EGL083 London in Serien: zwischen Geldwäsche und Genrekunst

"London calling to the faraway towns / Now war is declared and battle come down / London calling to the underworld / Come out of the cupboard, you boys and girls" The Clash, 1979

Flo hat in letzter Zeit viele Serien geschaut, die in London spielen: MobLand, I May Destroy You, Fleabag, Disclaimer, The Agency, Industry, Slow Horses, Ted Lasso, The Capture und Gangs of London. London steht als Spielort für Serien auf Platz drei hinter L. A. und New York City. In dieser Folge ist Flo der Frage nachgegangen, warum sich London in der Serienproduktion so hervorgetan hat, zumal der Brexit England doch wirtschaftlich zurückgeworfen hat. Doch England war in der Filmindustrie schon immer präsenter als seine europäischen Nachbarländer. Allein durch die Sprache können sich englische Produktionen größere Märkte erschließen, wohingegen deutsche und französische Produktionen auf Sprachbarrieren im internationalen Raum stoßen. Auch die großen Streamingdienste haben sich in den letzten Jahren in Londoner Studios eingemietet. Serien wie „Game of Thrones” und die „Harry Potter”-Filme trugen maßgeblich dazu bei, dass sich in den ersten Dekaden der 2000er eine starke Infrastruktur in der Filmindustrie in London ausbauen konnte. Gerade im Bereich der visuellen Effekte (VFX) sind viele kleine Studios entstanden, die auf dem Weltmarkt eine führende Position eingenommen haben. Dies erklärt zum Teil, warum so viele Serien in London spielen. Ein weiterer Grund ist, dass viel Geld aus dubiosen Quellen nach London geflossen ist, welches neben der Finanzierung von Großbauprojekten wie The Shard oder One Hyde Park auch viele Schattenproduktionen in der Filmbranche finanziert hat. London ist als Geldwäscheanlage bekannt. In dieser Episode tauschen wir uns über solche Geschichten und Gerüchte aus und können viele eigene London-Erlebnisse einbringen. Flo ist fasziniert davon, wie sich die Skyline von London in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Micz kann von seiner Zeit in den 90ern berichten, als er in London lebte und die Gentrifizierung des Stadtteils Shoreditch miterlebte. London ist vielseitig und unberechenbar, wie sich die Stadt auch in den Serien spiegelt. Hinter der glatten Fassade lauern Abgründe, aber auch Chancen...

