EGL071 Nosferatu 2024 – Robert Eggers reaktionäres Remake

Ellen Hutter: „Professor, my dreams grow darker. Does evil come from within us, or from beyond?”

Eigentlich-Podcast diesmal im Sitzen ohne zu laufen. Chris und Flo konnten es kaum abwarten, über Robert Eggers' Nosferatu zu sprechen, also haben wir eine Remote-Sendung aufgenommen: Chris in Berkeley und Flo in Berlin, ein klassischer Podcast ganz ohne Schnaufen und Nebengeräusche. Robert Eggers hat ein Remake des über 100 Jahre alten Proto-Horrorfilms "Nosferatu" von Friedrich Murnau gedreht. Die Geschichte orientiert sich stark an Murnaus Original: Storylines, Figuren und Handlungsorte werden in Eggers Verfilmung auf Hochglanz poliert. Es wirkt fast so, als hätte Eggers Murnaus Film Bild für Bild durch die generative KI gejagt und dabei das Pacing heruntergeschraubt. Alles ist ein bisschen runder, brutaler, dunkler, langsamer. Mehr aber auch nicht, meint Flo. Die Erscheinung von Nosferatu hat im Original wesentlich mehr kinematographische Kraft als im Remake. In Eggers Nosferatu trägt Orlok einen lächerlichen Schnurrbart und hat eine Beule auf dem Kopf, von der man nicht weiß, ob sie die wegfliegende Schädeldecke oder eine Schmalzlocke darstellen soll. Chris hält dagegen, dass Eggers mit der Figur des Orloks und seiner Verbindung zu Ellen etwas Neues geschaffen hat: In jungen Jahren, in Einsamkeit und sexueller Verzückung, beschwört Ellen das Monster herauf. Dadurch entsteht eine starke Bindung, die dann auch ganz deterministisch den Tod für beide bedeutet. Diesen Aspekt hat noch keine Dracula- oder Nosferatu-Geschichte in der Schärfe erzählt. Wir gehen sogar so weit, die Figurenkonstellation nach den Theorien von Jacques Lacan zu interpretieren: Ellen richtet sich als begehrendes Subjekt auf das Unmögliche, verkörpert durch Graf Orlok, der als das Reale jenseits der symbolischen Ordnung steht. In dieser Konstellation spiegelt sich die fundamentale Spaltung des Subjekts zwischen gesellschaftlicher Ordnung (symbolisiert durch Ellens Ehe mit Thomas Hutter) und dem transgressiven Begehren nach dem Unmöglichen. Orlok fungiert als Objekt klein a, als unerreichbare Ursache des Begehrens, während Ellen in ihm zugleich eine gespenstische Spiegelung ihrer eigenen verbotenen Sehnsüchte erkennt. Die drei Register - das Symbolische (bürgerliche Ordnung), das Imaginäre (Ellens Fantasien) und das Reale (Orlok/Tod) - verschränken sich in einer Bewegung, die unweigerlich zum Tod führt. Ellens finale Selbstopferung kann als ultimative Erfüllung des Begehrens gesehen werden, in der sich das Subjekt im Moment der Vereinigung mit dem Unmöglichen selbst auslöscht - ganz im Sinne von Lacans These, dass die vollständige Erfüllung des Begehrens nur im Tod möglich ist. Das klingt soweit ganz gut, aber was uns an dem Film stört, ist der Determinismus, der der Handlung, den Figuren und allem zugrunde liegt. Er manifestiert sich in der absoluten Vorherbestimmung der Ereignisse, im Drehbuch, das wie eine Anleitung gesehen werden kann. Wie eine Turingmaschine durchläuft der Film diese deterministische Kette, in der die einzelnen Szenen Stück für Stück nach den vorher festgelegten Algorithmus durchexekutiert werden. Alles, was geschieht, ist bereits vorherbestimmt, und die Figuren können diesem Schicksal nicht entkommen. Besonders deutlich wird dies in der fatalistischen Opferrolle Ellens, die sich in ihr vorherbestimmtes Schicksal fügen muss, um die Gesellschaft zu retten. Hier kann man Eggers eine reaktionäre Haltung vorwerfen, da sie jegliche menschliche Handlungsfreiheit und Selbstbestimmung negiert und stattdessen eine höhere, unveränderliche Ordnung postuliert. In Zeiten des Klimawandels und des Demokratieverlusts wünschen wir uns eher eine Haltung, die sozialen Wandel und Handlungsfreiheit propagiert. Das finden wir in Eggers "Nosferatu" nicht.

Shownotes

Mitwirkende

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Chris Flor
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Florian Clauß

