EGL026 Der Eisenhans – Grimms Märchen von 1857

Die Geschichte vom Goldjungen und dem wilden Mann

In dieser unserer zweiten Märchen-Episode geht es heiß her. Wir sprechen über das Märchen "Der Eisenhans" von den Gebrüdern Grimm in der Fassung von 1857. Eigentlich sollte es "Der wilde Mann" heißen, was Micz viel besser gefällt. Nach einem kurzen akademischen Überbau lassen wir uns die Geschichte von Flo aus der Präproduktion vorlesen. Und Micz steigt gleich voll ein: der Sumpf, der Wald - das ist die Vagina. Flo möchte aus der Trockenlegung des Sumpfes und damit die Gefangennahme von Eisenhans einen industriellen Zivilisationsschritt rauslesen hinein in die Eisenzeit. So interpretieren wir das Märchen Absatz für Absatz aus verschiedenen Sichtweisen: von psycho- und gestalttherapeutischen, über Kultur- und Wissenschaftsgeschichtlichen bis hin zu spirituellen Deutungsansätzen bleibt nichts außen vor. Natürlich fehlen auch nicht unsere obligatorischen Filmreferenzen, denn wir sind ja EIGENTLICH ein Filmpodcast. Wir ergänzen uns gut und es macht Spaß unseren Gedanken auf Feld und Wald freiem Lauf zu lassen. Einzig unser kleiner Gast im Tragetuch kommt nicht so leicht zur Ruh und brabbelt ein bisschen in die Aufnahme hinein. Das haben wir mit dem neuen AI-Filterset von Auphonic rausgebügelt. Dafür klingen unsere Stimmen wie direkt aus dem Studio nur in etwas atemlos...

