"People always ask for something new. It's inevitable." -- Harvey (aka Dennis Quaid) in The Substance

Weiter geht's mit dem Halloween-Special zu Body Horror. Reinhard ist wieder dabei, Chris jedoch nicht. Der hat sich mit Zelt und Isomatte in die Wildnis verabschiedet. In dieser Episode widmen wir uns zwei weiteren Filmen des Genres: "The Substance" und "Together". Laufen beim Reden und laufend reden. Unterwegs im Treptower Park, wo uns zum Schluss ein ganz anderer Horror einholt: das dritte Aufnahmegerät hat nicht aufgenommen (Micz vergaß den Hold-Schieber auf eben jenes "Hold" zu schieben). Wir mussten Reinhards Tonspur akribisch aus den anderen beiden Spuren herausschneiden. In "The Substance" von Coralie Fargeat steht der weibliche Körper im Zentrum einer von Außen auf den Körper projizierten Selbstoptimierungsspirale. Elizabeth Sparkle, einst gefeierte Schauspielerin, wird älter – und damit für die Kamera untauglich. Ein mysteriöses Serum namens „The Substance“ verspricht Verjüngung. Ein zweites Ich, jung, schön, makellos, bricht durch den Rücken in die Welt. Die Gebrauchsanweisung sagt deutlich: alle sieben Tage müssen sich jung und alt abwechseln. Doch dieses zweite Selbst beginnt, das erste zu verdrängen – bis Identität, Fleisch und Selbstbild in einem grausamen Machtkampf verschmelzen. Fargeat inszeniert diese Verwandlung als blutiges Schauspiel über Körperbesitz, Leistungsdruck und das Begehren, gesehen zu werden. Im Anschluss reibt Flo Lacans Konzept des "Realen" am Schleim und Formlosen des Films. Wo "The Substance" Körpergrenzen auflöst, wird das Reale zum Ort des Unbegreiflichen – jener Überschuss, der sich der Symbolisierung entzieht. Der Film lässt uns körperlich spüren, was Lacan nur andeuten konnte: dass das Reale keine äußere Bedrohung ist, sondern etwas, das unaufhörlich in uns arbeitet. Der zweite Film, "Together" von Michael Shanks, erweitert das Thema Körperhorror um eine groteske Komödiennote. Alison Brie und Dave Franco spielen ein Paar, dessen Beziehung nach dem Umzug auf's Land zerbröselt, als ein bizarrer Selbstfindungstrip zur physischen Eskalation führt. Durch ein unerklärliches Phänomen werden die beiden aneinandergebunden, besser noch ineinanderverwickelt und -verstrickt. Die Geschichte ist in eine Farce über Abhängigkeit, Selbstauflösung und die möglicherweise Unmöglichkeit, wirklich „eins“ zu werden. Shanks inszeniert diesen Körper- und Beziehungsknoten als Mischung aus Beziehungsdrama und Splatter. Hier spricht Micz über Julia Kristevas Konzept des "Abjekts" – jenes Moments, in dem das Ich sich selbst nicht mehr von dem unterscheiden kann, was es abstößt. "Together" zeigt das Abjekt als Auflösung der Trennung zwischen Subjekt und Objekt, zwischen Ich und Du. Das eklig Verschmelzende wird zum Beweis dafür, dass unser Selbstbild auf einer dünnen Haut beruht.

Mitwirkende

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Micz Flor
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Florian Clauß
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Reinhard

Transcript

Florian Clauß
0:00:00–0:00:01
Merci.
Micz Flor
0:00:03–0:00:06
Okay, dann fangen wir jetzt mal ein bisschen mit der Musik an.
0:00:06–0:00:12
Ja, aber ich lege dann das zck, zck, zck von uns drüber.
Florian Clauß
0:00:12–0:00:14
Soll ich die Einleitung machen?
Micz Flor
0:00:14–0:00:15
Achso, ich mache ja die Einleitung.
Florian Clauß
0:00:15–0:00:17
Ja, ich wollte dich nur fragen.
Micz Flor
0:00:17–0:00:18
Und wir sind Folge 88?
Florian Clauß
0:00:19–0:00:21
Wir sind Folge 90.
Micz Flor
0:00:21–0:00:27
Folge 90 schon. Bist du sicher? Ah ja, genau, Folge 90. Okay.
0:00:30–0:00:31
Ich mache die Einleitung, okay?
Florian Clauß
0:00:31–0:00:32
Ja, gerne.
Micz Flor
0:00:32–0:00:35
Okay, hallo zusammen. Wir sind
0:00:35–0:00:39
heute zu dritt. Und bevor ich den Reveal mache, wer noch mit dabei ist.
0:00:40–0:00:43
Wir waren nämlich zu viert, als wir angefangen haben aufzunehmen.
0:00:44–0:00:45
Und dann haben wir gemerkt, das wurde zu lang.
0:00:46–0:00:51
Auch Podcast-Erfolgen können zu lang sein. Und haben zum Thema Body Horror dann
0:00:51–0:00:53
entschieden, wir splitten das in zwei Sets.
0:00:54–0:00:57
Und dann war es uns aber auch zu spät. Und wir haben dann nicht einfach gesplittet
0:00:57–0:01:02
und weitergemacht. Wir haben das Ganze fallen lassen, like a hot potato,
0:01:03–0:01:05
und greifen es heute wieder auf.
0:01:06–0:01:10
Wir sind, wie ihr hört, diesmal wieder auf den Spuren mit, wie immer,
0:01:10–0:01:16
und die Uridee von eigentlich war ja beim Laufen reden und laufend reden.
0:01:16–0:01:18
Und wir laufen gerade abends.
0:01:19–0:01:25
Kälte der Nacht am Treptower Park. Und mit mir ist natürlich der Flo.
Florian Clauß
0:01:25–0:01:26
Hallo.
Micz Flor
0:01:26–0:01:32
Und der Reinhard. Und wir grüßen den Chris, der gerade zelten ist und diesen
0:01:32–0:01:35
zweiten Teil deshalb nicht mit aufnehmen konnte.
0:01:35–0:01:39
Eigentlich war er dabei und eigentlich hätte ich mir auch gewünscht,
0:01:39–0:01:43
dass er da ist, weil ich habe einen Begriff, den Begriff der Abjection,
0:01:43–0:01:45
über den ich später reden wollte bei Chris Thewa.
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Und da weiß ich nicht genau, was das im Englischen wirklich bedeutet.
0:01:49–0:01:52
Aber ich glaube, das kann er vielleicht dann als Kommentar unten mit reinlegen.
0:01:52–0:01:54
Und jetzt gehen wir ein bisschen unter.
Florian Clauß
0:01:55–0:02:00
Ja, wir laufen hier über den Weihnachtsmarkt vom Treptower Park.
0:02:00–0:02:03
Es riecht nach Zuckerwatte und Glühwein.
0:02:04–0:02:08
Und wo ist es ein DJ-Pult? Wir machen jetzt hier eine Kunstpause.
Micz Flor
0:02:08–0:02:09
Ja, Schnitt!
Florian Clauß
0:02:10–0:02:14
Wie ihr gehört habt, es ist Samstagabend, Saturday Night.
Micz Flor
0:02:15–0:02:15
So.
Florian Clauß
0:02:16–0:02:19
Das ist der erste kalte Oktobertag. Reinhard hat noch gesagt,
0:02:19–0:02:23
dass er gestern fast die ganze Zeit im kurzärmeligen Hemst unterwegs war.
0:02:24–0:02:26
Aber jetzt muss man sich lang anziehen.
Reinhard
0:02:28–0:02:31
Aber eins können wir auf jeden Fall unseren Hörern schon mal garantieren.
0:02:31–0:02:33
Wir behalten heute einen kühlen Kopf.
Florian Clauß
0:02:34–0:02:38
Ich habe noch eine warme Mütze dabei. Könnte sein, dass ich da aussteige.
Micz Flor
0:02:39–0:02:42
Und kühle Hände. Mit kühler Hand. Nee, mit ruhiger Hand. Entschuldigung.
Florian Clauß
0:02:43–0:02:49
Also Body Horror mit Reinhard. Letztes Mal hatten wir ja schon so eine Definition
0:02:49–0:02:50
von Body Horror geliefert, ne?
0:02:51–0:02:56
Und ich dachte, ich wollte jetzt einsteigen mit der Frage,
0:02:57–0:03:04
ob ihr in eurem Leben euch an Situationen erinnern könnt, wo ihr tatsächlich
0:03:04–0:03:11
Body Horror am eigenen Körper oder auch bei anderen gesehen habt,
0:03:11–0:03:13
der euch noch so in Erinnerung geblieben ist.
Micz Flor
0:03:15–0:03:15
Ja.
Florian Clauß
0:03:17–0:03:18
Dann erzähl.
Micz Flor
0:03:18–0:03:21
Wer will anfangen? Oder, Reinhard? Oder willst du noch suchen?
Reinhard
0:03:21–0:03:22
Nein, nein, ich habe tatsächlich was.
Micz Flor
0:03:22–0:03:26
Oder du kannst dann immer sagen, alles, was du sagst, und mir fällt auch noch
0:03:26–0:03:28
was. Das ist mir auch alles, das kenne ich.
Reinhard
0:03:28–0:03:31
Das ist tatsächlich eine Situation, die wir, glaube ich, bei unserem letzten
0:03:31–0:03:33
Gespräch auch schon zitiert haben.
0:03:33–0:03:38
Ich weiß nicht, wer es genau war. Erzählte, er hätte einmal einen älteren Mann
0:03:38–0:03:42
gesehen und sich gewundert über dessen Haltung oder dessen Gesicht.
0:03:42–0:03:45
Und dann erst zu erkennen, dass er in den Spiegel geschaut hat.
0:03:46–0:03:49
Und so ist es mir tatsächlich auch mal passiert. Ja, da bin ich,
0:03:49–0:03:54
nee, ich hatte irgendwie, ich hatte geschlafen in einem Zimt.
0:03:54–0:03:59
Und bin aufgewacht und habe verschlafen, irgendwie so mich umgeschaut und dabei
0:03:59–0:04:02
einen seltenen Menschen gesehen.
Florian Clauß
0:04:03–0:04:07
Und das hat wirklich zwei, drei Sekunden gedauert, bis ich gemerkt habe,
0:04:07–0:04:11
dass ich das selber bin. Das war schon ein schockierender Moment.
Reinhard
0:04:11–0:04:16
Weil wenn man nicht weiß, dass man es selber ist, schaut man doch wesentlich
0:04:16–0:04:18
kritischer. Das ist mir aufgefallen.
0:04:19–0:04:23
Deshalb hat man ja auch so wenig Probleme mit dem Älterwerden,
0:04:23–0:04:28
weil man ja irgendwie, man sieht sich jeden Tag im Spiegel wieder und das Gehirn
0:04:28–0:04:31
adaptiert irgendwie diese kleinen Veränderungen so,
0:04:31–0:04:34
dass wir die gar nicht mehr wahrnehmen. Aber wenn wir dann, wenn wir das nicht,
0:04:36–0:04:40
Verbindung gekappt ist, dann kommt der Horror.
Micz Flor
0:04:41–0:04:43
Aber älter werden ist gleich Horror.
Reinhard
0:04:44–0:04:47
Ja, ich würde sagen, das taucht dieses Motiv doch immer wieder auf.
0:04:47–0:04:51
Wir werden es gleich in der Substance natürlich. Da ist es ja bis zum Ultimo betrieben.
Micz Flor
0:04:52–0:04:53
Genau.
Florian Clauß
0:04:53–0:04:57
Ageism hatten wir auch das letzte Mal mit angesprochen, aber da ist glaube ich
0:04:57–0:05:01
Substance ein sehr starker Film.
0:05:03–0:05:05
Mitch, was war deine?
Micz Flor
0:05:05–0:05:07
Ja, zwei Dinge, die hatte ich, glaube ich, schon mal erzählt.
0:05:07–0:05:10
Da ging es in dieser Doppelfolge über C.G.
0:05:10–0:05:17
Jung, das rote Buch und dann die zweite Folge Chaos, Magie und Psychotherapie.
0:05:17–0:05:22
Da hatte ich darüber gesprochen, über Dinge, die ich erfahren habe,
0:05:22–0:05:25
als ich Zivildienst gemacht habe.
0:05:25–0:05:27
Die reiße ich nur kurz an, kann man ja dann immer nachhören.
0:05:27–0:05:29
Und dann habe ich aber noch was Neues, was mir gerade eingefallen ist.
0:05:30–0:05:35
Und das eine war, dass ich Patienten hatte beim Zivildienst in der mobilen Altenpflege,
0:05:36–0:05:38
dem es irgendwie nach und nach besser ging, der in den Kubitus hatte,
0:05:38–0:05:41
also wund gelegen war sozusagen an der Wirbelsäule.
0:05:41–0:05:44
Ich habe mich lange um den gekümmert, dann ging es ihm besser und da haben wir
0:05:44–0:05:48
uns beide gefreut, aber dann ging es ihm nach zwei Wochen wieder schlechter
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und als ich kam, hat er hinten wieder so eine feuchte, wunde Stelle an der Wirbelsäule.
0:05:52–0:05:53
Und in der Nacht danach...
0:05:54–0:05:58
Dann schlief ich und wachte am nächsten Morgen auf und hatte an meiner Hüfte
0:05:58–0:06:02
etwa Tischtennisgroßen, so wie so eine Brandblase.
Florian Clauß
0:06:03–0:06:04
Ja, ich erinnere mich an die Geschichte.
Micz Flor
0:06:04–0:06:08
Das war so eine Sache, wo ich drangeguckt habe, das hat mich wirklich so erfasst,
0:06:08–0:06:11
weil ich gefühlt habe, das kommt von woanders, nicht von mir direkt.
0:06:12–0:06:16
Und in dem gleichen habe ich auch genannt, dass ich beim Studium in Manchester
0:06:16–0:06:19
hatte einen Mitbewohner, der hatte kreisrunden Haarausfall, heißt es,
0:06:19–0:06:23
dem alle Haare ausgefallen sind. Und er hat mir das erzählt und ich hatte natürlich
0:06:23–0:06:24
gedacht, oh Gott, wie schlimm.
0:06:24–0:06:29
Es fängt an, zuerst so Pfennig groß und dann hört das nicht mehr auf.
0:06:29–0:06:33
Und dann fallen dir alle Haare aus und die wachsen auch nie wieder nach oder ganz selten nur.
Florian Clauß
0:06:33–0:06:35
Ja, da hatten wir auch den Stalker, ne?
Micz Flor
0:06:35–0:06:39
Und prompt eine Woche später hatte ich hier am Kinn unten auf einmal weniger Haare.
0:06:40–0:06:44
Und dann hatte ich da wirklich auch so ein Pfenniggroßes oder Centgroß,
0:06:44–0:06:47
würde man heute sagen, auf einmal die Haare weg.
0:06:47–0:06:50
Und ich habe gedacht, ey, das ist jetzt nicht wahr. Und dann ist es so aber
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geblieben und dann wuchsen die auch wieder nah und dann hatte ich aber lange
0:06:52–0:06:55
Zeit hier so einen grauen Fleck, bevor das dann wieder auch dunkel wurde.
0:06:56–0:06:57
Das war so ein bisschen unheimlich.
Reinhard
0:06:58–0:07:03
Ich hätte noch einen. Darf ich noch einen? Ja, klar. Also der ist mir jetzt erst eingefallen.
0:07:03–0:07:08
Dabei ist der wirklich viel, viel horrormäßiger gewesen als das andere Erwählnis.
0:07:08–0:07:09
Und es liegt auch noch nicht so lange zurück.
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Ich war mit meiner Frau auf dem indischen Ozean-Syndrom im Paddelboot gefahren
0:07:15–0:07:17
zu einer Insel, die hieß Shark Island.
0:07:18–0:07:22
Und auf der Fahrt dahin ist unser Boot gesunken. Ich weiß heute noch nicht warum.
Florian Clauß
0:07:22–0:07:26
Aber es ist alles wahr.
Reinhard
0:07:27–0:07:32
Oh mein Gott. Ist das Boot gesunken, aber es ist komplett gesunken.
0:07:32–0:07:35
Es war nur irgendwie so einen halben Meter unter der Wasseroberfläche.
0:07:35–0:07:40
Und wir hatten das Boot geliehen und ich wollte nicht, dass wir das bezahlen
0:07:40–0:07:42
müssen, weil das dann einfach irgendwo auf dem Meeresgrund liegt.
0:07:44–0:07:47
Vollgelaufene boot dann irgendwie auf diese insel zu
0:07:47–0:07:52
bekommen diese insel war aber total scharfkantige
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scharfkantiger feld hat mir irgendwie dabei und so vollgelaufenes boot wiegt
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ja 200 kilo und da habe ich mir total die füße aufgeschürzt und dann das wäre
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dann endlich auf dem feld zusammen und dann hat das boot auch gerettet da fielen
0:08:09–0:08:11
wir auf dass ich ein seltsames tier am,
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so was sah das wirklich, das sah aus wie,
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gesaugt so und und ich war total panisch und ich hab zu meiner frau gesagt mach
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das weg macht das weg und sie zog und so und ich sag fester fester sie kriegt
0:08:27–0:08:31
ihr das nicht weg und dann stellte ich irgendwann fest dass es meine sehne ist
0:08:31–0:08:33
meine elbobensehne die sie versucht.
Micz Flor
0:08:33–0:08:33
Hat,
0:08:41–0:08:42
abgerissen oder was.
Reinhard
0:08:42–0:08:48
Seine war noch dran aber die haut da drüber war abgerissen und die blanke Sehne schaut.
Florian Clauß
0:08:49–0:08:50
Nein, doch Mensch.
Reinhard
0:08:50–0:08:55
Man hat ja nie seine eigenen Eingeweide gesehen. Man ist jetzt vielleicht Chirurg
0:08:55–0:08:58
und operiert sich selber. Aber das...
Florian Clauß
0:08:58–0:08:59
Und dann...
Reinhard
0:09:00–0:09:03
Und diese Farbe, das kam mir so fremd vor.
0:09:03–0:09:09
Also mein eigener Körper kam mir fremd vor, weil ich ja noch nie in sein Inneres geschaut habe.
0:09:10–0:09:13
Und dann habe ich gedacht, das muss was Fremdes sein.
Micz Flor
0:09:13–0:09:19
Gut, das war Folge 90, besser wird es nicht.
0:09:20–0:09:22
Alles andere ist Kino.
Reinhard
0:09:25–0:09:27
Ich habe die Drehbuchrechte schon verkauft.
Florian Clauß
0:09:29–0:09:32
Ja, was man nicht alles macht, um Geld zu sparen.
Micz Flor
0:09:34–0:09:37
Ja, ich habe auch noch eine, das war aber in Südhessen.
Florian Clauß
0:09:38–0:09:42
Ja, damit ich herkomme, in Darmstadt.
Micz Flor
0:09:44–0:09:52
Und zwar war das einfach so ein Waldstück und da stand wie so eine alte Bushaltestelle,
0:09:52–0:09:57
so eine gemauerte 70 Jahre Bushaltestelle und sonst was irgendwie wild bewachsen.
0:09:57–0:10:05
Und da war ich und dann kamen auf einmal so Leute mit Säbeln aus dem Wald. Die waren da irgendwie.
Florian Clauß
0:10:05–0:10:06
Da wusste ich nicht genau.
Micz Flor
0:10:06–0:10:11
Was die wollten. Und dann rannte einer auf mich zu und steckte mir den in den
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Bauch bis durch den Rücken hinten raus. Und ich guck so runter.
0:10:16–0:10:21
Und ich habe in dem Moment gemerkt, dass ich mich nicht wehren werde.
0:10:22–0:10:26
Und dann bin ich aufgewacht. Aber es war wirklich so eine Sache,
0:10:27–0:10:29
weil du fragst, was habt ihr da erlebt?
0:10:29–0:10:37
Das ist so plastisch gewesen, dass ich es bis heute als wirkliches Ereignis mitnehme.
0:10:38–0:10:41
Und vor allen Dingen, glaube ich, auch wegen dieser Verwunderung,
0:10:41–0:10:43
die ich selber hatte, zu merken, ich wehre mich nicht.
0:10:44–0:10:49
Das fand ich bis heute, verstehe ich das nicht, aber das ist mein Anfang.
Florian Clauß
0:10:49–0:10:53
Traumerlebnisse lassen wir auch zu. Meine Geschichte geht so,
0:10:53–0:10:56
und zwar, das ist jetzt vor zwei Jahren in Frankreich gewesen.
0:10:57–0:11:00
Da waren wir wandern in Frankreich.
0:11:01–0:11:05
Und wie mir immer irgendwie auf Wanderung passiert, hatte ich da auch starke
0:11:05–0:11:07
Schmerzen. Mein Fuß ist angeschwollen.
0:11:08–0:11:13
Und man tippte eben auf Sehenscheinentzündung im Fuß. Und wie sich das später
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herausgestellt hat, war das ein sogenannter Ermüdungsbruch, den ich hatte.
0:11:17–0:11:19
Das hatte ich ja noch MRT gemacht und so weiter.
0:11:20–0:11:22
Auf jeden Fall, ich war in einer Klinik in Frankreich, Südfrankreich.
0:11:23–0:11:27
Und die haben mir dann halt so Medikamente gegeben, ja, so irgendwas.
0:11:27–0:11:30
Und als die Apothekerin, als wir das abgeholt haben, hat man die Apothekerin,
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oh, das sind ja so Medikationen, womit man eigentlich Pferde betäuben kann.
0:11:35–0:11:38
Also es waren halt so richtig harte Medikamente. Das war die noch die.
0:11:39–0:11:45
Nee, es war nicht Ketamin. Aber es waren halt wirklich so Ibo plus noch was, Substanz.
0:11:46–0:11:51
Und die habe ich dann täglich genommen. Und als ich die eines Morgens genommen habe,
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dann schaue ich so, wir sitzen, also es war Frühstück, ich schaue an meinen
0:11:55–0:12:02
Körper runter, sehe meinen Bauch und sehe auf einmal, wie von hinten mich so ein Arm umschlingt.
0:12:02–0:12:06
Und dann nehme ich den Arm und stoße ihn so weg und ich überlege,
0:12:06–0:12:09
wir sind zu zweit im Apartment, wer ist denn hier, ist Luke gekommen oder sowas?
0:12:09–0:12:14
Und dann schlingt der Arm mich nochmal und Karin sitzt mir gegenüber und ich stoße ihn wieder weg.