Shownotes

Mitwirkende

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Florian Clauß
Erzähler
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Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:03
Dann hatte ich ja dieses Drum-Ding da gebastelt, was man einfach so drauflegen kann.
0:00:04–0:00:07
Und dann war es ja damals noch so, dass es diesen Moment gibt,
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wo dieses Klatschen rein soll.
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Und das haben wir dann aber, glaube ich, du schneidest das, glaube ich,
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gar nicht mehr so. Du schmeißt es einfach drauf.
Florian Clauß
0:00:15–0:00:19
Ich habe den Zimmer in irgendeiner rhythmischen Pause, wie ich den dann drauf.
Micz Flor
0:00:19–0:00:20
Dann klatschen wir mal.
Florian Clauß
0:00:21–0:00:22
Liest du, hörst du, oder?
Micz Flor
0:00:22–0:00:23
Ach, auf jeden Fall.
Florian Clauß
0:00:23–0:00:23
Hörst du jetzt.
Micz Flor
0:00:24–0:00:31
Achso, ich bin jetzt schon im finalen Edit. Hallo, liebe Zuhörer und Zuhörerinnen und Zuhörende.
0:00:31–0:00:34
Wir kommen jetzt mit dem eigentlichen Podcast schon zur Folge 83.
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Und die Zahl 83 ist ja magisch aufgeladen. Das werdet ihr heute noch später
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erleben, wenn ihr das Thema von Flo hört.
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Wir, das sind Flo und ich, Mitch. Und alle zwei Wochen ist etwas,
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was wir beim Laufen aufgenommen haben, auf unseren Podcast drauf.
0:00:50–0:00:54
Die Idee kam halt eben ursprünglich so ein bisschen von den Corona-Walks,
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wo man sich dann treffen durfte, aber nur draußen.
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Da haben wir einfach so viel gesprochen, irgendwann Aufnahmen gedrückt.
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Wo wir langlaufen, ist dann irgendwie auch immer Teil von dem,
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was wir erzählen, weil man dann manchmal doch stehen bleibt und über was spricht,
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was gerade vor der Nase ist.
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Diese Touren könnt ihr dann auch immer auf der Webseite sehen von eigentlich-podcast.de.
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Für die, die jetzt zum ersten Mal hören, die denken vielleicht,
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ich erkläre das immer so gut und ausführlich, aber ich mache das jetzt mal extra
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so, weil Flo, glaube ich, immer hofft, dass man das noch mal so alles so ausführlich
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vorher erklärt, bevor es dann losgeht.
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Und das geht jetzt nämlich los mit Flo's Thema. Ich habe keine Ahnung, worum es geht.
0:01:31–0:01:35
Deshalb habe ich das von Magie gesagt. Aber du wirst mich jetzt eines Besseren belehren.
Florian Clauß
0:01:35–0:01:40
Ja, du wirst sicher dazu was beitragen können. Da bin ich mir auf jeden Fall sicher.
0:01:40–0:01:45
Ich wollte noch ein, zwei Sätze zur Tour sagen.
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Und zwar, du hast mich vorhin gefragt, hast du eine Tour? Und ich meinte so,
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ja. Ja, aber die ist so ein bisschen, wie soll man sagen, die schlägt so ein paar Haken.
0:01:54–0:02:00
Nämlich, ich habe als Tourplanung Tool, habe ich Square Dats genommen. Also Square Dats.
Micz Flor
0:02:00–0:02:01
Das könnte ich ja nicht mal aussprechen.
Florian Clauß
0:02:02–0:02:03
Ja, das kann ich auch schwer aussprechen.
Micz Flor
0:02:03–0:02:05
Square wie das Quadrat und Dats wie die Punkte.
Florian Clauß
0:02:05–0:02:13
Dats, D-A-T-S, Dotcom. Das ist im Prinzip ein Add-on für verschiedene andere
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Tracking-Tools wie Strava oder Komoot.
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Teilt die Welt in Quadrate ein.
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Und du kannst dann automatisch da eine Tour, in die du gefahren,
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gelaufen, also alles, was mit Muskelkraft geht, gemacht hast,
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lädt dann auf diese Seite hoch und markiert dann quasi die Quadrate, die du abgelaufen bist.
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Und dann gibt es halt ein Square, ist dann halt quasi so eine Meile ungefähr.
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Und das wird aber, kann beliebig tief unterteilt werden in diese sogenannten,
0:02:42–0:02:45
jetzt kriege ich den, da muss ich es wieder aussprechen, Square.
Micz Flor
0:02:47–0:02:48
So heißt es nicht?
Florian Clauß
0:02:48–0:02:49
Ja, die kleinen.
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Dieser große Bereich wird dann nochmal in 64,1, also Länge wie Breite, dann unterteilt.
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Das Ganze ist eine Spielerei, weil du siehst dann halt, wo du lang gelaufen
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bist, du siehst dann halt so in den Farbtönen, wenn du öfters so ein Quadrat
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passiert hast, dann kriegt das nochmal eine dunklere Farbe.
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Und dann siehst du auch die Teile, wo du noch nie so lang gelaufen bist.
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Zumindest nicht, wo du mal aufgezeichnet hast.
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Und das ist halt so ein ganz nettes Tool, um halt, wenn du irgendwo läufst,
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um so eine Tourplanung zu machen oder Fahrrad fährst.
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Dann fährst du halt dann mal Wege, die du sonst nicht so fährst.
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Und das habe ich jetzt gemacht bei uns. Und ich wusste ja, dass wir hier wieder
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im Epizentrum von Berlin starten, Oranienplatz, und habe mir dann noch mal so
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ein paar Quadrate rausgesucht, die ich noch bisher noch nicht mit...
Micz Flor
0:03:39–0:03:42
Also, dass ich es verstehe, wir haben eine Meile mal eine Meile oder Kilo,
0:03:42–0:03:47
das wissen wir nicht genau. Und das ist dann nochmal in quasi 64 Bits unterteilt.
Florian Clauß
0:03:47–0:03:48
Also genau, in Nummer 64.
Micz Flor
0:03:49–0:03:53
Und das sind diese kleinen Squad. Also wir könnten jetzt also auch programmieren,
0:03:53–0:04:00
indem wir diese Bits so ablaufen, dass die einzelnen Nullen dann als Programm laufen könnten.
Florian Clauß
0:04:00–0:04:04
Ja, wir könnten auch jetzt eine Tour laufen und dann hätten wir wieder irgendwelche
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Schriftzeichen in die Stadt reingeimpft mit unseren Wegen. Aber das machen wir nicht mit.
Micz Flor
0:04:09–0:04:12
Na gut, ich dachte nur, wir könnten einen Assembler-Code schreiben.
Florian Clauß
0:04:12–0:04:14
Achso, ja, okay.
Micz Flor
0:04:14–0:04:15
Der sinkt dann zum Beispiel.
Florian Clauß
0:04:15–0:04:18
Da müssen wir quasi über ein so ein kleines Quadrat drüber hüpfen.
0:04:19–0:04:22
Aber das ist schon zu breit zum Hüpfen.
0:04:23–0:04:27
Too far to jump. Jump, jump, genau.
0:04:27–0:04:33
Und mit mein Thema. Ich bin irgendwie auf mein Thema gestoßen worden von mir selber.
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Okay, das heißt Idee.
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Ich habe da so viele Spränge.
Micz Flor
0:04:39–0:04:45
Das klingt so, als ob du fast erschüttert warst, dass etwas ohne Chat-GPT eine Idee wurde.
Florian Clauß
0:04:46–0:04:51
Naja, ja, das nicht unbedingt. Also Chat-GPT hat mich da auch gut beraten,
0:04:51–0:04:54
wobei ich ja immer von Antrofic dann...
Micz Flor
0:04:54–0:04:55
Antrofic, Entschuldigung.
Florian Clauß
0:04:55–0:04:59
Hat mich auf jeden Fall, hat mich bei der Recherche unterstützt.
0:05:00–0:05:03
Aber was mir aufgefallen ist, das war wirklich so ein Thema,
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was ich dann halt so aufgedrungen hatte. Nämlich, es geht auch wieder um Filme, es geht um Serien.
0:05:10–0:05:12
Du weißt, ich gucke sehr viel Serien, ne?
Micz Flor
0:05:12–0:05:12
Ja, ja.
Florian Clauß
0:05:12–0:05:14
Meine Kinder sind ja ...
Micz Flor
0:05:14–0:05:14
Aus dem Haus.
Florian Clauß
0:05:16–0:05:19
Deswegen, wenn du mir immer sagst, woher nimmst du diese Zeit?
Micz Flor
0:05:20–0:05:25
Die wurde mir gegeben, das ist negative Energie der Abwesenheit meiner Kinder.
Florian Clauß
0:05:25–0:05:29
Deswegen komme ich in den Genuss, viel Serien zu schauen, ich bin auch echt
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ein großer Serienferien. Und mir ist aufgefallen.
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Oder ich fange anders an. Allgemein in Filmen. Frage an dich.
0:05:38–0:05:45
Inwieweit ist denn jetzt so der Ort in einem Film oder in einer Serie eine maßgebliche Bedeutung?
0:05:46–0:05:55
Der Ort als wie auch immer gefasst, als echter Ort, als Stadt,
0:05:56–0:06:03
als narrativer Raum, als quasi Eigenschaftsraum oder sowas. Was fällt dir da spontan ein?
Micz Flor
0:06:03–0:06:06
Also wenn ich jetzt Serie und Film denke, dann denke ich bei Filmen sofort an
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James Bond, weil das war dann immer so ein Ding früher, auch in der Werbung
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vorneweg, die waren in den Meteoraklöstern und in Rom und der Showdown ist in San Francisco.
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Also das waren ja immer Orte, die wurden angepriesen.
0:06:19–0:06:22
Ein anderer Classic, jetzt aus der Serienvorabend, der in Sachen ist Friends,
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was mir einfällt, wo es ja dieses Kaffee, Coffee Perk oder wie das heißt,
0:06:28–0:06:29
gab, wo die sich immer wieder treffen.
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Also das war quasi der Ort, es gab natürlich auch die Wohnung und sowas,
0:06:33–0:06:36
aber der Ort, der jetzt nicht privat war, war eben dieses Kaffee,
0:06:36–0:06:40
wo man sich immer wieder getroffen hat. Das fällt mir jetzt spontan dazu ein.
Florian Clauß
0:06:40–0:06:44
Ja, also man könnte es auch weiterfassen, wenn du dann halt irgendwie so Ort
0:06:44–0:06:47
im Sinne von quasi als Protagonist siehst.
0:06:48–0:06:50
Dann könnte Shining natürlich das Hotel als Ort.
Micz Flor
0:06:51–0:06:51
Ja, okay.
Florian Clauß
0:06:51–0:06:57
Oder bei Tschernobyl dann halt die Atomkraftanlage als Ort und so weiter.
0:06:57–0:07:02
Oder du kannst es halt so ganz konkret auffassen wie Emily in Paris,
0:07:03–0:07:06
also Paris als Ort, als Kulisse.
0:07:08–0:07:13
Oder Sex in the City, wo natürlich New York City der dreht.
Micz Flor
0:07:13–0:07:15
Oh, das ist New York. Ich hatte gesagt, das ist Tübingen.
Florian Clauß
0:07:18–0:07:23
Und dann habe ich mal auch so geguckt und mich gefragt, was meinst du,
0:07:23–0:07:30
wie das Top Ranking in Serien ist, die Orte, wo sie stattfinden.
0:07:31–0:07:33
Und Städte vor allen Dingen.
Micz Flor
0:07:33–0:07:37
Also bei Serien weiß ich, weil ich das neulich irgendwo Social Media-mäßig gesehen
0:07:37–0:07:42
habe, so dieses Manhattan, New York Map, King of Queens, Friends,
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Seinfeld, Sex in the City hat er schon gesagt.
0:07:44–0:07:47
Also da wurde das quasi auf die Karte auch draufgeschrieben.
0:07:47–0:07:51
Man könnte da dann interessanterweise wirklich auch so Podcast-Walks machen,
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wo man dann sich immer in diesen Vierteln aufhält.
0:07:54–0:07:56
Gibt es ja, da gibt es natürlich so City-Walks.
Florian Clauß
0:07:56–0:07:58
Wo da die Serien-Schauplätze abgelaufen werden.
Micz Flor
0:07:59–0:08:00
Also das, denke ich, ist die Nummer 1.
Florian Clauß
0:08:00–0:08:01
Platz 1.
Micz Flor
0:08:01–0:08:06
Dann würde ich sagen, Paris ist Platz 2. 3 ist London. 4 ist Rom.
Florian Clauß
0:08:07–0:08:11
Ja, 3 ist richtig. Paris kommt ein bisschen später. 2 ist LA.
Micz Flor
0:08:12–0:08:15
Ah, klar. Okay, Amerika. Man muss es, glaube ich, amerikanisch denken.
0:08:16–0:08:20
Und wahrscheinlich ist im Endeffekt Kanada auf Nummer 1, weil da alles gedreht wurde.
Florian Clauß
0:08:20–0:08:24
Und dann kommt Seoul und die asiatischen Länder und so weiter.
0:08:24–0:08:28
Aber tatsächlich ist 3 mein Thema. London.
Micz Flor
0:08:28–0:08:28
London.
Florian Clauß
0:08:28–0:08:30
Ja, London is calling.
Micz Flor
0:08:32–0:08:34
London calling, da müssen wir jetzt das Gema zeigen.
Florian Clauß
0:08:35–0:08:36
Ja, nicht, wenn du das singst.
Micz Flor
0:08:37–0:08:39
Nee, er kennt keine KI.
Florian Clauß
0:08:40–0:08:43
London, mir ist nämlich aufgefallen bei den ganzen Serien, die ich in der letzten
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Zeit geguckt habe, dass die alle in London spielen.
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Und das sind echt gute Serien. Also das sind wirklich, wirklich gute Serien,
0:08:51–0:08:55
die ich alle, ja, mehr oder weniger ausnahmslos empfehlen kann.
0:08:55–0:08:58
Ich gehe die gleich nochmal so durch, weil du wahrscheinlich keine davon kennst.
Micz Flor
0:08:59–0:09:02
Die einzige, die ich ja auch mal rumgeschickt hatte mit Chris auch im Chat,
0:09:02–0:09:05
war ja die Black Doves. Das war auf Netflix eine Serie.
0:09:05–0:09:08
Die fand ich wirklich ziemlich toll. Die spielt auch in London.
0:09:09–0:09:10
Black? Doves, Tauben.
Florian Clauß
0:09:11–0:09:12
Schwarze Tauben. Die habe ich noch gar nicht gesehen.
Micz Flor
0:09:12–0:09:16
Siehst du, das ist das beste Film. Hältst du dir auch für zuletzt eine zweite
0:09:16–0:09:18
Folge machen zu dieser Episode?
Florian Clauß
0:09:18–0:09:21
Ja, unbedingt. Nein, das geht halt auch zu den Serien, die in der letzten Zeit
0:09:21–0:09:22
quasi auch gedreht wurden.
0:09:23–0:09:27
Und die ich in der letzten Zeit gesehen habe. Da geht es ja zeitnah, gucke.
0:09:27–0:09:33
Ganz aktuell steige ich gleich mit einer der hier ein, ist Mobland,
0:09:33–0:09:39
wo Guy Ritchie einige Folgen gedreht hat, also eigentlich eine Guy Ritchie-Folge, kann man so sagen,
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und Tom Hardy die Hauptrolle spielt neben Pierce Brosnan.
0:09:45–0:09:47
Und da geht es um eine...
Micz Flor
0:09:47–0:09:52
Darf man sagen, welche Sender oder welche Webseite, welche URL?
Florian Clauß
0:09:52–0:09:57
Das ist Paramount Plus, hat das gedreht. Paramount ist jetzt evil,
0:09:58–0:10:00
also darf man nicht mehr uneingeschenkt empfehlen.
Micz Flor
0:10:00–0:10:01
Warum? Was ist bei Paramount?
Florian Clauß
0:10:01–0:10:05
Bei Paramount hat er die Colbert Show abgesetzt und bietet sich gerade Trump
0:10:05–0:10:10
an, um diesen einen Deal dann halt über die Bühne zu bringen.
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Die wollen doch irgendwie merchen.
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Mit wem habe ich vergessen. Aber deswegen ist gerade Paramount.
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Gut angesagt. Es geht um eine super reichen Familie, die dann auch im Drogen-Business
0:10:21–0:10:25
ist, was bei vielen Serien in London vorkommt.
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Drogen, Gangster und der Harrigan, der Patriarch der Familie,
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gespielt von Pierce Brosnan in einer unglaublich guten Rolle,
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der dreht ein bisschen frei und seine Frau auch, eine Patriarchin,
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die so eine Hidden Agenda verfolgt.
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Und Tom Hardy ist halt so ein Typ, der ist halt so straight.
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Also wirklich, es macht Spaß, diese Serie zu gucken.
0:10:47–0:10:51
Ja, weil der ist so der Cleaner-Typ. Der muss halt ständig hinter denen herrollen.
0:10:51–0:10:54
Und es wird immer katastrophaler, so ein typischer Guy-Ritchie-Plot.
0:10:55–0:10:57
Also Guy-Ritchie ist ja so ein bisschen...
Micz Flor
0:10:57–0:11:00
Und das ist jetzt aber dann innerhalb von einer Episode oder über die ganze Art?
Florian Clauß
0:11:00–0:11:02
Nein, nein, das ist so der Bogen, das ist so der Einstieg. Also ich erzähle
0:11:02–0:11:04
nicht, ich spoil nicht so viel wie sonst.
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Ich erzähle nicht Szene für Szene wie bei 28 Days Later.
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Was mich dann immer so fasziniert London, wie kann London ist so eine Stadt die halt,
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wo du jede Drehsekunde wahrscheinlich dann halt irgendwie 10.000 Pfund kostet,
0:11:25–0:11:30
ja, wie, warum ist das dann halt so ein Margant gerade für so Serienproduktion
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und da habe ich halt so ein bisschen nachgedacht und recherchiert,
0:11:33–0:11:36
dass der Punkt ist, dass, wir haben ja bei London so verschiedene,
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ich sage mal Strömungen, die gerade abgegangen sind. Brexit ist eine.
0:11:41–0:11:47
Brexit ist ja auch so mit dem Versprechen dann gekoppelt, quasi so ein Offshore-Gelände in London.
0:11:47–0:11:52
So ein bisschen wie Malaysia oder sowas. Oder Singapur, wo du dann halt dein
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ganzes Business machen kannst, ohne groß Steuern zu zahlen.
Micz Flor
0:11:55–0:11:57
So eine Schweiz oder wie?
Florian Clauß
0:11:57–0:12:01
So eine kleine Schweiz, hat aber nicht funktioniert. Es ist tatsächlich eher
0:12:01–0:12:06
das Gegenteil, dass viele Leute eben abwandern, gerade in den ganzen Care-Bereich,
0:12:06–0:12:10
NHAs oder National Health Service, NHS,
0:12:11–0:12:15
genau, dass der davon stark betroffen ist vom Brexit, dass du auch die ganzen
0:12:15–0:12:18
Servicekräfte und so weiter wandern ab.
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Es sind ja so in den 2000ern ganz viele osteuropäische Bürgerinnen und Bürger
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nach England ausgewandert, haben da halt auch polnische Mitbürger,
0:12:29–0:12:32
die haben dann auch viel so in den Handwerksbereich und so weiter gearbeitet.
0:12:32–0:12:38
Das ist alles weg mit dem Brexit und eigentlich ist es so eine Verarmung gleichzeitig.
0:12:38–0:12:46
Finden wir aber einen Zuwachs an Produktion und in diesem ganzen Cultural Business
0:12:46–0:12:49
sozusagen, wo dann auch Film ein Teil davon ist,
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hat es tatsächlich Zuwachs in London. Also die machen Plus.
0:12:54–0:12:59
Also ich habe dann auch mal geguckt, wie sieht dann quasi der Anteil vom Proto-Inlandsprodukt,
0:12:59–0:13:00
wir müssen jetzt hier links.
0:13:01–0:13:05
Hier waren wir schon. Hier haben wir doch die erste Stromgitarrenfolge aufgenommen.
Micz Flor
0:13:05–0:13:10
Ja, und hier habe ich auch eine der Folgen mit Chris aufgenommen, auch in Summono.
Florian Clauß
0:13:10–0:13:14
Ja, ja, die ist schon viel belaufen. Es ist schon dunkelgrau, das Quadrat hier.
0:13:15–0:13:20
Ich habe mal geguckt, was dann so vom Bruttoinlandsprodukt, wenn du verschiedene
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westliche Länder miteinander vergleichst, was dann der Filmbereich ausmacht.
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Und das ist so, dass natürlich Amerika ganz oben liegt mit 1,3 oder so Prozent
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vom Bruttoinlandsprodukt, was die Filmwirtschaft dazu beiträgt.
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Filmwirtschaft im breiteren Sinne, also alles, was dann quasi die Produktion
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und so weiter, das ganze Catering und Business drumherum.
0:13:42–0:13:47
Und dann auch die Verwertung durch Tourismus oder sowas, dass du halt irgendwie
0:13:47–0:13:51
so Studios hast, wo dann die Zuschauerinnen das besichtigen können.
0:13:51–0:13:56
Also das nimmt man da alles mit rein. Ja, Amerika ganz oben und für Europa ist
0:13:56–0:14:01
tatsächlich England mit 0,8 Prozent oder 0,9.
Micz Flor
0:14:01–0:14:03
Ja, und Amerika ist wie viel?
Florian Clauß
0:14:03–0:14:06
1,3, 1,4, aber ist ja nicht weiter verwunderlich.
0:14:06–0:14:10
Deutschland liegt hinten im Vergleich, Frankreich kommt mit,
0:14:10–0:14:13
ich glaube, 0,8 Prozent und Deutschland bei 0,6.
Micz Flor
0:14:14–0:14:17
Also das ist aber England und Frankreich auf gleicher Ebene.
Florian Clauß
0:14:17–0:14:21
Ja, wobei natürlich, wenn du dann wieder pro Kopf umrechnest und so weiter.
0:14:22–0:14:27
Also England hat ein bisschen weniger Einwohner, Einwohnerinnen als Frankreich.
0:14:27–0:14:31
Also insofern ist das doch ein hoher, aber es ist ja schon gelevelt mehr oder
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weniger durch das Bruttoinlandsprodukt.
0:14:33–0:14:36
Ich wollte nur mal so einen Umriss geben und es war ja auch schon immer so,
0:14:36–0:14:40
dass England so einen unglaublichen popkulturellen Ausfluss.
0:14:40–0:14:42
Die wissen einfach, wie man Shows macht.
0:14:42–0:14:46
Die können einfach gut produzieren und die können auch Fernsehserien machen und so weiter.
Micz Flor
0:14:46–0:14:50
Es ist eben auch, finde ich, die englische Sprache, so komisch,
0:14:50–0:14:55
dass das klingt, Aber durch die englische Sprache steigst du immer von oben ein.
0:14:56–0:14:59
Du steigst immer von oben ein, du wirst dann in Frankreich irgendwie Alan Parsons
0:14:59–0:15:05
Project heißen, da zwar On Unpare son Projet, aber abgesehen davon singt dann
0:15:05–0:15:06
doch jeder irgendwie mit.
0:15:07–0:15:12
Und meine Tochter ist jetzt elf und schreibt sich auch schon die Texte raus,
0:15:12–0:15:15
wenn sie englische Lieder hört und was wir ja alle irgendwie auch gemacht haben.
0:15:15–0:15:19
Ich glaube, das ist auch so eben, während du in Deutschland so ein Glas-Sealing
0:15:19–0:15:22
hast, das weiß ich nicht, in den 90er Jahren gab es halt so Sachen wie Blumenfeld,
0:15:22–0:15:25
wo ich halt ein großer Fan war, Gitarrenmusik sowieso. Und dann habe ich wirklich
0:15:25–0:15:30
dann gemerkt, gerade Blumenfeld, da kommst du halt nicht durch diese Glasdecke durch.
0:15:30–0:15:35
Gerade wenn du dann irgendwie auch intellektuell entweder bewusst oder zufällig
0:15:35–0:15:38
Sachen verwebst, da will keiner mehr zuhören.
0:15:38–0:15:42
Und das ist halt England, glaube ich, schon ein Riesending und die Sälen können
0:15:42–0:15:44
einfach immer überall laufen.
Florian Clauß
0:15:44–0:15:49
Auf jeden Fall. Also diese Sprachbarriere, die Frankreich und Deutschland hatten,
0:15:49–0:15:53
allein dadurch eben sich bestimmte Märkte nicht zu erschließen.
Micz Flor
0:15:53–0:16:01
Und England hat den absoluten Top-Hit erfunden, das wirklich in jedem Land laufen
0:16:01–0:16:06
kann, obwohl die schon englische Sprache haben überhaupt.
0:16:06–0:16:11
Aber das absolute globale Produkt, was überall laufen kann, fällt mir gerade
0:16:11–0:16:12
ein, ist schon das Schaf.
0:16:13–0:16:15
Da kommt keine Sprache.
Florian Clauß
0:16:15–0:16:17
Aber Sesamstraße. Achso, da kommt ja eine Stimme.
Micz Flor
0:16:18–0:16:24
Da kommt keine Sprache. und dann halt so super englisches Stage irgendwie, ne, alles und,
0:16:27–0:16:28
der Bauer.
Florian Clauß
0:16:28–0:16:33
Der dann tecken wird. Das macht man mit ins Charakter, weil ich schaue in der
0:16:33–0:16:35
Schaf. Ja, richtig, also.
Micz Flor
0:16:35–0:16:36
Auch eine Serie.
Florian Clauß
0:16:37–0:16:43
So, also wir haben eben da England auf Platz 1 in den europäischen Ländern,
0:16:43–0:16:49
was jetzt eben so diese Ausgabenbereich von Film- und Fernsehproduktionen anbelangt,
0:16:49–0:16:51
was natürlich da auch mit reinragt.
0:16:52–0:16:56
Wie du sagst, diese Sprache hindert jetzt erstmal auch nicht,
0:16:56–0:16:59
dass du halt entsprechend Schauspielerinnen und Schauspielern,
0:16:59–0:17:02
die dann auch in amerikanischen Produktionen, das ist ja auch sehr verbreitet,
0:17:03–0:17:07
also schau dir diese Game of Thrones Serienproduktion an, wo dann eigentlich
0:17:07–0:17:11
auch, das ist ja eine amerikanische Serienproduktion, aber eigentlich komplett
0:17:11–0:17:14
mit englischen Schauspielern und Schauspielerinnen besetzt.
0:17:14–0:17:20
Also das heißt, Es gibt da so einen Riesenteppich an Produktionsbedingungen,
0:17:20–0:17:24
die dann auch England in diesem Feld so prädestiniert.
0:17:24–0:17:28
Und das war halt auch so, die Vorläufer, um halt dieses ganze ...
0:17:29–0:17:32
Diese ganze Industrie aufzubauen, ist halt natürlich Game of Thrones.
0:17:32–0:17:40
Ich rede jetzt von den 2000er Jahren, 2010er Jahren, Game of Thrones und natürlich welche...
Micz Flor
0:17:40–0:17:43
Sopranos. Achso, du meinst jetzt Englische.
Florian Clauß
0:17:43–0:17:47
Englische, ja. Was dann halt so zu dieser Infrastruktur in London dann geführt
0:17:47–0:17:50
hat, dass es halt so verbreitet ist.
Micz Flor
0:17:50–0:17:52
Also eine London-basierte Serie.
Florian Clauß
0:17:52–0:17:57
Nicht nur London-basierte, sondern allgemein irgendwelche britischen Seen.
Micz Flor
0:17:57–0:18:01
Wie heißt das? Stingens Blinding Sneakers? Das ist diese Birmingham-Serie auf Netflix.
Florian Clauß
0:18:01–0:18:03
Ja, diese Speaky...
Micz Flor
0:18:03–0:18:04
Queaky Squeaking Blinders.
Florian Clauß
0:18:05–0:18:09
Die auch Kilian Murphy in der Hauptrolle.
Micz Flor
0:18:09–0:18:10
Silian oder Kilian?
Florian Clauß
0:18:11–0:18:14
Kilian. Ich habe jetzt nochmal einen Podcast gehört, die haben explizit gedacht,
0:18:14–0:18:16
alle sagen Silian, aber er ist Kilian.
0:18:17–0:18:23
Kilian von der Kita. Aber es ist Kilian Murphy, Großge... Natürlich, das ist er.
0:18:24–0:18:28
Aber eine Kinoproduktion, die auch durch alles durchgegangen ist.
Micz Flor
0:18:28–0:18:29
Mission Impossible.
Florian Clauß
0:18:29–0:18:32
Das ist eine amerikanische Produktion.
Micz Flor
0:18:32–0:18:33
Aber in London.
Florian Clauß
0:18:33–0:18:34
Auch in London.
Micz Flor
0:18:34–0:18:37
James Bond sicher nicht, das habe ich ja vorhin schon erwähnt.
Florian Clauß
0:18:37–0:18:41
Genau, James Bond hat auch damit zum Teil beigetragen, weil das natürlich urbritisch ist.
Micz Flor
0:18:41–0:18:44
Ach so, hier Jason Bourne, oder? Bourne Identity.
Florian Clauß
0:18:44–0:18:48
Bourne kam auch noch dazu, aber ich meine, ich meine jetzt die Serie,
0:18:49–0:18:53
wo es sieben, acht Teile gibt von Kinoteilen. Harry Potter.
Micz Flor
0:18:53–0:18:54
Ah, Harry Potter.
Florian Clauß
0:18:54–0:18:58
Harry Potter, die haben ein ganzes, Meine Schwester war neulich mit ihrer Familie
0:18:58–0:19:00
auch in London, hat London besucht.
0:19:00–0:19:06
Und die waren in diesen Studios, wo die sämtlichen Harry-Potter-Gegenstände
0:19:06–0:19:09
ausgestellt sind. Und sie war ganz begeistert.
0:19:10–0:19:13
Also das heißt, Harry Potter hat so diese Infrastruktur getankt.
Micz Flor
0:19:13–0:19:15
Genau, und in Frankreich Harry Potter.
Florian Clauß
0:19:17–0:19:20
Und in Deutschland Harald Töpfer.
Micz Flor
0:19:20–0:19:21
Harald Töpfer.
Florian Clauß
0:19:21–0:19:24
Ja gut, den Witz haben wir jetzt nicht liegen gelassen. konnten wir nicht.
Micz Flor
0:19:24–0:19:28
Und es gab sogar eine Referenz in Friends mal.
Florian Clauß
0:19:28–0:19:29
Über?
Micz Flor
0:19:29–0:19:31
Über Harry Potter. Echt?
Florian Clauß
0:19:31–0:19:33
Ich dachte, Friends wäre in den 90ern.
Micz Flor
0:19:33–0:19:36
Die waren nämlich ja auch in England. Die haben ja damals irgendwie auch so
0:19:36–0:19:42
ein Bier als Product Placement, haben die so ein Bier total in England hochgepusht.
0:19:42–0:19:43
Ich habe jetzt vergessen, welches.
0:19:44–0:19:50
Aber da war es dann auch so, dass Joey auf seiner Rechnung ganz viele Pornofilme gesehen hat.
0:19:50–0:19:53
Und der eine hieß Dr. Doomy a Little.
0:19:54–0:19:56
Und der andere hieß Harry Potter.
Florian Clauß
0:19:57–0:19:57
Ja, oh nein.
Micz Flor
0:20:00–0:20:01
Mit Snoop Doggy Dog.
Florian Clauß
0:20:01–0:20:03
Das war doch eine Produktions-
Micz Flor
0:20:03–0:20:05
Manche Sachen kann ich leider nicht vergessen.
Florian Clauß
0:20:07–0:20:12
Das ist so der Bereich, wo sich diese britischen Studios dann auch so profiliert
0:20:12–0:20:15
haben. Und jetzt diese ganzen Serien, die auch entstanden sind.
0:20:15–0:20:20
Gerade die großen Streaming-Dienste haben alle Deport-Dancen in London aufgebaut.
0:20:21–0:20:28
Also Apple TV und Netflix und MGM Prime, also Amazon.
0:20:28–0:20:32
Die haben jetzt auch da große Studios natürlich angemietet.
0:20:33–0:20:37
Es wird auch im Studio-Gelände, also es werden überall so Sachen ausgebaut.
0:20:37–0:20:40
Also die Infrastruktur wird immer weiter aufgebaut.
0:20:40–0:20:46
Und was auch nochmal ist, ist, dass sich durch diese hochgradigen Produktionen.
0:20:46–0:20:53
Da auch total starke Visual Effects, also das VFX,
0:20:54–0:20:58
diesen Bereich, also für die Pre-Production, für die Post-Production vor allen
0:20:58–0:21:04
Dingen, CGI-Rending und so weiter, dass sich da auch ganz viele kleine Studios
0:21:04–0:21:07
entwickelt haben, bis hin zu großen Firmen, die das dann halt auch anbieten können.
0:21:07–0:21:12
Da ist auch London wirklich ein Pflaster, was diesen Bereich total gut abdecken kann.
0:21:13–0:21:17
Also nochmal da im Gegensatz, die Special Effects sind ja alles Sachen,
0:21:17–0:21:19
die dann beim Dreh aufgebaut werden.
0:21:19–0:21:23
Alles, was dann so Green Box, Blue Box, bla bla, alles drumherum,
0:21:23–0:21:28
alle diese ganzen Visual Effects, die werden ja dann später auch in der Postproduktion gemacht.
0:21:29–0:21:33
Beziehungsweise auch beim Dreh, es gibt ja Mandalorian, der auch dann halt diese
0:21:33–0:21:37
Green Box beim Live-Dray dann halt auch gleich mit verwertet hat.
0:21:37–0:21:40
Hatten wir ja so ein bisschen gesprochen, also es wird so eine kleine Metafolge.
0:21:41–0:21:45
Also hatten wir ja auch vor einem Jahr war die, glaube ich, rausgekommen.
Micz Flor
0:21:45–0:21:47
You have my full attention.
Florian Clauß
0:21:47–0:21:49
KI in der Filmwirtschaft.
Micz Flor
0:21:50–0:21:52
Das ist ja genau, das ist jetzt die Anbindung.
Florian Clauß
0:21:52–0:21:55
So ein bisschen, ja, so ein bisschen. Also ich will so ein bisschen so ein Drehkreuz
0:21:55–0:21:58
da machen. Also da habe ich ja jetzt schon gesprochen.
0:21:59–0:22:05
Aber es ist halt so eine Faszination, die mir dann halt auch dieses Phänomen
0:22:05–0:22:06
überhaupt erklären konnten.
0:22:06–0:22:13
Okay, England hat da was aufgebaut, was jetzt hier jemand, Berlin hat jetzt
0:22:13–0:22:16
nicht, oder wenn du Berlin als die Hauptstadt dann vergleichst,
0:22:16–0:22:19
gibt es auch einige Serien, Dogs of Berlin,
0:22:20–0:22:24