Shownotes

Mitwirkende

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Florian Clauß
Erzähler
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Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:05
Hallo und willkommen zu eigentlich Podcast. Ich habe keine Erkältung,
0:00:05–0:00:09
aber ich glaube ich reagiere ein bisschen auf Pollen, der gerade hier rumfliegt
0:00:09–0:00:13
und versucht mit mir Sex zu machen. Mal gucken, ob er damit mit mir klarkommt.
Florian Clauß
0:00:13–0:00:18
Dafür hast du aber eine ganz tolle Stimme, also eine ganz tolle radiofrohne Stimme.
Micz Flor
0:00:18–0:00:23
Ja, das müssen wir mal gucken. Ich bin mal gespannt, wenn wir es dann später
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im Schnitt hören. Ich kenne es jetzt noch nicht.
Florian Clauß
0:00:24–0:00:28
Ja, wir können ja verschiedene Filter drauf tun, dann wird es noch basaler.
0:00:30–0:00:35
Man hört nicht mal meinen Schnaufen. Das hat mich bei den letzten Routen so ein bisschen gestört.
0:00:35–0:00:40
Und dann habe ich das gefiltert und dann klang das so, als ob ich im Studio
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stehe und die ganze Zeit schnaufe.
Micz Flor
0:00:44–0:00:50
Fehlt der Kontext. Aber ist ja interessant. Kontext schafft Bedeutung.
Florian Clauß
0:00:50–0:00:53
Was haben wir jetzt? Hast du es angesagt, dass wir eigentlich Podcast machen?
Micz Flor
0:00:53–0:00:58
Eigentlich Podcast, genau. Wir verlassen gerade die Zivilisation.
0:00:58–0:01:03
Das war hier wahrscheinlich das letzte fossilverbrennende Gefährt, was uns vorbeifährt.
0:01:05–0:01:13
Und ich heiße euch willkommen zur eigentlich Folge 26, die Flo heute moderiert.
0:01:15–0:01:16
Und ich übergebe gleich an dich.
Florian Clauß
0:01:16–0:01:18
Du moderierst und ich erzähle.
Micz Flor
0:01:18–0:01:22
Okay, Flo ist heute der Erzähler der eigentlich Podcast-Folge Nummer 26.
0:01:24–0:01:26
Florian, ich weiß ja schon ein bisschen etwas, aber...
0:01:29–0:01:31
Ich bin mal gespannt, wie du das jetzt anmoderierst.
Florian Clauß
0:01:32–0:01:38
Die Latte ist hochgelegt. Hallo auch von mir. Herzlich willkommen bei eigentlich Podcast.
0:01:39–0:01:42
Und anmoderieren möchte ich das, nachdem wir mit der letzten Folge,
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meiner Geburtstagsfolge, wo du mit Sal zusammen das Geschenk vorbereitet hast.
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Es ist ja nicht eine klassische Eigentlich-Folge, die ihr gemacht habt.
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Tatsächlich mehrere Zeitsprünge in der Erzählung, was uns dann zu einer,
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ja also wirklich einer Montage-Kunst...
Micz Flor
0:02:07–0:02:11
Ein Damm geöffnet damit. Ja, ich fand auch, dass das stimmt.
0:02:11–0:02:14
Also ich fand es auch im Trailer war es drin, dann leider nicht mehr in der
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Folge. Aber die erste Folge, in der wir zwar laufend reden, aber nicht beim Laufen reden.
Florian Clauß
0:02:19–0:02:26
Nein, nicht beim Laufen reden. Wir machen uns das mit diesem Prinzip etwas einfacher,
0:02:26–0:02:30
weil wir linear erzählen, linear schneiden und dann nicht montieren.
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Aber es hat dann nochmal so eine ganz neue Dimension eröffnet,
0:02:35–0:02:39
die letzte Folge. Also nochmal vielen Dank, ganz offiziell in diesem Format,
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für dieses wunderbare Geschenk.
0:02:42–0:02:44
Ich werde berichten von meinen Kimchi fortschritten.
0:02:45–0:02:47
Noch habe ich den Topf ausgewaschen und er steht da.
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Und eventuell werde ich tatsächlich mal mit Sauerkraut probieren.
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Das war eigentlich Folge 25 und ich dachte, ich knüpfe da an,
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wo ich das letzte Mal mit eigentlich 24 aufgehört habe.
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Ich hatte das Gefühl, das Format hat dir gefallen. Wir machen das ja quasi nur
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zum gegenseitigen gefallen hier unseren Podcast und dachte, du hast schon Stromgitarre
0:03:16–0:03:18
2, ich mache jetzt wieder eine Märchenfolge.
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Eine habe ich noch.
0:03:22–0:03:28
Und genau, diesmal bin ich etwas anders im Vorgehen.
0:03:28–0:03:35
Also ich habe gemerkt in der Postproduktion bei meiner Fuchsgeister-Geschichte,
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dass ich nicht der beste Vorleser bin beim Laufen.
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Und deswegen habe ich das Märchen vorproduziert.
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Und ich werde es nicht aus dem Stand vorlesen oder beim Laufen vorlesen,
0:03:48–0:03:54
sondern wir werden uns das Märchen, soviel sei geteasert, also absatzweise anhören.
0:03:54–0:03:59
Ich werde es auch im Ganzen in der Folge verlinken und ich möchte mit dir so ein bisschen tiefer,
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dann jetzt nicht in verschiedene Motive, wie das letzte Mal beim Fuchsgeistern,
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diese Fuchsgeister erörtern, sondern ich möchte, dass wir wirklich uns ein Märchen,
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ein klassisches Märchen, auch von den Brüdern Grimm, uns anhören und da so verschiedene
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Aspekte beleuchten, die uns auffallen.
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Und warum, also die Frage ist natürlich nach der Legitimation,
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warum können wir davon was erzählen?
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Ja natürlich, weil es uns interessiert, aber mich interessiert vor allen Dingen
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dann in deinem Interpretationsansatz die psychotherapeutischen oder die psychologischen
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Aspekte, die in Märchen immer sehr ganz tief drin sind.
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Und ich selber, ich glaube ich habe es erwähnt, Ich habe in den 90ern an der
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Humboldt-Uni Theaterwissenschaft und Kulturwissenschaft studiert.
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Das heißt, eine gewisse fachliche Legitimation kann ich davon ableiten.
0:04:58–0:05:02
Textanalyse und Dramaturgie habe ich sehr viel gemacht und Filmwissenschaft auch.
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Insofern, so ein bisschen, so einen kleinen wissenschaftlichen Auftrag darf
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ich mir doch selbst genachnien.
0:05:11–0:05:12
Nur, warum dürfen wir das?
Micz Flor
0:05:12–0:05:16
Ja, natürlich. Aber es ist gut, dass du es sagst, weil mir das die Möglichkeit
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gibt, auch noch mal mich so ein bisschen...
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Ins Spotlicht und aus dem Spotlicht
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zu nehmen. Und zwar hat der Flo mich gestern noch kurz angerufen,
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hat gemeint, das sind das Märchen, vielleicht doch ganz gut,
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wenn du mal reinguckst, weil ich bin gespannt, was du als Psychologe und oder
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Psychotherapeut dazu zu sagen weißt.
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Und ich habe mir das jetzt auch durchgelesen und weiß auch, was du jetzt meinst.
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Und habe dann aber gleichzeitig gemerkt, dass das ganz schön Druck macht,
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weil die Psychotherapie-Wissenschaft ist ja immer auch so eine Wissenschaft
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der Hermeneutik, das heißt, man hat was und man versucht, diesen Text zu interpretieren.
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Also eine Interpretation des Textes, vielleicht eine Analyse auch des Textes,
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vor allen Dingen aber auch eine Deutung weiß ich gar nicht.
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Deutung ist natürlich in der Psychotherapie immer wichtig oder psychodynamischen
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Psychotherapie wichtig, dass man Dinge deutet. Aber bei der Deutung kommt ja
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dann auch schon immer das Individuelle, das Therapeuten oder die Therapeutin rein.
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Aber ich habe gemerkt beim Textlesen, wenn ich das von weggreifen darf,
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dass ich gemerkt habe, dass diese Idee von Textinterpretation irgendwie auf
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drei Ebenen funktioniert.
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Das eine ist halt so klassischerweise Bible Studies oder Gesetzestexte,
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dass man versucht, entweder auf einer symbolischen oder inhaltlichen Ebene diesen
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Text zu erläutern, zu erklären, was ist damit genau gemeint, wie ist das auszulegen.
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Das ist also so eine analytische oder deduktive Form der Textinterpretation.
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Die zweite Form, würde ich sagen, ist so eine Art induktive, die ich erlebt habe.
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Da geht es eher um so eine Form von Assoziation, dass man sagt,
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okay, was löst dieser Text für Assoziationen aus? Was verbinde ich damit?
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Was könnte dieses Bild bedeuten?
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Gerade bei der Interpretation von Märchen nicht unwichtig. Und das Dritte fand
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ich interessant, noch so als eine Form von Kompass. Was passiert da?
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Habe ich überhaupt Zugang zu dem Thema oder nicht? So eine emotionale Reaktion auf den Text.
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Ich weiß gar nicht, wie das hermeneutisch oder ob das schon phänomenologisch
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ist, aber dass man eben seine inneren emotionalen Prozesse als Teil des Textes versteht und deutet.
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Die sind quasi verknüpft mit dem, was mir gegeben wird.
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Und das sind so Situationen, die man vielleicht kennt aus einem Horrorfilm.
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Wenn man einen Horrorfilm guckt, der einen wirklich ängstlich werden lässt oder
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wo man wirklich etwas drin ist und reagiert auf den Film, auf die Story, auf die Effekte.
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Oder ob man den einfach nur anguckt und nicht genau weiß.
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Wozu das geht. Also das sind so diese Sachen. Ich habe gemerkt,
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beim Lesen, Hermeneutik sind
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für mich drei Teile geworden. Das eine ist deduktiv, von oben nach unten.
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Das zweite ist induktiv, assoziativ, Bilder erleben und verknüpfen.
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Und das dritte ist die emotionale Antwort auf das Material, die mir vielleicht
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dann einfach sagt, hier ist was oder hier ist für mich nix, ich sehe hier nix,
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hier brauche ich gar nicht suchen. Punkt.
Florian Clauß
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Du merkst, ich habe viel Druck. Ich merke schon und vielen Dank mit für diesen
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wissenschaftlichen Überbau.
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Der baut bei mir gerade einen Druck auf.
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Ich habe diese Einleitung gemacht, um uns ein bisschen wissenschaftlich zu legitimieren.
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Die würde ich jetzt komplett wieder rausnehmen und sagen, wir sind ja einfach nur,
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eigentlich nur ein Format mit laufendem Reden und das, was uns interessiert
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und wo wir vielleicht so etwas gehört haben, gewisses Halbwissen haben,
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gewisses Wissen auch haben, dass
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wir das einbringen und auch auf der assoziativen Ebene eher behandeln.
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Also ich möchte jetzt nicht, dass wir uns da jetzt irgendwie so selber Druck machen.
Micz Flor
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Wobei das ursprüngliche eigentlich Konzept schon auch war, dass wir immer dachten,
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was ist hier eigentlich los, worum geht es eigentlich? Und das ist natürlich
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bei so einem hämöneutischen Ansatz mehr gegeben, als wie wir eigentlich auch manchmal...
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Benutzt haben als eine Form von Fokus, wo man sagt, was war dir eigentlich am wichtigsten?
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Also das eigentliche ist der Blick entweder dahinter, das machen wir heute ein
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bisschen, hinter das Märchenblicken, oder eigentlich Podcast ist oft einfach
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auch nur von all dem, was ist eigentlich dein Lieblings Tom Cruise Film?
Florian Clauß
0:09:40–0:09:43
Genau, also so ein bisschen auch meine Fuchsgeistergeschichte,
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wo ich dann als Kritik gehört habe, das ist doch viel zu lang die Einleitung
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gewesen, und ich möchte dann irgendwie früher zu Märchen.
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Also da war vielleicht zu viel eigentlich drum herum gebaut.
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Fokus dann eher so shiftend, aber nicht so direkt. Aber es ist schön.
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Um was geht es denn heute eigentlich für ein Märchen? Ich möchte es zwar wegnehmen,
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na, das heißt, wir sind ja mittendrin, der Eisenhans heißt das Märchen.
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Eisenhans aufgeschrieben und katalogisiert von den Gebrüdern Grimm.
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Und ich möchte jetzt auch nicht Gebrüder Grimm großartig vorstellen.
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Ich möchte nur so ein bisschen zeitlichen Rahmen abstecken. Also Jakob und Wilhelm Grimm,
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zwei Brüder, haben 1785 geboren, der eine, und 1859, 1863 sind die gestorben.
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Also die beiden Brüder gelten auf der einen Seite quasi als Mitbegründer der
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Germanistik und sind als Sprachwissenschaftler und Volkskundler in die Geschichte eingegangen.
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Also die Gebrüder Grimm haben zum ersten Mal,
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naja, nicht zum ersten Mal, aber sie haben wissenschaftlich Quellen zusammengesammelt,
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Quellen kategorisiert und zugeordnet und eine gewisse Ordnung,
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einen gewissen Katalog reingebracht in die ganzen Märchen und Volkskunden.
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Das ist so, was die Gebrüder Grimm geleistet haben.
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Genau das, also wir werden noch mal in den Shownotes dann die Wikipedia-Einträge,
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ich glaube, da kann man sich selber vertiefen, wie man will,
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in diese Thematik der Gebrüder Grimm.
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Es ist sehr spannend, also das ist dieses Zeitalter, wo Wissenschaft dann eben anfängt,
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sich in verschiedenen Gebieten auszuprägen, also Geistes- und Kulturwissenschaften,
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und wo eben ein gewisser Apparat geschaffen wird, um Sachen zu ordnen und unterscheiden.
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Untersuchbar zu machen. Also die Gebrüder Grimm haben ganz viele Märchen zusammengetragen,
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aufgezeichnet und versucht dann zu beordnen.
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Und das was beim Eisenhans gibt es zwei verschiedene Versionen.
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Eine von 1850 und eine von 1857 ist glaube ich die zweite.
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Es gibt noch mal einen anderen Index, das möchte ich auch noch mal ganz kurz hier einbringen.
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Der wurde zur Vergleichbarkeit von Volkskunden, also von Märchen,
0:12:18–0:12:23
Volkssagen, um das auch Europa und weltweit vergleichen zu können,
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gibt es den sogenannten ATU.
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Das ist der Arne-Thomson-und-Uther-Index.
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Und das ist quasi über diese drei Personen, die verschiedene Herangehensweisen
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dann entwickelt haben, um Märchen zu kategorisieren, gibt es diesen ATU-Index.
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Der wurde so das Anfang des 20. Jahrhunderts dann geschaffen und der Eisenhans hat den Index ATU 502.
0:12:54–0:12:58
Und ich wollte nur mal ganz kurz vorlesen, was ist denn ATU?
0:12:58–0:13:04
Denn also um diese Begrifflichkeiten da mal aufzulesen, das ist ATU von 300
0:13:04–0:13:09
bis 750 sind die so Zaubermärchen, die sogenannten.
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Und die klastern sich dann nochmal in verschiedene Unterteile,
0:13:13–0:13:20
wie zum Beispiel übernatürliche Gegenspieler, verzauberte Frau oder andere Verwandte,
0:13:20–0:13:25
übernatürliche Aufgaben, übernatürliche Helfer.
0:13:25–0:13:30
Das ist übrigens der der Eisenhans, übernatürliche Helfer ist ATU 500-599.
0:13:35–0:13:38
Dann Zaubergegenstände, übernatürliches Können und Wissen, andere übernatürliche Geschehnisse.
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Also ganz kurz mal um Geschmack zu bekommen, in welcher Ordnung sich der Eisenhans bewegt.
0:13:49–0:13:53
Und bei den übernatürlichen Helfer gibt es dann natürlich, das wird schon relativ
0:13:53–0:13:58
konkret, der Name des übernatürlichen Helfers, ein Monster enthüllt das Rätsel,
0:13:58–0:14:00
die alten Spinnerinnen und so weiter.
0:14:00–0:14:06
Also nur, um das mal anzureißen, in was für ein Feld sich das bewegt. So, der Eisenhans.
0:14:08–0:14:15
Ich würde vorschlagen, dass wir jetzt zusammen in meiner Aufzeichnung reinhören
0:14:15–0:14:22
und den ersten Absatz gemeinsam anhören und darüber uns dann unterhalten. Okay, Mitch?
Micz Flor
0:14:23–0:14:28
Ja, dass du das vorher aufgenommen hast, hast du ja...
Florian Clauß
0:14:28–0:14:34
Hab ich schon gesagt, genau. Also, dann würde ich sagen, jetzt mach ich da mal an.
0:14:36–0:14:40
Es war einmal ein König, der hatte einen großen Wald bei seinem Schloss,
0:14:40–0:14:43
darin lief Wild aller Art herum.
0:14:43–0:14:48
Zu einer Zeit schickte er einen Jäger hinaus, der sollte ein Reh schießen,
0:14:48–0:14:49
aber er kam nicht wieder.
0:14:50–0:14:54
Vielleicht ist ihm ein Unglück zugestoßen, sagte der König und schickte den
0:14:54–0:14:58
folgenden Tag zwei andere Jäger hinaus, die sollten ihn aufsuchen,
0:14:58–0:15:00
aber die blieben auch weg.
0:15:01–0:15:05
Da ließ er am dritten Tag alle seine Jäger kommen und sprach,
0:15:05–0:15:10
»Streift durch den ganzen Wald und lasst nicht ab, bis ihr sie alle gefunden habt.«,
0:15:12–0:15:16
Aber auch von diesen kam keiner wieder heim, und von der Mäute Hunde,
0:15:16–0:15:20
die sie mitgenommen hatten, ließ sich keiner wieder sehen.
0:15:22–0:15:27
Von der Zeit an wollte sich niemand mehr in den Wald wagen, und er lag da in
0:15:27–0:15:32
tiefer Stille und Einsamkeit, und man sah nur zuweilen ein Adler oder Habicht
0:15:32–0:15:32
darüber hinwegfliegen.
0:15:34–0:15:39
Das dauerte viele Jahre, da meldete sich ein fremder Jäger, bei dem König suchte
0:15:39–0:15:44
eine Versorgung und erbot sich, in den gefährlichen Wald zu gehen.
0:15:45–0:15:48
Der König aber wollte seine Einwilligung nicht geben und sprach,
0:15:48–0:15:54
»Es ist nicht geheuer darin, ich fürchte, es geht dir nicht besser als den anderen,
0:15:54–0:15:56
und du kommst nicht wieder heraus.«,
0:15:57–0:16:02
Der Jäger antwortete, Herr, ich will's auf meine Gefahr wagen,
0:16:02–0:16:04
von Furcht weiß ich nichts.
0:16:05–0:16:08
Der Jäger begab sich also mit seinem Hund in den Wald.
0:16:09–0:16:15
Es dauerte nicht lange, so geriet der Hund einem Wild auf die Fährte und wollte hinter ihm her.
0:16:16–0:16:21
Kaum aber war er ein paar Schritte gelaufen, so stand er vor einem tiefen Pfuhl,
0:16:21–0:16:25
konnte nicht weiter und ein nackter Arm streckte sich aus dem Wasser,
0:16:25–0:16:27
packte ihn und zog ihn hinab.
0:16:28–0:16:33
Als der Jäger das sah, ging er zurück und holte drei Männer,
0:16:33–0:16:36
die mussten mit Eimern kommen und das Wasser ausschöpfen.
0:16:37–0:16:41
Als sie auf den Grund sehen konnten, so lag da ein wilder Mann,
0:16:41–0:16:46
der braun am Leib war, wie rostiges Eisen, und dem die Haare über das Gesicht
0:16:46–0:16:48
bis zu den Knien herabhingen.
0:16:49–0:16:53
Sie banden ihn mit Stricken und führten ihn fort in das Schloss.
0:16:54–0:16:57
Da war große Verwunderung über den wilden Mann,
0:16:57–0:17:03
der König aber ließ ihn in einen eisernen Käfig auf sein Hof setzen und verbot
0:17:03–0:17:08
bei Lebenstrafe die Türe des Käfigs zu öffnen und die Königin musste den Schlüssel
0:17:08–0:17:10
selbst in Verwahrung nehmen.
0:17:11–0:17:15
Von nun an konnte ein jeder wieder mit Sicherheit in den Wald gehen.
0:17:15–0:17:22
Das ist jetzt der erste Absatz oder der erste Bogen von der Geschichte,
0:17:22–0:17:27
von dem Märchen, wo ganz viel schon gepflanzt wurde.
0:17:27–0:17:30
Also ganz viele massive Motive wurden da gepflanzt.
Micz Flor
0:17:36–0:17:38
Magst du zuerst mal sagen, womit du ankommst?
Florian Clauß
0:17:38–0:17:41
Ich würde es ein bisschen offen halten.
0:17:42–0:17:46
Ich würde dir Fragen stellen und du kannst ja dann dazu sagen,
0:17:46–0:17:50
was dir dazu einfällt oder was du denkst, was es sein könnte und dann könnten
0:17:50–0:17:52
wir ein bisschen tiefer in bestimmte Sachen reingehen.
Micz Flor
0:17:52–0:17:53
Okay, gut.
Florian Clauß
0:17:54–0:18:02
Also die Frage ist, es gibt diesen Wald, wie würdest du diesen Wald erstmal so interpretieren?
Micz Flor
0:18:03–0:18:05
Das ist die Vagina.
Florian Clauß
0:18:08–0:18:13
Okay, du gehst direkt rein, interessant, warum?
Micz Flor
0:18:13–0:18:18
Naja, weil da ist dieser Wald, der liegt da so da und der König will einen Sohn.
0:18:18–0:18:24
Also das ist jetzt vielleicht, wie gesagt, ich habe jetzt einfach meiner Fantasie
0:18:24–0:18:29
freien Lauf gelassen, aber dieses Motiv erschließt sich für mich.
0:18:29–0:18:30
Ist es okay, wenn ich jetzt runterspule?
Florian Clauß
0:18:30–0:18:31
Ja, natürlich.
Micz Flor
0:18:33–0:18:37
Also der König will einen Sohn. Da liegt dieser Wald. Da schickt er seine Krieger
0:18:37–0:18:39
rein, auch mit Hunden, aber nix passiert.
0:18:40–0:18:44
Er kriegt einfach keinen Sohn. Die Königin wird nicht schwanger und irgendwann
0:18:44–0:18:46
zieht er sich dann buchstäblich zurück.
0:18:47–0:18:50
Dann fliegen nur manchmal ein Habicht in wahrscheinlich der Form der Hand der
0:18:50–0:18:54
Königin über den Wald, wenn sie sich vielleicht selbst befriedigt.
0:18:54–0:19:01
Aber dann kommt dieser wildfremde Krieger von außen rein, zieht mit seinem Hund rein.
0:19:01–0:19:05
Der König spielt da eine gewisse Rolle, wahrscheinlich braucht er ein Nachfahren, keine Ahnung.
0:19:06–0:19:10
Aber auf jeden Fall in dem Moment, wenn dieser Krieger dann reingeht und der
0:19:10–0:19:15
Hund in diesem Wald und dann auch noch in diesen Sumpf,
0:19:15–0:19:22
in diese schmodrige Biomasse, die da einfach so alles, die ist so voller Leben
0:19:22–0:19:25
und gleichzeitig aber auch so verboten und gefährlich und aber auch verführerisch.
0:19:25–0:19:31
Der Hund stirbt, das wäre dann eben das Sperma in gewisser Form.
0:19:32–0:19:37
Und dann ist die Königin schwanger und dann ist Lust kein Thema mehr,
0:19:37–0:19:41
weil auf einmal kommt dann die Rolle der Königin, die Rolle des Königs,
0:19:41–0:19:45
die haben ein Nachfahren, der lustvolle Sumpf wird trockengelegt.
0:19:47–0:19:52
Unten im lustvollen Sumpf ist dieser schreckliche Mann und das ist eben dieses
0:19:52–0:19:54
neue Leben, was sie gezeugt haben.
0:19:57–0:20:01
Und dieses neue Leben wird angenommen von König und aber gleichzeitig nicht sehr,
0:20:01–0:20:05
wie soll ich sagen, es ist nicht seins, er sperrt das halt in Käfig,
0:20:05–0:20:08
er kann nicht ohne, er kann nicht mit, er muss sich damit irgendwie arrangieren
0:20:08–0:20:12
und übergibt aber die Verantwortung, dass es jetzt diesen Nachfahren gibt.
0:20:13–0:20:17
Ich denke, die moralischen Implikationen seiner Frau in Form des Schlüssels,
0:20:17–0:20:20
also sie ist jetzt quasi verantwortlich, jetzt hat er einen Sohn.
0:20:22–0:20:25
Es ist unklar, ob es sein ist oder nicht. Er hat einen Befehl gegeben,
0:20:25–0:20:26
aber es war ein fremder Krieger.
0:20:27–0:20:33
Und dieser Nachfolger ist jetzt in einem Käfig für alle sichtbar und anwesend
0:20:33–0:20:36
und gleichzeitig aber auch kontrolliert,
