO2-frei ist.
1:11:17–1:11:23
Irgendwie, dass sie für Europa doch noch vielleicht noch zu Lebzeiten mitbekommen
1:11:23–1:11:25
kann. Das wäre mein Wunsch.
Rolf Behringer
1:11:25–1:11:32
Ja, meiner auch. Ja, klar. Also es gibt echt viele Gefahrenzeichen.
1:11:33–1:11:36
Bei mir war dann irgendwann auch klar, naja, das ist auch schön.
1:11:36–1:11:40
Also vorhin hatte ich gesagt, wir müssen auch Wärme und Mobilität mit berücksichtigen
1:11:40–1:11:41
und da sieht es nicht so gut aus.
1:11:42–1:11:46
Und wenn man nochmal ein bisschen eine Etage höher fährt, dann gucken wir die
1:11:46–1:11:48
erneuerbaren Energien an, den Energiesektor.
1:11:48–1:11:53
Aber plötzlich merken wir, okay, wir haben Artenvielfalt als Thema.
1:11:54–1:11:57
Wir haben Wasser, sauberes Trinkwasser als Thema.
1:11:58–1:12:04
Böden, Böden etc. Es gibt einfach noch viele weitere große Baustellen,
1:12:04–1:12:08
die letzten Endes überlebensrelevant sind für uns Menschen.
1:12:09–1:12:16
Und da muss ich mir manchmal echt ganz viel Kraft geben.
1:12:17–1:12:23
Und Fantasie erholen, um nicht dann einfach in Dystopie abzustürzen.
Florian Clauß
1:12:24–1:12:29
Ja, vor allen Dingen für eine von diesen Baustellen brauchst du auf jeden Fall
1:12:29–1:12:34
eine funktionierende Governance von deinem System, um das überhaupt wuppen zu können.
1:12:34–1:12:40
Um halt irgendwie auch so da die ganze Infrastruktur zu haben, um das zu lösen.
1:12:40–1:12:46
Und wenn aber eins davon wegbricht, man ist dann halt schnell in so einer Infrastruktur-Apokalypse
1:12:46–1:12:49
drin, dann kriegst du überhaupt nicht mehr dieses Energielevel hin,
1:12:49–1:12:52
um dann halt auch das angehen zu können.
1:12:52–1:12:56
Und das ist halt so das, was mich da beunruhigt. Ja, ich glaube,
1:12:56–1:12:59
das ist so ein bisschen das Resümee,
1:12:59–1:13:05
dass man im Solarpunk, dass man da seine lokalen, haben wir ja gerade schon gesagt,
1:13:06–1:13:12
dass man seine Community festigt und guckt, wie man halt wirklich so im Lokalen
1:13:12–1:13:15
wirtschaften kann und sich da auch entsprechend aufsteigen kann.
1:13:17–1:13:20
Und hier ist auch ein Beispiel für Petro Maskulinität.
1:13:22–1:13:27
Im Hintergrund hat man vielleicht noch gehört. Das, was ich auch nicht verstehe,
1:13:28–1:13:30
Motorradfahren, das extra laut ist.
1:13:31–1:13:35
Ach ja, Rolf, wie kommen wir jetzt hier wieder raus in die solare Zukunft,
1:13:35–1:13:39
in die schöne shiny Welt?
Rolf Behringer
1:13:39–1:13:46
Ja, ich denke, für mich war es dann schon auch wichtig, dass ich dann einfach
1:13:46–1:13:51
die Alltagspraxis haben kann, die mir nach wie vor halt Freude macht.
1:13:52–1:13:58
Also selbst der einfache primitive Solarkocher, der dann bei Sonnenlicht halt
1:13:58–1:14:02
auch zum Einsatz kommt, also natürlich nicht immer und so weiter.
1:14:03–1:14:05
Wir haben ja inzwischen auch mit der Photovoltaikanlage und dem Speicher,
1:14:05–1:14:10
können wir halt sowieso fast immer Solarkochen im Haus. Aber ja,
1:14:12–1:14:17
Einfach Dinge tun, die mir Spaß machen, die ich sinnhaft finde.
1:14:18–1:14:24
Ich habe für mich auch noch stärker die Natur entdeckt.
1:14:25–1:14:28
Ich gehe einfach total gern in den Wald und bin gern unter Bäumen.
1:14:30–1:14:33
Das sind Sachen, wo ich gemerkt habe, das tut mir gut.
1:14:33–1:14:41
Weil es gab und gibt halt einfach auch Momente, wo du dich dann wirklich fragst, wo führt das Ganze hin?
1:14:42–1:14:45
Macht das Ganze Sinn? Also macht meine Arbeit überhaupt Sinn?
1:14:45–1:14:52
Ja, wenn halt irgendwie kurzerhand irgendwie da bombardiert wird.
1:14:52–1:15:01
Ich will nicht wissen, was ein Tag Krieg in Palästina an Klimakollateralschaden mit sich bringt.
1:15:01–1:15:06
Das ist halt schon richtig frustrierend dann, wenn du denkst, was machen die denn da?
Florian Clauß
1:15:06–1:15:15
Millionen, was da in die Luft geballert wird und der ganze Schaden und ja natürlich die Menschenleben.
Rolf Behringer
1:15:15–1:15:21
Genau, deshalb ist es dann halt umso schöner, wenn dann der Podcaster Florian
1:15:21–1:15:25
eine Strecke mit dem Zug macht und deshalb auch einen Freiburg-Stock macht.
Florian Clauß
1:15:26–1:15:31
Sehr schön, schöner Wogen, ja. Ja, klar. Tja.
1:15:32–1:15:36
Demnächst vielleicht auch zweimal auf dem Hin- und Rückweg.
Rolf Behringer
1:15:37–1:15:41
Nee, du wirst nur einmal empfangen. Ich unterstütze keinen Rebound-Effekt.
Florian Clauß
1:15:42–1:15:43
Das war das, ja.
1:15:46–1:15:51
Ja, vielleicht können wir noch mal so ein bisschen, weil wir laufen ja zum Solarhaus.
Rolf Behringer
1:15:51–1:15:52
Genau, ist nicht mehr ganz so weit.
Florian Clauß
1:15:52–1:15:58
Ist nicht mehr ganz so weit. Und wir laufen die ganze Zeit auf diesen Hochgeschwindigkeitsautobahnen
1:15:58–1:16:03
von Fahrradanlang. Ich hatte gerade die Vision, dass uns ein Fahrradfahrer anschreit.
1:16:04–1:16:07
Bei mir auf der Autobahn. Das ist ein Fahrradweg!
1:16:09–1:16:12
Genau, umgekehrt. Fahr doch auf dem Fahrradweg, das ist einer.
1:16:14–1:16:18
Es ist ja gut, dass es die gibt. Aber man muss ein bisschen aufpassen.
Rolf Behringer
1:16:19–1:16:19
Ja, schon.
Florian Clauß
1:16:20–1:16:26
Wir haben Solar, das von den Vereinsnamen Solare Zukunft. Zukunft wäre jetzt
1:16:26–1:16:30
die Frage, was hast du noch vor mit dem Verein?
Rolf Behringer
1:16:30–1:16:31
Ja, genau.
Florian Clauß
1:16:31–1:16:33
Was könnte da sich noch auftun?
Rolf Behringer
1:16:33–1:16:38
Also wir hatten ja den Namen verändert. Der Verein hatte angefangen mit Förderverein
1:16:38–1:16:39
für angewandte Solartechnik.
1:16:39–1:16:42
Das klingt ja ingenieurhaft.
1:16:43–1:16:46
Genau, so war das auch so. Also irgendwelche Männer natürlich,
1:16:46–1:16:48
Arbeitsgruppen und so weiter.
1:16:48–1:16:51
Ja, übrig geblieben ist dann wirklich nur noch der Bereich Pädagogik.
1:16:51–1:16:55
Die anderen Arbeitsgruppen, Kollektortechnik, Photovoltaik, Elektromotorantriebe,
1:16:55–1:16:59
was wir in dem Verein gemacht haben, wurde ja dann letzten Endes im Forschungsbereich
1:16:59–1:17:03
absolut vertieft und professionell weiterentwickelt.
1:17:04–1:17:07
Also deshalb haben sich die Arbeitsgruppen dann irgendwann aufgelöst.
Florian Clauß
1:17:07–1:17:10
Also ihr habt da auch Startups quasi abgespeiten?
Rolf Behringer
1:17:10–1:17:16
Ja, tatsächlich. In der Kollektor-Technik hatten wir eine Firma, die da entstanden ist.
1:17:17–1:17:21
Und dann haben wir 2007 gesagt, entweder lösen wir den Verein auf,
1:17:21–1:17:23
weil die Technik ist jetzt bekannt.
1:17:23–1:17:25
Also wir müssen nicht mehr die angewandte Solartechnik fördern.
Florian Clauß
1:17:25–1:17:26
Okay.
Rolf Behringer
1:17:26–1:17:29
Oder aber wir sagen, es gibt noch andere Ziele.
1:17:30–1:17:33
Und dann war halt klar, okay, die Technik ist jetzt bekannt und viele arbeiten
1:17:33–1:17:37
darin, aber es ist noch lange nicht irgendwie auf dem Markt oder die Menschen,
1:17:38–1:17:41
also die Zivilbevölkerung erkennt das ja auch noch gar nicht.
1:17:41–1:17:45
Also deswegen Pädagogik. Deshalb Pädagogik und deshalb dann zu sagen,
1:17:45–1:17:47
okay, neuer Name, solare Zukunft, da wollen wir hin.
Florian Clauß
1:17:47–1:17:48
Ah ja, toll.
Rolf Behringer
1:17:48–1:17:52
Und wir hatten jetzt tatsächlich wieder die Diskussion, ist der Name noch okay,
1:17:52–1:17:54
wie du vorhin schon angedeutet hast.
1:17:54–1:17:57
Leben wir nicht schon in einer solaren Zukunft? Ansatzweise nur.
Florian Clauß
1:17:58–1:17:58
Ja.
Rolf Behringer
1:17:58–1:18:03
Deshalb, für mich war dann irgendwann ganz klar, der Name kann bleiben und wir
1:18:03–1:18:06
wollen eine viel deutlichere und eine konsequentere Solar-Zukunft.
1:18:07–1:18:12
Also wie gesagt, Mobilität, Wärmewende, ist alles noch in den Kinderschuhen.
1:18:13–1:18:15
Da muss noch richtig viel passieren.
Florian Clauß
1:18:15–1:18:16
Und was könnte da passieren?
Rolf Behringer
1:18:19–1:18:22
Naja, wir hatten es ja schon angesprochen. Also der Mobilitätssektor muss halt
1:18:22–1:18:26
radikal dekarbonisiert werden, also raus mit den Verbrennern.
1:18:26–1:18:30
Und dann, also ich habe schon früher immer gesagt, ja man muss dann gucken,
1:18:30–1:18:32
wo muss man eventuell Ausnahmen machen.
1:18:33–1:18:36
Ist es vielleicht sinnvoll, noch Feuerwehrautos, Krankenwägen oder sonstige
1:18:36–1:18:41
Fahrzeuge dann zu sagen, okay, die haben noch eine Existenzberechtigung,
1:18:42–1:18:46
die dürfen das vielleicht noch oder die Technik zeigt uns, dass wir es gar nicht brauchen.
1:18:46–1:18:49
Es geht vielleicht auch anders. Ansonsten halt eben,
1:18:50–1:18:55
Autos, Elektromobilität, finde ich total überzeugend.
1:18:56–1:18:58
Ich sehe gerade hier stehen ganz viele Elektroautos, das habe ich noch nie gesehen.
Florian Clauß
1:18:59–1:19:02
Oh ja, ohne Nummernschild. Wolf, wollen wir heute Nacht nochmal wiederkommen?
Rolf Behringer
1:19:04–1:19:06
Wollt ihr mit dem Elektroauto nach Berlin fahren?
Florian Clauß
1:19:07–1:19:11
Ich dachte, du wolltest deinen Hausspeicher ausbauen. Okay, aber ich würde sagen,
1:19:12–1:19:15
da sind wir schon so in den Jugendenschuhen.
1:19:16–1:19:19
Also es sind nicht mehr Kinderschuhen bei der Mobilität.
Rolf Behringer
1:19:19–1:19:19
Ja, genau.
Florian Clauß
1:19:19–1:19:22
Das zeichnet sich ja auch gerade, wenn du auf dem Chinesisch mal guckst.
Rolf Behringer
1:19:22–1:19:25
Ja, es ist Pubertät, so kann man sagen. Es gibt dann manche,
1:19:25–1:19:31
die noch so, äh, finde ich nicht, gefällt mir nicht. So, die gibt es halt da.
Florian Clauß
1:19:31–1:19:33
Ich will die roten Schuhe an, Arnav.
Rolf Behringer
1:19:34–1:19:39
Aber dann, ich hatte neulich gerade einen Vortrag gehört, in Norwegen,
1:19:39–1:19:43
Verkauf von Elektrofahrzeugen 98%.
Florian Clauß
1:19:44–1:19:46
Krass, ja. Ja, das ist Wahnsinn.
Rolf Behringer
1:19:46–1:19:52
Was die Skandinavien da. 98, also im Grunde, ja, das ist halt dann, die haben es vollzogen.
Florian Clauß
1:19:53–1:19:57
Die haben auch ganz früh mit Glasfaser auch das richtig gemacht.
1:19:57–1:20:00
Die haben da ein paar Sachen besser verstanden.
Rolf Behringer
1:20:00–1:20:03
Wie es geht. Jetzt machen wir hier den Bogen, einfach so.
Florian Clauß
1:20:03–1:20:08
Ah ja, wir kommen jetzt langsam zum Ziel unserer Wanderung.
1:20:09–1:20:16
Und da kannst du vielleicht auch nochmal mehr zu dem persönlichen Ziel von dem Verein sprechen.
Rolf Behringer
1:20:16–1:20:22
Also es gibt jetzt ein Solarhaus, das nennt sich auch so, Solarhaus Freiburg.
Florian Clauß
1:20:22–1:20:28
Also hier ist noch ein großes Schild vom Fraunhofer Institut Solare Energiesysteme.
1:20:29–1:20:31
Solarhaus Freiburg. Aber wir können jetzt nicht da rein.
Rolf Behringer
1:20:32–1:20:33
Das ist einfach zu.
Florian Clauß
1:20:34–1:20:36
Ach Mensch, vielleicht können wir über einen Zaun schlettern.
1:20:37–1:20:39
Ich will deine Verhandlungsposition nicht schwächen.
1:20:42–1:20:45
Ach ja, toll. Ihr könnt die Fotos, wo wir langgelaufen sind,
1:20:46–1:20:50
könnt ihr auf der Netzseite sehen, auf eigentlich-podcast.de.
1:20:51–1:20:58
Ihr könnt auch mehr Informationen zu dem, was wir jetzt an Projekten vorgestellt haben, abrufen.
1:20:59–1:21:05
Also ich freue mich, Rolf, dass wir hier gemeinsam noch mal auf den Spuren von
1:21:05–1:21:08
Solargeschichte in Freiburg gegangen sind.
1:21:09–1:21:14
Und dass du zu Gast warst. Also vielen Dank, Rolf, für deine Zeit.
Rolf Behringer
1:21:14–1:21:15
Sehr, sehr gerne.
Florian Clauß
1:21:15–1:21:20
Für den Spaziergang. Das war Eigentlich Podcast Episode 91.
1:21:21–1:21:24
Und ich sage Tschüss, bis zum nächsten Mal. Ciao, ciao.

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"The body is the only reality we have. Everything else is abstraction." Cronenberg on Cronenberg

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Shownotes

Mitwirkende

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Reinhard
Erzähler
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Chris Flor
Erzähler
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Florian Clauß
avatar
Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:02
Mache einfach los. Wir machen jetzt einen Schnitt, sonst geht wirklich,
0:00:02–0:00:05
glaube ich, so ein bisschen auch das Schöne des Anfangs verloren.
Florian Clauß
0:00:06–0:00:07
Okay, alles klar.
Micz Flor
0:00:07–0:00:08
Ich mache mich jetzt auf Mute.
Florian Clauß
0:00:08–0:00:16
Dann starten wir. Hallo und herzlich willkommen bei Eigentlich Podcast, Folge Episode 89.
0:00:17–0:00:20
Jetzt ist die Wende da. Wir haben es vor zwei Folgen gehört.
0:00:21–0:00:28
Diesmal ganz neu und ganz anders. Wir sind heute nicht im Laufen und Reden,
0:00:28–0:00:33
aber trotzdem, ja, wir sitzen nämlich alle an unseren Rechnern und wir sind
0:00:33–0:00:36
auch nicht nur zwei, sondern wir sind zu viert heute.
0:00:37–0:00:43
Ganz, ganz, ganz neu. Ich sage Hallo in die Runde. Hier spricht Flo.
0:00:43–0:00:48
Wir haben dabei Mitch natürlich und Chris ist wieder dazu geschaltet. Hallo.
0:00:49–0:00:54
Und ganz neu ist Reinhard dabei. Reinhard, hallo Reinhard.
Reinhard
0:00:54–0:00:56
Ja, hallo zusammen.
Florian Clauß
0:00:56–0:01:00
Reinhard Günzler, ich stelle ihn kurz vor. Reinhard ist Filmwissenschaftler,
0:01:01–0:01:06
Politikologe, Soziologe und du hast an einer Freien Universität in Berlin studiert.
0:01:06–0:01:14
Du hast auch Dramaturgie, lehrst du und jetzt ganz aktuell, du hast ein Buch
0:01:14–0:01:15
geschrieben, Reinhard.
Reinhard
0:01:15–0:01:20
Ja, das war ein langer Traum eigentlich. Eigentlich habe ich als Regisseur und
0:01:20–0:01:26
Autor gearbeitet seit Mitte der 80er Jahre und nach Corona hatte ich die Idee,
0:01:26–0:01:29
mal was zu machen, was ich schon immer machen wollte, nämlich einen Roman zu
0:01:29–0:01:32
schreiben und der ist jetzt gerade fertig geworden.
0:01:32–0:01:39
Es ist ein Roman, der sich auf verschiedenen Ebenen dem Thema Bewusstsein versucht zu nähern.
