KELVIN: "Are we alive or dead?" RHEYA: "We don't have to think like that anymore." ("Solaris" 2002)

Im letzten Teil unserer Solaris-Trilogie, stellt Micz Steven Soderberghs Film "Solaris" (2002) vor. Die Geschichte ist nur grob gesehen die gleiche. Im Gegensatz zu Stanisław Lems Roman, der sich stärker auf die wissenschaftlichen und philosophischen Aspekte der Erforschung des Planeten konzentriert, legt Soderberghs Film einen besonderen Schwerpunkt auf die emotionale Beziehung zwischen Kelvin und seiner verstorbenen Frau Rheya, die als Erscheinung auf der Station auftaucht. Und stilistisch unterscheidet sich Soderberghs Kammerspiel stark von Andrei Tarkowskis poetisch-opulenter und symbolträchtiger Version von 1972. Doch kommt Micz zu dem Schluss, dass Soderberghs Interpretation eine intensivere persönliche und emotionale Dimension versucht und gleichzeitig daran scheitert. Interessant ist lediglich, dass Kelvins Frau Rheya als Person präsenter ist und schließlich sogar ihre Erinnerungen als Szenen in der Rückblende auf "ihre" Zeit auf der Erde zu sehen sind, in der nur sie anwesend ist. Ganz so als ob die projektive Identifikation Kelvins ihr Erinnerungen erschaffen hat, die Solaris nicht aus seinen Erfahrungen hat nehmen können. Psychodynamisch eine interessante Überlegung, allein: der Film bringt es nicht.

Shownotes

Mitwirkende

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Micz Flor
Erzähler
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Florian Clauß

