EGL066 Roadmovies I: Civil War

JOEL: "Wait! Wait! I need a quote." PRESIDENT: "Don't .. Don't let them kill me.." JOEL: "Yeah, that will do." (CIVIL WAR 2024)

Mit dieser Episode starten wir eigentlich eine neue Podcast-Reihe: Roadmovies! Ein Genre, das uns schon immer fasziniert hat. Dem wollen wir näher auf die Spur kommen, doch zunächst stellen wir einige Filme dieses Genres der letzten 4 Dekaden vor. Roadmovies erzählen Geschichten von äußeren und inneren Reisen, an denen die Charaktere wachsen. Sie werden oft episodenhaft erzählt, die sich an den einzelnen Stationen der Reise orientieren. Roadmovies entwickelten sich als Subgenre des Westerns und legten den Grundstein für New Hollywood. Als ersten Vertreter der neuen Reihe "Roadmovies" hat sich Flo einen aktuellen Film ausgesucht: "Civil War" aus dem Jahr 2024 unter der Regie von Alex Garland. Flo stellt den Briten Alex Garland mit einigen Eckdaten vor: bekannt geworden als Autor, erste Verbindungen zum Film mit Danny Boyles "The Beach", der Garlands Buch verfilmte. Weitere Zusammenarbeit mit Boyle, u.a. "28 Days Later", für den Alex Garland das Drehbuch schrieb. Erste eigene Regiearbeit mit "Ex machina" (2015). Es folgten einige Spielfilme und mit "Devs" (2021) eine Serienproduktion, in der auch Schauspieler:innen mitwirkten, mit denen Garland immer wieder zusammenarbeitet. "Civil War" ist eine Mischung aus Roadmovie und Kriegsfilm. Im Mittelpunkt stehen zwei Kriegsfotografinnen, die eine altgedient, die andere ganz jung. Der Film spielt in Amerika in einer dystopischen nahen Zukunft, in der Bürgerkrieg herrscht. Wir erzählen den Film ausführlich nach. Flo geht dann auf die Geschichte der Fotografie während des Amerikanischen Bürgerkriegs von 1861 bis 1865 ein und zeigt die technischen und kulturellen Entwicklungen in der Fotografie und wie diese das Verständnis und die Darstellung des Krieges beeinflusst haben. Während wir die Kernthesen von Garlands Werk erkunden, denken wir darüber nach, wie die Hauptfiguren die moralischen Herausforderungen und ethischen Implikationen transportieren, die mit dem Festhalten und Präsentieren von Wahrheit und Realität verbunden sind. Verbunden sind wir auch mit unserem Track, der Laufstrecke, die uns von der Jannowitzbrücke bis zur Landsberger Allee durch den Volkspark Friedrichshain geführt hat. Wir haben auf diesem Weg einige unserer Vorgänger-Episoden gekreuzt und das entsprechend kommentiert.