0:20:36–0:20:40
weil auf eine gewisse Form unheimlich. Das war so meine erste.
Florian Clauß
0:20:40–0:20:45
Okay. Wie kommst du darauf, dass ein unerfüllter Kinderwunsch dahinter steht?
Micz Flor
0:20:45–0:20:49
Ja, ich habe eher das Gefühl, also wenn du dir vorstellst, das Bild am Anfang,
0:20:49–0:20:54
er schickt immer wieder halt Jäger in den Wald hinein, um halt,
0:20:54–0:21:00
ja was, was, was dort, die kommen aber nicht zurück.
0:21:00–0:21:03
Also es war alles sinnlos, also Jäger rein in den Wald, rein in den Wald,
0:21:03–0:21:06
rein in den Wald, rein in den Wald und es kommt und kommt nichts raus.
0:21:07–0:21:13
Und dann irgendwann sagt er, okay, das war's, das wird nichts mit uns.
0:21:14–0:21:19
Das ist ja wohl auch nicht unüblich, das weiß ich aber nur quasi aus,
0:21:19–0:21:25
keine Ahnung woher, aber wenn es kein Nachfahren in Königsreichen gab,
0:21:25–0:21:28
dann war es immer die Frau und nie der Mann.
0:21:28–0:21:34
Also das war dann irgendwie auch wohl so ein Thema, dass die Fruchtbarkeit bei
0:21:34–0:21:36
aristokratischen Modellen,
0:21:36–0:21:41
in denen halt die Nachfolge auch eine Frage von Macht darstellt,
0:21:41–0:21:46
da war es dann immer wohl auch so, dass die Frau verantwortlich war.
Florian Clauß
0:21:46–0:21:49
Okay, also es wird aber explizit in dem Text nicht gesagt.
Micz Flor
0:21:50–0:21:50
Nee, gar nicht.
Florian Clauß
0:21:50–0:21:53
Da kommt ja dann später in dem Text dann noch ein Junge vor,
0:21:53–0:21:55
der schon da ist, die auch immer.
0:21:55–0:22:01
Aber tatsächlich, es gibt einen Interpretationsansatz, den ich irgendwo da in
0:22:01–0:22:06
der Vorbereitung gelesen habe. Ja. Es gibt quasi so die Idee.
0:22:07–0:22:10
Ich weiß nicht mehr, von wem das ist, das können wir nochmal in Wikipedia-Artikeln erwähnen.
0:22:12–0:22:16
Die Idee, dass dieser Eisenhans am Grunde des Pools...
Micz Flor
0:22:16–0:22:20
Dass der Eisenhans heißt, das wissen wir noch gar nicht. Das ist ja auch erst
0:22:20–0:22:24
später. Aber okay, der Eisenhans am Grunde des Pools, das wird dann der Eisenhans,
0:22:24–0:22:25
das erfahren wir später.
Florian Clauß
0:22:25–0:22:29
Der wird dann zum einen, weil er rostig und so weiter, diese rote Farbe hat,
0:22:29–0:22:35
dass der so der schwarze Zwilling ist von dem anderen Sohn.
Micz Flor
0:22:35–0:22:36
Ah, okay.
Florian Clauß
0:22:36–0:22:40
Also das ist so so eine gewisse, also quasi so das Negative,
0:22:40–0:22:44
die negative Energie, dann in einem, es ist auch so ein wiederkehrendes Motiv,
0:22:44–0:22:49
dass man das in so einen Zwilling, also das ist fast wie so ein Cronenberg-Plot,
0:22:49–0:22:54
ja, die Brut oder so, also man das dann so subsumiert in diesen,
0:22:54–0:22:58
in diese Figur und dann den anderen Sohn hat,
0:22:58–0:23:01
ja, der erstmal so strahlend ist, so, aber das will ich nur,
0:23:01–0:23:05
ich will, also ich finde den, also daran habe ich überhaupt nicht gedacht,
0:23:05–0:23:09
so, Aber es ist absolut legitim, das so in die Richtung zu interpretieren.
0:23:09–0:23:11
Ich möchte noch mal einen anderen Ansatz.
Micz Flor
0:23:11–0:23:14
Aber ich möchte auch noch ganz kurz dazu sagen, weil wir sind ja eigentlich ein Filmpodcast.
0:23:16–0:23:19
Es kommen natürlich immer Assoziationen auf. Du hast jetzt schon gerade Cronenberg
0:23:19–0:23:25
gesagt, also dieses Bio-Monster, was da irgendwie geschaffen wurde.
0:23:26–0:23:31
Und ich denke jetzt natürlich an, das hat dich auch schon mal referenziert, Spielbergs AI.
0:23:31–0:23:35
Irgendwo halt dieses erste Kind ist dieser Roboter, dieser künstlich geschaffene
0:23:35–0:23:38
und dann kommt aber noch ein zweites Kind.
0:23:38–0:23:43
So. Weißt du? Und das, also diese Idee von Zwillingen kann ja auch zeitlich
0:23:43–0:23:47
versetzt sein. Also das ist quasi das erste Kind ist da, das wird irgendwie
0:23:47–0:23:48
dann weggesperrt, wir wissen nicht warum.
0:23:49–0:23:52
Und das zweite Kind wäre dann das eigene Kind.
0:23:52–0:23:56
Ich bleib gerade mal so ein bisschen bei meiner Sache, weil ich finde es vor
0:23:56–0:23:59
dem Hintergrund des kommenden Märchens, was noch kommt, halt auch wichtig,
0:23:59–0:24:05
weil ich finde, dieses Monster ist so ein bisschen die Geister, die ich rief.
0:24:05–0:24:11
Also der sperrt da schon was weg, weil er weiß, ich habe Leben in die Welt gesetzt
0:24:11–0:24:15
und ich habe da irgendwie einen Plan mit, aber kontrollieren kann ich es nicht.
Florian Clauß
0:24:15–0:24:20
Okay, ich will nochmal so einen anderen Aspekt reinbringen, also der ist eigentlich
0:24:20–0:24:22
ziemlich offensichtlich in
0:24:22–0:24:28
dieser Geschichte drin, nämlich es geht um die Trockenlegung des Sumpfes.
0:24:29–0:24:35
Das ist ja eigentlich ein unglaublich zivilisatorischer Schritt.
0:24:35–0:24:39
Ja, also das heißt, warum werden Sümpfe trockengelegt?
0:24:40–0:24:42
Natürlich kannst du dann halt, es gibt diesen ganzen Morass,
0:24:42–0:24:47
es gibt diese versunkenen Leichen, bla bla bla, aber es gibt einen wirtschaftlichen
0:24:47–0:24:49
Grund, warum man anfängt, Sümpfe trockenzulegen.
0:24:52–0:24:55
Und das ist, kannst du dir vielleicht denken, worauf ich hinaus will?
Micz Flor
0:24:55–0:24:59
Ja, Landerschließung, Landwirtschaft anbauen.
Florian Clauß
0:24:59–0:25:02
Aber generiert aus dem Namen Eisenhans.
0:25:04–0:25:06
Es geht quasi um die...
Micz Flor
0:25:06–0:25:08
Ach, das Tor für Feuer, oder?
Florian Clauß
0:25:08–0:25:12
Nein, genau. Es geht quasi um dieses neue Metallzeitalter, Eisen.
0:25:14–0:25:18
Eisenhans, Eisen, Eisen, davor war das Bronzezeitalter, jetzt mache ich wieder
0:25:18–0:25:21
so einen kleinen Sidekick in Richtung Metallzeitalter.
0:25:22–0:25:26
Also Bronze war davor. Bronze ist im Vergleich zu Eisen wesentlich weicher.
0:25:31–0:25:36
Das Eisenzeitalter hat in Europa und auch in Asien so etwas versetzt angefangen.
0:25:38–0:25:41
Also man zählt glaube ich in Europa so ungefähr 1300 v.
0:25:42–0:25:45
Chr. bis Niedergang der Antike, 400 nach.
0:25:46–0:25:51
Also bis das Römische Reich dann quasi untergeht. Römische Reich hat auch ganz viel zu tun.
0:25:52–0:25:59
Eben seine Macht auf diesen Eisen, auf die Industrialisierung des Eisens dann aufgebaut.
0:26:00–0:26:06
Du hast ja selber schon mal die Geschichte erzählt, dass diese Umweltwirkungen,
0:26:06–0:26:11
da hast du erzählt, dass tatsächlich ein Text, den ihr in der Schule gelesen
0:26:11–0:26:13
habt und der Lehrer hat euch gefragt, was meint ihr, von wann der Text ist?
0:26:13–0:26:16
Da geht es um die Abtragung von einem Wald.
0:26:17–0:26:18
Kannst du dich daran erinnern?
Micz Flor
0:26:18–0:26:22
Ja, ja, es ging darum, da wurde beschrieben in dem Text, Wenn wir nicht jetzt
0:26:22–0:26:27
aufhören, die Wälder zu fällen, dann wird aufgrund der Erosion,
0:26:27–0:26:32
also das Regenwasser spült einfach die ganze Erde weg und dann bleiben nur noch die blanken Felsen.
0:26:34–0:26:38
Und wie wir das wieder reversibel machen könnten, nämlich die Erde wieder auf
0:26:38–0:26:42
die Berge hochtragen, da haben wir echt keinen Plan für.
0:26:42–0:26:47
Also so eine Sache, wo man dachte, ja gut, das ist vielleicht aus den 80er Jahren oder was weiß ich,
0:26:47–0:26:56
1980er Jahre so ein holistisches Gefühl von einem ökologischen Gefüge über die Wälder,
0:26:56–0:27:04
Abforstung, Erde rutscht ab, aber es war wohl aus der Zeit, in der um die Stadt
0:27:04–0:27:09
Rom vor etwa 2000 Jahren wegen Schiffen, glaube ich, die ganzen Bäume gefällt
0:27:09–0:27:10
wurden und dann die Berge erodiert.
Florian Clauß
0:27:10–0:27:13
Also auch nicht wegen Schiffen, sondern auch wegen Schiffen,
0:27:13–0:27:17
aber vor allen Dingen, und ist so, das Eisenzeitalter verbraucht wesentlich
0:27:17–0:27:24
mehr Kohle, also Holz, um aus diesen Erzen dann das Eisen zu gewinnen.
0:27:25–0:27:29
Bronze braucht halt weniger Temperatur, um das zu raffinieren,
0:27:29–0:27:33
während Eisen braucht halt viel höhere Temperaturen.
0:27:33–0:27:38
Das heißt, diese Trockenlegung des Sumpfes ist eigentlich ein zivilisatorischer
0:27:38–0:27:44
Akt, um dann in das nächste Zeitalter zu kommen, in die nächste Metallzeit dann aufzusteigen.
0:27:45–0:27:51
Aber gleichzeitig wird ja in diesem Kulturschritt ganz massiv in die Natur eingegriffen.
0:27:53–0:27:57
Und es bleibt, und das ist so meine Interpretation, Es bleibt am...
0:27:57–0:28:02
Am Fuhl, am Grund des Fuhls, dann in dem Moment, wenn man das trocken legt,
0:28:02–0:28:09
bleibt dann die personalisierte Natur als eine Art Charakter zurück,
0:28:09–0:28:10
was dann der Eisenhans ist.
0:28:10–0:28:15
Und ich möchte es so ein bisschen vergleichen mit einem Märchen,
0:28:15–0:28:18
aber aus dem asiatischen Bereich, nämlich Shihiro.
0:28:21–0:28:25
Kennst du die Shihiro-Reise ins Zauberland von Studio Ghibji?
0:28:26–0:28:31
Sie arbeitet auch in einer Badeanstalt, wo die ganzen Götter kommen,
0:28:31–0:28:33
sich baden lassen. Dann kommt da diese eine Flussgeist.
0:28:34–0:28:39
Und der Flussgeist, den muss sie dann schrubben. Er kriegt dann das loszugeworfen,
0:28:39–0:28:40
was sie ihnen dann reinigen muss.
0:28:41–0:28:44
Und in diesem Reinigungsprozess findet sie dann irgendwo in diesem Flussgeist...
0:28:44–0:28:47
Alle haben Angst und Respekt vor ihm. Das ist so eine Riesen,
0:28:47–0:28:49
so eine gemorphte Masse, die dann reinwuppert.
0:28:49–0:28:53
Ja, und sie findet dann halt so irgendwas Glänzendes, zieht es ihm raus.
0:28:53–0:28:58
Raus. In dem Moment kommt quasi so diese ganze, diese ganze zivilisatorische
0:28:58–0:29:01
Müll, der sich in diesem Fluss, in diesem Flussbett angehäuft hat,
0:29:01–0:29:02
den er auch mit subsumiert hat,
0:29:02–0:29:08
der Fluss ergießt sich dann wie so ein Kotzstrahl über alle ins Badehaus.
0:29:08–0:29:13
Und das ist so ein bisschen, wenn man das jetzt so quasi als Next Level von diesen,
0:29:13–0:29:15
ne, Natur, die dann leiden muss,
0:29:15–0:29:20
die dann so viel Müll von der Menschheit dann ertragen muss,
0:29:20–0:29:23
was dann auch wieder nur quasi so eine Personalisierung ist von,
0:29:23–0:29:27
aber sowas ein bisschen wie der Eisenhainz,
0:29:27–0:29:35
der dann im Grunde des Sumpfs sitzt und eigentlich so dieser Pfand auf diesen
0:29:35–0:29:39
zivilisatorischen Schritt der Menschheit dann rausgeht,
0:29:39–0:29:47
das wäre jetzt so mein Ansatz in dieser, und muss weggesperrt werden.
0:29:48–0:29:52
Der muss erstmal weggesperrt werden, damit er funktioniert, damit das Ganze funktioniert.
Micz Flor
0:29:54–0:29:59
Ja, es ist spannend, weil wir kommen ja dann irgendwie in eine ganz andere Ebene rein.
0:30:03–0:30:06
Also es gibt natürlich auf der einen Seite diese Ebene, wie du gefragt hast,
0:30:06–0:30:08
für was steht der Wald oder so diese Archetypen-Denken.
0:30:09–0:30:13
Also was sind so die, für was steht die Vase, das ist der weibliche Körper.
Florian Clauß
0:30:13–0:30:17
Ja, vielleicht, also Wald ist immer ein magischer Ort im Märchen,
0:30:17–0:30:21
ne? Da ist ganz viel Magie, der Wald ist immer die Bühne für die Magie. Ja.
0:30:21–0:30:24
Also für die Geister und Magie steht dann der Wald.
Micz Flor
0:30:24–0:30:30
Ja. Und ich kann das total annehmen, so als Geschichte mit der...
0:30:33–0:30:36
Zivilisation, das Trockenlegen, das Urbanmachen, das...
0:30:39–0:30:44
Und gleichzeitig, finde ich, wird es dann auch wirklich ein bisschen trocken.
0:30:44–0:30:46
Ich finde jetzt diese Vagina-Idee erstmal spannend.
Florian Clauß
0:30:46–0:30:48
Es ist wieder das eine und das andere.
Micz Flor
0:30:48–0:30:50
Genau, es geht ja nicht um mich gefallen, sondern...
Florian Clauß
0:30:50–0:30:54
Es geht einfach so, was verbinden wir und was lesen wir da rein?
0:30:54–0:30:55
Und ich finde halt, also...
Micz Flor
0:30:56–0:30:57
Also im Prinzip ist es...
Florian Clauß
0:30:58–0:30:59
Die Kultur wird geändert.
Micz Flor
0:30:59–0:31:04
Neudeck ist das perfekte Feld für JetGBT. Man kann da einfach keinen richtig
0:31:04–0:31:12
falsch, sondern wir sind dann auf einem möglichen oder sogar eher nur plausiblen Feld.
Florian Clauß
0:31:13–0:31:18
Ja, ich will nochmal die Aspekte von Eisen. Eisen spielt ja dann auch in der...
Micz Flor
0:31:18–0:31:20
Aber wer sind die Krieger in deinem Modell? Was machen die Krieger?
0:31:20–0:31:22
Warum müssen die, was die bekriegen?
Florian Clauß
0:31:23–0:31:25
Die Krieger, komm mal gleich nochmal auf die Runde.
Micz Flor
0:31:25–0:31:26
Die Jäger sind es, genau, Jäger.
Florian Clauß
0:31:26–0:31:31
Die Jäger, ja, das ist im Prinzip der, ja, der, also wenn man so will,
0:31:31–0:31:36
dann diejenigen, die dann die Entdecker sind, die dann die Schiffe dann aussiedeln,
0:31:36–0:31:37
um diese neue Welt zu erschließen.
0:31:37–0:31:42
So ein bisschen dieser Explorer, die dann halt gucken, nicht zurückkommen.
0:31:42–0:31:45
Und auch diese, also diese Haptik, die dahinter steht,
0:31:45–0:31:49
das ist erstmal der im Sumpf, wenn du im Sumpf bist, dass du halt festgehalten wirst,
0:31:49–0:31:53
die Hand kommt raus, das ist ja ein unglaublich archaisches Bild,
0:31:53–0:31:56
ja, aber auch gleichzeitig so nachvollziehbar, weil ich kann mir vorstellen,
0:31:56–0:32:01
dass dann wirklich, also du hast dieses Gefühl, wenn du im Sumpf bist,
0:32:01–0:32:04
dass du festgehalten wirst von unten und dann untergehst.
0:32:04–0:32:08
Also das ist halt ein Ort, sicherer gemacht wird für die Menschen.
0:32:08–0:32:12
Das ist ja so, also es ist vorher Magie, es ist aufgeladen, es ist unsicher,
0:32:12–0:32:19
aber dann mit der Eroberung des Gebietes dann aber auch eine gewisse Sicherheit
0:32:19–0:32:21
und auch eine Lebensverlängerung mit drin ist.
0:32:21–0:32:25
Sowieso, Zivilisationsgeschichte ist ja immer Lebensverlängern,
0:32:25–0:32:28
so wie dann halt, Keine Ahnung, dass Plastik dafür eingeführt wurde,
0:32:28–0:32:30
dass halt nicht so viele Lebensmittel vergiftet werden.
0:32:31–0:32:36
Es ist ein signifikanter Anstieg, dass weniger Menschen an Lebensmittelvergiftung
0:32:36–0:32:38
gestorben sind, mit der Einführung der Plastikverpackung.
0:32:40–0:32:45
Du hast dann schon so eine gute Absicht, was zu machen, aber gleichzeitig dieser
0:32:45–0:32:51
Impact, der dann das ganze Weltklima umstürzen lässt, der dann auf die Spitze getrieben wird.
Micz Flor
0:32:51–0:32:55
Ja, verkürzt gesagt, der stets das Gute will und das Böse schafft.
Florian Clauß
0:32:56–0:33:02
Genau, ja. Also ich würde jetzt den zweiten Absatz uns vorlesen lassen von mir selber.
Micz Flor
0:33:02–0:33:03
Okay?
Florian Clauß
0:33:03–0:33:10
Ja. Der König hatte einen Sohn von acht Jahren. Der spielte einmal auf dem Hof
0:33:10–0:33:14
und bei dem Spiel fiel ihm sein goldener Ball in den Käfig.
0:33:14–0:33:21
Der Knabe lief hin und sprach, »Gib mir meinen Ball heraus.« »Nicht eher,« antwortete
0:33:21–0:33:25
der Mann, »als bist du mir die Türe aufgemacht hast.«,
0:33:26–0:33:32
»Nein,« sagte der Knabe, »das tue ich nicht, das hat der König verboten,« und er lief fort.
0:33:33–0:33:36
Am anderen Tage kam er wieder und forderte seinen Ball.
0:33:37–0:33:42
Der wilde Mann sagte, »Öffne mir die Türe.« Aber der Knabe wollte nicht.
0:33:42–0:33:48
Am dritten Tag war der König auf die Jagd geritten, da kam der Knabe nochmals
0:33:48–0:33:52
und sagte, wenn ich auch wollte, ich kann die Türe nicht öffnen,
0:33:52–0:33:53
ich habe den Schlüssel nicht.
0:33:54–0:33:59
Da sprach der wilde Mann, er liegt unter dem Kopfkissen deiner Mutter,
0:33:59–0:34:01
du kannst ihn also holen.
0:34:01–0:34:06
Der Knabe, der seinen Ball wiederhaben wollte, schlug alles Bedenken in den
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Wind und brachte den Schlüssel herbei.
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Die Türe ging schwer auf, und der Knabe klemmte sich den Finger.
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Als sie offen war, trat der wilde Mann heraus, gab ihm den goldenen Ball und eilte ihn weg.
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Dem Knaben aber war Angst geworden, und er schrie und rief ihm nach,
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»Ach, wilder Mann, Ich gehe nicht fort, sonst bekomme ich Schläge.
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Der wilde Mann kehrte um, hob ihn auf, setzte sich ihn auf den Nacken und ging
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mit schnellen Schritten in den Wald hinein.
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Ja, also jetzt die Frage ist, was passiert da für dich in diesem Absatz?
Micz Flor
0:34:46–0:34:51
Ja, ich habe natürlich meine Hausaufgaben vorher gestern noch so schnell gemacht
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beim Hören und Freiassoziieren,
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einfach mal loslassen und für mich ist halt dieser wilde Mann und der kleine
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Sohn ein und dieselbe Person.
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Also die sind quasi, und da spricht natürlich auch der Psychodynamiker,
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die sind quasi in einem Organismus drinnen.
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Und da steht, muss man natürlich dann auch nennen,
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da steht dann natürlich der wilde Mann, steht halt für das Potenzial,
0:35:20–0:35:23
aber auch für Libido, für Trebe, für Sexualität, für Körperlichkeit,
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Leibhaftigkeit, für Säfte, die fließen.
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All diese Mächte, die halt so eingedämmt werden müssen und gerade eben in diesem
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achtjährigen kleinen Jungen, der hat so eine Goldkugel, da bin ich.
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Mal gespannt, Psychodynamik sozusagen das Über-Ich, also das gesellschaftliche.
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Du kannst jetzt nicht den Käfig aufmachen und diesen wilden Mann immer rauslassen.
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Wenn das alle machen würden, dann bricht hier alles zusammen.
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Das heißt, man ist dann eben über dieses Über-Ich irgendwie auch so ein bisschen
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gedämmt und eingebremst und erst wenn der König weg darf, darf der wilde Mann raus.
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Aber auch dann, also das mit dem acht Jahre alten Sohn, das wird später dann
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noch eine Frage für mich eher, Ja, aber, da kommen wir dann nachher drauf.
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Weil mit der Königin, der Schlüssel...
0:36:27–0:36:30
Also auch da ist es eigentlich relativ platt, der Schlüssel,
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wenn wir den Schlüssel von unter dem Kissen der Königin in die Hand bekommen,
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dann kommt der wilde Mann raus, ist ja sehr Oedipal.
0:36:38–0:36:44
Oedipal heißt ja quasi, der König ist weg, nimm den Schlüssel, raus mit dem Mann.
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Beziehungsweise rein mit dem Mann wäre natürlich dann der Geschlechtsakt,
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der eiserne Schwanz und der eiserne Hand sind da sehr nah mit der Mutter.
0:36:55–0:37:00
Das wäre so dieses ödipale Dreieck, der König Kastrationsangst,
0:37:00–0:37:04
der reguliert und wenn der weg ist, dann begehrt aber der Sohn seine Mutter.
0:37:04–0:37:12
So, jetzt ist es aber so, dass bei acht Jahren sind wir eigentlich schon jenseits der ödipalen Phase,
0:37:12–0:37:18
da sind wir dann schon eben in einer anderen Zeit, also ich weiß nicht,
0:37:18–0:37:20
das passt jetzt so nicht genau, aber ansonsten bietet es sich halt an,
0:37:20–0:37:23
das wie so eine ödipale Phase zu verstehen.
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Der Junge spielt mit seinem Ball, möchte irgendwie mehr,
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wird die ganze Zeit von unten, von diesem, was er auch ist, nämlich von diesem
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wilden Mann, gelockt und erst wenn der König weg ist, dann holt er den Schlüssel,
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dann lässt er den Mann raus und danach ist dann aber irgendwie so,
0:37:41–0:37:43
oh Mann, ey, was habe ich getan?
0:37:43–0:37:45
Buchstäblich Mann, was habe ich getan?
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Und was mich aber verwundert, ist eben diese Sache, der achtjährige Junge wird
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dann mitgenommen den wilden Mann. Zuerst will der wilde Mann weg und dann sagt
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er, hey stopp, lass mich nicht alleine.
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Interessant, weil ich glaube, auch da ist es so ein bisschen dieses Gefühl für
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mich, die sind eins und dann nimmt er den mit und haut mit ihm ab.
0:38:05–0:38:06
Und das finde ich ein tolles Bild.
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Also da wird einem so richtig, da hat man auch so ein Bild von so einem kleinen
0:38:10–0:38:14
Kind, was man auf den Armen nimmt und losrennt und das quietscht vor Vergnügen
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und Angst gleichzeitig.
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Das erst mal von mir.
Florian Clauß
0:38:18–0:38:19
Ja, ja, sehr schön, also...
0:38:23–0:38:26
Diese sexuelle Konnotation mit dem Schlüssel. Also ich finde,
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das Märchen kriegt jetzt einen Verlauf,
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wird weniger über diese archaische Sexualität erzählt, als vielmehr wieder so
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eine Regulierung, die dann immer wieder kommt bei dem Jungen.
0:38:44–0:38:50
Ich finde diese Gleichsetzung von dem Eisenhans und dem Jungen in deiner Argumentation nachvollziehbar.
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Die Frage ist, Eisen-Gold, diese Anziehung zwischen Eisen und Gold.
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Das eine ist ein raffinierter Prozess, das andere ist in der Natur liegt es
0:39:05–0:39:08
da. Gold gibt es ja schon wesentlich länger, ist aber viel seltener.
0:39:09–0:39:14
Du musst ja erstmal diese Zivilisationsschritte durchgehen, um dann halt zu den Eisen zu kommen.
0:39:14–0:39:21
Das heißt, der Eisenhand sublimiert in meiner Interpretation diesen zivilisatorischen
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Fortschritt, gleichzeitig diese Naturverbundenheit, also auf Kosten der Natur,
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und wir müssen es wegsperren. Der König sperrt es weg.
0:39:29–0:39:33
Es ist mit Leid verbunden, sage ich einfach mal so ganz grob.
0:39:33–0:39:38
Dann kommt der Junge, entwickelt eine Anziehung zu dem Käfig,
0:39:38–0:39:43
zu dem Eisenhands, und dann passiert diese Befreiung von Eisenhans.
0:39:47–0:39:50
Das heißt, in diesem Akt der Befreiung
0:39:50–0:39:54
ist es gleichzeitig eine Auflehnung gegenüber dem leiblichen Vater.
0:39:55–0:39:57
Das passt ja in dieses ödipale Schema.
0:39:58–0:40:01
Also das heißt, aber auch,
0:40:01–0:40:07
wenn der leibliche Vater ein bisschen abstrakter aufgefasst werden kann,
0:40:07–0:40:16
wäre es so die Sache von, es ist gegen das bestehende System ein subversiver Akt.
0:40:18–0:40:23
Aber in dem Moment, wenn der Junge quasi im Prozess ist, im Vollzug,
0:40:23–0:40:27
das zu machen, dann klemmt er sich seinen Finger.
0:40:27–0:40:30
Und das wird nochmal ganz entscheidend in der späteren Geschichte.
0:40:30–0:40:36
Er klemmt sich seinen Finger, das heißt, er hat hier quasi schon so ein instantanes Karma mit drin.
0:40:37–0:40:41
Und dann beginnt quasi die Wahl des Jungen. Also das ist was,
0:40:41–0:40:43
der Junge ist ein unglaublich reifer Entscheidungsträger.
0:40:46–0:40:50
Das heißt, er sagt, ich kann hier nicht bleiben, ich werde geschlagen,
0:40:50–0:40:52
ich habe gegen die Macht aufgelehnt.
0:40:53–0:40:56
Und dann sagt der eine oder andere, stimmt, passt, kommt mit.
0:40:57–0:41:01
Also im Prinzip tauscht sich hier, und ich würde es jetzt Anders tauschte ich
0:41:01–0:41:02
sie in die Vaterrolle aus.
0:41:03–0:41:09
Das heißt, das, was vorher der leibliche Vater wird, ist jetzt der geistige
0:41:09–0:41:10
oder spirituelle Vater.
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Also es gibt eine Lesart, die auch sehr esoterisch und spirituell ist,
0:41:13–0:41:17
nämlich, da kommen wir gleich nochmal im nächsten Absatz dazu,
0:41:17–0:41:19
würde ich jetzt auch nochmal einspielen.
0:41:20–0:41:22
Oder willst du noch was ergänzen?
Micz Flor
0:41:23–0:41:27
Ja, ich finde das spannend, also diese Idee, dass der Vater ausgetauscht wird
0:41:27–0:41:35
Versus dem Bild, dass diese wilde Kreatur einfach ein Anteil des Sohns ist.
0:41:37–0:41:41
Und in deiner Interpretation ist diese wilde Kreatur ein alternativer Vater,
0:41:41–0:41:46
der allerdings natürlich dann körperlos ist, in gewisser Art.
0:41:46–0:41:47
Also ein inneres Bild eines Vaters.
Florian Clauß
0:41:48–0:41:55
Genau, also ich finde auch, das ist alles irgendwo da drin. In der Geschichte.
Micz Flor
0:41:55–0:41:57
Okay, dann hören wir mal den nächsten Absatz.
Florian Clauß
0:41:59–0:42:04
Als der König heimkam, bemerkte er den leeren Käfig und fragte die Königin,
0:42:04–0:42:05
wie das zugegangen wäre.
0:42:05–0:42:09
Sie wusste aber nichts davon, suchte den Schlüssel, aber er war weg.
0:42:10–0:42:12
Sie rief den Knaben und niemand antwortete.
0:42:13–0:42:17
Der König schickte Leute aus, die ihn auf dem Feld suchen sollten,
0:42:17–0:42:19
aber sie fanden ihn nicht.
0:42:19–0:42:25
Da konnte er leicht erraten, was geschehen war, und es herrschte große Trauer
0:42:25–0:42:26
an dem königlichen Hof. Hof.
0:42:27–0:42:30
Als der wilde Mann wieder in den Fensternen Wald angelangt war,
0:42:30–0:42:35
so setzte er den Knaben von den Schultern und herab und sprach zu ihm,
0:42:35–0:42:40
Vater und Mutter siehst du nicht wieder, aber ich will dich bei mir behalten,
0:42:40–0:42:44
denn du hast mich befreit und ich habe Mitleid mit dir!
0:42:46–0:42:50
Wenn Du alles tust, was ich Dir sage, so sollst Du es gut haben.
0:42:51–0:42:54
Schätze und Gold habe ich genug und mehr als jemand in der Welt.
0:42:55–0:42:59
Er machte dem Knaben ein Lager von Moos, auf dem er einschlief,
0:42:59–0:43:03
und am anderen Morgen führte ihn der Mann zu einem Brunnen und sprach,
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Siehst Du, der Goldbrunnen ist hell und klar wie Kristall, Du sollst dabei sitzen
0:43:09–0:43:13
und acht haben, dass nichts hineinfällt, sonst ist er verunehrt.
0:43:14–0:43:18
