"The body is the only reality we have. Everything else is abstraction." Cronenberg on Cronenberg

Diese Episode wieder in neuer Konstellation – wir sprechen zu viert im Sitzen über Horrorfilme, speziell über Body-Horror. Reinhard Günzler und Chris sind zu Gast und jeder hat einen Body-Horrorfilm zum Besprechen mitgebracht: Reinhard stellt „Titane" vor und Chris hat sich ganz frisch im Kino „Weapons" angeschaut. Eigentlich wollten Micz und Flo noch weitere Body-Horrorfilme vorstellen, aber „The Substance" und „Together" verschieben wir auf die nächste Episode EGL090. Bevor wir in die einzelnen Filme einsteigen, schärfen wir die Definition von Body-Horror und kommen dabei immer wieder auf einen maßgeblichen Vertreter des Genres zu sprechen: David Cronenberg. Cronenberg schuf mit „Die Fliege", „Videodrome", „Crash" und vielen weiteren Filmen die Archetypen des Body-Horrors, bei denen es um Körperverlust, Grenzerfahrungen und Metamorphosen geht. Der Horror entsteht aus einer vertrauten Körperwahrnehmung, die invasiv gespiegelt wird. In den neueren Filmen des Genres stellen wir fest, dass besonders Regisseurinnen ihrer Kunst Ausdruck verleihen, da gerade hier die Zwänge, denen der weibliche Körper innerhalb eines patriarchalen Systems ausgesetzt ist, bildgewaltig dargestellt werden können. Der französische Film „Titane" von 2021 von Julia Ducournau verdichtet diese Themen in ein Kompilat, das immer wieder die Geschichte sprengt. Reinhard fasst das folgendermaßen zusammen: „Man könnte den Film auch als eine tödlich endende Passionsgeschichte beschreiben, als einen brutalen Kreuzweg oder eine dreifache Metamorphose. Also die erste Metamorphose ist vom Mensch zur (Tötungs-)Maschine, dann von einer Maschine zu einem Mann und/oder Sohn und schließlich von einem jungen Mann/Sohn wieder zurück zur Frau und sogar zur Mutter." Der Film löst in diesen Verwandlungsetappen die gesellschaftlichen und psychologischen Geschlechterrollen auf. Hinter dem Horror wird eine Geschichte von Einsamkeit und wiederentstehenden Vertrauen erzählt. Diese und andere gesellschaftlich relevante Themen sprechen wir auch dem jüngst im Kino gezeigten Film „Weapons" von Zach Cregger zu, der das schlagartige Verschwinden einer gesamten Schulklasse zum Thema macht. Bis auf die Erzählfigur Alex, 11 Jahre, rennen alle Kinder mit halb ausgestreckten Armen zu genau der gleichen Uhrzeit in die Nacht hinein und werden nicht mehr gesehen. Der Film ist episodisch erzählt und baut handwerklich geschickt die Spannung und den Horror auf. Chris berichtet, dass er während des Films schnell aufs Klo gehen musste und, um nichts zu verpassen, im eiligen Laufschritt durchs Kino gegangen ist und dabei geistesgegenwärtig die Arme so gestreckt hält, wie die Kinder beim Verschwinden. Das ganze Kino schreckt zusammen angesichts der gebrochenen Fiktion im Kinoraum. Wir lachen sehr bei dieser Anekdote. „Weapons" reißt gesellschaftlich relevante Themen auf wie Altersdiskriminierung, Alkoholismus, Pflegesystem, aber, wie Chris es auf den Punkt bringt: „Vielleicht hat ‚Weapons' keinen tieferen Sinn, aber das ist okay."

Shownotes

Mitwirkende

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Reinhard
Erzähler
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Chris Flor
Erzähler
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Florian Clauß
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Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:02
Mache einfach los. Wir machen jetzt einen Schnitt, sonst geht wirklich,
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glaube ich, so ein bisschen auch das Schöne des Anfangs verloren.
Florian Clauß
0:00:06–0:00:07
Okay, alles klar.
Micz Flor
0:00:07–0:00:08
Ich mache mich jetzt auf Mute.
Florian Clauß
0:00:08–0:00:16
Dann starten wir. Hallo und herzlich willkommen bei Eigentlich Podcast, Folge Episode 89.
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Jetzt ist die Wende da. Wir haben es vor zwei Folgen gehört.
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Diesmal ganz neu und ganz anders. Wir sind heute nicht im Laufen und Reden,
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aber trotzdem, ja, wir sitzen nämlich alle an unseren Rechnern und wir sind
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auch nicht nur zwei, sondern wir sind zu viert heute.
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Ganz, ganz, ganz neu. Ich sage Hallo in die Runde. Hier spricht Flo.
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Wir haben dabei Mitch natürlich und Chris ist wieder dazu geschaltet. Hallo.
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Und ganz neu ist Reinhard dabei. Reinhard, hallo Reinhard.
Reinhard
0:00:54–0:00:56
Ja, hallo zusammen.
Florian Clauß
0:00:56–0:01:00
Reinhard Günzler, ich stelle ihn kurz vor. Reinhard ist Filmwissenschaftler,
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Politikologe, Soziologe und du hast an einer Freien Universität in Berlin studiert.
0:01:06–0:01:14
Du hast auch Dramaturgie, lehrst du und jetzt ganz aktuell, du hast ein Buch
0:01:14–0:01:15
geschrieben, Reinhard.
Reinhard
0:01:15–0:01:20
Ja, das war ein langer Traum eigentlich. Eigentlich habe ich als Regisseur und
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Autor gearbeitet seit Mitte der 80er Jahre und nach Corona hatte ich die Idee,
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mal was zu machen, was ich schon immer machen wollte, nämlich einen Roman zu
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schreiben und der ist jetzt gerade fertig geworden.
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Es ist ein Roman, der sich auf verschiedenen Ebenen dem Thema Bewusstsein versucht zu nähern.
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Also was ist Bewusstsein eigentlich, woher kommt das, wie manifestiert sich das?
0:01:43–0:01:48
Ein Phänomen, das in der Wissenschaft extrem kontrovers diskutiert wird und
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mich hat das sehr interessiert.
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Und darum geht es in diesem Roman und ja, ist jetzt gerade fertig,
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heißt Eiskind und ich hoffe, dass ich den nächsten Verlag finde.
Florian Clauß
0:01:58–0:02:03
Wow, Eiskind. Also du hast mir noch vorher geschrieben, ein Thriller ist das.
0:02:04–0:02:07
Und das Rätsel der Wissenschaft, das Bewusstsein.
Reinhard
0:02:07–0:02:09
Eines der größten Rätsel der Wissenschaft, genau.
Florian Clauß
0:02:10–0:02:14
Ja, das ist genau das, was wir auch mal mit Jungen diskutiert haben,
0:02:14–0:02:17
nämlich zwischen Religion und Wissenschaft.
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Also das Bewusstsein, was sich da auch nicht so richtig verorten lässt.
0:02:21–0:02:27
Sobald man das untersucht, weiß man nicht, wo es ist. Ich bin gespannt.
Reinhard
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Doch mal ein Thema für einen eigenen Podcast sicher. Und es gibt da auch ein
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paar interessante Filme zu.
Florian Clauß
0:02:33–0:02:38
Ja, also spontan fällt mir dieses 21 Gramm ein. Ich weiß nicht,
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den habe ich tatsächlich nicht gesehen. Aber hast du den auch gesehen?
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Gesehen, gehört?
Reinhard
0:02:42–0:02:43
Ja, den habe ich gesehen.
Chris Flor
0:02:44–0:02:47
Aber der hat damit nichts so richtig zu tun.
Florian Clauß
0:02:47–0:02:48
Hat nichts zu tun.
Reinhard
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Ja, genau. Dachte ich mehr an Filme wie 2001 zum Beispiel.
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Das wäre ja eigentlich der nächste Schritt in der KI-Entwicklung,
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eine KI zu entwickeln, die ein Bewusstsein hat.
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Dazu müsste man aber erst mal entschlüsseln, wie es eigentlich bei Menschen
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funktioniert, dieses Bewusstsein.
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Und bevor wir das nicht ganz verstanden haben, können wir es auch nicht nachbauen.
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Und es gibt sogar theoretische Physiker, die sagen, wahrscheinlich wird es uns
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nie möglich sein, ein künstliches Bewusstsein nachzubauen, weil wir dazu erst
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eine neue Physik bräuchten.
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Roger Penrose zum Beispiel hat das behauptet. Aber Schluss mit dem Ink-Exkurs.
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Wir haben ja eigentlich ein anderes Thema.
Florian Clauß
0:03:24–0:03:27
Ja, genau. Das ist auf jeden Fall ein eigener Podcast. Es ist spannend.
0:03:27–0:03:30
Ich freue mich darauf, das Buch zu lesen.
0:03:30–0:03:35
Eiskind, wir haben ein anderes Thema. Und zwar haben wir uns so lose zusammengesammelt.
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Nämlich mich hat in letzter Zeit, haben mich da viele Horrorfilme beschäftigt.
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Ja, hatten wir ja auch hier schon mal in einem eigentlich Podcast.
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Chris ist da immer derjenige, mit dem ich drüber sprechen kann.
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Ja, zuletzt haben wir über Nosferatu gesprochen.
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In letzter Zeit habe ich einige, und jetzt kommen wir zum Genre,
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zum Subgenre in dem Horrorfilm, nämlich einige Body-Horrorfilme gesehen.
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Hier in Berlin war auch das Fantasy-Filmfestival vom 3. bis zum 10.
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Und dort habe ich auch einen Body-Horrorfilm gesehen, weil ich mich gerade mit
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dem Thema beschäftige, Weil ich auch mit Reinhard, Chris und Mitch in Kontakt
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bin, habe ich auch gesagt, hier...
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Body Horror, wäre das nicht was? Und tatsächlich haben Mitch und ich auch einen
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Film gemeinsam geschaut, Together im Kino, gerade aktuell.
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Und Weapons lief auch vor kurzem im Kino.
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Da hatte auch Chris gesagt, den habe ich gesehen. Oh, den finde ich total spannend.
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Könnte man auch im Bereich von Body Horror einordnen.
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Und je länger ich mich damit beschäftigt habe und geguckt habe,
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was war denn in den letzten Jahren?
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Da kam Reinhard rein und meinte, Hier, guck dir mal von 2021 Titan an,
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ein französischer Body-Horror-Film von einer Regisseurin verfilmt.
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Und schließlich habe ich, und den will ich auch ein bisschen vorstellen,
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den Film, nämlich Substance, The Substance von 2024.
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Also wir haben jetzt vier Filme hier, wir wollen die so ein bisschen miteinander diskutieren.
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Jeder hat sich für einen so entschieden, den er kurz vorstellen möchte und wo
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wir dann über den Film sprechen können.
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Das haben wir uns so ein bisschen aufgeteilt, werden wir gleich machen.
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Aber bevor ich oder bevor wir in die Filme einsteigen, ich möchte erstmal noch
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und Chris, ja, du hast recht, das ist nicht schön, aber wir müssen es trotzdem
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sagen, wir machen Spoiler.
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Also das heißt, wir erzählen da genau, was in den Filmen passieren wird.
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Also diejenigen, die jetzt nicht wollen oder beziehungsweise die noch den Film
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sehen wollen, sollten diesen Podcast dann nicht anhören. Wir machen Kapitelmarken,
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das heißt, man könnte über die einzelnen Filme springen, um sich da nicht spoilern zu lassen.
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Ja, aber so viel sei gesagt, wir müssen spoilern. Ja, tut mir leid,
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ich mag es auch nicht, aber wir wollen drüber reden.
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Okay, Horror, Body Horror.
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Ich frage mich so in die Runde, was fasziniert euch am Horror und was könnte
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da speziell den Body Horror ausmachen?
Chris Flor
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Ich kann mal anfangen. Und zwar, also ich hatte, wenn ich mich so in mich reinhorche,
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mal versucht bei einem Horrorfilm für mich jedenfalls,
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irgendeinem Geheimnis auf die Spur zu kommen oder so ein Rätsel zu lösen über
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die Existenz, würde ich mal sagen, halt auch über Bewusstsein und so.
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Und ich glaube, jetzt direkt bei so Gore-Filmen oder sowas geht es ja auch schon,
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das ist schwer in Worte zu fassen und leider habe ich mir nichts richtig gut
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vorbereitet, aber es geht ja schon immer darum,
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Grenzen zu zeigen und diese Grenzen zu überschreiten und dadurch zu sehen, was die Grenzen sind.
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Also wenn ich jetzt hier einen Menschen als Körper habe, dann sehen wir den
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erstmal als ganzen Körper, als Person vielleicht. Aber sobald ihr anfangen,
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da Scheiben von abzuschneiden,
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wird er ja auf einmal, ist er dann nicht mehr komplett und wir wissen dann mehr,
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was diese Gestalt des ganzen Menschen ausmacht, dadurch, dass wir den zerlegen.
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Also so hatte ich mir das immer erklärt, was diese Faszination dabei ist.
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Ich vertrage diese Sachen nicht so super, wenn ich sie mir anschaue,
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bin trotzdem wahnsinnig fasziniert davon.
Florian Clauß
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Ja, also das denke ich genau, das
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ist der Grund, so ein bisschen diese Spiegelneuronen im Kopf, die man hat.
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Hatten wir auch schon verschiedentlich berichtet von dem Experiment,
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dass ein künstlicher Arm, wenn der neben einem liegt und man schaut auf diesen
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Arm und jemand anders steckt eine Nadel in diesen künstlichen Arm,
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man fängt trotzdem an, empathisch mehr zu empfinden.
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Diese Spiegelneuronen, die uns dann eben beim Body Horror ganz extrem,
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weil jeder doch irgendwie natürlich bei irgendwie, mir fällt jetzt ganz spontan
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ein, weil ich das auch gerade vor meinem inneren Auge habe,
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nämlich ein Auge und man kann quasi fühlen wie der Finger, wenn man sie auf
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einen Augapfel drückt, wie das dann auch wehtut im Auge.
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Also das ist diese Identifikation, die sich da aufbaut über diese Körperdarstellung.
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Das ist, glaube ich, beim Body-Horror ganz explizit da.
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Also da ist quasi, das ist immersives Kino, ganz stark immersiv,
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würde ich jetzt mal behaupten.
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Auf der einen Seite, so wie du auch sagst, die Grenzen, dass dann Grenzen verletzt
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werden, dass da Verformungen passieren, dass ein Verfall, ein Zerfall beginnt.
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Und meistens ist es ja auch im Prozess des Verwandelns, eine Metamorphose.
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Wenn wir jetzt an The Substance denken oder Titan, weil Titan,
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das kann Reinhard gleich erzählen, da steht auch eine Schwangerschaft mit im Mittelpunkt.
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Es beginnt der Körper sich zu wandeln. Oder wenn wir uns die klassischen Body-Horror-Filme
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von Cronenberg anschauen, die Fliege,
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wo ein Mann sich dann transformiert in einen anderen Raum oder in eine andere
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Kapsel und dann in dieser Kapsel die Fliege noch drin ist und dann beginnt sich
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der Mann in die Fliege zu verwandeln.
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Das ist ja so der Klassiker dabei, also eine Metamorphose, die da passiert.
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Wenn wir auf die Ästhetik schauen, wie ist so Body-Horror inszeniert,
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dann ist es auch meistens sehr explizit, würde ich sagen.
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Auch wieder schauen wir uns Videodrome an. Ich komme nicht weg von Cronenberg,
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aber Cronenberg ist halt auch wirklich so einer der Leuchttürme in diesem Genre.
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Bei Videodrom, wie dann die Videokassette in den Bauch geschoben wird.
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Erinnere ich mich spontan dran.
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Man hat Close-Ups, man hat sehr splättrige Effekte, ohne dass es jetzt auch
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unbedingt Splatter sein muss.
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Also man sieht dann Hautreißen oder man sieht, wie sich was verformt.
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Oder ich weiß nicht, habt ihr
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damals, mich hat es total fasziniert und ich meine mich daran zu erinnern,
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Mitch, dass wir vielleicht sogar gemeinsam im Film waren, Ende der 90er,
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Tetsuo, den japanischen Film, haben wir den gesehen oder hast du den gesehen?
Micz Flor
0:10:01–0:10:04
Den habe ich in Manchester gesehen, den hast du in Berlin gesehen.
Florian Clauß
0:10:04–0:10:05
Okay. Ich habe ihn gesehen.
Micz Flor
0:10:05–0:10:05
Ja.
Florian Clauß
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Tetsuo ist ja auch so eine monströse Geschichte,
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die so ein bisschen aus Akira, aus diesem Universum stammt, wo auch die Hauptfigur
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in dem Manga, Tetsuo, dann anfängt sich zu verformen und zu wachsen und zu mutieren.
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In dem Film ist es so ein bisschen auch an der Schnittstelle,
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dass dann Tetsu, soweit ich mich noch daran erinnern kann, so verwächst auch
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mit so Motorrad und so anderen Sachen. Kann das sein?
Micz Flor
0:10:39–0:10:43
Ja, also das ist das Metalle, das dringt so, kommt aus ihm raus,
0:10:44–0:10:47
weiß nicht, Motorrad, weiß ich nicht, aber er fängt dann auch irgendwie an so
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unfassbar schnell zu rennen und es gibt dann noch diese Frau,
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es ist jetzt auch lange her, ich bin nicht vorbereitet,
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über 20, 30 Jahre her wahrscheinlich, dass der Film rauskam,
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aber es geht da ein bisschen so um diese Cyborg-Sache, fand ich ästhetisch auch.
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Low budget, also wirklich so mit Stahlwoll aufs Auge geklebt und so.
Florian Clauß
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Ich sehe gerade, ist das tatsächlich, ist der von 89, nicht von Ende 90er?
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Ich glaube, der ist von 89 dazu, The Iron Man.
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Okay, ja, und dann ist es ja diese Verbindung, das war ja auch in dem Akira-Comic
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so zwischen Autos, Motorrädern und Fleisch, ja.
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Da kommen wir auch so ein bisschen auf wieder auf Cronvore Crash,
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der dann eher so nicht der explizite, aber doch mit sehr expliziten Szenen,
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aber der ein bisschen ruhigere Film, Crash, wo dann auch Prothesen und Menschen zusammen wachsen.
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Ja, Reinhard.
Reinhard
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Ja, Florian, ich wollte eigentlich noch eine kleine Ergänzung beisteuern,
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jetzt also noch gar nicht zur Ästhetik, sondern noch zu den Hintergründen des Body Horrors.
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Ich denke tatsächlich, also, ich
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Kultur und Kunst und Film hier im Besonderen spiegeln ja immer auch gesellschaftliche
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Entwicklungen wieder oder technische Entwicklungen.
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Und die Ängste, die davon ausgelöst werden, und ich denke schon, dass dieser Body Horror,
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unseren Ängsten vor Entwicklungen in der Genetik, in der plastischen Chirurgie,
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Organtransplantation, jetzt ganz neu Computer-Brain-Schnittstellen,
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wie Elon Musk das mit seiner Neuralink-Firma gerade versucht,
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Da haben sich jetzt zehn Freiwillige gemeldet, soweit ich weiß,
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die sich tatsächlich jetzt so eine Schnittstelle einbauen lassen wollen.
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Und diese transhumanistischen Gedanken und Visionen, die lösen auch tatsächlich Ängste aus.
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Und das ist ja nichts Neues. Also ich denke mal, am Anfang des Body-Horrors,
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ich würde den irgendwo in der Romantik verorten,
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da waren es Ängste auch vor technischen Entwicklungen, die zu den ersten literarischen
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Vorläufern des Body-Horrors geführt haben.
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Also das würde ich schon sehen, dass da ganz reale Ängste, die wir haben durch
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die neuesten technischen Entwicklungen, dass die sich da Ausdruck verleihen in diesem Film.
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Also vielleicht jetzt nicht zu 100 Prozent, aber ich glaube doch,
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dass es ein wesentlicher Anteil ist.
Florian Clauß
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Unbedingt. Ja, ja. Also danke, Bernhard, für diesen Einwand.
0:13:20–0:13:24
Ja, sehe ich genauso, dass die Ängste natürlich aus der Zeit heraus dann sich
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in solchen Filmen widerspiegeln.
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Ja, und ich würde auch sagen, ich habe mich auch in die Runde geschickt,
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so eine Liste von Sub-Sub-Genres im Body-Horror. Und eines davon ist dann eben
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auch die Techno-Organik und der Transhumanismus.
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Und gerade der Transhumanismus spielt ja auch heutzutage, du hast Elon Musk
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angesprochen, aber da gibt es ja noch...
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Viel wildere Fantasien aus dieser Tech-Pro-Szene, dass diese Unsterblichkeit
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durch Transhumanismus.
Reinhard
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Den Brain-Upload zum Beispiel, so eine Idee.
Florian Clauß
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Genau, den Brain-Upload oder aber auch, dass man durch Transplantation,
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jetzt ganz aktuell, ich muss es gerade noch mal zusammenbekommen,
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ich glaube, da war das Mikro noch offen und deswegen ist da noch ein Teil von geleakt worden.
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Aber da ging es tatsächlich darum, um wie man sich neue Organe transplantieren
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kann und wie man so seine Lebenszeit verlängern kann.
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Und das war nicht Trump, sondern das war Xi Jinping, also der chinesische Staatspräsident, und Putin.
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Da ist natürlich auch die Fantasie von solchen Autokraten, die länger an der
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Macht bleiben wollen, wie sie sich verlängern.
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Und das reicht da rein. Durch Organtransplantation kann man sicher.
0:14:42–0:14:45
Und ich meine, die Technologie ist mittlerweile so weit, dass man dann ohne
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Probleme noch ein paar Jahre, noch ein paar Jahrzehnte länger leben kann,
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wenn man entsprechend die Mittel und die Ressourcen hat.
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Also da kommt eine Menge Horror zusammen, auch in der Realität.
0:14:56–0:15:01
Ja, ich würde ja bei Transhumanismus würde ich jetzt auch zum Beispiel,
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habe ich auch, den wollte, dachte ich, vielleicht können wir da nochmal kurz
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drüber sprechen, aber ich glaube, ich bin der Einzige, der den gesehen hat,
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nämlich die neue Reihe Alien Earth von 2025, wo dann halt auch die Transhumanen
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neben den Cyborgs sind. Das ist auch eine ganz spannende Geschichte.
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Alien Earth, unbedingt gucken. Das ist eine Empfehlung.
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Weitere Subgenres, die wir noch im Body Horror finden, ist, wir haben sowas
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wie was Okkult-Dämonisches, Besessenheit, Fluch.
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Das ist das, was wir bei Rosemary's Baby oder...
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Oder Suspiria. Da gibt es diese Neuverfilmung. Hat die jemand gesehen, die Neuverfilmung?
Reinhard
0:15:40–0:15:42
Ja, die ist ganz toll. Fantastisch.
0:15:44–0:15:47
Unbedingt sehen. Tilda Swinton.
Florian Clauß
0:15:47–0:15:51
Ja, Tilda Swinton, genau. Die hat, glaube ich, sieben oder acht Rollen in diesem
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Film. Und man sieht es nicht. Das ist unglaublich.
Chris Flor
0:15:55–0:15:58
Ich wusste das nicht. Ich habe das erst später mal gelesen, nachdem ich den
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Film schon geguckt hatte. Und da habe ich es dann erst gemerkt.
Reinhard
0:16:01–0:16:04
Ja, sie spielt auch einen ganz alten Mann. Und das so überzeugend.
0:16:04–0:16:08
Ich habe es auch erst hinterher gelesen. Ich wäre nie drauf gekommen.
Florian Clauß
0:16:08–0:16:12
Ich mache einen Kniefall vor Tilda Swinton. Überall, wo die mitspielt,
0:16:12–0:16:15
die ist wirklich großartig. Also ganz tolle Schauspielerin.
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Dann könnte man auch unter diesen okkulten Dämonischen könnte man auch Weapons
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mit einordnen, würde ich mal behaupten.
Chris Flor
0:16:25–0:16:26
Das ist aber jetzt schon ein Spoiler.
Florian Clauß
0:16:31–0:16:34
Ja, okay. Also ich mache eine Kapitelmarke.
0:16:36–0:16:42
Und Evil Dead, der Klassiker also der Klassiker Evil Dead, wer hat das nicht
0:16:42–0:16:48
geguckt damals auf Video ich glaube wir alle kennen diese Situation,
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wo man bei Freunden zusammen auf der Couch gehangen hat die noch irgendwie Zugang
0:16:52–0:16:55
zu Evil Dead das war eines der Filme in den 80ern, die dieser,
0:16:56–0:17:00
Zensurschere dann zum Opfer fielen die dann halt komplett verbannt waren auch
0:17:00–0:17:03
vom Markt obwohl das völlig absurd ist, weil Evil Dead ist ja eigentlich eine
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Komödie Wenn man es so will, ja. Habt ihr alle gesehen damals, oder?
Reinhard
0:17:07–0:17:08
Natürlich.
Florian Clauß
0:17:08–0:17:13
Ja. Versteht sich von selbst, ja. Identität.
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Identität ist auch immer ein Thema bei Body Horror und Identität.
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Und jetzt kommen wir, glaube ich, auch zu zwei Filmen, mit denen wir uns heute
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beschäftigen, nämlich Doppelgänger und Fremdbesitz, ja.
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Doppelgänger ist bei The Substance und auch Together könnte man eben als invertierten
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Doppelgänger begreifen, ja. Können wir auch gleich nochmal drüber sprechen.
0:17:35–0:17:39
Aber das ist ja auch der Horror, wenn sich was irgendwie dupliziert,
0:17:39–0:17:42
ja, und auf einmal das andere gegenübersteht.
0:17:42–0:17:45
Dann haben wir die Dr. Jekyll, Mr. Hyde oder...
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Oder solche ähnlichen Thematiken haben wir da mit drin, ja.
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Ja, also ich glaube, ich habe jetzt so ein paar Felder aufgemacht.
0:17:53–0:17:55
Fällt euch noch was ein, was wir noch erwähnen können?
0:17:55–0:17:58
Das könnten wir nochmal sagen, Parasitenhorror, ja.
0:17:58–0:18:02
Also sowas wie Krankheit oder Pilze, Würmer oder irgendwelchen Invasiven.
Reinhard
0:18:02–0:18:03
Das Ding von Carpenter.
Florian Clauß
0:18:04–0:18:10
Ja, genau, The Thing. Und jetzt würde auch Last of Us, würde ich auch da reinholen.
0:18:10–0:18:16
Also diese Verfilmung des Spiels als Serie, wo dann halt diese Pilze quasi die
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Menschen zu Zombies machen.
0:18:18–0:18:22
Finde ich auch, könnte man als Body Horror so sehen, ja.
Reinhard
0:18:22–0:18:26
Ja, auch außerirdische Gene, wie in District 9 zum Beispiel.
Florian Clauß
0:18:26–0:18:27
Ja.
Reinhard
0:18:27–0:18:30
Das ist auch sehr verbreitet, glaube ich.
Florian Clauß
0:18:30–0:18:35
Ja, stimmt. Ja, also Body-Horror, ich glaube auch, das ist halt wirklich so
0:18:35–0:18:36
eine Definitionsklammer,
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da kann man ziemlich viel runterordnen, aber ich würde vor allen Dingen,
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also dieser Ekel, ja, dieser Ekel und diese Entgrenzung, die passiert,
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und das ist das, was für mich den Body-Horror ausmacht.
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Das ist nicht so sehr, also wenn wir uns so einen klassischen Zombiefilm angucken,
0:18:54–0:18:58
dann ist es ja immer eher die Situation, oder ein Splatter, Splatterfilm,
0:18:58–0:19:01
dann ist es ja immer eher die Situation, der eine rennt weg und man muss halt
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gucken, dass man halt irgendwie Schutz findet und dass man halt nicht von den
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Zombies gebissen wird und so weiter.
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Dann ist es aber nicht so sehr dieser Zerfeil oder die Metamorphose,
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die da gezeigt wird, sondern es ist eher so dieses Height-and-Sieg-Spiel,
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wo das da inszeniert wird.
0:19:20–0:19:24
Obwohl, wenn ich an die italienischen Zombie-Filme denke, die können aber auch
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schon sehr eklig werden und, naja, das sind die von Fulci, die Zombie-Filme.
0:19:31–0:19:34
Ich glaube, wir haben uns auch, habe ich mal erwähnt, als wir,
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also Mitch und ich, über 28 Years Later gesprochen haben. Ja.
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Habt ihr noch Ergänzungen zu diesem Versuch der Einordnung?
Micz Flor
0:19:45–0:19:50
Ich habe noch gar nichts gesagt, was auch nicht unpassend ist,
0:19:50–0:19:54
weil ich, wie mein Bruder Chris, auch mit Horrorfilmen eigentlich über meine
0:19:54–0:19:56
Grenzen gehe, also wenn wir von Grenzen sprechen.
0:19:57–0:20:01
Ich finde das oft schwer auszuhalten und bin jemand, der dann gerne ohne Ton
0:20:01–0:20:05
guckt oder auch als wir together so durch die Finger guckt.
0:20:05–0:20:09
Da schäme ich mich inzwischen nicht mehr für. Lange habe ich mich dafür geschämt.
0:20:10–0:20:15
Und jemand, der auch beim fünften Mal gucken von Shining,
0:20:15–0:20:20
als ich mal in den 90er Jahren ein Videobeamer ausgeliehen hatte für eine Ausstellung,
0:20:20–0:20:23
der war bei mir zu Hause, habe ich das so auf Großformat geguckt und musste
0:20:23–0:20:26
dann auch ausmachen, obwohl ich schon wusste, worum es geht.
0:20:27–0:20:30
Aber ich finde es gleichzeitig auch faszinierend. Für mich ist das immer so
0:20:30–0:20:35
ein Ding wie saure Gurken, also diese Zuckerdinger.
0:20:35–0:20:36
Kennt ihr diese flachen Teile?
0:20:37–0:20:41
Die sind sauer und süß und die kleben zwischen den Zähnen und man kann nicht aufhören.
0:20:41–0:20:45
Und obwohl man es nicht will, also man will es buchstäblich ausspucken,
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kann also so geht es mir immer mit hinschauen und wegschauen.
