"Resonanz (als Zurück-Tönen) bezeichnet das In-Beziehung-Treten zweier Seiten oder Entitäten, die mit je eigener Frequenz schwingen, oder die, bildlich gesprochen, mit je eigener Stimme sprechen." - Hartmut Rosa (2019: 21)

Bei einem vorweihnachtlichen Spaziergang durch Charlottenburg spreche ich mit der Psychotherapeutin Anja Ulrich über „Sozialenergie“ (Günter Ammon), über „Soziale Energie“ (Hartmut Rosa) und darüber, wie sich diese Form psychischer Energie in der Gruppentherapie zeigt. Es geht also um Energie, weshalb es uns passend erscheint, dass wir die Tour vor dem ehemaligen Bewag-Abspannwerk in der Leibnizstraße, Ecke Niebuhrstraße, beginnen. Heute unter dem Namen „MetaHaus“ bekannt, versorgte das Gebäude mit Stahlskelett und roter Klinkerfassade seit den späten 1920er-Jahren Charlottenburg mit Strom. Der Begriff „Soziale Energie“ zieht, vor allem wegen der Forschung des Soziologen Hartmut Rosa, immer größere Kreise. Anja Ulrich und ich finden viele vertraute Ideen in seinen Gedanken, da unser Ausbildungsinstitut seit den 1970er-Jahren mit dem Konzept der „Sozialenergie“ der Psychoanalyse eine Weiterentwicklung bescherte. Der Psychiater, Psychoanalytiker und Mitbegründer unseres Ausbildungsinstituts, Günter Ammon, hat in seinem Theoriegebäude die Triebenergie Freuds (Libido) durch die Sozialenergie ersetzt. In den Shownotes verlinkt: ein längerer Artikel von 1982. Trotz vieler Gemeinsamkeiten gibt es auch deutliche Unterschiede. Hartmut Rosa, aufbauend auf seinem Konzept der Resonanz, beschreibt Soziale Energie als relationales Phänomen, das in Resonanzbeziehungen entsteht. Energie ist hier keine individuelle Ressource, sondern eine dynamische, zirkuläre, nicht speicherbare Qualität gelingender Interaktion, die Menschen im Kontakt belebt und transformiert. Günter Ammon versteht Sozialenergie als gruppendynamisch erzeugte psychische Kraft, die die Ich-Struktur aufbaut und Identitätsentwicklung ermöglicht. Während Rosa einen phänomenologisch-soziologischen Fokus auf Resonanz legt, betont Ammon die strukturbildende Funktion sozialer Felder im Rahmen der Dynamischen Psychiatrie. Die heutige Tour führt uns vorbei an den Läden der Wilmersdorfer Straße, zur Deutschen Oper, über den Richard-Wagner-Platz, die UdK, die Paris Bar und schließlich zum Berliner Institut der Deutschen Akademie für Psychoanalyse in der Kantstraße. Dann ist der Ofen aus.

Shownotes

Mitwirkende

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Micz Flor
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Anja Ulrich