Shownotes

Mitwirkende

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Florian Clauß
Erzähler
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Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:05–0:00:10
Mit Folge 66, da fängt der Podcast an.
0:00:11–0:00:17
Mit Folge 66 ist eigentlich was dran, dass wir da jetzt nochmal eigentlich...
0:00:17–0:00:23
Also bei Folge 66 machen wir was Diabolisches, aber bei Folge 66 fällt mir jetzt
0:00:23–0:00:24
auch nichts Besseres ein als dieses Lied.
0:00:24–0:00:27
Wir begrüßen euch ganz herzlich.
0:00:28–0:00:30
Ich bin Mitch und neben mir läuft...
Florian Clauß
0:00:30–0:00:32
Ich bin Flo, Flo läuft neben dir.
Micz Flor
0:00:32–0:00:33
Genau.
Florian Clauß
0:00:33–0:00:35
Wollen wir mal gerade so hinbekommen.
Micz Flor
0:00:35–0:00:38
Ja, wir sind schon so weit.
0:00:38–0:00:41
66 geht schon auf die 100 zu und vor allen Dingen können wir jetzt schon in
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Primzahlen, nicht Primzahlen, wie heißen Schnapszahlen?
0:00:47–0:00:54
Denken 77, 88, 99, 100, 100. Ja, wir sind laufend am Reden und laufen beim Reden.
Florian Clauß
0:00:55–0:00:56
Laufend reden.
Micz Flor
0:00:56–0:00:57
Und reden laufend.
Florian Clauß
0:00:57–0:00:58
Im Laufen.
Micz Flor
0:00:58–0:01:04
Weil wir, ich möchte es mal irgendwo ein bisschen kürzen, wir haben immer sehr viel Intro.
0:01:05–0:01:08
Und jetzt auf einer Meta-Ebene sage ich das auch nochmal an.
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Ich finde, dass wir uns immer wieder wiederholen und in gewisser Weise ist es
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vielleicht ganz gut, weil es vielleicht immer wieder Leute gibt, die neu einsteigen.
0:01:15–0:01:19
Aber vielleicht kann man es ein bisschen kondensieren, weil wir wandern gerne
0:01:19–0:01:21
und beim Wandern redet man auch viel.
0:01:21–0:01:25
Das ist ja das Schöne daran. und dann kam Corona schon länger her,
0:01:25–0:01:28
da haben wir dann auch viel im Freien laufend geredet,
0:01:30–0:01:37
und haben dann irgendwann das Mikrofon angeschmissen und jetzt ist 65 Folgen später, die 66.
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Folge. Die Themen sind immer unterschiedlich, was uns gerade eigentlich so interessiert
0:01:41–0:01:46
und eigentlich heißt es auch deshalb, weil wir immer ein bisschen versuchen
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rauszukriegen, worum geht es da eigentlich.
0:01:51–0:01:54
Manchmal haben wir kleine Serien und von dir habe ich mitbekommen,
0:01:54–0:01:56
du läutet eine neue Serie ein.
0:01:58–0:01:58
Genau.
Florian Clauß
0:01:59–0:02:02
Ich will noch ergänzen zu der Einleitung, was auch immer kommt.
0:02:02–0:02:07
Ihr könnt auf eigentlich-podcast.de dann sehen, wo wir langgelaufen sind.
0:02:07–0:02:11
Und diese Route hier, also den Anfang dieser Route, und deswegen hast du auch
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gesungen, weil ich das vorhin erwähnt habe, den sind wir schon mal gelaufen.
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Nämlich bei, ich habe die Folgen-Nummer nicht im Kopf, da sieht man auch,
0:02:20–0:02:24
wir sind wirklich draußen und haben wenig Notizen bei uns und wir sind viel aus dem Kopf.
Micz Flor
0:02:24–0:02:28
Dann kann er sagen, ich google das mal eben. Red mal weiter, ich google das mal eben.
Florian Clauß
0:02:29–0:02:33
Können wir nicht sagen, haben wir, aber damit haben wir auch so einen ganz safen
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Boden für unser Halbwissen.
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Weil dann kann man immer sagen, ach stimmt, ja, ich konnte es ja nicht prüfen dann.
Micz Flor
0:02:40–0:02:43
Ich hätte es eigentlich gewusst, aber direkt vor uns war eine tote Ratte.
0:02:43–0:02:47
Das hat mich abgelegt. Das kann auch schon passieren, ist schon passiert.
Florian Clauß
0:02:47–0:02:52
Und wir sind hier vor einem Jahr, das war auch so, wo es im November kalt geworden
0:02:52–0:02:56
ist, sind wir hier lang gelaufen, haben die Expanse aufgenommen.
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Und da hast du auch gesungen am Anfang.
0:02:59–0:03:04
Das hat mich total beeindruckt. Dann habe ich mit meiner Skat-Folge Dann.
Micz Flor
0:03:04–0:03:07
Muss das 46, 45 vielleicht, wie du sagst. 46 war, glaube ich, Skat.
Florian Clauß
0:03:08–0:03:10
Skat war, ja, ich glaube...
Micz Flor
0:03:10–0:03:14
Ohne drei... Ich weiß nicht genau, was so eine Nummer war.
0:03:15–0:03:20
Und die Tracks nimmst du auf auf deiner Uhr und wir haben ein Wireless-Setup
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für die Aufnahme von uns beiden auf Stereo Und fast ungeschnitten landet das
0:03:28–0:03:34
dann in den Podcast-Plattformen und auf unserer Webseite eigentlich-pod.
0:03:35–0:03:37
Und damit ist, glaube ich, erst mal so alles.
Florian Clauß
0:03:37–0:03:39
Ja, da hast du jetzt mehr gesagt.
Micz Flor
0:03:39–0:03:41
Genau. Und wer jetzt noch dabei ist.
Florian Clauß
0:03:42–0:03:43
Der kriegt ein Gewinncode.
0:03:46–0:03:50
Ja, ich starte eine neue Reihe. Das habe ich dir so angekündigt.
0:03:50–0:03:52
Ich habe dir auch mein Thema angekündigt.
0:03:53–0:03:58
Manchmal lassen wir den anderen im Dunkeln, um was es geht. So wie letzte Folge,
0:03:58–0:03:59
da waren wir richtig im Dunkeln.
0:04:00–0:04:02
Märchenwald. Nee, das war vorletzte Folge, oder?
Micz Flor
0:04:03–0:04:04
Nee, letzte Folge war...
Florian Clauß
0:04:04–0:04:07
64 war das. 64 vor zwei Folgen.
0:04:08–0:04:13
Ich starte mit dieser Episode eine neue Folge, eine neue Reihe.
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Ich suche mir ja immer gerne Reihen zu Kinofilmen aus.
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Und diesmal dachte ich, wir machen mit einem Genre weiter, das ich auch schon immer gut fand.
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Ähnlich wie die Coming-of-Age-Filme, die ich jetzt auch bei meiner vorletzten
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Folge verheizt habe. Bei Hänsel und Gret.
Micz Flor
0:04:32–0:04:36
Buchstäblich in den Ofen. Schieb, schieb in den Ofen rein.
Florian Clauß
0:04:36–0:04:40
Genau, da habe ich nochmal so die Analogien von Hänsel und Gretel und Coming
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of Age gezogen, ein paar Filme gedroppt.
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Aber wir haben hier in diesem Genre, nämlich Roadmovies, haben wir auch tatsächlich
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so Subgenres, die auch...
Micz Flor
0:04:51–0:04:56
Ich muss jetzt nochmal ein bisschen sitzen lassen. Das ist die Serie Roadmovies.
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Also eine Serie heißt nicht, dass wir jetzt hintereinander dann immer wieder
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Folgen dazu machen, aber wir greifen uns das immer auf.
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So wie eben deine Hänsel und Gretel-Folge auch nochmal ein zusätzliches addendum
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an die serie der märchen war.
Florian Clauß
0:05:08–0:05:11
Sehr schön danke für die kontextualisierung und
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wie du vielleicht auch in zukunft mal wieder eine folge zu
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deinen strom gitarren machen wirst wer weiß was uns da erwartet also es wird
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jetzt auch nicht hintereinander weg aber wir greifen ab und zu zurück ich hatte
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eine eine filmserie auch über novel vark gemacht und dann sind wir durch die
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verschiedenen Filme dann durchgestiefelt.
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Und Dogma. Dogma war auch ein Film.
Micz Flor
0:05:34–0:05:40
Durchgestiefelt trifft es ganz gut. Weil wir ja laufend reden und beim Laufen reden.
Florian Clauß
0:05:40–0:05:44
Ja, Roadmovies. Roadmovies fand ich schon immer gut.
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Ich weiß nicht, wie es dir geht mit dem Genre.
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Ob du auch so eine gewisse Genre-Affinität hast oder ob du eher so in Clustern
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Sci-Fi, Thriller, Romance-Ding hast.
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Wie früher in den alten Videothek-Ecken.
Micz Flor
0:05:59–0:06:03
Ja, nur das Arthouse-Regal, das schmale.
Florian Clauß
0:06:03–0:06:04
Das schmale, genau.
Micz Flor
0:06:05–0:06:08
Roadmovies finde ich großartig. Ich finde es interessant, dass Coming-of-Age
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und Roadmovies so deine Genre sind, weil in beiden Genren ist ja eine verbindende
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Sache. Es ist nicht zu stoppen.
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Also in gewisser Weise geht es auch immer weiter. Es gibt dann manchmal sogar
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so die Möglichkeit, fast episodenhaften Roadmovie zu gestalten,
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aber es geht immer weiter.
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Das unterliegende Thema ist halt diese Fortschreiten der Geschichte.
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Ist ja bei Coming of Age nicht viel anders. Auch da geht es ja eigentlich darum,
0:06:32–0:06:33
es ist nicht aufzuhalten.
Florian Clauß
0:06:33–0:06:39
Diese Story. Ja genau, es ist vor allen Dingen immer eine gewisse Heldenreise,
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die wir da mitmachen, wobei bei Coming of Age mehr quasi die,
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der Weg zur Adoleszenz dann mit gewissen Quests belegt ist, die man dann lösen
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kann als Charakter und wächst.
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Gleich haben wir auch bei der, bei dem Roadmovie, wobei dann eben eher die Reise,
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der Weg quasi die Strecke ist, wo dann die Heldinnen und Helden wachsen können.
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Und was mich halt auch immer so fasziniert an den Roadmovies ist,
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dass es so ein Zwischenbereich ist.
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Es ist im Prinzip ein Bereich, der nicht definiert ist, wo ein Fahrzeug meistens
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dann eben die Charaktere bewegt und wo es dann so ein Stationstheater gibt.
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Also das heißt, episodenhaft sind die aufgebaut. Das heißt, wir haben hier auch
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eine gewisse andere Dramaturgie, weil in jeder Station kann für sich abgeschlossene
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Geschichten passieren,
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an denen dann eben die Heldinnen und Helden wachsen können.
0:07:41–0:07:46
Auch interessant, so ein bisschen die Entwicklung des Genres.
0:07:46–0:07:50
Also ich meine, der klassische Road-Movie-Film, den kannst du mir sicher auch sagen.
Micz Flor
0:07:50–0:07:56
Looking for adventures, oder?
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Mit Steppenwolf-Soundtrack.
Florian Clauß
0:08:00–0:08:02
Steppenwolf, richtig, genau. Also Easy Rider.
Micz Flor
0:08:02–0:08:05
Easy Rider auf jeden Fall, ja. Ich meine, dann ist die Frage,
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diese ganzen Mad Max-Filme oder Serie, da geht es ja auch um Mobilität, um so ein bisschen 21.
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Jahrhundert-Lingo zu klingen.
0:08:17–0:08:20
Aber es ist die Frage, würdest du das auch unter Roadmovies abführen?
Florian Clauß
0:08:20–0:08:24
Ja, absolut. Mad Max, ganz klassisch. Klassischer Roadmovie.
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Und auch die Neuverfilmungen von Mad Max, Furious Road und der letzte,
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vorletztes Jahr rausgekommen.
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Das sind auch Roadmovie-Filme, weil die ja alle Aspekte des Roadmovies erfüllen.
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Klar, du kennst natürlich, es gibt verschiedene Handlungsrahmen.
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Das eine kann eben sein, dass man auf der Flucht ist, dass es halt quasi eine
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Geschichte auf der Flucht erzählt wird.
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Und dann sind die einzelnen Stationen, wo die Charaktere Halt machen,
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sind im Prinzip dann nochmal so einzelne Geschichten.
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Und dann haben wir Flucht, dann haben wir natürlich auch so eine innere Reise.
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Meistens ist es so, dass dann der Protagonist oder die Protagonistin wächst in der Reise.
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Das heißt, eine innere und äußere Reise sind auch so Merkmale,
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die wir hier haben bei dem Roadmovie.
Micz Flor
0:09:17–0:09:22
Um das Genre ein bisschen abzugrenzen, einzuspecken, wie auch immer,
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muss es eine Straße sein.
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Ich denke jetzt ganz speziell an zwei.
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Das eine ist die Verfilmung eben von Moby Dick, habe ich dann das Kind gesehen.
Florian Clauß
0:09:34–0:09:36
Moby Dick oder Movie Dick?
Micz Flor
0:09:36–0:09:37
Moby Dick.
Florian Clauß
0:09:38–0:09:40
Von Mobile Dick.
Micz Flor
0:09:40–0:09:48
Genau, Mobile Dick. Da bist du ja auf dem Schiff, aber irgendwie hat das ja
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auch was Roadmovie-mäßig.
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So der weiße Wal, der weiße Wal.
Florian Clauß
0:09:51–0:09:58
Das könnte man nochmal untersuchen, ob man Moby Dick als Roadmovie betrachten könnte.
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Das können wir ja nochmal in den Kommentaren erörtern.
Micz Flor
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Und das Zweite, was mir dann auch noch einfällt, das kennst du vielleicht sogar
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noch als Referenz, das war nämlich auch aus der Humboldt-Uni,
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ich glaube irgendein Seminar, wo ich mich reingeschmuggelt hatte,
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da wurde über Arbeit mit Filmkamera und wurde halt so ein bisschen verglichen,
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wie halt in bestimmten Kulturkreisen die Kamera zuerst quasi wie aus dem Auditorium
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des Theaters die Bühne filmte,
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also da war das eher so nicht partizipativ, aber es gab schon sehr,
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sehr früh wohl auch Kameras, die dann, und das war das Beitrag,
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Und da haben wir auch Filmausschnitte gezeigt bekommen. Da wurde die im Umland
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von Berlin, im Spreewald irgendwo, wo die mit so Kähnen, Verfolgungsfahrten,
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mit diesen starken Kähnen.
Florian Clauß
0:10:42–0:10:43
Im Spreewald dann.
Micz Flor
0:10:43–0:10:46
Ja, und da wurde dann die Kamera, ich weiß nicht, ob es die Sorgen waren,
0:10:46–0:10:51
aber da wurden dann die Kamera eben an dieses Schiff dran gebunden und dann
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schoss die Kamera so über Wasserhöhe in dieser Verfolgungsjagd hinterher.
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Das fand ich sehr eindringlich.
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Deshalb kam ich vielleicht auf das maritime Motiv. Also bei Moby Dick gleichermaßen
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wie bei diesem Kahn-Film.
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Muss es ein Straßen?
Florian Clauß
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Nee, muss es nicht. Es geht, glaube ich, einfach auch so auf die Reise.
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Es kann auch ein Wanderfilm sein.
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Es geht einfach diese Mobilität, dass erstmal so, aus welchen Gründen auch immer,
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die Charaktere der Geschichte einfach jetzt auf dem Weg sind.
Micz Flor
0:11:23–0:11:27
Per Anhalter durch die Galaxis wird dann auch eine Art Roadmovie.
Florian Clauß
0:11:27–0:11:31
Ich kann dir mal so ein paar Beispiele, die ich aus der englischsprachigen Wikipedia
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genommen habe, über eine Liste von Roadmovies und dann habe ich die mal chronologisch sortiert.
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Und in den 16ern kann man so anfangen. Es gibt Vorläufer, gerade Easy Rider von 69.
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Da geht es noch auf einen anderen Film zurück von Corman.
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Der war ein paar Jahre vorher. Da geht es auch um diese Biker-Kultur, diese Beatniks.
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Also Biker bietet nichts, alles ist ja auch on the road. Ist ja auch dieses von...
Micz Flor
0:11:58–0:11:58
Correct.
Florian Clauß
0:11:58–0:12:03
Correct, der Roman, da geht es ja auch so um diese auf der Straße,
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so wie wir quasi hier immer auf der Straße laufen.
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Aber ich fange mal an mit Wilde Erdbeeren von Bergmann.
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Das sind eher so die europäischen Roadmovie von 67, dann Pirole Fou von Godard.
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Also ich gehe jetzt ganz tief in die europäische Filmgeschichte.
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Und dann natürlich 67 Initiation Bonny & Clyde, dann Easy Rider hatten wir schon
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erwähnt und dann kommt nämlich Duell.
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Von Spielberg. Ist das das Debüt von Spielberg?
Micz Flor
0:12:35–0:12:39
Ich glaube, es war sogar sein Abschlussfilm, der dann auf Spielfilmlänge hochgeblasen wurde.
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Da musste man, glaube ich, über 87 Minuten kommen oder sowas,
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damit das anerkannt wurde als Spielfilm.
Florian Clauß
0:12:44–0:12:49
Und du hast ja gerade über die Kameraperspektiven geredet. Also die können auch
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völlig unterschiedlich sein.
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Aber klar hast du beim Roadmovie auch dann erstmal die Möglichkeit,
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die Landschaft entsprechend zu inszenieren.
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Und bei Duell ist es ja diese Konfrontation, dieses Duell zwischen den Autos,
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die dann auch natürlich so eine ganz eingefangene Kameraperspektive haben.
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Also es ist sehr divers, wie dann halt was inszeniert werden kann.
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Dann haben wir auch diesen klassischen deutschen Regisseur, nämlich Wim Wenders,
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der mit Alice in den Städten 1974 eine ganze Trilogie über Root-Road-Movies gemacht hat.
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Alice in den Städten, 74, 75, falsche Bewegung und im Laufe der Zeit von 76.
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Ich habe die alle nicht gesehen. Ich war früher so ein Anti-Wim Wenders, weißt du?
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Ich war noch so ein junger Student, der dann Filmwissenschaft,
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nee, Filmgeschichte gemacht hat an der Humboldt-Uni.
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Und da war mir Wim Wenders, war das so Establishment. War nicht immer doof,
0:13:46–0:13:48
deswegen habe ich nicht so viel Film Wenders geguckt.
Micz Flor
0:13:48–0:13:50
Ja, ist lustig. Aber Wenders hat doch auch noch den...
Florian Clauß
0:13:50–0:13:52
Paris, Texas von 84.
Micz Flor
0:13:53–0:13:53
Genau, genau.
Florian Clauß
0:13:53–0:13:57
Genau, den muss ich unbedingt mal sehen. Den habe ich auch nicht geguckt.
Micz Flor
0:13:57–0:13:59
Und jetzt kann es sein, dass ich mich total ins Fettnäffchen sehe.
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Der hat doch dann auch noch in den 90er-Jahren diesen Film gemacht,
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wo, oder war das gar nicht, wo die auf der Straße sind und die haben dann schon
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so ein digitales Kartensystem und dann entscheidet der Fahrer oder die Fahrerin, weiß nicht mehr,
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einfach das Lenkrad rumzureißen und dann sagt das Auto, sie sind von der Straße
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abgekommen, fanden sie quer durch die Wüste.
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Ändert dich das an irgendwas? Nee, okay. Dann liege ich, da habe ich jetzt irgendwie,
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wir wenden das im Kopf, aber ich kriege es jetzt gerade nicht zusammen.
Florian Clauß
0:14:26–0:14:32
Ja, Mad Max haben wir schon erwähnt. 1979 war der erste. Dann springe ich mal in die 90er.
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90er ist, da waren so die prägenden Filme für mich.
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Ist natürlich Wild and Hard. Das ist der Film von David Lünch mit Nicolas Cage.
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Und in der weiblichen Hauptrolle habe ich den Namen vergessen.
0:14:50–0:14:55
Aber der hat mich total geprägt. Es gab so eine Lünchzeit, die dann auch mit
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Dennis Hopper und so weiter, Blue Velvet und diese ganzen so Ende 80er,
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Anfang 90er, die in dieser Ästhetik auch gespielt haben.
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Ganz großartig. Und haben wir auch schon mehrmals erwähnt, den Regisseur Gust
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van Zandt, My Private Idaho.
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Das hatte ich mit Chris auch besprochen, als wir über Boris Afraid gesprochen
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haben. Nämlich mein Private Outer aus der Joachim Phoenix, der Bruder von ihm.
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River Phoenix hat da die Hauptrolle gespielt.
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Und es gibt dann halt so diese, auch hat Roadmovie immer was mit Umbruch zu
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tun, haben wir schon erwähnt, während der Wende, also nach der Wende kam auch
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so ein Schwung von Roadmovies raus im deutschsprachigen Raum und das waren dann, wir können auch anders.
0:15:40–0:15:44
Das ist so eine Detlefburg-Produktion, die ist großartig.
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Dann, was war denn noch?
Micz Flor
0:15:48–0:15:50
Knocking on Heaven's Door mit Till Schneider.
Florian Clauß
0:15:50–0:15:54
Genau, das hat mir gefehlt, Knocking on Heaven's Door. Einen anderen Film,
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den wir auch, ich gehe jetzt in die 2000er, auch schon erwähnt haben und worüber
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ich auch schon mal eine Folge gemacht habe, über die Regisseurin Kelly Reichardt,
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Old Joy, den hattest du dann auch gesehen.
Micz Flor
0:16:06–0:16:09
Aber wir haben jetzt Simon Luiz verpackt.
Florian Clauß
0:16:09–0:16:12
Ja, nee, das stimmt, den wollte ich noch erwähnen in den 90ern, Thelmon Luiz.
Micz Flor
0:16:12–0:16:16
Weil das ist ja irgendwie, finde ich, schon so eine erstaunliche Auftragsarbeit
0:16:16–0:16:23
gewesen für den damals so ein bisschen kriselnden Regisseur von Alien,
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aber der dann damit nicht nur Brad Pitt geboren hat quasi in Hollywood hinein,
0:16:28–0:16:35
sondern auch echt so einen richtig prägenden Film gemacht hat.
0:16:35–0:16:39
Der ist ja irgendwie wie so ein Ankerpunkt, finde ich, in der Filmgeschichte.
Florian Clauß
0:16:39–0:16:43
Ja, das stimmt. Aber wieso Brad Pitt? Hat Brad Pitt da mitgespielt?
Micz Flor
0:16:43–0:16:48
Brad Pitt spielt den Lover von der einen Frau. Der ist aber nur ganz kurz zu sehen.
Florian Clauß
0:16:48–0:16:53
Okay, das war mir gar nicht klar, dass Brad Pitt da so eine exponierte Stellung ist.
Micz Flor
0:16:53–0:16:59
In einer einzigartigen, souveränen und gleichzeitig sensiblen Geste fegt er
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einen Tisch leer, bevor er dann die Frau auf den Tisch draufsetzt.
Florian Clauß
0:17:06–0:17:09
Das ist dir in Erinnerung geblieben, in dem jugendlichen Live-Zug.