Transcript

Florian Clauß
0:00:02–0:00:03
Läuft.
Micz Flor
0:00:04–0:00:12
Hier auch? So, jetzt. Die letzte im Triathlon, im Solaris Triathlon.
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Das Drei-Körper-Problem haben wir im Drei-Episoden-Problem.
Florian Clauß
0:00:19–0:00:22
Hallo und herzlich willkommen bei eigentlich podcast
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episode 55 heute wieder
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mit dem thema solaris haben wir ausführlich und erschöpfend in den letzten zwei
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episoden besprochen heute bringt uns mit noch mal eine interpretation des stoffes
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mit nämlich die verfilmung von Von Soderberg aus dem Jahre 2002,
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Solaris, weicht doch erheblich von der Vorlage ab.
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Und ihr könnt, genau, wir sind der Podcast, bei dem wir im Laufen reden und
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laufend reden, das müssen wir mal sagen, das kriegen wir bezahlt, den Spruch.
Micz Flor
0:01:04–0:01:05
Von uns, ja.
Florian Clauß
0:01:05–0:01:10
Von uns bezahlt. Wir laufen wieder durch Marzahn, mal gucken,
0:01:10–0:01:14
wo uns jetzt der Weg hinführt. Ich kenne das tatsächlich ja alles noch nicht.
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Ja, ich bin gespannt, ob wir jetzt mal wieder zurück in die Zivilisation kommen.
Micz Flor
0:01:21–0:01:24
Ja, es ist echt irre. Jetzt geht auch langsam schon die Sonne unter.
0:01:24–0:01:26
Wir haben schon über vier Stunden hinter uns, oder?
Florian Clauß
0:01:26–0:01:27
Ja.
Micz Flor
0:01:27–0:01:33
Und sind jetzt auf dem letzten Stretch. Wollten unbedingt diese drei Folgen
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hintereinander machen, weil wir gedacht haben, wir kommen dann so richtig in den Flow.
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Aber ich muss sagen, ich fühle jetzt langsam meine Beine. Ich bin begeistert.
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Aber gerade nach der Tarkovsky-Folge,
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In der Erinnerung an den Film entstand dann diese Trance, die Tarkovsky generieren kann.
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Und mit der steige ich jetzt in die Kurzkritik.
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Also meine kurze Meinung könnte ich ja vorne wegstellen.
0:02:01–0:02:06
Soderbergh, so der Film, so lala. Das war so meine Kurzkritik.
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Wir gucken uns jetzt was ganz anderes an. Also wir hatten ja gehört,
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Tarkovsky ist unepisch lang. und jetzt sind wir bei 99 Minuten.
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Also wir sind jetzt irgendwie unter zwei Stunden. Eine Stunde 39 Minuten.
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2002 ist Heidelberg hat Regie und Drehbuch geschrieben, produziert von James
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Cameron, George Clooney als Calvin, als Hauptdarsteller.
Florian Clauß
0:02:33–0:02:36
Ganz kurz, weißt du warum der von James Cameron produziert wurde?
Micz Flor
0:02:37–0:02:44
Ich hatte gelesen, dass der die Filmrechte vorher hatte und dann hatte wohl
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Soderbergh ihn davon überzeugt, dass er selbst unbedingt den Film machen muss und Cameron ist dann,
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keine Ahnung, wollte dann unbedingt produzieren oder wurde eingeladen zu produzieren,
0:02:54–0:02:58
aber zumindest war es so, dass die Filmrechte zuerst bei Cameron lagen.
Florian Clauß
0:02:58–0:03:02
Richtig, ja genau. Er hatte zuerst die Filmrechte erworben.
Micz Flor
0:03:02–0:03:04
Der hat dann aber nicht gesagt, Gott sei Dank bin ich los.
Florian Clauß
0:03:04–0:03:09
Nee, aber ich glaube, es war dann so, dass er dann, okay, mit Soderbergh hat
0:03:09–0:03:13
er dann ein gutes Gefühl gehabt, dass er dann inszenieren konnte.
Micz Flor
0:03:14–0:03:18
Ja, und dann ist es so, dass halt dieser Film, kann man auch vorneweg sagen...
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Gefloppt, muss man eigentlich so sagen, oder? Ich glaube, dass viele den kennen,
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aber scheinbar haben wir nur sehr wenige gesehen.
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Budget waren fast 50 Millionen und er hat um die 30 Millionen weltweit eingespielt,
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also lag da unter den Erwartungen, dass es wirklich nicht viel für so ein Trio,
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Clooney, Soderbergh und Cameron.
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Soderbergh hatte ja da auch gerade Traffic irgendwie draußen,
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er war noch nicht so alt, war natürlich der Shootingstar mit sechs leisen Videotape.
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Und das Ding hat nicht so gut geklappt.
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Und ich muss auch sagen, ich habe mich nämlich eigentlich,
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weil ich habe geguckt, eigentlich, so heißt der Podcast, und eigentlich habe
0:04:02–0:04:06
ich mich gefreut, dass wir das Ding besprechen, weil ich den Soderbergh-Film
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damals im Kino spannend fand.
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Und jetzt hatte ich wirklich diesmal beim Gucken so das Gefühl,
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das ist eigentlich ein Kammerspiel, was teilweise trotz toller Bauten mehr an irgendwie die erste,
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Staffel von Star Trek erinnert, als an so ein Popcorn-Kino, wie man sich das
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dann vielleicht vorgestellt hat.
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Selbst wenn die es versucht haben, mit CG-Effekten des Planeten da irgendwie
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so ein bisschen Gas zu geben,
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buchstäblich Gas, weil da ist der Planet ja auch ein Gasplanet,
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Es gibt zum Schluss zum Beispiel eine Szene, wo ich denke, das muss ja schon ein Hommage sein.
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Oder wieso trauen die sich das, wo Clooney gegen die Wand geschleudert wird,
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weil das Schiff so erschüttert wird.
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Und du hast das Gefühl, die Kamera wackelt und er springt so gegen die Wand.
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Das ist sehr dreschig. Ja, das ist kurz vor der Szene, wo dann auch noch Sartorius,
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ist glaube ich Sartorius' Kind oder Negibarien?
Florian Clauß
0:05:07–0:05:09
Nee, das ist Gordon. Das ist ja, der Turgis ist Gordon da.
Micz Flor
0:05:11–0:05:14
Gordon, genau. Nee, Quatsch, da kommt die Bari ans Kind, ist das dann, was zum Schluss.
Florian Clauß
0:05:14–0:05:19
Wo die diese Szene haben mit Fingerberührung. Ja, da wird auch nochmal so dieses,
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diese Ikone aufgeladen von dem Michelangelo, diese Filme.
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Da will er nochmal eine Dimension reinbringen, das Göttliche und das Menschliche,
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was sich da berühren. Ja.
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Also dann nochmal diesen ganzen anthropomorphen Diskurs rein.
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Nee, ich fand's auch. Okay.
Micz Flor
0:05:37–0:05:42
Aber das war so, das heißt, wir haben auch bei Tarkovsky Wir gehen einfach mal
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rein in das, was wir erlebt haben.
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Besprechungen, Ideen, Konzepte, Interpretationen.
Florian Clauß
0:05:48–0:05:53
Ich will nur ganz kurz noch erwähnen, weil wir haben ja in der Vorbereitung
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der Podcasts gab es noch eine Arbeit, eine Bachelorarbeit, die uns da so ein
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bisschen noch geholfen hat, die Unterschiede herauszuarbeiten.
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Nämlich genau Bachelorarbeit hat sich beschäftigt mit dem Buch,
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der Romanvorlage, also dem Roman von NEM und den beiden Verfilmungen und hat
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dann tatsächlich so eine,
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Sequenzanalyse dann mitgeliefert das heißt, was haben die Filme gemeint mit
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dem Roman was weicht ab und das ist eine super Übersicht,
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also das ist wirklich nochmal so eine gute Hilfe gewesen für uns das nochmal
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so einzuordnen an der Stelle sei das nochmal erwähnt Kannst du Autorin,
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Ich hab's vergessen Aber wir machen das auf unserer Seite.
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Wir verlinken das auf unserer Homepage.
Micz Flor
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Ja, das stimmt. Das ist dann teilweise auch wirklich dann in Prozente ausgerechnet,
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welche Zeit auf der Erde und so weiter und so fort.
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Bei dem Film muss man ähnlich wie bei Tarkovsky auch sagen, auch da geht es auf der Erde los.
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Und ich habe den Film, du hattest mir den gezeigt, wo ich ihn legal sehen kann,
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sage ich mal. Und dann habe ich ihn angeschaut.
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Aber bevor ich ihn dann angeschaut hatte, habe ich mir das Skript runtergeladen.
Florian Clauß
0:07:15–0:07:16
Du hast dir die DVD gegeben.
Micz Flor
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Die DVD, genau das war es. Und dann hatte ich meine Playstation 2 verliehen.
0:07:21–0:07:23
Und als ich zurück hatte.
Florian Clauß
0:07:23–0:07:26
Hatte ich vorhin das Skript gelesen. Blu-Ray-Player auf DVD.
Micz Flor
0:07:26–0:07:31
Dann habe ich das Skript gelesen und in diesem Skript geht es halt irgendwie
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so wirklich los, ich glaube im ersten oder zweiten oder dritten Teil mit, es regnet, es regnet.
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Wir sehen Calvin auf der Erde, es regnet immer noch.
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Er scheint ein Psychologe zu sein, leitet irgendwie eine Gruppe,
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aber wir sehen es nicht wirklich anwesend.
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Und wir sehen dann auch im Film später dieses...
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Diese Grundhaltung von Clooney, die finde ich unglaublich anstrengend ist.
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Der ist die ganze Zeit so hoffnungsvoll deprimiert oder so.
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Zuerst auf der Erde hoffnungsvoll deprimiert.
Florian Clauß
0:08:07–0:08:09
Ja, er hat halt dieses Hundegesicht.
Micz Flor
0:08:09–0:08:15
Ich fände Clooney super, aber in dem Film hat er nur ein Gesicht. Das ist das Problem.
Florian Clauß
0:08:15–0:08:20
Aber er hat dieses verlassene Hundegesicht. Weißt du, ich bin verlassen und ich...
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Stimmt, ist kein Leiden das von dem Gesicht, sondern eher dieses Resignative.
Micz Flor
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Er guckt dann einfach so, er guckt dann, gut aber das muss man sich dann,
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vielleicht braucht man einfach nur das Poster sehen, das ist das Gesicht,
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was trägt er die ganze Zeit durch.
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Und dann ist es so, dass die Teilen teilweise auch so inszeniert sind,
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es gibt diese Szene ganz am Anfang, wo er in der Küche so Gemüse schneidet und
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er macht das mit so einer Sache,
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dass man weiß, oh, der hackt sich gleich einen Finger, wenn der so weit der macht.
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Und dann hackt er sich natürlich wirklich einen Finger und dann ist er aber
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auch noch überrascht. Und guckt dann, hält es unter das Wasser.
Florian Clauß
0:08:57–0:08:58
Ja, aber das ist wichtig für die letzte Szene.
Micz Flor
0:08:58–0:09:01
Genau, und dann siehst du die Szene und denkst, oh, das muss ich mir jetzt merken,
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dass da Blut fließt. Ist das ein Mensch oder so?
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Dann entsteht gleich so ein, weißt du, bei Blade Runner, das ist ja ein ähnliches
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Thema, ne? Ist das Mensch oder nicht Mensch?
Florian Clauß
0:09:08–0:09:12
Genau, dann geht es wenigstens über Oregani-Verhaltung.
Micz Flor
0:09:12–0:09:16
Genau, das ist für die, die die Blade Runner ersten Teil noch nicht gesehen
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haben, die können jetzt weg, weil zum Schluss,
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sehen wir, dass Harrison Ford wahrscheinlich auch ein Android ist,
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weil sein Traum von einem Einhorn, den er immer hat, den er niemandem mitgeteilt hat,
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er findet vor seiner Tür ein origamig gefaltetes Einhorn.
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Das heißt, jemand weiß, was in ihm vorgeht. Und ähnlich sehen wir in dieser
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allerersten Szene mit Clooney, nicht allererst, aber ganz am Anfang,
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er schneidet sich einen Finger und wir wissen schon da kommt das bestimmt noch
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mal und dann wird wahrscheinlich kein blut kommen oder guck.
Florian Clauß
0:09:52–0:09:58
Mal ich will mal ganz kurz dich hier hinbringen das wird auch der grund für unsere tour wo.
Micz Flor
0:09:58–0:10:07
Wir jetzt gerade sind hier zum straßenschild endlich hab schon gedacht wir kommen da nie wieder an.
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Die Allee der KosmonautInnen.
Florian Clauß
0:10:14–0:10:20
Die Allee der Kosmonauten wurde 1972 in Marzahn tatsächlich aus dem Boden gestampft
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und wurde benannt nach dem,
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wir wollen jetzt aber hier unter die Allee gehen, also das ist auch die Allee
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der Kosmonauten um die Straße, die wurde benannt nach dem,
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einem General der sowjetischen Raumfahrt und Sigmund Jähn, der erste Deutsche im Weltall.
Micz Flor
0:10:43–0:10:48
Ja. Der auch in Goodbye Lenin noch eine Rolle spielt.
Florian Clauß
0:10:49–0:10:53
Genau. Ich habe auch noch mal einen Podcast von ihm gehört, vor Raumzeit.
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Ein toller Podcast, wo Tim Pridlaff ihn interviewt.
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Hier ist der Fahrradweg, kurz bevor er gestorben ist.
Micz Flor
0:11:03–0:11:11
Ja, jetzt kommen wir eben an. Also Allee der Kosmonauten und Solaris und das war quasi unser Motiv.
Florian Clauß
0:11:12–0:11:17
Genau, eben Lem, der auch eigentlich für die osteuropäische Science Fiction
0:11:17–0:11:23
und für die Ästhetik auch Allee der Kosmonauten und Tarkovsky natürlich.
Micz Flor
0:11:24–0:11:27
Und jetzt komme ich wieder zurück in diesen flow
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hinein also wir haben also mit so de
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burghs verfilmung jetzt ein film der
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schon mit cameras produzent irgendwie denkt
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man der könnte groß werden er könnte sich irgendwie öffnen aber es ist es ist
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irgendwie ein kammerspiel also ich finde das ist ein klein und die sind alle
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in diesen innenräumen und der film hat mich jetzt beim nochmal gucken nicht
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wirklich so ergriffen aber trotzdem möchte ich ein paar szenen daraus,
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erzählen und hat der chris ja versprochen ein bisschen über lakon zu reden und.
Florian Clauß
0:12:03–0:12:06
Dann kündigst du jede episode an und redest nie über.
Micz Flor
0:12:06–0:12:08
Lakon ich habe zweimal schon über lakon gesprochen du hast immer.
Florian Clauß
0:12:08–0:12:12
Nur gesagt ich rede jetzt gleich über lakon du hast nie über lakon gesprochen.
Micz Flor
0:12:14–0:12:18
Okay, dann fangen wir jetzt mal mit Lacan so ein bisschen an.
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Und zwar springe ich dann nochmal raus, um jetzt diese Lacans-Aufteilung,
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die für ein mögliches lacanianisches Verständnis des Films interessant wäre,
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wäre natürlich diese Dreiteilung in das Imaginäre,
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in das Symbolische und in das Reale.
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Das sind so drei große Begriffe, die ich, wo ich überlegt habe,
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wie könnte ich das gut erklären und bin dann auf Joseph Kosuth aus den 60er Jahren,
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hat der ein Bild gemacht, das heißt One and Three Chairs.
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Und dieses Bild One and Three Chairs, diese Arbeit besteht aus einem echten
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Stuhl, wie wir ihn angreifen können, der vorne steht,
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dem Foto dieses Stuhls an der Wand und einem in Georgia, glaube ich,
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ausgedruckten, eine Definition aus dem Lexikon, was ist ein Chair.
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Also wir haben dann hier einerseits eben das Imaginäre, das Bildhafte des Stuhls.
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Wir haben das Symbolische des Stuhls, also das Wort Chair, ausgeschrieben.
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Und wir haben, und da muss ich jetzt stoppen, weil jetzt wird es nämlich bei
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Lacan ein bisschen anders.
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Wir haben in Anführungszeichen das Reale, also den Stuhl, würde man denken, den man anfassen kann.
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Aber bei Lacan ist es ein bisschen anders, weil das Reale ist eben nicht der
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Stuhl, den wir anfassen können, sondern alles Reale ist das,
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was wir weder imaginär noch symbolisch erfassen können.
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Also das, wofür wir keine Bilder oder Signifikante oder Signifikate haben.
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Das heißt, das Reale ist nicht von uns über eine symbolische Ebene auch beschreibbar oder erfassbar.
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Und es gibt diesen Blick auf Solaris, in dem man sagt, dieser Planet Solaris
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ist in gewisser Weise das Reale.
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Das Reale, in dem da Dinge passieren, die einfach für uns nicht erfassbar sind, erfahrbar sind.
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Das ist ja diese ganze Solaristik, tut ja genau das, versucht einfach Daten
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zu sammeln, um da irgendeine Struktur reinzubringen, um da irgendwas festzustellen.
Florian Clauß
0:14:52–0:14:56
Das Reale, die Black Box, die sich jeder Erkenntnis entzieht.
Micz Flor
0:14:59–0:15:02
Das Reale ist das, was wir, also das Imaginäre ist im Prinzip,
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da geht es um das Bildhafte, um das Körperbild.
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Hauptsächlich das Körperbild, das ist diese Welt, in der wir Einheit suchen,
0:15:12–0:15:13
Abgegrenztheit suchen.
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Das verknüpft Lacan sehr stark und das ist jetzt wieder ein Sprung in den Film
0:15:19–0:15:24
von Soderbergh. Da gibt es eine Szene in der, wie heißt die nochmal, Raya oder sowas, ne?
Florian Clauß
0:15:26–0:15:26
Raya.
Micz Flor
0:15:26–0:15:27
Raya, Raya.
Florian Clauß
0:15:27–0:15:31
Raya. Ah, da ist es genau die Buchstabenreihenfolge umgekehrt,
0:15:31–0:15:32
ne? Das macht der ja gerne.
Micz Flor
0:15:32–0:15:36
Ja, und das, wer dann weiß, dass es kein V drin gibt, oder?
Florian Clauß
0:15:38–0:15:38
Harvey.
Micz Flor
0:15:39–0:15:39
Harvey.
Florian Clauß
0:15:40–0:15:43
Ja, aber Reha wird dann auch in verschiedenen...
Micz Flor
0:15:43–0:15:44
Ah, okay.
Florian Clauß
0:15:45–0:15:45
...unterschieden.
Micz Flor
0:15:47–0:15:50
Weil wir in der letzten Folge mal Harvey gesagt haben.
0:15:50–0:15:56
Es gibt, Raya, sage ich jetzt mal, Raya hat eine Szene, in der sie sich im Spiegel sieht.
0:15:57–0:16:00
Und das Spiegelstadium und Lacroixs Interpretation des Spiegelstadiums spielt
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da eine wichtige Rolle, weil das Spiegelstadium ist etwas, es gibt auch den
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Spiegeltest, welche Tiere können sich im Spiegel erkennen.
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Da gibt es diese Klassiker, dass man zum Beispiel auf dem Delfin hat so ein
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kleines Fleckchen montiert und der checkt dann im Spiegel irgendwann,
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dass er da was in der Flosse hat und versucht das wegzumachen.
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Welche Tiere können das, welche Tiere können das nicht.
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Also es war keine Frage, aber...
Florian Clauß
0:16:28–0:16:31
Nein, ich will nicht wieder über Tintenfische reden.
Micz Flor
0:16:31–0:16:33
Genau, der kann das nämlich nicht zum Beispiel.
Florian Clauß
0:16:34–0:16:35
Ich habe überhaupt keine Ahnung.
Micz Flor
0:16:35–0:16:40
Der Tintenfisch kann das nicht, aber wie der erwarten kann, der Putzerfisch kann das.
0:16:40–0:16:48
Der Putzerfisch kann Farbflecken im Spiegel erkennen und dann auch wieder entfernen.
0:16:48–0:16:52
Und es ist für die menschliche Entwicklung so ein wichtiger Moment,
0:16:53–0:17:00
dass man sein Spiegelbild erkennt und dann, und das ist eben dann Lacans Beschreibung
0:17:00–0:17:02
dieses Momentes zwischen 6.
0:17:02–0:17:11
Und 18. Monat, wo das passiert, dass Lacan und das war jetzt wirklich so,
0:17:11–0:17:14
bei Samuel habe ich glaube ich genau das gesagt,
0:17:14–0:17:19
als ich gemerkt habe, Samuel erkennt sein Bild im Spiegel, im Badezimmer beim
0:17:19–0:17:22
Zähneputzen, das gesagt wird, ja, das bist du.
0:17:22–0:17:28
Einer hat das Bild gezeigt. Das bist du. Und Samuel sieht sich gerade immer als du.
0:17:28–0:17:32
Also in der Sprache ist er noch so, wir haben immer Konflikte,
0:17:32–0:17:37
wenn ich zum Beispiel sage, magst du das Essen oder soll ich das Essen? Dann sagt er du.
0:17:37–0:17:40
Und dann denke ich, er sagt natürlich mir, ich soll das Essen,
0:17:40–0:17:43
weil ich bin ja für ihn du, aber er sagt du, weil er ist ja du,
0:17:44–0:17:47
wenn man ihn immer mit du adressiert. Möchtest du das Essen?
Florian Clauß
0:17:47–0:17:49
Das passiert mit Kindern von Psychotherapeuten.
Micz Flor
0:17:49–0:17:55
Will ich nur sagen. Genau, wir sind also schon früh in einem angemessenen Raum
0:17:55–0:17:58
der Frustration, um die Autonomieentwicklung des Kindes zu fördern.
Florian Clauß
0:17:58–0:18:00
Ein total empathisches Kind.
Micz Flor
0:18:01–0:18:09
Genau, muss für Papa mitdenken. Aber Lacan sagt eben, wenn das Kind sich im
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Spiegel erkennt, bekommt es von meistens den Eltern von irgendjemand gesagt,
0:18:14–0:18:18
Und dann passiert ja etwas, dass das Kind nicht sagt, das bin ich,
0:18:18–0:18:23
sondern das Kind hat auf einmal einen Blick auf sich, wie die Gesellschaft es auch auf sich hat.
0:18:24–0:18:28
Also da entsteht nochmal ein Körperbild, was nicht so fragmentiert ist,
0:18:28–0:18:30
wie wenn man sich selber sieht und sieht die Hände und die Füße,
0:18:30–0:18:32
sondern da sieht man sich als ganzen Körper.
0:18:33–0:18:36
Und das ist das imaginäre also dieses körperbild
0:18:36–0:18:39
was wir dann auch eben immer wieder weil wo
0:18:39–0:18:44
auch ganz schön finde ich haben wir in der ersten folge über das buch gesprochen
0:18:44–0:18:49
haben da hatte ich das nämlich auch schon erwähnt glaube ich mit lack wie dieses
0:18:49–0:18:55
baby vom planeten generiert wird und sich dann so komisch bewegt was beton wahnsinnig
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macht er wird ja quasi wahnsinnig aber er wird wahnsinnig wegen dessen,
0:18:59–0:19:02
was da passiert und nicht, weil er sich dann einbildet, dass es passieren wird.
0:19:03–0:19:07
Und das, was der Planet da macht, das ist ja der Horror.
0:19:07–0:19:13
Das ist ja der Körper, der quasi eins zu eins wie das Kind von Fechner dargestellt wird.
0:19:13–0:19:18
Aber er zerreißt sich vor den Augen. Also er tut etwas, was den Körper,
0:19:18–0:19:23
also das Körperbild in Bertrand wird zerrissen durch das, was er da sieht.
0:19:23–0:19:29
Und das Imaginäre versucht eben immer, die geschlossene Gestalt im Körper irgendwie herzustellen.
0:19:29–0:19:31
Wir orientieren uns an diesen Körperbildern.
Florian Clauß
0:19:31–0:19:36
Und dadurch, dass das Kind sich da nicht symmetrisch verhält oder emotional
0:19:36–0:19:40
nachvollziehbar, ist es dann quasi zerrissen.
Micz Flor
0:19:40–0:19:45
Es ist einfach, das ist der Horror hinter der Welt. Und das ist quasi der Horror auch im Realen.
0:19:45–0:19:51
Das, was Macron real nennt, ist halt eben das, wo alle Ordnungen, die wir versuchen,
0:19:51–0:19:57
auf der imaginären oder auf der symbolischen Ebene herzustellen,
0:19:57–0:20:02
über Sprache oder über Bilder, dahinter ist halt das Reale.
0:20:02–0:20:06
Das können wir nicht wirklich erschließen, aber es ist unser großer Wunsch,
0:20:06–0:20:10
dass was wir oben drüber stülpen, dass das immer in der Lage ist,
0:20:10–0:20:16
dieses dahinter zu bändigen oder zu beschreiben.
0:20:16–0:20:21
Und das, was Solaris als Planeten macht, das sind ja diese 100 Jahre Solaristik,
0:20:21–0:20:25
ist ja wirklich das, was Lem dann irgendwie auch versucht als Grundlage.
0:20:25–0:20:29
Was ist denn, wenn wir gar nichts verstehen von dem, was vor uns ist?
0:20:32–0:20:36
Dass der Planet dauernd etwas tut, was auch erfasst und gemessen und sowas wird,
0:20:37–0:20:42
aber was in sich selbst nicht symbolisch wird oder auch bildhaft nicht geschlossen
0:20:42–0:20:44
bleibt, sondern das wiederholt sich alles nicht.
0:20:45–0:20:48
Dann nennen die das halt die Symmetriaden oder die Asymmetriaden.
0:20:48–0:20:51
Aber in sich selbst fühlt sich das beim Lesen schon wie ein Kompromiss an.
0:20:51–0:20:54
Im Prinzip entstehen da Formen und keines wie die anderen.
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Man weiß nicht, wie die funktionieren. Das heißt, der Planet ist das Reale im
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Lacan'schen Sinne als etwas, was wir weder imaginativ oder über das Bild,
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über ein Körperbild oder über die Symbolik, über die Sprache beschreiben,
0:21:10–0:21:13
erfassen und damit auch irgendwie kontrollieren können.
0:21:13–0:21:18
Und das ist halt dann auch eigentlich ein Horror, ein großer Schrecken.
0:21:18–0:21:19
Es ist unkontrollierbar.
Florian Clauß
0:21:19–0:21:21
Und jetzt sind wir zurück zum Film.
Micz Flor
0:21:21–0:21:29
Und im Film ist es so, dass dieses Spiegelbild, also das Reha,
0:21:29–0:21:32
sieht sich irgendwann im Spiegel in diesem Film.
0:21:32–0:21:36
Und das ist dann auch der Moment, was du bei Tarkovsky auch beschrieben hast,
0:21:36–0:21:45
wo die Frau eine eigene Identität, ein eigenes Selbstverständnis nochmal entwickelt.
0:21:45–0:21:51
Und das ist im Film, finde ich, schon ganz gut hergestellt über diesen Moment,
0:21:51–0:21:54
also über ein Bild zu schauen, über ein Spiegelbild zu schauen,
0:21:54–0:21:56
sich nochmal im Ganzen zu sehen, sich geschlossen wahrzunehmen.
0:21:56–0:21:59
Ich bin in dieser Welt, ich sehe die Welt dahinter.
0:22:00–0:22:05
Das finde ich, ist da schon ganz gut an Lacroix anzulehnen. Ich glaube nicht,
0:22:05–0:22:07
dass es vielleicht so geplant war, aber man kann es so anlehnen.
0:22:08–0:22:13
Und dann entsteht etwas, was ich auch ganz interessant finde,
0:22:13–0:22:26
dass wir bei Soderbergh wie auch bei Tarkovsky immer wieder auch Bilder aus
0:22:26–0:22:28
der Erde haben, von der Erde haben.
0:22:29–0:22:34
Bei Tarkovsky sind es aber hauptsächlich Bilder, oder du hattest auch gesagt,
0:22:34–0:22:37