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:04
Gibt es hier irgendwas? Ist das da drüben ein Kraftwerk mal gewesen oder so? Irgendwas?
Anja Ulrich
0:00:04–0:00:08
Da wurde irgendwas mit Elektrizität gemacht. Ich glaube, man kann auch noch
0:00:08–0:00:11
so was Turbinenartiges in der Mensa da sehen.
Micz Flor
0:00:12–0:00:16
Dann gehen wir da hin und können da mit dem Energiewalk anfangen.
Anja Ulrich
0:00:16–0:00:17
Ah, ja!
0:00:20–0:00:23
Wir wollen noch gucken, wie die Energie so fließt.
Micz Flor
0:00:23–0:00:23
Ja, genau.
Anja Ulrich
0:00:24–0:00:26
Hallo Michael, schön, dass wir heute wieder einen Podcast machen.
Micz Flor
0:00:26–0:00:29
Ja, Anja, ich freue mich auch total. Ich freue mich seit dem 30.
0:00:29–0:00:31
Januar, dass wir das wieder machen.
0:00:31–0:00:34
Es geht heute um Energie und deshalb haben wir...
Anja Ulrich
0:00:34–0:00:36
Das Meta-Haus.
Micz Flor
0:00:36–0:00:37
Das Meta-Haus, genau.
Anja Ulrich
0:00:37–0:00:38
In der Leibnizstraße.
Micz Flor
0:00:39–0:00:44
Wobei, Meta-Haus ist eine Untertreibung. Das ist mindestens 40 Meter hoch.
0:00:46–0:00:52
Ja, Folge 92 nehmen wir jetzt auf. Es geht um Sozialenergie oder soziale Energie.
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Ich hatte das, glaube ich, sogar, da müsst ihr jetzt nochmal nachhören, damals angekündigt.
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Es gibt aktuell, habe ich dir auch geschickt, den Soziologen aus Jena und der
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auch in Erfurt arbeitet, der über die beschleunigte Gesellschaft,
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über die Resonanz, über die Unverfügbarkeit Bücher geschrieben hat,
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die auch sehr viel gelesen wurden.
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Also wirklich auch spannende Konzepte dahinter.
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Da kommen wir wahrscheinlich auch noch drauf im Zusammenhang mit dem,
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was er jetzt gerade macht.
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Er beschäftigt sich jetzt gerade mit dem Begriff soziale Energie.
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Und dazu gibt es noch gar nicht so viel in Writing. Da gab es in der Zeit mal
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einen längeren Artikel zu, der auch online noch einsehbar ist.
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Den hatte ich dir geschickt.
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Der ist über seine Erfurt-Seite mitverlinkt.
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Und er hat dieses Konzept von sozialer Energie jetzt auch bei der UNESCO vorgestellt
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2024 am Humboldt-Forum oder in der Humboldt-Uni, müsste ich nochmal gucken,
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können wir alles dann auch unten verlinken.
0:01:52–0:02:02
Und wir beide haben am Lehr- und Forschungsinstitut LFI, der Deutschen Akademie
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für Psychoanalyse, DAP.
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Unsere Aus- und bei dir auch noch eine Weiterbildung gemacht in psychodynamischer Psychotherapie.
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Und der Gründer des Instituts Günther Ammann,
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der da seit den 60ern arbeitet, der hatte spätestens mit dem großen Artikel
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von 1982 im zweiten Handbuch der
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dynamischen Psychiatrie den Begriff der Sozialenergie, also als ein Wort,
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bestimmt.
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Und ich hatte dann irgendwie immer mal den Wunsch, diese beiden Ideen so ein
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bisschen aneinander zu reiben und zu gucken, wie passt das zusammen.
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Auch so als Idee, wenn jemand von in Anführungszeichen oben kommt über die Soziologie
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auf den Mensch und dem gegenüber jemand von unten kommt, sage ich mal,
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also als Psychiater und Arzt, dann in die Psychotherapie, Psychologie reinwächst.
0:02:56–0:02:59
Wie trifft sich das? Wie kann das miteinander umgehen?
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So, das war so mein Wunsch. Und natürlich, ich hätte mir alles Mögliche ausgedacht,
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nur mit dir mal wieder eine Tour zu machen.
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Aber das ist doch jetzt ein naheliegendes Thema.
Anja Ulrich
0:03:14–0:03:18
Ja, also das würde mich natürlich schon sofort interessieren,
0:03:18–0:03:24
was dafür gesorgt hat, dass du geglaubt hast, ich könnte dafür eine gute Gesprächspartnerin sein.
Micz Flor
0:03:26–0:03:31
Ich dachte, der letzte Podcast war ja auch, was ist eigentlich systemische Therapie?
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Da bist du ja nicht unbedingt weit entfernt von Zusammenhängen,
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die über das Intrapsychische oder Interpersonelle hinausgehen.
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Also Dinge ein bisschen weiter zu sehen, vernetzter zu sehen,
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codependent zu sehen, interdependent zu sehen vielleicht.
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Und wir haben uns auch im Rahmen der Weiterbildung zur Gruppenpsychotherapie
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näher kennengelernt, also eigentlich da erst so richtig kennengelernt.
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Da waren wir in der gleichen Ausbildungs-Kohorte und in Selbsterfahrung und so weiter.
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Und da ist ja auch so ein bisschen dieses Thema Sozialeinergie nicht explizit benannt worden.
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Unser Ausbilder dort in der Selbsterfahrung war der Herr Czuschke,
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der dem alles sehr nahe steht, das auch alles gelesen hat, aber jetzt doch in
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seiner eigenen Karriere, glaube ich, erst spät überhaupt darauf gestoßen ist.
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Aber es war ja immer eben am Institut bei uns auch Thema. Wir sind ja,
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es ist ja auch ein Schatz, ein Institut, das eine eigene historische Geschichte
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hat, was psychodynamisches Denken betrifft.
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Es ist also kein Weiterbildungsinstitut, wo man die Lehrbücher durchkaut,
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um dann das, was so oben schwimmt, sage ich mal.
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Mitzubekommen, sondern es gibt immer auch eine eigene Position,
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aus der heraus man denkt.
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Und da gehört die soziale Energie, finde ich, mit dazu.
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Und weil mich interessiert, wie du denkst und wie du improvisierst,
0:05:05–0:05:10
habe ich gedacht, wir nehmen uns das einfach vor. Vielen Dank.
Anja Ulrich
0:05:12–0:05:20
Ja, ich finde, es ist ja ein super spannendes Thema. Du hattest mir die Hartmut-Rosa-Sachen geschickt.
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Die habe ich mir ein bisschen durchgeguckt und mir Gedanken gemacht.
0:05:24–0:05:34
Und fand diesen soziologischen Zugang oder diesen Blick von Gesellschaft aus.
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Also du hast es eben schon gesagt, so von oben.
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Der hat mir ziemlich gut gefallen. Und ich merke aber, dass ich,
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ich glaube, bei Amon ist mir das auch schon so gegangen, also Hartmut Rosa sagt
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ja soziale Energie und Amon sagt Sozialenergie.
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Ich merke, dass ich ein bisschen auch immer denke, ach, ist irgendwie auch ein bisschen trivial.
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Und da würde ich gerne mit dir auch ein bisschen drüber sprechen heute.
Micz Flor
0:06:09–0:06:13
Ja, ich hatte, bevor wir die Aufnahmeknopf gedrückt haben, habe ich ja auch
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das gesagt, dass ich dann bei solchen Sachen mich dann irgendwie einerseits
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vorbereite, andererseits aber manchmal an den Punkt komme.
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Und das ist vielleicht genau das, was du sagst, von oben heraus, so das ist trivial.
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Und bei mir in eher so einem Gefühl von defizitärem Wissen habe ich dann das
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Gefühl, ich check's nicht wirklich. Aber das Gefühl, was ich habe,
0:06:32–0:06:34
ist eigentlich das, was du gerade sagst.
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Ja, aber es ist doch goes without saying, sagt man im Englischen.
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Muss man eigentlich nicht drüber reden. Aber irgendwie gleichzeitig hat das eine Wirkmacht.
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Es erfasst die Menschen. Also der Mann spricht da vor der UNESCO.
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Natürlich, weil er auch viele tolle Sachen geleistet hat.
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Aber auch dieses Thema passt irgendwie gut dazu.
Anja Ulrich
0:06:55–0:06:55
Total, ja.
Micz Flor
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Und ich würde dann vielleicht mal eine kurze Einleitung machen,
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oder? Und dann können wir da weitergehen.
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Wir haben ja die beiden schon benannt, deshalb ganz kurz zu den Biografien.
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Also Hartmut Rosa ist 65 geboren, ist Soziologe und Politikwissenschaftler,
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spricht auch von soziologischer Philosophie, die er betreibt.
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Er ist Professor für Allgemeine und Theoretische Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität
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in Jena und eben auch Direktor des Max-Weber-Kollegs an der Universität Erfurt,
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wo auch dieser eine Artikel verlinkt ist,
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der auch in Zeitmagazin erschienen ist. Zeit am Wochenende war es, glaube ich.
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Die drei Bücher, die ich benennen möchte, die er veröffentlicht hat,
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waren 2013 Beschleunigung und Entfremdung, ein Entwurf einer kritischen Theorie
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spätmoderner Zeitlichkeit.
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Und das Wort Zeitlichkeit finde ich halt schön. Also er macht so ganz viele,
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ganz viele Wortspiele auch, die er mit reinbaut, wo es dann so ein bisschen
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was, ehrlich gesagt, bei mir sind es dann eher Witze, keine Konzepte,
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aber ich habe da eine Affinität.
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Ich mache auch gerne Wortverdreher oder Wortumdenker.
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Dann hat er 2016 das Buch Resonanz, eine Soziologie der Weltbeziehung.
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Also das ist auch Weltbeziehung.
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Und dann 2018, das finde ich auch ein sehr schönes Konzept, das Konzept der Unverfügbarkeit.
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In Klammer Unruhe bewahren.
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Und da zum Beispiel habe ich auch mal ein Interview, ich weiß gar nicht mehr,
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gehört oder gelesen oder gesehen, wo er über seine Katze sprach.
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Wie er seine Katze ihn auf dieses Buch gebracht hat, weil die lässt sich nicht einfach so greifen.
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Die ist nicht immer verfügbar, sondern gerade eine Katze ist ja auch so das Klischee der Katze.
Anja Ulrich
0:08:55–0:09:05
Weil die Katze so ist. Jetzt sind wir gerade am S-Bahnhof Charlottenburg.
Micz Flor
0:09:06–0:09:10
Stuttgarter Platz, wo wir uns vorgestern ein bisschen weiter hinten auch in
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der Intervisionsgruppe getroffen haben.
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Also wir sind gerade sowieso über Sozialenergiegruppen Weiterbildung miteinander verbunden.
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Und ganz kurz noch zu Günther Amon, der ist 1918 geboren und 1995 verstorben,
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war Psychiater und Psychoanalytiker und hat eben, wie ich schon gesagt habe,
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die Deutsche Akademie für Psychoanalyse gegründet und auch das Lehr- und Forschungsinstitut,
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was es heute noch gibt, in der Kantstraße.
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Und der zehn Jahre lang an der Menninger Foundation Amerika geforscht hat,
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wo er dann auch 1959 sein erstes Buch veröffentlicht hat, The Theoretical Aspect of Milieutherapy.
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Milieutherapie ist auch eine
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Therapie, die immer auch eben in so einem gruppenbezogenen Denken ist.
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Also du hast keine individuelle Person, da werden wir auch später,
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glaube ich, nochmal drüber reden, weil es geht ja um Gruppenbezogenheit bei Sozialenergie.
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Nicht die eine Person, die vor dir sitzt und die ein Problem hat und das gilt
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es zu bearbeiten oder die eine Störung hat und die gilt es zu lösen,
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sondern in Milieutherapie ist quasi das Setting, die Gruppe,
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die umgebende Gruppe, manchmal auch weitergefasst zusammen mit dem Team,
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zusammen mit Ärztinnen und Ärzten,
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ist ein Milieu, in dem du mitgesundest.
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Das hat er 59 geschrieben, das war Teil der Forschung der Menninger Foundation
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und dann 1970, da war dann schon in Berlin, da gab es auch schon die DAP und
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das LFI, hat er Gruppendynamik der Aggressionen geschrieben,
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72 Gruppendynamik der Kreativität, 73 Gruppen Psychotherapie,
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Beiträge zur Theorie und Technik der Schulen, einer psychoanalytischen Gruppentherapie.
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Und das war so ein bisschen auch diese Gründungszeit, wo Gruppe nämlich in der
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deutschen analytischen Gesellschaft gar kein Thema war.
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Das war nach dem Krieg sehr orthodox.
Anja Ulrich
0:11:08–0:11:15
Es wird ja auf jeden Fall in der analytischen, also wenn man bis zu Freud zurückgeht,
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ist ja diese Ausrichtung auf Gruppen oder die Toleranz von Gruppen und Gruppenprozessen,
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ja, also das war ja eine schwere Geburt,
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weil Freud fand es nicht so besonders.
Micz Flor
0:11:32–0:11:33
Ja.
Anja Ulrich
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Es kommt ja von dieser Individuumszentrierung, auch Psychotherapie als 1 zu
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1 Setting und eher mit den Fantasien.
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Als mit der Vorstellung, wir sind irgendwie vernetzt, aber dann kann man die
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weitere psychoanalytische Entwicklung natürlich schon in Richtung Gruppe auch lesen.
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Also auch dieses Verstehen von Duade über Melanie Klein und die Objektbeziehungstheoretiker und so.
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Also Gut, sehr theoretisch. Aber es ist sozusagen so gewachsen,
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finde ich, von der One-on-One-Situation hin zu Mutter-Kind.
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Eigentlich ist nur das Kind wichtig.
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Ah nein, es ist auch die Mutter wichtig. Hey, wow, es ist auch die Familie wichtig.
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Oh mein Gott, die Gemeinde, Levin und die Gesellschaft.
Micz Flor
0:12:29–0:12:33
Die Nachbarn, die Nachbarn, die Lehrerinnen. So wird es dann immer auch Rollen geben.
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Ja, aber das wäre dann auch gleich ein Sprung zu Ammon nochmal zurück,
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zu sagen, dass zum Beispiel da die Mama-Papa-Kind-Idee mit Geschwistern und
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so, dass das dann eher sowas wie eine Urgruppe ist oder eine umgebende Gruppe.
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Und das finde ich auch ganz elegant, dass man da jetzt nicht versucht,
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auf die spezifischen Rollen der Versorgung einzugehen, die ja dann auch heute
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noch gar nicht so viel anders sind, wenn man mal mit unscharfem Blick drauf guckt, glaube ich,
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welche Rolle die Frau in einem heteronormativen Paarbeziehungs-,
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wir haben ein Kind-Setting zukommt, was der Mann so macht.
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Da hat sich vielleicht gar nicht so viel geändert, aber trotzdem einfach zu
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sagen, es geht hier um eine Gruppe, eine Urgruppe.
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Und die Gruppenerfahrung darin sind dann relevant für den Rest des Lebens und
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dann eben auch potenziell Teil von therapeutischer Arbeit.
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Das ist ganz gut, das kann man da nochmal irgendwie anhängen.
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Und bei Freud ist es so, dass ich glaube, also ganz kurz, wir laufen jetzt in
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Wilmersdorfer Straße lang. Das war deine Idee, weil wir ja über Sozialenergie
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sprechen und da geht es ja darum,
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Dass man in sozusagen einem zirkulären Beziehung oder einem reziproken Beziehungsverhältnis
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dann irgendwie einfach auch Energie bekommt, was erlebt.
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Also was ich jetzt mit dir habe, die Wilmersdorfer Straße nehme ich jetzt gar
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nicht so sehr wahr wie dich und mich natürlich, weil ich nervös bin,
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dass wir auch alles irgendwie gut über die Bühne bringen.
Anja Ulrich
0:14:05–0:14:10
Und ich mag total gerne, dass du gesagt hast, das ist ja auch sowas Zirkuläres
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und wir stehen jetzt hier gerade vor einem fantastischen Karussell,
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was auch zirkulär hier Zirkus Rallye heißt.
Micz Flor
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Nicht nur das, das heißt sogar Baby Zirkus.
Anja Ulrich
0:14:23–0:14:27
Und die haben auf jeden Fall auch alle richtig gute Energie, die da auf dem Bild sind.
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Der Klauen und die, was ist es da? Walross oder?
Micz Flor
0:14:32–0:14:38
Und unterschiedliche Fahrgestelle, die unterschiedliche Kompetenzen mitbringen.
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Manche haben Defizite, die beiden Motorräder, die haben kein Dach.
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Die Lokomotive braucht Schienen, also irgendwie haben die auch ihre eigenen Krücken mitgebracht.
Anja Ulrich
0:14:48–0:14:49
Ja, richtig gut.
Micz Flor
0:14:49–0:14:53
In diesem Baby-Zirkus, es passt gut. Eine Sache, die ich auch,
0:14:54–0:14:55
ich weiß nicht, wie es dir da geht, aber,
0:14:57–0:15:01
Ich wollte ganz kurz zu dem Thema auch nochmal von psychischer Energie allgemein
0:15:01–0:15:08
was dazu sagen, weil mir ging es immer so ein bisschen, dass ich das Gefühl
0:15:08–0:15:09
habe, das ist eigentlich durch.
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Also die Idee, dass man so einen Ort oder so eine Dynamik für psychische Energie
0:15:15–0:15:19
haben muss, dass man versteht, wo kommt das denn eigentlich her?
0:15:19–0:15:23
Also das, was jetzt bei Hartmut Rosa ja auch nochmal, der sagt ja dann so,
0:15:23–0:15:26
wo kommt das denn her? Da sind wir irgendwie fix und fertig,
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kommen abends nach Hause, dann klopfen die Nachbarn und sagen,
0:15:28–0:15:29
wollen wir noch Karten spielen?
0:15:29–0:15:32
Und dann ist man wieder voll belebt, auch ohne Alkohol.
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Also einfach nur das Soziale bringt einen dann noch irgendwie so hoch.
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Aber trotzdem hatte ich immer so das Gefühl, dass dieses psychische Energie-Ding
0:15:42–0:15:45
so, ich habe da immer ein bisschen mit gefremdelt.
Anja Ulrich
0:15:47–0:15:53
Ja, ich, das könnte ich jetzt gar nicht sagen, ob ich damit gefremdelt habe,
0:15:53–0:15:58
aber ich fand die, also diese Vorstellung, die Hartmut Roser,
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die er äußert, wenn wir an Energie denken,
0:16:02–0:16:06
dann denken wir in so physikalischen Kategorien.
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Also Energie ist so das Potenzial, um etwas, also so eine Art Potenzial,
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damit man irgendwie was bewegen kann.
0:16:14–0:16:20
Und das, was der Energieerhaltungssatz, ja, was rausgeht, muss auch reingehen.
0:16:20–0:16:28
Und so, dass ich dachte, ob mit diesem Energiebegriff, also ob dieses Wort einfach so ein paar,
0:16:28–0:16:37
also die nicht so passende Assoziationen vorruft.
Micz Flor
0:16:38–0:16:38
Ja,
0:16:41–0:16:45
das sagt er auch selber. Wenn man die Literatur guckt, dann hat man das Gefühl,
0:16:46–0:16:50
dass bei Energie spricht man entweder über Physik oder über Esoterik.
0:16:50–0:16:53
Er hat das dann gesagt, entweder über Steine oder über Sterne.
0:16:53–0:16:57
Und das fand ich schon wieder ganz lustig. Er kann ja gut mit Worten.
0:16:58–0:17:04
Und hat dann auch explizit benannt, dass es sich hier nicht um eine Energie
0:17:04–0:17:09
mit Nullsummen-Spiel, Input, Output und sowas handelt. Man muss es davon abgrenzen.
0:17:09–0:17:11
Und hat, das fand ich ganz interessant,
0:17:11–0:17:20
auch diese Beobachtung aus der Corona-Zeit erzählt oder erklärt.
0:17:24–0:17:28
Da ist jemand gerade mit sich alleine im Gespräch mit jemand anderem.
0:17:30–0:17:35
Er hat erzählt, dass in der Corona-Zeit dieses Phänomen wohl auftrat,
0:17:35–0:17:41
dass zuerst alle natürlich im Lockdown voneinander getrennt waren und einen
0:17:41–0:17:42
großen Verlust erlebt haben.
0:17:42–0:17:49
Aber als dann der Lockdown aufgehoben wurde, sich dann trotzdem nicht mehr alle
0:17:49–0:17:54
in den Chor gegangen sind. oder dann doch nicht mehr alle das so aufgegriffen
0:17:54–0:17:56
haben, dass da irgendwie was passiert ist.
0:17:56–0:18:01
Wo er meinte, das sei vielleicht auch typisch für soziale Energie, die muss fließen.
0:18:01–0:18:04
Die ist eben kein Input-Output, die kann man nicht speichern,
0:18:04–0:18:06
sondern die muss irgendwie zirkulieren.
0:18:06–0:18:11
Und dann bringt sie auch was, dann erhält sie sich auch, aber sie kann eben
0:18:11–0:18:13
auch so wie austrocknen, kann auch verschwinden.
0:18:13–0:18:16
Und das ist schon, finde ich, eine interessante Beobachtung,
0:18:16–0:18:21
weil seit der Corona-Krise, nenne ich es jetzt,
0:18:22–0:18:29
Ich höre immer wieder von PsychotherapeutInnen, dass die Nachfrage nach Plätzen
0:18:29–0:18:31
nicht mehr runtergegangen ist.
0:18:31–0:18:34
Es ist irgendwie hochgegangen und das ist wohl generell eine große Ängstlichkeit,
0:18:34–0:18:39
ein großer Bedarf seit Corona an Psychotherapie.
0:18:40–0:18:45
Also der Energiebegriff, ich finde, das passt, weil man das alltäglich auch benutzt.
0:18:45–0:18:50
Man sagt so, heute fühle ich mich voller Energie, würde man ja auch sagen.
Anja Ulrich
0:18:50–0:18:58
Ja, und nochmal, also zu der Idee, dann komme ich abends nach Hause und dann
0:18:58–0:18:59
fühle ich mich energielos.
0:18:59–0:19:02
Und dann klingeln, wie du gesagt hast, dann klingeln die Nachbarn von Karten
0:19:02–0:19:09
spielen und zack, ist wieder Energie da. Ja, dann zu Energie und Nullsummspiel
0:19:09–0:19:14
und Corona und dann sind die Leute einfach nicht wieder losgekommen.
0:19:14–0:19:20
Und ich meine zu bemerken, dass es aber innerlich bei den Menschen trotzdem
0:19:20–0:19:22
so ein Nullsummspiel gibt.
0:19:22–0:19:29
Also ich komme nach Hause und ich habe keine Energie und dann muss ich irgendwie
0:19:29–0:19:32
wieder Energie reinfüllen, damit ich wieder rausgehen kann.
0:19:32–0:19:35
Das deckt sich, glaube ich, nicht immer mit der Erfahrung, weil man kann auch
0:19:35–0:19:37
sich energielos fühlen, sich dann nochmal aufraffen und feststellen,
0:19:38–0:19:41
ach, eigentlich ziemlich gut und sogar ich gehe mit mehr Energie raus, als ich,
0:19:42–0:19:46
also der Abend ist mit mehr Energie beendet, als er begonnen hat,
0:19:46–0:19:54
obwohl ich eigentlich was Anstrengendes gemacht habe oder ich in Action war
0:19:54–0:19:55
und jetzt nicht nur auf dem Sofa gechillt habe.
0:19:55–0:20:00
Und ich glaube, dass diese Verknüpfung von ich fühle mich energielos,
0:20:00–0:20:03
das heißt, ich darf auf gar keinen Fall was machen, was irgendwie mich Energie
0:20:03–0:20:06
kostet, die ist schon sehr, also die finde ich es schon sehr verbreitet.
0:20:10–0:20:18
Ja, deswegen frage ich mich schon, ob die, ob dieses, diesen Begriff Energie
0:20:18–0:20:23
und diese Vorstellung, die wir davon haben, ob die nicht doch sowas in so einer rein raus Logik ist.
0:20:23–0:20:27
Wenn man in den Urlaub fährt, ja, dann ist ja die Frage, macht man eher so einen
0:20:27–0:20:30
Aktivurlaub oder macht man eher rumliegen und chillen?
0:20:30–0:20:34
Und wenn man so ganz erschöpft ist, dann gibt es ganz oft, also gibt es so die
0:20:34–0:20:42
Vorstellung, dann liegt man da schön am Strand und tankt da voll Energie auf.
0:20:43–0:20:44
Sonnenenergie vielleicht.
Micz Flor
0:20:44–0:20:45
Indem man nichts tut.
Anja Ulrich
0:20:45–0:20:50
Wird man wieder stark. Und das hat ja auch einen gewissen Erholungsfaktor.
0:20:50–0:20:57
Wenn man aber was Aktives macht, also mir fällt umweltfeindliches Skifahren ein zum Beispiel.
0:20:57–0:21:01
Wenn man sowas macht, dann macht man eigentlich sehr viel, man verbraucht sehr
0:21:01–0:21:07
viel Energie und da ist viel los, man ist richtig erschöpft am Abend und die
0:21:07–0:21:09
Konzentration auf etwas komplett anderes,
0:21:10–0:21:14
also wenn man so wie ich es nicht so besonders gut kann, dann muss man sich
0:21:14–0:21:21
sehr konzentrieren, damit man es überhaupt überlebt und dann geht man richtig
0:21:21–0:21:24
mit so Esprit raus. Guck wie sie fließt, die Energie.
0:21:27–0:21:34
Sozialer Energie passiert eben was anderes, als wir vielleicht so vorbewusst,
0:21:34–0:21:38
du hast diese Ebenen vorhin erwähnt, als wir so vorbewusst annehmen.
Micz Flor
0:21:39–0:21:45
Ja, das wäre dann ja auch so ein freudianisches Denken.
0:21:46–0:21:50
Es ist eigentlich anders, um beim Namen des Podcasts zu sagen.
0:21:50–0:21:55
Also eigentlich ist es was anderes als das, was erstmal so naheliegend wäre.
0:21:55–0:21:59
Also dass man da physikalische Energiekonzepte hernimmt, um sein Leben zu regulieren.
0:21:59–0:22:05
Aber hier bin ich jetzt off the map. Ich glaube, hier bin ich ja nie lang gelaufen.
0:22:06–0:22:08
Nördlich der Bismarckstraße, jenseits der Oper.
Anja Ulrich
0:22:10–0:22:14
Da zum Beispiel ist die Tischlerei der Deutschen Oper.
0:22:16–0:22:21
Da werden die Kulissen gefertigt. Ich würde mich aber heute,
0:22:21–0:22:23
wenn wir hier spazieren,
0:22:23–0:22:28
auch nochmal jenseits dieser ganzen Theorien, auch nochmal so würde mich interessieren,
0:22:28–0:22:36
wo du soziale Energie, wo du das Konzept so richtig so spürst.
0:22:37–0:22:45
Ja, in welchen Zusammenhängen und was für Situationen und was,
0:22:45–0:22:47
wo es so für dich so fühlbar wird.
Micz Flor
0:22:48–0:22:51
Ja, dann kann ich das, jetzt haben wir über Hartmut Rosa gesprochen,
0:22:51–0:22:55
dann knüpfe ich das so ein bisschen an Günther Ammon auf.
0:22:55–0:22:57
Ich habe ja da auch ein paar Zitate geholt. Ich wollte ja, dass das,
0:22:58–0:23:01
das war mir irgendwie sehr wichtig, dieser Beitrag.
0:23:02–0:23:06
Sogar habe ich schon ein paar Zitate auf dem Handy, wo ich nachher welche zitieren kann.
0:23:07–0:23:14
Und eins davon ist, dass er sagt,
0:23:15–0:23:19
dass die Sozialenergie bei Amon, also diese Gruppenerfahrung,
0:23:19–0:23:23
frühe Gruppenerfahrung, dass die...
0:23:25–0:23:29
Und später einen Großteil des Unbewussten bilden.
0:23:32–0:23:36
Und damit kann ich irgendwie sehr viel anfangen. Mit dieser Idee,
0:23:36–0:23:42
dass natürlich vieles von dem, was wir später auch an Problemen erleben,
0:23:42–0:23:46
oft auch direkt oder indirekt mit anderen Menschen zu tun hat.
0:23:47–0:23:49
Muss nicht alles in Gruppen entstehen.
0:23:50–0:23:54
Aber wenn wir jetzt an so große Themen wie Einsamkeit oder so gucken,
0:23:54–0:23:55
da geht es ja ganz explizit auch um andere.
0:23:56–0:24:01
Und das heißt, diese sehr frühen Beziehungserfahrungen, wie kann ich Beziehungen
0:24:01–0:24:07
herstellen, wie wichtig bin ich in Beziehungen, wie sehr sind Beziehungen Einbahnstraßen
0:24:07–0:24:10
oder reziproke Kontexte,
0:24:10–0:24:14
was darf ich, was darf ich nicht, wie muss ich mich am besten verhalten,
0:24:14–0:24:16
also frühe Beziehungserfahrungen, Gruppenerfahrungen,
0:24:17–0:24:21
dass die dann sich lange ins Leben hinein aufrechterhalten, weil die früher
0:24:21–0:24:26
mal passten und man sehr spät vielleicht erst dran kommt, man muss nicht immer Angst haben, wenn XY.
0:24:27–0:24:32
Also da habe ich lange drüber nachgedacht, damit kann ich sehr viel anfangen.
0:24:32–0:24:35
Das finde ich gerade eben auch, wenn man Gruppenpsychotherapie macht,
0:24:35–0:24:38
so nochmal hilfreich, Dieses Konzept zu sagen,
0:24:39–0:24:43
das Zitat habe ich jetzt nicht parat, könnte ich auch nicht vorlesen,
0:24:44–0:24:48
aber diesen Satz auch von Amman, wir können in Gruppen krank werden,
0:24:49–0:24:53
kurz gesagt, deshalb können wir in Gruppen auch heilen, dass man das Ganze umdreht.
0:24:53–0:24:56
Weil oft, finde ich, in der Psychotherapie ist dieses Gefühl da,
0:24:57–0:25:01
sehr schnell kann etwas beim Mobbing kaputt gehen oder in der Familie kaputt
0:25:01–0:25:06
gehen, aber dass das jemals wieder besser wird, das kann ich mir nicht vorstellen.
0:25:06–0:25:11
Also man gibt den anderen Menschen große Macht für negative,
0:25:12–0:25:15
auch anhaltende Erlebnisse und Störungen.
0:25:16–0:25:18
Man gibt anderen aber nicht die Macht,
0:25:19–0:25:22
Dass man sich traut, was Neues zu probieren, sich erweitert und dadurch vielleicht
0:25:22–0:25:27
auch in manchen Bereichen, heilen ist ein komisches Wort, aber so verändert,
0:25:28–0:25:31
dass man wieder lebensfroher in der Welt ist.
0:25:35–0:25:43
Und du, ich frage dich mal zurück, stellst eine Frage, die du für dich beantworten könntest.
Anja Ulrich
0:25:43–0:25:51
Ja, und ich war viel mehr mit so, mit persönlicheren Sachen beschäftigt.
0:25:51–0:25:55
Jetzt sind wir hier, also wir laufen ja hier durch Berlin, viele Menschen.
0:25:58–0:26:01
Wir sind durch die Wilmausdorfer Straße gelaufen, da war so der Weihnachtsmarkt
0:26:01–0:26:06
nebendran, gerade so am Aufbahn mit dem Pfarrgeschäftszirkus.
0:26:09–0:26:13
Und ich so befasst war mit der Frage,
0:26:13–0:26:18
wo merke ich das eigentlich, also wo geht so soziale Energie dann,
0:26:18–0:26:23
wo geht die in mich rein und wo merke ich die bei anderen und wenn wir beide
0:26:23–0:26:25
so laufen heute, wie merke ich die,
0:26:25–0:26:30
also fühle ich jetzt viel davon oder du meinst jetzt der Unterschied zwischen hier oder.
Micz Flor
0:26:30–0:26:35
Wilmer Surfer Straße, mehr Menschen auf der Straße, weniger Menschen auf der Straße oder Ja.
Anja Ulrich
0:26:35–0:26:42
Und dann werden sich, also wie sich Personen verbinden und dann saß diese da
0:26:42–0:26:48
an der einen Straße, wo du gesagt hast, da redet eine Person mit jemandem,
0:26:48–0:26:49
den man aber nicht sehen kann.
0:26:49–0:26:53
Also wenn das so aussah wie vielleicht eine obdachlose psychotische Person,
0:26:53–0:26:59
fühlt die auch eine Art von Sozialenergie oder ist das Problem,
0:26:59–0:27:04
dass sie eben gerade nicht da ist oder zu wenig oder welche Sorte fließt da?
0:27:05–0:27:08
Die die so engagiert hat werden lassen ja und.
Micz Flor
0:27:10–0:27:15
Also ich glaube, primär wäre natürlich erstmal dann zu sagen, was ist eine Gruppe?
0:27:15–0:27:21
Weil ich glaube, dass das Konzept der Sozialenergie und auch Sozialenergie davon
0:27:21–0:27:26
abhängig ist, dass überhaupt erstmal eine Gruppe entsteht, dass eine Form der Kohäsion,
0:27:27–0:27:31
ja eben diese eigene Energie passiert.
0:27:32–0:27:35
Aber diese soziale, ich meine, das würde ich jetzt mal weiter,
0:27:35–0:27:40
wir sind jetzt ein bisschen da, wo ich nicht dachte, dass wir sein werden.
0:27:40–0:27:45
Also wir reden jetzt, wir machen jetzt nichts Didaktisches mehr.
0:27:46–0:27:49
Also wir erzählen jetzt gerade nicht mehr irgendwelchen Zuhörern etwas über diese Dinge.
0:27:50–0:27:55
Das war ein Teil davon. Vielleicht muss das irgendwie anders passieren oder
0:27:55–0:27:58
vielleicht passiert es im Nachhinein noch mal. Und die Leute lernen jetzt ein
0:27:58–0:27:59
bisschen mehr uns kennen.
0:27:59–0:28:02
Aber deshalb führe ich das jetzt nochmal zurück. Es ist aber gut.
Anja Ulrich
0:28:02–0:28:08
Dass du die Klammer machst, also quasi die Sozialenergie auch zu den Zuhörenden fließen zu lassen.
Micz Flor
0:28:09–0:28:10
Über das Parasoziale.
Anja Ulrich
0:28:11–0:28:12
Über das Parasoziale.
Micz Flor
0:28:14–0:28:18
Nee, aber du machst ja auch, um über das Soziale zu sprechen,
0:28:18–0:28:23
Gruppe mit Menschen, die, ohne eine Diagnose nennen zu wollen,
0:28:23–0:28:28
Probleme mit dem sozialen, mit sozialem Kontakt, mit sozial erwünschtem Verhalten haben.
0:28:32–0:28:36
Und du hattest mir auch schon mal gesagt, dass du erstaunt warst,
0:28:37–0:28:41
wie klar und ehrlich die auch einfach so sind. Mit sich und mit anderen.
0:28:42–0:28:45
Also Dinge, wo man auch vielleicht was von lernen kann und sich dann auch nochmal
0:28:45–0:28:51
anders überlegt, warum das denn nicht immer so sein kann, was ja ganz praktisch ist.
0:28:53–0:28:58
Wie würdest du denn da den Begriff der Sozialenergie anlegen?
Anja Ulrich
0:29:00–0:29:11
Ich würde denen anlegen, es sind ja mehrere, bevor diese Gruppen jeweils begannen,
0:29:12–0:29:22
es von den einzelnen Teilnehmenden überdurchschnittlich häufig Entfremdungserfahrungen gegeben hat,
0:29:22–0:29:29
über einen in bestimmter Weise über die Welt und sich nachzudenken und sich
0:29:29–0:29:34
in Beziehung zu setzen zu anderen und eben eher Erfahrungen zu machen von,
0:29:34–0:29:36
ich kann dies nicht so gut verstehen,
0:29:36–0:29:41
was andere miteinander, was die so machen und warum, was die so für Dinge wollen
0:29:41–0:29:46
und wie ich darauf entsprechend reagieren kann, um in diesem sozialen Gefüge
0:29:46–0:29:47
vielleicht zu diesem Zusammenhang,
0:29:48–0:29:54
zu diesem Vibe oder so, dieser Resonanz, da mitzuschwingen. Ich merke,
0:29:55–0:29:56
ich schwinge da nicht gut mit.
Micz Flor
0:29:59–0:30:04
Ja genau, das ist der Resonanzbegriff von Hartmut Rosa, der dann auch ganz schön
0:30:04–0:30:09
gesagt hat, auch ein Zitat, was ich mitgenommen habe, dass dieser Raum,
0:30:09–0:30:12
in dem so eine Resonanz zwischen zwei Menschen entsteht,
0:30:13–0:30:20
dass es einem erlaubt, dem anderen als anderen zu begegnen. Das finde ich irgendwie ganz schön.
0:30:21–0:30:25
Also, dass man dem anderen begegnet, für den man dann auch ein anderer ist.
0:30:25–0:30:29
Also, da begegnen sich zwei andere, die gleichzeitig aber über einen gemeinsamen
0:30:29–0:30:32
Resonanzraum miteinander verbunden sind.
0:30:32–0:30:36
Martin Buber vielleicht sagen würde, eine Ich-Du-Beziehung.
0:30:37–0:30:46
Und in dem Raum haben die Menschen Probleme, sozusagen dieses Mitschwingen zu
0:30:46–0:30:50
erleben, damit umzugehen oder erleben es nicht?
Anja Ulrich
0:30:52–0:30:55
Genau alles das also es ist
0:30:55–0:30:58
nicht leicht damit
0:30:58–0:31:01
zu schwingen oder die es wird wahrgenommen die
0:31:01–0:31:04
anderen schwingen irgendwie anders und ich kann betrachten dass
0:31:04–0:31:09
die oder ich kann irgendwie spüren dass die so miteinander schwingen
0:31:09–0:31:15
und miteinander in kontakt kommen und sich verbinden Und ja vielleicht wie wenn
0:31:15–0:31:22
man auf eine Feier kommt und da kennen sich schon viele Personen vorher und
0:31:22–0:31:26
die finden sich auch zusammen und man selber kennt aber gar keine Person.
0:31:27–0:31:32
Und es gibt ein Fremdheitserlebnis und das kann nicht gut überbrückt werden.
0:31:34–0:31:35
Und...
0:31:37–0:31:42
Ja, und in den Gruppen, dadurch, dass es ein, ja, was ist, was,
0:31:43–0:31:50
also bis hin zu Mobbing-Erfahrungen und wirklich richtig schlimmen Ausgrenzungserfahrungen,
0:31:51–0:31:55
weil die von dir schon angesprochen, Ehrlichkeit oder so eine gewisse Direktheit,
0:31:55–0:32:01
die sich dann eben auch nicht an diese Schwingungen, zum Beispiel mit so sozialen
0:32:01–0:32:04
Flunkereien, die wir alle so drauf haben,
0:32:05–0:32:12
wie, hey, guck mal, meine neue Frisur, einfach nicht zu sagen, ja, sieht scheiße aus.
0:32:13–0:32:20
Oder, nee, gefällt mir gar nicht. Das eben nicht, ja, also sich auf diese,
0:32:21–0:32:25
gemeinsame Schwingung, auf diese Matrix aus wiederum auch ganz,
0:32:25–0:32:29
also auch das nicht automatisch so mitbedienen.
0:32:29–0:32:34
Und da machen wir ja, und das ist auch interessant, also das habe ich im Allgemeinen
0:32:34–0:32:38
so Lernen über diese Themen so mitbekommen,
0:32:39–0:32:48
dass wir sehr viel investieren in diese, ja ich würde sagen Sozialenergie,
0:32:48–0:32:49
in dieses gemeinsame Schwingen.
0:32:49–0:32:54
Und dass es uns große Angst macht, da auch rauszufallen und da nicht mehr mitzuschwingen
0:32:54–0:33:03
und zu erleben, hier werde ich so rausgeschubst oder ich passe nicht so richtig dazu.
0:33:06–0:33:13
Und die so also diese solche erfahrungen teilen alle miteinander mehr oder weniger
0:33:13–0:33:18
aber die ist die teilness und die art auf die welt zu blicken oder die art auch
0:33:18–0:33:26
auf beziehungen zu blicken die wiederum ist dann fotografiert gerade was.
Micz Flor
0:33:26–0:33:27
Das ja aber du kannst du genau das gleich.
Anja Ulrich
0:33:27–0:33:32
Mit geteilter Aufmerksamkeit deinem Blick folgen.
0:33:36–0:33:43
Ja und es gibt diese Fremdheitserfahrung oder ich bin alleine mit dem so wie
0:33:43–0:33:47
ich denke und wie ich mich fühle und mit dem was ich nicht verstehe und andere haben nicht,
0:33:48–0:33:51
das können nicht so gut, weil sie es vielleicht zum Teil gar nicht wissen,
0:33:51–0:33:58
mich da trotzdem mitnehmen oder mit beteiligen und vielleicht auch zu spüren,
0:33:58–0:34:00
eigentlich möchte ich das auch gar nicht so richtig.
0:34:00–0:34:08
Ich bin irgendwie lieber mit einer Person oder mit anderen Dingen befasst und
0:34:08–0:34:10
andere stören mich eher.
0:34:10–0:34:15
Und dass das dann nun miteinander geteilt wird,
0:34:16–0:34:20
das bringt so eine ganz schöne Verbindung untereinander,
0:34:20–0:34:26
die die was die was sehr besonderes hat also die sehr dicht sich anfühlt und
0:34:26–0:34:33
die auch eine besondere tiefe wieso empfinde ich es als so gruppentherapeutin
0:34:33–0:34:40
die eine besondere tiefe im kontakt entstehen lässt die dann die die,
0:34:42–0:34:44
Die riesig verbindend ist.
Micz Flor
0:34:44–0:34:46
Ja, interessant.
Anja Ulrich
0:34:46–0:34:54
Und das ist für alle Beteiligten einschließlich mich, auch Teil davon sein zu können.
0:34:56–0:35:03
Also wirklich berührend und immer wieder so ein richtiger Wow-Moment.
0:35:03–0:35:08
Auch weil ich ja selbst, also wir haben ja die Gruppenausbildung zusammen gemacht.
0:35:08–0:35:12
Und das beinhaltet ja auch gruppentherapeutische Selbsterfahrung.
0:35:12–0:35:18
Und ich von mir sagen würde, ich habe eigentlich Angst vor Gruppen.
Micz Flor
0:35:19–0:35:22
Aber da muss man erst nochmal erklären für die, die es nicht wissen,
0:35:23–0:35:29
also Selbsterfahrung bedeutet, man ist selber in der Rolle der PatientInnen.
0:35:29–0:35:33
Also wir haben als Gruppe auch, wie viele Sitzungen waren das,
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40, 60 Sitzungen oder so?
0:35:39–0:35:43
An einer Gruppe als PatientInnen teilgenommen.
0:35:43–0:35:45
Aber natürlich haben wir uns auch anders
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gesehen, was ja in der Regel bei Gruppenpsychotherapie nicht der Fall ist.
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Wir kannten uns, man war vielleicht auch ein bisschen vorsichtig,
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man spricht ja mit Kollegen, Kolleginnen und da ist man natürlich noch mal auch
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im Leidensdruck anders aufgestellt, als wenn man jetzt wirklich eine Psychotherapie
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sucht und in einer Gruppe landet.
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Aber du meinst eigentlich Gruppe ist, du kannst das gut verstehen,
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weil du es auch erlebst, dass man da,
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Was macht, was machst du dann?
Anja Ulrich
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Ja, ich führe sehr stark die Sorge, mich da fremd zu fühlen von anderen,
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also nicht in dieses Verbindungsgefühl, auch von den anderen mit reingenommen zu werden,
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mich selbst nicht verbunden zu fühlen, obwohl andere das mit mir herstellen wollen. und,
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da entsteht was für mich auf jeden Fall was Ängstigendes.
Micz Flor
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Ängstigend, wie würdest du das weiter explorieren jetzt in der Sitzung?
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Was kann Schlimmes passieren oder was bedroht sie da?
Anja Ulrich
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Ja,
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ich glaube schon, dass mit dem, so wie ich bin, nicht anerkannt zu werden oder
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nicht nicht nicht sein zu dürfen und,
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nicht Teil der Gruppe werden zu können und gleichzeitig aber auch von der Gruppe
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so eingenommen zu werden.
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Also das ist ja, ich glaube, ich sage jetzt gar nichts, was jetzt so total außergewöhnlich ist.
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Es wird ja auch in der Literatur oder wenn man in Gruppenprozesse,
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Menschen, die an Gruppenprozessen teilnehmen,
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wenn man da reinhört, dann ist es ja eine, auch das ist ja eine geteilte Erfahrung,
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mehr oder weniger in die eine oder in die andere Richtung,
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von der Gruppe verschlungen zu werden, diese Symbiose-Vorstellung,
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die ängstigt, aber eben auch nicht dazu, also ausgestoßen zu werden,
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das ist vielleicht was, was.
Micz Flor
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Eine der größten Ängste oft, dieses ausgeschlossen zu sein,
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not in on the joke oder ich habe mal so einen schönen Comic gesehen,
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so ein Bild unten drunter stand, das sitzen alle an der Bar,
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einer hebt zu den Armen und unten drunter steht, der nächste Witz geht auf meine
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Kosten. sondern also, dass man,
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außen vor ist. Das ist ja ein bisschen, was ich vorhin meinte,
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was Rose auch über diese Corona-Erfahrung gesagt hat, was dann passiert ist,
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schon fast, dass man da so ein bisschen clumsy wird mit dem Konzept allgemein.
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Also, dass man dann beim nächsten Mal zum Chor gehen ja vielleicht sogar wirklich denkt,
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wir haben es jetzt ein Jahr nicht gesehen, dann wollen die wissen,
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ob und das und dieses und man da vielleicht viele Bedenken hat,
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und Und was ich denke, was oft auch passiert, man sich selber blockiert,
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weil man mehr darüber nachdenkt, was die anderen denn von einem wollen,
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als dass man sich Abgrenzung nach innen mit seinen eigenen Wünschen und Bedürfnissen
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in der Gruppe beschäftigt.
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So, also bei der Intervisionsgruppe, die hatten wir vorgestern,
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da war das so ein bisschen für mich.
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Also ich habe mich da in den ersten Intervisionsgruppen immer ein bisschen fremd gefühlt.
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Aber jetzt geht das schon einige Jahre und ich habe einfach das Gefühl,
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ich kann da wirklich mir was holen.
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Ich kann mir da was holen und manchmal heißt holen, was zu geben.
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Ja, ich möchte ein paar Sachen erzählen und sie dann auch in den Gesichtern,
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vielleicht ohne Worte sogar einfach widerspiegeln,
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irgendeinen Fall vorzustellen, irgendeine Verwunderung und einfach selber auch
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nochmal mir selber dabei zuhören zu können und auch zuhören zu können.
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Und ich glaube, das ist das Besondere an der Gruppe, wie ich das in der Gruppe erzähle.
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Natürlich ist dann jede Gruppe auch wieder anders. Wie würde ich das am Weihnachten
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der Gruppe erzählen, der umgebenden Gruppe oder wie erzähle ich das in der Intervision?
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Aber jedes Mal erleben wir uns ja auch mit unseren eigenen Gedanken,
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mit unserer eigenen Realität, wenn wir sie beschreiben in einer Gruppe,
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lernen wir gleichzeitig was über uns.
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Und da möchte ich nochmal anknüpfen, was du vorhin meintest.
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Fand ich spannend. Guck mal, so viel Kunst und Kultur. Jetzt sind wir hier.
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Wieder vor allem am Renaissance-Theater.
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Großartig. Berlin hat echt so ein Angebot.
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Du hattest vorhin gesagt, dass die Gruppe von Menschen,
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die sich selbst oft als schwierig in sozialen Situationen erleben,
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ausgegrenzt, das Gefühl haben, die checken es nicht so richtig oder so,
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dass die dann auf einmal sich in der Gruppe treffen und dann entsteht da so
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ein ganz, wie du beschrieben hast, dichtes tiefes Gefühl.
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Und das fand ich ein sehr spannendes Bild, weil dieses dichte Gefühl.
