ZABRISKIE POINT: THIS IS AN AREA OF ANCIENT LAKE BEDS DEPOSITED FIVE TO TEN MILLION YEARS AGO. THESE BEDS HAVE BEEN TILTED AND PUSHED UPWAR BY EARTH FORCES, AND ERODED BY WIND AND WATER.

Wir setzen unsere Reihe über Roadmovies fort und Flo präsentiert "Zabriskie Point" von Michelangelo Antonioni aus dem Jahr 1970. Doch zunächst erinnern wir uns an die grundlegenden Merkmale von Roadmovies, die wir auch in der letzten Episode behandelt haben: die episodische Erzählweise, die zahlreichen Stationen, die oft motorisierte Fortbewegung und vor allem die innere und äußere Reise der Figuren. Der Film "Zabriskie Point" erfüllt diese Merkmale und kann gleichzeitig als Teil der New-Hollywood-Bewegung gesehen werden. Flo betont, dass Antonionis Werk nicht nur ästhetisch beeindruckend ist, sondern auch eine komplexe politische Botschaft transportiert, die im Kontext der amerikanischen Gesellschaft der 1970er Jahre verankert ist. Als Vertreter der italienischen Nouvelle Vague entwickelt Antonioni in diesem Werk seine kontemplative Filmsprache weiter. Bereits Anfang der 1960er Jahre verwendet Antonioni in einer Trilogie über die Missstände der Moderne das Konzept der "Temps mort": Momente im Film, in denen scheinbar "nichts passiert", die Kamera nach dem Abgang der Figuren verweilt und leere Bildräume ohne narrative Funktion eingefangen werden. Mit diesen Mitteln ästhetisiert er die zwischenmenschlichen Entfremdungen der Bourgeoisie. "Zabriskie Point" beginnt mit einer aufgeregten Studentenversammlung, in der die Themen Rassismus, Identität und Widerstand unter den Aktivisten diskutiert werden. Mark, der Protagonist, wird aus dieser politischen Konfrontation in eine persönliche Reise gedrängt, die ihn schließlich mit dem Flugzeug in die Weiten der Wüste führt. Daria, eine weitere Hauptfigur, symbolisiert die Suche nach Freiheit in einem kapitalistischen System. Die beiden Figuren treffen sich am Zabriskie Point und gehen in der Wüste eine tiefe geistige und körperliche Verbindung ein. In spielerischer Leichtigkeit, getragen vor allem von seinen Hauptfiguren, zeigt Antonioni mit ästhetischer Wucht den Aufbruch einer neuen Generation gegen das Establishment. Am "totesten" Punkt der Erde, in der Wüste des Death Valley, entwickelt sich aus der Liebesgeschichte zwischen Daria und Mark eine explosive Kraft, die den territorialen Schlund des Kapitalismus sprengt. Der politische Widerstand wird als ästhetische Revolte gelebt. Ganz getragen von dieser explosiven Kraft des Films sind wir an der Ostkrone angekommen und sprechen am Rande der Autobahn A113 über Fossilismus und Petromaskulinität. Micz fragt sich, ob das Ende des Verbrennungsmotors auch das Ende des Genres Roadmovie bedeutet. Flo kann dem nicht ganz zustimmen, denn für ihn steht das Roadmovie vor allem für die Reise der Charaktere. Unter der Autobahnbrücke gegenüber von Holz-Possling endet auch unsere Episode mit dem Kommentar von Micz, dass er sich wohl den Film „vermaledeiterweise“ erst nach unserer Episode anschauen wird.

Shownotes

Mitwirkende

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Florian Clauß
Erzähler
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Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:03
Die Richtung, manchmal noch ein Klatsch.
0:00:07–0:00:13
Hallo und willkommen. Ich darf ja nicht so enthusiastisch klingen. Hallo.
0:00:15–0:00:15
Hallo.
0:00:17–0:00:23
Von eigentlich Podcast. Dem Podcast, bei dem wir laufend reden und beim Laufen reden.
0:00:24–0:00:29
Und Flo läuft neben mir. Der hat immer sich eine Strecke ausgedacht und führt
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so ein bisschen und ist heute auch derjenige, der ein Thema vorbereitet hat.
0:00:35–0:00:39
Denn das machen wir immer, dass wir eben wie beim Wandern, einer erzählt was
0:00:39–0:00:44
und der andere ist begeistert.
0:00:45–0:00:47
Das ist so das Thema.
Florian Clauß
0:00:47–0:00:48
Trägt zu.
Micz Flor
0:00:49–0:00:55
Trägt zu, ich träge zu, genau. spiegelt, fragt, verfeinert, exploriert und genau.
0:00:55–0:00:59
Und das passt heute so richtig schön, weil ich weiß schon so viel,
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es geht um eine weitere Folge von Road Movie.
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Das ist so eine kleine Serie, die du angefangen hast und das passt natürlich
0:01:06–0:01:09
dann auch zu unserem Laufen und beim Laufen reden.
Florian Clauß
0:01:10–0:01:11
Genau, Road Movies.
Micz Flor
0:01:12–0:01:13
Ab in die Bruno-Bauer-Stauce.
Florian Clauß
0:01:13–0:01:19
Wir haben uns am S-Bahnhof Neukölln getroffen und wollen jetzt so ein bisschen
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südlich unter die Autobahn durchgehen und dann Richtung Ostkrone.
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Mal gucken, wie weit wir kommen.
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Wir versuchen hier immer neue Strecken zu entdecken. In Berlin,
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ihr habt es sicher gehört.
Micz Flor
0:01:33–0:01:36
Tut fast laut. Es ist bloß, als ob Berlin nicht mehr groß genug ist.
Florian Clauß
0:01:36–0:01:41
Wir kreuzen uns schon öfters. Das haben wir schon ein paar Mal festgestellt, dass wir uns kreuzen.
0:01:43–0:01:46
Genau, und auch von mir herzlich willkommen bei einer neuen Folge Eigentlich
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Podcast. Alles könnt ihr dann nochmal auf eigentlich-podcast.de sehen,
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mehr Informationen holen, schauen, wo wir langgelaufen sind und so weiter.
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Ja, Mitch hat schon angekündigt, ich habe das letzte Mal das Thema Roadmovies
0:02:02–0:02:06
geöffnet und wollte jetzt eine zweite Folge dazu.
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Und zwar möchte ich den Film Zabrisky Point von 1970 von Michelangelo Antonioni vorstellen.
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Genau. Erst mal ein kurzer Recap. Weißt du noch, was wir letzte Folge so als
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Merkmale des Roadmovies genannt haben?
Micz Flor
0:02:26–0:02:30
Dass man fast wie in einem Episodenfilm immer irgendwas erzählen kann.
0:02:30–0:02:34
Irgendwann geht die Tür zu und der Motor geht an und man fährt weiter.
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Also man ist motorisiert.
Florian Clauß
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In irgendeiner Form, in verschiedenen Formen. Man ist auf der Reise, auf der,
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Ja, und man kommt in so eine Art Station an, wo abgeschlossene Handlungsstränge
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laufen können, für sich abgeschlossene.
Micz Flor
0:02:50–0:02:53
Also ich weiß jetzt ehrlich gesagt, wir haben so ganz viele Beispiele gesagt,
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haben es anhand eher so, anstatt das von innen heraus zu formen,
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so wie Töpfern, haben wir es eher von außen, so wie Steinmetz mäßig,
0:03:01–0:03:03
haben es so weggeschlagen, was gehört dazu, was gehört nicht dazu.
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Also wir haben uns der Begrenzung dieses Begriffs Roadmovie eher von außen genähert
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und deshalb eher Dinge ausgeschlossen oder Dinge zugelassen,
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als dass wir von innen heraus aus sich selbst sozusagen den letzten Grund oder
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eine Definition gefunden haben.
Florian Clauß
0:03:16–0:03:23
Wir haben auch dann so ein paar Merkmale quasi in der Besprechung von den Civil War herausgearbeitet.
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Aber eine Sache ist auch eben, dass von der Kameraarbeit, dass viel so Landschaftsaufnahmen
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und so weiter gezeigt werden.
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Was ganz wichtig ist, der Soundtrack beim Roadmovie, dass wir dann auch immer
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sehr spezielle Musik dazu haben, die den Film trägt und wir haben einige.
Micz Flor
0:03:41–0:03:46
Beispiele Es ist noch einer eingefallen nach dem letzten den du bestimmt auch kennst, Convoy,
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Convoy, das ist dieser Film wo diese LKWs fahren mit diesem Schauspieler,
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der früher Westernsänger war und dann auch in Heaven's Gate mitgespielt hat
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im größten Flop der Filmgeschichte angeblich, Chris Christopherson spielt da
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auch mit, der spielt so ein,
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so einen LKW-Fahrer und kann, weiß nicht mehr warum, aber zum Schluss ist halt
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quasi ein Convoy von Trucks die halt so durch Amerika preschen und per Funk
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miteinander verbunden sind. It's a classic.
Florian Clauß
0:04:13–0:04:16
Ja, ich glaube, das ist so ein 70er-Jahre-Film, oder?
Micz Flor
0:04:16–0:04:16
Bestimmt.
Florian Clauß
0:04:16–0:04:21
Kann sein, dass ich den wirklich so als Teenager irgendwann mal gesehen habe.
Micz Flor
0:04:21–0:04:22
Auf Hessen 3.
Florian Clauß
0:04:22–0:04:27
Ja, genau. Also wir haben ziemlich viele Beispiele genannt. Das war wahrscheinlich
0:04:27–0:04:30
mit deinem Beispiel von Töpfern.
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Ja, wir haben ziemlich viele Schilder aufgezeigt. Das ist ein Notenmovie,
0:04:33–0:04:36
das ist ein Notenmovie, das ist ein Notenmovie. Aber ich möchte jetzt.
Micz Flor
0:04:36–0:04:45
Mit Sabristi Point in den Anfangsbereich der Entstehungsgeschichte von Roadmovies gehen.
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1970, relativ früh, wir haben auch gesagt, dass Easy Rider, also einer der früheren Movies waren.
Florian Clauß
0:04:51–0:04:57
Die auch die Bewegung von Neue Hollywood mitgetragen, eingeleitet hat.
0:04:57–0:05:04
Und Sabristi Point ist von 1970 Produktion von Antonioni in Amerika,
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sein einziger Film den er dann in Amerika,
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gemacht hat, ich will mich nicht ganz festlegen, aber doch meine ich doch,
0:05:12–0:05:14
kennst du, hast du früher oder?
Micz Flor
0:05:14–0:05:19
Ich habe den gesehen, aber ich habe den jetzt nicht nochmal gesehen und ich
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habe so ein bisschen was parat und dieses furiose Finale das ist natürlich unvergesslich.
Florian Clauß
0:05:25–0:05:29
Das ist unvergesslich, das ist ästhetisch und erzählerisch.
Micz Flor
0:05:29–0:05:30
Und kapitalistisch.
Florian Clauß
0:05:30–0:05:36
Ja, sehr einschneidend. Schon ganz toll, was Antonioni da für eine Bildwelt geschaffen hat.
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Also Antonioni ist eben auch ein Kind,
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Ein Kind der Nouvelle Vague, ein ganz prägender Regisseur der Nouvelle Vague.
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Ich weiß nicht, nochmal so ganz kurz zusammengefasst. Nouvelle Vague habe ich
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ja auch schon einige Folgen gemacht.
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Zuletzt über einen Landesvertreter von Antonioni Pasolini, Theorema.
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Ist ein eigener Stil, kann man nicht direkt vergleichen. Nicht so der Liebe.
Micz Flor
0:06:04–0:06:05
Nee, die Geometrie der Liebe.
Florian Clauß
0:06:05–0:06:09
Geometrie der Liebe, genau, Theorema. Die Geometrie der Liebe.
0:06:10–0:06:16
Und da habe ich den Film mit Bruce LaBruce verglichen, der, das war auch dieses
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Jahr noch in der Berlinale, der The Visitor vorgestellt hat als Remake von Theorema.
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Genau, und dann auch in den früheren Folgen habe ich auch über die Nouvelle Vague gesprochen.
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Also Pasolini und Antonioni, die italienischen Vertreter mit Fellini.
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Und im französischen Raum, wo die Nouvelle Vague so ausgegangen ist.
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Haben wir natürlich Godard.
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Die Nouvelle Vague hat sich ja auch in so einem Kritikerumfeld herausgebildet.
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Das heißt, dass viele Filmkritiker von früher sind dann ins aktive Filmschaffen eingestiegen.
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Also so zum Beispiel war Godard ein Kritiker und auch Antonioni hat seine erste
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Zeit mit Filmkritiken verbracht in den 50ern.
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Er ist 1912 in Berara geboren, Italien, und hat erstmal ein Wirtschaftsstudium
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oder sowas gemacht. War nicht großartig interessiert.
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Hat dann Filmpritiken geschrieben und ist so in der 40er in das Filmschaffen eingestiegen.
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Und hat dann ganz große Werke geschaffen.
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Anfang der 60er hat er seine Triologie angefangen mit La Ventura, Das Abenteuer.
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Weiß ich nicht, hast du den gesehen?
Micz Flor
0:07:43–0:07:47
Nee. Ich bin, ich tut mir leid, ich bin...
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Bei Antonioni bin ich ehrlich gesagt, ich glaube, ich habe, ja,
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check mal, gotta check this one.
Florian Clauß
0:07:54–0:07:56
Also das ist so eine... Vielleicht habe ich die auch gesehen.
Micz Flor
0:07:56–0:08:00
Weil ich muss ehrlich sagen, viele von diesen Hardhouse-Sachen waren auch bei
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mir so im dritten Programm, so, weißt du, so wie halt so, was ich weiß,
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ist, dass sich damals alle, wo die Elden-Filme gesehen haben,
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so durchliefen im dritten Programm.
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Keine Ahnung, wenn ich Poster sehe, weiß ich das vielleicht.
Florian Clauß
0:08:12–0:08:12
Ja, vielleicht.
Micz Flor
0:08:13–0:08:15
Aber ich hoffe, du bist nicht sehr enttäuscht.
Florian Clauß
0:08:15–0:08:16
Nö, bin ich nicht.
Micz Flor
0:08:16–0:08:19
Ich bin ja auch filminteressiert, Mehr als du Gitarren interessiert.
0:08:21–0:08:26
Aber das heißt nicht, dass ich den Kanon inne habe.
Florian Clauß
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Alles gut, musst du nicht kennen. Ich hätte natürlich mein Regieporträt Antonioni
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in meinem Studium ein halbes Jahr gemacht, in einem Semester gemacht.
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Und das war ganz lustig, weil das war mein damaliger Dozent, der Professor Hauke.
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Der hat auch da immer sehr wild assoziativ geredet.
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Und dann hat er, ich weiß nicht mehr, über was er sich da ausgelassen hat.
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Und dann sind wir bei Antonioni, hat er dann so in den Raum gerufen.
0:08:55–0:09:00
Und ein Erstsemester, der war so ein bisschen so etwas Forschung auftreten,
0:09:00–0:09:03
aber hatte halt so Grundkenntnisse.
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Was ist Antonioni?
0:09:06–0:09:07
Hat er dann gefragt.
Micz Flor
0:09:10–0:09:12
Danke, das bin ich.
0:09:14–0:09:18
Einige Jahrzehnte später treffen wir uns wieder.
Florian Clauß
0:09:18–0:09:22
Wir waren natürlich voll in dem Jargon von dem Herrn Hauke drin.
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Also das konnten die Eingeweihten verstehen, aber die Außenstehenden, wie das so ist.
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Also das ist Antonioni. Wir haben dann alle Filme in dem gesehen.
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Ich kann mich nicht mehr an alle erinnern. Ich habe dann auch die Filme später mal gesehen.
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Zu dieser, im Martin-Gruppels-Bau gab es dort diese große Ausstellung über die Popkultur.
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Und da haben die auch so ein Rahmenfilmprogramm gehabt, das war so Mitte 90er, glaube ich.
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Und dann liefen halt auch da die ganzen,
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Filme, Zabrisky Point und Blow Up und so weiter von Antonioni.
0:09:58–0:10:00
Ich glaube, in dem Zusammenhang habe ich da auch die Filme gesehen.
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Also der erste, wo er richtig groß geworden ist, war mit La Ventura.
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Und dann die Theologie ist dann mit dem ein Jahr später 1961 mit La Norte.
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Le Ecclicee ist dann 1962.
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Eigentlich die filme so verschiedene aspekte von
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der bourgeoisie der
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oberschicht und ihre langeweile ihr ja einfach die moderne und und der missstand
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so kann man das sagen ja aber hat er hat er da so inszeniert mit großen schauspielern
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und schauspielerinnen mit monika wittig hat er oft zusammengearbeitet,
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Jean Marot, Marcelo Mastroianni natürlich,
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Alain Delon und später dann auch mit Jack Nicholson in einem Film,
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den ich auch großartig finde.
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Ja, also, aber bleiben wir nochmal in den 60ern. Dann kommt 1964,
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kommt die Rote Wüste. Die hat mich total geprägt.
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Irgendeine Reaktion? Nee, großartig. Großartig.
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Ja, die Rote Wüste arbeitet mit unglaublich intensiven Kameraeinstellungen.
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Das ist auch, da kommen wir später nochmal drauf zu sprechen,
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das ist so ein Merkmal von Antonioni, wie er mit Kamera, wie er Bilder, wie er Raum inszeniert.
Micz Flor
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Entschuldigung. Ich muss gerade die große Einstellung. Ich wollte aus dem Bauch
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heraus sagen, das weiß ich doch.
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Ich konnte mich da nicht zurückkämpfen. Und dann musste ich an eine kurze Anekdote
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denken, die du vielleicht rausschneiden wirst.
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Und zwar hatten wir, Kinder waren zu Hause schon so eine VHS-Kamera und dann
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haben wir so Filme gemacht und mein Bruder Chris, hallo, der ist ja eh auch
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hier ab und zu im Podcast als Sommergast, Sommerspecial,
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der hat mit einem Freund dann auch Filme gedreht und dann war Star Wars als
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Thema und der hat so gedreht und haben halt so das Skript improvisiert,
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wenn es so lange geht und dann hat Chris gesagt,
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oh, da sind die Tusken Panditen,
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Sein Freund meinte dann so, die kenne ich nicht. Und dann siehst du halt in
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dem Rohf, was du siehst, den Christus wieder die Kamera ausmacht.
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Und dann weißt du halt, er erklärt ihm, was das Tuskenbanditen sind.
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Und dann spielen sie es den nochmal. Und Christus so, oh, da sehe ich die Tuskenbanditen.
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Und der andere sagt dir so, die kenne ich.
Florian Clauß
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1966 hat er Blow Up inszeniert.
Micz Flor
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Den kenne ich.
Florian Clauß
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Den kennst du. Den kennst du. Auch ein ganz großartiger Film.
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Es geht um einen Fotografen, es geht um ein Verbrechen, es geht auch auf der
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Mitte Ebene Film, Foto und Auflösung.
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Ich kriege es nicht mehr ganz zusammen, ich habe den tatsächlich auch lange,
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lange her, dass ich den gesehen habe.
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Ich habe das jetzt auch nicht großartig vorbereitet, den zu erwähnen und dann
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1970 zur Briskey Point auch noch hervorzuheben.
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Und 1975 hat er Professione Reporter, wo Jack Nicholson einen Reporter spielt,
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der ermittelt einen Fall.
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Und ich glaube, er nimmt dann die Identität seines denjenigen an,
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den er dann quasi darstellen will in seiner Reportage.
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Also einen Identitätswechsel, den er da macht. Und da auch für alle, die es gesehen haben,
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die letzte Szene von diesem Film ist wirklich ein Kunstwerk an einer Kamerafahrt. fahrt.
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Sondergleichen. So auf dem Orsenwels-Niveau, wo dann halt die Kamera aus dem
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Raum rausfährt, auf einem Parkplatz und wieder zurück in den Raum kommt.
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Ohne Schnitt. Und du dich ganz Freizeit fragst, wie haben die das gemacht,
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dass die Kamera durch dieses Gitter von dem Fenster passt?
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Das fragt man sich nicht, aber das hat mich nicht gefragt damals.
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Eine Profession der Reporter...
Micz Flor
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Wie haben sie das gemacht? Haben sie das Gitter aufgezogen?
Florian Clauß
0:13:55–0:13:57
Weißt du das? Nee, das weiß ich tatsächlich nicht.
Micz Flor
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Wahrscheinlich war es einfach so, dass man das wirklich für einen Vorhang ziehen
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konnte und gar nicht so...
Florian Clauß
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Ja, vielleicht war die Kamera auch kein so klein, dass sie dann tatsächlich
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durchguckt. Nein, das geht doch nicht.
Micz Flor
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In 1975 gab es keine kleinen Kameras.
Florian Clauß
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Vielleicht.
Micz Flor
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Oder im Spiegel. Die haben quasi einen Spiegel gefilmt und haben einen Spiegel durchgereicht.
Florian Clauß
0:14:15–0:14:24
Das, was Anton Junis Filmsprache so ausmacht, ist, dass er lange und kontemplative
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Kameraeinstellungen hat.
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Also das heißt, du siehst die ganze Zeit, die Kamera schweift den Raum und verlässt
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manchmal die Hauptfiguren, die Darsteller.
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Und auf scheinbar alltägliche Sachen verweilt sie dann oder geht in den Hintergrund rein.
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Also so ein Konzept der Kamerafahrt, was wir in anderen zusammenhängen.
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Als, und da möchte ich diesen Begriff jetzt pflanzen, und zwar ist es Thon Maud.
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Also das heißt Temp-Mord.
Micz Flor
0:15:02–0:15:03
Das weiß ich doch.
Florian Clauß
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Tormant. Und das ist die Totezeit, ja. Eigentlich die Pause.
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Also es geht um die Inszenierung der Pause. Und das ist das,
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was die Novelle Vague total auszeichnet.
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Das ist nämlich so diese, was ich auch so gerne mag an Filmen.
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Was wir auch in den Slow-Cinema-Filmen so als Merkmal-Roll-Ausgabe.
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Genau. Die Todezeit Tourment ist das Konzept, was Anton Ioni maßgeblich mitentwickelt hat.
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Und er verwendet einmal eben diese langen Fahrten.
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Also wenn man das jetzt mit Tarkowski vergleicht, hatten wir auch drüber gesprochen.
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Tarkowski macht auch diese ewig langen Kamerafahrten.
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Wobei bei der Kowski eher der Schwerpunkt darauf ist, dass so diese Mystifizierung
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der Umgebung, der Charaktere dann so mit oder des Ortes dann ausgebaut wird.
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Während bei Antonioni eher so die Isolation der Charaktere getragen wird.
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Es geht eher so um eine Zersplitterung oder um eine Verlorenheit,
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eine psychische Isolation.
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Vielleicht auch und das ist nochmal ganz besonders bei Antonioni,
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dass es ihn glaube ich nochmal so ein bisschen abhebt von anderen weil wir haben
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natürlich auch bei Pasolini solche Fahrten wo diese Todzeiten,
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inszeniert werden bei Antonioni ist es so, dass er,
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ganz viel die Architektur auch mit einbezieht gerade in seinen früheren Film,
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also Anfang 60er Film, siehst du dann von irgendwelchen Kulturbauten dann die Charakteren umrahmt.
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Oder in Rote Wüste sind diese großartigen Szenen, wo dann das Paar durch ein
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Nebel von, also eine neblige Wand, die dann so rot ausgeleuchtet wird.
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Und sie verlieren sich dann immer
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in den Nebel. Und es werden nur noch so Umrisse, werden noch gezeigt.
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Also eine sehr meditative Art, sich dann auch in einem Film zu bewegen.
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Das ist es, was wir dann halt auch so als hypnotisch, bei Slow Cinema noch mal
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gesagt haben, Robert Kowski, so generell, diese Hypnose im Film,
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dass man in so einem Zustand fällt, wo man einfach so eingesogen wird.
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Das war auch im Rahmen von Stanislaw Lem, diese Verfilmung von Solaris.
0:17:31–0:17:35
Der hypnotische Moment. Das ist schon stark.
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Ich denke, so funktionieren auch die Filme. Ich glaube, da waren wir uns einig,
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dass wir solche Filme mögen.
Micz Flor
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Ja, da bin ich voll bei dir. Also diese Filme, wo man dann das Gefühl hat,
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Oder man weiß eben nicht genau, man muss an den Rand des Bildes schauen,
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um wirklich zu verstehen, ob man einen ganz, ganz langsamen Zoom hat oder ob
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das wirklich von innen her kommt, dass man sich da reingezogen fühlt.
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Weil es gibt ja dann manchmal eben auch dieses, wo so ganz leicht gesumt wird,
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aber diese Momente, in denen wirklich der Raum vom Screen sich in einem verinnerlicht.
Florian Clauß
0:18:09–0:18:13
Ja, du hattest es auch mal in einer anderen Folge erzählt, das fände ich so ganz treffend.
0:18:13–0:18:18
Das war so die Art zu inszenieren, wenn dann die Kamera etwas länger auf irgendeinem
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Gegenstand wie ein Telefon bleibt.
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Dann bist du wieder im Hitchcock-Suspense-Bereich, weil du dann auf einmal den
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Horror denkst, irgendwas ist mit diesem Telefon, warum bleibt die Kamera da drauf?
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Ja, während eben bei dieser Art von Antonioni die Kamera schweift dann herum
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und es wird dann halt irgendwie belanglos.
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Es ist quasi so ein Gleichmacher von der Umgebung. Es kriegt dann keine Bedeutung mehr.
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Es verlässt diesen kausalen Erzählraum Kino.
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Und das ist ja auch dieses Merkmal von Novell Vague, dass die Kausalität des
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Kinos aufgehoben ist und damit neue Sehgewohnheiten schafft.
Micz Flor
0:18:56–0:18:59
Wenn ich jetzt gerade an Men in Black denke, also dieses, weißt du,
0:19:00–0:19:05
sich auflöst halt diese Intro-Szene, die fand ich halt damals großartig im Kino,
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wo man schon weiß, worum es irgendwie geht und dieses Insekt fliegt die ganze
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Zeit irgendwie so, man fliegt diesem Sekt,
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und dann macht Platsch und dann ist es so weg.
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Also diese Idee, dass sich da was, wo man sich drauf einlässt,
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weil man denkt, da muss ich mir jetzt was mit tun und dass das dann einfach
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komplett rausgerissen wird wieder.
Florian Clauß
0:19:23–0:19:27
Ja, aber ich würde sagen, das ist jetzt wirklich wieder so ein Krausal-System,
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was dahinter steht, weil da zählt jede Minute bei einem N.M.
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Black, während du manchmal das Gefühl hast bei diesem Slow-Cinema,
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diesen Kunstfilm, dass es dann eben sich die Zeit genommen wird,
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einen anderen Raum aufzumachen.
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Und Antonioni ist auch so ein, er hat im Prinzip maßgeblich den Kunstfilm geprägt.
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Seine Filme waren extrem erfolgreich.
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Er hat mit Blow-Up, glaube ich, die Goldene Palme gewonnen und hat verschieden
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auch dann den Löwen, den goldenen Löwen gewonnen und ich glaube auch den Bären
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hat er auch bekommen für einen Film.
0:20:03–0:20:07
Also er war sehr erfolgreich und er war dann, also Blow Up war dann wirklich
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ein kommerzieller Erfolg.
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Ich meine, da war er ja schon in den Ende 40ern, wo er den gedreht hat.
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In 1912 ist er geboren und er war schon recht alt, sag ich mal.
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Also das heißt, er ist ein etabliter Regisseur und das war auch die Voraussetzung
0:20:22–0:20:26
dafür, dass er dann den Film Sabrisky Point drehen konnte.
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Da wollte er nämlich ein Engagement von einem großen Studio,
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nämlich MGM, das dann produziert, wobei er.
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Da auf viele Hindernisse gestoßen.
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Er hat sich da nicht in dieses Studiosystem so einspannen lassen.
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Und für MGM war das dann wirtschaftlicher Misserfolg.
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Also MGM, die ursprünglich angesetzten Produktionskosten von 3 Millionen sind
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in das Doppelte gestiegen. Also der Film hat dann 6 Millionen am Ende gekostet.
Micz Flor
0:20:57–0:20:59
Aber damals immer noch schon noch ein billiger Film war.
Florian Clauß
0:20:59–0:21:04
Oder? Nee, 6 Millionen damals in den 70ern war es schon viel.
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Also das waren nochmal inflationsbereinigt, kannst du, glaube ich,
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mal 10 sagen. So ungefähr. Also klar.
Micz Flor
0:21:12–0:21:18
Wo du jetzt gerade deine Tour, ich muss gerade an welche Folge von dir denken? Die war vor zwei Jahren.
Florian Clauß
0:21:18–0:21:23
Die war auch so hier hinten in dem Britz-Viertel, oder? Meinst du das?
Micz Flor
0:21:24–0:21:24
Nee.
Florian Clauß
0:21:24–0:21:30
Wo wir da über die KI, da hattest du über KI gesprochen.
0:21:30–0:21:32
Das war da hinten in dem Bruno Taut.
Micz Flor
0:21:33–0:21:38
Ja, du hattest, nee, nee, ich meinte die, das hört mir der Name nicht mehr an,
0:21:38–0:21:40
aber wo du diese Siedlung beschrieben hast.
Florian Clauß
0:21:40–0:21:41
Achso, Peter Behrendt.
Micz Flor
0:21:41–0:21:42
Genau, Peter Behrendt.
Florian Clauß
0:21:42–0:21:48
Ja, genau, Lichtenberg. Stimmt, das ist aber auch hier so, das hat auch wieder,
0:21:49–0:21:53
stimmt, das hat auch tatsächlich sowas und ich glaube, das ist hier auch,
0:21:53–0:21:59
Diese Siedlerhäuser, die wir bei der Waldsiedlung von Peter Behrens besprochen
0:21:59–0:22:01
haben. Eine frühe Folge.
Micz Flor
0:22:01–0:22:02
Eine sehr frühe Folge.
Florian Clauß
0:22:02–0:22:04
Aber auch eine interessante Folge.
