"Wenn ich jetzt rauskomme, da steht bestimmt jemand hinter der Tür und schlägt dir ins Gesicht. Konspirative Operation, Zersetzung des Menschen, es geht darum, dich zu brechen." Hendrik Voigtländer (Min 57:01)

Ali Hackalife vom Podcast "Auch-interessant" ist wieder in Berlin. Wir nutzen die Gelegenheit unsere Reihe zu historischen Orten fortzusetzen und besuchen die Gedenkstätte Hohenschönhausen. Hohenschönhausen war das zentrale Untersuchungsgefängnis der Staatssicherheit. Von 1951 bis 1989 war die Anstalt Haftort für zahlreiche meist politische Gefangene, die dort oft monatelang in Untersuchungshaft verbrachten. Wir haben eine Führung gebucht und werden von Hendrik Voigtländer über das Gelände geführt. Er ist einer der Zeitzeugen, die neben den Historiker*innen Führungen im Auftrag der Gedenkstätte anbieten. Hendrik hat wegen eines Fluchtversuches von November 1988 bis Mai 1989 in Hohenschönhausen gesessen, bevor er von der BRD freigekauft wurde. Hendrik berichtet von den Haftbedingungen und Foltermethoden der Stasi. Er schildert eindringlich den Alltag und die Zersetzung, die im Januar 1976 in Kraft getretenen Richtlinie Nr. 1/76 offiziell von der Stasi als Methode zum Umgang mit Nicht-Linientreuen Staatsbürger*innen verabschiedet wurde. Leider ist die Tonqualität nicht immer optimal, aber wir haben in der Postproduktion alles gegeben, um das Beste rauszuholen. Wir hoffen, dass trotz der Tonqualität die großartige und eindrucksvolle Führung von Hendrik ansatzweise so rüberkommt, wie wir sie vor Ort erlebt haben.

Shownotes

Mitwirkende

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Hendrik Voigtländer
Führer und Zeitzeuge
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Ali Hackalife
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Florian Clauß

