EGL030 Soylent Green: Eine düstere Vision der Zukunft und die Kritik an Ressourcenknappheit und sozialer Ungerechtigkeit
Wir starten unsere Episode im ruhigeren Teil des Treptower-Parks. Flo bringt wieder einen Film als Thema mit: Wir sprechen über den Filmklassiker "Soylent Green", der eine dystopische Zukunftsvision von Überbevölkerung, Umweltzerstörung und Ressourcenknappheit zeigt. Der Film erschien ein Jahr nach dem Bericht "Die Grenzen des Wachstums" des Club of Rome und gehört somit zu den ersten Ökodystopien. Der Regisseur Richard Fleischer inszenierte den Film im Jahre 1973. Fleischer hat sich in Hollywood eher als B-Picture Regisseur etabliert. Auch, weil er sich nicht von den Studiobossen in seine Filme reinreden ließ. Er hat in unterschiedlichen Genres Filme geschaffen, mit einer eigenen starken Ästhetik und mit vielen namenhaften Schauspielern wie Charlton Heston, Kirk Douglas oder Arnold Schwarzenegger zusammengearbeitet. Flo erzählt im ersten Teil der Episode die Geschichte des Films nach und Micz kann noch einige Szenen aus seiner Erinnerung beisteuern. Der Film hat starke Bilder geschaffen, die sich lange ins Gedächtnis einschreiben: ein von schlafenden Menschen übersäumtes Treppenhaus oder Radlader, die die Demonstranten willkürlich in Containern wegbaggern und natürlich das monströse Ende des Films: "Soylent Green is people", noch treffender im Deutschen: "Soylent Green ist Menschenfleisch". Uns treibt die Frage, wie unwissender Kannibalismus in einer desolaten Gesellschaft geduldet werden kann. Uns treibt auch in der Diskussion die Zukunftsvision des Filmes - was ist nach über 50 Jahren eingetroffen und was nicht: Überbevölkerung, mächtige Megacorps, Klimaerwärmung, die massive Kluft zwischen Arm und Reich. Mitten in unserem Gespräch werden wir auf offener Wiese angegriffen: wilde Junikäfer wirbeln in der Abenddämmerung um unsere Köpfe und Mikros, so dass wir Reißaus nehmen müssen. Der Angriff trifft nicht nur uns, sondern sämtliche Parkbesucher. Wie sich später in einem Zeitungsartikel herausstellt, suchen die Junikäfer am Abend den Schutz von Bäumen, um sich zu paaren. Für die Junikäfer waren wir also nichts weiter als laufende und sprechende Bäume. Tsss…
Shownotes
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- … Jahr 2022 … die überleben wollen – Wikipedia
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- GAG100: Der Fall der „Mignonette“ und seine Folgen - Geschichten aus der Geschichte
- Die Körperfresser kommen (Film) – Wikipedia
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- Blood Diamond – Wikipedia
- Matrix (Film) – Wikipedia
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Transcript
Der Film Soylent Green aus dem Jahr 1973, unter der Regie von Richard Fleischers, gilt als Meilenstein des Science-Fiction-Films und als einer der ersten Ökothriller. Der deutsche Titel lautet „Soylent Green … Jahr 2022 … die überleben wollen„. Dieser Film erschien ein Jahr nach dem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome und zählt somit zu den ersten Ökodystopien.
„Soylent Green“ spielt in einer überbevölkerten und umweltzerstörten Zukunft im Jahr 2022. Die Gesellschaft ist von einer massiven Kluft zwischen Arm und Reich geprägt. Die Straßen sind voller lethargischer schlafender Menschen, und die Bilder, die der Film erzeugt, sind stark und beklemmend. Die Menschen tragen merkwürdige Uniformen, die fast wie Lageranzüge wirken. Der Film folgt der Dramaturgie des klassischen Detektivfilms der 70er Jahre. Der Protagonist, Detective Robert Thorn, gespielt von Charlton Heston, untersucht einen Mordfall in der reichen Oberschicht von New York City. Dieser Mord steht in Verbindung mit dem Lebensmittelunternehmen „Soylent Corporation“.