0:20:48–0:20:51
Eine Sache, die ich aber noch so ein bisschen dazu schieben möchte, ist,
0:20:52–0:20:57
Dass ich schon auch diesen Film Freaks von 1932, ich weiß nicht,
0:20:58–0:21:00
den kennt ihr vielleicht auch, den würde ich gerne kurz noch dazunehmen.
0:21:01–0:21:04
Das war US-amerikanischer, in Anführungszeichen,
0:21:05–0:21:10
Horrorfilm oder spektakulärer Film oder so, wo Todd Browning war der Regisseur,
0:21:10–0:21:16
der diese Sideshow-Künstler heißen, die also in Anführungszeichen missgebildete
0:21:16–0:21:19
Menschen mit Fehlbildungen.
0:21:24–0:21:29
Und ich finde das deshalb so nicht unwichtig, den zu erwähnen,
0:21:29–0:21:33
weil das ist ein Spektakel, diesen Film zu sehen.
0:21:33–0:21:37
Und das war natürlich jetzt auch schon Jahrzehnte, nachdem es Filme gab.
0:21:37–0:21:41
Aber es gibt trotzdem, finde ich, so einen Bruch, wenn wir zurückgucken,
0:21:41–0:21:45
gibt es halt so eine Zeit, bevor man fotografieren konnte und bevor man Filme
0:21:45–0:21:51
hatte, wo Kupferstiche von Nilpferden oder Elefanten oder Löwen halt irgendwie so,
0:21:51–0:21:54
wenn wir die heute sehen, dann muss man sich daran erinnern,
0:21:54–0:21:57
dass die Leute das aus Erzählungen nachgestellt haben.
0:21:57–0:22:04
Und dann kam Fotografie rein und dann kam Film rein und in dem Film Freaks sieht
0:22:04–0:22:09
man dann eben auch dieses Spektakel, wenn man Missbildungen sieht, also in Schwarz-Weiß.
0:22:09–0:22:15
Die sind alle irgendwie, finde ich, trotzdem auch sehr fröhlich und gut porträtiert.
0:22:15–0:22:19
Also ich habe nicht das Gefühl, dass es eine komplette Verkünstlichung ist,
0:22:19–0:22:21
diesen Film anzuschauen.
0:22:22–0:22:25
Aber es ist irgendwie so an so einer Schwelle, wo, glaube ich,
0:22:26–0:22:28
Body Horror irgendwie auch mit ansetzt.
0:22:28–0:22:31
Nämlich mit diesem Gefühl, dass man in diesem Gegenüber, in dem Spiegel,
0:22:31–0:22:36
dass man da auf einmal das Gefühl hat, es gibt eine Verzerrung.
0:22:36–0:22:37
Da beginnt so etwas zu reißen.
0:22:38–0:22:41
Da beginnt so ein bisschen, wie wenn man in Zerspiegel reinschaut,
0:22:41–0:22:43
wenn man in solche Filme reinguckt.
0:22:43–0:22:48
Und das finde ich bei Body Horror für mich so das Thema. Für mich ist es ein.
0:22:48–0:22:54
Es ist an dieser Schnittstelle zwischen Körper und Geist oder Leib und Seele
0:22:54–0:22:55
oder wie man es auch nennen möchte.
0:22:56–0:23:01
Und es geht für mich oft im Body Horror darum, gar nicht so sehr um das Blut
0:23:01–0:23:04
und das Gehirn und was da so rauskommt, sondern um diesen Moment,
0:23:04–0:23:07
dass diese beiden Dinge beginnen, sich zu entfernen.
0:23:09–0:23:14
Dass entweder das Körperliche unter dem Psychischen leiden kann.
0:23:14–0:23:16
Das ist ja auch, wie heißt denn immer der Film?
0:23:17–0:23:20
Mir fällt jetzt gerade ein gutes Beispiel ein, ohne dass mir der Titel dazu einfällt.
Florian Clauß
0:23:21–0:23:21
Sag mal, beschreib mal.
Micz Flor
0:23:22–0:23:26
Das ist da, wo die dann auch, wo einer, wo die mit dem Hirn aufeinander,
0:23:26–0:23:30
es ist auch ein Cronenberg-Film, Brain Splatning.
Florian Clauß
0:23:31–0:23:33
Mit dem Hirn Naked Lunch?
Micz Flor
0:23:33–0:23:37
Nein, nein, nein, es ist ein ganz früher, wo die dann so, die haben so psychische.
Florian Clauß
0:23:39–0:23:40
Parapsychische. Also die Unzertrennlichen.
Micz Flor
0:23:40–0:23:41
Nein.
0:23:43–0:23:48
Auf jeden Fall, dass quasi das Parapsychische den Körper bedroht oder umgekehrt,
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das Psychische durch die Körperveränderung bedroht wird, da könnten dann auch
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so Sachen wie Demenz zum Beispiel reinspielen, also dass irgendwie diese Verbindung
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von diesen beiden Elementen, die
0:23:57–0:24:01
ja sowieso auch philosophisch noch nicht geklärt ist, diese Verbindung,
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wo alle dran rumschrauben und auch, wo wir vorhin jetzt über,
0:24:05–0:24:09
Reinhards Buch gesprochen haben, auch da geht es ja um diesen Zusammenhang,
0:24:09–0:24:12
das ist für mich irgendwie Body-Horror, dass diese Dinge,
0:24:12–0:24:17
dass da beginnt etwas sich zu entfernen und wenn es dann reißt,
0:24:17–0:24:20
dann ist es eigentlich so wie beim Monster-Film, wenn man das Monster gesehen
0:24:20–0:24:22
hat, irgendwie ist dann die Spannung weg.
0:24:22–0:24:26
Aber der wirkliche Horror entsteht für mich bei Body-Horror,
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so wie ich es verstehe, immer an diesen Momenten, wo da Zerrbilder entstehen
0:24:31–0:24:35
und Körper und Seele irgendwie nicht mehr ganz zusammenpassen.
0:24:36–0:24:40
Das ist für mich so das Motiv. Und ich denke, dass Freaks da irgendwie so eine
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Rolle spielt als Spiegel und dass das heute natürlich viel feinteiliger über
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CGI oder so auch durchdekliniert wird.
0:24:49–0:24:52
Also zwischendrin hat man dann noch solche Sachen wie vielleicht der Exorzist
0:24:52–0:24:56
oder so, wo die Sachen wirklich über Maske und Materie hergestellt wurden.
0:24:56–0:25:00
Aber seitdem ist dann viel Zeit vergangen, sodass einfach dieses ganze diese
0:25:00–0:25:06
ganze Palette von Effekten manchmal leider ausgespielt wird,
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um da einfach noch mehr von dieser,
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von dieser Zerreißprobe zu zeigen.
Reinhard
0:25:12–0:25:18
Sag mal, Michael, hast du vielleicht den Aufsatz von Freud über das Unheimliche gelesen?
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Ich glaube, 1919 hat er den veröffentlicht.
0:25:22–0:25:26
Das wäre in dem Zusammenhang noch mal ganz interessant. Ich habe den mal gelesen,
0:25:26–0:25:28
das ist aber schon 30 Jahre her.
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So genau kann ich mich nicht mehr erinnern. Eins ist mir dazu im Kopf geblieben.
0:25:33–0:25:39
Ich glaube, Freud so verstanden zu haben, dass er sagte, das Unheimliche resultiert daraus,
0:25:39–0:25:45
dass etwas Vertrautes uns fremd wird, dass etwas zugleich vertraut ist,
0:25:45–0:25:51
also unser Körper und gleichzeitig etwas völlig Fremdes annimmt.
0:25:51–0:25:56
Und aus diesem Widerspruch, aus diesem Kontrast heraus erwächst das Unheimliche.
0:25:58–0:26:00
Aber vielleicht habe ich ihn noch missverstanden.
Micz Flor
0:26:01–0:26:06
Das ist schon ziemlich genau das, was als These da unten drunter liegt.
0:26:06–0:26:11
Und das Unheimliche ist halt heimelig. Das Heimelige, das Vertraute und das
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Unheimliche, das ist...
0:26:14–0:26:19
Bei Horrorfilmen oder bei Thrillern wird das ganz oft gemacht,
0:26:19–0:26:23
dass Orte, die total schützend und schön und angenehm wirken,
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dargestellt werden und dann gefüllt werden mit Anspannung oder Destruktion.
0:26:27–0:26:33
Also dass man so in Situationen kommt, wo man nicht bei Evil Dead, da gibt es diese Hütte,
0:26:33–0:26:38
diese Hütte im Wald kann man ja auch idealisieren als Rückzugsort und Naturverbundenheit
0:26:38–0:26:43
und genau da kommt dann das Unheimliche richtig zum Tragen.
0:26:43–0:26:48
Und Freud hat, ich glaube jetzt 99 Prozent sicher, in diesem Text auch über
0:26:48–0:26:50
sich selber geschrieben, was ich total schön finde.
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Er sagt sowas als Beispiel, als Illustration, dass er mal zugefahren ist und
0:26:56–0:26:59
dann ging so eine Tür auf und dann sah er auf einmal so gegenüber jemandem,
0:27:00–0:27:03
das war so ein älterer Herr mit grauen Haaren, der so in sich zusammengesunken
0:27:03–0:27:06
so da saß und er hat sich total erschreckt und dabei dann gemerkt.
0:27:07–0:27:13
Dass das die Tür vom Klo war und er im Spiegel sich selber gesehen hat.
0:27:13–0:27:18
Und das finde ich total spannend, weil das nämlich natürlich auch so eine Situation
0:27:18–0:27:22
ist, in der Bodyhorror für uns alle entsteht, auf so ganz subtile Ebene,
0:27:22–0:27:26
wir sehen Fotos von uns und sind immer erschreckt,
0:27:26–0:27:31
es gibt kaum jemand, der gerne Fotos von sich sieht oder die Stimme von sich
0:27:31–0:27:35
hört oder so und das finde ich ein spannendes Bild, wo Freud da an sich selber
0:27:35–0:27:37
auch explizit nochmal gesagt hat,
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es war ihm seltsam vertraut, aber dann knallt es rein, das bin ja ich und dann
0:27:41–0:27:45
hat er sich wahrscheinlich wie wir alle vom Spiegel in Pose geworfen.
0:27:45–0:27:46
Also wenn wir zum Spiegel gehen.
Chris Flor
0:27:46–0:27:50
Ich würde dann aber mal das Abgrenzen vom Body-Horror dann doch sozusagen das
0:27:50–0:27:54
Unheimliche und Uncanny Valley und so weiter sind Sachen, die halt der Vampir
0:27:54–0:27:59
zum Beispiel ist ein Mensch, aber doch kein Mensch. Also man sieht diese Sache.
0:27:59–0:28:02
Aber Body-Horror geht dann ja wirklich auch ein bisschen drum,
0:28:02–0:28:10
eben um diese Transformation, um dieses Desintegrieren oder irgendwie ja Auswuchern und so weiter.
0:28:11–0:28:14
Da müssen wir, glaube ich, schon ein bisschen eine Grenze ziehen.
Micz Flor
0:28:15–0:28:18
Finde ich auch richtig und das ist vielleicht genauso der Unterschied zwischen
0:28:18–0:28:25
dem Prozess der Transformation, der Transformative, das Narrativ im Body Horror und diesem Bild.
0:28:25–0:28:30
Die Tür geht auf und ich sehe halt, da entsteht kein transformativer Akt,
0:28:30–0:28:33
sondern das ist einfach nur eine Bestandsaufnahme sozusagen.
0:28:33–0:28:35
Das ist jetzt unheimlich, das ist ein Bild.
Florian Clauß
0:28:35–0:28:40
Also diese Spiegel-Metaphern, ja, also gerade in The Substance wird auch ganz
0:28:40–0:28:45
viel mit dem Spiegel gearbeitet und ich denke, das ist, ja, das ist,
0:28:45–0:28:48
also wie du sagst, das eine ist ein Prozess, das andere ist,
0:28:48–0:28:53
glaube ich, das Bild, was da uns erstmal so unheimlich erscheinen lässt.
0:28:53–0:28:57
Ich würde auch sagen, dass diese Definition von unheimlich, das ist ja so das,
0:28:57–0:29:03
was dann auch so im Horrorfilm typisch ist, dass ein heimlicher Ort,
0:29:03–0:29:05
also ein heimeliger, wie du sagst, Mitch,
0:29:05–0:29:09
der wird auf einmal, wie die irgendwelche, weiß ich nicht, da,
0:29:09–0:29:13
wo man sich halt wohlfühlt, das wird auf einmal zum Horror.
0:29:13–0:29:16
Das haben wir auch bei Midsummer und so weiter.
0:29:16–0:29:20
Das sind ja so die Momente, wo sich jeder identifizieren kann und auf einmal
0:29:20–0:29:25
kommt in diesen Raum, der so ein Schutzraum bedeutet, dann dieser Horror rein
0:29:25–0:29:29
oder ich muss nur an Freddy Krüger denken und so weiter.
0:29:29–0:29:34
Das sind ja so diese Geschichten darüber. Aber bleiben wir beim Body Horror.
0:29:35–0:29:39
Ich würde vorschlagen, Reinhard, möchtest du mit, ich überlege gerade,
0:29:39–0:29:41
wie man den französisch ausspricht, Titan?
Reinhard
0:29:41–0:29:46
Ja, das habe ich auch. Also der Name des Films macht, glaube ich,
0:29:46–0:29:47
nicht so große Probleme.
0:29:48–0:29:51
Größere Probleme habe ich tatsächlich beim Namen der Autorin,
0:29:51–0:29:53
Julia, ist noch einfach, aber...
0:29:54–0:29:57
Du Correnaud würde ich jetzt mal schätzen.
Florian Clauß
0:29:57–0:30:01
Das klingt sehr französisch, ja. Lass mal Geld hin.
Reinhard
0:30:01–0:30:05
Obwohl ich nie französisch hatte, aber ich gebe mir Mühe. Ja,
0:30:05–0:30:07
sehr gerne erzähle ich was über den Film.
0:30:08–0:30:11
Interessant fand ich, was Mitch eben noch gesagt hat, also diese Beziehung zwischen
0:30:11–0:30:16
Körper und Geist und dass eigentlich vielleicht der Geist auch der Ursprung
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des Körperhorrors sein kann.
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Also das ist in diesem Film auch tatsächlich exemplarisch der Fall.
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Weil der Auslöser dieses Body-Horrors, der sich da vor uns ausbreitet,
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ist eigentlich tatsächlich ein psychischer Defekt.
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Oder Defekt kann ich gar nicht sagen. Vielleicht etwas, was da fehlt in der Psyche eines Kindes.
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Aber ich erzähle mal von Anfang an.
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Ich habe den Film gestern zum dritten Mal gesehen.
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Und ich muss sagen, er hat mich auch beim dritten Mal schon noch genauso umgehauen
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wie beim ersten Mal. weil ich finde, dieser Film ist wirklich ein Ereignis und
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jeder sollte den gesehen haben.
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Also ich mag eigentlich sehr gerne Filme, die sich nicht in eine Schublade stecken
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lassen, die Grenzen überschreiten und auch Genre-Grenzen überschreiten,
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wo ich tatsächlich das Gefühl habe, hier wird ein komplett neues Feld aufgemacht.
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Oder es werden mir Erfahrungen vermittelt, die ich vorher noch nie gemacht habe.
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Und das tut dieser Film tatsächlich. Also er bedient überhaupt keine Klischees
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und er ist in jeder Minute überraschend, schockierend und auch unvorhersehbar.
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Und er produziert Bilder und Szenen, die man so schnell nicht wieder vergisst.
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Also von daher würde ich wirklich sagen, es ist ein wirkliches Kunstwerk und
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er hat die Goldene Palme 2021 in Cannes wirklich vollkommen zurechtgewonnen.
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Er war auch der französische Kandidat für den Oscar in dem Jahr,
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aber mich hat es überhaupt nicht
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verwundert, dass so ein radikaler Film in Hollywood keine Chance hat.
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Das Buch geschrieben und Regie geführt hat die damals noch nicht einmal 40-jährige
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Julia Ducorno und es ist ihr zweiter Spielfilm nach Raw.
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Den sie 2016 rausgebracht hat, das eine Coming-of-Age-Geschichte und gleichzeitig
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eine Geschichte über Fleischeslust und Kannibalismus.
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Auch ein sehr radikaler Film, hat auch mit dem Film schon viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
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Aber erst recht mit Titan.
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Also der Film beschreibt eigentlich,
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also ich habe schon gesagt, es ist schwer in eine Schublade zu zwängen,
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aber man könnte den Versuch machen, ihn als eine
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radikal-feministische Selbstermächtigungs-Body-Horror-Drama zu bezeichnen.
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Aber selbst mit dieser Bezeichnung trifft man eigentlich nicht mal die Hälfte
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der Botschaft, die dieser Film vermittelte. Ich versuche es nochmal anders.
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Also man könnte ihn auch als eine tödlich endende Passionsgeschichte beschreiben,
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als einen brutalen Kreuzweg oder eine dreifache Metamorphose.
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Also die erste Metamorphose ist vom Mensch zur Maschine, dann von einer Maschine
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zu einem Mann und oder Sohn und dann von einem jungen Mann oder Sohn.
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Wieder zurück zur Frau oder sogar zur Mutter.
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Ich versuche mal die Geschichte also wenigstens zu skizzieren.
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Wir sehen am Anfang ein kleines Mädchen, die heißt Alexia,
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Wir sehen auch, dass sie von ihrem Vater nicht geliebt wird.
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Um seinen Blick zu bekommen oder seine Aufmerksamkeit zu bekommen,
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tut sie einiges, was dazu führt, dass die beiden einen schweren Autounfall haben.
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Und das kleine Mädchen hat eine schwere
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Kopfverletzung und ihr wird eine Titanplatte in den Kopf eingesetzt.
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Dieser Eingriff markiert eigentlich auch den Beginn des Körperhorrors.
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Weil von da an fängt sie an, sich in eine Maschine zu verwandeln.
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Also diese äußerliche Veränderung führt auch zu einer inneren Veränderung.
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So wie am Anfang dieser innere Schmerz, nicht gesehen zu werden von ihrem Vater,
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dann tatsächlich auch zu diesem Ereignis führt, was das alles auslöst.
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Also wir sehen sie dann später als junge Frau, sehr kalt, eigentlich schon eher
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eine Maschine, ohne Emotionen.
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Sie tötet fast beiläufig einen übergriffigen Mann, dann ihre menschliche Geliebte
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und im Anschluss noch ein paar harmlose WG-Bewohner.
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Und am Ende dieses Massakers bringt sie auch noch ihre Eltern um.
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Wir sehen dieser Brutalität zu und sehen auch, dass sie wirklich fast unbeteiligt ist.
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Also folgerichtig hat sie auch, sie hat sich also dem Menschsein und den Menschen
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komplett entzogen und hat folgerichtig auch Sex mit einer Maschine, mit einem Auto,
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mit einem sehr männlichen Cadillac und wird dann in der Folge auch von ihm schwanger.
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Das klingt jetzt ein bisschen verquer, aber es ist in dem Film,
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es ist wirklich sehr gut umgesetzt. Ja, es ist großartig.
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Es wirkt so, es wirkt wirklich, also der Film hat teilweise was unglaublich
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Dramatisches, teilweise Romantisches, teilweise Sakrales, dann aber auch etwas sehr Träschiges.
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Man weiß eigentlich nie, wo man jetzt genau ist, an welcher Stelle.
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Nun ja, also das ist eigentlich der erste Teil des Films, endet damit,
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also mit dieser Massentötung, könnte man es fast sagen, und der Flucht vor der Polizei.
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Und dann beginnt etwas komplett Neues, was man eigentlich überhaupt nicht erwartet. Es beginnt der...
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Eine zweite Transformation. Und diese Transformation ist zurück von der Maschine
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wieder zu einem Menschen und zwar zu einem jungen Mann.
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Also sie sieht irgendwo ein Fahndungsfoto, da wird nach einem jungen Mann gesucht,
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der irgendwie verloren gegangen ist und sie verwandelt sich in diesen jungen
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Mann. Aber auch mit einer Form von Body-Horror.
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Also eine der eindrücklichsten Szenen des Films ist, wie sie versucht,
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auf einer Flughafentoilette sich selbst die Nase zu brechen.
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Und das klingt jetzt erst mal nach keiner großen Sache, aber es ist wirklich äußerst brutal.
Florian Clauß
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Es tut so weh. Diese Szene tut so weh.
Reinhard
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Und das ist ja nicht das Einzige. Sie rasiert sich ihre wunderschönen langen
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Haare ab und schnürt sich ihre Brüste ein und da beginnt sie ja schon schwanger
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zu sein von diesem Cadillac,
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muss sie auch den schwangeren Bauch abbinden, das ist alles äußerst schmerzhaft,
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also es ist wirklich eine Tortur.
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Aber sie hat Glück, also der Vater dieses jungen Mannes oder dieses Kindes,
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das da irgendwie verloren gegangen ist.
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Leidet unglaublich unter dem Verlust seines Sohnes und als sich ihm die Chance bietet...
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Wieder einen Sohn zu bekommen, ergreift er sie. Obwohl er spüren muss,
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dass dieser junge Mann, der eigentlich eine Frau ist, die eigentlich eine Maschine
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ist, dass das nicht sein Sohn sein kann.
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Aber er ist so abhängig davon, diesen Sohn wiederzubekommen,
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dass er diese Illusion auferstehen lässt. Und was sich dann entwickelt,
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das ist unglaublich, nämlich wirklich eine romantische Liebesgeschichte.
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Also dieser Mann, der auch noch ein extrem männlicher Mann ist,
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ist Chef einer Feuerwehr und diese Feuerwehr ist eine extrem männliche Gesellschaft,
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also die hat fast etwas Sektenhaftes und dieser Feuerwehrkommandant wird als Gott verehrt.
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Er prügelt seinen eigenen Körper aus Angst vor dem Älterwerden und dem Verlust
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seiner Autorität, spritzt er sich ständig Testosteron oder irgendwelche anderen Substanzen.
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Die beiden leben zusammen und es entwickelt sich wirklich zunächst so eine wunderschöne
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Vater-Sohn-Geschichte und dann aber auch daraus eine Liebesgeschichte.
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Weil irgendwann kann Alexia, so heißt die junge Frau, kann sie das nicht mehr
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verbergen, ihre Schwangerschaft und ihre Weiblichkeit.
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Und sie offenbart sich ihm immer mit der Angst, also dass er sie jetzt rausschmeißt
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oder noch Schlimmeres tut.
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Aber das tut er nicht. Und was eigentlich die Botschaft ist,
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das klingt banal und haben wir schon oft genug gesehen, aber dass es tatsächlich
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die Liebe ist, die am Ende siegt.
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Der Film endet dann aber sehr tragisch, dass sie bekommt ihr Kind,
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also dieses Hybridwesen aus Mensch und Maschine und stirbt bei der Geburt.
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Aber dieser Ersatzvater, den sie da gefunden hat, nimmt dieses Kind als seinen
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Sohn an. Und es hat somit ein gutes Ende.
Florian Clauß
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Ja, so großartig, großartig, Reinhard.
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Vielleicht noch ergänzend, wenn sie dann schwanger ist, wo dann der Body Horror auch anfängt,
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der Bauch wird immer praller und irgendwann reißt dann auch der Bauch auf einer
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Stelle ein und man sieht dann an dieser Stelle so ein glänzendes Titan unten
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drunter, wo eigentlich irgendwie Gewebe hätte sein müssen.
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Also man kriegt schon das Gespür, dass da irgendwas komisches ranwächst oder
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aus ihren Brüsten kommt dann Maschinenöl raus.
Reinhard
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Motoröl, ja genau.
Florian Clauß
0:39:38–0:39:39
Motoröl raus.
Reinhard
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Sie versucht auch das Kind abzutreiben am Anfang mit dem Werkzeug,
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mit einer metallenen Haarnadel, mit der sie vorher zehn Menschen schon umgebracht hat.
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Das ist auch eine wahnsinnig intensive und äußerst schmerzhafte Szene,
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sich das mit anschauen zu müssen.
Florian Clauß
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Das ist so schlimm. Es wird auch nicht explizit da diese Szene gezeigt,
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aber man leidet wirklich.
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Ich konnte da nicht hinschauen. Ich musste wirklich wegschauen und ich schäme
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mich auch nicht mehr dafür.
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Ich nehme meine Brille ab, dann sehe ich nichts mehr und gucke dann nur noch
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durch die zusammengekniffenen Augen.
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Aber da habe ich es nicht ausgehalten bei dieser Szene.
Reinhard
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Aber ich hatte des ganzen Films nie den Eindruck,
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wir haben vorhin ja darüber diskutiert, dass irgendwie dieser Body-Horror auch
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daraus resultiert, dass etwas mit dem eigenen Körper passiert,
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was eben nicht selbstbestimmt ist, was irgendwie von außen kommt.
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Und in diesem Film ist es tatsächlich diese Transformation in eine Maschine
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und auch das Schwangersein mit einem Hybridwesen aus Mensch und Maschine.
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Das ist eigentlich, so habe ich den Film gelesen, eine Form weiblicher Selbstermächtigung.
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Sie hat sich selbst dafür entschieden, eine Maschine zu werden,
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Sex mit einer Maschine zu haben oder ein Maschinenkind zu gebären.
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Also das war eine Entscheidung, die sie selber getroffen hat.
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Und dann zu einem Mann zu werden, das ist auch eine Entscheidung,
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die sie selber getroffen hat.
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Also dieser Film überwindet mehrfach Grenzen zwischen Mensch und Maschine,
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zwischen Männern und Frauen, zwischen Vater und Sohn, in dem da aus dieser Beziehung
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eine Liebesgeschichte wird. Er überwindet.
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Lässt sozusagen alle Identitäten in sich zusammenfallen und lässt uns das als
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etwas Positives erleben.
Florian Clauß
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Ja, ich finde auch, ich stimme dir da so 100% zu und ich würde auch sagen,
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das ist wirklich ein ganz toller Film, auch wirklich einer der besten,
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die ich in der letzten Zeit gesehen habe,
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der mich sehr berührt hat und auch ein, ich bin da auch voll bei dir,
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das ist ein Kunstfilm, das ist wirklich ein Film,
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der schafft, diese Ambivalenz in den Figuren so zu halten, dass es eben keine
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Moral gibt oder irgendwas,
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wo man urteilen könnte, sondern er löst es auch, also er löst es in Liebe auf und in Mitgefühl.
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Und ich glaube, das ist, was am Ende so stehen bleibt. Man lässt diese Ambivalenzen zu.
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Sie ist eine Mörderin. Das finde ich zum Beispiel,
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diese Darstellung des Bodyhorrors, die jetzt nicht selbst erwählt sind,
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ist nämlich die Reaktion der Opfer, wenn Alexia den Opfern diese Haarnadel ins Ohr stößt,
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dann fangen die an so zu zucken und dann so eine schleimige Masse zu kotzen.
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Und das war wirklich, das war sehr eklig, also das ist auch eine sehr eklige
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Szene, aber die war sicher nicht selbstbestimmt von den Opfern,
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insofern an der Stelle vielleicht.
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Also diese Szene, wo man sie dann sieht, die ist auch so großartig inszeniert.
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Sie ist dann auch Striptänzerin oder so eine Art, wie auch immer.
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Es gibt so eine Automesse, wo dann auch meistens nur Männer hingehen und die
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Autos werden dann bespielt von Frauen und man sieht dann halt diese Eingangsszene,
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es kommt dann quasi Schnitt und sie ist dann älter.
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Also man sieht sie dann quasi als Kind operiert und als Kind,
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als sie dann aus der Klinik rauskommt, läuft sie auch zu dem Auto.
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Ich glaube, ihre Eltern haben ein neues Auto und sie küsst das Auto und umarmt
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es. Das Auto, was ihr dann zur Falle geworden ist, warum sie dann halt auch
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diese Tatanplatte eingesetzt bekommen hat.
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Dann gibt es einen Schnitt und man folgt dieser, man sieht dann halt auch,
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dass es die gleiche Person sein muss, weil sie auf der Einschädelhälfte dann
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eben durch ihre Operation am Kopf eine große, fast so eine Tattoo-Narbe hat,
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also die sehr ornamental ist und einen Schmuck darstellen könnte.
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Man sieht diese, wie sie dann in so einer Umkleide dann in diese Messehalle
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mit diesen ganzen Autos und man sieht dann eben um die Autos dann irgendwelche Frauen,
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die dazu tanzen und sehr explizite Gesten und Posen machen und irgendwann sieht
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man sie dann halt in diesem Hauptauto dann,
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wie sie da so einen extremen Stripdance macht, ohne sich auszuziehen.
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Auch eine Menge von Fans hat, die dann auch alle Autogramme von ihr haben wollen.
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Die ist in einem Schnitt inszeniert und hat eine unglaubliche Dynamik. Also diese ganze...
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Die ganze Filmsprache ist auch so kunstvoll, dass ich sehr beeindruckt bin von einem Film.
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Du wolltest auch noch mal was sagen, aber ich wollte noch eine Ergänzung machen zu der Filmsprache.
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Und zwar diese Gesellschaft, die du auch beschrieben hast, Rainer,
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die so männlich besetzt ist.
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Gleichzeitig sind das diejenigen, die auch da helfen und ausziehen.
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Ausziehen im Sinne von Brandlöschen oder irgendwelche Menschen dann retten.
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Diese Szenen, wenn die jetzt auch dann ein Feuer löschen irgendwo,
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die sind auch so surreal gefilmt.
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Das hat so eine ganz, wie so eine Traumästhetik, wo man auch sich erst mal orientieren
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musste. Was ist das jetzt? Ist das jetzt real oder ist das nicht real?
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Der hat immer so ambivalente Momente, dieser Film, wo man immer noch irgendwie
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gucken muss, was passiert da gerade?
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Also wo man erst mal sich diese Erzählung dann wieder erschließen muss,
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aber die lässt sich auch erschließen.
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Also die ist jetzt nicht so, dass sie dich total verwirrt, sondern du kommst
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auch wieder auf diese Erzählung drauf.
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Und das finde ich auch ganz toll von ihr inszeniert. Also wirklich so eine eigene
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Filmsprache, die sie entwickelt hat.
