„knuper, knuper, kneischen! wer knupert an meinem Häuschen!“

Diese Märchenfolge von Eigentlich Podcast möchten wir direkt am eigenen Leib erfahren und begeben uns in den tiefen finsteren Grunewald, während wir zu den künstlich generierten Stimmen mit amerikanischem Akzent lauschen, die uns das Märchen von "Hänsel und Gretel" vorlesen. Im Dunkeln und ganz ohne Taschenlampe analysieren wir das Märchen aus verschiedenen Blickwinkeln und arbeiten die "Glutkerne" des Märchens heraus, die von rituellem Kannibalismus, Hungersnöten und Kindesvertreibungen handeln. Wir loben die kooperativen Geschwister als Helden der Geschichte, finden Analogien zwischen der Hexe und der Mutter und fragen uns, warum die Hexe ihren Kalorienbedarf mit Menschenfleisch decken möchte, wenn doch das Lebkuchenhaus mehr als ausreichend die Energie liefern sollte. Flo stellt noch seine astronomische Deutung von Hänsel und Gretel vor: Hans versteht sich ganz in der Navigation nach den Sternen und weiß, wo er den Fixstern findet und sich dann an den Sternbilden orientieren kann (Kinder finden das erste Mal nach Hause zurück, weil sie zuvor den Weg mit weißen Steinchen markiert haben). Er macht aber schlechte Erfahrungen, wenn er sich an flüchtigen Himmelsereignissen orientieren möchte, wie Sternschnuppen (Beim zweiten Mal, als Hänsel und Gretel in den dunklen Wald geführt werden, markieren sie den Weg mit Brotkrumen, die die Vögel verspeisen). Wir bemühen uns um eine tiefenpsychologische Interpretation der sexuellen Aspekte des Märchens wie der Backofen als invertierter Mutterleib oder das "Fingerchen" von Hans, das nicht größer werden will. Am Ende und kurz vor der Avus kommen wir noch auf das Filmgenre "Coming-of-Age" zu sprechen, das, wie auch bei Hänsel und Gretel, Geschichten erzählt, die von dem Übergang von der Kindheit zum Erwachsensein handeln.

Shownotes

Mitwirkende

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Florian Clauß
Erzähler
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Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:00
Läuft's?
Florian Clauß
0:00:01–0:00:01
Läuft, ja.
Micz Flor
0:00:02–0:00:02
Klatschen?
Florian Clauß
0:00:03–0:00:03
Ja.
0:00:07–0:00:08
Du fängst an, oder?
Micz Flor
0:00:10–0:00:12
Gib mir noch mal einen Tipp, Folge.
Florian Clauß
0:00:12–0:00:13
Achso, ja, das ist jetzt 64.
Micz Flor
0:00:14–0:00:15
Ah ja, stimmt.
0:00:18–0:00:19
Hallo, Mann!
Florian Clauß
0:00:19–0:00:22
Mensch, Mann, nein, ich mach bitte nicht hier, boah, nein!
Micz Flor
0:00:22–0:00:26
Okay, okay. Jetzt kann ich's nicht mehr anders.
Florian Clauß
0:00:26–0:00:29
Ja, nee, du kannst es doch anders. da. Wir sind nicht auf dem Ja-Maß.
Micz Flor
0:00:30–0:00:36
Okay. Folge 64. Eigentlich Podcast. Ich bin Mitch und neben mir läuft Flo.
0:00:37–0:00:43
Und ich stelle einfach uns und den Flo auch vor, weil der hat diese Folge vorbereitet.
0:00:43–0:00:49
Das hat sich bei uns so eingeschlichen, dass immer der andere dann Hallo sagt. Habe ich jetzt gemacht.
0:00:50–0:00:56
Wir sind eigentlich Podcast, weil wir eigentlich nicht nur Podcast sind,
0:00:56–0:00:57
sondern wir sind auch ein Wanderverein.
0:00:59–0:01:06
Jede Folge laufen wir durch Berlin oder Umgebung und wir sind jetzt gerade mitten
0:01:06–0:01:07
im Grunewald losgelaufen.
0:01:08–0:01:12
Ich weiß überhaupt nicht, worum es geht, aber Flo meinte, dass diesmal der Weg
0:01:12–0:01:15
sogar verknüpft ist mit dem Inhalt der Folge. Ich bin sehr gespannt.
0:01:16–0:01:20
Die Touren, die wir laufen, sollte irgendjemand die nachlaufen wollen,
0:01:20–0:01:22
die kann man alle auf eigentlich-podcast.de sehen.
0:01:22–0:01:27
Da gibt es auch dann Showlinks, weiterführende Links, auch nochmal eine Textzusammenfassung,
0:01:27–0:01:33
und ein paar Infos, manchmal sogar Korrekturen zu dem, was wir so erzählen, zum Nachlesen im Blog.
0:01:33–0:01:40
Und das war alles. Oder das übergebe ich an Flo, der mir immer noch nicht gesagt hat, worum es geht.
Florian Clauß
0:01:41–0:01:45
Ja, manchmal lassen wir uns im Dunkeln und manchmal erzählen wir dem anderen,
0:01:45–0:01:48
worum es geht, damit sich der andere auch vorbereiten kann.
0:01:48–0:01:52
Aber hier in dieser Folge, das ist auch auch so eine kleine Mitmach-Folge.
Micz Flor
0:01:52–0:01:53
Mitsch-Mach-Folge.
Florian Clauß
0:01:53–0:01:57
Mitsch macht Mit-Folge. Du wirst auch sicher dazu was sagen können,
0:01:57–0:02:06
weil meine Episode reiht sich in eine Kategorie ein, wo wir schon vier bis fünf
0:02:06–0:02:08
Episoden geliefert haben. Wohin gehst du, Mitsch?
Micz Flor
0:02:08–0:02:14
Wir sind mitten im Grunewald und es ist unheimlich, weil es langsam wirklich jung wird.
Florian Clauß
0:02:14–0:02:20
Dann gibt es hier diese Sandgrube. Hier ist doch auch irgendwo Niko von Velvet
0:02:20–0:02:21
Underground begraben worden, oder?
Micz Flor
0:02:21–0:02:25
Echt? Das weiß ich gar nicht. Aber ich bin gerade so, einfach hier war so ein
0:02:25–0:02:28
bisschen, es ist zwar eine große Straße oder ein Weg, auf dem wir laufen,
0:02:28–0:02:29
aber hier war es auf einmal so menschlich.
0:02:30–0:02:35
Keine Menschen, aber so Artefakte, wo ich mich dann auf einmal so ein bisschen hingezogen fühlte.
0:02:36–0:02:38
Aber ich wollte dich gar nicht unterbrechen, mach einfach weiter.
Florian Clauß
0:02:38–0:02:43
Nee, es ist ein toller Platz hier. Hier ist so eine Senke, wo dann so eine Sandgrube drin ist.
0:02:44–0:02:49
Und ich glaube, die wurde auch schon verschiedentlich bei irgendwelchen Filmen verwertet hier.
0:02:49–0:02:55
Bei Low-Budget-Filmen oder so Abschlussfilmen von der DFFB wurden bestimmt hier schon mal gedreht.
Micz Flor
0:02:55–0:03:00
Okay, viel Spaß beim Recherchieren für die Show noch. Ich mache das nicht.
Florian Clauß
0:03:01–0:03:07
Also es ist dunkel, ja. Wir sind im Wald. Mein Thema hat damit zu tun, ja.
0:03:07–0:03:13
Und ich habe schon gesagt, wir haben vier Folgen bereits produziert in dieser Reihe.
Micz Flor
0:03:13–0:03:16
Und das ist auch als Reihe eine Überschrift ja.
Florian Clauß
0:03:16–0:03:22
Es ist eine Überschrift das war jetzt vor, ich glaube die letzte Folge haben
0:03:22–0:03:30
wir dann vor über ein Jahr gemacht vielleicht kommst du drauf, ja Wald Dunkel,
0:03:32–0:03:34
Dunkelwald Achso.
Micz Flor
0:03:34–0:03:36
Der dunkle Wald die drei Sonnen.
Florian Clauß
0:03:36–0:03:46
Ja aber es geht in die Richtung es geht in die Fiktion, ja. Aber es geht um auch...
Micz Flor
0:03:46–0:03:46
Märchen.
Florian Clauß
0:03:46–0:03:50
Ja, richtig. Wir sind bei einer neuen Märchen-Folge.
0:03:50–0:03:55
Deswegen wusste ich vorhin bei deiner letzten Episode, was heißt vorhin,
0:03:55–0:04:00
vor zwei Wochen, wusste ich die Episoden-Nummer von Jung.
Micz Flor
0:04:00–0:04:07
Ah, du bist in unser eigenes Archiv geklettert. Bist du auf die GPS-Tracks nochmal abgelaufen?
Florian Clauß
0:04:07–0:04:10
Ich bin die GPS-Tracks im Kopf
0:04:10–0:04:13
abgelaufen ja wir haben unsere erste folge von
0:04:13–0:04:19
märchen folge war eisenhans den ich damals gemacht habe es war folge eigentlich
0:04:19–0:04:25
26 und dann haben wir mit dann hast du mit einem theoretischen teil gemacht
0:04:25–0:04:32
mit eigentlich 33 über märchen mythen und träume das war das mit ziel und from und freud,
0:04:33–0:04:37
Und dann habe ich angeschlossen mit Schneewittchen. Also wir haben wirklich
0:04:37–0:04:39
die Blockbuster-Märchen rausgeholt.
0:04:39–0:04:43
Schneewittchen, vom Narzissmus bis zur Selfie-Culture.
0:04:43–0:04:49
Und du hast dann mit eigentlich 35 Rotkäppchen geliefert.
0:04:49–0:04:53
Da haben wir Rotkäppchen interpretiert und das ging dann ganz schön weit,
0:04:53–0:04:57
nämlich mit Gebärmutterneid und Neopsychoanalyse.
0:04:57–0:05:01
Da hatten wir so ein bisschen auf dem Bett, was du uns vorher theoretisch aufgebaut
0:05:01–0:05:04
hast, haben wir uns da ein bisschen ausgelassen.
0:05:04–0:05:08
Und jetzt, welches Märchen fehlt in unserer Reihe?
Micz Flor
0:05:08–0:05:10
Uh, Hänsel und Gretel.
Florian Clauß
0:05:10–0:05:14
Richtig. Hänsel und Gretel, da hast du Brot dabei.
Micz Flor
0:05:14–0:05:18
Wir waren gerade, bevor es losging, saßen wir da noch. Und jetzt weiß ich auch,
0:05:18–0:05:20
warum wir die letzten Brotkrumen aufgefressen haben.
0:05:21–0:05:23
Weil Brotkrumen bringen hier kein Glück.
Florian Clauß
0:05:23–0:05:27
Nee, bringen hier kein Glück. Nein, es geht um Hänsel und Gretel.
0:05:27–0:05:33
Ja, das ist ein Märchen. Also Gebrüder Grimm haben ja den Katalog Kinder- und
0:05:33–0:05:37
Hausmärchen, KHM, aufgestellt.
0:05:37–0:05:44
Und wir erinnern uns, Gebrüder Grimm waren auch diejenigen, die dann die Literaturwissenschaften
0:05:44–0:05:50
mit ins Leben gerufen haben als akademische Disziplin und haben Volks- und Kindermärchen
0:05:50–0:05:52
zusammengetragen in diesem KHM.
0:05:52–0:05:54
Das ist Kinder- und Hausmärchen.
0:05:54–0:05:57
Wir wissen, wir erinnern uns vielleicht auch noch, dass es dann verschiedene
0:05:57–0:06:02
Auflagen gab von diesem Buch, mit verschiedenen Versionen der Märchen,
0:06:02–0:06:05
wo sich die Märchen dann auch über die Jahre geändert haben.
0:06:05–0:06:10
Die erste Auflage war von 1812 und die letzte war irgendwas mit 18...
0:06:10–0:06:15
Oder die letzte, die dann halt auch unter der Schreibfeder von den Grimm lief,
0:06:15–0:06:19
war, glaube ich, irgendwas 1848 oder so, im 40er-Raum.
0:06:19–0:06:26
Das Märchen Hänsel und Gretel hat den Index KHM 15.
0:06:27–0:06:34
Also ist dann unter 15 zu finden. Das Typische an diesem Kinder- und Hausmärchen
0:06:34–0:06:38
ist, dass die Gebrüder Grimm haben die Märchen ja nicht erfunden,
0:06:38–0:06:40
sondern die haben die zusammen gesammelt.
0:06:40–0:06:46
Und es gibt auch im Europäischen und jetzt muss man so sagen,
0:06:46–0:06:50
beim Hänsel und Gretel gibt es tatsächlich im weltweiten Raum,
0:06:50–0:06:51
gibt es dann halt analoge Märchen.
0:06:52–0:06:55
Wir kennen ganz grob das Märchen, wir werden es uns nachher auch anhören.
0:06:56–0:07:01
Also das heißt, das, was dann die Hexe ist, ist dann in Albanien der Hahn oder
0:07:01–0:07:08
es ist irgendwo in Kanada der Bär oder es gibt dann so verschiedene andere Formen,
0:07:08–0:07:13
von dem Bösen, ja, die im Märchen auftauchen.
0:07:13–0:07:17
Das ist so typisch, sag ich mal, für Märchen.
0:07:19–0:07:24
Volkssagen, dass die sich verschieden ausprägen in unterschiedlichen Kulturen,
0:07:24–0:07:29
dass die aber, jetzt sind wir hier wieder bei Archetypen, naja,
0:07:29–0:07:33
so weit will ich nicht gehen, es ist kein Archetyp, aber es ist im Prinzip so eine Art Meme.
0:07:34–0:07:38
Also Meme vom Begriff her, quasi so eine kulturelle,
0:07:39–0:07:46
Informationseinheit, die sich irgendwo ähnlich wie Gene, also die Analogie Gene,
0:07:46–0:07:50
Meme, also wir kennen das Meme aus dem Internet,
0:07:50–0:07:57
aber wir kennen auch das Meme als eine Kulturinformation, die sich überträgt.
0:07:57–0:08:02
Und wenn wir das jetzt auf diese Märchenwelt projizieren, was dann so Gene für
0:08:02–0:08:07
Eigenschaften haben, Gene mutieren, Märchen mutieren auch.
0:08:07–0:08:15
Also das heißt, Meme variiert sich. oder Meme, die besonders,
0:08:16–0:08:18
wie sagt man, rezessiv und, was ist das gegen?
Micz Flor
0:08:19–0:08:20
Dominant.
Florian Clauß
0:08:20–0:08:23
Dominant sind, die tragen sich dann halt über die Generationen weiter,
0:08:23–0:08:25
werden weitererzählt, andere verschwinden.
Micz Flor
0:08:25–0:08:31
Und es gibt auch so eine Form der Epigenetik, dass halt so an bestimmten Umweltfaktoren
0:08:31–0:08:37
kulturell gesehen dann bestimmte Memen auf einmal wirklich greifen und dann
0:08:37–0:08:42
entweder so in Märchen dann sowieso dominant hängenbleiben wie die Warze auf der Nase der Hexe.
0:08:42–0:08:46
Das ist dann sowas, wo man sagen kann, das hat sich dann so fortgetragen.
0:08:46–0:08:51
Aber durch kulturelle Entwicklung verschwinden natürlich dann auch bestimmte Meme.
Florian Clauß
0:08:51–0:08:55
Genau, verschwinden oder sie verändern sich. Also auch wie Gene verändern sich.
0:08:55–0:09:01
Sie können sich dann halt entsprechend adaptieren an gesellschaftliche, zeitliche Umstände.
0:09:02–0:09:06
Also das ist so ein Meme und das ist jetzt im Gegensatz zum Archetyp.
Micz Flor
0:09:06–0:09:10
Das ist interessant, weil man kann es wirklich auch so da auch an die letzte
0:09:10–0:09:13
Folge mit Jungen und den Ufos anknüpfen.
0:09:14–0:09:17
Weil jemand anders könnte natürlich über die Ufo-Sichtung auch sagen,
0:09:17–0:09:18
das sind einfach bestimmte Meme.
0:09:18–0:09:22
Würde halt sagen, okay, jetzt in dem kulturellen Kontext wird halt da oben dann
0:09:22–0:09:26
nicht ein Himmelsreiter oder ein Gott gesehen, sondern dann ist es halt ein
0:09:26–0:09:27
Ufo, das passt halt gerade.
0:09:27–0:09:30
Oh, guck mal, hier ist ein Ofen.
Florian Clauß
0:09:31–0:09:32
Ofen, Ofen, nice.
0:09:34–0:09:39
Das möchte ich nochmal so vorwegstellen, dass im Gebrüder Grimm dann solche
0:09:39–0:09:41
Märchen zusammengetragen haben.
0:09:41–0:09:44
Und die haben aber auch eine ganz, ganz lange Kultur.
0:09:44–0:09:47
Also ich habe dann auch hier in Vorbereitung für diesen Podcast,
0:09:47–0:09:52
habe ich dann auch verschiedene andere Quellen gelesen, gehört.
0:09:52–0:09:57
Und da gibt es zum Beispiel einen Michael Mahr, der auch über die Märchen geforscht hat.
0:09:57–0:10:01
Und der meint, dass Märchen eine,
0:10:01–0:10:05
ja teilweise bis in die Bronzezeit zurückgehen,
0:10:05–0:10:11
also diese ganze orale Überlieferung, diese Verschriftlichung haben wir ja erst relativ in junger Zeit,
0:10:12–0:10:17
aber diese orale Überlieferung, die geht ganz, ganz lange zurück und das haben
0:10:17–0:10:20
wir auch in der letzten Folge oder in der letzten Märchenfolge nochmal so festgestellt,
0:10:20–0:10:24
dass jetzt, das war eine Art von Unterhaltung.
0:10:24–0:10:27
Meistens waren Frauen dann die Geschichtenerzählerinnen.
0:10:28–0:10:31
Man saß dann zusammen in der Stube und hat sich dann diese Geschichten erzählt,
0:10:32–0:10:33
in so einem geschützten Raum.
0:10:35–0:10:40
Und dann wurden natürlich die grausigsten Sachen auch irgendwo bekömmlich,
0:10:40–0:10:46
weil du warst halt zusammen in diesem Raum und konntest dann halt auch lauschen. Es war spannend.
0:10:47–0:10:53
Und das, was dann Märchen so ausmacht, das ist auch eine Aussage von Michael
0:10:53–0:10:58
Mahr, dass in jedem Märchen so ein Glutkern, das fand ich ganz schön,
0:10:58–0:11:01
diesen Begriff, ein Glutkern. Ja, was bedeutet das, ein Glutkern?
0:11:02–0:11:09
Da ist ein Tabu, ein ganz großes Trauma irgendwo verpackt. Aber in Form dieses
0:11:09–0:11:11
Märchen ist es wieder konsumierbar.
0:11:12–0:11:16
Und gleichzeitig gibt es einen sogenannten Fiktionsvertrag von Märchen,
0:11:16–0:11:19
nämlich das Märchen geht immer gut aus.
0:11:19–0:11:23
Und damit wird es immer konsumierbar. Und damit kannst du auch das Grausigste
0:11:23–0:11:27
in das Märchen packen, weil es geht gut aus, du weißt es. Und deswegen sind
0:11:27–0:11:28
auch Märchen was für Kinder.
0:11:29–0:11:32
Das ist auch so eine These, auf jeden Fall sind Märchen was für Kinder.
0:11:33–0:11:37
Und das hatten wir ja auch in der vorherigen Folge besprochen,
0:11:37–0:11:43
inwieweit dann halt auch diese Beeinflussung von Kindern durch Märchen und die
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Prägung, und dass es halt auch so ein Spielgrund ist,
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dass Kinder dann Ängste durchleben können, aber gleichzeitig in der Sicherheit
0:11:52–0:11:57
des geschützten Raumes und des guten Endes, das halt auch so konsumieren können.
Micz Flor
0:11:57–0:12:01
Da fällt mir das Bild ein, was ich dir und Chris geschickt hatte in unserer
0:12:01–0:12:06
Gruppe, aus diesem Strubbelpeter, aus der Sammlung mit dem brennenden Mädchen.
0:12:06–0:12:08
Ich weiß nicht mehr, wie es heißt, das Zündhölzern spielt.
0:12:08–0:12:15
Dann fängt das Feuer und die Katzen heulen und dieses Bild steht in Flammen und so.
0:12:15–0:12:18
Und Strubbelpeter gehen ja alle schlecht aus.
0:12:19–0:12:23
Und da stand dann eben so das Bild, war dann eben das brennende Mädchen aus
0:12:23–0:12:27
den Originalillustrationen, die heulenden Katzen. Und drunter hat jemand geschrieben,
0:12:27–0:12:31
my life is a fairy tale, unfortunately the author was German.
Florian Clauß
0:12:33–0:12:39
Ja, aber es gibt tatsächlich dann neben diesen Volksmärchen die Kunstmärchen.
0:12:40–0:12:43
Und das heißt, da gibt es tatsächlich einen Autor. Das ist dann Andersen zum
0:12:43–0:12:45
Beispiel, hat sich dann als Autor.
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Oder es gibt dann, der Struppelpeter ist von der Autor mit den Maikäfern und
0:12:51–0:12:53
Max und Moritz und so weiter.
Micz Flor
0:12:53–0:12:54
Wilhelm Busch.
Florian Clauß
0:12:54–0:12:56
Wilhelm Busch, ja, das sind dann halt Autoren.
Micz Flor
0:12:56–0:12:57
Ist das Struppelpeter, der Autor?
Florian Clauß
0:12:57–0:13:03
Ich glaube nicht, aber in der Regel hast du recht. Naja, schauen wir mal.
0:13:03–0:13:06
Aber was ich damit sagen will, ist, dass dann zu diesem Zeitpunkt,
0:13:06–0:13:11
als die Literaturgattung dann so geboren wurde und die Grimms dann in die Welt
0:13:11–0:13:14
rausgetragen haben, gab es dann halt auch die Kunstmärchen, dann haben sich
0:13:14–0:13:15
die Kunstmärchen so entwickelt.
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Das ist nochmal der Unterschied. Und dann kann es halt auch nicht immer gut ausgehen.
0:13:21–0:13:24
Man erinnert sich dann halt an verschiedene andere Märchen, die dann auch so
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stark traurig sind am Ende, die dann so abkippen. Aber in der Regel sind Märchen
0:13:31–0:13:34
dann, ist dann so eine klassische Quest.
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Also das heißt, eine sogenannte Heldenreise haben wir ja auch schon ein paar Mal.
0:13:40–0:13:44
Das ist ja auch so eine Narration, die sich dann immer wieder im Film widerspiegelt.
0:13:45–0:13:50
Als der Archetyp Herr der Ringe, die Heldenreise von Frodo.
0:13:51–0:13:58
Aber das heißt, man muss eine gewisse Situation lösen und wächst an dieser Situation.
0:13:59–0:14:03
Und am Ende geht es dann gut aus. Genau, und Hänsel und Gretel ist eines der
0:14:03–0:14:05
ältesten Märchen, die wir hier haben.
0:14:05–0:14:09
Ich habe schon angekündigt, ich werde dieses Märchen jetzt nicht einsprechen.
0:14:10–0:14:12
Ich habe nicht so eine schöne Sprecherstimme wie du.