Transcript

Florian Clauß
0:00:00–0:00:05
Okay, jetzt sind wir on air, auf Aufnahme und...
Ali Hackalife
0:00:05–0:00:09
Hallo und herzlich willkommen zum Eigentlich-Podcast, wo wir laufend reden,
0:00:09–0:00:10
während wir laufen und reden.
Florian Clauß
0:00:12–0:00:19
Ali, du kannst das jetzt schon besser als ich. Ja, hallo, hier ist Flo und neben mir läuft wieder Ali.
Ali Hackalife
0:00:19–0:00:19
Hallo, hallo.
Florian Clauß
0:00:20–0:00:23
Und keinen Monat später und wir treffen uns schon wieder, Ali.
Ali Hackalife
0:00:23–0:00:24
Ja, eine Plage.
Florian Clauß
0:00:24–0:00:28
Eine Plage, nein, eine Wonne, würde ich fast sagen.
Ali Hackalife
0:00:28–0:00:30
Du weißt, wo wir langen müssen. Dann laufe ich dir einfach nur nach.
Florian Clauß
0:00:31–0:00:33
Ich habe jetzt gerade groß verkündigt,
0:00:33–0:00:36
ich würde sofort gleich den Track aufnehmen und das mache ich auch.
Ali Hackalife
0:00:36–0:00:40
Wir laufen von einem Springbrunnen aus Lost an der, was ist das, Greffestraße oder so?
Florian Clauß
0:00:42–0:00:48
Gänzlerstraße. Ja, wir haben unsere Themen so mitgenommen aus dem letzten Mal, so ein bisschen.
0:00:48–0:00:52
Und zwar, die Brücke ist wohl Gedenkstecken, würde ich mal sagen.
Ali Hackalife
0:00:52–0:00:56
Ja, wir werden heute Hohenschönhausen besichtigen.
0:00:56–0:01:03
Hohenschönhausen ist das Gefängnis der DDR und ein Ort, der mich total beklemmt,
0:01:03–0:01:05
denn, und das war die Frage, die ich dir an er stellen wollte,
0:01:06–0:01:07
Flo, wie hältst du es denn mit dem Sozialismus?
Florian Clauß
0:01:09–0:01:11
Ja, stets bereit.
Ali Hackalife
0:01:12–0:01:18
Als seid bereit, immer bereit. Naja, das Ding ist, ich bin in der Theorie von
0:01:18–0:01:21
ganz viel sozialistischer Theorie überzeugt.
0:01:21–0:01:24
Also wir haben genug Kalorien auf der Welt für alle Menschen.
0:01:24–0:01:28
Wir haben genug Internet für alle Menschen. Wir haben genug Strom für alle Menschen.
0:01:28–0:01:29
Eigentlich könnten wir das teilen.
Florian Clauß
0:01:29–0:01:34
Das stimmt. Ich bin auch von meiner Sozialisation so durchgegangen,
0:01:34–0:01:39
dass ich immer schon so mich den Linken, zugehörig gefühlt habe.
0:01:39–0:01:47
Ich war mit 16 in der Antifa, dann irgendwann bei den Jusos und Jungsozialisten
0:01:47–0:01:51
der SPD und damals in einer entristischen Gruppe.
0:01:51–0:01:56
Wir hatten das Konzept des Trotzkismus, des Entrismus, nämlich Entrismus in
0:01:56–0:02:00
der SPD, dass man wirklich so ganz progressive, revolutionäre Vorstellungen
0:02:00–0:02:03
in der SPD dann noch marktfähig machen kann.
0:02:03–0:02:06
Das war die Idee dabei, hat aber nicht funktioniert.
Ali Hackalife
0:02:06–0:02:11
Ich bin ja bekennendes SPD-Mitglied und trotzdem habe ich bei einer Wahl mit
0:02:11–0:02:16
meiner Erststimme bereits das BSW gewählt, weil ich halte das BSW nicht für
0:02:16–0:02:19
die Lösung, aber ich hätte sie gerne mit am Tisch, wenn man die Lösung rausfindet.
0:02:20–0:02:25
Wie gesagt, in der Theorie finde ich super viele sozialistische Ideale grundsätzlich gut.
0:02:26–0:02:29
So Sachen wie, wir können halt für jeden eine Wohnung bauen.
0:02:29–0:02:31
Niemand muss auf der freien Straße schlafen.
0:02:32–0:02:35
Wir können für alle Menschen Kalorien bereitstellen. Niemand muss hungern.
0:02:35–0:02:39
Das finde ich halt wirklich überzeugend. Und das kann der Kapitalismus nicht gewährleisten.
Florian Clauß
0:02:40–0:02:45
Das stimmt, weil Kapitalismus ist ja immer Kapitalakkumulierung und Eigentum,
0:02:46–0:02:47
die dann an dem Kapital hängt.
0:02:47–0:02:51
Und Arbeitsmittel sind dann quasi in der Hand von wenigen.
0:02:51–0:02:58
Und der Sozialismus als gesellschaftliche Theorie, dass die Arbeitskraft vergesellschaftet
0:02:58–0:03:00
wird und dementsprechend auch der Gewinn.
Ali Hackalife
0:03:00–0:03:04
Ja, nun, das Ding ist, wir sehen in der Geschichte, sowohl in der Geschichte
0:03:04–0:03:08
der Sowjetunion als auch in der Geschichte der DDR, dass es halt als Staatsform
0:03:08–0:03:12
nicht funktioniert, weil man totalitär die Menschen zwingen muss.
0:03:12–0:03:16
Und selbst wenn Dinge gut laufen, wie zum Beispiel, dass in der DDR die Mieten
0:03:16–0:03:21
niedrig waren, dass das Essen günstig war, du kannst halt Leute auf Dauer nicht zwingen.
0:03:21–0:03:25
Ich habe erst heute Morgen mit John Roderick genau darüber geredet.
0:03:25–0:03:29
Die meisten Leute wählen halt nicht ihren Interessen entsprechend.
0:03:29–0:03:33
Also für die meisten Leute wäre eine Regierung, die mehr Umverteilung fordert,
0:03:33–0:03:36
eine gute Regierung. Aber alle denken, ja, aber ich könnte ja auch Millionär werden.
Florian Clauß
0:03:37–0:03:40
Ja, ja, ja. Das ist so das Dilemma.
0:03:41–0:03:46
Gleichzeitig muss man ja auch sagen, dass das Menschenbild jetzt von den grundlegenden
0:03:46–0:03:50
Theorien, also das Kapitalismus, da wird ja der Mensch eher als Ressource angesehen,
0:03:50–0:03:54
während in sozialistischen Theorien der Mensch immer im Mittelpunkt steht.
0:03:54–0:03:59
Und das ist halt das, was mich dann auch überzeugt an der Ideologie.
0:04:00–0:04:06
Und ich meine, da, wo wir jetzt hingehen, da ist aber auch komplett das Menschenbild
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des Sozialismus infrage gestellt.
Ali Hackalife
0:04:07–0:04:13
Ja, wir gehen nach Hohenschönhausen zum DDR-Gefängnis, die Verwahranstalt Hohenschönhausen.
0:04:13–0:04:17
Und ich war dort mal als Schüler im Rahmen einer Führung.
0:04:17–0:04:22
Und es ist halt ein Ort, an dem dir bewusst wird, wie hilflos die DDR war.
0:04:23–0:04:27
Es gibt keinen anderen Ort, an dem dir so klar ins Gesicht geschrien wird,
0:04:27–0:04:30
wir haben es nicht geschafft, wir müssen die Leute jetzt zwingen.
0:04:30–0:04:35
Ich habe dir von Klaus Kordon das Buch Krokodil im Nacken empfohlen, in Vorbereitung.
0:04:36–0:04:42
Und da geht es um den 29-jährigen Insassen, der in Hohenschönhausen sitzt und
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der über seine Zeit nachdenkt, über seine Aufwachsen in Berlin in den Nachkriegsjahren.
0:04:49–0:04:51
Und ich finde das Buch sehr schön, weil es halt Leute beschreibt,
0:04:52–0:04:53
die es damals so gegeben haben wird,
0:04:54–0:04:59
ohne dass man jetzt sagen würde, das ist so eine zu spezifische Beschreibung,
0:04:59–0:05:06
also es sind so Typen so Pippi Heinemann die im Kiez lebt und sie ist eine Prostituierte,
0:05:06–0:05:10
aber sie ist eine Gute und wenn du ihr 100 Mark gibst gibt sie dir 200 Mark zurück,
0:05:10–0:05:14
nur damit keine Fragen gestellt werden und so weiter also das sind halt so richtige
0:05:14–0:05:17
Charaktere die da beschrieben werden, ich finde dieses Buch sehr gut,
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weil es halt zeigt diese Hoffnungslosigkeit.
0:05:20–0:05:24
Wenn du in Hohenstchenhausen einsetzt und du wirst verhört und egal was du sagst,
0:05:25–0:05:28
die Stasi wird sich Mühe geben, mit deinem Kopf zu ficken.
0:05:29–0:05:33
Also du kommst halt nicht drumherum. Dann erzählen sie, ja, deine Frau hat ja schon ausgesagt.
0:05:33–0:05:36
Möchtest du jetzt nicht auch endlich zugeben? Es wäre doch für euch alle besser.
0:05:36–0:05:38
Möchtest du deine Kinder nicht wiedersehen?
0:05:38–0:05:43
Und das ist halt so perfide. Also bei jeder Argumentation für einen Rechtsstaat,
0:05:43–0:05:49
ich finde das, was die DDR mit ihren Gefangenen gemacht hat, nicht vertretbar.
0:05:49–0:05:52
Also so sehr ich vom Sozialismus überzeugt bin, aber das kann nicht der Weg dahin sein.
Florian Clauß
0:05:53–0:05:56
Nein, sollte es auf keinen Fall. Das sollte es nicht so sein.
0:05:56–0:06:01
Ich meine, die Stasi hat sich ja legitimiert. So im Sinne von,
0:06:02–0:06:05
wir wollen auch den Kapitalismus abwehren und wir wollen unseren Staat schützen.
0:06:06–0:06:10
Und haben deswegen dieses Überwachungssystem so aufgebaut. Auch eine andere
0:06:10–0:06:13
Argumentation von Ihnen, dass Sie da im Recht gehandelt haben,
0:06:13–0:06:14
ist, dass Sie keinen umgebracht haben.
0:06:14–0:06:19
Ja, also ich meine, das war ja jetzt nicht so lange her, dass die Gestapo an
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die Tür geklopft hat und die Leute abgeführt und umgebracht hat.
Ali Hackalife
0:06:22–0:06:25
Ja, wobei es gibt unten im Keller von Hohenschönhausen gibt es gefließte Zellen,
0:06:26–0:06:30
die nur dafür da waren, dass man den unerwarteten Genickschuss verurteilt hat.
0:06:30–0:06:34
Also, dass jemand nach vorne in diese Zelle geführt wurde. Das Letzte,
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was er sieht, ist ein gekachelter Raum und er wird von hinten ins Genick geschossen.
Florian Clauß
0:06:37–0:06:43
Okay, jetzt muss ich auch schlucken. Aber das Prinzip, was Sie da letztendlich
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auch so implementiert haben in Hohenschönhausen, ist das Prinzip der Zersetzung.
0:06:48–0:06:52
Das finde ich eigentlich einen ganz schönen Begriff dafür, dass es darum ginge,
0:06:52–0:06:59
die Leute in ihrer Persönlichkeit zu brechen, dass sie dann eben mehr oder weniger
0:06:59–0:07:00
phlegmatisch den Staat annehmen.
Ali Hackalife
0:07:01–0:07:06
Ja, also jetzt mal die DDR in allem, was sie schlecht gemacht hat, ausklammernd.
0:07:07–0:07:14
Wenn du eine Bevölkerung davon überzeugen möchtest, dass dein Staatssystem,
0:07:14–0:07:18
das altruistisch orientiert ist, das mit allen teilt, das Beste ist,
0:07:18–0:07:22
dann kannst du nicht darauf setzen, dass es rein aus Überzeugung funktioniert.
0:07:22–0:07:25
Also ich möchte es nicht gutheißen, ich möchte hier nichts schönreden,
0:07:25–0:07:29
aber ich verstehe aus Sicht der DDR, dass sie gesagt haben, wer den Sozialismus
0:07:29–0:07:34
untergräbt, der betrügt nicht nur einen, sondern alle und muss dafür bestraft werden.
Florian Clauß
0:07:34–0:07:40
Ja, das ist absurd. Und das ist auch ein Zeugnis dafür, dass der ganze Staat
0:07:40–0:07:44
ineffektiv war, ist ja auch die hohe Anzahl von Mitarbeitern in der Stasi.
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Ich glaube, am Ende hatten die in den Hochjahren fast 200.000 inoffizielle Mitarbeiter.
0:07:52–0:08:00
Man kann das aber auch mit den Nazis vergleichen, die ja viel weniger an Mitarbeitern
0:08:00–0:08:04
in der Gestapo hatten, in der Geheimpolizei. Und dann kann man sich fragen,
0:08:04–0:08:06
warum brauchten die weniger?
0:08:06–0:08:10
Ob das nicht im Grunde so angelegt ist, dass dieser Führerkult,
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den die Nazis mitgebracht haben, dann etwas glanzvoller war in diesem System
0:08:16–0:08:18
als das, was die DDR da versprochen hat.
Ali Hackalife
0:08:19–0:08:26
Ja, und natürlich die Frage, hast du Familie und Verwandte, die in der DDR gelebt haben?
Florian Clauß
0:08:26–0:08:29
Nein, damals nicht, nein.
Ali Hackalife
0:08:29–0:08:37
Man kann ja die Akten mittlerweile sehr einfach online beantragen und die Täter-Akten
0:08:37–0:08:42
einzusehen, ist halt wirklich, wirklich frustrierend, weil das ist jetzt nicht so,
0:08:42–0:08:46
dass die da gespitzelt haben wie noch was, sondern ganz viele von diesen Akten
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sind halt seitenweise, ja...
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Sekretär wusste bereits, dass seine Familie das und das plant.
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Heimlich haben sie Westzeitschriften gelesen. Sie hatten einen Spiegel zu Hause.
0:08:58–0:09:02
Und das sind so unschuldige Informationen, bei denen du dir denkst,
0:09:03–0:09:06
also niemand, der das Spiegelmagazin liest, wird den Staat stürzen.
0:09:07–0:09:10
Und trotzdem sind das alles Dinge, die aufgeschrieben und notiert wurden.
0:09:10–0:09:13
Und diese Pedanterie, die macht mir wirklich Angst, weil ich glaube,
0:09:14–0:09:18
wenn Menschen das Gefühl haben, das Richtige zu tun, dann können sie zu jeder
0:09:18–0:09:20
Zeit genauso pedantisch ihre Mitbürger verpetzen.
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Das fand ich auch während Corona sehr beklemmend, wo Leute anfingen,
0:09:25–0:09:29
Fotos zu teilen und der Polizei auf Twitter zu schreiben, dürfen die sich hier
0:09:29–0:09:31
gerade überhaupt zum Grillen treffen?
0:09:31–0:09:34
Wo ich mir gedacht habe, ja, aber es ist ja auch ein bisschen egal.
Florian Clauß
0:09:34–0:09:42
Ja, das ist komisch. Also diese Detailtreue dann in dieser Dokumentation und
0:09:42–0:09:45
auch die Relevanzlosigkeit, die dahinter steht,
0:09:45–0:09:49
aber dadurch, dass es halt irgendwo in Akten notiert ist, dann wieder wieder
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ein Gewicht bekommt, eine Relevanz bekommt, die es eigentlich überhaupt keinem Verhältnis steht.
Ali Hackalife
0:09:54–0:09:57
Wir laufen hier gerade durch einen eigentlich total schönen Stadtteil.
0:09:57–0:10:01
Es sind viele freistehende Eigenheime.
0:10:01–0:10:08
Wir sind nicht mehr umgeben von den großen Fassaden mit den vielen Wohneinheiten.
0:10:08–0:10:12
Und eigentlich denkt man an nichts Böses. Und gleich werden wir an den Ort gehen,
0:10:12–0:10:15
wo Menschen Jahrzehnte ihres Lebens verloren haben.
Florian Clauß
0:10:15–0:10:19
Ja, wir sehen schon hier an der Ecke, in der Gämsler Straße,
0:10:19–0:10:23
eine Umzäunung, ein Zaun, eine Mauer.
0:10:23–0:10:28
Das ist die Mauer von der Haftanstalt Hohenschönhausen. Jetzt müssen wir,
0:10:28–0:10:31
glaube ich, sogar hier rechts in die Straße rein.
0:10:31–0:10:34
Ein kleiner Wachtturm ist an der Ecke positioniert.
Ali Hackalife
0:10:34–0:10:35
Meinst du mit rechts links?
Florian Clauß
0:10:36–0:10:41
Nee, das ist hier. Ich meine schon das richtige rechts.
Ali Hackalife
0:10:43–0:10:50
Ja, wir sehen eine DDR-triste Fassade. Das war, was mich in Magdeburg so richtig fertig gemacht hat.
0:10:51–0:10:55
In Magdeburg hast du halt breite Straßen und es stehen überall die Plattenbauten
0:10:55–0:10:59
und auch wenn die renoviert sind mit neuer Farbe und so weiter,
0:11:00–0:11:02
so eine Platte ist halt ein richtig unfreundlicher Ort.
Florian Clauß
0:11:02–0:11:08
Ja, stimmt. Es wird nur ein bisschen freundlicher, wenn dann so im Frühling
0:11:08–0:11:13
die Blätter kommen und dann hat auch Ronschönhausen und Marzahngrüne Flächen
0:11:13–0:11:14
und dann wird es ein bisschen lockerer.
0:11:15–0:11:19
Aber sonst ist das hier sehr trist und da hilft die Farbe auch nichts.
Ali Hackalife
0:11:19–0:11:22
Ich glaube, das sieht aus wie in jeder JVA überall.
Florian Clauß
0:11:22–0:11:26
Glaube ich hier. Ne, das ist noch in der Gänzlerstraße. Ich bin mir nicht sicher,
0:11:26–0:11:28
ob der Eingang da drüben ist oder dort.
0:11:29–0:11:30
Wir gucken mal da.
Ali Hackalife
0:11:32–0:11:36
Auf dem Gelände gibt es einen Transporter und sie erzählten,
0:11:36–0:11:39
dass die DDR-Häftlinge, damit sie nicht wussten, wo sie sind,
0:11:40–0:11:41
in diesen Transporter gesetzt wurden.
0:11:42–0:11:44
Und dann ist der Transporter über den Innenhof mehrere Runden gefahren,
0:11:45–0:11:47
damit du verwirrt bist, wo du gerade bist.
0:11:48–0:11:51
Und das, bevor sie hier das Gelände verlassen haben. Und ich finde das,
0:11:51–0:11:53
wie gesagt, auf jeder Ebene perfide.
Florian Clauß
0:11:53–0:11:59
Ja, die Gefangenen mussten auch immer irgendwie Gesichtsbedeckung tragen.
0:11:59–0:12:02
Dass überhaupt nicht hier diese Stelle lokalisiert werden konnte.
0:12:02–0:12:05
Und auch, wie du sagst, die Fahrzeit so künstlich verlängert wurde,
0:12:06–0:12:08
damit man überhaupt keine Entfernungsmessung mehr hat.
Ali Hackalife
0:12:08–0:12:11
Wir laufen jetzt auf ein großes Rolltor zu.
Florian Clauß
0:12:11–0:12:17
Das wird hier der Eingang sein. Hier steht Gedenkstätte Berlin, Hohenschönhausen.
Ali Hackalife
0:12:18–0:12:21
Hier auf dem Innenhof bin ich mal in diesem Transport herumgefahren worden,
0:12:21–0:12:23
als wir uns demonstrieren wollten, wie das denn ist.
Florian Clauß
0:12:23–0:12:26
Ach wirklich? In Schulzeiten?
Ali Hackalife
0:12:26–0:12:31
Ich war hier als 16-jähriger Schüler und wir waren mit einer Gruppe da,
0:12:31–0:12:34
weil ich im Internat war, waren die Leute halt überall aus Deutschland.
0:12:34–0:12:39
Und wir hatten so ein Mädel aus Thüringen, die unbedingt die DDR verteidigen wollte.
0:12:40–0:12:44
Und dann hat der Führer gefragt, würden Sie denn sagen, das ist ein starkes
0:12:44–0:12:47
oder ein schwaches System, wenn man seine Bevölkerung einsperrt?
0:12:47–0:12:50
Und sie meinte, ja, es ist ein starkes System, sonst hätten Sie das ja nicht tun können.
Florian Clauß
0:12:51–0:12:56
Ja, eine gewisse Stärke gehört dazu, fraglich, ob das die richtige Stärke ist.
0:12:57–0:12:58
Ich melde uns mal hier an.
Ali Hackalife
0:13:02–0:13:03
Hocken wir uns in die Cafeteria oder?
Florian Clauß
0:13:04–0:13:09
Ja, können wir uns gerne hier reinsetzen. So starkes System.
Ali Hackalife
0:13:11–0:13:15
Der Podcast-Tisch, wie für uns gemacht. Ich meine, überleg mal,
0:13:16–0:13:22
du bist einfach nur Bürger, so wie in dem Buch von Klaus Korten, Krokodil im Nacken.
0:13:22–0:13:25
Und du wächst in diesem System auf und du hast keine Entscheidung.
0:13:26–0:13:30
Also du hast dir nicht ausgesucht, ob du im Kapitalismus oder im Sozialismus leben möchtest.
0:13:30–0:13:36
Und alle sagen jetzt, ja nun, den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf.
0:13:37–0:13:41
Ich kann schon nachvollziehen, wie Leute sagen, Hände falten,
0:13:41–0:13:43
Köpfchen senken, fünf Minuten Stalin denken.
0:13:43–0:13:45
Und einfach nicht kritisieren, was da passiert.
Florian Clauß
0:13:46–0:13:52
Ja, ich habe mich auch gefragt, wie das jetzt für mich persönlich wäre,
0:13:52–0:13:54
wie ich mich mit dem System arrangiert hätte.
0:13:55–0:13:58
Und im Nachhinein kann man ja immer moralisch gut verurteilen.
0:13:58–0:14:02
Dann kann man ja immer sagen, ja, hier die und ich und so.
0:14:02–0:14:05
Ich glaube so, wenn du drin hängst, ist das gar nicht so einfach.
0:14:06–0:14:12
Und ich glaube auch, wenn ich dann auch tatsächlich so diese Macht so gespürt
0:14:12–0:14:15
hätte, von dieser Macht der Unterdrückung,
0:14:15–0:14:21
dann kann ich nicht sagen, ob ich da nicht irgendwie zurückgewichen wäre. Ich werde mich.
Ali Hackalife
0:14:21–0:14:25
Mit der Mutter von einem Freund von mir unterhalten. Die ist in der DDR groß
0:14:25–0:14:28
geworden und hat da auch noch relativ lange gelebt.
0:14:28–0:14:33
Also die ist halt jetzt Mitte 50, die war Teenager, als die DDR zusammengefallen ist.
0:14:34–0:14:39
Und sie meinte, naja, aber ganz vieles davon, das waren ja Dinge, die überzeugt haben.
0:14:39–0:14:44
Also wir gehen alle mit der FDJ Altpapier und Altglas sammeln,
0:14:44–0:14:45
um das zu recyceln und so. Das ist ja gut.
0:14:46–0:14:50
Also da kannst du ja sehr wertneutral, die DDR hat das aus Mangel gemacht,
0:14:50–0:14:52
aber du kannst da nichts gegen haben.
0:14:53–0:14:57
Und so Sachen, dass man Dinge, wenn Kleidung verschlissen ist,
0:14:57–0:14:59
die aufgeschnitten hat und als Lappen benutzt hat und so weiter.
0:14:59–0:15:02
Während im Westen, das war so das Bild, mit dem sie groß geworden ist,
0:15:02–0:15:03
im Westen hat man alles verschwendet.
0:15:04–0:15:08
Ist jetzt auch nicht ganz wahr, aber trotzdem, natürlich, die DDR hat aus ihrem
0:15:08–0:15:09
Mangel eine Tugend gemacht.
0:15:09–0:15:14
Und ich kann durchaus verstehen, warum Leute das überzeugt. Also Recycling,
0:15:15–0:15:16
Doppelverwendung und so weiter.
0:15:17–0:15:21
Und da ist es halt so tragisch, dass dieser Staat so totalitär die Leute zwingen
0:15:21–0:15:23
musste und nicht überzeugen konnte.
Florian Clauß
0:15:23–0:15:26
Richtig, ja, das sehe ich auch so. Also weil ideologisch ist das ja nicht falsch.
0:15:26–0:15:31
Es ist ja gegen Faschismus, es ist aufbauend auf Vergesellschaftung.
0:15:32–0:15:35
Aber die Mittel, die da gewählt wurden, sind dann natürlich nicht in dem Bild,
0:15:36–0:15:38
in dem man das dann halt auch ideologisch gesehen hat.
0:15:38–0:15:43
Und ich glaube ganz viel, also es ist so, dass die DDR ja eigentlich nur aus
0:15:43–0:15:46
der Geschichte des Kalten Krieges so verständlich ist.
0:15:46–0:15:50
Das war ja im Prinzip das Bollwerk von der Sowjetunion, UdSSR damals,
0:15:50–0:15:53
um dann halt auch gegen den Westen was zu setzen.
0:15:53–0:15:58
Und die DDR konnte, glaube ich, auch nur so bestehen, weil sie halt diese Rückendeckung
0:15:58–0:16:02
aus der UdSSR hatte. Und wenn man sich dann Ulbricht anguckt,
0:16:02–0:16:06
das war ja keine charismatische Figur. Das war ja wirklich nur ein Handlanger.
0:16:07–0:16:10
Du hast mir ja ein paar Hausaufgaben aufgegeben.
Ali Hackalife
0:16:10–0:16:11
Ich habe dir zwei Bücher geschickt.
Florian Clauß
0:16:12–0:16:15
Genau, eines davon war Goodbye DDR.
Ali Hackalife
0:16:15–0:16:16
Frank Gito Knopp.
Florian Clauß
0:16:16–0:16:21
Genau, und da war das sehr ausführlich beschrieben, was für eine unbelichtete
0:16:21–0:16:23
Figur das Walter Ulbricht ist.
0:16:24–0:16:27
Dass der eigentlich auch ein Handlanger der UdSSR war.
0:16:27–0:16:31
Und dass er sich da sehr ergeben hat, er hatte ein ganz gutes Gespür,
0:16:31–0:16:36
sich da in den Machtdiskurs der UdSSR einzureihen und war deswegen von Stalin
0:16:36–0:16:41
so auserkoren, die DDR aufzubauen, weil er da eigentlich mit wenig Widerstand rechnen konnte von ihm.
Ali Hackalife
0:16:42–0:16:45
Das ist ja eh so interessant. Erich Honecker, der aus dem Saarland kommt,
0:16:47–0:16:51
zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs geflohen ist, über das Saarland nach Frankreich
0:16:51–0:16:54
rein und dort als Köhler gelebt hat und unterm Radar geblieben ist,
0:16:55–0:16:59
der dann halt einer von den Ersten war, die die Truppen aus Moskau kontaktieren
0:16:59–0:17:03
konnten, weil sie sich auf ihn verlassen konnten und die ganzen Leute,
0:17:03–0:17:06
Walter Ulbricht, der halt ein totaler Pedant war,
0:17:07–0:17:10
begeisterter Hobbysportler, aber ansonsten irgendwie wenig Spaß am Leben gehabt
0:17:10–0:17:14
und also das sind halt alles Charaktere, bei denen ich glaube,
0:17:15–0:17:16
die wollten halt wirklich etwas Gutes.
0:17:16–0:17:21
Also ich glaube, niemand von denen hat sich gedacht, wir bauen hier den totalitären
0:17:21–0:17:23
Polizeistaat und trotzdem haben sie es gemacht.
0:17:23–0:17:28
Und das ist etwas, was mich durchaus gruselt, weil ich mir jetzt auch unterstellen
0:17:28–0:17:32
würde, ich möchte etwas Gutes, aber was übersehe ich vielleicht bei dem, was ich vorhabe?
Florian Clauß
0:17:32–0:17:39
Ja, okay. Ich denke, die Figur, die das überhaupt so einrichten konnte,
0:17:39–0:17:45
ist sicher Erich Mielke mit seiner über 30 Jahre, war er dann hier Staatsminister,
0:17:45–0:17:48
der, ich weiß gar nicht genau die Bezeichnung.
Ali Hackalife
0:17:48–0:17:52
Die er hatte. Mielke war, genau, der, ich glaube, Offizier, das war ja ein Militärland
0:17:52–0:17:55
und er hat die Stasi angeführt.
0:17:55–0:17:59
Und ich glaube auch, dass, wenn du dir die Reden von Mielke anhörst,
0:17:59–0:18:04
da sind ja bei Gedo Knopp ein paar, die glauben halt wirklich, dass sie das Gute tun.
0:18:04–0:18:08
Die glauben halt, dass die Menschheit es durch den Kapitalismus zu sehr gefährdet
0:18:08–0:18:13
aneinander auszunutzen und Gott sei Dank kann der Sozialismus ihm da neue Wege zeigen.
0:18:14–0:18:18
Fast weh, dazu zu hören, weil ich mir so oft denke, ich verstehe das.
0:18:18–0:18:20
Ich verstehe, warum er das denkt.
Florian Clauß
0:18:20–0:18:24
Ja. Gleichzeitig ist aber die Frage, wie kann er das dann moralisch rechtfertigen,
0:18:24–0:18:27
dass er dann solche Methoden der Entmenschlichung angewandt hat.
Ali Hackalife
0:18:27–0:18:31
Ja, spätestens beim Schießbefehl, da kannst du ja nicht argumentieren.
0:18:31–0:18:34
Also egal wie gut dein System ist, du kannst Leute nicht erschießen, weil sie rausholen. Ja.
Florian Clauß
0:18:35–0:18:38
Und dann bist du wahrscheinlich wieder bei dieser Grammatik,
0:18:38–0:18:42
dass du den anderen so diffamierst und so als Nichtmensch darstellst,
0:18:42–0:18:44
dass dass du überhaupt so diese Schritte machen kannst.
0:18:45–0:18:49
Also das sind ja dann auch wieder Sachen, Methoden, die dann zur Nazizeit so
0:18:49–0:18:51
angewendet wurden, um die Dunen zu vernichten.
Ali Hackalife
0:18:51–0:18:56
Ja, die DDR hat auch ein eigenes EDV-System aufgebaut, um Leucht zu bewachen.
0:18:56–0:19:00
Und da hatte ich mit Joshua Bach drüber geredet, dass eine der Sachen,
0:19:00–0:19:05
vor denen ich Angst habe, ist, dass ein moderner Überwachungsstaat mit KI jeden
0:19:05–0:19:08
Chat von uns mitlesen kann und nicht nur die Schlagworte sieht,
0:19:08–0:19:10
sondern versteht, was wir gemeint haben.
Florian Clauß
0:19:10–0:19:15
Ja, das ist ein Szenario, also du musst ja nicht mehr, also wenn man jetzt Tools
0:19:15–0:19:19
der Stasi, hier gibt es ja auch nochmal ein Stasi-Museum,
0:19:19–0:19:24
wo das dann ausführlicher vorgestellt wird, was die dann im Laufe der Geschichte
0:19:24–0:19:28
von der DDR alles entwickelt haben, ja die Mikrofone, die Kameras und so weiter,
0:19:28–0:19:32
ja wenn man das in unser digitales Zeitalter überträgt, man muss ja nicht mehr
0:19:32–0:19:34
vor Ort sein und die Steckdose aufschrauben,
0:19:34–0:19:39
ja es reicht ja einfach, dass du ein Zero-Day-Exploit hast oder sowas.
0:19:39–0:19:43
Und dann hast du im Prinzip, also je mehr sich quasi der echte Desktop virtuell
0:19:43–0:19:47
wird oder das echte Leben virtuell wird, desto mehr hast du auch die Methoden
0:19:47–0:19:50
da eben so ein Gaslighting und sowas zu machen.
Ali Hackalife
0:19:51–0:19:52
Da stehen ein paar Leute.
Florian Clauß
0:19:52–0:19:54
Wir verpassen sonst unsere Führung.
0:19:58–0:20:03
Sie warten auch auf die Führung? 16 Uhr. Ich wollte Sie fragen,
0:20:03–0:20:07
weil wir nehmen heute einen Podcast auf und ich hatte gefragt im Besucherzentrum,
0:20:07–0:20:11
ob wir eine Aufnahme machen können von den O-Touren und die meinten generell, wäre das okay.
0:20:11–0:20:14
Wir sollten aber auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fragen und den Guide,
0:20:14–0:20:20
ob das für Sie okay wäre, wenn wir dann die einfach das Mikro laufen lassen. Ja, okay, super, gut.
Ali Hackalife
0:20:20–0:20:24
Nein, der war für die Führung. 16 Uhr, bitte mir folgen. 16 Uhr,
0:20:24–0:20:28
Führung. Sie geben die Führung? Ja. Wir sind verkabelt.
Hendrik Voigtländer
0:20:28–0:20:30
Ich bin informiert, ja, ja. Okay, und das ist okay für Sie? Ja, ja, ja.
Ali Hackalife
0:20:30–0:20:33
Ich bin Ali, das ist Flo, wenn du magst, was verkabelt haben.
0:20:34–0:20:35
Ja, freu ich mich sehr, freu ich mich sehr. Woher kommt ihr?
0:20:35–0:20:37
Was macht ihr? Wir machen einen Podcast.
0:20:37–0:20:41
Ich rede zu 40.000 Leuten im Monat über Dinge, die mich interessieren.
0:20:41–0:20:43
Und ich war vor einigen Jahren hier schon mal bei einer Führung.
0:20:44–0:20:48
Und wir hatten eine längere Unterhaltung über die DDR. Und deswegen dachten
0:20:48–0:20:49
wir, gehen wir hier mal die Führung mitlaufen.
Hendrik Voigtländer
0:20:49–0:20:52
Ja, es wird interessant. Also es gibt 2500 Fuchtgeschichten,
0:20:52–0:20:53
ich bin in Deutschland Nummer 4.
Florian Clauß
0:20:54–0:20:55
Okay.
Hendrik Voigtländer
0:20:55–0:20:58
Ich bin der einzige Podcast-Satz und das ist in 19. Woche vorbei.
0:20:58–0:21:01
Heute ist es okay mit euch, mit dem Fokabeln? Alles gut, kein Problem.
0:21:01–0:21:04
Darf ich wissen, woher ihr kommt? Jürgen Berlin. Berliner?
0:21:04–0:21:09
Auch. Berliner? Ruhrpott. Ruhrpott? Genauer? Bochum. Bochum? Leider abgestiegen.
0:21:10–0:21:14
Ja, wir mögen Burfer. Ich bin oft Berliner. Wir kommen nach Berlin, wir sind blau-weiß.
Ali Hackalife
0:21:14–0:21:15
Echte Liebe kennt keine Liga.
Hendrik Voigtländer
0:21:16–0:21:20
Ja, die Fans haben richtig Stimmung gemacht. Ja, aber Vollvollbuchung gehört
0:21:20–0:21:22
natürlich in die Bundesliga, ja, das ist natürlich so.
0:21:22–0:21:25
Ich werde auch ein paar Fragen stellen, ja, wenn das okay ist. Also.
0:21:26–0:21:28
Und er ist auch sozial im Kart, oder?
Ali Hackalife
0:21:29–0:21:32
Wir haben auf dem Weg hierher lang darüber gesprochen, wie wir so zum Sozialismus stehen.
0:21:32–0:21:35
Und wir sind schon dafür, Ressourcen zu teilen, aber wir haben,
0:21:35–0:21:37
glaube ich, eine unterschiedliche Vorstellung, wie man das machen sollte.
Hendrik Voigtländer
0:21:38–0:21:39
Und das ist welche Richtung?
Florian Clauß
0:21:39–0:21:40
Im Sozialismus.
Hendrik Voigtländer
0:21:41–0:21:45
Nein, nein, nein. Allgemein, deine Weltanschauung, ist der Linkspartei nahe,
0:21:45–0:21:46
oder was, wenn ich das fragen darf?
Florian Clauß
0:21:46–0:21:51
Naja, ich würde es jetzt nicht in ein Parteisystem eingliedern,
0:21:51–0:21:53
sondern es ist eher die grundsätzliche Ideologie,
0:21:53–0:21:59
dass dann halt der Sozialismus auf Vergesellschaftung und nicht Kapitalakkumulierung
0:21:59–0:22:03
und dass vor allen Dingen der Mensch da im Mittelpunkt steht und nicht was anderes.
0:22:03–0:22:06
So jetzt mal so vom Herzen gesprochen.
Hendrik Voigtländer
0:22:06–0:22:08
Ja, aber die Linkspartei ist natürlich für uns schon, also ich spreche jetzt
0:22:08–0:22:13
nicht von mir nur alleine, sondern für viele Leute, Gregor Gysi, ja, das sind Leute...
Ali Hackalife
0:22:13–0:22:14
E.M. Sekretär, ja.
Hendrik Voigtländer
0:22:15–0:22:16
Oh, weiß Bescheid, was ich meine.
Ali Hackalife
0:22:17–0:22:18
Jetzt der Alterspräsident des Deutschen Bundestags.
Hendrik Voigtländer
0:22:18–0:22:21
Ich weiß, ich weiß, ich kenne mich auch, ich bin durch, ich bin mit Bundestag
0:22:21–0:22:22
groß geworden, ich habe im Westen an sie geguckt.
0:22:23–0:22:25
Wir stehen an dieser Stelle hier, Deutschland hat die Zweiten Weltkrieg begonnen,
0:22:25–0:22:27
war nach der Zweiten verloren im Weltkrieg in vier Sektoren eingeteilt.
0:22:28–0:22:30
Ostdeutschland, wo wir uns befinden, wird von einem Sowjets-Gesetz.
0:22:30–0:22:32
Das war vorher eine Großgeschichte, die gucken uns gleich von unten an,
0:22:32–0:22:37
ja, wir gingen gleich runter. Aber zuerst werden 1945 diese beiden Häuser ausgebaut
0:22:37–0:22:38
zum Speziallager 3 von den Sowjets.
0:22:39–0:22:46
Hier und da, also hier und da, sitzen insgesamt 16.000 deutsche Nazis.
0:22:46–0:22:48
Nicht auf einmal, 4.000 maximal in dem Haus.
0:22:48–0:22:52
Nach einem Jahr und 849 Toten wird der Speziallager 3 geschlossen.
0:22:52–0:22:56
Die deutschen Nazis, die meisten zumindest, müssen nach Oranienburg, Sachsenhausen.
0:22:57–0:23:03
Oranienburg, Sachsenhausen, ungefähr 35 Kilometer von hier, war bis 1945 Konzentrationslager,
0:23:03–0:23:06
bis 1951 nutzt Lisa Witz das als Straflager.
0:23:06–0:23:11
Um genau zu sein, am 8. Februar 1950 wird die Stasi gegründet.
0:23:11–0:23:14
Die Staatssicherheit der DDR ist dafür da, um die Macht zu halten.
0:23:14–0:23:17
Es gibt in der DDR nur eine Partei, die das sagen hat.
0:23:17–0:23:20
Das ist die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands, kurz SED.
0:23:20–0:23:23
Eine Zwangsversicherung zwischen SPD und KPD aus dem Jahr 1946.
0:23:24–0:23:28
Es gibt damals in Westberlin eine Probeabstimmung unter den Sozialdemokraten.
0:23:28–0:23:31
81 Prozent der Sozialdemokraten in West-Berlin sind dagegen,
0:23:31–0:23:34
in Ost-Berlin gibt es keine Abstimmung, in Ost-Berlin gibt es keine Demokratie.
0:23:35–0:23:39
Die Staatssicherheit betreibt das U-Boot als Schild in Schwert der Partei von 51 bis 60.
0:23:40–0:23:43
1960 macht es Ugo zu, sie bauen Neubau, ich guck mal, sollen wir nicht hinten raus?
0:23:44–0:23:48
Wo ist diese Tür? Der Chef der Stasi, ein gewisser Erich Mielke,
0:23:48–0:23:52
Erich Mielke, der für dieses Terra Incognita, das sich auf weiße Umrande zählt,
0:23:52–0:23:54
ist weder im West-Berlin noch eine DDR-Fanierlandkater zu sehen.
0:23:54–0:23:58
Der, der es hier gebaut hat, hat sich nach seiner Haft in Haftzelle 8,
0:23:58–0:24:01
der liegt hier oben im Haftkrankenhaus, in Haftzelle 8 über die Schaftbedingungen
0:24:01–0:24:05
geschwärt, wurde, wie sich das gehört, in ein West-Berlin-Gefängnis verlegt.
0:24:05–0:24:07
Die Leute, die drumherum unten haben in Sicherheit wenig Verwandte,
0:24:07–0:24:10
in Hamburg, München, Stuttgart, auf dem Misten, Amsterdam.
0:24:11–0:24:13
Bis 1974 stelle ich Stasi im Lager
0:24:13–0:24:16
X. Das ist eine Arbeitslage von der Stasi-Betriebe in dem Haus da hinten.
0:24:16–0:24:19
Wasserkocher her. Hat jemand eine Idee von euch, wozu die Stasi,
0:24:19–0:24:23
die Höllner sagen dazu, Watercorker, ich finde den Namen so schön,
0:24:23–0:24:27
wozu hat die Stasi Wasserkocher hergestellt? Er schneidet mit, siehst du das?
Ali Hackalife
0:24:27–0:24:28
Billige Arbeitskräfte?
Hendrik Voigtländer
0:24:28–0:24:31
Nee, nee, guck mal hier, ihr wisst doch das. Was kann man mit Wasserdampf machen?
Florian Clauß
0:24:31–0:24:32
Briefe öffnen.
Hendrik Voigtländer
0:24:32–0:24:35
Mit Wasserdampf, schönen Dank, dass Sie bei mir sind. Wir machen Briefe auf.
0:24:35–0:24:38
Meine Oma und mein Opa kommen von zufüßen in West-Berlin.
0:24:38–0:24:42
Meine Oma schickt uns in die DDR, damit wir leben konnten, die 50 D-Mark-Scheine.
0:24:42–0:24:44
Mit diesem Wasser, dann machte man den Brief auf, holte das Geld raus,
0:24:45–0:24:46
steckte sich das Geld in eine eigene Tasche.
0:24:46–0:24:50
Ab 1974 werden die Briefe dann nur noch durchleuchtet. Nimm den grünen Grauenhaus,
0:24:50–0:24:51
das ist ein grauer Flachbau.
0:24:51–0:24:55
Meine Oma machte dann Silberpapier oder Blaupapier um die 50 D-Mark Scheine
0:24:55–0:24:57
drumherum. Aber auch da fehlte manchmal Geld.
0:24:57–0:25:01
Sie haben anhand der Adresse gesehen, die Stasi, aha, die bekommen ja Westgeld.
0:25:02–0:25:06
Damals, wir haben von Westdeutschland in die DDR am Tag 90.000 Briefe geschickt.
0:25:06–0:25:10
Ich würde damit sagen, viele Familien, auch meine Familie, hätte es nicht geschafft,
0:25:10–0:25:13
auch wenn das Geld aus Westdeutschen nicht geflossen wäre, solidarisch waren
0:25:13–0:25:15
die Westdeutschen immer, die Leute haben mich freigekauft.
0:25:15–0:25:20
Was daran nicht so schön ist, von 83 bis 88 offizielle Zahlen zieht die Stasi
0:25:20–0:25:23
aus den Briefen 33 Millionen D-Mark.
0:25:23–0:25:25
Ich stehe meistens in einer Legende hier mittendrin.
0:25:26–0:25:28
Da sagt ein Lehrer letztes Jahr, vor anderthalb Jahren, keine Ahnung,
0:25:28–0:25:30
bin schon eine ganze Weile hier, sagt ein Lehrer zu mir aus Wuppertal,
0:25:31–0:25:34
sagt er, wir haben auch immer Geld in die DDR geschickt, so von oben herab.
0:25:34–0:25:38
Sagt er, egal, egal, egal, es kam nur jeder zweite Brief an.
0:25:38–0:25:40
Ich bin nach der Führung zu mir hingegangen, unter vier Augen,
0:25:40–0:25:43
ohne Schulkasse habe ich ihn gefragt, waren Sie wirklich so dumm?
0:25:44–0:25:46
Also nicht gegen die Westdeutschen und sagen, nochmal, die Leute haben mich
0:25:46–0:25:49
freigekauft. Aber man fragt doch mal nach, ob das Geld angekommen ist.
0:25:49–0:25:53
33 Millionen ist die offizielle Zahl. Meine Zahl ist 60 bis 70 Millionen.
0:25:53–0:25:56
Die schicken Geld in der DDR. Die Westdeutschen, ob das Geld angekommen ist.
0:25:56–0:25:59
Ich habe ja mal einen Gewissen beruhigt. Steht auch noch auf einem anderen Blattpapier.
Ali Hackalife
0:25:59–0:26:00
60 Millionen Mark West.
Hendrik Voigtländer
0:26:01–0:26:05
West-Demach. Natürlich, dafür gehen die Stasi-Leute. Ich weiß von Leuten von
0:26:05–0:26:07
der Stasi, die mit dem Geld einkaufen gehen. Ich weiß davon.
0:26:07–0:26:09
Das ist reines Systemgeld.
Ali Hackalife
0:26:10–0:26:12
Du hast vorhin U-Boot gesagt. Warum heißt das so?
Hendrik Voigtländer
0:26:12–0:26:15
Kommen wir noch zu. Ich erzähle alles, versprochen. Ich erzähle dir immer alles.
Ali Hackalife
0:26:16–0:26:16
Ich bin gespannt.
Hendrik Voigtländer
0:26:16–0:26:22
Mit dem Geld konnten auch, ich weiß nicht, ab wann, DDR-Bürger einkaufen. Natürlich schon lange.
0:26:23–0:26:27
Ich auch. Ich bin ja jemand, der damit einkaufen geht. Na klar. Wisst ihr das ja, wa?
Ali Hackalife
0:26:27–0:26:29
Ja, im Intershop dann offiziell.
Hendrik Voigtländer
0:26:29–0:26:32
In jeder kleinen Stadt gibt es da, wo ich herkommentare, Viedlenburg,
0:26:32–0:26:35
Halberstadt, Magdeburg. In jeder kleinen Stadt gab es einen Intershop.
0:26:35–0:26:39
Und mit dem Geld, mit Oma 50 DM geschickt, oder meistens in der Hand mir gedrückt,
0:26:39–0:26:42
könntest du gute Levi's kaufen. Die hat 55 DM damals gekostet.
Ali Hackalife
0:26:42–0:26:42
Und die blauen Fliesen.
Hendrik Voigtländer
0:26:43–0:26:44
Blaue Fliesen haben wir nicht gekauft.
Ali Hackalife
0:26:45–0:26:48
Es gab ja die Anzeigen mit Suche Handwerker für blaue Fliesen.
Hendrik Voigtländer
0:26:48–0:26:53
Ja, so meinst du das. Natürlich, auch Autos. Ich habe dann irgendwie Autos, wir kommen von Thema ab.
0:26:53–0:26:57
Ich habe Autos gehandelt, da standen irgendwann mal drin, 8000 DDR und 1000
0:26:57–0:27:00
DN. Ich habe das gar nicht gescheckt. Da wollte ich mich für den Trabant.
0:27:00–0:27:03
8000 DDR-Mark und 1000 Westmark. Als ich das begriffen hatte,
0:27:03–0:27:04
hatte ich ein anderes Auto gehabt.
0:27:05–0:27:07
Ich bin nach Blanken auch mal gefahren. Ich sage, geben Sie mir das.
0:27:07–0:27:09
1000 Westmark, weiß nicht, wie viel Geld das war. Für einen scheiß Trabi.
0:27:11–0:27:15
Schreibt der mir. Ich habe das gar nicht geschickt. Das ist damals der OTS-Operativ-Technische
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Sektor auf diesem grünen Grauenhaus.
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Arbeiten 1889, 1085 Personen. Da werden unter anderem kleine Kameras in Gießkannen hergestellt.
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Wenn Beerdigungen sind, da läuft die Stasi mit Gießkannen in den Plüten.
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Sie filmen damit die Dissidenten, die bei dem Beerdigung dabei sind,
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die Nachschlüsse für die Wohnung hergestellt, die Abhörerlagen hergestellt.
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Der Kleber, damit die Prüfwürde schneller zugehen, die vorher illegal öffnen, der wird hier erfunden.
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Und die RAF, brauche ich euch nicht näher bringen. RAF, Rot-Armei-Fraktion,
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zehn von denen eben unter uns.
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Und die zweite Generation bekommt hier ein Passport ausgestellt in diesem Haus.
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Bei dem gibt es einen Kupferraum, 17 x 30 Quadratmeter, keine Fenster drin.
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Der Kupferraum ist abhörsicher, genau hinter dem Gebäude.
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In diesem weißen Block werden damals von der Stasi chemische Kampfstoffe ausprobiert.
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Also hier wird Plastik drin hergestellt.
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Und dann kommen wir zum Heikehaus. Richard Heike hat das 1910 hier erschlossen.
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Seht ihr Büchsen hergestellt, sind Fleischkonserven. Heike wurde am 23.
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April 1945 mit zwei anderen Personen vor seinem Haus von den Sowjets standdurch
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erschossen. Ich bin kein Anhänger Stasi.
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Logistisch ist es gut gemacht. Auf diesen Areal arbeiten damals 2.500 Leute.
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Ein Jahr nach dem Pfarrer der Maus geschlossen.
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Streng, streng geheim. Ist gut gemacht. Die Autos, die damals in den Garagen
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stehen, werden in diesem Bereich hier hinten gebaut. Gibt es eine Frage zu dem Areal?
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Habt ihr das so weit verstanden? Wann werden wir hier im Lagerbereich hin?
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Das ist eine Untersuchungshaftanstalt. Und hier in dem Lagebereich ist nicht
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bekannt, dass hier Leute erschossen wurden. Außer jetzt der Heike.
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Und dann zur Gewaltigung ist aber nicht, sollen wir fünf im Hof erschossen worden sein.
0:28:44–0:28:49
Aber das ist so kurz nach dem Krieg, 46, 47, soll das gewesen sein.
0:28:49–0:28:52
Aber das ist nicht so hundertprozentig belegt. Also ich bin jetzt zehn Jahre hier.
0:28:52–0:28:55
Ich denke, ich weiß immer alles. Jetzt hatte ich ja vor einem vierten Jahr Leute
0:28:55–0:28:58
von der Evangelischen Kirche. Die sind hier, sind hier um die Ecke.
0:28:58–0:29:00
In diese Himmelsrichtung, sind ich zur Schule gegangen.
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Und jetzt stehe ich hier mit meinen zehn Jahren Erfahrung und denke, ich weiß immer alles.
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Und dann sage ich zu der Gruppe, hier leben die alleinstehenden Männer und Frauen
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von der Staatssicherheit. Unter anderem.
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Single Männer und Single Frauen. Jetzt kommt dieses Pärchen,
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stand bei mir hier, wo du gerade stehst, sagt zu mir, hier war immer viel Betrieb.
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Ich sage, das ist ausgeschlossen.
0:29:20–0:29:22
Jetzt habe ich mich erkundigt. Natürlich war hier viel Betrieb.
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Hier leben zum Beispiel, hier werden die Gigolos und die Evas ausgebildet.
0:29:27–0:29:31
Ja, die Alleinstehenden, Gigolo kennst du ja, Gigolo ist ein Mann,
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der in Westdeutschland diese Kriterien anspricht, in hohen Ämtern und die sagen
0:29:36–0:29:38
dann, ich bin in dich verliebt, gib noch ein paar Informationen her.
0:29:38–0:29:41
Ich wüsste nicht, dass man dafür eine Ausbildung braucht, aber es scheint so zu sein.
Florian Clauß
0:29:41–0:29:45
Und das ist dann reger Betrieb, ja. Das ist reger Betrieb, ja. Dann wurde es laut.
Hendrik Voigtländer
0:29:47–0:29:49
Eisschnelllaufer, Eisschnelllauferinnen wohnen auch hier drin.
0:29:49–0:29:52
Ah ja, okay. Nee, Frau Witt, glaube ich nicht. Die war ja keine Eisschnelllauferin.
Florian Clauß
0:29:53–0:29:58
Und nochmal eine Frage, gab es denn überhaupt Hinrichtungen offiziell in der DDR?
Hendrik Voigtländer
0:29:58–0:30:02
Ja. Das gab? Ja. Und da gibt es auch nachher, da mache ich darauf aufmerksam,
0:30:02–0:30:04
der Letzte, der hier hingerichtet wird, der sitzt auch hier,
0:30:04–0:30:07
Herr Teske, Hauptmann Teske, keine Ahnung.
0:30:07–0:30:11
Und der wird von hier aus nach Leipzig transportiert. Der Film dazu ist Nachschuss
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mit Lars Eidinger. Das sage ich nachher nochmal.
Florian Clauß
0:30:13–0:30:16
Okay, weil die Stasi hat doch immer gesagt, wir bringen keinen um.
Hendrik Voigtländer
0:30:16–0:30:20
Ne, ne, die machen, ne, doch, doch, hin, also so offiziell nicht,
0:30:20–0:30:23
hier wird keiner von der Stasi im Hof erschossen, so nicht, sie machen das raffinierter.
Ali Hackalife
0:30:23–0:30:26
Genau, wir hatten uns auf dem Weg hier unterhalten über den unvermittelten Genickschuss.
Hendrik Voigtländer
0:30:26–0:30:29
Genau, in Leipzig, genau, der ist aber nicht hier. Habt ihr das soweit erstmal
0:30:29–0:30:33
verstanden? Okay, gibt es hier noch eine Frage dazu? Wir kommen gleich zum U-Boot.
Florian Clauß
0:30:33–0:30:37
Nochmal ganz kurz zu deiner Person. Wie ist die Verbindung hier zu U-Boot schon draußen?
Hendrik Voigtländer
0:30:37–0:30:37
Ich habe hier gesessen.
Florian Clauß
0:30:38–0:30:39
Du hast hier gesessen? Okay.
Hendrik Voigtländer
0:30:39–0:30:41
Ja, ich bin einer von den Zeitzeugen. Kommt, wir gehen mal ein bisschen durchs
0:30:41–0:30:46
Haus. Pausende Führungen, Pausende, nicht hunderttausende, habe ich gerade gesagt.
Ali Hackalife
0:30:47–0:30:48
Wie satt ist man dann den Ort?
Hendrik Voigtländer
0:30:49–0:30:52
Gute Frage. Naja, ich komme eigentlich immer und macht das nach wie vor Spaß.
0:30:53–0:30:55
Das Drumherum war ein bisschen schwierig, als ich angefangen habe,
0:30:55–0:31:00
aber die Führungen haben mir immer Spaß gemacht. So, war jemand von euch schon mal hier?
Ali Hackalife
0:31:01–0:31:02
Vor zehn Jahren. Okay.
Hendrik Voigtländer
0:31:02–0:31:04
Wir gehen jetzt noch ins U-Boot. Vielen Dank. Und dort reden Sie langsam.
0:31:05–0:31:07
Es gibt ja Fehler in der Kante, dass ich keine verletze. Ja, be careful. Auf geht's.
Ali Hackalife
0:31:13–0:31:17
Wegen Brandgefahr ist die Ablagerung von Eidpapier verboten.
Florian Clauß
0:31:20–0:31:22
Ja, neues Papier gab es ja nicht.
Hendrik Voigtländer
0:31:23–0:31:26
So, ich möchte euch bitten, die Telefone bitte auf lautlos zu stellen.
0:31:26–0:31:28
Fotografieren ist gestattet.
0:31:28–0:31:33
Also, willkommen im U-Boot. U-Boot, wie wir es genannt, von den Insassen, weil es unten war.
0:31:34–0:31:36
Man hört doch mal ein leichtes Motorengeräusch im Hintergrund.
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Deswegen nannte ich das U-Boot 1946, 1947 einbrichtend von der Super-Türchen-Geheim-Pilizei.
0:31:44–0:31:48
Im Sommer sehr heiß und im Winter sehr kalt.
0:31:48–0:31:51
Der Zweite Weltkrieg war der größte Krieg der Welt. Der Deutsche-Teilte-Krieg
0:31:51–0:31:55
begonnen, der Deutsche-Teilte-Krieg verloren. Wie viele Tote gab es insgesamt? Weiß das jemand?
0:31:56–0:32:00
Aber... Wie viele Tote insgesamt im Zweite Weltkrieg? 40 Millionen weltweit.
0:32:00–0:32:05
Ja, ich habe eine Studie, wir lernen 50 Millionen. Heute saßen wir zwischen 60 und 70 Millionen.
0:32:06–0:32:10
Ja, schütteln wir das in die Zahl auf. 5,2 Millionen Tote Soldaten,
0:32:10–0:32:14
die Deutschen zu beklagen. Die Amerikaner, die hatten etwa 400.000 Tote.
0:32:15–0:32:16
Aber überhaupt, das hatten die Sowjets.
0:32:17–0:32:23
37 Millionen. 27 Millionen steht bei Wikipedia. 51 übernimmt die Stasi. Das lag von NKWD.
0:32:23–0:32:27
Die deutschen Frauen, die getrennt liegen von Männern, werden nicht mehr vergewaltigt.
0:32:27–0:32:31
Wir wollen weiter erzählen, das gehört auch dazu. Seit 51 gibt es keine Vergewaltigung mehr.
0:32:31–0:32:35
Auf dem Flur, jubber Mann, sind damals rote Teppiche. Wozu rot?
Ali Hackalife
0:32:35–0:32:37
Damit man das Blut nicht sieht. Damit man das Blut nicht sieht.
Hendrik Voigtländer
0:32:37–0:32:40
Gut, dass du bange bist. Und dann muss man das Blut an der Werte nicht hören.
0:32:40–0:32:43
Die Vorhörer sind nicht hier unten, die Vorhörer sind hier oben.
0:32:43–0:32:46
Und wenn du nach dem Vorhör das weißen Papier nicht unterscheidest,
0:32:46–0:32:48
1947, was macht der Sekundärische Offizie?
0:32:50–0:32:52
Man nimmt in die Zähne ein, wir haben halt von den drei Zeitzönen,
0:32:53–0:32:56
der ab und zu mal noch hier auftaucht, der ist mittlerweile über 90 Jahre alt.
0:32:56–0:33:00
Der hat nach dem Verhörden 1947 gesagt, ich schaff da kein weißes Blatt Papier
0:33:00–0:33:03
und schnitt mit der Faust vier Zähne ein, die anderen zehn hat sich mit dem
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Finger aus dazu. Es wird von den Sowjets um ins Gesicht geschlagen.
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Sie haben damit fast 30 Millionen Tote die Hauptlast des Zweiten Weltgibes getragen
0:33:11–0:33:13
und wir hatten den Krieg begonnen und wir hatten den Krieg verloren.
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Das gehört auch zur historischen Wahrheit. Überall in Ostdeutschland in der
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Schule in der Gefängnis hängt ja ein Gewinner des 2.
0:33:20–0:33:24
Der Strix, Josef Varsaryani Vetschuga-Studie, kurz Stardin.
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Ihre Karimann ist eine 15-jährige Schülerin aus Thüringen.
0:33:28–0:33:32
Sie meint 1946, sie ist ein wachflöser Stardin mit Lipschiff-Nach.
0:33:33–0:33:35
Wie ist die Bestrafung? Keine Ahnung.
0:33:35–0:33:40
Was hat sie dafür bekommen? Sie ist 15 Jahre alt. Meint die Wachflösstardin? F-Bopp.
Florian Clauß
0:33:40–0:33:43
Ich glaube, sie war zehn Jahre oder so in Haft.
Hendrik Voigtländer
0:33:43–0:33:46
Zehn Jahre Gefängnissetzung. Sie hat dafür, weil sie den Bart von Stadien nach
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dem Wahltatsschule lernt, hat sie zehn Jahre Entrennung bekommen.
0:33:50–0:33:52
Das bestverkaufte Buch bei uns im Buchladen ist die Schleife an Stadien ins
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Bart von Helika Riemann. Helika Riemann, Bodo nach dem Tod von Jesus Stadien.
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Stadien stoppt ab 5. März 1953.
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Nach dem Tod von Stadien entspannt sich der zurück ein wenig.
0:34:01–0:34:05
Es gibt Nollettelpapier, es gibt Zahnbürsten und es gibt Frei- oder Hochskar.
0:34:06–0:34:10
Wir dürfen bei der Stasi nicht auch umgucken. Ich hatte in vier Monaten Stasi
0:34:10–0:34:14
nicht ein einziges Mal umgeguckt. Die Leute, die gerade 50, das erste Mal in
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die Frischluft geht, die Frischlufters hier draußen, berichten davon,
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dass sie etwa so eine Viertelstunde im Kreis gegangen sind.
0:34:21–0:34:24
Und ich spreche aus eigener Erfahrung. Ich habe vier Wochen in Bulgarien in
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so einer Zelle gelegen, ohne Tageslicht.
0:34:26–0:34:29
Nach vier Wochen Bulgarien und mit einer kleinen Abwirkung auf die Tür,
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ich spreche jetzt von mir, kannst du nicht rausgehen und sagen,
0:34:31–0:34:33
jetzt umarme ich mal die Welt.
0:34:33–0:34:34
Das schafft der Körper einfach nicht.
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Und ich habe gedacht, das bin eine Unterverfassung. Ich war es nicht.
0:34:38–0:34:41
Ich war es nicht. Soweit verständlich. Gibt es eine Frage, jetzt musst du irgendwas
0:34:41–0:34:43
umklagen? U-Boot beantwortet.
Ali Hackalife
0:34:43–0:34:44
U-Boot beantwortet.
Hendrik Voigtländer
0:34:45–0:34:47
Komm, gehen wir weiter. Kommen Sie, kommen Sie, kommen Sie. Wenn du jetzt jeden
0:34:47–0:34:50
Tag so drei, vier, fünf Führungen hast, jetzt mache ich hier keine fünf Führungen
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mehr am Tag, aber wenn du dich anfängst, da schnell zu sprechen,
0:34:53–0:34:55
du schaffst Führungen. Ich habe ja gerade so das mit euch geschafft.
0:34:56–0:34:58
Ich bin in Klaas-Klaas-Klaas. Ich hatte wirklich Interesse. Ja,
0:34:58–0:35:00
wirklich großes Interesse. Im Gegensatz zu uns.
Florian Clauß
0:35:01–0:35:02
Nee, nee, nee.
Hendrik Voigtländer
0:35:02–0:35:05
Auch Interesse. Ja, man ist nicht blöd, wenn du jetzt sagst,
0:35:05–0:35:07
ich habe jetzt keine Zeit für euch, ich quatsche mal ein bisschen schneller.
0:35:07–0:35:08
Ich finde es interessant.
0:35:08–0:35:11
Ja, danke, danke, danke. Deswegen ist es ja gut, dass hier Leute herkommen und
0:35:11–0:35:14
ohne Werbung. Wir sind ein einziges Museum von Berlin, das keine Werbung macht. Es holen schön aus.
0:35:21–0:35:22
Das ist ja Sozialismusbohrer.
Florian Clauß
0:35:22–0:35:23
Das wollen wir nicht.
Hendrik Voigtländer
0:35:23–0:35:27
Ich sowieso nicht. Ich wollte das System nicht. Ich wollte das System Sozialismus
0:35:27–0:35:29
nicht. Es hat sich auch in meiner Weltanschauung nichts geändert.
0:35:30–0:35:31
Nichts geändert, wirklich nichts geändert.
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Meine Weltanschauung ist genau die gleiche, wie vor 30 oder 40 Jahren.
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Ich wurde so erzogen, auch dass man ihm seine Meinung sagt, dass jeder seine
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Meinung hat, verstehst du auch, wenn jemand eine andere Meinung hat,
0:35:40–0:35:44
dass man diesen Personen akzeptiert, aber nicht machst du den Leuten wegen nichts
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und wieder nichts in so eine Zelle rein. Was habe ich denn gemacht?
0:35:46–0:35:49
Ich wollte nur ein anderes Land, ja nicht. Ich wollte nur von einer anderen Strafenseite.
Ali Hackalife
0:35:49–0:35:52
So erzogen? Bist du so selbstkritisch groß geworden?
Hendrik Voigtländer
0:35:52–0:35:55
Nein, mein Oma hat einen Großeltern gehabt von Kugelstendamm und die haben natürlich,
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wenn ich das schon mal an der Tür habe, als Kind gesagt haben,
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meine Mutter kommt aus der DDR, die ist in der DDR groß geworden, 40 geboren.
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Wenn meine Mutter mir nicht was gesagt hat, hör euch ja an, scheiße,
0:36:04–0:36:07
dann sagte meine Mutter, ruhe jetzt. Meine Oma hat gesagt, meine Mutter hat
0:36:07–0:36:08
einen Kugelstendamm, lass dich doch ausreden, das ist seine Meinung.
0:36:09–0:36:13
So, das wurde so und ich war Lieblingsenkel, ja, von Oma, als wäre ich auch
0:36:13–0:36:14
gerade dafür rübergefallen.
0:36:15–0:36:17
Ich stehe auf jeden Fall an der Ecke und sage zu der großen Gruppe,
0:36:17–0:36:19
wir schauen uns gleich zur linken Seite die Einzelzellen an.
0:36:19–0:36:20
Da steht der Mann zum Mann natürlich
0:36:20–0:36:24
und sagt zu mir, ich habe in so einer Einzelzelle sieben Monate gelegt.
0:36:24–0:36:28
Ja, sieben Monate, ich muss das von Luft holen. Ja, ich bin so konzentriert auf diese große Gruppe.
0:36:28–0:36:31
Nach einer Schaltpause habe ich ihn gefragt, haben Sie Schach gespielt?
0:36:31–0:36:33
Vielleicht kennt jemand von euch die Schachnovelle von Stefan Zweig.
0:36:34–0:36:37
Große deutsche Literatur von Österreichern geschrieben, ist gut geschehen.
0:36:37–0:36:42
Ich habe den Mann gefragt, haben Sie Schach gespielt, wie ich bei der Stasi?
0:36:42–0:36:45
Da sagt der mann zu mir ich kann gar keinen schach spielen ich
0:36:45–0:36:49
habe sieben monate mit den karten gespielt ich habe keine karten damit
0:36:49–0:36:52
er nicht wirkt wird spät und 50 karten die hände zählen haben keine heizung
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und dir das holzbett was ihr am ende sehen werdet haben wir jetzt ausgemessen
0:36:55–0:37:00
ist 162,5 die temperaturen wird das 8 bis 11 grad linke seite ins einzelnen
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komplett sieht auch mal die umriss von wird ja ein bett stand auf der seite
0:37:04–0:37:06
das andere bett stand auf der seite,
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die beiden einer ab 1960 war ein einer an da festgeräumt der andere war dann
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eine ecke festgeräumt hier ist sicher die Lüftung und das Licht geht nur,
0:37:13–0:37:17
wenn ich es auch nicht gesagt haben sollte, nur von außen an und aus zu machen. Das ist schwierig.
0:37:18–0:37:20
Ich kenne auch Personen, die hier saßen auf dieser Seite.
0:37:22–0:37:26
Gibt es eine Frage zu der Zelle? Lass uns mal weiter beginnen.
Florian Clauß
0:37:27–0:37:29
Aber wenn die hier gesessen haben, konnten die auch mal rausgehen?
Hendrik Voigtländer
0:37:29–0:37:33
Nein, ab 53, nach dem Tod von Stalin, habe ich ja gesagt, gibt es Freigang,
0:37:33–0:37:35
aber davor nicht. Vorher nicht? Nein, nein.
0:37:36–0:37:38
Das ist schwierig in so einer Zelle, sieben Monate.
Florian Clauß
0:37:38–0:37:39
Ja, dann gehst du ja kaputt.
Ali Hackalife
0:37:40–0:37:46
Bei Klaus Cordon schreibt vom Tigerkäfig, wenn man Hofgang hatte und unter Gitter laufen durfte.
Hendrik Voigtländer
0:37:46–0:37:50
Ja, ich kenne das alles. Ich liess es ja an. Das Bett ist original,
0:37:50–0:37:53
vielleicht ja nicht. Guck mal kurz rein. Das Bett ist original, die Kulette ja nicht.
0:37:53–0:37:56
Naja, bei den Lobbets gibt es keine Matratze, bei der Stasi gibt es eine Matratze.
0:37:56–0:37:58
Und wenn wir dich nicht bemühen, gibt es eine Matratze in den Zug.
0:37:59–0:38:02
So, an der Stelle frage ich immer, wie viele Länder, wie viele Staaten gibt
0:38:02–0:38:04
es auf der Welt? How many countries? Was sind Mark Foster?
Ali Hackalife
0:38:05–0:38:05
193.
Hendrik Voigtländer
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194 sind Mark Foster. 192, 93 sind die UNO. Sehr gut. In wie vielen Ländern
0:38:10–0:38:11
wird noch Gott fördert heute?
0:38:12–0:38:14
Sagen Sie mal, du bist nicht die Frage, ich muss ja alle mitreißen.
0:38:14–0:38:16
Sagen Sie mal eine Zeit zu stellen. 30. 30?
0:38:19–0:38:24
Es sind laut Amnesty International Jahr 2019 146 Länder, die Zahlen sind eher
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nach oben gegangen, 2019.
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Also ich hätte es nicht gedacht. Man hat mir die Frage hier vor zehn Jahren,
0:38:28–0:38:31
hat man hier die Frage, ist es gedacht, so viel? Gedacht, ja? Echt?
0:38:32–0:38:34
Ich auch nicht. Man hat mir die Frage gestellt, ich sage, ich schätze so 70,
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80 Länder, auf 160, 150 Länder wäre ich nicht gekommen.
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Wir kommen zu den vorderen Methoden der Sowjets. Hier 67, 68 waren die beiden
0:38:42–0:38:44
Stehzellen, in der Tür hat keiner drum gestanden.
0:38:44–0:38:47
Man geht von hier aus frei, man geht von hier aus frei, die Stehzellen gibt
0:38:47–0:38:49
es nicht mehr. Ich habe hier vor zehn Jahren angefangen zu arbeiten,
0:38:50–0:38:54
da steht hier bei dem ersten öffentlichen Rundgang neben mir Herr August aus Cottbus.
0:38:54–0:38:56
Herr August aus Cottbus sagt, ich habe in so einer Stehzelle,
0:38:56–0:38:59
die es nicht mehr gibt, sieben Stunden gestanden.
0:38:59–0:39:04
Die Stehzelle sagt, er ist so eng, dass man nicht den Fuß zur Seite bekommt.
0:39:05–0:39:07
Ich habe Herrn August gefragt, ich sage, Herr August, was denkt man,
0:39:07–0:39:10
wenn sieben Stunden so im Schwank steht? Was hat er geantwortet? Was denkt man danach?
0:39:11–0:39:14
Ja, nichts. Er sagt, was soll ich gedacht haben, das sieben Stunden im Schwank,
0:39:14–0:39:17
da kann man nicht mehr denken. Die Wärter sind zwei, die nicht auf die Schulter,
0:39:17–0:39:19
weil diesen Schritt war, ja.
0:39:19–0:39:22
Diesen Schritt, nach sieben Stunden nicht mehr hinbekommen ist.
0:39:22–0:39:24
Er sagt, er wird dann nach vorne gefallen, der ist tot gewesen.
0:39:24–0:39:26
Also sie wollen nicht erst so sterben, sie wollen schon noch quälen.
0:39:26–0:39:28
Nach sieben Stunden schlagen, da kann man nicht mehr denken.
0:39:28–0:39:30
Herr August wollte hier arbeiten.
0:39:30–0:39:32
Ich habe ihn nie wieder gesehen. Viele Kommentare haben mir hinter mich gehabt.
0:39:33–0:39:36
Der war nie wieder hier in Berlin nicht ein Rad. Ich habe extra eine Rezeption gefahren.
0:39:36–0:39:38
Ich sage, hier war doch mehr August. Ja, der wollte hier arbeiten.
0:39:39–0:39:41
Er war nie wieder hier. Der kann es nicht. So, das war die Vorderbetonung von
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47 bis 51 in Ost-Berlin von den Sowjets.
0:39:45–0:39:48
Schlagen, wie bei den Stehzellen. Es gibt auch diese Tröpfchenvater.
0:39:48–0:39:51
Die Tröpfchenvater ist nicht hier, diesen Treptower Park.
0:39:51–0:39:54
Wir stehen hier, um den Leuten zu sagen, egal welche Religion,
0:39:54–0:39:57
welche Hautfarbe die Leute haben, wir wollen, dass die Leute,
0:39:57–0:40:00
egal wo auf der Welt, wenn sie in Gefangenschaft da sind, dass die Leute anständig behandelt werden.
0:40:00–0:40:04
Ich habe hier vor anderthalb Jahren noch gesagt, wir beten für die ukrainischen
0:40:04–0:40:05
Soldaten aus dem Asov-Stahlwerk.
0:40:06–0:40:09
Die Soldaten sind ja Gott sei Dank nicht alle in der Ukraine wiedergekommen.
0:40:09–0:40:12
Ich bleibe dabei, es ist nicht das Land der Russen, was mir gefallen würde,
0:40:12–0:40:15
als es sozusagen der Ukraine dazu gefallen würde, dass uns in der ständigen
0:40:15–0:40:16
Fertigenschaft stehen.
0:40:16–0:40:20
Noch mal zusammenfassen. Stalin stirbt. Um das Papier zu haben, das ist ein Freigam.
0:40:20–0:40:22
Es ist ein bisschen entspannter nach dem Tod von Stalin.
0:40:24–0:40:28
1960 werden die 68-Zellenjurken geschlossen. Gibt es hierzu eine Frage?
Florian Clauß
0:40:28–0:40:32
Die Russen hier gefoltert haben, waren dann schon Leute dabei,
0:40:32–0:40:37
die das, Deutsche, die das dann halt so mitbeobachtet haben und mitgemacht haben.
0:40:37–0:40:38
Oder war das nur rein russisch?
Hendrik Voigtländer
0:40:38–0:40:44
Ab 1951, gute Frage. Ab 1951 nimmt die Stasi das Lager und da sind die Sowjets
0:40:44–0:40:48
umgedreht, sind dann noch vier Jahre hier und beachten, dass die Stasis richtig machen.
0:40:49–0:40:52
Umgedreht ist es der Fall. Kann schon sein, dass es vorher ein paar Leute angelehrt
0:40:52–0:40:56
hat, das weiß ich nicht, aber ich weiß, dass ab 1951 sie, die Stasis gibt keine
0:40:56–0:41:02
Vergewaltigung mehr und ab 1951 sie hier das Sagen haben und die Sowjets das nun begleiten.
Florian Clauß
0:41:02–0:41:04
Also ein Know-how-Transfer von den Sowjets.
Hendrik Voigtländer
0:41:05–0:41:11
So ist es. Noch was zu den Vergewaltigungen. Man schätzt in Berlin 100.000 Vergewaltigungen
0:41:11–0:41:13
nach dem Krieg von den Sowjets. 100.000.
0:41:13–0:41:16
Dass sonst nicht weiter stehen, die Amerikaner, die Engländer haben auch vergewaltigt.
0:41:17–0:41:21
Aber nicht in diesen Ausmaß. Nicht in diesen Ausmaß. Das ist schon heftig.
0:41:22–0:41:26
Ich habe ja heute gerade die Führung davor gehabt. Die beiden Lehrerinnen haben das auch bestätigt.
0:41:26–0:41:31
Die Leute stehen Schlange um, eine Frau zu vergewaltigen. Das ist bei den Amerikanern,
0:41:31–0:41:34
bei den Engländern bestimmt gibt es diese Ausnahme auch mal nicht der Fall.
0:41:35–0:41:37
Das ist nicht so, wie die Sowjets sind.
0:41:39–0:41:44
Von euch noch eine Frage? Gut, dann schauen wir uns als letzte Station noch eine Zelle aus 1950 an.
0:41:44–0:41:49
Diese Zelle, die wir uns jetzt anschauen, sind 1950 drei bis sechs Personen.
0:41:49–0:41:52
So sieht man in der Zelle 88 nach meiner missglückten Flucht in Bulgarien aus.
0:41:53–0:41:54
Wenn ihr wollt, erzähle ich mal über die Zustände in Bulgarien.
0:41:55–0:41:58
Und dann geben wir wieder eine warme Luft. Ja, das ist immer die Richtung.
Ali Hackalife
0:41:58–0:42:04
Bei der Zahl, wie viele Staaten foltern. Ich meine, schau dir Julian Assange und Edward Snowden an.
0:42:04–0:42:07
Leute, die nur Presse betreiben und trotzdem gefoltert werden.
Hendrik Voigtländer
0:42:08–0:42:09
Naja, das ist ja meine.
Ali Hackalife
0:42:11–0:42:16
Wir hatten mal über historische Orte gesprochen, habt ihr mal überlegt,
0:42:16–0:42:20
so eine von den Stehzellen nochmal nachzubauen, dass man sehen kann, was passiert ist.
Hendrik Voigtländer
0:42:20–0:42:26
Wir hatten ja auch hier noch vor Jahren, die Tröpfchen, also die in Eimer,
0:42:27–0:42:31
aber es ist falsch, es ist falsch, verstehst du, du kannst dir nicht zeigen, das ist falsch.
0:42:32–0:42:35
Also sie hatten hier die Tröpfchen, sie hatten hier einen Eimer, zu
0:42:35–0:42:38
meiner zeit war das noch hier und da
0:42:38–0:42:40
hinten ein eimer aber es ist doch falsch du kannst hier
0:42:40–0:42:44
nicht ein eimer hin und so tun als ob das hier das war das ist so
0:42:44–0:42:47
sieht meine zähle 88 in bulgarien aus soll ich mal ein zwei sätze
0:42:47–0:42:51
die zählte bulgarien erzählen meine zähle in bulgarien hat nur den nachteil
0:42:51–0:42:54
dass sie rauchputzern rauchputz kennt ja da putz von draußen an der wand also
0:42:54–0:42:58
wenn ich nicht in die wand lehnte was natürlich nicht gestartet war da hatte
0:42:58–0:43:02
ich steige in den nahen ich durfte mit mittig schlafen mit zwei männern war
0:43:02–0:43:05
schön kuschelig einer von den haben war immer Ich habe nur Heißkorb, auch keine Heizung.
0:43:05–0:43:08
Auch das hatte seine Vorteile. Ivan liebte mich sehr, aber ich liebte Ivan nicht.
0:43:08–0:43:10
Ein geiler Typ, vier Sprachen, zwei Zähne.
0:43:10–0:43:14
Da bekam das Weißbrot nicht runter. Ein geiler Typ, wirklich ein geiler Typ.
0:43:14–0:43:16
Kannst dir nicht vorstellen, was ich mit dem erlebt habe. Es gibt sogar ein
0:43:16–0:43:17
Buch drüber in der Story.
0:43:18–0:43:21
Wenn wir das Weißbrot aßen, musste Ivan mit dem Kanister, wo er in der Brei
0:43:21–0:43:24
draus tranken, musste Ivan nachspielen. Und durch diese beiden Zähne.
0:43:26–0:43:29
Das ist so ein Kanister, die Brühe von dem schmeckt richtig geil.
0:43:29–0:43:32
Ich hab's mir gesagt, aber ich konnte nicht dafür, weil er noch zwei Zähne gemacht
0:43:32–0:43:34
hat. Der dritte Mund ... Oh, tatsächlich.
0:43:34–0:43:38
Was ich mit dem erlebt habe. Der dritte Mund ist Mike aus Thüringen,
0:43:38–0:43:41
ein ostdeutscher Leistungssportler, der bei der Festnahme Zähne geschlagen wurde.
0:43:41–0:43:43
Ich wurde von dem Wunder nicht geschlagen.
0:43:43–0:43:47
Ich bin 1,88 Meter. Wenn ich meine Beine gerade machte, ich könnte mich einmal
0:43:47–0:43:48
so reinigen in die Zelle.
0:43:48–0:43:51
Dann macht der Mike aus Thüringen, ich hab das nicht geglaubt,
0:43:51–0:43:54
in der kleinen Zelle auf den Daumen, 26 Liegestütz. Ich hab mich mal 8-Tümmel
0:43:54–0:43:56
gekümmt. Ich habe keine Achtliegestütze bekommen.
0:43:57–0:44:00
Ich bin mit der Situation total überrockt. Ivan und Maik haben nach vier,
0:44:00–0:44:01
fünf Tagen nicht besonder miteinander klar.
0:44:02–0:44:05
Ivan wurde sauer, nicht auf mich. Mich liebt er, ja. Er liebt mich wirklich.
0:44:06–0:44:09
Er wurde sauer auf Maik und sagte vier, fünf Tagen einfach so zu Maik.
0:44:09–0:44:12
I shut you down. Ich schieße dich tot. Ich wäre gerne vor die Tür gegangen.
0:44:13–0:44:14
Es war aber in den Schleswig-Holstein.
0:44:15–0:44:18
Gegen Bulgarien ist die Staatsseine in Erholung sein. Du hast dir erzählt, dass du kommentiert.
0:44:18–0:44:21
Ich verliebe nach vier Wochen sieben Kilo an Körpergewicht. Ja,
0:44:21–0:44:24
warum Bulgarien? Mein Schuh von ich, von Bulgarien, von Boristan,
0:44:25–0:44:26
ist dann wohl zufrieden. Ja, genau.
0:44:26–0:44:31
Von Bulgarien ist die Hölle. Es ist die Hölle. Ja, wir bekommen alle drei Tage frisches Wasser.
0:44:31–0:44:35
Ja, ein Mann liegt neben mir im Bett auf der Holzputschel, der mich liegt. Schwierig.
0:44:36–0:44:38
Ich liebe keinen mehr. Ja, das ist schwierig.
0:44:39–0:44:44
Schließlich liegt der... Ich will mir die Leute lachen, aber ich wünsche es
0:44:44–0:44:46
keinem. Ja, der liegt nicht da, da oder ja, irgendwo.
0:44:46–0:44:50
Der liegt genau neben mir. Schwierig. So, dann sag ich Ihnen mal abschließend Satz hierzu.
0:44:51–0:44:55
113 Gefangene gehen im November 1960, von hier in Neubau, in November 1960 wird
0:44:55–0:44:55
das Jürgen geschlossen.
0:44:57–0:45:00
Soweit verständlich, alles auch verstanden? Habt ihr es überall verstanden?
0:45:00–0:45:01
Okay, dann lassen wir mal das Wochenende.
Ali Hackalife
0:45:02–0:45:05
Wir waren eine halbe Stunde da drin und trotzdem ist es schön da draußen zu sein.
Hendrik Voigtländer
0:45:05–0:45:08
Ja, sieh das auch mit Licht, ja, stell dir vor, du bist jetzt hier eine halbe
0:45:08–0:45:10
Stunde, wie lange wir waren drin, eine halbe Stunde und kannst dir vorstellen,
0:45:10–0:45:13
bist du länger drin in so einer Zeit, wie schwierig das ist.
0:45:13–0:45:18
Ja, ich brauche also wirklich Jahre, um das zu realisieren, als ich angekommen bin. Aus Bulgarien.
0:45:18–0:45:21
Da kommt ja keiner und sagt, du stell dich erstmal Ruhe an der Ecke,
0:45:21–0:45:24
jetzt kannst du erstmal Luft holen. Das gibt's ja nicht. Das ist ja sofort Ton.
0:45:24–0:45:26
Kommen Sie, gehen Sie. Das ist ja sofort die Ankunft.
0:45:28–0:45:30
Das ist so eine Art Raubputz. Ja, so fässt sich der Raubputz im Bulgarien an,
0:45:30–0:45:31
so müsst ihr euch das vorstellen.
0:45:32–0:45:34
Und alle Zähne, in denen ich liege im Bulgarien, also grober Raubputz,
0:45:34–0:45:35
haben so einen hellen Touch.
0:45:36–0:45:38
Auf Kopfhörigen Bulgarien, also alle Zähne drin sehen so aus.
0:45:39–0:45:41
Und auf Kopfhörigen Bulgarien ist alles schwarz, weil wir natürlich alle mit
0:45:41–0:45:42
dem Kopf gegengelehnt haben.
0:45:42–0:45:44
Ich hatte unter meinen langen Polor eine Uhr mit reingeschmuggelt.
0:45:44–0:45:47
Deswegen weiß ich, dass der Wärter im Bulgarien nur alle vier Stunden kommt.
0:45:48–0:45:51
Das ist hier neu bei was ganz anderes. Der Wärter kommt im Viertelstunden-Takt,
0:45:51–0:45:52
im Halbenstunden-Takt am Tag.
0:45:52–0:45:55
Und einmal nur eine Stunde in der Nacht kontrolliert, wie du schläfst.
0:45:55–0:46:00
Zur Wahrheit gehört, hier liegen 31 Nationen, das Essen bei der Stasi ist gut,
0:46:00–0:46:01
das gehört zur Wahrheit.
0:46:01–0:46:05
Es gehört dazu. Der Unterschied zwischen den westdeutschen Gefangenen und ostdeutschen
0:46:05–0:46:07
Gefangenen, die ich kenne, die Westdeutschen, die ich kenne,
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kriegen zum Verhörsch, war zu welcher Kirschtorte oder ein Kännchen Kaffee.
0:46:10–0:46:11
Ich bekomme nicht mal ein Glas Wasser.
0:46:12–0:46:14
Wir sind immer mal in der zweiten Klasse. Was denkst du dir oft,
0:46:14–0:46:16
dass dein Bodenkaffee auf dem Flur liegt? Aber nicht für mich.
0:46:16–0:46:20
Essen ist gut, es gibt keine Bananen, aber es ist uns gut. Gehört zur Wahrheit.
Ali Hackalife
0:46:20–0:46:21
Und der Alternativkaffee?
Hendrik Voigtländer
0:46:22–0:46:25
Es gab Tee, der war fast immer bitter, der Tee. Und ich glaube,
0:46:25–0:46:29
da haben sie was rein immer. Aber Kaffee habe ich auch die Alternative nicht bekommen. Aber egal.
Ali Hackalife
0:46:30–0:46:33
Klaus Kordon hat über seine Zeit hier geschrieben, dass der Muckefuck,
0:46:33–0:46:35
der Rübenkaffee, wirklich die Seuche war.
Hendrik Voigtländer
0:46:35–0:46:38
Habe ich nicht mehr bekommen. Aber ist noch mal gut. So, dann nimmt mal ein
0:46:38–0:46:39
bisschen Platz hier. Dann nimmt mal Platz.
Ali Hackalife
0:46:40–0:46:40
Auf der Freiheit.
Hendrik Voigtländer
0:46:41–0:46:46
Auf der Freiheit, genau. Wir sind hier im Rosenhof der Staatssicherheit angekommen.
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Das hat das Rosenhof genannt. Die sind hier, 120 Vernehmensräume,
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die sind da, die Top-Präsidenten der DDR werden hier verhört.
0:46:55–0:46:59
Unter anderem Werbel Boley, Jürgen Fuchs, Rudolf Barow, die werden hier verhört.
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Von uns 7253 Personen ab 1962 hat ihr sowieso keiner gesehen.
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Der Einzige hat das gleiche Film gesehen, nämlich Mielke. Für Richtig Mielke
0:47:07–0:47:08
hatte man da hinten eine Bank aufgebaut.
0:47:08–0:47:12
Ich wiederhole mich nochmal, von uns 7253 Personen hat sie sowieso keiner gesehen.
0:47:13–0:47:18
Interessant ist, die Grautür hier und die Grautür da ist immer geschlossen.
0:47:18–0:47:20
Man kann diesen Rosenluft, das macht die Stasi gut im Spätsommer,
0:47:21–0:47:23
kann man diesen Rosenluft hinter diesen Glasbausteinen riechen.
0:47:23–0:47:25
Was bringe ich mit Rosenluft in Verbindung? Schauen Sie mal hier.
0:47:26–0:47:30
Liebe. Liebe, genau. Dann gut, dass Sie beinhalten. Da steht man nicht mehr
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ins Gesicht wie unten im U-Boot. Hier macht man das perfider.
0:47:34–0:47:38
Vergesst bitte nicht, vier Vorfälle weiß ich, vier. Das ist hier ein Vorzeigeknast.
0:47:38–0:47:41
Hier liegen Jugoslawen, hier liegen Syrer. Das ist hier ein Vorzeigeknast.
0:47:41–0:47:45
Das ist in Leipzig ein Stasi-Knast nicht der Fall. Die Punker werden richtig
0:47:45–0:47:48
verhauen, richtig übelst verhauen. Und ich spreche jetzt nicht von ein,
0:47:48–0:47:49
zwei oder drei Vorfällen.
0:47:50–0:47:53
Pankow in Leipzig, machst eine Ansage, ziehen dir den Sack über den Kopf und
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halten die Schusswaffe an.
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Das ist hier nicht der Fall. Ja, Vorzeigeknast. Der Jugoslabe,
0:47:58–0:48:01
der Syrer geht nach Hause und sagt, du darfst laut. Also mal sind Sie ruhig.
0:48:02–0:48:04
Mann, Onkel, war für die Versorgung von Ost-Berlin zuständig.
0:48:05–0:48:07
Und Honecker und Nielke haben einmal eine Woche Dienstagnachmittag,
0:48:07–0:48:11
wo wir nach der Politbüro-Sitzung, haben die Klartext geredet.
0:48:11–0:48:15
Also ob er alles geglaubt hat, die wussten schon, was los war hier,
0:48:15–0:48:16
dass die Leute gegangen sind.
Ali Hackalife
0:48:17–0:48:20
Honecker war ehrlich verwirrt, dass nicht alle in der DDR so viel Spargel essen
0:48:20–0:48:23
wie er. Also er hat das geschrieben, er ging davon aus, dass.
Hendrik Voigtländer
0:48:24–0:48:30
Naja, egal. Ich würde jetzt zu weit führen. Wir kommen vom Thema ab.
0:48:30–0:48:33
Das ist damals die Lüftung, das ist die Gummizelle. Die Gummizelle ist rund,
0:48:33–0:48:35
damit man keine Orientierung hat. Es gibt dafür Zwangsserben.
0:48:35–0:48:36
Zwangsserben kennt ihr.
0:48:36–0:48:39
Die müssen nach drei Stunden gewechselt werden. Das hat etwas mit der Blutpopulation
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zu tun. Den Fußboden, den man hier sieht, ist nicht original.
0:48:42–0:48:45
Und wer da 19 Tage ein Stück drum war, der hat es im Leben nicht geschafft.
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Also kriegst du oben nicht mal repariert. Was interessant ist für euch,
0:48:49–0:48:52
wenn die Kappe zu ist und die Tür zu ist, wie da, ist der Sauerstoffgrad bei
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17 Prozent. Was jemand wieder sagt, sonst so eine Luft ist.
0:48:55–0:48:58
20,9 Prozent, gut, dass du bei einer bist. Was ich auch bisher nicht wusste,
0:48:59–0:49:00
machen sie clever, sind sie wirklich sehr clever.
0:49:01–0:49:05
Bei 17 Prozent nicht, bei 16 Prozent wird dir schon ruhig, bei 15 Prozent fängst du an zu sterben.
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Musst dir mal vorstellen, bei 1960, 1962, ich hatte den Tag eine Partei hier,
0:49:09–0:49:12
jetzt schon zweimal, einmal war es die SPD, ich glaube, das andere Mal war es die CDU.
0:49:13–0:49:15
Das sind Zahlen von den Nazi-Experimenten.
Florian Clauß
0:49:15–0:49:17
Ja, ja, klar, da kommen ganz viele her.
Hendrik Voigtländer
0:49:17–0:49:19
Haben die mir gesagt, ich kann es nur sagen, was die mir gesagt haben,
0:49:19–0:49:22
ich weiß es nicht. Aber stell dir vor, dass sie so clever sind,
0:49:22–0:49:25
dass du gerade so Luft holen kannst, wenn ein Klappler und die Tür zu ist,
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bei 16% wird es dir schummert, bei 15% fängst du an zu sterben.
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Hier oben drüber sitzt du da mal zum Backkommandur, Stasi, da du bist ein Arztplatz
0:49:32–0:49:34
und da du fangst die Zelllast an.
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Okay, dann wollen wir versuchen, mal ein bisschen weiter zu gehen.
0:49:36–0:49:40
Ich kann jetzt nicht alle Leute zur Seite schieben, der links auch ein Zeitzeuger da drinsteht.
0:49:40–0:49:42
Ja, hier ist kein Zeitzeuger, aber jemand ist drin, da kannst du nicht sagen,
0:49:42–0:49:45
geh mal zur Seite, jetzt komm ich. Das kannst du bei den Historikern machen,
0:49:45–0:49:46
aber sonst ist ihr bei mir.
Florian Clauß
0:49:46–0:49:48
Das haben wir schon gemerkt. Das mache ich auch.
Hendrik Voigtländer
0:49:48–0:49:52
Ich bin am 2. November 1988 in Berlin-Schönefeld gelandet. Ich hatte versucht,
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am 3. Oktober 1988 von Bulgarien in die Türkei zu fliehen.
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Wir haben bei der Flucht niemanden beleidigt, niemanden bedroht.
0:49:58–0:49:59
Wir haben keine obszöne Geste gemacht.
0:50:00–0:50:03
Wir sind während des Fluges von Sowjetor aus Berlin an den Sitzungen gekettet.
0:50:04–0:50:07
Das ist nach internationaler Regel noch für Terroristen wie für mich oder für uns verboten.
0:50:07–0:50:10
Da hat der Genosse Honecker, der Regierungschef der DDR, hieß damals Erich Honecker,
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am 1. August 1975 in Helsinki über unterschrieben.
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Ich wüsste schon im Flugzeug, dass sie uns nicht anketten dürfen.
0:50:15–0:50:19
Unter uns, ich bin so klein mit tot. Auch der Leistungspotler Maik ist dabei,
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der Schulfreund, ja, der Maik ist dabei, der Schulfreund ist dabei.
0:50:21–0:50:24
Wir dürfen nicht aus dem Fenster gucken. Ich komme mir vor, als ob ich in die
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Bank gefahren habe, wo fünf Leute ermordet habe.
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Nö, ich will zum Kupfersen an, ich will zu meiner Oma zum Kaffee trinken,
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mehr nicht. Wir kommen Schönefeld in den Transporter rein.
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Die Hiete am 2. November zwischen 17 und 18 Uhr. Wir versuchen mal hier ein bisschen.
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Ja, also die graue Tür war zu, die grünen grauen Türen gehen auf.
0:50:39–0:50:42
Der Transport für Staatssicherheit, also hier ist unsere Ankunft.
0:50:42–0:50:45
Noch was wichtiges zu sagen, als wir in Berling-Schönefeld landen,
0:50:45–0:50:47
wir sind fünf junge Männer, zwei junge Frauen.
0:50:47–0:50:51
Wir müssen über die Lüderleiter und so viel rein, als wir vorne rauslaufen,
0:50:51–0:50:54
also fünf junge Männer, zwei junge Frauen, als wir vorne rauslaufen aus dem
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Flugzeug, da hörten wir die Blatterinnen, dass Frauen schon im hinteren Teil
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des Flugzeugs schreien.
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Kannst du dir vorstellen, im hinteren Teil des Flugzeugs hörten wir die Blatterinnen schreien.
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Ich hab so gedacht, da ist wirklich viel Dach. Wenn ich jetzt rauskomme,