0:12:15–0:12:18
Und dann merke ich, dass es mein eigener Arm ist, den ich nicht mehr gespürt
0:12:18–0:12:20
habe und ich stehe schreiend auf.
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Das war der unglaublich Horrormoment, das hatte ich noch nie.
0:12:26–0:12:28
Also ich war so völlig defragmentiert.
Micz Flor
0:12:28–0:12:29
Der war wie eingeschlafen oder was?
Florian Clauß
0:12:29–0:12:36
Ich weiß es nicht, das war wie so eine kalte Wurst, die mich dann halt so umschlungen hat.
0:12:36–0:12:39
Aber das war so echt, das war total der Schock.
0:12:40–0:12:43
Und dann habe ich ja, glaube ich, die Medikamente auch nicht mehr genommen.
Micz Flor
0:12:44–0:12:45
Ich bin doch kein Pferd.
Florian Clauß
0:12:45–0:12:46
Ich bin doch kein Pferd.
Reinhard
0:12:47–0:12:50
Eigentlich ist die Definition von Body Horror, wenn unser eigener Körper uns fremd steht.
Florian Clauß
0:12:51–0:12:54
Ja, so fragmentiert, so auseinanderfällt.
0:12:54–0:12:58
Und ich wollte jetzt noch, bevor wir in The Substance einsteigen,
0:12:59–0:13:04
also, Mitchell, du hast es ja schon gesagt, The Substance habe ich als Film
0:13:04–0:13:06
mitgebracht, du wirst nochmal über Together sprechen.
0:13:07–0:13:11
Bevor wir da jetzt in The Substance einsteigen, wollte ich gerne nochmal mit euch über...
Micz Flor
0:13:11–0:13:12
Stopp, Mütze verloren.
Florian Clauß
0:13:14–0:13:20
Wollte ich gerne mit euch nochmal so über diese emotionale und archaische Triebfeder
0:13:20–0:13:25
von Body Horror sprechen und hoffen, dass ihr noch da was zu beitragen könnt.
0:13:26–0:13:30
Und zwar Ekel. Der Ekel als Emotion.
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Wie entsteht Ekel? Warum gibt es Ekel? Body Horror arbeitet stark mit Ekel,
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mit den Reizen, wo gerade wenn man sieht, wie irgendwelche,
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Flüssigkeiten aus dem Körper dringen, ja,
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dann stellt sich ja schon so ein Ekelgefühl ein oder was auch immer,
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ja, und ich habe dann nochmal ein bisschen nachgeguckt, warum empfinden wir
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Ekel? Da gibt es ja so verschiedene.
Reinhard
0:13:59–0:14:03
Meine erste Idee ist es eine Schutzfunktion unseres Körpers tatsächlich.
0:14:05–0:14:09
Uns Ekel ja davor, unsere eigenen Exkremente zu essen oder Dinge zu essen,
0:14:10–0:14:14
die schlecht riechen, von denen wir krank werden würden.
0:14:16–0:14:21
Und ich denke, das hat sich dann im Laufe des Voranschreitens unserer Zivilisation
0:14:21–0:14:26
ein bisschen ausgeweitet, dieses Ekelgefühl, auf andere Bereiche vielleicht auch noch.
0:14:28–0:14:32
Aber ich denke, das ist eigentlich der tiefere Grund für Ekel.
Florian Clauß
0:14:33–0:14:40
Ja, genau. Das habe ich auch so entdeckt als Definition, das im Prinzip ganz biologisch motiviert,
0:14:40–0:14:48
dass eben vor schlechtem Essen, dass so der Ekel dich davor bewahrt, vor Exkrementen,
0:14:48–0:14:53
dass natürlich dein Immunsystem dann halt entsprechend angreifen wird,
0:14:53–0:14:56
dass du da eben diese Ekelempfindung hast.
0:14:57–0:15:02
Zum späteren Zeitpunkt in der Ontologie, also in der Entwicklung vom Individuum,
0:15:03–0:15:05
gibt es aber dann auch so kulturell geprägten Ekel.
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Also eine andere Form von Ekel ist auch zum Beispiel...
Micz Flor
0:15:11–0:15:12
Menschen essen.
Florian Clauß
0:15:13–0:15:18
Ja, nee, so sexuell motiviert, dass du halt Inzest, dass das so ein Verbot...
0:15:18–0:15:22
Ich meine, bei Freud ist es ja dann anders mit Oedipus, aber dass du dann erstmal
0:15:22–0:15:30
einen sexuellen Ekel, also einen Ekel gegen Inzest und gegen Sodomie oder sowas empfindet.
0:15:31–0:15:34
Und dann gibt es natürlich gesellschaftlich okturierte Ekel,
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der dann je nach Gesellschaftsform dann passieren kann.
0:15:38–0:15:43
Und damit wird halt gespielt im Body Horror. Es wird eben mit diesen Momenten,
0:15:43–0:15:50
also gerade im immersiven Kino wird ja versucht, eben so dieses Ekelgefühl zu triggern.
0:15:51–0:15:55
Und da gibt es ja auch verschiedene Techniken, dass man da nicht zu sehr wirklich
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so zu sehr drauf hält, weil dann ist es zu explizit und dann setzt es wieder
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so ein Schutzmechanismus ein, sondern dann immer so an der Kante spielt.
0:16:05–0:16:08
So wie du es so schön gesagt hast, dieser Zahn.
Micz Flor
0:16:09–0:16:11
Wo man immer ein bisschen dran topft.
Florian Clauß
0:16:11–0:16:15
Genau, wo man dann immer, der wackelt, kennt man noch das Gefühl als Kind,
0:16:15–0:16:19
so ein wackelnder Zahn, wo man immer ein bisschen mit der Zunge dran drückt
0:16:19–0:16:21
und auch ein bisschen merkt, dass es nach Blut schmeckt.
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Und dieser Schmerz, oder mit der 9-Volt-Batterie, die man immer so gerne leckt.
Micz Flor
0:16:27–0:16:31
Aber das ist ja was schon eher lustmäßig ist. Aber diese Zahnsache,
0:16:31–0:16:35
das war für mich auch nochmal, um das jetzt für die Leute, die jetzt in der
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Folge einschränken, meine Tochter, als sie ihren ersten Zahn verloren hat,
0:16:38–0:16:41
der war auch schon lange wackelig, da hat sie auch mit gespielt,
0:16:41–0:16:42
das war alles total okay.
0:16:42–0:16:45
Und dann wollte sie einen Apfel beißen, hat sie auch gemacht und dann wollte
0:16:45–0:16:47
sie nochmal einen Apfel beißen, dann war der Zahn aber weg.
0:16:49–0:16:53
Und dann ist die kreidebleiche geworden, diese verzerrte Körperwahrnehmung,
0:16:53–0:16:55
wenn man auf einmal zum ersten Mal keinen Zahn hat.
0:16:55–0:16:59
Ich habe mich dann erinnert, wie das dann so war, dass der dann wirklich weg war.
0:16:59–0:17:02
Das war so ein Verlust. Ich würde gar nicht so sehr sagen, das ist Ekel,
0:17:02–0:17:07
aber es ist auf alle Fälle auch ein Thema von Body-Horror, dass man da seinen
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veränderten Körper oder was du beschrieben hast, eben diese Hand,
0:17:10–0:17:12
die da drum rum kommt, die deine ist und nicht deine ist.
Florian Clauß
0:17:12–0:17:12
Ja.
Reinhard
0:17:13–0:17:18
Ich glaube, die Dauer verändert tatsächlich den Blick und der Ekel kann tatsächlich
0:17:18–0:17:20
auch in Faszination umschlagen.
0:17:21–0:17:24
Also wir sehen das ja zum Beispiel in David Lynch's Elefantenbönch.
0:17:24–0:17:29
Das erste Mal, wenn die Menschen ihn gesehen haben, haben sie geschrien,
0:17:30–0:17:32
haben hysterische Anfälle bekommen.
0:17:32–0:17:38
Und dann waren sie fasziniert und wollten eigentlich sogar in seiner Nähe sein.
0:17:39–0:17:42
Das sehen wir ja auch jetzt in den Substanzen. Wenn ich vorgreife,
0:17:42–0:17:46
aber wenn sie das erste Mal in den Spiegel schaut, erst nur wirklich so ein
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ganz kleines bisschen, das ist wirklich schockierend.
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Und dann aber gewöhnen wir uns an
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dieses Ausland, dann kommt es einem fast sympathisch vor, dieses Monster.
Florian Clauß
0:17:55–0:17:59
Genau, das ist am Ende. Das dachte ich auch gerade als Elefantenmensch.
0:18:00–0:18:02
Die Brücke habe ich jetzt noch gar nicht gesehen, aber ja klar,
0:18:02–0:18:03
das ist natürlich auch...
Reinhard
0:18:03–0:18:06
Da gibt es ganz viele Anklänge in den Substance, habe ich gerade zu nehmen.
0:18:07–0:18:08
Also ich habe oft an der Elefant Mensch gedacht.
0:18:09–0:18:15
Aber auch an Karpeln. Karpeln ist das Ding, ganz am Fluss, dieser Kopf, das so wegkriegt.
0:18:17–0:18:24
Süß, bei diesem Way of Fame oder diesem Walk of Fame. Das ist eindeutig wie ein Karpelterzitat.
Florian Clauß
0:18:24–0:18:27
Ja, wollen wir dann in The Substance einsteigen?
Micz Flor
0:18:27–0:18:30
Ja, ich wollte ganz kurz noch vorgreifen, weil ich über Ekel auch noch spreche,
0:18:30–0:18:31
dann eben in Bezug auf Together.
0:18:31–0:18:40
Und dann, du wolltest ja noch über Lacan sprechen, und das ist jetzt quasi zu
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Subsons bezogen, aber über Ekel werde ich mich auch noch mal darauf beziehen
0:18:43–0:18:44
und wollte nur kurz sagen,
0:18:45–0:18:51
dass die Frage, was nicht konkret um Ekel geht, aber um diese Aussondungen und so weiter.
0:18:53–0:18:55
Wollte aber trotzdem das sagen, das ist Ekel, finde ich auch interessant,
0:18:55–0:18:58
diese biologische Hintergrund. Es gibt ja, und da hast du mich auf dem kalten
0:18:58–0:19:00
Fuß erwischt, falschen Fuß erwischt, kalt, falsch.
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Das ist zum Beispiel, das kennt
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ihr bestimmt auch, das haben manche Menschen, manche haben das nicht.
0:19:09–0:19:13
Wenn man zum Beispiel so etwas sieht wie eine Sonnenblume, wo alle Kerne raus
0:19:13–0:19:17
sind oder so Steine am Wasser, die porös sind, wo so Löcher drin sind.
0:19:17–0:19:19
Oder manchmal auch Duschköpfe.
0:19:19–0:19:23
Es gibt manche Leute, und ich habe den Namen vergessen, die sehen so etwas mit Poren drin.
0:19:24–0:19:28
Und das ekelt die. Da stehen denen wirklich die Haare auf. Seid ihr solche Leute?
Florian Clauß
0:19:28–0:19:28
Nein.
Micz Flor
0:19:29–0:19:33
Nein, kennt ihr nicht. Aber dafür gibt es sogar einen medizinischen Begriff für diesen Zustand.
Reinhard
0:19:33–0:19:36
Hat die das an Haut erinnert? An fehlerhafter Haut?
Micz Flor
0:19:37–0:19:40
Nein, nicht fehlerhafter Haut. Ich nehme an, dass es eher so etwas wie voller
0:19:40–0:19:42
Maden oder Löcher da drin ist.
0:19:42–0:19:48
Ach so, okay. Das ist wirklich was, was quasi biologisch vorgegeben ist.
0:19:48–0:19:50
Und ich finde das interessant, weil das,
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Falscher Fuß, aber vielleicht auch ein interessantes Thema ist,
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wo Ekel noch so hinkommt. Also Ekel hat zum Beispiel ja wahrscheinlich dann auch mit Angst zu tun.
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Und es gibt in der Tat im Hippocampus und Amygdala diese Angstsache,
0:20:03–0:20:08
dass halt solche biologischen Dinge wie vor Duschköpfen Ekel zu erleben,
0:20:09–0:20:15
dass die halt wirklich mitgegeben wurden vor einem evolutionär scheinbar vorteilhaften Hintergrund.
Florian Clauß
0:20:15–0:20:19
Das hatten wir, glaube ich, auch so ein bisschen bei der Jungfolge mit angesprochen.
Micz Flor
0:20:19–0:20:22
Ja, genau, diese Archetypensache. Also gibt es das überhaupt?
Florian Clauß
0:20:23–0:20:27
Ja, Spinnenangst. Das ist ja auch eine typische Ekelerregung,
0:20:27–0:20:29
die ja auch ausgenutzt wird.
Micz Flor
0:20:30–0:20:35
Das ist ja auch immer noch so ein analytisches Thema, dass es doch mehr gibt als nur das Lernen.
0:20:36–0:20:40
Weil es gibt wenig Grund, dass man irgendwie lernen würde, für Hühnern eine
0:20:40–0:20:42
Phobie zu entwickeln in unserer Gesellschaft.
0:20:42–0:20:46
Aber es gibt sie trotzdem und oft bei Leuten, die mit Hühnern kaum Kontakt haben.
0:20:46–0:20:52
Aber es gibt eben keine Phobie vor Zebrastreifen oder vor Starkstrom,
0:20:53–0:20:58
also Sachen, die modern sind, zeitgenössisch und gefährlich,
0:20:59–0:21:03
da entwickelt keiner wirklich Phobien drauf, aber Hühner und Spinnen und so weiter.
Florian Clauß
0:21:04–0:21:09
Wir sind gerade am Haus Zennern angelaufen und schauen auf die Insel der Jugend,
0:21:09–0:21:14
auf die Brücke, die dann vom Ufer...
Micz Flor
0:21:14–0:21:16
Um die Brücke zu schlagen, zu dem Horror des Alters.
Florian Clauß
0:21:18–0:21:24
Und steigen ein mit The Substance. Also eigentlich ist die Geschichte ja relativ schnell erzählt.
0:21:26–0:21:31
Ich fange mal an mit der Regisseurin. Die Regisseurin ist Carolie Fagot,
0:21:31–0:21:35
also wieder ein französischer Name, Reinhard. Ich sag mal Fagot,
0:21:35–0:21:36
ich weiß nicht genau, ob es stimmt.
0:21:36–0:21:41
Fagat? Fagat, Fagil, Fagot, ich würde mal Fagot. Und es heißt nicht Karoli, sondern Coralie.
0:21:41–0:21:45
Ja, Coralie, du hast recht. Coralie heißt sie, genau.
0:21:46–0:21:57
Hat einen Film, mit dem sie dann auch 2017 schon Aufmerksamkeit bekommen hat.
0:21:58–0:22:04
Ja, genau. Und ich kenne jetzt nicht ihre anderen Filme. Mit der Substance von
0:22:04–0:22:12
2024 hat sie den Preis für das beste Drehbuch gewonnen.
0:22:13–0:22:18
Und obwohl sie französischsprachig ist, arbeitet sie doch mit internationalen
0:22:18–0:22:22
Casts und hat dann auch entsprechend für der Substance das Star-Aufgebot.
0:22:23–0:22:28
Da spielt nämlich die weibliche Hauptrolle Demi Moore.
0:22:29–0:22:37
Und das Demi Moore ist quasi die ältere, das ältere Ich, das jüngere Ich wird
0:22:37–0:22:41
von, und da muss ich jetzt mal kurz nachgucken, weil ich doch hier einen Spickzettel
0:22:41–0:22:43
habe, Margaret Crawley.
0:22:44–0:22:48
Die ist aber auch schon mir aufgefallen in Leftovers.
0:22:49–0:22:53
Spielt sie da eine Rolle? Leftovers, lege ich euch sehr ins Herz?
Micz Flor
0:22:53–0:22:56
Ist sie auch nicht in einem neuen Coen-Film auch?
Florian Clauß
0:22:56–0:23:02
Ja, die spielt sehr in so einem Art-House-Bereich. Also finde ich...
0:23:03–0:23:07
Starke, also hat eine starke Präsenz, auch in dem Film The Substance.
0:23:08–0:23:13
Und wir haben natürlich als TV-Boss Dennis Quod, als Harvey.
Micz Flor
0:23:13–0:23:14
Quaid.
Florian Clauß
0:23:14–0:23:22
Quaid. Ja, Mensch. Das ist französisch. Den kennen wir aus Filmen aus den 80ern.
0:23:22–0:23:26
Und Demi Moore kennen wir aus Filmen aus den 90ern. Tatsächlich hätte man länger
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nichts von Demi Moore gehört.
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Also die Geschichte ist folgende. Demi Moore als Elisabeth, da ist dieser grandiose,
0:23:35–0:23:38
ich finde wirklich den Anfang von diesem Film, ganz toll.
0:23:39–0:23:43
Also da sieht man quasi aus Vogelperspektive, aber jetzt nicht irgendwie 50
0:23:43–0:23:48
Meter über dem Boden, sondern eher so 4 bis 3 Meter, sieht man dann einen Stern,
0:23:48–0:23:50
wie so einen Stern, was heißt der Hall of Walk?
0:23:51–0:23:58
Hall of Fame heißt es. Hall of Fame, wie Elisabeth Sparkle einen Stern gesetzt
0:23:58–0:24:03
bekommt in einem Quadrat quasi auf dem Boden.
0:24:03–0:24:08
Und man sieht, wie der dann halt quasi so ausgestanzt wird, dann draufgepappt
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wird, wie er frisch gemacht wird, wie er trocknet.
0:24:11–0:24:16
Und dann sieht man aber auch schon die ersten Brüche von dem Stern und irgendwie
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wie jemand so Ketchup über den Stern. Also sehr plastisch inszeniert und auch so ein bisschen,
0:24:25–0:24:31
Ich sag mal so vorausschauen, vorausgreifend, was mit Elisabeth Sparkle so passieren kann.
0:24:32–0:24:38
Also es gibt eben, Elisabeth Sparkle hat eine Show, eine Aerobicshow,
0:24:38–0:24:40
ist da sehr erfolgreich gewesen.
0:24:40–0:24:47
Aber sie zieht halt nicht mehr das Publikum und der TV-Boss Harvey schmeißt
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sie einfach raus. Also man muss von der generellen Inszenierung des ganzen Films
0:24:52–0:24:55
sagen, der ist einfach in your face.
0:24:55–0:25:03
Der Film ist knallbunt, hochglanzproduziert, hat, also wie wir das gesagt haben, alles geht auf Eleven.
0:25:03–0:25:07
Also alles ist überdreht, hat einen sehr starken Soundtrack.
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Es kommt dann immer diese, ich weiß nicht, wie man sagen kann,
0:25:09–0:25:13
aber es ist schon so eine elektronische Bassspur, Also wenn The Substance dieses,
0:25:13–0:25:18
als ob dann halt so ein, als ob ein U-Bahn-Zug dann gerade einfährt,
0:25:18–0:25:20
aber halt elektronisch verzehrt.
Micz Flor
0:25:20–0:25:24
Aber ist auch irgendwie, finde ich, schon bewusst überzogen.
0:25:25–0:25:30
Also es hat sowas, was so wie Melodramatisches. Aber es ist nicht Melodrama,
0:25:30–0:25:32
aber es ist quasi so Comichaft.
0:25:32–0:25:37
Das bringt es aber, also die ganzen Charaktere werden auch irgendwie überzogen und dann auch so.
Florian Clauß
0:25:38–0:25:39
Total. great wird.
Micz Flor
0:25:39–0:25:44
Dann immer so mit fischaugen linse gefilmt und hat mir so das gefühl dass er
0:25:44–0:25:47
halt so richtig in your face ist und dann ja das.
Florian Clauß
0:25:47–0:25:53
Ist alles comic relief es ist alles wirklich so komplett stereotypisch aufgezogen
0:25:53–0:25:57
und das ist glaube ich auch so der punkt die man bei dem film so annehmen muss
0:25:57–0:26:02
und auch kann weil ich finde das ist so übertrieben dass es dann halt auch wieder
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so funktioniert ja sonst sonst kommt man in so einem ding wo man,
0:26:07–0:26:11
sich überlegt, was will der Film eigentlich erzählen? Das ist doch schon tausendmal erzählt worden.
0:26:13–0:26:19
Und ich finde, durch diese totale Übertreibung funktioniert er wieder in seiner Erzählung.
0:26:20–0:26:25
Und hat, also eskaliert dann auch letztendlich am Ende.
0:26:27–0:26:32
Ich möchte nur mal kurz ein Bild machen, weil das hier so eine Stimmung ist. Wir sind jetzt...
Micz Flor
0:26:32–0:26:34
Stimmt, kann ich ja auch machen. Ich habe zwar ältere Generation,
0:26:35–0:26:36
aber es ist, glaube ich...
0:26:39–0:26:41
Hier wieder so ein Exorzisten-Poster.
Reinhard
0:26:44–0:26:46
Eine Reise ins Herz der Finsteren.
Florian Clauß
0:26:46–0:26:54
Heart of Darkness. Wir haben hier noch eine Beleuchtung und der Plänter-Welt
0:26:54–0:26:59
ist ja auch so ein bisschen renaturiert worden.
0:26:59–0:27:03
Das heißt, wir gucken mal, was es da gibt. Ich glaube, hier gibt es sogar Gastronomie,
0:27:03–0:27:07
die entstanden ist rund um den Plänterwald.
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Also, die Little Sparkle wird eben rausgeschmissen an ihrem 50.
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Geburtstag und gerät dann natürlich in eine Identitätskrise.
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Sie kriegt Kontakt.
0:27:23–0:27:29
Über Ecken, ja, kriegt eine Telefonnummer, anonym sieht dann halt so einen Typ,
0:27:29–0:27:33
der schätzt schon richtig ein, dass sie unter ihrem, ja, unter ihrem,
0:27:34–0:27:38
also ihrem zunehmenden Alter, das dann halt nicht mehr marktgerecht ist,
0:27:38–0:27:43
darunter leidet und steckt ihr dann halt so eine Nummer zu und da steht eine Substance drauf.
Micz Flor
0:27:43–0:27:46
Aber da ist es, glaube ich, wichtig nochmal, dass du sagst, was nicht mehr marktgerecht
0:27:46–0:27:48
ist, ist Appearance, nicht Performance.
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Also Performance, sie macht das mit ihrem Körper, alles, was gefordert wird von diesem Fitness.