dass da was noch rausgeschnitten wurde, in der die Frau nicht vorkommt.
0:22:38–0:22:47
Die Frau hat dann nur uns erzählt, weil die Bilder von der Frau im Fiebertraum,
0:22:47–0:22:50
ist das da gemischt? Ja. Ja doch, okay.
0:22:51–0:22:54
Und bei Rea ist es so, dass wir.
0:22:57–0:23:03
Bilder auch von Calvin und Rea auf der Erde sehen, als Rückblick,
0:23:03–0:23:04
um das alles zu verstehen.
0:23:04–0:23:09
Die Geschichte ist ja die, dass Calvin, seine Frau hat sich umgebracht.
0:23:11–0:23:16
Er fühlte sich im Buch schuldig, weil er hatte da Giftspritzen im Schrank liegen
0:23:16–0:23:18
lassen und er wusste, dass sie ein bisschen instabil war.
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Im Film finde ich Clooney überhaupt nicht glaubwürdig, sondern,
0:23:22–0:23:25
das kann man auch nochmal gleich inhaltlich drüber reden, Aber auf jeden Fall
0:23:25–0:23:27
ist es eine andere Geschichte.
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Und zwar war sie schwanger und hat abgetrieben, ohne es ihm zu sagen.
0:23:30–0:23:32
Das konnte ihr nicht verzeihen.
0:23:32–0:23:37
Und sagt dann auch noch so brutale Sätze, wo sie sagt, du weißt,
0:23:37–0:23:40
dass ich das nicht wollte, wenn ich konnte oder sowas.
0:23:41–0:23:44
Und ich wusste nicht, dass du es so sehr willst. Und dann sagt sie,
0:23:44–0:23:47
ja, warum fragst du mich nicht?
0:23:47–0:23:49
Das ist jetzt paraphrasiert, weiß nicht mehr. Aber der wichtige Satz ist halt,
0:23:50–0:23:54
wenigstens irgendwas, was in diesem Haus mal lebendig wäre. Also so richtig,
0:23:54–0:23:57
sagt man glaube ich, unter der Gürtellinie.
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Und das sind so Rückblicke, die wir auf die Erde haben.
0:24:03–0:24:06
Und dann gibt es eben auch, und das fand ich damals beim Gucken,
0:24:06–0:24:09
ohne es genau zu analysieren, aber fand ich interessant,
0:24:10–0:24:14
weil anders als bei Tarkovsky hatte ich das Gefühl, dass Reha eigentlich mehr
0:24:14–0:24:19
beschreibende Perspektive bekommt.
0:24:19–0:24:26
Also mehr, nicht einfach nur mehr Identität bekommt, sondern auch mehr Empathie bekommt.
0:24:26–0:24:32
Dass man beginnt, die Geschichte des George Clooneys, der halt irgendwie seine
0:24:32–0:24:36
Frau endlich auf dieser Station wieder trifft, dass man beginnt,
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irgendwie mehr durch ihre Augen auch zu sehen, was für ein...
0:24:41–0:24:44
Ja, der war halt so, das ist ein komisches Wort, was ich jetzt sage,
0:24:44–0:24:47
der war so ein bisschen so ein Scharlatan. Er hatte dann halt so ein,
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The death shall have no dominion. Er hatte so ein Zitat von einem Poeten,
0:24:59–0:25:04
irgendwie eher quasi beim ersten Kennenlernen oder beim Daten irgendwie so untergeschoben.
0:25:04–0:25:06
Sie trifft ihn dann später nochmal in so einen Buchladen.
Florian Clauß
0:25:06–0:25:09
Das ist aber der gemeinsame Lieblingspoet von den beiden.
Micz Flor
0:25:10–0:25:15
Nein, es ist nämlich dann so, in dem Buch, da hat sie dann ein Buch mit Poems,
0:25:15–0:25:16
was kennst du denn noch von ihm?
0:25:16–0:25:21
Und er kennt nichts. Das war halt echt so ein Dating-Trick, er kennt halt dieses eine Ding.
0:25:21–0:25:26
Und dann sagt er, ah, there's this other one that's really important.
0:25:26–0:25:30
There was a man from Kentucky, hat sie irgendwie gesagt. Und dann merkst du
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halt so, der hat sie halt so rumgekriegt.
0:25:33–0:25:38
Und er sagt auch beim ersten Mal, wo sie sie sehen, wo Giberian dann sagt,
0:25:39–0:25:41
She's difficult, but she's worth it.
0:25:41–0:25:47
Weißt du, was auch so eine sehr ekelhafte Sprache über die Frau ist.
0:25:48–0:25:51
Und dann sagt Clooney...
Florian Clauß
0:25:51–0:25:52
Ja, sie ist kompliziert.
Micz Flor
0:25:52–0:25:55
Ja, sie ist kompliziert, aber sie ist es wert. Und dann sagt er,
0:25:56–0:25:59
genau, und dann sagt Clooney, Maybe she needs a therapist.
0:26:00–0:26:06
A shrink. Vielleicht braucht sie einen Therapeuten. Das ist irgendwie so, das ist ekelhaft.
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Also wenn man das im Rückblick dann auch so mitbekommt, aber man lässt es anfangs
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so durchgehen, aber dann nach diesem Spiegelbild beginnt eben auch sie die Geschichte zu erzählen.
Florian Clauß
0:26:15–0:26:18
Shrinking ist therapieren. Shrinking.
Micz Flor
0:26:19–0:26:21
Genau, Shrink. Wie Schrumpfkopf.
Florian Clauß
0:26:23–0:26:24
Ungefähr das Gleiche.
Micz Flor
0:26:24–0:26:30
Ja, so. Und da fand ich jetzt beim nochmal, also ich fand damals,
0:26:30–0:26:31
fand ich es interessant,
0:26:31–0:26:39
dass man ihr, oder Soderbergh in dem Fall, ihr einen Teil der Geschichte übergeben
0:26:39–0:26:42
hat, dass sie die selber erzählen kann, dass nicht nur über sie gesprochen wird
0:26:42–0:26:45
und sie quasi eine Identität bekommt,
0:26:45–0:26:48
sondern auch, dass sie in der Vergangenheit eine eigene Meinung bekommt.
0:26:48–0:26:51
Und da ist eine Szene, die finde ich auch bildhaft sehr schön,
0:26:51–0:27:02
wo sie mit Giberian, der von der Station kommt, und eben Chris auf der Erde im Gespräch sitzt.
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Und du siehst einfach, der Ton ist dann irgendwie runtergedreht und sie sitzt
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halt so da, so ein bisschen lost.
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Ja, nicht lost, sondern das ist eher so...
0:27:14–0:27:18
So eine Mischung aus wütend und enttäuscht und reißt sich aber zusammen.
0:27:18–0:27:22
So, er sitzt halt einfach ergeben und sieht vor sich ohne Ton zwei Männer,
0:27:22–0:27:25
die halt irgendwie die Welt erklären, so Mansplaining mäßig.
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Und dann zum Schluss noch Clooney, ich muss mich korrigieren,
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der hat doch andere Blicke noch drauf, auf der Erde im Rückblick,
0:27:31–0:27:33
aber in der Raumstation hat er nur einen Blick.
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Und dann guckt er sie an und das ist wirklich sehr gut gespielt.
0:27:37–0:27:45
So ein bisschen so so ach streng dich doch ein bisschen mehr an aber egal was
0:27:45–0:27:50
das irgendwie merkst du dass das er sie nicht gut das.
Florian Clauß
0:27:50–0:27:55
Ja es ist alles sehr klischeehaft erzählt also die ganze die ganze die ganze
0:27:55–0:27:59
backstory von denen diese ganze konflikt zwischen denen das ist alles so ein
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bisschen so und diese diese Nullerjahre New York,
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Ästhetik, wo die dann halt irgendwie...
Micz Flor
0:28:05–0:28:06
Mit Regen.
Florian Clauß
0:28:06–0:28:11
Mit Regen, bisschen Blade Runner dazu. Also ich finde das sehr,
0:28:13–0:28:17
flach. Die ganze Geschichte ist extrem flach zwischen den beiden.
Micz Flor
0:28:17–0:28:20
Und dann ist es halt so, das wollte ich noch sagen, für das Storytelling mit
0:28:20–0:28:26
ihr, was ich interessant finde, ist, das ist jetzt dann wieder eher so ein Sprung in die,
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Psychoanalyse. und zwar gibt es den Begriff der projektiven Identifikation und den kann man,
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also ich sage Ihnen jetzt mal an einem schlechten Beispiel aber das macht es
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irgendwie fühlbar du bist jetzt irgendwie mit jemand und du bist so in einem
0:28:49–0:28:50
Konflikt wir beide sind im Konflikt,
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wir haben jetzt 300 Euro ausgegeben für das Aufnahmegerät und wir wollen 50-50
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und ich rücke das Geld nicht gleich raus,
0:28:58–0:29:00
Und dann reden wir drüber.
Florian Clauß
0:29:01–0:29:02
Völlig in den Haaren herbeigezogen.
Micz Flor
0:29:02–0:29:07
Und dann würde ich zum Beispiel in dem Moment sagen, jetzt sei doch nicht so aggressiv.
0:29:08–0:29:13
Und in dem Moment würdest du vielleicht innerlich diese Aggression so spüren,
0:29:13–0:29:15
die dann einfach so ausgelöst wird durch mich.
0:29:16–0:29:21
Projektive Identifikation ist das, aber ohne den spürbaren Teil.
0:29:21–0:29:25
Der Auslöser von mir, der kommt. Du würdest stellvertretend für mich diese ganze
0:29:25–0:29:29
Aggression des Gesprächs fühlen und ich wäre irgendwie relativ entspannt bei dem Ganzen.
0:29:30–0:29:33
Wo projektive Identifikation, deshalb finde ich das wichtig,
0:29:33–0:29:36
für diesen Film drinsteckt.
0:29:37–0:29:42
Ist Björn, auch ein Psychoanalytiker aus London.
0:29:43–0:29:46
Den hatte ich auch schon mal erwähnt, glaube ich, für Gruppenpsychotherapie
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aus den 40er, 50er Jahren.
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Der hat irgendwann mal so beschrieben, dass in dieser Beziehung zwischen Mutter
0:29:56–0:30:00
und Kind, das war ja damals immer Mutter und Kind, also Bezugsperson Kind,
0:30:00–0:30:04
dass das Kind sehr limitierte Mittel hat, zu kriegen, was es will.
0:30:04–0:30:09
Das kann es weder sprachlich äußern, also symbolisch, noch kann es das irgendwie
0:30:09–0:30:12
anders über Symbole darstellen. Das kann es nicht sagen.
0:30:14–0:30:19
Aber es ist trotzdem so, dass das Kind dafür sorgt, dass es versorgt wird.
0:30:19–0:30:23
Es ist süß und es ist laut und es tut diese Dinge. Und Björn hat da mal gesagt,
0:30:23–0:30:27
dass dieser Prozess oder dieses Phänomen der projektiven Identifikation,
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das Kind sehr gut dahin bringen kann, dass es über die Mutter,
0:30:34–0:30:39
das ist nämlich dann da, wo das Ganze ausgeliebt wird, bekommt, was es braucht.
0:30:40–0:30:45
Also das fand ich so ganz interessant, auch in Bezug auf Solaris,
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wenn man sich überlegt, dass diese Gäste,
0:30:48–0:30:56
die da entstehen aus dem Sud von dem Planeten Solaris, Was werden diese Gäste
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geschaffen? Die kommen dann so in die Welt.
0:31:00–0:31:06
Und dass das auch so eine Beziehung ist, die am Anfang ja sehr symbiotisch angelegt
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ist, auch wenn die alle schon so erwachsen tun.
0:31:07–0:31:13
Aber die Frauen im Buch und in den Filmen können sich ja nicht mal von dem Mann
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trennen am Anfang. Erst mit der Zeit ist diese Trennung möglich.
0:31:16–0:31:20
Am Anfang ist es ja so, dass wenn Chris das Zimmer verlässt,
0:31:20–0:31:22
dann treten die die Tür ein. Nein, die werden da einfach ganz,
0:31:23–0:31:26
also sie sind selber überrascht und die können dann, also das in dem Soderbergh-Film
0:31:26–0:31:29
auch, kann sie sehr gut erklären, wie es sich anfühlt.
0:31:29–0:31:31
Sie weiß aber nicht, wo es herkommt. Sie weiß ja nicht, was sie dagegen tun kann.
Florian Clauß
0:31:31–0:31:35
Ja, sie kann sich auch schneller von ihm lösen. Ja, genau.
Micz Flor
0:31:35–0:31:40
Die Emanzipation bei ihr, also diese Autonomiebewegung ist bei ihr schneller,
0:31:40–0:31:45
deutlicher und auch, finde ich, narrativ besser angelegt.
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Also sie wird mehr Protagonistin.
Florian Clauß
0:31:48–0:31:53
Ja, weil sie aber auch eine viel stärkere Identität eben entwickelt und zeigt.
0:31:54–0:32:00
Also das heißt, ihre ganze Backstory ist ja dann zu sehen und sie ist ja auch
0:32:00–0:32:03
dann, sie hat ja diese Information auch mit drin.
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Das heißt, sie weiß um diesen Konflikt.
Micz Flor
0:32:08–0:32:14
Und die kriegt auch die Information, aber was ich ganz in der ersten Folge gesagt
0:32:14–0:32:20
habe, als meine Billo-Schnell-Hüfte-Geschoss-Interpretation,
0:32:20–0:32:27
das ist das ganze Buch, da geht es quasi nur um Prometheus, der Mann, Sperma, Calvin,
0:32:27–0:32:32
die Station Frau und dann entsteht da quasi Leben in Utero und wird dann irgendwie
0:32:32–0:32:35
auf dem Planeten entlassen.
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Und dass das halt auch so eine frühkünftige Entwicklungsgeschichte ist Und wenn
0:32:38–0:32:42
ich das jetzt aber wieder aufgreife und dann dahin lege, dann könnte ich sagen,
0:32:42–0:32:47
dass das Entstandene, also jetzt nicht Calvin, sondern die Frau, die entstanden ist,
0:32:47–0:32:52
dass die am Anfang natürlich schon mitkommt mit so einer Ahnung.
0:32:52–0:32:54
Also es sind Anlagen drin, die ihr helfen.
0:32:54–0:32:58
Also es ist jetzt nicht completely blank, sondern es gibt schon Strukturen,
0:32:58–0:33:04
die existieren, aber erst über die Interaktion mit Calvin kann sie sich entwickeln.
0:33:05–0:33:09
Und das ist, glaube ich, ein Punkt, der gar nicht so anders ist.
0:33:09–0:33:12
Also als am Anfang ist sie über die projektive Identifikation,
0:33:12–0:33:16
wie zum Beispiel Schreien und Verlass mich nicht und so festhalten.
0:33:17–0:33:22
Ist sie die Person, die trotz Orientierungslosigkeit ihn kontrollieren kann.
0:33:23–0:33:27
Und später mit der Entwicklung und der zunehmenden Autonomie,
0:33:27–0:33:32
dass sie sich dann auch von ihm entfernen kann, kommt sie dann halt raus aus
0:33:32–0:33:33
dieser Symbiose langsam.
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Und er erfährt sich dann natürlich über Kelvin und, das fand ich aber ganz interessant,
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es gibt bei Soderbergh Rückblicke aus der Erde, von der Erde,
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die nur sie haben kann, weil er ist nicht anwesend.
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Ja, also das heißt, wir haben ja die ganze Zeit in dem Buch und auch bei Tarkovsky
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so dieses Gefühl, alles was sie sein kann,
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ist etwas, was sie von ihm weiß oder was er als Bilder mitgebracht hat.
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Aber es gibt die Szenen des Suizids bei Soderbergh, in denen ihre Geschichte,
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ihre Bilder ohne seine Anwesenheit erzählt werden.
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Und das ist also ich
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sagen ich finde das ich finde das so ein bisschen beides auf der einen
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seite finde ich das inkonsequent wenn man jetzt einfach nur
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auf das material des buchs schaut das dann auf einmal man für den filmischen
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effekt dann diese wunderschöne frau auch zeigt wie sie einfach auch ab in abwesenheit
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von kelvin dann irgendwie dinge erlebt.
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Ich fand es aber vor dem Hintergrund dieser Autonomiebestrebung interessant
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zu sehen, dass es an diesen Punkt kommt,
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wo die eigene Geschichte irgendwann notwendigerweise eine Geschichte wird,
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ohne die Anwesenheit des versorgenden Menschen in der Symbiose.
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Und dass sie dann deshalb auf einen übertragenen Sinne irgendwann in der Lage
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ist, auch ihre eigene Geschichte zu interpretieren. In den Bildern,
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wo Calvin anwesend ist, was ich vorhin beschrieben habe, sowieso schon.
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Da sieht man sie auf einmal in ihrer resignierten Wut ihm gegenüber.
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Da sieht man das Unglück, dieses Gefühl nicht gesehen zu werden.
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Und später dann bis hin zu dem Punkt, wo Bilder entstehen in ihr,
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die wir dann auch sehen dürfen als Zuschauer, die völlig ohne die Mutter Calvin passieren können.
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Das fand ich so ganz, ganz interessant.
Florian Clauß
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Ja gut, aber ich meine, die Frage ist halt irgendwie so, ist es jetzt eine Perspektive
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auf die Figur, wie sie dann auf der Station erscheint?
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Oder ist es eher so eine Backstory oder eher Material für die Backstory,
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die zu dieser Traumatisierung dann geführt haben bei Chris Calvin?
Micz Flor
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Es fühlt sich an wie Backstory, aber die halt eben...
Florian Clauß
0:36:12–0:36:17
Ja, und dann ist die Frage, was ist denn jetzt diese Figur auf der Station,
0:36:18–0:36:20
was hat die denn noch für eine Rolle?
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Also dann vermischt sich ja dann quasi.
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Also du kriegst ja Informationen, die sie eigentlich nicht haben kann,
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die sie aber dann trotzdem hat.
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Oder löst sich das ja nicht auf?
Micz Flor
0:36:32–0:36:34
Ne, genau. Und das bleibt halt dann viel mehr noch.
0:36:35–0:36:40
Hoffnungsvoll. Also auch wenn die Geschichte sich genauso abspult wie im Buch
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und so, also zum Schluss wird auch sie annihiliert von Gordon.
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Das muss man vielleicht auch noch erwähnen.
0:36:47–0:36:54
Es ist ja so, dass Lems Buch nur Männer in Entscheidungsposition zeigt irgendwie
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und man hat so ein bisschen das Gefühl,
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dass Soderbergh sagt, nee, also da müssen wir ein bisschen diverser werden und
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hat dann quasi gleich eine Frau und eine schwarze frau irgendwie in einer person
0:37:07–0:37:11
zusammengebracht um das glaube ich ein bisschen auszuhebeln.
Florian Clauß
0:37:11–0:37:15
Ja das waren die nuller jahre ich meine das war jetzt natürlich auch klar.
Micz Flor
0:37:15–0:37:19
Ich finde das ja gleichzeitig richtig aber andererseits auch ein bisschen heavy
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handed so in der art also das ich.
Florian Clauß
0:37:22–0:37:26
Fand die figur aber jetzt auch nicht so wie den ursprünglichen Sartorius weil
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sie ja wirklich so die diejenige ist die dann halt auch die richtigen entscheidungen
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im richtigen moment trifft also am
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Ende, wenn dann halt der Planet sich beginnt aufzublasen, ja,
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das dann halt auch, jetzt müssen wir los.
0:37:39–0:37:46
Also klar, ich meine, die Frage ist ja, woher kommen diese blutigen Handspuren?
0:37:46–0:37:47
Das wird ja dann auch aufgelöst.
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Das ist ja noch so, das ist dann das Blut am Anfang von den,
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von, wenn du, wenn wir dann Chris Calvin auf der Station ankommen sehen,
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sehen wir überall Blutspuren und das hat auch diesen Horror-Effekt, Effekt.
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Man weiß noch nicht, ob es jetzt ein Horrorfilm ist oder wie sich der Film entwickelt.
0:38:07–0:38:16
Und entweder ist eben dann Gordon diejenige, die dann dieses Frankenstein-Wissenschaftlerin
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ist, die Monster dann irgendwie auseinanderbaut.
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Oder die kommen woanders her, wie sie Blutsprache.
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Und das kriegen wir dann am Ende mit, weil auch da kann man nochmal vielleicht
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sagen, dass diese Figur des Snout, die ist großartig gespielt,
0:38:34–0:38:37
von Snow, von, wie heißt der Schauspieler?
Micz Flor
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Ich habe den Namen vergessen.
Florian Clauß
0:38:39–0:38:43
Aber der spielt öfter solche Rollen.
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Also so ein völlig wirren Typ, der so sehr abgehakt spricht,
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aber gleichzeitig sehr magisch daherkommt.
Micz Flor
0:39:00–0:39:04
Ja, also es ist ein ganz anderer Charakter. Er heißt Snow, nicht Snout.
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Er ist irgendwie jung, hört Rap und hat halt eben auch so eine Handgestik irgendwie
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drauf und fängt immer Sätze an.
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So, dass er aber dauernd bekifft ist, macht er die Sätze irgendwie fertig.
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Aber es gibt immer so Momente, wo er den Satz anfängt und dann verliert er seinen
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eigenen Faden nach drei Worten und dann guckt er kurz den Geiste,
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dann fällt ihm ein gutes Wort ein und dann sieht man so ein bisschen den Stolz
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in seinem Gesicht, dass ihm dieses Wort eingefallen ist.
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Und dann sagt er das Wort und macht einen Punkt dahinter.
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Aber irgendwie hält der Satz nicht.
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Aber neben gehackten ist es dann so, dass eben rauskommt. Und das ist natürlich
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auch noch ein interessanter Aspekt von der Dianze, dass der Snow,
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den wir sehen, ist ein Gast.
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Also ist eine künstliche Menschine von Solaris hergestellt.
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Und er erklärt es dann auch zum Schluss, dass er sein in gewisser Weise.
0:40:02–0:40:06
Sein Original umgebracht hat, weil er erklärt, er sagt, ja, ich war hier irgendwie,
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stellt euch mal vor, wie es mir geht, ich bin auf die Welt, ich kann das jetzt
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nicht so, aber ich bin auf die Welt gekommen und in den ersten zehn Sekunden
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muss ich mich selbst umbringen, damit ich überhaupt hier sein darf und sowas.
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Also er erzählt es dann so, irgendwie traumatisiert, aber irgendwie auch teilnahmslos.
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Und er ist dann halt eine Menschine, die ohne äh ohne ja, gegenüber über sich
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entwickelt hat, sozusagen.
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Er war einfach auf dem Chef und wurde dann halt...
Florian Clauß
0:40:37–0:40:42
Ja, aber es wird berichtet, es ist nicht so aggressiv, dass er dann quasi so
0:40:42–0:40:44
wie bei Körperfresser kommt, wo
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dann halt die ausgebrüteten Kopien dann anfangen, die Wirte zu ermorden.
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Sondern es ist so, dass es ein Unfall wohl war.
Micz Flor
0:40:54–0:40:59
Nee, der andere wollte ihn umbringen. Er hat sich quasi nur gewehrt.
Florian Clauß
0:40:59–0:41:06
Ja, genau. Genau, er wollte eben nicht umgebracht werden, also er ist auch nicht
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so das aggressive Potenzial, was man hier vermuten könnte.
Micz Flor
0:41:10–0:41:18
Und dadurch, dass bei Soderbergh diese Liebesgeschichte auch noch mehr nach vorne gebürstet wird,
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ist auch dieser Moment, der im Buch und in Tarkovsky ist, dieser Moment, wo Rhea erfährt,
0:41:29–0:41:31
dass vorher schon mal eine da war,
0:41:31–0:41:36
die dann weggeschickt wurde und jetzt irgendwie um den Planeten kreist.
0:41:38–0:41:45
Das kriegt sie von Gordon gesagt und das zu hören, da ist man,
0:41:45–0:41:48
finde ich, schon so weit auch als Zuschauer identifiziert mit Rea,
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dass das wirklich alles nochmal auf den Kopf stellt.
0:41:51–0:41:55
Also gerade in dem Moment, wo man wirklich sich geöffnet hat dafür,
0:41:55–0:41:59
dass da was sein, dass da doch was ist und dass das alles irgendwie eine Bedeutung
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hat, sich entwickelt und dass man sich da vielleicht, dass man da durcharbeiten könnte.
0:42:03–0:42:06
In dem Moment wird dann auf einmal beides klar.
0:42:06–0:42:12
Das eine ist, dass sie sich schon mal umgebracht hat und er sie auch schon mal jetzt wieder.
0:42:13–0:42:19
Und das zweite auch, dass sie nicht einzigartig ist, dass sie eine andere ist.
Florian Clauß
0:42:20–0:42:25
Ja, es wird quasi die ganze Individualität, das Konzept der Individualität wird
0:42:25–0:42:29
komplett über den Haufen gestellt, über den Haufen geworfen.
Micz Flor
0:42:29–0:42:33
Ja, und die Die Einzigartigkeit der Beziehung und so auch. Und dann ist natürlich
0:42:33–0:42:38
sie auch nichts weiter als Trophy Wife für Calvin.
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Also dann ist es halt so, okay, sie sieht super aus.
0:42:41–0:42:44
Sie ist ein bisschen kompliziert, aber sie ist es wert.
0:42:45–0:42:47
Die hätten bestimmt hübsche Kinder gehabt, aber sie hat abtreiben lassen.
0:42:48–0:42:50
Dann ist er ausgezogen, hat sie sich umgebracht.
0:42:50–0:42:54
Dann schickt er sie wieder weg im Weltraum. Dann kommt sie nochmal dazu und
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sagt, okay, wir bleiben zusammen.
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Er meint es auch diesmal ernst. Und irgendwie kann man das dann alles so nicht
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mehr so richtig glauben.
0:43:02–0:43:08
Aber wie wir dann erfahren, ich binde an die Anfangsszene an mit dem geschnittenen Finger,
0:43:08–0:43:16
sehen wir im Abschluss Calvin wieder in genau seiner Küche, auch wieder am Gemüse
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schneiden, auch wieder am Hacken.
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Wir wissen nicht, was wirklich passiert ist mit dem sich ausdehenden Solaris.
0:43:21–0:43:25
Er schneidet sich den Finger, er hält den Finger unter das Wasser und er reibt
0:43:25–0:43:28
und da ist gar keine Wunde.
0:43:29–0:43:33
In dem Moment geht die Tür auf, Rea steht da.
0:43:35–0:43:41
Und er spricht sie an und er sagt, glaube ich, am I dead oder are we dead oder sowas.
0:43:41–0:43:45
Dann sagt sie, bin ich tot oder so.
0:43:45–0:43:48
Und dann sagt sie, wir müssen nicht mehr in diesen Kategorien denken.
0:43:49–0:43:50
Und dann küssen sie sich.
0:43:51–0:43:53
Und dann ist.
Florian Clauß
0:43:53–0:43:56
Es Ende Gelände, aus die Maus. So der Berg, so der Film.
Micz Flor
0:43:56–0:43:57
So lala.
Florian Clauß
0:43:58–0:44:02
Aber ich habe da nochmal so einen Interpretationsansatz. Ich weiß nicht,
0:44:02–0:44:06
ob du den folgen kannst. Aber das wäre für mich dann immer so ein bisschen so,
0:44:06–0:44:10
wo dann noch ein bisschen so mehr Reiz reinkommt.
0:44:12–0:44:15
Nämlich, das geht auch so auf Gordon. Gordon hat ja, checkt ja die Situation
0:44:15–0:44:19
und die ist ja auch so diejenige, die dann halt sagt, so Security-mäßig,
0:44:19–0:44:25
als es darum geht, dann Ria mit zur Erde zu nehmen. Du weißt ja nicht, was passiert.
0:44:25–0:44:30
Du weißt ja nicht, ob der Ozean, ob diese Intelligenz in irgendeiner Form dann
0:44:30–0:44:35
auch eine Form, Also ob die jetzt dann spreaden kann.
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Und ich habe das jetzt so gesehen, das ist wirklich so ein bisschen wie bei Tanz der Vampire.
0:44:42–0:44:47
Wenn die Bosskutsche wegfährt, wenn die Kutsche wegfährt, hinten der Vampir drauf sitzt.
0:44:47–0:44:52
Und das ist jetzt quasi diese Entitäten, die dann aus diesem Ozean entstanden
0:44:52–0:44:56
sind, dass die jetzt geschafft haben, auf die Erde zu kommen und dass die jetzt
0:44:56–0:44:58
anfangen, die Erde zu besiedeln.
0:44:58–0:45:01
Also das ist wirklich so eine Intruder-Geschichte am Ende. Ach so.
Micz Flor
0:45:01–0:45:02
Dass das wirklich auf der Erde.
Florian Clauß
0:45:02–0:45:06
Ist und er wirklich auch eine Kopie ist. Genau, und er ist auch eine Kopie und
0:45:06–0:45:10
der andere ist dann halt auf der Raumstation verrottet, mit dem Kind zusammen,
0:45:10–0:45:15
aber dass seine Kopie mitkommt auf die Erde mit ihr zusammen und dass die dann
0:45:15–0:45:17
halt wirklich so die Erde kolonialisieren.
0:45:17–0:45:20
Das fände ich jetzt mal ein gutes Ende.
Micz Flor
0:45:22–0:45:23
Wow.
Florian Clauß
0:45:25–0:45:31
Also es ist halt Tanz der Vampire. ja interessant aber wir sind jetzt auch hier
0:45:31–0:45:33
am ende unserer tour übrigens ja.
Micz Flor
0:45:33–0:45:38
Das war es also das waren jetzt für euch drei folgen die letzten zwei zunehmend
0:45:38–0:45:44
langsamer vielleicht aber ich hoffe es war jetzt noch nahrhaft wir.
Florian Clauß
0:45:44–0:45:50
Sind wir sind jetzt biessdorf wir sind jetzt biessdorf hier ist schloss biessdorf
0:45:50–0:45:55
das ist öfters mal ein ausflugsziel für uns am sonntag hat biessdorf Wahnsinnig.
0:45:55–0:45:59
Biesdorf hat einen Café, hat eine kleine Galerie.
0:45:59–0:46:04
Der Schlosspark ist wirklich einen Ausflugsstil wert.
0:46:05–0:46:07
Und mit dieser Bahn fahren wir jetzt zurück.
0:46:08–0:46:12
Ich muss auf jeden Fall zum Bahnhof Lichtenberg.
Micz Flor
0:46:13–0:46:14
Okay.

