EGL017 Peter Behrens und die Waldsiedlung Lichtenberg

Peter Behrens praktische Anwendung seiner Prinzipien aus der Schrift "Vom sparsamen Bauen"

Peter Behrens gilt als Erfinder des Corporate Designs und als Vorreiter des Industriedesigns. Bei AEG wurde er 1907 zum künstlerischen Beirat berufen und gestaltete vom Briefpapier über das Logo bis hin zu Fabrik- und Verwaltungsgebäuden. Besondere Bedeutung erlangte das von ihm geführte Architekturbüro, dort arbeiteten 1908 unter anderem Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe und Le Corbusier quasi gleichzeitig. Peter Behrens war eigentlich Künstler und Architekt. Die gesellschaftliche Rolle von Architektur reflektierte er zur Zeit des endenden 1. Weltkrieges in seiner Schrift "Vom sparsamen Bauen". Dort entwickelte er eine Antwort auf die soziale Frage im Wohnungsbau. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt der Bau von Arbeiterwohnungen bei renommierten Architekten nicht viel. Aber das sich veränderte Stadtbild im Zuge der Industrialisierung brachte eine Reihe von Problemen mit sich, die auf politischer und gesellschaftlicher Ebene Antworten erwarteten. Teilweise waren in einigen Gebieten Berlins über 80% der Arbeiter:innen an Tuberkulose erkrankt aufgrund der schlechten Lebens- und Wohnbedingungen. Mit dem Ende des 1. Weltkriegs kommen die enormen wirtschaftlichen und durch den Geburtenrückgang und die hohe Zahl an Opfern und Invaliden gesellschaftlichen Belastungen hinzu. Mit der sich bereits 1917 abzeichnenden und 1920 umgesetzten Erweiterung des Stadtgebietes "Groß-Berlin" wächst Berlin um das 10-fache seiner bisherigen Fläche und ist nach London und New York mit knapp 4 Millionen die bevölkerungsreichste Stadt der Welt. In diesem Zuge sind zahlreiche Siedlungsprojekte entstanden, um Infrastruktur und Wohngebiete zu entwickeln. Peter Behrens Schrift "Vom sparsamen Bauen" von 1918 fasst seine Erfahrungen aus den bisherigen Wohnbausiedlungen zusammen und entwickelt Ideen, um möglichst hochwertigen, kostengünstigen und sozial verträglichen Siedlungsbau zu betreiben. Die erste praktische Anwendung nach Veröffentlichung der Schrift findet sich in der Waldsiedlung Lichtenberg in der Wuhlheide zwischen der Köpenicker Chaussee und Karlshorst gelegen. Hier entstanden in den Jahren von 1919 bis 1920 117 Wohnungen, die sich auf schlichte, einfache Einfamilienreihenhäuser und Vierfamilienhäuser mit Gärten und kleinen Stallgebäuden verteilten. In dieser Eigentlich-Episode besuchen wir die noch heute gut erhaltene Waldsiedlung Lichtenberg und schauen uns die Prinzipien des sparsamen Bauens direkt vor Ort an.

Shownotes

Mitwirkende

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Florian Clauß
Erzähler
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Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:04–0:00:04
Wie ich starte.
Florian Clauß
0:00:05–0:00:06
Nein. Soll ich dir die Einleitung.
Micz Flor
0:00:06–0:00:12
Ach so, nee, die Einleitung. Ähm. Die Einleitung also.
0:00:14–0:00:27
Hallo, Wir sind wieder unterwegs. Wir reden beim Laufen und sind laufend am Reden. Flo rechts neben mir. Ich bin mit und Flo hat ein Thema mitgebracht, das ortsbezogen ist.
0:00:28–0:00:38
Er nimmt den GPS Track auf, jedes Mal und diesmal könnte man gucken auf eigentlich das Podcast D Ganz oben Blogposts gibt es immer, auch die Karten, wo wir lang laufen.
0:00:40–0:00:50
Also ich weiß nicht, worum es geht. Ich weiß nur, dass Flo sich noch extra 15 Minuten rausgegraben hat, weil er meint, es unglaublich viel vorzubereiten.
0:00:51–0:00:53
Flo What's what's what's up?
Florian Clauß
0:00:54–0:00:59
Ja, Hallo von mir, herzlich willkommen bei eigentlich 17!
0:01:00–0:01:07
Wir erscheinen alle zwei Wochen meistens am Donnerstag und am Donnerstag, aber eigentlich immer am Donnerstag.
0:01:07–0:01:12
Bisher haben wir dann noch keinen kein Donnerstag ausgelassen.
0:01:13–0:01:14
Alle 14 Tage natürlich.
0:01:16–0:01:21
Ja, ich muss sagen, der. Das Thema, was ich dir mitgebracht habe.
0:01:23–0:01:36
Hat mich schon etwas länger beschäftigt und reiht sich vielleicht ganz gut in die anderen Themen ein, die ich zuletzt in meinen letzten Folgen gesprochen habe.
0:01:37–0:01:40
Ja, also ich habe zuletzt.
0:01:41–0:01:47
Über Kuhle Wampe auch gesprochen? Ich hörte Nein, Steps. Es ist die Zeit.
0:01:48–0:01:51
Ja Ferdinand Steps vielleicht. Inhaltlich.
0:01:54–0:01:59
Setzt es auch da ein. Oder geschichtlich? Wo?
0:02:01–0:02:07
Wo? Für den einen Steps die Romanvorlage erzählt nämlich Erster Weltkrieg.
0:02:08–0:02:18
Und der örtliche Bezug ist, wie schon erwähnt hat, hier auch gegeben. Wir sind, jetzt muss ich gestehen, auch gar nicht mehr so weit weg von unserer.
0:02:19–0:02:28
Einer der ersten Folgen, die wir gemacht haben, da haben wir nämlich hier sind wir auch lang gelaufen in die Wuhlheide. Wir laufen gerade parallel zur Wuhlheide.
0:02:29–0:02:42
Ich hoffe, wir können bald einbiegen und sind so ein bisschen abseits der Straße, weil jetzt hört ihr wahrscheinlich ganz viele laute Geräusche neben uns.
Micz Flor
0:02:43–0:02:54
Vielleicht können wir ja einfach bis zur Abbiegung sozusagen einen Jumpcut machen, um den Lärm hinter uns zu lassen und machen einfach weiter, wenn wir hier wegkommen.
Florian Clauß
0:02:55–0:02:56
Ja, Lass uns das machen.
Micz Flor
0:02:56–0:02:57
Okay.
Florian Clauß
0:02:59–0:03:12
Wir sind jetzt. In auf einen Waldweg, der übrigens auch zum Europa Radweg R1 gehört, wo wir auch schon mal drauf waren. Hey.
Micz Flor
0:02:59–0:03:00
Wir sind.
0:03:13–0:03:17
Ach, stimmt. Es war doch. Bei der Gitarrenfolge.
Florian Clauß
0:03:16–0:03:20
Das war auch Kuhle Wampe. Ähm, ja, wir sind hier nämlich auf den Radweg.
0:03:20–0:03:29
Er eins, der hättest ihn in die Richtung stadteinwärts laufen wir und mit.
0:03:29–0:03:35
Also ich hatte ja schon angekündigt, das Thema hat mich schon länger beschäftigt.
0:03:35–0:03:38
Es ist 111 geschichtliches Thema.
0:03:39–0:03:46
Es ist und man muss ja sagen, je älter man wird, desto greifbarer wird Geschichte.
0:03:46–0:03:57
Einmal ein einfach weil man auch selber eine eigene Lebensgeschichte hat und dann besser versteht, was Dekaden sein können. Von dem Ausmaß, von den zeitlichen aber auch.
0:03:59–0:04:07
Dass Geschichte so ja das ist so gelebte Geschichte ist so alltägliche Geschichte, die Geschichte quasi von unten.
0:04:07–0:04:22
Und dann ist es nicht mehr so eine irgendwie, wie man in der Schule beide beigebracht bekommen hat, was jetzt die Römer gemacht haben, zu welchen Zeiten, zu welchen Zeitdaten, sondern das ist halt wirklich, was sich bewegt hat.
0:04:22–0:04:26
Und ich bin ja mit der Berliner Geschichte auch sehr verknüpft.
0:04:27–0:04:35
Und ja, wir gehen jetzt quasi auf die auf den Ort zu, den ich hier auch präsentieren möchte.
0:04:36–0:04:45
Es ist die Geschichte, die fängt eigentlich auch im wilhelminischen Reich noch an, also vor der Jahrhundertwende,
0:04:46–0:04:52
also so um das 19. ausgehenden 19. Jahrhundert.
0:04:52–0:05:06
Und in dieser Zeit passiert ja mit Berlin und auch überhaupt mit Deutschland ein unglaublicher Wandel, nämlich einen Wandel von.