Micz Flor
0:17:10–0:17:12
Ja, mir ist Brad Pitt in Erinnerung geblieben.
Florian Clauß
0:17:12–0:17:16
Nee, Brad Pitt, ich bin auch großer Fan von Brad Pitt.
Micz Flor
0:17:16–0:17:17
Von seiner Arbeit.
Florian Clauß
0:17:17–0:17:19
Von seiner Arbeit und von ihm auch als Künstler.
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Little Mid of Sunshine, hast du den geguckt von 2006?
Micz Flor
0:17:24–0:17:24
Ja, toll.
Florian Clauß
0:17:25–0:17:30
Ja, schön. Und wieder im Dachraum, also deutsch-österreichisch vor allen Dingen,
0:17:31–0:17:32
Ulrich Seidel Import-Export.
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Also ich bin ein ganz großer Ulrich Seidel-Fan, der auch völlig verstörende Filme macht.
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Aber großartig dann von 2015 jetzt im 10er-Raum eben Fury Road und Tick,
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auch im deutschsprachigen Raum.
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Die Verfilmung von Herndorf. Dem Roman.
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Und jetzt auch im Arthouse-Bereich Drive My Car, der japanische Film von dem Regisseur,
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dessen Namen ich jetzt nicht parat habe, aber eine der größeren Entdeckungen
0:18:09–0:18:14
im asiatischen Raum, was der für Produktion macht. Drive My Car ist wirklich ganz toll.
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Und jetzt schließlich dann eben Civil War als ein Genrevertreter.
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Und bei Civil War haben wir aber mehr oder weniger...
Micz Flor
0:18:26–0:18:28
Wir müssen noch bei Drive My Car noch erwähnen.
0:18:29–0:18:32
Mit der Lederjacke und...
Florian Clauß
0:18:32–0:18:39
Ach ja, Drive, den kann man noch mit reinziehen. Und Death Proof von Arufino.
Micz Flor
0:18:39–0:18:44
Ja, das ist auf jeden Fall. Noch eine Genre abschließen, weil wir gesagt haben,
0:18:44–0:18:46
es geht immer weiter, es geht immer weiter.
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Ich habe jetzt eine ganz komische Frage an, vielleicht kann man das bis zur
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nächsten Episode noch mal recherchieren.
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Würde man so etwas wie John Wick auch als Roadmovie bezeichnen,
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obwohl da ja nicht unbedingt das Auto- und Reisen zentral ist,
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Aber dieses, er geht immer vorwärts, also er geht nie zurück.
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Also das ist ja wirklich sehr, sehr drängend und so Computer-Game-mäßig.
Florian Clauß
0:19:06–0:19:09
Ja, das hätten wir auch schon mal beleuchtet in Style.
Micz Flor
0:19:09–0:19:11
Aber in diesem Genre würdest du das da einfach so aufpassen?
0:19:11–0:19:13
Ich würde es nicht unbedingt sagen.
Florian Clauß
0:19:13–0:19:18
Weil da wirklich der Action überwiegt. Weil John Wick ist natürlich,
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das Prinzip von John Wick ist einfach, bewege dich von links nach rechts und geh nie wieder zurück.
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Also das ist wie der Joystick, der immer nur auf rechts geht und der nie nach
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links geklickt werden kann.
Micz Flor
0:19:28–0:19:29
Gut und Lola Rent?
Florian Clauß
0:19:29–0:19:33
Lola Rent, ja, auf jeden Fall. Lola Rent ist eine auch.
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Und hier, ich würde auch Victoria, den würde ich auch als Roadmovie bezeichnen,
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der in einem Shot gedreht wurde.
Micz Flor
0:19:38–0:19:42
Ja, wo die dreimal gedreht haben und die letzte Folge, die zweite Fassung fand
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sie super und die dritte war, ist dann aber die Kino-Fassung geworden.
Florian Clauß
0:19:46–0:19:47
Da weißt du mehr als ich.
Micz Flor
0:19:47–0:19:48
Ja, da hatte ich ein Interview mal gelesen.
Florian Clauß
0:19:49–0:19:49
Okay, interessant.
Micz Flor
0:19:50–0:19:52
Was man alles mitbekommt, wenn man liest.
Florian Clauß
0:19:53–0:19:57
Was nochmal so zum Roadmovie gesagt werden kann, ist, dass im Prinzip eben hier
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sich auch das New Hollywood, was dann halt so in der Filmgeschichte benannt wird, etabliert hat.
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Nämlich New Hollywood, eigentlich auch so eine Novelle Vague,
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ja, im amerikanischen Raum, wo sich dann eben so diese Regisseure wie George
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Lucas, Spielberg, Gorsisi und so weiter, die neue Generation an Regisseuren etabliert haben.
Micz Flor
0:20:19–0:20:23
Apocalypse Now sind natürlich auch ein geiler Roadmovie. Also ich meine jetzt im Sinne von Format.
Florian Clauß
0:20:23–0:20:29
Das ist jetzt vor allen Dingen, also Den rechnet man der späten Phase des New Hollywoods.
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Also Coppola mit Seinfeld. Wir hatten ja drüber gesprochen, da wir hatten ja
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diese ganzen Nouvelle-Vac-Bewegungen in Europa, Asien und so weiter.
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Und in Hollywood war es auch, dass man sich dann mit neuen Erzählweisen ausprobiert
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hat, dass gegen dieses Prinzip von Videoproduktion und so weiter andere Wege gefunden hat.
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Easy Rider, man geht auf die Straße raus, fängt da das ein und so weiter.
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Das wäre so ein New Hollywood-Nummer zu erwähnen. Was, wenn man nochmal einen
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Schritt weiter guckt, was Roadmovie in diesem amerikanischen Kontext vor allen
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Dingen bedeutet, diese Figur des Trumps, also nicht Trump,
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sondern des Trumps, also der Vagabund, der Archetyp, ich will nicht Archetyp
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sagen, weil das falsch ist, wie wir gelernt haben.
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Nein, im Prinzip das Paradebeispiel dafür ist halt Charlie Chaplin, die Figur von ihm.
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Also auch da ist immer wieder so diese Geschichte des Westens,
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des wilden Westens miteinander verknüpft.
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Also auch häufig, häufig spielen die Filme des Roadmovies in dieser Achse zwischen West und Ost.
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Und dieses Reisen durch die Landschaft und dieses, also diese Final Frontier,
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dass wir dann halt auch hier wieder diese Achse des Nicht-ist-etablierten, das Zurücklassen.
0:21:55–0:22:00
Eben neue Sachen auszuprobieren, dieser ganze Aufbruch, der sich auch in diesem
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ganzen Western-Movie, in diesem Western-Genre wiederfindet.
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Also deswegen wird auch das The Road Movie als ein Sub-Genre des Westerns eingeordnet.
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Genau, das wäre jetzt mal so die lange Einleitung.
Micz Flor
0:22:12–0:22:16
Aber einen muss ich noch sagen, mit Jackie Chan in 80 Tagen um die Welt ist
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ja quasi die Geschichte schon so angelegt, dass man den,
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transglobalen Roadmovie daraus.
Florian Clauß
0:22:23–0:22:31
Ja, es gibt auf der Seite von Wikipedia sind auch überall verschiedene weltweite
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Ausprägungen von Roadmovie.
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Ich habe jetzt nur diese ganzen popkulturellen des globalisierten Nordens genommen.
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Da gibt es aber auch in Indien ganz viele Roadmovies und so weiter.
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Aber da kenne ich mich nicht so aus.
0:22:46–0:22:50
Das habe ich jetzt erstmal draußen gelassen. Bei Civil War kommt dann nämlich
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Ich nehme diesen Roadmovie noch ein zweiter Aspekt.
Micz Flor
0:22:52–0:22:56
Sag noch mal ein bisschen was dazu, Director, ja.
Florian Clauß
0:22:56–0:23:00
Genau, ich wollte jetzt gerade das so ein bisschen als Einstieg nutzen,
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um dann eben auch gleich über den Regisseur zu sprechen.
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Civil War ist quasi ein Mix aus Roadmovie und Kriegsfilm und wurde von Alex Garland gedreht.
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Alex Garland ist eine Figur, die mir immer wieder aufgefallen ist und die ich
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auch immer wieder so mit einem großen Auge beobachtet habe.
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Der hat sein Regie-Debüt 2015 mit Ex Machina gehabt.
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Ich weiß nicht, ob du den gesehen hast.
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Ex Machina geht um eine künstliche Intelligenz, also ein Kammerspiel.
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Und der hat auch eine ganz eigene Ästhetik. Und diese Ästhetik findet man in
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verschiedenen Galan-Filmen so wieder.
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Also die Innenräume, wie er die gestaltet, meistens sehr exklusiv.
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Und dann hat der 2018, den zweiten Film, den er gedreht hat, war Anni-Lation.
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Das war eine Netflix-Produktion.
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Da geht es in Anni-Lation, die deutsche Übersetzung ist Auslöschung.
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Da geht es um so ein Tube von Frauen, die dann in einer, ich glaube,
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das ist auch so eine dystopische Welt, ich kriege es nicht mehr ganz zusammen,
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aber die im Prinzip so einen Pollen.
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Wo dann so diese, so ein bisschen wie Stalka, also es gibt so eine Zone um dieses
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Portal, wo dann so die Naturgesetze irgendwo aufgehoben sind und letztendlich
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löst sich dann alles so ein bisschen in Muster. Aber ich kriege die Story nicht zusammen.
Micz Flor
0:24:35–0:24:36
Das ist ganz stummhaft.
Florian Clauß
0:24:36–0:24:37
Das zählt jetzt.
Micz Flor
0:24:37–0:24:39
Aber du hattest mir den damals empfohlen und ich habe den gesehen.
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Und weil ich dann irgendwie so wenig Filme nur sehen konnte zeitlich,
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meine ich mich noch ein bisschen daran zu erinnern, dass das so ein bisschen wie bei Swamp Thing,
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also dass dann eben in dieser Zone dann auch so Tiere nur noch so halbtransparent,
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transparent, also Bären, so ein Bär läuft durch, man konnte so durchgucken,
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sieht dann, der ist mehr Gewächs als Tier, also mehr Pflanze als Leerwesen, aber
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es bleibt offen, worum es denn da geht. Also es ist einfach eher so ein,
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evozierender Fantasy-Film, wo man nicht wirklich auch auf einen Punkt und auf
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eine Lösung oder auf irgendwas kommt.
Florian Clauß
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Es gibt keinen... Es ist so ein bisschen wie 2001, das Ende.
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Es lässt das offen philosophisch, kann man viel drüber nachdenken,
0:25:20–0:25:24
aber es hat schon so eine Grund, so eine etwas düstere Stimmung, sag ich mal.
0:25:24–0:25:30
Aber ich fand den auch recht stark von den Emotionen, die der Film so hervorgerufen hat.
Micz Flor
0:25:31–0:25:32
Natalie Portman war da, oder?
Florian Clauß
0:25:33–0:25:37
Ich glaube, sie hat einen relativ gut bekannten Cast für den Film.
0:25:38–0:25:44
Dann hat er eine Serie 2020 geguckt, die habe ich jetzt auch gemacht,
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die habe ich geguckt, ja, in Vorbereitung zu diesem Podcast, Devs heißt die.
Micz Flor
0:25:50–0:25:52
Das ist wie Tode oder wie Taube?
Florian Clauß
0:25:52–0:25:56
Nee, wie Entwickeln, also wie Development.
Micz Flor
0:25:57–0:25:58
Ah, Devs, okay.
Florian Clauß
0:25:58–0:26:05
Es geht um einen Konzern, einen Tech-Konzern, der ein geheimes Projekt hat, Devs.
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Dieser heißt so und geht um Quantencomputer.
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Ja, das ist schon auch sehr stark erzählt. Und in der ersten Folge wird dann
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im Prinzip ein Entwickler in diese kleine Entwicklungsgemeinschaft,
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die halt dieses DEVS-Projekt betreiben darf, wird rekrutiert.
0:26:25–0:26:28
Der stellt sich aber als Spion für die Russen raus und wird dann ermordet.
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Und die Freundin von ihm versucht diesen Mord dann aufzuklären,
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weil sie nicht ganz glaubt, dass er sich dann quasi selber verbrennt hat. Die stellen das so nach.
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Und der ist aber so ziemlich deterministisch, aber auch toll gemacht.
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Der Garland dreht mit einem Figurenensemble, wo auch jetzt ganz viele Figuren,
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von denen in Civil War die gleichen Schauspieler da auch auftreten.
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Also er hat so seinen Kreis, mit dem er gerne arbeitet.
0:27:02–0:27:07
Merkt man auch. Das ist wirklich ein eingespieltes Team, kann man so sagen.
0:27:07–0:27:10
Devs ist durchaus, also ich will jetzt nicht so viel davon erzählen,
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weil ich dann schnell ins Spoilen komme.
0:27:12–0:27:14
Es kann man gucken, sollte man gucken.
0:27:15–0:27:18
Dann, was interessant ist, und da wirst du denen auch wahrscheinlich,
0:27:19–0:27:23
weil du vorhin Brad Pitt gesagt hast, der Nächste, der mir da auch immer so
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kommt, ist Leonardo DiCaprio.
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Ich meine, diese beiden sind, glaube ich, für mich so eine der besseren Schauspieler in Amerika.
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Und der Garland hat am Anfang, war ja Autor und hat das Buch The Beach geschrieben.
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Danny Boyle hat das dann verfilmt 2000.
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Er hat weiterhin viele Drehbücher geschrieben, die auch interessant sind.
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Nämlich hat er auch ziemlich viel mit Danny Boyle gearbeitet.
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Also Garland ist Brite, muss man auch dazu sagen. Obwohl dieses Civil War ja
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so ein uramerikanisches Thema ist.
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Und er hat auch viel in Amerika produziert und gedreht.
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Aber er ist ursprünglich Brite.
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Und die Verbindung hier mit Danny Boyle hat dann das Drehbuch zu 28 Days Later
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geschrieben. dann auch das Drehbuch zu Dread Judge Dread?
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Nee, Dread, Judge Dread ist quasi die Vorlage, die Comicvorlage,
0:28:19–0:28:26
aber es gibt eine Episode, die heißt nur Dread in diesem monolithischen Riesenhaus, ja, ja, genau mit.
Micz Flor
0:28:26–0:28:29
Der Frau von Game of Thrones ja.
Florian Clauß
0:28:29–0:28:33
Ich glaube ich weiß nicht, ich habe den tatsächlich gestern gesehen und ich
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fand der ist von 2012 ja, stimmt, das ist die jetzt weiß ich auch,
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warum mir die so bekannt vorkam,
0:28:40–0:28:45
die dann eben so ein Drogenimperium in diesem Mega-Block aufgebaut hat.
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In Palm Trees, so heißt der Block. Das ist im Prinzip auch so eine Zukunftswelt,
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wo dann ganz, ich glaube, es ist irgendwo bei L.A.
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Dann so Riesentürme, Wohntürme, wo 75.000 Leute drin wohnen,
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wo dann halt so ein bisschen wie Kowloon dieses...
Micz Flor
0:29:01–0:29:03
Ja, das ist auch die Vorlage.
Florian Clauß
0:29:04–0:29:08
Ja, das ist die Vorlage. Und der ist auch wirklich nach wie vor,
0:29:08–0:29:11
ich meine, vor zwölf Jahren ist der da quasi gedreht worden.
0:29:12–0:29:16
Hat der, funktioniert der noch so gut? Das ist echt toll, dass der auch von
0:29:16–0:29:20
den Effekten her das so gemacht hat, dass es nicht alt wirkt.
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Also den kann man auch gucken. Auch Guckempfehlungen.
0:29:24–0:29:30
Genau, das waren so seine, erst mal seine Anfänge als Drehbuchautor und Autor.
0:29:30–0:29:35
Und jetzt hat er sich mehr und mehr in diese Arbeiten als Regisseur. vertieft.
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Civil War, das Setting ist im Prinzip USA in naher Zukunft und es herrscht Bürgerkrieg.
0:29:45–0:29:53
Was ganz viele den Film angelastet, beziehungsweise wo viele Leute nicht klargekommen
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sind, ist, es gibt quasi zwei Parteien in diesem Bürgerkrieg.
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Die eine sind die Loyalisten, das sind die, die auf der Seite des Präsidenten stehen.
0:30:02–0:30:07
Und die andere ist die Western Federation. Und das Western Federation,
0:30:08–0:30:15
also Plot ist, dass die Western Federation jetzt versuchen, nach Washington D.C.
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Vorzudringen, weil sich eben der Präsident unerlaubterweise zu einer dritten
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Amtszeit quasi sich selbst ernannt hat.
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Und die Western Federation ist ein Zusammenschluss zwischen Kalifornien und Texas.
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Also was jetzt irgendwie aufgrund dieser ganzen aktuellen politischen Lage in
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den USA überhaupt nicht denkbar ist, dass eben Kalifornien und Texas zusammen
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eine Föderation schließen.
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Das heißt, Garland hat sich hier ganz bewusst eben aus diesen ganzen aktuellen
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politischen Strömungen rausgenommen und setzt einfach irgendwas auf,
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das erstmal so überhaupt nicht einordnenbar ist.
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Du kannst nicht sagen, schwarz gegen weiß oder irgendwie so Republikaner gegen
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Demokraten und Mager gegen irgendwie...
Micz Flor
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Also ich würde es anders sagen, ich habe den Film nicht gesehen,
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deshalb kann ich es nicht wirklich aus dem Film heraus argumentieren,
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aber ich hatte das Gefühl,
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dass es eher um die Ecke gedacht ist zu sagen, hey, wenn Texas und Kalifornien
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eine Allianz bilden, ist es so unwahrscheinlich, dass mir keiner ankreiden kann,
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ich hätte da also den Zeitgeist des Politischen aufgegriffen.
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Ich denke trotzdem, dass jeder diese Parallelen zieht, die du denkst,
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die man nicht ziehen könne.
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Und ich habe eher das Gefühl, dass es halt ein Kniff war, um da rauszukommen,
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dass man ihm das vorwerfen könne.
Florian Clauß
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Ja, ja, auch natürlich. Das kann es auch sein.
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Also erst mal, um sich selber da nicht irgendwie so einem politischen Lager
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zuzuordnen und auch einen Kniff sich da rauszuziehen, klar.
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Aber trotzdem ist es ja erstmal so eine Parallele. Ich habe das,
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das waren halt so Originalstimmen und Kritiken.
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Weil so, dass halt Leute wirklich aus dem Kino rausgegangen sind,
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weil sie nicht damit zurechtgekommen sind, dass es halt so überhaupt nicht mit
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der Realität in Amerika zusammenkommen kann.
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Und das ist so das, was dann halt, wo dann halt so dieser objektive Kommentar einfach gefehlt hat.
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Also insofern ist dieses Szenario so, dass eben diese Western Federation nach Washington D.C.
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Vordringt. Im Handlungsmittelpunkt steht eine Kriegsfotografin.
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Lee heißt sie, wird eingeführt. Die wird von Kirsten Dunst gespielt.
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Kirsten Dunst kennst du vielleicht aus...
Micz Flor
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Spiderman.
Florian Clauß
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Spiderman, richtig, genau.
Micz Flor
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Oder Nostalgia. Wie hieß der immer?
Florian Clauß
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Das war von Lars von Trier.
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Klingen wir nochmal raus. Sie hat auch in Fargo gespielt.
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Fargo hat sie in der zweiten Staffel zusammen mit ihrem jetzt Ehemann, Jesse Plemms.
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Das ist, ich weiß nicht, ob du den kennst, aber das war wirklich Plemms.
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Der ist, das ist unglaublich, der ist im Breaking Bad groß geworden.
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Der sieht Matt Damon so ähnlich, dass ihn alle Meth Damon dann genannt haben.
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Weil der, das war wirklich wahnsinnig,
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weil ich dachte, hä, spielt jetzt Matt Dane mit in Breaking Bad.
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Und der spielt da halt auch so einen ganz üblen Charakter, ja,
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also das kann er gut üble Charakter spielen und der hat auch eine kleine Nebenrolle in Civil War wo er auch,
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eigentlich so eine Schlüsselrolle, ne, aber eine kleine in einer kleinen Episode,
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in einer kleinen Episode in einer Hauptrolle,
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wo er dann auch dieses ganze Übel, also er ist im Prinzip so ein Warlord,
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ja Diese Schlüsselszene ist dann halt so, dass in der Szene dann zwei von diesen
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Presseleuten, die eben aus Asien kommen, bringt der um, schießt der.
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Und das ist halt so wirklich so ein bisschen an dieser, es ist so wie bei Apocalypse
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Now oder Heart of Darkness.
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Das ist halt so wirklich so ein Area, wo dann halt keine Gesetze mehr herrschen,
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sondern nur noch der Lord dann regiert.
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Und diese Figur heben gerade so ein Massengrab auf und schmeißen dann alle möglichen
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Theoristen, die sie halt willkürlich umgebracht haben.
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Und es ist klar, dass die in dieser Szene halt nicht mehr lebend rauskommen.