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Mitwirkende

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Micz Flor
Erzähler
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Florian Clauß

Transcript

Florian Clauß
0:00:04–0:00:04
Läuft.
Micz Flor
0:00:04–0:00:07
Warte mal, wir klatschen, wir brauchen ein bisschen Vorlauf.
0:00:15–0:00:20
Ich schneide immer den Klatscher auf. Oder nicht den Klatscher immer,
0:00:20–0:00:21
manchmal schneide ich auf.
0:00:21–0:00:25
Sag mal, gibt es eigentlich irgendjemand, der dir beim Jingle mal irgendwie
0:00:25–0:00:31
die Frage gestellt hat, Ob da wirklich immer eine Hübschraube über uns drüber fliegt?
Florian Clauß
0:00:31–0:00:35
Nee. Hat keiner bisher.
Micz Flor
0:00:36–0:00:41
Gut, also jetzt Augen auf. Wir haben vor zwei Wochen gesagt,
0:00:41–0:00:45
träumen weiter. Es geht um Träume, aber es geht vor allen Dingen auch um Märchen.
0:00:46–0:00:49
Eigentlich auch ganz schön, weil wir vielleicht die letzte Folge dann jetzt
0:00:49–0:00:52
wirklich, das kann ich jetzt noch gar nicht sagen, weil wir machen einfach weiter.
0:00:52–0:00:56
Die letzte Folge liegt jetzt vielleicht unter der Kategorie Psychotherapie.
0:00:57–0:01:03
Und diese Folge kann aus ganzem Herzen, mit bestem Wissen und Gewissen komplett
0:01:03–0:01:05
in deiner Märchenreihe landen.
Florian Clauß
0:01:05–0:01:11
Ja, das ist schön. Hallo, hier ist Flo, Florian Claus und zu meiner Linken läuft...
Micz Flor
0:01:12–0:01:12
Mitch Flohr.
Florian Clauß
0:01:14–0:01:18
Und wie Mitch schon gerade erwähnt hat, ist das die Fortsetzung von Träumen.
0:01:21–0:01:26
Und diesmal auch in praktischer Anwendung mit den Märchen. und ich habe schon
0:01:26–0:01:30
gehört, und ihr habt es auch schon gehört, Rotkäppchen mit.
0:01:31–0:01:36
Ja, jetzt können wir voll in die Analyse gehen und haben auch einen großen Baukasten
0:01:36–0:01:42
und können quasi aus dem Set Jung, Freud, Fromm auswählen, was wir uns da nehmen.
Micz Flor
0:01:43–0:01:47
Also das, oder wir machen es einfach so ein bisschen Anlehnung an den Eisenhans.
0:01:48–0:01:52
Da hattest du Sachen in der Hinterhand, die du quasi vorher schon recherchiert
0:01:52–0:01:53
oder dir plausibel schien.
0:01:54–0:02:03
Und ich hatte die Vorhand hart auf die Grundlinie geschlagen mit meinen Analysen.
0:02:03–0:02:05
Und jetzt machen wir das ähnlich. Wir machen das Rotkäppchen.
0:02:06–0:02:09
Aber ich kann das jetzt wahrscheinlich nicht so gut im Kapitel machen wie du,
0:02:09–0:02:12
weil ich das nicht so vorbereitet habe.
0:02:13–0:02:18
Ich lese einfach die Zusammenfassung von Wikipedia vor und dann gucken wir rein,
0:02:18–0:02:19
reden ein bisschen drüber.
0:02:19–0:02:22
Drüber und ich fütter dann immer hinterher erich
0:02:22–0:02:26
fromms deutung möchte ich
0:02:26–0:02:29
sagen oder analyse des märchens und
0:02:29–0:02:31
dann erfahren wir noch mal ein chat mit dem prompt was
0:02:31–0:02:40
würde freut er zu sagen ja das sollte auf alle fälle machen das immer amusing
0:02:40–0:02:46
ok ich bin gespannt leg los der inhalt von rotkäppchen laut wgp der zusammengefasst
0:02:46–0:02:49
ist wie folgt ich lasse gerade mal die leute Tschüß!
0:02:52–0:02:56
Da geht ein kleines Mädchen an uns vorbei mit rosa Gummistiefeln.
0:02:56–0:03:01
Aber nein, hier geht ein kleines Mädchen, dem seine Großmutter einst eine rote
0:03:01–0:03:04
Kappe geschenkt hatte. Es wird Rotkäppchen genannt.
0:03:05–0:03:10
Es wird von der Mutter zu der in einem Haus im Wald wohnenden,
0:03:10–0:03:14
bettlägerigen, kranken Großmutter mit einem Korb mit Leckereien,
0:03:14–0:03:16
Kuchen und Wein geschickt.
0:03:16–0:03:20
Die Mutter warnt Rotkäppchen eindringlich, es solle nicht vom Weg abgehen.
0:03:21–0:03:24
Im Wald lässt es sich auf ein Gespräch mit einem Wolf ein.
0:03:25–0:03:30
Dieser horcht Rotkäppchen aus und macht es auf die schönen Blumen an der nahen
0:03:30–0:03:35
Wiese aufmerksam, worauf Rotkäppchen beschließt, noch einen Blumenstrauß zu pflücken.
0:03:36–0:03:37
Der Warnung der Mutter zum Trotz.
0:03:38–0:03:41
Der Wolf eilt geradewegs zur Großmutter und verschlingt sie.
0:03:42–0:03:46
Er legt sich in deren Nachthemd in ihr Bett und wartet auf Rotkäppchen.
0:03:47–0:03:53
Bald darauf erreicht Rotkäppchen das Haus, tritt ein und begibt sich in bzw.
0:03:55–0:04:01
An. In ist Perot, das ist der Franzose, der das ursprünglich aufgeschrieben hat.
0:04:04–0:04:09
Und bei an sind die Gebrüder Grimm. Also bald darauf erreicht Rotkäppchen das
0:04:09–0:04:13
Haus, tritt ein und begibt sich in Großmuttersbett in der original französischen
0:04:13–0:04:18
Version oder an Großmutters Bett in der Version bei den Gebrüdern Grimm.
Florian Clauß
0:04:18–0:04:22
Wenn du das jetzt gerade so unterscheidest, hat das eine Bedeutung?
Micz Flor
0:04:27–0:04:31
Ja, irgendwie schon, Retrospekt schon.
Florian Clauß
0:04:31–0:04:36
Es geht darum, dass in tatsächlich heißt, sie legt sich in das Bett zur Großmutter.
0:04:36–0:04:38
Und an heißt, sie tritt heran.
Micz Flor
0:04:40–0:04:43
Mut wundert sich Rotkäppchen über die Gestalt seiner Großmutter,
0:04:43–0:04:46
erkennt aber den Wolf nicht, bevor es ebenfalls verschlungen wird.
0:04:49–0:04:52
Bei Perrault, dem Franzosen, endet das Märchen hier.
0:04:54–0:04:58
Großmutter und Rotkäppchen werden bei den Gebrüdern Grimm vom Jäger aus dem
0:04:58–0:05:00
Bauch des schlafenden Wolfes befreit.
0:05:01–0:05:05
Dem Wolf werden stattdessen Steine in den Bauch gefüllt. Wegen des Gewichts
0:05:05–0:05:07
der Steine kann der Wolf nicht fliehen und stirbt.
0:05:08–0:05:12
In einer italienischen Version, die falsche Großmutter befreit sich Rotkäppchen
0:05:12–0:05:15
durch seine eigene Schlauheit und flieht, der Wolf stirbt anschließend.
0:05:15–0:05:19
Also bei Gebrüdern Grimm, und darauf beziehen wir uns jetzt auch, ist es so,
0:05:19–0:05:23
dass der Schluss ist quasi, Großmutter und Rotkäppchen werden bei den Brüdern
0:05:23–0:05:26
Grimm vom Jäger aus dem Bauch des schlafenden Wolfs befreit,
0:05:26–0:05:30
dem Wolf werden stattdessen Steine in den Bauch gelegt, und wegen des Gewichts
0:05:30–0:05:33
der Steine kann der Wolf nicht fliehen und stirbt, bzw.
0:05:33–0:05:37
Ich kenne auch irgendwie eine Version, wo er so Durst hat von den Steinen,
0:05:37–0:05:40
trinkt und Kenn ich auch, genau, das wollte ich gerade noch sagen.
0:05:40–0:05:44
Das ist wahrscheinlich dann irgendwie noch Europa, Schallplatte oder Kalender.
0:05:46–0:05:52
Ja, und jetzt wäre natürlich, jetzt weißt du mal wie sich das anfühlt,
0:05:52–0:05:53
wenn man da sowas hingeknallt kriegt.
0:05:54–0:06:00
Und meine Frage an dich, was denkst du, das kleine Mädchen, dem seine Großmutter
0:06:00–0:06:03
eine rote Kappe geschenkt hatte, wird Rotkäppchen genannt.
0:06:03–0:06:09
Es wird von der Mutter zu dem Haus im Wald wohnenden, bettlägerigen,
0:06:09–0:06:12
kranken Großmutter mit einem Korb mit Leckereien geschickt.
0:06:13–0:06:16
Was ist so, wenn du jetzt einfach mal so frei assoziierst?
0:06:18–0:06:23
Du hast ja schon gesagt, wir können jetzt irgendwie verdrängte Triebe denken,
0:06:23–0:06:28
wir können Archetypen oder quasi so kulturelle Artefakte, die dadurch schimmern, denken.
0:06:28–0:06:32
Wir können in diesem Fall wenig denken,
0:06:32–0:06:35
dass es sich um ein Individuum handelt, was einfach eine, oh wow,
0:06:35–0:06:44
hier ist ein Ast abgebrochen, um eine erstellte Traumgeschichte handelt.
0:06:44–0:06:48
Also es geht ja hier schon um eine Form von kollektives Märchen und Mythen.
0:06:48–0:06:52
Es ist nicht der eigene Traum, den wir jetzt analysieren, wo wir jetzt assoziativ
0:06:52–0:06:56
irgendjemand fragen können, sondern wir müssen mit dem Material arbeiten, was wir haben.
0:06:58–0:07:03
Und wie können wir dann irgendwie erleben, ob das wahr ist oder nicht.
0:07:03–0:07:06
Das ist dann ein bisschen, was ich auch bei dem Eisenhans gesagt habe,
0:07:06–0:07:07
dieser Begriff der Hermeneutik.
0:07:07–0:07:14
Wir deuten quasi den Text, so wie in der letzten Folge hier zu dem Thema Fromm
0:07:14–0:07:19
auch dann das Jona im Bauch des Fisches gedeutet hat.
0:07:22–0:07:27
Und wir deuten den Text und dann können wir vielleicht so Momente erleben,
0:07:27–0:07:30
Das kennt man ja aus, wenn man so einen Film bespricht, dass man auf einmal,
0:07:30–0:07:34
es kribbelt so, es ergreift irgendwie, da kann was dran sein.
0:07:35–0:07:40
Das ist eigentlich der einzige Messstab, den wir haben, weil plausibel ist viel zu schwer.
Florian Clauß
0:07:41–0:07:44
Also es gibt kein richtig und falsch, sondern es gibt dann einfach,
0:07:44–0:07:46
wenn es kribbelt, dann ist es okay.
Micz Flor
0:07:46–0:07:48
Das ist ein Spiel. Wir sitzen jetzt quasi...
Florian Clauß
0:07:48–0:07:49
Das macht Spaß.
Micz Flor
0:07:49–0:07:50
Es ist genau...
Florian Clauß
0:07:50–0:07:54
Aber du, wie gehen das jetzt so satzweise durch? Oder...
Micz Flor
0:07:54–0:07:55
Weiß ich gar nicht genau.
Florian Clauß
0:07:55–0:08:01
Also wir gehen jetzt einfach das durch. Du hast jetzt gerade so diese Ausgangssituation
0:08:01–0:08:04
nochmal vorgelesen aus der Zusammenfassung.
Micz Flor
0:08:05–0:08:05
Ja.
Florian Clauß
0:08:07–0:08:09
Und wirfst mir jetzt den Ball rüber, dass ich dazu was...
Micz Flor
0:08:11–0:08:18
Ja, jetzt mal eben genau mit der Brille eines Deutenden oder eines analytischen,
0:08:18–0:08:21
also einer Traumanalyse oder Märchendeutung wohl eher.
0:08:22–0:08:24
Was fällt dir da so ein?
Florian Clauß
0:08:24–0:08:30
Ich muss nochmal kurz Begrifflichkeiten, die du ganz, ganz am Anfang der letzten Folge erwähnt hast.
0:08:30–0:08:35
Und die fand ich sehr handgreiflich, weil das eine war so, was dann quasi die
0:08:35–0:08:39
kausalen Zusammenhänge innerhalb eines Traumes dann mit beschreibt.
0:08:39–0:08:46
Dann gibt es das eine ist dann so eher assoziativ und das dritte war,
0:08:46–0:08:49
kannst du das noch mal kurz, damit man...
Micz Flor
0:08:49–0:08:53
Also es gab diese drei Symbolebenen, das war die konventionelle,
0:08:53–0:08:58
der Tisch, die Sprache, da geht es um sowas, was man irgendwie abgemacht hat.
0:08:58–0:09:00
Da hatten wir beim Eisenhans, glaube ich, auch so ein bisschen drin,
0:09:00–0:09:03
als wir zum Schluss eben über diese Flaggen und die Armeen und sowas gesprochen
0:09:03–0:09:06
haben, wo wir beide so das Gefühl hatten, Das ist alles plausibel,
0:09:06–0:09:09
aber irgendwie ist das nichts, was einen so tief ergreift, sondern vielleicht
0:09:09–0:09:12
hat die Farbe der Ritter irgendwie eine historische Bedeutung.
Florian Clauß
0:09:12–0:09:15
Also konventionell.
Micz Flor
0:09:15–0:09:16
Genau.
Florian Clauß
0:09:16–0:09:19
Es geht um die Symbolik, konventionelle Symbolik.
Micz Flor
0:09:19–0:09:25
Dann die zufällige Symbolik, das ist das, was so idiosynkratisch ist, was für dich gilt.
Florian Clauß
0:09:25–0:09:25
Genau, die individuelle.
Micz Flor
0:09:26–0:09:29
Dieser Park hast du in der letzten Folge erklärt, da bist du viel gejoggt.
0:09:29–0:09:35
Wenn du hier durchläufst mit mir, dann erlebst du etwas, für was der Park steht.
0:09:35–0:09:39
So ein Lebensabschnitt, Tageszeit, vielleicht bestimmte Jahreszeiten.
0:09:40–0:09:42
Vielleicht hast du dich mal hier verletzt, vielleicht hast du dich hier verliebt.
0:09:42–0:09:47
Also dieser Park bedeutet für dich ein Symbol für etwas, was aber nur für dich gilt.
0:09:48–0:09:52
Und dann gibt es die universelle Symbolik. Das sind solche großen Bilder wie
0:09:52–0:09:57
das Feuer, das Wasser, die Sinnflut, das Schiff vielleicht.
0:09:58–0:10:01
Diese Sachen, die einen einladen, das vielleicht auch mit Jung zu verbinden, mit Jungsarchetypen.
0:10:02–0:10:07
Aber Fromm grenzt sich davon ab. Er sagt, das Universale ist nichts,
0:10:07–0:10:11
was wahrhaftig von uns transzendental spricht durch den Traum,
0:10:11–0:10:15
sondern selbst die Sonne, die ja so richtig archaisch-universal zu sein scheint,
0:10:15–0:10:17
kann kulturelle Unterschiede auffassen.
0:10:18–0:10:21
Und das andere waren halt eben die Manifesten und die latenten Inhalte.
0:10:23–0:10:26
Märchentraum, Mythen, Inhalte. Die Manifesten sind die Geschichten,
0:10:26–0:10:28
der Plot in gewisser Weise.
0:10:29–0:10:33
Und die Latenten sind die Dinge, die unten drunter liegen. Und man kann ja sich
0:10:33–0:10:36
sehr gut vorstellen, dass die Geschichte...
0:10:37–0:10:40
Also einfach ein Plot, das kennt man so eher aus dem Film, wir sind ja auch
0:10:40–0:10:44
eigentlich ein Filmpodcast, ein Plot kann einfach schlecht umgesetzt sein,
0:10:44–0:10:47
sowohl in der Kameraarbeit, mit den Schauspielern, wie auch immer,
0:10:47–0:10:48
da funktioniert der einfach nicht.
0:10:48–0:10:54
Und der gleiche Dialog, gleiche Länge, gleiches Timing kann da besser funktionieren als da.
0:10:54–0:11:00
Und da passiert irgendwie was, was nicht eben nur in diesem Manifestengeschichtsthema
0:11:00–0:11:03
drin ist, sondern das ist das Latente, da steckt noch irgendwie was dahinter.
0:11:03–0:11:06
Das ist vielleicht die Performance, das Performance-Thema.
0:11:07–0:11:11
Das sind Dinge, die halt nicht alleine über den Plot machbar sind.
0:11:11–0:11:13
Du kannst es nicht konstruieren.
Florian Clauß
0:11:13–0:11:17
Ich glaube, das ist so ein ganz gutes Vokabular, mit dem man dann erst mal so
0:11:17–0:11:21
arbeiten kann. Okay, die Auftakt-Szene zu Rotkäppchen, würde ich sagen.
Micz Flor
0:11:21–0:11:25
Das Manifesto, wenn wir das jetzt nehmen, ist halt, die Mutter schickt Rotkäppchen
0:11:25–0:11:32
in den Wald zur Großmutter mit einem Korb mit Kuchen und Wein und sagt, verlasse nicht den Weg.
Florian Clauß
0:11:32–0:11:40
Ja, also jetzt so rein konventionell ist das ja erst mal so ein valides Set.
Micz Flor
0:11:42–0:11:45
Genau, das ist die Geschichte. Es geht los.
0:11:46–0:11:52
Wir werden mitten reingeschmissen und wir haben auf so einer Märchenebene,
0:11:52–0:11:55
würdest du wahrscheinlich auch sagen, du hattest es ja ganz gut beschrieben,
0:11:55–0:12:01
wie bei Grimm auch diese Märchen alle so katalogisiert sind in unterschiedlichen
0:12:01–0:12:04
Kategorien, wo die reinfallen. Ich weiß nicht, wo Rotkäppchen hingehört.
0:12:05–0:12:08
Ich hab's sogar irgendwie mal mehr rausgeschrieben.
0:12:10–0:12:13
Ich kann's nicht so schnell sehen. Ähm,
0:12:13–0:12:16
und da ist es so, dass zum Beispiel der Wald oder so was, das wäre dann vielleicht
0:12:16–0:12:18
für eine Märchensprache,
0:12:18–0:12:23
so wie der Tisch als Wort dem Gegenstand Tisch verweist, kann's ja sein,
0:12:23–0:12:27
dass in so einer Märchensymbolik steht der Wald für irgendetwas,
0:12:27–0:12:29
steht der Korb für irgendetwas. quasi das konventionelle.
Florian Clauß
0:12:32–0:12:38
An der Ebene, die da für mich sich auch reinlesen lässt, ist quasi so ein Generationsvertrag.
0:12:39–0:12:46
Das heißt, da sind wir wieder in den indigenen Kulturen, die Jungen sorgen für die Alten.
0:12:46–0:12:50
Das ist ja auch nicht immer selbstverständlich, aber es ist ja so,
0:12:50–0:12:56
es geht von der Mutter, es geht von der Tochter über die Mutter zur Großmutter.
0:12:57–0:13:02
Das heißt, wir haben hier drei Generationen und die irgendwie zusammenhalten, ja.
0:13:03–0:13:08
Also die sind erstmal in so einem Konsensraum drin, ne. Wobei...
Micz Flor
0:13:08–0:13:13
Und Fürsorge eben, das Kuchen und Wein ist dann schon auch eine Form der transgenerationalen
0:13:13–0:13:17
Politik, möchte man fast sagen. Also man sorgt sich umeinander.
Florian Clauß
0:13:18–0:13:23
Genau, man sorgt sich umeinander, man verkostet den anderen und...
0:13:26–0:13:30
Sorgen auch in dem Ausspruch, komm nicht vom rechten Weg ab,
0:13:30–0:13:35
komm nicht vom rechten Weg ab, hatte ich jetzt gerade so, also bleib auf der
0:13:35–0:13:40
Linie, bleib straight, ja, das ist ja so der Klassiker, ne?
0:13:47–0:13:59
Und man weiß ja, dass quasi Menschen im Adolescentenalter natürlich ganz viel Grenzen testen.
0:14:00–0:14:06
Grenzen testen, gucken, wie geht's weiter, wie weit, und auch eben Vergnügen haben.
0:14:08–0:14:11
In gewissen Überschreitungen und auch experimentieren und so weiter.
0:14:12–0:14:16
Und das ist wahrscheinlich dann nochmal so ein Pass auf, Kind,
0:14:16–0:14:20
dass du auf der Linie bleibst, ja? Ja, so ähm...
0:14:24–0:14:28
Ja, also ganz banal ist das so, ne. Gleichzeitig kann man sagen,
0:14:28–0:14:35
die Verantwortung, die sich jetzt auch von der einen Generation auf die andere überträgt,
0:14:35–0:14:42
das heißt, es ist vielleicht auch ein initialer Akt, dass die Mutter jetzt auch
0:14:42–0:14:47
ihr Kind dazu anleiten kann, die Großmutter zu versorgen.
0:14:47–0:14:54
Sie bekommt eine Verantwortung übertragen, kriegt den Korb und soll dafür sorgen.
0:14:54–0:14:57
Also gleichzeitig ist das auch...
Micz Flor
0:14:57–0:15:00
Ganz kurz, ich unterbreche dich nicht, sondern wir sind ganz kurz bei der Tour.
0:15:00–0:15:03
Wir gehen jetzt zurück über diese Brücke, die wir damals angekommen sind.
0:15:04–0:15:05
Ist das Zufall oder ist das...
Florian Clauß
0:15:05–0:15:09
Ne, das ist nicht Zufall. Das ist tatsächlich hier Rundlauf.
0:15:10–0:15:14
Also das heißt, wir gehen jetzt über die Brücke zurück. Die Brücke ist so eine kleine Schneise.
0:15:15–0:15:19
Wir könnten sonst nur hier über die größere Straße, deswegen gehen wir hier
0:15:19–0:15:21
den gleichen Weg über die Brücke.
0:15:24–0:15:29
Aber die nördlichen Wege, die wir das letzte Mal durch den Park gelaufen sind,
0:15:29–0:15:31
gehen wir eher so die südlichen Wege zu.
0:15:32–0:15:33
Aber wir sind ungefähr immer auf Sichtweite.
Micz Flor
0:15:34–0:15:36
Weil es so ein schmaler Grundstreifen ist.
Florian Clauß
0:15:36–0:15:39
Genau.
Micz Flor
0:15:39–0:15:41
Ein Reenactment der Berliner Mauer.
Florian Clauß
0:15:41–0:15:43
Ja, wie die Rummelsburger Wucht,
0:15:43–0:15:48
Nord-Süd-Seite und den Schärfegrad des Chiemschuhs hatten wir alles.
0:15:49–0:16:03
Gut, also das Mädchen bekommt eben die Aufgabe und gleichzeitig in dem bewussten Wissen der Mutter,
0:16:03–0:16:07
das ist jetzt eine Behauptung, dass damit Gefahren verbunden sind,
0:16:07–0:16:10
dass was passieren kann auf dem Weg.
0:16:11–0:16:13
Deswegen der Rat, komm nicht vom Weg ab.
0:16:18–0:16:21
Ist ja so ein Loslassen-Prozess, das kennt man ja selber, ne?
0:16:21–0:16:27
Wenn die Kinder dann in einem gewissen Alter sind, dann kann man auch nicht immer hinterher sein.
0:16:28–0:16:33
Man muss eben lernen, das da auch loszulassen, Vertrauen haben,
0:16:33–0:16:36
dass die das selber ganz gut organisiert bekommen.
0:16:36–0:16:43
Das ist so, glaub ich, auch noch mal so ein Schritt, dann auch die Rolle als
0:16:43–0:16:48
der erziehende Part quasi langsam aufzulösen zu so einem,
0:16:56–0:16:57
Kind-Eltern-Beziehung. Ein bisschen weit ...
Micz Flor
0:16:57–0:17:00
Nee, ich find das ein ganz schönes Bild.
0:17:00–0:17:05
Ich bin ja bei dir so mit dem freien Denken. Weil ansonsten bin ich ja die Stimme
0:17:05–0:17:08
von Erich Fromm, dessen Text ich dann quasi dem dagegenhalte.
0:17:08–0:17:12
Oder danebenhalte. Da fand ich das Bild, was du gerade gesagt hast,
0:17:12–0:17:13
auch ganz schön. Dass man ...
0:17:17–0:17:21
Die Mutter ist dann einfach natürlich so in einer gewissen Form auch unsichtbar,
0:17:21–0:17:24
die spielt ja auch keine so große Rolle mehr, die sagt einfach los.
0:17:25–0:17:29
Und dass dann dieses Kind, dieses Mädchen bis zur Großmutter,
0:17:29–0:17:32
dass es einfach den Lebensweg beschreitet.
0:17:32–0:17:39
Also es geht los und geht dann auf dem rechten Weg und wird dann irgendwann zur Oma.
Florian Clauß
0:17:40–0:17:43
Also dass man das jetzt quasi in so einer zeitlichen Dimension,
0:17:43–0:17:47
dieses Altern dann da reinlesen kann.
Micz Flor
0:17:47–0:17:50
Ja, dass es so ist. Also das ist der Weg des Lebens. Du gehst jetzt den Weg
0:17:50–0:17:54
des Lebens und dann wirst du irgendwann in einer alleinstehenden Hütte im Wald,
0:17:54–0:17:58
die Rente ist zwar sicher, aber du kannst viele große Sprünge nicht machen,
0:17:58–0:18:01
wirst krank und wirst dann irgendwann vom Wolf gefressen.
0:18:03–0:18:04
So weit geht dann die Analogie nicht.
Florian Clauß
0:18:04–0:18:10
Ja gut, aber könnte man insofern auch sagen, weil Am Anfang heißt es ja noch
0:18:10–0:18:22
Mutter-Tochter und dann aber die direkte Präsenz von der Tochter zur Großmutter
0:18:22–0:18:23
ist ja auch immer unterbrochen.
0:18:24–0:18:30
Also nachdem eben der Wolf schon zugeschlagen hat. Ja, also die sind nie so
0:18:30–0:18:31
richtig in einem Raum drin.
Micz Flor
0:18:35–0:18:39
Willst du mal hören, was Erich Fromm sagt?
Florian Clauß
0:18:39–0:18:40
Gerne, ja.
Micz Flor
0:18:41–0:18:43
Das Rotkäppchen ist ein Symbol der Menstruation.
Florian Clauß
0:18:44–0:18:47
Ja, gut, das wollte ich auch noch ... Klar, das ist natürlich ...
0:18:47–0:18:55
Das ist alles, was auch quasi bei Kikis Delivery Service von Studio Ghibli natürlich
0:18:55–0:18:56
ist, die Menstruation, ja.
0:18:57–0:19:02
Das ... ja, klar. Und die Fruchtbarkeit, dieser ganze Zyklus, steht auch dahinter.
Micz Flor
0:19:04–0:19:09
Das kleine Mädchen, von dessen Abenteuer wir hören, ist eine reife Frau geworden
0:19:09–0:19:11
und sieht sich jetzt mit ihrer Sexualität konfrontiert.
0:19:13–0:19:18
Die Warnung, nicht vom Weg abzugehen und das Glas nicht zu zerbrechen,
0:19:18–0:19:23
ist eine deutliche Warnung vor den Gefahren der Sexualität und dem Verlust der
0:19:23–0:19:28
Jungfräulichkeit. Jungfräulichkeit. Ist irgendwie so beide.
Florian Clauß
0:19:29–0:19:30
Ja, das ist so banal.
Micz Flor
0:19:30–0:19:35
Das ist gleichzeitig banal, aber auch irgendwie, also es erpackt einen dann
0:19:35–0:19:39
schon irgendwie. Du hast ja so, wie du reagiert hast, so ging es mir auch.
Florian Clauß
0:19:40–0:19:45
Also ich wollte es jetzt nicht gleich so aussprechen. Ich wollte nicht Gleich
0:19:45–0:19:47
wieder so die Vagina, so wie du.
Micz Flor
0:19:47–0:19:52
Ja, stimmt. Der Wald, genau, im Wald geht's.
Florian Clauß
0:19:52–0:19:52
Die Vagina.
Micz Flor
0:19:54–0:19:56
Wild, Wald, ist ja alles gesagt. Genau.
Florian Clauß
0:19:56–0:19:57
Next!
0:20:01–0:20:02
Okay, war's das?
Micz Flor
0:20:02–0:20:10
Nee? Jetzt kommt dieser Wolf rein, der im Original dem Mädchen nahelegt,
0:20:10–0:20:12
auch eine Blume zu pflücken. Das will ja die Großmutter.
0:20:13–0:20:17
Das macht sie dann auch, findet es eine super Idee, obwohl man ihr das alles
0:20:17–0:20:20
verboten hatte, mit dem Wolf zu sprechen. Der rennt dann los Richtung Haus.
0:20:22–0:20:28
Ja, also was ist der Wolf in dieser ... Deutung, die du hattest anfangs?
0:20:30–0:20:31
Welche Rolle spielt der Wolf?
Florian Clauß
0:20:32–0:20:33
Naja, ich meine, er ist ja auch
0:20:33–0:20:39
schon so... Also er ist ja erstmal ja natürlich die Bedrohung bei Wolf.
0:20:40–0:20:45
Es ist ja quasi die Gefahr, auf der einen Seite.
0:20:47–0:20:55
Aber gleichzeitig schafft er ja auch so eine Brücke zur Freude, zum Spaß.
0:20:55–0:21:01
Ja, was dann sicher wieder so mit der Sexualität dann thematisch zusammengerückt werden kann.
Micz Flor
0:21:01–0:21:04
Du meinst in Richtung Blumen, ne?
Florian Clauß
0:21:04–0:21:09
Genau, Blumen. Also das heißt, er ist ja dann auch in irgendeiner Form so,
0:21:09–0:21:12
ja, was interessieren die Blumen, ja.
0:21:12–0:21:16
Aber irgendwie fängt er ja an, dann auch zu instrumentalisieren,
0:21:16–0:21:23
das Mädchen, indem er sagt, hier, guck mal, Blumen, das macht dir vielleicht Spaß.
0:21:23–0:21:29
Also das heißt, er lenkt sie ja ab vom Weg her,
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wenn man jetzt dann auch diese Deutung von rechten Weg und dann eben mit der
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Sexualität in den Zusammenhang bringt, Dann, ähm...
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Könnte man ja meinen, dass der Wolf in dem Moment seinen Vorteil irgendwo auch
0:21:53–0:22:00
sieht und eben sich über das Mädchen hermacht, ja?
0:22:00–0:22:06
Und das ist halt so ein komischer Shift in diesem Märchen. Da sagt der,
0:22:06–0:22:10
ja guck mal hier, Blumen und geht zur Großmutter. Warum?
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Also wenn man das jetzt so ein bisschen auch quasi dann den Eisenhans,
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jetzt von dir interpretiert, da rein holt, dann könnte man ja vielleicht sagen,
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das Mädchen oder Wolf ist eine Person.
Micz Flor
0:22:30–0:22:34
Ja, total spannend, habe ich nämlich lustigerweise, als du ins Stolpern kamst
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oder nicht ins Stolpern,
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sondern eher so leicht erzürnt warst, was soll das eigentlich,
0:22:41–0:22:44
habe ich genau den gleichen Gedanken gehabt, erst mal alles auf die gleiche
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Bühne stellen, was dann passiert.
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Und dann würde man, das klingt ein bisschen freudianisch, dann würde man natürlich
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sagen, die Mutter schickt das Kind zwar los, aber natürlich sind Mutter und
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Großmutter in einer Sache sehr vereint, nämlich sie sind das Über-Ich, das soziale Wünschte.