0:05:08–0:05:19
Von der Industrialisierung. Die Industrialisierung setzt in Deutschland ungefähr ein Vierteljahrhundert später ein als in England, aber dafür umso krachende.
0:05:19–0:05:28
Also da, da entstehen die ganzen großen Industrien auch in der Stadt.
0:05:28–0:05:38
Also man hat jetzt nicht diese peripheren Lagen, sondern teilweise aus irgendeinem Hinterhof heraus wachsen dann die Industrieanlagen und.
0:05:42–0:05:45
Und es ist unglaublich viel in Bewegung.
0:05:45–0:05:51
Diese ganze Dynamik, das kriegt man jetzt so ein bisschen mit. Durch diese nach kolorierten.
0:05:54–0:06:08
Historischen Filmchen, die halt auch mit Krieger bearbeitet, auf einmal so eine Brillanz von 4K entwickeln und so ganz so ganz vertraut wirken, wenn die alt koloriert sind. Dann ist es nämlich nicht mehr so!
Micz Flor
0:06:08–0:06:19
Warum bin. Ich finde den Unterschied auch kaum fassbar. Also es ist wirklich erstaunlich, was Man weiß es im Kopf, aber es entsteht nichts.
0:06:19–0:06:31
Man sieht das Schwarz Weiß Bild, man weiß, das waren Farben, es entsteht nichts und man sieht es in Farbe und es bewegt sich und die Geschwindigkeiten wurden angepasst und die Bilder verbessert. Und auf einmal trittst du wirklich in Resonanz mit den Leuten.
Florian Clauß
0:06:32–0:06:47
Ja, die werden viel vertrauter und das ist, glaube ich auch hier so dieser Ort, denn es wird einfach eine gewisse Vertrautheit baut sich auch, weil halt irgendwie eine Nachvollziehbarkeit da ist und nicht mehr nur so ein ausgeglichenes Bild.
0:06:47–0:07:00
Und zu dieser Industrialisierung passiert natürlich auch eine sehr, sehr starker Bevölkerungswachstum, das heißt Fabriken entstehen.
0:07:01–0:07:09
Die Arbeiter und Arbeiterinnen kommen dann halt auch in die Stadt oder finden sich da ein.
0:07:09–0:07:18
Das heißt, ein ganz hoher Bedarf an Wohnungen entsteht auch und in der Zeit wurden halt so Mietskasernen gebaut.
0:07:19–0:07:22
Es wurde halt einfach eins nach dem anderen hochgezogen.
0:07:24–0:07:33
Man kennt da diese typischen. Dritter, vierter Berliner Hinterhof, wo dann halt irgendwelche Arbeiterfamilien dann halt mehrfach im Jahr umgezogen sind,
0:07:34–0:07:40
weil die einfach auch in diesen Mietskasernen dann teilweise Miete gespart haben, um die trocken zu wohnen.
0:07:40–0:07:42
Das ist das Trockenwohnen, kennst du auch, oder?
0:07:42–0:07:53
Das heißt, wenn die halt frisch gebaut sind, diese Häuser, dann dünsten die halt extremst viele Schadstoffe aus und eigentlich kann da keiner drin wohnen.
0:07:53–0:08:07
Aber das wurde halt an an diesen mittellosen Familien dann halt untervermietet, damit die halt in der Zeit zu einer vergünstigten Miete da auch eben wohnen können.
0:08:07–0:08:21
Und sobald dann eben das, ich glaube das waren dann halt so ein paar Monate, sobald das dann halt durch war, konnten die das halt irgendwie normal vermieten oder etwas angepasster, dass diese Mietskasernen entstehen.
0:08:21–0:08:35
Und ja, und es entsteht halt eigentlich Deutschland wird zu einer Industrienation, kann man so sagen. Und in Berlin ist das vor allen Dingen Siemens, Siemensstadt und AEG.
0:08:36–0:08:43
All gehe es dann auch durch die beginnende Elektrifizierung usw. als Konzern.
0:08:44–0:08:49
Ich glaube, der sitzt dann in Moabit im heutigen.
0:08:51–0:08:57
Und ich springe jetzt ein bisschen vor. Ich will auch über denjenigen sprechen, der AEG maßgeblich geprägt hat,
0:08:58–0:09:08
ihn als Künstler, aber auch der Erfinder von dem Industriedesign und des Corporate Designs. Ja.
Micz Flor
0:09:09–0:09:11
Jetzt bin ich aber gespannt. Der.
Florian Clauß
0:09:11–0:09:22
Der ja, also das ist natürlich. Und deswegen sage ich, ich musste mich viel vorbereiten, weil natürlich unglaublich viele Arbeiten und Geschichte schon von von diesem Mann geschrieben wurden,
0:09:22–0:09:26
weil er ja sehr viel bewirkt hat. Es geht um Peter Behrens.
Micz Flor
0:09:26–0:09:31
Ah, okay. Ja. Das ist der Anfang.
Florian Clauß
0:09:27–0:09:33
Ja. Peter Behrens, der Anfang des 19.
0:09:33–0:09:40
Des 20. Jahrhunderts bei der AEG AEG angestellt war, der und das ist finde ich auch so unglaublich er hatte.
Micz Flor
0:09:40–0:09:48
Doppelt gespannt wie wir jetzt. Wenn Peter ist. Peter Behrens der Gegenstand der. Gegenstand dieser Folge.
Florian Clauß
0:09:45–0:09:51
Der Peter Behrens ist, ne? Es geht um. Um. Um das. Was er da. Was er. Gewirkt hat.
Micz Flor
0:09:51–0:10:00
Okay, weil ich jetzt gerade dachte, dieser Weg, auf dem wir jetzt gerade so schnurstracks laufen, der so ins Nichts führt und dann jetzt dieser Name, habe ich gesagt. Wie kommt das jetzt zusammen? Okay, ich bin gespannt.
Florian Clauß
0:10:00–0:10:06
Es kommt gleich zusammen am Ende des Weges, nämlich, weil auch Peter Behrens als Architekt tätig war.
0:10:07–0:10:13
Und er hatte ihn. Er war künstlerischer Leiter, quasi von AEG zu einem gewissen Zeitpunkt.
0:10:14–0:10:17
Peter Behrens hat auch die Industrienormen usw. sehr gefördert.
0:10:18–0:10:26
Künstlerische Leiter, wo er dann vom Briefpapier bis zum Fabrikgebäude alles inszeniert, gestaltet und auch als Architekt tätig war.
0:10:27–0:10:35
Er war ein unglaublich präziser Mann. Ich will gar nicht so viel Biographie, weil ich mich auch nicht wirklich mit der Biographie beschäftigt habe von Peter Behrens. Ich will aber nur noch.
0:10:38–0:10:47
Die Anmerkung machen, dass er hatte dann halt im Anfang des 20. Jahrhunderts ein Büro, wo dann teilweise als Praktikanten, teilweise als Angestellte.
0:10:48–0:10:55
In diesem Büro haben Walter Gropius, Corbusier, Mies van der Rohe alle da gearbeitet, die waren halt schon.
0:10:56–0:11:09
Es ist schon unglaublich. Hast du schon die geballte, die geballte Bauhauskultur? Alles, was dann halt später dann. Und Peter Behrens war quasi so ein Schmelztiegel. Und ich nicht nur.
0:11:09–0:11:15
Also ich will jetzt ja nicht so diese, diese Individualgeschichte dann halt beschreiben, sondern es geht halt immer um.
0:11:15–0:11:19
Es war ein Zeitgeist. Alles was da passiert ist.
0:11:19–0:11:26
Ich meine natürlich, du hast ja ähnliche ähnliche Architekten, die zu der Zeit in Berlin gewirkt haben.
0:11:27–0:11:33
Max und Bruno Taut zum Beispiel, die sehr ähnliche Projekte gemacht haben wie Peter Behrens und.
0:11:35–0:11:49
Ich will jetzt noch mal, bevor ich jetzt weiter über Peter Bernd erzähle, noch ein einen Punkt erwähnen, der dann diese diese Grundlage gelegt hat, in dem dann Peter Behrens weiter gegangen ist.
0:11:49–0:11:54
Es geht um die Zusammenlegung von Groß Berlin.
0:11:54–0:12:02
Berlin war lange Zeit quasi mehr oder weniger eine Zweigstelle, die einander grenzten.
0:12:02–0:12:13
Köln also mit Colöln und Berlin. Und die Stadtgrenze verlief da in der Höhe des Doms in der Nähe da.
0:12:15–0:12:20
Ich glaube, das war sogar in diesem nicht Märkisches Viertel, sondern dieses wie heißt das Viertel?
0:12:21–0:12:27
Also auf jeden Fall ist dort die Stadtgrenze langgelaufen. Nikolai Viertel Genau. Nikolai führt das.
Micz Flor
0:12:24–0:12:26
Nicolas Nikolai.
Florian Clauß
0:12:27–0:12:33
Ja, genau. Und da ist die Stadtgrenze langgelaufen? Dann ja.
