EGL062 Die Zukunft der Filmwirtschaft mit KI
Wir starten unsere Episode an der Schönhauser Allee und Micz kommt gleich auf die neurologische Verschränkung vom Gesagtem/Gehörtem mit dem gelaufenen Weg zu sprechen – eine unserer Gründungsintentionen von "Eigentlich Podcast". Flo bestätigt, dass er beim Abstieg im Geröllfeld noch die Stimme von Joscha Bach gehört hat, als er vor zwei Wochen über die Birkkarspitze im Karwendel gelaufen ist. Und warum? Micz und Flo sind die Strecke 2018 gelaufen und haben dabei die Episode 42 des Podcasts "Alternativlos" gehört. Diese Strecke hat sich so sehr neurologisch eingebrannt, dass sie als Referenzstrecke für den Eigentlich Podcast gilt. Flo ergänzt noch zu seiner letzten Episode "EGL060 The Zone of Interest", dass der Regisseur Jonathan Glazer das Ehepaar Höß aus der Perspektive eines sozio-anthropologischen Blicks inszeniert hat. Das heißt, die Personen Höß werden in einen höchst individuellen Raum entwickelt und Glazer nähert sich mit diesem Winkel der Geschichte an, ohne die andere Seite der Mauer des Konzentrationslagers zu zeigen, hinter der ein gesichtsloses, kollektives Morden passiert. Aus einer qualitativen Beobachtung einer Situation können allgemeine Rückschlüsse gezogen werden, um die Anfälligkeit unserer heutigen Gesellschaft zu demonstrieren. Flo war noch mal wichtig zu betonen, was für ein Kunstwerk Glazer mit "The Zone of Interest" geschaffen hat, bevor er zum eigentlichen Thema übergeht: "Wie in der Filmwirtschaft in Zukunft generative KI zum Einsatz kommt." Anlass war der Geburtstag eines Freundes, auf dem sich Flo mit einem Bekannten aus der Filmwirtschaft unterhalten hat. Viele Kolleg:innnen in seinem Gewerk als Beleuchter machen sich Gedanken über die Zukunft in der Filmwirtschaft. Und das zu Recht, wie die kürzlich erschienene Studie "KI-Nutzung in der Filmwirtschaft" der Hochschule Macromedia aus qualitativen Befragungen zum Schluss kommt. Darüber sprechen wir und auch über die Potenziale des Einsatzes von KI für den Independent-Film oder das Theater.
Shownotes
- Links zur Laufstrecke
- EGL062 | Wanderung | Komoot
- Birkkarspitze – Wikipedia
- Alternativlos! 42
- Links zur Episode
- The Zone of Interest (Film) – Wikipedia
- Nacht und Nebel (Film) – Wikipedia
- Alain Resnais – Wikipedia
- Hanns Eisler – Wikipedia
- KZ Auschwitz-Birkenau – Wikipedia
- Was ist der sozial-kulturanthropologische Blick?
- Computational photography - Wikipedia
- Praxisnah im Bachelor und Master - Hochschule Macromedia
- OPUS 4 | KI-Nutzung in der Filmwirtschaft
- Death Proof – Todsicher – Wikipedia
- Diamond Age – Wikipedia
- Neal Stephenson – Wikipedia
- Uncanny Valley – Wikipedia
- More absolutely INSANE results with the "Loopy" lipsync model
- https://loopyavatar.github.io/
Transcript
Studie „KI-Nutzung in der Filmwirtschaft“
Eine Befragung zu Stand und Perspektiven unter Führungskräften der deutschen Filmwirtschaft / Herausgeber Hochschule Macromedia / Veröffentlichung 01.06.2024
Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Filmwirtschaft lässt tiefgreifende Veränderungen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg erwarten. Diese erstrecken sich von der Stoffentwicklung bis hin zur Distribution. Eine jüngst durchgeführte Befragung von Führungskräften der deutschen Filmindustrie lässt erkennen, dass Brancheninsider davon ausgehen, dass KI in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen wird. Diese Entwicklung birgt sowohl enorme Chancen als auch erhebliche Herausforderungen, insbesondere in den Bereichen Arbeitsmarkt, kreative Prozesse und ethische Fragestellungen.
Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass KI insbesondere in der Pre- und Postproduktion in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen wird. In diesem Zusammenhang werden insbesondere Automatisierungen in der Synchronisation, beim Dubbing und bei der Untertitelung dazu beitragen, die Kosten und den Zeitaufwand erheblich zu senken. Des Weiteren werden von den befragten Führungskräften Potenziale in der Marktforschung und Zielgruppenanalyse identifiziert. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die genannten Bereiche in den kommenden zehn Jahren nahezu vollständig von KI übernommen werden könnten. Dies würde eine präzisere Analyse der Zuschauerpräferenzen und eine Optimierung von Marketingstrategien ermöglichen. Dennoch zeigen sich die Unternehmen hinsichtlich der vollständigen Übernahme kreativer Aufgaben durch KI zurückhaltend. Die Mehrheit der Führungskräfte prognostiziert, dass KI frühestens in einem Zeitraum von 15 bis 20 Jahren in der Lage sein wird, kreative Inhalte in einer Qualität zu erzeugen, die der menschlichen Konkurrenz ebenbürtig ist.
Die fortschreitende Automatisierung wirft jedoch auch die Frage auf, wie sich der Arbeitsmarkt in Zukunft entwickeln wird. Es wird prognostiziert, dass bis 2038 etwa die Hälfte der Arbeitsplätze in der Filmbranche durch KI ersetzt wird. Dies betrifft insbesondere manuelle und repetitiv ausgeführte Aufgaben wie den Schnitt, die Farbkorrektur sowie visuelle Effekte. Gleichzeitig manifestieren sich jedoch auch neue Rollen und Berufsfelder, die sich auf den Einsatz und die Steuerung von KI in der Filmproduktion konzentrieren. Insbesondere Großunternehmen investieren bereits in KI-Abteilungen, während kleinere und mittlere Unternehmen auf fertige KI-Lösungen setzen, um ihre Prozesse zu optimieren.
Die Entwicklung virtueller Schauspieler sowie fotorealistischer Animationen stellt einen weiteren wichtigen Aspekt in der KI-unterstützten Filmproduktion dar. Es stellt sich die Frage, ob diese Entwicklung als Bedrohung oder als Chance zu betrachten ist. Ein besonders spannendes Feld in der KI-unterstützten Filmproduktion ist die Entwicklung virtueller Schauspieler. Die Studie prognostiziert, dass fotorealistische Animationen innerhalb der nächsten 10 bis 15 Jahre von menschlichen Darstellern kaum noch zu unterscheiden sein werden. Diese Entwicklung könnte insbesondere in Low-Budget-Produktionen und Independent-Filmen eine signifikante Rolle spielen, da digitale Schauspieler kostengünstiger und vielseitiger einsetzbar sind. Dennoch wird die vollständige Akzeptanz von KI-generierten Filmen durch das Publikum erst ab dem Jahr 2040 erwartet. Bis zu diesem Zeitpunkt müssen sowohl technische als auch ethische Fragestellungen, beispielsweise im Hinblick auf Authentizität und Urheberrecht, erörtert und beantwortet werden.
Die Einführung von KI in der Filmwirtschaft wirft auch ethische Bedenken auf, die es zu adressieren gilt. In einer Umfrage unter Filmschaffenden gaben über 60 % der Befragten an, dass Fragen der Verantwortung und mögliche Diskriminierung wesentliche Hindernisse darstellen. Des Weiteren wird die Haftung im Kontext KI-basierter Produktionen von einem Großteil der Befragten als problematisch erachtet. 80 % der Umfrageteilnehmer fordern die Entwicklung internationaler Standards für den Einsatz von KI. Dies würde nicht nur zu einer rechtlichen Klarheit führen, sondern auch das Vertrauen der Rezipienten in KI-gestützte Filme stärken.
Die Filmwirtschaft sieht sich folglich mit einer entscheidenden Weichenstellung konfrontiert. Künstliche Intelligenz eröffnet immense Möglichkeiten, birgt jedoch auch erhebliche Risiken, die sorgfältig abgewogen und reguliert werden müssen. Diesbezüglich ist zu konstatieren, dass sichergestellt werden muss, dass technologische Innovationen sowohl die Kreativität als auch die wirtschaftliche Nachhaltigkeit der Branche unterstützen.
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