Transcript

Chris Flor
0:00:00–0:00:03
Deswegen probieren wir es, ein Experiment. Ich sage eins, zwei,
0:00:04–0:00:08
drei und dann klatsch, also in dem Rhythmus, auf vier quasi klatschen.
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Eins, zwei, drei.
Florian Clauß
0:00:13–0:00:18
Hallo und herzlich willkommen bei Eigentlich Podcast,
0:00:18–0:00:25
eigentlich Episode 71 und diesmal machen wir was ganz Neues,
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nämlich eigentlich laufen wir im Reden und reden laufend, aber diesmal sitzen
0:00:31–0:00:35
wir im Reden, aber wir reden trotzdem laufend.
Chris Flor
0:00:41–0:00:43
Ich bin's wieder, der Chris Flore.
Florian Clauß
0:00:44–0:00:47
Genau, wir kennen ihn schon aus diversen Folgen und Episoden.
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Also so neu ist es jetzt auch nicht.
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Aber zumindest so die Premiere, dass wir das mal so remote-mäßig aufnehmen, hat auch einen Grund.
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Haben wir aber jetzt nicht auf die schneller ausprobiert, nämlich,
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dass wir tatsächlich, du bist nämlich am anderen Ende der Welt.
Chris Flor
0:01:03–0:01:04
Am Ende der Welt.
Florian Clauß
0:01:04–0:01:08
Am Ende, genau. Am Ende des Westens.
Chris Flor
0:01:09–0:01:13
In Berkeley. Hier geht es über die Kante der Welt, geht es hier rüber.
Florian Clauß
0:01:14–0:01:16
Genau, du siehst jeden Tag die Schiffe anstürzen.
Chris Flor
0:01:17–0:01:22
Und hier ist ja die, ja genau, in Kalifornien, in Berkeley sitze ich.
0:01:23–0:01:27
Und es ist mittags und bei dir ist es ja abends. Also hier ist es 12.30 Uhr.
0:01:28–0:01:31
Und es fühlt sich auch ein bisschen Endzeit stimmungsmäßig an hier.
0:01:32–0:01:34
Nach dieser letzten Woche.
Florian Clauß
0:01:34–0:01:36
Oh ja, oh ja.
Chris Flor
0:01:36–0:01:39
Aber da brauchen wir, ja gut, vielleicht reden wir da ein bisschen noch drüber.
Florian Clauß
0:01:40–0:01:45
Vielleicht knüpft sich das mit dem Thema Blutsaugen. Ich habe schon was vorweggenommen.
0:01:45–0:01:49
Nein, wir wollen uns und ich glaube, das ist auch der Grund dafür,
0:01:49–0:01:51
dass wir uns so zusammengefunden haben.
0:01:51–0:01:55
Nämlich, wir wollen heute über Nosforatu, über die Eggers-Verfilmung,
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die dieses Jahr rausgekommen ist, sprechen, Chris und ich.
Chris Flor
0:01:59–0:02:00
Weihnachten letztes Jahr.
Florian Clauß
0:02:00–0:02:01
Ach, die ist noch 2024?
Chris Flor
0:02:02–0:02:03
Es ist ein Weihnachtsfilm, ja.
Florian Clauß
0:02:04–0:02:08
Okay, ich habe den noch auf 2025 datiert.
0:02:08–0:02:15
Nee, stimmt. Erscheinungsjahr 2024. Ja, ein Weihnachtsfilm. Hat auch Teile vom Weihnachtsfilm.
Chris Flor
0:02:16–0:02:18
Ja, hat einen Weihnachtsbaum drin.
Florian Clauß
0:02:18–0:02:22
Da, ein Weihnachtsbaum kommt drin vor. Ja, genau.
0:02:22–0:02:26
Und wir hatten in unserem internen Chat, ja, also intern, ja,
0:02:26–0:02:31
wir haben in unserem Chat uns ausgetauscht, nein, in unserem eigentlichen Chat
0:02:31–0:02:35
haben wir uns ausgetauscht. Und du, Chris, hast den auch im Kino gesehen?
Chris Flor
0:02:36–0:02:40
Ich habe ihn im Kino gesehen, ja. Und ich habe ihn dann jetzt noch mal fast zu Ende geguckt.
0:02:40–0:02:45
Aber ich bin nicht so super vorbereitet, weil ich halt gerade relativ wenig Zeit habe.
0:02:45–0:02:49
Aber ja, ich habe ihn mir dann halt noch mal angeschaut, weil der wird ja jetzt
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auch gerade gestreamt endlich.
0:02:51–0:02:56
Und um dann noch mal ein bisschen, noch mehr Ideen zusammenzusuchen.
Florian Clauß
0:02:56–0:02:57
Sehr gut.
Chris Flor
0:02:57–0:02:58
Aber ich habe ihn im Kino gesehen, ja.
Florian Clauß
0:02:58–0:03:02
Du hast die Empfehlung auch ausgesprochen, den zu sehen. Dir hat er gefallen.
0:03:02–0:03:06
Ich habe den dann auch, das war jetzt mein erster Film, den ich 25 im Kino gesehen
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habe, mit meiner Kinogruppe.
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Wir sind da reingegangen in Delphi Lux.
0:03:12–0:03:15
Das ist so ein Kino am Bahnhof Zoo. Ganz schönes Kino.
0:03:16–0:03:20
Ja, und ich bin rausgekommen und war nicht ganz so begeistert, muss ich sagen.
0:03:21–0:03:23
Und dann dachten wir, das müssen wir in einem Podcast besprechen.
Chris Flor
0:03:24–0:03:27
Ich interessiere mich ja für so Vampirsachen. Da kommen wir sicher später auch
0:03:27–0:03:31
noch zurück. Das ist eigentlich ein Thema, was mich halt so sehr lange schon begleitet hat.
0:03:32–0:03:41
Ich fand, der Ansatz war ein ganz anderer in den Details als beim traditionellen Vampirfilm.
0:03:41–0:03:42
Das hat mich ziemlich begeistert.
0:03:43–0:03:49
Ich habe jetzt gemerkt, beim zweiten Mal gucken, als so eine Seherfahrung,
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Fand ich den jetzt dann nicht ganz so aufregend. Ich glaube,
0:03:52–0:03:56
andere Leute haben gesagt, er wäre so visuell so toll und ich verstehe es auch
0:03:56–0:03:57
ein bisschen, aber eigentlich auch nicht.
0:03:57–0:04:02
Also für mich waren die Ideen da drin halt relativ interessant in dem Kontext
0:04:02–0:04:04
von der Vampirgeschichte, von der Dracula-Geschichte.
Florian Clauß
0:04:04–0:04:08
Ja, sehr gut. Wir kommen gleich darauf zu sprechen. Wir gehen ein bisschen tiefer
0:04:08–0:04:13
rein und wir, um den Bogen nochmal zu spannen, ja, wir haben uns das erste Mal,
0:04:13–0:04:18
also wir beide auch bei Eigentlich Podcast auch einen Horrorfilm gemeinsam besprochen.
0:04:18–0:04:24
Das war damals Midsummer von Ari Aster. Ich finde, Ari Aster und Robert Eggers
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sind so Parallelfiguren.
0:04:27–0:04:35
Beide kann man sehr gut vergleichen. Beide machen überwiegend so verstörende Filme, Horrorfilme.
0:04:35–0:04:41
Und beide, wir sind auch von A24 produziert. Also zumindest der erste von Eggers,
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The Witch, ist von 2015 und das war A24.
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Die haben wir auch immer mal wieder erwähnt.
Chris Flor
0:04:47–0:04:48
Ja, Lighthouse. Lighthouse aus.
Florian Clauß
0:04:48–0:04:54
Auch, okay. Lighthouse ist zum Beispiel der Film, den ich von Eggers noch nicht gesehen habe.
Chris Flor
0:04:54–0:04:58
Ah, der ist super. Den habe ich mit Eli zusammen geguckt und haben uns dann
0:04:58–0:05:00
beide amüsiert. Der ist echt toll.
Florian Clauß
0:05:01–0:05:04
Der steht noch auf meiner Watchliste. Mit Willem Dafoe auch.
0:05:05–0:05:10
Eggers hat ja auch so ein Ensemble an Schauspielerinnen und Schauspieler, die öfters auftauchen.
0:05:11–0:05:15
Willem Dafoe ist einer. Der kommt jetzt, glaube ich, zum zweiten,
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dritten Mal. Lighthouse hat ja auch die tragende Rolle, Willem Dafoe.
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Und in Nosferatu spielt die weibliche Hauptrolle, Lily Rose Depp,
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die Tochter von Johnny Depp.
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Die spielt Ellen Hatter. Hatter, das Ehepaar Hatter, Thomas Hatter und Ellen Hatter.
0:05:35–0:05:41
Die kennen wir aus Dracula, aus der Originalgeschichte heißen die auch, glaube ich, Hatter.
Chris Flor
0:05:42–0:05:44
Oder heißen die Harker? Harker.
Florian Clauß
0:05:44–0:05:45
Harker, genau.
Chris Flor
0:05:45–0:05:54
Also in einem Roman heißen die Mina Harker und Jonathan Harker und dem Nosferatu,
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also in dem Murnau wurde das halt umgeändert in Ellen Hatter und Thomas Hatter.
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Und das hat jetzt auch Eggers übernommen, aber verwirrend, in dem Werner Herzog
0:06:06–0:06:12
Nosferatu sind Lucy Harker und Jonathan Harker.
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Aber Lucy ist eigentlich in dem Roman und auch in der Coppola-Geschichte die
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beste Freundin von Mina Harker.
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Also das ist alles durcheinander gekommen.
Florian Clauß
0:06:21–0:06:26
Alles durcheinander. Aber was man sagen kann, ist, dass wir hier so eine nahezu 50er-Jahre,
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ein Intervall von 50 Jahren haben. Wenn wir dann Monau gucken, der erste...
Chris Flor
0:06:33–0:06:34
Ah, das ist 100 Jahre her.
Florian Clauß
0:06:34–0:06:40
Ja, ich sage ja, 100 Jahre, 1922 wurde Monau verfilmt, dann 1976,
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1979 wurde Nosferatu, Phantom danach von Herzog verfilmt und jetzt 24 haben
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wir Nosferatu von Eggers.
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Also man kann so sagen, so plus minus 50 Jahre.
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Der Roman Bram Stoker, von Bram Stoker Dracula, ich glaube, der kam so 1897?
Chris Flor
0:07:00–0:07:07
96. Ich hatte damals ja bei Convex TV, das war mein erster Beitrag, Dracula wird 100 Jahre.
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Das war 1996 und da hatte ich schon über den Dracula-Roman,
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das war ganz cool, weil ich hatte den Roman gelesen, wollte da einen Artikel
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drüber machen und dann hatte ich quasi so fertig, auch mehr oder weniger und
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dann hat Martin gefragt, ja warum jetzt und warum dann? Und dann habe ich so nachgeguckt.
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Dann fiel mir dann erst auf, dass das 100 Jahre zurück lag, dass der Roman rauskam.
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Sonst hätte das überhaupt so keine Motivation gehabt, dass man das hat.
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Ich wollte nur irgendwas über Dracula machen.
0:07:40–0:07:43
Aber dann hat es gepasst. Es war Schicksal.
Florian Clauß
0:07:43–0:07:48
Ja, perfekt. Es war perfektes Timing. Und dieses Schicksal führt uns jetzt wieder zusammen.
Chris Flor
0:07:49–0:07:50
Ja, genau.
Florian Clauß
0:07:51–0:07:53
Und wir hatten gerade so eine Namensverwirrung.
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Vielleicht können wir auch nochmal den Grund dafür sagen.
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Nämlich die Witwe von Stalker, die Witwe von ihm hat nämlich sämtliche Rechte
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nicht an Monau abtreten wollen.
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Deswegen hat er die Grundhandlung übernommen von Pram Stalker,
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aber ganz viel Variation eingebaut. Und das sind eben die Namen.
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Und das ist auch die Figur des Nosferatus.
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Der heißt nämlich Graf Orlok und nicht Graf Dracula. Kula.
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Und er hat viele, also einige Details,
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eingeführt, Mono, die, ich würde sagen, auch die Geschichte nochmal so ein anderes
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Schlaglicht gegeben haben.
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Also Nosferatu unterscheidet sich doch schon, das hast du ja am Anfang auch
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gesagt, von der Dracula, von der Figur.
Chris Flor
0:08:41–0:08:45
Ja, und auch, also ich würde auch sagen, die Geschichte ist eine andere.
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Also die Nosferatu-Geschichte ist in der Regel, ja, ich habe leider den Dings
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nicht mehr fertig geguckt, den Werner Herzog, den hatte ich jetzt nochmal angefangen,
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hatte dann aber keine Zeit, aber Klaus Kinski ist so geil, wenn der auftaucht.
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Also, das ist jetzt schon mal mein erstes eigentlich, was ich reinwerfen wollte.
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Also, Dracula, der Roman, ist eigentlich ein Science-Fiction-Roman.
Florian Clauß
0:09:06–0:09:11
Okay. Wow, das ist eine tischsteile These. Jetzt mal los.
Chris Flor
0:09:11–0:09:17
Wohingegen halt der Murnau schon ein Horror- oder halt Weird-Fiction oder sowas
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eher ist, wäre der Dracula doch ein Science-Fiction.
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Weil, sollen wir da jetzt schon, machen wir nachher, oder?
Florian Clauß
0:09:23–0:09:29
Machen wir mal. Vielleicht, lass uns, bevor wir jetzt Dracula und Orlock vergleichen,
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vielleicht sollten wir nochmal ganz grob die Kerngeschichte von.
Chris Flor
0:09:32–0:09:37
Ja, also das Coole ist halt dieses Thema des Untoten. Also der Film wurde quasi,
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Murnau hat den zu einem Film gemacht.
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1996 ist ja auch das Jahr, in dem Kino und Film eigentlich so hochkam,
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das ist als das Buch auskam. 1896.
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1896 meinte ich ja. Murnau macht halt diesen Film und wird dann aber verklagt
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von dem Estate von Bram Stoker.
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Und es werden alle Filme zerstört. Aber es wird dann halt irgendwie,
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die müssen halt alle zerstört sein.
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Es gibt keine Filme, die dürfen nicht mehr aufgeführt werden und so weiter.
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Und dann wurden die später nur verschiedene Schnitte, wurden halt hier und da
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auf der Welt gefunden und wurden da zusammen editiert zu einem gültigen Werk.
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Und deswegen, es gibt auch ganz schreckliche Versionen halt draußen in der Welt.
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Aber das hat halt eben wieder dieses Thema des Untoten.
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Erstmal der Film ist ja ein altes, totes Geschehen, das aber wieder sich bewegt.
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Und dann hast du aber auch diesen Film, der getötet wurde und dann halt auch
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wieder so untot gemacht wird dann später bei mir.
Florian Clauß
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Ja, sehr schön. Und auf diese Meta-Ebene können wir nochmal heben,
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dass in der Original, in dem Original von Morno, verpufft am Ende Nosferatu, geht in Rauch auf.
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Und wir wissen, wir wissen spätestens seit Inglourious Bastards,
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dass Zelluloid damals eine Waffe war.
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Nämlich es war Zellulose. Wir haben ganz oft irgendwelche Brände im Kino gehabt,
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weil das ja eine hochexplosive Stoff war, worauf der Film dann quasi abgelichtet war.
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Also so kann man das ja auch nochmal auf diese Ebene heben. Das Zelluloid dann
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quasi so verpufft wie Nosferatu am Ende der Geschichte.
Chris Flor
0:11:18–0:11:21
Und das Zelluloid haben sie auch verbrannt.
Florian Clauß
0:11:21–0:11:22
Ja, das verbrennt.
Chris Flor
0:11:22–0:11:27
Man stellt sich so Scheiterhaufen vor, wo dann das Ganze draufgeladen wird.
Florian Clauß
0:11:28–0:11:30
Wir brauchen noch eine Hexe.
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Übrigens Hexe, dann können wir mal kurz in die Filmgeschichte von Eggers einsteigen,
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bevor wir dann, wir reden gleich über die Geschichte von Nasferatu.
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Aber lassen Sie mal Eggers abrunden.
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Also du hast gesagt, du hast Lighthouse, hast du alle Filme von ihm gesehen?
Chris Flor
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Ich glaube, ich habe jetzt alle gesehen, ja.
Florian Clauß
0:11:47–0:11:48
Du hast alle, ich habe...
Chris Flor
0:11:48–0:11:54
Also ich sag mal, also Lighthouse, Vividch, Northman...
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Und Nosferatu, habe ich was vergessen?
Florian Clauß
0:11:56–0:11:59
Nee, genau, das sind die vier, die habe ich auch auf dem Schirm gesehen.
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Er hat noch einige Kurzfilme vorher gedreht.
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Ich habe auch gesehen, dass er einen Kurzfilm Hänsel und Gretel gedreht hat.
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Das war einer seiner ersten Kurzfilme.
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Und das hätte jetzt gut zu unserer Episode auch Hänsel und Gretel gepasst,
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die wir vor ein paar Folgen gemacht haben.
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Aber fand ich auch interessant, zumal auch The Witch einige Anleihen aus Hänsel und Gretel hat.
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Ich habe damals, als ich dann halt über Hansel und Gretel auf Verfilmungen recherchiert
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habe, kam mir auch The Witch unter, aber es weicht schon sehr stark von der Geschichte ab.
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Ja, ich finde, The Witch lässt sich von der, ich sag mal so von den Suspense
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und von der Art Horror, wie sich Horror anfühlt, finde ich schon sehr vergleichbar
0:12:41–0:12:44
mit Ari Aster, mit Midsummer. Würdest du da mitgehen?
Chris Flor
0:12:44–0:12:47
Ja, ja, würde ich mitgehen auch. Also, und da können wir vielleicht dann auch
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später auch nochmal drüber reden.
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Ich finde, andere Sachen sind, ja, The Witch, ich fand jetzt den Nosferatu weniger
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verstörend als diese ganzen Aster-Filme und alle Aster-Filme.
Florian Clauß
0:12:59–0:13:00
Das stimmt, fand ich auch.
Chris Flor
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Also wo es mir immer schwerer fällt, einen Ariasta-Film ein zweites Mal zu gucken,
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weil man schon weiß, was passiert und dann man das halt nicht irgendwie mitmachen möchte wieder,
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ist es jetzt hier bei dem Nosferatu war es nicht so, fand ich.
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Das zweite Mal gucken hat es nicht irgendwie schlimmer gemacht.
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Aber Vich, Vich ist, da ist es auch so. Also dieses Gefühl, ja,
0:13:28–0:13:32
also dieses Unheil, was halt einfach sich anbahnt und wo man dann halt einfach
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drauf hin steuert und man kann es sich verhindern.
Florian Clauß
0:13:35–0:13:40
Ja, und dann auch in so banalen Kameraeinstellungen. Und dann aus dieser banalen
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Kameraeinstellung wie den Rand eines Waldes, auf einmal kommt dann doch so ein
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beängstigendes Gefühl raus.
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Und das fand ich bei Mitzheimer ganz stark. Also da fand ich jetzt The Witch
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nicht ganz so stark. aber trotzdem so eine ähnliche Technik,
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um so eine Angst zu erzeugen im Film, fand ich vergleichbar.
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Ich finde auch, The Witch ist eher
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so ein Kammerspiel. Es hat so einen überschaubaren Rahmen, die Handlung.
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Und ich habe, wie gesagt, Lighthouse nicht gesehen, aber bei Northman und auch bei...
Chris Flor
0:14:14–0:14:17
Das ist auch ein Kammerspiel. Das ist auch ein Kammerspiel.
Florian Clauß
0:14:17–0:14:21
Okay. Ich habe nur darüber gelesen, dass es in einem Leuchtturm stattfindet.
0:14:21–0:14:24
Aber ist es auch ein Horrorfilm? läuft das auch?
Chris Flor
0:14:24–0:14:28
Ja, würde ich schon sagen. Also weird, weird Fiction auf alle Fälle.
Florian Clauß
0:14:30–0:14:34
Bei Northman und bei Nosferatu,
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vor allem bei Northman hat, glaube ich, Eggers gezeigt, dass er wirklich auch
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große Bilder, epische Bilder, Bildlandschaften schaffen kann.
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Bei Northman, ich fand die Geschichte, die hat mich schon gepackt.
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War dann ein bisschen so, also der hat schon mit der Familie,
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der, I guess, so die Familie als Ort der Zerstörung und des Gegeneinanders.
0:15:08–0:15:13
Bei Northman fand ich aber wirklich diese Epik, die der Film gebaut hat,
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fand ich schon sehr stark. Also das kann er, ne?
Chris Flor
0:15:16–0:15:18
Ja, ganz fantastisch. Ja, finde
0:15:18–0:15:22
ich auch. Also Northman war ja die Hamlet-Geschichte, mehr oder weniger.
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Minus dieses Theaterstück. Im Theaterstück kam da nicht wirklich vor,
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aber halt trotzdem ist es halt genau die Geschichte von Hamlet eigentlich.
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Ich wollte jetzt mal, wenn du sagst, so visuell jetzt, dass er da gezeigt hat,
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er kann große visuelle Sachen machen.
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Ich finde das beim Northman auf alle Fälle.
0:15:39–0:15:43
Ich war so ein bisschen traurig für ihn. Ich habe gedacht, jetzt geben sie ihm
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kein Geld mehr in Zukunft, weil Northman ja nicht so erfolgreich war,
0:15:46–0:15:48
wie man sich das gedacht und erhofft hätte.
0:15:48–0:15:53
Aber da fand ich zum Beispiel, also er hat ja da auch digitale Technik eingesetzt,
0:15:53–0:15:58
aber halt die war total gut im Dienst der ganzen Sache, weil man den Familienbaum
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gesehen hat, Also dieser Abstamm, den Abstammungsbaum, diese eine Szene.
0:16:02–0:16:05
Oder dieses Reiten nach Valhalla.
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Also gibt es halt diese eine Szene, wo ihr halt so von der Walküre nach Valhalla gefahren wird.
0:16:13–0:16:15
Die Sache ist halt total visuell, total geil.
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Wobei jetzt bei dem Nosferatu fand ich diesen Einsatz von Digitalen,
0:16:21–0:16:22
das hat mich echt geärgert auch.
0:16:22–0:16:28
Also diese eine Szene, wo der Thomas dann so rausreitet und dann sind so Windmühlen
0:16:28–0:16:33
und die sind dann so copy und pasted, sind dann halt so Windmühlen in die Landschaft gestellt.
0:16:33–0:16:38
Oder dann einmal fährt dann halt der Herr Knock, fährt dann mit dem Boot irgendwie
0:16:38–0:16:41
in Wissburg dann so einen Kanal runter.
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Und das ist halt auch alles so, nicht alles, aber es sind so digitale Sachen
0:16:45–0:16:50
so reingemacht und das hat mich echt, also das fand ich, das war so ein bisschen der,
0:16:50–0:16:54
Also wenn wir jetzt schon mal über das Visuelle reden, ich fand das zusammen
0:16:54–0:16:59
mit der Farbenpalette und so, ich weiß, es soll ein dunkler Film sein,
0:16:59–0:17:03
also hatte dann halt eben dieses gedämpft blau, grünlich, graue,
0:17:04–0:17:09
was halt schon so seit einiger Zeit so ein bisschen viel unterwegs ist.
Florian Clauß
0:17:09–0:17:14
Ja, das ist immer, ich kann auch tatsächlich so aus den visuellen Gedächtnissen
0:17:14–0:17:17
nicht wirklich sagen, ob der jetzt so monochrom war.
0:17:17–0:17:21
Er war schon bunt, aber er sieht dann auch ähnlich wie der Originalfilm von
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Murnau, der auch in verschiedenen Monochromen, aber das ist wahrscheinlich auch
0:17:25–0:17:26
eine Nachbearbeitung da.
0:17:26–0:17:34
Ich muss sagen, ich finde, es ist schon ein Kinofilm, jetzt der Eggers-Film,
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weil er eine schon sehr packende Bildsprache und auch Sound hat.
0:17:41–0:17:47
Gerade The Voice of Nosferatu, Graf Orlok.
0:17:48–0:17:55
Okay, aber lass uns, bevor wir da jetzt nochmal tiefer in den Film einsteigen,
0:17:55–0:17:57
erst nochmal ganz kurz die Handlung,
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die bei Nosferatu eigentlich bei allen drei Filmen mehr oder weniger vorherrschend ist.
0:18:03–0:18:11
Von Mornau, Herzog weicht an einigen Punkten ab, aber Eggers und Mornau sind
0:18:11–0:18:14
doch sehr nah beieinander von der Handlung.
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Also wir sind im 19. Jahrhundert in der Stadt Wissburg.
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Auch hier nochmal ein kleiner Side-Fact.
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Also der Herzog-Film hat die Handlung in Wismar angesetzt. Und hier ist es Wissburg.
0:18:29–0:18:34
Ich habe dann nochmal tatsächlich auf Google Maps geguckt. Wissburg gibt es nicht wirklich.
0:18:34–0:18:39
Es gibt eine Visburg-Stadt mit V geschrieben, die ist dann auf so einer kleinen
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Insel eine dänische Stadt.
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Ja, auf jeden Fall in dieser Stadt ist das junge Paar, die beiden haben wir
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schon erwähnt, Ellen Hatter und Thomas Hatter,
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frisch verheiratet und Thomas Hatter arbeitet in einer Kanzlei und bekommt dann
0:18:55–0:19:00
von seinem Chef, Herrn Nock, bekommt er den Auftrag.
Chris Flor
0:19:00–0:19:01
Knock.
Florian Clauß
0:19:01–0:19:01
Knock.
Chris Flor
0:19:01–0:19:02
Der heißt Knock.
Florian Clauß
0:19:02–0:19:09
Knock. bekommt er den Auftrag, in die Karpaten nach Transsilvanien zu fahren,
0:19:09–0:19:16
um da einen Vertrag mit einem Grafen zu machen, der eben in diese Stadt Wissburg ziehen will.
Chris Flor
0:19:17–0:19:20
Aber wenn man schon Transsilvanien hört, sollte man eigentlich,
0:19:21–0:19:23
da weiß man ja eigentlich schon, dass es gibt.
Florian Clauß
0:19:23–0:19:26
Da weiß man doch schon. Aber man muss ja sagen, er hat das Buch,
0:19:26–0:19:31
er soll nach Transsilvanien, ihm ist es noch nicht bekannt.
0:19:31–0:19:38
Und seine Frau, die Ellen, will ihn dran hindern.
0:19:38–0:19:43
Ja, nicht wirklich, aber sie weiß, dass da was Schlimmes passieren wird.
Chris Flor
0:19:43–0:19:48
Also wenn man den Film jetzt wirklich, also wir könnten die Handlung erzählen,
0:19:48–0:19:51
von der normale Dracula-Handlung, oder wir könnten den Film erzählen.
0:19:51–0:19:56
Bei dem Film kommt ja auch diese Vorgeschichte noch da, die man dann sieht,
0:19:56–0:20:02
wo sie dann halt den Orlack überhaupt erst so heraufbeschwört und so weiter. Genau.
Florian Clauß
0:20:03–0:20:05
Das ist aber im Originalfilm nicht so.
Chris Flor
0:20:06–0:20:09
Naja, okay. Dann erzählen wir halt die...
Florian Clauß
0:20:09–0:20:12
Aber du hast recht, vielleicht könnte man das jetzt noch weiter abstrahieren
0:20:12–0:20:16
und sagen, wir erzählen die Dracula-Geschichte, aber da ist auch das Ende anders.
0:20:16–0:20:20
Und er will dann nach London ziehen. Da ist auch nochmal das viktorianische,
0:20:20–0:20:24
die viktorianische Gesellschaft bei Bram Stalker wichtig.
0:20:24–0:20:27
Aber auf jeden Fall geht dann Thomas los.
0:20:28–0:20:34
Seine Frau findet dann Anschluss bei Freunden von ihr, bei dem Ehepaar,
0:20:34–0:20:35
wie heißen die? Harding.
0:20:36–0:20:39
Bei dem Ehepaar Harding. Der ist also, glaube ich, betreibt eine Werft.
Chris Flor
0:20:40–0:20:43
Friedrich und Anna Harding.
Florian Clauß
0:20:43–0:20:46
Und man muss auch sagen, das ist glaube ich bei allen drei Filmen so,
0:20:46–0:20:55
dass die Ellen so eine Schlafwandlerin ist, dass sie auch bestimmt Visionen hat in der Nacht.
0:20:56–0:21:00
Und dass sie auch da so Prophezeiungen und so weiter von sich gibt,
0:21:00–0:21:03
wie eine Art von Besessenheit auch manchmal entwickelt.
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Das hatte sie früher, kann man auch gleich nochmal sagen, das war nämlich der
0:21:05–0:21:07
Eingang, den du gerade erwähnt hast.
0:21:07–0:21:13
Auf jeden Fall, sobald dann eben Thomas weg ist, sind wenn auch ihre Anfälle häufiger.
0:21:13–0:21:18
Thomas kommt dann erstmal kurz vor Transsilvanien in ein Dorf,
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was von Gypsies bewohnt wird und die empfangen ihn.
0:21:22–0:21:26
Und als sie dann hören, er will dann den Grafen Orlok treffen,
0:21:26–0:21:33
dann ist da aber, alle gucken ganz komisch und warnen ihn nicht dahin zu gehen.
0:21:34–0:21:39
Und er bekommt dann auch nochmal den Leitfaden. Das ist auch nochmal ganz gut.
0:21:40–0:21:43
Das ist auch in der alten Geschichte von Mornau so.
0:21:43–0:21:49
Da gibt es nämlich dann die sogenannte Schrift, die dann auch die Untoten erklärt und das Vampir.
Chris Flor
0:21:50–0:21:54
Beim Eggers kriegt er das nicht. Das kriegt er beim Werner Herzog und beim Mornau.
Florian Clauß
0:21:55–0:21:59
Hat er nicht bei Eggers dann nicht doch? Nein? Okay, dann bringe ich das schon
0:21:59–0:22:00
durch. Der kriegt ein Kreuz.
Chris Flor
0:22:00–0:22:02
Der kriegt ein Kreuz zu.
Florian Clauß
0:22:03–0:22:07
Aber er kriegt dann halt keine Handlungsanweisung.
Chris Flor
0:22:07–0:22:12
Nee, nee, nee, der hat keine Ahnung. Der hat keine Ahnung. Das Einzige,
0:22:12–0:22:13
was den einzigen Tipp, den er kriegt,
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was es mit Vampiren gibt, ist, dass er halt sieht,
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wie in der Nacht da so ein Pferd mit einer Jungfrau, nackten Jungfrau obendrauf
0:22:23–0:22:30
über den Friedhof geht und die Gruppe Sinti und Roma gehen halt über den Friedhof und auf einmal,
0:22:30–0:22:35
wie hat das Pferd und dann machen sie den Sarg auf, das Grab auf und dann ist
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dann halt ein Vampir drin und dann stechen sie da einen Pfahl durchs Herz.
0:22:39–0:22:44
Der Thomas sieht das und sagt, was macht ihr oder wie schlimm und dann wacht
0:22:44–0:22:48
er aber gleich in seinem Bett auf, macht wohl das Kreuz dafür verantwortlich
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oder keine Ahnung, reißt sich das Kreuz halt vom Leib wieder,
0:22:51–0:22:53
das er am Tag vorgekriegt hat für seinen eigenen Schutz.
0:22:54–0:22:59
Ja, also da er weiß so ein bisschen, dass da irgendwas was mit lebenden Toten zu tun hat.
0:23:00–0:23:08
Als der Pfahl durch diese Leiche durchstoßen wird, dann setzt die sich ja auf und kotzt so gut raus.
Florian Clauß
0:23:08–0:23:09
Ja, genau.
Chris Flor
0:23:09–0:23:10
Das sieht man, ja.
Florian Clauß
0:23:11–0:23:11
Richtig.
Chris Flor
0:23:11–0:23:13
Also aber keine Stift, er kriegt kein Buch.
Florian Clauß
0:23:13–0:23:17
Er kriegt kein Buch. Okay, er sieht das, er hat eine Vision in dem Traum.
0:23:17–0:23:21
Und er geht am nächsten Morgen dann los. Jetzt bin ich mir auch nicht sicher,
0:23:21–0:23:23
da bringe ich auch alle Filme durcheinander.
0:23:24–0:23:26
Bei Thomas Herzog.
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Werner Herzog bekommt da zum Beispiel kein Pferd, sondern muss laufen,
0:23:31–0:23:33
wird dann von der Kutsche abgeholt, vom Graf.
Chris Flor
0:23:33–0:23:36
Der läuft auch im Eggers, läuft er auch.
Florian Clauß
0:23:37–0:23:40
Ja, stimmt. Nein, jetzt weiß ich nicht.
0:23:40–0:23:44
Er nimmt sein Pferd und das Pferd ist irgendwann erschöpft und dann läuft er
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weiter und dann kommt diese Kutsche und holt ihn ab.
Chris Flor
0:23:47–0:23:49
An dieser Kreuzstraße.
Florian Clauß
0:23:50–0:23:55
Und da muss ich sagen, das Sounddesign ist da schon sehr mächtig. Das ist schon toll.
0:23:55–0:24:00