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Es ist natürlich eine Form von Kümmern, Fürsorge Man möchte das nur das Beste
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für das Kind und gleichzeitig ist es in dem Moment dann so,
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wenn der Wolf und das Mädchen eins sind, ist natürlich das Spannende,
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dass der Wolf die Blumen sieht als Teil des Mädchens.
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Den Film hast du mir empfohlen, den habe ich noch nicht fertig gesehen,
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wo der Typ irgendwie so sieben unterschiedliche Charaktere spielt.
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Kannst ist das nicht von dem gleichen auch der.
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Glas gemacht hat ja genau
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das ist der ich glaube der
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dritte teil von von der trilogie ja ich habe vergessen wie der hieß du hast
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mir den ich habe den jahr der war schon echt sehr beeindruckend ich habe den
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nicht fertig gemacht ein bisschen bedrängt aber das wäre ja dann sowas der wolf
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ist genauso da wie das mädchen beides ist wahr und an dieser rotkäppchen Menstruation, Pubertät.
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Und dann ist der Wolf, der auch das Mädchen ist, frisst die Großmutter.
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Das heißt, der macht jetzt über ich aus. Der macht meinem Freund hier anstrengend
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dieses gesellschaftliche sollste, darfste nicht und sowas. Das frisst er einfach auf.
0:24:17–0:24:21
Rein in die Blumen, gleichzeitig die Mutter auf, äh die Großmutter auffressen.
Florian Clauß
0:24:21–0:24:24
Also ist der dann nicht so, ne, ist er einfach dann irgendwie Yippie die Heide
0:24:24–0:24:29
blüht und scheiß drauf. Ich mach, was mir gefällt.
Micz Flor
0:24:30–0:24:32
Ja, finde ich total gut. Ich glaube, wir sind jetzt schon besser,
0:24:32–0:24:34
als was Erich Fromm da noch zu bieten hat.
0:24:35–0:24:39
Wobei, nachher hat er noch einen super Twist, den ich ganz toll finde,
0:24:39–0:24:41
wo es nochmal so eine andere psychoanalytische Schule.
0:24:42–0:24:47
So das sexuelle Begehren des Wolfs wird durch den Anblick des Mädchen geweckt,
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sagt er. Natürlich sagen wir das nicht. Wir sagen, das ist eine Person. Aber das sagt er.
0:24:52–0:24:58
Er versucht, es zu verführen. Sieh mal die schönen Blumen, die ringsumher stehen.
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Warum schaust du dich nicht um? Ich glaube, du hörst gar nicht,
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wie die Vögler ihn so lieblich singen. Also versucht es zu verführen.
0:25:06–0:25:12
Und im Märchen im Original schlägt dann Rotkäppchen die Augen auf und befolgt den Rat des Wolfs.
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Zitat aus dem Märchen, geriet immer tiefer in den Wald hinein.
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Es macht dann laut Fromm, wir haben den Text jetzt nur verkürzt gelesen,
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es rationalisiert quasi sein Tun, indem es sich selber einrät,
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es tut ja nichts Unrechtes, die Großmutter wird sich bestimmt über die Blumen freuen.
0:25:40–0:25:45
Und da kommt dann eben dieses, was wir im Märchen auch manchmal haben,
0:25:45–0:25:50
Eben diese erhobene Zeigefinger oder die Rute, die sagt, dass das Abweichen
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vom geraden Weg der Tugend schwer bestraft wird.
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Also es droht jetzt schon irgendwie. Ja.
Florian Clauß
0:25:56–0:26:03
Und wie ist jetzt, also er erweckt, also das Mädchen, Anblick des Mädchens erweckt
0:26:03–0:26:04
die sexuelle Lust beim Wolf.
Micz Flor
0:26:04–0:26:04
Ja.
Florian Clauß
0:26:04–0:26:08
Und er sagt, sieh mal, was ist dann die Symbolik da?
Micz Flor
0:26:08–0:26:12
Ja, also was wir jetzt natürlich haben, ist der latente Trauminhalt wäre dann,
0:26:12–0:26:18
Märcheninhalt wäre dann im Rahmen von dieser Verdichtung zu sagen, Wolf und Kind sind eins.
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In diesem menstruierenden Mädchen sind sexuelle Lüste, die in den Märchen so
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dargestellt werden, dass der Wolf, das ist ein gutes Beispiel für Verdichtung,
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was du ja am letzten Mal auch gefragt hast.
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Jetzt haben wir ein Beispiel. In unserer Interpretation sind Wolf und Mädchen eins.
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Dass wir verdichten, dieses Motiv, dieses eine Kind ist gleichzeitig fressendes,
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zerfleischendes Ungeheuer in seiner Lust, aber auch unschuldiges,
0:26:46–0:26:50
kleines Mädchen, das immer noch so selber internalisierte Über-Ich-Aspekte hat
0:26:50–0:26:54
und sagt, na ja, genau, das habe ich verstanden, aber ich versuche ja egal die
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Argumentation von Fromm dann nachzuvollziehen.
0:26:56–0:27:00
Der bleibt dann bei dem, nicht Latenza, bei dem Manifesteninhalt.
0:27:00–0:27:08
Wir haben diesen Wolf als Akteur im Märchen und der Wolf, also das kommt dann später.
Florian Clauß
0:27:08–0:27:13
Ja, aber warum fällt der dann nicht über sie her? Warum macht er das halt?
0:27:13–0:27:15
Warum geht er den Umweg zur Großmutter?
0:27:15–0:27:17
Also, ist es da vielleicht...
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Also, will er erst mal was essen, bevor er dann Sex hat, oder?
Micz Flor
0:27:26–0:27:32
Mhm. Ja, also, Erich Fromm macht dann, glaub ich, sogar einen Witz in seinem Text.
0:27:32–0:27:36
Weil nachdem dann der Wolf die Großmutter und das Rotkäppchen gefressen hat,
0:27:36–0:27:41
dann schreibt Fromm, als er seinen Appetit gestillt hat, schläft er ein.
0:27:41–0:27:45
Das ist so ein sehr männliches ... Mhm.
Florian Clauß
0:27:45–0:27:47
Raucht er ein und schläft ein.
Micz Flor
0:27:47–0:27:50
Schlafen ja ok
0:27:50–0:27:54
ok also wir bleiben jetzt noch immer wir sagen
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jetzt wolf und
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rotkäppchen eine person wir bleiben dabei ja also
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da würden wir jetzt denke ich ein bisschen an deine märchen da mit den fuchsschwänzen
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wir sind dann so ein bisschen hinten raus natürlich in der situation in der
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der wolf das rotkäppchen auch schluckt das heißt die unschuld verliert und ganz wolfe wird?
Florian Clauß
0:28:18–0:28:19
Nein, die Großmutter.
Micz Flor
0:28:19–0:28:23
Der erste Großmutter verschluckt das Über-Ich quasi in sich,
0:28:23–0:28:26
natürlich in sich aufnimmt, aber gleichzeitig auch irgendwie...
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Oh, interessant, wir haben noch eine kleine Wendung.
0:28:29–0:28:36
Der Wolf verschluckt das Über-Ich und integriert es, aber nicht verschluckt
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auch nur das Rotkäppchen, wird dann in diesem Moment halt ganz Monster,
0:28:40–0:28:42
so direkt nach der Menstruation.
Florian Clauß
0:28:44–0:28:45
Warum nach der Menstruation?
Micz Flor
0:28:46–0:28:50
Weil da einfach die Natur durchschießt. Also sie sprießt und fließt.
Florian Clauß
0:28:53–0:28:55
Aber die Menstruation ist doch genau
0:28:55–0:28:59
das Zeichen dafür, dass eben die Fruchtbarkeit nicht aufgegangen ist.
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Also die Menstruation ist ja quasi das Ergebnis, dass eben nicht die Natur sich weiter...
Micz Flor
0:29:07–0:29:10
Ah, okay. Nee, ich hatte das ja als Lebensabschnitt gesehen,
0:29:10–0:29:13
quasi nach der Pubertät. Damit eröffnet sich dann diese...
Florian Clauß
0:29:13–0:29:16
Also jetzt nicht nach dem Akt des Menstruierens? Nein, ich hatte genau...
Micz Flor
0:29:16–0:29:20
Das ist ein menstruierendes Mädchen jetzt. Das heißt, es ist fruchtbar.
0:29:22–0:29:26
Und der Wolf, der das Mädchen auch ist, der schluckt das Überich,
0:29:26–0:29:31
schluckt dann auch sein kindliches Ich und ist dann in diesem Moment aber dann
0:29:31–0:29:32
auch irgendwie einschlafbereit.
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Das Überich wirkt langsam wie so ein aspirierendes Komplex,
0:29:39–0:29:42
und setzt sich, weil er ist jetzt hier alle,
0:29:42–0:29:46
also wir gehen jetzt hier ein bisschen all in, er ist jetzt alle Agenten auf
0:29:46–0:29:53
der Bühne, das heißt auch der Jäger, gesellschaftliches Regulativ,
0:29:53–0:29:56
das watscht ihn hier dann irgendwie ab.
0:29:56–0:30:00
Oder sie, ist ja eigentlich das Mädchen, das heißt in dem Moment kommt dann
0:30:00–0:30:09
ein Mann auf die Bühne, ein Jäger, der dem Wolf sagt, Ne, so geht das nicht.
0:30:10–0:30:14
Coole Wendung, also du hast mir die Augen geöffnet, was dieses Märchen angeht.
0:30:14–0:30:18
Ich muss jetzt leider kurz zurückgehen und hier einen Umweg gehen, damit wir deiner...
0:30:18–0:30:22
Es wird eine kurze Folge, aber total aufregend. Ich bin ganz tief ergriffen.
Florian Clauß
0:30:22–0:30:24
Du freust mich auch gar nicht mehr.
Micz Flor
0:30:27–0:30:30
Na gut, was soll ich jemanden fragen, der Candy Crush neben mir spielt?
0:30:30–0:30:31
Nein, stimmt ja gar nicht.
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Ich bin schon Level 5000. Jetzt machen wir hier Pause auf Flo's Deutung und
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gucken noch mal kurz, was Fromm sagt, weil es ist ein spannender Diskurs,
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auch innerhalb der Psychoanalyse.
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Und zwar, welche Rolle spielt der Mann und wie wird die Sexualität dargestellt?
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Der Mann wird als rücksichtsloses, listiges Tier und der Geschlechtsakt als
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kannibalisches Handlung geschildert.
Florian Clauß
0:31:03–0:31:05
Aber wo ist denn der Geschlechtsakt?
Micz Flor
0:31:06–0:31:09
Naja, das ist das, die Großmutter fressen und das Kind fressen.
Florian Clauß
0:31:09–0:31:14
Also das heißt, er macht da halt auch irgendwie so in so einer Kategorie Sex,
0:31:14–0:31:18
die man normalerweise auf irgendwelchen Internetseiten, Portalen findet.
Micz Flor
0:31:20–0:31:25
Also er geht jetzt weiter und sagt halt so, dass er sagt, Frauen,
0:31:25–0:31:28
die Männer lieben und sich an der Sexualität erfreuen, teilen diese Ansicht nicht.
0:31:31–0:31:36
Aber der Hass und das Vorurteil gegen die Männer treten am Schluss der Geschichte nur deutlicher hervor.
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Das heißt, er sieht das jetzt als eine, also es sind drei Frauen,
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die Großmutter, die Mutter und die Tochter.
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Und dem gegenüber steht halt der Wolf als kannibalische,
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lustvolle und rücksichtslosige, tierische Geschlechtsakt, Sexualitätsinvasion,
0:32:01–0:32:04
Ich weiß nicht, wie man das nennen möchte.
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Und der Jäger, der ist wie so ein bisschen so eine Randfigur,
0:32:07–0:32:10
ist auch ein Mann, aber der wird ja nicht weiter spürbar. Der ist eher so eine Rolle.
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Und er sagt jetzt halt, dass das so ein Bild ist von der männlichen Sexualität,
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vor dem halt gewarnt wird. Und vor allen Dingen auch Frauen,
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die selber keinen Spaß an der Sexualität haben, unterstellt er jetzt hier,
0:32:23–0:32:24
ist nicht meine Meinung.
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Die haben so ein Männerbild. Also sag ich jetzt mal komplett verkürzt und das
0:32:29–0:32:30
ist nicht meine Meinung.
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Jetzt wird es aber spannend und dann kommen wir indirekt wieder zurück auf das, was du sagst.
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Jetzt ist die Frage, was passiert denn mit dem Wolf? Und er sagt hier,
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fragt dann, wie wird der Wolf lächerlich gemacht?
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Es wird geschildert, wie er versucht, die Rolle einer schwangeren Frau zu spielen,
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die lebende Gewesen, die er im Leib hat.
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Rotkäppchen steckt Steine, das Symbol der Unfruchtbarkeit, in seinen Bauch und
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der Wolf bricht zusammen und stirbt.
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Jetzt sind wir ein bisschen durcheinander. Ich glaube, wahrscheinlich in der
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Version, die Erich Fromm vorliegt, ist das Rotkäppchen nicht verschlungen.
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Ach nee, Quatsch, das wird befreit, rausgeschnitten und dann kommen Steine rein.
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Ja, ja, genau. Also Rotkäppchen macht das aber.
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Ich glaube aber, die Jäger sind eigentlich beteiligt in der Version,
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die ich irgendwie verändert habe.
Florian Clauß
0:33:19–0:33:20
Ja, die kenne ich auch, ja.
Micz Flor
0:33:21–0:33:25
So, und das ist so ein Kniff in Richtung Karen Horney.
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Das ist eine deutsche Psychoanalytikerin, die dann aber auch in Amerika,
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die leider nicht sehr alt geworden ist, aber die in Amerika dann auch ihre Arbeit fortgesetzt hat,
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die hat gegenüber der kompletten versammelten Männerschaft,
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die die Psychoanalyse begründet haben, einmal diese Behauptung aufgestellt,
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die ich kongenial finde, um alles mal zu hinterfragen,
0:33:51–0:33:56
und sagt halt, dieser Penisneid,
0:33:56–0:34:00
den die Mädchen angeblich hätten vor Männern, die halt so einen Penis haben,
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die den so rumwedeln können, im Stehen pinkeln und so weiter,
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Dieser Penis-Knight ist eigentlich, da sind wir beim richtig schönen eigentlich-Twist, Abwehr.
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Des Gefühls, den Frauen unterlegen zu sein, weil nur Frauen können Leben gebären,
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Männer können das nicht.
Florian Clauß
0:34:21–0:34:23
Naja, das ist der klassische Gebärmutterkomplex.
Micz Flor
0:34:24–0:34:28
Und das ist diese Sache, die halt dann in den 20er Jahren, auch die Neopsychoanalyse,
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der Karen Horney auch mit aktiv ist, also dem auch zugerechnet wird, kam das halt so rein.
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Und das webt er hier rein, dass er halt sagt, da wird der Mann lächerlich gemacht,
0:34:42–0:34:46
indem der dann irgendwie diese Steine reinkriegt. Und damit geht gar nichts mehr.
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Das ist einfach nur ein lächerlicher Versuch, der Frau irgendwie ähnlich zu werden.
Florian Clauß
0:34:55–0:35:00
Naja, also ich meine, das fängt ja schon vorher an, weil ich habe mich ja schon
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als Kind immer wieder gefragt, wie kann das sein, dass der Rolf mehr Pokémon-Karten hat als ich.
0:35:12–0:35:14
Nein, das ist der Wolf.
Micz Flor
0:35:14–0:35:18
Ich kann es dir sagen, weil wenn du den Wolf rückwärts liest, dann ist das...
Florian Clauß
0:35:18–0:35:24
Da! Mr. Follower.
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Okay, warum der Wolf jemanden so konsumieren kann, dass er ihn nicht zerbeißt,
0:35:31–0:35:33
sondern als Ganzes schluckt.
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Und das ist, finde ich, halt so... Das hat mich total beschäftigt.
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Aber, wenn man jetzt quasi diesen Interpretationsansatz, dann ist ja quasi die einzige Methode...
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Dass eben ein Mann dann etwas Lebendiges im Leibe hat, das als Ganzes zu verschlucken.
0:35:58–0:36:03
Das ist ja dann so ein bisschen so dieser Schlüsselmoment bei dem Film.
Micz Flor
0:36:06–0:36:06
Alien.
Florian Clauß
0:36:07–0:36:14
Alien auch, genau, Alien auch, aber ich dachte jetzt eher an den asiatischen Film. Aber...
Micz Flor
0:36:15–0:36:16
Sag mal, welchen?
Florian Clauß
0:36:16–0:36:23
Das ist dieser ultra brutale Rache-Film, wo der dann mit einem Hammer rumläuft.
Micz Flor
0:36:23–0:36:25
Ah ja, koreanisch ist der.
Florian Clauß
0:36:26–0:36:30
Koreanisch, genau. Und da gibt es auch diesen Schlüsselmoment,
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wo er dann einen lebendigen Tintenfisch verschluckt und du siehst,
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wie das Zentakel aus seinem Mund um ihn herum auf den Backen das zu tasten beginnt.
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Das war jetzt so diese konditionierte Methode, um ihm dann die Erinnerung wieder zurückzubringen.
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Und da fängt es ja dann schon an mit dem Verschlucken. Da muss er nicht die
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Steine haben. Also die Steine sind die Negation von... Er ist es,
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diese Simulation von Schwangerschaft.
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Ja, das finde ich eigentlich ziemlich stark, das Bild. Ja, schwanger zu werden.
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Wenn man das jetzt so in diesem... Von uns in der Präterzionsansatz ist alles eine Person.
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Dann ist es ja auch vielleicht dann so ein Akt eben so Sexualität zu haben ohne schwanger zu werden.
Micz Flor
0:37:20–0:37:24
Ja oder das ist halt das, was ich spannend finde, weil ich weiß nicht,
0:37:24–0:37:32
ob Albert Einstein oder Karl Jaspers ja oder sagt, bei unterschiedlichen Erklärungsansätzen
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für ein Phänomen oder so, dann ist das Einfachste das Wahrscheinlichste.
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Und ich finde halt bei dem Ansatz und dann, Wenn wir die auf eine Bühne stellen,
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dann haben wir eine ganz kurze Geschichte, in der halt das Kind auf den Weg...
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Und auf diesem Weg, nach der Menstruation, kommt der Anteil Wolf auch irgendwie reinkommt.
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Der Anteil Wolf ist dann irgendwie auch einfach so mächtig, dass er das Über-Ich wegschluckt.
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Und im Endeffekt dann sogar das kindliche Kind wegschluckt. Die Folge ist nur,
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wenn man das so macht, dass man halt schwanger wird.
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Und wenn man schwanger wird, dann geht das böse aus. Das ist dann eben auch
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wieder ein latenter Inhalt.
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Du hast dann dieses Stein im Bauch, passt bloß auf. Ja, der Wolf hat dann natürlich
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die Steine im Bauch, aber der Wolf ist ja dann das Mädchen.
Florian Clauß
0:38:19–0:38:28
Ja, aber dann ist es wie in der Sache, dass der Jäger quasi der Arzt ist,
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der die Abtreibung vornimmt.
0:38:31–0:38:37
Also könnte man dann so weiter spinnen, ja, aber ist ja auch ein legitimes Mittel.
Micz Flor
0:38:38–0:38:42
Ist ein legitimes Mittel, genau. Du hattest aber auch mal mit diesem einen Künstler...
Florian Clauß
0:38:42–0:38:43
Das ist quasi Pro-Abtreibung, Rotkäppchen.
Micz Flor
0:38:43–0:38:47
Du hast doch mit diesem einen Künstlern Weimer auch mal so ein interaktives
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Online-Videoprojekt gemacht, das auch eben um Abtreibung ging, oder?
Florian Clauß
0:38:52–0:38:58
Also um historische Methoden zur Abtreibung, da gab es diesen eines Gewächs,
0:38:58–0:39:05
also einen Baum, der auch immer in irgendwelchen Gärten von Fürstenhöfen gefunden wurde,
0:39:06–0:39:10
und der damals wahrscheinlich als Abtreibungsmittel eingesetzt wurde.
0:39:11–0:39:16
Und natürlich, weil die Fürsten, also in den Häusern der Fürsten,
0:39:16–0:39:20
wurde halt rauf und runter getrieben. Und da musste natürlich auch damit entsprechend
0:39:20–0:39:21
vermütet oder abgetrieben werden.
Micz Flor
0:39:22–0:39:25
Also mit dem rauf und runter, das ist natürlich jetzt ein aggressiver Akt gegenüber
0:39:25–0:39:28
der Geschichte, weil das wissen wir jetzt nicht, das vermuten wir.
0:39:29–0:39:34
Allerdings ist es gleichzeitig, diese Pflanze ist halt ein ganz tolles Beispiel
0:39:34–0:39:38
für dieses Schopenhauer, Freud, Nietzsche-mäßige Denken.
0:39:38–0:39:44
Es ist dann halt nicht die Aufklärung, sondern am Hof gibt es dann wirklich
0:39:44–0:39:52
im Garten so Pflanzen, wo man Tee macht und das hilft dann, dass quasi die Menstruation kommt.
Florian Clauß
0:39:52–0:39:55
Ja, es ist auch nur ein Interpretationsansatz.
0:39:56–0:40:01
Es war eher so eine künstlerische Belegung als wirklich eine historische.
Micz Flor
0:40:02–0:40:04
Ich glaube, es gab schon eine historische Geschichte.
Florian Clauß
0:40:04–0:40:06
Es gab nicht so viele Geschichten, aber es ist glaube ich...
Micz Flor
0:40:07–0:40:09
Hörster und ein Mädchen am Markt oder so was...
Florian Clauß
0:40:10–0:40:15
Ja, ja, es war so... Ja spannend, also spannend, ja.
0:40:18–0:40:26
Dieser Twist, den du grade so von der Frau, die sich dann gegen diese psychoanalytische
0:40:26–0:40:28
Männerwelt dann aufgelehnt hat ... Ähm ...
Micz Flor
0:40:28–0:40:31
Das ist von Fromm. Aber das ist eben auch ...
Florian Clauß
0:40:31–0:40:34
Und das ist der Twist, den du vorher angekündigt hast.
Micz Flor
0:40:34–0:40:37
Ja, das fand ich halt ganz schön, nee, das war das. Ich fand das irgendwie ganz
0:40:37–0:40:40
schön, dass er das noch mal eingebaut hat, eben dieser Mann,
0:40:40–0:40:47
der halt lächerlich ist, wenn er halt irgendwie versucht, Steine auszutragen, mehr kann er nicht.
0:40:47–0:40:51
Dass das irgendwie da auch mit angelegt ist, dass Männer...
Florian Clauß
0:40:52–0:40:55
Und das andere, was ich mich als Kind, entschuldige, dass ich unterbreche,
0:40:55–0:40:58
aber was ich als Kind als Kind als Kind, also mein ganzes Verschlucken,
0:40:58–0:41:02
und das andere, was ich mich auch immer gefragt habe, wie können die den Wolf
0:41:02–0:41:04
quasi den Bauch aufschneiden, ohne dass er es merkt?
Micz Flor
0:41:06–0:41:07
Das hat mich auch beschäftigt.
Florian Clauß
0:41:07–0:41:11
Ich glaube, das beschäftigt jedes Kind. Aber das ist dann vielleicht,
0:41:11–0:41:15
wenn man jetzt in dieser Symbolik-Ebene arbeite,
0:41:15–0:41:24
dass es dann sowas Reintun, also es ist ja was, also was drüberstehend ist,
0:41:24–0:41:26
also eine assoziative Symbolik.
0:41:28–0:41:36
Ja spannend, ja mit, also vielen Dank für diese inspirierende Folge. Macht Spaß und so.
Micz Flor
0:41:37–0:41:39
Wir machen ganz viele Märchen. Nur noch Märchen.
Florian Clauß
0:41:40–0:41:44
Wir gucken, ob das anderen, unseren Zuhörerinnen auch Spaß macht.
0:41:45–0:41:50
Dann würde ich sagen, wenn du jetzt nichts noch hinzuzufügen hast.
0:41:50–0:41:53
Ich finde es jetzt gerade rund.
Micz Flor
0:41:53–0:41:59
Wir machen jetzt hier Schluss. Den etwas kurzen Querweg, den wir gelaufen sind,
0:41:59–0:42:01
könnt ihr auf der Webseite sehen.
0:42:01–0:42:09
Eigentlich-podcast.de Und ja, mal gucken. Weißt du schon, was die nächste Folge wird?
Florian Clauß
0:42:10–0:42:13
Nee, ich kann noch nicht sagen, was die nächste Folge wird.
Micz Flor
0:42:14–0:42:15
Wir sind so tagesaktiv.