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da steht bestimmt jemand hinter der Tür und schlägt dir ins Gesicht.
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Konspirative Operation, Zersetzung des Menschen, es geht darum, dich zu brechen.
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In dem Transport allein, der HTA, wie ich es bereits sagte, am 2.
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November 88, zwischen 17 und 18 Uhr, die graue Tür war zu, die grün-graue Tür ging auf.
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Ich kann schon mal einen Satz dazu sagen zu den Transportern.
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Ich bin mit dem Auto öfter gefahren, sie fahren mit mir einfach nur im Kreis,
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damit ich die Orientierung verliere.
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93 Prozent, das sind die Zahlen der Gedenksteine, nicht von mir,
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der Leute, die hier ankommen, geben in der ersten Nacht zu, was ihnen vorgeworfen wird.
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Ich bin einer von den 7 Prozent, der nach 10 Stunden Verhör sagt,
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ich unterschreibe ihr gar nichts.
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Sie waren begeistert. Sie waren so begeistert, die haben mich zur Sau gemacht.
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Ich habe gezittert, als ich aus dem Raum rausging.
0:51:45–0:51:48
Ob ich das Verhör unterschreibe oder nicht, ist das vollkommen Banane.
0:51:48–0:51:50
Als wir in Berlin-Schönefeld landen, ist das vollkommen egal.
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Als wir in Berlin-Schönefeld landen, sagst du, war jetzt 5-2 junge Frauen hinten
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rein, vorne raus. als wir in Schönefeld landen, als die Frauen da so rumschreien,
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da sitzen die Stasi in tiefen Sesseln.
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Als wir landen, hat die Stasi schon entschieden, dass ich an den Westen verkauft werde.
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Er, er und sie müssen zum Militär. Was wir mit mir machen, ist Makulatur.
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Ich darf nur nicht persönlich werden. Irgend so ein Spruch, man sieht sich,
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man sieht sich immer zweimal im Leben. Ihr habt doch an der Berlin-Mauer 140 Leute erschossen.
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Das darf ich nicht sagen. Für mein Ego ist es gut, aber es ist vollkommen nah
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an, ob ich das vorher nicht unterschreibe. Was denkst du, was da los war?
0:52:23–0:52:25
Was denkst du, was? Die haben geschrien, ich habe gezittert,
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ich spreche nie mit mir. Ich bin aus dem Raum raus und hab zu mir gesagt,
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jetzt haben sich alle getroffen, Hendrik Zweig gezittert. Aber ich hab's nicht unterschrieben.
0:52:31–0:52:35
Wie viele Jahre haben Sie in Bulgarien? Einen Monat in Bulgarien.
0:52:35–0:52:37
Einen Monat. Und kam dann hierher? Genau. Am 2.
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Oktober. Am 2. Oktober. Am 2. Oktober. Das Urteil war dann zehn Jahre Haft.
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Nee, ein Jahr und sechs Monate Republikfurt in Schwermfall.
0:52:47–0:52:53
Besonders intensiv vorbereitet. Mit Landkarten und so weiter und so fort.
0:52:53–0:52:55
Also nicht spontan, schwer im Fall.
Ali Hackalife
0:52:56–0:52:58
Wann wusstest du, dass du in Hohenschönhausen bist?
Hendrik Voigtländer
0:52:58–0:53:02
Sie sagen schon beim ersten Vorhör, dass ich beim MFS in Berlin angekommen bin.
0:53:02–0:53:05
MFS habe ich dann zu mir gesagt, ja, was bedeutet das?
0:53:05–0:53:09
Bin aber selber drauf gekommen, MFS heißt Ministerium für Staatssicherheit.
0:53:09–0:53:12
Das sagen sie sofort, sie sagen das sofort. Ich weiß auch die Richtung,
0:53:12–0:53:14
ja, wir gehen jetzt mal rein. Ich kann noch mal in Salzenach.
0:53:15–0:53:17
Ich sitze vorne, ja, als ich hier ankomme, sitze ich vorne.
0:53:18–0:53:22
Du siehst, die Tür hier, die Tür geht nicht richtig zu, siehst du das?
Ali Hackalife
0:53:22–0:53:24
Ich habe mir vor vielen Jahren in diesem Transporter den Kopf gestoßen.
Hendrik Voigtländer
0:53:25–0:53:26
Echt, ja? Du bist schon mal durchgefahren?
Ali Hackalife
0:53:26–0:53:28
Also ich bin auf dem Internat für Seminar schon blind gewesen,
0:53:28–0:53:32
weil ich nicht gut gucken kann. Und sie haben uns in den Transporter reingelassen
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und oben die Auslösse für die Luft, die sind nicht abgeschmägelt.
0:53:35–0:53:37
Da sind harte Metallkanten und gegen die bin ich gestoßen.
Hendrik Voigtländer
0:53:38–0:53:42
Seht ihr, also du siehst, die Tür da unten ist nicht zu und das hier ist auch so.
0:53:42–0:53:45
Du hast hier nur dünnen Vorhang, also ich weiß nicht, wo ich ganz genau bin,
0:53:46–0:53:48
aber wenn der eine Kurve fährt am Platz der Vereinten Nationen,
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da weiß ich, ich habe ja schon damals hier gearbeitet in Ostberlin 83,
0:53:51–0:53:53
da weiß ich in welche Richtung es geht.
0:53:53–0:53:55
Also ich kann nicht aus dem Fenster gucken und sehe den Fernsehturm,
0:53:55–0:53:57
aber die beiden Türen nicht richtig zu gehen.
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Siehst du, du hast da überall so, die Tür ist ja auch, die Klappe ist hier nicht richtig zu.
0:54:00–0:54:02
Die kriegen sie ja nicht richtig zu. Es geht nur, diese Tür geht nur zu,
0:54:02–0:54:05
wenn der Sitz hoch ist und du siehst ungefähr die Richtung.
0:54:06–0:54:09
Also das weiß ich in welche Richtung es geht, aber genau wo ich bin, weiß ich nicht.
0:54:10–0:54:14
So, die ersten jahre steht hier dran als werbung obst und gemüse oder frischer
0:54:14–0:54:20
fisch das hat die stasi nachher abgebaut und weil nicht mit dem tabi oder mit
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dem wachbau die autos hinterlärm gefahren sind und sollten ein bisschen durch
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die künstlichkeiten haben.
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Obst und gemüse, frischer fisch gab es in der DDR fast etwas anders,
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gab es in der DDR nicht, sie nannten sich der drittgeste geheimdienst der welt
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auf solche Da sind dann Sachen, Obst und Gemüse, Fisch auf Fisch,
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sind sie nicht gekommen.
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Die Frauen, wo es wohnen, haben sich beschwert bei Magistrat in Berlin und in
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Ostberlin und haben sich beschwert, wo gibt es Obst und Gemüse,
0:54:45–0:54:46
Fisch auf Fisch, darauf rennen sie es ab.
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Die Grautür ist original, das Gras wurde später eingebaut. Das ist ein Zweitrakter.
0:54:53–0:54:56
Die Stasi hat von diesem Auto ca. 500. Hier ist die Ankunft.
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Der Ton ist sehr lau. Gucken Sie!
0:55:00–0:55:06
Gehen Sie! Sie schreien hier einen Wifo und hier. Sie kommen auf die Fläche, sagt der Wetter zu mir.
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In ganz anderen Wetter, in ganz ruhigem Ton. Kommen Sie. Hä?
0:55:13–0:55:16
Mach ich so ein Gehen. Frische Fischalter als Hieser.
Ali Hackalife
0:55:17–0:55:20
Zu meiner Zeit durfte man noch in den Transporter rein.
Florian Clauß
0:55:21–0:55:26
Da hast du was vorraus. Aber hier riecht es noch nach Linoleum.
Ali Hackalife
0:55:26–0:55:29
Beim Juso-Parteitag erwähnte ich, dass ich in der Schule Russisch gelernt habe.
0:55:30–0:55:32
Und ich wurde gefragt, ob ich in der DDR-Kurskrone hätte.
Hendrik Voigtländer
0:55:34–0:55:38
Die Zentrale der Staatssicherheit ist hier. Mein Verschlüsselungsanamme. Ich heiße am Anfang 35 2.
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35 ist die Zelte, wo ich mich hinter befinde. 2 ist die Holzputsch, wo ich drauf liege.
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Die wird hier entschlüsselt. Denn die Warte kann auf die Etage meinen Namen nicht, nur hier hinter.
0:55:47–0:55:51
Sollte irgendwo eine Tür aufgehen, weiß die Stasi, wo das ist.
0:55:51–0:55:54
Sollte es zu Problemen kommen, zwischen mir und dem Wärter, hat der Wärter dieses
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Hilfssignal. Er zieht hier dran, es wird ein Lautschaussalarm,
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ein Sign-Ins-A-Narm ausgelöst.
0:56:00–0:56:04
Und das Wachkommando, was an dieser Stelle sitzt, sind die Etagen.
0:56:04–0:56:06
Das letzte Pult sieht es hinter dem Kabel.
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Sehr, sehr einfach, aber sehr effizient. Und von hier aus geht das Wachkommando
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los. unter uns die beiden Gummizellen. Hier bei uns ist die Frauenstation.
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Da sitzt der Volk noch für die Schleusen, wenn die Leute ankommen.
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Ich wiederhole mich noch mal. Von hier aus wird alles geregelt.
0:56:20–0:56:22
Ist eine gute Anlage. Okay, dann können wir weitergehen.
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Nicht sehr effizient. Ich kenne jemand, der hat 1981, das war der Sturm,
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vor zwei Jahren, der hat 1981 hier im Haus, nicht hier an der Stelle,
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hat der ein Pappe gezogen. Er sagt, was ist denn, wie schnell die da waren?
0:56:34–0:56:36
Und haben auf mich vier Personen für mich eingeschlafen.
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Das war der Sturm, also auch der Sturm. Er hat über viele Tage in der Gummizelle
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gelesen. Michael Nauer heißt der.
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Der wird es immer wissen.
0:56:45–0:56:48
So, alle führenden im Haus, wo wichtige Besprechungen drin sind,
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sind doppelt gepolstert.
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Einmal, zweimal, brauche ich nachher nicht mehr drauf aufmerksam machen,
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einfach hören, ob es jetzt auch aufmerksam ist, sind doppelt gepolstert.
0:56:54–0:56:57
Ja, wir gehen weiter. Alt-Schrägen-Nein-Deutsche Volkspolizei.
0:56:58–0:57:00
Das funktioniert immer noch. Ja, wunderbar.
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Ich mache mal einen Satz dazu. Ich mache hier mal die Rot-Lampe an,
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mit der roten Lampe mache ich da hinten die grüne Lampe. Seht ihr,
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das ist rot und grün ist wie eine Ampelkreuzung.
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Das wäre damals das Signal für meinen Wärter gewesen. Nicht für mich als Gefangenwirt.
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Der Wärter geht über die Lampe, ich muss mich hier herstellen.
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Der Wärter geht zu dieser Tür, die ist damals geschlossen vorricht.
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Der Wärter guckt hier durch, sieht da hinten die grüne Lampe.
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Erst dann macht den Führer auf und sagt zu mir, kommen Sie. Es geht der Stasi
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da rum, dass wir uns hinter die Augen schauen.
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Augenkontakt bedeutet Menschlichkeit. Sie wollen nicht hier hinter Entmenschlichen.
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In den vier monatlichen Soziologien habe ich nicht gesehen, dass da oben Lücher am Deckel drin sind.
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Die Klappe kommt mit dem Zellnab. Man nimmt die Klappe raus,
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macht ein Mikro hinter und kann so die Zellen abhören. Ich kann heute sagen,
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ich habe dreimal da oben geguckt.
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Ich habe nicht ein einziges Mal da oben geguckt. Das sind Leute im System, die mir langlaufen.
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Ich mag das System nicht. Ja, ich bin ja großer Fußballfan. Der Präsident von
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Union Berlin, Zingler, ist auch einer von der Truppe.
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Baki Münter, DDR-Staatssicherheit, Dirk Zingler hat für die Stasi gearbeitet.
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Wir fanden mit DDR-Fan der Union gut, muss ich wirklich sagen.
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Wir waren ein großer Freundeskreis. Die haben immer für Union.
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Wir fanden die Union gut, weil wir eine Mannschaft, die gegen alles war.
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Heute ist das nicht mehr der Fall.
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Keiner von denen, die die mal gut fanden. Wir sind auch dahingegangen,
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Altforster, Rathbohleider.
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Die finden die alle nicht mehr gut. Alle, keiner mehr.
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Ich finde es nicht gut. Verstehst du, wenn du... Was für ein Stasi-Mann kannst
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du auch einen anderen den Laden von den Juden leiden.
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Muss doch nicht einer von der ehemaligen Staatssicherheit gewesen sein.
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Finde ich. So, hier hinten müssen wir uns ausziehen.
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Wenn man hier reinkommt, auf der linken Seite von mir aus, ich will nicht zuerstören.
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Auf der linken Seite kommen wir noch privaten Sachen an. Auf der rechten Seite
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muss ich mich ausziehen.
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Also ich hatte zwei Gold-Ketten dabei. Ich hatte einen Ovexring,
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ein Erbststück von Rüstendamm dabei.
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Ich hatte zwei Quarzohren dabei. Die waren dafür gedacht, wenn wir in die Türkei gekommen wären.
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Konjunktiv, um den Tag zu fahren, ist dann Null zu bezahlen.
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Wie du hier ankommst, hier muss ich die Hosen unterhalb der Kniekehren ziehen.
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Nicht komplett nackt, der Polarum ist hier hoch. Es kommen zwei Frauen,
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es sind keine Männer, mit so einer 8-Eckigen-Angriff löscht mir immer den Mundwürden rum.
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Ich dachte so, was denkt ihr, was ich nach 30 Teilen Bulgarien in meinem Mund habe?
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Von den anderen Körpern wollen wir gar nicht reden. Wenn man eine Tante aus
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Bremerhaven kam in die DDR, sagte sie immer, wir kommen hier nach Dunkeldeutschland,
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alle Straßen waren dunkel, die Straßen in der DDR haben, das ist kein Licht
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für die Grenzanlagen und man erwertet es dann nicht ohne Ende,
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hier geht es um Demütigung.
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Ich habe nicht alles erzählt. Ich hatte vier Wochen dreimal gelustet,
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ich bin total verdreckt, warum muss ich mich für Frauen ausziehen?
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Es ist aber nicht immer so, dass sich Männer für Frauen ausziehen müssen.
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Mein Schulfreund musste sich hier vor zwei Männern ausziehen,
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komplett nackt, mein Schulfreund.
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Und der Leistungssportler Mike, habe ich euch erzählt, der muss sich ja gar
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nicht ausziehen. Der hat 2018 bei mir gewohnt, ein paar Tage,
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ich habe mehrfach gefragt.
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Meine Vermutung ist, als wir in Schönefeld landen, als die Stasi da im Flugzeug
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sitzt, steht schon fest, dass der Schulfrond und ich an den Westen verkauft
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werden und der Leistungsportler muss finken mit der DDR.
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Uns, den Schulfrond und ich, müssen sie besonders demütig sein.
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Ich habe natürlich für den Schmuck nichts wiederbekommen.
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Nichts, nichts. Ist ja mein Eigentum, auch das Geld, was ich dabei hatte, hatte 183 DM.
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Du siehst du in der Stasi-Akte, von jeder, jede Stelle nimmt sich 50 DM raus.
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Da war eine harte Währung, egal, nehmen sie schon 50 weg und am Ende sind es
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noch 53 und die haben sich auch noch rein gestrichen.
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Von einem Knast zum anderen kannst du nachgucken, sind für ihn nur 50 DM.
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Vorsicht, Vorsicht, Vorsicht.
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Ja, wir kümmern die privaten Sachen an und hier müssen wir uns auszählen.
1:00:14–1:00:17
Wir stehen hier vor einer Zellentür, wir werden miteinander gesprochen.
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125 A, B oder C kommen es ist die Ansprache. Nur der israelische Geheimdienst,
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der Mossad, die Stasi und der KGB sprechen die Leute mit einer Zahlenkognition an.
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Die haben eine Geheimdienst zu sprechen, wie sich das gehört,
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die Leute mit der vollständigen Namen ein.
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Die Warte haben nur zwei Lampen. Wenn die Lampe kaputt geht,
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hat der Warte eine zweite Lampe, dass er nicht rein muss in die Zelle.
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Das ist die Bestrahlung, die ich so nicht bestätigen kann. Bei der Stasi schläft
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man immer mit der Bettdeckwürze her und immer mit den Händen auf dem Bett.
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Das hatten sie mir vergessen zu sagen.
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Einfach vergessen zu sagen, die erste Nacht werde ich verhört,
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die zweite Nacht darf ich mich hierher nehmen.
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Dieser Drecksack wartet, bis ich in den Tiefschlag bin und haut ihn zweimal gegen die Tür.
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Ich bin gerufen wie so ein Klappmesser und ruft rein, legen Sie sich mal anständig hin.
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Woher sollte ich wissen, wie man anständig schläft? Das ist die Revenge,
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dass die erste Nacht das Verhören schon ist.
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Das macht er eine Stunde später nochmals. Ich schlafe immer so.
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Du musst hier irgendwo in die Hände sein.
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Stress so, um zu schlafen. Ich seh nach vier Wochen und zwei Tagen auf meiner
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rechten Auge nachts nichts mehr. Ich mach mich hier wieder bemerkbar.
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Der Wetter steht hier draußen ab. Ich sag zu dem Wetter, ich seh schon,
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ich hab keine Probleme, nachts ist es immer schlimmer.
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Ich seh schon drei, vier Tage auf dem rechten Auge nichts mehr.
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Der schreit mich hier draußen an. Warum melden sie sich denn nicht?
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Ich denke, na ja, ich denke, wir uns behandelt auf ein Auge mehr.
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Oder weniger kommt es zu so einem Schuf an.
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Aber ich werde an den letzten Verkauf und es wäre nicht gut gewesen,
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wenn ich am Kuhfesten dann bei meiner großen Mutter nur mit einem Auge aufgetaucht wäre.
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Bild-Zeitung, einäugiger Ossi am Kuhfesten abendecke. Du bist,
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glaube ich, der richtige Mann für mich. Bist du mal so ein nächstes Mann.
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Ja, okay, danke, dass du das nicht machst.
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Geht mal zur Seite. Will man ein Wetter und für mich? Ich will es nie.
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Ich will es nie und habe herausbekommen, dass wir in den Gitaro reingekommen
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sind, bis so eine Gitaro-Ernte ist. aber in vier Leuten Staatssicherheit Tag
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und Nacht. Ein geiler Job.
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Die haben die Lohnstrafen von denen gefunden, das ist sehr wenig Geld.
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585 DLM, dafür wäre ich nicht aufgestanden. In drei Schichten.
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Überzeugungsstätten. Das ist sehr wenig Geld.
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Wir haben die Lohnstrafen von denen hier gefunden, von 1987.
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Da wäre ich nicht mehr aufgestanden.
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Ich habe jetzt gerade rausbekommen, also einer kriegt die Leute drei Raufen
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hoch, runter und guckt, ob wir den Zellen machen.
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Ich habe als Gefangener gerade rausbekommen, dass nur er, das bist du,
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den Schlüssel hat, wo die Tür ist. Ja, die Lampe ist die Tür an,
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die nun bis zur Krise liegt.
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Wir bauen alles in Zeigerröhrer. Entschuldige, bitte mal, ich schrake dir ins
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Gesicht. Hab doch für den Schlüssel geklaut.
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Du liegst auf der Erde. Nein, nein, nicht fantasieren. Ich hab ein bisschen
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verabschiedet. Der liegt auf der Erde.
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Das Problem, was ich als Gefangener habe, ist 103, 104, 105,
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106. Die will den Zahlen nö. Da sind keine Zahlen dran.
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126, 125, 124, 222. Die werden in San Benio stehen eine ganz verrückte Zahl
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da. Sie haben ein eigenes Zahlensystem.
1:03:03–1:03:06
Hohenschönhausen ist das einzige Gefängnis auf der Welt, wo es keinen Fluchtversuch gibt.
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Auf diese lindse. Versuchen 12 Personen zu fliegen. Das gelingt eine Brücke 62.
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Hier gibt es keinen Fluchtvorsuch. Man wettler nicht immer, der kommt in der Tür.
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Er muss den großen Riegel freischalten.
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Warum sollte er von der Zentrale, nachdem wir uns gerade zärtlich begegnet sind,
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warum sollte er die Riegel freischalten?
1:03:26–1:03:29
Und soweit wie ich weiß, hat der Sattler den Schlüssel in der Hose integriert.
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Der hat den Schlauch in der Hose, legt den Schlüsselbund aus,
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macht die Tür aus und der Schlüsselbund geleitet, automatisch zurück in die
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Hose. Vielleicht gesagt, müsste ich mir erstmal die Hose runterziehen.
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Wenn ich der andere genossen muss, drum umstehen, abbaldieren,
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dann bin ich ja auch nicht weiter. Weil er sich war, glaub ich,
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die Riege vorzuschalten.
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Das sind viel kündigstens dabei. Ich glaub auch nicht, dass der Werkel sich
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von mir oben haben lassen würde.
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Das sind trainierte Leute. Nicht so groß wie die Oma. Aber es sind trainierte
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Leute. Du siehst hier kein Übergewicht.
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Was ich erzählt, ist Fantasie. Wie soll das gehen, ihm die Schlüssel aus der
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Hose zu reißen? Das ist ein trainierter Mann.
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Mit mir ist die Fantasie gerade durchgegangen. Es ist keine Chance zu führen. Keine.
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Du weißt nicht mehr, wo du bist, plus diese drei Leute, plus dieses Kabel,
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wie willst du hier fliehen?
1:04:07–1:04:11
Ja, ist keine Chance. Man geht zu den roten Linien und die beiden Türen,
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die ihr hier seht, hier und da, hier wird das zwischendurch geparkt.
1:04:14–1:04:16
Die haben gedacht, das dauert nicht so lange, bis die Ampel grün ist.
1:04:16–1:04:17
Auch das irritiert mich.
1:04:17–1:04:21
Beim ersten, zweiten, erst 15, 15 Minuten hinter, ist was nach vier Monaten
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noch mal nicht, warum ich hier hinter stehe.
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Sie wollen nicht, dass wir uns in die Augen schauen. Das liegen niemals mit in die Gesichter Tür.
1:04:27–1:04:29
Da könnte irgendwo ein Ritzwappen sein. Ich bin momentan bis zur Wand,
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ich sag's nochmal, rotiert mich ungemein.
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Rotlinie anschließend leer, alles ist video-wach, die nächste Videokamera seht
1:04:36–1:04:37
ihr da hinten in der Ecke, kommt ihr bitte.
1:04:37–1:04:40
Wir sind hier auf der Frauenstation angekommen, hier ist die Frauenstation,
1:04:40–1:04:42
die 222 hier unten schon gesehen hat.
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Das sind die nur auf der rechten Seite. Die 222 gibt es hier zweimal auf.
1:04:45–1:04:46
Lass uns mal eine Sekunde hin.
1:04:47–1:04:50
Zur Kommunikationsstätzung, wenn nachts um halb zehn das Licht ausgeht,
1:04:50–1:04:53
man schon mal ein paar. Wir köpfen uns das Alphabet zu.
1:04:53–1:04:59
A, B, X, G, D, G, F, G, H, I. Das heißt, ich, das wäre jetzt in der weiteren
1:04:59–1:05:00
Etage, der Gegenüber geklopft.
1:05:01–1:05:04
Also verstanden. So erzählt man sich die Geschichten. Das ist interessant,
1:05:04–1:05:07
aber das ist so christlich nicht. Nach sieben Tagen ist er in einem Werbe-Celebration geworden.
1:05:08–1:05:11
Ich gehe mit dem Werter, das ist die Grandstation. Der Werter nimmt meine Hand,
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guckt drauf und sagt nichts.
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Der Werter begann von Anfang an zu verstehen, dass er weiß, dass ich ein Klopfer
1:05:19–1:05:21
will. Er guckt nach zehn Tagen auf, wie Wochen drauf.
1:05:21–1:05:25
Ich klopfe wie ein verrückter. Wenn man sich eine Idee, was das für meine Hengen
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bedeutet, wenn ich jetzt klopfen würde, ich bin Republik für stehen.
1:05:29–1:05:31
Ich habe gerade einen Klopf, lass uns verstehen.
1:05:32–1:05:40
Republik. Flüchtigen, warum Leute? A, B, C, D, F, B, H, N, N, R, E, Kopf, R, E, Kopf, R.
1:05:40–1:05:43
Ja, ist verstanden. Kopf ich A, B, C, D, E, Kopf, R.
1:05:43–1:05:47
Einfach verstanden. Kopf ich runter, ein bisschen E, D, Kopf, R.
1:05:47–1:05:49
Aha, dann müsst ihr auf dem Ding flüchtigen. Könnt euch vorstellen,
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wie immer das aussehen? Ja, der kommt nie wieder drauf. Psychologie.
1:05:53–1:05:55
Und dann hat das gesagt, wir kommen in der Kommunikation, weil wir nach dem
1:05:55–1:05:56
Markt ziehen, es nicht rausgehen.
1:05:56–1:05:59
Dann zwölf den Plastikbecher, dann schöpfen wir das Wasser auszutünneln.
1:05:59–1:06:02
Wenn der Kranfasser kliniert ist, machen wir noch ein Krankeraktor.
1:06:02–1:06:04
Einmal natürlich telefonieren.
1:06:04–1:06:08
Sollten die Zähne abgehörig werden, ist das Recomersenziel hinter sehr stabil.
1:06:09–1:06:13
In dem Bereich, oder in dem Bereich, das wissen wir schon sehr früh,
1:06:13–1:06:15
dass ihr irgendwo mittelversteckt ist.
1:06:15–1:06:17
Deswegen unterhalten nur zu sagen, wie wir es wichtig haben,
1:06:18–1:06:21
immer von dieser Ecke weg. Auch da wollen wir ehrlich sein.
1:06:21–1:06:25
Meine Akte ist mittlerweile 1.014 Seiten. So ein Schadensball im Stasiak.
1:06:25–1:06:29
Da steht drin, dass dieser Rauschanwurf, also nicht Lausschalber,
1:06:29–1:06:32
sondern Lausschalber auf diese Zelle, nur fünf Tage nach Ort.
1:06:32–1:06:35
Wir sind von ausgegangen, dass Sie immer mithören, aber ich bin zu ungedeutend.
1:06:36–1:06:39
Ich bin kein Computershmukler, ich bin kein Geldhändler, ich bin eine kleine
1:06:39–1:06:39
Republik über die Schlegen.
1:06:40–1:06:44
Für mich ist das Mikrofilme. Für mich damals, Mikrofilme zu installieren,
1:06:44–1:06:46
ist die Stasi zu aufwendig.
1:06:46–1:06:49
Wie ich bereits sagte, das erste Mal der Staatssicherheit ist gut,
1:06:49–1:06:54
aber es ist so gut wie immer bei den Verhörern auf dem Hocker und immer auf den Händen.
1:06:54–1:06:57
Sie wollen mir dann die Körpersprache nähen. Das kann nicht sein,
1:06:57–1:07:00
was Sie sagen. Ich kann mich auch nicht aufstehen, kann nicht schlagen,
1:07:00–1:07:02
wo ich gar keinen HVCR habe.
Ali Hackalife
1:07:03–1:07:08
Gab es Überwachung, also dass, wenn ihr geklopft habt, bewusst die Stasi in
1:07:08–1:07:08
anderen Zellen mitkörde?
Hendrik Voigtländer
1:07:10–1:07:14
Anders. Anders. Einer von den drei ist in Spitze. Einer von den drei ist in Spitze.
1:07:15–1:07:17
Ja, also einer bringt mir den Ball, der klopft der Bünder nicht.
1:07:17–1:07:19
Der bringt mir den Ball, der ist sieben Jahre alt als ich. Der Rest,
1:07:19–1:07:22
der reinkommt mit ich in so eine Dreilexel, das ist sieben Jahre Einzelnerv.
1:07:22–1:07:25
Der Zweite ist sieben Jahre alt, da macht man halt so zu mir,
1:07:25–1:07:28
Bünder, zeigt den Schwiegel und macht das Zeichen für Tungenbein.
1:07:28–1:07:30
Da wüsste ich, dass hier irgendwo Mikro ist. Und der Dritte,
1:07:30–1:07:34
der reinkommt, hat eine andere Pregimentierung, an der Hautfahre und der rückt
1:07:34–1:07:36
dabei, wie man uns das gut informiert.
1:07:37–1:07:39
Der hat natürlich nichts wie wir, wird dort richtig in den Klassensfächer,
1:07:39–1:07:44
sagt, ihr habt die Freude, klopft uns zweimal rein in diese Schlüssel und dann
1:07:44–1:07:44
hat er in der Lüschte der Rücher.
1:07:45–1:07:50
Das ist eine spitze, ich weiß nicht, 2018, muss der Drecksau. Was Sie sagen, ist nett.
1:07:50–1:07:53
Ich hab die Tage in so einem Jahr gehabt, 5 Stunden ohne 1000 geredet.
1:07:53–1:07:54
5 Stunden, ich kann erzählen, oder?
1:07:56–1:08:00
Ja, super, krass. Verstehst du, weshalb ich so viele Klicks mache?
1:08:00–1:08:03
Das ist ja eine ganz normale Geschichte, natürlich, ich bin den aufrecht in
1:08:03–1:08:05
irgendwas rausgegangen. Das kann auch nicht jeder sagen.
1:08:05–1:08:07
Verstehst du, im Verhör zehn Stunden auf dem Auto? Also so?
1:08:08–1:08:11
Ja, das kann schon mal sein, dass da der Einzelner in der Amtswelt ja nicht
1:08:11–1:08:14
gut ist. Ja, wo sie sagen, ach, den haben wir auch gar nicht auf der Liste.
1:08:15–1:08:18
Aufrecht in Gang, das ist nicht einfach. Wie gesagt, bei den Referenten sind
1:08:18–1:08:21
ein paar sehr interessantes Werte dabei, so wie jeder kann es nichts sagen.
1:08:22–1:08:23
Schwierig zum Beispiel.
Florian Clauß
1:08:23–1:08:26
Aber wie wurde denn entschieden, wer dann quasi verkauft wird?
Hendrik Voigtländer
1:08:26–1:08:31
Nein. Ich habe keine Vorstrafen. Ich bin Tagesvorseher. Das Tagesvorfall wurde damals schon gebracht.
1:08:32–1:08:35
Damals hat der oberste Rechtsanwalt Vorgehen in der DDR in der Tagesordnung
1:08:35–1:08:39
gefahren. Es gibt andere Wege, als über die Grenze zu gehen.
1:08:39–1:08:43
Und er hat schon gewusst, wenn du hier landest, bist du da furchtendapfer.
1:08:43–1:08:47
Googlen konnte er damals nicht. Verstehst du, wenn du dich hier auf der Straße
1:08:47–1:08:50
anhaltest? Ganz nur Sachen, wie man am besten von Bulgarien in die Türkei kommt.
1:08:52–1:08:55
Diese Person gibt es auch nicht. Wer sowas weiß, der wird mich in der DDR auf
1:08:55–1:08:58
der Straße spazieren gehen. Und gar nicht rauszulösen, wo bin ich da,
1:08:58–1:08:59
wo ich komme? In Quetenburg.
Florian Clauß
1:08:59–1:09:02
Aber du musstest dann schon einen Ausreiseantrag schreiben?
Hendrik Voigtländer
1:09:02–1:09:05
Das wollte ich ja nicht. Ich hatte einen sehr guten Job in Quetenburg,
1:09:05–1:09:09
da war ich hergekommen, einen sehr guten Job gehabt und wirklich viel,
1:09:09–1:09:12
viel Spaß da, auch in der Firma. Das hat mir auch Spaß gemacht, da zu arbeiten.
1:09:12–1:09:15
Und das wollte ich nicht aufs Spiel setzen. Wenn du nämlich keine Leute aus
1:09:15–1:09:19
Quetenburg, die den Ausreise erstellt haben, die sind für den Einsatz zu machen,
1:09:19–1:09:22
aber waren wieder ausgewechselt. Die haben nicht von dir gesprochen, das normal.
1:09:22–1:09:24
Verstehst du, ich wusste, ich kann zwei Leute, die waren wie,
1:09:24–1:09:27
Ich hab mal an die Tür gekröpft, er sagt, ich bin nicht so, dann bin ich weg.
1:09:28–1:09:31
Aber er wollte nicht mehr mit dir in Kontakt. Zwei Personen wollten nicht mehr
1:09:31–1:09:32
mit dir in Kontakt. Und das wollte ich nicht.
1:09:33–1:09:37
Ich wollte nicht aus der Firma entlassen bleiben. Ich hatte keine Arbeit gehabt.
1:09:37–1:09:39
Ich hatte immer einen Job, hatte ich immer Geld.
1:09:39–1:09:42
Mir ging es immer gut. Aber das wollte ich nicht.
Ali Hackalife
1:09:42–1:09:45
Wie war es mit Familie? Repression für deine Flucht?
Hendrik Voigtländer
1:09:45–1:09:47
Die einen. Also meine Mutter war, als die Hausdurchsuchung war,
1:09:48–1:09:52
ist am 2. November lang hier. Am 1. Dezember kommt mein...
1:09:54–1:09:58
Am 3. Oktober festgenommen und am 2. November lande ich hier und am 4.
1:09:58–1:10:00
November ist die Hausdurchschule, wo ich herkomme.
1:10:00–1:10:03
Und meine Mutter hat sich schon vorbereitet, der Nachbars Jünger,
1:10:03–1:10:06
wir sind ja mit Jungs, du bist nach Bulgarien geflogen, der war mit in der Reise.
1:10:07–1:10:10
Und wir sind 33 Leute gewesen, die von Leipzig nach Borges geflogen sind,
1:10:10–1:10:11
zu uns sind dann noch ein Dreisig gegangen.
1:10:11–1:10:14
Also alle wussten im Hotel, wo ich da, als sie da in Borges,
1:10:14–1:10:18
in dem Hotel, wo wir waren, das versucht haben, zwei Leute zu fliegen.
1:10:18–1:10:21
Und dann sagt dieser Herr Weber zu meiner Mutter, die sind beide in einem Flugklasse
1:10:21–1:10:25
gegangen, Märbel, da ist meine Mutter, Nimm mal Platz, was will dein Sohn Hendrik
1:10:25–1:10:28
längere Zeit nicht sehen? Meine Mutter sagt, was ist passiert?
1:10:28–1:10:30
Ja, der hat versucht mit einem Schiff, das war nicht stimmt,
1:10:30–1:10:33
mit einem Schiff von Bulgarien in Türkei zu fliegen.
1:10:33–1:10:37
So, da hat nämlich meine Mutter sich darauf vorbereitet und hat auch,
1:10:37–1:10:40
sie wusste schon von jemanden, vom Kreis Staatsanwalt, wir kannten ein paar
1:10:40–1:10:42
Leute, wir haben den Kunden aus anstehenden Verhältnissen, ja,
1:10:42–1:10:44
ich bin nicht jemand von den Tatsen gewesen.
1:10:44–1:10:48
Sie wusste schon, dass die Leute quasi nicht einfach durch die Räume gehen können
1:10:48–1:10:50
ohne Begleitung. Und es steht auch in der Schlau-Sekte drin,
1:10:51–1:10:54
dass meine Mutter uns dafür unterschreiben muss, dass sie körperlich unversehrt gedehnt ist.
1:10:54–1:10:57
Steht in der Akte drin. Körperlich unversehrt. Muss ich mir vorstellen.
1:10:58–1:11:01
Und dann hat mein Bruder, der hat als Maschinist für Großanlagen in Witterfeld
1:11:01–1:11:03
gearbeitet, in so einen Schaufelräume gefahren.
1:11:04–1:11:07
Den haben sie einen Dakob, fünf Leute, fünf Personen, fünf Personen.
1:11:07–1:11:08
Und dann hat sie gesagt, was?
1:11:09–1:11:11
Mein Bruder wurde fliegt? Er vermusste ich ja überhaupt nicht.
1:11:12–1:11:15
Und konnte nach dem Laufen stimmen, konnte wieder gehen. Das war's. Na ja, so ist das Geld.
Ali Hackalife
1:11:17–1:11:18
Träumst du noch von der Haft?
Hendrik Voigtländer
1:11:18–1:11:22
Also das einzige Mal, das kann ich dir noch erzählen, als interessante Story,
1:11:22–1:11:25
es gibt ja so Flashbacks da, wo du wach wirst, oh Gott,
1:11:25–1:11:29
ja, aber ich habe irgendwo geslafen, es stand im Jahr 2000, ich habe einen Blut
1:11:29–1:11:31
geführt, ich stand nicht mal in der Schrecklich-Vorbe, vier Sprachen,
1:11:31–1:11:34
zwei Zähne, ja, Ivo liegt übrigens sehr,
1:11:35–1:11:39
und der stand vor meinem Bett, und ich habe, ich habe, ich habe,
1:11:39–1:11:43
oh Gott, der stand vor meinem Bett, es war ja nicht an, ich habe zur Überschreit,
1:11:43–1:11:46
ich glaube, es ist so. Da stand der Tisch nicht vor meinem Bett.
1:11:47–1:11:53
Da stand irgendwie Gurgel so, ja, ich hab nie weder vor noch nachts in dem Land geholfen. Echt?
1:11:54–1:11:57
Ja, ich bin mit, damit hab ich ja gewonnen. Damit hab ich ja den Schlüssel,
1:11:57–1:11:59
da hab ich dich klar sehen. Aber es hat so richtig vorgemacht.
1:12:00–1:12:02
Wenn ich im ganzen Tag sage und sage, natürlich ist es auch falsch.
1:12:02–1:12:05
Ja, ich wünsche ich keinen. Also nicht nur so gerade auf das hier.
1:12:06–1:12:09
Ja, das ist schwierig. Aber ich habe mich jetzt am Ende der Pech gewonnen.
Florian Clauß
1:12:09–1:12:12
Und wie sind die Gefühle gegenüber den Wärtern und denen.
Hendrik Voigtländer
1:12:13–1:12:16
Die das... Das war ein Wärter und der Erste, der zu mir gesagt hat,
1:12:16–1:12:20
kommen Sie, der hat mir Hürde getragen, Bullträger, der auch auf halber Zeit
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noch stehengegeben ist und wollte wissen, wie die Hartbedingungen sind,
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sie würde ich heute noch die Hand geben. Der war wirklich nett.
1:12:26–1:12:30
Der hat auch in die Zelle reingelassen, dass er nicht darf, es steht,
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es ist alles dokumentiert.
1:12:32–1:12:34
Am 4. November bekomme ich die Rechtsanwälte.
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Und da habe ich mir gedacht, du schreibst hier nur aus der Rechtsanwälte an.
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Nur, der stand nicht mit drauf. Dann habe ich diesen Mann, mit den anderen kam ich nicht gar.
1:12:44–1:12:47
Der tippte in die Zelle rein, ich sagte, welchen Rechtsanwälte soll ich nehmen?
1:12:49–1:12:52
Und dann tippte er an den Unterhändler von Halle, den musst du nehmen,
1:12:52–1:12:53
den habe ich auch angeschrieben.
1:12:55–1:12:57
Rechtsanwalt, also ich habe dem am 4. November geschrieben, den Brief,
1:12:57–1:13:00
der wurde so nie angekommen. Erst als meine Ohren übergriffen,
1:13:00–1:13:02
war auch von der Schulenburg, im Hofwissen, da wach.
1:13:02–1:13:05
Das sieht man in meinen Notanlagen, am 16. Dezember bekommt der Rechtsanwalt
1:13:05–1:13:07
Vogel von der Schulenburg einen Fax.
1:13:08–1:13:11
Der Rechtsanwalt Vogel hat die Oblecke, seine Kanzlei gehabt, ja nun zu draußen.
1:13:12–1:13:15
Und am selben Nachmittag kommt der Unterhändler Albrecht nach Halle zur Stasi
1:13:15–1:13:18
und sagt, das ist kein Scherz, quatschen Sie ein bisschen schneller,
1:13:18–1:13:19
wollen Sie besser oder nicht? Das war man nicht sagen.
1:13:20–1:13:22
Ich habe es Ihnen gesagt, das kann doch nicht wahr sein. Was ich nicht darf,
1:13:22–1:13:25
ich stehe im Haus auf dem Raum, weil ich so perplex war, quatschen wir ein bisschen,
1:13:25–1:13:31
ich darf mich nicht umdrehen, selbst der Werther hat nichts zu mir gesagt,
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genau so sehen der Werther, wie irritiert ich war.
1:13:34–1:13:37
Quatschen sie ein bisschen schneller, waren sie im Westen oder nicht,
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ich hatte so viel auf der Seele und der Rechtsarbeiter kriegt natürlich für 1000 DM,
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also für die Vermittlung, der sagt zu mir quatschen wir ein bisschen,
1:13:44–1:13:47
wir sind ein bisschen bei ihm eingeritten, nach einer Saade,
1:13:47–1:13:50
mit ein paar anderen Leuten haben richtig eingeritten, richtig derart oder nach,
1:13:50–1:13:53
ich möchte meinen Schmutzhohl haben, Da hat die Sekretär nach einer Handstimmung
1:13:53–1:13:55
gesagt, wenn sie nicht das Haus verlassen, hol die Grillzahl. Das ist einfach egal.
Florian Clauß
1:13:57–1:14:01
Aber ich meine, die Devisen, die da rausgefallen sind, das war ja fast eine eigene Industrie.
Hendrik Voigtländer
1:14:03–1:14:07
Natürlich. Die haben 3,55 Milliarden D-Mark für uns bekommen.
1:14:07–1:14:09
Milliarden. Ja, das ist Wahnsinn.
Ali Hackalife
1:14:10–1:14:14
3,5 Milliarden D-Mark West, das ist fast 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der DDR.
Hendrik Voigtländer
1:14:16–1:14:19
So, das ist so, wir sind die Augenade, wenn man die hier sieht.
1:14:19–1:14:22
Am Tag darf man sich, glaube ich, diese Holzbrüche als Gefangener nicht aufhalten.
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Als ich ankam, bekam ich einen Lagen. Ich bekomme 14 Tage eine Dratze.
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Nachwalt 14 Tage ins Neue Deutschland.
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Nach 14 Tage, da braucht man Schachspiel, kurz um einander, sind sie gar ins
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Gartspiel drin. Nach vier Wochen nachher ich hier Liebschlitz machen. Da habt ihr mehr als 8.
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September bekommen. Wobei ich nicht mag, Liebschlitz bekommen.
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Auch mal eine CDI-Schnitz. Da habe ich den nochmal versetzen.
1:14:41–1:14:43
Ich habe hier aber richtig gewandelt. Auf Frankreichs ganz real.
1:14:43–1:14:46
Aber so, wie ich es jetzt gerade mache, nicht. In dem Mai, da wo hier steht,
1:14:46–1:14:47
da steht noch ein Tisch. Da hört man oben.
1:14:48–1:14:51
Das ist so eine Zelle von denen. Gibt es Hinzungen zu der Zelle?
Ali Hackalife
1:14:51–1:14:53
Bist du auch gewandert, um die Zeit umzubekommen?
Hendrik Voigtländer
1:14:54–1:14:57
Nee. Nee, überhaupt nicht. Ich habe immer Programme.
1:14:57–1:15:00
Also ich habe immer Programme. Also du kannst zum Beispiel in Deutschland das
1:15:00–1:15:03
Kreuzwort dritte lösen. Dann haben wir hier Samstagabend war unser Skalspiel.
1:15:04–1:15:06
Glaubt man nicht, dass ich am Samstagabend hier am Tisch gewirrsen habe, wo man haftgeweigen.
1:15:06–1:15:11
Wir haben vor Tränen gelacht, haben wir hier Tränen, haben wir nicht laut.
1:15:11–1:15:14
Das geht nicht. Hahaha, das geht nicht. Damit provoziert es zu sehen.
1:15:15–1:15:17
Aber dass ich am Tisch, wenn die Tränen nicht nur einmal ausgewischt haben,
1:15:18–1:15:20
wenn wir Skals gespielt haben, wir haben so gelacht, aber endlich laut.
1:15:21–1:15:24
Ich sag's noch mal für ein bisschen Schritt nach vorne. Ich hab dann gesagt,
1:15:24–1:15:26
ich hab dann mal einen Liegestütz gemacht, wenn die ja nur neun zu verhörsen,
1:15:27–1:15:28
dann mach ich meine 10 Liegestütze.
1:15:28–1:15:30
Hab hier die Schachfiguren, dann stell ich eine Schachfigur hin,
1:15:30–1:15:33
mach eine Pause, das ist ziemlich hell, mach dann wieder 10 Liegestütze und
1:15:33–1:15:36
mach das dann ganz nah. Ich hab dann X99 Liegestütze.
1:15:36–1:15:39
Vier Monate, ein Monat, nur geil. Stasi vier Monate, insgesamt.
1:15:39–1:15:40
Also nicht nur hier, auch alle nach Wagen.
1:15:41–1:15:44
Und dann komm ich, das wird die Leute, die sich sehr irritiert,
1:15:44–1:15:45
das sind insgesamt im Siebenknasten.
1:15:45–1:15:48
Dann muss ich über Leipzig nach Rackvitz. Und Rackvitz ist ein Leichtspitalwerk,
1:15:48–1:15:51
wo ich nochmal zwei Monate arbeiten muss.
Ali Hackalife
1:15:51–1:15:54
Was macht man, wenn man rausgekauft wird? Gibt es vor allem im Westen ein Programm,
1:15:55–1:15:58
das der Blickflüchtling aufgenommen hat? Oder warst du dann auf einmal in Westdeutschland?
Hendrik Voigtländer
1:15:59–1:16:04
Naja, ich hatte ja meine Oma. Aber das Programm war, also was auch noch wichtig
1:16:04–1:16:08
ist, zum Beispiel aus Gießen, wir haben erstmal 50 DM bekommen.
1:16:08–1:16:10
Jeder hat da 50 DM bekommen, also du konntest erstmal einkaufen gehen.
1:16:11–1:16:13
Essen, Trinken war in Gießen, Essen war gut.
1:16:13–1:16:16
Ja, in Gießen, das war natürlich schon mal ein anderes, wenn ich mal ein Norbert kaufe und sowas.
1:16:16–1:16:19
Nach sieben Tagen hat mich, glaubte ich denn, also ich hätte es auch vorher
1:16:19–1:16:21
schon gekonnt, vom Fahrt von Main nach
1:16:21–1:16:24
West-Berlin, auch den Flug hat die Bundesrepublik Deutschland bezahlt.
1:16:24–1:16:27
Das hat damals über 350 D-Mark gegostet. Das habe ich nicht vergessen.
1:16:27–1:16:33
Das Taxi dann vom Flughafen Tegel zum größten Gamm zum Radrum hat man unterbezahlt, 23 D-Mark.
1:16:34–1:16:36
Aber auch das habe ich nicht vergessen. Du konntest natürlich ein Programm machen,
1:16:37–1:16:38
aber ich hatte keinen Bock darauf.
1:16:39–1:16:41
Ich wollte auch keine anderen, meine Herren mich 1990 immer gefragt,
1:16:41–1:16:44
ob ich hier arbeiten will. Ich habe eine betreue Rundsenat. Da habe ich wieder
1:16:44–1:16:45
Frau Schulz und war zu dem Mittwochland.
1:16:46–1:16:50
Fahren Sie mich nicht noch mal. in Hochschulenhaus würde ich niemals arbeiten.
1:16:50–1:16:54
Da würden Sie sich mit einer anderen Republikfischung niemals in Kontakt haben. Nein!
1:16:54–1:16:56
Wie können Sie mich denn fragen, ich habe mich dann entschuldigt bei ihr,
1:16:57–1:17:00
weil ich mich wundervolle Frage, wie können Sie mich fragen zehn Jahre nach
1:17:00–1:17:02
der zweiten Mauer, ob ich hier arbeiten soll, ich will hier nicht arbeiten,
1:17:02–1:17:04
13 Jahre später Peter Schaden meinen.
1:17:05–1:17:10
Das ist das Leben. So, komm, so kommen. Ja, so ist das Leben.
1:17:11–1:17:14
Was ist damals hier, hier hinterher schreiben die Spitze für uns die Berüchte.
1:17:15–1:17:18
Essen ihren Bräuler, kennst du den Bräuler noch? Gucken DDR-Fernsehen.
1:17:19–1:17:21
Das Programm ist eher nicht gut.
1:17:21–1:17:25
Ja, ich bin ja ein Mensch von MDR, der Mitteldeutsche Rumpfung gibt sich große Mühe mit mir.
1:17:25–1:17:29
Aber wenn ich diesen Unsinn höre, am Samstagabend haben die Ostdeutschen den
1:17:29–1:17:32
Kessel Bundes geguckt. So war es nicht.
1:17:32–1:17:36
Also wir, wir, mein großer Bekanntenkreis, wir haben West-Tanzen geguckt.
1:17:36–1:17:39
Wir fanden den Inspektor Schimanski, Wetten, das verstehen Sie Spaß.
1:17:40–1:17:43
Rudi Carell war doch immer ein großes Kino, viel unterhaltsamer.
1:17:43–1:17:44
Das Kinderprogramm war gut in der DDR.
1:17:45–1:17:49
Wir fanden den DDR2 besser als Stimme der DDR. Ja, das West-Programm war besser.
1:17:49–1:17:52
Das war besser auch, wir haben vor Arbeit, HR3 gehört, das war besser auch hier
1:17:52–1:17:55
in Berlin, weißt du. Die haben Musik nach der Schule gehört.
1:17:55–1:18:01
RIA 2 oder RS2, RIA 2 war es damals, oder SFB 2, das war viel bessere Unterhaltung als das DDR-Radio.
1:18:01–1:18:05
Klar gab es mal am Abend, man guckt doch mal den Kesselbundes,
1:18:05–1:18:06
das will ich auch gar nicht sagen,
1:18:06–1:18:09
aber wir am Montagmorgen, guck mal, ich habe ja Grenzbrigade Küste,
1:18:10–1:18:12
was denkst du, die haben sich extra die, Dallas, haben sich extra die Serien
1:18:12–1:18:15
schreiben lassen, so war das damals, heute schreibst du eine E-Mail,
1:18:15–1:18:18
damals haben die das als Brief schreiben lassen, was in der Serie Dallas,
1:18:18–1:18:21
das war so eine, weißt du, kennst du das, das war so eine amerikanische Serie,
1:18:22–1:18:24
haben sich extra was schreiben lassen, wir haben nur über Westfernsehen,
1:18:24–1:18:27
natürlich wer kein Westfernsehen bekommen hat, Dresden, Strassuth hat auch keinen
1:18:27–1:18:30
guten Westempfang gehabt, die Ecke da, ja, die könnten kein Westfernsehen gucken,
1:18:30–1:18:34
oder wenn ich in der Partei war, in der SED war, ist es auch nicht so gut,
1:18:34–1:18:36
wenn man so viel den Westfender geguckt hat.
1:18:36–1:18:39
Aber wir, die kleinen Leute, wir haben am Montagmorgen über die Bundesliga,
1:18:40–1:18:43
die Sportschau gesprochen, über die Tagesschau gesprochen und nicht über das DDR-Programm.
1:18:43–1:18:47
Aküle Kammer und Karl-Heinz von Schmitz, leer haben wir nicht geguckt.
1:18:47–1:18:49
Ja, wir fanden das Programm best, haben wir besser.
1:18:54–1:18:59
Wir sind wie in Tirol noch anders. So ist es. Das ist die Aus...
1:18:59–1:19:03
Deswegen hat sich das Politbüro, ihr müsst es ja wissen, das Politbüro hat sich
1:19:03–1:19:06
damit beschäftigt, in Dresden Westfernsehen zu...
1:19:07–1:19:12
Weißt du das? Nee. Sie haben sich damit beschäftigt, weil da die Ausreisenwelle
1:19:12–1:19:14
am höchsten war. Die Ausreisen waren in Dresden am höchsten.
1:19:14–1:19:17
Deswegen hat sich das Politbüro, kannst du googeln, hat sich damit beschäftigt,
1:19:17–1:19:19
dass Dresden Westfernsehen gekommen ist.
Ali Hackalife
1:19:19–1:19:22
Ich dachte, dass die Ausreise aus Dresden so hoch war, weil die über die Uni
1:19:22–1:19:24
halt auch viele Westkontakte hatten.
Hendrik Voigtländer
1:19:24–1:19:27
Das war eines der Gründe, weil sie kein Westfernsehen sind, die sind ja echt
1:19:27–1:19:30
nach Berlin gefahren, nach Berlin und Westfernsehen. Das ist kein Scheiß.
1:19:31–1:19:33
Ihr hört mich da hinten, ja, geh mal rein, geh mal ein Stück rein,
1:19:33–1:19:35
dann kann ich euch das mal erklären, wie das hier so aussieht.
1:19:35–1:19:37
Ich sitze da auf dem Hocker auf den Helden, wenn die Feuerwehr fahren,
1:19:37–1:19:39
wenn die Feuerwehr fahren, laufen immer zwei Turmbänder.
1:19:40–1:19:43
Ein Turmband läuft auf den Tisch, das zweite Turmband läuft da im Schrank.
1:19:43–1:19:47
Von dem Turmband auf den Hocker, auf den Händen, im Schrank weiß ich nichts,
1:19:47–1:19:50
diese Leute und Herstuhl mögen uns überhaupt nicht, kommt da das Turmbänder nicht ran.
1:19:51–1:19:54
Damit er jetzt nicht sagt, dass wir uns beiden ich mach mal das Turmbänder auf
1:19:54–1:19:56
den Tisch aus, wenn du das sagst, kannst du ergehen.
1:19:57–1:20:01
Für mich, klein Mann, zwei Turmbänder, das System ist krank. Nicht immer, aber oft.
1:20:01–1:20:03
Wenn die Frau Romane ist von Flur in den Roten Lamm gegangen,
1:20:03–1:20:06
eine Videokamera zentral habt ihr da und die andere Videokamera zentral habt ihr da.
1:20:07–1:20:11
Ja, guck mal kurz rein, wen das sieht. Geh mal rein, da sitzt er da auf dem
1:20:11–1:20:13
Hock auf den Händen, die Frau Romane, das ist weit. Turmbänder läuft da an den
1:20:13–1:20:14
Schranken, von dem ich nichts weiß.
Ali Hackalife
1:20:14–1:20:19
Der Klaus Cordon erzählt, dass er Raucher ist und er damit gefoltert wird,
1:20:19–1:20:21
dass man ihm sagt, hier sind drei Zigaretten, aber nur ein Streichholz,
1:20:21–1:20:27
damit man auf einmal rauchen kann, aber nicht, wie man sich das selbst einteilen möchte.
Hendrik Voigtländer
1:20:27–1:20:29
Das kenne ich nicht, das habe ich noch nicht gehört.
1:20:30–1:20:33
Ja, es gibt immer wieder Schikanen, aber wie gesagt, ich bekomme das nicht mit
1:20:33–1:20:36
Zigaretten, ich bin nicht Schraucher, so gewesen, aber das Verhältnis zwischen
1:20:36–1:20:36
ihm und mir ist verstanden.
Ali Hackalife
1:20:36–1:20:39
Womit hat man dich geködert? Also es gab ja so ein Entgegenkommen.
Hendrik Voigtländer
1:20:40–1:20:42
Ja, ich komme vielleicht drauf. Wir sagen gleich mal einen Satz dazu.
1:20:43–1:20:46
Tja, das Haus wurde wieder renoviert, das ist zum Beispiel ein großer Kostenfaktor
1:20:46–1:20:47
gewesen hier, ja, diese Verblendung.
1:20:48–1:20:52
Das war auch einer der großen hinten Fahrstuhl, nicht nur, aber jetzt die Tapetenre gemacht.
1:20:52–1:20:54
Das Haus wurde für acht Millionen, ein paar anderthalb Jahre,
1:20:54–1:20:57
wie gesagt, die Hälfte der Bundesrepublik bezahlt, die andere Hälfte der Berliner Senat.
1:20:58–1:21:01
Teure Geschichte. Wenn du am Tag 2009 da hast, musst du natürlich auch irgendwann mal renovieren.
1:21:02–1:21:06
Wir können uns gerne auf den Händen, auf den Händen, meine Herren,
1:21:07–1:21:09
auf den Händen, setzt sich mal jemand hin von euch. Sehr gut.
1:21:11–1:21:13
Ja, sehr gut. Du sitztig damals da, wenn die Feuerwehr um an,
1:21:13–1:21:17
wenn die Feuerwehr um an steht, wenn die Feuerwehr um an steht hier im Tonband,
1:21:17–1:21:19
das Mikro steht da und das Feuerwehr um an steht hier im Schrank,
1:21:20–1:21:20
dann nehme ich nichts weiß.
1:21:21–1:21:24
Leute, wir mögen uns überhaupt nicht. Ich möchte ihn noch nicht treffen.
1:21:24–1:21:28
Ich fahre bestimmt fünf, sechs, sieben, acht Mal nach einem Glas Wasser,
1:21:28–1:21:31
Kopfschmerztablette, ob ich auf die Toilette gehen kann.
1:21:31–1:21:34
Das gibt es bei ihm nicht. Er sitzt auch zehn Stunden hier von ihm.
1:21:34–1:21:38
Er braucht eine Leistung. Zehn Stunden sitzt er hier und trinkt seinen Kaffee.
1:21:39–1:21:43
Ich kann es doch mal sagen, ich habe die Leute hier sitzen, tiefste Verachtung.
1:21:43–1:21:47
Er war dann an den Totenstationsgeschäftler, zwei Jahre älter als ich,
1:21:47–1:21:48
und lässt mich nicht auf die Toilette gehen.
1:21:48–1:21:51
Er sagt, es gibt keine Toilette. Natürlich, es gibt ja nicht keine Toilette.
1:21:51–1:21:55
Wenn die Feuerwehrwohnstätüren und Drangbein nicht machen, die haben kein Verhör in der Tür.
1:21:56–1:22:00
So, das ist wichtig. Ich darf nach 80 Tagen zu deinem Vorgesetzten lösen dich gleich.
1:22:00–1:22:03
Wenn man sagt, was man in gut aussehen. Normalerweise ist erst mal nach 80 Tagen
1:22:03–1:22:07
sicht sich im Gesicht und im Licht. Ja, du lüsst es immer mit dem Gesicht im Licht.
1:22:07–1:22:10
Das darf man mal in gut aussehen. Normalerweise ist ein riesengroßer Raum, ganz anders als hier.
1:22:10–1:22:13
Er sagt zu mir, Händen, ich werde mit Vornamen umgeschworen,
1:22:13–1:22:16
nehmen Sie am Tisch Platz. Das geht bergauf mit dem Ocker an den Tisch.
1:22:16–1:22:18
Daran geht es kaum. Zeig mal, ob dir dein Händ ist.
1:22:19–1:22:23
Sieht ihr das? Und dann brauchst du zwei Minuten? Krass. Krass.
1:22:25–1:22:26
Zehn Stunden kannst du das vorstellen?
Ali Hackalife
1:22:27–1:22:28
Ich hoffe nicht.
Hendrik Voigtländer
1:22:28–1:22:31
Ja, nee, ich sag, du musst mal so eine Vorstellung. Und er ist nicht dumm.
1:22:31–1:22:33
Nicht, dass du denkst, er fragt hier zehnmal hintereinander,
1:22:33–1:22:35
wollten sie fliegen, wollten sie fliegen, wollten sie fliegen.
1:22:36–1:22:38
Er stellt keine dummen Fragen. Nicht, dass du denkst, das ist jeden Tag,
1:22:38–1:22:40
du hast ja ein anderes Thema.
1:22:40–1:22:43
Das ist natürlich dumm, wenn er mich eine Stunde dazu befragt,
1:22:43–1:22:45
warum ich mit in die VR Ungarien Kaffeefee trittet.
1:22:46–1:22:49
Das ist eine Stunde nur das VR. Er kann mir nicht beweisen, wie der Leutnant
1:22:49–1:22:50
herrscht, dass ich fliegen will.
1:22:50–1:22:53
Ich glaube, mal 80 km zu sein vorgesetzten Mario Grossmann. Das sagte ich bereits,
1:22:53–1:22:56
ein gutaussehender Mann. Mario Grossmann sagt zu mir, ich habe für Sie,
1:22:56–1:23:00
Hendrik, Hendrik Sieh, einen Schriftstück vorbereitet, aber es steht,
1:23:00–1:23:02
dass ich über die haftbedingende DDR keine Auskunft zu geben habe.
1:23:03–1:23:05
Wenn du jemanden in der DDR getroffen hast, kann man eine zweite Jankmusskultur
1:23:05–1:23:09
um Brocken zu fliegen. Wenn du die gefragt hast, du hast in meiner Straße gesessen, wie war es denn?
1:23:10–1:23:13
Warum lachst du mich an? Ich habe dir eine Frage gestellt, die überhaupt noch nicht reden.
1:23:13–1:23:15
Mario Grossmann sagt zu mir, sehr, sehr freundlich, wenn Sie das so unterschreiben,
1:23:16–1:23:19
Hendrik, hört gut zu, linke Seite ist der Ausgang, dass ich über die haftbedingende
1:23:19–1:23:22
DDR keine Auskunft zu geben habe, linke Seite ist der Ausgang in die sozialistische,
1:23:22–1:23:25
in Deutschland spricht DDR, Oder müssen Sie dann Zellen bleiben?
1:23:25–1:23:31
Was hat sich dann gesagt, DDR und Zelle? DDR-Zelle. DDR-Zelle gibt es nicht, DDR und Zelle. Ach DDR.
1:23:32–1:23:33
DDR. DDR.
1:23:36–1:23:38
Du sagst Zelle? Er sagt DDR? Was habe ich nach 80 Tagen gesagt?
1:23:38–1:23:42
DDR und Zelle? Ich würde DDR sagen. Was habe ich nach 80 Tagen gesagt? DDR und Zelle?
Ali Hackalife
1:23:42–1:23:45
Du bist aufrecht hier rausgegangen. Du bist in der Zelle geliehen. Natürlich.
Hendrik Voigtländer
1:23:47–1:23:52
Ich wusste das. Ja, ja. Ich will zurück. Danke. Ich will zurück in den Zellentrakt.
1:23:52–1:23:58
Er guckte mich etwas irritiert an, war ja ein Profi, die Tür ist offen und sagte,
1:23:58–1:24:00
Hendrik, warum zurück in den Zellentrakt? Ich habe ihm eine Antwort,
1:24:00–1:24:01
bitte nicht falsch verstehen.
1:24:02–1:24:04
Nicht mit dem Kopf nach oben, sondern mit dem Kopf nach unten.
1:24:04–1:24:07
Herr Major, wissen Sie, was ich die letzten Monate mitgemacht habe?
1:24:08–1:24:09
Er hat auf die Frage nicht geantwortet.
1:24:09–1:24:12
Nach einer klitzelkeilen Pause habe ich ihn gefragt, was passiert mit mir.
1:24:12–1:24:17
Er sagte, Sie bekommen ein Jahr und sechs Monate. Das hat der Zellmisch mit mir schon gesagt.
1:24:17–1:24:19
Sie haben mich auf das Gespräch in der Zellmischung vorbereitet.
1:24:19–1:24:24
Und er sagte danach wortwörtlich, und Ostern sitzen Sie bei Ihrer Oma im Kurwesten
1:24:24–1:24:25
zusammen und trinken Kaffee.
1:24:25–1:24:29
Ich habe ein kleines bisschen selbstbewusster gefragt, Herr Major, wann ist Ostern?
1:24:29–1:24:33
Er sagte zu mir am 15. April, am 5. April 89 war Ostern. Ich habe nicht bei
1:24:33–1:24:36
meinem Ohr gesessen am Kohlfirsendamm, habe Kaffee getrunken.
1:24:36–1:24:40
Ich werde erst am 9. Mai 1989 an die Bundesrepublik Deutschland verkaufen.
1:24:41–1:24:44
Ich bin einer von knapp 34.000 Bürgern, die frei gekauft wurden.
1:24:44–1:24:47
Die Kanzlerin ist Willy Brandt, Helmut Schmidt, Helmut Kohl,
1:24:47–1:24:50
die Außenministerin Genscher, der Bundesrepublik von Weizsäcker.
1:24:50–1:24:54
Die Leute haben dafür besorgt, dass wir mit Respekt und Wörter landet wurden.
1:24:54–1:24:57
Und ich zum Menschen warten, wie es die Bürgaren und die der Staatssicherheit gemacht haben.
1:24:58–1:25:00
Ich bin sehr stolz, dass ich einer von Leuten bin, die es auch halbwegs mit
1:25:00–1:25:04
Tagenschaften haben. Du darfst in dem Moment nicht sagen, also ich,
1:25:04–1:25:06
ja, was hätte ich in meiner Heimat sagen sollen?
1:25:06–1:25:09
Du siehst ja ganz schön scheiße aus, wer kommst du jetzt gerade?
1:25:12–1:25:15
Für die Nummer, die eine Waktorite bekommen. Ja, musst du auch richtig leben.
1:25:16–1:25:18
Komm, wir gehen fast in eine Idee. Auslands.
1:25:19–1:25:27
Zelle, ich bin die Zelle, amigo. Ich wüsste, das ist egal, ich habe gesagt, ich würde.
Florian Clauß
1:25:28–1:25:29
Ja, ich würde.
1:25:31–1:25:33
Ich glaube, ich hätte es nicht so ausgehalten.
Hendrik Voigtländer
1:25:35–1:25:39
Bist du unter Kinderschein? Da musst du aufpassen. GDR-Republikverschüler.
1:25:40–1:25:43
So, zeig ich euch noch ein paar Bilder von mir. Wir müssen mal gucken,
1:25:43–1:25:44
wie wir von der Zeit her sind.
1:25:45–1:25:48
Wir sind schon weit drüber, aber ich zeig euch trotzdem noch ein paar Bilder.
1:25:49–1:25:52
Er hatte die Idee zur Flucht. Warte mal, fang ich mal bei dir an.
1:25:52–1:25:54
Das ist mein Schulfreund, er hat die Idee gehabt zur Flucht.
1:25:54–1:25:55
Das ist der Schulfreund von mir.
Ali Hackalife
1:25:56–1:25:58
Das ist aber nicht der Leistungssportler. Nee, nee, die zeig ich gleich.
Hendrik Voigtländer
1:25:58–1:26:01
Das ist der Schulfreund von Jürgen, der Idee gehabt zur Flucht.
1:26:02–1:26:04
Er hatte die Idee, ne, gab es zur Flucht. Das ist kurz vor der Fluchtum Begeinheft
1:26:04–1:26:07
genommen worden. So seh ich kurz vor der Flucht aus. Das ist eine von den guten
1:26:07–1:26:09
Quarzohren. Ich lache noch viel.
Florian Clauß
1:26:09–1:26:10
Darf ich die aufnehmen?
Hendrik Voigtländer
1:26:10–1:26:14
Ich sage immer viel, ich bin immer sehr lustig. Ja, das ist nach vier Wochen
1:26:14–1:26:17
begeistert. Ich sage nicht mehr, das wird hier ausgenommen. Das ist ein Bild aus der Stadion.
1:26:18–1:26:22
Nach vier Wochen begeistert sehe ich sehr aus. Hast du da einen Akte?
1:26:22–1:26:25
Ja, nee, nicht alles. Nicht alles davon. So sehe ich, Moment.
1:26:27–1:26:29
Festnahme sehe ich nach sieben halben Monaten aus. Kein Bild machen mehr.
1:26:29–1:26:32
Ja, so sehe ich aus nach sieben halben Monaten. Das ist doch nicht erdnass.
1:26:33–1:26:35
Elf Tage später sieht es so aus. Zwischen dem Bild und dem Bild sind elf Tage.
1:26:36–1:26:39
Oma kocht gut am Kuchen. Das sieht trotzdem scheiße aus, ja. Ja, ist ja so.
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So sieht er aus, wenn die deutsche Nationalmannschaft gut spielt.
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Das ist Mike, der Leitstainsportler, hab ich euch erzählt, der auf den Daumen-Liegeschnitz macht.
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Ja, das ist Mike. Der ist zur Zeit mit dem Schiff nach Alaska.
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Der hat mir ein Bild geschickt.
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Im Video, sorry. Der schickt ihm ein Bild, der fährt mit dem Schiff nach Alaska
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einfach so. Der ist ein Kunde, du, kann ich dir sagen.
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Sechs Sprachen, aber kann keine Jugendliche machen. Der kann es mental leider nicht.
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Der hat bis zum letzten Tag in der Aknast gesessen. Der weint bei den Thüringen. Der weint.
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Der kann es nicht. Also Köpper will ich mir immer noch überlegen.
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Der kann das immer mit dem Liegeschnitz, ja. aber kann es nicht.
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Und das ist der Zellenspitze, das ist der David, der schreibt nämlich Berichter.
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Und das ist mein Podcast. Wollt ihr mal ein Bild machen? Könnt ihr euch mal
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die Zluft anhören? Macht mal ein Bild, das Buch dazu.
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Das ist im Moment sowieso ausverkauft, aber vielleicht kannst du dir mal,
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da sind 30 Zluftgeschichten. Ja, zweimal bundesweit ausverkauft.
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Das ist sehr interessant.
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Aber wie ist das Buch? Das sind Niedersachsen und Sachsen-Analatine.
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Das war zur Leipziger Buchmesse vorgestellt. Und nach zwei Monaten bundesweit zweimal ausverkauft.
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Aber es ist eine Fluchtgeschichte, ja, also zum Beispiel Brockenbennus dabei.
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Brockenbennus ist jemand, der als die Mauer fällt. Ich bin 9000 Mal auf dem Brocken.
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9000 Mal, der Brocken ist 1142 Meter hoch. Du durftest 9000 Mal hoch und runter.
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Leider vor der Veröffentlichung des Buches, kurz vorher ist er gestorben.
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Sehr, sehr gutes Buch. Ich kann es nur empfehlen. Das ist wirklich was,
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wo man sagen kann, nicht nur ostdeutsche Fluggeschichte, auch westdeutsche Fluggeschichte.
1:27:52–1:27:55
Wir haben große Filme gedreht, unter anderem aus Steven Spieberg und von Hemsie
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2014. Die haben unsere Lichtanlage daraus kaputt gemacht.
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Der Fullise mit Kat Vincent wurde gedreht, die ARD-Fansiv, Weißen Seebogen gedreht
1:28:02–1:28:06
und der sehr gute Film Nahschuss, habe ich vorhin schon darauf aufmerksam gemacht,
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mit Lars Eidinger wurde ja auch gedreht.
1:28:08–1:28:10
Die Stasi hat dafür gesorgt, dass man sich nicht das nehmen nimmt,
1:28:10–1:28:13
deswegen ist die VW hier drin. Wenn die Vorhörerung auf die Rote Langbahn gegangen
1:28:13–1:28:15
ist, also die Kahlbahnbahn kennt ihr auch.
1:28:15–1:28:20
Unter normalen Umständen haben wir am Tag zwischen 1000 und 2500 Befugel, was hier los ist.
1:28:20–1:28:23
Wir bieten die Führung in Zehensprache an, ich bin einer von 110 Referenten.
1:28:23–1:28:24
Es ist gut, dass so viele Leute herkommen.
1:28:24–1:28:26
Wir werden uns noch draußen verabschieden, weil es noch ein,
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zwei Sätze draußen ist und die Führung zu Ende. Ja, wir sind schon weit drüber.
1:28:30–1:28:31
So, vorhin, komm, wir gehen runter.
1:28:32–1:28:34
So, damals ist hier Leichtstrom drauf, nochmal das zu Ende zu führen,
1:28:34–1:28:36
die Führung hier, was wir sonst nicht machen.
1:28:36–1:28:38
Ja, wir sind weit drüber von der Zeit her, aber wir mussten natürlich,
1:28:38–1:28:40
wenn der Podcast schon mal läuft, dann müssen wir das auch mal bis zum Ende
1:28:40–1:28:42
durchführen. Sorry, dass wir drei Minuten noch überziehen.
1:28:43–1:28:45
Hier ist damals Leichtstrom drauf, wenn sich hier eine Taubel draufsetzen,
1:28:45–1:28:49
hatten die drin Alarm. In diesem Areal arbeiten damals 255 Leute, Stasi-Tag und Nacht.
1:28:50–1:28:52
Rechts von mir ist hier Teilung 9, bei schweren Kommunalförden oder bei neuen
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Diplomatungsleben kommt es auch. Die Teilung 9 geht mal zur Seite,
1:28:55–1:28:56
jetzt sagen wir, wo es lang geht.
1:28:56–1:29:00
480 Leute arbeiten da drin, besser ausgebildet als die DDR-Kriminalpolizei.
1:29:00–1:29:03
Ja, die haben bessere Sachen, also auch besseres Equipment und wie ich ja bereits
1:29:03–1:29:06
einleitend sagte, 1085 Personen in dem Haus.
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Ein Fluchtversuch ist ja ausgeschlossen. Selbst wenn ich, wie du gekommen wäre,
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hast du hier hinten noch eine Staffel, dann noch einen Zaun.
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Du weißt nicht mehr, wo du bist.
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Hier hinter werden die Kugeln rausoperiert. Ja, wenn jemand eine Kugel gefahren
1:29:16–1:29:20
hat in der deutschen Grenze oder Berliner Mauer, werden die Kugeln nur hier rausoperiert.
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Das gibt es nur in Berlin, Hohenschnausen, in Verbindung mit der Charité.
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Das gibt es in Halle in Leipzig oder in Dresden zum Beispiel nicht. Das gibt es nur hier.
1:29:26–1:29:29
Wenn man mich fragen würde, nach meinem negativen Höhepunkt durch die Klasse,
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anstatt DDR zu reisen, würde ich immer sagen, ich bin mit diesem Grotewoll-Express
1:29:32–1:29:34
von Halle nach Leipzig gefahren.
1:29:34–1:29:36
Du siehst mit leiten Brust am Brust, der eine hat keine Zähne im Mund,
1:29:36–1:29:37
der andere ist tätowiert, bis zum anderen Dach.
1:29:38–1:29:41
Ich habe den Wärter damals zweimal gefragt nach Toilette. Der Wärter sagt zu
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mir, es gibt keine Toilette.
1:29:42–1:29:44
Ich habe hier vor zehn Jahren angefangen, ich habe das keinem erzählt,
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habe mir heimisch still und leise einen Schlüssel von dem Grotewoll-Express
1:29:46–1:29:49
besorgt und habe herausbekommen, dass es sogar zwei Toiletten gibt.
1:29:49–1:29:51
Es gibt eine für die Wärter, es gibt eine für die Gefangenen.
1:29:51–1:29:55
Es gibt für mich keine Toilette, sie wollen mich demütigen. Das war eine negative Lippe.
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Möchte ich mich von euch verabschieden, auch dank für das Interesse,
1:29:58–1:30:01
was ihr mitgebracht habt. Und ich möchte die Führung enden mit Albert Einstein.
1:30:01–1:30:03
Die reinste Form des Wahnsinns ist...
1:30:04–1:30:07
Alles beim Alten zu belassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert.
1:30:07–1:30:11
Ich wünsche euch, ich wünsche Ihnen ein schönes Leben in Freiheit und Frieden. Vielen Dank.
1:30:12–1:30:14
Vielen Dank. Los!
1:30:17–1:30:18
Ganz herzlichen Dank.
Ali Hackalife
1:30:18–1:30:19
Ich danke euch auch. Das war sehr interessant.
Florian Clauß
1:30:20–1:30:22
Kann ich nochmal deinen vollen Namen, Hendrik?
Hendrik Voigtländer
1:30:23–1:30:23
Volkländer.
Florian Clauß
1:30:24–1:30:27
Volkländer mit O-I. So.
1:30:29–1:30:30
Das war kompakt.
Ali Hackalife
1:30:31–1:30:33
Das war sehr energisch.
Florian Clauß
1:30:33–1:30:33
Ja.
Ali Hackalife
1:30:33–1:30:37
Ich freue mich jetzt auf ein bisschen Ruhe in meinem Kopf.
Florian Clauß
1:30:39–1:30:40
Wir müssen noch abmoderieren.
Ali Hackalife
1:30:41–1:30:43
Ah ja, ja. Schließfächer?
Florian Clauß
1:30:43–1:30:47
Schließfächer sind hier. Wir hatten ja eigentlich noch vor, so ein bisschen
1:30:47–1:30:52
weiter zu machen, weiter zu wandern und noch mehr über die DDR zu sprechen.
1:30:53–1:30:55
Aber ich glaube, das ist jetzt hier so ein Akzent.
Ali Hackalife
1:30:55–1:31:00
Es war interessant, das war ein interessanter Typ, also sehr energisch vorgechlagen.
1:31:00–1:31:04
Also in der Erzählung waren auch jetzt recht viele Sprüge drin,
1:31:04–1:31:06
man musste ständig mitdenken.
1:31:06–1:31:10
Deswegen war es aber auch so frisch, weil er das halt wirklich so.
Florian Clauß
1:31:10–1:31:12
Spontan erzählt hat.
Ali Hackalife
1:31:13–1:31:17
Du merkst den Moment, wo er gefangen wurde in Bulgarien.
1:31:18–1:31:24
Und ich habe das Gefühl, so wie er jetzt redet, da ist halt immer noch der Pan-20-Jährige.
Florian Clauß
1:31:24–1:31:27
Und auch in der Aktion einfach, was da passiert ist alles.
1:31:28–1:31:31
Wenn man direkt vor Ort ist und das so erlebt hat, das ist glaube ich nochmal
1:31:31–1:31:34
so, dass ich kann es mir nicht vorstellen.
Ali Hackalife
1:31:34–1:31:39
Nee, vor allem egal, wie nah man drankommt. Ich habe Bücher darüber gelesen,
1:31:39–1:31:43
ich habe mich wirklich viel mit der DDR befasst und trotzdem hier zu sein,
1:31:43–1:31:45
ist immer nochmal was ganz anderes.
Hendrik Voigtländer
1:31:47–1:31:50
Wir kommen nicht raus. Wir sind eingesperrt. Eingesperrt. Wo wollen wir denn
1:31:50–1:31:52
hin? Ja, wir wollen raus. Ach, wir kommen nicht raus.
1:31:54–1:31:56
Die Tür ist auf. Haben wir nochmal Glück gehabt.
Ali Hackalife
1:31:56–1:31:58
Wollen wir für die Sendung noch ein Foto machen zusammen?
Hendrik Voigtländer
1:31:58–1:31:59
Gerne, gerne.
Ali Hackalife
1:32:00–1:32:03
Wo wollt ihr hin? Wir können uns ja mal vor das Gitter stellen.
1:32:03–1:32:04
Das ist ja repräsentativ.
Hendrik Voigtländer
1:32:05–1:32:09
Ich bin mein bester Foto-Kraft der Welt. Aber es sind ja super interessante
1:32:09–1:32:11
Geschichten. Also Leute müssen das hören.
1:32:11–1:32:14
Ja, vor allen Dingen, wenn du richtig dornach denkst, ich hab's ja aus wie Tricks.
1:32:14–1:32:17
Ich habe im Flugzeug schon, nicht im Flugzeug, als wir in Bulgarien sitzen,
1:32:18–1:32:20
in der Zelle, habe ich so gedacht, wenn du in der DDR ankommst,
1:32:21–1:32:22
das wussten wir ja nicht, was passiert.
1:32:22–1:32:26
Ob die mit dem Flugzeug oder mit 1000 oder was weiß ich, da gibt es ja 1000
1:32:26–1:32:28
Geschichten dazu, wie man von Bulgarien in der DDR kommt.
1:32:28–1:32:31
Wenn du in der DDR in Leipzig drehst oder in Ostberlin ankommst,
1:32:32–1:32:33
da kriegst du eine Dracht Prügel, habe ich so gedacht.
1:32:33–1:32:37
Und dann werde ich sagen, nach ein paar Tagen, guck mal an, guck mal mein Gesicht
1:32:37–1:32:39
an, guck mal mein Auge an, guck mal meine Hände an, die hat mich so verhauen,
1:32:39–1:32:40
jetzt möchte ich hier nicht leben.
1:32:41–1:32:44
Ich habe vier Wochen gebraucht und dann schreibt der Stasi-Spitze genau das
1:32:44–1:32:46
über mich. Ich habe das auch die ersten Jahre hier nicht erzählt.
1:32:47–1:32:50
Dass ich, Fugt, steht ein Stasi-Akt drin, also von ihm. Ja, ich habe die,
1:32:50–1:32:52
der Spitze schreibt über der Stasi.
1:32:52–1:32:56
Jetzt mal, nach einem Monat, jetzt ändert er komplett seine Meinung.
1:32:56–1:32:59
Jetzt will er ausreisen. Das war von Anfang an ein Plan.
1:32:59–1:33:02
Natürlich die Festnahme nicht, die Festnahme war kein Plan. Aber Hendrik.
1:33:02–1:33:04
Die Festnahme war scheiße. Du hast gewonnen.
1:33:05–1:33:08
Ja, es ist aber, du musst ja auch mental, du musst ja das auch alles so ein
1:33:08–1:33:10
bisschen, Ja, am Ende, du musst es auch sehen, sonst geht es nicht.
1:33:10–1:33:12
Du hast gewonnen, das ist doch das Krasse. Wenn du hier gehst als Verlierer,
1:33:13–1:33:15
wenn du sagst, wir haben jemanden, der auch richtig auf die Straße gegangen
1:33:15–1:33:19
ist, gegen das System, also demonstriert, also für sein Recht,
1:33:19–1:33:21
ja, den haben sie auch richtig vermöbelt, ich will jetzt nicht Namen nennen.
1:33:21–1:33:25
Wenn der mit über den Flur geht, Leute, das, das, das, das, das,
1:33:25–1:33:27
das, komm mal mit, lass doch das sein.
1:33:29–1:33:31
Der geht auch nicht runter in eine Gummizelle oder sowas. Der geht da nicht
1:33:31–1:33:33
runter, der hat Angst. Ja, krass.
1:33:33–1:33:37
Ja, der hat eine richtige Familie und alles bei ihm intakt. Aber wenn der mit
1:33:37–1:33:39
dir auf den Flur geht oder sowas, der läuft mit den Leuten wie,
1:33:39–1:33:41
ja, die kommen doch hierher und wollen die Geschichte, aber der kann es nicht.
Ali Hackalife
1:33:41–1:33:44
Ich glaube, wenn das hier einmal deine Biografie gebrochen hat,
1:33:44–1:33:46
dann ist es schwer, da wieder drüber wegzusehen.
Hendrik Voigtländer
1:33:46–1:33:50
So ist es, so ist es. Das war super interessant. Vielen, vielen Dank. Ich auch.
Ali Hackalife
1:33:50–1:33:57
Ciao. Tschüss. So, und mit diesen Worten verlassen wir die Untersuchungshaftanstalt
1:33:57–1:34:02
Hohenschönhausen. Wenn wir dann rausgelassen werden, wollen wir mal so rauslassen.
Florian Clauß
1:34:03–1:34:08
Wie hier so ein großes Freihand. Und ja, die Tür geht auf.
Ali Hackalife
1:34:10–1:34:12
Mein lieber Herr Gesangsverein, das war eine Packung.
Florian Clauß
1:34:12–1:34:17
Wir verlassen das Gelände. Wir laufen noch an einem Zaun vorbei von der Haftanstalt.
1:34:17–1:34:20
Wieder Richtung Straßenbahn, da wo wir uns getroffen haben.
1:34:20–1:34:25
Das heißt, der Track heute sieht wahrscheinlich auch so aus wie die Gefängniszelle.
1:34:26–1:34:30
Wie viel man da in einer Gefängniszelle dann laufen kann, nämlich recht konzentriert
1:34:30–1:34:32
auf einen Punkt, nicht so ein epischer Track geworden.
1:34:32–1:34:35
Ich dachte, wir hätten nochmal so hinten zum jüdischen Friedhof gehen können.
1:34:36–1:34:38
Aber das machen wir jetzt nicht.
1:34:38–1:34:44
Ich würde sagen, wir machen jetzt Schluss. Vielleicht können wir das ja mal fortsetzen.
1:34:45–1:34:48
Lebende Gedenkstätten in Berlin, ja, oder was wir daraus machen.
1:34:49–1:34:58
Das war jetzt eigentlich Podcast Episode 79 mit Ali, Ali Hackeleif von auch
1:34:58–1:34:59
interessant Podcast und.
Ali Hackalife
1:34:59–1:35:00
Flo vom eigentlich Podcast.
Florian Clauß
1:35:01–1:35:06
Ja, wir hören uns in 14 Tagen wieder. Bis dahin, macht's gut. Tschüss.
Ali Hackalife
1:35:06–1:35:06
Ciao, ciao.
Florian Clauß
1:35:07–1:35:08
So.

