0:15:54–0:15:58
                  Ja, und das, also jetzt nochmal eine zweite Sache kurz zu Freud.
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                  Und auch da wieder, wir gucken da so drauf und die Frage ist ja,
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                  warum wirkt der Zombie in uns?
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                  Was ist es, was der tut, was in uns etwas auslöst, was zu diesem Horror oder
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                  diesem unheimlichen Gefühl kommt?
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                  Und da wollte ich dann von Freud eben noch den Todestrieb mit reinnehmen und
                                  0:16:18–0:16:19
                  den Wiederholungszwang.
                                  0:16:19–0:16:24
                  Und das sind so zwei Dinge, die kamen relativ spät in Freuds Lehre,
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                  erst 1920 in dem Buch Jenseits des Lustprinzips.
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                  Freud hatte dann irgendwie einfach auch anhand von den klinischen Realitäten
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                  nach dem Weltkrieg, wo viele Kriegstraumatisierte auch auf einmal klinisch behandelt
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                  wurden, musste er so ein paar Sachen von seiner Theorie revidieren.
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                  Und das war wie so ein Effekt, wo dann eins führt zum anderen.
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                  Er hat unglaublich viel in dieser einen Schrift umgebaut, jenseits des Lustprinzips.
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                  Und zwar, was ihm da aufgefallen ist, vor allem ist auch, dass die Leute nicht
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                  nach dem in Anführungszeichen Lustprinzip, was er hatte, einfach ihre Psyche organisieren.
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                  Die Uridee war einfach, wir verdrängen Dinge, damit es uns besser geht.
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                  Wir haben zum Beispiel Zwänge, die zwar schlimm sind, aber die eigentlichen
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                  Konflikte, die hinter den Zwängen liegen, die sind noch viel schlimmer.
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                  Das heißt, wir würden lieber uns mit unseren Zwängen, das alles gerade sein
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                  muss, auseinandersetzen, als dass wir uns mit dem eigentlichen Thema dahinter
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                  auseinandersetzen müssen.
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                  Also es ging immer darum, dass man Unlust vermeidet oder Lust herstellt und
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                  dass man intrapsychisch oder mit so psychischem Apparat versucht,
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                  einfach mehr Lust herzustellen.
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                  Und er hat dann aber gemerkt, dass eben zum Beispiel viele Kriegsdraumatisierte...
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                  Immer wieder die gleichen Träume hatten, immer wieder die gleichen Ängste hatten,
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                  immer wieder auch die...
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                  Also da hat er gemerkt, das entspricht nicht dem, was er erwarten würde,
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                  sondern es wird ihm auf einmal irgendwie klar, bei Trauma zumindest kommen die
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                  Dinge einfach immer wieder, nicht anders, lassen uns nicht los.
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                  Ein bisschen dieses Bild, so was machen denn so diese wirklich entleerten Zombies,
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                  die halt so immer wieder versuchen, jetzt zum Beispiel die gleiche Wand hochzukrabbeln
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                  oder durch die Tür durchzugehen oder einfach so.
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                  Warum hören die nicht auf? Im Prinzip ist es ein ähnliches Bild.
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                  Er hat in dieser langen Ummodulierung seiner Theorie, hat er dann auch dem Eros,
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                  also dem Libido, dem Lebenstrieb, hat er dann den Thanatos, den Todestrieb, gegenübergesetzt.
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                  Und hat dann auch biologische Forschung aus der Zeit mit herangezogen und auch
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                  philosophisch über die Entropie argumentiert, dass ja allem Leben auch der Tod schon inne wohnt,
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                  also dass das Leben auch nur durch den Tod begrenzt ist und dadurch auch heraussteht,
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                  weil es Licht und Schatten, oben und unten,
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                  Leben und Tod, also auf einer philosophischen Ebene, aber auch so,
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                  er hat gesagt, das ist ja quasi schon in der Materie fast mit angelegt.