0:27:53–0:27:57
Das steht ja gar nicht zur Frage, aber die Appearance halt, ihr Alter sei nicht
0:27:57–0:28:00
mehr publikumstauglich.
Florian Clauß
0:28:00–0:28:03
Genau, das ist glaube ich nochmal, ja, das ist nochmal ein wichtiger Punkt,
0:28:03–0:28:08
weil nämlich, man sieht dann diese Aerobicshow, die ist unglaublich dynamisch.
0:28:09–0:28:13
Die ist auch so sehr sexy von den Posen und von den Gesen, wie es halt Aerobicshows
0:28:13–0:28:15
halt so aus den 80ern sind.
0:28:15–0:28:19
Es ist noch dieser Charme der 80er, der da mit drin hängt.
Micz Flor
0:28:20–0:28:25
Da kann ich ganz kurz was sagen, weil ich glaube, das müssen wir einfach einmal explizit ansprechen.
0:28:25–0:28:29
Der Begriff Body Horror für diesen Film ist jetzt auch noch überzogen,
0:28:29–0:28:31
weil jetzt drei Männer über Frauenkörper sprechen und wir nicht,
0:28:32–0:28:34
glaube ich, also was du gerade sagst, ist sehr sexy und sowas.
0:28:34–0:28:36
Das ist ja genau Thema des Films.
0:28:36–0:28:41
In gewisser Weise sind wir trotz aller Versuche, unsere Androgynität auszuleben,
0:28:41–0:28:44
sind wir nur die halbe Wahrheit.
Florian Clauß
0:28:44–0:28:51
Ja, ich wollte das genau sagen, weil es ist nämlich genau dieser männliche Blick,
0:28:52–0:28:57
der männliche, der male gaze, der im Prinzip jetzt...
0:28:58–0:29:04
Internalisiert ist von der Gesellschaft, sag ich mal. Internalisiert ist auch von den Frauen,
0:29:04–0:29:10
jetzt in dem Fall Elisabeth, die natürlich immer so angeguckt wird und nach
0:29:10–0:29:14
Sexsymbolen, nach Frische, nach Jugendlichkeit usw.
0:29:14–0:29:16
Dann auch eingeschätzt wird.
0:29:17–0:29:23
Und dafür stellvertretend ist eben dieser TV-Boss, der dann ganz knallhart einfach
0:29:23–0:29:27
judgt, ja, du nicht mehr, du hast hier keinen Platz mehr, du gehst.
0:29:28–0:29:33
Ja, wir brauchen was Junges, Frisches. Also dieser Blick, der jetzt natürlich
0:29:33–0:29:37
personalisiert durch den TV-Boss, aber den finden wir überall in den Blickachsen.
0:29:38–0:29:43
Das Publikum auch bei der Show selber, bei der Aerobicshow, tanzt da,
0:29:44–0:29:48
schaut dann die Kamera, wie die inszeniert ist, der ganze Stuff hinter der Kamera.
0:29:49–0:29:55
Es geht immer um Blicke bei diesem Film und auch dann immer so urteilende Blicke, die genau dieses.
0:29:57–0:30:02
Funktioniert das so wie man das eben erwartet von der Gesellschaft und ich glaube
0:30:02–0:30:06
das können wir uns als drei Männer nicht so vorstellen,
0:30:06–0:30:11
dass oder wir können es uns sehr gut vorstellen aber eben wir können es die
0:30:11–0:30:16
andere Seite nicht vorstellen ja gut aber ich meine selber kriegt man auch diesen Blick aber dieser.
0:30:18–0:30:23
Blick ist man also man muss sagen als Frau ist man diesen Blick immer ausgeliefert
0:30:23–0:30:28
In jungen Jahren, wo es natürlich dann dieses Bewertende und das Sexuelle dahintersteht,
0:30:28–0:30:31
in alten Jahren ist eben die Abwesenheit des Blickes dann auch wieder ein Thema.
0:30:32–0:30:37
Das ist ja auch das, was dann eben Demi Moore oder beziehungsweise die Hauptfigur
0:30:37–0:30:43
dazu treibt, eben diesen Schritt zu gehen, dort anzurufen und nach der Substance zu verlangen.
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Ist im Prinzip, man kann es dann so beschreiben, also wenn man sich dann auch
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anschaut, was eben Frauen für Möglichkeiten haben, um eben dann eben diesen,
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ich sag mal so, um sich dann halt entsprechend dann aufzubereiten,
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ja, diesen Blick, diesen fordernden Blick halt auch standzuhalten.
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Das sind ja so Kosmetika auf der einen Seite und dann geht es ja weiter auf
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der anderen Seite, dass du dann anfängst so Schönheitscheorie oder andere Sachen zu machen,
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um dann halt jung und jugendlich und diesem Idealbild der sexy Frau dann auch
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standzuhalten, um eben das zu machen, gibt es diese Mittel.
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Und an dieser Stelle bietet eben das Substance ein pharmazeutisches Mittel,
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was aber mit so einem ganz klaren Rules-Set daherkommt.
Micz Flor
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Ja, die Substance muss man sagen, das kommt ja fast unerwartet zu ihr über einen
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Arztbesuch, den sie hat.
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Und dann ein junger Arzt, der dann irgendwas rumtestet und das Gefühl hat,
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das könnte passen, er nuschelt dann noch irgendwas.
Florian Clauß
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Ihre Wirbelsäule ab, die er hat.
Micz Flor
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Ja, genau. Und dann sagt er irgendwie, das könnte gehen oder irgend so.
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Aber mit dem hat sie nicht direkt Kontakt, der ist dann weg,
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aber dann kommt dieses Substance.
Florian Clauß
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Also der Arzt.
Micz Flor
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Eine Nummer kriegt sie zuerst.
Florian Clauß
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Eine Nummer, ja, eine Nummer. Da ruft sie an und sie wird dann geleitet und
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kommt dann in so einem anonymen Postfach.
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Alles ist immer sehr klinisch inszeniert. Das ist auch so ein typisches Attribut
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von Body Horror, dass es dann halt in so einer klinischen Atmosphäre stattfinden kann.
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Und sie kriegt dann diese Substanz und da steht wirklich so in Großbuchstaben
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sehr einfach wie so eine Ikea-Anleitung,
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vorgetragen, also die Regeln sind you activate only once you stabilize every day,
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You switch every seven days without exception und dann remember you are one.
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Ja, also what can possibly go wrong?
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Da weiß man schon, das ist schief.
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Switch every day without any exception. Every seven days without any exception.
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Ja, und es kommt dann eben, dass man diese Substanz, dass Elisabeth diese Substanz
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sich dann spritzt und da kommt es quasi zu so, ja, es ist halt so eine Selbstgeburt.
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Also das ist schon sehr explizit dann auch inszeniert in dem Badezimmer von
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ihr, das auch total steril gehalten ist. Und sie schlüpft dann aus sich selbst,
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schlüpft dann die jüngere Sue.
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Und Elisabeth ist dann so eine, ja, sie sieht fast leblos aus,
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eine Hülle mit einer riesen Narbe.
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Und sie wird dann an so einen Versorgungstrakt angeschlossen,
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was dann auch von der Substance mitkommt.
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Und Sue ist quasi das jüngere Ideal von ihr, die dann in die Welt gehen kann
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und genau das verkörpert, was jetzt eben Elisabeth gefehlt hat.
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Und Sue bekommt dann tatsächlich auch die Nachfolgeschow von Elisabeth.
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Nachdem die abgesetzt wurde, wurde halt ausgeschrieben, wer die übernehmen kann.
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Sue bewirbt sich und sie hat auch eine unglaubliche... Also da ist es auch so,
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dass diese Bewegung, das wird nicht in Frage gestellt, weil die können alle
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perfekt dann halt auch die Choreografie vortragen.
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Und du siehst sie auch nie proben. Die sind auf der Bühne und machen halt ihre
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Choreo und es ist super auf den Punkt.
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Ja, aber auch die Ältere kann das ja auch. Also das, was Mitch gesagt hat,
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da wird es ja gar nicht in Frage gestellt.
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Also sie erfüllt noch voll diesen Zweck, diese Bewegung und so weiter,
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aber sie sieht halt nicht mehr so aus.
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Und das ist ja nochmal das Brutale da drin. Und Sue ist dann halt auch sehr vom Typen her,
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sie weiß genau, wie es funktioniert und ist dann auch sehr erfolgreich in der
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Show und steigt dann immer eine Karriereleiter nach der anderen hoch,
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gepusht von Harvey, der dann ein totaler Fan von ihr ist.
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Weil sie genau diese Ideale erfüllen kann und auch damit massentauglich wird.
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Und das Interessante ist, dass in diesem Apartment, also da liegt eben Elisabeth
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rum, dass Sue baut dann auch so eine Nische für sie, weil sie die dann nicht
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mehr im Bad rumliegen haben will.
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So eine abseitige Nische, die dann durch so eine Tür versperrt ist,
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dass man die halt auch wegsperren kann.
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Und sie lässt dann auch das Bild von ihr, was dann im Wohnzimmer hängt,
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ein riesengroßes Bild von Elisabeth, das lässt sie dann austauschen oder wegbringen.
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Ja, und dann gegenüber ist so eine Werbetafel, auf die man dann halt aus dem
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Fenster raus drauf blickt.
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Und da ist jetzt Sue mit ihrer neuen Show dann auch als Werbetafel angebracht.
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Also man sieht ständig irgendwo dann die andere, die andere Figur,
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das andere selbst der Figur.
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Und es kommt, wie es kommen muss, haben wir schon gesagt, das Ganze eskaliert.
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Das Ding ist, dass Sue dann gegen die Regel verstößt und statt sieben Tage macht sie mal acht Tage.
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Als dann Elisabeth quasi wieder in ihrer alten Gestalt ist oder dann wieder
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transformiert, dann sieht sie auf einmal, dass ihre Hand, glaube ich, ist komplett alt.
Micz Flor
0:36:26–0:36:27
Der linke Zeigefinger.
Florian Clauß
0:36:27–0:36:28
Der Zeigefinger.
Micz Flor
0:36:28–0:36:29
Nur der eine Finger.
Florian Clauß
0:36:29–0:36:32
Genau, also das heißt, sobald du gegen diese Regel...
Micz Flor
0:36:32–0:36:33
Der rechte Zeigefinger.
Florian Clauß
0:36:33–0:36:40
Der rechte, es sieht aus wie von einer alten Frau. Sobald du gegen diese Regel verstößt.
Micz Flor
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Wird das so voll abgestockt.
Florian Clauß
0:36:41–0:36:41
Geht eigentlich aus wie von einer Hexe.
Micz Flor
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Genau, habe ich auch gedacht. Ja, es ist nicht nur alt, sondern der ganze Film
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ist über, also alles ist auf zwölf und deshalb ist ein alter Finger da dann
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auch gleich eher schon was, was ein bisschen an den Dracula bei Coppola erinnert.
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Also diese sehr dicken Fingernägel und so grün geschrumpft.
Florian Clauß
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Ja, ja, also es wird, das ist auch das, was diesen Ekel auslöst, ne? Also, ähm.
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Der Film arbeitet auch mit Close-Ups und mit allen möglichen Sekreten,
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die dann aus allen möglichen Öffnungen rauskommen.
0:37:20–0:37:27
Also Body Horror hat auch viel von der Kamera-Ästhetik und Inszenierung mit
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Porno zu tun, weil es einfach so dieses Close-Up draufhalten,
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obwohl es immer auch ein Andeuten ist.
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Das vielleicht ist doch nicht so wie Porno, weil Porno dann halt immer drauf
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bleibt. Ja, wenn bei Body Horror sehen wir dann halt häufig auch dann nur das
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Angedeutete und dann wieder ein Schwenk zurück, dass man halt den Rest sich imaginieren kann.
Reinhard
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Also ich fand bei diesem Film, bei The Substance, funktioniert der Body Horror
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tatsächlich gar nicht so sehr über das Visuelle, sondern schlimmer finde ich die Geräusche.
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Also in dem Moment, den du eben geschildert hast, wo das jüngere Ich aus dem
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älteren Ich herauskriegt, da ist dann der Rücken offen und der muss wieder zugenäht werden.
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Und das sehen wir also in sehr schönen Close-Ups. Aber das Fiese,
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das wirklich Gemeine und Gruselige und was eine Gänsehaut macht,
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ist der Ton, den wir da zu hören.
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Dieses Schmatzige, wenn der dicke Faden, ein sehr dicker Faden durch die Haut des Rückens geht.
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Und diese Geräusche, die haben wir öfter nochmal, auch wenn eine Spritze,
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wenn eine Injektion gesetzt wird.
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Das Geräusch, wenn die Kanüle in die Haut gestoßen wird.
0:38:30–0:38:34
Das alles, das ist wirklich, das fand ich wirklich die grüßlichste Momente.
Florian Clauß
0:38:35–0:38:40
Ja, also das Audiodesign von einem Film ist wirklich sehr stark, ja.
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Und das ist so fast, als ob dann eben durch dieses, der fehlende Geruchssinn
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wird durch diese, durch das Auditive ersetzt, ne, weil man kriegt dann,
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man ist dann noch näher dran, ja.
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Und das ist auch wieder völlig übertriebene Geräusche, die nichts damit zu tun
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haben, aber die machen dich dann schon so ein bisschen so, ja.
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Sue bekommt dann ihre Show, macht Karriere und als Perspektive kriegt sie dann,
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also als großen Sprung, wird in ihr in Aussicht gestellt, dass sie die Abschlussgala,
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die Silvester-Show moderieren kann.
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Verlängert immer weiter, immer länger ihre Seven Days.
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Und gleichzeitig wird eben Elisabeth als menschliche Ressource dafür ausgebeutet. Das heißt,
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der Finger zerfällt sie, also sie zerfällt nicht, aber es hat ganze Körperteile,
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sind komplett gealtert von ihr.
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Und Elisabeth kommt dann eben, ich weiß gar nicht, ist das das Bein oder der Arm?
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Auf jeden Fall sieht sie total degeneriert aus.
Reinhard
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Der 750-Jährige im Grunde.
Florian Clauß
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Und sie fängt dann auch an, wenn sie, genau, sie hatte auch das,
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wenn sie dann halt quasi in ihren echten sieben Tagen, wo sie dann ihr Leben
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wieder hat, ja, da ist sie eigentlich die ganze Zeit nur am Essen.
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Und sie hat überhaupt kein sinnerfüllendes Leben mehr, sondern sie ist eigentlich
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nur noch in der Konkurrenz zu ihrem jüngeren Ich.
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Und das ist ja so dieser Kampf. Man hat ja auch nicht das Gefühl,
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dass die beiden Darstellerinnen irgendwas miteinander zu tun haben.
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Die sind so konträr, dass man die als eine Person überhaupt nicht denken kann.
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Ja, das ist, also sie fangen dann quasi gegeneinander an zu kämpfen,
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ja, also beziehungsweise die Jüngere nimmt sich immer mehr raus,
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um dann halt auch ihre Ziele zu verwirklichen.
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Sie braucht dann halt immer mehr Zeit, um dann halt auch die Show vorzubereiten,
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um dann halt auch die jungen Männer abzuschleppen und so weiter.
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Also das wird immer, das dehnt sich immer weiter aus und gleichzeitig geht das
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eben auf Lasten von Elisabeth.
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Aber wir wissen, es bleibt ja dann in einer kausalen Zusammenhang,
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nämlich je mehr sie dann eben Elisabeth ausbeutet, desto mehr fällt das auf sie zurück.
0:41:18–0:41:30
Und sie versucht dann noch zuletzt noch das letzte Quäntchen,
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das ist auch sehr haptisch, optisch dargestellt,
0:41:33–0:41:40
so das letzte Quäntchen an Lebenssaft ihr dann noch an Flüssigkeit rauszulocken,
0:41:40–0:41:42
damit sie weiter noch in der Sioux-Rolle bleiben kann.
0:41:42–0:41:47
Aber das kann sie ja nie mal aufrechthalten. Und dann gibt es halt diesen,
0:41:47–0:41:50
ich muss es gerade noch mal, weil es länger her ist, dass ich es gesehen habe,
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kriege ich sie wieder ganz zusammen, dann gibt es halt diese Silvester-Show
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und sie kommt dann da hin,
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aber hat er noch nicht geswitcht oder so.
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Könnt ihr das noch erinnern?
Micz Flor
0:42:01–0:42:04
Das ist interessant, du sagst, weil ich auch nämlich gerade überlegt habe,
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wie ging denn dieser Showdown? Weil die beiden haben sich dann in so einem...
Reinhard
0:42:08–0:42:11
Die Ältere versucht es zu terminieren. Sie sagt irgendwann, sie ist dann so
0:42:11–0:42:15
verkrüppelt, Und dass sie da anruft an dieser Hotline und sagt,
0:42:15–0:42:16
ich will jetzt aufhören.
0:42:16–0:42:20
Wo man eigentlich als Zuschauer denkt, ja, ein bisschen Spätmädchen eigentlich.
Micz Flor
0:42:21–0:42:26
Mädchen. Das ist gut, dass du das völlig auslebst, dieses männliche Klischee.
Reinhard
0:42:28–0:42:33
Sie will aufhören und dann bekommt sie eine Spritze, da steht dann drauf Terminator.
0:42:35–0:42:39
Und die jagt ihrem jüngeren Ich in die Brust. Und die stirbt dann tatsächlich.
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Und dann bekommt sie Gewissensbisse und startet so eine Wiederbelebungsaktion,
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indem sie sich dann nochmal anschließt, die Körpersäfte werden nochmal getauscht,
0:42:51–0:42:55
dann wacht die wieder auf, kriegt mit, dass die Ältere sie umbringen wollte
0:42:55–0:42:56
und bringt da die Ältere um.
0:42:58–0:43:03
Und dann macht sie sich auf zu dieser Show, glaube ich.
0:43:04–0:43:07
Aber dabei ist irgendwie, ich glaube, mich richtig zu erinnern,
0:43:08–0:43:13
dass sie dann schon, also dadurch, dass sie wiederbelebt wurde,
0:43:13–0:43:16
illegalerweise, durfte sie anhand der Regeln eigentlich gar nicht,
0:43:16–0:43:19
dieser Terminator durfte da nicht eingesetzt werden, keine Ahnung,
0:43:19–0:43:22
ich weiß nicht mehr genau. Auf jeden Fall fängt sie auch an sich zu.
0:43:24–0:43:27
In irgendein Monster zu transformieren.
Micz Flor
0:43:27–0:43:31
Sie wulstet so. Sie wächst in alle Richtungen.
Florian Clauß
0:43:31–0:43:35
Das ist noch nicht so der Fall. Das ist so.
Micz Flor
0:43:36–0:43:38
Jetzt fährt es mir wieder ein.
Florian Clauß
0:43:39–0:43:44
Sie geht da hin und fängt dann an. Sie merkt auf einmal, dass ihre Zähne ausfallen.
0:43:45–0:43:46
Und dass ihr Ohr runterfällt.
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Und sie merkt irgendwie, scheiße, so kann sie sich schon nicht machen.
0:43:51–0:43:54
Sie muss sich was anderes einfallen lassen.
0:43:54–0:44:00
Und dann geht sie wieder nach Hause und nimmt diese Substanz,
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die man eigentlich nur einmal zum Aktivieren nehmen darf, spritzt die sich und
0:44:06–0:44:08
dann fängt sie an komplett zu mutieren.
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Also das ist dann wie so... Chaos. Ja, das ist dann halt wirklich so...
0:44:13–0:44:20
Dann hat sie überhaupt keine Gestalt mehr so richtig... Sieht aus wie Toxic Avenger.
Reinhard
0:44:21–0:44:26
Schluss von die Fliege, dieses Monster, was da auf diesen Transmitter steigt.
Micz Flor
0:44:27–0:44:30
Ja, bei dem fällt ja auch das Ohr ab, da geht es ja auch einmal,
0:44:30–0:44:31
dass ihm das Ohr runterfällt.
Florian Clauß
0:44:32–0:44:36
Stimmt, ja. Ja, sie hat dann zum Beispiel, auf der Brust ist ein Gebiss,
0:44:36–0:44:41
sie hat mehrere Gesichter, sie hat viele Augen, auch Brüstequellen irgendwo
0:44:41–0:44:46
raus und, aber dann kommt es so ein Moment, wo ich dann auch gedacht habe,
0:44:47–0:44:50
ja, da ist sie irgendwie mit sich selbst im Eins.
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Sie fängt dann an, sich für die Show herzurichten.
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Sie will die Ohrringe dann einsetzen und sucht nach den Ohren und steckt sie
0:44:59–0:45:01
sich dann irgendwo rein.
0:45:03–0:45:07
Ihre drei, vier Haarbüschel fängt sie dann an, mit so einem Lockenwickler dann
0:45:07–0:45:10
halt auch wirklich aufzutopieren und sie...
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Hat sich eine Maske von ihrem jüngeren Ich dann gebastelt, klebt die sich aufs
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Gesicht, hat noch diesen Törock an.
Reinhard
0:45:19–0:45:20
Das ist nur ein Zettel eigentlich.
Florian Clauß
0:45:20–0:45:22
Das ist nur ein Foto.
Reinhard
0:45:22–0:45:25
Was sie sieht und jeder müsste sofort sehen, da steht jetzt was gewaltig.
0:45:26–0:45:30
Aber sie geht in dieses Studio bis auf die Bühne, ohne dass irgendjemand sie auffällt.
Florian Clauß
0:45:30–0:45:38
Ja und alle sagen, wir lieben dich und sie hat auch so rot Lippen gemacht.
0:45:38–0:45:43
Und dann kommt sie, dann stehen schon alle, die ganze Tänzerinnen stehen bereit.
0:45:43–0:45:49
Und dann steht sie am Mikrofon und brubbelt irgendetwas von sich hin.
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Und dann fällt die Maske runter und alle sind schockiert. Und eine Frau schreit dann, it's a monster.
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Und dann fängt quasi so der Splatter-Teil des Films an, wo dann ihr irgendwas
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auf den Kopf geschlagen wird. und der ganze Kopf anfängt zu explodieren.
0:46:10–0:46:15
Und dann wulstet irgendwas anderes noch raus, einen weiteren Kopf.
0:46:15–0:46:20
Und auf einmal ist dann nur noch Blut, was dann halt stundenlang rumspritzt.
0:46:21–0:46:28
Wie bei Braindead, das Ende, wo dann halt Fontänen von Blut in das Publikum gespritzt werden.