Mehr

Ein Spaziergang mit Ali Hackalife durch die historische Mitte von Berlin.

Zum 2. Mal ist Ali Hackalife als Gast bei Eigentlich-Podcast. Ali betreibt den wunderbaren Podcast auch-interessant mit vielen spannenden Gästen und Themen. Das letzte Mal haben wir uns beim 38c3 in Hamburg getroffen. Diesmal ist Ali in Berlin und wir haben uns in der Friedrichsstraße zu einem gemeinsamen Rundgang durch das Regierungsviertel verabredet. Ali erzählt von seiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Linken zur Corona-Hochzeit: von den Herausforderungen im politischen System, den Bedenken gegenüber digitalen Technologien und der Desillusionierung durch parteipolitische Dynamiken, die oft wichtiger erscheinen als die Themen selbst. Wir sprechen auch über die historische und kulturelle Dimension der Denkmäler und Gebäude, die uns auf unserem Weg begegnen: Reichstag, Brandenburger Tor und Siegessäule. Ein zentrales Thema ist auch die Deutungshoheit über historische Orte und ihre künstlerischen Repräsentationen, wie etwa die Verhüllung des Reichstags durch Christo. Aber auch in dieser Frage gehen wir viel weiter in die Geschichte zurück, bis in die Jungsteinzeit. Ali ist gerade aus England zurück und hat viel über Stonehenge zu erzählen. In den 50er Jahren wurde Stonehenge komplett umgestaltet und in eine Form gebracht, die nach heutigem Stand der Wissenschaft nicht der ursprünglichen kulturellen Praxis entspricht. Am Beispiel des Denkmals für die ermordeten Juden Europas diskutieren wir auch die Frage, inwieweit historische Stätten und Denkmäler persönliches oder kollektives Gedächtnis stiften können. Es ist also ein Potpourri an Themen, das durch Orte und Geschichte führt, und Ali glänzt wie immer mit Detailwissen und Anekdoten. Viel Spaß beim Hören.

Shownotes

Mitwirkende

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Ali Hackalife
Gasterzähler
avatar
Florian Clauß