Jeden Abend komme ich und sehe, ob Du mein Gebot befolgt hast.
0:43:18–0:43:22
Der Knabe setzte sich an den Rand des Brunns, sah, wie manchmal ein goldener
0:43:22–0:43:27
Fisch, manchmal eine goldene Schlange sich darin zeigte und hatte Acht,
0:43:27–0:43:28
dass nichts hineinfiel.
0:43:30–0:43:34
Als er so saß, schmerzte ihn auf einmal der Finger so heftig,
0:43:34–0:43:37
dass er ihn unwillkürlich in das Wasser steckte.
0:43:38–0:43:42
Er zog ihn schnell wieder heraus, sah aber, dass er ganz vergoldet war,
0:43:42–0:43:47
und wie er große Mühe sich gab, das Gold abzuwischen, alles war vergeblich.
0:43:49–0:43:53
Abends kam der Eisenhans zurück, sah den Knaben an und sprach,
0:43:53–0:43:55
was ist mit dem Brunnen geschehen?
0:43:56–0:44:00
Nichts, nichts, antwortete er, und hielt den Finger auf den Rücken,
0:44:00–0:44:01
dass er ihn nicht sehen sollte.
0:44:03–0:44:06
Aber der Mann sagte, Du hast den Finger in das Wasser getaucht,
0:44:06–0:44:11
diesmal magst hingehen, aber hüt' Dich davor, dass Du nichts wieder in den Brunnen fallen lässt.
0:44:12–0:44:16
Am frühesten Morgen saß er schon wieder bei dem Brunnen und bewachte ihn.
0:44:17–0:44:21
Der Finger tat ihm wieder weh, und er fuhr damit über seinen Kopf,
0:44:21–0:44:25
da fiel unglücklicherweise ein Haar herab in den Brunnen.
0:44:25–0:44:29
Er nahm es schnell heraus, aber es war schon ganz vergoldet.
0:44:30–0:44:34
Der Eisenharns kam und wusste, was geschehen war. »Du hast ein Haar in den Brunnen
0:44:34–0:44:36
fallen lassen«, sagte er.
0:44:36–0:44:41
»Ich will es dir jetzt noch mal nachsehen, aber wenn es zum dritten Mal geschieht,
0:44:41–0:44:45
so ist der Brunnen entehrt und du kannst nicht länger bei mir bleiben.«,
0:44:46–0:44:50
Am dritten Tag saß der Knabe am Brunnen und bewegte den Finger nicht,
0:44:50–0:44:52
wenn er ihm noch so wehtat.
0:44:53–0:44:58
Aber die Zeit war lang, und er betrachtete sein Angesicht, das auf dem Wasserspiegel stand.
0:44:59–0:45:04
Und als er sich dabei immer mehr nach vorne beugte und sich recht in die Augen
0:45:04–0:45:10
sehen wollte, so fielen ihm seine langen Haare von der Schulter herab in das Wasser.
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Er richtete sich schnell in die Höhe, aber das ganze Haar war schon vergoldet
0:45:16–0:45:18
und glänzte in der Sonne.
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Ihr könnt Euch denken, wie der Arme im Knabe erschrak.
0:45:23–0:45:29
Er nahm sein Taschentuch und band es um den Kopf, damit der Mann es nicht sehen sollte.
0:45:30–0:45:34
Als er kam, wusste er schon alles und sprach, binde das Tuch auf,
0:45:34–0:45:38
da quollen die goldenen Haare hervor, und der Knabe mochte sich entschuldigen,
0:45:38–0:45:40
wie er wollte, es half aber nichts.
0:45:41–0:45:45
Du hast die Probe nicht bestanden, und Du kannst nicht länger hierbleiben.
0:45:46–0:45:49
Geh hinaus in die Welt, da wirst du erfahren, wie die Armut tut.
0:45:50–0:45:54
Aber weil du kein böses Herz hast und ich's gut mit dir meine,
0:45:54–0:46:01
so will ich dir eins erlauben, wenn du in Not gerätst, so geh jetzt in den Wald
0:46:01–0:46:05
und rufe Eisenhans, dann will ich kommen und dir helfen.
0:46:05–0:46:10
Meine Macht ist groß, größer als du denkst, und Gold und Silber habe ich im Überfluss.
0:46:11–0:46:16
Der verließ den Königssohn den Wald und ging über gebahnte und ungebahnte Wege
0:46:16–0:46:20
immer zu, bis er zuletzt in eine große Stadt kam.
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Drei Mal die Zahl 3, ist auch die magische 3, kommt so oft vor,
0:46:25–0:46:29
in jedem Märchen kennt man, in verschiedenen Varianten, steigert sich und so weiter.
0:46:29–0:46:32
Hast du dazu eine Anmerkung oder kann man das einfach...
Micz Flor
0:46:33–0:46:37
Ja, also Triangulierung, Oedipaler Konflikt, das ist quasi auch in der Psychodynamik
0:46:37–0:46:41
ein Thema, aber das gehört jetzt hier nicht hin. Die Zahl 3 in Märchen,
0:46:41–0:46:42
ich hab's nie verstanden.
0:46:43–0:46:46
Genauso, und das hatte ich vergessen zu fragen, die goldene Kugel,
0:46:46–0:46:47
die ja immer wieder vorkommt.
0:46:48–0:46:54
Die hab ich auch ... nicht verstanden. Aber weil ich hab mich da auch nie belesen.
0:46:54–0:46:56
Auch da wieder gibt's bestimmt plausible Bilder.
0:46:57–0:47:00
Drei, nehm ich mal an, hat auch religiöse Spuren vielleicht,
0:47:00–0:47:02
weil das ist ja schon so ein christlich-römischer Kulturpool,
0:47:02–0:47:04
aus dem diese Märchen kommen. Ähm ...
0:47:08–0:47:09
Sag's mir.
Florian Clauß
0:47:10–0:47:15
Nee, ich war jetzt einfach eine offene Frage. Ich hab dazu jetzt keine Meinung,
0:47:15–0:47:20
außer dass es eine gewisse Dramaturgie, ein Dramaturgiebogen ist, der immer wieder kommt.
0:47:20–0:47:22
Aber ich kann es jetzt auch nicht beantworten.
0:47:24–0:47:28
Vielleicht zu der Kugel. Ich habe jetzt so zwei Interpretationsansätze,
0:47:28–0:47:32
wobei ich den einen dann eher auf so einer wissenschaftlichen Ebene,
0:47:32–0:47:36
den anderen auf so einer spirituellen Ebene. Oder willst du erst mal loslegen?
Micz Flor
0:47:37–0:47:40
Na die Kugel kommt jetzt ja nicht mehr vor, vielleicht ist es jetzt auch zu
0:47:40–0:47:43
spät, das war ja im letzten Abschnitt, wir sind jetzt ja bei was Neuem.
0:47:43–0:47:46
Es geht um Gold auch, aber es geht ja nicht mehr um die Kugel.
0:47:46–0:47:48
Ich denke, wir machen einfach weiter.
0:47:48–0:47:50
Go with the flow, du bist flow.
Florian Clauß
0:47:50–0:47:55
Genau, ich bin flow. Ich würde aber auch, ich möchte mal kurz den Spirituellen,
0:47:55–0:47:59
den habe ich gelesen, also jetzt nicht von mir, den anderen habe ich von mir,
0:47:59–0:48:00
aber der ist auch ein bisschen weit hergeholt.
0:48:03–0:48:07
Aber trotzdem eine schöne Analogie, die sich da irgendwie reinlesen lässt,
0:48:07–0:48:10
wenn man möchte. Aber es geht so ein bisschen um Gold.
0:48:11–0:48:15
Also insofern die goldenen Kugeln. Also der Knabe, ich mache trotzdem jetzt
0:48:15–0:48:19
nochmal so den Rückgriff, quasi der Knabe mit der goldenen Kugel.
0:48:19–0:48:24
Und ich hatte ja schon gesagt, Gold kommt ja in der Natur einfach vor.
0:48:24–0:48:29
Es muss dann quasi irgendwie, in verschiedenen Methoden kann man das dann halt
0:48:29–0:48:34
schaffen, Aber man kann es einfach finden in der Natur und es passiert jetzt
0:48:34–0:48:36
in diesem Absatz ein unglaublicher Zeitsprung.
0:48:38–0:48:41
Den kriegt man nicht so richtig mit, aber man kann davon ausgehen,
0:48:41–0:48:45
dass der jetzt nicht drei Tage da war, der Junge, sondern dass er dann angelernt
0:48:45–0:48:50
wurde von dem wilden Mann. So heißt übrigens auch das Märchen in der ursprünglichen
0:48:50–0:48:51
Fassung, der wilde Mann.
0:48:52–0:48:58
Der Wilde Mann, also holländisch, er ist ja quasi der spirituelle Meister,
0:48:58–0:49:03
ja, wäre auch die Überlegung, was ist der Brunnen, ja, der Brunnen ist im Prinzip,
0:49:03–0:49:05
Und da, finde ich, hat das...
0:49:06–0:49:12
Das Märchen verlässt so ein bisschen diesen kulturellen Kontext des Christlichen,
0:49:12–0:49:15
sondern ich finde es in dieser Ambivalenz, das ist sehr asiatisch auch,
0:49:15–0:49:21
weil es geht um die Erlernung der Meditation, die höchste Weisheit.
0:49:22–0:49:28
Das heißt, das Sitzen vor dem Brunnen kann als Übung zur Meditation,
0:49:28–0:49:33
dass du nur die Klarheit, nur die Reinheit, und das ist halt so dieses Bild
0:49:33–0:49:36
von dem Gold, was dann auch bei dem goldenen Ball wiederzufinden ist.
0:49:36–0:49:41
Der Knabe ist erst mal rein in der Anlage und wird dann während seines Lebens
0:49:41–0:49:43
verunreinigt, blablabla, was auch immer.
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Aber dieser Impuls, dann in der Meditation diese Reinheit, diese Klarheit dann
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wiederzubekommen, und das gelingt ihm nicht ganz.
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Das ist ja das, wenn Yoga oder Meditation geht, immer, dass man sich nicht ablenken
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lässt von irgendwas anderem, sondern jetzt bleibt und alle Gedanken so dahinfließen lässt.
0:50:09–0:50:13
Aber, da kommt wieder dieser schmerzende Finger rein, das ist sein Karma.
0:50:14–0:50:18
Und das Karma bringt ihn dazu, dass er diesen Finger in den Grund hebt und er
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in seine Gedanken quasi verwirbelt und er nicht in dieser Klarheit bringt,
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lässt, aber gleichzeitig wird dann dieser Finger, und deswegen ist es so eine
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schöne Ambivalenz, der Finger wird veredelt, also er wird vergoldet, besser gesagt.
0:50:32–0:50:37
Also das heißt, diese Reinheit überträgt sich ja auch dann auf den Körper,
0:50:37–0:50:38
auf die Körperlichkeit.
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Und das geht dann halt so dreimal, bis sein Haar vergoldet ist.
0:50:42–0:50:47
Vergoldet ist. Das heißt, irgendwo in dieser Zeit seiner Lehre mit dem wilden Mann...
0:50:48–0:50:54
Hat er schon so eine Art von, wie soll man sagen, so eine Meisterschaft.
0:50:55–0:51:01
Also der Junge hat schon sehr viel gelernt, aber er hat es dann nicht zu Ende gebracht.
0:51:01–0:51:04
Oder er muss in die nächste Stufe rein.
0:51:05–0:51:07
Vielleicht hat er schon alles mitbekommen, vielleicht ist das genau sein Weg.
0:51:08–0:51:12
This is the way. Das war sein Weg und er muss jetzt in die Welt hinaus,
0:51:12–0:51:17
um sein Wissen, um sein spirituelles Wissen anwenden zu können.
0:51:17–0:51:22
Und das ist so diese Sache, dass er dann von Eisenhans weggeschickt wird,
0:51:22–0:51:26
angeblich, weil er dann eben die Aufgabe nicht erfüllen konnte,
0:51:26–0:51:28
aber vielleicht auch, weil das das
0:51:28–0:51:32
nächste Level ist, um ihn dann zu einem vollkommenen Menschen zu machen.
0:51:33–0:51:38
Und er ist ja auch dann, und das ist ja dann dieser ATU-Index,
0:51:38–0:51:43
er ist ja dann als Helfer immer anrufbar, der Eisenhans.
0:51:43–0:51:48
Das heißt, diese Rohheit, diese Sumpfigkeit am Anfang von Eisenhans,
0:51:48–0:51:55
wird ja eigentlich komplett konterkariert durch diese Reinheit,
0:51:55–0:52:00
die in dem Wald jetzt herrscht mit dem Brunnen und so weiter.
0:52:00–0:52:02
Und dann kann man natürlich gucken, was ist dieser Brunnen?
0:52:03–0:52:06
Kommt eine Schlange raus, ein Fisch zeigt sich.
0:52:06–0:52:12
Also irgendwie scheint ja da so ein bisschen auch diese Verbundenheit zur Natur.
0:52:13–0:52:22
Also dieser Kontakt und diese tiefe Natur des Geistes, die sich dann in diesem
0:52:22–0:52:25
Bild ausdrücken könnte, das wäre so meine Meinung.
0:52:25–0:52:30
Der Ansatz der spirituellen Interpretation von dem Absatz.
Micz Flor
0:52:31–0:52:35
Also ich mach da gleich mal weiter, weil die Schlange ist natürlich der Penis
0:52:35–0:52:36
und die Scheide riecht nach Fisch.
0:52:36–0:52:41
Also für mich ist der Brunnen auch wieder einfach eine Öffnung zu diesen tiefen
0:52:41–0:52:44
Mächten, also hinein in die Erde. Also da unten ist ja auch immer ein bisschen unheimlich.
0:52:45–0:52:47
Wir können so gerade noch im Halbdunkel sehen, was da los ist,
0:52:47–0:52:51
aber so richtig kriegen wir es nicht hin. Der Finger, den er sich gequetscht
0:52:51–0:52:56
hat, also beim Masturbieren, das kleine Kind, also bevor es dann in die Latenzphase
0:52:56–0:52:59
kommt, ist natürlich auch schon voller Sexualität.
0:53:00–0:53:05
Das war ja dieses völlig Unerhörte, was damals die Psychoanalyse propagiert
0:53:05–0:53:09
hat, dass Sexualität schon so eine Rolle spielt.
0:53:10–0:53:13
Und ist aber eben noch ein kleiner Finger, der sich geklemmt hat.
0:53:13–0:53:19
Und jetzt, und das ist für mich eben diese Phase, ist die Phase zwischen der
0:53:19–0:53:21
Ödipalen-Phase und der Pubertät.
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Das ist so eine Phase, die bei Freud die Latenzzeit heißt.
0:53:27–0:53:32
Und ich möchte allerdings dann eher jetzt in diesem Rahmen, weil wir noch weiter
0:53:32–0:53:36
ins Erwachsenenalter reingehen, Freud ablösen mit Erik Eriksson,
0:53:36–0:53:40
der zusammen mit seiner Frau auch so ein Phasenmodell entwickelt hat.
0:53:40–0:53:45
Und der spricht immer über Lebensaufgaben.
0:53:46–0:53:50
Also es geht da nicht um sexuelle Entwicklung, sondern es geht um Lebensaufgaben.
0:53:51–0:53:54
Und er sagt halt zwischen dem sechsten Lebensjahr bis hin zur Pubertät geht
0:53:54–0:53:56
es um den Werksinn versus Minderwertigkeitsgefühl.
0:53:58–0:54:01
Also das ist so das, was man von Kindern ja auch beobachten kann.
0:54:01–0:54:02
Die wollen immer mitmachen.
0:54:03–0:54:06
Werksinn, die wollen helfen, die wollen, darf ich auch besen,
0:54:06–0:54:10
also besen als Verb, also die wollen ja alles machen. Die wollen dabei sein,
0:54:10–0:54:13
Die wollen mitbügeln, die wollen alles Mögliche tun.
0:54:15–0:54:20
Auch den Akkuschrauber in die Hand nehmen und so weiter. Und das ist diese Phase,
0:54:20–0:54:23
die man bei Kindern eben beobachtet und das hält wohl an bis zur Pubertät.
0:54:24–0:54:28
Und ich finde, dass das genau diese Phase ist, die wir da beschrieben haben.
0:54:28–0:54:35
Also der Brunnen ist halt quasi die Öffnung zum Körper, zum Körperlichen,
0:54:35–0:54:39
das ist so ein bisschen hinten angestellt, dieser Werksinn, dieses ich muss
0:54:39–0:54:43
mich behaupten, ich versuche die Rollen in der Gesellschaft zu spielen.
0:54:43–0:54:46
Ich will Pirat werden, ich will Astronaut werden und so weiter.
0:54:49–0:54:56
Und dann geht's aber los, dreimal. Da kommt zuerst so ein bisschen was raus,
0:54:56–0:55:00
beim ersten Orgasmus bei dem Jungen, so die ersten Tropfen.
0:55:01–0:55:05
Dann, beim zweiten Mal kommt schon ein bisschen mehr raus und irgendwann kommen
0:55:05–0:55:10
Haare mit ins Spiel, die wachsen und sprießen und dieses Goldene ergießt sich.
0:55:11–0:55:16
Und dann sagt der eiserne Hans oder der wilde Mann, was mir besser gefällt,
0:55:16–0:55:19
ich wusste nicht, dass das früher so hieß, dieser wilde Mann sagt,
0:55:19–0:55:22
okay, ich seh's da aber auch wie du.
0:55:22–0:55:27
Ich denke, der sagt eher, okay, du bist so weit, als dass er sagt, du musst hier weg.
0:55:27–0:55:32
Sondern er sagt eher, gut, du bist so weit. Du hast dich quasi von deinen Eltern
0:55:32–0:55:40
getrennt, du hast deine eigene auch sexuelle Identität kennengelernt, in gewisser Form.
0:55:41–0:55:47
Du bist geschlechtsreif, raus aus der Schule und rein ins Leben. Punkt.
Florian Clauß
0:55:47–0:55:52
Ja, sehr schön, sehr schön. Also ich finde, das funktioniert jetzt auch wieder
0:55:52–0:55:57
so in der Parallelität, weil ich versuche das immer so zu veredeln,
0:55:57–0:56:02
ganz positiv, und du gehst mitten rein ins Haarige.
0:56:03–0:56:12
Also kann ich nachvollziehen, ist die Frage auch, die Regulierung des Triebes
0:56:12–0:56:15
ist ja auch dann in dem Zusammenhang irgendwie.
0:56:15–0:56:19
Also ich finde das dann so ein starkes Bild, weil dieses Vergolden,
0:56:19–0:56:22
wenn du sagst irgendwie Masturbieren, aber das Vergolden ist ja dann wieder
0:56:22–0:56:23
so diese Ambivalenz da drin.
0:56:23–0:56:28
Es wird ja nicht als schmutzig oder es wird als was total reines und was edles
0:56:28–0:56:32
gesehen. Ja, das finde ich irgendwie toll, wenn man das so zusammenbringen kann als Bild.
Micz Flor
0:56:33–0:56:36
Ja, ich denke schon, dass halt eben in dieser Oedipalenphase,
0:56:36–0:56:40
da darf man nicht und dieses Entlassen in die Latenzphase oder in diese Phase
0:56:40–0:56:45
da dieses Werksinns, da geht es ja auch genau darum, so das ist so eine Zäsur.
0:56:46–0:56:52
Okay, ich kann nicht, der Junge kann nicht, der Mann seiner Mutter sein,
0:56:52–0:56:55
die können nicht heiraten, auch wenn man das spielen will oder so,
0:56:55–0:56:57
das geht nicht. Diese Rolle ist besetzt.
0:56:57–0:57:00
Man kann aber ganz viele andere Rollen ausfüllen und kann sich darin finden und,
0:57:02–0:57:05
Unmerklich parallel wächst eben das Körperliche mit und dann eben diese Geschlechtsreife.
0:57:06–0:57:10
Und da wird dann eben aus dem Jungen der Mann. Und der wird aus der Schule entlassen
0:57:10–0:57:13
und geht dann in das Leben.
Florian Clauß
0:57:14–0:57:20
Ja, also das ist, ich will auch noch mal ein Werk quasi hiermit nennen von Robert Blei.
0:57:20–0:57:24
Der Eisenhans, ne der heißt nur Eisenhans, das ist so Anfang der 90er geschrieben.
0:57:24–0:57:28
Robert Blei ist ein quasi so ein, wie soll man das sagen,
0:57:28–0:57:35
so ein neuer Vertreter, der quasi wiederfindenden Männlichkeit,
0:57:35–0:57:39
ja, die seine, ich fasse das jetzt ganz schnell zusammen,
0:57:39–0:57:43
aber seine These war dann halt, dass er dann in diesem ganzen Hippietum,
0:57:43–0:57:48
dass da die Männlichkeit irgendwo verloren gegangen ist in der Kultur und er
0:57:48–0:57:50
hat dann quasi eine Bewegung gegründet,
0:57:50–0:57:56
um halt diese Wiederentdeckung des Männlichen dann halt auch zu zeigen und da
0:57:56–0:57:58
ist Eisenhans ein ganz zentrales Werk,
0:57:58–0:58:04
weil das ist halt an dieser Stelle ist ja auch der wilde Mann,
0:58:04–0:58:11
so diese Brücke für den Jungen, seine eigene Mängeligkeit zu entdecken.
0:58:11–0:58:13
Also das wird da sehr ausgeweist in diesem Werk.
0:58:15–0:58:18
Da möchte ich nur mal erwähnen, ich habe es kurz überflogen,
0:58:18–0:58:21
aber finde ich auch, das geht ja dann so in diese Richtung, die du beschrieben hast.
0:58:21–0:58:25
Und auch diese Veredelung, es wird nicht als unreines empfunden, dieser Trieb,
0:58:25–0:58:29
man muss wieder zu zu den Trieben stehen, man muss zu seiner Männlichkeit stehen
0:58:29–0:58:33
und wenn man das Verantwortungswohl in die Welt bringt, dann wird die Welt eine
0:58:33–0:58:37
bessere, ja, aber gleichzeitig ist da wieder so ein ganz konservatives Rollenbild dahinter, ne.
0:58:38–0:58:43
Das ist so, glaube ich, ein ganz, kann man auch da rein interpretieren,
0:58:43–0:58:44
aber ich habe noch einen anderen.
Micz Flor
0:58:44–0:58:47
Ist ganz kurz, aber das würde ich, also ich kenne diesen Text nicht,
0:58:47–0:58:50
aber so wie du es so umfasst hast, wäre das dann wirklich eine Form der Schule,
0:58:50–0:58:55
ne, also dass der Junge entflieht dem Übericht, dem Vater und mit der Mutter und alles,
0:58:55–0:58:58
das lässt er so hinter sich und bindet sich an sich selbst, also ist ja immer
0:58:58–0:59:00
noch, ich bleib dabei, das ist das eine und dasselbe, der wilde Mann und der
0:59:00–0:59:05
kleine Junge, und lernt quasi seinen wilden Mann, die lernen sich so kennen,
0:59:05–0:59:09
die begegnen sich, die reden miteinander, aber er ist auch irgendwie alleine.
0:59:09–0:59:14
Und der kommt aber in so eine Form von Gewahrsein, dieses Wilde zuzulassen,
0:59:14–0:59:18
was letztendlich dazu führt, dass er wirklich in voller Lust auch irgendwie die Haare goldmacht.
0:59:19–0:59:22
Das passt ja eigentlich ganz gut zu so einem anderen Konzept von Schule,
0:59:22–0:59:27
wo es nicht um Bildung für die Gesellschaft geht, eine Form der Ausbildung,
0:59:27–0:59:29
sondern eben so eine innerer Wachstum, Entfaltung.
Florian Clauß
0:59:30–0:59:36
Ja und auch nicht mehr um die Regulierung oder diese ganze, die Schaffung von
0:59:36–0:59:40
Kultur eben zur Unterdrückung der Triebe, sondern auch irgendwo diesen Trieben
0:59:40–0:59:42
einen Platz in der Gesellschaft dann zuzulassen.
0:59:43–0:59:47
Das wäre dann so der Next Level. Vielleicht ist dann auch der Eisenhans derjenige,
0:59:47–0:59:49
der diesen Kanal überhaupt legen kann.
0:59:50–0:59:52
Und das wäre jetzt, ich weiß jetzt nicht, in welcher...
0:59:55–0:59:59
Psychotherapeutischen Schule das anzuordnen wäre, aber es gibt sicher so einen Ansatz,
0:59:59–1:00:04
dass man so dieses archaische, das wilde irgendwo zulassen kann und wenn das
1:00:04–1:00:08
entsprechend in der Gesellschaft reguliert und akzeptiert ist,
1:00:08–1:00:11
dann ist es für alle besser, so, weiß ich nicht.
Micz Flor
1:00:12–1:00:14
Ja, vielleicht mache ich in der nächsten Folge mal Gestalltherapie,
1:00:14–1:00:19
was ich ja auch gut kenne, weil da geht es eher um inneren Wachstum und weniger
1:00:19–1:00:23
um die Beseitigung von psychischen Störungen.
1:00:23–1:00:26
Man spricht weniger von Störungen, mehr über Entfaltung, Wachstum und so.
1:00:26–1:00:29
Das passt vielleicht ganz gut. Vielleicht bereite ich da mal was vor.
Florian Clauß
1:00:29–1:00:34
Ja, das ist eine gute Idee. Also würde auch jetzt quasi thematisch dann dazu passen.
1:00:35–1:00:42
Ein anderer Ansatz oder ein Bild, was ich da wieder finde, das ist so Eisengold,
1:00:42–1:00:47
die Beziehung auf so einer ganz physikalischen Ebene. Kannst du dir da was vorstellen?
Micz Flor
1:00:48–1:00:52
Eisen und Gold. Also Eisen korrodiert, Gold korrodiert nicht.
1:00:55–1:01:00
Gold ist ein, wie du sagst, schon gibt es schon lange, kann man auch relativ
1:01:00–1:01:02
leicht gewinnen oder finden oder sonst was schmelzen.
1:01:03–1:01:10
Haben Eisen muss man erst bearbeiten, bis man damit dann wirklich noch mehr bearbeiten kann.
Florian Clauß
1:01:11–1:01:15
Ich will mal so ein bisschen in diese Entstehung reingehen. Also die Entstehung.
Micz Flor
1:01:15–1:01:16
Wie Eisen entsteht.
Florian Clauß
1:01:16–1:01:18
Naja, wie Eisen, wie was passiert.
Micz Flor
1:01:18–1:01:24
Du meinst jetzt die Entstehung in der Sonne. Ja, genau. Das Gold und Eisen werden
1:01:24–1:01:25
in der Sonne geschmolzen.
Florian Clauß
1:01:25–1:01:27
Nein.
Micz Flor
1:01:27–1:01:27
Gold nicht?
Florian Clauß
1:01:28–1:01:34
Nein, nein, nein. Das weißt du doch. Es geht um Fusion. Der Stern fusioniert
1:01:34–1:01:39
Elemente zu schweren Elementen und dabei wird Energie frei, deswegen kann er strahlen.
1:01:42–1:01:45
Das heißt, am Anfang ist der Wasserstoff, Wasserstoff, der wird zu Helium verbrannt
1:01:45–1:01:47
und das geht immer so weiter,
1:01:47–1:01:52
also dieser Prozess von Wasserstoff zu Helium dauert sehr sehr lange und irgendwann,
1:01:52–1:01:59
am Ende von einem Stern, dann wird immer das nicht schwere Element verbrannt, am Ende steht Eisen.
1:02:00–1:02:04
Das heißt in dem Moment, wenn quasi die letzte Fusion dahin geht,
1:02:04–1:02:10
dass Eisen als Element rauskommt, dann ist der Stern quasi am Ende seiner Lebensphase.
1:02:12–1:02:14
Und, weißt du, du hast mir ja noch mal selber diese Radiolab-Geschichte erzählt.
1:02:17–1:02:24
Weil im Eisen, es gibt kein anderes Element mehr, was dann Energie freisetzt beim Fusionieren.
1:02:26–1:02:32
Also da ist die höchste Atomdichte, die dann stattfinden kann.
1:02:32–1:02:39
Für alle weiteren Elemente, die im Universum passieren, muss Energie hinzugefügt werden.
1:02:40–1:02:46
Und deswegen gibt es auch so eine Verteilung von, weil Eisen gibt es zum größeren
1:02:46–1:02:51
Prozentteil als Gold in der Welt oder im Universum.
1:02:51–1:02:53
Und die Frage ist, wie entsteht Gold?
1:02:54–1:03:00
Und wenn wir jetzt tatsächlich so eine Art von Sternfusionen als Sternsterber,
1:03:00–1:03:05
eine Supernova, eine Supernova, das ist der Prozess, wo dann am Ende das Eisen
1:03:05–1:03:12
und dann kollabiert der Stern und es entsteht ein riesen Gamma-Blitz und eine
1:03:12–1:03:14
unglaubliche Menge von Energie.
1:03:15–1:03:21
Es ist so vergleichbar eine Supernova von einem etwas massereichen Stern wie
1:03:21–1:03:24
die Sonne. Also es muss acht bis zehnmal größer sein als die Sonne.
1:03:25–1:03:31
Der sendet in diesem Gamma-Blitz so viel Energie aus, wie wenn die Sonne zwei
1:03:31–1:03:35
Milliarden Jahre strahlen würde. Es ist eine unglaubliche Form von Energie.
1:03:35–1:03:39
Und in dieser Energie können dann die höheren Elemente entstehen.
1:03:40–1:03:44
Das heißt, da entsteht Gold in diesem Blitz.
1:03:45–1:03:49
Und so entsteht dieses kosmische Gold, das ist eine Form der Goldentstehung.
1:03:50–1:03:56
Es gibt dann noch andere Formen, die dann nicht über diesen Rapid,
1:03:56–1:03:59
also den R-Prozess, den schnellen Prozess, es gibt noch Slow-Prozesse, wo Gold entsteht.
1:04:01–1:04:04
Und es gibt dann auch die Theorie, dass es in diesen Jetstreams,
1:04:04–1:04:10
die von den supermassereichen schwarzen Löchern im Zentrum einer Galaxie entstehen,
1:04:10–1:04:14
dass da auch so viel Energie ist, dass im Gold da abregnet und entsteht.
1:04:16–1:04:18
Oder die Verschmelzung von zwei Neutronensternen.
1:04:20–1:04:24
Haben die auch irgendwie in den 90ern beobachtet und festgestellt,
1:04:24–1:04:27
dass dann in diesem Prozess so eine massive Strahlung entstanden ist,
1:04:27–1:04:32
dass da Gold entstanden ist von mehreren Erden in der Dichte.
1:04:32–1:04:37
Also so geht Gold und immer bei dieser Explosion ist ja auch dann eine Bewegung
1:04:37–1:04:39
nach draußen, das heißt, es wird gestreut.
1:04:40–1:04:43
Also Gold wird dann halt in die Welt zurückgestreut, in das Universum.
1:04:44–1:04:46
Und das ist nochmal so diese Analogie,
1:04:46–1:04:51
möchte ich, also die habe ich auch nirgendswo gelesen, aber ich finde das irgendwie so,
1:04:51–1:04:55
also es kann auch noch gar nicht so da drin stehen, aber Es gibt dann zum Beispiel,
1:04:55–1:05:00
wie entsteht Gold, dann haben die Inkas gesagt, damals, als die ja auch sehr
1:05:00–1:05:04
früh Gold verarbeitet haben, glaube so 4.000, 5.000 vor der christlichen Zeitenwende,
1:05:04–1:05:06
haben die auch schon ganz viel Schmuck mit Gold produziert und so weiter.
1:05:06–1:05:10
Und da haben die dann auch schon viel Geld verdient.
1:05:15–1:05:18
Wurde der Spruch überliefert, dass Gold der Schweiß der Sonne ist.
1:05:19–1:05:22
Was eigentlich ein ganz schönes Bild ist, weil wenn man das dann halt tatsächlich
1:05:22–1:05:31
so in dieser Form überträgt auf diesen Prozess der Supernova ist es auch Schweiß der Sonne.
1:05:32–1:05:38
Und da ist diese Anziehung zwischen Eisen und Gold nochmal auf so einer astronomischen
1:05:38–1:05:40
Ebene, wollte ich dann nochmal so reinbringen.
Micz Flor
1:05:41–1:05:46
Spannend, ja. Also ich bin mir sicher, dass die Brüder Grimm nicht Astrophysics
1:05:46–1:05:49
Monthly abonniert hatten und das irgendwie so mit reinschreiben konnten,
1:05:49–1:05:50
nachdem sie versucht haben.
1:05:50–1:05:53
Aber das sind dann immer so Bilder. Also es ist auch interessant,
1:05:53–1:05:56
dass du das sagst, weil ich erinnere mich gerade an irgendeinen Artikel,
1:05:56–1:06:00
den ich mal gelesen habe, wo jemand auch eben über Sonne und Verschmelzung so...
1:06:00–1:06:03
Und der fing damit an, dass wohl die alten Griechen meinten,
1:06:03–1:06:07
ja, also die Sonne, sein Körper, das ist quasi, der ist komplett aus glühendem
1:06:07–1:06:09
Eisen und etwa so groß wie Griechenland.
1:06:12–1:06:13
Das war so menschenzentrisch.
Florian Clauß
1:06:14–1:06:16
Wir können auch bis zum Haurit von denken.
Micz Flor
1:06:19–1:06:22
Und das Interessante war halt eben im Artikel, dass zum Schluss steht,
1:06:22–1:06:26
naja gut und wenn dann alles irgendwie erstmal in der Sonne explodiert und verschmolzt
1:06:26–1:06:29
und sonst was ist, dann ist in der Tat nur noch Eisen übrig,