Cleo, wie heißt diese von Dominic Graf, die Serie, im Angesicht des Verbrechens?
Micz Flor
0:22:24–0:22:26
Ja, aber das ist ja auch schon 20 Jahre her.
Florian Clauß
0:22:26–0:22:28
Ich sag nur, es gibt dann halt so ein paar...
Micz Flor
0:22:28–0:22:31
Es gibt auf Netflix eine ganze Reihe von deutschen Serien, deren Namen mir jetzt
0:22:31–0:22:32
aber nicht einfallen und,
0:22:33–0:22:36
Und es ist interessant, weil wenn ich deutsche Serien auf Netflix, ich gucke ja wenig.
0:22:36–0:22:39
Wir können ja allgemein auch nochmal drüber reden, was sind Serien,
0:22:39–0:22:41
was sind Filme und was bedeuten die uns.
Florian Clauß
0:22:41–0:22:43
Wir müssen jetzt hier nochmal über die Brüse.
Micz Flor
0:22:43–0:22:47
Und es ist aber immer so, wenn da deutsche Serien sind, dann gehe ich da so rein.
0:22:48–0:22:51
Zum Beispiel ist es allen jetzt ja auch verfilmt worden, achtsam morden.
Florian Clauß
0:22:52–0:22:52
Ja, ja.
Micz Flor
0:22:52–0:22:54
Also es macht auch Spaß.
Florian Clauß
0:22:54–0:22:55
Ja, mit Tom Schilling.
Micz Flor
0:22:55–0:22:58
Ja, und es fühlt sich aber immer auch so irgendwie deutsch an.
0:22:58–0:23:01
Und ich habe dann immer so die Frage, ob wenn Dänen deutsche Serien gucken,
0:23:02–0:23:05
ob für die das so wirkt, wie wenn ich dänische Serien gucke,
0:23:05–0:23:08
die dann immer irgendwie so ein bisschen cooler scheinen als die Deutschen.
Florian Clauß
0:23:08–0:23:13
Ich glaube, also ich finde, das Gefühl hat sich da doch irgendwie,
0:23:13–0:23:15
ist besser geworden, sag ich
0:23:15–0:23:18
mal, dass man da auch schon diesen Coolness-Faktor und dieses irgendwie,
0:23:19–0:23:22
das war dann in den, weiß ich nicht, vor 20 Jahren war es mal anders,
0:23:22–0:23:26
aber diese hochgradigen Produktionen durch die Streaming-Dienste und so weiter,
0:23:27–0:23:31
ich glaube, da ist schon jetzt viel Braindrain hingeflossen,
0:23:31–0:23:34
dass das halt auch jetzt so von Deutschen so gemacht werden kann,
0:23:34–0:23:35
würde ich mal behaupten.
0:23:35–0:23:39
Aber ich will nur sagen, da sind schon andere Ligen, sag ich mal,
0:23:40–0:23:42
von Serienproduktionen.
Micz Flor
0:23:43–0:23:46
Ja, ich meine, London allgemein so als Ort, weil du das jetzt so hochgehoben
0:23:46–0:23:49
hast, London, also nicht England, allgemein so in der Ort, da habe ich ja auch
0:23:49–0:23:52
eine Zeit lang gewohnt und ich weiß lange nicht mehr da.
0:23:52–0:23:55
Ich kriege es aber immer noch so mit von Erzählungen und teilweise eben auch
0:23:55–0:23:57
von Fotomaterial oder See.
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Und ich habe so dieses Gefühl, dass London so ein bisschen diese ewige Stadt
0:24:02–0:24:05
wird, die Rom irgendwann mal ablöst, Weil das Verrückte ist,
0:24:05–0:24:11
glaube ich, entweder England hat viel Geld, dann investieren die in die City of London und bauen auf.
0:24:11–0:24:16
Oder nach dem Brexit wird das Pfund irgendwie total schwach erst mal.
0:24:17–0:24:20
Und die Leute, die sowieso schon Steaks in der Stadt haben, kaufen sich noch
0:24:20–0:24:23
mehr da rein und die Stadt wird aufgebaut.
0:24:23–0:24:27
Also egal, ob das Pfund hoch ist oder niedrig, irgendwie funktioniert das da
0:24:27–0:24:29
und es geht einfach immer höher.
0:24:30–0:24:32
Also entweder ist es das Geld von außen, was baut, was drin.
0:24:32–0:24:35
Und wenn du jetzt diese Serien auch guckst, zum Beispiel Black Doves.
0:24:36–0:24:39
Das sind dann halt eben so Teile in London, die man irgendwie auch so kennt.
0:24:39–0:24:43
Und ich glaube nicht, dass es an der Post-Production so gepinselt wurde,
0:24:43–0:24:46
sondern das ist alles so super clean geworden.
0:24:47–0:24:51
Es ist Wahnsinn, wo du das Gefühl hast, das ist jeder Stein,
0:24:52–0:24:56
der da irgendwie so in diesen Bürgersteig reingehämmert wurde,
0:24:56–0:24:58
kostet halt irgendwie 20 Pfund.
0:24:58–0:25:03
Und wurde mit der Wasserwaage von irgendwelchen MaurerInnen,
0:25:03–0:25:08
die zwei PhDs haben müssen, bevor sie arbeiten dürfen, reingemacht.
0:25:08–0:25:14
Also das ist wirklich einfach unfassbar, wie poliert das ist und wie teuer das sein muss.
Florian Clauß
0:25:14–0:25:17
Ich wollte ja auch so ein bisschen drauf hinaus, aber auch auf deine Erfahrung.
0:25:18–0:25:23
Du hast ja da wirklich mehrere Jahre oder mindestens ein Jahr da gewohnt.
0:25:23–0:25:29
Du warst auch, ich habe dich damals besucht, das war ja in Shoreditch hast du
0:25:29–0:25:30
in dem Bezirk auch gewohnt.
Micz Flor
0:25:30–0:25:35
In den 90er Jahren war das, das war 94, 95 96, so um die Zeit echt.
Florian Clauß
0:25:36–0:25:37
94, 95?
Micz Flor
0:25:37–0:25:42
Da war ich in Manchester aber, nee, Ende, 97 97.
Florian Clauß
0:25:42–0:25:48
Genau, also wir haben uns ja so 95 kennengelernt und dann gemeinsam 95 bin.
Micz Flor
0:25:48–0:25:52
Ich nach Berlin gekommen, haben uns kennengelernt dann bin ich abgehauen aber
0:25:52–0:25:54
du wolltest nicht anders, als mir hinterher zu schnüffeln.
Florian Clauß
0:25:55–0:26:01
Ich muss sagen, London ist die Stadt, die ich am meisten besucht habe in meinem
0:26:01–0:26:03
Leben. Gerade wird es abgelöst ein bisschen durch Paris.
0:26:04–0:26:06
Aber man gönnt sich ja sonst nicht.
0:26:07–0:26:14
Du Armer. London habe ich schon damals in den 80ern, wo wir den Ferienaustausch gemacht haben.
0:26:14–0:26:18
Ich war ja immer in Bournemouth oder Hastings oder Isle of Wight und habe da
0:26:18–0:26:20
meine Sommerschule gemacht.
Micz Flor
0:26:20–0:26:21
Das wusste ich gar nicht.
Florian Clauß
0:26:21–0:26:26
Ja doch, ich war immer da und mit 13 das erste Mal habe ich auch mit dem Rauchen
0:26:26–0:26:29
angefangen, weil ich so geil fand, das ist ein Doppeldecker-Bus,
0:26:29–0:26:30
dass man oben rauchen konnte.
Micz Flor
0:26:32–0:26:33
Du hast auch Gedichte geschrieben.
Florian Clauß
0:26:34–0:26:38
Ich bin immer rauchen, ein Doppeldecker-Bus mit den anderen und wir sind dann
0:26:38–0:26:42
halt immer nach London gefahren, das war dann immer so ein Tag,
0:26:42–0:26:46
wo man dann halt irgendwie mit dem Zug, es war alles gut angebunden und wir
0:26:46–0:26:48
haben da Carnaby Street besucht.
Micz Flor
0:26:48–0:26:53
Aber in London musste man gefühlterweise schon immer damals 20 Pfund,
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jetzt wahrscheinlich 50 Pfund in der Tasche haben, bevor man das Haus verlässt.
Florian Clauß
0:26:57–0:27:01
Genau, sobald du über die Straße gequert hast, hast du alles verloren.
Micz Flor
0:27:01–0:27:03
Das muss ja damals auch schon ein Thema gewesen sein, als Jugendlicher.
Florian Clauß
0:27:04–0:27:07
Das war alles Schweine und vor allen Dingen war das Pfund jetzt ganz anders.
0:27:07–0:27:10
Das ist nämlich noch der andere Effekt von Brexit und warum man halt so viel
0:27:10–0:27:15
Invest hat in der Business, in der Filmbranche, ist einfach,
0:27:15–0:27:19
dass der Pfund halt gerade für alle anderen so gut steht und für die Briten nicht so gut.
0:27:19–0:27:24
Also das ist halt so. Aber, was du schon gedacht hast, das letzte Mal war ich
0:27:24–0:27:27
jetzt vor Covid in London.
0:27:28–0:27:34
Und was mich da wirklich erschlagen hat, ist, dass London komplett die Skyline
0:27:34–0:27:37
sich absolut verändert hat. Das ist Wahnsinn.
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Und es sind ja, also einer meiner Lieblingsplätze, das habe ich auch mit Ali
0:27:42–0:27:48
darüber kurz besprochen, nämlich ist es die Tate Modern. Und die Tate Modern hat einen Anbau.
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Auch jetzt dann, ich glaube in den 2010er Jahren ist der fertig geworden.
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Das ist so ein kleiner Tower mit Aussichtsplattform.
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Und ich war auch in den 2000ern ziemlich häufig in London, da hat Tupes gewohnt.
Micz Flor
0:28:02–0:28:02
Ja.
Florian Clauß
0:28:04–0:28:08
Die habe ich auch oft besucht, dann mit Kindern zusammen und die haben auch
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in Shoreditch gewohnt und die waren dann quasi in Shoreditch,
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muss man auch sagen, das Viertel, was dann an der City of London grenzt und was so das,
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wo dann die Gentrifizierung glaube ich am sichtbarsten durchgelaufen ist.
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Bei dir war das noch so ein pakistanisches Viertel?
Micz Flor
0:28:24–0:28:28
Ja, ich kann das noch gar nicht wirklich sagen, weil damals war es schon irgendwie,
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es war einerseits, wenn man es Berlin vergleicht, vielleicht mit Neukölln in
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den 80ern, keine Ahnung, das wurde mir von ein paar Leuten mal erzählt,
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die dann da in der Schule oder im Studium dann halt nach Neukölln gingen,
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aber immer in Dreiergruppen sein sollten, das sei so gefährlich und sowas.
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Aber Schordisch war damals schon so, dass halt Huxon Square und Brick Lane und
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so, das war zwar alles noch irgendwie so Milieu.
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Also man ging da hin und war irgendwie auch ein bisschen fremd in der eigenen
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Stadt, aber es war schon so entwickelt.
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Und auch damals war die YBA, so Young British Artist Szene, war auch da.
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Da waren schon Galerien, da haben Leute Reihenhäuser gekauft.
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Also die Gentrification war da enorm.
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Und die, die dann da irgendwie gekauft hatten, irgendwelche neureiche Künstler.
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Die haben das irgendwie alles auch schön gemacht.
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Also es war trotzdem immer so, dass es dann auch noch so diese Sache gab von
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wegen, boah, schon ein bisschen unheimlich hier, dich zu besuchen.
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Also es kam auch noch irgendwie so ein bisschen dazu.
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Also das, was wir in der Folge über Drood hatten, dieses East London,
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das war halt eben dieses Charles Dickens Dickensian East London war halt eben
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das der Säufer der Huren, der Opiumhöhlen so und wo Leute einfach quasi in den
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Fluss geschmissen werden und keiner schreit mir danach.
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Die Stimmen Gewirre der ganzen Welt über Seemänner meistens und Huren irgendwie. Also so dieses Bild.
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Das ist glaube ich sowas, was East was ich in London lange hatte.
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Und ich weiß jetzt auch nicht mehr, wie es ist. Als ich da gewohnt habe,
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war das in der Nähe von diesem Roundabout.
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Ich glaube Anfang 20. Jahrhundert gebaute Brickhäuser, die ziemlich hoch waren.
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Und es war ganz interessant, weil.
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Da gab es dann irgendwie so mal eine Ausstellung dazu, wie halt vor 100 Jahren
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das alles verslampt war.
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Und in diesen Zwei-Zimmer-Wohnungen wohnten dann halt fünf Leute drin oder so.
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Und wir wohnten zu dritt, Pärchen, ich mit meiner Freundin und noch eine andere
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Freundin, wohnten auch irgendwie so auf so engem Raum.
Florian Clauß
0:30:24–0:30:30
Stimmt, ich kann mich noch daran erinnern, das waren auch so diese roten Backsteine.
Micz Flor
0:30:30–0:30:34
Ja, ja, aber die waren halt ziemlich hoch, so klein. Wie es die auch in Berlin
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manchmal so gibt, wo man immer sagt, so Arbeiterviertel oder so.
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Ich weiß nicht, ob es das da war, aber ich habe damals schon irgendwie gedacht, ach interessant.
0:30:41–0:30:44
Und in Berlin ist es jetzt ja auch so ein bisschen so, der Wohnraum in Berlin
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ist so knapp, dass da halt diese Zille-Bilder von jeder hat ein Zimmer gemietet.
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Das ist jetzt ja gar nicht so weit weg wie die Realität. Und trotzdem kommt
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es dann wie so Vergangenheit vor.
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Also ich hatte das Gefühl, dass Wohnraum in London schon immer ein Problem war.
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Anders als zum Beispiel Manchester, wo ich ja studiert hatte zwei Jahre und
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wo es halt rückblickend Wahnsinn war, dass es direkt in der Innenstadt dann
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teilweise so Straßenbereiche gab, die halt wirklich einfach komplett leer waren.
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Die wurden nicht entleert, weil da gebaut wurde oder sowas, die waren einfach
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leer, da wollte keiner wohnen. Und da verfielen die Häuser so.
0:31:19–0:31:25
Und in dem Books of Blood von, wie heißt der nochmal der, der auch Hellraiser
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geschrieben hat. Okay, der Auto von Hellraiser.
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Man möge uns verzeihen. Der hat auch eine Geschichte, die da dann irgendwie
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so spielt. Der war ja aus Liverpool ursprünglich.
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Und da ist halt so ein Mann, der hat so eine Frau einsperrt,
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um ihr Ich zu zerbrechen so ein bisschen.
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Und die ist halt einfach in einem so einem Reihenhaus eingesperrt und keiner
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hört sie, weil da niemand mehr wohnt. Das ist mitten in der Stadt.
0:31:46–0:31:48
Und das gab es in London, glaube ich, in der Form nie.
Florian Clauß
0:31:48–0:31:54
Also man muss ja auch sagen, dass in den 80ern ist ja auch London und auch überhaupt
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die ganze Countryside von England ziemlich verarmt.
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Das war ja diese Thatcher-Area, die dann halt auch angefangen hat,
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wo dann diese schonungslose Privatisierung von allem, was dann auch zu einer
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Deregulation der ganzen Finanzmärkte geführt hat.
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Das ist ja auch das, was dann letztendlich City of London als das Finanzarea
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dann groß gemacht hat, beziehungsweise Canary Wharf, Isle of Dog hinten.
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Das war ja diese Reform, die, ich glaube, am 25.10.1986 dann durchgeführt wurde.
Micz Flor
0:32:33–0:32:39
Das ist aber jetzt mal dein Datenschiff. Ich glaube, da bist du aber vom Wissen,
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bist du ein bisschen abgedrückt, wolltest dich sichern. Aber okay,
0:32:42–0:32:45
dieser Datenpfeil heimert sich gerade ins Bullseil.
Florian Clauß
0:32:45–0:32:50
Das ist voll ins Bullseil. Nein, aber da hat sich dann eben durch diese Deregulation,
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hat sich ja da der komplette Finanzmarkt umgekrempelt.
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Es ging ja so weit, dass dann tatsächlich die ganzen Amerikaner auch große...
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Und Brokers und so weiter in London aufgebaut haben aufgrund dessen,
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ja, und dass dann hier diese ganze Juppie-Kultur so reingekommen ist,
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na, das war ja dann in den 80ern.
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Und was auch total spannend ist, was mir dann auch erst mal so klar geworden ist,
0:33:20–0:33:26
warum diese Wolkenkratzer jetzt überall da sind auf einmal und vor allen Dingen
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in diesen Finanzvierteln,
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ja, Weil die natürlich dahin gehören auf der einen Seite, aber auf der anderen
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Seite haben wir mit dem District City of London.
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Ja, das ist ja so ein ganz geschichtsträchtiger Bereich von London.
Micz Flor
0:33:45–0:33:49
The City of London. What? The City of London. City of London.
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Das ist im Prinzip eine Square Mile.
Florian Clauß
0:33:52–0:33:58
Also da sind wir wieder bei Squadrats, eine Square Mile, die dann vom Uwe der Temsel um St.
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Pauls rumgeht, wo dann auch Shortage anschließt und im Norden ist dann auch
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Barbican dran und so weiter.
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Das ist so im Prinzip dieses ganze Bankierviertel. Und es geht,
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dieser Bereich ist immer noch ein unabhängiger Verwaltungsbereich und nicht
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direkt eine eigene Grafschaft und eine eigene Polizei hat.
Micz Flor
0:34:18–0:34:22
Das heißt, das ist das Berlin und der Rest von London ist wie Brandenburg.
Florian Clauß
0:34:22–0:34:26
Nee, ich würde eher sagen, das ist das Kowloon. Das ist so das Kowloon City.
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Das ist wirklich so ein Wohlwolle.
Micz Flor
0:34:28–0:34:31
Jetzt ziehst du aber, die, die es nicht kennen, jetzt ziehst du aber so eine kriminellen Karte.
Florian Clauß
0:34:32–0:34:33
Ja, ist auch so.
Micz Flor
0:34:33–0:34:37
Du machst jetzt quasi Kiki Blind, das heißt jetzt. Jetzt machst du so eine neue Serie auf.
Florian Clauß
0:34:37–0:34:40
Wirklich. Also ich komme gleich nochmal zu diesen Serienstoffen,
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die dann halt auch diese Thematik verwursten.
0:34:44–0:34:52
Aber Kowloon City, nur um das nochmal zu erklären, Das war ein Fort in der Nähe von Hongkong.
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Also auf jeden Fall in China, was dann die Briten installiert hatten,
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schon irgendwie bei dem Opiumkriegen, glaube ich, dann rausgefallen.
0:35:01–0:35:05
Ja, was dann auch so Sonderrechte hatte und ganz lange diese Sonderrechte behalten hat.
0:35:05–0:35:08
Und letztendlich war das so ein eigenes, es war wirklich ein Ford,
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was nicht größer als ein Kilometer oder noch weniger war.
0:35:13–0:35:17
Was im Prinzip dazu geführt hat, dass das komplett selbstverwaltet war.
0:35:17–0:35:23
Und dieser ganze Bereich wurde so zugebaut, dass quasi da kein Blatt mehr dazwischen gegangen ist.
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Und die haben dann überall in die Höhe gebaut, nur um diese wirtschaftliche
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Sonderzone komplett auszunutzen.
0:35:30–0:35:34
Und da gab es keine, also das wurde alles komplett selbst reguliert.
0:35:34–0:35:36
Es waren dann halt also Banden geführt und so weiter.
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Also die haben eigene Infrastruktur, eigene Health Service, eigene Polizei und so weiter aufgebaut.
0:35:41–0:35:48
Und das war so die Vorlage. Ich glaube, es wurde so 2004 oder 2005 abgerissen.
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Das war so die Vorlage für ganz viele Filme.
Micz Flor
0:35:51–0:35:52
Unter anderem Dread, oder?
Florian Clauß
0:35:52–0:35:56
Dread, genau. Dread geht auch. Ja, da musste ich auch dran denken.
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Dread, aber auch vor allen Dingen, die sind dann Leute mit Laser-Vermessungsinstrumenten
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sind durch, haben das ausgemessen und dann wurde das ja zu so einem Spiele auch verwurstet.
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Also das heißt, ich dachte, du hättest mir das erzählt. Aber es gibt tatsächlich
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so 1-zu-1-Architektur aus dem Kowloon-City, die dann halt in irgendwelchen Spielen
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drin vorkommen und dann das ganze Szenario dann aufbauen.
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Also das ist so ein bisschen, macht City of London nichts anderes,
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mit diesen ganzen Skyscrapern einfach in die Höhe zu gehen, um Platz möglichst
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da auszunutzen, weil da ist nicht viel Platz. Und der Platz City of London hat
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eben diese Sonderrechte.
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Es wird ja auch davon gesprochen, dass eben London eine große Gäste,
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Anlage ist. Ganz viel, aber ich begebe mich jetzt so ein bisschen auf Halbwissen, aber ich...
Micz Flor
0:36:49–0:36:50
Und Glatteis. ...lässt.
Florian Clauß
0:36:50–0:36:52
Mich gut erzählen. Das ist eine gute Geschichte.
Micz Flor
0:36:53–0:36:57
Wir machen ja, wir machen gerade einen neuen Sälenpitch.
Florian Clauß
0:36:57–0:37:07
Dass ganz viel dieser Bauten auch von eben vom Ausland finanziert wurden.
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Also ich glaube, der Schad, die Scherbe, das ist so dieses Das Pyramidenförmige,
0:37:13–0:37:16
was sich auf der anderen Seite von der Thamse befindet.
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Also die City of London ist nördlich, Schad ist südlich.
0:37:20–0:37:28
Das ist komplett von irgendwelchen arabischen Finanziers aufgebaut worden.
0:37:28–0:37:32
Es gibt ganz viel sogenannte Oligarchitektur.
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Also quasi von Oligarchen.
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Oligarchitektur. Oligarchitektur. Also das heißt, ganz viel aus Russland ist
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an Geldern da reingeflossen.
Micz Flor
0:37:44–0:37:47
Ja, auch in die Fußballclubs zum Beispiel. Da waren ja auch,
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glaube ich, eine Reihe von russischen Investoren. Zumindest war das nicht bei Arsenal?
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Ich weiß nicht mehr. Das ist jetzt bei mir ein dünnes Angst.
Florian Clauß
0:37:54–0:37:56
Ja, nee, aber passt, passt.
Micz Flor
0:37:56–0:37:57
Würde passen, genau.
Florian Clauß
0:37:57–0:37:58
Passt ins Narrativ.
Micz Flor
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Zweite Folge in der dritten Staffel.
Florian Clauß
0:38:01–0:38:06
Ganz viele Immobilien wurden da auch eben aufgebaut, aufgekauft und so weiter.
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Und wirklich dieser Startschuss, dass City of London eben so viele Wolkenkratzer
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hat, weil das ist ja nicht groß, war ja auch diese, wie ich schon erwähnt habe
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von Michael Thatcher, diese Deregulation.
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Und dann ist natürlich die Frage, woher kommen die Grundstücke?
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Weil du bist in London und das wollte ich noch sagen, warum hat City of London diese eigenen Gesetze?
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Das geht auf William the Conqueror zurück, der nach der Schlacht von Hastings
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diesen Bereich, war 1066...
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Da war dieser Bereich von London eigentlich die ganze Stadt.
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Und die haben mich halt, alle anderen sind drumherum gefeilen,
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die ganzen Grafschaften haben aufgegeben.
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Aber die haben halt so tapfer weitergekämpft, dass dann halt der William the
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Conqueror den Bewohnern von City of London diese Sonderrechte eingestanden hat.
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Und die gehen halt so weit zurück und jeder, so dieses Gentleman Agreement ist
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halt immer, ja wir schweigen da.
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Es geht halt um so tausend Jahre Tradition. Das ist halt irgendwie nichts,
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nichts hat mehr Bestand.
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Kannst du halt in Amerika auch nicht sagen so.
Micz Flor
0:39:11–0:39:11
Wusste ich auch nicht.
Florian Clauß
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Verrückt, dass das halt wirklich so immer noch in dieser Bestandslinie liegt,
0:39:16–0:39:19
obwohl das, glaube ich, ein bisschen mystisch ist als dann tatsächlich real.
Micz Flor
0:39:19–0:39:22
Naja, ich weiß nicht, man ist ja auch in der Gesetzgebung so,
0:39:22–0:39:29
dass es halt eine andere Gesetzgebung ist, als wenn du zum Beispiel Scheidung in der EU machst.
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Dann gibt es halt irgendwie Recht in eine Richtung.
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In Amerika und England ist es eben anders.
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Und ich weiß nicht mehr genau, was da der Unterschied ist. Also alles,
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was man vorher irgendwie schriftlich festgehalten hat und sowas,
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das spielt alles keine Rolle.
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Das liegt im Endeffekt nur daran, was der Richter so mittags gegessen hat,
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dass er danach nach dem Mittag eine gute oder schlechte Laune hatte.
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Ja, egal. Aber insofern, ich glaube schon, dass diese Gesetzgebung auch eben
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eine sehr andere ist. Und da kenne ich mich nicht wirklich aus.
Florian Clauß
0:39:52–0:39:59
Zumal führt es eben dazu, dass dieser District dann besondere Möglichkeiten hat, sage ich mal.
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Und mit dieser, also ein smuggles Hatcher dann quasi das Go gegeben hat für
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diese Deregulierung. dann sind halt auch über Dekaden haben sich dann Leute,
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dann Investoren immer so Grundstücke, so puzzelmäßig zusammengekauft.
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Und du brauchst ja für den Skyscraper jetzt kein großes Grundstück,
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aber dann gab es halt irgendwie so Arrangements, okay, wir lassen die Fassade
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stehen und machen dahinter die Form.
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Oder wir machen dann, keine Ahnung, eine öffentliche Aussichtsplattform,
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dass jeder hochgehen kann.
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Also ein bisschen so wieder so Pseudo der Gemeinschaft was zurückgeben,
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um dann halt das Bauprojekt dann halt so zu verwirklichen, um dann halt so eine
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soziale Komponente einzulösen, was natürlich überhaupt nicht da zusammenpasst in dem Moment.
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Und die erste, ich glaube, das hast du auch noch mitbekommen,
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den Fosterbau, die Gurkens, die Gurke.
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Aber eigentlich sollte es der Schwanz heißen. Aber wir haben dann alle gesagt,
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nee, nee, das ist die Gurke.
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Und dieses Ding, was dann halt auch so Bischops Alley ist das,
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glaube ich, dieser Turm, den hast du auch noch mitbekommen, oder den Bau?
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Das war doch der Anfang, dass sich die Skyline geändert hat.
Micz Flor
0:41:08–0:41:10
Aber das erinnert mich schon auch so ein bisschen an Berlin.
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Ich meine, wir gehen jetzt gerade hier durch die Grenze, das ist das grenznahe
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West-Berlin, wo auch alles voller Sozialbauten ziemlich hoch gebaut ist,
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verglichen mit anderen Bauregulierungen, die es in der Stadt gibt, auch jetzt wieder gibt,
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wo viel gebaut wird, so wie in Wedding ja auch. Hier hat sich wenig verändert.
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Dem Fall der Mauer, aber dann solche Gebiete, wenn du zum Beispiel im Ostkreuz
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stehst und schaust über den Ostbahnhof Richtung Alex, dass es da hochgeschossen ist, das ist Wahnsinn.
Florian Clauß
0:41:37–0:41:37
Das stimmt.
Micz Flor
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Ich würde jetzt gar nicht sagen in 20 Jahren, sondern in 15 Jahren oder so.
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Und der andere Punkt ist halt eben, wenn du im KDW oben rausguckst und schaust
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dann Richtung dieser Kirchruine, wie heißt denn mal Friedenskirche oder so,
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die hinter dem Europacenter ist?
Florian Clauß
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Gedächtniskirche.
Micz Flor
0:41:55–0:42:00