0:01:39–0:01:43
Also was ist Bewusstsein eigentlich, woher kommt das, wie manifestiert sich das?
0:01:43–0:01:48
Ein Phänomen, das in der Wissenschaft extrem kontrovers diskutiert wird und
0:01:48–0:01:50
mich hat das sehr interessiert.
0:01:50–0:01:55
Und darum geht es in diesem Roman und ja, ist jetzt gerade fertig,
0:01:55–0:01:58
heißt Eiskind und ich hoffe, dass ich den nächsten Verlag finde.
Florian Clauß
0:01:58–0:02:03
Wow, Eiskind. Also du hast mir noch vorher geschrieben, ein Thriller ist das.
0:02:04–0:02:07
Und das Rätsel der Wissenschaft, das Bewusstsein.
Reinhard
0:02:07–0:02:09
Eines der größten Rätsel der Wissenschaft, genau.
Florian Clauß
0:02:10–0:02:14
Ja, das ist genau das, was wir auch mal mit Jungen diskutiert haben,
0:02:14–0:02:17
nämlich zwischen Religion und Wissenschaft.
0:02:18–0:02:21
Also das Bewusstsein, was sich da auch nicht so richtig verorten lässt.
0:02:21–0:02:27
Sobald man das untersucht, weiß man nicht, wo es ist. Ich bin gespannt.
Reinhard
0:02:28–0:02:32
Doch mal ein Thema für einen eigenen Podcast sicher. Und es gibt da auch ein
0:02:32–0:02:33
paar interessante Filme zu.
Florian Clauß
0:02:33–0:02:38
Ja, also spontan fällt mir dieses 21 Gramm ein. Ich weiß nicht,
0:02:38–0:02:41
den habe ich tatsächlich nicht gesehen. Aber hast du den auch gesehen?
0:02:41–0:02:42
Gesehen, gehört?
Reinhard
0:02:42–0:02:43
Ja, den habe ich gesehen.
Chris Flor
0:02:44–0:02:47
Aber der hat damit nichts so richtig zu tun.
Florian Clauß
0:02:47–0:02:48
Hat nichts zu tun.
Reinhard
0:02:48–0:02:53
Ja, genau. Dachte ich mehr an Filme wie 2001 zum Beispiel.
0:02:54–0:02:57
Das wäre ja eigentlich der nächste Schritt in der KI-Entwicklung,
0:02:57–0:02:59
eine KI zu entwickeln, die ein Bewusstsein hat.
0:03:00–0:03:03
Dazu müsste man aber erst mal entschlüsseln, wie es eigentlich bei Menschen
0:03:03–0:03:05
funktioniert, dieses Bewusstsein.
0:03:05–0:03:08
Und bevor wir das nicht ganz verstanden haben, können wir es auch nicht nachbauen.
0:03:09–0:03:13
Und es gibt sogar theoretische Physiker, die sagen, wahrscheinlich wird es uns
0:03:13–0:03:17
nie möglich sein, ein künstliches Bewusstsein nachzubauen, weil wir dazu erst
0:03:17–0:03:18
eine neue Physik bräuchten.
0:03:18–0:03:22
Roger Penrose zum Beispiel hat das behauptet. Aber Schluss mit dem Ink-Exkurs.
0:03:23–0:03:24
Wir haben ja eigentlich ein anderes Thema.
Florian Clauß
0:03:24–0:03:27
Ja, genau. Das ist auf jeden Fall ein eigener Podcast. Es ist spannend.
0:03:27–0:03:30
Ich freue mich darauf, das Buch zu lesen.
0:03:30–0:03:35
Eiskind, wir haben ein anderes Thema. Und zwar haben wir uns so lose zusammengesammelt.
0:03:35–0:03:40
Nämlich mich hat in letzter Zeit, haben mich da viele Horrorfilme beschäftigt.
0:03:41–0:03:43
Ja, hatten wir ja auch hier schon mal in einem eigentlich Podcast.
0:03:44–0:03:47
Chris ist da immer derjenige, mit dem ich drüber sprechen kann.
0:03:48–0:03:50
Ja, zuletzt haben wir über Nosferatu gesprochen.
0:03:50–0:03:54
In letzter Zeit habe ich einige, und jetzt kommen wir zum Genre,
0:03:54–0:03:58
zum Subgenre in dem Horrorfilm, nämlich einige Body-Horrorfilme gesehen.
0:03:59–0:04:03
Hier in Berlin war auch das Fantasy-Filmfestival vom 3. bis zum 10.
0:04:04–0:04:08
Und dort habe ich auch einen Body-Horrorfilm gesehen, weil ich mich gerade mit
0:04:08–0:04:12
dem Thema beschäftige, Weil ich auch mit Reinhard, Chris und Mitch in Kontakt
0:04:12–0:04:14
bin, habe ich auch gesagt, hier...
0:04:14–0:04:18
Body Horror, wäre das nicht was? Und tatsächlich haben Mitch und ich auch einen
0:04:18–0:04:21
Film gemeinsam geschaut, Together im Kino, gerade aktuell.
0:04:22–0:04:25
Und Weapons lief auch vor kurzem im Kino.
0:04:25–0:04:29
Da hatte auch Chris gesagt, den habe ich gesehen. Oh, den finde ich total spannend.
0:04:29–0:04:33
Könnte man auch im Bereich von Body Horror einordnen.
0:04:34–0:04:38
Und je länger ich mich damit beschäftigt habe und geguckt habe,
0:04:38–0:04:39
was war denn in den letzten Jahren?
0:04:40–0:04:45
Da kam Reinhard rein und meinte, Hier, guck dir mal von 2021 Titan an,
0:04:45–0:04:49
ein französischer Body-Horror-Film von einer Regisseurin verfilmt.
0:04:50–0:04:54
Und schließlich habe ich, und den will ich auch ein bisschen vorstellen,
0:04:54–0:04:58
den Film, nämlich Substance, The Substance von 2024.
0:04:58–0:05:03
Also wir haben jetzt vier Filme hier, wir wollen die so ein bisschen miteinander diskutieren.
0:05:04–0:05:08
Jeder hat sich für einen so entschieden, den er kurz vorstellen möchte und wo
0:05:08–0:05:10
wir dann über den Film sprechen können.
0:05:10–0:05:14
Das haben wir uns so ein bisschen aufgeteilt, werden wir gleich machen.
0:05:15–0:05:21
Aber bevor ich oder bevor wir in die Filme einsteigen, ich möchte erstmal noch
0:05:21–0:05:25
und Chris, ja, du hast recht, das ist nicht schön, aber wir müssen es trotzdem
0:05:25–0:05:26
sagen, wir machen Spoiler.
0:05:27–0:05:31
Also das heißt, wir erzählen da genau, was in den Filmen passieren wird.
0:05:32–0:05:36
Also diejenigen, die jetzt nicht wollen oder beziehungsweise die noch den Film
0:05:36–0:05:41
sehen wollen, sollten diesen Podcast dann nicht anhören. Wir machen Kapitelmarken,
0:05:42–0:05:46
das heißt, man könnte über die einzelnen Filme springen, um sich da nicht spoilern zu lassen.
0:05:46–0:05:51
Ja, aber so viel sei gesagt, wir müssen spoilern. Ja, tut mir leid,
0:05:51–0:05:54
ich mag es auch nicht, aber wir wollen drüber reden.
0:05:54–0:05:57
Okay, Horror, Body Horror.
0:05:57–0:06:03
Ich frage mich so in die Runde, was fasziniert euch am Horror und was könnte
0:06:03–0:06:06
da speziell den Body Horror ausmachen?
Chris Flor
0:06:06–0:06:13
Ich kann mal anfangen. Und zwar, also ich hatte, wenn ich mich so in mich reinhorche,
0:06:13–0:06:15
mal versucht bei einem Horrorfilm für mich jedenfalls,
0:06:16–0:06:20
irgendeinem Geheimnis auf die Spur zu kommen oder so ein Rätsel zu lösen über
0:06:20–0:06:24
die Existenz, würde ich mal sagen, halt auch über Bewusstsein und so.
0:06:24–0:06:32
Und ich glaube, jetzt direkt bei so Gore-Filmen oder sowas geht es ja auch schon,
0:06:32–0:06:36
das ist schwer in Worte zu fassen und leider habe ich mir nichts richtig gut
0:06:36–0:06:38
vorbereitet, aber es geht ja schon immer darum,
0:06:38–0:06:44
Grenzen zu zeigen und diese Grenzen zu überschreiten und dadurch zu sehen, was die Grenzen sind.
0:06:44–0:06:48
Also wenn ich jetzt hier einen Menschen als Körper habe, dann sehen wir den
0:06:48–0:06:52
erstmal als ganzen Körper, als Person vielleicht. Aber sobald ihr anfangen,
0:06:52–0:06:54
da Scheiben von abzuschneiden,
0:06:54–0:06:58
wird er ja auf einmal, ist er dann nicht mehr komplett und wir wissen dann mehr,
0:06:58–0:07:03
was diese Gestalt des ganzen Menschen ausmacht, dadurch, dass wir den zerlegen.
0:07:03–0:07:07
Also so hatte ich mir das immer erklärt, was diese Faszination dabei ist.
0:07:07–0:07:11
Ich vertrage diese Sachen nicht so super, wenn ich sie mir anschaue,
0:07:11–0:07:13
bin trotzdem wahnsinnig fasziniert davon.
Florian Clauß
0:07:13–0:07:16
Ja, also das denke ich genau, das
0:07:16–0:07:19
ist der Grund, so ein bisschen diese Spiegelneuronen im Kopf, die man hat.
0:07:20–0:07:23
Hatten wir auch schon verschiedentlich berichtet von dem Experiment,
0:07:23–0:07:27
dass ein künstlicher Arm, wenn der neben einem liegt und man schaut auf diesen
0:07:27–0:07:32
Arm und jemand anders steckt eine Nadel in diesen künstlichen Arm,
0:07:32–0:07:35
man fängt trotzdem an, empathisch mehr zu empfinden.
0:07:36–0:07:40
Diese Spiegelneuronen, die uns dann eben beim Body Horror ganz extrem,
0:07:40–0:07:46
weil jeder doch irgendwie natürlich bei irgendwie, mir fällt jetzt ganz spontan
0:07:46–0:07:48
ein, weil ich das auch gerade vor meinem inneren Auge habe,
0:07:49–0:07:54
nämlich ein Auge und man kann quasi fühlen wie der Finger, wenn man sie auf
0:07:54–0:07:57
einen Augapfel drückt, wie das dann auch wehtut im Auge.
0:07:57–0:08:04
Also das ist diese Identifikation, die sich da aufbaut über diese Körperdarstellung.
0:08:04–0:08:08
Das ist, glaube ich, beim Body-Horror ganz explizit da.
0:08:09–0:08:13
Also da ist quasi, das ist immersives Kino, ganz stark immersiv,
0:08:13–0:08:14
würde ich jetzt mal behaupten.
0:08:14–0:08:20
Auf der einen Seite, so wie du auch sagst, die Grenzen, dass dann Grenzen verletzt
0:08:20–0:08:25
werden, dass da Verformungen passieren, dass ein Verfall, ein Zerfall beginnt.
0:08:26–0:08:31
Und meistens ist es ja auch im Prozess des Verwandelns, eine Metamorphose.
0:08:32–0:08:36
Wenn wir jetzt an The Substance denken oder Titan, weil Titan,
0:08:37–0:08:41
das kann Reinhard gleich erzählen, da steht auch eine Schwangerschaft mit im Mittelpunkt.
0:08:42–0:08:48
Es beginnt der Körper sich zu wandeln. Oder wenn wir uns die klassischen Body-Horror-Filme
0:08:48–0:08:50
von Cronenberg anschauen, die Fliege,
0:08:50–0:08:55
wo ein Mann sich dann transformiert in einen anderen Raum oder in eine andere
0:08:55–0:08:59
Kapsel und dann in dieser Kapsel die Fliege noch drin ist und dann beginnt sich
0:08:59–0:09:01
der Mann in die Fliege zu verwandeln.
0:09:01–0:09:07
Das ist ja so der Klassiker dabei, also eine Metamorphose, die da passiert.
0:09:07–0:09:12
Wenn wir auf die Ästhetik schauen, wie ist so Body-Horror inszeniert,
0:09:13–0:09:16
dann ist es auch meistens sehr explizit, würde ich sagen.
0:09:17–0:09:21
Auch wieder schauen wir uns Videodrome an. Ich komme nicht weg von Cronenberg,
0:09:21–0:09:26
aber Cronenberg ist halt auch wirklich so einer der Leuchttürme in diesem Genre.
0:09:26–0:09:31
Bei Videodrom, wie dann die Videokassette in den Bauch geschoben wird.
0:09:32–0:09:34
Erinnere ich mich spontan dran.
0:09:35–0:09:39
Man hat Close-Ups, man hat sehr splättrige Effekte, ohne dass es jetzt auch
0:09:39–0:09:41
unbedingt Splatter sein muss.
0:09:41–0:09:46
Also man sieht dann Hautreißen oder man sieht, wie sich was verformt.
0:09:47–0:09:48
Oder ich weiß nicht, habt ihr
0:09:48–0:09:52
damals, mich hat es total fasziniert und ich meine mich daran zu erinnern,
0:09:53–0:09:56
Mitch, dass wir vielleicht sogar gemeinsam im Film waren, Ende der 90er,
0:09:56–0:10:01
Tetsuo, den japanischen Film, haben wir den gesehen oder hast du den gesehen?
Micz Flor
0:10:01–0:10:04
Den habe ich in Manchester gesehen, den hast du in Berlin gesehen.
Florian Clauß
0:10:04–0:10:05
Okay. Ich habe ihn gesehen.
Micz Flor
0:10:05–0:10:05
Ja.
Florian Clauß
0:10:06–0:10:10
Tetsuo ist ja auch so eine monströse Geschichte,
0:10:11–0:10:16
die so ein bisschen aus Akira, aus diesem Universum stammt, wo auch die Hauptfigur
0:10:16–0:10:22
in dem Manga, Tetsuo, dann anfängt sich zu verformen und zu wachsen und zu mutieren.
0:10:23–0:10:27
In dem Film ist es so ein bisschen auch an der Schnittstelle,
0:10:28–0:10:33
dass dann Tetsu, soweit ich mich noch daran erinnern kann, so verwächst auch
0:10:33–0:10:37
mit so Motorrad und so anderen Sachen. Kann das sein?
Micz Flor
0:10:39–0:10:43
Ja, also das ist das Metalle, das dringt so, kommt aus ihm raus,
0:10:44–0:10:47
weiß nicht, Motorrad, weiß ich nicht, aber er fängt dann auch irgendwie an so
0:10:47–0:10:50
unfassbar schnell zu rennen und es gibt dann noch diese Frau,
0:10:50–0:10:52
es ist jetzt auch lange her, ich bin nicht vorbereitet,
0:10:53–0:10:57
über 20, 30 Jahre her wahrscheinlich, dass der Film rauskam,
0:10:58–0:11:02
aber es geht da ein bisschen so um diese Cyborg-Sache, fand ich ästhetisch auch.
0:11:03–0:11:06
Low budget, also wirklich so mit Stahlwoll aufs Auge geklebt und so.
Florian Clauß
0:11:07–0:11:11
Ich sehe gerade, ist das tatsächlich, ist der von 89, nicht von Ende 90er?
0:11:11–0:11:15
Ich glaube, der ist von 89 dazu, The Iron Man.
0:11:15–0:11:20
Okay, ja, und dann ist es ja diese Verbindung, das war ja auch in dem Akira-Comic
0:11:20–0:11:24
so zwischen Autos, Motorrädern und Fleisch, ja.
0:11:25–0:11:29
Da kommen wir auch so ein bisschen auf wieder auf Cronvore Crash,
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der dann eher so nicht der explizite, aber doch mit sehr expliziten Szenen,
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aber der ein bisschen ruhigere Film, Crash, wo dann auch Prothesen und Menschen zusammen wachsen.
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Ja, Reinhard.
Reinhard
0:11:45–0:11:50
Ja, Florian, ich wollte eigentlich noch eine kleine Ergänzung beisteuern,
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jetzt also noch gar nicht zur Ästhetik, sondern noch zu den Hintergründen des Body Horrors.
0:11:55–0:11:58
Ich denke tatsächlich, also, ich
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Kultur und Kunst und Film hier im Besonderen spiegeln ja immer auch gesellschaftliche
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Entwicklungen wieder oder technische Entwicklungen.
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Und die Ängste, die davon ausgelöst werden, und ich denke schon, dass dieser Body Horror,
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unseren Ängsten vor Entwicklungen in der Genetik, in der plastischen Chirurgie,
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Organtransplantation, jetzt ganz neu Computer-Brain-Schnittstellen,
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wie Elon Musk das mit seiner Neuralink-Firma gerade versucht,
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Da haben sich jetzt zehn Freiwillige gemeldet, soweit ich weiß,
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die sich tatsächlich jetzt so eine Schnittstelle einbauen lassen wollen.
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Und diese transhumanistischen Gedanken und Visionen, die lösen auch tatsächlich Ängste aus.
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Und das ist ja nichts Neues. Also ich denke mal, am Anfang des Body-Horrors,
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ich würde den irgendwo in der Romantik verorten,
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da waren es Ängste auch vor technischen Entwicklungen, die zu den ersten literarischen
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Vorläufern des Body-Horrors geführt haben.
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Also das würde ich schon sehen, dass da ganz reale Ängste, die wir haben durch
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die neuesten technischen Entwicklungen, dass die sich da Ausdruck verleihen in diesem Film.
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Also vielleicht jetzt nicht zu 100 Prozent, aber ich glaube doch,
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dass es ein wesentlicher Anteil ist.
Florian Clauß
0:13:15–0:13:19
Unbedingt. Ja, ja. Also danke, Bernhard, für diesen Einwand.
0:13:20–0:13:24
Ja, sehe ich genauso, dass die Ängste natürlich aus der Zeit heraus dann sich
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in solchen Filmen widerspiegeln.
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Ja, und ich würde auch sagen, ich habe mich auch in die Runde geschickt,
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so eine Liste von Sub-Sub-Genres im Body-Horror. Und eines davon ist dann eben
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auch die Techno-Organik und der Transhumanismus.