Mehr

Wir sind der Autor, es ist unser Traum, wir haben die Handlung erfunden.

In dieser Episode betrachten wir Erich Fromm und sein Buch “Märchen, Mythen, Träume” als Teil der Eigentlich-Serie über Märchen. Erich Fromm betrachtet in seinem Text die Verbindung zwischen Traumdeutung und Märcheninterpretation. Er beginnt mit einer Betrachtung des Symbolismus und unterscheidet zwischen manifesten und latenten Inhalten in Mythen und Märchen. Dies führt ihn zur Traumdeutung, bei der ebenfalls Symbole und latente Inhalte gedeutet werden. Fromm stellt die Ansätze von Sigmund Freud und Carl Gustav Jung zur Traumdeutung vor, grenzt sich jedoch von beiden ab. Er argumentiert, dass weder Jungs mythische Ansätze noch Freuds Fokus auf irrationale libidinöse Kräfte ausreichend sind. Stattdessen betont er, dass das Denken und Fühlen durch unser Handeln beeinflusst wird. Zuletzt wollten wir Fromms Interpretation des Rotkäppchen Märchens vorstellen, die haben wir dann aber um einen Monat in die Zukunft verschoben.

Shownotes

Mitwirkende

Transcript

Micz Flor
0:00:03–0:00:06
Und? Regnet noch? Da ist Norden, oder? Ist da Norden oder Süden,
0:00:06–0:00:08
was meinst du? Da ist Norden. Da ist Norden, da ist Süden. Können wir unten
0:00:08–0:00:12
rum, zu dem anderen Ausgang? Jetzt klatschen wir mal ganz kurz. Da ist Norden, oder?
0:00:14–0:00:18
Ist da Norden oder Süden? Was meinst du? Da ist Norden.
0:00:19–0:00:24
Da ist Norden, da ist Süden. Können wir unten rum?
0:00:25–0:00:29
Zu dem anderen Ausgang? Jetzt klatschen wir mal ganz kurz.
Florian Clauß
0:00:34–0:00:38
Hallo und herzlich Willkommen bei eigentlich Podcast.
0:00:41–0:00:44
Der Podcast, bei dem wir laufend reden und im Laufen reden.
0:00:48–0:00:51
Und jetzt stehen wir gerade, weil wir stehen vor einer Regenwand.
Micz Flor
0:00:52–0:00:54
Weil es laufend regnet.
Florian Clauß
0:00:54–0:00:55
Das passt eigentlich ganz gut zu mir.
Micz Flor
0:00:55–0:01:02
Den GPS-Track auf der Webseite, da wird heute nicht so viel passieren, es wird gleich auf.
Florian Clauß
0:01:02–0:01:09
Wir sind quasi am Bayerischen Platz, laufen von einem Uhrausgang zum anderen,
0:01:09–0:01:11
während Mitch seine Geschichte erzählt.
Micz Flor
0:01:11–0:01:12
Wir laufen hin und her.
Florian Clauß
0:01:13–0:01:15
Ich bin natürlich gespannt, um was es geht.
Micz Flor
0:01:17–0:01:22
Also eigentlich sollte das hier das Ende sein, am Bayerischen Platz 1 in Berlin,
0:01:22–0:01:24
werden wir eine Plakette sehen. Kette sehen und dann dachte ich,
0:01:24–0:01:26
okay, jetzt hat sich das alles wegen
0:01:26–0:01:28
dem Regen so ein bisschen hin und her geschoben, dass wir hier anfangen.
0:01:30–0:01:33
Aber wer weiß, vielleicht ist es trotzdem noch das Ende der Folge,
0:01:33–0:01:38
weil wenn der Regen nicht aufhört, werden wir diese 120 Meter bis zu dieser
0:01:38–0:01:39
Plakette nicht schaffen.
Florian Clauß
0:01:40–0:01:48
Nicht trocken schaffen. Aber ich habe ja vorgesorgt, ich habe meinen Regencape an.
0:01:49–0:01:51
Allerdings ohne Kapuze.
Micz Flor
0:01:53–0:01:57
Ja und ich habe nicht vorgesorgt. Ich bin völlig überrascht worden.
Florian Clauß
0:01:58–0:02:02
Du bist quasi das Schweinchen, bei den drei Schweinchen und der Wolf,
0:02:02–0:02:05
das einfach so sein Haus aus Stroh baut.
Micz Flor
0:02:06–0:02:11
Genau, ich bin der Strohkopf in der Familie. Deshalb bin ich pitschenass schon,
0:02:11–0:02:14
weil ich irgendwie zur U-Bahn gerannt bin, um hierherzufahren.
0:02:15–0:02:21
Und die Folge, die ich heute machen möchte, vielleicht, wir sind gerade unten
0:02:21–0:02:24
Vielleicht finden wir ja sogar eine Person, die ich möchte.
0:02:26–0:02:31
Also Ausgangspunkt ist die Märchenserie, die du angefangen hast.
0:02:31–0:02:32
Dazu möchte ich was machen.
0:02:34–0:02:39
Und ganz speziell hattest du ja gemeint, du wolltest ja bei dem Eisenhans dieses
0:02:39–0:02:44
Thema, so wie würde man in der Therapie oder wie könnte das so genutzt werden.
0:02:44–0:02:47
Und dann habe ich mich an ein Buch erinnert, das ich gekauft,
0:02:47–0:02:49
aber nie gelesen hatte. Und jetzt habe ich es fast gelesen.
0:02:51–0:02:56
Das ist von Erich Fromm und dessen Plakette sehen wir nachher in Leseport.
0:02:56–0:02:58
Vielleicht ist er aber hier unten auch irgendwo abgebildet.
0:03:00–0:03:04
Erich Fromm ist Psychoanalytiker, ist auch eine Brücke zu dem Gestaltherapie-Thema.
0:03:06–0:03:08
Er hat zusammen mit Gottfried Benn...
Florian Clauß
0:03:10–0:03:11
Bringt dir was?
Micz Flor
0:03:12–0:03:15
Gottfried Benn ist total interessant, aber bringt mir jetzt gerade nichts.
0:03:15–0:03:18
Aber wir werden ihn finden, das sind ja hier unten alle irgendwie aufgeführt.
0:03:21–0:03:23
Albert Einstein, da ist allerdings nicht gesagt, warum.
Florian Clauß
0:03:23–0:03:27
Weißt du, warum die hier aufgeführt sind? Oder gibt's noch mehr?
Micz Flor
0:03:29–0:03:35
Ich nehme mal an, weil die in der Nähe gewohnt haben. Wer wohnt und arbeitet
0:03:35–0:03:37
noch im Bayerischen Viertel? Okay, da stehen sie doch alle.
0:03:38–0:03:41
Hier, da ist er, Erich Fromm. 1900 bis 1980, Psychoanalytiker,
0:03:41–0:03:43
Bayerischer Platz eins.
Florian Clauß
0:03:43–0:03:45
Hatte der hier seine Praxis?
Micz Flor
0:03:45–0:03:46
Von 1930 bis 1933.
Florian Clauß
0:03:48–0:03:49
Hatte er seine Praxis, steht ja da.
Micz Flor
0:03:53–0:04:00
Und der ist eigentlich auch Soziologe, auch aus Frankfurt, hat Parallelen mit,
0:04:04–0:04:11
auch bevor es die Gestalttherapie gab, die analytische Ausbildung parallel gemacht.
0:04:11–0:04:17
Die haben zeitlang auch in Amerika nach der Emigration wohl Kontakt gehabt und
0:04:17–0:04:18
überlegt, ob sie zusammen was machen würden.
0:04:20–0:04:23
Insofern ist da auch eine Verbindung, das wird man auch später sehen in der
0:04:23–0:04:27
Art und Weise, wie Erich Fromm darüber spricht, Träume zu analysieren,
0:04:27–0:04:30
weil da ist ein Unterschied. Wir werden ein bisschen über Freud sprechen,
0:04:30–0:04:34
ein ein bisschen über Jung sprechen und aber auch über die Gestalttherapie bzw.
0:04:36–0:04:42
Speziell Erich Fromm, der nicht Gestalttherapeut ist, sondern der der Neo-Psychoanalyse
0:04:42–0:04:48
angehört, die versucht hat, so ein bisschen ab 1920 so ein bisschen zu reformieren,
0:04:48–0:04:50
die Psychoanalyse ein bisschen zu reformieren.
0:04:53–0:04:56
Soviel ganz kurz zur Einleitung. Es ist zu laut hier.
Florian Clauß
0:05:00–0:05:01
Spannend, spannendes Thema.
Micz Flor
0:05:01–0:05:02
Ja, es ist lustig.
Florian Clauß
0:05:03–0:05:07
Ich finde auch, ich meine, Erich Fromm, das ist ja auch so eine prägende Gestalt,
0:05:07–0:05:11
der doch Haben oder Sein geschrieben wurde. Das ist doch das Buch,
0:05:11–0:05:13
was man dann als Teenie liest.
Micz Flor
0:05:13–0:05:17
Und die Kunst zu lieben hieß auch ein Buch. Da wurde er so richtig...
Florian Clauß
0:05:17–0:05:22
So ein bisschen wie mit Hermann Hesse und Erich Fromm, das sind so die prägenden Teenie-Bücher.
0:05:23–0:05:27
Ich will das aber jetzt... Ja, ja, haben oder seien wir es gelesen.
0:05:29–0:05:36
Und das Glasperlenspiel, wenn uns das weiterhilft. Das wird witzig werden.
Micz Flor
0:05:36–0:05:42
Ich habe das Gefühl, auch wenn wir jetzt über Märchen und Träumen und Mythen sprechen,
0:05:42–0:05:45
aber wenn wir über Psychotherapie und Psychoanalyse nachdenken,
0:05:45–0:05:50
dass wir jetzt hier mit Mikrosanitären und so brabbeln, ist ja irgendwie okay,
0:05:50–0:05:51
sind Gott sei Dank ja nicht eine Person.
0:05:52–0:05:56
Wir reden miteinander, aber trotzdem merke ich, dass es für mich so ein unwohles
0:05:56–0:05:59
Gefühl ist, dass wir jetzt hier sehr, obwohl niemand da ist,
0:05:59–0:06:01
fühle ich mich hier auf einmal sehr eingeengt.
Florian Clauß
0:06:03–0:06:07
Störung muss man zulassen. Das haben wir gelernt in der anderen Episode.
0:06:10–0:06:15
Aber ich fühle mich ganz wohl, weil gerade diese Regenwand sperrt so ein ein
0:06:15–0:06:19
bisschen die Menschen in diesen U-Bahn-Stationen und S-Bahn-Stationen ein und
0:06:19–0:06:22
es schafft auf einmal so eine Gemeinschaft,
0:06:22–0:06:28
die eigentlich nie so richtig in der S-Bahn passiert, weil die Leute können nicht raus.
Micz Flor
0:06:29–0:06:33
Ja, ich bin in Wilmersdorf auf der Straße eingestiegen und da gehen so drei
0:06:33–0:06:37
Treppen runter Richtung U-Bahn und auf halber Strecke sind noch so ein paar
0:06:37–0:06:41
Shops, Asia Snack und so eine Bäckerei und so.
0:06:41–0:06:44
Und dann haben die so architektonische Löcher in der Decke gelassen,
0:06:44–0:06:47
das heißt, von oben hast du immer Sonnenlicht, aber jetzt hat es halt auch Regen.
0:06:47–0:06:51
Ich bin da so die Treppe runtergelaufen und dann war sowieso schon wie so ein
0:06:51–0:06:52
kleiner Wasserfäller auf den Treppenstufen.
0:06:54–0:06:58
Und dann unten war aber auch alles total rutschig und nass und du kamst so runter
0:06:58–0:06:59
und da standen dann auch so,
0:07:02–0:07:05
Es ist ja relativ leer. Es ist eine ganz komische Stimmung. Es könnte auch ein
0:07:05–0:07:08
Traum sein. Damit sind wir schon mitten im Thema.
Florian Clauß
0:07:08–0:07:09
Genau, dann Mitch.
0:07:13–0:07:14
Also Erich Fromm und Traumanalyse.
0:07:18–0:07:22
Und hast du mir da noch vielleicht ein Märchen mitgebracht?
Micz Flor
0:07:22–0:07:25
Ich habe dir ein Märchen mitgebracht? Also eigentlich wäre es hier andersrum
0:07:25–0:07:28
gewesen. Wir fangen jetzt mit Erich Fromm an, obwohl wir an diese Plakette wahrscheinlich
0:07:28–0:07:33
wirklich erst drankommen, Wir werden uns Rotkäppchen anschauen.
0:07:35–0:07:36
Dann machen wir das Spiel andersrum.
Florian Clauß
0:07:36–0:07:41
Also jetzt habe ich quasi was auf der Karte. Okay. Ah ja, ich muss nur kurz.
Micz Flor
0:07:43–0:07:44
Flugmodus bitte, Flugmodus.
Florian Clauß
0:07:44–0:07:45
Oh ja, Flugmodus.
Micz Flor
0:07:47–0:07:49
Genau, dann werde ich dich immer so ein bisschen vorneweg fragen,
0:07:49–0:07:53
was fällt dir dazu ein? Ich werde es aber nicht genau vorlesen und ich habe
0:07:53–0:07:55
es auch nicht vorproduziert, sondern ich habe die Zusammenfassung.
0:07:55–0:07:56
Das kennt ja auch irgendwie jeder.
0:07:58–0:08:01
Aus Wikipedia werde ich vorlesen, die inhaltliche Zusammenfassung,
0:08:01–0:08:01
nicht den Originaltext.
0:08:02–0:08:06
Und das sollte dann eigentlich das Thema sein, nämlich wir machen Märchen,
0:08:06–0:08:07
wir machen Rotkälbchen.
0:08:08–0:08:13
Ich mache das mal quasi angelehnt an Erich Fromms Analyse und wir kommen dann
0:08:13–0:08:17
zum Schluss hier an und sprechen zum Schluss ein bisschen über die Biografie
0:08:17–0:08:19
des Mannes und die Einbindung.
Florian Clauß
0:08:19–0:08:23
Aber dann kannst du ja mit der Biografie starten oder willst du lieber mit dem Märchen starten?
Micz Flor
0:08:24–0:08:28
Ich fange einfach andersherum an. Ich habe Erich Fromm vorgestellt, ganz kurz,
0:08:28–0:08:34
und würde jetzt gleich mal ein Zitat aus dem Buch, das weiß ich gar nicht,
0:08:34–0:08:39
warum das Märchenmythen träume, erschien es erst mal, glaube ich,
0:08:39–0:08:42
1951 in Amerika und 1957 in der deutschen Übersetzung.
0:08:43–0:08:48
Und da drin ist auf Seite 12 ein einleitendes Zitat, was ich ganz gut finde.
0:08:48–0:08:53
Er sagt, wenn wir schlafen, erwachen wir in einer anderen Daseinsform.
0:08:55–0:09:00
Wir träumen. Wir erfinden Geschichten, die sich nie ereignet haben und für die
0:09:00–0:09:03
es im wirklichen Leben manchmal keine Entsprechung gibt.
0:09:04–0:09:07
Manchmal sind wir der Held, manchmal der Bösewicht, manchmal erleben wir die
0:09:07–0:09:09
herrlichsten Dinge und sind glücklich.
0:09:10–0:09:14
Oft werden wir in höchsten Schrecken versetzt. Doch welche Rolle wir auch immer
0:09:14–0:09:19
im Traum spielen, wir sind Autor. Es ist unser Traum. Wir haben die Handlung.
0:09:25–0:09:29
Diese große Pause zwischen Handlung und Erfunden war ein Zufall, aber passt ganz gut.
0:09:33–0:09:37
Und es steht im Originaltext, wir sind der Autor. Da habe ich gesagt,
0:09:37–0:09:42
wir sind Autor. Ich habe das sehr verschluckt, um das nicht gegenderte ein bisschen zu entschärfen.
0:09:43–0:09:47
Aber es ist eben aus einer anderen Zeit, in der Gendern einfach kein Thema war.
0:09:48–0:09:51
Aber es fällt, finde ich, inzwischen auf, wenn man sowas liest.
0:09:52–0:09:55
Also in diesem Zitat, was ich schön finde, ist, wenn wir schlafen,
0:09:55–0:09:56
gehen wir in eine andere Daseinsform.
0:09:57–0:10:01
Er zitiert in dem Zusammenhang auch einen japanischen Philosophen,
0:10:01–0:10:05
der mal gesagt hat, gestern habe ich geträumt, ich sei ein Schmetterling und
0:10:05–0:10:08
heute weiß ich nicht, ob ich ein Mensch bin, der träumt, ein Schmetterling zu
0:10:08–0:10:11
sein oder ein Schmetterling, der träumt, ein Mensch zu sein.
0:10:12–0:10:16
Also dieses Gefühl, dass im Traum fast mehr noch, als wenn wir in Anführungszeichen
0:10:16–0:10:19
wach sind, wir gar nicht genau wissen, dass wir träumen.
0:10:20–0:10:25
Das sind ja eigentlich Film-Podcasts bei Inception. Da gibt es ja auch diese
0:10:25–0:10:30
Sicherung, die die einbauen, diesen Kreisel bei Inception, der irgendwie diese
0:10:30–0:10:34
Rolle hat, dass er checken kann, ob er träumt oder quasi in so einem Traum gefangen ist oder nicht.
0:10:37–0:10:41
Und diese Idee, wenn wir schlafen, erwachen wir zu einer anderen Daseinsform,
0:10:41–0:10:46
finde ich auch schön, dass wir halt eben nicht weg sind, sondern dass wir in
0:10:46–0:10:49
etwas anderes, es ist so ein bisschen, als ob es einen doppelten Vorhang gibt.
0:10:49–0:10:52
Du gehst von der einen Bühne in die andere Bühne, die auch du bist.
0:10:54–0:10:59
Und da erfinden wir Geschichten. Und diese Geschichten, die wir erfinden,
0:10:59–0:11:01
das ist ganz wichtig für ihn und auch in der Gestalttherapie eben.
0:11:02–0:11:07
Wir sind Autor. Es ist unser Traum. Also so eine Art von Verantwortungsübernahme,
0:11:07–0:11:08
Ownership. Wir haben das hergestellt.
0:11:10–0:11:13
Und das ist natürlich nochmal ganz wichtig, gerade auch, wenn man so ein bisschen
0:11:13–0:11:15
in eher sekularisierte,
0:11:15–0:11:20
wissenschaftliche, medizinische Konzepte reinschaut,
0:11:20–0:11:24
wo oft ja gesagt wird, na gut, das ist alles nur Zufallswerk,
0:11:24–0:11:28
wir brauchen da doch nicht uns mit auseinandersetzen, das sagt nichts über mich,
0:11:28–0:11:33
sondern das ist einfach nur, weil mein Hirn träumen muss, damit es gereinigt werden kann.
0:11:35–0:11:41
In dem Buch ist es so, dass er in den Kapiteln als erstes so ein bisschen über Symbolismus spricht.
0:11:41–0:11:45
Das wirkt auch so ein bisschen antiquiert, aber er macht da so Unterscheidungen
0:11:45–0:11:49
in drei Formen des Symbolen. Das eine ist das konventionelle Symbol,
0:11:49–0:11:54
das andere ist das zufällige Symbol und das dritte ist das universelle Symbol.
0:11:54–0:12:00
Und dieses universelle Symbol, da müssen wir dann ein bisschen auch über Jung sprechen,
0:12:00–0:12:06
der mit seinen Archetypen da so ein bisschen an etwas so kratzt,
0:12:06–0:12:10
was wir in der kurzen Serie über künstliche Intelligenz auch schon besprochen hatten.
0:12:12–0:12:15
Konventionelle Symbole darunter fasst ja zum Beispiel einfach auch die Sprache
0:12:15–0:12:22
oder die Schrift. Das Wort Tisch, T-I-S-T-H, das ist ein konventionelles Symbol für einen Tisch.
0:12:24–0:12:28
Wenn es ein F ist, kein T, ist es ein Fisch. Also wir können dann quasi in diesem...
0:12:28–0:12:34
Das ist so für zumindest eine kleine Gruppe, die deutsch spricht und die irgendwie
0:12:34–0:12:37
Buchstaben lesen können, ist das konventionelle Symbol Tisch.
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Synonym oder Referenz auf den Tisch. Es gibt dann sowas wie ein zufälliges Symbol, wie er es nennt.
0:12:45–0:12:48
Das ist etwas, was wir für uns kennen,
0:12:48–0:12:53
was ganz individuell sein kann, was in gewisser Weise Dinge triggern kann,
0:12:53–0:12:56
Erfahrungen, Erinnerungen, wo etwas, in seinem Beispiel ist es so,
0:12:56–0:13:00
dass ein Stadtname zum Beispiel eine bestimmte Erinnerung hervorrufen kann,
0:13:00–0:13:01
die angenehm und unangenehm ist.
0:13:01–0:13:04
Und wenn dann diese Stadt zum Beispiel auch in Träumen vorkommt,
0:13:04–0:13:06
dann hat das eine symbolische Bedeutung.
0:13:08–0:13:13
Allerdings ist es sehr, sehr individuell und das knüpft dann zum Beispiel auch
0:13:13–0:13:14
ein bisschen an die Frage an.
0:13:15–0:13:19
Bei Freud ist es ja so, dass die Assoziation ganz wichtig ist,
0:13:19–0:13:22
um das Individuelle herauszufinden, was den Traum ausmacht.
0:13:22–0:13:26
Und in solchen Fällen kann es wirklich einfach so idiosynkratisch sein,
0:13:26–0:13:32
dass das eben die Arbeit ist, die man in der Traumdeutung leistet und das dritte
0:13:32–0:13:34
Symbol ist das universelle Symbol.
0:13:34–0:13:38
Da nimmt ihr das Beispiel Feuer, was ja dann so beschreibt, dass etwas,
0:13:38–0:13:42
was wenn wir an Feuer denken oder uns Feuer anschauen, das fesselt uns.
0:13:42–0:13:46
Das hat mit Lebendigkeit zu tun, mit Kraft, Anmut und Leichtigkeit,
0:13:46–0:13:47
wie die Flammen so züngelt.
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Trotzdem hat es auch was Zerstörerisches und so und vergleicht es dann mit etwas
0:13:51–0:13:55
anderem, was auch so universell ist, wie das Wasser.
0:13:55–0:13:58
Das Wasser fließt und hat irgendwie auch viel Ähnlichkeit mit dem Feuer,
0:13:58–0:14:02
aber es gibt einen großen Unterschied, sagt er, das Feuer steht für Überraschungen,
0:14:02–0:14:05
ist auf eine gewisse Weise gefährlich und das Wasser, das fließt in so einen Fluss,
0:14:05–0:14:10
einen Ozean, das hat so eine Voraussagbarkeit, also man weiß dann irgendwie,
0:14:10–0:14:15
wie es damit umgeht und das sind von ihm Beispiele für eine universelle,
0:14:15–0:14:20
Nicht universelle, sondern universelle Symbole, Feuer oder Wasser.
0:14:22–0:14:25
Beispiel nimmt er dann, um das mal so ein bisschen zu erklären,
0:14:25–0:14:30
wie so universelle Symbole funktionieren, aus der Bibel das Buch Jonah.
0:14:30–0:14:34
Das ist die Geschichte, wo Jonah einen Auftrag von Gott bekommt,
0:14:34–0:14:36
den er eigentlich nicht annehmen möchte.
0:14:36–0:14:43
Er soll quasi eine Warnung oder eine Bedrohung von Gott aussprechen in einer
0:14:43–0:14:45
Stadt, in der er nur gesündigt wird.
0:14:45–0:14:48
Das will er aber nicht und er flüchtet dem so ein bisschen und dann irgendwann
0:14:48–0:14:55
geht er auf so ein Schiff und dieses Schiff, das kommt dann in Unwetter,
0:14:55–0:14:59
dann geht Jonah irgendwie in den Bauch des Schiffes und dann schläft er da ein.
0:15:00–0:15:06
Dann kommen die Seemänner und wecken ihn und fragen, ob er das nicht sei,
0:15:06–0:15:10
ob er vielleicht Schuld daran hätte, dass der Herrgott eben jetzt diesen Sturm gebracht hat.
0:15:10–0:15:15
Er meint, das kann schon sein, weil er hatte Er hatte denen wohl vorher gesagt,
0:15:15–0:15:20
dass er vor Gottes Auftrag flüchtet und dann sagt er von sich aus,
0:15:20–0:15:25
schmeiß mich ins Meer und die sind dann erstmal aber sehr, sehr kulant,
0:15:25–0:15:28
sagen, nee, wir wollten das nur checken und versuchen alles mögliche,
0:15:28–0:15:30
aber es klappt nichts und dann schmeißen sie doch ins Meer.
0:15:30–0:15:34
Und wenn er, sobald er ins Meer fällt, hört der Sturm auf, dann kommt der große
0:15:34–0:15:39
Fisch, schluckt ihn, er ist drei Tage im Fisch und betet und ich muss gestehen,
0:15:39–0:15:41
ich weiß jetzt gar nicht genau, wie es ausgeht.
0:15:42–0:15:48
Aber es ist so, dass an diesem Beispiel Erich Fromme erklärt,
0:15:48–0:15:51
was der Unterschied zwischen einem Manifesten und einer latenten Erzählung ist.
0:15:51–0:15:55
Die Manifesterzählung ist diese Perlenkette von Ereignissen,
0:15:55–0:15:56
die hintereinander herlaufen.
0:15:56–0:16:00
Das ist dieses klassische Wachdenken von Ursachen und Wirkungen.
0:16:00–0:16:05
Das heißt, die Dinge, die aufeinander folgen können, das Spätere kann vom Vorherigen bewirkt sein.
0:16:06–0:16:11
Und eine latente Erzählung, die funktioniert anders, die funktioniert über Gleichheiten,
0:16:11–0:16:17
Unterschiede, über Korrelate, über Assoziationen und da sagt er in diesem Beispiel,
0:16:17–0:16:20
dass da dreimal das Gleiche vorkommt.
0:16:21–0:16:26
Also er steigt in den Bauch des Schiffes, dann fällt er in den Schlaf da drin,
0:16:26–0:16:30
dann springt er in das Meer hinein, dann ist er im Meer und dann schluckt ihn
0:16:30–0:16:34
auch noch der Fisch. Also dreimal so dieses Gefühl, dass man in etwas drin ist.
0:16:34–0:16:38
Und er beschreibt dann das in in dieser latenten Bedeutung,
0:16:38–0:16:43
in der latenten Erzählung sind dann eben die Dinge einfach verwandt miteinander
0:16:43–0:16:47
und können dann nicht eine Reihenfolge ausdrücken,
0:16:47–0:16:51
wie in der Geschichte sonst als Plot immer noch drin wäre,
0:16:51–0:16:55
sondern die Gleichzeitigkeit ausdrücken, können das verdichten,
0:16:55–0:16:59
zusammenschieben, können sagen, okay, dieser Typ hat sich sowas von abgegrenzt,
0:16:59–0:17:02
irgendwas ist da, was er irgendwie nicht bearbeitet hat.
0:17:02–0:17:06
Wird jetzt nicht weiter gedeutet, aber das Beispiel fand ich irgendwie ganz gut.
0:17:08–0:17:14
Und das ist sein Bereich zum Thema Symbole und dann spricht er eben über die
0:17:14–0:17:20
Träume und macht da in gewisser Weise Vergleiche, weil auch die Träume haben
0:17:20–0:17:21
manifest und latente Inhalte.
0:17:22–0:17:24
Manifeste, Inhalte werden wieder dann zum Beispiel die Tagesliste.
0:17:25–0:17:29
Oh, ich habe geträumt, ich schreibe ich dir morgen. Ich habe geträumt,
0:17:29–0:17:32
wir müssten einen Podcast aufnehmen und es hat gehagelt.
0:17:33–0:17:38
Dann gibt es so etwas wie Referenzen zu dem, was wir heute erlebt haben, das heißt Tagesreste.
0:17:39–0:17:42
Und dann passiert ja auch eine Geschichte. Die Geschichte ist vielleicht nicht
0:17:42–0:17:50
sinnvoll, da gibt es vielleicht Sprünge oder Dinge, die dann irgendwie interpretiert werden könnten.
0:17:50–0:17:52
Aber es gibt auf alle Fälle erstmal Manifestentraum-Inhalte.
0:17:53–0:18:00
Das Latente wäre dann das, wo man eben auch den Blick noch drauf richtet.
0:18:00–0:18:05
Dazu sagt Fromm in dem Buch, es war Freud, der zu Anfang des 20.
0:18:05–0:18:07
Jahrhunderts die alte Auffassung neu bestätigte.
0:18:08–0:18:15
Mit alter Auffassung meint er, dass vor der Aufklärung,
0:18:15–0:18:19
vor der Säkularisierung und vor der wissenschaftlichen Aufarbeitung und Ergründung
0:18:19–0:18:22
des Körpers und der Psyche und so weiter,
0:18:22–0:18:25
war Traumdeutung, das ist auch eines der Zitate ganz am Anfang des Buches,
0:18:25–0:18:30
im Talmud steht wohl drin, ein ungedeuteter Traum ist wie ein ungelesenes Buch,
0:18:30–0:18:34
also da steht was drin und wir haben uns aber dem verweigert, es zu lesen.
0:18:34–0:18:37
Und diese alte Tradition wurde dann irgendwie gebrochen,
0:18:37–0:18:43
da wurde dann eben dem Organismus, dem Körper, wurde das metaphysische,
0:18:43–0:18:47
spirituelle erstmal aberkannt und es muss irgendwie eine andere Erklärung geben,
0:18:47–0:18:49
Bauchschmerzen, schlecht gegessen oder so in der Art.
0:18:50–0:18:57
Und Freud war das, der halt hier nach Fromms Worten diese alte Auffassung neu bestätigte,
0:18:57–0:19:01
dass die Träume sinn- und bedeutungsvoll sind, dass wir nichts träumen,
0:19:01–0:19:05
was nicht ein wichtiger Ausdruck unseres Innenlebens ist und dass man alle Träume
0:19:05–0:19:07
verstehen kann, Wenn man nur den Schlüssel...
0:19:10–0:19:13
Und im gleichen Absatz sagt er auch noch dann, dass es aber natürlich so ist,
0:19:13–0:19:18
dass wenn man physiologisch den Schlaf betrachtet, dann ist es ein Zustand,
0:19:18–0:19:21
wie er sagt, der chemischen Regeneration des Organismus.
0:19:21–0:19:24
Und das ist auch was, was man heute immer noch irgendwie unterstreicht.
0:19:24–0:19:29
Da gab es unterschiedliche Theorien, was denn Schlaf und Träum eigentlich sein könnte.
0:19:29–0:19:34
Aber der Schlaf ist, das hat man wohl heute auch noch immer als Theorie,
0:19:34–0:19:40
die Zeit, in der sich das Gehirn entgiftet oder entschlackt.
Florian Clauß
0:19:40–0:19:43
Also da, wenn ich da mal kurz einhaken darf,
0:19:43–0:19:48
also Schlafträume ist eine andere Kiste, aber Schlaf ist tatsächlich,
0:19:48–0:19:53
und das ist auch so die jüngste Forschung in der Biologie, so,
0:19:53–0:19:57
dass alle Organismen irgendwie schlafen.
0:19:57–0:20:01
Das war eine ... Ich hatte da neulich eine Dokumentation, ich glaub,
0:20:01–0:20:04
die lief auf Arte oder so, gesehen. War sehr faszinierend.
0:20:06–0:20:11
Ähm, ja, haben die auch zum Beispiel so Schnecken untersucht, die ...
0:20:12–0:20:15
Also, oder waren das Fadenwürmer? Es waren Nacktschnecken, aber die relativ
0:20:15–0:20:16
wenige Neuronen haben, ja.
0:20:17–0:20:20
Also, die mit so einem kleinen Gehirn ganz gut zurechtgekommen sind.
0:20:20–0:20:24
Und das Einzige, was die machen, ist fressen, ficken, schlafen.
0:20:25–0:20:29
Mehr können die nicht. Doch, sie können sogar noch ihr Geschlecht ändern.
0:20:29–0:20:30
Ja, ja, sowieso. Ja, stimmt.
0:20:31–0:20:37
Und dann wurden die bei dem Schlaf oder dann die eine Gruppe gestört,
0:20:37–0:20:42
die Kontrollgruppe nicht, und dann mussten die halt irgendwie eine Aufgabe lösen,
0:20:42–0:20:44
um zum Fressen, ich krieg's nicht mehr ganz zusammen, zu kommen.
0:20:44–0:20:49
Ja, und es war dann signifikant so, dass die, die dann beim Schlaf gestört,
0:20:49–0:20:54
die Gruppe einfach auch viel weniger gegessen hat und die Aufgaben nicht richtig lösen konnten.
0:20:55–0:20:59
Das ist diese Regeneration und auch diese Verarbeitung, das Lernen.
0:20:59–0:21:04
Also das vor allen Dingen Schlaf und Lernen wird ganz, ganz nah beieinander gesehen.
Micz Flor
0:21:05–0:21:10
Ja, das ist auch eben nachts diese Lernprozesse, diese Träume.
0:21:10–0:21:14
Das ist ja auch so eine Theorie, dass Träume quasi noch mal so eine Art Nachbearbeitung
0:21:14–0:21:17
von Erlebten sind, um es dann irgendwie noch mal anders zu speichern.
Florian Clauß
0:21:17–0:21:22
So, jetzt treten wir ins Freie. Vielleicht hört man es am Sound,
0:21:22–0:21:27
aber ich überlege, wie wir die Aufonik-Filterwelt drüber bügeln.
Micz Flor
0:21:27–0:21:29
Ja, mal gucken, wie lange wir das hier aushalten.
Florian Clauß
0:21:29–0:21:36
Und jetzt ist es wirklich so, dass der Regenstreifen mit Gewitter durchgezogen
0:21:36–0:21:38
ist. Und wir sind jetzt am Bayerischen Platz.
0:21:39–0:21:43
Und wir gucken, wenn das jetzt noch in deine Geschichte passt,
0:21:43–0:21:49
wir schauen jetzt mal, ob wir die Tafel, die Gedenktafel von Erich Fromms Praxis finden.
Micz Flor
0:21:50–0:21:54
Am Bayerischen Platz 1 und ich glaube das ist eins von diesen Häusern da am