Gedächtniskirche. und dann siehst du dahinter jetzt auch so neue Skyscraper, die da drin sind.
Florian Clauß
0:42:00–0:42:02
Aber es sind ja keine richtigen Skyscaper.
Micz Flor
0:42:03–0:42:07
Nee, das ist klar, aber dieses wie schnell sich die Skyline verändern kann,
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das spürt man, finde ich gerade hier schon enorm.
Florian Clauß
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Das spürt man so ein bisschen, aber nichts ist gegen London.
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Also ich glaube, dieser Blick, den man dann hatte, also früher,
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wenn man auf der Tate Gallery war, da war wirklich so dieses Foster-Gebäude,
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das einzig Signifikante da, weit und bald neben St. Paul.
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Wenn du jetzt da stehst, hast du eine unglaubliche, eine unglaubliche Skyline.
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Das ist halt so wirklich, als ob du irgendwie so in Amerika bist.
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Und das finde ich auch, diese Schichten von Geschichte, also von historischen
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Gebäuden, die sich dann in London, das ist anders als in Paris.
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Weißt du, in Paris hast du dann eine Sichtachse und dann sind da alte Gebäude
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und dann war da irgendwie Hausmann, der hat dann die Chance über die See da
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reingehauen, hat ein paar so Grand Palais und so weiter gemacht und es gibt
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dann halt so neuere Gebäude.
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Und dann gibt es vorhinteren Pompidou. Das ist halt das Neueste.
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Da siehst du halt Inside Out. Okay, verstanden.
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Da passiert nicht viel. Aber in London hast du dann einen Pub,
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was dann im Vordergrund ist, was dann halt irgendwie so von 1603 gebaut worden ist.
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Im Hintergrund kommt dann halt irgendwie der Skyscraper raus.
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Du hast diese Schichten von Architektur, die sich da irgendwie so aufbaden.
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Das ist schon einzigartig in dieser Stadt.
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Und dass die halt so lebendig ist. Weil Paris hat ja auch so eine Bausubstanz.
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Aber die wird nicht verändert. In London schaffen die das irgendwie ständig zu verändern.
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Gab es dann, und das ist nochmal der andere Impuls, der mit reinkam, in London,
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die IAA, die dann halt auch diese Riesenanschläge gemacht haben,
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wo die dann halt irgendwie eine Fünf-Tonnen-Bombe an den LKW dann irgendwo,
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das war auch in Bishops Alley, das ist nämlich das Grundstück,
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worauf die Gurke gebaut wurde, haben die quasi weggebombt.
Micz Flor
0:43:46–0:43:49
Freigemacht. Das war, als ich in Manchester studiert habe auch,
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da hat die IA hinter Trafford Center was in die Luft gejagt und das war wirklich das Ende.
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Ich kam wirklich an, ich habe so ein Manchester kennengelernt,
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was noch sehr Gothic war und wirklich so, also ich habe sowas noch nie gesehen.
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Da gab es also Corn Exchange und solche Bereiche, die waren...
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Corn Exchange, also der Mais...
Florian Clauß
0:44:08–0:44:09
Also, okay, Corn Exchange.
Micz Flor
0:44:10–0:44:15
Also solche Gebäude, wo du reingegangen bist und dann war das halt so alles
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noch so das Holz irgendwie von, keine Ahnung, 19.
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Jahrhundert oder so. Du konntest da rumgehen und dann gab es dann so kleine
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Läden, wo Star Wars Figuren verkauft wurden und du konntest dich überall hinsetzen
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und dann gab es halt Kartoffeln mit Coleslaw.
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Und ich bin da reingegangen, es war wirklich nicht wie bei Harry Potter,
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aber England verleiht ja vielem so ein Harry Potter Feeling.
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Es ist alles sehr nischig und so.
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Und da war es dann, Mensch, das ist ja auch so, dass die Bombe losgegangen ist.
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Danach wurden die Dinge alle irgendwie aufgekauft, entwickelt und weg, weg kamen.
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Aber ich glaube, es gibt auch eine Sache, da kenne ich mich aber auch nicht
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aus, müsste man vielleicht noch mal Shownoten.
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Zum Beispiel ist es so, dass in Glasgow, mehr noch als in Edinburgh,
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aber in Glasgow gibt es eben so eher auch so deutsche Architektur.
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Also so Apartments, wie es in Paris ja auch gibt.
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Und in London sind diese Terrace-Housing, diese schmalen Häuser,
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die alle irgendwie auch gleich aussehen.
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Und du weißt dann immer, es ist Victorian oder Edwardian oder das wissen dann
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alle immer gleich, das sehen die an den Fenstern vorne.
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Und da gab es wohl auch so ein gesetzliches Thema dahinter, dass irgendwie es
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nicht sein konnte, dass eine Person mehr als ein Stück Land besitzt oder mehrere
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Personen das gleiche Stück Land besitzen.
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Das heißt, so war es irgendwie, müsst ihr nochmal nachgucken,
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aber in London hat jeder sein Haus und Apartments ging nicht.
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Also ein gemeinsamer Grund, auf dem viele EigentümerInnen sind.
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Und das führt halt dazu, ich hatte das einzige Mal so was für einen klaustrophobischen
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Anfall an einem sehr schlechten Tag in London, wo ich, glaube ich,
0:45:42–0:45:46
in Fulham war und ich guckte halt so rum und ich habe halt irgendwie gesagt,
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oh, ich muss jetzt echt mal weg von allem, hast du so ein Gefühl?
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Und dann guckst du halt in London irgendwo hin und du siehst keinen Horizont.
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Also es gibt keinen Horizont, weil diese geschwungenen Straßen, alles so kleinteilig.
0:45:58–0:46:02
Und das ist ja dann noch okay, aber ich war so mies drauf, dass ich dann irgendwie
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auf einmal so Atemnot fast schon bekommen hätte, dass ich gemerkt habe,
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ich muss jetzt mindestens eine Dreiviertelstunde irgendwie fahren,
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um Horizont zu sehen. Ich bin einfach gefangen.
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Und das hast du, glaube ich, in London mehr als in vielen anderen Städten.
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Wie du sagst, diese Sichtachse und so.
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London ist oft so eine Stadt, finde ich, wo man um eine Ecke geht und wow, da siehst du was.
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Das überfällt dich so. Ganz selten, dass du halt St. Pauls oder sowas mal aus
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unterschiedlichen Winkeln siehst. Oft ist es wirklich so eine kurze Offenbarung.
0:46:33–0:46:37
Und abgesehen von diesen Skyscrapern in der Innenstadt ist es jetzt ja auch
0:46:37–0:46:41
nicht so, dass da wirklich viel große Gebäude sind.
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Weil die andere Seite von London war auch, ich weiß nicht, aus den 90er Jahren,
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da war der Bruder meiner Freundin, der ist, denke ich, immer noch Architekt,
0:46:47–0:46:48
war damals halt auch Architekt.
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Und er hat gemeint, ja, es ist halt so, wenn man Architektur studiert,
0:46:53–0:46:57
dann macht man in der Regel Küchenausbauten oder Wintergärten.
0:46:57–0:47:00
Das waren die einzigen Sachen in diesem Terrace Housing, das hat hinten jemand
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einen Wintergarten reingebaut oder die Küche umgebaut hat.
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Also es wurde nicht so viel neu gebaut, außer halt irgendwelche Happy Eaters
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am Motorway oder so Sozialbauten.
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Aber diese Idee von Architektur ist einerseits so gigantomanisch,
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Oligarchitektur, wie du sagst.
0:47:18–0:47:22
Und das andere ist aber eben dann auch dieses komplett Kleine,
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was aber auch gut funktioniert.
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Ich fand das in England im Terrace Housing immer schon toll,
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wie viel Liebe zum Detail da reinging in irgendwelche Metall-Elektrokabel-Fassungen,
0:47:35–0:47:39
die halt dann über den Putz verlegt wurden und ein samtenes,
0:47:39–0:47:41
mattes, dunkelgrün statt Tapete.
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Also irgendwas an London, was ja auch in jeder Serie irgendwann irgendwo vorkommt,
0:47:46–0:47:51
ist schon toll, viel Wertigkeit auf kleinstem Raum herzustellen.
Florian Clauß
0:47:51–0:48:00
Ja, das ist halt, glaube ich, so dieses Arbeiterhaus, was dann halt so das grundarchaische
0:48:00–0:48:05
Eigentum bei dieser ganzen Working Class von England ist.
0:48:05–0:48:10
Dass jeder so sein kleines Häuschen hat, zwei Etagen und du hast halt diesen
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Vorgarten und so weiter.
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Das ist auch eine absurde Sache, die ich dann, ich glaube, das war irgendwo
0:48:15–0:48:18
bei Shoreditch, dann mal gesehen hat, das war tatsächlich so ein Hochhaus.
0:48:19–0:48:22
Was heißt Hochhaus? Es war dann irgendwie sechsstöckig oder sowas.
0:48:22–0:48:26
Und diese sechs Stockwerke waren jeweils aufgeteilt in drei,
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wo dann halt so Häuser drin waren.
0:48:28–0:48:32
Die dann halt übernommen, also quasi dieses normale, wie heißt das Haus?
Micz Flor
0:48:33–0:48:33
Terrace Housing.
Florian Clauß
0:48:33–0:48:37
Terrace House, das du dann halt aber so als so ein Hochhaus dann übereinander
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gestapelt hast. Jeder hatte dann halt so die zwei Stockwerke.
Micz Flor
0:48:41–0:48:46
So ein bisschen wie San Francisco, auch wo die Holländer irgendwie diese schmalen
0:48:46–0:48:48
Häuser gebaut haben, wie sie die halt von zu Hause gewohnt waren.
0:48:49–0:48:52
Aber es gab gar keinen Grund, die so schmal zu bauen. Aber man bringt es halt
0:48:52–0:48:55
so mit. Da fühlt man sich dann halt zu Hause.
Florian Clauß
0:48:55–0:48:58
Ja, ich meine, ein Grund, weswegen London auch im Vergleich zu Paris,
0:48:59–0:49:03
wie wir das gerade den Vergleich gezogen haben, London wurde ja zerstört auch
0:49:03–0:49:05
im Ersten Weltkrieg, also im Zweiten Weltkrieg.
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The Blitz, das ist dann diese Bomber, die dann irgendwann aufgrund von eben
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Fehlinformationen, V2, Können wir alles nachlesen von Thomas Bündchen,
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wo dann halt auch dann eben die Einschlagstellen der V2-Raketen mehr oder weniger,
0:49:20–0:49:22
weil man den Kot geknackt hat, gefälscht wurden.
0:49:23–0:49:26
Und dann sind die halt immer weiter nördlich von London eingeschlagen und haben
0:49:26–0:49:29
dann nicht mal London als Stadt zerstört.
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Aber 4041 waren schon massive Einschläge in London.
0:49:33–0:49:38
Da kommen wir nämlich auch zu einem Bereich, wo wir auch schon länger darüber
0:49:38–0:49:44
berichtet haben. wir vor längerem darüber berichtet haben, da geht es nämlich um das Barbican.
Micz Flor
0:49:44–0:49:45
Ja.
Florian Clauß
0:49:45–0:49:54
Das Barbican ist quasi so eines der Gebäude, also der Prestigebauten des Brutalismus,
0:49:54–0:50:01
die dann in den, ich glaube 1966 ist die Bauphase angefangen und wurde dann
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in den 80ern eingeweiht, 16 Jahre später wurde das eingeweiht.
0:50:05–0:50:08
Und Barbican ist ja Brutalismus pur.
0:50:09–0:50:13
Das war halt auch die Phase, wo ...
Micz Flor
0:50:13–0:50:17
Ich möchte es weiterhören, aber können wir kurz gerade auslaufen?
0:50:17–0:50:22
Ich möchte zu dem Hau, das ist Hau 1, da möchte ich kurz was fragen.
Florian Clauß
0:50:23–0:50:30
Ah ja, gerne. Damals nach dem Krieg war eben auch Beton das Billigste, womit man bauen konnte.
0:50:30–0:50:36
Und diese ganzen Ideen von Architektur, die dann im Brutalismus stecken,
0:50:36–0:50:40
die dann halt auf Le Corbusier mit aufbauen, also aus einer Bauhaustradition
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kommen, wo eben Ornament ist Verbrechen, wo Beton,
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das ist die neue Ehrlichkeit, das muss nach draußen.
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Wo dann eben auch versucht wurde, durch Architektur eine soziale Gleichheit
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herzustellen. Alle wohnen im Gleichen und so weiter.
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Das wurde ja weltweit. Brasilien, die Hauptstadt von Brasilien,
0:51:01–0:51:07
die wurde ja auch so durchstrukturiert mit viel diesen brutalistischen Gebäuden.
0:51:07–0:51:15
Und in Barbican, muss man sagen, ist jetzt eine der teuersten Wohngebäudeanlagen,
0:51:15–0:51:22
die man so haben kann. Also diese ganzen Hochhäuser, die Fußgängerzonen.
0:51:22–0:51:26
Es gibt dann eben so drei Hochhäuser, die so dreieckig auch geformt sind.
0:51:26–0:51:30
Das ist nämlich dann, ich komme jetzt wieder zu meiner Serie zurück,
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The Agency, ist auch eine Paramount Plus-Serie mit Michael Fassbinder von 2024.
Micz Flor
0:51:36–0:51:37
Den habe ich lange nicht mehr was gesehen.
Florian Clauß
0:51:38–0:51:43
Ja, die ist auch toll. The Agency, da geht es um ein, also im Prinzip ist es eine,
0:51:44–0:51:50
Außenstelle des CIAs in Nondon und es geht um Michael Fassbinder,
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der so ein CIA-Undercover-Agent ist.
Micz Flor
0:51:54–0:51:58
Aber ist der Heil wieder zurückgekommen? Da war doch der Android,
0:51:59–0:52:00
der mit den Aliens weggeflogen ist.
Florian Clauß
0:52:01–0:52:08
Dessen Cover ist aufgeflogen. Und der hat halt eine Wohnung in Barbican Es wird
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auch sehr exponiert in dieser Serie dann ausgestellt.
0:52:11–0:52:18
Aber auch ein Beispiel dafür, dass eben so das amerikanische CIA dann eben abseitig
0:52:18–0:52:22
vom MR5 da eben eine Präsenz aufbaut.
Micz Flor
0:52:22–0:52:27
Ja, es war ja so diese Gegend. Es gab dieses Attack the Block, hast du das gesehen?
0:52:27–0:52:30
So ein englischer Spielfilm aus den Nullerjahren mit so einer Alien-Attacke
0:52:30–0:52:34
und so ein paar Jugendliche, die halt dann irgendwie da rumhängen in ihrem Kiez,
0:52:35–0:52:39
die dann mit diesen Aliens konfrontiert werden. Das ist ziemlich gut gemacht.
0:52:39–0:52:42
Also der ist so ein bisschen wie Cloverfield oder so.
0:52:42–0:52:47
Also dieses Gefühl, dass alles so drumherum passiert und es bleibt alles irgendwie
0:52:47–0:52:50
so heimelig und trotzdem ist es halt total durchlöchert.
Florian Clauß
0:52:50–0:52:52
Also eine immersive Kameraführung.
Micz Flor
0:52:52–0:52:54
Ja, genau. Und das ist, glaube ich, noch so eine Zeit, dass wir es nicht im
0:52:54–0:52:56
Barbeken, aber es ist so drumherum.
0:52:57–0:53:00
Das ist eine Zeit, wo das immer noch eben so die Sozialwohnungen waren.
Florian Clauß
0:53:00–0:53:03
So, wir stehen jetzt vor dem Hau und machen...
Micz Flor
0:53:03–0:53:05
Ja, beim Hau, ich wollte das mal erzählen, weil das ist was,
0:53:05–0:53:10
wo ich lange nicht mehr dran gedacht habe. Und das ist auch bestimmt schon 20 Jahre her.
0:53:10–0:53:16
Also es gab mal eine wunderbare Kunstinstallation hier im Hau,
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wo wir gerade davorstehen, Hau 1.
0:53:18–0:53:24
Und zwar kamst du da rein, du musstest dann dein Ticket kaufen und sowas.
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Ich muss mal kurz um die Ecke gucken, dann zeige ich dir was.
0:53:26–0:53:31
Und dann hast du gewartet und hattest keine Ahnung, was passiert.
0:53:31–0:53:32
Es wurde nicht viel erklärt. Und
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irgendwann hast du halt so einen Mini-DV-Camcorder in die Hand bekommen.
0:53:35–0:53:39
Mit Kopfhörern hast du dir reingesteckt und dann hat einer Play gedrückt und nichts gesagt.
0:53:39–0:53:42
Und du hattest dann so einen Camcorder, Display aufgefaltet,
0:53:43–0:53:46
Kopfhörer drin und der lief so weg. Oder die lief so weg.
0:53:47–0:53:49
Und du denkst, was ist los? Und dann siehst du auf einmal im Bild,
0:53:49–0:53:51
du siehst, dass das genau das ist, was vor dir ist.
0:53:51–0:53:55
Und dann läuft das Bild so los und du läufst dann einfach automatisch mit.
0:53:55–0:54:00
Und dann hörst du halt so Geschichten, es war halt, es ging auch um die Geschichte dieses Gebäudes.
0:54:01–0:54:05
Und dann liefst du auch wirklich in diese ganz abgelegenen Sachen da hoch.
0:54:05–0:54:09
Und das war wirklich völlig kurios, dieses Augmented Reality Feeling,
0:54:09–0:54:11
bevor es Augmented Reality wirklich gab.
Florian Clauß
0:54:11–0:54:11
Ja, toll.
Micz Flor
0:54:11–0:54:16
Wo du dann, dann bist du irgendwo oben in die Loge reingelaufen und gucktes unten.
0:54:16–0:54:19
Und unten lief gerade jemand mit so einer Kamera wie so ein Zombie vorbei und
0:54:19–0:54:20
bliebst du vorm Klavier stehen.
0:54:20–0:54:24
Und du wusstest, irgendwann werde ich da auch noch sein. Aber du weißt nicht, wie du da hinkommst.
0:54:25–0:54:28
Und dann gab es auch so ein paar Sachen, die waren da wirklich echt unheimlich.
0:54:28–0:54:31
Zum Beispiel, wusstest du, okay, da wird gesprochen.
0:54:31–0:54:34
Und dann war so eine Toilette und dann stehst du vor der Toilette und guckst
0:54:34–0:54:35
dann so in dieses Bild rein.
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Und dann hörst du auf einmal jemanden duschen und pfeifen.
0:54:40–0:54:44
Auf in deinem Kopfhörer, bevor dir ist die Toilette. Und du gehst davon aus,
0:54:44–0:54:45
da wird jetzt niemand drin sein.
0:54:46–0:54:48
Aber es entsteht so eine komische Angst. Was wird jetzt hier inszeniert,
0:54:48–0:54:50
was jetzt vielleicht wirklich noch passieren kann?
0:54:50–0:54:53
Das war ja ganz toll. Und da gab es, hier ist es, glaube ich.
0:54:53–0:54:59
Ich glaube, irgendwo gibt es nämlich Glasfenster und diese Glasfenster,
0:54:59–0:55:02
so war zumindest die Erzählung, vielleicht sind das aber die.
Florian Clauß
0:55:03–0:55:07
Das sind Fliesen. Aber die sind aber durchgefließt, das sind keine Glasbausteine.
Micz Flor
0:55:07–0:55:10
Es sieht aus wie Glasbausteine, ich weiß jetzt gerade nicht,
0:55:10–0:55:14
wo es ist und das war wohl kaputt, auch im Zweiten Weltkrieg.
0:55:15–0:55:18
Und die haben das mit leeren Whiskyflaschen wohl nachgebaut,
0:55:18–0:55:21
also aus Whiskyflaschen wurden quasi diese Glassteine ersetzt.
0:55:21–0:55:25
So zumindest die Erzählung, die nicht wirklich als Quelle dient,
0:55:25–0:55:26
aber die Erinnerung ist hängen geblieben.
Florian Clauß
0:55:27–0:55:31
Wir haben ja nichts außer Whisky. Aber es klingt so ein bisschen nach so einer
0:55:31–0:55:34
sozialen Plastik wie von Tino
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Segal, obwohl der da wahrscheinlich mehr so performancemäßig da reingeht.
Micz Flor
0:55:38–0:55:41
Nee, nee, das war, glaube ich, eine Shot in der es gemacht hat,
0:55:41–0:55:42
aber ich habe den Namen vergessen.
Florian Clauß
0:55:42–0:55:43
Okay, spannend.
0:55:44–0:55:47
Wir müssen laut meiner Navigation jetzt zurück.
Micz Flor
0:55:47–0:55:49
Okay, wir haben jetzt eine Mirzülle über YouTube gemacht.
Florian Clauß
0:55:49–0:55:55
Ja, ja. Den haben wir noch mitgenommen. Den Squadrinio.
0:55:57–0:56:03
Barbican. Barbican, genau. Das war The Agency. Damit haben wir das gestriffen, das Barbican.
0:56:03–0:56:08
Nach wie vor, wo ich auch ein Tipp, wenn man in London ist, hat die größte Konzerthalle.
0:56:08–0:56:14
Das London Symphony Orchestra ist da beheimatet. Und die zweitgrößte Bibliothek
0:56:14–0:56:16
von, ich mache jetzt gerade so vollen Stadtbären.
Micz Flor
0:56:16–0:56:17
Ja, genau.
Florian Clauß
0:56:17–0:56:22
Die zweitgrößte Bibliothek von UK. Öffentliche Bibliothek ist da beheimatet.
Micz Flor
0:56:22–0:56:23
Nein.
Florian Clauß
0:56:23–0:56:24
Es gibt drei Kinoseele.
Micz Flor
0:56:24–0:56:27
Nein. Wahnsinn.
Florian Clauß
0:56:27–0:56:33
Und es gibt auch viele Ateliers und Galerien, die man sich dort auch anschauen kann. Also Barbican.
0:56:33–0:56:39
Und es gibt halt diese komplette Fußgängerwegstadt.
Micz Flor
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Die in dem zweiten Teil von Born Identity auch eine Rolle spielen,
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wo er flüchtet. Da sieht man ganz viel davon.
Florian Clauß
0:56:45–0:56:49
Ja, stimmt. Ja, sehr gut. Also London hat großartige Schauplätze,
0:56:49–0:56:54
aber London tritt ja auch immer als eine, ja, wie soll man sagen,
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das ist so eine ambivalente Stadt.
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Also vielleicht kann ich da diesen Schwenk machen zu einer anderen Serie,
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die ich jetzt vor kurzem gesehen habe, wo ich aber in der zweiten Staffel drin
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stecken geblieben bin und dann nicht mehr weiterverfolgt habe.
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Aber die ist auch ganz toll eigentlich die heißt Industry ist von HBO produziert
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und es geht um diese ganzen Banker und Broker und die spielt dann in City of
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London und in Connery Wharf wie heißt die?
Micz Flor
0:57:26–0:57:35
Industry Agency, Industry, Mob City also Y hinten ist gerade ganz groß beim Probekom das habe.
Florian Clauß
0:57:35–0:57:40
Ich mir gar nicht aufgefallen Ja, und da geht es eben um so Abgänger von einer
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Business-Schule, die dann alle jetzt in Pirmand, das ist so ein Broker-Verein,
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also eine Bank, die dann diese Neulinge quasi so aufbricht.
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Erstmal so ins Leben rauslässt, ins Bankerleben. Aber es ist halt eine unglaublich korrupte Sache.
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Man verliert die ganzen Protagonistinnen, verlieren ihre Moral.
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Es ist halt irgendwie auch so total Sex und Skandal und Drogen durchdrängt. Alle sind immer drauf.
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Es gibt dann halt diese harte Seite, dass die halt irgendwie so 20 Stunden am
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Tag arbeiten und dann halt nur Party machen, teilweise durch.
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Es hat einen ganz tollen Soundtrack. Die Serie ist halt wirklich wie so ein,
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also teilweise wie so Musikvideo manchmal,
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läuft die durch und die Hauptdarstellerin heißt, oder die Hauptfigur heißt Harperstern
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und das ist eben so eine, ich habe auch weswegen ich ausgestiegen bin,
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ist auch, dass ich es nicht mehr verstanden habe.
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Also das Englische war da auch wirklich so, wo ich dann teilweise Stopp machen
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musste und ins Dictionary gucken musste, was heißt das jetzt eigentlich?
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Und dann aber auch so rein, was die dann eben gemacht haben,
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Also was die da für Deals die ganze Zeit gemacht haben.
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Aber es zeigt dann eben so diese ganze skrupellose, korrupte Seite des Banking-Wesens,
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was dann halt irgendwie so Millionen, Milliarden teilweise auch dann in Sekunden verticken.
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Also völlig immense Summen. Und dann wurde das dann eben so,
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also die Industrie, die dann halt wirklich nur so von so ganz kleinen,
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also von so wenig Leuten getragen wird, wo die dann halt irgendwie nur noch
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so einen Klick am Mausklick machen müssen, dann sind auf einmal drei Milliarden weg.
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Oder anders. Und 20 Sekunden später wird der Deal halt gebraucht,
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habe ich alles nicht ganz verstanden, aber hat eine gewisse Faszination gehabt.
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Also kann ich auch empfehlen. Das ist so ein bisschen diese Banking-Seite von
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London und vor allen Dingen auch diese ganzen Skyscapers.
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Wir gucken jetzt gerade hier auf das Tempodrom. Das ist eine schöne Sicht,
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aber eine totale Gegenwende.
Micz Flor
0:59:48–0:59:50
Die wir haben.
Florian Clauß
0:59:50–0:59:52
Sorry, ich muss kurz hier ausweichen.
Micz Flor
0:59:53–0:59:53
Okay.
Florian Clauß
0:59:54–0:59:59
Wir waren ja schon bei den IRA-Anschlägen in London.
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Es gab dann, der hat sich jetzt auch zum, dieser Anschlag ist 20 Jahre jetzt her,
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7-7 wird der ja genannt, nach 9-11, der auch traumatisiert diese Nullerjahre,
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wo große Städte und Paris, London und so weiter, dann auch Madrid,
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der diese Terroranschläge erlebt haben.
1:00:17–1:00:22
Das 7-7, das war 7.07.2005 damals,
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als eben vier Selbstmordattentäter mit Bomben im Rucksack,
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drei davon in der U-Bahn, die gezündet haben, fast zeitgleich,
1:00:31–1:00:37
und einer in einem Doppeldecker-Bus, wo 52 oder 54 Menschen ums Leben kamen
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und auch eben diese vier Attentäter.
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Was dann aber auch dazu geführt hat, dass London,
1:00:44–1:00:50
Jetzt mittlerweile, eine der, also wie soll man sagen, die Dichte an Kameras
1:00:50–1:00:53
in London ist höher als in Beijing.
Micz Flor
1:00:53–1:00:55
Ja, das ist unfassbar.
Florian Clauß
1:00:55–1:01:00
Das ist unfassbar, dieses ganze CCTV. Also ich glaube, es ist wirklich unvergleichbar.
Micz Flor
1:01:00–1:01:02
Das war in den 90er Jahren aber auch schon ein Riesenthema.
Florian Clauß
1:01:02–1:01:06
Das war genau, dieser Ring of Steel war in den 90er Jahren.
1:01:06–1:01:12
Das ging eben auch eben mit diesem Attentat seit Bischofsgate, also Ende 80er.
1:01:12–1:01:18
Es fing noch vorher, Ende 80er, das war dieser Brand, der in einer U-Bahn-Station
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hat sich so ein ganz, ganz übler Brand entwickelt, der auch ganz viele Menschen,
1:01:25–1:01:26
Menschenleben gefordert hat.
Micz Flor
1:01:26–1:01:27
Also kein schöner Brand.
Florian Clauß
1:01:27–1:01:32
Es war ein übler Brand im Sinne von, die haben dann ein neues Phänomen,
1:01:32–1:01:37
wie sich Feuer ausbreiten kann, danach benannt, weil die das vorher noch nie
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dieses Phänomen hatten. die Rolltreppen noch aus Holz waren.
1:01:41–1:01:45
Und als man noch selbst zündende, das fand ich immer so toll, früher in den 80ern.
Micz Flor
1:01:45–1:01:45
Das war Feuerzeuger.
Florian Clauß
1:01:46–1:01:49
Das war ja die Sicherheitsholzer.
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Die waren immer so langweilig in Deutschland. Die Zündhölzer waren Sicherheitsholzer.
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Die konntest du nur mit dieser einen Reibefläche anzünden. Aber in England gab
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es ja diese Streichhölzer, die konntest du überall so zack am Stein und es hat gebrannt.
1:02:04–1:02:07
Ich meine, klar, ich war 13, habe angefangen mit dem Rauchen.
Micz Flor
1:02:07–1:02:09
Genau, oben im Doppeldeckerbus.
Florian Clauß
1:02:10–1:02:11
Ich war frei.
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Ja, also das hat eine gewisse Faszination und das hat sich eben in diese Rillen