0:46:28–0:46:35
Alle sind schreiend und es ist eine völlige Eskalation, die Szene.
0:46:35–0:46:42
Und sie geht dann am Ende den Gang von diesem Studio lang und spritzt dann auch alles voller Blut.
0:46:43–0:46:46
Und sie hat dann auch in ihrer Mutation,
0:46:47–0:46:53
hat sie noch so dieses an einer Stelle hinten am Rücken irgendwo dieses ältere
0:46:53–0:46:58
Elisabeth-Gesicht, was eigentlich nur noch so einen Mund auf nichts sagen kann
0:46:58–0:46:59
und die ganze Zeit so aufregt.
0:47:00–0:47:07
Und dann das, was von diesem Blob noch übrig geblieben ist,
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das sackt dann irgendwann zusammen und dann kriecht nur noch dieses Gesicht
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wie so eine Art Seestern mit so ein bisschen Masse, kriecht dann noch am Ende
0:47:15–0:47:19
auf diesen Stern, den wir am Anfang sehen,
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wo der Elisabeth Sparkle draufsteht.
0:47:23–0:47:25
Und sie schaut, man sieht dann halt einen Perspektivwechsel,
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sie schaut in den Himmel.
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Und auf einmal sieht sie dann auch tatsächlich solche Sparkles,
0:47:30–0:47:35
also so Funken auf sich niederregenden Sternen. Und sie fängt an,
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sie grinst und freut sich. Und irgendwie ist es so ein Happy End.
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Sie löst sich dann auch auf in einem großen roten Fleck.
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So, und damit endet die Geschichte. Und dann wird noch am Ende der Stern geputzt.
Reinhard
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Da kommt die Kehrmaschine.
Florian Clauß
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Die Kehrmaschine und fegt den Rest weg, ja. Also das ist jetzt mal so im Groben.
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Ich wollte noch erwähnen, dass als sie auf der Bühne steht vor dem Publikum,
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dann versucht sie sich zu verteidigen und sagt noch so, it's me, it's still me.
0:48:14–0:48:19
Also sie sagt noch, ich bin's noch, ja, während sie versucht dann zu appellieren,
0:48:19–0:48:24
so ich bin noch diejenige, die hier diese Show gemacht hat oder die hier.
0:48:24–0:48:27
Und natürlich ist sie gar nichts mehr von allem.
0:48:28–0:48:33
Aber das finde ich ganz schön, weil das dann auf einmal wieder so eine Individualität
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und so ein Selbstbewusstsein zeigt, was jetzt die ganze Zeit eben zerbrochen war.
0:48:40–0:48:44
Als Vorgeschichte dazu, das ist ein Detail, was man vielleicht noch erwähnen sollte.
0:48:45–0:48:50
Bevor diese Silvestershow losgeht oder als Vorbereitung hat sie einen riesigen Rosenstrauß bekommen.
Reinhard
0:48:50–0:48:55
Und da steht so ein Schildchen drauf mit dem Satz They will love you.
Florian Clauß
0:48:55–0:48:56
Ah ja, genau.
Reinhard
0:48:56–0:49:01
Und da verstehen wir, und der wird mehrmals ins Bild gesetzt, dieser Rosenstrauß,
0:49:04–0:49:09
Und das ist eigentlich die tiefere Motivation. Sie möchte, also der Wunsch,
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geliebt zu werden, und das drückt sie ja dann auch aus, wenn sie da vorne steht.
0:49:13–0:49:16
Ich bin es doch, ihr müsst mich doch lieben. Ja.
0:49:18–0:49:22
Und das Fatale ist halt, dass es in unserer Gesellschaft so verknüpft ist,
0:49:22–0:49:26
dass wir denken, nur noch dann geliebt zu werden, wenn wir schön und jung sind.
Florian Clauß
0:49:26–0:49:34
Ja, vor allen Dingen die Frauen in unserer Gesellschaft.
Micz Flor
0:49:34–0:49:41
Dazu gibt es ja dann auch, da gibt es ja noch zwei kleine Männernebenrollen, die damit zu tun haben.
0:49:41–0:49:53
Das eine ist der jüngere Nachbar, der total der jungen Hauptstadt sofort verfallen ist und verzaubert ist.
0:49:53–0:49:57
Und dann gibt es aber auch, nachdem sie gefeuert wurde, kommt da jemand auf
0:49:57–0:49:59
sie zu, der sie noch aus der Schule kennt oder so.
0:50:00–0:50:04
Ah ja, genau. Der sie sehr attraktiv findet und der so ein bisschen schüchtern
0:50:04–0:50:06
sagt, wir könnten ja mal einen Kaffee trinken gehen. Sowas in der Art.
0:50:06–0:50:07
Ich weiß nicht mehr genau, was das ist.
0:50:08–0:50:13
Und mit dem kann sie aber gerade gar nicht umgehen, weil sie die Liebe der ganzen
0:50:13–0:50:16
Welt verloren hat. Kommt sein Interesse bei ihr nicht richtig an.
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Und später möchte sie sich mit ihm treffen und dann kommt aber der Finger in
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den Weg. und dieser sehr frühe Zerfall, wo sie sich doch wieder zu sehr schämt und sich zurückzieht.
Reinhard
0:50:26–0:50:31
Also das ist wirklich die einzige Szene in dem Film, jetzt greife ich ein bisschen
0:50:31–0:50:34
vor in meiner Beserkung, aber das ist die einzige Szene in dem Film,
0:50:34–0:50:37
die mich innerlich wirklich berührt hat.
0:50:37–0:50:42
Also wo ich auch tatsächlich mich mit der Protagonistin identifizieren konnte.
0:50:42–0:50:47
Also sie verabredet sich dann mit diesem alten Freund, weil sie sich einsam fühlt.
0:50:48–0:50:53
Und sie machen ein Essen aus. Er ist ganz überrascht, weil er eigentlich so
0:50:53–0:51:01
auch mit ihrem älteren Ich völlig fasziniert ist von diesem älteren Ich und
0:51:01–0:51:02
sie wunderschön findet. Ja.
0:51:03–0:51:08
Und dann verabreden sie sich und sie steht vorm Spiegel, macht sich fertig,
0:51:08–0:51:10
probiert zehn verschiedene Kleider an,
0:51:11–0:51:17
macht ihre Haare, legt Make-up auf und dann steht sie vorm Spiegel und sieht
0:51:17–0:51:19
ihr älteres Ich und ist damit so unzufrieden, dass sie anfängt,
0:51:19–0:51:23
sich wieder abzuschminken, wieder neu zu schminken, noch was anderes anzuziehen,
0:51:23–0:51:24
noch mal was anderes anzuziehen.
0:51:24–0:51:28
Und dann sehen wir, dann gibt es einen Zeitpunkt und wir sehen,
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wie sie weinend auf ihrem Bett sitzt und sie hat diese Verabredung ausfallen lassen.
0:51:33–0:51:39
Das ist die tragischste Szene in dieser Film.
0:51:40–0:51:42
Dafür fand ich, war es es wert.
Florian Clauß
0:51:42–0:51:48
Der Film. Der Film war das wert. Ja, ich meine, es ist sehr plakativ einfach.
0:51:48–0:51:53
Das heißt, das könnte ja ihr Leben in der zweiten Lebenshälfte sein,
0:51:53–0:51:59
wo sie sich dann eher so auf so eine Beziehung besinnt und mehr zu sich zur
0:51:59–0:52:00
Ruhe kommt, wie auch immer,
0:52:00–0:52:05
sich neu verlieben kann und einfach auch neue Ideale findet in ihrem Leben.
0:52:05–0:52:10
Aber sie kann sich nicht lösen, weil ihr jüngeres Ich dann quasi sie da zurückhält.
0:52:10–0:52:14
Und sie kann gar kein eigenes Leben mehr entwickeln.
0:52:14–0:52:19
Das ist ja so diese Fatalität in der ganzen Konstellation.
Reinhard
0:52:19–0:52:22
Ja, ich finde das andere, also den ganzen Rest der Geschichte,
0:52:22–0:52:27
finde ich wirklich ein bisschen sehr überkonstruiert und auch ziemlich bizarr und eher,
0:52:28–0:52:33
es ist eher eine Farce, aber in dieser kleinen Szene ist unglaublich viel Wahrheit
0:52:33–0:52:37
drin und dass wir glauben, nicht geliebt werden zu können,
0:52:37–0:52:41
weil wir uns selbst nicht lieben und dass wir uns damit so sehr im Weg stehen
0:52:41–0:52:44
und das ist ja auch tatsächlich noch gut, das wird dann auf einer sehr oberflächlichen
0:52:44–0:52:46
Ebene, erzählt der Film das auch.
0:52:47–0:52:52
Dass wir sozusagen dadurch, dass wir diese unglaubliche Sehnsucht danach,
0:52:53–0:52:57
jung und schön zu sein und beliebt zu werden, dass wir uns damit eigentlich selbst verletzen.
0:52:58–0:53:02
Das ist ja, also so könnte man ja ganz platt den Botschaften des Films zusammenfassen.
Florian Clauß
0:53:02–0:53:07
Ja, obwohl, ich meine, der nimmt jetzt nicht unbedingt der Film diese Position
0:53:07–0:53:12
der, ich sag mal, der Älteren ein, ja.
0:53:12–0:53:17
Sondern so wie jetzt Demi Moore auch dargestellt wird oder auch der Blob,
0:53:17–0:53:22
der am Ende ist, wird ja auch dann so inszeniert, dass es tatsächlich abstoßend ekelerregend ist.
0:53:23–0:53:28
Also du findest ja auch dann die Jüngere viel attraktiver.
Reinhard
0:53:28–0:53:31
Und das findest du wirklich?
Florian Clauß
0:53:31–0:53:34
Nein, da muss ich jetzt schon widersprechen. Nein, nein, nein,
0:53:35–0:53:40
ja, aber so ist es inszeniert von der Poppigkeit her, von der Kameraführung
0:53:40–0:53:44
und wie die auch dargestellt und ausgestellt werden.
0:53:45–0:53:50
Also klar hat natürlich Demi Moore, wenn sie dann nackt vor dem Spiegel steht,
0:53:50–0:53:54
auch was sehr Attraktives, aber es ist nicht so inszeniert.
Reinhard
0:53:55–0:54:00
Da muss ich entschieden widersprechen. Ich finde ganz offensichtlich,
0:54:00–0:54:06
also diese Jüngere, diese Sue, die ist, also ich finde sie so unsympathisch
0:54:06–0:54:09
und das wird auch deutlich, also so ist es auch unszeniert.
0:54:09–0:54:15
Sie spielt das wirklich, sie ist eine knallharte Karrierefrau und sie ist rücksichtslos.
0:54:15–0:54:19
Sie hält diese Regeln, diese festen Regeln nicht ein. Sie ist eigentlich der
0:54:19–0:54:24
böse Teil dieses verdoppelten Ichs.
0:54:24–0:54:29
Das ist ja eigentlich, also das Motiv ist ja ziemlich alt, das ist ja das Doppelgängermotiv
0:54:29–0:54:33
eigentlich, was da, was wir da vorgeführt bekommen.
0:54:33–0:54:36
Das geht ja zurück, das ist auch in die Romantik, die deutsche Romantik.
0:54:36–0:54:38
Ich glaube, E.T. Hoffmann,
0:54:39–0:54:46
Um 1800 rum hat er zwei Geschichten geschrieben. Und dann gab es dieses Mr. Jekyll, Mr.
Florian Clauß
0:54:46–0:54:48
Hyde, auch Dorian Gray.
Reinhard
0:54:48–0:54:51
Ganz genau, das sind alles ähnliche Motive. Und es geht immer darum,
0:54:52–0:54:56
dass wir sozusagen einen guten Teil in uns haben und einen bösen Teil.
0:54:57–0:54:59
Und diese beiden werden dann sozusagen externalisiert.
0:55:02–0:55:06
Das, was eigentlich seelisch in uns ist, wird nach außen verlagert und diese
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beiden bekämpfen sich dann.
0:55:08–0:55:12
In dieser Geschichte, in The Substance, finde ich es ganz eindeutig,
0:55:12–0:55:14
dass die Jüngere die Böse ist.
Florian Clauß
0:55:14–0:55:15
Ja, ja, auf jeden Fall.
Reinhard
0:55:16–0:55:21
Gemeine, die Hinterlistige. Und die Ältere tut uns doch leid.
Florian Clauß
0:55:21–0:55:25
Ja, man hat eben, man fühlt schon mit ihr so mehr oder weniger,
0:55:25–0:55:28
aber gleichzeitig denkt man ja auch, okay.
0:55:28–0:55:33
Also ich meine, so richtig identifizieren tut man sich dann doch nicht mit ihr.
0:55:33–0:55:37
Weil sie hat das ja in die Wege geleitet und sie ist ja so selbst gemacht.
0:55:39–0:55:45
Also dieser Ageism, was er auf der einen Seite anprangert, aber auf der anderen Seite auch ausstellt.
0:55:45–0:55:48
Das meine ich halt so mit dem. Das könnte man dem Film nachsagen.
Reinhard
0:55:49–0:55:51
Ich finde, das kann man dem Film durchaus anlassen.
0:55:53–0:55:56
Er stellt schon sehr diese Ästhetik aus.
0:55:57–0:56:01
Die Inszenierung weidet sich ja an den nackten Frauenkörpern auch.
0:56:02–0:56:07
Wir sehen ganz viele Brüste unter der Dusche. und eigentlich steht,
0:56:07–0:56:11
dass der Botschaft des Films, wenn der Film dann eine Botschaft hat oder haben
0:56:11–0:56:14
möchte, finde ich schon im Wege.
Florian Clauß
0:56:14–0:56:19
Ja, genau, wenn man dann sagt, das könnte die feministische Kritik sein,
0:56:19–0:56:22
aber ich glaube, das will der Film gar nicht so.
0:56:22–0:56:25
Ich glaube, es geht wirklich so um diesen Film, was wir am Anfang gesagt haben.
0:56:26–0:56:32
Der Film will einfach so ein Hochglanzplakat oder Format sein und diese Bilder
0:56:32–0:56:37
halt so schrill wie möglich und die Figuren so stereotypisch wie möglich darstellen.
0:56:37–0:56:42
Und dann auch das Ende funktioniert auch so in diesem totalen...
0:56:43–0:56:48
Ich sage mal, in dieser totalen Eskalation auf der Bühne.
0:56:48–0:56:53
Also ich glaube, der schärft alles auf diese Situation und bleibt dann irgendwie
0:56:53–0:56:57
ein bisschen flach, aber schafft Bilder, die einfach hängen bleiben.
Reinhard
0:56:57–0:57:02
Mich in dem Zusammenhang wirklich wundert, dass der Film in Cannes ausgerechnet
0:57:02–0:57:04
den Drehbuchpreis bekommen hat.
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Weil ich finde, die Story ist eigentlich wirklich ziemlich schlack und nicht sehr tiefgründig.
0:57:13–0:57:18
Das Besondere oder das Gute an dem Film sind die fantastische Ausstattung die
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Darsteller und der Soundtrack und einige von diesen visuellen Effekten,
0:57:25–0:57:30
die wir da sehen aber dem Film ausgerechnet einen Preis für das Drehbuch zu
0:57:30–0:57:33
geben, das finde ich fragt so Ja.
Florian Clauß
0:57:33–0:57:38
Vielleicht, ich kann mir das nur so erklären weil ja Fargo auch das Drehbuch
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geschrieben hat und Regie geführt hat und vielleicht ist das jetzt so ein kleiner
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Regiepreis gewesen und so durch die Hintertür des Drehbuchs, um dann...
Reinhard
0:57:47–0:57:48
Verdacht, genau.
Micz Flor
0:57:50–0:57:53
Ich wollte noch eine Sache sagen, du hast gerade so ein bisschen nachgedacht,
0:57:53–0:57:56
weil wir vorhin angesprochen haben, diese Wer-spricht-über-wen-Sache,
0:57:57–0:58:00
und ich dann gedacht habe, was wäre denn jetzt so ein Film, wo es um Männlichkeit
0:58:00–0:58:07
geht und was irgendwie so ein Männer, also wo man dann den besprechen könnte.
0:58:07–0:58:11
Das Einzige, was mir eingefallen ist, war dann Iron Man, Diese Iron Man Episode,
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wo seine Batterie nur noch auf 80 Prozent hochgeht oder so, wo er dann noch
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einmal quasi Analogie zu Potenzstörungen hat mit seinem...
0:58:22–0:58:25
Iron Man. Kennt ihr den Film?
Florian Clauß
0:58:26–0:58:29
Iron Man. Du meinst schon mit dem Superheldenfilm?
Micz Flor
0:58:30–0:58:30
Superheldenfilm.
Florian Clauß
0:58:30–0:58:34
Ich weiß nicht, ich habe den nur ganz hochstückhaft.
Micz Flor
0:58:34–0:58:38
Da ging es wirklich um so ein Identitätsproblem von, ich habe vergessen,
0:58:38–0:58:45
wie der Actor oder die Rolle heißt, weil sein Suit, also er kriegt den nicht mehr auf 100 Prozent.
0:58:45–0:58:48
Und deshalb kann er diese ganzen Kämpfe nicht mehr machen. Also er ist nicht
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mehr so der wirkliche Held. Der muss irgendwie mit seinem Alter auch in gewisser
0:58:51–0:58:54
Weise eben mit Potenzstörungen irgendwie umgehen, lernen.
0:58:55–0:59:00
Und seine Assistentin Pepper oder wie sie heißt, die nimmt ihn dann nicht in den Arm.
0:59:01–0:59:04
Aber ich glaube, zum Schluss gibt es ihm so aus weiblicher Sicht einfach nochmal,
0:59:04–0:59:08
hey, du bist ein toller Mann. Und dann geht es irgendwie so ein Happy End zurück.
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Ich weiß gar nicht, ob er dann die Batterien noch austauschen kann oder nicht.
Florian Clauß
0:59:11–0:59:13
Aber das ist jetzt ein Beispiel für eine männliche Perspektive.
Micz Flor
0:59:13–0:59:16
Ja, wo ich gedacht habe, was gibt es denn überhaupt für Männerfilme?
Florian Clauß
0:59:17–0:59:20
Aber ich meine, das, was wir jetzt auch in der letzten Episode besprochen haben,
0:59:20–0:59:22
würde ich da ganz ranziehen.
0:59:22–0:59:29
Nämlich der von Titan, der Ältere, der dann quasi den, der Feuerwehrhauptmann,
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der sie dann aufnimmt oder den Sohn dann wiederfindet.
0:59:33–0:59:36
Oder The Wrestler wäre auch so ein Ding. Da haben wir ja auch in der letzten Episode.
0:59:36–0:59:39
Aber da gibt es, glaube ich, viele, die dann halt so diese, ja,
0:59:39–0:59:45
aber letztendlich ist es dann auch wieder so die Frage, wie kommt man jetzt so, ich sag mal so,
0:59:48–0:59:53
der Ökonomie oder der Logik des Marktes, wie kann man sich denn da wieder so
0:59:53–0:59:56
einfinden als jemanden, der aussortiert ist.
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Das ist ja so, dass auf der einen Seite gibt es natürlich Möglichkeiten irgendwo
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anders dann seine Lebenserfüllung zu finden.
1:00:05–1:00:10
Aber der Marktdruck ist dann so stark, dass es eben zu solchen Mitteln gegriffen
1:00:10–1:00:12
wird, dass man sich so verjüngt.
1:00:13–1:00:15
Und das ist glaube ich so der,
1:00:16–1:00:20
einen Kritikpunkt, den man dem Film so nachsagen kann. Obwohl ich das auch zu
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platt finde. Also das hatten wir ja gerade.
Reinhard
1:00:23–1:00:28
Interessant ist ja auch, dass man die Hauptrolle mit Demi Moore besetzt hat.
1:00:28–1:00:33
Demi Moore ist 62 gewesen, glaube ich, als das dann gedreht wurde oder als er rauskam.
1:00:33–1:00:35
Sie fehlt eine 50-Jährige.
1:00:35–1:00:41
Und wir wissen, dass Demi Moore also schon eine ganze Reihe an Schönheits-OPs hinter sich hat.
1:00:41–1:00:47
Also, wer kann man sich jetzt fragen? Also reflektiert sie in dieser Geschichte
1:00:47–1:00:52
oder hat sie diese Rolle angenommen, weil sie über ihre eigenen Probleme mit
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ihrem Aussehen reflektieren wollte, öffentlich?
1:00:56–1:01:00
Oder hat sie einfach diese Rolle angenommen, weil es einfach eine tolle Gelegenheit
1:01:00–1:01:04
war, mit 62 nochmal groß rauszukommen?
Florian Clauß
1:01:05–1:01:08
Ja, du hast natürlich diese Meta-Ebene auch in diesem Film mit drin,
1:01:08–1:01:13
weil sie ist auch das Sexsymbol der 90er Jahre gewesen, Demi Moore.
1:01:14–1:01:20
Und ist jetzt in dieser Position dann halt in der Filmwirtschaft diese Position,
1:01:20–1:01:23
also diese Rolle nicht mehr spielen zu können.
1:01:23–1:01:29
Also hast du da auch dieses, natürlich irgendwo auch in der Marktökonomie von Hollywood.
1:01:29–1:01:34
Damit implementiert. Das kann man auch so sehen.
Micz Flor
1:01:35–1:01:41
Es fällt mir gerade ein, der Memur war ja auch die Böse in diesem Film, Kinofilm von Charlies,
1:01:43–1:01:48
Drei Engel für Charlie. Und da war sie dann, glaube ich, über 40 und Cameron
1:01:48–1:01:54
Diaz, die eine der drei Engel war, die hat dann gesagt, dass sie unfassbaren
1:01:54–1:01:58
Respekt hat, dass der Memur das gemacht hat und wie toll sie doch sei.
1:01:58–1:02:01
Und eine Frau über 40 könnte doch eigentlich, würde doch eigentlich in Hollywood
1:02:01–1:02:03
gar nicht mehr gecastet werden und Hut ab und so.
1:02:04–1:02:09
Also damals war es implizit auch schon Thema, dass sie dann...
Florian Clauß
1:02:09–1:02:15
Ja, ich meine, wenn so sich dann eine Schauspielerkollegin äußert,
1:02:15–1:02:17
dann muss man auch hellhörig werden.