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Würde ich dann vermuten, hat damit zu tun, dass man auf einmal nicht mehr alleine ist.
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Man ist ja eher so ein bisschen ein Einhorn unter den Pferden.
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Also man ist so ein bisschen anders.
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Und jetzt triften sich dann vier Einhörner zusammen. Du hast auch sowas. Ja, Wahnsinn.
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Also da entsteht so ein Spiegelndes. Da erkenne ich mich wieder.
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Und dann ist die Gruppe natürlich einerseits ein unfassbar tiefer Raum,
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weil so tief konnte ich nie mit diesen Themen gehen, weil keiner versteht mich.
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Und gleichzeitig ein dichter Raum, weil die Bandbreite an Teilnehmenden,
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die Varianz Das ist gar nicht so groß, sondern ganz im Gegenteil,
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was es therapeutisch wirksam macht.
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In dem Fall ist ja gerade auch diese große Übereinstimmung an defizitären Erlebnissen.
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Und wie möchte man es denn?
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Verhaltensweisen oder Blindheiten, soziale Blindheiten.
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Ich weiß nicht, wie man es nennen möchte. Also mir fällt kein gutes Wort an.
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Und dem gegenüber möchte ich eine andere Gruppenkonzeption gegenüberstellen.
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Weil was du beschrieben hast, hat ja eine große Wirksamkeit,
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ein tiefes, dichtes Gruppengefühl.
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Und bei mir ist es oft so in der Zusammenstellung der Gruppe,
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wenn ich die einzelnen Personen treffe vorher, was auch immer sehr ambivalent
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ist, weil man so ein bisschen entscheiden kann, was ich dann nicht wirklich
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immer konsequent mache,
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dass man Leuten sagt, sie passen nicht in die Gruppe.
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Das könnte man vielleicht sowieso nicht so sagen. Dann geht es oft auch über
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die Art der Störung, mit der die kommen oder die Probleme, mit denen die kommen und so.
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Aber ich habe dann, und da habe ich eben auch wieder an diese Resonanztheorie
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von Hartmut Rosa gedacht, ich habe dann gemerkt, so, ah, wenn ich,
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und da bist du jetzt mit deiner Gruppe eben so eine interessante Ausnahme,
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deshalb komme ich überhaupt drauf.
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Wenn man eine Gruppe zusammenstellt, in der die Varianz zu groß ist,
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man kann sich im Extrem vorstellen, wo keine zwei Leute die gleiche,
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alle können sprechen, aber keiner spricht die gleiche Sprache,
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hat man sofort natürlich das Gefühl, dass die Varianz so groß ist,
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kann man ja auch nicht therapeutisch von profitieren.
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Aber andersrum gesehen habe ich auch das Gefühl, wenn die sich alle zu ähnlich
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sind, wie in so einer psycho-edukativen Gruppe zum Thema Substanzmissbrauch oder sowas,
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dann ist da vielleicht auch nicht genügend Resonanzraum, um wirklich mit neuer
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Identität oder neuer Differenzierung aus der Gruppe wieder sich herauszuentwickeln,
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und dass eine Gruppe irgendwie beides sein muss sie muss ein Ort sein, an dem man sich fremd ist,
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sich fremd fühlend und gleichzeitig aber auch ein Ort sein, in dem man lernen
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kann, sich dazugehörig zu fühlend.
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Es darf nicht zu groß sein, der Unterschied. Und ich,
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Das finde ich immer ganz spannend bei der Gruppenzusammenstellung.
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Deine Beschreibung, die total einleuchtend ist, war halt so eine interessante
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Ausnahme, zu merken, es gibt in der Tat auch Gruppen,
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deren Effekt gerade daherkommt, dass die Individuen sich sehr ähnlich sind.
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Das fand ich spannend.
Anja Ulrich
0:44:37–0:44:45
Ja, wobei.
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Natürlich innerhalb der Gruppe trotzdem diese Unterschiedlichkeiten auftauchen.
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Aber zunächst mal, das ist vielleicht mehr als in anderen Gruppen oder die,
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die schon von vornherein heterogener zusammenorganisiert sind.
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Also Gruppentherapie ist natürlich auch ein sehr spezifischer,
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also eine sehr spezifische Stichprobe.
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Wir sprechen über das große Thema Sozialenergie, wo sich eben genau diese miteinander
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Verbindungsresonanz, energetisierenden Prozesse abbilden.
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Also Gruppen finden sich, du hast gesagt, man stellt die ja dann zusammen,
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also als Gruppentherapeut, dann stellt man die zusammen oder überlegt,
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wer kann da reinpassen und wie mischt man die.
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Das ist ja sehr artifiziell im Grunde genommen, weil sich sonst Gruppen so nicht
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zusammenfinden, sondern die finden sich zunächst einmal zusammen im Stadtbild.
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Oder so, als wir durch die Wilmersdorfer gelaufen sind, da sind dann so drei
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Männer, drei junge Männer,
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die waren einfach alle so miteinander in Verbindung, haben laut geredet und
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hatten irgendwas da am, weiß ich nicht, verhandeln oder keine Ahnung.
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Da kommt ja keiner und sagt, nein, da muss jetzt aber noch jemand rein,
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der da ein bisschen mehr Variants reinbringt.
Micz Flor
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Ja, aber es ist gleich sehr interessant, weil das ja genau das ist.
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Die würden über das, was sie da gerade gesprochen haben,
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in einem anderen Kontext mit anderen Menschen anders sprechen.
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Also dieses sich hochschaukeln, wenn man dann irgendwie in so einem Raum ist.
Anja Ulrich
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Ja, und der erste Moment der miteinander
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spürbaren Matrixenergie oder Sozialenergie, der sozialen Energie,
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ist diese Suche nach Verbindung.
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Also häufiger zumindest, ja anders geht es auch, die Welt ist bunt,
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es gibt immer auch von allem Ausnahmen,
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aber die zunächst mal, also sowohl in den Gruppentherapien als auch eben in
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anderen Gruppen, die sich zusammenfinden,
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es entsteht erstmal Verbindung eben über das Gemeinsame.
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Also es fängt an zu fließen, festzustellen, ah, interessant,
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du interessierst dich auch für die Psychoanalyse oder ach spannend,
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wir beide mögen Motorräder oder gute Mikrofone.
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Und erst wenn es dazu wie einem gut geknüpften Teppich aus Gemeinsamkeiten,
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wenn das da ist,
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dann entsteht das Bedürfnis oder vielleicht auch der innere Raum für mehr Differenzierung.
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Ah, interessant, das ist also bei dir anders als bei mir.
Micz Flor
0:48:14–0:48:19
Ja, wir sind jetzt eine Podcast-Episode über Gruppenpsychotherapie geworden,
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was aber auch gut zum Thema passt.
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Also wir machen da einfach mal weiter. Ups, jetzt ist mir mein Handy in der
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Hose runtergerutscht, weil meine Tasche kaputt ist.
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Weil das ist in der Gruppenpsychotherapie natürlich auch immer so ein wichtiger
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Schritt. Die Leute kommen alle an und das ist gerade bei Gruppen,
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wenn man immer mit allen gleichzeitig anfängt, natürlich ein ganz großes Problem,
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weil keiner kann sich an irgendwem orientieren.
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Während wenn in einer bestehenden Gruppe Menschen dazukommen,
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dann hat die Gruppe schon so eine Kultur.
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Man kann sich so ein bisschen zurücklehnen, erstmal zugucken, wie muss ich hier sein.
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Aber dieser erste Wunsch, ich muss hier irgendwie ankommen dürfen,
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ich muss hier sein, ich muss mich hier entspannen können, was natürlich auch wieder Ängste macht.
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Menschen, die sowieso schon soziale Ängste haben, die in der Gruppe sind,
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weil sie denken, das wäre gut für mich.
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Die merken dann auf einmal, wie viel schlimmer das in der Gruppe ist,
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zu arbeiten als im Einzelnen, wo das eigene Problem dann irgendwie doch nur da draußen passiert.
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Aber jetzt passiert es auf einmal in der Gruppe. da muss man angenommen werden,
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da muss man dazugehören und erstmal betonen, wo man auch ganz oft in der Kommunikation
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ja, was du gerade gesagt hast da kann ich viel mit anfangen, weil,
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also das ist dann immer auf die eigene Biografie wieder zurückbezogen worden
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das ist ganz, ganz wichtig,
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für diesen Teppich, wie du sagst von Vertrauen,
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und dann in der nächsten Phase kommen dann aber langsam die Konflikte hoch so nein,
0:49:55–0:49:58
das habe ich nicht gemeint Das hast du beim letzten Mal schon gedacht,
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aber nein, das war nicht so oder du erinnerst dich falsch, das habe ich so nicht gesagt.
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Ach so, ich dachte, also dass auf einmal so dieser Wunsch nach Harmonie und
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Gemeinsamkeit aufgebrochen wird, damit man wirklich sich auch wieder abgrenzt,
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damit man sich aus diesem symbiotischen Gefüge wieder entfernen kann.
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Und dann eben in der Hoffnung auch, sich differenziert und verändert zu entfernen.
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Das ist ja eine Leistung, die man in der Gruppe machen kann, mehr als im Einzelnen.
Anja Ulrich
0:50:31–0:50:35
Aber würdest du nicht, also du hast gesagt, jetzt sind wir so ein Podcast über
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Gruppenpsychotherapie geworden.
Micz Flor
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Eine Episode.
Anja Ulrich
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Eine Episode, ja, Entschuldigung, stimmt.
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Podcast-Folge vielleicht, ja. Oder eine Folge.
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Aber wäre nicht genau der Hintergrundprozess diese Sorte von Sozialenergie,
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über die Amman spricht und über die auch Hattendrosa spricht?
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Ja.
Micz Flor
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Ja, das ist natürlich die Frage, wie weit man dieses Modell,
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also was machen wir mit diesem Modell?
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Oh, die Paris-Port, da möchte ich auch noch ein Foto machen.
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Was machen wir mit diesem Modell von Sozialenergie oder Sozialenergie?
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Wie passt das jetzt zu dem, was wir gerade in Gruppenpsychotherapie beschrieben haben?
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Also wie zumindest du und ich scheinbar sehr ähnlich arbeiten und das versuchen
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zu begleiten, was da so passieren kann in dieser Richtung.
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Also und da könnte man, glaube ich, schon sagen, ja, eine Gruppe,
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in der, man würde vielleicht sagen, eine konstruktive Sozialenergie spürbar ist.
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Das ist ja jetzt auch nicht so, dass man die dann einfrieren und festhalten
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kann, sondern nächste Woche kann schon wieder anders aussehen.
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Aber dass da vielleicht dann auch irgendwie mehr Lebendigkeit,
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mehr Kontaktherstellung auch nach innen passiert.
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Also dass man dann, dass man da mehr Potenzial hat, wirklich auch was auszuprobieren, zu vertrauen,
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sich selbst auch was zuzutrauen, als in einer Gruppenerfahrung,
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in der die Sozialenergie eher destruktiv,
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also leicht feindlich wäre oder in der es defizitär wäre, weil man würde auf
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der Bank am Alexanderplatz,
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wartend auf die S-Bahn dem Nachbarn bestimmt nicht mitteilen,
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was man in einem Gruppentherapie-Setting.
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Also wenn überhaupt keine Sozialenergie wirklich zustande kommt,
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dann würde man das halt auch nicht machen.
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Ich denke, da würde man das schon so anknüpfen.
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Aber hat man dann die Sozialenergie vielleicht zu sehr aufs Pragmatische runtergebrochen?
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Aufs Deskriptive runtergebrochen.
Anja Ulrich
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Glaubst du denn, dass Sozialenergie, dass das ein brauchbares Konzept ist,
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um das zu beschreiben, was da passiert oder nicht passiert oder sich verändert
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und was eine Prognose erlaubt für...
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Wie geht es weiter mit, weiß ich nicht, sozialen Prozessen, Verbindungen, Gruppen?
Micz Flor
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Ja, da ist jetzt Hartmut Rosa dann vielleicht wieder interessanter,
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der halt postuliert, er sagt dann mal irgendwie so Energie, mit Energie kann
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man Dinge bewegen, dann kann man mit sozialer Energie soziale Dinge bewegen.
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Dann ist die soziale Energie vielleicht ein mögliches Vehikel,
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um Bewegungen, soziale Sachen irgendwie auf die Welt zu bringen.
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Sagt auch explizit, das ist schon spannend, dass sowas wie Fridays for Future
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als Bewegung unfassbar viel soziale Energie mitgebracht hat oder generiert hat.
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Oder es war wirklich belebend für Leute in I-Openern, die waren involviert.
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Und auf einmal ist das aber irgendwie weg. Wo ist die Energie hin?
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Ist die einfach nur weg oder ist die woanders hin?
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Das sind so Fragen, die er stellt. Das ist gar nicht wirklich, dass er Antworten hat.
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Aber er würde sagen, und so ist auch der UNESCO-Aufhänger, dass die soziale
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Energie, die es hier scheinbar gibt, man kann sie beschreiben,
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auch wenn man sie nicht ganz fassen kann.
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Man kann sie erleben, auch wenn man sie nicht messen kann.
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Dass die vielleicht ein notwendiger Zugang ist,
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um das sehr materielle Miteinander, was wir gerade so erleben,
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was eben, wie er ja sagt, uns auch von innen aus brennt.
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Nicht nur die Welt verbrennt, sondern auch wir sind von innen ausgebrannt und
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damit kann ich was anfangen.
0:54:59–0:55:02
Ich habe natürlich bestimmte Gründe jetzt familiär, ansonsten,
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dass ich viel unterwegs bin.
0:55:04–0:55:06
Auch heute bin ich schon vier, fünfmal durch die Stadt gefahren,
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um Dinge zu tun, mich dann endlich mit dir zu treffen.
0:55:11–0:55:12
Soziale Energie, jetzt geht es mir wieder.
0:55:14–0:55:20
Aber dass wir über das Konzept von sozialer Energie irgendwie in einen anderen
0:55:20–0:55:24
Modus des gesellschaftlichen Miteinander kommen können,
0:55:24–0:55:31
der vielleicht Dinge voranbringt, die mal wieder etwas zum Besseren verändern.
0:55:31–0:55:34
Ein Hintergrund, den er da benennt, ist, dass er gemerkt hat,
0:55:34–0:55:40
dass er mit seinem Thema, was er gerade bespricht, eben dieses kollektive Burnout
0:55:40–0:55:42
in der Gesellschaft, dass er da wieder erwarten,
0:55:43–0:55:45
internationalen, eigentlich in allen Ländern eingeladen wird,
0:55:45–0:55:48
China, Japan, sonst scheint überall Thema zu sein.
0:55:48–0:55:52
Überall ist man da wohl interessiert, seinen Vortrag zu hören,
0:55:53–0:55:54
da diesen Anstoß zu bekommen.
0:55:55–0:56:01
Und er aber auch in seiner Forschung gesagt hat, dass er interessanterweise
0:56:01–0:56:08
diese Idee von sozialer Energie in den westlichen Philosophien oder so keine richtige Rolle spielt,
0:56:08–0:56:12
aber in anderen in allen Kulturkreisen,
0:56:13–0:56:17
die Philosophie komplett, also er zitiert, das kann ich ja nicht nachzitieren,
0:56:17–0:56:21
aber dass es da ein Konzept von Qi oder von sonst was gibt, was eben sehr stark
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mit einem Energiekonzept verbunden ist und auch Philosophie komplett über,
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die Energie von Begegnung als Grundlage geht.
0:56:30–0:56:35
In der Gestalttherapie würde man sagen, prozessorientiert ist und nicht produktorientiert.
0:56:35–0:56:38
Also dass der Prozess, der Weg ist das Ziel sozusagen.
0:56:40–0:56:43
Also da wäre es jetzt die soziale Energie von Amon.
0:56:44–0:56:50
Da geht es natürlich schon auch um eine Verbesserung der Beziehungsfähigkeit,
0:56:50–0:56:53
der Liebesfähigkeit, würde man vielleicht sogar sagen.
0:56:57–0:57:01
Aber auf einer gesellschaftlichen Ebene denke ich, dass er das Gebiet,
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wo Hartmut Rosa sich wohlfühlt und in seiner Theorie auch besser passt.
Anja Ulrich
0:57:08–0:57:15
Wir sind jetzt hier am Kurfürstendamm, eben vor dem Cinema Paris.
0:57:17–0:57:21
Ja, und ich finde, es ist eigentlich eine gute Runde heute für das Thema,
0:57:22–0:57:32
weil es sind unterschiedliche Energien gewesen, wo wir gewesen sind.
0:57:32–0:57:38
Du hattest ja eingangs gesagt, dass du nicht so richtig weißt,
0:57:38–0:57:45
ob vielleicht du an dem Konzept der Sozialenergie oder so ein bisschen so miss
0:57:45–0:57:53
the point oder ob daran eben auch noch was ist, was man nicht so richtig verstehen kann.
0:57:53–0:57:57
Ich merke, wenn wir darüber sprechen, dass ich das, also dass ich je mehr wir
0:57:57–0:58:00
darüber sprechen, umso weniger kann ich das fassen.
0:58:01–0:58:05
Und ich bin auch nochmal bei dem Begriff trivial, weil ich, das kann man irgendwie
0:58:05–0:58:07
gar nicht richtig abgrenzen.
0:58:07–0:58:10
Und während du gesprochen hast, bin ich eben, ist meine Energie ein bisschen
0:58:10–0:58:11
woanders hingewandert.
0:58:11–0:58:14
Und ich war dann, fing an, mich damit zu beschäftigen.
0:58:15–0:58:19
Okay, also Sozialenergie, was passiert denn da im Nervensystem?
0:58:19–0:58:21
Also was, woran merkt man denn jetzt?
0:58:22–0:58:25
Also was ist denn da los?
0:58:25–0:58:33
Also was wird aktiviert und was wird, was wird aktiviert, wenn,
0:58:34–0:58:40
also wenn Sozialenergie, soziale Energie, jetzt mal synonym verwandt, wenn.
0:58:42–0:58:47
Wenn das die, eine Art von Verbindungs,
0:58:47–0:58:52
ja ist auch dann tautologisch, wenn ich Verbindungsenergie sage,
0:58:52–0:58:58
also eine Art von, ist es ein,
0:58:58–0:59:03
soziale Energie macht dann eben Energie und Bewegung für soziale Prozesse.
Micz Flor
0:59:04–0:59:08
Also jetzt gerade für die, die nicht mit uns hier laufen, die es nicht sehen
0:59:08–0:59:12
können, du machst gerade so ein bisschen, als ob du mit einem Rollator läufst oder was war das?
Anja Ulrich
0:59:12–0:59:16
Nee, wie so eine Eisenbahnbewegung. Ja, so eine Eisenbahnbewegung.
Micz Flor
0:59:16–0:59:17
Okay, es dreht sich was.
Anja Ulrich
0:59:17–0:59:19
Es dreht sich und es hat so Schub nach vorne.
0:59:23–0:59:24
Und die,
0:59:26–0:59:32
ja, also da ist das das, was uns quasi anschiebt. da
0:59:32–0:59:35
bin ich auch noch mal in richtung gefreut und
0:59:35–0:59:39
der eine andere energie als die triebfeder von allem eigentlich benannt hat
0:59:39–0:59:43
nämlich zunächst einmal die libidinöse energie die eben wieder die sehr aus
0:59:43–0:59:52
dem individuum heraus kommt und die das postulat ist ja naja soziale energie ist eigentlich,
0:59:53–0:59:55
das ist viel wichtiger. Es kommt eher die.
0:59:56–1:00:01
Und so, jetzt könnten wir zum Beispiel hier nach rechts gehen,
1:00:01–1:00:03
dann wird es auch wieder ein bisschen leiser.
Micz Flor
1:00:04–1:00:08
Das hast du jetzt ein bisschen schnell übers Knie gebrochen und dann gleich
1:00:08–1:00:12
abgelenkt, indem wir die Richtung wechselt haben, aber du hast gesagt,
1:00:13–1:00:14
die libidinöse Energie von Freud
1:00:14–1:00:18
und dann Sozialenergie ist aber viel wichtiger, oder so hast du gesagt.
1:00:18–1:00:22
Das war jetzt aber nicht dein Gedanke, sondern das war jetzt der Gedanke von Nein.
Anja Ulrich
1:00:23–1:00:26
Das ist eher was, was sich an Ammon anlehnt.
Micz Flor
1:00:26–1:00:26
Ja.
Anja Ulrich
1:00:27–1:00:30
Ah, die... Dass dieses, was so...
1:00:33–1:00:38
Nur mit einem selbst zu tun hat, also irgendwo in einem selbst wird irgendeine
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Form von Energie im Sinne von Lust vielleicht generiert,
1:00:47–1:00:56
die dann zu Handlungen führt oder die dann auch zur Hinwendung zu anderen Personen führt.
1:00:56–1:01:01
Und da würde Amon ja, so wie ich es verstehe, eher sagen,
1:01:02–1:01:08
nee, es ist die Ursprungsgruppe, die Primärgruppe, die Familie,
1:01:09–1:01:12
es ist dieses, was, also quasi diese Gruppenmatrix oder das,
1:01:12–1:01:14
was eben vorher schon da ist.
1:01:14–1:01:22
Das ist das, da kommt man rein und in diesem Raum, der alles durchzieht,
1:01:22–1:01:29
könnte dann vielleicht sowas wie eine persönliche innere Energie,
1:01:30–1:01:32
Sozialenergie, libidinöse Energie entstehen.
Micz Flor
1:01:32–1:01:32
Ja.
Anja Ulrich
1:01:34–1:01:41
Also da würde ich sagen, das ist Hennei. Amon würde sagen, Sozialenergie ist first.
Micz Flor
1:01:41–1:01:46
Ja, also Amon würde sagen,
1:01:46–1:01:55
indem ich in das Zentrum der psychischen Energie, also das, was uns bewegt,
1:01:55–1:02:01
was uns innerlich bewegt, aber auch was uns berührt bewegt und was uns Kontakt bringt.
1:02:01–1:02:08
Wenn ich da die Triebtheorie, sagt ihr, mit dem Libido rausnehme,
1:02:08–1:02:15
die Freud da reingesteckt hat, und durch die Sozialenergie als Motor in gewisser Weise ersetze,
1:02:16–1:02:24
dann habe ich, und da kann man jetzt viel drüber streiten, Freudianer wird gleich
1:02:24–1:02:27
sagen, Sequat, dann habe ich das Biologische rausgenommen.
1:02:27–1:02:34
Und habe ein gruppenbezogenes Energiekonzept.
1:02:36–1:02:43
An seine Stelle gebracht. Also das war für ihn schon ein wichtiger Schritt in einer Form.
1:02:43–1:02:46
Ich glaube, danach war das Bild perfekt für Amon.
1:02:48–1:02:51
Und natürlich steht unsere Schule, ich nenne es jetzt mal unsere Schule,
1:02:52–1:02:54
oder darf ich dich da mit einbeziehen?
Anja Ulrich
1:02:54–1:02:55
Ich opponiere nicht.
Micz Flor
1:02:55–1:03:03
Du opponierst nicht. Die steht natürlich in der Geschichte der freudianischen
1:03:03–1:03:07
Psychoanalyse ist der Urboden.
1:03:08–1:03:11
Dann in der Aussplittung unterschiedlicher
1:03:11–1:03:16
Ansätze ist die Ich-Psychologie Hartmann und Anna Freud wichtig.
1:03:17–1:03:22
Wobei wir auch einen Ausbildungs-, Behandlungsraum, Winnicott-Raum haben und,
1:03:25–1:03:31
Und hat dann aber eben auch noch ein humanes Strukturmodell entwickelt und diese
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Gruppenbezogenheit hineingeschrieben, sozusagen in diesen Strand.
1:03:39–1:03:47
Und mit dieser Gruppenbezogenheit, die das triebhafte Libidinöse-Modell ersetzt,
1:03:47–1:03:49
ist es dann irgendwie komplett geworden.
1:03:49–1:03:53
Ich glaube, da kann man dann wirklich sagen, okay, jetzt ist alles geschehen.
1:03:54–1:03:56
Die Psychoanalyse ist immer noch die gleiche, aber sie ist ganz umgebaut.
1:03:57–1:04:03
Und natürlich heißt dieser Umbau, dass man in der Arbeit, oder psychodynamischen
1:04:03–1:04:08
Arbeit, muss ja nicht psychoanalytisch, das sind ja auch wieder so Krankenkassenbegriffe,
1:04:08–1:04:10
analytische Psychotherapie und so weiter.
1:04:11–1:04:16
Wenn man dann da so arbeitet und diesen Schritt mitgeht.
1:04:19–1:04:23
Dann macht das ja schon einen Unterschied, finde ich, in der Grundhaltung gegenüber
1:04:23–1:04:25
der Person, die einem gegenüber sitzt.
1:04:26–1:04:30
Dann ist man schon auch nochmal anders darin interessiert.
1:04:30–1:04:34
Und was ich ganz, ganz toll finde an diesem gruppenbezogenen Konzept,
1:04:34–1:04:39
ist wirklich auch diese Leichtigkeit, mit der man in transgenerationale Dynamiken einsteigen kann.
1:04:40–1:04:50
Also diese Weitergabe von konstruktiven, destruktiven, defizitären Ich-Funktionen.
1:04:50–1:04:55
Also da, wo es Defizite gibt oder wo es stark ist, dass diese Transkernestahl-Weitergabe
1:04:55–1:04:59
immer wieder auch Kompetenzen oder Defizite in die nächste Generation weiterträgt,
1:04:59–1:05:02
ohne dass man da bei Melanie Klein kommst du da irgendwie nicht ran.
1:05:02–1:05:07
Da ist Säugling und Säugling bringt halt so eine Schieflage mit.
1:05:08–1:05:13
Und das geht nicht weiter durch. Und durch diese Gruppenbezogenheit ist es immer
1:05:13–1:05:18
eine Frage, ja, wie war das denn in der Zeit? Ja, war die...
1:05:20–1:05:25
Die 17-jährige Frau, die schwanger war, war in ihrer Familie dafür gefeiert.
1:05:26–1:05:30
Mensch, wie toll. Oder wurde sie dafür verdammt?
1:05:31–1:05:35
Was hat das Kind denn da schon als Schieflage mitbekommen, bevor es überhaupt auf der Welt war?
1:05:35–1:05:38
Das geht über diese Gruppenbezogenheit, finde ich, viel besser als über so eine
1:05:38–1:05:41
Libido-Idee. Wie gibt man sowas da weiter?
1:05:41–1:05:44
Also es macht, finde ich, schon einen großen Unterschied, das,
1:05:44–1:05:48
was Günther Amon da umgebaut hat.
1:05:49–1:05:53
Mit dem man denke ich in der Therapie auch besser arbeiten kann.
1:05:53–1:05:56
Aber im Endeffekt bleibt es natürlich ein Modell, eine Hypothese.
1:05:56–1:05:59
Man wird jetzt die soziale Energie nicht messen können.
1:06:00–1:06:02
Man kann sie vielleicht irgendwie beschreiben.
1:06:03–1:06:05
Vielleicht ist sie näher an der Poesie als an der Physik.
1:06:07–1:06:13
Aber genauso wenig konnte man ja das Libido finden. Und so ist es ja.
1:06:17–1:06:20
Aber du hattest gefragt nach der Hirnphysiologie.
Anja Ulrich
1:06:20–1:06:24
Genau, genau. Dem würde ich ein bisschen widersprechen,
1:06:24–1:06:35
weil das Neurotransmittergeschehen, Also Belohnungsmechanismen,
1:06:37–1:06:45
Aversionsangst, also Dinge, die Angst erzeugen, Dinge, die Abwehr erzeugen im
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zentralen Nervensystem.
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Die sind, finde ich, schon, die kann man gut mit dem Lust, also die kann man
1:06:51–1:06:56
gut in so eine Lust-Unlust-Logik übersetzen.
1:06:56–1:07:04
Und letztendlich entsteht ja oder ist ja,
1:07:07–1:07:10
Das klingt jetzt so ganz polemisch, also mein Sein in der Welt,
1:07:11–1:07:13
also das so, wie wir jetzt beide,
1:07:13–1:07:24
jeder für sich, wie wir hier laufen, alles, was um uns herum passiert, bildet Abbilder in uns.
1:07:25–1:07:32
Und auch die sozialen Beziehungen, also so wie wir gehen.
1:07:34–1:07:41
Das erzeugt in mir ein Bild von dir und nicht nur von mir und von dir,
1:07:41–1:07:47
sondern auch von uns beiden und auch so wie wir hier durch Berlin laufen.
Micz Flor
1:07:47–1:07:50
Aber verlässt du jetzt nicht deine Hirnphysiologie wieder in das Sack?
1:07:51–1:07:53
Oder wo finde ich dieses Bild jetzt?
Anja Ulrich
1:07:53–1:08:01
Ja, dass diese Verbindungsprozesse ja in mir physiologische Korrelate produzieren.
Micz Flor
1:08:02–1:08:08
Ja, aber dann ist es doch auch, also wenn man da versucht, ins Materielle zu
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gehen, dann kann man natürlich auch sagen, hey, wie geil, Sozialenergie natürlich,
1:08:14–1:08:18
weil wir kommen ja alle vom Urknall her, es sei denn, wir sind jetzt Creationists
1:08:18–1:08:23
oder wie das heißt, aber denken wir doch einmal wissenschaftlich und der Urknall
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ist quasi Foundation von unserem Universum.
1:08:26–1:08:30
Und dann war alles in diesem super heißen Plasma, da gab es gar keine Materie,
1:08:30–1:08:31
es war alles nur Energie,
1:08:31–1:08:34
da war nur Energie, super heiß, dann wird es kalt, entstand aus dieser Energie
1:08:34–1:08:38
Materie und wie krass eigentlich, dass diese Materie ja natürlich mal Energie
1:08:38–1:08:42
war und er hat immer noch diesen inneren Drang, Energie zu sein und kein Wunder,
1:08:42–1:08:47
dass alles in Bewegung ist und auch wir dann uns da aus diesen materiellen Teilchen zusammensetzen,
1:08:48–1:08:55
die ja E gleich mc² sowieso auch nur eine Form von Energie sind, die erkaltet ist.
1:08:56–1:09:00
Und deshalb ist es doch gar nicht so verwunderlich, dass wir alle miteinander verbunden sind.
1:09:01–1:09:06
Könnte man ja spirituell ausbauen, aber du weißt, was ich meine.
1:09:06–1:09:07
Also diese Idee, was du jetzt sagst.
Anja Ulrich
1:09:07–1:09:08
Noch nicht.
Micz Flor
1:09:09–1:09:12
Noch nicht. Wenn du sagst, ja, in der Neurophysiologie, wie bildet sich das
1:09:12–1:09:14
ab, die Bilder von uns, wo ist das?
1:09:14–1:09:20
Dann ist das, glaube ich, genauso schwierig,
1:09:22–1:09:28
wirklich durchzudeklinieren, wie durchzudeklinieren, wenn doch alles mal Energie
1:09:28–1:09:29
war und gar nicht Materie.
1:09:30–1:09:32
Und jetzt sind wir Materie, da muss doch immer noch Energie sein.
1:09:32–1:09:42
Also ich glaube, man kann das nicht, du kannst nicht den Ameisenstaat erklären,
1:09:42–1:09:47
in dem du eine Ameise untersuchst, da bin ich fest von überzeugt.
1:09:48–1:09:49
Und.
1:09:54–1:10:03
Und du kannst vielleicht dann in Schwärmen und in Schwarmverhalten Algorithmen, Mechanismen finden,
1:10:03–1:10:10
die solche Bewegungen auf einmal auch simulieren können und die dir dann irgendwie
1:10:10–1:10:12
auf einmal vielleicht Hinweise geben,
1:10:13–1:10:23
dass, keine Ahnung, weil die Schwalben nur für 0,5 Millisekunden die Augen zuklippen,
1:10:23–1:10:26
Deshalb sind die Kurven nie enger als 40 Grad oder sowas in der Art.
1:10:26–1:10:29
Du kannst dann sicherlich Korrespondenzen herstellen, aber trotzdem brauchst
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du dann erst mal mindestens 50 Schwalben, um so ein Schwarmverhalten herzustellen.
1:10:34–1:10:36
Trotzdem hat die eine Schwalbe das irgendwie in sich angelegt,
1:10:36–1:10:37
aber es wird nie abgerufen.
1:10:38–1:10:41
Ein bisschen wie das, was du in der Gruppe beschrieben hast.
1:10:41–1:10:42
Die Leute, die immer alleine waren mit dir in den Gruppen.
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Und auf einmal in der Gruppe gibt es diese Tief- und Dichte.
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Und die kann man nicht wirklich messen. Da bin ich einfach, das ist vielleicht
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so eine Form der Spiritualität, die ich in mir habe.
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Ist, dass ich mich gerne hingebe dem Gedanken, dass es erst schön wird, wenn es komplex wird.
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Und erst menschlich wird, wenn man es nicht mehr wirklich durchrechnen kann.
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Und ich glaube, was du sagst, ist da vielleicht zumindest für mich immer eine
1:11:25–1:11:31
Falle. Weil ich wollte früher ja Biologie studieren, weil mich der Schnittstelle
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zwischen Chemie und Biologie so interessiert hat.
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Wann wird aus Molekülen leben?
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Oder was belebt diese? Das war natürlich jetzt dann das Denken an das 17, 18-Jährige.
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Eher so eine Lust als ein Wissen. Ich habe mir da nichts erarbeitet,
1:11:50–1:11:52
sondern ich hatte einfach Lust, da mehr zu arbeiten.
1:11:53–1:11:56
Ich habe dann Psychologie gewählt, aber auch irgendwie zuerst eben an dieser
1:11:56–1:12:00
Schnittstelle von Biologie und Psychologie.
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Das hat mich interessiert. Also sehr stark.
1:12:03–1:12:05
Das Erste, was ich getan habe, bevor ich überhaupt studiert habe,
1:12:05–1:12:10
war, mir dann so ein Plastikgehirn zu kaufen, wo man die einzelnen Teile auseinandernehmen konnte.
1:12:10–1:12:17
Und das auf- und zuzubauen und wieder zusammenzubauen, das hat mich sehr befriedet.
1:12:17–1:12:20
Das hat mir auch eine Form von Energie gegeben.
1:12:20–1:12:26
Also ich bin damit innerlich vertraut, aber es interessiert mich jetzt gar nicht
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mehr so sehr, sondern jetzt finde ich einfach dann vielleicht auch solche Sachen
1:12:29–1:12:32
wie Soziale Energie und Soziale Energie spannend, gerade deshalb,
1:12:33–1:12:37
weil sie uns einen ästhetischen,
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poetischen Raum öffnen, über den wir nachdenken können.
Anja Ulrich
1:12:42–1:12:46
Also eher auf der Seite der Philosophie?
Micz Flor
1:12:47–1:12:51
Das weiß ich nicht, weil ich...
Anja Ulrich
1:12:52–1:12:55
Als auf der Seite der Energieenergie.
Micz Flor
1:12:56–1:12:57
Ach so.
1:13:03–1:13:07
Ich glaube für mich... Jetzt kommen wir langsam Richtung Institut.
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Ich möchte die Frage nochmal an dich richten. Aber ich glaube,
1:13:10–1:13:17
für mich ist es nicht richtig, das Philosophie zu nennen, weil ich von Philosophie
1:13:17–1:13:20
kein wirkliches Verständnis habe, was das denn sei.
1:13:21–1:13:27
Und mich da komplett überfordert fühle, so wie, was du vorhin meintest,
1:13:27–1:13:31
wenn man in eine Gruppe reinkommt und dann irgendwie so sich unwohl fühlt.
1:13:32–1:13:37
Da fühle ich mich sofort inkompetent und angstvoll. Deshalb würde ich eher sagen,
1:13:37–1:13:41
dass es für mich was Poetisches ist, als was Philosophisches.
1:13:41–1:13:45
Wo man das dann eher auf eine ästhetische Art...
1:13:47–1:13:50
Ja, ich meine, du bist ja auch Musikerin. Du weißt ja, wie es ist,
1:13:50–1:13:53
mit Musik zu machen. Das ist unfassbar schwer.
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Und ich habe bei meinen Gruppenpsychotherapien immer auch zum Schluss mache
1:13:57–1:14:00
ich einen Gong. Keiner hat mich bis jetzt gefragt, warum.
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Als ich mir dann einen zulegen wollte, hatte meine Seniorpartnerin der Gemeinschaftsfraktion,
1:14:05–1:14:06
es hatte eh schon einen rumstehen.
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Und zwar genau den, den ich mir gerade bei Ebay bestellt hatte.
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Und jetzt nehme ich den, der eh schon da war.
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Aber ich finde das einfach eine poetische Art, den Raum.
1:14:20–1:14:27
Zu schließen, weil in dem Moment, wenn dieser Gong schlägt, bewegt sich jedes Luftmolekül im Raum.
1:14:27–1:14:32
Alles wird geschüttelt, wie von jeder Stimme auch, die spricht.
1:14:32–1:14:36
Jedes Molekül bewegt sich, Teile des Menschen bewegen sich auch.
1:14:36–1:14:41
Und dieser Gong wird dann immer leiser und das heißt ja auch,
1:14:41–1:14:43
die Luft kommt langsam wieder in Ruhe lang.
1:14:43–1:14:51
Und wenn der Gong dann wirklich aufgehört hat, dann ist der Raum rein.
1:14:53–1:14:57
Und für mich, sage ich jetzt mal so als poetisches Wort dafür,
1:14:57–1:14:58
nicht als messbares Wort.
1:14:59–1:15:04
Und für mich ist dann die Sitzung auch erst geschlossen. Dann können alle gehen.
1:15:04–1:15:09
Dann ist irgendwas passiert, was alle nochmal vereint, was wortlos ist.
1:15:09–1:15:16
Was gleichzeitig den Raum erfüllt und dann wieder verschwindet und dann ist
1:15:16–1:15:20
die Sitzung vorbei und das ist eher so mein Zugang zu,
1:15:21–1:15:25
Zu manchen Themen. Also philosophisch möchte ich nicht sagen,
1:15:26–1:15:27
poetisch trifft es vielleicht eher.
1:15:29–1:15:30
Und ästhetisch.
Anja Ulrich
1:15:30–1:15:35
Und mit dem Gong passiert dann was mit der Sozialenergie?
Micz Flor
1:15:37–1:15:43
Das ist doch mal eine gute Frage. Das ist doch mal eine gute Frage.
1:15:44–1:15:46
Punkt. Nicht mal eine gute Frage. Das ist eine gute Frage.
1:15:49–1:15:59
Es ist interessant, weil ich hatte da nie dran gedacht, aber irgendwann wollte
1:15:59–1:16:01
jemand auch mal einen Gong schlagen.
1:16:02–1:16:07
Und weil die Person dann vor drei Wochen Geburtstag hatte, habe ich gedacht,
1:16:07–1:16:09
na gut, sie hatten ja gerade Geburtstag, warum nicht?
1:16:09–1:16:13
Also ich musste das irgendwie rationalisieren, dass sie das jetzt darf vor allen
1:16:13–1:16:14
anderen. die hat das spontan gefunden.
1:16:15–1:16:19
Und als sie dann in der Mitte stand, war die ganz aufgeregt mit diesem Gong.
1:16:20–1:16:26
Und drumherum waren alle auch aufgeregt. Und später hat dann jemand anders nach
1:16:26–1:16:28
seinem Geburtstag gefragt, ob er das auch mal machen darf.
1:16:29–1:16:31
Und dann habe ich auch gemerkt, dass es schon in dem Moment,
1:16:32–1:16:36
wenn ich mich da immer in die Mitte stelle mit dem Gong und diesen Gong schlage,
1:16:36–1:16:39
dann habe ich natürlich auch eine gewisse Macht.
1:16:39–1:16:47
Aber diese Macht ist eher eine Wirksamkeit die Dinge entstehen zu lassen und
1:16:47–1:16:48
auch wieder verschwinden zu lassen.
1:16:49–1:16:52
Und das ist vielleicht das, was mit der Sozialenergie da passiert.
1:16:53–1:16:58
Also in dem Moment saugt sich das irgendwie so raus und man kann wieder gut den Raum verlassen.
1:17:00–1:17:03
Manchmal ist es ja auch einfach gut, wenn etwas vorbei ist.
1:17:04–1:17:08
Und gerade bei Gruppenprozessen ist es manchmal schwierig, ein Ende zu finden
1:17:08–1:17:11
und einen Abschluss zu finden.
1:17:13–1:17:16
Jetzt möchte ich auch noch eine abschließende Frage an dich stellen,
1:17:16–1:17:20
aber mir fällt keine gute Einheit. Was könnte ich dich denn Gutes fragen?
Anja Ulrich
1:17:20–1:17:25
Boah, das ist ja, kann ich dir nicht beantworten.
1:17:25–1:17:40
Ich merke, dass ich so einen energetischen, sehr vielfältigen Gefühle heute hatte.
1:17:40–1:17:48
Und von Energie fließt und fließt nicht und fließt und fließt nicht,
1:17:48–1:17:53
es einen faszinierenden Strom gegeben hat.
1:17:56–1:18:03
Und der mit, also du siehst, ich weiß gar nicht so richtig gut,
1:18:03–1:18:05
wie ich das flüssig ausdrücken kann.
Micz Flor
1:18:06–1:18:07
Wie fühlst du dich denn jetzt?
Anja Ulrich
1:18:12–1:18:13
Durcheinander.
Micz Flor
1:18:13–1:18:16
Okay, und das ist ein Euphemismus für was?
Anja Ulrich
1:18:23–1:18:29
Nee, ist gar kein Euphemismus, sondern es ist ein Durcheinanderzustand,
1:18:29–1:18:38
der hat mit dem Thema zu tun und mit den Perspektiven, die damit einhergehen,
1:18:39–1:18:41
während wir hier gelaufen sind.
1:18:41–1:18:45
Weil so viel gleichzeitig passiert ist.
1:18:45–1:18:47
Und das wiederum ist ein super Close-up
1:18:47–1:18:54
für Sozialenergie, weil ich ungewöhnlicherweise, anders als sonst,
1:18:54–1:18:59
beschäftigt war mit der Energie, die ich habe, die du hast, die wir beide hier
1:18:59–1:19:02
zusammen haben und die wir beim Laufen mit den anderen Menschen.
1:19:02–1:19:11
Und dann noch die Vorstellung, dass es ja auch noch eine community gibt die
1:19:11–1:19:18
die die uns zuhört und dass all das das ist das ist,
1:19:19–1:19:26
also dass eine soziale energie gibt die all das verbindet und dies für mich
1:19:26–1:19:32
sehr unübersichtlich gemacht hat in dieser gleichzeitigkeit und das und eigentlich
1:19:32–1:19:35
ist es aber ja was was sowieso permanent gleichzeitig passiert.
1:19:35–1:19:45
Also weil es immer ganz unterschiedliche, simultan wirkende Verbündungen gibt.
1:19:45–1:19:51
Und dann noch die Räume, also die sozialen Räume, über die wir gesprochen haben.
1:19:53–1:19:57
Da würde ich einfach sagen, das war sehr viel und sehr verwirrend.
1:19:57–1:20:01
Und ich könnte mir vorstellen, wenn ich jetzt so im Schnelldurchlauf einmal
1:20:01–1:20:07
das, worüber wir heute gesprochen haben, so durch, so fast forward,
1:20:09–1:20:12
dann würde ich mir vorstellen, dass wer dann zuhört, auch ein bisschen verwirrt.
Micz Flor
1:20:12–1:20:18
Ja, ich bin gespannt. Das kann sein. Also man hat vielleicht so das Gefühl, man war immer gleich.
1:20:18–1:20:22
Aber von außen betrachtet war man das nicht so, wie ich gerade gedacht habe.
1:20:22–1:20:27
Auch dieser Weg, den wir gegangen sind, weil ich das ja nicht,
1:20:27–1:20:30
weil du es gerade erwähnt hast, den habe ich ja gar nicht aufgezeichnet, wie Flo das immer macht.
1:20:30–1:20:33
Das heißt, ich muss den dann aus dem Kopf nochmal so nachzeichnen.
1:20:33–1:20:35
Ich weiß gar nicht, ob ich das gut hinkriege.
1:20:35–1:20:37
Vielleicht ein bisschen anhand der Foto. Wo war das denn?
1:20:38–1:20:43
Aber es wirklich so ist, dass man innerlich natürlich irgendwie immer geradeaus geht.
1:20:43–1:20:46
Aber in Wahrheit sind wir in uns hineingefaltet mit der Tour.
1:20:48–1:20:53
Ja, mir geht es so, dass ich jetzt auch das Gefühl habe, so zum Ende hin,
1:20:54–1:20:58
habe ich so irgendwie den Wunsch, dass wir uns noch mal mehr miteinander verbunden
1:20:58–1:21:02
fühlen, weil für mich ist gerade so, dass da so ein bisschen Distanz entstanden ist.
1:21:02–1:21:05
Ich weiß nicht genau, woran das lag.
1:21:05–1:21:13
Ich habe überlegt vielleicht daran, dass ich irgendwie.
1:21:19–1:21:25
Wenn wir beide über eins sprechen, in so einer Art Banter,
1:21:25–1:21:32
das diskutieren oder reflektieren, ist es anders als zum Beispiel beim letzten
1:21:32–1:21:35
Mal, wo du warst quasi der Experte und ich habe Fragen gestellt,
1:21:35–1:21:36
immer wieder was angemerkt.
1:21:36–1:21:39
Jetzt müssen wir uns dann so gegenseitig irgendwie zeigen.
1:21:40–1:21:43
Und dann sind wir mal zum Beispiel, wenn wir mit der Gruppen-Syni-Theorie gesprochen
1:21:43–1:21:44
haben, fand ich es sehr gut verbunden.
1:21:44–1:21:48
Und dann hat sich das, finde ich, so richtig ergänzt, sodass immer wieder neue
1:21:48–1:21:50
Ideen kamen. und ich fand es total spannend.
1:21:50–1:21:55
Und jetzt gerade zum Schluss, wo ich dann dachte, da hört mir doch keiner zu,
1:21:55–1:21:57
wenn ich über Poesie und Ästhetik spreche, was ist ein Quark so?
Anja Ulrich
1:21:58–1:21:58
Oh, im Gegenteil.
Micz Flor
1:21:58–1:22:02
Nein, nein, aber das war so mein Gefühl. Da fühlte ich mich sehr alleine,
1:22:02–1:22:06
weil ich dann auch, weil du mir eine Frage gestellt hast und ich das Gefühl
1:22:06–1:22:08
habe, okay, das kann ich jetzt nicht beantworten.
1:22:08–1:22:10
Dann hast du nachgefragt mit Philosophie. Ich habe gesagt, oh nee,
1:22:10–1:22:11
da sehe ich mich irgendwie gar nicht.
1:22:11–1:22:17
Und dann fühlte ich mich auf einmal so ein bisschen nicht greifbar oder nicht verstanden.
1:22:17–1:22:23
Und das zu sagen ändert es natürlich wieder ein bisschen, aber das war glaube
1:22:23–1:22:31
ich jetzt auf den letzten Metern so mein Gefühl und auch noch irgendwie der Wunsch,
1:22:34–1:22:36
Aber vielleicht mache ich das dann einfach mit Flow, weißt du,
1:22:36–1:22:38
meine ganzen Notizen so mit Libido entwickeln.
1:22:39–1:22:43
Ich hatte was anderes im Kopf und am Anfang habe ich ein bisschen festgehalten.
1:22:44–1:22:49
Und dann habe ich losgelassen und dann wurde es total harmonisch und eben sozial energetisch wirksam.
1:22:49–1:22:54
Dann konnten wir auf dieser Welle reiten, erst nachdem ich losgelassen habe.
Anja Ulrich
1:22:56–1:22:58
Wie spannend, was das für Bewegungen macht.
Micz Flor
1:22:58–1:23:02
Ja, und das ist so wenig natürlich, so wenig subtil, was da irgendwie passiert.
Anja Ulrich
1:23:02–1:23:04
So wenig subtil?
Micz Flor
1:23:04–1:23:09
Nein, es ist so wenig, es bewirkt so viel, obwohl es so wenig spürbar ist.
1:23:09–1:23:13
Man muss irgendwie genau aufpassen oder hingucken und das auch nochmal sich
1:23:13–1:23:17
vergegenwärtigen, um das dann auch gut sein zu lassen.
Anja Ulrich
1:23:17–1:23:26
Spannend. Weil für mich war ganz klar ein Eye-Opener, dass du gesagt hast,
1:23:26–1:23:28
es ist mehr Poesie und Ästhetik.
1:23:29–1:23:31
Das war für mich sehr wertvoll.
1:23:32–1:23:36
Weil es von dem vielleicht, was du als materialistisch, nee,
1:23:36–1:23:38
du hast es nicht materialistisch genannt, aber so von diesem,
1:23:39–1:23:42
ne, auch vielleicht so, ah, wo entsteht denn jetzt die Energie und so.
Micz Flor
1:23:42–1:23:45
Ich glaube, ich habe es materialistisch genannt, ja. Das kann ich schon sagen.
Anja Ulrich
1:23:45–1:23:50
War jedenfalls, ne, da habe ich irgendwie gemerkt, so, ah, da ist so ein Frieden entstanden.
Micz Flor
1:23:50–1:23:51
Mhm.
Anja Ulrich
1:23:51–1:23:55
Ach so, ah ja, stimmt, okay. Auch spannend, das als Opa-Begriff zu nehmen oder
1:23:55–1:23:57
die beiden als Opa-Begriffe zu wählen.
1:23:57–1:24:01
Das nehme ich, uff, das nehme ich auf jeden Fall, ähm.
Micz Flor
1:24:04–1:24:08
Das freut mich. Ja, das freut mich. Also ich fühle mich jetzt auf einmal ganz
1:24:08–1:24:13
klein und glücklich, so als ob mein Weihnachtsgeschenk wusste,
1:24:13–1:24:17
was ich in der Hosentasche hatte, ganz gut angekommen wäre.
Anja Ulrich
1:24:17–1:24:23
Dann sagen wir es jetzt der Moment, wo wir Tschüssi sagen, ohne dass die Energie abreißt.
Micz Flor
1:24:23–1:24:29
Und wenden uns an unsere ZuhörerInnen. Schön, dass wir heute wieder eingeschaltet
1:24:29–1:24:31
haben und immer noch bei uns sind.
1:24:31–1:24:37
Wir stehen jetzt in der Cannstrasse 120 vor unserem Aus- und Weiterbildungsinstitut,
1:24:37–1:24:44
beenden diese Episode und wir sagen jetzt tschüss.
Anja Ulrich
1:24:45–1:24:50
Wir sagen tschüss. Danke für eure Aufmerksamkeit. Danke dir.
Micz Flor
1:24:50–1:24:54
Nein, nein, das ist sehr schwierig. Es ist so lustig, weil ich jetzt auch gerade
1:24:54–1:24:56
schon denke, lass uns jetzt tschüss sagen, können wir noch ein bisschen weiter quatschen.
1:24:59–1:25:01
Also tschüss!