Transcript

Florian Clauß
0:00:01–0:00:06
Dann geht's los. Okay, hallo und herzlich willkommen bei Eigentlich Podcast.
0:00:07–0:00:11
Eigentlich der Podcast, bei dem wir im Laufen reden und laufend reden.
0:00:11–0:00:13
Und diesmal wieder mit einem Gast.
0:00:13–0:00:18
Und diesmal auch zum zweiten Mal ist Ali Hacke live dabei. Hallo Ali.
Ali Hackalife
0:00:18–0:00:20
Hallo, hallo. Freut mich, dass ich wieder da sein darf.
Florian Clauß
0:00:21–0:00:24
Ja, Wahnsinn. Das ist ja gar nicht so lange her, dass wir uns getroffen haben.
0:00:24–0:00:30
Wir haben uns zuletzt auf den 38C3 in Hamburg gesehen. Da eine Folge aufgenommen.
0:00:31–0:00:37
Und jetzt in der Zwischenzeit sind knapp vier Monate vergangen.
0:00:37–0:00:40
Es ergab sich, dass du hier in Berlin bist.
0:00:40–0:00:44
Und wir haben kurz miteinander geschrieben. Und dann kam der Vorschlag,
0:00:44–0:00:46
dann lass uns doch nochmal eine Folge aufnehmen.
Ali Hackalife
0:00:47–0:00:50
Apropos aufnehmen, nehmen wir schon unseren GPS-Track auf.
Florian Clauß
0:00:50–0:00:57
Ah, danke Ali. Das ist immer der Teil, den ich vergesse, wenn wir loslaufen.
0:00:58–0:01:01
Nicht, dass ich das irgendwie nachzeichnen könnte. Nein, aber...
Ali Hackalife
0:01:01–0:01:09
Also, wir sind losgelaufen vom Café Zimt und Zucker und wir sind im Regierungsviertel in Berlin.
0:01:09–0:01:14
Und ähnlich wie beim CCH ist es auch hier wieder so, mit dem Ort verbinde ich eine Geschichte.
0:01:15–0:01:20
Ich habe ja 2020 im Bundestag für einen Abgeordneten von der Linkspartei gearbeitet,
0:01:21–0:01:24
und ja, doch recht viel Zeit hier verbracht.
0:01:24–0:01:28
Das war oft so der Spaziergang nach dem Bürotag, dass man dann immerhin noch
0:01:28–0:01:32
ein paar Schritte gemacht hat, dass man dann vom Bundestagsgebäude hier rüber
0:01:32–0:01:35
zur Friedrichstraße gelaufen ist und da dann in die Bahn eingestiegen.
Florian Clauß
0:01:35–0:01:40
Und 2020 war das dann schon zur Hochphase von Corona?
Ali Hackalife
0:01:40–0:01:43
Ja, das war noch bevor es den Impfstoff gab.
0:01:43–0:01:47
Ich erinnere mich, dass zu der Zeit gerade mein iPhone, das 12 Pro Max,
0:01:47–0:01:51
rauskam. Ich habe es mir zum Release gekauft und das war dann auch noch alles
0:01:51–0:01:53
so in der Bundestagszeit.
0:01:53–0:01:56
Ab dahin fängt es dann an, dass ich sehr gute Fotos gemacht habe im Alltag.
0:01:57–0:02:03
Und ja, es war Corona, es war Masken in Gebäuden tragen, teilweise Masken außerhalb von Gebäuden tragen.
0:02:04–0:02:08
Es ging die ganze Zeit die Frage rum, gibt es schon den Impfstoff?
0:02:08–0:02:10
Werden Parlamentarier bevorzugt geimpft?
0:02:10–0:02:14
Wer ist alles Teil von Parlamentarier? Warum kann ich nicht meinen Job komplett
0:02:14–0:02:15
aus dem Homeoffice machen?
0:02:16–0:02:21
Und dann saß ich recht regelmäßig im Reichstagsgebäude, auf das wir gerade zulaufen,
0:02:21–0:02:25
und habe festgestellt, dass Politik auch nur mit Wasser kocht.
0:02:25–0:02:28
Und das war ein bisschen ernüchternd. Also ich habe ja Politikwissenschaften
0:02:28–0:02:31
studiert, mit der festen Absicht in die Politik zu gehen, um dann in der Politik
0:02:31–0:02:34
festzustellen, dass die Theorie, die man gelernt hat, eigentlich,
0:02:34–0:02:35
also ich möchte nicht sagen, völlig
0:02:35–0:02:38
wertlos ist, aber doch weitestgehend nichts mit der Realität zu tun.
0:02:39–0:02:44
Und das wichtiger ist, wer wen von etwas überzeugen kann, als die Frage,
0:02:45–0:02:46
stimmt denn das, wovon man überzeugt wurde?
Florian Clauß
0:02:47–0:02:53
Also die klassischen Sachthemen werden eher zurückgestellt und es geht eher um Beziehungsthemen.
Ali Hackalife
0:02:53–0:02:58
Ja, also halt so ein klassisches Teil, also das Bicycle Stand Problem.
0:02:58–0:03:02
Das kommt ja aus der Soziologie von der Feststellung. Es ist sehr schwer,
0:03:03–0:03:07
ein Atomkraftwerk zu bauen. und über die Frage, wie jetzt genau die Brennstäbe
0:03:07–0:03:10
im Kühlkörper sind und so weiter, da können halt Experten streiten.
0:03:11–0:03:14
Aber die Frage, welche Farbe soll das Dach vom Fahrradständer haben,
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da können alle mitreden und deswegen reden auch alle mit.
0:03:16–0:03:20
Und das hat dazu geführt, dass wir teilweise Papiere bekommen haben,
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also so richtig dicken Ausdruck, 800 Seiten, der erstmal an fast alle Abgeordneten
0:03:25–0:03:28
rausgereicht wurde, die irgendwas mit digital gemacht haben.
0:03:28–0:03:33
Und das war die Druckversion der Enquete-Kommission Künstliche Intelligenz.
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Und da stand halt nur Scheiße drin.
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Da hatten dann die FDPler Leute eingeladen, die erzählt haben,
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wie KI tolle neue Dinge schafft.
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Und mein Lieblingswort ist Verteilungsgerechtigkeitschancen.
0:03:49–0:03:52
Der Satz, dass KI uns hilft, Verteilungsgerechtigkeitschancen zu erhöhen.
0:03:52–0:03:56
Wo man sich fragen kann, was soll denn das sein? Und wie?
0:03:57–0:03:57
Und warum?
0:03:58–0:04:02
Und dann habe ich festgestellt, dass dieses 800-Seiten-Dokument,
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was ja schon mal ein ganz schöner Stoß Papier ist, das habe ich in die Hand
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genommen, um die ABO-Kordnusser zu fragen, was damit passiert.
0:04:10–0:04:13
Und sie hat gesagt, naja, mal gucken, vielleicht braucht man das später nochmal.
0:04:14–0:04:15
Und es wanderte ins Altpapier.
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Und jetzt sind wir noch eine der Arbeitsgruppen gewesen, die sich damit befasst
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hat. Und die anderen, die nur Beisitzer waren in derselben Enquete-Kommission,
0:04:26–0:04:28
die haben halt auch alle diese 800 Seiten ins Büro bekommen,
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damit sie eins zu eins als Altpapier kommen.
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Und das war eine Erkenntnis, also der Bundestag hat zumindest damals vor fünf
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Jahren unfassbar viel Papier produziert und noch mehr Altpapier.
0:04:40–0:04:42
Wo ich mir gedacht habe, wir leben im Zeitalter der PDF.
0:04:43–0:04:48
Also es gab gar keinen Grund. Und ja, und auch die Bürgerpost,
0:04:48–0:04:50
also wenn man sich denkt, schreibt mal eurem Abgeordneten, ja.
0:04:51–0:04:54
Das bedeutet dann aber auch, wir nehmen uns diese 200 Briefe vor,
0:04:55–0:04:56
dann machen wir jetzt bis zum Mittagessen.
0:04:56–0:04:59
Und wenn Mittagessen ist, kommt der Rest der Briefe auch ins Altpapier, ungeöffnet.
0:05:00–0:05:03
Also es hat mich schon sehr desillusioniert.
0:05:03–0:05:07
Dann kommt da halt das klassische Problem von arbeitenden Gruppen dazu.
0:05:07–0:05:13
Also man erfährt etwas und wenn man dann darüber offen redet und es läuft schief
0:05:13–0:05:17
dann darfst du dir anhören du musst es ja auch unbedingt mit allen darüber reden
0:05:17–0:05:22
und wenn du etwas mitbekommst und du redest nicht darüber und es läuft gut dann
0:05:22–0:05:25
heißt das du hast aber nicht unterstützt und wenn.
Florian Clauß
0:05:27–0:05:33
Okay, ich sehe schon, da hat dich so eine gewisse Frustration auch erfahrbar gemacht.
0:05:33–0:05:36
Was war denn da deine Aufgabe?
Ali Hackalife
0:05:36–0:05:40
Wissenschaftliche Mitarbeit und es hatte wenig mit Wissenschaft zu tun.
Florian Clauß
0:05:40–0:05:42
Hast dich beworben auf dem Posten?
Ali Hackalife
0:05:43–0:05:48
Genau, als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Rahmen der Linksfraktion im Bereich Netzpolitik.
0:05:48–0:05:52
Wobei, also ich habe den Job bekommen, das wurde mir auch durch die Blume so
0:05:52–0:05:53
gesagt, weil ich schwerbehindert bin.
0:05:54–0:05:56
Und es ging ihnen auch sehr viel mehr darum, dass ich ständig sage,
0:05:57–0:05:59
wie sehr für mich als Behinderten, dass alles beklemmend und bedrückend ist,
0:06:00–0:06:03
als dass ich über die Technik rede. Also es ging damals die Corona-Warn-App rum.
Florian Clauß
0:06:03–0:06:04
Ja.
Ali Hackalife
0:06:04–0:06:07
Und dann gab es halt eine Fraktionssitzung, in der Sarah Wagenknecht erzählt
0:06:07–0:06:10
hat, sie kann diese App niemandem empfehlen mit der Begründung.
0:06:10–0:06:16
Man könne als Linke mit der DDR-Historie den Bürgern nicht Software auf ihre
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Smartphones verpflichtend empfehlen.
0:06:17–0:06:22
Dann haben halt Leute wie ich, die das White Paper von Google damals gelesen
0:06:22–0:06:26
hatten, wie das Bluetooth LE, die das Contact Tracing macht,
0:06:26–0:06:27
deren Meinung war halt völlig egal.
0:06:28–0:06:32
Also es war auch, dass der CCC damals gesagt hat, wir sehen keine Bedenken bei dieser App.
0:06:32–0:06:35
Und dass das ja eine Ausnahme ist, weil der CCC eigentlich kein Ziel of Approval gibt.
0:06:35–0:06:40
Aber das war alles völlig egal. Und es ging ja nur um das gefühlte Faktenargument
0:06:40–0:06:43
von, also wir können den Leuten jetzt nicht vorschreiben, was sie auf ihre Telefone installieren.
0:06:44–0:06:49
Und wenn man mit solchen Leuten zusammensitzt und versucht, einen Arbeitsbeschluss
0:06:49–0:06:53
zu fassen, das ist doch eher frustrierend, weil man das Gefühl hat,
0:06:53–0:06:55
es ist völlig egal, ob du verstehst, worum es geht.
0:06:55–0:06:58
Wenn du es glaubhaft verkaufen kannst, dann reicht das.
0:06:58–0:07:01
Und das war etwas, was dann dazu geführt hat, dass ich danach beschlossen habe,
0:07:01–0:07:03
ich möchte erst mal nicht in die Politik.
0:07:03–0:07:10
Also wir laufen jetzt gerade am Paul-Löbe-Haus und Marie-Elisabeth-Lüders-Haus vorbei.
Florian Clauß
0:07:10–0:07:14
Kannst du da auf dem Finger drauf zeigen, wo dein Büro war?
Ali Hackalife
0:07:14–0:07:15
Ja, wir können dran vorbeilaufen.
Florian Clauß
0:07:16–0:07:16
Ah ja, sehr schön.
Ali Hackalife
0:07:17–0:07:22
Zwischen diesen beiden Gebäuden ist eine kleine Brücke unten für den Plebs und
0:07:22–0:07:26
eine Brücke oben für die Abgeordneten und für alle, die einen Hausausweis haben.
Florian Clauß
0:07:27–0:07:30
Aber kann man da wirklich als Normalbürger drüber gehen? Ich habe es noch nicht versucht.
Ali Hackalife
0:07:30–0:07:32
Unten? Ja, oben. Nein, oben.
Florian Clauß
0:07:32–0:07:36
Ah ja, da ist eine Treppe hoch. Ja, ich bin immer über die oder über die andere gegangen.
Ali Hackalife
0:07:36–0:07:41
Fun Fact, der obere Weg hat einen Namen. Das ist der Jakob-Maria-Mirscheid-Weg.
0:07:42–0:07:48
Jakob-Maria-Mirscheid ist ein Abgeordneter der SPD, den sich die Jusos ausgedacht haben.
0:07:49–0:07:51
Also den gibt es gar nicht als Person.
0:07:51–0:07:54
Wir gehen außen rum, hätte ich gesagt.
Florian Clauß
0:07:54–0:07:58
Ich würde sagen, wir gehen hier am Kanzleramt lang oder wolltest du nochmal?
Ali Hackalife
0:07:58–0:07:59
Nein, da hinten ist mein Büro, da hätte man...
Florian Clauß
0:07:59–0:08:01
Achso, okay, dann gehen wir da.
Ali Hackalife
0:08:01–0:08:04
Jakob Maria Mirschheit ist eine Erfindung der Jusos gewesen.
0:08:04–0:08:08
Und Mirschheit veröffentlicht gelegentlich lustige Texte.
0:08:08–0:08:13
Zum Beispiel, wie die Wahlergebnisse der SPD mit der Rohstahlproduktion Deutschlands
0:08:13–0:08:15
zusammenhängen. Und...
0:08:17–0:08:21
Es lohnt sich. Also Mirscheid war lange Zeit der älteste im Amt befindliche Parlamentarier.
0:08:22–0:08:25
Hat auch ein schönes Foto, das zusammengewürfelt ist aus mehreren anderen Fotos.
0:08:26–0:08:30
Und dann hatten Leute irgendwann mal ein Schild gekauft, um dort oben offiziell
0:08:30–0:08:33
den Jakob-Maria-Mirscheid-Weg auszuschreiben.
Florian Clauß
0:08:33–0:08:36
Und das Pseudonym wird dann rumgereicht und jeder darf mal schreiben.
Ali Hackalife
0:08:37–0:08:40
Wir laufen jetzt an der Hinterseite des Reichstagsgebäudes vorbei.
0:08:41–0:08:45
Und dort wehen ja mehrere Flaggen, unter anderem die Deutschland-Flaggen und
0:08:45–0:08:47
auf einem Türmchen weht die Europaflagge.
0:08:48–0:08:51
Und unter dem Türmchen hat die Linke ihren Sitzungssaal gehabt.
0:08:51–0:08:55
Also da oben in den Türmchen sind von Linke, Grüne,
0:08:55–0:08:59
damals zu meiner Zeit waren es noch FDP und AfD, hatten dort ihre Fraktionsräume
0:08:59–0:09:05
und dazwischen waren auf der langen Seite CDU und SPD, die halt einfach mehr
0:09:05–0:09:07
Abgeordnete hatten und mehr Platz dafür brauchten.
0:09:08–0:09:11
Diese Türmchen haben die Akustik der Hölle, weil sie nicht dafür gedacht wurden,
0:09:11–0:09:15
dass viele Leute miteinander reden, sondern sollten das einfach nur nett aussehen.
Florian Clauß
0:09:15–0:09:21
Wir sind ja, als wir uns zum Podcast verabredet haben, haben wir so ein bisschen
0:09:21–0:09:25
so einen Themenpool aufgemacht und da ist dann was reingeworfen.
0:09:26–0:09:29
Also ich dachte, ich suche dann jetzt auch eine Strecke aus,
0:09:29–0:09:30
die sind dann ganz gut verbinden.
Ali Hackalife
0:09:30–0:09:35
Wir sehen jetzt hier oben eine Brücke, beziehungsweise mehrere,
0:09:36–0:09:40
die Bundestagsgebäude, also der ganze Komplex hier, ist über- und unterirdisch
0:09:40–0:09:44
mit Brücken miteinander verbunden und Tunnels, damit du von einem Gebäude zum
0:09:44–0:09:46
anderen kannst, ohne durch eine Sicherheitsschrittläuse zu müssen.
0:09:47–0:09:53
Und am Anfang ist das gewöhnungsbedürftig, weil auch im Gebäude gibt es viele
0:09:53–0:09:57
hohe Brücken auf einer Ebene, damit man das Gefühl von Luftigkeit hat.
0:09:57–0:10:01
Und der Architekt hat sich was gedacht zum Thema Transparenz, weite Sichtachsen.
0:10:01–0:10:04
Aber ich finde Hängebrücken auch schon ein bisschen gruselig, muss ich sagen.
0:10:05–0:10:10
Wir laufen jetzt zwischen zwei Verwaltungsgebäuden lang, unter denen ein Tunnel
0:10:10–0:10:12
ist, der Techno-Tunnel heißt.
0:10:12–0:10:19
Weil er damals gebaut wurde mit so LED-Streifen, die über den Gang Bögen machen.
0:10:19–0:10:23
Und es sieht halt alles sehr nach Rave aus und wenig nach ernster Bürobetrieb.
Florian Clauß
0:10:23–0:10:29
So wie der Eingangsgang im Tresor damals. Aber auch mit LED-Streifen gekennzeichnet.
Ali Hackalife
0:10:30–0:10:35
Apropos Tresor, Gregor Gysi hatte sein Büro in einem Teil, der Bundestagsgebäude,
0:10:35–0:10:37
das früher mal eine Bank war.
0:10:37–0:10:41
Und deswegen ist direkt neben seinem Büro eine Treppe runter zu einem dicken
0:10:41–0:10:43
Tresorraum mit einer Panzertür.
Florian Clauß
0:10:43–0:10:45
Sie sind ja auch richtig aufgehalten, meine wirklichen Abgeordneten.
Ali Hackalife
0:10:47–0:10:50
Ja, also wie gesagt, meine Geschichten sind ja jetzt alle auch ein bisschen
0:10:50–0:10:54
alt, weil damals hatten Gysi und Wagenknecht halt auch noch nebeneinander ihre
0:10:54–0:11:01
Büros. und Wagenknecht hat ja jetzt kein Büro mehr und wir wollen gleich rechts rüber.
Florian Clauß
0:11:04–0:11:07
Das ist ja hier die französische Botschaft, das ist auch direkt um die Ecke.
0:11:08–0:11:11
Ich hatte eigentlich vor, in die andere Richtung zu gehen, aber das holen wir dann nach.
0:11:12–0:11:18
Also ich glaube, hier in diesem Bereich von Berlin liegen auch eine Menge Themen
0:11:18–0:11:21
am Weg, die wir ganz gut aufgreifen können.
Ali Hackalife
0:11:22–0:11:25
Ja, wir hatten einerseits noch Themen vom letzten Mal und andererseits hatte
0:11:25–0:11:30
ich vorgeschlagen, dass wir über das Neugestalten von historischen Orten reden könnten.
0:11:31–0:11:34
Aber da kommen wir dazu, wenn wir soweit sind.
Florian Clauß
0:11:34–0:11:35
Müssen wir jetzt über die Straße?
Ali Hackalife
0:11:36–0:11:39
So, lass mich kurz gucken. Nein, hier links ist es.
0:11:40–0:11:44
Da hinten ist irgendwo eine sehr sicher bewachte Garage, weil Sicherheit.
0:11:45–0:11:48
Und das ist auch so ein Ding, um in den Bundestag reinzukommen,
0:11:49–0:11:51
musst du durch Drölfzig schleusen.
0:11:51–0:11:54
Wenn du einen Gastausweis hast, dann darfst du auch keine Wasserflaschen mitnehmen,
0:11:54–0:11:55
keine Glasflaschen und so weiter.
0:11:55–0:11:58
Ab dem Moment, wo du einen Hausausweis hast, ist völlig egal,
0:11:58–0:12:00
was du reinbringst, wie viel und wo.
0:12:00–0:12:05
Also wir haben Möbel nachgebracht, da hätte in den Paketen alles sein können.
0:12:05–0:12:08
Und hier der Bäcker direkt, also der Butterlindner direkt. Der Butterlindner
0:12:08–0:12:13
ist immer für, oh, wir haben gleich noch Besuch, hol mal schnell ein paar Teilchen.
0:12:14–0:12:16
Also Butterlindner verdient sich blöd.
Florian Clauß
0:12:16–0:12:17
Aber nicht nur hier.
Ali Hackalife
0:12:18–0:12:22
Hier war der Eingang.
0:12:23–0:12:28
Und direkt dahinter ums Eck war mein Büro. Und hier oben ein paar von denen
0:12:28–0:12:34
haben Balkons und es ist theoretisch Rauchverbot im ganzen Gebäude,
0:12:34–0:12:38
aber in den Büros der Abgeordneten herrscht natürlich parlamentarische Immunität.
0:12:38–0:12:42
Das heißt, wenn man im Büro raucht, dann das Schlimmste, was passieren kann,
0:12:42–0:12:46
ist, dass der Hausmeister sagt, mach mal bitte nicht, aber man kann dich nicht wirklich aufhalten.
0:12:48–0:12:52
Das war auch eine Erkenntnis, wie viel, also ich hätte immer gedacht,
0:12:52–0:12:54
ja, das Gebäude ist ja geheizt, wenn man da drin ist, braucht man keine Jacke.
0:12:55–0:12:58
Du gehst aber gefühlt jede Stunde mit jemand anderem mal kurz eine rauchen,
0:12:59–0:13:02
um über Gott und die Welt zu reden.
0:13:02–0:13:07
Und ich als Nichtraucher war dann doch immer auch ein bisschen einerseits fehl
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am Platz und andererseits wollte man dann ja doch trotzdem mitgehen,
0:13:10–0:13:12
weil in der Raucherecke passieren die wichtigen Gespräche.
Florian Clauß
0:13:12–0:13:14
Ja, es war wie früher auf dem Schulhof, oder?
Ali Hackalife
0:13:14–0:13:20
Apropos Ecken und wichtig, hier ist die egalste Ecke. Hier ist ein unfassbar teurer Tresen drin.
0:13:21–0:13:24
Und dort geht es darum, irgendwas mit europäischer Repräsentation.
0:13:25–0:13:29
Hier passiert nichts. Also ich schimpfe ja viel über die Politik,
0:13:29–0:13:32
aber das hier ist wirklich nur ein, wir hatten ein paar Millionen und wir hatten
0:13:32–0:13:34
das Gebäude, also machen wir das hier.
0:13:36–0:13:38
Ich habe mich mit vielen Leuten unterhalten, hier passiert halt nichts.
0:13:38–0:13:42
Es gibt manchmal Empfänge für Europa, wie toll das alles ist.
0:13:42–0:13:47
Aber es hat keine nennenswerte Funktion.
0:13:47–0:13:49
Man kann nicht mal gratis ein Schnittchen abgreifen.
0:13:51–0:13:54
Wir laufen jetzt auf den Pariser Platz Richtung Brandenburger Tor.
Florian Clauß
0:13:54–0:13:57
Ja, wir haben direkt vor uns das Brandenburger Tor.
Ali Hackalife
0:13:58–0:14:00
Apropos historische Orte, kennst du den Saal der Stille?
Florian Clauß
0:14:01–0:14:02
Nein, den kenne ich nicht.
Ali Hackalife
0:14:03–0:14:04
Du hast ihn gerade in der Sicht.
Florian Clauß
0:14:05–0:14:05
Ah ja.
Ali Hackalife
0:14:05–0:14:10
Der Saal der Stille ist oben zwischen den Ebenen des Brandenburger Tors.
0:14:11–0:14:15
Und dort haben die Sowjets Funktechnik drin gehabt. Und als Napoleon hier war,
0:14:15–0:14:17
hat er dort oben Leute verhört.
0:14:18–0:14:24
Und man kann über das rechte Gebäude mit einer Treppe hoch und dann in den schrägen
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Klotz des Brandenburger Tors rein.
Florian Clauß
0:14:26–0:14:29
Also das ist jetzt quasi da über den Giebel?
Ali Hackalife
0:14:30–0:14:34
Also genau, da über das rechte kleinere Gebäude kannst du mit einer Treppe hoch
0:14:34–0:14:36
und dann unter die Quadriga rein.
Florian Clauß
0:14:36–0:14:38
Und da ist der Saal der Stille?
Ali Hackalife
0:14:38–0:14:40
Oben in diesem Querkasten ist der Saal der Stille.
Florian Clauß
0:14:45–0:14:50
Wie lange war dann deine Zeit bei der Linken?
Ali Hackalife
0:14:51–0:14:55
Eingetreten bin ich in die Partei mit 18, direkt zum Geburtstag.
0:14:56–0:15:00
Und dann habe ich erst mal lange als Karteileiche existiert.
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Dann habe ich mich im September beworben und habe dann insgesamt,
0:15:05–0:15:09
ich glaube, fünf Monate in Berlin gearbeitet.
0:15:09–0:15:13
Aber da war dann der letzte Monat auch schon im Homeoffice und ich sehr deprimiert von der Politik.
0:15:13–0:15:18
Und es war halt während Corona, das heißt, es war vieles, was sonst zum politischen
0:15:18–0:15:23
Alltag gehört, also Winke-Winke und Podiumsdiskussionen und so,
0:15:23–0:15:24
das hat wenig stattgefunden.
0:15:25–0:15:29
Stattdessen bestand ein substanzieller Teil meiner Arbeitszeit daraus,
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dass man schauen musste, wie man die Wiederwahl gewinnen könnte,
0:15:33–0:15:37
weil es war ja nur noch ein Jahr bis zur nächsten Bundestagswahl.
0:15:38–0:15:42
Und ich fand es sehr enttäuschend, wie wenig es um das aktuelle Tagesgeschäft
0:15:42–0:15:43
ging und wie viel um die Frage.
0:15:43–0:15:46
Also ich wette, ich habe eine komplette Arbeitswoche damit verbracht,
0:15:46–0:15:50
dass wir darüber diskutiert haben, ob man Desinfektionstücher oder Fächer reichen möchte.
0:15:51–0:15:54
Und das Ding ist, es war ja Pandemie. Das heißt, ich fand die Idee,
0:15:55–0:15:58
Desinfektionstücher zu, also die Verpackung zu bedrucken und halt so Reinigungstücher
0:15:58–0:16:00
rauszugeben, fand ich total schlau.
0:16:00–0:16:04
Aber wenn man in einem Wahlkampf vor Jahren schon mal einen Fächer gemacht hat,
0:16:04–0:16:05
muss das wieder ein Fächer sein.
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Und dann wurden Produktmuster bei AliExpress bestellt und dann war das Rot nicht
0:16:10–0:16:12
das Rot von der Linken, weil die Druckerei das anders gemacht hat und so und
0:16:12–0:16:15
auf so etwas ging substanziell viel Zeit drauf.
0:16:17–0:16:20
Damals beschlossen wurde, dass der Fingerabdruck in den Personalausweis reinkommt.
0:16:21–0:16:24
Und bei der Abstimmung darüber war die Abgeordnete, für die ich gearbeitet habe,
0:16:25–0:16:26
nicht mal im Parlament, weil sie lief.
0:16:28–0:16:33
Und ich habe mir gedacht, wie kann es sein, dass wir hier sind für digitale Politik, Netzpolitik.
0:16:33–0:16:37
Und wenn dann ein wichtiges Thema verhandelt wird, dann bin ich der Einzige,
0:16:37–0:16:39
der es zufällig mitbekommen hat und die anderen schlafen.
Florian Clauß
0:16:40–0:16:43
Ich meine, aber das ist ja sehr ernüchternd. Da hat man, glaube ich,
0:16:43–0:16:46
den politischen Betrieb so gleich von unten aufgefressen.
Ali Hackalife
0:16:46–0:16:52
Oder? Ja, also es ist ja nicht nur schlecht, aber unfassbar viel entsteht als
0:16:52–0:16:56
Entwurf von Interessensgruppen und Lobbyisten und ist darauf ausgelegt,
0:16:57–0:16:58
dass es durchgewunken wird.
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Und jetzt kann man sagen, es ist grundsätzlich gut, wenn Agrarverbände oder
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Medizintherapieverbände und so weiter wissen, was ihnen fehlt und sie können
0:17:08–0:17:11
dann daraus ein kompetentes Gesetz entwerfen.
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Aber es fehlt mir so ein bisschen die Kontrollinstanz, vor allem wenn es um
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Überwachung und Überwachungsprotokolle geht.
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Und naja, man geht dahin mit dem Idealismus.
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Ich möchte die Welt gerechter machen mit Technik. Und man trifft auf Leute,
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die sagen, ja, das ist schon ein gutes Ziel, aber auf dem Weg dahin würde ich
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gerne nochmal wiedergewählt werden.
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Mir ist darüber hinaus sehr wichtig, dass wir hier nicht zu sehr gegen die Parteilinie
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gehen, auch wenn die Parteilinie nicht rechtfertigbar ist.
0:17:40–0:17:43
Und so diese Idee von wegen, die Abgeordneten sind nur ihrem Gewissen verpflichtet
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und können frei abstimmen, das stimmt halt nicht.
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Am Ende des Tages geben die Fraktionen im Wesentlichen raus,
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was wie beschlossen wird und da musst du nicht mal anwesend sein,
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wenn für die Fraktionen gestimmt wird.
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Ich finde die Idee des arbeitenden Parlaments ja auch erst mal gar nicht schlecht,
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also dass die Leute nicht die ganze Zeit im Plenarsaal sitzen.
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Aber wenn du dir dann anschaust, was für ein Theater es ist,
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also alle geben ihre Reden rein, halten ihre Reden, ein paar Parteien nutzen
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die Reden besser für Social Media als andere.
0:18:12–0:18:15
Aber diese Reden sind ja nicht dafür gedacht, irgendwen von irgendwas zu überzeugen.
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In der Regel ist die Stimmliste, wie sich die Fraktion verhält,
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schon bekannt, bevor die Reden gehalten werden. Das heißt, du weißt,
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wenn du ans Rednerpult gehst, ich kann hier sagen, was ich will,
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es wird eh passieren oder es wird eh nicht passieren.
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Und dann, finde ich, kann man sich die Reden eigentlich auch sparen.
Florian Clauß
0:18:29–0:18:33
Ja gut, das ist halt ein symbolischer Akt und das ist auch sicher ein Akt der
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Transparenz gegenüber dem Volk, dass man dann halt da eine gewisse Position
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vertritt und die in der Rede dann entsprechend exponieren kann.
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Aber so wie du es beschreibst, klar, das ist alles sehr deterministisch und
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eigentlich gibt es da nicht so viel Handlungsfreiheit.
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Und ich meine auch, ich glaube, wenn man dann so als junger Mensch wie du in
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die Politik kommt, mit einem gewissen Enthusiasmus und einer gewissen Tatkraft
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und dann merkt, dass du da halt nicht sehr viel weiterkommst.
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Aber ich meine, das war ein kurzes Kapitel in deinem Leben. Also nach fünf Monaten
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und die Bedingungen mit Corona ist es vielleicht gar nicht so schlecht gewesen,
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dass es dann halt so dahin geführt hat, dass du Homeoffice gemacht hast und
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dir dann andere Wege gesucht hast.
Ali Hackalife
0:19:17–0:19:22
Ja, was ich positiv hervorheben möchte, das ist der Sessel Figura.
0:19:22–0:19:24
Figura ist der Typ der Sessel, die im Parlament verbaut sind.
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Das ist ein sehr guter Schreibtischstuhl. Da keine Kritik, das ist eine gute Wahl.
Florian Clauß
0:19:30–0:19:31
Figura, ja.
Ali Hackalife
0:19:32–0:19:37
Ja, wir stehen jetzt hier und dort vorne vorm Reichstagsgebäude.
0:19:37–0:19:39
Da wird ja demnächst ein Graben gebaggert.
0:19:39–0:19:43
Das war nämlich auch eine Erkenntnis der Corona-Pandemie. also in der in der
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scheibe aus dem parlamentsgebäude raus sind große glasblöcke verbaut sind so
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20 zentimeter dick und die sind so eingelassen dass du da auch mit dem panzer
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nicht so ein weiteres durchfahren kann aber es stand ja mal demonstranten auf der tage,
0:19:56–0:19:59
Und deswegen baut man jetzt hier einen Graben, einen Sichtgraben.
0:20:00–0:20:02
Das heißt, in der Optik fällt er nicht auf, aber es wird nie wieder eine Demo
0:20:02–0:20:05
direkt auf der Treppe geben können, weil da dann halt ein Burggraben ist.
Florian Clauß
0:20:05–0:20:12
Ah, okay. Also das ist der Sturm auf den Reichstag, den du hier angeführt hast?
Ali Hackalife
0:20:12–0:20:16
Ja, aber Sturm, finde ich, macht das Ganze zu ernst.
0:20:17–0:20:24
Da standen halt so um die 150 Verrückte und drei Polizisten haben sie komplett im Zaum gehalten.
Florian Clauß
0:20:25–0:20:29
Es war auch so ein bisschen so, wenn man das in den Originalaufnahmen gehört
0:20:29–0:20:31
hat, ja, machen wir halt mal, oder?
0:20:31–0:20:34
Ich habe noch eine Bockwurst auf der Hand, aber egal, wir gehen mal hin.
0:20:36–0:20:37
Völlig verpeilt.
Ali Hackalife
0:20:38–0:20:45
Was ich viel krasser fand, war, als die AfD-Abgeordnete die Schwurbler dann
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auch als Gäste reingeholt hat, Da gibt es einen Moment,
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wo eine verwirrte Heilpraktikerin den Peter Altmaier, wie er gerade in den Aufzug
0:20:54–0:20:58
steigt, anschreit und sie ruft, du fetter, eitler König.
0:21:00–0:21:04
Und ich bin ja, obwohl ich der CDU nichts abgewinnen kann, großer Peter Altmaier-Fan.
Florian Clauß
0:21:04–0:21:05
Ach, wirklich?
Ali Hackalife
0:21:05–0:21:08
Ja, also nicht seine Politik. Ich finde, dass er die Solarindustrie kaputt gemacht
0:21:08–0:21:10
hat, das ist schon ein dickes Problem.
0:21:10–0:21:16
Aber der Typ ist also sehr belesen, hat kluge Gedanken und jetzt,
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wo er nicht mehr aktiv in der, also er hat damals sein gewonnenes Mandat zurückgegeben,
0:21:20–0:21:23
damit eine jüngere CDUlerin nachrücken kann.
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Also ich finde, er sagt schon, jetzt, wo er nicht mehr im Tagesbetrieb ist,
0:21:27–0:21:29
oft Dinge, die hörenswert sind.
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Gibt ein sehr gutes Gespräch mit ihm und Gregor Gysi.
Florian Clauß
0:21:31–0:21:32
Ah ja.
Ali Hackalife
0:21:33–0:21:38
Ja, wir laufen jetzt über das, was früher mal eine schöne Wiese war.
Florian Clauß
0:21:38–0:21:42
In Vorbereitung zur Sendung habe ich mir auch ein paar wenige Gedanken gemacht.
0:21:42–0:21:45
Das ist jetzt wieder Platz der Republik.
0:21:45–0:21:50
Und ich spiele so ein bisschen auf das andere Thema an, nämlich wie sich dann
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so kulturelle Kontexte und die Kontexte von Monumenten ändern können.
0:21:55–0:21:57
Hier stand mal die Siegessäule.
Ali Hackalife
0:21:57–0:21:59
Ja, mit der Goldelse.
Florian Clauß
0:21:59–0:22:05
Goldelse, ja die Siegessäule, so das Symbol für den deutschen Nationalstaat
0:22:05–0:22:10
von Bismarck so initiiert, wo die deutschen Einigungskriege,
0:22:10–0:22:13
der Dänische Krieg, der Österreichische Krieg und der Französische,
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dann alles auf die Fassaden mit Kanonen von dieser Goldelse dann geschmiedet wurde.
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Und der stand hier und im Zuge von der Umgestaltung von Albert Speer,
0:22:27–0:22:28
von den Nationalsozialisten,
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hatte Speer dann diese Goldelsen verlegt da hinten hin und ein bisschen höher
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gebaut, ja, aufgebockt.
0:22:38–0:22:42
Gleichzeitig sollte hier dann diese Nord-Süd- und Ost-West-Süd-
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und Germania als Welthauptstadt zu initiieren. Also ich weiß nicht,
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ob du diese Pläne kennst.
Ali Hackalife
0:22:50–0:22:52
Ich kenne auch die Halle, die sie in Germania bauen wollten,
0:22:52–0:22:53
mit der größten Kuppel der Welt.
Florian Clauß
0:22:53–0:22:58
Ja, das ist so Wahnsinn, wenn man sich diese Pläne anguckt.
0:22:58–0:23:04
Das ist dann am Ende von der Nord-Süd-Achse im Moabit, sollte diese Halle entstehen.
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Und die haben extra nochmal so einen künstlichen See geplant,
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in dem sich dann die Halle spiegeln kann.
Ali Hackalife
0:23:10–0:23:12
Kennst du den Maschsee in Hannover?
Florian Clauß
0:23:12–0:23:14
Ja, den kenne ich.
Ali Hackalife
0:23:14–0:23:17
Der ist auch so ein Nazi-Projekt, Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.
0:23:17–0:23:19
Und jetzt bauen wir einen künstlichen See.
0:23:19–0:23:23
Gedanke noch, bevor wir dann rübergehen zu Monumenten.
Florian Clauß
0:23:23–0:23:23
Ja.
Ali Hackalife
0:23:23–0:23:28
Gibt es ein Foto nach dem Zweiten Weltkrieg. Das ist etwas, das würde ich mir,
0:23:28–0:23:33
wenn ich mal Abgeordneter werden sollte, als großes Poster, als Druck ins Büro hängen.
0:23:33–0:23:37
Und zwar sieht man, wie eine Frau Kartoffeln auf der Wiese da vorne vollgehebt.
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Im Hintergrund sieht man das Reichstagsgebäude. So dieses, ja,
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wir müssen halt doch irgendwas essen, jetzt wo der Krieg vorbei ist.
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Und ich finde das ein total starkes Bild. Erstens, weil ich mit dem Hobbygärtnern
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halt auch immer den Gedanken verbinde von, ich möchte Dinge können,
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die am Ende des Tages nützlich sind.
0:23:54–0:23:56
Und Aktenlesen ist nicht nutzlos,
0:23:56–0:24:00
aber Kartoffeln anbauen, es gibt Situationen, da ist das nützlicher.
0:24:00–0:24:06
Und ich finde, es hat irgendwie so ein starkes Bild von Wiederaufbau und die
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Marie-Elisabeth Lührs, nach der das eine Gebäude benannt ist von den beiden Parlamentsgebäuden.
0:24:13–0:24:17
Die war auch Frauenrechtlerin, eine der ersten Frauen, die damals in der Weimarer
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Republik ab 1919 im Reichstag saßen.
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Und sie hat nach 1949 bei der Neugestaltung der Bundesrepublik auch mitgewirkt
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und war, ich glaube, noch bis 1961 oder so, also richtig lange Parlamentarierin.
0:24:32–0:24:40
Der Paul Löbe, nachdem dieses Haus dort benannt ist, der war zweimal hintereinander
0:24:40–0:24:45
der Präsident des Weimarer Reichstags und hat sich gegen die Nazis gestellt.
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Und er war dann auch nochmal nach dem Krieg Parlamentarier.
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Und beides SPDler, nach denen die Gebäude hier benannt wurden.
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Und ich finde es eigentlich ganz cool, Leuten diese Gebäude zu widmen.
0:24:58–0:25:00
Aber ich habe auch in der Zeit, in der ich in diesen Gebäuden gearbeitet habe,
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wenig Leute getroffen, die wussten, nach wem diese Gebäude benannt wurden.
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Und damit haben wir doch eine perfekte Brücke zu Historizismus,
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während wir auf die Waschmaschine zulaufen, das Bundeskanzleramt.
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Hier zwischen Paul-Löbe-Haus und Bundeskanzleramt sollte es mal ein Besucherbegegnungszentrum
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geben, aber es war kein Geld mehr dafür da und es war zufälligerweise genauso
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teuer wie das, was der Andi Scheuer mit der Maut rausgeklotzt hat,
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nämlich 600 Millionen Euro.
Florian Clauß
0:25:27–0:25:30
Vielleicht auch nochmal, um diese Brücke so ein bisschen zu stärken,
0:25:30–0:25:35
das, was ich bei dem Reichsgebäude hier so, wirklich, wo ich das noch bewusst
0:25:35–0:25:38
erlebt habe, diese Verhüllung des Gebäudes.
Ali Hackalife
0:25:39–0:25:40
Christo, 2001, glaube ich.
Florian Clauß
0:25:40–0:25:47
Oder? Nein, das war 1995. Ja, stimmt. Also es war 1995 und ich habe die Debatten
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davor mitbekommen und so weiter.
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Das ganze Projekt hat sich ja auch schon in den 70ern so abgezeichnet.
0:25:52–0:25:56
Ich meine, das Gebäude war ja auch unter den Nazis dann nicht mehr besetzt.
0:25:56–0:26:01
Da war ja dieser Reichsbrand, der das dann erstmal so lahmgelegt hat.
0:26:01–0:26:04
Hitler selber war in der Reichskanzlei, die er sich da gebaut hat.
0:26:05–0:26:08
Dann war es ja auch quasi so Sinnbild der Weimarer Republik,
0:26:08–0:26:10
also der Demokratie, dieses Gebäude hier.
0:26:11–0:26:17
Und dann eben in der Zeit nach dem Krieg war das mehr oder weniger brach.
0:26:17–0:26:20
Da gab es so ein paar Veranstaltungen drin und so weiter, aber keiner wusste
0:26:20–0:26:22
so richtig, was man damit machen konnte.
0:26:22–0:26:26
Es wurde dann halt auch renoviert, aber das wurde dann halt nicht so renoviert,
0:26:26–0:26:27
dass es wirklich so nutzbar wurde.
0:26:28–0:26:31
Es gab viel mit Neonlicht und so weiter, was dann halt auch nicht so schön war.
0:26:31–0:26:36
Und dann kam natürlich die deutsche Einheit und die Frage nach der,
0:26:37–0:26:38
ja, was machen wir jetzt?
Ali Hackalife
0:26:38–0:26:44
Genau, 2001 war dann der Reichstagsbeschluss, dass Berlin neu als Hauptstadt
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bezogen wird. Und der Umzug damals war ja auch ein verrückter Kompromiss.
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Also jetzt vor kurzem verstorben Wolfgang Schäuble war damals sehr dagegen mit
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dem Argument, in Bonn seie man doch näher zu Frankreich und Paris.
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Und vor allem sei man auch näher zu Brüssel und zu Straßburg und zur EU.
0:27:05–0:27:10
Und ich fand, damals wäre eigentlich der logische Schritt gewesen zu sagen,
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wir nehmen Frankfurt, weil es halt wirklich am zentralsten liegt.
0:27:13–0:27:18
Ja, aber man hat sich dann damals darauf geeinigt, dass einige Ministerien noch
0:27:18–0:27:21
nicht umziehen und daraus ist dann Gewohnheit geworden.
0:27:21–0:27:24
Deswegen sind, ich glaube, Verteidigung ist immer noch in Bonn.
0:27:25–0:27:29
Also es sind noch ein paar Ministerien und Entwicklungshilfe in Bonn,
0:27:29–0:27:31
was dazu führt, dass immer noch sehr viel hin und her geflogen wird.
Florian Clauß
0:27:31–0:27:37
Ja, aber dieser Schritt, die Stadt zu initiieren für diesen Machtauflauf,
0:27:37–0:27:41
dann halt eben dieses Gebäude zu verhüllen.
0:27:41–0:27:45
Verhüllen und als künstlerische Plastik auszustellen.
0:27:45–0:27:49
Und ich weiß noch, ich fand am Anfang, also als ich das dann halt so mitbekommen
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habe, die Diskussion darum, fand ich die Idee dann völlig hanebüchen und was
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soll das denn und so weiter.
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Und dann ist man hingegangen, das war nur für 14 Tage verhüllt.
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Also es war ein relativ kurzer Zeitraum und es hatte eine unglaubliche Kraft,
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also eine friedvolle Kraft.
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Also hier war dann halt auch Happening, die ganzen Leute saßen davor Es waren
0:28:08–0:28:16
fünf Millionen Besucher, hatten wir dann diese Verlängerung gehabt und ich war wirklich begeistert.
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Bietvoller Ort geworden, ja, und ich fand es toll und es war diese Skulptur,
0:28:22–0:28:25
diese riesige Skulptur und da knüpfe ich an, ich glaube ich,
0:28:26–0:28:29
wir sind so schnell reingegangen in unseren Podcast, dass ich dich gar nicht
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ausführlich vorgestellt habe.
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Ali, Ali Hackeleif, Ali hat einen Podcast, der ist auch interessant und du machst
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ja viele Sendungen, alles, was dich interessiert und da ist total viel auch interessant.
Ali Hackalife
0:28:46–0:28:47
Danke für die Blut.
Florian Clauß
0:28:47–0:28:50
Und das Tolle ist, Wenn man dann selber einen Podcast macht,
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dann kann man halt auch die anderen Podcaster einladen und mit ihnen über ihre
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Sendung sprechen, was man normalerweise nicht machen kann, weil es immer One-Way ist.
0:28:58–0:29:02
Aber du hattest eine tolle Sendung mit Christian Gürndt, heißt er,
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glaube ich, über England.
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Und jetzt komme ich noch zu dem Punkt. Ihr seid durch die verschiedenen Orte
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gegangen, die ihr in London und England so liebt. Und das eine war,
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wo ich auch eine Verbindung habe, wo ich auch, ich bin auch total oft und gern nach London gefahren.
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Und das war die Tate Modern, diese riesen Turbinenhalle.
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Und da war 2002 oder 2003 auch eine Ausstellung von Anish Kapur,
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heißt er, glaube ich, ein indischer Bildhauer.
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Und der hat in der Tate Modern die größte Skulptur jemals erschaffen.
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Also wer diese Tate Modern, wer schon mal da war, weiß, wie groß dieser Innenraum ist.
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Wenn man reinkommt in diese Turbinenhalle, wo früher Turbinen gestanden haben,
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es sind fünf oder sechs Stockwerke, die man auch sehen kann, innen drin.
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Und diese Halle ist riesig groß und hat Anish Kapur ein Monument errichtet,
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eine Skulptur, die den kompletten Innenraum gefüllt hat.
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Und das war auch so ähnlich überwältigend wie hier dieser Reichstag,
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die Verhüllung des Reichstages, weil dann auf einmal diese Größendimensionen ganz anders werden.
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Also du stehst davor und denkst so, boah, das ist dieser Erlebnis,
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wo wirklich Kunst so erlebbar wird, so körperlich wird.
Ali Hackalife
0:30:23–0:30:27
Über die Turbinenhalle habe ich mit Johnny Schneider auch ein paar Mal gesprochen,
0:30:27–0:30:33
weil dort unter anderem die Flux Games stattfanden. olympische Spiele mit Quatschdisziplin,
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also wo sie zum Beispiel Wettrennen in Taucherflossen machten.
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Da gab es eine große Kunstinstallation Making a Salad, wo sie mit hunderten
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Leuten zusammen Salatzutaten geschnitten haben und sie dann von der Empore runter
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in eine LKW-Plane warfen, in der LKW-Plane mischten und dann gab es für alle Salat.
Florian Clauß
0:30:51–0:30:56
Und die Vinaigrette, die wurde dann durch die Turbine angetreten.
Ali Hackalife
0:30:56–0:30:59
Es wurde groß aus, halt so ein Stockwerk drüber reingeschüttet.
0:31:00–0:31:04
Sehr contemporary Art, weil da ist ja auch die Frage, wie verkauft man so ein Kunstwerk?
0:31:05–0:31:08
Aber offensichtlich hat es in meine Gehirnwindung und jetzt auch in deinen Podcast geschafft.
Florian Clauß
0:31:08–0:31:11
Ja, das ist so soziale Plastik.
Ali Hackalife
0:31:11–0:31:14
Und um hier nochmal ein paar Punkte abzuhaken.
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Wo fangen wir an? Ich war ja gerade noch kurz gepackt bei der Reichstagsverhüllung.
0:31:22–0:31:25
Ich habe ein Stück davon geschenkt bekommen zum Geburtstag von der Plane.
0:31:25–0:31:28
Und es ist ein relativ festes Lkw-Plan und sie ist gar nicht so teuer.
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Also es kostet ungefähr ein Zehner für so einen 10 zu 15 Zentimeter großen Patch.
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Und ja, ich verstehe die Faszination total. Christo hat ja mehrere Gebäude,
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den Arc der Triumph unter anderem auch noch verhüllt.
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Und er hat teilweise so ganze Küstenlandschaften eingepackt.
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Das sieht halt aus, als wäre es noch nicht gerendert oder eine falsche Textur.
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Also ich finde es sehr sehenswert.
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Wir laufen jetzt Richtung Tiergarten und wir kreuzen den Ort,
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wo der Berlin-Marathon startete und endete.
Florian Clauß
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Ja, gleich da vorne an der Straße 17. Juni. Aber ich will nochmal hier darauf
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hinweisen, die Schwangere Auster.
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Kennst du was in meinem Gebäude drin?
Ali Hackalife
0:32:06–0:32:07
Nee, ich kenne es nur von außen.
Florian Clauß
0:32:07–0:32:11
Das ist ein schönes Gebäude, was dann auch zu Berlinale bespielt wird und auch
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zu irgendwelchen anderen Kulturveranstaltungen.
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Und das hat so ein bisschen eine tragische Geschichte, weil irgendwann in den
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70ern, ist das glaube ich kurz nachdem es gebaut wurde, ist dann oben das Dach
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eingefallen und hat zwei Leute in den Tod gerissen.
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Und das ist dann rekonstruiert worden. Aber ich mag diesen Ort sehr gerne.
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Also das ist auch so einer der Orte, wo ich gerne hingehe.
Ali Hackalife
0:32:32–0:32:34
Wo wir gerade bei großen Skulpturen waren.
Florian Clauß
0:32:35–0:32:36
Ein Glockenturm.
Ali Hackalife
0:32:36–0:32:40
Um ein paar offene Fäden zu schließen. Mit Christian Gürn sprach ich über unsere
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Begeisterung für England und ich war dieses Mal dort und hatte die Gelegenheit,
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mir Stonehenge anzuschauen. Und ich bin ja an sich großer Fan von Uhr- und Frühgeschichte,
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und muss doch ganz ehrlich sagen, bei Stonehenge, ich habe Redebedarf.
Florian Clauß
0:32:57–0:33:03
Ja, sehr gut. Wir können auch an unsere letzte Folge so ein bisschen anklüpfen,
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weil wir auch in der letzten Folge über die Außenalster. Die Außenalster, genau.
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Über neolithische Kulturtechniken gesprochen haben.
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Nämlich mit Ackerbau und Kochen.
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Zumindest haben wir es angeschnitten.
Ali Hackalife
0:33:17–0:33:22
Wir laufen jetzt in den Tiergarten und auch das, weißt du, warum der so sternförmig angelegt ist?
Florian Clauß
0:33:23–0:33:24
Nein, klär mich auf.
Ali Hackalife
0:33:25–0:33:28
Und zwar, damit Hochwohlgeboren eine Drückjagd veranstalten kann,
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hat man Tiere gehalten hier im Park.
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Und dann hat man entlang der Achsen Schnüre aufgehangen, an denen hingen Stoffbahnen,
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dann konnte man von außen in diese Trichter, die sich zu der Mitte des Sterns
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gebildet haben, die Tiere aufscheuchen.
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Die sind halt in den immer enger werdenden Trichter reingelaufen und in der
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Mitte des Sterns stand dann die
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adelige Jagdgesellschaft und hat auf die Zustörung den Tiere geschossen.
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Und daher kommt die Redewendung durch die Lappen gehen, wenn ein Tier durch
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eine dieser Stoffbahnen ausgebrochen ist und dann über eine der Sternachsen abgehauen ist.
Florian Clauß
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Wahrscheinlich unter Friedrich den Großen oder so. Wie hat sich das dann so ausgeprägt?
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Irgendwas Adliges.
Ali Hackalife
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Ich kenne nur die Geschichte zur Redewendung und den Park.
Florian Clauß
0:34:11–0:34:15
Das ist eine andere preußische Redewendung. Wir haben ja oft Krawall gebürstet.
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Kennst du diese Redewendung?
Ali Hackalife
0:34:18–0:34:20
Also ich kenne die Redewendung und ich hätte jetzt vermutet,
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das ist, wenn ich die Katzenfall drum streiche.
Florian Clauß
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Ja, das ist so ähnlich. Nämlich ist es, wenn die preußischen Kavallerie,
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wenn die in den Krieg gezogen sind, Kavallerie ist, glaube ich, die mit den Pferden,
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dann haben die Pferde mit Stahlbürsten gebürstet, damit die ordentlich Adrenalin
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und gereizt sind und damit die halt irgendwie ordentlich durchpesen.
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Deswegen auf Krawall gebürstet, kommt daher.
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Man muss ja sagen, Berlin, Berlin hat ja nicht so eine lange Geschichte wie
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andere Orte auf der Welt.
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Das ist ja doch, naja, so 17. Jahrhundert hat sich das so ausgeprägt mit Friedrich,
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den großen Preußenstaat und so weiter.
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Und es war ja sehr militärisch immer ausgerichtet. Es gibt Exerzierplätze überall
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und es war auch relativ klein.
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Es waren ja eigentlich zwei Städte, Köln und Berlin, die sich dann am Roten
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Rathaus hinten, Nikolai-Viertel, gekreuzt haben und dann zu einer Stadt gewachsen
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sind. Aber eigentlich war es relativ unbedeutend.
Ali Hackalife
0:35:17–0:35:21
Das ist ja eh das Ding mit den ganzen Kiezen, von denen viele eigene Städte
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waren und eigene Gemeinden, die dann hier eingemeindet wurden in die Metropolregion.
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Und ich finde nach wie vor sehr gut, dass, wie war es, Neukölln hieß früher
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Rixdorf und wurde umbenannt, damit es attraktiver ist, damit Leute dahin ziehen.
Florian Clauß
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Rixdorf, aber jetzt ist Rixdorf wieder eigentlich so ein hipster Begriff,
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weil Rixdorfer Brause und Rixdorfer Bier gibt es da überall.
Ali Hackalife
0:35:50–0:35:51
So, die Frage ist.
Florian Clauß
0:35:52–0:35:57
Wie kommen wir hier rüber? Aber hier, genau, hier ist der Marathon.
Ali Hackalife
0:35:57–0:36:04
Genau, hier wird Public Viewing betrieben und hier.
Florian Clauß
0:36:04–0:36:10
Bin ich auch, einmal im Jahr gibt es das Fahrradrennen, das startet auch hier,
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da habe ich auch mal mitgemacht.
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Also es macht schon Spaß, wenn man halt diese breiten Straßen einfach quer durchfahren
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kann. Und das ist auch so die Ost-West-Verbindung, also die Achse,
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die mehr oder weniger noch steht, ne?
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Hier kann man ja einfach bis zur Bismarckstraße einfach durchfahren.
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So, jetzt aber rüber.
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Und wir blicken hier auf die Siegelsäule.
Ali Hackalife
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Genau, Berlin, nicht so eine lange Geschichte wie andere Orte.
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Und da kommen wir zu dem, was ich dir als Thema vorgeschlagen hatte.
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In der historischen Geschichte von Stonehenge wurde das so vor,
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von heute aus gerechnet, ungefähr 5000 Jahren.
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An einem Dienstag hat man mit den Bauarbeiten begonnen.
Florian Clauß
0:37:00–0:37:02
Zu zweit, ja.
Ali Hackalife
0:37:02–0:37:11
Ja, und zwar hat man damit begonnen, erst mal einen Erdwall aufzuhäufen und
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einen Erdkreis zu graben.
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Dann hat man in diesem Erdkreis ungefähr 1000 Jahre später, also vermutlich
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andere Leute, angefangen kleinere Steine zu stellen in Kreisformationen.
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Und das war ungeklärt, Kultstätte, sieht einfach cool aus.
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Viele der Geschichten klingen für mich immer so wie etwas, wo man mit Freunden
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draufkommt, wenn man zu lange am Lagerfeuer sitzt.
Florian Clauß
0:37:31–0:37:32
Ja.
Ali Hackalife
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Dann hat man angefangen vor knapp 4000 Jahren mit den Sarsen,
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das sind die großen Steine, die dort stehen, und den Megalithen.
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Megalithen sind eigentlich eigene, freistehende große Steine,
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von denen gibt es auch durch ganz Europa verteilt welche und auch teilweise
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viel größere als die, die bei Stonehenge stehen.
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Und dann hat man mit den Sarsen den ersten Kreis gebaut und den hat man dann die,
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Trilonites, also die Dreisteinkonstruktion gebaut, das sind auch die,
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die die meisten Leute in Erinnerung haben, wenn du an Stonehenge denkst,
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dann denkst du an diese Steintore, zwei Poller und einen Stein obendrauf und
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dann wuchs diese Anlage ein bisschen zusammen, ein bisschen auseinander,
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also dieser erste Kreis mit den kleinen Steinen, mit blauen Steinen aus Wales,
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die waren, die Steine waren auch schon schwer, aber jetzt nicht so unerklärlich schwer.
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Dieser kleine Kreis wuchs dann zusammen, ein paar Steine gingen verloren,
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ein paar Steine sind in die Nachbarschaft gezogen.
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Also man findet Steine aus demselben Steinbruch in Grabkammern drumherum.
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Die letzte Phase, in der Stonehenge so betrieben wurde, wie wir es heute vermuten,
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die ist ungefähr, Moment, was war das?
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Vor 3600 Jahren war die Himmelsscheibe von Nebra und der letzte Ausbau Stonehenge
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war 800 Jahre vorher. also vor 4.400 Jahren von heute gerechnet. Genau, 2.400 Jahre vor.
Florian Clauß
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Also quasi um 2.500 vor der Zeit.
Ali Hackalife
0:39:00–0:39:07
Auch das, ich schreibe in meinen Texten BC, aber es ist ja eine große Frage,
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ob man BC oder BCI, VCH oder VUZ.
Florian Clauß
0:39:12–0:39:15
Ja, ich bin immer für Säkularisierung.
Ali Hackalife
0:39:15–0:39:21
Ja, aber das tust du ja nicht wirklich, denn BC before Christ und BCI before
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Common Era. Wo beginnt denn die Common Era? Erklär mal.
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An einem zufälligen Tag haben wir beschlossen, wir zählen jetzt hoch und herunter.
Florian Clauß
0:39:30–0:39:33
Aber es geht ja auch darum, den Namen nicht immer wieder zu wiederholen,
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sondern auch dann halt ein anderes Branding zu machen.
Ali Hackalife
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Der hat Jehova gesagt. Ich würde sagen, es ist Quatsch, wenn deine Zählrichtung
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weiterhin dieselbe ist.
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Die Leute von In A Nutshell, der kurz gesagt erfolgreichste internationale deutsche
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YouTube-Kanal, Die haben vorgeschlagen, dass man anfängt, mit vor 12.000 Jahren zu zählen.
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Und dass vor 12.000 Jahren die ersten Agrarkulturen in Göbekli Tepe begonnen
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haben, in dem, was heute die Türkei ist.
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Und ihre Argumentation ist, wir leben dann halt heute im Jahr 12.025.
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Das heißt, du schreibst einfach vor, die Jahreszahl nochmal an 1, 10.000 Jahre mehr.
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Und dann ist dein Startpunkt bei, die Menschheit wird sesshaft.
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Was ja irgendwie ein ganz guter Punkt ist, um zu sagen, ab jetzt an lohnt es
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sich zu zählen. Weil wenn du als Jäger unterwegs bist, als Beutesammler,
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dann musst du nicht so viel zählen.
Florian Clauß
0:40:26–0:40:33
Und vor allen Dingen, das ist ja so das ausbringende Merkmal von vielen neolithischen Monumenten,
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dass die alle so kreisförmig sind, zyklisch sind, dass die immer so in Zyklen
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aufgehangen sind, dass die einen saisonalen Bezug haben.
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Ja, also eigentlich ist immer alles rund irgendwie.
Ali Hackalife
0:40:45–0:40:49
Ja, aber ein Kreis ist einfach eine Form. Also für einen Kreis brauche ich zwei
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Leute und ein Seil. Das ist relativ einfach zu machen.
Florian Clauß
0:40:53–0:40:55
Achso, zwei Leute und ein Seil.
Ali Hackalife
0:40:55–0:40:58
Du kannst sogar alleine mit einem Stein und einem Seil.
Florian Clauß
0:40:59–0:41:00
Einfach so drehen das so.
Ali Hackalife
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Also ich brauche irgendetwas, was eine konstante Länge hat und damit laufe ich
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um den Punkt in der Mitte und schon habe ich meinen Kreis.
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Und dementsprechend, dass es kreisförmig ist. Ich meine, wenn dein Leben bestimmt
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ist durch die Sonne und durch die Jahreszeiten, dann würde ich auch anfangen,
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runde Dinge zu verehren.
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Denn alles, das warme Wetter, die neuen Pflanzen, die Tiere,
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alles kommt dadurch, dass...
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Gar nicht so weit weg ein Fusionsreaktor offen brennt.
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Und ich würde auch anfangen, runde Dinge zu verehren, wenn ich in einer neolithischen
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Kultur lebe. Ich finde, das ist noch der offensichtliche Teil.
Florian Clauß
0:41:38–0:41:42
Also als ich jetzt ein paar Dokumentationen zu dem Thema gesehen habe,
0:41:42–0:41:46
eine Sache, die mir da so aufgefallen ist, aber die nirgendwo so explizit gesagt
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wurde, wenn du anfängst, dann eben Ackerbau zu betreiben,
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dann stößt du irgendwann auf diese Steine, diese Findlinge.
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Weil eben der Gletscher irgendwann mal durchgegangen ist und diese Steine überall
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in der Landschaft verteilt hat.
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Und wenn du nicht weißt, dass da vorhin ein Gletscher war, dann fängst du ja
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auch an zu glauben, was ist das denn? Wer hat das denn dahin gebracht?
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Und deswegen ist wahrscheinlich die Stone Age, das ist auch so auf diese Steine
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fixiert, weil die dann halt einfach überall rumlagen und keiner konnte sich
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erklären, wie die da hingekommen sind.
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Und deswegen fängt da auch so eine religiöse, mythische Aufladung an.
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Also so kann ich mir das nur erklären.
Ali Hackalife
0:42:23–0:42:28
Und wie gesagt, wir sehen, dass Stonehenge zur Sonne hin ausgerichtet ist,
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aber diese ganzen Theorien über zeigt es genau auf den Aufgang bei Sommersonnenwende,
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Wintersonnenwende und so weiter.
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Da haben wir ein großes Problem. Wir wissen es nicht.
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So wie es heute steht, tut es das. Ja. Aber in den 1950er Jahren hat man,
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weil einerseits sind mit der Zeit und durch Erdbeben viele Steine umgefallen,
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in den 1950er Jahren hat man die Steine alle bewegt, unter vielen von ihnen
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ein Betonfundament gegossen und damit stehen die Steine heute,
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Einfach nicht mehr in derselben Orientierung. Und ich meine,
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es ist faszinierend da zu sein. Das ist gar nicht die Frage.
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Aber es nimmt im Ganzen irgendwie etwas Mythisches, wenn du weißt,
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so wie der jetzt da steht, steht der da, weil ein benzinbetriebener Kran ihn hochgehoben hat.
Florian Clauß
0:43:19–0:43:20
Das ist nicht original.
Ali Hackalife
0:43:21–0:43:24
Ja, und das ist so die Frage, warum ist mir das wichtig?
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Also hätte ich es nicht gewusst und wäre ich da gewesen, dann hätte ich einen
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Respekt davor gehabt, der mir jetzt irgendwie fehlt.
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Und das Ding ist ja, das Erstaufbauen mit Muskelkraft ist und bleibt weiterhin total faszinierend.
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Also es ist halt so eigentlich eine totale Idee, die, wie ich sagen würde,
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Schnapsidee oder Bierlaune.
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Komm, wir gucken mal, ob wir diesen riesigen Stein aufstellen können.
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Und dann geht das und dann suchst du dir eine Begründung, warum du sagst,
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ja, ihr müsst jetzt hier leider Haselnüsse sammeln und die Feldarbeit alleine machen.
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Wir Männer, wir müssen jetzt eben mal weg mit dem Stein holen.
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Also das ist ja, ich finde, das ist eine gute Ausrede, aber das ist auch schon
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ein bisschen großer Quatsch.
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Und wenn man sich anschaut auf dem Weg zwischen Stonehenge und dem Steinbruch,
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aus dem die Steine kommen,
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ungefähr 20 Meilen, also 36 Kilometer um den Dreh, weg, auf dem Weg dahin liegen
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auch noch ein paar Steine, die vermutlich aus dem selben Bauprojekt kommen und
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die halt nicht zu Ende geschleppt wurden.
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Und es liegen auch im Steinbruch noch Steine, die rausgekloppt wurden,
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aber nicht mehr bewegt. Das heißt, die Kommunikation war auch nicht gut genug,
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um zu sagen, der ist jetzt angekommen, wir brauchen noch einen, das reicht.
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Also da ist super viel Zeit reingegangen in einer Gesellschaft,
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bei der Zeit eigentlich viel gebraucht wurde, um zu überleben.
Florian Clauß
0:44:37–0:44:41
Ja, ich meine aber generell ist ja auch die Frage, warum haben die das da gebaut
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und ist es denn halt tatsächlich so etwas Effektives gewesen?
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Also ich habe gehört, dass als es dann fertig war, sind die einfach auseinandergegangen
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und haben es so stehen lassen. Genau, es ist keine Siedlungsgebende. Ende, so tschüss.
Ali Hackalife
0:44:54–0:44:57
Das ist so das Ding. Also es gibt keine Besiedlung, die dort stattfand.
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Und es gibt, also es gab Funde von insgesamt 63 Individuen, die dort verscharrt waren.
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Aber bei denen auch unklar ist, nach welchem Kriterium. Also da waren Erwachsene,
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da waren Kinder bei, Männer, Frauen.
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Also es gab kein konkretes Kriterium, an dem man sagen konnte,
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also wären es zum Beispiel nur ältere Männer mit schweren Knochenbrüchen.
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Dann könntest du sagen, hier liegen wichtige Krieger.
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Oder werden es überwiegend Kinder und Frauen, dann könntest du sagen,
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das sind die, die den wichtigen Personen wichtig waren.
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Aber so dadurch, dass dort im Prinzip demografisch einmal alles liegt, wissen wir es nicht.
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Und dazu kommt, dass in den 50er Jahren die Archäologen, die dort die Fundamente
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gegraben haben, erstmal alle Knochen in den Knochenberg geworfen haben und einen
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großen Haufen mit allen Knochen, die wir gefunden haben, erstellt haben.
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Und das hat in den 80er und 90er Jahren dann wirklich viel Arbeit gebraucht,
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bis man die Knochen wieder zusammen puzzeln konnte und sagen,
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wie viele Leute da überhaupt gefunden wurden.
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Das ist wild durcheinander. Und vor allem, wir wissen, dass die Leute,
0:45:54–0:46:00
die dort gelebt haben, die hatten den großen Vorteil von Upfront Energy,
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heißt das in der Archäologie.
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Also, dass du in einem Umfeld lebst, wo du Nahrung zu dir nehmen kannst,
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deren Zubereitung wenig Energie braucht.
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Und das heißt zum Beispiel, wenn du Walnüsse sammelst oder Haselnüsse,
0:46:11–0:46:15
wie im Fall von Stonehenge, und du hast einen großen Vorrat Haselnüsse,
0:46:15–0:46:19
dann kann ich mehr Haselnüsse sammeln, als es mich braucht, als Energie braucht,
0:46:19–0:46:20
die zusammenzubringen.
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Das heißt, ich kann dich versorgen, während du dich um etwas anderes kümmerst.
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Und das ist beeindruckend, weil das eigentlich erst dann nach dem.
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Agrarkulturellen Revolution passiert, dass Menschen regelmäßig mit Upfront-Energy
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leben und Dinge bauen können.
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Also warum die Ägypter ihre Pyramiden bauen konnten, liegt halt auch daran,
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dass sie mehr Energie gewinnen konnten durchs Andenbauen von Essen und durchs
0:46:42–0:46:44
Zusammentragen von Essen, als es gebraucht ist.
0:46:44–0:46:46
Also das Brauchen zum Zusammentragen war nicht so viel wie das,
0:46:46–0:46:49
was sie aufgenommen haben. Und dadurch konnte man sich dann leisten,
0:46:49–0:46:50
entsprechende Handwerker zu haben.
Florian Clauß
0:46:51–0:46:56
Ja, genau. Also da sind wir ja wieder bei Theorization. Und auch beim Kochen
0:46:56–0:47:01
und Essen. Also klar, du hast einen Energieüberschuss, kannst den Energieüberschuss
0:47:01–0:47:04
dann irgendwo gesellschaftlich verwalten und dann fängst du an, so Sachen zu bauen.
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Was ich auch gehört habe, ist, dass so wie man das jetzt, diese Ausgrabung,
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es gab diesen Ort, der dann auch so, ich weiß nicht, ein paar Kilometer, Meilen...
Ali Hackalife
0:47:16–0:47:16
Avonbury.
Florian Clauß
0:47:16–0:47:21
Genau, wo dann anfangs wurde angenommen, das ist so eine Sklavenarbeit,
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ähnlich wie bei den Pyramiden, wo ein streng hierarchisches Faron-System,
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die Leute dazu gezwungen hat, diese Bauten zu machen.
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Bei Stonehenge geht man davon aus, dass es auf einer freiwilligen Basis passiert
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ist. Und dieses Dorf, was sie da gefunden hat, auch riesig groß ist.
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Da konnten so 4.000 bis 5.000 Menschen wohl wohnen.
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Und dass die aber so gebaut waren, dass es nicht wirklich eine Hierarchie gab.
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Es gab dann vier größere Häuser, die in der Mitte von diesem Dorf stehen,
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wovon ausgegangen wird, dass es dann so die Stammesführer waren.
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Aber es wurde nicht unterschieden bei den anderen. Es gab nicht so ein irakisches System.
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Später dann, als Stonehenge dann quasi in dieser neolithischen Phase dann fertig
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gebaut wurde und dann 500 Jahre später sind diese Hühnengräber da in der Nähe
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entstanden, wo dann im Prinzip auch da...
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Leute begraben waren, aber die hatten dann halt auch so Grabbeilagen und so
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weiter drin, dass es darauf geschlossen werden konnte, dass das eher Hörgestellte waren.
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Also da fing es schon an mit der Kupferzeit und so weiter.
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Bei Bronze Zeit, dass die dann halt auch da so Grabbeilagen hatten und so weiter.
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Also es ist so ein stetiger Bedeutungswandel, der dann auch da und dagegen passiert.
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Dann kommt man irgendwo als Kultur dahin.
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Also ich weiß nicht genau diese Kultur, die Stonehenge aufgebaut haben.
Ali Hackalife
0:48:41–0:48:44
Die Windmill Hill Culture war das.
Florian Clauß
0:48:44–0:48:45
Die Glockenbecher.
Ali Hackalife
0:48:45–0:48:48
Nee, Windmill Hill waren die, die den Graben ausgehoben haben.
Florian Clauß
0:48:49–0:48:52
Die finde ich auch so geil, als wenn man die nachher an den Artefakten benennt.
Ali Hackalife
0:48:53–0:48:58
Ja, also Windmill Hill heißt nicht nach einem Fundort, sondern nach einem Fundort so.
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Genauso wie die Michelbacher oder die Ornitizer Kultur nicht an Objekten benannt
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werden, sondern nach Fundorten für kulturverbindende Gemeinschaften,
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die man dort ausgegraben hat.
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Also Windmill Hill hat als Erste angefangen und hat diesen Graben ausgehoben.
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Die, die dann das Henge gebaut haben, Stonehenge, ein Henge aus Steinen,
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ist das eine, aber es gibt auch Woodhenges.
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Zum Beispiel in Pömmeltill in Sachsen-Anhalt, da haben sie ein großes Woodhenge
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gefunden, also einen Holzpfahlkreis.
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Und bei der zweiten Stufe, also als man dann angefangen hat,
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diese Saarzen dort aufzubauen, das war Beaker-Culture, also die Becher- bzw.
0:49:37–0:49:38
Glockenbecher-Kulturen.
Florian Clauß
0:49:38–0:49:38
Ja.
Ali Hackalife
0:49:39–0:49:45
Da ist aber auch so ein bisschen das Ding, wir wissen, dass die viel Zeit dafür gebraucht haben.
0:49:45–0:49:48
Also in 800 Jahren wechseln die Kulturen schon mal durch.
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In Zentraleuropa auf dem europäischen Festland würde man dann wieder unterscheiden
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zwischen Schnurrbandkeramik, Linearbandkeramiker und dann gibt es neben dem
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Glockenbecher auch den Becher mit Füßen und so weiter. und nach denen teilt
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man dann Kulturen nochmal ein. Also es gibt Füßchenbecher.
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Und da wissen wir halt aus den Funden der Gräber, von denen,
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wie ich gerade sagte, 63 Individuen, das war dann Beaker-Culture.
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Aber in der Beaker-Culture, also in der Becherkultur, ist die Frage,
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welcher Bechertyp, durchaus umstritten, weil es halt viele Jahrhunderte gesauert hat.
Florian Clauß
0:50:22–0:50:24
Da kann man schon mal so einen Becher variieren.
Ali Hackalife
0:50:24–0:50:32
Ja, die letzte Ausbauphase war, ich glaube, Willex-Culture, weil Funde bei Willicks
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für die Epoche führend sind.
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Und in der Nähe gibt es, wie gesagt, Avebury. Das ist die größte europäische
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menschengemachte geografische Veränderung.
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Also aus dem Neolithikum. Das ist ein 39 Meter hoher Berg.
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Und es ist unklar, wofür er gebaut wurde. Es gab jetzt mehrere Scans und man
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hat im Boden nichts gefunden. Das heißt, es ist kein Grabhügel vermutlich.
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Er war nicht besiedelt. Das heißt, es war auch keine Festung.
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Und die Frage ist, wofür bauen Menschen im Schweiß ihres Angesichts einen riesigen Jügel?
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Ja, und es gibt drumherum Grabhügel. Und dann gibt es natürlich auch die Ideen
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von wegen, was ist, wenn sie den einen Grabhügel ihrer Gottheit gewidmet haben
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oder so und man deswegen dort kein Grab vor Ort finden kann,
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weil es etwas Mythisches hat.
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Aber gilt bis heute als eines der größten, ungelösten Mysterien der europäischen
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Ethnologie und Archäologie, warum da dieser Hügel ist, der eindeutig menschgemacht
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ist, aber man weiß nicht warum.
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Und wenn man auf ihm steht, dann kann man im Umland andere Grabhügel sehen,
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aber er hat jetzt keine so prominente Position, dass klar ist,
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das ist ein Observatorium, weil dafür reichen die paar Meter nicht.
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Also wir sehen, dass im südamerikanischen Regenwald, da gibt es Observatorien,
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die gebaut wurden, damit man aus der Baumdecke, aus der Laubdecke raus konnte in den Himmel gucken.
0:51:51–0:51:54
Und das macht halt keinen Sinn, wenn du auf einer platten Ebene bist.
Florian Clauß
0:51:56–0:52:03
Ja, interessant. Aber ich meine, das ist ja sowieso bei so Monumenten eben bei
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Kulturen, die nicht wirklich Schrift hinterlassen.
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Da gibt es ja einen ständigen Bedeutungswandel.
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Steht da wahrscheinlich auch, wenn andere Kulturen, wenn die eine dann weitergezogen
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oder ausgestorben ist, kommen andere Kulturen, die fangen dann auch an.
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Haben dieses Framework Stonehenge aufgebaut und denken auch,
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okay, jetzt machen wir halt unser Ding da raus.
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Erstmal die Frage, ich meine, das ist ja so Archäologie, ist ja nichts anderes
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als, jetzt mal so platt gesprochen, Reverse Engineering.
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Du musst ja dann irgendwie, du hast ein System, das ist dann überlagert von
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Artefakten und von Zeitschichten, die musst du ja irgendwie auseinander friemeln
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und kannst dann Bedeutung irgendwo reinlesen.
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Das ist ja so ein Ding, sich das zu erschließen, so ein Kulturkontext.
0:52:45–0:52:48
Aber ich meine, wenn man dann auch selber, wenn man weiter zurückgeht in die
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Geschichte, es ist ja auch so ähnlich, kommt eine Kultur.
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Und die haben wahrscheinlich was ganz anderes, als dann die nach den Glottenbecher
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Kulturen, als die gekommen sind, die haben ja auch wahrscheinlich keine Bedienungsanleitung
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von Stonehenge irgendwo gefunden,
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sondern ihr Ding draus gemacht und haben dann auch angefangen umzuformen.
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Und jetzt kommen wir zu deiner eigentlichen Entrüstung. Ja,
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dass du das jetzt nicht so authentisch fandst, weil da in den 50ern halt die
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Steine so gebaut wurden, dass es sie nach der Sonnenwende ausrichtet und dass
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es überhaupt nicht der ursprüngliche Effekt von diesem Monument war.
0:53:23–0:53:24
Aber ist es dann nicht egal?
Ali Hackalife
0:53:26–0:53:31
Nun, wir können uns die Frage stellen, hat irgendetwas einen Wert? Aber das hilft ja nicht.
0:53:32–0:53:37
Also ist es wichtig zu wissen, warum diese Steine dort stehen, wie sie stehen?
0:53:37–0:53:40
Nein. Ist es interessant? Ja, okay.
0:53:41–0:53:49
Und ich finde spannend, einerseits die Craftmanship, also wie man diese Steine
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aufgebaut und aufgerichtet hat,
0:53:51–0:53:57
die ist ganz faszinierend, weil mittlerweile relativ gut nachgeforscht ist mit
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Experimentalarchäologie, wie man halt so große Steine bewegt.
0:54:00–0:54:03
Und dass du die nicht, also es gibt die lange Zeit, gab es die Theorie,
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dass man über Holz, über Stämme gerollt hat, aber im Moment und das ist auch, wozu ich tendiere,
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Pivot Points, also dass du einen Gegenstand, einen Stamm, einen Stein unter
0:54:17–0:54:21
diesen großen Stein bringst und dann im Prinzip durchs Hebeln den Stein anhebst
0:54:21–0:54:25
und um diesen Punkt, auf dem er pivotet, auf dem er balanciert, drehen kannst.
Florian Clauß
0:54:25–0:54:29
Also Schwerpunkt, also Hebel, also quasi Verlagerung.
Ali Hackalife
0:54:29–0:54:35
Ja. Und also finde ich jetzt erstmal eine recht interessante und plausible These,
0:54:35–0:54:39
weil wenn du dir die Gegend anschaust, durch die sie die Steine gebracht haben,
0:54:39–0:54:43
dann ist das viel Marschland, wo ich vermuten würde, dass da einfach der Stein
0:54:43–0:54:44
sofort einsinkt, wenn du ihn ziehst.
0:54:44–0:54:48
Es ist ja spannend, sich Gedanken zu machen, wie bewegt man diese Steine.
0:54:48–0:54:51
Und da hat die Ägyptologie mittlerweile viele Erkenntnisse zu,
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die man eins zu eins auch übernehmen kann, die auch plausibel aussehen.
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Aber das erste Mal, dass die Steine schriftlich auftauchen, ist, ich glaube, im 12.
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Jahrhundert in einer Geschichtserzählung über den Magier Merlin.
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In der ältesten Aufzeichnung einem Kodex, der die Geschichte Schottlands und Englands beschreibt.
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Da erklärt Merlin, dass Stonehenge von Riesen aufgebaut wurde,
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was ja nett von den Riesen ist, und gibt aber auch keinen Kontext wofür, warum und überhaupt.
0:55:26–0:55:31
Jetzt, während ich da war, überschnitt sich das mit dem kalendarischen Frühlingsanfang.
0:55:31–0:55:34
Und entsprechend waren sehr viele Esoteriker dort vor Ort.
Florian Clauß
0:55:35–0:55:36
Du warst zur Sonnenwende da?
Ali Hackalife
0:55:36–0:55:36
Ja.
Florian Clauß
0:55:37–0:55:40
Nein, zum Tag-Nacht-Gleiche.
Ali Hackalife
0:55:41–0:55:46
Ja. Und da waren viele Esoteriker da, ihre Haltsteine aufladen und was man halt so macht.
Florian Clauß
0:55:47–0:55:49
Hast du da auch ein Relikt mitgebracht?
Ali Hackalife
0:55:51–0:55:51
Also.
Florian Clauß
0:55:52–0:55:55
Kann man eigentlich da direkt auf die Steine, also ist es so,
0:55:55–0:55:58
dass du da hingehen kannst, kannst und deine Stirn drauflegen kannst.
Ali Hackalife
0:55:59–0:56:03
Also, es gab in den 60er Jahren das Free Stonehenge Festival.
0:56:04–0:56:08
Da sind die Hippies direkt da drangegangen und haben Musik zwischen den Steinen
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gemacht und haben getanzt. Finde ich mega cool, würde ich auch gerne.
0:56:11–0:56:14
Dann verkleide ich mich auch gerne als Hippie. Ich glaube, ich könnte es schaffen,
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da optisch reinzupassen.
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Und dann gab es in den letzten Jahren halt für dieses Besucherzentrum einen
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Ring mit ziemlich viel Abstand, einen Weg, wie man um diese ganze Anlage laufen
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konnte. Aber da warst du 20, 30 Meter weg von den Steinen.
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Und jetzt gibt es seit einiger Zeit die Möglichkeit, mit einem Weg näher ranzugehen
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auf 10 Meter an die Steine.
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Aber es steht da für Wachtpersonal, denn die Leute von der letzten Generation,
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nee, Extinction Rebellion, irgendeine dieser Umweltgruppen, die haben vor gar
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nicht so langer Zeit die Steine mit Farbe besprüht.
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Und deswegen ist da gerade immer noch High Alert. Und ich denke mir,
0:56:52–0:56:53
das sind ja sehr robuste Steine.
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Ich wäre auch bereit, meinen Rucksack abzugeben und ohne Wasserflasche dorthin
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zu gehen, wenn ich mal wirklich dazwischen durchlaufen könnte.
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Aber ich glaube, das haben sie nicht so gerne. Alleine die in den 50er-Jahren
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gegossenen Fundamente sind jetzt künstlich mit Rasen bepflanzt,
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damit du sie nicht siehst.
0:57:11–0:57:13
Also für die Illusion braucht es ein bisschen Abstand.
Florian Clauß
0:57:14–0:57:14
Ja.
Ali Hackalife
0:57:15–0:57:19
Apropos, für die Illusion braucht es ein bisschen Abstand. Und wir nähern uns
0:57:19–0:57:24
wieder den Häusern vom Regierungsviertel, oder?
Florian Clauß
0:57:24–0:57:26
Ja, das ist tatsächlich die Häuser,
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die für die Familien der Regierungsviertelangestellten gebaut wurden.
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Das ist da direkt an der S-Bahn-Trasse.
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Und das ist so dieses S-förmige, schmengelt sich diese Linie lang.
0:57:40–0:57:45
Also es sind noch keine offiziellen Gebäude, aber es wurde so ein Zeitraum 2000er gebaut.
Ali Hackalife
0:57:45–0:57:50
Das neue Bundeskanzleramt, das geplant ist, mit Hubschrauberlandeplatz und vor
0:57:50–0:57:51
allem Gebäudeverlängerung.
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Das sieht dann ja aus wie ein großes J.
0:57:54–0:57:56
Ich weiß nicht, ob du da mal Bauskizzen von gesehen hast.
Florian Clauß
0:57:56–0:57:57
Nee, hab ich nicht.
Ali Hackalife
0:57:57–0:58:00
Das war auch so eine der Sachen. Wolfgang Schäuble ist ja nun nicht mehr,
0:58:01–0:58:04
aber er war immer sehr dagegen, weil er ja generell, also eine seiner Missionen
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war, der Bundestag soll nicht noch größer werden.
0:58:06–0:58:11
Und er meinte, mehr Parlamentsgebäude, das verleitet dazu dann noch mehr Mitarbeiter zu haben.
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Und Deutschland hatte ja nach der Volksrepublik China das größte Parlament.
Florian Clauß
0:58:18–0:58:23
Ja, aber Merlin und die Riesen. Da waren wir ja zuletzt.
Ali Hackalife
0:58:23–0:58:29
Apropos historische Dinge erhalten. Im Reichstagsgebäude sind noch die Graffiti
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von den Rotarmisten, die damals Berlin befreit haben.
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Und es stehen dort noch auf Kyrill die Namen der Leute, die sich da verewigt haben.
0:58:38–0:58:42
Und das wiederum finde ich cool, dass die dieses Graffiti trotz Renovierung dort gelassen haben.
Florian Clauß
0:58:42–0:58:47
Das ist ja auch so, dass du die Einschusskerben an den historischen Gebäuden
0:58:47–0:58:49
hast ja auch noch so erhalten.
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Diese letzte Schlacht um Berlin, da sind ja auch am Ende, glaube ich,
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über 150.000 Soldaten noch gestorben in diesem Kampf.
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Und das sowjetische Ehrendenkmal, glaube ich, da haben das gestriffen,
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sind nicht direkt dann vorbeigelaufen, wo dieser Panzer davor.
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Genau, und das haben die Sowjeten damals direkt quasi noch 1945 hingebaut,
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zum Gedenken an die letzte Schlacht, wo 80.000 Rotarmüsten gestorben sind.
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Und das war genau an der Stelle, wo diese Achse durchlaufen sollte.
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Das fand ich auch nochmal so ein Blocker dahin.
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Fand ich auch nochmal einen ganz guten symbolischen Akt, da halt so einen Akzent
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zu setzen und zu sagen, nee, geht halt nicht.
Ali Hackalife
0:59:36–0:59:42
Ich habe vor kurzem die Guido-Knopf-Biografie über Goebbels,
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Josef Goebbels gelesen.
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Das Ding ist, wenn man sich immer mal wieder mit den verschiedenen Personen
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befasst, die um Hitler in den letzten Jahren rumschwirren.
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Also Theodor Morel, sein Arzt, Traudel Junge, seine Sekretärin,
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Linge, der Leibwächter und dann Familie Goebbels, Josef und Magda Goebbels,
1:00:02–1:00:03
die auch noch im Führerbunker waren.
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Ich habe mittlerweile von so vielen von denen Biografien und Werke gelesen,
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also teilweise Autobiografie, teilweise Werke über sie.
1:00:15–1:00:18
Und nachdem ich Normen-Ola da hatte, sehe ich das Ganze ja dann immer ein bisschen
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anders mit dem unfassbaren Medikamentenkonsum, der dort betrieben wurde.
1:00:22–1:00:26
Und ich bin schwer überrascht, dass das so eine Perspektive ist,
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die so wenig im öffentlichen Geschichtsbewusstsein stattfindet.
1:00:30–1:00:35
Also wenn du dir die Schlacht um Berlin anschaust, wo sie Goebbels auf dem Weg
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durch Berlin macht noch eine Fahrt von der Reichskanzlei zum Wendlerblock und
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trifft währenddessen, weil Luftalarm ist, in mehreren Bunkern auf die Leute.
1:00:44–1:00:46
Und obwohl gerade alle in diesen Bunkern sitzen und das ist klar,
1:00:46–1:00:50
Berlin fällt, ist er immer noch der Liebling der Bevölkerung,
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macht Witze, dass er ja gesagt hat, wenn jemals auf Berlin eine Bombe fällt,
1:00:53–1:00:54
dann möchte er Meier heißen.
1:00:55–1:00:58
Und dann kommt er in den Bunkern und begrüßt alle mit, guten Tag, Meier mein Name.
1:00:58–1:01:03
Also es ist so absurd, was Menschen, also du sitzt in diesem Bunker und du hattest
1:01:03–1:01:06
jede Berechtigung zu sagen, diese Regierung hat einen Scheiß gemacht,
1:01:06–1:01:09
hat alle ins Verderben gestürzt und die Leute klönen dann trotzdem noch mit
1:01:09–1:01:12
ihm. Ein Schnäpschen auf dem Weg zum nächsten Bunker.
1:01:12–1:01:17
Und diese Galgenhumor-Stimmung in den letzten Kriegstage ist etwas,
1:01:17–1:01:19
was sich mir völlig nicht erschließt.
Florian Clauß
1:01:20–1:01:25
Ja, absolut nachvollziehbar. Also es ist nicht, ich weiß nicht,
1:01:25–1:01:28
man kann es wirklich nicht beschreiben, was da menschlich vor sich gehen muss,
1:01:29–1:01:30
um an so einem Punkt zu sein.
Ali Hackalife
1:01:30–1:01:35
Ja, wenn du weißt, wir haben in jeder Form moralisch, strategisch,
1:01:35–1:01:38
menschlich verloren, aber wir machen jetzt einfach weiter.
1:01:39–1:01:43
Also auch das Traudl Junge, die Sekretärin, hat die Anweisung bekommen,
1:01:43–1:01:46
dass sie noch mit der Goebbels-Familie fliehen könnte aus Berlin.
1:01:46–1:01:51
Es gab eine Maschine, mit der man noch nach Süddeutschland fliegen wollte.
1:01:51–1:01:56
Also Flugzeug war da und Josef Goebbels war ja im Ersten Weltkrieg auch erfolgreicher
1:01:56–1:02:00
Pilot und hat sich immer damit geschmückt, dass er ja auch die Luftwaffe unter
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seiner Kontrolle hatte, er das Fliegerass.
1:02:02–1:02:04
Das heißt, es hätte Mittel und Wege gegeben rauszufliegen und dann sagt Familie
1:02:04–1:02:08
Goebbels, nein, wir wollen zusammen mit unserem Führer hier unten im Bunker sterben.
1:02:09–1:02:13
Komm, Theodor Morell, bitte vergifte unsere Kinder, damit die nicht mitbekommen, wenn wir uns töten.
Florian Clauß
1:02:13–1:02:19
Da muss ja so eine Affinität zum Tod und zum Verderben, die ist ja so implementiert in dem System.
1:02:19–1:02:23
Das heißt, es ist ja auch dann nicht verwundernswert, dass die dann halt auch
1:02:23–1:02:27
überhaupt nicht nach normalen, menschlichen Entscheidungen dann irgendwelche
1:02:27–1:02:27
Entscheidungen fallen.
1:02:28–1:02:32
Wir hatten eine Eigentlich-Folge, eine Doppelfolge über den Laser-Film.
1:02:34–1:02:36
Wie heißt der noch, der letzte? Jetzt komme ich nicht drauf.
Ali Hackalife
1:02:36–1:02:39
Ah, Zone of Interest.
Florian Clauß
1:02:39–1:02:45
Genau, Zone of Interest. Zone of Interest ist quasi das Interessensgebiet um eine ganze Zeit.
1:02:45–1:02:52
Und wir hatten dann auch die Folge begonnen auf dem jüdischen Mahnmal.
1:02:53–1:02:59
In den 90ern gab es halt auch diese Debatte, jetzt auch wieder so Kultur und so, Berlin-Mitte.
1:02:59–1:03:03
Wo kommt dieses Mahnmal hin und was kann man machen? Da gab es verschiedene Ausschreibungen.
1:03:03–1:03:05
Und eine Ausschreibung, die fand ich eigentlich auch so,
1:03:06–1:03:13
clever, auch von wegen Umdeutung. Ein Entwurf war eben, dass man nicht was hinzubaut, sondern was wegnimmt.
1:03:14–1:03:18
Und das Wegnehmen war, dass man die beiden zentralen, also die mittleren Säulen
1:03:18–1:03:20
des Brandenburger Tors ausbaut.
1:03:21–1:03:24
Und das war, um halt was Fehlendes zu demonstrieren.
1:03:24–1:03:29
Und das fand ich eigentlich einen total guten Entwurf, so damit umzugehen mit
1:03:29–1:03:31
Geschichte, dass du was wirklich wegnimmst, ja.
Ali Hackalife
1:03:31–1:03:36
Ich war letztens das erste Mal in Weimar und ich muss ganz ehrlich sagen,
1:03:36–1:03:38
Weimar ist eine total erdrückende Stadt.
1:03:38–1:03:41
Also alles atmet Geschichte, alles atmet schwere Geschichte.
1:03:42–1:03:44
In der Nähe ist Buchenwald, das heißt der Platz, Buchenwaldplatz,
1:03:44–1:03:49
da stehen große schwarz-weiß Schraffur Bilder von Leuten, die dort deportiert wurden.
1:03:49–1:03:53
Alle Ecken haben historisch besondere Namen und ich finde Erinnerungskultur wichtig.
1:03:53–1:03:58
Aber ich glaube, wenn du jeden Tag auf dem Weg zur Schule, zur Arbeit,
1:03:58–1:04:00
was auch immer, daran vorbeifährst und in diese Gesichter schaust,
1:04:01–1:04:03
wirst du nicht geschichtsbewusster, sondern du wirst blind dafür und siehst
1:04:03–1:04:04
es irgendwann nicht mehr.
1:04:05–1:04:09
Und ich habe in Weimar das Gefühl gehabt, man merkt so einen Hauch von Bedeutung,
1:04:10–1:04:11
den diese Stadt mal hatte, der ist komplett weg.
1:04:12–1:04:14
Ich war da und ich wollte um 8.30 Uhr noch Abendessen gehen.
1:04:15–1:04:18
Und 8.30 Uhr ist jetzt noch, also in Berlin machen da die meisten Lokale erst
1:04:18–1:04:22
auf. Und in Weimar war einfach der Bürgersteig hochgekleppt, es gab nichts mehr.
Florian Clauß
1:04:24–1:04:26
Und dann vor allem nichts Vegetarisches.
Ali Hackalife
1:04:26–1:04:31
Ich finde den Spagat total schwer zwischen, wie schaffe ich es,
1:04:31–1:04:35
historisches Bewusstsein zu schaffen, dass die Leute aktiv wahrnehmen und wann
1:04:35–1:04:37
ist es vielleicht zu viel.
1:04:38–1:04:40
Und ich habe in Weimar das Gefühl, es ist zu dicht zugestellt.
1:04:40–1:04:44
Also man nimmt das Einzelne gar nicht mehr wahr. Und wenn du vom Hiroshimaplatz
1:04:44–1:04:49
zum Buchenwaldplatz gehst und du gehst von einem Grauen zum nächsten,
1:04:49–1:04:52
also ich möchte nicht sagen beliebig, weil das so ein unschönes Wort ist,
1:04:53–1:04:56
aber es hat nicht mehr die Gravitas, die es eigentlich haben sollte.
Florian Clauß
1:04:56–1:05:00
Ja, verstehe. Ja, obwohl ich das mal für die ermordeten Juden,
1:05:01–1:05:04
also es hat nicht so einen grauen Faktor, sondern es hat einen Erlebnisfaktor.
1:05:04–1:05:06
Das finde ich glumm, einfach das.
1:05:07–1:05:11
Und die Idee jetzt, tatsächlich diese mittleren Säulen des Brandenburger Tors
1:05:11–1:05:14
wegzunehmen, das wäre wahrscheinlich, sieht sich das dann auch irgendwann glatt.
1:05:15–1:05:19
Du wirst dann auch irgendwann vorbeigehen und dann nicht mehr merken, dass da was fehlt.
1:05:19–1:05:23
Aber vielleicht eine gewisse Irritation bleibt, wo du dann denkst du,
1:05:23–1:05:25
Moment, das war doch mal anders.
1:05:26–1:05:29
Und ich glaube, dieser Moment, das ist schön, ich weiß gar nicht,
1:05:29–1:05:32
ich glaube, wir müssen hier hineingehen, um zu dem Uferweg zu kommen.
Ali Hackalife
1:05:33–1:05:34
Da ist das Kanzleramt wieder, oder?
Florian Clauß
1:05:35–1:05:38
Da ist das Kanzleramt und hier ist der Uferweg. Aber das fand ich so einen ganz
1:05:38–1:05:40
schönen... Was die Leute jetzt nicht sehen.
Ali Hackalife
1:05:41–1:05:43
Wir klettern illegal auf ein Baugerüst.
Florian Clauß
1:05:44–1:05:46
Überhaupt nicht. Das ist total lauber.
Ali Hackalife
1:05:46–1:05:51
So hat ein Seil mitgebracht. Hier ist ein Nicht-Durchgehen-Schild.
Florian Clauß
1:05:51–1:05:52
Das sieht man ja im Podcast nicht.
Ali Hackalife
1:05:53–1:05:58
Jetzt sind wir über den Dächern Berlins. Im Geben von Pressspan laufen wir über
1:05:58–1:06:01
ein Baugerüst, das den Weg über die Spree führt.
Florian Clauß
1:06:02–1:06:03
Aber wir kommen gleich.
1:06:04–1:06:08
Rückseite zum Kanzleramt, zu der Waschmaschine, wie du schon gesagt hast.
1:06:09–1:06:10
Es steht jetzt eigentlich leer.
1:06:11–1:06:16
Das Kanzleramt? Ja, naja, gibt es jetzt schon? Nee, offiziell gehört es noch.
Ali Hackalife
1:06:17–1:06:22
Der Koalitionsvertrag steht seit gestern. Und Friedrich Merz hat erst,
1:06:22–1:06:27
wenn er als Kanzler ins Amt eingeschworen wird, so war ihm Gott helfe.
Florian Clauß
1:06:27–1:06:29
Wird er wohl sagen müssen.
Ali Hackalife
1:06:29–1:06:34
Bei der vorletzten Vereidigung Corona, also die Regierung, die dann durch Corona
1:06:34–1:06:36
musste, die große Koalition,
1:06:37–1:06:42
also die, unter der Jens Spahn Gesundheitsminister wurde, da haben noch zwölf
1:06:42–1:06:46
der 16, nee, da haben acht der 16 Minister auf die Bibel geschworen.
1:06:47–1:06:52
Und jetzt bei der Ampel haben zwölf von 16 Ministern auf die Bibel geschworen.
Florian Clauß
1:06:52–1:06:53
Und es waren Grüne dabei.
Ali Hackalife
1:06:55–1:07:00
Und da denke ich mir immer, ich bin kein gläubiger Mensch, aber wenn du da stehst
1:07:00–1:07:04
und sie halten dir diese Bibel hin, wie groß ist der Impuls zu sagen,
1:07:04–1:07:06
na gut, ich mache es trotzdem, die Leute wollen das.
1:07:07–1:07:11
Also die meisten von denen, die geschworen haben mit der Hand auf der Bibel,
1:07:11–1:07:12
haben ja eh keine Ahnung, was drinsteht.
1:07:13–1:07:15
Es ist ja mehr so ein Symbol.
Florian Clauß
1:07:16–1:07:20
Also das heißt, du kannst es nachvollziehen, dass es noch so ein hoher Anteil ist.
Ali Hackalife
1:07:21–1:07:24
Stell dir das doch mal fest, du stehst da, vor dir steht Frank-Walter Steinmeier
1:07:24–1:07:28
und neben ihm steht ein Saaldiener mit seinem Frack und er hält eine Bibel hin
1:07:28–1:07:31
und dann sagt der Steinmeier, hier ist Ihre Urkunde,
1:07:32–1:07:37
Flo, Sie werden jetzt Minister für Podcasts, das sprechen Sie mir bitte nach
1:07:37–1:07:41
und dann legst du den Anzeiten ab, also dann dem Saaldiener zu sagen,
1:07:41–1:07:43
nee, nee, passt schon, ich glaube,
1:07:43–1:07:45
ich könnte das nicht, ich würde aus Verlegenheit meine Hand drauflegen.
Florian Clauß
1:07:45–1:07:48
Genau, ich würde es hier irgendwo abstützen, aber ich meine,
1:07:48–1:07:52
das wäre doch genauso symbolisch, Das ist doch nicht mal ein Akt des Widerstandes,
1:07:52–1:07:55
da nicht die Hand drauf zu legen, sondern auch nicht mal so wie mit Turnschuhen
1:07:55–1:07:58
ins Gebäude, ins Parlamentsgebäude zu legen.
Ali Hackalife
1:07:58–1:08:01
Das fand ich einen guten Post der Titanic. Cem Özdemir ist damals mit seiner
1:08:01–1:08:04
Ministerurkunde mit dem Fahrrad gefahren.
1:08:04–1:08:07
Und es gab ein Foto, wie er halt hinten auf dem Gepäckträger das Dokument in
1:08:07–1:08:08
einer Dokumententasche verstaut hatte.
1:08:09–1:08:12
Und dann hat die Titanic gephotoshoppt, wie er sein Ministeramt antritt und
1:08:12–1:08:15
dabei den Fahrradhelm trägt und schrieben, jetzt ist es wirklich genug.
Florian Clauß
1:08:17–1:08:20
Ja, das war aber auch total lächerlich, muss ich sagen. mit den Fahrradhäden
1:08:20–1:08:24
da. Ich meine, er wollte ja auch was Ikonisches schaffen, aber es ist,
1:08:25–1:08:28
Ich würde von der Bildsprache nicht ganz gepasst.
Ali Hackalife
1:08:28–1:08:32
Ja, ich finde vor allem, Fahrradfahren ist cool und alles. Aber ab dem Moment,
1:08:32–1:08:35
wo ich so eine staatstragende Funktion hätte, würde ich nicht und vor allem
1:08:35–1:08:37
nicht in Berlin Fahrrad fahren.
Florian Clauß
1:08:39–1:08:42
Und vor allen Dingen, naja, mit Helm, ja unbedingt.
Ali Hackalife
1:08:42–1:08:46
Ja, naja. Ich möchte jetzt nicht sagen, wo waren wir denn, da war viel.
1:08:47–1:08:50
Wir sind mittlerweile vom Baugerüst wieder runter und befinden uns auf einem offiziellen Weg.
Florian Clauß
1:08:51–1:08:55
Wir gucken jetzt auf die Rückseite des Hauptbahnhofs. Ich überlege,
1:08:55–1:09:00
ob hier noch irgendwas Interessantes, Bautechnisches zu erwähnen ist.
Ali Hackalife
1:09:00–1:09:05
Zum Hauptbahnhof. Ich habe da ja so eine Idee. Und wenn jemand aus dem Land
1:09:05–1:09:07
Berlin zuhört, ich schenke die euch.
1:09:07–1:09:11
Und zwar, es passiert mir relativ oft, man kann ja im Berliner Hauptbahnhof
1:09:11–1:09:15
auf der mittleren Zwischenebene, also wenn du von den untersten Gleisen eins
1:09:15–1:09:17
hochkommst, ist da so ein Ring einmal außenrum.
1:09:17–1:09:20
Und es gibt eine Seite, wo man zu den Trams direkt mit so einem Tunnel durchgehen kann.
Florian Clauß
1:09:21–1:09:22
Ja, genau.
Ali Hackalife
1:09:22–1:09:26
Und ich habe in meinem Leben bestimmt, ungelogen, 50 Runden auf diesem Ring
1:09:26–1:09:29
gedreht, weil ich mich in die falsche Richtung entschieden habe und dann drei
1:09:29–1:09:31
Ecken abgelaufen bin, bis ich in der richtigen war.
1:09:31–1:09:35
Und ich glaube, das ist ja ein Designfehler, dass dieses Gebäude symmetrisch ist.
1:09:35–1:09:39
Es wäre so einfach, ein Pfeiles, der nach Norden zeigt, damit du weißt,
1:09:39–1:09:41
in welche Richtung du diesem Gebäude möchtest.
1:09:41–1:09:45
Also es wäre wirklich einfach, ein einfaches optisches Merkmal zur Orientierung
1:09:45–1:09:47
in diesem Gebäude zu bauen. Denn das gibt es nicht.
Florian Clauß
1:09:48–1:09:51
Ja, das stimmt. Das ist wirklich fürchterlich. Mir geht es auch so.
1:09:52–1:09:56
Man hat überhaupt keine Orientierung. Und ich habe auch tatsächlich mal meinen Kompass rausgeholt.
1:09:57–1:10:00
Ich benutze nie oft meine Kompass-App, aber da schon.
Ali Hackalife
1:10:01–1:10:06
Oh, ich würde nochmal zu dem Denkmal hier in Berlin mit den Stählen zurückrechnen.
Florian Clauß
1:10:06–1:10:06
Ja, gerne.
Ali Hackalife
1:10:06–1:10:11
Und zwar, ich finde die Optik ja erstmal relativ selbsterklärend.
1:10:11–1:10:15
Ich bin einigen Leuten begegnet, die das nicht so sahen und sie nicht so selbsterklärend
1:10:15–1:10:17
fanden. Kennst du Shahak Shapira?
Florian Clauß
1:10:17–1:10:19
Shahak Shapira, nee.
Ali Hackalife
1:10:19–1:10:24
Shahak Shapira ist ein israelischer Comedian. Und seinen Bruder kennst du vielleicht,
1:10:24–1:10:30
das war der, der von den pro-palästinensischen Demonstranten der FU zusammengeprügelt wurde.
Florian Clauß
1:10:30–1:10:31
Ja, das habe ich gehört.
Ali Hackalife
1:10:32–1:10:37
Und Jacques Shapira hatte mal eine Kunstreihe mit dem Thema Hashtag Yolocaust,
1:10:37–1:10:41
wo er Fotos von Leuten gesammelt hat, die sich auf dem Stehlen daneben benehmen.
Florian Clauß
1:10:43–1:10:45
Das ist großartig.
Ali Hackalife
1:10:47–1:10:52
Also es ist halt ein sehr humoristischer Umgang mit etwas total Geschmacklosem,
1:10:52–1:10:56
nämlich Touristen aus aller Welt, die auf denen liegen, weil das sind ja große
1:10:56–1:10:59
Steine, die schön warm werden in der Sonne, die über die balancieren,
1:11:00–1:11:02
von Stein zu Stein hüpfen und so weiter.
1:11:02–1:11:05
Ich weiß nicht, wie da dein Referenzwert ist, aber mein erster Gedanke,
1:11:05–1:11:07
als ich es das erste Mal gesehen habe, und der ist ja auch gewollt,
1:11:08–1:11:09
ist der eines jüdischen Friedhofs.
1:11:11–1:11:15
Also jüdische Friedhöfe sind ja nicht, dass du verbuddelt, sondern du baust
1:11:15–1:11:19
eine Kammer nach oben, in der der Körper dann verschlossen ist aus Stein.
1:11:20–1:11:23
Und daran erinnert das mich von der Optik und das ist ja auch gewollt.
1:11:24–1:11:27
Und wenn man da durchgeht, sinkt der Boden ab und die Stehen um dich herum werden
1:11:27–1:11:30
immer höher und sollen dann beklemmend auf dich wirken.
Florian Clauß
1:11:30–1:11:31
Ja.
Ali Hackalife
1:11:31–1:11:35
Aber ich habe nicht das Gefühl, dass wenn ich sehe, wie Schulklasse nach Schulklasse
1:11:35–1:11:39
davor und da drum steht, dass diese Beklemmung sich transportiert.
Florian Clauß
1:11:39–1:11:45
Es ist ja ein Raum, der dann quasi sich erschließt, in dem Moment, wenn man den begeht, ne?
1:11:45–1:11:49
Am Anfang ist alles offen und dann springen halt irgendwelche Schulklassen über
1:11:49–1:11:53
die Stehlen und schlagen sich die Zähne aus, weil sie den Abstand falsch einschlägen.
1:11:54–1:11:58
Das kriegt man mit, aber in dem Moment, wenn man dann wirklich so tiefer absinkt
1:11:58–1:12:03
und die Stehlen über einen über den Kopf wachsen, ja, dann finde ich schon,
1:12:03–1:12:07
dass es so eine Enge passiert, ja, die erlebbar ist.
1:12:09–1:12:14
Ich finde, das funktioniert wirklich so, als eine Beklemmung der Enge.
1:12:14–1:12:17
Das würde ich so haken hinter. Das geht mir so bei diesem.
1:12:18–1:12:21
Ich meine, gut, dieses respektvoll sich benehmen.
1:12:21–1:12:27
Ich finde, es ist halt irgendwie so ein Platz, wo das auch zugelassen ist.
1:12:28–1:12:29
Und das finde ich halt offen.
1:12:29–1:12:34
Also man muss sich dann, man hat keinen, natürlich ist es ein Benimm-Code irgendwo
1:12:34–1:12:39
da. Aber es ist jetzt nicht so, dass du halt komplett freudlos oder sowas daraus denkst.
Ali Hackalife
1:12:39–1:12:41
Ist nicht da oben auch so eine Kunstinstallation?
Florian Clauß
1:12:41–1:12:43
Ja, da ist, glaube ich, hier so der Garten.
Ali Hackalife
1:12:43–1:12:47
Oh, und wir hören den Gong im Bundestag.
Florian Clauß
1:12:47–1:12:50
War das der Bundestag oder war das das Schiff?
Ali Hackalife
1:12:51–1:12:53
Also es ist derselbe Gong, der den Bundestag kriegt.
Florian Clauß
1:12:54–1:12:57
Okay, jetzt wird dein akustisches Gedächtnis getriggert.
Ali Hackalife
1:12:57–1:13:04
Mach doch mal ein Foto. Das hier, finde ich, zeigt Leere und Trostlosigkeit viel besser.
Florian Clauß
1:13:04–1:13:06
Ich weiß nicht, ob das so gewollt ist hier.
Ali Hackalife
1:13:06–1:13:08
Das ist Absicht, das hier ist eine Kunstinstallation.
Florian Clauß
1:13:09–1:13:12
Es ist so ein bisschen wie beim Potsdamer Platz, gibt es dann auch so diese
1:13:12–1:13:16
Hügel und dann auch diese Roststellen.
Ali Hackalife
1:13:16–1:13:19
Also das ist Absicht. Ich habe vergessen, wofür es hier ist,
1:13:19–1:13:20
aber das ist halt auch Geschichte.
1:13:20–1:13:23
Aber ich erinnere mich daran, ich finde hier, dadurch, dass so mitten in der
1:13:23–1:13:27
Promenade einfach ein Stück fehlt, das ist ja näher an dem Modell von Venet
1:13:27–1:13:30
mit der Siegessäule eine Säule, der Katsch dem Brandenburger Tor.
1:13:31–1:13:35
Hast du mal die alten Zeichnungen des Brandenburger Tors gesehen?
1:13:35–1:13:41
In der Wikipedia sind Bilder von ich glaube 1711 oder 1715, wo wirklich noch
1:13:41–1:13:45
das Tor nach Brandenburg war und im Prinzip nur aus zwei Häusern bestand.
1:13:46–1:13:50
Und das ist ja mehrfach umdesignt worden. Napoleon ist da durchgezogen,
1:13:50–1:13:52
natürlich die Nazis mit ihrem Fackelzug.
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Und so wie es heute aussieht und so eine antike Ästhetik haben soll,
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so sieht das ja noch gar nicht so lange aus.
Florian Clauß
1:14:00–1:14:03
Die Quadriga wurde dann irgendwann drauf gesetzt.
Ali Hackalife
1:14:03–1:14:06
Genau, die hat Napoleon zwischendurch eingesackt und mit nach Frankreich.
Florian Clauß
1:14:06–1:14:11
Ja, genau, das ist ja die Anekdote. Ich meine, so wie es dann aussieht nach Napoleon, oder?
1:14:12–1:14:16
Oder so um, wann war denn das dann? 1810?
Ali Hackalife
1:14:16–1:14:19
Also, ich glaube, 1815 war Völkerschlacht in Leipzig.
1:14:20–1:14:25
Das wird ja danach passiert sein. Also vielleicht 1813 oder so.
Florian Clauß
1:14:25–1:14:29
Aber dann die Quadriga, aber ja. Also ich meine, früher war es halt wirklich so ein Stadttor.
1:14:30–1:14:35
Das ist so ein Zolltor, wo man halt durchgekarrt ist.
Ali Hackalife
1:14:36–1:14:42
So, wir befinden uns jetzt zwischen Bahnhof und dem Bundestagskomplex.
1:14:42–1:14:46
Ein Gebiet, über das ich schon sehr viel gerannt bin, weil ich nicht die U-Bahn
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zum Bundestag genommen habe.
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Das ist ja mittlerweile die U5 auf der Strecke.
Florian Clauß
1:14:53–1:14:55
Die war doch nicht fertiggestellt zu deinen Zeiten.
Ali Hackalife
1:14:56–1:15:00
Ich weiß, dass es eine U-Bahn gab und gibt, und es gibt ja da direkt an Paul-Löbehaus
1:15:00–1:15:03
den Ein- und Ausgang mit der Station Bundestag.
1:15:03–1:15:08
Aber ich glaube, sie fuhr gerade eben erst und ich bin oft losgegangen und habe
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die Strecke unterschätzt.
1:15:08–1:15:13
Also ich bin hier die Promenade doch sehr oft in meinem Leben rauf und runter gelaufen.
1:15:14–1:15:20
Und gleich kommt die Bundestagskita zu unserer Rechten, der sogenannte kurze Dienstweg.
Florian Clauß
1:15:20–1:15:25
Ich hatte aber meine Kollegin, die nicht irgendwie in Verbindung mit dem Bundestag
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steht, ihre Kinder trotzdem hingegeben. Also sie hätten auch viele Plätze.
Ali Hackalife
1:15:30–1:15:34
Es ist halt auch sehr familienfeindlich. Also ich meine das im Ernst.
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Ich glaube, es ist nicht möglich, beides gut zu machen.
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Ich glaube, es ist nicht möglich, gutes Familienmitglied und Abgeordneter zu sein.
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Für eine der Sachen brauchst du halt 60 Stunden in der Woche und du hast nicht
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die Kapazität, 120 Stunden in der Woche aufzubringen.
Florian Clauß
1:15:49–1:15:54
Ja, ich glaube, du kannst nicht zwei Berufspolitiker als Eltern haben,
1:15:54–1:15:56
sondern einer muss halt die Arbeit machen.
Ali Hackalife
1:15:57–1:16:00
Ja, und wie gesagt, ich selber habe keine Kinder. Ich habe überlegt,
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in Berufspolitik zu gehen.
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Ich würde es meinen Kindern gegenüber als unfair empfinden, so große Teile einfach nicht da zu sein.
1:16:06–1:16:09
Und wenn ich da bin, die ganze Zeit mit, wenn das Telefon klingelt,
1:16:09–1:16:12
bist du wieder weg. Es geht wieder in die Fraktionssitzung, Sondersitzung,
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Notfallplanung, Enquete-Kommission.
1:16:14–1:16:17
Also du bist ja selbst in den Momenten, wo du frei hast, nicht frei.
1:16:18–1:16:24
Und ich glaube, das verträgt sich nicht gut mit ein präsenter Elternteil sein.
Florian Clauß
1:16:24–1:16:26
Also ich will es auch nicht machen. Ich
1:16:26–1:16:30
kann es verstehen, aber hast du Politikwissenschaft dann zu Ende studiert?
Ali Hackalife
1:16:31–1:16:33
So ein leidiges Thema.
Florian Clauß
1:16:33–1:16:36
Wollen wir das Thema einfach mal rausschneiden?
Ali Hackalife
1:16:36–1:16:37
Nee, wir können das gerne ansprechen.
Florian Clauß
1:16:38–1:16:40
Wir gehen jetzt gleich über diese untere Brücke.
Ali Hackalife
1:16:40–1:16:44
Ich habe Politikwissenschaft weiter studiert, aber ich habe dann irgendwann
1:16:44–1:16:48
angefangen, vermehrt Philosophie-Module zu belegen, weil ich auf der Sinnsuche
1:16:48–1:16:51
war, nachdem ich festgestellt habe, der Politikbetrieb gibt mir nicht das,
1:16:51–1:16:52
was ich mir dort erhofft habe.
1:16:52–1:16:55
Habe ich sehr viel Zeit mit Philosophie verbracht und habe ja jetzt zwischendurch
1:16:55–1:16:57
auch mein erstes philosophisches Werk veröffentlicht.
Florian Clauß
1:16:57–1:17:01
Ja, genau, das haben wir doch schon erwähnt in der Zwischenzeit.
1:17:01–1:17:04
Du hast dein erstes Buch geschrieben. Herzlichen Glückwunsch.
Ali Hackalife
1:17:04–1:17:08
Danke, danke. Ja, zum Thema denkende Maschinen und die Philosophie des Denkens
1:17:08–1:17:14
und die Grundlage der modernen Koordinationswissenschaft und der computerisierten bzw.
1:17:15–1:17:17
Der elektronischen Emulation von Denken.
1:17:18–1:17:21
Und ja genau darüber habe ich geschrieben zusammen mit
1:17:21–1:17:26
dem dr christian christian schröter der seines zeichens am kti forscht also
1:17:26–1:17:31
am karlsruher institut für technologie das ist ja so das letzte bisschen an
1:17:31–1:17:36
echter kri-forschung die wir in deutschland noch haben alles andere wandert
1:17:36–1:17:39
ja zunehmend in die usa und nach paris ab.
Florian Clauß
1:17:39–1:17:43
Das buch ist auch aus einem podcast von dir hervorgegangen.
Ali Hackalife
1:17:43–1:17:44
Genau wir haben,
1:17:46–1:17:50
geführt und danach stand im Raum, dass in diesem Gespräch er und ich uns halt
1:17:50–1:17:56
auf fachlicher Basis unterhalten und für Leute, die nicht so viel Zeit haben,
1:17:56–1:18:00
sich so sehr mit Philosophie zu beschäftigen, habe ich mal alle Referenzen erklärt.
1:18:00–1:18:04
Also es sind Erklärtexte, es sind Quellen, es hat, ich glaube,
1:18:05–1:18:10
ich zitiere 60 verschiedene Bücher und Werke und das rangiert von der Sendung
1:18:10–1:18:11
mit der Maus bis zu Karl Marx.
1:18:12–1:18:14
Kommt übrigens auf derselben Seite vor.
1:18:15–1:18:18
Ich glaube, es ist ein guter Einstieg Es ist vor allem etwas,
1:18:18–1:18:21
das ich gerne gelesen hätte Bevor ich mich mit dem Thema befasst habe Ja.
Florian Clauß
1:18:22–1:18:26
Also man muss wirklich sagen Das war auch ein ganz, ganz tolles Gespräch Das
1:18:26–1:18:30
war eines dieser magischen Podcasts Wo ich dann dachte so, wow,
1:18:31–1:18:35
Und deswegen war ich noch so viel erfreut Weil ich tatsächlich auch angefangen
1:18:35–1:18:40
habe Alle möglichen Wiki-Seiten rauszusuchen Während des Gesprächs,
1:18:40–1:18:42
weil es mich dann wieder gepackt hat Und als ich dann gehört habe,
1:18:42–1:18:46
du hast ein Buch geschrieben Wie praktisch ist das denn?
Ali Hackalife
1:18:46–1:18:49
Ja, es ist halt, es ist während des Gesprächs klar geworden,
1:18:49–1:18:52
dass Shownotes machen keinen Spaß machen wird.
1:18:52–1:18:55
Wir laufen jetzt unterm Jakob-Maria-Mirscheid-Weg.
Florian Clauß
1:18:56–1:19:00
Ja, genau. Jetzt wissen aber auch nur die, die den Podcast gehört haben,
1:19:00–1:19:02
das ist ordentlich zu verorten.
Ali Hackalife
1:19:02–1:19:07
Da drüben ist die Kantine vom Paul-Löbe-Haus. Und ich bin ja Vegetarier.
1:19:08–1:19:14
Und Vegetarier im Deutschen Bundestag war zumindest damals 2020 eine schwere Geschichte.
Florian Clauß
1:19:14–1:19:15
Wirklich?
Ali Hackalife
1:19:15–1:19:21
Weil, also erstmal ist es so, im Gebäude, also da drüben in dem Komplex, wo auch mein Büro war,
1:19:22–1:19:26
da gibt es ein Casino, also eine Kantine und es gibt dort unter anderem von
1:19:26–1:19:29
jeder Bank, die in Deutschland Geschäfte hat, einen eigenen Automaten,
1:19:29–1:19:32
damit du gebührenfrei bei deiner Hausbank abheben kannst.
1:19:32–1:19:35
Denn im Jahr 2020 konnte man sein Mittagessen nicht mit Karte bezahlen.
1:19:35–1:19:40
Es gab Karten, auf die du Geld aufladen konntest, so MyFair-NFC-Karten.
1:19:41–1:19:44
Und du konntest mit Bargeld bezahlen. Das heißt, der deutsche Magen möchte um
1:19:44–1:19:45
12 Uhr gefüttert werden.
1:19:46–1:19:50
Also ab 11.30 Uhr lange Schlange an den Bankautomaten, weil als Abgeordneter
1:19:50–1:19:54
hast du ja nicht mal eben einen Zehner auf Tasche, um dir dein Mittagessen zu kaufen.
1:19:54–1:19:59
Und es gibt einen Ausgabestand, an dem gibt es an jedem Tag Currywurst-Pommes.
1:19:59–1:20:04
Und dann war das vegetarische Essen halt oft so ein absurder Quatsch.
1:20:04–1:20:08
Also so, was wir hier, Wir haben für alle einen Hähnchensalat gemacht,
1:20:08–1:20:09
für die Vegetarier gibt es ihn ohne Hähnchen.
1:20:10–1:20:14
Ich möchte dir jetzt nichts anmerken, aber nur so eine große Schüssel grün essen
1:20:14–1:20:16
macht nicht so richtig satt.
Florian Clauß
1:20:16–1:20:20
Ja, das ist absurd. Das klingt ja wie irgendwie Mensa-Essen aus den 90ern.
Ali Hackalife
1:20:20–1:20:26
Wir laufen am Eingang zur Tiefgarage vom Bundestag vorbei. Und das ist,
1:20:26–1:20:30
wenn du etwas ins Gebäude bekommen möchtest und du möchtest nicht das alles
1:20:30–1:20:33
mitbekommen, sind die Zugänge der Tiefgaragen.
1:20:33–1:20:38
Wir hatten zwischendurch das Problem, dass wenn du große Möbel reinbringen möchtest,
1:20:38–1:20:42
die auffällig groß sind, in der Richtung eines Sofas, dann musst du dafür einen Antrag stellen.
1:20:42–1:20:45
Oder du stellst keinen Antrag und gehst damit durch die Tiefgarage.
Florian Clauß
1:20:46–1:20:53
Ja, genau. Hier so richtige Hacks und Tricks lernen, wenn ich meinen Bundestag einziehe.
Ali Hackalife
1:20:54–1:21:00
Hier wieder zu unserer Rechten das Paul-Löbe-Haus. Nein, hier ist das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus.
1:21:00–1:21:01
Da sind die Rotunden drin.
1:21:01–1:21:05
In den Rotunden finden die Anhörungen der Untersuchungsausschüsse statt.
1:21:05–1:21:10
Und die sind so gebaut, dass die Außen- und die Innenwand schwingungsgleich
1:21:10–1:21:11
voneinander getrennt sind.
1:21:11–1:21:15
Das heißt, wenn du mit einem Lasermikrofon auf die äußere Scheibe zielst,
1:21:15–1:21:18
da kannst du nicht abhören, was drinnen gesprochen wird.
Florian Clauß
1:21:18–1:21:18
Ja, sehr gut.
Ali Hackalife
1:21:19–1:21:22
Hat aber den großen Nachteil, Rotunden sind rund. Stell mal in einem runden
1:21:22–1:21:23
Raum einen Tisch an die Wand.
Florian Clauß
1:21:23–1:21:26
Aber vielleicht gibt es auch runde Tische oder halbrunde Tische.
Ali Hackalife
1:21:26–1:21:31
Und hier in die Ecke ertagt die Bundespressekonferenz. Bei dem Innenhof der
1:21:31–1:21:39
BPK gibt es so ein Wasserspiel im Boden und es gibt da eine Kaffeebar mit einem Barista und du kannst,
1:21:39–1:21:42
wenn du ein bisschen Zeit wegbringst und deine Mittagspause in diesem Innenhof machst,
1:21:43–1:21:46
siehst du einmal am Tag jemanden, der bei dem Wasserspiel sind so Stufen,
1:21:46–1:21:49
wie man da durchlaufen kann, um nass zu werden und dann gucken die Leute halt
1:21:49–1:21:53
konzentriert auf ihre Tasse, um nicht zu kleckern und treten neben die Stufen
1:21:53–1:21:55
von dem Wasserspiel und haben nasse Füße. so.
Florian Clauß
1:21:57–1:21:59
Hat der auch so Betten abgeschlossen.
Ali Hackalife
1:22:00–1:22:04
So nieder war es dann doch nicht, aber ich habe wenig Pausen gemacht,
1:22:04–1:22:06
aber die wusste ich dann immer ganz gut rumzubringen.
1:22:07–1:22:10
Genau, jetzt siehst du hier nochmal die Rotunden in der Nahbetrachtung.
1:22:12–1:22:19
Und das ist dann so unten im Kreis sitzen die Abgeordneten und ihre eingeladenen Sachverständigen.
1:22:20–1:22:24
Und es gibt oben drüber nochmal eine Empore, von der man zuschauen kann.
1:22:24–1:22:28
Weil viele Untersuchungsausschüsse tagen nicht öffentlich.
1:22:28–1:22:32
Also es gibt manche, die mit Absatz öffentlich tagen und dann gibt es auch eine
1:22:32–1:22:35
Live-Obertragung dazu. Aber die meisten tun es nicht.
1:22:35–1:22:39
Und unter Merkel war das erste Mal in ihrer dritten oder vierten Amtszeit die
1:22:39–1:22:43
Frage, wollen wir das umdrehen, dass standardmäßig die Ausschusssitzungen öffentlich
1:22:43–1:22:46
sind und nur auf Antrag privat.
1:22:47–1:22:50
Und es wurde zumindest diskutiert, während seit ich noch im Bundestag war,
1:22:51–1:22:53
aber es ist unter der Ampel dann leider nicht umgesetzt worden.
1:22:53–1:22:57
Ich finde es eigentlich eine gute Transparenz-Offensive gegenüber der Bevölkerung
1:22:57–1:23:01
zu sagen, wenn wir hier im Ausschuss die Experten hören, sollen alle hören können, was die Experten,
1:23:03–1:23:09
Jetzt habe ich doch ein bisschen viel über Politik geredet, abseits von Stonehenge.
1:23:09–1:23:12
Fast so, als hätte das Regierungsfeld etwas damit zu tun.
Florian Clauß
1:23:12–1:23:17
Wie könnte es sein? Bei uns ist das ARD-Hauptstadtstudio. Und da gibt es ja
1:23:17–1:23:22
auch ein Studio, wo man halt auch so den Reichstag dann sehen kann.
1:23:22–1:23:25
Das heißt, die müssen sich da nicht frierend draußen hinstellen,
1:23:25–1:23:28
was du neulich auch kritisiert hast in einer deiner Sendung.
1:23:29–1:23:33
Dass dann die Authentizität von Journalismus darin ausartet,
1:23:33–1:23:36
dass alle Korrespondenten sich dann immer irgendwo hinstellen müssen.
Ali Hackalife
1:23:36–1:23:40
Um zu beweisen, das ist der Ort. Genau, das war mit C-Light über die Unterhaltung zum Thema Weltlage,
1:23:40–1:23:45
wo ich kritisierte, dass Katrin Eigendorf nachts in der kalten Ukraine stehen
1:23:45–1:23:47
muss, während mir auch gereicht hätte, wenn sie gesagt hätten,
1:23:48–1:23:51
wir erreichen Frau Eigendorf im Kiew-Studio und im Hintergrund steht einfach
1:23:51–1:23:52
Kiew an der Wand. Das wäre für mich okay gewesen.
Florian Clauß
1:23:53–1:23:56
Das finde ich auch für mich nachvollziehbar. Aber hier haben sie es ja richtig
1:23:56–1:23:59
gemacht, die ARD. einfach direkt das Studio vor dem Reichstag aufzubauen.
1:24:00–1:24:02
Genau, wie kriegen wir jetzt noch den Bogen zu Stonehenge?
Ali Hackalife
1:24:02–1:24:06
Der Bogen über die Stählen ist tatsächlich gar kein schlechter zu sagen.
1:24:06–1:24:09
Wie integrieren wir Erinnerungskultur so, dass sie nicht verfälscht ist?
1:24:09–1:24:12
Sodass sie nicht wie in Weimar erdrückt, sodass sie präsent ist?
1:24:13–1:24:17
Ich muss sagen, ich finde zum Beispiel gut, das Gebäude, wo der Führerbunker
1:24:17–1:24:21
war, ist ja komplett aufgefüllt mit Schutt und es steht da noch eine Gedenktafel,
1:24:22–1:24:23
also der Führerbunker neben dem Wendlerblock.
1:24:23–1:24:26
Im Wendlerblock sitzt ja heute immer noch die Verteidigung.
1:24:27–1:24:31
Und ich finde es eigentlich sehr gut, dass es da keine Pilgerstätte gibt und
1:24:31–1:24:33
dass es da auch keine Mahnstätte gibt.
1:24:33–1:24:37
Also ich finde, manche Orte sind, es ist gut, sie zu verfüllen,
1:24:37–1:24:40
ein Schild hinzustellen, aber kein Gewesen drumrum zu machen.
1:24:40–1:24:44
Und bei Stonehenge hätte ich mir gewünscht, dass wenn man schon sagt,
1:24:44–1:24:47
wir bauen das jetzt hier künstlich auf, dass man dann sagt, und jetzt kann man
1:24:47–1:24:49
auch direkt durch die Steine gehen.
Florian Clauß
1:24:49–1:24:56
Dass man das wieder nahbar macht. Nach diesem maximal invasiven Eingriff in
1:24:56–1:25:02
die Geschichte von dem Monument von Stonehenge ist ja dann auch eine Charter erlassen worden,
1:25:03–1:25:06
die dann für die Archäologie und Anthropologie dann so auch vorschreibt,
1:25:07–1:25:10
dass man jetzt nie mal invasiv das machen muss. Also das war in den 60ern.
1:25:11–1:25:14
Also die haben dann auch irgendwann lessons learned gemacht und gesagt,
1:25:14–1:25:15
was sollten wir nicht machen.
1:25:16–1:25:19
Und ich meine, gut, die Messmethoden sind sehr viel besser geworden.
1:25:19–1:25:21
Das heißt, mit dieser Mann...
Ali Hackalife
1:25:21–1:25:23
Ich erinnere nochmal an den Knochenberg. Oh, wir haben noch eins geklappt.
1:25:23–1:25:25
Ja, wirf es in den Knochenhaufen.
Florian Clauß
1:25:26–1:25:29
Genau, wir haben Praktikanten, die puzzeln gerne.
1:25:29–1:25:32
Das ist schon enorm, was es aber jetzt für Möglichkeiten gibt,
1:25:32–1:25:35
da auch noch mehr Informationen aus dem Boden rauszuholen.
1:25:35–1:25:38
Das ist ja wirklich so ein Sprung, der dann nochmal nach vorne getan hat.
1:25:38–1:25:42
Und deswegen funktionieren, glaube ich, jetzt auch ganz gut so minimalinvasive
1:25:42–1:25:46
Methoden, um dann halt auch zu rekonstruieren, was war da mal.
1:25:46–1:25:51
Generell ist auch die Frage von, ja, wenn ich die Bedeutung weiß und dann.
1:25:52–1:25:54
Aber das ist ja auch schon, ja, es ist halt interessant. Ja,
1:25:55–1:25:56
ich glaube, es ist einfach auch interessant.
Ali Hackalife
1:25:56–1:26:03
Es ist auch interessant. Ich glaube, dass die Warum-Frage die zweckloseste aller Fragen ist.
1:26:03–1:26:06
Das merkt man auch in der Philosophie, wenn man erzählt, ich studiere Philosophie.
1:26:06–1:26:09
Und Leute sich dann fragen, warum oder was ist der Sinn des Lebens?
1:26:09–1:26:13
Ich glaube, der Sinn des Lebens ist eine klassische Fehlschlussfolgerung,
1:26:13–1:26:18
weil wir feststellen, dass um uns herum, also die Vergangenheit wirkt immer deterministisch.
1:26:19–1:26:22
Weil wir jetzt hier sind, weil wir den Weg gelaufen sind, den wir gelaufen sind,
1:26:22–1:26:25
weil wir ganz viele Entscheidungen auf dem Weg nicht getroffen oder getroffen haben.
1:26:25–1:26:28
Also deterministisch sind wir hier an diesem Ort.
1:26:28–1:26:33
Daraus abzuleiten, dass alle Entscheidungen, die passieren, einen Zweck haben,
1:26:33–1:26:35
ist ein einfacher, logischer Fehler.
1:26:36–1:26:40
Dass Dinge einfach aus Coincidence, aus Gleichzeitigkeit, aus Zufälligkeit passieren,
1:26:40–1:26:41
ist etwas, das wir oft übersehen.
1:26:42–1:26:46
Und bei der Sinnfrage, bei so etwas wie, warum lebe ich, die biologische Antwort
1:26:46–1:26:49
ist meistens gar nicht so spannend Und wofür lebe ich?
1:26:49–1:26:53
Naja, wir sind Flughäfe auf einem Stein irgendwo im Weltall.
1:26:54–1:26:57
Also ich glaube, die Sinnfrage zu stellen ist nicht zielführend.
1:26:57–1:26:58
Und es ist ja auch befreiend.
1:26:59–1:27:02
Also Zootiere zum Beispiel haben eine ganz klare Sinnfrage, warum sie leben.
1:27:03–1:27:05
Und da ist es doch ganz schön zu wissen, dass wir die nicht haben.
Florian Clauß
1:27:07–1:27:11
Ja, nee, was kann besser als Schlusswort dienen als diese letzten Worte?
1:27:11–1:27:14
Ali, hat mich gefreut, dass es geklappt hat.
1:27:14–1:27:16
Es war wieder sehr schön, dich hier in der Sendung zu haben.
1:27:17–1:27:19
Danke, hört auch interessant.
Ali Hackalife
1:27:19–1:27:20
Lest mein Buch.
Florian Clauß
1:27:20–1:27:24
Genau, lest das Buch, kauft das Buch und bald wird auch ein Hörbuch erscheinen.
1:27:24–1:27:26
Wann nennen das? Worauf warte ich noch?
Ali Hackalife
1:27:28–1:27:32
Also die Dateien habe ich ja. Nach dem jetzt noch zu schneidenden Interview
1:27:32–1:27:33
werde ich wieder das Hörbuch schneiden.
1:27:34–1:27:37
Also ich denke so in zwei, drei Wochen geht es da weiter und ich hoffe,
1:27:38–1:27:41
dass das nur noch eine Frage von einer einstelligen Anzahl Wochen ist.
1:27:42–1:27:44
Ich schicke dir auf jeden Fall einen Link, wenn es das Ganze gibt.
1:27:44–1:27:46
Danke für die Einladung, es hat mich gefreut.
1:27:46–1:27:48
Ich bin ja immer mal wieder in Berlin. Vielleicht drehen wir noch mal eine Runde
1:27:48–1:27:50
durch einen anderen Bezirk.
Florian Clauß
1:27:50–1:27:55
Ja, sehr gerne. Das war jetzt eigentlich Podcast Episode 77.
1:27:56–1:28:02
Das Ganze könnt ihr auf eigentlich-podcast.de nach, ich wollte schon sagen hören,
1:28:02–1:28:04
aber ihr könnt sehen, wo wir langgelaufen sind.
1:28:04–1:28:08
Ihr könnt Shownotes euch anschauen und ein bisschen Text, was wir noch zusammengestellt haben.
1:28:08–1:28:13
Das Ganze wird erscheinen, wenn du wahrscheinlich schon deine Folge herausgegeben
1:28:13–1:28:17
hast, weswegen du hier in Berlin bist. Deswegen können wir jetzt glaube ich,
1:28:17–1:28:18
brauchen wir nicht zu spoilern.
1:28:18–1:28:20
Also hört die Joscha-Bach-Folge an.
Ali Hackalife
1:28:21–1:28:24
Jawohl. Danke für die Einladung. Ich verabschiede mich.
Florian Clauß
1:28:24–1:28:25
Tschüss.