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Das wird in allen irgendwie klar. Und das ist auch die einzige Szene,
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wo dann die Hauptdarstellerinnen keine Kamera in der Hand haben.
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Wir sind halt unbewaffnet quasi und sind dem dann gegenüber.
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Und dann fragt er ja, what kind of American are you?
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Und das ist die Frage, what kind? Also da kommt schon wieder diese politische Dimension mit rein, ne?
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Die kommen dann letztendlich aus der Situation raus, dass eben einer,
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der noch im Auto gewartet hat, fährt die halt um, die Soldaten und ...
Micz Flor
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Das ist aber mega...
Florian Clauß
0:34:45–0:34:49
Nee, ich muss den Film spoilen vorweg. Ich erzähle den wirklich durch.
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Ich werde da nicht, also um halt auch irgendwie das auch weiter einordnen zu können.
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Also er fährt die um und rettet die dann raus, wird dabei aber selber getroffen
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und stirbt dann auch. Also ich nehme jetzt gerade so...
Micz Flor
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Das ist aber richtig spoilen, Mensch. Und dann richtig. Und der stirbt doch
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noch. Das ist für das Spoilen gar nicht notwendig. Aber ich will es einfach sagen.
Florian Clauß
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Nein, nein. Moment, aber ich dachte, ich hätte das klar gemacht.
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Ich muss den Film durcherzählen, um dann weiter darüber sprechen zu können.
Micz Flor
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Ja, ja, auf jeden Fall. Ich habe ihn nicht gesehen, aber natürlich kenne ich
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diese Rolle aus dem Trailer mit der roten Brille, der mit dem Gewehr im Anschlag
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da so genussvoll seine Macht exerziert.
Florian Clauß
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Genau, also das ist so eine Schlüsselszene, bevor die nach Charlottesville kommen.
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Charlottesville, da ist diese Western Federation, aber ich muss jetzt mal vorne
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anfangen, wo ich gerade aufgehört habe.
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Nämlich Lee, die eine alte Fotografin, Kriegsfotografin, alt im Sinne von,
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die hat das schon in allen möglichen Ländern und Kontinenten gemacht und ist
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halt auch wirklich so ein bisschen abgefuckt so.
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Und du merkst jetzt, die wirklich so sehr professionell ist,
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aber hat einen total müden Blick und ist auch von ihrer Art total abgebrüht.
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Also sie guckt dann halt wirklich so, wie sie dann eben da heil rauskommt auf der einen Seite.
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Auf der anderen Seite, dass sie auch liefert. Aber hat dann auch irgendwie so
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die Lebenslust verloren, merkt man schon so.
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Und es gibt eine junge Fotografin, die Jessie heißt die in dem Film.
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Und die wird gespielt von Kelly Spini oder Spanny.
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Das ist eine...
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Schauspielerin, die jetzt auch in Devs mitgespielt hat.
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Eigentlich dann jung, aber die ist noch sehr jung. Sie sieht auch sehr jung.
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Aber die hat jetzt gerade hier mit Elgin Romulus spielt sie auch die Hauptrolle.
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Also sie hat jetzt quasi so zwei fette Filme in diesem Jahr.
Micz Flor
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Hast du den gesehen? Ja. Okay, magst du da eine Roadmovie-Serie?
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Weil ich ihn wahrscheinlich auch wieder zeitlich nicht hinkriege zu sehen,
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wäre ich auf dich angewiesen.
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Spoiler ihn mir mal so richtig.
Florian Clauß
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Das kann ich gerne machen, aber ich würde keine Episode draussen machen.
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Genau, und sie spielt die junge, unerfahrene Fotografin, deren Vorbild die Lee ist.
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Und es gibt eine erste Szene, wo sie dann auch, also die junge Fotografin, geschützt wird von ihr.
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Die sind gerade dabei, eine Demonstration zu fotografieren zwischen Kriegsgegnern
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oder wie auch immer und den Ordnungskräften. und dann rennt eine mit so einer
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amerikanischen Flagge, rennt halt in die Demonstration rein und zündet eine Bombe.
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Und in diesem Bomben-Splitterhagel zieht dann Lee Jesse dann hinters Auto und
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damit schützt sie sie auch.
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Das ist halt auch nochmal eine Schlüsselszene, die dann am Ende des Films auch noch runterspielt.
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Und aus irgendwelchen Gründen, also sie sind erstmal hier, pass auf und ja,
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okay, danke, dass du... Und aus irgendwelchen Gründen passiert es dann,
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dass diese Jesse mit auf diese Reise genommen wird.
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Ziel der Reise ist, sie wollen, sie haben gehört.
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Der Präsident ist eben im Weißen Haus, umzingelt von den anderen.
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Und das ist jetzt so die letzte Möglichkeit, dass man noch ein Interview machen
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könnte, was aber komplett ausweglos ist, weil nämlich die ganze Front ist schon
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zugestellt. Die kommen da gar nicht so einfach hin.
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Aber die setzen sich dann ins Auto. Das sind dann Lee, Jesse und es sind noch
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zwei andere Korrespondenten.
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Ein älterer und ein junger, mit dem Lee auch immer zusammenarbeitet.
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Und die setzen sich ins Auto und fahren nach Washington. Die sind in Brooklyn.
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Und wenn man guckt auf der Karte, die Entfernung zwischen Brooklyn und Washington,
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sieht man, da habe ich auch einen Film, den muss ich extra anhalten,
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den Film, das nochmal nachzuprüfen.
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Und der meint, nach Washington sind es halt 875 Meilen.
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Und ich so, Moment mal, New York, das liegt doch.
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Und da habe ich auf Google Maps geguckt, die liegen halt nur so 250 Meilen auseinander.
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Und dann ist aber klar, dass die halt irgendwie so, weil Charlottesville liegt
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halt auch südlich von Washington, dass sie halt so dieses ganze Gebiet halt
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weiträumig umfahren müssen, um dann halt auch zu Washington vom Süden dann hochzukommen.
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Also das fand ich immer so ganz gut.
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Und dann sagt er, hä, okay, ja, es ist Krieg.
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So, genau. Und dann machen sie sich auf und fahren halt in diesem Auto.
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Das ist so ein Van, der dann halt auch so eine Schiebetür hat,
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ein bisschen stabiler gebaut.
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Mit dem fahren sie dann übers Land und dann kommen sie halt in die einzelnen Stationen an.
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Also das ist schon so toll inszeniert in dem Film, diese ganze Endzeitstimmung.
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Also es ist so ein bisschen dystopisch, wie wir das aus Zombiefilmen kennen.
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Du siehst halt überall die rauchenden Autos.
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Es ist ja so eine Segewohnung, so ein Pattern, wo du...
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Erwartest, jetzt kommt ein Zombie oder es kommt, also du erwartest,
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du bist die ganze Zeit immer in diesen Adrenalinstress, ja, in diesem Jumpcut-Stress,
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aber der passiert nicht unbedingt, ne, also wird schon alles immer sehr,
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also es wird sehr vorbereitet.
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Es ist uns nicht, wo du dann halt irgendwie so vom Sitz aufspringst,
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sondern es ist alles, es ist recht hart, ne, also es ist schon hart erzählt,
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du siehst halt wirklich so sehr explizite Szenen.
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Die erste Station, wo sie ankommen, ist eine Tankstelle, wo die halt auch jede
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Möglichkeit nutzen müssen, um zu tanken, ja, dann parken da und dann sieht halt
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Lee im Augenwinkel, dass dann zwei in so einer Garage dann aufgehangen sind an den Händen.
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Dann geht aber Jesse dahin und versucht dann zu verstehen, was ist denn da?
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Und dann kommt halt der eine Typ, der peiniger von denen und der sagt so,
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ja, nee, das sind Loyalisten, die haben wir jetzt hier aufgehangen,
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weil die haben noch geheime Informationen und es ist halt klar,
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dass die zu Tode gefoltert werden.
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Und dann ist die Jessie, die Junge, so im Schock.
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Und Lee ist dann so ganz abgeheift und meint so, ja, stell dich doch mal zwischen
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die beiden auf und macht halt das Bild.
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Und dann kommt halt Jessie dann die Frage, ja, warum habe ich nicht fotografiert?
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Und in diesem Moment findet sie, glaube ich, so ihre Funktion und Profession,
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ja, das, nie mehr ohne Kamera zu gehen, nicht mehr dieses, ich bin eine Fotografin,
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ja, und ich bin eine Kriegsfotografie, ich muss dieses Geschehen ganz hautnah immer auffangen,
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das wird dann so in ihr so instanziert.
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In der nächsten Szene, in der nächsten Station, wo sie ankommen,
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sehen sie auch dann tatsächlich so einen Häuserkampf, der auch krass inszeniert
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ist, wo dann immer der eine Korrespondent, der Korrespondent dann hinter der
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Fotografin, der Jessie, ist und sie dann immer so zurückzieht.
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Also es ist halt immer so, also es geht auch immer irgendwie nach Protokoll,
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sind diese Militärfilme, wo dann halt immer check, check, behind.
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Go! Eleven! Da wird halt irgendwelche Finger hochgehalten.
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Die Leute wissen, was dann zu tun. Also halt dieses Militär-Jean-Golf,
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wo ich nicht drinstecke.
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Wie die dann in diesen Kugelhagel sind. Und du fragst dich ganz,
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warum kann da nicht mal zu lebend rauskommen? Das ist wirklich so total dramatisch.
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Du merkst es wirklich hautnah, wie die dann immer unter ihrem Einsatz des Lebens diese Fotos machen.
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Und man hat dann fast das Gefühl, dass die Kamera so eine Hybris der Unverletzlichkeit
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ausstrahlt. Und je mehr die dann halt fotografieren, umso mehr sind sie geschützt.
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Und sie hat dann auch so wirklich waghalsige Situationen, wo sie dann halt auch
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immer wieder so hinter so einer Säule zurückgezogen werden.
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Und dann werden auch eben die Loyalisten, werden dann gefangen genommen und hingerichtet.
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Und es gibt nicht mehr diese Position des Urteilens, sondern eigentlich nur noch des Beobachtens.
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Das heißt, am Anfang, als sie diese Menschen da in der Garage hängen sehen,
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da war sie erst mal auch so dabei, ein moralisches Urteil zu fällen. Aber das geht da nicht.
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Das merkt man in der Figur Ali, dass sie auch sämtliche moralischen Implikationen
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einfach abgelegt hat, um nicht in einen Konflikt mit ihrer Funktion zu kommen.
Micz Flor
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Ich habe es nicht gesehen, aber ich frage dich jetzt einfach aus dem Interesse
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von dem, was du erzählst. diese kein moralisches Urteil fällen,
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ist das, weil sie abgestumpft ist, weil alles einfach so schlimm ist?
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Oder ist das, weil sie das nicht, wie du sagst, also aus dem Beruf heraus,
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ich fälle nicht, sondern ich dokumentiere?
Florian Clauß
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Ja, ich glaube, da können wir gleich noch mal darauf zurückkommen,
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in dem Ende der Film so ein Teil an dem Ort drin liegt.
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Und es geht, glaube ich, schon so um dieses bedingungslose Ausfüllen der Funktion,
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das eben auch damit zusammenhängt, eben überhaupt keine Urteile machen zu können.
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Also das heißt, nur in dieser Position kann sie überhaupt als Kriegsfotografin arbeiten.
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Also so verweggenommen, ja.
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Dann die nächste Station, wo sie hinkommen, ist so ein altes Stadion,
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wo dann so, ne, ne, komm, nochmal Feuer, das ist auch lustig.
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Dann kommen sie nämlich vorher in so eine Stadt, die einfach komplett ignoriert
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haben, dass es Krieg ist.
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Wo dann halt so die, also wie so ein bisschen bei Last of Us,
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ja, wo die halt auch in so einer, es gibt eine Boutique, es gibt normale Läden,
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ja, man kann einkaufen, man kann ganz normal sich bewegen und alle warten so, was ist das hier?
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Ja, und die sagen halt irgendwie, pff, ja, egal, wir haben das einfach ignoriert von
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Die haben ihre Blase so aufgebaut und die funktioniert. Also so ein bisschen
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auch so ein Zwischenzustand, so eine heile Welt, die sie auf einmal so erfahren können.
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Und dann sind sie, also was man noch dazu sagen muss, Jessie,
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die junge Fotografin, arbeitet noch mit einer Nikon F2, also einer Analogkamera.
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Und sie sitzt dann immer abends da und sie sind in so einem Stadion,
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wo im Prinzip auch so eine, ja, wo Flüchtlingslager, aber so ein bisschen so
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eine Hippie-Gemeinschaft sich da so gebildet hat.
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Und sie sitzt in so einem Stadion und entwickelt diese Filme,
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scannt dann die Negative mit ihrer Kamera und hat dann ein Gespräch mit Li,
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wo sie dann erstmal sagt, also im vorigen Verlauf hat sie dann gesprochen,
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ja, ich möchte jetzt so Fotos machen wie du Und Lee meinte, ja,
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das kann man nicht unbedingt kontrollieren.
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Es passiert, ja. Und dann sitzt sie halt da und macht diese Fotoauswahl.
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Lee sitzt sich neben sie und meinte halt irgendwie von den 30 Fotos, meinte, this is the one.
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Okay, der hat halt irgendwie das Bild geschossen. Und damit hat sie auch ihre
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Profession gefunden, hat gespürt, dass sie halt so werden kann wie sie.
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Das war halt, weil sie das Bild gemacht hat, ja. Aber das ist,
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glaube ich, nochmal so ganz wichtig für sie als Figur in dieser Situation.
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Dann kommt diese eine Szene, die ich vorhin schon erzählt habe.
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Da gibt es noch irgendwie so zwei Korrespondenten-Kollegen, diese asiatischen Kollegen.
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Treffen sie dann auf der Straße, machen so ein kleines Rennen.
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Das ist ein Zufallstreffen. Und dann gibt es so eine waghalsige Aktion,
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wo die dann halt, also so aus Verrücktheit.
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Dann halt durch das Fenster dann die Fahrer wechseln oder die Beifahrer wechseln
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und auf einmal ist das andere Auto weg, als es dann wegfährt.
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Und dann kommt diese Situation mit Jesse Plemons, da finden die sich wieder
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und die anderen vorgefahren waren schon nervös geworden, haben das Auto auf
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einmal gesehen und wussten, okay, jetzt ist wirklich was, jetzt haben wir ein
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Problem und kommen dann eben raus.
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Ich habe noch eine Episode vergessen, die will ich noch mal kurz nachliefern.
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Das ist auch so, die Ästhetik ist auch ganz gut.
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Wirklich so ein bisschen wie bei Station Eleven.
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Auch eine Serie, die ich da dir sehr ans Herz legen will zu sehen.
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Auch eine Endzeit-dystopische Serie, wo auch eine total idyllische Landszenerie,
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du siehst ein großes Haus,
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du siehst so absurderweise überall so Weihnachts-Accesswasser,
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Du hast da ein großer Schlitten und dann siehst du halt so einen Elch und so weiter.
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Und auf einmal hörst du halt irgendwie, die sind schon skeptisch,
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fahren ein Stückchen vor.
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Und auf einmal fällt so ein Schuss und es ist klar, okay, wir werden hier von
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Scharfschützen, werden wir hier beschossen und die finden einen Unterschlupf.
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Und du siehst auf einmal so unter so einem Tarngrasanzug, siehst du dann so
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zwei andere Scharfschützen, die halt ihn ins Visier nehmen.
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Und dann ist auch die Frage, was macht ihr hier, wer seid ihr?
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Und dann ist halt auch alles von irgendwie so, wer ist wer, komplett aufgelöst,
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weil es komplett egal ist.
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Also sie müssen halt irgendwie die schießen, wir schießen, wer sind wir?
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Also sie können gar nicht mehr darauf ernsthaft antworten.
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Und dann löst sich die Situation, indem sie den halt einfach auch dann treffen.
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So, jetzt können wir weiterfahren.
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Und die sind dann in Charlottesville, in dieser Militärbasisstation,
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die auch ganz episch erzählt wird, mit was da alles für Kriegsgeräte sind.
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Panzer, dann fliegen halt massig von solchen Flugzeugen über das Gebiet und
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die dringen dann vor nach DC und dann gehen sie halt wirklich so mit einem Trupp nach DC.
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Dann auch wirklich spektakulär inszeniert. Also so ein bisschen wie Children
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of Man, diese Szene. Hast du die gesehen?
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Wo du dann halt wirklich so das Gefühl hast, die sind im Kampfgeschehen.
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Und da ist immer diese ganze Militarisierung, wie die dann halt losrücken, in welchen Trupps.
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Und dann kommt die und du bist die ganze Zeit auch so mit am Ducken.
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Und also wirklich so voll in diesem Geschehen mit drin.
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Und denen gelingt es dann eben nach so einem Täuschungsversuch.
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Ist klar, dass der amerikanische Präsident dann noch im Weißen Haus ist.
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Es gab so ein Manöver, dass die irgendwelche Fahrzeuge rausgeschickt haben,
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wo die dachten, der ist drin.
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Und dann gehen halt ein paar mit. Aber die bleiben halt da, gehen in das Weißhaus
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rein und sind dann halt wirklich direkt dabei in den Trupp, die dann eben diese
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Entourage um den Präsidenten stellen.
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Ja, der Präsident hat sich noch verschanzt. Dann kommt es zu dieser Szene und
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du siehst halt Jesse schon immer voll krass dabei.