1:06:29–1:06:31
also wie die alten Griechen das scheinbar schon wussten.
1:06:32–1:06:35
Und wenn man das mal durchrechnet, ist das nicht viel größer als Griechenland.
1:06:35–1:06:36
Also was jetzt alles bleibt.
Florian Clauß
1:06:36–1:06:42
Ja, das stimmt. Dann hast du wieder so eine komische Analogie von den Proportionen,
1:06:42–1:06:45
aber vielleicht auch nur, weil du das dann so skalieren kannst,
1:06:45–1:06:46
auf das natürliche Vorkommen.
1:06:47–1:06:50
Also du findest halt so oft Eisen oder so oft Gold.
1:06:51–1:06:53
Also so jetzt auf dieser Ebene.
Micz Flor
1:06:54–1:06:56
Okay, dann sind wir bereit für den nächsten Abschnitt.
Florian Clauß
1:06:56–1:07:01
Ja, würde ich auch sagen. Er suchte danach Arbeit, aber er konnte keine finden
1:07:01–1:07:06
und hatte auch nichts erlernt, womit er sich hätte forthelfen können.
1:07:06–1:07:10
Endlich ging er in das Schloss und fragte, ob sie ihn behalten wollten.
1:07:10–1:07:16
Die Hofleute wussten nicht, wozu sie ihn brauchen sollten, aber sie hatten wohlgefallen
1:07:16–1:07:18
an ihm und hießen ihm zu bleiben.
1:07:19–1:07:23
Zuletzt nahm ihn der Koch in den Dienst und sagte, er könnte Holz und Wasser
1:07:23–1:07:24
tragen und die Asche zusammenkehren.
1:07:26–1:07:31
Einmal, als gerade kein anderer zur Hand war, ließ ihn der Koch die Speisen
1:07:31–1:07:32
zur königlichen Tafel tragen.
1:07:33–1:07:38
Da er aber seine goldenen Haare nicht wollte sehen lassen, so behielt er sein Hütchen auf.
1:07:39–1:07:42
Dem König war so etwas noch nicht vorgekommen, und er sprach,
1:07:42–1:07:46
wenn du zur königlichen Tafel kommst, musst du deinen Hut abziehen.
1:07:47–1:07:52
»Ach her«, antwortete er, »ich kann nicht, ich habe einen bösen Grint auf dem Kopf.«,
1:07:53–1:07:58
Da ließ der König den Koch herbeirufen und schallt ihn an und fragte,
1:07:58–1:08:01
wie er einen solchen Jungen hätte in seinen Dienst nehmen können,
1:08:01–1:08:03
er sollte ihn gleich fortjagen.
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Der Koch aber hatte Mitleid mit ihm und vertauschte ihn mit den Gärtnersjungen.
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Nun musste der Junge im Garten pflanzen und begießen und hacken und graben und
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Wind und böses Wetter über sich ergehen lassen.
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Einmal im Sommer, als er allein im Garten arbeitete, war der Tag so heiß,
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dass er sein Hütchen abnahm und die Luft ihn kühlen sollte.
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Wie die Sonne auf das Haar schien, glitzte und blitzte es, dass die Strahlen
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in das Schlafzimmer der Königstochter fielen, und sie aufsprang,
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um zu sehen, was das wäre.
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Da blickte sie den Jungen und rief ihn an, Junge, bring mir einen Blumenstrauß.
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Er setzte in aller Eile sein Hütchen auf, brach wilde Feldblumen ab und band sie zusammen.
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Als er damit die Treppe hinaufstieg, begegnete ihm der Gärtner und sprach,
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wie kannst du der Königstochter einen Strauß von schlechten Blumen bringen,
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geschwind, hol andere und dann suche die schönsten und seltensten aus." – Ach
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nein, antwortete der Junge, die Villen riechen kräftiger und werden ihr besser gefallen.
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Als er in ihr Zimmer kam, sprach die Königstochter, nimm dein Hütchen ab,
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es ziemt sich nicht, dass du ihn vor mir aufbehältst.
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Er antwortete wieder, ich darf nicht, ich habe einen grindigen Kopf.
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Sie griff aber nach dem Hütchen und zog es ab, da rollten seine goldenen Haare
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auf die Schultern herab, dass es prächtig anzusehen war.
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Er wollte fortspringen, aber sie hielt ihm am Arm und gab ihm eine Handvoll von Dukaten.
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Er ging damit fort, achtete aber des Goldes nicht, sondern er brachte es dem
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Gärtner und sprach, schenke es deinen Kindern, die können damit spielen.
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Den anderen Tag rief ihm die Königstochter abermals zu, er sollte ihr ein straues Feldblumen bringen.
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Und als er damit eintrat, grabste sie gleich nach seinem Hütchen und wollte
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es ihm wegnehmen, aber er hielt es mit beiden Händen fest.
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Sie gab ihm wieder eine Handvoll Dukaten, aber er wollte sie nicht behalten
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und gab sie dem Gärtner zum Spielwerk für seine Kinder.
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Den dritten Tag ging es nicht anders, sie konnte ihm sein Hütchen nicht wegnehmen
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und Er wollte ihr Gold nicht haben.
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Okay, also mir fällt dazu nicht so viel ein.
Micz Flor
1:10:33–1:10:36
Ja, ich denke auch, wir können da so ein bisschen drüber weggehen.
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Ich finde es halt nochmal interessant mit dem, was ich vorhin gesagt habe von
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Ericsson, die Stadium nach diesem Werk sind, ist dann das Stadium Nummer 5 im
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Jugendalter Identität versus Identitätsdiffusion.
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Das wäre dann eben genau diese Sache, wo man beginnt zu sagen, ich bin Bäcker oder so.
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Einem alten Konzept. Also so ein altes Konzept von Ausbildung,
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in dem er da jetzt ist. Das würde vielleicht dann dieses Phasenmodell noch so
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ein bisschen bestätigen als Schablone für dieses Märchen.
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Ich möchte natürlich in dem Zusammenhang sagen, dass dieses Phasenmodell einfach
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auch eine Beschreibung ist.
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Das ist jetzt nicht irgendwie wahr, weil es gesagt wurde und dann rückwirkend auf alles passt.
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Also es ist halt einfach menschlich. Heute würde man dieses Phasenmodell auch
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wieder ausbauen. Es gibt das Konzept der verlängerten Adoleszenz,
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weil halt immer mehr Ausbildungsberufe auch einfach immer mehr Zeit in Anspruch nehmen.
1:11:32–1:11:35
Aber es ist klar in diesem Märchen, wir sehen diesen jungen Mann,
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der sich in verschiedenen Berufen übt und dann auch irgendwie eine sehr wertvolle Frau kennenlernt.
1:11:41–1:11:44
Und das finde ich irgendwie ganz schön, weil Märchen, glaube ich,
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immer ja auch ein Ort sind,
1:11:46–1:11:50
in dem verkappterweise Sexualität vorkommen darf,
1:11:50–1:11:56
dass er dann ihr nicht einfach so einen zierlichen, bürgerlichen oder aristokratischen
1:11:56–1:12:02
Blumenstrauß überreicht, sondern da richtig das, was deftig riecht, gibt.
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Das ist mir nicht so ganz lustig, auch weil wir ein Filmpodcast sind,
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musste ich da natürlich an den Film Superbad denken, kannst du dich erinnern?
1:12:11–1:12:14
Superbad, da geht es ja so highschool auf Sexualität und zwei Jungen,
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die noch keine Freundin haben oder sowas und da.
1:12:18–1:12:21
Was mache ich immer gerne, wenn ich einen DVD angucke?
Florian Clauß
1:12:21–1:12:22
Kennst du? Ja, ja, Making-of.
Micz Flor
1:12:23–1:12:27
Das Making-of-Setting, das fand ich da so gut und das ist halt auch diese Verschlüsselung
1:12:27–1:12:29
in den Märchen, glaube ich.
1:12:29–1:12:32
Im Original für die Kinoversion fragt halt der eine den anderen,
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wie du hast noch nie mit einem Mädchen geschlafen, so ganz direkt.
1:12:36–1:12:38
Und das kann man so aber nicht ins Fernsehen bringen, deshalb mussten sie eine
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zweite Version machen, das ist wohl bei vielen Filmen der Fall,
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die dann eben auch fürs Fernsehen genutzt werden kann. Und da hat er dann einfach so improvisiert.
1:12:47–1:12:51
Wie heißt der nochmal? Der Schauspieler Noah, irgendwas. Und der hat improvisiert
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und schießt dann halt so mit Sachen raus.
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Wie, du hast noch nie die... Du hast noch nie deinen Löffel in die Suppe getaucht.
1:12:57–1:13:00
Wie, du hast noch nie Creme auf den Salat gegossen. Wie, du hast...
1:13:00–1:13:03
Er sagt halt alles so Sachen so aus dem Haushalt.
1:13:04–1:13:09
Und die wirken halt noch viel, viel, viel obszöner, als wenn man es einfach benennt, ja.
1:13:10–1:13:15
Und da musste ich dran denken. Also, wenn man dann so die Blumen mitbringt,
1:13:15–1:13:20
die halt wild riechen, derb riechen, das sind dann, finde ich ähnlich auch so
1:13:20–1:13:21
ein Begriff von Sexualität.
1:13:23–1:13:25
Die Schlange, der Fisch, die Derbenblüme.
Florian Clauß
1:13:25–1:13:33
Aber würdest du, also der Impuls, so diese körperliche Aktion geht ja von der Prinzessin aus.
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Also sie packt ihn an den goldenen Haaren. Ist das denn auch so,
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sie packt ihn an den Schwanz? Ist das, würdest du das jetzt auch so,
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wenn du das jetzt so aus dem Absatz davor dann überträgst, die Interpretation,
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dass sie diejenige ist, die die Initiative ergreift?
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Kann man das so übertragen?
Micz Flor
1:13:52–1:13:58
Also das ist natürlich dann die Frage, da weiß ich nicht genug über Märchen in ihrer Entstehung.
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Also ich habe mich früher immer gewundert, als Kind, warum Frauen und Mädchen
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so eine wichtige Rolle in Märchen sind, während sonst halt immer Männer und
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Jungs so eine wichtige Rolle haben.
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Da war ich selber noch ein bisschen eher so als Kind und bei Märchen war dann
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immer das Rotkäppchen, die böse Königin, die gute Königin, Schneewittchen,
1:14:17–1:14:20
also es geht immer so Mädchen und Königin.
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Und jetzt ist aber da manchmal die Überlegung, wurden Märchen quasi von in der
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Kneipe von Männern zu Männern erzählt, sowas. Und dann war es so,
1:14:32–1:14:34
ja, dann kam die Königin und greift zu.
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Oder die Prinzessin, die will es doch. Also vielleicht ist es gar nicht so sehr,
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dass wir das Märchen vor so einem kantianischen Edelmenschenblick aus sondern
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von einem Blick aus, der halt Spaß macht, das ist Unterhaltung.
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Da darf auch mal irgendwie das Licht ausgehen.
Florian Clauß
1:14:55–1:15:02
Also in dieser Interpretation von dem spirituellen Ansatz ist es so,
1:15:02–1:15:07
dass diese Phase dann als verantwortungsvolles Handeln interpretiert wird.
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Er kommt irgendwo hin, kann nicht wirklich was.
1:15:12–1:15:18
Gleichzeitig wird er doch als jemand wahrgenommen, der gerne aufgenommen wird.
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Er hat eine gewisse Ausstrahlung, er hat ein Charisma, was man vielleicht auch
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bei so, wenn er schon mal die Meditation gelernt hat, dann auch so sich das
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dann halt auch ausstrahlt. und gleichzeitig...
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Wird schon begehrt, aber er nutzt es nicht aus.
1:15:41–1:15:46
Das kann man ja auch dann so sehen, dass er da wieder seinen Trieb zurückhält
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oder sich da einfach auch eine gewisse gesellschaftliche Verantwortung dann zeigt bei ihm.
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Das heißt, er will diesen Klassenunterschied, dass er vergoldete Haare hat,
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will er nicht zeigen, er sagt das Gegenteil, er hat einen Grint.
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Das heißt, er spielt das jetzt nicht so aus zu seinem Vorteil,
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sondern hält es bedeckt. Das ist ja auch irgendwie sehr vorausschauend von ihm.
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Das heißt, es ist auch wieder eine gewisse Triebregulierung.
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Er könnte es alles haben, aber er macht es nicht, weil es sich nicht ziemt oder
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weil es nicht die Zeit ist. Also so halt.
Micz Flor
1:16:26–1:16:28
Na ja, gut, also dann gehe ich einen Schritt zurück und sage,
1:16:28–1:16:31
der König darf nicht wissen, dass er schon goldene Haare hat,
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wenn es da wirklich um Sexualität geht, in meiner Auslegung.
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Während er dann irgendwie, wenn er sich mal alleine glaubt, dann diese goldenen
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Haare schon einfach mal raus lässt.
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Und die Königstochter sieht es dann. Die sieht dann irgendwie, oh, oh, guck mal da.
1:16:48–1:16:52
Und dann lädt sie ihn ein und bringt die wilden Blumen mit.
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Aber dass der König das dann nicht sehen darf, finde ich dann nicht unbedingt
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ein Zeichen von Erleuchtung.
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Sondern eher so strategisch auch.
Florian Clauß
1:17:01–1:17:05
Ja, also vielleicht, in der Auslegung ist es auf jeden Fall strategisch,
1:17:05–1:17:11
damit er quasi auch öfters zu der Königstochter kommen kann.
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So wie bei den Fuchsgeistern.
Micz Flor
1:17:14–1:17:16
Genau, die haben ja nur gespielt, das ist ja niemals passiert.
Florian Clauß
1:17:16–1:17:21
Ja, ja. Ja, okay, dann würde ich sagen, gibt es da noch was von deiner Seite?
Micz Flor
1:17:21–1:17:24
Ne, das fand ich gut, dass wir das kurz gemacht haben, weil da habe ich auch nicht...
Florian Clauß
1:17:24–1:17:28
Ich glaube, es wird auch immer kürzer zum Schluss, weil tatsächlich die größte
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Interpretationsfreiheit schon der Anfang des Märchens bringt.
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Also für mich jetzt der Rest ist dann so ein bisschen, okay, kann man mal gucken.
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Nicht lange danach war das Land mit Krieg überzogen. Der König sammelte sein
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Volk und wusste nicht, ob er dem Feind, der übermächtig war und ein großes Heer
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hatte, Widerstand leisten könnte.
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Da sagte der Gärtnerjunge, ich bin herangewachsen und will mit in den Krieg
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ziehen, gib mir nur ein Pferd.
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Die anderen lachten und sprachen, wenn wir fort sind, so suche dir eins,
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wir wollen dir eins im Stall zurücklassen.
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Als sie ausgezogen waren, ging er in den Stall und zog das Pferd heraus.
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Es war an einem Fuß lahm und hickelte »Hunkepuss, Hunkepuss«,
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dennoch setzte er sich drauf und ritt nach dem dunklen Wald.
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Als er an den Rand desselben angekommen war, rief er dreimal »Eisenhans«,
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so laut, dass es durch die Bäume schallte.
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Gleich darauf erschien der wilde Mann und sprach »Was verlangst Du?« Ich verlange
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ein starkes Ross, denn ich will in den Krieg ziehen.
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Das sollst Du haben, und noch mehr, als Du verlangst.
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Dann ging der wilde Mann in den Wald zurück, und es dauerte nicht lange,
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so kam ein Stallknecht aus dem Wald und führte ein Ross herbei,
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das schnaubte aus den Nüstern und war kaum zu bändigen.
1:18:55–1:19:00
Und hinterher folgte eine große Schar Kriegsvolk, ganz in Eisen gerüstet,
1:19:00–1:19:03
und ihre Schwerter blitzten in der Sonne.
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Der Jüngling übergab dem Stallknecht sein dreibeiniges Pferd,
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bestieg das andere und ritt vor der Schar her.
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Als er sich dem Schlachtfeld näherte, war schon ein großer Teil von den Königsleuten
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gefallen, und es fehlte nicht viel, sie mussten die übrigen weichen.
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Da jagte der Jüngling mit der eisernen Schar heran, fuhr wie ein Wetter über
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die Feinde und schlug alles nieder, was sich ihm widersetzte.
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Sie wollten fliehen, aber der Jüngling saß ihnen auf den Nacken und ließ nicht
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ab, bis kein Mann mehr übrig war.
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Statt aber zu dem König zurückzukehren, führte er seine Schar auf Umwegen wieder
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zu dem Wald und rief den Eisenhanz heraus.
1:19:49–1:19:54
»Was verlangst Du?« fragte der wilde Mann. »Nimm Dein Ross und Deine Schare
1:19:54–1:20:00
zurück und gib mir mein dreibärniges Pferd wieder.« Das geschah alles,
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was er verlangte, und Ritt auf seinem dreibeinigen Pferd heim.
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Als der König wieder in sein Schloss kam, ging ihm seine Tochter entgegen und
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wünschte ihm Glück zu seinem Siegen.
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»Ich bin es nicht, der den Sieg davongetragen hat,« sprach er,
1:20:16–1:20:20
»sondern ein fremder Ritter, der mit seiner Schar zu Hilfe kam.«,
1:20:21–1:20:26
Die Tochter wollte wissen, wer der fremde Ritter wäre, aber der König wusste
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es nicht und sagte, »Er hat die Feinde verfolgt, und ich habe ihn nicht mehr wiedergesehen.«.
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Sie erkundigte sich bei dem Gärtner nach dem Jungen.
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Der lachte aber und sprach, eben ist er auf seinem dreibeinigen Pferd heimgekommen,
1:20:41–1:20:46
und die anderen haben gespottet und gerufen, da kommt unser Hunkepuss wieder.
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Sie fragten auch, hinter welcher Hecke hast du denn derweil gelegen und geschlafen?
1:20:52–1:20:58
Er sprach, ich habe das Beste getan, und ohne mich wäre es schlecht gegangen.
1:20:58–1:21:00
Da ward er noch mehr ausgelacht.
1:21:00–1:21:03
Okay, ist das jetzt für dich so auch ein Next Level?
Micz Flor
1:21:04–1:21:09
Ja, für mich passiert da irgendwas, was, äh, wie soll ich sagen,
1:21:09–1:21:13
also wenn ich zurückspringe in dieses Hämöneutische,
1:21:13–1:21:17
was ich am Anfang gesagt habe, ich hatte bei dem Emotionalen,
1:21:17–1:21:21
was ich da so erlebt habe, bei den Sachen bis hierher, da habe ich ja dann so
1:21:21–1:21:27
irgendwie reagiert auf das, was mich so buchstäblich fast leiblich angesprungen hat.
1:21:28–1:21:31
Und jetzt bin ich aber eher so, dass ich mir das Material angucke und versuche,
1:21:31–1:21:37
das deduktiv oder assoziativ so herzuleiten, was ist da los.
1:21:37–1:21:41
Und was ich da jetzt erlebe, ist halt, es wird halt so eine Geschichte gebaut,
1:21:41–1:21:42
die was Traumhaftes hat.
1:21:42–1:21:45
Also, wenn ich hinter diesem Traumhaften von,
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oh, da ist ein Krieg und der König und die Prinzessin, die hätte ich ja gerne,
1:21:49–1:21:54
aber wer bin ich denn schon mit meinem Hunkopus oder wie es heißt,
1:21:54–1:21:58
was ich ganz lustig finde, weil da hört man vielleicht sogar die holländische
1:21:58–1:22:00
Abstammung des Märchens nochmal.
1:22:02–1:22:06
Wenn das also so eine Art ist, so ein Bild zu schaffen, eine Geschichte zu erzählen,
1:22:06–1:22:10
in der versteckt ist, dass er vorbei an einem König, mit dem er irgendwie in
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Konflikt gehen würde, wenn er sich die Prinzessin nimmt.
1:22:13–1:22:16
Und dann sind halt irgendwelche Kriege und deshalb an diesen Kriegen eben dann
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so als strahlender, aber auch zerstörerischer Ritter im Sinne des Königs handelt,
1:22:24–1:22:27
ohne sich dann aber wiederum zu zeigen. Er versteckt sich ja so ein bisschen.
1:22:28–1:22:31
Und woran ich da denken muss, ist an der Art, wie er sich da verbindet,
1:22:31–1:22:33
wieder mit dem wilden Mann in sich.
1:22:34–1:22:38
Da geht es glaube ich, wenn ich es jetzt auf eine psychotherapeutische Ebene
1:22:38–1:22:42
oder auch auf die Frage der Männlichkeit, was du ja vorhin schon irgendwie angesprochen
1:22:42–1:22:46
hast, mit diesem hippie-buch-männer-ding da.
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Es geht um Aggression und Impulsaftigkeit, aber gar nicht so sehr impulshaft,
1:22:53–1:22:57
sondern wirklich aggressiv in der Welt zu wüten.
1:22:58–1:23:01
Und da fände ich, dass es eigentlich ein schönes Bild dafür ist,
1:23:01–1:23:03
da sind wir auch ein bisschen wieder bei der Gestalltherapie.
1:23:04–1:23:10
Das erste Buch, das ist Anfang 40er Jahre, da war Hunger, Aggression und Ich
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oder so hieß das, glaube ich.
1:23:11–1:23:15
Und da wurde versucht, der Aggressionsbegriff, der gesellschaftlich einfach
1:23:15–1:23:19
so sehr immer runtergedrückt wird, Aggressionen vermeiden, wegsperren,
1:23:19–1:23:23
immer rational handeln, der wurde da ein bisschen von alleine gelassen.
1:23:23–1:23:27
Der wilde Mann wurde da zugelassen, indem man sagt, es gibt eine Aggression,
1:23:27–1:23:29
die ist einfach notwendig.
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Wenn wir leben wollen, müssen wir die Welt verformen.
1:23:32–1:23:37
Wir müssen essen, wir müssen Dinge zerbeißen, zerkauen. Es muss immer was dran
1:23:37–1:23:39
glauben, damit wir überleben können.
1:23:40–1:23:44
Und später dann auch in der dynamischen Psychiatrie gab es dann eine Umformung
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des Aggressionsbegriffs.
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Da wurde dann gesagt, die Herkunft des Aggressionenart Gredi heißt zur Hand zupacken.
1:23:51–1:23:55
Man muss in der Welt zupacken, um die Welt eben nach den eigenen Wünschen auch
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mitzugestalten und nicht einfach über sich hergehen zu lassen.
1:23:58–1:24:03
Und das erlebe ich da so ein bisschen, dass der Junge oder inzwischen der Mann
1:24:03–1:24:09
den wilden Mann in sich mit dem verbündet und dann explodiert das aber nicht
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mehr wie vorher, wo er nicht anders kann und dann irgendwie in den Brunnen fasst.
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Es ist inzwischen eine regulierte, erwachsene Art, der Aggression freien Lauf zu lassen.
1:24:20–1:24:23
Hinzunehmen auch dabei, dass man Dinge, also in diesem Fall die Feinde, zertöten.
1:24:25–1:24:28
Aber abstrakter gesprochen, dass man die Welt verändern muss und manche Sachen
1:24:28–1:24:31
danach nicht mehr so sind, wie sie vielleicht sein wollen.
1:24:33–1:24:36
Aber trotzdem eine Aggression, die notwendig ist, um bestimmte Dinge umzusetzen.
1:24:37–1:24:40
Ohne geht es nicht. Das haben wir auf der politischen Ebene jetzt auch,
1:24:40–1:24:46
wenn alle sagen, Klimaschutz, Verzicht, Klimaerwärmung, Klimaschutz und ich, falsche Wort.
1:24:47–1:24:50
Und das erlebe ich da so ein bisschen. Diese Idee von, als erwachsener,
1:24:50–1:24:54
verantwortlicher Mann darfst du dich mit deiner Aggression verbünden,
1:24:54–1:24:59
aber es darf natürlich da nicht aus dem Ruder laufen und du bist nicht der Dervisch,
1:24:59–1:25:02
der damals eingesperrt wurde, als du im Käfig noch hinkst beim König,
1:25:02–1:25:09
sondern gezielt hingehen, sagen, ich brauche eine Ritterrüstung,
1:25:09–1:25:13
ich brauche ein Pferd, ich brauche Krieger, weil jetzt ist einfach Kampf.
1:25:13–1:25:16
Punkt. Und das finde ich ist da drin.
1:25:16–1:25:21
Also ein Umgang als erwachsener Mensch mit der eigenen Wut eben nicht,
1:25:21–1:25:27