Micz Flor
0:22:04–0:22:07
Eine super Folge, da war ich auch noch besser vorbereitet.
Florian Clauß
0:22:07–0:22:08
Da hattest du Rippenbruch.
Micz Flor
0:22:11–0:22:12
Noch nicht, das kam später.
Florian Clauß
0:22:12–0:22:14
Das kam später, aber wir waren in der Nähe.
0:22:17–0:22:19
Ich kann nicht mehr, ich habe mich nur verpressen.
0:22:23–0:22:25
Ich fand es auch toll.
Micz Flor
0:22:25–0:22:29
Wo ich eine halbe Stunde gebracht habe, um aus dem Auto auszusteigen.
Florian Clauß
0:22:29–0:22:33
Ich glaube, wir waren tatsächlich, das war die Folge, das war vor zwei Jahren,
0:22:33–0:22:35
wo wir die aufgenommen haben.
0:22:35–0:22:38
Und wir sind dann zurück, sind wir dann halt diesen Waldweg gegangen und dann
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meintest du so, ich habe dich ins Krankenhaus gefahren.
0:22:42–0:22:44
Und dann ist es nur eine Prellung.
Micz Flor
0:22:45–0:22:48
Und wegen Corona musste ich dann drinbleiben und du durftest gehen,
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weil du hattest vorhin noch gesagt, keine Sorge, ich fahre dich heim.
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Dann war ich irgendwo im tiefsten Osten.
Florian Clauß
0:22:58–0:23:06
Genau, zurück zu Antonioni. Ich gebe dir mal so eine Zusammenfassung von Sabrisky Point.
0:23:07–0:23:15
Der Film fängt so mitten in so einer Studentenversammlung an.
Micz Flor
0:23:15–0:23:20
Kannst du die Zusammenfassung beginnen mit nicht der Film, sondern sagst der
0:23:20–0:23:22
Roadmovie? Also, zu gucken, ob das wirklich hält.
0:23:22–0:23:26
Also, wenn du das Label als erstes in den Raum stellst, wie man sagen würde,
0:23:26–0:23:27
die Romanz oder die Rom-Com.
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Jetzt haben wir das Genre, der Road-Movie beginnt.
Florian Clauß
0:23:30–0:23:33
Ja, wir gucken mal, vielleicht löse ich das jetzt nicht so auf.
0:23:33–0:23:37
Wir gucken dann noch mal später auf die Eigenschaften, was jetzt da matcht auf Road-Movie.
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Weil natürlich von der ästhetischen Inszenierung da gerade der Anfang jetzt nicht,
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Road-Movie-typisch sind, sondern eher die Kerngeschichte wird dann zum Road-Movie.
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Also er beginnt mitten in so einer Studentenversammlung, wo sich dann die revolutionären
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Teile der Studenten versammelt haben und es ist so hyper-dokumentarisch gefilmt.
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Du siehst Nahaufnahmen von Gesichtern,
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du siehst dann wirklich so einen Seminarraum, wo diskutiert wird.
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Du siehst dann schwarze Studentinnen und Beise Studentinnen und wie sie dann
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miteinander diskutieren.
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Und es geht darum, dann eben Maßnahmen zu ergreifen, um die Uni zu besetzen.
0:24:22–0:24:26
Und es ist halt wirklich so im Epizentrum der Studenten-Union.
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Und die Polizei ist auch so dafür bekannt, dass sie dann halt so mit äußerer Brutalität vorgeht.
0:24:33–0:24:36
Und eigentlich wird dann so ein bisschen das, was machen wir, wir müssen das und das.
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Und eigentlich geht es dann halt auch darum, dass so ein bisschen diese Spaltung
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zwischen Schwarz und Weiß,
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weil die schwarzen Studentinnen und Studenten natürlich viel stärker radikalisiert
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sind in der Gesellschaft und viel stärker unter der ganzen Diskriminierung leiden als die Weißen.
0:24:54–0:24:59
Das ist so ein bisschen auch die Frage, die dann explizit von einer Studentin angesprochen ist.
0:25:00–0:25:05
What can we do as white people? Ja, was machen wir als Weißen? Was können wir da tun?
0:25:05–0:25:08
Und dann wird gesagt, die Weißen radikalisieren sich auch. Wir brauchen eine
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Masse, um dann halt die Uni zu besetzen.
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Und spätestens, wenn die Uni besetzt ist, dann wird auch die Masse so durch
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die weißen Studenten getragen werden.
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Und die eine Wortführerin, Schwarze, ist Kathleen Cleaver.
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Die war mit in Black Panther groß dabei.
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Ihr Mann ist, glaube ich, auch, ich habe mich mit der ganzen Bewegung nicht auseinandergesetzt.
0:25:31–0:25:35
Ich habe das jetzt nur in einer Notiz, deswegen will ich auch nicht großartig darüber reden.
0:25:35–0:25:39
Aber ich finde es interessant, weil tatsächlich sie, also das ist ja nochmal
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so, noch ein Beleg, diesen dokumentarischen Wert ja nochmal doppelt.
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Das ist dann tatsächlich eine reale Figur aus der Bewegung.
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Szene genommen wird, um das dann halt auch nochmal so zu verfilmen, ja.
0:25:52–0:25:57
Und dann der Hauptcharakter, da geht es darum, dass er dann hin und her,
0:25:57–0:26:02
wie machen wir das und so und dann kommt das so in konfrontativer Art,
0:26:03–0:26:04
ja, bist du bereit zu sterben?
0:26:04–0:26:08
Und dann meint er so, ich bin bereit zu sterben und steht so auf,
0:26:08–0:26:11
aber nicht aus Langeweile und verlässt den Raum.
0:26:12–0:26:16
Das ist der Auftritt von dem Hauptcharakter Marc, ja, Marc ist der eine Strang
0:26:16–0:26:19
der Geschichte, der dann anfängt, Marc Essen, auch der Schauspieler,
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den kannte man vorher nicht.
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Das ist auch nochmal typisch, dass Antonioni, also was heißt typisch,
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für diesen Film ausgezeichnet, dass Antonioni dann wirklich,
0:26:28–0:26:33
Leihendarstellerinnen und Darsteller genommen hat und ich habe in einem YouTube-Interview
0:26:33–0:26:37
von sonst wann habe ich mir angeguckt mit dem Schauspieler und er hat dann erzählt,
0:26:37–0:26:40
dass er tatsächlich an so einer Bushaltestelle gecastet wurde.
0:26:41–0:26:44
Und er hat dann die Geschichte, ja, ich habe auf dem Bus gewartet,
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haben mich mit jemandem gestritten und dann kam halt Antonioni vorbei und hat
0:26:48–0:26:49
mich gecastet für den Film.
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Das war auch so ein Konflikt, der dann halt mit dem Studio so zusammenhing,
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weil die wollten natürlich eine A-Besetzung haben.
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Und ganz am Ende hat erst Antonioni die Hauptdarstellerin und Darsteller besetzt.
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Auch Daria, die andere, die hatte auch ganz wenig Schauspielerfahrung,
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hat er genommen für diese Hauptrolle.
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Ganz interessanter Side-Fact an der Stelle.
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Und dann bei der Demonstration, du siehst dann so eine Vorbereitung,
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das ist auch nochmal interessant.
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Marc wohnt dann in einer Wohngemeinschaft und die wollen dann zu dieser Besetzung
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hinfahren, aber vorher besorgen sie sich nochmal Waffen.
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Aber die Fahrt selber, wie er das inszeniert, du hast ganz viel so Wandgemälde.
0:27:32–0:27:36
Von irgendwelchen Graffiti auf Häusern, wo dann halt irgendwelche Natur gemalt
0:27:36–0:27:41
ist oder irgendwie so Agrarkultur, dann Traktoren, Cowboys und so weiter.
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Und das wird aber in so einer total peripheren, industrialisierten Landschaft,
0:27:47–0:27:52
findest du dann diese Häuserzeichnung und du findest so eine recht verstörende Musik.
0:27:53–0:27:58
Und siehst dann so, also da sind so Jump Cuts dann diese Farb geschnitten.
0:27:58–0:28:04
Ja, so ein bisschen wie wir bei, auch bei Solaris, bei dieser Autobahnfahrt
0:28:04–0:28:05
hatten. Und die dann halt auch so.
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Außerirdische, irgendwie diese Zukunft dann inszenieren sollte.
0:28:11–0:28:13
Ja, so ein bisschen haben wir das da auch, wo du dann halt auch fragst,
0:28:13–0:28:15
ja, warum, was machen die denn da?
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Es wird so eine Unruhe erzeugt, ja. Die haben diese Waffen da,
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das wird dann schon so, diese Pistole wird dann so, große Aufnahme,
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wie er die dann in den Schuh reinsteckt.
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Das ist klar, das wird dann emotional aufgekladen, der Gegenstand, ja.
0:28:28–0:28:32
Und es kommt mit einer Konfrontation der Polizei, die werden abgeführt und einer
0:28:32–0:28:37
von den Schwarzen wird halt erschossen vom Polizist. und als Reaktion,
0:28:37–0:28:40
da siehst du schon, wie Marc seine Waffel ziehen will, aber er schießt nicht,
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sondern ein anderer schießt.
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Und der Polizist ist dann tot und Marc muss aber fliehen, weil dann der Verdacht
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auf ihn auch zurückfällt.
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Und er wird dann quasi so, das, Merkmal Roadmovie, Flucht.
Micz Flor
0:28:54–0:28:56
Ja, okay, genau.
Florian Clauß
0:28:56–0:29:03
Also davor, Auto, Reise, also Flucht, ein Charakter ist auf der Flucht.
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Er geht auf so einen kleinen Privatflugplatz und klaut sich eine Maschine.
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Kann sehr gut Flugzeug fliegen, kriegen wir dann auch mit.
Micz Flor
0:29:12–0:29:14
Wusste Anton Juni auch schon, als er den gecastet hat?
Florian Clauß
0:29:16–0:29:20
Das ist, glaube ich, nicht unbedingt der Punkt. Das wird wahrscheinlich wirklich
0:29:20–0:29:27
so ein Kunstpilot gewesen sein, der das dann in echt geflogen hat.
0:29:28–0:29:32
Wir kriegen dann noch später die Szenen mit, wo er dann in der Wüste fliegt.
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Der zweite Strang der Geschichte, die andere Hauptdarstellerin ist Daria.
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Daria arbeitet in einer Immobilienfirma und diese Immobilienfirma...
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Ist so, dass sie da in Death Valley, also das Ganze habe ich schon erwähnt, aber spielt in L.A.
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Und die Death Valley, die Wüste angrenzen, die wird von dieser Immobilienfirma,
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werden da so bungalows vermarktet.
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Also die wollen das dann halt quasi so als Braugebiet dann vermarkten und an die Leute bringen.
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Und es ist ein großer Deal und Investoren sind immer wieder da.
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Die wollen sich dann auch in einer Villa in der Wüste am Wochenende treffen,
0:30:19–0:30:21
wo sie dann auch eingeladen wird.
0:30:21–0:30:27
Und Daria ist so ein bisschen, ja, das ist schon so ein typischer Nouvelle-Va-Charakter.
0:30:28–0:30:32
So ein bisschen sehr leicht, so von der Art her.
0:30:32–0:30:39
Geht halt rein, spielerisch im Umgang. Und sie hat immer so ein Kleid an und
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sieht so ein bisschen aus wie eine Native American.
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Also wie eine Indigene ist auch bewusst so inszeniert in diesem ganzen Geschäftsumfeld,
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dass sie dann so eine andere Kleidungsordnung trägt und dass sie auch anders
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sich verhält und auch nicht so richtig Respekt dann eben vor den Autoritäten
0:30:57–0:30:59
hat und aber auch so ganz gut damit durchkommt,
0:30:59–0:31:03
weil sie halt so eine kecke Art hat. Kek ist, glaube ich, ein guter Art.
Micz Flor
0:31:03–0:31:05
Ja, sie passen die Zeit.
Florian Clauß
0:31:07–0:31:14
Und sie bricht auf, steigt in ein Auto und fährt dann irgendwann in die Wüste.
0:31:15–0:31:19
Und das sind so die richtig klassischen Aufnahmen von...
0:31:20–0:31:25
Von Roadmovies. Du siehst halt wirklich diesen Highway durch Death Valley.
0:31:25–0:31:32
Sie wirft die Karte weg. Sie will dann doch gar nicht zu diesem Treffen hinfahren,
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sondern denkt sich, ja, dann hier gibt es doch einen Meditationsguru,
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da wollte ich schon immer hin, da gibt es auch ein Happening.
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Und den besuche ich dann. Sie kommt dann in so eine alte Goldgräberstadt an.
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In der Stadt sind ein paar Bretterbuden, ja.
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Und da sitzen halt so lauter alte Männer mit Bieren.
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An der Theke und sie ist so ein bisschen verloren und auf einmal klirrt die
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Scheibe der Kneipenbesitzer.
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Der sagt schon so, nee, den du suchst, der ist schon lange weg und wir müssen
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uns mit seinen Hinterlassenschaften plagen.
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Und das ist eine Horde von Kindern und das ist wieder so ein bisschen so ein
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neorealistisches italienisches Straßentheater, so ein Fellini-mäßig.
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Eine Horde von verwahrlosten Kindern, wie so hier, nicht Fänger im Rocken,
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sondern wie heißt das andere Roman, wo die Kinder auf einer Insel stranden? Lord of the Flies.
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So ein bisschen so totaler Verwahrlosung standen.
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Die sind total frech, aber gleichzeitig ist es dann so auch so eine Szene,
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wo sie dann halt hinter denen herläuft, dann sagen, was ist denn los?
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Und die bewerben sie mit irgendwelchem Zeug und sie umkreisen sie.
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Die ganzen Kinder kommen auf einmal so alle auf sie zu und gehen die an den
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Rock und so. Und dann irgendwann ist ihr klar so, nee, das ist nie normal.
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Und sie flüchtet und steigt dann wieder ins Auto und fährt weiter.
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Das ist so eine starke Szene. Weil es wirklich so diese...
Micz Flor
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Das ist lustig, weil es parallelisiert sich in mir jetzt mit deinem Civil War Erzählung.
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Weil du diese Station, wo halt kein Krieg ist und wo die dann auch ein Kleid
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kaufen und sowas, was da quasi irgendwie rausfällt, aber dann trotzdem wichtig
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ist, um so einen Balance herzustellen zwischen dem,
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was also Teil des Hintergrunds zu dem, was dann auch noch passiert.
Florian Clauß
0:33:16–0:33:19
Ja, ja, so ein bisschen, ne?
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Also, aber so ein bisschen auch, was damit erzählt wird in der Episode,
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ist so das Scheitern, weil natürlich die Wüste, so ein meditativer Rückzugsort, ne?
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Und wir sind ja in dieser ganzen, in dieser ganzen in den Welten der Gegenkulturen, ne?
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Also, wir haben die Gegenkultur Also der Studenten, der Studentenrevolte,
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die dann halt auch sich überlegen, wie können wir hier eine andere Gesellschaft.
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Eine andere Gesellschaft aufbauen oder wie können wir die Gesellschaft dann
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auch angehen und dann gibt es halt irgendwie so die andere Gegenkultur in der
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Wüste, die schon eine eigene Gesellschaft, aber dann hast du auch noch so die
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Artefakte davon, die sind schon längst zusammengefallen.
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Das sind nur die Kinder, um die sich keiner mehr kümmert.
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Das ist halt traurig, diese ganze Vision, die man dann auch so als Hippie,
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dann die Hippie-Vision, wird ja da schon in dieser Episode so einfach desillusioniert.
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Das finde ich schon ganz stark und das ist Das ist halt wirklich so ein Stil
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von Fellini. Also mich hat das sehr an Fellini erinnert.
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Und Daria fährt dann eben auf dieser Straße durch die Wüste.
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Und dann kommt er mit seinem Flugzeug.
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Und dann fängt dieses Spiel zwischen ihr und dem, also ihr als Auto,
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er als Flugzeug, wo er dann über sie hinwegfährt.
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So ein bisschen wie die unsichtbare Dritte.
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North by Northwest. Und er fliegt dann wirklich so richtig tief.
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Und das ist erst mal so, warum macht der das?
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Man versteht das nicht. Das ist ja schon so ein unglaublich aggressiver Akt.
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Und die dukt sich dann immer in einem Auto und er fliegt wieder,
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macht eine Kurve und er hat Spaß.
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Irgendwann steigt sie dann aus und dann rennt sie weg und dann fliegt er wieder so drüber.
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Also das war so eine Art von Penetration, die er dann halt irgendwie eingeht.
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Aber er lässt sich ja nicht ablenken und irgendwann findet sie das auch okay.
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Also sie ist dann auch nicht so und winkt ihn dann halt herunter und dann kommen
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die beiden zusammen, die beiden Charaktere. Und die finden sich dann halt in
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so einem Zwischenzustand.
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Auch wie der Charakter, also auch wie der Eigenschaft des Roadmovies.
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Man ist so im Zwischenzustand, man ist auf seiner inneren und äußeren Reise
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und findet dann in diesem Zwischenzustand und sind dann so Seelenverwandt.
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Und dann sind die an diesem Zabriskie Point.
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Der Zabriskie Point ist eben so der tiefste Punkt, ein sogenannter, wie sagt man das?
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Hot, hot. Also im Prinzip einer der Punkte auf der Erde, wo die höchste Temperatur gemessen wurde.
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Also weil er auch tiefer ist als der Meeresboden, deswegen ist er sowieso heißer,
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weil er umgeben umrahmt ist von lauter Gebirgen.
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Kommt da so gut wie kein Regen hin, weil er abregnet. Das ist ein absolut toter Punkt.
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Und da gibt es so ein Schild, wo dann draufsteht, dass der Zabriskie Point,
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also wo die dann sind, dass das der Meeresspiegel, also der Meeresboden war.
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Und der sich dann halt eben gehoben hat im Laufe der Zeit.
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Also in irgendeinem Perm war das halt irgendwie mal so ein Boden.
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Die Landschaft, also es ist eine absolut tote Landschaft.
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Ja, es ist absolut tot, aber es wird so die Wüste.
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Wir können auch nochmal dann später über die Wüste sprechen.
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Die Wüste als Ort der Landschaft.
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Eigentlich der Stagnation, wird hier aber so als Ort der Befreiung dargestellt,
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als Ort der Freiheit und der Möglichkeiten und vor allen Dingen der Beziehung,
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weil die beiden da nähern sich an und es ist fast wie so ein Tanz.
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Die springen dann die Abhänge runter, suhlen sich dann in diesen ganzen Staub und Sand.
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Und dann beginnt diese legendäre Liebesszene zwischen den beiden,
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die dann irgendwann, wird die dann dupliziert.
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Und du siehst auf einmal so eine Orgie im Hintergrund, wo ganz viele Paare und
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mehr als nur Paare, auch alle möglichen Kombinationen von Frauen und Männern,
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sich dann halt nackt im Sand suhlen.
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Und Liebe machen.
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Es wurde von einer Theatergruppe aus San Francisco, haben dann diese Szene mitgestaltet.
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Und du siehst es auch, das ist so eine Musik. Ich werde auch nichts über die
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Musik sagen, weil ich bin kein Experte für die Musik.
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Aber es ist legendär, was es da für einen Soundtrack zu Schabriskie Point gibt.
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Die Musik ist auch ganz stark in dem Film.
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In der Schlussszene haben wir ja Pink Floyd.
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In der Szene, ich weiß nicht genau, wer das ist, aber das ist eine ganz berührende Szene.
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Wirklich eine faszinierende Szene.
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Und der wurde auch dann...
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Viel Protest bei dem Film. Der wurde auch wegen pornografischen Materials tatsächlich
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dann auch verklagt von so einer reaktionären Gruppe von Amerikanern, ja.
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Weil die den Film als anti-amerikanisch und pornografisch dann so dargestellt haben.
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Und dann wurde gedacht, der hat irgendwie das Material eingeflogen aus Italien,
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keine Ahnung. Das sind so Side-Facts von dem Film.
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Aber das ist eine der stärksten Szenen in diesem Film.
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Das, was mich dann total bewegt hat, ist, sie sind die ganze Zeit in diesem
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Death Valley, wo du dann sowieso, wenn du heute über das Death Valley nachdenkst,
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dann weißt du ja, da gibt es halt so Schilder, wenn sie jetzt irgendwie 500
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Milliliter Wasser haben, dann können sie sich drei Minuten hier aufhalten.
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Wenn sie acht Liter Wasser haben, dann können sie 20 Minuten da sein.
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Und die haben die ganze Zeit überhaupt kein Wasser.
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Das ist diese Abwesenheit von Wasser.
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Daria fängt dann auch an zu kiffen. Und dann sagt er so, nee,
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nee, er ist in so einem, er nimmt keine Drogen, weil er das dann halt irgendwie
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so ganz geistig vernebeln will.
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Er ist dann quasi in seinem, wie heißt das? Meratorium.
Micz Flor
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Meratorium oder Moratorium?
Florian Clauß
0:39:08–0:39:13
Moratorium, das habe ich gesagt. Moratorium, er ist im Moratorium und nimmt keine Drogen.
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Und sie, du merkst schon, das gehört dazu, einfach, zu dieser ganzen Sache.
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Und dann, weißt du, die machen, die lieben sich, die kiffen,
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oder sie kifft, ja, aber haben kein Wasser.
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Und ich hätte, ich könnte jetzt so einen trockenen Mund dabei.
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Dann gucken. Ja, du, das ist so unglaublich.
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Mir hat das echt so wehgetan in der Kehle.
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Also eine ganz starke Bonding-Szene, zwischen den beiden, wo sie sich dann als Paar.
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Finden und auch als Seelenverwandte und dann kommt er und sagt so,
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ja jetzt will ich das Flugzeug wieder zurückbringen, weil das gehört mir ja nicht.
0:39:59–0:40:03
Und in dieser Wüste gibt es auch so eine kleine Bude, die auf einmal ganz viele
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Farben, wo ein alter Mann davor sitzt, den hatten wir schon vorher besucht,
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dann malen wir das Flugzeug so richtig hippiemäßig an, also auf die Flügel große Brüste,
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dann wo der Propeller ist ein Gesicht und lauter Sprüche so,
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No War und diese ganzen Hippie-Sprüche werden, so wird das ganze Flugzeug angemalt
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und dann verabschieden sie sich auch gar nicht so spektakulär,
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das ist ja immer so beiläufig erzählt,
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so manche Szenen sind komplett beiläufig erzählt und verabschieden und er fliegt
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dann zurück, landet und wird erschossen.
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Das ist halt ziemlich eigentlich auch so fast wie so bei Godard gefilmt,
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also diese großen Schuss-Gegenschuss hast du ja nicht, sondern es passiert einfach
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so im Verlauf so fast normal weg.
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Okay, zack, nächste Szene. Und sie erfährt dann von seinem Tod im Radio.
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Sie ist dann wieder auf der Straße, isst einen Apfel. Da haben wir das Wasser.
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Also sie hat auch in der anderen Szene davor einen Apfel gegessen,
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was natürlich auch wieder eine symbolische Bedeutung hat.
Micz Flor
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Ich würde gerade sagen, es ist total interessant, das erinnert mich jetzt ein
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bisschen an, was du nochmal gesagt hast, über diese Archetypen,
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dass es halt auch immer auf den Hintergrund ankommt.
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Und dass natürlich nachdem wir jetzt in dieser Wüste waren, das Valley,
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ist natürlich der Apfel ein Symbol für Wasser.
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Während wir sonst im religiösen Denken natürlich wahrscheinlich in jedem anderen
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Kontext würde man eine Frau, die in einen Apfel beißt und die Schlange und der
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Baum und das Paradies und der Mann.
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Also man würde halt immer, also man würde bei Apfel eigentlich nicht an Wasser denken.
Florian Clauß
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Ja, also es ist ein positives Signal. Ist sie geschockt, sie fährt dann doch
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zu dieser Villa, wo dieses Treffen mit der Investorengruppe ist.
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Völlig absurd, die Investoren sitzen da. Es ist auch eine tolle,
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also ich finde es super, diese Villa mitten in der Wüste.
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Die aber natürlich als die Akkumulation von Kapital und Kapitalismus, weil das Bild dient.
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Mich hat das erinnert an Bruce Goff. Hast du diesen Film Goff in der Wüste gesehen?
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Bruce Goff ist auch so ein Architekt gewesen, der vor allen Dingen in den 50ern
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oder 40ern hat er, glaube ich, angefangen.
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Und 16 hat er so diese typischen, also diese organischen Häuser.
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Und Goff in der Wüste ist von 2002. Wir waren damals mit Ulrich in der Berlinale
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in der Vorführung. Ist von 451 in der Produktion.
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Und dann hat der Regisseur, das ist ein Deutscher, hat die ganzen verbleibende,
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die Gebäude, die es noch von Goff sind. das sind 62 Gebäude oder 63,
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die man noch besuchen kann, hat er wie so eine Slideshow zusammengestellt.
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Und auch ganz toll gefilmt. Das ist auch ein unglaublich meditativer Film.
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Aber großartig und der hat so eine Ästhetik, weißt du, so diese typische Hippie,
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also so 60er-Jahre-Sache.
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Du hast ein Wohnzimmer, wo dann quasi die Couch dann so abgelassen ist,
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ein bisschen tiefer Treppen drumherum
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und mit organischen, also runden Fenstern und alles im Holz und so.
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Also ganz dynamische Formen dann als Architektur entwickelt.
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Und so ein bisschen ist die Villa aber auch ein bisschen kantiger.
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Also wollen wir jetzt nicht so sehr. und sie kommt dann da hin und dann gibt
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es eine Szene sie kommt da hin und sie sieht die anderen Frauen von den Männern,
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die baden Bikinis haben da einen Pool schon wieder so Wasser,
0:43:25–0:43:25
ein.
Micz Flor
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Bisschen wie Mad Max das Wasser in der Wüste.
Florian Clauß
0:43:29–0:43:34
Ich weiß es nicht da wird es ja nicht so als was Mangel,
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bei Mad Max ist es ja quasi der Storytreiber, das Wasser, das fehlende Wasser
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während hier ist es ja überhaupt Aber was mir so eingefallen ist oder aufgefallen
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ist, wo ich dann halt gedacht habe, Wasser, ja.
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Und sie kann dann aber auch zum ersten Mal warm.
Micz Flor
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Ja, aber Wasser ist, glaube ich, in Amerika schon, also vielleicht aber erst seit letzter Zeit.
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Aber in der Wasserknappheit war es jetzt oft so, dass man dann irgendwie die
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Nachricht bekommt, dass Tom Selleck seinen Pool nicht ablassen will oder dann
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nochmal neu Wasser reingefüllt hat.
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Das ist dann schon ein Zeichen von Wohlstand.
Florian Clauß
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Ja, auf jeden Fall. Und wir hatten das ja auch in einer anderen Folge,
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hatte ich das ja schon mal erwähnt, dass tatsächlich die Grundwasserumwälzungen,
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die in Kalifornien aufgrund dieser ganzen Mandelplantagen,
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die da passiert sind,
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das konnte man in einer Studie, konnte man das dann nachweisen,
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dass dann quasi diese Unmengen von Wasser, die dann quasi aus tieferen zu einer
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höheren gepumpt wurden,
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dass das dann den Spin der Erde um so und so viele Millimeter beeinflusst hat,
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allein durch Grundwasserverschiebung.
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Und die müssen immer tiefer, immer weiter bohren, um überhaupt diese Wasserknappheit
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auffüllen zu können, weil die halt diese wahnsinnigen Plantagen da haben.
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Und Death Valley ist eben ein Ort, wo es halt kein Wasser gibt.
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Und dann gibt es auf einmal da Wasser und das ist aber auch so ein bisschen
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symbolisch, wo sie dann in diesem Brunnen steht, da rinnt ein Wasserstrahl,
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rinnt dann den Felsen herunter.
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Sie legt ihre Hand drauf und dann kann sie zum ersten Mal weinen,
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weil sie trauert um Mark, um den Verlust.
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Ihr Chef begrüßt sie dann und sagt dann, hier ziehen Sie sich erstmal um und
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während sie runter geht,
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wird dann wieder so als Übertragungsmoment, dann trifft sie eine indigene Hausangestellte,
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die sie dann halt so anlächelt und so zuzwinkert.
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Dann verlässt sie das Haus und dann findet diese unglaubliche Vision von ihr statt.
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Sie projiziert nämlich und das hast du ja auch noch im Kopf, was dann passiert.
Micz Flor
0:45:39–0:45:40
Soll ich es sagen?
Florian Clauß
0:45:40–0:45:40
Ja.
Micz Flor
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Dann fliegt alles in die Luft. Dann fliegt alles in die Luft.
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Und das ist so ein Moment, dass die Kamera dann natürlich irgendwie relativ
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statisch auf diesem Gebäude erstmal so steht. Und man denkt,
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ja, was passiert da jetzt? Was ist das?
0:45:55–0:45:58
Was soll passieren? Und dann zerreißt es förmlich.
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Wobei es dann auch so wird total ekstatisch immer wieder hintereinander geschnitten.
0:46:03–0:46:06
Man hat aber irgendwie das Gefühl, also beim Gucken zumindest,
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dass die dann wirklich auch jeden Fitzel-Material dann noch reingeschmiert werden.
0:46:11–0:46:15
Man hat nicht so dieses, dass es größer wird, sondern es ist halt auch eher
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was, ja wie soll ich sagen, es ist eine inszenierte Explosion,
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aber es hat irgendwie auch was Dokumentarisches.
0:46:21–0:46:25
Da ist jetzt nicht so dran rumgeschmiert worden, sondern das ist halt einfach,
0:46:25–0:46:28
it is what it is and it's a lot.
Florian Clauß
0:46:28–0:46:33
Ja, es ist aber auch eine unglaublich, wie soll man sagen, es ist eine statische Einstellung.
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Das ganze Haus wurde in Phoenix nachgebaut, war jetzt nicht da vor Ort.
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Und Antonioni hat diese Explosion des Hauses mit 17 Kameras gefilmt.