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Und gerade der Transhumanismus spielt ja auch heutzutage, du hast Elon Musk
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angesprochen, aber da gibt es ja noch...
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Viel wildere Fantasien aus dieser Tech-Pro-Szene, dass diese Unsterblichkeit
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durch Transhumanismus.
Reinhard
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Den Brain-Upload zum Beispiel, so eine Idee.
Florian Clauß
0:14:01–0:14:06
Genau, den Brain-Upload oder aber auch, dass man durch Transplantation,
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jetzt ganz aktuell, ich muss es gerade noch mal zusammenbekommen,
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ich glaube, da war das Mikro noch offen und deswegen ist da noch ein Teil von geleakt worden.
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Aber da ging es tatsächlich darum, um wie man sich neue Organe transplantieren
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kann und wie man so seine Lebenszeit verlängern kann.
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Und das war nicht Trump, sondern das war Xi Jinping, also der chinesische Staatspräsident, und Putin.
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Da ist natürlich auch die Fantasie von solchen Autokraten, die länger an der
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Macht bleiben wollen, wie sie sich verlängern.
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Und das reicht da rein. Durch Organtransplantation kann man sicher.
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Und ich meine, die Technologie ist mittlerweile so weit, dass man dann ohne
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Probleme noch ein paar Jahre, noch ein paar Jahrzehnte länger leben kann,
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wenn man entsprechend die Mittel und die Ressourcen hat.
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Also da kommt eine Menge Horror zusammen, auch in der Realität.
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Ja, ich würde ja bei Transhumanismus würde ich jetzt auch zum Beispiel,
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habe ich auch, den wollte, dachte ich, vielleicht können wir da nochmal kurz
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drüber sprechen, aber ich glaube, ich bin der Einzige, der den gesehen hat,
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nämlich die neue Reihe Alien Earth von 2025, wo dann halt auch die Transhumanen
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neben den Cyborgs sind. Das ist auch eine ganz spannende Geschichte.
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Alien Earth, unbedingt gucken. Das ist eine Empfehlung.
0:15:20–0:15:27
Weitere Subgenres, die wir noch im Body Horror finden, ist, wir haben sowas
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wie was Okkult-Dämonisches, Besessenheit, Fluch.
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Das ist das, was wir bei Rosemary's Baby oder...
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Oder Suspiria. Da gibt es diese Neuverfilmung. Hat die jemand gesehen, die Neuverfilmung?
Reinhard
0:15:40–0:15:42
Ja, die ist ganz toll. Fantastisch.
0:15:44–0:15:47
Unbedingt sehen. Tilda Swinton.
Florian Clauß
0:15:47–0:15:51
Ja, Tilda Swinton, genau. Die hat, glaube ich, sieben oder acht Rollen in diesem
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Film. Und man sieht es nicht. Das ist unglaublich.
Chris Flor
0:15:55–0:15:58
Ich wusste das nicht. Ich habe das erst später mal gelesen, nachdem ich den
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Film schon geguckt hatte. Und da habe ich es dann erst gemerkt.
Reinhard
0:16:01–0:16:04
Ja, sie spielt auch einen ganz alten Mann. Und das so überzeugend.
0:16:04–0:16:08
Ich habe es auch erst hinterher gelesen. Ich wäre nie drauf gekommen.
Florian Clauß
0:16:08–0:16:12
Ich mache einen Kniefall vor Tilda Swinton. Überall, wo die mitspielt,
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die ist wirklich großartig. Also ganz tolle Schauspielerin.
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Dann könnte man auch unter diesen okkulten Dämonischen könnte man auch Weapons
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mit einordnen, würde ich mal behaupten.
Chris Flor
0:16:25–0:16:26
Das ist aber jetzt schon ein Spoiler.
Florian Clauß
0:16:31–0:16:34
Ja, okay. Also ich mache eine Kapitelmarke.
0:16:36–0:16:42
Und Evil Dead, der Klassiker also der Klassiker Evil Dead, wer hat das nicht
0:16:42–0:16:48
geguckt damals auf Video ich glaube wir alle kennen diese Situation,
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wo man bei Freunden zusammen auf der Couch gehangen hat die noch irgendwie Zugang
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zu Evil Dead das war eines der Filme in den 80ern, die dieser,
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Zensurschere dann zum Opfer fielen die dann halt komplett verbannt waren auch
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vom Markt obwohl das völlig absurd ist, weil Evil Dead ist ja eigentlich eine
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Komödie Wenn man es so will, ja. Habt ihr alle gesehen damals, oder?
Reinhard
0:17:07–0:17:08
Natürlich.
Florian Clauß
0:17:08–0:17:13
Ja. Versteht sich von selbst, ja. Identität.
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Identität ist auch immer ein Thema bei Body Horror und Identität.
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Und jetzt kommen wir, glaube ich, auch zu zwei Filmen, mit denen wir uns heute
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beschäftigen, nämlich Doppelgänger und Fremdbesitz, ja.
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Doppelgänger ist bei The Substance und auch Together könnte man eben als invertierten
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Doppelgänger begreifen, ja. Können wir auch gleich nochmal drüber sprechen.
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Aber das ist ja auch der Horror, wenn sich was irgendwie dupliziert,
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ja, und auf einmal das andere gegenübersteht.
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Dann haben wir die Dr. Jekyll, Mr. Hyde oder...
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Oder solche ähnlichen Thematiken haben wir da mit drin, ja.
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Ja, also ich glaube, ich habe jetzt so ein paar Felder aufgemacht.
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Fällt euch noch was ein, was wir noch erwähnen können?
0:17:55–0:17:58
Das könnten wir nochmal sagen, Parasitenhorror, ja.
0:17:58–0:18:02
Also sowas wie Krankheit oder Pilze, Würmer oder irgendwelchen Invasiven.
Reinhard
0:18:02–0:18:03
Das Ding von Carpenter.
Florian Clauß
0:18:04–0:18:10
Ja, genau, The Thing. Und jetzt würde auch Last of Us, würde ich auch da reinholen.
0:18:10–0:18:16
Also diese Verfilmung des Spiels als Serie, wo dann halt diese Pilze quasi die
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Menschen zu Zombies machen.
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Finde ich auch, könnte man als Body Horror so sehen, ja.
Reinhard
0:18:22–0:18:26
Ja, auch außerirdische Gene, wie in District 9 zum Beispiel.
Florian Clauß
0:18:26–0:18:27
Ja.
Reinhard
0:18:27–0:18:30
Das ist auch sehr verbreitet, glaube ich.
Florian Clauß
0:18:30–0:18:35
Ja, stimmt. Ja, also Body-Horror, ich glaube auch, das ist halt wirklich so
0:18:35–0:18:36
eine Definitionsklammer,
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da kann man ziemlich viel runterordnen, aber ich würde vor allen Dingen,
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also dieser Ekel, ja, dieser Ekel und diese Entgrenzung, die passiert,
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und das ist das, was für mich den Body-Horror ausmacht.
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Das ist nicht so sehr, also wenn wir uns so einen klassischen Zombiefilm angucken,
0:18:54–0:18:58
dann ist es ja immer eher die Situation, oder ein Splatter, Splatterfilm,
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dann ist es ja immer eher die Situation, der eine rennt weg und man muss halt
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gucken, dass man halt irgendwie Schutz findet und dass man halt nicht von den
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Zombies gebissen wird und so weiter.
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Dann ist es aber nicht so sehr dieser Zerfeil oder die Metamorphose,
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die da gezeigt wird, sondern es ist eher so dieses Height-and-Sieg-Spiel,
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wo das da inszeniert wird.
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Obwohl, wenn ich an die italienischen Zombie-Filme denke, die können aber auch
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schon sehr eklig werden und, naja, das sind die von Fulci, die Zombie-Filme.
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Ich glaube, wir haben uns auch, habe ich mal erwähnt, als wir,
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also Mitch und ich, über 28 Years Later gesprochen haben. Ja.
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Habt ihr noch Ergänzungen zu diesem Versuch der Einordnung?
Micz Flor
0:19:45–0:19:50
Ich habe noch gar nichts gesagt, was auch nicht unpassend ist,
0:19:50–0:19:54
weil ich, wie mein Bruder Chris, auch mit Horrorfilmen eigentlich über meine
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Grenzen gehe, also wenn wir von Grenzen sprechen.
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Ich finde das oft schwer auszuhalten und bin jemand, der dann gerne ohne Ton
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guckt oder auch als wir together so durch die Finger guckt.
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Da schäme ich mich inzwischen nicht mehr für. Lange habe ich mich dafür geschämt.
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Und jemand, der auch beim fünften Mal gucken von Shining,
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als ich mal in den 90er Jahren ein Videobeamer ausgeliehen hatte für eine Ausstellung,
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der war bei mir zu Hause, habe ich das so auf Großformat geguckt und musste
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dann auch ausmachen, obwohl ich schon wusste, worum es geht.
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Aber ich finde es gleichzeitig auch faszinierend. Für mich ist das immer so
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ein Ding wie saure Gurken, also diese Zuckerdinger.
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Kennt ihr diese flachen Teile?
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Die sind sauer und süß und die kleben zwischen den Zähnen und man kann nicht aufhören.
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Und obwohl man es nicht will, also man will es buchstäblich ausspucken,
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kann also so geht es mir immer mit hinschauen und wegschauen.
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Eine Sache, die ich aber noch so ein bisschen dazu schieben möchte, ist,
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Dass ich schon auch diesen Film Freaks von 1932, ich weiß nicht,
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den kennt ihr vielleicht auch, den würde ich gerne kurz noch dazunehmen.
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Das war US-amerikanischer, in Anführungszeichen,
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Horrorfilm oder spektakulärer Film oder so, wo Todd Browning war der Regisseur,
0:21:10–0:21:16
der diese Sideshow-Künstler heißen, die also in Anführungszeichen missgebildete
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Menschen mit Fehlbildungen.
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Und ich finde das deshalb so nicht unwichtig, den zu erwähnen,
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weil das ist ein Spektakel, diesen Film zu sehen.
0:21:33–0:21:37
Und das war natürlich jetzt auch schon Jahrzehnte, nachdem es Filme gab.
0:21:37–0:21:41
Aber es gibt trotzdem, finde ich, so einen Bruch, wenn wir zurückgucken,
0:21:41–0:21:45
gibt es halt so eine Zeit, bevor man fotografieren konnte und bevor man Filme
0:21:45–0:21:51
hatte, wo Kupferstiche von Nilpferden oder Elefanten oder Löwen halt irgendwie so,
0:21:51–0:21:54
wenn wir die heute sehen, dann muss man sich daran erinnern,
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dass die Leute das aus Erzählungen nachgestellt haben.
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Und dann kam Fotografie rein und dann kam Film rein und in dem Film Freaks sieht
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man dann eben auch dieses Spektakel, wenn man Missbildungen sieht, also in Schwarz-Weiß.
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Die sind alle irgendwie, finde ich, trotzdem auch sehr fröhlich und gut porträtiert.
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Also ich habe nicht das Gefühl, dass es eine komplette Verkünstlichung ist,
0:22:19–0:22:21
diesen Film anzuschauen.
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Aber es ist irgendwie so an so einer Schwelle, wo, glaube ich,
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Body Horror irgendwie auch mit ansetzt.
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Nämlich mit diesem Gefühl, dass man in diesem Gegenüber, in dem Spiegel,
0:22:31–0:22:36
dass man da auf einmal das Gefühl hat, es gibt eine Verzerrung.
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Da beginnt so etwas zu reißen.
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Da beginnt so ein bisschen, wie wenn man in Zerspiegel reinschaut,
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wenn man in solche Filme reinguckt.
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Und das finde ich bei Body Horror für mich so das Thema. Für mich ist es ein.
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Es ist an dieser Schnittstelle zwischen Körper und Geist oder Leib und Seele
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oder wie man es auch nennen möchte.
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Und es geht für mich oft im Body Horror darum, gar nicht so sehr um das Blut
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und das Gehirn und was da so rauskommt, sondern um diesen Moment,
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dass diese beiden Dinge beginnen, sich zu entfernen.
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Dass entweder das Körperliche unter dem Psychischen leiden kann.
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Das ist ja auch, wie heißt denn immer der Film?
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Mir fällt jetzt gerade ein gutes Beispiel ein, ohne dass mir der Titel dazu einfällt.
Florian Clauß
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Sag mal, beschreib mal.
Micz Flor
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Das ist da, wo die dann auch, wo einer, wo die mit dem Hirn aufeinander,
0:23:26–0:23:30
es ist auch ein Cronenberg-Film, Brain Splatning.
Florian Clauß
0:23:31–0:23:33
Mit dem Hirn Naked Lunch?
Micz Flor
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Nein, nein, nein, es ist ein ganz früher, wo die dann so, die haben so psychische.
Florian Clauß
0:23:39–0:23:40
Parapsychische. Also die Unzertrennlichen.
Micz Flor
0:23:40–0:23:41
Nein.
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Auf jeden Fall, dass quasi das Parapsychische den Körper bedroht oder umgekehrt,
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das Psychische durch die Körperveränderung bedroht wird, da könnten dann auch
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so Sachen wie Demenz zum Beispiel reinspielen, also dass irgendwie diese Verbindung
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von diesen beiden Elementen, die
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ja sowieso auch philosophisch noch nicht geklärt ist, diese Verbindung,
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wo alle dran rumschrauben und auch, wo wir vorhin jetzt über,
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Reinhards Buch gesprochen haben, auch da geht es ja um diesen Zusammenhang,
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das ist für mich irgendwie Body-Horror, dass diese Dinge,
0:24:12–0:24:17
dass da beginnt etwas sich zu entfernen und wenn es dann reißt,
0:24:17–0:24:20
dann ist es eigentlich so wie beim Monster-Film, wenn man das Monster gesehen
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hat, irgendwie ist dann die Spannung weg.
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Aber der wirkliche Horror entsteht für mich bei Body-Horror,
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so wie ich es verstehe, immer an diesen Momenten, wo da Zerrbilder entstehen
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und Körper und Seele irgendwie nicht mehr ganz zusammenpassen.
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Das ist für mich so das Motiv. Und ich denke, dass Freaks da irgendwie so eine
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Rolle spielt als Spiegel und dass das heute natürlich viel feinteiliger über
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CGI oder so auch durchdekliniert wird.
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Also zwischendrin hat man dann noch solche Sachen wie vielleicht der Exorzist
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oder so, wo die Sachen wirklich über Maske und Materie hergestellt wurden.
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Aber seitdem ist dann viel Zeit vergangen, sodass einfach dieses ganze diese
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ganze Palette von Effekten manchmal leider ausgespielt wird,
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um da einfach noch mehr von dieser,
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von dieser Zerreißprobe zu zeigen.
Reinhard
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Sag mal, Michael, hast du vielleicht den Aufsatz von Freud über das Unheimliche gelesen?
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Ich glaube, 1919 hat er den veröffentlicht.
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Das wäre in dem Zusammenhang noch mal ganz interessant. Ich habe den mal gelesen,
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das ist aber schon 30 Jahre her.
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So genau kann ich mich nicht mehr erinnern. Eins ist mir dazu im Kopf geblieben.
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Ich glaube, Freud so verstanden zu haben, dass er sagte, das Unheimliche resultiert daraus,
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dass etwas Vertrautes uns fremd wird, dass etwas zugleich vertraut ist,
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also unser Körper und gleichzeitig etwas völlig Fremdes annimmt.
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Und aus diesem Widerspruch, aus diesem Kontrast heraus erwächst das Unheimliche.
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Aber vielleicht habe ich ihn noch missverstanden.
Micz Flor
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Das ist schon ziemlich genau das, was als These da unten drunter liegt.
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Und das Unheimliche ist halt heimelig. Das Heimelige, das Vertraute und das
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Unheimliche, das ist...
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Bei Horrorfilmen oder bei Thrillern wird das ganz oft gemacht,
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dass Orte, die total schützend und schön und angenehm wirken,
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dargestellt werden und dann gefüllt werden mit Anspannung oder Destruktion.
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Also dass man so in Situationen kommt, wo man nicht bei Evil Dead, da gibt es diese Hütte,
0:26:33–0:26:38
diese Hütte im Wald kann man ja auch idealisieren als Rückzugsort und Naturverbundenheit
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und genau da kommt dann das Unheimliche richtig zum Tragen.
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Und Freud hat, ich glaube jetzt 99 Prozent sicher, in diesem Text auch über
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sich selber geschrieben, was ich total schön finde.
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Er sagt sowas als Beispiel, als Illustration, dass er mal zugefahren ist und
0:26:56–0:26:59
dann ging so eine Tür auf und dann sah er auf einmal so gegenüber jemandem,
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das war so ein älterer Herr mit grauen Haaren, der so in sich zusammengesunken
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so da saß und er hat sich total erschreckt und dabei dann gemerkt.
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Dass das die Tür vom Klo war und er im Spiegel sich selber gesehen hat.
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Und das finde ich total spannend, weil das nämlich natürlich auch so eine Situation
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ist, in der Bodyhorror für uns alle entsteht, auf so ganz subtile Ebene,
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wir sehen Fotos von uns und sind immer erschreckt,
0:27:26–0:27:31
es gibt kaum jemand, der gerne Fotos von sich sieht oder die Stimme von sich
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hört oder so und das finde ich ein spannendes Bild, wo Freud da an sich selber
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auch explizit nochmal gesagt hat,
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es war ihm seltsam vertraut, aber dann knallt es rein, das bin ja ich und dann
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hat er sich wahrscheinlich wie wir alle vom Spiegel in Pose geworfen.
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Also wenn wir zum Spiegel gehen.
Chris Flor
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Ich würde dann aber mal das Abgrenzen vom Body-Horror dann doch sozusagen das
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Unheimliche und Uncanny Valley und so weiter sind Sachen, die halt der Vampir
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zum Beispiel ist ein Mensch, aber doch kein Mensch. Also man sieht diese Sache.
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Aber Body-Horror geht dann ja wirklich auch ein bisschen drum,
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eben um diese Transformation, um dieses Desintegrieren oder irgendwie ja Auswuchern und so weiter.
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Da müssen wir, glaube ich, schon ein bisschen eine Grenze ziehen.