sondern mit dem Aggressionspotenzial vor dem Hintergrund, aber eben einer Form
1:25:27–1:25:30
von moralisch wertebezogenem Handeln.
1:25:32–1:25:36
Nicht verstecken, dass es auch um Zerstörung geht, aber eben zu sagen,
1:25:38–1:25:41
Es ist eine Entscheidung und die kann ich tragen, die Verantwortung kann ich übernehmen.
Florian Clauß
1:25:41–1:25:45
Ja, finde ich sehr zulässig und nachvollziehbar.
1:25:48–1:25:53
Es ist ja auch dann der Schritt, also wenn man das jetzt wieder mit dieser spirituellen
1:25:53–1:25:56
Interpretation des Märchens vergleicht,
1:25:56–1:26:02
wo eben verantwortungsvolles Handeln in Entscheidung übergeht,
1:26:02–1:26:07
wo dann auch entschieden wird, ich brauche jetzt das, ich brauche jetzt den
1:26:07–1:26:10
Stuff, um hier weiterhelfen zu können.
1:26:12–1:26:18
Und da kommt ja, vorher hat ja so das Karma quasi, das goldene Haar mitgenommen
1:26:18–1:26:21
vom wilden Mann, vom Eisenhans.
1:26:21–1:26:24
Und jetzt ist es so, dass es wird eingefordert.
1:26:25–1:26:31
Also es wird dann, dieses Versprechen vom Eisenhans wird dann eingefordert, okay, ich brauche was.
1:26:32–1:26:35
Gleichzeitig ist es nicht eine triumphale Ausstellung.
1:26:36–1:26:42
Also das heißt, er könnte, er nutzt nicht seine Stellung, um dann am Hofe dann
1:26:42–1:26:47
quasi punkten zu können, sondern er lässt es verdeckt.
1:26:47–1:26:51
Er tut es im Hintergrund, also auch mit der Aggression,
1:26:51–1:26:59
ja, das ist dann auch dieser Zugang zu dem Feld von von Aggressionen,
1:26:59–1:27:05
was dann halt der Eisenhans ermöglicht, ja, finde ich doch sehr rund,
1:27:05–1:27:10
wie wir jetzt quasi so unterschiedliche Ansätze in der Interpretation zusammenfinden.
1:27:12–1:27:15
Ich würde jetzt sagen, gehen wir in den nächsten Abschnitt?
Micz Flor
1:27:15–1:27:15
Gerne.
Florian Clauß
1:27:15–1:27:21
Abschnitt. Der König sprach zu seiner Tochter, ich will ein großes Fest ansagen
1:27:21–1:27:26
lassen, das drei Tage wehren sollte, und Du sollst einen goldenen Apfel werfen.
1:27:27–1:27:29
Vielleicht kommt der Unbekannte herbei.
1:27:29–1:27:34
Als das Fest verkündigt war, ging der Jüngling hinaus zu dem Wald und rief den Eisenhans.
1:27:35–1:27:40
»Was verlangst Du,« fragte er, »dass ich den goldenen Apfel der Königstochter fange?
1:27:40–1:27:43
Es ist so gut, als hättest Du ihn schon,« sagte Eisenhans.
1:27:44–1:27:50
»Du sollst auch eine rote Rüstung dazu haben und auf einem stolzen Fuchs reiten.«,
1:27:51–1:27:55
Als der Tag kam, sprengte der Jüngling heran, stellte sich unter die Ritter
1:27:55–1:27:57
und ward von niemanden erkannt.
1:27:58–1:28:02
Die Königstochter warf hervor und warf den Rittern einen goldenen Apfel zu,
1:28:02–1:28:08
aber keiner fing ihn als er allein, aber sobald er ihn hatte, jagte er davon.
1:28:09–1:28:15
Am zweiten Tag hat ihn Eisenhans als weißen Ritter ausgerüstet und ihm einen Schimmel gegeben.
1:28:16–1:28:19
Abermals fing er allein den Apfel, verweilte aber keinen Augenblick,
1:28:19–1:28:21
sondern jagte damit hervor.
1:28:23–1:28:29
Der König ward böse und sprach, daß es nicht erlaubt, er muß vor mir erscheinen und seinen Namen sagen.
1:28:31–1:28:34
Er gab dem Befehl, wenn der Ritter, der den Apfel gefangen habe,
1:28:34–1:28:40
sich wieder davon machte, so sollte man ihm nachsetzen, und wenn er nicht gutwillig
1:28:40–1:28:42
zurückkehrte, auf ihn hauen und stechen.
1:28:43–1:28:48
Am dritten Tag erhielt er vom Eisenhands eine schwarze Rüstung und einen Rappen
1:28:48–1:28:50
und fing auch wieder den Apfel.
1:28:51–1:28:54
Als er aber damit fortjagte, verfolgten ihn die Leute des Königs,
1:28:54–1:28:59
und einer kam ihm so nahe, dass er mit der Spitze des Schwertes ihm sein Bein verwundete.
1:29:01–1:29:05
Er entkam ihn jedoch, aber sein Pferd sprang so gewaltig, dass der Helm ihm
1:29:05–1:29:10
vom Kopf fiel, und sie konnten sehen, dass er goldene Haare hatte.
1:29:11–1:29:16
Sie ritten zurück und meldeten dem König alles. So, machen wir jetzt hier Punkt.
1:29:17–1:29:23
Ganz kurz, ich wollte noch einen, das hatte ich jetzt im Absatz davor die Anmerkung vergessen.
1:29:23–1:29:27
Also dieses, wenn wir jetzt nochmal zu der Eisenzeit, der Erfolg,
1:29:27–1:29:34
der dann quasi hier umkriegerisch dann ausgedrückt hat, war eben durch die Eisengewinnung,
1:29:34–1:29:36
durch die Waffen, durch die Rüstung.
1:29:37–1:29:41
Also so hat man ja auch das Bild von den Römern, die dann halt mit ihren glänzenden
1:29:41–1:29:45
Rüstungen und ihren Speeren und so weiter, Schwertern aus Eisen da auch dieses
1:29:45–1:29:47
Reich aufbauen konnten.
1:29:47–1:29:52
Und dass der Eisenhans dann halt auch so ein Heer zusammenstellen kann.
1:29:52–1:29:55
Auf der einen Seite. Auf der anderen Seite auch eine Referenz,
1:29:55–1:30:03
jetzt nicht im Filmbereich, sondern im Buchbereich Eines meiner Lieblingsautoren,
1:30:03–1:30:09
von dem ich vor allen Dingen die Hörbücher höre, nämlich Walter Mörs, die Zermonien-Reihe.
1:30:12–1:30:17
Und dann gibt es Rumo und die Dunkelschatten. Und da gibt es die kupfernen Kerle,
1:30:17–1:30:20
das auch so ein unbesiegbares Heer ist. Also da ist halt Kupfer.
1:30:21–1:30:26
Also der Kupfer ist halt nochmal eine andere Veredelung, aber ein anderes Element.
1:30:26–1:30:33
Aber es ist auch dann diese Vision, dass ein Heer dann durchflügt und alles
1:30:33–1:30:37
niedersticht, was sich bewegt. Also diese unbändige Kraft, die man...
1:30:38–1:30:42
Aufgrund von so einer Metallizität gewinnt. Das ist nochmal so.
1:30:42–1:30:46
Und jetzt hier gibt es auch wieder die Anrufung des Eisenharns.
1:30:48–1:30:53
Und ja, es ist, ja es ist, wie es ist. Sag mal Menschen.
Micz Flor
1:30:54–1:30:56
Ja, ich kann damit jetzt, also ich finde das ist gerade sehr märchenhaft.
1:30:57–1:31:00
Ich weiß nicht, ob Märchen vielleicht manchmal auch eben so zusammengeklebt
1:31:00–1:31:03
waren, also Frameworks von Geschichten, das weiß ich nicht.
1:31:03–1:31:06
Aber ich habe das Gefühl, das ist jetzt so ein Finale, was wir bekommen.
1:31:06–1:31:07
Da ist so eine Symbolik drin.
1:31:08–1:31:12
Eben auch mit dem roten Fuchs und der roten Rüstung, dann zum Schluss schwarz,
1:31:12–1:31:14
ich habe die Mitte vergessen jetzt, was ist das Zweite?
Florian Clauß
1:31:14–1:31:16
Weiß. Weiß, genau.
Micz Flor
1:31:17–1:31:19
Da habe ich so das Gefühl, dass... Das ist eine Farbsymbolik,
1:31:19–1:31:21
ne? Ja, aber ich glaube, das ist dann vielleicht wirklich auch eine Symbolik
1:31:21–1:31:27
aus der Zeit, wo dann wirklich der rote Fuchs, also das Pferd und was eine rote
1:31:27–1:31:30
Rüstung ist. Ist das eine Eisenrüstung, weil die rostet? Keine Ahnung.
1:31:30–1:31:33
Aber da habe ich das Gefühl, da wird irgendwie sowas verpackt,
1:31:33–1:31:37
geschnürt, das ist quasi das Geschenk des Showdowns. zurücklegen.
1:31:37–1:31:39
Man weiß schon, er kriegt die Prinzessin.
1:31:40–1:31:48
Und jetzt gibt es quasi noch mal hier den Kampf, dass er gegen die anderen gewinnt.
1:31:49–1:31:54
Viel kann ich aber dazu nicht sagen. Passiert wie gesagt bei mir emotional wenig bei dieser Phase.
Florian Clauß
1:31:54–1:31:59
Ja, also ich stimme dir auch zu. Das ist so ein bisschen Showdown.
1:31:59–1:32:02
Das ist so dieses klassische Märchen, goldenen Apfel.
1:32:03–1:32:07
Diese Farben, da ist mir jetzt nochmal so ein spontaner Gedanke gekommen,
1:32:07–1:32:11
der ist aber auch so ein bisschen abgehoben.
1:32:11–1:32:15
Also im Prinzip, wenn man das jetzt so runter bricht, schwarz,
1:32:15–1:32:21
weiß, rot, vielleicht geht es auch um eine Reichsgründung.
1:32:22–1:32:27
Also er initiiert sich durch diese Farben, er baut eine Flagge zusammen,
1:32:27–1:32:30
er baut ein Reich auf. Und am Ende...
1:32:31–1:32:37
Ist er so, dass er sich dann auch zeigt. Es ist so ein bisschen so Gandalf der Weiße.
1:32:38–1:32:45
Ja, das klingt gut so. Dann wird so seine Person instantisiert durch die Farben,
1:32:45–1:32:48
durch die Flacken. Aber auch dann nicht so, dass... Also so ein typisches Heldenhaltung.
1:32:51–1:32:59
Also jetzt nicht so forsch in die Welt rauszugehen, sondern eher durch einen Zufall.
1:33:01–1:33:06
Und eine Heldentat in den Apfel zu fangen, Heldentat, dann auch sie sich zu
1:33:06–1:33:10
bekennen. Also das ist so ein bisschen Seek & Run. Ja, das ist interessant.
Micz Flor
1:33:10–1:33:15
Da denke ich jetzt an eine Folge mit den drei Filmen. Chinesische Filme waren es, glaube ich, alle.
1:33:16–1:33:20
Wo du dann auch über die Mythologie gesprochen hast von ein China oder so.
1:33:20–1:33:24
Und dann, dass es vielleicht wirklich in Märchen aus anderen Gegenden auch sowas
1:33:24–1:33:28
gab. Dass halt diese Farben, weiß, schwarz, rot, dann alle so innerlich so Checkbox.
1:33:28–1:33:30
Ah ja, okay, darum geht es.
Florian Clauß
1:33:31–1:33:32
Das ist dann nochmal so eine...
Micz Flor
1:33:33–1:33:35
Die man heute nicht mehr so erfassen kann.
Florian Clauß
1:33:35–1:33:39
Ja, okay. Dann würde ich sagen, hören wir uns den letzten Abschnitt an.
Micz Flor
1:33:39–1:33:43
Ich bin dabei. Ich bin nicht hergekommen, um Nein zu sagen.
Florian Clauß
1:33:44–1:33:48
Am anderen Tag fragte die Königstochter den Gärtner nach seinem Jungen.
1:33:49–1:33:54
Er arbeitet im Garten. Der wunderliche Kauz ist auch bei dem Fest gewesen und
1:33:54–1:33:56
erst gestern Abend wieder gekommen.
1:33:56–1:34:01
Er hat auch meinen Kindern drei goldene Äpfel gezeigt, die er gewonnen hat.
1:34:02–1:34:07
Der König ließ ihn vor sich fordern, und er erschien und hatte wieder sein Hütchen auf dem Kopf.
1:34:08–1:34:14
Aber die Königstochter ging auf ihn zu und nahm es ihm ab, und da fielen seine
1:34:14–1:34:18
goldenen Haare über die Schultern und er war so schön, dass alle erstaunten.
1:34:20–1:34:23
Du bist der Ritter gewesen, der jeden Tag zu dem Fest gekommen ist,
1:34:23–1:34:28
immer in einer anderen Farbe, und der die drei goldenen Äpfel gefangen hat?
1:34:29–1:34:33
Fragte der König. Ja, antwortete er, und da sind die Äpfel.
1:34:34–1:34:38
Holte sie aus der Tasche heraus und reichte sie dem König.
1:34:38–1:34:43
Wenn ihr noch mehr Beweise verlangt, so könnt ihr die Wunden sehen,
1:34:43–1:34:46
die mir Eure Leute geschlagen haben, als sie mich verfolgten.
1:34:48–1:34:51
Aber ich bin auch der Ritter, der Euch zum Sieg über die Feinde geholfen hat.
1:34:52–1:34:55
Wenn Du solche Taten verrichten kannst, so bist Du kein Gärtnerjunge.
1:34:57–1:34:59
Sage mir, wer ist Dein Vater?
1:35:00–1:35:04
Mein Vater ist ein mächtiger König, und Goldes habe ich die Fülle,
1:35:04–1:35:06
und so viel ich nur verlange.
1:35:07–1:35:09
Ich sehe, wohl sprach der König,
1:35:09–1:35:13
ich bin Dir dankschuldig, kann ich Euch denn etwas zum Gefallen tun?
1:35:14–1:35:20
»Ja,« antwortete er, »das könnt Ihr wohl, gebt mir Eure Tochter zur Frau.« Da
1:35:20–1:35:24
lachte die Jungfrau und sprach, »der macht keine Umstände, aber ich habe schon
1:35:24–1:35:28
an seinen goldenen Haaren gesehen, dass er kein Gärtnerjunge ist.«,
1:35:28–1:35:30
Ging dann hin und küsste ihn.
1:35:32–1:35:36
Zu der Vermählung kamen sein Vater und seine Mutter und waren großer Freude,
1:35:36–1:35:42
denn sie hatten schon alle Hoffnung aufgegeben, ihren lieben Sohn wiederzusehen.
1:35:43–1:35:48
Und als sie an der Hochzeitstafel saßen, da schwieg auf einmal die Musik,
1:35:48–1:35:53
die Türen gingen auf und ein stolzer König trat herein mit großem Gefolge.
1:35:54–1:35:59
Er ging auf den Jüngling zu, umarmte ihn und sprach »Ich bin der Eisenhans«
1:35:59–1:36:03
und war in einem wilden Mann verwünscht,
1:36:03–1:36:09
aber du hast mich erlöst, alle Schätze, die ich besitze, die sollen Dein Eigentum sein.
1:36:09–1:36:17
So, das war jetzt der letzte Absatz und der Schluss des Märchens und ähm...
1:36:19–1:36:23
Eine Bemerkung wollte ich noch machen bezüglich der schwarzen Rüstung.
1:36:23–1:36:29
Das war auch eine Interpretation, die mir begegnet ist, nämlich auch in der
1:36:29–1:36:30
Zusammenhang mit dem schwarzen Kind.
1:36:34–1:36:38
Das schwarze Kind aus dem Fuhl. Ja, dass dann in dem Moment,
1:36:38–1:36:41
wenn er die schwarze Rüstung hat, dass er dann verletzlich wird.
1:36:42–1:36:46
Also nochmal so die Analogie. Aber ich weiß nicht, ob man die jetzt ausbreiten
1:36:46–1:36:48
muss. Könnte man so sehen.
Micz Flor
1:36:48–1:36:50
Wann kam da die schwarze Rüstung vor?
Florian Clauß
1:36:51–1:36:57
Das war jetzt im Absatz davor. Und das war jetzt quasi auch das Erkennungskennzeichen,
1:36:57–1:37:00
das Erkennungsmerkmal, dass
1:37:00–1:37:04
derjenige, der dann weggelaufen ist und den goldenen Apfel gefangen hat,
1:37:04–1:37:09
der Junge meint, der hatte auch keinen Namen, meint, guckt hier,
1:37:09–1:37:13
ich zeige dir meine Verletzungen, die eure Männer mir zugefügt haben.
1:37:14–1:37:17
Und das war nochmal auch so ein Erkennungsmerkmal. Also das heißt,
1:37:17–1:37:25
er zeigt sich dem König, es kommt, also das ist der Showdown, es kommt, wie es kommt.
1:37:25–1:37:32
Das heißt, er heiratet die Prinzessin, zu dem Fest werden seine Eltern kommen,
1:37:32–1:37:37
und der Eisenhans ist von seinem Fluch erlöst. Und dann frage ich, warum?
Micz Flor
1:37:38–1:37:41
Ja, das stimmt, das ging mir auch so. Also es war so ein bisschen so,
1:37:41–1:37:45
als ob Hollywood nochmal am Ende rum vom Tarantino-Film am Ende rumgeschrieben
1:37:45–1:37:48
hat. Und man zum Schluss merkt, hä, was war da jetzt los?
1:37:49–1:37:53
Also, mir ging's so, als ich das gelesen hab, als er dann irgendwie ...
1:37:54–1:37:58
Gesagt hat, ja, ich bin Sohn eines reichen oder wichtigen Königs.
1:37:59–1:38:02
Da hab ich mich erst erinnert, dass der wirklich ein Königssohn war.
1:38:02–1:38:03
Der war so weit weg davon.
1:38:04–1:38:09
Der war so ein Schlawiner, aber jemand, mit dem er sich gut identifizieren konnte.
1:38:09–1:38:13
Der hat alles bekommen, was er wollte, nicht angegeben, war echt ein guter Typ so,
1:38:13–1:38:17
aber dass ja dann zum Schluss diese Formel sogar auch aufgeht,
1:38:17–1:38:21
dann kannst du doch kein Gärtner sein, sagst, ne ne, ich bin ein Prinz,
1:38:21–1:38:25
dann ah ok, jetzt gibt es halt, na gut, dann passt das alles wieder.
1:38:26–1:38:29
Es ist ja aber wichtig für die Geschichte, dass er ja eigentlich ein Königsohn
1:38:29–1:38:33
ist, auch für meine Interpretation, wo er sich dann mit dem Wilden in sich verbindet
1:38:33–1:38:38
und weg geht, könnte man jetzt irgendwie, aber es passt an mein Denken nicht,
1:38:38–1:38:39
man könnte man hintenrum sagen.
1:38:40–1:38:46
Ja, also der so Hamlet-mäßig raus in die Welt, ne?
1:38:46–1:38:53
Eine Form irgendwie weg erstmal von allem, um dann zurückzukommen und dann erst
1:38:53–1:38:56
alles irgendwie ... Entschuldigung, Hamlet, völlig falsches Bild dafür.
1:39:00–1:39:04
Aber die Idee, dass man halt wirklich erstmal raus in die Welt geht und dann,
1:39:04–1:39:07
wenn man zurückkommt, dann kann man das auch alles annehmen.
1:39:07–1:39:12
Man kann annehmen, dass man Königssohn ist und dann ist diese Eiserne Hans dann,
1:39:12–1:39:17
Ja, keine Ahnung, die Männlichkeit in der Thronfolge, ich weiß es nicht.
1:39:17–1:39:20
Aber zum Schluss ging es mir so ein bisschen. Ich war wie gesagt baff,
1:39:20–1:39:25
dass der ja wirklich Königssohn ist und er darf die ja einfach heiraten.
1:39:25–1:39:29
Dem steht nichts im Wege. Er muss da nichts mehr leisten.
1:39:29–1:39:37
Und dem König gegenüber steht er sogar jetzt als jemand da, der nicht nur kriegsentscheidend
1:39:37–1:39:42
ist, Sondern sich die ganze Zeit auch irgendwie in die zweite Reihe gestellt
1:39:42–1:39:43
hat, nicht aufgeschnitten hat.
1:39:43–1:39:47
Also es ist auf einmal wirklich fast zu schön, um wahr zu sein. So ging es mir. Ja.
Florian Clauß
1:39:49–1:39:52
Also er hätte ja die ganze Zeit Abkürzungen nehmen können. Das ist,
1:39:52–1:39:55
er hatte das Heer, er hätte sich da zeigen können, er hätte sich zeigen können,
1:39:55–1:40:00
als er einen Apfel fängt, er hätte sich als Königssohn dann auch outen können.
1:40:00–1:40:04
Dann wäre alles viel knapper und wäre trotzdem legitim in der Erzählung,
1:40:04–1:40:07
wie du sagst. Weil er ist, er kann, er darf ja.
1:40:07–1:40:10
Gleichzeitig hat er durch den Weg, den er da beschritten ist,
1:40:10–1:40:20
gezeigt, dass er als Herrscher eben weise und für das Wohl des Volkes sorgt.
1:40:20–1:40:24
Vielleicht kann man so diesen Umweg dann auch interpretieren.
1:40:25–1:40:31
Und vor allen Dingen, ich finde es auch so auffällig, dass Gold,
1:40:31–1:40:36
alle wollen immer Gold und Silber und Geld spielt überhaupt keine Rolle für ihn.
1:40:40–1:40:43
Dieser ganze weltliche Reichtum hat gar keine Relevanz für ihn.
1:40:44–1:40:48
Er braucht vom Eisenhans nicht das Gold, er hat es selber von seinen Eltern,
1:40:48–1:40:49
er braucht es einfach nicht.
1:40:50–1:40:54
Er schafft sein eigenes Reich, im Prinzip sind das drei Reiche.
1:40:55–1:41:03
Das ist das von dem Vater von seiner Frau, es ist das Königreich von seinen
1:41:03–1:41:07
Eltern Und dann gibt es noch das Königreich von Eisenhans, das heißt, es gibt drei Reiche.
1:41:07–1:41:11
Es ist irgendwie so eine Ära des Friedens vielleicht auch. Ja,
1:41:11–1:41:17
also irgendwo eine harmonisch, eine glücksverheißende Zeit kündigt sich so an.
1:41:17–1:41:21
Ja, also so kann man vielleicht diese Verwandlung des Eisenhans und interpretieren.
1:41:23–1:41:27
Also aber ich bin auch so ein bisschen so ein bisschen over the top alles.
Micz Flor
1:41:28–1:41:32
Also mit dem 3, da ist natürlich anders als wieder das Märchenhafte,
1:41:32–1:41:35
das geht immer um 3, 12 oder sowas und ähm...
1:41:37–1:41:41
Und andererseits, was du vorhin meintest, vielleicht ist es ja wirklich so,
1:41:41–1:41:44
dass es um eine historische Zeit ging,
1:41:44–1:41:48
in der eben die rote Flagge, die weiße Flagge und die schwarze Flagge so Game
1:41:48–1:41:52
of Thrones mäßig sich vereinen und dann über die Generationen hinweg wurde daraus
1:41:52–1:41:56
dieses Märchen und das, ja, ich weiß es nicht.
1:41:57–1:42:00
Ich muss zugeben, ich werde es jetzt auch nicht nachrecherchieren,
1:42:00–1:42:01
vielleicht auf Wikipedia übergucken.
Florian Clauß
1:42:01–1:42:06
Also ich finde, wie schon gesagt, den Anfang, das ist das Spannende,
1:42:06–1:42:11
da konnte ich am meisten, am freisten assoziieren und auch die Interpretationen,
1:42:11–1:42:14
die ich gelesen habe, die sind dann auch eher so verdichtet am Anfang.
1:42:15–1:42:18
Also insofern würde ich sagen, so steigen wir aus.
Micz Flor
1:42:19–1:42:23
Ja, ne, ich möchte ja nicht aussteigen, weil wir sind ja eigentlich ein Film-Podcast,
1:42:23–1:42:25
das wäre eigentlich ein besserer Titel, eigentlich ein Film-Podcast.
1:42:27–1:42:33
Ich habe das gelesen und dann hat mich ein Film angesprungen und ich weiß nicht,
1:42:33–1:42:37
ob du es erraten kannst, aber ich dachte, ach, vielleicht könnte man die beiden
1:42:37–1:42:39
mal parallel sich so angucken.
1:42:40–1:42:45
Ein Film aus den 90er Jahren, das war der zweite Teil von der Serie,
1:42:45–1:42:51
die es glaube ich immer noch gibt, aber die ich lange nicht mehr geguckt habe.
1:42:52–1:42:56
Also es ist der zweite Teil von einem Film aus den 90er Jahren.
1:42:57–1:42:59
Eine Serie ist daraus entstanden, die es immer noch gibt. Das war nicht als
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Serie geplant. Ich glaube, es gibt die noch. Ich habe lange keine Folgen mehr davon gesehen.
1:43:05–1:43:09
Und ähm, hast du eine Ahnung, was es sein könnte?
Florian Clauß
1:43:09–1:43:14
Nee. Also eine Serie, Serie, eine TV-Show oder ist es eine Serie, eine Filmserie?
Micz Flor
1:43:15–1:43:15
Film, Kino.
Florian Clauß
1:43:15–1:43:17
Kino-Serie.
Micz Flor
1:43:17–1:43:20
Also ich kann ja sagen, der Eiserne Hans wird gespielt von Arnold.
Florian Clauß
1:43:20–1:43:24
Achso, ähm, Terminator.
Micz Flor
1:43:24–1:43:25
Terminator 2.
Florian Clauß
1:43:25–1:43:28
Ja, ja, schon klar, da hast du ja gesagt, der zweite Teil.
Micz Flor
1:43:28–1:43:30
Genau, aber da habe ich halt irgendwie gedacht, wenn man sich überlegt,
1:43:30–1:43:32
das Coming of Age, der Junge.
Florian Clauß
1:43:32–1:43:36
Ja, stimmt, der Helfer, also quasi der mystische Helfer, das A.T.U.
Micz Flor
1:43:36–1:43:43
If you want to live, come with me. Und wenn man das wirklich da nebeneinander legt,
1:43:43–1:43:46
dann finde ich das gar nicht so unschlüssig, weil auch da die Idee,
1:43:46–1:43:53
dass der Terminator, also Schwarzenegger und der Junge so eins sind und er braucht
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ihn ja und es gibt ja auch diese eine...
1:43:56–1:44:02
Geniale Komposition in Slow-Mo, glaube ich, wo Schwarzenegger dieses Paket mit
1:44:02–1:44:07
der Schleife den Korridor langläuft auf unseren jugendlichen,
1:44:07–1:44:10
wie heißt das,
1:44:10–1:44:15
auf den jugendlichen Hauptdarsteller zu und der sieht halt Schwarzenegger mit der Sonnenbrille,
1:44:15–1:44:22
wie er dieses Paket in Zeitlupe so aufreißt und darunter kommt halt diese Rittschratschknarre
1:44:22–1:44:27
oder sowas zu Vorschein Und er hält die dann so in die Richtung und der ist halt total,
1:44:27–1:44:33
oh Gott, und dann lässt er sich fallen und hinter ihm ist dann der, die neue Generation.
Florian Clauß
1:44:34–1:44:36
T-9000, T-3000. Ja, ich weiß nicht genau, wie er hieß, aber.
1:44:36–1:44:39
Der auch dann durch dieses Gitter gehen kann, ne?
Micz Flor
1:44:39–1:44:40
Ja, und da geht halt dieser Kampf los.
Florian Clauß
1:44:40–1:44:41
Voll an die Eisner.
Micz Flor
1:44:42–1:44:45
Dieser geht dann dieser Kampf los, wo er quasi in dem Moment,
1:44:45–1:44:49
rennt er auf Schwarzenegger zu und dann vereinen die sich und dann kämpft er.
1:44:49–1:44:51
Also da hab ich dann irgendwie so gedacht, das ist so ein bisschen diese Sache,
1:44:51–1:44:55
ich geh zum Schwarzen Hans, gib mir eine Rüstung, gib mir ein Pferd,
1:44:55–1:44:56
gib mir Krieger, ich muss kämpfen.
1:44:57–1:45:01
Also irgendwie hatte ich auf einmal diesen Terminator 2 im Kopf,
1:45:01–1:45:04
hab gedacht, das passt eigentlich ganz gut auf diese Schablone.
Florian Clauß
1:45:06–1:45:11
Als Kinder noch Krieger sein durften in den 90ern, so wie bei Indiana Jones.
1:45:15–1:45:19
Ja, okay, also ist auf jeden Fall eine eigentlich Folge wert, die Terminator-Reihe.
Micz Flor
1:45:23–1:45:25
Oh, da müssen wir die alle gucken, hinten raus.
Florian Clauß
1:45:26–1:45:31
Da ist doch jetzt auch vor kurzem eine neue erschienen, aber die brauchen wir
1:45:31–1:45:35
nicht mehr zu gucken. Nein, okay, und die zweite Referenz?
Micz Flor
1:45:35–1:45:37
Die zweite Referenz?
Florian Clauß
1:45:37–1:45:41
Du hattest doch von zwei Filmen erzählt, oder war das der zweite Teil?
Micz Flor
1:45:41–1:45:45
Ich hatte noch eine andere Idee, weil ich ja diese sehr sexuelle,
1:45:45–1:45:49
der Wald und der Fuchs und der Jäger und sowas, während ich darüber nachgedacht
1:45:49–1:45:51
habe, ob ich das überhaupt sagen kann, ob das einigermaßen passt,
1:45:51–1:45:56
der Hund genau, dann musste ich an einen Film denken und zwar an den ersten Teil.
Florian Clauß
1:45:57–1:45:58
Von Emanuel?
Micz Flor
1:46:01–1:46:07
Nein, aber in der Showdown-Szene, wo die, ich kann aber das Zitat nicht mehr
1:46:07–1:46:11
sagen, Aber das, wo du es gleich erkennen würdest, möchte ich noch nicht sagen,
1:46:11–1:46:13
aber das, was Jemand im Hintergrund sagt so.
1:46:13–1:46:17
Er hat den Zielapparat ausgeschaltet oder sowas in der Art.
Florian Clauß
1:46:17–1:46:19
May the force be with you?
Micz Flor
1:46:19–1:46:26
Genau, Star Wars. Luke Skywalker. So aus dem Bauch raus, drückt auf den Knopf und trifft das Loch.
Florian Clauß
1:46:26–1:46:26
Ja, gut.
Micz Flor
1:46:29–1:46:30
Das war so.
Florian Clauß
1:46:30–1:46:35
Das war 1979. Ja, musste ich auch dann denken. Und das Ejakulat war noch nicht reichhaltig.
Micz Flor
1:46:37–1:46:41
Ja, ich musste aber halt dann denken, diese Idee von diesem großen,
1:46:41–1:46:45
runden Fruchtbahnen und Luke, der dann halt...
Florian Clauß
1:46:48–1:46:52
Ja, es ist so eine Eizelle, die dann quasi durch das Spermium sich zerstört.
1:46:52–1:46:53
Das ist dann auch... Naja, gut.
1:46:54–1:46:57
Zu viele Bilder, zu viele Bilder in dieser Episode, aber es hat Spaß gemacht.
1:46:57–1:46:59
Vielen Dank fürs Zuhören.
1:46:59–1:47:03
Ihr könnt sehen, wo wir lang gelaufen sind. Wir haben hier einen wunderschönen Rundweg gemacht.
1:47:04–1:47:07
Wir sind diesen Weg auch schon mal lang gelaufen, aber in einer anderen Richtung.
1:47:08–1:47:09
Das findet ihr auf eigentlich-podcast.de,
1:47:12–1:47:17
und auch weitere Informationen zur Episode findet ihr dort als Shownotes und
1:47:17–1:47:23
auch das Transkript, was sich jetzt wesentlich durch KI, OpenAI verbessert hat.
1:47:23–1:47:26
Ist dir aufgefallen? Ist das so? Ich habe einen anderen Service eingebunden.
1:47:26–1:47:29
Und das ist echt krass. Also vorher hatten wir Speechmatics und jetzt haben
1:47:29–1:47:33
wir Whispers AI und die ist von OpenAI, die Transkription.
1:47:34–1:47:39
Und das ist Wahnsinn. Wahnsinn, das ist druckreif, aber es ist natürlich maschinell
1:47:39–1:47:44
erstellt. Das heißt, es gilt das gesprochene Wort. Ja, so in diesem Sinne.
Micz Flor
1:47:44–1:47:48
Also, ich finde das total interessant. Da könnte man jetzt umdrehen und könnte...
1:47:49–1:47:55
Dann diese AI sagen, make an episode about Terminator 2 in the style of Flo.
Florian Clauß
1:47:55–1:47:57
Du hast mir meine Pointe weggenommen.
Micz Flor
1:47:57–1:47:58
Oh, sorry.
Florian Clauß
1:47:59–1:48:03
Wir initiieren ja diesen Podcast nur, um im einen Jahr überhaupt nicht mehr
1:48:03–1:48:09
laufen gehen zu müssen, weil Flo und Mitch AI werden sich unterhalten und werden
1:48:09–1:48:12
sich selber eine Route aussuchen. Da haben wir nichts mehr mit zu tun,
1:48:12–1:48:13
aber wir haben das Label.
Micz Flor
1:48:14–1:48:20
Ich sehe dann quasi so Nuller-Jahre-Dinge, wo dann so iPads auf solchen kleinen
1:48:20–1:48:24
Panzern mit so Stäben so durch die Marktbrandenburg fahren und sich so zuquatschen.
1:48:25–1:48:29
Einfach, weil man diese GPS-Route wirklich nur mal in Echtzeit ablaufen soll.
1:48:29–1:48:34
Das Einzige, was dann wirklich noch analog und materiell gemacht wird.
Florian Clauß
1:48:35–1:48:41
Okay, also das war unsere Episode. Ich hatte schon Tschüss gesagt, jetzt fehlt es bei dir.
Micz Flor
1:48:41–1:48:45
Ich wollte sagen, als du mir die Pistole auf die Brust gesetzt hast,
1:48:45–1:48:50
sagst du, hier, mach mal, ich bin mal interessiert, was du dazu zu sagen hast.
1:48:51–1:48:57
Fand ich das schwierig, aber es hat ziemlich Spaß gemacht. Ich danke dir für die Erfahrung.
Florian Clauß
1:48:58–1:49:03
Wir können tatsächlich überlegen, weil ich glaube, es ist relativ einfach und
1:49:03–1:49:06
es macht Spaß, wenn wir das als Format so ausbauen. Das heißt,
1:49:06–1:49:09
es gilt eine Stromgitarren-Folge für eine Märchen-Folge.
Micz Flor
1:49:10–1:49:15
Genau, und dann heißt es, wenn wir nicht wissen weiter mehr,
1:49:15–1:49:17
muss irgendwo ein Märchen her.
Florian Clauß
1:49:19–1:49:20
Okay, bis bald!
Micz Flor
1:49:20–1:49:21
Bis dann. Tschüß.