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Also viel, viel engagierter als Lee fotografiert. Lee hat auch einen Panikanfall
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und kann nicht mehr so, kann nicht mehr fotografieren. Das ist dann wie gelähmt.
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Und Jessie hat man das Gefühl, die ist noch viel aufgeladener und viel mehr
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am Attackieren mit Fotografien.
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Und da gibt es halt eine Szene, wo sie dann halt in einem Gang so sitzt und fotografiert.
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Und dann kommt auf der anderen Seite auch der Schütze und hat sie dann halt
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als Zielobjekt identifiziert.
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Und dann ist auch Lee klar, sie wird jetzt abgeschossen.
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Also Jessie wird jetzt abgeschossen. Und die stürzt sich quasi dann zwischen
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der Kugel und Jessie. Und dann wird sie getroffen, Lee statt Jessie.
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Und du siehst aus der Kameraperspektive von Jessie, wie sie dann halt im Fallen
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den Tod von Lee dann so dokumentiert.
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Und dann siehst du, wie so ein gefallener Engel so fällt.
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Und dann geht sie aber weiter mit, mit der Gruppe, die dann halt den Präsidenten stellt.
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Und die waren ja ursprünglich gekommen, um das letzte Interview mit dem Präsidenten zu halten.
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Und dann fragt auch der Joey, fragt dann den Präsidenten,
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Was ist ihr letztes Statement? Er will nicht getötet werden von denen.
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Und dann siehst du halt irgendwie so, wie sie den abknallen.
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Und so eine Reihe von, also du hast auch immer so inzwischen eine Reihe von
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so diesen typischen Eroberungsfotografien,
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wo dann halt so die Leichen da liegen, die gerade erschossen wurden und die
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Soldaten als Sieger dann sich so positionieren.
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Also diese Bilder, die dann halt so in die Weltöffentlichkeit kommen und dann
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halt so das repartieren in diesen ikonischen Bildern. Dann werden die halt so
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eine Reihe von Bildern im Abstand gezeigt.
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Das wird dann eben so demonstriert.
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Ja gut, das ist halt eben diese ikonische Funktion von Fotografie in solchen Ereignissen.
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Und das ist ja auch immer die Frage von Kriegsjournalismus, dass halt im Prinzip
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da die Bilder geliefert werden, die auch das ganze Kriegsgeschehen maßgeblich
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beeinflussen und auch die Geschichte der Sieger erzählt.
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Also es ist ja eine unglaublich hohe Symbolik in diesen Bildern drin,
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die aber auch auf so einer ganz platten Körperlichkeit dann beruhen.
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Nämlich wer liegt unten, wer ist da tot und wer ist derjenige, der da posiert.
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Also das ist jetzt mal so ganz grob gespoilt, der Film. Tut mir leid, Mitch.
Micz Flor
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Nee, nee, total okay. Ich fände den, glaube ich, eh zu hart zum Gucken.
Florian Clauß
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Ja, der ist schon recht, also der ist wirklich schon recht verwirrend.
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Was man auch sagen muss, das wäre nochmal so ein Attribut für Roadmovies,
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ist nämlich auch immer der Soundtrack, also die Musik dazu.
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Und die ist bei dem Film auch sehr ausgewählt.
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Also das ist durchaus, man kann dann auch auf Spotify den Sound anhören.
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Es ist eine gute Kollektion von Liedern, die auch so ein bisschen immer so eine
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Schere machen zwischen dem Geschehen und dem dargestellten brutal zu sehen.
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Dann hörst du aber so Country-Musik, die dann halt irgendwie so ein,
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eher so eine wohlige Atmosphäre ausstürmt. Ist aber auch ein Kommentar dann
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in dem Moment, klar, kann Musik dann machen.
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Genau, das ist so der Film, aber ich wollte nochmal, bevor ich jetzt tiefer
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in diese, ja, Interpretation kann man jetzt nicht sagen,
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aber vielleicht nochmal den Bogen zur Kriegsfotografie spannen,
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weil das hat mich ja dann auch in der Auseinandersetzung mit dem Film total
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beschäftigt und da gibt es auch ganz tolle Analogien, Was in dem Film als Bürgerkrieg
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von Amerika, wenn du dann in den tatsächlichen Bürgerkrieg, Sezessionskrieg,
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in den amerikanischen Sezessionskrieg, da wurde tatsächlich zum ersten Mal professionelle
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Fotografie, also professionell die Fotografie als Medium eingesetzt.
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Also der Sezessionskrieg ist 1861 bis 1865, wo dann eben die Föderierten gegen,
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die Nord-gegen-Süd-Staaten, wo die eben sich bekriegen.
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Und vielleicht noch einen Schritt zurück zur Geschichte der Fotografie.
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Die Fotografie fing dann so in den 1840er Jahren an, so Verfahren zu entwickeln,
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dass die dann halt auch wirklich industriell in größeren Maßstäben eingesetzt werden konnten.
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Es gab so ein Entwicklungsverfahren, das hieß, warte mal, das muss ich jetzt
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tatsächlich nochmal nachgucken.
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Das ist von einem Maler entwickelt worden.
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Der Maler hieß Dagür und das war dann die Dagürre Topis.
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Also im Prinzip die Entwicklung, wo dann auch das Entwickeln selber sehr gesundheitsschädlich
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war, weil die alle mit so Quecksilber und so weiter gearbeitet haben.
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Und das ganze Verfahren war auch sehr aufwendig.
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Aber was interessant war, dass dieser Maler Dagür die Ergebnisse erzielt hat,
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Das waren ganz feine Linien, also
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es war wirklich so eine ganz feine Reproduktion, fast wie eine Malerei.
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Und wenn man dann irgendwie vergleicht, wo sich Medien abgelöst haben,
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jetzt auch in der Gutenberg-Bibel, also zum ersten Mal eben diese Druckstücke aufgekommen sind.
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Und die mussten ja direkt, Gutenberg musste ja quasi mit der gemalten Bibel konkurrieren.
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Die gemalten, also die handschriftlichen Bibeln, die in Klostern immer hergestellt
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wurden, die wurden ja auch, also wenn du die Alten guckst, ist es sehr naheliegend,
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dass irgendjemand auf die Idee gekommen ist, dass man das auch irgendwie drucken könnte,
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weil die handschriftlichen gemalten Bibeln sind halt auch wie so Druckschrift,
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unglaublich verziert und so weiter.
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Aber das Verfahren, also so wie Gutenberg sich quasi im Markt nur durchsetzen
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konnte, indem er genauso gut oder etwas besser als die handschriftlichen Bibeln waren.
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Und da die schon so einen unglaublich hohen Standard gesetzt haben,
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hat es halt auch lange gedauert, bis er halt wirklich so dann das Verfahren
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und diesen Standard technisch entwickeln konnte.
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Ähnlich würde ich jetzt mal behaupten die Parallele zur Fotografie des Göbb
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ja diesen Historienmaler, die dann halt auch die Schlachtfelder dann so.
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Gemalt haben nach dem Schlachtfeld und so weiter. Auch so ein Snapshot von der
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Geschichte dann halt auch einzufrieren.
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Und so, dass sich das Medium Fotografien auch nur so durchsetzen konnte,
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indem es halt mal die Malerei dann halt übertrumpft hat.
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Das ist, glaube ich, nochmal so der Kniff dabei.
Micz Flor
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Ja, ich kenne mich da nicht so gut aus, aber diese Rolle der Kriegsmalerei,
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weil das war ja dann auch gerade von England, die halt ja eben,
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global ambitioniert waren, Leute zu unterwerfen und Gebiete für sich zu gewinnen.
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Die hatten ja Kriegsmannerei auch schon immer mit eingesetzt,
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also eben Jahrhunderte vor der Fotografie und hatten dann natürlich aber immer
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nach Hause gebracht, diese Bilder von vielleicht oft auch eher so einem klinischen Erfolg.
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Also es waren dann, glaube ich, nicht diese brutalen Bilder,
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die man dann zum Beispiel auch aus dem Vietnamkrieg, Dieses ganz berühmte Bild,
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wo jemand wirklich so einen Kopf schießt, was im Foto festgehalten ist.
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Ich habe jetzt den Namen vergessen.
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Und dann die Fotografie natürlich, wie du sagst, da trumpfen kann,
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weil die auch irgendwie schneller.
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Und man hat dann wirklich das Bild und hat ein direktes Gefühl,
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durch ein Fenster auf die Realität zu gucken.
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Dann wiederum dazu geführt hat, dass die Kriegsmalerei sich weiterentwickelt
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hat und die Malerei dann mehr prozesshaft wurde.
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Also auch wieder impressionistisch und expressionistisch in dem Sinne,
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als dass sie versucht hat, mehr zu evozieren oder darzustellen und nicht wirklich
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abzubilden, sondern dann auch inzulösen.
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Im Malen da schon in gewisser Weise eben dann doch wieder so eine moralische
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Bewertung mit eingebogen werden kann.
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Was im Bild natürlich auch immer passieren kann, das ist klar.
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Also wer fotografiert, wer überhaupt sich eine Kamera leisten kann,
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wer auf welcher Seite steht und deshalb wen frontal und wen von hinten fotografiert,
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das sind ja alles Teile, die auch eine Wertung über Zugehörigkeit darstellen.
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Aber ich glaube schon, dass da die Kriegsmalerei, die es ja immer noch gibt,
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dann über die Fotografie wieder auch sich selbst befreien konnte und sich weiterentwickeln konnte.
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Es ist jetzt schwierig, in so einem morbiden Thema wie Kriegsmalerei und Kriegsfotografie
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dann über künstlerische Entwicklung zu sprechen.
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Und trotzdem finde ich das so ein interessantes Gefüge, dass man auf den ersten
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Blick denkt, ja gut, das Foto ist dann mehr Realität.
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Aber im zweiten Schritt dadurch die Malerei wiederum um auch sich in der Lage
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zu sagen, okay, dann werden wir vielleicht wieder ein bisschen induktiver und prozesshafter.
Florian Clauß
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Ja, also da gibt es, Mannerei ist natürlich ein Prozess und kein Moment.
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Also wenn wir jetzt quasi die Fotografie nehmen, die hat ja immer eine Momentaufnahme.
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Das heißt, sie ist ja wirklich in diesem Moment und du kannst halt jeden Moment
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nehmen und du kannst, je nachdem aus welchem Winkel du fotografierst,
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es ist halt völlig austauschbar.
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Aber es ist dieser Augenblick, der festgehalten wird, der halt auch in diesem
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Augenblick diese Geschichte erzählt.
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Fotografie war am Anfang, weil es auch noch so viel prozesshafter war,
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nämlich durch die langen Belichtungszeiten, durch das technische Equipment,
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Du musstest ja auch wirklich ausgebildet werden. Also deswegen waren ja auch
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die ersten Fotografen häufig Maler oder kamen eben aus diesem Gewerk,
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weil die entsprechend auch diese künstlerische Ausbildung hatten.
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Das ist jetzt ganz interessant, also dieser professionelle Einsatz von Fotografie in dem Sezisionskrieg.
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Da gab es ein Bray Day, das war ein Fotograf, der auch verschiedene Studios
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hatte, schon in New York war der ansässig.
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Der hat sein Geschäft damit gemacht, dass eben jungen Soldaten,
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die in den Krieg zogen wollten, dann halt immer ein Bild haben.
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Und die Bilder waren halt irgendwie, die waren recht teuer. Also man musste
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sich dann hinsetzen, ein Studio gehen und du hattest die Belichtungszeiten.
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Und der hat dann so Verfahren auch aufgegriffen und weiterentwickelt,
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dass dann so ganze Planwagen, wo so ein mobiles Labor untergebracht waren,
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hatte der dann halt quasi mitentwickelt und hat 22 von denen dann in diesen Krieg eingesetzt.
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Dann gab es eine historisch bedeutendste Schlacht von 1862, wo er dann in einer
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Galerie die Fotos ausgestellt hat.
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Und das war halt so der, also es muss ein Hammer gewesen sein,
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eine Aufmerksamkeit, weil die Menschen zum ersten Mal so ein unverstelltes Blick
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auf ein Schlachtfeld hatten.
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Also es wurden Leichen gezeigt, das gab es vorher nicht.
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Die Ausstellungen da waren jedes Mal so ein Straßenfeger, weil alle Leute dann
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halt in diese Ausstellung wollten und dann halt um den Block dann halt angestanden
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sind, um da reinzukommen.
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Also es muss halt wirklich so ein ganz neuer Schritt von Bildern gewesen sein.
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Und das wurde dann auch so nicht mehr gemacht. Dann wurde erst mal diese militärische
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Dimension von Fotografie verstanden, dass dann halt unzensiert irgendwelche Bilder rauskamen.
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Das ging halt nicht. dann wurde auch die Rolle des Militärs quasi in dieser
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Fotoproduktion dann auch so kontrolliert, dass die Zensur und so weiter aufgekommen ist.
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Das waren so die Schritte danach. Aber ich finde es ganz interessant.
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Und dann fing es aber auch an, deswegen komme ich darauf, dass diese Inszenierung
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von Realität, also die Schlachtfelder, wenn du was malst, hast du eine gewisse
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Inszenierung von dem, was da war und kannst bestimmte Aspekte betonen.
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Und dann gab es auch, das war irgendwie über 100 Jahre später,
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Da habe ich einen Spiegelartikel gelesen, dann so ein Historiker,
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noch mal die Bilder angeguckt, hat gesehen, dass der eine Tote,
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der dann bei den Südstaaten abgebildet war in irgendeiner Pose,
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der war aber in einer anderen Pose bei den Nordstaaten auch ab.
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Das heißt, die sind über Schlachtfeld gegangen, die Fotografen,
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haben dann halt fotografiert, haben die dann genommen und in irgendeiner anderen
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Szenerie danach gestellt.
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Und dann fing es schon an, weißt du, es ist so...
Micz Flor
1:00:47–1:00:50
Bis hin, dass man nicht mehr weiß, ob das nicht der Assistent vom Fotografen
1:00:50–1:00:52
war, der sich dann einfach inszeniert hat.
Florian Clauß
1:00:53–1:00:59
Ja, also da fängt eben diese Inszenierung von Realität an und das ist halt so
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implizit in der Fotografie festgeschrieben.
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Das heißt, auf der einen Seite ist die Fotografie, das habe ich auch so in einer
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Analyse über den Film, Filmanalyse von Wolfgang Schmidt über Civil War,
1:01:14–1:01:16
habe ich mir nochmal in Vorbereitung angehört.
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Und der dann, Susan Sonntag, die Philosophin, dann über Fotografie,
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hat sie ja mehrere Bände geschrieben, Bücher.
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Und da hat er zitiert, und das geht dann immer bei Fotografie darum,
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dass es ein Mittel der Macht ist,
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ein Mittel der Inszenierung und das vermeintlich Authentische ist eben auch
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immer eine gestellte Szene und kann komplett dekontextualisiert werden und in
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anderen Kontexten andere Inhalte bedeuten.
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Es geht auch um diese Distribution und wer eben dann das Bild wie vermittelt.
1:01:47–1:01:54
Also dieses vermeintliche, echte, authentische durchs Foto, das dann eben aufgelöst.
1:01:55–1:02:00
Das muss ja auch erstmal so erarbeitet werden. Das ist ja auch nochmal die Dimension dahinter.
Micz Flor
1:02:01–1:02:05
Ja, bis hin zu dem, also natürlich das eine ist halt die Entscheidung zu sagen,
1:02:05–1:02:07
das fotografiere ich jetzt.
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Aber auch sich zu entscheiden, etwas nicht zu fotografieren,
1:02:10–1:02:14
ist ja auch ein Zeichen der Macht. Ja, so in der Zeugenschaft des Fotos,
1:02:14–1:02:19
wenn jemand sagt so, bitte mach mal hier ein Foto, die Leute sollen es sehen und du sagst nö.
Florian Clauß
1:02:19–1:02:20
Ja, genau.
Micz Flor
1:02:20–1:02:22
Das ist ja auch die Macht selbst in der Abdeckenheit.
Florian Clauß
1:02:22–1:02:27
Genau, also auch die Frage, von welcher Seite, wo du was fotografierst,
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weil das war auch in der Fotografie so, dass eben auf der einen Seite wurden
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es halt quasi als die Nordstaaten, auf der anderen Seite als die Südstaaten,
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je nachdem, welchen Winkel du angenommen hast.
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Also auch die Position des Fotografens oder der Fotografie.
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Ist dahinter.
Micz Flor
1:02:43–1:02:48
Was natürlich auch immer eine große Öffnung ist für diese ganze Diskussion des
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Anderen oder der Anderen.
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Wo bin ich? Und von wo mache ich das Foto? Und wer ist deshalb der, die Andere?
Florian Clauß
1:02:56–1:03:02
Was noch mal interessant ist bei dem Bürgerkrieg, ist, was mir auch nicht so
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klar war, aber die Fotografie war zu dem Zeit noch nicht,
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im Printbereich angesiedelt, weil die ersten, tatsächlich die ersten Zeitungen,
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die mit Fotografie dann veröffentlicht wurde, weil das Druckverfahren war noch gar nicht so.
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Die Zeitungen waren halt quasi nur...
Micz Flor
1:03:19–1:03:23
Ich glaube, das ist Kupferstich, ich bin mir nicht ganz sicher,
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aber eben noch händisch auf Platten gezeichnet, geätzt und dann gedruckt.
Florian Clauß
1:03:28–1:03:33
Ja, so verschiedene... Also, aber bis das dann wirklich wieder in diesen Massenmarkt
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eingegangen ist, war es dann erst in den 1890er-Jahren.
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Dann konnten, also erst zehn, zwanzig, dreißig Jahre später konnten sich dann
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halt wirklich so diese Bilder dann halt so reproduzieren.
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Und damit hast du natürlich auch, und jetzt komme ich nochmal zu einer kleinen
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Exkurs, weil der ist nochmal so ein bisschen unterhaltsam.
Micz Flor
1:03:52–1:04:00
Du hast ja echt drei eigentlich, eigentliche Episoden in einige gepackt. Wahnsinn, ey.
Florian Clauß
1:04:00–1:04:04
Ja, und zwar ist es so ein bisschen die Geschichte von Kodak.
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Und Kodak hat im Prinzip eine Kamera auf den Markt gebracht.
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Das war auch wieder so Die Entwicklungsgeschichte, der Entwicklungs-Stack von