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Und das findet man selten, dass jemand auch in den jungen Jahren dann so eine
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starke Filmsprache hat.
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Und das hat mich wirklich sehr beeindruckt an dem Film.
Chris Flor
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Wo du so real sagst, hat schon jemand andalusischer Hund eigentlich gesagt.
Reinhard
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Nein, mit dem Auge und Body Horror und so weiter. Die Ursprung des Body Horror.
Florian Clauß
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Ja, sehr gut, sehr guter Einwand. Den nehmen wir noch mit rein.
Reinhard
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Ich wollte noch etwas sagen, abschließend vielleicht, zu Titan.
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Die mit Abstand schönsten Szenen sind drei Tanzszenen.
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In diesem Film wird getanzt und das sind Momente, in denen sich plötzlich der Film Flügel bekommt.
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Also wo er wirklich abhebt. Also die erste Szene ist wirklich ein heftiger Streit
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zwischen der Protagonistin und diesem Ersatzvater.
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Wo man erst denkt, okay, das geht jetzt, jetzt ist eine Grenze überschritten
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und jetzt gehen die beiden wieder auseinander.
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Und dann legt er Musik auf und tanzt dazu. Und dieser Mann, den wir vorher nur
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als Feuerwehrmann kennengelernt haben, als unglaublich maskulinen Typen,
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und der tanzt auf eine Art und Weise, die einen vollkommen verzaubert.
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Wo er sich innerhalb von Sekunden in jemand anderen verwandelt.
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Und das ist so unglaublich schön. Und dann gibt es noch eine Szene,
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wo die Feuerwehrleute eine Party feiern, neben ihren Feuerwehrautos in so einer Halle.
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Und das hat so eine Intensität, diese unglaublich kräftigen, nackten Männerkörper.
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Und dann unsere Protagonistin wird dann...
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Dazu gezwungen, irgendwie so einen Feuerwehrwagen zu besteigen und dann führt
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sie da oben einen Tanz auf, der so unglaublich androgyn und lassiv ist, dass diese Männer.
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Erstarren, also die vollkommen irritiert und fasziniert sind und wir mit ihnen.
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Also allein wegen dieser Tanzszenen lohnt es sich, diesen Film anzuschauen.
Florian Clauß
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Absolut, ja.
Micz Flor
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Ich mach da trotzdem auch nochmal einen kurzen Knick mit den Worten von Reinhard,
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vielleicht zum Abschluss. Aber ich habe noch nichts gesagt.
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Die Tanzszene mit dem Vater finde ich auch ganz toll, weil da sieht man so,
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also es gibt halt so viel Fassade und in dieser Tanzszene gibt es dann für mich
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so diesen Satz, der sich so ausdrückt, unterschwellig.
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Warum sieht das denn keiner? Also so ein Teil von ihm, der nur da sichtbar wird
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und den er hinter diesem Charakterpanzer mit Chemie gar nicht zeigen kann.
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Und da wird er nicht nur ein anderer, sondern da ist so ein Appell dahinter.
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Seht mich doch mal. Ja, seht das doch auch mal. Das fand ich wirklich sehr berührend.
0:48:14–0:48:17
Die Traumszene, da wollte ich auch noch was einfügen.
0:48:17–0:48:21
Ein Film, der auch irgendwie im Horrorgenre ist, dieser Jacob's Ladder,
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den ich irgendwann mal gesehen habe und nicht dachte, dass ich den immer wieder
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mal nach vorne ziehe, auch hier bei den Episoden schon wieder oft.
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Und da ist ja auch so diese Frage, was ist Traum, was ist Realität?
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Bei Jacob's Ladder, Plot Spoiler, ist das jetzt alles nur ein Traum im Sterbeprozess
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gewesen oder wurde da wirklich an ihm rumgedoktert nach dem Krieg und so weiter?
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Ja, und das gibt, das wollte ich kurz sagen aus dieser Psychiatrie-Ecke,
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es gibt halt eine F-Störung unter F07, die Persönlichkeits- und Verhaltensstörung
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aufgrund einer Krankheitsschädigung der Funktionsstörung des Gehirns.
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Oder wie es auch manchmal genannt wird, ist Pseudopsychopathie.
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Da geht es darum, dass eben infolge eines Hirntraumas oder Hirnhautentzündungen
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oder Virenbefall, dass sich die Persönlichkeit ändert. Und diese Veränderung
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dann zum Beispiel eben auch die Sexualität oft betrifft.
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Das kann enthemmend sein in bestimmten Bereichen.
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Und das ist eine eigene, also diese Transformationsebene haben wir angesprochen,
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der Unfall, Titan und dann gibt es so was Traumhaftes, was da passiert.
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Und das fand ich irgendwie auch interessant, dass sich da vielleicht sowas auch
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in einer veränderten, subjektiven Wahrnehmung der Haupterstellung,
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mit der wir ja als Zuschauer verbunden sind, nach der Kindheit dann sich da ausdrückt.
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Und das zweite ist dieser Begriff einfach nur noch so als Fußnote von der Objektsexualität.
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Das kennt jeder wahrscheinlich, glaube ich. Das war 2007, hat eine US-amerikanische
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Sportlerin, ich weiß gar nicht mehr genau was, die hat den Eiffelturm geheiratet.
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Ich weiß nicht, ob ihr davon mal gehört habt.
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Also es gibt dieses Thema, dass Menschen in Liebe verfallen.
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Wir wissen jetzt nicht, ob beim Cadillac das nur sexuell ist oder ob das auch
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eine Liebesbeziehung ist, aber diese Sache, dass wirklich eine emotionale, tiefe,
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nachhaltende Verbindung mit einem nicht belebten Objekt, also kein Tier,
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sondern wirklich der Eiffelturm, die heißt auch Erika Eiffel,
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geboren Erika Labrie.
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Und das wollte ich auch nochmal reinwerfen, weil ich finde das schon auch nochmal
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interessant, wenn wir dann über diese Horror-Ideen denken,
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Bilder, die entstehen und diese Grenzthematik gar nicht nur von wegen,
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wo hört meine Haut auf, wo beginnt was anderes, sondern auch die Grenzthematik.
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Ist dieses Objekt jetzt belebt genug in der Wahrnehmung, die ich von ihm habe,
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damit ich da wirklich mich, sage ich mal, mit Flüssigkeiten und nicht nur mit
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harten Dingen verbinden kann.
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Also das finde ich einfach auch nochmal schön, dass es da mit reinkommt,
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auch wie so eine Grenzthematik, die Liebe zwischen belebten und unbelebten Objekten.
Florian Clauß
0:51:07–0:51:10
Ja unbedingt, das ist immer ein wichtiger Punkt, nämlich wie du sagst,
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dass bestimmte Body-Horror-Szenen dann auch tatsächlich eine Inszenierung sind
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von irgendwelchen pathologischen Ausdrücken, die sich dann halt auch tatsächlich
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kategorisieren lassen.
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Also bleiben wir beim andalusischen Hund und diese Szene, wo dann aus dem Loch
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in der Hand Ameisen krabbeln, das könnte ja auch einfach eine psychotische Wahrnehmung
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sein, aber ist halt ein Film.
0:51:34–0:51:42
Und ich glaube auch viele Zustände sind dann auch aus solchen krankhaften Wahnvorstellungen
0:51:42–0:51:48
dann entstanden, gerade im Body-Horror-Bereich und ich will noch einen Punkt machen,
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dass eben diese beiden Filme, die wir jetzt, also Reinhard jetzt mit Titan und
0:51:53–0:51:57
ich mit The Substance, das ist beides von Frauen gedreht.
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Ja, ich glaube, gerade im feministischen Bereich ist dann auch Bodyhorror ein
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Ausdruck, um eben mit diesen Repressionen, denen gerade Frauen und Frauenkörper ausgesetzt sind.
0:52:09–0:52:12
Die dann irgendwie auch Ausdruck zu verleihen oder auch eine andere Perspektive
0:52:12–0:52:14
oder auch das kaputt zu machen.
0:52:14–0:52:18
Ja, also auf den Kopf zu drehen. Ich glaube, das ist auch eine Möglichkeit,
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sich da auszutoben und so ein Gegenbild zu entwickeln.
0:52:21–0:52:26
Und ich finde, Titan hat das besonders gut gemacht in dieser Form.
0:52:26–0:52:30
Ich möchte noch erwähnen, ich hatte noch einen Punkt zu Titan,
0:52:31–0:52:35
vielleicht nochmal zum Titel, weil der im Deutschen oder im Englischen auch
0:52:35–0:52:40
könnte und ich dachte auch erst, es wäre quasi diese Doppelbedeutung von Titan.
0:52:41–0:52:45
Dass auf der einen Seite das Metall gemeint ist, auf der anderen Seite eben
0:52:45–0:52:50
die mythologische Figur, die Titanen, diese Riesengötter.
0:52:50–0:52:56
Aber das ist es nicht, weil im Französischen wird es mit E hinten geschrieben und das ist das Metall.
0:52:56–0:53:00
Also das hat nicht diese doppelte Konnotation, dass auf der einen Seite.
0:53:00–0:53:05
Und auf der anderen Seite, was der Film, diese unglaubliche Nähe,
0:53:05–0:53:08
die dann noch zwischen den Figuren entsteht,
0:53:08–0:53:13
die hat mich stellenweise, und weiß ich nicht, ob Reinhard das auch so bejahen
0:53:13–0:53:15
würde, mich an den Film The Wrestler erinnert.
0:53:15–0:53:20
Ja, auch ein ganz tolles Porträt von so einem alten Ringer, ja,
0:53:20–0:53:25
also Wrestling-Ringer, der gespielt wurde von Chris Wester.
Reinhard
0:53:25–0:53:27
Sylvester Stallone war das doch.
Florian Clauß
0:53:27–0:53:30
Nee, nicht Sylvester Stallone. Das war nicht Sylvester Stallone.
Micz Flor
0:53:30–0:53:31
Mickey Rourke.
Florian Clauß
0:53:32–0:53:34
Mickey Rourke, genau. Richtig, ja.
0:53:34–0:53:38
Die sich auch alle so, also auf der einen Seite siehst du diesen knallharten
0:53:38–0:53:43
Kampf auf der Bühne, der halt viel inszeniert ist, auf der anderen Seite siehst du dann halt,
0:53:43–0:53:48
wie herzlich die in der Umkleidekabine zueinander sind, aber auch wie selbstverständlich
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sie sich dann halt gegenseitig die ganzen Drogen reichen,
0:53:51–0:53:54
um dann halt irgendwie noch irgendwie in Form zu bleiben.
0:53:54–0:53:59
Ja, also dieses zwischen Drogen und aber auch trotzdem Akzeptanz dabei.
0:53:59–0:54:05
Sie wird ja auch irgendwie und er wird ja mit seinen Fehlern so akzeptiert.
0:54:05–0:54:10
Und da, finde ich, ist so eine Menschlichkeit drin, die mich halt wirklich ergreift,
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weil das halt genau diese Ambivalenz von Menschlichkeit so ausmacht.
0:54:14–0:54:16
Und das finde ich halt toll, dass das so inszeniert ist.
Micz Flor
0:54:16–0:54:17
Ja, könnten wir...
0:54:18–0:54:22
Als Fußnote und dann können wir vielleicht eine Folge machen über Sportfilme.
0:54:23–0:54:24
Und dann können wir den mal reinziehen.
Reinhard
0:54:25–0:54:31
Aber du hast recht. Ich finde auch, der Wrestler und Titan, also diese Männerfiguren,
0:54:31–0:54:35
der Feuerwehrmann und dieser Wrestler, die haben sehr viel miteinander gemein.
0:54:35–0:54:42
Also da ist so eine sehr, sehr männliche äußere Hülle und was darunter ist eigentlich
0:54:42–0:54:44
ein sehr zerbrechlicher Mensch.
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Und das sozusagen freizulegen, das versuchen beide Filme und das ist sehr schön
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hat mir bei beiden sehr gut gefallen Ich.
Micz Flor
0:54:52–0:54:56
Mach mal eine kurze Frage Chris ist noch da oder?
Chris Flor
0:54:56–0:55:01
Ja ja, aber wie lang machen wir den noch? Das ist ein bisschen Wahnsinn.
Florian Clauß
0:55:01–0:55:04
Oder wollen wir das vielleicht so machen, dass wir jetzt Weapons dran nehmen
0:55:04–0:55:10
und du dass wir dann so ein bisschen das offener diskutieren und Weapons gemeinsam
0:55:10–0:55:13
dann so vorstellen Und dann.
Micz Flor
0:55:13–0:55:16
Würde ich vorschlagen, dann können wir es noch besser argumentieren weil ich
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glaube echt, wir machen da zwei Folgen draus.
Florian Clauß
0:55:17–0:55:18
Ja, würde ich auch sagen, genau.
Micz Flor
0:55:19–0:55:20
Wäre das okay, Chris?
Chris Flor
0:55:21–0:55:24
Naja, können wir machen, aber wie gesagt, ich kann ein bisschen Einführungssachen
0:55:24–0:55:27
sagen, aber es ist halt nichts Tolles erwarten jetzt.
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Ich bin immer noch halb wahnsinnig von meinem, ja, ich habe gestern war den
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ganzen Tag krank und habe das Elixier des Teufels gelesen in meinem Fieberwahn.
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Also insofern.
Reinhard
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Nicht die beste Idee.
Micz Flor
0:55:42–0:55:43
Das bleibt drin.
Florian Clauß
0:55:43–0:55:45
Du bist geimpft worden, hast du erzählt.
Chris Flor
0:55:45–0:55:51
Ja, ich habe die genauso auch Body Horror. Ich habe den Pneumonia Covid und
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die Flu gekriegt, also die Grippeimpfung bekommen.
Florian Clauß
0:55:55–0:56:00
Also ich würde vorschlagen, dass wir jetzt zu dem zweiten Film des Abends kommen.
0:56:01–0:56:07
Nämlich auch ein ganz aktueller Film, der eben in den Kinos lief, den ich mit meiner...
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Kinogruppe gesehen habe, Weapons von 2025 und dann auch in unsere Eigentlich-Gruppe
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geschrieben habe, ihr müsst den auch sehen, ich fand den toll und Chris hat
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sich den angeguckt und Chris, was ist dein Eindruck?
Chris Flor
0:56:23–0:56:27
Also ich fand es erstmal toll bei dem Film, also ich hatte, du hattest dann
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schon gesagt, so ein bisschen, dass es wie Rashomon so ein bisschen wäre mit
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dieser Erzählstruktur, das war aber mehr oder weniger alles,
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was ich über den Film wusste.
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In meiner anderen Filmgruppe wurde gesagt, je weniger man über den Film weiß, desto besser.
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Und ich fand das auch wirklich toll, weil mir war das nicht klar,
0:56:42–0:56:46
dass es ein Body-Horror-Film ist oder in Teilen ein Body-Horror-Film.
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Weil einfach die Preview dazu war mehr oder weniger eigentlich nur die ersten
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fünf Minuten der Geschichte, wo einfach erzählt wird, was ist hier passiert.
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Und dann kamen dann so ein paar Ausschnitte von irgendwelchen Szenen,
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die man nicht richtig in Kontext setzen konnte zu irgendeiner Geschichte und
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das war es dann auch schon.
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Also ich war, ich dachte auch, also doch mal von oben und draußen,
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ich fand es einen sehr tollen Film, um den im Kino zu sehen,
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weil eben durch diese Horrorsachen und auch, weil es eine Komödie auch in gewisser
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Weise ist, das ein sehr gutes,
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das war ein Erlebnis, das mit anderen Menschen zusammenzusehen,
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dieses Stöhnen, die Angst und so weiter, also der Ekel, also auch diese humorvollen
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Szenen, das alles irgendwie so miteinander zu erleben. fand ich so. Ich hatte dann auch.
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Ich war halt so ein Kinotag, heißester Tag des Jahres irgendwie.
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Ich hatte ein großes Getränk getrunken, saß dann drin und musste dann halt blöderweise
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mittendrin aufs Klo und bin halt aufgestanden, hab gemeint, ja,
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ich möchte jetzt ganz schnell aufs Klo gehen.
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Fing dann an, so ein bisschen zu rennen und dann hab ich dann meine Arme so
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zur Seite raus und bin halt so wie die Leute gerannt.
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Und dann haben wir im Kino richtig so ...
Reinhard
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So ein paar Leute haben dann gedacht ...
Florian Clauß
0:58:04–0:58:05
So ein paar Leute, so ...
Reinhard
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Das müssen wir mal als Flashmob machen, so mit zehn Leuten in den Film gehen
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und dann so aufs Klo retten.
Micz Flor
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Das war jetzt genialer Plot-Spoiler, als anekdotenhafter Plot-Spoiler, das ist ein neues Genre.
Florian Clauß
0:58:24–0:58:24
Super.
Chris Flor
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Ja, ja, aber also, der Film fängt halt eben an, und das hat vielleicht,
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die Vorschau hat halt jeder gesehen, aber machen wir jetzt hier Filmnacherzählungen?
Florian Clauß
0:58:33–0:58:34
Wir machen das.
Chris Flor
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Okay, also in einer Suburbstadt in den USA sind halt eines Morgens um 2.17 Uhr, glaube ich war es,
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sind auf einmal so alle Kinder aus einer bestimmten Schulklasse von einer Lehrerin
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aufgestanden und sind dann die Tür rausgerannt und sind dann nie wiedergekommen
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und die Eltern wissen nicht, was los ist.
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Natürlich sind alle komplett verzweifelt, die Lehrerin wird verhört,
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alle Leute werden verhört.
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Das alles wird halt jetzt wirklich in den ersten 5 Minuten erzählt,
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aber man weiß halt überhaupt nicht, was passiert ist.
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Also ein Kind erzählt die ganze Geschichte, also der, ich weiß nicht,
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allwissende Erzähler vielleicht nicht unbedingt, aber halt schon aus so einer.
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Perspektive raus, erzählt uns halt diese Geschichte.
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Es fängt dann an, der Film Richtig fängt dann an, wo wir, bevor die,
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Ein paar, eine Woche oder so was oder zwei Wochen wurde die Schule halt komplett
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geschlossen und am Abend, bevor die Schule wieder geöffnet wurde,
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ist dann so ein Elternabend, wo halt alle im Saal sitzen und dann die Schulleitung
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und dann halt eben auch die Lehrerin Julia Garner nach vorne gehen und dann
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halt ein paar Worte sagen.
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Und man merkt schon, natürlich ist die Spannung groß, vor allen Dingen Josh
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Brolin ist halt einer dieser Hauptfiguren, der heißt Archer,
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was auch relativ interessant ist als Name, der halt dann die Verbindung sieht,
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ja, das waren nur Kinder aus dieser einen Schulklasse, also muss die Lehrerin
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was wissen. Und das kommt dann halt zur Eskalation.
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Man merkt, dass da auch so Gewalt in der Luft liegt und die Lehrerin muss dann
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halt schnell rausgerettet werden.
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Und man kriegt dann halt auch mit, ja, sie ist Alkoholikerin.
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Das ist halt irgendwie relativ klar. Also das ist auch das Erste,
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was sie macht. Es wird gesagt, na, gehen Sie jetzt schnell nach Hause.
1:00:16–1:00:20
Gehen Sie nirgendwo mehr hin, damit Ihnen nichts passiert, damit Sie niemand abfängt.
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Und sie geht dann trotzdem noch in den Liquor-Store und kauft sich halt erstmal
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ein paar Flaschen Wodka und fährt dann nach Hause. Also ja, dann entfaltet sich das dann.
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Es ist, wie halt schon gesagt, das ist ein bisschen so eine Rashomon-Geschichte.
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In der Struktur wird es erzählt, dass man erst mal aus einer Perspektive das sieht.
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Das ist aus der Lehrerin, die heißt, Moment, ich habe den Namen hier vor mir, Justine.
1:00:42–1:00:47
Justine, wie sie das halt so mitkriegt. Und man kriegt halt auch mit,
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wie ihr Leben halt so aussieht.
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Sie kommt dann, ich finde den Film halt ziemlich genial. Also auch wie dann
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halt so manche Sachen halt so, weil man denkt halt erstmal, okay, was ist das hier?
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Ist das jetzt ein Science-Fiction-Film? Der Film heißt auch Weapons,
1:01:01–1:01:04
deswegen denkt man vielleicht an sowas Technologisches oder sowas.
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Man hat die ganze Zeit, sind so Andeutungen auf Parasiten irgendwie überall,
1:01:10–1:01:14
also dann auf der Schultafel steht was über Parasiten, die Leute schauen sich
1:01:14–1:01:16
Dokumentationen an über Parasiten.
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Dann aber halt dieses Wort Weapons ist dann halt auch drin, aber dann taucht
1:01:20–1:01:24
dieses Wort Witch auf, ist dann halt auf ihr Auto draufgeschrieben,
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wo dann halt erstmalig halt dieses Wort dann halt auftaucht.
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Und also das ist halt jetzt der Spoiler, der Böse ist eine Hexe halt auch,
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aber es ist nicht unsere Julia Garner, obwohl man die vielleicht auch,
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wenn man die Person genauer untersuchen würde,
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dann halt auch Hexenhaftes an ihr erkennen würde.
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Aber im Endeffekt steckt dann wirklich eine Hexe dahinter.
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Es ist sehr schwierig, diesen Film nachzuerzählen, weil der halt eben über diese
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verschiedenen Spuren erzählt wird.
1:01:58–1:02:01
Also erstmal wird halt die Geschichte der Lehrerin erzählt, dann wird die Geschichte
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von dem Archer erzählt, das ist der Josh Brolin.
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Und das ist auch eine ganz tolle Figur irgendwie, weil der scheint,
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also das ist halt so ein Typ, der so Hausbauer ist, so ein Bauherr oder sowas,
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der aber scheinbar auch irgendwie so eine militärische Vergangenheit hat,
1:02:18–1:02:19
ein ziemlich harter Typ,
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der aber wahnsinnig darunter leidet, dass sein Sohn dann halt verschwunden ist.
1:02:24–1:02:26
Er schläft seitdem nur noch in
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dem Bett seines Sohnes und hat auch schon Schwierigkeiten mit seiner Frau.
1:02:30–1:02:36
Aber er scheint dann trotzdem auch eben so sehr hart und männlich halt einerseits.
1:02:37–1:02:40
Aber dann halt eben andererseits auch, er hat nie seinem Sohn gesagt,
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ich liebe dich, das ist halt auch so ein Problem.
1:02:42–1:02:46
I love you hat er nie gesagt. er auch eher der intuitivste von den allen ist,
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wenn man das halt jetzt mal so Gender-Role-mäßig zuschreiben wollen würde,
1:02:51–1:02:56
ist er schon so derjenige, der halt in seinen Träumen dann irgendwie die Sachen
1:02:56–1:02:59
so halt so mehr oder weniger halt so zusammenfügt und auch,
1:03:00–1:03:03
dass es eine Waffe ist, dass er darauf kommt als Archer eben,
1:03:03–1:03:08
also was er dann halt herausfindet ist, wenn man schaut, wohin die Kinder gerannt
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werden, dann sind die so sternförmig auf einen Punkt zugerannt und hat er in
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der Landkarte festgemacht. Und das ist halt eben dieses eine Haus.
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Was für ein Haus ist das? Das ist das Haus, wo der junge Alex drin wohnt.
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Das einzige Kind, das an dieser Nacht nicht verschwunden ist,
1:03:26–1:03:29
der aber auch überhaupt gar nicht über die Situation reden kann,
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möchte, der ziemlich traumatisiert scheint.
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Und Justine, die Lehrerin, versucht die ganze Zeit mit ihm zu reden.
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Und so nähern sie sich immer mehr diesem Haus. Also das Haus ist halt dieses
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sternförmige Zentrum, diese Pfeile schießen aus allen Seiten dorthin.
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Sowohl Justine, die halt eben, sagen wir mal, eher so zwischenmenschlich,
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also sie ist quasi, wie sie sich mit den Kindern verhält.
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Durch den Kontakt zu Alex kommt sie dann hin, okay, dieses Haus muss der richtige Ort sein.
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Und dann der andere, dieser andere Charakter, Josh Brolin, Archer,
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für ihn ist es halt einfach die
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Vektorrechnung, das dann im Zentrum dieser ganzen Pfeile dieses Haus ist.
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Du hast diesen James, diesen Junkie, der halt in diesem Haus endet oder dann
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in dem Haus ankommt, weil er, weil das Haus verlassen erscheint und er da Sachen rausklauen möchte.
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Du hast einen Polizisten, der dem, diesem James auf der Spur ist,
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der auch gleichzeitig eine Affäre mit Justine hat.
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Alle werden dann halt zu diesem Haus dann hingezogen und was ist in diesem Haus?
1:04:36–1:04:39
In diesem Haus sind die Eltern von Alex.
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Okay, ich liste mir da immer jemand.
Florian Clauß
1:04:42–1:04:48
Also das Haus selber ist total auch so unheimlich inszeniert.
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Man sieht dann halt immer die Tür auf und dann hinter ist total schwarz.
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Man sieht dann nur in den Fenstern, dass sie mit Zeitungspapier vollgeklebt ist.
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Und das wird schon ziemlich früh sehr unheimlich inszeniert.
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Und letztendlich, also ein bisschen banal ist die Geschichte dann schon,
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aber ziemlich gut inszeniert.
Chris Flor
1:05:05–1:05:06
Wenn man es weiß.
Florian Clauß
1:05:06–1:05:11
Wenn man es weiß, ja, also dann ist natürlich, sind alle Kinder in diesem Haus,
1:05:11–1:05:15
ja, und die sind so wie Marionetten, ja, und diejenige, die das dann halt quasi
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alles steuert, ist die Tante, also die Schwester von der Mutter von Alex,
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und die ist eine echte Witch, die kann richtig, also quasi verfluchen,
1:05:24–1:05:28
und was sie dann macht mit so einem Ritual, mit so einem Stock und einem Stoff,
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ja, dass sie dann halt so quasi dann die Macht über die jeweiligen Menschen
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hat, und sie wie Marionetten dann dirigieren kann.
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Und so sind auch die Eltern von Alex, also ihre Schwester und der Mann von ihr,
1:05:41–1:05:44
die sind auch eben so eingefroren.
Chris Flor
1:05:44–1:05:48
Diese Tante ist halt sehr krank, wahrscheinlich krebskrank oder sowas.
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Also sind alle Haare ausgefallen, sie trägt immer Perücken.
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Das kommt aber erst am Ende raus. Also die Figur taucht natürlich in den anderen
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Geschichten schon vorher aus und ist halt so mit einer roten Perücke total absurd
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übergeschminkt und so weiter. Eine echt skurrile Figur.
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Wo sich dann halt dann später eben durch diese verschiedenen Geschichten und
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dann halt eigentlich erst durch die allerletzte Geschichte, die dann von innen
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alles erzählt, nämlich Alexes, aus Alexes Sicht das alles erzählt wird.
1:06:15–1:06:20
Es ist eben die Tante von Alex, die krank ist, die sich dort eingenistet hat,
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also quasi eigentlich sollten die so die...
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Alexis Eltern ihr Sterbehilfe leisten, aber in Wirklichkeit ist sie eine Hexe,
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um deren Lebenskraft auszusaugen.
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Sie hat so ein kleines Bäumchen dabei und dieses Bäumchen, da macht man die
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Zweige ab, da sind auch so Stacheln dran und das ist halt so eine Blutmagie.
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Wo sie dann halt so Stachel und dann um den Zweig und dann bindet sie dann Haare
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herum oder irgendwas, was zu der Person gehört.
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Wenn sie das bricht, das Stäbchen, dann kann sie diese Menschen quasi,
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ja, marionettenmäßig bewegen.
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Und was halt passiert ist, sie hatte eigentlich gehofft, dass sie durch die
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Eltern von Alex ihre Energie genügend zurückkriegen konnte, um wieder zu genesen.
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Also die Eltern sind quasi in so einem Zombie-Dasein, sitzen die nur so rum,
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werden von Alex dann mit Suppe gefüttert.
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Alex bleibt normal, damit er helfen kann, damit er in der Schule ist und damit
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er auch helfen kann, die Eltern zu füttern und so weiter und Suppe einzukaufen.
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Und überlegen halt diese Dosen Suppe rum.
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Aber es stellt sich dann halt später, merkt die Tante dann, naja,
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das reicht jetzt doch nicht.
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Diese Energie von den Eltern reicht jetzt doch nicht aus. Wir müssen jetzt auch
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alle Kinder aus der Schule holen.
1:07:28–1:07:31
Und dann fängt halt Alex an und bringt halt, oder wir brauchen mehr Menschen.
1:07:32–1:07:35
Die Hexe sagt, du kannst das nicht der Polizei erzählen oder deiner Lehrerin
1:07:35–1:07:39
oder irgendjemand, weil sonst kann ich es machen, dass deine Eltern sich großen Schaden zufügen.
1:07:40–1:07:45
Und er wird dann in die Schule geschickt, Alex, um Gegenstände zu sammeln.
Micz Flor
1:07:45–1:07:49
Diesen Ein-Body-Horror-Moment. Jetzt hast du den Ein-Body-Horror-Moment mit
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den Gabeln nicht erzählt.
Chris Flor
1:07:51–1:07:56
Ach so, ja genau. Ach, du hast den auch gesehen, den Film. Okay, das ist der erste.
1:07:56–1:08:01
Ich hatte dann auch überlegt, den Film könnte man auch irgendwie Messergabelschere Licht nennen.
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Weil halt eben diese ganzen, also man hat halt diese Schere,
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man hat die Messer, man hat die Gabeln und so weiter, das ist sogar die Gabel.
1:08:08–1:08:10
Also die sitzen alle am Tisch.
1:08:11–1:08:17
Und da erklärt halt die Tante, erklärt dann dem Alex, wie die Situation halt
1:08:17–1:08:21
jetzt liegt, dass halt die Eltern jetzt sitzen hier und dann fängt sie an und
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wickelt halt die Haare der Eltern um den Stab und macht ihr eigenes Blut drauf und bricht.
1:08:26–1:08:29
Und dann fangen die beiden an und stechen sich halt mit den Gabeln,
1:08:29–1:08:33
die Vater und die Mutter nehmen dann ihre Gabel und stechen sich halt so wiederholt
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mit der Gabel ins Gesicht, bis sie dann halt den Stab ins Wasser fallen lässt
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und dann hören sie halt halt auf.