Micz Flor
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Finde ich auch richtig und das ist vielleicht genauso der Unterschied zwischen
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dem Prozess der Transformation, der Transformative, das Narrativ im Body Horror und diesem Bild.
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Die Tür geht auf und ich sehe halt, da entsteht kein transformativer Akt,
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sondern das ist einfach nur eine Bestandsaufnahme sozusagen.
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Das ist jetzt unheimlich, das ist ein Bild.
Florian Clauß
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Also diese Spiegel-Metaphern, ja, also gerade in The Substance wird auch ganz
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viel mit dem Spiegel gearbeitet und ich denke, das ist, ja, das ist,
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also wie du sagst, das eine ist ein Prozess, das andere ist,
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glaube ich, das Bild, was da uns erstmal so unheimlich erscheinen lässt.
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Ich würde auch sagen, dass diese Definition von unheimlich, das ist ja so das,
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was dann auch so im Horrorfilm typisch ist, dass ein heimlicher Ort,
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also ein heimeliger, wie du sagst, Mitch,
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der wird auf einmal, wie die irgendwelche, weiß ich nicht, da,
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wo man sich halt wohlfühlt, das wird auf einmal zum Horror.
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Das haben wir auch bei Midsummer und so weiter.
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Das sind ja so die Momente, wo sich jeder identifizieren kann und auf einmal
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kommt in diesen Raum, der so ein Schutzraum bedeutet, dann dieser Horror rein
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oder ich muss nur an Freddy Krüger denken und so weiter.
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Das sind ja so diese Geschichten darüber. Aber bleiben wir beim Body Horror.
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Ich würde vorschlagen, Reinhard, möchtest du mit, ich überlege gerade,
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wie man den französisch ausspricht, Titan?
Reinhard
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Ja, das habe ich auch. Also der Name des Films macht, glaube ich,
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nicht so große Probleme.
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Größere Probleme habe ich tatsächlich beim Namen der Autorin,
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Julia, ist noch einfach, aber...
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Du Correnaud würde ich jetzt mal schätzen.
Florian Clauß
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Das klingt sehr französisch, ja. Lass mal Geld hin.
Reinhard
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Obwohl ich nie französisch hatte, aber ich gebe mir Mühe. Ja,
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sehr gerne erzähle ich was über den Film.
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Interessant fand ich, was Mitch eben noch gesagt hat, also diese Beziehung zwischen
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Körper und Geist und dass eigentlich vielleicht der Geist auch der Ursprung
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des Körperhorrors sein kann.
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Also das ist in diesem Film auch tatsächlich exemplarisch der Fall.
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Weil der Auslöser dieses Body-Horrors, der sich da vor uns ausbreitet,
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ist eigentlich tatsächlich ein psychischer Defekt.
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Oder Defekt kann ich gar nicht sagen. Vielleicht etwas, was da fehlt in der Psyche eines Kindes.
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Aber ich erzähle mal von Anfang an.
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Ich habe den Film gestern zum dritten Mal gesehen.
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Und ich muss sagen, er hat mich auch beim dritten Mal schon noch genauso umgehauen
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wie beim ersten Mal. weil ich finde, dieser Film ist wirklich ein Ereignis und
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jeder sollte den gesehen haben.
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Also ich mag eigentlich sehr gerne Filme, die sich nicht in eine Schublade stecken
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lassen, die Grenzen überschreiten und auch Genre-Grenzen überschreiten,
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wo ich tatsächlich das Gefühl habe, hier wird ein komplett neues Feld aufgemacht.
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Oder es werden mir Erfahrungen vermittelt, die ich vorher noch nie gemacht habe.
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Und das tut dieser Film tatsächlich. Also er bedient überhaupt keine Klischees
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und er ist in jeder Minute überraschend, schockierend und auch unvorhersehbar.
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Und er produziert Bilder und Szenen, die man so schnell nicht wieder vergisst.
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Also von daher würde ich wirklich sagen, es ist ein wirkliches Kunstwerk und
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er hat die Goldene Palme 2021 in Cannes wirklich vollkommen zurechtgewonnen.
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Er war auch der französische Kandidat für den Oscar in dem Jahr,
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aber mich hat es überhaupt nicht
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verwundert, dass so ein radikaler Film in Hollywood keine Chance hat.
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Das Buch geschrieben und Regie geführt hat die damals noch nicht einmal 40-jährige
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Julia Ducorno und es ist ihr zweiter Spielfilm nach Raw.
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Den sie 2016 rausgebracht hat, das eine Coming-of-Age-Geschichte und gleichzeitig
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eine Geschichte über Fleischeslust und Kannibalismus.
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Auch ein sehr radikaler Film, hat auch mit dem Film schon viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
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Aber erst recht mit Titan.
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Also der Film beschreibt eigentlich,
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also ich habe schon gesagt, es ist schwer in eine Schublade zu zwängen,
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aber man könnte den Versuch machen, ihn als eine
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radikal-feministische Selbstermächtigungs-Body-Horror-Drama zu bezeichnen.
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Aber selbst mit dieser Bezeichnung trifft man eigentlich nicht mal die Hälfte
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der Botschaft, die dieser Film vermittelte. Ich versuche es nochmal anders.
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Also man könnte ihn auch als eine tödlich endende Passionsgeschichte beschreiben,
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als einen brutalen Kreuzweg oder eine dreifache Metamorphose.
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Also die erste Metamorphose ist vom Mensch zur Maschine, dann von einer Maschine
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zu einem Mann und oder Sohn und dann von einem jungen Mann oder Sohn.
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Wieder zurück zur Frau oder sogar zur Mutter.
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Ich versuche mal die Geschichte also wenigstens zu skizzieren.
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Wir sehen am Anfang ein kleines Mädchen, die heißt Alexia,
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Wir sehen auch, dass sie von ihrem Vater nicht geliebt wird.
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Um seinen Blick zu bekommen oder seine Aufmerksamkeit zu bekommen,
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tut sie einiges, was dazu führt, dass die beiden einen schweren Autounfall haben.
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Und das kleine Mädchen hat eine schwere
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Kopfverletzung und ihr wird eine Titanplatte in den Kopf eingesetzt.
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Dieser Eingriff markiert eigentlich auch den Beginn des Körperhorrors.
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Weil von da an fängt sie an, sich in eine Maschine zu verwandeln.
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Also diese äußerliche Veränderung führt auch zu einer inneren Veränderung.
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So wie am Anfang dieser innere Schmerz, nicht gesehen zu werden von ihrem Vater,
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dann tatsächlich auch zu diesem Ereignis führt, was das alles auslöst.
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Also wir sehen sie dann später als junge Frau, sehr kalt, eigentlich schon eher
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eine Maschine, ohne Emotionen.
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Sie tötet fast beiläufig einen übergriffigen Mann, dann ihre menschliche Geliebte
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und im Anschluss noch ein paar harmlose WG-Bewohner.
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Und am Ende dieses Massakers bringt sie auch noch ihre Eltern um.
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Wir sehen dieser Brutalität zu und sehen auch, dass sie wirklich fast unbeteiligt ist.
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Also folgerichtig hat sie auch, sie hat sich also dem Menschsein und den Menschen
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komplett entzogen und hat folgerichtig auch Sex mit einer Maschine, mit einem Auto,
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mit einem sehr männlichen Cadillac und wird dann in der Folge auch von ihm schwanger.
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Das klingt jetzt ein bisschen verquer, aber es ist in dem Film,
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es ist wirklich sehr gut umgesetzt. Ja, es ist großartig.
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Es wirkt so, es wirkt wirklich, also der Film hat teilweise was unglaublich
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Dramatisches, teilweise Romantisches, teilweise Sakrales, dann aber auch etwas sehr Träschiges.
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Man weiß eigentlich nie, wo man jetzt genau ist, an welcher Stelle.
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Nun ja, also das ist eigentlich der erste Teil des Films, endet damit,
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also mit dieser Massentötung, könnte man es fast sagen, und der Flucht vor der Polizei.
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Und dann beginnt etwas komplett Neues, was man eigentlich überhaupt nicht erwartet. Es beginnt der...
0:35:47–0:35:53
Eine zweite Transformation. Und diese Transformation ist zurück von der Maschine
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wieder zu einem Menschen und zwar zu einem jungen Mann.
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Also sie sieht irgendwo ein Fahndungsfoto, da wird nach einem jungen Mann gesucht,
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der irgendwie verloren gegangen ist und sie verwandelt sich in diesen jungen
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Mann. Aber auch mit einer Form von Body-Horror.
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Also eine der eindrücklichsten Szenen des Films ist, wie sie versucht,
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auf einer Flughafentoilette sich selbst die Nase zu brechen.
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Und das klingt jetzt erst mal nach keiner großen Sache, aber es ist wirklich äußerst brutal.
Florian Clauß
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Es tut so weh. Diese Szene tut so weh.
Reinhard
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Und das ist ja nicht das Einzige. Sie rasiert sich ihre wunderschönen langen
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Haare ab und schnürt sich ihre Brüste ein und da beginnt sie ja schon schwanger
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zu sein von diesem Cadillac,
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muss sie auch den schwangeren Bauch abbinden, das ist alles äußerst schmerzhaft,
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also es ist wirklich eine Tortur.
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Aber sie hat Glück, also der Vater dieses jungen Mannes oder dieses Kindes,
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das da irgendwie verloren gegangen ist.
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Leidet unglaublich unter dem Verlust seines Sohnes und als sich ihm die Chance bietet...
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Wieder einen Sohn zu bekommen, ergreift er sie. Obwohl er spüren muss,
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dass dieser junge Mann, der eigentlich eine Frau ist, die eigentlich eine Maschine
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ist, dass das nicht sein Sohn sein kann.
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Aber er ist so abhängig davon, diesen Sohn wiederzubekommen,
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dass er diese Illusion auferstehen lässt. Und was sich dann entwickelt,
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das ist unglaublich, nämlich wirklich eine romantische Liebesgeschichte.
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Also dieser Mann, der auch noch ein extrem männlicher Mann ist,
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ist Chef einer Feuerwehr und diese Feuerwehr ist eine extrem männliche Gesellschaft,
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also die hat fast etwas Sektenhaftes und dieser Feuerwehrkommandant wird als Gott verehrt.
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Er prügelt seinen eigenen Körper aus Angst vor dem Älterwerden und dem Verlust
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seiner Autorität, spritzt er sich ständig Testosteron oder irgendwelche anderen Substanzen.
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Die beiden leben zusammen und es entwickelt sich wirklich zunächst so eine wunderschöne
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Vater-Sohn-Geschichte und dann aber auch daraus eine Liebesgeschichte.
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Weil irgendwann kann Alexia, so heißt die junge Frau, kann sie das nicht mehr
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verbergen, ihre Schwangerschaft und ihre Weiblichkeit.
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Und sie offenbart sich ihm immer mit der Angst, also dass er sie jetzt rausschmeißt
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oder noch Schlimmeres tut.
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Aber das tut er nicht. Und was eigentlich die Botschaft ist,
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das klingt banal und haben wir schon oft genug gesehen, aber dass es tatsächlich
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die Liebe ist, die am Ende siegt.
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Der Film endet dann aber sehr tragisch, dass sie bekommt ihr Kind,
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also dieses Hybridwesen aus Mensch und Maschine und stirbt bei der Geburt.
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Aber dieser Ersatzvater, den sie da gefunden hat, nimmt dieses Kind als seinen
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Sohn an. Und es hat somit ein gutes Ende.
Florian Clauß
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Ja, so großartig, großartig, Reinhard.
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Vielleicht noch ergänzend, wenn sie dann schwanger ist, wo dann der Body Horror auch anfängt,
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der Bauch wird immer praller und irgendwann reißt dann auch der Bauch auf einer
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Stelle ein und man sieht dann an dieser Stelle so ein glänzendes Titan unten
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drunter, wo eigentlich irgendwie Gewebe hätte sein müssen.
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Also man kriegt schon das Gespür, dass da irgendwas komisches ranwächst oder
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aus ihren Brüsten kommt dann Maschinenöl raus.
Reinhard
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Motoröl, ja genau.
Florian Clauß
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Motoröl raus.
Reinhard
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Sie versucht auch das Kind abzutreiben am Anfang mit dem Werkzeug,
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mit einer metallenen Haarnadel, mit der sie vorher zehn Menschen schon umgebracht hat.
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Das ist auch eine wahnsinnig intensive und äußerst schmerzhafte Szene,
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sich das mit anschauen zu müssen.
Florian Clauß
0:39:57–0:40:02
Das ist so schlimm. Es wird auch nicht explizit da diese Szene gezeigt,
0:40:02–0:40:04
aber man leidet wirklich.
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Ich konnte da nicht hinschauen. Ich musste wirklich wegschauen und ich schäme
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mich auch nicht mehr dafür.
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Ich nehme meine Brille ab, dann sehe ich nichts mehr und gucke dann nur noch
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durch die zusammengekniffenen Augen.
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Aber da habe ich es nicht ausgehalten bei dieser Szene.
Reinhard
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Aber ich hatte des ganzen Films nie den Eindruck,
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wir haben vorhin ja darüber diskutiert, dass irgendwie dieser Body-Horror auch
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daraus resultiert, dass etwas mit dem eigenen Körper passiert,
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was eben nicht selbstbestimmt ist, was irgendwie von außen kommt.
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Und in diesem Film ist es tatsächlich diese Transformation in eine Maschine
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und auch das Schwangersein mit einem Hybridwesen aus Mensch und Maschine.
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Das ist eigentlich, so habe ich den Film gelesen, eine Form weiblicher Selbstermächtigung.
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Sie hat sich selbst dafür entschieden, eine Maschine zu werden,
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Sex mit einer Maschine zu haben oder ein Maschinenkind zu gebären.
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Also das war eine Entscheidung, die sie selber getroffen hat.
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Und dann zu einem Mann zu werden, das ist auch eine Entscheidung,
0:41:13–0:41:14
die sie selber getroffen hat.
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Also dieser Film überwindet mehrfach Grenzen zwischen Mensch und Maschine,
0:41:20–0:41:26
zwischen Männern und Frauen, zwischen Vater und Sohn, in dem da aus dieser Beziehung
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eine Liebesgeschichte wird. Er überwindet.
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Lässt sozusagen alle Identitäten in sich zusammenfallen und lässt uns das als
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etwas Positives erleben.
Florian Clauß
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Ja, ich finde auch, ich stimme dir da so 100% zu und ich würde auch sagen,
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das ist wirklich ein ganz toller Film, auch wirklich einer der besten,
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die ich in der letzten Zeit gesehen habe,
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der mich sehr berührt hat und auch ein, ich bin da auch voll bei dir,
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das ist ein Kunstfilm, das ist wirklich ein Film,
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der schafft, diese Ambivalenz in den Figuren so zu halten, dass es eben keine
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Moral gibt oder irgendwas,
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wo man urteilen könnte, sondern er löst es auch, also er löst es in Liebe auf und in Mitgefühl.
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Und ich glaube, das ist, was am Ende so stehen bleibt. Man lässt diese Ambivalenzen zu.
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Sie ist eine Mörderin. Das finde ich zum Beispiel,
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diese Darstellung des Bodyhorrors, die jetzt nicht selbst erwählt sind,
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ist nämlich die Reaktion der Opfer, wenn Alexia den Opfern diese Haarnadel ins Ohr stößt,
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dann fangen die an so zu zucken und dann so eine schleimige Masse zu kotzen.
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Und das war wirklich, das war sehr eklig, also das ist auch eine sehr eklige
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Szene, aber die war sicher nicht selbstbestimmt von den Opfern,
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insofern an der Stelle vielleicht.
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Also diese Szene, wo man sie dann sieht, die ist auch so großartig inszeniert.
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Sie ist dann auch Striptänzerin oder so eine Art, wie auch immer.
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Es gibt so eine Automesse, wo dann auch meistens nur Männer hingehen und die
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Autos werden dann bespielt von Frauen und man sieht dann halt diese Eingangsszene,
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es kommt dann quasi Schnitt und sie ist dann älter.
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Also man sieht sie dann quasi als Kind operiert und als Kind,
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als sie dann aus der Klinik rauskommt, läuft sie auch zu dem Auto.
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Ich glaube, ihre Eltern haben ein neues Auto und sie küsst das Auto und umarmt
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es. Das Auto, was ihr dann zur Falle geworden ist, warum sie dann halt auch
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diese Tatanplatte eingesetzt bekommen hat.
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Dann gibt es einen Schnitt und man folgt dieser, man sieht dann halt auch,
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dass es die gleiche Person sein muss, weil sie auf der Einschädelhälfte dann
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eben durch ihre Operation am Kopf eine große, fast so eine Tattoo-Narbe hat,
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also die sehr ornamental ist und einen Schmuck darstellen könnte.
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Man sieht diese, wie sie dann in so einer Umkleide dann in diese Messehalle
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mit diesen ganzen Autos und man sieht dann eben um die Autos dann irgendwelche Frauen,
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die dazu tanzen und sehr explizite Gesten und Posen machen und irgendwann sieht
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man sie dann halt in diesem Hauptauto dann,
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wie sie da so einen extremen Stripdance macht, ohne sich auszuziehen.
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Auch eine Menge von Fans hat, die dann auch alle Autogramme von ihr haben wollen.
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Die ist in einem Schnitt inszeniert und hat eine unglaubliche Dynamik. Also diese ganze...
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Die ganze Filmsprache ist auch so kunstvoll, dass ich sehr beeindruckt bin von einem Film.
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Du wolltest auch noch mal was sagen, aber ich wollte noch eine Ergänzung machen zu der Filmsprache.
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Und zwar diese Gesellschaft, die du auch beschrieben hast, Rainer,
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die so männlich besetzt ist.
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Gleichzeitig sind das diejenigen, die auch da helfen und ausziehen.
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Ausziehen im Sinne von Brandlöschen oder irgendwelche Menschen dann retten.
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Diese Szenen, wenn die jetzt auch dann ein Feuer löschen irgendwo,
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die sind auch so surreal gefilmt.
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Das hat so eine ganz, wie so eine Traumästhetik, wo man auch sich erst mal orientieren
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musste. Was ist das jetzt? Ist das jetzt real oder ist das nicht real?
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Der hat immer so ambivalente Momente, dieser Film, wo man immer noch irgendwie
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gucken muss, was passiert da gerade?