Mehr

Congress-Walk mit Ali Hackalife

In dieser Folge trifft Flo den Programmierer, Künstler und Podcaster Ali Hackalife auf dem 38c3 in Hamburg. Der Chaos Communication Congress findet vom 27.12. bis 30.12. im Congress Center Hamburg (CCH) statt. Ali ist auch 2024 wieder dabei und Flo nutzt die Gelegenheit, um mit ihm eine Episode aufzunehmen. Ali produziert seit gut einem Jahr den Podcast "Auch interessant" und präsentiert darin eine große Themenvielfalt. Mit verschiedenen Gästen nimmt er Sendungen über Pilze, Segelfliegen, Hitlers Drogenkonsum, wie man einen Wingsuit fliegt, verschiedene Literaturrezensionen, Neuigkeiten aus der Tech-Welt und vieles mehr auf. Bevor wir "Reden beim Laufen", sitzen wir im 3. Stock des Kongresszentrums und sprechen über die Entwicklung der Kongresse in den letzten 10 Jahren. Ali erzählt, wie er zum Chaos kam und was er auf den Kongressen alles getrieben hat. Wir sprechen auch über einzelne Sendungen von "Auch interessant", die Flo besonders bemerkenswert fand. Darunter das Interview mit Norman Ohler, der in seinem Buch "Der totale Rausch" über die Rolle der Drogen im Dritten Reich und in der Biografie Hitlers berichtet. Dann verlassen wir den 38c3, um getreu dem Prinzip des Eigentlich Podcasts laufend zu reden und bewegen uns zum Alsterufer. Das eigentliche Thema soll Kochen sein und wir tauchen ein wenig in die Frühgeschichte des Menschen ein, um die evolutionäre und kulturgeschichtliche Rolle des Kochens zu beleuchten. Der Homo sapiens mit seinem hohen Kalorienverbrauch war auf gekochte Mahlzeiten angewiesen und soll auch zum Aussterben des Neandertalers beigetragen haben. Zurück in der Jetztzeit erzählt uns Ali von seiner Sehbehinderung und wie er "Kochen ohne Gucken" kann. Als wir wieder vor dem CCH stehen, stellt Ali fest, dass er keine der Notizen, die er sich vorher gemacht hat, angesprochen hat. Wir beenden die Folge mit der Aussicht, bei der nächsten Chaos-Veranstaltung eine neue Folge aufzunehmen. Viel Spaß beim Hören.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Ali Hackalife
Gast
avatar
Florian Clauß