Reinhard
1:02:18–1:02:22
Also ich glaube aber, obwohl Chris jetzt vielleicht wieder widersprechen würde,
1:02:22–1:02:25
aber ich glaube, man muss auch nochmal einen Unterschied machen,
1:02:25–1:02:29
wirklich zwischen dem amerikanischen Markt und dem europäischen Markt.
1:02:29–1:02:36
Ich glaube, in Europa erlebe ich das eigentlich nicht so, dass ältere Schauspielerinnen
1:02:36–1:02:37
komplett aussortiert werden.
1:02:39–1:02:40
Oder Moderatorinnen.
Florian Clauß
1:02:41–1:02:46
Ich glaube, ja, ich glaube, das ist tatsächlich auch, was uns diese ganze Welle
1:02:46–1:02:49
an, ich sag mal so, Gleichstellung gebracht hat.
1:02:50–1:02:54
Dass da auch so eine Sensibilität sich auch im Showbusiness entwickelt hat,
1:02:55–1:02:57
da jetzt eben nicht so auszuselektieren.
1:02:57–1:03:01
Ich meine, es ist noch immer nicht so, dass Frauen da so gleichgestellt sind
1:03:01–1:03:06
in der Form, aber man hat so zumindest so, dass eben, wie du sagst,
1:03:06–1:03:09
das Beispiel mit Moderatorinnen, die dann halt auch noch weiter ihre,
1:03:09–1:03:12
also es ist nicht mehr so wie in den 90ern, sag ich mal.
Reinhard
1:03:13–1:03:19
Was sich eigentlich auch damit zu tun hat, dass die Entscheider jetzt auch viel
1:03:19–1:03:21
öfter Frauen drin tatsächlich ist.
1:03:21–1:03:25
Also in der deutschen, ich glaube auch in der ganzen gesamten Rotation-Medienbranche.
Florian Clauß
1:03:25–1:03:29
Ja, also da kann man sich nur wünschen, dass sich diese Marktdurchdringung auch
1:03:29–1:03:33
so konsistent bleibt. So, wir sind jetzt hier an der Fähre.
Micz Flor
1:03:33–1:03:39
Wir sind jetzt hier in Leipzig. Wo ist die Fähre? Gefühlt, wir sind ewig unterwegs schon.
Florian Clauß
1:03:39–1:03:45
Ja, ja, jetzt ist auch das Ende von, das Ende von, nee, nee,
1:03:46–1:03:48
wir sind noch nicht am Ende, aber ich wollte jetzt nur sagen,
1:03:48–1:03:52
das Ende von dem Weg, wir können jetzt hier auf den, da gibt es diesen Europa.
Reinhard
1:03:52–1:03:53
Richtig schön dunkel.
Florian Clauß
1:03:53–1:03:56
Aber wir haben eine Taschenlampe, wir haben eine Taschenlampe.
Reinhard
1:03:57–1:04:00
Wir brauchen noch eine Ersatzlampe, falls da die Patasien angewandt wird.
Florian Clauß
1:04:01–1:04:08
Sehr gut. Also ich möchte jetzt nochmal dieses Lacan aktivieren.
1:04:08–1:04:10
Wir hatten das schon mehrfach gemacht.
1:04:10–1:04:14
Mitch hat das ja schon bei SodaWork ausgepackt.
1:04:15–1:04:22
Chris und ich hatten LaCore die drei Register auf Nosferatu angewandt.
1:04:22–1:04:27
Ich wollte noch mal ganz kurz so einen kleinen Recap machen.
1:04:28–1:04:32
Es funktioniert einfach so gut, dass es schon wieder zu platt ist, aber trotzdem.
Micz Flor
1:04:32–1:04:37
Ja gut, du musst aber auch überlegen, ob nicht andersrum anhand von solchen
1:04:37–1:04:44
psychodynamischen Theorien manchmal Stoffe auch entwickelt werden.
Florian Clauß
1:04:45–1:04:52
Ja, das denke ich tatsächlich. Bei diesem Stoff gibt es so, dass die Regisseurin sich da auch...
1:04:53–1:04:57
Hingesetzt und alles kennt, diese ganzen Theorien und da eine Stoffentwicklung
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gemacht hat. Also das bedingt sich auf jeden Fall.
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Also wir haben bei Lacan die, ich habe es gerade schon erwähnt, die drei Register.
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Das ist auf der einen Seite das Imaginäre, also die Welt der Bilder,
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die Welt der Identifikation, so das, was dann im Prinzip auch das,
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was man gerne sein möchte.
1:05:21–1:05:25
Also das, was auch teilweise nicht erreichbar ist, die Ideale.
1:05:25–1:05:28
Dann haben wir die symbolische Ordnung.
1:05:28–1:05:34
Das wird dann ausgeprägt durch Gesetze, Verträge und so weiter.
1:05:34–1:05:40
Und vor allen Dingen durch die Symmiotik, also das heißt Signifikantenketten.
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Das ist die symbolische Ordnung.
1:05:43–1:05:48
Und wir haben das Reale. Das Reale hatten wir dann bei Nosferatu,
1:05:48–1:05:54
das ist diese Figur, die dann der Orlok darstellt.
1:05:54–1:05:58
Also das, was sich in keiner Ordnung irgendwie einordnen lässt,
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was dann als das Abwesende, als das Ausgestoßene dann in die Welt kommt und
1:06:07–1:06:11
meistens auch überhaupt nicht irgendwo erfassbar werden kann durch irgendwie
1:06:11–1:06:13
eine Ordnung oder durch was,
1:06:14–1:06:16
also meistens der Tod.
1:06:17–1:06:20
Also was im jenseitigen Bereich dann irgendwo angesiedelt ist.
1:06:21–1:06:27
Und in diesem ganzen Kraftverhältnis gibt es aber auch immer wieder das Begehren.
1:06:27–1:06:33
Das Begehren, das, was wir bei Nosferatu, bei Ella festgestellt haben,
1:06:33–1:06:38
dass sie das Begehren, sexuell begehren, diese Vereinigung mit Orlok,
1:06:38–1:06:43
also was eigentlich total irrational ist, Aber was dann eben immer passiert,
1:06:43–1:06:51
zu einem Untergang führen kann. Das ist das sogenannte Objekt klein a,
1:06:51–1:06:56
das Unerreichbare, was ich in meinem Begehren nie richtig dann fassen erlangen kann.
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Und das ist jetzt mal so ganz grob gesprochen, in diesen Registern bewegt sich die Geschichte.
1:07:05–1:07:11
Wenn wir das dann eben auf The Substance anwenden wollen, haben wir ja ganz
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klar, die symbolische Ordnung ist quasi die Gebrauchsanweisung des Substance in Großbuchstaben.
1:07:20–1:07:26
Da steht ja drauf, du darfst nur das in dieser Form anwenden,
1:07:27–1:07:31
nur einmal alle sieben Tage und so weiter. Das ist die symbolische Ordnung.
1:07:31–1:07:35
Das Begehren ist eigentlich auch relativ klar.
1:07:35–1:07:38
Das Begehren entsteht in dem Moment, wenn eben,
1:07:39–1:07:46
Elisabeth vertrieben wird aus dem Reich des Showbusiness und sie begehrt eben,
1:07:47–1:07:48
da wieder teilzunehmen.
1:07:48–1:07:52
Aber das Begehren ist halt so, dass es nicht erreicht werden kann in dem Moment,
1:07:53–1:07:54
wenn Sue als Person entsteht.
1:07:55–1:08:00
Sue ist eben auch gekoppelt an die symbolische Ordnung und sie wird das nie
1:08:00–1:08:05
erfüllen können, weil sie immer wieder diese Regeln einhalten muss.
1:08:06–1:08:13
Und weil sie eben zu sehr begehrt, zu sehr Objekt klein a, nämlich diesen alle,
1:08:14–1:08:17
was war auf dem Blumenstrauß, Rosen?
1:08:18–1:08:22
They will all love you. Genau, das ist ja ihr Begehren. Sie werden dich alle lieben.
1:08:23–1:08:26
Weil das nie erreicht werden kann, weil sie immer wieder in diese Ordnung gezwungen wird.
1:08:27–1:08:31
Dann an diesem Punkt bricht das Reale durch.
1:08:31–1:08:37
Und das Reale kommt dann in Form des Blobs, was dann alle infiziert und was
1:08:37–1:08:46
dann eben das Unsagbare, das Nichtvorstellbare dann ausdrückt auf einmal, auf die Welt kommt.
1:08:46–1:08:52
Und das in keiner Ordnung irgendwie einpassbar ist und damit halt auch den Untergang bedeutet.
1:08:53–1:08:56
Das ist jetzt mal so ein ganz kurzer Crashkurs.
1:08:59–1:09:04
Aber was denkt ihr darüber? Kann man so sagen. Das lässt sich doch gut anwenden.
Reinhard
1:09:04–1:09:10
Ich würde doch bezweifeln, dass die Regisseurin beim Drehbuchschreiben sich
1:09:10–1:09:13
mit der Theorie auseinandergesetzt hat.
1:09:13–1:09:18
Das erscheint mir unrealistisch. Aber gut, es mag sein.
Micz Flor
1:09:19–1:09:24
Ja, das Reale ist, glaube ich, also da weiß ich nicht genau,
1:09:24–1:09:29
ob ich das dann in diesem Blob ansiedeln würde, weil es ist ja schon so,
1:09:30–1:09:34
da hast du recht, dass das was nicht, also man würde ja zuerst denken,
1:09:34–1:09:38
das Bildliche, dann das Symbolische und das Reale, wie es eigentlich wirklich
1:09:38–1:09:43
ist, um auch bei unserem Folgentitel zu bleiben, eigentlich nicht Folgen, Brandtitel.
1:09:45–1:09:49
Aber das Reale ist natürlich wirklich nicht sehbar.
1:09:49–1:09:55
Das heißt, der Blob wäre dann auch nur ein Schatten quasi des Realen,
1:09:55–1:09:57
weil das Reale ist nicht greifbar.
1:09:57–1:10:01
Und das ist ja das, was wir bei Solaris auch hatten. Im Endeffekt ist alles
1:10:01–1:10:04
nur ein Abkömmling von etwas, das es eigentlich nicht gibt.
1:10:04–1:10:07
Also so, als ob sich das in drei Dimensionen vor uns zeigen muss,
1:10:07–1:10:09
aber wir können es eigentlich nicht wirklich begreifen.
1:10:09–1:10:11
Und deshalb würde ich sagen, dass dieser Blob.
1:10:16–1:10:24
Ja, der Blob ist das Ergebnis des Versuchs, das Begehren zu zwingen,
1:10:25–1:10:27
das Objekt klein a zu berühren.
1:10:28–1:10:31
Und das kann nicht gehen. Das ist so die Sache drin.
1:10:31–1:10:36
Das Objekt a ist bei Lacord, das verschiebt sich auch immer.
1:10:36–1:10:40
Und wir haben diese eine Szene eben mit diesem Mann, der jetzt einfach der Mann
1:10:40–1:10:44
von der Frau werden könnte. und die Frau könnte dann die Frau von dem Mann sein.
1:10:44–1:10:47
Und das wäre doch ganz einfach. Und dann hätte alles in eine andere Richtung gehen können.
1:10:47–1:10:51
Aber das Objekt A, dieses Begehren, wird da nicht gestillt.
1:10:51–1:10:54
Es ist eher im Weg. Dieser Typ ist im Weg. Ich habe andere Pläne.
1:10:55–1:10:57
Das ist ganz wichtig. Objekt A ist so ein bisschen...
1:10:58–1:11:03
Die Karotte, die der Esel nie erreichen kann und deshalb immer weitergeht.
1:11:04–1:11:09
Und das Objekt A verschiebt sich dann auch. Wenn man dann ein Begehren erfüllt
1:11:09–1:11:13
und so tut, als sei das Begehren ein Wunsch, aber es ist eben kein Wunsch,
1:11:14–1:11:19
dann kriegt man etwas, was angeblich das Begehren, wenn man es als Wunsch betrachtet, erfüllt hätte.
1:11:20–1:11:23
Und dann geht es aber in eine andere Richtung. Das ist vielleicht der Blob.
1:11:24–1:11:27
Dann kommt irgendwie, auf der anderen Seite fehlt etwas, da muss da wieder was rauswachsen.
Florian Clauß
1:11:27–1:11:31
Ja, so ein bisschen wie das Wört. Aber darf ich da noch, weil genau das,
1:11:31–1:11:36
da bin ich auch so ein bisschen dran kleben geblieben, dass ich den Blob dann
1:11:36–1:11:40
nicht so richtig als das Reale einlösen kann, weil das Reale ist,
1:11:40–1:11:45
was sie nicht darstellen lässt, was einfach nicht anwesend ist.
1:11:45–1:11:53
Und ich glaube, da kommt eben auch eine Theorie rein, die durchaus die Regisseurin gelesen haben könnte.
1:11:53–1:12:01
Nämlich, das ist auch von der, ich muss jetzt auch nochmal gucken, die heißt Christeva.
1:12:01–1:12:07
Die hat in den 1980, hat die einen Aufsatz geschrieben oder ein Buch, Power of Horror.
1:12:08–1:12:12
Und da hat sie den Begriff, der, und das hast du vorhin schon erwähnt,
1:12:12–1:12:14
ich habe mich darüber gefreut, dass du das erwähnt hast. Achtung gerade.
1:12:16–1:12:20
Die hat den Begriff der Abjektion eingeführt.
1:12:21–1:12:27
Und die Abjektion ist im Prinzip, wenn man das jetzt mal so auf der freudianischen
1:12:27–1:12:33
Ebene so passifizieren will, heißt es, das Ich hat ein Objekt,
1:12:33–1:12:35
das Über-Ich hat das Abjekt.
1:12:35–1:12:44
Also das Objekt ist im Prinzip ein Sublimat, was diese ganze moralische Ordnung, also das Symbolische,
1:12:44–1:12:51
so antreibt, was eben das Objekt ist.
1:12:52–1:12:56
Da für das Ich ist, ist dann in dieser symbolischen Ordnung das Abjekt,
1:12:56–1:13:01
das bedeutet das Ausgestoßene, was aber gleichzeitig nicht wegzudenken ist.
1:13:02–1:13:10
Und das wird dann so verglichen wie in der Gesellschaft halt diese Prostitution
1:13:10–1:13:16
oder sowas, was dann halt nicht gesellschaftsfähig ist, aber gleichzeitig da ist.
1:13:16–1:13:22
Und so würde ich dann diesen Blob interpretieren, dass er im Prinzip ein Abjekt ist.
1:13:22–1:13:26
Ja, es ist keine richtige Person mehr, es ist kein Individuum,
1:13:26–1:13:30
es ist auch kein Dividium, sondern es ist einfach nur eine Masse,
1:13:30–1:13:36
was aber auch so durch alle möglichen Sachen geht. Also es ist nicht mehr so.
1:13:36–1:13:43
Und da finde ich dieses Abjektion ganz hilfreich in diesem Zusammenhang,
1:13:43–1:13:47
weil es dann halt quasi mit dem Realen, also das ist genau das,
1:13:47–1:13:51
was in der Spalte zwischen realen und symbolischer Ordnung dann rausquillt.
1:13:51–1:13:57
Es ist so ein bisschen wie das Word, wo dann halt, also ich referenziere gerade
1:13:57–1:14:00
auf Jeff Noon, Word, ein Science-Fiction-Autor.
1:14:01–1:14:12
Wo das Word ist auch so eine Parallelwelt, eine Welt, die nicht auf der Erde
1:14:12–1:14:14
passiert und wo man dann durch Federn,
1:14:15–1:14:18
also indem man an Federn leckt oder einen Mund steckt, dann hinkommt.
1:14:18–1:14:22
Und die Regel ist, man darf nichts aus dem Wirt mitnehmen.
1:14:22–1:14:26
Und dann wird aber doch irgendwas aus dem Wirt mitgenommen und dann passiert
1:14:26–1:14:27
was, ich kriege es nicht mehr ganz zusammen.
1:14:28–1:14:30
Aber das ist, finde ich, auch so eine Art von Abjektion, die da passiert.
Micz Flor
1:14:33–1:14:37
Ja, das ist spannend, weil das wollte ich bei Together wirklich auch aufgreifen.
1:14:37–1:14:40
Genau, Chris Thewa, die...
1:14:42–1:14:47
Dieses Konzeptsobjekt gibt es auf zwei Ebenen. Also mit dem Über-Ich,
1:14:47–1:14:48
das ist dann das Soziale.
1:14:49–1:14:52
Da gibt es dann gesellschaftliche Themen, wo Dinge ausgeschlossen werden,
1:14:52–1:14:54
die also Grenzthemen sind.
1:14:54–1:14:57
Und das gibt es aber eben auch für Body-Horror wirklich auf dem körperlichen,
1:14:57–1:14:58
auf der körperlichen Ebene.
1:14:59–1:15:03
Und da finde ich, deshalb habe ich das vorhin erwähnt, da finde ich den Finger,
1:15:03–1:15:09
diesen Ekelfinger, den sie da so sieht, der ist ja so, das ist eigentlich der
1:15:09–1:15:11
Body-Horror des Objekts.
1:15:11–1:15:16
So, das Objekt geht immer um Grenzen, um Sachen, die vom Körper abgestoßen werden.
1:15:16–1:15:22
Und es geht aber gleichzeitig eben immer auch um eine Herstellung eines Integeren Selbst.
1:15:22–1:15:25
Sei es jetzt auf einer sozialen Ebene, zum Beispiel Prostitution.
1:15:27–1:15:30
Das ist dann auch so ein Schopenhauer-Thema, der sich dann immer aufgeregt hat
1:15:30–1:15:36
über die Leute, die halt irgendwie tagsüber dann die Administration der Stadt
1:15:36–1:15:41
übernehmen und alle so klug tun und Kant gelesen haben und dann aber nachts Huren und Saufen gehen.
1:15:42–1:15:48
Und das sind diese Grenzbereiche, die notwendigerweise verdrängt werden müssen,
1:15:48–1:15:50
um die eigene Identität zu wahren.
1:15:51–1:15:55
Die aber gleichzeitig doch auch Teil von einem sind.
1:15:55–1:16:00
Und was wichtig ist, ist da, weil du vorhin diese Signifikant-Signifikat angesprochen
1:16:00–1:16:03
hast, wenn wir jetzt auf den Body-Horror gehen,
1:16:03–1:16:07
dann ist der Eiter, ja, oder das, ich finde die, ich muss sagen,
1:16:07–1:16:11
diese Schlussszene mit dem Blob, ich finde, der Film ist für mich da total zusammengefallen.
1:16:11–1:16:15
Das war für mich eher ein Soufflé, wo die Luft rausgeht.
1:16:15–1:16:19
Und deshalb kann ich das nicht aufladen mit irgendwas, wo ich denke,
1:16:20–1:16:26
Aber diese Idee von Eiter oder sowas, weißt du, was halt dem Körper,
1:16:27–1:16:32
also eine Grenze darstellt, zu viel davon ist tödlich.
1:16:32–1:16:38
Aber es geht nicht darum, dass der Eiter eindeutigerweise auf den toten Körper verweist.
1:16:38–1:16:41
Es geht immer darum, dass es so Dinge gibt.
Florian Clauß
1:16:41–1:16:43
Die dann abgelöst sind.
Micz Flor
1:16:43–1:16:46
Ja, Ekel. Du hast es ja ganz am Anfang erwähnt. Das war bestimmt auch im Zusammenhang
1:16:46–1:16:49
mit Christeva, dass du da auf einmal diese Tür geöffnet hast.
1:16:49–1:16:59
Es geht um die Dinge, die uns ekeln, weil sie uns... Ich habe ein tolles Beispiel dafür.
1:17:00–1:17:05
Estelle Blaschka, eine Medienwissenschaftlerin, die gerade in Basel unterrichtet,
1:17:06–1:17:11
die hat mal als ein wörtliches, also ein privates Zitat,
1:17:11–1:17:15
da hatte ich mal erzählt, beim Spazierengehen, sie wäre gerade Mutter geworden,
1:17:15–1:17:17
von so einem Experiment,
1:17:18–1:17:22
was ich gerade gelesen hatte, was ich spannend fand, wo die Leute auf einen
1:17:22–1:17:29
medizinisch sauberen Löffel ihre eigene Spucke drauf gespuckt haben und gebeten
1:17:29–1:17:31
wurden, sofort die jetzt wieder in den Mund zu tun.
1:17:32–1:17:35
Aber sobald sie den Körper verlassen hatte und vorhin auf dem Löffel war,
1:17:35–1:17:40
die war völlig steril und alles wie vorher, war es eklig, das wieder in den Mund zu tun.
1:17:41–1:17:44
Und das ist so, finde ich, ein ganz gutes, da kann sich jeder mit verbinden,
1:17:44–1:17:45
mit diesem Objekthaften.
1:17:47–1:17:52
Und Estelle hatte geantwortet, ich weiß noch, als der Thibaut draußen war,
1:17:53–1:17:55
konnte ich mir schon nicht mehr vorstellen, wie er in mir war.
1:17:55–1:18:01
Ja, also dieses, das finde ich, ist dann so fast schon ein Body-Horror-Thema,
1:18:01–1:18:09
aber das ist, finde ich, für mich so das Bild vom Objekt, dass ein Teil von
1:18:09–1:18:14
uns auf einmal sofort was so anderes ist, dass die Aufnahmen dieses Teils von uns in uns,
1:18:15–1:18:16
uns ekelt.
Reinhard
1:18:16–1:18:20
Das ist, denke ich, aber auch ein alter biologischer Überlebensreflex.
1:18:21–1:18:25
Was einmal unsere Körper verlassen hat, nicht noch einmal aufzunehmen,
1:18:25–1:18:28
könnte dann inzwischen giftig geworden sein.
Florian Clauß
1:18:28–1:18:31
Ja, aber es wird dann auch tabuisiert.
1:18:32–1:18:37
Und wenn es tabuisiert wird, dann wird es auch weggeschlossen und damit wird
1:18:37–1:18:40
vielleicht auch der Zusammenhang eben verloren.
1:18:41–1:18:47
Der aber wichtig ist, um halt die gesellschaftliche, also das Normale dann wieder zu behaupten.
1:18:47–1:18:51
Und das ist vielleicht auch dann, wenn das zu sehr weggesperrt wird,
1:18:53–1:18:58
das Objektive, das gehört ja zur Gesellschaft dazu, irgendwo.