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Und du siehst halt auch alle 17 Kameras.
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Aber du hast diese unglaubliche Verlangsamung.
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Du siehst die Explosion in einer Zeitlupe.
0:46:54–0:46:59
Und diese Art, es ist, glaube ich, so vorher noch nicht im Kino gewesen.
0:46:59–0:47:04
Diese explodierende Zeitlupe, die kennen wir noch später aus einem anderen Film.
0:47:05–0:47:10
Fällt dir ein? Haben wir auch schon erwähnt, letztes Mal als Vertreter des Hollywood.
0:47:11–0:47:17
Apocalypse Now, das ist ein Napalm, was dann auf die Palmen fliegt. Da hat sich sicher...
Micz Flor
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Aber ist das wirklich verlangsamt?
Florian Clauß
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Ja, ja, this is the end und du siehst dann halt wie langsam die ganzen Palmen in Schlamm aufgehen.
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Das ist doch, hat sich Coppola sicher von Antonioni dann mit einem Auge abgeguckt.
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Aber hat er auch gar nicht mehr. Kann er machen, was er will.
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Hat ein großartiges Werk geschafft. Und dann siehst du aber auch...
Micz Flor
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Das Haus explodiert. Ich habe eine Idee. Das benutze ich mit Napalm.
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Es wird schon keiner drauf kommen, dass ich es geklaut habe.
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Nee, also es ist natürlich so entweder Appropriation oder Klauen.
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Ich weiß nicht, wie man es nennen möchte, aber Inspiration.
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Genau. Die technische Machbarkeit vielleicht auch.
Florian Clauß
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Ja, und ich glaube, da ist auch nochmal so in seiner Präzision Antonioni so
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gut, dass er dann auch wirklich so,
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perfektionistisch, dass er das dann halt so auch inszeniert hat.
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Du siehst in einer anderen Szene, die ist wirklich noch, also es ist wirklich
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Kunst, ja, das ist wirklich, es könnte dann irgendwo, diese Sequenz könnte dann
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auch in irgendeinem Museum einfach nur laufen und du würdest es als Kunst wahrnehmen.
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Siehst, wie so ein Kleiderständer dann quasi mit den Kleidern,
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so ein Kleiderschrank explodiert und du siehst die Fetzen von Kleidern durch die Gegend fliegen.
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Und dann wird das noch kulminiert mit, du siehst den Kühlschrank und du siehst
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dann eben das gefrorene Hähnchen, wie es an dir wie so ein Raumschiff vorbeifliegt.
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Also du hast so diese Explosionsszenen, die werden immer so gesteigert.
Micz Flor
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Bei dem Kunstprojekt habe ich gerade gedacht, man könnte ja das Gegenteil machen von dem.
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Man könnte das einfach wieder als Kunstprojekt in die Echtzeit zurückholen.
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Dann macht es so plopp, plopp, plopp, plopp, Hähnchen fliegt.
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Was war das denn? Und dann fertig.
Florian Clauß
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Du meinst als so Midjourney?
Micz Flor
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Ja, dass man den Film nimmt und einfach quasi wieder zusammenschiebt.
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So wie jetzt halt die ganze Zeit diese ganz frühen Filme mit Handkurbel und
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sowas, dass die jetzt in Originalgeschwindigkeit gebaut werden,
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nachkoloriert werden mit der AI.
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Und würde das Ding halt nur sagen, okay, mach mir das jetzt nochmal einfach
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so schnell. Mach jetzt mal aus diesem Riesen-Batz so zwölf Sekunden fertig.
Florian Clauß
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Ja, also na klar ist es auf die Spitze getriebener kapitalistische Konsumkritik,
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die wir hier in diesem Bild dann eben so chiffriert haben.
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Klar, aber unglaublich schön, unglaublich ästhetisch.
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Und sie visioniert das ja. Sie sieht dann quasi, als ob ihre Augen das ausstrahlen,
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wie Superman, der halt Laserkraft hat.
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Und dann explodiert alles. Und sie steigt dann ins Auto und fährt weg.
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Das ist so das Ende des Films.
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Und bei diesen Explosionsszenen hören wir dann auch Pink Floyd,
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einen Song von denen. Also das heißt, das ist das Ende des Films.
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So viel zu Zabriskie Point. Ich meine, wir können jetzt noch mal ein bisschen
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tiefer in die Bedeutung der Wüste einsteigen. Weil die Wüste hatten wir auch
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in anderen Filmen schon besprochen, auch wieder in Theorema,
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wo die Wüste ja nochmal eine andere Bedeutung hat.
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Die Wüste ist ja dann quasi so, dass der letzte Ort, das Nichts,
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die absolute Defragmentisierung von den Charakteren, wo dann nichts mehr kommt.
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Während wir bei Antonioni die Wüste als einen Ort des Lebens,
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einen Ort der neuen Gesellschaft finden, einer Vision, ein visionärer Ort.
Micz Flor
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Der da entsteht. Ja.
Florian Clauß
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Wir müssen jetzt diese Straße hier queren.
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Wir können dann hier drüben weitergehen. Genau,
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also die Wüste ist ein Kontrast natürlich zwischen der Gesellschaft und der Stadt.
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Wir haben hier einen Kontrast zwischen Architektur und Landschaft,
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zwischen Gesellschaft und Natur.
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Etwas, was sich so nicht auflösen lässt. Beziehungsweise die Frage ist,
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ob es wirklich so konträr ist. In dem Film ist es schon so gebaut.
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Also die Charaktere verlassen eben die kulturelle Landschaft, die Stadt.
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Also die Konsumgesellschaft gehen dann in die Wüste, erfahren dann einen Wandel.
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Und kommen eben der eine nicht, der andere doch, kommen dann wieder raus aus diesem Prozess.
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Also das ist ein offenes Ende, was wir auch häufig bei Roadmovies haben.
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Ein offenes Ende. Und da finde ich wieder so, also das ist nicht ganz so einfach,
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wenn du diesen Spannungsbogen zwischen Landschaft, zwischen Wüste und Stadt aufmachst.
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Nämlich Zivilisation ist da trotzdem da. Weil es gibt Straßen,
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sie hat das Auto, es ist ja nicht so, dass sie dann halt irgendwie nackig dann
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in die Wüste rennt und sich auflöst, sondern es ist halt so,
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sie steigt ins Auto, fährt weiter.
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Trotzdem so, eigentlich möchte man doch erwarten nach so einer kapitalistischen,
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Auflösung, dass dann auch das Auto fehlt, aber das tut es nicht.
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Das Auto ist noch immer so der Freiheitsträger, der dich dann halt auf der Straße
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weiterbringt. Also du hast dann so diese...
Micz Flor
0:52:28–0:52:33
Ich muss sagen, ich finde es sehr interessant zu wissen, was Antonioni selbst
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dazu gesagt hat, weil bei mir war es so, muss ich ehrlich sagen,
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ich habe da nicht zu dem Film so richtig, man hatte natürlich Gefühl,
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da ist ganz viel Politik drin und so.
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Aber ich habe den jetzt auch nicht so gesehen, um wirklich da mich hineinzufühlen
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oder mich nochmal reinzulesen, sondern diese ganzen Sachen waren irgendwie bombastisch,
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teilweise auch so ein bisschen lang.
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Es hing alles irgendwie so zusammen, aber es war so, dass ich jetzt denke,
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ja, hätte ich mal ein bisschen mehr drüber nachdenken können.
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Was hat denn Antonioni da gesagt, was das so war?
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Weil, also ich habe zu diesem Bild am meisten halt mit dem explodierenden Haus, irgendwas in die Wüste.
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Klar kann man nochmal drüber reden, aber jetzt gerade merke ich so,
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hat der da irgendwie sich zu geäußert oder hat der das elegant,
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was ja total legitim und glaube ich sogar sinnvoll ist,
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zugelassen, sich selber da hineinzuschreiben in die Bedeutung,
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sondern das einfach so wirken lassen und von anderen zugehört,
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was die darin sehen oder interpretieren.
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Gibt es von ihm da irgendwie was, dass er jetzt so eins zu eins wie archetypenmäßig
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sagt, okay, die Wüste ist das, das Haus ist Kapitalismus und...
Florian Clauß
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Ich meine, du hast die Antwort gerade selber gegeben. Natürlich ist er Künstler
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und Autor, der sich erstmal der direkten Bedeutungsgebung dann,
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nicht anbietet. Also ich wüsste jetzt nicht, dass ihr dann halt so dazu was
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dann direkt gesagt habt, um das zu entschlüsseln.
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Aber welcher Punkt interessiert dich denn da?
Micz Flor
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Du hast ja gesagt, ich meine die Wüste. Die Wüste ist halt so der Ort.
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Da gibt es ja auch diesen Film Assoziativ, der aber irgendwie schon fast die
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Wüste lebt. Den kennst du ja bestimmt auch.
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Ich glaube, es war eine Disney-Produktion. Du hast ja das Kind gesehen,
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wo dann zuerst ist die Wüste halt so gar nichts und dann hier und da und dort
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und dann krabbelt was und dann siehst du immer mehr und dann siehst du,
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wow, Da ist ja richtig viel los. Die Wüste lebt.
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Also das, was du auch gerade gesagt hast, es ist erst mal so ein toter Ort und
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natürlich für Menschen auch nicht.
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Lebenswert ist das falsche Wort, aber die können da nicht überleben.
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Da fehlt das Wasser. Wir sind dafür nicht gebaut.
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Wir haben keine harten Schalen oder können uns nicht tief buddeln und so weiter.
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Das heißt, wir sehen, ähnlich wie in deiner Tiefsee-Folge, wir sehen erst mal
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nichts und denken, da ist auch nichts.
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Und dann ist es natürlich so, dass da schon ganz viel ist. Aber das ist,
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finde ich, da nicht so richtig die Inszenierung.
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Da wird ja nichts entdeckt, sondern da ist es eher so wie so eine Tabula Rasa.
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Weg von dem ganzen Scheiß, wir gehen in einen Ort, da ist nichts. Ja, da ist gar nichts.
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Und auch dieses Spiel mit dem Auto und dem Flugzeug, das ist ja so eine Form
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von Tanz auch. Und da hast du schon recht, da ist es auch so sehr stark dominiert
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vom Flugzeug, aber vor dem Hintergrund eben von nichts.
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Es ist halt rausgerissen aus allem. Und auch da ist dann so eine Begegnung,
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die nur, wenn man aus allem draußen ist, kann man sich so tief auch hingeben.
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Oder das wird ja alles so ein bisschen mit inszeniert.
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Und gleichzeitig ist dann, guck mal, jetzt stehe ich hier mit dem Kapitalismus
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direkt vor so einer komischen Stretchlimo. Aber das passt ja auch ganz gut,
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wo die Scheibe eingeschlagen ist, schwarz-rot-gold.
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Und das ist ja dann auch so, dass vor dem Hintergrund, dass nichts trotzdem
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dieses kapitalistische Haus sich da so verdichtet.
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Und das ist ja wirklich auch so ein absurdes, von der Anmutung her,
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finde ich das unglaublich arrogant, dieses Haus.
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Auf der einen Seite ist es halt wie so eine Burg, also es zieht sich irgendwie
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zurück, es ist geschützt, man kommt da nicht so leicht hin.
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Das sind nämlich so ein bisschen von der Haltung her an die Meteoraklöster in
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Griechenland, die halt so auf diesen Säulen sind, so ein bisschen wie hier Sächsische
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Schweiz gibt es da so Berge und obendrauf sind Klöster gebaut und die waren halt einfach sicher,
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weil da kam niemand hin und die mussten selber auch da mit so einem Flaschenzug
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über ewig viele Meter halt ihre Sachen hochziehen und so.
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Das heißt, das Ding ist eh schon sicher, trotzdem wirkt es wie eine Burg,
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also kein Schloss, sondern eine Burg.
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Und gleichzeitig gibt es sich aber dann doch nicht irgendwie Mühe, sich zu schützen.
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Es ist so unglaublich arrogant im Sinne von, ich bin hier, mir kann eh keiner was.
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Ich kann auch komplett lasziv und offen und verletzlich sein,
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weil ihr werdet mich eh nicht kriegen.
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Und das ist ja auch genau das, weshalb die Explosion dann so viel Spaß macht.
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Weil man dann irgendwie denkt, es ist halt unfassbar, dass das Ding einfach
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so zerrissen wird, weil es bietet sich ja an.
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Und gleichzeitig ist es irgendwie so sicher einfach deshalb,
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weil es vor diesem Nichts gebaut ist, also was das Einzige ist,
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was unerreichbar scheint.
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Aber das genau macht ja dann auch die Lust aus, es da wirklich zu zertreten.
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Wie heißt nochmal, die Dinger, die in Bäumen hängen, die es inzwischen auch
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überall gibt, hier zu kaufen.
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So Papierpferde oder sowas, die halt so vom Baum hängen und mit geschlossen,
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hauen die so dagegen und versuchen.
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Und wenn das Pferd dann platzt, dann fallen diese Bonbons raus.
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Und das ist so ein bisschen, finde ich, das Bild, das man da hat.
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Auch so das Ding sieht einfach so unerreichbar aus. Und wenn es dann aber zerreißt...
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So orgasmisch alles irgendwie auseinander. Und gleichzeitig ist die Zeitlupe
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wiederum, finde ich, dann auch so eine Form,
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die auch nochmal irgendwie klar macht, dass es dann so ein bisschen Lacan-mäßig
0:57:45–0:57:49
vielleicht auch, dass es halt eben nicht darum geht, dass das Haus explodiert,
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sondern die Verlangsamung macht ja was mit den Bildern.
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Dann kommt auf einmal eine Lust in diese Verzögerung. Die Zerstörung,
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die dann quasi politisch motiviert sein könnte, Kapitalismus weg,
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die wird dann erst lustvoll, wenn man es so ganz langsam macht.
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Also wenn man diesen Orgasmus hinausschiebt und dann halt so,
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ah, ja, ja, ja, oh, das Hähnchen fliegt ja mir vorbei.
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Also das Ganze wird erst durch die Verlangsamung wirklich sexy.
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Und wenn das Ding einfach zerploppen würde, dann wäre es wahrscheinlich nur
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Politik. Aber so wird es halt wirklich körperlich, orgasmisch.
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Und das sind so die Sachen, die ich halt für dieses Haus und die Explosion...
Florian Clauß
0:58:27–0:58:32
Ja, da sind wir wieder bei Slow Cinema. Also das heißt, wir haben diesen Prozess
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der Transformation, der mit den Charakteren in der Wüste passiert,
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der dann von ihr weitergetragen wird, als diejenige, die dann diese Transformation
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tatsächlich auf das Haus anwendet, aber dann als reinen Prozess in dieser Verlangsamung
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zum ästhetischen Akt wird.
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Und das finde ich sehr gut, dass du das sagst, dass sie eigentlich,
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also du sagst, wenn es nur so auseinanderfliegt, ja, mit einem großen Knall,
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dann ist es eine politische Aussage, klar.
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Aber so wird es jetzt in einer ästhetischen Aussage. Und sie ist diejenige,
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die das dann halt auch trägt, als die Trägerin dieser Aussage,
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ja. Und dann kommt nochmal ein anderer Aspekt.
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Nämlich diese Frage von dem Haus. Das Haus ist ja quasi so ein,
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ich habe in der Vorbereitung in einer Kritik, und das fand ich ganz interessant,
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das kann ich aber nicht alles so im Detail wiedergeben.
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Und zwar wurde dann das Bild der Wüste mit Gutari und Deloes in Tausend Plateaus,
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haben die auch die Funktion der Wüste beschrieben.
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Die Wüste ist eine glatte Fläche und es gibt glatte Flächen und es gibt kantige
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Flächen. Und die Wüste ist eine glatte Fläche, die sich dann immer wieder versucht auszubreiten.
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Und die Wüste wird bewohnt von Nomaden.
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Das sind im Prinzip Nomaden, die sich dann in dieser Wüste, sich dann mit dieser
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Wüste teilen, aber die dann auch in Bewegung sind.
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Und das heißt, dieser Entropiezerfall, den sowieso dann immer wieder Natur macht, Ja,
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weil alles geht irgendwie auseinander und du hast dann halt diese wahnsinnigen
1:00:14–1:00:21
Landschaftsaufnahmen oder Gebilde, die aus so einer Erosion entstehen,
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die aber nichts weiter als Entropie ist, was da passiert.
1:00:24–1:00:28
Aber dann halt aber auch gleichzeitig so eine unglaubliche Ästhetik entwickelt.
1:00:29–1:00:34
Das ist, wo dann immer wieder so Zivilisation sich durch so versucht dann zu
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behaupten, indem wir dann halt so Straßen bauen.
1:00:37–1:00:40
Aber in dem Moment, wenn dann halt, das war jetzt irgendwie vor kurzem auch
1:00:40–1:00:47
der Fall, dass dann in Death Valley hat es so viel geregnet wie Jahrzehnte davor
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nicht oder Jahrhunderte sogar.
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Und damit sind alle Straßen dann zugeschüttet worden und es gab halt die Leute,
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die waren eingeschlossen mit ihren Autos da.
1:00:56–1:01:00
Das heißt, diese Energie, die der Mensch aufwenden muss, um diese...
1:01:01–1:01:06
Umgebungen überhaupt besiedeln zu können, ist ungleich höher.
1:01:06–1:01:11
Und da gibt es halt dieses Haus, was im Prinzip so ein Besiedlungsstern ist.
1:01:11–1:01:18
Das ist genau diese kantige Fläche, von denen Deleuze und Gutari reden.
1:01:19–1:01:26
Nämlich, dass das ein Posten ist, um diese Rückeroberung von Gebiet, Besitz.
1:01:26–1:01:33
Dann wieder so eine Narration von Amerika, wo dann eben auf der anderen Seite,
1:01:33–1:01:35
und diesen Pol will ich jetzt aufmachen,
1:01:35–1:01:41
die native Bevölkerung, die Indigene, dann überhaupt keine Besitzvorstellung
1:01:41–1:01:48
haben, sondern so wie das in einer indigenen Kultur gelebt und verarbeitet wurde,
1:01:48–1:01:49
es gab halt keinen Besitz.
1:01:49–1:01:54
Das wurde erst später dann eingeführt von den westlichen Eroberern wir hatten
1:01:54–1:01:59
ja schon mal drüber geredet in First Cow, hatte ich das in der Episode erwähnt,
1:01:59–1:02:03
das heißt dann sind wir wieder bei dem Anfang, what can white men do,
1:02:03–1:02:07
also was können die Weißen tun, die Weißen können halt das ist dann die Waffe,
1:02:07–1:02:12
die Antwort kommt am Ende der Charakter, es wird ja im Prinzip im Anfang wird das zu Ende gebracht,
1:02:12–1:02:16
was, nee, am Anfang wird das gesagt, was am Ende zu Ende gebracht wird,
1:02:16–1:02:18
nämlich er stirbt und nicht aus Langeweile.
1:02:19–1:02:24
Und sie ist eigentlich die politische Akteurin. Sie wird komplett politisiert
1:02:24–1:02:27
durch diesen Transformationsprozess in der Wüste.
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Sie hat auf einmal diese Vision, das Ganze auseinanderfliegen zu lassen mit
1:02:33–1:02:36
so einer fleischlichen Lust, wie du die gerade beschrieben hast,
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dass alles auseinander und alles auseinanderfliegt.
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Und sie hat dann diese Kraft.
1:02:43–1:02:51
Zu tun. Und das ist dann wieder so eine Rückbesinnung. Und wenn man so will, ein positives Signal.
1:02:52–1:02:56
Und da ist Antonioni eigentlich ein ganz starker, also hat eine ganz starke
1:02:56–1:02:59
politische Aussage geformt in dem Amerika.
1:02:59–1:03:03
Kein Wunder, dass er so angefeindet wurde für den Film. Und ich finde auch,
1:03:03–1:03:05
das macht Antonioni wieder so aktuell.
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Weil, als ich diesen Film gesehen habe, ich meine, der ist über 50 Jahre alt,
1:03:10–1:03:16
über 54 Jahre alt, Das heißt, irgendwie erschreckend, wie sich das wiederholt.
1:03:17–1:03:22
Also was dann heutzutage wieder für... Die Konflikte sind die gleichen.
1:03:22–1:03:28
Der Rassismus ist immer noch da. Es ist Amerika, das sich jetzt in so ein faschistoides
1:03:28–1:03:30
Land entwickeln könnte.
1:03:31–1:03:35
Das heißt auch die ganze Umweltzerstörung, alles.
1:03:36–1:03:40
Die Themen sind nicht gelöst, aber die sind da schon so angesprochen worden.
1:03:40–1:03:42
Also ich finde den so wahnsinnig aktuell, den Film wieder.
Micz Flor
1:03:43–1:03:46
Ja, kann ich teilweise mit anfangen.
1:03:47–1:03:49
Und das ist natürlich dann auch interessant, dass du es sagst,
1:03:49–1:03:53
weil eben der Roadmovie-Aspekt, um dann wieder in dieses Genre reinzugehen,
1:03:53–1:03:57
weil das Flugzeug und das Auto und die Wüste, die bewegen sich.
1:03:57–1:04:01
Und das sind halt ohne diese fossilen Brennstoffe, was ja quasi das Wasser für
1:04:01–1:04:06
die Motoren ist, kämen die da gar nicht mehr raus, könnten die da gar nicht mehr rein.
1:04:06–1:04:11
Das heißt, einerseits ist der Film natürlich schon immer noch aktuell,
1:04:11–1:04:16
obwohl er schon so alt ist und doch hat man einen anderen Blick auf dieses Thema Fossil-Fuels,
1:04:17–1:04:23
also fossile Brennstoffe und was ist die Zukunft des Road-Movies? Das ist dann...
Florian Clauß
1:04:24–1:04:24
Solargedeckt.
Micz Flor
1:04:25–1:04:25
Ja.
Florian Clauß
1:04:26–1:04:30
Nein, aber ich glaube, also klar, diese Fossilität, ja, die ist da ganz,
1:04:30–1:04:32
ganz stark mit verbunden.
1:04:32–1:04:36
Auch diese Freiheit natürlich, wenn du ein Auto hast, wenn du ein Flugzeug hast,
1:04:36–1:04:41
dann kannst du dann Flächen oder Wege machen, die du...
1:04:42–1:04:43
Fuß du machen kannst.
Micz Flor
1:04:43–1:04:43
Ja.
Florian Clauß
1:04:45–1:04:46
Dieses Freiheitsversprechen, was dahinter ist.
Micz Flor
1:04:47–1:04:51
Ich fand das wirklich vor dem Hintergrund, du meinst, das ist aktueller.
1:04:51–1:04:54
Also das ist das Bild, was dann da erzeugt wird von dem Flugzeug,
1:04:54–1:04:55
hat so eine Leichtigkeit von dem Auto.
1:04:56–1:04:59
Die können kommen und gehen, die sind nicht gebunden, die werden nicht austrocknen,
1:05:00–1:05:04
sondern die können halt, dank der Fortbürgungsmittel, können die halt auch wieder abhauen.
1:05:04–1:05:07
Man überlegt auch gar nicht, wo eine Tankstelle ist, sondern man überlegt nur,
1:05:07–1:05:10
wo ein Apfel ist oder wo Wasser ist.
Florian Clauß
1:05:10–1:05:10
Genau.
Micz Flor
1:05:11–1:05:15
Und Und das würde man heute wahrscheinlich dann doch wieder anders sehen.
1:05:15–1:05:18
Da hat sich dann vielleicht schon ein bisschen die Wahrnehmung verändert.
1:05:19–1:05:26
Also wenn, ich weiß nicht, aber diese Idee von Roadmovie, wie viel hat das zu
1:05:26–1:05:31
tun mit, und jetzt fällt mir ein Zitat ein hier von, wie heißt das nochmal, Jack Reacher?
1:05:32–1:05:36
Nee, haben wir auch den Film gesehen, weißt du noch, mit Tom Cruise? Reacher.
1:05:38–1:05:43
Reacher. Buchsteuerbuch steht dann so dieses Zitat drin, wo Reacher dann irgendwie
1:05:43–1:05:49
morgens um vier, so wie wir jetzt hier, einfach so an der Autobahn oder einer
1:05:49–1:05:53
größeren Landstraße dann auf so eine Tankstelle draufläuft.
1:05:53–1:06:01
Und dann steht da dieser Satz, Kerosin, also Benzin, einer der größten Düfte des 20.
1:06:01–1:06:05
Jahrhunderts. und das finde ich halt so ein ganz tolles Statement auch in Bezug
1:06:05–1:06:11
eben auf dieses Roadmovie-Thema, weil das gehört ja da irgendwie so mit rein
1:06:11–1:06:13
und bei Jack Reacher ist das dann schon so ein bisschen,
1:06:16–1:06:19
angedacht, dass es auch mal vorbei sein könnte, das ist alles im 20.
1:06:19–1:06:23
Jahrhundert und das ist ja auch so dann diese Idee von Roadmovies,
1:06:23–1:06:25
wo es ja auch so genussvoll ist, wenn die so hochschalten.
1:06:28–1:06:31
Das ist ja das alles dann mit E-Autos sowieso, also Also diese ganze Ästhetik
1:06:31–1:06:34
ist es vielleicht irgendwann so, in 100 Jahren, dass dieser,
1:06:35–1:06:39
so werden wir heute in Anführungszeichen, es gibt ja keine echten Filme aus
1:06:39–1:06:39
der Zeit wirklich, aber solche.
1:06:40–1:06:46
Pferdezeit-Filme sehen und die Leute mit Zügeln und werden die in 100 Jahren
1:06:46–1:06:50
dann auch Auto-Road-Movies drehen, wo dann diese alten fossilen Ästhetiken nochmal
1:06:50–1:06:54
ausgegraben werden, weil die ja vielleicht in der Tat langsam,
1:06:55–1:06:58
verschwinden werden, verschwinden müssen, wenn wir nicht alle verschwinden.
Florian Clauß
1:06:58–1:07:01
Ja, sowieso. Also das tun wir ja alle, verschwinden.
1:07:02–1:07:07
Auf jeden Fall. Ja gut, ich meine, du fixierst gerade den Road-Movie auf so
1:07:07–1:07:14
eine Fossilität, die wir, die tatsächlich die, glaube ich, nur ein Subgenre von dem Film sind.
1:07:15–1:07:18
Ich glaube eher, dass es, also ich glaube, wenn wir ins Zentrum von Roadmovies
1:07:18–1:07:24
die innere und äußere Reise rücken, dann wird dieses Genre nicht aussterben.
1:07:24–1:07:25
Aber ich verstehe, was du meinst.
1:07:25–1:07:29
Und ich glaube, das, was Mad Max mit Furiosa gemacht hat, den letzten Mad Max Teil,
1:07:30–1:07:36
das ist, also ich war im Kino in dem Film und das war, also du hast diese Petro-Maskulinität,
1:07:36–1:07:42
die du in dem Film gerochen hast, weil das so über alle Sinne dann inszeniert
1:07:42–1:07:44
wurde, das war schon immens.
1:07:44–1:07:47
Ich glaube, es ist schwierig, dann nochmal was oben drauf zu legen.
1:07:47–1:07:48
Auch ein Kunstfilm meiner Ansicht nach.
1:07:49–1:07:55
Aber das ist schon das Erfahren von dieser unbändigen, fossilen Kraft, die da drin steckt.
1:07:55–1:08:02
Das ist schon einmalig und vielleicht ist es wirklich so ein aussterbendes Genre da an der Stelle.
1:08:02–1:08:06
Aber trotzdem noch mal zurück zu Zabrisky Point diese.
1:08:07–1:08:12
Transformation und eben auch diese Charakterentwicklung, diese Politisierung,
1:08:12–1:08:19
also das was sie dann am Ende einlösen kann als politische Botschaft ist eine Aussage und ich glaube,
1:08:20–1:08:26
Antonioni hat da vielleicht so ein bisschen auch eine Perspektive für die Leute
1:08:26–1:08:31
entwickelt hat mit diesem Film, eine Perspektive wo sie dann hingehen können und,
1:08:32–1:08:35
finde ich schon mal so sehr positiv.
Micz Flor
1:08:35–1:08:36
Wohin gehen die dann?
Florian Clauß
1:08:36–1:08:41
Naja, nicht hingehen im Sinne von diese zerrütteten Zustände,
1:08:41–1:08:45
dieser Konflikt, der am Anfang von dem Film so beschrieben wird,
1:08:46–1:08:49
zwischen weiß und schwarz, zwischen dieser Gesellschaft.
1:08:49–1:08:56
Aber die Auflösung ist ja in Kunst quasi. Das ist ja die Antwort.
1:08:57–1:09:02
Weil er sich ja auch als politischer Mensch, aber als weißer Mensch,
1:09:02–1:09:08
der eine ganz andere Position in der Gesellschaft hat, um eben politisch auch
1:09:08–1:09:10
sich zu radikalisieren.
1:09:10–1:09:16
Und natürlich ist es dann für Weiße eine Frage, wie können die sich in so einem
1:09:16–1:09:20
repressiven Staat, der dann von Schwarzen viel stärker erfahren wird, radikalisieren.
1:09:20–1:09:24
Und dafür hat er ja eine Antwort gegeben durch Kunst.
Micz Flor
1:09:25–1:09:28
Ja, interessant. Den Sprung, da hast du natürlich recht,
1:09:28–1:09:33
weil das ist dann der zweite Sprung, dass man aus dem Narrativ rausspringt und
1:09:33–1:09:37
auf das Ganze guckt und der Transformationsprozess raus aus dem Kapitalismus
1:09:37–1:09:41
dann ein genussvoller, künstlerischer sein muss und darf und kann.
1:09:42–1:09:45
Und das habe ich im ersten Moment diesen Sprung nicht leisten können,
1:09:45–1:09:49
weil ich gedacht habe, sehr konkretistisch, wo gehen die dann hin?
Florian Clauß
1:09:50–1:09:51
Ja, dann fährt die halt weg.
Micz Flor
1:09:52–1:09:55
Und das Haus ist kaputt, hilft auch
1:09:55–1:10:00
keinem. Also so ein Sinnbild von keine Revolution ist auch keine Lösung.