Der Eisenhans.

Es war einmal ein König, der hatte einen großen Wald bei seinem Schloß, darin lief Wild aller Art herum. Zu einer Zeit schickte er einen Jäger hinaus, der sollte ein Reh schießen, aber er kam nicht wieder. „Vielleicht ist ihm ein Unglück zugestoßen,“ sagte der König, und schickte den folgenden Tag zwei andere Jäger hinaus, die sollten ihn auf suchen, aber die blieben auch weg. Da ließ er am dritten Tag alle seine Jäger kommen und sprach „streift durch den ganzen Wald und laßt nicht ab bis ihr sie alle drei gefunden habt.“ Aber auch von diesen kam keiner wieder heim, und von der Meute Hunde, die sie mitgenommen hatten, ließ sich keiner wieder sehen. Von der Zeit an wollte sich niemand mehr in den Wald wagen, und er lag da in tiefer Stille und Einsamkeit, und man sah nur zuweilen einen Adler oder Habicht darüber hin fliegen. Das dauerte viele Jahre, da meldete sich ein fremder Jäger bei dem König, suchte eine Versorgung und erbot sich in den gefährlichen Wald zu gehen. Der König aber wollte seine Einwilligung nicht geben und sprach „es ist nicht geheuer darin, ich fürchte es geht dir nicht besser als den andern, und du kommst nicht wieder heraus.“ Der Jäger antwortete „Herr, ich wills auf meine Gefahr wagen: von Furcht weiß ich nichts.“