1:18:59–1:19:05
Es wird auch in anderen Fällen davon beschrieben, dass in dem Moment,
1:19:05–1:19:08
wenn eben eine Person stirbt, dann ist es nicht mehr ein Subjekt,
1:19:09–1:19:14
Sondern die Leiche ist dann auch, die ist ja dann nicht mehr derjenige Mensch,
1:19:15–1:19:17
der es mal war, als er im Leben stand.
1:19:18–1:19:25
Ja, da ist ja genau dieses, was sich da auch das Objekte dann auch hervortut an der Stelle.
1:19:25–1:19:30
Das wird auch immer so in den Texten von Christopher dann beschrieben.
Micz Flor
1:19:30–1:19:34
Ja, ich finde es auch immer schwierig mit den Toten, weil es halt so ein Zombie-Thema
1:19:34–1:19:38
auch. so ein Zombie, der an einem Arm rumkaut und so.
1:19:38–1:19:43
Das sind so Bilder, die eben, also man merkt bei diesem Bild,
1:19:43–1:19:46
finde ich, bei Zombies kann man sich so ein bisschen vorstellen,
1:19:46–1:19:50
wie man da den Vorhang so ein bisschen aufkriegt, um aufs Reale zu gucken.
1:19:51–1:19:54
Also so ein bisschen, ich finde, das beste Wort am...
1:19:55–1:20:01
Menschlichen Körper, was einen Blick aufs Reale zulässt, ist der Begriff der
1:20:01–1:20:02
Knochenhaut. Kennt ihr den?
1:20:03–1:20:08
Also irgendwie sowas, was man eigentlich noch erleben kann, aber irgendwie das
1:20:08–1:20:12
Gefühl hat, das ist auch nicht mehr Teil von mir, obwohl es dauernd in mir ist so.
Florian Clauß
1:20:12–1:20:16
Also darf ich da einschieben, dass ich jetzt eine Knochenhautentzündung hatte?
Micz Flor
1:20:17–1:20:18
Wirklich? Zufall?
Florian Clauß
1:20:19–1:20:23
Ich war auf der Wanderung, habe ich mir eine Knochenhautentzündung zugezogen.
Micz Flor
1:20:24–1:20:24
Oh Mann, nach dem Ja.
Florian Clauß
1:20:24–1:20:30
Aber es ist nicht so schlimm, wie es klingt. Es war nicht so schlimm wie der Mürbebruch.
1:20:30–1:20:33
Hast du die Substanz genommen? Genau, nein.
1:20:33–1:20:37
Ich habe mich mit irgendwelcher, mit einer Cremes eingecremt, ja.
Micz Flor
1:20:38–1:20:41
Aber das ist, finde ich, auch nochmal wichtig, Rainer, was du gesagt hast,
1:20:41–1:20:46
diese Brücke vom Biologischen dann eben ins, Anführungszeichen,
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Menschliche, dieser Sprung weg vom Instinkt hin zum Trieb, ja.
1:20:51–1:20:58
Also was ja dann auch bei Objekt A so ein Thema ist, beim Begehren diese Idee,
1:20:59–1:21:05
dass wir mit so etwas wie Ekel und dem Konzept des Objekts bis ins Über-Ich
1:21:05–1:21:07
gehen können, bis ins Kulturelle gehen können.
1:21:07–1:21:11
Das ist zum Beispiel bei uns, anders wahrscheinlich als in anderen Kulturen,
1:21:11–1:21:15
wenn du Kindern das erste Mal sagst, es gibt wirklich Pferdesalami,
1:21:16–1:21:19
dass die das nie essen werden. Also es ist einfach nicht möglich.
1:21:19–1:21:22
Oder der Film, Sie essen Hunde oder wie der hieß. Solche Titel,
1:21:23–1:21:27
das sind so Sachen, gerade beim Essen merkt man, wie das Objekthafte dann auch
1:21:27–1:21:30
auf so einer sozialen Ebene präsent ist.
1:21:31–1:21:35
Und das ist dann eben eine Leistung weg von, ess nicht deine Fäkalien,
1:21:35–1:21:44
trink nicht dein Urin, hin zu dem kulturellen oder auch eben diesem Konzept
1:21:44–1:21:45
von Unbewusst und Psychodynamik.
Florian Clauß
1:21:45–1:21:51
Ja, wollen wir, weil wir jetzt gerade schon so wieder den Bogen gespannt haben,
1:21:52–1:21:56
wollen wir vielleicht einen kurzen Cut machen und dann in Together einsteigen?
Micz Flor
1:21:56–1:21:58
Ja, wir klatschen mal, weil wir haben jetzt ja ein Mikro,
1:22:00–1:22:04
gejubelt und toll und wie toll das ist und ich war da zweimal und mir war immer
1:22:04–1:22:07
so unheimlich. Ich kann dir gar nicht genau sagen, warum.
Reinhard
1:22:07–1:22:13
Ich fand das doch unheimlich, als das Riesenrad noch stand und diese aufgelassenen Kirmeswagen.
1:22:13–1:22:15
Also das hatte so was Mobiles.
Micz Flor
1:22:16–1:22:17
Gibt es einen tollen Dokufilm?
Florian Clauß
1:22:18–1:22:22
Genau, daran habe ich auch gerade gedacht, an den Dokufilm. Hast du doch den Feature-Film?
1:22:23–1:22:27
Achterbahn, wo diese eigentlich im Prinzip über die Schausteller,
1:22:29–1:22:33
Familie, die dann halt diesen Winterwald betrieben hat, wo am Ende die Familie
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auseinandergebrochen ist, weil die dann irgendwie in den Wagen Koks geschmuggelt haben nach Chile.
1:22:40–1:22:44
Völlig absurde Geschichte, völlig absurd. Aber unbedingt gucken,
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Achterbahn heißt der, glaube ich.
1:22:46–1:22:49
Okay, so, jetzt zum zweiten Teil. Wir haben schon fast anderthalb Stunden.
1:22:50–1:22:56
Also Mitch und ich waren ja dann in Together zusammen, wo wir schon uns gedacht
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haben, wir sollten jetzt über Body Horror eine Episode machen.
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Und dann sind wir zusammen hingefahren und es war eines der wenigen Male,
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wo ich mit Mitch mit dem Fahrrad durch Berlin gefahren bin.
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Und ich habe mich total gefreut, weil ich sonst immer nicht mit Mitch mit dem Fahrrad war.
Micz Flor
1:23:13–1:23:15
Das war aber auch nicht mein Fahrrad, das war das Fahrrad meiner Frau.
Florian Clauß
1:23:15–1:23:19
Ja, und als wir dann aus dem Kino gekommen sind, dann war das Fahrrad leider weg.
1:23:20–1:23:26
Ja, das tat mir so leid für Mitch. Aber Mitch war, glaube ich,
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ganz froh, dass er mit der U-Bahn nach Hause war.
Micz Flor
1:23:28–1:23:30
Ja, I kept myself together.
Florian Clauß
1:23:32–1:23:33
Okay, und wir haben...
Micz Flor
1:23:33–1:23:35
I riced myself zusammen.
Florian Clauß
1:23:35–1:23:39
Wir haben dann Together geguckt und...
Micz Flor
1:23:39–1:23:42
Darum geht's jetzt. Ein Body-Horror-Film, so wird auch angepriesen,
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von Regisseur und Drehbuchautor Michael Shanks, der damit sein Debüt gegeben
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hat, also zumindest Regie-Debüt, weiß ich.
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In den Hauptrollen sind Dave Franco und Alison Brie, oder Brie,
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das weiß ich nicht, wie man es ausspricht, die auch im echten Leben verheiratet sind.
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Also es ist ein wahres Ehepaar und es geht auch,
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Viel irgendwie auf dem Hintergrund der Beziehung der beiden Charaktere.
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Die heißen Millie, das ist die Frau, und Tim.
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Im Film sind sie nicht verheiratet, da kommen wir gleich drauf.
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Der Film ist von 2025 und wurde im Sundance Film Festival im Januar vorgestellt.
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Und hat recht gute Bewertungen bekommen.
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Und wollen wir vorneweg unser Fazit legen oder wollen wir erst mal erzählen, was da so passiert?
Florian Clauß
1:24:39–1:24:42
Nö, lass uns ruhig erzählen, was passiert.
Micz Flor
1:24:42–1:24:47
Also, und versucht mal, die da draußen, die zuhören, versucht mal.
Reinhard
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Wir grob die Story haben, aber ich bin kein Freitag.
Micz Flor
1:24:52–1:24:56
Jetzt können die Leute ja mal gucken, ob sie schon zwischen den Zeilen rauslesen,
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ob ich den gut fand oder nicht.
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Das Ganze geht damit los, da ist ein Suchtrupp in so einem Wald und die laufen
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da so rum und finden aber scheinbar nichts und rufen, suchen scheinbar irgendwen
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und da sind auch Hunde dabei.
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Und zwei von diesen Hunden, die finden in so einem Loch, in so einer Hülle,
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lecken so Wasser auf und danach werden sie von einem so gesehen, wie sie auf einer Hülle.
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Es ist so eine Lichtung, es ist aber dunkel, eine Lichtung, da stehen die Hunde
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sich so gegenüber und gucken sich an, so ganz starr fixiert.
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Das ist auch im Trailer, wer sich die anschauen will.
1:25:35–1:25:40
Das finde ich auch, jetzt sage ich es doch schon, mit die besten Szene aus.
1:25:40–1:25:45
Weil du merkst, die stehen so da und die sind völlig unbeweglich,
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weil die nicht mehr klarkommen mit dem, was sie irgendwie so wollen.
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Das ist so das Gefühl, was sie ausstrahlt.
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Und dann bringt der eine vom Suchtrupp die Hunde dann später in den großen Hundezwinger, den er da hat.
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Und dann nachts auf einmal gibt es da so ein Gebell und ein Geheule und der
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geht dann da raus. Oder zuerst seine Tochter, ich weiß gar nicht mehr,
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schon länger her, dass ich es gesehen habe.
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Und dann sieht er dann da, dass diese beiden Hunde so wie zusammengemorft sind.
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Also verklebt sind zu so einem, fast komplett zu einem Hund,
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aber da stehen dann noch so ein paar Sachen raus. Also die haben dann nämlich
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zuerst auch sich gegenüber gesessen und später sind sie dann sehr eklig miteinander verbunden.
Florian Clauß
1:26:25–1:26:28
Verwachsen und Schnitt.
Micz Flor
1:26:28–1:26:31
Und jetzt wissen wir gar nicht, wie wir wieder an diese Szene rankommen,
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weil jetzt sind wir auf einmal irgendwo in einer Großstadt, in der Millie und
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Tim, die sind zusammen, feiern ihren Abschied mit ihren Freundinnen und Freunden.
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Millie hat eine Stelle angenommen als Lehrerin irgendwo auf dem Land.
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Das ist da, wo wir dann gleich nämlich wieder hinkommen. Und die feiern jetzt
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nochmal das Goodbye und dann reden sie so.
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Und der Freund zieht da mit raus und der sitzt dann so draußen auf dem Balkon
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mit so zwei anderen Jungs, die in der Band spielen.
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Er ist eigentlich auch Musiker und die meinen, wir brauchen Gitarristen.
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Und dann sagt der eine auch noch so, ich dachte, als du mit meiner Schwester,
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das ist die Millie, ausgegangen bist, dass du sie vielleicht ein bisschen cooler
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machst, aber jetzt bist du mehr wie sie geworden.
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Also eine komische Entwertung.
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Und der erfährt dann aber, dass die beiden Gitarristen suchen und der meint,
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ey scheiße, ich will das unbedingt machen, ich kann ja mit dem Zug immer rausfahren,
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so weit ist es ja gar nicht weg und so, komm, lass uns die Tour machen,
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weil der möchte als Musiker auch berühmt werden, Erfolg haben.
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Millie macht dann die nimmt alles in die Hand macht dann ihm einen Heiratsantrag
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vor versammelter Mannschaft und er.
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Kann damit gar nicht umgehen und
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Flo erinnerst du dich auch es war eher so dass er Nein gesagt
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hat unter dem sozialen Druck dann aber irgendwie so Jein gesagt hat
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aber es war irgendwie dann ganz fürchterlich und alle haben sich gegenseitig
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angeguckt mit diesem Augenrollen und es war alles sehr städtisch und urban und
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oh my god ja und dann sind sie trotzdem halt dann ziehen sie um gehen da aufs land und.
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Kriegen dann auch ein Haus. Sie fängt an der Schule an und da ist noch so ein anderer Lehrer.
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Der ist quasi so aufgeschlossen und nett und cooler Typ.
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Und man merkt auch schon, dass der so ein bisschen inszeniert ist.
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Da könnte was laufen, so wenn sie Single wäre.
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Und die beiden machen dann, also Tim und Millie, nicht der Lehrer,
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den wir da aber schon kennengelernt haben, die machen dann eine Wanderung.
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Die wandern dann so durch den Wald und dann finden sie aber irgendwann den Weg
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zurück nicht mehr. Es fängt an zu regnen, es ist schlammig, sie rutschen dann
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ab und dann fallen sie durch so ein großes Loch, an dem so auch so eine Glocke
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hängt und müssen übernachten in so einer Höhle.
Florian Clauß
1:28:52–1:28:55
Darf ich nur mal ganz kurz einschieben, weil das glaube ich auch wichtig ist
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für den ganzen Plot des Films, dass die sich dann immer so aufgrund von diesem
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verpatzten Heiratsantrag,
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dass die sich dann auch immer so ein bisschen in ihrer Pärchensituation versuchen
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wiederzufinden und sehr und gleichzeitig sich dann so,
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also sie suchen dann in dem anderen dann tatsächlich so, versuchen das einzulösen,
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aber so richtig ganz geht das nicht auf.
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Also man hat immer das Gefühl, es wird so leicht daneben geschossen.
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Also das würde ich nochmal so als Gefühl mit reinbringen.
Micz Flor
1:29:33–1:29:36
Ja, das passiert dann oft, das stimmt.
1:29:36–1:29:40
Und dann ist es in dieser Höhle so, da wollen sie wandern gehen,
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auch um mal was gemeinsam zu machen und so, weil er hat jetzt da nichts zu tun,
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er macht so ein bisschen Musik am Laptop, sie ist halt in der Schule und auch
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froh, dass sie diesen Job hat und freut sich endlich auch einen Sinn in ihrem
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Leben zu haben und Kindern, eine tolle Lehrerin zu sein.
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Und sie wandern dann zusammen, rutschen ab, fallen in dieses Loch,
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dann liegen sie da unten.
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Er trinkt dann auch aus dem Wasser, wo wir vorher gesehen haben,
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dass die Hunde draus trinken, sie nicht.
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Sie finden das komisch und dann pennen die und als sie aufwachen,
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sind sie am Unterschenkel sowieso aneinander festgeklebt.
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Das zieht dann so, die müssen dann so ein bisschen schmerzhaft auch.
1:30:15–1:30:20
Und das ist dann so ein bisschen wie so eine rohe Haut, so ein bisschen Flüssigkeit da.
Florian Clauß
1:30:20–1:30:21
Ein bisschen verwachsen.
Micz Flor
1:30:21–1:30:31
Ein bisschen zusammengewachsen waren die. Und dann gehen sie zurück und dann
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waren da so kleine Glöckchen, die hingen da im Wald rum und dann fängt er an zu suchen.
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Im Internet findet dann auch irgendwas mit diesen Glöckchen oder so und findet dann.
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Und dann kommen wir auf diesen Suchdruck, dass zwei denen sehr ähnliche,
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auch eine Facebook-Seite mit Fotos, zwei junge Menschen, Pärchen,
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die sind da wandern gegangen und sind verschollen und wurden nicht wieder gefunden.
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Und da kam dann eben dieser Suchtrupp und hat die dann irgendwie gesucht.
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Und das wird aber alles nicht so richtig, ist nicht so richtig erschließbar,
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was da so dahinter steht.
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Und da kommen so eine Reihe von Dingen, da beschleunige ich jetzt auch,
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weil ich glaube, es gibt so ein paar schöne Szenen da,
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also so in Anführungszeichen Body-Horror-Szenen, aber von der Geschichte her
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ist es dann relativ einfach.
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Also zuerst ist es so, dass er hat dieses Wasser getrunken, sie noch nicht.
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Das heißt, sie fährt dann irgendwie in die Stadt oder irgendwo hin und er ist dann beim Duschen.
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Und während sie eine Kurve macht mit dem Auto, fängt er auf einmal an,
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in diesen Duschkabinen so hin und her zu knallen, so gegen die Wände zu knallen.
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Das ist aber wie magnetisch mit ihren Bewegungen.
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Aber bei ihr merkt man, dass sie das gar nicht fühlt. Aber dann wird sie so
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hin und her angezogen, wird er so angezogen und das ist nicht so unheimlich.
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Und dann ist es aber eine zweite Szene, die ist sehr unheimlich,
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da ist da übernachten die dann und schlafen,
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nebeneinander und auf einmal wacht sie auf und hat das Gefühl,
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dass da irgendwas an ihren Haaren ist und dreht sich so um und dann hat er den
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Mund auf und hat so komplett ihre Haare, also ein riesen Pferdestand so in seinem
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Rachen drin und dann müssen sie so rausziehen und,
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das ist so, das ist wirklich.
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Schöne, eklige Szene. Und im Trailer ist die nicht zu sehen,
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aber eine Folgeszene davon ist auch im Trailer drin, wo er dann so morgens beim
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Zähneputzen auf einmal noch so ein bisschen was zwischen den Zähnen fühlt und
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zieht dann so ein ganz langes letztes Haar noch so durch den Zahn durch raus. Ähm,
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Die beiden haben irgendwie Konflikte, er kriegt dann aber diese Bandsache ans
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Laufen und dann fährt er halt mit seinem Verstärker und seiner Gitarre,
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steht dann da am Zug und sie fährt weg und er steht dann da,
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aber er kann dann da irgendwie nicht bleiben, er kann nicht in den Zug einsteigen.
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Er versucht es unbedingt, aber er kann nicht
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und er geht dann quasi zurück zu ihr und dann zur Schule und dann ist er total
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horny und dann vögeln die auf dem Schülerklo und dann kleben die halt wieder
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fest und dann schiebt sie ihn
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dann ganz brutal und schmerzhaft auch so weg und das reißt dann so raus.
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Man sieht nichts. Man sieht es nicht, aber man fühlt es.
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Und dann kommt halt ein Kind und sieht dann auch die Lehrerin,
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was macht die auf dem Kinderklo.
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Und das Kind holt dann den anderen Lehrer, also diesen Kollegen,
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und der sieht es dann auch so.
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Und der Tim hat sich aber dann aufs Klo gestellt und war ganz leise.
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Und dann sieht aber der Lehrer, dass da die Füße sind. Okay,
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das ist alles nicht so wichtig, ehrlich gesagt.
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Und dann haben die so ein bisschen Streit und dann geht sie eben zu diesem Lehrer
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mal, der wohnt eigentlich an der gleichen Straße, wobei diese Straßen,
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so es ist ja ländlich, sind weit voneinander entfernt die Häuser.
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Und da geht sie rein und das ist eine super schöne Location,
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weil es ist eigentlich so ein absolut perfektes Haus, wie man das sich da so
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vorstellt, wo man einfach so drinnen, so 60er Jahre, viel Holz,
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ganz super, alles offen.
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Aber es hat auch so ein bisschen was modrig Unheimliches. Und er ist dann auch
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da, der Lehrer, und sie quatschen so ein bisschen.
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Und es bleibt unverbindlich, er macht auch keine Avancen. Man hat so ein bisschen
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das Gefühl, dass da jetzt was Besonderes passiert.
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Oder ist da was passiert, was Besonderes, Flo? Nee, eigentlich nicht, ne?
Florian Clauß
1:34:27–1:34:32
Naja, sie findet da das Bild von ihm mit einem Partner.
Micz Flor
1:34:32–1:34:37
Ah ja, genau. Sie sieht dann ein gerahmtes Bild. Und er lässt dann irgendwie
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so durchklingen, dass der leider nicht mehr ist.
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Also ich weiß nicht, ob er explizit sagt, dass er tot ist, aber das war zumindest
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das Bild, was bei mir entstanden ist.
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Und, ganz wichtig, er gibt dir ein Glas Wasser.
1:34:52–1:34:54
Sie trinkt ein Glas Wasser.
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Dann wird nämlich sie auf einmal auch so magisch angezogen von Tim.
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Und dann gibt es diese Szene, wo ich finde, die filmisch auch sehr gut funktioniert,
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wo er halt so an seinem Laptop mit Kopfhörer und hinten siehst du so eine Milchglastür in deren Wohnung.
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Und dann sind auf einmal ist da so ihr Gesicht so dran, so von hinten wie so ein Zombie.
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Und sie schmiert sich so von rechts nach links und versucht da irgendwie so
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durchzukommen. Kriegt das alles sich nicht so gut hin.
1:35:25–1:35:28
Und danach kommt es dann zum ersten Mal irgendwann zu einer Szene,
1:35:28–1:35:32
ich weiß gar nicht mehr genau wie das passiert, aber dass die beiden oder vielleicht
1:35:32–1:35:35
war es auch vorher die verkleben schon so richtig,
1:35:35–1:35:40
und dann müssen sie mit so einem elektrischen Küchenmesser müssen sie sich voneinander
1:35:40–1:35:45
trennen und dann verbinden und das Ganze ist also denen ist das schon unheimlich,
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suchen sich aber jetzt nicht so Hilfe sind dem irgendwie ausgeliefert,
1:35:51–1:35:54
wollen dem so indirekt auf die Spur kommen, aber...
Florian Clauß
1:35:54–1:35:59
Ich schlage vor, wir gehen eher in die zweite Hälfte. Nee, in den anderen Teil des Trinkorps.
Micz Flor
1:35:59–1:36:02
Achso, wegen der Lautstärke jetzt, ne? Ja, okay. Gehen wir in den Tanksteller?
1:36:02–1:36:03
Ich mag ja die Tankstelle.
Florian Clauß
1:36:04–1:36:04
Ich auch.
Micz Flor
1:36:04–1:36:09
Die ist immer so eine Ort, wo man sich noch ein Eis holen könnte, bevor man weitergeht.
Florian Clauß
1:36:10–1:36:11
Bevor man zur Kinderplansche geht.
Micz Flor
1:36:12–1:36:19
Bevor man zur Kinderplansche geht, ja. Und dann, ja, was soll ich sagen?
1:36:19–1:36:26
Also in gewisser Weise wird halt dieses dieses Anziehungsthema wird halt immer mehr so hochgedreht.