Hier noch die Quelle zum obigen Zitat:

„Resonanz (als Zurück-Tönen) bezeichnet das In-Beziehung-Treten zweier Seiten oder Entitäten, die mit je eigener Frequenz schwingen, oder die, bildlich gesprochen, mit je eigener Stimme sprechen.“

Rosa, Hartmut (2019). Resonanz als Schlüsselbegriff der Sozialtheorie. In J.-P. Wils (Hrsg.), Resonanz: Im interdisziplinären Gespräch mit Hartmut Rosa (S. 21). Nomos.

"Das war ein wunderbares Gefühl, als ich dann gemerkt habe, wie sich der Wind ein Stück weit dreht. [...] Und jetzt sind Photovoltaik und Wind inzwischen wesentlich günstiger als die fossilen." Rolf Behringer – (Min 33:39)

Flo trifft in dieser Episode zum zweiten Mal auf Rolf Behringer vom Verein Solare Zukunft – diesmal in Freiburg. Gemeinsam spazieren wir durch den Stadtteil Vauban, wo Rolf frühe nachhaltige Bauprojekte mit Photovoltaik und Niedrigenergiehäusern vorstellt. Dabei sprechen wir über aktuelle Entwicklungen wie Balkonkraftwerke und neue Speichermöglichkeiten. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien hat sich bereits gut entwickelt, und mit Freiburger Leuchtturmprojekten wie dem Heliotrop oder dem Sonnenschiff hat die Energiewende Anlauf genommen. Doch die großen Sektoren wie Wärme und Verkehr müssen noch deutlich nachhaltiger werden. Auf unserer Wanderung setzen wir uns mit den unterschiedlichen Herausforderungen auseinander, vor denen unsere Gesellschaft steht und versuchen den Blick in die Zukunft nicht zu dystopisch werden zu lassen. Wir finden etwas Erleichterung in den Utopien des Solarpunks. Am Ende unserer Tour stehen wir vor dem Solarhaus – aber über den Zaun klettern wollen wir dann doch lieber nicht.

Shownotes

Mitwirkende

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Florian Clauß
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Rolf Behringer
Erzähler