0:12:33–0:12:39
Berlin war lange Zeit quasi mehr oder weniger so eine Exerzierstadt, also so eine Übung Stadt für Militär.
0:12:39–0:12:46
Und hat sich dann halt auch erst so im 18. Jahrhundert und 19. Jahrhundert richtig entwickelt.
0:12:46–0:12:51
Und in Berlin ist dann halt quasi angewachsen und es gibt so zentrale.
0:12:53–0:13:04
Zentrale Bezirke. Und dann gab es diese Bezirksreform, die sich schon 1915, also während des Ersten Weltkrieges, angedeutet hat und dann 1920, Ende 1919 umgesetzt wurde.
0:13:04–0:13:13
Das Großberlin und da wurden halt ganz viele Bezirke eingemeindet, eingemeindet zum Großberlin und das ist zum Beispiel hier auch Wuhlheide Köpenick.
0:13:14–0:13:21
Und dann haben wir auch auf der anderen Seite Charlottenburg war noch vorher eine Stadt. Charlottenburg wurde dann halt auch mit eingemauert.
0:13:21–0:13:26
Also es stieg also es hat dann auch einen enormen Bevölkerungswachstum.
0:13:26–0:13:31
Berlin hatte mehr Einwohner als heute, also knapp.
0:13:32–0:13:36
Also jetzt, damals zu der Einigung hatten die glaube ich 3,8 Millionen.
0:13:36–0:13:47
Es wuchs dann während der Weimarer Republik auf 4,1 Millionen an und jetzt ist dümpelt Berlin immer so um 3,7 bis 3,8 Millionen Einwohner. Also, das heißt, das war.
0:13:48–0:13:54
Es war die drittgrößte Stadt der Welt und die größte Industriestadt in Europa.
0:13:55–0:14:08
Mit dieser Eingemeindung, ähm, was natürlich dann aufgrund der aufgrund der Fläche zu dem Ja zu dieser Frage führt Wie besiedeln wir die Flächen?
0:14:08–0:14:15
Und es gab die sogenannten Siedlungsprojekte, ganz viele Wohnungsbau, Hausbau, Geschichten waren halt.
0:14:18–0:14:25
Häuser erst mal gebaut werden mussten und dementsprechend auch Programme dafür vorgelegt werden mussten. Es war halt,
0:14:27–0:14:37
auch eine Frage des kostengünstigen Bauens, der Erschließung durch Infrastruktur, also Elektrifizierung usw.
0:14:37–0:14:44
Und das gab es halt hier in ganz Berlin, also in Berlin, in diesem Ostberlin, hier Wuhlheide.
0:14:44–0:14:55
Aber wenn man ein bisschen höher gehen und dann gucken, dann Richtung Karlshorst, dann kommt noch Hoppegarten, kommt das ganze Areal bis hin nach Strausberg.
0:14:55–0:15:02
Das ist zum Beispiel das größte Gebiet von Einfamilienhäusern der Welt.
0:15:02–0:15:10
Also es gibt hier, das gibt wirklich also diese Einfamilienhäuser, das ist halt so ein Teppich von gleichen Häusern,
0:15:11–0:15:19
oder ich weiß nicht, ob es der Welt ist oder Europas, aber es ist auf jeden Fall eine Dimension, wo ich dachte, auch das kann ich mir kaum vorstellen.
0:15:20–0:15:33
So, und jetzt sind wir eigentlich bei dem eigentlichen Thema angekommen. Wir sind nämlich am Hagemeister weg und hier hat Peter Behrens einige Häuser gebaut.
0:15:33–0:15:36
Wir stehen jetzt hier, zum Beispiel vor diesem Haus ist von Peter Behrens.
0:15:36–0:15:40
Es gibt hier eine Siedlung, die sogenannte Waldsiedlung.
Micz Flor
0:15:40–0:15:48
Für die Hausnummer 46, Haus Nummer 46, die wir verlinken. Nochmal diese ganzen Hausnummer. Es gibt.
Florian Clauß
0:15:43–0:15:46
Im Haus Nummer 46 die Wahl. Wir verlinken noch mal diese ganzen Hausnummer.
0:15:47–0:15:55
Es gibt. Es gibt eine Waldsiedlung Lichtenberg und das ist so eine.
0:15:55–0:16:00
Eine Siedlung, wo Peter Behrens das 1918 also diese Siedlung ist 1919 entstanden.
Micz Flor
0:15:55–0:15:57
Siedlungen wohl. Peter Behrens das.
Florian Clauß
0:16:00–0:16:05
1918 hat er das Buch vom sparsamen Bauern geschrieben und.
Micz Flor
0:16:00–0:16:04
Unter den 18 hat er das Buch vom sparsamen Bauern geschrieben.
0:16:04–0:16:10
Ja, und lustig war ich glaub davon hast du vor Jahren schon mal erzählen, weil ich dachte, ich hatte mal hier.
Florian Clauß
0:16:08–0:16:10
Ja, ja, genau. Weil ich. Ich hatte mal hier.
Micz Flor
0:16:10–0:16:20
Zum Tag des offenen Denkmals war mal hier so eine Begehung und ein Historiker hat dann halt hier von dieser Sache berichtet und das hat mich schon total fasziniert.
Florian Clauß
0:16:13–0:16:18
Hier ist eine Begehung und ein Historiker hat dann hier von dieser Sache berichtet.
0:16:18–0:16:26
Und das hat mich schon total fasziniert. Wo ich dann immer dachte Oh, geiles Thema, würde ich gerne mehr und Siedlungsgeschichte.
Micz Flor
0:16:20–0:16:25
Wo ich dann immer dachte oh, geiles Thema, würd ich gern damit und Siedlungs.
Florian Clauß
0:16:26–0:16:32
Und ich habe dann eine eine Dissertationsarbeit im Netz gefunden von Regine Broich, die,
0:16:33–0:16:43
Peter Behrens Siedlungsprojekt oder Wohnungsbauprojekte von 1910 bis 1920 geschrieben hat und da diesen Wandel dokumentiert hat anhand von verschiedenen Projekten.
Micz Flor
0:16:42–0:16:46
Verschiedenen Projekten. Peter Behrens hat dann, bevor er hier ist.
Florian Clauß
0:16:43–0:16:49
Also Peter Behrens hat dann, bevor er hier das war das Letzte, was er glaube ich, so in Berlin gemacht hat.
Micz Flor
0:16:48–0:16:59
Eine machte. Davor hatte er. In Oberschöneweide ist ein Industrieareal entstanden, wo dann noch die AEG hingezogen ist, wo er dann quasi auch für die Arbeiter dort bestimmte.
Florian Clauß
0:17:17–0:17:19
Berühmten Architektur,
0:17:21–0:17:31
schaffen von ihm, wo er die Turbinenhalle in der Voltastraße in Moabit gebaut hat, die jetzt so dieses ganz, dieses etwas epische.
Micz Flor
0:18:13–0:18:16
Während des Ersten Weltkrieges. Heraus kam die Frage nach.
0:18:19–0:18:23
Dass ein quasi ein lebenswürdiges,
0:18:25–0:18:34
also liebenswürdige Wohnungen für Arbeiter, weil die und das war hier, was wir jetzt gerade sind, das war eine Arbeitersiedlung.
0:18:34–0:18:36
Es war so konzipiert, dass es für.
0:18:37–0:18:46
Also ich komme noch mal darauf zurück, weil es gibt verschiedene Häusertypen, die entworfen hat, es gibt bestimmte Bauweisen, die er damit auch formuliert hat und,
0:18:48–0:18:58
und es war so angelegt und das ist nun mal glaube ich, diesen diesen Bogen würde ich gerne noch mal aufmachen, weil es war natürlich eine unglaubliche Traumatisierung durch die.
0:19:00–0:19:08
Für für die Heimkehrenden. Da es eine hohe Invalidenquote ist, musste quasi.
0:19:08–0:19:21
Es war dieser Friedensvertrag oder einfach der Vertrag, der geschlossen wurde, der, den das Ende des ersten Weltkrieges eingeleitet hat, was extreme Reparationskosten für Deutschland aufgelegt hat.
0:19:22–0:19:28
Was halt auch glaube ich, dieses Selbstbewusstsein der Industrienation total zurückgefahren.
Florian Clauß
0:19:27–0:19:31
Total zurückgefahren hat. Sie mussten einfach gucken Wie kriegen die das jetzt hin?
Micz Flor
0:19:30–0:19:33
Können. Finde das jetzt hin. Und deswegen gab es überall solche.
0:19:33–0:19:39
Und dann halt irgendwie auch um. Um. Um was zu bieten. Um.
0:19:39–0:19:50
Und diese soziale Frage war ganz massiv diskutiert worden. Die war vorher. Dann war es relativ im wilhelminischen Reich, was relativ egal. Aber dann kam schon und es wurde von der Architektur nicht beachtet.