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von einer Rolltreppe hat sich dann eben auch so ein Fett- und Teigfilm gebildet
1:02:25–1:02:30
und dann eben so eine Zigarette und so ein selbst anzündendes Streichholz haben
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dann so einen Schwellbrand ausgelöst,
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haben diesen üblen Brand dann verursacht, der dann nicht zu löschen war mehr
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und war auch viel an Raucher.
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Aber auf jeden Fall, das war auch der Grund, warum wir dann diese U-Bahn-Überwachung angefangen haben.
1:02:45–1:02:54
Also das heißt, dass eben da schon CCTV angefangen wurde, in U-Bahn, in der Tube aufzubauen.
1:02:54–1:02:58
Und das hat sich dann weitergetragen in den 90ern, der Ring of Steel,
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das ist quasi der Überwachungsring um City of London.
1:03:03–1:03:06
Der war dann halt nach dem IAA, also so 1992, 1993.
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Und eben mit diesen Anschlägen, da wurden dann auch immens viele Kameras verbaut. Also in den 2000ern.
1:03:15–1:03:21
Und das ist wirklich so, dass der normale Durchschnitts-Londoner pro Tag über
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300 Mal von verschiedenen Kameras gefilmt wird.
1:03:25–1:03:29
Dass sich eine unglaubliche Industrie auf dieser Überwachung aufgebaut hat.
1:03:29–1:03:34
Dass es wirklich so weltführend ist,
1:03:34–1:03:39
also wenn du pro Kopf, also die Kameras pro Kopf, ich glaube eine Kamera hat
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dann in London für 16 EinwohnerInnen, während in Beijing dann halt irgendwie eine für 40 oder 50.
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Also man denkt immer so, die Überwachungsdichte wäre in China so groß,
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aber nein, London, kannst du davon ausgehen, da wirst du überall überwachen.
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Ja, wobei auch viele eben ausgefallen sind, kaputt sind und so weiter, Kameras.
1:04:00–1:04:04
Aber, und dann komme ich jetzt zu meiner noch eine Serie, die ich zuletzt geguckt
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habe und die fand ich sehr gut, The Capture.
Micz Flor
1:04:07–1:04:08
Capture-y.
Florian Clauß
1:04:08–1:04:13
Nee, Capture. Da geht es um das panoptische London.
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Panoptische London, also über diese CCTV-Überwachung, dass nämlich ein Mord
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quasi einem Soldaten nachgestellt wird,
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der anscheinend auf Video dann gezeigt oder aufgenommen wurde auf so eine CCTV-Überwachungskamera
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an einer Bushaltestelle, das aber dann komplett gefälscht wurde.
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Und dann geht es um diese ganze Maschinerie hinter diesen CCTV,
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dass dann halt auch bestimmte Einheiten des Geheimdienstes in der Lage sind.
Micz Flor
1:04:43–1:04:45
In Echtzeit dann halt auch Bilder zu fälschen.
Florian Clauß
1:04:45–1:04:51
Und das ist ein ziemlich genialer Plot, der natürlich dann in London sehr gut aufgehoben ist.
Micz Flor
1:04:52–1:04:54
Ja, das ist lustig, weil ich habe da ewig nicht mehr dran gedacht.
1:04:54–1:04:57
In den 90er Jahren weiß ich halt deshalb, das ist schon ein Thema,
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weil ich hatte ja damals als Kurator dieses Revolting-Projekt in Manchester
1:05:01–1:05:04
bei ISEA 98 war es, glaube ich.
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Das war so ein, ja, wie soll ich sagen, so Revolting, Revolution hieß das große,
1:05:09–1:05:14
Revolting war so ein bisschen mehr so dran kratzen an diesem shiny Wort Revolution.
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Und da waren halt viele Leute eingeladen, unter anderem auch eben welche,
1:05:18–1:05:22
glaube ich, aus Manchester, die so Psycho-Geographic, ich habe vergessen,
1:05:22–1:05:26
wie die Organisation hieß, so Psycho-Geographic Walks machen.
1:05:26–1:05:28
Das war so ein Künstlerkollektiv.
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Und diese Psycho-Geographic Walks ist halt eben, du läufst zum Beispiel durch
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Paris mit der Karte von London.
Florian Clauß
1:05:32–1:05:34
Ach so.
Micz Flor
1:05:34–1:05:39
Das heißt, under the pavement, the beach. Das ist diese Sache.
1:05:39–1:05:42
Und da waren dann eben ein paar da und wir hatten dann auch darüber gesprochen,
1:05:42–1:05:45
wie halt diese Idee mit der Karte von einer Stadt in eine andere Stadt laufen,
1:05:45–1:05:49
ist halt natürlich diese Idee, dass man die Stadt irgendwie neu erleben muss,
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weil man anders da durchgeführt wird und dann irgendwann auch nicht mehr weiter kann.
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Also eine andere Form, die gleiche Stadt zu sehen.
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Und dann kamen wir auf diese Idee im Rahmen von Revolting, wir könnten doch
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auch so eine Art Demo machen, weil damals gab es schon das Demonstrationsrecht,
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glaube ich, dass man unangemeldet nicht mehr als drei Leute zusammenstehen durften. Also was ganz Absurdes.
1:06:11–1:06:13
Versammlungsrecht wurde da, glaube ich, damals gerade umgebaut.
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Das heißt, jede Gruppe von mehr als drei Leuten konnte theoretisch von der Polizei
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auseinandergeschoben werden.
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Ich weiß nicht, ob die Zahl stimmt, aber das war das Thema. Ich bin da jetzt, das ist auch lange her.
1:06:23–1:06:27
Aber dann kam halt so die Idee, dass wir quasi eine Demo machen gegen CCTV.
1:06:27–1:06:32
In dem jeder mit einem Schild vor einer CCTV-Kamera steht und irgendwo gibt
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es dann halt in diesem Kabelnetz so einen Typ, der dann wie im Film immer diese
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20 Bildschirme vor sich hat und überall, also der sieht dann quasi eine Demo,
1:06:40–1:06:44
die aber im öffentlichen Raum keine Demo sein kann, aber bei dem im Control
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Room sieht der halt dann quasi so diese massive Anforderungen.
Florian Clauß
1:06:48–1:06:49
Aber den Shot habt ihr dann nicht bekommen?
Micz Flor
1:06:49–1:06:52
Nee, wir haben das, glaube ich, gar nicht. Also ich kann mich nicht erinnern,
1:06:52–1:06:55
dass wir es durchgemacht haben. Aber einfach diese Idee zu spielen,
1:06:55–1:06:56
was heißt das denn mit einer Kamera?
1:06:56–1:06:59
Man sieht es ja auch jetzt in diesem, wie ist denn immer diese Netflix-Vierteiler,
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wo jede Folge so ein Shot war, nicht Education.
Florian Clauß
1:07:03–1:07:03
Adolescence.
Micz Flor
1:07:04–1:07:07
Adolescence, genau. Weil da geht es ja auch darum, dass man wirklich diese lückenlose
1:07:07–1:07:10
Verfolgung der Person in der Stadt machen kann.
Florian Clauß
1:07:10–1:07:11
Ich habe das seitdem noch nicht geguckt.
Micz Flor
1:07:12–1:07:13
Ach so, okay, du hast nur drüber geschrieben.
Florian Clauß
1:07:13–1:07:14
Da bist du mir voraus.
Micz Flor
1:07:14–1:07:18
Ja, nee, also ich habe auch nur zwei Folgen geguckt und können wir,
1:07:18–1:07:19
ja, wir sind ja kein Filmpodcast.
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Aber das sind halt so diese klassischen Sachen, die man auch kennt,
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wo halt so Spuren verfolgt werden.
1:07:26–1:07:29
Dann wird zurückgesumt und, oh, guck mal da im Hintergrund, da ist doch der
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und so. Das kommt doch so ein bisschen vor.
Florian Clauß
1:07:30–1:07:31
Ein bisschen Blow-up-mäßig.
Micz Flor
1:07:32–1:07:36
Und da geht es aber immer genau darum, dass man eben den Pfad des Menschen in der Stadt macht.
1:07:37–1:07:38
Und diese Idee, dass aber natürlich
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da, wo diese Signale gesammelt werden und wo die Monitor abguckt,
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dass da eben auch eine Präsenz von diesen Orten ist.
1:07:46–1:07:51
Also eine zweite Stadt, welche Abteilung guckt sich welche Teile an und so weiter.
1:07:51–1:07:53
Das fand ich schon nochmal interessant, sich zu überlegen, wie halt so.
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Wahrscheinlich war es damals genauso, als zum ersten Mal bezahlte Postkutschen
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erlaubt, Menschen erlaubt haben,
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quer durch die Stadt zu fahren und dann irgendwann die Metro und so.
1:08:01–1:08:04
Also diese Idee, dass die Stadt sich so verformt, passiert, glaube ich,
1:08:04–1:08:09
über CCTV eben auch, aber nur in der Art, wie sie auch erfasst wird,
1:08:09–1:08:11
in der Regel im Geheimen erfasst wird.
1:08:12–1:08:14
Und wir sehen halt immer nur diese Kameras an den ganzen.
Florian Clauß
1:08:14–1:08:21
Das stimmt. Ja, also die Kameras haben schon Auswirkungen auf die Verbrechensrate, muss man sagen.
1:08:21–1:08:27
Dass dann halt auch bei Morden und so weiter, dass häufig dann Spuren über CCTV
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nachverfolgt werden können.
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Dass zum Beispiel auch Übergriffe oder so, wo dann halt CCTV ist,
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also sexuelle Übergriffe oder sowas, dass die dann nicht so passieren,
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dass das ein Rückgang zu verzeichnen ist.
1:08:43–1:08:47
Aber das ist nicht so, dass es dann halt weg ist, sondern es gibt dann halt
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so diese Schattenbereiche, wo sich das hinverlagert, wo halt nicht CCTV hinkommt.
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Und dann ist es halt auch so wie dieses Watchmen, also wer schaut die,
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die dann halt irgendwie schauen, die das auswerten.
1:09:02–1:09:05
Und es verlagert sich jetzt nach, also jetzt natürlich zeitgemäß,
1:09:05–1:09:10
immer mehr in Richtung KI-Auswertung, dass du halt keine Ahnung,
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so eine Weapon Recognition hast, dass die KI dann anspringt.
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Okay, das ist zu 99% ein Messer.
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Und dann wird natürlich da die Aufmerksamkeit. Also sowas passiert da in dem Bereich.
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Wir sind jetzt auf der Stresemannstraße und ich kann mich noch daran erinnern,
1:09:28–1:09:31
hier hat doch mal Silber in dem Gebäude gewohnt, oder?
Micz Flor
1:09:32–1:09:35
Ja, das ist schon irre. Das ist so ein bisschen wie Attack the Block,
1:09:35–1:09:36
was ich vorhin gemeint habe.
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Guck dir den mal an, der macht dir Spaß. Also mir hat er nicht Spaß gemacht,
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als ich ihn gesehen habe. Aber ich habe ihn nicht vergessen.
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Also war schon irgendwie, irgendwas daran hat mich einfach, ist bei mir geblieben.
Florian Clauß
1:09:47–1:09:51
Wir kommen jetzt hier wirklich an Ecken, wo wir noch nicht so lang gelaufen sind.
Micz Flor
1:09:51–1:09:53
Das hast du ja auch ausgesucht. Das hast du ja sehr gut ausgesucht.
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Seit wir jetzt diese tolle Extra-Karte, für die, die auf die Webseite gehen,
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gibt es jetzt einen Link, wo man draufklicken kann. Da sieht man alle Touren,
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die wir schon gelaufen sind.
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Und von dort kann man sich dann auch in die entsprechende Episode wieder reinklicken.
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Das ist eigentlich auch eine Form von Psycho Geographic Walk,
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weil die Tour dann irgendwie doch nicht so viel mit dem Thema zu tun hat.
Florian Clauß
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Im Prinzip sind das jetzt so die großen Themen, die ich jetzt irgendwie mit dir noch wälzen wollte.
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Ich auch wusste, dass du jetzt auch eine ganz besondere Verbindung zu London
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hast und aus dieser Zeit dann auch erzählen kannst.
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Und dann auch nochmal so, also mich würde es natürlich interessieren,
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wenn du wieder zurück nach London kommst.
Micz Flor
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Müsstest.
Florian Clauß
1:10:30–1:10:33
Ja, wie du das wahrnimmst, diese Stadtveränderung.
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Also wie gesagt, ich war 2018 war das, glaube ich.
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Oder nee, 2019 waren wir da. Da habe ich mir auch extra in Schorlitz,
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da war so ein neuer Tower, der gebaut wurde. Da hatten wir uns dann ein Apartment gemietet.
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Ich war wirklich geflasht von der Skyline, von wie sich das verändert hat in der Zeit.
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Aber gleichzeitig, wenn man durch Schorlitz geht, riecht es die ganze Zeit nach
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gegrilltem Fleisch wie noch vor den 90ern.
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Es riecht immer so nach, ja.
Micz Flor
1:11:03–1:11:06
Aber es ist ja auch immer das Paradox, was man wirklich sehen will.
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Also was mich geflasht hat an London oder Manchester oder Glasgow oder so,
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Also es sind halt die Fisch'n'Chip-Shop, diese Sachen, die so eher so Streetfood-mäßig anders waren.
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Diese Greasy-Spoon-Cafés in Busstops, wo man sich dann hinsetzen konnte.
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Das ist alles irgendwie eben genau, so komisch das ist, oder durch die Thatcher-Era
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verarmte Norden, so, ne, Mensch, das ist der Liverpool.
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Dass es halt dadurch eben auch noch so Sachen gab, wo ich gar nicht,
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ich wusste das nicht, außer dem Film halt mein wunderbarer Waschsalon,
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wo halt irgendwie auch so ein bisschen dieser Kiez dargestellt wurde.
Florian Clauß
1:11:40–1:11:42
Auch ein detailprägender Film für mich.
Micz Flor
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Der hat so diese Facetten, finde ich, ganz gut.
Florian Clauß
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Ja, also einmal dieses Immigrant-Thema, dann noch das Queerness,
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Schwule, das damals war 80er, ich weiß nicht, 87, 86 wurde der,
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glaube ich, gedreht. Den habe ich auch echt,
1:11:59–1:12:00
gern geguckt.
Micz Flor
1:12:00–1:12:04
Und das ist irgendwie das, wo man dann, ja, wo bleibt man denn dann hängen?
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Also wenn man jetzt nach New York, die UDL-Filme, die bleiben dann auch hängen in dem Italienischen.
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Die gibt es zwar immer die Skyline hinterher und dann passieren tut alles dann
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irgendwie an dieser karierten roten Tischdecke beim Italiener.
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Und in England fand ich auch immer, dass das, was einen dann wirklich packt,
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sind halt immer diese Orte, die, ja, so Streetfood-Style irgendwie sind.
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Also das English Breakfast, Damals habe ich das geliebt und nicht darüber nachgedacht,
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dass ich da Tiere esse, sondern es war halt Breakfast.
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Breakfast war immer ohne Fleisch, Marmelade und Brötchen. Aber da ist es halt
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irgendwie alles 100 Prozent fast Fleisch.
Florian Clauß
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Ja, sehr schön.
Micz Flor
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Und deshalb finde ich so diese Skyline, wenn man nach London geht,
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dann hat man wahrscheinlich schon diesen Wow-Effekt.
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Aber ich hätte eher Sorge, dass alles so super geputzt ist, dass es halt eben
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diesen Greasy Spoon gar nicht mehr gibt. und dass du halt dann im besten Fall
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irgendwie zu McDonalds essen gehst, weil du dir das richtig leisten kannst.
Florian Clauß
1:12:59–1:13:03
Ja, ich glaube, ja, also ich meine, es gibt immer so dieses,
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was in Paris der Kaffee ist, ja, der immer unter zwei Euro kostet meistens,
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also zwei, ist es halt, in England ist es der Tee, ja.
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Das heißt, du kriegst überall für ein, zwei Pfund kriegst du überall so Cup of Tea.
Micz Flor
1:13:19–1:13:22
Jetzt habe ich ein Déjà-vu, weil genau das hast du nämlich damals,
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Kunsthandwerk-Museum am Potsdamer Platz gesagt.
Florian Clauß
1:13:26–1:13:28
Ja, stimmt, das war nochmal so.
Micz Flor
1:13:28–1:13:30
Das ist ja auch so, ich meine, das passt jetzt auch hierher.
Florian Clauß
1:13:30–1:13:34
Ja, das ist halt so die Erfahrung, dass dieses Pub, das Öffentliche,
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die Form von Öffentlichkeit, die hat in England eine andere Kultur als in Deutschland.
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Und ich glaube, das ist das, was man, wenn man hier so sozialisiert ist,
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vielleicht dann gar nicht so nachempfinden kann. Aber das ist nochmal so dieses
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Gemeinde, Gemeinschaftliche in einem Pub zusammen sein und Sport gucken.
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Das ist so der Identifier, den man da halt zusammenträgt. Aber es gibt halt
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auch dieses schmutzige London.
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Da will ich jetzt auch nochmal so einhaken mit den Serien. Es gibt eine großartige
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Serie, die ist von Apple TV Plus produziert und zwar Slow Horses.
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Das geht jetzt schon in die dritte Staffel. Und ich meine, das ist halt so das,
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was wir auch gesagt haben zu 28 Days Later.
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Dass Danny Boy Szenen drehen kann, wie zum Beispiel, dass Zombie-Kinder dann
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getötet werden, die du halt in Amerika nie so drehen könntest,
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weil das einfach total, es geht gar nicht.
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Dass Kinder irgendwo getötet werden, das darf man nicht zeigen.
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Und bei Slow Horses ist der Hauptcharakter Gary Oldman, der im Prinzip auch
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so ein abgestellter MI5-Agent ist.
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Und die sind alle, die werden geparkt in den Slow House.
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Das ist quasi so eine Schatteneinheit von dem MI5, wo die ganzen Versager und
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die ganzen, Die dann halt irgendwie so irgendwas gemacht haben und aus dem Dienst
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nicht suspendiert werden können, aber irgendwie abgestellt werden.
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Und das ist so eine Einheit von so fünf, sechs Leuten, die Gary Oldman ist der, der...
Micz Flor
1:15:12–1:15:14
Die Expendables auf Britisch.
Florian Clauß
1:15:14–1:15:15
Ja, der ist halt wirklich so...
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Gary Oldman ist halt wirklich so ein Charakter, der die ganze Zeit irgendwie
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so raucht, die ganze Zeit säuft, rumfurzt und total brachial ist,
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aber dann immer wieder so geniale Kniffe hat.
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Also wo er dann halt irgendwie so, du denkst halt, er ist ein totales Arschloch,
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aber im Prinzip ist er dann doch total real zu seinen Leuten.
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Macht die aber immer so total fertig.
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Es ist sehr gut, also es macht sehr viel Spaß, wenn du dann irgendwie mal Zeit
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hast. Die kann ich dir sehr empfehlen.
Micz Flor
1:15:42–1:15:45
Ja, ich bin ja auch ein großer Gary Oldman-Fan. Und du müsstest dann mal gucken,
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auch für die Shownotes, es gibt ein wunderbares, da war er irgendwo im Interview
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und da ging es auch um ihn und Furzen und irgendwas.
Florian Clauß
1:15:52–1:15:54
Ja, das war bestimmt die Serie da.
Micz Flor
1:15:54–1:15:57
Ja, und dann wurde er im Interview gefragt, wie das ist, wenn da mal ein Furz ist oder nicht.
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Ich weiß nicht mehr genau, was war. Auf jeden Fall musste er einfach sowas von
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lachen. Es ist sehr, sehr, sehr charmant.
Florian Clauß
1:16:03–1:16:07
Also man sagt ja auch, Gary Oldman ist so ähnlich wie Willem Dafoe.
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Oder es gibt so Schauspieler, die dann so nahbar sind. und mit denen man dann
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auch gerne irgendwie so, die nicht so völlig abgedreht sind wie andere Schauspieler.
Micz Flor
1:16:16–1:16:19
Wie zum Beispiel William D.V. Ach nee, stopp.
Florian Clauß
1:16:20–1:16:25
Also Apple TV Plus produziert viele Serien. Andere Serie, ich weiß nicht,
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ob du die geschaut hast, ist Ted Lasso.
Micz Flor
1:16:28–1:16:30
Nee, aber der Name ist mir mal untergegangen.
Florian Clauß
1:16:30–1:16:33
Der Name ist bekannt. Es ist, glaube ich, so eine der größten Vielgutsserien,
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die in den letzten Jahren produziert wurden.
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Also es geht im Prinzip um so einen Amerikaner, Da trifft sich so amerikanisches,
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totaler, naiver Optimismus auf so einen Zynismus in Großbritannien.
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Also Ted Lasso ist ein Football-Trainer in Amerika.
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Der sucht ein neues Betätigungsfeld und wird dann gecastet von einem Fußballverein,
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den er dann quasi auch in London, einem Stadtbezirk von London, trainieren darf.
Micz Flor
1:17:04–1:17:06
Ah ja, das habe ich in den Trailer mal gesehen.
Florian Clauß
1:17:06–1:17:10
Ja, das ist super. Und er hat keine Ahnung von Fußball. Also er muss sich das
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dann auch selber anlernen.
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Das ist so ein bisschen, diese toxische Maskulinität trifft auf diesen amerikanischen
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Optimismus und die ganzen Protagonistinnen und Protagonisten.
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Die erste Staffel ist eine Anvereinigung und dann nähern sie sich alle an und
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dann wird es halt so eine ganz große Vielgutserie, wo man selten so nach jeder
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Folge denkt, die Welt ist so gut.
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Es war auch eine unglaublich erfolgreiche Serie und eigentlich ist die in der
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dritten Staffel abgeschlossen, aber die produzieren jetzt eine Viertelstaffel.
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Ich bin gespannt, was die da noch hinterher schieben können.
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Gangs of London Capture habe ich schon erwähnt, die beiden Serien.
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Und jetzt habe ich hier so zwei Säen oder drei, ich könnte noch eine dritte
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dazunehmen, die, ich sag mal so, diesen neuen Feminismus so mit,
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aufgenommen haben, nämlich einmal ist Fleabag.
Micz Flor
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Was ist der neue Feminismus?
Florian Clauß
1:18:06–1:18:08
Darf ich das fragen? Naja, im Prinzip, also dann muss ich dir anwenden,
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das ist I Will Destroy You.
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I Will Destroy You geht um eine Autorin, die auf Twitter,
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so Kurzgeschichten schreibt und einen Buchvertrag bekommt und eigentlich geht
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es um so eine Nacht, wo sie dann halt mit K.O.-Tropfen verabreicht bekommt und
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sexuell vergewaltigt wird.
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Und sie kann sich an nichts erinnern. Sie versucht dann über Episoden,
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die dann sehr ... Also es ist halt so eine neue Vokeness, so eine Schrillheit.
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Die Protagonistin ist schwarz. Sie ist in so einem kulturellen Umfeld,
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das halt so grell ist. Das ist halt irgendwie so erzählt.
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Also Kunst und Kultur in dem Literaturbereich. ja
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auch viel mit london auf der straße und so weiter den
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den ich jetzt so nicht so kenne ja es ist auch mit einer unglaublichen selbstsicherheit
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erzählt die darstellerin heißt michael kohl jetzt selber diese erfahrung gemacht
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eben von vergewaltigung auf k.o. tropfen.
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Komödiantin, hat diese Serie Chewing Gum, also es ist auch eine BBC-Coproduktion von HBO und BBC.
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Chewing Gum hat sie geschrieben, da ist sie Schauspielerin und hat Drehbuch
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geschrieben und zu dieser Serie hat sie auch das Drehbuch geschrieben,
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also es ist ihre Geschichte mehr oder weniger und dann auch die Hauptdarstellerin geactet.
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Es ist eine tolle Serie und die driftet auch so ins Surreale teilweise ab.
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Und es ist so dieser Grat zwischen so zwischen, wie soll man das sagen,
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der wird immer wieder neu verhandelt.
1:19:50–1:19:54
In verschiedenen Konstellationen zwischen den Figuren, zwischen ihren Freundinnen
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und Freunden, zwischen eben auch ihren,
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Gegnerinnen. Und es geht immer so ein bisschen, ab wann es quasi so eine lustvolle
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Verbindung ist und ab wann das übergriffig wird.
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Es wird immer so ein bisschen ausgewogen.
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Es wird so in verschiedenen Facetten dann auch erzählt.
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Also eine ziemlich starke Erzählung.
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Und Fleabag, da geht es auch um eine, also im Prinzip...
Micz Flor
1:20:19–1:20:21
Fleabag, fliehe zurück?
Florian Clauß
1:20:21–1:20:23
Also, nee, B-A-G, Fleabag.
Micz Flor
1:20:24–1:20:26
Also Flo-Tasche.
Florian Clauß
1:20:26–1:20:28
Also F-L-E-A Back.
Micz Flor
1:20:29–1:20:31
Eine Tasche voller Fleur.
Florian Clauß
1:20:31–1:20:36
Fleabag, ja. Da geht es um die Protagonistin. Es ist eine Familiengeschichte,
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die ist so ein bisschen bei der Gentrifizierung auf der Strecke geblieben.
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Ihre beste Freundin hat sich umgebracht oder ist von Auto überfahren worden.
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Das wird nicht so explizit gesagt.
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Sie ist auch so ein Comedian. Kommt aus der Comedian-Ecke.
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Sie ist so ein bisschen, sie sucht dann ihre Position in diesem Engel.
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Das Lustige ist an dieser, das ist so ein bisschen wie die Piep-Show.
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Ich weiß nicht, ob die Piep-Show die Serie kennt. Da spielt auch die Sophie,
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von Piep Show spielt dann ihre Stiefmutter.
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Auch großartig, die ist so gut.