1:10:04–1:10:06
Ja, aber das hast du natürlich recht, wenn man in dem Moment sagt,
1:10:06–1:10:10
okay, und jetzt verlasse ich das Narrativ und gucke von außen drauf und sehe,
1:10:10–1:10:15
wie lustvoll es sein könnte, all das, was da so krampfhaft zusammengehalten
1:10:15–1:10:17
wird, einfach loszulassen.
1:10:17–1:10:20
Einfach loszulassen, das findet seinen Weg, ist wunderschön.
1:10:20–1:10:22
We are stardust.
1:10:22–1:10:28
We are frozen chicken. Also alles quasi findet einfach einen künstlerischen,
1:10:29–1:10:35
ästhetischen Weg, seine ruhige, entropiebezogene Position und kann noch tiefer sinken.
1:10:35–1:10:41
Und das ist einfach was sehr Entspannendes, obwohl es erst mal gewaltvoll aussieht als Explosion.
1:10:41–1:10:46
Aber wenn man es ganz langsam macht, dann ist es nur eine Transformation, wo alles seinen...
1:10:47–1:10:49
Niederen Energiepunkt finden darf.
Florian Clauß
1:10:49–1:10:55
Ja, eine Auflösung. Eine Auflösung und das ist halt auch diese Art von Kameraführung
1:10:55–1:10:58
bei Antonioni, das ist ja dann auch dieses Deframing.
1:10:59–1:11:02
Das heißt, die Charaktere sind dann nicht mehr im Zentrum von irgendwelchen
1:11:02–1:11:06
Einstellungen, sondern sie sind halt Teil des Schwenks geworden.
1:11:08–1:11:14
Und das ist die Marginalisierung der Individualität oder Charaktere, könnte man so sagen.
1:11:15–1:11:20
Da hat er mit seinen Techniken auch stark dazu eine Bildsprache gefunden,
1:11:20–1:11:23
die eben das dann auch, also diesen Entfokussierung.
1:11:23–1:11:26
Das ist halt so der Punkt dabei.
1:11:26–1:11:30
Und eine, also ich meine, man muss ja wirklich sagen, es ist ein Kunstwerk,
1:11:30–1:11:33
weil es gibt halt irgendwie, ich hatte schon diese Szene mit den Kindern,
1:11:34–1:11:36
die ich großartig inszeniert finde, erwähnt.
1:11:36–1:11:41
Dann gibt es eine weitere Szene, das ist auch wieder so diese Absurdität von
1:11:41–1:11:43
der Abwesenheit von Wasser.
1:11:44–1:11:48
Und die ist fast wie so ein Jaktatief-Film. Weil dann kommen nämlich die beiden,
1:11:48–1:11:53
Daria und Marc, auf so einen Parkplatz, wo dann so ein Aussichtspunkt ist.
1:11:53–1:11:58
Und dann kommt halt so ein typisches 0815, Pärchen mit Kind,
1:11:59–1:12:03
mit einem Wohnmobil, die neueste Klasse von Wohnmobil aus den 60ern,
1:12:04–1:12:08
mit hinten Anhänger, so ein Trailer, wo ein Boot draufsteht.
1:12:09–1:12:14
Und die steigen aus, kurz, und gucken hier und sagen, ja, wunderbarer Punkt,
1:12:14–1:12:18
um ein Autokino zu machen. die könnte man ein Autokino machen, ja.
1:12:18–1:12:22
Und dann siehst du halt den Jungen, wie der im Wohnmobil ist und so ein Eis schlägt, ja.
1:12:22–1:12:25
Also ich meine, stärker könntest du so einen Kontrast einfach nicht machen, ja.
1:12:25–1:12:30
Und das hat mich schon so auch von den Farbgebungen, ja, so an Jacques Tati erinnert.
1:12:31–1:12:36
Also das ist halt so die Absurdität, die er dann auch so in so Referenzen dann schafft, ne.
1:12:36–1:12:42
Also der, ja, wie schon gesagt, Hitchcock, Tati, Fellini, da sind auch alle
1:12:42–1:12:44
drin, ja, in dieser gewaltigen Ästhetik.
1:12:46–1:12:48
Ja, so viel, Mitch.
Micz Flor
1:12:48–1:12:50
Ja, toll. Also ich,
1:12:53–1:12:57
vermalediterweise gucke ich den dann wahrscheinlich, nachdem wir drüber gesprochen haben.
1:12:57–1:13:02
Man hätte so viel schönere Sachen. Also ich fühle, ich habe die Chance verpasst,
1:13:02–1:13:05
für mich noch mehr aus dieser Folge rauszukriegen.
Florian Clauß
1:13:06–1:13:09
Aber ich finde, du hast doch wunderbar beigetragen.
Micz Flor
1:13:10–1:13:11
Ja.
Florian Clauß
1:13:11–1:13:17
Du warst ja mein Zuhörer und mein Counterpart. Und wir sind jetzt tatsächlich
1:13:17–1:13:18
auf der Ostkrone angekommen.
1:13:19–1:13:23
Ostkrone, das ist jetzt so die Strecke, die ich sehr häufig mit dem Rennrad
1:13:23–1:13:26
fahre, weil du kommst hier schnell auf diesen Weg.
1:13:26–1:13:33
Da ist auch nur Asphalt ohne Autos und du kommst dann halt bis zum BER,
1:13:33–1:13:34
kannst hier durchfahren.
1:13:35–1:13:40
Und da wird viel von Bladern genutzt und Rennradfahrern und Spaziergängern.
1:13:40–1:13:43
Und wir gucken genau in die Flucht.
1:13:43–1:13:47
Hier ist die Jakobskösterei und wir gucken in die Flucht vom Fernsehturm.
1:13:48–1:13:54
Und hier ist Holzpostling auch ein Wochenendspot.
Micz Flor
1:13:55–1:13:59
Finde ich schön, das Bild auch in Bezug auf den Roadmovie, weil dieser Holzpostling,
1:13:59–1:14:00
den ich jetzt schnell fotografieren werde,
1:14:01–1:14:06
da sieht man auch, wie sehr diese Werbung nicht für die Leute gemacht ist,
1:14:06–1:14:10
die hier vorbeigehen, sondern für die Leute in den Autos, die hier rechts von
1:14:10–1:14:14
uns auf der leicht erhöhten, mehrspurigen Autobahn sind.
1:14:15–1:14:19
Der Postling regt sich mit seiner Werbung über diese ... Also,
1:14:19–1:14:22
der guckt die Autos an, nicht uns, obwohl wir hier direkt neben ihm stehen.
1:14:23–1:14:26
Ja, es ist schon toll. Es ist wirklich auch ... Ich war hier noch nie.
1:14:28–1:14:32
Hier nebenan, das ist ja dann wirklich nicht nur Wärmeser, das ist Holzpostling,
1:14:32–1:14:34
das sind Regale von voller Holz.
Florian Clauß
1:14:34–1:14:38
Ja, du hast wirklich hier eine reichhaltige Holzauswahl.
1:14:39–1:14:44
Man könnte das ganze Haus in einer Wüste bauen aus diesem Material.
1:14:46–1:14:49
Also wenn du irgendeine Holzsorte brauchst, das ist das Lager dafür.
Micz Flor
1:14:51–1:14:54
Wir werden nicht gezahlt, wir bleiben auch weiterhin werbefrei.
1:14:54–1:14:57
Das ist einfach unser subjektives Empfinden, das ist nicht bezahlt.
Florian Clauß
1:14:57–1:14:58
Nennen wir es Hossling.
1:15:00–1:15:01
Okay.
Micz Flor
1:15:01–1:15:06
Ja, Flo, vielen Dank für die Folge. Es war toll. Auch wieder eine tolle Tour.
1:15:06–1:15:11
Ich bin immer wieder baff, dass Berlin doch größer ist als die Touren,
1:15:11–1:15:12
die wir schon gemacht haben.
1:15:13–1:15:15
Und dass es immer noch was zu sehen gibt.
1:15:15–1:15:18
Wo wir genau lang gelaufen sind, das könnt ihr auf der Webseite sehen.
1:15:19–1:15:24
Auf dem DPS-Track, der dann auch bei den Blogposts, wo dann auch Shownotes und
1:15:24–1:15:26
Links und sowas immer dabei sind, ein bisschen Text.
1:15:27–1:15:29
Da sind die auch oben mit eingebunden.
1:15:29–1:15:32
Das war es eigentlich, oder? Hast du noch was zu sagen?
Florian Clauß
1:15:32–1:15:36
Nö, also können wir nochmal sagen auf eigentlich-podcast.de.
1:15:36–1:15:39
Dann sage ich Tschüss und vielen Dank fürs Zuhören.
1:15:39–1:15:45
Wenn euch die Folge gefallen hat, könnt ihr uns gerne eine Bewertung oder ein
1:15:45–1:15:49
Sternchen oder ein Like oder irgendwas hinterlassen auf den Plattformen eurer Wahl.
1:15:51–1:15:53
Und dann sage ich Tschüss und bis zum nächsten Mal.
Micz Flor
1:15:53–1:15:54
Tschüss.

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Mit dieser Episode starten wir eigentlich eine neue Podcast-Reihe: Roadmovies! Ein Genre, das uns schon immer fasziniert hat. Dem wollen wir näher auf die Spur kommen, doch zunächst stellen wir einige Filme dieses Genres der letzten 4 Dekaden vor. Roadmovies erzählen Geschichten von äußeren und inneren Reisen, an denen die Charaktere wachsen. Sie werden oft episodenhaft erzählt, die sich an den einzelnen Stationen der Reise orientieren. Roadmovies entwickelten sich als Subgenre des Westerns und legten den Grundstein für New Hollywood. Als ersten Vertreter der neuen Reihe "Roadmovies" hat sich Flo einen aktuellen Film ausgesucht: "Civil War" aus dem Jahr 2024 unter der Regie von Alex Garland. Flo stellt den Briten Alex Garland mit einigen Eckdaten vor: bekannt geworden als Autor, erste Verbindungen zum Film mit Danny Boyles "The Beach", der Garlands Buch verfilmte. Weitere Zusammenarbeit mit Boyle, u.a. "28 Days Later", für den Alex Garland das Drehbuch schrieb. Erste eigene Regiearbeit mit "Ex machina" (2015). Es folgten einige Spielfilme und mit "Devs" (2021) eine Serienproduktion, in der auch Schauspieler:innen mitwirkten, mit denen Garland immer wieder zusammenarbeitet. "Civil War" ist eine Mischung aus Roadmovie und Kriegsfilm. Im Mittelpunkt stehen zwei Kriegsfotografinnen, die eine altgedient, die andere ganz jung. Der Film spielt in Amerika in einer dystopischen nahen Zukunft, in der Bürgerkrieg herrscht. Wir erzählen den Film ausführlich nach. Flo geht dann auf die Geschichte der Fotografie während des Amerikanischen Bürgerkriegs von 1861 bis 1865 ein und zeigt die technischen und kulturellen Entwicklungen in der Fotografie und wie diese das Verständnis und die Darstellung des Krieges beeinflusst haben. Während wir die Kernthesen von Garlands Werk erkunden, denken wir darüber nach, wie die Hauptfiguren die moralischen Herausforderungen und ethischen Implikationen transportieren, die mit dem Festhalten und Präsentieren von Wahrheit und Realität verbunden sind. Verbunden sind wir auch mit unserem Track, der Laufstrecke, die uns von der Jannowitzbrücke bis zur Landsberger Allee durch den Volkspark Friedrichshain geführt hat. Wir haben auf diesem Weg einige unserer Vorgänger-Episoden gekreuzt und das entsprechend kommentiert.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Florian Clauß
Erzähler
avatar
Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:05–0:00:10
Mit Folge 66, da fängt der Podcast an.
0:00:11–0:00:17
Mit Folge 66 ist eigentlich was dran, dass wir da jetzt nochmal eigentlich...
0:00:17–0:00:23
Also bei Folge 66 machen wir was Diabolisches, aber bei Folge 66 fällt mir jetzt
0:00:23–0:00:24
auch nichts Besseres ein als dieses Lied.
0:00:24–0:00:27
Wir begrüßen euch ganz herzlich.
0:00:28–0:00:30
Ich bin Mitch und neben mir läuft...
Florian Clauß
0:00:30–0:00:32
Ich bin Flo, Flo läuft neben dir.
Micz Flor
0:00:32–0:00:33
Genau.
Florian Clauß
0:00:33–0:00:35
Wollen wir mal gerade so hinbekommen.
Micz Flor
0:00:35–0:00:38
Ja, wir sind schon so weit.
0:00:38–0:00:41
66 geht schon auf die 100 zu und vor allen Dingen können wir jetzt schon in
0:00:41–0:00:45
Primzahlen, nicht Primzahlen, wie heißen Schnapszahlen?
0:00:47–0:00:54
Denken 77, 88, 99, 100, 100. Ja, wir sind laufend am Reden und laufen beim Reden.
Florian Clauß
0:00:55–0:00:56
Laufend reden.
Micz Flor
0:00:56–0:00:57
Und reden laufend.
Florian Clauß
0:00:57–0:00:58
Im Laufen.
Micz Flor
0:00:58–0:01:04
Weil wir, ich möchte es mal irgendwo ein bisschen kürzen, wir haben immer sehr viel Intro.
0:01:05–0:01:08
Und jetzt auf einer Meta-Ebene sage ich das auch nochmal an.
0:01:08–0:01:12
Ich finde, dass wir uns immer wieder wiederholen und in gewisser Weise ist es
0:01:12–0:01:15
vielleicht ganz gut, weil es vielleicht immer wieder Leute gibt, die neu einsteigen.
0:01:15–0:01:19
Aber vielleicht kann man es ein bisschen kondensieren, weil wir wandern gerne
0:01:19–0:01:21
und beim Wandern redet man auch viel.
0:01:21–0:01:25
Das ist ja das Schöne daran. und dann kam Corona schon länger her,
0:01:25–0:01:28
da haben wir dann auch viel im Freien laufend geredet,
0:01:30–0:01:37
und haben dann irgendwann das Mikrofon angeschmissen und jetzt ist 65 Folgen später, die 66.
0:01:38–0:01:41
Folge. Die Themen sind immer unterschiedlich, was uns gerade eigentlich so interessiert
0:01:41–0:01:46
und eigentlich heißt es auch deshalb, weil wir immer ein bisschen versuchen
0:01:46–0:01:49
rauszukriegen, worum geht es da eigentlich.
0:01:51–0:01:54
Manchmal haben wir kleine Serien und von dir habe ich mitbekommen,
0:01:54–0:01:56
du läutet eine neue Serie ein.
0:01:58–0:01:58
Genau.
Florian Clauß
0:01:59–0:02:02
Ich will noch ergänzen zu der Einleitung, was auch immer kommt.
0:02:02–0:02:07
Ihr könnt auf eigentlich-podcast.de dann sehen, wo wir langgelaufen sind.
0:02:07–0:02:11
Und diese Route hier, also den Anfang dieser Route, und deswegen hast du auch
0:02:11–0:02:14
gesungen, weil ich das vorhin erwähnt habe, den sind wir schon mal gelaufen.
0:02:16–0:02:19
Nämlich bei, ich habe die Folgen-Nummer nicht im Kopf, da sieht man auch,
0:02:20–0:02:24
wir sind wirklich draußen und haben wenig Notizen bei uns und wir sind viel aus dem Kopf.
Micz Flor
0:02:24–0:02:28
Dann kann er sagen, ich google das mal eben. Red mal weiter, ich google das mal eben.
Florian Clauß
0:02:29–0:02:33
Können wir nicht sagen, haben wir, aber damit haben wir auch so einen ganz safen
0:02:33–0:02:34
Boden für unser Halbwissen.
0:02:35–0:02:39
Weil dann kann man immer sagen, ach stimmt, ja, ich konnte es ja nicht prüfen dann.
Micz Flor
0:02:40–0:02:43
Ich hätte es eigentlich gewusst, aber direkt vor uns war eine tote Ratte.
0:02:43–0:02:47
Das hat mich abgelegt. Das kann auch schon passieren, ist schon passiert.
Florian Clauß
0:02:47–0:02:52
Und wir sind hier vor einem Jahr, das war auch so, wo es im November kalt geworden
0:02:52–0:02:56
ist, sind wir hier lang gelaufen, haben die Expanse aufgenommen.
0:02:56–0:02:59
Und da hast du auch gesungen am Anfang.
0:02:59–0:03:04
Das hat mich total beeindruckt. Dann habe ich mit meiner Skat-Folge Dann.
Micz Flor
0:03:04–0:03:07
Muss das 46, 45 vielleicht, wie du sagst. 46 war, glaube ich, Skat.
Florian Clauß
0:03:08–0:03:10
Skat war, ja, ich glaube...
Micz Flor
0:03:10–0:03:14
Ohne drei... Ich weiß nicht genau, was so eine Nummer war.
0:03:15–0:03:20
Und die Tracks nimmst du auf auf deiner Uhr und wir haben ein Wireless-Setup
0:03:20–0:03:28
für die Aufnahme von uns beiden auf Stereo Und fast ungeschnitten landet das
0:03:28–0:03:34
dann in den Podcast-Plattformen und auf unserer Webseite eigentlich-pod.
0:03:35–0:03:37
Und damit ist, glaube ich, erst mal so alles.
Florian Clauß
0:03:37–0:03:39
Ja, da hast du jetzt mehr gesagt.
Micz Flor
0:03:39–0:03:41
Genau. Und wer jetzt noch dabei ist.
Florian Clauß
0:03:42–0:03:43
Der kriegt ein Gewinncode.
0:03:46–0:03:50
Ja, ich starte eine neue Reihe. Das habe ich dir so angekündigt.
0:03:50–0:03:52
Ich habe dir auch mein Thema angekündigt.
0:03:53–0:03:58
Manchmal lassen wir den anderen im Dunkeln, um was es geht. So wie letzte Folge,
0:03:58–0:03:59
da waren wir richtig im Dunkeln.
0:04:00–0:04:02
Märchenwald. Nee, das war vorletzte Folge, oder?
Micz Flor
0:04:03–0:04:04
Nee, letzte Folge war...
Florian Clauß
0:04:04–0:04:07
64 war das. 64 vor zwei Folgen.
0:04:08–0:04:13
Ich starte mit dieser Episode eine neue Folge, eine neue Reihe.
0:04:13–0:04:16
Ich suche mir ja immer gerne Reihen zu Kinofilmen aus.
0:04:17–0:04:24
Und diesmal dachte ich, wir machen mit einem Genre weiter, das ich auch schon immer gut fand.
0:04:24–0:04:28
Ähnlich wie die Coming-of-Age-Filme, die ich jetzt auch bei meiner vorletzten
0:04:28–0:04:30
Folge verheizt habe. Bei Hänsel und Gret.
Micz Flor
0:04:32–0:04:36
Buchstäblich in den Ofen. Schieb, schieb in den Ofen rein.
Florian Clauß
0:04:36–0:04:40
Genau, da habe ich nochmal so die Analogien von Hänsel und Gretel und Coming
0:04:40–0:04:43
of Age gezogen, ein paar Filme gedroppt.
0:04:44–0:04:49
Aber wir haben hier in diesem Genre, nämlich Roadmovies, haben wir auch tatsächlich
0:04:49–0:04:51
so Subgenres, die auch...
Micz Flor
0:04:51–0:04:56
Ich muss jetzt nochmal ein bisschen sitzen lassen. Das ist die Serie Roadmovies.
0:04:56–0:04:58
Also eine Serie heißt nicht, dass wir jetzt hintereinander dann immer wieder
0:04:58–0:05:01
Folgen dazu machen, aber wir greifen uns das immer auf.
0:05:01–0:05:05
So wie eben deine Hänsel und Gretel-Folge auch nochmal ein zusätzliches addendum
0:05:05–0:05:08
an die serie der märchen war.
Florian Clauß
0:05:08–0:05:11
Sehr schön danke für die kontextualisierung und
0:05:11–0:05:14
wie du vielleicht auch in zukunft mal wieder eine folge zu
0:05:14–0:05:20
deinen strom gitarren machen wirst wer weiß was uns da erwartet also es wird
0:05:20–0:05:24
jetzt auch nicht hintereinander weg aber wir greifen ab und zu zurück ich hatte
0:05:24–0:05:29
eine eine filmserie auch über novel vark gemacht und dann sind wir durch die
0:05:29–0:05:31
verschiedenen Filme dann durchgestiefelt.
0:05:32–0:05:33
Und Dogma. Dogma war auch ein Film.
Micz Flor
0:05:34–0:05:40
Durchgestiefelt trifft es ganz gut. Weil wir ja laufend reden und beim Laufen reden.
Florian Clauß
0:05:40–0:05:44
Ja, Roadmovies. Roadmovies fand ich schon immer gut.
0:05:44–0:05:47
Ich weiß nicht, wie es dir geht mit dem Genre.
0:05:47–0:05:52
Ob du auch so eine gewisse Genre-Affinität hast oder ob du eher so in Clustern
0:05:52–0:05:55
Sci-Fi, Thriller, Romance-Ding hast.
0:05:56–0:05:59
Wie früher in den alten Videothek-Ecken.
Micz Flor
0:05:59–0:06:03
Ja, nur das Arthouse-Regal, das schmale.
Florian Clauß
0:06:03–0:06:04
Das schmale, genau.
Micz Flor
0:06:05–0:06:08
Roadmovies finde ich großartig. Ich finde es interessant, dass Coming-of-Age
0:06:08–0:06:13
und Roadmovies so deine Genre sind, weil in beiden Genren ist ja eine verbindende
0:06:13–0:06:15
Sache. Es ist nicht zu stoppen.
0:06:15–0:06:19
Also in gewisser Weise geht es auch immer weiter. Es gibt dann manchmal sogar
0:06:19–0:06:22
so die Möglichkeit, fast episodenhaften Roadmovie zu gestalten,
0:06:22–0:06:23
aber es geht immer weiter.
0:06:23–0:06:27
Das unterliegende Thema ist halt diese Fortschreiten der Geschichte.
0:06:28–0:06:32
Ist ja bei Coming of Age nicht viel anders. Auch da geht es ja eigentlich darum,
0:06:32–0:06:33
es ist nicht aufzuhalten.
Florian Clauß
0:06:33–0:06:39
Diese Story. Ja genau, es ist vor allen Dingen immer eine gewisse Heldenreise,
0:06:39–0:06:43
die wir da mitmachen, wobei bei Coming of Age mehr quasi die,
0:06:44–0:06:50
der Weg zur Adoleszenz dann mit gewissen Quests belegt ist, die man dann lösen
0:06:50–0:06:51
kann als Charakter und wächst.
0:06:52–0:06:57
Gleich haben wir auch bei der, bei dem Roadmovie, wobei dann eben eher die Reise,
0:06:57–0:07:02
der Weg quasi die Strecke ist, wo dann die Heldinnen und Helden wachsen können.
0:07:04–0:07:08
Und was mich halt auch immer so fasziniert an den Roadmovies ist,
0:07:08–0:07:10
dass es so ein Zwischenbereich ist.
0:07:12–0:07:19
Es ist im Prinzip ein Bereich, der nicht definiert ist, wo ein Fahrzeug meistens
0:07:19–0:07:24
dann eben die Charaktere bewegt und wo es dann so ein Stationstheater gibt.
0:07:24–0:07:27
Also das heißt, episodenhaft sind die aufgebaut. Das heißt, wir haben hier auch
0:07:27–0:07:36
eine gewisse andere Dramaturgie, weil in jeder Station kann für sich abgeschlossene
0:07:36–0:07:37
Geschichten passieren,
0:07:37–0:07:40
an denen dann eben die Heldinnen und Helden wachsen können.
0:07:41–0:07:46
Auch interessant, so ein bisschen die Entwicklung des Genres.
0:07:46–0:07:50
Also ich meine, der klassische Road-Movie-Film, den kannst du mir sicher auch sagen.
Micz Flor
0:07:50–0:07:56
Looking for adventures, oder?
0:07:58–0:07:59
Mit Steppenwolf-Soundtrack.
Florian Clauß
0:08:00–0:08:02
Steppenwolf, richtig, genau. Also Easy Rider.
Micz Flor
0:08:02–0:08:05
Easy Rider auf jeden Fall, ja. Ich meine, dann ist die Frage,
0:08:05–0:08:15
diese ganzen Mad Max-Filme oder Serie, da geht es ja auch um Mobilität, um so ein bisschen 21.
0:08:15–0:08:16
Jahrhundert-Lingo zu klingen.
0:08:17–0:08:20
Aber es ist die Frage, würdest du das auch unter Roadmovies abführen?
Florian Clauß
0:08:20–0:08:24
Ja, absolut. Mad Max, ganz klassisch. Klassischer Roadmovie.
0:08:24–0:08:30
Und auch die Neuverfilmungen von Mad Max, Furious Road und der letzte,
0:08:31–0:08:33
vorletztes Jahr rausgekommen.
0:08:33–0:08:39
Das sind auch Roadmovie-Filme, weil die ja alle Aspekte des Roadmovies erfüllen.
0:08:39–0:08:42
Klar, du kennst natürlich, es gibt verschiedene Handlungsrahmen.
0:08:42–0:08:46
Das eine kann eben sein, dass man auf der Flucht ist, dass es halt quasi eine
0:08:46–0:08:48
Geschichte auf der Flucht erzählt wird.
0:08:48–0:08:52
Und dann sind die einzelnen Stationen, wo die Charaktere Halt machen,
0:08:52–0:08:55
sind im Prinzip dann nochmal so einzelne Geschichten.
0:08:57–0:09:03
Und dann haben wir Flucht, dann haben wir natürlich auch so eine innere Reise.
0:09:03–0:09:09
Meistens ist es so, dass dann der Protagonist oder die Protagonistin wächst in der Reise.
0:09:10–0:09:15
Das heißt, eine innere und äußere Reise sind auch so Merkmale,
0:09:15–0:09:17
die wir hier haben bei dem Roadmovie.
Micz Flor
0:09:17–0:09:22
Um das Genre ein bisschen abzugrenzen, einzuspecken, wie auch immer,
0:09:22–0:09:25
muss es eine Straße sein.
0:09:25–0:09:27
Ich denke jetzt ganz speziell an zwei.
0:09:31–0:09:34
Das eine ist die Verfilmung eben von Moby Dick, habe ich dann das Kind gesehen.
Florian Clauß
0:09:34–0:09:36
Moby Dick oder Movie Dick?
Micz Flor
0:09:36–0:09:37
Moby Dick.
Florian Clauß
0:09:38–0:09:40
Von Mobile Dick.
Micz Flor
0:09:40–0:09:48
Genau, Mobile Dick. Da bist du ja auf dem Schiff, aber irgendwie hat das ja
0:09:48–0:09:49
auch was Roadmovie-mäßig.
0:09:49–0:09:51
So der weiße Wal, der weiße Wal.
Florian Clauß
0:09:51–0:09:58
Das könnte man nochmal untersuchen, ob man Moby Dick als Roadmovie betrachten könnte.
0:09:59–0:10:01
Das können wir ja nochmal in den Kommentaren erörtern.
Micz Flor
0:10:03–0:10:06
Und das Zweite, was mir dann auch noch einfällt, das kennst du vielleicht sogar
0:10:06–0:10:08
noch als Referenz, das war nämlich auch aus der Humboldt-Uni,
0:10:09–0:10:11
ich glaube irgendein Seminar, wo ich mich reingeschmuggelt hatte,
0:10:11–0:10:16
da wurde über Arbeit mit Filmkamera und wurde halt so ein bisschen verglichen,
0:10:16–0:10:21
wie halt in bestimmten Kulturkreisen die Kamera zuerst quasi wie aus dem Auditorium
0:10:21–0:10:23
des Theaters die Bühne filmte,
0:10:23–0:10:26
also da war das eher so nicht partizipativ, aber es gab schon sehr,
0:10:26–0:10:30
sehr früh wohl auch Kameras, die dann, und das war das Beitrag,
0:10:31–0:10:36
Und da haben wir auch Filmausschnitte gezeigt bekommen. Da wurde die im Umland
0:10:36–0:10:40
von Berlin, im Spreewald irgendwo, wo die mit so Kähnen, Verfolgungsfahrten,
0:10:40–0:10:41
mit diesen starken Kähnen.
Florian Clauß
0:10:42–0:10:43
Im Spreewald dann.
Micz Flor
0:10:43–0:10:46
Ja, und da wurde dann die Kamera, ich weiß nicht, ob es die Sorgen waren,
0:10:46–0:10:51
aber da wurden dann die Kamera eben an dieses Schiff dran gebunden und dann
0:10:51–0:10:56
schoss die Kamera so über Wasserhöhe in dieser Verfolgungsjagd hinterher.
0:10:56–0:10:58
Das fand ich sehr eindringlich.
0:10:58–0:11:02
Deshalb kam ich vielleicht auf das maritime Motiv. Also bei Moby Dick gleichermaßen
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wie bei diesem Kahn-Film.
0:11:04–0:11:09
Muss es ein Straßen?
Florian Clauß
0:11:09–0:11:13
Nee, muss es nicht. Es geht, glaube ich, einfach auch so auf die Reise.
0:11:13–0:11:14
Es kann auch ein Wanderfilm sein.
0:11:15–0:11:20
Es geht einfach diese Mobilität, dass erstmal so, aus welchen Gründen auch immer,
0:11:20–0:11:23
die Charaktere der Geschichte einfach jetzt auf dem Weg sind.
Micz Flor
0:11:23–0:11:27
Per Anhalter durch die Galaxis wird dann auch eine Art Roadmovie.
Florian Clauß
0:11:27–0:11:31
Ich kann dir mal so ein paar Beispiele, die ich aus der englischsprachigen Wikipedia
0:11:31–0:11:35
genommen habe, über eine Liste von Roadmovies und dann habe ich die mal chronologisch sortiert.
0:11:36–0:11:42
Und in den 16ern kann man so anfangen. Es gibt Vorläufer, gerade Easy Rider von 69.