0:14:13–0:14:20
Ich habe dafür extra Chat-GBT, OpenAI bemüht.
0:14:20–0:14:25
Da haben wir auch verschiedene Modelle, die dann Text-to-Speech machen können.
0:14:25–0:14:28
Und eines davon ist dann ebenfalls...
Micz Flor
0:14:29–0:14:32
Nicht, dass wir hier vom Wildschwein umgerannt werden.
Florian Clauß
0:14:33–0:14:35
Ja, aber wir müssen auf dem Pfad bleiben, Mitch.
Micz Flor
0:14:35–0:14:38
Ja, ich habe echt ein bisschen Schiss, muss man dazu sagen. Das ist wieder so
0:14:38–0:14:42
ein Ding, wo dann, wenn es dunkel wird, man alleine im Wald ist.
0:14:42–0:14:46
Und dann kommen halt diese Kindheitsthemen.
0:14:46–0:14:50
Ich weiß, dass es gut ausgeht, aber ich weiß nur, dass ein Märchen gut ausgeht.
0:14:51–0:14:54
Wenn ich mich jetzt auf diesen Pfaden bewege, ob es für mich gut ausgeht.
Florian Clauß
0:14:54–0:14:58
Naja, wir werden die Stimmung noch ein bisschen auf Eleven drehen.
0:14:59–0:15:03
Und hören uns gleich mal das Märchen an. Aber dabei möchte ich dich jetzt schon
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mal so, weil ich wollte das jetzt auch extra nochmal, dass wir uns dann halt
0:15:06–0:15:11
so drüber austauschen und gucken, was man da so alles interpretieren kann.
0:15:11–0:15:17
Als Vorbemerkung möchte ich noch machen, dass sich Hänsel und Gretel von anderen
0:15:17–0:15:18
Märchen unterscheidet.
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Hast du da vielleicht eine Idee, in was sich Hänsel und Gretel jetzt,
0:15:23–0:15:29
ohne dass es so gehört hat, unterscheidet, jetzt meinetwegen zu Schneewittchen und Rotkäppchen?
Micz Flor
0:15:29–0:15:33
Also dieses Geschwistermotiv kommt ja auch bei anderen irgendwie vor,
0:15:33–0:15:37
so Tischlein deck dich und so, da sind es ja dann auch drei Brüder oder da sind
0:15:37–0:15:39
es jetzt die beiden Schwestern.
0:15:39–0:15:42
Es gibt dann auch da, aber das weiß nicht, ob es immer so war,
0:15:42–0:15:46
gibt es dann auch die Stiefmutter, die ja will, dass die Kinder weggehen,
0:15:46–0:15:48
weil der Winter so hart werden könnte und dann...
0:15:48–0:15:51
Besser, wenn sie weniger, also nur die beiden dann irgendwie.
Florian Clauß
0:15:52–0:15:55
Also die Stiefmutter taucht, die Mutter, es ist tatsächlich so,
0:15:55–0:15:59
dass die Mutter da auch, wie bei Schneewittchen, das war ja erst die Mutter
0:15:59–0:16:02
und dann in späteren Auflagen ist es die Stiefmutter.
0:16:02–0:16:05
Können wir auch nochmal zu sprechen. Aber was ist so grundsätzlich unterscheidend
0:16:05–0:16:08
von dem, wenn du auf die Hauptfiguren...
Micz Flor
0:16:08–0:16:14
Also dieses Aristokratische kommt nicht vor. Ich weiß jetzt auch gar nicht, wie es ausgeht.
Florian Clauß
0:16:15–0:16:15
Du weißt nicht, wie es ausgeht.
Micz Flor
0:16:15–0:16:21
Also ich weiß, dass dass die Hexe reinlegen und in den Ofen treten.
0:16:21–0:16:24
Aber danach habe ich keine Ahnung mehr, ob die dann noch einen Schatz finden.
Florian Clauß
0:16:25–0:16:29
Wir hören uns das gleich nochmal an. Dann lasse ich das jetzt erstmal offen.
0:16:29–0:16:33
Ich starte mal hier die Aufnahme.
0:16:35–0:16:39
Beziehungsweise das, was ich dann von Text to Speech bekommen habe.
0:16:41–0:16:43
Also man muss sagen, weil das halt ein amerikanisches Modell ist,
0:16:44–0:16:45
die haben alles im Dialekt.
0:16:46–0:16:49
Und ich rotiere die Stimmen ein bisschen, damit es ein bisschen variiert.
0:17:15–0:17:19
Wie er abends vor Sorge sich im Bett herumwälzte, da sagte seine Frau zu ihm,
0:17:19–0:17:24
höre Mann, morgen früh nimm die beiden Kinder, gib jedem noch ein Stückchen
0:17:24–0:17:29
Brot, dann führ sie hinaus in den Wald, mitten inne, wo er am dicksten ist,
0:17:29–0:17:33
da mach ihnen ein Feuer an und dann geh weg und lass sie dort,
0:17:33–0:17:35
wir können sie nicht länger ernähren.
0:17:37–0:17:40
Nein, Frau, sagte der Mann, das kann ich nicht über mein Herz bringen,
0:17:40–0:17:44
meine eigenen lieben Kinder zu den wilden Tieren zu führen, die sie bald in
0:17:44–0:17:45
dem Wald zerreißen würden.
0:17:46–0:17:51
Wenn du das nicht tust, sprach die Frau, so müssen wir alle miteinander hungerssterben.
0:17:51–0:17:54
Da ließ sie ihm keine Ruhe, bis er Ja sagte.
0:17:54–0:17:58
Die zwei Kinder waren auch noch wach von Hunger und hatten alles gehört,
0:17:58–0:18:00
was die Mutter zum Vater gesagt hatte.
0:18:01–0:18:06
Gretel dachte, nun ist es um mich geschehen und fing erbärmlich an zu weinen.
0:18:06–0:18:10
Hänsel aber sprach, sei still, Gretel, und gräm dich nicht, ich will uns helfen.
0:18:11–0:18:16
Damit stieg er auf, zog sein Röcklein an, machte die Untertüre auf und schlich hinaus.
0:18:17–0:18:21
Da schien der Mond hell und die weißen Rieselsteine glänzten wie lauter Batzen.
0:18:21–0:18:26
Hänsel bückte sich und machte sich sein ganz Rocktäschlein voll davon.
0:18:26–0:18:29
So viel nur hinein wollten, dann ging er zurück ins Haus.
0:18:30–0:18:35
Tröste dich, Gretel, und schlaf nur ruhig, legte sich wieder ins Bett und schlief ein.
0:18:36–0:18:40
Morgens früh, ehe die Sonne noch aufgegangen war, kam die Mutter und weckte sie alle beide.
0:18:41–0:18:46
Steht auf, ihr Kinder, wir wollen in den Wald gehen, da habt ihr jedes ein Stücklein Brot.
0:18:46–0:18:50
Aber haltet's zu Rate und hebt's euch für den Mittag auf.
0:18:50–0:18:55
Gretel nahm das Brot unter die Schürze, weil Hänsel die Steine in der Tasche
0:18:55–0:18:58
hatte. Dann machten sie sich auf den Weg in den Wald hinein.
0:18:59–0:19:03
Wie sie ein Weilchen gegangen waren, stand Hänsel still und guckte nach dem
0:19:03–0:19:07
Haus zurück. Bald darauf wieder und immer wieder.
0:19:07–0:19:11
Der Vater sprach, Hänsel, was guckst du zurück und hältst dich auf?
0:19:12–0:19:13
Hab acht und marschier zu.
0:19:13–0:19:15
Ach, Vater, ich sehe nach meinem
0:19:15–0:19:19
weißen Kätzchen. Das sitzt oben auf dem Dach und will mir Ade sagen.
0:19:20–0:19:25
Die Mutter sprach, einar, das ist dein Kätzchen nicht. Das ist die Morgensonne,
0:19:25–0:19:26
die auf den Schornstein scheint.
0:19:27–0:19:31
Hänsel aber hatte nicht nach dem Kätzchen gesehen, sondern immer einen von den
0:19:31–0:19:34
blanken Kieselsteinen aus seiner Tasche.
0:19:34–0:19:38
Auf den Weg geworfen. Wie sie mitten in den Wald gekommen waren, sprach der Vater.
0:19:38–0:19:43
Nun sammelt Holz, ihr Kinder. Ich will ein Feuer anmachen, dass wir nicht frieren.
0:19:44–0:19:48
Hänsel und Gretel trugen Reisig zusammen, einen kleinen Berg hoch.
0:19:48–0:19:53
Da steckten sie es an. Und wie die Flamme recht groß brannte, sagte die Mutter.
0:19:53–0:19:57
Nun legt euch ans Feuer und schlaft. Wir wollen in dem Wald das Holz fällen.
0:19:58–0:20:03
Wartet, bis wir wiederkommen und euch abholen. Hänsel und Gretel saßen an dem
0:20:03–0:20:07
Feuer bis Mittag, da aß jedes sein Stücklein Brot, und dann wieder bis an den Abend.
0:20:08–0:20:12
Aber Vater und Mutter blieben aus, und niemand wollte kommen und sie abholen.
0:20:13–0:20:16
Wie es nun finstere Nacht wurde, fing Gretel an zu weinen.
0:20:16–0:20:22
Hänsel aber sprach, »Wart nur ein Weilchen, bis der Mond aufgegangen ist.« Und
0:20:22–0:20:25
als der Mond aufgegangen war, fasste er die Gretel bei der Hand,
0:20:25–0:20:31
da lagen die Kieselsteine wie neu geschlagene Batzen und schimmerten und zeigten ihnen den Weg.
0:20:32–0:20:36
Da gingen sie die ganze Nacht durch, und wie es morgen war, kamen sie wieder
0:20:36–0:20:37
bei ihres Vaters Haus an.
0:20:38–0:20:41
Der Vater freute sich von Herzen, als er seine Kinder wieder sah,
0:20:42–0:20:44
denn er hatte sie ungern allein gelassen.
0:20:44–0:20:49
Die Mutter stellte sich auch, als wenn sie sich freute, heimlich aber war sie bös.
0:20:49–0:20:55
Nicht lange danach war wieder kein Brot im Hause, und Hänsel und Gretel hörten,
0:20:55–0:21:00
wie abends die Mutter zum Vater sagte, einmal haben die Kinder den Weg zurückgefunden,
0:21:00–0:21:02
und da habe ich's gut sein lassen.
0:21:02–0:21:06
Aber jetzt ist wieder nichts als nur noch ein halber Laib Brot im Haus.
0:21:06–0:21:11
Du musst sie morgen tiefer in den Wald führen, dass sie nicht wieder heimkommen
0:21:11–0:21:13
können. Es ist sonst keine Hilfe für uns mehr.
0:21:14–0:21:19
Dem Mann fiel es schwer aufs Herz. Und er gedachte, es wäre doch besser,
0:21:19–0:21:23
wenn du den letzten Bissen mit deinen Kindern teiltest, weil er es aber einmal
0:21:23–0:21:26
getan hatte, so durfte er nicht Nein sagen.
0:21:27–0:21:30
Hänsel und Gretel hörten das Gespräch der Eltern.
0:21:30–0:21:35
Hänsel stand auf und wollte wieder Kieselsteine auflesen. Wie er aber an die
0:21:35–0:21:37
Türe kam, da hatte sie die Mutter zugeschlossen.
0:21:37–0:21:41
Doch tröstete er die Gretel und sprach, Schlaf nur, lieb Gretel,
0:21:42–0:21:43
der liebe Gott wird uns schon helfen.
0:21:44–0:21:48
Morgens früh erhielten sie ihr Stücklein Brot, noch kleiner als das vorige Mal.
0:21:49–0:21:54
Auf dem Wege bröckelte es Hänsel in der Tasche, stand oft still und warf ein Bröcklein an die Erde.
0:21:55–0:22:00
Was bleibst du immer stehen, Hänsel, und guckst dich um, sagte der Vater. Geh deiner Wege.
0:22:00–0:22:04
Ach, ich seh nach meinem Täubchen, das sitzt auf dem Dach und will mir Ade sagen.
0:22:05–0:22:10
Du Narr, sagte die Mutter, das ist dein Täubchen nicht, das ist die Morgensonne,
0:22:10–0:22:12
die auf den Schornstein oben scheint.
0:22:14–0:22:18
Hänsel aber zerbröckelte all sein Brot und warf die Bröcklein auf den Weg.
0:22:18–0:22:22
Die Mutter führte sie noch tiefer in den Wald hinein, wo sie ihr Lebtag nicht
0:22:22–0:22:26
gewesen waren. Da sollten sie wieder einschlafen bei einem großen Feuer.
0:22:26–0:22:29
Und abends wollten die Eltern kommen Geh deiner Wege. und sie abholen.
0:22:30–0:22:35
Zum Mittag teilte Gretel ihr Brot mit Hänsel, weil der seins all auf den Weg gestreut.
0:22:35–0:22:40
Der Mittag verging und der Abend verging, aber niemand kam zu den armen Kindern.
0:22:42–0:22:46
Hänsel tröstete die Gretel und sagte, wart, wenn der Mond aufgeht,
0:22:46–0:22:51
dann sehe ich die Bröcklein Brot, die ich ausgestreut habe, die zeigen uns den Weg nach Haus.
0:22:52–0:22:57
Der Mond ging auf, Wie aber Hänsel nach den Bröcklein sah, da waren sie weg.
0:22:57–0:23:01
Die vieltausend Vöglein in dem Wald, die hatten sie gefunden und aufgepickt.
0:23:02–0:23:06
Hänsel meinte doch, den Weg nach Haus zu finden und zog die Gretel mit sich.
0:23:06–0:23:10
Aber sie verirrten sich bald in der großen Wildnis und gingen die Nacht und
0:23:10–0:23:13
den ganzen Tag, da schliefen sie vor Müdigkeit ein.
0:23:13–0:23:18
Und gingen noch einen Tag, aber sie kamen nicht aus dem Wald heraus und waren
0:23:18–0:23:22
so hungrig, denn sie hatten nichts zu essen als ein paar kleine Bärlein,
0:23:22–0:23:24
die auf der Erde standen.
0:23:25–0:23:29
Am dritten Tage gingen sie wieder bis zum Mittag. Da kamen sie an ein Häuslein,
0:23:29–0:23:35
das war ganz aus Brot gebaut und war mit Kuchen gedeckt, und die Fenster waren von hellem Zucker.
0:23:36–0:23:41
Da wollen wir uns niedersetzen und uns satt essen, sagte Hänsel. Ich will vom Dach essen.
0:23:41–0:23:44
Isst du vom Fenster, Gretel. Das ist fein süß für dich.
0:23:45–0:23:50
Hänsel hatte schon ein Gutstück vom Dach und Gretel schon ein paar runde Fensterscheiben
0:23:50–0:23:53
gegessen und brach sich eben eine neue aus.
0:23:53–0:23:58
Da hörten sie eine feine Stimme, die von innen heraus rief, Knuper,
0:23:58–0:24:00
Knuper, Kneischen, wer knupert an meinem Häuschen?
0:24:01–0:24:05
Hänsel und Gretel erschraken so gewaltig, dass sie fallen ließen,
0:24:05–0:24:09
was sie in der Hand hielten, und gleich darauf sahen sie aus der Türe eine kleine,
0:24:09–0:24:11
steinalte Frau schleichen.
0:24:11–0:24:17
Sie wackelte mit dem Kopf und sagte, Ei, ihr lieben Kinder, wo seid ihr denn hergelaufen?
0:24:17–0:24:21
Kommt herein mit mir, ihr sollts gut haben. haben, fasste beide an der Hand
0:24:21–0:24:22
und führte sie in ihr Häuschen.
0:24:24–0:24:27
Da ward gutes Essen aufgetragen, Milch und Pfannkuchen mit Zucker,
0:24:28–0:24:31
Äpfel und Nüsse, und dann wurden zwei schöne Bettlein bereitet,
0:24:32–0:24:36
da legten sich Hänsel und Gretel hinein und meinten, sie wären wie im Himmel.
0:24:36–0:24:41
Die Alte aber war eine böse Hexe, die lauerte den Kindern auf und hatte,
0:24:41–0:24:45
um sie zu locken, ihr Broteuslein gebaut, und wenn eins in ihre Gewalt kam,
0:24:45–0:24:50
da machte sie es tot, kochte es und ass es und das war ihr ein Festtag.
0:24:50–0:24:54
Da war sie nun recht froh, wie Hänsel und Gretel ihr zugelaufen kamen.
0:24:55–0:24:59
Früh, ehe sie noch erwacht waren, stand sie schon auf, ging an ihre Bettlein
0:24:59–0:25:04
und wie sie die zwei so lieblich ruhen sah, freute sie sich und gedachte,
0:25:04–0:25:05
das wird ein guter Bissen für dich sein.
0:25:06–0:25:11
Sie packte Hänsel und steckte ihn in einen kleinen Stall und wie er da aufwachte,
0:25:11–0:25:15
war er von einem Gitter umschlossen, wie man junge Hühnlein einsperrt,
0:25:15–0:25:17
und konnte nur ein paar Schritte gehen.
0:25:18–0:25:23
Das Gretel aber schüttelte sie und rief, steh auf, du Faulenzerin,
0:25:23–0:25:26
hol Wasser und geh in die Küche und koch gut zu essen,
0:25:26–0:25:30
dort steckt dein Bruder in einem Stall, den will ich erst fett machen,
0:25:30–0:25:35
und wann er fett ist, dann will ich ihn essen, jetzt sollst du ihn füttern.
0:25:36–0:25:40
Gretel erschrak und weinte, musste aber tun, was die Hexe verlangte.
0:25:40–0:25:45
Da ward nun alle Tage dem Hänsel das beste Essen gekocht, das er fett werden sollte.
0:25:45–0:25:50
Gretel aber bekam nichts als die Krebsschalen, und alle Tage kam die Alte und sagte,
0:25:51–0:25:56
»Hänsel, streck deine Finger heraus, dass ich fühle, ob du bald fett genug bist.«
0:25:56–0:25:59
Hänsel streckte ihr aber immer ein Knöchlein heraus, da verwunderte sie sich,
0:26:00–0:26:01
dass er gar nicht zunehmen wolle.
0:26:01–0:26:06
Nach vier Wochen sagte sie eines Abends zu Gretel, sei flink,
0:26:06–0:26:10
geh und trag Wasser herbei, dein Brüderchen mag nun fett genug sein oder nicht,
0:26:10–0:26:14
morgen will ich es schlachten und sieden, ich will derweil den Teig anmachen,
0:26:14–0:26:15
dass wir auch dazu backen können.
0:26:17–0:26:22
Da ging Gretel mit traurigem Herzen und trug das Wasser, worin Hänsel sollte gesotten werden.
0:26:23–0:26:28
Frühmorgens musste Gretel aufstehen, Feuer anmachen und den Kessel mit Wasser aufhängen.
0:26:28–0:26:34
Gib nun acht, bis es siedet, sagte die Hexe, ich will Feuer in den Backofen
0:26:34–0:26:35
machen und das Brot hineinschieben. reinschieben.
0:26:36–0:26:40
Gretel stand in der Küche und weinte blutige Tränen und dachte,
0:26:40–0:26:44
hätten uns lieber die wilden Tiere im Walde gefressen, so wären wir zusammen
0:26:44–0:26:48
gestorben und müssten nun nicht das Herzeleid tragen und ich müsste nicht selber
0:26:48–0:26:51
das Wasser zu dem Tod meines lieben Bruders sieden.
0:26:51–0:26:55
Du, lieber Gott, hilf uns armen Kindern aus der Not.
0:26:56–0:27:00
Da rief die Alte, Gretel, komm gleich ich einmal hierher zu dem Backofen.
0:27:00–0:27:06
Wie Gretel kam, sagte sie, guck hinein, ob das Brot schon hübsch braun und gar
0:27:06–0:27:10
ist, meine Augen sind schwach, ich kann nicht so weit sehen und wenn du auch
0:27:10–0:27:12
nicht kannst, so setz dich auf das Brett,
0:27:13–0:27:17
so will ich dich hineinschieben, da kannst du darin herumgehen und nachsehen.
0:27:18–0:27:22
Wenn aber Gretel darin war, da wollte sie zumachen und Gretel sollte in dem
0:27:22–0:27:27
heißen Ofen backen und sie wollte es auch aufessen, das dachte die böse Hexe.
0:27:27–0:27:29
Und darum hatte sie das Gretel gerufen.
0:27:30–0:27:35
Gott gab es aber Gretel ein und sie sagte, ich weiß nicht, wie ich das anfangen
0:27:35–0:27:38
soll, zeig's mir es erst, setz dich drauf, ich will dich hineinschieben.
0:27:39–0:27:42
Und die Alte setzte sich auf das Brett und weil sie leicht war,
0:27:43–0:27:47
schob sie Gretel hinein, soweit sie konnte und dann machte sie geschwind die
0:27:47–0:27:50
Türe zu und steckte den eisernen Riegel vor.
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Da fing die Alte an, in dem heißen Backofen zu schreien und zu jammern.
0:27:55–0:27:58
Gretel aber lief fort und sie musste elendiglich verbrennen.
0:27:58–0:28:03
Und Gretel lief zum Hänsel, machte ihm sein Türchen auf und Hänsel sprang heraus
0:28:03–0:28:05
und sie küßten sich einander und waren froh.
0:28:06–0:28:10
Das ganze Häuschen war voll von Edelgesteinen und Perlen, davon füllten sie
0:28:10–0:28:13
ihre Taschen, gingen fort und fanden den Weg nach Haus.
0:28:15–0:28:19
Der Vater freute sich, als er sie wieder sah. Er hatte keinen vergnügten Tag
0:28:19–0:28:23
gehabt, seit seine Kinder fort waren und ward nun ein reicher Mann.
0:28:23–0:28:28
Die Mutter aber war gestorben. Das ist das Ende der Geschichte.
Micz Flor
0:28:29–0:28:32
Das war die wirkliche Mutter, das war gar nicht die Stiefmutter.
Florian Clauß
0:28:32–0:28:38
Das war, wie ich schon sagte, in den ersten Fassungen, war das die richtige
0:28:38–0:28:39
Mutter, also wie bei Schneewittchen.
0:28:40–0:28:42
Und dann später wurde es dann die Stiefmutter.
0:28:43–0:28:50
Und dazu gab es dann auch eine Theorie, nämlich dass zu der Zeit kam dann die
0:28:50–0:28:56
Biedermeier-Epoche und da wurde halt die Familie so aufgewertet als Institution
0:28:56–0:29:00
und dann konnte es halt nicht die richtige Mutter sein. Das war jetzt so eine Sache.
Micz Flor
0:29:01–0:29:04
Ja, ich würde gerade sagen, es gibt diese, was du sagst, dass die Märchen müssen
0:29:04–0:29:08
gut ausgehen und dann auf einmal mussten sie auch gut losgehen.
0:29:08–0:29:14
Also das Setup auf der Familienbühne war dann die Stiefmutter die Böse und nicht meine Mutter.
Florian Clauß
0:29:14–0:29:18
Also da gibt es noch so ein paar andere Varianten, nämlich bei Knusper,
0:29:18–0:29:23
Knusper, Knäuschen, wer knabbert an mein Häuschen, hast du ja die Antwort der
0:29:23–0:29:26
Kinder irgendwann, der Wind, der Wind, das himmlische Kind.