Micz Flor
1:21:12–1:21:13
Die ist super, ja.
Florian Clauß
1:21:13–1:21:17
Ich glaube, Piep Show hat das auch gemacht, dass dann quasi die vierte Wand
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immer wieder durchbrochen wird, dass dann halt direkt die Protagonistin mit den Zuschauern redet.
Micz Flor
1:21:24–1:21:28
Ja, bei der Piep Show war es nicht so, sondern die haben quasi in Dialogen in
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die Kamera gesprochen, aber die waren miteinander. Es gab keine Zuschauer,
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aber trotzdem war die Wand durchbrochen.
1:21:32–1:21:36
Dann wurde es direkt angesprochen, Aber der Dialog ging weiter, auch ohne deine ...
Florian Clauß
1:21:37–1:21:44
Also auch eine absolute Empfehlung. Die ist jetzt aber schon ein bisschen älter. Die ist von 2017.
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Und es gibt zwei Staffeln davon. Die zweite ist auch ein bisschen anders als
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die erste. Die erste ist sehr zynisch-anekdotisch.
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Und die zweite wird dann so ein bisschen, ich sag mal, deeper.
1:21:55–1:22:05
Genau. Dann auch eine aktuelle Serie, die von Alfonso Curason gedreht wurde.
1:22:05–1:22:10
Das ist die teuerste Apple-TV-Serie, die jemals gedreht wurde.
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Und obwohl, ich habe mich gefragt, warum, weil ich zum Beispiel Severance ist
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auch von Apple-TV und das hat ja eine visuelle Qualität, dass ich dachte,
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da kommt nicht viel drüber.
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Alfonso Corazon, der hat auch den dritten Teil von Harry Potter und vor allen
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Dingen einer meiner Lieblingsfilme, Children of Man gedreht.
1:22:33–1:22:37
Und der hat halt Disclaimer.
Micz Flor
1:22:37–1:22:39
Und Gravity hat er auch gemacht.
Florian Clauß
1:22:39–1:22:39
Gravity, genau.
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Das ist auch erklärbar, warum die so teuer war, weil im Prinzip hat der auf Kino-Niveau gedreht.
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Und dann halt jede Folge, dann sind acht Folgen.
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Und dann die Gesamtkosten waren dann, glaube ich, pro Folge über 15.000, 15.000.000.
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Also dann bist du halt irgendwie bei 100.
Micz Flor
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120.000. Ja, das ist lustig, oder? 28 Years Later wird halt,
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die haben das auf iPhones gedreht und dann Apple TV, das ist wie eine Kinosache gedreht.
1:23:10–1:23:17
Wie das dann sich gegenseitig übertrifft in der Cheapo oder in der High Production
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Marge. Weißt du, ich meine.
Florian Clauß
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Das ist komisch. Ja, das ist halt irgendwie, ja klar, ich glaube,
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das ist die Herangehensweise des Regisseurs, die Auswahl der Produzenten und
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natürlich auch der Cast.
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Kate Blanchard spielt die Hauptrolle, die auch entsprechend teuer ist.
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Bei Severance gibt es als Hauptcast den Adam Scott, aber da gibt es nicht viel mehr.
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Das zahlt sich dann auch nochmal aus, ob das Budget teuer da was ist.
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Obwohl Cate Blanchett, da frage ich mich jetzt wirklich, weil die jetzt auch
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mit Ostermeyer ein Stück gemacht hat, die Möwe, auch in London.
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Also was da die Gagen sind, das ist nochmal was anderes, wenn du ein Theater machst oder einen Film.
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Auf jeden Fall bei Disclaimer geht es um Cate Blanchett, die sind auch eine
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sehr erfolgreiche Autorin ist und die auf einmal von ihrer Vergangenheit eingeholt
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wird. Ich will jetzt auch nicht viel darüber erzählen, die von ihrer Vergangenheit eingeholt wird.
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Und auf einmal, die ist halt in so einem politisch korrekten Umwelt, alle stehen zu ihr.
Micz Flor
1:24:16–1:24:20
Auf einmal kippt halt alles um und sie wird die Ausgegrenzte.
Florian Clauß
1:24:20–1:24:26
Sie wird diejenigen Personen, auf die alle mit den Finger zeigen und alles geht gegen sie auf.
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Das ist auch eine ganz, also eine ziemlich starke Serie, die auch viele verschiedene,
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Du wirst da echt geschmissen von der Serie. Du wirst dann von einer Sache in
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die nächste geschmissen. Du denkst so, wow, okay, das war's.
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Und dann gibt es wieder einen Eins.
Micz Flor
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Es kann nichts mehr schief gehen. Die Standesbeamtin hat gekündigt.
Florian Clauß
1:24:49–1:24:53
Genau, also im Prinzip habe ich jetzt meine ganzen Serien.
Micz Flor
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Kürzer Blick hier mal rein. Wir sind jetzt gleich am Potsdamer Platz.
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An einem Gebäude, was glaube ich auch aus dieser WeWork-Klitsche kommt.
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Und da ist es so, das ist mir neulich schon mal aufgefallen,
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bei, wo ist das am besten, das Foto?
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Da bin ich auch am Ostbahnhof so durchgemeandert und bin dann halt so ein paar Bürogebäude.
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Was da an Leerstand gerade ist in diesen Office-Spaces, unglaublich.
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Also da wurde ja vor Corona noch richtig reingebuttert. Dann kam Homeoffice
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und irgendwie, der Leerstand ist enorm.
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Also es ist krass, du kannst dir diese ganzen Neubauten, so wie hier halt auch, es ist leer.
Florian Clauß
1:25:32–1:25:37
Ja, das ist schon krass, dass ich das dann so tragen kann irgendwie.
Micz Flor
1:25:38–1:25:40
Ja, oder nicht. Das sind wahrscheinlich einfach Abschreibprojekte.
Florian Clauß
1:25:41–1:25:45
Also das ist auch nochmal so ein Punkt, den kann ich jetzt am Ende nochmal so schließen.
Micz Flor
1:25:46–1:25:49
Das ist so ein bisschen, ehrlich gesagt, wie Mensch aus den 90ern,
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wo nichts mehr geht, so ökonomisch.
Florian Clauß
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Das Geld für die ganzen Bauten, das Geld für die ganzen Skyscraper,
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für die Bauten usw., woher kommt das?
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Das kommt wahrscheinlich aus dunklen Kanälen, aus Osteuropa,
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aus dem arabischen Bereich.
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Das gleiche konnte man halt irgendwie so von Filmproduktionen behaupten.
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Deswegen ist es so diese wachsende Industrie, dass da ganz viel an Geld reingelaufen
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ist, aber viele Produktionen dann gar nicht fertig geworden sind.
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Dass das halt auch so quasi so verwischt die Spuren von Geld,
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ja, und dass damit halt auch quasi so der ganze Bereich sich aufbauen konnte.
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Also ich glaube dann über, zur Corona-Zeit waren das halt 40 Prozent der Produktionen,
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die nicht fertiggestellt wurden.
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Also es gibt dann halt schon so komische Zahlen, die das halt so ein bisschen
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mysteriös erscheinen lassen.
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Ja, nee, soweit. Ich kann auch andere denen nennen, ich meine,
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Sherlock und so weiter, das sind die aus den 2010er Jahren.
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Aber das waren jetzt so, ich habe versucht, da so ein bisschen dann noch,
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also man könnte jetzt mal gucken,
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was spielt London als Stadt in den einzelnen Serien für eine Rolle.
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Und häufig ist es halt so, also bei Gangs of London ist es halt,
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die ist auch ultrabrutal, die ist ein bisschen so ein John Wick-Stahl.
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Ich habe die dritte Staffel, die ist jetzt gerade rausgekommen,
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die habe ich nicht mal weiter geguckt, weil es total langweilig und banal geworden ist.
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Aber die ersten beiden sind schon ultra brutal.
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Und spielt halt in diesen ganzen, also ein bisschen wie Eastern Promises,
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in diesem ganzen drogenreichen Milieu, genauso wie Mobland.
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Wo dann halt aber auch viel zu dieser Land sitzt, was halt häufig das Thema bei Guy Ritchie ist.
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Bei The Gentleman hat das ja auch schon so das Adlige, das Reiche, das Gentleman-like.
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Das wird dann halt fantastiert durch dieses Fußvolk, was dann halt irgendwie
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so diese ganzen Drogenkriege führt und was dann halt abgeballert wird.
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Da sind auch Außenaufnahmen, wo du dann denkst, wow, ich habe mir dann auch
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eine Seite tatsächlich so angeguckt.
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Da gibt es so einen Policy Guide of Filming.
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Diese Infrastruktur ist gut organisiert. Also das heißt, wenn du da irgendwie
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eine Kranfahrt machen willst, du kannst dich da anmelden, kriegst du dann halt
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deinen Kran. Und das ist halt auch schweinteuer, weil die müssen halt irgendwie,
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sobald du irgendwo Straßen sperrst in London, ist ja sowieso überall, ne?
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Dann kostet es halt enorm viel Geld. Aber es ist halt eben gut organisiert und
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es ist halt auch die Infrastruktur da.
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Das war das, was dann halt irgendwie so auch mir die Frage beantwortet hat,
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warum so viele Serien in London spielen.
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Und wenn ich jetzt da noch, also ich meine, man kann das wirklich,
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wie ich es schon sagte, dann gucken, wie London auftritt, was für ein Gesicht
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da gezeichnet wird von London.
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Aber es ist immer wieder so ein Ort, den ich immer wieder so gerne sehe.
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So ein bisschen wie wenn Berlin eine Serie spielt, dann freut man sich auch, da war ich neulich.
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Aus London, auch so wow, okay, ah, Barbican, wie geil also du hast dann so Spots
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wo ich auch emotional einfach was verbinde, ja, ich wollte dir jetzt nochmal
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so diese, wenn du mal Zeit hast,
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britischen Serien empfehlen ja, also gerne, kannst du so, das war jetzt, das war mein eigentlich.
Micz Flor
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I'm loving it Aber worum geht es denn eigentlich bei diesem London?
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Wenn du es erzählst und du lässt die Frage jetzt unbeantwortet,
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du musst dir über London schon ein bisschen nachgedacht haben.
Florian Clauß
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Na, ich habe ja schon so ein bisschen angerissen. Aber gleichzeitig habe ich
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gemerkt, dass ich jetzt, sobald ich da irgendwie so einen Teppich knüpfe,
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dass das, glaube ich, zu lose ist, um dann halt wirklich so eine Fläche zu bieten.
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Du kannst es nicht, es ist zu unterschiedlich. Es sind diese Facetten von der
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Stadt, die sich da widerspiegeln.
Micz Flor
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Also ich würde...
Florian Clauß
1:29:37–1:29:41
Es war nur dieser Moment, wo ich halt mich gefragt habe, warum spielt jetzt
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auf einmal alles in London, was ich gucke?
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Diese Verdichtung, die mich dann halt so stutzig gemacht hat und der ich dann
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halt irgendwie auf die Spur kommen wollte.
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Dann eben so ein paar Antworten gefunden hat in der Geldwäscheanlage von London.
Micz Flor
1:29:58–1:30:02
Aber das meine ich auch. Ich habe neulich in Social Media irgendwo so ein Bild
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gesehen, zweigeteilt oben siehst du halt so junge Männer irgendwie mit weißen
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Hemden, weißen Anzügen.
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Irgendeinem Skyrise-Blick über die Stadt London, so Anwälte- oder Banker-Typen.
Florian Clauß
1:30:12–1:30:12
Ja.
Micz Flor
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Und da steht daneben How the Americans see the British.
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Und unten drunter siehst du halt irgendwie so ein Manchester,
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irgendwie so ein klassisches Bild, was auch mal so als Witz durch die Social
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Media ging, weil man da so diesen goldenen Schnitt so gut zeigen konnte,
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wo so einer besoffen da liegt, die Polizei zieht ihn so hoch.
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Rechts hängt auch einer gegen den Mann, einen halben Kebab in der Hand.
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Irgendwie alles so dieses versiffte, alkoholisierte.
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How the rest of Europe see the British.
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Und das ist so beides irgendwie auch wahr. Und da hatte ich so ein bisschen
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das Gefühl, dass das bei London auch mit den Sendungen, beschrieben was zu Agency,
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es gibt halt immer, diese Stadt ist so picobello, aber es gibt dann da immer was Verstecktes drin.
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Oder dann, es gibt dann wie bei Peaky Blinders, das ist natürlich noch offen,
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weil ich habe da auch nur zwei Folgen gesehen und gemerkt, Serien habe ich irgendwie,
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macht mir gerade keinen Spaß, aber das ist relativ offen, obwohl es so geheime
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Banden sind, weil alle wissen es.
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Aber London ist ja irgendwie so clean, du läufst da durch und bist dann in dieser
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absoluten Parallelwelt und dann gehst du um die Ecke und da ist dann Gary Oldman und raucht,
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oder Michael Fassbender und in Agency, also aber immer solche Themen,
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aber das kann natürlich auch einfach deine Lust sein, das ist vielleicht deine
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Linse, wie du drauf guckst, aber bei allem irgendwie eine Stadt, die integer,
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erwachsen, entwickelt und intakt wirkt, aber dahinter ist was,
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das ging ja irgendwie mit James Bond schon los, mit Harry Potter,
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wo man dann, also da auch durch diese.
Florian Clauß
1:31:36–1:31:38
Durch dieses Gleis dann.
Micz Flor
1:31:38–1:31:39
Durch das halbe Gleis muss.
Florian Clauß
1:31:40–1:31:43
Du kommst immer wieder in so Zwischenbereiche. Das ist, glaube ich, der Punkt, ja.
Micz Flor
1:31:44–1:31:48
Und irgendwie ist es egal, wie viel die da oben drauf so glatt schmirgeln.
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Es gilt immer noch das, was vor tausend Jahren passiert ist.
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Ja, stimmt. Das hatte ich so ein bisschen das Gefühl. Und wenn du es vergleichst,
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weil du sagst Gangs of London und dann eben Gangs of New York,
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der Film, da ist es ja so, dass es wirklich so ein historisches Fenster in der Entwicklung war.
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Das ist ja, das Buffer daran war ja irgendwie, wow, das ist gar nicht so lange her.
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Aber bei London ist alles so lange her, wie die ewige Stadt Rom.
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Ob das jetzt vor 1000 oder 1200 Jahren, dass irgendwie da jemand hingepinkelt
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hat und deshalb darf da heute immer noch kein Haus gebaut werden.
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Man hat das Gefühl, es gibt so viel Geschichte, die die ganze Zeit versucht
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wird wegzubetonieren, aber das bricht immer durch.
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Das wäre dann schon so ein psychodynamisches Thema auch. Es kommt immer wieder
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was durch die Stadt durch, dass man sofort glaubt, dass alles ganz anders ist,
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als es scheint, wie bei Cate Blanchett auch. Es ist immer genau das Gegenteil
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von dem, was ich gerade dachte, es war.
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Und im Endeffekt stimmt immer beides. Und dass das vielleicht London auch so
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anzieht, weil wenn du jetzt andere Sachen vergleichst, zum Beispiel deutsche
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Serien, das ist dann entweder, nicht Serien, aber ich meine auch so dieses Bild von den Nazis,
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dann ist halt irgendwie Harrison Ford fährt nach Berlin und da brennt alles,
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Bücher werden verbrannt, die Flaggen an der Wand, das sind halt solche Bilder,
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das ist alles out in the open.
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DDR-Serie 1980 oder so hieß es doch, wo dann auch irgendwie alles immer dargestellt wird.
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Aber es gibt nicht wirklich was Verstecktes, selbst wenn man weiß,
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dass es diese versteckten Verhörzellen gibt und Folterzellen und sowas.
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Aber irgendwie ist es immer auch gleich sichtbar. Und in London ist es so,
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als ob wir jetzt hier rechts da hochgehen und dann links an die Tür reingehen
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und dann an den Blicken der Menschen sehen würden, dass wir jetzt gerade im falschen Gebäude sind.
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Und dann geht der Fehler, lässt uns dann drei Staffeln nicht mehr los.
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Also das verbinde ich so ein bisschen mit London und ich finde eine Tour ziemlich
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genial, weil wir haben so viel, oder ich habe viele Fotos gemacht,
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wo wir sind, wo ich eins zu eins sagen könnte, das hätte man auch in London fotografieren können.
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Also gerade jetzt richtigen Potsdamer Platz. Ich liebe ja auch diesen Grünstreit.
Florian Clauß
1:33:50–1:33:54
Ich meine, mir ging es dann halt auch so in London, das ist vielleicht so ein
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bisschen auch wie unsere Tour.
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Man ist im öffentlichen Raum, man kann sich den öffentlichen Raum als Fußgänger dann so aneignen.
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Man kann dann zu Plätzen gehen, wo man dann sagt, wow,
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aber gleichzeitig ist es halt öffentlich und dann in der nächsten Ecke ist dann
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aber was total Verstecktes, da ist dann halt irgendwie sowas,
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wie du sagst, was total Verschmiertes, Unheimliches, was dich da so ein bisschen
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in die Gosse zieht, dieses Periphere, was dann passieren kann in der nächsten Korne.
Micz Flor
1:34:26–1:34:29
Aber das sind ja auch mal die London-Motive. Jack the Ripper,
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Jekyll and Hyde und sowas.
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Das sind ja irgendwie diese Motive aus der Zeit, die immer eben auch diesen
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Underbelly mitbringen.
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Die Geschichte passiert eigentlich in dem, wo man nicht drüber sprechen darf.
Florian Clauß
1:34:41–1:34:46
Ja, und du hast natürlich, ich meine, The Crown ist auch eine ganz erfolgreiche
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Serie, die habe ich jetzt nicht geguckt, aber du hast das Monarchische,
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als noch was drüberliegen, was dir dann immer auch vermittelt,
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das ist auch dieses Gentleman Agreement, das ist dann auch,
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das Adlige, was dann halt wirklich so ein Gewicht,
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verleiht, ohne, allein das ist halt eine Kultur und das ist halt so ein Titel
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hat, aber ohne sich dann halt so zu beweisen Und das ist halt so,
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das ist bei, das hatte ich ja schon erwähnt, bei Guy Ritchie,
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diese unglaubliche Brutalität, das Brachial, das Primitive, was dann rausbricht,
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ja, bei diesen ganzen artigen Titeln, ja.
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Und das ist halt so dieser Kontrast, der da aufgebaut wird.
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Man sieht es dann halt irgendwie in der Fassade, aber letztendlich hat das überhaupt
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keine moralische Wirkung, sondern es ist einfach nur so, weil es in dieser Tradition
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steht, bekommt es eine gewisse Relevanz, aber nur deswegen, ja.
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Und das ist halt so, was dann so funktioniert, also als Kulisse.
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Na, ich meine, natürlich ist es auch, wenn du jetzt so weitergehst,
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der ganze britische Humor, der dann so dieses absolut trockene,
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aber absurde Moment, was da auch mitschwingt.
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Das hast du auch in vielen Serien so.
Micz Flor
1:35:58–1:36:04
Ja, ich fände es interessant, aber wir kommen, glaube ich, jetzt auch zeitlich ans Ende dieser Folge.
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Aber ich fände es irgendwie auch interessant, wirklich nochmal über Serien generell
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zu, weil als du es am Anfang angeschnitten hast, fand ich schon so,
1:36:10–1:36:11
dass sich das für mich wieder sehr gedreht hat.
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Also zum Beispiel das letzte Mal, dass ich wirklich so ein, müsste man halt
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schon sagen, so ein Filmvergnügen hatte, muss ich jetzt dummerweise zugeben,
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aber wirklich halt bei Maverick mit Tom Cruise, weißt du, so irgendwie so.
1:36:24–1:36:28
Natürlich, ja, es ist halt irgendwie sowohl von der Farbgebung,
1:36:28–1:36:30
auch von der Länge der Schnitte, von dem, was da ist.
Florian Clauß
1:36:30–1:36:32
Es ist einfach so, 80er, ja.
Micz Flor
1:36:32–1:36:37
Es ist so wirklich nicht, es ist retro, es ist super retro, aber es tut irgendwie
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insofern gut, als dass man so das Gefühl hat, ich spiele ja auch gerne Gitarre,
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also nicht von ungefähr mache ich immer ein, zwei Folgen über Gitarren im Sommerloch.
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Aber diese Sache, das...
Florian Clauß
1:36:48–1:36:49
Welches Sommerloch?
Micz Flor
1:36:49–1:36:52
Ja, unseres hier, guckt euch die Fotos an auf dem Blogpost.
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Und jetzt habe ich vergessen, was ich sagen wollte. Aber ich wollte mit dir
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da hinten hin. Ist es okay? Nee, ich würde gerne was essen.
Florian Clauß
1:36:59–1:37:01
Ja, gerne. Nee, das finde ich super.
Micz Flor
1:37:01–1:37:04
Okay, dann gehen wir da mal hin. Weil wir sprechen hier über die Sachen,
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die sich dann irgendwie alle wegentwickelt haben und alles irgendwie versiegelt ist.
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Und vorne vorbeigehen habe ich gesehen, dass es diese Pizzeria noch gibt. Ja, die Pizzeria.
Florian Clauß
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Die mag ich auch.
Micz Flor
1:37:15–1:37:20
Ich weiß gar nicht mehr wann. Ich glaube, das war zur Premiere von Philipp Scheffners
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Der Tag der Spatzen oder sowas.
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Da war ich dann mit Merle und Philipp und der Crew und sowas da essen und das
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ist im Prinzip genau das, wo ich vorhin sagte, das hat London bestimmt nicht mehr.
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Irgendwas, was eine Geschichte hat von vor 15 Jahren.
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Bis abgesehen von irgendwelchen Pubs, wo dann ein Guinness 12,50 kostet,
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weil der Tisch von 1404 ist.
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Okay, genug. Vielen Dank, Flo. Ich fand es total super. Ich wusste gar nicht,
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was mich dann so erwartet.
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Und ein bisschen war das jetzt das erste Mal wieder seit langem,
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dass ich wirklich das Gefühl hatte, es war wie auf den Wanderungen.
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Weil wir einfach so über ein Thema reden, wir hätten jetzt auch noch eine Stunde weiter reden können.
Florian Clauß
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Ich wusste auch, dass du da total andocken kannst. Einfach aufgrund deiner Geschichte mit London.
Micz Flor
1:38:04–1:38:09
Ja, und das war irgendwie total schön. Aber auch einfach dieses Geplauder, was dann so entsteht.
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Und du bist natürlich immer sehr gut recherchiert mit was, wann, wo, wie und so.
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Das kommt auch mit rein, aber es hat mir total Spaß gemacht jetzt auch. Das freut mich.
Florian Clauß
1:38:18–1:38:24
Super. Ja, prima. Gut, dann würde ich sagen, das war eigentlich Episode 83.
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Das Ganze könnt ihr auf eigentlich-podcast.de nachschauen, wo wir langgelaufen sind.
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Da könnt ihr noch ein paar Links, Diktionelle, Episoden über die einzelnen Serien
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und mehr und was ich so zusammengetragen habe, nachschauen.
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Genau, dann Dann sag ich tschüss und bis zum nächsten Mal.
Micz Flor
1:38:45–1:38:45
Bis zum nächsten Mal.
Florian Clauß
1:38:46–1:38:46
Tschüss.
Micz Flor
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Und wir gucken jetzt noch mal, ob die Pizzeria noch gibt und wir sie uns noch
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leisten können. Oder ob es sie einfach nur noch gibt.