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                  Und für ihn war dieser Todestrieb dann auch so was, was auch mit so einer Form
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                  von einer inneren Entspannung zu tun hat.
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                  Also der Todestrieb ist eben auch, dass wir das implizit wissen in unserem Leben,
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                  dass alles wieder eben zurückgeht in eine unbelebte Natur.
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                  Und dieser Todestrieb, dieses Gehenlassen, hast du ja auch ein bisschen darauf hingewiesen.
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                  Diese Empathie mit Leben und Tod, die der Doktor da in dem Film 28 Years Later hatte.
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                  Dass das irgendwie auch so eigentlich dann schon sehr menschliche Haltung ist dem Ganzen gegenüber.
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                  Und Freud hat diesen Todestrieb, der eben aber auch ein Trieb nicht nur fürchterlich
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                  ist, sondern eben auch ein Trieb der Entspannung.
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                  Dann kommen wir jetzt zu Carl Gustav Jung und da kann ich dann das,
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                  was du in der einen Folge aufkommt, da so ein bisschen drin vor.
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                  Und da habe ich dann so gedacht, Jung spricht, also während Freud ja vom Unbewussten
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                  spricht, spricht Jung eher vom Schatten, also beim Individuum.
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                  Unbewusste ist bei Freud eben das, was im Individuum angelegt ist,
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                  aber was auch eine Verbindung hat mit der Umwelt.
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                  Aber bei Jungen ist dieses Schattenhafte potenziell über die Archetypen,
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                  über das kollektive Unbewusste, es hat schon so eine spirituelle Dimension.
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                  Es geht dann bei Jungen auch vielmehr darum, diese Schattenseiten nicht einfach abzulegen.
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                  Das wäre das, was Freud vielleicht wollte, dass man das irgendwie heilt in Anfangszeichen.
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                  Nicht ablegen, sondern sich damit auseinandersetzen, sich da richtig hinein
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                  zu begeben und diese Schattenseiten zu integrieren.
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                  Die Schatten sind in gewisser Weise all das Abgespaltene von dem,
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                  mit dem wir uns nicht auseinandersetzen wollen, was uns immer wieder auch einschränkt.
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                  Also wir sind dann beschränkt in dem, was wir uns erlauben zu tun,
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                  weil wir den Schatten vermeiden.
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                  Und Jungen wünscht sich dann, dass die Sachen integriert werden.
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                  Und die Idee eines Zombies wäre dann zum Beispiel nur der Schatten von einem.
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                  Also dass du, wenn du einen Zombiefilm guckst, dass du sozusagen den Schatten,
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                  all die Dinge, mit denen du nichts zu tun willst, in einer Person zusammengeschmolzen.
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                  Du möchtest dich nicht mit Tod auseinandersetzen, mit Leben und Tod.
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                  Du möchtest dich nicht mit diesen Wiederholungen auseinandersetzen.
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                  Du möchtest dich nicht mit diesem Entleerten auseinandersetzen.
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                  Also alles, was irgendwie du versuchst zu vermeiden, kommt dir auf einmal da
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                  entgegen, so als Schattenfigur.
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                  Und was dann eben auch noch Teil des Zombies ist, und das war das,
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                  was du ja da in der Folge angesprochen hast, diese Individuation.
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                  Also diese Möglichkeit, sich das zu integrieren, das durchzuarbeiten,
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                  daran zu wachsen, dass man das integrieren kann.
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                  Und Zombies sind halt nicht individuationsfähig, sondern sie sind quasi eingefroren
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                  in diesem Schattendasein. Das wäre noch so ein Bild eines Zombies.
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                  Ja, jetzt machen wir, ich glaube, wir machen noch einen, weil wir haben jetzt schon halb eins.
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                  Und jetzt kommen wir noch zu dem Teweleit, den können wir noch aufarbeiten und
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                  dann ist vielleicht auch einfach der Dampf so ein bisschen raus.