Transcript

Florian Clauß
0:00:00–0:00:05
Okay, ich bin ein bisschen aufgeregt, weil das wirklich das erste Mal ist in
0:00:05–0:00:08
dieser Konstellation, aber...
Ali Hackalife
0:00:08–0:00:09
Ich kann dir ja was über Gitarren erzählen.
Florian Clauß
0:00:11–0:00:17
So, hallo und herzlich willkommen bei eigentlichpodcast, eigentlich-podcast.de.
0:00:17–0:00:22
Der Podcast, bei dem wir im Laufen reden und laufend reden, ja,
0:00:22–0:00:28
aber wir haben hier was Neues, Nämlich wir sind gerade auf dem Chaos Communication
0:00:28–0:00:36
Congress und neben mir ist und läuft nicht Mitch, sondern neben mir sitzt Ali. Ali Hackeleif, hallo.
Ali Hackalife
0:00:36–0:00:40
Hallo, freut mich, dass du mich eingeladen hast. Und ja, wir sind hier auf dem
0:00:40–0:00:42
38. Chaos Communication Congress in Hamburg.
0:00:43–0:00:45
Wir laufen noch nicht, aber das wird später noch passieren.
0:00:45–0:00:47
Und deswegen reden wir jetzt erstmal.
0:00:48–0:00:50
Wie war das? Laufend reden, redend laufen.
Florian Clauß
0:00:50–0:00:55
Laufend reden und im Reden laufen. Ja, genau. Wir suchen uns hier an der Strecke rundum aus.
0:00:55–0:00:58
Ich dachte erst, dass wir so ein bisschen im Planten und Blumen flanieren.
0:00:58–0:01:02
Ja, Planten und Blumen, der Chaos Communication Congress ist,
0:01:03–0:01:07
im zweiten Jahr in Hamburg. Das CCH ist direkt am Dammtor.
0:01:08–0:01:12
Das ganze Kongressgebäude wurde renoviert die letzten fünf Jahre.
0:01:12–0:01:17
Und dann ist der Kongress, der war vorher in Leipzig, über Corona erstmal nicht aktiv.
0:01:18–0:01:24
Also letztes Jahr hier im CCH den 37 C3 und wir sind jetzt auf den 38 C3.
0:01:24–0:01:30
Das CCH liegt direkt an Planten und Blumen, aber der Park ist ordentlich hier
0:01:30–0:01:32
kultiviert in Hamburg und er schließt.
0:01:33–0:01:36
Wir werden wahrscheinlich nicht über den Park planieren können,
0:01:37–0:01:41
aber eventuell draußen Richtung Außenalster. Hamburg hat ja schöne Ecken.
Ali Hackalife
0:01:42–0:01:45
Ich war auch ganz beeindruckt, den ganzen Tag, auch schon gestern hängt hier
0:01:45–0:01:49
so eine Nebelglocke über der Stadt. Es sieht alles sehr mystisch aus mit den Scheinwerfern und so.
0:01:50–0:01:53
Ja, so ist das nun mal, wenn man mitten im Gewässer wohnt.
0:01:54–0:01:59
Und wir haben im Vorfeld kurz gesprochen, dass wir möglicherweise über das Thema
0:01:59–0:02:00
Kochen ohne gucken reden wollen.
0:02:01–0:02:04
Aber bevor es dahin kommt, würde ich mal den Ort als solchen nutzen und ein
0:02:04–0:02:06
bisschen über den Kongress mit dir reden.
Florian Clauß
0:02:06–0:02:06
Sehr gerne.
Ali Hackalife
0:02:07–0:02:13
In meinem Fall, ich war das erste Mal auf dem 32C3 2015 hier vor Ort.
0:02:13–0:02:18
Da war ich aber auf dem Camp schon vorher gewesen und wusste ungefähr, was mich erwartet.
0:02:18–0:02:20
Und du sagtest, du bist auch schon öfter hier gewesen.
Florian Clauß
0:02:20–0:02:26
Ja, ich war das erste Mal, das muss 2014, der 31 C3.
0:02:26–0:02:31
Es war so Deutschland im Jahre Null, also im Jahre Null nach Snowden.
0:02:31–0:02:35
Es war dann, als hier der Poitras-Film präsentiert wurde.
0:02:36–0:02:41
Citizen Four, heißt der? Von Laura Poitras, die dann halt dokumentiert hat,
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wie Snowden quasi die ganzen Enthüllungen, die Leaks und so weiter und wie sie ihn geschützt haben.
0:02:48–0:02:54
Und so diese ganzen Geschichten, das war hier und ja, das war der 31 C3.
0:02:54–0:03:00
Das war ein sehr hängengebliebener Kongress. Dann war ich eigentlich fast jedes Jahr da.
0:03:01–0:03:03
Ich glaube, einmal habe ich ausgesetzt und dann natürlich über Corona.
Ali Hackalife
0:03:03–0:03:07
Ich habe das letzte Jahr, also den 37 C3 ausgesetzt.
0:03:08–0:03:11
Ich finde es sehr gut, wie hier Rücksicht genommen wird und niemand wird dich
0:03:11–0:03:13
jetzt schräg angucken, wenn du eine Maske trägst.
0:03:13–0:03:17
Aber vor einem Jahr war ja die Situation noch eine andere und mir fehlt ein
0:03:17–0:03:20
bisschen was vom Zusammensein, wenn alle maskiert sind.
0:03:21–0:03:25
Also ich finde völlig okay, dass sie es machen, aber ich sehe schon sehr wenig Mimik.
0:03:25–0:03:29
Und wenn dann noch ein Großteil der Mimik fehlt, dann ist das immer ein bisschen eine Herausforderung.
0:03:29–0:03:33
Und jetzt würde ich sagen, ist ja der Umgang so, ich rechne fest damit,
0:03:33–0:03:35
dass man nach dem Kongress eine Erkältung haben wird oder so.
0:03:35–0:03:37
Aber ja, das war schon immer so.
Florian Clauß
0:03:37–0:03:42
Ich bin geimpft, ich bin Erkältung geimpft und ich hätte vor anderthalb Wochen Corona.
0:03:43–0:03:47
Also das heißt, ich fühle mich da ganz gut aufgestellt. Da hast du auch sicher
0:03:47–0:03:50
mitbekommen, das fand ich sehr faszinierend, dass jetzt der Grippe-Impfstamm
0:03:50–0:03:54
nicht mehr auf vier Virenstämme läuft, sondern auf drei.
0:03:54–0:03:59
Weil einer quasi durch Corona, durch diese Maßnahmen komplett ausgestorben ist.
0:03:59–0:04:04
Deswegen sind die Grippe-Impfungen jetzt beinhaltet nur noch drei Impfstämme
0:04:04–0:04:07
quasi. Also fand ich jetzt auch mal so einen guten Nebeneffekt,
0:04:08–0:04:10
dann spart man sich einen Impfstand. Ich habe das gesehen.
Ali Hackalife
0:04:10–0:04:14
Aber ich muss ganz ehrlich sagen, technisch verstehen tue ich es nicht.
0:04:15–0:04:18
Ich arbeite mit Computern in der Biologie, aber ich habe Bio in der 10.
0:04:18–0:04:21
Klasse abgewählt. Also ich bin immer fasziniert, wenn Biologen mir Dinge erzählen.
0:04:21–0:04:25
Aber mein technisches Verständnis Biologie ist auf einen sehr engen Bereich
0:04:25–0:04:26
Neurobiologie beschränkt.
0:04:27–0:04:29
Und alles andere, ja, ich weiß, dass es Viren gibt und ich weiß,
0:04:29–0:04:32
wie sie funktionieren. Also ich sehe die Schlagzeile, ich bin fasziniert und
0:04:32–0:04:34
denke mir, aha, sie hätten jetzt aber auch schreiben können,
0:04:34–0:04:38
statt vier müssen wir jetzt leider gegen fünf impfen. Ich hätte keine qualifizierte Meinung dazu.
Florian Clauß
0:04:38–0:04:42
Ich fände es so faszinierend, dass diese Maßnahmen dann halt wirklich was Sichtbares,
0:04:43–0:04:47
was Signifikantes durch Corona dann auch dahin getrieben haben,
0:04:47–0:04:50
dass es eben ein kompletter Grippestamm dann ausgestorben ist.
0:04:50–0:04:54
Das fand ich halt so das Interessante an dieser Meldung.
Ali Hackalife
0:04:54–0:04:58
Wobei, also da wäre ja jetzt auch wieder interessant, wie sich das mit den Grippetoten
0:04:58–0:05:00
verändert hat. Weil ich glaube, die haben sich gar nicht so sehr verändert,
0:05:00–0:05:04
was dann immer als Kriterium angeführt wurde von wegen, wie gut können die Pandemie-Maßnahmen
0:05:04–0:05:06
sein, wenn die Zahl der Grippetoten sich ähnlich verhält.
0:05:06–0:05:08
Aber kein Experte, kein Virologe.
Florian Clauß
0:05:09–0:05:14
Ja, genau, da steigen wir in ein Thema ein. Vielleicht lassen wir dieses Rapid-Fold
0:05:14–0:05:17
zu. Aber du hast es gerade erwähnt, du bist auch interessant.
Ali Hackalife
0:05:17–0:05:18
Danke, danke.
Florian Clauß
0:05:18–0:05:23
Auch interessant, der Podcast, den du machst und bei dem auch viele unterschiedliche
0:05:23–0:05:26
Gäste und vor allen Dingen auch Themen.
0:05:26–0:05:31
Also du hast eine Themendiversität, habe ich selten in der Podcast-Landschaft
0:05:31–0:05:32
so in dieser Form gesehen.
0:05:33–0:05:35
Und ich überlege gerade, wie machen wir das am besten?
0:05:35–0:05:42
Also du kommst aus der Junghacker-Szene. Das war auch dein Kontakt hier zum Kongress.
0:05:42–0:05:48
Warst du da auch mit Jugendhack? Ich habe zumindest in deiner Wikipedia Benutzereintrag
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gesehen, dass du im Bereich von Hackathons und Jugendhakt dann dich auch hervorgetan hast.
Ali Hackalife
0:05:55–0:05:59
Das ist das mysteriöse Jahr 2015. Also es war,
0:06:01–0:06:05
12 bin ich ins Internat gekommen, weil ich nicht gut gucken kann und wenn du
0:06:05–0:06:08
in Deutschland ein Abitur machen möchtest, gibt es da eigentlich nur zwei Orte
0:06:08–0:06:12
für, einen bei Berlin und einen in Marburg, wo eine Schule mit,
0:06:12–0:06:14
also ein Gymnasium mit dem Förderschwerpunkt sehen ist.
0:06:14–0:06:19
Deswegen bin ich auch weiterhin großer Fan von Förderschulen mit einem Schwerpunkt,
0:06:19–0:06:21
weil das halt solche Institutionen dann rettet.
0:06:21–0:06:24
Ansonsten bedeutet Inklusion in den meisten Fällen sehr konkret,
0:06:24–0:06:26
ja wir haben eine Rolli-Rampe und wenn du andere Hilfe brauchst,
0:06:26–0:06:30
musst du die irgendwie selbst improvisieren können, aber wir haben noch eine Rolli-Rampe, hey.
0:06:30–0:06:35
Und long story short, ich war auf einmal im Internat und Internet war limitiert,
0:06:35–0:06:37
aber das war ja keine wirkliche Hürde.
0:06:37–0:06:41
Und dann relativ schnell herausgefunden, wie ich nicht von dem Router in der
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Zeit begrenzt werde und dann meinen Marburg umgeschaut.
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Computer waren schon immer ein Interesse, den örtlichen Hackspace gefunden,
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da Leute kennengelernt.
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Also ich erinnere mich, dass ich zu meinem 14. Geburtstag in dem Hackspace schon aktiv war.
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Und wir noch am Vorabend überlegt haben, was ich jetzt noch alles hätte tun
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können, solange ich minderjährig bin. Also dass ich natürlich diesen Leak und
0:06:59–0:07:00
diesen Hack verantwortet habe.
0:07:02–0:07:07
Naja, auf jeden Fall, so kam eins zum anderen und ich war in dem Umfeld der Leute,
0:07:07–0:07:11
die dann, also vorher gab es einen Stammtisch vom Chaos Computer Club,
0:07:11–0:07:15
gab es einen offenen Linux Computertreff in Marburg, Unistadt,
0:07:15–0:07:18
viele Informatikstudenten und darüber war ich dann im Umfeld.
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Und dann hieß es 2014, alle fahren zum Kongress, das hatte ich noch nicht so richtig auf dem Schirm.
0:07:23–0:07:25
Und 2015 ist ja wieder Camp und das ist ja nur alle vier Jahre,
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da möchte man auf jeden Fall hin, auch wenn du dir unsicher bist. Also ...
0:07:29–0:07:34
Dahin. Und dann war ich in dem Umfeld. Dann habe ich Leute kennengelernt.
0:07:34–0:07:37
Dann war die Frage, hier, es gibt Jugendhekt, möchtest du da nicht mal hin?
0:07:37–0:07:39
Dann war ich Jugendhekt in Berlin.
0:07:39–0:07:42
Damals gab es noch nur die Events in Berlin.
0:07:43–0:07:46
Da erinnere ich mich, da habe ich Markus Richter das erste Mal getroffen,
0:07:46–0:07:49
weil der die Veranstaltung moderiert hat. Und ich war sehr ehrfürchtig.
0:07:49–0:07:51
Da hat er gesagt, ich hatte einen Podcast, danke.
0:07:52–0:07:55
Meinte er, welchen? Ich habe nicht damit gerechnet, dass eine Rückfrage kommt.
0:07:56–0:08:01
Wie heiße ich eigentlich und wo bin ich? Auf jeden Fall, da haben wir damals
0:08:01–0:08:04
in Haskell eine Ricochet-Implementierung gebaut.
0:08:04–0:08:08
Also Ricochet ist ein auf dem Tor-Netzwerk basierender Chat-Client,
0:08:08–0:08:11
der Chat-Protokoll. Und wir haben das Ganze in Haskell gebaut.
0:08:11–0:08:14
Und das war dann so, hier, cool Jungs, was ihr gemacht habt,
0:08:14–0:08:16
hier ist ein Preis. Verrückt, dass ihr Computer bedient.
0:08:18–0:08:22
Und das war aber ganz lustig. Das war ein Hackathon voll mit jungen Leuten,
0:08:22–0:08:23
die auch Spaß an Computern hatten.
0:08:23–0:08:29
Und dann gab es noch ein Regional-Event in Köln, auf dem ich noch mit dabei war, Jugendhekt West.
0:08:29–0:08:33
Da haben wir was zum Thema Smart Home Devices für Flut- und Hochwasserschutz
0:08:33–0:08:36
gebaut und auch da gewonnen. Und danach haben sie Gewinn abgeschafft bei Jugendhekt.
0:08:38–0:08:41
Also ich verstehe, dass das pädagogisch bestimmt irgendeinen Wert hat,
0:08:41–0:08:42
aber ich habe gerne gewonnen.
0:08:42–0:08:45
Ja, dann war man aber auf jeden Fall in dem Umfeld. Dann war klar,
0:08:45–0:08:47
man fährt zum nächsten Kongress und so weiter.
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2015 hier der Kongress, wenn ich zurückblicke, da war dann noch jemand in Hamburg,
0:08:54–0:08:56
hat jemanden gefragt, ob wir bei ihm übernachten können.
0:08:56–0:09:00
Und dann hat der zu allen Ja gesagt und da waren wir mit zwölf Leuten in einer Zwei-Zimmer-Wohnung.
0:09:00–0:09:04
Ja, also man hat in Schichten geschlafen, hat sehr wenig geschlafen und im Vergleich
0:09:04–0:09:09
dazu jetzt mit eigenem Hotelzimmer und dem Zugang zu einer Dusche und vor allem
0:09:09–0:09:12
der Möglichkeit in neun Minuten von hier zum Hotel zu spazieren und sich dann
0:09:12–0:09:15
einfach mal hinzulegen zwischendurch, Das hat die Qualität schon massiv verbessert,
0:09:15–0:09:19
aber wenn ich zurückschaue auf die Anfangsjahre Kongress, das war,
0:09:19–0:09:24
also einerseits, man hat mehr abgekonnt, mehr vertragen, es war jetzt nicht
0:09:24–0:09:26
so schlimm, eine Nacht durchgemacht zu haben, das merke ich jetzt.
0:09:27–0:09:28
Ich gehe das gerne an die Resilie.
Florian Clauß
0:09:28–0:09:30
Du bist nicht mehr Jugendhackt?
Ali Hackalife
0:09:30–0:09:33
Ich bin nicht mehr Jugendhackt, nein. Also ich habe dieses Jahr erst erfahren,
0:09:33–0:09:35
dass man eine Einführung für die Aufzüge braucht.
0:09:36–0:09:39
Und ich habe gedacht, naja, weil ich habe auf allen von diesen Aufzügen schon
0:09:39–0:09:41
mal oben im Wartungskörbchen gestanden.
0:09:44–0:09:47
Also gut, die Einführung beinhaltet, wie man ihn richtig beläht und welchen
0:09:47–0:09:48
Knopf man drücken muss. Aber es war halt so.
Florian Clauß
0:09:48–0:09:49
Aber nicht, wie man hochkommt.
Ali Hackalife
0:09:50–0:09:53
Man war halt hier und beim ersten Kongress meinte jemand, weißt du,
0:09:53–0:09:55
wie man den fährt? Und ich meinte, ja, man drückt den Knopf.
0:09:55–0:09:56
Und er meinte, nein, guck mal hier.
0:09:57–0:10:00
Da oben beim Eingang, drehst du mit dem Vierkant, dann ist dein Wartungsmodus.
0:10:01–0:10:03
Dann gehst du raus, drückst den Runterknopf, der fährt auf die halbe Höhe.
0:10:03–0:10:06
Dann kannst du oben auf das Körbchen einsteigen und das Wartungspanel bedienen.
0:10:07–0:10:13
Und so war es, dass ich mit 15 im Aufzugsschacht stand und mal selber diesen Knopf gedrückt habe.
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Und ich weiß nicht gegen wie viele, also es ist ja verjährt,
0:10:16–0:10:17
aber es waren bestimmt viele Sicherheitsvorschriften.
0:10:19–0:10:22
Und dementsprechend habe ich eine recht enge Bindung zu dem CCH gehabt.
0:10:23–0:10:26
Es liegt hier immer noch überall Teppich, aber damals lag noch mehr Teppich
0:10:26–0:10:30
und der war ein bisschen dämpfender. Das war halt wirklich so ein großes Wohnzimmer.
0:10:31–0:10:34
Und ich habe auch gesehen, sie haben jetzt angefangen Spaß zu verbieten.
0:10:34–0:10:39
Früher konnte man auf eine Dachterrasse, auf der konnte man frei rumlaufen.
0:10:39–0:10:40
Jetzt ist das ein Flatterband eingezogen.
0:10:41–0:10:44
Und ich erinnere mich daran, dass ich, also hier drin ist ja alles mit LEDs,
0:10:44–0:10:46
es funkelt, es blinkt, man verliert ein bisschen das Zeitgefühl.
0:10:46–0:10:51
Und ich erinnere mich, dass ich damals den Thomas Brand, der macht auch Podcasts, der.
0:10:54–0:10:57
Macht einen eigenen Podcast, der heißt irgendwas mit Vektor.
0:10:57–0:11:01
Auf jeden Fall, er macht Podcasts darüber, dass er Politiklehrer ist und erklärt
0:11:01–0:11:05
Politik, redet über Probleme von Auszubildenden und Schülern und so weiter.
0:11:06–0:11:08
Auf jeden Fall, ihn lernte ich kennen und man quatscht über Politik.
0:11:08–0:11:12
Und dann passiert es, dass man irgendwie an dieser großen Fensterfront vorbeilief
0:11:12–0:11:13
und auf einmal ging die Sonne auf.
0:11:15–0:11:19
Dann erinnere ich mich, wie ich auf diesem Dach stand und wir haben aus Bechern
0:11:19–0:11:24
Tee getrunken, weil da so ein Zelt aufgebaut war, wo Leute einfach eine Teeküche hingestellt haben.
0:11:24–0:11:27
Und jetzt, wenn ich das Dach sehe und das Flatterband, dann denke ich mir,
0:11:27–0:11:31
früher haben sie uns schon noch mehr erlaubt. Es war weniger verboten.
Florian Clauß
0:11:31–0:11:35
Ja, jetzt kannst du auch das Lied von früher singen.
0:11:35–0:11:39
Also als ich dann noch auf Dachterrassen stand und die Nächte durchgemacht habe,
0:11:40–0:11:42
das war dann zu Lovebraid-Zeiten.
Ali Hackalife
0:11:43–0:11:46
Ich verstehe auch, warum. Also der Kongress ist seit dann ja dann nochmal ein
0:11:46–0:11:46
bisschen größer geworden.
0:11:47–0:11:50
Dieses Jahr gab es, das ist ja glaube ich auch schon, Evacuation Angel.
0:11:50–0:11:56
Also Leute, die nur für den Fall, dass es ein Brandmelder einen Feueralarm gibt,
0:11:56–0:12:00
nur für den Fall sind hier Leute, die sagen alle da lang, nicht da lang, nein da lang.
Florian Clauß
0:12:00–0:12:04
Das sind quasi so Schläferinnen, die dann geweckt werden, sobald ein Brandalarm...
Ali Hackalife
0:12:04–0:12:06
Die sitzen an kritischen Abzweigungen der Fluchtwege.
Florian Clauß
0:12:06–0:12:08
Die müssen, die sind die ganze Zeit stationiert.
Ali Hackalife
0:12:08–0:12:12
Das sind Schichten, da sitzen Engel die ganze Zeit an den Fluchtwegen und sagen
0:12:12–0:12:15
dir, nein, da Fluchtweg, wir haben Feueralarm, da ist jetzt nicht da lang, da Fluchtweg.
Florian Clauß
0:12:16–0:12:19
Ja, ich meine, das ist die Gefahr des Over-Engineerings, Aber vielleicht sind
0:12:19–0:12:25
auch diese Sicherheitsauflagen so streng geworden, dass eben so ein Apparat da auch nötig ist.
0:12:25–0:12:27
Ich weiß nicht, wie die Bedingungen sind jetzt für das neue CCH.
Ali Hackalife
0:12:27–0:12:30
Ja, also ich habe auch Dinge erlebt, so sicherheitstechnisch.
0:12:31–0:12:33
Auf meinem allerersten Kongress habe ich mich beinahe,
0:12:34–0:12:37
Sagen wir es so, es gibt in diesem Gebäude jede Menge City-Roller.
0:12:37–0:12:41
City-Roller haben, damit das Brett fester ist, unten so einen T-förmigen Träger,
0:12:41–0:12:42
der ein bisschen nach unten rausschaut.
0:12:43–0:12:46
Hier liegen überall dicke Kabel auf dem Boden und ich bin mit dem City-Roller
0:12:46–0:12:47
rumgefahren und in so ein Kabel.
0:12:47–0:12:50
Und auf einmal stand der Roller unter Strom und ich habe mächtig eine gewischt
0:12:50–0:12:53
bekommen. Aber ich hatte halt total Glück, dass ich mit beiden Füßen auf dem Roller stand.
0:12:53–0:12:57
Also ich nicht in den Boden geleitet habe, sondern der Roller in den Boden geleitet
0:12:57–0:12:59
hat. Und der Roller ist ja okay isoliert.
0:12:59–0:13:02
Also es war für mich nur unangenehm, aber hätte ich in dem Moment Schwung geholt,
0:13:02–0:13:04
dann hätte ich mir, glaube ich, mächtig einen gezwiebelt.
0:13:04–0:13:07
Und dann halt durch das Griffbrett, durch die Hände einmal runter in den Boden.
0:13:07–0:13:10
Das hätte unschön ausgehen können. Also es gibt einen Grund für Sicherheitsregeln.
Florian Clauß
0:13:12–0:13:15
Und wir haben ja Experten ja hier auf diesem Kongress. Sicherheit.
Ali Hackalife
0:13:16–0:13:21
Also wir haben das CERT, das Cars Emergency Response Team, die hier rumlaufen. und Dinge verarzten.
0:13:22–0:13:24
Das ist das erste Mal, dass ich erfahren habe, dass es Ketamin gibt.
0:13:24–0:13:29
Das war mein zweiter oder dritter Kongress. Da lag ein Herr ohne Hose im Bällebad.
0:13:29–0:13:32
Das war drei oder vier Uhr morgens. Und der hatte eine Begleitperson dabei.
0:13:33–0:13:35
Und dann fragte ich, ob alles gut ist, weil das ist halt so ein verwirrender
0:13:35–0:13:37
Anblick. Und dann meinte er, ja, der hat seine Hose verloren,
0:13:38–0:13:39
aber er glaubt, er ist seine Hose.
0:13:39–0:13:42
Der Umgang damit ist hier sehr locker. Ich finde das ja grundsätzlich gut,
0:13:43–0:13:46
weil dafür, wie viele Leute hier sind, es ist eine relativ sichere Veranstaltung.
0:13:46–0:13:50
Aber das geht halt eben nur, nur weil es Sicherheitsvorgaben gibt,
0:13:50–0:13:53
wo man dann Bereiche der Dachterrasse verbietet und es Engel gibt,
0:13:53–0:13:57
die unermüdlich rumlaufen und gucken, dass niemand richtig abschmiert.
Florian Clauß
0:13:57–0:14:01
Ich kann mich noch daran erinnern, ich weiß nicht, welches Jahr das war, aber es war Hamburg,
0:14:01–0:14:09
wo eine große Kugel, ein Plastikbeil aufgeblasen war und der war hier zur Parkseite
0:14:09–0:14:12
und da war die ganze Zeit, tags und nachts, war halt Techno drin.
0:14:12–0:14:17
Ab und zu lief da mal so ein Konfetti-Kanode und eine Nebelmaschine,
0:14:17–0:14:18
dann konnte man nichts sehen.
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Also man war dann quasi so einen
0:14:19–0:14:23
transparenten Plastikball, der einen Durchmesser von fünf Metern hatte.
0:14:23–0:14:26
Das war auch auf jeden Fall eine Experience da.
Ali Hackalife
0:14:26–0:14:30
Ich erinnere mich auch daran, vor allem zu dem Zeitpunkt gab es eine Undercover-Security.
0:14:30–0:14:34
Es gibt ja hier die Security, die rumläuft mit den Jacken, auf denen auch Security steht, und die,
0:14:35–0:14:38
Und dann gibt es hier Leute, die unauffällig sein sollen. Das Problem ist,
0:14:38–0:14:41
die Leute, die hier sind, würde ich sagen, würden dir für gewöhnlich auffallen,
0:14:41–0:14:43
weil sie alle sehr ähnlich aussehen.
0:14:43–0:14:47
Und wenn jemand dann da ein bisschen rausfällt, dann war relativ schnell klar,
0:14:48–0:14:50
also zum einen Verteidigung, wir waren 15 oder 16, aber wir haben uns dann halt
0:14:50–0:14:52
den Spaß daraus gemacht, die Undercover-Security rauszusuchen.
0:14:53–0:14:56
Und dann die Leute halt zusammengefragt, was ist denn dein Nick?
0:14:56–0:14:57
Und dann meinte er, ich heiße nicht Niklas.
0:14:58–0:15:01
Naja, das ist hier auf dieser Veranstaltung kein guter Satz.
0:15:02–0:15:04
Welches Betriebssystem benutzt du denn?
Florian Clauß
0:15:06–0:15:10
Also ihr habt ja quasi Social Engineering betrieben genau.
Ali Hackalife
0:15:10–0:15:17
So eine Unterhaltung hatte ich in einer von diesen Outdoor Kugeln ich erinnere mich an die,
0:15:17–0:15:22
und jetzt ist es halt wenn man ein paar Jahre dabei ist ich laufe eigentlich
0:15:22–0:15:25
nicht mehr durch dieses Gebäude ohne dass mich Leute zwischendurch abfangen und grüßen und so weiter,
0:15:26–0:15:31
das ist schon verrückt also wenn ich überlege als ich auf diese ganze Computerbubble
0:15:31–0:15:35
gestoßen bin und Bits und so gehört Tim Pridloves Produktion gehört.
0:15:36–0:15:39
Jetzt rede ich halt relativ regelmäßig mit dem Alex von Bits und so und dem
0:15:39–0:15:43
Basti von Bits und so und Tim Pridloves hatte ich jetzt auch schon im Gespräch
0:15:43–0:15:46
und es gibt Nachfolgetermine und das sind jetzt halt auf einmal auch alles Leute, die einen ja kennen.
0:15:46–0:15:50
Also man hat Zeit miteinander verbracht, man war auf denselben Veranstaltungen
0:15:50–0:15:54
und so weiter und man kann hier sehr schnell reinwachsen, wenn man Interesse
0:15:54–0:15:56
an den Leuten hat und wenn man so ein bisschen was zurückgibt.
0:15:56–0:15:58
So wie Community Podcast.
0:15:58–0:16:01
Also ich finde, es ist eigentlich ein total angenehmes Gefühl.
0:16:01–0:16:06
Ich habe jetzt diesen Kongressaufenthalt im Wesentlichen finanziert durch Leute geben Support.
0:16:06–0:16:08
Und Leute geben nicht Support, weil ich sage, hier ist eine Paywall,
0:16:08–0:16:10
wenn du mir zuhören möchtest, kostet das Geld, sondern ich sage,
0:16:10–0:16:13
hier ist ein Hut, wenn es dich interessiert, wirf halt Geld rein.
0:16:14–0:16:17
Und das ist nochmal eine ganz andere Form der Dankbarkeit, als ein tatsächliches
0:16:17–0:16:20
Produkt zu verkaufen, weil die Leute wissen ja, was sie haben und entschließen
0:16:20–0:16:23
dann, dass es mir Geld wird und nicht, ich kaufe mal auf Verdacht,
0:16:23–0:16:26
weil es gut sein könnte und dadurch entsteht dann ein Einkommen.
0:16:27–0:16:30
Ja, dieser Kongress, nachdem ich einen Transparenzbericht veröffentlicht habe
0:16:30–0:16:32
über meinen Podcast, kam noch mal relativ viel Geld rein.
0:16:32–0:16:36
Die Leute gesagt haben, sie finden nicht richtig, dass das auf Null rausgeht.
0:16:36–0:16:38
Ich schon. Ich meine, es bezahlt mir ein sehr luxuriöses Hobby.
0:16:39–0:16:42
Ich habe viel Literatur, Audio-Equipment und so weiter gekauft.
0:16:42–0:16:45
Ich zahle Gästen Honorare und ich habe keine Kosten, die dadurch entstehen.
0:16:45–0:16:47
Einfach, weil die Leute hören wollen, was ich da mache.
0:16:47–0:16:51
Und ja, jetzt habe ich den Kongress effektiv durch den Podcast finanziert.
0:16:51–0:16:53
Und sehe das dann auch so ein bisschen als Mission dann hier.
0:16:54–0:16:56
Also du hast es ja gefragt, Podcast, habe ich gesagt, natürlich können wir es
0:16:56–0:16:58
sehr gerne machen. freut mich auch. Also ich fühle mich geehrt,
0:16:58–0:17:00
dass jemand anderes zuhören möchte.
0:17:01–0:17:03
Und ja, das ist so, man wächst sehr gut in die Community rein,
0:17:04–0:17:05
wenn man etwas rausgibt, was die Community hört.
0:17:06–0:17:09
Ich glaube, von den paar tausend Leuten, die da monatlich draufklicken,
0:17:09–0:17:12
die Dichte der Hörer wird hier so hoch sein wie sonst nirgendwo.
Florian Clauß
0:17:12–0:17:16
Also erst mal die Art, wie du an das Podcasting rangegangen bist.
0:17:17–0:17:20
Du hast es ja einen Transparenzbericht total offen gemacht. Das fand ich super
0:17:20–0:17:24
ehrlich und total klar, wie du das auch strukturiert hast. Ich fand jetzt nicht
0:17:24–0:17:26
so viel, dass da rausgekommen ist, unterm Strich für dich.
0:17:27–0:17:30
Und dann dachte ich so, okay, jetzt spende ich auch was. Und dann frage ich
0:17:30–0:17:33
mal, vielleicht können wir jetzt noch einen Podcast aufnehmen.
0:17:33–0:17:34
Er kann nicht Nein sagen.
Ali Hackalife
0:17:35–0:17:39
Also das ist natürlich eine gute Bestechung. Ich hätte mit dir aber auch ohne die Unterstützung.
Florian Clauß
0:17:39–0:17:42
Ja, aber ich finde es auch toll, dass du dann deinen Gästinnen und Gästen ein
0:17:42–0:17:44
entsprechendes Entgelt anbietest.
Ali Hackalife
0:17:44–0:17:48
Ich finde, die meisten lehnen es ab. Aber ich finde, grundsätzlich gehört sich das bei Freiberuflern.
0:17:48–0:17:52
Die könnten mit ihrer Zeit ja genauso gut arbeiten. Und sie schenken diese Zeit
0:17:52–0:17:54
mir. Und also mittlerweile bringe ich ja ein bisschen Reichweite mit,
0:17:54–0:17:56
aber anfangs war das ja nichts.
0:17:56–0:17:59
Also anfangs war das, sie reden mit jemandem, der meine freundliche E-Mail formuliert hat.
0:17:59–0:18:03
Und da finde ich, wirkt es einfach seriöser, wenn ich sage, das hier ist Community
0:18:03–0:18:06
finanziert. Ich verdiene daran eh nichts, aber es gibt hier diesen Topf Geld.
0:18:06–0:18:09
Und ich habe angeboten, ich habe angefangen mit, ich kann Aufwandsentschädigungen
0:18:09–0:18:13
zahlen. Und meinte dann irgendwas zwischen 30 und 50 Euro, wenn wir Stunde anderthalb miteinander reden.
0:18:15–0:18:19
Man macht es nicht fürs Geld, aber die Leute müssen es nicht völlig umsonst machen.
0:18:19–0:18:22
Die kennen mich ja nicht. Was ist, wenn das Gespräch wirklich zäh ist,
0:18:22–0:18:24
wenn es sie nicht interessiert und sie jetzt aber ein Gesicht wahren wollen?
0:18:24–0:18:26
Dann machen sie es immerhin nicht für umsonst.
0:18:26–0:18:30
Das ist das Schöne, wenn Leute dann wiederkommen oder sich selbst wieder einladen.
0:18:31–0:18:33
Ich hatte ja auch unter anderem den Norm Ola da, da hatten wir ja drüber gesprochen.
0:18:34–0:18:38
Norm Ola hatte vorher bei Joe Rogan im Podcast geredet, war also jemand,
0:18:38–0:18:40
der jetzt in der Podcast-Welt die Reichweite haben konnte, die man haben kann.
Florian Clauß
0:18:40–0:18:42
Ja, da geht nichts drüber.
Ali Hackalife
0:18:42–0:18:44
Nee, wurde auch ein bisschen bespöttelt, ob ich jetzt versuche,
0:18:44–0:18:48
der deutsche Joe Rogan zu werden. Die ehrliche Antwort ist, ich bin der deutsche Joe Rogan.
0:18:49–0:18:52
Na, auf jeden Fall hatte ich ihn dann angefragt und hatte aber auch geschrieben,
0:18:52–0:18:54
ich würde gerne mit ihm über alle seine Bücher reden.
0:18:54–0:18:56
Ich hatte sein neuestes Buch auch gelesen und dann war er sofort interessiert,
0:18:56–0:19:01
weil sein neuestes Buch ist sein Liebhaberprojekt über die Geschichte des Zauberbergs.
0:19:02–0:19:04
Und Thomas Mann und den Zauberberg. Und er schreibt halt über die Geschichte,
0:19:05–0:19:06
wie der Zauberberg entstehen konnte.
0:19:06–0:19:09
Das ist sowas, das verkauft sich nicht im Ansatz so gut wie,
0:19:09–0:19:11
guck mal, die Drogen, die die Nazis genommen haben.
Florian Clauß
0:19:11–0:19:12
Ja, die Hitler genommen hat.
Ali Hackalife
0:19:13–0:19:17
Ja, das waren ja beides seine Themen. Also in Tript geht es darum,
0:19:18–0:19:21
was die Aufputschdrogen im Zweiten Weltkrieg für den Blitzkrieg waren.
0:19:21–0:19:24
Also Perfettin und die Methamphetamine. Und es geht um das, was Hitler selbst genommen hat.
0:19:24–0:19:33
Vor allem Eukodal, das heute das Chemie-identische Formel von Oxykotten.
0:19:33–0:19:37
Und das ist schon eine verrückte Geschichte, wie das so direkt miteinander zusammenfällt.
Florian Clauß
0:19:37–0:19:40
Völlig verrückt. Das war wirklich für mich ein totaler Eye-Opener.
0:19:41–0:19:42
Ich habe erst das Interview mit
0:19:42–0:19:46
dir gehört, Norm Ola, und dann habe ich nochmal den Joe Rogan geklickt.
0:19:46–0:19:51
Und dann bin ich also auch in diese ganzen Geschichten von, wie eben Hitler
0:19:51–0:19:53
da den Drogenkonsum, wie sich das vorbereitet hat.
0:19:53–0:19:56
Das am Anfang hatte er ja von deinem Arzt, ja?
Ali Hackalife
0:19:57–0:19:57
Ähm, Morell.
Florian Clauß
0:19:58–0:19:58
Morell.
Ali Hackalife
0:19:58–0:20:01
Das war, ähm, ich meine...
Florian Clauß
0:20:01–0:20:03
Patient A hieß Hitler bei ihm.
Ali Hackalife
0:20:03–0:20:04
Theodor Morell war der Name.
Florian Clauß
0:20:05–0:20:10
Theodor Morell, genau. Und er hat ihm am Anfang dann eben so Vitamine übersprittet,
0:20:11–0:20:16
Ja, weil das auch damals auch total, also es war nicht verbreitet.
0:20:16–0:20:20
Und dann, wie er dann nach und nach eben die Opiate, aber auch alle mögliche
0:20:20–0:20:21
an anderen Ruhm verabreicht hat.
0:20:22–0:20:26
Und wie dann so zwei Ärzte um die Gunst bei Hitler gebettelt haben.
0:20:26–0:20:29
Der eine hat ihnen Kokain, der andere Opiate gespritzt.
0:20:29–0:20:32
Und er hat dann so einen Snowball-Effekt am Ende gehabt.
0:20:34–0:20:37
Ich hatte es immer so am Rand gehört, so anekdotisch, aber mir war es nicht
0:20:37–0:20:42
klar. Und das, was ich absolut faszinierend von Olaf fand, dass er dann tatsächlich
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einer der Ersten war, die dann auch diese Tagebücher wirklich mal durchgelesen haben.
Ali Hackalife
0:20:47–0:20:50
Also das war auch was, worüber ich mit ihm länger dann noch auf Erger geredet
0:20:50–0:20:52
habe, denn das hatte mich ein bisschen gewundert.
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Es klingt verdächtig, aber I can explain. Ich habe ein schweres Interesse für
0:20:57–0:21:01
alles rund um die Nazi-Zeit, weil ich mich frage, wie kann das passieren,
0:21:02–0:21:03
dass aus einer Gesellschaft,
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die sich so technisch entwickelt, Die Denkelite, die intellektuelle Elite Europas
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kam nach Deutschland zum Studieren und verlässt auf einmal dieses Land in den 30ern.
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Und es kippt wirklich in, wir benutzen jetzt unsere guten Erkenntnisse aus dem
0:21:19–0:21:24
Pressen, aus dem Gießen, aus der Elektrotechnik, um Kampfmittel zu bauen.
0:21:24–0:21:29
Und dieselben Leute, also auch so ein Werner Heisenberg, der ja wirklich einer
0:21:29–0:21:33
der Frontier-Physics-Nerds war, der dann sagt, es ist für ihn einfacher,
0:21:34–0:21:37
hier mitzuforschen, als das Land zu verlassen, weil er dann Angst hat,
0:21:37–0:21:39
dass er das, was er sich da in der Akademie aufgebaut hat, alles verliert.
0:21:40–0:21:42
Das ist so eine der Sachen, die mich dann doch sehr fasziniert,
0:21:42–0:21:47
wie Menschen, die noch zehn Jahre vorher so wirken, als wären sie wirklich weltoffen,
0:21:47–0:21:49
progressiv auf einmal in so ein System mit reinfallen können.
0:21:49–0:21:54
Und ich hatte die Memoiren von der Traudel Junge gelesen, das ist die Sekretärin
0:21:54–0:21:56
von Hitler gewesen, die auch bis zuletzt im Führerbunker mit dabei war.
0:21:56–0:21:59
Und deswegen waren mir ganz viele Namen aus dem Umfeld, also Linge,
0:21:59–0:22:01
der Leibwächter, Junge, die Sekretärin und so weiter.
0:22:02–0:22:05
Waren mir geläufig und ich kannte relativ viel davon.
0:22:05–0:22:09
Ich wusste auch um den schlechten Gesundheitszustand. Also sie schreibt das
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halt unwissend, relativ naiv als Anfang 20-Jährige, wie sie ihn dann begleitet
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und auch auf dem Obersalzberg sind.
0:22:15–0:22:20
Und er zwischen den Teezeiten dann wahlweise sehr aufgekratzt ist oder nicht
0:22:20–0:22:21
ansprechbar erschöpft.
0:22:21–0:22:25
Und entweder ist er immer in Visionen davon, wie jetzt die Zukunft zu gestalten
0:22:25–0:22:28
ist und er sieht immer noch den Weltsieg oder er ist total niedergeschlagen.
0:22:28–0:22:31
Und sie sieht das einfach nur als der Mann hat starke Gefühlsschwankungen,
0:22:31–0:22:35
weil er gerade sich das größte militärische Unterfangen der Welt vorgenommen hat.
0:22:35–0:22:40
Und jetzt mit dem Wissen von Norm Ohler, der ja auch ganz viele Dokumente eingesehen
0:22:40–0:22:42
hat, über dann tatsächlich die Ärztetagebücher.
0:22:43–0:22:48
Ich hatte vorher von Erwin Kirchow das Buch gelesen, einfach nur Hitler.
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Kirchow hat die größte Hitler-Biografie bis dahin geschrieben, 1200 Seiten.
0:22:52–0:22:55
Sieht auch nicht gut aus im Bücherregal, weil es steht halt auf dem Rücken groß
0:22:55–0:22:56
Hitler und es ist ein sehr dickes Buch.
0:22:57–0:22:59
Es ist auch ein super Geschenk, wenn man in Restaurants Geschenke überreicht.
0:23:01–0:23:05
Auf jeden Fall. Jim Curzio hat halt so diese Komplettbiografie nachgezeichnet.
0:23:05–0:23:07
Und der erwähnt natürlich Morell. Um den kommt man nicht rum.
0:23:07–0:23:10
Bei Trolljunge wird Morell auch erwähnt, weil das schon eine wichtige Person
0:23:10–0:23:13
ist, der ja immer in Rufweite ist oder immer nur ein Telefonat weit weg.
0:23:13–0:23:14
Wenn Hitler verreist ist, war er mit dabei.
0:23:15–0:23:18
Und auf einmal dann aus Morells Sicht das Ganze zu lesen, der am Anfang nur
0:23:18–0:23:21
Vitamine gibt und dann anfängt, Hormoncocktails und so zu bauen.
0:23:21–0:23:24
Und Hormone zu dem Zeitpunkt auch total mystifiziert. Ich glaube,
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1934 wurde das erste Mal Testosteron überhaupt synthetisiert.
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Und das war ja noch alles super neue Forschung. und man hat mal so ein bisschen
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das Blaue rein experimentiert und wenn Morell dann auch so was schreibt,
0:23:34–0:23:38
dass Hitler der Kuchen zerdrückt werden musste, weil er so sehr mit dem Kiefer
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geklappert hat, dass er den nicht mehr kauen konnte, sondern nur noch löffeln,
0:23:41–0:23:44
das ist schon ein krasser Einblick.
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Und ja, Norm Ola, um den Bogen zuzumachen, den ich anfing, der war das erste
0:23:48–0:23:51
Mal da gegen Aufwandsentschädigung und dann hat er erzählt, was sein neues Buch
0:23:51–0:23:56
ist, dass es da um Stone Sapiens geht, also um die Kultur- und Menschheitsgeschichte
0:23:56–0:23:57
rund um den psychoaktiven Rausch.
0:23:57–0:24:01
Und da hatte ich ihn gefragt, ob er aus der Bibel die Stelle mit dabei hat,
0:24:02–0:24:06
wo Moses in das Zelt geht und ein Rauchsäule steigt auf und er redet mit Gott.
0:24:06–0:24:08
Weil ich finde, das beschreibt halt die Hotbox.
0:24:09–0:24:12
Nur er darf in den Tempel, es steigt Rauch auf, er kommt raus und er kann dir
0:24:12–0:24:14
sagen, was Gott ihm gesagt hat, also das Zelt.
0:24:14–0:24:17
Und das war so eine der Sachen. Ich habe in der Corona-Pandemie,
0:24:17–0:24:20
wenn andere Leute spazieren gegangen sind und Podcasts gestartet haben.
Florian Clauß
0:24:20–0:24:21
Ich weiß nicht, wie du meinst.
Ali Hackalife
0:24:21–0:24:27
Naja, das waren wohl einige. Habe ich viel im Bett gelegen und darüber nachgedacht,
0:24:27–0:24:31
was ich jetzt mit meiner Zeit tue, die ich nicht im Hackspace und auf Veranstaltungen
0:24:31–0:24:33
verbringen kann. Ich habe von Rufus Beck liest die Bibel gehört.
0:24:34–0:24:37
93 Stunden. Und das war halt so das Ding von wegen...
Florian Clauß
0:24:37–0:24:38
In einfacher Geschwindigkeit?
Ali Hackalife
0:24:39–0:24:43
Nee, doppelte natürlich. Also, ja, ich habe mich nur 47 Stunden mit dem Lass allein.
0:24:43–0:24:47
Aber da fällt man dann in dieses Rabbit Hole mit Leuten, die dann auch...
0:24:47–0:24:50
Also es gibt so viel Literatur, die sich zu einzelnen Büchern der Bibel äußern.
0:24:50–0:24:53
Ich war total beeindruckt von dem Buch des Propheten Habakkuk,
0:24:54–0:24:57
weil es dann darum geht, wie die Seuche übers Land zieht und die Städte werden
0:24:57–0:24:59
zerstört und sie werden dreimal zerstört.
0:24:59–0:25:01
Einmal, wenn sie ausgehungert werden, dann, wenn sie eingenommen werden und
0:25:01–0:25:06
dann, wenn die Seuche kommt, diese Beschreibung zu lesen, was Menschen für aufschreibenswert
0:25:06–0:25:07
halten und so weiter, hat es mich fasziniert.
0:25:07–0:25:10
Auf jeden Fall, da bin ich dann über die Rauchssäule gestolpert,
0:25:10–0:25:13
hat Norm Uller gefragt, wenn man über Stone Sapiens schreibt,
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finde ich, ist das Wichtigste zu schauen, das Alte Testament,
0:25:16–0:25:20
eine der umfassendsten, meist kopierten Schriftquellen, die wir haben, was schreiben die denn?
0:25:20–0:25:24
Und das hatte er noch nicht auf dem Schirm und dann sind wir so in Kontakt gekommen
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und haben auch noch ein bisschen weitergequatscht.
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Wenn dieses Buch rauskommt, dann werden wir auf jeden Fall da noch mal drüber reden.
0:25:30–0:25:33
Ich schließe durch diesen Podcast Netzwerke. Also da ist es für mich völlig
0:25:33–0:25:35
okay, dass ich da viel Zeit als Hobby reinwerfe, aber ich schließe Netzwerke
0:25:35–0:25:40
zu Leuten, die jetzt auf einmal von mir Inhalte mit syffliert bekommen und die
0:25:40–0:25:41
dann zurückkommen, um darüber zu reden.
0:25:42–0:25:45
Und das ist so der eigentliche Mehrwert, dass jetzt Leute, die ich früher immer
0:25:45–0:25:48
nur gehört oder gelesen habe, weil ich es interessant fand, jetzt so in Anführungszeichen
0:25:48–0:25:51
zur Verfügung stehen, dass man mal reden kann, dass ich die Fragen stellen kann.
Florian Clauß
0:25:51–0:25:55
Was deinen Podcast ausmacht, ist einfach diese Themenvielfalt.
0:25:55–0:26:00
Da ist dieses auch interessant. Es ist lustig, weil ich habe dich angefangen zu hören.
0:26:00–0:26:05
Ich hätte Malek in einer anderen Sendung gehört. Malek, der dann mit Audiodump
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macht und ab und zu auch mal bei Freakshow auftaucht.
0:26:09–0:26:12
Da hatte ich seine Referenzen mal angeguckt auf seiner Netzseite.
0:26:12–0:26:16
Und dann kam irgendwann, dass er bei dir zu Gast war. Und dann dachte ich, da rühr ich mal rein.
0:26:16–0:26:18
Auch interessant, klingt so ein bisschen wie Eigentlich-Podcast.
0:26:20–0:26:23
Und war wirklich überrascht. Und vor allen Dingen, ich finde,
0:26:23–0:26:27
du triffst ganz gut das Mindset, mit dem man sich gerade so beschäftigt,
0:26:27–0:26:30
weil das ist so eine Themenvielfalt, wo ich auch immer dachte,
0:26:30–0:26:32
ja stimmt, das ist interessant, ja,
0:26:32–0:26:37
also dieses Segelfliegen, dann hattest du über Pilze, Pilze ist natürlich der Dauerbrenner.
Ali Hackalife
0:26:37–0:26:40
Also Pilze ist auch ein Thema, das mich schon in der Recherche nicht mehr losgelassen
0:26:40–0:26:43
hat und ich habe ein bisschen Angst, dass wir der große Pilz-Podcast werden,
0:26:43–0:26:47
denn ich habe danach natürlich Tipps bekommen, über dieses Buch sollte man auch
0:26:47–0:26:50
gelesen haben und dieses Buch auch und jetzt habe ich gerade Entangled Life gelesen und bin,
0:26:50–0:26:55
also meine Freizeitliteratur besteht im Moment nur aus Pilzen und das wird nochmal
0:26:55–0:26:58
ein großes Thema werden, denn also so Sachen mit,
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es gibt, der Austernseitling enthält Ergotricin oder so, also ein Antioxidant
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und er enthält das in einer super großen Dose.
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Und wir haben eine direkte Bio-Verfügbarkeit dessen als Menschen.
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Die Frage ist jetzt, warum haben wir das? Also, dass Antioxidantien für uns
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wichtig sind, das wissen wir, die brauchen wir auch für unsere roten Blutkörperchen und so weiter.
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Aber die Vorstellung, dass dieser Pilz und der Mensch sehr konkret in Ko-Evolution
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sich entwickelt haben über die letzten 100.000 Jahre, der war in Europa verfügbar.
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Deswegen haben wir viel gegessen, deswegen können wir mit dem Stoff.
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Fasziniert mich total. Und Pilze sind eines der wenigen Themen,
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wo ich im Moment Optimismus verspüre.
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Denn, das habe ich in der Pilz-Folge auch gesagt, befasse mich berufsbedingt viel mit Computern.
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Computer machen mir eigentlich schlechte Laune, weil ich das Gefühl habe,
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habe ich mit dem Michael Seemann auch darüber geredet, wir laufen viel zu sehr
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in Selbstzensur und Überwachungsmöglichkeiten.
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Und ich hatte früher einen großen Technik-Optimismus, der flaut von Jahr zu Jahr ab.
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Und jetzt sind Pilze aber etwas, die moderne Pilzforschung bringt so viel hervor
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mit Filtern, durch die Abwässer durchgefiltert werden, um den Nitratgehalt in
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Wasser von Äckern zu senken mit Pilzen, die enzymatisch Mikroplastik zerteilen können.
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Also tatsächlich nicht nur kleiner machen, sondern auch verstoffwechseln und
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in Dinge aufspalten, die dann leichter wieder abbaubar sind und nicht über Jahrtausende
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mit in unseren Gewässern drin sind.
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Pilze, die Radioaktivität, radioaktive Isotopen einlagern können und dann sind
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sie zwar im Pilz, aber dann sind sie im Pilz konzentriert und nicht mehr irgendwo in der Erde.
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Und Pilze machen mich total optimistisch, wenn wir sehen, was da alles,
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also gerade in den letzten zehn, zwanzig Jahren erst erforscht wird,
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dass ich glaube, dass wir viel, wir werden die Welt damit nicht retten,
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aber auf dem Weg zur Rettung der Welt brauchen wir etwas, um aufzuräumen und da sind Pilze ideal.
Florian Clauß
0:28:36–0:28:39
Ja, vielleicht wenn man das dann so auf die Computerwelt überträgt,
0:28:39–0:28:42
ne, Viren haben wir ja in Computern, Pilze, was sind Pilze?
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Das ist wahrscheinlich am ehesten so ein Netzwerk, eine Mycena,
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das ist diese Vernetzung von, also ich weiß nicht, ob das jetzt ausgeht,
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aber also Pilze finde ich auch absolut faszinierend.
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Ich merke, dass ich noch nicht so ganz so tief drin bin wie du.
0:28:56–0:28:59
Aber ich freue mich auf die Sendungen, die dann noch folgen werden.
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Noch eine andere Sendung, die ich auch wirklich mit totaler Spannung gehört
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habe, war die Sendung mit dem Wingsweet.
0:29:08–0:29:11
Also es ist gut, als der Fallschirm...
Ali Hackalife
0:29:11–0:29:13
Ah, mit Kalle. Ja, Kalle ist irre sympathisch und irre.
Florian Clauß
0:29:13–0:29:16
Ja, der ist Wahnsinn. Der ist wirklich so ein sympathischer Mensch,
0:29:17–0:29:22
ein junger Mann, aber auch von seinem Unfall so detailliert beschreibt.
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Also beschreibt, das ist ja wirklich Wahnsinn, was er da auch so reportiert,
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wie er dann für andere, was man eben beachten sollte, also dann wirklich ein
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How-To rausgibt, was passiert, wenn du auf einer Klippe liegst mit deinem Fallschirm
0:29:34–0:29:37
und wie man das überleben kann.
0:29:37–0:29:41
Also unglaublich, weil ich auch immer so, also ich habe, das ist länger her,
0:29:41–0:29:45
aber ich habe natürlich dann auch diese ganzen Sprünge mit diesen Anzügen,
0:29:45–0:29:50
wo man dann auch nochmal viel mehr Erfahrung mitbringen muss,
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als mit reinen Fallschirmspringen.
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Das ist wirklich absolut faszinierend und wie der davon berichtet hat,
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also da blieb mir wirklich die Spucke weg und ich musste auch dann halt einfach
0:29:58–0:30:02
auch wieder so auf YouTube die ganzen Filme gucken, weil das ist eine Welt,
0:30:02–0:30:06
wo ich auch nie, nie irgendwo sein werde, aber trotzdem total interessant finde.
Ali Hackalife
0:30:06–0:30:09
Ja, das war so ein bisschen das Ding, ich hatte einen Gast angefragt und der
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ist in Österreich etwas größer und, ach so, vom Profil her, der baut beruflich
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in seinem Dayjob, baut der so Sofalandschaften für Lobbys von Hotels, Banken und so weiter.
0:30:21–0:30:25
Am Wochenende wird dann der Anzug ausgepackt und der stürzt sich von irgendeinem Berg runter.
0:30:26–0:30:28
Und wir hatten eigentlich auch schon die Sendung so geplant.
0:30:28–0:30:31
Also ich biete dann immer an, ich würde gerne dann mit dir reden, alles remote.
0:30:31–0:30:33
Ich kann dir im Vorfeld Fragen schicken. Meistens ist es so,
0:30:33–0:30:36
dass ich zu dem Zeitpunkt noch keine Fragen habe, weil ich warte ja erstmal,
0:30:36–0:30:38
dass sie zusagen und dann schreibe ich mir Fragen runter. Aber ich habe so eine
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grobe Idee, wo ich hin möchte.
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Und oft habe ich keinen Moderationsbogen, wenn es losgeht, sondern habe nur
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so vier, fünf Stichpunkte da stehen, bei denen ich mir denke,
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ich würde mich ärgern, wenn ich die nicht eingebracht habe.
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Bei dem Wingsuit-Herren war es so, dass ich das schon alles ausformuliert hatte,
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weil er dann meinte, ja, schickt gerne die Fragen.
0:30:52–0:30:54
Er möchte nicht, dass der Sport falsch dargestellt wird. Und dann ist er mir
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kurz vorher, Achtung Wortwitz, abgesprungen und hat die Sendung nicht mitgemacht.
0:30:59–0:31:02
Und dann saß ich da mit diesem fertig formulierten Fragebogen und erzählte einem
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Kollegen, klappt jetzt nicht. Und dann meinte er, er hat hier einen Kollegen, der macht das auch.
0:31:05–0:31:08
Und dann war halt so die Verbindung zu Kalle relativ zügig da.
0:31:08–0:31:11
Kalle ist ein netter Typ. Also ich kenne niemanden, der sich nicht mit ihm versteht.
0:31:12–0:31:17
Aber er hat ein Risikobewusstsein. Also ich glaube, man muss ein bisschen verrückt
0:31:17–0:31:18
sein, um diesen Sport überhaupt zu machen.
Florian Clauß
0:31:18–0:31:19
Ja, völlig.
Ali Hackalife
0:31:19–0:31:22
Und das war dann auch so was, also in den kann man ja auch keine Vernunft reinreden.
0:31:23–0:31:25
Also ich habe dann mit ihm noch ein bisschen drüber gesprochen,
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so wie das der mit den Folgen aussieht.
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Und da meinte er, ja, das ist schon jetzt ärgerlich mit den Kosten,
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auf denen er sitzen bleibt, wegen der Bergrettung und so. Aber wenn die abbezahlt
0:31:32–0:31:33
sind, dann geht es natürlich wieder los.
Florian Clauß
0:31:33–0:31:36
Das ist verrückt, ja. Es ist wirklich so, ich meine, auch wie er erzählt hat,
0:31:37–0:31:38
dass man wird nicht alt in dem Sport.
Ali Hackalife
0:31:39–0:31:42
Ja, das ist ein Ding. Also die Leute, die alt werden, sind ausgestiegen und
0:31:42–0:31:43
die sind dann Instructor.
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Und das war auch so was, was er ganz nebenbei erzählt hat. dass der Typ,
0:31:45–0:31:49
der ihm das Ganze gezeigt hat und ihn da eingelernt hat, den gibt es auch nicht mehr.
Florian Clauß
0:31:49–0:31:53
Ja, das fand ich auch total krass. Genau, der war bei einem Punkt,
0:31:53–0:31:56
wo ich dann dachte, wie, der ist jetzt auch nicht mehr.
Ali Hackalife
0:31:56–0:32:01
Ja, aber ich glaube, vergleichbar ist das noch mit Leuten, die so Rennmotorrad
0:32:01–0:32:04
fahren, wo bei dem Isle of Man Motorradrennen auch eigentlich jedes Jahr sich
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mindestens einer so sehr aus der Kurve fliegt, dass es den nicht mehr gibt.
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Und trotzdem gibt es super viele Menschen, die als Traum haben,
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irgendwann da mal mitzufahren.
0:32:12–0:32:14
Also niemand von denen will sterben, aber alle nehmen es in Kauf.
0:32:14–0:32:16
Deswegen passiert da so viel.
Florian Clauß
0:32:18–0:32:22
Wir steigen so ein bisschen in die Themenvielfalt ein, die du mitbringst.
0:32:22–0:32:25
Aber ein, ich sag mal so ein Leuchtturm, der immer wieder kommt,
0:32:25–0:32:30
ist die Sendung mit dir und Basti, wo ihr dann über die Tech-News sprecht und
0:32:30–0:32:34
was für Projekte oder was für Hobbys ihr gerade so ausgebuddelt habt und mit
0:32:34–0:32:35
was ihr euch beschäftigt.
0:32:35–0:32:40
Auch sehr unterhaltsam auf dem Niveau. Macht es Spaß, einfach so zu hören und
0:32:40–0:32:43
man hat dann das Gefühl, okay, jetzt weiß ich den Monat Bescheid.
Ali Hackalife
0:32:43–0:32:46
Ja, also wir senden ja nicht nur einmal im Monat. Wir senden fast wöchentlich
0:32:46–0:32:49
eine Textsendung. Wir haben dieses Jahr 33 Textsendungen gemacht.
Florian Clauß
0:32:49–0:32:50
Oh, okay.
Ali Hackalife
0:32:50–0:32:55
Und ja, das ist die sehr angenehme Ausgangssituation. Basti ist Fachinformatiker,
0:32:55–0:32:56
leitet eine IT-Abteilung.
0:32:56–0:33:00
Ich bin komplett quernsteig. Also ich habe nie irgendwas mit Informatik studiert
0:33:00–0:33:02
oder gelernt. Ich mache das einfach als Hobby.
0:33:02–0:33:05
Und die Schlagzeilen liest man eh. Und jetzt haben wir ein geteiltes Dokument.
0:33:05–0:33:07
Da werfen wir Schlagzeilen rein. Es wird schon noch ein bisschen sortiert.
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Was ist unterhaltsam? Was bildet eine Brücke? Und dann grasen wir das ab.
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Aber es gibt so ein paar Dinge, um die kommt man nicht drum herum.
0:33:13–0:33:16
Der XZ-Hack war vermutlich eine der größten Geschichten dieses Jahr,
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weil es auch nochmal die Art und Weise wie Open Source Software entsteht,
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infrage gestellt hat und da haben wir dann ausgiebiger drüber geredet und das
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ist schnell produziert.
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Also das ist halt was beim Techniknachrichten die Woche lesen eh anfällt und
0:33:27–0:33:28
das sendet man dann runter.
0:33:28–0:33:30
Und die anderen Sendungen, also im Moment sende ich im Schnitt alle vier Tage,
0:33:31–0:33:33
die anderen Sendungen gehen dann meistens, ich habe ein Buch gelesen,
0:33:33–0:33:36
ich frage den Autor an, ob er mit mir reden möchte oder ich habe ein Thema,
0:33:36–0:33:38
zu dem ich mit jemandem reden möchte und dann suche ich mir jemanden und dann
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schreibe ich zwei, drei Leute an und man hat ja schon einen gewissen Vorfilter,
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wer wird zusagen, wer spielt in meiner Liga und von denen sagen dann auch super viele zu.
0:33:47–0:33:50
Also die Leute, die absagen, das sind wenige und die Leute, die sich gar nicht
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melden, sind noch weniger.
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Ja, so sammelt man sich dann so seine Leute zusammen und jetzt auch.
0:33:54–0:33:56
Mit diesem Kongress habe ich jeden Tag eine Sendung.
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Also wir machen heute eine, dann rede ich morgen mit einer Frau,
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die ist Amerikanerin, die ist nach Deutschland gekommen, um Medizin zu studieren.
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Und sie hat in kürzester Zeit Deutsch gelernt. Sie spricht mittlerweile so gut
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Deutsch, dass Leute glauben, sie macht diesen amerikanischen Akzent als Witz.
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Und da reden wir in einer Folge auf Englisch dann über Deutschland und in einer
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Folge auf Deutsch dann über die USA. und dann am letzten.
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Da rede ich mit dem Michael Seemann, dem Dr. Michael Seemann,
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der ist Technikphilosoph.
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Und wir reden über die Entwicklung des letzten Jahres. Der Talk heißt Technikthemen
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2024, Klima, Krypto und KI.
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Und ich glaube, das KI-Thema ist so eins, das mich dann doch sehr pessimistisch
0:34:34–0:34:38
macht, weil ich das Gefühl habe, dass wir gerade vor allem, wir sehen riesige
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Sprünge, aber wir sehen vor allem auch riesige Sprünge bei der Überwachung.
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Und Leute überwachen es einfach geworden wie noch nie. Leute überwachen sich
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selbst viel strikter. Das ist alles mit Infrastruktur von Firmen.
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Also ich weiß nicht, wie gut OpenAI ihre Sachen verschlüsselt am Ende des Tages.
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Und dann, dass Apple sich so hervorgehoben hat mit hier, guck mal,
0:34:57–0:35:01
wenn wir OpenAI integrieren und ChatGPT, dann hat es diesen verschlüsselten Kanal.
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Das hat ja nochmal aufgezeigt, dass das standardmäßig nicht so ein verschlüsselter Kanal ist.
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Das lässt dann doch nochmal sehr zu denken übrig, weil was weiß ich,
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wer als Machine in the Middle vor dem Datencenter von OpenAI sitzt und dann
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alles abschnorchelt, was Leute da reinwerfen.
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Der Umstand, dass heute alles irgendeine KI-Integration braucht und alles bei
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OpenAI landet, heißt halt von Tagebüchern über Kalender und so weiter und so
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fort am Ende des Tages läuft super viel bei diesem Konzern zusammen.
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Du hast das ja gerade auch gesehen. Also meine Notizen, die wichtig sind,
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die schreibe ich auf Papier. Da vertraue ich keinem Computer.
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Und das ist nicht verschlüsselt, das ist richtig. Aber ich gehe davon aus,
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dass wenn man mir den Rucksack klaut, ich eh andere Probleme habe als meine Notizen.
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Und das sind dann auch so Sachen, wenn ich irgendwas mittracken,
0:35:44–0:35:45
wenn ich gerade das Gefühl habe, ich habe eine Erkältung oder so,
0:35:45–0:35:47
dann schreibe ich mir das in den Papierkalender, weil ich nicht möchte,
0:35:48–0:35:50
dass zufällig die Daten bei meiner Krankenkasse landen.
0:35:50–0:35:52
Und die Krankenkasse sagt, oh, er hat sich in sein Tagebuch aber notiert,
0:35:52–0:35:56
er hatte hier zwei Erkältungen. wir sagen mal, das nächste Jahr wird der Beitrag ein 20er teurer.
Florian Clauß
0:35:58–0:36:03
KI bringt eben aufgrund der Infrastruktur und aufgrund dieser Aggregierung von
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Informationen, du musst ja einfach ganz strikt Informationen aggregieren,
0:36:07–0:36:09
um dann halt auch die Modelle trainieren zu können.
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Das ist einfach eine Monopolbildung, die du eigentlich nirgendwo sonst so stark
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hast, gerade in der Tech-Welt als bei diesen ganzen KI-Firmen.
0:36:17–0:36:21
Das bringt die Gefahr mit sich. Ich weiß nicht, ob das dann irgendwie so ein
0:36:21–0:36:25
Hoffnungsschimmer ist, aber die ganzen Open-Source-KI-Modelle sind vielleicht
0:36:25–0:36:26
so ein, zwei Jahre hinterher.
0:36:26–0:36:30
Und so wie man jetzt so KI einsetzt, ich weiß nicht, also ich habe es häufig
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als Assistenzsystem, es ist
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super, sich mit so Sonnet oder Claude oder OpenAI unterhalten zu können.
Ali Hackalife
0:36:38–0:36:41
Ja, das stimmt. Das tue ich auch durchaus zu Fachthemen dann.
Florian Clauß
0:36:41–0:36:44
Ja, man kann wirklich Dialoge führen, man kann Fragen stellen,
0:36:45–0:36:49
wo man sonst mit anderen Suchmaschinen erst länger Antworten suchen muss,
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bis man dann halt auch die Antworten findet, die man haben will.
0:36:52–0:36:56
Und wenn man dann gezielt, also ich mache das gerne dann als Vorbereitung für den Podcast,
0:36:56–0:37:00
dass ich dann wirklich gezielt dann Fragen stelle und dann in den Dialog gehe
0:37:00–0:37:04
und dann tatsächlich auch so daraus sich dann so das Skript ableitet,
0:37:04–0:37:08
die Erzählung, die ich dann irgendwo in dem Podcast dann später verfolge.
0:37:08–0:37:11
Das ist sehr effektiv, ja, aber ich glaube, ich brauche nicht mehr.
0:37:11–0:37:15
Also es ist dann schon wieder so ein Assistenzsystem, wenn sich das besser integriert
0:37:15–0:37:18
und so weiter, aber so die Informationsdichte, die ich da bekommen kann,
0:37:19–0:37:20
die reicht mir erstmal so aus.
Ali Hackalife
0:37:21–0:37:21
Ich weiß,
0:37:23–0:37:26
Von wegen, die Open-Source-Systeme sind nur zwei, drei Jahre hinterher.
0:37:26–0:37:31
Das stimmt, aber das Problem ist ja nicht die Technik. Also die Modelle sind
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im letzten Jahr im Compute skaliert, nicht in der Art und Weise, wie sie rechnen.
0:37:34–0:37:37
Und das ist ja das Erschreckende, dass wir jetzt einfach an dem Punkt sind,
0:37:37–0:37:41
dass genug Investoren erkannt haben, das ist so lukrativ, wir werfen da Milliarden
0:37:41–0:37:45
und Milliarden für Compute, also für Rechenleistung rein, damit wir es dir so
0:37:45–0:37:48
günstig anbieten können, dass wir dann mit deinen Daten spielen können.
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Und würden wir tatsächlich sehen, dass der Sprung von Anfang des Jahres zu jetzt
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ein algorithmischer, ein mathematischer ist, dann würde ich dir zustimmen,
0:37:56–0:37:57
dass die Open-Source-Systeme aufholen.
0:37:57–0:38:00
Aber die Open-Source-Systeme, denen fehlt im Moment diese massive Menge Compute.
0:38:01–0:38:04
Und da haben wir dann einfach technische Kosten. Also selbst wenn Strom günstiger
0:38:04–0:38:08
wird, Silizium wird nicht so viel günstiger, als dass ich jetzt sagen kann,
0:38:09–0:38:12
OpenAI hat von Versionsmodell zu Versionsmodell die Art und Weise,
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wie viele Tokens sie da einrechnet, immer um Faktoren erhöht.
0:38:15–0:38:19
Ich kann nicht ohne weiteres sagen, ich stelle bis die zehnfache Rechenleistung nächstes Jahr hin.
0:38:19–0:38:22
Das heißt, ich werde immer deutlich weiter Open Source hinterherhängen.
0:38:23–0:38:27
Ja, also für Assistenzsysteme hat das viel Potenzial, das stimmt.
0:38:27–0:38:31
Ich habe nur das Gefühl, wir laufen wieder in so eine göttliche Hochheit rein.
0:38:31–0:38:35
Also so wie in der Kirche über 2000 Jahre die Instanz für Wissen und Wahrheit
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war, ist jetzt, also ich habe Leute im Bekanntenkreis, für die ist,
0:38:38–0:38:41
ja, ChatGPT sagt das ein valides Argument, weil ihr denkt sich das ja nicht
0:38:41–0:38:43
aus der Luft aus, naja, außer wenn er es doch tut.
Florian Clauß
0:38:43–0:38:49
Ja, ich meine das, was jetzt auch Microsoft in der ganzen Produktfamilie aufgebaut
0:38:49–0:38:53
hat, wie dann da die KI integriert ist bei denen.
0:38:54–0:38:57
Also wenn du dich einmal darauf eingelassen hast, ist es schwierig,
0:38:57–0:38:58
irgendwie davon wieder loszukommen.
0:38:59–0:39:02
Und das ist halt so dieses einmal anfixen und dann halt am Zug bleiben,
0:39:03–0:39:06
weil du willst ja nicht mehr, du willst ja quasi diesen Schritt nicht mehr zurück machen.
0:39:06–0:39:10
Du willst ja diesen Komfort nicht verlieren, der sich durch diese Integration aufgebaut hat.
0:39:10–0:39:13
Und da ist es halt irgendwie da den Grad zu finden, dass ich es halt irgendwie
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nicht zu sehr mich abhängig mache von einem Global Player,
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sondern dass ich dann auch gucke, dass ich das entsprechend streue auf verschiedene
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Modelle, die dann eben nicht in einer festen in unserem Global Player mit integriert sind.
Ali Hackalife
0:39:26–0:39:28
Wollen wir mal im Sinne dieses Podcasts ein paar Schritte laufen?
Florian Clauß
0:39:28–0:39:30
Wir wollen ein paar Schritte laufen, das ist eine gute Idee.
Ali Hackalife
0:39:31–0:39:35
Dann möchte ich dich darauf hinweisen, dass während des Laufens so es passieren
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kann, dass wir kurz in Frankreich landen. Ja, das ist nämlich so,