1:08:41–1:08:47
Was halt irgendwie so demonstriert, ja okay, die sind halt unter ihrer Kontrolle, die...
Florian Clauß
1:08:47–1:08:51
Vielleicht nochmal ganz kurz ergänzend dazu, was dann vielleicht auch nochmal
1:08:51–1:08:55
so ein bisschen einen Blick auf den Titel des Filmes wirft, ist,
1:08:55–1:08:58
dass diese, ich sag mal so verfluchten Menschen,
1:08:59–1:09:03
ja, dass man die konditionieren kann auf andere Menschen, ja,
1:09:03–1:09:05
und dass die dann halt so losgehen wie Waffen, ja.
1:09:05–1:09:09
Und das ist vielleicht auch der andere Body-Horror-Film im Moment in dem Film,
1:09:09–1:09:13
dass die dann halt so, sobald die dann konditioniert sind und dann bricht sie
1:09:13–1:09:18
eben dieses Stöckchen und dann rennen die los und wollen halt um alles auf der
1:09:18–1:09:20
Welt diesen einen Menschen dann vernichten.
1:09:20–1:09:24
Und da gibt es halt auch so eine Szene, wo dann halt der Direktor der Schule
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dann die Lehrerin vernichten soll,
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weil der auch verflucht wurde und dann siehst du halt, wie der dann halt wie
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besessen losrennt und dabei halt auch sich irgendwie komplett dann auch kaputt geht dabei.
Reinhard
1:09:40–1:09:43
Wie so ein Zombiefilm ist das dann eigentlich an der Stelle.
Florian Clauß
1:09:44–1:09:47
Genau, an der Stelle wird es wie so ein Zombiefilm inszeniert, ja.
Chris Flor
1:09:47–1:09:50
Ja, aber das ist halt auch lustig, weil es halt dadurch, man sieht den halt
1:09:50–1:09:55
dann in der Geschichte von dem Archer sieht man,
1:09:55–1:09:59
glaube ich. Ich glaube, oder ist es schon bei der Justine-Geschichte auf jeden Fall.
1:09:59–1:10:02
Sie steht an der Tankstelle und dann auf einmal kommt das, ich glaube,
1:10:02–1:10:04
das ist bei der Archer-Geschichte, dann kommt, sieht man denen das erste Mal
1:10:04–1:10:08
diesen Marcus, den Schulleiter, wie er dann halt auf sie zurennt und der hat
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schon wahnsinnig viel Blut läuft ihm über das Gesicht.
1:10:11–1:10:15
Und der rennt dann halt die ganze Zeit hinterher und sie versucht halt zu entkommen
1:10:15–1:10:19
und geht in den Laden und dann kommt er hinterher und ein paar Mal ist sie schon
1:10:19–1:10:22
fast gestorben, sie fährt dann mit dem Auto weg und er rennt hinterher und wird
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dann halt, schließlich wird der Schulleiter dann halt von dem Auto überfahren.
1:10:25–1:10:29
Als man dann später die Geschichte aus der Sicht des Schulleiters sieht,
1:10:29–1:10:33
ist er halt zu Hause mit seinem Partner und die schauen sich gerade halt eben
1:10:33–1:10:36
auch diesen Film über diese, wie heißen diese Pilze da?
Florian Clauß
1:10:36–1:10:41
Ja, die dann die Schnecken und so weiter besetzen.
Chris Flor
1:10:41–1:10:42
Ja, die Ameisen.
Florian Clauß
1:10:42–1:10:49
Die Ameisen oder Käfer, so halbtote Käfer. Also symbolisch dann halt so besetzt.
Chris Flor
1:10:50–1:10:54
Ja, also die schauen sich das halt an, dann taucht diese Tante auf und sagt,
1:10:54–1:10:58
hier könnte ich eine Schale Wasser haben und dann setze ich dann halt hin.
1:10:59–1:11:02
Also das ist eine ziemlich skurrile Figur halt eben, setzt sich hin und dann,
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als sie dann den Schulleiter erstmalig aktiviert, setzt sie ihn darauf an,
1:11:07–1:11:08
seinen Partner zu töten.
1:11:08–1:11:12
Und das ist halt ziemlich, das ist ziemlich heftig, wo er dann halt anfängt
1:11:12–1:11:15
und den halt erstmal so wirkt und dann halt mit seinem Kopf immer wieder auf
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dessen Kopf einschlägt,
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bis der halt tot ist oder nur nicht tot, man weiß es nicht, also das Gesicht
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ist dann schon so total platt, man sieht das eigentlich alles und der atmet
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halt immer noch durch, so durch dieses Gesicht, das ist eine ziemlich fiese,
1:11:28–1:11:29
fiese, fiese Situation,
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wenn man sich das anguckt, aber halt eben auch im Kino, also ist man wenigstens
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zusammen und schaut sich das an.
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Und dann wirft sie halt das Stäbchen ins Wasser, hört auf und dann macht sie
1:11:39–1:11:42
ein neues Stäbchen und setzt ihn halt auf diese Justine an.
1:11:43–1:11:49
Schließlich, sagen wir mal schließlich, also die ganzen Kinder sind unten im Keller.
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Es gibt diesen Polizisten, was halt auch, brauchen wir nicht unbedingt darauf
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eingehen, aber der ist halt auch geil, diese Bad Cop Polizisten Figur,
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der halt auch ein Verhältnis wohl mit Justine hat, er ist verheiratet.
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Da hatte ich dann halt eben auch gedacht, wo diese Sache von wegen Hexe und
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Kontrolle und so weiter, wo die Justine den Polizisten, also den Paul,
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er ist halt verheiratet, er möchte stark sein, in Anführungszeichen,
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aber sie bringt ihn dann schließlich dazu, dass er Alkohol trinkt und dann haben sie halt doch Sex.
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Es ist quasi so, dieser auch eben ähnlich.
1:12:28–1:12:34
Justine halt benutzt auch einen Trunk, sagen wir mal, um ihn zu manipulieren.
1:12:34–1:12:37
Er kommt dann halt in eine Situation und ist halt fremdgesteuert,
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in der er eigentlich nicht sein möchte.
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Hatte ich dann irgendwie so gesehen. Aber wo halt, wenn man sich die Justine
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anschaut, im Gesetz zur Tante, hat die Justine halt eben auch etwas sehr so
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Nurturing, so eine Komponente.
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Und Fürsorglichkeit halt auch gerade den Kindern gegenüber, die der Tante halt
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komplett abgeht, weil es ihr halt um ihr eigenes Überleben nur geht und ihr
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das dann egal ist, wie es anderen Menschen damit geht. Ja, zu guter Letzt kommt
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dann alles dahin zusammen.
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Wir haben jetzt sowohl der Junkie James als auch der Polizist,
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als auch die ganzen Kinder, als auch die beiden Eltern von Alex sind alle unter Kontrolle dieser Hexe.
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Die merkt langsam, dass das sich nicht mehr lange so halten lässt und sie möchte
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eigentlich jetzt den Standort wechseln und bereitet da halt was daraus vor.
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In dem Moment kommen Justine und Arce kommen in dem Haus an,
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finden das halt so alles vor.
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Und dann geht quasi halt das Gemetzel halt noch so ein bisschen weiter.
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Ich fand, wo man gedacht hat, okay, das könnte jetzt dieser,
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das könnte das Ende sein.
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Und dann wird dann getötet und dann die Bösen sind tot und dann ist alles vorbei oder so.
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Also ich fand diese eine Szene, Buddy-Horror, fand ich halt total geil,
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wo in der Küche kämpfen sie, der Polizist unter der Kontrolle greift Justine an,
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Justine greift nach Besteck irgendwie und man denkt, sie holt sich ein Messer,
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aber sie holt sich so einen Apfelschäler und fängt dann an, dir das Gesicht zu schälen.
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Also man denkt so, nein, das passiert jetzt nicht, doch, das passiert jetzt.
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Und fängt halt an, dieses Gesicht zu schälen von dem Polizisten und das passiert
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halt auch tatsächlich. ich so runtergestellt. Das fand ich halt ziemlich geil.
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Aber zu guter Letzt, der Junge hat dann den genialen Einfall,
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also der Alex hat den genialen Einfall mit seinem eigenen Blut und so einem
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Zweig und den ganzen Schildchen von den Kindern, die Kinder auf die Hexe anzusetzen.
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Und das ist halt dieser wunderschön befriedigende, das wunderschön befriedigende
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Ende dieses Filmes, wo du halt dann dieses fast schon Slapstick-mäßige, wo du halt immer die,
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Die Hexe weiß, was los ist und rennt dann halt weg von den Kindern und rennt
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durch diese Suburbian-Nachbarschaft von einem Haus zum anderen.
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Und man sieht immer, wie sie so schreit, so aaaaaaah, wegrennt.
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Und dann ist es kurz still und dann hört man diese ganzen Kinder schreien.
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Aaaaaaah, mit so einem Kindergeschrei rennen die dann so hinter sie her.
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Ja, aber so völlig brutal.
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Ja, aber es ist halt so.
Florian Clauß
1:15:04–1:15:07
Wie die dann durchs Fenster steigen und dann die Treppen so runterfallen.
Chris Flor
1:15:07–1:15:11
Ja, alle kommen immer hinterher. Erst geht sie souverän zu weg und dann kommen
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sie hinterher und halt immer mit ihrem Geschrei,
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Stille und dann das Kindergeschrei und am Ende schaffen sie es halt,
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das erste Kind schafft es irgendwie, sie zu erreichen und dann ist es natürlich
1:15:22–1:15:26
vorbei, weil halt eben diese Meute dann über sie herfällt und sie dann zerreißt.
1:15:26–1:15:30
Nachdem sie zerrissen ist, ist der Zauber gebannt.
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Aber trotzdem sind die Kinder erst mal komplett leer. Die Eltern sind komplett leer.
1:15:35–1:15:40
Aber es scheint wohl von dieser Kinderstimme im Off, die dann halt so erzählt,
1:15:40–1:15:43
ja, aber manche der Kinder haben jetzt schon wieder angefangen zu reden.
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Also insofern scheint sich da wieder was zu füllen, dann wenigstens bei den Kindern danach.
Florian Clauß
1:15:48–1:15:49
Ja, ein Happy End, ne?
Chris Flor
1:15:50–1:15:53
Happy End, ja. Also auch die Hexe, wo gerade die Hexe ist tot.
1:15:53–1:15:55
Genau, wo gerade die Hexe ist tot.
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Die haben die in den Ofen geworfen und die Tür zugemacht.
Florian Clauß
1:15:59–1:16:01
Ja, und die Därme gegessen dabei.
Reinhard
1:16:03–1:16:07
Da möchte ich kurz einen Einwand formulieren, wenn ich darf.
Florian Clauß
1:16:08–1:16:08
Natürlich.
Reinhard
1:16:08–1:16:11
Ich wollte jetzt nicht vorgreifen, Chris. Ich meine, vielleicht möchtest du
1:16:11–1:16:14
ja noch ein Fazit. Ein Fazit noch ziehen.
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Nein, ich finde, es ist gerade fragwürdig.
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Ihr sagtet jetzt ein Happy End. Und das würde ich jetzt gerade in Frage stellen.
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Zunächst mal, bevor ich darauf weiter eingehe. Also ich habe den Film vor einer Woche im Kino gesehen,
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nachdem mir der aus mehreren Seiten empfohlen wurde und ich war natürlich voller
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Erwartungen und ich muss gestehen, dass meine Erwartungen ziemlich enttäuscht
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worden sind. Ich fand den Film...
1:16:39–1:16:42
Ungefähr bis zur Hälfte hat er mir gut gefallen. Ich fand auch diese verschiedenen
1:16:42–1:16:46
Erzählpositionen, obwohl das nichts Neues ist, aber ich fand es sehr interessant.
1:16:46–1:16:49
War gut gemacht. Mir haben auch die Figuren gefallen.
1:16:50–1:16:54
Aber der Film hat von dem Augenblick an für mich seinen Zauber verloren,
1:16:54–1:16:56
wo zum ersten Mal diese Hexe auftaucht.
Chris Flor
1:16:57–1:16:58
Ich weiß es nicht.
Reinhard
1:16:59–1:17:02
Moment, Moment, Moment. Ich will kurz weiter ausführen. Und diese Hexe,
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das ist für mich genau das Problematische an dem Film.
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Eigentlich geht der Body-Horror, man müsste ja eigentlich das Bewusstseins-Horror
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nennen, weil die Körper dieser Menschen verändern sich ja gar nicht,
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sondern es ist das Bewusstsein, was sich verändert, das da ausgeschaltet wird durch die Hexe.
1:17:18–1:17:24
Aber ich finde, der wahre Body-Horror geht in diesem Film gar nicht von diesen
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Menschen aus, von den Kindern, denen das Bewusstsein abgeschaltet wurde oder
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von den Menschen, die da als Waffen missbraucht werden, sondern der wahre Horror.
1:17:33–1:17:38
Und das sehen wir ein paar Mal in den Träumen dieser beteiligten Protagonisten,
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taucht ganz kurz das Gesicht dieser alten kranken Frau auf.
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Und davon geht eigentlich der wahre Horror aus. Das Gesicht einer alten kranken Frau.
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Nachher wird sie dann als Hexe tituliert und das ist sie ja auch in diesem Zusammenhang.
1:17:55–1:18:02
Ich finde, das ist eigentlich die tiefere Motivation dieses Films.
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Das ist eigentlich das, wovor wir Angst haben müssen und das ist das,
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wovon der wahre Horror ausgeht.
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Vom Alter, diese Frau ist nicht geliftet wie alle Schauspielerinnen in Amerika
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und die Falten sind nicht weggeschminkt, sondern wir sehen wirklich eine alte Frau,
1:18:20–1:18:27
so wie sie aussieht, wenn man eben nichts Kosmetisches oder Chirurgisches daran macht.
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Und ich glaube, dass das gerade in den Vereinigten Staaten, wo ja jetzt alle
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älteren Frauen beim Schönheitschirurgen waren, etwas wirklich Schockierendes hat.
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Und damit konfrontiert zu werden, mit dem Alter, mit dem eigenen Verfallen,
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mit dem sicheren Tod, ich glaube, das ist das, was eigentlich den Warenhorror dieses Films ausmacht.
1:18:47–1:18:53
Und ich finde es eigentlich tragisch, dass diese Frau dann sterben muss.
1:18:53–1:19:00
Diese arme, alte, kranke Frau wird von der Jugend zerrissen förmlich.
1:19:00–1:19:03
Also das ist ja auch eine Form von Euthanasie.
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Also die alten Kranken müssen sterben, damit die Jungen irgendwie aufblühen können.
Chris Flor
1:19:09–1:19:14
Ja, also ich sehe das auch so. Also sie hat sich nicht in ihre Rolle reingefunden.
1:19:14–1:19:17
Sie hat nicht akzeptiert. Sie hat die Frechheit besessen.
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Und da geht es dann vielleicht auch mit dem Substance dahin.
1:19:22–1:19:24
Also das sind auch Parallelen zur Substance.
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Dass sie nicht artig irgendwie sagt, okay, dann bin ich alt und ich sterbe jetzt.
1:19:29–1:19:32
Sondern sie sagt, nee, nee, ich möchte noch weitermachen. Ich kann noch weitermachen.
1:19:33–1:19:38
Und macht es halt, greift zu Mitteln, die anderen Menschen halt auch schaden,
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aber um halt eben weiterzumachen. Aber das darf nicht.
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Und am Ende der befriedigende Moment ist, die alte Frau muss sterben,
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darf ihr Leben nicht verlängern, darf nicht irgendwie wie jetzt,
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also diese Unsterblichkeitsfantasien von Silicon Valley und so weiter,
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darf nicht ewig weiterleben, sondern muss sich halt jetzt einfach mal dem fügen
1:19:59–1:20:00
und muss der Jugend Platz machen.
1:20:02–1:20:09
Was ja auch stimmt, also diese ganze Horrorgeschichte der Babyboomer,
1:20:09–1:20:15
die halt eben in allen Jobs noch drin sitzen und die Gen Z und so weiter,
1:20:15–1:20:17
denen keinen Raum machen im Arbeitsmarkt.
1:20:18–1:20:22
Die muss halt jetzt einfach mal weg und dann wird's halt zerrissen.
1:20:23–1:20:27
Damit die endlich aufleben können wieder, damit die Jugend endlich wieder aufleben kann.
Florian Clauß
1:20:27–1:20:31
Ja, also ich denke auch, da sind so bestimmte gesellschaftlichen Themen gepflanzt
1:20:31–1:20:34
in diesem Film, aber so nicht wirklich gut aufgelöst.
1:20:34–1:20:39
Also auf der einen Seite ist es halt natürlich in der alten Frau,
1:20:40–1:20:44
in der Tante, die Einsamkeits-Pandemie, die da passiert.
1:20:44–1:20:48
Sie ist einsam, sie sucht dann irgendwo Anschluss, ja, sie ist zwar eine Hexe.
Chris Flor
1:20:48–1:20:50
Aber... Na, sie sucht keinen Anschluss allerdings.
Florian Clauß
1:20:50–1:20:55
Sie besucht halt Energie. Aber auf der anderen Seite, das was halt so offensichtlich
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ist, dieses Ageism, was da passiert.
1:20:58–1:21:01
Auf der einen Seite wird sie eben als alte Frau rausgeworfen.
1:21:01–1:21:04
Ich finde aber, sie schminkt sich völlig übertrieben.
1:21:04–1:21:09
Also da habe ich schon so dieses Stereotyp von alten amerikanischen Frauen.
Reinhard
1:21:09–1:21:12
Es ist auch ein Zitat von der Joker.
Florian Clauß
1:21:12–1:21:17
Genau, der Joker. Oder ich dachte, ein S an diesem Klon und so weiter.
Reinhard
1:21:17–1:21:17
Ja, genau.
Florian Clauß
1:21:19–1:21:23
Aber vor allen Dingen, da fand ich jetzt auch nochmal gut den Einwand,
1:21:23–1:21:25
dass die Boomer-Generation,
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die drückt ja quasi auch, also die belastet ja die jetzt nachkommende Generation,
1:21:32–1:21:34
die in den Arbeitsmarkt geht mit ihren Renten.
1:21:34–1:21:37
Also das ist zumindest in Deutschland ein massives Problem, wie wir die Renten
1:21:37–1:21:41
finanzieren. Und das, was dann drunter liegt, ist natürlich das Care-System.
1:21:41–1:21:45
Das Care-System, der Junge, der Alex muss seine Eltern pflegen,
1:21:45–1:21:50
die sind dann halt so paralysiert, ja, sitzen da und er hat aber auch nichts irgendwie,
1:21:51–1:21:55
was er irgendwie, wie er es anwenden kann, außer diese Campbells-Suppendosen,
1:21:55–1:21:56
die er dann zusammenkehrt,
1:21:57–1:21:59
ja, und den dann halt, die füttert.
1:21:59–1:22:04
Aber das ist halt so ein ganz offensichtliches Bild, wo er dann halt seine Eltern füttert.
1:22:05–1:22:07
Ja, das ist halt irgendwie auch eine Kritik an dem Kehrsystem.
1:22:08–1:22:13
Also der Film reißt so viele Sachen auf, aber findet da nicht so richtig den
1:22:13–1:22:16
richtigen, also ich finde, der ist nicht so richtig rund am Ende.
1:22:16–1:22:18
Ja, der geht nicht so richtig auf.
Micz Flor
1:22:18–1:22:23
Da würde ich vielleicht reinspringen, genau als jemand, der den Film nicht gesehen hat.
1:22:24–1:22:28
Aber allgemein nochmal zurück, raus zu diesem Horror-Thema.
1:22:28–1:22:33
Also der Film wurde mir halt kurz vorgestellt, ich weiß nicht mehr Medien oder
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Flo oder wer es gesagt hat, aber diese Tür geht auf, die Kinder rennen weg.
1:22:37–1:22:43
Das Bild ist ja auch dieses Rennen, wo die wie so mit ausgestreckten Armen die Straße lang rennen.
1:22:43–1:22:51
Und das war einfach so ein Bild, was sofort Horror ist. Ja, also das hat mich gleich gegruselt.
1:22:52–1:22:55
Und dann habe ich eben auch über Erzählungen, weil ich wusste,
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ich werde den Film nicht gucken können,
1:22:58–1:23:01
von Flo auch schon diesen Abriss bekommen und dann kommt diese Hexe und so,
1:23:01–1:23:05
dann hatte ich auf einmal eher so ein Bild von diesem Film wie Shutter Island
1:23:05–1:23:10
oder wie Angel Heart oder so, wo es halt quasi so metaphysisch,
1:23:10–1:23:13
dämonisch irgendwie horrormäßig losgeht.
1:23:13–1:23:16
Also gar nicht mal metaphysisch, sondern einfach nur so Horror ist.
1:23:16–1:23:24
Also Horror so wie Aspirin-Tabletten oder sowas, ohne Bodenhaftung.
1:23:24–1:23:28
Einfach ein Bild, was so X-Files mäßig, das steht einfach da.
1:23:28–1:23:33
Und dann hinten raus wird es aber eher so ein Thriller und man folgt den Spuren
1:23:33–1:23:38
und man kommt dann eben auch zu einem Ende und das finde ich halt auch interessant
1:23:38–1:23:44
wenn man mal rauszoomt und sagt muss ein Horrorfilm zum Schluss sich auflösen,
1:23:44–1:23:45
egal ob es jetzt ein Happy End ist.
Chris Flor
1:23:45–1:23:50
Aber einfach muss es eine Lösung geben Wunderbar eigentlich darf es keine Lösung
1:23:50–1:23:52
geben, also ich finde bei einem Horrorfilm ich würde so weit gehen und sagen,
1:23:52–1:23:56
es darf keine Lösung geben, also die Widersprüche dürfen nicht aufgelöst werden.
Reinhard
1:23:56–1:24:00
Sonst haben wir einen Science Fiction Film Ich bin da total bei euch.
1:24:00–1:24:03
Ich habe mir die ganze Zeit, als ich da in dem Kino saß, habe ich mir gewünscht,
1:24:03–1:24:05
dass es nicht aufgelöst wird.
1:24:05–1:24:08
Dass wir am Ende nie erfahren werden, dass es vielleicht verschiedene Spuren
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gibt, denen man nachgeht.
1:24:09–1:24:13
Aber dass wir nie erfahren werden, wo diese Kinder hin sind und was mit denen passiert ist.
1:24:14–1:24:18
Es ist so ein bisschen das, was Stanley Kubrick in Shining versucht hat.
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Also es passieren seltsame Dinge, aber am Ende bleibt man ratlos.
1:24:24–1:24:27
Und es ist toll, wenn man diesen Film dann nie wieder vergisst.
1:24:27–1:24:33
Er hat eine Saat in einen gelegt, die ein Leben lang aufgeht.
Chris Flor
1:24:33–1:24:35
Kann ich jetzt auch noch mal wieder einen Schritt zurückgehen und sagen,
1:24:35–1:24:41
ja, ich glaube, dass es gerade eine Wende gibt in Horror.
1:24:41–1:24:47
Also Body-Horror ja mehr, aber halt eben auch weg von diesem High-Horror hört man ja auch dazu.
1:24:47–1:24:51
So einer, eher so einer, also ich finde den Film halt deswegen,
1:24:51–1:24:54
der fängt irgendwie so als so ein Thriller oder sowas an, wird dann halt eben
1:24:54–1:24:59
dann am Ende wirklich dieses Hexenmärchen, das dann halt auch dann aufgelöst
1:24:59–1:25:01
wird und sehr befriedigend aufgelöst wird.
1:25:01–1:25:04
Das ist, ja stimmt, dass am Ende eigentlich eine,
1:25:05–1:25:09
ein bisschen eine Ambivalenz halt komplett verschwindet, die aber halt in den,
1:25:10–1:25:14
also es gibt noch für uns Möglichkeiten, das so zu interpretieren,
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was wir dann halt auch gemacht haben mit Generationen und so weiter.
1:25:17–1:25:23
Aber am Ende wird das dann halt natürlich schon alles schön zerfetzt,
1:25:23–1:25:25
dann am Ende und alles ist gut.
1:25:25–1:25:29
Dass das eben absichtlich gelöst wird, einfach absichtlich aufgelöst wird.
Florian Clauß
1:25:29–1:25:33
Ja, also, ja, ich glaube, das ist auch das, was mich bei dem Film stört,
1:25:33–1:25:38
der, also, weil der so gut ausgeht und weil er so rund ist dann am Ende,
1:25:38–1:25:41
aber gleichzeitig, das ist, was mich am meisten, also ein Bild,
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was mich dann halt wirklich am meisten dann halt so in diesem,
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Angstzustand versetzt hat oder in diesem Verwirrungszustand,
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das war dieser Traum von dem Vater, von dem einen, der dann halt irgendwie diese
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ganzen diese ganzen Linien gezeichnet hat und drauf gekommen ist,
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dass alles in diesem Haus zusammenläuft.
1:25:58–1:26:02
Er hat eine Traumsequenz, wo er auf dieses Haus zugeht und über diesem Haus
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das öffnet sich dann halt so in seinem Traum, ist halt so ein Riesen,
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so wie eine 3D-Animation,
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so ein Riesenmaschinengewehr und es leuchtet diese 3.19, also die Uhrzeit auf,
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wo die Kinder verschwinden.
1:26:15–1:26:20
Das hat mich total verwirrt. Das war wirklich so, hä, was passiert jetzt gerade?
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Und der hatte so tolle Momente, dieser Film,
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die mich dann wieder an Ari Aster oder diese ganze neue Regie-Generation von
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Horrorfilmern, die jetzt so gerade die Filme drehen.
1:26:35–1:26:38
Und Cracker gehört ja auch mit dazu, auf jeden Fall.
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Aber das hat es nicht so richtig ausgezahlt am Ende.
Chris Flor
1:26:43–1:26:46
Im Guardian stand eine Besprechung von dem Film. Da wurde gesagt,
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vielleicht hat Weapons keinen tieferen Sinn, aber das ist okay.
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Und das glaube ich fast auch. Also ich finde es aber auch in Ordnung.
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Also es ist schon allerhand irgendwie drin.
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Man kann darüber nachdenken und so weiter. Aber es ist dann schon,
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also es ist jetzt nicht eben wie halt Substance,
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es ist halt, die Komplexität ist in der Art, wie es erzählt wird,
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die Komplexität ist, wie auch das Erwartungen geschürt werden und dann enttäuscht
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werden und dann aber am Ende dann geschürt werden und erfüllt werden.
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Irgendwie, man denkt, natürlich hatte ich auch gedacht, oh je,
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vielleicht kommt nie raus, was da jetzt mit denen los ist, weil das Kind halt
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auch am Anfang sagt und die Kinder wurden nie wieder gesehen,
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dachte ich, um Gottes Willen, wird sich jetzt dieser Film nicht für mich auflösen.
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Und dann muss ich halt ehrlich sagen, war ich schon befriedigt,
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dass sich der Film am Ende auflöst, dass es alles rund geworden ist.
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Wäre blöd zu sagen, es ist kein Stanley Kubrick, sowas möchte ich halt auch
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nicht sagen, aber ich möchte schon auch sagen, dass er halt in, also auch schon eben.
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Die meisten Leute, die den Film sehen, finden den super. Also wie damals Smells
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Like Teen Spirit war ein Song, den alle gut fanden.
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Und als der rauskam, dieser Film, alle, die sich angucken, finden den toll.
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Und das ist ja eine Leistung. Dafür, dass der halt so ein relativ low,
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also nicht low-budget, aber so ein mid-budget Film ist.
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Und ich finde, dafür ist der schon sehr gut. Dafür hat er eine sehr komplexe
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Erzählstruktur, sehr gute Schauspieler dabei.
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Ja, ist sehr lustig, ist sehr brutal für einen Film, der halt dermaßen erfolgreich
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ist. Aber ich habe den Titanen jetzt nicht gesehen, aber natürlich ist das kein
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Kunstfilm oder sowas mit dem, was sie hier zu tun haben.
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Es ist halt ein sehr gut gemachter Thriller und ein sehr überraschend gemachter Thriller.
Florian Clauß
1:28:27–1:28:32
Ja, ich glaube auch, er bietet dann für die amerikanische Durchschnittsgesellschaft
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dann halt auch entsprechende Möglichkeiten, sich da reinzuhängen.
Chris Flor
1:28:36–1:28:41
Ja, also mit dem amerikanischen, das ist jetzt hier schon ein paar Mal aufgekommen.
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Also wir müssen auch langsam mal zugeben.
Florian Clauß
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Ich will noch mal eins dazu werfen, weil ich halt wirklich auch so jetzt kurz
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danach diesen Paddington, also diesen Film von Ari Aster, den habe ich auch
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gesehen und der ist ja irgendwie so ähnlich von der Stimmung her.
Chris Flor
1:28:57–1:28:58
Achso, den habe ich noch nicht gesehen.
Florian Clauß
1:28:58–1:29:04
Ja, der spielt halt irgendwie so in Neu-Mexiko oder in irgendeinem Wüstenbundesstaat.
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Und da geht es halt auch um den Zerfall von einer Stadt und an so mehreren Personen.
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Also ein bisschen Multiperspektive auch. Aber so ein bisschen dieses ...
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Diese Hexenjagd, die passiert, diese Versammlung in der Schule,
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wo die gegeneinander reden und so weiter.
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Also dieser Zerfall oder die Spaltung, wie man schon sagt, die Spaltung der
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Gesellschaft irgendwo auch dann mitmacht. Ja, gleichzeitig finde ich den aber auch sehr Comedy-haft.
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Also ich meine, die Figur des Junkies haben schon ein paar Mal laut gelacht,
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wie er schon in sein Zelt flüchtet und die Polizei anruft.
Chris Flor
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Wenn er die Polizei anruft und dann vorher Crack geraut hat.
Florian Clauß
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Also irgendwie hat er auch lustige Momente. Also er erzählt eine Geschichte,
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er spielt da mit und ist auf jeden Fall ein unterhaltsamer Film.