0:19:50–0:20:02
Dann haben die namhaften Architekten haben sich halt immer an den bürgerlichen Häusern versucht, aber es war nie dann halt ne Frage von wie kann ich irgendwie Gestaltung, Wohnraum oder Wohnraum gestalten, der für Arbeiter,
0:20:02–0:20:06
innen dann halt auch bewohnt wird. Und das kam aber so ins.
Florian Clauß
0:21:01–0:21:06
Stimmt dann nicht mehr. Quasi weitergebaut worden.
0:21:06–0:21:10
Es sind 115 und 117 Wohneinheiten wurden hier gebaut. Es gab.
0:21:11–0:21:19
In dem sparsamen Baumbauen hat der Peter Behrens genau beschrieben, was er für Häusertypen dann entwickelt.
0:21:19–0:21:27
Die Häusertypen sind aus und das muss man, glaube ich, auch so verstehen. Es ging nicht darum, billig zu bauen, sondern der Peter Behrens war halt Künstler.
0:21:27–0:21:31
Also er wollte halt eine möglichst günstige Bauweise,
0:21:32–0:21:44
mit einer ganz hohen Ästhetik, also dieser, diese, diese, dieser Anspruch da halt auch auf einem ganz hohen, auf einer ganz hohen Qualität von Ästhetik zu arbeiten, das war ihm halt sehr wichtig.
0:21:44–0:21:48
Und deswegen sind also diese sind halt hier auch Kulturerbe.
0:21:48–0:21:55
Die Häuser sind in 1990 sind die dann größtenteils in privaten Besitz zurückgefallen.
0:21:55–0:22:03
Es wurde 950, also wurde es wieder auch, aber weil aufgebaut, weil einige Häuser im zweiten Weltkrieg dann zerstört wurden.
0:22:04–0:22:18
Und 1990 haben sich halt auch die Leute, die hier wir gehen jetzt mal hier rein in die Straße, also wir sind jetzt Wegemeister weg und gehen jetzt in den Drosselstieg und das ist, glaube ich, so der Kern der,
0:22:20–0:22:22
Siedlung hier und wo.
Micz Flor
0:22:22–0:22:29
Ich beschreibe mal ganz kurz, was man so sieht oder was für ein Gefühl ist, weil es ist irgendwie schon sehr schlicht.
0:22:29–0:22:32
Also die Häuser haben jetzt keine.
0:22:34–0:22:38
Keine Verzierungen, kein Stuck oder so.
0:22:38–0:22:42
Es gibt aber so Erkerchen und kleine Vorbauten. Ist alles so ein bisschen verschachtelt.
0:22:43–0:22:53
Das hat so ein bisschen was von Legohaus, würde ich so sagen. Früher Lego, das heißt, die hat schon das Gefühl, dass zum Beispiel die Dachelemente alle sehr ähnlich sind. Als ob es da immer die gleichen Winkel gibt.
0:22:54–0:23:03
Jetzt aber nicht einfach stupide runtergerechnet wurden, sondern die dann so versetzt aufgebaut wurden, so dass das halt alles auch sehr verwinkelt wirkt,
0:23:04–0:23:18
sondern wie es jetzt auch schon so ein bisschen dunkler, das heißt, das Licht gibt dem jetzt hier auch so ein bisschen, was sehr, sehr heimelig ist und man hat so ein Gefühl, ich sage ein sehr schwieriges Gefühl von Heimat.
0:23:18–0:23:28
Ja, das ist irgendwie so, so was, was glaube ich in so einer großen Stadt wie Berlin oder wie du sagst, die Stadt war damals ja noch größer als heute, dass man wirklich so ein Gefühl von.
0:23:30–0:23:36
Also wenn man sich vorstellt, hier gehörte einem so ein Haus, das ist heute sicherlich keine Arbeitersiedlung mehr hier.
0:23:37–0:23:51
Also ich glaube, diese Häuser sind eher so Prime Property, wenn die überhaupt noch verkauft werden oder wenn man da einfach drauf sitzen bleibt. So, es hat auch so eine Spur von England kann ich mir so eine Materialien aber einfach weil die zweigeschossig sind.
0:23:52–0:23:57
Es ist ja auch so, dass du halt dann wirklich das Gefühl kriegst von diesen englischen Reihenhäusern so ein bisschen,
0:23:58–0:24:08
und ähm, ich nehme mal an, dass hier nämlich wir waren vor über zehn Jahren mal zusammen in der taut Siedlung da im Süden, wo wir diesen Badeofen abgeholt haben.
0:24:09–0:24:15
Der hatten wir über Ebay, so ein Badeofen, wo man mit Feuer Wasser warm machen kann und einer hat diesen,
0:24:16–0:24:27
das Ding entkernt und umgebaut und musste dann irgendwie die ganzen alten Kohleöfen wo taut, wo wirklich die Farbe für jeden einzelnen Ofen sich ausgedacht hat.
0:24:27–0:24:32
Die wurden einfach so rausgerupft und die wollte keiner auf ebay kaufen und wir hatten nicht genug Ladefläche.
Florian Clauß
0:24:33–0:24:38
Ja genau. Aber es ist, was du beschreibst, nämlich, dass es so ein ähnliches Gefühl.
Micz Flor
0:24:33–0:24:44
Aber das was du beschreibst, nämlich dass es so die Gärten, da war ich eigentlich nur, weil da unten hat man die Gärten sehr gesehen. Hier habe ich noch nicht gesehen. Das gehen wir mal hier vom Weg ab.
Florian Clauß
0:24:44–0:24:56
Ich will deswegen hier erst mal nach hinten in den Garten gehen, weil das war jetzt auch ein ganz prägendes, prägendes Element von diesen Typen Häusern,
0:24:56–0:25:02
dass man pro Parzelle mehr oder weniger pro Haustyp auch ein Gartengrundstück hat.
0:25:03–0:25:08
Einfach mit dem Ziel, dass die jeweiligen Familien sich selbst versorgen können, also die Garten.
0:25:09–0:25:12
Die Gärten sind so zwischen 100 bis 300 Quadratmeter groß.
0:25:13–0:25:25
Es gab dann auch immer eine kleine Bestallung, die vorgesehen werden wurde und es gab tatsächlich also einen Garten um um sich selbst zu versorgen, um Tiere auch dann zu haben und jetzt auch nochmal so ein.
0:25:25–0:25:37
Das, was du beschrieben hast, dieses gestaffelte, das ist das Mäandern, also es ist auch so, so ein architektonischer Begriff, das kommt ja, dieses Mäandern ist halt dieses, dieses Muster, dass sich das,
0:25:38–0:25:43
nicht so geradlinig durchzieht, sondern dass sich die Front auch sehr zurückzieht, dass wir dann auch eine.
0:25:43–0:25:48
Also es geht auch in diesem sparsamen Bauen dann halt natürlich diese Siedlungsfrage, diese.
0:25:49–0:26:00
Frage von Erschließung des Grundstückes, das heißt, der ganze Straßenbau, diese ganze Legung von Infos, von Elektrizität und von fließendem Wasser war auch immer eine Frage von Ressourcen.
0:26:00–0:26:07
Das heißt, die haben so effektiv wie möglich dann halt gebaut, damit die nicht dann irgendwelche unnötigen Wege haben.
0:26:07–0:26:20
Also alles was unnötig war, wurde dann so wenig wie möglich. Es wurde vermieden, aber gleichzeitig wurde sehr stark Wert gelegt, dass es nicht zu sehr in so einer, in so einer Flucht dann endet, sondern dass es sich sehr auf sprengt.
0:26:20–0:26:26
Und es gibt hier verschiedene Wohnungsstypen und Ziel war auch das gibt halt irgendwie eine.
0:26:27–0:26:32
Hier in dieser Siedlung wohnen Wohnungen, wo halt dann auch tatsächlich ein eigenes Bad drin war.
0:26:32–0:26:40
Und es gab dann auch die Ausbaupläne haben vorgesehen, dass es dann halt hier einen Marktplatz gibt, dass es eine Schule gibt, dass es dann halt eine Bäckerei usw.
0:26:40–0:26:48
Also das war mit diesem ganzen Social Wedding, mit den Social und Economy Embedding war hier auch vorgesehen, dass.
Micz Flor
0:26:48–0:26:52
Das war jetzt von Behrens geplant. Was war Gebäude? Es war.
Florian Clauß
0:26:51–0:26:55
Was ist davon? B.. Es wurde von Gaye ausgefüllt. Führt es?
Micz Flor
0:26:55–0:27:00
Ich musste ganz kurz zu Fuß oder so ein bisschen schmunzeln, weil ich dachte dann, weil du vorhin sagtest, Corbusier auch,
0:27:00–0:27:11
als Schüler oder sowas damit involviert war in dieses Denken, der dann später diese Wohnmaschinen gebaut hat, wo im Prinzip die Kita und alles im Haus drin war. Also nicht so, der Garten war weg.
