EGL051 Obskure Lebensgemeinschaften in der Tiefsee
Während wir durch den grünen Weg vom Velodrom zum Prenzlauer Berg flanieren, reflektieren wir über die Entstehung unseres Podcasts und die Verbindung unserer Laufstrecken zu unseren Themen. Dann stellt Flo sein Thema vor, ihn hat die Tiefsee vom letzten Mal nicht losgelassen. Doch bevor wir in die obskure Welt der symbiotischen Beziehungen in der Tiefsee absteigen, möchte Flo als Mindset für diese Folge die Arbeit des Evolutionsbiologen Stephen Jay Gould mitgeben: Der Begriff der Evolution impliziert nicht zwangsläufig einen Fortschritt. In der Natur gibt es keine Entwicklung vom Niederen zum Höheren. Stattdessen sind alle Phänomene gleichwertig. Gould verwendet in diesem Zusammenhang das Bild eines Busches, der sich in alle Richtungen ausbreitet. Flo präsentiert in dieser Podcast-Folge drei Beispiele für symbiotische Gemeinschaften in der Tiefsee. Als erstes Beispiel wird der Anglerfisch genannt, der mit biolumineszenten Bakterien zusammenlebt, welche ihm helfen, Beute anzulocken. Dies stellt ein wunderbares Beispiel für Mutualismus dar. Im Anschluss erfolgt ein Exkurs über Sexualdimorphismus, der sich in signifikanter Weise beim Anglerfisch ausgeprägt hat. Hierbei verwachsen die Männchen mit dem 10-fach größeren Weibchen und fungieren lediglich als hormonell gesteuerte Samenspender. Das zweite Beispiel sind Bartwürmer, die in einer symbiotischen Beziehung mit chemoautotrophen Bakterien leben. Die Bakterien stellen die komplette Energie bereit, die die Bartwürmer zum Überleben benötigen. Der Bartwurm selbst hat keinen Mund mehr. Die Fundorte dieser speziellen Bartwurmart sind hydrothermale Quellen, sogenannte „Schwarze Raucher”, von deren Ausstoß sich die Bakterien ernähren. Diese Quellen werden als Ursprung des Lebens auf der Erde diskutiert. Schließlich thematisiert Flo eine parasitäre Beziehung zwischen dem Grönlandhai und dem Ruderfußkrebs Ommatokoita elongata. Der Grönlandhai ist eines der Tiere, die das höchste Alter aller bekannten Tiere erreichen. Er wird über 500 Jahre alt, was vor allem auf seinen verlangsamten Stoffwechsel zurückzuführen ist. Es wurde festgestellt, dass nahezu 99 % der gefangenen Grönlandhaie von diesem Parasiten im Auge befallen sind, der den Hai mit der Zeit erblinden lässt. Aufgrund dieser hohen Befallquote wird jedoch in jüngster Wissenschaft die Frage aufgeworfen, ob die Beziehung tatsächlich parasitär ist oder welche Vorteile der Grönlandhai von dem Krebs haben könnte, der die Augenflüssigkeit absaugt. Die Beispiele dienen der sinnhaften Veranschaulichung der unterschiedlichen Ausprägungen und Intensitäten der Verbindung in symbiotischen Beziehungen. Unsere Laufroute endet auf der Prenzlauer Allee, wobei wir das Planetarium um eine Querstraße verfehlt haben. Dies kann jedoch Gegenstand einer anderen Podcast-Episode sein.
Shownotes
- Links zur Laufstrecke:
- EGL051 | Wanderung | Komoot
- Quer durchs Karwendel in drei Etappen • Mehrtagestour » alpenvereinaktiv.com
- Alternativlos 42
- Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark – Wikipedia
- Velodrom (Berlin) – Wikipedia
- Volkspark Anton Saefkow – Wikipedia
- Anton Saefkow – Wikipedia
- Zeiss-Großplanetarium – Wikipedia
- Verknüpfte Eigentlich-Episoden
- EGL049 Die Geheimnisse der Tiefsee: von den Entdeckungen unbekannter Welten unter Wasser – Eigentlich-Podcast
- EGL010 Ameisen: Über die evolutionsbiologischen Vorteile einer staatenbildende Art – Eigentlich-Podcast
- Links zur Episode:
- Symbiose – Wikipedia
- Stephen Jay Gould – Wikipedia
- The Mismeasure of Man – Wikipedia
- Illusion Fortschritt
- Intelligent Design – Wikipedia
- Mi294 – „12 Gebote“ | Methodisch inkorrekt
- Substrate evaporation drives collective construction in termites | eLife
- Termiten – Wikipedia
- Eusozialität – Wikipedia
- Mutualismus (Biologie) – Wikipedia
- Kommensalismus – Wikipedia
- Parasitismus – Wikipedia
- Protokooperation – Wikipedia
- Pamphobeteus – Wikipedia
- Blattschneiderameise – Wikipedia
- Mikrobiomübertragung von Mutter auf Kind | Science Media Center Germany
- Flechte – Wikipedia
- Ektosymbiose – Wikipedia
- Aphidophilie – Wikipedia
- PDF Dissertation "Untersuchungen zu Form und Funktion der Leuchtorgane des Nordischen Krills"
- Biolumineszenz – Wikipedia
- Tiefsee-Anglerfische – Wikipedia
- Leuchtorgan – Wikipedia
- Rutenangler – Wikipedia
- Dinoflagellaten – Wikipedia
- Warum Tiefsee-Anglerfische so schön leuchten | BR24
- Der dunkle Wald – Wikipedia
- Das Fenster zum Hof (1954) – Wikipedia
- Piraten | Von Haustieren an Bord und brennenden Bärten - CheckPod - Der Podcast mit Checker Tobi | BR Podcast
- Sexualdimorphismus – Wikipedia
- Grüner Igelwurm – Wikipedia
- Ruderfußkrebse – Wikipedia
- Bartwürmer – Wikipedia
- Raucher (Hydrothermie) – Wikipedia
- Hydrothermale Lösung – Wikipedia
- Lokis Schloss – Wikipedia
- Lost City (Hydrothermalfeld) – Wikipedia
- Autotrophie – Wikipedia
- Riftia pachyptila – Wikipedia
- Neue Erkenntnisse zur Entstehung des Lebens durch chemische Prozesse an Tiefseeschloten | Max-Planck-Gesellschaft
- Europa (Mond) – Wikipedia
- Enceladus (Mond) – Wikipedia
- 2010: Odyssey Two - Wikipedia
- 2061: Odyssey Three - Wikipedia
- Grönlandhai – Wikipedia
- Ommatokoita elongata – Wikipedia
- Das geheimnisvolle Leben des ältesten Hais der Welt – Meeresblog
- Ig-Nobelpreis – Wikipedia
- Liste der Träger des Ig-Nobelpreises – Wikipedia
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