Chris Flor
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Aber mit dem, ich finde es, mit diesem Amerikanisch wollte ich auch nochmal
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drauf eingehen, weil das wurde ja jetzt schon immer ein paar Mal gesagt,
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also wegen der amerikanischen Jugend,
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das Jugendkult und so weiter, amerikanische Schminke, Frauen,
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amerikanische Erwartungen und so weiter.
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Also ich würde sagen, ein Großteil der Menschen hier oder sowas haben das,
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waren ja auch noch nicht in New Mexico, der Amerikaner zum Beispiel,
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oder waren auch noch nicht.
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Also die Sache ist, ich glaube, man kann sich nicht so gemütlich in Deutschland
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hinsetzen und sagen, das ist Amerika, weil man ist ja mit genau den gleichen
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Filmen auf genau die gleiche Weise aufgewachsen.
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Man hat genau dieselben Erwartungen anerzogen bekommen durch diese amerikanischen
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Filme und das ist eigentlich,
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ich würde sagen, die amerikanische Kultur in dem Sinne bei solchen Filmen ist
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eigentlich so eine Hollywood-Kultur und damit halt eben eine,
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Mainstream-Filmkultur. Ich würde sagen, eher Hollywood, als dass ich Amerika
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sagen würde. Sagen wir mal so.
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Ich würde eher sagen, mit Hollywood würde ich nicht meinen, den Ort in Kalifornien,
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sondern mit Hollywood würde ich meinen, die Mythologien, die Kosmologien und
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so weiter, die halt da aufgebaut wurden über Jahrhunderte.
Florian Clauß
1:31:07–1:31:12
Ja gut, ja, natürlich. Das ist die Narration, die dann halt auch fast global ist.
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Wo dann halt, so kennen wir das eben, So sind die Geschichten, so werden sie erzählt.
Micz Flor
1:31:20–1:31:23
Bleiben wir mal beim Thema. Also ich finde es gut, das nochmal zu korrigieren.
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Aber Body Horror, wir haben jetzt über Altersvorsorge geredet,
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über Baked Beans, über Hollywood dürfen wir auch.
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Aber sollte ein Publikum hier drauf geklickt haben, wegen dem Body Horror Thema,
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das sollten wir nicht vergessen, finde ich.
Florian Clauß
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Okay, Mitch, dann mal los.
Micz Flor
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Nee, ich möchte das noch kurz abwickeln, Weil ich möchte einen Link machen zu
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unserer Folge 50, Carrying Comfort.
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Und da ist in den Shownotes nämlich ein Link drin auf Carrying Comfort in dem
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Omni-Magazin von 1983. Das ist eine Novelette von Dan Simmons.
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Und ich finde es so, so gute Horrorliteratur.
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Und es geht eben genau um diese Übernahme von anderen Körpern durch Menschen
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mit parapsychologischen, aber ich möchte gar nicht so viel sagen,
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aber wer Lust hat, da mal was zu lesen zu,
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es gibt eben diese Kurzgeschichte online, ist verlinkt in den Shownotes der Folge Nummer 50.
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Kann ich sehr empfehlen.
Florian Clauß
1:32:25–1:32:30
Okay, Body-Horror. Chris hat das ja in seiner Erzählung dann ab und zu eingesteuert.
Reinhard
1:32:30–1:32:34
Ja, ich hatte noch einen Aspekt, den wollte ich hier kurz noch beitragen.
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Und zwar, ich finde den Body-Horror eigentlich ja dann am intensivsten und am
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gruseligsten, wenn etwas mit Körpern passiert, die wir mit etwas komplett Unschuldigem verbinden.
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Und das ist ja ein Kind.
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Also Kinder, das hat mir in diesem Film auch gut gefallen, dass es Kinder sind,
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die sind ja sogar noch ganz jung, die sind ja gerade erst mal in der Grundschule,
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dass die zu Killermaschinen werden, das fand ich eine sehr gute Idee.
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Und das hat mich an einen Film erinnert, ich glaube, der ist noch aus den 70er-Jahren
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oder sogar aus den 60er-Jahren, wo so eine Gruppe von Kindern irgendwie,
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ich glaube, von Außerirdischen okkupiert wird.
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Und die haben dann so ganz seltsame Augen, schauen total intensiv.
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Ja, das fand ich wirklich ultra gruselig, weil das eben auch Kinder waren,
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mit denen wir das überhaupt nicht verbinden, das Böse, das abgrundtief Böse,
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das im Körper eines Kindes.
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Ich glaube, das ist sozusagen die schlimmste Form von Körperhorror,
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die überhaupt vorstellbar ist.
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Weiß jemand noch den Titel von diesem Film.
Chris Flor
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An den ich mich da erinnere? War es nicht Children of the Corn,
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war es nicht Kinder des Zorns.
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Ja, Kinder des Zorns. Ja, aber ich fand dann aber auch interessant,
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also die, man hatte ja auch, selbst bei diesem Film hatte man dann halt kurz
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gedacht, bei den Weapons,
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dass, man hat ja schon gesehen, dass diese Kinder den Alex dann halt auch so
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ein bisschen gebullied haben dann zu einem Zeitpunkt,
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dass die den halt irgendwie la la la hinter ihm her und ihn so ein bisschen
1:34:10–1:34:13
geschubst und so weiter und ihn halt so fertig gemacht haben und dann hat man
1:34:13–1:34:15
sich so gefragt, also ich habe mich jedenfalls gefragt, ach so,
1:34:16–1:34:19
die Tante hat sich dann quasi für ihn eingesetzt und möchte ihn beschützen,
1:34:19–1:34:20
habe ich dann da noch gedacht,
1:34:20–1:34:23
dass sie deswegen sich an den Kindern gerecht hat oder so.
1:34:23–1:34:27
Aber dem war halt dann überhaupt auch gar nicht so. Also das geht aber eben
1:34:27–1:34:31
nochmal in diese Sache von wegen Unschuld, gibt es das unschuldige Kind irgendwie
1:34:31–1:34:36
oder sind Kinder grausam an und für sich oder also der Vater von,
1:34:37–1:34:40
diesem, ich weiß jetzt gar nicht mehr, wie er heißt, also Julian oder sowas
1:34:40–1:34:42
hieß, glaube ich, der Sohn von dem Archer.
1:34:42–1:34:45
Also für den Vater war das natürlich so ein ganz unschuldiges,
1:34:45–1:34:50
nettes Kind, aber man hat gesehen, dass er eigentlich schon auch so gemein war.
1:34:50–1:34:54
Also er war halt auch schon in seiner eigenen, in seinem täglichen Miteinander
1:34:54–1:34:57
mit den anderen Kindern war er halt schon auch so ein bisschen so Bulli-mäßig
1:34:57–1:34:59
drauf gegenüber diesem Alex.
Florian Clauß
1:35:01–1:35:07
Ich wollte die Quelle erwähnen, auf die viele Filme und Geschichten und so weiter
1:35:07–1:35:10
zurückgehen, nämlich unsere griechische Mythologie.
1:35:11–1:35:16
Die ja irgendwo auch ein unerschöpflicher Geschichtenvorrat birgt.
Micz Flor
1:35:16–1:35:20
Ich fand das auch einen typisch griechischen Film. Also ich habe den nicht als
1:35:20–1:35:21
amerikanischen wahrgenommen.
Florian Clauß
1:35:22–1:35:25
Meine Frage wäre, was würdet ihr denn, also dieser Plotpoint am Ende...
1:35:26–1:35:32
Wo Alex dann quasi die ganzen Kinder gegen die Hexe richtet.
1:35:32–1:35:37
Was würdet ihr da für eine mythologische Sage dann sehen können?
Reinhard
1:35:38–1:35:40
Hänsel und Gretel doch, durchaus.
Florian Clauß
1:35:41–1:35:43
Hänsel und Gretel. Aber das ist nicht die Antike.
Micz Flor
1:35:45–1:35:46
Hänsel und Gretel.
Florian Clauß
1:35:46–1:35:50
Der Plotpoint ist ja dann an der Stelle, dass quasi die Waffe,
1:35:51–1:35:55
die die Hexe bisher genutzt hat, gegen sich selber gerichtet wird.
Chris Flor
1:35:55–1:36:00
Ah, Medusa, wo dann das Schild vorgehalten wird und es spiegelt sich.
Florian Clauß
1:36:01–1:36:03
Das ist genau, ich habe auch an Medusa gedacht.
Micz Flor
1:36:03–1:36:06
So muss das die richtige Antwort sein.
Chris Flor
1:36:09–1:36:11
Ja, stimmt, also eben die Hexe halt eben.
Florian Clauß
1:36:12–1:36:12
Okay.
Chris Flor
1:36:13–1:36:14
Aber die Medusa konnte ja auch nichts dafür.
Florian Clauß
1:36:15–1:36:18
Nee, die sind so von Natur aus, die können nichts anderes.
1:36:19–1:36:25
Ja, also würde ich sagen, an dem Punkt Mitch hat schon vorgeschlagen,
1:36:25–1:36:28
dass wir ja, haben uns vier Filme vorgenommen.
1:36:29–1:36:34
Zwei pro Folge, ja, dass wir jetzt an dieser Stelle einen Cut machen und dann
1:36:34–1:36:41
für nächste Folge uns zwei anderen vornehmen, nämlich The Substance und Together.
1:36:41–1:36:43
Die passen, glaube ich, auch ganz gut zusammen.
1:36:45–1:36:51
Tatsächlich muss auch Chris weiter, der ist uns ja aus Berkeley zugeschaltet, ja.
1:36:52–1:36:57
Und jetzt ist es früh morgens, also schon jetzt dein Vormittag vorbei, oder?
Chris Flor
1:36:57–1:36:58
Ja, ja.
Florian Clauß
1:36:58–1:37:01
Chris, du hast auch gefrühstückt, das hat man teilweise gehört.
1:37:01–1:37:05
Die Schale von Zeralien, die immer geklackert hat.
1:37:06–1:37:08
Das Hühnchen im Hintergrund.
1:37:10–1:37:14
Da würde ich sagen, machen wir erst mal einen Punkt. Vielen Dank in die Runde.
Micz Flor
1:37:15–1:37:19
Genau, bei dem zweiten Teil abschließend auch nochmal über,
1:37:19–1:37:25
Lacan sprechen, über auch diesen Begriff des Ekels, was Flo ganz am Anfang besprochen hat.
1:37:26–1:37:31
Das Bodyhorror und Ekel und diese Grenzerfahrung und was austritt und eintritt
1:37:31–1:37:35
in den Körper, darüber wollte ich dann auch noch ein bisschen mit Christevas
1:37:35–1:37:38
Begriff des Objekts was vorstellen.
Florian Clauß
1:37:39–1:37:43
Ja, stimmt. Und ich hatte tatsächlich auch schon mir als kleine Aufgabe gesetzt,
1:37:44–1:37:49
Substance nach der Lesart von Lacan zu interpretieren. weil das geht super auf.
1:37:50–1:37:53
Ich meine, und der Kau kann man überall draufwerfen, habe ich dann festgestellt.
1:37:54–1:37:57
Okay, dann würde ich sagen, vielen Dank. Ja, genau, vielen Dank,
1:37:57–1:38:00
Chris, vielen Dank, Reinhardt und natürlich auch Mitch.
1:38:01–1:38:07
Das war jetzt eigentlich Podcast-Episode 89 und ich wollte schon sagen,
1:38:07–1:38:11
die Strecke, die wir langgegangen sind, aber wir sind keine Strecke langgegangen,
1:38:11–1:38:14
müssen wir überlegen, was wir da als Track nehmen.
1:38:14–1:38:20
Normalerweise bebildern wir auf unserer Netzseite immer. aber welche Laufroute
1:38:20–1:38:23
wir hatten, haben wir nicht. Machen wir was anderes.
1:38:23–1:38:29
Aber ihr könnt unter eigentlich-podcast.de Shownotes nochmal zu diesen Themen
1:38:29–1:38:33
finden, die Filme, die wir besprochen haben und noch ein paar andere Informationen.
1:38:34–1:38:38
Wir bereiten da jede Folge nochmal recht viel textuell auf.
1:38:39–1:38:45
Ja, dann würde ich sagen, macht's gut und bis in 14 Tagen, wenn dann Body Horror
1:38:45–1:38:47
weitergeht. Bis dahin. Ciao.
Micz Flor
1:38:47–1:38:48
Tschüss.
Reinhard
1:38:48–1:38:48
Ciao.

Mehr

„knuper, knuper, kneischen! wer knupert an meinem Häuschen!“

Diese Märchenfolge von Eigentlich Podcast möchten wir direkt am eigenen Leib erfahren und begeben uns in den tiefen finsteren Grunewald, während wir zu den künstlich generierten Stimmen mit amerikanischem Akzent lauschen, die uns das Märchen von "Hänsel und Gretel" vorlesen. Im Dunkeln und ganz ohne Taschenlampe analysieren wir das Märchen aus verschiedenen Blickwinkeln und arbeiten die "Glutkerne" des Märchens heraus, die von rituellem Kannibalismus, Hungersnöten und Kindesvertreibungen handeln. Wir loben die kooperativen Geschwister als Helden der Geschichte, finden Analogien zwischen der Hexe und der Mutter und fragen uns, warum die Hexe ihren Kalorienbedarf mit Menschenfleisch decken möchte, wenn doch das Lebkuchenhaus mehr als ausreichend die Energie liefern sollte. Flo stellt noch seine astronomische Deutung von Hänsel und Gretel vor: Hans versteht sich ganz in der Navigation nach den Sternen und weiß, wo er den Fixstern findet und sich dann an den Sternbilden orientieren kann (Kinder finden das erste Mal nach Hause zurück, weil sie zuvor den Weg mit weißen Steinchen markiert haben). Er macht aber schlechte Erfahrungen, wenn er sich an flüchtigen Himmelsereignissen orientieren möchte, wie Sternschnuppen (Beim zweiten Mal, als Hänsel und Gretel in den dunklen Wald geführt werden, markieren sie den Weg mit Brotkrumen, die die Vögel verspeisen). Wir bemühen uns um eine tiefenpsychologische Interpretation der sexuellen Aspekte des Märchens wie der Backofen als invertierter Mutterleib oder das "Fingerchen" von Hans, das nicht größer werden will. Am Ende und kurz vor der Avus kommen wir noch auf das Filmgenre "Coming-of-Age" zu sprechen, das, wie auch bei Hänsel und Gretel, Geschichten erzählt, die von dem Übergang von der Kindheit zum Erwachsensein handeln.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Florian Clauß
Erzähler
avatar
Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:00
Läuft's?
Florian Clauß
0:00:01–0:00:01
Läuft, ja.
Micz Flor
0:00:02–0:00:02
Klatschen?
Florian Clauß
0:00:03–0:00:03
Ja.
0:00:07–0:00:08
Du fängst an, oder?
Micz Flor
0:00:10–0:00:12
Gib mir noch mal einen Tipp, Folge.
Florian Clauß
0:00:12–0:00:13
Achso, ja, das ist jetzt 64.
Micz Flor
0:00:14–0:00:15
Ah ja, stimmt.
0:00:18–0:00:19
Hallo, Mann!
Florian Clauß
0:00:19–0:00:22
Mensch, Mann, nein, ich mach bitte nicht hier, boah, nein!
Micz Flor
0:00:22–0:00:26
Okay, okay. Jetzt kann ich's nicht mehr anders.
Florian Clauß
0:00:26–0:00:29
Ja, nee, du kannst es doch anders. da. Wir sind nicht auf dem Ja-Maß.
Micz Flor
0:00:30–0:00:36
Okay. Folge 64. Eigentlich Podcast. Ich bin Mitch und neben mir läuft Flo.
0:00:37–0:00:43
Und ich stelle einfach uns und den Flo auch vor, weil der hat diese Folge vorbereitet.
0:00:43–0:00:49
Das hat sich bei uns so eingeschlichen, dass immer der andere dann Hallo sagt. Habe ich jetzt gemacht.
0:00:50–0:00:56
Wir sind eigentlich Podcast, weil wir eigentlich nicht nur Podcast sind,
0:00:56–0:00:57
sondern wir sind auch ein Wanderverein.
0:00:59–0:01:06
Jede Folge laufen wir durch Berlin oder Umgebung und wir sind jetzt gerade mitten
0:01:06–0:01:07
im Grunewald losgelaufen.
0:01:08–0:01:12
Ich weiß überhaupt nicht, worum es geht, aber Flo meinte, dass diesmal der Weg
0:01:12–0:01:15
sogar verknüpft ist mit dem Inhalt der Folge. Ich bin sehr gespannt.
0:01:16–0:01:20
Die Touren, die wir laufen, sollte irgendjemand die nachlaufen wollen,
0:01:20–0:01:22
die kann man alle auf eigentlich-podcast.de sehen.
0:01:22–0:01:27
Da gibt es auch dann Showlinks, weiterführende Links, auch nochmal eine Textzusammenfassung,
0:01:27–0:01:33
und ein paar Infos, manchmal sogar Korrekturen zu dem, was wir so erzählen, zum Nachlesen im Blog.
0:01:33–0:01:40
Und das war alles. Oder das übergebe ich an Flo, der mir immer noch nicht gesagt hat, worum es geht.
Florian Clauß
0:01:41–0:01:45
Ja, manchmal lassen wir uns im Dunkeln und manchmal erzählen wir dem anderen,
0:01:45–0:01:48
worum es geht, damit sich der andere auch vorbereiten kann.
0:01:48–0:01:52
Aber hier in dieser Folge, das ist auch auch so eine kleine Mitmach-Folge.
Micz Flor
0:01:52–0:01:53
Mitsch-Mach-Folge.
Florian Clauß
0:01:53–0:01:57
Mitsch macht Mit-Folge. Du wirst auch sicher dazu was sagen können,
0:01:57–0:02:06
weil meine Episode reiht sich in eine Kategorie ein, wo wir schon vier bis fünf
0:02:06–0:02:08
Episoden geliefert haben. Wohin gehst du, Mitsch?
Micz Flor
0:02:08–0:02:14
Wir sind mitten im Grunewald und es ist unheimlich, weil es langsam wirklich jung wird.
Florian Clauß
0:02:14–0:02:20
Dann gibt es hier diese Sandgrube. Hier ist doch auch irgendwo Niko von Velvet
0:02:20–0:02:21
Underground begraben worden, oder?
Micz Flor
0:02:21–0:02:25
Echt? Das weiß ich gar nicht. Aber ich bin gerade so, einfach hier war so ein
0:02:25–0:02:28
bisschen, es ist zwar eine große Straße oder ein Weg, auf dem wir laufen,
0:02:28–0:02:29
aber hier war es auf einmal so menschlich.
0:02:30–0:02:35
Keine Menschen, aber so Artefakte, wo ich mich dann auf einmal so ein bisschen hingezogen fühlte.
0:02:36–0:02:38
Aber ich wollte dich gar nicht unterbrechen, mach einfach weiter.
Florian Clauß
0:02:38–0:02:43
Nee, es ist ein toller Platz hier. Hier ist so eine Senke, wo dann so eine Sandgrube drin ist.
0:02:44–0:02:49
Und ich glaube, die wurde auch schon verschiedentlich bei irgendwelchen Filmen verwertet hier.
0:02:49–0:02:55
Bei Low-Budget-Filmen oder so Abschlussfilmen von der DFFB wurden bestimmt hier schon mal gedreht.
Micz Flor
0:02:55–0:03:00
Okay, viel Spaß beim Recherchieren für die Show noch. Ich mache das nicht.
Florian Clauß
0:03:01–0:03:07
Also es ist dunkel, ja. Wir sind im Wald. Mein Thema hat damit zu tun, ja.
0:03:07–0:03:13
Und ich habe schon gesagt, wir haben vier Folgen bereits produziert in dieser Reihe.
Micz Flor
0:03:13–0:03:16
Und das ist auch als Reihe eine Überschrift ja.
Florian Clauß
0:03:16–0:03:22
Es ist eine Überschrift das war jetzt vor, ich glaube die letzte Folge haben
0:03:22–0:03:30
wir dann vor über ein Jahr gemacht vielleicht kommst du drauf, ja Wald Dunkel,
0:03:32–0:03:34
Dunkelwald Achso.
Micz Flor
0:03:34–0:03:36
Der dunkle Wald die drei Sonnen.
Florian Clauß
0:03:36–0:03:46
Ja aber es geht in die Richtung es geht in die Fiktion, ja. Aber es geht um auch...
Micz Flor
0:03:46–0:03:46
Märchen.
Florian Clauß
0:03:46–0:03:50
Ja, richtig. Wir sind bei einer neuen Märchen-Folge.
0:03:50–0:03:55
Deswegen wusste ich vorhin bei deiner letzten Episode, was heißt vorhin,
0:03:55–0:04:00
vor zwei Wochen, wusste ich die Episoden-Nummer von Jung.
Micz Flor
0:04:00–0:04:07
Ah, du bist in unser eigenes Archiv geklettert. Bist du auf die GPS-Tracks nochmal abgelaufen?
Florian Clauß
0:04:07–0:04:10
Ich bin die GPS-Tracks im Kopf
0:04:10–0:04:13
abgelaufen ja wir haben unsere erste folge von
0:04:13–0:04:19
märchen folge war eisenhans den ich damals gemacht habe es war folge eigentlich
0:04:19–0:04:25
26 und dann haben wir mit dann hast du mit einem theoretischen teil gemacht
0:04:25–0:04:32
mit eigentlich 33 über märchen mythen und träume das war das mit ziel und from und freud,
0:04:33–0:04:37
Und dann habe ich angeschlossen mit Schneewittchen. Also wir haben wirklich
0:04:37–0:04:39
die Blockbuster-Märchen rausgeholt.
0:04:39–0:04:43
Schneewittchen, vom Narzissmus bis zur Selfie-Culture.
0:04:43–0:04:49
Und du hast dann mit eigentlich 35 Rotkäppchen geliefert.
0:04:49–0:04:53
Da haben wir Rotkäppchen interpretiert und das ging dann ganz schön weit,
0:04:53–0:04:57
nämlich mit Gebärmutterneid und Neopsychoanalyse.
0:04:57–0:05:01
Da hatten wir so ein bisschen auf dem Bett, was du uns vorher theoretisch aufgebaut
0:05:01–0:05:04
hast, haben wir uns da ein bisschen ausgelassen.
0:05:04–0:05:08
Und jetzt, welches Märchen fehlt in unserer Reihe?
Micz Flor
0:05:08–0:05:10
Uh, Hänsel und Gretel.
Florian Clauß
0:05:10–0:05:14
Richtig. Hänsel und Gretel, da hast du Brot dabei.
Micz Flor
0:05:14–0:05:18
Wir waren gerade, bevor es losging, saßen wir da noch. Und jetzt weiß ich auch,
0:05:18–0:05:20
warum wir die letzten Brotkrumen aufgefressen haben.
0:05:21–0:05:23
Weil Brotkrumen bringen hier kein Glück.
Florian Clauß
0:05:23–0:05:27
Nee, bringen hier kein Glück. Nein, es geht um Hänsel und Gretel.
0:05:27–0:05:33
Ja, das ist ein Märchen. Also Gebrüder Grimm haben ja den Katalog Kinder- und
0:05:33–0:05:37
Hausmärchen, KHM, aufgestellt.
0:05:37–0:05:44
Und wir erinnern uns, Gebrüder Grimm waren auch diejenigen, die dann die Literaturwissenschaften
0:05:44–0:05:50
mit ins Leben gerufen haben als akademische Disziplin und haben Volks- und Kindermärchen
0:05:50–0:05:52
zusammengetragen in diesem KHM.
0:05:52–0:05:54
Das ist Kinder- und Hausmärchen.
0:05:54–0:05:57
Wir wissen, wir erinnern uns vielleicht auch noch, dass es dann verschiedene
0:05:57–0:06:02
Auflagen gab von diesem Buch, mit verschiedenen Versionen der Märchen,
0:06:02–0:06:05
wo sich die Märchen dann auch über die Jahre geändert haben.
0:06:05–0:06:10
Die erste Auflage war von 1812 und die letzte war irgendwas mit 18...
0:06:10–0:06:15
Oder die letzte, die dann halt auch unter der Schreibfeder von den Grimm lief,
0:06:15–0:06:19
war, glaube ich, irgendwas 1848 oder so, im 40er-Raum.
0:06:19–0:06:26
Das Märchen Hänsel und Gretel hat den Index KHM 15.
0:06:27–0:06:34
Also ist dann unter 15 zu finden. Das Typische an diesem Kinder- und Hausmärchen
0:06:34–0:06:38
ist, dass die Gebrüder Grimm haben die Märchen ja nicht erfunden,
0:06:38–0:06:40
sondern die haben die zusammen gesammelt.
0:06:40–0:06:46
Und es gibt auch im Europäischen und jetzt muss man so sagen,
0:06:46–0:06:50
beim Hänsel und Gretel gibt es tatsächlich im weltweiten Raum,
0:06:50–0:06:51
gibt es dann halt analoge Märchen.
0:06:52–0:06:55
Wir kennen ganz grob das Märchen, wir werden es uns nachher auch anhören.
0:06:56–0:07:01
Also das heißt, das, was dann die Hexe ist, ist dann in Albanien der Hahn oder
0:07:01–0:07:08
es ist irgendwo in Kanada der Bär oder es gibt dann so verschiedene andere Formen,
0:07:08–0:07:13
von dem Bösen, ja, die im Märchen auftauchen.
0:07:13–0:07:17
Das ist so typisch, sag ich mal, für Märchen.
0:07:19–0:07:24
Volkssagen, dass die sich verschieden ausprägen in unterschiedlichen Kulturen,
0:07:24–0:07:29
dass die aber, jetzt sind wir hier wieder bei Archetypen, naja,
0:07:29–0:07:33
so weit will ich nicht gehen, es ist kein Archetyp, aber es ist im Prinzip so eine Art Meme.
0:07:34–0:07:38
Also Meme vom Begriff her, quasi so eine kulturelle,
0:07:39–0:07:46
Informationseinheit, die sich irgendwo ähnlich wie Gene, also die Analogie Gene,
0:07:46–0:07:50
Meme, also wir kennen das Meme aus dem Internet,
0:07:50–0:07:57
aber wir kennen auch das Meme als eine Kulturinformation, die sich überträgt.
0:07:57–0:08:02
Und wenn wir das jetzt auf diese Märchenwelt projizieren, was dann so Gene für
0:08:02–0:08:07
Eigenschaften haben, Gene mutieren, Märchen mutieren auch.
0:08:07–0:08:15
Also das heißt, Meme variiert sich. oder Meme, die besonders,
0:08:16–0:08:18
wie sagt man, rezessiv und, was ist das gegen?
Micz Flor
0:08:19–0:08:20
Dominant.
Florian Clauß
0:08:20–0:08:23
Dominant sind, die tragen sich dann halt über die Generationen weiter,
0:08:23–0:08:25
werden weitererzählt, andere verschwinden.
Micz Flor
0:08:25–0:08:31
Und es gibt auch so eine Form der Epigenetik, dass halt so an bestimmten Umweltfaktoren
0:08:31–0:08:37
kulturell gesehen dann bestimmte Memen auf einmal wirklich greifen und dann
0:08:37–0:08:42
entweder so in Märchen dann sowieso dominant hängenbleiben wie die Warze auf der Nase der Hexe.
0:08:42–0:08:46
Das ist dann sowas, wo man sagen kann, das hat sich dann so fortgetragen.
0:08:46–0:08:51
Aber durch kulturelle Entwicklung verschwinden natürlich dann auch bestimmte Meme.
Florian Clauß
0:08:51–0:08:55
Genau, verschwinden oder sie verändern sich. Also auch wie Gene verändern sich.
0:08:55–0:09:01
Sie können sich dann halt entsprechend adaptieren an gesellschaftliche, zeitliche Umstände.
0:09:02–0:09:06
Also das ist so ein Meme und das ist jetzt im Gegensatz zum Archetyp.
Micz Flor
0:09:06–0:09:10
Das ist interessant, weil man kann es wirklich auch so da auch an die letzte
0:09:10–0:09:13
Folge mit Jungen und den Ufos anknüpfen.
0:09:14–0:09:17
Weil jemand anders könnte natürlich über die Ufo-Sichtung auch sagen,
0:09:17–0:09:18
das sind einfach bestimmte Meme.
0:09:18–0:09:22
Würde halt sagen, okay, jetzt in dem kulturellen Kontext wird halt da oben dann
0:09:22–0:09:26
nicht ein Himmelsreiter oder ein Gott gesehen, sondern dann ist es halt ein
0:09:26–0:09:27
Ufo, das passt halt gerade.
0:09:27–0:09:30
Oh, guck mal, hier ist ein Ofen.
Florian Clauß
0:09:31–0:09:32
Ofen, Ofen, nice.
0:09:34–0:09:39
Das möchte ich nochmal so vorwegstellen, dass im Gebrüder Grimm dann solche
0:09:39–0:09:41
Märchen zusammengetragen haben.
0:09:41–0:09:44
Und die haben aber auch eine ganz, ganz lange Kultur.
0:09:44–0:09:47
Also ich habe dann auch hier in Vorbereitung für diesen Podcast,
0:09:47–0:09:52
habe ich dann auch verschiedene andere Quellen gelesen, gehört.
0:09:52–0:09:57
Und da gibt es zum Beispiel einen Michael Mahr, der auch über die Märchen geforscht hat.
0:09:57–0:10:01
Und der meint, dass Märchen eine,
0:10:01–0:10:05
ja teilweise bis in die Bronzezeit zurückgehen,
0:10:05–0:10:11
also diese ganze orale Überlieferung, diese Verschriftlichung haben wir ja erst relativ in junger Zeit,
0:10:12–0:10:17
aber diese orale Überlieferung, die geht ganz, ganz lange zurück und das haben
0:10:17–0:10:20
wir auch in der letzten Folge oder in der letzten Märchenfolge nochmal so festgestellt,
0:10:20–0:10:24
dass jetzt, das war eine Art von Unterhaltung.
0:10:24–0:10:27
Meistens waren Frauen dann die Geschichtenerzählerinnen.
0:10:28–0:10:31
Man saß dann zusammen in der Stube und hat sich dann diese Geschichten erzählt,
0:10:32–0:10:33
in so einem geschützten Raum.