Und was man auch sagen muss, ist, dass diese Darkness, die da filmen,
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also die Dunkelheit, so wie der inszeniert ist.
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Der spielt wirklich sehr im Dunkeln und sehr im Schwarzen.
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Während bei dem Monau-Film, dann muss man immer noch mal irgendwie überlegen, ist das jetzt Nacht?
0:24:13–0:24:17
Weil natürlich hätten die nicht die Möglichkeit, irgendwie in Nachtaufnahmen zu machen.
0:24:17–0:24:21
Du siehst dann immer, auch wie bei Tanz der Vampire, immer noch die Schatten,
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obwohl die dann halt irgendwie die Linse abgedunkelt haben.
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Aber die Schatten von der Sonne sieht man dann aber immer auch noch an den Gebäuden.
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Aber hier ist diese Beklommene und diese Schwärze ist schon echt ganz stark
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umgesetzt bei dem Eckers Film.
0:24:38–0:24:43
Also er wird dann mit dieser Kutsche, wird er dann in das Haus von dem Grafen
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gebracht und er trifft auch gleich auf den Grafen, kriegt was zu essen angeboten.
0:24:49–0:24:51
Das ist bei allen drei Filmen das Gleiche.
Chris Flor
0:24:51–0:24:53
Ja, genau das Gleiche.
Florian Clauß
0:24:53–0:24:57
Genau, und bringt diesen Vertrag mit, ja. Wobei, und hier unterscheidet sich
0:24:57–0:25:03
dann auch dieser Film von den anderen, der Vertrag ist in einer kryptischen Sprache geschrieben.
Chris Flor
0:25:04–0:25:07
Ja, ne, ne, ne, es sind ja zwei Sachen. Also, was halt auch bei dreien,
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was das Geile irgendwie ist bei allen drei Filmen ist, dass er irgendwie sich
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mit einem Messer Brot abschneidet, sich in Finger schneidet und dann auf einmal
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das Interesse von dem Grafen Orlack oder Dracula,
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weckt irgendwie und dann, also dann irgendwie die alle irgendwie eigentlich
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an seinem Finger zu saugen wollen.
Florian Clauß
0:25:25–0:25:28
Ja, ein großartiger Moment von Kinski, das ist glaube ich so die Schlüsselszene.
Chris Flor
0:25:28–0:25:30
Ja, Kinski, ja, das ist die Beste ist.
Florian Clauß
0:25:30–0:25:33
Das ist so unglaublich. Das ist wirklich...
Chris Flor
0:25:34–0:25:36
Die Stimme von David ist so geil, ja, ja.
Florian Clauß
0:25:37–0:25:41
Ja, ja, also das ist wirklich eine ganz starke Szene und dann sieht man einfach,
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was Kinski da für, was es für ein Schauspieler war.
Chris Flor
0:25:45–0:25:48
Ach so, mit dem Vertrag nur, es gibt zwei Verträge, weißt du,
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der eine Vertrag ist, wo Orlack unterschreibt, dass er dieses Gebäude kauft.
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Aber dann beim Eggers, dieser kryptische Vertrag, und da können wir dann später
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auch nochmal zurückkommen in Verbindung mit den Ari Aster-Filmen und so weiter,
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hat mich das interessiert,
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dieser Vertrag, den er dann dem Thomas vorlegt, dann später,
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in einer späteren Nacht, wo es eigentlich schon, Thomas hat schon super Schiss,
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weiß, ist schon irgendwie angebissen worden, das ist das Begreifende so ein bisschen vorneweg,
0:26:15–0:26:19
also weiß, irgendwas stimmt da nicht, hat wirklich Angst vor diesem Grafen.
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Von Anfang an hat er wahnsinnig Angst vor diesem Grafen, weil der halt auch so unheimlich ist.
0:26:23–0:26:26
Aber dann kriegt er halt diesen Vertrag vorgelegt, den er unterschreiben soll
0:26:26–0:26:28
in der Sprache meiner Vorfahren.
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Und das ist halt alles so wirklich so eine kryptische Fantasy-Font da irgendwie.
Florian Clauß
0:26:35–0:26:36
Ja.
Chris Flor
0:26:36–0:26:39
Und dann ist halt irgendwie der Siegel auch unten und dann halt so ein Rahmen,
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wo er dann seinen Namen so reinschreiben soll.
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Und der hat halt einfach Schiss vor dem und unterschreibt dann halt diesen Vertrag.
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Und er kriegt dann noch so einen Beutel Gold angeboten, weil er noch zögert.
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Und dieser Beutel Gold ist natürlich, Thomas möchte den haben,
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damit er seine Frauen schönes Leben leisten kann und so weiter.
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Und er ist dann halt so, er unterschreibt halt in diesem, man weiß halt,
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dass es was bedeutet, aber er weiß nicht, was es bedeutet.
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Das ist klar, dass diese Unterschrift nichts Gutes mit sich bringt und er unterschreibt
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und das er unterschreibt, hat eine Bedeutung, hat eine Wirkung,
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obwohl er eigentlich nicht aus freiem Willen eingewilligt hat.
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Er hat halt einfach nur sich auch nicht verweigert dessen.
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Er hat mit freiem Willen unterschrieben.
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Also das finde ich halt sehr interessant in diesem Sinne.
Florian Clauß
0:27:27–0:27:33
Ja, der freie Wille und das, was dann daraus determiniert, ist auch eigentlich
0:27:33–0:27:35
so eine Grundfrage bei dem Film.
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Auch von Ellen am Ende. Genau, dann ist dieser Vertrag unterschrieben.
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Damit ist eigentlich auch besiegelt, dass Orlok seinen Umzug starten kann.
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Ja, das heißt, das ist auch sehr amüsant in den anderen Filmen,
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wo dann so ein paar Särge dann eben auf irgendwelche Flöße getragen werden und
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er legt sich da rein und die schippern die Donau runter.
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Ja, und dann fragt man sich auch, wieso sind die jetzt auf dem Segelboot?
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Der ist doch irgendwie gerade in Transilvani. Aber meiner geografischen Verfolgung,
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also denke ich, dass die im Schwarzen Meer, ich glaube, das wird irgendwo auch
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mal gesagt, Das war, wie wir dann quasi landen.
0:28:15–0:28:20
Mit dem ganzen Hab und Gut, vor allen Dingen Särge, ja, Särge mit Ratten,
0:28:20–0:28:23
ja, von Orlok, werden dann verladen auf ein Schiff.
Chris Flor
0:28:23–0:28:23
Und Erde.
Florian Clauß
0:28:24–0:28:24
Und Erde, genau.
Chris Flor
0:28:24–0:28:25
Vor allen Dingen Erde.
Florian Clauß
0:28:25–0:28:30
Erde, und das ist in Herzogsfilmen, wird das dann bei der Befrachtverladung,
0:28:30–0:28:34
wird dann auch gesagt, dass das Erde zu Forschungszwecken sei.
Chris Flor
0:28:34–0:28:36
Ja, ja, Experimenten, ja, genau.
Florian Clauß
0:28:36–0:28:39
Genau, und dann machen sie einen auf, und dann machen sie einen auf,
0:28:39–0:28:41
und dann ist da Erde und ein paar Ratten, ja.
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Aber auf jeden Fall kommt dann das Sarg, die Särge kommen dann aufs Schiff und
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das Schiff fährt dann durch das Schwarze Meer und dann wahrscheinlich durch
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das Mittelmeer hoch und eben über den Atlantik zurück in die Ostsee.
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Also so wird wahrscheinlich der Kurs gewesen sein.
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Und während dieser Reise wird halt die Mannschaft dezimiert, immer mehr.
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Matrosen gehen dann eben verschwinden oder kriegen eine komische Krankheit.
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Wir haben noch eine Szene vergessen, nämlich der getriebene Thomas in der Burg
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von Orlok geht dann auch mal runter in den Keller und folgt dann der Ahnung
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und hebt den Sargdeckel,
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findet da eben den schlafenden Orlok und will ihn mit einer Hacke,
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da hat er nämlich das gelernt,
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dass man irgendeinen Pfahl durchs Herz stoßen soll.
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Will er den ermorden er wird aber in dem Moment von ihm abgehalten also er kann
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dann nicht zustichen und muss...
Chris Flor
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Das ist ja diese Szene auch von Murnau, die halt dann nicht so visuell umgesetzt
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wurde, aber halt beim Francis Ford Coppola schon, wo der Dracula dann halt aus
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dem Sarg so senkrecht so hochkippt quasi schon einmal so senkrecht dasteht,
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also diese Sache aber das ist da in diesem Film nicht so der ist dann einfach,
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der wacht halt doch auf und die Axt fest ist halt saustark aber auch wie der
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da drin liegt mit den Würmern und so weiter,
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der ist halt so nur so halb verwest und ich finde.
Florian Clauß
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Auch so der hat dann irgendwie so eine wie so bei so einem Programm so eine
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Routine laufen und dann in dem Moment, wenn halt wirklich Todesgefahr ist, dann zack voll der Asche,
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das treibt dann Thomas noch mehr in die Angst.
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Er sperrt sich dann ein, der Urlaub fährt und Thomas kann sich dann durchs Fenster
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retten und kommt schwer verletzt, halb angesaugt wieder bei den Sinti-Romas
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an und wird von denen versorgt und die wissen auch Bescheid.
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Du bist nur hier sicher, du darfst nicht weiter und du musst dich erholen und so weiter.
Chris Flor
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Nee, von einer katholischen in einem Kloster.
Florian Clauß
0:31:00–0:31:05
Im Kloster ist er dann, genau. Im Kloster, ja. Aber es gibt Die traditionellen
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Frauen sind da auch noch im Hintergrund.
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Also es ist so ein bisschen Folklorekloster und er meint so,
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nein, er muss zu seiner Frau, er muss sie beschützen.
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Und zeitgleich trifft eben Orlok in Wiesburg an und ist noch niemand mehr auf dem Schiff lebend.
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Und es wird dann quasi mit so einem Heer von Ratten strandet,
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der dann in dem Steg, das finde ich auch sehr stark,
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das ist fast wie so ein Gemälde inszeniert, wo dann das Schiff in den Steg dann
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rein crasht und die ganzen Ratten das Schiff verlassen.
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Und mit Orlok kommt auch die Pest in die Stadt. Und das ist auch sehr eindrücklich.
Chris Flor
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Ja, das ist was anderes als beim Dracula. Also die Pest spielt da keine Rolle.
0:31:48–0:31:50
Das ist ein Nosferatu-Ding.
Florian Clauß
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Das ist ein Nosferatu, ja. Also diese Tod und Pest, ja.
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Auch in allen drei Filmen, wobei, also das war bei den Herzogfilmen,
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war das wirklich beeindruckend, wo ich mich gefragt habe, wo hat er diese ganzen Ratten her?
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Also das war, glaube ich, da ist eine Menge Budget an so Tierdressur rausgegangen,
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weil das wirklich richtig viele sind.
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Und ich habe dann auch in einem Bericht dann gelesen, dass dann auch Herzog
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selber dann sich als Statist durch die Ratten gegangen ist, weil sich kein Schauspieler getraut hat.
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Und er wurde auch von zahlreichen Ratten immer gebissen, Herzog.
Chris Flor
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Ich adoktiere jetzt demnächst eine Gruppe Ratten. Ach, ich? Das kann ich ein
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anderes Mal erzählen. Ja, ja.
Florian Clauß
0:32:28–0:32:34
Oh, wow. Ja, und da gibt es auch eine andere Szene, wo dann Isabella Adjani,
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das ist die Darstellerin von Nusi Haka,
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die durch den Dachboden geht und dann auch durch ein Meer von Ratten,
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wo ich mich gefragt habe, wie haben sie diese Schauspieler dazu gebracht,
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Schauspielerinnen dazu gebracht, da durchzugehen.
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Während wir bei Eggers natürlich viel CGI da haben.
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Aber es ist doch eindrücklich umgesetzt.
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Und auch der Tod, der durch die Stadt geht, man sieht da auch viel.
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Also man sieht wirklich so dystopische Zustände.
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Die Leute rennen, schreien durch die Straßen, sterben.
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Man sieht Särge und so weiter. Bei Murnau ist es ein bisschen kodierter.
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Man sieht eigentlich dann keine sterbenden Menschen, sondern eigentlich nur
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so Särge, die dann hin und her getragen werden von den Toten.
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Bei Herzog gibt es eine Szene auf dem Marktplatz, wo auch alles so ein dystopischer Zustand ist.
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Die sitzen da und haben ein Mal aufgetischt, aber gleichzeitig sind überall Ratten drumherum.
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Es ist ein ganz schönes Bild bei Herzog, so ein bisschen Endzeitstimmung.
Chris Flor
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Ja, okay. Ja, soweit bin ich leider nicht. Ich möchte mir den schon noch mal angucken.
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Ich habe den wirklich halt als Teenager mit Mitch zusammen im dritten Programm mal angeguckt.
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Ich kann mich halt kaum noch dran erinnern irgendwie.
Florian Clauß
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Es gibt zwei Fassungen von dem Film. Das war mir gar nicht bewusst.
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Einmal eine deutsche und eine englische Fassung. Und die deutsche soll besser sein.
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Ich dachte eigentlich, dass es nur synchronisiert sei, die deutsche Fassung ins Englische.
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Aber Herzog hat tatsächlich die Szene zweimal gedreht. Einmal auf Deutsch und einmal auf Englisch.
Chris Flor
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Ach so, krass. Ah, okay, interessant.
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Ja, aber auch so Kinski ist dann halt auch, also die Sachen sind schon so gedubbt.
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Man merkt das ja auch, wenn er dann so die Treppe hochgeht und dann auf dem
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Boden mit so Kokosnüssen wohl da gesessen und hat die Fußschritte gemacht und
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so weiter, mit so einem Hallgerät drauf, so einem Spiral-Hallgerät.
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Und ja, also sehr viel ist auch gedubbt da auch, oder einfach nachvertont,
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wahrscheinlich auch stumm gedreht und dann halt die Schauspieler hat drüber sprechen lassen.
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Aber es stimmt, man sieht die Mundbewegung.
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Also die sagen, die reden dann wirklich Deutsch auch.
Florian Clauß
0:34:45–0:34:50
Die reden Deutsch und ja. Also ich glaube, er hat nicht alles auf Deutsch und
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Englisch gedreht, sondern teilweise, aber die Deutsche sollte tatsächlich besser
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sein als die Englische, also sagt man, ja.
Chris Flor
0:34:56–0:34:57
Ah, okay.
Florian Clauß
0:34:57–0:35:00
Genau, also empfehlenswert, das auch nochmal sich anzuschauen.
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In Agas Nosferatu ist dann so,
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das haben wir noch gar nicht so explizit gesagt, Aber die Anfälle von Ellen
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werden immer wilder und sie wird dann auch behandelt und teilweise dann sediert von einem Arzt,
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weil sie dann so in Rage geht, dass die alle Angst um sie haben,
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je näher dann auch.
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Und Nosferatu kommt, der Graf Orlok, der Staat, ja.
Chris Flor
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Also sie zählt das dann ja auch dann, also in dem Fall klärt sie dann halt auch
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diesen, achso gut, ja nee, jetzt mal weiter.
Florian Clauß
0:35:35–0:35:40
Auch der Gnog wird immer verrückter, ja, und wird immer okkulter,
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ja, er fängt dann auch an, er wird eingesperrt, weil er Tiere tötet,
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Blut aussaugt und so weiter, also er wird immer wilder.
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Und dann gibt es immer wieder so, er wird kommen, er ist bald da.
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Also Prophezeiung von dem Eintreffen von Nosferatu.
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Ja, um abzukürzen.
Chris Flor
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Soll ich ja schnell durchrennen?
Florian Clauß
0:36:01–0:36:02
Ja, renn mal bitte durch.
Chris Flor
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Okay, dann renne ich mal schnell durch. Ich versuche das mal.
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Also es wird ein Arzt eingeschaltet, Dr.
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Sievers, im Hospital ist er tätig und der sieht dann eben sowohl Ellen bei einem
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Hausbesuch, dass sie solche Sachen sagt, er kommt, er ist bald da und eben auch
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den Herrn Knock, der dann halt wie an einem Stuhl fest gegultelt wird,
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der da auch immer gesagt hat, er wird kommen und er merkt dann,
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dass es dann eine Verbindung gibt, dass das Ganze irgendwie,
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dass er da auch überhaupt gar nicht weiß, wie er damit klarkommen soll.
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Geht dann, erinnert er sich, dass er einen Professor hatte, der halt wahnsinnig
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brillant ist und wahnsinnig gut solche Sachen lösen kann,
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mit der Psyche und so weiter, aber leider es sich mit der akademischen Gesellschaft
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verscherzt hat, weil er sich zu sehr mit Paracelsus und Agrippa,
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also mit der ganzen okkulten Sachen dann halt auseinandergesetzt hat und so weiter.
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Deswegen ist er in Ungnade gefallen, ist dann irgendwie nach Wissburg gekommen.
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Friedrich und Wiesert gehen zum Kanzler.
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Gehen dorthin und umreißen halt die Geschichte so. Und das ist also dieser Doktor
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von Franz ist das und das ist halt eben unser Willem Dafoe. Total geil gespielt.
Florian Clauß
0:37:11–0:37:12
Ja, super. Fand ich auch.
Chris Flor
0:37:12–0:37:16
Und also der unterhält sich dann mit Ellen und da stellt sich dann halt raus,
0:37:16–0:37:22
dass da wohl Ellen früher halt auch, dass sie halt übernatürliche Talente irgendwie
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hat, um sich mit der anderen Seite zu kommunizieren,
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dass sie wohl einen Kontakt hergestellt hat, als sie Teenager war,
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der quasi, was halt jetzt wohl
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der Graf Orlok ist, und der sie halt in Albträumen immer besucht hätte.
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Und das Ganze ist aber weggegangen, als sie ihren Thomas geheiratet hat.
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Also große, wahre Liebe. Man merkt es auch immer, wenn die beiden zusammen sind,
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dass das halt eine große, wichtige, wahre Liebe ist.
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Aber sie hat halt eben diese Vergangenheit mit diesem gefährlichen Wesen.
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Und das war auch diese Vorgeschichte, die man da gesehen hat am Anfang,
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bevor der Film richtig losging.
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Sie ist halt irgendwie ein junges Mädchen, die dann halt irgendwie einsam ist
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und nur irgendetwas sagt. Ich möchte einen Engel oder einen Comforting Spirit.
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Irgendetwas, sagt sie dann, möchte sie haben. Und dann auf einmal,
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zack, stellt sie halt die Verbindung her mit diesem ekligen Monster.
Florian Clauß
0:38:17–0:38:22
Und sie aber in höchster sexueller Verzückung, muss man sagen.
Chris Flor
0:38:22–0:38:25
Ja, höchste sexuelle Verzückung mit Schrecken gekoppelt.
Florian Clauß
0:38:26–0:38:27
Mit Schrecken gekoppelt.
Chris Flor
0:38:27–0:38:31
Und auch jetzt nochmal, um dann wieder zu sagen, wieder diese Zizek-Hack,
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das Worum geht es in einem Film, in einem übernatürlichen Film ist eigentlich,
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dass man die übernatürliche Sache wegnehmen soll und dann sagen, worum es geht.
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Und da geht es natürlich, aber da geht es halt drum, du hast eine Frau mit einer Vergangenheit,
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einer sexuellen Vergangenheit und die hat jetzt geheiratet und irgendwie kommt
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das wieder zurück und der Typ ist halt ein schlimmer, gefährlicher Mensch, der dann halt da,
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den sie dann halt quasi noch jetzt so in ihrer Vergangenheit drin hat und der
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kommt halt dann wieder zurück ins Leben.
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Also das ist ja so jetzt so, wenn man sich jetzt so emotional mit den Figuren
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verbindet, mit dem Thomas zum Beispiel, mit dem Thomas,
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ist das ja irgendwie diese Situation, ist dann okay jetzt, wie diese Vergangenheit.
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Dann halt in die Gegenwart der Beziehung halt mit hineinwirkt.
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Also damit wäre diese Sache dann eigentlich so gelöst.
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Okay, machen wir mal weiter. Die Pest kommt an, Thomas kommt auch zurück.
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Der hat sich aus dem Kloster gerettet, hat sich auf ein Pferd geschwungen,
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ist nach Hause geritten.
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Sie merkt sofort, Ellen merkt sofort, Thomas ist angekommen.
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Sie rennt die Treppe runter und tatsächlich kommt dann das Pferd rein,
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er fällt. Er ist halt krank von der ganzen Reise und halt auch,
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weil eben so viel Blut ausgesaugt wurde von dem Orlok, ist er halt ziemlich
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und die wohnen beide noch bei Friedrich und Anna.
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Also sie beichtet diese Geschichte dann auch, sie beichtet die Geschichte auch
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Thomas. Thomas weiß dann auch Bescheid.
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Es ist klar, dass da halt irgendwie was sehr Sexuelles halt auch lief zwischen
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Orlok halt eben auf so einer übernatürlichen Fernbeziehung, dass es halt auch
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in ihre Sexualität jetzt reinspielt.
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Ich fand halt diese Szene dann, wo sie dann halt dem Thomas dann halt auch erstmal
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halt eben das alles beichtet und dann auch, ich bin beschmutzt,
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du darfst dich nicht anfassen und so weiter und dann später aber dann doch irgendwie so,
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also die haben dann trotzdem noch Sex und sie sagt eben ja.
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Küsse mich, wo mein Herz ist oder so, was ja auch immer der Punkt ist,
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wo der Orlog halt auch irgendwie den Thomas gebissen hat und so weiter.
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Also da spielt halt eben diese sexuelle Vergangenheit mit.
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Also das spielt dann halt auch rein und verdüstert vielleicht auch so deren Welt irgendwie.
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Und halt vielleicht auch ähnlich, wo er diesen Vertrag unterschrieben hat und
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er wusste nicht, was er unterschreibt.
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Genauso hatte damals Ellen ja auch jemanden ins Leben hier reingerufen,
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ohne zu wissen, was sie da eigentlich reingerufen hat.
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Die sind ja beide in derselben Situation, dass sie halt unwissend der Konsequenzen
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sich was zugestimmt haben, was sie halt gar nicht wussten, was es genau ist.
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Ja. Weil dann stellt sich nämlich auch raus, also mittlerweile hat dann auch
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Orlok wieder kommuniziert mit Ellen und dann stellte sich halt raus,
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dass dieser Vertrag, den er unterschrieben hatte, Thomas,
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dass das quasi dass er sich freigesprochen hat von Ellen und also,
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dass die Hochzeit von ihm aus nicht mehr gilt.
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Aber Orlok muss noch Ellen dazu bringen, dass sie sich wieder ihm nochmal verschreibt
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oder halt so verspricht sich nochmal, sonst kann er nicht zu ihr zurückkommen.
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Das ist halt so sein Ziel.
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Es stellt sich raus, Orlock ist wahnsinnig auf Ellen fixiert.
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Orlock wäre überhaupt gar nicht als Vampir in der Welt, wenn Ellen ihn nicht
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heraufbeschworen hätte damals.
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Und ja, das kommt dann halt raus und das ist so ein bisschen eine Variante,
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finde ich, von allen anderen Filmen vorher auch.
Florian Clauß
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Man muss auch sagen, dass mit Orlock der Horror in die Stadt Einzug gehalten hat.
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Ja, da wird es wirklich zum Horrorfilm, dass Paar Harding mit den beiden Töchtern
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Die werden auf übelste Weise von dem Orlog auch abgeschlachtet.
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Es ist wirklich so, so eine Inszenierung von Horrorfilmen, wie man das dann
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halt irgendwie klassischerweise kennt. Auch so mit Jump Cuts.
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Du hast Szenen, wo du dann jemandem folgst und du weißt, jetzt kommt in den
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nächsten Sekunden das Monster.
Chris Flor
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Und dann kommt es tatsächlich, ja.
Florian Clauß
0:42:30–0:42:32
Ja, das nervt manchmal.
Chris Flor
0:42:32–0:42:33
Ja.
Florian Clauß
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Aber das gehört dazu, ja. Genau, auf jeden Fall muss sich Ellen dann freiwillig
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Orlok hingeben, um dann ihren Mann zu retten.
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Es wird dann quasi so ein Ablenkungsmanöver von dem Okkulten,
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wie heißt er noch? der Eberhard von Franz, der leitet das dann ein.
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Er weiß um Ellen, dass sie eigentlich nur diejenige ist.
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Und das wird auch in dieser Schrift prophezeit, dass Nosferatu nur getötet werden
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kann, wenn sich ihm ein Mädchenrein Herzens hingibt und dann der erste Harnschrei erklingt.
Chris Flor
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Ja, also was eigentlich ist, der würde auch getötet werden, wenn er irgendwie
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Spaghetti isst und die Zeit vergisst und dann der erste Hahnschrei kommt und
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er nicht in seiner eigenen Erde liegt.
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Aber am besten wirkt es halt, wenn halt eine Frau auf dir total fixiert ist, ihn dann halt abhält.
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Also das wäre in der Vergangenheit schon mal passiert.