1:36:26–1:36:32
Also immer mehr Anziehung, dann ist so, dass das Blut von ihr auf ihn zufließt.
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So Computer gemacht, das ist schon irgendwie schön gemacht.
1:36:36–1:36:39
Die küssen sich ganz am Anfang irgendwann mal, da kleben sie ihn auch schon
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mit den Lippen so ein bisschen fest.
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Das ist so Sachen, die auch eben im Trailer gelandet sind, die funktionieren gut.
1:36:46–1:36:50
Aber insgesamt, sage ich jetzt einfach mal so vorneweg, habe ich an keinem Moment,
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bevor ich jetzt den Plot-Spoiler dann zum Schluss mache, ich habe an keinem
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Moment von deren Beziehung irgendwie das Gefühl, dass die wirklich zueinander hingezogen sind.
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Und das war viel von dem, was so an Kritiken darüber was gelesen hat.
1:37:04–1:37:08
Aber Besprechung war halt immer so diese animalische Anziehung und das ist die
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Beziehung und Codependency und so weiter.
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Aber ich finde, von Anfang an entsteht so ein Bild, dass sie weiß, was sie will.
1:37:15–1:37:19
Er weiß nicht, was er will. Sie will mit ihm in ihrem Leben haben,
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ohne dass sie genau weiß, warum.
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Er hat keine eigenen Pläne, die er irgendwie rechtfertigen kann,
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weil es kommt am Anfang schon raus, dass er schon zu lange versucht,
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als Musiker irgendwie ein Bein auf den Boden zu kriegen.
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Aber ich finde, die beiden haben keine Chemie. Die sind im echten Leben verheiratet
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und ich habe so ein paar Interviewsachen gesehen, wo ich auch dachte,
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da passiert mehr Chemie, wenn die so miteinander witzeln beim Interview als in dem ganzen Film.
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Ich habe denen an keinem Punkt abgenommen, dass die wirklich sich,
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um das Wort von vorhin wieder aufzugreifen, begehren oder stellvertretend für
1:37:59–1:38:02
ihr Begehren sich aneinander bedienen,
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sondern ich hatte immer das Gefühl, das ist eine schalverkopfte Beziehung,
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weshalb für mich diese ganze Anwendung,
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körperliche Anziehung, die da inszeniert wurde, nicht wirklich funktioniert hat.
Florian Clauß
1:38:16–1:38:20
Ja, aber vielleicht muss man noch mal hier den Schwenk machen,
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dass es gibt um diese Quelle, die Wasserquelle, gibt es so einen Kult.
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Ja, man sieht das da mal so.
Micz Flor
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Ja, das kommt jetzt ja noch.
Florian Clauß
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Ich wollte das erstmal über die Beziehung setzen für dein Resümee.
Micz Flor
1:38:36–1:38:40
Das war jetzt quasi für mich erstmal so, bis jetzt weiß man noch nicht genau
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diese Auflösung, obwohl man schon merkt, irgendwas mit dem Wasser,
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irgendwas mit dieser Glocke.
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Was jetzt passiert und das war für mich dann,
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Ja, da müssen wir nochmal drüber reden, weil ich möchte es ja dann nochmal besprechen
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und Reinhard kriegt jetzt quasi nur meinen Filter, meinen Realitätstunnel so,
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aber da musst du jetzt leider mit arbeiten.
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Da bleibt nichts mehr übrig.
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Da ist so, dass sie dann eben nochmal in diesem Versuch, das irgendwie aufzuklären,
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zu verstehen, sie kommt dann irgendwie nochmal zu diesem Lehrer ins Haus und
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findet dann da auch so ein Video.
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Das Video läuft schon und das zeigt dann eine Zeremonie und das zeigt dann,
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naja genau, die haben sich ein bisschen verkracht.
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Ich glaube, sie geht dann zu ihm und er geht nämlich nochmal forschen in dieser Höhle.
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Also beide kommen danach mit mehr Wissen zurück. Und sie sieht dann eben ein
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Hochzeitsvideo von dem Lehrer mit einem anderen Mann, die sich aber auch äußerlich ähnlich sind.
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Und die dann in diesem Zeremoniell in einer Kirche, die, wie wir dann verstehen, eingekracht ist.
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Und deshalb hängt diese Glocke in dieser Höhle jetzt so rum,
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weil diese Kirche einfach da in dieses Loch eingefallen ist, wo das Wasser ist.
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Und wir sehen da, dass die Kirche nach unten dann bei diesem Hochzeitszeremoniell die Türen öffnet.
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Die beiden gehen runter und dann haben die so einen Ring mit einem Messer dran
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und schneiden sich gegenseitig, indem sie so sich die Unterarme halten und dann
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nach vorne ziehen, schneiden sich die Arme auf,
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halten die dann aneinander und verschmelzen dann eben zu einem.
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Und wir erfahren dann, dass der
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Lehrer das Ergebnis einer gelungenen Verschmelzung von zwei Männern ist.
Florian Clauß
1:40:36–1:40:37
Gelungen, wohlgemerkt.
Micz Flor
1:40:39–1:40:47
Und der Tim, der geht nochmal zur Höhle, der will es jetzt wissen und geht da auch irgendwie runter.
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Und dem kommt dann auf einmal so ein Halbverschmolzen, wie mit dem Hund,
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so ein halbverschmolzenes Pärchen entgegen.
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Und das hat das eine, zwei Köpfe noch, aber alles so total nicht tot,
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aber auch nicht mehr wirklich ein Objekt per se, könnte man sagen.
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Und so, als ob im letzten Moment noch bei dieser Verschmelzung einer von beiden
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versucht hat, sich oder die andere Person umzubringen, steckt der eine so ein
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Messer im Hals und das hat nicht geklappt so. Ja,
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die Millie schaut sich dieses Video an und dann kommt von hinten kommt dann
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der Lehrer und dann ist alles so ein bisschen schmierig und es ist ein bisschen
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unklar, was seine Intention ist,
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aber sie hat Angst vor ihm.
1:41:36–1:41:40
Und da ist es jetzt so, dass ich bei der Inhaltszusammenfassung des Films was
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anderes gelesen habe, als das, was ich da wahrgenommen habe und in Erinnerung
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hatte, deshalb wollte ich jetzt mal Flo fragen, in diese Szene vorgehen.
1:41:50–1:41:54
Wo sie dann zum Schluss aus dem Haus rausrennt und er sie mit diesem Ring ja
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auch geschnitten hatte.
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Was war da seine Intention? Wie hast du das wahrgenommen?
Florian Clauß
1:41:59–1:42:04
Ja, also ich weiß es, ich kann mich nicht mehr genau an die Szene erinnern.
1:42:04–1:42:10
Aber was ich da so als Impuls wahrgenommen habe, ist, dass er ihr nochmal gesagt
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hat, du musst es zulassen.
Micz Flor
1:42:12–1:42:12
Ja.
Florian Clauß
1:42:12–1:42:21
Also das ist so, also es gibt quasi eins und eins gibt ein höheres Sein.
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Das ist so dieser Kult dieser Sekte, die sich da um dieses Wasser formiert hat.
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Also das war jetzt für mich so der Punkt, wo er dann als derjenige,
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ich meine, hast du schon gesagt, oder?
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Dass der dann halt quasi so das gemergede Ergebnis ist von seinem Partner.
Micz Flor
1:42:39–1:42:43
Genau, aber ein gelungenes Ergebnis. Aber da kommen wir nochmal gleich darauf
1:42:43–1:42:44
zurück, auf diese Sache.
1:42:44–1:42:48
Aber was du gerade sagst, dieses Mergen, also er spricht dann auch diesen Kult,
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in Anführungszeichen, die Kugelmenschen, das geht auf Platon zurück, kennst du das? Ja, okay.
Florian Clauß
1:42:55–1:42:55
Ah ja.
Micz Flor
1:42:56–1:43:01
Und da geht es halt irgendwie darum, dass es früher Kugelmenschen gab.
1:43:01–1:43:05
Da gab es die Söhne der Sonne, das waren die Männlichen.
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Dann gab es die Töchter der Erde, das waren die Weiblichen. Es gab auch Androgyne,
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halb Mann, halb Frau, das waren die Kinder des Mondes.
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Und diese Kugelmenschen waren sehr mächtig und auch frech sozusagen.
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Und Zeus hat dann irgendwann entschieden, die in der Mitte durchzuschneiden.
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Und dann waren das halt, dann hatten die nicht mehr vier, sondern auch zwei Beine.
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War alles quasi halbiert und seitdem waren sie sozusagen verdammt oder gewollt,
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den Rest ihrer Existenz oder der ganzen Existenz einfach die andere Hälfte,
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die passende Hälfte zu suchen.
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Und das, wenn wir dieses Kugelthema jetzt mal drauflegen, weil es für den Schluss ganz wichtig ist,
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das ist so, dass diese rein männlichen Kugelmenschen, die sind homosexuell,
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also da suchen sich dann zwei Männer,
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die rein weiblichen sind auch homosexuell, lesbisch, da suchen sich dann zwei
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Frauen und nur die androgynen Kugelmenschen, die geteilt wurden,
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das sind die, die heterosexuell sind.
1:44:01–1:44:04
Was ich auch nochmal so interessant finde, wenn man von der Seite drauf guckt,
1:44:05–1:44:10
dass natürlich das heterosexuelle oder heteronormative gesellschaftliche,
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was da ja auch in dem Film so ein bisschen zelebriert wird, sage ich mal,
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dass das aus den Androgynen hervorgeht, aber so funktioniert die Mathematik,
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wenn man rückwärts rechnet.
Florian Clauß
1:44:24–1:44:30
Vielleicht noch zu diesem Diskurs noch was ganz Komplimentäres.
1:44:30–1:44:34
Der ganze Film handelt auch davon, dass die Eltern zu Besuch kommen.
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Ja, da gibt es die ganze Zeit so.
Micz Flor
1:44:36–1:44:36
Und dass die ganze Zeit sagen.
Florian Clauß
1:44:37–1:44:40
Ja, wir müssen ja noch das, wir müssen das ja noch so.
1:44:40–1:44:43
Und eigentlich wollen die dann irgendwie ein schönes Spiel dazu machen und versuchen
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dann in dem ganzen Chaos, in dem sie sich da befinden, versuchen dann halt auch
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irgendwie so die Eltern empfangen zu können.
Micz Flor
1:44:51–1:44:57
Ja, genau. Genau. Und das ist dann das finale Plot-Spoiler.
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Aber im Showdown ist es jetzt so, und deshalb habe ich dich gefragt, wie du das erinnerst.
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Er zieht sich diesen Ring auf, mit dem man dann diese andere Person ritzt und
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dann beginnt die Verschmelzung.
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Und wie du sagst, hattest du das Gefühl, er sagte, du musst es zulassen.
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Und ich hatte nämlich das Bild, in Erinnerung, dass er sexuell übergriffig versucht,
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die Frau ja anzuritzen. Und dann geht es ja auch irgendwie so los.
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Und sie haut dann aber ab. Sie rennt dann irgendwie weg und blutet aber.
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Aber darauf wollte ich nochmal zurückkommen, weil das wurde in der Zusammenfassung
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so erklärt, dass der Lehrer da sehr didaktisch ihr erklärt, dass man da zusammenkommt.
Florian Clauß
1:45:47–1:45:52
Ja, aber er hat schon was Übergriffiges. Er ist derjenige, der diesen Prozess
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katalysiert, aber er hat schon was total Spookyhaftes. so.
Micz Flor
1:45:57–1:46:00
Also da komme ich gleich nochmal drauf, weil ich hatte das zuerst für mich anders
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verstanden, als ich aus dem Kino kam und dann nach dem Lesen ist aber meine,
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Erklärung nicht mehr so griffig, kommt nachher. Auf jeden Fall ist es dann so,
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dass Millie dann blutet und zurückkommt und Tim ist auch da und dann ist die
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Anziehung so groß, dass sie sich gar nicht mehr richtig,
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also sie können sich nicht mehr voneinander entfernt halten und er sagt ich
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habe was herausgefunden, man muss sich dem hingeben, die wahre Liebe, die große Liebe.
1:46:27–1:46:30
Und sie sagt, nein, rette dich vor mir.
1:46:30–1:46:35
Ich verblute. Und dann ist es ganz dramatisch. Sie sind auf Kies,
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Sand und es zieht sie aufeinander zu.
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Und sein Nasenbluten fliegt zu ihr. Und ihr Tropfen fliegen zu ihm.
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Und dann fasst er dann auf ihre Wunde, damit sie nicht verblutet.
1:46:46–1:46:49
Dann sagt sie, nein, bist du wahnsinnig. Das kriegen wir nie wieder auseinander.
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Also die Stimme kam jetzt von mir. Das war nicht so im Film.
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Und dann verschmelzen immer mehr. Und dann werden sie auf einmal ganz ruhig
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und lassen es zu und sind dann nackt in der Wohnung.
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Und man sieht dann, wie sie sich umarmen, aber die Hände sich quasi unter der
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Haut schon miteinander verschränken.
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Irgendwie die letzte Szene, da könnte es doch aufhören. Aber dann kommt eben
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das, was Flo noch gesagt hat.
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Am nächsten Tag sieht man, wie ein Auto vorfährt, wie es klingelt.
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Und die Tür geht auf und da steht eine Person davor, die im besten Sinne androgyn
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wirkt. So und sagt Hallo.
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Und die Eltern stehen auf der anderen Seite. Das waren ihre Eltern,
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die zu Besuch kommen und da ist eine Person, die auch beiden irgendwie ähnelt,
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aber trotzdem fremd aussieht und die sagt Hallo und ist total relaxed.
Florian Clauß
1:47:48–1:47:50
Also dieses gelungene...
Micz Flor
1:47:50–1:47:51
Und das ist dann Schluss.
Florian Clauß
1:47:53–1:48:00
Ja, genau, das ist so. Also der hat schon sehr komediantische Einlagen, das finde ich dann auch.
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Und das wäre jetzt auch so von der Machart her. Und gerade am Anfang funktioniert
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dieser Horror ziemlich gut.
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Mit dem Hunden, mit der Höhle und auch dieses Sektenhafte, wie die eine Lehrerfigur eingeführt wird.
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Finde ich auch, dass am Anfang dieses komisch Sektenhaften, dieses Okkulte.
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Aber das löst sich ja gar nicht so auf, wie man das dann so kennt.
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Sondern dass er dann quasi mit zur Erlösung beiträgt von den beiden.
Micz Flor
1:48:38–1:48:43
Also was die Sache war, wo ich nach dem Film drüber nachgedacht habe,
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wie das hätte gemeint sein können, weil ich es nicht anders habe verstehen können, ist,
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warum will der gelungene Mann aus zwei Männerverschmelzungen diese Frau dann
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auch noch nehmen zur Verschmelzung?
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Also das hat mich wirklich beschäftigt.
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So hatte ich das verstanden. Ich habe das so gesehen. Er zeigt dir das und dann hat er den Ring an.
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Und er kann doch jetzt nicht allen Ernstes diesen Ring anziehen und sie dann
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schneiden, dass sie fast verblutet.
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In der Hoffnung, dass sie dann zu Tim noch rennt, wo immer der auch gerade ist.
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In dem Moment, er lässt sie nicht raus. Sie muss da durch, er schneidet sie, sie flüchtet.
1:49:26–1:49:31
War für mich keine Szene, in der er ihr quasi sagt, Geh, geh zu deinem Geliebten
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und lasst euch verschmelzen.
Florian Clauß
1:49:33–1:49:37
Du meinst, er will sie auch einverleiben.
Micz Flor
1:49:37–1:49:43
Ich bin mit diesem seltsamen Bild aus dem Film gekommen, der mir gesagt hat,
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wollten die mir sagen, dass Homosexuelle ohne Weibliches einfach nicht glücklich sein können.
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Oder so, wenn man es als Analogie nimmt.
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Oder ich habe es nicht anders verstanden, aber in der Zusammenfassung,
1:50:00–1:50:05
die ich nicht so erlebt habe, wurde es anders beschrieben.
Florian Clauß
1:50:05–1:50:06
Interessant.
Micz Flor
1:50:07–1:50:10
Und das andere, was ich dann auch noch,
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Also diese Schlussszene, die könnte ja irgendwie gut funktionieren,
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wenn man das Gefühl hat, das ist so eine Amour-Fu, also zu viel von allem und kommen nicht zur Ruhe.
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Und die eigenen Triebe, Wünsche, Forderungen, Anforderungen der beiden PartnerInnen
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sind so groß, dass erst wenn sie sich dem hingeben, sich verschmelzen,
1:50:36–1:50:40
kommen sie quasi zur Ruhe und gut ist.
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Es ist, ob man dieses Objekt doch positiv erreichen könnte, wenn zwei sich so...
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Aber das funktioniert für mich nicht, weil so ist deren Beziehung nicht.
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Deren Beziehung ist eher so eine Identitätsbeziehung verkopft und sie will Lehrerin
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werden, um den Kindern was Gutes zu tun.
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Er will Musiker werden und deshalb muss er pendeln in die Stadt.
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Und ich hatte nie das Gefühl, dass die sich, ich hatte eher das Gefühl,
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dass sie sich jederzeit trennen könnten, als das Gefühl, dass die in tiefster
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Liebe unabdingbar verbunden sind.
Florian Clauß
1:51:14–1:51:18
Ja, das sehe ich auch so, aber gleichzeitig in der Geschichte ist es ja dieser
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Prozess, dieses irgendwie, ja, ich will dich, dieses bedingungslose Ja dann
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von ihm und von ihr. Das ist ja dieser Prozess, der da passiert.
1:51:28–1:51:31
Und ich finde durchaus, dass man den so ein bisschen nachempfinden kann.
1:51:32–1:51:36
Aber mit der Historie von den Figuren, wie du das jetzt so eingeleitet hast,
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fiel mir das auch schwer. Aber trotzdem ist es so ein Happy End.
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Die Geschichte dann so, sie zu verschmelzen und dann als eine Person,
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als das, wie sie auch zusammenkommen.
1:51:49–1:51:51
Ich finde, das funktioniert schon.
Reinhard
1:51:51–1:51:55
Mir scheint so, als würde der Film so ein bisschen übers Ziel hinausschießen,
1:51:55–1:51:56
nach dem, was er jetzt erzählt hat.
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Also ich meine, es ist ja eine schöne Utopie zu sagen, also wirklich in der
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absoluten Hingabe findet man zusammen.
1:52:05–1:52:10
Aber dass man dann noch einen Schritt weiter geht und sagt, dann muss aber noch
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eine totale Verschmelzung stattfinden.
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Also wir müssen unsere Individualität aufgeben, um wirklich zusammen sein zu können.
1:52:17–1:52:22
Das erscheint mir doch sehr weltfremd und biologisch äußerst fragwürdig.
Micz Flor
1:52:22–1:52:26
Ja, das stimmt. Das ist quasi die Flucht zurück in die Symbiose.
Reinhard
1:52:26–1:52:30
Und das löst sich ja nicht ein, das wissen wir ja.
1:52:30–1:52:34
Also wenn die unsere Individualität aufgeben in einer Beziehung,
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dann macht uns das unglücklich.
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Das führt ja nicht zu einer Vermehrung von Glück für beide.
Micz Flor
1:52:38–1:52:46
Ja, also ich finde, ich hätte nicht gedacht, dass ich nochmal die Gestalttherapie
1:52:46–1:52:50
Folge X, ich weiß gar nicht mehr, was das war, zitieren kann oder Zitat daraus.
1:52:50–1:52:55
Es gibt diesen Paul Goodman, das war ein Mitbegründer der Gestalttherapie,
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der diesen schönen Satz über Psychotherapie gesagt hat, finde deinen tiefsten Impuls und folge ihm.
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Also das finde ich deshalb schön, weil du findest nicht den richtigen oder den
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falschen Impuls, sondern gerade jetzt, so tief du gehen kannst,
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was ist dein Impuls, wenn wir
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jetzt viel laufen, irgendwann werden wir Hunger haben und unser Impuls,
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Hunger zu haben, wird irgendwie stärker werden als andere Dinge,
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zu quatschen zum Beispiel.
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Und folge ihm heißt halt, okay, da passiert was Neues, dann lässt du dich auf den Impuls ein.
1:53:25–1:53:28
Und vor dem Hintergrund war, was du gesagt hast, Flo, eben für mich,
1:53:28–1:53:30
das ist eine Kopfentscheidung.
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Wir müssen uns einfach dem hingeben und dann wird das schon,
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weil ich es eben nicht gefühlt habe, nicht als Impuls gefühlt habe,
1:53:39–1:53:41
sondern als Konzept gefühlt habe.
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Was sollen wir denn jetzt noch machen?
Florian Clauß
1:53:44–1:53:47
Ja, es war vielleicht für ihn auch der einzige Weg zu überleben,
1:53:48–1:53:52
weil er war ja schon infiziert. Das wäre vielleicht dann auch wieder ein instinktives Verhalten.
Micz Flor
1:53:52–1:53:55
Ja, Sie beide, ja, Sie mussten sich gegenseitig retten.
Florian Clauß
1:53:55–1:53:59
Also eigentlich, ja, eigentlich war das das Einzige, wie Sie sich dann halt haben retten können.
1:54:00–1:54:03
Ja, stimmt, stimmt. Also insofern ist es auch wieder so ein Stammsohnemolk.
Micz Flor
1:54:06–1:54:08
Schwanger echt? Nee, nein, auch nicht.
Florian Clauß
1:54:08–1:54:13
Aber wie würdest du, ich meine, wir haben ja so quasi mit The Substance,
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wo dann aus einer Person zwei werden und dann haben wir jetzt hier Together,
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wo aus zwei Personen einer wird, eine wird und wir hatten ja schon den Werkzeugkoffer
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Lacan ausgepackt und die Abjektionen, was würdest du jetzt da so reindrehen?
Micz Flor
1:54:31–1:54:37
Ja, also in diesem Together, diese Bilder funktionieren halt manchmal ganz gut.
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Diese Bilder, in denen halt zwischen den beiden, diese Grenze zwischen den beiden
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energetisiert ist auf eine destruktive Art.
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Also die Lippen kleben aneinander oder die Haare im Mund oder diese,
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das waren für mich so Bilder, die ich damit irgendwie verbinden kann,
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wo halt so Grenzbilder entstehen,
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wo Teile des Körpers dann auf einmal wie mit so einer Taschenlampe,
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ins Reale beleuchtet werden. Was ist denn so ein Pferdeschwanz meiner Frau,
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wenn ich mir den schlucke?