0:10:35–0:10:40
Und dann wurden natürlich die grausigsten Sachen auch irgendwo bekömmlich,
0:10:40–0:10:46
weil du warst halt zusammen in diesem Raum und konntest dann halt auch lauschen. Es war spannend.
0:10:47–0:10:53
Und das, was dann Märchen so ausmacht, das ist auch eine Aussage von Michael
0:10:53–0:10:58
Mahr, dass in jedem Märchen so ein Glutkern, das fand ich ganz schön,
0:10:58–0:11:01
diesen Begriff, ein Glutkern. Ja, was bedeutet das, ein Glutkern?
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Da ist ein Tabu, ein ganz großes Trauma irgendwo verpackt. Aber in Form dieses
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Märchen ist es wieder konsumierbar.
0:11:12–0:11:16
Und gleichzeitig gibt es einen sogenannten Fiktionsvertrag von Märchen,
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nämlich das Märchen geht immer gut aus.
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Und damit wird es immer konsumierbar. Und damit kannst du auch das Grausigste
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in das Märchen packen, weil es geht gut aus, du weißt es. Und deswegen sind
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auch Märchen was für Kinder.
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Das ist auch so eine These, auf jeden Fall sind Märchen was für Kinder.
0:11:33–0:11:37
Und das hatten wir ja auch in der vorherigen Folge besprochen,
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inwieweit dann halt auch diese Beeinflussung von Kindern durch Märchen und die
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Prägung, und dass es halt auch so ein Spielgrund ist,
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dass Kinder dann Ängste durchleben können, aber gleichzeitig in der Sicherheit
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des geschützten Raumes und des guten Endes, das halt auch so konsumieren können.
Micz Flor
0:11:57–0:12:01
Da fällt mir das Bild ein, was ich dir und Chris geschickt hatte in unserer
0:12:01–0:12:06
Gruppe, aus diesem Strubbelpeter, aus der Sammlung mit dem brennenden Mädchen.
0:12:06–0:12:08
Ich weiß nicht mehr, wie es heißt, das Zündhölzern spielt.
0:12:08–0:12:15
Dann fängt das Feuer und die Katzen heulen und dieses Bild steht in Flammen und so.
0:12:15–0:12:18
Und Strubbelpeter gehen ja alle schlecht aus.
0:12:19–0:12:23
Und da stand dann eben so das Bild, war dann eben das brennende Mädchen aus
0:12:23–0:12:27
den Originalillustrationen, die heulenden Katzen. Und drunter hat jemand geschrieben,
0:12:27–0:12:31
my life is a fairy tale, unfortunately the author was German.
Florian Clauß
0:12:33–0:12:39
Ja, aber es gibt tatsächlich dann neben diesen Volksmärchen die Kunstmärchen.
0:12:40–0:12:43
Und das heißt, da gibt es tatsächlich einen Autor. Das ist dann Andersen zum
0:12:43–0:12:45
Beispiel, hat sich dann als Autor.
0:12:45–0:12:51
Oder es gibt dann, der Struppelpeter ist von der Autor mit den Maikäfern und
0:12:51–0:12:53
Max und Moritz und so weiter.
Micz Flor
0:12:53–0:12:54
Wilhelm Busch.
Florian Clauß
0:12:54–0:12:56
Wilhelm Busch, ja, das sind dann halt Autoren.
Micz Flor
0:12:56–0:12:57
Ist das Struppelpeter, der Autor?
Florian Clauß
0:12:57–0:13:03
Ich glaube nicht, aber in der Regel hast du recht. Naja, schauen wir mal.
0:13:03–0:13:06
Aber was ich damit sagen will, ist, dass dann zu diesem Zeitpunkt,
0:13:06–0:13:11
als die Literaturgattung dann so geboren wurde und die Grimms dann in die Welt
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rausgetragen haben, gab es dann halt auch die Kunstmärchen, dann haben sich
0:13:14–0:13:15
die Kunstmärchen so entwickelt.
0:13:16–0:13:20
Das ist nochmal der Unterschied. Und dann kann es halt auch nicht immer gut ausgehen.
0:13:21–0:13:24
Man erinnert sich dann halt an verschiedene andere Märchen, die dann auch so
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stark traurig sind am Ende, die dann so abkippen. Aber in der Regel sind Märchen
0:13:31–0:13:34
dann, ist dann so eine klassische Quest.
0:13:34–0:13:39
Also das heißt, eine sogenannte Heldenreise haben wir ja auch schon ein paar Mal.
0:13:40–0:13:44
Das ist ja auch so eine Narration, die sich dann immer wieder im Film widerspiegelt.
0:13:45–0:13:50
Als der Archetyp Herr der Ringe, die Heldenreise von Frodo.
0:13:51–0:13:58
Aber das heißt, man muss eine gewisse Situation lösen und wächst an dieser Situation.
0:13:59–0:14:03
Und am Ende geht es dann gut aus. Genau, und Hänsel und Gretel ist eines der
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ältesten Märchen, die wir hier haben.
0:14:05–0:14:09
Ich habe schon angekündigt, ich werde dieses Märchen jetzt nicht einsprechen.
0:14:10–0:14:12
Ich habe nicht so eine schöne Sprecherstimme wie du.
0:14:13–0:14:20
Ich habe dafür extra Chat-GBT, OpenAI bemüht.
0:14:20–0:14:25
Da haben wir auch verschiedene Modelle, die dann Text-to-Speech machen können.
0:14:25–0:14:28
Und eines davon ist dann ebenfalls...
Micz Flor
0:14:29–0:14:32
Nicht, dass wir hier vom Wildschwein umgerannt werden.
Florian Clauß
0:14:33–0:14:35
Ja, aber wir müssen auf dem Pfad bleiben, Mitch.
Micz Flor
0:14:35–0:14:38
Ja, ich habe echt ein bisschen Schiss, muss man dazu sagen. Das ist wieder so
0:14:38–0:14:42
ein Ding, wo dann, wenn es dunkel wird, man alleine im Wald ist.
0:14:42–0:14:46
Und dann kommen halt diese Kindheitsthemen.
0:14:46–0:14:50
Ich weiß, dass es gut ausgeht, aber ich weiß nur, dass ein Märchen gut ausgeht.
0:14:51–0:14:54
Wenn ich mich jetzt auf diesen Pfaden bewege, ob es für mich gut ausgeht.
Florian Clauß
0:14:54–0:14:58
Naja, wir werden die Stimmung noch ein bisschen auf Eleven drehen.
0:14:59–0:15:03
Und hören uns gleich mal das Märchen an. Aber dabei möchte ich dich jetzt schon
0:15:03–0:15:06
mal so, weil ich wollte das jetzt auch extra nochmal, dass wir uns dann halt
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so drüber austauschen und gucken, was man da so alles interpretieren kann.
0:15:11–0:15:17
Als Vorbemerkung möchte ich noch machen, dass sich Hänsel und Gretel von anderen
0:15:17–0:15:18
Märchen unterscheidet.
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Hast du da vielleicht eine Idee, in was sich Hänsel und Gretel jetzt,
0:15:23–0:15:29
ohne dass es so gehört hat, unterscheidet, jetzt meinetwegen zu Schneewittchen und Rotkäppchen?
Micz Flor
0:15:29–0:15:33
Also dieses Geschwistermotiv kommt ja auch bei anderen irgendwie vor,
0:15:33–0:15:37
so Tischlein deck dich und so, da sind es ja dann auch drei Brüder oder da sind
0:15:37–0:15:39
es jetzt die beiden Schwestern.
0:15:39–0:15:42
Es gibt dann auch da, aber das weiß nicht, ob es immer so war,
0:15:42–0:15:46
gibt es dann auch die Stiefmutter, die ja will, dass die Kinder weggehen,
0:15:46–0:15:48
weil der Winter so hart werden könnte und dann...
0:15:48–0:15:51
Besser, wenn sie weniger, also nur die beiden dann irgendwie.
Florian Clauß
0:15:52–0:15:55
Also die Stiefmutter taucht, die Mutter, es ist tatsächlich so,
0:15:55–0:15:59
dass die Mutter da auch, wie bei Schneewittchen, das war ja erst die Mutter
0:15:59–0:16:02
und dann in späteren Auflagen ist es die Stiefmutter.
0:16:02–0:16:05
Können wir auch nochmal zu sprechen. Aber was ist so grundsätzlich unterscheidend
0:16:05–0:16:08
von dem, wenn du auf die Hauptfiguren...
Micz Flor
0:16:08–0:16:14
Also dieses Aristokratische kommt nicht vor. Ich weiß jetzt auch gar nicht, wie es ausgeht.
Florian Clauß
0:16:15–0:16:15
Du weißt nicht, wie es ausgeht.
Micz Flor
0:16:15–0:16:21
Also ich weiß, dass dass die Hexe reinlegen und in den Ofen treten.
0:16:21–0:16:24
Aber danach habe ich keine Ahnung mehr, ob die dann noch einen Schatz finden.
Florian Clauß
0:16:25–0:16:29
Wir hören uns das gleich nochmal an. Dann lasse ich das jetzt erstmal offen.
0:16:29–0:16:33
Ich starte mal hier die Aufnahme.
0:16:35–0:16:39
Beziehungsweise das, was ich dann von Text to Speech bekommen habe.
0:16:41–0:16:43
Also man muss sagen, weil das halt ein amerikanisches Modell ist,
0:16:44–0:16:45
die haben alles im Dialekt.
0:16:46–0:16:49
Und ich rotiere die Stimmen ein bisschen, damit es ein bisschen variiert.
0:17:15–0:17:19
Wie er abends vor Sorge sich im Bett herumwälzte, da sagte seine Frau zu ihm,
0:17:19–0:17:24
höre Mann, morgen früh nimm die beiden Kinder, gib jedem noch ein Stückchen
0:17:24–0:17:29
Brot, dann führ sie hinaus in den Wald, mitten inne, wo er am dicksten ist,
0:17:29–0:17:33
da mach ihnen ein Feuer an und dann geh weg und lass sie dort,
0:17:33–0:17:35
wir können sie nicht länger ernähren.
0:17:37–0:17:40
Nein, Frau, sagte der Mann, das kann ich nicht über mein Herz bringen,
0:17:40–0:17:44
meine eigenen lieben Kinder zu den wilden Tieren zu führen, die sie bald in
0:17:44–0:17:45
dem Wald zerreißen würden.
0:17:46–0:17:51
Wenn du das nicht tust, sprach die Frau, so müssen wir alle miteinander hungerssterben.
0:17:51–0:17:54
Da ließ sie ihm keine Ruhe, bis er Ja sagte.
0:17:54–0:17:58
Die zwei Kinder waren auch noch wach von Hunger und hatten alles gehört,
0:17:58–0:18:00
was die Mutter zum Vater gesagt hatte.
0:18:01–0:18:06
Gretel dachte, nun ist es um mich geschehen und fing erbärmlich an zu weinen.
0:18:06–0:18:10
Hänsel aber sprach, sei still, Gretel, und gräm dich nicht, ich will uns helfen.
0:18:11–0:18:16
Damit stieg er auf, zog sein Röcklein an, machte die Untertüre auf und schlich hinaus.
0:18:17–0:18:21
Da schien der Mond hell und die weißen Rieselsteine glänzten wie lauter Batzen.
0:18:21–0:18:26
Hänsel bückte sich und machte sich sein ganz Rocktäschlein voll davon.
0:18:26–0:18:29
So viel nur hinein wollten, dann ging er zurück ins Haus.
0:18:30–0:18:35
Tröste dich, Gretel, und schlaf nur ruhig, legte sich wieder ins Bett und schlief ein.
0:18:36–0:18:40
Morgens früh, ehe die Sonne noch aufgegangen war, kam die Mutter und weckte sie alle beide.
0:18:41–0:18:46
Steht auf, ihr Kinder, wir wollen in den Wald gehen, da habt ihr jedes ein Stücklein Brot.
0:18:46–0:18:50
Aber haltet's zu Rate und hebt's euch für den Mittag auf.
0:18:50–0:18:55
Gretel nahm das Brot unter die Schürze, weil Hänsel die Steine in der Tasche
0:18:55–0:18:58
hatte. Dann machten sie sich auf den Weg in den Wald hinein.
0:18:59–0:19:03
Wie sie ein Weilchen gegangen waren, stand Hänsel still und guckte nach dem
0:19:03–0:19:07
Haus zurück. Bald darauf wieder und immer wieder.
0:19:07–0:19:11
Der Vater sprach, Hänsel, was guckst du zurück und hältst dich auf?
0:19:12–0:19:13
Hab acht und marschier zu.
0:19:13–0:19:15
Ach, Vater, ich sehe nach meinem
0:19:15–0:19:19
weißen Kätzchen. Das sitzt oben auf dem Dach und will mir Ade sagen.
0:19:20–0:19:25
Die Mutter sprach, einar, das ist dein Kätzchen nicht. Das ist die Morgensonne,
0:19:25–0:19:26
die auf den Schornstein scheint.
0:19:27–0:19:31
Hänsel aber hatte nicht nach dem Kätzchen gesehen, sondern immer einen von den
0:19:31–0:19:34
blanken Kieselsteinen aus seiner Tasche.
0:19:34–0:19:38
Auf den Weg geworfen. Wie sie mitten in den Wald gekommen waren, sprach der Vater.
0:19:38–0:19:43
Nun sammelt Holz, ihr Kinder. Ich will ein Feuer anmachen, dass wir nicht frieren.
0:19:44–0:19:48
Hänsel und Gretel trugen Reisig zusammen, einen kleinen Berg hoch.
0:19:48–0:19:53
Da steckten sie es an. Und wie die Flamme recht groß brannte, sagte die Mutter.
0:19:53–0:19:57
Nun legt euch ans Feuer und schlaft. Wir wollen in dem Wald das Holz fällen.
0:19:58–0:20:03
Wartet, bis wir wiederkommen und euch abholen. Hänsel und Gretel saßen an dem
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Feuer bis Mittag, da aß jedes sein Stücklein Brot, und dann wieder bis an den Abend.
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Aber Vater und Mutter blieben aus, und niemand wollte kommen und sie abholen.
0:20:13–0:20:16
Wie es nun finstere Nacht wurde, fing Gretel an zu weinen.
0:20:16–0:20:22
Hänsel aber sprach, »Wart nur ein Weilchen, bis der Mond aufgegangen ist.« Und
0:20:22–0:20:25
als der Mond aufgegangen war, fasste er die Gretel bei der Hand,
0:20:25–0:20:31
da lagen die Kieselsteine wie neu geschlagene Batzen und schimmerten und zeigten ihnen den Weg.
0:20:32–0:20:36
Da gingen sie die ganze Nacht durch, und wie es morgen war, kamen sie wieder
0:20:36–0:20:37
bei ihres Vaters Haus an.
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Der Vater freute sich von Herzen, als er seine Kinder wieder sah,
0:20:42–0:20:44
denn er hatte sie ungern allein gelassen.
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Die Mutter stellte sich auch, als wenn sie sich freute, heimlich aber war sie bös.
0:20:49–0:20:55
Nicht lange danach war wieder kein Brot im Hause, und Hänsel und Gretel hörten,
0:20:55–0:21:00
wie abends die Mutter zum Vater sagte, einmal haben die Kinder den Weg zurückgefunden,
0:21:00–0:21:02
und da habe ich's gut sein lassen.
0:21:02–0:21:06
Aber jetzt ist wieder nichts als nur noch ein halber Laib Brot im Haus.
0:21:06–0:21:11
Du musst sie morgen tiefer in den Wald führen, dass sie nicht wieder heimkommen
0:21:11–0:21:13
können. Es ist sonst keine Hilfe für uns mehr.
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Dem Mann fiel es schwer aufs Herz. Und er gedachte, es wäre doch besser,
0:21:19–0:21:23
wenn du den letzten Bissen mit deinen Kindern teiltest, weil er es aber einmal
0:21:23–0:21:26
getan hatte, so durfte er nicht Nein sagen.
0:21:27–0:21:30
Hänsel und Gretel hörten das Gespräch der Eltern.
0:21:30–0:21:35
Hänsel stand auf und wollte wieder Kieselsteine auflesen. Wie er aber an die
0:21:35–0:21:37
Türe kam, da hatte sie die Mutter zugeschlossen.
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Doch tröstete er die Gretel und sprach, Schlaf nur, lieb Gretel,
0:21:42–0:21:43
der liebe Gott wird uns schon helfen.
0:21:44–0:21:48
Morgens früh erhielten sie ihr Stücklein Brot, noch kleiner als das vorige Mal.
0:21:49–0:21:54
Auf dem Wege bröckelte es Hänsel in der Tasche, stand oft still und warf ein Bröcklein an die Erde.
0:21:55–0:22:00
Was bleibst du immer stehen, Hänsel, und guckst dich um, sagte der Vater. Geh deiner Wege.
0:22:00–0:22:04
Ach, ich seh nach meinem Täubchen, das sitzt auf dem Dach und will mir Ade sagen.
0:22:05–0:22:10
Du Narr, sagte die Mutter, das ist dein Täubchen nicht, das ist die Morgensonne,
0:22:10–0:22:12
die auf den Schornstein oben scheint.
0:22:14–0:22:18
Hänsel aber zerbröckelte all sein Brot und warf die Bröcklein auf den Weg.
0:22:18–0:22:22
Die Mutter führte sie noch tiefer in den Wald hinein, wo sie ihr Lebtag nicht
0:22:22–0:22:26
gewesen waren. Da sollten sie wieder einschlafen bei einem großen Feuer.
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Und abends wollten die Eltern kommen Geh deiner Wege. und sie abholen.
0:22:30–0:22:35
Zum Mittag teilte Gretel ihr Brot mit Hänsel, weil der seins all auf den Weg gestreut.
0:22:35–0:22:40
Der Mittag verging und der Abend verging, aber niemand kam zu den armen Kindern.
0:22:42–0:22:46
Hänsel tröstete die Gretel und sagte, wart, wenn der Mond aufgeht,
0:22:46–0:22:51
dann sehe ich die Bröcklein Brot, die ich ausgestreut habe, die zeigen uns den Weg nach Haus.
0:22:52–0:22:57
Der Mond ging auf, Wie aber Hänsel nach den Bröcklein sah, da waren sie weg.
0:22:57–0:23:01
Die vieltausend Vöglein in dem Wald, die hatten sie gefunden und aufgepickt.
0:23:02–0:23:06
Hänsel meinte doch, den Weg nach Haus zu finden und zog die Gretel mit sich.
0:23:06–0:23:10
Aber sie verirrten sich bald in der großen Wildnis und gingen die Nacht und
0:23:10–0:23:13
den ganzen Tag, da schliefen sie vor Müdigkeit ein.
0:23:13–0:23:18
Und gingen noch einen Tag, aber sie kamen nicht aus dem Wald heraus und waren
0:23:18–0:23:22
so hungrig, denn sie hatten nichts zu essen als ein paar kleine Bärlein,
0:23:22–0:23:24
die auf der Erde standen.
0:23:25–0:23:29
Am dritten Tage gingen sie wieder bis zum Mittag. Da kamen sie an ein Häuslein,
0:23:29–0:23:35
das war ganz aus Brot gebaut und war mit Kuchen gedeckt, und die Fenster waren von hellem Zucker.
0:23:36–0:23:41
Da wollen wir uns niedersetzen und uns satt essen, sagte Hänsel. Ich will vom Dach essen.
0:23:41–0:23:44
Isst du vom Fenster, Gretel. Das ist fein süß für dich.
0:23:45–0:23:50
Hänsel hatte schon ein Gutstück vom Dach und Gretel schon ein paar runde Fensterscheiben
0:23:50–0:23:53
gegessen und brach sich eben eine neue aus.
0:23:53–0:23:58
Da hörten sie eine feine Stimme, die von innen heraus rief, Knuper,
0:23:58–0:24:00
Knuper, Kneischen, wer knupert an meinem Häuschen?
0:24:01–0:24:05
Hänsel und Gretel erschraken so gewaltig, dass sie fallen ließen,
0:24:05–0:24:09
was sie in der Hand hielten, und gleich darauf sahen sie aus der Türe eine kleine,
0:24:09–0:24:11
steinalte Frau schleichen.
0:24:11–0:24:17
Sie wackelte mit dem Kopf und sagte, Ei, ihr lieben Kinder, wo seid ihr denn hergelaufen?
0:24:17–0:24:21
Kommt herein mit mir, ihr sollts gut haben. haben, fasste beide an der Hand
0:24:21–0:24:22
und führte sie in ihr Häuschen.
0:24:24–0:24:27
Da ward gutes Essen aufgetragen, Milch und Pfannkuchen mit Zucker,
0:24:28–0:24:31
Äpfel und Nüsse, und dann wurden zwei schöne Bettlein bereitet,
0:24:32–0:24:36
da legten sich Hänsel und Gretel hinein und meinten, sie wären wie im Himmel.
0:24:36–0:24:41
Die Alte aber war eine böse Hexe, die lauerte den Kindern auf und hatte,
0:24:41–0:24:45
um sie zu locken, ihr Broteuslein gebaut, und wenn eins in ihre Gewalt kam,
0:24:45–0:24:50
da machte sie es tot, kochte es und ass es und das war ihr ein Festtag.
0:24:50–0:24:54
Da war sie nun recht froh, wie Hänsel und Gretel ihr zugelaufen kamen.
0:24:55–0:24:59
Früh, ehe sie noch erwacht waren, stand sie schon auf, ging an ihre Bettlein
0:24:59–0:25:04
und wie sie die zwei so lieblich ruhen sah, freute sie sich und gedachte,
0:25:04–0:25:05
das wird ein guter Bissen für dich sein.
0:25:06–0:25:11
Sie packte Hänsel und steckte ihn in einen kleinen Stall und wie er da aufwachte,
0:25:11–0:25:15
war er von einem Gitter umschlossen, wie man junge Hühnlein einsperrt,
0:25:15–0:25:17
und konnte nur ein paar Schritte gehen.
0:25:18–0:25:23
Das Gretel aber schüttelte sie und rief, steh auf, du Faulenzerin,
0:25:23–0:25:26
hol Wasser und geh in die Küche und koch gut zu essen,
0:25:26–0:25:30
dort steckt dein Bruder in einem Stall, den will ich erst fett machen,
0:25:30–0:25:35
und wann er fett ist, dann will ich ihn essen, jetzt sollst du ihn füttern.
0:25:36–0:25:40
Gretel erschrak und weinte, musste aber tun, was die Hexe verlangte.
0:25:40–0:25:45
Da ward nun alle Tage dem Hänsel das beste Essen gekocht, das er fett werden sollte.
0:25:45–0:25:50
Gretel aber bekam nichts als die Krebsschalen, und alle Tage kam die Alte und sagte,
0:25:51–0:25:56
»Hänsel, streck deine Finger heraus, dass ich fühle, ob du bald fett genug bist.«
0:25:56–0:25:59
Hänsel streckte ihr aber immer ein Knöchlein heraus, da verwunderte sie sich,
0:26:00–0:26:01
dass er gar nicht zunehmen wolle.
0:26:01–0:26:06
Nach vier Wochen sagte sie eines Abends zu Gretel, sei flink,
0:26:06–0:26:10
geh und trag Wasser herbei, dein Brüderchen mag nun fett genug sein oder nicht,
0:26:10–0:26:14
morgen will ich es schlachten und sieden, ich will derweil den Teig anmachen,
0:26:14–0:26:15
dass wir auch dazu backen können.
0:26:17–0:26:22
Da ging Gretel mit traurigem Herzen und trug das Wasser, worin Hänsel sollte gesotten werden.
0:26:23–0:26:28
Frühmorgens musste Gretel aufstehen, Feuer anmachen und den Kessel mit Wasser aufhängen.
0:26:28–0:26:34
Gib nun acht, bis es siedet, sagte die Hexe, ich will Feuer in den Backofen
0:26:34–0:26:35
machen und das Brot hineinschieben. reinschieben.
0:26:36–0:26:40
Gretel stand in der Küche und weinte blutige Tränen und dachte,
0:26:40–0:26:44
hätten uns lieber die wilden Tiere im Walde gefressen, so wären wir zusammen
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gestorben und müssten nun nicht das Herzeleid tragen und ich müsste nicht selber
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das Wasser zu dem Tod meines lieben Bruders sieden.
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Du, lieber Gott, hilf uns armen Kindern aus der Not.
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Da rief die Alte, Gretel, komm gleich ich einmal hierher zu dem Backofen.
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Wie Gretel kam, sagte sie, guck hinein, ob das Brot schon hübsch braun und gar
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ist, meine Augen sind schwach, ich kann nicht so weit sehen und wenn du auch
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nicht kannst, so setz dich auf das Brett,
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so will ich dich hineinschieben, da kannst du darin herumgehen und nachsehen.
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Wenn aber Gretel darin war, da wollte sie zumachen und Gretel sollte in dem
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heißen Ofen backen und sie wollte es auch aufessen, das dachte die böse Hexe.
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Und darum hatte sie das Gretel gerufen.
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Gott gab es aber Gretel ein und sie sagte, ich weiß nicht, wie ich das anfangen
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soll, zeig's mir es erst, setz dich drauf, ich will dich hineinschieben.
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Und die Alte setzte sich auf das Brett und weil sie leicht war,
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schob sie Gretel hinein, soweit sie konnte und dann machte sie geschwind die
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Türe zu und steckte den eisernen Riegel vor.
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Da fing die Alte an, in dem heißen Backofen zu schreien und zu jammern.
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Gretel aber lief fort und sie musste elendiglich verbrennen.
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Und Gretel lief zum Hänsel, machte ihm sein Türchen auf und Hänsel sprang heraus
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und sie küßten sich einander und waren froh.
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Das ganze Häuschen war voll von Edelgesteinen und Perlen, davon füllten sie
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ihre Taschen, gingen fort und fanden den Weg nach Haus.
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Der Vater freute sich, als er sie wieder sah. Er hatte keinen vergnügten Tag
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gehabt, seit seine Kinder fort waren und ward nun ein reicher Mann.
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Die Mutter aber war gestorben. Das ist das Ende der Geschichte.
Micz Flor
0:28:29–0:28:32
Das war die wirkliche Mutter, das war gar nicht die Stiefmutter.
Florian Clauß
0:28:32–0:28:38
Das war, wie ich schon sagte, in den ersten Fassungen, war das die richtige
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Mutter, also wie bei Schneewittchen.
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Und dann später wurde es dann die Stiefmutter.
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Und dazu gab es dann auch eine Theorie, nämlich dass zu der Zeit kam dann die
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Biedermeier-Epoche und da wurde halt die Familie so aufgewertet als Institution
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und dann konnte es halt nicht die richtige Mutter sein. Das war jetzt so eine Sache.
Micz Flor
0:29:01–0:29:04
Ja, ich würde gerade sagen, es gibt diese, was du sagst, dass die Märchen müssen
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gut ausgehen und dann auf einmal mussten sie auch gut losgehen.
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Also das Setup auf der Familienbühne war dann die Stiefmutter die Böse und nicht meine Mutter.
Florian Clauß
0:29:14–0:29:18
Also da gibt es noch so ein paar andere Varianten, nämlich bei Knusper,
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Knusper, Knäuschen, wer knabbert an mein Häuschen, hast du ja die Antwort der
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Kinder irgendwann, der Wind, der Wind, das himmlische Kind.
0:29:26–0:29:33
Wo du dich auch dann fragst, wollten die damit die Hexe täuschen?
Micz Flor
0:29:33–0:29:36
Das war in der Bronzezeit bestimmt nicht so.
Florian Clauß
0:29:37–0:29:41
Der Wind, ach, du bist der Wind. Na gut, dann gehe ich wieder ins Haus.
0:29:41–0:29:46
Also das ist ja auch so absurd. Und es gibt noch eine andere Variante von dem
0:29:46–0:29:51
Märchen, dass am Ende, wenn die dann aus dem Wald, da gehen sie einfach wieder raus.
0:29:51–0:29:53
Da finden sie ja irgendwie sofort den Ausgang.
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Bei einer anderen Variante gibt es dann so einen See und die wissen auch,
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haben sich verirrt. Und auf dem See kommt dann so eine große Ente und führt die dann über den See.
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Und das ist dann halt nochmal so diese Danksagung der Högel für die Brotkrumen.
Micz Flor
0:30:11–0:30:13
Das ist dann auch in dem Rewrite.
Florian Clauß
0:30:13–0:30:18
In dem Rewrite, nee, das ist dann nicht von den Gebrüdern Grimm in der Variante,
0:30:18–0:30:22
sondern es gibt noch einen anderen, der auch so ein Volksmärchenbuch quasi aufgesetzt
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hat und ein bisschen verändert.
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Mir fällt der Name gerade nicht ein. Ja, das ist auch nochmal eine Variation
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der Geschichte, die dann einfach nochmal so ein bisschen diese Verbindung zu
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den Vögeln stärkt, ja, zu den Brotgruben.
Micz Flor
0:30:35–0:30:38
Kannst du mal ganz kurz auf den GPS gucken, dass wir in die richtige Richtung
0:30:38–0:30:42
gehen, weil es ist inzwischen gleich stockdunkel. Ich habe ein bisschen Angst.
Florian Clauß
0:30:42–0:30:48
Nee, nee, alles gut. Ich gucke immer auf das GPS. Wir machen gleich eine Kurve
0:30:48–0:30:52
nach links und dann gehen wir schnurstracks so um die Tomshütte.
0:30:54–0:30:58
Ja, aber es dauert noch, bis wir hier rauskommen aus dem Wald und aus dem Märchen.
0:30:58–0:31:01
Ja, also ich habe da so verschiedene Ebenen drin.
Micz Flor
0:31:01–0:31:05
Wenn ich ganz kurz zurückkomme zu dem, was du vorhin mich gefragt hast,
0:31:05–0:31:07
was da untypisch ist oder anders.
Florian Clauß
0:31:07–0:31:08
Genau, wenn wir da einsteigen.
Micz Flor
0:31:09–0:31:12
Und mir ist nichts wirklich aufgefallen. Das Einzige, was mir aufgefallen ist,
0:31:12–0:31:14
dass die Zahl 3 irgendwie nicht vorkommt.
Florian Clauß
0:31:15–0:31:20
Okay, du warst sehr genau drauf. Aber es ist trivialer, es ist viel trivialer.