0:21:54–0:21:57
nördlichen Ende, wenn ich das in der karte richtig gesehen habe,
0:22:00–0:22:03
Es ist jetzt so ein bisschen, ich habe so ein bisschen Sorge,
0:22:03–0:22:07
weil wir natürlich hier auch mit Mikro und Handy rumlaufen und ich habe keine Regenjacke und nichts.
0:22:08–0:22:13
Beuge mich so über, ich komme mir jetzt gerade vor wie eine von diesen gestörten Schnecken.
Florian Clauß
0:22:13–0:22:19
Ja, also ich glaube die Sorge ist, naja es kommt so ein bisschen nach Regen,
0:22:19–0:22:21
aber ich glaube da kommt nicht mehr viel.
0:22:22–0:22:25
Ansonsten kann ich, ich habe zwei Jacken, kann ich dir eine geben.
Micz Flor
0:22:27–0:22:29
Als ich denke, habe ich eine fitte Schnecke neben mir.
Florian Clauß
0:22:30–0:22:34
Genau, eine fitte Schnecke, die die Aufgaben für heute gelöst hat.
0:22:34–0:22:37
Nein, aber apropos Aufgabe, ich freue mich auf das Märchen.
Micz Flor
0:22:39–0:22:43
Genau, wir rennen jetzt eben Richtung Rotkäppchen, um das noch mal irgendwie
0:22:43–0:22:47
hier fest zu verhaken. Wir haben es nicht vergessen, Rotkäppchen kommt noch.
0:22:50–0:22:55
Bayerischer Platz eins, da steht's. Jetzt ist es dann ... Da ist sie ja auch schon. Uah!
0:22:56–0:22:58
Und der Regen von dem Gerüst tropft runter.
0:23:01–0:23:04
Und wir stehen hier vor der Plakette von Erich Frong.
0:23:06–0:23:12
Am 23.03.1900 in Frankfurt geboren, 18.03.1980 in Locarno gestorben,
0:23:12–0:23:19
Sozialwissenschaftler, Humanist und Psychoanalytiker und lebte zwischen 1928 und 1930 in Berlin.
0:23:20–0:23:22
Die Praxis stand unten, war von 1930 bis 1933.
0:23:23–0:23:27
Müssen wir jetzt noch mal ein bisschen hier Quellen suchen, was jetzt stimmt.
0:23:28–0:23:32
Erlebt ihr, um die Psychoanalyse am Berliner Psychoanalytischen Institut systematisch zu lernen.
0:23:33–0:23:36
Mitbegründer des Frankfurter Psychoanalytischen Instituts und Mitarbeiter am
0:23:36–0:23:39
Institut für Sozialforschung in Frankfurt. in Frankfurt und wie gesagt auch
0:23:39–0:23:43
da war eben Fritz Perls und.
0:23:46–0:23:52
Lohre oder Laura Perls, das ist die Frau von Fritz Perls, oder umgekehrt eben
0:23:52–0:23:55
auch Mitbegründerin der Gestalttherapie, die ist auch aus Berlin,
0:23:55–0:24:00
die hat hier als Gestaltpsychologin zuerst gearbeitet und dann auch die analytische
0:24:00–0:24:01
Ausbildung in Berlin gemacht.
0:24:02–0:24:07
Zurück zu Erich Vong, er emigrierte 1934 in die USA und entfaltete dort seine
0:24:07–0:24:10
kritischen und politischen Gedanken in Forschung und Lehre.
0:24:10–0:24:16
Er wurde zu einer der Leitfiguren der Studentenbewegung, das ist bis zu Floh
0:24:16–0:24:22
durchgedrungen, haben oder sein, die Kunst zu lieben, das waren die wichtigen Bücher.
0:24:22–0:24:27
Er ist Mitbegründer der International Federation of Psychoanalytic Societies,
0:24:27–0:24:30
dem Dachverband nicht-orthodoxer psychoanalytischer Gesellschaften, 1962.
Florian Clauß
0:24:32–0:24:39
Würdest du Gestalttherapie auch in einem Raster nicht-orthodoxer psychoanalytischer
0:24:39–0:24:41
Gesellschaften einordnen?
Micz Flor
0:24:41–0:24:47
Ja, die Gestalttherapie ist schon so ein Bruch einerseits, aber andererseits
0:24:47–0:24:52
finde ich, dass es eine sehr, sehr klare Linie von der Psychoanalyse in die Gestalttherapie gibt.
0:24:52–0:24:56
Es ist eigentlich eher so ein Zweig. Also in den 20er Jahren spätestens ging
0:24:56–0:25:03
das los, dass über die Neo-Psychoanalyse neue Dinge integriert wurden,
0:25:03–0:25:04
Sachen umgebaut wurden.
0:25:04–0:25:11
Es gab da dann schon eine ganze Reihe von unterschiedlichen Schulen,
0:25:11–0:25:12
die auch unterschiedlich arbeiten.
0:25:13–0:25:19
Die Charakteranalyse, die Ich-Psychologie hatte ich schon mal erwähnt. Ähm...
0:25:21–0:25:24
Ja, eine ganze Reihe brauchen wir jetzt irgendwie, glaube ich, nicht so durchgehen.
Florian Clauß
0:25:24–0:25:28
Auf jeden Fall ist hier nochmal so ein Voucher, der führt auf den Link.
0:25:28–0:25:33
Und da gibt es nochmal ganz viel Zusatzinformationen, einen Voucher, einen QR-Code.
0:25:34–0:25:39
Unter anderem gibt es auch sogar ein verlinktes Interview mit ihm.
0:25:41–0:25:43
Und das können wir uns schon mal packen.
Micz Flor
0:25:44–0:25:48
Also es ist vielleicht irgendwann mal so ein anderer Gang, wobei der vielleicht
0:25:48–0:25:48
ein bisschen langweilig ist.
0:25:48–0:25:52
Aber hier und dann hoch Richtung Charlottenburg, wo wir eigentlich loslaufen
0:25:52–0:25:56
sollten, gibt es eine ganze Reihe von Orten, an denen PsychoanalytikerInnen
0:25:56–0:25:59
gearbeitet oder gewohnt haben.
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Und diese Plakette mit anderen ist halt auch Teil des Projektes mit Freud in
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Berlin. Das werden wir dann unten verlinken. Freud in Berlin?
0:26:06–0:26:09
Mit Freude. Das ist, glaube ich, der Wortwitz. Richtig.
0:26:10–0:26:13
Mit Freud in Berlin, ganz fromm heute.
0:26:20–0:26:24
Ich bin ganz kühl und feucht und gleichzeitig heiß, darauf weiterzumachen.
0:26:25–0:26:32
Und was du vorhin angesprochen hast, da wollte ich auch noch eine Referenz,
0:26:32–0:26:36
ein Buch, was ich auch sehr spannend finde, das heißt Egotunnel, glaube ich 2007,
0:26:36–0:26:44
8 oder 9 erschienen von Thomas Metzinger, ein Philosoph mit dem Untertitel von
0:26:44–0:26:45
der Hirnforschung zur Bewusstseinsethik.
0:26:47–0:26:52
Und da geht es eben teilweise auch um dieses Bewusstsein, das ist natürlich
0:26:52–0:26:53
noch mal eine andere Ebene.
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Da geht es jetzt nicht um Träume, aber natürlich geht es, wenn man über Träume
0:26:56–0:27:01
spricht, auch darum, warum ist man im Traum, weiß man, dass man im Traum ist, kann man das wissen.
0:27:01–0:27:06
Es gibt diese Form der Wachträume, wo man den Trauminhalt auch verändern kann
0:27:06–0:27:08
und trotzdem weiter schläft und träumt, das aber weiß.
0:27:10–0:27:15
Es gibt so manchmal so Wahrnehmungsthemen wie Deja Vu zum Beispiel, wo man...
0:27:17–0:27:20
Sich auch fragt, wie ist das mit der Bewusstsein, mit dem Bewusstsein alles verkoppelt.
0:27:20–0:27:25
Und in diesem Buch geht es eben auch in einem Kapitel um das Träumen per se.
0:27:25–0:27:28
Und da wird dann neurophysiologisch aufgeführt, die Theorie,
0:27:28–0:27:34
dass wir müssen immer wieder mal Temperatur checken. Das ist evolutionär bei uns so drin.
0:27:35–0:27:41
Und dieses Temperatur checken, dazu muss man dann quasi das Auto anschmeißen.
0:27:41–0:27:46
Das heißt, man kann jetzt nicht aufwachen, um die Temperatur zu checken.
0:27:46–0:27:52
Das Gehirn hat die Möglichkeit, über bestimmte Interneuronen die ganze Motorik abzuschalten.
0:27:53–0:27:58
Bei Leuten, die schlafen, ist das nicht ganz abgeschaltet. Das ist dann so eine Mischform.
0:28:00–0:28:05
Und vor allen Dingen der REM-Schlaf, also wenn die Augenbewegung sichtbar ist,
0:28:05–0:28:10
auch wenn jemand träumt, hat damit zu tun, dass die Augenmuskeln nicht durch
0:28:10–0:28:15
die medulla Oblongata, also im Rückenmark, gehen und deshalb nicht vom Körper
0:28:15–0:28:16
abgeschaltet werden können.
0:28:16–0:28:21
Die Augen bewegen sich, sonst würde der ganze Körper sich beim Träumen.
Florian Clauß
0:28:21–0:28:28
Also das ist quasi so ein neurologisches Indiz dafür, dass bestimmte Nervenbahnen dann aktiv sind.
Micz Flor
0:28:29–0:28:34
In dem Fall geht es jetzt nur darum, dass die halt sagen, der Schlaf wurde erfunden,
0:28:34–0:28:39
damit der Körper seine Temperatur überprüfen kann, ohne dass er sich bewegen
0:28:39–0:28:42
muss, was die Energie kostet und das Schlafzweig halt irgendwie wichtig.
0:28:45–0:28:48
Zu dem anderen Thema, was du meintest, ich kenne die Doku nicht,
0:28:48–0:28:51
ich finde Schlaf auch total spannend, weil Schlaf ist erst mal was,
0:28:51–0:28:52
was wir so alleine machen.
0:28:52–0:28:56
Bei ganz vielen Tieren ist es so, das kennst du wahrscheinlich auch,
0:28:56–0:28:59
dass die Gehirnhälften abwechselnd schlafen.
Florian Clauß
0:28:59–0:29:02
Ja, bei Zuchtvögeln, ne? Und bei ...
0:29:04–0:29:05
Ja, teilweise bei Meeressäugern.
Micz Flor
0:29:05–0:29:07
Ja, bei Delfinen, aber auch bei ...
Florian Clauß
0:29:07–0:29:08
Heiden, glaub ich, auch.
Micz Flor
0:29:08–0:29:12
Nee, es gibt, glaub ich, sogar Landsäugetiere, wo das so ist.
0:29:13–0:29:17
Auf jeden Fall ist es auch so, das fand ich total irre, dass halt Schlaf in
0:29:17–0:29:20
gewisser Form trotzdem sogar auch ein Gruppenphänomen ist.
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Und zwar ist es bei Fischottern in Kanada so, dass wenn die schlafen,
0:29:25–0:29:27
halten die sich fest, dass sie nicht abgetrieben werden.
Florian Clauß
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Das sieht so süß aus. Das ist so knuffig.
Micz Flor
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Und das andere, da habe ich aber, weil ich hatte das auch mal recherchiert,
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habe ich gar nicht so viel im Netz dazu gefunden, aber wenn Vögel schlafen, sind ja auch bedrohten.
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Da gibt es Fotos, da sitzen dann so ein paar Enten, vielleicht so acht Enten
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nebeneinander und die Enten ganz außen, ganz rechts außen, hat das linke Auge auf.
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Die Enten der Entenschlange, ganz rechts hat das linke Auge auf,
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ganz links hat das rechte Auge auf und guckt dann mit diesem Weitwinkel weg
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von dieser Gruppe. Die Die monitoren mit der halben Gehirnhälfte,
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ob da irgendwas sich denen annähert.
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Und das machen nur die Äußeren. Und manchmal wechseln die auch die Position,
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dass die auch mal mit beiden Hälften schlafen können.
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Das finde ich total irre, dass halt so wirklich dieser Schlaf dann wirklich ein Gruppenevent wird.
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Natürlich kann man wachestehen nicht, aber das hat sich ja scheinbar wirklich
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so ins Verhalten und das ganze Zusammenleben eingespielt.
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Wir wissen ja sowieso, dass alles miteinander verbunden ist,
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dass Schlaf auch ein Gruppenphänomen Das gibt ja, kennt man auch,
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wenn man kleine Kinder hat, wenn die dann irgendwann so müde sind,
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und dann zieht er es selber auch runter.
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Beim wandern auf der hütte ist irgendwann einfach klar jetzt schlafen alle
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es gibt so einen punkt da gibt es dann da reißt.
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Man sich gegenseitig runter also.
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Das ist eine ganz spannende tour hier
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ausgesucht da vorne ist doch
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das schöne berger rathaus oder genau das
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flommarkt auch immer also wir
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gehen jetzt mal ganz kurz bevor wir dann bei rotkäppchen ankommen gehen
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wir jetzt mal kurz durch freud ein bisschen durch und
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dann durch jung so ein bisschen durch um dann
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zurückzukommen wieder zu fromms auch zwei folgen ausmachen
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das ist glaube ich das ist glaube ich
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eine folge und dann ist gut gut ich
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finde ich finde mit freud und jung sind so zwei sehr
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unterschiedliche ansätze spürbar und
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frau hat dann so einen ansatz den ich persönlich auch war
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oder falsch kann man nicht sagen am anwendbarsten
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oder anwendbar verbindlichsten wenn man mit den patienten
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arbeitet das heißt in
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der praktischen arbeit genau wenn wir mit freud anfangen dann wir hatten ja
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schon ein bisschen anderen folgen da so ein hintergrund wichtig für uns ist
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jetzt hier zu verstehen das in
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Freuds ursprünglichem Denken und die Traumdeutung erschien im Jahre 1900,
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erschien aber eigentlich oder ging quasi in Druck und ich weiß nicht genau,
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wie das zusammenhing, 1899.
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Und was ich ganz lustig finde bei der Ausgabe, die ich habe,
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von Erich Fromms Buch, ist das Kapitel, die Kunst, glaube ich,
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die Kunst der Traumdeutung ist auch auf der Seite 99 geht's los.
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So als ob wir da nochmal einen Punkt machen wollten, so von wegen das war 1899,
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nicht 1900, Aber auf jeden Fall.
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Freud ging ja davon aus, dass das Ich, was wir quasi wahrnehmen,
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als Bewusstsein, als Vernunft, als ethisch-moralische Instanz,
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dass das nur so ein ganz kleiner Teil ist.
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Das meiste in seinem ersten Entwurf kommt aus dem Es,
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aus dem Unbewussten, das Triebhafte, die Libido,
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das Drängt, all die Dinge, die man eigentlich nicht machen darf,
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nicht machen kann, nicht machen sollte, die einem abtrainiert werden schon in
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frühester Kindheit oder die sich selbst nie traut oder aber auch Versuchungen,
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denen man ausgeliefert ist, jeden Tag die Kollegin am Arbeitsplatz zu sehen,
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wo man dann so große Lust hat, die man sich verbietet.
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All diese Sachen, die drängen permanent auf dieses kleine Ich.
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Und während des Traumes passiert Folgendes. Also erst mal sagt Freud, wir müssen schlafen.
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Das heißt, der Traum, die Art und Weise, wie wir mit dem Traummaterial umgehen
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oder die Geschichte, die daraus geformt wird, die ist in der Regel so ein bisschen
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abgemildert, auch damit wir weiter schlafen können.
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Also das würden wir ja dauernd aufwachen, so ein bisschen wie bei Metzingers
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Fußnote mit dem Temperaturmessen.
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Also Freud sagt, der Trauminhalt, der wird auch modifiziert,
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damit wir einfach schlafen können, weil das ist ja notwendig.
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Und das Zweite ist aber natürlich, dass diese Trauminhalte, die da reindrängen,
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das sind eben genau solche unterdrückten Wünsche oder solche nicht zugelassenen
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Versuchungen, solche Eßimpulse und Triebe.
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Jetzt wird es schon ruhig, jetzt sind wir gleich im Park.
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Und die bestimmen den Trauminhalt.
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Und die Art und Weise, wie heißt das, wo wir gerade gucken?
Florian Clauß
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Ja, das ist die U-Bahn-Station Rathaus-Schöneberg.
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Die ist wirklich so hier in diesem Palais eingefasst. Also, wenn man da drinnen
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steht, dann hat das schon was irgendwie ...
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Eine schöne Kombination zwischen U-Bahn und Architektur.
Micz Flor
0:34:55–0:34:57
Mhm. Oh, sehr schön.
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Ähm ...
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Die Hauptformel, mit der wir die Träume ...
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Das Traummaterial verändern, sind laut Freud die Verdichtung und die Verschiebung.
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Also die Verschiebung ist so eine leichte Form der Verdrängung.
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Verschiebung bedeutet, dass wir dann irgendwie im letzten Meter noch irgendwie
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abbiegen und nicht wirklich im Traum klar erleben,
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was wir als Impulse, als Wunsch haben, sondern das wird eben so ein bisschen
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abgeschoben, weil es eben zensiert ist. spricht auch von der Zensur.
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Und Verdichtung auf der anderen Seite ist so ein bisschen wie das,
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was ich jetzt auch mit dem Erich Fromm Beispiel gesagt habe,
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im Bauch des Schiffes, im Meer und dann wieder im Fisch drin.
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Also dass manche Dinge einfach sehr dicht zusammenkommen.
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Da fallen irgendwie ganz viele Dinge zusammen.
Florian Clauß
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Bedeutet dicht in dem Sinne auch bedeutungsaufgeladen?
Micz Flor
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Das beste Bild, was man sich dazu heranziehen kann, ist, dass es wirklich von unten drängt.
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Es darf aber nicht durchbrechen, so ein bisschen wie ein Alien, dieser Korbs.
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Und um es nicht durchbrechen zu lassen, wird der Druck quasi größer, es wird verdichtet.
Florian Clauß
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Also quasi wie ein Stern, der jetzt von der Supernova steht.
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Und man weiß nicht genau wann, aber du weißt, da drin geht es total ab und irgendwann
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ist dann halt auch der Stern, der Strahlendruck so groß, dass es halt ausbricht.
Micz Flor
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Jetzt sprichst du von dem Stern im Gürtel des Orion, der ja gerade...
Florian Clauß
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Ja, genau, der wird sich beobachten und sagen, jederzeit könnte da eine Supernovae passieren.
Micz Flor
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Ja, da sitzen ganz viele elektroastronomische Geräte, die die ganze Zeit mit
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trockenen Augen in die gleiche Richtung gucken.
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Und dann ist es ganz wichtig, dass es natürlich eben um Verbotenes geht,
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was man sich nicht zugestehen kann, was man wegen alter Erziehungsmaßnahmen
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sich nicht traut anzunehmen oder zuzulassen. Das sind quasi diese Trauminhalte.
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Es gibt dann auch immer die Tagesreste, das habe ich ja vorhin schon gesagt
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mit dem Beispiel, ich habe geträumt, es hagelt die ganze Zeit,
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während wir aufnehmen und die Mikros gehen kaputt oder man hört nichts oder wie auch immer.
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Jetzt springen wir noch mal kurz zu Jung, der beobachtet oder dann so ein bisschen
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reflektiert über die Traumdeutung von Freud, wo er sagt, es ist ja alles so
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ein bisschen nach hinten gerichtet. Es sind oft kindliche Themen auch.
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Das heißt, in einem Traum geht es eigentlich dann immer nur der Blick nach hinten.
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Es entsteht nichts Neues im Traum. Dabei ist doch der Traum so ein kreativer Moment.
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Kann denn da nicht auch Neues entstehen? Und er sagt dann,
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dass der Traum eben sowohl den Blick nach hinten hat, aber auch den Blick nach
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vorne in die Zukunft, also dass man auch schon Dinge erahnt,
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die einen vielleicht irgendwann erreichen könnten, dass man auch neue Wege sieht.
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Er guckt da anders drauf.
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Und was ganz wichtig ist bei Jung ist, und jetzt möchte ich wieder ein Zitat
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vorlesen, wo Fromm Jung zitiert, also ist das quasi doppelt gemoppelt,
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aber ich finde das ganz wichtig.
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Jung sagt dazu, die Seele ist Durchgangspunkt, daher notwendigerweise nach zwei Seiten bestimmt.
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Sie gibt einerseits ein Bild vom Niederschlag alles Vergangenen und in diesem
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andererseits ein Bild der keimenden Erkenntnis alles Kommenden.
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Insofern die Seele selber die Zukunft schafft.
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Das klingt, finde ich, kann man gut annehmen, dass man auch so das Gefühl hat,
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dass man schon im Traum, gerade wenn man den wie Fromm sagt, auch herstellt.
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Wir sind ja der Agent oder die Agentin, die das Ganze schreibt,
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die das Ganze herstellt, dass wir dann vielleicht auch Dinge einpacken und zulassen,
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die nach vorne gucken könnten und nicht nur das Verdrängte die ganze Zeit reindrückt.
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Das Ding bei Jung ist, dass er ...
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Da sehr spirituell religiös wird. Also er spricht davon, dass das Träumen quasi
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ohne Zweifel ein grundlegendes religiöses Phänomen ist.
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Und eine Stimme, die dann in unseren Träumen spreche, die sei nicht die eigene,
0:39:32–0:39:35
sondern kommt aus der Quelle, die uns transzendiert.
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Also da spricht dann was Höheres, was hinter uns steht. Und das ist dann auch
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was, was verknüpft ist mit Grüße an Chris, verknüpft ist mit Jungs-Konzept von den Archetypen.
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Archetypen sind nach Jung nicht Dinge, und das ist dann auch die Brücke zu unserer
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eigenen Folge über die künstliche Intelligenz.
Florian Clauß
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Eigentlich-Folge.
Micz Flor
0:40:01–0:40:02
Die eigentliche Eigentlich-Folge.
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Archetypen sind eher der Hintergrund, auf dem wir auch sind.
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Und nichts, was wir in unserem kulturellen Zusammenspiel erfunden haben.
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Und damit ist es so ein bisschen verwandt eben mit diesem panpsychischen.
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Ich weiß nicht, ob du dich daran erinnern kannst. Also diese Idee,
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dass Bewusstsein etwas ist, was angelegt ist, in irgendwie Quantenmechanik,
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wie auch immer, das heißt Bewusstsein ist da.
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Und es ist nicht so, dass wir komplex genug sind, dass wir uns selbst bewusst
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werden, Sondern wir sind komplex genug, dass wir dieses Bewusstwerden erleben,
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beschreiben und damit umgehen können.
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Und bei ihm ist es irgendwie so ähnlich. Und er hat dann einmal,
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das fand ich ein ganz schönes Beispiel, wo er das wirklich auch deutlich macht
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und sich da auch nicht versteckt, weil das ist einfach seine feste Überzeugung.