Der Jäger begab sich also mit seinem Hund in den Wald. Es dauerte nicht lange, so gerieth der Hund einem Wild auf die Fährte und wollte hinter ihm her: kaum aber war er ein paar Schritte gelaufen, so stand er vor einem tiefen Pfuhl, konnte nicht weiter und ein nackter Arm streckte sich aus dem Wasser, packte ihn und zog ihn hinab. Als der Jäger das sah, gieng er zurück und holte drei Männer, die mußten mit Eimern kommen und das Wasser ausschöpfen. Als sie auf den Grund sehen konnten, so lag da ein wilder Mann, der braun am Leib war, wie rostiges Eisen, und dem die Haare über das Gesicht bis zu den Knieen herab hiengen. Sie banden ihn mit Stricken und führten ihn fort, in das Schloß. Da war große Verwunderung über den wilden Mann, der König aber ließ ihn in einen eisernen Käfig auf seinen Hof setzen und verbot bei Lebensstrafe die Thüre des Käfigs zu öffnen, und die Königin mußte den Schlüssel selbst in Verwahrung nehmen. Von nun an konnte ein jeder wieder mit Sicherheit in den Wald gehen.

Der König hatte einen Sohn von acht Jahren, der spielte einmal auf dem Hof, und bei dem Spiel fiel ihm sein goldener Ball in den Käfig. Der Knabe lief hin und sprach „gib mir meinen Ball heraus.“ „Nicht eher,“ antwortete der Mann, „als bis du mir die Thüre aufgemacht hast.“ „Nein,“ sagte der Knabe, „das thue ich nicht, das hat der König verboten,“ und lief fort. Am andern Tag kam er wieder und forderte seinen Ball: der wilde Mann sagte „öffne meine Thüre,“ aber der Knabe wollte nicht. Am dritten Tag war der König auf die Jagd geritten, da kam der Knabe nochmals und sagte „wenn ich auch wollte, ich kann die Thüre nicht öffnen, ich habe den Schlüssel nicht.“ Da sprach der wilde Mann „er liegt unter dem Kopfkissen deiner Mutter, da kannst du ihn holen.“ Der Knabe, der seinen Ball wieder haben wollte, schlug alles Bedenken in den Wind und brachte den Schlüssel herbei. Die Thüre gieng schwer auf, und der Knabe klemmte sich den Finger. Als sie offen war, trat der wilde Mann heraus, gab ihm den goldenen Ball und eilte hinweg. Dem Knaben war angst geworden, er schrie und rief ihm nach „ach, wilder Mann, geh nicht fort, sonst bekomme ich Schläge.“ Der wilde Mann kehrte um, hob ihn auf, setzte ihn auf seinen Nacken und gieng mit schnellen Schritten in den Wald hinein. Als der König heim kam, bemerkte er den leeren Käfig und fragte die Königin wie das zugegangen wäre. Sie wußte nichts davon, suchte den Schlüssel, aber er war weg. Sie rief den Knaben, aber niemand antwortete. Der König schickte Leute aus, die ihn auf dem Feld suchen sollten, aber sie fanden ihn nicht. Da konnte er leicht errathen was geschehen war, und es herrschte große Trauer an dem königlichen Hof.

Als der wilde Mann wieder in dem finstern Wald angelangt war, so setzte er den Knaben von den Schultern herab und sprach zu ihm „Vater und Mutter siehst du nicht wieder, aber ich will dich bei mir behalten, denn du hast mich befreit, und ich habe Mitleid mit dir. Wenn du alles thust, was ich dir sage, so sollst dus gut haben. Schätze und Gold habe ich genug und mehr als jemand in der Welt.“ Er machte dem Knaben ein Lager von Moos, auf dem er einschlief, und am andern Morgen führte ihn der Mann zu einem Brunnen und sprach „siehst du der Goldbrunnen ist hell und klar wie Krystall: du sollst dabei sitzen und acht haben daß nichts hinein fällt, sonst ist er verunehrt. Jeden Abend komme ich und sehe ob du mein Gebot befolgt hast.“ Der Knabe setzte sich an den Rand des Brunnens, sah wie manchmal ein goldner Fisch, manchmal eine goldne Schlange sich darin zeigte, und hatte acht daß nichts hinein fiel. Als er so saß, schmerzte ihn einmal der Finger so heftig daß er ihn unwillkürlich in das Wasser steckte. Er zog ihn schnell wieder heraus, sah aber daß er ganz vergoldet war, und wie große Mühe er sich gab das Gold wieder abzuwischen, es war alles vergeblich. Abends kam der Eisenhans zurück, sah den Knaben an und sprach „was ist mit dem Brunnen geschehen?“ „Nichts, nichts“ antwortete er und hielt den Finger auf den Rücken, daß er ihn nicht sehen sollte. Aber der Mann sagte „du hast den Finger in das Wasser getaucht: diesmal mags hingehen, aber hüte dich daß du nicht wieder etwas hinein fallen läßt.“ Am frühsten Morgen saß er schon bei dem Brunnen und bewachte ihn. Der Finger that ihm wieder weh und er fuhr damit über seinen Kopf, da fiel unglücklicher Weise ein Haar herab in den Brunnen. Er nahm es schnell heraus, aber es war schon ganz vergoldet. Der Eisenhans kam und wußte schon was geschehen war. „Du hast ein Haar in den Brunnen fallen lassen,“ sagte er, „ich will dirs noch einmal nachsehen, aber wenns zum drittenmal geschieht, so ist der Brunnen entehrt, und du kannst nicht länger bei mir bleiben.“ Am dritten Tag saß der Knabe am Brunnen, und bewegte den Finger nicht, wenn er ihm noch so weh that. Aber die Zeit ward ihm lang, und er betrachtete sein Angesicht, das auf dem Wasserspiegel stand. Und als er sich dabei immer mehr beugte, und sich recht in die Augen sehen wollte, so fielen ihm seine langen Haare von den Schultern herab in das Wasser. Er richtete sich schnell in die Höhe, aber das ganze Haupthaar war schon vergoldet und glänzte wie eine Sonne. Ihr könnt denken wie der arme Knabe erschrack. Er nahm sein Taschentuch und band es um den Kopf, damit es der Mann nicht sehen sollte. Als er kam, wußte er schon alles und sprach „binde das Tuch auf.“ Da quollen die goldenen Haare hervor und der Knabe mochte sich entschuldigen, wie er wollte, es half ihm nichts. „Du hast die Probe nicht bestanden und kannst nicht länger hier bleiben. Geh hinaus in die Welt, da wirst du erfahren, wie die Armuth thut. Aber weil du kein böses Herz hast und ichs gut mit dir meine, so will ich dir eins erlauben: wenn du in Noth geräthst, so geh zu dem Wald und rufe „Eisenhans,“ dann will ich kommen und dir helfen. Meine Macht ist groß, größer als du denkst, und Gold und Silber habe ich im Überfluß.“

Da verließ der Königssohn den Wald und gieng über gebahnte und ungebahnte Wege immer zu, bis er zuletzt in eine große Stadt kam. Er suchte da Arbeit, aber er konnte keine finden und hatte auch nichts erlernt, womit er sich hätte forthelfen können. Endlich gieng er in das Schloß und fragte ob sie ihn behalten wollten. Die Hofleute wußten nicht wozu sie ihn brauchen sollten, aber sie hatten Wohlgefallen an ihm und hießen ihn bleiben. Zuletzt nahm ihn der Koch in Dienst und sagte er könnte Holz und Wasser tragen und die Asche zusammen kehren. Einmal, als gerade kein anderer zur Hand war, hieß ihn der Koch die Speisen zur königlichen Tafel tragen, da er aber seine goldenen Haare nicht wollte sehen lassen, so behielt er sein Hütchen auf. Dem König war so etwas noch nicht vorgekommen, und er sprach „wenn du zur königlichen Tafel kommst, mußt du deinen Hut abziehen.“ „Ach Herr,“ antwortete er, „ich kann nicht, ich habe einen bösen Grind auf dem Kopf.“ Da ließ der König den Koch herbei rufen, schalt ihn und fragte wie er einen solchen Jungen hätte in seinen Dienst nehmen können; er sollte ihn gleich fortjagen. Der Koch aber hatte Mitleiden mit ihm und vertauschte ihn mit dem Gärtnerjungen.

Nun mußte der Junge im Garten pflanzen und begießen, hacken und graben, und Wind und böses Wetter über sich ergehen lassen. Einmal im Sommer als er allein im Garten arbeitete, war der Tag so heiß daß er sein Hütchen abnahm und die Luft ihn kühlen sollte. Wie die Sonne auf das Haar schien, glitzte und blitzte es daß die Strahlen in das Schlafzimmer der Königstochter fielen und sie aufsprang um zu sehen was das wäre. Da erblickte sie den Jungen und rief ihn an „Junge, bring mir einen Blumenstrauß.“ Er setzte in aller Eile sein Hütchen auf, brach wilde Feldblumen ab und band sie zusammen. Als er damit die Treppe hinauf stieg, begegnete ihm der Gärtner und sprach „wie kannst du der Königstochter einen Strauß von schlechten Blumen bringen? geschwind hole andere, und suche die schönsten und seltensten aus.“ „Ach nein,“ antwortete der Junge, „die wilden riechen kräftiger und werden ihr besser gefallen.“ Als er in ihr Zimmer kam, sprach die Königstochter „nimm dein Hütchen ab, es ziemt sich nicht daß du ihn vor mir auf behältst.“ Er antwortete wieder „ich darf nicht, ich habe einen grindigen Kopf.“ Sie griff aber nach dem Hütchen und zog es ab, da rollten seine goldenen Haare auf die Schultern herab, daß es prächtig anzusehen war. Er wollte fortspringen, aber sie hielt ihn am Arm und gab ihm eine Hand voll Dukaten. Er gieng damit fort, achtete aber des Goldes nicht, sondern er brachte es dem Gärtner und sprach „ich schenke es deinen Kindern, die können damit spielen.“ Den andern Tag rief ihm die Königstochter abermals zu er sollte ihr einen Strauß Feldblumen bringen, und als er damit eintrat, grapste sie gleich nach seinem Hütchen und wollte es ihm wegnehmen, aber er hielt es mit beiden Händen fest. Sie gab ihm wieder eine Hand voll Dukaten, aber er wollte sie nicht behalten und gab sie dem Gärtner zum Spielwerk für seine Kinder. Den dritten Tag giengs nicht anders, sie konnte ihm sein Hütchen nicht weg nehmen, und er wollte ihr Gold nicht.

Nicht lange danach ward das Land mit Krieg überzogen. Der König sammelte sein Volk und wußte nicht ob er dem Feind, der übermächtig war und ein großes Heer hatte, Widerstand leisten könnte. Da sagte der Gärtnerjunge „ich bin herangewachsen und will mit in den Krieg ziehen, gebt mir nur ein Pferd.“ Die andern lachten und sprachen „wenn wir fort sind, so suche dir eins: wir wollen dir eins im Stall zurück lassen.“ Als sie ausgezogen waren, gieng er in den Stall und zog das Pferd heraus; es war an einem Fuß lahm und hickelte hunkepuus, hunkepuus. Dennoch setzte er sich auf und ritt fort nach dem dunkeln Wald. Als er an den Rand desselben gekommen war, rief er dreimal Eisenhans so laut daß es durch die Bäume schallte. Gleich darauf erschien der wilde Mann und sprach „was verlangst du?“ „Ich verlange ein starkes Roß, denn ich will in den Krieg ziehen.“ „Das sollst du haben und noch mehr als du verlangst.“ Dann gieng der wilde Mann in den Wald zurück, und es dauerte nicht lange, so kam ein Stallknecht aus dem Wald und führte ein Roß herbei, das schnaubte aus den Nüstern, und war kaum zu bändigen. Und hinterher folgte eine große Schaar Kriegsvolk, ganz in Eisen gerüstet, und ihre Schwerter blitzten in der Sonne. Der Jüngling übergab dem Stallknecht sein dreibeiniges Pferd, bestieg das andere und ritt vor der Schaar her. Als er sich dem Schlachtfeld näherte, war schon ein großer Theil von des Königs Leuten gefallen und es fehlte nicht viel, so mußten die übrigen weichen. Da jagte der Jüngling mit seiner eisernen Schaar heran, fuhr wie ein Wetter über die Feinde und schlug alles nieder was sich ihm widersetzte. Sie wollten fliehen, aber der Jüngling saß ihnen auf dem Nacken und ließ nicht ab bis kein Mann mehr übrig war. Statt aber zu dem König zurück zu kehren, führte er seine Schaar auf Umwegen wieder zu dem Wald und rief den Eisenhans heraus. „Was verlangst du?“ fragte der wilde Mann. „Nimm dein Roß und deine Schaar zurück und gib mir mein dreibeiniges Pferd wieder.“ Es geschah alles, was er verlangte, und ritt auf seinem dreibeinigen Pferd heim. Als der König wieder in sein Schloß kam, gieng ihm seine Tochter entgegen und wünschte ihm Glück zu seinem Sieg. „Ich bin es nicht, der den Sieg davon getragen hat“ sprach er „sondern ein fremder Ritter, der mir mit seiner Schaar zu Hilfe kam.“ Die Tochter wollte wissen wer der fremde Ritter wäre, aber der König wußte es nicht und sagte „er hat die Feinde verfolgt, und ich habe ihn nicht wieder gesehen.“ Sie erkundigte sich bei dem Gärtner nach seinem Jungen: der lachte aber und sprach „eben ist er auf seinem dreibeinigen Pferd heim gekommen, und die andern haben gespottet und gerufen „da kommt unser Hunkepuus wieder an.“ Sie fragten auch „hinter welcher Hecke hast du derweil gelegen und geschlafen?“ Er sprach aber „ich habe das beste gethan, und ohne mich wäre es schlecht gegangen.“ Da ward er noch mehr ausgelacht.“

Der König sprach zu seiner Tochter „ich will ein großes Fest ansagen lassen, das drei Tage währen soll, und du sollst einen goldenen Apfel werfen: vielleicht kommt der unbekannte herbei.“ Als das Fest verkündigt war, gieng der Jüngling hinaus zu dem Wald und rief den Eisenhans. „Was verlangst du?“ fragte er. „Daß ich den goldenen Apfel der Königstochter fange.“ „Es ist so gut als hättest du ihn schon“ sagte Eisenhans, „du sollst auch eine rothe Rüstung dazu haben und auf einem stolzen Fuchs reiten.“ Als der Tag kam, sprengte der Jüngling heran, stellte sich unter die Ritter und ward von niemand erkannt. Die Königstochter trat hervor und warf den Rittern einen goldenen Apfel zu, aber keiner fieng ihn als er allein, aber sobald er ihn hatte, jagte er davon. Am zweiten Tag hatte ihn Eisenhans als weißen Ritter ausgerüstet und ihm einen Schimmel gegeben. Abermals fieng er allein den Apfel, verweilte aber keinen Augenblick, sondern jagte damit fort. Der König ward bös und sprach „das ist nicht erlaubt, er muß vor mir erscheinen und seinen Namen nennen.“ Er gab den Befehl, wenn der Ritter, der den Apfel gefangen habe, sich wieder davon machte, so sollte man ihm nachsetzen und wenn er nicht gutwillig zurück kehrte, auf ihn hauen und stechen. Am dritten Tag erhielt er vom Eisenhans eine schwarze Rüstung und einen Rappen und fieng auch wieder den Apfel. Als er aber damit fortjagte, verfolgten ihn die Leute des Königs und einer kam ihm so nahe daß er mit der Spitze des Schwerts ihm das Bein verwundete. Er entkam ihnen jedoch, aber sein Pferd sprang so gewaltig daß der Helm ihm vom Kopf fiel, und sie konnten sehen daß er goldene Haare hatte. Sie ritten zurück und meldeten dem König alles.

Am andern Tag fragte die Königstochter den Gärtner nach seinem Jungen. „Er arbeitet im Garten: der wunderliche Kautz ist auch bei dem Fest gewesen und erst gestern Abend wieder gekommen; er hat auch meinen Kindern drei goldene Äpfel gezeigt, die er gewonnen hat.“ Der König ließ ihn vor sich fordern, und er erschien und hatte wieder sein Hütchen auf dem Kopf. Aber die Königstochter gieng auf ihn zu und nahm es ihm ab, und da fielen seine goldenen Haare über die Schultern, und er war so schön, daß alle erstaunten. „Bist du der Ritter gewesen, der jeden Tag zu dem Fest gekommen ist, immer in einer andern Farbe, und der die drei goldenen Äpfel gefangen hat?“ fragte der König. „Ja“ antwortete er, „und da sind die Äpfel,“ holte sie aus seiner Tasche und reichte sie dem König. „Wenn ihr noch mehr Beweise verlangt, so könnt ihr die Wunde sehen, die mir eure Leute geschlagen haben, als sie mich verfolgten. Aber ich bin auch der Ritter, der euch zum Sieg über die Feinde geholfen hat.“ „Wenn du solche Thaten verrichten kannst, so bist du kein Gärtnerjunge: sage mir, wer ist dein Vater?“ „Mein Vater ist ein mächtiger König und Goldes habe ich die Fülle und so viel ich nur verlange.“ „Ich sehe wohl,“ sprach der König, „ich bin dir Dank schuldig, kann ich dir etwas zu Gefallen thun?“ „Ja“ antwortete er, „das könnt ihr wohl, gebt mir eure Tochter zur Frau.“ Da lachte die Jungfrau und sprach „der macht keine Umstände, aber ich habe schon an seinen goldenen Haaren gesehen daß er kein Gärtnerjunge ist:“ gieng dann hin und küßte ihn. Zu der Vermählung kam sein Vater und seine Mutter und waren in großer Freude, denn sie hatten schon alle Hoffnung aufgegeben ihren lieben Sohn wieder zu sehen. Und als sie an der Hochzeitstafel saßen, da schwieg auf einmal die Musik, die Thüren giengen auf und ein stolzer König trat herein mit großem Gefolge. Er gieng auf den Jüngling zu, umarmte ihn und sprach „ich bin der Eisenhans, und war in einen wilden Mann verwünscht, aber du hast mich erlöst. Alle Schätze, die ich besitze, die sollen dein Eigenthum sein.“

https://de.wikisource.org/wiki/Der_Eisenhans_(1857)

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