0:31:20–0:31:25
Man muss nur bei den anderen Märchen gucken, wie lösen die sich, die Märchen.
Micz Flor
0:31:25–0:31:26
Weniger Magie.
Florian Clauß
0:31:27–0:31:32
Weniger Magie, aber wie lösen? Was passiert mit den Protagonistinnen?
0:31:33–0:31:38
Und bei den anderen Märchen ist es eigentlich immer so, dass irgendein Retter von außen kommt.
0:31:38–0:31:46
Also sei es dann halt bei Rotkäppchen der Jäger oder bei Schneewittchen dann der Prinz.
Micz Flor
0:31:46–0:31:48
Oder bei Händel und Gretel der Gott.
Florian Clauß
0:31:48–0:31:56
Nein, du hast hier ein Enhancement, was die sich selber quasi machen.
0:31:57–0:32:03
Und dann hast du noch weiter eine Frau, ein Mädchen, die sie erretten.
0:32:03–0:32:06
Und das ist, glaube ich, schon so ein Alleinstellungsmerkmal.
0:32:06–0:32:08
Deswegen ist das Märchen auch so interessant. Interessant.
0:32:08–0:32:12
Da kann man nachher nochmal vertiefen. Das ist auch so ein Thema,
0:32:12–0:32:14
woraus sich dann halt nochmal so was anderes ableitet.
0:32:14–0:32:20
Aber zunächst möchte ich dann wieder die astronomische Dimension des Märchens.
0:32:20–0:32:23
Was würdest du da für astronomische Bezüge sehen?
Micz Flor
0:32:23–0:32:26
Also wir haben Nacht und Tag, wir haben den Mond.
Florian Clauß
0:32:26–0:32:28
Den Mond haben wir wo?
Micz Flor
0:32:28–0:32:34
Der Mond ist immer die Zeit, wenn die zurückgehen wollen, um die Kiesel zu sehen.
Florian Clauß
0:32:34–0:32:34
Ja.
Micz Flor
0:32:36–0:32:37
Astronomische Bezüge.
0:32:38–0:32:43
Also ich hatte in meiner Erinnerung die auch dreimal, deshalb war ich so verbafft,
0:32:43–0:32:45
dass ich beim zweiten Mal schon die Brotkrumen habe.
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Dann gibt es diesen Sonnenaufgang, die Spiegelung am Schornstein, wenn sie aufbrechen.
Florian Clauß
0:32:53–0:32:58
Ja, das ist schon mal sehr nah an dem. Also man kann es natürlich in etliche
0:32:58–0:33:06
Bezüge und dann reininterpretieren, die Hexe ist der Mond und dann ist der Wald
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der dunkle Bereich und so weiter.
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Aber eigentlich geht es hier um Navigationssysteme.
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Das, was auch das urtypische Belangen von Astronomie war, nämlich sich zu orientieren.
0:33:21–0:33:28
Und das, was dann Hans macht, er guckt quasi mit dem Dachgiebel,
0:33:28–0:33:30
guckt er nach den Nordsternen.
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Das ist meine Interpretation übrigens, habe ich nirgendwo gefunden.
0:33:33–0:33:38
Er guckt nach dem Nordstern und anhand des Nordsterns kann er quasi die ganzen
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Batzen, also die Kieselsteine, die ausgerichtet sind,
0:33:42–0:33:46
kann er dann halt quasi so zusammensetzen und das sind dann so die Ficksterne,
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nach denen er sich dann orientieren kann.
0:33:48–0:33:52
Also der Fickstern ist der Nordstern, aber dann kommen die Sternbilder,
0:33:52–0:33:54
die dann halt variabel sind, je nach Weg.
0:33:54–0:33:57
Und daran kann man sich orientieren und so finden die wieder zurück.
0:33:58–0:34:03
Und das zweite Mal sind es halt quasi nicht die festen Sternbilder,
0:34:03–0:34:05
sondern, und das ist dann die
0:34:05–0:34:09
Moral der Geschichte, dann orientiere dich nicht an den Sternschnuppen.
0:34:10–0:34:15
Die Brotkrumen sind quasi so die Sternschnuppen, die dann ja nur so kurzzeitig
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aufflimmen und dann wieder vergehen. Also das ist jetzt mal so ein Sidekick,
0:34:19–0:34:22
den man da rausziehen kann, aber den würde ich dann mal so.
0:34:23–0:34:24
Kann man so machen.
Micz Flor
0:34:24–0:34:27
Finde ich okay. Also würde mich jetzt auch noch mal interessieren,
0:34:27–0:34:32
da bin ich jetzt nicht so richtig betagt, aber wann war das denn genau,
0:34:32–0:34:35
dass dieser Wettlauf der Zeit war,
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wo die Erschließung des Globus irgendwie mit dem Wettbewerb von Navigationssystemen
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zu tun hatte, wo sich dann zum Schluss die Uhr durchsetzte, um die Breitengrade,
0:34:47–0:34:48
glaube ich, irgendwie feststellen zu können.
0:34:49–0:34:54
Und die Präzision der Uhren war ganz notwendig, um die, das kann ja sein,
0:34:54–0:34:57
dass es auch in der Zeit war, dass Navigation einfach so ein Meme war.
Florian Clauß
0:34:57–0:35:02
Ja, das glaube ich auch. Also nicht nur in der Zeit, sondern allgemein.
0:35:02–0:35:06
Also die ganzen Hof, also das war das Wichtigste von den Hofastronomen,
0:35:06–0:35:08
war halt irgendwie zu navigieren.
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Und deswegen mussten die eigentlich die ganze Zeit nur in den Sternenhimmel
0:35:11–0:35:14
gucken und da irgendwelche Sternbilder dann rauslesen.
0:35:14–0:35:17
Und das kam ja erst sehr viel später. Dann kam irgendwann ein Teleskop und dann
0:35:17–0:35:20
ging es ja erstmal überhaupt um die Entdeckung. Vorher war das Das ist ja wirklich
0:35:20–0:35:23
nur so ein gleichschirmiger Himmel.
0:35:23–0:35:28
Da war ja nicht viel zu gucken, außer wenn es halt irgendwie dunkler war, konntest du mehr sehen.
0:35:28–0:35:33
Aber erst mit dem Teleskop hat sich ja dann... Was hat Tycho Brahl gemacht?
0:35:33–0:35:38
Die haben halt wirklich so ein Firmament quasi so statisch in Holzkonstrukt
0:35:38–0:35:41
nachgebaut und konnten so Vermessungspunkte setzen.
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Das waren halt so diese Messungspunkte von Tycho Brahl und was dann Kepler ausgewertet
0:35:47–0:35:49
hat und dann daraus berechnen konnte,
0:35:49–0:35:54
dass sich quasi anhand der Marsbahn, dass sich dann eben die ganzen die elliptischen
0:35:54–0:36:00
Bahnen der Planeten um die Sonne, das war ja quasi das Ergebnis von der Messung von Tygopral.
0:36:01–0:36:05
Das ist, glaube ich, so ein wichtiger Punkt bei den Märchen.
0:36:06–0:36:11
Aber das andere, was da so in dem Märchen für...
0:36:12–0:36:18
Für ein Tabuthema. Das ist ja relativ offensichtlich, was da drunter liegt. Also Kannibalismus.
0:36:20–0:36:24
Kannibalismus als Tabuthema. Und Kannibalismus hat sich auch,
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da gibt es eben auch unterschiedliche Varianten, die sich daraus tragen.
0:36:30–0:36:33
Nämlich die eine Sache ist der Hungerskannibalismus.
0:36:34–0:36:39
Und da gab es halt diese ganzen grausigen Geschichten. Und das ist so das,
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was dann wahrscheinlich so auch früher, wenn diese Märchen am heimischen Kamin
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erzielt wurden und die Kinder dann nur kurz vor Bett gehen, dass sie es auch
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so ertragbar gemacht haben.
0:36:49–0:36:53
Aber wo dann eben dieser Glutkern immer noch in diesen Märchen drin hängt,
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das ist nämlich zur Zeit des 30-jährigen Krieges. gab es verschiedene Berichte
0:36:58–0:37:01
davon, dass es eben zu Kannibalismus gekommen ist.
0:37:02–0:37:07
Und die schlimmste Form von Kannibalismus ist dann halt auch Kinderkannibalismus.
0:37:08–0:37:12
Obwohl das natürlich dann wieder auch so eine gewisse Dramatisierung ist.
0:37:13–0:37:16
Ja, dann kann man sich wieder vorstellen wie ein Meme.
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Wenn du Kannibalismus drauf schreibst, dann ist die Clickrate gleich ungleich viel höher.
0:37:22–0:37:25
Und so kann man sich auch vorstellen, okay,
0:37:25–0:37:29
Kannibalismus ist da drin, aber warum? Ja, warum?
0:37:29–0:37:34
Klar, es gibt dann halt diesen Hunger, der dann zu Kannibalismus führt.
0:37:34–0:37:36
Aber ich finde, da ist eine Ungleichheit drin.
0:37:37–0:37:42
Ja, die Ungleichheit in dieser Kalorienbombe von Zuckerhaus.
0:37:43–0:37:46
Und es macht überhaupt keinen Sinn.
0:37:46–0:37:51
Es macht absolut keinen Sinn, dass diese Hexe dann eben den Hans braten will.
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Weil die hat ungefähr, die hat 10 Millionen von Kalorien dann schon verbaut.
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Das sind so Momente bei den Märchen, wo ich dann denke, verstehe ich nicht, warum?
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Warum denn den Hans da so klar machen? Und dann gibt es vielleicht noch eine
0:38:07–0:38:11
andere Form von rituellem Kannibalismus.
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Vielleicht, ja. So was, dass der Hans gegessen werden muss, weil die Hexe ist
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nicht die Hexe, sondern es ist die Mutter.
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Ja, und dann hast du halt irgendwie diese Gleichschaltung von Mutter-Hexe,
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ja, und die Mutter stirbt, wenn die Hexe gestorben ist. Also in der Geschichte
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ist das irgendwo angelegt, ja.
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Das ist so eine Gleichformigkeit von...
Micz Flor
0:38:33–0:38:38
Das ist ja auch eine interessante psychodynamische Deutung schon fast,
0:38:38–0:38:43
weil natürlich, wenn man das doppelt und dann ist das die Mutter und die Mutter
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will ja, dass die Kinder tot sind, damit sie selber genug zu essen hat.
0:38:47–0:38:53
Das ist ja gar nicht so weit weg von der Wahrheit, ist dieses Bild nicht so weit weg.
Florian Clauß
0:38:53–0:38:58
Da können wir gerne noch mal tiefer eintauchen, weil nämlich dann das Hexenhaus,
0:38:58–0:39:02
du kannst es auch so weit lesen, das Hexenhaus ist der Mutterkuchen,
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der Mutterkuchen, der die Kinder ernährt und der kommt dann halt aus der Hexe
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heraus und das, was der Ofen ist, ist dann quasi so die...
0:39:13–0:39:20
Die invertierte Geburt. Das heißt, man geht wieder zurück zu dem, wo man hergekommen ist.
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Deswegen so diese Einverleibung. Das ist die Einverleibung, also dieses Entkindlichung
0:39:28–0:39:31
oder dieses Wieder-Zurückschieben.
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Das ist ja auch so. Das war lustig übrigens, als meine Tochter jetzt so kurz
0:39:38–0:39:40
anderthalb Jahre oder so,
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Sie war dann schon in der Kita und konnte dann lautmalerisch das Lied von Hänsel und Grete singen.
0:39:48–0:39:54
Aber das, wo die total darauf abgegangen ist, Eleni, war dieses Schieben. Das Schieben zurück.
0:39:56–0:39:59
Und dann hat sie dann ganz wilde Handbewegungen gemacht.
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Und das war das Leutlichste. Wir schieben die Hexe wieder in den Ofen rein. Nein, ja.
0:40:06–0:40:10
Also das fand ich auch so interessant. Sie konnte keine Silben richtig betonen,
0:40:10–0:40:13
aber die Körperbewegungen dazu waren sehr ausgeprägt.
0:40:14–0:40:20
Aber diese Analogie von Mutterhexe, diese Sexualität, die auch dann da drin steht.
Micz Flor
0:40:21–0:40:24
Ist das eigentlich in der ersten Fassung auch eine Hexe oder einfach nur eine komische Frau?
Florian Clauß
0:40:24–0:40:28
Nee, es ist eine Hexe. Also ich meine, so ein Zuckerhaus, das musst du ja irgendwie
0:40:28–0:40:32
auch. Das ist ja nicht von sich aus, das heißt ja nicht gebacken.
0:40:32–0:40:38
Obwohl da so eine Halbmagie drin ist. könnte man theoretisch auch Halbmagie das ist.
Micz Flor
0:40:38–0:40:43
Eine eigene Form das ist Halbmagie finde ich gut also.
Florian Clauß
0:40:43–0:40:50
Nicht ganz man könnte es noch anders erklären es ist nicht ganz aus der Welt
0:40:50–0:40:55
diese Sexualität und ich habe ganz lustig da habe ich nämlich auch einen Podcast
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gehört von psychologischer,
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Deutung des Märchens und es waren halt beides,
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Verhaltenstherapeutinnen und die haben gesagt, nee, hör mir auf,
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jetzt da noch irgendwie die Vagina in dem Ofen zu sehen, das ist,
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ich bin Verhaltenstherapeutin,
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das kommt mir nicht in die Tüte, die sind ja überall, die sind da aber nicht
0:41:17–0:41:21
freud und so, die haben dann total drüber gewettert und das war jetzt irgendwie,
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was du vorhin auch meintest mit dem, ja, wenigstens haben wir den Sex, ne?
Micz Flor
0:41:27–0:41:30
Ja, ich hab da auch, als du gesagt hast, das Verbot, das,
0:41:31–0:41:34
Kannibalismusverbot, da hab ich dann gleich gedacht, Und lustigerweise ist das
0:41:34–0:41:40
Inzestverbot aufgehoben, weil als dann die Mutter weggebraten wurde,
0:41:40–0:41:43
wenn es die Mutter ist, haben sich erst mal Hänsel und Gretel geküsst.
Florian Clauß
0:41:44–0:41:47
Ja, gut. Kann man auch so deuten, ja.
0:41:48–0:41:54
Stimmt. Das dachte ich auch kurz. Also es gibt ja irgendwie so eine eheähnliche Situation.
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Aber klar, die haben natürlich auch ein schweres Abenteuer hinter sich.
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Aber die Sexualität, ich meine, klar, man kann es ganz platt machen.
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Den Knochen, den Hans da zwischen den Gittern raussteckt, kann auch was anderes sein als der Knochen.
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Es geht ja so ein bisschen auch um das Adoleszieren.
0:42:16–0:42:22
Also das heißt, wann ist denn Hans quasi im gebärfähigen Alter,
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wenn man das so übertragen will. Ist aber relativ platt.
0:42:26–0:42:31
Das heißt, warum will die denn dann braten? Warum will die den dann essen?
0:42:31–0:42:33
Das geht mir auch nicht so richtig in den Kopf.
Micz Flor
0:42:34–0:42:41
Ja, also es ist dann gruselig, wenn es dann um so ein Thema des Motherfuckings
0:42:41–0:42:45
gehen würde, dass die Mutter den konsumieren möchte in dem Moment,
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wenn sein Penis anschwillt, wenn er ihn durch das Gitter steckt.
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Da fehlt mir jetzt der kulturelle Hintergrund von 1815.
Florian Clauß
0:42:56–0:42:56
15.
Micz Flor
0:42:58–0:43:01
Der Glutkern, genau. Ich bin eher Generation Powerbank.
Florian Clauß
0:43:05–0:43:11
Du aber auch als Freudianer, als tiefenpsychologischer Psychotherapeut.
Micz Flor
0:43:12–0:43:17
Ja, nicht direkt als Freudianer, aber das sind Kleinigkeiten.
0:43:17–0:43:22
Ich weiß, was du meinst. Also die Frage, das heißt, das Bild,
0:43:22–0:43:31
was wir aufbauen auf der Bühne wäre jetzt zu sagen, die Mutter lässt das Kind erst frei,
0:43:32–0:43:37
den Sohn, wenn er Kinder zeugen kann.
0:43:39–0:43:40
Solange ist er eingesperrt.
Florian Clauß
0:43:40–0:43:43
Ja, okay, ich scratch nicht rein.
Micz Flor
0:43:43–0:43:49
Du hast jetzt quasi so eine plausible psychodynamische Deutung und guckst jetzt,
0:43:50–0:43:53
ob ich etwas Ähnliches zusammenschreiben kann.
Florian Clauß
0:43:54–0:43:56
Dafür habe ich dich doch als Gast in der Sendung.
Micz Flor
0:43:57–0:44:00
Aber ich habe doch Angst, es ist dunkel, wir sind mitten im Wald.
0:44:00–0:44:04
Ich weiß nicht, wo wir sind. Die Taschenlampe ist noch tief im Rucksack drin.
Florian Clauß
0:44:04–0:44:06
Wir haben eine Bauerbank, no problem.
Micz Flor
0:44:06–0:44:10
Ich kann dir eins sagen, ich habe so viel Angst. Mein Finger wird nicht groß sein.
0:44:14–0:44:19
Ist ja auch somatisch. Also es gibt eine Tochter, es gibt einen Sohn.
0:44:20–0:44:26
Wir sagen, die Hexe ist die Mutter. Es gibt ein Zuckerhaus, das ist vielleicht der Mutterkuchen.
0:44:26–0:44:28
Haben das die VTlerinnen noch zugelassen?
0:44:28–0:44:34
Und dann essen die einen Mutterkuchen, dann wird der Junge eingesperrt.
0:44:34–0:44:38
Gesperrt und das Mädchen….
Florian Clauß
0:44:38–0:44:40
Wir müssen erst mal auf den Pfad zurück.
Micz Flor
0:44:41–0:44:43
Scheiße, sind wir vom Pfad abgekommen?
Florian Clauß
0:44:43–0:44:46
Ne, es sieht hier so aus.
Micz Flor
0:44:47–0:44:48
Hm? Wo bist du? Hier.
Florian Clauß
0:44:49–0:44:56
Okay. Ah ne, wir sind falsch. Wir müssen doch hier irgendwo hin. Ja, wir müssen doch.
0:44:58–0:45:02
Ich könnte die Taschenlampe rausholen, aber es wäre nicht so spannend.
0:45:02–0:45:05
Mann, wo ist denn hier ein Weg?
Micz Flor
0:45:06–0:45:08
Also ich sehe nichts mehr.
Florian Clauß
0:45:12–0:45:14
Warte mal, hier sieht es aus.
Micz Flor
0:45:14–0:45:18
Fühlt sich zumindest wie ein Weg an, bis einer von uns gegen einen Ast rennt.
Florian Clauß
0:45:19–0:45:20
Hauptsache kein Wildschwein.
Micz Flor
0:45:22–0:45:22
Wegschwein.
0:45:26–0:45:27
Das Wegschwein soll Weg sein.
0:45:30–0:45:32
Was ist hier? Ein Wegbier.
Florian Clauß
0:45:35–0:45:37
Now find the track.
Micz Flor
0:45:39–0:45:43
Welches ist, wo ist das nochmal mit dem, komm nicht vom Weg ab und dann sind
0:45:43–0:45:45
sie ja vom Weg abgekommen.
Florian Clauß
0:45:45–0:45:47
Das ist Rotkäppchen.
Micz Flor
0:45:47–0:45:51
Ne, aber es ist auch ein modernes Märchen. Also irgendein Film oder irgendeine.
0:45:52–0:45:54
Jetzt sind wir am richtigen Weg.
Florian Clauß
0:45:54–0:45:56
Jetzt sind wir ja der.
Micz Flor
0:45:56–0:45:58
Das, was hier so schmal ist wie ein Wildschwein.
0:46:02–0:46:07
Weg okay bist du sicher dass du deine karte genutzt dass die laufwege und nicht
0:46:07–0:46:09
hier weg vor ort hat und ich habe.
Florian Clauß
0:46:09–0:46:12
Die lehrer auf open street map falsch.
Micz Flor
0:46:12–0:46:14
Eingeblendet wildschwein denn hier.
Florian Clauß
0:46:14–0:46:18
Du hast deine wanderschuhe hast du auch die steigeisen dabei.
Micz Flor
0:46:18–0:46:25
Mein bowie mal ein eifer habe ich auch nicht mit gut aber wir kommen jetzt vom
0:46:25–0:46:27
weg nicht aber vom thema ein bisschen ab.
0:46:29–0:46:32
Ich muss ein bisschen passen. Und wo ich da irgendwie hängenbleibe,
0:46:32–0:46:38
ist das erotische Begehren des Konsumierens des eigenen Sohns.
0:46:38–0:46:42
Und dann bringt aber die Schwester, die das als gemeinsame Bedrohung erlebt,
0:46:43–0:46:47
die Mutter um und dann küssen sich die beiden. Muss ich passen.
Florian Clauß
0:46:48–0:46:51
Also kriegst du nicht so aufgelöst in deinen...
Micz Flor
0:46:51–0:46:54
Krieg ich. Ich meine, es geht ja sowieso nur um eine Plausibilitätsprüfung,
0:46:54–0:46:57
nicht um eine wahre Falschprüfung.
Florian Clauß
0:46:58–0:47:03
Ja, es wird ein bisschen weit hergeholt, also kann man schon den Verhaltenstherapeuten folgen.
Micz Flor
0:47:04–0:47:06
Aber hast du eine?
Florian Clauß
0:47:06–0:47:11
Nee, nee, überhaupt nicht. Ich wollte das jetzt nur mal so als Eckpunkte hinwerfen.
0:47:12–0:47:14
Ah, okay. Das ist ja schade.
Micz Flor
0:47:14–0:47:17
Ich habe mir nicht so viel Mühe gegeben, weil ich gedacht habe, du hast das was.
Florian Clauß
0:47:17–0:47:21
Nee, ich habe wirklich nicht. Das wäre wirklich so, ja, ich hätte ja schon die
0:47:21–0:47:27
Ansätze von quasi invertierte Geburt,
0:47:30–0:47:34
und Mutterhexe. Aber mehr ist da, glaube ich, auch nicht rauszuholen.
0:47:35–0:47:37
Also lassen wir das für dem.
Micz Flor
0:47:37–0:47:44
Ja, also was ich wirklich gut finde, ist dein Bild von die Hexe ist die Mutter,
0:47:45–0:47:47
und die ist ja dann auch tot, wenn die zurückkommen,
0:47:48–0:47:54
und das Ganze ist dann natürlich wieder nur so ein Jacobs leider Hungertraum,
0:47:54–0:47:59
was sie dadurch leben und der rettende Vater hat die Mutter umgebracht und die
0:47:59–0:48:01
Kinder wieder das Wald gesehen. Das ist jetzt sehr fiktiv.
Florian Clauß
0:48:01–0:48:05
Naja, ich meine, wir haben ja wirklich existenzielles Leid dahinter.
0:48:05–0:48:12
Die Mutter wird jetzt als böse, klar, sie ist böse, aber was macht man in Situationen,
0:48:12–0:48:14
wenn man nichts mehr zu essen hat?
0:48:14–0:48:18
Also klar, es ist ja im Tierreich genauso.
0:48:19–0:48:23
Da werden ja jetzt nicht die Eltern, die Eltern opfern sich nicht für die Kinder
0:48:23–0:48:27
auf, weil die Kinder sind nicht, die können sich nicht fortpflanzen.
0:48:28–0:48:31
Während die Eltern, die sind ja die, die nicht noch gebären können.
0:48:31–0:48:36
In Notsituationen lässt man die dann halt auch quasi auf der Strecke.
0:48:37–0:48:41
Also so ist es ja im Tierreich. Und so übertragen gesprochen.
Micz Flor
0:48:42–0:48:46
Oder Ratten essen ja sogar manchmal ihre Babys.
Florian Clauß
0:48:46–0:48:46
Machen sie das?
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Okay. Ja, ich weiß, dass zum Beispiel, wenn ein, aber das führt auch ab von
0:48:54–0:48:57
dem her, nämlich wenn quasi der... Wenn es vom Weg abführt.
Micz Flor
0:48:57–0:48:57
Ist es mir recht.
Florian Clauß
0:48:58–0:49:02
Nee, wenn jetzt ein Löwe quasi die Herde übernimmt.
0:49:02–0:49:04
Das Pack, ich weiß nicht, wie es bei Böden heißt. Das Herde,
0:49:04–0:49:07
Herde. Nee, ich habe von Löwen gesprochen, nicht von Löwen.
0:49:07–0:49:13
Wenn die die Herde übernehmen, dann werden quasi von dem Vorgänger die ganzen
0:49:13–0:49:18
Kinder getötet. Weil das ist natürlich sein, wenn die Weibchen wieder früher
0:49:18–0:49:21
Geschlecht treiben und dann kann er seine Nachkommen zeugen.
0:49:22–0:49:27
Also ich meine, so eine biologische Komponente ist da drin und nicht von der
0:49:27–0:49:29
Hand zu weisen an der Stelle.
0:49:30–0:49:34
Aber wir können ja nochmal so ein bisschen durch die Figuren gehen.
Micz Flor
0:49:34–0:49:38
Ich glaube, für mich wäre es ja interessant zu gucken, was macht das Märchen
0:49:38–0:49:42
eigentlich so unheimlich? Weil ich kann mich noch als Kind daran erinnern,
0:49:42–0:49:45
dass mich eigentlich am meisten die Mutter gegruselt hat.
0:49:45–0:49:48
Die ich ja dann auch scheinbar in meiner Erinnerung gleich zur Stiefmutter gemacht habe.
Florian Clauß
0:49:48–0:49:52
Ja, die ist ja auch richtig, weil du hast wahrscheinlich die Version mit der Stiefmutter gelesen.
Micz Flor
0:49:52–0:49:56
Kann sein. Da gehen die ja auch dreimal raus.
Florian Clauß
0:49:56–0:50:03
Ja, nee, es ist ja auch dann quasi verständlicher. Eine Stiefmutter ist dann halt von sich aus...
Micz Flor
0:50:03–0:50:07
Aber es war einfach, das war das Unheimliche. Ich fand das hinten nie wirklich
0:50:07–0:50:10
unheimlich mit diesen Ofen.
0:50:10–0:50:12
Mit der Hexe. Ja, das war irgendwie alles so.
Florian Clauß
0:50:12–0:50:13
Ja, das war halt einfach Show.
Micz Flor
0:50:13–0:50:17
Also mich hat es nicht ergriffen als Kind. Ergriffen hat mich nur,
0:50:17–0:50:20
dass man die Kinder umbringen lassen muss.
0:50:20–0:50:24
Und die Identifikation dann mit den Kindern, die wissen, dass sie jetzt,
0:50:24–0:50:26
ja, klickt euch mal schlafen, wir kommen nachher wieder. Ja.
0:50:27–0:50:32
Und zu wissen, wir werden jetzt zurückgelassen und hoffentlich klappt unser Plan.
0:50:32–0:50:35
Und dann auch das Zurückkommen, ohne zu wissen, was passiert dann eigentlich,
0:50:35–0:50:37
wenn wir zurückkommen. Wir sollen ja tot sein.
0:50:37–0:50:42
Dann freut sich der Papa und die Mama tut so. Aber was haben die denen dann
0:50:42–0:50:45
eigentlich erzählt? Haben die dann gesagt, wir waren euch suchen.
0:50:48–0:50:51
Also wie kommt man da wieder raus? Die wissen das, die Kinder.
0:50:51–0:50:52
Das ist ja wie so eine Parallelwelt.
0:50:53–0:50:56
Die Familie ist ja total geteilt.
Florian Clauß
0:50:57–0:51:00
Ja gut, aber ich meine, die haben ja auch alle Informationen,
0:51:00–0:51:02
sind ja immer auf dem Tisch.
0:51:03–0:51:09
Also die Hexe spricht ganz klar aus, was sie vorhat, was ich auch so geil finde,
0:51:09–0:51:15
aber da gibt es keine Hidden Information. Er hat gesagt, ich brate deinen Hans und mach ein Brot dazu.
0:51:16–0:51:18
Bist du da? Are you in?
Micz Flor
0:51:20–0:51:23
Bloß, dass sie die Gretel auch braten möchte.
Florian Clauß
0:51:23–0:51:24
Das hat sie nie gesagt.
Micz Flor
0:51:25–0:51:27
Das hat sie verschwiegen, genau.
Florian Clauß
0:51:28–0:51:30
Aber das kommt ja gar nicht vor in der Geschichte.
Micz Flor
0:51:30–0:51:34
Doch, die göttliche Eingebung, die sagt, die will die dann braten im Ofen.
Florian Clauß
0:51:35–0:51:38
Ach nee, Gretel will dann die Hexe braten.
Micz Flor
0:51:38–0:51:40
Nein, die Hexe will doch Gretel braten.
Florian Clauß
0:51:40–0:51:40
Nein.
Micz Flor
0:51:41–0:51:44
Doch, das hast du doch gerade gehört. Siehst du, das hast du wieder verdrängt.
0:51:44–0:51:47
Die Hexe sagt, steig dann da mal drauf, ich schiebe dich rein,
0:51:47–0:51:51
läufst du rum, guckst, ob das Brot schon gut ist. Aber in Wahrheit möchte sie
0:51:51–0:51:52
die Gretel nämlich auch braten.
Florian Clauß
0:51:52–0:51:53
Das weißt du nicht.
Micz Flor
0:51:54–0:51:56
Das sagt die Geschichte.
Florian Clauß
0:51:56–0:51:58
Nein, nein, Gretel ist ja...
Micz Flor
0:51:58–0:52:00
Wollen wir jetzt eine kurze Pause machen und mal diese Stelle hören?
Florian Clauß
0:52:00–0:52:01
Bist du dir sicher?
Micz Flor
0:52:02–0:52:04
Ja, aber ich weiß, dass du meistens recht hast.
Florian Clauß
0:52:04–0:52:10
Wenn wir streiten. Ich habe es so verstanden, dass sie da wirklich Gretel als Assistentin braucht,
0:52:11–0:52:14
und das zu checken, weil dann, wenn sie den Hintergedanken hat,
0:52:14–0:52:19
dass sie die braten will, dann ist die doch nicht so doof, um selber da reinzustecken.