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dass irgendjemand hier als Scherzvogel das GPS manipuliert.
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Es ist mir jetzt mehrfach passiert, dass meine Bank, Bunk, gesagt hat,
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ich hoffe, du hast eine schöne Reise in Frankreich, weil das GPS-Signal halt gejammt wird.
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Und dementsprechend, wir laufen jetzt auf dem Weg raus zur Tür einmal quer durch Frankreich.
Florian Clauß
0:39:54–0:39:58
So, guter Stichpunkt, nämlich ich fange jetzt mit der Aufzeichnung an.
0:39:58–0:40:03
Ist das so? Ja, ich hätte sonst nur hier so einen kleinen Punkt,
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auf dem wir dann halt geblieben wären. So, jetzt mache ich den GBS-Track an.
Ali Hackalife
0:40:09–0:40:13
Ah, Punkt von unserem Spaziergang. Ich dachte, der Podcast ist bisher noch...
0:40:14–0:40:16
Du wolltest dir also eine private Folge ergleichen.
Florian Clauß
0:40:17–0:40:21
Das ist jetzt der Punkt der Aufzeichnung.
Ali Hackalife
0:40:23–0:40:28
Ich würde mal im Sinne von Datensparsamkeit auf dem direkten Weg zur Tür gehen.
Florian Clauß
0:40:28–0:40:33
Ja, lass uns das machen. Wollen wir nochmal so die Klammer zum Kongress schließen
0:40:33–0:40:35
und sagen, warst du in Leipzig?
Ali Hackalife
0:40:35–0:40:38
Ich war in Leipzig und ich war auch großer Fan der Glaswurst.
Florian Clauß
0:40:39–0:40:42
Genau, wie Tim Pritlaff sie dann auch getauft hat.
Ali Hackalife
0:40:43–0:40:47
Ja, es ist ein sehr deskriptiver Begriff. Also alle wissen, was gemeint ist mit der Glaswurst.
0:40:47–0:40:51
Und ich fand den Kongress in Leipzig okay, was mich ein bisschen,
0:40:52–0:40:56
also was mir hier besser gefällt ist, die Messe in Leipzig ist so raus aus der Stadt,
0:40:56–0:41:00
also du bist vom Hauptbahnhof bis zur Messe auf jeden Fall eine halbe Stunde
0:41:00–0:41:06
unterwegs und damit bist du halt zum Kongress immer gut und gerne von ich möchte jetzt dahin,
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bis ich bin da, war eine Stunde um und mir geht da ein bisschen viel verloren,
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also wie gesagt, meine ersten Jahre hier das war,
0:41:15–0:41:18
ich hatte einen Rucksack voll Klamotten mit und den Laptop.
Florian Clauß
0:41:18–0:41:20
Wie können wir rausgehen? Lass uns mal gucken.
Ali Hackalife
0:41:20–0:41:22
Ja, das ist die Dachterrasse, wo der Spaß verboten ist.
Florian Clauß
0:41:23–0:41:24
Aber hier war auch die Kugel, ne?
Ali Hackalife
0:41:25–0:41:26
Ja, genau.
Florian Clauß
0:41:26–0:41:29
Hier, wo diese Spiegelinstallation ist, da war hier, glaube ich, die Kugel.
Ali Hackalife
0:41:29–0:41:34
Lass uns mal vor den Kongress rausgehen. Wir haben gerade kurz einen Blick auf
0:41:34–0:41:35
die Dachterrasse geworfen.
0:41:35–0:41:40
Das ist so ein Kiesbeet und die Dachterrasse ist auch dafür designt,
0:41:40–0:41:43
dass Leute drauf rumlaufen, aber wie gesagt, man kann jetzt nicht mehr so sehr.
0:41:45–0:41:50
Ich finde, das Notausgangsschild, das runter vom Dach zeigt, ist ein bisschen...
Florian Clauß
0:41:51–0:41:53
Ja, sieht aus wie Weihnachtsbeleuchtung.
Ali Hackalife
0:41:53–0:41:59
Wir laufen jetzt durch den Eingangsraum des CCH und hier steht seit ungefähr
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18 Uhr ein totaler Nebel in der Luft.
0:42:02–0:42:05
Die Leute haben hier eine Nebelmaschine angemacht, es gibt so eine Diskokugel
0:42:05–0:42:09
und in alle Richtungen wird Licht verteilt. Also es sieht schon sehr salber aus alles.
Florian Clauß
0:42:10–0:42:16
Warst du schon in den einzelnen Hallen hier drumherum? Hast du da auch ein Homespace?
Ali Hackalife
0:42:17–0:42:20
Dieses Jahr nicht. Ich war sonst immer mit den Marburger Hackern hier.
0:42:20–0:42:24
Die haben dieses Jahr kein Assembly, aber ich habe dieses Jahr ein Hotelzimmer
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8 Minuten von hier entfernt.
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Also ich habe im Rucksack, was ich brauche und ansonsten laufe ich halt hin und her.
0:42:29–0:42:32
Ja, das ist so ein bisschen der Luxus, der mit der Zeit reinkommt.
0:42:33–0:42:36
Deswegen, ich erinnere mich daran, am Anfang, als ich hier war ohne Hotel und
0:42:36–0:42:39
mit der Schlafgelegenheit bei jemandem, der allen zugesagt hat,
0:42:39–0:42:44
Es ist dann durchaus auch passiert, dass man hier vor Ort mal irgendwo einen Nap machen wollte.
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Früher waren die Rolltreppen hier alle verschalt im alten CCH, waren mit einem,
0:42:51–0:42:54
Ich mache Anführungszeichen hier die Luft, denn wir sind hier umgeben von einer
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Gruppe. Also ich habe, glaube ich, zwei, vier Kantschlüssel im Rucksack und
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bin damit keine Seltenheit hier.
Florian Clauß
0:42:59–0:43:00
Ich glaube auch.
Ali Hackalife
0:43:00–0:43:03
Und dann haben wir unter den Rolltreppen, also es brummt die ganze Zeit im Hintergrund,
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das ist auch ein bisschen Einschläfern, das ist dunkel, dann haben wir unter
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den Rolltreppen Sitzsäcke hingelegt und geschlafen.
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Und im Vergleich dazu ist jetzt in wenigen Metern Entfernung ein Hotel haben
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schon ein ziemlicher Fortschritt.
0:43:14–0:43:16
So, ich ziehe mal eben meine Jacke an.
Florian Clauß
0:43:16–0:43:21
Ja, also es gibt dieses Jahr auch die Möglichkeit, dass man in Turnhallen schläft.
0:43:21–0:43:25
Das finde ich auch für junge Kongressbesucherinnen, finde ich,
0:43:25–0:43:27
das ist eine ganz komfortable Lösung.
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Du hast dann 10 Euro, wird am Tag, kann man sich dann melden,
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möchte in der Tonhalle schlafen.
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Erinnert mich so ein bisschen an die Jugendfreizeiten von früher,
0:43:36–0:43:40
aber es ist besser, es gab auch Kongresse, wo die Leute direkt auf dem Kongress
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geschlafen haben, aber es ist dann irgendwann nicht mehr geblieben.
Ali Hackalife
0:43:43–0:43:47
Also es ist ja auch nicht erlaubt. Und die Security ist früher rumgegangen und
0:43:47–0:43:51
hat dir dann immer gesagt, ja, bitte nicht machen. Und das macht ja auch Sinn.
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Es können nur oh so many Leute tatsächlich im Kongresszentrum schlafen,
0:43:59–0:44:00
bis du irgendwann ein Sicherheitsproblem bekommst.
Florian Clauß
0:44:00–0:44:06
Ich finde, die Stimmung hier ist, seit gestern liegt Hamburg und auch der Weg
0:44:06–0:44:10
nach Hamburg alles so in einem Nebel. Ja, man kann nicht weiter als,
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ich sage mal 100 Meter, aber das hat so mal so eine besondere Stimmung.
Ali Hackalife
0:44:15–0:44:16
Ja, absolut.
Florian Clauß
0:44:16–0:44:18
Ich mag diese Stimmung.
Ali Hackalife
0:44:18–0:44:21
Vor allem mit den Lichtinstallationen, die hier um den Kongress gebaut sind,
0:44:21–0:44:25
sieht es halt einfach noch mehr abgefahren aus, weil jetzt die Lichtkegel alle
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sehr, sehr weit einsehbar sind.
Florian Clauß
0:44:27–0:44:32
Mein eigentliches Thema, was ich mir hier bevor... Deswegen heißen wir auch
0:44:32–0:44:37
eigentlich Podcast, weil wir machen immer so ein paar Schwenks thematisch.
Ali Hackalife
0:44:37–0:44:38
Und jetzt geht es um E-Gitarren.
Florian Clauß
0:44:39–0:44:42
Jetzt geht es endlich um E-Gitarren. Vielleicht kannst du mir das mal erklären.
0:44:42–0:44:44
Nein! Also, ein Hamburger.
Ali Hackalife
0:44:46–0:44:48
Es wurde ja völlig falsch erklärt. Benannt ist das nach Thomas Hambacker.
Florian Clauß
0:44:50–0:44:54
Genau. Da habe ich zum ersten Mal ein Aha-Erlebnis gehabt. Achso.
0:44:56–0:44:59
Sir Thomas Hambacker. Der berühmte Physiker.
Ali Hackalife
0:45:00–0:45:05
Ich hoffe, die Leute haben die anderen Folgen auch gehört und verstehen jetzt den Insider.
0:45:06–0:45:09
Wir hatten uns auf dem Kongress getroffen, aber wir hatten im Vorfeld noch über
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andere mögliche Themen geredet.
Florian Clauß
0:45:11–0:45:18
Und eines davon war, ich habe auch eine Folge gehört von dir über Anbau, also Gärtnern.
0:45:18–0:45:23
Die hast du auch mit einem bekannten YouTuber gemacht. Ich weiß jetzt nicht dessen Namen.
Ali Hackalife
0:45:23–0:45:27
Felix Hobbygarten heißt der. Felix Lösch oder Lisch oder so auf jeden Fall.
0:45:28–0:45:30
Felix Hobbygarten heißt das YouTube von ihm.
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Da zeigt er, wie er Hobbygärtnert auf einer relativ großen Parzelle.
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Also er hat mittlerweile, glaube ich, 1200 Quadratmeter, auf denen er eigene
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Pflanzentunnel und Bete hat.
Florian Clauß
0:45:40–0:45:43
In diesem Zusammenhang habe ich auch erfahren, dass du selber anbaust,
0:45:43–0:45:48
auch dich da so in dieses ganze Thema reingenördet hast und auch Erfahrungen gesammelt.
0:45:49–0:45:54
Und angefangen hast selber dann, hast du auch schon Mycena und so weiter kultiviert?
Ali Hackalife
0:45:54–0:45:54
Ja.
Florian Clauß
0:45:54–0:45:56
Das hattest du in der Pilzsendung erwähnt.
Ali Hackalife
0:45:56–0:46:00
Ja, aber das war nur so mittelerfolgreich. Also das war auch total verrückt.
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Ich habe Pilzsporn, also es gibt so relativ easy, du kaufst sie,
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du machst sie auf, du stellst sie kühl.
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Aus denen dann Pilze wachsen. Das ist aber ja nur der halbe Spaß.
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Ich möchte ja verstehen, wie das funktioniert.
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Also habe ich dann Sägespäne steril bekommen.
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Das, glaube ich, habe ich falsch gemacht. Aber ich habe es halt auf jeden Fall
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mal versucht, sie mit Hitze einfach steril zu bekommen.
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Und danach habe ich bei AliExpress Pilzspuren gekauft für Champignons.
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Und dann kam Luftpost aus China.
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Kein Zettel, was das ist. Einfach ein Beutelchen, in dem es ein Präparat lag.
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Also ich hätte da auch, keine Ahnung, Milzbranderreger kaufen können oder so.
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Das hat niemanden vom Zoll interessiert, war ziemlich zügig da und dann habe
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ich damit versucht, Jumping-Jones zu ziehen. Die sind aber nicht so geworden,
0:46:42–0:46:43
wie ich mir das erhofft habe.
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Und mein nächster Anlauf wird jetzt daraus bestehen, dass du hast Pilze,
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die der Fruchtkörper selbst so viele Sporen enthält in so einer Konzentration,
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dass du den einfach aufbrechen kannst und daraus dann eine neue Seele,
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also ein neues Mycel ziehen kannst aus dem Schirm.
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Und da wollte ich mich jetzt demnächst mal reinstürzen, weil ich erwähnte ja,
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Pilze sind ein größeres Thema geworden.
Florian Clauß
0:47:06–0:47:10
Das fand ich auch nochmal bei der Pilzfolge, das wollte ich gerade auch so nochmal nachfragen.
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Wie heißt es, da gibt es so eine Substanz, die ihr erwähnt habt,
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die auch ein bestimmter Pilz absondern hat, die jetzt nicht so psychoaktiv ist,
0:47:18–0:47:20
aber deine Gehirnaktivitäten so anregen kann?
Ali Hackalife
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Genau, der Pilz ist der Löwenmähne, Lion's Mane im Englischen,
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auf Deutsch ist das der Igelstachelbartpilz.
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Der hat tatsächlich nootropische Effekte.
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Also Neurotropics sind die Klassifizierung von allem, was man an Präparaten nehmen kann.
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Was deine Hirnaktivität wahlweise verbessert oder erhält.
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Und ein paar Probleme, die unser Gehirn hat, ist, unser Gehirn ist ja auch nur
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so ein Organ und unser Gehirn kann auch Cholesterin ansetzen.
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Also unser Gehirn kann degenerieren, wenn wir uns schlecht ernähren.
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Und das Problem ist, in der Gesellschaft, in der wir leben, sind hochverarbeitete
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Fette keine Seltenheit, im Gegenteil.
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Ich kann die Zahl der Tage, an denen ich keine hochverarbeiteten Fette diesen
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Monat habe, an den Händen noch abzählen.
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Die hat man dann entsprechend auch im Gehirn. Und dieser Pilz sorgt dafür,
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dass der Biostoffwechsel das halt besser abbaut.
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Und das ist einer der wenigen Pilze, also Lion's Mane, bei dem es auch klinische Studien gibt.
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Das ist in der Pilzszene leider ein riesiges Problem, dass super viele Leute
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unterwegs sind mit, ja, hier diese Rattenstudie hat das und das gezeigt.
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Und dann waren das halt 20 Ratten und ein drei Monate Versuch.
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Und deswegen schreiben sie aber auf ihr Produkt, verstärkt die Potenz.
Florian Clauß
0:48:26–0:48:26
Ja, in Mais.
Ali Hackalife
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Gute Pilzstudien gibt es wenige. Und ich glaube, das hat ein bisschen damit
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zu tun, dass generell Naturheilmittel haben zwei Probleme.
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Das eine ist, dass die nicht so kontrolliert dosiert sind, also wenn ich einen
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synthetischen Stoff herstelle, dann kann ich den aufs Nanogramm genau dosieren.
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Bei der Pflanze muss ich dann, wenn die Dosierung nicht so wichtig ist,
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sehr gut mit dem Klonen von Kulturen an die ähnlichen Werte rankommen,
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das ist aber bedeutend schwerer.
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Deswegen sind alle in der Forschung, also alle Phytogenetiker,
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die ich kenne, landen früher oder später in Ludwigsberg.
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Aber die Umsetzung für den Massenmarkt, da versucht man, so wenig Pflanzen wie
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möglich zu nehmen, damit du halt mit den Rohstoffen, mit den Chemikalien selbst arbeitest.
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Und das bremst die Naturheilkunde ein bisschen aus. Und die Esoteriker machen
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die Naturheilkunde kaputt.
Florian Clauß
0:49:15–0:49:15
Verstehe.
Ali Hackalife
0:49:15–0:49:17
Weil sie dann sagen, ja, ich möchte aber was rein Pflanzliches.
Florian Clauß
0:49:17–0:49:18
Ja.
Ali Hackalife
0:49:18–0:49:21
Naja, also nicht wirklich. Du möchtest den Rohstoff aus dieser Pflanze haben
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und du redest dir das jetzt schön.
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Und ja, das ist so ein bisschen das, was der Pilzforschung im Weg steht.
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Deswegen gibt es so wenig gute Studien zu tatsächlichen Effekten bei Pilzen.
Florian Clauß
0:49:30–0:49:34
Diese Studie hat auf jeden Fall gezeigt, dass dieser Abbau von Fetten,
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aber auch die Psychoaktivität im Gehirn eine gewisse Erfrischung hat.
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Das ist das, was dann, wir kommen hier auf Norm Ola zu sprechen,
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aber bei diesem Buch, ich weiß gar nicht, wie der deutsche Titel heißt,
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sollte LSD für Mama heißen?
Ali Hackalife
0:49:49–0:49:52
Genau, das heißt Tripped auf Englisch.
Florian Clauß
0:49:52–0:49:54
Tripped und ich glaube der große Rausch.
Ali Hackalife
0:49:54–0:49:59
Ja, der größte Rausch oder so. Der totale Rausch.
Florian Clauß
0:50:00–0:50:04
Der totale Rausch. Oder war das nicht Blitz, der totale Rausch?
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Aber auf jeden Fall irgendein super Lativ.
Ali Hackalife
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Eins von beiden Büchern lest sie beide.
Florian Clauß
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Wo dann er sich mit LSD und Alzheimer auseinandergesetzt hat und festgestellt hat,
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dass seine Mutter, er beschreibt das da in dem Buch, dass seine Mutter an Alzheimer
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und wenn sie dann Mikrodisierung von LSD bekommt, dann bestimmte Momente auch etwas lichter wird.
Ali Hackalife
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Das ist allerdings noch so eine der Sachen. Also ich habe eine sehr gute Freundin,
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die arbeitet im Bereich adulte Neurogenese, also das Neubilden von neuronalen
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Verbindungen bei Erwachsenen.
Florian Clauß
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Ja, in Richtung Alster.
Ali Hackalife
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Und das Problem ist,
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Wenn ich bei Fischen zum Beispiel adulte Neurogenese untersuche,
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dann spritze ich ein Kontrastmittel und dann mache ich mit den Fischen Lernexperimente
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und sehe, die Fische, die im Experiment das gelernt haben im Vergleich zu den
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anderen, bilden neue Neuronen.
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Das sehe ich, weil ich ihre Gehirne dann am Ende unter dem Mikroskop habe und
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sehe, wie das Kontrastmittel sich in den neu gebildeten Neuronen verteilt hat,
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die noch nicht da sein konnten, bevor wir die Experimente angefangen haben.
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Bei Menschen kannst du halt nicht regelmäßig das Gehirn aufschneiden und mikroskopieren.
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Das heißt, wir vermuten, weil die Neuronen sehr ähnlich sind wie zum Beispiel
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bei Zebrafischen, dass es adulte Neurogenese gibt. Wir haben die aber noch nicht nachgewiesen.
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Und das ist so das Ding, wenn Leute sagen, die Psychoaktivität sorgt dafür,
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dass neue Neuronen gebildet werden.
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Also was wir sicher wissen, es werden neue neuronale Verbindungen geknüpft.
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Und das ist ja auch das mit dem Psilocybin und der L-6-Säure-D-Thylamid,
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also LSD und Psilocybin, die dazu führen, dass die Synchronicität deiner Hirnareale
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durcheinandergebracht wird.
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Das heißt, um so Sachen zu machen wie Gleichgewicht zu halten,
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Dinge zu fokussieren und so weiter, muss dein Gehirn einen neuen Pfad finden
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und dabei baut es tatsächlich neue Pfade.
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Aber es werden nicht neue Neuronen gebaut. Das große Problem bei Alzheimer ist
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ja die Degeneration, also dass tatsächlich Verbindungen kaputt gehen.
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Und du kannst die zwar untereinander besser verbinden, beziehungsweise du kannst
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die Geschwindigkeit, in der die Verbindungen kaputt gehen, reduzieren.
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Aber was einmal weg ist, kannst du nicht wieder zurückholen.
Florian Clauß
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Und dann kannst du neue Wege, wie du das beschreibst.
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Aber ich glaube, da ist die Forschung relativ am Anfang, was Norm Ohler in seinem
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neuen Buch beschreibt, das heißt,
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soll es wohl heißen. Und zwar die Entwicklung des Großhirns in der Evolution,
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in der Anthropologie beim Homo Sapiens.
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Ich weiß nicht, das ist wirklich so das, was ich da noch dazu gehört habe. Mehr nicht.
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Aber ich fand es eine starke These.
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Ich bin gespannt, was er dazu herausfindet, ob das jetzt auch wissenschaftlich fundiert ist.
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Ja, ich meine, Norm Ohler hat als einer, wir hatten ja gerade drüber gesprochen,
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dann auch die Hitler-Tagebücher sich da mal genauer angeguckt und hat dann eben
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auch solche wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse rausgezogen.
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Das fand ich auch nochmal interessant in dem Zusammenhang, dass die,
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Historiker, die großen Historiker gar nicht auf die Idee gekommen sind,
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dass eben Hitler unter Drogen stand und dass das aber so ein Puzzleteil war,
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was Ola durch seine Bücher oder so mit dazugefügt hat im historischen Bild von Hitler.
Ali Hackalife
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Das ist ein bisschen das Ding mit nicht auf die Idee gekommen,
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am Ende des Tages müssen die ja auch Forschungsanträge durchbekommen und ihre Forschung begründen.
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Und wenn du in den 60er und 70er Jahren versucht darüber zu forschen.
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Die Geschichtswissenschaften sind wohl in ihrer Forschung etwas konservativer, naturbedingt.
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Ich kann mir auch vorstellen, dass viele die Vermutung hatten,
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aber nicht wussten, wie sie als Forschungsantrag danach suchen können.
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Jetzt leben wir halt in der Zeit, dass es für freie Autoren möglich ist,
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in diese Archive überhaupt reinzugucken.
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Also Ola ist ja mit keiner Institution verbandelt, sondern hat eine,
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es ist eine Ein-Mann-Firma, fragt einfach mal so die Archive an, um da drin zu stöbern.
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Ist ein Geschäftsmodell, von dem vorher wenige Leute überhaupt existieren konnten.
Florian Clauß
0:53:42–0:53:46
Ja, das stimmt. Das ist dann auch wieder das strukturelle Phänomen,
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was dahinter liegt. Und dass es dann erstmal jetzt so dazu kommen konnte.
Ali Hackalife
0:53:49–0:53:54
Und viele arbeiten mit Aufarbeitung dieser Quellen. Also vor allem Geschichte
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ist natürlich auch in großen Teilen auf Englisch.
0:53:56–0:53:59
Und dann nimmst du halt die Zusammenfassung, die jemand schon geschrieben hat
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und gehst nicht nochmal selber in die Dokumente und leihst sie aus.
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Deswegen sind da die Verzeichnisse so kurz, weil für den Amerikaner oder für
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den internationalen Forscher ist das einfache, das ist der Forschung,
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Überblick über die Dokumente zu gucken, als in die Dokumente selbst.
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Also das hatte mich gewundert, aber es ist nicht so völlig unerklärlich,
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wie es dann am Anfang wirkte von wegen, wie kann es sein, dass er als Dritter
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oder Vierter erst das ausleitet.
Florian Clauß
0:54:20–0:54:25
Und dann eben bei so einem meistbeforschtesten Phänomen wie Hitler in der Geschichte.
0:54:25–0:54:27
Das ist ja nochmal das, was dann wirklich so.
0:54:27–0:54:32
Aber gut, wir sind jetzt so ein bisschen wieder gehüpft über die Pilze vom eigentlichen Thema.
0:54:33–0:54:37
Nämlich das eigentliche Thema, was ich mit dir besprechen wollte, ist Essen, Kochen.
Ali Hackalife
0:54:37–0:54:37
Das Großhirn.
Florian Clauß
0:54:38–0:54:42
Das Großhirn, genau. Die Entwicklung des Homo sapiens in der...
0:54:42–0:54:44
Ja, das ist aber auch, das gehört dazu.
Ali Hackalife
0:54:44–0:54:47
Das ist ja tatsächlich auch faszinierend, weil das Hirnvolumen des Homo sapiens
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im Vergleich zum Neandertaler massiv abgenommen hat.
0:54:50–0:54:54
Das heißt, wir haben es geschafft, mit weniger Hirnmasse effizienter zu werden.
Florian Clauß
0:54:54–0:55:00
Ja, aber der Homo Neandertalus, der zur gleichen Zeit gelebt hat wie der Homo
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Sapiens, der hatte mehr Gehirnvolumen.
0:55:03–0:55:09
Aber das Verhältnis von Gewicht und Gehirn, das war beim Homo Sapiens ausgeprägter.
0:55:09–0:55:13
Das heißt, die Energie, die der Homo Sapiens für sein Gehirn braucht,
0:55:13–0:55:16
war höher als beim Neandertaler.
0:55:16–0:55:21
Der Neandertaler war ja von der Bauweise so, dass der eher Proteine brauchte
0:55:21–0:55:26
für seine Muskeln, weil der auf Kälteregionen quasi spezialisiert war.
Ali Hackalife
0:55:26–0:55:32
Und wir wissen mittlerweile, ob Neandertaler Neandertaler gegessen haben, ist schwer zu erklären.
0:55:32–0:55:34
Aber wir wissen, dass super viele Neandertaler gegessen wurden.
0:55:35–0:55:40
Und es ist eigentlich eher üblich, dass es Spuren an ihnen gab.
0:55:40–0:55:44
Und es gibt eine Theorie, die ein bisschen ethischer und angenehmer klingt,
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die da besagt, dass die um Fressfeinde, also Raubkatzen, die es zu dem Zeitpunkt
0:55:49–0:55:52
gab, und Bären und so weiter fernzuhalten, dass man deswegen das Fleisch von
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den Knochen geschabt hat.
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Aber viele Knochenreste, die wir haben, zeigen halt eindeutige Schnittmale auf,
0:55:59–0:56:02
die man kennt, wenn man Tierknochen auseinandernehmen würde.
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Und es gibt auch Zahnspuren an Knochen.
0:56:05–0:56:08
Das heißt, es ist relativ plausibel, dass Neandertaler gegessen wurden,
0:56:08–0:56:09
vermutlich vom Homo Sapiens.
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Also, dass wir die aufessen konnten, weil wir unter anderem eine bessere Sprache
0:56:14–0:56:15
hatten, eine bessere Kommunikation.
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Und Frühgeschichte ist so ein bisschen ein Ding, in das ich auch mal reingefallen bin.
0:56:20–0:56:24
Ich hatte den Mirko Gutjahr auch mal zu Gast.
0:56:24–0:56:27
Und das ist so ein bisschen eine der Sachen, die mich schwer fasziniert,
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weil der Homo Sapiens hat sich in den letzten 40.000 Jahren nicht so gigantisch
0:56:32–0:56:35
viel verändert von der Art und Weise, wie wir funktionieren.
0:56:36–0:56:39
Das ist sehr verrückt, wenn man sich dann überlegt, wie die Lebenswirklichkeit
0:56:39–0:56:43
für diese Menschen aussah, die im Alter dieselben Knieprobleme bekommen haben und so weiter.
Florian Clauß
0:56:44–0:56:47
Ja, und vor allen Dingen, die ähnlich ausgesehen haben und auch ähnlich denken
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konnten wie wir heute. Also das heißt dann wieder so, natürlich nicht diesen
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kulturellen Hintergrund, aber,
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genauso die psychologischen, soziologischen Typen da mit drin hattest,
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wie in der heutigen Gesellschaft.
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Man hat ja immer so ein Bild von seinen Vorfahren, die dann nichts wissend und
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eben nicht diesen Stand hatten wie wir heute,
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aber eigentlich von der Physikonomie genauso sind wie wir und genauso gedacht
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haben. Das finde ich so faszinierend.
Ali Hackalife
0:57:17–0:57:21
Apropos faszinierend, ich bin fasziniert, wenn die Aufnahme wirklich gut wird.
0:57:21–0:57:24
Also ich vertraue dir und deiner Kenntnis, da Berlin ist ja auch immer laut.
Florian Clauß
0:57:25–0:57:29
Ja, wir sind hier an den Straßen, ich versuche so ein bisschen,
0:57:29–0:57:33
das liegt daran, ich bin hier nicht zu Hause, ich weiß nicht genau, wo die guten Wege sind.
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Ich versuche die ganze Zeit zur Alster zu kommen. Ich vertraue auch auf Wondek,
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die uns da auch ganz gut die Spuren zusammenrechnen.
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Aber Essen, Kochen ist die größte Kultur, die längste Kulturgeschichte des Menschen.
0:57:51–0:57:55
Also Kochen, was ich jetzt auch nochmal so im Vorfeld zusammengelesen habe,
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vor 1,4 Millionen Jahren gab es schon Nachweise, dass eben Humanoide,
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also jetzt war Homo erectus damals,
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dass Humanoide dann auch schon gekocht haben.
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Also das heißt so, man hat Feuerstellen gefunden, aber es ist ziemlich weit.
Ali Hackalife
0:58:15–0:58:18
Ja, also da reden wir von einem Kochen, das vor allem so aussieht,
0:58:18–0:58:24
dass du in Vertiefungen, in denen Wasser sich befindet, legst du Steine,
0:58:24–0:58:28
die aus dem Feuer kommen und kannst damit dann das Wasser erhitzen.
0:58:28–0:58:32
Also auf dem Feuer zu braten ist eine relativ, also in Anbetracht von wie lange
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es Menschen gibt, eine relativ neue Geschichte. Aber mit der Hitze von Feuer
0:58:36–0:58:39
Dinge heiß zu machen, mit denen man dann andere Dinge heiß macht und dadurch
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leichter verdaubar, das ist richtig, das ist schon relativ alt.
0:58:42–0:58:49
Ein großes Problem ist, dass die erste Pottery, also die erste Töpferei, die war nicht glasiert.
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Und das heißt, das war halt im Wesentlichen lehmige Erde, die dann auch relativ
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schnell wieder die Substanz aufgegeben hat.
0:58:57–0:59:02
Und ich glaube, die aktuell ältesten Funde von Töpfen sind aus China.
0:59:02–0:59:06
Und jetzt bei den Zahlen nicht ganz sicher, aber so in der Größenordnung von
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26.000 Jahre alt ist der älteste Topf, den man in China gefunden hat.
Florian Clauß
0:59:10–0:59:15
Ja, klar. Man braucht erstmal eine gewisse Infrastruktur, sage ich, um topfern zu können.
0:59:15–0:59:20
Also das heißt, da muss ja schon der Zustand, dass man eben die ganze Zeit als
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Nomaden übers Feld zieht und dann sich dann nochmal irgendwie so ein neues Lager
0:59:24–0:59:27
auflegt, muss ja dann zu einer gewissen Selbsthaftigkeit übergegangen sein,
0:59:27–0:59:30
um dann halt auch überhaupt topfern zu können.
0:59:30–0:59:37
Das ist dann, was wir mit der Neolithischen Revolution am Ende der letzten Eiszeit haben.
0:59:37–0:59:43
Da gibt es natürlich solche Pfunde, dass Töpfe haben, dass du Gefäße entwickelst,
0:59:43–0:59:49
dann überhaupt das ganze Feuer auch von der Struktur her so dann domestizieren kannst.
0:59:50–0:59:53
Ständige Stellen hast, wo Feuer dann eben genutzt werden kann.
Ali Hackalife
0:59:53–0:59:55
Auch da wieder Pilze als Zünder relevant.
Florian Clauß
0:59:58–1:00:01
Ja, Pilze und Knochen wurden, glaube ich, auch häufig verwendet.
1:00:01–1:00:06
Eine Form, wo noch nicht so das Gefäße verbreitet waren beim Kochen,
1:00:07–1:00:10
fand ich auch sehr interessant, nämlich dass quasi in Tiermägen,
1:00:10–1:00:12
Rindermägen dann gekocht wurde.
1:00:12–1:00:16
Weil ähnlich wie so eine Tüte, die kannst du ja auch aufs Feuer halten,
1:00:16–1:00:20
wenn da Wasser drin ist, dann leidet das. Dann wird da auch kein Loch reingebrannt.
1:00:20–1:00:24
So wurde halt auch der Magen vom Rind genommen und das Rind in sich selbst gekocht.
1:00:25–1:00:30
Und das waren so die ersten Praktiken, als wir noch überhaupt keine Gefäßentwicklung hatten.
1:00:30–1:00:33
Fand ich auch sehr interessant.
Ali Hackalife
1:00:33–1:00:36
Ja, auch interessant. Wir laufen jetzt an der Alster, glaube ich,
1:00:37–1:00:38
bereits lang. Also es sieht nach Gewässer aus.
Florian Clauß
1:00:39–1:00:45
Wir sind hier an der Alster. Es zeichnet auch unseren Podcast so aus,
1:00:45–1:00:49
dass wir in vielen peripheren Teilen von Berlin unterwegs sind.
1:00:49–1:00:53
Und meistens plane ich die Route mit, weiß dann immer nicht,
1:00:53–1:00:55
wo wir sind und frage die ganze Zeit, wo sind wir jetzt?
1:00:56–1:01:01
Und ähnlich geht es mir gerade hier, also im Nebel in Hamburg in einer fremden
1:01:01–1:01:05
Stadt mit nicht meinem üblichen Podcast-Partner.
Ali Hackalife
1:01:06–1:01:10
Um nochmal aufs Kochen zurückzukommen. Joachim Ringelnatz hat ein Gedichtband
1:01:10–1:01:13
über seine Jugend und sein Leben geschrieben, in dem er erzählt,
1:01:13–1:01:15
wie es war, an der alten Alster groß zu werden.
1:01:17–1:01:21
Und da erzählt er, wie sie mit den Absätzen ihrer Schuhe Pfirsiche knacken und
1:01:21–1:01:24
dann das Innere gegessen haben, weil es so bitter geschmeckt hat.
1:01:24–1:01:29
Wie gesagt, kein Biologe, aber als Botaniker würde ich davon dringend abraten, weil Blausäure.
1:01:30–1:01:35
Aber ja, Menschen und Essen ist eh faszinierend, weil Menschen essen.
1:01:36–1:01:40
Den Bogen zu mir schließen. Nicht Menschen essen, sondern ich bin komplett farbenblind.
1:01:41–1:01:44
Und eigentlich ist das so etwas, wo du in der Evolution keine guten Karten hast.
1:01:44–1:01:47
Weil das, was wir essen, schon sehr davon abhängt, welche Farben es hat. Und es gibt,
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Pilze, die sehr ähnlich aussehen und die sich nur durch eine leichte Färbung
1:01:51–1:01:53
unterscheiden und der eine macht, dass du dich den ganzen Tag erbrichst und
1:01:53–1:01:54
der andere macht, dass du satt bist?
1:01:56–1:02:01
Oder kann man das noch essen? Das ist eine Frage, die immer in der Menschheit relevant war.
1:02:02–1:02:06
Und da ist es eigentlich sehr kontraintuitiv, dass man als Farbenblinder überlebt,
1:02:06–1:02:11
außer man ist in der Lage, irgendeinen anderen Skill der Gruppe beizufügen,
1:02:11–1:02:14
dass die Gruppe also erstmal nicht so schnell merkt, dass man nicht gut gucken
1:02:14–1:02:16
kann und dann dir weiter mit dem Essen aushilft.
1:02:16–1:02:21
Und das ist eine der Sachen, über die ich sehr viel nachgedacht habe,
1:02:21–1:02:23
weil Leben schon sehr faszinierend so im Allgemeinen.
1:02:23–1:02:26
Bei David Grabber können wir lesen.
1:02:26–1:02:31
Er hat das Buch geschrieben, The Dawn of Everything, wie die indianischen Kulturen
1:02:31–1:02:35
Nordamerikas funktioniert haben, als die Europäer auf sie getroffen sind.
1:02:35–1:02:41
Und da war halt auch ein Ding, dass Alte und Behinderte, wenn sie tatsächlich
1:02:41–1:02:43
eine zu große Last für die Gruppe waren, aussortiert wurden.
1:02:43–1:02:46
Und ich glaube, dass das etwas ist, was eher menschheitstypisch ist.
1:02:46–1:02:48
Das ist auch einer der Gründe, warum ich Angst habe vor Anarchie,
1:02:48–1:02:51
aber das ist ein anderes Thema für einen anderen Spaziergang.
1:02:51–1:02:54
Dementsprechend halte ich es für sehr plausibel, dass mit einer starken Form
1:02:54–1:02:58
von Sehbehinderung du irgendwann zu sehr außen vor bist, als dass du der Gruppe
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noch etwas beitragen kannst.
1:02:59–1:03:02
Also das ist schwierig zu erklären, warum eine Gruppe, die ums Überleben kämpfen
1:03:02–1:03:07
muss von 20, 30 Individuen, dann noch den Komplettblinden mitnehmen sollte,
1:03:07–1:03:08
weil der sehr viel Aufwand bedeutet
1:03:08–1:03:11
und vor allem jemanden, der auch seine täglichen Kalorien haben möchte.
1:03:11–1:03:15
Irgendwo muss es diesen Grad geben von, du wirst zwar stark sehbehindert,
1:03:15–1:03:18
aber du kannst noch gut genug an der Gruppe teilnehmen, dass du da mitmachen kannst.
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Und da fällt meine Sehbehinderung, also Akromatopsie, die komplette Farbenblindheit,
1:03:22–1:03:24
irgendwie mehr oder weniger mit rein.
1:03:24–1:03:27
Wir hatten im Vorfeld geschrieben und ich hatte dir gesagt, wir können gerne
1:03:27–1:03:29
über das Thema Kochen ohne Kucken reden.
1:03:30–1:03:34
Denn das ist so eine der Sachen, die mir passiert. Wie gesagt, ich sehe keine Farben.
1:03:34–1:03:39
Das heißt, ich sehe nicht unbedingt, was gerade in der Pfanne passiert oder im Topf.
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Und das bedeutet dann entsprechend, dass man sich Praktiken aneignet. Und ich bin...
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Vegetarier seit jungen Jahren. Ich habe früher mal so eine sehr liberale,
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libertäre Position vertreten, von wegen, wenn ich das Tier umbringen könnte,
1:03:56–1:03:57
dann soll ich es ja auch essen dürfen.
1:03:57–1:04:01
Und dann ist mir aber irgendwann aufgefallen, ich bin aber nicht so wirklich
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in der Situation, ständig Tiere umzubringen. Vielleicht stört mich das schon ein bisschen.
1:04:05–1:04:09
Also Tiere umbringen. Und dann habe ich mich mit Videos aus der ganzen Welt
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befasst von der Lebendküche in China.
1:04:11–1:04:15
Also wenn man Fische so aufschneidet, dass sie noch Atmen, also dass es noch
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Muskelkontraktion gibt, während sie serviert werden.
1:04:19–1:04:22
Mit Seeschlangen, die so zertrennt werden, dass sie auf dem Teller noch zucken,
1:04:22–1:04:24
also dass die Muskeln noch so Spassmann haben.
1:04:24–1:04:27
Und bin dann irgendwann gelandet bei Industrie-Schlachtung in Deutschland.
1:04:28–1:04:31
So, wie sieht das eigentlich aus, wenn bei Tönnies den ganzen Tag Schweine zersägt
1:04:31–1:04:32
werden? Was macht das mit den Menschen, die das machen?
1:04:32–1:04:38
Und dann war mir relativ über einen Abend hinweg klar, eigentlich möchte ich kein Teil davon sein.
1:04:38–1:04:42
Also ich möchte nicht, dass für mich irgendwelche ungelernten Hilfsarbeiter
1:04:42–1:04:45
aus Rumänien den ganzen Tag mit der Kettensäge Schweine halbieren.
1:04:45–1:04:50
Ja, das hat dann dazu geführt, dass ich aus einer ziemlich moralischen Abwägung
1:04:50–1:04:53
relativ jung mich für den Vegetarismus entschieden habe.
1:04:53–1:04:56
Und das war dann auch so eine der Entscheidungen, die ich nie bereut habe.
1:04:56–1:05:00
Also ich habe viele Positionen über die Zeit gehabt und verworfen,
1:05:00–1:05:04
aber der Vegetarismus ist eine der Positionen, die dann doch relativ konsequent geblieben sind.
Florian Clauß
1:05:04–1:05:08
Und die hat sich auch dann gestärkt, also mit dem ganzen Veganismus-Trend.
Ali Hackalife
1:05:08–1:05:11
Genau. Und andererseits das, also als ich damit angefangen habe,
1:05:12–1:05:15
war die Menge der vegetarischen und veganen Produkte noch sehr klein.
1:05:16–1:05:20
Das ist ja um einiges besser geworden, auch wenn da vieles auf den Markt gekommen
1:05:20–1:05:24
ist, wo ich sagen würde, dass es zu hoch verarbeitet oder versucht etwas zu sein, was es nicht ist.
1:05:24–1:05:27
Das muss jetzt nicht unbedingt für mich sein. Aber ein erfreulicher Nebeneffekt
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ist, ich habe sehr wenig in meiner alltäglichen Ernährung, was gekühlt werden muss.
1:05:31–1:05:35
Gute Arbeitstage sehen so aus, dass ich irgendwo zwischendrin eine Mittagspause
1:05:35–1:05:37
mache und dann Gemüse kaufen gehe.
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Und das Gemüse dann wahlweise mit Reis oder Nudeln zubereitet wird.
1:05:41–1:05:44
Und da bleibt nicht so viel über, als dass man es kühlen müsste,
1:05:44–1:05:47
weil zwei Portionen, eine Portion wird jetzt gegessen, eine Portion wird dann
1:05:47–1:05:49
später oder am nächsten Tag gegessen.
1:05:50–1:05:52
Ich führe ein Leben, das sehr wenig Kühlung braucht.
Florian Clauß
1:05:53–1:05:55
Ja, also du hast den Kühlschrank abgeschaut.
Ali Hackalife
1:05:55–1:06:00
Also wir haben einen Kühlschrank, weil Wohnsituationen, aber ich benutze ihn quasi nicht.
Florian Clauß
1:06:00–1:06:01
Okay.
Ali Hackalife
1:06:01–1:06:05
Und ich hatte vorher einen Mitbewohner, der ein sehr gutes Gespür dafür hatte,
1:06:06–1:06:09
dann auch mal in Pestogleiser mit reinzugucken und so, weil ich sehe Schimmel nicht.
Florian Clauß
1:06:09–1:06:10
Okay.
Ali Hackalife
1:06:10–1:06:12
Und du möchtest Schimmel nicht erst dann schmecken, wenn du gerade in den großen
1:06:12–1:06:14
Topf Nudeln das Pesto geleert hast.
1:06:16–1:06:19
Dementsprechend, er hatte da einen ganz guten Radar für und hat da mit reingeguckt.
1:06:19–1:06:22
Aber das sind halt so Sachen, wo ich mir immer denke, das funktioniert nur,
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wenn man eine funktionierende Gruppe um sich herum hat.
1:06:24–1:06:28
Kochen ist ja nicht so richtig mechanisierbar, weil die Toleranzen,
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die du beim Kochen hast, viel zu klein sind.
1:06:30–1:06:35
Also wenn ich was, vor allem wenn ich Tier zubereiten würde,
1:06:35–1:06:39
dann ist ja der Rahmen zwischen, das Hähnchen ist so roh, dass du Salmonellen
1:06:39–1:06:41
gefahrst und das Hähnchen ist so durch, dass es nicht mehr schmeckt.
1:06:41–1:06:44
Das ist ein relativ schmaler Korridor, wenn man jetzt davon ausgeht,
1:06:44–1:06:46
dass du die Verfärbung des Hähnchens nicht siehst.
1:06:46–1:06:48
Da bin ich dann irgendwann bei Airfryern gelandet.
Florian Clauß
1:06:48–1:06:54
Ja, das ist eines von deinen, wenn man dich dann auf GitHub findet,
1:06:55–1:06:57
gibt es ein paar Einträge zur Airfryer.
Ali Hackalife
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Ja, ich dachte mir dann, ich möchte für mich selbst notieren, was so funktioniert.
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Von Kuchenrezepten vor allem, die sind jetzt online, aber auch so generell,
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ich koche mit dem Airfryer.
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Der hat die schönen Angewohnheiten, die Temperaturen sind sehr konstant,
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die Zeiten sind sehr konstant und die Toleranzfenster werden größer.
1:07:14–1:07:18
Weil im Airfryer das Zeug im Zweifel dröge wird, aber nicht so schnell anbrennt.
1:07:19–1:07:23
Und das war für mich, fürs Selbstkochen, eine große Verbesserung.
1:07:24–1:07:25
Das sind so Dinge, wo ich mir dann oft denke,
1:07:26–1:07:31
Es gibt in dem Internat, in dem ich war, gibt es Kurse zum Thema lebenspraktische
1:07:31–1:07:36
Fertigkeiten und da geht es dann darum, wie du als Sehbehinderter dir etwas zusammenkochst,
1:07:36–1:07:40
ohne es wirklich zu sehen, also wie du mehr Plattenkoordination lernst,
1:07:40–1:07:42
damit Dinge zum gleichen Zeitpunkt fertig sind und nicht alles sehr real passieren
1:07:42–1:07:43
muss und so weiter und so fort.
1:07:44–1:07:49
Und die würden sich so viel Zeit mit einem guten Airfryer sparen,
1:07:49–1:07:54
weil einfach das Risiko, Dinge aus Versehen zu lang zu kochen.
1:07:54–1:07:57
Also Dinge zu zerkochen ist ärgerlich, aber ist nicht schlimm,
1:07:57–1:08:00
weil in Zweifel schmecken sie nicht mehr so interessant und die Konsistenz ist ein bisschen mehr.
1:08:00–1:08:04
Aber es ist nicht ungesund. Dinge zu wenig kochen, macht keinen Spaß, weil da sind sie zu fest.
1:08:04–1:08:08
Das sind so Sachen, die sich in meinem Leben dann doch bedeutend verändert haben.
Florian Clauß
1:08:08–1:08:12
Also mit einem Airfryer kannst du eine gewisse Wiederholbarkeit dann auch erreichen.
Ali Hackalife
1:08:12–1:08:16
Ich habe eine konstante Temperatur, die ich so auf dem Ofen nicht unbedingt,
1:08:16–1:08:20
also auf dem Herd nicht unbedingt hätte, weil Herd ist viel abhängiger von,
1:08:20–1:08:23
welche Pfanne verwende ich gerade, was ist die allgemeine Außertemperatur,
1:08:24–1:08:26
wie viel Öl war dieses Mal drin im Vergleich zur letzten Mal und so weiter.
1:08:27–1:08:31
Und der Airfryer macht halt, dass die Dinge einfacher reproduzierbar sind.
Florian Clauß
1:08:31–1:08:33
Gehen wir noch ein Stückchen weiter, dann kommen wir durch den Park und dann
1:08:33–1:08:37
machen wir so einen Bogen zurück und gehen dann wieder Richtung CCH.
Ali Hackalife
1:08:38–1:08:39
Also dann links und machen einen Kreis daraus?
Florian Clauß
1:08:40–1:08:43
Genau, wir machen dann hier so ein kleiner, ich würde auch sagen,
1:08:43–1:08:45
wir sind schon ganz gut dabei.
Ali Hackalife
1:08:45–1:08:46
Ja.
Florian Clauß
1:08:46–1:08:51
Aber wir sind ja auch beim Kernthema gerade mit Kochen. Wie sieht es aus mit
1:08:51–1:08:53
deinem angebauten Gemüse?
1:08:54–1:08:59
Und hast du da bestimmte Techniken, um zu konservieren? Bist du auch in dieser
1:08:59–1:09:01
Fermentierblase mit dabei?
Ali Hackalife
1:09:03–1:09:08
Ich habe bisher eine Gemüseproduktion, die sich darauf begrenzt,
1:09:08–1:09:12
ich ziehe unterm Dach Vorkulturen, die ich dann in den für mich verfügbaren
1:09:12–1:09:14
Töpfen und Hochbilden und so weiter aussehe.
1:09:14–1:09:17
Ich glaube, wenn wir hier zum CCH zurücklaufen, sind wir in einer halben Stunde
1:09:17–1:09:19
oder so auch wieder da, oder?
Florian Clauß
1:09:20–1:09:22
Ich denke, wir brauchen weniger als eine halbe Stunde.
Ali Hackalife
1:09:24–1:09:29
Genau, ich ziehe Vorkulturen unterm Dach und die sind dann relativ gesund,
1:09:29–1:09:31
weil sie unter sehr kontrollierten Bedingungen groß werden.
1:09:32–1:09:38
Und da ist das Einzige, was ich wirklich regelmäßig kontrolliere,
1:09:38–1:09:44
sind die Stunden an Licht, die die Pflanzen hatten und die Feuchtigkeit.
Florian Clauß
1:09:44–1:09:47
Also machst du das komplett mit einer künstlichen Beleuchtung?
Ali Hackalife
1:09:47–1:09:51
Genau, ich habe Pflanzzelte im Dachboden stehen, der sonst leerer Stauraum wäre
1:09:51–1:09:54
und in denen hängen LEDs,
1:09:54–1:10:00
LED-Paneele und ich habe Zeitschaltuhren mit HomeKit-Integration,
1:10:00–1:10:06
dass ich vom iPhone aus die Lampen ausmachen kann und die machen dann zu den
1:10:06–1:10:08
Zeiten, wenn die Vorkulturen ziehen,
1:10:08–1:10:13
also die keimen ja erstmal und da ist Wärme wichtiger als das Licht,
1:10:13–1:10:16
bis auf Basilikum und andere Dinge, die Lichtkeimer sind.
1:10:16–1:10:20
Aber so bei den meisten geht es dann erstmal darum, dass sie auf so einer Wärmematte
1:10:20–1:10:25
liegen, die ihnen vorgaukelt, dass die Aluminiumserum jetzt so 18 bis 20 Grad hat.
1:10:25–1:10:30
Und dann sprießen sie und ab dem Moment, wo die ersten Blätter rauskommen, kommt dann Licht dazu.
1:10:30–1:10:34
Dann ziehe ich die am Anfang mit etwas mehr Licht vor und je nachdem,
1:10:34–1:10:37
was es für Pflanzen sind, reduziere ich das dann, damit sie keinen kompletten
1:10:37–1:10:40
Schock bekommen, wenn sie ausgesetzt werden.
1:10:40–1:10:44
Das ist aber in einer Dimension von, ich habe viele Chilis gehabt,
1:10:44–1:10:47
die habe ich aber auch mit großer Begeisterung gegessen, denn Schafsessen ist sehr gut.
1:10:47–1:10:51
Ich habe sehr viel Basilikum gehabt, daraus wurden Pestos, aber die wurden dann
1:10:51–1:10:54
auch relativ schnell gegessen, weil wenn so ein Pesto erst mal im Haus ist,
1:10:54–1:10:55
dann kann man das ja die ganze Woche über essen.
1:10:56–1:10:59
Ansonsten die Gurken, die ich gezogen habe, sind auch recht gut geworden,
1:10:59–1:11:02
aber Salatgurken sind jetzt noch nichts auf dem Level von, ich muss das jetzt
1:11:02–1:11:05
unbedingt einlegen, sondern das war alles so, ich kann das heute ernten,
1:11:05–1:11:06
ich kann das in der Woche essen, dann ist es weg.
1:11:06–1:11:10
Ich habe mir auch das natürlich angeschaut, dass Leute so basteln,
1:11:11–1:11:12
um Nahrung länger zu konservieren.
1:11:13–1:11:18
Denn ich finde die Idee super attraktiv, dass man substanziell Nahrung anbaut.
1:11:18–1:11:19
Da reden wir jetzt nicht von alles.
1:11:20–1:11:22
Das ist ein Vollzeitjob und da brauchst du mehrere Leute für.
1:11:23–1:11:28
Aber so auf dem Niveau von, also das höchste der Gefühle war bisher eine Kirschmarmelade,
1:11:28–1:11:30
die tatsächlich auch mal länger gehalten hat.
1:11:30–1:11:34
Weil ansonsten war es immer so, ich habe jetzt gutes Essen im Haus mit meiner Hände Arbeit.
1:11:34–1:11:36
Ich möchte, dass es so schnell es geht alles gegessen haben.
1:11:36–1:11:41
Ich habe so ein paar Einnachgläser und ich habe auch ein paar Ideen über Dinge, die man einmachen kann.
1:11:41–1:11:45
Also man kann ja auch viele Speisepilze gut dehydrieren oder in Öl einlegen.
1:11:45–1:11:50
Aber bisher war ich immer noch in der Situation, dass die Ernteerträge überschaubar
1:11:50–1:11:53
groß waren. Und das war dann mehr so ein allgemeines Faszinosum.
1:11:54–1:12:01
In den USA gibt es eine größere Influencerin, die Home Farm oder so.
1:12:01–1:12:04
Und sie zeigt halt, wie sie selbst anbaut und einlegt und so weiter.
1:12:04–1:12:11
Und die war auf einer dieser Watchlists zum Thema, ist sie ein Gateway in rechte
1:12:11–1:12:16
Verschwörungsmythen, weil Leute, die anfangen, sich dafür zu interessieren,
1:12:16–1:12:18
wie man seine eigenen Lebensmittel konserviert,
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die vertrauen vielleicht den Lebensmittelsupplies nicht so sehr,
1:12:22–1:12:23
die vertrauen vielleicht dem ganzen System nicht so sehr.
1:12:25–1:12:28
Das ist so ein bisschen ein Ding, das mich auch aktiv gestört hat.
1:12:28–1:12:34
Ich wollte wissen, wie ziehe ich Karotten in meinem Boden mit dem und dem Temperatur- und Bodenprofil.
1:12:34–1:12:38
Und ich finde jemanden, der sagt, übrigens, Karotten sind gut für deine Augen.
1:12:39–1:12:42
Ist viele Karotten, dann kannst du erkennen, wenn jemand dich anlügt, wie diese Politiker.
1:12:42–1:12:46
Ich denke, ja, okay, also die Storytime hätte es jetzt nicht gebraucht.
1:12:46–1:12:49
Du sollst mir einfach nur erzählen, welche Temperatur und welcher Boden.
Florian Clauß
1:12:50–1:12:52
Ja, da muss man Inhalte weggürzen.
Ali Hackalife
1:12:52–1:12:56
Ja, das ist so ein bisschen das Ding, dass die Leute, die Off-Grid gehen,
1:12:56–1:13:01
von denen tun das einige, weil sie so ein Umweltbewusstsein haben oder eine Faszination dafür.
1:13:01–1:13:05
Aber richtig viele von denen tun das, weil sie eine große Ablehnung gegen den Staat haben.
Florian Clauß
1:13:06–1:13:10
Na gut, ich meine, man muss ja sagen, dass die Qualität von industriell gefertigten
1:13:10–1:13:15
Produkten, also Lebensmitteln in den USA auch wirklich sehr viel schlechter ist als in Europa.
1:13:15–1:13:21
Weil viel weniger Prüfsiegel und Qualitätsmessungen da passieren.
1:13:21–1:13:23
Also das ist schon ein Unterschied.
1:13:24–1:13:30
Aber es vermischt sich dann in so einem Bereich, wo diese Ablehnung dem Staat
1:13:30–1:13:34
gegenüber dann einfach auch so zu einer ideologischen Haltung wird,
1:13:34–1:13:36
die man nicht heilen möchte an der Stelle.
Ali Hackalife
1:13:37–1:13:40
Auf deiner Seite in Deutschland lernst du in den Schulen die Ernährungspyramide.
1:13:41–1:13:42
Ich weiß nicht, ob du die auch gelernt hast.
Florian Clauß
1:13:43–1:13:44
Ich habe die neulich bei meinem Arzt gesehen.
Ali Hackalife
1:13:45–1:13:50
Und diese Ernährungspyramide hat halt nichts damit zu tun, wie gut gesunde Ernährung
1:13:50–1:13:54
aussieht, sondern vor allem damit, welche Agrarsektoren in Europa groß subventioniert sind.
Florian Clauß
1:13:54–1:13:58
Ich bin jetzt von der Ernährungspyramide ausgegangen, was man eben am meisten
1:13:58–1:14:03
isst, was dann unten den Sockel bilden sollte und das ist dann Gemüse und Obst.
Ali Hackalife
1:14:04–1:14:08
Das wäre wünschenswert, aber die, mit der ich groß geworden bin,
1:14:08–1:14:10
aber Getreide sollte den Großteil ausmachen.
1:14:10–1:14:14
Da gibt es von Baskass ein sehr gutes Buch, beziehungsweise er hat zwei sehr
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gute Bücher geschrieben, Das eine Buch ist der Ernährungskompass.
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Da erklärt er mal für Laien und Interessierte, was denn so gesättigte Fettsäuren
1:14:23–1:14:28
sind und was man zu verstehen hat unter Fruktose und Laktose, Laktase und so weiter.
1:14:28–1:14:32
Also so die Basics, die man wissen sollte, wenn man bewusst essen möchte.
1:14:33–1:14:36
Also dass man nicht dann sich fragt, komisch, warum konnte ich so schlecht einschlafen,
1:14:36–1:14:38
nachdem ich die Tüte Chips gegessen habe?
1:14:38–1:14:41
Sondern vielleicht auch ein Bewusstsein dafür entwickelt, was sind geertete
1:14:41–1:14:45
Fette und warum braucht es so lange für den Körper die zu verdauen oder warum
1:14:45–1:14:50
kann ich mich nicht satt essen an Gurken, weil der Aufwand sie zu zersetzen
1:14:50–1:14:53
mehr braucht, als sie an Kalorien beinhalten und dann sind sie halt im Wesentlichen Wasser.
1:14:54–1:14:57
Das klingt vielleicht naiv, aber ich habe das halt irgendwann so mit 17,
1:14:57–1:14:59
18 erst durch dieses Buch wirklich verstanden.
1:14:59–1:15:03
Bis dahin war es so, ja, Mittelmeer-Diät, schon irgendwie gesund hat man gehört.
1:15:03–1:15:07
Aber ich bin jung, mein Körper kann ausschließlich funktionieren von Marge und
1:15:07–1:15:08
Pringles. Warum sollte ich etwas ändern?
Florian Clauß
1:15:09–1:15:14
Ja, ich muss auch gestehen, dass ich erst so seit kurzem dann darauf achte,
1:15:14–1:15:16
ordentlich diese Proteine zu essen.
1:15:16–1:15:20
Ich meine, liegt auch sicher am Alter, aber vorher hat mich das auch nicht interessiert.
1:15:20–1:15:23
Und jetzt überlegt man, wie schafft man eine ausgewogene Mahlzeit,
1:15:24–1:15:28
dass Kohlenhydrate, Gemüse und Proteine dabei sind. Und damit muss man sich beschäftigen.
1:15:29–1:15:34
Und das Prinzip dann auch erstmal so zu verstehen, das dauert manchmal eine Weile.
1:15:35–1:15:40
Aber bist du eigentlich auch in das Brotbacken eingestiegen mit Corona?
Ali Hackalife
1:15:40–1:15:44
Nein, also ich habe während Corona, wie gesagt, erstmal die Bibel studiert.
1:15:45–1:15:48
Und das klingt immer wie ein Witz, aber ich habe das ja wirklich gemacht.
Florian Clauß
1:15:48–1:15:54
Und 73 Bücher oder so sind die Bibel, oder? Im Verbund? Ich weiß es nicht genau.
Ali Hackalife
1:15:54–1:15:57
Also zur Bibel gehört dann ja auch zwangsläufig, dass man sich mit den Apokryphen
1:15:57–1:16:01
befasst. Die Apokryphen sind die biblischen Geschichten, die nicht zum Kanon gehören.
1:16:02–1:16:05
Und dann fängt man an, sich anzuschauen, was war denn damals eigentlich das
1:16:05–1:16:11
politische Thema beim Zweiten Vatikanischen Konzil, weshalb einige Bücher drin sind und andere nicht.
1:16:11–1:16:17
Der Begriff Kanon kommt ja überhaupt erst daher. Also der Kanon ist die gesammelte
1:16:17–1:16:24
kanonische Version der Bibelbücher und heute ist das für Nerds ein völlig geläufiger Begriff zu sagen,
1:16:25–1:16:27
ja das und das ist Star Wars Arc Kanon und so weiter.
1:16:28–1:16:32
Hat aber eine ganz andere Tradition auf jeden Fall. Dann habe ich mit dem Gemüsezeug
1:16:32–1:16:36
so richtig während Corona losgelegt, also dass man Quickpots kauft,
1:16:36–1:16:39
das sind so Platten, in denen dann kleine Erdförmchen drin sind,
1:16:39–1:16:41
in denen man dann das Saatgut aussetzen kann und so.
1:16:43–1:16:48
Und das ist so eins der Hobbys, wo du, es gibt kein Ende, also du bist dann
1:16:48–1:16:49
irgendwann an dem Punkt, dass du dich fragst,
1:16:50–1:16:55
möchte ich vielleicht einen Reverse-Osmose-Filter haben, damit ich mein eigenes
1:16:55–1:16:58
Wasser aufbereiten kann, weil du in Großstädten ja so Probleme hast,
1:16:59–1:17:03
dass, wenn auch nicht viel, aber durchaus ja Chemikalien zum Wasseraufbereiten
1:17:03–1:17:04
da sind, die dann immer noch da sind,
1:17:04–1:17:07
also da kannst du beliebig tief ins Rabbit Hole fallen und dann denkst du dir,
1:17:07–1:17:11
ja, aber auch wenn ich es nicht für die Pflanzen brauche, Also so eine Regentonne
1:17:11–1:17:12
aufstellen ist sehr einfach.
Florian Clauß
1:17:12–1:17:13
Ja, so ein Lüftigesystem, ja.
Ali Hackalife
1:17:14–1:17:16
Hätte ich jetzt nicht nur eine Regentonne, sondern hätte auch die Möglichkeit,
1:17:16–1:17:17
das als Trinkwasser aufzubereiten.
1:17:17–1:17:22
Das ist so richtig. Also ich habe im Moment Aktivkohlefilter und hier von Livestraw,
1:17:22–1:17:25
das ist eine Firma, die baut einen Strohhallen, der besteht aus sehr vielen dünnen Röhrchen.
1:17:26–1:17:31
Und sie sagen, dass statistisch sie damit halt sehr viel grobe Verschmutzung rausmischen können.
1:17:31–1:17:34
Und sie sagen angeblich auch bakteriell, aber das ist ein statistischer Effekt. Long story short.
1:17:35–1:17:40
Ich möchte eigentlich in der Lage sein, es nie zu brauchen, aber zu wissen,
1:17:40–1:17:41
wie ich Trinkwasser aufbereite.
Florian Clauß
1:17:41–1:17:46
Ja, verstehe. Falls die Zombie-Apokalypse einfällt und du musst die Badewanne
1:17:46–1:17:50
voller Wasser machen und das musst du drei Monate reichen. Und dann musst du
1:17:50–1:17:51
mit einem Strohhalm draus trinken.
Ali Hackalife
1:17:51–1:17:55
Und da ist die Vorstellung, wenn es regnet, habe ich halt wieder 100 Liter fast
1:17:55–1:17:56
voll, eigentlich ganz angenehm.
Florian Clauß
1:17:57–1:17:58
Ja, nee, Katastrophenschutz unbedingt.
Ali Hackalife
1:17:58–1:18:02
Ja, das ist ja, das ist dieser schmale Grat zwischen, ich bin lieber zu sehr
1:18:02–1:18:06
vorbereitet für eine Situation, die nie eintritt, als in der Situation untervorbereitet zu sein.
Florian Clauß
1:18:06–1:18:10
Ja, das stimmt. Ich muss sagen, da ist meine Freundin auch sehr viel besser als ich.
1:18:10–1:18:14
Und ich mache mich regelmäßig darüber lustig, dass wir jetzt die drei Jahre
1:18:14–1:18:20
alten Wasserflaschen aus dem Vorratsschrank wieder trinken müssen und sie dann neu anlegen.
Ali Hackalife
1:18:20–1:18:23
Ja, rollen nennen wir Prepper das, dass du die Dinge rechtzeitig rollst.
Florian Clauß
1:18:23–1:18:24
Ja, genau, rollen, ja.
1:18:26–1:18:31
Aber ich bin da ganz froh und dankbar, dass sie dann so ein bisschen da den
1:18:31–1:18:32
Katastrophenschutz überlegen hat.
Ali Hackalife
1:18:32–1:18:35
Alleine als es hieß, oh, Corona ist jetzt ein Ding. Es wird Zeit,
1:18:35–1:18:39
dass die Bevölkerung sich für einen Tag, Quatsch, für eine Woche Lebensmittel
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zu Hause einlagert. Für sieben Tage.
1:18:41–1:18:45
Da habe ich mir gedacht, Entschuldigung, aber also, wenn wir heute alles abbrechen
1:18:45–1:18:49
würden, dann habe ich einfach Notrationen für drei Monate. Und das sorgt dafür,
1:18:49–1:18:52
dass man sehr viel entspannter auf Dinge schaut, wie schwankende Getreidepreise,
1:18:53–1:18:54
schwankende Speiseölpreise.
1:18:55–1:19:00
Weil, also, es ist nicht schön, Nutrationen zu essen, aber es ist besser als nichts zu essen.
1:19:00–1:19:04
Und das ist ein bisschen das Ding, ich habe auch einen Wikipedia-Backup.
1:19:04–1:19:07
Nicht, weil ich darin regelmäßig suche, sondern weil das nur 20 Gigabyte sind,
1:19:07–1:19:09
die Text-Wikipedia zu haben, auf Englisch.
1:19:09–1:19:12
Und im Fall der Fälle möchte ich nicht sagen, ich hätte jetzt sagen können,
1:19:12–1:19:15
wie ich es finde, sondern ich möchte sagen, das gibt es hier zu lesen.
Florian Clauß
1:19:15–1:19:19
Ja, das ist auf jeden Fall vorausschauend, ja. Wir sind jetzt wieder an dem
1:19:19–1:19:23
Punkt, wo wir gestartet haben, nämlich vor dem CCA.
1:19:23–1:19:28
Das H hat sich zu einem C geformt, ja, also CCC, Chaos Communication Congress.
1:19:29–1:19:34
Ich sage vielen Dank, Ali, für deine Zeit, vielen Dank für die Inhalte.
1:19:34–1:19:38
Es hat mich sehr unterhalten, ja, also ich kann nur allen empfehlen,
1:19:38–1:19:42
heute auch, auch interessant, wenn ich gerade nochmal die Kurve bekomme.
Ali Hackalife
1:19:42–1:19:45
Danke für das liebe Shoutout. Ich habe von den Notizen, die ich mir aufgeschrieben
1:19:45–1:19:47
habe, ungefähr noch gar keinen angesprochen.
1:19:47–1:19:50
Aber vielleicht ergibt es sich ja mal, dass man zu einem weiteren Chaos-Event
1:19:50–1:19:51
nochmal einen Spaziergang macht.
Florian Clauß
1:19:52–1:19:52
Ja, sehr gerne.
Ali Hackalife
1:19:52–1:19:56
Hat mich auf jeden Fall sehr gefreut und ich möchte nochmal den Disclaimer rausschicken.
1:19:56–1:19:58
Das ist alles so, was ich mir irgendwo zusammengesammelt habe.
1:19:59–1:20:00
Ich bin kein Experte in irgendwas.
1:20:00–1:20:03
Ich bin Programmierer und Künstler.
1:20:03–1:20:05
Keine Biotipps von mir nehmen. Lese die Bücher, die ich erwähnt habe.
1:20:05–1:20:07
Da haben schlaue Leute schlauere Dinge geschrieben.
1:20:08–1:20:10
Danke, Flo, für deine Zeit und hat mich sehr gefreut.
Florian Clauß
1:20:10–1:20:13
Sehr gerne, vielen Dank. Bis zum nächsten Mal. Macht's gut.
Ali Hackalife
1:20:13–1:20:18
Jetzt sagen wir noch so ein paar Outtakes ein. Wie? Wer sind sie? Was ist denn das hier?

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