Transcript

Rolf Behringer
0:00:00–0:00:03
Genau, das ist hier die Villa, da ist unser Büro.
Florian Clauß
0:00:03–0:00:10
Okay, dann machen wir jetzt hier die Einleitung. Hallo und herzlich willkommen bei Podcast Episode 91,
0:00:11–0:00:16
Und ich bin hier wieder mit einem Gast, einem Gast, den wir schon mal gehört haben. Hallo Rolf.
Rolf Behringer
0:00:16–0:00:17
Hallo Florian.
Florian Clauß
0:00:17–0:00:22
Rolf Behringer, wir haben, wer sich noch erinnert, Anfang dieses Jahres einen
0:00:22–0:00:23
Podcast zusammen aufgenommen.
0:00:24–0:00:28
Da ging es um die Verbreitung der Gemeinwohnmethode.
0:00:28–0:00:35
Rolf hat dann vorgestellt, wie er in Klimarat Schule die Gemeinwohnmethode anwendet in Schulen.
0:00:35–0:00:41
Und wie man mit kleinen Gruppen zu einer demokratischen Entscheidung kommen kann.
0:00:41–0:00:45
Hier sei nochmal aufgefordert nachzuhören, wer es noch nicht gehört hat. Sehr spannende Folge.
0:00:46–0:00:51
Und die Folge kam am 10. April raus. Also es ging dann so ein bisschen Zeit ins Land.
0:00:51–0:00:55
Aber wir hatten das Jahr vor uns, die letzte Aufnahme, und haben schon gesagt,
0:00:55–0:00:58
wir müssen uns in Resilienz erproben.
0:00:59–0:01:03
Und mal schauen, was uns das Jahr bringen wird. Jetzt sind wir ein bisschen
0:01:03–0:01:05
weiser, was das Jahr gebracht hat.
0:01:06–0:01:09
Und wir müssen weiterhin uns in Resilienz üben.
0:01:10–0:01:14
Aber Rolf hat auch, ich habe dich ja das letzte Mal so ein bisschen vorgestellt,
0:01:14–0:01:17
oder du hast dann auch von einem Fahrradkino erzählt und vor allen Dingen von
0:01:17–0:01:21
Solare Zukunft, dem Verein, wo du Geschäftsführer bist.
0:01:21–0:01:24
Und wir stehen jetzt, und wir hatten uns das auch vorgenommen,
0:01:24–0:01:27
wenn wir mal wieder in Freiburg sind, und wir sind jetzt in Freiburg,
0:01:27–0:01:31
dass wir hier Solare Zukunft, wir stehen jetzt vor den Büroräumen und haben
0:01:31–0:01:33
auch gerade eine Ausstellung besucht,
0:01:33–0:01:37
die Solare Zukunft veranstaltet hat, nämlich über Wasser und Wasserkreislauf,
0:01:37–0:01:43
wie Grundwasser entsteht und was da für Gefahren sind und wie man das dann halt auch umgehen kann.
0:01:43–0:01:47
Alles sehr haptisch mit dem sogenannten Geowindow anschaulich gemacht.
0:01:47–0:01:55
Das hat ein befreundeter Geologe oder auch Mitarbeiter des Vereins ein Geowindow,
0:01:55–0:01:58
wo man dann verschiedene Sedimentschichten abbilden kann vom Boden und sieht,
0:01:59–0:02:01
wie dann das Wasser in bestimmte durchfließt und andere nicht.
0:02:02–0:02:06
Also sehr anschaulich gemacht. Da sind wir gerade raus und jetzt gucken wir
0:02:06–0:02:09
uns hier die Büroräume an und ja, Rolf.
Rolf Behringer
0:02:09–0:02:15
Ja genau, das ist eine alte Villa, 1902 gebaut, hat schon einiges erlebt.
0:02:16–0:02:19
Im Hintergrund ist ja das Beaubon, das ist ein ganz neuer Stadtteil.
0:02:19–0:02:23
Da haben früher die Franzosen ihre Kaserne gehabt.
0:02:24–0:02:28
Bis vor, ich glaube in die 80er Jahre oder so, ist noch gar nicht so lange her.
0:02:29–0:02:34
Ja, inzwischen ist da halt eben ein relativ ökologisches Stadtteil entstanden.
0:02:35–0:02:38
Und da laufen wir jetzt auch gleich noch durch. Aber jetzt stehen wir ja hier
0:02:38–0:02:40
bei unserer, bei der Villa.
0:02:40–0:02:44
Die Villa gehört dem, auch ein internationaler Verein, International Solar Energy
0:02:44–0:02:47
Society heißt die. Und dort haben wir uns eingemietet.
0:02:47–0:02:52
Wir haben dort einen Büroraum, den wir gemeinsam nutzen, können dann auch Konferenzräume
0:02:52–0:02:55
nutzen und Küche und so weiter.
0:02:56–0:03:00
Also sind wir seit 2007, sind wir hier drin.
Florian Clauß
0:03:01–0:03:06
Anlass war ja so ein bisschen auch hier in Freiburg jetzt den Stadtrundgang
0:03:06–0:03:12
zu machen, um zu schauen, wo in Freiburg so diese solare Zukunft,
0:03:12–0:03:13
sage ich mal, sich entwickelt.
0:03:14–0:03:20
Also so rückblickend, weil Freiburg war ja schon immer eine sehr solaraffine Stadt.
0:03:20–0:03:23
Es gibt hier, ich will nicht sagen Helmholtz-Zentrum.
Rolf Behringer
0:03:23–0:03:25
Sondern das Fraunhofer Ise.
Florian Clauß
0:03:25–0:03:28
Genau, das Fraunhofer, was hier mit in der Entwicklung von Solar,
0:03:28–0:03:32
PV und so weiter stark invadiert war oder ist.
Rolf Behringer
0:03:32–0:03:36
Ist, also es sind tatsächlich über 1000 Solarforscher und Forscherinnen in Freiburg
0:03:36–0:03:39
beim Fraunhofer Ise am Arbeiten.
Florian Clauß
0:03:39–0:03:44
Wahnsinn. Auch anders war so ein bisschen solare Zukunft. Wir hatten in Borfeld darüber gesprochen.
0:03:45–0:03:52
Eigentlich so dieses Ziel, dass sich der ganze Energiemarkt komplett auf erneuerbare
0:03:52–0:03:55
Energien, dass dieses Ziel so greifbar wie noch nie ist.
0:03:55–0:04:00
Und dass jetzt tatsächlich durch bestimmte Technologien, durch Marktstrategien
0:04:00–0:04:07
jetzt so eine Zeit gekommen ist, wo tatsächlich so gewirtschaftet werden kann im Energiehaushalt,
0:04:07–0:04:11
dass wir dann auch ohne weitere Verbrennerenergie auskommen könnten.
0:04:11–0:04:17
Ja, der Prozentsatz ist schon sehr hoch und eigentlich kann man jetzt so sagen,
0:04:17–0:04:19
der Name des Vereins ist wahr geworden, Solar.
0:04:20–0:04:24
Unsere Zukunft ist jetzt Solar geworden. Sind wir jetzt in der Zukunft, Rolf?
Rolf Behringer
0:04:24–0:04:30
Nein, nein. Also es ist natürlich tatsächlich schön, dass es jetzt einfach so
0:04:30–0:04:33
um die 60 Prozent erneuerbare Energien im Stromnetz gibt.
0:04:33–0:04:39
Das ist wunderbar, aber es gibt ja noch die Mobilität als riesengroßer Teil,
0:04:39–0:04:42
der sehr viel Energie benötigt. und auch die Wärme.
Florian Clauß
0:04:42–0:04:49
Ja, wir können auch weitergehen. Ja, gerne. Wir haben noch viel abzulaufen.
Rolf Behringer
0:04:49–0:04:49
Ja, genau.
Florian Clauß
0:04:49–0:04:53
Wir haben uns eine Strecke rausgesucht. Wir wollen jetzt dann zu bestimmten
0:04:53–0:04:59
Punkten kommen, wo du mir nochmal so die Geschichte von Solarforschung und Solarentwicklung
0:04:59–0:05:00
in Freiburg zeigen kannst.
Rolf Behringer
0:05:00–0:05:00
Genau.
Florian Clauß
0:05:01–0:05:03
Und genau die, also die Wärme, ne?
Rolf Behringer
0:05:03–0:05:07
Genau, Wärme und Mobilität, da liegen wir halt noch deutlich unter 20 Prozent
0:05:07–0:05:08
bei den erneuerbaren Energien.
0:05:09–0:05:14
Und das macht aber einen sehr großen Anteil des Primärenergiebedarfs aus.
0:05:14–0:05:18
Deshalb ist es natürlich immer schön, wenn wir uns ein gutes Gefühl vermitteln
0:05:18–0:05:19
wollen, dann reden wir über Strom.
0:05:19–0:05:23
Und dann können wir sagen, wir haben schon um die 60 Prozent Erneuerbare erreicht,
0:05:24–0:05:25
was auch wirklich gut ist.
0:05:26–0:05:31
Es gab mal eine Umweltministerin, die später Bundeskanzlerin wurde.
0:05:32–0:05:38
Die hat gesagt, ich weiß die Zahl nicht mehr genau, aber mehr als 5% erneuerbare
0:05:38–0:05:41
Energien wird unser Stromnetz nicht verkraften. So in die Richtung.
Florian Clauß
0:05:41–0:05:48
Das ist wie Bill Gates, der damals gesagt hat, mehr als 128 kb braucht kein Computer.
0:05:49–0:05:53
Ich weiß nicht, ich kriege es nicht mal Wortlaut hin. Aber es wurden halt so
0:05:53–0:05:55
bestimmte Aussagen, die man nicht machen sollte.
Rolf Behringer
0:05:55–0:06:00
Ja, es ist ja auch doch durchaus dann schön zu sehen, wie das dann auch widerlegt
0:06:00–0:06:01
wird und wie sich das entwickelt.
0:06:02–0:06:05
Aber ich hätte tatsächlich auch nicht gedacht, ich mache es ja schon relativ
0:06:05–0:06:12
lange, also seit 1992 stehe ich vor Schulklassen und mache diverse Schulprojekte zu diesem Thema.
0:06:12–0:06:17
Da hätte ich auch nicht gedacht, dass ich in meiner Lebenszeit das erleben werde,
0:06:17–0:06:19
dass ich so viele Solaranlagen sehen kann.
0:06:19–0:06:25
Oder dass ich halt auch einfach mit ganz praktisch mit einem Elektroauto unterwegs
0:06:25–0:06:30
sein kann und dieses Auto dann direkt mit einem eigenen Dach betanken kann.
0:06:30–0:06:36
Also da kommt dann einfach der Strom direkt regional vom Dach.
Florian Clauß
0:06:36–0:06:40
Ja, ich meine, es ist schon eine kleine Utopie, die sich dann verwirklicht hat.
0:06:40–0:06:45
Also eigentlich schon so eine Zukunftsvorstellung, die du dir auch erträumt hast.
Rolf Behringer
0:06:46–0:06:50
Genau. Und dann habe ich natürlich dennoch einen tieferen Einblick bekommen
0:06:50–0:06:54
in das ganze Energiesystem und habe dann auch verstanden,
0:06:54–0:07:01
dass es halt eine Riesenaufgabe ist, die Transformation zu machen und dass es
0:07:01–0:07:07
halt jetzt erstmal noch eine große Herausforderung wird bei der Mobilität und
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bei der Wärme letzten Endes.
0:07:09–0:07:15
Aber auch da ist halt Licht am Horizont und wir haben Technologien,
0:07:16–0:07:21
die erstens schon existieren und zweitens hochskaliert werden können.
Florian Clauß
0:07:21–0:07:25
Wir haben auch eben in der Ausstellung gesehen, da gab es ja diese Geothermie.
0:07:26–0:07:31
Und da war ein Modell simuliert, in der Reinebene, in die Sedimentschichten,
0:07:31–0:07:36
sollen da auch so ein Geothermie-Station oder wie sagt man ein...
Rolf Behringer
0:07:36–0:07:37
Geothermie-Kraftwerk.
Florian Clauß
0:07:37–0:07:41
Kraftwerk, genau, das hat mir gefehlt. Soll gebaut werden und da war es immer
0:07:41–0:07:45
anschaulich erklärt, dass dann auch in den Sedimentschichten sich das Wasser
0:07:45–0:07:49
auf 120 Grad erhitzt und dass man das entnehmen kann.
0:07:50–0:07:52
Und dann muss man aufpassen, dass das abgekühlte Wasser, dass man das nicht
0:07:52–0:07:57
dann in der Nähe von der Entnahmestelle wieder zurückgespult wird,
0:07:57–0:08:02
weil dann hat man nicht mehr dieses Delta an Temperatur, was man dann quasi
0:08:02–0:08:05
durch so ein Abnahmesystem dann halt rausholen kann.
0:08:05–0:08:08
Also es gibt dann so verschiedene Strategien.
0:08:08–0:08:14
Geothermie ist in einigen Regionen dann schon recht fortgeschritten.
0:08:14–0:08:19
Also ich denke jetzt an Island oder so, die ganz viel Wärme über Geothermie
0:08:19–0:08:21
erzeugen, aber die haben natürlich spezielle Bedingungen.
0:08:21–0:08:26
Ja, also so Bedingungen, die wir jetzt hier, wir wissen, dass in einer gewissen
0:08:26–0:08:31
Tiefe dann entsprechend das Wasser Wärme ist und dass man das nach Kühlschrankprinzip
0:08:31–0:08:33
dann halt auch ausnutzen kann oder Wärmepumpe.
0:08:33–0:08:37
Das ist halt so. Aber was gibt es denn noch für Lichter am Horizont?
Rolf Behringer
0:08:37–0:08:41
Ich muss manchmal einfach kurz stehen bleiben und dann müssen wir eine kleine Klammer aufmachen.
Florian Clauß
0:08:42–0:08:42
Ja, sehr gerne.
Rolf Behringer
0:08:42–0:08:47
Wir stehen jetzt hier vor dem sogenannten blauen Passivhaus.
0:08:47–0:08:51
Das ist eines der ersten Häuser, die hier auch schon dann gebaut wurden.
0:08:51–0:08:55
Es gab verschiedene Bauabschnitte und das ist schon relativ alt, schon über 20 Jahre alt.
0:08:55–0:08:59
War aber halt eben das erste große Mehrfamilien-Passivhaus. Du siehst das,
0:08:59–0:09:00
es sind viele Wohnungen hier drin.
0:09:01–0:09:07
Und das hat Protovoltaik, ist extrem gut gedämmt, war auch mit Biogas und Kläranlage
0:09:07–0:09:10
geplant. Wurde dann nicht umgesetzt.
0:09:10–0:09:17
Hat ein Blockheizkraftwerk drin. Und ich sage dir, die haben hier Energiekosten.
0:09:17–0:09:18
Das kannst du dir nicht vorstellen.
0:09:18–0:09:23
Das ist irgendwie ein Jahresbetrag. Also jetzt kann ich mich nicht festlegen,
0:09:23–0:09:28
aber mich hat es fast umgehauen, als mir ein Freund, der hier wohnt,
0:09:28–0:09:30
erzählt hat, was die bezahlen. Das ist fast nichts.
0:09:31–0:09:36
Das hat so einen perfekten Energieverbrauch, das Haus, wenn man das so sagen
0:09:36–0:09:38
darf. Sehr beeindruckend.
Florian Clauß
0:09:38–0:09:41
Und das Blockheizkraftwerk ist über Palette?
Rolf Behringer
0:09:41–0:09:42
Nein, das läuft über Gas.
Florian Clauß
0:09:42–0:09:43
Über Gas, okay.
Rolf Behringer
0:09:44–0:09:49
Aber es ist dann letzten Endes, wenn Gas verwendet wird, dann halt sehr effizient.
Florian Clauß
0:09:49–0:09:49
Ja.
Rolf Behringer
0:09:49–0:09:53
Das heißt, man nutzt die Wärme, die Abwärme und den Strom.
Florian Clauß
0:09:53–0:09:59
Ah ja, okay, ja. Also ich meine, warum sehen wir nicht noch mehr von solchen Projekten?
Rolf Behringer
0:10:00–0:10:03
Hier gibt es noch mehrere und es gibt dann auch letzten Endes in Deutschland
0:10:03–0:10:07
mehrere. Aber ich denke halt Bauausführung und Kosten.
0:10:08–0:10:09
Spiel eine Rolle.
Florian Clauß
0:10:09–0:10:14
Und Gewohnheit in der Bauindustrie wahrscheinlich auch. Und dann Verbreitung
0:10:14–0:10:17
und Handwerker, die dann auch bestimmte Lösungen mit sich bringen.
0:10:19–0:10:21
Es sind noch Inseln, sage ich mal.
Rolf Behringer
0:10:22–0:10:26
Ja, nicht mehr so vieles. Was jetzt der Bau anbelangt von Häusern,
0:10:26–0:10:30
da gibt es halt einfach, ja, natürlich so günstig wie möglich,
0:10:30–0:10:31
also Preis-Leistungs-Verhältnis.
0:10:31–0:10:37
Aber weil Energie teuer ist, brauchst du inzwischen einen gewissen Wärmestandard
0:10:37–0:10:40
beim Bauen. Das ist ja auch wirklich gut.
0:10:40–0:10:45
Aber du kannst halt mit etwas mehr Wärmedämmung und ein bisschen mehr technischem
0:10:45–0:10:49
Aufwand, kommst du halt wirklich in Bereiche, wo du nicht mehr viel Strom benötigst
0:10:49–0:10:54
oder wo du den Strom halt auch lokal zum großen Teil herstellen kannst.
0:10:55–0:10:58
Was wir jetzt hier immer noch sehen können, sind sehr viele Balkonkraftwerke.
0:10:59–0:11:06
Du siehst hier hinter dem Gebüsch an dem Geländer sind flexible Solarmodule, also sehr leichte.
0:11:06–0:11:10
Die haben keinen Aluminiumrahmen. Und da werden wir jetzt gleich noch relativ
0:11:10–0:11:13
viele solche Balkonsolaranlagen sehen.
Florian Clauß
0:11:13–0:11:17
Ja, vielleicht kann man hier nochmal den Einschub tätigen, das Rolf auch im
0:11:17–0:11:21
Buch letztes Jahr publiziert hat über Balkonkraftwerke.
0:11:21–0:11:26
Da bist du natürlich auch ein Experte in diesem Gebiet.
0:11:26–0:11:31
Wie hat sich das denn, jetzt würdest du jetzt sagen, wie hat sich das denn ausgezahlt?
0:11:31–0:11:35
Weil ich finde, also um das nochmal so aufzumachen, Balkonkraftwerke war vielleicht
0:11:35–0:11:39
so ein kleines trojanisches Pferd, was sich in den Markt geschoben hat,
0:11:39–0:11:46
um halt auch diese jetzige Verbreitung von PV in Deutschland dann auch so in
0:11:46–0:11:47
diese Zahlen zu bringen.
0:11:47–0:11:49
Das war, glaube ich, gar nicht so...
0:11:50–0:11:53
Gedacht, sage ich mal, aber jetzt entstehen auf einmal so Modelle,
0:11:53–0:11:58
wo dann der normale Durchschnittsbürger dann auch tatsächlich überlegt,
0:11:58–0:12:01
weil zum einen Balkonkraftwerke gefordert sind,
0:12:01–0:12:05
zum anderen jetzt durch Smart Meter und dynamische Stromtarife,
0:12:05–0:12:11
da auch tatsächlich ein Kostenfaktor reinkommt, der jetzt in der Normalbevölkerung interessant sein kann.
0:12:11–0:12:15
Es ist nicht mehr dieses Visionäre, ich baue mir jetzt eine PV-Anlage aufs Dach
0:12:15–0:12:21
und bin quasi für die erneuerbaren Energien, stehe ich da moralisch und ideologisch
0:12:21–0:12:25
ein, sondern es ist jetzt auch tatsächlich so, dass ich sage mal, so der Normale,
0:12:25–0:12:29
der dann vielleicht moralisch sich da nicht so identifiziert,
0:12:29–0:12:32
dass er dann aber das trotzdem interessant findet, weil es sich rechnet.
0:12:33–0:12:38
Und das ist ja ein Riesenvorteil für die Verbreitung von PV geworden, sage ich mal.
Rolf Behringer
0:12:39–0:12:42
Ja, genau. Ja, das hat halt einfach noch einen super Nebeneffekt.
0:12:42–0:12:48
Also es gibt inzwischen vermutlich an die drei Millionen Balkonkraftwerke,
0:12:48–0:12:49
Steckersolarkraftwerke in Deutschland.
0:12:50–0:12:52
Das ist schon unglaublich durch die Decke gegangen.
Florian Clauß
0:12:52–0:12:57
Wie viele Haushalte haben wir? Wir haben ungefähr so 75, 18 Millionen Bürgerinnen.
0:12:58–0:13:00
Ja, ich meine 60 Millionen.
0:13:01–0:13:04
Also drei Millionen ist ja schon eine unglaubliche Zahl.
Rolf Behringer
0:13:05–0:13:10
Ja, genau. Also es ist schon enorm. Also ich habe gestaunt, also irgendwann
0:13:10–0:13:14
waren es mal eine Million und jetzt sprechen manche schon von drei Millionen.
0:13:15–0:13:16
Ich bin mir nicht ganz sicher, wie die Zahl zustande kommt. So jetzt,
0:13:17–0:13:20
hier ist auch ein guter Spot, weil du siehst jetzt hier ziemlich viele.
0:13:21–0:13:26
Und jetzt gehe ich, ich will an ein spezielles Haus und die haben praktisch
0:13:26–0:13:32
miteinander, das sind 28, wenn ich richtig liege, 26 oder 28 Wohnungen in dem
0:13:32–0:13:33
Haus, was wir jetzt sehen.
0:13:33–0:13:39
Die Kleehäuser in Freiburg, im Bourbon, und da haben die gemeinschaftlich entschieden,
0:13:39–0:13:44
dass jeder Balkon das haben darf und bis auf wenige haben das alle gemacht.
0:13:44–0:13:46
Und jetzt siehst du hier das Ergebnis.
0:13:47–0:13:52
Und die haben oben auf dem Dach eine große BV-Anlage, aber allein mit diesen
0:13:52–0:13:58
Balkonsolaranlagen haben die tatsächlich 14 Kilowatt zusätzlich an Leistung an dem Haus.
Florian Clauß
0:13:59–0:14:04
14 Kilowatt, okay, also das heißt, die decken mehr als ihren Verbrauch.
Rolf Behringer
0:14:04–0:14:09
Ja, also gut, jede Wohnung hat das eigene Balkonkraftwerk und das ist jetzt
0:14:09–0:14:11
halt zusammen summiert.
0:14:11–0:14:16
Das sind, ich glaube, 400 Watt ungefähr hat ein Modul und die meisten haben zwei,
0:14:16–0:14:24
also 800 Watt pro Wohneinheit an Peakleistung, also das, was installiert wird
0:14:24–0:14:26
und dann entsprechenden Wechselrichter dazu.
0:14:27–0:14:30
Und zusätzlich haben die aber noch eine große PV-Unlage auf dem Dach.
Florian Clauß
0:14:30–0:14:30
Ja, super.
Rolf Behringer
0:14:31–0:14:32
Ja, haben eine riesen Wärmepumpe inzwischen.
Florian Clauß
0:14:33–0:14:36
Und da haben die dann auch einen gemeinsamen Speicher, weißt du das zufällig?
Rolf Behringer
0:14:37–0:14:41
Da nicht, also für die Balkonsolaranlagen nicht.
0:14:41–0:14:44
Und jetzt überlege ich gerade, ob die den Speicher schon haben.
0:14:44–0:14:47
Also es ist geplant und ob das schon umgesetzt ist, weiß ich nicht.
Florian Clauß
0:14:47–0:14:51
Dieses Feld des Speicherns, das ist ja auch so, hatten wir, glaube ich,
0:14:51–0:14:53
das letzte Mal auch angesprochen.
0:14:53–0:14:59
Also dass zum einen Haushalte sich ihren Speicher auch mit der PV-Anlage installieren.
0:15:00–0:15:03
Dass das durch die dynamischen Strombarife, wenn du eine PV-Anlage hast,
0:15:04–0:15:09
dann auch tatsächlich zum Wirtschaftsmodell werden kann, dass du dann einspeichst
0:15:09–0:15:13
oder speicherst, wenn dann halt positive, negative Strompreise sind.
0:15:13–0:15:19
Das gibt es ja auch gerade so als Anreize. Es gibt dann tatsächlich so Gesetzgebungen,
0:15:19–0:15:22
die das dann halt jetzt fördern, dass du speicherst, dir dann halt zusammen
0:15:22–0:15:27
größere Speicher aufbaust und dann somit Strom,
0:15:27–0:15:29
wenn er besonders günstig ist, speicherst.
0:15:29–0:15:32
Und dann wieder einspeist, wenn der, also vor allem nachts.
Rolf Behringer
0:15:32–0:15:33
Wenn ein höherer Bedarf ist.
Florian Clauß
0:15:34–0:15:38
Genau. Diese Batteriespeicher sind ja, glaube ich, immer so für ein Zeitfenster
0:15:38–0:15:41
von, weiß ich nicht, ein bis acht Stunden.
Rolf Behringer
0:15:41–0:15:43
Du meinst jetzt die Speicherzeit.
Florian Clauß
0:15:43–0:15:49
Die Speicherzeit. Es ist ja nicht so, ich sage mal so Speichermodelle für so,
0:15:49–0:15:51
wie lange hältst du das dann vor?
0:15:52–0:15:57
Wie zum Beispiel Druckspeicher, wenn du halt irgendwie so mit Wasser oder Luftdruck
0:15:57–0:16:01
arbeitest. die sind ja dann für längere Perioden ausgelegt.
0:16:01–0:16:08
Und Batteriespeicher sind ja, sag ich mal, so in so einem Bedarfsfenster von Stunden bis Tagen.
0:16:09–0:16:12
Also du hältst ja nicht über den Winter dann unbedingt in,
0:16:13–0:16:18
den Batteriespeicher voll, sondern du lässt den dann halt so innerhalb der nächsten Zeit los.
0:16:18–0:16:23
Und was da für Speicherstrategien noch auf dem Markt sind,
0:16:23–0:16:27
ich komme deshalb drauf, weil ich nachgefragt habe mit dem Blockspeicher,
0:16:27–0:16:30
weil das wäre jetzt auch so, dass man halt in diesem Ganzen,
0:16:31–0:16:35
ich meine, das ist eine sehr dezentrale Energieversorgungsform,
0:16:36–0:16:41
dass man da auch so Blockspeicher, das muss man ja dann auch irgendwo sinnvoll
0:16:41–0:16:46
einrichten, das halt mehrere einspeisen und dann auch wieder sinnvoll irgendwie was abgeben.
Rolf Behringer
0:16:46–0:16:52
Genau. Ja, da gab es ja auch eine Ausschreibung für die großen Speicher und
0:16:52–0:16:54
das ging dann auch absolut durch die Decke.
0:16:54–0:16:59
Also da sind, jetzt habe ich die Zahlen leider nicht parat, aber das sind wirklich
0:16:59–0:17:04
unglaubliche Mengen, die wir dann speichern können in den größeren Akkus und
0:17:04–0:17:06
das macht halt auch eben total viel Sinn.
0:17:07–0:17:13
Also weil es a wirtschaftlich sein kann und b natürlich auch unser Stromnetz entlasten kann.
0:17:14–0:17:19
Also früher wurde ja quasi Deutschland als Kupferplatte betrachtet.
0:17:19–0:17:22
Und dann hat man gesagt, wenn in Norddeutschland halt zu viel Strom ist,
0:17:22–0:17:24
muss der unbedingt nach Süddeutschland.
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Und da sind ja inzwischen auch Zweifel aufgekommen.
0:17:29–0:17:33
Erstens wegen den hohen Kosten und zweitens auch, weil es technisch möglicherweise
0:17:33–0:17:38
anders gelöst werden kann, indem halt eben dezentraler erzeugt wird.
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Und dann kannst du halt über dezentrale,
0:17:43–0:17:48
Großspeicher im Grunde, da auch einige Lücken füllen sozusagen.
0:17:49–0:17:55
Klar, wir brauchen trotzdem noch Tromtrassen, aber vielleicht nicht so viele, wie gedacht war.
0:17:55–0:17:59
Und da ist das Fraunhofer-Institut tatsächlich auch am Forschen und am Gucken,
0:17:59–0:18:03
was ist denn der minimale Netzausbau, den wir benötigen,
0:18:04–0:18:13
damit wir dann mit erneuerbaren Energien uns sinnvoll versorgen können im ganzen Bundesgebiet.
0:18:14–0:18:18
Genau, aber das ist halt immer wieder die Frage zwischen groß und klein und
0:18:18–0:18:23
da ist es auch gefährlich, dass man dann was verwechselt, wenn dann irgendwelche
0:18:23–0:18:24
Aussagen getroffen werden,
0:18:24–0:18:28
weil wir haben halt wirklich super, super Kleinspeicher, also gerade durch die
0:18:28–0:18:33
Balkonkraftwerke kamen jetzt auch die sogenannten Powerstations mit ins Spiel,
0:18:33–0:18:36
die inzwischen halt auch wahnsinnig viel können.
0:18:37–0:18:40
Also die Powerstations waren am Anfang für Inselsysteme gedacht,
0:18:40–0:18:44
hast halt ein Solarmodul und da kannst du dann die Powerstation mitladen.
0:18:44–0:18:47
Das ist gut für Camping oder für sonstige Sachen.
0:18:47–0:18:51
Aber jetzt sind die Powerstations auch viele mit Wechselrichter zu bekommen.
0:18:52–0:18:55
Den kannst du halt dein Balkongraftwerk direkt anschließen.
0:18:55–0:19:01
Und die Powerstations sind zum Teil auch super intelligent und liefern dann halt den Strom nachts.
0:19:02–0:19:06
Zum Beispiel, wenn du jetzt ein 2 Kilowatt System hast und hast eine Wohnung,
0:19:06–0:19:09
die jetzt, was weiß ich, jetzt nicht unbedingt mit Server und so.
0:19:10–0:19:13
Sondern Standardwohnungen mit wenig Verbrauchern, Kühlschrank,
0:19:14–0:19:18
Router und vielleicht noch ein paar Kleinigkeiten, dann kannst du halt über
0:19:18–0:19:23
Nacht im Grunde den Strom, den du vom Balkon eingesammelt hast,
0:19:24–0:19:27
kann der deinen kompletten Energiebedarf decken, den du nachts benötigst.
0:19:27–0:19:29
Super, super geniale Sache.
0:19:29–0:19:31
Und wenn es ein bisschen größer wird und wenn es viel mehr werden,
0:19:32–0:19:34
dann hast du natürlich da auch eine große Entlastung.
0:19:34–0:19:37
Du erzeugst und nutzt den Strom quasi vor Ort.
0:19:38–0:19:41
Und das ist sowieso das Besondere an den erneuerbaren Energien,
0:19:42–0:19:46
dass du halt immer, sagen wir mal, regional oder auch lokal erzeugen und nutzen kannst.
Florian Clauß
0:19:47–0:19:52
Und ich meine, diese Zukunftsutopie, die hat sich jetzt mehr oder weniger auch
0:19:52–0:19:56
viel mit Technologieentwicklung zu verwirklichen können.
0:19:56–0:20:01
Also ich meine, das Wechselrichter, dieses ganze Energiemanagementsystem,
0:20:02–0:20:07
wie dann welche, wie dann in den Haushalt abgegeben wird, wie du dann einspeist und so weiter.
0:20:07–0:20:11
Das hat sich ja jetzt mehr oder weniger on the fly mitgelöst,
0:20:11–0:20:17
also mit der Verbreitung von PV, mit der Softwareentwicklung von solchen Systemen
0:20:17–0:20:18
wie Wechselrichter und so weiter.
0:20:19–0:20:23
Also eigentlich haben wir jetzt schon einen recht guten Zustand, sage ich mal.
0:20:24–0:20:29
Aber es kommt, auf der einen Seite ist natürlich die Jahreszeit,
0:20:29–0:20:32
wo dann die Sonne nicht so sehr scheint.
Rolf Behringer
0:20:32–0:20:32
Genau.
Florian Clauß
0:20:32–0:20:37
Das ist ein großes Thema. Und auf der anderen Seite, wie du sagst, eben Wärme.
0:20:38–0:20:42
Was auch sehr viel Verbrauch ausmacht und eigentlich in dieser Industrie dann
0:20:42–0:20:45
auch noch mal maßgeblicher ist.
Rolf Behringer
0:20:45–0:20:49
Ich finde es halt wichtig zum Beispiel, dass wir halt einfach erkennen und das
0:20:49–0:20:53
sehr dachlich und entspannt umsetzen.
0:20:53–0:20:58
So viel und so schnell wie möglich erneuerbare Energien ausbauen bei Sicherheit der Stromversorgung.
0:20:59–0:21:01
Klar, es gibt ja immer die Diskussion mit Blackout und so weiter.
0:21:02–0:21:04
Aber das ist gar nicht nötig, weiß man eigentlich inzwischen.
0:21:05–0:21:08
Es gibt sogar die Aussage,
0:21:08–0:21:12
Aufgrund von Untersuchungen, dass halt die erneuerbaren Energien inzwischen
0:21:12–0:21:13
unser Netz stabilisieren.
0:21:13–0:21:17
Also da sind wir auch schon weg davon, dass es das Netz verunreinigt oder so,
0:21:17–0:21:21
wie es früher mal hieß. Und wo war ich jetzt stehen geblieben?
Florian Clauß
0:21:21–0:21:23
Ja, vielleicht können wir hier nochmal einen kurzen Einschub machen,
0:21:23–0:21:27
weil das war ja auch jetzt nochmal so eine persönliche Geschichte von dir.
0:21:27–0:21:34
Du hast ja, das war im Frühjahr, ein kleines Sabbatical gemacht, also mit Arbeiten.
0:21:35–0:21:38
Aber du bist mit dem Auto, E-Auto, nach Spanien gefahren.
0:21:38–0:21:45
Und du hast dann diesen großen Stromausfall, der dann in Nordspanien und Südfrankreich
0:21:45–0:21:47
passiert ist und teilweise auch Portugal.
0:21:48–0:21:53
Du hast ja live miterlebt und warst mit dem E-Auto unterwegs und wie hast du
0:21:53–0:21:56
diesen Stromausfall überlebt, Rolf?
Rolf Behringer
0:21:56–0:22:01
Ja, ich habe da sogar ein kleines Video gedreht in dem Moment und als ich da
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angefangen habe, das Video zu drehen, war ich voller Freude,
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weil ich gesagt habe, okay, ich habe hier meinen Solarkocher dabei und Sonne war ja genügend da.
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Ich habe auch meine Powerstation und ein Faltmodul mit 200 Watt dabei.
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Und das hatte ich halt vorher schon die ganze Zeit im Einsatz,
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weil ich ja eben mit, ich habe auch in dem Auto, konnte ich auch schlafen und
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so und habe zum Teil dann einfach wild gecampt.
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Und das war schön, einfach dann Solarkocher und Solarenergie zu nutzen.
0:22:30–0:22:34
Ich hatte auch wirklich genügend Strom für alles, was ich gebraucht habe.
0:22:34–0:22:40
Also Laptop und Licht, habe sogar meine Espresso-Kanne mit Strom versorgt. Ja, super.
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Ja, dann kam der Stromausfall, dachte ich, naja, ich habe ja kein Problem, wunderbar.
0:22:46–0:22:48
Und das war auch richtig so, was Essen und Strom anbelangt.
0:22:50–0:22:52
Aber dann ging der ja relativ lang, der Stromausfall.
Florian Clauß
0:22:52–0:22:54
Ja, der ging ja über mehrere Tage, wenn nicht Wochen.
Rolf Behringer
0:22:55–0:22:59
Ja, genau. Na, es waren, im Grunde waren es so, es war nur ein Tag.
0:23:00–0:23:02
Also jetzt kann man es an.
Florian Clauß
0:23:02–0:23:02
Ja, okay.
Rolf Behringer
0:23:02–0:23:06
Aber die Pumpe,
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Die Wasserpumpe, die Grundwasserpumpe, die war halt eben auch mit Strom angetrieben.
0:23:13–0:23:15
Und irgendwann habe ich verstanden, Wasser brauche ich ja auch.
0:23:16–0:23:19
Und dann ist meine Freude so langsam geschwunden.
0:23:20–0:23:24
Und dann habe ich gedacht, naja, und habe es wirklich dann auch so gefühlt und
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verstanden, dass wir ja doch schon ganz schön abhängig sind von verschiedenen Faktoren.
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Wasser ist halt lebenswichtig, lebensnotwendig. Es ist wichtiger als Strom letzten Endes.
0:23:36–0:23:41
Dann bin ich halt losgefahren, wollte Wasser kaufen. Dann hatte aber der kleine
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Konsum zu, weil ja kein Strom war.
0:23:44–0:23:50
Und naja, so habe ich dann gedacht, ja so einfach ist es dann auch nicht mit
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der Resilienz oder mit der Autarkie.
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Und ich habe gemerkt, es ist besser, man hält gut zusammen und hat irgendwie
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ein gutes Netzwerk von Menschen, die vielleicht in so einem Notfall,
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wenn er länger kommt, dann sich gegenseitig unterstützen.
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Das war so das Ding. Also ja, und zudem war ich auch mit dem Elektroauto unterwegs
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und ich hätte dann ja auch nichts nicht mehr laden können, wenn ich keinen Strom habe.
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Mein kleines Solarmodul, das hätte vielleicht für die Bordelektronik gereicht,
0:24:22–0:24:24
aber nicht, um durch die Gegend zu fahren.
0:24:25–0:24:30
Ja genau, also das Das war meine Erkenntnis zum Stromausfall.
Florian Clauß
0:24:30–0:24:34
Das heißt, auch so die Stärkung von Gemeinschaft.
0:24:35–0:24:40
Das finde ich halt so faszinierend, weil das ja auch so eine gewisse utopische,
0:24:40–0:24:44
Zukunftsvision ist, wenn man jetzt im Science-Fiction-Bereich ist.
0:24:44–0:24:49
Es gibt den Cyberpunk als Genre, wo dann halt das noch sehr dystopisch ist,
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wo die Welt häufig von Megacorps dann beherrscht wird und alles im Zerfall ist und so weiter.
0:24:56–0:25:00
Und dann gibt es als Subgenre des Sci-Fi, gibt es Solarpunk.
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Und das ist so ein utopisches, wo jetzt auch mehr Geschichten und so weiter spielen und entstehen.
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Und Solarpunk ist dann aber genau diese Dezentralisierung das Regionale,
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das Lokale, die Gemeinschaft.
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Ich meine, diesen Schritt hat ja erst mal überhaupt Energieland Deutschland durchgemacht.
0:25:19–0:25:23
Strom war ja immer irgendwie zentral durch Kraftwerke. Es waren halt große Kraftwerke,
0:25:23–0:25:28
die dann halt die Schwummasse, es gibt ja auch wirklich diese Räder,
0:25:28–0:25:30
die sich dann halt drehen um diese Netzfrequenz dann halt.
0:25:30–0:25:35
Das ist ja auch so ein völlig industrieller, das ist ja noch so dieses Rad,
0:25:35–0:25:41
was dann halt letztendlich die Masse für die Frequenz im Stromnetz dann herstellt.
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Und das heißt, nach und nach löst sich ja diese Struktur mit so einer dezentralen
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Struktur aus, die sich jetzt aber auch gut einpassen lässt.
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Ich glaube, ein Baustein für die Speicherung für die Haushalte ist dann,
0:25:56–0:26:00
wenn wir auf der einen Seite mehr Elektroautos haben, auf der anderen Seite,
0:26:00–0:26:03
wenn wir auch wirklich bidirektional laden können.
0:26:03–0:26:08
Das heißt, dann hast du auf einmal nicht mehr deinen 2 Kilowatt Speicher da
0:26:08–0:26:11
stehen, sondern dann hast du halt irgendwie 80 oder so Kilowatt,
0:26:11–0:26:15
die du dann halt irgendwie auch nutzen kannst als normaler Haushalt.
0:26:15–0:26:20
Wenn dann tatsächlich irgendwann später die ganzen Energieversorger darauf zugreifen
0:26:20–0:26:25
können, durch Smart-Mieters, dann halt auch dann eben Lastspitzen darüber ausgleichen
0:26:25–0:26:29
können, wenn sich das dann halt wirklich so in die Infrastruktur einfügt.
0:26:29–0:26:33
Und das finde ich halt irgendwie, das ist sehr naheliegend und darauf freue
0:26:33–0:26:34
ich mich schon auf diesen Schritt.
0:26:35–0:26:38
Aber es löst nicht das grundsätzliche Problem.
Rolf Behringer
0:26:39–0:26:39
Ja.
0:26:39–0:26:42
Ja schon, aber es wäre halt ein Riesenbeitrag, weil du hast ja schon gesagt,
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die aus der Industrialisierung heraus mit den zentralistischen Kraftwerken und der Schwungmasse.
0:26:49–0:26:53
Und das ist ja auch das, was letzten Endes dafür sorgt, dass wir immer genügend
0:26:53–0:26:57
Strom haben und dass die Frequenz nicht anfängt zu schwanken, so ein Stück weit.
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Und die vielen Elektroautos, das ist einfach ein unglaubliches Potenzial dafür,
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Und wenn wir das nicht nutzen, dann haben wir eigentlich wirklich versagt.
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Und deshalb muss halt die Regierung das unbedingt regulieren,
0:27:18–0:27:22
weil das ist halt auch noch das Problem im Moment, dass man nicht weiß,
0:27:23–0:27:28
wie man damit umgehen soll mit den vielen Be- und Entladungen von Strom.
0:27:30–0:27:33
Was hat das für steuerliche Konsequenzen? Also da kommen ganz viele Fragen auf,
0:27:34–0:27:35
die müssen unbedingt geklärt werden.
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Und dann natürlich zum Beispiel auch der Hersteller von den Autos,
0:27:40–0:27:42
die dann die Batterien drin haben.
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Die sagen ja auch, wir haben, wir garantieren eine bestimmte Strecke, die ihr fahren könnt.
0:27:47–0:27:50
Aber wenn ihr dann ständig Zyklen lädt, ohne dass ihr fahrt,
0:27:50–0:27:52
dann hat das ja auch eine Konsequenz für die Batterien.
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Also da sind viele Sachen, die jetzt einfach noch geregelt werden müssen.
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Aber da machen sich gerade auch schon viele Leute richtig gute Gedanken.
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Und ich hoffe ganz arg, dass das bald der Fall sein wird.
Florian Clauß
0:28:05–0:28:09
Ja, ich meine, das Potenzial ist so greifbar und so da. Und da sind schon so
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viele Mechanismen im Markt, die darauf hindeuten.
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Ich sage mal, der Schritt ist relativ einfach zu gehen und total sinnvoll.
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Und ich meine, wenn wir jetzt hier wieder in die Anfänge der PV-Anlagen hier
0:28:25–0:28:29
spazieren gehen, wir sind jetzt auch wieder, also du siehst in Freiburg,
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glaube ich, wenig Dächer ohne PV.
Rolf Behringer
0:28:31–0:28:37
Genau, es ist wirklich traumhaft aus meiner Perspektive.
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Es mag ja Menschen geben, die finden das hässlich und das darf ja auch jeder finden, wie er will.
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Aber mich beruhigt es irgendwie, wenn ich einfach sehe,
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Da gibt es so viele Häuser inzwischen, die einfach viel, viel Energie selbst erzeugen.
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Man kriegt es ja bei uns mit an unserem Haus, wie viel Energie wir da vom Dach
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holen. Das ist Wahnsinn.
Florian Clauß
0:28:59–0:29:05
Wo dann auch wieder aufgrund von Silisationsgeschichte, aber so ein archaisches Motiv des Erntens.
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Du legst so ein bisschen so ein Feld von Silikonglas aus und auf einmal erntest
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du, was du selber verbrauchen kannst. Das ist ja eigentlich so was ganz Archaisches, was da drin steckt.
0:29:18–0:29:23
Aber ich finde es so toll, dass man das selber machen kann, dass man selber
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sieht, was man dann halt irgendwie auch fabriziert.
0:29:26–0:29:29
Und so ein bisschen wie einen eigenen Garten haben und dann Gemüse dann halt
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auch reinzufahren. Das ist ja auch saisonal.
Rolf Behringer
0:29:32–0:29:36
Wir sind jetzt hier schon sehr privat unterwegs.
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Die Leute leiden manchmal drunter, weil das so ein Pilgerort ist.
0:29:40–0:29:43
Wir stehen jetzt hier vor dem Heliotrop von Rolf Tisch.
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Das ist ein Architekt aus Freiburg, der ist sicher einigen bekannt.
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Der hat viele schöne Sachen gebaut. Wir laufen nachher noch an dem Solarschiff vorbei.
0:29:55–0:30:01
Das ist eine Kombination aus Gewerbegebäude und Wohngebäude plus Energie.
0:30:01–0:30:05
Also bei ihm geht es immer um Plusenergie, also mehr Energie erzeugen,
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als benötigt wird zum Wohnen.
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Und hier das Heliotrop, da gibt es ein paar davon, aber die haben sich jetzt
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kommerziell nicht wirklich durchgesetzt.
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Weil es technisch aufwendig ist und auch recht teuer, aber da dreht sich das
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ganze aus, ja, komplett.
0:30:19–0:30:24
Oben drauf ist eine PV-Anlage, die kann auch optimiert zur Sonne ausgerichtet
0:30:24–0:30:29
werden und hier ist halt so, da gibt es also der große Zylinder,
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wo mehrere Stockwerke untergebracht sind,
0:30:32–0:30:37
der ist zu einer Seite hin sehr offen, transparent mit Gläsern, also Scheiben,
0:30:37–0:30:42
Und je nachdem, ob du dann Sonne haben willst, also Wärme ernten willst sozusagen,
0:30:43–0:30:45
dann dreht er sich in die Sonne rein, vor allem im Winter.
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Und wenn im Sommer aber dann, wenn es zu heiß ist, dann kann ja praktisch der
0:30:49–0:30:53
Sonne den Rücken zukehren und dafür sorgen, dass es dann nicht überhitzt.
Florian Clauß
0:30:54–0:30:58
Okay, und das ist ja quasi auch der Sinn für diesen bildbaren Zylinder.
Rolf Behringer
0:30:58–0:30:58
Ja, genau.
Florian Clauß
0:30:59–0:31:03
Also Wärmeregulierung, also mehr Wärmeregulierung.
0:31:03–0:31:07
Ich nehme an, dass die Solarzellen oben dann separat nochmal steuern.
0:31:07–0:31:11
Lassen. Das sieht so aus, als ob das losgekoppelt ist.
Rolf Behringer
0:31:11–0:31:14
Also die lassen sich halt im Winkel verändern. Jetzt sind sie ja,
0:31:14–0:31:17
weil jetzt der Himmel ist total diffus, deshalb ist es eigentlich korrekt.
0:31:17–0:31:19
Also ich vermute, dass das schon in Betrieb ist.
0:31:20–0:31:24
Deshalb ist es waagrecht. Jetzt kommt ja ein diffuses Licht von oben durch die
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Wolken und wenn aber dann die Wolken weg sind und die Sonne kommt von einer
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bestimmten Richtung, dann dreht sich die Fläche der Solarmodule in Richtung
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Sonne, so dass die möglichst senkrecht auf das Solarmodul fallen.
Florian Clauß
0:31:34–0:31:37
Wann ist das entstanden, das Haus?
Rolf Behringer
0:31:37–0:31:40
Weißt du, Das weiß ich jetzt tatsächlich nicht genau, aber es ist,
0:31:41–0:31:46
Auf jeden Fall um die 2000 rum. Das ist schon deutlich über 20 Jahre.
Florian Clauß
0:31:46–0:31:51
Also man hat auf der einen Seite hier quasi so auch viel Brain,
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sage ich mal, in Freiburg durch das Fraunhofer-Institut.
0:31:55–0:31:58
Auf der anderen Seite gibt es ja auch viele private Initiativen.
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Also so wie das Haus wird, wahrscheinlich dann eine private Initiative ist.
0:32:03–0:32:04
Oder war das irgendwie auch gefördert?
Rolf Behringer
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Also der Rolf Tisch, der ist ein sehr bekannter Architekt und der hat auch ein
0:32:08–0:32:13
eigenes Architekturbüro. Und das ist mit der Expo 2000, ich muss gerade kurz
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überlegen, ob das wahr ist.
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Soviel ich weiß, war das ein Projekt innerhalb der Expo 2000.
Florian Clauß
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Dann ist es wahrscheinlich da im Rahmen mit gefördert worden.
Rolf Behringer
0:32:21–0:32:25
Genau. Und er hat da schon auch immer Förder- und Entwicklungsgelder bekommen,
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weil er halt ein anerkannter, renommierter Architekt ist.
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Er hat sich wirklich, also wenn jemand Solararchitektur macht und kann, dann ist er das.
0:32:34–0:32:37
Es gibt noch ein paar andere, aber der ist schon sehr bekannt.
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Du wirst nachher gleich noch sehen, die Solarsiedlung, da gehen wir jetzt noch dran vorbei.
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Das ist fast wie so ein kleines Dorf und jedes Haus ist eben auch ein Plus-Energie-Haus.
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Das heißt, das Haus an sich produziert mehr Energie, als benötigt wird, um darin zu wohnen.
Florian Clauß
0:32:57–0:33:01
Ja, was ich schon vorhin, oder was wir dann schon vorhin am Anfang so ein bisschen
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haben anklingen lassen, ist ja, das waren ja alles so Leuchtturmprojekte.
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Es war ja nie klar, ob sich das irgendwie so durchsetzt.
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Und man hat ja dann immer, oder du hast vor allen Dingen auch immer so um,
0:33:12–0:33:17
ich sag mal so um Anerkennung und um Sinnhaftigkeit dann halt auch versucht,
0:33:17–0:33:25
den Schulen, Klassen und Menschen hier mit dem Verein Solare Zukunft dann beizubringen.
0:33:26–0:33:30
Und ich kann mir vorstellen, am Anfang war das jetzt schon so ein Kampf gegen die Windmühlen.
0:33:31–0:33:35
Und jetzt ist es ja quasi so ein Fliegen mit den Windmühlen.
Rolf Behringer
0:33:35–0:33:39
Ja, also das war ein wunderbares Gefühl, als ich dann gemerkt habe,
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okay, der Wind dreht so ein Stück weit.
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Weil am Anfang wurde ich zum Teil wirklich belächelt, im plötzten Fall beschimpft,
0:33:46–0:33:53
wenn ich da irgendwie Solarkocher demonstriert habe bei irgendwelchen Messen oder in den Schulen.
0:33:53–0:33:57
Also wenn ich in den Schulen war, dann habe ich halt einen Vortrag gehalten und ich hatte Folien.
0:33:58–0:34:03
Da habe ich dann den Energie, den Anteil der Primärenergiequellen gezeigt.
0:34:03–0:34:07
Das war dann halt Kohle, Öl, Gas, Atomenergie.
0:34:07–0:34:12
Und von Photovoltaik und Wind konntest du einfach noch nicht sehen in den Schaubildern.
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Und dann irgendwann konnte ich sagen, ja, wir haben jetzt irgendwie zwei Prozent,
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Erneuerbare Energien, wenn man Wasser nicht dazu nimmt. Wasser ist ja schon
0:34:21–0:34:24
immer auch dabei als erneuerbare Energie, klar.
0:34:25–0:34:30
Aber halt eben die erneuerbaren Energien, Wind und Sonne, da ist es dann so langsam losgegangen.
0:34:30–0:34:36
Und für mich war aber klar, wir müssen das einfach nutzen. Wir haben gar keine andere Wahl.
0:34:37–0:34:40
Und das ist halt immer noch so, ist immer noch das gleiche Argument.
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Es ist halt verfügbar, wir haben es da.
0:34:42–0:34:45
Jetzt können wir es technisch noch viel besser nutzen als damals.
0:34:45–0:34:51
Also von daher ist mein Argument noch viel stärker und für mich persönlich überzeugender.
Florian Clauß
0:34:52–0:34:54
Und das hat sich ja quasi im Markt schon so bewahrheitet.
Rolf Behringer
0:34:55–0:34:58
Das hat sich bewahrheitet letzten Endes. Also Photovoltaik und Wind ist inzwischen
0:34:58–0:35:05
wesentlich günstiger als die fossilen, wenn du da die Produktion für eine Kilowattstunde
0:35:05–0:35:06
oder für eine Megawattstunde nimmst.
Florian Clauß
0:35:06–0:35:12
Wir gehen ja dann auch zum Solarhaus, jetzt Ende der Tour, Brauchen wir noch ein bisschen?
0:35:12–0:35:17
Aber da wurde ja auch viel ausprobiert, experimentiert. Und wir haben ja dann
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eigentlich so mehrere Schneisen, sage ich mal, von erneuerbaren Energien,
0:35:21–0:35:22
Speichermöglichkeiten.
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Haben wir ja schon angesprochen, Geothermie, dann eben, dass man mit Druck arbeitet
0:35:28–0:35:31
und Pumpstationen und sowas.
Rolf Behringer
0:35:31–0:35:32
Ja.
Florian Clauß
0:35:32–0:35:36
Um halt auch irgendwie was zu speichern, weil das ist natürlich bei dem Dezentralen
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auch immer eine Frage, wo tust du dann halt die Spitzen hin?
0:35:40–0:35:45
Was machst du dann quasi in der Zeit, wo du dann eben keine Produktion hast?
0:35:45–0:35:46
Wie wird sich das ausgleichen?
0:35:47–0:35:51
Und dann der große Punkt halt Wärme. Also dann, wenn halt am wenigsten Sonne
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scheint, braucht man am meisten Wärme, sag ich mal, im privaten Haushalt.
0:35:55–0:35:57
Und was machst du zu der Zeit?
Rolf Behringer
0:35:57–0:36:00
Ja genau, da machen uns die Dänen eigentlich ganz gut was vor.
0:36:00–0:36:01
Die zeigen uns, wie es geht.
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Die haben einfach wirklich sehr, sehr große Thermiespeicher.
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Also eigentlich Wasser, riesige Wasserreservoirs.
0:36:11–0:36:13
Die dann mit Windüberschuss geladen werden.
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Und die sind dann so gut gedämmt, dass man dann schon zum Teil von saisonalen
0:36:18–0:36:19
Speichern sprechen kann.
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Also man kann dann im Sommer bei Überschuss von Wind oder Sonne geladen werden,
0:36:26–0:36:30
und können dann im Winter praktisch entladen werden.
Florian Clauß
0:36:30–0:36:35
Das ist im Prinzip eine Speicherung auch von Wasser in Sand?
Rolf Behringer
0:36:35–0:36:40
Nee, von Wärme in Wasser. Mit Sand wird auch experimentiert.
0:36:40–0:36:45
Aber da ist es einfach so, dass es Wasser ist und das wird dann mit Wärme gespeist,
0:36:46–0:36:50
mit überschüssiger, also idealerweise eben mit erneuerbaren Energien.
0:36:51–0:36:55
Es ist heute schon so, dass Windkraftanlagen ganz oft ausgeschaltet werden,
0:36:55–0:36:58
weil zu viel erneuerbare Energien im Stromnetz sind tagsüber.
0:36:58–0:37:06
Aber wenn Sonne und Wind da ist, dann kann die Leistung der erneuerbaren Energie,
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die dann erzeugt wird, nicht abtransportieren.
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Und wir haben zum Teil auch gar nicht den Verbrauch.
Florian Clauß
0:37:12–0:37:16
Und das ist die Zeit, wo dann halt auch die Strompreise negativ sind?
Rolf Behringer
0:37:16–0:37:21
Da sind die negativ zum Teil, genau. Und diverse Windkraftanlagen werden ausgeschaltet.
0:37:21–0:37:25
Und die Betreiber der Windkraftanlage müssen dann aber trotzdem vergütet werden
0:37:25–0:37:28
für den Ausfall. Und das ist halt echt fatal.
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Das ist richtig fatal. Deshalb sage ich halt, die Speicherung,
0:37:31–0:37:33
das ist sowas von wichtig.
0:37:34–0:37:38
Aus vielen verschiedenen Gründen. Sonst kommen wir gar nicht weiter mit der
0:37:38–0:37:41
Energiewende, wenn wir das jetzt nicht richtig angehen.
Florian Clauß
0:37:41–0:37:45
Ja, also ich kann mir vorstellen, wenn man tatsächlich dann dazu kommt,
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eben im sinnvollen, normierenden Maße Elektroautos als Speicherplatz zu benutzen,
0:37:53–0:37:58
bidirektional, dass man solche Lasten durchaus gut ausgleichen kann,
0:37:58–0:38:01
dass wir nicht mehr in diesen negativen Strompreis fallen.
Rolf Behringer
0:38:01–0:38:07
Ja, genau. Das wäre mal das erste, was wir erreichen müssen. Der erste Schritt.
0:38:07–0:38:12
Wir sind jetzt in der Solarsiedlung. Du siehst jetzt hier die Häuser und die
0:38:12–0:38:16
Süddächer sind hier immer komplett mit Photovoltaik bedeckt.
0:38:17–0:38:21
Also auch wie mein Haus letzten Endes, da sind keine Fenster im Dach,
0:38:21–0:38:25
sondern da kommt von der Nordseite her oder von der Seite dann entsprechend Licht rein.
0:38:26–0:38:32
Du siehst links das hohe Haus, das hat im Grunde den gleichen Querschnitt wie
0:38:32–0:38:36
die Häuser hier auf dem Boden, aber das sitzt jetzt quasi auf dem Solarschiff.
0:38:36–0:38:37
Da kommen wir jetzt gleich noch hin.
Florian Clauß
0:38:38–0:38:43
Ja super. Gehen wir hier weiter? Ja. Aber da gibt es schon eine Dachkonstruktion drunter.
Rolf Behringer
0:38:43–0:38:44
Drunter, ja.
Florian Clauß
0:38:44–0:38:49
Du hast ja quasi die Ziegel auch komplett gespart und dann Solar.
0:38:50–0:38:53
Das war nochmal spezielle Solarziegel, kann man das sagen?
Rolf Behringer
0:38:54–0:39:03
Nein, das ist eine spezielle Konstruktion für die Solarmodule als wasserführende Schicht.
0:39:03–0:39:08
Die Solarmodule selbst sind die Dachhaut und unter den Solarmodulen sind entsprechende
0:39:08–0:39:15
Rinnen, die das Wasser abführen und dann sind aber natürlich keine Ziegel erforderlich.
Florian Clauß
0:39:15–0:39:21
Also spart man sich quasi diese Ziegelschicht und kann das dann gleich Solarmodulen.
Rolf Behringer
0:39:21–0:39:22
Guck hier, das sind wir nochmal hier.
Florian Clauß
0:39:23–0:39:26
Das ist jetzt das Solarschiff. Ach, das ist ja toll.
Rolf Behringer
0:39:28–0:39:29
Und das ist auch Rolf Tisch.
Florian Clauß
0:39:30–0:39:32
Und dann ist oben quasi wie so ein Haus da.
Rolf Behringer
0:39:33–0:39:38
Ja, die sind gerade drauf gesetzt. Das sind so Module. Ich kenne auch jemanden,
0:39:38–0:39:39
der da wohnt. Das ist ganz nett.
0:39:40–0:39:43
Richtig schön. Du siehst auch die Module, die sind so halbtransparent,
0:39:43–0:39:48
damit es nicht ganz dunkel ist unter den Modulen. Da kommt noch ein bisschen Licht durch.
Florian Clauß
0:39:48–0:39:52
Ich habe das auch, dass auf dem Haus dann nochmal ein eigenes Haus gebaut wird.
0:39:53–0:39:55
Das gab es auch teilweise in Berlin, denn alles so kleinere Projekte.