0:27:11–0:27:22
Ja, aber das Ganze war dann auf einmal nach innen gekehrt, was von außen einfach nur ein Block, der natürlich auch ästhetisch ansprechend gestaltet war, auch so mit zweistöckigen Wohneinheiten.
0:27:22–0:27:32
Aber innen drin war dann eben diese ganze Kita. Und dieses Gefühl von sozialem Funktionieren wurde dann auch ins Haus gelegt und hier war es dann noch außerhalb.
Florian Clauß
0:27:33–0:27:36
Ich kenne ihn Architekturgeschichte nicht aus. Ich.
0:27:36–0:27:43
Aber es ist halt ganz viele Impulse, Ideologien oder oder oder. Visionen kommen halt irgendwie aus diesem Umfeld.
0:27:43–0:27:46
Bauhaus hat bestimmte Sachen ausprobiert.
0:27:47–0:27:54
Ja, natürlich hier und andere. Und es hat sich immer weiterentwickelt. Es ging dann halt so in diese neuen Wohnungsbau.
0:27:54–0:27:59
Wie kann man das noch gestalten? Was also sicher war maßgeblich dann irgendwann das Auto.
0:27:59–0:28:11
Hier hat es noch keine große Rolle gespielt, aber dann halt die Frage, wie sich dann halt Stadtplanung auf Mitauto dann auf den die Wohnungstypen haben wir zum Beispiel in Kreuzberg usw.
0:28:11–0:28:22
Gibt es ja auch so einige Ecken wo von dieser Autostadt Berlin dann geträumt wurde und alles quasi mit Autobahnen zugepflastert werden sollte. Auch ein spannendes Thema.
0:28:22–0:28:25
Aber ich wollte noch mal sagen, es gibt.
0:28:25–0:28:37
Es gibt Typen von Häusern. Die vier Grundtypen sind so geplant worden, wo dann halt so, dass so ein bisschen gestaffelt auf ein Arbeiter Pärchen oder ein Pärchen, die dann halt,
0:28:39–0:28:41
ist, eine gemeinsame Wohnküche mit anderen haben.
0:28:41–0:28:56
Es gibt Mehrfamilienhäusern, Einfamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser waren auch teilweise Wohnküchen geplant und es war dann halt auch so, dass so eine quasi Spülküche dann als Durchgang zum Garten eingerichtet wurde.
0:28:56–0:29:07
Das dann halt genau mit dem Ziel, also auch sehr pragmatisch kommst rein, hast du ein ganzes Obst und Gemüse und jetzt haben wir die Spülküche und richtet also so und dann wurden es aber auch so größere Wohnküchen dann später mal.
0:29:07–0:29:12
Also das hat sich dann halt so entwickelt und.
Micz Flor
0:29:13–0:29:22
Ja gut. Ich denke, dass die Küche, da ich keine Ahnung bin, jetzt gerade hier ist erstmal kein Blick da rein. Aber natürlich die Versorgung durch Leiten zu Wasser, Abwasser.
0:29:22–0:29:30
Scheinbar hatten die auch schon Toiletten im Haus und so was. Und gleichzeitig war es wahrscheinlich trotzdem so, dass die Küche natürlich der Ort war, an dem die Hitze entstand.
0:29:30–0:29:38
Ständig gab es eigene Öfen, aber wahrscheinlich wurde doch noch das Kochen irgendwie über Holzkohle oder sowas gemacht. Ja genau.
Florian Clauß
0:29:38–0:29:41
Ja, genau. Also genau diese. Diese Aspekte. Einmal.
0:29:41–0:29:47
Einmal ist es auch einer der ersten Siedlungen, die hier elektrifiziert waren. Also 1919.
0:29:48–0:30:02
Dann war eben alles auf Sparsamkeit und auf Optimierung ausgelegt. Das heißt, es wurde so gebaut, dass es nicht nur günstig, sondern auch, dass das Heizen dann halt auch nicht so teuer war.
0:30:02–0:30:08
Und den Aspekt, den du. Ich weiß jetzt nicht, wie das im Einzelnen dann im Detail sich da ableitet.
0:30:09–0:30:14
Aber es gibt noch ein paar andere Prinzipien vom,
0:30:15–0:30:25
sparsamen Bauen, nämlich wenn man jetzt hier zum Beispiel diese wir haben ganz viele Bilder, die würden wir dann halt auch entsprechend verlinken. Aber man sieht hier so ein,
0:30:28–0:30:36
wie nennt man das, ein Dachfenster, die aus dem Dach ragen, das Auge eine Gaube. Ja, genau.
Micz Flor
0:30:33–0:30:34
Doch Gaube.
Florian Clauß
0:30:36–0:30:46
Und diese Gaube ist zum Beispiel so angelegt, dass die nicht auf dem Dach eines Grundstücks liegt, sondern immer an der Trennlinie von einem Dach.
Micz Flor
0:30:45–0:30:47
Also interessant ist.
Florian Clauß
0:30:46–0:30:51
Das heißt, hier spart man also hier hat man natürlich den Vorteil der Gaube,
0:30:52–0:31:02
aber man hat es nur pro Grundstück oder pro Hauseinheit, dann halt auf einer Seite und spart dann halt auch so wieder Aufwand und Material.
Micz Flor
0:31:03–0:31:17
Sehr interessant, weil die Gaube gleichzeitig so, ähm so klein ist, das Gefühl habe, dass sie weniger Wohnraum und eher so ein Licht für für einen Dachboden hatte. Ja.
Florian Clauß
0:31:18–0:31:22
Und hier eigentlich auch sehr klassische Elemente von der Attika.
0:31:22–0:31:33
Das ist nämlich dieser Bereich, der dann über das Dach herausgeführt wird, dass du halt so eine Vertiefung oder so eine Verblendung von dem Dach hast.
0:31:33–0:31:44
Auch so ganz klassische Elemente, die hier verwendet wurden und vor allen Dingen also was, was ein ganz großer Schritt, als man erst mal vor Ort diese Erschließung ganz großer Schritt für die,
0:31:45–0:31:55
für die Sparsamkeit oder für die Effektivität es ist eigentlich nur das ist, wie so ein Unternehmensberater da reinkommt, wie können wir das verbessern und sieht dann halt das und das und das und das, das verbessert und eine ist halt,
0:31:56–0:32:09
dass hier quasi mit Baumaterial gearbeitet wird, mit der sogenannten Schlacke, die aus der Verbrennung von von Koks oder Kohle entstanden ist.
0:32:09–0:32:14
Das war ein Material, das ist halt so ein leicht Beton, der wurde immer als Müll gesehen.
0:32:15–0:32:18
Wird heute glaube ich auch noch auf den Straßen als Streugut verwendet.
0:32:18–0:32:29
Diese Schlacke hat auch deren schon in einer seiner erste einer früheren Bauprojekte dann auch als Baumaterial eingesetzt, weil es billig verfügbar war usw. Das war ein Ding.
0:32:29–0:32:33
Damit hat er dann quasi auch die den ganzen Innenausbau an die Wände gemacht.
Micz Flor
0:32:34–0:32:36
Heute wird er mit Plastikmüll arbeiten. Wahrscheinlich sind.
Florian Clauß
0:32:38–0:32:40
Genau. Und das andere? Was?
Micz Flor
0:32:40–0:32:43
Was ja auch gut isoliert, also sehr viel Luft drin. Man kann seine.
Florian Clauß
0:32:43–0:32:49
Ja, ja, kann man. Verboten, muss man ausprobieren, denn die Materialerfahrung wurde dann später,
0:32:50–0:33:02
dafür auch kritisiert, weil das halt ein sehr leicht also weil das was waren die Punkte es war halt nicht sehr gut gedämmt tatsächlich also erst mal dann halt Akustik und Hitze. So,
0:33:04–0:33:11
auch die die grundsätzliche Bauform der der Typen war so dass die schlecht belüftet also diese ganze Luft.
0:33:11–0:33:15
Also du hast natürlich eine Auflage von Sachen die wir dann später so aber er hatte erst mal so,
0:33:16–0:33:27
und einen ganz großen Schritt den er auch als Industriedesigner jetzt quasi so also er hat nicht das Industriedesign erfunden aber er war also einer er was auch dann auch wieder dem Zeitgeist entsprochen hat.
0:33:27–0:33:41
1917 hat sich DIN also das Deutsche Institut für Normierung entwickelt, gegründet und früher war das so, dass du quasi wenn du gebaut hast, hast du alles vor Ort gebaut.
0:33:41–0:33:52
Also das heißt, die Türen wurden, dann kamen die halt, die Handwerker mit ihren Rohmaterialien haben dann die Tür dann halt vor Ort, dann vermessen gebaut usw.
0:33:52–0:34:04
Und er hat dann halt insofern wir diesen Industriealisierungsgedanken aufgegriffen, indem er dann halt auch die, die in der Fabrik gefertigt haben, Also du brauchst eine Normierung natürlich von Hausbau.