London, dieses geschichtsträchtige Kapital des Vereinigten Königreichs, hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu einem der bedeutendsten Produktionsstandorte für internationale Serienproduktionen entwickelt. Die Stadt fungiert dabei nicht nur als pittoreske Kulisse, sondern wird zum narrativen Protagonisten, der die Geschichten formt und durchdringt. Was sich auf den Bildschirmen abspielt, ist jedoch mehr als bloße Unterhaltung – es ist eine vielschichtige Diagnose urbaner Pathologien, die gleichzeitig Symptom und Spiegel jener Strukturen ist, die sie zu kritisieren vorgibt.

Die Transformation Londons zum globalen Produktionszentrum lässt sich nicht ohne die wegweisende Rolle der Harry-Potter-Filmreihe verstehen. Zwischen 1997 und 2011 schuf diese Mega-Produktion nicht nur die infrastrukturellen Voraussetzungen mit dem Ausbau der Leavesden Studios, sondern etablierte auch eine kontinuierliche Beschäftigungsstruktur für tausende Crew-Mitglieder. Eine ganze Generation von VFX-Künstlern, Set-Designern und Kostümbildnern wurde hier ausgebildet, während die Produktionsausgaben von über einer Milliarde Pfund Hollywood demonstrierten, dass sich Investitionen in Großbritannien lohnen. Diese Entwicklung mündete 2007 in verbesserten Steueranreizen, die den Standort zusätzlich attraktiv machten.