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Und da wurde er gefragt, ob die Stimme, die in den Träumen die Geschichte schreibt, das sind doch wir.
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Und dann sagte er, ich würde einen Gedanken nur dann mein eigener nennen,
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wenn ich ihn gedacht habe, ebenso wie ich Geld nur dann als mein eigenes bezeichnen
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würde, wenn ich es bewusst und legitim erworben habe.
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Wenn jemand mir das Geld als Geschenk gibt, dann werde ich zu meinem Wohltäter
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sicherlich nichts sagen. Ich danke dir für mein Geld.
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Obwohl ich nachher zu einem dritten Person sagen könnte, das ist mein eigenes Geld.
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Mit der Stimme bin ich in einer ähnlichen Lage. Die Stimme gibt mir gewisse
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Inhalte genauso, wie ein Freund mir seine Ideen mitteilen würde.
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Es wäre weder anständig noch weitsgemäß, sondern ein Plagiat zu behaupten,
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dass was er sagt ursprünglich und zuerst meine eigenen Ideen gewesen seien.
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Also da merkst du, das ist glaube ich ganz deutlich, dass das,
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was wir in den Träumen, das ist eine Öffnung in den Träumen zu etwas Transzendiertem,
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was uns diese Bilder, diese Öffnung nach vorne, nach oben auch geben.
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Und wenn sie dann bei uns angekommen ist, dann ist sie auch unsere,
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dann erzähle ich dir meinen Traum.
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Aber es wäre trotzdem nicht komplett wahr zu sagen, dass das alles meine Ideen
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sind. Und das ist, denke ich, natürlich dann ganz deutlich noch so ein anderer Sprung.
Florian Clauß
0:42:27–0:42:32
Ja, es ist ungefähr wie wenn wir jetzt diese Folge mit dem neuen Feature von
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Auphonic einfach die Zusammenfassung schreiben lassen.
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Ja, über Whisper und Chat-GPT.
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Kann das auch Phonik? Ja, das hab ich dir da geschickt. Und automatisch Kapitelmarken
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setzen. Dann ist das jetzt nicht deine Stimme, sondern du hast die geliehen.
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Und du musst dankbar sein. Ich hab sie bezahlt.
Micz Flor
0:42:53–0:42:58
Mit meinem Geld. Es ist nicht meine Stimme, aber es ist mein Geld und deshalb
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ist es auch meine Stimme.
Florian Clauß
0:42:59–0:43:05
Meine Stimme. Ja, okay. Ja, so kann man es sehen, ne? Besitz und Idee.
Micz Flor
0:43:05–0:43:10
Und da ist es jetzt noch mal ganz wichtig, Erich Fromm habe ich ja eingeleitet,
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wie er über das Symbolische gesprochen hat.
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Und da hat er zugelassen zu sagen, es gibt sowas wie Feuer oder Wasser,
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das sind universelle symbolische oder Symbole, die alle irgendwie verstehen.
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Er relativiert es dann auch noch, er sagt zum Beispiel die Sonne ist jetzt eher
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in nördlichen Regionen dann vielleicht etwas,
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was nur positiv gesehen wird,
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weil es einfach so wenig Licht gibt dann nördlich des Polarkreises zum Beispiel,
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deshalb ist die Sonne immer gut für Ernte und so weiter, während in anderen
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Regionen der Welt vielleicht die Sonne auch als etwas Destruktives,
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Zerstörerisches, Verbrennendes gesehen werden kann.
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Also er meint, diese Wirkmacht, die solche universalen Symbole haben,
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die ist für alle Menschen spürbar und es kann trotzdem,
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regionale Unterschiede geben, was er hier eigentlich diesen konventionellen
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Symbolen vorbehalten hat.
Florian Clauß
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Und das ist, nochmal den links, sind das Archetypen?
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Ist das quasi die Folie, wo der Geist dann halt so quasi gedeiht?
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Kann man sich das, also ganz platt gesprochen?
Micz Flor
0:44:21–0:44:28
Die Archetypen, also wie ich das erlebe, es ist so ein bisschen wie die Titanen
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in der griechischen Mythologie. Die waren schon immer da, die hat man irgendwie weggesperrt.
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Also die griechischen Götter, die wir kennen, Zeus hat halt seine ganzen Titanen,
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älteren Kronos und sowas, hat er alles weggesperrt.
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Aber die wühlen und wirken, die sind nicht wirklich weg.
Florian Clauß
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Aber die wirken ja dann über die Individualität der einzelnen Leuten irgendwie
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so in so ein kollektives Gedächtnis rein.
Micz Flor
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Ja, und dieses kollektive Gedächtnis ist etwas, was Fromm zum Beispiel gut annehmen
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kann. Dass er sagt, das kulturelle, unser Hintergrund, das ist ja dann auch
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ein Gestaltthema, Hintergrund werde das Vordergrund.
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Der kulturelle Hintergrund wirkt rein und um die Bedeutung des Vordergrunds
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zu verstehen, müssen wir auch den Hintergrund wissen.
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Das ist das, was Fromm indirekt sagt, wenn jemand von der Sonne träumt und ich
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würde mit dieser Person über den Traum sprechen wollen, dann ist es hilfreich
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zu erfahren, dass diese Person aufgrund von Dürre die Sonne immer als was Gefährliches wahrgenommen hat
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oder diese Person hat aufgrund von Dunkelheit Sonne immer als was Positives wahrgenommen.
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Das ist sozusagen der kulturelle Hintergrund, den Fromm auch so annehmen würde.
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Und mit dem Vordergrund und Hintergrund spreche ich quasi in gestalterapeutischen Begriffen.
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Und bei Jung wäre es aber in der Reinform, so wie er das geschrieben hat,
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anders. anders. Die Archetypen, die sind vor uns.
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Ja, so verstehe ich. Ich bin jetzt auch kein Experte. Vielleicht muss ich mich
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da mal reinlesen, wirklich dazu eine Folge machen. Dann habe ich es endlich auch kapiert.
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Learning by teaching in der Art.
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Aber in dem Verständnis, was ich jetzt gerade habe, sind die Archetypen nicht
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einfach nur kollektive,
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kulturelle, unbewusste Artefakte von Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte,
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was natürlich für Mythen auch wieder gilt.
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Also zum Beispiel das Bild Sinnflut, da gab es ja dann irgendwelche Erkenntnisse vor ein paar Jahren,
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das glaube ich am Schwarzen Meer war, dass es wohl irgendwann so mal einen Bruch
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gegeben haben muss, wo unendliche Wassermassen sich in kürzester Zeit da so
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reingegossen haben und vermutet, ob dieses Bild der Sinnflut sich da einfach gehalten hat.
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Und wir können uns natürlich vorstellen, dass die Sinnflut einfach ein archaisches
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Bild ist, was man als Plottbild irgendwie so erfindet, aber es ist nicht auszuschließen,
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dass es eben auch Erfahrungen sind, die das Ganze so ins Rollen gebracht haben.
Florian Clauß
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Ja, also es gibt ja auch,
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so bestimmte Trends, wo dann, ja wie soll ich sagen, dieses Indigene quasi so
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als ein Ort der Wahrhaftigkeit.
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Und da werden auch alle Indigene Kulturen zusammen gemixt,
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aber es gibt dann halt so, das habe ich jetzt irgendwo mal auf YouTube so einen Vortrag gesehen,
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das fand ich so ein bisschen strange,
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aber es ist ja so ein bisschen so, was Archetypisch,
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was Indigenes, was Wahrhaftiges und da kommt man an so eine Schicht und ich weiß nicht,
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ob das eine reine Projektion ist, aber so der Wunsch vielleicht vielleicht auch,
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dass da was ist, was dann alles irgendwie so auch ein bisschen in Bedeutung
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und eine Kausalität bringt.
Micz Flor
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Ja, das ist vielleicht so ein bisschen auch wieder so ein Gestalthema,
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das hat sich ja in der letzten Folge mit der emotionsfokussierten Therapie auch
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so ein bisschen besprochen, diese Rolle von Emotionen.
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Also man möchte vielleicht, wenn ich das jetzt so verbinde, man möchte vielleicht
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über solche indigenen Verbindungen auch irgendwie ein Gefühl dafür entwickeln
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können, dass wir alle miteinander verbunden sind.
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Und darin natürlich dann auch so ein bisschen dieses Konfluente,
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die sich auflösen, möglich ist.
Florian Clauß
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Ja, das geht in die Richtung, das stimmt. So dieses Konfluent und das Verbindende
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und wo dann den indigenen Kulturen nachgesagt wird, dass die auch den Schlüssel
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dazu haben, eben das zu spüren.
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Und der dann in der westlichen Konsumwelt irgendwo verloren gegangen ist.
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Das ist immer eine Konsumpolitik. Wir gehen jetzt hier über diese kleine Brücke.
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Wir können über das Wasser laufen, noch so ein Archetyp.
Micz Flor
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Nee, wir gehen durch diese Pfütze oder um diese Pfütze.
Florian Clauß
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Nee, ich glaub, durch die Pfütze kommen wir nicht.
Micz Flor
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Wir müssen da hoch über die Brücke.
Florian Clauß
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Wir müssen da hoch. Da müssen wir hier diesen Pfad lang gehen.
Micz Flor
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Also, ich wette, ich treff dich oben. Ich wette, man kommt hier rum.
Florian Clauß
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Okay, also, wir haben jetzt so Ansätze von Freud kennengelernt, Ansätze von Jung.
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Und sind auch immer wieder mit Frommen dann dabei.
Micz Flor
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Also um diese drei Schubladen so ein bisschen zu belabeln, ja,
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es ist halt irgendwie bei Freud so, dass er diese Strömung des 19.
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Jahrhunderts, späten 19. Jahrhunderts, Schopenhauer-Nietzsche aufgenommen hat,
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die sich gegen diese reine Aufklärung und Moral irgendwie gewehrt haben,
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gesagt haben, es ist nicht alles so super cool und weiße Weste und hochgeknöpft, wie alle so tun.
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Da gibt es mehr. Das ist halt das, was man vielleicht dann nicht sagt, Aber das heißt nicht...
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Und vor dem Hintergrund hat er dann eben diese Traumidee entwickelt,
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dass der Traum geprägt ist von diesen unbewussten Drängen, Trieben,
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Wünschen, die allerdings im Traum verändert werden.
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Die Mechanismen sind das Verdichten, was dann vielleicht sogar auch was gut
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ausgeht, was im Alltag nie gut ausgeht, damit man nicht aufwacht.
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Das andere ist eben das Verschieben, dass man zum Beispiel seinen Menschen,
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auf den die ganze Begierde gerichtet ist oder der ganze Hass gerichtet ist,
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im Traum dann irgendwie verschiebt.
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Dann ist er auf einmal ein Platzhalter, eine historische Figur oder ein anderer
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Gegenstand, weil man sonst eben auch
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wieder aufwachen würde und nicht weiterschlafen kann, verkürzt gesagt.
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Jung hat als Kritik angebracht, okay, es geht ja nicht nur um das Vergangene
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und diese Kindheitsthemen,
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verdrängt, sondern es geht auch darum, dass im Traum mal was konstruktiv entworfen werden kann,
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in Zukunft gesehen werden kann und kommt dann aber im zweiten Schritt mit den Archetypen,
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das also hinter den die Träume in gewisser Weise eine transzendentale Öffnung darstellen,
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in denen wir empfänglich sind für buchstäblich Stimmen, die allerdings nicht
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unsere sind, sondern die zu uns kommen.
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Und Fromm eben auch in der Anlehnung an den Zeitgeist der damaligen Zeit,
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die Neopsychoanalyse, die auch versucht hat, mit ein paar Sachen aufzuräumen.
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Das kommt dann nachher auch in dem Rotkäppchen-Thema noch mal ein bisschen.
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Und aber eben auch die Gestalttherapie in der Verwandtschaft mit diesem existenziellen
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Denken, die sagt, Wir haben Verantwortung, wir sind Akteure.
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Wenn wir diese Verantwortung übernehmen, in vollem Gewahrsein,
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dann ist das in sich selbst schon ein wichtiger Schritt für Wachstum oder Heilung,
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wenn wir uns als krank wahrnehmen.
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Für Traumdeutung heißt es, oder die Träume selbst, dass wir das Material und
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die Geschichten selber herstellen.
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Das sind unsere Geschichten, wir machen die im Traum. Und da ist es doch nur
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spannend, mal zu treffen.
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Diese Geschichten für uns bedeuten könnten. Das ist nicht ausgeschlossen,
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dass wir archätypisch denken, dass für bestimmte Kulturen bestimmte Dinge etwas
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bedeuten und auch im Traumland vielleicht diese Bedeutung einnehmen.
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Es kann aber auch sein, dass es eine Verschiebung ist. Da ist es jetzt nicht
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so, dass man das dann komplett alles über Bord schmeißt.
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Aber der wichtigste Punkt ist eben, wir können auch nach vorne gucken und es
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ist nicht nur verdrängt, dass was hochkommt, sondern es sind einfach Geschichten,
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die wir uns erzählen. Also es ist sehr viel mehr Eigenverantwortung mit dabei, auch beim Träumen.
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Aktive oder konstruktivistische Themen vielleicht sogar. Wir erschaffen,
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wie er ja sagt, wenn wir einschlafen, erwachen wir in eine andere Welt.
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Und in dieser Welt erschaffen wir Gebilde, Geschichten, können auch vielleicht
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Probleme umwälzen, Dinge herstellen.
Florian Clauß
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Ich verstehe, also so ein bisschen, wenn man das jetzt sehr übertragen vergleichen
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mag mit den verschiedenen,
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Konfessionen von Katholizismus, Katholiken und Protestanten, so, dass für die,
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Katholiken der Ostersonntag der höchste Feiertag ist, weil dann die Auferstehung gefeiert wird,
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Also eher jenseitsbezogen, während für die Protestanten der Karfreitag der höchste Feiertag ist.
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Eben das Leiden und Sterben von Jesus Christi, weil es eher diesseitsbezogen ist.
Micz Flor
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Ah, da kennst du dich besser aus als ich. Und der Buddhismus wäre dann die dritte,
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weil ich hatte ja drei quasi auf dem Buffet.
Florian Clauß
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Nein, nein, ich versuche ja, ich sehe gerade so dieses...
Micz Flor
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Wenn es mosaische Religionen sind, dann wäre natürlich das Judentum der Dritte.
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Die dritte Religion da, aber das kann ich dir nicht so richtig beantworten.
Florian Clauß
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Aber natürlich ist es... Es geht mir jetzt darum, dass es so ein bisschen,
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also was ich jetzt verstehe, der Punkt, wo du jetzt dann bei der Gestalttherapie
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rauskommst, ist ja, dass es dann eher so anwendungsbezogen wird.
Micz Flor
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Ja, also für mich ist es in der Arbeit so, dass ich das anwendungsbezogen finde
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und ich bin mir sicher, dass...
Florian Clauß
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Und nicht so sehr quasi fatalistisch wahrgenommen wird, ne?
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Weißt du, du kannst ja immer, wenn du irgendwie was Rückblickendes hast,
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dann sind das ja auch irgendwelche Zwänge, die vielleicht dann nicht so einfach
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loszuwerden sind. Und wenn man dann erguckt, was kommt, dann hast du ja einen anderen Freiraum.
Micz Flor
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Ja, man würde in vollem Wachzustand dann sogar über sowas wie Ressourcenaktivierung sprechen oder so.
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Aber bei der Traumdeutung sind dann eben die Unterschiede bei Freud,
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Dass die E-Striebe, die verändert werden, bei Jungen die Stimmen der Transzendenz,
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die sie erreichen können.
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Und in der Gestalttherapie das Existenzialistische.
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Wir sind komplexe Wesen, die so viel können. Wir können sogar Träume machen.
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Und mit diesen Träumen, genauso wie mit Musik, können wir uns auseinandersetzen.
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Oder eben mit Märchen. Das ist dann vielleicht sogar der Bezug auf so einer
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kulturellen Ebene. Märchen sind dann auch gemachte Geschichten,
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die überleben durften, weil die scheinbar irgendwas beinhalten.
Florian Clauß
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Märchen, ist das jetzt der Stichpunkt?
Micz Flor
0:55:36–0:55:37
Das ist der Stichpunkt.
Florian Clauß
0:55:37–0:55:44
Wow. Mitch, ganz kurz. Wir sind, wir haben, also danke erstmal für diesen Überbau.
0:55:44–0:55:46
Ich habe einiges gelernt und...
Micz Flor
0:55:46–0:55:53
Oder habe ich das falsch gemacht? Nein. Vielen Dank für dieses Interview.
Florian Clauß
0:55:55–0:56:01
Ich habe einiges gelernt und denke mir zumindest, dass ich es verstanden habe.
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Du hattest ja die Episode angekündigt, dass wir jetzt noch mal in so eine quasi
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eine Interpretation eines Märchens reingehen.
Micz Flor
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Das kommt jetzt, genau.
Florian Clauß
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Aber ich möchte vielleicht, weil wir haben jetzt schon eine Stunde aufgenommen
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und ich fände es total super, wenn wir jetzt hier so einen Cliffhanger machen,
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weißt du, quasi so einen theoretischen Cliffhanger,
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weil alle unsere Zuhörerinnen und Zuhörer sind jetzt schon ganz heiß nach dieser
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Theorie auf die Praxis zu kommen und sagen,
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in zwei Wochen erfahrt ihr dann mehr, was wir zu Rotkälbchen mit diesem Überbau zu sagen haben.
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Und deswegen mein Vorschlag, wir machen hier einen Cut und nehmen dann weiter
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auf in zwei Wochen. Und was hältst du davon?
Micz Flor
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Wow. Okay.
Florian Clauß
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Oder reißt sich das jetzt gerade zu sehr raus?
Micz Flor
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Nee, aber ich finde es super, weil wer hätte gedacht, zwei Folgen in einer Wanderung.
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Klasse. Und wir haben zwei Cliffhanger, dann hätten wir auch noch die Tour,
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weil du hast ja wahrscheinlich ein geniales Finale für unsere Wanderung noch angedacht.
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Und auch, weil die Tour würde ja dann auch einfach weitergehen nächste Woche.
Florian Clauß
0:57:20–0:57:21
Ja, machen wir so.
Micz Flor
0:57:21–0:57:22
Okay, bin ich dabei.
Florian Clauß
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Okay, alles klar, also dann sage ich, das war eigentlich Podcast Episode 31.
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Heute hat Mitch uns viel Theorie zum Träumen von großen Namen der Psychoanalyse erzählt.
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Vielen Dank dafür. Das Ganze mit Material findet ihr auch unter eigentlich-podcast.de.
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Und eigentlich Podcast ist der Podcast, bei dem wir laufend reden und im Laufen reden.
Micz Flor
0:57:55–0:57:57
Und im Regen laufen.
Florian Clauß
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Und im Regen laufen. Genau. Also bis zum nächsten Mal.
Micz Flor
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Bis zum nächsten Mal und träum weiter! Tschüss! Tschüss!

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