0:29:26–0:29:33
Wo du dich auch dann fragst, wollten die damit die Hexe täuschen?
Micz Flor
0:29:33–0:29:36
Das war in der Bronzezeit bestimmt nicht so.
Florian Clauß
0:29:37–0:29:41
Der Wind, ach, du bist der Wind. Na gut, dann gehe ich wieder ins Haus.
0:29:41–0:29:46
Also das ist ja auch so absurd. Und es gibt noch eine andere Variante von dem
0:29:46–0:29:51
Märchen, dass am Ende, wenn die dann aus dem Wald, da gehen sie einfach wieder raus.
0:29:51–0:29:53
Da finden sie ja irgendwie sofort den Ausgang.
0:29:54–0:29:59
Bei einer anderen Variante gibt es dann so einen See und die wissen auch,
0:29:59–0:30:06
haben sich verirrt. Und auf dem See kommt dann so eine große Ente und führt die dann über den See.
0:30:06–0:30:11
Und das ist dann halt nochmal so diese Danksagung der Högel für die Brotkrumen.
Micz Flor
0:30:11–0:30:13
Das ist dann auch in dem Rewrite.
Florian Clauß
0:30:13–0:30:18
In dem Rewrite, nee, das ist dann nicht von den Gebrüdern Grimm in der Variante,
0:30:18–0:30:22
sondern es gibt noch einen anderen, der auch so ein Volksmärchenbuch quasi aufgesetzt
0:30:22–0:30:24
hat und ein bisschen verändert.
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Mir fällt der Name gerade nicht ein. Ja, das ist auch nochmal eine Variation
0:30:28–0:30:32
der Geschichte, die dann einfach nochmal so ein bisschen diese Verbindung zu
0:30:32–0:30:34
den Vögeln stärkt, ja, zu den Brotgruben.
Micz Flor
0:30:35–0:30:38
Kannst du mal ganz kurz auf den GPS gucken, dass wir in die richtige Richtung
0:30:38–0:30:42
gehen, weil es ist inzwischen gleich stockdunkel. Ich habe ein bisschen Angst.
Florian Clauß
0:30:42–0:30:48
Nee, nee, alles gut. Ich gucke immer auf das GPS. Wir machen gleich eine Kurve
0:30:48–0:30:52
nach links und dann gehen wir schnurstracks so um die Tomshütte.
0:30:54–0:30:58
Ja, aber es dauert noch, bis wir hier rauskommen aus dem Wald und aus dem Märchen.
0:30:58–0:31:01
Ja, also ich habe da so verschiedene Ebenen drin.
Micz Flor
0:31:01–0:31:05
Wenn ich ganz kurz zurückkomme zu dem, was du vorhin mich gefragt hast,
0:31:05–0:31:07
was da untypisch ist oder anders.
Florian Clauß
0:31:07–0:31:08
Genau, wenn wir da einsteigen.
Micz Flor
0:31:09–0:31:12
Und mir ist nichts wirklich aufgefallen. Das Einzige, was mir aufgefallen ist,
0:31:12–0:31:14
dass die Zahl 3 irgendwie nicht vorkommt.
Florian Clauß
0:31:15–0:31:20
Okay, du warst sehr genau drauf. Aber es ist trivialer, es ist viel trivialer.
0:31:20–0:31:25
Man muss nur bei den anderen Märchen gucken, wie lösen die sich, die Märchen.
Micz Flor
0:31:25–0:31:26
Weniger Magie.
Florian Clauß
0:31:27–0:31:32
Weniger Magie, aber wie lösen? Was passiert mit den Protagonistinnen?
0:31:33–0:31:38
Und bei den anderen Märchen ist es eigentlich immer so, dass irgendein Retter von außen kommt.
0:31:38–0:31:46
Also sei es dann halt bei Rotkäppchen der Jäger oder bei Schneewittchen dann der Prinz.
Micz Flor
0:31:46–0:31:48
Oder bei Händel und Gretel der Gott.
Florian Clauß
0:31:48–0:31:56
Nein, du hast hier ein Enhancement, was die sich selber quasi machen.
0:31:57–0:32:03
Und dann hast du noch weiter eine Frau, ein Mädchen, die sie erretten.
0:32:03–0:32:06
Und das ist, glaube ich, schon so ein Alleinstellungsmerkmal.
0:32:06–0:32:08
Deswegen ist das Märchen auch so interessant. Interessant.
0:32:08–0:32:12
Da kann man nachher nochmal vertiefen. Das ist auch so ein Thema,
0:32:12–0:32:14
woraus sich dann halt nochmal so was anderes ableitet.
0:32:14–0:32:20
Aber zunächst möchte ich dann wieder die astronomische Dimension des Märchens.
0:32:20–0:32:23
Was würdest du da für astronomische Bezüge sehen?
Micz Flor
0:32:23–0:32:26
Also wir haben Nacht und Tag, wir haben den Mond.
Florian Clauß
0:32:26–0:32:28
Den Mond haben wir wo?
Micz Flor
0:32:28–0:32:34
Der Mond ist immer die Zeit, wenn die zurückgehen wollen, um die Kiesel zu sehen.
Florian Clauß
0:32:34–0:32:34
Ja.
Micz Flor
0:32:36–0:32:37
Astronomische Bezüge.
0:32:38–0:32:43
Also ich hatte in meiner Erinnerung die auch dreimal, deshalb war ich so verbafft,
0:32:43–0:32:45
dass ich beim zweiten Mal schon die Brotkrumen habe.
0:32:46–0:32:53
Dann gibt es diesen Sonnenaufgang, die Spiegelung am Schornstein, wenn sie aufbrechen.
Florian Clauß
0:32:53–0:32:58
Ja, das ist schon mal sehr nah an dem. Also man kann es natürlich in etliche
0:32:58–0:33:06
Bezüge und dann reininterpretieren, die Hexe ist der Mond und dann ist der Wald
0:33:06–0:33:08
der dunkle Bereich und so weiter.
0:33:08–0:33:11
Aber eigentlich geht es hier um Navigationssysteme.
0:33:11–0:33:21
Das, was auch das urtypische Belangen von Astronomie war, nämlich sich zu orientieren.
0:33:21–0:33:28
Und das, was dann Hans macht, er guckt quasi mit dem Dachgiebel,
0:33:28–0:33:30
guckt er nach den Nordsternen.
0:33:30–0:33:33
Das ist meine Interpretation übrigens, habe ich nirgendwo gefunden.
0:33:33–0:33:38
Er guckt nach dem Nordstern und anhand des Nordsterns kann er quasi die ganzen
0:33:38–0:33:42
Batzen, also die Kieselsteine, die ausgerichtet sind,
0:33:42–0:33:46
kann er dann halt quasi so zusammensetzen und das sind dann so die Ficksterne,
0:33:46–0:33:48
nach denen er sich dann orientieren kann.
0:33:48–0:33:52
Also der Fickstern ist der Nordstern, aber dann kommen die Sternbilder,
0:33:52–0:33:54
die dann halt variabel sind, je nach Weg.
0:33:54–0:33:57
Und daran kann man sich orientieren und so finden die wieder zurück.
0:33:58–0:34:03
Und das zweite Mal sind es halt quasi nicht die festen Sternbilder,
0:34:03–0:34:05
sondern, und das ist dann die
0:34:05–0:34:09
Moral der Geschichte, dann orientiere dich nicht an den Sternschnuppen.
0:34:10–0:34:15
Die Brotkrumen sind quasi so die Sternschnuppen, die dann ja nur so kurzzeitig
0:34:15–0:34:19
aufflimmen und dann wieder vergehen. Also das ist jetzt mal so ein Sidekick,
0:34:19–0:34:22
den man da rausziehen kann, aber den würde ich dann mal so.
0:34:23–0:34:24
Kann man so machen.
Micz Flor
0:34:24–0:34:27
Finde ich okay. Also würde mich jetzt auch noch mal interessieren,
0:34:27–0:34:32
da bin ich jetzt nicht so richtig betagt, aber wann war das denn genau,
0:34:32–0:34:35
dass dieser Wettlauf der Zeit war,
0:34:37–0:34:43
wo die Erschließung des Globus irgendwie mit dem Wettbewerb von Navigationssystemen
0:34:43–0:34:47
zu tun hatte, wo sich dann zum Schluss die Uhr durchsetzte, um die Breitengrade,
0:34:47–0:34:48
glaube ich, irgendwie feststellen zu können.
0:34:49–0:34:54
Und die Präzision der Uhren war ganz notwendig, um die, das kann ja sein,
0:34:54–0:34:57
dass es auch in der Zeit war, dass Navigation einfach so ein Meme war.
Florian Clauß
0:34:57–0:35:02
Ja, das glaube ich auch. Also nicht nur in der Zeit, sondern allgemein.
0:35:02–0:35:06
Also die ganzen Hof, also das war das Wichtigste von den Hofastronomen,
0:35:06–0:35:08
war halt irgendwie zu navigieren.
0:35:08–0:35:11
Und deswegen mussten die eigentlich die ganze Zeit nur in den Sternenhimmel
0:35:11–0:35:14
gucken und da irgendwelche Sternbilder dann rauslesen.
0:35:14–0:35:17
Und das kam ja erst sehr viel später. Dann kam irgendwann ein Teleskop und dann
0:35:17–0:35:20
ging es ja erstmal überhaupt um die Entdeckung. Vorher war das Das ist ja wirklich
0:35:20–0:35:23
nur so ein gleichschirmiger Himmel.
0:35:23–0:35:28
Da war ja nicht viel zu gucken, außer wenn es halt irgendwie dunkler war, konntest du mehr sehen.
0:35:28–0:35:33
Aber erst mit dem Teleskop hat sich ja dann... Was hat Tycho Brahl gemacht?
0:35:33–0:35:38
Die haben halt wirklich so ein Firmament quasi so statisch in Holzkonstrukt
0:35:38–0:35:41
nachgebaut und konnten so Vermessungspunkte setzen.
0:35:42–0:35:47
Das waren halt so diese Messungspunkte von Tycho Brahl und was dann Kepler ausgewertet
0:35:47–0:35:49
hat und dann daraus berechnen konnte,
0:35:49–0:35:54
dass sich quasi anhand der Marsbahn, dass sich dann eben die ganzen die elliptischen
0:35:54–0:36:00
Bahnen der Planeten um die Sonne, das war ja quasi das Ergebnis von der Messung von Tygopral.
0:36:01–0:36:05
Das ist, glaube ich, so ein wichtiger Punkt bei den Märchen.
0:36:06–0:36:11
Aber das andere, was da so in dem Märchen für...
0:36:12–0:36:18
Für ein Tabuthema. Das ist ja relativ offensichtlich, was da drunter liegt. Also Kannibalismus.
0:36:20–0:36:24
Kannibalismus als Tabuthema. Und Kannibalismus hat sich auch,
0:36:24–0:36:29
da gibt es eben auch unterschiedliche Varianten, die sich daraus tragen.
0:36:30–0:36:33
Nämlich die eine Sache ist der Hungerskannibalismus.
0:36:34–0:36:39
Und da gab es halt diese ganzen grausigen Geschichten. Und das ist so das,
0:36:39–0:36:44
was dann wahrscheinlich so auch früher, wenn diese Märchen am heimischen Kamin
0:36:44–0:36:47
erzielt wurden und die Kinder dann nur kurz vor Bett gehen, dass sie es auch
0:36:47–0:36:48
so ertragbar gemacht haben.
0:36:49–0:36:53
Aber wo dann eben dieser Glutkern immer noch in diesen Märchen drin hängt,
0:36:53–0:36:58
das ist nämlich zur Zeit des 30-jährigen Krieges. gab es verschiedene Berichte
0:36:58–0:37:01
davon, dass es eben zu Kannibalismus gekommen ist.
0:37:02–0:37:07
Und die schlimmste Form von Kannibalismus ist dann halt auch Kinderkannibalismus.
0:37:08–0:37:12
Obwohl das natürlich dann wieder auch so eine gewisse Dramatisierung ist.
0:37:13–0:37:16
Ja, dann kann man sich wieder vorstellen wie ein Meme.
0:37:16–0:37:22
Wenn du Kannibalismus drauf schreibst, dann ist die Clickrate gleich ungleich viel höher.
0:37:22–0:37:25
Und so kann man sich auch vorstellen, okay,
0:37:25–0:37:29
Kannibalismus ist da drin, aber warum? Ja, warum?
0:37:29–0:37:34
Klar, es gibt dann halt diesen Hunger, der dann zu Kannibalismus führt.
0:37:34–0:37:36
Aber ich finde, da ist eine Ungleichheit drin.
0:37:37–0:37:42
Ja, die Ungleichheit in dieser Kalorienbombe von Zuckerhaus.
0:37:43–0:37:46
Und es macht überhaupt keinen Sinn.
0:37:46–0:37:51
Es macht absolut keinen Sinn, dass diese Hexe dann eben den Hans braten will.
0:37:51–0:37:56
Weil die hat ungefähr, die hat 10 Millionen von Kalorien dann schon verbaut.
0:37:56–0:38:02
Das sind so Momente bei den Märchen, wo ich dann denke, verstehe ich nicht, warum?
0:38:02–0:38:07
Warum denn den Hans da so klar machen? Und dann gibt es vielleicht noch eine
0:38:07–0:38:11
andere Form von rituellem Kannibalismus.
0:38:12–0:38:17
Vielleicht, ja. So was, dass der Hans gegessen werden muss, weil die Hexe ist
0:38:17–0:38:18
nicht die Hexe, sondern es ist die Mutter.
0:38:18–0:38:23
Ja, und dann hast du halt irgendwie diese Gleichschaltung von Mutter-Hexe,
0:38:23–0:38:29
ja, und die Mutter stirbt, wenn die Hexe gestorben ist. Also in der Geschichte
0:38:29–0:38:30
ist das irgendwo angelegt, ja.
0:38:31–0:38:33
Das ist so eine Gleichformigkeit von...
Micz Flor
0:38:33–0:38:38
Das ist ja auch eine interessante psychodynamische Deutung schon fast,
0:38:38–0:38:43
weil natürlich, wenn man das doppelt und dann ist das die Mutter und die Mutter
0:38:43–0:38:47
will ja, dass die Kinder tot sind, damit sie selber genug zu essen hat.
0:38:47–0:38:53
Das ist ja gar nicht so weit weg von der Wahrheit, ist dieses Bild nicht so weit weg.
Florian Clauß
0:38:53–0:38:58
Da können wir gerne noch mal tiefer eintauchen, weil nämlich dann das Hexenhaus,
0:38:58–0:39:02
du kannst es auch so weit lesen, das Hexenhaus ist der Mutterkuchen,
0:39:02–0:39:08
der Mutterkuchen, der die Kinder ernährt und der kommt dann halt aus der Hexe
0:39:08–0:39:12
heraus und das, was der Ofen ist, ist dann quasi so die...
0:39:13–0:39:20
Die invertierte Geburt. Das heißt, man geht wieder zurück zu dem, wo man hergekommen ist.
0:39:21–0:39:28
Deswegen so diese Einverleibung. Das ist die Einverleibung, also dieses Entkindlichung
0:39:28–0:39:31
oder dieses Wieder-Zurückschieben.
0:39:31–0:39:38
Das ist ja auch so. Das war lustig übrigens, als meine Tochter jetzt so kurz
0:39:38–0:39:40
anderthalb Jahre oder so,
0:39:40–0:39:48
Sie war dann schon in der Kita und konnte dann lautmalerisch das Lied von Hänsel und Grete singen.
0:39:48–0:39:54
Aber das, wo die total darauf abgegangen ist, Eleni, war dieses Schieben. Das Schieben zurück.
0:39:56–0:39:59
Und dann hat sie dann ganz wilde Handbewegungen gemacht.
0:40:00–0:40:06
Und das war das Leutlichste. Wir schieben die Hexe wieder in den Ofen rein. Nein, ja.
0:40:06–0:40:10
Also das fand ich auch so interessant. Sie konnte keine Silben richtig betonen,
0:40:10–0:40:13
aber die Körperbewegungen dazu waren sehr ausgeprägt.
0:40:14–0:40:20
Aber diese Analogie von Mutterhexe, diese Sexualität, die auch dann da drin steht.
Micz Flor
0:40:21–0:40:24
Ist das eigentlich in der ersten Fassung auch eine Hexe oder einfach nur eine komische Frau?
Florian Clauß
0:40:24–0:40:28
Nee, es ist eine Hexe. Also ich meine, so ein Zuckerhaus, das musst du ja irgendwie
0:40:28–0:40:32
auch. Das ist ja nicht von sich aus, das heißt ja nicht gebacken.
0:40:32–0:40:38
Obwohl da so eine Halbmagie drin ist. könnte man theoretisch auch Halbmagie das ist.
Micz Flor
0:40:38–0:40:43
Eine eigene Form das ist Halbmagie finde ich gut also.
Florian Clauß
0:40:43–0:40:50
Nicht ganz man könnte es noch anders erklären es ist nicht ganz aus der Welt
0:40:50–0:40:55
diese Sexualität und ich habe ganz lustig da habe ich nämlich auch einen Podcast
0:40:55–0:40:57
gehört von psychologischer,
0:40:58–0:41:01
Deutung des Märchens und es waren halt beides,
0:41:02–0:41:07
Verhaltenstherapeutinnen und die haben gesagt, nee, hör mir auf,
0:41:07–0:41:11
jetzt da noch irgendwie die Vagina in dem Ofen zu sehen, das ist,
0:41:11–0:41:13
ich bin Verhaltenstherapeutin,
0:41:14–0:41:17
das kommt mir nicht in die Tüte, die sind ja überall, die sind da aber nicht
0:41:17–0:41:21
freud und so, die haben dann total drüber gewettert und das war jetzt irgendwie,
0:41:21–0:41:25
was du vorhin auch meintest mit dem, ja, wenigstens haben wir den Sex, ne?
Micz Flor
0:41:27–0:41:30
Ja, ich hab da auch, als du gesagt hast, das Verbot, das,
0:41:31–0:41:34
Kannibalismusverbot, da hab ich dann gleich gedacht, Und lustigerweise ist das
0:41:34–0:41:40
Inzestverbot aufgehoben, weil als dann die Mutter weggebraten wurde,
0:41:40–0:41:43
wenn es die Mutter ist, haben sich erst mal Hänsel und Gretel geküsst.
Florian Clauß
0:41:44–0:41:47
Ja, gut. Kann man auch so deuten, ja.
0:41:48–0:41:54
Stimmt. Das dachte ich auch kurz. Also es gibt ja irgendwie so eine eheähnliche Situation.
0:41:56–0:41:59
Aber klar, die haben natürlich auch ein schweres Abenteuer hinter sich.
0:42:00–0:42:04
Aber die Sexualität, ich meine, klar, man kann es ganz platt machen.
0:42:04–0:42:10
Den Knochen, den Hans da zwischen den Gittern raussteckt, kann auch was anderes sein als der Knochen.
0:42:11–0:42:15
Es geht ja so ein bisschen auch um das Adoleszieren.
0:42:16–0:42:22
Also das heißt, wann ist denn Hans quasi im gebärfähigen Alter,
0:42:22–0:42:25
wenn man das so übertragen will. Ist aber relativ platt.
0:42:26–0:42:31
Das heißt, warum will die denn dann braten? Warum will die den dann essen?
0:42:31–0:42:33
Das geht mir auch nicht so richtig in den Kopf.
Micz Flor
0:42:34–0:42:41
Ja, also es ist dann gruselig, wenn es dann um so ein Thema des Motherfuckings
0:42:41–0:42:45
gehen würde, dass die Mutter den konsumieren möchte in dem Moment,
0:42:45–0:42:48
wenn sein Penis anschwillt, wenn er ihn durch das Gitter steckt.
0:42:51–0:42:56
Da fehlt mir jetzt der kulturelle Hintergrund von 1815.
Florian Clauß
0:42:56–0:42:56
15.
Micz Flor
0:42:58–0:43:01
Der Glutkern, genau. Ich bin eher Generation Powerbank.
Florian Clauß
0:43:05–0:43:11
Du aber auch als Freudianer, als tiefenpsychologischer Psychotherapeut.
Micz Flor
0:43:12–0:43:17
Ja, nicht direkt als Freudianer, aber das sind Kleinigkeiten.
0:43:17–0:43:22
Ich weiß, was du meinst. Also die Frage, das heißt, das Bild,
0:43:22–0:43:31
was wir aufbauen auf der Bühne wäre jetzt zu sagen, die Mutter lässt das Kind erst frei,
0:43:32–0:43:37
den Sohn, wenn er Kinder zeugen kann.
0:43:39–0:43:40
Solange ist er eingesperrt.
Florian Clauß
0:43:40–0:43:43
Ja, okay, ich scratch nicht rein.
Micz Flor
0:43:43–0:43:49
Du hast jetzt quasi so eine plausible psychodynamische Deutung und guckst jetzt,
0:43:50–0:43:53
ob ich etwas Ähnliches zusammenschreiben kann.
Florian Clauß
0:43:54–0:43:56
Dafür habe ich dich doch als Gast in der Sendung.
Micz Flor
0:43:57–0:44:00
Aber ich habe doch Angst, es ist dunkel, wir sind mitten im Wald.
0:44:00–0:44:04
Ich weiß nicht, wo wir sind. Die Taschenlampe ist noch tief im Rucksack drin.
Florian Clauß
0:44:04–0:44:06
Wir haben eine Bauerbank, no problem.
Micz Flor
0:44:06–0:44:10
Ich kann dir eins sagen, ich habe so viel Angst. Mein Finger wird nicht groß sein.
0:44:14–0:44:19
Ist ja auch somatisch. Also es gibt eine Tochter, es gibt einen Sohn.
0:44:20–0:44:26
Wir sagen, die Hexe ist die Mutter. Es gibt ein Zuckerhaus, das ist vielleicht der Mutterkuchen.
0:44:26–0:44:28
Haben das die VTlerinnen noch zugelassen?
0:44:28–0:44:34
Und dann essen die einen Mutterkuchen, dann wird der Junge eingesperrt.
0:44:34–0:44:38
Gesperrt und das Mädchen….
Florian Clauß
0:44:38–0:44:40
Wir müssen erst mal auf den Pfad zurück.
Micz Flor
0:44:41–0:44:43
Scheiße, sind wir vom Pfad abgekommen?
Florian Clauß
0:44:43–0:44:46
Ne, es sieht hier so aus.
Micz Flor
0:44:47–0:44:48
Hm? Wo bist du? Hier.
Florian Clauß
0:44:49–0:44:56
Okay. Ah ne, wir sind falsch. Wir müssen doch hier irgendwo hin. Ja, wir müssen doch.
0:44:58–0:45:02
Ich könnte die Taschenlampe rausholen, aber es wäre nicht so spannend.
0:45:02–0:45:05
Mann, wo ist denn hier ein Weg?
Micz Flor
0:45:06–0:45:08
Also ich sehe nichts mehr.
Florian Clauß
0:45:12–0:45:14
Warte mal, hier sieht es aus.
Micz Flor
0:45:14–0:45:18
Fühlt sich zumindest wie ein Weg an, bis einer von uns gegen einen Ast rennt.