0:43:35–0:43:38
Das ist halt in diesem Schriftstück, das war wohl auch schon mal vorher passiert.
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Und deswegen scheint das so die Lösung zu sein, dass es auch hier helfen könnte,
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dass man den Vampir halt einfach an diese Person, bei dieser Person hält,
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die sich opfert, Und damit der erste Hahn schreit ertönt und dann die Sonne
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rauskommt und er dann davon stirbt.
Florian Clauß
0:43:55–0:43:59
Ja und von Franz ist sich klar darüber, dass das nur Ellen so vermag.
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Macht ein Ablenkungsmanöver, um dann auch Thomas eben nicht bei Ellen zu lassen,
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sondern er sagt, komm, wir suchen jetzt Orlok auf in seinem Schloss und dann
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stürmen die zu dritt dorthin und finden nur Knock.
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Und währenddessen ist, wie es kommen muss, dann eben der Orlog bei Ellen und
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es kommt zu dieser Vereinigungsszene, wo sie sich ihm hingibt.
Chris Flor
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Also auch verbal sich wieder ihm verspricht.
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Sie geht den Vertrag wieder ein mit ihm, aber also bewusst, um ihn dann halt zu besiegen.
Florian Clauß
0:44:37–0:44:44
Dann kommt eben am Ende der Sonnenschein und es findet die Vernichtung vor der Orlok statt.
Chris Flor
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Ja, wo dann halt auch sie ihn dann halt auch so bösartig anlächelt.
0:44:50–0:44:55
Also die ganze Nacht, das ist sehr sexuell, viel Blut wird getrunken und so weiter.
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Er kann sich halt nicht losreißen und sie ist schon so halbtot,
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aber lächelt ihn dann halt so hämisch an, weil sie es halt geschafft hat,
0:45:03–0:45:05
ihn da zu halten bis der Hahn schreit.
0:45:05–0:45:09
Und dann, ja, diese Vernichtung ist halt auch, das ist auch eine tolle Szene
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so mit dem, also es ist eben nicht nur so ein Verpuffen, sondern da wird er
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wirklich dann so durch die Sonnenlicht dann irgendwie nochmal, weiß nicht,
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nicht wirklich verbrannt, aber halt so dirbt er halt dann noch in Windeseile so.
Florian Clauß
0:45:23–0:45:26
In der Monau-Verfilmung ist es dann eigentlich verpuffen.
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Bei dem Herzog sackt Kinski zusammen und bleibt in der Ecke liegen.
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Und genau, das ist das Ende des Films von Eggers.
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Und es kommt so wie erwartet.
Chris Flor
0:45:42–0:45:44
Naja, wie man es wusste, ja.
Florian Clauß
0:45:45–0:45:45
Wie man es wusste.
Chris Flor
0:45:45–0:45:45
Ja.
Florian Clauß
0:45:46–0:45:52
Wo machen wir weiter? Jetzt war der Film so durch und ich möchte noch erwähnen,
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dass der Film, also vielleicht im Absatz dazu, dass Monau in seinem Originalfilm wirklich eine,
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das ikonografische, ein Monument geschaffen hat von Nosferatu,
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das damals und heute auch noch beeindruckend ist.
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Also das Spiel von dem Grafen mit Licht und Schatten, die verwachsenen Hände
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mit den Fingernägeln, dann auch die Schatten an der Wand, also es ist wirklich
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noch beängstigend, wenn man das heute guckt, weiß man,
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von so einem Stummfilm, der über 100 Jahre alt ist, das ist eine Leistung, die der geschaffen hat.
Chris Flor
0:46:37–0:46:42
Und das wirkt ja auch in aller weiteren Filme, also das hat ja dann eben sein
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Echo in Coppola, Dracula und halt eben in Eggers und halt auch in Werner Herzogs.
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Also viele dieser Bilder, die da geschaffen wurden, werden dann ja auch mehr
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oder weniger übernommen, auch in der Zukunft.
Florian Clauß
0:46:55–0:46:58
Ich finde auch, dass eine ganz starke Szene, die Eggers geschaffen hat,
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ist, wie diese Hand, die aussieht wie eine Kralle, weil das sieht man am besten
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in den Herzogfilmen, so riesen Fingernägel da rausgewachsen sind,
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wie die dann als Schatten über der Stadt schwebt und wie dann quasi die Häuser
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dann immer so diesem Schatten der Hand bricht.
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Ja, also die ist ganz toll, die Szene,
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aber es werden auch teilweise eins zu eins von Murnau übernimmt dann Eggers,
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wie dann eben Nosferatu in das Wohnzimmer kommt und man sieht ihn da den Schatten an der Wand.
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Also diese Kraft haben die Bilder auch noch so lange erhalten und das finde
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ich bei den Eggers teilweise ganz gut.
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Und jetzt möchte ich zu meiner fundamentalen Kritik an den Eggers Film kommen.
Chris Flor
0:47:49–0:47:50
Okay, jetzt.
Florian Clauß
0:47:50–0:47:56
Ja, also das ist halt so, es gibt zwei Sachen, die halt einfach verkackt sind, ja.
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Das eine ist das Pacing von dem Film und das andere ist der Orlock.
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Der hat, also der hat überhaupt nicht diese Kraft,
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ja, der hat überhaupt, der ist so unüberzeugend und so verkackt, ja,
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dass ich dem überhaupt nicht das abnehmen kann, diese Diese sexuelle Ausstrahlung
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und dieses Böse, ja, und weißt du, woran es liegt?
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An dem Schnurrbart. Das geht so gar nicht.
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Das geht so überhaupt nicht. Und ich fand, als das erste Mal,
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der wird auch nie so richtig gezeigt.
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Man weiß nicht, ob ihm die Schädeldecke gerade abfliegt oder ob das eine Schmalzlocke
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ist. Man hat so überhaupt keine, überhaupt nicht so einen Überblick der Figur.
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Und das ist einfach in den beiden anderen Nosferatu-Filmen von Mornau und von
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Herzog ist so viel besser gesetzt, ist einfach der Nosferatu selber.
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Also dieses rattenhafte Gesicht oder dieses schlangenhafte Gesicht,
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diese Augen und so weiter, die sind so beängstigend.
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Und ich verstehe nicht, wie die zu so einer schlechten Figur gekommen sind.
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Das hat mich total rausgeworfen. Okay, jetzt du.
Chris Flor
0:49:22–0:49:26
Also ich sehe es, sorry, ich sehe es halt so ein bisschen anders.
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Also erst mal diese Sache, dass man den immer nur im Schatten gesehen hat und
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erst eigentlich am Ende im Tageslicht dann halt so wirklich sich angucken kann,
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wie die Verwesung schon fortgeschritten ist und so.
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Aber das hat mich sehr an den Elefantenmensch von David Lynch erinnert,
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wo man halt auch den, ich weiß jetzt den Namen nicht mehr, von der Figur,
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der es mit denen am Anfang irgendwie nicht sieht und den halt einfach immer
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mehr, immer besser kennenlernt.
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Und dann der Elefantenmensch dann halt am Ende halt immer besser ausgeleuchtet
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wird, bis man ihn dann halt wirklich ganz klar sehen kann.
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Und das fand ich da eigentlich auch ein bisschen die Sache.
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Also das Gefährliche war, du hast halt diesen, also ich fand das schon gefährlich
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und fand es schon sehr, sehr beängstigend einfach, dass man ihn nicht richtig gesehen hat.
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Er im Hintergrund steht weit weg, kommt dann irgendwie ran. Aber man sieht nur
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in der Hand, wie er dann den Wein einschenkt.
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Ja, also man sieht schon, da irgendwas stimmt nicht. Und da ist schon was verwest.
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Wahrscheinlich riecht es auch nicht besonders gut mit der sexuellen Ausstrahlung.
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Und ich glaube, das ist halt auch ein bisschen bewusst.
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Also weil er ja auch...
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Der Orlok in Eggers Film halt eben nicht der große Verführer ist.
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Also er ist nicht, sondern er ist ja eigentlich von Ellen hineingezogen worden in die Welt,
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ist ihr verfallen und sein einziges Ziel, also sein Appetit,
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sein Appetite irgendwie, ist halt wirklich das Einzige,
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wofür er untot ist, also wofür er lebt,
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ist ja mit ihr zusammenzukommen wieder.
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Das heißt, sie hat eigentlich die Ausstrahlung über ihn.
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Und er ist eigentlich, ja, er ist halt kaputt.
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Und ihn verlangt es halt nach Vervollkommnung mit durch eine Vereinigung mit
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Ellen, wo sich dann halt das überhaupt erst auflöst, das Problem seiner Existenz.
Florian Clauß
0:51:18–0:51:26
Ja, gut, ja, mag sein. Also es ist irgendwie so der narrative Treiber da drin, ja.
0:51:26–0:51:32
Aber ich finde trotzdem von der filmischen Ausstrahlung ist das,
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muss man da noch andere Akzente setzen als auf die Geschichte.
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Und da finde ich, da hat er sich einfach so rausgenommen.
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Und der Film ist halt viel zu langsam erzählt. Der ist so qualvoll. Also der Anfang ist gut.
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Und dann irgendwann willst du nur noch irgendwie Fast Forward machen, weil der ist so langsam.
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Und das hat mich da auch irgendwie nicht sehr begeistert bei dem Film.
Chris Flor
0:52:00–0:52:04
Mir ging das nicht so. Also ich kann das nicht nachvollziehen,
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aber es sind halt verschiedene.
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Vielleicht habe ich was anderes gegessen als du vorher oder so. Das weiß man ja nicht.
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Oder ich habe vielleicht auch ein bisschen mehr Toleranz dem gegenüber und mir
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das halt irgendwie so anzutun.
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Aber für mich war das Pacing okay.
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Es ist jetzt kein, es war kein Genuss, es ist kein Genuss wirklich den Film sich anzugucken.
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Also jetzt im Vergleich zu, sagen wir mal, den Francis Ford Coppola,
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Dracula, den könnte ich ständig angucken.
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Der ist, es ist so ein geil gemachter Film.
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Diesen hier, also ja, wie gesagt, ich fand den halt interessant von der Handlung
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und von den Nuancen, von den Nuancen. Aber die Figur von Vampir fand ich einfach,
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es hat mich halt gefreut, dass jemand,
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Ansatz anders macht. Das fand ich halt gut. Hat mich interessiert einfach.
Florian Clauß
0:52:54–0:53:01
Okay, und der andere Ansatz, der ist eben, dass Orlok von Ellen gerufen wird.
Chris Flor
0:53:02–0:53:07
Ja, also eine Leiche, die quasi zum Leben erweckt wird durch Begehren.
0:53:07–0:53:12
Also der war ja schon irgendwie, es heißt ja in dem Kloster sagen sie, also beim Zeitpunkt,
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dass er einen irgendwie so ein böser Magier gewesen wäre zu Lebzeiten Und dann
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jetzt wäre er zurückgekommen und der Teufel hätte ihn dann irgendwie noch auf
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Warteschleife gehalten und jetzt wäre er halt zurück.
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Irgendwie sowas haben sie gesagt im Kloster.
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Also er ist dann ja eben diese Hülle, die nur dazu dient, um sein Verlangen
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nach Vereinigung mit Alan irgendwie zu, also so ein Vehikel, das zu erfüllen.
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Das ist halt eben diese Providence, dieses Schicksal, was ja in dem Film dann
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halt auch immer sich, also was sich in dem Film halt so durchspielt.
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Also er erfüllt das, jeder erfüllt so seinen Teil. Und das war ja ein Thema,
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worüber wir reden wollten.
Florian Clauß
0:54:00–0:54:05
Genau. Also was mich da in dem Zusammenhang nochmal, wenn wir da auf die Originalgeschichte gucken,
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ist es ja so, dass bei allen Filmen und auch bei der Bram Stalker ist der,
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Dracula oder Orlog lebt in Transsilvanien und will dann mit vertraglich abgesichert
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in die Zivilisation kommen.
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Und was ich mich da auch immer gefragt habe, was hat denn der vorher gemacht?
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Ist der nicht aufgefallen?
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Ich meine, da hast du halt irgendwie so ein Monster bei dir da im Wald,
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Ja, der muss ja auch dann sich ernähren irgendwie.
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Wie war das denn jetzt? Also wie ist das denn in der Originalgeschichte? Gibt es dazu?
Chris Flor
0:54:41–0:54:47
Also ich meine doch, die sind ja auch, also der sorgt ja schon für Terror schon
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seit Jahrhunderten dann irgendwie in dieser Gegend.
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Und das sieht man ja auch, weil im Eggers Film vielleicht dann,
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dass da schon Vampire irgendwie im Friedhof rumliegen und so weiter.
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Also da scheint schon irgendwie seit einiger Zeit schon zu laufen so.
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Die Leute sind schon terrorisiert.
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Die haben ja auch alle Angst davor. Die wissen, da soll man nicht hin.
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Also ich glaube, das ist halt einfach die Sache. Das ist halt immer so lokal.
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Das ist halt Aberglaube. Das dringt halt nicht irgendwie an die Hoheiten ran.
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Er ist selber ja auch in der Hoheit. Dem gehört das Gebiet halt mehr oder weniger.
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Er hat dann da seine Untertanen, von denen er sich halt dann auch ernährt.
Florian Clauß
0:55:22–0:55:27
Und im Roman ist das, wie ist das denn motiviert, dass er überhaupt da weg will?
0:55:28–0:55:31
Also ich meine gut, bei Eggers ist es ja irgendwie so durch Ellen,
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klar, die ist die Katalysatorin, sozusagen.
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Wie ist es denn in dem Roman?
Chris Flor
0:55:36–0:55:41
Diese ganze Liebesgeschichte ist ja eigentlich wahrscheinlich durch den Nosferatu-Film
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reingekommen. Das ist nicht...
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Also seine Reise nach London ist nicht motiviert davon, also von Mina Harker
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direkt, sondern ist eigentlich motiviert, um sich halt auszubreiten,
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um dann irgendwie neues frisches Blut und so weiter zu sich zu nehmen.
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Also einfach als Bedrohung, man muss sich halt auch andersrum vielleicht angucken
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und sagen, okay, das ist eine Horrorgeschichte irgendwie aus England,
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viktorianisches England, man hat halt irgendwie Angst vorm Osten,
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da ist wahrscheinlich ein Antisemitismus auch irgendwie noch mit reingecodet und so weiter.
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Und das ist halt die Invasion des Fremden, der uns jetzt hier unsere Kräfte aussaugt und so weiter.
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Also eine Umkehrung von so einem Kolonialismus wahrscheinlich.
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Wir brauchen uns nicht für unseren Kolonialismus so schlecht fühlen,
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weil in Wirklichkeit kommen die ja von draußen und wollen uns aussaugen.
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Aber vielleicht auch dieser Kulturaustausch mit den Kolonien,
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Also das Horror und das Monster ist ja, das habe ich halt auch schon tausendmal
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gesagt und das sage ich immer wieder, weil es eines meiner Lieblingssachen ist,
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dass es halt das Monster ist halt immer überkonnotiert, da stecken halt wahnsinnig
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viele Bedeutungen halt drin.
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Und ich glaube, dass diese eine Sache, warum er rübergeht nach England,
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er möchte sich ausbreiten, es entsteht eher aus der Angst vor ihm,
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der geht hin und verführt unsere Frauen und trinkt unser Blut und bringt unsere
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Welt durcheinander und bringt uns die Pest oder sowas.
Florian Clauß
0:57:16–0:57:21
Und wie kommt dieses Motiv des Bluttrinkens? Ist das so ein romantisches Motiv?
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Ist das eine Erfindung von Bramstone?
Chris Flor
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Also, Bram Stoker, ich glaube, das Bluttrinken ist schon auch in der Dingsbums, also dass er sich,
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dass der Vampir sich labt an den Lebenden und die Lebenden aussaugt,
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ist ja eigentlich auch die Definition von einem Vampir, ist ja jemand,
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der sich der andere Energie von anderen abspeist, von den Nicht-Vampiren irgendwie halt was raussaugt.
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Also das ist ja quasi die Definition.
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Ein Zombie, der Zombie, die Definition ist, dass irgendwie auch Leben der Tote,
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aber dadurch, dass er andere ist, die dann auch Zombies werden und die breiten
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sich dann aus und werden dann halt so die Masse von Zombies.
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Und man wird halt immer weniger, kann sich immer schlechter verteidigen.
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Beim Vampir ist es, du hast einen Kern, der halt Energie raussaugt und dann
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dieses Blut ist Leben, was der Knock auch macht.
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Also die ganzen Tiere, die er gebissen hat, die sind halt alle tot.
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Er hat halt das Blut rausgetrunken. Der Vampir nimmt halt die Kraft raus und
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stärkt sich dadurch selber und wird dadurch mächtiger und stärker.
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Also das Blut ist natürlich auch eine, okay, können wir damit halt jetzt auch anfangen.
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Also dieses Blut ist Leben.
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Das ist halt sehr wichtig auch in dem Bram Stoker.
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Es ist ja so, das Individuum, von dem das Blut kommt, sondern Blut an und für
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sich als so eine Masse, als so eine Lebenskraft. Blut ist ein Schluck Lebenskraft.
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Quasi das einzige Individuum, das irgendwie noch existiert, ist der Vampir und
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alles andere ist tot und ausgesaugt.
Florian Clauß
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Diese Anleihe von Vampir aus der Welt der Fledermäuse.
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Da hat man ja das Verhalten bei Fledermäusen, dass die tatsächlich...
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Teilweise Blut trinken von Tieren, von anderen Tieren, von Pferden oder von größeren.
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Wobei man hier nochmal so als Randanekdote dann gerade bei solchen bluttrinkenden
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Fledermäusen ein sehr altruistisches Verhalten beobachten konnte.
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Nämlich das Blut hat auch eine ziemlich kurze, sattmachende Wirkung.
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Also das ist halt wirklich so, innerhalb von kürzester Zeit brauchen die halt
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wieder Blut, damit die nicht sterben, diese Tiere.
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Und wenn dann eben ein Tier nicht richtig, also nicht gejagt oder nicht jagen
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konnte und kein Blut getrunken hat, hat man dann das Verhalten bei den Fledermäusen
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festgestellt, dass dann andere Fledermäuse dem halt das Blut geben.
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So, aber genau aus dem Grund, dass, weil jeder da in diese Situation kommen
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kann, ist dann ein sehr stark ausgeprägtes altruistisches Verhalten,
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aber nur so mal Das interessiert mich.
Chris Flor
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Das erinnert mich dann halt auch, du hast halt bei dem Bram Stoker auch,
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also dieses Blut genau die merken halt am Anfang,
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dass halt diese Lucy, Lucy ist nicht Mina Harker, sondern Lucy ist die Freundin
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bei der Mina Harker da wohnt dass sie halt irgendwie immer blutarmer wird,
1:00:20–1:00:24
weil der Vampir halt als erstes Lucy halt irgendwie aussaugt und sie wird halt
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immer blutarmer und dann fangen die halt auch an und machen so,
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Blutübertragungen und das meinte ich ja auch, das ist halt zum Beispiel eins
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von diesen Science-Fiction-Dingern, das war halt so neu,
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dass man dann halt einfach das eigene Blut, also dass die ganzen starken Männer
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dann ihr Blut dann halt in Lucy dann halt so eine Blutspende quasi gemacht haben.
Florian Clauß
1:00:44–1:00:45
Um sie wieder aufzupäppeln.
Chris Flor
1:00:46–1:00:50
Transfusion, genau, das ist das richtige Wort, also dieses altruistische,
1:00:50–1:00:52
Ja, was du da erzählt hast mit den Zählern, weil es ist interessant.
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Aber halt eben auch diese Sache, also diese Lebenskraft, die dann halt einfach
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existiert, die in verschiedenen Containern,
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also in verschiedenen Menschen irgendwie zwar existiert,
1:01:05–1:01:11
aber dann halt auch über die Körpergrenzen hinaus dann halt aufgenommen werden
1:01:11–1:01:17
kann und dann halt eben auch von dem Vampir rausgesaugt wird aus den einzelnen Individuen.
1:01:17–1:01:20
Ja, also das spielt da, glaube ich, auch mit rein.
Florian Clauß
1:01:20–1:01:26
Und das war dann mehr oder weniger, weil du sagst, also Science Fiction,
1:01:27–1:01:28
diese Erneuerung von...
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Sowas wie der Vampir als Figur, der Untote.
1:01:34–1:01:40
Ich meine, das sind ja auch alles so Figuren, die in Volkssagen und Mythen und so weiter vorkommen.
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Aber wahrscheinlich so als literarische Figur dann erstmal so geschaffen wurden.
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Und dann, es war ja die Zeit der, naja, es war die Hochzeit quasi schon die
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abklingende Industrialisierung damals.
1:01:55–1:01:59
Je nachdem, wie man das dann auch lesen mag. Und du hast ja auch schon jetzt
1:01:59–1:02:06
so eine Lesart angeboten, dass quasi dieser Rückkehr, dieses gegengestreckte Kolonialismus,
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dass dann der Osten in die viktorianische Gesellschaft wieder zurückkommt und sowas.
Chris Flor
1:02:12–1:02:13
Astoria.
Florian Clauß
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Genau, das sind ja so Ansätze, oder du kannst es ja dann auch der Vampir,
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wenn du das dann auf so einer Kapitalismuskritik dann ausweitest,
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dann kannst du ja irgendwie, der Kapitalismus saugt uns unsere Arbeitskraft weg, ja.
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Also sowas kann man ja auch dann da reinlesen. Zu der Zeit war es ja noch der
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Kapitalismus in der Ausprägung, hat die Arbeit da schon noch richtig ausgebeutet.
1:02:39–1:02:42
Im Gegensatz zu heute, also körperlich ausgesaugt.
Chris Flor
1:02:42–1:02:46
Ja, wobei natürlich der Bram Stoker dann halt, die sind ja alles Adlige,
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also nicht Adlige, aber halt schon reichere Menschen, die dann halt die Opfer
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werden in dieser Bram Stoker-Geschichte und die da ausgesaugt werden.
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Das könnte natürlich auch eine Angst sein vor irgendwie so einer...
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Sich langsam formierenden Arbeiterbewegung, die halt vielleicht irgendwie in
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Russland oder halt im Osten irgendwie sich stark macht oder so,
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kann natürlich auch sein.
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Also da kommt halt irgendwie die Sachen, das ist halt total dicht gepackt, alles an Bedeutung.
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Also was ich meinte mit dem Science-Fiction irgendwie, ja, das ist halt ein
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Teil, der, also das war so ein bisschen, worüber ich damals schon geschrieben hatte bei Convex TV.
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Du hast halt eben, ich finde es eher so eine, Science-Fiction halt eben so ein
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wissenschaftliches, von einem Aufnehmen eines Phänomens in den wissenschaftlichen
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Wissenskörper irgendwie.
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Also darum ging es dann, bei dem Roman ist es so auffällig. Der Roman ist ja
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so, stellt sich zusammen aus verschiedenen Schriftstücken, die halt alle gefunden wurden.
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Da ist dann das Mina Harkers Tagebuch, die Briefe von Jonathan Harker an Mina
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aus seiner Reise nach Transsilvanien, das Logbuch von dem Schiff.
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Wie heißt dieses Audio-Gerät, was aufnimmt?
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Man kratzt es in so einen Wachskiegel rein. Phonograph.
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Phonograph-Aufnahmen von einem Doktor, der dann halt irgendwie erstmal den verrückten
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Renfield, also hier der Herr Knock, oder dann später Mina Haker.
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Also das sind diese ganzen Schriftstücke, die alle so kreuz und quer rumliegen, sind nicht geordnet.
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Und der Vampir ist da als so eine Sache, die außerhalb der Wissenschaft,
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außerhalb des Verständnisses ist.
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Die Leute haben empirische Beobachtungen, was halt passiert,
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aber dann steckt dann halt auch vielleicht so ein wissenschaftliches Dogma,
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schlägt dann halt immer ein, dass es nicht sein kann,
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weil es halt sich mit dem momentanen wissenschaftlichen Stand Status Quo nicht
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erklären lässt, wird es halt erstmal ausgeschlossen.
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Und währenddessen bewegt sich halt Dracula an diesen Grenzen.
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Er hat halt auch, wenn er so Einfluss hat auf den Wind, er hat Einfluss über
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die Wölfe, die Fledermäuse, den Nebel.
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Er hat auch mehr Einfluss auf Frauen durch Hypnose als auf Männer.