0:34:05–0:34:09
Weil du nicht mehr so auf Unregelmäßigkeiten vor Ort reagieren kannst.
0:34:09–0:34:23
Deswegen muss der extrem normiert werden, der eigentliche, die eigentliche Bau Ausführung vor Ort, aber halt gleichzeitig ein Vorteil, dass du halt die Türen industriell dann halt in den Schreiner rein usw. dann fertigen konntest und musste nur noch ausliefern.
0:34:23–0:34:32
Also halt hier auch eine Verkürzung von Bauzeit, die dann und und dann halt natürlich eine Kosten Materialkosten gespart werden konnten und Aufwands kosten.
0:34:32–0:34:47
Das war so, das war auch nochmal so ein Punkt, der dazu geführt hat, das muss man auch noch sagen, es gab noch quasi mehr oder weniger die Doktrin bei den Architekten früher, bevor das dann halt losging mit.
0:34:47–0:34:51
Mit der Bewegung um Taut und und um Behrens usw.
0:34:51–0:34:59
Dass die Materialien, die gebaut wurden, immer auch so die Naturfarbe behalten. Das Baumaterial bleibt so, wie es halt ist.
0:34:59–0:35:09
Und dann kam zum Ersten Mal wirklich der Aufruf zur Farbgebung rein, das heißt, das hat sich auch unterschiedlich ausgeprägt. Da waren halt irgendwie Taut viel verspielter.
0:35:10–0:35:22
Die die Taut Siedlung ist ja ganz bunt und du hast dann irgendwelche Ornamente, Embleme dann halt ausgewählt und hier hat er ganz klassisch, also er hat alle Fenster und Türen, Fensterläden und Türen sind halt blau, sind auch hier, das muss man sagen.
0:35:22–0:35:35
Die wurden 1990, dann gab es halt die Auflage, die dann halt auch mit den Bewohnern oder Besitzern zusammen gemacht wurden, dass die sich verpflichtet haben, das in dem Stil von Berens, wie es damals gebaut wurde, zu restaurieren.
0:35:36–0:35:49
Also da sind auch einige Gelder um das dann halt auch in dieser Form also das heißt es ist wirklich historisch sehr wertvoll hier diese Siedlung weil die auch so diesen Zustand von damals auch ganz gut zeigt.
Micz Flor
0:35:49–0:35:55
Einziger Punkt, der mit Sicherheit nicht Teil dieser Vorschrift war, waren die Briefkästen. Wenn ich mir diese.
Florian Clauß
0:35:57–0:36:02
Genau, in Parkplätze natürlich auch nicht. Parkplätze wurden später eingeführt, das geht auch immer so.
0:36:02–0:36:11
Das war auch wichtig, dass die Straßen auch möglichst eng und schmal waren, um halt auch wirklich so eine gewisse Ruhe dann halt zu geben. Und andere,
0:36:13–0:36:20
haben einfach eine andere, andere Lebensqualität, auch in dem in dem Viertel dann halt aufzubauen.
Micz Flor
0:36:20–0:36:26
Ich habe so einen Gedanken, auch weil hier entsteht auch so ein Gefühl, dass es langsam dunkel wird.
0:36:26–0:36:40
Man ist im Studio von der Lindenstraße, also diese Uraltserie, die glaube ich, inzwischen abgestellt wurde, die in München gedreht wurde, wo halt ein kompletter Straßenzug nachgebaut wurde, wo man Tag und Nacht dann einfach so regulieren konnte.
0:36:40–0:36:45
Und es fühlt sich ja auch auf eine gewisse Art, finde ich, so künstlich an.
0:36:47–0:36:52
Die Straßen würde man heute halt anders machen. Alles sehr schmal, eng, klein, total schön.
0:36:52–0:37:00
Das Künstliche ist ja vielleicht auch, weil es gerade so schön ist, so gut wiederhergestellt, ist aber nicht ganz neu, das merkt man schon.
0:37:00–0:37:11
Also es wurde, wie du gesagt hast, wahrscheinlich dann wirklich so vor 30 Jahren restauriert, aber total liebevoll gemacht und dann entsteht schon auch so was Unheimliches.
0:37:12–0:37:16
Also wirklich sehr unheimlich im Sinne von es ist total heimelig.
0:37:17–0:37:28
Also in jedes Haus denkt man auch, da würde ich jetzt aber gerne reingehen, an den Gästezimmer davon hier klopfen, aber sagen, es ist bald Weihnachten, ich muss wegen der Volkszählung hier sein.
0:37:28–0:37:40
Darf ich in ihr Gästezimmer oder so was in der Artikel Und gleichzeitig ist aber auch unheimlich, weil es fühlt sich so ein bisschen. Ich weiß nicht, wie sich damals angefühlt hätte, weil eine Arbeitersiedlung da waren die bestimmt schon auch.
0:37:41–0:37:44
Stolz drauf. Was ganz Neues. Es war.
0:37:44–0:37:51
Aber das Gefühl ist jetzt so süß, so zuckersüß an manchen Ecken das, dass es auch unheimlich wird.
0:37:52–0:38:02
Ja, ich verstehe. Das ist ein bisschen wie Ich denke jetzt gerade an die Mitsommer. Folge davon Chris und Irene über den Horrorfilm. Also es hat so einen Horror. Es könnte auch so.
0:38:05–0:38:08
Kann. Also ein früher Peter Jackson.
Florian Clauß
0:38:09–0:38:12
Spätestens wenn wir hier die Weihnachtsbeleuchtung mitbekommen.
0:38:14–0:38:18
Also wir sind jetzt durch den Drosselstieg gelaufen. Das ist so das Kernviertel.
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Wir kommen jetzt zum Glei weg und hier ist nochmal eine Gedenktafel, also eine Denkmaltafel.
0:38:26–0:38:34
Und hier sieht man auch ganz gut, wie das. Also das war die ursprüngliche, das ist dieses Trapez hier, das war die geplante.
0:38:34–0:38:44
Hier sieht man auch, dann gab es einen Spielplatz usw. Das war die Siedlung und dieser Bereich, der jetzt so ein bisschen hier hervorgehoben ist, das ist das, was dann tatsächlich gebaut wurden.
0:38:45–0:38:51
Und hier steht dann halt auch noch mal so, was jetzt wichtig war und,
0:38:53–0:38:58
ich habe mir auch tatsächlich dann das Buch vom Sparsamen bauen, das werde ich auch verlinken, habe ich,
0:38:58–0:39:08
quasi einzeln die Seiten runtergeladen, wenn man zu PDF zusammengebunden und das können wir dann auch in den Shownotes dann mit verlinken. Da habe ich das.
0:39:08–0:39:11
Ich habe mir nicht alles durchgelesen. Nein oder.
0:39:14–0:39:19
Nein. Ich habe dann. Ich habe dann das Vorwort gelesen. Das ist von.
0:39:20–0:39:28
Also es ist schon echt spannend, weil das so diese diese diese Verknüpfung von wie.
0:39:29–0:39:32
Also es gibt glaube ich einen ganz guten Einblick wie das. Wie.
0:39:33–0:39:37
Wie das Bild oder wie sich die Zeit dann so geprägt hat. Es war dann.
0:39:38–0:39:45
Vor allen Dingen. Die soziale Frage. War sehr eindringlich und es war ein Ich habe den Namen vergessen. Es ist im Prinzip einer von.
0:39:46–0:39:50
Also ein schon so ja liberaler Politiker.
0:39:50–0:39:59
Und wenn man überlegt, dass zu der Zeit einfach auch ein viel höherer Gewalt grad in den Straßen waren.
0:39:59–0:40:08
Ich meine da sind die SA Truppen durchgezogen haben und es gab tatsächlich so Straßenkämpfe die dann bürgerkriegsähnliche waren.
0:40:09–0:40:13
Es wurden Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg getötet von Freikorps.
0:40:14–0:40:19
Es war also an eine viel höhere Gewalterfahrung in der Stadt.
0:40:21–0:40:25
Und und und. Dann ging es natürlich auch.
0:40:25–0:40:33
Du merkst diese soziale Verantwortung, diese Fragen, die sich dann aufwerfen, wie können wir das dann halt irgendwie auch irgendwie, Wie können wir dem entgegenwirken?
0:40:33–0:40:47
Wie können wir eine gewisse Qualität dann halt auch reinbringen, gleichzeitig mit diesen ganzen, mit dem, mit der Schwierigkeit, dass Deutschland als Industrienation erst mal komplett runtergefahren war und sich erst mal aufbauen, aber nicht so richtig aufbauen konnte.
0:40:47–0:40:50
Dann kam die kommt ja die ganze Weimarer Republik.
0:40:50–0:41:00
Was ist dann letztendlich eine Inflation, dann also weltweit. Aber wo dann diese Verwundbarkeit dieser jungen Republik dann halt auch schon irgendwo mit in die Wiege gelegt war.