Florian Clauß
0:45:19–0:45:20
Hauptsache kein Wildschwein.
Micz Flor
0:45:22–0:45:22
Wegschwein.
0:45:26–0:45:27
Das Wegschwein soll Weg sein.
0:45:30–0:45:32
Was ist hier? Ein Wegbier.
Florian Clauß
0:45:35–0:45:37
Now find the track.
Micz Flor
0:45:39–0:45:43
Welches ist, wo ist das nochmal mit dem, komm nicht vom Weg ab und dann sind
0:45:43–0:45:45
sie ja vom Weg abgekommen.
Florian Clauß
0:45:45–0:45:47
Das ist Rotkäppchen.
Micz Flor
0:45:47–0:45:51
Ne, aber es ist auch ein modernes Märchen. Also irgendein Film oder irgendeine.
0:45:52–0:45:54
Jetzt sind wir am richtigen Weg.
Florian Clauß
0:45:54–0:45:56
Jetzt sind wir ja der.
Micz Flor
0:45:56–0:45:58
Das, was hier so schmal ist wie ein Wildschwein.
0:46:02–0:46:07
Weg okay bist du sicher dass du deine karte genutzt dass die laufwege und nicht
0:46:07–0:46:09
hier weg vor ort hat und ich habe.
Florian Clauß
0:46:09–0:46:12
Die lehrer auf open street map falsch.
Micz Flor
0:46:12–0:46:14
Eingeblendet wildschwein denn hier.
Florian Clauß
0:46:14–0:46:18
Du hast deine wanderschuhe hast du auch die steigeisen dabei.
Micz Flor
0:46:18–0:46:25
Mein bowie mal ein eifer habe ich auch nicht mit gut aber wir kommen jetzt vom
0:46:25–0:46:27
weg nicht aber vom thema ein bisschen ab.
0:46:29–0:46:32
Ich muss ein bisschen passen. Und wo ich da irgendwie hängenbleibe,
0:46:32–0:46:38
ist das erotische Begehren des Konsumierens des eigenen Sohns.
0:46:38–0:46:42
Und dann bringt aber die Schwester, die das als gemeinsame Bedrohung erlebt,
0:46:43–0:46:47
die Mutter um und dann küssen sich die beiden. Muss ich passen.
Florian Clauß
0:46:48–0:46:51
Also kriegst du nicht so aufgelöst in deinen...
Micz Flor
0:46:51–0:46:54
Krieg ich. Ich meine, es geht ja sowieso nur um eine Plausibilitätsprüfung,
0:46:54–0:46:57
nicht um eine wahre Falschprüfung.
Florian Clauß
0:46:58–0:47:03
Ja, es wird ein bisschen weit hergeholt, also kann man schon den Verhaltenstherapeuten folgen.
Micz Flor
0:47:04–0:47:06
Aber hast du eine?
Florian Clauß
0:47:06–0:47:11
Nee, nee, überhaupt nicht. Ich wollte das jetzt nur mal so als Eckpunkte hinwerfen.
0:47:12–0:47:14
Ah, okay. Das ist ja schade.
Micz Flor
0:47:14–0:47:17
Ich habe mir nicht so viel Mühe gegeben, weil ich gedacht habe, du hast das was.
Florian Clauß
0:47:17–0:47:21
Nee, ich habe wirklich nicht. Das wäre wirklich so, ja, ich hätte ja schon die
0:47:21–0:47:27
Ansätze von quasi invertierte Geburt,
0:47:30–0:47:34
und Mutterhexe. Aber mehr ist da, glaube ich, auch nicht rauszuholen.
0:47:35–0:47:37
Also lassen wir das für dem.
Micz Flor
0:47:37–0:47:44
Ja, also was ich wirklich gut finde, ist dein Bild von die Hexe ist die Mutter,
0:47:45–0:47:47
und die ist ja dann auch tot, wenn die zurückkommen,
0:47:48–0:47:54
und das Ganze ist dann natürlich wieder nur so ein Jacobs leider Hungertraum,
0:47:54–0:47:59
was sie dadurch leben und der rettende Vater hat die Mutter umgebracht und die
0:47:59–0:48:01
Kinder wieder das Wald gesehen. Das ist jetzt sehr fiktiv.
Florian Clauß
0:48:01–0:48:05
Naja, ich meine, wir haben ja wirklich existenzielles Leid dahinter.
0:48:05–0:48:12
Die Mutter wird jetzt als böse, klar, sie ist böse, aber was macht man in Situationen,
0:48:12–0:48:14
wenn man nichts mehr zu essen hat?
0:48:14–0:48:18
Also klar, es ist ja im Tierreich genauso.
0:48:19–0:48:23
Da werden ja jetzt nicht die Eltern, die Eltern opfern sich nicht für die Kinder
0:48:23–0:48:27
auf, weil die Kinder sind nicht, die können sich nicht fortpflanzen.
0:48:28–0:48:31
Während die Eltern, die sind ja die, die nicht noch gebären können.
0:48:31–0:48:36
In Notsituationen lässt man die dann halt auch quasi auf der Strecke.
0:48:37–0:48:41
Also so ist es ja im Tierreich. Und so übertragen gesprochen.
Micz Flor
0:48:42–0:48:46
Oder Ratten essen ja sogar manchmal ihre Babys.
Florian Clauß
0:48:46–0:48:46
Machen sie das?
0:48:49–0:48:54
Okay. Ja, ich weiß, dass zum Beispiel, wenn ein, aber das führt auch ab von
0:48:54–0:48:57
dem her, nämlich wenn quasi der... Wenn es vom Weg abführt.
Micz Flor
0:48:57–0:48:57
Ist es mir recht.
Florian Clauß
0:48:58–0:49:02
Nee, wenn jetzt ein Löwe quasi die Herde übernimmt.
0:49:02–0:49:04
Das Pack, ich weiß nicht, wie es bei Böden heißt. Das Herde,
0:49:04–0:49:07
Herde. Nee, ich habe von Löwen gesprochen, nicht von Löwen.
0:49:07–0:49:13
Wenn die die Herde übernehmen, dann werden quasi von dem Vorgänger die ganzen
0:49:13–0:49:18
Kinder getötet. Weil das ist natürlich sein, wenn die Weibchen wieder früher
0:49:18–0:49:21
Geschlecht treiben und dann kann er seine Nachkommen zeugen.
0:49:22–0:49:27
Also ich meine, so eine biologische Komponente ist da drin und nicht von der
0:49:27–0:49:29
Hand zu weisen an der Stelle.
0:49:30–0:49:34
Aber wir können ja nochmal so ein bisschen durch die Figuren gehen.
Micz Flor
0:49:34–0:49:38
Ich glaube, für mich wäre es ja interessant zu gucken, was macht das Märchen
0:49:38–0:49:42
eigentlich so unheimlich? Weil ich kann mich noch als Kind daran erinnern,
0:49:42–0:49:45
dass mich eigentlich am meisten die Mutter gegruselt hat.
0:49:45–0:49:48
Die ich ja dann auch scheinbar in meiner Erinnerung gleich zur Stiefmutter gemacht habe.
Florian Clauß
0:49:48–0:49:52
Ja, die ist ja auch richtig, weil du hast wahrscheinlich die Version mit der Stiefmutter gelesen.
Micz Flor
0:49:52–0:49:56
Kann sein. Da gehen die ja auch dreimal raus.
Florian Clauß
0:49:56–0:50:03
Ja, nee, es ist ja auch dann quasi verständlicher. Eine Stiefmutter ist dann halt von sich aus...
Micz Flor
0:50:03–0:50:07
Aber es war einfach, das war das Unheimliche. Ich fand das hinten nie wirklich
0:50:07–0:50:10
unheimlich mit diesen Ofen.
0:50:10–0:50:12
Mit der Hexe. Ja, das war irgendwie alles so.
Florian Clauß
0:50:12–0:50:13
Ja, das war halt einfach Show.
Micz Flor
0:50:13–0:50:17
Also mich hat es nicht ergriffen als Kind. Ergriffen hat mich nur,
0:50:17–0:50:20
dass man die Kinder umbringen lassen muss.
0:50:20–0:50:24
Und die Identifikation dann mit den Kindern, die wissen, dass sie jetzt,
0:50:24–0:50:26
ja, klickt euch mal schlafen, wir kommen nachher wieder. Ja.
0:50:27–0:50:32
Und zu wissen, wir werden jetzt zurückgelassen und hoffentlich klappt unser Plan.
0:50:32–0:50:35
Und dann auch das Zurückkommen, ohne zu wissen, was passiert dann eigentlich,
0:50:35–0:50:37
wenn wir zurückkommen. Wir sollen ja tot sein.
0:50:37–0:50:42
Dann freut sich der Papa und die Mama tut so. Aber was haben die denen dann
0:50:42–0:50:45
eigentlich erzählt? Haben die dann gesagt, wir waren euch suchen.
0:50:48–0:50:51
Also wie kommt man da wieder raus? Die wissen das, die Kinder.
0:50:51–0:50:52
Das ist ja wie so eine Parallelwelt.
0:50:53–0:50:56
Die Familie ist ja total geteilt.
Florian Clauß
0:50:57–0:51:00
Ja gut, aber ich meine, die haben ja auch alle Informationen,
0:51:00–0:51:02
sind ja immer auf dem Tisch.
0:51:03–0:51:09
Also die Hexe spricht ganz klar aus, was sie vorhat, was ich auch so geil finde,
0:51:09–0:51:15
aber da gibt es keine Hidden Information. Er hat gesagt, ich brate deinen Hans und mach ein Brot dazu.
0:51:16–0:51:18
Bist du da? Are you in?
Micz Flor
0:51:20–0:51:23
Bloß, dass sie die Gretel auch braten möchte.
Florian Clauß
0:51:23–0:51:24
Das hat sie nie gesagt.
Micz Flor
0:51:25–0:51:27
Das hat sie verschwiegen, genau.
Florian Clauß
0:51:28–0:51:30
Aber das kommt ja gar nicht vor in der Geschichte.
Micz Flor
0:51:30–0:51:34
Doch, die göttliche Eingebung, die sagt, die will die dann braten im Ofen.
Florian Clauß
0:51:35–0:51:38
Ach nee, Gretel will dann die Hexe braten.
Micz Flor
0:51:38–0:51:40
Nein, die Hexe will doch Gretel braten.
Florian Clauß
0:51:40–0:51:40
Nein.
Micz Flor
0:51:41–0:51:44
Doch, das hast du doch gerade gehört. Siehst du, das hast du wieder verdrängt.
0:51:44–0:51:47
Die Hexe sagt, steig dann da mal drauf, ich schiebe dich rein,
0:51:47–0:51:51
läufst du rum, guckst, ob das Brot schon gut ist. Aber in Wahrheit möchte sie
0:51:51–0:51:52
die Gretel nämlich auch braten.
Florian Clauß
0:51:52–0:51:53
Das weißt du nicht.
Micz Flor
0:51:54–0:51:56
Das sagt die Geschichte.
Florian Clauß
0:51:56–0:51:58
Nein, nein, Gretel ist ja...
Micz Flor
0:51:58–0:52:00
Wollen wir jetzt eine kurze Pause machen und mal diese Stelle hören?
Florian Clauß
0:52:00–0:52:01
Bist du dir sicher?
Micz Flor
0:52:02–0:52:04
Ja, aber ich weiß, dass du meistens recht hast.
Florian Clauß
0:52:04–0:52:10
Wenn wir streiten. Ich habe es so verstanden, dass sie da wirklich Gretel als Assistentin braucht,
0:52:11–0:52:14
und das zu checken, weil dann, wenn sie den Hintergedanken hat,
0:52:14–0:52:19
dass sie die braten will, dann ist die doch nicht so doof, um selber da reinzustecken.
0:52:19–0:52:20
Dann lässt sie doch nichts überlisten.
0:52:21–0:52:24
Weißt du, wenn du selber weißt, oh ja, wenn ich jetzt in den Ofen steige,
0:52:25–0:52:26
dann macht sie die Klappe zu.
Micz Flor
0:52:26–0:52:29
Okay, jetzt muss ich es nochmal hören. Das war wahrscheinlich,
0:52:29–0:52:33
ich würde schätzen, 36 Sekunden vor Schluss.
Florian Clauß
0:52:34–0:52:36
Ja, warte mal, wir gucken mal. Setz dich auf das Brett.
Micz Flor
0:52:36–0:52:40
So will ich dich hineinschieben. Da kannst du darin herumgehen und nachsehen.
0:52:42–0:52:47
Wenn aber Gretel darin war, da wollte sie zumachen und Gretel sollte in dem heißen Ofen.
Florian Clauß
0:52:47–0:52:50
Backen und sie wollte es auch aufessen. Okay, du hast recht.
0:52:51–0:52:53
Okay, dann ist die Hexe wirklich dumm.
Micz Flor
0:52:56–0:52:59
Aber daran habe ich mich ehrlich gesagt auch nicht erinnert.
0:52:59–0:53:00
Das war in meiner Erinnerung vielleicht eine andere Version.
Florian Clauß
0:53:01–0:53:05
Nee, nee, interessant. Ich habe es komplett weggehört. Interessant.
0:53:05–0:53:09
Okay, das heißt, die Hexe ist richtig dumm.
0:53:10–0:53:12
Das sieht dann halt irgendwie so auch dieses...
Micz Flor
0:53:13–0:53:17
Nein, muss ja nicht doof sein. Das heißt, sie hat ja in gewisser Weise die Gretel
0:53:17–0:53:26
als Komplizin, indem sie völlige Transparenz über den Mord des Hänsels ihr gegenüber äußert.
0:53:26–0:53:33
Und dadurch dann vielleicht denkt, dass Gretel auch weiß, dass sie eine Komplizin
0:53:33–0:53:37
ist und deshalb wird sie nicht vermuten, dass sie getötet werden wird.
Florian Clauß
0:53:37–0:53:41
Okay, ja gut, das ist dann wieder so die Mitwisserschaft, die dann auch so,
0:53:41–0:53:44
ja, okay, Punkt für dich.
Micz Flor
0:53:44–0:53:50
Naja, also mein erster Punkt in 64 Folgen.
Florian Clauß
0:53:50–0:53:56
Naja, hör auf. Okay, die unterschiedlichen Rollen, also das,
0:53:56–0:53:59
was, die ganzen Informationen liegen ja immer auf dem Tisch.
0:53:59–0:54:03
Wir sind ja dahin gekommen, dass eben auch die Kinder die Informationen haben,
0:54:03–0:54:07
dass sie von den Eltern weggeschickt werden. Also es ist ja so,
0:54:07–0:54:11
wenn du die Geschichte, die anschaust, als eine Geschichte der Täuschung.
0:54:11–0:54:16
Wer täuscht wen? Gleichzeitig gibt es Informationen für den Hörer.
0:54:16–0:54:21
Oh, hier gibt es eine Gabelung. Ich glaube, wir müssen geradeaus.
0:54:22–0:54:23
Geradeaus.
0:54:24–0:54:32
Der Zuhörer, der weiß ja ungefähr, was passieren wird, weil er die Information hat.
0:54:33–0:54:36
Gleichzeitig täuschen sich die Figuren innerhalb der Geschichte.
0:54:36–0:54:40
Das heißt, Hans hat diese Eingebung mit den Batzen.
0:54:41–0:54:45
Batzen ist übrigens, das hatte ich auch in einem Podcast gehört,
0:54:45–0:54:51
Batzen ist eine Münzprägung, eine relativ frühe, ich weiß nicht wann, aus dem 14.
0:54:51–0:54:56
Oder 15. Jahrhundert. und das ist halt so ein Silberling, der dann halt so glänzt.
0:54:56–0:55:01
Wenn man dann zurückschaut, es glänzt wie Batzen, diese Kieselsteine.
Micz Flor
0:55:01–0:55:10
Irre, wenn das 1815 aufgeschrieben eine Referenz auf eine Silbermünze von 1400 irgendwas.
Florian Clauß
0:55:10–0:55:15
Ich denke mal, der Batzen, der Begriff wird dann auch nicht nur im 14.
0:55:15–0:55:20
Jahrhundert bestehen geblieben sein, sondern hat sich dann auch die ganze Zeit nachgetragen.
0:55:20–0:55:24
Und jetzt ist ja immer noch so ein Batzen, ist ja noch so eine Mengeneinheit.
0:55:24–0:55:26
Ich habe einen Batzen Sack oder so.
Micz Flor
0:55:26–0:55:31
Aber es ist ja eine vage Mengeneinheit. Ein Batzen ist immer viel von etwas.
0:55:32–0:55:35
Für einen Batzen Mehl ist es was anderes als ein Batzen Autoreifen.
0:55:37–0:55:38
Also keine Einheit.
Florian Clauß
0:55:39–0:55:44
Ja, es ist sowas wie Zeug. Zeug ist ja auch so ein Sammelbegriff für alles Mögliche.
0:55:44–0:55:46
Du kannst ein Fahr- oder ein Spiel draus machen.
0:55:47–0:55:55
Auf jeden Fall die Die Kinder täuschen die Eltern, die Eltern täuschen die Kinder.
0:55:55–0:56:01
Die Hexe täuscht die Kinder, die Kinder täuschen die Hexe. Das ist ja Wahnsinn.
0:56:02–0:56:10
Es geht ja so reihrum. Und die Kinder gehen als Sieger aus diesem ganzen Spiel hervor.
Micz Flor
0:56:11–0:56:14
Und der Erzähler täuscht den
0:56:14–0:56:19
Zuhörer oder Zuhörerin, weil in Wahrheit bringen alle drei die Mutter um.
Florian Clauß
0:56:21–0:56:24
Ich habe tatsächlich noch mal als Vorbereitung zur Sendung, habe ich dann noch
0:56:24–0:56:31
mal so nach bestimmten Filmadaptionen geguckt und habe mir eine angeschaut,
0:56:31–0:56:34
die heißt nämlich nicht Hänsel und Gretel, sondern Gretel und Hans.
0:56:35–0:56:42
Und das ist dann ein Horrorfilm. Und es geht eigentlich, es spielt die Hauptdarstellerin,
0:56:42–0:56:45
die auch in It, diese Neuverfilmung ist,
0:56:46–0:56:53
die ich ganz gut fand, die im ersten Teil zumindest, spielt da die Gretel.
0:56:53–0:56:58
Und da geht es um diese, genau um diese feministischen Aspekte bei dem Film.
0:56:59–0:57:05
Und der ist ein bisschen langweilig, der Horrorfilm, aber es geht so ein bisschen
0:57:05–0:57:07
auch um das Enhancement von ihr dann.
0:57:07–0:57:12
Sie wird dann von der Hexe eingewiesen in die Zauberkünste und kommt dann in
0:57:12–0:57:14
irgendeinen Punkt, wo sie sich dann halt der Hexe widersetzt.
0:57:14–0:57:19
Ja, aber es ist sehr langsam erzählt, aber hat eine Stimmung.
0:57:20–0:57:22
Wollte ich nur so als Sidekick.
0:57:23–0:57:30
Dazu sagen. Was können wir noch über den Film, über das Märchen sagen?
0:57:30–0:57:33
Also der Vater, der Vater ist so ein bisschen getrieben.
0:57:34–0:57:38
Das ist so ein bisschen so einer, der, okay, wenn ich die Kinder schon einmal
0:57:38–0:57:40
in den Wald geführt habe, dann mache ich es auch ein zweites Mal.
0:57:41–0:57:47
Man kann seine ganzen moralischen Entscheidungen nicht irgendwie hinterfragen,
0:57:47–0:57:49
sondern wer A sagt, muss auch B sagen.
0:57:50–0:57:51
Ist so ein bisschen so Ja.
Micz Flor
0:57:52–0:57:56
Ich finde, dass der Vater und die Mutter, die sind so ein bisschen in diesen
0:57:56–0:58:01
Rollen der weisen König und Königin, also die alten König und Königin,
0:58:01–0:58:05
weil der König wird ja oft im Märchen so altersmilde und weise.
0:58:06–0:58:11
Was darauf zurückzuführen ist, dass aus dem jungen Mann das Testosteron,
0:58:11–0:58:15
die Produktion nimmt ab und dadurch wird dieses harsch-männliche dann im Verhalten
0:58:15–0:58:20
und in den Gedanken und Emotionen nicht mehr so vordringlich.
0:58:20–0:58:21
Und dann wird er milder.
0:58:21–0:58:26
Und bei Frauen ist es umgekehrt, das Östrogen nimmt ab und dadurch werden die
0:58:26–0:58:29
härter und harscher. Daher kommen dann diese Stereotypen.
0:58:30–0:58:33
Und das finde ich ist bei den Eltern so ein bisschen der Fall.
0:58:33–0:58:37
Weil im Prinzip ist der Mann, wenn es die Mutter ist, ist der Mann ja in der
0:58:37–0:58:42
Rolle der Mutter, der die Kinder schützen will. Oh, hier knackt es überall im Unterholz.
0:58:45–0:58:47
Was machst du mit mir?
Florian Clauß
0:58:48–0:58:51
Ich bin doch ein Piederecker und ich erfahre es. Der will sie ja nicht wirklich
0:58:51–0:58:54
schützen, sondern er führt sie dann eben auch weg.
0:58:54–0:58:59
Also das heißt, seine schützende Rolle ist halt nur so ein Mitleid und er wird
0:58:59–0:59:01
dafür belohnt. Also er kriegt das Pay-Off.
0:59:01–0:59:07
Die bringen da die ganzen Schätze aus dem Hexenhaus und dann werden die alle
0:59:07–0:59:09
reich, während die Mutter gestorben ist.
0:59:10–0:59:14
Also wir haben tatsächlich auch so Familiensituationen mit Patchwork.
0:59:14–0:59:19
Es war auch zu der Zeit absolut üblich, meine Kinder, deine Kinder, unsere Kinder.
0:59:19–0:59:24
Das heißt, durch eben viel...
Micz Flor
0:59:24–0:59:26
Woher nimmst du diesen...
Florian Clauß
0:59:26–0:59:27
Hast du so gesagt.
Micz Flor
0:59:27–0:59:28
Diese Worldbuilding-Masin?
Florian Clauß
0:59:28–0:59:33
Das hat meine Mutter immer gesagt, das war halt in der Familie,
0:59:33–0:59:38
so nach dem Krieg oder im Krieg war das halt so, da wurde halt quasi,
0:59:38–0:59:44
weil auch eben viele Männer gestorben sind, es gab neue Familien,
0:59:44–0:59:47
Familienkonstellationen, jeder hat seine Kinder mitgebracht.
Micz Flor
0:59:48–0:59:49
Kommen wir gerade vom Weg ab.
Florian Clauß
0:59:49–0:59:50
Nee, wir kommen nicht vom Weg ab.
0:59:52–0:59:56
Deswegen so, meine Kinder, deine Kinder, unsere Kinder. Deswegen ist das eine
0:59:56–0:59:57
absolut normale Situation gewesen.
0:59:58–1:00:01
Wir sind gleich wieder bei der Autobahn, wenn dich das beruhigt.
1:00:02–1:00:07
Und so war es ja eigentlich immer schon. Also die Familie war eine Zweckgemeinschaft.
1:00:07–1:00:10
Es war eine Zweckgemeinschaft, eine wirtschaftliche Einheit,
1:00:11–1:00:14
die sich dann natürlich, weil viel, auch die Sterblichkeitsrate war sehr hoch.