0:39:55–0:40:00
Aber das ist ja auch nochmal eine Wohnraumnutzung innerhalb von bebauten Gebieten.
0:40:02–0:40:04
Aber auch dann nochmal so ein Townhouse quasi.
Rolf Behringer
0:40:05–0:40:07
War es der Sinn des Wortes, die baust. Ja, das macht total viel Sinn, ja.
0:40:08–0:40:14
Also ja, wir müssen ja nach wie vor in den Städten, ist ja das Thema von Wohnraum.
Florian Clauß
0:40:15–0:40:15
Gehen wir hier durch?
Rolf Behringer
0:40:15–0:40:18
Ja, wir gehen hier durch. Wohnraumnutzung und Schaffung.
Florian Clauß
0:40:18–0:40:23
Also insofern kann man sagen, Freiburg ist nicht nur eine sehr progressive Fahrradstadt,
0:40:23–0:40:26
sondern auch eine sehr progressive Solarstadt.
Rolf Behringer
0:40:26–0:40:34
TV-Stadt. Tatsächlich wird das Wort Solar-Hauptstadt oft,
0:40:35–0:40:40
synonym mit Freiburg verwendet. Das kommt schon einerseits durch die vielen
0:40:40–0:40:45
innovativen Projekte und Persönlichkeiten und dann aber auch durch das Fraunhofer ISE.
Florian Clauß
0:40:46–0:40:51
Meistens ist es ja so, wenn man dann halt so eine Infrastruktur schon schafft,
0:40:51–0:40:55
dann bieten sich auch nochmal so vor Ort genau diese Gelegenheiten,
0:40:56–0:41:00
wo sich das dann festigt und wo die Kultur überhaupt dann sich aufbauen kann.
Rolf Behringer
0:41:00–0:41:06
Ja, genau. Was ich auch interessant finde, irgendwann gab es dann die Solarbundesliga in Deutschland,
0:41:07–0:41:12
wo Städte dann, je nach Größe, also die Großstädte ab 100.000 Menschen,
0:41:12–0:41:17
waren denn in einer Kategorie oder in einer Liga sozusagen.
0:41:17–0:41:22
Und dann wurde die installierte Fläche gemessen und pro Anzahl geteilt.
0:41:23–0:41:29
Dann hast du ja praktisch eine Pro-Kopf-Angabe. Also wie viel Solarmodulleistung
0:41:29–0:41:33
hat jeder und jede Pro-Kopf in dieser Stadt?
Florian Clauß
0:41:33–0:41:34
In einer Stadt, ja.
Rolf Behringer
0:41:35–0:41:38
Und da war Freiburg anfangs natürlich dann Platz 1 und ist dann aber relativ
0:41:38–0:41:39
schnell überholt worden.
Florian Clauß
0:41:39–0:41:40
Ach echt? Ja, ja, genau.
Rolf Behringer
0:41:40–0:41:44
Da kamen dann so Städte wie Ulm und ja, weiß nicht, welche Städte es noch waren.
0:41:44–0:41:46
Aber da war ich dann echt auch voll enttäuscht. Wo ich dachte,
0:41:46–0:41:47
boah, das gibt es ja gar nicht.
0:41:48–0:41:51
Und dann ist es aber andererseits auch super zu sehen, dass es halt nicht nur
0:41:51–0:41:57
so eine Blase, so ein Island ist, sondern dass es andere Städte vielleicht sogar
0:41:57–0:41:58
noch besser machen als Freiburg.
Florian Clauß
0:41:58–0:42:02
Ja, ich meine, Freiburg hat wahrscheinlich viel vorgelegt. Hat dann lange diese
0:42:02–0:42:05
Position behaupten können.
0:42:05–0:42:11
Aber wie du sagst, mit einer gewissen Marktreife hat sich das dann auch in die
0:42:11–0:42:14
anderen Städte so ausgestrahlt.
0:42:14–0:42:16
Und das ist total sinnvoll.
0:42:17–0:42:21
Ich meine, die Frage ist natürlich, was muss jetzt noch politisch passieren,
0:42:22–0:42:27
damit sich da die Grundlage auch weiter festigen kann, dass wir irgendwann komplett
0:42:27–0:42:30
erneuerbar und CO2-frei sind.
Rolf Behringer
0:42:30–0:42:36
Ja klar, also im Grunde weiß man ja schon, dass das über Regulierungen viel gemacht werden kann.
0:42:36–0:42:42
Also und die Politik ist da halt zum, ja die muss ja da mitspielen oder halt auch Initiator sein.
0:42:43–0:42:50
Und was soll ich jetzt sagen? Ich meine, wir haben jetzt ein etwas konservativeres
0:42:50–0:42:55
Regierungsduo, also mit CDU und SPD.
0:42:55–0:43:02
Aktuell ist es schon auch frustrierend, enttäuschend und auch mir macht es manchmal
0:43:02–0:43:03
auch ein bisschen Angst, wenn
0:43:03–0:43:10
man mitbekommt, wie da argumentiert wird und was dort beschlossen wird.
0:43:10–0:43:13
Also da wird schon ordentlich auf die Bremse getreten.
0:43:13–0:43:17
In manchen Bereichen, wie gesagt, das, was du am Anfang gesagt hast,
0:43:18–0:43:21
es gibt halt, also so der Point of No Return ist eigentlich erreicht.
0:43:21–0:43:26
Aber du kannst natürlich jetzt einfach verlangsamen, verschleppen, verhindern,
0:43:27–0:43:28
Das geht.
Florian Clauß
0:43:28–0:43:32
Ja, ich meine, man muss ja nur gucken, wie bestimmte Militärien besetzt sind
0:43:32–0:43:36
und wie da noch die alten fossilen Energiekonsortien drin hängen.
0:43:36–0:43:38
Also das heißt, da kommt es ja auch nicht so einfach raus.
Rolf Behringer
0:43:39–0:43:44
Genau. Ja, und das ist massiv. Also auch die Lobbyarbeit vor Ort in Berlin und
0:43:44–0:43:46
so, da gibt es ja auch Untersuchungen,
0:43:46–0:43:49
wie viele Personen jetzt aus dem
0:43:49–0:43:54
fossilen Lobbybereich auf einen Politiker kommen oder eine Politikerin.
0:43:54–0:43:57
Das sind Dimensionen, das kannst du dir gar nicht vorstellen.
0:43:57–0:44:00
Und natürlich gibt es auch eine erneuerbare Energienlobby, logisch.
0:44:00–0:44:06
Aber die ist halt bei Weitem nicht so ausgeprägt und nicht so hinterfüttert mit Geld.
Florian Clauß
0:44:07–0:44:10
Ja, genau. Das Geld ist natürlich da auch nicht so. Da sind ja auch viele Idealisten
0:44:10–0:44:14
drin, die sich eine schöne Welt vorstellen, eine bessere Welt.
0:44:14–0:44:16
Das ist nicht immer da, wo das Geld sitzt.
Rolf Behringer
0:44:16–0:44:19
Ja, also die Politik kann da wirklich viel machen.
0:44:21–0:44:25
Und letzten Endes auch wir als Bevölkerung. Also man hat ja gesehen,
0:44:25–0:44:30
was da mit der Steckersolar-Balkonsolar-Strategie, was da erreicht werden kann.
0:44:30–0:44:34
Da gab es ja auch Petitionen und dann gab es Vorsprechen im Bundestag.
0:44:34–0:44:38
Also war es gerade vor drei Tagen wieder, wo es um die Speicher geht,
0:44:38–0:44:39
um die kleinen Speicher.
0:44:39–0:44:41
Aber da ist jetzt ein anderer Wind.
0:44:42–0:44:47
Also die erste Petition war noch mit der alten Regierung, mit der Ampel.
0:44:47–0:44:52
Und da gab es schon mehr Fürspruch. Und jetzt habe ich auch den Eindruck,
0:44:52–0:44:55
dass manche Politiker auch gar nicht wirklich kapieren, worum es geht.
0:44:55–0:45:00
Also wenn du sie antworten hörst oder wenn du sie argumentieren hörst.
0:45:01–0:45:06
Dann denkst du einfach, das kann ja wohl nicht sein. Also du hast irgendwie
0:45:06–0:45:10
aber auch deinen Job verfehlt, wenn du so redest.
0:45:10–0:45:14
Wenn du nicht verstanden hast, dass halt zum Beispiel Smart Meter oder auch
0:45:14–0:45:17
die intelligenten Messeinrichtungen, die jetzt gebraucht werden.
0:45:18–0:45:20
Die sind super komplex und auch teuer.
0:45:21–0:45:24
Und es ist im Grunde so ein bisschen mit Kanonen nach Spatzen geschossen.
0:45:24–0:45:29
Wenn du jetzt in dem Bereich von Steckersolar bist. Du hast eine kleine Solaranlage,
0:45:29–0:45:33
einen kleinen Speicher und da kannst du auch netzdienlich sein.
0:45:34–0:45:38
Das heißt, die vielen kleinen Speicher könnten dann rumbekommen,
0:45:38–0:45:42
die könnten sagen, okay, die erkennen das, die wissen ja, der Preis ist günstig,
0:45:42–0:45:44
also lade ich meinen kleinen Speicher jetzt voll.
0:45:45–0:45:49
Und wenn es nur zwei Kilowattstunden sind und dann nutze ich den Strom selbst
0:45:49–0:45:51
oder ich kann ihn auch wieder rausgeben, gegebenenfalls.
0:45:52–0:45:58
Und das kannst du halt auch mit einer sogenannten Smart Meter Light Variante realisieren.
0:45:58–0:46:02
Und das ist auch irgendwas, was in deinem Haushalt passiert.
0:46:02–0:46:03
Du brauchst da keine Überwachung.
0:46:03–0:46:08
Bei den kleinen Geräten braucht nicht der Energieversorger auf deinen kleinen
0:46:08–0:46:11
2 Kilowattstunden Speicher zugreifen. Das macht überhaupt gar keinen Sinn.
0:46:12–0:46:16
Und momentan wird das halt alles in einen Topf geworfen. Bei den großen Speichern
0:46:16–0:46:19
ist das klar, auch bei großen Verbrauchern.
0:46:19–0:46:23
Wenn du eine große Wärmepumpe hast oder so und es ist gerade Stromknappheit,
0:46:23–0:46:28
dann musst Du musst einfach von außen sagen können, wir geben dir gerade mal
0:46:28–0:46:31
keinen Strom für ein paar Stunden, weil er knapp ist, aber danach kannst du ihn wieder haben.
0:46:32–0:46:35
Das lässt sich auch gut umsetzen. Du hast einen Pufferspeicher,
0:46:35–0:46:39
dann wird der ein bisschen stärker entleert und dann kriegst du wieder Strom.
0:46:39–0:46:42
Das lässt sich alles relativ gut regeln.
0:46:43–0:46:47
Aber das ist halt auch wirklich ein Prozess, das ist ein Aushandlungsprozess.
0:46:48–0:46:53
Und es geht nicht nur darum, da auszuhandeln und zu verhandeln,
0:46:53–0:46:54
sondern erstmal aufzuklären.
0:46:55–0:46:58
Manche Leute, da brauchst du echt so, ja, letzten Endes so Institutionen wie
0:46:58–0:47:02
wir, die dann Bildungsarbeit machen und sagen, okay, wir können das relativ
0:47:02–0:47:04
anschaulich erklären, worum es geht.
Florian Clauß
0:47:04–0:47:09
Dieses Grundwissen fehlt teilweise bei den Politikern, die dann darüber entscheiden.
Rolf Behringer
0:47:09–0:47:14
Das sage ich jetzt ohne Vorwurf, weil man kann ja auch nicht alles wissen. Das ist schon okay.
Florian Clauß
0:47:14–0:47:17
Ja gut, aber diejenigen, die die Entscheidung treffen sollten, sollten zumindest...
Rolf Behringer
0:47:17–0:47:19
Die sollten wissen oder die sollten jemand haben, der es weiß.
0:47:20–0:47:21
Und das ist ja auch möglich.
0:47:21–0:47:26
Es gibt ja viele Politikberater, es gibt viele sehr, sehr fitte Menschen hier in unserem Land.
0:47:27–0:47:31
Leider höre ich immer wieder von denen, ich habe echt keinen Bock auf Politik.
0:47:32–0:47:38
Aber andererseits müsste das so sein. Wir müssen eigentlich die fitten Menschen,
0:47:38–0:47:42
die wirklich das ganze System durchdringen und auch Erfahrung haben,
0:47:42–0:47:45
Die müssten unbedingt gehört werden.
Florian Clauß
0:47:45–0:47:46
Ja.
Rolf Behringer
0:47:46–0:47:46
Naja.
Florian Clauß
0:47:47–0:47:54
Ja, also man kann nur darauf hoffen, dass quasi die Schwungmasse für Erneuerbare
0:47:54–0:47:57
so weit angefahren ist, dass das Rad nicht mehr zu stoppen ist.
0:47:57–0:48:01
Und dass dann halt letztendlich diejenigen, die jetzt da noch nicht viel verstanden
0:48:01–0:48:04
haben, dass die dann so mitgerissen werden.
Rolf Behringer
0:48:04–0:48:04
Ja, richtig.
Florian Clauß
0:48:04–0:48:09
Weil da einfach nichts mehr... Ja, ich denke, wenn du dir den europäischen Markt
0:48:09–0:48:13
anguckst, Es gibt ja dann in verschiedenen europäischen Ländern unterschiedliche Strategien.
0:48:14–0:48:19
Also aus den Franzosen kriegst du das Atom nicht raus. Die müssen alles mit Atom machen.
0:48:19–0:48:25
Ja, es ist halt so. Aber es gibt auch da Strategien, wie man eine Erneuerbahn benutzen kann.
0:48:26–0:48:27
Wir sind jetzt wieder hier an
0:48:27–0:48:31
so einer... Die Gebäude sind alle so in den letzten 20 Jahren entstanden.
0:48:31–0:48:36
Das ist auch relativ neu und ist auch eine schöne Bauweise, muss ich sagen.
0:48:37–0:48:39
Und man sieht dann kein Haus ohne Solar.
Rolf Behringer
0:48:41–0:48:43
Ja, und der Witz ist ja eben oben, du siehst ja auf dem Dach,
0:48:43–0:48:48
ist eine große Solarlage drauf und jetzt haben die alle noch nachgerüstet mit
0:48:48–0:48:49
Steckersolar am Balkon.
Florian Clauß
0:48:49–0:48:54
Wie siehst du das mit Thermie, Solarthermie, dass man auch da den Platz,
0:48:54–0:48:57
weil das konkurriert ja dann quasi mit der PV-Einhalte.
Rolf Behringer
0:48:57–0:49:01
Ja, ja, ja. Da ist es total wichtig. Also da gibt es dann halt auch so Aussagen
0:49:01–0:49:03
wie, Thermie ist tot, brauchen wir nicht mehr.
Florian Clauß
0:49:03–0:49:04
Ja.
Rolf Behringer
0:49:04–0:49:08
Und da wäre ich vorsichtig. Also ich tatsächlich bei Häusern,
0:49:10–0:49:13
die auch noch einigermaßen gut gedämmt sind, ich weiß nicht,
0:49:13–0:49:18
ob es eine Rolle spielt, aber da denke ich schon, dass es gut ist,
0:49:18–0:49:22
die gesamte Fläche für Photovoltaik zu nutzen und dann mit einer Wärmepumpe zu arbeiten.
0:49:23–0:49:26
Jetzt sagt jemand, ah nee, aber die Solaranthermie ist viel effizienter.
0:49:26–0:49:28
Und das stimmt natürlich, der Wirkungsgrad von dem Kollektor,
0:49:29–0:49:34
der liegt bei locker 80 Prozent Umwandlung von Sonnenlicht in Wärme.
0:49:35–0:49:37
Und bei einer Wärmepumpe hast du halt Photovoltaik.
0:49:38–0:49:43
Da hast du einen Gesamtwirkungsgrad von 15 oder so Prozent.
Florian Clauß
0:49:44–0:49:45
Über das Jahr dann?
Rolf Behringer
0:49:45–0:49:51
Ja genau, über einen gewissen Zeitraum. Ich sage jetzt halt eben Systemwirkungsgrad,
0:49:51–0:49:53
das ist auch immer wichtig zu unterscheiden.
0:49:53–0:49:56
Natürlich kann man sagen, ein Solarmodul bei mir steht drauf 23 Prozent.
0:49:58–0:50:02
Aber du hast ja dann sowieso nicht immer die 23 Prozent.
0:50:02–0:50:06
Und dann hast du einen Wechselrichter, der einen Verlust hat.
0:50:06–0:50:08
Dann hast du vielleicht noch eine Batterie dazwischen, die Verluste macht und
0:50:08–0:50:11
so weiter. Ja, da summieren sich dann die Verluste.
Florian Clauß
0:50:11–0:50:11
Ja.
Rolf Behringer
0:50:12–0:50:14
Ist schon auch wichtig, da realistisch zu sein.
Florian Clauß
0:50:15–0:50:15
Verstehe.
Rolf Behringer
0:50:15–0:50:16
Genau, aber,
0:50:18–0:50:23
Bei Solarthermie, das wissen die, die eine Anlage haben, die haben manchmal
0:50:23–0:50:24
Sorge, wenn sie in den Urlaub fahren.
0:50:25–0:50:34
Das ist die Zeit, wo die Sonne am längsten da ist, also sehr lange Tage und
0:50:34–0:50:36
auch viel Solar ertragt.
0:50:36–0:50:40
Du brauchst aber gar keine Wärme, weil du bist ja gar nicht da.
0:50:40–0:50:42
Selbst wenn du da bist, willst du nur duschen und Hände waschen,
0:50:43–0:50:44
brauchst du auch keine Heizung.
Florian Clauß
0:50:44–0:50:44
Ja, voll.
Rolf Behringer
0:50:45–0:50:50
Ja, das heißt, du hast zwar einen super Wirkungsgrad, brauchst du aber die ganze Wärme gar nicht.
0:50:50–0:50:55
Und bei einer Wärmepumpe kannst du halt einfach ganz gezielt deinen Speicher
0:50:55–0:51:00
aufheizen mit so viel Wärmeenergie, wie du benötigst und dann ist gut.
Florian Clauß
0:51:00–0:51:04
Ja, du hast halt eine Abstraktionsschicht dazwischen. Bei einer Thermie ist
0:51:04–0:51:08
es halt eins zu eins, wird durchgereicht, dann wird nichts reguliert, wo technisch.
0:51:09–0:51:11
Ja, wenn du dann halt eine Schicht hast, die dann halt Software und so weiter
0:51:11–0:51:16
und Management steuern kann, dann hast du sowas, was du dann halt viel gezielter einsetzen kannst.
0:51:16–0:51:21
Das war auch das erste Mal, wo ich dann tatsächlich so Solar-Termin,
0:51:21–0:51:25
wo ich dann so ein Aha-Erlebnis hatte, dass so Solar funktioniert,
0:51:26–0:51:31
war in den 80ern, Ende 80ern, als ich mit Stuhlfahrt in Jerusalem war.
0:51:32–0:51:38
Und die Altstadt von Jerusalem, dann überall, also das arabische Viertel,
0:51:38–0:51:42
überall mit diesem Termin und dann teilweise selbst gebaut.
0:51:42–0:51:45
Und dann dachte ich so, wow, was ist das? Was haben die denn hier?
Rolf Behringer
0:51:45–0:51:48
Ganz kurze Klammer, hier ist gerade so ein Ziehharmonika-Bus,
0:51:48–0:51:52
ein recht großer, der ist elektrisch betrieben.
Florian Clauß
0:51:52–0:51:54
Ah ja, und wie machen die das?
Rolf Behringer
0:51:55–0:51:58
Da oben, wenn ihr jetzt wegfällt, wirst du es sehen, oben haben die so einen
0:51:58–0:52:03
Verbindungsarm und da fahren die dann halt immer wieder mal zum Laden.
Florian Clauß
0:52:04–0:52:08
Also wenn dann eine Straßenbahntrasse kommt, können die das nicht? Das machen die nicht.
Rolf Behringer
0:52:09–0:52:11
Soviel ich weiß. Die haben eigene Ladestationen.
Florian Clauß
0:52:11–0:52:12
Eigene Ladestationen, ja super.
0:52:13–0:52:19
Also hier ist es auch immer so die Frage von Wasserstoffanträgen.
Rolf Behringer
0:52:19–0:52:19
Genau.
Florian Clauß
0:52:19–0:52:23
Das ist ja auch immer so ein Modul, was wahrscheinlich durchaus sinnvoll ist,
0:52:23–0:52:28
wenn du halt extreme Lasten hast, kannst du das halt irgendwie auch in die Elektrolyse
0:52:28–0:52:30
stecken und hast dann Wasserstoff.
0:52:30–0:52:35
Aber es ist immer noch so, hat noch so ein Halbschatten-Dasein, sage ich mal.
Rolf Behringer
0:52:35–0:52:40
Ja, genau. Also ich hatte früher argumentiert, wenn es um Wasserstoff ging,
0:52:40–0:52:44
habe ich gesagt, also bei Pkw ist es kein Thema.
0:52:45–0:52:49
Ja, da ist einfach das Elektrische und der Akku ist ganz klar im Vorteil.
0:52:51–0:52:54
Bewahrheitet sich jetzt auch. Ja, sehen wir ja auch zu Hunderttausenden.
0:52:55–0:52:58
Und dann habe ich gedacht, ja, aber wo wir denn Wasserstoff sehen werden,
0:52:58–0:53:00
ist wahrscheinlich bei Lkw und Bussen.
Florian Clauß
0:53:00–0:53:01
Genau, das kenne ich auch noch.
Rolf Behringer
0:53:01–0:53:06
Genau. Und was jetzt aber kommt, ist, du siehst jetzt immer mehr Busse und auch LKWs.
0:53:06–0:53:11
Also es gibt so einen YouTuber, das ist ein Elektro-LKW-Fahrer.
0:53:11–0:53:15
Das ist völlig abgefahren, da gucke ich manchmal rein, weil mich das interessiert.
0:53:15–0:53:18
Der spricht über seinen Alltag mit dem Elektro-LKW.
0:53:18–0:53:21
Und dann siehst du halt auch, boah, das ist ja echt unfassbar.
0:53:22–0:53:25
Da passieren jetzt Dinge, die ich einfach überhaupt nicht erwartet hätte.
0:53:26–0:53:30
Dass jetzt auch die großen Fahrzeuge da so unterwegs sind.
0:53:30–0:53:34
Und naja, das weiß ich jetzt nicht genau, wie das weitergeht.
0:53:34–0:53:37
Natürlich gibt es da vielleicht auch noch einen Wettbewerb oder eine Konkurrenz
0:53:37–0:53:40
und es gibt ja auch Sachen, die können parallel existieren.
0:53:40–0:53:42
Das finde ich immer sehr, sehr wichtig.
0:53:43–0:53:49
Also da ist ja auf eine Art das Wort Technologieoffenheit tatsächlich auch wahr. Ja, das stimmt.
0:53:50–0:53:53
Ich meine, das kann man missbrauchen, das Wort, natürlich.
0:53:53–0:53:58
Und das finde ich, das machen manche. Wenn es darum geht,
0:53:58–0:54:04
zum Beispiel eine Wasserstoffinitiative wirklich durchzudrücken politisch und
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richtig viel Geld zu investieren in eine Technologie, die aber schon seit 40 Jahren oder 50 Jahren,
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schon richtig viel Geld verschlungen hat und ich weiß es noch vor 30 Jahren,
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hieß es ja in 10 Jahren ungefähr, da hat jeder so einen Würfel im Keller stehen
0:54:22–0:54:23
und das ist dann Wasserstoff.
0:54:23–0:54:26
Das ist wirklich schon super lange her und wir sind noch weit davon entfernt.
0:54:27–0:54:33
Und es ist halt auch klar, Physik, Wirkungsgrad, Leistung, du hast halt einfach
0:54:33–0:54:36
auch einen ordentlichen Verlust bei der Umwandlung.
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Und das heißt, Wasserstoff können wir uns erst dann leisten,
0:54:39–0:54:42
wenn wir viel zu viel Erneuerbare im Netz haben.
0:54:42–0:54:47
Dann macht es wiederum Sinn, dass wir sagen, wenn wir das sowieso im Überfluss
0:54:47–0:54:51
haben, dann können wir natürlich auch Wasserstoff machen, weil Wasserstoff hat
0:54:51–0:54:53
wiederum diverse Vorteile.
0:54:53–0:54:56
Nur wirtschaftlich kann man das momentan einfach noch nicht denken.
Florian Clauß
0:54:56–0:55:00
Aber wenn die Entwicklung mit den erneuerbaren Energien so weitergeht,
0:55:00–0:55:02
dann ist es ja durchaus eine Möglichkeit.
0:55:02–0:55:06
Dann hast du ja dieses Feld, wo du wieder abschöpfen kannst.
Rolf Behringer
0:55:06–0:55:06
Ja, ganz genau.
Florian Clauß
0:55:07–0:55:13
Dann wieder in Kryptowährungen investieren. Nein, nein, das darf man nicht machen.
0:55:13–0:55:15
Das ist auch nicht nachhaltig.
0:55:15–0:55:17
Kein Tipp zum Nachmachen.
Rolf Behringer
0:55:17–0:55:21
Für mich ist es schon ein bisschen schwierig. Meine Kryptowährung hat ja auch
0:55:21–0:55:25
so ein bisschen was underground-mäßiges. Und was, wie soll ich sagen?
Florian Clauß
0:55:26–0:55:26
Libertäres.
Rolf Behringer
0:55:26–0:55:30
Ja, aus innovativ oder was auch immer.
0:55:30–0:55:35
Aber ich weiß einfach, wie viel Energie da verballert wird. Das tut mir so weh.
Florian Clauß
0:55:35–0:55:40
Das geht halt gar nicht. Und ich meine auch da, wo Kryptowährung eingesetzt
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werden kann, es ist halt 90 bis 95 Prozent ist halt Ransomware,
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irgendwelche Waffenhandel oder es ist alles illegal.
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Also ich meine, es hat irgendwie genauso wie Blockchain, alle haben davon geredet
0:55:55–0:55:58
und alle wollten es irgendwie nutzbar machen, aber es hat nichts gebracht.
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Und jetzt, ein Gegenbeispiel ist eben PV, wo sich das halt wirklich so in die
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Bevölkerung, in die Fläche eingetreten hat.
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Und das ist ein bisschen wie so ein Drumcomputer, wo du erzählt hast,
0:56:11–0:56:15
dass jetzt auf einmal so Formen entstehen, die man vorher überhaupt nicht für möglich gehalten hat.
0:56:16–0:56:19
Ein Drumcomputer, der erst mal nur den Drummer ersetzen wollte und auf einmal
0:56:19–0:56:22
sind dann ganz viele neue Musikströmungen daraus entstanden.
0:56:22–0:56:28
Ja, es ist halt so, jetzt auf einmal können wir mit PV, können wir mit Omnibus fahren.
Rolf Behringer
0:56:28–0:56:29
Ja, ein schönes Bild, ja.
Florian Clauß
0:56:29–0:56:33
Und wenn die Technologie erstmal da ist und im Markt verbreitet,
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dann passieren halt Sachen. Und das ist diese Technologieoffenheit.
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Wasserstoff ist natürlich immer irgendwie noch, das kannst du nicht alleine
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in deinem Haushalt machen.
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Einfach die Gefahrenauflagen sind zu hoch mit Wasserstoff, dass jeder seinen
0:56:46–0:56:48
kleinen Wasserstoff-Kubus hat.
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Das will man nicht unbedingt haben. Du hast ja überall Module bei dir rumstehen,
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eben auch in den Seminarraum standen wieder ganz viele Module.
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Das ist ja irgendwie da verfügbar und man kann es ja dann auch nach einem Lebenszyklus
0:57:04–0:57:11
auf dem Dach noch weiterverwerten für pädagogische oder für Bastelprojekte.
Rolf Behringer
0:57:11–0:57:12
Ja, genau.
0:57:13–0:57:16
Ja, und der Recyclinganteil wird ja auch immer höher und optimierter.
0:57:16–0:57:20
Ja, also da gibt es ja auch immer die Diskussion, früher hieß es ja,
0:57:20–0:57:25
die Solarmodule sind Sondermüll und so weiter, aber das ist überhaupt gar nicht
0:57:25–0:57:26
der Fall, also bei den Standardmodulen.
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Dann lässt sich das jetzt auch immer besser recyceln. Problem war,
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neulich war ich bei so einem Vortrag dabei, da hat so eine Recycling-PV,
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eine Modulrecyclingfirma berichtet, dass es für die jetzt erst interessant wird,
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weil jetzt kommen genügend Module.
0:57:42–0:57:45
Also die müssen halt auch eine bestimmte Menge haben, um zu recyceln.
Florian Clauß
0:57:45–0:57:47
Also eine kritische Masse, dass du dann irgendwie anfängst.
Rolf Behringer
0:57:47–0:57:52
Und deshalb können die jetzt halt auch wirtschaftlich sinnvoll Solarmodule recyceln.
Florian Clauß
0:57:53–0:57:53
Ja, super.
Rolf Behringer
0:57:53–0:57:56
Und ähnlich verhält es sich mit den Batterien, die Akkus.
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Da ist auch ein relativ hoher Recyclinggrad möglich, aber auch da brauchst du
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halt auch eine gewisse Menge.
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Und das kommt jetzt natürlich alles. und dann Stichwort Stoffkreislauf,
0:58:09–0:58:14
wenn einfach dann wieder aus den vielen Batterien, die irgendwann mal dann in
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den Recyclingprozess gehen,
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sagen wir mal, ich sag 80 bis 90 Prozent recycelt werden kann und in den Stoffkreislauf zurückkommt,
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naja, dann sind wir irgendwie ganz anders unterwegs.
0:58:27–0:58:32
Und das lässt sich dann einfach überhaupt nicht mehr vergleichen mit der fossilen Energiewirtschaft.
Florian Clauß
0:58:32–0:58:33
Absolut.
Rolf Behringer
0:58:33–0:58:36
Ja, wenn du da überlegst, was wir da für Schäden angerichtet haben und noch
0:58:36–0:58:40
weiter anrichten werden, da ist einfach der Unterschied ist so gravierend.
0:58:41–0:58:45
Dass das, glaube ich, jeder und jede erkennen kann.
0:58:46–0:58:48
Und da brauchst du nicht grün oder öko sein oder sonst irgendwas,
0:58:49–0:58:52
sondern einfach nur deinen Verstand einsetzen.
Florian Clauß
0:58:52–0:58:55
Ja, ich glaube auch, da ist es wieder so, der Markt regelt das,
0:58:55–0:58:57
was lange irgendwie so ein FTP-Spruch war.
0:58:57–0:59:00
Aber in dem Bereich finde ich das ja absolut nachvollziehbar,
0:59:00–0:59:05
wo sich auch so kleine Startups mit Ideen durchsetzen können, weil es halt,
0:59:05–0:59:09
ich sage mal jetzt Low-Tech in Anführungsstrichen, Aber du kannst halt mit den
0:59:09–0:59:13
Komponenten, kannst halt das, was dann hinten rausfällt, kannst du da sicher
0:59:13–0:59:15
noch irgendwelche Ideen dann entwickeln,
0:59:15–0:59:20
die du irgendwie später dann halt verwerten kannst und wo dann halt Sachen entstehen,
0:59:20–0:59:22
die du vorher überhaupt nicht gedacht hast, die entstehen können.
Rolf Behringer
0:59:22–0:59:28
Das ist ja auch der Punkt, der ja zum Teil vergessen wird, dass ja auch viele
0:59:28–0:59:30
Sachen noch gar nicht existieren.
0:59:30–0:59:33
Also wir können natürlich nicht in die Glaskugel schauen und sagen,
0:59:34–0:59:37
naja, die Lösung, die wird sicher noch kommen oder so.
0:59:37–0:59:41
Aber es werden Sachen entstehen und weiterentwickelt werden,
0:59:41–0:59:42
von denen wir heute noch nichts wissen.
0:59:43–0:59:47
Die aber einfach zur besseren Lösung beitragen werden. Das ist ganz klar,
0:59:47–0:59:49
das hat sich ja auch ein Stück weit gezeigt.
Florian Clauß
0:59:50–0:59:54
Ja, das ist für mich, also ich muss noch mal als Beispiel, haben wir ja schon ein paar Mal erwähnt,
0:59:55–0:59:58
dann jetzt für Lastspitzen die Elektroautos zu nehmen.
0:59:59–1:00:01
Als ich das erste Mal davon gehört habe, ich weiß nicht, das war vor drei,
1:00:02–1:00:05
vier, fünf Jahren, war das für mich ein totales Aha-Erlebnis.
1:00:06–1:00:11
Also wir bauen Erneuerbare auf, die sind natürlich saisonal und so weiter gekoppelt
1:00:11–1:00:14
und es gibt bestimmte Zeiten, wo wir das dann halt speichern und wir haben eine
1:00:14–1:00:16
Möglichkeit durch die Elektroautos.
1:00:17–1:00:20
Klar, vorher weiß ich nicht, ob man das sich ausgedacht hat,
1:00:20–1:00:25
aber das fand ich halt so, das hat sich gefügt. Das absolut Sinn macht.
Rolf Behringer
1:00:25–1:00:30
Und der Gedanke war sicher nicht da, als jemand angefangen hat sich ein Elektroauto auszudenken.
1:00:30–1:00:35
Das war einfach technisch überhaupt nicht denkbar und die Akkus waren klein und so.
1:00:35–1:00:40
Es gab ja auch schon mal so eine erste Phase, also eine zweite Phase muss man sagen.
1:00:40–1:00:44
Die allerersten Autos waren ja Elektroautos und dann sind die ganz schnell verdrängt
1:00:44–1:00:48
worden aufgrund von der Energiedichte der fossilen Energien.
1:00:48–1:00:49
Ganz klar, nachvollziehbar.
1:00:50–1:00:52
Und dann gab es so in den,
1:00:53–1:00:58
Was waren das? 90er, 80er, 90er Jahre? Da gab es zum Beispiel ein Elektroauto
1:00:58–1:01:00
Hotzenblitz, das war total interessant.
1:01:00–1:01:07
Hat auch funktioniert, aber die Akkutechnik war bei weitem nicht so weit. Oder der City L.
1:01:07–1:01:11
Das sind so ein paar Elektroautos, die viele würden sagen, das sind ja keine
1:01:11–1:01:13
Autos, sind viel zu klein und so.
1:01:13–1:01:17
Und die sind aber eigentlich wieder verschwunden, bis auf ein paar Liebhaber-Geschichten.
1:01:17–1:01:20
Also der erste Versuch mit den Elektroautos hat gar nicht funktioniert.
1:01:21–1:01:27
Und jetzt, 30 Jahre später oder was ungefähr, kommen plötzlich dann Autos,
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wo du denkst, das ist ja total übertrieben. Also so groß müssen sie jetzt auch nicht sein.
1:01:31–1:01:36
Und das funktioniert dann aber jetzt plötzlich mit der neuen Akkutechnik.
1:01:36–1:01:41
Und plötzlich versteht man halt auch, dass die Effizienz von einem Elektromotor,
1:01:41–1:01:46
einem Diesel- oder einem Verbrennermotor allgemein, total überlegen ist.
Florian Clauß
1:01:46–1:01:51
Ja, und dann kommt halt diese Masse auch wieder an Autos auf den Markt,
1:01:51–1:01:55
wo du dann halt genau solche Sachen, dass du so viel Speicherkapazität dann
1:01:55–1:01:56
halt entstehen kannst erstmal.
Rolf Behringer
1:01:56–1:01:57
Ja, genau.
Florian Clauß
1:01:57–1:02:01
Also es ist dann wieder so eine andere Masse und wenn eine Masse da ist auf
1:02:01–1:02:05
dem Markt, dann gibt es halt wieder so innovative Ideen, die das weiterverwerten können.
Rolf Behringer
1:02:05–1:02:12
Also auch die Tatsache, dass zum Beispiel, wenn eine Autobatterie bei 70 Prozent
1:02:12–1:02:16
der ursprünglichen Speicherkapazität ankommt, dann möchte man die eventuell
1:02:16–1:02:19
austauschen. Gerade wenn die Akkus klein sind.
1:02:20–1:02:25
Dann ist der Akku aber immer noch nicht kaputt, sondern er kann als stationärer
1:02:25–1:02:27
Speicher irgendwo anders weitermachen.
1:02:27–1:02:30
Ja, das ist ja auch die Second Life Idee.
1:02:31–1:02:35
Und auch das kam ja auch später dazu, als man verstanden hat,
1:02:37–1:02:41
das ist ja immer noch, wenn überleg dir, du hast eine 50 oder 60 Kilowattstunden
1:02:41–1:02:44
Akku und der kann nur noch 70 Prozent speichern.
1:02:44–1:02:48
Ja, das ist immer noch viel mehr als mein Speicher, der ich jetzt im Keller
1:02:48–1:02:55
habe. Also von daher wäre ich sofort dankbar, meinen Speicher zu erweitern mit
1:02:55–1:02:57
einer älteren Autobatterie.
Florian Clauß
1:02:58–1:03:02
Wir laufen jetzt über den Zubringer oder was ist das hier?
Rolf Behringer
1:03:03–1:03:07
Ja genau, das ist so, der kommt aus dem Süden und da fahre ich morgens immer
1:03:07–1:03:10
zur Arbeit in die Richtung.
1:03:11–1:03:13
Und dann stauen sich hier immer die Autos.
Florian Clauß
1:03:14–1:03:16
Und du bist nicht einer davon. Genau.
Rolf Behringer
1:03:17–1:03:20
Ich freue mich dann über die Erfindung des Fahrrads.
Florian Clauß
1:03:20–1:03:28
Also das eine ist halt, wir sehen so langsam, dass sich diese Zukunft,
1:03:30–1:03:34
eben emissionsfrei in der Energiewirtschaft zu sein, dass sich das nach und
1:03:34–1:03:36
nach dann auch so jetzt bewahrheitet.
1:03:36–1:03:42
Auf der anderen Seite wissen wir, dass wir den Verbrauch oder ich sag mal,
1:03:42–1:03:46
unsere Gewohnheiten auch ändern müssen, um die Welt zu retten.
1:03:47–1:03:52
Was denkst du, Rolf, jetzt, wenn wir das, jetzt fühlt sich das ja alles so an,
1:03:52–1:03:57
weißt du, das Elektroauto, in welchen Dimensionen auch immer, das löst ja.
1:03:58–1:04:02
Wir müssen ja nicht mehr so viel aus der Komfortzone raus, ja,
1:04:02–1:04:07
es gibt das halt alles, auch die Elektroautos wurden ja viel zu groß gebaut jetzt,
1:04:08–1:04:14
ne, und irgendwie muss die wahrscheinlich was hermachen, so wie halt das vegane
1:04:14–1:04:18
Essen ganz viel Burger und Gyro simuliert hat, um zu sagen, hey,
1:04:18–1:04:21
ich bin das Richtige, ich bin richtig würzig, ne,
1:04:22–1:04:26
so eine Elektroauto, Ich bin der richtige SUV, um sich dann halt irgendwie so
1:04:26–1:04:30
von deinen alten fossilen Vorgängern dann halt absetzen zu können.
1:04:31–1:04:33
Aber um halt auch Akzeptanz zu
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kriegen. Die Frage ist, müssen wir unser Verhalten überhaupt noch ändern?
1:04:36–1:04:40
Oder regelt das der Lache? Ich meine, das ist immer so eine Frage von,
1:04:40–1:04:42
wie viel kann ich im Jahr fliegen?
1:04:43–1:04:47
Ich habe es jetzt auch wieder so am eigenen Leib erfahren.
1:04:48–1:04:52
Wir sind nach Portugal und der Deal ist immer eine Strecke fliegen.
1:04:52–1:04:55
Und die andere Strecke mit Zug zurück.
1:04:55–1:05:01
Auf dem Rückweg planen wir fünf bis sechs Tage ein, verbinden das auch mit Städte,
1:05:01–1:05:02
Besichtigung und so weiter.
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Macht alles Spaß, aber ist es halt vielfach teurer als Fliegen.
1:05:08–1:05:11
Und die Frage ist, wenn ich jetzt aktiv aufs Fliegen verzichte.
1:05:12–1:05:17
Tue ich mit meinem Verhalten, mit meinem Konsumverhalten, tue ich da irgendwas
1:05:17–1:05:22
wirtschaftlich zur besseren Welt beitragen?
1:05:22–1:05:27
Oder muss man da nicht doch auf den Markt und die Politik vertrauen,
1:05:27–1:05:31
wie sich das jetzt in dem Feld der PV schon so ein bisschen abgezeichnet hat?
Rolf Behringer
1:05:32–1:05:33
Naja, wie...
Florian Clauß
1:05:33–1:05:37
Also Politik stelle ich mir aber jetzt, wie wir es gerade so ein bisschen rausgearbeitet haben.
Rolf Behringer
1:05:38–1:05:45
Aber da wieder wie sonst auch. Also es gibt halt für mich nicht die eine oder
1:05:45–1:05:47
die andere Geschichte, sondern beides ist wichtig.
1:05:48–1:05:54
Und wir haben ja gesehen, die ganze Entstehung mit dem Steckersolarsystem,
1:05:54–1:06:00
die Bewegung, die ist entstanden von unten.
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Das war wirklich so eine Grassroots-Bewegung.
1:06:04–1:06:06
Und dann ist die Politik nachgezogen.
1:06:07–1:06:12
Und wir hatten diverse, du hast auch diverse Beispiele gebracht,
1:06:12–1:06:14
wo die Masse es dann ausmacht.
1:06:14–1:06:18
Und du sagst, ja, wenn es so und so viele im Markt sind und da ist es halt genauso.
1:06:18–1:06:22
Nur ist es halt nicht der Markt, sondern vielleicht der Antimarkt,
1:06:22–1:06:24
wenn du keine Flugtickets kaufst.
1:06:24–1:06:28
Ja, du sagst, du entscheidest dich dafür, es nicht zu tun.
1:06:28–1:06:31
Aber wenn das halt Millionen machen, dann hat das halt auch eine Wirkung.
1:06:31–1:06:35
Also von daher finde ich schon, dass wir uns dessen bewusst sein sollten,
1:06:35–1:06:37
dass es doch sinnvoll ist.
1:06:37–1:06:40
Weniger zu fliegen. Wollte dich gerade fragen, ob denn das Ergebnis dann ist,
1:06:40–1:06:43
dass du dann halt zweimal nach Portugal gehst statt einmal.
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Das ist ja dann der bekannte Rebound-Effekt. Dann hat es halt auch nicht viel geholfen.
1:06:49–1:06:54
Aber klar, ich denke, die ursprüngliche Frage war ja, können wir einfach in
1:06:54–1:06:55
unserer Komfortzone bleiben?
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Naja, und das ist die Frage, was ist Komfort? Also ich glaube nicht,
1:07:00–1:07:05
dass es so weitergeht. Wir können nicht so weitermachen, weil der Ressourcenverbrauch
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und der Materialumsatz ist einfach zu hoch auf unserem Planeten.
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Und deshalb müssen wir gucken, wie wir das machen.
1:07:14–1:07:18
Und das hat dann letzten Endes, und das ist wieder, sagen wir mal,
1:07:18–1:07:22
ein wichtiges, aber unangenehmes Thema, und da kriegen manche ja auch gleich
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einen roten Kopf, ist halt die Frage der sozialen Gerechtigkeit.
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Also wie ist es denn verteilt?
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Wie sind denn die Mittel, die Möglichkeiten und die Chancen auf unserem Planeten
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verteilt oder auch in unserer Gesellschaft?
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Das ist, glaube ich, ein ganz, ganz wichtiges Thema, das bei uns ansteht.
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Weil die Schere zwischen Reich und Arm, das höre ich auch schon seit 30 Jahren, wird immer größer.
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Und es ist so, ich weiß nicht, ob der Markt oder irgendeine Dynamik,
1:07:51–1:07:53
glaube ich, wird das auch regulieren.
Florian Clauß
1:07:54–1:07:58
Ja, aber gleichzeitig sehen wir da so eine Verdichtung, dass natürlich,
1:07:58–1:08:03
wenn du dir jetzt die großen Social-Media-Konzerne anguckst,
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wo sich das total aggregiert und gerade in die Hände von Tech-Milliardären fällt,
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und die dann eine Macht bekommen,
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die dann halt auch wieder ein Verhalten beeinflussen kann, dass es ja genau
1:08:19–1:08:20
der gegenteilige Effekt ist.
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Und das heißt, da ist nicht irgendwie einer von vielen, sondern einer regiert viele.
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Und das ist wirklich so in Person. Wenn Elon Musk dann seiner KI bestimmte Sachen
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beibringt, die er gerne haben möchte, weil das seinem Weltbild entspricht und
1:08:37–1:08:39
davon Milliarden dann halt betroffen sind,
1:08:40–1:08:45
dann hast du eine Eins-zu-Milliarden-Beziehung, die völlig krank ist.
Rolf Behringer
1:08:45–1:08:47
Ja, absolut.
Florian Clauß
1:08:47–1:08:52
Wie will man da ran? Ja, also da ist die Frage der Machtverteilung,
1:08:52–1:08:58
um das irgendwie auflösen zu können, da fühlt man sich ja machtlos.
Rolf Behringer
1:08:58–1:09:04
Ja, ja, genau. Ja, das ist dann natürlich nochmal ein komplett neues Fass, was du aufmachst.
1:09:04–1:09:06
Und zwar ein Riesenfass mit den
1:09:06–1:09:12
Tech-Milliardären und mit der Beeinflussungsmöglichkeit, die sie haben.
1:09:12–1:09:15
Das ist ja Wahnsinn, wie du gerade beschrieben hast.
Florian Clauß
1:09:15–1:09:21
Ja, und wenn jetzt auch noch TikTok von dem einen Milliardär da in Amerika gekauft
1:09:21–1:09:29
wird, dann hast du ja quasi dann eine ganze Konzentration der sozialen Medien aufgestellt.
1:09:30–1:09:33
Auf ein paar Personen. Das finde ich halt so absurd.
1:09:34–1:09:38
Und das ist halt auch wirklich eine weltweite Verbreitung von diesen Medien.
1:09:38–1:09:44
Also wie viele TikTok benutzen, wie viele Instagram, wie viele Twitter nehmen und so bei X.
1:09:44–1:09:48
Und die Meinungsmacht ist halt enorm. Und wie sich das auswirkt,
1:09:49–1:09:54
wie die Algorithmen wirken und wie jetzt auch nachkommende Generationen da rangezogen
1:09:54–1:09:55
werden, das zu benutzen.
1:09:56–1:09:58
Da werde ich so wieder so ein bisschen dystopisch.
Rolf Behringer
1:09:58–1:09:58
Ja.
Florian Clauß
1:09:58–1:09:59
In dem Beispiel.
Rolf Behringer
1:09:59–1:10:00
Ja, da bin ich ganz bei dir.
Florian Clauß
1:10:01–1:10:05
Weiß ich auch nicht, wie kriegen wir das gefixt? Und da rennt quasi die Welt
1:10:05–1:10:07
so ein bisschen in den Abgrund rein.
1:10:07–1:10:12
Auf der anderen Seite haben wir ja auch Beispiele genannt, wo wir ein bisschen
1:10:12–1:10:13
Licht am Horizont sehen.
1:10:13–1:10:19
Ja, und hoffen, dass sich das jetzt auch... Das hatte ich halt wirklich so lange
1:10:19–1:10:21
Zeit dann als Bild im Kopf,
1:10:22–1:10:29
dass wir in diesem Klimawandel dann...
1:10:29–1:10:33
Und dass wir es halt eben nochmal so richtig zum Guten wenden können.
1:10:33–1:10:38
Aber jetzt finde ich schon, dass man sich mit bestimmten Sachen einschränkt.
1:10:38–1:10:42
Und natürlich muss man doch erwarten, da wird es nicht drumherum kommen.
1:10:42–1:10:47
Und wenn auch solche, was du jetzt gesagt hast, lokale Gemeinschaften und diese
1:10:47–1:10:50
Verbundenheit, das wird eine wichtige Rolle spielen.
1:10:50–1:10:56
Dass man dann halt Kühlräume hat, wo man dann halt in Hochzeiten zusammenkommen kann.
Rolf Behringer
1:10:56–1:10:56
Ja, genau.
Florian Clauß
1:10:56–1:11:01
Und dann halt Gemeinschaften, die dann halt gekühlt wird. Und dann stärkt das
1:11:01–1:11:08
ja auch die Gemeinschaft, die lokale Community und dann, dass man tatsächlich irgendwie,
1:11:09–1:11:16
in 10 bis 15 Jahren 100% erneuerbarer hat und vielleicht in 20 Jahren CO2-frei ist.
1:11:17–1:11:23
Irgendwie, dass sie für Europa doch noch vielleicht noch zu Lebzeiten mitbekommen
1:11:23–1:11:25
kann. Das wäre mein Wunsch.
Rolf Behringer
1:11:25–1:11:32
Ja, meiner auch. Ja, klar. Also es gibt echt viele Gefahrenzeichen.
1:11:33–1:11:36
Bei mir war dann irgendwann auch klar, naja, das ist auch schön.
1:11:36–1:11:40
Also vorhin hatte ich gesagt, wir müssen auch Wärme und Mobilität mit berücksichtigen
1:11:40–1:11:41
und da sieht es nicht so gut aus.
1:11:42–1:11:46
Und wenn man nochmal ein bisschen eine Etage höher fährt, dann gucken wir die
1:11:46–1:11:48
erneuerbaren Energien an, den Energiesektor.
1:11:48–1:11:53
Aber plötzlich merken wir, okay, wir haben Artenvielfalt als Thema.
1:11:54–1:11:57
Wir haben Wasser, sauberes Trinkwasser als Thema.
1:11:58–1:12:04
Böden, Böden etc. Es gibt einfach noch viele weitere große Baustellen,
1:12:04–1:12:08
die letzten Endes überlebensrelevant sind für uns Menschen.
1:12:09–1:12:16
Und da muss ich mir manchmal echt ganz viel Kraft geben.
1:12:17–1:12:23
Und Fantasie erholen, um nicht dann einfach in Dystopie abzustürzen.
Florian Clauß
1:12:24–1:12:29
Ja, vor allen Dingen für eine von diesen Baustellen brauchst du auf jeden Fall
1:12:29–1:12:34
eine funktionierende Governance von deinem System, um das überhaupt wuppen zu können.
1:12:34–1:12:40
Um halt irgendwie auch so da die ganze Infrastruktur zu haben, um das zu lösen.
1:12:40–1:12:46
Und wenn aber eins davon wegbricht, man ist dann halt schnell in so einer Infrastruktur-Apokalypse
1:12:46–1:12:49
drin, dann kriegst du überhaupt nicht mehr dieses Energielevel hin,
1:12:49–1:12:52
um dann halt auch das angehen zu können.
1:12:52–1:12:56
Und das ist halt so das, was mich da beunruhigt. Ja, ich glaube,
1:12:56–1:12:59
das ist so ein bisschen das Resümee,
1:12:59–1:13:05
dass man im Solarpunk, dass man da seine lokalen, haben wir ja gerade schon gesagt,
1:13:06–1:13:12
dass man seine Community festigt und guckt, wie man halt wirklich so im Lokalen
1:13:12–1:13:15
wirtschaften kann und sich da auch entsprechend aufsteigen kann.
1:13:17–1:13:20
Und hier ist auch ein Beispiel für Petro Maskulinität.
1:13:22–1:13:27
Im Hintergrund hat man vielleicht noch gehört. Das, was ich auch nicht verstehe,
1:13:28–1:13:30
Motorradfahren, das extra laut ist.
1:13:31–1:13:35
Ach ja, Rolf, wie kommen wir jetzt hier wieder raus in die solare Zukunft,
1:13:35–1:13:39
in die schöne shiny Welt?
Rolf Behringer
1:13:39–1:13:46
Ja, ich denke, für mich war es dann schon auch wichtig, dass ich dann einfach
1:13:46–1:13:51
die Alltagspraxis haben kann, die mir nach wie vor halt Freude macht.
1:13:52–1:13:58
Also selbst der einfache primitive Solarkocher, der dann bei Sonnenlicht halt
1:13:58–1:14:02
auch zum Einsatz kommt, also natürlich nicht immer und so weiter.
1:14:03–1:14:05
Wir haben ja inzwischen auch mit der Photovoltaikanlage und dem Speicher,
1:14:05–1:14:10
können wir halt sowieso fast immer Solarkochen im Haus. Aber ja,
1:14:12–1:14:17
Einfach Dinge tun, die mir Spaß machen, die ich sinnhaft finde.
1:14:18–1:14:24
Ich habe für mich auch noch stärker die Natur entdeckt.
1:14:25–1:14:28
Ich gehe einfach total gern in den Wald und bin gern unter Bäumen.
1:14:30–1:14:33
Das sind Sachen, wo ich gemerkt habe, das tut mir gut.
1:14:33–1:14:41
Weil es gab und gibt halt einfach auch Momente, wo du dich dann wirklich fragst, wo führt das Ganze hin?
1:14:42–1:14:45
Macht das Ganze Sinn? Also macht meine Arbeit überhaupt Sinn?
1:14:45–1:14:52
Ja, wenn halt irgendwie kurzerhand irgendwie da bombardiert wird.
1:14:52–1:15:01
Ich will nicht wissen, was ein Tag Krieg in Palästina an Klimakollateralschaden mit sich bringt.
1:15:01–1:15:06
Das ist halt schon richtig frustrierend dann, wenn du denkst, was machen die denn da?
Florian Clauß
1:15:06–1:15:15
Millionen, was da in die Luft geballert wird und der ganze Schaden und ja natürlich die Menschenleben.
Rolf Behringer
1:15:15–1:15:21
Genau, deshalb ist es dann halt umso schöner, wenn dann der Podcaster Florian
1:15:21–1:15:25
eine Strecke mit dem Zug macht und deshalb auch einen Freiburg-Stock macht.
Florian Clauß
1:15:26–1:15:31
Sehr schön, schöner Wogen, ja. Ja, klar. Tja.
1:15:32–1:15:36
Demnächst vielleicht auch zweimal auf dem Hin- und Rückweg.
Rolf Behringer
1:15:37–1:15:41
Nee, du wirst nur einmal empfangen. Ich unterstütze keinen Rebound-Effekt.
Florian Clauß
1:15:42–1:15:43
Das war das, ja.
1:15:46–1:15:51
Ja, vielleicht können wir noch mal so ein bisschen, weil wir laufen ja zum Solarhaus.
Rolf Behringer
1:15:51–1:15:52
Genau, ist nicht mehr ganz so weit.
Florian Clauß
1:15:52–1:15:58
Ist nicht mehr ganz so weit. Und wir laufen die ganze Zeit auf diesen Hochgeschwindigkeitsautobahnen
1:15:58–1:16:03
von Fahrradanlang. Ich hatte gerade die Vision, dass uns ein Fahrradfahrer anschreit.
1:16:04–1:16:07
Bei mir auf der Autobahn. Das ist ein Fahrradweg!
1:16:09–1:16:12
Genau, umgekehrt. Fahr doch auf dem Fahrradweg, das ist einer.
1:16:14–1:16:18
Es ist ja gut, dass es die gibt. Aber man muss ein bisschen aufpassen.
Rolf Behringer
1:16:19–1:16:19
Ja, schon.
Florian Clauß
1:16:20–1:16:26
Wir haben Solar, das von den Vereinsnamen Solare Zukunft. Zukunft wäre jetzt
1:16:26–1:16:30
die Frage, was hast du noch vor mit dem Verein?
Rolf Behringer
1:16:30–1:16:31
Ja, genau.
Florian Clauß
1:16:31–1:16:33
Was könnte da sich noch auftun?
Rolf Behringer
1:16:33–1:16:38
Also wir hatten ja den Namen verändert. Der Verein hatte angefangen mit Förderverein
1:16:38–1:16:39
für angewandte Solartechnik.
1:16:39–1:16:42
Das klingt ja ingenieurhaft.
1:16:43–1:16:46
Genau, so war das auch so. Also irgendwelche Männer natürlich,
1:16:46–1:16:48
Arbeitsgruppen und so weiter.
1:16:48–1:16:51
Ja, übrig geblieben ist dann wirklich nur noch der Bereich Pädagogik.
1:16:51–1:16:55
Die anderen Arbeitsgruppen, Kollektortechnik, Photovoltaik, Elektromotorantriebe,
1:16:55–1:16:59
was wir in dem Verein gemacht haben, wurde ja dann letzten Endes im Forschungsbereich
1:16:59–1:17:03
absolut vertieft und professionell weiterentwickelt.
1:17:04–1:17:07
Also deshalb haben sich die Arbeitsgruppen dann irgendwann aufgelöst.
Florian Clauß
1:17:07–1:17:10
Also ihr habt da auch Startups quasi abgespeiten?
Rolf Behringer
1:17:10–1:17:16
Ja, tatsächlich. In der Kollektor-Technik hatten wir eine Firma, die da entstanden ist.
1:17:17–1:17:21
Und dann haben wir 2007 gesagt, entweder lösen wir den Verein auf,
1:17:21–1:17:23
weil die Technik ist jetzt bekannt.
1:17:23–1:17:25
Also wir müssen nicht mehr die angewandte Solartechnik fördern.
Florian Clauß
1:17:25–1:17:26
Okay.
Rolf Behringer
1:17:26–1:17:29
Oder aber wir sagen, es gibt noch andere Ziele.
1:17:30–1:17:33
Und dann war halt klar, okay, die Technik ist jetzt bekannt und viele arbeiten
1:17:33–1:17:37
darin, aber es ist noch lange nicht irgendwie auf dem Markt oder die Menschen,
1:17:38–1:17:41
also die Zivilbevölkerung erkennt das ja auch noch gar nicht.
1:17:41–1:17:45
Also deswegen Pädagogik. Deshalb Pädagogik und deshalb dann zu sagen,
1:17:45–1:17:47
okay, neuer Name, solare Zukunft, da wollen wir hin.
Florian Clauß
1:17:47–1:17:48
Ah ja, toll.
Rolf Behringer
1:17:48–1:17:52
Und wir hatten jetzt tatsächlich wieder die Diskussion, ist der Name noch okay,
1:17:52–1:17:54
wie du vorhin schon angedeutet hast.
1:17:54–1:17:57
Leben wir nicht schon in einer solaren Zukunft? Ansatzweise nur.
Florian Clauß
1:17:58–1:17:58
Ja.
Rolf Behringer
1:17:58–1:18:03
Deshalb, für mich war dann irgendwann ganz klar, der Name kann bleiben und wir
1:18:03–1:18:06
wollen eine viel deutlichere und eine konsequentere Solar-Zukunft.
1:18:07–1:18:12
Also wie gesagt, Mobilität, Wärmewende, ist alles noch in den Kinderschuhen.
1:18:13–1:18:15
Da muss noch richtig viel passieren.
Florian Clauß
1:18:15–1:18:16
Und was könnte da passieren?
Rolf Behringer
1:18:19–1:18:22
Naja, wir hatten es ja schon angesprochen. Also der Mobilitätssektor muss halt
1:18:22–1:18:26
radikal dekarbonisiert werden, also raus mit den Verbrennern.
1:18:26–1:18:30
Und dann, also ich habe schon früher immer gesagt, ja man muss dann gucken,
1:18:30–1:18:32
wo muss man eventuell Ausnahmen machen.
1:18:33–1:18:36
Ist es vielleicht sinnvoll, noch Feuerwehrautos, Krankenwägen oder sonstige
1:18:36–1:18:41
Fahrzeuge dann zu sagen, okay, die haben noch eine Existenzberechtigung,
1:18:42–1:18:46
die dürfen das vielleicht noch oder die Technik zeigt uns, dass wir es gar nicht brauchen.
1:18:46–1:18:49
Es geht vielleicht auch anders. Ansonsten halt eben,
1:18:50–1:18:55
Autos, Elektromobilität, finde ich total überzeugend.
1:18:56–1:18:58
Ich sehe gerade hier stehen ganz viele Elektroautos, das habe ich noch nie gesehen.
Florian Clauß
1:18:59–1:19:02
Oh ja, ohne Nummernschild. Wolf, wollen wir heute Nacht nochmal wiederkommen?
Rolf Behringer
1:19:04–1:19:06
Wollt ihr mit dem Elektroauto nach Berlin fahren?
Florian Clauß
1:19:07–1:19:11
Ich dachte, du wolltest deinen Hausspeicher ausbauen. Okay, aber ich würde sagen,
1:19:12–1:19:15
da sind wir schon so in den Jugendenschuhen.
1:19:16–1:19:19
Also es sind nicht mehr Kinderschuhen bei der Mobilität.
Rolf Behringer
1:19:19–1:19:19
Ja, genau.
Florian Clauß
1:19:19–1:19:22
Das zeichnet sich ja auch gerade, wenn du auf dem Chinesisch mal guckst.
Rolf Behringer
1:19:22–1:19:25
Ja, es ist Pubertät, so kann man sagen. Es gibt dann manche,
1:19:25–1:19:31
die noch so, äh, finde ich nicht, gefällt mir nicht. So, die gibt es halt da.
Florian Clauß
1:19:31–1:19:33
Ich will die roten Schuhe an, Arnav.
Rolf Behringer
1:19:34–1:19:39
Aber dann, ich hatte neulich gerade einen Vortrag gehört, in Norwegen,
1:19:39–1:19:43
Verkauf von Elektrofahrzeugen 98%.
Florian Clauß
1:19:44–1:19:46
Krass, ja. Ja, das ist Wahnsinn.
Rolf Behringer
1:19:46–1:19:52
Was die Skandinavien da. 98, also im Grunde, ja, das ist halt dann, die haben es vollzogen.
Florian Clauß
1:19:53–1:19:57
Die haben auch ganz früh mit Glasfaser auch das richtig gemacht.
1:19:57–1:20:00
Die haben da ein paar Sachen besser verstanden.
Rolf Behringer
1:20:00–1:20:03
Wie es geht. Jetzt machen wir hier den Bogen, einfach so.
Florian Clauß
1:20:03–1:20:08
Ah ja, wir kommen jetzt langsam zum Ziel unserer Wanderung.
1:20:09–1:20:16
Und da kannst du vielleicht auch nochmal mehr zu dem persönlichen Ziel von dem Verein sprechen.
Rolf Behringer
1:20:16–1:20:22
Also es gibt jetzt ein Solarhaus, das nennt sich auch so, Solarhaus Freiburg.
Florian Clauß
1:20:22–1:20:28
Also hier ist noch ein großes Schild vom Fraunhofer Institut Solare Energiesysteme.
1:20:29–1:20:31
Solarhaus Freiburg. Aber wir können jetzt nicht da rein.
Rolf Behringer
1:20:32–1:20:33
Das ist einfach zu.
Florian Clauß
1:20:34–1:20:36
Ach Mensch, vielleicht können wir über einen Zaun schlettern.
1:20:37–1:20:39
Ich will deine Verhandlungsposition nicht schwächen.
1:20:42–1:20:45
Ach ja, toll. Ihr könnt die Fotos, wo wir langgelaufen sind,
1:20:46–1:20:50
könnt ihr auf der Netzseite sehen, auf eigentlich-podcast.de.
1:20:51–1:20:58
Ihr könnt auch mehr Informationen zu dem, was wir jetzt an Projekten vorgestellt haben, abrufen.
1:20:59–1:21:05
Also ich freue mich, Rolf, dass wir hier gemeinsam noch mal auf den Spuren von
1:21:05–1:21:08
Solargeschichte in Freiburg gegangen sind.
1:21:09–1:21:14
Und dass du zu Gast warst. Also vielen Dank, Rolf, für deine Zeit.
Rolf Behringer
1:21:14–1:21:15
Sehr, sehr gerne.
Florian Clauß
1:21:15–1:21:20
Für den Spaziergang. Das war Eigentlich Podcast Episode 91.
1:21:21–1:21:24
Und ich sage Tschüss, bis zum nächsten Mal. Ciao, ciao.