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ganz vielen anderen Erfindungen hat dann ein Erfindiger den Kodak Number One, das war 1888.
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Ist die rausgekommen und die heißt You press the button, we do the rest.
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Und das war die erste Kamera, die einen Rollfilm hatte.
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Und das war im Prinzip die Erfindung des Schnappschusses.
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Es gab vorher keine Schnappschüsse. Also das heißt, es gab, weil eben,
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wie ich schon sagte, diese Entwicklungsverfahren, die haben lange,
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also die Belichtung der Zeit hat lange gedauert, die Belichtung,
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also das Verfahren selber zu entwickeln, war auch sehr aufwendig.
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Und was dann Kodak gemacht hat, Die haben diese Kamera verkauft, relativ günstig.
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Das war wie damals in den 90ern die Quickshot.
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Also du hast ungefähr so, also jetzt inflationsbereinigt habe ich gelesen,
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den Preis von dieser Kamera war 820 Dollar oder sowas.
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Damals 38 Dollar. und dann sind da zum ersten Mal Schnapsschüsse entstanden.
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Du hast dann auch wirklich so Leute in den Zusammenhängen gesehen,
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die du vorher nicht gesehen hast, weil das war immer so ein inszeniertes Fotostudio.
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Das heißt, wenn du fotografierst, dann hast du entweder diese ethnischen Fotografien,
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wo dann halt irgendwie Fotografenteam irgendwo rausgezogen sind und dann halt die Bevölkerung da,
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fotografiert hat, aber du hattest selten Schnapsschüsse, weil es gab es nicht
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so, weil du kannst ja aufgrund der Belichtungszeit keinen Schnapsschuss machen.
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Da sind so die ersten, also man sieht das dann halt, die ersten Bilder,
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die dann halt so, du siehst dann halt irgendwie Leute lächeln oder du siehst
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dann halt irgendwie so, also so Alltagssituationen kriegst du auf einmal mit, ja.
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Und das hat komplett die ganze Fotowelt, die Bildwelt erstmal so,
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das ist ja im Prinzip der Beginn der Selfie-Culture, ja, der ganzen Handy-Fotografie,
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ja. Das ist auch interessant.
Micz Flor
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Ne, wie dann doch auch so, irgendwie so ein Paradox, ne, das ist ja,
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ich meine, achten, irgendwas ist ja immer noch teuer.
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Ist teuer, ja. Trotzdem ist es auf einmal möglich,
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Das Gleiche, das haben wir ja in unserer Generation mitgekommen,
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das Gleiche halt ist irgendwie so mit Film passiert.
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Als Video kam, da wurde ganz viel gefilmt auf einmal und dann ist beides entstanden.
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Und genau wie du in dem Film sagst, da hat jemand gelächelt.
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Also es ist unglaublich viel Müll entstanden, den nie irgendjemand gesehen hat.
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Aber es sind eben auch Dinge entstanden, weil es nicht mehr so teuer war und
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nicht so verbissen, sage ich mal.
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Sowohl jetzt halt so auf Videobereich oder damals immer Fotografie,
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wo Alltag festgehalten wurde.
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Also diese ganzen Zille-Fotos auch so, diese Zille-Zeit hier in Berlin.
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Da gibt es ja auch diese ganzen Schwarz-Weiß-Fotos, so um die kurz 1900 irgendwie was.
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Wo man auch merkt, das sind schon Entscheidungen gewesen, da abzudrücken,
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aber nicht Entscheidungen von wegen, kann ich mir das leisten,
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sondern wirklich fürs Bild.
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Ich will das festhalten. Das heißt, es geht natürlich immer wieder auch nur
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um die Macht der Kamera, aber es geht nicht mehr um die Macht des Geldes.
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Das ist nicht mehr so eine Frage von wegen, wenn ich jetzt hier drauf drücke,
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dann kann das für mich ganz nach hinten losgehen, weil es unglaublich viel Investitionen ist.
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Das heißt, diese Verfügbarkeit von den Produktionsmitteln, Abbildungen und sowas,
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hat dann auch dazu geführt, dass viel mehr gemacht wurde, aber dadurch auch
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Besonderes wieder neu entsteht.
Florian Clauß
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Richtig. Genau, also was wir auch schon mehrfach in anderen Kontexten festgestellt
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haben, du hast Video genannt, wir haben auch schon über Ton oder jetzt die neuesten
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Entwicklungen in generativen KI,
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du hast eine Demokratisierung des Mediums und das ist ganz wichtig,
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weil nämlich der Fotograf aufgrund dieses,
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also das Foto ist nicht mehr aufgrund von der Profession gut,
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sondern es kann auch aufgrund eines Moments auf einmal wertvoll werden.
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Also nur in der richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und dann halt das Foto
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zu machen, da gehört keine Profession mehr dazu.
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Das ist Glück und das kann jeder machen.
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Das ist nochmal so ein großer Schritt, was die Technologie in der Fotografie
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dann auch gemacht hat in der Richtung.
Micz Flor
1:08:10–1:08:14
Du hast gerade das gesagt, was man dann immer in dem Zusammenhang sagt.
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Mir ist es gerade aber zum ersten Mal wirklich aufgefallen, die Demokratisierung
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hast du gesagt. Warum heißt das eigentlich Demokratisierung?
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Also was hat das mit Demokratie zu tun, wenn diese...
Florian Clauß
1:08:25–1:08:36
Also, dass du als normaler Mensch ohne große Voraussetzungen dann eben das Medium bedienen kannst.
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So würde ich das halt beschreiben.
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Nochmal kurz zu der Kodak Number One. Die ist mit 100 Bildern gekommen als Rollfilm.
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Und dieser Slogan...
Micz Flor
1:08:49–1:08:50
100 Bilder?
Florian Clauß
1:08:50–1:08:54
100 Bilder. Ja, die hatten auch so ein ovales Format, also ein rundes Format.
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Und dieser Slogan, We do the rest, ist halt auch so, dass die halt Kodak damit
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auch die ganzen Entwicklungslabore aufgebaut hat. Also die ganze Infrastruktur entwickelt.
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Kodak hat sich aufgrund dieser Innovation eine komplette Infrastruktur im Land
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ausgebaut und konnte sich darauf über 100 Jahre quasi ausruhen.
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Kodak's Moment war auch der Slogan. Also Kodak war unglaublich prägend im Film- und Fotobereich.
Micz Flor
1:09:21–1:09:24
Als ich mal durch Amerika gefahren bin, noch als später Teenager,
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gab es auch den Begriff Kodak Point.
1:09:27–1:09:31
Das heißt, wo du irgendwo was sehenswertes gab, dann standest du an einem Kodak
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Point. Ja, krass. Ah ja, super.
Florian Clauß
1:09:33–1:09:37
Ich muss ja auch meine persönliche Familiengeschichte erzählen, dass mein Onkel,
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der Bruder von meinem Vater, der ist in den, wann war das, in den 50ern,
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so in den 60ern, Ende 50er, Anfang 60er, ist er ausgewandert nach Kolumbien
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und hat da Fotolabore aufgebaut.
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Und hat dann auch so, naja, kein Reichtum, war dann recht wohlhabend.
1:09:54–1:09:58
Das hat dann alles funktioniert bis zu dem Moment.
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Und da hat auch Kodak verkackt, als die Digitalkameras Anfang der 90er eingeführt wurden.
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Und damit ist das ganze Kodak-Imperium gekippt.
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Diesen Punkt haben sie halt irgendwie verpasst. Dann kam Fuji.
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Also Fujifilm war eh auch so eine Konkurrenz.
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Aber Fuji war dann schneller in dieser ganzen digitalen Fotografie.
Micz Flor
1:10:19–1:10:25
Das Microsoft-Phone ist quasi ein Beispiel, wie damals Kodak den Schritt nicht
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gemacht hat und Microsoft hat den Schritt in die Telefonie nicht geschafft.
Florian Clauß
1:10:28–1:10:33
Ja, aber das ist ja, also das sind wirklich so, also der 100 Jahre von Unternehmensgeschichte
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sind da kaputt, also nicht kaputt, aber halt den Bach runter.
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Kodak hat dann 12 Jahre später, also es kam so um 1900 raus,
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die Kamera, Da haben die eine andere Kamera, einen Kameratypen eingeführt.
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Und zwar war das die Brownie.
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Und Brownie-Kamera, die richtete sich ursprünglich an Kinder.
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Aber jeder hatte dann einen Brownie. Das war ein unglaublicher Erfolg.
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Die hatten, glaube ich, nach drei Jahren, haben die schon über drei Millionen Exemplare verkauft.
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Und die war halt sehr, sehr viel günstiger. Die hat damals einen Dollar gekostet.
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Das sind dann halt ungefähr so,
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Dollar heutzutage inflationsbereitigend oder über 30 teuer,
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aber das hatte dann halt jeder diese Brownie und damit haben die wirklich so
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einen Durchbruch der Fotografie und damit ist halt auch so also mit dem Hintergrund
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machen wir ja nochmal diese Geschichte von Schnappschüssen von der ganzen Presseentwicklung,
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dass dann natürlich auch dann eben Fotos in Zeitungen eine Rolle gespielt haben,
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da reißt man einen ganzen anderen Strang auf mit der Fotografie.
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Dieser Snapshot die Herleitung des Schnappschusses der dann sich dann quasi
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aus diesem Vokabular, das kommt aus der Jagd,
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ja und das heißt hier habe ich das Zitat A quick shot with a gun without aim
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at a fast moving target das ist eigentlich ursprünglich der Begriff für aus
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der Jagd, der Schnappschuss Also das heißt,
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du schießt irgendwo hin, zack, snap, du hast dann aber auf einmal ein Motiv
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im Nachhinein, ohne wirklich zu zielen.
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Und das finde ich immer ganz interessant, diese Parallele zwischen Schießen und dem Fotografieren.
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Und da möchte ich jetzt nochmal ein bisschen tiefer einsteigen, die Parallele.
Micz Flor
1:12:37–1:12:38
Aber das war auch mit der nächsten Folge.
Florian Clauß
1:12:39–1:12:46
Da sind wir bei dem Grundthema von Fotografieren und Krieg.
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Und das war ja auch so ein ganz großes Thema damals, als ich studiert habe in
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den 90ern an der Humboldt-Uni. Ich hatte das, glaube ich, schon erwähnt.
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Du weißt, bei wem ich studiert habe.
Micz Flor
1:12:59–1:13:02
Ja, und natürlich jetzt in Blank Sachs einfach.
Florian Clauß
1:13:02–1:13:03
Friedrich Kittler.
Micz Flor
1:13:03–1:13:03
Ja, genau.
Florian Clauß
1:13:03–1:13:08
Und der hat sich natürlich da mit der Mediengeschichte, also in den 80ern hat
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er da Bücher geschrieben, die genau diese Parallelität und in diesem ganzen
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postmodernen Umfeld von Virilio,
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von Deleuze und von Gutari, Bucot und so weiter.
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Und Pünchen hat ja auch viel zitiert in seinen Büchern.
Micz Flor
1:13:25–1:13:26
Baudrillard.
Florian Clauß
1:13:27–1:13:30
Die Anekdote darf ich noch kurz erzählen.
Micz Flor
1:13:30–1:13:33
Auf jeden Fall. Ich möchte dich gar nicht zwingend, zwei Folgen draus zu machen.
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Ich habe das Gefühl, dass du einfach so viel Material hast. Und es ist schade,
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wenn du dich jetzt hetzt.
Florian Clauß
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Nee, ich hetz mich nicht.
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Du weißt, das hat man glaube ich auch in einer anderen Folge erzählt,
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als wir mit unserer Tattoo-Maschine, wir haben ja zusammen eine Tätowiermaschine
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in den 90ern gebaut, aus dem Klingelmotor der Wollener Straße.
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Und damit wurden wir auf verschiedene Symposien eingeladen. Eins davon war in
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Chicago, in der Isaiah 1997. Du erinnerst dich, ja?
Micz Flor
1:14:03–1:14:04
Ich war dabei.
Florian Clauß
1:14:04–1:14:09
Du warst dabei. Und wo wir dann halt wirklich parallel, und das war wirklich
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so der Moment, wo ich dachte, der, ich muss jetzt nicht mehr weiter studieren,
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habe ich halt Kittler vor der Tür getroffen.
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Der war auch in diesem Symposium eingeladen.
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Der hatte dann auch, glaube ich, eine Professur in der Universität in New York.
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Und ich halt mit ihm so, wie vor der Humboldts und Smalltalk,
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aber immer noch in diesem Rollenverhältnis.
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Er war der Mentor, ich war der Student.
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Und das war so ein bisschen zäh. Und er hatte, glaube ich, parallel zu uns hatte
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der tatsächlich auch eine Vorlesung.
1:14:39–1:14:44
Und unser Panel war komplett voll, weil diese ganzen Kalifornier,
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die ganzen Slicken Valley-Leute dann irgendwie bei uns mit drin saßen,
1:14:50–1:14:51
als wir dann präsentiert haben.
Micz Flor
1:14:51–1:14:57
Das Internet war angekommen. Das war ja, also das WWW war ja noch taufrisch damals.
Florian Clauß
1:14:57–1:15:02
Ja, und ich meine, klar ist das natürlich ein Hingucker, wenn zwei deutsche
1:15:02–1:15:05
Typen dann halt über Tätowiergeschichte und Tätowiermaschinen sprechen.
Micz Flor
1:15:06–1:15:08
Da haben wir aber auch was mit Fotos gemacht. Ich weiß nicht,
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ob du dich Wenn du dich daran noch erinnerst, auf irgendeiner Party hatte ich
1:15:10–1:15:14
dann irgendwo einer von den E-Toy-Schergen,
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da war auf einmal so eine Jacke bereit und da hatte ich mich dann in so homoerotische
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Posen für dich geworfen.
Florian Clauß
1:15:21–1:15:22
Kannst du dich erinnern?
Micz Flor
1:15:22–1:15:23
Und du hast mich fotografiert?
Florian Clauß
1:15:23–1:15:24
Das kann ich nicht.
Micz Flor
1:15:24–1:15:26
Weil die hatten so ein sehr...
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Faschistoide Haltung immer mit ihnen. Und dann wollte ich so ein paar homöotische
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Fotos. Aber kannst du dich nicht daran erinnern?
Florian Clauß
1:15:34–1:15:37
Nee. Ich kann mich an Ito, ich kann mich an die Party, die war in irgendeinem
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Apartment da in Chicago.
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Kann ich mich daran erinnern, dass ich die Itoys sehr abstoßend fand.
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Aber die waren so ein bisschen wie Charaktere aus dem Ulrich-Seidel-Film.
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Die Ito, die kamen glaube ich auch aus Österreich.
Micz Flor
1:15:50–1:15:51
Ja, die waren auch wirklich so,
1:15:52–1:15:55
ich kannte die glaube ich im gleichen Jahr vorher waren die in Linz auch.
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Hatten da glaube ich sogar einen Preis gewonnen, wo man wirklich so dieses Gefühl
1:15:59–1:16:03
hatte, dass die einzelnen Menschen im Gespräch dann, da wurde die Gruppe wirklich
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was unheimlich Größeres als Ganzes,
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als die einzelnen Menschen, die halt irgendwie dann doch in einer Kunstperformance verhaftet waren.
1:16:11–1:16:14
Aber die Ausstrahlung war halt so ein bisschen wie, ja, egal.
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Jetzt sind wir hier, guck mal, jetzt können wir hier einfädeln in eine andere
1:16:18–1:16:20
Tour. Da hattest du über die Tiefsee gesprochen.
Florian Clauß
1:16:20–1:16:23
Genau, die Tiefsee war hier. Wir sind natürlich wieder hier auf dem,
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und dann hatte ich auch was dazu gesagt, Auf dem Velodrom.
1:16:29–1:16:30
Wir hatten hier die Tiefsee-Folge.
Micz Flor
1:16:31–1:16:34
Da warst du so sauer auf mich, weil ich irgendwas Albernes gesagt habe.
Florian Clauß
1:16:34–1:16:39
Ich glaube, da war ich nicht so gut drauf, weil wieder meinen Fuß angefangen hat zu schlagen.
Micz Flor
1:16:39–1:16:43
Ah, ja, ja. Und ich musste abkriegen.
Florian Clauß
1:16:44–1:16:48
Nein, aber das tat mir auch leid. Aber gleichzeitig hat mich das total rausgebracht.
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Genau, Krieg und Fotografie. Also Kittler ist natürlich... Und ich muss auch
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sagen, ich habe mich jetzt nicht tief damit beschäftigt.
1:16:57–1:17:01
Wir sind ja wirklich hier so, wir sind ja wirklich in Professurthemen drin,
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wo das ganze Arbeiten darüber verfasst worden.
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Also das heißt, posten wir ja in den Krieg und alles.
Micz Flor
1:17:08–1:17:14
Aber du hast ja einleitend schon kundgetan, dass wir durch unser Laufendreden die Möglichkeit haben.
Florian Clauß
1:17:14–1:17:16
Uns da so ein bisschen auszusetzen. Genau.
1:17:18–1:17:23
Ja, genau. Also die Backdoor haben wir schon eingebaut in unser Podcast-Prinzip.
1:17:25–1:17:27
Ich wollte aber noch was zu Kittler sagen.
Micz Flor
1:17:27–1:17:29
Also das machen wir in der nächsten Folge.
Florian Clauß
1:17:30–1:17:31
Dann mal setz mich unter.
Micz Flor
1:17:31–1:17:35
Genau, stimmt. Du und Kittler, ihr habt beide noch geraucht.
1:17:36–1:17:37
Genau. Standet in Chicago.
Florian Clauß
1:17:37–1:17:41
Und dann war der Moment, wo ich dann, okay, ja, ich gehe da rein,
1:17:41–1:17:43
habe dann auch mal ein Panel und der fand das so ganz gut, okay, so.
1:17:44–1:17:47
Aber dann dachte ich auch so, ja, was mache ich hier? Warum studiere ich eigentlich noch?
1:17:48–1:17:52
Fand ich so ein bisschen komisch, diesen Moment. Aber so im Nachhinein war das
1:17:52–1:17:53
natürlich sehr prägend.
1:17:53–1:17:57
Und ja, in der Auseinandersetzung mit Kittler. Ich meine, das war schon immer
1:17:57–1:18:00
so, dass ich Kittler total cool fand, aber überhaupt nicht zugänglich.
1:18:01–1:18:07
Und jetzt habe ich auch so eine kurze Einleitung auch zu einem Band,
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wo dann verschiedene Texte veröffentlicht waren, unter anderem auch von Kittler.
1:18:11–1:18:17
Und dann wurde auch gesagt, so Kittler hat einfach eine Unzugänglichkeit.
1:18:17–1:18:21
Und der ist eigentlich, er kommt ja aus der Literaturgeschichte.
1:18:22–1:18:25
Und er ist von der Sprache, er ist ja auch ein Taler, also er hat,
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Bei seinen Theorien ist er ganz schnell in so eine sprachliche Dimension übergegangen.
1:18:31–1:18:35
Also das heißt so eine poetische, wo er dann auch so bestimmte Sachen formuliert
1:18:35–1:18:39
hat, die halt irgendwie so, die du wissenschaftlich versuchst zu greifen,
1:18:39–1:18:43
aber die überhaupt nicht greifbar sind, weil die so vertrackt formuliert sind.
1:18:43–1:18:47
Und in seinem, ich möchte jetzt nochmal ein Zitat von ihm vorlesen,
1:18:47–1:18:52
und zwar kommt das Zitat aus dem Grammophon-Film und Typewriter von ihm, dem Buch.
1:18:52–1:18:55
Und wo er dann, das fand ich nochmal so ganz gut als Analogie.
1:18:57–1:19:04
Ausgehend davon festgestellt hat, dass eben erst durch die Aufzeichnung und
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tatsächlich durchs Film, also durch das Film selber,
1:19:09–1:19:13
direkte Produkte gemacht wurden, die nicht mehr durch die Schrift gegangen sind.
1:19:14–1:19:16
Das klingt ein bisschen kompliziert. Aber vorher war es ja so,
1:19:16–1:19:20
dass du immer nur verschriftlichen konntest von dem, was erlebt wurde.
1:19:20–1:19:24
Aber erst als diese Aufzeichnungssysteme, das ist auch so ein ganzes Schlüsselwort
1:19:24–1:19:28
bei Kittler, entstanden sind, ist eine Unmittelbarkeit geschaffen worden,
1:19:28–1:19:32
die dann in diesem System, in diesem Aufzeichnungssystem dann drinsteckt.
1:19:33–1:19:37
Und damit ist auch seine Medienteorie und Technikgeschichte da ganz stark miteinander verknüpft.
Micz Flor
1:19:38–1:19:41
Verschriftlichung ist natürlich abstrakt gefasst, weil wir hatten das ja auch
1:19:41–1:19:44
in irgendeiner Episode, vielleicht kannst du dich erinnern, wo es darum ging,
1:19:44–1:19:48
dass die Entwicklung der Grammophon-Schallplatten dazu geführt haben,
1:19:48–1:19:51
dass Klaviere nicht mehr so gut verkauft wurden.
Florian Clauß
1:19:51–1:19:54
Genau, das hast du erzählt auch. Das war auch über Tonabnehmer.
Micz Flor
1:19:55–1:19:57
Oder auch eine von den Stromgitarrenfolgen.
Florian Clauß
1:19:57–1:20:02
Genau, das war die erste, über die auch wurde, über Aufzeichnungen und hier
1:20:02–1:20:04
den Flanger, also das Echo.
Micz Flor
1:20:04–1:20:08
Weil da ist natürlich genau das passiert. Diese Musik, um sie haben zu können,
1:20:08–1:20:11
musste man die Noten kaufen, die in der Form der Verschriftlichung sind.
1:20:11–1:20:15
Diese Noten wurden dann aufs Klavier gelegt, dann wurde das gespielt und dann war die Musik im Haus.
1:20:15–1:20:19
Und dann wurde diese Schriftebene rausgenommen.
1:20:19–1:20:23
Da kann man das fast am anschaulichsten auch noch sehen. und dann steht halt
1:20:23–1:20:25