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Männer halt nicht so ganz. Also eben halt so diese Vorstellung damals,
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dass die Frau halt mehr an der Natur ist als der Mann, solche Geschichten.
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Um ihn zu besiegen, muss man ihn halt aus dem außerhalb, außersprachlichen und
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außerwissenschaftlichen Diskurs, man muss ihn halt reinbringen.
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Und das passiert dadurch, dass man
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halt diese, es ist wie so ein literaturwissenschaftliches Ding eigentlich.
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Du nimmst alle Texte, die du hast und ordnest die und bringst die zusammen,
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machst ein lineares Narrativ draus und dann wissen sie Bescheid und haben dann
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auch irgendwelche folkloristischen Texte oder was weiß ich und dann wissen sie,
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wie sie ihn besiegen können.
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Und das ist halt eben hier beim Tageslicht raus und dann ist er geschwächt und dann kann man töten.
Florian Clauß
1:05:57–1:06:01
Okay, das heißt durch Beobachtung, durch Naturbeobachtung, also so quasi wie
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so früher Entdecker dann auch sich den Himmel angeschaut haben und dann irgendwann
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die wiederkehrenden Sternformationen beobachten konnten.
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Die dann aus den verschiedenen Quellen, die sie da zur Verfügung hatten,
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haben die das dann halt so kombiniert und dadurch hat sich dann so eine Anleitung
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ergeben, wie man Papiere besiegen kann.
Chris Flor
1:06:22–1:06:28
Okay, und diese Anleitung ist das Buch Dracula. Das Buch Dracula sind diese
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Schriftstücke, die halt ineinander gefasst werden.
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Und dadurch dieser Roman, der den Dracula erzählt, ist quasi auch das Ding, was ihn besiegt.
1:06:36–1:06:43
Und deswegen ist es so Science-Fiction eher, weil es wird halt in dem Moment...
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Und gelöst, wo es halt einfach, und das ist ja diese Zeit, damals gab es diese
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ganzen spirituellen Sitzungen und so weiter.
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Und die Leute haben aber noch gedacht, okay, es gibt halt den Äther,
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der durch die Gegend geht und es gibt Elektrizität und Radiowellen.
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Und die haben ja damals gedacht, diese ganze Geistererscheinung und so weiter,
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das lässt sich ja alles klären wissenschaftlich.
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Wir sind bald so weit, dass wir das wissenschaftlich erklären können.
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Also in diesem Geist ist das geschrieben. Deswegen denke ich halt,
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dass es eher ein Science-Fiction ist als eine Horrorgeschichte.
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Genauso wie halt Frankenstein ja auch eher Science-Fiction als Horror. Ja gut.
Florian Clauß
1:07:18–1:07:22
Ja, also ich glaube auch genau an dieser Schwelle.
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Also andersrum gesprochen ist ja diese Geistererscheinung oder diese Meditationssitzung,
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wo dann halt so kollektiv dann auch hypnotisiert wurde und so weiter.
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Das waren ja gesellschaftliche Ereignisse, die waren ja eigentlich auch so eine
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große Zauberschau, die dann mit bestimmten Mitteln konnte man das halt erreichen.
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Also das war ja genau diese Zeit, wo man dann sich damit amüsiert hat in der
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gehobenen Gesellschaft.
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Und diese Wissenschaftseuphorie, es war die Zeit der Weltausstellungen und auch
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die Zeit der Erfindungen, wo ganz viele Erfindungen rausgekommen sind,
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aber gleichzeitig hat ja noch so quasi auch bei der Elektrizität hat sich ja
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dann auch irgendwie dann so der Maßstab noch nicht so richtig gefunden.
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Und da gibt es ja diese Geschichte von dem Ritter, das ist auch ein Wissenschaftler, der dann erlegt,
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dann in Selbstexperimenten so versucht hat zu vermessen,
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wo er sich dann halt eine Elektrode ans Auge gehalten hat und dann genau protokolliert,
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wie lange er dann Flackern gesehen hat und wann dann halt wieder die Farbe ins Auge gekommen ist.
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Also solche Sachen. Also aufgrund von fehlender Messinstrument hat man dann
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den Körper genommen und hat dann auch so komische Sachen gemacht.
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Also das ist ja auch so, diese Zeit.
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Und du hast es ja gerade ganz schön beschrieben, diese Vermischung und dann
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aber doch wieder so diese Rückkehr zur Wissenschaft, der Glaube an die Wissenschaft.
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Das ist in der Herzog-Geschichte zum Beispiel auch nochmal so eindeutiger.
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Da gibt es diesen Doktor auch, eine ähnliche Figur wie bei dem Eggers.
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Wir haben ja bei den Eggers noch den anderen, der dem Okkulten,
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der von Franz, der dem Okkulten.
Chris Flor
1:09:08–1:09:11
Ja, und das ist ja der Van Helsing und das ist halt eben auch nochmal der Unterschied,
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also mit dem Bram Stokers Dracula nochmal schnell, Also der Van Helsing ist
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halt eben so jemand, der sagt, verschließt eure Augen nicht,
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also ähnlich eigentlich wieder von Franz, verschließt eure Augen nicht vor dem,
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was ihr seht, aber der Van Helsing, Doktor Van Helsing, dem geht es halt darum,
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die Sache zu sagen, das gibt es, das ist messbar und deswegen müssen wir das
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halt jetzt auch einführen.
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Das ist halt eine Realität und die Wissenschaft ist nur einfach noch nicht so weit.
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Wohingegen halt der von Franz halt eben im Eggers dann sagt,
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die Wissenschaft bringt hier nichts, weil die einfach nicht greift.
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Wissenschaft ist genau das falsche Paradigma, um dem zu begegnen.
Florian Clauß
1:09:53–1:09:58
Genau, also die Wissenschaft wird da ausgeschlossen. Er hat dann auch Mitgefühl
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mit der Ellen, die dann von einem anderen Arzt angekettet wurde und unter Äther
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sediert. Dann meinte er, nee, lass sie frei.
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Warum kettet ihr dieses Mädchen da an? Sie hat Qualen.
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Also er hat nochmal so einen empathischen Blick, eben weil er nicht so diese
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Regeln der Wissenschaft dann befolgt.
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Bei dem Herzog-Film heißt der Doktor auch Van Helsing. Also der ist,
1:10:19–1:10:22
glaube ich, aus dem Original übernommen.
1:10:23–1:10:26
Und der lässt sich ja auch die ganze Zeit nicht überzeugen. Er sagt,
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das muss man wissenschaftlich lösen.
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Und am Ende von dem Herzog-Film ist zum Beispiel so, dass dann Lucy,
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ist dann auch die Hauptdarstellerin da,
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Lucy verstreut dann zum Beispiel geweihte Hostien und damit bannt sie dann ihren
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Mann, der gebissen wurde,
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Bruno Gans als Darsteller,
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den bannt sie dann, der kann sich dann nicht mehr bewegen aus dem Kreis.
1:10:52–1:10:58
Sie hat dann schon so bestimmte Hacks, die dann aus so einem kultischen Kommen,
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wendet sie an oder dass man ihm fehlen kann, also der Holzpfahl, den dann halt auch,
1:11:05–1:11:10
Um den Dracula zu töten, muss man ihm fehlen. Also dann gibt es ja diese Sachen.
1:11:10–1:11:17
Und dann erst am Ende sagt er, okay, ich habe die ganze Zeit mich an die Wissenschaft
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gehalten und ich habe geirrt.
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Aber dann ist sie schon tot. Das ist ja das Einknicken der Wissenschaft.
1:11:26–1:11:29
Da stimme ich dir zu, da war Eckers dann eben noch vorher schon.
1:11:30–1:11:34
Eigentlich diese Abzweigungswissenschaft wird gar nicht großartig ausgewalzt.
1:11:34–1:11:38
Es geht gleich in das, es bleibt im Okkulten die ganze Zeit spielen.
Chris Flor
1:11:38–1:11:44
Ich kann dann mal kurz erzählen, meine Lieblings zu dieser Verbindung zwischen
1:11:44–1:11:49
Ellen und dem von Franz in der Eggers Version ist natürlich, sind die Kätzchen.
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Also die Katze, die ja klar ganz am Anfang natürlich für Allens Sexualität steht,
1:11:56–1:12:00
wo sie den Thomas am Anfang dazu bewegen möchte, nach den Flitterwochen dann
1:12:00–1:12:04
doch noch jetzt noch ein halbes Stündchen länger zu Hause zu bleiben und nicht
1:12:04–1:12:05
gleich ins Büro zu gehen.
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Als er dann sagt, nein, dann springt halt das Kätzchen so, also so ein kleines
1:12:10–1:12:13
Kätzchen, springt dann so aufs Bett in ihren Schoß.
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Es ist fast schon so ein bisschen zu dick aufgetragen.
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Aber der von Franz hat ja auch Katzen. Der hat eben auch Katzen da.
1:12:21–1:12:25
Und als er dann Ellen das erste Mal trifft, sieht er, dass es eine Katze ist.
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Und sagt dann, ah, wem ist das ihre Katze? Und dann sagt sie,
1:12:28–1:12:30
die Katze gehört ihr selbst.
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Und er holt dann aus seiner Tasche, holt er dann irgendwie so ein Kätzchen,
1:12:35–1:12:37
so ein Leckerli raus und gibt es der Katze.
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Und die Katze fängt dann an, frisst das so auf.
1:12:40–1:12:45
Und dann am Ende, als Ellen tot ist, übernimmt er ja auch die Katze.
1:12:45–1:12:46
Er nimmt die dann mit zu sich nach Hause.
Florian Clauß
1:12:48–1:12:48
Ja, ja, stimmt, ja.
Chris Flor
1:12:49–1:12:53
Das fand ich sehr schön irgendwie. Also ich fand auch, das ist halt so eine,
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ja gut, vielleicht Sexualität nicht unbedingt jetzt in dem Fall mit dem Doktor
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von Franz, weil er ja auch andererseits dann vielleicht so eine Vaterfigur auch
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für sie irgendwie darstellt,
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die ihr ja gefehlt hat, als sie ein Kind war.
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Deswegen hat sie ja überhaupt erst diesen Orlog heraufbeschworen.
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Also man könnte da auch so Vater-to-Daddy-Issues
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irgendwie vielleicht reininterpretieren in dieser Sache.
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Das war dieser wohlmeinende Vater, der aber dann auch für ihren Tod verantwortlich
1:13:25–1:13:30
ist am Ende, mehr oder weniger, der lässt es ja zu, dass sie sich da quasi opfert.
1:13:30–1:13:31
Naja, das Komplex.
Florian Clauß
1:13:31–1:13:37
Ja, also die Katzen sind mir auch aufgefallen. Es gibt die auch im Originalfilm
1:13:37–1:13:39
von Monau, gibt es auch die Katzen.
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Ja, da wird auch mit den Katzen gespielt. Ja, die haben auch da so eine Symbolik,
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eine offene Symbolik und auch eine andere Symbolik, die ja auch aus dem Monauer
1:13:47–1:13:51
Film übernommen ist, ist diese abgeschnittenen Blumen.
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Dass sie dann auch sagt, nein, sie will diese abgeschnittenen Blumen.
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Warum hast du sie für mich getötet, diese Blumen?
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Das ist auch genauso von Monau übernommen.
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Fand ich so ganz interessant, dass sich das da wiederfindet.
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Also allgemein, wenn ich jetzt nochmal so mein Fazit zu diesem Eckers-Film,
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sagen darf, ist das so, dass für mich, also ist bis auf, was wir schon so ein bisschen,
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herausgearbeitet haben, diese Heraufbeschwörungen und so weiter,
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diese Beziehungen zwischen Ellen und Orlock, ist aber der Film sehr nah an dem
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Monow-Film und ich finde,
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was wirklich Eggers auch schafft, ist, dass er diese ganzen narrativen Elemente,
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die Geschichten, die Charaktere, die dann in dem alten Film doch etwas,
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ich sag mal, so schmaler angelegt sind,
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macht er alles auf Eleven.
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Er dreht alles hoch. Er schafft eine unglaubliche.
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Dramatisierung der Figuren, des Umfeldes, der Schauplätze,
1:14:52–1:14:56
ja, und das finde ich, macht er sehr gut, also deswegen finde ich,
1:14:56–1:15:00
kann er sich da so durchaus als ein Remake und hat sich da auch sehr stark in
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einem Original und hat überall so, quasi so Kittmasse eingeführt,
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die dann vorher bei dem Originalfilm nicht so deutlich war, ja,
1:15:09–1:15:14
also es ist so ein bisschen wie so diesen Stoff nochmal durch Mid-Journey zu
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jagen und mach's mal jetzt neu,
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also das Es ist fast so ein automatischer Prozess, der dahinter steht.
1:15:21–1:15:24
Das finde ich, hat er gut gemacht.
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Es wird alles dichter, es wird alles pompöser und so weiter,
1:15:29–1:15:34
aber mehr auch nicht, jetzt mal so platt gesagt.
1:15:34–1:15:41
Und das, was dann, ja, also diese unglaublich bildgewaltige und dramatisierende Art.
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Und was ich auch gelesen habe über den, das finde ich so ganz interessant,
1:15:47–1:15:53
dass die am Set haben die ganz wenig irgendwie eine flexible Kamera eingesetzt.
1:15:53–1:15:56
Die haben alles mit Kranfahrten und Dolly gemacht, ja.
Chris Flor
1:15:57–1:15:57
Ah, wow.
Florian Clauß
1:15:57–1:16:02
Also das heißt, die meinten, alle an dem Set werden total auch eingestimmt auf
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den Film, weil teilweise, und ich kann es mir auch vorstellen,
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da siehst du jetzt auch zum Beispiel, als dann der Thomas auf dem Orlog in ein
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Schloss trifft und dann diese Szene, wo er Abendbrot isst, ja.
1:16:18–1:16:22
Dann meinten die, die Kamera ist dann so durchgefahren und dann mussten alle
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auch mitwirken, dass dann irgendwie der Teppich weggezogen wurde,
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dass dann halt die zweite Mauer dann halt verschwunden ist und so weiter.
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Also alle waren total fokussed auf dem Set, ja.
1:16:31–1:16:34
Und das hat die auch so als so ein starkes Bounding, ne.
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Also das, finde ich, merkt man den Film auch an, dass er sehr konzentriert ist
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und dass er sehr, also sehr zentral gefilmt ist, ja.
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Dass er, wie wir schon sagten, auch sehr dunkel ist, ja.
1:16:47–1:16:52
Was mich noch bei dem Nosferatu ziemlich gestört hat, war die Stimme.
Chris Flor
1:16:53–1:16:54
Von ihm?
Florian Clauß
1:16:54–1:17:00
Ja, ich finde einfach, das war vielleicht kein guter Kniff, weil ich glaube,
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Willem Dafoe sollte ursprünglich den Nosferatu spielen.
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Und dann hat er sich aber für den Jüngeren entschieden. Also den sieht man ja
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auch nie unter den Schichten von irgendwas.
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Ich finde halt, der ist als Nosferatu, der Schauspieler,
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hat auch angeblich seine Stimme dann um eine Oktave tiefer trainiert und abgenommen
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und so diese ganzen Schauspieler-Mythen, die man halt so sagt,
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wenn man sich auf eine schwere Rolle vorbereitet.
1:17:29–1:17:37
Aber mich hat die auch total genervt, diese Stimme. Das war so ein bisschen wie bei Batman.
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Da gibt es auch diese tiefe Stimme und dann wird,
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das fand ich als Mittel, hat mich das jetzt nicht so nicht so begeistert ja,
1:17:48–1:17:53
das sind so meine Punkte wo ich dann halt sage, also,
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wie gesagt, ich komme nicht über den Schnurrbart weg, das hat die Figur einfach
1:17:57–1:18:03
total lächerlich gemacht und nicht laufer für mich ich mochte den halt überhaupt
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nicht und auch gar nicht so gruselig sondern ich fand es einfach nur ein bisschen lachhaft.
Chris Flor
1:18:09–1:18:11
Ja, ging mir nicht so, aber egal.
Florian Clauß
1:18:12–1:18:16
Ja, haben wir ja. Ja, ging dir nicht so. Aber, und das war jetzt auch so,
1:18:16–1:18:19
das, was wir uns vorher darüber unterhalten haben in unserem Chat,
1:18:19–1:18:25
was ich bei dem Film auch stark fand, war eben dieser Determinismus.
1:18:25–1:18:29
Und ich fand ihn halt so stark, dass ich den auch nicht ertragen habe.
1:18:30–1:18:37
Und dieser Determinismus, der da durchläuft, der ist, es ist ja von vornherein
1:18:37–1:18:44
klar, als der Film anfängt, wie der hinten endet, weil der eben das Original nimmt und abfilmt.
1:18:44–1:18:49
Also es gibt so verschiedene Textsorten, die da drin hängen.
1:18:49–1:18:53
Das eine ist eben das Original von Mono auf der einen Seite,
1:18:53–1:19:00
das andere ist eben auch diese Anleitung, diese Anleitung, wie man Vampire oder
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was Vampire sind, als wie man die dann halt tötet und.
1:19:05–1:19:09
Einfach der Originaltext von Bram Stoker, der da mit drüber hängt, ja.
1:19:09–1:19:15
Und es ist einfach so eine deterministische Kette, die der Film durchläuft,
1:19:15–1:19:16
fast wie so eine Turing-Maschine,
1:19:16–1:19:22
wo dann halt so quasi diese einzelnen exekutierten Szenen auf so ein einzelnes
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Glied dann runtergebrochen werden und wo dann halt quasi Szene für Szene wie
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so eine Turing-Kette, ja, nacheinander durchgearbeitet wird.
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Und ganz klar ist, dass der Algorithmus hinten dann eben diese Vernichtung des
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Orlogs mit Alan zusammen, dass
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das Ergebnis da so durchkommt und durchläuft. Und das fand ich halt so.
Chris Flor
1:19:45–1:19:49
Ja, ja, nee, das hattest du gesagt und dann habe ich mir sehr viele Gedanken
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zu dem Determinismus gemacht seitdem.
1:19:51–1:19:58
Und ich finde erstmal in dem Film geht es ja auch um diesen Determinismus.
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Also hier ist die ganze Providence, Schicksal und so weiter.
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Also diese ganze Sache ist eigentlich, das ist ein aufgezogenes Urwerk,
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was halt jetzt einfach abläuft.
1:20:07–1:20:10
Und die genau, also auf Metaebenen, genau wie du gesagt hast,
1:20:10–1:20:13
man kennt die Geschichte, man weiß, wie es ausgeht und so weiter.
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Das ist halt schon ein paar Mal passiert. Vampir ist einem alles klar und das
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wäre halt eben diese Sache, wo ich gesagt habe, wenn mir jemand fragt,
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du musst nach Franzolvaniens in einem Grafen, zeige ich dem den Vogel und gehe natürlich nicht hin.
1:20:24–1:20:29
Aber man weiß es halt vorher jeder, also wahrscheinlich viele Leute auch nicht,
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aber die den gesehen haben, jetzt so gut fanden. Aber eigentlich kennt jeder die Geschichte.
1:20:33–1:20:39
Aber das andere Deterministische ist halt eben, also was die ganze Sache angestoßen
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hat, ist quasi diese Heraufbeschwörung von Orlog, die Helen gemacht hat als Kind.
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Ab da ist es eigentlich klar, dass das irgendwie in dem Untergang von den beiden halt irgendwie endet.
1:20:54–1:20:57
Und dann spielt sich das halt einfach nur ab. Und dann sagt er,
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also es ist einfach diese Sache, der Herr Knoch sagt ja auch,
1:21:01–1:21:07
dass er nicht wirklich den Orlok beschworen hätte, sondern Orlok hätte ihn gefunden.
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Obwohl halt der Knoch auch irgendwie in so okkulten Sachen scheinbar wirklich auch so tätig war.
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Aber er wurde dann halt von ihm gefunden irgendwie. Und der Herr Knoch sagt
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ja die ganze Zeit, it's Providence, also es ist Schicksal, es ist Schicksal.
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Es ist ja auch wieder so eine Umkehrung von dem, Und dass Ellen aber eigentlich
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den Orlok heraufbeschworen hat.
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Aber diese ganzen Sachen, dann kommt diese Geschichte, dass der von Franz gemerkt
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hat irgendwann, er müsste nach Wissburg kommen.
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Er wusste nicht warum, aber jetzt ist er halt in Wissburg.
1:21:37–1:21:41
Und dann stellt er sich halt raus, dass er deswegen da ist, um halt an dem teilzunehmen.
1:21:41–1:21:45
Aber er macht ja auch nichts wirklich, der von Franz.
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Also es ist alles nur, es läuft halt alles einfach ab.
1:21:48–1:21:52
Und dann am Ende ist es vorbei. Dann ist mir halt eben aufgefallen,
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dass das in wahnsinnig vielen Filmen ist.
1:21:56–1:21:59
Ich habe mir den Hereditary nochmal angeschaut.
1:22:00–1:22:04
Und da ist es ja genau die gleiche Geschichte. Also, dass da halt irgendwie
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schon was vorbestimmt ist, was den Figuren gar nicht richtig klar ist.
1:22:08–1:22:13
Und die sind dann quasi, und die reden ja auch darüber, über diesen Determinismus
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bei Hereditarism dann aufgefallen, die sind dann in der Schule und die reden dann über Herakles,
1:22:19–1:22:25
das Drama und dass das Orakel schon den Untergang von ihm dann halt so voraussagt.
1:22:25–1:22:33
Und ob es jetzt schlimmer wäre, wenn er selber an seinem Untergang schuld wäre
1:22:33–1:22:37
selber oder halt eben nicht, welches Tragische ist, wird dann halt diskutiert.
1:22:37–1:22:42
Und das ist ja dann auch dann hier die Haupt, der Junge halt von Hereditary,
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der dann am Ende dann halt von diesem Dämonen dann halt quasi komplett besessen wird.
1:22:48–1:22:50
Der hat ja überhaupt nichts verkehrt gemacht die ganze Zeit,
1:22:51–1:22:56
das lief halt auch alles nur das Programm läuft ab und bei dem Midsommar der
1:22:56–1:23:00
Christian, der da sobald er halt dieses.
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Betäubungsmittel ins Gesicht geblasen kriegt und dann hat er halt Sex irgendwie
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um dann den Genpool noch aufzuwerten von diesem Volk und dann wird er am Ende
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verbrannt, das läuft ja auch alles nur.
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Oder bei Bo is Afraid am Anfang das Baby schreit nicht,
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ist eigentlich tot und er wird halt, kriegt auf dem also der Bow als Baby sieht
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man ja ganz am Anfang, kriegt dann auf den Hintern geklapst und dann fängt er
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es an zu schreien und er ist quasi in diese Welt,
1:23:28–1:23:32
reingezwungen und das läuft alles ab bis zu seinem Untergang und es lässt sich
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nichts dran ändern und dann ist mir nämlich noch aufgefallen, dass,
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dasselbe eigentlich auch bei Oppenheimer und dass es halt eben nicht nur im
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Horror ist, sondern auch so ein bisschen so eine Weiterführung von so einem materialistischen.
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Wissenschaftlichen Weltbild. Du hast halt einen Big Bang,
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Und es entstehen irgendwelche Wellen, vielleicht auch Multiverses oder irgendwie,
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keine Ahnung, aber die Sachen bewegen sich halt einfach voran.
1:23:56–1:24:00
Und es geht eigentlich gar nicht anders, als es sich die Elektronen,
1:24:00–1:24:02
wenn ich eine Entscheidung treffe,
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meine Elektronen müssen ja zwangsläufig auf eine gewisse Weise sich im Kopf
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bewegen, weil das halt eine Auswirkung ist von dem Big Bang,
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der halt einfach nur immer und immer weiter Wellen und Gegenwellen sich halt
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gegenseitig Ursache, Wirkung beeinflussen.
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Und dann bei Oppenheimer war es ja auch so, das Atom wird gespalten werden.
1:24:23–1:24:28
Es ist klar, der Film geht halt durch, zack, zack, zack, zack von einer Szene
1:24:28–1:24:31
zur nächsten und man weiß, das Atom wird gespalten.
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Und das lässt sich halt einfach nicht abändern.
1:24:35–1:24:39
Das ist also schon in der Welt, in der Physik ist schon verankert,
1:24:40–1:24:42
dass das Atom gespalten werden wird.
Florian Clauß
1:24:42–1:24:45
Ja, ja, ja, okay. Nee, sag weiter.
Chris Flor
1:24:45–1:24:51
Und dann habe ich mich gefragt, warum das gerade so deutlich gerade ist.
1:24:51–1:24:58
Also als ich das letzte Mal über Vampire wissenschaftlich geschrieben habe,
1:24:58–1:25:02
in 2003 oder sowas, über Buffy hatte ich damals geschrieben,
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war ja diese Stimmung eher halt so, da waren halt diese ganzen Matrix-Filme
1:25:07–1:25:10
auch rausgekommen und Truman Show und so weiter alles.
1:25:11–1:25:14
Das war eine andere Geschichte. Du hattest halt irgendwie, es schien von außen
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alles stabil zu sein. Aber wenn du dann hinter die Kulisse schaust.
1:25:18–1:25:23
Dann siehst du, nee, du kannst hier was verändern. Du bist eigentlich frei hinter der Kulisse und so.
1:25:24–1:25:28
Und dir wird irgendwas von vorne erzählt, dir wird was von vorne gezeigt.
1:25:29–1:25:32
Aber in Wirklichkeit belügt man dich und es ist alles ganz anders.
1:25:32–1:25:36
In diesem Film gibt es auch halt das Vorne und das Hinten. Aber halt vorne,
1:25:36–1:25:39
du denkst, du hast halt freien Willen und so weiter.
1:25:39–1:25:44
Aber in Wirklichkeit läuft halt alles nach einem Programm ab.
1:25:44–1:25:49
Man kann nichts dagegen tun. und am Ende endet es im Unheil.
1:25:49–1:25:52
Und ich frage mich halt, warum das gerade, natürlich weiß man,
1:25:52–1:26:00
warum das gerade heutzutage passiert, also warum dieser Tropf dann halt so aktuell momentan ist.
1:26:00–1:26:06
Also würde ich mal denken, halt eben Klimakrise und dann halt die antidemokratischen
1:26:06–1:26:12
Strömungen, die sich scheinbar einfach immer weiter fortpflanzen und immer weiter
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festigen und stärken und so weiter.
1:26:14–1:26:20
So ein Faschismus, der auf einmal so Dampf aufnimmt. Was denkst du dazu?
Florian Clauß
1:26:20–1:26:24
Genau die gleichen Gedanken habe ich auch. Also genau die gleichen Gedanken
1:26:24–1:26:27
und auch genau das gleiche Gefühl dazu.
1:26:28–1:26:31
Also die erste Erfahrung, die ich mit so einem Determinismus,
1:26:31–1:26:35
wirklich so eine körperliche Erfahrung, die ich mit Determinismus in den Filmen
1:26:35–1:26:38
gemacht habe, war als ich dann früh einen Lars von Trier Film,
1:26:38–1:26:42
ich glaube ich habe schon mal darüber erzählt, Europa von ihm geguckt habe.
1:26:42–1:26:45
Da gibt es am Anfang und am Ende und ich weiß ja auch nicht,
1:26:46–1:26:48
ob mittendrin oder am Anfang ist es so,
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wenn ich bis 10 zähle, bist du in Europa und du sitzt in einem Zug 1, du entspannst dich, 2
1:26:57–1:27:00
so geht das dann, du merkst wie dann so geht das weiter und das ist der Anfang
1:27:00–1:27:04
von dem Film und das Ende von dem Film ist wenn ich bis 10 zähle,
1:27:04–1:27:08
bist du tot und dann du bist in einem Zug,
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der Zug ist von der Brücke gestürzt,
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Jeder Zug liegt im Wasser.
1:27:13–1:27:15
Eins, du bist in einem Abteil.
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Zwei, das Abteil sinkt immer tiefer. Und du siehst die ganze Zeit diese Bilder.
1:27:21–1:27:26
Und es ist klar, in dem Moment, der Charakter ist dann, der stirbt.
1:27:27–1:27:32
Und ich fand es total schwer. Und es war für mich eine Qual, das zu gucken.
1:27:32–1:27:36
Und gleichzeitig ist es auf so einer Meta-Ebene, wenn du dann den Film siehst,
1:27:36–1:27:41
natürlich ist das das Skript. Und eigentlich ist der Film selber so deterministisch.