In dieser dystopischen Zukunft lebt die Bevölkerung in Armut und ernährt sich hauptsächlich von künstlichen Lebensmitteln, die von der Soylent Corporation hergestellt werden. Echte Lebensmittel sind selten geworden und nur den Reichen vorbehalten. Während seiner Ermittlungsarbeit teilt Detective Thorn das echte Essen aus dem Haushalt des Ermordeten mit seinem Mitbewohner Sol Roth, gespielt von Edward G. Robinson, der noch aus früheren Tagen echte Lebensmittel kennt.
Der Film kritisiert nicht nur die soziale Ungerechtigkeit, sondern auch die Ausbeutung der Ressourcen und die Profitgier der Großkonzerne. Er stellt eine düstere Zukunftsvision dar und dehumanisiert die Gesellschaft. Es werden Themen wie Überbevölkerung, Umweltzerstörung und moralische Verdorbenheit aufgegriffen. Dabei wirft der Film Fragen auf, die auch heute noch relevant sind: Was ist aus den Prognosen von 1973 geworden? Ressourcenknappheit, Überbevölkerung, Verteilungsgerechtigkeit, Verlust der menschlichen Würde, die Verwebung zwischen Megakonzernen und dem Staat, Artensterben und Klimaerwärmung sind Themen, die heute aktueller sind als je zuvor.
Der Film „Soylent Green“ legt weniger Wert auf die Darstellung zukünftiger Technologien, sondern konzentriert sich stattdessen auf die ästhetische Darstellung einer Gesellschaft in Verfall. Die Bilder, die der Film erzeugt, sind eindrucksvoll und verstörend. Die Uniformen, die lethargischen Menschen und die Wasserknappheit vermitteln eine beklemmende Atmosphäre. Der Film zeigt eine patriarchalische Struktur und verdeutlicht die Verfügbarkeit von Waffen als Mittel zur Machtausübung.
Ein zentraler Aspekt des Films ist der industrialisierte Sterbeprozess, der als normaler Teil des Lebens dargestellt wird. In einer Szene wird ein Dialog gezeigt, in dem die Menschen ihren eigenen Tod musikalisch untermalen können. Diese Szene verdeutlicht die Entmenschlichung der Gesellschaft und den Verlust der menschlichen Würde.
Ein weiteres erschütterndes Element des Films ist die Enthüllung, dass das Produkt „Soylent Green“ aus recyceltem menschlichem Gewebe hergestellt wird. Detective Thorn verfolgt die Spur bis in die Fabrik, in der Soylent Green produziert wird. Dort sieht er, wie menschliche Körper in Säcke auf Laufbändern geladen werden und am Ende grüne Täfelchen als Nahrung herauskommen. Diese schockierende Wahrheit soll von der Regierung und der Soylent Corporation vertuscht werden, weshalb der Mord begangen wurde.
Der Film endet mit einem Kampf zwischen Detective Thorn und dem ehemaligen Leibwächter in der Fabrik. Thorn überlebt nur knapp und bittet seinen Vorgesetzten, die Wahrheit zu verbreiten: „Soylent Green ist Menschenfleisch“ („Soylent Green is people“).
„Soylent Green“ ist ein Thriller, der über die Grenzen des Science-Fiction-Genres hinausgeht. Er stellt eine düstere Zukunftsvision dar und regt zum Nachdenken über Themen wie Überbevölkerung, Ressourcenknappheit, soziale Ungerechtigkeit und die Rolle von Großkonzernen in der Gesellschaft an. Der Film hinterlässt beim Zuschauer ein Gefühl der Beklemmung und zeigt, dass die Realität von 1973 heute in vielen Aspekten erschreckend aktuell ist.
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