das Grammophon da und du brauchst keine Noten mehr lesen, kein Klavier mehr
1:20:25–1:20:27
lernen und da hast du halt die Musik wahrscheinlich auch noch besser,
1:20:27–1:20:29
als du es selber hingekriegt hättest.
Florian Clauß
1:20:29–1:20:33
Ja, genau. Und dann führt es eben zu so einem Bruch.
1:20:33–1:20:38
Und ich meine, bei Kittler hast du dann halt solche Sprachbilder,
1:20:38–1:20:42
die dann so episch sind, wo dann halt im Prinzip der Schaltkreis selber,
1:20:43–1:20:47
die Sprache den Output bestimmt. Und das geht jetzt nicht.
Micz Flor
1:20:47–1:20:50
Und das ist aber auch, da sind wir jetzt selbstreferenziell in diesem Podcast-Thema,
1:20:50–1:20:54
das beschäftigt mich nämlich in der Tat mit Podcasts, wie zum Beispiel, wenn man,
1:20:54–1:20:58
da braucht man auch nicht mehr lesen, so viel, man hört halt so andere Podcasts
1:20:58–1:21:03
und dann werden Podcasts wie früher Artikel, vielleicht in Zeitungen oder auch im Netz.
Florian Clauß
1:21:04–1:21:06
Magazine, ja, das hat auf jeden Fall die ganze Magazinkultur abgelöst.
Micz Flor
1:21:07–1:21:13
Und das heißt aber dann, den Podcast hat aber wiederum immer noch so ein Frontier-Existenz
1:21:13–1:21:18
Weil das Erste ist, es ist mir nicht klar, wie man das zum Beispiel in einem,
1:21:18–1:21:22
in Anführungszeichen, wissenschaftlichen Artikel zitieren würde.
1:21:22–1:21:27
Man kann ja bei dem BIP-Text-Version, Sachen kann man ja einbinden,
1:21:27–1:21:29
online, zuletzt abgerufen am und sowas.
1:21:30–1:21:33
Aber so richtig klar ist es nicht, wie ich jetzt aus einem zweieinhalb Stunden,
1:21:33–1:21:37
was deine Folgen immer sind, dann wirklich ein Zitat rausnehmen darf, kann.
1:21:39–1:21:44
Und das Zweite ist, dass man ganz oft ja auch so Podcasts hört und dann versucht
1:21:44–1:21:45
rauszufinden, wer sind die Leute, wer macht das?
1:21:46–1:21:50
Und du hast keine Impressionspflicht für Podcasts. Also du musst keine Webseite
1:21:50–1:21:53
haben, du musst keine Impressum haben. Und das ist irgendwie ein bisschen ein
1:21:53–1:22:00
absurdes Loch in diesem ganzen Gesetzeswust über Impressionspflicht für jede Webseite.
1:22:02–1:22:08
Aber ein Podcast, da kann halt, hey, wir sind Klaus, Tobs und Silke und wir
1:22:08–1:22:11
erzählen euch jetzt mal, wie das damals war, als die Mauer gefallen ist.
1:22:11–1:22:14
Das gibt halt quasi keine Impressionspflicht.
1:22:14–1:22:20
Und wir sind auch mit Podcasts, glaube ich, generell gerade in so einer Zwischenphase.
1:22:21–1:22:24
Da hat man nämlich das Lesen weggenommen, aber deshalb komme ich drauf,
1:22:25–1:22:28
weil auch da ja die Schrift gestorben ist in dem Moment, als man jetzt einfach
1:22:28–1:22:29
sich alles so anhören kann.
Florian Clauß
1:22:29–1:22:32
Ja, ich meine klar, du kommst jetzt irgendwie in diesen Simularkren,
1:22:32–1:22:36
also die selbst simulierten Sachen, das ist ja auch generative KI genau der
1:22:36–1:22:40
Punkt, du kannst für deine eigenen Belege, kannst du ja deine Anzeige,
1:22:41–1:22:44
KI-Podcast loslaufen lassen. Das geht ja auch so.
1:22:44–1:22:49
Das ist mit Notebook, mit dieser Engine, Podcast Engine, das Google veröffentlicht hat.
1:22:50–1:22:53
Kannst dir ja irgendein Thema hinwerfen und da wird ein generierter Podcast
1:22:53–1:22:56
raus, wo sich zwei Stimmen über dieses Thema unterhalten.
Micz Flor
1:22:56–1:22:59
That's interesting. Tell me more about this.
Florian Clauß
1:23:00–1:23:07
Genau. Ich möchte jetzt aber dir das Zitat vorlesen aus dem Buch.
1:23:07–1:23:11
Und das möchte ich nochmal so ein bisschen um den Abschluss zum Film auch zu
1:23:11–1:23:14
finden und vielleicht mit dir noch mal so offen darüber zu sprechen,
1:23:14–1:23:20
wie wir im Hintergrund mit diesem Zitat dann auch den Schluss des Filmes von Civil War beurteilen.
1:23:21–1:23:26
Als Colonel Gatling auf dem Schiff, wo er diente, das Funktionieren der Schaufelräder
1:23:26–1:23:34
beobachtete, kam ihm die Idee zum Maschinengewehr mit Zylindermagazin und Kurbelantrieb von 1861.
1:23:35–1:23:41
1874 erfand der Franzose Jules Johnson, inspiriert durch den Trommelrevolver,
1:23:41–1:23:46
das ist das Colt-Patent von 1832, seinen astronomischen Revolver,
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der bereits mehrfach Aufnahmen am Teleskop machen konnte.
1:23:50–1:23:56
Marais griff diesen Einfall auf und entwickelte seine chronofotografische Flinte,
1:23:56–1:24:00
die das Visieren und Fotografieren von im Raum bewegten Gegenständen erlaubte.
1:24:00–1:24:06
Die Geschichte der Filmkamera fällt also zusammen mit der Geschichte automatischer Waffen.
1:24:06–1:24:10
Der Transport von Bildern wiederholt nur den von Patronen.
1:24:10–1:24:15
Um im Raum bewegte Gegenstände, etwa Leute, visieren und fixieren zu können,
1:24:15–1:24:18
gibt es zwei Varianten, Schießen und Filmen.
1:24:18–1:24:23
Im Prinzip vom Kino haust der mechanisierte Tod, wie das 19.
1:24:24–1:24:27
Jahrhundert ihn erfunden hat. Ein Tod nicht mehr des Gegners,
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sondern serieller Unmenschen.
1:24:29–1:24:33
Also in dem Moment, wenn dann quasi Bilder geschossen werden von Menschen,
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Bilder aufgenommen, sind die ja in ihrer Serialität quasi zerlegt und nur noch als Bild quasi.
1:24:40–1:24:45
Deswegen spricht er von seriellen Unmenschen. Colts Revolver zielte auf Indianertrupps
1:24:45–1:24:49
und Gatelinks oder Maxims Maschinengewehr, zumindest in den ursprünglichen Planungen
1:24:49–1:24:51
auf einen eingeborenen Völker.
1:24:51–1:24:56
Mit der chronofotografischen Flinte wurde der mechanisierte Tod perfekt.
1:24:57–1:25:02
Seine Transmission fiel zusammen mit seiner Speicherung. Was das Maschinengewehr
1:25:02–1:25:04
vernichtete, machte die Kamera unsterblich.
1:25:04–1:25:09
Im Vietnamkrieg waren Einheiten der US-Marineinfanterie nur Angriff und Tod
1:25:09–1:25:14
nur bereit, wenn ABC, CBS oder NBC TV Teams vor Ort hatten.
1:25:15–1:25:22
Film ist eine unermessliche Auswertung der Totenreiche während und schon bevor die Kugeln treffen.
1:25:23–1:25:29
Nur folgegerecht war es, dass die zwei Verfahren Schießen und Filmen schlechthin
1:25:29–1:25:32
zu kombinieren, Marys Markenname im Wort zu nehmen.
1:25:32–1:25:34
Im Kino künstlicher, das heißt
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tödlicher Vogelflüge wurde die chronophotografische Flinte Wirklichkeit.
1:25:39–1:25:43
Aufklärungspiloten des Ersten Weltkriegs, wie Richard Garros,
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konstruierten Bord-MGs, deren Lauf mit der Propellerachse zusammenfiel,
1:25:47–1:25:50
während sie den Effekt filmten.
1:25:50–1:25:54
Also das ist genau dieser Zusammenfall von Kamera und Maschinengewehr.
1:25:54–1:25:59
Das ist halt so ein Kern von der Medienteorie von Kittler.
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Also dieses Bild und vor allen Dingen die Technikgeschichte dahinter.
1:26:05–1:26:09
Ich erinnere mich auch noch an die Vorlesung. Das sind wirklich so anekdotische
1:26:09–1:26:12
Aha-Momente, die man hat. Aber es wird gleichzeitig wieder...
Micz Flor
1:26:12–1:26:13
Du hast das jetzt aber nicht aus deiner Erinnerung.
Florian Clauß
1:26:13–1:26:17
Nee, nee, aber ich erinnere mich noch an diese, okay, Schießen und Filmen.
1:26:17–1:26:19
Ja, geil, genau, Postmater.
1:26:19–1:26:25
So, an diese Momente. Wenn wir das auf den Film Civil War dann wieder zurückholen,
1:26:25–1:26:33
das ist ja genau dieser letzte Moment in diesem, also wo dann die Jesse als in diesem Schutz,
1:26:33–1:26:34
in dieser Hybris der Kamera,
1:26:35–1:26:40
die Unverletzlichkeit, also diesen Moment einzufangen und dieses Authentische quasi zu.
1:26:40–1:26:45
Es wird nicht mehr differenziert, auch von der Filmart her, also von der,
1:26:45–1:26:47
wie er inszeniert ist, der Film.
1:26:47–1:26:51
Kannst du wirklich nicht mehr ausmachen, wer schießt und wer macht Fotos.
1:26:51–1:26:55
Gleichzeitig spricht er hier von, also es sind Kameras, das ist nicht Fotografieren.
1:26:56–1:26:58
Fotografieren ist aber was anderes. Ich glaube, es ist nochmal ganz wichtig,
1:26:58–1:27:02
dann halt auch eine Bewegung in den Bildern zu haben, dass wir diesen seriellen
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Unmenschen haben, der dann quasi nur Leibhaftigkeit von Bewegung in der Serialität der Bilder haben.
1:27:10–1:27:16
Ich finde, das bei dem Film am Ende ist ja dann auch der Moment des Todes.
1:27:16–1:27:23
Der Moment des Todes von Lee ist auch eigentlich so eine, wieder so eine,
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in dem Moment übernimmt sie ja die Figur.
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Es ist ja fast ein tragischer Fall.
1:27:29–1:27:34
Das heißt, mir fällt jetzt keine alte Sage ein aus dem Griechenland,
1:27:35–1:27:39
wo dann genau dieses, in dem Moment, wenn du diese Funktion übernimmst,
1:27:39–1:27:42
also das Idol, kill your idols,
1:27:42–1:27:47
fängst du ja an, dann auf einmal die Funktion auszufüllen und selber dann einer zu werden.
1:27:47–1:27:53
Das ist ja dieser Staffelstab, der dann übergeben wird von Lee an Jessie. Und das ist ja so.
1:27:54–1:27:58
Und sie macht ja quasi das Foto des Jahrtausends, in dem sie halt irgendwie
1:27:58–1:28:01
live dabei ist, wenn dann der Präsident erschossen wird.
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Das heißt, sie hat jetzt ihre...
Micz Flor
1:28:03–1:28:07
Und sie schießt aber ja die, wie heißt denn nochmal die andere?
Florian Clauß
1:28:08–1:28:12
Lee. Also Lee, die ältere Fotografin. Lee ist die ältere Fotografin.
1:28:12–1:28:13
Ja, die wird erschossen.
1:28:13–1:28:17
Die wird erschossen. Und sie, aber sie wird quasi im Tode fotografiert.
1:28:17–1:28:21
Das war auch nur eine Frage. Ganz am Anfang des Films würdest du jemanden auch
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fotografieren, wenn er stirbt.
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Also natürlich, das ist die reine Beobachtung ohne irgendwelche Kommentarfunktionen,
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ohne ethnische Implikationen, ist halt so diese Funktion, auf die sie dann letztendlich
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so erfolgreich werden kann.
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Aber dann hört es für mich irgendwie, wo ich dann denke, und weiter?
1:28:41–1:28:45
Gut, was kann man jetzt sagen? Also ich meine, jetzt haben, glaube ich,
1:28:45–1:28:47
diese Bilder nicht mehr so eine Bedeutung, weil du kannst ja,
1:28:48–1:28:54
also klar, du hast diese unglaublichen authentischen Momente von Fotografieren im Krieg,
1:28:54–1:28:58
ja, aber gleichzeitig hast du die Möglichkeit, dir irgendwelche Bilder zurecht
1:28:58–1:29:01
über so einen Prompt-Engine, kannst du dir die zurechtbacken,
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was jetzt auch so als ein legitimes Mittel dann irgendwo auch eingesetzt wird
1:29:05–1:29:08
in den, jetzt heutzutage in den Kriegsschauplätzen.
1:29:09–1:29:13
Sei es jetzt irgendwie so Ukraine oder sei es dann irgendwie Gaza oder sonst
1:29:13–1:29:16
wo, wo du dann nicht mehr weißt, diese Echtheit von Bildern.
1:29:16–1:29:20
Weißt du ja schon lange nicht mehr, aber trotzdem, jetzt können die komplett generiert sein.
1:29:21–1:29:25
Oder wo es ganz explizit war, war dieses eine, habe ich auch so ein TikTok-Newsletter,
1:29:25–1:29:27
der Understanding TikTok heißt er.
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Und dann ging es halt so darum, um diesen Hurricane, der über Amerika hinweggefegt
1:29:32–1:29:34
hat. Und dann siehst du halt irgendwie so ein kleines Mädchen,
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total süß, mit so einem Hund, der ganz struppig, so einen Welpen,
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hält sie in Hand, ist in einem Rettungsboot und guckt ganz zitternd.
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Und du siehst halt wirklich so, in dem Hintergrund, also Überschwemmungen und so weiter und dunkel.
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Und dann reibt dann halt auch eine auf Ex, das ist halt so eine Republikanerin,
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irgendeine Senatorin, schreibt halt, egal wo dieses Bild herkommt,
1:29:55–1:29:59
es spricht genau diesen Zustand aus, den wir jetzt gerade hier haben.
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Also das heißt, es ist komplett generiert, das ist klar, alle arbeiten,
1:30:03–1:30:06
das ist halt wie die Flat-Earth-Argumentation, das ist halt klar,
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es ist natürlich, die Erde ist nicht flach, aber ich habe hier den Beweis, ja.
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Also du kannst hier so selbst generierte Beweise schaffen, um dann halt so in
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der These völlig drin zu bleiben und es ist halt so egal.
1:30:16–1:30:20
Und das finde ich halt so krass, dass es so egal wird, ne?
Micz Flor
1:30:21–1:30:26
Ja. Ja. Ich habe gerade auch gedacht, mit dem Kittler-Text, was du vorgelesen
1:30:26–1:30:30
hast, es halt natürlich so ist, gerade in der Szene, die du beschreibst mit
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dem Präsidenten, dann geht es ja um so sehr gegensätzliche Sachen.
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Die Kugel erschießt und tötet.
1:30:37–1:30:40
Und das ist quasi so ein Fleeting Moment.
1:30:40–1:30:44
Also das geht so, und dann ist es schon vorbei. Und das Foto wiederum hält diesen
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Moment halt wirklich fest. Wie er sagt, verewigt ihn für immer.
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Und das ist natürlich dann im gleichen Moment entstanden. Die Kugel und das Foto dazu.
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Und das Foto ist aber das, was dann über die Geschichte hinaus bleibt und immer
1:30:57–1:31:02
wieder das Ganze vielleicht auch neu re-evaluiert oder re-writing-history-mäßig
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wird dieses Bild dann herangezogen und hat eine Bedeutung.
1:31:04–1:31:09
Das eine ist quasi die Realität und das andere ist dann für Fact-Checking oder,
1:31:12–1:31:17
Dass das im gleichen Moment mit dieser Verkopplung von der Technologieentwicklung,
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militärischer Zeuge und Fotografie festhalten, vernichten,
1:31:22–1:31:26
dass das im gleichen Moment eingesetzt wird und das eine bleibt halt für immer
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und wird dann auch immer wieder natürlich herangezogen, um die Geschichte nochmal
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zu interpretieren, nochmal zu erklären, nochmal zu beschreiben.
1:31:34–1:31:39
Und das andere ist halt die Patrone, die schafft Fakten sozusagen.
1:31:39–1:31:45
Und diese Fakten werden aber dann über das Foto nochmal hinterfragt und interpretiert.
Florian Clauß
1:31:46–1:31:50
Ja genau, also wenn man das dann auch so übersetzt,
1:31:50–1:31:58
in dem Moment des Bewegens, die Bewegung, die dann in der Gewehrkugel oder in
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der Pistolenkugel drin steckt, Die kinetische Energie, die löst ja dann in dem Objekt,
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in dem Zielobjekt, dann halt diese,
1:32:07–1:32:09
also quasi, wenn es getroffen ist,
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den Tod aus, den Stillstand.
1:32:12–1:32:15
Und gleichzeitig, wenn du das mit der Kamera dann verknüpfst,
1:32:16–1:32:19
ist damit auch eine Bewegungslosigkeit drin wieder.
1:32:19–1:32:23
Also das heißt, das, was du meinst, die Kamera zeichnet diesen Moment auf.
1:32:23–1:32:27
Es ist quasi dann, also wann hören Systeme auf, sich zu bewegen?
1:32:27–1:32:30
Also jetzt so biologische, klar, wenn sie dann halt irgendwie so tot sind.
1:32:31–1:32:35
Aber gleichzeitig hast du das ja auch dann eben so fixiert in der Kamera.
Micz Flor
1:32:35–1:32:38
Und gleichzeitig ist ja auch das Komische, wenn man jetzt so filmisch denkt.
1:32:38–1:32:43
Also auf eine komische Art und Weise ist ja das Foto, was ja irgendwie erstmal
1:32:43–1:32:47
vorgibt, den Moment festzuhalten und damit alle Fragen zu beantworten.
1:32:48–1:32:51
Wenn man filmisch denkt, ist es ja genau das Gegenteil, sondern es ist quasi
1:32:51–1:32:55
die offenste Art zu filmen.
1:32:55–1:33:02
Wie oft gibt es das in Filmen, dass das als Effekt eingesetzt wird,
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dass auf einmal der Film stehen bleibt bei einem Foto.
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Also angenommen, jemand kommt halt irgendwie so um die Ecke und dreht sich so.
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Und vielleicht läuft sogar der Ton weiter, aber das Bild bleibt stehen.
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Also dass du damit eigentlich alle Möglichkeiten,
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eröffnest und die Fantasie anregst. Weißt du, wie ich meine?
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Wo ist denn das? Ist das nicht auch bei Sundance Kid und Cassidy,
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also dieser Film wo die dann so springen und du weißt halt, die werden jetzt erschossen.
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Draußen steht die Polizei und dann springen die halt so und dann wird das so eingefreezt.
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Und dann hast du quasi einen Moment, aber diesen Moment...
Florian Clauß
1:33:38–1:33:40
Ist das nicht Bonnie and Clyde?
Micz Flor
1:33:40–1:33:44
Nee, Bonnie and Clyde, nee, dieses ist, glaube ich, da hier mit Robert Redford
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und der dann auch Sansos gemacht hat.
1:33:48–1:33:51
Weiß ich nicht mehr. Also klar weiß jeder, aber mir fällt es gerade nicht ein.
1:33:52–1:33:56
Also da entsteht ein Bild und wenn du es als Fotografie in der Ausstellung hast,
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die du vorhin beschrieben hast, dann scheint es die Realität abzubilden und
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scheint diesen Moment festzuhalten und alle Fragen zu beantworten.
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Wenn du im Film ein Standbild einsetzt, dann ist es eher was,
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was alle Möglichkeiten erfassen kann.
Florian Clauß
1:34:09–1:34:13
Ach so, ja. Weil du quasi so da die Linearität der Bewegung...
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Das Narrative nicht weitererzählt.
Micz Flor
1:34:15–1:34:16
Sondern jetzt musst du selber denken.
Florian Clauß
1:34:16–1:34:18
Jetzt bist du befordert. Ich musste selber weiter zeigen.
Micz Flor
1:34:18–1:34:21
Wie in unserer Folge mit dem Gedankenstrich. Da wurde sich einer aufgeregt,
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dass das Publikum mal bedenken muss beim Gedankenstrich.
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Aber das Standbild ist der Gedankenstrich der Filme.
Florian Clauß
1:34:27–1:34:30
Ah, ja. Ja, ja, das ist sehr schön.
Micz Flor
1:34:30–1:34:34
Das ist schön. Aber wie könnte man das zitieren?
Florian Clauß
1:34:35–1:34:39
Naja, da gibt es ja auch. Es bilden sich so Standards raus in der Podcast.
Micz Flor
1:34:40–1:34:44
Und das andere, was ich noch in deinem Kittler-Text und dann Garland und so
1:34:44–1:34:50
weiter Und positioniert er sich da irgendwie in der zeitgenössischen Politik Amerikas oder nicht?
1:34:50–1:34:54
Und da hast du beschrieben diese Szene, wo die in diesem Pretty Village waren,
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wo halt irgendwie nichts passiert und sowas.
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Und das fand ich jetzt nochmal so interessant, weil das ja der Ort ist,
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an dem wir zwar dann den Film anschauen,
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Und gleichzeitig aber würde mich jetzt interessieren, ob die junge Fotografin
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da auch fotografiert hat oder ob das quasi dann einfach nicht interessant war.
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Und damit dann irgendwie nochmal auf einer Metaebene gesagt wurde,
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ich erzähle einen Kriegsfilm und diese Identifikationsfigur, die junge Fotografin,
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dann aber auch nur einen Ausschnitt selber dokumentiert von dem,
1:35:30–1:35:31
was hier filmisch erzählt wird.
Florian Clauß
1:35:33–1:35:41
Also tatsächlich fotografiert sie da Lee, für die sie dann auch ein Kleid aussucht in der Boutique.
1:35:42–1:35:46
Das ist jetzt nochmal so eine Normalität, die dann auf einmal so reinkommt.
1:35:46–1:35:50
Was dann auch so ein bisschen so ein Braunding zwischen den beiden ist.
Micz Flor
1:35:50–1:35:55
Weil das ja dann nochmal vielleicht auch hinter der Fassade des ganzen Films
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eben so ein Kommentar darauf ist, dass wenn ich ein Foto mache oder wann ich
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kein Foto macht, beides eine politische Entscheidung ist.
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Eine Entscheidung abzubilden oder auch bewusst nicht abzubilden und in dem Moment,
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wenn ich halt Kriegsfotografin bin, dann mache ich halt keine Fotos da,
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wo es irgendwie Orange-Cookies gibt und das einfach nicht Krieg ist.
Florian Clauß
1:36:16–1:36:21
Also wenn die Normalität dann quasi zu doll im Vordergrund steht.
Micz Flor
1:36:21–1:36:25
Ja, dass dann eben nicht fotografiert wird, was wiederum dann nochmal so eine
1:36:25–1:36:30
Argumentation ist, zu sagen, okay, da ist es in beiden Fällen eben eine politische Entscheidung.
1:36:31–1:36:34
Ich mache hier ein Foto, das halte ich fest und ich fotografiere von hier und
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ich fotografiere diese Person oder diese Situation.
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Und auf der anderen Ebene zu sagen,
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hier ist ja kein Krieg, da lass die Kamera stecken und trinke mal einen Kaffee und kaufe mir Kleid.
Florian Clauß
1:36:47–1:36:47
Ja, ist boring.
Micz Flor
1:36:48–1:36:53
Oder was Kittler eben sagt, wenn NBC oder ABC oder so nicht in Vietnam anwesend
1:36:53–1:36:57
waren, waren die amerikanischen Soldaten nicht bereit.
Florian Clauß
1:36:58–1:37:02
Ja, das ist aber genau invertiert dann dazu, weil natürlich Jesse D.
1:37:03–1:37:04
Das Kamerateam vor Ort ist.
Micz Flor
1:37:05–1:37:10
Ja, stimmt, das ist das Gegenteil. Das ist dann schon quasi nach der Macht der Bilder.
Florian Clauß
1:37:12–1:37:14
So, Mitch, wir sind hier.
Micz Flor
1:37:14–1:37:16
Ausgang Storkower Straße.
Florian Clauß
1:37:17–1:37:23
Sind wir, glaube ich, auch am Ende meiner Episode angekommen.
Micz Flor
1:37:24–1:37:29
Was für ein Höllenritt. Wahnsinn. Ich meine, von der Tour her sind wir einfach
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so quer durch Berlin gelaufen.
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Da war die Geschichte wirklich wichtig. Wir sind keine strategischen Umwege
1:37:35–1:37:39
gelaufen und haben drei Kilometer gebraucht, wo sonst nur anderthalb gelangt hätten.
1:37:40–1:37:47
Du bist über die Dörfer und Kriegsschauplätze der Geschichte der Kameraentwicklung
1:37:47–1:37:50
gelaufen, bis hinein in diesen Film.
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Und ich danke dir fürs Erzählen, weil es ist ein Film, wo ich jetzt das Gefühl
1:37:55–1:37:58
habe, den Gott sei Dank bräuchte ich nicht mehr zu gucken.
1:37:58–1:38:03
Weil von dem Trailer habe ich einfach gemerkt, das ist zu viel für mich.
Florian Clauß
1:38:04–1:38:10
Ja, der geht schon nah, aber ich finde, er ist nicht unnahbar.
Micz Flor
1:38:11–1:38:14
Er ist nicht unnahbar. Das heißt, man kann sich ihm annähern?
1:38:14–1:38:16
Man kann sich den schon angucken.
1:38:16–1:38:20
Nee, also vielleicht, wenn du mal Lust hast. Aber ich habe dir jetzt den Film erzählt.
1:38:23–1:38:24
Mensch, danke dir.
Florian Clauß
1:38:25–1:38:30
Bitteschön, ja, gerne. Jetzt will ich dir aber nicht die Gelegenheit nehmen,
1:38:30–1:38:34
den Abspann zu machen, weil das letzte Mal hast du mich ganz schön angemault.
Micz Flor
1:38:34–1:38:41
Ach so, ja, Mensch, hey Flo, also, ey, krass, habe ich nicht gewusst,
1:38:42–1:38:43
Amerika, wer hätte das gedacht?
1:38:44–1:38:47
Und ein Brit, der bringt das nur auf den Punkt.
1:38:48–1:38:52
Flo, vielen Dank. Das war Eigentlich Podcast.
1:38:53–1:38:58
Auf eigentlich-podcast.de findet ihr die Shownotes, das Transkript,
1:38:59–1:39:01
die Folge oder auch beim Podcast.
1:39:02–1:39:06
Player eurer Wahl. Auf der Webseite auch immer eigentlich ein paar Fotos.
1:39:06–1:39:08
Eigentlich, weil ich glaube, diesmal haben wir gar nicht so viel fotografiert,
1:39:08–1:39:12
weil ich an deinen Lippen hing und du an deinem inneren Skript.
1:39:13–1:39:15
Fällt dir noch was ein? Habe ich das vergessen?
Florian Clauß
1:39:15–1:39:16
Der Track, den wir gelaufen sind.
Micz Flor
1:39:16–1:39:18
Finde ich auch auf der Seite. Der Track, der ist auch auf der Seite.
1:39:18–1:39:21
Und das ist immer noch ein Projekt, vielleicht so ein Weihnachtsfilm mit ein
1:39:21–1:39:24
bisschen Zeit, dass wir alle Tracks mal aufeinander legen.
Florian Clauß
1:39:24–1:39:24
Ja.
Micz Flor
1:39:25–1:39:32
Gut. Das war Folge 66. Und wir sehen uns wieder in zwei Wochen.
1:39:33–1:39:37
Vielen Dank. Danke auch von mir. Tschüss. Macht's gut.
Florian Clauß
1:39:37–1:39:37
Ciao.