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Das Skript ist einfach so das, was da abläuft und die Szene für Szene wird dann
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halt genau nach Skript gemacht.
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Diese Schwere des Determinismus und das ist das halt irgendwie,
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was ich dann in Richtung Eggers, der natürlich auch eine gesellschaftliche Verantwortung
1:27:58–1:28:00
hat, ja, also was will er denn ausdrücken in seinem Film?
1:28:01–1:28:09
Und diese wuchtigen Determinismus da so zu betonen, ja, finde ich einfach und
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das ist halt dieser Reaktionär an der Stelle, ja.
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Also das ist halt so, wo ich dann genau denke, ich meine.
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Diese ganzen deterministischen Gegebenheiten, die jetzt hier in unserer Gesellschaft
1:28:22–1:28:24
drin hängen, wie Klimawandel,
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wie eben Demokratieverlust und so weiter, das dann noch so zu unterstreichen,
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zum Horror zu machen, finde ich halt einfach jetzt vielleicht nicht die richtige Zeit.
1:28:34–1:28:38
Aber vielleicht bin ich auch gerade mit meiner Meinung dann irgendwie zu emotional
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oder ich möchte andere Vorbilder jetzt haben.
1:28:41–1:28:46
Ich möchte irgendwie Lösungen haben, wie ich dann eine gewisse Resilienz ausbauen kann.
1:28:46–1:28:47
Da muss ich nicht nochmal irgendwie
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sehen, das ist halt so von vorne bis hinten und am Ende bin ich tot.
1:28:52–1:28:57
Klar, das ist natürlich der Determinismus, der auf individueller Ebene ständig läuft.
1:28:58–1:29:01
Aber gleichzeitig diese Frage von, wo sind meine Entscheidungen?
1:29:02–1:29:05
Wo gibt es noch hier Zweige, Abzweige? Wo gibt es hier noch irgendwie ein bisschen Farbe?
1:29:06–1:29:09
Also das ist das, was mir dann einfach fehlt bei einem Film.
1:29:09–1:29:15
Und wo ich dann zu dem Schluss komme, ich finde auch, er hat ein gewisses Frauenbild,
1:29:15–1:29:18
was hinterfragbar ist, auch in anderen Filmen des Eggers.
1:29:18–1:29:25
Nicht so, ich sag mal so, progressiv wie Ari Aster, jetzt wenn wir das wieder vergleichen.
1:29:25–1:29:27
Der hat ein anderes Frauenbild in dem Film.
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Ich finde es halt bei Eggers einfach zu schwer.
1:29:31–1:29:38
Also das ist die Last, die möchte ich dann nicht von ihm so rübergebracht bekommen.
Chris Flor
1:29:38–1:29:40
Ja, das Frauenbild ist nochmal eine andere Geschichte.
Florian Clauß
1:29:40–1:29:41
Ja, ist nochmal eine andere Geschichte.
Chris Flor
1:29:42–1:29:45
Da können wir dann auch nochmal drauf gehen vielleicht. Aber ja,
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ich verstehe genau mit dem Reaktionär.
1:29:49–1:29:51
Ich hatte mich halt gefragt, ob du das meintest mit dem Reaktionär.
1:29:51–1:29:53
Genau dieser Grund, dass man halt nichts dagegen stellt.
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Also das Problem ist natürlich die Machtlosigkeit. Seit Jahrzehnten wird dann
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schon gesagt, mit dem Klimawandel, das ist ein Problem.
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Unsere Grundschullehrerin hat uns davon schon in den 70er Jahren erzählt,
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dass das ein Problem ist mit den Treibhausgasen und dass man da was machen müsste.
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Das ist ja bekannt und trotzdem passiert halt nichts. Das ist halt diese Hilflosigkeit.
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Und dann halt auch mit dem Demokratieverlust, wie man sich das halt jetzt hier
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in diesem Land anschaut, es war alles klar, wie es läuft.
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Und man hat die ganze Zeit versucht, dagegen anzukämpfen, irgendwie auf Facebook oder so.
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Man geht auf Demonstrationen, man macht halt alles, es ist alles klar,
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man erklärt alles, alle erklären alles.
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Es ist eigentlich alles komplett deutlich und trotzdem passieren genau die schlimmen
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Sachen haargenau so, wie man es aus der Geschichte kennt und wie man es gewarnt
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hat, dass es kommt, wenn man den Anfähren erwehret, den Anfängen,
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haben wir verpasst wieder den Zug. Ja.
Florian Clauß
1:31:03–1:31:09
Ja, genau. Also diese Unfreiheit, die dann auch da so in der Struktur drin hängt.
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Und das will ich jetzt nicht nochmal in einem Film sehen.
Chris Flor
1:31:12–1:31:15
Ja, ja, nee, und das ist ja eben diese, aber es ist halt ein Horrorfilm.
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Und das ist halt diese Morbidität, würde ich auch mal sagen,
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dass du halt eben keine Freiheit hast.
1:31:21–1:31:26
Das ist ja der, also dieses Dread ist ja dieses, ein Wort im Englischen,
1:31:26–1:31:28
was halt diesen Horror dann halt beschreibt.
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Dread ist halt was, was halt sehr an so einer Todesangst, so einer Morbidität,
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Melakolie, das hängt halt irgendwie so ein bisschen zusammen,
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ist halt so Verwesung und so weiter, ist halt alles so drin und das ist halt
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so dieses Gefühl, du hast halt,
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woran erinnert mich das denn jetzt so gefühlsmäßig, Chronik eines angekündigten
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Todes, also das ist ja dieses Buch, hast du gelesen von Gabriel Garcia Marquez,
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ist halt eben auch so, du weißt,
1:31:57–1:32:00
was passiert am Ende und Und es läuft durch und es gäbe tausend Möglichkeiten,
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wie man dieses schlimme Ende abwenden könnte.
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Aber es passiert halt genau. Und das ist halt der Horror.
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Und deswegen ist es halt ein Horrorfilm. Und es müsste halt,
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wenn es jetzt ein Heldenfilm wäre, wäre es halt was anderes.
1:32:14–1:32:17
Aber ich fand es dann halt auch eben interessant, dass es halt auch eben in
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Oppenheimer einspielt.
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Dann gab es dieses Deaths, diese Fernsehserie von so einer...
Florian Clauß
1:32:23–1:32:25
Ja, das ist von Garland.
Chris Flor
1:32:26–1:32:26
Ja, genau.
Florian Clauß
1:32:26–1:32:31
Da ist es ja auch so ein Thema. Das letzte Mal in Civil War auch darüber,
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das ist auch ich finde auch Determinismus im Film ist fast so ein querschnittliches Motiv,
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da kann man unglaublich viele Filme da mit reinnehmen also auch im ganzen Science
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Fiction Bereich also irgendwelche Zeitschleifenfilme also hier Edge of Tomorrow oder so, die.
Chris Flor
1:32:55–1:32:59
Ja, also das wird halt auch damit gespielt, aber vielleicht ist es das Gegenteil da.
Florian Clauß
1:33:00–1:33:04
Ja, genau, da ist es so ein bisschen die Aufweichung von Determinanten, das stimmt.
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Genauso wie halt irgendwie täglich grüßt das Murmeltier, wo dann auch eben in
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dieser Reputation dann auch letztendlich die Lösung liegt, aber erstmal quasi
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durch so eine Unendlichkeitsschlaufe gestiegen werden muss, bis du dann halt einen Ausweg findest.
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Aber ja, klar, du hast, wie ich sagte, dann Europa von Lars von Trier,
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der auch mit so stark, aber im Horrorfilm ist es sehr bestimmt, ne?
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Du hast ja häufig Filme mit irgendwie, wo dann einfach ein Schluch dann so durchläuft, ne?
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Und dann festgelegt mit der Choreografie und dann wie bei The Ring oder sowas,
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wo dann halt irgendwie klar ist, jetzt kommt das und jetzt kommt das und jetzt kommt das.
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Da steht's doch in dem Buch, ne? Wir haben doch das Skript vorher.
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Und die haben es jetzt ausgepackt. Das ist ja wieder so, jetzt da ist das Skript
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und da läuft es jetzt durch.
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Also da ist ja da wieder so quasi das Skript im Film, was dann so wieder so
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eine Metaebene da aufmacht.
Chris Flor
1:34:00–1:34:04
Fällt dir was ein? Fällt dir ein Film ein, der da dem entgegentritt gerade?
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Also der da deutlich entgegentritt?
Florian Clauß
1:34:06–1:34:12
Naja, ich überlege es so zeitgenössisch. Ich glaube, was... Ja, das ist eine gute Frage.
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Also ich... Die andere Sache ist ja so Filme, die dann bestimmte Situationen erklären, ja.
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So ein empathischer Film, wo du dann ein Verständnis entwickelst,
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also wo du dann halt auch ein gewisses Gefühl bekommst für, jetzt ist es vielleicht
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hier eine Wahrheit, die gezeigt wird, ja, aber in der Kunst, also im Kunstbereich.
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Ich glaube, es ist auch diese Beziehung zwischen Zuschauer und Film.
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Also jetzt, was bei Nosferatu dann ist, der zieht dich halt da so rein.
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Also der zieht dich ja so rein, wie der Orlog dich aussaugt.
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Der will dich halt einfach in diesen totalen Frame.
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Und andere Filme, die dann eher so eine, dir was vorspielen und dir Möglichkeiten bieten.
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Also mir fällt jetzt konkret jetzt natürlich nichts ein.
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Muss ich noch mal gucken, aber jetzt habe ich auch so, weiß ich nicht,
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hier zuletzt, also mit eigentlich Podcast, dann über Zabriskie Point,
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diese Novel-Waag-Filme und so weiter, wo auch kein so ein starkes Drehbuch dann
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auch teilweise ist, wo dann halt auch spontan gedreht wird.
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Solche Filme, die sind dann auch anders vom Ansatz her, das sind dann auch eher Kunstfilme.
Chris Flor
1:35:28–1:35:31
Und du hast ja auch recht, das ist vielleicht auch genau ein Horror-Ding halt
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einfach, dass das dazu gehört, also natürlich ist in einem Horrorfilm das halt
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eher da und halt eben auch diese Sache selbst in den Slasher-Filmen,
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dann hat irgendwie man weiß schon genau, wenn halt jemand was,
1:35:45–1:35:48
moralisch Fragwürdiges macht, dann ist er das nächste Opfer in,
1:35:49–1:35:51
diesen Slasher-Filmen.
Florian Clauß
1:35:51–1:35:55
Genau und dann die Dekonstruktion des Slasher-Films und damit gleich aber auch
1:35:55–1:36:00
wieder das Revival, was wir dann irgendwie bei, mit Carpenter dann gesagt haben,
1:36:00–1:36:04
da wird ja quasi auch die Anweisung wieder mitgegeben, ja du Also der Erste,
1:36:04–1:36:05
der dann hat... Darf ich das nicht machen.
Chris Flor
1:36:06–1:36:06
Ja.
Florian Clauß
1:36:06–1:36:12
Da hast du es ja quasi implementiert, indem du es ja auch wieder in die Handlung
1:36:12–1:36:17
mit einstreuenst und genau weißt, das Programm geht so und wir wissen das,
1:36:17–1:36:18
aber wir machen es trotzdem.
1:36:20–1:36:22
Ich meine, fällt dir da ein Film ein?
Chris Flor
1:36:22–1:36:26
Nee, ich habe mich nur gefragt. Also ich habe jetzt...
1:36:26–1:36:32
Into the Spider-Verse habe ich nicht gesehen. Vielleicht ist das so ein...
Florian Clauß
1:36:32–1:36:34
Nee, das ist nicht unbedingt...
Chris Flor
1:36:34–1:36:36
Ich habe nicht gesehen.
Florian Clauß
1:36:36–1:36:39
Keine Ahnung. Nee, also so Multiversen.
Chris Flor
1:36:40–1:36:44
Ja, aber das finde ich dann halt, diese Multiverse-Sache finde ich dann immer
1:36:44–1:36:47
so ein bisschen sehr anthropozentrisch irgendwie.
Florian Clauß
1:36:48–1:36:48
Ja, genau.
Chris Flor
1:36:48–1:36:53
Ja, jede Entscheidung, jede menschliche Entscheidung löst irgendwas aus.
1:36:53–1:36:57
Und genauso mit der Schrödingers Katze. irgendwie, die Katze kriegt doch schon
1:36:57–1:37:02
mit, ob die Kapsel aufgegangen ist oder nicht, warum muss erst ein Mensch sich das angucken.
1:37:02–1:37:07
Und dann auf einmal spaltet sich, also die Katze weiß ja schon, ob sie lebt oder tot ist.
1:37:08–1:37:14
Also die Katze ist schon der Beobachter, aber da ist so ein komischer Menschenzentrismus
1:37:14–1:37:17
dann halt so drin, wenn man sagt, okay, es gibt so viele verschiedene Welten,
1:37:17–1:37:21
weil Menschen können die und die Entscheidungen treffen und so.
1:37:21–1:37:23
Das ist nicht sehr befriedigend.
Florian Clauß
1:37:23–1:37:29
Das stimmt, Ja, ich wollte nochmal, oder willst du nochmal was zu Determinismus sagen?
Chris Flor
1:37:29–1:37:32
Ja, ich glaube, wir haben das schon so ein bisschen gesagt, also ich hatte genau
1:37:32–1:37:36
diese Sachen dann auch, ich habe es halt auch mit Julia hier mich drüber unterhalten
1:37:36–1:37:39
und so und wir kamen eigentlich genau zu demselben Schluss, dass es halt eben
1:37:39–1:37:41
nicht sehr inspirierend ist,
1:37:41–1:37:46
aber halt sehr gut irgendwie so eine Dread-Stimmung darstellt,
1:37:46–1:37:53
die man halt so hat, also das so hervorruft, die man dann wiedererkennt von seinem Alltag.
Florian Clauß
1:37:53–1:37:59
Ja, ansonsten würde ich noch mal ein Thema gerne aufwerfen, worüber wir uns
1:37:59–1:38:00
wahrscheinlich wieder zwei Stunden teilnehmen können.
1:38:01–1:38:05
Aber du hast es auch noch angedeutet mit Zizek und Lacan.
Chris Flor
1:38:05–1:38:14
Man kann halt insgesamt den Vampir ganz gut erklären, was halt eben eine Regression ist.
1:38:15–1:38:22
Du hast ja das Reale, dann gibt es das Imaginäre mit dem Spiegelstadion von
1:38:22–1:38:26
dem Kind und dann landet man in der symbolischen Ordnung.
Florian Clauß
1:38:26–1:38:31
Und das sind jetzt die Prinzipien von Lacan, also von seiner Lehre.
Chris Flor
1:38:31–1:38:32
Von Lacan, genau.
Florian Clauß
1:38:32–1:38:35
Vielleicht müssen wir das aber noch ein bisschen genauer erklären,
1:38:35–1:38:37
bevor wir das dann meppen.
Chris Flor
1:38:37–1:38:40
Okay, ich kann es ja vielleicht eben an diesem Vampir dann halt eben auch erklären.
1:38:41–1:38:45
Also an dem Bram Stoker Dracula, also an dem Roman ist das ja so,
1:38:45–1:38:48
was ich ja vorher, was ich ja schon erzählt hatte.
1:38:48–1:38:55
Du hast was, was halt sehr fragmentiertes, indifferenzierte Bedrohung hast du dann halt,
1:38:55–1:39:00
die halt eben nicht in einer sprachlichen Ordnung gehalten ist,
1:39:00–1:39:05
sondern die sich dann halt quasi so frei bewegt und dadurch halt irgendwie sich
1:39:05–1:39:07
eigentlich mehr oder weniger im Realen bewegt.
Florian Clauß
1:39:07–1:39:10
Ja, genau, das ist das Reale nach Lacan.
Chris Flor
1:39:10–1:39:13
Das reale, weil, und was das auch nochmal unterstützen würde,
1:39:14–1:39:16
der Vampir sieht sich ja selber nicht im Spiegel.
1:39:16–1:39:22
Also wohingegen das Spiegel, also der Übergang in das Imaginäre von dem Kind ist ja,
1:39:22–1:39:28
dass das Kind sich selber im Spiegel sieht und da ein Enjoyment empfindet oder
1:39:28–1:39:37
sich erstmalig als kohärente Einheit sieht und daran Vergnügen hat,
1:39:37–1:39:40
dass es endlich sieht, okay, ich bin nicht nur die anderen, sondern ich bin
1:39:40–1:39:43
auch ein kohärentes Wesen irgendwie.
1:39:43–1:39:47
Aber der Vampir kriegt das ja nicht. Der sieht sicherlich selber im Spiegel.
Florian Clauß
1:39:47–1:39:52
Ja, genau. Also das Kind, was sich im Spiegel sieht, das identifiziert sich
1:39:52–1:39:55
ja mit diesem Bild, mit dem Spiegelbild.
Chris Flor
1:39:55–1:39:59
Ja, mit dem Bild von außen auch, wie man es sieht. Und genau vergleicht es zu
1:39:59–1:40:01
den Bildern, die es sieht von anderen.
1:40:02–1:40:06
Und sieht dann irgendwie, ja, es gehört halt irgendwie, also es ist auch ein
1:40:06–1:40:10
Bild, ein Image, dass es halt existiert.
1:40:10–1:40:16
Also es ist eingetreten in das Imaginäre. Und später tritt es ja ein über das
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Oedipus-Komplex und so weiter.
1:40:18–1:40:22
Das ist alles relativ komplex und schwierig.
1:40:22–1:40:25
Aber schließlich tritt es dann ja auch ein in die,
1:40:25–1:40:30
symbolische Ordnung, wo es halt auch so seine eigenen, also das Imaginären,
1:40:30–1:40:35
im Realen hat es nur Triebe, also hat nur Appetit zum Beispiel,
1:40:36–1:40:37
wie halt eben der Orlack.
1:40:38–1:40:42
Also es ist dann auch diese Sache, dass es halt, der Vampir trinkt dann halt
1:40:42–1:40:47
das Blut zu sich selber, was halt eben so eine amorphe Masse irgendwie ist,
1:40:48–1:40:50
die Lebensenergie saugt es halt rein.
1:40:51–1:40:56
Der nächste Schritt wäre halt eben das Imaginäre, wo halt nicht der Trieb ist, sondern der Wunsch.
1:40:56–1:41:00
Und der Wunsch ist schon was, was halt so ein bisschen genauer definiert ist.
1:41:00–1:41:07
Der Wunsch ist das Bild, das man sich macht von einer, der Erfüllung einer Fantasie.
1:41:07–1:41:10
Also eine Fantasie, das ist alles im Imaginären, bewegt sich das,
1:41:11–1:41:14
das ist noch nicht eingeschlossen in die Sprache, sondern...
Florian Clauß
1:41:14–1:41:19
Das ist im Prinzip das Begehren. Also ich habe jetzt hier nochmal so einen Satz aufgeschrieben.
Chris Flor
1:41:19–1:41:22
Ja, Begehren ist das falsche Wort. Nee, das ist nicht, also der Trieb.
1:41:23–1:41:28
Du hast halt den Trieb oder den wie heißt das denn, also Desire ist halt eben
1:41:28–1:41:29
das in der symbolischen Ordnung.
1:41:29–1:41:33
Du hast den Wish, den Wunsch, also Desire ist ja das Begehren,
1:41:34–1:41:36
das ist schon in der symbolischen Ordnung. Du hast den Wunsch.
Florian Clauß
1:41:36–1:41:41
Aber das Begehren wird ja nie erfüllt so richtig. Das ist ja das Begehren.
Chris Flor
1:41:41–1:41:42
Es ist ja immer.
Florian Clauß
1:41:42–1:41:47
Wenn man halt das Erfüllungsobjekt hat, dann ist es ja wieder was anderes.
Chris Flor
1:41:47–1:41:51
Das Erfüllungsobjekt klein a bewegt sich von einem Punkt zum anderen halt weg.
1:41:51–1:41:54
Also sobald man das erreicht, hat man es eigentlich nicht erreicht,
1:41:54–1:41:56
weil Weil per Definition kann
1:41:56–1:42:01
man das klein a, das Objekt des Begehrens in der symbolischen Ordnung,
1:42:01–1:42:07
also in der nachödipalen dritten Stadion, kann man das halt nicht erreichen.
1:42:07–1:42:12
Aber halt eben der Trieb, du hast den Trieb, du hast den Wunsch und du hast das Begehren.
1:42:12–1:42:18
Das Begehren ist halt brachlich formuliert innerhalb von einer Gesellschaft,
1:42:18–1:42:23
die dann auch, also du hast kein eigenes Begehren.
1:42:23–1:42:28
Das Begehren gehört auch, ist auch Teil von der Gesellschaft,
1:42:28–1:42:29
von der symbolischen Ordnung.
Florian Clauß
1:42:29–1:42:34
In der Symbolik, da kommt die Bedeutung rein.
1:42:34–1:42:40
Oder beziehungsweise das, was man bei Lacan dann auch immer hört und liest,
1:42:40–1:42:43
ist diese Signifikanten und die Signifikate.
1:42:44–1:42:50
In der Symbolik hast du ja eigentlich ein stärkeres Gewicht auf die Signifikanten.
1:42:50–1:42:53
Also das heißt, du hast da eine gewisse Bedeutungsebene, aber die ist nicht
1:42:53–1:42:56
für alle gleich, sondern die ändert sich ja irgendwie.
Chris Flor
1:42:56–1:43:02
Das Symbol ist bei der Definition in der Zeichenlehre ist das ja getrennt vom
1:43:02–1:43:07
das Bedeutende und das Bedeutete Signifikant und Signifikat sind voneinander getrennt.
Florian Clauß
1:43:07–1:43:12
Und wenn man das jetzt wieder auf dieses Beispiel mit dem Vampir,
1:43:12–1:43:20
also der Vampir ist das Reale und vielleicht ist dann das Symbolische die Gesellschaft dahinter.
Chris Flor
1:43:20–1:43:27
Also ich hatte das eher so, dass man den quasi in die symbolische Ordnung halt ein,
1:43:27–1:43:34
also man zerrt ihn quasi aus dem Realen raus und weil er nichts anderes isst
1:43:34–1:43:38
als ein Appetit, weil er nichts anderes isst als ein Trieb, kann er halt eben
1:43:38–1:43:40
nicht existieren in der symbolischen Ordnung.
1:43:40–1:43:46
Dadurch, dass man ihn halt in diesem Buch, in diese symbolische Ordnung einführt,
1:43:47–1:43:50
muss er halt am Ende verschwinden, weil es ihn halt nicht geben kann.
1:43:50–1:43:55
Also der Vampir ist halt eben nur im Realen möglich.
Florian Clauß
1:43:55–1:44:00
Und dann ist quasi, wenn man das jetzt auf die Geschichte von Nosferatu mappt,
1:44:01–1:44:08
dann wäre ja, also der Vampir ist Orlok, dann wäre ja Ellen die begehrt.
1:44:08–1:44:11
Also das heißt, sie ist ja das Imaginäre.
Chris Flor
1:44:11–1:44:17
Also ich würde eben sagen, dass es halt bei dem Dracula sehr wohl funktioniert,
1:44:17–1:44:25
aber ich würde sagen, dass halt diese Logik halt nicht in dem neuen Nosferatu vorhanden ist.
Florian Clauß
1:44:25–1:44:34
Echt? Ich würde es tatsächlich so bei, ich würde also diese Erweckung am Anfang, das ist ja im Prinzip…
1:44:35–1:44:37
Das ist ja im Prinzip das Spiegelbild von Ellen.
1:44:39–1:44:40
Sie ist ja,
1:44:43–1:44:47
diejenige, die dann Orlok erweckt als Spiegel.
1:44:48–1:44:52
Er ist das Reale, er wird real durch diesen Akt der Selbstspiegelung.
1:44:53–1:45:01
Sie begehrt jetzt auf einmal in diesem Spiegelbild das Andere und das ist Orlok auf der anderen Seite.
Chris Flor
1:45:01–1:45:07
Genau, und Ellen ist ja quasi schon, sie ist ja post-Oedipal,
1:45:07–1:45:10
diese ganze Geschichte mit ihrem Vater und so weiter, der dann,
1:45:10–1:45:15
als er gesehen hat, dass sie halt irgendwie übernatürliche Kräfte hat, verstößt er sie.
1:45:15–1:45:20
Also sie ist ja durch irgendeine Oedipale Situation dann irgendwie gegangen
1:45:20–1:45:24
oder Elektra-Komplex oder keine Ahnung, damit kenne ich mich jetzt nicht so gut aus.
1:45:24–1:45:28
Wohingegen, also sie hat dann quasi das Begehren aus einer Position,
1:45:28–1:45:31
die schon in der symbolischen Ordnung verankert ist,
1:45:32–1:45:37
wohingegen das Gegenstück ist halt der Orlock, der halt wirklich nur ein Appetit
1:45:37–1:45:41
ist nach ihr, der halt im Realen ist quasi.
Florian Clauß
1:45:41–1:45:42
Genau, ja.
Chris Flor
1:45:42–1:45:44
Aber was sind dann die Verträge?
Florian Clauß
1:45:44–1:45:48
Naja, das ist das Symbolische.
1:45:48–1:45:55
Das ist die bürgerliche Ordnung. Also die Ellen hört ja auf zu imaginieren, also zu begehren, ja.
1:45:55–1:46:00
In dem Moment, wo sie die bürgerlich oder quasi die Ehe eingeht, ja.
1:46:01–1:46:05
Das ist ja für sie so ein Heilmittel, dass sie nicht mehr so begehrt, das andere.
1:46:05–1:46:11
Und sie fügt sich ja dann die symbolische Ordnung des bürgerlichen Lebens ein.
1:46:11–1:46:16
Das ist die Ehe quasi und die Stadt, die Gesellschaft und so weiter.
1:46:16–1:46:27
Und dann wird der Thomas losgeschickt und der bringt der Mittler des Symbolischen zu Orlok.
1:46:27–1:46:32
Und damit kommt er ja quasi in die Welt der bürgerlichen Ordnung.
1:46:32–1:46:37
Also der bürgerlichen Welt umbringt, aber dann Tod und Pest mit.
Chris Flor
1:46:38–1:46:39
Aber...
1:46:39–1:46:43
Ja, die vertauschen, die tauschen ja Verträge aus. Der Orlock kriegt den Vertrag,
1:46:43–1:46:48
der ihn einbindet, aber Thomas kriegt diesen Vertrag, der halt eben nicht mit
1:46:48–1:46:51
Buchstaben geschrieben ist, die man lesen kann,
1:46:51–1:46:55
sondern eher ins Imaginäre, der regressiert dann quasi ins Imaginäre,
1:46:55–1:46:57
weil er diesen Vertrag dann unterschreibt.
1:46:58–1:47:00
Vielleicht, also könnten wir darüber nachdenken.
Florian Clauß
1:47:00–1:47:04
Ja, also so genau. Aber auf der Ebene, ja, da wird es verspielt.
1:47:05–1:47:11
Aber letztendlich die Auflösung ist ja so, dass Ellen ja ständig getrieben ist.
1:47:11–1:47:15
Sie kann ja auch nicht loslassen, immer wenn sie dann halt auch so die Anfangssequenz,
1:47:15–1:47:22
wenn sie sich dann vereinigt mit dem Orlog im Imaginären, dann wacht sie ja
1:47:22–1:47:25
im Horror auf, aber kommt immer wieder zurück dahin.
1:47:25–1:47:29
Das heißt, auch wenn sie sich dann am Ende vereinigt, eigentlich ist dieses
1:47:29–1:47:33
Begehren, das ist ja immer das Begehren des Anderen, auch wenn sie da ist,
1:47:33–1:47:38
dann geht es ja nur so lange, bis sie dann halt tatsächlich das bis zum Ende
1:47:38–1:47:40
durch hat, bis sie dann tot ist.
Chris Flor
1:47:41–1:47:42
Das ist ja des Anderen großer.
Florian Clauß
1:47:43–1:47:50
Das heißt, dann, wenn alles quasi das Reale und sie und alles tot ist,
1:47:50–1:47:54
dann ist es zu Ende. Dann hört es ja auf.
1:47:56–1:47:59
Also so könnte man das ja irgendwie übertragen.
Chris Flor
1:48:00–1:48:02
Daher schade, dass wir Mitch nicht dabei haben. Der muss es noch absegnen,
1:48:02–1:48:04
bevor wir das veröffentlichten.
Florian Clauß
1:48:04–1:48:06
Genau, Mitch muss nicht so ein anderes.
Chris Flor
1:48:07–1:48:08
Klingt gut.
Florian Clauß
1:48:08–1:48:09
Ja.
Chris Flor
1:48:09–1:48:13
Klingt gut. Also dass dann quasi Ellen am Anfang auch noch nicht in der gut,
1:48:14–1:48:17
aber sie war eigentlich alt genug, um dann halt eben schon in der symbolischen.
1:48:17–1:48:20
Aber du meinst, sie fängt an aus dem imaginären.
1:48:21–1:48:25
Aus dem Wunsch, das ist noch kein Begehren, sondern eher ein Wunsch,
1:48:25–1:48:27
den sie hat. Ne, weiß ich nicht.
Florian Clauß
1:48:28–1:48:33
Es ist reine Sexualität. Es ist ja dieses, so völlig auf so einer Ebene,
1:48:34–1:48:38
die dann überhaupt nicht mehr irgendwie steuerbar ist, sag ich mal.
1:48:38–1:48:41
Auf dieser Ebene findet sie ja den Kontakt zu Orlog.
Chris Flor
1:48:41–1:48:45
Ja, also auf seiner Ebene. Aber woher sie kommt, ist ja eine andere.
1:48:45–1:48:50
Also sie begehrt ja mehr, als dass sie wünscht, als dass sie einen Trieb hat.
1:48:50–1:48:54
Sondern sie möchte halt, sie möchte ja, sie möchte ja Kontakt.
1:48:55–1:48:58
Also das ist ja ihr Wunsch. Sie sagt ja, ihr Vater hat sie verstoßen und sie
1:48:58–1:49:03
hat sich ganz alleine gefühlt und hat nur, also sagt ihr Spirit of Comfort oder so.
Florian Clauß
1:49:04–1:49:07
Ja, aber ich meine, das, was sie danach sagt, dieses Stöhnen,
1:49:07–1:49:08
das ist ja auch so intensiv.
Chris Flor
1:49:08–1:49:13
Ja, ja, klar. Nee, aber das natürlich, ja, die sexuelle Ebene ist dann halt, na gut.
Florian Clauß
1:49:13–1:49:14
Das ist keine Erfüllung.
Chris Flor
1:49:15–1:49:20
Hörst du das Geräusch von dem Lacan, wie er sich im Grab dreht und dreht?
Florian Clauß
1:49:20–1:49:24
Wie er sich im Grab umdreht und gleich hier mit seinen Fingern.
Chris Flor
1:49:26–1:49:30
Ja, mir war noch eins wichtig zu sagen zu dem Thema. Sind wir gegen Ende so?
Florian Clauß
1:49:31–1:49:33
Ja, nein, wir sind jetzt auf jeden Fall gegen Ende. Wir haben jetzt auch wieder
1:49:33–1:49:36
unsere Zwei-Stunden-Marke gerissen.
Chris Flor
1:49:36–1:49:39
Dann wollte ich noch was. Eigentlich wollte ich sagen, dass Johnny,
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eigentlich ist Johnny Depp hoher Lack, weil,
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weil 1992 Francis Ford Coppola's Dracula hat Wynonna Ryder Mina Harker gespielt.
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Die war ja damals so das It-Girl.
1:49:56–1:50:00
Die fanden alle ganz toll. Und die war damals mit Johnny Depp zusammen.
1:50:01–1:50:07
Und jetzt in dem Nosferatu-Spiel, Lily Rose Depp, die Tochter von Johnny Depp,
1:50:07–1:50:10
die Ellen, die dieselbe Rolle ist. Das fand ich interessant.
Florian Clauß
1:50:11–1:50:16
Stimmt, das ist auch wieder so, Hollywood eine große Familie.
Chris Flor
1:50:17–1:50:18
Ja, stimmt.
Florian Clauß
1:50:18–1:50:23
Wahnsinn, ja. Ja Mensch, Chris, dann sind wir aber ganz schön durchgeritten.
1:50:24–1:50:28
Nein, nicht geritten, aber wir haben da uns ganz schön viel Zeit genommen,
1:50:28–1:50:30
die einzelnen Aspekte daraus zu sortieren.
1:50:30–1:50:34
Ich glaube, wir haben uns auch nochmal so ganz gut positioniert und das so ein
1:50:34–1:50:37
bisschen eingeordnet und haben uns ein bisschen an Lacan versucht,
1:50:38–1:50:42
den Film so zu deuten. wie es vielleicht aufgehen könnte.
1:50:44–1:50:45
Ja, vielen Dank.
Chris Flor
1:50:45–1:50:49
Ja, ja, danke dir. Ich unterhalte mich ja immer gerne über Vampire und so.
Florian Clauß
1:50:51–1:50:56
Ja, und wir haben die Tradition unserer Horrorfilme weiter fortgesetzt.
1:50:56–1:50:59
Ich hoffe, du kommst auch wieder im Sommer nach Berlin.
Chris Flor
1:51:00–1:51:05
Weiß ich nicht. Muss ja mal gucken. Vielleicht erst im Winter oder so. Müssen wir mal schauen.
Florian Clauß
1:51:05–1:51:10
Wirklich im Laufen reden. Mal schauen. Was uns dann nochmal für so Horrorfilm
1:51:10–1:51:13
in den letzten Monaten dann aufgefallen ist.
Chris Flor
1:51:13–1:51:15
Oder du kommst hier mal her.
Florian Clauß
1:51:15–1:51:21
Ja, naja, würde ich total gerne. Aber da muss man so lange fliegen.
Chris Flor
1:51:23–1:51:24
Einer muss halt lange fliegen.
Florian Clauß
1:51:24–1:51:30
Ja. Ich würde mir auch gerne angucken, wie ist jetzt eigentlich das Wetter bei dir?
Chris Flor
1:51:30–1:51:32
Es ist kalt, aber sonnig.
Florian Clauß
1:51:32–1:51:33
Was heißt kalt?
Chris Flor
1:51:33–1:51:37
Aber es ist eigentlich nicht super kalt. Es friert nicht oder so.
1:51:37–1:51:40
Also über den Gefrierpunkt. Aber das ist halt schon eine Heizung,
1:51:40–1:51:41
möchte man schon anhaben.
Florian Clauß
1:51:41–1:51:45
Ah ja, okay. Okay, ich dachte, das wäre jetzt noch so 20 Grad oder so.
Chris Flor
1:51:46–1:51:50
Ja, ist es ab und zu mal. Aber jetzt gerade ist es ungewöhnlich kalt auch.
Florian Clauß
1:51:50–1:51:50
Okay.
Chris Flor
1:51:50–1:51:55
Also eigentlich ist ja die Winterzeit nicht so super kalt, aber eher regnerisch.
1:51:55–1:52:00
Und das ist so die Regenzeit. Aber hier ist es halt gerade, hat sich halt so
1:52:00–1:52:01
ein bisschen abgekühlt die letzten Wochen.
Florian Clauß
1:52:02–1:52:06
Ah, okay. Ich muss feststellen, es klappt dann doch, wenn man im Sitzen redet.
1:52:07–1:52:10
Es funktioniert dann, hat nicht so viele Nebengeräusche. Ist vielleicht auch
1:52:10–1:52:12
mal ein anderes Podcast-Gefühl bei uns.
Chris Flor
1:52:13–1:52:14
Weniger Schnaufen.
Florian Clauß
1:52:14–1:52:20
Weniger Schnaufen, weniger Atmen, weniger Straßenlärm. Aber ihr könnt das Ganze
1:52:20–1:52:26
nochmal auf eigentlich-podcast.de sehen. Da will ich immer sagen,
1:52:26–1:52:28
sehen, wo wir langgelaufen sind. Aber wir sind ja nicht gelaufen.
1:52:29–1:52:31
Also wir saßen.
1:52:31–1:52:35
Was mache ich denn da jetzt als Track hin? Weiß ich noch nicht.
Chris Flor
1:52:35–1:52:37
Du machst einfach Karten-Snapshot mit zwei Punkten.
Florian Clauß
1:52:38–1:52:41
Ja, oder so, genau. Du musst mir nochmal deine Geodaten schicken.
Chris Flor
1:52:42–1:52:42
Ja.
Florian Clauß
1:52:43–1:52:46
Da war hier eine lange Linie dazwischen. Das ist auch schön.
1:52:46–1:52:52
Zwei Punkte, ja. Die ganzen Infos zur Sendung könnt ihr dann auch auf unserer
1:52:52–1:52:57
Seite eigentlich-podcast.de nachlesen.
1:52:57–1:53:02
Da haben wir noch einige Links und Texte und so weiter zusammengetragen zu den
1:53:02–1:53:06
Theorien, die wir heute hier erörtert haben. Da könnt ihr nochmal schauen.
1:53:06–1:53:13
Ansonsten würden wir uns über Likes oder irgendwelche Fafs freuen in einer Podcast-Plattform
1:53:13–1:53:16
eurer Wahl, sei es Spotify oder Apple.
1:53:17–1:53:27
Ja, soweit von uns. Das war eigentlich Podcast-Episode 71 und wir hören uns
1:53:27–1:53:29
in zwei Wochen wieder. Bis dahin. Tschüss.

Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (1922)

Der Film „Nosferatu“ von Murnau beginnt in der fiktiven deutschen Stadt Wisborg. Der Immobilienmakler Hutter wird von seinem Arbeitgeber Knock beauftragt, zum Graf Orlok nach Transsylvanien zu reisen, um einen Hausverkauf abzuwickeln. Hutter lässt seine junge Frau Ellen bei Freunden zurück und macht sich auf die Reise. In den Karpaten wird er von abergläubischen Einheimischen gewarnt und findet in einem Gasthaus ein Buch über Vampire.Im Schloss des Grafen wird Hutter zunächst gastfreundlich empfangen, bemerkt aber bald unheimliche Vorkommnisse.Als Orlok Hutters Medaillon mit einem Bild von Ellen sieht, ist er von ihr fasziniert. In der darauffolgenden Nacht wird Hutter von Orlok angegriffen, der sich als Vampir zu erkennen gibt.Parallel dazu spürt Ellen in Wisborg eine telepathische Verbindung zu den Ereignissen.Orlok macht sich mit Särgen voller Erde auf den Weg nach Wisborg, während Hutter verzweifelt versucht, vor ihm dort einzutreffen.Auf dem Schiff, das Orlok transportiert, sterben nach und nach alle Besatzungsmitglieder an der „Pest“. Das als Geisterschiff bezeichnete Schiff läuft in Wisborg ein, Ratten strömen von Bord und verbreiten die Seuche in der Stadt. Orlok bezieht das gegenüber von Hutters Haus gekaufte Gebäude und hat von dort die Stadt und Ellen in seiner Gewalt. Die Stadt verfällt in Chaos und Tod durch die Seuche.Ellen, die das Buch über Vampire gelesen hat, erkennt, dass nur eine reine Frau den Vampir besiegen kann, indem sie ihn bis zum ersten Hahnenschrei bei sich hält. Die Protagonistin opfert sich, um Orlok zu sich zu locken und ihn so in einen Zustand der Immobilität zu versetzen, bis die Morgensonne ihn auflöst. Auf diese Weise wird die Stadt gerettet, jedoch findet Ellen in den Armen ihres zurückgekehrten Mannes den Tod. Der Film verbindet auf geschickte Weise Elemente des deutschen Expressionismus mit der Vampir-Mythologie und schafft durch seine visuelle Gestaltung eine einzigartig unheimliche Atmosphäre, die den Film zu einem Meilenstein des Horror-Genres macht.