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Gemeinsam gestalten wir Wandel

Wieder eine Gast-Folge von Eigentlich-Podcast: Flo hat Rolf Behringer getroffen, Geschäftsführer des Vereins Solare Zukunft. Wir haben die Episode Anfang des Jahres aufgenommen und waren noch zum einen in euphorischer Stimmung direkt nach dem 38c3 zum anderen im Ungewissen, was da uns das Jahr bescheren wird. Wir sind uns aber einig, dass wir eine gesellschaftliche Resilienz aufbauen müssen, um demokratische Strukturen zu stärken. Hierfür setzt Rolf in seiner Projekt-Tätigkeit die Gemeinwohl-Methode ein. Rolf erläutert, wie diese Methode darauf abzielt, den Austausch und die Zusammenarbeit in der Zivilgesellschaft zu fördern. Dabei wird unter anderem die Auswahl zufälliger Bürgerinnen und Bürger strategisch eingesetzt, um repräsentative Ergebnisse zu erzielen und eine breitere Akzeptanz der Entscheidungen zu erreichen. Wir sprechen über die Herausforderungen, die es in der Gesellschaft gibt, wenn es um Klimawandel und Energiewende geht, und wie wichtig es ist, unterschiedliche Perspektiven einzubeziehen, um die Akzeptanz zu steigern. Wir sind diesmal wieder in Kreuzberg unterwegs und trauen uns im Dunkeln in den Görlitzer Park, obwohl selbst Rolf als Freiburger weiß, dass dies ein NoGo-Area ist.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Rolf Behringer
Erzähler
avatar
Florian Clauß