0:11:44–0:11:48
Da geht es noch auf einen anderen Film zurück von Corman.
0:11:48–0:11:53
Der war ein paar Jahre vorher. Da geht es auch um diese Biker-Kultur, diese Beatniks.
0:11:53–0:11:58
Also Biker bietet nichts, alles ist ja auch on the road. Ist ja auch dieses von...
Micz Flor
0:11:58–0:11:58
Correct.
Florian Clauß
0:11:58–0:12:03
Correct, der Roman, da geht es ja auch so um diese auf der Straße,
0:12:03–0:12:06
so wie wir quasi hier immer auf der Straße laufen.
0:12:06–0:12:10
Aber ich fange mal an mit Wilde Erdbeeren von Bergmann.
0:12:10–0:12:15
Das sind eher so die europäischen Roadmovie von 67, dann Pirole Fou von Godard.
0:12:16–0:12:20
Also ich gehe jetzt ganz tief in die europäische Filmgeschichte.
0:12:20–0:12:28
Und dann natürlich 67 Initiation Bonny & Clyde, dann Easy Rider hatten wir schon
0:12:28–0:12:30
erwähnt und dann kommt nämlich Duell.
0:12:31–0:12:35
Von Spielberg. Ist das das Debüt von Spielberg?
Micz Flor
0:12:35–0:12:39
Ich glaube, es war sogar sein Abschlussfilm, der dann auf Spielfilmlänge hochgeblasen wurde.
0:12:39–0:12:41
Da musste man, glaube ich, über 87 Minuten kommen oder sowas,
0:12:42–0:12:44
damit das anerkannt wurde als Spielfilm.
Florian Clauß
0:12:44–0:12:49
Und du hast ja gerade über die Kameraperspektiven geredet. Also die können auch
0:12:49–0:12:50
völlig unterschiedlich sein.
0:12:50–0:12:53
Aber klar hast du beim Roadmovie auch dann erstmal die Möglichkeit,
0:12:53–0:12:56
die Landschaft entsprechend zu inszenieren.
0:12:56–0:13:02
Und bei Duell ist es ja diese Konfrontation, dieses Duell zwischen den Autos,
0:13:02–0:13:07
die dann auch natürlich so eine ganz eingefangene Kameraperspektive haben.
0:13:07–0:13:10
Also es ist sehr divers, wie dann halt was inszeniert werden kann.
0:13:11–0:13:16
Dann haben wir auch diesen klassischen deutschen Regisseur, nämlich Wim Wenders,
0:13:16–0:13:23
der mit Alice in den Städten 1974 eine ganze Trilogie über Root-Road-Movies gemacht hat.
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Alice in den Städten, 74, 75, falsche Bewegung und im Laufe der Zeit von 76.
0:13:30–0:13:34
Ich habe die alle nicht gesehen. Ich war früher so ein Anti-Wim Wenders, weißt du?
0:13:34–0:13:38
Ich war noch so ein junger Student, der dann Filmwissenschaft,
0:13:38–0:13:41
nee, Filmgeschichte gemacht hat an der Humboldt-Uni.
0:13:42–0:13:46
Und da war mir Wim Wenders, war das so Establishment. War nicht immer doof,
0:13:46–0:13:48
deswegen habe ich nicht so viel Film Wenders geguckt.
Micz Flor
0:13:48–0:13:50
Ja, ist lustig. Aber Wenders hat doch auch noch den...
Florian Clauß
0:13:50–0:13:52
Paris, Texas von 84.
Micz Flor
0:13:53–0:13:53
Genau, genau.
Florian Clauß
0:13:53–0:13:57
Genau, den muss ich unbedingt mal sehen. Den habe ich auch nicht geguckt.
Micz Flor
0:13:57–0:13:59
Und jetzt kann es sein, dass ich mich total ins Fettnäffchen sehe.
0:13:59–0:14:02
Der hat doch dann auch noch in den 90er-Jahren diesen Film gemacht,
0:14:02–0:14:07
wo, oder war das gar nicht, wo die auf der Straße sind und die haben dann schon
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so ein digitales Kartensystem und dann entscheidet der Fahrer oder die Fahrerin, weiß nicht mehr,
0:14:12–0:14:15
einfach das Lenkrad rumzureißen und dann sagt das Auto, sie sind von der Straße
0:14:15–0:14:17
abgekommen, fanden sie quer durch die Wüste.
0:14:18–0:14:22
Ändert dich das an irgendwas? Nee, okay. Dann liege ich, da habe ich jetzt irgendwie,
0:14:22–0:14:24
wir wenden das im Kopf, aber ich kriege es jetzt gerade nicht zusammen.
Florian Clauß
0:14:26–0:14:32
Ja, Mad Max haben wir schon erwähnt. 1979 war der erste. Dann springe ich mal in die 90er.
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90er ist, da waren so die prägenden Filme für mich.
0:14:38–0:14:45
Ist natürlich Wild and Hard. Das ist der Film von David Lünch mit Nicolas Cage.
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Und in der weiblichen Hauptrolle habe ich den Namen vergessen.
0:14:50–0:14:55
Aber der hat mich total geprägt. Es gab so eine Lünchzeit, die dann auch mit
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Dennis Hopper und so weiter, Blue Velvet und diese ganzen so Ende 80er,
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Anfang 90er, die in dieser Ästhetik auch gespielt haben.
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Ganz großartig. Und haben wir auch schon mehrmals erwähnt, den Regisseur Gust
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van Zandt, My Private Idaho.
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Das hatte ich mit Chris auch besprochen, als wir über Boris Afraid gesprochen
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haben. Nämlich mein Private Outer aus der Joachim Phoenix, der Bruder von ihm.
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River Phoenix hat da die Hauptrolle gespielt.
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Und es gibt dann halt so diese, auch hat Roadmovie immer was mit Umbruch zu
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tun, haben wir schon erwähnt, während der Wende, also nach der Wende kam auch
0:15:34–0:15:39
so ein Schwung von Roadmovies raus im deutschsprachigen Raum und das waren dann, wir können auch anders.
0:15:40–0:15:44
Das ist so eine Detlefburg-Produktion, die ist großartig.
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Dann, was war denn noch?
Micz Flor
0:15:48–0:15:50
Knocking on Heaven's Door mit Till Schneider.
Florian Clauß
0:15:50–0:15:54
Genau, das hat mir gefehlt, Knocking on Heaven's Door. Einen anderen Film,
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den wir auch, ich gehe jetzt in die 2000er, auch schon erwähnt haben und worüber
0:15:58–0:16:02
ich auch schon mal eine Folge gemacht habe, über die Regisseurin Kelly Reichardt,
0:16:02–0:16:05
Old Joy, den hattest du dann auch gesehen.
Micz Flor
0:16:06–0:16:09
Aber wir haben jetzt Simon Luiz verpackt.
Florian Clauß
0:16:09–0:16:12
Ja, nee, das stimmt, den wollte ich noch erwähnen in den 90ern, Thelmon Luiz.
Micz Flor
0:16:12–0:16:16
Weil das ist ja irgendwie, finde ich, schon so eine erstaunliche Auftragsarbeit
0:16:16–0:16:23
gewesen für den damals so ein bisschen kriselnden Regisseur von Alien,
0:16:23–0:16:28
aber der dann damit nicht nur Brad Pitt geboren hat quasi in Hollywood hinein,
0:16:28–0:16:35
sondern auch echt so einen richtig prägenden Film gemacht hat.
0:16:35–0:16:39
Der ist ja irgendwie wie so ein Ankerpunkt, finde ich, in der Filmgeschichte.
Florian Clauß
0:16:39–0:16:43
Ja, das stimmt. Aber wieso Brad Pitt? Hat Brad Pitt da mitgespielt?
Micz Flor
0:16:43–0:16:48
Brad Pitt spielt den Lover von der einen Frau. Der ist aber nur ganz kurz zu sehen.
Florian Clauß
0:16:48–0:16:53
Okay, das war mir gar nicht klar, dass Brad Pitt da so eine exponierte Stellung ist.
Micz Flor
0:16:53–0:16:59
In einer einzigartigen, souveränen und gleichzeitig sensiblen Geste fegt er
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einen Tisch leer, bevor er dann die Frau auf den Tisch draufsetzt.
Florian Clauß
0:17:06–0:17:09
Das ist dir in Erinnerung geblieben, in dem jugendlichen Live-Zug.
Micz Flor
0:17:10–0:17:12
Ja, mir ist Brad Pitt in Erinnerung geblieben.
Florian Clauß
0:17:12–0:17:16
Nee, Brad Pitt, ich bin auch großer Fan von Brad Pitt.
Micz Flor
0:17:16–0:17:17
Von seiner Arbeit.
Florian Clauß
0:17:17–0:17:19
Von seiner Arbeit und von ihm auch als Künstler.
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Little Mid of Sunshine, hast du den geguckt von 2006?
Micz Flor
0:17:24–0:17:24
Ja, toll.
Florian Clauß
0:17:25–0:17:30
Ja, schön. Und wieder im Dachraum, also deutsch-österreichisch vor allen Dingen,
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Ulrich Seidel Import-Export.
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Also ich bin ein ganz großer Ulrich Seidel-Fan, der auch völlig verstörende Filme macht.
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Aber großartig dann von 2015 jetzt im 10er-Raum eben Fury Road und Tick,
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auch im deutschsprachigen Raum.
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Die Verfilmung von Herndorf. Dem Roman.
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Und jetzt auch im Arthouse-Bereich Drive My Car, der japanische Film von dem Regisseur,
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dessen Namen ich jetzt nicht parat habe, aber eine der größeren Entdeckungen
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im asiatischen Raum, was der für Produktion macht. Drive My Car ist wirklich ganz toll.
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Und jetzt schließlich dann eben Civil War als ein Genrevertreter.
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Und bei Civil War haben wir aber mehr oder weniger...
Micz Flor
0:18:26–0:18:28
Wir müssen noch bei Drive My Car noch erwähnen.
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Mit der Lederjacke und...
Florian Clauß
0:18:32–0:18:39
Ach ja, Drive, den kann man noch mit reinziehen. Und Death Proof von Arufino.
Micz Flor
0:18:39–0:18:44
Ja, das ist auf jeden Fall. Noch eine Genre abschließen, weil wir gesagt haben,
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es geht immer weiter, es geht immer weiter.
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Ich habe jetzt eine ganz komische Frage an, vielleicht kann man das bis zur
0:18:49–0:18:50
nächsten Episode noch mal recherchieren.
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Würde man so etwas wie John Wick auch als Roadmovie bezeichnen,
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obwohl da ja nicht unbedingt das Auto- und Reisen zentral ist,
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Aber dieses, er geht immer vorwärts, also er geht nie zurück.
0:19:02–0:19:06
Also das ist ja wirklich sehr, sehr drängend und so Computer-Game-mäßig.
Florian Clauß
0:19:06–0:19:09
Ja, das hätten wir auch schon mal beleuchtet in Style.
Micz Flor
0:19:09–0:19:11
Aber in diesem Genre würdest du das da einfach so aufpassen?
0:19:11–0:19:13
Ich würde es nicht unbedingt sagen.
Florian Clauß
0:19:13–0:19:18
Weil da wirklich der Action überwiegt. Weil John Wick ist natürlich,
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das Prinzip von John Wick ist einfach, bewege dich von links nach rechts und geh nie wieder zurück.
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Also das ist wie der Joystick, der immer nur auf rechts geht und der nie nach
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links geklickt werden kann.
Micz Flor
0:19:28–0:19:29
Gut und Lola Rent?
Florian Clauß
0:19:29–0:19:33
Lola Rent, ja, auf jeden Fall. Lola Rent ist eine auch.
0:19:33–0:19:36
Und hier, ich würde auch Victoria, den würde ich auch als Roadmovie bezeichnen,
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der in einem Shot gedreht wurde.
Micz Flor
0:19:38–0:19:42
Ja, wo die dreimal gedreht haben und die letzte Folge, die zweite Fassung fand
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sie super und die dritte war, ist dann aber die Kino-Fassung geworden.
Florian Clauß
0:19:46–0:19:47
Da weißt du mehr als ich.
Micz Flor
0:19:47–0:19:48
Ja, da hatte ich ein Interview mal gelesen.
Florian Clauß
0:19:49–0:19:49
Okay, interessant.
Micz Flor
0:19:50–0:19:52
Was man alles mitbekommt, wenn man liest.
Florian Clauß
0:19:53–0:19:57
Was nochmal so zum Roadmovie gesagt werden kann, ist, dass im Prinzip eben hier
0:19:57–0:20:04
sich auch das New Hollywood, was dann halt so in der Filmgeschichte benannt wird, etabliert hat.
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Nämlich New Hollywood, eigentlich auch so eine Novelle Vague,
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ja, im amerikanischen Raum, wo sich dann eben so diese Regisseure wie George
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Lucas, Spielberg, Gorsisi und so weiter, die neue Generation an Regisseuren etabliert haben.
Micz Flor
0:20:19–0:20:23
Apocalypse Now sind natürlich auch ein geiler Roadmovie. Also ich meine jetzt im Sinne von Format.
Florian Clauß
0:20:23–0:20:29
Das ist jetzt vor allen Dingen, also Den rechnet man der späten Phase des New Hollywoods.
0:20:30–0:20:34
Also Coppola mit Seinfeld. Wir hatten ja drüber gesprochen, da wir hatten ja
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diese ganzen Nouvelle-Vac-Bewegungen in Europa, Asien und so weiter.
0:20:38–0:20:43
Und in Hollywood war es auch, dass man sich dann mit neuen Erzählweisen ausprobiert
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hat, dass gegen dieses Prinzip von Videoproduktion und so weiter andere Wege gefunden hat.
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Easy Rider, man geht auf die Straße raus, fängt da das ein und so weiter.
0:20:53–0:20:58
Das wäre so ein New Hollywood-Nummer zu erwähnen. Was, wenn man nochmal einen
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Schritt weiter guckt, was Roadmovie in diesem amerikanischen Kontext vor allen
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Dingen bedeutet, diese Figur des Trumps, also nicht Trump,
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sondern des Trumps, also der Vagabund, der Archetyp, ich will nicht Archetyp
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sagen, weil das falsch ist, wie wir gelernt haben.
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Nein, im Prinzip das Paradebeispiel dafür ist halt Charlie Chaplin, die Figur von ihm.
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Also auch da ist immer wieder so diese Geschichte des Westens,
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des wilden Westens miteinander verknüpft.
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Also auch häufig, häufig spielen die Filme des Roadmovies in dieser Achse zwischen West und Ost.
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Und dieses Reisen durch die Landschaft und dieses, also diese Final Frontier,
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dass wir dann halt auch hier wieder diese Achse des Nicht-ist-etablierten, das Zurücklassen.
0:21:55–0:22:00
Eben neue Sachen auszuprobieren, dieser ganze Aufbruch, der sich auch in diesem
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ganzen Western-Movie, in diesem Western-Genre wiederfindet.
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Also deswegen wird auch das The Road Movie als ein Sub-Genre des Westerns eingeordnet.
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Genau, das wäre jetzt mal so die lange Einleitung.
Micz Flor
0:22:12–0:22:16
Aber einen muss ich noch sagen, mit Jackie Chan in 80 Tagen um die Welt ist
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ja quasi die Geschichte schon so angelegt, dass man den,
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transglobalen Roadmovie daraus.
Florian Clauß
0:22:23–0:22:31
Ja, es gibt auf der Seite von Wikipedia sind auch überall verschiedene weltweite
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Ausprägungen von Roadmovie.
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Ich habe jetzt nur diese ganzen popkulturellen des globalisierten Nordens genommen.
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Da gibt es aber auch in Indien ganz viele Roadmovies und so weiter.
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Aber da kenne ich mich nicht so aus.
0:22:46–0:22:50
Das habe ich jetzt erstmal draußen gelassen. Bei Civil War kommt dann nämlich
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Ich nehme diesen Roadmovie noch ein zweiter Aspekt.
Micz Flor
0:22:52–0:22:56
Sag noch mal ein bisschen was dazu, Director, ja.
Florian Clauß
0:22:56–0:23:00
Genau, ich wollte jetzt gerade das so ein bisschen als Einstieg nutzen,
0:23:00–0:23:03
um dann eben auch gleich über den Regisseur zu sprechen.
0:23:04–0:23:15
Civil War ist quasi ein Mix aus Roadmovie und Kriegsfilm und wurde von Alex Garland gedreht.
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Alex Garland ist eine Figur, die mir immer wieder aufgefallen ist und die ich
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auch immer wieder so mit einem großen Auge beobachtet habe.
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Der hat sein Regie-Debüt 2015 mit Ex Machina gehabt.
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Ich weiß nicht, ob du den gesehen hast.
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Ex Machina geht um eine künstliche Intelligenz, also ein Kammerspiel.
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Und der hat auch eine ganz eigene Ästhetik. Und diese Ästhetik findet man in
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verschiedenen Galan-Filmen so wieder.
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Also die Innenräume, wie er die gestaltet, meistens sehr exklusiv.
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Und dann hat der 2018, den zweiten Film, den er gedreht hat, war Anni-Lation.
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Das war eine Netflix-Produktion.
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Da geht es in Anni-Lation, die deutsche Übersetzung ist Auslöschung.
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Da geht es um so ein Tube von Frauen, die dann in einer, ich glaube,
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das ist auch so eine dystopische Welt, ich kriege es nicht mehr ganz zusammen,
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aber die im Prinzip so einen Pollen.
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Wo dann so diese, so ein bisschen wie Stalka, also es gibt so eine Zone um dieses
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Portal, wo dann so die Naturgesetze irgendwo aufgehoben sind und letztendlich
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löst sich dann alles so ein bisschen in Muster. Aber ich kriege die Story nicht zusammen.
Micz Flor
0:24:35–0:24:36
Das ist ganz stummhaft.
Florian Clauß
0:24:36–0:24:37
Das zählt jetzt.
Micz Flor
0:24:37–0:24:39
Aber du hattest mir den damals empfohlen und ich habe den gesehen.
0:24:39–0:24:42
Und weil ich dann irgendwie so wenig Filme nur sehen konnte zeitlich,
0:24:42–0:24:46
meine ich mich noch ein bisschen daran zu erinnern, dass das so ein bisschen wie bei Swamp Thing,
0:24:46–0:24:51
also dass dann eben in dieser Zone dann auch so Tiere nur noch so halbtransparent,
0:24:51–0:24:54
transparent, also Bären, so ein Bär läuft durch, man konnte so durchgucken,
0:24:54–0:25:00
sieht dann, der ist mehr Gewächs als Tier, also mehr Pflanze als Leerwesen, aber
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es bleibt offen, worum es denn da geht. Also es ist einfach eher so ein,
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evozierender Fantasy-Film, wo man nicht wirklich auch auf einen Punkt und auf
0:25:11–0:25:13
eine Lösung oder auf irgendwas kommt.
Florian Clauß
0:25:13–0:25:17
Es gibt keinen... Es ist so ein bisschen wie 2001, das Ende.
0:25:17–0:25:20
Es lässt das offen philosophisch, kann man viel drüber nachdenken,
0:25:20–0:25:24
aber es hat schon so eine Grund, so eine etwas düstere Stimmung, sag ich mal.
0:25:24–0:25:30
Aber ich fand den auch recht stark von den Emotionen, die der Film so hervorgerufen hat.
Micz Flor
0:25:31–0:25:32
Natalie Portman war da, oder?
Florian Clauß
0:25:33–0:25:37
Ich glaube, sie hat einen relativ gut bekannten Cast für den Film.
0:25:38–0:25:44
Dann hat er eine Serie 2020 geguckt, die habe ich jetzt auch gemacht,
0:25:44–0:25:48
die habe ich geguckt, ja, in Vorbereitung zu diesem Podcast, Devs heißt die.
Micz Flor
0:25:50–0:25:52
Das ist wie Tode oder wie Taube?
Florian Clauß
0:25:52–0:25:56
Nee, wie Entwickeln, also wie Development.
Micz Flor
0:25:57–0:25:58
Ah, Devs, okay.
Florian Clauß
0:25:58–0:26:05
Es geht um einen Konzern, einen Tech-Konzern, der ein geheimes Projekt hat, Devs.
0:26:06–0:26:09
Dieser heißt so und geht um Quantencomputer.
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Ja, das ist schon auch sehr stark erzählt. Und in der ersten Folge wird dann
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im Prinzip ein Entwickler in diese kleine Entwicklungsgemeinschaft,
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die halt dieses DEVS-Projekt betreiben darf, wird rekrutiert.
0:26:25–0:26:28
Der stellt sich aber als Spion für die Russen raus und wird dann ermordet.
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Und die Freundin von ihm versucht diesen Mord dann aufzuklären,
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weil sie nicht ganz glaubt, dass er sich dann quasi selber verbrennt hat. Die stellen das so nach.
0:26:39–0:26:45
Und der ist aber so ziemlich deterministisch, aber auch toll gemacht.
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Der Garland dreht mit einem Figurenensemble, wo auch jetzt ganz viele Figuren,
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von denen in Civil War die gleichen Schauspieler da auch auftreten.
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Also er hat so seinen Kreis, mit dem er gerne arbeitet.
0:27:02–0:27:07
Merkt man auch. Das ist wirklich ein eingespieltes Team, kann man so sagen.
0:27:07–0:27:10
Devs ist durchaus, also ich will jetzt nicht so viel davon erzählen,
0:27:10–0:27:12
weil ich dann schnell ins Spoilen komme.
0:27:12–0:27:14
Es kann man gucken, sollte man gucken.
0:27:15–0:27:18
Dann, was interessant ist, und da wirst du denen auch wahrscheinlich,
0:27:19–0:27:23
weil du vorhin Brad Pitt gesagt hast, der Nächste, der mir da auch immer so
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kommt, ist Leonardo DiCaprio.
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Ich meine, diese beiden sind, glaube ich, für mich so eine der besseren Schauspieler in Amerika.
0:27:34–0:27:41
Und der Garland hat am Anfang, war ja Autor und hat das Buch The Beach geschrieben.
0:27:41–0:27:44
Danny Boyle hat das dann verfilmt 2000.
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Er hat weiterhin viele Drehbücher geschrieben, die auch interessant sind.
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Nämlich hat er auch ziemlich viel mit Danny Boyle gearbeitet.
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Also Garland ist Brite, muss man auch dazu sagen. Obwohl dieses Civil War ja
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so ein uramerikanisches Thema ist.
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Und er hat auch viel in Amerika produziert und gedreht.
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Aber er ist ursprünglich Brite.
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Und die Verbindung hier mit Danny Boyle hat dann das Drehbuch zu 28 Days Later
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geschrieben. dann auch das Drehbuch zu Dread Judge Dread?
0:28:15–0:28:19
Nee, Dread, Judge Dread ist quasi die Vorlage, die Comicvorlage,
0:28:19–0:28:26
aber es gibt eine Episode, die heißt nur Dread in diesem monolithischen Riesenhaus, ja, ja, genau mit.
Micz Flor
0:28:26–0:28:29
Der Frau von Game of Thrones ja.
Florian Clauß
0:28:29–0:28:33
Ich glaube ich weiß nicht, ich habe den tatsächlich gestern gesehen und ich
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fand der ist von 2012 ja, stimmt, das ist die jetzt weiß ich auch,
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warum mir die so bekannt vorkam,
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die dann eben so ein Drogenimperium in diesem Mega-Block aufgebaut hat.
0:28:45–0:28:50
In Palm Trees, so heißt der Block. Das ist im Prinzip auch so eine Zukunftswelt,
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wo dann ganz, ich glaube, es ist irgendwo bei L.A.
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Dann so Riesentürme, Wohntürme, wo 75.000 Leute drin wohnen,
0:28:58–0:29:01
wo dann halt so ein bisschen wie Kowloon dieses...
Micz Flor
0:29:01–0:29:03
Ja, das ist auch die Vorlage.
Florian Clauß
0:29:04–0:29:08
Ja, das ist die Vorlage. Und der ist auch wirklich nach wie vor,
0:29:08–0:29:11
ich meine, vor zwölf Jahren ist der da quasi gedreht worden.
0:29:12–0:29:16
Hat der, funktioniert der noch so gut? Das ist echt toll, dass der auch von
0:29:16–0:29:20
den Effekten her das so gemacht hat, dass es nicht alt wirkt.
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Also den kann man auch gucken. Auch Guckempfehlungen.
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Genau, das waren so seine, erst mal seine Anfänge als Drehbuchautor und Autor.
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Und jetzt hat er sich mehr und mehr in diese Arbeiten als Regisseur. vertieft.
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Civil War, das Setting ist im Prinzip USA in naher Zukunft und es herrscht Bürgerkrieg.
0:29:45–0:29:53
Was ganz viele den Film angelastet, beziehungsweise wo viele Leute nicht klargekommen
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sind, ist, es gibt quasi zwei Parteien in diesem Bürgerkrieg.
0:29:57–0:30:02
Die eine sind die Loyalisten, das sind die, die auf der Seite des Präsidenten stehen.
0:30:02–0:30:07
Und die andere ist die Western Federation. Und das Western Federation,
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also Plot ist, dass die Western Federation jetzt versuchen, nach Washington D.C.
0:30:15–0:30:19
Vorzudringen, weil sich eben der Präsident unerlaubterweise zu einer dritten
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Amtszeit quasi sich selbst ernannt hat.
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Und die Western Federation ist ein Zusammenschluss zwischen Kalifornien und Texas.
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Also was jetzt irgendwie aufgrund dieser ganzen aktuellen politischen Lage in
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den USA überhaupt nicht denkbar ist, dass eben Kalifornien und Texas zusammen
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eine Föderation schließen.
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Das heißt, Garland hat sich hier ganz bewusst eben aus diesen ganzen aktuellen
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politischen Strömungen rausgenommen und setzt einfach irgendwas auf,
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das erstmal so überhaupt nicht einordnenbar ist.
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Du kannst nicht sagen, schwarz gegen weiß oder irgendwie so Republikaner gegen
0:30:58–0:31:01
Demokraten und Mager gegen irgendwie...
Micz Flor
0:31:02–0:31:04
Also ich würde es anders sagen, ich habe den Film nicht gesehen,
0:31:05–0:31:07
deshalb kann ich es nicht wirklich aus dem Film heraus argumentieren,
0:31:07–0:31:08
aber ich hatte das Gefühl,
0:31:08–0:31:13
dass es eher um die Ecke gedacht ist zu sagen, hey, wenn Texas und Kalifornien
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eine Allianz bilden, ist es so unwahrscheinlich, dass mir keiner ankreiden kann,
0:31:17–0:31:21
ich hätte da also den Zeitgeist des Politischen aufgegriffen.
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Ich denke trotzdem, dass jeder diese Parallelen zieht, die du denkst,
0:31:29–0:31:30
die man nicht ziehen könne.
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Und ich habe eher das Gefühl, dass es halt ein Kniff war, um da rauszukommen,
0:31:34–0:31:36
dass man ihm das vorwerfen könne.
Florian Clauß
0:31:36–0:31:40
Ja, ja, auch natürlich. Das kann es auch sein.
0:31:40–0:31:44
Also erst mal, um sich selber da nicht irgendwie so einem politischen Lager
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zuzuordnen und auch einen Kniff sich da rauszuziehen, klar.
0:31:48–0:31:51
Aber trotzdem ist es ja erstmal so eine Parallele. Ich habe das,
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das waren halt so Originalstimmen und Kritiken.
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Weil so, dass halt Leute wirklich aus dem Kino rausgegangen sind,
0:31:58–0:32:01
weil sie nicht damit zurechtgekommen sind, dass es halt so überhaupt nicht mit
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der Realität in Amerika zusammenkommen kann.
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Und das ist so das, was dann halt, wo dann halt so dieser objektive Kommentar einfach gefehlt hat.
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Also insofern ist dieses Szenario so, dass eben diese Western Federation nach Washington D.C.
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Vordringt. Im Handlungsmittelpunkt steht eine Kriegsfotografin.
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Lee heißt sie, wird eingeführt. Die wird von Kirsten Dunst gespielt.
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Kirsten Dunst kennst du vielleicht aus...
Micz Flor
0:32:35–0:32:36
Spiderman.
Florian Clauß
0:32:36–0:32:38
Spiderman, richtig, genau.
Micz Flor
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Oder Nostalgia. Wie hieß der immer?
Florian Clauß
0:32:41–0:32:43
Das war von Lars von Trier.
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Klingen wir nochmal raus. Sie hat auch in Fargo gespielt.
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Fargo hat sie in der zweiten Staffel zusammen mit ihrem jetzt Ehemann, Jesse Plemms.
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Das ist, ich weiß nicht, ob du den kennst, aber das war wirklich Plemms.
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Der ist, das ist unglaublich, der ist im Breaking Bad groß geworden.
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Der sieht Matt Damon so ähnlich, dass ihn alle Meth Damon dann genannt haben.
0:33:13–0:33:15
Weil der, das war wirklich wahnsinnig,
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weil ich dachte, hä, spielt jetzt Matt Dane mit in Breaking Bad.
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Und der spielt da halt auch so einen ganz üblen Charakter, ja,
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also das kann er gut üble Charakter spielen und der hat auch eine kleine Nebenrolle in Civil War wo er auch,
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eigentlich so eine Schlüsselrolle, ne, aber eine kleine in einer kleinen Episode,
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in einer kleinen Episode in einer Hauptrolle,
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wo er dann auch dieses ganze Übel, also er ist im Prinzip so ein Warlord,
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ja Diese Schlüsselszene ist dann halt so, dass in der Szene dann zwei von diesen
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Presseleuten, die eben aus Asien kommen, bringt der um, schießt der.
0:33:51–0:33:56
Und das ist halt so wirklich so ein bisschen an dieser, es ist so wie bei Apocalypse
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Now oder Heart of Darkness.
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Das ist halt so wirklich so ein Area, wo dann halt keine Gesetze mehr herrschen,
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sondern nur noch der Lord dann regiert.
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Und diese Figur heben gerade so ein Massengrab auf und schmeißen dann alle möglichen
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Theoristen, die sie halt willkürlich umgebracht haben.