Nosferatu – Phantom der Nacht (1979)

In der Adaption von Herzog wird die Grundhandlung des Originals weitgehend beibehalten, jedoch mit einigen bemerkenswerten Änderungen und Erweiterungen versehen. Die Figur Jonathan Harker (nicht Hutter) reist in Herzog nicht von Wismar (nicht Wisborg), sondern von einer anderen Lokalität nach Transsylvanien. Herzog verwendet deutlich mehr Zeit auf die Reise selbst und die Darstellung der mystischen Natur. Die Darstellung des Dracula durch Klaus Kinski ist melancholischer und existentieller geprägt, was einen großen Unterschied zur raubtierhaften Darstellung in Murnaus Film darstellt. Die Rolle der Lucy, gespielt von Isabella Adjani, ist komplexer ausgearbeitet und repräsentiert nicht nur ein passives Opfer, sondern eine bewusst handelnde und selbstbestimmte Person. Eine signifikante Abweichung vom Original ist das Ende: Nachdem Dracula durch Lucys Opfer vernichtet ist, wird Harker selbst zum Vampir und reitet als neuer Nosferatu davon, was einen zyklischen Charakter der Geschichte suggeriert. Herzog fügt außerdem surreale Elemente hinzu, wie die Szenen mit den Ratten (20.000 echte Ratten wurden verwendet) und die alptraumhaften Sequenzen der pestverseuchten Stadt. Die Atmosphäre ist weniger expressionistisch als bei Murnau, sondern naturalistischer und romantischer, mit einem stärkeren Fokus auf existenzielle Themen und die tragische Dimension des Daseins als Vampir.

Bram Stokers „Dracula“ (1897)

Stoker konstruiert den Roman als komplexer Briefroman, der sich aus verschiedenen Txtsorten wie Tagebucheinträgen, Briefen und Zeitungsartikeln zusammensetzt.Diese narrative Struktur erlaubt es dem Autor, die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven zu erzählen und dabei sowohl die äußeren Ereignisse als auch die inneren Konflikte der Charaktere zu beleuchten.

Die Handlung des Romans setzt ein mit den Tagebucheinträgen des jungen Anwalts Jonathan Harker, der nach Transsylvanien reist, um einen Immobilienkauf in London abzuwickeln. Die geschäftliche Reise entwickelt sich zunehmend zu einem Albtraum, da sich Harker im Schloss zunächst höflich, dann jedoch zunehmend unheimlich behandelt sieht. Er erkennt, dass sein Gastgeber ein Vampir ist, der nachts in den Wänden kriecht und ihn faktisch gefangen hält.Dracula plant seine Übersiedlung nach London und lässt einen geschwächten Harker zurück, der nur knapp mit dem Leben davonkommt.In England verlagert sich die Handlung zunächst auf Lucy Westenra, die beste Freundin von Harkers Verlobter Mina Murray. Sie wird zum ersten Opfer des nach London übersiedelten Dracula und beginnt zu kränkeln. Trotz der Bemühungen ihrer drei Verehrer – Dr. John Seward, Arthur Holmwood und Quincey Morris – sowie des hinzugezogenen Experten Professor Abraham Van Helsing kann sie nicht gerettet werden. Selbst mehrere Bluttransfusionen können ihren Tod nicht verhindern. Lucy selbst wird zum Vampir und muss von der Gruppe nach traditioneller Art durch Pfählung und Enthauptung endgültig zur Ruhe gebettet werden.Nach Harkers Rückkehr wendet sich Dracula Mina zu, was den Roman in eine entscheidende Phase führt.Die Gruppe der Vampirjäger formiert sich unter der Führung Van Helsings, der sein umfangreiches Wissen über Vampire teilt. In dieser Phase des Romans manifestiert sich eine komplexe Dynamik zwischen modernem, wissenschaftlichem Denken und altem, folkloristischem Wissen.

Mina wird von Dracula gebissen und entwickelt eine telepathische Verbindung zu ihm, die für die Verfolgung der Gruppe genutzt werden kann.Diese Verbindung symbolisiert die unterschwellige erotische Spannung des Romans, die im Kontext der viktorianischen Moralvorstellungen als besonders brisant angesehen wird.Die finale Jagd führt die Gruppe zurück nach Transsylvanien, wo sie systematisch Draculas Verstecke und seine Kisten mit geweihter Erde zerstören. Im finalen Duell wird Dracula von Harker und Morris mit einem Messer durch das Herz und eine durchschnittene Kehle getötet, wobei Morris sein Leben lässt.Mina wird von ihrem vampirischen Zustand erlöst, was den Sieg der „zivilisierten“ westlichen Welt über die „barbarischen“ östlichen Mächte symbolisiert.

Der Roman ist von den Spannungen seiner Zeit durchdrungen, die sich in der Konfrontation zwischen Wissenschaft und Aberglauben, zwischen westlicher „Zivilisation“ und östlicher „Barbarei“, zwischen unterdrückter und entfesselter Sexualität äußern. Er verarbeitet koloniale Ängste ebenso wie die Furcht vor weiblicher Sexualität und dem Zusammenbruch der gesellschaftlichen Ordnung. Stoker bedient sich dabei verschiedener moderner Technologien, wie etwa der Schreibmaschine und dem Phonographen, welche von den Protagonisten im Kampf gegen die alten, übernatürlichen Bedrohungen eingesetzt werden.Zudem ist anzumerken, dass die christliche Symbolik eine zentrale Rolle im Roman einnimmt und mit Elementen der Volksmythologie verwoben wird.Der Roman gilt als Grundlage des modernen Vampir-Mythos und hat unzählige Adaptionen inspiriert, die jeweils eigene Schwerpunkte setzen und neue Interpretationen wagen.

Unterschiede zwischen Roman und Film

Die wesentlichen Unterschiede zwischen Stokers „Dracula“ und Murnaus „Nosferatu“ sind in erster Linie auf rechtliche Implikationen zurückzuführen. Da Murnau keine Rechte am Original besaß und Stokers Witwe Florence sich vehement gegen nicht autorisierte Adaptionen aussprach, musste die Geschichte substanziell modifiziert werden. Dies resultierte in einer kreativen Transformation des Materials, die paradoxerweise einen der einflussreichsten Horrorfilme hervorbrachte. Die auffälligsten Änderungen betreffen zunächst die Namen und Orte: Die Rollen der Hauptfiguren wurden entsprechend ihrer Herkunft bzw. ihrer Funktion angepasst (z. B. wurde Graf Dracula zu Graf Orlok, Jonathan Harker zu Thomas Hutter und Mina zu Ellen). Darüber hinaus wurde der Handlungsort von London nach Wisborg verlegt und die komplexe Romanhandlung von Stoker erheblich gestrafft. Die tragende Rolle von Van Helsing und der Gruppe der Vampirjäger wurde gestrichen, ebenso wie die Figur der Lucy und ihre Transformation zum Vampir.

Die Natur des Vampirs selbst wurde ebenfalls verändert. Während Stokers Dracula als aristokratischer, verführerischer Charakter dargestellt wird, der sich in verschiedene Gestalten verwandeln kann, manifestiert sich Murnaus Nosferatu als eine deutlich monströsere, rattenähnliche Kreatur. Diese Interpretation hat einen neuen Zweig der Vampir-Ästhetik geprägt und die Art der Vernichtung des Vampirs verändert. Im Roman wird Dracula durch Messer und Enthauptung getötet, in „Nosferatu“ wird er durch das Sonnenlicht aufgelöst, ein Element, das später zum Standard des Vampir-Genres wurde.

Die narrative Struktur erfährt grundlegende Veränderungen. Während der Roman durch verschiedene Dokumente, Briefe und Tagebucheinträge erzählt wird, nutzt Murnau die Möglichkeiten des Films für eine geradlinigere, jedoch visuell komplexere Erzählung. Zudem wird das wichtige Element des prophetischen Buches eingeführt, das den deterministischen Charakter der Geschichte unterstreicht – ein Element, das im Roman nicht existiert. Darüber hinaus wird die Rolle der weiblichen Hauptfigur neu interpretiert. Während sie im Roman eine aktive, aber dennoch den viktorianischen Moralvorstellungen entsprechende Figur ist, wird sie bei Murnau zur tragischen Erlöserfigur, die sich bewusst opfert. Diese christliche Symbolik ist im Film deutlich stärker ausgeprägt als im Roman.

Die Verbindung von Vampirismus und Seuche wird bei Murnau viel expliziter dargestellt. Während die „Unreinheit“ des Vampirs im Roman eher metaphorisch zu verstehen ist, bringt Nosferatu buchstäblich die Pest in die Stadt, was dem Film eine zusätzliche gesellschaftskritische Dimension verleiht.Diese erzwungenen Änderungen führten letztlich zu einer eigenständigen Interpretation des Vampir-Mythos, die in ihrer expressionistischen Bildsprache und symbolischen Tiefe neue Maßstäbe setzte. Trotz des Rechtsstreits und der versuchten Vernichtung aller Kopien überlebte der Film und wurde selbst zu einer einflussreichen Quelle für spätere Adaptionen.Die Unterschiede zum Roman veranschaulichen, wie kreative Einschränkungen zu künstlerischer Innovation führen können.

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