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Also wo man erst mal sich diese Erzählung dann wieder erschließen muss,
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aber die lässt sich auch erschließen.
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Also die ist jetzt nicht so, dass sie dich total verwirrt, sondern du kommst
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auch wieder auf diese Erzählung drauf.
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Und das finde ich auch ganz toll von ihr inszeniert. Also wirklich so eine eigene
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Filmsprache, die sie entwickelt hat.
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Und das findet man selten, dass jemand auch in den jungen Jahren dann so eine
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starke Filmsprache hat.
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Und das hat mich wirklich sehr beeindruckt an dem Film.
Chris Flor
0:45:42–0:45:46
Wo du so real sagst, hat schon jemand andalusischer Hund eigentlich gesagt.
Reinhard
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Nein, mit dem Auge und Body Horror und so weiter. Die Ursprung des Body Horror.
Florian Clauß
0:45:51–0:45:54
Ja, sehr gut, sehr guter Einwand. Den nehmen wir noch mit rein.
Reinhard
0:45:54–0:45:59
Ich wollte noch etwas sagen, abschließend vielleicht, zu Titan.
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Die mit Abstand schönsten Szenen sind drei Tanzszenen.
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In diesem Film wird getanzt und das sind Momente, in denen sich plötzlich der Film Flügel bekommt.
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Also wo er wirklich abhebt. Also die erste Szene ist wirklich ein heftiger Streit
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zwischen der Protagonistin und diesem Ersatzvater.
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Wo man erst denkt, okay, das geht jetzt, jetzt ist eine Grenze überschritten
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und jetzt gehen die beiden wieder auseinander.
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Und dann legt er Musik auf und tanzt dazu. Und dieser Mann, den wir vorher nur
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als Feuerwehrmann kennengelernt haben, als unglaublich maskulinen Typen,
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und der tanzt auf eine Art und Weise, die einen vollkommen verzaubert.
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Wo er sich innerhalb von Sekunden in jemand anderen verwandelt.
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Und das ist so unglaublich schön. Und dann gibt es noch eine Szene,
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wo die Feuerwehrleute eine Party feiern, neben ihren Feuerwehrautos in so einer Halle.
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Und das hat so eine Intensität, diese unglaublich kräftigen, nackten Männerkörper.
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Und dann unsere Protagonistin wird dann...
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Dazu gezwungen, irgendwie so einen Feuerwehrwagen zu besteigen und dann führt
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sie da oben einen Tanz auf, der so unglaublich androgyn und lassiv ist, dass diese Männer.
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Erstarren, also die vollkommen irritiert und fasziniert sind und wir mit ihnen.
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Also allein wegen dieser Tanzszenen lohnt es sich, diesen Film anzuschauen.
Florian Clauß
0:47:32–0:47:33
Absolut, ja.
Micz Flor
0:47:33–0:47:37
Ich mach da trotzdem auch nochmal einen kurzen Knick mit den Worten von Reinhard,
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vielleicht zum Abschluss. Aber ich habe noch nichts gesagt.
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Die Tanzszene mit dem Vater finde ich auch ganz toll, weil da sieht man so,
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also es gibt halt so viel Fassade und in dieser Tanzszene gibt es dann für mich
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so diesen Satz, der sich so ausdrückt, unterschwellig.
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Warum sieht das denn keiner? Also so ein Teil von ihm, der nur da sichtbar wird
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und den er hinter diesem Charakterpanzer mit Chemie gar nicht zeigen kann.
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Und da wird er nicht nur ein anderer, sondern da ist so ein Appell dahinter.
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Seht mich doch mal. Ja, seht das doch auch mal. Das fand ich wirklich sehr berührend.
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Die Traumszene, da wollte ich auch noch was einfügen.
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Ein Film, der auch irgendwie im Horrorgenre ist, dieser Jacob's Ladder,
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den ich irgendwann mal gesehen habe und nicht dachte, dass ich den immer wieder
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mal nach vorne ziehe, auch hier bei den Episoden schon wieder oft.
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Und da ist ja auch so diese Frage, was ist Traum, was ist Realität?
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Bei Jacob's Ladder, Plot Spoiler, ist das jetzt alles nur ein Traum im Sterbeprozess
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gewesen oder wurde da wirklich an ihm rumgedoktert nach dem Krieg und so weiter?
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Ja, und das gibt, das wollte ich kurz sagen aus dieser Psychiatrie-Ecke,
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es gibt halt eine F-Störung unter F07, die Persönlichkeits- und Verhaltensstörung
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aufgrund einer Krankheitsschädigung der Funktionsstörung des Gehirns.
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Oder wie es auch manchmal genannt wird, ist Pseudopsychopathie.
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Da geht es darum, dass eben infolge eines Hirntraumas oder Hirnhautentzündungen
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oder Virenbefall, dass sich die Persönlichkeit ändert. Und diese Veränderung
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dann zum Beispiel eben auch die Sexualität oft betrifft.
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Das kann enthemmend sein in bestimmten Bereichen.
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Und das ist eine eigene, also diese Transformationsebene haben wir angesprochen,
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der Unfall, Titan und dann gibt es so was Traumhaftes, was da passiert.
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Und das fand ich irgendwie auch interessant, dass sich da vielleicht sowas auch
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in einer veränderten, subjektiven Wahrnehmung der Haupterstellung,
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mit der wir ja als Zuschauer verbunden sind, nach der Kindheit dann sich da ausdrückt.
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Und das zweite ist dieser Begriff einfach nur noch so als Fußnote von der Objektsexualität.
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Das kennt jeder wahrscheinlich, glaube ich. Das war 2007, hat eine US-amerikanische
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Sportlerin, ich weiß gar nicht mehr genau was, die hat den Eiffelturm geheiratet.
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Ich weiß nicht, ob ihr davon mal gehört habt.
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Also es gibt dieses Thema, dass Menschen in Liebe verfallen.
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Wir wissen jetzt nicht, ob beim Cadillac das nur sexuell ist oder ob das auch
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eine Liebesbeziehung ist, aber diese Sache, dass wirklich eine emotionale, tiefe,
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nachhaltende Verbindung mit einem nicht belebten Objekt, also kein Tier,
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sondern wirklich der Eiffelturm, die heißt auch Erika Eiffel,
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geboren Erika Labrie.
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Und das wollte ich auch nochmal reinwerfen, weil ich finde das schon auch nochmal
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interessant, wenn wir dann über diese Horror-Ideen denken,
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Bilder, die entstehen und diese Grenzthematik gar nicht nur von wegen,
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wo hört meine Haut auf, wo beginnt was anderes, sondern auch die Grenzthematik.
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Ist dieses Objekt jetzt belebt genug in der Wahrnehmung, die ich von ihm habe,
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damit ich da wirklich mich, sage ich mal, mit Flüssigkeiten und nicht nur mit
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harten Dingen verbinden kann.
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Also das finde ich einfach auch nochmal schön, dass es da mit reinkommt,
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auch wie so eine Grenzthematik, die Liebe zwischen belebten und unbelebten Objekten.
Florian Clauß
0:51:07–0:51:10
Ja unbedingt, das ist immer ein wichtiger Punkt, nämlich wie du sagst,
0:51:11–0:51:16
dass bestimmte Body-Horror-Szenen dann auch tatsächlich eine Inszenierung sind
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von irgendwelchen pathologischen Ausdrücken, die sich dann halt auch tatsächlich
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kategorisieren lassen.
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Also bleiben wir beim andalusischen Hund und diese Szene, wo dann aus dem Loch
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in der Hand Ameisen krabbeln, das könnte ja auch einfach eine psychotische Wahrnehmung
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sein, aber ist halt ein Film.
0:51:34–0:51:42
Und ich glaube auch viele Zustände sind dann auch aus solchen krankhaften Wahnvorstellungen
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dann entstanden, gerade im Body-Horror-Bereich und ich will noch einen Punkt machen,
0:51:48–0:51:53
dass eben diese beiden Filme, die wir jetzt, also Reinhard jetzt mit Titan und
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ich mit The Substance, das ist beides von Frauen gedreht.
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Ja, ich glaube, gerade im feministischen Bereich ist dann auch Bodyhorror ein
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Ausdruck, um eben mit diesen Repressionen, denen gerade Frauen und Frauenkörper ausgesetzt sind.
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Die dann irgendwie auch Ausdruck zu verleihen oder auch eine andere Perspektive
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oder auch das kaputt zu machen.
0:52:14–0:52:18
Ja, also auf den Kopf zu drehen. Ich glaube, das ist auch eine Möglichkeit,
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sich da auszutoben und so ein Gegenbild zu entwickeln.
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Und ich finde, Titan hat das besonders gut gemacht in dieser Form.
0:52:26–0:52:30
Ich möchte noch erwähnen, ich hatte noch einen Punkt zu Titan,
0:52:31–0:52:35
vielleicht nochmal zum Titel, weil der im Deutschen oder im Englischen auch
0:52:35–0:52:40
könnte und ich dachte auch erst, es wäre quasi diese Doppelbedeutung von Titan.
0:52:41–0:52:45
Dass auf der einen Seite das Metall gemeint ist, auf der anderen Seite eben
0:52:45–0:52:50
die mythologische Figur, die Titanen, diese Riesengötter.
0:52:50–0:52:56
Aber das ist es nicht, weil im Französischen wird es mit E hinten geschrieben und das ist das Metall.
0:52:56–0:53:00
Also das hat nicht diese doppelte Konnotation, dass auf der einen Seite.
0:53:00–0:53:05
Und auf der anderen Seite, was der Film, diese unglaubliche Nähe,
0:53:05–0:53:08
die dann noch zwischen den Figuren entsteht,
0:53:08–0:53:13
die hat mich stellenweise, und weiß ich nicht, ob Reinhard das auch so bejahen
0:53:13–0:53:15
würde, mich an den Film The Wrestler erinnert.
0:53:15–0:53:20
Ja, auch ein ganz tolles Porträt von so einem alten Ringer, ja,
0:53:20–0:53:25
also Wrestling-Ringer, der gespielt wurde von Chris Wester.
Reinhard
0:53:25–0:53:27
Sylvester Stallone war das doch.
Florian Clauß
0:53:27–0:53:30
Nee, nicht Sylvester Stallone. Das war nicht Sylvester Stallone.
Micz Flor
0:53:30–0:53:31
Mickey Rourke.
Florian Clauß
0:53:32–0:53:34
Mickey Rourke, genau. Richtig, ja.
0:53:34–0:53:38
Die sich auch alle so, also auf der einen Seite siehst du diesen knallharten
0:53:38–0:53:43
Kampf auf der Bühne, der halt viel inszeniert ist, auf der anderen Seite siehst du dann halt,
0:53:43–0:53:48
wie herzlich die in der Umkleidekabine zueinander sind, aber auch wie selbstverständlich
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sie sich dann halt gegenseitig die ganzen Drogen reichen,
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um dann halt irgendwie noch irgendwie in Form zu bleiben.
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Ja, also dieses zwischen Drogen und aber auch trotzdem Akzeptanz dabei.
0:53:59–0:54:05
Sie wird ja auch irgendwie und er wird ja mit seinen Fehlern so akzeptiert.
0:54:05–0:54:10
Und da, finde ich, ist so eine Menschlichkeit drin, die mich halt wirklich ergreift,
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weil das halt genau diese Ambivalenz von Menschlichkeit so ausmacht.
0:54:14–0:54:16
Und das finde ich halt toll, dass das so inszeniert ist.
Micz Flor
0:54:16–0:54:17
Ja, könnten wir...
0:54:18–0:54:22
Als Fußnote und dann können wir vielleicht eine Folge machen über Sportfilme.
0:54:23–0:54:24
Und dann können wir den mal reinziehen.
Reinhard
0:54:25–0:54:31
Aber du hast recht. Ich finde auch, der Wrestler und Titan, also diese Männerfiguren,
0:54:31–0:54:35
der Feuerwehrmann und dieser Wrestler, die haben sehr viel miteinander gemein.
0:54:35–0:54:42
Also da ist so eine sehr, sehr männliche äußere Hülle und was darunter ist eigentlich
0:54:42–0:54:44
ein sehr zerbrechlicher Mensch.
0:54:44–0:54:50
Und das sozusagen freizulegen, das versuchen beide Filme und das ist sehr schön
0:54:50–0:54:52
hat mir bei beiden sehr gut gefallen Ich.
Micz Flor
0:54:52–0:54:56
Mach mal eine kurze Frage Chris ist noch da oder?
Chris Flor
0:54:56–0:55:01
Ja ja, aber wie lang machen wir den noch? Das ist ein bisschen Wahnsinn.
Florian Clauß
0:55:01–0:55:04
Oder wollen wir das vielleicht so machen, dass wir jetzt Weapons dran nehmen
0:55:04–0:55:10
und du dass wir dann so ein bisschen das offener diskutieren und Weapons gemeinsam
0:55:10–0:55:13
dann so vorstellen Und dann.
Micz Flor
0:55:13–0:55:16
Würde ich vorschlagen, dann können wir es noch besser argumentieren weil ich
0:55:16–0:55:17
glaube echt, wir machen da zwei Folgen draus.
Florian Clauß
0:55:17–0:55:18
Ja, würde ich auch sagen, genau.
Micz Flor
0:55:19–0:55:20
Wäre das okay, Chris?
Chris Flor
0:55:21–0:55:24
Naja, können wir machen, aber wie gesagt, ich kann ein bisschen Einführungssachen
0:55:24–0:55:27
sagen, aber es ist halt nichts Tolles erwarten jetzt.
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Ich bin immer noch halb wahnsinnig von meinem, ja, ich habe gestern war den
0:55:31–0:55:35
ganzen Tag krank und habe das Elixier des Teufels gelesen in meinem Fieberwahn.
0:55:36–0:55:38
Also insofern.
Reinhard
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Nicht die beste Idee.
Micz Flor
0:55:42–0:55:43
Das bleibt drin.
Florian Clauß
0:55:43–0:55:45
Du bist geimpft worden, hast du erzählt.
Chris Flor
0:55:45–0:55:51
Ja, ich habe die genauso auch Body Horror. Ich habe den Pneumonia Covid und
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die Flu gekriegt, also die Grippeimpfung bekommen.
Florian Clauß
0:55:55–0:56:00
Also ich würde vorschlagen, dass wir jetzt zu dem zweiten Film des Abends kommen.
0:56:01–0:56:07
Nämlich auch ein ganz aktueller Film, der eben in den Kinos lief, den ich mit meiner...
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Kinogruppe gesehen habe, Weapons von 2025 und dann auch in unsere Eigentlich-Gruppe
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geschrieben habe, ihr müsst den auch sehen, ich fand den toll und Chris hat
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sich den angeguckt und Chris, was ist dein Eindruck?
Chris Flor
0:56:23–0:56:27
Also ich fand es erstmal toll bei dem Film, also ich hatte, du hattest dann
0:56:27–0:56:30
schon gesagt, so ein bisschen, dass es wie Rashomon so ein bisschen wäre mit
0:56:30–0:56:33
dieser Erzählstruktur, das war aber mehr oder weniger alles,
0:56:33–0:56:34
was ich über den Film wusste.
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In meiner anderen Filmgruppe wurde gesagt, je weniger man über den Film weiß, desto besser.
0:56:39–0:56:42
Und ich fand das auch wirklich toll, weil mir war das nicht klar,
0:56:42–0:56:46
dass es ein Body-Horror-Film ist oder in Teilen ein Body-Horror-Film.
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Weil einfach die Preview dazu war mehr oder weniger eigentlich nur die ersten
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fünf Minuten der Geschichte, wo einfach erzählt wird, was ist hier passiert.
0:56:56–0:57:00
Und dann kamen dann so ein paar Ausschnitte von irgendwelchen Szenen,
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die man nicht richtig in Kontext setzen konnte zu irgendeiner Geschichte und
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das war es dann auch schon.
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Also ich war, ich dachte auch, also doch mal von oben und draußen,
0:57:11–0:57:15
ich fand es einen sehr tollen Film, um den im Kino zu sehen,
0:57:15–0:57:20
weil eben durch diese Horrorsachen und auch, weil es eine Komödie auch in gewisser
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Weise ist, das ein sehr gutes,
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das war ein Erlebnis, das mit anderen Menschen zusammenzusehen,
0:57:26–0:57:32
dieses Stöhnen, die Angst und so weiter, also der Ekel, also auch diese humorvollen
0:57:32–0:57:37
Szenen, das alles irgendwie so miteinander zu erleben. fand ich so. Ich hatte dann auch.
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Ich war halt so ein Kinotag, heißester Tag des Jahres irgendwie.
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Ich hatte ein großes Getränk getrunken, saß dann drin und musste dann halt blöderweise
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mittendrin aufs Klo und bin halt aufgestanden, hab gemeint, ja,
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ich möchte jetzt ganz schnell aufs Klo gehen.
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Fing dann an, so ein bisschen zu rennen und dann hab ich dann meine Arme so
0:57:55–0:57:57
zur Seite raus und bin halt so wie die Leute gerannt.
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Und dann haben wir im Kino richtig so ...
Reinhard
0:58:01–0:58:02
So ein paar Leute haben dann gedacht ...
Florian Clauß
0:58:04–0:58:05
So ein paar Leute, so ...
Reinhard
0:58:09–0:58:13
Das müssen wir mal als Flashmob machen, so mit zehn Leuten in den Film gehen
0:58:13–0:58:15
und dann so aufs Klo retten.
Micz Flor
0:58:16–0:58:22
Das war jetzt genialer Plot-Spoiler, als anekdotenhafter Plot-Spoiler, das ist ein neues Genre.
Florian Clauß
0:58:24–0:58:24
Super.
Chris Flor
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Ja, ja, aber also, der Film fängt halt eben an, und das hat vielleicht,
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die Vorschau hat halt jeder gesehen, aber machen wir jetzt hier Filmnacherzählungen?
Florian Clauß
0:58:33–0:58:34
Wir machen das.
Chris Flor
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Okay, also in einer Suburbstadt in den USA sind halt eines Morgens um 2.17 Uhr, glaube ich war es,
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sind auf einmal so alle Kinder aus einer bestimmten Schulklasse von einer Lehrerin
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aufgestanden und sind dann die Tür rausgerannt und sind dann nie wiedergekommen
0:58:53–0:58:55
und die Eltern wissen nicht, was los ist.