Micz Flor
1:00:15–1:00:17
Ja, vor allen Dingen auch die Kindersterblichkeit war sehr hoch.
Florian Clauß
1:00:17–1:00:22
Die Kindersterblichkeit, Erwachsenensterblichkeit, man hat dann viel eingeheiratet.
1:00:22–1:00:24
Das kann man sich ja heute nicht mehr so vorstellen.
1:00:24–1:00:28
Aber es war halt völlig üblich. Deswegen ist dieses mit den Stiefmüttern auch
1:00:28–1:00:29
gar nicht so weit hergeholt.
1:00:29–1:00:32
Kann ja tatsächlich sein. Und dann können sie auch noch weiter denken,
1:00:32–1:00:35
dass die Kinder gar nicht Geschwister sind, sondern Halbgeschwister.
1:00:36–1:00:37
Dann können sie wieder Inzest machen.
Micz Flor
1:00:37–1:00:38
Können sie sich küssen.
Florian Clauß
1:00:39–1:00:43
Geht doch alles. Steckt doch alles drin in der Geschichte.
1:00:44–1:00:50
Also was ich dann noch interessant, wo ich auch wirklich so nicht diesen Konflikt,
1:00:50–1:00:52
das hatte ich ja schon erwähnt, kann ich nicht so richtig auflösen.
1:00:52–1:00:56
Die Hexe schwimmt in Kalorien, will aber den Hans braten.
1:00:56–1:01:00
Deswegen muss man ja irgendwas Rituelles dahinter vermuten.
1:01:01–1:01:05
Und dann ist aber auch so das Hexenhaus. Das ist ja so der Klassik, der Archetyp.
1:01:06–1:01:10
Das ist ja wirklich so, das Hexenhaus ist ja so quasi so die,
1:01:11–1:01:14
wie soll man sagen, so diese Venusfalle.
Micz Flor
1:01:15–1:01:19
Ja, das ist auch das Bild, was ich hatte. Das Hexenhaus ist die Falle und die
1:01:19–1:01:25
Und die Hexe ist keine Vegetarierin, sondern die muss Fleisch essen.
1:01:25–1:01:26
Das ist quasi eine Katze.
Florian Clauß
1:01:26–1:01:30
Ja, okay. So könntest du es ja. Die muss Fleisch essen.
Micz Flor
1:01:30–1:01:32
Aber er will ja auch wiederum Brot backen. Das geht ja auch nicht.
1:01:33–1:01:35
Und kann reden. Katzen können nicht reden, oder?
Florian Clauß
1:01:35–1:01:38
Ja, aber wenn die sich verwandeln, Gestaltswandler, kann dann auch reden.
1:01:40–1:01:40
Stimmenwandler sozusagen.
Micz Flor
1:01:40–1:01:41
Now we're talking.
Florian Clauß
1:01:43–1:01:45
Nein, aber gut. Okay, die braucht Fleisch.
1:01:46–1:01:48
Okay, können wir zulassen.
Micz Flor
1:01:48–1:01:53
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sowas, na gut, vielleicht religiös gab es
1:01:53–1:01:57
vielleicht sowas wie Vegetarismus oder nicht.
1:01:57–1:02:04
Aber ich glaube nicht, dass man das da reinweben kann, dass die Fleisch essen muss.
Florian Clauß
1:02:05–1:02:11
Ich erinnere mich nur an eine Käpt'n Blaubeer aus dem 13,5 Leben des Käpt'n
1:02:11–1:02:12
Blaubeers von Walter Mörs.
1:02:12–1:02:18
Da gibt es auch so eine Insel, die dann halt den Captain, den Kleptenbau,
1:02:18–1:02:24
das ist halt auch so ein Tier, was dann halt alles mögliche an leckerstem Essen
1:02:24–1:02:26
auf so einer Insel herstellen kann.
1:02:26–1:02:31
Und zum Schluss, als er über ein Jahr auf dieser Insel ist, der Captain Blaubeer
1:02:31–1:02:37
da gestrandet, ist er halt so voll gefressen, dass er noch nicht mal sich aufstehen kann zum Essen.
1:02:38–1:02:42
Und dann soll er gegessen werden von diesem. Und dann kommt halt,
1:02:42–1:02:49
dann kommt Deus Ex Machina, das ist ein Vogel, die in letzter Sekunde immer retten.
1:02:52–1:02:56
Deren Profession, dass die dann halt immer den spannendsten Moment abwarten
1:02:56–1:02:58
und dann kommen und die Leute retten.
1:02:58–1:03:00
Ja, das ist super. Das ist ein Archeopteryx.
1:03:01–1:03:06
Ja, es ist großartig. Große Empfehlung für 13,5 lebendes Käpt'n Blaubeer.
Micz Flor
1:03:06–1:03:09
Ich möchte auch noch zu Hansel und Gretel was sagen.
1:03:10–1:03:15
Kennst du dieses Buch, was von so einem Dorfschullehrer geschrieben ist,
1:03:15–1:03:21
der das Hobby archäologisch gesucht hat und in der Tat dieses Hexenhaus im Wald gefunden hat?
Florian Clauß
1:03:21–1:03:21
Nein.
Micz Flor
1:03:22–1:03:30
Das ist total verrückt. Und zwar war das ja, ich weiß jetzt gar nicht mehr genau, wo die herkommen.
1:03:30–1:03:33
Das ist in irgendeiner Nähe von Hessen oder ist noch in Südhessen irgendwo.
1:03:33–1:03:35
Und auf jeden Fall wurde da eine Autobahn gebaut.
1:03:36–1:03:39
Und ich kriege es nicht mehr genau zusammen. Es ist ein kleines Büchlein,
1:03:39–1:03:42
vielleicht 120 Seiten, mit Fotos und Illustrationen und Karten.
1:03:42–1:03:48
Und der Dorfschullehrer hat irgendwie gesehen, da wurde beim Autobahnbau dann
1:03:48–1:03:51
beim Fundamentgießen wurde ein Grunddings gefunden,
1:03:51–1:03:56
irgendwie ein Haus gefunden und ich weiß nicht mehr, wie das irgendwie die Spur
1:03:56–1:03:59
gelegt hat, aber irgendwie hat er dann angefangen zu überlegen, ob das,
1:04:01–1:04:05
mit dem Märchen zusammenhängen könnte, weil, oder haben die das Haus im Wald gefunden.
1:04:07–1:04:09
Und er hat dann auch so Experimente gemacht, wie viele Steine,
1:04:09–1:04:13
hat dann so einen Radius abgesteckt, hat gesucht, hat dann Stichgräben gezogen,
1:04:13–1:04:15
hat dann auch wirklich eben auch so einen Ofen gefunden.
1:04:16–1:04:19
Eine total verrückte Geschichte, hat dann auch noch alte Kupferstiche.
Florian Clauß
1:04:20–1:04:22
Darf ich da kurz reingrätschen?
Micz Flor
1:04:22–1:04:22
Ja.
Florian Clauß
1:04:22–1:04:24
Es gibt tatsächlich eine Fake-Geschichte.
Micz Flor
1:04:24–1:04:25
Ja, das ist die.
Florian Clauß
1:04:25–1:04:26
Das ist die Fake-Geschichte.
Micz Flor
1:04:26–1:04:27
Das weiß ich, ja.
Florian Clauß
1:04:27–1:04:29
Das ist von dem Gründer von Titanic.
Micz Flor
1:04:29–1:04:33
Genau. Und das Lustige ist halt, ich habe die damals gelesen,
1:04:33–1:04:36
die stand bei meinen Eltern irgendwie im Regal, als ich vielleicht 14 war oder so.
1:04:36–1:04:39
Da habe ich angefangen zu lesen und ich habe es irgendwie verpasst,
1:04:39–1:04:43
den Klappentext zu lesen oder ich habe das für wahre Münzen gelesen.
1:04:43–1:04:45
Und deshalb habe ich es jetzt auch so erzählt und ich weiß noch,
1:04:45–1:04:48
wie ich total durch den Wind war.
1:04:49–1:04:51
Ey, warum weiß das keiner?
1:04:53–1:04:59
Das war im Prinzip ein Conspiracy-Opfer, aber das ist so genial gemacht.
1:04:59–1:05:02
Und dann sind auch irgendwie diese alten Kupferstiche, die er dann mit echten
1:05:02–1:05:05
Fotos von Bäumen und dann überlegt, das könnte der Weg sein,
1:05:05–1:05:09
wenn dieser Baum, das war, das ist ein Tatsachenbericht, das ist es gar nicht und so.
1:05:09–1:05:13
Und hat dann irgendwie die Hexe, die Hexe wurde nämlich dann irgendwie verbannt
1:05:13–1:05:16
und die war eigentlich das Opfer, das kann man dann irgendwie so rastigen.
1:05:16–1:05:19
Ich war total, ich habe das an einem Wochenende durchgelesen,
1:05:19–1:05:24
im Spätsommer zu Hause auf dem Land und war dann, ich bin dann zu meinen Eltern,
1:05:24–1:05:27
ich weiß nicht mehr genau, aber die haben mich dann irgendwie aufgeklärt.
1:05:27–1:05:31
Als ich dann total innerlich zerrüttete, erkennt ihr das Boot?
1:05:32–1:05:36
Die Hänselkette. Es ist wirklich großartig.
Florian Clauß
1:05:36–1:05:40
Ja, das ist großartig, dass du da so reingefallen bist.
Micz Flor
1:05:40–1:05:46
Total. Und ich würde das Buch auch niemandem geben, ohne den Klappentext aus
1:05:46–1:05:47
der Kamera rauszureißen.
1:05:47–1:05:49
Nur das Innen. Guck mal, was ich da auf dem Flohmarkt gefunden habe.
Florian Clauß
1:05:51–1:05:57
Ja, toll. Toll, toll. Aber worum es mir eigentlich noch mal geht bei dieser
1:05:57–1:06:00
Geschichte von Hänsel und Gretel ist eben,
1:06:01–1:06:10
Das, was da erzählt wird, nämlich, es geht ja um das Erwachsenwerden von den beiden.
1:06:11–1:06:14
Es geht darum, dass die, es ist ja eigentlich
1:06:14–1:06:18
eine ganz klassische Coming-of-Age-Geschichte, die erzählt wird.
1:06:19–1:06:24
Und da sind wir ja bei einer meiner Lieblingsfilmgenres, das Coming-of-Age.
1:06:24–1:06:26
Finde ich großartig.
Micz Flor
1:06:26–1:06:27
Da weckst du auch noch raus.
Florian Clauß
1:06:28–1:06:34
Nein, es gibt halt auch viele independent Arthouse-Filme, die da drin spielen. Coming of Age.
1:06:34–1:06:42
Also hier zum Beispiel so die Klassiker aus den 80ern. Terrace macht Blau und The Breakfast Club.
1:06:42–1:06:44
Hast du auch geguckt und geliebt, oder? Natürlich.
1:06:45–1:06:53
Und 90er, so My Private Idaho und Kids, Gummo, die Filme, ja.
1:06:54–1:06:59
Oder dann Ghost World von Daniel Klaffs, die Verfilmung.
1:07:00–1:07:03
Oder ich meine, Harry Potter ist eigentlich auch Coming of Age,
1:07:03–1:07:05
diese ganzen Geschichten, ne.
1:07:06–1:07:12
Oder, was haben wir noch? Jetzt so ganz die neueren Call Me By Your Name.
1:07:13–1:07:16
Hast du den gesehen? Ist auch toll.
1:07:17–1:07:22
Call Me By Your Name oder hier Aftersun, der britische Film,
1:07:22–1:07:28
der vor zwei Jahren auch so Preise abgeräumt hat. Ganz toller Film. Unbedingt gucken.
1:07:28–1:07:34
Also es gibt ganz viele tolle Filme und die haben auch immer so das Thema, was ist Coming of Age?
1:07:34–1:07:39
Vielleicht kannst du das auch nochmal so von der Entwicklungsgeschichte besser einordnen.
1:07:39–1:07:42
Also es gibt ja zum Beispiel Kinder- und Jugendpsychologie. Das ist ja nochmal
1:07:42–1:07:49
mal ein anderes Thema als Erwachsenen, sag ich mal, Psychotherapie, ja, wo dann Kinder so,
1:07:49–1:07:54
ich weiß nicht, ob du formbarer sagen kannst, aber vielleicht sind da noch mehr
1:07:54–1:07:59
Sachen, die erstmal so noch nicht so fixiert sind, wie bei ausgewachsenen Menschen, ja,
1:08:00–1:08:06
also das Coming of Age ist ja häufig, dass man in so einer existenziellen Situation
1:08:06–1:08:10
dann steckt oder sich so existenzielle Fragen stellt, dass man auch,
1:08:10–1:08:13
quasi an so einer.
1:08:14–1:08:18
Hellen Geschichte hat, wo du bestimmte Entscheidungen oder dass du von einer
1:08:18–1:08:23
bestimmten Situation gestellt wirst, die du lösen musst, also wie bei Grete,
1:08:23–1:08:29
sie will nicht gebacken werden, wie wir gelernt haben, oder Hans retten, ja, also existenziell,
1:08:29–1:08:32
gleichzeitig aber noch so etwas Kindliches in dir hast,
1:08:32–1:08:38
was dann so eine gewisse, Ja, eine Kindlichkeit in dieser ganzen Geschichte
1:08:38–1:08:41
mit sich bringen und diese Überwindung, also eine Initiation,
1:08:41–1:08:45
das ist quasi so ein Initiationsritus, dafür ist auch der Wald immer so da,
1:08:45–1:08:52
als Initiation für eine neue Phase im Leben und dass du gleichzeitig in diesen
1:08:52–1:08:58
Entscheidungen, die du in dieser Situation machen musst, dann dein Moralsystem,
1:09:00–1:09:05
Also du wirst quasi, du wächst an deinen Entscheidungen, du kannst dich,
1:09:05–1:09:09
du wirst so auf das Leben oder du bereitest dich auf das Leben vor.
1:09:09–1:09:13
Ja, dann gibt es halt natürlich auch so mit Liebe und so weiter ist auch mit
1:09:13–1:09:15
drin, ja, solche Sachen.
Micz Flor
1:09:19–1:09:24
Solche Sachen mit großem L, wünschen, lieben.
Florian Clauß
1:09:26–1:09:30
Aber ich finde es einfach eine schöne schöne geschichte und ich glaube auch
1:09:30–1:09:32
dass wir es dann halt so das.
Micz Flor
1:09:32–1:09:33
Märchen meint das.
Florian Clauß
1:09:33–1:09:36
Coming of age das genre aber das was
1:09:36–1:09:39
es dann halt auch bei dem märchen so stark macht weil es auch so eine empathische
1:09:39–1:09:46
seite den von den kindern mit aufgabe es ist so diese urangst von kindern die
1:09:46–1:09:50
irgendwie damit verhandelt aber gleichzeitig geht es gut aus Und es gibt dann
1:09:50–1:09:53
halt wirklich so den Kindern Mut und Kraft,
1:09:53–1:09:57
so eine Situation durchzustehen.
1:09:57–1:09:59
Und das finde ich so toll an Hänsel und Gretel.
Micz Flor
1:10:00–1:10:05
Ja, also für mich ist Hänsel und Gretel auf alle Fälle auch das Märchen.
1:10:06–1:10:10
Also wenn du fragst, was fehlt denn da noch, dann ist das halt das Märchen.
1:10:10–1:10:14
Hänsel und Gretel ist zumindest im deutschen Sprachraum das Märchen.
1:10:15–1:10:18
Ich bin mir sicher, in Irland, Schottland, keine Ahnung, ist das anders. aber
1:10:18–1:10:21
gleichzeitig war es für mich einfach
1:10:21–1:10:24
auch ein märchen was mich schon
1:10:24–1:10:27
meinte nur die sachen die ich mit meiner welt verbinden konnte
1:10:27–1:10:31
also dieses familiengefüge am anfang der geschichte und dieses
1:10:31–1:10:37
verstoßen werden das ungeburt sterben sollen das mit das hat was mit mir gemacht
1:10:37–1:10:43
dass andere gar nicht egal ob es magisch ist oder nicht aber vielleicht auch
1:10:43–1:10:49
weil natürlich dieses dass dieses Lebkuchenhaus als Bild schon existent war in meiner Welt,
1:10:49–1:10:51
bevor das Märchen wirklich verstanden war.
1:10:53–1:10:55
Scheiße, kann man hier überhaupt rüber?
Florian Clauß
1:10:55–1:10:56
Ja, müssen wir.
1:10:58–1:10:59
Warum nicht?
Micz Flor
1:11:00–1:11:01
Naja, weil hier immer Autos kommen.
Florian Clauß
1:11:02–1:11:04
Es ist trotzdem eine Straße.
Micz Flor
1:11:12–1:11:14
Es ist hier noch unheimlicher als im Wald.
Florian Clauß
1:11:20–1:11:21
Wir sind jetzt wieder unter der Avos.
1:11:24–1:11:26
Das heißt, wir haben den Wald überlebt.
1:11:28–1:11:33
Und wenn ihr sehen wollt, wo wir jetzt im Dunkeln langgelaufen sind,
1:11:33–1:11:40
dann schaut auf unsere Internetseite auf eigentlich-podcast.de,
1:11:41–1:11:46
und da findet ihr auch mehr Informationen zu dem Märchen Hansel und Gretel.
1:11:46–1:11:49
Da werde ich noch ein paar Quellen ablegen.
1:11:50–1:11:53
Ja, so viel sind wir weiter.
1:11:54–1:11:56
Märchenfolge, mal gucken, ob
1:11:56–1:12:00
wir noch klassische Märchen bei den Gebrüdern Grimm oder anderswo finden.
1:12:00–1:12:05
Ist auf jeden Fall immer wieder so eine Anekdote wert.
1:12:06–1:12:08
Also ich finde, die Märchenfolge macht immer Spaß, oder?
Micz Flor
1:12:08–1:12:11
Du hast jetzt schon irgendwie abmoderiert. Sind wir jetzt fertig, oder was?
Florian Clauß
1:12:11–1:12:15
Also das war eigentlich Podcast Episode 64.
1:12:16–1:12:21
Ich hoffe, ihr hattet ein bisschen Spaß. ich hoffe ihr habt euch ein bisschen
1:12:21–1:12:27
auch gegruselt so wie wir im wald jetzt sind wir wieder im wald so also danke.
Micz Flor
1:12:27–1:12:29
Auch dass du für mich die abmoderation übernimmt.
Florian Clauß
1:12:29–1:12:30
Eigentlich wieder.
Micz Flor
1:12:30–1:12:34
Eigentlich wieder meine aufgabe aber weil du laufend redest und beim laufen
1:12:34–1:12:37
redest denkst du gar nicht mehr an mich.
Florian Clauß
1:12:37–1:12:42
Doch ich denke immer an dich aber ich muss jetzt auch gucken dass wir ordentlich
1:12:42–1:12:48
laufen und dass wir auf track bleiben okay dann sage ich tschüss bis zum nächsten mal Und.
Micz Flor
1:12:48–1:12:50
Ich mache noch hinein in diese...

Mehr

Soylent Green isst Menschenfleisch

Wir starten unsere Episode im ruhigeren Teil des Treptower-Parks. Flo bringt wieder einen Film als Thema mit: Wir sprechen über den Filmklassiker "Soylent Green", der eine dystopische Zukunftsvision von Überbevölkerung, Umweltzerstörung und Ressourcenknappheit zeigt. Der Film erschien ein Jahr nach dem Bericht "Die Grenzen des Wachstums" des Club of Rome und gehört somit zu den ersten Ökodystopien. Der Regisseur Richard Fleischer inszenierte den Film im Jahre 1973. Fleischer hat sich in Hollywood eher als B-Picture Regisseur etabliert. Auch, weil er sich nicht von den Studiobossen in seine Filme reinreden ließ. Er hat in unterschiedlichen Genres Filme geschaffen, mit einer eigenen starken Ästhetik und mit vielen namenhaften Schauspielern wie Charlton Heston, Kirk Douglas oder Arnold Schwarzenegger zusammengearbeitet. Flo erzählt im ersten Teil der Episode die Geschichte des Films nach und Micz kann noch einige Szenen aus seiner Erinnerung beisteuern. Der Film hat starke Bilder geschaffen, die sich lange ins Gedächtnis einschreiben: ein von schlafenden Menschen übersäumtes Treppenhaus oder Radlader, die die Demonstranten willkürlich in Containern wegbaggern und natürlich das monströse Ende des Films: "Soylent Green is people", noch treffender im Deutschen: "Soylent Green ist Menschenfleisch". Uns treibt die Frage, wie unwissender Kannibalismus in einer desolaten Gesellschaft geduldet werden kann. Uns treibt auch in der Diskussion die Zukunftsvision des Filmes - was ist nach über 50 Jahren eingetroffen und was nicht: Überbevölkerung, mächtige Megacorps, Klimaerwärmung, die massive Kluft zwischen Arm und Reich. Mitten in unserem Gespräch werden wir auf offener Wiese angegriffen: wilde Junikäfer wirbeln in der Abenddämmerung um unsere Köpfe und Mikros, so dass wir Reißaus nehmen müssen. Der Angriff trifft nicht nur uns, sondern sämtliche Parkbesucher. Wie sich später in einem Zeitungsartikel herausstellt, suchen die Junikäfer am Abend den Schutz von Bäumen, um sich zu paaren. Für die Junikäfer waren wir also nichts weiter als laufende und sprechende Bäume. Tsss…

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Florian Clauß
Erzähler
avatar
Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:03
Wir fangen jetzt mit Klatschen an? Das geht nicht. Wir brauchen ein bisschen
0:00:03–0:00:06
Vorlauf, weil das Klatschen muss ja genau auf dem Trailer geschnitten werden.
0:00:20–0:00:24
Ja, hallo! Willkommen zu eigentlich Podcast Folge 30.
0:00:25–0:00:29
Die große Drei, wir haben sie erreicht. Das Leben geht weiter.
0:00:32–0:00:36
Ich bin Mitch Flohr und neben mir läuft Florian Klaus.
0:00:38–0:00:43
Klingt schön hier im Wald, oder? Wenn man nicht weiß, wo wir sind,
0:00:43–0:00:46
würde man denken, wir sind irgendwo in der Natur. Aber wer wissen will,
0:00:46–0:00:48
wo wir sind, kann einfach auf der Webseite sehen.
0:00:48–0:00:52
Wir sind Mitch Flohr eben und ich bin Florian Klaus.
0:00:53–0:00:58
Wir reden beim Laufen und reden laufend. Das heißt, wir machen immer eine Tour,
0:00:58–0:01:02
die als GPS-Track dann auch auf der Website zu sehen ist.
0:01:03–0:01:08
Und da könnt ihr sehen, wir sind in dem verlasseneren Teil vom Treptower Park.
0:01:11–0:01:15
Flos letzte Folge, also unsere vorletzte Folge, endete auch im Treptower Park.
0:01:16–0:01:19
Allerdings auf der Seite, die spreezugewandt ist, da ist immer was los.