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Und es ist klar, dass die in dieser Szene halt nicht mehr lebend rauskommen.
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Das wird in allen irgendwie klar. Und das ist auch die einzige Szene,
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wo dann die Hauptdarstellerinnen keine Kamera in der Hand haben.
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Wir sind halt unbewaffnet quasi und sind dem dann gegenüber.
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Und dann fragt er ja, what kind of American are you?
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Und das ist die Frage, what kind? Also da kommt schon wieder diese politische Dimension mit rein, ne?
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Die kommen dann letztendlich aus der Situation raus, dass eben einer,
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der noch im Auto gewartet hat, fährt die halt um, die Soldaten und ...
Micz Flor
0:34:45–0:34:45
Das ist aber mega...
Florian Clauß
0:34:45–0:34:49
Nee, ich muss den Film spoilen vorweg. Ich erzähle den wirklich durch.
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Ich werde da nicht, also um halt auch irgendwie das auch weiter einordnen zu können.
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Also er fährt die um und rettet die dann raus, wird dabei aber selber getroffen
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und stirbt dann auch. Also ich nehme jetzt gerade so...
Micz Flor
0:34:59–0:35:03
Das ist aber richtig spoilen, Mensch. Und dann richtig. Und der stirbt doch
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noch. Das ist für das Spoilen gar nicht notwendig. Aber ich will es einfach sagen.
Florian Clauß
0:35:06–0:35:10
Nein, nein. Moment, aber ich dachte, ich hätte das klar gemacht.
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Ich muss den Film durcherzählen, um dann weiter darüber sprechen zu können.
Micz Flor
0:35:13–0:35:16
Ja, ja, auf jeden Fall. Ich habe ihn nicht gesehen, aber natürlich kenne ich
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diese Rolle aus dem Trailer mit der roten Brille, der mit dem Gewehr im Anschlag
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da so genussvoll seine Macht exerziert.
Florian Clauß
0:35:26–0:35:31
Genau, also das ist so eine Schlüsselszene, bevor die nach Charlottesville kommen.
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Charlottesville, da ist diese Western Federation, aber ich muss jetzt mal vorne
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anfangen, wo ich gerade aufgehört habe.
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Nämlich Lee, die eine alte Fotografin, Kriegsfotografin, alt im Sinne von,
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die hat das schon in allen möglichen Ländern und Kontinenten gemacht und ist
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halt auch wirklich so ein bisschen abgefuckt so.
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Und du merkst jetzt, die wirklich so sehr professionell ist,
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aber hat einen total müden Blick und ist auch von ihrer Art total abgebrüht.
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Also sie guckt dann halt wirklich so, wie sie dann eben da heil rauskommt auf der einen Seite.
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Auf der anderen Seite, dass sie auch liefert. Aber hat dann auch irgendwie so
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die Lebenslust verloren, merkt man schon so.
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Und es gibt eine junge Fotografin, die Jessie heißt die in dem Film.
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Und die wird gespielt von Kelly Spini oder Spanny.
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Das ist eine...
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Schauspielerin, die jetzt auch in Devs mitgespielt hat.
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Eigentlich dann jung, aber die ist noch sehr jung. Sie sieht auch sehr jung.
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Aber die hat jetzt gerade hier mit Elgin Romulus spielt sie auch die Hauptrolle.
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Also sie hat jetzt quasi so zwei fette Filme in diesem Jahr.
Micz Flor
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Hast du den gesehen? Ja. Okay, magst du da eine Roadmovie-Serie?
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Weil ich ihn wahrscheinlich auch wieder zeitlich nicht hinkriege zu sehen,
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wäre ich auf dich angewiesen.
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Spoiler ihn mir mal so richtig.
Florian Clauß
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Das kann ich gerne machen, aber ich würde keine Episode draussen machen.
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Genau, und sie spielt die junge, unerfahrene Fotografin, deren Vorbild die Lee ist.
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Und es gibt eine erste Szene, wo sie dann auch, also die junge Fotografin, geschützt wird von ihr.
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Die sind gerade dabei, eine Demonstration zu fotografieren zwischen Kriegsgegnern
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oder wie auch immer und den Ordnungskräften. und dann rennt eine mit so einer
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amerikanischen Flagge, rennt halt in die Demonstration rein und zündet eine Bombe.
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Und in diesem Bomben-Splitterhagel zieht dann Lee Jesse dann hinters Auto und
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damit schützt sie sie auch.
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Das ist halt auch nochmal eine Schlüsselszene, die dann am Ende des Films auch noch runterspielt.
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Und aus irgendwelchen Gründen, also sie sind erstmal hier, pass auf und ja,
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okay, danke, dass du... Und aus irgendwelchen Gründen passiert es dann,
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dass diese Jesse mit auf diese Reise genommen wird.
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Ziel der Reise ist, sie wollen, sie haben gehört.
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Der Präsident ist eben im Weißen Haus, umzingelt von den anderen.
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Und das ist jetzt so die letzte Möglichkeit, dass man noch ein Interview machen
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könnte, was aber komplett ausweglos ist, weil nämlich die ganze Front ist schon
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zugestellt. Die kommen da gar nicht so einfach hin.
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Aber die setzen sich dann ins Auto. Das sind dann Lee, Jesse und es sind noch
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zwei andere Korrespondenten.
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Ein älterer und ein junger, mit dem Lee auch immer zusammenarbeitet.
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Und die setzen sich ins Auto und fahren nach Washington. Die sind in Brooklyn.
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Und wenn man guckt auf der Karte, die Entfernung zwischen Brooklyn und Washington,
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sieht man, da habe ich auch einen Film, den muss ich extra anhalten,
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den Film, das nochmal nachzuprüfen.
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Und der meint, nach Washington sind es halt 875 Meilen.
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Und ich so, Moment mal, New York, das liegt doch.
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Und da habe ich auf Google Maps geguckt, die liegen halt nur so 250 Meilen auseinander.
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Und dann ist aber klar, dass die halt irgendwie so, weil Charlottesville liegt
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halt auch südlich von Washington, dass sie halt so dieses ganze Gebiet halt
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weiträumig umfahren müssen, um dann halt auch zu Washington vom Süden dann hochzukommen.
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Also das fand ich immer so ganz gut.
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Und dann sagt er, hä, okay, ja, es ist Krieg.
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So, genau. Und dann machen sie sich auf und fahren halt in diesem Auto.
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Das ist so ein Van, der dann halt auch so eine Schiebetür hat,
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ein bisschen stabiler gebaut.
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Mit dem fahren sie dann übers Land und dann kommen sie halt in die einzelnen Stationen an.
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Also das ist schon so toll inszeniert in dem Film, diese ganze Endzeitstimmung.
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Also es ist so ein bisschen dystopisch, wie wir das aus Zombiefilmen kennen.
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Du siehst halt überall die rauchenden Autos.
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Es ist ja so eine Segewohnung, so ein Pattern, wo du...
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Erwartest, jetzt kommt ein Zombie oder es kommt, also du erwartest,
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du bist die ganze Zeit immer in diesen Adrenalinstress, ja, in diesem Jumpcut-Stress,
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aber der passiert nicht unbedingt, ne, also wird schon alles immer sehr,
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also es wird sehr vorbereitet.
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Es ist uns nicht, wo du dann halt irgendwie so vom Sitz aufspringst,
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sondern es ist alles, es ist recht hart, ne, also es ist schon hart erzählt,
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du siehst halt wirklich so sehr explizite Szenen.
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Die erste Station, wo sie ankommen, ist eine Tankstelle, wo die halt auch jede
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Möglichkeit nutzen müssen, um zu tanken, ja, dann parken da und dann sieht halt
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Lee im Augenwinkel, dass dann zwei in so einer Garage dann aufgehangen sind an den Händen.
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Dann geht aber Jesse dahin und versucht dann zu verstehen, was ist denn da?
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Und dann kommt halt der eine Typ, der peiniger von denen und der sagt so,
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ja, nee, das sind Loyalisten, die haben wir jetzt hier aufgehangen,
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weil die haben noch geheime Informationen und es ist halt klar,
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dass die zu Tode gefoltert werden.
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Und dann ist die Jessie, die Junge, so im Schock.
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Und Lee ist dann so ganz abgeheift und meint so, ja, stell dich doch mal zwischen
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die beiden auf und macht halt das Bild.
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Und dann kommt halt Jessie dann die Frage, ja, warum habe ich nicht fotografiert?
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Und in diesem Moment findet sie, glaube ich, so ihre Funktion und Profession,
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ja, das, nie mehr ohne Kamera zu gehen, nicht mehr dieses, ich bin eine Fotografin,
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ja, und ich bin eine Kriegsfotografie, ich muss dieses Geschehen ganz hautnah immer auffangen,
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das wird dann so in ihr so instanziert.
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In der nächsten Szene, in der nächsten Station, wo sie ankommen,
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sehen sie auch dann tatsächlich so einen Häuserkampf, der auch krass inszeniert
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ist, wo dann immer der eine Korrespondent, der Korrespondent dann hinter der
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Fotografin, der Jessie, ist und sie dann immer so zurückzieht.
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Also es ist halt immer so, also es geht auch immer irgendwie nach Protokoll,
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sind diese Militärfilme, wo dann halt immer check, check, behind.
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Go! Eleven! Da wird halt irgendwelche Finger hochgehalten.
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Die Leute wissen, was dann zu tun. Also halt dieses Militär-Jean-Golf,
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wo ich nicht drinstecke.
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Wie die dann in diesen Kugelhagel sind. Und du fragst dich ganz,
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warum kann da nicht mal zu lebend rauskommen? Das ist wirklich so total dramatisch.
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Du merkst es wirklich hautnah, wie die dann immer unter ihrem Einsatz des Lebens diese Fotos machen.
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Und man hat dann fast das Gefühl, dass die Kamera so eine Hybris der Unverletzlichkeit
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ausstrahlt. Und je mehr die dann halt fotografieren, umso mehr sind sie geschützt.
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Und sie hat dann auch so wirklich waghalsige Situationen, wo sie dann halt auch
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immer wieder so hinter so einer Säule zurückgezogen werden.
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Und dann werden auch eben die Loyalisten, werden dann gefangen genommen und hingerichtet.
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Und es gibt nicht mehr diese Position des Urteilens, sondern eigentlich nur noch des Beobachtens.
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Das heißt, am Anfang, als sie diese Menschen da in der Garage hängen sehen,
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da war sie erst mal auch so dabei, ein moralisches Urteil zu fällen. Aber das geht da nicht.
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Das merkt man in der Figur Ali, dass sie auch sämtliche moralischen Implikationen
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einfach abgelegt hat, um nicht in einen Konflikt mit ihrer Funktion zu kommen.
Micz Flor
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Ich habe es nicht gesehen, aber ich frage dich jetzt einfach aus dem Interesse
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von dem, was du erzählst. diese kein moralisches Urteil fällen,
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ist das, weil sie abgestumpft ist, weil alles einfach so schlimm ist?
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Oder ist das, weil sie das nicht, wie du sagst, also aus dem Beruf heraus,
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ich fälle nicht, sondern ich dokumentiere?
Florian Clauß
0:43:11–0:43:14
Ja, ich glaube, da können wir gleich noch mal darauf zurückkommen,
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in dem Ende der Film so ein Teil an dem Ort drin liegt.
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Und es geht, glaube ich, schon so um dieses bedingungslose Ausfüllen der Funktion,
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das eben auch damit zusammenhängt, eben überhaupt keine Urteile machen zu können.
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Also das heißt, nur in dieser Position kann sie überhaupt als Kriegsfotografin arbeiten.
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Also so verweggenommen, ja.
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Dann die nächste Station, wo sie hinkommen, ist so ein altes Stadion,
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wo dann so, ne, ne, komm, nochmal Feuer, das ist auch lustig.
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Dann kommen sie nämlich vorher in so eine Stadt, die einfach komplett ignoriert
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haben, dass es Krieg ist.
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Wo dann halt so die, also wie so ein bisschen bei Last of Us,
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ja, wo die halt auch in so einer, es gibt eine Boutique, es gibt normale Läden,
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ja, man kann einkaufen, man kann ganz normal sich bewegen und alle warten so, was ist das hier?
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Ja, und die sagen halt irgendwie, pff, ja, egal, wir haben das einfach ignoriert von
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Die haben ihre Blase so aufgebaut und die funktioniert. Also so ein bisschen
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auch so ein Zwischenzustand, so eine heile Welt, die sie auf einmal so erfahren können.
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Und dann sind sie, also was man noch dazu sagen muss, Jessie,
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die junge Fotografin, arbeitet noch mit einer Nikon F2, also einer Analogkamera.
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Und sie sitzt dann immer abends da und sie sind in so einem Stadion,
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wo im Prinzip auch so eine, ja, wo Flüchtlingslager, aber so ein bisschen so
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eine Hippie-Gemeinschaft sich da so gebildet hat.
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Und sie sitzt in so einem Stadion und entwickelt diese Filme,
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scannt dann die Negative mit ihrer Kamera und hat dann ein Gespräch mit Li,
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wo sie dann erstmal sagt, also im vorigen Verlauf hat sie dann gesprochen,
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ja, ich möchte jetzt so Fotos machen wie du Und Lee meinte, ja,
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das kann man nicht unbedingt kontrollieren.
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Es passiert, ja. Und dann sitzt sie halt da und macht diese Fotoauswahl.
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Lee sitzt sich neben sie und meinte halt irgendwie von den 30 Fotos, meinte, this is the one.
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Okay, der hat halt irgendwie das Bild geschossen. Und damit hat sie auch ihre
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Profession gefunden, hat gespürt, dass sie halt so werden kann wie sie.
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Das war halt, weil sie das Bild gemacht hat, ja. Aber das ist,
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glaube ich, nochmal so ganz wichtig für sie als Figur in dieser Situation.
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Dann kommt diese eine Szene, die ich vorhin schon erzählt habe.
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Da gibt es noch irgendwie so zwei Korrespondenten-Kollegen, diese asiatischen Kollegen.
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Treffen sie dann auf der Straße, machen so ein kleines Rennen.
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Das ist ein Zufallstreffen. Und dann gibt es so eine waghalsige Aktion,
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wo die dann halt, also so aus Verrücktheit.
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Dann halt durch das Fenster dann die Fahrer wechseln oder die Beifahrer wechseln
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und auf einmal ist das andere Auto weg, als es dann wegfährt.
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Und dann kommt diese Situation mit Jesse Plemons, da finden die sich wieder
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und die anderen vorgefahren waren schon nervös geworden, haben das Auto auf
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einmal gesehen und wussten, okay, jetzt ist wirklich was, jetzt haben wir ein
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Problem und kommen dann eben raus.
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Ich habe noch eine Episode vergessen, die will ich noch mal kurz nachliefern.
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Das ist auch so, die Ästhetik ist auch ganz gut.
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Wirklich so ein bisschen wie bei Station Eleven.
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Auch eine Serie, die ich da dir sehr ans Herz legen will zu sehen.
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Auch eine Endzeit-dystopische Serie, wo auch eine total idyllische Landszenerie,
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du siehst ein großes Haus,
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du siehst so absurderweise überall so Weihnachts-Accesswasser,
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Du hast da ein großer Schlitten und dann siehst du halt so einen Elch und so weiter.
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Und auf einmal hörst du halt irgendwie, die sind schon skeptisch,
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fahren ein Stückchen vor.
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Und auf einmal fällt so ein Schuss und es ist klar, okay, wir werden hier von
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Scharfschützen, werden wir hier beschossen und die finden einen Unterschlupf.
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Und du siehst auf einmal so unter so einem Tarngrasanzug, siehst du dann so
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zwei andere Scharfschützen, die halt ihn ins Visier nehmen.
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Und dann ist auch die Frage, was macht ihr hier, wer seid ihr?
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Und dann ist halt auch alles von irgendwie so, wer ist wer, komplett aufgelöst,
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weil es komplett egal ist.
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Also sie müssen halt irgendwie die schießen, wir schießen, wer sind wir?
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Also sie können gar nicht mehr darauf ernsthaft antworten.
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Und dann löst sich die Situation, indem sie den halt einfach auch dann treffen.
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So, jetzt können wir weiterfahren.
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Und die sind dann in Charlottesville, in dieser Militärbasisstation,
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die auch ganz episch erzählt wird, mit was da alles für Kriegsgeräte sind.
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Panzer, dann fliegen halt massig von solchen Flugzeugen über das Gebiet und
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die dringen dann vor nach DC und dann gehen sie halt wirklich so mit einem Trupp nach DC.
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Dann auch wirklich spektakulär inszeniert. Also so ein bisschen wie Children
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of Man, diese Szene. Hast du die gesehen?
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Wo du dann halt wirklich so das Gefühl hast, die sind im Kampfgeschehen.
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Und da ist immer diese ganze Militarisierung, wie die dann halt losrücken, in welchen Trupps.
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Und dann kommt die und du bist die ganze Zeit auch so mit am Ducken.
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Und also wirklich so voll in diesem Geschehen mit drin.
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Und denen gelingt es dann eben nach so einem Täuschungsversuch.
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Ist klar, dass der amerikanische Präsident dann noch im Weißen Haus ist.
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Es gab so ein Manöver, dass die irgendwelche Fahrzeuge rausgeschickt haben,
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wo die dachten, der ist drin.
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Und dann gehen halt ein paar mit. Aber die bleiben halt da, gehen in das Weißhaus
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rein und sind dann halt wirklich direkt dabei in den Trupp, die dann eben diese
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Entourage um den Präsidenten stellen.
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Ja, der Präsident hat sich noch verschanzt. Dann kommt es zu dieser Szene und
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du siehst halt Jesse schon immer voll krass dabei.
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Also viel, viel engagierter als Lee fotografiert. Lee hat auch einen Panikanfall
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und kann nicht mehr so, kann nicht mehr fotografieren. Das ist dann wie gelähmt.
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Und Jessie hat man das Gefühl, die ist noch viel aufgeladener und viel mehr
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am Attackieren mit Fotografien.
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Und da gibt es halt eine Szene, wo sie dann halt in einem Gang so sitzt und fotografiert.
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Und dann kommt auf der anderen Seite auch der Schütze und hat sie dann halt
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als Zielobjekt identifiziert.
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Und dann ist auch Lee klar, sie wird jetzt abgeschossen.
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Also Jessie wird jetzt abgeschossen. Und die stürzt sich quasi dann zwischen
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der Kugel und Jessie. Und dann wird sie getroffen, Lee statt Jessie.
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Und du siehst aus der Kameraperspektive von Jessie, wie sie dann halt im Fallen
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den Tod von Lee dann so dokumentiert.
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Und dann siehst du, wie so ein gefallener Engel so fällt.
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Und dann geht sie aber weiter mit, mit der Gruppe, die dann halt den Präsidenten stellt.
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Und die waren ja ursprünglich gekommen, um das letzte Interview mit dem Präsidenten zu halten.
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Und dann fragt auch der Joey, fragt dann den Präsidenten,
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Was ist ihr letztes Statement? Er will nicht getötet werden von denen.
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Und dann siehst du halt irgendwie so, wie sie den abknallen.
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Und so eine Reihe von, also du hast auch immer so inzwischen eine Reihe von
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so diesen typischen Eroberungsfotografien,
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wo dann halt so die Leichen da liegen, die gerade erschossen wurden und die
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Soldaten als Sieger dann sich so positionieren.
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Also diese Bilder, die dann halt so in die Weltöffentlichkeit kommen und dann
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halt so das repartieren in diesen ikonischen Bildern. Dann werden die halt so
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eine Reihe von Bildern im Abstand gezeigt.
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Das wird dann eben so demonstriert.
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Ja gut, das ist halt eben diese ikonische Funktion von Fotografie in solchen Ereignissen.
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Und das ist ja auch immer die Frage von Kriegsjournalismus, dass halt im Prinzip
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da die Bilder geliefert werden, die auch das ganze Kriegsgeschehen maßgeblich
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beeinflussen und auch die Geschichte der Sieger erzählt.
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Also es ist ja eine unglaublich hohe Symbolik in diesen Bildern drin,
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die aber auch auf so einer ganz platten Körperlichkeit dann beruhen.
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Nämlich wer liegt unten, wer ist da tot und wer ist derjenige, der da posiert.
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Also das ist jetzt mal so ganz grob gespoilt, der Film. Tut mir leid, Mitch.
Micz Flor
0:51:10–0:51:13
Nee, nee, total okay. Ich fände den, glaube ich, eh zu hart zum Gucken.
Florian Clauß
0:51:14–0:51:18
Ja, der ist schon recht, also der ist wirklich schon recht verwirrend.
0:51:18–0:51:23
Was man auch sagen muss, das wäre nochmal so ein Attribut für Roadmovies,
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ist nämlich auch immer der Soundtrack, also die Musik dazu.
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Und die ist bei dem Film auch sehr ausgewählt.
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Also das ist durchaus, man kann dann auch auf Spotify den Sound anhören.
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Es ist eine gute Kollektion von Liedern, die auch so ein bisschen immer so eine
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Schere machen zwischen dem Geschehen und dem dargestellten brutal zu sehen.
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Dann hörst du aber so Country-Musik, die dann halt irgendwie so ein,
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eher so eine wohlige Atmosphäre ausstürmt. Ist aber auch ein Kommentar dann
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in dem Moment, klar, kann Musik dann machen.
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Genau, das ist so der Film, aber ich wollte nochmal, bevor ich jetzt tiefer
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in diese, ja, Interpretation kann man jetzt nicht sagen,
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aber vielleicht nochmal den Bogen zur Kriegsfotografie spannen,
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weil das hat mich ja dann auch in der Auseinandersetzung mit dem Film total
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beschäftigt und da gibt es auch ganz tolle Analogien, Was in dem Film als Bürgerkrieg
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von Amerika, wenn du dann in den tatsächlichen Bürgerkrieg, Sezessionskrieg,
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in den amerikanischen Sezessionskrieg, da wurde tatsächlich zum ersten Mal professionelle
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Fotografie, also professionell die Fotografie als Medium eingesetzt.
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Also der Sezessionskrieg ist 1861 bis 1865, wo dann eben die Föderierten gegen,
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die Nord-gegen-Süd-Staaten, wo die eben sich bekriegen.
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Und vielleicht noch einen Schritt zurück zur Geschichte der Fotografie.
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Die Fotografie fing dann so in den 1840er Jahren an, so Verfahren zu entwickeln,
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dass die dann halt auch wirklich industriell in größeren Maßstäben eingesetzt werden konnten.
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Es gab so ein Entwicklungsverfahren, das hieß, warte mal, das muss ich jetzt
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tatsächlich nochmal nachgucken.
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Das ist von einem Maler entwickelt worden.
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Der Maler hieß Dagür und das war dann die Dagürre Topis.
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Also im Prinzip die Entwicklung, wo dann auch das Entwickeln selber sehr gesundheitsschädlich
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war, weil die alle mit so Quecksilber und so weiter gearbeitet haben.
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Und das ganze Verfahren war auch sehr aufwendig.
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Aber was interessant war, dass dieser Maler Dagür die Ergebnisse erzielt hat,
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Das waren ganz feine Linien, also
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es war wirklich so eine ganz feine Reproduktion, fast wie eine Malerei.
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Und wenn man dann irgendwie vergleicht, wo sich Medien abgelöst haben,
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jetzt auch in der Gutenberg-Bibel, also zum ersten Mal eben diese Druckstücke aufgekommen sind.
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Und die mussten ja direkt, Gutenberg musste ja quasi mit der gemalten Bibel konkurrieren.
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Die gemalten, also die handschriftlichen Bibeln, die in Klostern immer hergestellt
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wurden, die wurden ja auch, also wenn du die Alten guckst, ist es sehr naheliegend,
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dass irgendjemand auf die Idee gekommen ist, dass man das auch irgendwie drucken könnte,
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weil die handschriftlichen gemalten Bibeln sind halt auch wie so Druckschrift,
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unglaublich verziert und so weiter.
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Aber das Verfahren, also so wie Gutenberg sich quasi im Markt nur durchsetzen
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konnte, indem er genauso gut oder etwas besser als die handschriftlichen Bibeln waren.
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Und da die schon so einen unglaublich hohen Standard gesetzt haben,
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hat es halt auch lange gedauert, bis er halt wirklich so dann das Verfahren
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und diesen Standard technisch entwickeln konnte.
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Ähnlich würde ich jetzt mal behaupten die Parallele zur Fotografie des Göbb
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ja diesen Historienmaler, die dann halt auch die Schlachtfelder dann so.
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Gemalt haben nach dem Schlachtfeld und so weiter. Auch so ein Snapshot von der
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Geschichte dann halt auch einzufrieren.
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Und so, dass sich das Medium Fotografien auch nur so durchsetzen konnte,
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indem es halt mal die Malerei dann halt übertrumpft hat.
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Das ist, glaube ich, nochmal so der Kniff dabei.
Micz Flor
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Ja, ich kenne mich da nicht so gut aus, aber diese Rolle der Kriegsmalerei,
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weil das war ja dann auch gerade von England, die halt ja eben,
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global ambitioniert waren, Leute zu unterwerfen und Gebiete für sich zu gewinnen.
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Die hatten ja Kriegsmannerei auch schon immer mit eingesetzt,
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also eben Jahrhunderte vor der Fotografie und hatten dann natürlich aber immer
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nach Hause gebracht, diese Bilder von vielleicht oft auch eher so einem klinischen Erfolg.
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Also es waren dann, glaube ich, nicht diese brutalen Bilder,
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die man dann zum Beispiel auch aus dem Vietnamkrieg, Dieses ganz berühmte Bild,
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wo jemand wirklich so einen Kopf schießt, was im Foto festgehalten ist.
0:55:58–0:56:00
Ich habe jetzt den Namen vergessen.
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Und dann die Fotografie natürlich, wie du sagst, da trumpfen kann,
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weil die auch irgendwie schneller.
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Und man hat dann wirklich das Bild und hat ein direktes Gefühl,
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durch ein Fenster auf die Realität zu gucken.
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Dann wiederum dazu geführt hat, dass die Kriegsmalerei sich weiterentwickelt
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hat und die Malerei dann mehr prozesshaft wurde.
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Also auch wieder impressionistisch und expressionistisch in dem Sinne,
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als dass sie versucht hat, mehr zu evozieren oder darzustellen und nicht wirklich
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abzubilden, sondern dann auch inzulösen.
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Im Malen da schon in gewisser Weise eben dann doch wieder so eine moralische
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Bewertung mit eingebogen werden kann.
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Was im Bild natürlich auch immer passieren kann, das ist klar.
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Also wer fotografiert, wer überhaupt sich eine Kamera leisten kann,
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wer auf welcher Seite steht und deshalb wen frontal und wen von hinten fotografiert,
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das sind ja alles Teile, die auch eine Wertung über Zugehörigkeit darstellen.
0:56:56–0:57:01
Aber ich glaube schon, dass da die Kriegsmalerei, die es ja immer noch gibt,
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dann über die Fotografie wieder auch sich selbst befreien konnte und sich weiterentwickeln konnte.
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Es ist jetzt schwierig, in so einem morbiden Thema wie Kriegsmalerei und Kriegsfotografie
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dann über künstlerische Entwicklung zu sprechen.
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Und trotzdem finde ich das so ein interessantes Gefüge, dass man auf den ersten
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Blick denkt, ja gut, das Foto ist dann mehr Realität.
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Aber im zweiten Schritt dadurch die Malerei wiederum um auch sich in der Lage
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zu sagen, okay, dann werden wir vielleicht wieder ein bisschen induktiver und prozesshafter.
Florian Clauß
0:57:35–0:57:39
Ja, also da gibt es, Mannerei ist natürlich ein Prozess und kein Moment.
0:57:40–0:57:45
Also wenn wir jetzt quasi die Fotografie nehmen, die hat ja immer eine Momentaufnahme.
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Das heißt, sie ist ja wirklich in diesem Moment und du kannst halt jeden Moment
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nehmen und du kannst, je nachdem aus welchem Winkel du fotografierst,
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es ist halt völlig austauschbar.
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Aber es ist dieser Augenblick, der festgehalten wird, der halt auch in diesem
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Augenblick diese Geschichte erzählt.
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Fotografie war am Anfang, weil es auch noch so viel prozesshafter war,
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nämlich durch die langen Belichtungszeiten, durch das technische Equipment,
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Du musstest ja auch wirklich ausgebildet werden. Also deswegen waren ja auch
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die ersten Fotografen häufig Maler oder kamen eben aus diesem Gewerk,
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weil die entsprechend auch diese künstlerische Ausbildung hatten.
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Das ist jetzt ganz interessant, also dieser professionelle Einsatz von Fotografie in dem Sezisionskrieg.
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Da gab es ein Bray Day, das war ein Fotograf, der auch verschiedene Studios
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hatte, schon in New York war der ansässig.
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Der hat sein Geschäft damit gemacht, dass eben jungen Soldaten,
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die in den Krieg zogen wollten, dann halt immer ein Bild haben.
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Und die Bilder waren halt irgendwie, die waren recht teuer. Also man musste
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sich dann hinsetzen, ein Studio gehen und du hattest die Belichtungszeiten.
0:58:52–0:58:55
Und der hat dann so Verfahren auch aufgegriffen und weiterentwickelt,
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dass dann so ganze Planwagen, wo so ein mobiles Labor untergebracht waren,
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hatte der dann halt quasi mitentwickelt und hat 22 von denen dann in diesen Krieg eingesetzt.
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Dann gab es eine historisch bedeutendste Schlacht von 1862, wo er dann in einer
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Galerie die Fotos ausgestellt hat.
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Und das war halt so der, also es muss ein Hammer gewesen sein,
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eine Aufmerksamkeit, weil die Menschen zum ersten Mal so ein unverstelltes Blick
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auf ein Schlachtfeld hatten.
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Also es wurden Leichen gezeigt, das gab es vorher nicht.
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Die Ausstellungen da waren jedes Mal so ein Straßenfeger, weil alle Leute dann
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halt in diese Ausstellung wollten und dann halt um den Block dann halt angestanden
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sind, um da reinzukommen.