0:58:56–0:59:00
Natürlich sind alle komplett verzweifelt, die Lehrerin wird verhört,
0:59:00–0:59:01
alle Leute werden verhört.
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Das alles wird halt jetzt wirklich in den ersten 5 Minuten erzählt,
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aber man weiß halt überhaupt nicht, was passiert ist.
0:59:08–0:59:12
Also ein Kind erzählt die ganze Geschichte, also der, ich weiß nicht,
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allwissende Erzähler vielleicht nicht unbedingt, aber halt schon aus so einer.
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Perspektive raus, erzählt uns halt diese Geschichte.
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Es fängt dann an, der Film Richtig fängt dann an, wo wir, bevor die,
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Ein paar, eine Woche oder so was oder zwei Wochen wurde die Schule halt komplett
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geschlossen und am Abend, bevor die Schule wieder geöffnet wurde,
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ist dann so ein Elternabend, wo halt alle im Saal sitzen und dann die Schulleitung
0:59:35–0:59:39
und dann halt eben auch die Lehrerin Julia Garner nach vorne gehen und dann
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halt ein paar Worte sagen.
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Und man merkt schon, natürlich ist die Spannung groß, vor allen Dingen Josh
0:59:46–0:59:49
Brolin ist halt einer dieser Hauptfiguren, der heißt Archer,
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was auch relativ interessant ist als Name, der halt dann die Verbindung sieht,
0:59:54–0:59:59
ja, das waren nur Kinder aus dieser einen Schulklasse, also muss die Lehrerin
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was wissen. Und das kommt dann halt zur Eskalation.
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Man merkt, dass da auch so Gewalt in der Luft liegt und die Lehrerin muss dann
1:00:05–1:00:06
halt schnell rausgerettet werden.
1:00:06–1:00:10
Und man kriegt dann halt auch mit, ja, sie ist Alkoholikerin.
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Das ist halt irgendwie relativ klar. Also das ist auch das Erste,
1:00:13–1:00:16
was sie macht. Es wird gesagt, na, gehen Sie jetzt schnell nach Hause.
1:00:16–1:00:20
Gehen Sie nirgendwo mehr hin, damit Ihnen nichts passiert, damit Sie niemand abfängt.
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Und sie geht dann trotzdem noch in den Liquor-Store und kauft sich halt erstmal
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ein paar Flaschen Wodka und fährt dann nach Hause. Also ja, dann entfaltet sich das dann.
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Es ist, wie halt schon gesagt, das ist ein bisschen so eine Rashomon-Geschichte.
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In der Struktur wird es erzählt, dass man erst mal aus einer Perspektive das sieht.
1:00:37–1:00:42
Das ist aus der Lehrerin, die heißt, Moment, ich habe den Namen hier vor mir, Justine.
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Justine, wie sie das halt so mitkriegt. Und man kriegt halt auch mit,
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wie ihr Leben halt so aussieht.
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Sie kommt dann, ich finde den Film halt ziemlich genial. Also auch wie dann
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halt so manche Sachen halt so, weil man denkt halt erstmal, okay, was ist das hier?
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Ist das jetzt ein Science-Fiction-Film? Der Film heißt auch Weapons,
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deswegen denkt man vielleicht an sowas Technologisches oder sowas.
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Man hat die ganze Zeit, sind so Andeutungen auf Parasiten irgendwie überall,
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also dann auf der Schultafel steht was über Parasiten, die Leute schauen sich
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Dokumentationen an über Parasiten.
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Dann aber halt dieses Wort Weapons ist dann halt auch drin, aber dann taucht
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dieses Wort Witch auf, ist dann halt auf ihr Auto draufgeschrieben,
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wo dann halt erstmalig halt dieses Wort dann halt auftaucht.
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Und also das ist halt jetzt der Spoiler, der Böse ist eine Hexe halt auch,
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aber es ist nicht unsere Julia Garner, obwohl man die vielleicht auch,
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wenn man die Person genauer untersuchen würde,
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dann halt auch Hexenhaftes an ihr erkennen würde.
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Aber im Endeffekt steckt dann wirklich eine Hexe dahinter.
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Es ist sehr schwierig, diesen Film nachzuerzählen, weil der halt eben über diese
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verschiedenen Spuren erzählt wird.
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Also erstmal wird halt die Geschichte der Lehrerin erzählt, dann wird die Geschichte
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von dem Archer erzählt, das ist der Josh Brolin.
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Und das ist auch eine ganz tolle Figur irgendwie, weil der scheint,
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also das ist halt so ein Typ, der so Hausbauer ist, so ein Bauherr oder sowas,
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der aber scheinbar auch irgendwie so eine militärische Vergangenheit hat,
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ein ziemlich harter Typ,
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der aber wahnsinnig darunter leidet, dass sein Sohn dann halt verschwunden ist.
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Er schläft seitdem nur noch in
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dem Bett seines Sohnes und hat auch schon Schwierigkeiten mit seiner Frau.
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Aber er scheint dann trotzdem auch eben so sehr hart und männlich halt einerseits.
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Aber dann halt eben andererseits auch, er hat nie seinem Sohn gesagt,
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ich liebe dich, das ist halt auch so ein Problem.
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I love you hat er nie gesagt. er auch eher der intuitivste von den allen ist,
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wenn man das halt jetzt mal so Gender-Role-mäßig zuschreiben wollen würde,
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ist er schon so derjenige, der halt in seinen Träumen dann irgendwie die Sachen
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so halt so mehr oder weniger halt so zusammenfügt und auch,
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dass es eine Waffe ist, dass er darauf kommt als Archer eben,
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also was er dann halt herausfindet ist, wenn man schaut, wohin die Kinder gerannt
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werden, dann sind die so sternförmig auf einen Punkt zugerannt und hat er in
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der Landkarte festgemacht. Und das ist halt eben dieses eine Haus.
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Was für ein Haus ist das? Das ist das Haus, wo der junge Alex drin wohnt.
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Das einzige Kind, das an dieser Nacht nicht verschwunden ist,
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der aber auch überhaupt gar nicht über die Situation reden kann,
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möchte, der ziemlich traumatisiert scheint.
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Und Justine, die Lehrerin, versucht die ganze Zeit mit ihm zu reden.
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Und so nähern sie sich immer mehr diesem Haus. Also das Haus ist halt dieses
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sternförmige Zentrum, diese Pfeile schießen aus allen Seiten dorthin.
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Sowohl Justine, die halt eben, sagen wir mal, eher so zwischenmenschlich,
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also sie ist quasi, wie sie sich mit den Kindern verhält.
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Durch den Kontakt zu Alex kommt sie dann hin, okay, dieses Haus muss der richtige Ort sein.
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Und dann der andere, dieser andere Charakter, Josh Brolin, Archer,
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für ihn ist es halt einfach die
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Vektorrechnung, das dann im Zentrum dieser ganzen Pfeile dieses Haus ist.
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Du hast diesen James, diesen Junkie, der halt in diesem Haus endet oder dann
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in dem Haus ankommt, weil er, weil das Haus verlassen erscheint und er da Sachen rausklauen möchte.
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Du hast einen Polizisten, der dem, diesem James auf der Spur ist,
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der auch gleichzeitig eine Affäre mit Justine hat.
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Alle werden dann halt zu diesem Haus dann hingezogen und was ist in diesem Haus?
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In diesem Haus sind die Eltern von Alex.
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Okay, ich liste mir da immer jemand.
Florian Clauß
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Also das Haus selber ist total auch so unheimlich inszeniert.
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Man sieht dann halt immer die Tür auf und dann hinter ist total schwarz.
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Man sieht dann nur in den Fenstern, dass sie mit Zeitungspapier vollgeklebt ist.
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Und das wird schon ziemlich früh sehr unheimlich inszeniert.
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Und letztendlich, also ein bisschen banal ist die Geschichte dann schon,
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aber ziemlich gut inszeniert.
Chris Flor
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Wenn man es weiß.
Florian Clauß
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Wenn man es weiß, ja, also dann ist natürlich, sind alle Kinder in diesem Haus,
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ja, und die sind so wie Marionetten, ja, und diejenige, die das dann halt quasi
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alles steuert, ist die Tante, also die Schwester von der Mutter von Alex,
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und die ist eine echte Witch, die kann richtig, also quasi verfluchen,
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und was sie dann macht mit so einem Ritual, mit so einem Stock und einem Stoff,
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ja, dass sie dann halt so quasi dann die Macht über die jeweiligen Menschen
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hat, und sie wie Marionetten dann dirigieren kann.
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Und so sind auch die Eltern von Alex, also ihre Schwester und der Mann von ihr,
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die sind auch eben so eingefroren.
Chris Flor
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Diese Tante ist halt sehr krank, wahrscheinlich krebskrank oder sowas.
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Also sind alle Haare ausgefallen, sie trägt immer Perücken.
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Das kommt aber erst am Ende raus. Also die Figur taucht natürlich in den anderen
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Geschichten schon vorher aus und ist halt so mit einer roten Perücke total absurd
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übergeschminkt und so weiter. Eine echt skurrile Figur.
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Wo sich dann halt dann später eben durch diese verschiedenen Geschichten und
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dann halt eigentlich erst durch die allerletzte Geschichte, die dann von innen
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alles erzählt, nämlich Alexes, aus Alexes Sicht das alles erzählt wird.
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Es ist eben die Tante von Alex, die krank ist, die sich dort eingenistet hat,
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also quasi eigentlich sollten die so die...
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Alexis Eltern ihr Sterbehilfe leisten, aber in Wirklichkeit ist sie eine Hexe,
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um deren Lebenskraft auszusaugen.
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Sie hat so ein kleines Bäumchen dabei und dieses Bäumchen, da macht man die
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Zweige ab, da sind auch so Stacheln dran und das ist halt so eine Blutmagie.
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Wo sie dann halt so Stachel und dann um den Zweig und dann bindet sie dann Haare
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herum oder irgendwas, was zu der Person gehört.
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Wenn sie das bricht, das Stäbchen, dann kann sie diese Menschen quasi,
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ja, marionettenmäßig bewegen.
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Und was halt passiert ist, sie hatte eigentlich gehofft, dass sie durch die
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Eltern von Alex ihre Energie genügend zurückkriegen konnte, um wieder zu genesen.
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Also die Eltern sind quasi in so einem Zombie-Dasein, sitzen die nur so rum,
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werden von Alex dann mit Suppe gefüttert.
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Alex bleibt normal, damit er helfen kann, damit er in der Schule ist und damit
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er auch helfen kann, die Eltern zu füttern und so weiter und Suppe einzukaufen.
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Und überlegen halt diese Dosen Suppe rum.
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Aber es stellt sich dann halt später, merkt die Tante dann, naja,
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das reicht jetzt doch nicht.
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Diese Energie von den Eltern reicht jetzt doch nicht aus. Wir müssen jetzt auch
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alle Kinder aus der Schule holen.
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Und dann fängt halt Alex an und bringt halt, oder wir brauchen mehr Menschen.
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Die Hexe sagt, du kannst das nicht der Polizei erzählen oder deiner Lehrerin
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oder irgendjemand, weil sonst kann ich es machen, dass deine Eltern sich großen Schaden zufügen.
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Und er wird dann in die Schule geschickt, Alex, um Gegenstände zu sammeln.
Micz Flor
1:07:45–1:07:49
Diesen Ein-Body-Horror-Moment. Jetzt hast du den Ein-Body-Horror-Moment mit
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den Gabeln nicht erzählt.
Chris Flor
1:07:51–1:07:56
Ach so, ja genau. Ach, du hast den auch gesehen, den Film. Okay, das ist der erste.
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Ich hatte dann auch überlegt, den Film könnte man auch irgendwie Messergabelschere Licht nennen.
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Weil halt eben diese ganzen, also man hat halt diese Schere,
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man hat die Messer, man hat die Gabeln und so weiter, das ist sogar die Gabel.
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Also die sitzen alle am Tisch.
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Und da erklärt halt die Tante, erklärt dann dem Alex, wie die Situation halt
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jetzt liegt, dass halt die Eltern jetzt sitzen hier und dann fängt sie an und
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wickelt halt die Haare der Eltern um den Stab und macht ihr eigenes Blut drauf und bricht.
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Und dann fangen die beiden an und stechen sich halt mit den Gabeln,
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die Vater und die Mutter nehmen dann ihre Gabel und stechen sich halt so wiederholt
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mit der Gabel ins Gesicht, bis sie dann halt den Stab ins Wasser fallen lässt
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und dann hören sie halt halt auf.
1:08:41–1:08:47
Was halt irgendwie so demonstriert, ja okay, die sind halt unter ihrer Kontrolle, die...
Florian Clauß
1:08:47–1:08:51
Vielleicht nochmal ganz kurz ergänzend dazu, was dann vielleicht auch nochmal
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so ein bisschen einen Blick auf den Titel des Filmes wirft, ist,
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dass diese, ich sag mal so verfluchten Menschen,
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ja, dass man die konditionieren kann auf andere Menschen, ja,
1:09:03–1:09:05
und dass die dann halt so losgehen wie Waffen, ja.
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Und das ist vielleicht auch der andere Body-Horror-Film im Moment in dem Film,
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dass die dann halt so, sobald die dann konditioniert sind und dann bricht sie
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eben dieses Stöckchen und dann rennen die los und wollen halt um alles auf der
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Welt diesen einen Menschen dann vernichten.
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Und da gibt es halt auch so eine Szene, wo dann halt der Direktor der Schule
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dann die Lehrerin vernichten soll,
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weil der auch verflucht wurde und dann siehst du halt, wie der dann halt wie
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besessen losrennt und dabei halt auch sich irgendwie komplett dann auch kaputt geht dabei.
Reinhard
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Wie so ein Zombiefilm ist das dann eigentlich an der Stelle.
Florian Clauß
1:09:44–1:09:47
Genau, an der Stelle wird es wie so ein Zombiefilm inszeniert, ja.
Chris Flor
1:09:47–1:09:50
Ja, aber das ist halt auch lustig, weil es halt dadurch, man sieht den halt
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dann in der Geschichte von dem Archer sieht man,
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glaube ich. Ich glaube, oder ist es schon bei der Justine-Geschichte auf jeden Fall.
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Sie steht an der Tankstelle und dann auf einmal kommt das, ich glaube,
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das ist bei der Archer-Geschichte, dann kommt, sieht man denen das erste Mal
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diesen Marcus, den Schulleiter, wie er dann halt auf sie zurennt und der hat
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schon wahnsinnig viel Blut läuft ihm über das Gesicht.
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Und der rennt dann halt die ganze Zeit hinterher und sie versucht halt zu entkommen
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und geht in den Laden und dann kommt er hinterher und ein paar Mal ist sie schon
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fast gestorben, sie fährt dann mit dem Auto weg und er rennt hinterher und wird
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dann halt, schließlich wird der Schulleiter dann halt von dem Auto überfahren.
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Als man dann später die Geschichte aus der Sicht des Schulleiters sieht,
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ist er halt zu Hause mit seinem Partner und die schauen sich gerade halt eben
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auch diesen Film über diese, wie heißen diese Pilze da?
Florian Clauß
1:10:36–1:10:41
Ja, die dann die Schnecken und so weiter besetzen.
Chris Flor
1:10:41–1:10:42
Ja, die Ameisen.
Florian Clauß
1:10:42–1:10:49
Die Ameisen oder Käfer, so halbtote Käfer. Also symbolisch dann halt so besetzt.
Chris Flor
1:10:50–1:10:54
Ja, also die schauen sich das halt an, dann taucht diese Tante auf und sagt,
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hier könnte ich eine Schale Wasser haben und dann setze ich dann halt hin.
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Also das ist eine ziemlich skurrile Figur halt eben, setzt sich hin und dann,
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als sie dann den Schulleiter erstmalig aktiviert, setzt sie ihn darauf an,
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seinen Partner zu töten.
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Und das ist halt ziemlich, das ist ziemlich heftig, wo er dann halt anfängt
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und den halt erstmal so wirkt und dann halt mit seinem Kopf immer wieder auf
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dessen Kopf einschlägt,
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bis der halt tot ist oder nur nicht tot, man weiß es nicht, also das Gesicht
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ist dann schon so total platt, man sieht das eigentlich alles und der atmet
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halt immer noch durch, so durch dieses Gesicht, das ist eine ziemlich fiese,
1:11:28–1:11:29
fiese, fiese Situation,
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wenn man sich das anguckt, aber halt eben auch im Kino, also ist man wenigstens
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zusammen und schaut sich das an.
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Und dann wirft sie halt das Stäbchen ins Wasser, hört auf und dann macht sie
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ein neues Stäbchen und setzt ihn halt auf diese Justine an.
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Schließlich, sagen wir mal schließlich, also die ganzen Kinder sind unten im Keller.
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Es gibt diesen Polizisten, was halt auch, brauchen wir nicht unbedingt darauf
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eingehen, aber der ist halt auch geil, diese Bad Cop Polizisten Figur,
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der halt auch ein Verhältnis wohl mit Justine hat, er ist verheiratet.
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Da hatte ich dann halt eben auch gedacht, wo diese Sache von wegen Hexe und
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Kontrolle und so weiter, wo die Justine den Polizisten, also den Paul,
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er ist halt verheiratet, er möchte stark sein, in Anführungszeichen,
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aber sie bringt ihn dann schließlich dazu, dass er Alkohol trinkt und dann haben sie halt doch Sex.
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Es ist quasi so, dieser auch eben ähnlich.
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Justine halt benutzt auch einen Trunk, sagen wir mal, um ihn zu manipulieren.
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Er kommt dann halt in eine Situation und ist halt fremdgesteuert,
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in der er eigentlich nicht sein möchte.
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Hatte ich dann irgendwie so gesehen. Aber wo halt, wenn man sich die Justine
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anschaut, im Gesetz zur Tante, hat die Justine halt eben auch etwas sehr so
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Nurturing, so eine Komponente.
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Und Fürsorglichkeit halt auch gerade den Kindern gegenüber, die der Tante halt
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komplett abgeht, weil es ihr halt um ihr eigenes Überleben nur geht und ihr
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das dann egal ist, wie es anderen Menschen damit geht. Ja, zu guter Letzt kommt
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dann alles dahin zusammen.