Florian Clauß
0:01:19–0:01:22
Insel der Jugend, war glaube ich der letzte ort
0:01:22–0:01:25
jetzt sind wir einfach nur
0:01:25–0:01:29
über die straße drüber und sind
0:01:29–0:01:34
ganz zwei wochen später genau vier
0:01:34–0:01:37
wochen später stimmt wir sind vier wochen später
0:01:37–0:01:44
aber über die straße weil wir kommen alle 14 tage raus donnerstag in der früh
0:01:44–0:01:56
und sind mittlerweile im zweiten jahr unserer eigentlich Podcast-Serie und eigentlich sind wir ja,
0:01:56–0:02:02
ich muss ich muss es wieder bringen, obwohl sie da schon abgedroschen sind, ist ein Film-Podcast.
Micz Flor
0:02:05–0:02:08
Das ist nicht abgedroschen, das ist unser Running Gag, den muss man immer wieder
0:02:08–0:02:12
so reinschmeißen, weil wir eigentlich ein Film-Podcast sind, so in der Art.
Florian Clauß
0:02:12–0:02:13
So ist es natürlich.
Micz Flor
0:02:13–0:02:17
Wir sind wir eigentlich auch, weil ich habe jetzt eben diese kategorien angelegt
0:02:17–0:02:25
und film ist auf alle fälle am meisten bespielt film ist das auch was uns immer
0:02:25–0:02:30
wieder so zusammenbringt zusammengebracht hat nicht mehr also jetzt reden wir
0:02:30–0:02:31
drüber aber Aber gucken wir nicht dazu.
Florian Clauß
0:02:31–0:02:33
Nein, gucken wir nicht dazu. Mensch, du kommst ja auch nicht dazu.
Micz Flor
0:02:33–0:02:34
Ich komm nicht dazu.
Florian Clauß
0:02:35–0:02:38
Ah ja, guck, hier ist der See. Das meinte ich davor.
0:02:40–0:02:47
Das ist eigentlich ein sehr schöner Teil vom Treptower Park und hier ist man auch nicht oft.
0:02:48–0:02:53
Hier ist die Sternwarte, wir haben uns kurz im Off darüber unterhalten,
0:02:53–0:02:54
wäre auch eine Folge wert.
Micz Flor
0:02:54–0:02:59
Ja, und ich habe mein gefährliches Halbwissen geäußert,
0:02:59–0:03:06
das ich irgendwo gelesen oder mitbekommen habe, wohl die müssten wir jetzt verifizieren
0:03:06–0:03:10
und falsifizieren, aber das ist weltweit das längste Teleskop,
0:03:10–0:03:12
was auf Linsen basiert ist.
Florian Clauß
0:03:13–0:03:14
Im Betrieb noch wahrscheinlich.
Micz Flor
0:03:14–0:03:18
Noch im Betrieb, das weiß ich gar nicht, dazu kann ich schon nichts mehr sagen.
0:03:21–0:03:24
Flo ist heute an der Reihe mit dem Thema. Ich bin gerade so andächtig von diesem
0:03:24–0:03:27
See, das spiegelt sich alles, ist wirklich gar nicht schön auch.
0:03:28–0:03:34
Es ist schon früher Abend, Das ist ein ganz besonderer Moment irgendwie.
0:03:34–0:03:36
Wir gucken Richtung Sonnenuntergang fast.
0:03:38–0:03:39
Hast du ein Foto gemacht von dem?
Florian Clauß
0:03:39–0:03:40
Habe ich.
Micz Flor
0:03:40–0:03:44
Ja, finde ich sehr schön. Gut, aber jetzt geben wir mal ein bisschen Gas und
0:03:44–0:03:46
drücken so auf die Tube, Info, Power.
0:03:48–0:03:50
Es geht also um Film, mehr weiß
0:03:50–0:03:54
ich nicht. Ich weiß nur, dass wir hier anfangen, dass es um Film geht.
0:03:56–0:03:59
Und Flo, ich bin gespannt, was du uns vorbereitet hast.
Florian Clauß
0:04:01–0:04:06
Danke für die Einleitung, Mitsch. Heute werden wir nur von den Vögeln gestört.
0:04:06–0:04:13
Die können wir rausfiltern. Denn Natur, es geht auch um Natur.
0:04:14–0:04:17
Eigentlich, das muss ich Ihnen mal gestehen, Mitsch. Eigentlich,
0:04:17–0:04:23
vor vier Wochen, bei meinem anderen Thema, wollte ich diese beiden Sachen zusammenbringen.
0:04:24–0:04:30
Fermentieren und filmen. Filmentieren sozusagen. Ich hab dann nach verschiedenen
0:04:30–0:04:36
Brücken gesucht, hab kurz daran gedacht, Zelluloid wird bestimmt auch fermentiert,
0:04:36–0:04:39
aber es wird nicht fermentiert.
Micz Flor
0:04:44–0:04:48
Moment, du hattest eine Brücke und wolltest zwei Sachen zusammen machen oder
0:04:48–0:04:50
du wolltest sie unbedingt irgendwie zusammendrücken?
0:04:51–0:04:53
Das Runde muss ins Eckige mäßig.
Florian Clauß
0:04:53–0:05:01
Beides. Ich habe jetzt tatsächlich auch da den Film, den ich dir heute nochmal
0:05:01–0:05:05
so nacherzählen möchte, den du sicher auch gesehen hast.
0:05:05–0:05:11
Da habe ich tatsächlich so ein bisschen gesucht, welcher Film könnte zum Fermentieren passen.
Micz Flor
0:05:12–0:05:13
Hast du eine Frage an mich?
Florian Clauß
0:05:14–0:05:18
Ja, ich weiß nicht, die ist zu ausufern. Du kannst, wenn du spontan eine lustige
0:05:18–0:05:22
Idee hast, dann kannst du die jetzt äußern. Ne, da kommt nichts, ne?
Micz Flor
0:05:23–0:05:26
Also irgendwie hatte ich zuerst gedacht, da muss es einiges geben,
0:05:26–0:05:28
aber ehrlich gesagt fällt mir dann nichts ein.
Florian Clauß
0:05:29–0:05:33
Gut, ich mache die Auflösung.
0:05:33–0:05:36
Und zwar mache ich die Auflösung mit einem Nachtrag von meiner letzten Sendung,
0:05:36–0:05:39
Fermentieren, nämlich das, wo ich ein bisschen scharf drauf bin,
0:05:39–0:05:43
was ich wirklich machen will, Was ich dann auch so in die höhere Kunst des Fermentierens
0:05:43–0:05:45
sehe, ist die Sojasauce.
Micz Flor
0:05:46–0:05:47
Ah, okay.
Florian Clauß
0:05:47–0:05:52
Und vielleicht fällt dir ein Film mit Soja im Titel ein?
Micz Flor
0:05:56–0:05:57
Hm, das kommt jetzt auch nicht.
Florian Clauß
0:05:57–0:06:00
Okay, es ist Soylent Green.
Micz Flor
0:06:01–0:06:03
Ah, okay, kenne ich, sehr gut.
Florian Clauß
0:06:03–0:06:09
Soylent Green. Also Soja, Linsen, Linsen und Green ist...
0:06:11–0:06:16
Das sage ich jetzt noch nicht. Soja, Linsen, Linsen und Green ist...
0:06:16–0:06:19
Das sage ich jetzt noch nicht. Ein Film, auch einer dieser Filme,
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ich weiß nicht, ich habe den mehrmals gesehen und der hat mich immer wieder fasziniert.
0:06:25–0:06:32
Und er ist 1973 von Richard Fleischer gedreht worden.
0:06:33–0:06:38
Richard Fleischer, ich weiß nicht, ich habe mich jetzt tatsächlich so ein bisschen,
0:06:38–0:06:44
ja, nicht tief, aber mal so überflogen, was seine Filmografien sind.
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Vielleicht hast du da mehr Informationen?
Micz Flor
0:06:47–0:06:50
Du gar nicht. Ich habe jetzt auch, als du gesagt hast, Silent Green, klar kenne ich den Film.
0:06:50–0:06:54
Ich weiß aber nicht mal, ob ich die Geschichte nacherzählen könnte, so im Detail.
0:06:54–0:06:57
Ich habe so bestimmte Bilder, wie so ein Schlingensief, Theaterstück,
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so bestimmte Bilder, die mich irgendwie erfasst haben.
0:06:59–0:07:06
Aber die Geschichte, das was mir dazu einfällt, ist ziemlich banal und drumherum
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weiß ich wirklich total wenig.
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Charlton Heston in der Hauptrolle, ich nehme ihm an nach Planet der Affen,
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das weiß ich jetzt auch gar nicht einzuordnen und...
0:07:20–0:07:21
Das war es auch schon.
Florian Clauß
0:07:21–0:07:27
Ja, können wir nochmal so ein bisschen tiefer reingehen. Also Richard Fleischer ist so ein...
0:07:27–0:07:31
Ich glaube, der hat so eine ganz interessante Filmografie, weil er konnte sich
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nie so... also den konnte man nie so richtig einfangen, ne?
0:07:34–0:07:38
Also das heißt, der gilt dann so eigentlich auch als derjenige,
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der immer so diese B-Movies gemacht hat.
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Also so am Ende seiner Schaffenskarriere dann so Ant-Wil...
0:07:45–0:07:49
Ant-Wil-3. Er hat alles durcheinander gemacht,
0:07:49–0:07:53
er hat Thriller gemacht, er hat Science-Fiction-Filme,
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er hat Horror-Filme gemacht, alles mögliche und er hatte,
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glaube ich, auch in seiner Art sich immer mehr, also er hat sich da nicht reinrennen
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lassen, er war nicht kontrollierbar von den Studio-Bossen.
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Wahrscheinlich hat er deswegen auch so ein bisschen diese Off-Filme,
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diese Low-Budget-Filme teilweise gedreht, aber er hat auch mit,
0:08:20–0:08:25
gerade mit Silent Green, so eine ganz starke Ästhetik.
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Also wie du sagst, ich glaube, das trifft es sehr gut. Hat mich auch an Schlingel
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Sief in seine Theaterstücke.
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Was trashig ist, wie die Körper sich da bewegen und so weiter.
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Kann ich sehr gut nachvollziehen, deine Assoziation.
0:08:40–0:08:46
Hat eine wirklich interessante Filmografie. Also jetzt nur so was in 1954 hat er gedreht 20.000,
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20.000 meilen unter dem meer dann 1966
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die fantastische reise also zu julian verfilmung gemacht dann 67 dr du lille
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und 68 die frauen der frauenmörder von boston also würde ich sagen das ist so
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ein bisschen so kinderfilme und dann aber auch so Horrorfilme.
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Also hat er alles mögliche zugedreht. Und er hat auch mit allen möglichen bekannten
0:09:14–0:09:17
Schauspielern, Charlton Heston und auch Arnold Schwarzenegger,
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nämlich 1984 hat er Conan, der Zerstörer gedreht.
Micz Flor
0:09:20–0:09:22
Echt? Wow, das ist natürlich Claim to Fame.
Florian Clauß
0:09:22–0:09:24
Ja, das ist wirklich Wahnsinn.
Micz Flor
0:09:24–0:09:25
The biggest B-Movie ever.
Florian Clauß
0:09:27–0:09:32
Also es lohnt sich, glaube ich, ganz gut, es lohnt sich da, sich so ein bisschen
0:09:32–0:09:34
tiefer mit ihm zu beschäftigen.
0:09:35–0:09:38
Und als Darsteller in dem Film, Charlton Heston, du hast es schon erwähnt,
0:09:38–0:09:43
Charlton Heston ist ja vor allen Dingen durch Ben Hur bekannt geworden.
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Unglaublich lange Filmografie, was Charlton Heston aufzuweisen hat.
0:09:49–0:09:54
Von seiner Persönlichkeit weiß man am Ende, weil er starker Lobbyist für,
0:09:54–0:09:56
wie heißt die amerikanische Waffenlobby?
Micz Flor
0:10:01–0:10:04
Die National Rifle Association, NRA, kann das sein?
Florian Clauß
0:10:04–0:10:06
Ja, irgend so was, ja.
Micz Flor
0:10:06–0:10:09
Wir haben es verdrängt, weil wir es einfach nicht wegmachen können.
0:10:10–0:10:12
Deshalb haben wir es einfach verdrängt und vergessen.
Florian Clauß
0:10:12–0:10:15
Ist ja auch gut so. Muss man sich auch nicht hiermit beschäftigen,
0:10:15–0:10:18
Gott sei Dank, Hitzelande. Gosch, sei Dank!
0:10:19–0:10:22
Er war am Anfang, also bis,
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glaube ich, bis er in den Vietnamkrieg irgendwann in Ende der 60er zog,
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war er sehr liberal eingestellt und dann irgendwann war er auch unter Reagan
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und hat dafür Law and Order propagiert.
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Also hat so ein bisschen so ein Switch hingelegt.
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Gleichzeitig war auch Charlton Heston offen für ungewöhnliche Rollen,
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Weil so Ende 60er, Anfang 70er war der Science-Fiction-Film nicht so der angesehenste.
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Natürlich hat Stanley Kubrick diesen Meilenstein geschaffen,
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aber generell war Science-Fiction jetzt nicht so das Genre, wo man als ein A-Schauspieler spielen wollte.
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Was er gemacht hat an Science Fiction, 68 Planete Affen, 71,
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Der Omega Mann, auch ein ganz toller Film.
Micz Flor
0:11:17–0:11:22
Boah, toller Film. Das ist so von wegen welcher, ich seh da manchmal so Social
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Media mäßig, which film made you scared when you were a kid.
0:11:27–0:11:30
Also Omega Mann hab ich zu früh gesehen. Ja.
Florian Clauß
0:11:31–0:11:34
Und 73, wie gesagt, The Silent Green.
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Der andere, den man noch erwähnen kann als Schauspieler, der die Rolle von dem
0:11:40–0:11:43
Saul Roth spielt, heißt Edward Robinson.
0:11:46–0:11:49
Insofern erwähnenswert, weil der wirklich zwei Wochen nach dem Dreh gestorben ist.
Micz Flor
0:11:49–0:11:53
Das ist der mit dem Bart, mit dem er dann zusammen das Rindfleisch isst.
Florian Clauß
0:11:53–0:11:56
Genau, da siehst du, so ein paar Bilder sind hängen geblieben.
0:11:56–0:12:01
Und das finde ich auch so bemerkenswert bei diesem Film, weil er ist recht klassisch erzählt.
0:12:02–0:12:06
Das ist eine klassische 70er-Jahre-Detektivgeschichte, also Detektiv im Sinne
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von Polizeigeschichte.
0:12:08–0:12:14
Ein relativ einfaches Muster. Es gibt einen Mordfall, es gibt eine Ermittlung,
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es gibt verschiedene Parteien, die gegen die Ermittlung arbeiten.
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Es gibt eine Auflösung und ein Showdown.
Micz Flor
0:12:24–0:12:28
Ich habe den auch immer sehr parallel in dem Spannungsbogen wahrgenommen,
0:12:28–0:12:32
wie zum Beispiel mit Pete York.
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Was passiert eigentlich mit denen, wenn sie angeblich… Das ist auch so genau
0:12:36–0:12:41
das, was du gesagt hast, Detektivgeschichte in der Zukunft der Erde.
Florian Clauß
0:12:44–0:12:49
Genau, also recht klassisch von der Erzählweise, aber recht eindrücklich von der Ästhetik.
0:12:50–0:12:55
Und ich glaube, das ist vor allen Dingen das Werk von dem Regisseur.
0:12:55–0:12:59
Es gibt so Bilder, die bleiben einfach im Kopf und das auch Jahre,
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nachdem man den Film gesehen hat.
0:13:02–0:13:10
Der Film erschien ein Jahr nach dem Club of Rome, den Bericht,
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die Grenzen des Wachstums herausgebracht hat.
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Und eigentlich kann der Film als der erste Öko-Thriller oder dystopischer Öko-Film gelten.
0:13:26–0:13:34
Sicher von diesem Bericht auch inspiriert in der Bilderwelt oder in der Situation,
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in der Zukunftsvision kann man schon sagen, dass dieser Bericht da so maßgeblich ist.
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Der Film spielt im Jahre 2022 und hat den unsäglich deutschen Titel Ja,
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2022, also Punkt, Punkt, Punkt.
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Ja, 2022, Punkt, Punkt, Punkt. Die, die überleben wollen.
Micz Flor
0:14:00–0:14:02
Mit Komma auch noch im Titel?
Florian Clauß
0:14:04–0:14:07
Nein, die überleben wollen. Also nicht die, die überleben wollen,
0:14:07–0:14:08
sondern die, die überleben wollen.
Micz Flor
0:14:08–0:14:14
Welcher deutsche Titel hat zwei, nein, ein Komma und drei Punkte im Titel?
Florian Clauß
0:14:18–0:14:23
Man kennt diese Filmtitelvergabe in Deutschland, die war damals nicht so ganz nachvollziehbar.
Micz Flor
0:14:23–0:14:26
Aber ich finde es irre, ich habe gar nichts zu diesem Film jetzt im letzten
0:14:26–0:14:30
Jahr. Das würde ja sich irgendwie anbieten, dass da irgendwie was nochmal aufgegriffen wird.
Florian Clauß
0:14:30–0:14:34
Ja, deswegen mache ich es doch jetzt gerade. Nein, aber es gab tatsächlich so
0:14:34–0:14:39
ein paar Berichte. 50 Jahre nach Soylent Green, wie sieht es jetzt aus?
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Aber das ist ja nächstes Jahr.
0:14:41–0:14:48
Ja, gut, im Sinne von jetzt die Realität von Soil and Green.
0:14:49–0:14:53
Können wir auch nachher mal ein bisschen zusammenwerfen, was eingetreten ist.
Micz Flor
0:14:53–0:14:57
Das ist ja lustig, weil dadurch, dass es wirklich so ein Direktivfilm ist,
0:14:57–0:15:00
traue ich mich immer bei Sachen, die ich sagen will, oder was Witziges,
0:15:00–0:15:01
was ich sagen will, den Schockmoment vorwegzunehmen.
0:15:04–0:15:10
Ich weigere mich, weil es kann ja sein, dass manche Leute den Film doch noch nicht gesehen haben.
Florian Clauß
0:15:10–0:15:14
Spoilern das jetzt auch. Also das kann man auch schon sagen,
0:15:14–0:15:19
aber lass mich erst mal so ein bisschen noch einleiten, bevor wir dann in die Erzählung einsteigen.
0:15:23–0:15:29
Also es beschreibt eben diese Welt 2022. Die Welt ist dann so dass es gibt eine,
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eine Corporation, die heißt Soylent Corporation.
Micz Flor
0:15:35–0:15:38
Die Greenwashing betreibt, deshalb Soylent Green.
Florian Clauß
0:15:40–0:15:46
Die ist für die Lebensmittelherstellung für die Hälfte der Menschheit zuständig.
0:15:46–0:15:51
Also, was da noch mal reinkommt, sind diese Mega-Corporations,
0:15:51–0:15:53
diese Super-Corporations, also die Megakonzerne.
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Ja, das ... Bei dem Film wird auch nicht so richtig so eine klare Trennung Regierung und Corporation,
0:16:01–0:16:06
also das vielleicht so vorweggenommen, was ist eingetroffen,
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was nicht, aber diese Mega-Corporation, die dann quasi eigene Staatenstrukturen haben,
0:16:13–0:16:18
sowas wie, ich meine, soziale Netzwerke kannst du damit vergleichen,
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wo dann im Prinzip da bestimmte Regeln gelten, die aber nicht irgendwie staatlich
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reguliert sind, sondern einfach ein Geldkreislauf und so weiter da drin hängt,
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die dann auch eine gewisse Macht haben in ihrer Reichweite.
0:16:35–0:16:41
Und vor allen Dingen, es ist eine Romanvorlage von einem, ja ich glaube es ist
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tatsächlich ein Roman, keine Kurzgeschichte, die ist 1969 erschienen,
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Make Room heißt die, und geht vor allen Dingen um Überbevölkerung.
0:16:52–0:16:58
Und es spielt in New York City und die Bevölkerung von New York City ist auf
0:16:58–0:17:00
40 Millionen Menschen angewachsen.
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Und das, finde ich, schafft dieser Film ästhetisch extremst gut darzustellen.
0:17:09–0:17:15
Also man sieht, wie die Menschen einfach auf der Straße liegen und schlafen.
0:17:15–0:17:21
Es ist fast wie so eine Lethargie, ja, so auch so eine gewisse Langsamkeit,
0:17:21–0:17:23
ja, die Menschen sind alle so...
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Komisch uniformiert. Der Film gibt sich nicht großartig Mühe,
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da irgendwie eine Technik oder eine Technologieentwicklung darzustellen.
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Der bleibt schon so irgendwo in den 70ern rein von den Produkten und so weiter, bleibt da stehen.
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Aber gleichzeitig hat der so eine ganz einfache,
0:17:49–0:17:55
aber doch so eine ganz wirksame Form Von Zukunftsvisionen, die sich dann auch
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in der Kostümierung, eben diese Uniformen, es sind auch so teilweise die Farben,
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es ist alles so ein bisschen gelblich gedreht.
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Und die Leute liegen halt, wie gesagt, auf der Straße rum oder im Treppenhaus.
0:18:09–0:18:13
Man muss über die hinwegsteigen, die schlafen immer, sie sind auch sehr inaktiv.
0:18:15–0:18:20
Man merkt schon diese Masse, die dann halt auch so eine gewisse Trägheit hat.
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Und das finde ich toll inszeniert bei dem Film.
Micz Flor
0:18:24–0:18:27
Ja, so eine Erschöpfung, so eine gesellschaftliche Erschöpfung,
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die sich durch alle durchzieht, die sich nicht im Einzelnen irgendwie nur spürbar
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macht, sondern sich eher noch im Zusammenspiel von allen eben auf einer gesellschaftlichen Ebene.
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Ist so eine Erschöpfung, vielleicht was gar nicht mehr so dystopisches,
0:18:40–0:18:44
was vor einem ist, sondern was Desillusioniertes, was in jetzt wirklich eingetroffen
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ist. Das ist, glaube ich, schon die Grundstimme.
Florian Clauß
0:18:46–0:18:51
Ja, vielleicht auch, weil die Energie einfach fehlt, weil die Lebensmittel nicht mehr da sind.
0:18:51–0:18:53
Es gibt halt, wie gesagt, diese
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Soylent Corporation und die produziert Soylent Red und Soylent Yellow.
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Das sind dann auf Basis von Linsen oder irgendwas.
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Es sieht total chemisch aus auf dem Markt, wo man die erwerben kann. Also, ähm...
0:19:16–0:19:20
Wahrscheinlich fehlt auch den Menschen einfach Energie, weil die halt nicht
0:19:20–0:19:21
die richtige Nahrung dazu haben.
0:19:22–0:19:27
Das könnte man auch so. Und es gibt dann jetzt so neu Soylent Green im Angebot.
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Und dieses Soylent Green löst bei den Menschen auch so eine gewisse,
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ja, so eine gewisse Harp-Gier aus, ja.
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Soylent, also es gibt einen Soylent Thursday, Soylent Green Day.
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Er wird irgendwie, steht überall mit Kreide, ja. Und dann kommen die mit diesen
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grünen Täfelchen und die werden dann verteilt.
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Southern Green gibt eben so eine gewisse Energie. Und alle sind total scharf
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drauf und es kommt auch zu so einem Tumult in einer Szene,
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als dieser Southern Green dann ausgegeben wird und eine Frau sagt,
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ja, hier, Sie haben mich beschissen, ich habe viel weniger bekommen.