0:59:40–0:59:44
Also es muss halt wirklich so ein ganz neuer Schritt von Bildern gewesen sein.
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Und das wurde dann auch so nicht mehr gemacht. Dann wurde erst mal diese militärische
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Dimension von Fotografie verstanden, dass dann halt unzensiert irgendwelche Bilder rauskamen.
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Das ging halt nicht. dann wurde auch die Rolle des Militärs quasi in dieser
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Fotoproduktion dann auch so kontrolliert, dass die Zensur und so weiter aufgekommen ist.
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Das waren so die Schritte danach. Aber ich finde es ganz interessant.
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Und dann fing es aber auch an, deswegen komme ich darauf, dass diese Inszenierung
1:00:12–1:00:16
von Realität, also die Schlachtfelder, wenn du was malst, hast du eine gewisse
1:00:16–1:00:20
Inszenierung von dem, was da war und kannst bestimmte Aspekte betonen.
1:00:20–1:00:22
Und dann gab es auch, das war irgendwie über 100 Jahre später,
1:00:22–1:00:26
Da habe ich einen Spiegelartikel gelesen, dann so ein Historiker,
1:00:26–1:00:29
noch mal die Bilder angeguckt, hat gesehen, dass der eine Tote,
1:00:29–1:00:33
der dann bei den Südstaaten abgebildet war in irgendeiner Pose,
1:00:33–1:00:37
der war aber in einer anderen Pose bei den Nordstaaten auch ab.
1:00:37–1:00:40
Das heißt, die sind über Schlachtfeld gegangen, die Fotografen,
1:00:40–1:00:43
haben dann halt fotografiert, haben die dann genommen und in irgendeiner anderen
1:00:43–1:00:45
Szenerie danach gestellt.
1:00:45–1:00:47
Und dann fing es schon an, weißt du, es ist so...
Micz Flor
1:00:47–1:00:50
Bis hin, dass man nicht mehr weiß, ob das nicht der Assistent vom Fotografen
1:00:50–1:00:52
war, der sich dann einfach inszeniert hat.
Florian Clauß
1:00:53–1:00:59
Ja, also da fängt eben diese Inszenierung von Realität an und das ist halt so
1:00:59–1:01:02
implizit in der Fotografie festgeschrieben.
1:01:02–1:01:08
Das heißt, auf der einen Seite ist die Fotografie, das habe ich auch so in einer
1:01:08–1:01:14
Analyse über den Film, Filmanalyse von Wolfgang Schmidt über Civil War,
1:01:14–1:01:16
habe ich mir nochmal in Vorbereitung angehört.
1:01:16–1:01:20
Und der dann, Susan Sonntag, die Philosophin, dann über Fotografie,
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hat sie ja mehrere Bände geschrieben, Bücher.
1:01:22–1:01:26
Und da hat er zitiert, und das geht dann immer bei Fotografie darum,
1:01:27–1:01:29
dass es ein Mittel der Macht ist,
1:01:29–1:01:34
ein Mittel der Inszenierung und das vermeintlich Authentische ist eben auch
1:01:34–1:01:40
immer eine gestellte Szene und kann komplett dekontextualisiert werden und in
1:01:40–1:01:42
anderen Kontexten andere Inhalte bedeuten.
1:01:42–1:01:47
Es geht auch um diese Distribution und wer eben dann das Bild wie vermittelt.
1:01:47–1:01:54
Also dieses vermeintliche, echte, authentische durchs Foto, das dann eben aufgelöst.
1:01:55–1:02:00
Das muss ja auch erstmal so erarbeitet werden. Das ist ja auch nochmal die Dimension dahinter.
Micz Flor
1:02:01–1:02:05
Ja, bis hin zu dem, also natürlich das eine ist halt die Entscheidung zu sagen,
1:02:05–1:02:07
das fotografiere ich jetzt.
1:02:07–1:02:10
Aber auch sich zu entscheiden, etwas nicht zu fotografieren,
1:02:10–1:02:14
ist ja auch ein Zeichen der Macht. Ja, so in der Zeugenschaft des Fotos,
1:02:14–1:02:19
wenn jemand sagt so, bitte mach mal hier ein Foto, die Leute sollen es sehen und du sagst nö.
Florian Clauß
1:02:19–1:02:20
Ja, genau.
Micz Flor
1:02:20–1:02:22
Das ist ja auch die Macht selbst in der Abdeckenheit.
Florian Clauß
1:02:22–1:02:27
Genau, also auch die Frage, von welcher Seite, wo du was fotografierst,
1:02:27–1:02:32
weil das war auch in der Fotografie so, dass eben auf der einen Seite wurden
1:02:32–1:02:35
es halt quasi als die Nordstaaten, auf der anderen Seite als die Südstaaten,
1:02:35–1:02:36
je nachdem, welchen Winkel du angenommen hast.
1:02:37–1:02:41
Also auch die Position des Fotografens oder der Fotografie.
1:02:42–1:02:42
Ist dahinter.
Micz Flor
1:02:43–1:02:48
Was natürlich auch immer eine große Öffnung ist für diese ganze Diskussion des
1:02:48–1:02:49
Anderen oder der Anderen.
1:02:50–1:02:56
Wo bin ich? Und von wo mache ich das Foto? Und wer ist deshalb der, die Andere?
Florian Clauß
1:02:56–1:03:02
Was noch mal interessant ist bei dem Bürgerkrieg, ist, was mir auch nicht so
1:03:02–1:03:05
klar war, aber die Fotografie war zu dem Zeit noch nicht,
1:03:06–1:03:12
im Printbereich angesiedelt, weil die ersten, tatsächlich die ersten Zeitungen,
1:03:13–1:03:16
die mit Fotografie dann veröffentlicht wurde, weil das Druckverfahren war noch gar nicht so.
1:03:17–1:03:19
Die Zeitungen waren halt quasi nur...
Micz Flor
1:03:19–1:03:23
Ich glaube, das ist Kupferstich, ich bin mir nicht ganz sicher,
1:03:23–1:03:28
aber eben noch händisch auf Platten gezeichnet, geätzt und dann gedruckt.
Florian Clauß
1:03:28–1:03:33
Ja, so verschiedene... Also, aber bis das dann wirklich wieder in diesen Massenmarkt
1:03:33–1:03:38
eingegangen ist, war es dann erst in den 1890er-Jahren.
1:03:39–1:03:43
Dann konnten, also erst zehn, zwanzig, dreißig Jahre später konnten sich dann
1:03:43–1:03:45
halt wirklich so diese Bilder dann halt so reproduzieren.
1:03:45–1:03:49
Und damit hast du natürlich auch, und jetzt komme ich nochmal zu einer kleinen
1:03:49–1:03:52
Exkurs, weil der ist nochmal so ein bisschen unterhaltsam.
Micz Flor
1:03:52–1:04:00
Du hast ja echt drei eigentlich, eigentliche Episoden in einige gepackt. Wahnsinn, ey.
Florian Clauß
1:04:00–1:04:04
Ja, und zwar ist es so ein bisschen die Geschichte von Kodak.
1:04:05–1:04:08
Und Kodak hat im Prinzip eine Kamera auf den Markt gebracht.
1:04:08–1:04:12
Das war auch wieder so Die Entwicklungsgeschichte, der Entwicklungs-Stack von
1:04:12–1:04:22
ganz vielen anderen Erfindungen hat dann ein Erfindiger den Kodak Number One, das war 1888.
1:04:23–1:04:27
Ist die rausgekommen und die heißt You press the button, we do the rest.
1:04:27–1:04:30
Und das war die erste Kamera, die einen Rollfilm hatte.
1:04:30–1:04:34
Und das war im Prinzip die Erfindung des Schnappschusses.
1:04:34–1:04:38
Es gab vorher keine Schnappschüsse. Also das heißt, es gab, weil eben,
1:04:39–1:04:42
wie ich schon sagte, diese Entwicklungsverfahren, die haben lange,
1:04:42–1:04:44
also die Belichtung der Zeit hat lange gedauert, die Belichtung,
1:04:44–1:04:48
also das Verfahren selber zu entwickeln, war auch sehr aufwendig.
1:04:48–1:04:54
Und was dann Kodak gemacht hat, Die haben diese Kamera verkauft, relativ günstig.
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Das war wie damals in den 90ern die Quickshot.
1:04:58–1:05:02
Also du hast ungefähr so, also jetzt inflationsbereinigt habe ich gelesen,
1:05:02–1:05:08
den Preis von dieser Kamera war 820 Dollar oder sowas.
1:05:08–1:05:13
Damals 38 Dollar. und dann sind da zum ersten Mal Schnapsschüsse entstanden.
1:05:13–1:05:16
Du hast dann auch wirklich so Leute in den Zusammenhängen gesehen,
1:05:16–1:05:20
die du vorher nicht gesehen hast, weil das war immer so ein inszeniertes Fotostudio.
1:05:20–1:05:24
Das heißt, wenn du fotografierst, dann hast du entweder diese ethnischen Fotografien,
1:05:24–1:05:29
wo dann halt irgendwie Fotografenteam irgendwo rausgezogen sind und dann halt die Bevölkerung da,
1:05:30–1:05:33
fotografiert hat, aber du hattest selten Schnapsschüsse, weil es gab es nicht
1:05:33–1:05:37
so, weil du kannst ja aufgrund der Belichtungszeit keinen Schnapsschuss machen.
1:05:37–1:05:40
Da sind so die ersten, also man sieht das dann halt, die ersten Bilder,
1:05:40–1:05:42
die dann halt so, du siehst dann halt irgendwie Leute lächeln oder du siehst
1:05:42–1:05:46
dann halt irgendwie so, also so Alltagssituationen kriegst du auf einmal mit, ja.
1:05:47–1:05:51
Und das hat komplett die ganze Fotowelt, die Bildwelt erstmal so,
1:05:51–1:05:57
das ist ja im Prinzip der Beginn der Selfie-Culture, ja, der ganzen Handy-Fotografie,
1:05:57–1:05:58
ja. Das ist auch interessant.
Micz Flor
1:05:58–1:06:02
Ne, wie dann doch auch so, irgendwie so ein Paradox, ne, das ist ja,
1:06:02–1:06:04
ich meine, achten, irgendwas ist ja immer noch teuer.
1:06:05–1:06:07
Ist teuer, ja. Trotzdem ist es auf einmal möglich,
1:06:08–1:06:10
Das Gleiche, das haben wir ja in unserer Generation mitgekommen,
1:06:10–1:06:13
das Gleiche halt ist irgendwie so mit Film passiert.
1:06:13–1:06:18
Als Video kam, da wurde ganz viel gefilmt auf einmal und dann ist beides entstanden.
1:06:19–1:06:21
Und genau wie du in dem Film sagst, da hat jemand gelächelt.
1:06:21–1:06:26
Also es ist unglaublich viel Müll entstanden, den nie irgendjemand gesehen hat.
1:06:26–1:06:30
Aber es sind eben auch Dinge entstanden, weil es nicht mehr so teuer war und
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nicht so verbissen, sage ich mal.
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Sowohl jetzt halt so auf Videobereich oder damals immer Fotografie,
1:06:35–1:06:38
wo Alltag festgehalten wurde.
1:06:38–1:06:42
Also diese ganzen Zille-Fotos auch so, diese Zille-Zeit hier in Berlin.
1:06:43–1:06:47
Da gibt es ja auch diese ganzen Schwarz-Weiß-Fotos, so um die kurz 1900 irgendwie was.
1:06:47–1:06:52
Wo man auch merkt, das sind schon Entscheidungen gewesen, da abzudrücken,
1:06:52–1:06:55
aber nicht Entscheidungen von wegen, kann ich mir das leisten,
1:06:55–1:06:57
sondern wirklich fürs Bild.
1:06:57–1:07:00
Ich will das festhalten. Das heißt, es geht natürlich immer wieder auch nur
1:07:00–1:07:04
um die Macht der Kamera, aber es geht nicht mehr um die Macht des Geldes.
1:07:04–1:07:07
Das ist nicht mehr so eine Frage von wegen, wenn ich jetzt hier drauf drücke,
1:07:08–1:07:12
dann kann das für mich ganz nach hinten losgehen, weil es unglaublich viel Investitionen ist.
1:07:12–1:07:15
Das heißt, diese Verfügbarkeit von den Produktionsmitteln, Abbildungen und sowas,
1:07:16–1:07:21
hat dann auch dazu geführt, dass viel mehr gemacht wurde, aber dadurch auch
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Besonderes wieder neu entsteht.
Florian Clauß
1:07:23–1:07:27
Richtig. Genau, also was wir auch schon mehrfach in anderen Kontexten festgestellt
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haben, du hast Video genannt, wir haben auch schon über Ton oder jetzt die neuesten
1:07:32–1:07:33
Entwicklungen in generativen KI,
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du hast eine Demokratisierung des Mediums und das ist ganz wichtig,
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weil nämlich der Fotograf aufgrund dieses,
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also das Foto ist nicht mehr aufgrund von der Profession gut,
1:07:45–1:07:50
sondern es kann auch aufgrund eines Moments auf einmal wertvoll werden.
1:07:50–1:07:54
Also nur in der richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und dann halt das Foto
1:07:54–1:07:57
zu machen, da gehört keine Profession mehr dazu.
1:07:57–1:08:00
Das ist Glück und das kann jeder machen.
1:08:01–1:08:07
Das ist nochmal so ein großer Schritt, was die Technologie in der Fotografie
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dann auch gemacht hat in der Richtung.
Micz Flor
1:08:10–1:08:14
Du hast gerade das gesagt, was man dann immer in dem Zusammenhang sagt.
1:08:14–1:08:17
Mir ist es gerade aber zum ersten Mal wirklich aufgefallen, die Demokratisierung
1:08:17–1:08:19
hast du gesagt. Warum heißt das eigentlich Demokratisierung?
1:08:20–1:08:23
Also was hat das mit Demokratie zu tun, wenn diese...
Florian Clauß
1:08:25–1:08:36
Also, dass du als normaler Mensch ohne große Voraussetzungen dann eben das Medium bedienen kannst.
1:08:36–1:08:38
So würde ich das halt beschreiben.
1:08:39–1:08:46
Nochmal kurz zu der Kodak Number One. Die ist mit 100 Bildern gekommen als Rollfilm.
1:08:47–1:08:49
Und dieser Slogan...
Micz Flor
1:08:49–1:08:50
100 Bilder?
Florian Clauß
1:08:50–1:08:54
100 Bilder. Ja, die hatten auch so ein ovales Format, also ein rundes Format.
1:08:55–1:08:59
Und dieser Slogan, We do the rest, ist halt auch so, dass die halt Kodak damit
1:08:59–1:09:04
auch die ganzen Entwicklungslabore aufgebaut hat. Also die ganze Infrastruktur entwickelt.
1:09:04–1:09:09
Kodak hat sich aufgrund dieser Innovation eine komplette Infrastruktur im Land
1:09:09–1:09:13
ausgebaut und konnte sich darauf über 100 Jahre quasi ausruhen.
1:09:13–1:09:20
Kodak's Moment war auch der Slogan. Also Kodak war unglaublich prägend im Film- und Fotobereich.
Micz Flor
1:09:21–1:09:24
Als ich mal durch Amerika gefahren bin, noch als später Teenager,
1:09:25–1:09:27
gab es auch den Begriff Kodak Point.
1:09:27–1:09:31
Das heißt, wo du irgendwo was sehenswertes gab, dann standest du an einem Kodak
1:09:31–1:09:33
Point. Ja, krass. Ah ja, super.
Florian Clauß
1:09:33–1:09:37
Ich muss ja auch meine persönliche Familiengeschichte erzählen, dass mein Onkel,
1:09:38–1:09:42
der Bruder von meinem Vater, der ist in den, wann war das, in den 50ern,
1:09:43–1:09:47
so in den 60ern, Ende 50er, Anfang 60er, ist er ausgewandert nach Kolumbien
1:09:47–1:09:49
und hat da Fotolabore aufgebaut.
1:09:49–1:09:54
Und hat dann auch so, naja, kein Reichtum, war dann recht wohlhabend.
1:09:54–1:09:58
Das hat dann alles funktioniert bis zu dem Moment.
1:09:59–1:10:04
Und da hat auch Kodak verkackt, als die Digitalkameras Anfang der 90er eingeführt wurden.
1:10:04–1:10:07
Und damit ist das ganze Kodak-Imperium gekippt.
1:10:07–1:10:12
Diesen Punkt haben sie halt irgendwie verpasst. Dann kam Fuji.
1:10:12–1:10:14
Also Fujifilm war eh auch so eine Konkurrenz.
1:10:16–1:10:19
Aber Fuji war dann schneller in dieser ganzen digitalen Fotografie.
Micz Flor
1:10:19–1:10:25
Das Microsoft-Phone ist quasi ein Beispiel, wie damals Kodak den Schritt nicht
1:10:25–1:10:28
gemacht hat und Microsoft hat den Schritt in die Telefonie nicht geschafft.
Florian Clauß
1:10:28–1:10:33
Ja, aber das ist ja, also das sind wirklich so, also der 100 Jahre von Unternehmensgeschichte
1:10:33–1:10:37
sind da kaputt, also nicht kaputt, aber halt den Bach runter.
1:10:38–1:10:42
Kodak hat dann 12 Jahre später, also es kam so um 1900 raus,
1:10:42–1:10:47
die Kamera, Da haben die eine andere Kamera, einen Kameratypen eingeführt.
1:10:48–1:10:49
Und zwar war das die Brownie.
1:10:50–1:10:57
Und Brownie-Kamera, die richtete sich ursprünglich an Kinder.
1:10:59–1:11:03
Aber jeder hatte dann einen Brownie. Das war ein unglaublicher Erfolg.
1:11:03–1:11:08
Die hatten, glaube ich, nach drei Jahren, haben die schon über drei Millionen Exemplare verkauft.
1:11:08–1:11:12
Und die war halt sehr, sehr viel günstiger. Die hat damals einen Dollar gekostet.
1:11:12–1:11:13
Das sind dann halt ungefähr so,
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Dollar heutzutage inflationsbereitigend oder über 30 teuer,
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aber das hatte dann halt jeder diese Brownie und damit haben die wirklich so
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einen Durchbruch der Fotografie und damit ist halt auch so also mit dem Hintergrund
1:11:28–1:11:34
machen wir ja nochmal diese Geschichte von Schnappschüssen von der ganzen Presseentwicklung,
1:11:34–1:11:39
dass dann natürlich auch dann eben Fotos in Zeitungen eine Rolle gespielt haben,
1:11:40–1:11:44
da reißt man einen ganzen anderen Strang auf mit der Fotografie.
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Dieser Snapshot die Herleitung des Schnappschusses der dann sich dann quasi
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aus diesem Vokabular, das kommt aus der Jagd,
1:12:00–1:12:05
ja und das heißt hier habe ich das Zitat A quick shot with a gun without aim
1:12:05–1:12:11
at a fast moving target das ist eigentlich ursprünglich der Begriff für aus
1:12:11–1:12:14
der Jagd, der Schnappschuss Also das heißt,
1:12:14–1:12:18
du schießt irgendwo hin, zack, snap, du hast dann aber auf einmal ein Motiv
1:12:18–1:12:20
im Nachhinein, ohne wirklich zu zielen.
1:12:20–1:12:29
Und das finde ich immer ganz interessant, diese Parallele zwischen Schießen und dem Fotografieren.
1:12:30–1:12:36
Und da möchte ich jetzt nochmal ein bisschen tiefer einsteigen, die Parallele.
Micz Flor
1:12:37–1:12:38
Aber das war auch mit der nächsten Folge.
Florian Clauß
1:12:39–1:12:46
Da sind wir bei dem Grundthema von Fotografieren und Krieg.
1:12:46–1:12:52
Und das war ja auch so ein ganz großes Thema damals, als ich studiert habe in
1:12:52–1:12:56
den 90ern an der Humboldt-Uni. Ich hatte das, glaube ich, schon erwähnt.
1:12:56–1:12:59
Du weißt, bei wem ich studiert habe.
Micz Flor
1:12:59–1:13:02
Ja, und natürlich jetzt in Blank Sachs einfach.
Florian Clauß
1:13:02–1:13:03
Friedrich Kittler.
Micz Flor
1:13:03–1:13:03
Ja, genau.
Florian Clauß
1:13:03–1:13:08
Und der hat sich natürlich da mit der Mediengeschichte, also in den 80ern hat
1:13:08–1:13:14
er da Bücher geschrieben, die genau diese Parallelität und in diesem ganzen
1:13:14–1:13:16
postmodernen Umfeld von Virilio,
1:13:16–1:13:20
von Deleuze und von Gutari, Bucot und so weiter.
1:13:20–1:13:25
Und Pünchen hat ja auch viel zitiert in seinen Büchern.
Micz Flor
1:13:25–1:13:26
Baudrillard.
Florian Clauß
1:13:27–1:13:30
Die Anekdote darf ich noch kurz erzählen.
Micz Flor
1:13:30–1:13:33
Auf jeden Fall. Ich möchte dich gar nicht zwingend, zwei Folgen draus zu machen.
1:13:33–1:13:38
Ich habe das Gefühl, dass du einfach so viel Material hast. Und es ist schade,
1:13:38–1:13:39
wenn du dich jetzt hetzt.
Florian Clauß
1:13:40–1:13:41
Nee, ich hetz mich nicht.
1:13:42–1:13:45
Du weißt, das hat man glaube ich auch in einer anderen Folge erzählt,
1:13:45–1:13:49
als wir mit unserer Tattoo-Maschine, wir haben ja zusammen eine Tätowiermaschine
1:13:49–1:13:54
in den 90ern gebaut, aus dem Klingelmotor der Wollener Straße.
1:13:54–1:13:58
Und damit wurden wir auf verschiedene Symposien eingeladen. Eins davon war in
1:13:58–1:14:03
Chicago, in der Isaiah 1997. Du erinnerst dich, ja?
Micz Flor
1:14:03–1:14:04
Ich war dabei.
Florian Clauß
1:14:04–1:14:09
Du warst dabei. Und wo wir dann halt wirklich parallel, und das war wirklich
1:14:09–1:14:12
so der Moment, wo ich dachte, der, ich muss jetzt nicht mehr weiter studieren,
1:14:13–1:14:16
habe ich halt Kittler vor der Tür getroffen.
1:14:16–1:14:18
Der war auch in diesem Symposium eingeladen.
1:14:19–1:14:23
Der hatte dann auch, glaube ich, eine Professur in der Universität in New York.
1:14:24–1:14:27
Und ich halt mit ihm so, wie vor der Humboldts und Smalltalk,
1:14:27–1:14:30
aber immer noch in diesem Rollenverhältnis.
1:14:30–1:14:32
Er war der Mentor, ich war der Student.
1:14:33–1:14:37
Und das war so ein bisschen zäh. Und er hatte, glaube ich, parallel zu uns hatte
1:14:37–1:14:39
der tatsächlich auch eine Vorlesung.
1:14:39–1:14:44
Und unser Panel war komplett voll, weil diese ganzen Kalifornier,
1:14:46–1:14:50
die ganzen Slicken Valley-Leute dann irgendwie bei uns mit drin saßen,
1:14:50–1:14:51
als wir dann präsentiert haben.
Micz Flor
1:14:51–1:14:57
Das Internet war angekommen. Das war ja, also das WWW war ja noch taufrisch damals.
Florian Clauß
1:14:57–1:15:02
Ja, und ich meine, klar ist das natürlich ein Hingucker, wenn zwei deutsche
1:15:02–1:15:05
Typen dann halt über Tätowiergeschichte und Tätowiermaschinen sprechen.
Micz Flor
1:15:06–1:15:08
Da haben wir aber auch was mit Fotos gemacht. Ich weiß nicht,
1:15:08–1:15:10
ob du dich Wenn du dich daran noch erinnerst, auf irgendeiner Party hatte ich
1:15:10–1:15:14
dann irgendwo einer von den E-Toy-Schergen,
1:15:14–1:15:20
da war auf einmal so eine Jacke bereit und da hatte ich mich dann in so homoerotische
1:15:20–1:15:21
Posen für dich geworfen.
Florian Clauß
1:15:21–1:15:22
Kannst du dich erinnern?
Micz Flor
1:15:22–1:15:23
Und du hast mich fotografiert?
Florian Clauß
1:15:23–1:15:24
Das kann ich nicht.
Micz Flor
1:15:24–1:15:26
Weil die hatten so ein sehr...
1:15:28–1:15:32
Faschistoide Haltung immer mit ihnen. Und dann wollte ich so ein paar homöotische
1:15:32–1:15:33
Fotos. Aber kannst du dich nicht daran erinnern?
Florian Clauß
1:15:34–1:15:37
Nee. Ich kann mich an Ito, ich kann mich an die Party, die war in irgendeinem
1:15:37–1:15:39
Apartment da in Chicago.
1:15:39–1:15:43
Kann ich mich daran erinnern, dass ich die Itoys sehr abstoßend fand.
1:15:43–1:15:47
Aber die waren so ein bisschen wie Charaktere aus dem Ulrich-Seidel-Film.
1:15:47–1:15:50
Die Ito, die kamen glaube ich auch aus Österreich.
Micz Flor
1:15:50–1:15:51
Ja, die waren auch wirklich so,
1:15:52–1:15:55
ich kannte die glaube ich im gleichen Jahr vorher waren die in Linz auch.
1:15:56–1:15:59
Hatten da glaube ich sogar einen Preis gewonnen, wo man wirklich so dieses Gefühl
1:15:59–1:16:03
hatte, dass die einzelnen Menschen im Gespräch dann, da wurde die Gruppe wirklich
1:16:03–1:16:06
was unheimlich Größeres als Ganzes,
1:16:06–1:16:11
als die einzelnen Menschen, die halt irgendwie dann doch in einer Kunstperformance verhaftet waren.
1:16:11–1:16:14
Aber die Ausstrahlung war halt so ein bisschen wie, ja, egal.
1:16:15–1:16:18
Jetzt sind wir hier, guck mal, jetzt können wir hier einfädeln in eine andere
1:16:18–1:16:20
Tour. Da hattest du über die Tiefsee gesprochen.
Florian Clauß
1:16:20–1:16:23
Genau, die Tiefsee war hier. Wir sind natürlich wieder hier auf dem,
1:16:25–1:16:28
und dann hatte ich auch was dazu gesagt, Auf dem Velodrom.
1:16:29–1:16:30
Wir hatten hier die Tiefsee-Folge.
Micz Flor
1:16:31–1:16:34
Da warst du so sauer auf mich, weil ich irgendwas Albernes gesagt habe.
Florian Clauß
1:16:34–1:16:39
Ich glaube, da war ich nicht so gut drauf, weil wieder meinen Fuß angefangen hat zu schlagen.
Micz Flor
1:16:39–1:16:43
Ah, ja, ja. Und ich musste abkriegen.
Florian Clauß
1:16:44–1:16:48
Nein, aber das tat mir auch leid. Aber gleichzeitig hat mich das total rausgebracht.
1:16:50–1:16:54
Genau, Krieg und Fotografie. Also Kittler ist natürlich... Und ich muss auch
1:16:54–1:16:57
sagen, ich habe mich jetzt nicht tief damit beschäftigt.
1:16:57–1:17:01
Wir sind ja wirklich hier so, wir sind ja wirklich in Professurthemen drin,
1:17:01–1:17:05
wo das ganze Arbeiten darüber verfasst worden.
1:17:05–1:17:08
Also das heißt, posten wir ja in den Krieg und alles.
Micz Flor
1:17:08–1:17:14
Aber du hast ja einleitend schon kundgetan, dass wir durch unser Laufendreden die Möglichkeit haben.
Florian Clauß
1:17:14–1:17:16
Uns da so ein bisschen auszusetzen. Genau.
1:17:18–1:17:23
Ja, genau. Also die Backdoor haben wir schon eingebaut in unser Podcast-Prinzip.
1:17:25–1:17:27
Ich wollte aber noch was zu Kittler sagen.
Micz Flor
1:17:27–1:17:29
Also das machen wir in der nächsten Folge.
Florian Clauß
1:17:30–1:17:31
Dann mal setz mich unter.
Micz Flor
1:17:31–1:17:35
Genau, stimmt. Du und Kittler, ihr habt beide noch geraucht.
1:17:36–1:17:37
Genau. Standet in Chicago.
Florian Clauß
1:17:37–1:17:41
Und dann war der Moment, wo ich dann, okay, ja, ich gehe da rein,
1:17:41–1:17:43
habe dann auch mal ein Panel und der fand das so ganz gut, okay, so.
1:17:44–1:17:47
Aber dann dachte ich auch so, ja, was mache ich hier? Warum studiere ich eigentlich noch?
1:17:48–1:17:52
Fand ich so ein bisschen komisch, diesen Moment. Aber so im Nachhinein war das
1:17:52–1:17:53
natürlich sehr prägend.
1:17:53–1:17:57
Und ja, in der Auseinandersetzung mit Kittler. Ich meine, das war schon immer
1:17:57–1:18:00
so, dass ich Kittler total cool fand, aber überhaupt nicht zugänglich.
1:18:01–1:18:07
Und jetzt habe ich auch so eine kurze Einleitung auch zu einem Band,
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wo dann verschiedene Texte veröffentlicht waren, unter anderem auch von Kittler.
1:18:11–1:18:17
Und dann wurde auch gesagt, so Kittler hat einfach eine Unzugänglichkeit.
1:18:17–1:18:21
Und der ist eigentlich, er kommt ja aus der Literaturgeschichte.
1:18:22–1:18:25
Und er ist von der Sprache, er ist ja auch ein Taler, also er hat,
1:18:26–1:18:31
Bei seinen Theorien ist er ganz schnell in so eine sprachliche Dimension übergegangen.
1:18:31–1:18:35
Also das heißt so eine poetische, wo er dann auch so bestimmte Sachen formuliert
1:18:35–1:18:39
hat, die halt irgendwie so, die du wissenschaftlich versuchst zu greifen,
1:18:39–1:18:43
aber die überhaupt nicht greifbar sind, weil die so vertrackt formuliert sind.