0:41:00–0:41:07
Das kennt man ja immer noch aus der Schule, der ja, das ist der Versailler Vertrag. Oder wie hieß der?
0:41:09–0:41:17
Ich weiß es nicht mehr, aber auf jeden Fall ist es sehr spannend, das Buch.
0:41:17–0:41:28
Und für so einen tieferen Einblick dann diese Dissertation, die auch sehr genau dann nochmal in diese ganzen Planungen Also man sieht hier, dieses,
0:41:30–0:41:35
hier ist der Fuchsbau und das zieht sich jetzt glaube ich.
0:41:36–0:41:39
Ich glaube, da kommen wir gar nicht rein, weil das hier privat ist.
0:41:43–0:41:55
Doch hier. Genau da können wir. Genau da gehen wir nun mal! Da gehen wir noch mal weiter. Das ist jetzt dieser Bauabschnitt, der noch hier ist. Quasi ein Haus, wodurch man drunter durchgehen kann und ein Durchgang geschaffen ist. Das ist hier zum Fuchsbau.
0:41:56–0:42:01
Hier gibt es auch dann noch diese Mehrfamilienhäuser, die dann mit gebaut wurden und.
0:42:04–0:42:08
Und es wurde auch hier.
0:42:08–0:42:12
Es war dann immer die Frage, auch natürlich für wenn du, wenn du hier arbeite hast.
0:42:13–0:42:18
Die müssen ja auch irgendwo auch ihren Weg bestreiten können, das heißt die infrastrukturelle Anschluss.
0:42:19–0:42:23
Der Anschluss war nochmal eine Frage, eine wichtige Frage, wie das dann?
0:42:26–0:42:29
Wie das hier sich gestaltet hat. Und da gab es.
0:42:38–0:42:44
Da gab es hier eine Straßenbahnhaltestelle, die ist denn da vorne.
0:42:45–0:42:48
Also das ist dann da, wo wir vorhin lang gefahren sind.
0:42:50–0:42:55
Er hat sich dann auch eine Straßenbahn, die dann halt auch dieses Gebiet versorgt hat, mit Feuerholz, mit Kartoffeln usw.
0:42:56–0:43:03
Also hier sind diese, diese mäandernden Mehrfamilienhäuser.
0:43:05–0:43:11
Da sieht man auch, es ist fast so eine klassische Bauweise, wie wir hier einmal vor und zurückversetzt sind.
0:43:15–0:43:26
Und weißt du, was mir jetzt hier einfällt? Dass ich hier in einzelnen Häusern das war nämlich auch von etwas längerer Zeit, da kann ich dieses Gebiet gar nicht, obwohl ich hier in der Nähe wohne und oft vorbeigefahren bin.
0:43:26–0:43:31
Man muss dann halt von dieser Hauptstraße rund einbiegen und auf einmal ist man in diesem Gebiet völlig fasziniert.
0:43:32–0:43:35
Und weißt du, was ich hier über Ebay Kleinanzeigen gekauft habe?
0:43:37–0:43:45
Das ist wie der Badeofen, nämlich die Spülmaschine, die du von mir. Die habe ich dann halt hier. Also Haushälter war ich ja.
Micz Flor
0:43:45–0:43:49
Die ist von AEG. Da schließt sich der Kreis. Ist sie das wirklich?
Florian Clauß
0:43:52–0:43:57
Ja, genau. Also das war so, ich habe natürlich viel mehr Informationen noch.
0:43:57–0:44:10
Aber wie gesagt, ich bin kein Historiker, ich bin kein Architekt. Ich kann das, glaube ich, nur so an der Oberfläche kratzen, was da so alles für Baugeschichte und was da für eine Geschichte überhaupt dahintersteckt.
0:44:11–0:44:17
Aber das wollte ich dir gerne zeigen, weil mir das wirklich immer wieder so, wenn ich hier vorbeigehe oder fahre.
0:44:17–0:44:28
Nein, dann denke ich halt immer wieder hier an diese Siedlung. Hier ist so eine kleine Perle und ich bin total gerne gehe ich auch hier durch oder fahre mit dem Fahrrad hier lang oder jogge hierhin, weil das einfach ein wirklich ein tolle,
0:44:30–0:44:38
ein tolles Kleinod ist und so diese diese diese Weltgeschichte dann auch gleichzeitig mit Peter Behrens hat als Person.
Micz Flor
0:44:39–0:44:46
Ja, ich finde es auch total spannend, weil das ist glaube ich das dritte Mal, dass sie so was Siedlungsähnliches hat in den Touren, die du raus suchst.
0:44:46–0:44:54
Also das erste Mal war da unten beim Flughafen neben dem parallel zum Flughafen waren wir in so einem Siedlungsgefüge drin.
Florian Clauß
0:44:54–0:45:00
Das waren die. Das waren die wir essen. Die Piloten nichts. Genau. Das war auch so eine.
Micz Flor
0:45:00–0:45:07
Und das war sehr ähnlich wie hier. Also das Gefühl, man geht durch Tore und kommt halt irgendwie so eine Harry Potter Schneise an oder so.
0:45:08–0:45:16
Dann war es eine neue Siedlung, die aber irgendwie sich danach angefühlt hat. Über nördlich vom Hauptbahnhof. Bei der Folge über die Zone.
Florian Clauß
0:45:16–0:45:19
Ja, das war die Europacity.
Micz Flor
0:45:19–0:45:25
Ja, und da gab es ja auch so ein Gefühl von Einfamilienhäusern, also wo es so klein gebaut wurde.
0:45:26–0:45:37
Und jetzt haben wir hier wieder so eine Perle. Also scheint, scheint dich das irgendwie und du selbst wohnst ja auch in einem Einfamilienhaus. Ja, ich meine diese, die ist nicht so viel anders. Deine Siedlung.
Florian Clauß
0:45:35–0:45:46
Diese, diese, diese Reihenhäuser, also ich, überhaupt diese, diese, dieses Konzept, das leitet sich jetzt mal so ganz, ganz grob überspannt auch aus solchen ersten Siedlungshäusern ab.
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Also es war ja auch so eine Townhaus sieht ist immer eine andere Dimension sicher aber es geht halt natürlich in die Richtung, da siehst du noch mal hier dieses zurückgestuft.
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Es war also auch mal wichtig, dass es halt wirklich auch keine Konformität hat.
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Also es ging auch immer darum, dann halt.
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Also es gibt keine Individualisierung in der Bauweise, also darauf wurde ganz strikt Wert gelegt, aber es wird auch keine Konformität. Deswegen dieses Mäandern.
0:46:15–0:46:24
Die Attika, die diese hochgezogenen Kante hier also so ganz klassische Bauelemente da über die Dachkante hochgezogene Stufen.
Micz Flor
0:46:25–0:46:36
Ähm, das sieht dann auch irgendwie kurz nach der Wende bei vielen Jugendlichen in weißen Latzhosen mit Haargel nachgebaut wurde. Also einfach die Haare vorne einfach hoch.
0:46:37–0:46:39
Ich glaube, das Gute ist der einzige, das heute noch macht.
Florian Clauß
0:46:39–0:46:42
Genau das. Das ist meine eigentliche Geschichte hier.
0:46:43–0:46:48
Ich kann kann sehr empfehlen, hier mal einen Spaziergang hin zu machen.
Micz Flor
0:46:47–0:46:51
Wie würdest du das jetzt? Meine eigentliche Frage an dich eigentlich.
0:46:51–0:46:56
Würdest du eigentlich lieber in so einem Haus wohnen als in deinem Haus? Okay.
Florian Clauß
0:46:56–0:47:05
Nein, ich will es nicht, weil ich glaube einfach, die Nachbarschaft bei uns ist halt so wertvoll und man wächst zusammen.
0:47:05–0:47:11
Ich glaube, hier ist es dann halt wirklich so, wenn er wieder nach Hause geht und da wird ein Haus frei, kommt jemand rein.
0:47:11–0:47:18
Du bist dann halt in so einem sozialen Umfeld, was sehr gefestigt ist und ich finde das halt als Objekt finde ich die ganz toll, die Häuser.
0:47:18–0:47:28
Aber ich glaube auch tatsächlich und ich habe das mal auch in in so den Taut Haus da gibt es einen Taut Haus was dann ein Museum ist eine Ausstellung eine Galerie ist,
0:47:30–0:47:38
da war ich mal drin und dann sieht man das halt irgendwie wie das. Die haben das auch so belassen wie damals und es ist schon so ein bisschen verjährt.
0:47:38–0:47:45
Also es gibt dann so bestimmte Sachen, die würde man nicht mehr so bauen und wie jetzt halt mit der Lüftung usw.