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Und auf einmal gibt es dann so eine Tumultartige Szene und die nehme ich auch
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mal weg, die ist auch so monströs.
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Die Polizei knüppelt dann die Menschen so nieder. Du siehst auch in der Masseninszenierung,
0:20:18–0:20:24
wie dann einfach so Radlader kommen und die Menschen so wegbackern von der Straße
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in so Container rein und die werden dann abgefahren.
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Also so eine unglaublich brachiale Gewalt gegenüber den Menschen und so eine
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völlige Willkürlichkeit.
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Also die Menschen sind nichts wert.
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Das vermittelt der Film ganz gut.
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Es gibt halt keine Wohnungen, die Leute schaffen auf der Straße,
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die die Wohnungen haben. Es ist eine unglaubliche Verteilungsungerechtigkeit,
0:20:48–0:20:50
die die Wohnungen haben.
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Es sind meistens die Reichen, es gibt eine kleine Schicht von Reichen.
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Zu der Wohnung gibt es dann so das lebende Inventar, wie das genannt wird da
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in dem Film. Film, nämlich auch so quasi Frauen, die dann als Sklaven missbraucht werden.
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Die gehen dann in den Besitzer der Wohnung über.
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Die Hauptperson, das ist in detective form, hat auch so ein lebendes Inventar,
0:21:22–0:21:24
aber bei ihm ist es dieser ältere Typ.
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Also die verstehen sich auch gut, die haben eine Art WG, führen die,
0:21:27–0:21:33
aber wenn man Wohnung dann mietet, muss man halt auch diese Leute,
0:21:33–0:21:36
die dann mit ihm in dieser Wohnung verbunden sind, dann übernehmen.
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Und es findet ein Mord statt in der in der Oberschicht, in der reichen Oberschicht
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im Umfeld von dieser Soylent Corporation.
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Und der Detective Thorne fängt an zu ermitteln und hat dann auch die eine,
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die da als Sklavin in der Wohnung quasi wohnt, in Verdacht und den Leibwächter,
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den ehemaligen Leibwächter von dem Ermordeten.
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Dann kommt auch diese Szene, ja, der Charlton Heston ist halt so ein Typ,
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der hat halt so einen 70er-Jahre-Charakter.
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Der geht da rein und ist dann auch sehr, sehr männlich, tritt er auf und nimmt
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sich dann halt auch alles mit, was er da so findet, weil er weiß,
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die können ihn nicht ankreiden.
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Und dann kann er halt auch so ein Stück Fleisch mitnehmen und Lauch,
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Möhren, Zwiebeln und so weiter und nimmt die dann mit zu Hause zu dem Sol.
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Und der war es völlig so am Aufgehen. Das habe ich seit Jahren nicht gesehen.
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Und das ist für ihn so ein total intensiver religiöser Moment,
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dass er das wieder schmecken darf. Und das ist auch eine sehr schöne Szene.
Micz Flor
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Das Lustige ist, als du Sol den Gring gesagt hast, da musst du dich an diese
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Szene denken, habe ich ja vorhin schon gesagt.
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Und gleichzeitig an die letzte Folge, die du aufgenommen hast,
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wo du mir dieses Essen gegeben hast, wo ich dann auch gesagt habe,
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dass jetzt muss ich quasi wie Biolec, so muss ich dann im Fernsehen,
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muss ich jetzt sogar ohne Bild kommentieren, wie gut schmeckt und so.
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Und genau das passiert, finde ich, in dieser Szene. Die ist total overacted.
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Die müssen dann einfach quasi die Geschmacksknospen, die bei denen aufgehen,
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die sollen dann schon irgendwie orgasmisch fröhlich irgendwie den ganzen Organismus
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erpacken und auch die Freundschaft noch mal zu zu so einem kumulativen Höhepunkt
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bringen und das ist schon fast grotesk und gleichzeitig irgendwie notwendig,
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um es auch noch mal comichaft darzustellen, mit comichaft meine ich überzogen
0:23:47–0:23:50
darzustellen, wie besonders das ist.
Florian Clauß
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Ja, ich glaube, dass einfach diese Schere zwischen dem, was nicht mehr verfügbar
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ist und dem, was die dann eben auch geschmacklich erleben dürfen.
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Das ist so auch diese Schere zwischen Arm und Reich.
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Dass halt diese ganz wenigen,
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dieses ein Prozent der Reichen sich dann solche Lebensmittel leisten können,
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kosten irgendwie eine Erdbeer oder ein Päckchen Erdbeeren kosten 150 Dollar,
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also nicht erschwinglich für die Normalen.
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Genau, also das ist so eine Szene, wo man so eine gewisse Zukunftsahnung dann auch bekommt.
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Zukunftsahnung im Sinne von, wie hat man sich das denn vorgestellt.
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Andere Sache ist, dass es auch so eine, ich weiß nicht, ob das jetzt wirklich
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so inszeniert ist, oder ob man das nicht so reinliest, weil die halt nicht so
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oft ihre Wäsche waschen können.
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Ja, Ja, man hat das Gefühl, die schwitzen die ganze Zeit, wenn man hier stimmt.
Micz Flor
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Das ist auch so eine Sache von der Ästhetik, eine Sache, die nicht gut altert
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und die ich auch nicht unter besondere... besondere umfassendes Quartierchen,
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Das sind Maikäfer oder so, kann das sein? Der ist immer noch an dir.
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Uh, wir rennen weg von der Natur. Das sind irgendwie Junikäfer, Maikäfer, Junikäfer.
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Für Maikäfer zu klein, vielleicht sind sie Junikäfer. Die flogen vorhin um die Eiche rum.
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Und ein paar davon sind uns gefolgt. Einer ist immer noch bei dir.
Florian Clauß
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Also, auf jeden Fall, es gibt so mehrere Kernszenen bei diesem Film.
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Eine Kernszene ist ja dieses Fleischessen, probieren, diese Lebensmittel genießen, ja.
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Die andere Szene habe ich auch schon beschrieben mit diesem Aufstand,
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der bei der Verteilung von dem Soylent Green Day passiert ist.
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Diese Wohnung von dem reichen Ermordeten ist auch mehr oder weniger nur bewohnt
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von denen, die dann noch als lebendes Inventar gelten.
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Also von der Frau und dem Leibwächter.
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Und in einer Szene kommt dann auch der Charlton Heston wieder dahin.
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Und die gehen einfach so miteinander ins Bett. Ja, das ist halt irgendwie so
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völlig üblich, ne? Das ist eine Verfügbarkeit, ein Automatismus.
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Und, äh, die beginnen dann aus einem Verhältnis, aber das wird nicht so richtig,
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das entwickelt sich nicht so richtig.
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Ähm ... Er kriegt auch Informationen von ihr.
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Äh, die dann Richtung Leibwächter dann noch, dass der verdächtig ist.
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Ähm, den Verdacht bestätigen.
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Und in dem Umfeld, da gibt's auch eine Szene, die ist auch ziemlich stark,
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das spielt dann in der Kirche.
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Und der Detective geht dann auch einen Hinweis nach und vor der Kirche liegt
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dann so eine Frau oder ein Mädchen,
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ist das er, die ist tot, mit Augen auf, liegt da und hat eben so angebunden
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ein Kind, ja, und der Thorn nimmt das Kind auf den Arm und trägt es rein in die Kirche.
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Und diese Kirche ist auch voll, also die ist wirklich so voll mit Menschen,
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die wieder irgendwo lethargisch rumliegen und schlafen in allen möglichen Betten
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und so weiter und er spricht mit dem Priester.
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Der Priester wird dann auch später in einer späteren Szene ermordet im Beichtstuhl
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von einem Leibwächter, wo sich der Verdacht dann quasi nochmal bestätigt,
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dass der da mit drin hängt.
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Und bei dieser einen Szene, wo es zu diesem Aufstand von der Verteilung von
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Zorian Green kommt, wird ein Anschlag auf dem Thorn verübt.
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Der Attentäter wird aber dann in einer Szene von so einem Radlager,
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wird er dann von der Schaufel dann quasi zerdrückt.
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Also so ein bisschen trashig, aber recht eindrucksvoll.
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Also er ermittelt weiter und das, was noch mal den Film vielleicht in einer
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anderen Richtung interessant macht, der Schauspieler, der den Soul,
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also seinen alten Mitbewohner, gespielt.
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Ich hatte hier am Anfang erwähnt, stirbt zwei wochen später bei dem film und.
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Der hatte Blasenkrebs und es war ihm schon klar, dass es seine letzte Rolle
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ist, die er spielen wird.
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Und Charlton Heston hat in einem Interview gesagt, dass man ihm das überhaupt
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nicht angemerkt hat. Er hat es auch keinem erzählt auf dem Set und er war,
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wie man das so sagt, extrem professionell, war immer da, total bei der Sache, blablabla.
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Aber es ist so ganz eindrucksvoll, weil nämlich es gibt eine Sterbesszene,
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die auch legendär ist für den Film.
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Das ist so die Szene, die dann wirklich im Kopf bleiben, wo dann der Soul sich
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zum assistierten Selbstmord dann in so eine Anstalt begibt. Es gibt dann nämlich so Tötungskammern.
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Da kann man sagen, ich möchte jetzt sterben. Und dann fragen die dich nach,
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was ist der Musikgeschmack?
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Und dann sagt er so Classic und dann Oh no, light classic please.
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Und dann hört er so Per Günd. Ja, und aber diese Szene ist vielleicht auch so,
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ja, die ist medientechnisch ganz interessant, weil er liegt dann in diesem Raum
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zum Sterben und drumherum wie so ein Cinemascope finden so Naturaufnahmen statt.
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Und dann kommt halt in der Halle das Bärkönig, so dieses Frühlingserwachen von Per Günd.
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Die Musik wird dann eingespielt und es ist halt so eine intensive,
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so eine völlige, ja, jetzt sterben und es wird so unglaublich verkitscht.
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Er entscheidet sich für den Freitod, weil nämlich sein Verdacht,
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dass Soil and Green, und jetzt darfst du es verraten.
Micz Flor
0:30:11–0:30:12
Das ist Menschenfleisch.
Florian Clauß
0:30:14–0:30:18
Genau, Soil and Green ist People. Ich finde Menschenfleisch viel schöner als
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People, weil People hat so eine Mehrfachkonnotation im Englischen.
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Und Menschenfleisch klingt so brachial, das ist das, was es ist.
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Das ist Menschenfleisch, das ist wirklich aus menschlichem Gewebe gemacht.
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Ja, es ist so diese Verwertungskette, diese ultra-kapitalistische,
0:30:38–0:30:46
überkapitalistische Verwertungskette, die dann sich in dieser Gesellschaft so niedergeschlagen hat.
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Dieser Saul hat dann quasi nochmal die letzten Hinweise dem Thorn gegeben,
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was es das ist. Er weiß aber, er kann mit dieser Belastung nicht mehr leben.
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Er wird dann eh wahrscheinlich umgebracht werden. Deswegen entscheidet er sich für einen Freiton.
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Aber um das nochmal bestätigt zu wissen, kommt Thorn in diese Tötungskammer.
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Und ihm gelingt es, indem er dann den Werder da überfällt und dann auch in Sprechkontakt
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mit ihm zu kommen, während des Sterbensprozesses.
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Und dieser Sterbensprozess ist deswegen auch so eindringlich,
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weil er ja wirklich dann im Sterben lag, ja? Also, mehr oder weniger,
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ne? Also, das ist schon einfach ...
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Ähm, sehr intensiv gespielt. Mit dem Hintergrund, dass er sich da auch quasi
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sein eigenes Sterben freigespielt hat, ne?
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Der Ermordete, das sich dann auch herausstellt, wurde deswegen umgebracht,
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weil er diese Tatsache wusste, aber dagegen sich ausgesprochen hatte,
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wurde er aus dem Weg geräumt.
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Ja, das war so die Auflösung des Mordfalls.
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Thorn wurde auch vorher, bevor er dann in Eigenregie den Sohl in der Tötungskammer
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aufgesucht hat, wurde er auch von dem Fall abgesetzt.
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Da hat die Regierung schon mitbekommen, dass er da so ganz weit in Ermittlungen ist.
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Und Thorn folgt dann dem toten Körper von Sol.
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Er sieht, wie er abtransportiert wird. Es ist dann auch so, er ist tot,
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dann gehen alle Lichter an wieder und du hast dann so eine völlige sterile Atmosphäre.
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Die Leiche wird im Tuch weggekarrt.
Micz Flor
0:32:32–0:32:34
Wie wenn der Aula dann die Neonlichter angeht.
Florian Clauß
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Das ist auch so eine typische Verfolgungsszene im 70er-Stil.
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Also die macht auch Spaß. das Müllauto, da werden ganz viele...
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Leichensäcke, also verhüllte Körper in Tüchern, werden dann gestapelt,
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werden zu einer Fabrik gefahren. Er wirft sich auf diesen Wagen und fährt mit,
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kommt in die Fabrik an, kann.
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Und dann wird es so ein bisschen einfach.
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Auf der einen Seite siehst du im Fließband, wie die Leichen reingekarrt werden.
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Auf der anderen Seite siehst du, wie dann diese Green Chips rauskommen.
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Also ganz zusammengeschnitten, ja, deutlich. Der Bevölkerung wurde gesagt,
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dass das Grüne kommt von Plankton.
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Und er kämpft dann gegen die Werte und er wird auch wieder verfolgt von den
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Leibwächtern. Es kommt zum Finale, zum Duell.
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Dann wird er selber schwer verletzt, ihm gelingt es aber noch,
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den Leibwächter zu töten. Und er wird dann schwer verletzt herausgetragen.
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Fletcher, sein Vorgesetzter, nimmt ihn dann auch nochmal quasi mit in den Arm,
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will ihn dann auch auf so eine Barre dann heben und er wird durch die Leute
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gezogen und eben dieser legendäre Satz, so, soil and green is people,
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tell them all, tell the truth, und, ja, soil and green ist Menschenfleisch.
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So, das ist so, das, wo der Film, glaube ich, in seiner einfachen Dramaturgie
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dann doch irgendwie so ein ganz monströses Ende hat.
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Er ist sehr stark auch so vom Grundpattern her. Also er ist sehr düster,
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so von der Stimmung. Ja, so das war so grob die Zusammenfassung von dem Film.
0:34:23–0:34:30
Und jetzt können wir vielleicht so ein bisschen noch in die Analyse gehen,
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wenn du Lust hast, und so ein paar Motive uns rauspicken und so vergleichen,
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was war vorher, wie war das jetzt aus der Wahrnehmung von 1973 und wie ist es
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jetzt quasi dann in dem Film dargestellt und was ist dann tatsächlich auch passiert.
Micz Flor
0:34:51–0:34:56
Ja, für so eine Analyse bin ich jetzt natürlich sowieso nicht ausgebildet und
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mir fällt auch nicht wirklich Das war es für heute. Bis zum nächsten Mal.
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Ich hätte den jetzt noch mal sehen müssen.
Florian Clauß
0:35:02–0:35:05
Ich will dich jetzt da gar nicht in so eine...
Micz Flor
0:35:05–0:35:09
Ich bin total gutes Publikum. Was ich reinwerfen möchte, ist halt,
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du meintest vorhin so diese Hyperkapitalismus, also diese Verwertung der Arbeitskraft,
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die ja aber jetzt eh nur noch faul in New York rumliegt.
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Also das Einzige, was die noch leisten, ist quasi Essen sein,
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wenn man es jetzt mal überspitzt darstellt.
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Es gibt dann diese Verquickung zwischen Fleischersatzherstellung,
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der Soylent Corporation und dem Staat.
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In gewisser Weise denke ich dann auch so mit dem, was du beschrieben hast,
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als Assoziation dieser Spruch, Religion ist das Opium für das Volk,
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diese Idee, dass die Religion dann abgeschafft ist.
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Kapitalismus, sagst du, aber so ein reiner Materialismus auch,
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Verwertung von Materie, die halt manchmal belebt ist und manchmal tot.
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Lebendiges braucht dann wiederum Totes, um weiterzuleben.
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Und aber auch in diesem extremen Materialismus gibt es halt dann auch die Kirche
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in ihrer Form nicht mehr, die ist quasi bevölkert.
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Also, die ist kein Ort mehr, wo Respekt ist, sondern einfach so ein Gebrauchsgegenstand geworden.
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Nur noch ganz wenige, die das irgendwie für sich als metaphysischen Raum nutzen,
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als spirituellen Raum nutzen und aber auch eben das Sterben selbst.
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Der Himmel ist im Prinzip eine Videoprojektion und schöne Musik und danach ist
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dann auch Schluss. Also es hat nicht wirklich das Gefühl, dass es so eine Transition
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ist in so ein Paradies oder so, sondern man muss dieses Paradies auf Erde noch mal kurz herstellen.
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Das ist dann eher schon eine Form von elektrischem Stuhl denken.
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Da ist dann irgendwie, dahinter ist dann Schluss.
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Und da musste ich so ein bisschen dran denken, da muss eben,
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so wie bei der Religion, muss dann der Schein gewahrt werden.
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Der Schein muss gewahrt werden, damit dieses ganze System funktioniert.
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Das ist dann quasi, man glaubt, was man glauben will.
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Ob die Wahrheit sich durchsetzt, bleibt ja auch offen mit dem.
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Soil and green is people, das wissen wir dann nicht mehr am Ende des Films.
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Es kommt dann natürlich nicht im Film noch zu einer Revolution oder so,
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keine Ahnung. Es hat also kein Happy End, auch wenn es aufgelöst wird.
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Und in dem Zusammenhang finde ich eben auch total spannend, dass dieses Leib-Körper-Thema,
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was ich ja auch mal angesprochen hatte in einer KI-Folge, also dieser Unterschied
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zwischen Körper und Leib, der Körper als eben Materie und der Leib als beseelte
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Materie, die was anderes ist als der Körper.
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Aber in der Art, wie es da dargestellt wird, wird das nochmal so ganz komisch gespiegelt.
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Der Leib, der dann den Freitod wählt,
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weil er es als Leib nicht aushält, das Wissen zu haben, als lebendiges Wesen,
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als Leib kann er das irgendwie nicht aushalten, und wird dann zum reinen Körper,
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unbeseelt, Tod, Materie.
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Und obwohl er dieses Wissen oder die Vermutung, wo er Beweise für hat,
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nur weitergeben kann, wird er dann in seinem Körper zur Spur.
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Also wird dann ja die Spur, die ihn da hinführt. Also der ist auf doppelte Art.
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Sein Leib öffnet diese Gedankenwelt, die Logik, die Spekulation, dieses Deduktive.
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Ah nein, kann das wirklich so sein? Und der Körper ist dann der Beweis.
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Dann wird er ein Beweisstück, was dann wirklich diese Spur bis in die Firma, die das dann verwertet.
Florian Clauß
0:38:39–0:38:45
Auch die Sinnlichkeit, die dann der Körper oder ich als lebende Person noch
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so empfinden kann, ist ja verloschen dann im Moment.
Micz Flor
0:38:51–0:38:54
Das fällt mir so aus, aber sag du mal, was du ...
Florian Clauß
0:38:54–0:38:57
Ja, also ich meine, die großen Themen, die da drin hängen,
0:38:57–0:39:00
sind natürlich so die Umweltzerstörung, die Überbevölkerung,
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einfach diese Ressourcenknappheit,
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Diese extreme Verteilungsungerechtigkeit,
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das finde ich schon enorm, dass der Film das dann so zum Thema gemacht hat und
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damit auch einen gesellschaftlichen Zustand so ein bisschen vorweggenommen hat,
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der ja hier so in Teilen tatsächlich so real geworden ist.
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Also Ressourcenknappheit, Umweltzerstörung und das, was ich besonders interessant
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finde und wo ich dann aber auch wahrscheinlich nicht so tief in die Analyse
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gehen kann, aber die Die Frage nach dem...
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Also, das, was jetzt passiert mit dieser Verwertungskette, das ist ja so,
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dass, um die Bevölkerung zu ernähren, wird die Bevölkerung quasi als Nahrung angeboten.
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Also, es gibt so einen Kannibalismus, der dann ...
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Das ist, man isst sich selber am Ende vom Leben, ja, von dem ganzen Lebenskreislauf.
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Dieser Verzehr, der gesellschaftliche Körper, der sich selber verzehrt, aber im Geheimen.
0:40:21–0:40:25
Die Frage ist in dem Moment, wenn es publik geht,
0:40:25–0:40:30
ja, und das hast du ja auch schon so gesagt, gibt's denn tatsächlich,
0:40:30–0:40:34
also eine Revolte dann, ist diese Information, und ich glaube,
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das ist so, das ist das, was mich bei dem Film beschäftigt hat.
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Diese extreme Fixierung auf Soylent Green, alle sind total wild danach, ne?
0:40:43–0:40:48
Ein bisschen wie so eine Ratte, die dann jetzt so das im Labor,
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die ganz lange keinen Nahrungsentzug hatte, jetzt auf einmal die Nahrung bekommt,
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das Nahrungsergänzungsmittel, was die ganze Zeit gefehlt hat und halt darauf abgeht.
0:41:00–0:41:04
Und wenn man aber wüsste, dass das jetzt quasi der eigene Artgenosse ist,
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inwieweit gibt es dann auch ein Zurück?
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Gibt es da überhaupt noch eine bewusste Entscheidung in diesem Raum, in diesem Milieu?
0:41:14–0:41:19
Ja, also, oder ist das dann auch egal, ja? Also, kann da Journalismus,
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kann da irgendwie noch was erreichen?
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Kann der noch da Impulse setzen und sagen ...
Micz Flor
0:41:25–0:41:28
Ja, es ist interessant, dass du da diesen Weg gehst. Wenn man jetzt mal eine
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andere Brille aufsetzt und sagt, wir besprechen einen Horrorfilm,
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dann würde man vielleicht überbandet zurückkommen auf gesellschaftlich-mediale Themen. Ähm ...
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Aber du hast den ja scheinbar wirklich explizit nicht als Horrorfilm wahrgenommen.
Florian Clauß
0:41:44–0:41:47
Nee, ich hab den nicht als Horrorfilm, eher als Science-Fiction,
0:41:47–0:41:50
ja. Das stimmt, das ist für mich kein Horrorfilm.
Micz Flor
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Weil ... es ist Menschenfleisch. Es könnte ja so ein klassischer Horrorfilmsatz
0:41:57–0:42:00
sein, wo dann die Geigen, die Hitchcock-Geigen, nid, nid, nid, nid.
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Und die Kamera und die Augen auf und so.
0:42:04–0:42:08
Body-Snatchers-mäßig, ne? Oh Gott, nein, wir sind alle tot schon.
0:42:08–0:42:15
Wir sind alle ersetzt worden. Das ist ja so ein ganz fundamentales Erleben von
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Endlichkeit und Bedrohung.
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Und trotzdem, in dem Fall war es für dich jetzt kein Horrorfilm,
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sondern es war ein Science-Fiction, quasi ein dystopischer Film,
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der eine mögliche Gesellschaft vorstellt, so.
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Ich versuche jetzt mal diesen Horrorfilm noch mal so rüber zu ...
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Diesen Sprung rüber zu machen, obwohl ich mich da auch überhaupt nicht auskenne.