Den entscheidenden Wendepunkt für die Serienproduktion markierte jedoch Game of Thrones. Die zwischen 2011 und 2019 produzierte Fantasy-Saga bewies, dass Premium-Fernsehen Kinoqualität erreichen kann, und etablierte London als Post-Production-Zentrum und VFX-Hub von Weltrang. Die britischen Crews demonstrierten Hollywood-Standards und setzten neue technologische Maßstäbe mit virtuellen Sets und Crowd-Simulationen. Diese Entwicklung ebnete den Weg für die Streaming-Revolution, die London endgültig als internationalen Produktionsstandort zementierte.

Das zeitgenössische Serienportrait der britischen Hauptstadt offenbart eine Stadt der Widersprüche. In kaum einer Produktion wird dies so brutal und ungeschönt dargestellt wie in „Gangs of London“ (2020-), der aufwendigsten britischen Crime-Serie überhaupt. Unter der Regie von Gareth Evans, bekannt für „The Raid“, entfaltet sich ein multi-ethnisches Crime-Babylon, in dem internationale Verbrecherfamilien – Iren, Albaner, Pakistaner, Kurden und Nigerianer – um die Kontrolle der Londoner Unterwelt kämpfen. Der Mord an Finn Wallace, dem mächtigsten Gangster der Stadt, löst einen Machtkampf aus, bei dem sein Sohn Sean (Joe Cole) auf Rache sinnt, während der Undercover-Cop Elliot Finch (Ṣọpẹ́ Dìrísù) die Organisation infiltriert. Die Serie wurde als „The Wire meets John Wick“ gefeiert – ein Gewaltexzess mit Stil, der revolutionäre Action-Sequenzen mit komplexen Machtstrukturen verbindet.

Diese rohe Darstellung urbaner Gewalt steht in starkem Kontrast zu Serien wie „Industry“, die das toxische Milieu der Londoner Finanzwelt seziert, oder „The Crown“, die die Verstrickungen zwischen Establishment und zweifelhaften Geschäftspartnern wie der Al-Fayed-Familie beleuchtet. Während „Sherlock“ die viktorianische Detektivtradition in die Gegenwart überführt und dabei die Stadt als labyrinthischen Tatort inszeniert, nutzt „Killing Eve“ London als Spielfeld für ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel, bei dem die mysteriöse Organisation „The Twelve“ ihre Operationen durch die undurchsichtigen Finanzstrukturen der City finanziert.

Besonders aufschlussreich sind jene Produktionen, die sich explizit mit Londons Rolle als globale Drehscheibe für Geldwäsche auseinandersetzen. „McMafia“ (2018) thematisiert direkt die Mechanismen, durch die schmutziges Geld in der Londoner City gewaschen wird, während „The Night Manager“ den Waffenhandel über die britische Hauptstadt abwickelt. „Devils“ (2020-2022) porträtiert die City of London als moralfreie Zone, in der alles käuflich ist. Guy Ritchies „The Gentlemen“ treibt diese Thematik auf die Spitze, indem Cannabis-Gewinne durch eine Filmproduktionsfirma gewaschen werden – eine beißende Satire auf die Verschränkung von Unterhaltungsindustrie und organisiertem Verbrechen.

Die jüngere Serienlandschaft zeigt dabei eine bemerkenswerte Vielfalt in der Auseinandersetzung mit urbanen Traumata. „I May Destroy You“ von Michaela Coel durchbricht Tabus in der Darstellung sexueller Gewalt und ihrer Aufarbeitung, während „Fleabag“ die emotionale Verlorenheit einer Generation zwischen ironischer Distanz und verzweifelter Sehnsucht nach Authentizität einfängt. „Disclaimer“ von Alfonso Cuarón dekonstruiert die Mechanismen medialer Skandalisierung, und „The Capture“ führt vor, wie allgegenwärtige Überwachungstechnologie zur Manipulation von Wahrheit eingesetzt werden kann.

Die Architektur der Stadt selbst wird dabei zum stummen Zeugen dieser Narrative. The Shard, mit seinen 310 Metern das höchste Bauwerk Großbritanniens, hat zur Prägung des Begriffs „Oligarchitektur“ beigetragen – eine Architektur, die Macht und Reichtum manifestiert, während sie gleichzeitig soziale Ungleichheit zementiert. Norman Fosters Gherkin und der Tower 42, zwischen 1971 und 1979 nach Plänen des aus der Schweiz stammenden britischen Architekten Richard Seifert erbaut, ragen als Symbole der Finanzmetropole in den Himmel. Diese Wolkenkratzer bilden die vertikale Kulisse für Serien wie „Succession“, in der die Waystar Royco-Dynastie ihre Londoner Operationen von gläsernen Türmen aus orchestriert.

Selbst vermeintlich leichtere Produktionen wie „Ted Lasso“ können sich der Gravitation Londons nicht entziehen. Die Serie mag vordergründig vom amerikanischen Optimismus handeln, der auf britischen Zynismus trifft, doch unter der Oberfläche verhandelt sie Fragen von Zugehörigkeit und Identität in einer globalisierten Metropole. „Slow Horses“, basierend auf Mick Herrons Romanen, zeigt die Kehrseite des Geheimdienstapparats – gescheiterte Spione, die in einem heruntergekommenen Büro am Rande der Stadt ihr Dasein fristen, während die glänzende Fassade des MI5 die wahren Machenschaften verbirgt.

Diese Vielfalt der Perspektiven offenbart London als narrative Projektionsfläche par excellence. Die Stadt mit ihrer über zweitausendjährigen Geschichte – von der römischen Gründung Londiniums im Jahr 43 n. Chr. über die strategische Bedeutung als Handelshafen bis zur modernen Finanzmetropole – verleiht den Geschichten eine Tiefe, die über das rein Visuelle hinausgeht. Die noch heute sichtbaren Fragmente der römischen Stadtmauer oder die Erinnerung an Boudiccas Zerstörung der Stadt im Jahr 60 n. Chr. schaffen ein historisches Palimpsest, auf dem sich zeitgenössische Narrative entfalten.

Was sich in dieser Serienlandschaft manifestiert, ist ein komplexes Geflecht aus künstlerischer Ambition, ökonomischen Zwängen und narrativer Selbstreflexion. Die paradoxe Situation wird besonders deutlich, wenn man bedenkt, dass viele dieser kritischen Produktionen durch genau jene Strukturen finanziert werden, die sie anprangern. Die großzügige Filmförderung, die laxe Registrierung von Produktionsfirmen und die als „kreative Buchhaltung“ euphemisierte Steuervermeidung schaffen ein Umfeld, in dem Kunst zur perfekten Cover-Story wird – schließlich ist sie „subjektiv“.

Die besten Serien über London sind jene, die die Stadt nicht romantisieren, sondern ihre Abgründe ausleuchten. Von der brutalen Gangster-Oper „Gangs of London“ über die Finanzwelt-Satire „Industry“ bis zur Geheimdienstkritik in „Slow Horses“ – sie alle zeichnen das Bild einer Stadt, die ihre Seele verkauft hat, aber großartige Geschichten darüber zu erzählen weiß. Doch gerade diese kritische Perspektive wird durch die Strukturen ermöglicht, die sie hinterfragt. So entsteht ein faszinierendes Spannungsfeld zwischen künstlerischer Integrität und ökonomischer Abhängigkeit, das die Serienproduktion in London zu einem Seismographen zeitgenössischer urbaner Realitäten macht. Die Stadt erzählt ihre Geschichte durch die Serien, die in ihr produziert werden – und diese Geschichten erzählen mehr über London, als es auf den ersten Blick scheinen mag.

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