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Wir haben jetzt sowohl der Junkie James als auch der Polizist,
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als auch die ganzen Kinder, als auch die beiden Eltern von Alex sind alle unter Kontrolle dieser Hexe.
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Die merkt langsam, dass das sich nicht mehr lange so halten lässt und sie möchte
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eigentlich jetzt den Standort wechseln und bereitet da halt was daraus vor.
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In dem Moment kommen Justine und Arce kommen in dem Haus an,
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finden das halt so alles vor.
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Und dann geht quasi halt das Gemetzel halt noch so ein bisschen weiter.
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Ich fand, wo man gedacht hat, okay, das könnte jetzt dieser,
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das könnte das Ende sein.
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Und dann wird dann getötet und dann die Bösen sind tot und dann ist alles vorbei oder so.
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Also ich fand diese eine Szene, Buddy-Horror, fand ich halt total geil,
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wo in der Küche kämpfen sie, der Polizist unter der Kontrolle greift Justine an,
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Justine greift nach Besteck irgendwie und man denkt, sie holt sich ein Messer,
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aber sie holt sich so einen Apfelschäler und fängt dann an, dir das Gesicht zu schälen.
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Also man denkt so, nein, das passiert jetzt nicht, doch, das passiert jetzt.
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Und fängt halt an, dieses Gesicht zu schälen von dem Polizisten und das passiert
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halt auch tatsächlich. ich so runtergestellt. Das fand ich halt ziemlich geil.
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Aber zu guter Letzt, der Junge hat dann den genialen Einfall,
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also der Alex hat den genialen Einfall mit seinem eigenen Blut und so einem
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Zweig und den ganzen Schildchen von den Kindern, die Kinder auf die Hexe anzusetzen.
1:14:31–1:14:37
Und das ist halt dieser wunderschön befriedigende, das wunderschön befriedigende
1:14:37–1:14:43
Ende dieses Filmes, wo du halt dann dieses fast schon Slapstick-mäßige, wo du halt immer die,
1:14:44–1:14:47
Die Hexe weiß, was los ist und rennt dann halt weg von den Kindern und rennt
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durch diese Suburbian-Nachbarschaft von einem Haus zum anderen.
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Und man sieht immer, wie sie so schreit, so aaaaaaah, wegrennt.
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Und dann ist es kurz still und dann hört man diese ganzen Kinder schreien.
1:14:57–1:15:00
Aaaaaaah, mit so einem Kindergeschrei rennen die dann so hinter sie her.
1:15:00–1:15:02
Ja, aber so völlig brutal.
1:15:03–1:15:04
Ja, aber es ist halt so.
Florian Clauß
1:15:04–1:15:07
Wie die dann durchs Fenster steigen und dann die Treppen so runterfallen.
Chris Flor
1:15:07–1:15:11
Ja, alle kommen immer hinterher. Erst geht sie souverän zu weg und dann kommen
1:15:11–1:15:13
sie hinterher und halt immer mit ihrem Geschrei,
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Stille und dann das Kindergeschrei und am Ende schaffen sie es halt,
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das erste Kind schafft es irgendwie, sie zu erreichen und dann ist es natürlich
1:15:22–1:15:26
vorbei, weil halt eben diese Meute dann über sie herfällt und sie dann zerreißt.
1:15:26–1:15:30
Nachdem sie zerrissen ist, ist der Zauber gebannt.
1:15:30–1:15:34
Aber trotzdem sind die Kinder erst mal komplett leer. Die Eltern sind komplett leer.
1:15:35–1:15:40
Aber es scheint wohl von dieser Kinderstimme im Off, die dann halt so erzählt,
1:15:40–1:15:43
ja, aber manche der Kinder haben jetzt schon wieder angefangen zu reden.
1:15:44–1:15:47
Also insofern scheint sich da wieder was zu füllen, dann wenigstens bei den Kindern danach.
Florian Clauß
1:15:48–1:15:49
Ja, ein Happy End, ne?
Chris Flor
1:15:50–1:15:53
Happy End, ja. Also auch die Hexe, wo gerade die Hexe ist tot.
1:15:53–1:15:55
Genau, wo gerade die Hexe ist tot.
1:15:56–1:15:59
Die haben die in den Ofen geworfen und die Tür zugemacht.
Florian Clauß
1:15:59–1:16:01
Ja, und die Därme gegessen dabei.
Reinhard
1:16:03–1:16:07
Da möchte ich kurz einen Einwand formulieren, wenn ich darf.
Florian Clauß
1:16:08–1:16:08
Natürlich.
Reinhard
1:16:08–1:16:11
Ich wollte jetzt nicht vorgreifen, Chris. Ich meine, vielleicht möchtest du
1:16:11–1:16:14
ja noch ein Fazit. Ein Fazit noch ziehen.
1:16:14–1:16:16
Nein, ich finde, es ist gerade fragwürdig.
1:16:17–1:16:21
Ihr sagtet jetzt ein Happy End. Und das würde ich jetzt gerade in Frage stellen.
1:16:22–1:16:27
Zunächst mal, bevor ich darauf weiter eingehe. Also ich habe den Film vor einer Woche im Kino gesehen,
1:16:27–1:16:32
nachdem mir der aus mehreren Seiten empfohlen wurde und ich war natürlich voller
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Erwartungen und ich muss gestehen, dass meine Erwartungen ziemlich enttäuscht
1:16:36–1:16:38
worden sind. Ich fand den Film...
1:16:39–1:16:42
Ungefähr bis zur Hälfte hat er mir gut gefallen. Ich fand auch diese verschiedenen
1:16:42–1:16:46
Erzählpositionen, obwohl das nichts Neues ist, aber ich fand es sehr interessant.
1:16:46–1:16:49
War gut gemacht. Mir haben auch die Figuren gefallen.
1:16:50–1:16:54
Aber der Film hat von dem Augenblick an für mich seinen Zauber verloren,
1:16:54–1:16:56
wo zum ersten Mal diese Hexe auftaucht.
Chris Flor
1:16:57–1:16:58
Ich weiß es nicht.
Reinhard
1:16:59–1:17:02
Moment, Moment, Moment. Ich will kurz weiter ausführen. Und diese Hexe,
1:17:03–1:17:05
das ist für mich genau das Problematische an dem Film.
1:17:06–1:17:11
Eigentlich geht der Body-Horror, man müsste ja eigentlich das Bewusstseins-Horror
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nennen, weil die Körper dieser Menschen verändern sich ja gar nicht,
1:17:14–1:17:18
sondern es ist das Bewusstsein, was sich verändert, das da ausgeschaltet wird durch die Hexe.
1:17:18–1:17:24
Aber ich finde, der wahre Body-Horror geht in diesem Film gar nicht von diesen
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Menschen aus, von den Kindern, denen das Bewusstsein abgeschaltet wurde oder
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von den Menschen, die da als Waffen missbraucht werden, sondern der wahre Horror.
1:17:33–1:17:38
Und das sehen wir ein paar Mal in den Träumen dieser beteiligten Protagonisten,
1:17:38–1:17:43
taucht ganz kurz das Gesicht dieser alten kranken Frau auf.
1:17:43–1:17:49
Und davon geht eigentlich der wahre Horror aus. Das Gesicht einer alten kranken Frau.
1:17:49–1:17:54
Nachher wird sie dann als Hexe tituliert und das ist sie ja auch in diesem Zusammenhang.
1:17:55–1:18:02
Ich finde, das ist eigentlich die tiefere Motivation dieses Films.
1:18:02–1:18:05
Das ist eigentlich das, wovor wir Angst haben müssen und das ist das,
1:18:06–1:18:07
wovon der wahre Horror ausgeht.
1:18:08–1:18:12
Vom Alter, diese Frau ist nicht geliftet wie alle Schauspielerinnen in Amerika
1:18:12–1:18:20
und die Falten sind nicht weggeschminkt, sondern wir sehen wirklich eine alte Frau,
1:18:20–1:18:27
so wie sie aussieht, wenn man eben nichts Kosmetisches oder Chirurgisches daran macht.
1:18:27–1:18:30
Und ich glaube, dass das gerade in den Vereinigten Staaten, wo ja jetzt alle
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älteren Frauen beim Schönheitschirurgen waren, etwas wirklich Schockierendes hat.
1:18:36–1:18:41
Und damit konfrontiert zu werden, mit dem Alter, mit dem eigenen Verfallen,
1:18:41–1:18:46
mit dem sicheren Tod, ich glaube, das ist das, was eigentlich den Warenhorror dieses Films ausmacht.
1:18:47–1:18:53
Und ich finde es eigentlich tragisch, dass diese Frau dann sterben muss.
1:18:53–1:19:00
Diese arme, alte, kranke Frau wird von der Jugend zerrissen förmlich.
1:19:00–1:19:03
Also das ist ja auch eine Form von Euthanasie.
1:19:04–1:19:09
Also die alten Kranken müssen sterben, damit die Jungen irgendwie aufblühen können.
Chris Flor
1:19:09–1:19:14
Ja, also ich sehe das auch so. Also sie hat sich nicht in ihre Rolle reingefunden.
1:19:14–1:19:17
Sie hat nicht akzeptiert. Sie hat die Frechheit besessen.
1:19:18–1:19:22
Und da geht es dann vielleicht auch mit dem Substance dahin.
1:19:22–1:19:24
Also das sind auch Parallelen zur Substance.
1:19:24–1:19:29
Dass sie nicht artig irgendwie sagt, okay, dann bin ich alt und ich sterbe jetzt.
1:19:29–1:19:32
Sondern sie sagt, nee, nee, ich möchte noch weitermachen. Ich kann noch weitermachen.
1:19:33–1:19:38
Und macht es halt, greift zu Mitteln, die anderen Menschen halt auch schaden,
1:19:38–1:19:40
aber um halt eben weiterzumachen. Aber das darf nicht.
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Und am Ende der befriedigende Moment ist, die alte Frau muss sterben,
1:19:46–1:19:49
darf ihr Leben nicht verlängern, darf nicht irgendwie wie jetzt,
1:19:50–1:19:55
also diese Unsterblichkeitsfantasien von Silicon Valley und so weiter,
1:19:55–1:19:59
darf nicht ewig weiterleben, sondern muss sich halt jetzt einfach mal dem fügen
1:19:59–1:20:00
und muss der Jugend Platz machen.
1:20:02–1:20:09
Was ja auch stimmt, also diese ganze Horrorgeschichte der Babyboomer,
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die halt eben in allen Jobs noch drin sitzen und die Gen Z und so weiter,
1:20:15–1:20:17
denen keinen Raum machen im Arbeitsmarkt.
1:20:18–1:20:22
Die muss halt jetzt einfach mal weg und dann wird's halt zerrissen.
1:20:23–1:20:27
Damit die endlich aufleben können wieder, damit die Jugend endlich wieder aufleben kann.
Florian Clauß
1:20:27–1:20:31
Ja, also ich denke auch, da sind so bestimmte gesellschaftlichen Themen gepflanzt
1:20:31–1:20:34
in diesem Film, aber so nicht wirklich gut aufgelöst.
1:20:34–1:20:39
Also auf der einen Seite ist es halt natürlich in der alten Frau,
1:20:40–1:20:44
in der Tante, die Einsamkeits-Pandemie, die da passiert.
1:20:44–1:20:48
Sie ist einsam, sie sucht dann irgendwo Anschluss, ja, sie ist zwar eine Hexe.
Chris Flor
1:20:48–1:20:50
Aber... Na, sie sucht keinen Anschluss allerdings.
Florian Clauß
1:20:50–1:20:55
Sie besucht halt Energie. Aber auf der anderen Seite, das was halt so offensichtlich
1:20:55–1:20:58
ist, dieses Ageism, was da passiert.
1:20:58–1:21:01
Auf der einen Seite wird sie eben als alte Frau rausgeworfen.
1:21:01–1:21:04
Ich finde aber, sie schminkt sich völlig übertrieben.
1:21:04–1:21:09
Also da habe ich schon so dieses Stereotyp von alten amerikanischen Frauen.
Reinhard
1:21:09–1:21:12
Es ist auch ein Zitat von der Joker.
Florian Clauß
1:21:12–1:21:17
Genau, der Joker. Oder ich dachte, ein S an diesem Klon und so weiter.
Reinhard
1:21:17–1:21:17
Ja, genau.
Florian Clauß
1:21:19–1:21:23
Aber vor allen Dingen, da fand ich jetzt auch nochmal gut den Einwand,
1:21:23–1:21:25
dass die Boomer-Generation,
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die drückt ja quasi auch, also die belastet ja die jetzt nachkommende Generation,
1:21:32–1:21:34
die in den Arbeitsmarkt geht mit ihren Renten.
1:21:34–1:21:37
Also das ist zumindest in Deutschland ein massives Problem, wie wir die Renten
1:21:37–1:21:41
finanzieren. Und das, was dann drunter liegt, ist natürlich das Care-System.
1:21:41–1:21:45
Das Care-System, der Junge, der Alex muss seine Eltern pflegen,
1:21:45–1:21:50
die sind dann halt so paralysiert, ja, sitzen da und er hat aber auch nichts irgendwie,
1:21:51–1:21:55
was er irgendwie, wie er es anwenden kann, außer diese Campbells-Suppendosen,
1:21:55–1:21:56
die er dann zusammenkehrt,
1:21:57–1:21:59
ja, und den dann halt, die füttert.
1:21:59–1:22:04
Aber das ist halt so ein ganz offensichtliches Bild, wo er dann halt seine Eltern füttert.
1:22:05–1:22:07
Ja, das ist halt irgendwie auch eine Kritik an dem Kehrsystem.
1:22:08–1:22:13
Also der Film reißt so viele Sachen auf, aber findet da nicht so richtig den
1:22:13–1:22:16
richtigen, also ich finde, der ist nicht so richtig rund am Ende.
1:22:16–1:22:18
Ja, der geht nicht so richtig auf.
Micz Flor
1:22:18–1:22:23
Da würde ich vielleicht reinspringen, genau als jemand, der den Film nicht gesehen hat.
1:22:24–1:22:28
Aber allgemein nochmal zurück, raus zu diesem Horror-Thema.
1:22:28–1:22:33
Also der Film wurde mir halt kurz vorgestellt, ich weiß nicht mehr Medien oder
1:22:33–1:22:37
Flo oder wer es gesagt hat, aber diese Tür geht auf, die Kinder rennen weg.
1:22:37–1:22:43
Das Bild ist ja auch dieses Rennen, wo die wie so mit ausgestreckten Armen die Straße lang rennen.
1:22:43–1:22:51
Und das war einfach so ein Bild, was sofort Horror ist. Ja, also das hat mich gleich gegruselt.
1:22:52–1:22:55
Und dann habe ich eben auch über Erzählungen, weil ich wusste,
1:22:55–1:22:57
ich werde den Film nicht gucken können,
1:22:58–1:23:01
von Flo auch schon diesen Abriss bekommen und dann kommt diese Hexe und so,
1:23:01–1:23:05
dann hatte ich auf einmal eher so ein Bild von diesem Film wie Shutter Island
1:23:05–1:23:10
oder wie Angel Heart oder so, wo es halt quasi so metaphysisch,
1:23:10–1:23:13
dämonisch irgendwie horrormäßig losgeht.
1:23:13–1:23:16
Also gar nicht mal metaphysisch, sondern einfach nur so Horror ist.
1:23:16–1:23:24
Also Horror so wie Aspirin-Tabletten oder sowas, ohne Bodenhaftung.
1:23:24–1:23:28
Einfach ein Bild, was so X-Files mäßig, das steht einfach da.
1:23:28–1:23:33
Und dann hinten raus wird es aber eher so ein Thriller und man folgt den Spuren
1:23:33–1:23:38
und man kommt dann eben auch zu einem Ende und das finde ich halt auch interessant
1:23:38–1:23:44
wenn man mal rauszoomt und sagt muss ein Horrorfilm zum Schluss sich auflösen,
1:23:44–1:23:45
egal ob es jetzt ein Happy End ist.
Chris Flor
1:23:45–1:23:50
Aber einfach muss es eine Lösung geben Wunderbar eigentlich darf es keine Lösung
1:23:50–1:23:52
geben, also ich finde bei einem Horrorfilm ich würde so weit gehen und sagen,
1:23:52–1:23:56
es darf keine Lösung geben, also die Widersprüche dürfen nicht aufgelöst werden.
Reinhard
1:23:56–1:24:00
Sonst haben wir einen Science Fiction Film Ich bin da total bei euch.
1:24:00–1:24:03
Ich habe mir die ganze Zeit, als ich da in dem Kino saß, habe ich mir gewünscht,
1:24:03–1:24:05
dass es nicht aufgelöst wird.
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Dass wir am Ende nie erfahren werden, dass es vielleicht verschiedene Spuren
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gibt, denen man nachgeht.
1:24:09–1:24:13
Aber dass wir nie erfahren werden, wo diese Kinder hin sind und was mit denen passiert ist.
1:24:14–1:24:18
Es ist so ein bisschen das, was Stanley Kubrick in Shining versucht hat.
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Also es passieren seltsame Dinge, aber am Ende bleibt man ratlos.
1:24:24–1:24:27
Und es ist toll, wenn man diesen Film dann nie wieder vergisst.
1:24:27–1:24:33
Er hat eine Saat in einen gelegt, die ein Leben lang aufgeht.
Chris Flor
1:24:33–1:24:35
Kann ich jetzt auch noch mal wieder einen Schritt zurückgehen und sagen,
1:24:35–1:24:41
ja, ich glaube, dass es gerade eine Wende gibt in Horror.
1:24:41–1:24:47
Also Body-Horror ja mehr, aber halt eben auch weg von diesem High-Horror hört man ja auch dazu.
1:24:47–1:24:51
So einer, eher so einer, also ich finde den Film halt deswegen,
1:24:51–1:24:54
der fängt irgendwie so als so ein Thriller oder sowas an, wird dann halt eben
1:24:54–1:24:59
dann am Ende wirklich dieses Hexenmärchen, das dann halt auch dann aufgelöst
1:24:59–1:25:01
wird und sehr befriedigend aufgelöst wird.