Roadmovies

Das Genre des Roadmovies stellt ein zentrales Subgenre des modernen Kinos dar, welches sowohl narrative als auch philosophische Elemente miteinander verknüpft. Historisch betrachtet, etablierten sich Roadmovies in den 1960er Jahren als Gegenbewegung zu den rigiden Konventionen des klassischen Hollywood-Kinos sowie als Ausdruck des gesellschaftlichen Wandels dieser Ära. Filme wie „Easy Rider“ (1969) fungierten als Symbol dieses Aufbruchs, indem sie die Suche nach Freiheit und Individualität in den Vordergrund stellten.

Roadmovies sind durch eine episodische Erzählweise, weite Landschaftsaufnahmen sowie die symbolische Bedeutung von Straßen und Fahrzeugen gekennzeichnet. Inhaltlich kreisen Roadmovies um Fragen der Selbstfindung, Gesellschaftskritik sowie den Wunsch nach einem Ausbruch aus normativen Strukturen. Die Generierung von Spannung erfolgt dabei häufig durch Zufallsbegegnungen sowie den Umgang der Protagonisten mit fremden und oft feindseligen Umwelten. Das Genre markiert nicht nur einen Wechsel der filmischen Ästhetik, sondern auch einen sozialen Kommentar, mit dem der sogenannte „American Dream“ hinterfragt und kritisch reflektiert wird.

Alex Garland und Civil War

Alex Garland hat sich in den vergangenen Jahren als eine der bedeutende Stimmen des modernen Kinos etabliert. Garland ist insbesondere für seine Filme „Ex Machina“ (2014) und „Annihilation“ (2018) bekannt, in denen er wiederholt Genregrenzen überschreitet und psychologische, philosophische sowie technologische Themen verwebt. Seine Werke loten die versteckten Abgründe der menschlichen Natur aus und zeichnen sich durch eine präzise visuelle Gestaltung sowie eine tiefgründige thematische Komplexität aus.

Mit „Civil War“ (2024) hat Garland einen weiteren bemerkenswerten Beitrag geleistet, indem er Elemente des Roadmovies mit denen des Kriegsfilms kombiniert. In seiner Herangehensweise bleibt Garland unkonventionell. Anstatt sich allein auf monumentale Schlachten oder militärische Strategien zu konzentrieren, integriert er die Dynamik eines Bürgerkrieges in die individuellen Erfahrungen von Leid und die Suche nach Identität. Diese Vorgehensweise verleiht dem Film „Civil War“ einen erzählerischen Reichtum, der sowohl universelle als auch persönliche Perspektiven in den Vordergrund rückt.

Der Film „Civil War“ spielt vor dem Hintergrund eines fiktiven Bürgerkriegs in den Vereinigten Staaten, wobei die Straßen des Landes sowohl Schauplatz als auch Metapher sind. Der Film folgt der Protagonistin Jessie, einer Kriegsfotografin, deren Reise sowohl geografisch als auch emotional geprägt ist. Während ihrer Odyssee durch die verschiedenen Konfliktzonen des Landes dokumentiert sie unermüdlich die Schrecken des Krieges, ohne dabei eine sichtbare politische oder moralische Position einzunehmen. Die Kamera fungiert für Jessie sowohl als Schutzschild als auch als Kompass.

Der dramaturgische Höhepunkt des Films entfaltet sich im Weißen Haus, wo die Grenzen zwischen Beobachtender und Akteurin verschwimmen. Die Szene vor dem Oval Office, in der Jessie den Tod ihrer Mentorin Lee und die Erschießung des Präsidenten fotografisch festhält, kann als eindringliches Beispiel für die Verschmelzung von Waffe und Kamera betrachtet werden. Diese Inszenierung wirft nicht nur die Frage auf, welche Rolle die Fotografie im Krieg spielt, sondern symbolisiert auch das „totale Aufgehen“ der Protagonistin in ihrer Profession. Dieser Aspekt zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Genre des Films.

Medien und Krieg im Diskurs

Ein wesentlicher Aspekt von „Civil War“ ist die Fokussierung auf das Thema Kriegsfotografie. Seit ihren ersten Einsätzen während des Amerikanischen Bürgerkriegs in den 1860er Jahren hat die Fotografie eine Schlüsselrolle bei der Dokumentation militärischer Konflikte eingenommen. Erstmals wurde die Kamera von Fotografen wie Mathew Brady eingesetzt, um das Grauen und die menschlichen Kosten des Krieges visuell festzuhalten. Die Bilder offenbarten der zivilen Bevölkerung ungeschönt die Brutalität des Konflikts und führten zu einer Reflexion über die ethischen Implikationen der Rolle der Medien in Kriegszeiten.

In ihrem wegweisenden Werk „Regarding the Pain of Others“ (2003) analysiert Susan Sontag die vielschichtige Wirkungskraft der Kriegsfotografie. Sontag postuliert, dass Bilder sowohl Mitleid erregen als auch abstumpfen können, da sie die Gewalt ästhetisieren und zugleich Distanz schaffen. Diese Ambivalenz findet sich auch in „Civil War“ wieder: Während Jessies Dokumentation zunächst als Akt der Wahrheitsfindung betrachtet werden kann, entwickelt sie sich zunehmend zu einem Mittel der Verstrickung in die Gewalt. Die Frage, ob eine Trennung zwischen aktivem und beobachtendem Handeln möglich ist, wird in der Figur der Jessie auf philosophischer sowie filmischer Ebene erörtert.

Die Analyse von Friedrich Kittler, einem einflussreichen Medientheoretiker des 20. Jahrhunderts, der sich mit den Technologien der Wahrnehmung und Aufschreibesysteme auseinandersetzt, kann einen Blickwinkel zur Interpretation von „Civil War“ bieten: Kittlers Konzept, dem zufolge Medien nicht nur Informationen übertragen, sondern auch die Art und Weise beeinflussen, wie wir die Realität wahrnehmen und selbst zu Handelnden werden, stellt ein wertvolles analytisches Werkzeug dar. Im Film „Civil War“ verschmelzen Kamera und Handlungsträger miteinander, sodass eine klare Trennung zwischen dokumentarischem Akt und gewaltsamer Interaktion nicht mehr möglich ist.

In seiner künstlerischen Praxis thematisiert Garland den hier beschriebenen Ansatz, indem er das Instrument der Kamera als zugleich beobachtenden und agierenden Akteur darstellt. Die Fotografien von Jessie sind nicht lediglich passive Dokumentationen, sondern vielmehr aktive Eingriffe in die Logik des Krieges. Die Kamera fungiert folglich als technologisches Medium, welches Macht definiert, indem es Entscheidungen darüber trifft, welche Elemente des Geschehens sichtbar und unsichtbar sind.

Mit „Civil War“ gelingt Alex Garland eine bemerkenswerte Synthese aus Roadmovie und Kriegsfilm. Der Film nutzt die visuellen und erzählerischen Elemente des Roadmovies, um eine Reise durch die emotionale und geografische Landschaft eines fiktiven Bürgerkriegs zu gestalten. Gleichzeitig werden existenzielle Fragen zur Rolle von Medien, Technologie und der Bilderproduktion im Kontext von Gewalt aufgeworfen.

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