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                  Eine Sache, die mir da jetzt auch nochmal so,
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                  In Freuds Rolle oder was mir nochmal so neu hochgekommen ist,
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                  ich hatte das glaube ich in irgendeiner anderen Folge schon mal erwähnt,
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                  dass ja Freud im Deutschen, wie du schon gesagt hast, das Es und Ich und das
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                  Unbewusste, das Vorbewusste, das Vorbewusste ist schon einer der kompliziertesten Worte.
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                  Das Bewusste, das ist einfach alles normale Sprache.
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                  Freud wollte sehr bewusst auch eine Sprache nutzen in seiner Theorie,
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                  die erstmal verständlich ist.
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                  Und Bruno Bettelheim dann später mal ein Buch darüber geschrieben hat,
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                  wo ich den Titel jetzt nicht habe, das zu vergleichen mit der sehr medizinischen
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                  und lateinisierten Sprache von Freud's Theorien im Englischen.
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                  Das wurde dann irgendwie da eher in so einen medizinischen Bereich eingeordnet.
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                  Und es war gar nicht Freud's Intention. Aber gleichzeitig hat er dann sowas
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                  mit dem Oedipus-Komplex. Also irgendwie gab es dann schon etwas,
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                  wo so eine gewisse Bildung drin ist.
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                  Also eine einfache Sprache für die Grundelemente, aber dann oben drüber,
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                  das ist dann eben wieder die Archäologie in den alten Texten.
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                  Und das heißt dann Narziss oder Oedipus-Komplex.
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                  Und diese Themen sind dann, das habe ich ja zum ersten Mal so verstanden,
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                  dass dann da schon auch so was Einzug erhält, dass man da sehr gebildet sein
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                  muss, um die Referenzen fortzuverstehen.
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                  Sehr gebildet oder mehr gebildet als vielleicht der Durchschnitt.
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                  Und dass da schon auch was drin war. Er wurde auch zitiert, da weiß ich gar
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                  nicht mehr, wo das herkam, dass er selber gesagt hatte.
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                  Dass er sich für die Zukunft der Psychoanalyse nicht, ach guck mal hier ist
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                  auch ein Unendlichkeitszeichen,
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                  das kannst du mal als Karte fotografieren, die Zukunft der Psychoanalyse,
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                  dass er da irgendwie Sorge drum hat und dass er der Einzige ist,
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                  der irgendwie die Psychoanalyse natürlich auch richtig verstehen kann.
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                  Also er hat da schon viel versucht, auch zusammenzuhalten.
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                  Und das kam, das ist eine Sache, die mich immer sehr beschäftigt,
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                  das kam hier gar nicht so richtig vor.
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                  Aber dieses Gefühl, so sein Lebenswerk einerseits auf den Sockel zu heben,
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                  sodass es unerschütterbar wird und gleichzeitig aber auch niemandem wirklich
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                  zu vertrauen, zu verstehen, worum es geht.
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                  Also dieser sehr rigide Umgang damit.
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                  Und seine Tochter dann, die auch kurz vor kam, Anna Freud mit dem Buch,
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                  dass ich und die Abwehrmechanismen zu seinem 80.
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                  Geburtstag eben, das hatte ich auch schon mal in einer anderen Folge,
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                  die aber natürlich, wer immer das jetzt gerade hören sollte,
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                  vielleicht nicht gehört hat, in gewisser Weise auch.
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                  Wieder so ein bisschen back to basic sagt. Also es geht darum,
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                  ein intaktes Ich des Patienten herzustellen.
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                  Es geht darum, mit dem zu arbeiten, was uns begegnet in der Therapie,
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                  mit den Widerständen, mit den Abwehrmechanismen.
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                  Dass wir immer eben an diesem Punkt in Kontakt bleiben mit der Person.
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                  Also sehr gestalttherapeutisch fast schon zu sagen. Wir sind in Kontakt mit
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                  der Person und wir erleben dann während einer therapeutischen Sitzung auch diese Mechanismen,
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                  mit der die Person eben nicht sich weiter öffnen möchte oder nicht tiefer gehen möchte.
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                  Oder wie auch im Film dann ganz zum Schluss, der englische Psychoanalytiker
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                  nochmal sagte, dass Freud irgendwann schnell schon erkannte, dass die Symptome,
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                  die das Leid bringen.
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                  Gleichzeitig aber auch Mechanismen sind, um das Leid dahinter zu regulieren
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                  und deshalb diese Symptome wegzunehmen, nicht oft das ist, was die Patienten
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                  dann wirklich zulassen können.
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                  Weshalb sie dann vielleicht auch abbrechen oder da bin ich auch immer sehr ambivalent,
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                  weil wenn jetzt jemand abbricht, weil der Analytiker oder der Analytikerin irgendwas
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                  deutet, was nicht passt,
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                  dann ist man manchmal vielleicht ein bisschen zu schnell dabei,
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                  dass die Person noch nicht so weit war, das zuzulassen, aber vielleicht war
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                  es auch wirklich einfach nicht passend.
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                  Aber diese Idee, dass das Symptom auch eine regulierende Funktion hat für emotionale,
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                  Untiefen, die man anders nicht in den Griff kriegt, da gibt es auch,
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                  einen schönen Text dazu in Bezug auf Zwänge, dass Zwang auch ein Coping-Mechanismus
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                  sein kann in unterschiedlichen Sachen.
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                  Also wenn jemand sehr schlecht strukturiert ist, am Beispiel wird das auch in
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                  diesem Artikel beschrieben, zum Beispiel auch Menschen, die später im Alter
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                  dann nicht mehr die gleiche Merkfähigkeit haben oder Dinge durcheinander bringen,
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                  sodass die zwanghafte Symptome entwickeln.
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                  Und diese Zwänge, die natürlich dann nach ICD-10 auch als Pathologien klassifiziert werden können,
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                  in Wahrheit für die aber eine Art Coping sind, weil die so zwanghaft sind,
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                  weil die vielleicht bestimmte Rituale durchlaufen, können die den Tag noch zusammenhalten,
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                  sonst würde der Tag vielleicht einfach zerfallen.
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                  Und das finde ich einfach so ein ganz gutes Beispiel, um das nochmal zu illustrieren.
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                  Was da gesagt wurde, dass die Symptome auch, obwohl sie leidvoll sind,
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                  auch das geringere Übel sein können.