0:47:45–0:47:58
Das sind so Sachen, die kommt man natürlich später dann halt auch auf bestimmte Punkte, die sich dann halt natürlich wieder so in der Baugeschichte dann halt als Normen dann irgendwo eingeflossen sind und da ist schon ganz gut, wenn man dann halt,
0:47:59–0:48:01
nicht nicht in so alten Dingern dann.
Micz Flor
0:48:02–0:48:12
Das andere, was ich hier interessant finde, so diese was besagt das? Es sollte nicht normiert sein, aber auch nicht individuell und dadurch entstehen halt solche Räume, wo die Sachen verschoben sind.
0:48:12–0:48:21
Genau. Und jetzt ist es ja ein großes Thema in Berlin, dass diese Nachverdichtung wird es ja genannt, also alle möglichen Bauflächen, die man so irgendwie rausschneiden könnte,
0:48:22–0:48:28
Hinterhöfe, die neu bebaut werden, wo es im Krieg zerstört ist und nie irgendwie ersetzt wurde, wird jetzt ersetzt.
0:48:28–0:48:40
Aber auch bei solchen Grundstücken das Gefühl, ist es gerade an so einer Grenze, wo dann wirklich Flächen entstehen, die einfach so damals fast schon luxuriös dazugegeben wurden, um es ein bisschen entspannter zu machen.
0:48:41–0:48:44
Und die würde man heute schon fast wieder als Baugrund sehen.
Florian Clauß
0:48:44–0:48:52
Nee, das ist genau das ist genau diese optimierte Flächen Auswahl. Das ist ziemlich gut beschrieben in diesem vom sparsamen bauen. Warum die das so gemacht haben?
0:48:52–0:49:00
Es war natürlich auch so, erst mal um eine Auflockerung zu machen, klar, aber es ist jetzt hier um diese Vorgarten.
0:49:00–0:49:07
Also das ging jetzt nicht darum, dass wir jetzt im Vorgarten hast wo du da irgendwie so Zierpflanzen einsetzen und dann den Vorgarten auch wieder nutzen kannst.
0:49:07–0:49:10
Das heißt es wird sich auch den quasi die Gartenfläche dann wieder auf.
Micz Flor
0:49:10–0:49:15
Ja, genau. Ich nehme auch an, dass die Häuser zurückgesetzt sind und hinten weniger Gärten als die.
Florian Clauß
0:49:15–0:49:22
Genau. Genau. Wir können diese Fläche noch nutzen und dadurch ergibt sich dann nochmal so ein anderer Aufteilung von den Wohnräumen.
0:49:22–0:49:27
Also diese Wohnküche war immer so eine und es gab auch bewusst.
0:49:27–0:49:36
Es gab bewusst auch einen Haustyp. Vier Der Haustyp für war halt für besser oder Mittel, also für bürgerliche Leute dann auch gedacht.
0:49:36–0:49:51
Und dieser soziale Gedanke war auch so, dass dann halt die ganzen Haustypen gemischt sind in einer Siedlung, das sich dann halt auch nicht irgendwie so eine Klassengesellschaft bilden kann, sondern dass halt alle zusammen sind und alle zusammen die gleichen,
0:49:52–0:49:55
Einrichtungen und öffentlichen Einrichtungen benutzen.
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Also das war auch schon so angelegt, was ja auch damals dann wieder so eine.
Micz Flor
0:50:01–0:50:13
Ja, ist auch interessant, möchte ich mal sagen, denn man sieht sie ja natürlich nicht im Podcast. Aber wenn man durch die Straßen läuft, durch dieses Mäandern, was du beschrieben hast, diese leicht versetzten Elemente, entsteht halt so ein Gefühl für die Häuser.
0:50:13–0:50:20
Also man orientiert sich beim Laufen eben an dem, was man sieht und nicht an dem, was man sich herleiten könnte.
0:50:20–0:50:30
Was man zum Beispiel bei dieser Tafel sieht, wo man dann wirklich diese Grundstücke als lange Streifen sieht und da dann sieht, ah, okay oder zentral erschlossen wurde halt vorher geplant, wo liegen die Anschlüsse?
0:50:31–0:50:36
Und mit dem musste man dann wahrscheinlich mit diesen Schicht Kuchen an einzelnen Grundstücken.
0:50:36–0:50:45
Hat Peter Behrens dann hier was gebaut? Was irgendwie, dass diese Grundriss gar nicht so verrät, sondern der bleibt verborgen. Das finde ich echt sehr angenehm. Ja.
Florian Clauß
0:50:46–0:50:51
Genau. Die Grundrisse sind dann auch entsprechend in den Material.
0:50:52–0:50:57
Da kann man sich das auch nochmal genauer angucken. Wir müssen jetzt können hier wieder zurück, wenn das okay ist.
0:50:59–0:51:10
Also genau. Also es gibt viel Material, was ich verlinken werde, wo man sich das noch mal so, wo man ein bisschen tiefer einsteigen kann, wenn man.
0:51:10–0:51:14
Wenn man Lust hat, sich damit weiter zu beschäftigen.
0:51:18–0:51:18
Gut.
Micz Flor
0:51:18–0:51:21
Gut. Total schöne Tour. Ich danke dir.
0:51:21–0:51:32
Hat auch wirklich was sehr märchenhaftes. Nicht nur wegen der Architektur, sondern auch weil wir kamen halt von dieser fetten Straße mit dem ganzen Lärm, sind dann irgendwie durch zwei, drei Bäume gelaufen, kleinen Weg.
0:51:33–0:51:43
Auf einmal war Ruhe und dann öffnet sich das. So wie sich das halt so gehört, endet jetzt der Traum und wir stehen wieder vor nicht erschlossenen Baugrund.
0:51:44–0:51:47
Fette Straße, viele Autos und.
0:51:49–0:51:51
Vier Schritte weiter sind wir schon wieder mitten in Berlin.
Florian Clauß
0:51:51–0:52:00
Ja, wir können aber hier an der Seite lang gehen, dann kommen wir auch wieder. So ein bisschen können wir durch den Wald zurückgehen und haben nicht diesen ganzen Straßenlärm an der Seite.
0:52:01–0:52:10
Okay, das war die Episode eigentlich Podcast, eigentlich minus Podcast Punkt D Numero 17.
0:52:11–0:52:18
Ich hoffe, es hat euch gefallen und ich sage Tschüss, bis zum nächsten Mal und.

Wir erschliessen uns die Waldsiedlung Berlin-Lichtenberg vom Hegemeisterweg aus der Wuhlheide kommend. Dabei erzählt Flo einiges zur Stadtgeschichte Berlins in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Durch die Industrialisierung und dem Krieg geprägt befand sich Berlin in einem massiven Wandel. Auch bei Peter Behrens Schaffen hat sich in diesen Jahren gewandelt. Dies wird ausführlich in der Dissertation von Regine Broch „Wohnungsbaukonzepte 1910-1920 – Von der repräsentativen Industriesiedlung zur kostengünstigen Kleinsiedlung“ beschrieben:

Somit handelt es sich bei Behrens ́ Beschreibung der „Monumentalkunst“ um eine bereits abgeschlossene Phase, die der Architekt hinter sich lassen muss, um den neuen Zeitgeist zu erfassen. Für die angebrochene Zeit wird die „Verdichtung der Qualität“ zur wegweisenden Prämisse. Der Architekt beschließt damit seinen künstlerischen Wandel und definiert seine Ziele neu. Eine völlige Abkehr von der Industrialisierung ist damit jedoch nicht impliziert. Sie findet vielmehr eine relativierte Basis, die die wirtschaftlichen und praktischen Vorteile abwägt und deshalb ohne überhöhte Stilisierung der Architekturformen auskommt. Behrens ́ Ideal der Industriekultur wird zu diesem Zeitpunkt „geerdet“, das heißt zum Ausgangspunkt zurückgeführt. Das Wohnungsproblem der Nachkriegszeit konnte nach Auffassung des Architekten jedenfalls nicht ohne das industriell gefertigte Produkt, einheitlich genormte Baustoffe und den Einsatz von Maschinen gelöst werden. Vor allem seine Veröffentlichung „Vom Sparsamen Bauen“ im Jahr 1918 verdeutlicht in diesem Zusammenhang Behrens ́ relativiertes Verhältnis zur Industrie und konzentriert sich ganz auf den kostengünstigen Kleinwohnungsbau nach Kriegsende.

Regine Broch: Peter Behrens ́ Wohnungsbaukonzepte 1910-1920 Von der repräsentativen Industriesiedlung zur kostengünstigen Kleinsiedlung, Seite 93/94,

Wir sind den verschiedenen Gruppenhäusern auf der Spur und schauen uns die Gärten zu den Häusern an. Wir stellen am Ende fest, dass wir auf unseren Eigentlich Wanderungen schon durch einige Siedlungsprojekten in Berlin gekommen sind: Hufeisensiedlung, Europacity, Fliegerviertel.

1 Kommentar zu „EGL017 Peter Behrens und die Waldsiedlung Lichtenberg

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