1:18:43–1:18:47
Und in seinem, ich möchte jetzt nochmal ein Zitat von ihm vorlesen,
1:18:47–1:18:52
und zwar kommt das Zitat aus dem Grammophon-Film und Typewriter von ihm, dem Buch.
1:18:52–1:18:55
Und wo er dann, das fand ich nochmal so ganz gut als Analogie.
1:18:57–1:19:04
Ausgehend davon festgestellt hat, dass eben erst durch die Aufzeichnung und
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tatsächlich durchs Film, also durch das Film selber,
1:19:09–1:19:13
direkte Produkte gemacht wurden, die nicht mehr durch die Schrift gegangen sind.
1:19:14–1:19:16
Das klingt ein bisschen kompliziert. Aber vorher war es ja so,
1:19:16–1:19:20
dass du immer nur verschriftlichen konntest von dem, was erlebt wurde.
1:19:20–1:19:24
Aber erst als diese Aufzeichnungssysteme, das ist auch so ein ganzes Schlüsselwort
1:19:24–1:19:28
bei Kittler, entstanden sind, ist eine Unmittelbarkeit geschaffen worden,
1:19:28–1:19:32
die dann in diesem System, in diesem Aufzeichnungssystem dann drinsteckt.
1:19:33–1:19:37
Und damit ist auch seine Medienteorie und Technikgeschichte da ganz stark miteinander verknüpft.
Micz Flor
1:19:38–1:19:41
Verschriftlichung ist natürlich abstrakt gefasst, weil wir hatten das ja auch
1:19:41–1:19:44
in irgendeiner Episode, vielleicht kannst du dich erinnern, wo es darum ging,
1:19:44–1:19:48
dass die Entwicklung der Grammophon-Schallplatten dazu geführt haben,
1:19:48–1:19:51
dass Klaviere nicht mehr so gut verkauft wurden.
Florian Clauß
1:19:51–1:19:54
Genau, das hast du erzählt auch. Das war auch über Tonabnehmer.
Micz Flor
1:19:55–1:19:57
Oder auch eine von den Stromgitarrenfolgen.
Florian Clauß
1:19:57–1:20:02
Genau, das war die erste, über die auch wurde, über Aufzeichnungen und hier
1:20:02–1:20:04
den Flanger, also das Echo.
Micz Flor
1:20:04–1:20:08
Weil da ist natürlich genau das passiert. Diese Musik, um sie haben zu können,
1:20:08–1:20:11
musste man die Noten kaufen, die in der Form der Verschriftlichung sind.
1:20:11–1:20:15
Diese Noten wurden dann aufs Klavier gelegt, dann wurde das gespielt und dann war die Musik im Haus.
1:20:15–1:20:19
Und dann wurde diese Schriftebene rausgenommen.
1:20:19–1:20:23
Da kann man das fast am anschaulichsten auch noch sehen. und dann steht halt
1:20:23–1:20:25
das Grammophon da und du brauchst keine Noten mehr lesen, kein Klavier mehr
1:20:25–1:20:27
lernen und da hast du halt die Musik wahrscheinlich auch noch besser,
1:20:27–1:20:29
als du es selber hingekriegt hättest.
Florian Clauß
1:20:29–1:20:33
Ja, genau. Und dann führt es eben zu so einem Bruch.
1:20:33–1:20:38
Und ich meine, bei Kittler hast du dann halt solche Sprachbilder,
1:20:38–1:20:42
die dann so episch sind, wo dann halt im Prinzip der Schaltkreis selber,
1:20:43–1:20:47
die Sprache den Output bestimmt. Und das geht jetzt nicht.
Micz Flor
1:20:47–1:20:50
Und das ist aber auch, da sind wir jetzt selbstreferenziell in diesem Podcast-Thema,
1:20:50–1:20:54
das beschäftigt mich nämlich in der Tat mit Podcasts, wie zum Beispiel, wenn man,
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da braucht man auch nicht mehr lesen, so viel, man hört halt so andere Podcasts
1:20:58–1:21:03
und dann werden Podcasts wie früher Artikel, vielleicht in Zeitungen oder auch im Netz.
Florian Clauß
1:21:04–1:21:06
Magazine, ja, das hat auf jeden Fall die ganze Magazinkultur abgelöst.
Micz Flor
1:21:07–1:21:13
Und das heißt aber dann, den Podcast hat aber wiederum immer noch so ein Frontier-Existenz
1:21:13–1:21:18
Weil das Erste ist, es ist mir nicht klar, wie man das zum Beispiel in einem,
1:21:18–1:21:22
in Anführungszeichen, wissenschaftlichen Artikel zitieren würde.
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Man kann ja bei dem BIP-Text-Version, Sachen kann man ja einbinden,
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online, zuletzt abgerufen am und sowas.
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Aber so richtig klar ist es nicht, wie ich jetzt aus einem zweieinhalb Stunden,
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was deine Folgen immer sind, dann wirklich ein Zitat rausnehmen darf, kann.
1:21:39–1:21:44
Und das Zweite ist, dass man ganz oft ja auch so Podcasts hört und dann versucht
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rauszufinden, wer sind die Leute, wer macht das?
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Und du hast keine Impressionspflicht für Podcasts. Also du musst keine Webseite
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haben, du musst keine Impressum haben. Und das ist irgendwie ein bisschen ein
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absurdes Loch in diesem ganzen Gesetzeswust über Impressionspflicht für jede Webseite.
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Aber ein Podcast, da kann halt, hey, wir sind Klaus, Tobs und Silke und wir
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erzählen euch jetzt mal, wie das damals war, als die Mauer gefallen ist.
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Das gibt halt quasi keine Impressionspflicht.
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Und wir sind auch mit Podcasts, glaube ich, generell gerade in so einer Zwischenphase.
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Da hat man nämlich das Lesen weggenommen, aber deshalb komme ich drauf,
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weil auch da ja die Schrift gestorben ist in dem Moment, als man jetzt einfach
1:22:28–1:22:29
sich alles so anhören kann.
Florian Clauß
1:22:29–1:22:32
Ja, ich meine klar, du kommst jetzt irgendwie in diesen Simularkren,
1:22:32–1:22:36
also die selbst simulierten Sachen, das ist ja auch generative KI genau der
1:22:36–1:22:40
Punkt, du kannst für deine eigenen Belege, kannst du ja deine Anzeige,
1:22:41–1:22:44
KI-Podcast loslaufen lassen. Das geht ja auch so.
1:22:44–1:22:49
Das ist mit Notebook, mit dieser Engine, Podcast Engine, das Google veröffentlicht hat.
1:22:50–1:22:53
Kannst dir ja irgendein Thema hinwerfen und da wird ein generierter Podcast
1:22:53–1:22:56
raus, wo sich zwei Stimmen über dieses Thema unterhalten.
Micz Flor
1:22:56–1:22:59
That's interesting. Tell me more about this.
Florian Clauß
1:23:00–1:23:07
Genau. Ich möchte jetzt aber dir das Zitat vorlesen aus dem Buch.
1:23:07–1:23:11
Und das möchte ich nochmal so ein bisschen um den Abschluss zum Film auch zu
1:23:11–1:23:14
finden und vielleicht mit dir noch mal so offen darüber zu sprechen,
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wie wir im Hintergrund mit diesem Zitat dann auch den Schluss des Filmes von Civil War beurteilen.
1:23:21–1:23:26
Als Colonel Gatling auf dem Schiff, wo er diente, das Funktionieren der Schaufelräder
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beobachtete, kam ihm die Idee zum Maschinengewehr mit Zylindermagazin und Kurbelantrieb von 1861.
1:23:35–1:23:41
1874 erfand der Franzose Jules Johnson, inspiriert durch den Trommelrevolver,
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das ist das Colt-Patent von 1832, seinen astronomischen Revolver,
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der bereits mehrfach Aufnahmen am Teleskop machen konnte.
1:23:50–1:23:56
Marais griff diesen Einfall auf und entwickelte seine chronofotografische Flinte,
1:23:56–1:24:00
die das Visieren und Fotografieren von im Raum bewegten Gegenständen erlaubte.
1:24:00–1:24:06
Die Geschichte der Filmkamera fällt also zusammen mit der Geschichte automatischer Waffen.
1:24:06–1:24:10
Der Transport von Bildern wiederholt nur den von Patronen.
1:24:10–1:24:15
Um im Raum bewegte Gegenstände, etwa Leute, visieren und fixieren zu können,
1:24:15–1:24:18
gibt es zwei Varianten, Schießen und Filmen.
1:24:18–1:24:23
Im Prinzip vom Kino haust der mechanisierte Tod, wie das 19.
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Jahrhundert ihn erfunden hat. Ein Tod nicht mehr des Gegners,
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sondern serieller Unmenschen.
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Also in dem Moment, wenn dann quasi Bilder geschossen werden von Menschen,
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Bilder aufgenommen, sind die ja in ihrer Serialität quasi zerlegt und nur noch als Bild quasi.
1:24:40–1:24:45
Deswegen spricht er von seriellen Unmenschen. Colts Revolver zielte auf Indianertrupps
1:24:45–1:24:49
und Gatelinks oder Maxims Maschinengewehr, zumindest in den ursprünglichen Planungen
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auf einen eingeborenen Völker.
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Mit der chronofotografischen Flinte wurde der mechanisierte Tod perfekt.
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Seine Transmission fiel zusammen mit seiner Speicherung. Was das Maschinengewehr
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vernichtete, machte die Kamera unsterblich.
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Im Vietnamkrieg waren Einheiten der US-Marineinfanterie nur Angriff und Tod
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nur bereit, wenn ABC, CBS oder NBC TV Teams vor Ort hatten.
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Film ist eine unermessliche Auswertung der Totenreiche während und schon bevor die Kugeln treffen.
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Nur folgegerecht war es, dass die zwei Verfahren Schießen und Filmen schlechthin
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zu kombinieren, Marys Markenname im Wort zu nehmen.
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Im Kino künstlicher, das heißt
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tödlicher Vogelflüge wurde die chronophotografische Flinte Wirklichkeit.
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Aufklärungspiloten des Ersten Weltkriegs, wie Richard Garros,
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konstruierten Bord-MGs, deren Lauf mit der Propellerachse zusammenfiel,
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während sie den Effekt filmten.
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Also das ist genau dieser Zusammenfall von Kamera und Maschinengewehr.
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Das ist halt so ein Kern von der Medienteorie von Kittler.
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Also dieses Bild und vor allen Dingen die Technikgeschichte dahinter.
1:26:05–1:26:09
Ich erinnere mich auch noch an die Vorlesung. Das sind wirklich so anekdotische
1:26:09–1:26:12
Aha-Momente, die man hat. Aber es wird gleichzeitig wieder...
Micz Flor
1:26:12–1:26:13
Du hast das jetzt aber nicht aus deiner Erinnerung.
Florian Clauß
1:26:13–1:26:17
Nee, nee, aber ich erinnere mich noch an diese, okay, Schießen und Filmen.
1:26:17–1:26:19
Ja, geil, genau, Postmater.
1:26:19–1:26:25
So, an diese Momente. Wenn wir das auf den Film Civil War dann wieder zurückholen,
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das ist ja genau dieser letzte Moment in diesem, also wo dann die Jesse als in diesem Schutz,
1:26:33–1:26:34
in dieser Hybris der Kamera,
1:26:35–1:26:40
die Unverletzlichkeit, also diesen Moment einzufangen und dieses Authentische quasi zu.
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Es wird nicht mehr differenziert, auch von der Filmart her, also von der,
1:26:45–1:26:47
wie er inszeniert ist, der Film.
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Kannst du wirklich nicht mehr ausmachen, wer schießt und wer macht Fotos.
1:26:51–1:26:55
Gleichzeitig spricht er hier von, also es sind Kameras, das ist nicht Fotografieren.
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Fotografieren ist aber was anderes. Ich glaube, es ist nochmal ganz wichtig,
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dann halt auch eine Bewegung in den Bildern zu haben, dass wir diesen seriellen
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Unmenschen haben, der dann quasi nur Leibhaftigkeit von Bewegung in der Serialität der Bilder haben.
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Ich finde, das bei dem Film am Ende ist ja dann auch der Moment des Todes.
1:27:16–1:27:23
Der Moment des Todes von Lee ist auch eigentlich so eine, wieder so eine,
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in dem Moment übernimmt sie ja die Figur.
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Es ist ja fast ein tragischer Fall.
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Das heißt, mir fällt jetzt keine alte Sage ein aus dem Griechenland,
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wo dann genau dieses, in dem Moment, wenn du diese Funktion übernimmst,
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also das Idol, kill your idols,
1:27:42–1:27:47
fängst du ja an, dann auf einmal die Funktion auszufüllen und selber dann einer zu werden.
1:27:47–1:27:53
Das ist ja dieser Staffelstab, der dann übergeben wird von Lee an Jessie. Und das ist ja so.
1:27:54–1:27:58
Und sie macht ja quasi das Foto des Jahrtausends, in dem sie halt irgendwie
1:27:58–1:28:01
live dabei ist, wenn dann der Präsident erschossen wird.
1:28:02–1:28:03
Das heißt, sie hat jetzt ihre...
Micz Flor
1:28:03–1:28:07
Und sie schießt aber ja die, wie heißt denn nochmal die andere?
Florian Clauß
1:28:08–1:28:12
Lee. Also Lee, die ältere Fotografin. Lee ist die ältere Fotografin.
1:28:12–1:28:13
Ja, die wird erschossen.
1:28:13–1:28:17
Die wird erschossen. Und sie, aber sie wird quasi im Tode fotografiert.
1:28:17–1:28:21
Das war auch nur eine Frage. Ganz am Anfang des Films würdest du jemanden auch
1:28:21–1:28:22
fotografieren, wenn er stirbt.
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Also natürlich, das ist die reine Beobachtung ohne irgendwelche Kommentarfunktionen,
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ohne ethnische Implikationen, ist halt so diese Funktion, auf die sie dann letztendlich
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so erfolgreich werden kann.
1:28:37–1:28:40
Aber dann hört es für mich irgendwie, wo ich dann denke, und weiter?
1:28:41–1:28:45
Gut, was kann man jetzt sagen? Also ich meine, jetzt haben, glaube ich,
1:28:45–1:28:47
diese Bilder nicht mehr so eine Bedeutung, weil du kannst ja,
1:28:48–1:28:54
also klar, du hast diese unglaublichen authentischen Momente von Fotografieren im Krieg,
1:28:54–1:28:58
ja, aber gleichzeitig hast du die Möglichkeit, dir irgendwelche Bilder zurecht
1:28:58–1:29:01
über so einen Prompt-Engine, kannst du dir die zurechtbacken,
1:29:01–1:29:05
was jetzt auch so als ein legitimes Mittel dann irgendwo auch eingesetzt wird
1:29:05–1:29:08
in den, jetzt heutzutage in den Kriegsschauplätzen.
1:29:09–1:29:13
Sei es jetzt irgendwie so Ukraine oder sei es dann irgendwie Gaza oder sonst
1:29:13–1:29:16
wo, wo du dann nicht mehr weißt, diese Echtheit von Bildern.
1:29:16–1:29:20
Weißt du ja schon lange nicht mehr, aber trotzdem, jetzt können die komplett generiert sein.
1:29:21–1:29:25
Oder wo es ganz explizit war, war dieses eine, habe ich auch so ein TikTok-Newsletter,
1:29:25–1:29:27
der Understanding TikTok heißt er.
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Und dann ging es halt so darum, um diesen Hurricane, der über Amerika hinweggefegt
1:29:32–1:29:34
hat. Und dann siehst du halt irgendwie so ein kleines Mädchen,
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total süß, mit so einem Hund, der ganz struppig, so einen Welpen,
1:29:38–1:29:41
hält sie in Hand, ist in einem Rettungsboot und guckt ganz zitternd.
1:29:41–1:29:47
Und du siehst halt wirklich so, in dem Hintergrund, also Überschwemmungen und so weiter und dunkel.
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Und dann reibt dann halt auch eine auf Ex, das ist halt so eine Republikanerin,
1:29:52–1:29:55
irgendeine Senatorin, schreibt halt, egal wo dieses Bild herkommt,
1:29:55–1:29:59
es spricht genau diesen Zustand aus, den wir jetzt gerade hier haben.
1:30:00–1:30:02
Also das heißt, es ist komplett generiert, das ist klar, alle arbeiten,
1:30:03–1:30:06
das ist halt wie die Flat-Earth-Argumentation, das ist halt klar,
1:30:07–1:30:10
es ist natürlich, die Erde ist nicht flach, aber ich habe hier den Beweis, ja.
1:30:10–1:30:13
Also du kannst hier so selbst generierte Beweise schaffen, um dann halt so in
1:30:13–1:30:16
der These völlig drin zu bleiben und es ist halt so egal.
1:30:16–1:30:20
Und das finde ich halt so krass, dass es so egal wird, ne?
Micz Flor
1:30:21–1:30:26
Ja. Ja. Ich habe gerade auch gedacht, mit dem Kittler-Text, was du vorgelesen
1:30:26–1:30:30
hast, es halt natürlich so ist, gerade in der Szene, die du beschreibst mit
1:30:30–1:30:33
dem Präsidenten, dann geht es ja um so sehr gegensätzliche Sachen.
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Die Kugel erschießt und tötet.
1:30:37–1:30:40
Und das ist quasi so ein Fleeting Moment.
1:30:40–1:30:44
Also das geht so, und dann ist es schon vorbei. Und das Foto wiederum hält diesen
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Moment halt wirklich fest. Wie er sagt, verewigt ihn für immer.
1:30:47–1:30:52
Und das ist natürlich dann im gleichen Moment entstanden. Die Kugel und das Foto dazu.
1:30:52–1:30:57
Und das Foto ist aber das, was dann über die Geschichte hinaus bleibt und immer
1:30:57–1:31:02
wieder das Ganze vielleicht auch neu re-evaluiert oder re-writing-history-mäßig
1:31:02–1:31:04
wird dieses Bild dann herangezogen und hat eine Bedeutung.
1:31:04–1:31:09
Das eine ist quasi die Realität und das andere ist dann für Fact-Checking oder,
1:31:12–1:31:17
Dass das im gleichen Moment mit dieser Verkopplung von der Technologieentwicklung,
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militärischer Zeuge und Fotografie festhalten, vernichten,
1:31:22–1:31:26
dass das im gleichen Moment eingesetzt wird und das eine bleibt halt für immer
1:31:26–1:31:30
und wird dann auch immer wieder natürlich herangezogen, um die Geschichte nochmal
1:31:30–1:31:34
zu interpretieren, nochmal zu erklären, nochmal zu beschreiben.
1:31:34–1:31:39
Und das andere ist halt die Patrone, die schafft Fakten sozusagen.
1:31:39–1:31:45
Und diese Fakten werden aber dann über das Foto nochmal hinterfragt und interpretiert.
Florian Clauß
1:31:46–1:31:50
Ja genau, also wenn man das dann auch so übersetzt,
1:31:50–1:31:58
in dem Moment des Bewegens, die Bewegung, die dann in der Gewehrkugel oder in
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der Pistolenkugel drin steckt, Die kinetische Energie, die löst ja dann in dem Objekt,
1:32:05–1:32:07
in dem Zielobjekt, dann halt diese,
1:32:07–1:32:09
also quasi, wenn es getroffen ist,
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den Tod aus, den Stillstand.
1:32:12–1:32:15
Und gleichzeitig, wenn du das mit der Kamera dann verknüpfst,
1:32:16–1:32:19
ist damit auch eine Bewegungslosigkeit drin wieder.
1:32:19–1:32:23
Also das heißt, das, was du meinst, die Kamera zeichnet diesen Moment auf.
1:32:23–1:32:27
Es ist quasi dann, also wann hören Systeme auf, sich zu bewegen?
1:32:27–1:32:30
Also jetzt so biologische, klar, wenn sie dann halt irgendwie so tot sind.
1:32:31–1:32:35
Aber gleichzeitig hast du das ja auch dann eben so fixiert in der Kamera.
Micz Flor
1:32:35–1:32:38
Und gleichzeitig ist ja auch das Komische, wenn man jetzt so filmisch denkt.
1:32:38–1:32:43
Also auf eine komische Art und Weise ist ja das Foto, was ja irgendwie erstmal
1:32:43–1:32:47
vorgibt, den Moment festzuhalten und damit alle Fragen zu beantworten.
1:32:48–1:32:51
Wenn man filmisch denkt, ist es ja genau das Gegenteil, sondern es ist quasi
1:32:51–1:32:55
die offenste Art zu filmen.
1:32:55–1:33:02
Wie oft gibt es das in Filmen, dass das als Effekt eingesetzt wird,
1:33:03–1:33:05
dass auf einmal der Film stehen bleibt bei einem Foto.
1:33:06–1:33:09
Also angenommen, jemand kommt halt irgendwie so um die Ecke und dreht sich so.
1:33:09–1:33:12
Und vielleicht läuft sogar der Ton weiter, aber das Bild bleibt stehen.
1:33:13–1:33:16
Also dass du damit eigentlich alle Möglichkeiten,
1:33:18–1:33:21
eröffnest und die Fantasie anregst. Weißt du, wie ich meine?
1:33:23–1:33:26
Wo ist denn das? Ist das nicht auch bei Sundance Kid und Cassidy,
1:33:27–1:33:32
also dieser Film wo die dann so springen und du weißt halt, die werden jetzt erschossen.
1:33:32–1:33:36
Draußen steht die Polizei und dann springen die halt so und dann wird das so eingefreezt.
1:33:36–1:33:38
Und dann hast du quasi einen Moment, aber diesen Moment...
Florian Clauß
1:33:38–1:33:40
Ist das nicht Bonnie and Clyde?
Micz Flor
1:33:40–1:33:44
Nee, Bonnie and Clyde, nee, dieses ist, glaube ich, da hier mit Robert Redford
1:33:44–1:33:47
und der dann auch Sansos gemacht hat.
1:33:48–1:33:51
Weiß ich nicht mehr. Also klar weiß jeder, aber mir fällt es gerade nicht ein.
1:33:52–1:33:56
Also da entsteht ein Bild und wenn du es als Fotografie in der Ausstellung hast,
1:33:56–1:34:00
die du vorhin beschrieben hast, dann scheint es die Realität abzubilden und
1:34:00–1:34:03
scheint diesen Moment festzuhalten und alle Fragen zu beantworten.
1:34:03–1:34:06
Wenn du im Film ein Standbild einsetzt, dann ist es eher was,
1:34:07–1:34:09
was alle Möglichkeiten erfassen kann.
Florian Clauß
1:34:09–1:34:13
Ach so, ja. Weil du quasi so da die Linearität der Bewegung...
1:34:13–1:34:15
Das Narrative nicht weitererzählt.
Micz Flor
1:34:15–1:34:16
Sondern jetzt musst du selber denken.
Florian Clauß
1:34:16–1:34:18
Jetzt bist du befordert. Ich musste selber weiter zeigen.
Micz Flor
1:34:18–1:34:21
Wie in unserer Folge mit dem Gedankenstrich. Da wurde sich einer aufgeregt,
1:34:21–1:34:24
dass das Publikum mal bedenken muss beim Gedankenstrich.
1:34:25–1:34:27
Aber das Standbild ist der Gedankenstrich der Filme.
Florian Clauß
1:34:27–1:34:30
Ah, ja. Ja, ja, das ist sehr schön.
Micz Flor
1:34:30–1:34:34
Das ist schön. Aber wie könnte man das zitieren?
Florian Clauß
1:34:35–1:34:39
Naja, da gibt es ja auch. Es bilden sich so Standards raus in der Podcast.
Micz Flor
1:34:40–1:34:44
Und das andere, was ich noch in deinem Kittler-Text und dann Garland und so
1:34:44–1:34:50
weiter Und positioniert er sich da irgendwie in der zeitgenössischen Politik Amerikas oder nicht?
1:34:50–1:34:54
Und da hast du beschrieben diese Szene, wo die in diesem Pretty Village waren,
1:34:54–1:34:57
wo halt irgendwie nichts passiert und sowas.
1:34:57–1:35:00
Und das fand ich jetzt nochmal so interessant, weil das ja der Ort ist,
1:35:00–1:35:02
an dem wir zwar dann den Film anschauen,
1:35:03–1:35:09
Und gleichzeitig aber würde mich jetzt interessieren, ob die junge Fotografin
1:35:09–1:35:13
da auch fotografiert hat oder ob das quasi dann einfach nicht interessant war.
1:35:13–1:35:16
Und damit dann irgendwie nochmal auf einer Metaebene gesagt wurde,
1:35:16–1:35:23
ich erzähle einen Kriegsfilm und diese Identifikationsfigur, die junge Fotografin,
1:35:24–1:35:30
dann aber auch nur einen Ausschnitt selber dokumentiert von dem,
1:35:30–1:35:31
was hier filmisch erzählt wird.
Florian Clauß
1:35:33–1:35:41
Also tatsächlich fotografiert sie da Lee, für die sie dann auch ein Kleid aussucht in der Boutique.
1:35:42–1:35:46
Das ist jetzt nochmal so eine Normalität, die dann auf einmal so reinkommt.
1:35:46–1:35:50
Was dann auch so ein bisschen so ein Braunding zwischen den beiden ist.
Micz Flor
1:35:50–1:35:55
Weil das ja dann nochmal vielleicht auch hinter der Fassade des ganzen Films
1:35:55–1:35:59
eben so ein Kommentar darauf ist, dass wenn ich ein Foto mache oder wann ich
1:35:59–1:36:02
kein Foto macht, beides eine politische Entscheidung ist.
1:36:03–1:36:06
Eine Entscheidung abzubilden oder auch bewusst nicht abzubilden und in dem Moment,
1:36:07–1:36:11
wenn ich halt Kriegsfotografin bin, dann mache ich halt keine Fotos da,
1:36:11–1:36:16
wo es irgendwie Orange-Cookies gibt und das einfach nicht Krieg ist.
Florian Clauß
1:36:16–1:36:21
Also wenn die Normalität dann quasi zu doll im Vordergrund steht.
Micz Flor
1:36:21–1:36:25
Ja, dass dann eben nicht fotografiert wird, was wiederum dann nochmal so eine
1:36:25–1:36:30
Argumentation ist, zu sagen, okay, da ist es in beiden Fällen eben eine politische Entscheidung.
1:36:31–1:36:34
Ich mache hier ein Foto, das halte ich fest und ich fotografiere von hier und
1:36:34–1:36:37
ich fotografiere diese Person oder diese Situation.
1:36:37–1:36:39
Und auf der anderen Ebene zu sagen,
1:36:40–1:36:46
hier ist ja kein Krieg, da lass die Kamera stecken und trinke mal einen Kaffee und kaufe mir Kleid.
Florian Clauß
1:36:47–1:36:47
Ja, ist boring.
Micz Flor
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Oder was Kittler eben sagt, wenn NBC oder ABC oder so nicht in Vietnam anwesend
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waren, waren die amerikanischen Soldaten nicht bereit.
Florian Clauß
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Ja, das ist aber genau invertiert dann dazu, weil natürlich Jesse D.
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Das Kamerateam vor Ort ist.
Micz Flor
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Ja, stimmt, das ist das Gegenteil. Das ist dann schon quasi nach der Macht der Bilder.
Florian Clauß
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So, Mitch, wir sind hier.
Micz Flor
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Ausgang Storkower Straße.
Florian Clauß
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Sind wir, glaube ich, auch am Ende meiner Episode angekommen.
Micz Flor
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Was für ein Höllenritt. Wahnsinn. Ich meine, von der Tour her sind wir einfach
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so quer durch Berlin gelaufen.
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Da war die Geschichte wirklich wichtig. Wir sind keine strategischen Umwege
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gelaufen und haben drei Kilometer gebraucht, wo sonst nur anderthalb gelangt hätten.
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Du bist über die Dörfer und Kriegsschauplätze der Geschichte der Kameraentwicklung
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gelaufen, bis hinein in diesen Film.
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Und ich danke dir fürs Erzählen, weil es ist ein Film, wo ich jetzt das Gefühl
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habe, den Gott sei Dank bräuchte ich nicht mehr zu gucken.
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Weil von dem Trailer habe ich einfach gemerkt, das ist zu viel für mich.
Florian Clauß
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Ja, der geht schon nah, aber ich finde, er ist nicht unnahbar.
Micz Flor
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Er ist nicht unnahbar. Das heißt, man kann sich ihm annähern?
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Man kann sich den schon angucken.
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Nee, also vielleicht, wenn du mal Lust hast. Aber ich habe dir jetzt den Film erzählt.
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Mensch, danke dir.
Florian Clauß
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Bitteschön, ja, gerne. Jetzt will ich dir aber nicht die Gelegenheit nehmen,
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den Abspann zu machen, weil das letzte Mal hast du mich ganz schön angemault.
Micz Flor
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Ach so, ja, Mensch, hey Flo, also, ey, krass, habe ich nicht gewusst,
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Amerika, wer hätte das gedacht?
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Und ein Brit, der bringt das nur auf den Punkt.
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Flo, vielen Dank. Das war Eigentlich Podcast.
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Auf eigentlich-podcast.de findet ihr die Shownotes, das Transkript,
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die Folge oder auch beim Podcast.
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Player eurer Wahl. Auf der Webseite auch immer eigentlich ein paar Fotos.
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Eigentlich, weil ich glaube, diesmal haben wir gar nicht so viel fotografiert,
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weil ich an deinen Lippen hing und du an deinem inneren Skript.
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Fällt dir noch was ein? Habe ich das vergessen?
Florian Clauß
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Der Track, den wir gelaufen sind.
Micz Flor
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Finde ich auch auf der Seite. Der Track, der ist auch auf der Seite.
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Und das ist immer noch ein Projekt, vielleicht so ein Weihnachtsfilm mit ein
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bisschen Zeit, dass wir alle Tracks mal aufeinander legen.
Florian Clauß
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Ja.
Micz Flor
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Gut. Das war Folge 66. Und wir sehen uns wieder in zwei Wochen.
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Vielen Dank. Danke auch von mir. Tschüss. Macht's gut.
Florian Clauß
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Ciao.

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