0:52:19–0:52:20
Dann lässt sie doch nichts überlisten.
0:52:21–0:52:24
Weißt du, wenn du selber weißt, oh ja, wenn ich jetzt in den Ofen steige,
0:52:25–0:52:26
dann macht sie die Klappe zu.
Micz Flor
0:52:26–0:52:29
Okay, jetzt muss ich es nochmal hören. Das war wahrscheinlich,
0:52:29–0:52:33
ich würde schätzen, 36 Sekunden vor Schluss.
Florian Clauß
0:52:34–0:52:36
Ja, warte mal, wir gucken mal. Setz dich auf das Brett.
Micz Flor
0:52:36–0:52:40
So will ich dich hineinschieben. Da kannst du darin herumgehen und nachsehen.
0:52:42–0:52:47
Wenn aber Gretel darin war, da wollte sie zumachen und Gretel sollte in dem heißen Ofen.
Florian Clauß
0:52:47–0:52:50
Backen und sie wollte es auch aufessen. Okay, du hast recht.
0:52:51–0:52:53
Okay, dann ist die Hexe wirklich dumm.
Micz Flor
0:52:56–0:52:59
Aber daran habe ich mich ehrlich gesagt auch nicht erinnert.
0:52:59–0:53:00
Das war in meiner Erinnerung vielleicht eine andere Version.
Florian Clauß
0:53:01–0:53:05
Nee, nee, interessant. Ich habe es komplett weggehört. Interessant.
0:53:05–0:53:09
Okay, das heißt, die Hexe ist richtig dumm.
0:53:10–0:53:12
Das sieht dann halt irgendwie so auch dieses...
Micz Flor
0:53:13–0:53:17
Nein, muss ja nicht doof sein. Das heißt, sie hat ja in gewisser Weise die Gretel
0:53:17–0:53:26
als Komplizin, indem sie völlige Transparenz über den Mord des Hänsels ihr gegenüber äußert.
0:53:26–0:53:33
Und dadurch dann vielleicht denkt, dass Gretel auch weiß, dass sie eine Komplizin
0:53:33–0:53:37
ist und deshalb wird sie nicht vermuten, dass sie getötet werden wird.
Florian Clauß
0:53:37–0:53:41
Okay, ja gut, das ist dann wieder so die Mitwisserschaft, die dann auch so,
0:53:41–0:53:44
ja, okay, Punkt für dich.
Micz Flor
0:53:44–0:53:50
Naja, also mein erster Punkt in 64 Folgen.
Florian Clauß
0:53:50–0:53:56
Naja, hör auf. Okay, die unterschiedlichen Rollen, also das,
0:53:56–0:53:59
was, die ganzen Informationen liegen ja immer auf dem Tisch.
0:53:59–0:54:03
Wir sind ja dahin gekommen, dass eben auch die Kinder die Informationen haben,
0:54:03–0:54:07
dass sie von den Eltern weggeschickt werden. Also es ist ja so,
0:54:07–0:54:11
wenn du die Geschichte, die anschaust, als eine Geschichte der Täuschung.
0:54:11–0:54:16
Wer täuscht wen? Gleichzeitig gibt es Informationen für den Hörer.
0:54:16–0:54:21
Oh, hier gibt es eine Gabelung. Ich glaube, wir müssen geradeaus.
0:54:22–0:54:23
Geradeaus.
0:54:24–0:54:32
Der Zuhörer, der weiß ja ungefähr, was passieren wird, weil er die Information hat.
0:54:33–0:54:36
Gleichzeitig täuschen sich die Figuren innerhalb der Geschichte.
0:54:36–0:54:40
Das heißt, Hans hat diese Eingebung mit den Batzen.
0:54:41–0:54:45
Batzen ist übrigens, das hatte ich auch in einem Podcast gehört,
0:54:45–0:54:51
Batzen ist eine Münzprägung, eine relativ frühe, ich weiß nicht wann, aus dem 14.
0:54:51–0:54:56
Oder 15. Jahrhundert. und das ist halt so ein Silberling, der dann halt so glänzt.
0:54:56–0:55:01
Wenn man dann zurückschaut, es glänzt wie Batzen, diese Kieselsteine.
Micz Flor
0:55:01–0:55:10
Irre, wenn das 1815 aufgeschrieben eine Referenz auf eine Silbermünze von 1400 irgendwas.
Florian Clauß
0:55:10–0:55:15
Ich denke mal, der Batzen, der Begriff wird dann auch nicht nur im 14.
0:55:15–0:55:20
Jahrhundert bestehen geblieben sein, sondern hat sich dann auch die ganze Zeit nachgetragen.
0:55:20–0:55:24
Und jetzt ist ja immer noch so ein Batzen, ist ja noch so eine Mengeneinheit.
0:55:24–0:55:26
Ich habe einen Batzen Sack oder so.
Micz Flor
0:55:26–0:55:31
Aber es ist ja eine vage Mengeneinheit. Ein Batzen ist immer viel von etwas.
0:55:32–0:55:35
Für einen Batzen Mehl ist es was anderes als ein Batzen Autoreifen.
0:55:37–0:55:38
Also keine Einheit.
Florian Clauß
0:55:39–0:55:44
Ja, es ist sowas wie Zeug. Zeug ist ja auch so ein Sammelbegriff für alles Mögliche.
0:55:44–0:55:46
Du kannst ein Fahr- oder ein Spiel draus machen.
0:55:47–0:55:55
Auf jeden Fall die Die Kinder täuschen die Eltern, die Eltern täuschen die Kinder.
0:55:55–0:56:01
Die Hexe täuscht die Kinder, die Kinder täuschen die Hexe. Das ist ja Wahnsinn.
0:56:02–0:56:10
Es geht ja so reihrum. Und die Kinder gehen als Sieger aus diesem ganzen Spiel hervor.
Micz Flor
0:56:11–0:56:14
Und der Erzähler täuscht den
0:56:14–0:56:19
Zuhörer oder Zuhörerin, weil in Wahrheit bringen alle drei die Mutter um.
Florian Clauß
0:56:21–0:56:24
Ich habe tatsächlich noch mal als Vorbereitung zur Sendung, habe ich dann noch
0:56:24–0:56:31
mal so nach bestimmten Filmadaptionen geguckt und habe mir eine angeschaut,
0:56:31–0:56:34
die heißt nämlich nicht Hänsel und Gretel, sondern Gretel und Hans.
0:56:35–0:56:42
Und das ist dann ein Horrorfilm. Und es geht eigentlich, es spielt die Hauptdarstellerin,
0:56:42–0:56:45
die auch in It, diese Neuverfilmung ist,
0:56:46–0:56:53
die ich ganz gut fand, die im ersten Teil zumindest, spielt da die Gretel.
0:56:53–0:56:58
Und da geht es um diese, genau um diese feministischen Aspekte bei dem Film.
0:56:59–0:57:05
Und der ist ein bisschen langweilig, der Horrorfilm, aber es geht so ein bisschen
0:57:05–0:57:07
auch um das Enhancement von ihr dann.
0:57:07–0:57:12
Sie wird dann von der Hexe eingewiesen in die Zauberkünste und kommt dann in
0:57:12–0:57:14
irgendeinen Punkt, wo sie sich dann halt der Hexe widersetzt.
0:57:14–0:57:19
Ja, aber es ist sehr langsam erzählt, aber hat eine Stimmung.
0:57:20–0:57:22
Wollte ich nur so als Sidekick.
0:57:23–0:57:30
Dazu sagen. Was können wir noch über den Film, über das Märchen sagen?
0:57:30–0:57:33
Also der Vater, der Vater ist so ein bisschen getrieben.
0:57:34–0:57:38
Das ist so ein bisschen so einer, der, okay, wenn ich die Kinder schon einmal
0:57:38–0:57:40
in den Wald geführt habe, dann mache ich es auch ein zweites Mal.
0:57:41–0:57:47
Man kann seine ganzen moralischen Entscheidungen nicht irgendwie hinterfragen,
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sondern wer A sagt, muss auch B sagen.
0:57:50–0:57:51
Ist so ein bisschen so Ja.
Micz Flor
0:57:52–0:57:56
Ich finde, dass der Vater und die Mutter, die sind so ein bisschen in diesen
0:57:56–0:58:01
Rollen der weisen König und Königin, also die alten König und Königin,
0:58:01–0:58:05
weil der König wird ja oft im Märchen so altersmilde und weise.
0:58:06–0:58:11
Was darauf zurückzuführen ist, dass aus dem jungen Mann das Testosteron,
0:58:11–0:58:15
die Produktion nimmt ab und dadurch wird dieses harsch-männliche dann im Verhalten
0:58:15–0:58:20
und in den Gedanken und Emotionen nicht mehr so vordringlich.
0:58:20–0:58:21
Und dann wird er milder.
0:58:21–0:58:26
Und bei Frauen ist es umgekehrt, das Östrogen nimmt ab und dadurch werden die
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härter und harscher. Daher kommen dann diese Stereotypen.
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Und das finde ich ist bei den Eltern so ein bisschen der Fall.
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Weil im Prinzip ist der Mann, wenn es die Mutter ist, ist der Mann ja in der
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Rolle der Mutter, der die Kinder schützen will. Oh, hier knackt es überall im Unterholz.
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Was machst du mit mir?
Florian Clauß
0:58:48–0:58:51
Ich bin doch ein Piederecker und ich erfahre es. Der will sie ja nicht wirklich
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schützen, sondern er führt sie dann eben auch weg.
0:58:54–0:58:59
Also das heißt, seine schützende Rolle ist halt nur so ein Mitleid und er wird
0:58:59–0:59:01
dafür belohnt. Also er kriegt das Pay-Off.
0:59:01–0:59:07
Die bringen da die ganzen Schätze aus dem Hexenhaus und dann werden die alle
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reich, während die Mutter gestorben ist.
0:59:10–0:59:14
Also wir haben tatsächlich auch so Familiensituationen mit Patchwork.
0:59:14–0:59:19
Es war auch zu der Zeit absolut üblich, meine Kinder, deine Kinder, unsere Kinder.
0:59:19–0:59:24
Das heißt, durch eben viel...
Micz Flor
0:59:24–0:59:26
Woher nimmst du diesen...
Florian Clauß
0:59:26–0:59:27
Hast du so gesagt.
Micz Flor
0:59:27–0:59:28
Diese Worldbuilding-Masin?
Florian Clauß
0:59:28–0:59:33
Das hat meine Mutter immer gesagt, das war halt in der Familie,
0:59:33–0:59:38
so nach dem Krieg oder im Krieg war das halt so, da wurde halt quasi,
0:59:38–0:59:44
weil auch eben viele Männer gestorben sind, es gab neue Familien,
0:59:44–0:59:47
Familienkonstellationen, jeder hat seine Kinder mitgebracht.
Micz Flor
0:59:48–0:59:49
Kommen wir gerade vom Weg ab.
Florian Clauß
0:59:49–0:59:50
Nee, wir kommen nicht vom Weg ab.
0:59:52–0:59:56
Deswegen so, meine Kinder, deine Kinder, unsere Kinder. Deswegen ist das eine
0:59:56–0:59:57
absolut normale Situation gewesen.
0:59:58–1:00:01
Wir sind gleich wieder bei der Autobahn, wenn dich das beruhigt.
1:00:02–1:00:07
Und so war es ja eigentlich immer schon. Also die Familie war eine Zweckgemeinschaft.
1:00:07–1:00:10
Es war eine Zweckgemeinschaft, eine wirtschaftliche Einheit,
1:00:11–1:00:14
die sich dann natürlich, weil viel, auch die Sterblichkeitsrate war sehr hoch.
Micz Flor
1:00:15–1:00:17
Ja, vor allen Dingen auch die Kindersterblichkeit war sehr hoch.
Florian Clauß
1:00:17–1:00:22
Die Kindersterblichkeit, Erwachsenensterblichkeit, man hat dann viel eingeheiratet.
1:00:22–1:00:24
Das kann man sich ja heute nicht mehr so vorstellen.
1:00:24–1:00:28
Aber es war halt völlig üblich. Deswegen ist dieses mit den Stiefmüttern auch
1:00:28–1:00:29
gar nicht so weit hergeholt.
1:00:29–1:00:32
Kann ja tatsächlich sein. Und dann können sie auch noch weiter denken,
1:00:32–1:00:35
dass die Kinder gar nicht Geschwister sind, sondern Halbgeschwister.
1:00:36–1:00:37
Dann können sie wieder Inzest machen.
Micz Flor
1:00:37–1:00:38
Können sie sich küssen.
Florian Clauß
1:00:39–1:00:43
Geht doch alles. Steckt doch alles drin in der Geschichte.
1:00:44–1:00:50
Also was ich dann noch interessant, wo ich auch wirklich so nicht diesen Konflikt,
1:00:50–1:00:52
das hatte ich ja schon erwähnt, kann ich nicht so richtig auflösen.
1:00:52–1:00:56
Die Hexe schwimmt in Kalorien, will aber den Hans braten.
1:00:56–1:01:00
Deswegen muss man ja irgendwas Rituelles dahinter vermuten.
1:01:01–1:01:05
Und dann ist aber auch so das Hexenhaus. Das ist ja so der Klassik, der Archetyp.
1:01:06–1:01:10
Das ist ja wirklich so, das Hexenhaus ist ja so quasi so die,
1:01:11–1:01:14
wie soll man sagen, so diese Venusfalle.
Micz Flor
1:01:15–1:01:19
Ja, das ist auch das Bild, was ich hatte. Das Hexenhaus ist die Falle und die
1:01:19–1:01:25
Und die Hexe ist keine Vegetarierin, sondern die muss Fleisch essen.
1:01:25–1:01:26
Das ist quasi eine Katze.
Florian Clauß
1:01:26–1:01:30
Ja, okay. So könntest du es ja. Die muss Fleisch essen.
Micz Flor
1:01:30–1:01:32
Aber er will ja auch wiederum Brot backen. Das geht ja auch nicht.
1:01:33–1:01:35
Und kann reden. Katzen können nicht reden, oder?
Florian Clauß
1:01:35–1:01:38
Ja, aber wenn die sich verwandeln, Gestaltswandler, kann dann auch reden.
1:01:40–1:01:40
Stimmenwandler sozusagen.
Micz Flor
1:01:40–1:01:41
Now we're talking.
Florian Clauß
1:01:43–1:01:45
Nein, aber gut. Okay, die braucht Fleisch.
1:01:46–1:01:48
Okay, können wir zulassen.
Micz Flor
1:01:48–1:01:53
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sowas, na gut, vielleicht religiös gab es
1:01:53–1:01:57
vielleicht sowas wie Vegetarismus oder nicht.
1:01:57–1:02:04
Aber ich glaube nicht, dass man das da reinweben kann, dass die Fleisch essen muss.
Florian Clauß
1:02:05–1:02:11
Ich erinnere mich nur an eine Käpt'n Blaubeer aus dem 13,5 Leben des Käpt'n
1:02:11–1:02:12
Blaubeers von Walter Mörs.
1:02:12–1:02:18
Da gibt es auch so eine Insel, die dann halt den Captain, den Kleptenbau,
1:02:18–1:02:24
das ist halt auch so ein Tier, was dann halt alles mögliche an leckerstem Essen
1:02:24–1:02:26
auf so einer Insel herstellen kann.
1:02:26–1:02:31
Und zum Schluss, als er über ein Jahr auf dieser Insel ist, der Captain Blaubeer
1:02:31–1:02:37
da gestrandet, ist er halt so voll gefressen, dass er noch nicht mal sich aufstehen kann zum Essen.
1:02:38–1:02:42
Und dann soll er gegessen werden von diesem. Und dann kommt halt,
1:02:42–1:02:49
dann kommt Deus Ex Machina, das ist ein Vogel, die in letzter Sekunde immer retten.
1:02:52–1:02:56
Deren Profession, dass die dann halt immer den spannendsten Moment abwarten
1:02:56–1:02:58
und dann kommen und die Leute retten.
1:02:58–1:03:00
Ja, das ist super. Das ist ein Archeopteryx.
1:03:01–1:03:06
Ja, es ist großartig. Große Empfehlung für 13,5 lebendes Käpt'n Blaubeer.
Micz Flor
1:03:06–1:03:09
Ich möchte auch noch zu Hansel und Gretel was sagen.
1:03:10–1:03:15
Kennst du dieses Buch, was von so einem Dorfschullehrer geschrieben ist,
1:03:15–1:03:21
der das Hobby archäologisch gesucht hat und in der Tat dieses Hexenhaus im Wald gefunden hat?
Florian Clauß
1:03:21–1:03:21
Nein.
Micz Flor
1:03:22–1:03:30
Das ist total verrückt. Und zwar war das ja, ich weiß jetzt gar nicht mehr genau, wo die herkommen.
1:03:30–1:03:33
Das ist in irgendeiner Nähe von Hessen oder ist noch in Südhessen irgendwo.
1:03:33–1:03:35
Und auf jeden Fall wurde da eine Autobahn gebaut.
1:03:36–1:03:39
Und ich kriege es nicht mehr genau zusammen. Es ist ein kleines Büchlein,
1:03:39–1:03:42
vielleicht 120 Seiten, mit Fotos und Illustrationen und Karten.
1:03:42–1:03:48
Und der Dorfschullehrer hat irgendwie gesehen, da wurde beim Autobahnbau dann
1:03:48–1:03:51
beim Fundamentgießen wurde ein Grunddings gefunden,
1:03:51–1:03:56
irgendwie ein Haus gefunden und ich weiß nicht mehr, wie das irgendwie die Spur
1:03:56–1:03:59
gelegt hat, aber irgendwie hat er dann angefangen zu überlegen, ob das,
1:04:01–1:04:05
mit dem Märchen zusammenhängen könnte, weil, oder haben die das Haus im Wald gefunden.
1:04:07–1:04:09
Und er hat dann auch so Experimente gemacht, wie viele Steine,
1:04:09–1:04:13
hat dann so einen Radius abgesteckt, hat gesucht, hat dann Stichgräben gezogen,
1:04:13–1:04:15
hat dann auch wirklich eben auch so einen Ofen gefunden.
1:04:16–1:04:19
Eine total verrückte Geschichte, hat dann auch noch alte Kupferstiche.
Florian Clauß
1:04:20–1:04:22
Darf ich da kurz reingrätschen?
Micz Flor
1:04:22–1:04:22
Ja.
Florian Clauß
1:04:22–1:04:24
Es gibt tatsächlich eine Fake-Geschichte.
Micz Flor
1:04:24–1:04:25
Ja, das ist die.
Florian Clauß
1:04:25–1:04:26
Das ist die Fake-Geschichte.
Micz Flor
1:04:26–1:04:27
Das weiß ich, ja.
Florian Clauß
1:04:27–1:04:29
Das ist von dem Gründer von Titanic.
Micz Flor
1:04:29–1:04:33
Genau. Und das Lustige ist halt, ich habe die damals gelesen,
1:04:33–1:04:36
die stand bei meinen Eltern irgendwie im Regal, als ich vielleicht 14 war oder so.
1:04:36–1:04:39
Da habe ich angefangen zu lesen und ich habe es irgendwie verpasst,
1:04:39–1:04:43
den Klappentext zu lesen oder ich habe das für wahre Münzen gelesen.
1:04:43–1:04:45
Und deshalb habe ich es jetzt auch so erzählt und ich weiß noch,
1:04:45–1:04:48
wie ich total durch den Wind war.
1:04:49–1:04:51
Ey, warum weiß das keiner?
1:04:53–1:04:59
Das war im Prinzip ein Conspiracy-Opfer, aber das ist so genial gemacht.
1:04:59–1:05:02
Und dann sind auch irgendwie diese alten Kupferstiche, die er dann mit echten
1:05:02–1:05:05
Fotos von Bäumen und dann überlegt, das könnte der Weg sein,
1:05:05–1:05:09
wenn dieser Baum, das war, das ist ein Tatsachenbericht, das ist es gar nicht und so.
1:05:09–1:05:13
Und hat dann irgendwie die Hexe, die Hexe wurde nämlich dann irgendwie verbannt
1:05:13–1:05:16
und die war eigentlich das Opfer, das kann man dann irgendwie so rastigen.
1:05:16–1:05:19
Ich war total, ich habe das an einem Wochenende durchgelesen,
1:05:19–1:05:24
im Spätsommer zu Hause auf dem Land und war dann, ich bin dann zu meinen Eltern,
1:05:24–1:05:27
ich weiß nicht mehr genau, aber die haben mich dann irgendwie aufgeklärt.
1:05:27–1:05:31
Als ich dann total innerlich zerrüttete, erkennt ihr das Boot?
1:05:32–1:05:36
Die Hänselkette. Es ist wirklich großartig.
Florian Clauß
1:05:36–1:05:40
Ja, das ist großartig, dass du da so reingefallen bist.
Micz Flor
1:05:40–1:05:46
Total. Und ich würde das Buch auch niemandem geben, ohne den Klappentext aus
1:05:46–1:05:47
der Kamera rauszureißen.
1:05:47–1:05:49
Nur das Innen. Guck mal, was ich da auf dem Flohmarkt gefunden habe.
Florian Clauß
1:05:51–1:05:57
Ja, toll. Toll, toll. Aber worum es mir eigentlich noch mal geht bei dieser
1:05:57–1:06:00
Geschichte von Hänsel und Gretel ist eben,
1:06:01–1:06:10
Das, was da erzählt wird, nämlich, es geht ja um das Erwachsenwerden von den beiden.
1:06:11–1:06:14
Es geht darum, dass die, es ist ja eigentlich
1:06:14–1:06:18
eine ganz klassische Coming-of-Age-Geschichte, die erzählt wird.
1:06:19–1:06:24
Und da sind wir ja bei einer meiner Lieblingsfilmgenres, das Coming-of-Age.
1:06:24–1:06:26
Finde ich großartig.
Micz Flor
1:06:26–1:06:27
Da weckst du auch noch raus.
Florian Clauß
1:06:28–1:06:34
Nein, es gibt halt auch viele independent Arthouse-Filme, die da drin spielen. Coming of Age.
1:06:34–1:06:42
Also hier zum Beispiel so die Klassiker aus den 80ern. Terrace macht Blau und The Breakfast Club.
1:06:42–1:06:44
Hast du auch geguckt und geliebt, oder? Natürlich.
1:06:45–1:06:53
Und 90er, so My Private Idaho und Kids, Gummo, die Filme, ja.
1:06:54–1:06:59
Oder dann Ghost World von Daniel Klaffs, die Verfilmung.
1:07:00–1:07:03
Oder ich meine, Harry Potter ist eigentlich auch Coming of Age,
1:07:03–1:07:05
diese ganzen Geschichten, ne.
1:07:06–1:07:12
Oder, was haben wir noch? Jetzt so ganz die neueren Call Me By Your Name.
1:07:13–1:07:16
Hast du den gesehen? Ist auch toll.
1:07:17–1:07:22
Call Me By Your Name oder hier Aftersun, der britische Film,
1:07:22–1:07:28
der vor zwei Jahren auch so Preise abgeräumt hat. Ganz toller Film. Unbedingt gucken.
1:07:28–1:07:34
Also es gibt ganz viele tolle Filme und die haben auch immer so das Thema, was ist Coming of Age?
1:07:34–1:07:39
Vielleicht kannst du das auch nochmal so von der Entwicklungsgeschichte besser einordnen.
1:07:39–1:07:42
Also es gibt ja zum Beispiel Kinder- und Jugendpsychologie. Das ist ja nochmal
1:07:42–1:07:49
mal ein anderes Thema als Erwachsenen, sag ich mal, Psychotherapie, ja, wo dann Kinder so,
1:07:49–1:07:54
ich weiß nicht, ob du formbarer sagen kannst, aber vielleicht sind da noch mehr
1:07:54–1:07:59
Sachen, die erstmal so noch nicht so fixiert sind, wie bei ausgewachsenen Menschen, ja,
1:08:00–1:08:06
also das Coming of Age ist ja häufig, dass man in so einer existenziellen Situation
1:08:06–1:08:10
dann steckt oder sich so existenzielle Fragen stellt, dass man auch,
1:08:10–1:08:13
quasi an so einer.
1:08:14–1:08:18
Hellen Geschichte hat, wo du bestimmte Entscheidungen oder dass du von einer
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bestimmten Situation gestellt wirst, die du lösen musst, also wie bei Grete,
1:08:23–1:08:29
sie will nicht gebacken werden, wie wir gelernt haben, oder Hans retten, ja, also existenziell,
1:08:29–1:08:32
gleichzeitig aber noch so etwas Kindliches in dir hast,
1:08:32–1:08:38
was dann so eine gewisse, Ja, eine Kindlichkeit in dieser ganzen Geschichte
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mit sich bringen und diese Überwindung, also eine Initiation,
1:08:41–1:08:45
das ist quasi so ein Initiationsritus, dafür ist auch der Wald immer so da,
1:08:45–1:08:52
als Initiation für eine neue Phase im Leben und dass du gleichzeitig in diesen
1:08:52–1:08:58
Entscheidungen, die du in dieser Situation machen musst, dann dein Moralsystem,
1:09:00–1:09:05
Also du wirst quasi, du wächst an deinen Entscheidungen, du kannst dich,
1:09:05–1:09:09
du wirst so auf das Leben oder du bereitest dich auf das Leben vor.
1:09:09–1:09:13
Ja, dann gibt es halt natürlich auch so mit Liebe und so weiter ist auch mit
1:09:13–1:09:15
drin, ja, solche Sachen.
Micz Flor
1:09:19–1:09:24
Solche Sachen mit großem L, wünschen, lieben.
Florian Clauß
1:09:26–1:09:30
Aber ich finde es einfach eine schöne schöne geschichte und ich glaube auch
1:09:30–1:09:32
dass wir es dann halt so das.
Micz Flor
1:09:32–1:09:33
Märchen meint das.
Florian Clauß
1:09:33–1:09:36
Coming of age das genre aber das was
1:09:36–1:09:39
es dann halt auch bei dem märchen so stark macht weil es auch so eine empathische
1:09:39–1:09:46
seite den von den kindern mit aufgabe es ist so diese urangst von kindern die
1:09:46–1:09:50
irgendwie damit verhandelt aber gleichzeitig geht es gut aus Und es gibt dann
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halt wirklich so den Kindern Mut und Kraft,
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so eine Situation durchzustehen.
1:09:57–1:09:59
Und das finde ich so toll an Hänsel und Gretel.
Micz Flor
1:10:00–1:10:05
Ja, also für mich ist Hänsel und Gretel auf alle Fälle auch das Märchen.
1:10:06–1:10:10
Also wenn du fragst, was fehlt denn da noch, dann ist das halt das Märchen.
1:10:10–1:10:14
Hänsel und Gretel ist zumindest im deutschen Sprachraum das Märchen.
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Ich bin mir sicher, in Irland, Schottland, keine Ahnung, ist das anders. aber
1:10:18–1:10:21
gleichzeitig war es für mich einfach
1:10:21–1:10:24
auch ein märchen was mich schon
1:10:24–1:10:27
meinte nur die sachen die ich mit meiner welt verbinden konnte
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also dieses familiengefüge am anfang der geschichte und dieses
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verstoßen werden das ungeburt sterben sollen das mit das hat was mit mir gemacht
1:10:37–1:10:43
dass andere gar nicht egal ob es magisch ist oder nicht aber vielleicht auch
1:10:43–1:10:49
weil natürlich dieses dass dieses Lebkuchenhaus als Bild schon existent war in meiner Welt,
1:10:49–1:10:51
bevor das Märchen wirklich verstanden war.
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Scheiße, kann man hier überhaupt rüber?
Florian Clauß
1:10:55–1:10:56
Ja, müssen wir.
1:10:58–1:10:59
Warum nicht?
Micz Flor
1:11:00–1:11:01
Naja, weil hier immer Autos kommen.
Florian Clauß
1:11:02–1:11:04
Es ist trotzdem eine Straße.
Micz Flor
1:11:12–1:11:14
Es ist hier noch unheimlicher als im Wald.
Florian Clauß
1:11:20–1:11:21
Wir sind jetzt wieder unter der Avos.
1:11:24–1:11:26
Das heißt, wir haben den Wald überlebt.
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Und wenn ihr sehen wollt, wo wir jetzt im Dunkeln langgelaufen sind,
1:11:33–1:11:40
dann schaut auf unsere Internetseite auf eigentlich-podcast.de,
1:11:41–1:11:46
und da findet ihr auch mehr Informationen zu dem Märchen Hansel und Gretel.
1:11:46–1:11:49
Da werde ich noch ein paar Quellen ablegen.
1:11:50–1:11:53
Ja, so viel sind wir weiter.
1:11:54–1:11:56
Märchenfolge, mal gucken, ob
1:11:56–1:12:00
wir noch klassische Märchen bei den Gebrüdern Grimm oder anderswo finden.
1:12:00–1:12:05
Ist auf jeden Fall immer wieder so eine Anekdote wert.
1:12:06–1:12:08
Also ich finde, die Märchenfolge macht immer Spaß, oder?
Micz Flor
1:12:08–1:12:11
Du hast jetzt schon irgendwie abmoderiert. Sind wir jetzt fertig, oder was?
Florian Clauß
1:12:11–1:12:15
Also das war eigentlich Podcast Episode 64.
1:12:16–1:12:21
Ich hoffe, ihr hattet ein bisschen Spaß. ich hoffe ihr habt euch ein bisschen
1:12:21–1:12:27
auch gegruselt so wie wir im wald jetzt sind wir wieder im wald so also danke.
Micz Flor
1:12:27–1:12:29
Auch dass du für mich die abmoderation übernimmt.
Florian Clauß
1:12:29–1:12:30
Eigentlich wieder.
Micz Flor
1:12:30–1:12:34
Eigentlich wieder meine aufgabe aber weil du laufend redest und beim laufen
1:12:34–1:12:37
redest denkst du gar nicht mehr an mich.
Florian Clauß
1:12:37–1:12:42
Doch ich denke immer an dich aber ich muss jetzt auch gucken dass wir ordentlich
1:12:42–1:12:48
laufen und dass wir auf track bleiben okay dann sage ich tschüss bis zum nächsten mal Und.
Micz Flor
1:12:48–1:12:50
Ich mache noch hinein in diese...

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