0:42:38–0:42:45
Aber du hattest ja in deiner letzten Folge auch diese Nordwestpassagen-Expedition beschrieben, ne?
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Wo dann eben auch bei diesen langen Schiffreisen über Bleidosen,
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Vergiftung vorlagen, die dann irgendwie teilweise auch zu Halluzinationen führen
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können oder Skorbut und Schwäche und so.
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Und bei dieser Expedition, die dann ...
Florian Clauß
0:43:01–0:43:06
Blei kann nur in Psychosen auslösen, es gab da so eine Statistik,
0:43:06–0:43:12
wo dann quasi die Psychosenanfälligkeit in dem Moment gesunken ist,
0:43:12–0:43:15
als dann das Benzin bleifrei wurde.
0:43:16–0:43:19
Aber ich weiß nicht, inwieweit das irgendwie so ein Urban Legend ist.
Micz Flor
0:43:19–0:43:22
Das weiß ich jetzt ehrlich gesagt auch nicht,
0:43:22–0:43:25
ich hatte das ehrlich gesagt jetzt nochmal so reingenommen, weil ich das ein
0:43:25–0:43:28
bisschen immer abgespeichert hatte unter Erklärung,
0:43:28–0:43:38
Was ja damals bei dieser Exposition passiert ist, dass später Reste der Mannschaft
0:43:38–0:43:41
gefunden wurden, wo deutlich wurde, die haben sich gegenseitig gegessen.
0:43:41–0:43:48
Also das war ein Kannibalismus und das sollte lange Zeit nicht angenommen werden.
0:43:48–0:43:51
Das war dann irgendwie einfach nicht vorstellbar, dass der Sir,
0:43:51–0:43:54
dessen Name jetzt auch entfallen ist, das ist eine Riesenbildungslücke,
0:43:54–0:43:59
aber dass der jetzt irgendwie dann und dessen Gruppe dann kannibalistisch sich
0:43:59–0:44:04
gegenseitig gegessen haben das konnte man das war einfach zu grauenvoll aber
0:44:04–0:44:09
da auch noch mal eine information dazu geben weil ich das fand ich auch sehr interessant Nämlich,
0:44:09–0:44:12
es war durchaus in...
Florian Clauß
0:44:15–0:44:17
In den Seefahrerzeitalter, wo
0:44:17–0:44:23
die Leute auf Schiffen dann in unbekannte Regionen und wo auch ganz viele,
0:44:23–0:44:28
also ich weiß nicht, da war ein großer Prozentteil von den ausgefahrenen Schiffen
0:44:28–0:44:31
sind dann halt auch wirklich verunglückt und es gab viele Schiffsbrüchige.
0:44:32–0:44:36
Das waren, glaube ich, so irgendwie 20, 30 Prozent. Also die Chance,
0:44:36–0:44:40
dass du halt irgendwie mit dem Schiff untergehst, war relativ hoch irgendwie.
0:44:40–0:44:47
Und es gab eine Zeit, das ist übrigens auch eine Episode aus dem Podcast Geschichte
0:44:47–0:44:55
aus der Geschichte, und es gab eine Zeit, wo unter den Seefahrern Kannibalismus nicht tabuisiert war.
0:44:56–0:45:00
Also war wirklich so, dass die Unternehmer, wenn die auf dem Boot waren,
0:45:00–0:45:05
man hat auch noch immer so diese, wer zieht den kürzesten, das kürzeste Streichelst
0:45:05–0:45:06
und so weiter, es war akzeptiert.
0:45:07–0:45:10
Es war auch so ein bisschen für die Kollegen. Und es war so ein Ding,
0:45:10–0:45:14
ja, wir müssen uns gegenseitig Essen trinken, damit wir überleben können,
0:45:14–0:45:17
ja. Und dann kam erst später irgendwann diese Tabuisierung.
0:45:18–0:45:21
Und dann wurden ... Es gab, glaub ich, dann so einen Prozess,
0:45:21–0:45:28
wo dann tatsächlich so Schiffsbrüchige verurteilt wurden, weil die halt einen
0:45:28–0:45:31
von ihren Kollegen dann gegessen haben.
0:45:31–0:45:34
So, und da gab's einen Prozess, und dann fing die Tabuisierung an.
0:45:35–0:45:43
Aber das war, glaube ich, noch vor dieser Expedition, wo das schon so tabuisiert
0:45:43–0:45:45
war und wo das dann unter Strafe gestellt wurde.
Micz Flor
0:45:45–0:45:49
Okay, das weiß ich nicht, aber müsste ich jetzt irgendwie nochmal dann...
0:45:49–0:45:51
Verlinkst du diese Folge dann wahrscheinlich?
Florian Clauß
0:45:51–0:45:54
Ja, ja, aber ich will nur sagen, weil das ist, finde ich, total spannend,
0:45:54–0:45:58
also unter bestimmten Umständen, weil das führt mich so ein bisschen zu dieser...
0:45:58–0:46:01
Du wolltest jetzt... Ich will dir den Bogen jetzt nicht kaputt machen,
0:46:01–0:46:05
sondern ich was mich halt wirklich beschäftigt,
0:46:06–0:46:11
eben der Umgang, der kulturelle, gesellschaftliche und auch dystopische Umgang
0:46:11–0:46:13
mit Kannibalismus, der da drin liegt.
0:46:14–0:46:19
Also ich meine, welcher Film, also aber denn eben dieser industrielle,
0:46:19–0:46:24
also das, was man in der extremsten Form dann auch in der Shoah hat,
0:46:24–0:46:29
dass du diese Verwertung von Menschen, dann bis hin zur Haut,
0:46:29–0:46:35
Zehen und so weiter, so durchorganisiert hast, dass,
0:46:35–0:46:38
da eben noch Geld rausgeschlagen wird.
0:46:39–0:46:46
Im Horrorfilm ist es ja nicht unbedingt ein kapitalistischer Impuls oder irgendwie,
0:46:46–0:46:53
es Das ist ja mehr, wenn ich jetzt an Texas Chainsaw Massacre denke,
0:46:53–0:46:55
es ist ja eher so dieses ...
0:46:57–0:47:01
Ähm ... diese ... weiß ich nicht, dieser Rausch an ...
0:47:02–0:47:06
An dem Extremen und nicht, um damit was zu verwerten. Mhm. Ich glaube,
0:47:06–0:47:12
das ist so diese Gesellschaft, die ökonomische Situation, die da reinkommt,
0:47:12–0:47:16
die das Ganze noch mal so gegen den Horrorfilm kippen lässt.
Micz Flor
0:47:16–0:47:20
Wobei ich jetzt dann wieder ... Ich mach jetzt meine eigene Korpel kaputt.
0:47:20–0:47:25
Aber meine Assoziation da wieder ist der Zombiefilm, die essen.
0:47:25–0:47:28
Also, das sind schon nicht mehr Menschen, und die essen aber Menschen.
0:47:29–0:47:33
Ja, so die nagen an diesen Menschen rum. Und in gewisser Weise als Spiegel,
0:47:33–0:47:38
wenn wir alle Menschen essen, sind wir dann nicht eigentlich alle schon verdammt und tot?
Florian Clauß
0:47:40–0:47:44
Ja, also, Dead Corps, ja. Also, im Prinzip, ja.
Micz Flor
0:47:45–0:47:51
Das war, dann fällt mir das noch ein. Aber ich wollte in dem Zusammenhang sagen,
0:47:51–0:48:01
dieser Kannibalismus dann ja als ultimative, augenöffnende Dystopie,
0:48:01–0:48:04
die halt dann, dann finde ich schon, was Horrorfilm-mäßiges hat.
0:48:11–0:48:15
Und gleichzeitig noch gruseliger wird, weil es in so eine Normalität des Kühlschranks,
0:48:15–0:48:20
auch deine letzte Folge, so reingerutscht ist. Über das Silent Green kommt der
0:48:20–0:48:23
Kannibalismus als Luxusgut zurück in deine Küche.
Florian Clauß
0:48:24–0:48:25
Ja, aber vielleicht ist es auch
0:48:25–0:48:29
genau das Nichtwissen, was es dann halt so zulassen kann, Gesellschaft.
Micz Flor
0:48:30–0:48:33
Oder dann eben wieder dieses Ahnen, aber sich nicht trauen.
Florian Clauß
0:48:34–0:48:39
Ja gut, also ich meine, die Gesellschaft wird ja so beschrieben,
0:48:39–0:48:44
dass die ja wirklich nur so eine gefügige Masse sind, die, wenn sie ihr Essen
0:48:44–0:48:48
nicht bekommen, dann werden sie halt aufmüpfig, aber sonst sind die sehr kontrollierbar,
0:48:48–0:48:50
weil die einfach auch keine Energien haben.
Micz Flor
0:48:51–0:48:54
Also das ist, was mir jetzt auch nochmal so,
0:48:54–0:48:59
aber in anderer Form vielleicht einfällt, von
0:48:59–0:49:03
der ressourcenverwertung von von
0:49:03–0:49:06
quasi von menschen fällt dir da noch irgendein anderer
0:49:06–0:49:10
film ein der da ich denke
0:49:10–0:49:15
es gerade in so eine andere richtung in blatt diamonds und sowas sind kapitalistische
0:49:15–0:49:18
bürgerkriegs über diamanten also dass halt dieser kapitalismus in der tat schon
0:49:18–0:49:27
immer über Leichen geht und das bei Soylent Green übers Essen einfach,
0:49:27–0:49:30
dann kommt ein Ekel.
0:49:30–0:49:36
Erst dann kommt ein Ekel, wenn dieses über Leichen gehen bei uns gegessen wird.
0:49:36–0:49:39
Dann wird es eklig. Ansonsten können wir die Augen zumachen, können weggucken.
0:49:40–0:49:42
Aber dann ist es so, mein Gott, wir sind alle schon Kannibalen.
0:49:43–0:49:46
Wir haben alle Menschen direkt oder indirekt auf dem Gewissen.
Florian Clauß
0:49:47–0:49:50
Ja, ja, genau. Also dieses Augen zumachen und nicht wahrnehmen,
0:49:50–0:49:54
das ist ja so, das ist ja so normal, ne?
0:49:54–0:50:02
Das ist ja so, auch so passieren gerade die ganzen Nichts-Sachen, die wir machen müssten.
0:50:04–0:50:06
Aber ich dachte jetzt eher auch eher an einen Science-Fiction-Film.
Micz Flor
0:50:06–0:50:09
Dann sag nochmal, meinst du Alien, oder?
Florian Clauß
0:50:09–0:50:16
Alien? Nein, ich meine so diese Verwertung der Ressource Mensch in so einem
0:50:16–0:50:21
industriellen Maßstab. Also, Matrix. Genau, Matrix.
Micz Flor
0:50:25–0:50:32
Rubrik, Verwertung der Menschen auf industriellen Maßstab 300, bitte. Sub-Kategorie.
Florian Clauß
0:50:32–0:50:40
Subkategorie. An Matrix müsste ich auch denken, wo eben die Menschen in so Zellen
0:50:40–0:50:44
gezüchtet werden und die Energie liefern für die ganze Matrix.
0:50:45–0:50:49
Ist auch so eine schöne Selbstverwertung. Ein schönes Bild der Selbstverwertung.
0:50:51–0:50:56
Also nicht ganz so krass wie Kannibalismus, aber doch sehr eindrücklich.
Micz Flor
0:50:58–0:51:05
Ja, hat halt eine andere Ebene. Es gibt quasi in Matrix die Realität gibt es nur hinter allem und bei,
0:51:10–0:51:14
Also bei Soylent Green ist es irgendwie, finde ich, enger miteinander verknüpft.
0:51:14–0:51:20
Das heißt, man lebt in einer Realität und das Wissen um Soylent Green verändert
0:51:20–0:51:21
die Realität schlagartig.
0:51:21–0:51:27
Aber es ist immer noch die gleiche, während das bei Matrix schon anders ist.
0:51:27–0:51:30
Also die Realität ist hinter dem, worein wir geboren werden.
0:51:30–0:51:33
Also auch da geht es in gewisser Weise um ein Wissen.
0:51:33–0:51:37
Aber in dem Moment, wo du weißt, bist du entkoppelt und bist in einer ganz anderen
0:51:37–0:51:40
Welt. Also da ändern sich sofort die Farben und alles, ne?
Florian Clauß
0:51:41–0:51:46
Genau, also du bist ... Ja, du bist natürlich quasi so in dich selbst dann als Akku.
Micz Flor
0:51:46–0:51:48
Ja.
Florian Clauß
0:51:48–0:51:52
Äh, jetzt, ähm ... Oder wolltest du jetzt noch mal zu der ...
Micz Flor
0:51:52–0:51:54
Nee, ich bin durch. ...
Florian Clauß
0:51:54–0:51:58
Analogie mit dem ... Junikefer.
Micz Flor
0:51:58–0:52:00
Hat sich schon wieder eine angesungen?
Florian Clauß
0:52:00–0:52:04
Ja, grade. Pfff. Pfff. Die sind aber so laut.
Micz Flor
0:52:04–0:52:06
Die Rosinenbomber nennen wir sie jetzt einfach.
0:52:08–0:52:09
Da war auch wieder einer.
Florian Clauß
0:52:09–0:52:11
Siehst du, wir müssen wieder rennen.
Micz Flor
0:52:11–0:52:12
Ich bin gespannt, ob man die auf dem Mikro dann hört später.
0:52:13–0:52:17
Lass die drin. Guck, da, die fummelt sich auch schon. Das ist schon so ...
0:52:21–0:52:26
Lustig, wir werden alle so Junikefer-Zombies hier im Park. Wir sind inzwischen in Görlitzer Park.
0:52:27–0:52:30
Man guckt rum und man sieht Leute mit komischen ... Das ist so ein bisschen
0:52:30–0:52:36
wie World War Z. Wo die Leute auf einmal ganz schnell ...
0:52:39–0:52:43
Wir müssen wieder auf die Straße laufen, wir joggen jetzt gerade,
0:52:43–0:52:45
wir joggen mal hier rechts vorbei.
Florian Clauß
0:52:45–0:52:49
Wir wollen rechts? Nee, ich glaube hier ist es ruhiger.
Micz Flor
0:52:49–0:52:50
Nee, das ist überall.
Florian Clauß
0:52:51–0:52:53
Aber warum gehen die denn auch auf die Haare?
Micz Flor
0:52:59–0:53:01
Okay, du meinst, hier sind keine mehr?
Florian Clauß
0:53:01–0:53:07
Nee, ich glaube, die sind erst auf freiem Feld. Hier hängen die in Bäumen fest.
Micz Flor
0:53:07–0:53:13
Aufregend. Das heißt ... Spannend, aber ...
0:53:15–0:53:16
Wollen wir das Schluss machen bei der Aufregung?
Florian Clauß
0:53:17–0:53:21
Ähm ... Wollen wir mal so kurz noch so einstreuen.
0:53:22–0:53:30
Vergleich, 73,22. Also noch mal so eine Checkliste. Ja. Von JetGBT. Nein, hab ich nicht.
0:53:31–0:53:35
Aber Ressourcenknappheit, ja, haken, ne? Überbevölkerung, Hammer.
0:53:38–0:53:42
Verteilungsungerechtigkeit, ganz massiv. Verlust der menschlichen Würde,
0:53:42–0:53:45
auch ein ganz starkes Motiv bei dem Film.
0:53:46–0:53:52
Denn die Verwebung zwischen Mega-Corporation und Staat ist auch ein Thema.
0:53:53–0:53:58
Das Artensterben und die Klimawandel, die Klimaerwärmung. Der hat schon echt
0:53:58–0:54:01
krasse Themen formuliert, der Film. Ja, ja.
Micz Flor
0:54:02–0:54:04
Aber gut, die Klimaerwärmung ist so nicht Thema.
Florian Clauß
0:54:05–0:54:06
Nee, ne?
Micz Flor
0:54:06–0:54:07
Ja. Und das ist das, wo ich ...
Florian Clauß
0:54:07–0:54:12
Doch, doch, indirekt ist die schon Thema. Einfach, weil die die ganze Zeit schwitzt
0:54:12–0:54:17
und schaden Hässen. Das find ich auch so ein geiles, geiles Detail.
Micz Flor
0:54:19–0:54:20
Diese Halstücher. Ja.
Florian Clauß
0:54:20–0:54:25
Der Halstücher, der dann immer ... Einmal so ein Halstuch sieht so ein bisschen
0:54:25–0:54:29
aus wie so ein ... Ja, wie so ein Söldner, ne?
Micz Flor
0:54:30–0:54:32
Das ist nämlich das, was ich vorhin ansprechen wollte. Ich finde,
0:54:32–0:54:36
das ist so eine der Sachen, die halt so wirklich 70er-Jahre-mäßig aussehen.
0:54:36–0:54:41
Die haben halt irgendwie so Capris auf. Da hat mich grad wieder ein Junikefer angebrummt.
Florian Clauß
0:54:41–0:54:43
Wir sind wieder auf einem freien Feld.
Micz Flor
0:54:43–0:54:47
Jein, wir laufen gerade ganz nah an den Bäumchen. Egal, auf jeden Fall ...
0:54:49–0:54:53
Über Junikefer müssen wir auch noch was gucken. Bei Maikäfern gibt's nur alle X Jahre.
Florian Clauß
0:54:53–0:54:55
Alle sieben bis acht.
Micz Flor
0:54:56–0:54:59
Absurderweise synchronisiert, weil die sich nur gegenseitig begatten können,
0:54:59–0:55:03
wenn sie draußen sind. Bei Junikefern weiß ich gar nicht, wie das ist.
Florian Clauß
0:55:03–0:55:05
Ich glaub, die haben auch so einen Zyklus.
Micz Flor
0:55:05–0:55:10
Ja. Und, äh ... Was wollt ich jetzt grade sagen?
Florian Clauß
0:55:11–0:55:14
Du wolltest, ähm ... Du weißt nicht, ob ...
Micz Flor
0:55:16–0:55:22
Danke, super Brück. Ein Stichwort bitte. Ich weiß nicht, ob Junikefer,
0:55:22–0:55:25
aber das ist eigentlich woanders.
Florian Clauß
0:55:25–0:55:26
Oh, hier sind ja ganz schön viele.
0:55:30–0:55:32
Genau, Rivan, Artensterben, Klimaerwärmung, das haltst du?
Micz Flor
0:55:32–0:55:35
Das haltst du, genau. Das ist für mich so ein 70er Jahre Ding,
0:55:35–0:55:38
was dann später noch mal eben 80er mit Kammern, Eilinen, Latzhosen, Halttücher.
Florian Clauß
0:55:41–0:55:46
Ja, die Uniformen sind schon so ein bisschen YMCA.
0:55:46–0:55:51
Ja, aber ich finde die trotzdem gut. Also ich finde die echt gut. Also muss ich sagen.
Micz Flor
0:55:51–0:55:55
Na gut, was spannend daran ist, ist halt von wegen Ressourcenknappheit,
0:55:55–0:56:00
die versuchen uniformiert auszusehen, aber sind halt so super billo gemacht irgendwie.
0:56:01–0:56:02
Ja, genau. Du merkst halt...
Florian Clauß
0:56:02–0:56:07
Ja, aber jeder hat so seinen individuellen Stil. Ist so ein bisschen wie jetzt
0:56:07–0:56:10
diese ganzen Star Wars Episoden, die so das Beginning erzählen.
0:56:11–0:56:16
Ja, und jeder bastelt noch seine Uniform zurecht, weil die noch nicht so richtig
0:56:16–0:56:18
uniformiert sind, noch nicht so einen Style Guide haben.
Micz Flor
0:56:19–0:56:22
Und wir gehen jetzt zum Görlitzer Bahnhof, oder? Können wir machen. Prost!
0:56:42–0:56:47
Und ja, danke für den Film. Ich habe gerade so ein bisschen den Wunsch,
0:56:47–0:56:51
vielleicht, wenn du einen Film machst, ob du mir so zwei Stunden,
0:56:51–0:56:54
bevor wir aufnehmen, dann sagst, dass du einen Film machst und welcher es ist.
0:56:54–0:56:58
Weil ich jetzt das Gefühl habe, ich konnte mich nicht wirklich anschmeißen.
0:56:58–0:57:02
Nochmal dazu, weil ich finde das, ich finde es spannend. Andererseits ist es
0:57:02–0:57:04
absurd, weil es ist deine Geschichte
0:57:04–0:57:09
und du und ich bin ja dann eher der Sparring-Partner sozusagen, ne?
Florian Clauß
0:57:11–0:57:14
Nee, normalerweise mach ich das auch, aber jetzt zu der Entstehungsgeschichte
0:57:14–0:57:17
der Folgen, muss ich ja sagen, dass ich die halt eigentlich erst ...
0:57:17–0:57:23
Und dann diese Brücke mir gebaut hab. Und dachte, da ist quasi der dramaturgische
0:57:23–0:57:25
Erzählungskniff stärker als die ...
Micz Flor
0:57:25–0:57:29
Nee, du machst das eigentlich nicht. Das war ja nie so, es geht ja nicht um
0:57:29–0:57:30
... Eigentlich, so heißen wir ja nur.
0:57:31–0:57:34
Aber ich denk grade, ich wusste, dass ...
0:57:35–0:57:39
Ich wusste das bei welchem film wusste ich vorher welchen film du machst ich
0:57:39–0:57:45
habe dir ein paar titel gesagt ja also 39 stepps auf jeden fall nicht tom cruise
0:57:45–0:57:48
auch nicht oder doch nee tom cruise aber ist ja kein film.
Florian Clauß
0:57:48–0:57:51
Ja das ist kein film, ist ein schauspiel.
Micz Flor
0:57:53–0:57:56
Ja okay aber egal ja also vielen
0:57:56–0:57:59
dank für die folge silent green ich hätte auch
0:57:59–0:58:02
erst vor kurzem vielleicht war ja
0:58:02–0:58:05
doch letztes jahr so ein bisschen was darüber geschrieben worden gelernt
0:58:05–0:58:14
wo der name herkommt soy und lentils also soja und linsen was ja dann ist ja
0:58:14–0:58:25
danke fürs zu hören danke mit fürs mitlaufen auch zu gehört du hast Du hast auch zugehört,
0:58:25–0:58:30
du hast auch beigetragen, das Ganze noch auf der Internetseite.
Florian Clauß
0:58:32–0:58:37
Eigentlich minus Podcast, zu sehen, zu hören und Ergänzungsmaterial dazu.
0:58:38–0:58:40
Alle 14 Tage, Donnerstag kommen wir raus.
Micz Flor
0:58:40–0:58:43
Punkt.de, das ist eine ziemlich lange URL gerade gebaut.
Florian Clauß
0:58:43–0:58:44
Eigentlich minus Podcast.de?
Micz Flor
0:58:45–0:58:49
Hast du nicht gesagt, das ist eigentlich minus Podcast, alles zu sehen und zu hören.
Florian Clauß
0:58:49–0:59:01
Okay, habe ich gesagt. Punkt.de Okay, also danke und ich sage Tschüss, bis zum nächsten Mal.
Micz Flor
0:59:01–0:59:05
Von mir auch Tschüss und schalten Sie auch in zwei Wochen wieder ein,
0:59:05–0:59:06
wenn es heißt Ein niedliches Podcast.

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