1:25:01–1:25:04
Das ist, ja stimmt, dass am Ende eigentlich eine,
1:25:05–1:25:09
ein bisschen eine Ambivalenz halt komplett verschwindet, die aber halt in den,
1:25:10–1:25:14
also es gibt noch für uns Möglichkeiten, das so zu interpretieren,
1:25:14–1:25:16
was wir dann halt auch gemacht haben mit Generationen und so weiter.
1:25:17–1:25:23
Aber am Ende wird das dann halt natürlich schon alles schön zerfetzt,
1:25:23–1:25:25
dann am Ende und alles ist gut.
1:25:25–1:25:29
Dass das eben absichtlich gelöst wird, einfach absichtlich aufgelöst wird.
Florian Clauß
1:25:29–1:25:33
Ja, also, ja, ich glaube, das ist auch das, was mich bei dem Film stört,
1:25:33–1:25:38
der, also, weil der so gut ausgeht und weil er so rund ist dann am Ende,
1:25:38–1:25:41
aber gleichzeitig, das ist, was mich am meisten, also ein Bild,
1:25:41–1:25:44
was mich dann halt wirklich am meisten dann halt so in diesem,
1:25:45–1:25:47
Angstzustand versetzt hat oder in diesem Verwirrungszustand,
1:25:47–1:25:52
das war dieser Traum von dem Vater, von dem einen, der dann halt irgendwie diese
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ganzen diese ganzen Linien gezeichnet hat und drauf gekommen ist,
1:25:56–1:25:58
dass alles in diesem Haus zusammenläuft.
1:25:58–1:26:02
Er hat eine Traumsequenz, wo er auf dieses Haus zugeht und über diesem Haus
1:26:02–1:26:06
das öffnet sich dann halt so in seinem Traum, ist halt so ein Riesen,
1:26:06–1:26:08
so wie eine 3D-Animation,
1:26:08–1:26:13
so ein Riesenmaschinengewehr und es leuchtet diese 3.19, also die Uhrzeit auf,
1:26:14–1:26:15
wo die Kinder verschwinden.
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Das hat mich total verwirrt. Das war wirklich so, hä, was passiert jetzt gerade?
1:26:20–1:26:23
Und der hatte so tolle Momente, dieser Film,
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die mich dann wieder an Ari Aster oder diese ganze neue Regie-Generation von
1:26:32–1:26:35
Horrorfilmern, die jetzt so gerade die Filme drehen.
1:26:35–1:26:38
Und Cracker gehört ja auch mit dazu, auf jeden Fall.
1:26:38–1:26:42
Aber das hat es nicht so richtig ausgezahlt am Ende.
Chris Flor
1:26:43–1:26:46
Im Guardian stand eine Besprechung von dem Film. Da wurde gesagt,
1:26:46–1:26:51
vielleicht hat Weapons keinen tieferen Sinn, aber das ist okay.
1:26:51–1:26:55
Und das glaube ich fast auch. Also ich finde es aber auch in Ordnung.
1:26:55–1:26:57
Also es ist schon allerhand irgendwie drin.
1:26:58–1:27:00
Man kann darüber nachdenken und so weiter. Aber es ist dann schon,
1:27:01–1:27:04
also es ist jetzt nicht eben wie halt Substance,
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es ist halt, die Komplexität ist in der Art, wie es erzählt wird,
1:27:07–1:27:12
die Komplexität ist, wie auch das Erwartungen geschürt werden und dann enttäuscht
1:27:12–1:27:15
werden und dann aber am Ende dann geschürt werden und erfüllt werden.
1:27:15–1:27:18
Irgendwie, man denkt, natürlich hatte ich auch gedacht, oh je,
1:27:18–1:27:22
vielleicht kommt nie raus, was da jetzt mit denen los ist, weil das Kind halt
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auch am Anfang sagt und die Kinder wurden nie wieder gesehen,
1:27:25–1:27:28
dachte ich, um Gottes Willen, wird sich jetzt dieser Film nicht für mich auflösen.
1:27:29–1:27:31
Und dann muss ich halt ehrlich sagen, war ich schon befriedigt,
1:27:32–1:27:34
dass sich der Film am Ende auflöst, dass es alles rund geworden ist.
1:27:35–1:27:38
Wäre blöd zu sagen, es ist kein Stanley Kubrick, sowas möchte ich halt auch
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nicht sagen, aber ich möchte schon auch sagen, dass er halt in, also auch schon eben.
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Die meisten Leute, die den Film sehen, finden den super. Also wie damals Smells
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Like Teen Spirit war ein Song, den alle gut fanden.
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Und als der rauskam, dieser Film, alle, die sich angucken, finden den toll.
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Und das ist ja eine Leistung. Dafür, dass der halt so ein relativ low,
1:27:58–1:28:00
also nicht low-budget, aber so ein mid-budget Film ist.
1:28:01–1:28:04
Und ich finde, dafür ist der schon sehr gut. Dafür hat er eine sehr komplexe
1:28:04–1:28:07
Erzählstruktur, sehr gute Schauspieler dabei.
1:28:07–1:28:12
Ja, ist sehr lustig, ist sehr brutal für einen Film, der halt dermaßen erfolgreich
1:28:12–1:28:18
ist. Aber ich habe den Titanen jetzt nicht gesehen, aber natürlich ist das kein
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Kunstfilm oder sowas mit dem, was sie hier zu tun haben.
1:28:22–1:28:27
Es ist halt ein sehr gut gemachter Thriller und ein sehr überraschend gemachter Thriller.
Florian Clauß
1:28:27–1:28:32
Ja, ich glaube auch, er bietet dann für die amerikanische Durchschnittsgesellschaft
1:28:32–1:28:36
dann halt auch entsprechende Möglichkeiten, sich da reinzuhängen.
Chris Flor
1:28:36–1:28:41
Ja, also mit dem amerikanischen, das ist jetzt hier schon ein paar Mal aufgekommen.
1:28:41–1:28:43
Also wir müssen auch langsam mal zugeben.
Florian Clauß
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Ich will noch mal eins dazu werfen, weil ich halt wirklich auch so jetzt kurz
1:28:49–1:28:53
danach diesen Paddington, also diesen Film von Ari Aster, den habe ich auch
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gesehen und der ist ja irgendwie so ähnlich von der Stimmung her.
Chris Flor
1:28:57–1:28:58
Achso, den habe ich noch nicht gesehen.
Florian Clauß
1:28:58–1:29:04
Ja, der spielt halt irgendwie so in Neu-Mexiko oder in irgendeinem Wüstenbundesstaat.
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Und da geht es halt auch um den Zerfall von einer Stadt und an so mehreren Personen.
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Also ein bisschen Multiperspektive auch. Aber so ein bisschen dieses ...
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Diese Hexenjagd, die passiert, diese Versammlung in der Schule,
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wo die gegeneinander reden und so weiter.
1:29:19–1:29:24
Also dieser Zerfall oder die Spaltung, wie man schon sagt, die Spaltung der
1:29:24–1:29:30
Gesellschaft irgendwo auch dann mitmacht. Ja, gleichzeitig finde ich den aber auch sehr Comedy-haft.
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Also ich meine, die Figur des Junkies haben schon ein paar Mal laut gelacht,
1:29:35–1:29:40
wie er schon in sein Zelt flüchtet und die Polizei anruft.
Chris Flor
1:29:41–1:29:44
Wenn er die Polizei anruft und dann vorher Crack geraut hat.
Florian Clauß
1:29:46–1:29:51
Also irgendwie hat er auch lustige Momente. Also er erzählt eine Geschichte,
1:29:51–1:29:54
er spielt da mit und ist auf jeden Fall ein unterhaltsamer Film.
Chris Flor
1:29:54–1:29:57
Aber mit dem, ich finde es, mit diesem Amerikanisch wollte ich auch nochmal
1:29:57–1:29:59
drauf eingehen, weil das wurde ja jetzt schon immer ein paar Mal gesagt,
1:29:59–1:30:02
also wegen der amerikanischen Jugend,
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das Jugendkult und so weiter, amerikanische Schminke, Frauen,
1:30:08–1:30:11
amerikanische Erwartungen und so weiter.
1:30:11–1:30:15
Also ich würde sagen, ein Großteil der Menschen hier oder sowas haben das,
1:30:15–1:30:18
waren ja auch noch nicht in New Mexico, der Amerikaner zum Beispiel,
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oder waren auch noch nicht.
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Also die Sache ist, ich glaube, man kann sich nicht so gemütlich in Deutschland
1:30:23–1:30:27
hinsetzen und sagen, das ist Amerika, weil man ist ja mit genau den gleichen
1:30:27–1:30:30
Filmen auf genau die gleiche Weise aufgewachsen.
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Man hat genau dieselben Erwartungen anerzogen bekommen durch diese amerikanischen
1:30:36–1:30:38
Filme und das ist eigentlich,
1:30:38–1:30:42
ich würde sagen, die amerikanische Kultur in dem Sinne bei solchen Filmen ist
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eigentlich so eine Hollywood-Kultur und damit halt eben eine,
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Mainstream-Filmkultur. Ich würde sagen, eher Hollywood, als dass ich Amerika
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sagen würde. Sagen wir mal so.
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Ich würde eher sagen, mit Hollywood würde ich nicht meinen, den Ort in Kalifornien,
1:30:58–1:31:02
sondern mit Hollywood würde ich meinen, die Mythologien, die Kosmologien und
1:31:02–1:31:06
so weiter, die halt da aufgebaut wurden über Jahrhunderte.
Florian Clauß
1:31:07–1:31:12
Ja gut, ja, natürlich. Das ist die Narration, die dann halt auch fast global ist.
1:31:13–1:31:19
Wo dann halt, so kennen wir das eben, So sind die Geschichten, so werden sie erzählt.
Micz Flor
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Bleiben wir mal beim Thema. Also ich finde es gut, das nochmal zu korrigieren.
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Aber Body Horror, wir haben jetzt über Altersvorsorge geredet,
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über Baked Beans, über Hollywood dürfen wir auch.
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Aber sollte ein Publikum hier drauf geklickt haben, wegen dem Body Horror Thema,
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das sollten wir nicht vergessen, finde ich.
Florian Clauß
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Okay, Mitch, dann mal los.
Micz Flor
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Nee, ich möchte das noch kurz abwickeln, Weil ich möchte einen Link machen zu
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unserer Folge 50, Carrying Comfort.
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Und da ist in den Shownotes nämlich ein Link drin auf Carrying Comfort in dem
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Omni-Magazin von 1983. Das ist eine Novelette von Dan Simmons.
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Und ich finde es so, so gute Horrorliteratur.
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Und es geht eben genau um diese Übernahme von anderen Körpern durch Menschen
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mit parapsychologischen, aber ich möchte gar nicht so viel sagen,
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aber wer Lust hat, da mal was zu lesen zu,
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es gibt eben diese Kurzgeschichte online, ist verlinkt in den Shownotes der Folge Nummer 50.
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Kann ich sehr empfehlen.
Florian Clauß
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Okay, Body-Horror. Chris hat das ja in seiner Erzählung dann ab und zu eingesteuert.
Reinhard
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Ja, ich hatte noch einen Aspekt, den wollte ich hier kurz noch beitragen.
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Und zwar, ich finde den Body-Horror eigentlich ja dann am intensivsten und am
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gruseligsten, wenn etwas mit Körpern passiert, die wir mit etwas komplett Unschuldigem verbinden.
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Und das ist ja ein Kind.
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Also Kinder, das hat mir in diesem Film auch gut gefallen, dass es Kinder sind,
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die sind ja sogar noch ganz jung, die sind ja gerade erst mal in der Grundschule,
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dass die zu Killermaschinen werden, das fand ich eine sehr gute Idee.
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Und das hat mich an einen Film erinnert, ich glaube, der ist noch aus den 70er-Jahren
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oder sogar aus den 60er-Jahren, wo so eine Gruppe von Kindern irgendwie,
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ich glaube, von Außerirdischen okkupiert wird.
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Und die haben dann so ganz seltsame Augen, schauen total intensiv.
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Ja, das fand ich wirklich ultra gruselig, weil das eben auch Kinder waren,
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mit denen wir das überhaupt nicht verbinden, das Böse, das abgrundtief Böse,
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das im Körper eines Kindes.
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Ich glaube, das ist sozusagen die schlimmste Form von Körperhorror,
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die überhaupt vorstellbar ist.
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Weiß jemand noch den Titel von diesem Film.
Chris Flor
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An den ich mich da erinnere? War es nicht Children of the Corn,
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war es nicht Kinder des Zorns.
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Ja, Kinder des Zorns. Ja, aber ich fand dann aber auch interessant,
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also die, man hatte ja auch, selbst bei diesem Film hatte man dann halt kurz
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gedacht, bei den Weapons,
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dass, man hat ja schon gesehen, dass diese Kinder den Alex dann halt auch so
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ein bisschen gebullied haben dann zu einem Zeitpunkt,
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dass die den halt irgendwie la la la hinter ihm her und ihn so ein bisschen
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geschubst und so weiter und ihn halt so fertig gemacht haben und dann hat man
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sich so gefragt, also ich habe mich jedenfalls gefragt, ach so,
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die Tante hat sich dann quasi für ihn eingesetzt und möchte ihn beschützen,
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habe ich dann da noch gedacht,
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dass sie deswegen sich an den Kindern gerecht hat oder so.
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Aber dem war halt dann überhaupt auch gar nicht so. Also das geht aber eben
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nochmal in diese Sache von wegen Unschuld, gibt es das unschuldige Kind irgendwie
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oder sind Kinder grausam an und für sich oder also der Vater von,
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diesem, ich weiß jetzt gar nicht mehr, wie er heißt, also Julian oder sowas
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hieß, glaube ich, der Sohn von dem Archer.
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Also für den Vater war das natürlich so ein ganz unschuldiges,
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nettes Kind, aber man hat gesehen, dass er eigentlich schon auch so gemein war.
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Also er war halt auch schon in seiner eigenen, in seinem täglichen Miteinander
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mit den anderen Kindern war er halt schon auch so ein bisschen so Bulli-mäßig
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drauf gegenüber diesem Alex.
Florian Clauß
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Ich wollte die Quelle erwähnen, auf die viele Filme und Geschichten und so weiter
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zurückgehen, nämlich unsere griechische Mythologie.
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Die ja irgendwo auch ein unerschöpflicher Geschichtenvorrat birgt.
Micz Flor
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Ich fand das auch einen typisch griechischen Film. Also ich habe den nicht als
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amerikanischen wahrgenommen.
Florian Clauß
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Meine Frage wäre, was würdet ihr denn, also dieser Plotpoint am Ende...
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Wo Alex dann quasi die ganzen Kinder gegen die Hexe richtet.
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Was würdet ihr da für eine mythologische Sage dann sehen können?
Reinhard
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Hänsel und Gretel doch, durchaus.
Florian Clauß
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Hänsel und Gretel. Aber das ist nicht die Antike.
Micz Flor
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Hänsel und Gretel.
Florian Clauß
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Der Plotpoint ist ja dann an der Stelle, dass quasi die Waffe,
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die die Hexe bisher genutzt hat, gegen sich selber gerichtet wird.
Chris Flor
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Ah, Medusa, wo dann das Schild vorgehalten wird und es spiegelt sich.
Florian Clauß
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Das ist genau, ich habe auch an Medusa gedacht.
Micz Flor
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So muss das die richtige Antwort sein.
Chris Flor
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Ja, stimmt, also eben die Hexe halt eben.
Florian Clauß
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Okay.
Chris Flor
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Aber die Medusa konnte ja auch nichts dafür.
Florian Clauß
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Nee, die sind so von Natur aus, die können nichts anderes.
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Ja, also würde ich sagen, an dem Punkt Mitch hat schon vorgeschlagen,
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dass wir ja, haben uns vier Filme vorgenommen.
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Zwei pro Folge, ja, dass wir jetzt an dieser Stelle einen Cut machen und dann
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für nächste Folge uns zwei anderen vornehmen, nämlich The Substance und Together.
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Die passen, glaube ich, auch ganz gut zusammen.
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Tatsächlich muss auch Chris weiter, der ist uns ja aus Berkeley zugeschaltet, ja.
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Und jetzt ist es früh morgens, also schon jetzt dein Vormittag vorbei, oder?
Chris Flor
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Ja, ja.
Florian Clauß
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Chris, du hast auch gefrühstückt, das hat man teilweise gehört.
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Die Schale von Zeralien, die immer geklackert hat.
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Das Hühnchen im Hintergrund.
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Da würde ich sagen, machen wir erst mal einen Punkt. Vielen Dank in die Runde.
Micz Flor
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Genau, bei dem zweiten Teil abschließend auch nochmal über,
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Lacan sprechen, über auch diesen Begriff des Ekels, was Flo ganz am Anfang besprochen hat.
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Das Bodyhorror und Ekel und diese Grenzerfahrung und was austritt und eintritt
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in den Körper, darüber wollte ich dann auch noch ein bisschen mit Christevas
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Begriff des Objekts was vorstellen.
Florian Clauß
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Ja, stimmt. Und ich hatte tatsächlich auch schon mir als kleine Aufgabe gesetzt,
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Substance nach der Lesart von Lacan zu interpretieren. weil das geht super auf.
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Ich meine, und der Kau kann man überall draufwerfen, habe ich dann festgestellt.
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Okay, dann würde ich sagen, vielen Dank. Ja, genau, vielen Dank,
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Chris, vielen Dank, Reinhardt und natürlich auch Mitch.
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Das war jetzt eigentlich Podcast-Episode 89 und ich wollte schon sagen,
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die Strecke, die wir langgegangen sind, aber wir sind keine Strecke langgegangen,
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müssen wir überlegen, was wir da als Track nehmen.
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Normalerweise bebildern wir auf unserer Netzseite immer. aber welche Laufroute
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wir hatten, haben wir nicht. Machen wir was anderes.
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Aber ihr könnt unter eigentlich-podcast.de Shownotes nochmal zu diesen Themen
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finden, die Filme, die wir besprochen haben und noch ein paar andere Informationen.
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Wir bereiten da jede Folge nochmal recht viel textuell auf.
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Ja, dann würde ich sagen, macht's gut und bis in 14 Tagen, wenn dann Body Horror
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weitergeht. Bis dahin. Ciao.
Micz Flor
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Tschüss.
Reinhard
1:38:48–1:38:48
Ciao.

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