Transcript

Rolf Behringer
0:00:02–0:00:05
Eins, zwei, drei, vier.
Florian Clauß
0:00:06–0:00:11
Ja, sieht gut aus. Ich mache aus, stecke es ein und sage...
0:00:11–0:00:15
Hallo und herzlich willkommen bei Eigentlich Podcast.
0:00:16–0:00:19
Der Podcast, bei dem wir im Laufen reden und laufend reden.
0:00:20–0:00:26
Und heute auch wieder mit einem Gast neben mir läuft Rolf. Hallo Rolf.
Rolf Behringer
0:00:26–0:00:29
Ja, hallo Florian. Schön, dass wir zusammen spazieren gehen.
Florian Clauß
0:00:29–0:00:34
Es hat sich so ergeben, dass wir jetzt einen Podcast aufnehmen und zwar,
0:00:34–0:00:37
ich muss jetzt das Datum sagen, wir sind heute am 2.
0:00:38–0:00:44
Januar, es hat sich so ergeben, dass du in Berlin bist und wir auch gemeinsam
0:00:44–0:00:46
das Jahr begonnen haben.
Rolf Behringer
0:00:46–0:00:47
Ja, sehr schön.
Florian Clauß
0:00:47–0:00:53
Genau. Ich kam vom Kongress, vom Chaos Communication Kongress.
0:00:53–0:00:59
Das war zwischen den Jahren und natürlich mit lauter Euphorie und Inspiration.
0:01:00–0:01:06
Und jetzt ist doch, wenn wir am Anfang von 2025 stehen, merken wir,
0:01:06–0:01:09
dass es wahrscheinlich ein Jahr werden wird,
0:01:10–0:01:16
bei dem man sich auf bestimmte Umstände einstellen muss, die nicht ganz positiv sind aus unserer Warte.
0:01:16–0:01:23
In Amerika wird ein neuer Präsident wieder ins Amt gehoben und in Deutschland
0:01:23–0:01:26
steht eine Bundestagswahl schon bevor.
0:01:27–0:01:33
Naja, die Aussichten sind jetzt wahrscheinlich nicht so rosig und wir haben
0:01:33–0:01:38
auch für uns so gesehen, dass wir uns einfach auch stärken müssen,
0:01:38–0:01:41
wo wir eine gewisse Resilienz aufbauen.
0:01:41–0:01:48
Und da hast du ja auch Erfahrung, sage ich mal so als Übergang,
0:01:48–0:01:52
nämlich du bist Geschäftsführer des Vereins Solare Zukunft.
0:01:53–0:01:57
Du bist Buchautor, hast schon einige Bücher publiziert.
0:01:58–0:02:03
Der Verein Solare Zukunft hat als Slogan, soweit ich das noch in Erinnerung
0:02:03–0:02:08
habe, gemeinsam Wandel gestalten.
0:02:08–0:02:10
Richtig? Ja, sehr gut.
0:02:13–0:02:17
Genau. Und solare Zukunft, da steckt es schon im Wort.
0:02:17–0:02:24
Ja. Du hast dich viel mit Solar, Solarzellen, Solarmodulen, aber auch mit Gesellschaft.
0:02:24–0:02:29
Wie kriege ich das an die Gesellschaft, an den Mann, an die Frau ran? Richtig?
Rolf Behringer
0:02:30–0:02:33
Ja, genau. Wobei sich das nicht nur auf Solarmodule beschränkt.
0:02:33–0:02:40
Im Grunde war sogar der Beginn des ganzen Wirkens 1990, 1991 rum,
0:02:40–0:02:43
als ich mich dann vertieft mit Solarkocher befasst habe.
Florian Clauß
0:02:44–0:02:46
Solarkocher, du hast auch ein Buch dazu geschrieben.
Rolf Behringer
0:02:46–0:02:50
Genau, ein Buch über Solarkocher, Solaröfen.
0:02:51–0:02:55
Dem Ziel auch eine ordentliche Bauernleitung mit dazu zu geben,
0:02:55–0:02:58
damit die auch selbst gebaut werden können bei Bedarf.
Florian Clauß
0:02:58–0:03:03
Ist das so, dass tatsächlich jeder so mit Haushaltsmitteln einen Solarkocher bauen kann?
Rolf Behringer
0:03:03–0:03:08
Naja also nicht den, den ich in dem Buch versuche da zu vermitteln.
0:03:09–0:03:13
Das ist schon so, dass man handwerklich geschickt sein sollte oder vielleicht
0:03:13–0:03:17
handwerkliche Unterstützung hat, Aber letzten Endes geht es schon.
0:03:17–0:03:23
Wir waren viel in Workshops, auch in südlichen Ländern, sonnigen südlichen Ländern.
0:03:24–0:03:29
Da habe ich viele Menschen ausgebildet, um auch die Solaröfen selbst zu bauen.
0:03:29–0:03:35
Und es gibt da die Unterscheidung zwischen Solaröfen, die halt einen inneren
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Raum haben, der sehr heiß wird.
0:03:36–0:03:41
Und die Parabolspiegel, die auch Solarkocher genannt werden,
0:03:41–0:03:47
die bündeln ja das Sonnenlicht direkt auf den Topf, idealerweise auf den schwarzen Topf.
0:03:47–0:03:51
Also das unterscheidet sich auch nochmal. Und deshalb habe ich mich für diese
0:03:51–0:03:52
Holzkonstruktion entschieden.
0:03:52–0:03:54
Das heißt eine Holzbox von außen.
0:03:55–0:04:00
Innen drin ist ein bisschen schwarzes Blech, meistens sehr dünnes Aluminiumblech
0:04:00–0:04:06
und eine Doppelverglasung. Verglasung und damit kann man so ein Gerät schon
0:04:06–0:04:06
zum Funktionieren bringen.
0:04:07–0:04:09
Wir hatten Temperaturen von bis
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zu 180 Grad in Afrika erzielt und bei uns ungefähr maximal 150, 160 Grad.
Florian Clauß
0:04:15–0:04:21
Okay, das kommt aber dem Trend von Slow Cooking, dass man bei niedrigen Temperaturen dann auch kocht.
Rolf Behringer
0:04:22–0:04:25
Genau, damals hat noch niemand von Slow Cooking geredet, muss ich sagen.
0:04:25–0:04:30
Und inzwischen bläst der Wind uns in die Segel. Also der Trend.
0:04:32–0:04:37
Tatsächlich gibt es Leute, die halt sagen, das ist ja total gut, dass es so langsam geht.
0:04:38–0:04:42
Also es geht, je nachdem, was man so macht, kann es bis doppelt so lange dauern
0:04:42–0:04:44
wie bei dem konventionellen Kochen und Backen.
Florian Clauß
0:04:45–0:04:48
Und gibt es da so eine Mitführtechnik?
0:04:49–0:04:52
Weil die Sonne, die wandert ja um die Erde.
Rolf Behringer
0:04:52–0:04:52
Habe ich gehört.
Florian Clauß
0:04:53–0:04:55
Um die flache Erde.
Rolf Behringer
0:04:56–0:05:03
Genau. Also bei den Parabolspiegeln ist es wichtiger, dass die exakt nachgeführt
0:05:03–0:05:05
werden, wegen dem Brennpunkt.
0:05:05–0:05:10
Aber auch da gibt es letzten Endes die relativ günstigen Anwendungen,
0:05:10–0:05:12
die werden auch von Hand nachgeführt.
0:05:12–0:05:18
Und die Solaröfen, die sind nicht ganz so empfindlich, was die Richtung anbelangt.
0:05:18–0:05:23
Aber natürlich ist es trotzdem so, je senkrechter die Sonne in den Solarofen
0:05:23–0:05:26
reinscheint, desto besser ist die Energiezufuhr.
0:05:27–0:05:34
Aber alle 20 Minuten ungefähr, würde ich jetzt sagen, lohnt es sich denn nachzustellen.
Florian Clauß
0:05:34–0:05:39
Und wie sieht es aus? Ich habe tatsächlich, als ich die mal in Freiburg besucht
0:05:39–0:05:44
habe, das zum ersten Mal überhaupt so gesehen und darüber überhaupt gedacht, dass es ginge.
0:05:45–0:05:48
Vorher ist mir das nie begegnet. Das sieht man ja nicht so oft,
0:05:48–0:05:52
diese Technik. Hat sich das irgendwo durchgesetzt?
Rolf Behringer
0:05:52–0:05:56
Also durchgesetzt ist natürlich die Frage, wann hat sich irgendwas durchgesetzt.
0:05:56–0:06:01
Ich sage immer ganz gerne so das Beispiel, wir haben angefangen mit dem Projekt
0:06:01–0:06:03
in Afrika, bevor das Handy verbreitet wurde.
0:06:04–0:06:07
Und wir hatten auch so die Fantasie, das wird doch irgendwann,
0:06:07–0:06:12
muss ich doch dann die tolle Technik, die so sinnvoll ist, sich dann auch verbreiten, ganz schnell.
0:06:12–0:06:16
Und dann haben wir halt natürlich im laufe der jahre zu geguckt wie es ganz
0:06:16–0:06:20
schnell ging mit den handys in den letzten hinterletzten dörfern sage ich jetzt
0:06:20–0:06:23
mal auch in afrikanischen ländern,
0:06:25–0:06:29
konntest du handys finden aber immer noch keine solarkocher also da gibt es
0:06:29–0:06:32
halt schon einige gründe warum das da nicht so ist,
0:06:33–0:06:37
Aber es gibt nach wie vor Projekte, die existieren, schon über 20 Jahre.
0:06:37–0:06:42
Die bauen nach wie vor Solaröfen, aber es ist halt nach wie vor ein Nischenprodukt.
0:06:43–0:06:49
Außer, ich würde mal sagen, in China und in Indien, da werden wirklich auch
0:06:49–0:06:52
großem Stile Solarkocher genutzt.
0:06:52–0:06:58
Auch Nepal, also viele, die in Nepal waren, erzählen mir, dass sie halt oft
0:06:58–0:07:01
den Parabolspiegel begegnen, weil die eigenen sich halt zum Tee kochen.
Florian Clauß
0:07:01–0:07:05
Sehr gut. Okay, abgefahren. Ja, es ist im Prinzip eine Low-Tech-Sache,
0:07:06–0:07:10
also die einfachste Form, in Anführungsstrichen, einfachste,
0:07:10–0:07:14
um eben aus der Sonne Energie rauszuholen.
0:07:14–0:07:18
So, weil das fast nur mit, also es geht ja eigentlich nur mit mechanischen Mitteln.
0:07:19–0:07:23
Ist das irgendwann mal früher in der Geschichte so aufgetaucht?
0:07:23–0:07:27
Wahrscheinlich haben auch die Griechen schon in irgendeiner Form damit experimentiert,
0:07:27–0:07:28
würde ich mal behaupten.
Rolf Behringer
0:07:28–0:07:32
Ja, ich habe natürlich bei meiner Buchrecherche dann auch, bin ich auf was gestoßen,
0:07:32–0:07:37
dass zum Beispiel die Griechen, die Römer versucht haben abzuwehren mit Spiegeln,
0:07:38–0:07:44
indem sie ganz viele Spiegel genommen haben und die auf das Segel von den Schiffen zu lenken.
0:07:44–0:07:48
Und wenn du halt dann viele Spiegel, also wirklich viele Spiegel hast,
0:07:48–0:07:52
dann hast du ja dann auch, sagen wir mal, 100 Sonnen.
0:07:52–0:07:56
Und das gleiche Prinzip hast du ja auch bei einem Parabolspiegel oder bei einer
0:07:56–0:07:58
Lupe, dass du einfach das Sonnenlicht verstärkst.
0:07:59–0:08:04
Ob das wirklich so funktioniert hat und ob das so war, wird manchmal angezweifelt.
0:08:04–0:08:07
Theoretisch ist es möglich, man hat es versucht nachzubilden,
0:08:07–0:08:08
also das ist auch möglich.
0:08:09–0:08:09
Zu bauen.
Florian Clauß
0:08:10–0:08:13
Aber man kennt das ja alles, was irgendwie möglich ist, ist wahrscheinlich auch passiert.
0:08:14–0:08:19
Ich meine mich dann in Asterix und Obelix auch mal so eine ähnliche Szene gelesen zu haben.
0:08:20–0:08:23
Aber es ist sehr comicmäßig, deswegen kann ich mir das so gut vorstellen.
0:08:23–0:08:27
Du hast ein anderes Buch geschrieben, das ist gar nicht so alt,
0:08:27–0:08:29
sag ich mal, über Balkonkraftwerke.
Rolf Behringer
0:08:30–0:08:34
Ja, genau. Das hat ja vor drei, vier Jahren hat das so angefangen zu hypen in Deutschland.
0:08:35–0:08:39
Und da wir halt praktisch so nah dran sind mit unserem Verein.
0:08:39–0:08:42
Wir versuchen ja, also unser Verein,
0:08:43–0:08:50
wir sind ja kein installierender Verein, würde auch gar nicht so einfach gehen,
0:08:50–0:08:53
weil da musst du dich als Firma anmelden und wir sind ja gemeinnützig,
0:08:53–0:08:54
weil wir Bildungsarbeit machen.
0:08:55–0:09:00
Das heißt, wir versuchen Workshops anzubieten oder wir tun es auch,
0:09:00–0:09:00
wir versuchen es nicht nur.
0:09:01–0:09:06
Wir gehen sehr viel an Schulen, Also das war eigentlich so in den vergangenen
0:09:06–0:09:09
Jahrzehnten unser Hauptbetätigungsfeld.
0:09:09–0:09:14
In Schulen zu gehen, machen wir heute noch, aber inzwischen sind wir auch verstärkt
0:09:14–0:09:15
in der Zivilgesellschaft unterwegs.
Florian Clauß
0:09:16–0:09:18
Schulen, du hast auch einen pädagogischen Background, ne?
Rolf Behringer
0:09:19–0:09:21
Ja, genau. Ich habe tatsächlich Lehramt studiert, Technik, Mathe,
0:09:21–0:09:26
Englisch und dann noch Diplompädagogik, weil ich dann beschlossen hatte,
0:09:26–0:09:32
nicht in den Schuldienst zu gehen, sondern mich außerschulisch für die erneuerbaren
0:09:32–0:09:33
Energien zu engagieren.
Florian Clauß
0:09:33–0:09:37
Wann war das so, dass diese Entscheidung ist?
Rolf Behringer
0:09:37–0:09:43
Die Entscheidung ist so, Anfang 90 hat sich das so dargestellt und ich bin dann
0:09:43–0:09:49
1992 das erste Mal vor einer Schulklasse gestanden und habe ganz offiziell ein Konzept.
0:09:52–0:09:53
Solartag genannt hatte.
Florian Clauß
0:09:53–0:09:57
Wow, damals waren Solarmodule noch in irgendwelchen Baukästen,
0:09:58–0:10:01
wo man eine Hubschraube hat. Das war ja erst das.
Rolf Behringer
0:10:01–0:10:06
Die waren dann auch sehr teuer. Und ich hatte dann natürlich keine richtig großen
0:10:06–0:10:08
Solarmodule dabei, aber schon ein Solarmodul.
0:10:09–0:10:13
Und da hatte ich dabei, das war wahnsinnig teuer. Und ich habe immer überlegt,
0:10:13–0:10:15
soll ich das den Schülern in die Hand geben oder nicht?
0:10:16–0:10:20
Und die Schüler dann auch so, boah, der hat ein echtes Solarmodul dabei.
0:10:20–0:10:24
Und so, also es war schon abgefahren. Ja, und dann habe ich halt gesagt,
0:10:24–0:10:29
naja, in Zukunft werdet ihr wahrscheinlich mehr Dächer sehen,
0:10:29–0:10:32
auf denen solche Solarmodule zu finden sein werden.
Florian Clauß
0:10:32–0:10:35
Als Kohlekraftwerke am Horizont.
Rolf Behringer
0:10:36–0:10:42
Ja, und dann hatte ich auch so ein Schaubild gezeigt mit den verschiedenen Energieträgern,
0:10:42–0:10:48
wie unser Energiesystem, also unser Stromsystem halt gefüttert wird.
0:10:49–0:10:52
Und da gab es halt noch keinen Wind und keine Photovoltaik zu sehen.
0:10:52–0:10:59
Die Grafik hat es nicht hergegeben, beziehungsweise die Anzahl von Windkraft und Photovoltaik.
Florian Clauß
0:10:59–0:11:01
Es gab noch keine Icons dafür.
Rolf Behringer
0:11:01–0:11:06
Ja, es gab natürlich schon ein paar, aber die wurden nicht abgebildet, weil es zu wenige waren.
Florian Clauß
0:11:06–0:11:06
Krass, ja.
Rolf Behringer
0:11:07–0:11:12
Und das fand ich dann immer so ein bisschen peinlich und habe dann so sehr selbstbewusst
0:11:12–0:11:15
gesagt, aber das wird sich ändern.
0:11:15–0:11:19
In Zukunft werdet ihr da auch Solarstrom und Windkraft,
0:11:20–0:11:24
Und wenn man heute guckt, dann ist es tatsächlich ein Ergebnis,
0:11:24–0:11:25
worüber ich mich doch schon auch freuen kann.
Florian Clauß
0:11:26–0:11:31
Ja, also der Wandel, ich muss ja sagen, Anfang der 90er, von so einer Vision
0:11:31–0:11:35
dann auch auszugehen, ist ja noch unüblich.
0:11:35–0:11:40
Das war, glaube ich, nicht vielen Leuten klar, dass sich das Energiesystem wandeln muss.
Rolf Behringer
0:11:40–0:11:40
Ja.
Florian Clauß
0:11:41–0:11:46
Aber du warst dann vorne dabei und hast es auch gleich an die Stellen reingebracht,
0:11:46–0:11:50
die wahrscheinlich auch fänglich noch dafür sind.
0:11:50–0:11:55
Weil Schülerinnen und Schüler in der Ausbildung, im Schulunterricht ja natürlich
0:11:55–0:12:01
zu begeistern sind, aber auch noch zu prägen in der Ausrichtung, in der Meinung.
0:12:01–0:12:06
Und das ist, glaube ich, eine ganz wichtige Arbeit, die ihr auch mit euren macht.
0:12:06–0:12:10
Nämlich eine Begeisterung zu schaffen, Aha-Momente zu schaffen und Wissen aufzubauen.
Rolf Behringer
0:12:10–0:12:11
Ja, genau.
Florian Clauß
0:12:11–0:12:17
Es gibt verschiedene Module, die er anbietet, die auch die Schulen buchen können
0:12:17–0:12:20
oder wie läuft das denn organisatorisch?
Rolf Behringer
0:12:20–0:12:24
Ja, also die große Herausforderung war natürlich, wie kann ich davon leben?
0:12:25–0:12:26
Zunächst ging es nur um mich.
0:12:26–0:12:29
Inzwischen sind wir zu viert, also ich habe noch drei MitarbeiterInnen,
0:12:30–0:12:32
aber die Schulen haben ja kein Geld.
0:12:32–0:12:34
Du kannst ja nicht sagen, ich habe ein tolles Angebot und wenn ihr wollt,
0:12:34–0:12:35
könnt ihr uns buchen und bezahlen.
0:12:36–0:12:39
Da macht keine Schule mit. Wenige, also ganz wenige. Manche haben vielleicht
0:12:39–0:12:43
so einen Förderverein für die Schule, da können die manchmal ein bisschen Geld
0:12:43–0:12:47
ziehen, aber ansonsten hätten wir keine Chance gehabt.
0:12:47–0:12:50
Das heißt, wir haben immer versucht, Fördergelder zu beantragen und waren da
0:12:50–0:12:51
halt zum Glück auch erfolgreich,
0:12:52–0:12:58
und konnten halt die Angebote umsonst anbieten oder halt, wenn Materialkosten
0:12:58–0:13:02
involviert waren, haben wir dann meistens gesagt, okay, dann müsst ihr die Materialkosten
0:13:02–0:13:06
übernehmen und wir gucken, dass unsere Arbeit bezahlt wird.
Florian Clauß
0:13:06–0:13:12
Und die Förderanträge, an wen erstellt man die? Ist das das Land oder die Stadt?
0:13:13–0:13:14
Das ist ganz unterschiedlich.
Rolf Behringer
0:13:14–0:13:18
Wir werden von der Stadt Freiburg unterstützt. Wir werden vom Land Baden-Württemberg unterstützt.
0:13:19–0:13:25
Wir antragen auch Gelder beim Bund, also jetzt maßgeblich die Nationale Klimaschutzinitiative,
0:13:25–0:13:27
die natürlich Sinn macht für unsere Arbeit.
0:13:27–0:13:30
Du hattest ja gefragt, was wir da anbieten, gell?
Florian Clauß
0:13:30–0:13:32
Genau, was für Module ihr da anbietet.
Rolf Behringer
0:13:32–0:13:32
Ja, genau.
Florian Clauß
0:13:33–0:13:35
Also ein spektakuläres ist ja das Fahrradkino.
Rolf Behringer
0:13:36–0:13:40
Ja, stimmt, genau. Das ist tatsächlich spektakulär und es ist auch durch Fördergelder
0:13:40–0:13:44
entstanden, sowohl die Entwicklung und die Herstellung von der Hardware.
0:13:44–0:13:54
Dann hatten wir ein gefördertes Projekt von 2015 bis 2018, wo wir dann auch
0:13:54–0:13:57
eine Tour gemacht haben durch ganz Deutschland mit dem Fahrradkino.
0:13:58–0:14:04
Da wurden wir auch relativ bekannt und deshalb sind wir auch eben heute noch bundesweit unterwegs.
0:14:04–0:14:07
Und zum Glück gibt es hier in Berlin einen Ableger, also wir haben einen Partner
0:14:07–0:14:12
in Berlin, die haben eben auch dasselbe System, sodass wir uns Deutschland ein bisschen aufteilen.
0:14:13–0:14:15
Also wir decken den Süden ab und die Berliner den Norden.
Florian Clauß
0:14:15–0:14:18
Ja, das passt ja. Vielleicht muss man nochmal so ein bisschen erklären,
0:14:18–0:14:20
was das Fahrradkino ist.
Rolf Behringer
0:14:20–0:14:26
Ja, genau. Das ist also nicht so, dass dann alle mit dem Fahrrad kommen, wie beim Autokino.
0:14:26–0:14:29
Und dann eine große Leinwand. Liegt irgendwie im Nahen nah.
Florian Clauß
0:14:30–0:14:31
Hopcornständer.
Rolf Behringer
0:14:32–0:14:37
Ja, genau. Es besteht einfach aus zehn Rollentrainern. Die haben dann hinten
0:14:37–0:14:39
an der Rolle direkt einen Generator.
0:14:40–0:14:43
Und dann gibt es so eine Zentraleinheit, wir nennen das das BRAIN,
0:14:44–0:14:50
was die ganzen Ströme und Daten verarbeitet, die da von den zehn Fahrrädern eingespeist werden.
0:14:50–0:14:54
In dem BRAIN gibt es einen Akku, einen Lithium-Ionen-Akku.
0:14:55–0:14:59
Der hat so eine knappe halbe Kilowattstunde und dann halt eine Software,
0:15:00–0:15:04
um dann, wenn wir Kino, also die Energie, die aus den Fahrrädern kommt,
0:15:04–0:15:07
die reicht aus, um einen Beamer, Soundanlage und Laptop zu betreiben.
0:15:08–0:15:13
Das reicht aber wirklich nur aus, wenn wirklich zehn Leute einigermaßen konsequent treten.
0:15:13–0:15:18
Wir hatten das Problem, weil wir auch Schulen adressieren, dann hieß es ja,
0:15:18–0:15:21
Fünfklässler, Sechsklässler und dann haben wir festgestellt,
0:15:21–0:15:24
dass die einfach echt nicht die Power haben. Ja, das war total krass.
0:15:24–0:15:25
Und dann ging der Akku leer.
Florian Clauß
0:15:25–0:15:31
Deswegen macht ihr nur ab 16 Filme, um da schon ein natürliches Filter einzubauen.
0:15:31–0:15:34
Nee, sorry, du kannst leider nicht dabei sein.
Rolf Behringer
0:15:34–0:15:38
Ja, genau. Also tatsächlich haben wir so gesagt, siebte Klasse geht erst ab
0:15:38–0:15:40
der siebten Klasse, haben wir dann festgestellt.
Florian Clauß
0:15:40–0:15:44
Und dann treten die Schülerinnen und Schüler auf den Rädern, wechseln sich ab.
0:15:44–0:15:49
Und wahrscheinlich ist es nicht nur der Film, der dann entsprechend Aufmerksamkeit,
0:15:49–0:15:52
sondern die Räder selber, die dann auch begeistern.
Rolf Behringer
0:15:52–0:15:58
Ja, ja, genau. Auf jeden Fall, also im blödssten Fall lenkt das auch ein bisschen
0:15:58–0:16:00
ab, weil das schon total interessant ist.
0:16:00–0:16:05
Also die Leute, die mitmachen, also sei es jetzt SchülerInnen oder auch die
0:16:05–0:16:09
Erwachsenen, die sind da schon, also viele sind einfach total interessiert und
0:16:09–0:16:11
auch baff, also von wegen so, was?
0:16:11–0:16:16
Das geht wirklich mit zehn Leuten und wir haben natürlich jetzt auch...
Florian Clauß
0:16:16–0:16:21
Aha, dass du dann halt wirklich so merkst, du kannst mit deiner Muskelkraft
0:16:21–0:16:25
auf einmal so komplexe technische Anlagen dann zum Laufen bringen.
Rolf Behringer
0:16:26–0:16:26
Ja, total.
Florian Clauß
0:16:26–0:16:29
Wir müssen hier ein bisschen achtgeben, hier ist ein Radweg und hier ist so
0:16:29–0:16:32
ein Fußgängerweg, deswegen gehe ich hinter dir.
0:16:32–0:16:36
Ja, alles klar. Genau, also das heißt, zehn Schülerinnen und Schüler treten,
0:16:36–0:16:42
die in der Rest der Klasse guckt, dann den Film und dann rotieren die mit der Abwechslung.
Rolf Behringer
0:16:42–0:16:47
Ja, genau. Also es geht halt darum, dass niemand vom Rad fällt vor Erschöpfung
0:16:47–0:16:51
oder dass halt auch nicht das Klassenzimmer innerhalb von einer halben Stunde
0:16:51–0:16:55
wie im Fitnessstudio riecht, in der Umkleide oder so.
0:16:57–0:17:01
Also da ist es natürlich auch witzig dann zu sehen und zu merken,
0:17:01–0:17:05
dass man halt, das ist nach zehn Minuten Schluss oder je nach dem Fitnessgrad,
0:17:05–0:17:08
aber wobei wir handhaben das in der Regel so, das klappt ganz gut,
0:17:09–0:17:10
dass wer nicht mehr möchte und
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ausgetauscht werden will, hebt die Hand und dann gibt es einen Wechsel.
0:17:15–0:17:18
So ist auch gut, wenn der Wechsel halt so nach und nach stattfindet und nicht
0:17:18–0:17:22
immer alle auf einmal, dass man sagt, okay, jetzt werden alle zehn ausgetauscht.
Florian Clauß
0:17:22–0:17:25
Was bei diesem Fahrrad, bei diesem Projekt ja auch so interessant ist,
0:17:26–0:17:34
dass eben erstmal so ein Aha-Effekt entsteht und ja, das geht und so eine Mitmach-Atmosphäre da ist.
0:17:35–0:17:39
Aber ich sag mal so, in der ersten Linie ist ja quasi Unterhaltung,
0:17:40–0:17:45
die vorne ansteht, also dass man so einen spielerischen Umgang und Zugang zu
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der Technologie bekommt.
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Und man dann, so stellen wir das vor, ihr als Verein dann so Brücken baut,
0:17:51–0:17:52
wer dann tiefer einsteigen will,
0:17:53–0:17:58
für den, oder überhaupt Klasse oder Schule, für den habt ihr dann auch andere
0:17:58–0:18:04
Module parat, wo man auch tiefer in Solar und Zukunft weiter.
Rolf Behringer
0:18:04–0:18:07
Ja, absolut, klar, genau. Also da kann ich gleich sagen.
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Vielleicht noch ganz kurz, also das Coole an dem Fahrradkino-Prinzip ist einfach,
0:18:12–0:18:17
dass wir schon auch sagen können, mit den Inhalten sind wir flexibel.
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Und wenn wir jetzt halt in der Schule sind, dann möchte die Schule manchmal
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schon ganz gern, dass dann Filme kommen, die das Thema Nachhaltigkeit oder Klimawandel
0:18:24–0:18:25
auch mit berücksichtigen.
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Und da haben wir auch eine Reihe von Filmen, die wir dann anbieten.
0:18:29–0:18:33
Und gleichzeitig schlagen wir halt vor, dass es schon auch immer noch so den
0:18:33–0:18:34
Unterhaltungskarakter haben soll.
0:18:35–0:18:39
Also dass wir dann nicht nur, sagen wir mal, radeln und dann immer noch Input
0:18:39–0:18:43
kriegen, sondern genau das, wie du gesagt hast, ja das Ganze soll Spaß machen.
0:18:44–0:18:48
Und dann kann eine Schule, wenn sie will, das vertiefen.
0:18:48–0:18:51
Und das ist letzten Endes auch so, dass die meisten Schulen,
0:18:51–0:18:55
die uns mit Fahrradkino buchen, hatten entweder vorher schon Kontakt mit uns
0:18:55–0:19:01
oder werden dann danach Kontakt mit uns haben, weil wir dann reingehen mit so Angeboten wie,
0:19:02–0:19:06
Ein Energie-Parcours zum Beispiel. Das sind so sechs bis sieben Stationen, die wir aufbauen.
0:19:07–0:19:10
Und dann kommt eine Schulklasse. Also dann haben wir eine Schulklasse,
0:19:10–0:19:14
die kriegt erst eine Einführung und dann experimentieren die an dem Energie-Parcours
0:19:14–0:19:18
mit Solarenergie, Windenergie, Wasserkraft.
0:19:18–0:19:22
Wir haben dann immer so ein Fahrrad, ein Energiefahrrad mit dabei.
0:19:22–0:19:26
Das ist eigentlich die Vorgänger-Idee vom Fahrradkino.
Florian Clauß
0:19:26–0:19:28
Dass man dann eine Lampe hat.
Rolf Behringer
0:19:28–0:19:32
Einen Hometrainer umgebaut, da kannst du so mehrere Lampen anschalten und es
0:19:32–0:19:38
wird dann halt immer schwieriger, den Strom, also die Energie zu liefern für diese Lampen.
0:19:38–0:19:43
Und du spürst halt dann direkt mit den Muskeln, wie heftig das ist,
0:19:43–0:19:47
zum Beispiel 100 Watt oder 150 Watt an elektrischer Energie zu liefern.
Florian Clauß
0:19:47–0:19:50
Ja, das ist ein schönes haptisches Beispiel.
Rolf Behringer
0:19:50–0:19:55
Ja, genau. Und das haben wir dann auch immer dabei, weil letzten Endes finde
0:19:55–0:19:58
ich halt immer total wichtig, dass es klar ist, gut über die erneuerbaren Energien,
0:19:58–0:20:02
also über die Produktion zu sprechen.
0:20:03–0:20:07
Aber andererseits finde ich es sehr wichtig, überhaupt mal ein Gefühl zu bekommen
0:20:07–0:20:11
für Energie und zu gucken, ja, wo kommt Energie her einerseits,
0:20:11–0:20:16
wie wird sie erzeugt oder was ist denn eine Kilowattstunde, sowas.
0:20:16–0:20:21
Deshalb haben wir auch eine Einheit, die heißt wirklich explizit die Kilowattstunde.
0:20:21–0:20:22
Was ist eine Kilowattstunde?
0:20:23–0:20:25
Und da könnte ich zwei Stunden...
0:20:27–0:20:29
Zwei Kilowattstunden könnte ich. Genau.
Florian Clauß
0:20:31–0:20:37
Ja, also das ist natürlich auch dann in die Richtung, Energie ist nicht,
0:20:38–0:20:44
also Strom kommt nicht aus der Wand, sondern da ist eine ganze Industrie dahinter.
0:20:44–0:20:50
Und vor allen Dingen, aber auch, dass man selber sich bemächtigen kann,
0:20:50–0:20:52
diesen Strom zu erzeugen. Das ist ja auch nochmal das andere.
0:20:53–0:20:57
Also auch wieder die Zugänglichkeit, aber mit einem gewissen Aufwand.
0:20:57–0:21:02
Und das setzt sich dann wahrscheinlich auch in die jungen Gehirne von Schülerinnen und Schüler fest.
0:21:02–0:21:06
Und man kann da vielleicht auch so ein bisschen dann die Aufmerksamkeit oder
0:21:06–0:21:10
überhaupt die Nachhaltigkeit dann pflanzen in die Richtung.
0:21:10–0:21:17
Und das ist, glaube ich, auch eine andere Sache, die ja dann in diesem Energieparcours
0:21:17–0:21:20
die Optimierungsmöglichkeiten, die man auch hat.
0:21:20–0:21:23
Also Energie nicht nur erzeugen, sondern auch zu sparen.
Rolf Behringer
0:21:23–0:21:24
Ja, genau.
0:21:25–0:21:30
Das müssen wir halt als Gesellschaft verstehen. Also hinter dem ganzen Projekt
0:21:30–0:21:34
steckt bei mir ja natürlich auch die Frage, wie kriegen wir denn die Energiewende
0:21:34–0:21:36
gebubbt? Ja, also wie kriegen wir das hin?
0:21:36–0:21:40
Weil wir haben ja nicht nur die technischen Fragestellungen,
0:21:40–0:21:42
die inzwischen, glaube ich, die einfacheren sind,
0:21:42–0:21:48
sondern wir haben einfach die gesellschaftliche Frage, wie finden wir Akzeptanz
0:21:48–0:21:53
in der Gesellschaft und wie können wir das halt auch so gestalten,
0:21:54–0:21:55
dass es sozial gerecht bleibt?
0:21:55–0:22:02
Dass wir alle mitnehmen und so, das steckt ja letzten Endes auch hinter dem ganzen Projekt bei mir.
Florian Clauß
0:22:03–0:22:07
Genau, dann kommen wir nämlich zu dem eigentlichen Thema, weswegen wir sprechen wollten.
0:22:07–0:22:12
Nämlich, ihr habt in letzter Zeit auch bei verschiedenen Projekten eine Methode
0:22:12–0:22:17
angewendet, um auch in Entscheidungsprozessen die Demokratie zu stärken.
0:22:17–0:22:23
Und die sogenannte, ich habe es mir vorhin gelesen, Gemeinwohlmethode.
0:22:23–0:22:25
Vielleicht kennst du dazu noch was zu sagen.
Rolf Behringer
0:22:26–0:22:31
Ja, sehr gerne. Ja, das ist irgendwas, was halt, habe ich gerade eben schon erwähnt.
0:22:31–0:22:37
Ja, die große Frage letzten Endes, wie können wir denn effektiv miteinander reden?
0:22:38–0:22:41
Und wie können wir uns austauschen und wie können wir Lösungen entwickeln?
0:22:41–0:22:45
Und das funktioniert ja zum Teil wirklich super schlecht aktuell.
0:22:45–0:22:49
Ja, also ich finde, es tut mir manchmal weh, wie stark polarisiert wird,
0:22:49–0:22:53
wenn man guckt in sozialen Medien, was da für ein Bashing betrieben wird, egal von welcher Seite.
0:22:53–0:22:59
Das ist einfach nicht die Art und Weise, wie wir kommunizieren sollten, um etwas zu erreichen.
0:22:59–0:23:03
Ist ja genauso, wenn ich mit dir etwas erreichen will, dann kann ich ja nicht
0:23:03–0:23:07
ständig auf dir rumhacken, sondern wir müssen uns irgendwie was einfallen lassen,
0:23:07–0:23:08
wie wir miteinander reden.
0:23:09–0:23:15
Wie wir unsere Vorstellungen darstellen und wie wir Schnittmengen finden zum Beispiel.
0:23:15–0:23:20
Da ist diese Methode super, die ist abgeleitet vom Professor Peter Dienl.
0:23:21–0:23:23
Der hat die 1973 entwickelt.
0:23:23–0:23:29
Er lebt leider nicht mehr, aber sein Sohn ist da auch noch aktiv und vertreibt es weiter.
0:23:30–0:23:35
Und vor allem aber ein guter Freund von mir, der Wolfgang Schäffler.
0:23:35–0:23:40
Den habe ich allerdings auch durch meine Solaraktivitäten kennengelernt 1990.
0:23:41–0:23:46
Und der ist aber schon seit über 20 Jahren dabei und hat sich da mit den sogenannten
0:23:46–0:23:50
Bürger- und Bürgerinnen-Gutachten befasst.
0:23:50–0:23:51
So heißt die Methode.
0:23:52–0:23:57
Der Wolfgang und auch seine Frau Heike, die haben die Methode im Grunde ein
0:23:57–0:23:58
bisschen reduziert und abgespeckt.
0:23:58–0:24:03
Weil die BürgerInnen-Gutachten, die waren wirklich so für eine Zielgruppe von
0:24:03–0:24:09
200, 400 Menschen, die zusammenkommen und dann letzten Endes so ein BürgerInnen-Gutachten
0:24:09–0:24:11
auch methodisch geführt verfassen.
0:24:12–0:24:16
Das ist aber wahnsinnig teuer und aufwendig. Das dauert auch mehrere Tage.
0:24:17–0:24:21
Und wir haben halt gedacht, das wäre super, wenn man da was Handhabbares hat,
0:24:21–0:24:25
was A, nicht so teuer ist, B, auch ein bisschen einfacher und schneller durchführbar ist.
Florian Clauß
0:24:25–0:24:31
Kannst du noch mal ganz kurz erwähnen, wofür diese Methode dann praktisch eingesetzt wurde oder wird?
Rolf Behringer
0:24:32–0:24:38
Ja, genau. Also als Beispiel, ob jetzt eine Umgehungsstraße gebaut werden soll.
0:24:39–0:24:45
Also wenn so eine Frage im Raum steht, in einer Kommune, brauchen wir,
0:24:45–0:24:47
wollen wir eine Umgehungsstraße?
0:24:47–0:24:52
Und um da eine Antwort zu finden, da gibt es natürlich verschiedene Möglichkeiten.
0:24:52–0:24:56
Da kann man sagen, wir sind ja ein demokratisches Land, das sollen dann die
0:24:56–0:24:57
entscheiden, die damit zu tun haben.
0:24:58–0:25:02
Aber das wissen wir ja, dass es zum Teil einfach nicht gut genug funktioniert,
0:25:02–0:25:07
weil die Menschen dann einfach sich nicht abgeholt fühlen und auch dann so schnell
0:25:07–0:25:09
eine Politikverdrossenheit entsteht.
0:25:10–0:25:16
Naja, also dafür hat der Peter Dienl das entwickelt, auch mit dem Ziel natürlich,
0:25:16–0:25:21
dass halt eben eine Gesellschaft auch Demokratie lebt.
0:25:21–0:25:25
Hier habe ich den Eindruck, die meisten gehen halt mal zur Wahl oder auch nicht.
0:25:25–0:25:28
Und da kann man sagen, ja, das ist jetzt demokratisch gewählt,
0:25:28–0:25:29
außer es ist immer eine Demokratie.
0:25:30–0:25:35
Aber ich habe nicht den Eindruck, dass in unserer Gesellschaft Demokratie gelebt
0:25:35–0:25:37
wird, also in der Zivilgesellschaft.
0:25:37–0:25:40
Es gibt natürlich immer hier und da Vereine und so weiter.
0:25:40–0:25:43
Und die Idee war einfach, immer mehr Menschen zu erreichen.
0:25:44–0:25:47
Und vor allem bei der Methode werden halt die Bürger und Bürgerinnen,
0:25:47–0:25:50
die mitmachen, per Zufall ausgewählt.
0:25:51–0:25:59
Das ist eine sehr besondere Methode jetzt innerhalb von dieser größeren Methode.
Florian Clauß
0:25:59–0:26:03
Darüber kriegt man quasi rein statistisch einen repräsentativen Querschnitt.
Rolf Behringer
0:26:03–0:26:07
Ganz genau, ja, das ist die Idee dahinter. Dass dann halt auch die Menschen,
0:26:07–0:26:11
die nicht dabei waren, weil es wird ja per Zufall gelost und wenn du nicht gewählt wirst,
0:26:12–0:26:17
aber du verstehst, dass da eine repräsentative Gruppe sich getroffen hat,
0:26:17–0:26:22
um was zu besprechen und vielleicht auch zu entscheiden, dann ist es einfacher zu sagen, okay, da,
0:26:23–0:26:27
Das ist wohl dann, also da kann ich mitgehen, da kann ich eher mitgehen und das akzeptieren.
Florian Clauß
0:26:28–0:26:32
Bei solchen Sachen ist ja häufig so, dass da, also das Beispiel Umgehungsstraße,
0:26:32–0:26:37
das ist ja so ein unglaublich langwieriger und gäriger Prozess.
Rolf Behringer
0:26:37–0:26:37
Ja.
Florian Clauß
0:26:38–0:26:42
Ja, und dann ist natürlich auch die Frage, an welchen Punkten holt man dann
0:26:42–0:26:45
eben solche Bürgerentscheider mit rein in dieser Entscheidung.
0:26:46–0:26:53
Ja, kann das nicht auch die Gefahr haben, dass das Verfahren dann zu sehr ausbremst und verlangsamt?
Rolf Behringer
0:26:53–0:26:57
Das Verfahren geht ja relativ schnell, also auch das Ergebnis ist dann relativ schnell da.
0:26:58–0:27:03
Aber was halt ganz ausschlaggebend ist, um das Verfahren zu machen,
0:27:03–0:27:05
braucht es vorher schon einige Informationen.
0:27:06–0:27:11
Weil die Menschen, die da kommen und eingeladen werden, die kriegen immer einen
0:27:11–0:27:14
Input und zwar aus verschiedenen Perspektiven.
0:27:14–0:27:19
Also wenn es da tatsächlich Pro und Contra gibt, dann werden auch diese Positionen
0:27:19–0:27:23
eingeladen, um dann einen Vortrag von einer Viertelstunde oder 20 Minuten zu
0:27:23–0:27:27
geben, der das zusammenfasst, die unterschiedlichen Gesichtspunkte.
Florian Clauß
0:27:27–0:27:31
Also Sie werden aber dann von Experten oder von denjenigen, die sich da schon
0:27:31–0:27:32
auseinandergesetzt haben?
Rolf Behringer
0:27:32–0:27:32
Ja, genau.
Florian Clauß
0:27:32–0:27:33
Also so, okay. Okay.
Rolf Behringer
0:27:34–0:27:34
Ja.
0:27:37–0:27:43
Na ja, und jetzt nochmal zurückzukommen auf die Gemeinwohlmethode,
0:27:43–0:27:49
die dann einfach, ich sag jetzt mal, ab 25 Personen sinnvollerweise durchgeführt werden kann.
0:27:49–0:27:56
Und 25 deshalb, weil dort in Planungszellen gearbeitet wird.
0:27:56–0:28:01
Also eine Planungszelle besteht aus fünf Personen, die dann an einem Tisch sitzen
0:28:01–0:28:09
und sich 30 Minuten lang um diese bestimmte Frage, die es zu formulieren gilt, dann austauschen.
0:28:11–0:28:16
Was nehmen wir jetzt für ein Beispiel? Nehmen wir ein Beispiel Windkraftanlage.
0:28:16–0:28:20
Wäre es vielleicht aktueller, es gibt halt einen Standort, ein guter Standort,
0:28:20–0:28:23
aber in der Bevölkerung gibt es halt großen Widerstand.
0:28:23–0:28:26
Und es ist ja so, dass zum Teil halt die Interessensgruppen,
0:28:26–0:28:31
je nachdem wie gut die aufgestellt sind, eine enorme Wirkung haben auch.
0:28:32–0:28:38
Also bei uns im Schwarzwald, ich fährt gerade die Bahn vorbei,
0:28:39–0:28:46
bei uns im Schwarzwald, da gibt es wirklich eine ganz stark organisierte Anti-Windkraft-Bewegung,
0:28:47–0:28:49
die zum Teil auch noch von außerhalb unterstützt.
0:28:50–0:28:53
Die erreichen eigentlich auch dann die Bevölkerung ganz gut.
0:28:54–0:28:56
Und wenn dann irgendwelche Informationsveranstaltungen sind,
0:28:56–0:29:00
in irgendwelchen Hallen, Gemeindehallen, um das Thema zu besprechen,
0:29:01–0:29:02
machen die richtig Stimmung.
Florian Clauß
0:29:03–0:29:03
Okay.
Rolf Behringer
0:29:04–0:29:07
Das ist natürlich dann, da entsteht ein Ungleichgewicht.
0:29:07–0:29:11
Also diejenigen, die es wollen oder die sich jetzt, die so unentschieden sind
0:29:11–0:29:15
und erstmal Informationen brauchen, die sind ja gar nicht so laut.
0:29:15–0:29:17
Die kommen auch gar nicht so vorbereitet dorthin.
0:29:18–0:29:22
Aber die Gegner, die sind halt super vorbereitet. Und so entsteht halt ein Ungleichgewicht.
0:29:22–0:29:25
Und wenn du aber repräsentative Gruppen hast aus der Bevölkerung,
0:29:25–0:29:28
die per Zufall gewählt sind, dann kriegst du ein ganz anderes Ergebnis.
Florian Clauß
0:29:29–0:29:36
Verstehe. Wie geht man dann in so einer Situation damit um, wenn du so eine laute Gruppe hast?
0:29:37–0:29:40
Ist das dann auch in dieser Methode mit implementiert?
Rolf Behringer
0:29:41–0:29:43
Die wäre ja gar nicht da.
Florian Clauß
0:29:43–0:29:48
Okay, aber dadurch, dass du eben eine statistische, Also eine zufällige Auswahl
0:29:48–0:29:53
von Entscheidern, die, wenn dann eben ein Pro,
0:29:54–0:30:00
also einer, der dann halt gegen Windkraft ist, der ist dann halt einer von vielen
0:30:00–0:30:04
da eben und kann sich dann entsprechend die Meinung bilden.
Rolf Behringer
0:30:04–0:30:08
Und es müssen, also in der Regel, ich habe gerade von den 25 gesprochen,
0:30:08–0:30:13
das ist einfach deshalb gut, also 25 Teilnehmende, die per Zufall dort hinkommen,
0:30:13–0:30:17
das können aber auch dann Vielfache sein, Also 50 oder 75 oder 100.
0:30:18–0:30:21
Und wir haben jetzt viel Erfahrung gesammelt mit 50.
0:30:21–0:30:27
Wo wir dann einfach mit 50 SchülerInnen das Verfahren durchführen.
0:30:27–0:30:29
Da hatten wir jetzt einfach ein dreijähriges Problem.
0:30:30–0:30:34
Februar diesen Jahres zu Ende. Das nennt sich Klimarat Schule.
Florian Clauß
0:30:34–0:30:35
Drei Jahre?
Rolf Behringer
0:30:35–0:30:40
Drei Jahre hat es gedauert. Und da hatten wir jetzt insgesamt 35 Schulen bundesweit
0:30:40–0:30:45
begleitet mit der Fragestellung, wie kann eine Schule klimaneutral werden?
0:30:45–0:30:50
Und da haben wir dann einen CO2-Rucksack der Schule ermittelt als eine große
0:30:50–0:30:54
Maßnahme. Und die andere Maßnahme war, mit den Ergebnissen dann ein Klimarat zu machen.
0:30:54–0:31:00
Mit SchülerInnen, die dann das Ergebnis bekommen, also wie ist der CO2-Rug,
0:31:00–0:31:02
sagt der Schule, wie kommt der zustande.
0:31:03–0:31:10
Und da wurden ganz konkret die Bereiche Energie, Mobilität, Beschaffung und Ernährung angeschaut.
0:31:10–0:31:14
Dann kriegen die Schüler eben auch den Input von uns.
0:31:14–0:31:17
Das ist natürlich nicht so konträr, weil die Schule ja schon gesagt hat,
0:31:18–0:31:24
das Thema ist klar. wir wollen, wir würden gerne klimaneutral werden und so, dann ist es einfacher.
0:31:24–0:31:28
Es ist kein großes Streitthema. Da wurden einfach Lösungen besucht,
0:31:29–0:31:35
Möglichkeiten, die die Schule auch hat, um dann weniger Energie zu verbrauchen
0:31:35–0:31:37
und weniger CO2 auszustoßen.
Florian Clauß
0:31:37–0:31:41
Aber dann hast du eigentlich durch das Projekt eine ganz gute Innenansicht von
0:31:41–0:31:42
verschiedenen Schulen.
Rolf Behringer
0:31:43–0:31:47
Ja, absolut. Sehr, sehr spannend. Ja, genau. Also wir hatten einen Projektpartner
0:31:47–0:31:50
wieder bei dem Projekt in Hannover. in Berlin und in München.
0:31:50–0:31:53
Das heißt, ich habe nicht alle 35 Schulen gesehen.
0:31:53–0:31:57
Ich habe so um die 15 Schulen intensiv begleitet.
Florian Clauß
0:31:57–0:32:02
Also so wie ich die Methode verstehe, ist es auch so, also ihr seid dann rein
0:32:02–0:32:06
in der Methodenverwaltung da.
0:32:06–0:32:10
Also das heißt, ihr führt die einzelnen Workshops und so weiter durch.
0:32:10–0:32:13
Aber ihr versucht ja nicht dann meinungsbildend zu sein.
0:32:13–0:32:17
Das muss ja dann wirklich von den Leuten selber kommen, beziehungsweise die
0:32:17–0:32:20
Experten, die dann auch entsprechend beraten.
Rolf Behringer
0:32:20–0:32:21
Ja, genau.
Florian Clauß
0:32:21–0:32:24
Und ihr seid dann mehr oder weniger Moderatorinnen und Moderatoren,
0:32:24–0:32:30
die diesen Prozess begleiten und sich dann auch bewusst eben zurücknehmen. Gehe ich davon aus?
Rolf Behringer
0:32:30–0:32:35
Ja, genau. Also die sogenannten Experten-Inputs am Anfang, die kommen dann von
0:32:35–0:32:40
den SchülerInnen, die mit uns die CO2-Analyse gemacht haben.
Florian Clauß
0:32:40–0:32:41
Ah, okay.
Rolf Behringer
0:32:41–0:32:45
Also idealerweise. Also wir hatten dann auch Schulen, die...
0:32:45–0:32:50
Also wir hatten tatsächlich auch so eine Förderschule dabei mit Also mit SchülerInnen,
0:32:50–0:32:56
die einfach Lernschwäche haben, die einfach mit Diagnosen auch in der Schule sind.
0:32:57–0:33:01
Und dort mussten wir dann ein bisschen nachhelfen. Aber ansonsten sollen die
0:33:01–0:33:02
SchülerInnen den Experten-Input machen.
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Und das ist natürlich jetzt auch ein kleiner pädagogischer Trick.
0:33:07–0:33:10
Wenn wir das mit der Zivilgesellschaft machen, dann ist es anders,
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weil dann holen wir wirklich Experten rein.
0:33:12–0:33:14
Und so haben wir aber gesagt, die Schülerinnen beschäftigen sich mit dem Thema
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so intensiv, dass sie selbst einen Vortrag halten können.
0:33:17–0:33:20
Und das war natürlich toll. Und dann wurden aus der Schule,
0:33:23–0:33:26
sollen wir weiterreden, trotz Straße?
Florian Clauß
0:33:26–0:33:31
Ja, vielleicht nochmal kurz zur Strecke. Deswegen, wir laufen gerade durch den
0:33:31–0:33:36
Triptower Park, durch den einen Teil und überqueren die Pushkin Allee und gehen
0:33:36–0:33:38
jetzt in den anderen Teil des Triptower Parks.
0:33:38–0:33:41
Eben war sehr viel Bahn zu hören.
0:33:42–0:33:44
Das war S-Bahn Triptower Park,
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ja. Aber das ist ja das Authentische von unserem eigentlichen Podcast.
0:33:49–0:33:53
Wir haben viele Nebengeräusche und wir laufen beim Reden, ja.
0:33:53–0:33:56
Ja, und genau, so viel dazu.
0:33:56–0:34:02
Das heißt, wir werden jetzt wahrscheinlich in Richtung Görli irgendwann einschwenken
0:34:02–0:34:05
und oben auf dieser alten Bahntrasse langlaufen.
0:34:05–0:34:11
Ich weiß nicht, ob du die kennst. Das ist eine Gerade, die dann in den Görlitzer Park führt.
0:34:11–0:34:13
Aber erstmal gehen wir hier noch ein Stück durch den Görlitzer Park.
Rolf Behringer
0:34:13–0:34:17
Ja, ich bin gespannt. Also als Freiburger weiß ich nur, dass man bei Dunkelheit
0:34:17–0:34:20
nicht im Görli rumlaufen soll. Ich bin mal sehr gespannt.
Florian Clauß
0:34:21–0:34:25
Aber wir können ja noch abbiegen vor dem Gehörn hier. Je nachdem wie hoch.
0:34:26–0:34:27
Wir werden ja auch noch auf uns zu Ende gehen.
0:34:29–0:34:30
Wie die Stimmung so ist.
0:34:31–0:34:37
Genau, also das heißt, ihr wart dann auch pädagogische Themengeber,
0:34:37–0:34:41
mehr oder weniger, für die einzelnen Schuljahre, Halbjahre.
Rolf Behringer
0:34:41–0:34:42
Ja, genau.
Florian Clauß
0:34:42–0:34:45
Dann haben die sich dann, an was für einen Unterricht war das.
Rolf Behringer
0:34:46–0:34:51
Angedockt? Ja, es gab also oft die Gruppe, also wir brauchen dann quasi eine
0:34:51–0:34:54
Gruppe in der Schule, die mit uns das Projekt macht.
0:34:54–0:34:59
Das heißt auch, die Erfassung von den Energiewerten und von den Verbräuchen
0:34:59–0:35:05
von Papier und Anzahl der Laptops und so weiter, das hatten dann die SchülerInnen
0:35:05–0:35:08
gemeinsam mit den Lehrenden ermittelt.
0:35:08–0:35:12
Und wir haben so ein CO2-Tool, da konnten die das selbst eintragen oder wir
0:35:12–0:35:15
haben es gemacht, je nachdem, ob sie es konnten oder nicht. Wo war ich stehen geblieben?
Florian Clauß
0:35:16–0:35:21
Na, die SchülerInnen, die dann ihren Expertenvortrag vorbereitet hat.
Rolf Behringer
0:35:21–0:35:24
Ja, genau. Du hast gefragt wegen pädagogischem Input.
Florian Clauß
0:35:24–0:35:24
Genau.
Rolf Behringer
0:35:24–0:35:28
Und da gab es halt manchmal AGs, also so eine Klima-AG oder eine Energie-AG
0:35:28–0:35:32
oder auch Kurse jetzt aus dem MINT-Bereich.
0:35:32–0:35:37
Also so Mathe, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Da war das sehr willkommen.
0:35:38–0:35:40
Da gab es dann tatsächlich auch Schulleiter und Schulleiterinnen,
0:35:40–0:35:45
die gesagt haben, ja super, das ist ja total spannend. Und thematisch auch der
0:35:45–0:35:47
Inhalt passt ja zu unserem Lehrplan.
0:35:47–0:35:51
Und dann dazu noch das demokratische Element, also Demokratiebildung.
0:35:52–0:35:54
Das wird ja auch jetzt ein Stück weit erwartet von den Schulen.
0:35:55–0:35:59
Das war schon tatsächlich auch, oder das ist jetzt noch das Gegenende-Projekt,
0:35:59–0:36:04
hat mich das überzeugt, dass das einfach richtig gut aufgegangen ist.
0:36:04–0:36:10
Das Thema Klimawandel und was für Lösungen gibt es möglicherweise.
0:36:11–0:36:13
Und das Ganze halt demokratisch.
0:36:14–0:36:16
Dann auch zu versuchen oder so.
Florian Clauß
0:36:17–0:36:20
Also wie du schon gesagt hast, bei den Windrädern ist es ja so,
0:36:20–0:36:27
dass da eine hohe Abneigung meistens irgendwie emotional und nicht vom Sachverstand her existiert.
0:36:27–0:36:35
Und dass der Wandel, der Klimawandel jetzt im Sinne von Klimaerzeugung,
0:36:37–0:36:44
nicht immer unbedingt technisch die Hürde ist, sondern eher gesellschaftlich, in der Akzeptanz.
0:36:44–0:36:50
Und dass solche Methoden und solche Workshops dazu beitragen,
0:36:50–0:36:53
dort eben auch die Akzeptanz zu steigern.
Rolf Behringer
0:36:54–0:36:59
Ja, genau. Also das ist schon auch das Ziel. Nur müsste halt die Methode quasi
0:36:59–0:37:02
wirklich ausgerollt werden in der Gesellschaft.
0:37:02–0:37:06
Und da sind wir ja ganz weit entfernt. Aber letzten Endes haben wir schon die
0:37:06–0:37:10
Idee, also auch mit Wolfgang Schäffler und Meeting Democracy zusammen,
0:37:11–0:37:15
die Idee oder diese Methode im Schneeballprinzip zu verbreiten,
0:37:16–0:37:20
auch Multiplikatoren-Workshops zu machen, weil es ist relativ überschaubar,
0:37:20–0:37:23
es ist nicht wirklich schwierig, so ein Verfahren durchzuführen.
0:37:23–0:37:29
Und das könnten halt in vielen kleinen Tellen sozusagen, in vielen Städten und
0:37:29–0:37:34
Gemeinden, dann könnten da solche demokratischen Beteiligungsprozesse laufen.
0:37:35–0:37:38
Sobald irgendeine Frage kommt, könnte man einfach ganz entspannt sagen,
0:37:38–0:37:42
okay, machen wir Gemeinwohlmethode und gucken uns das mal an.
0:37:42–0:37:48
Und das ist ja dann auch nicht verbindlich. Das ist ja keine Instanz sozusagen.
0:37:48–0:37:52
Und das ist manchmal auch so ein bisschen das Problem. Also in Freiburg hatten
0:37:52–0:37:55
wir auch von der Stadt Freiburg aus so ein Verfahren.
0:37:55–0:37:58
Und dann kam halt auch die Frage von den Teilnehmenden. Es waren 200.
0:37:59–0:38:03
Wie wird es jetzt umgesetzt? Und wird es überhaupt umgesetzt,
0:38:03–0:38:04
was Sie vorgeschlagen haben?
0:38:05–0:38:09
Und da gibt es aber einen Reader und man kann dann auch bei der Gemeinde nachfragen
0:38:09–0:38:15
und entsprechend sagen, ja, okay, was ist denn jetzt umgesetzt worden?
0:38:15–0:38:19
Und natürlich muss man realistischerweise auch gucken, was kann umgesetzt werden
0:38:19–0:38:22
und wie schnell kann es umgesetzt werden und so weiter.
Florian Clauß
0:38:22–0:38:27
Aber der Vorteil dieser Art, wenn man dann wirklich so ein standardisiertes
0:38:27–0:38:32
Framework nimmt, um dann eben so eine Meinungsbildung festzuhalten,
0:38:34–0:38:39
die Entscheidungsträger dann später auf diese Sachen zugreifen können.
0:38:39–0:38:45
Und das ist ja häufig, glaube ich, auch so, dass dann bei bestimmten Entscheidungen
0:38:45–0:38:48
erst mal dann die Leute dastehen und wissen nicht genau, okay,
0:38:48–0:38:53
da hat noch irgendjemand das und das gesagt und haben aber keine fundierten
0:38:53–0:38:56
Grundlagen, um eine Entscheidung treffen zu können.
0:38:56–0:38:59
Und wenn man das in so einem standardisierten Verfahren einführt,
0:39:00–0:39:04
dann gibt es da auch die Möglichkeit, da eben auf diese Standards zuzugreifen.
0:39:05–0:39:12
Genau. Und das ist eine demokratische Anwendungsmethode, die dann so zählen
0:39:12–0:39:18
von Gemeinden oder von Sachen, die dann unmittelbar einen betreffen,
0:39:19–0:39:22
der natürlich auch einen externen Fortschritt bedeutet.
Rolf Behringer
0:39:22–0:39:26
Genau. Also bei der Schule nochmal, um das ein bisschen konkreter zu machen,
0:39:27–0:39:31
damit die Zuhörenden vielleicht da noch ein klareres Bild bekommen.
0:39:31–0:39:38
Da werden halt zum Beispiel 200 SchülerInnen eingeladen und die sind nicht verpflichtet
0:39:38–0:39:41
mitzumachen, mit dem Ziel, dass 50 dann am Schluss da sind.
0:39:42–0:39:47
Und die 50, die kommen dann frühmorgens und werden begrüßt, kriegen eine kurze
0:39:47–0:39:50
Einweisung, was jetzt da passiert. Die müssen sich auch nicht vorbereiten.
0:39:51–0:39:59
Und dann werden die 50er-Gruppe wieder per Zufall in zwei Gruppen geteilt, also zweimal 25.
0:39:59–0:40:06
Und die 25 gehen dann in einen anderen Raum, also zwei Gruppen in zwei Räumen
0:40:06–0:40:08
und dann kriegen die einen Input.
0:40:08–0:40:12
Die eine Gruppe kriegt einen Input zum Thema Energie und die andere zum Thema
0:40:12–0:40:13
Ernährung meinetwegen.
Florian Clauß
0:40:14–0:40:20
Und dann ist das schon in so einer Pro-Contra-Schablone aufgeteilt oder ist das dann recht?
Rolf Behringer
0:40:20–0:40:23
Also wie gesagt, jetzt in der Schule gibt es jetzt nicht so viel Contra.
0:40:24–0:40:28
Also man versucht da schon auch zu sagen, wo vielleicht auch die Schwierigkeiten liegen.
0:40:28–0:40:32
Also manchmal gibt es auch jetzt in Schulen zum Beispiel eine Mensa.
0:40:32–0:40:37
Die ist dann beauftragt, also das ist dann in Catering extern.
0:40:37–0:40:40
Und da gibt es halt welche, die haben überhaupt keinen Bock.
0:40:40–0:40:41
Die lassen sich da überhaupt nicht ein.
0:40:42–0:40:45
Also die wollen auch keine Informationen rausgeben, weil die sagen,
0:40:46–0:40:49
nachher sagt ihr uns noch, wir sollen vegetarisch kochen. Da haben wir überhaupt keinen Bock drauf.
0:40:50–0:40:55
Das sind halt einfach auch Hindernisse, die es strukturell gibt in der Schule,
0:40:56–0:40:59
ähnlich wie auch in der Gesellschaft. Kann das auch sein.
0:41:01–0:41:05
Darauf wird dann auch eingegangen. Aber wir hatten natürlich auch dann so,
0:41:05–0:41:11
dass Mensen oder halt Cafeterias sehr kooperativ waren. Ist einfach so.
Florian Clauß
0:41:12–0:41:17
Was macht man in so einer Unmarktsituation? Dann kannst du auch nur sagen, okay, ist halt so.
Rolf Behringer
0:41:17–0:41:20
Genau, also wir haben ja keine Möglichkeit, irgendjemanden zu zwingen.
0:41:22–0:41:25
Und dann können wir einfach nur immer versuchen, freundlich,
0:41:25–0:41:31
sachlich zu bleiben und dann zu sagen, ja gut, falls Sie sich doch noch überlegen,
0:41:31–0:41:33
dann sagen Sie Bescheid.
Florian Clauß
0:41:34–0:41:38
Aber gut, das ist jetzt mal was anderes. Aber du kommst ja zwangsläufig immer
0:41:38–0:41:42
so zu bestimmten Stellen, die dann halt so eine, also auch in der Bürokratie,
0:41:43–0:41:47
dann halt einfach sagen so, nee ey, was geht mich das an? Du hast mich in Ruhe.
Rolf Behringer
0:41:47–0:41:47
Ja, genau.
Florian Clauß
0:41:47–0:41:52
Und das ist ja auch häufig die Erfahrung, die dann halt Bürgerinnen und Bürger machen.
Rolf Behringer
0:41:52–0:41:52
Genau.
Florian Clauß
0:41:53–0:41:57
Und die auch eine gewisse Politikfrustration dann nützlich bringen.
Rolf Behringer
0:41:57–0:41:57
Ja, absolut.
Florian Clauß
0:41:59–0:42:06
Aber der Gegenteil ist, wenn eben die Aktionen, die man dann auch macht,
0:42:06–0:42:09
tatsächlich Ergebnisse zeigen.
0:42:09–0:42:15
Und so wie ich das verstehe, kann diese Gemeinwohlmethode auch Ergebnisse produzieren,
0:42:16–0:42:19
mit denen sich dann die Teilnehmenden identifizieren können.
Rolf Behringer
0:42:19–0:42:22
Genau, genau. Das ist halt auch der Punkt, dann zu merken, okay,
0:42:23–0:42:30
die Gemeinde oder die Stadt, die macht zumindest schon mal den Schritt und lädt
0:42:30–0:42:32
uns ein und will uns zuhören.
0:42:32–0:42:35
Die haben ja da was organisiert. Meistens gibt es noch ein bisschen Catering dazu.
0:42:35–0:42:38
Auch in den Schulen haben wir versucht, das so zu machen. Die haben von uns
0:42:38–0:42:44
als außerschulischer Partner, die haben von uns ein Einladungsschreiben bekommen
0:42:44–0:42:48
mit einer Erklärung, warum sie jetzt da kommen sollen und so.
0:42:48–0:42:51
Also, dass es auch so ein bisschen einen formalen Charakter hat.
0:42:51–0:42:54
Und dann kommen die Schüler und Schülerinnen und werden halt total ernst genommen.
0:42:55–0:42:59
Und dann geht es halt los. Ich habe ja vorhin angefangen, dann stell dir vor, 25.
0:43:00–0:43:05
Und dann werden die 25 wieder per Zufall, per Los, in die Fünfergruppen gelost.
0:43:06–0:43:11
Und dann kriegen die eine Fragestellung, die sehr konkret ist.
0:43:11–0:43:16
Also zum Beispiel, was kann die Schule tun, um den CO2-Ausstoß mittelfristig
0:43:16–0:43:21
und langfristig und kurzfristig zu reduzieren im Bereich Energie?
0:43:21–0:43:24
Also dann werden die einzelnen Bereiche abgefragt.
0:43:24–0:43:29
Und dann werden die in den Fünfergruppen, sitzen die 20 bis 30 Minuten,
0:43:29–0:43:35
je nachdem, das besprechen wir vorher, sitzen die am Tisch und beschäftigen sich mit dieser Frage.
0:43:35–0:43:39
Und dann haben die vorbereitete Zettel auf dem Tisch liegen,
0:43:39–0:43:44
wo sie mit Grußbuchstaben quasi ihre Vorschläge formulieren.
0:43:44–0:43:46
Die können vorher intern sammeln.
0:43:48–0:43:54
Ideen sammeln, aber die fünf sollen mit drei konkreten Vorschlägen rauskommen.
0:43:55–0:44:00
Also nicht mit 20 oder so, sondern jede Gruppe, jede Fünfergruppe kommt mit drei Vorschlägen.
0:44:01–0:44:04
Das heißt, du bist dann, wenn die wieder zusammenkommen nach 20 oder 30 Minuten,
0:44:04–0:44:08
kommen die mit 15 Vorschlägen insgesamt. Also fünf mal drei.
Florian Clauß
0:44:08–0:44:12
Und die sind dann auch schon innerhalb der Gruppe in irgendeiner Form aggregiert?
Rolf Behringer
0:44:12–0:44:15
Genau, genau. Und priorisieren kommt dann noch.
0:44:15–0:44:22
Also dann kommen die 25 zusammen und dann gibt es eine Pinnwand und dann werden
0:44:22–0:44:27
die so gepinnt und werden gegebenenfalls noch geclustert, falls es aus Fünfergruppen
0:44:27–0:44:29
gleiche oder sehr ähnliche Vorschläge gibt.
0:44:30–0:44:35
Dann kriegen alle Teilnehmenden fünf Klebepunkte. Wo geht es lang?
Florian Clauß
0:44:35–0:44:38
Wir gehen jetzt hier. Ich versuche ein bisschen die Straßen zu meinen,
0:44:39–0:44:41
deswegen wäre ich im Gebüsch unterwegs.
0:44:42–0:44:45
Im schlesischen Busch. Nein, der schlesische Busch ist mal anders.
0:44:45–0:44:48
Aber es fühlt sich so an wie der Schlesische Busch.
0:44:49–0:44:53
Wir sind hinter dem Parkcenter langgelaufen, gehen jetzt gleich.
0:44:53–0:44:57
Hier müssen wir noch ein bisschen an der Straße lang, wird es etwas lauter.
0:44:57–0:45:02
Und dann versuchen wir auf die Trasse zu kommen, Richtung Gurley.
0:45:03–0:45:08
Also das heißt, der Zeitinvest ist auch überschaubar für diesen ganzen Busch.
0:45:08–0:45:11
Das ist ja nochmal eine ganz wichtige Komponente.
Rolf Behringer
0:45:11–0:45:12
Ja, genau.
Florian Clauß
0:45:12–0:45:17
Dass es dann halt Ergebnisse schafft in relativ überschaubaren Zeiteinheiten.
Rolf Behringer
0:45:17–0:45:22
Ja, genau. Also du hast im Grunde immer eine halbe Stunde, also man kann sagen,
0:45:22–0:45:26
so pro Thema kann man in anderthalb Stunden, also in 90 Minuten,
0:45:27–0:45:29
Ergebnisse rauskriegen.
0:45:29–0:45:36
Also inklusive Priorisierung. Und in der Schule gibt es noch eine Pause und
0:45:36–0:45:40
die beiden 25er-Gruppen machen jeweils zwei Themen an einem Vormittag.
0:45:41–0:45:45
Das heißt, die Schüler, die dann bei uns sind, die werden auch befreit und nehmen
0:45:45–0:45:51
dann an dieser wichtigen demokratischen Veranstaltung teil, sozusagen.
Florian Clauß
0:45:51–0:45:55
Ja, ich meine, das ist toll, dass man dann auch innerhalb von einer Zeit,
0:45:56–0:46:01
einer kurzen Zeit eines Schultages dann so konkrete Ergebnisse bekommt.
0:46:01–0:46:06
Das stärkt ja dann auch die Meinung und das Verständnis.
Rolf Behringer
0:46:06–0:46:10
Und das hat auch eine Bedeutung dann letzten Endes, weil die ja so eingeladen werden offiziell.
0:46:10–0:46:14
Und die anderen Schüler, die kriegen das dann doch irgendwie mit im Laufe des
0:46:14–0:46:19
Tages, wenn wir unsere Roll-Ups hinstellen, für die Maratschule und dann sehen
0:46:19–0:46:22
sie, dass da welche sitzen und konferieren.
0:46:22–0:46:23
Das spricht sich auch um.
0:46:24–0:46:27
Also innerhalb von dem Projekt haben wir noch eine Mobilitätsumfrage.
0:46:28–0:46:30
Da werden quasi alle Schülerinnen und alle Lehrerinnen,
0:46:32–0:46:37
wie sie in die Schule kommen und es werden auch die ganzen Klassenfahrten oder
0:46:37–0:46:41
Schüleraustausche und so weiter aufgelistet, um dann zu gucken halt,
0:46:42–0:46:46
wie viel CO2 entsteht bei der gesamten Mobilität.
Florian Clauß
0:46:47–0:46:48
Beim Skiurlaub zum Beispiel.
Rolf Behringer
0:46:49–0:46:56
Ja genau, Skiurlaub oder Musikfahrten oder Sprachkurse, also alles so was,
0:46:56–0:46:59
Museumsbesuche, kommt alles mit rein.
Florian Clauß
0:46:59–0:47:02
Und dann habt ihr wahrscheinlich auch aufgrund eure Erfahrung schon,
0:47:02–0:47:06
weil ihr in verschiedenen Schulen wart, dann könnt ihr auch relativ schnell
0:47:06–0:47:07
auf Vollständigkeit prüfen.
0:47:08–0:47:11
Dass dann auch alle Aspekte dann halt auch entsprechend abgedeckt sind,
0:47:11–0:47:15
weil wenn man das erste Mal sich dann irgendwie die Energiebilanz von einem
0:47:15–0:47:19
Skiurlaub, dann sind das sicher viele Aspekte, die man erstmal gar nicht,
0:47:19–0:47:20
auf die man nicht so einfach kommt.
Rolf Behringer
0:47:20–0:47:25
Ja, und was halt dann manchmal echt die Frustration auslöst,
0:47:25–0:47:31
ist, wenn die Schulen halt irgendwie in die USA fliegen, weil sie dort halt
0:47:31–0:47:32
irgendwie ein Projekt haben oder so.
0:47:32–0:47:37
Also schon aus der Historie heraus. Halt jedes Jahr in die USA fliegen und alle
0:47:37–0:47:40
eigentlich auch so freuen sich da drauf oder umstellen.
0:47:41–0:47:47
Kann man ja nachvollziehen. Aber dann zerhaut das einfach die CO2-Bilanz brutal.
0:47:47–0:47:52
Weil dann siehst du halt, okay, die Schule zu heizen das ganze Jahr mit Strom
0:47:52–0:47:54
zu versorgen, da werden wir so Tortendiagramme.
0:47:55–0:47:57
Und dann siehst du halt, okay, das braucht so und so viel.
0:47:58–0:48:03
Aber jetzt durch den Flug ist unsere CO2-Bilanz eine Katastrophe geworden.
Florian Clauß
0:48:04–0:48:11
Ja, gut. Klar, dann ist natürlich hier so ein Thema, dass man sich die ganze Zeit darauf freut.
0:48:12–0:48:17
Aber dann merkt man das ja auch an anderer Stelle, wie teuer das ist zu fliegen.
Rolf Behringer
0:48:17–0:48:17
Ja.
Florian Clauß
0:48:18–0:48:19
Also für einen selber.
Rolf Behringer
0:48:19–0:48:19
Genau.
Florian Clauß
0:48:20–0:48:24
Das ist ja nochmal so ganz handfest, wenn man das auf so ein Schulgebäude ausrollt
0:48:24–0:48:29
und dann überlegt, okay, das kostet einfach so viel. Das sind nochmal so...
0:48:30–0:48:34
So, wir sind jetzt hier oben auf der Brücke, auf der Trasse angekommen.
Rolf Behringer
0:48:34–0:48:38
Ja, ich habe Angst. Es ist ganz dunkel hier und es sind viele fremde Männer.
Florian Clauß
0:48:39–0:48:46
Ja, das wilde Berlin. Die Ecken vom wilden Berlin. Ich mache jetzt mal eine Aufnahme. Okay.
0:48:48–0:48:51
Also jetzt noch mal so ein bisschen inhaltlich einzusteigen.
0:48:52–0:48:58
Was gab es denn so rückblickend für Highlights in diesen Einzelnen,
0:48:59–0:49:03
bei den Einzelnen, wo du sagst, die Schule war am Anfang, hat sich total gesperrt.
0:49:03–0:49:08
Aber als du dann das Ergebnis gesehen hast, dann haben die sämtliche Maßnahmen umgesetzt.
0:49:08–0:49:12
Oder auch das Gegenteil. Hast du da vielleicht noch so ein paar Anekdoten?
Rolf Behringer
0:49:13–0:49:18
Ja, schon. Also das ist sehr vielschichtig, muss man sagen.
0:49:19–0:49:24
Es ist natürlich auch ein Projekt, was doch auch so ein Engagement verlangt.
0:49:25–0:49:33
Und da gab es tatsächlich auch Schulen, die hatten sich übernommen vielleicht auch.
0:49:33–0:49:36
Also zum Glück nicht bei uns, bei Partnern.
0:49:36–0:49:42
Also jetzt schiebe ich mal das Negative voraus, sozusagen. weil das jetzt natürlich
0:49:42–0:49:47
keine Wundermethode ist, sondern die Methode, die muss halt einfach auch gut
0:49:47–0:49:50
umgesetzt werden, die muss in einem guten Rahmen stattfinden und so weiter.
0:49:51–0:49:56
Es gab auch Situationen, wo Lehrkräfte erkrankt sind längerfristig und niemand
0:49:56–0:49:58
anderes sich dann bereit, wie sagt man.
Florian Clauß
0:49:58–0:49:59
Erklärt hat oder.
Rolf Behringer
0:49:59–0:50:03
Bereit erklärt hat. Naja, dann war das Ergebnis ein bisschen ernüchternd.
0:50:05–0:50:09
Aber wir hatten eine Schule, das fand ich richtig grandios, wir haben auf dem
0:50:09–0:50:13
Dach zum Beispiel eine PV-Anlage und da waren wir da oben. Wir machen auch so
0:50:13–0:50:14
einen Energierundgang durch die Schule.
0:50:15–0:50:17
Dann haben wir das halt angeguckt, wir haben uns die Werte geben lassen und
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konnten sagen, diese Anlage, die hat 9 Prozent des elektrischen Energiebedarfs, deckt die ab.
Florian Clauß
0:50:24–0:50:27
Okay, ist das hoch in Relation?
Rolf Behringer
0:50:27–0:50:28
Nee, nicht so wirklich.
Florian Clauß
0:50:28–0:50:28
Okay.
Rolf Behringer
0:50:28–0:50:32
Und dann haben wir aber gesagt, aber hier auf dem Dach ist noch viel mehr Platz,
0:50:32–0:50:33
das hat ja ein Riesenpotenzial.
Florian Clauß
0:50:33–0:50:33
Ja.
Rolf Behringer
0:50:34–0:50:39
Und kurz nach Projektende hatten die schon repowered und ich habe mir das angeguckt
0:50:39–0:50:42
und die macht jetzt inzwischen 51 Prozent.
Florian Clauß
0:50:42–0:50:43
Wow. Oh, fett.
Rolf Behringer
0:50:43–0:50:45
Ja, also der Solar-Aktar.
Florian Clauß
0:50:45–0:50:47
Dann können die jetzt auch in die USA fließen.
Rolf Behringer
0:50:47–0:50:52
Genau. Und das ist natürlich dann das Learning, weil dann denkt man jetzt 51
0:50:52–0:50:55
Prozent und wenn die in die USA fliegen, dann ist das alles kaputt.
Florian Clauß
0:50:55–0:50:58
Und zwar ist es dann viel mehr. Ja, das ist schlimm.
Rolf Behringer
0:50:58–0:51:03
Und das ist auch bitter, ein Stück weit. Und es ist auch im Grunde die bittere
0:51:03–0:51:08
Diskussion, die wir in der Gesellschaft führen werden oder müssen.
0:51:09–0:51:10
Ich weiß nicht genau, ob das werden.
0:51:10–0:51:17
Weil wir können einfach nicht immer noch mehr fliegen und mehr und so weiter.
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Also bei mir, ich bin schon länger nicht mehr geflogen und überlege halt,
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naja, gibt es irgendwas, wo ich sagen kann, ich finde es okay,
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dahin zu fliegen, aus irgendeinem Grund.
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So und dann, naja, dann guckt man halt so, selbst im Freundeskreis.
0:51:37–0:51:41
Fliegen die Leute halt dann trotzdem so wie früher durch die Gegend,
0:51:41–0:51:46
obwohl wir alle verstanden haben, was für ein Problem wir an der Backe haben.
0:51:46–0:51:51
Und das ist eigentlich auch das, wo ich Hoffnung habe, dass wir mit diesem Tool,
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mit der Gemeinwohlmethode,
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besser ins Gespräch kommen können als Gesellschaft und Lösungen finden können,
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die auch dann eine höhere gesellschaftliche Akzeptanz bekommen.
Florian Clauß
0:52:02–0:52:08
Verstehe, ja, weil das viel handfester wird, Weil du dann diese Werte dann wirklich
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so miteinander vergleichen und erfahren kannst.
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Ich glaube, diese Größenverhältnisse, das ist ähnlich wie mit der Pandemie,
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als die losging, keiner eine Vorstellung hatte, was exponentieller Wachstum ist.
0:52:22–0:52:27
Und dann auf einmal alle so, okay, das bedeutet exponentieller Wachstum und
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das ist immer eine ganz andere Dimension, die sich da so auftun.
0:52:31–0:52:34
Und wenn du das irgendwie der Gesellschaft klar machen kannst,
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es geht nicht mehr so weiter.
0:52:38–0:52:41
Und man kann sich immer hinstellen und sagen, es geht nicht weiter.
0:52:41–0:52:45
Aber die Akzeptanz dafür wirst du dann halt wenig finden. Du musst natürlich
0:52:45–0:52:49
dann auch irgendwelche Mittel haben, wo du dann sagen kannst,
0:52:49–0:52:54
okay, überlegt euch, ob ihr diesen Weg einschlagen wollt oder den anderen Weg.
0:52:54–0:52:57
Also es ist spannend, es ist wirklich spannend. Ich freue mich auch,
0:52:58–0:53:02
wie sich das dann jetzt weiterentwickeln kann. wie könnt ihr das jetzt,
0:53:03–0:53:10
Abgesehen von den Schulen, diese Methode noch bei euch in eurem Bereich weiter einsetzen?
Rolf Behringer
0:53:10–0:53:10
Ja, genau.
Florian Clauß
0:53:10–0:53:11
Habt ihr da auch schon Ideen?
Rolf Behringer
0:53:11–0:53:13
Ja, also das Interessante ist
0:53:13–0:53:18
ja, dass mich das ja auch dann praktisch überzeugt hat in der Anwendung.
0:53:18–0:53:22
Also der Wolfgang Schäffler, den ich erwähnt hatte von Meeting Democracy,
0:53:23–0:53:25
mit dem hatte ich öfters gesprochen.
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Und dann irgendwann kam das Projekt und ich habe gedacht, nee,
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lass uns doch Klimawandel und Beteiligung kombinieren.
0:53:30–0:53:35
Da habe ich dann gemerkt, ja, das ist halt, also das hat für mich,
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ich sehe da echt ein Potenzial drin und möchte das halt auch in der Zivilgesellschaft
0:53:40–0:53:44
verbreiten und auch austesten, kurz zu sagen.
0:53:44–0:53:48
Und wir haben ja jetzt seit kurzem, also seit letztem Jahr, Seminarraum.
0:53:48–0:53:51
Also wir waren bisher immer nur mobil in Schulen unterwegs.
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Und jetzt können wir zum ersten Mal auch Gruppen zu uns einladen.
Florian Clauß
0:53:54–0:53:56
Also hier als Solare Zukunft.
Rolf Behringer
0:53:56–0:54:02
Als Verein Solare Zukunft. und der soll ja auch belebt werden und ich habe einfach
0:54:02–0:54:09
so eine Vision, dass wir halt regelmäßig solche Gemeinwohlmethode verfahren,
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manchmal sagt man auch Planungszellen dazu, das ist so ein Äquivalent,
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einfach durchführen zu bestimmten Themen.
0:54:17–0:54:21
Also wir sammeln Themen vielleicht auch von Freunden oder von Menschen,
0:54:21–0:54:25
die wir kennen, die einfach sagen, das Thema, das beschäftigt mich so sehr und
0:54:25–0:54:28
das ist doch auch ein Thema, was andere ist, irgendwie beschäftigt.
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Und dann könnten wir dazu so ein Verfahren durchführen. Und es geht halt in einem Abend.
0:54:34–0:54:39
Ein Thema, kann man zusammenkommen, man plant es zwei Stunden mit Input,
0:54:39–0:54:44
Durchführung, Ergebnis und da einfach ein Learning und noch weiter gedacht,
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nicht nur in Freiburg zu machen bei uns, sondern halt auch in vielen anderen Städten.
Florian Clauß
0:54:51–0:54:56
Das sind also auch quasi wie so ein Open-Source-Verfahren, wo du dann diese
0:54:56–0:55:01
Methode offenlegst und dass sich dann solche Zentren bilden können,
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wo die dann Räumlichkeiten zur Verfügung stehen haben, Leute,
0:55:05–0:55:07
die da schon mal was angewendet haben.
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Und dann so einen offenen Entscheidungsprozess, also eine demokratische Zelle
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quasi da implementieren können.
Rolf Behringer
0:55:15–0:55:20
Ja, und idealerweise, dass halt auch den Kommunen das kennenlernen und verstehen
0:55:20–0:55:24
und einfach sagen können, hey, also dann gibt es halt einfach so einen Expertenkreis,
0:55:25–0:55:27
um dann sowas durchzuführen.
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Dass die dann einfach sagen, wir haben ein Thema und dann würde man das gerne mal durchführen.
0:55:31–0:55:34
Dann werden einfach ein paar Leute über das Anwohnermeldeamt,
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über das Register der Zufall eingeladen und dann kann es durchgeführt werden.
Florian Clauß
0:55:38–0:55:44
Ja, also wo mich das, ich habe ja schon gesagt, dass wir jetzt gemeinsam Silvesterabend
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verbracht haben, wo die Methode schon im Kleinen überzeugt hat,
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war, wir standen vor der Wahl, was machen wir jetzt?
Rolf Behringer
0:55:51–0:55:51
Ja.
Florian Clauß
0:55:51–0:55:53
Spielen wir ein Exit-Spiel?
Rolf Behringer
0:55:53–0:55:54
Ja.
Florian Clauß
0:55:54–0:55:58
Machen wir unser Spiel mit dem Dictionary, wo sich einer einen Begriff raussucht
0:55:58–0:56:02
aus einem Wörterbuch, Bremswörterbuch, den die anderen nicht kennen.
0:56:02–0:56:09
Jeder schreibt eine Definition auf und dann werden die anonym vorgelesen, diese Interpretation.
0:56:09–0:56:14
Und derjenige, der dann gewählt wird als die richtige, und ob nicht die richtige
0:56:14–0:56:16
ist, kriegt einen Punkt.
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Beziehungsweise, wenn dann halt derjenige, der die richtige Definition aufgeschrieben
0:56:20–0:56:25
hat, vorgelesen hat und keiner rät die, dann kriegt derjenige auch einen Punkt.
0:56:25–0:56:30
Ja, ganz kurz erklärt. Aber die dritte Variante, was war das nochmal? Das dritte Option.
0:56:31–0:56:32
Die zur Ausschau stand.
Rolf Behringer
0:56:32–0:56:34
Das war, glaube ich, Wünsche.
Florian Clauß
0:56:35–0:56:36
Ach ja, genau, so Wünsche aufschreiben.
Rolf Behringer
0:56:37–0:56:39
Für 2025 aufschreiben.
Florian Clauß
0:56:39–0:56:44
Und fotografieren. Genau, da haben wir schon gemerkt, jeder will so ein bisschen höflich sein.
0:56:44–0:56:49
Und wir haben rumgedruckst. Und eigentlich hatte jeder schon ein klares Bild, was er machen will.
0:56:49–0:56:53
Aber so zu viert ging das dann nicht so richtig zu entscheiden.
0:56:53–0:56:57
Und dann hat Rolf gesagt, Moment, wir können das ganz demokratisch und geheim machen.
0:56:57–0:57:00
Und dann hat jeder einen Zettel ausgefüllt.
0:57:01–0:57:04
Dann, wo die drei Optionen draufstanden und konnte drei Striche vergeben.
0:57:05–0:57:08
Und dann wurde es ausgezählt, kam ziemlich eindeutig dann dieses Dictionary-Spiel.
0:57:09–0:57:13
Und das fand ich auch gut. Wo man dann wahrscheinlich noch eine Viertelstunde
0:57:13–0:57:17
lang rumdiskutiert hätte, war das dann innerhalb von zwei Minuten entschieden.
Rolf Behringer
0:57:17–0:57:20
Und das war gar nicht klar. Also bei unserem Gespräch vorher,
0:57:20–0:57:23
wo wir versucht haben, uns zu einigen, da war das für mich nicht klar.
0:57:24–0:57:25
Ich habe keine klare Tendenz erkannt.
Florian Clauß
0:57:25–0:57:26
Nee, war auch nicht klar.
Rolf Behringer
0:57:27–0:57:29
Und dann plötzlich, zack, war die Tendenz.
Florian Clauß
0:57:29–0:57:35
Das war eindeutig und wo man halt eben so viel im sozialen Zwischenraum dann
0:57:35–0:57:37
halt versucht, dann möglichst höflich und so.
0:57:37–0:57:41
Aber ich weiß, das magst du, aber ich will lieber das.
0:57:41–0:57:43
Dann hat man das einfach abgekürzt.
Rolf Behringer
0:57:44–0:57:48
Ja, ja, genau. Ja, vielleicht noch ganz kurz eine Anmerkung.
0:57:48–0:57:50
Ich habe jetzt Meeting Democracy genannt.
Florian Clauß
0:57:50–0:57:50
Ja.
Rolf Behringer
0:57:51–0:57:54
Und die sind gerade dabei, auch einen Verein zu gründen.
0:57:54–0:57:59
Also es gibt auch die Webseite zu Meeting Democracy. das steht glaube ich dann
0:57:59–0:58:01
in den in deinen footnotes.
0:58:02–0:58:11
Was sie aber machen zum Beispiel ist jetzt in diesem Jahr sechs solche Verfahren mit mehr Demokratie.
0:58:11–0:58:13
Also mehr Demokratie ist auch ein großer Verein.
0:58:13–0:58:19
Die haben fast 10.000 Mitglieder und Mitgliederinnen. 10.000.
Florian Clauß
0:58:19–0:58:19
Ist aber echt viel.
Rolf Behringer
0:58:19–0:58:24
Ja, das ist richtig viel. Das ist schon mit der größte demokratische Verein.
0:58:25–0:58:31
Und da machen die zehn solche Gemeinwohl-Methode-Verfahren,
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allerdings mit vereinsinternen Fragestellungen.
0:58:34–0:58:37
Also es ist jetzt nicht so, dass ich leider kann ich jetzt nicht sagen,
0:58:37–0:58:38
es ist für die Öffentlichkeit,
0:58:39–0:58:44
aber wir spielen auch mit dem Gedanken und wir suchen eigentlich noch nach einer Methode,
0:58:45–0:58:51
wie wir aus der Öffentlichkeit und es gerne auch online Themen finden und Leute
0:58:51–0:58:55
per Zufall auch einladen können. Ja, das ist gar nicht so einfach.
Florian Clauß
0:58:55–0:58:58
Ja, ich meine, das ist Öffentlichkeitsarbeit wieder angesagt.
0:58:58–0:59:02
Wenn du in so einem Interessensverband, wie in der Schule bist,
0:59:02–0:59:04
dann sind die Themen schon relativ klar.
0:59:04–0:59:07
Aber wenn du dann selber für deine Themen werben musst, dann kommt auch mal
0:59:07–0:59:09
eine andere Kiste obendrauf.
0:59:09–0:59:14
So, wir überqueren gerade den Kanal. Ich mache hier noch ein Bild.
Rolf Behringer
0:59:14–0:59:17
Wow, schön. Mit ein bisschen Reggae-Musik im Hintergrund.
Florian Clauß
0:59:17–0:59:25
Wir laufen am Fuße des Görlitzer Parks entlang und ich mag die Strecke eigentlich
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ganz gerne, aber trotzdem im Dunkeln ist sie etwas aufregend.
0:59:32–0:59:36
Okay, Rolf, ich denke, wir sind auch so am Ende.
Rolf Behringer
0:59:36–0:59:37
Ja.
Florian Clauß
0:59:37–0:59:43
Die Projekte, die ihr mit dem Verein macht und auch einfach auch so den Beitrag,
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den ihr für die Gesellschaft dann damit leistet, finde ich ganz großartig.
0:59:47–0:59:52
Und ich danke dir, dass du da warst und dass wir über das Projekt sprechen konnten
0:59:52–0:59:55
und dass vielleicht einige jetzt einen Eindruck bekommen haben,
0:59:55–0:59:59
was eben auch so eine Methode ausrichten kann.
0:59:59–1:00:04
Also auch hier der Aufruf, man kann sich ja in seiner lokalen Community mal
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anschauen, ob es solche Bewegungen gibt und dann auch mitmachen.
1:00:09–1:00:13
Also diese sozialen Zellen selber mit aufbauen, das ist ja, glaube ich,
1:00:13–1:00:14
auch ein ganz wichtiger Beitrag.
1:00:15–1:00:20
Auch wenn viele sagen, Demokratie ist, wenn ich alle vier Jahre ein Kreuzchen mache und mehr nicht.
1:00:21–1:00:24
Aber hier fängt der Demokrat hier an, bei sowas.
1:00:25–1:00:32
Und das ist glaube ich, sowas brauchen wir heutzutage dieszulande weil sich
1:00:32–1:00:36
die Gesellschaft jetzt in der Tendenz nicht demokratisch entwickelt,
1:00:38–1:00:40
danke dir.
Rolf Behringer
1:00:40–1:00:42
Für die Möglichkeit mit dir hier spazieren zu gehen.
Florian Clauß
1:00:42–1:00:47
Ja sehr gerne gerne wieder, wenn ich mal wieder in Freiburg bin ich habe natürlich
1:00:47–1:00:53
viele Fragen zu deinen anderen Projekten noch vielleicht ergibt sich nochmal eine Gelegenheit ja.
Rolf Behringer
1:00:53–1:00:55
Sehr gerne Dann schlage ich mal eine Tour vor.
Florian Clauß
1:00:55–1:00:56
In Freiburg.
Rolf Behringer
1:00:56–1:00:57
Alles klar, danke dir.
Florian Clauß
1:00:58–1:01:01
Gut, dann bis zum nächsten Mal. Macht's gut. Tschüss.

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