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Also irgendwie entstanden da so Bilder, wo man merkt, man guckt eben auf diese Knochenhaut.
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Da haben wir nie auf Knochenhaut geguckt.
Florian Clauß
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Auf die Sehne.
Micz Flor
1:55:19–1:55:20
Auf die Sehne, ja.
Florian Clauß
1:55:20–1:55:22
Auf die Sehne wie ein Tier.
Micz Flor
1:55:22–1:55:29
Ja, da entstehen Bilder, die wir eben nicht mehr über, also könnte man ja jetzt frecherweise sagen,
1:55:29–1:55:35
so dass man Lacans Reale nur nicht über Lacans Reales sehen oder verstehen kann,
1:55:35–1:55:38
sondern man kann es nur irgendwie erleben an manchen Punkten.
1:55:38–1:55:42
Und das ist jetzt dieses Tor zum Aufmachen oder? Ja, können wir durchgehen.
1:55:42–1:55:47
Und das fand ich da ganz interessant, diese Grenzsachen. Und das Objekt dann,
1:55:50–1:55:51
äh...
Florian Clauß
1:55:51–1:55:54
Weil das Reale, wo würdest du das Reale verorten? In dieser,
1:55:54–1:55:59
ist das diese nicht gelungene, der nicht gelungene Merch-Prozess?
Micz Flor
1:56:00–1:56:04
Wenn die beiden eine Chemie miteinander da hätten. Und das, was Reinhard gerade
1:56:04–1:56:08
gesagt hat, da wäre dann natürlich was inszeniert wird.
1:56:08–1:56:13
Nämlich, dass in dem Moment, wenn man ich meine, das sagt Lacan auch,
1:56:13–1:56:17
dass halt die sexuelle Vereinigung halt immer also eigentlich nie passiert,
1:56:17–1:56:21
weil es wird nie eine Vereinigung sein. Es wird einfach nicht passieren.
1:56:21–1:56:24
Der Wunsch scheint irgendwie da zu sein, wie so ein kollektives Objekt A,
1:56:25–1:56:27
was dann eben auf dieser Über-Ich-Ebene ist.
1:56:28–1:56:33
Aber es passiert nicht wirklich. Und das wäre jetzt bei Lacan nochmal so eine
1:56:33–1:56:36
Anbindung und das Objekt.
1:56:38–1:56:42
Ich war halt, ich muss jetzt zugeben, ich krieg's jetzt auch nicht mehr,
1:56:42–1:56:46
ich müsste das Ich von vor sechs Wochen noch mal anrufen, als ich den ersten
1:56:46–1:56:48
Teil auf, wo ich das alles vor mir liegen hatte.
1:56:50–1:56:54
Aber die Bilder, in denen es um diese Flüssigkeiten ging, um diese Grenzen,
1:56:54–1:56:58
um dieses Aufschlitzen oder auch diese nicht gelungene Verschmelzung mit dem
1:56:58–1:57:04
Messer im Hals oder die Hunde, also dieses Gefühl, dass,
1:57:07–1:57:13
Dass es ganz notwendig ist, schon zwanghaft seine Grenze zu wahren und sich
1:57:13–1:57:18
nicht dem anderen zu sehr zu öffnen, sei es die Umwelt oder sei es sonst was, um integer zu bleiben.
1:57:18–1:57:23
Und dass gleichzeitig in dem Moment, wenn diese Grenze sich öffnet,
1:57:23–1:57:28
sich mit anderen verbindet, flüssig wird, erinnere ich mich jetzt an die Kurzgeschichte.
1:57:28–1:57:31
Kannst du dich erinnern noch? Ich hatte damals eine Kurzgeschichte geschrieben.
Florian Clauß
1:57:31–1:57:35
Wo der Mann mit dem Wald zusammenwächst?
Micz Flor
1:57:35–1:57:36
Ja, ja, genau.
Florian Clauß
1:57:36–1:57:37
Stimmt, daran kann ich mich erinnern.
Micz Flor
1:57:38–1:57:44
Es waren auch zwei. Es war eine Frau, eine Frau, der die Füße eng eingebunden
1:57:44–1:57:48
wurden und die sich dann irgendwie die Füße abbindet und dann sind da drunter, ist da nur noch so,
1:57:50–1:57:54
wie heißt die Haut im Mund? Schleimhaut quasi? Wie heißt die nochmal?
Florian Clauß
1:57:55–1:57:55
Schleimhaut, ja.
Micz Flor
1:57:56–1:58:01
Und im Gegenzug eben der Mann, der sich zum Sterben im Wald legt und der dann
1:58:01–1:58:05
auch mit dem Boden verwächst und sich dann auch so eine Schleimhaut bildet, um sich da zu verbinden.
1:58:05–1:58:08
Und diese Sachen irgendwie jetzt nicht aus dieser Kurzgeschichte,
1:58:08–1:58:10
die ich vergessen hatte über 20 Jahre,
1:58:11–1:58:21
sondern diese Momente, in denen man im Schlaf oder irgendwie vergisst,
1:58:22–1:58:26
seine Körpergrenzen zu wahren und auf einmal Flüssigkeit austritt oder was auf einen Zug kommt oder so,
1:58:27–1:58:31
dass es dann sofort eben Horror wird.
1:58:31–1:58:34
Das fand ich vielleicht einfach als Bild damals.
1:58:34–1:58:41
Aber ich gebe dir recht, so ganz kann ich dieses Kristeva-Thema da jetzt nicht reinbringen.
1:58:43–1:58:43
Punkt.
1:58:47–1:58:51
Ja, Reinhard, was denkst du? Wie viel, 10 out of 10, wie viel kriegt der Film
1:58:51–1:58:53
und wirst du ihn noch sehen wollen?
Reinhard
1:58:53–1:58:57
Oh, ich glaube, ja, jetzt habe ich schon so viel drüber gehört und das möchte
1:58:57–1:58:58
ich mir auch noch anschauen.
Florian Clauß
1:58:58–1:58:59
Ach echt? Ja.
Micz Flor
1:59:01–1:59:06
Ja, mit welcher Lust oder mit welcher Frage?
Reinhard
1:59:07–1:59:12
Ja, zum Beispiel das Ende des Films. Da wart ihr euch ja nicht ganz im Klaren,
1:59:13–1:59:14
wie das zu interpretieren sei.
1:59:15–1:59:20
Das würde ich jetzt dann für mich gerne nochmal überprüfen, wie ich das interpretiere
1:59:20–1:59:25
und ob sich das mit einer von euren Interpretationen deckt oder nicht.
1:59:26–1:59:27
Da könnte man nochmal reden.
Micz Flor
1:59:28–1:59:28
Genau.
Florian Clauß
1:59:29–1:59:35
Also ob das jetzt quasi aus der Figurenentwicklung emotional nachvollziehbar
1:59:35–1:59:37
ist, dass die zusammen verschmelzen.
1:59:38–1:59:43
Das wäre der Punkt, wo du dann halt gesagt hast, nee, kann man nicht, aber ich sage halt...
Micz Flor
1:59:43–1:59:48
Ja, oder auch, ob der Lehrer eher jemand ist, der da sich selbst verschmelzen
1:59:48–1:59:54
möchte mit der Frau oder ob der wirklich nur denen den Kickstart geben wollte, die...
1:59:57–1:59:58
Dass sie sich dem hingeben.
Reinhard
1:59:58–2:00:04
Das ist ja eigentlich ein altes Horrorfilm-Motiv, dass das immer was Invasives hat.
2:00:04–2:00:11
Also Zombies, auch Vampire, die durch die Berührung, da ist es jetzt durch das
2:00:11–2:00:13
Ritzen mit dem Ring, so habe ich das verstanden.
2:00:14–2:00:19
Aber das löst ja auch Angst aus. Das ist ja auch ein Teil des Horrors.
2:00:20–2:00:24
Das ist ja wie eine Infektion, wie eine Krankheit, die wir uns holen können.
2:00:24–2:00:26
So würde ich das dann sehen.
2:00:27–2:00:32
Aus dem, was ihr da jetzt erzählt habt über den Film, dass das so als Bedrohung
2:00:32–2:00:35
im Hintergrund steht. Das kann uns jetzt auch erwischen.
Micz Flor
2:00:35–2:00:40
Aber das, wenn man das mit dem Sexuellen zusammenbringt, dann ist halt so Cronenbergs
2:00:40–2:00:46
Rabies oder wie das heißt, wo die diese, wie heißt der im Deutschen, weißt du das?
Florian Clauß
2:00:46–2:00:47
Die Brut?
Micz Flor
2:00:47–2:00:49
Ich weiß den deutschen Film.
Florian Clauß
2:00:49–2:00:49
Wo diese,
2:00:52–2:00:54
Kinderarmee gezüchtet werden durch so, nee, das ist das nicht.
Micz Flor
2:00:54–2:01:00
Nee, nee, nee. Ich meine, der Kronenberg-Film, wo wie so eine Infektion eben
2:01:00–2:01:05
passiert und die Leute dann so Löcher oder Penis-ähnliche Sachen auf den...
2:01:06–2:01:09
Nee, die habe ich nicht gesehen. Muss man mal gucken. Mal verlinken.
2:01:09–2:01:12
Ich muss auch noch mal, ich habe auch gerade nur noch so ein ganz dunkle Innern
2:01:12–2:01:14
an irgendeinen Filmclub während der Uni-Zeit.
2:01:16–2:01:19
Das ist ja wahnsinnig laut. Ich weiß gar nicht, ob man das hört.
Florian Clauß
2:01:19–2:01:19
Ja.
Micz Flor
2:01:21–2:01:23
Gut, aber ich glaube, wir kommen jetzt zum Ende, oder? Was meint ihr?
Florian Clauß
2:01:24–2:01:30
Ich denke, ja, ich denke, wir haben ausführlich über diese beiden Filme gesprochen.
2:01:31–2:01:34
Ja, da haben wir auf jeden Fall ein deterministisches Ende, ne?
Micz Flor
2:01:34–2:01:41
Ach so, okay. Der Urknall bis zu diesem Film. Ja, und wir stehen hier am Zaun.
Florian Clauß
2:01:41–2:01:48
Und kommen auch nicht weiter. Ich glaube, wir machen jetzt hier einfach Schluss.
Micz Flor
2:01:48–2:01:51
Der Vorhang fällt und alle Fragen offen.
Florian Clauß
2:01:51–2:01:57
Also das war Eigentlich Podcast Episode 90. Das Ganze könnt ihr dann auch unter
2:01:57–2:01:59
eigentlich-podcast.de,
2:02:00–2:02:06
anschauen, wo wir langgelaufen sind und die Shownotes, weiteren Links und so
2:02:06–2:02:07
weiter findet ihr auch dort.
2:02:07–2:02:11
Und vielen Dank, Rainer, dass du wieder dabei warst.
Reinhard
2:02:11–2:02:14
Ich bedanke mich auch. War sehr inspirierend.
Florian Clauß
2:02:14–2:02:20
Ja, gerne nehmen wir diesen Faden auf und wir haben sicher auch in Zukunft Filmbesprechungen.
2:02:20–2:02:23
Und genau, ich sage Tschüss.
2:02:25–2:02:26
Machen wir die Geräte aus.
Micz Flor
2:02:27–2:02:29
Ah ja, genau. Da war doch was.
2:02:32–2:02:35
Ups, das läuft aber auch gar nicht mehr. Der hier?
2:02:39–2:02:44
5903. Ja, aber die Aufnahme läuft nicht. Ach so. Jetzt läuft die Aufnahme. Ah ja.
2:02:45–2:02:47
Ach, das ist scheiße. Oh nee.
2:02:48–2:02:49
Müssen wir nochmal losgehen.

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Shownotes

Mitwirkende

avatar
Chris Flor
avatar
Florian Clauß

Transcript

Chris Flor
0:00:00–0:00:03
Deswegen probieren wir es, ein Experiment. Ich sage eins, zwei,
0:00:04–0:00:08
drei und dann klatsch, also in dem Rhythmus, auf vier quasi klatschen.
0:00:09–0:00:11
Eins, zwei, drei.
Florian Clauß
0:00:13–0:00:18
Hallo und herzlich willkommen bei Eigentlich Podcast,
0:00:18–0:00:25
eigentlich Episode 71 und diesmal machen wir was ganz Neues,
0:00:25–0:00:31
nämlich eigentlich laufen wir im Reden und reden laufend, aber diesmal sitzen
0:00:31–0:00:35
wir im Reden, aber wir reden trotzdem laufend.
Chris Flor
0:00:41–0:00:43
Ich bin's wieder, der Chris Flore.
Florian Clauß
0:00:44–0:00:47
Genau, wir kennen ihn schon aus diversen Folgen und Episoden.
0:00:48–0:00:49
Also so neu ist es jetzt auch nicht.
0:00:49–0:00:55
Aber zumindest so die Premiere, dass wir das mal so remote-mäßig aufnehmen, hat auch einen Grund.
0:00:55–0:00:57
Haben wir aber jetzt nicht auf die schneller ausprobiert, nämlich,
0:00:58–0:01:02
dass wir tatsächlich, du bist nämlich am anderen Ende der Welt.
Chris Flor
0:01:03–0:01:04
Am Ende der Welt.
Florian Clauß
0:01:04–0:01:08
Am Ende, genau. Am Ende des Westens.
Chris Flor
0:01:09–0:01:13
In Berkeley. Hier geht es über die Kante der Welt, geht es hier rüber.
Florian Clauß
0:01:14–0:01:16
Genau, du siehst jeden Tag die Schiffe anstürzen.
Chris Flor
0:01:17–0:01:22
Und hier ist ja die, ja genau, in Kalifornien, in Berkeley sitze ich.
0:01:23–0:01:27
Und es ist mittags und bei dir ist es ja abends. Also hier ist es 12.30 Uhr.
0:01:28–0:01:31
Und es fühlt sich auch ein bisschen Endzeit stimmungsmäßig an hier.
0:01:32–0:01:34
Nach dieser letzten Woche.
Florian Clauß
0:01:34–0:01:36
Oh ja, oh ja.
Chris Flor
0:01:36–0:01:39
Aber da brauchen wir, ja gut, vielleicht reden wir da ein bisschen noch drüber.
Florian Clauß
0:01:40–0:01:45
Vielleicht knüpft sich das mit dem Thema Blutsaugen. Ich habe schon was vorweggenommen.
0:01:45–0:01:49
Nein, wir wollen uns und ich glaube, das ist auch der Grund dafür,
0:01:49–0:01:51
dass wir uns so zusammengefunden haben.
0:01:51–0:01:55
Nämlich, wir wollen heute über Nosforatu, über die Eggers-Verfilmung,
0:01:56–0:01:59
die dieses Jahr rausgekommen ist, sprechen, Chris und ich.
Chris Flor
0:01:59–0:02:00
Weihnachten letztes Jahr.
Florian Clauß
0:02:00–0:02:01
Ach, die ist noch 2024?
Chris Flor
0:02:02–0:02:03
Es ist ein Weihnachtsfilm, ja.
Florian Clauß
0:02:04–0:02:08
Okay, ich habe den noch auf 2025 datiert.
0:02:08–0:02:15
Nee, stimmt. Erscheinungsjahr 2024. Ja, ein Weihnachtsfilm. Hat auch Teile vom Weihnachtsfilm.
Chris Flor
0:02:16–0:02:18
Ja, hat einen Weihnachtsbaum drin.
Florian Clauß
0:02:18–0:02:22
Da, ein Weihnachtsbaum kommt drin vor. Ja, genau.
0:02:22–0:02:26
Und wir hatten in unserem internen Chat, ja, also intern, ja,
0:02:26–0:02:31
wir haben in unserem Chat uns ausgetauscht, nein, in unserem eigentlichen Chat
0:02:31–0:02:35
haben wir uns ausgetauscht. Und du, Chris, hast den auch im Kino gesehen?
Chris Flor
0:02:36–0:02:40
Ich habe ihn im Kino gesehen, ja. Und ich habe ihn dann jetzt noch mal fast zu Ende geguckt.
0:02:40–0:02:45
Aber ich bin nicht so super vorbereitet, weil ich halt gerade relativ wenig Zeit habe.
0:02:45–0:02:49
Aber ja, ich habe ihn mir dann halt noch mal angeschaut, weil der wird ja jetzt
0:02:49–0:02:50
auch gerade gestreamt endlich.
0:02:51–0:02:56
Und um dann noch mal ein bisschen, noch mehr Ideen zusammenzusuchen.
Florian Clauß
0:02:56–0:02:57
Sehr gut.
Chris Flor
0:02:57–0:02:58
Aber ich habe ihn im Kino gesehen, ja.
Florian Clauß
0:02:58–0:03:02
Du hast die Empfehlung auch ausgesprochen, den zu sehen. Dir hat er gefallen.
0:03:02–0:03:06
Ich habe den dann auch, das war jetzt mein erster Film, den ich 25 im Kino gesehen
0:03:06–0:03:09
habe, mit meiner Kinogruppe.
0:03:09–0:03:11
Wir sind da reingegangen in Delphi Lux.
0:03:12–0:03:15
Das ist so ein Kino am Bahnhof Zoo. Ganz schönes Kino.
0:03:16–0:03:20
Ja, und ich bin rausgekommen und war nicht ganz so begeistert, muss ich sagen.
0:03:21–0:03:23
Und dann dachten wir, das müssen wir in einem Podcast besprechen.
Chris Flor
0:03:24–0:03:27
Ich interessiere mich ja für so Vampirsachen. Da kommen wir sicher später auch
0:03:27–0:03:31
noch zurück. Das ist eigentlich ein Thema, was mich halt so sehr lange schon begleitet hat.
0:03:32–0:03:41
Ich fand, der Ansatz war ein ganz anderer in den Details als beim traditionellen Vampirfilm.
0:03:41–0:03:42
Das hat mich ziemlich begeistert.
0:03:43–0:03:49
Ich habe jetzt gemerkt, beim zweiten Mal gucken, als so eine Seherfahrung,
0:03:49–0:03:52
Fand ich den jetzt dann nicht ganz so aufregend. Ich glaube,
0:03:52–0:03:56
andere Leute haben gesagt, er wäre so visuell so toll und ich verstehe es auch
0:03:56–0:03:57
ein bisschen, aber eigentlich auch nicht.
0:03:57–0:04:02
Also für mich waren die Ideen da drin halt relativ interessant in dem Kontext
0:04:02–0:04:04
von der Vampirgeschichte, von der Dracula-Geschichte.
Florian Clauß
0:04:04–0:04:08
Ja, sehr gut. Wir kommen gleich darauf zu sprechen. Wir gehen ein bisschen tiefer
0:04:08–0:04:13
rein und wir, um den Bogen nochmal zu spannen, ja, wir haben uns das erste Mal,
0:04:13–0:04:18
also wir beide auch bei Eigentlich Podcast auch einen Horrorfilm gemeinsam besprochen.
0:04:18–0:04:24
Das war damals Midsummer von Ari Aster. Ich finde, Ari Aster und Robert Eggers
0:04:24–0:04:26
sind so Parallelfiguren.
0:04:27–0:04:35
Beide kann man sehr gut vergleichen. Beide machen überwiegend so verstörende Filme, Horrorfilme.
0:04:35–0:04:41
Und beide, wir sind auch von A24 produziert. Also zumindest der erste von Eggers,
0:04:41–0:04:45
The Witch, ist von 2015 und das war A24.
0:04:45–0:04:47
Die haben wir auch immer mal wieder erwähnt.
Chris Flor
0:04:47–0:04:48
Ja, Lighthouse. Lighthouse aus.
Florian Clauß
0:04:48–0:04:54
Auch, okay. Lighthouse ist zum Beispiel der Film, den ich von Eggers noch nicht gesehen habe.
Chris Flor
0:04:54–0:04:58
Ah, der ist super. Den habe ich mit Eli zusammen geguckt und haben uns dann
0:04:58–0:05:00
beide amüsiert. Der ist echt toll.
Florian Clauß
0:05:01–0:05:04
Der steht noch auf meiner Watchliste. Mit Willem Dafoe auch.
0:05:05–0:05:10
Eggers hat ja auch so ein Ensemble an Schauspielerinnen und Schauspieler, die öfters auftauchen.
0:05:11–0:05:15
Willem Dafoe ist einer. Der kommt jetzt, glaube ich, zum zweiten,
0:05:15–0:05:18
dritten Mal. Lighthouse hat ja auch die tragende Rolle, Willem Dafoe.
0:05:19–0:05:25
Und in Nosferatu spielt die weibliche Hauptrolle, Lily Rose Depp,
0:05:25–0:05:28
die Tochter von Johnny Depp.
0:05:28–0:05:34
Die spielt Ellen Hatter. Hatter, das Ehepaar Hatter, Thomas Hatter und Ellen Hatter.
0:05:35–0:05:41
Die kennen wir aus Dracula, aus der Originalgeschichte heißen die auch, glaube ich, Hatter.
Chris Flor
0:05:42–0:05:44
Oder heißen die Harker? Harker.
Florian Clauß
0:05:44–0:05:45
Harker, genau.
Chris Flor
0:05:45–0:05:54
Also in einem Roman heißen die Mina Harker und Jonathan Harker und dem Nosferatu,
0:05:55–0:06:00
also in dem Murnau wurde das halt umgeändert in Ellen Hatter und Thomas Hatter.
0:06:01–0:06:06
Und das hat jetzt auch Eggers übernommen, aber verwirrend, in dem Werner Herzog
0:06:06–0:06:12
Nosferatu sind Lucy Harker und Jonathan Harker.
0:06:12–0:06:16
Aber Lucy ist eigentlich in dem Roman und auch in der Coppola-Geschichte die
0:06:16–0:06:18
beste Freundin von Mina Harker.
0:06:18–0:06:21
Also das ist alles durcheinander gekommen.
Florian Clauß
0:06:21–0:06:26
Alles durcheinander. Aber was man sagen kann, ist, dass wir hier so eine nahezu 50er-Jahre,
0:06:27–0:06:33
ein Intervall von 50 Jahren haben. Wenn wir dann Monau gucken, der erste...
Chris Flor
0:06:33–0:06:34
Ah, das ist 100 Jahre her.
Florian Clauß
0:06:34–0:06:40
Ja, ich sage ja, 100 Jahre, 1922 wurde Monau verfilmt, dann 1976,
0:06:41–0:06:47
1979 wurde Nosferatu, Phantom danach von Herzog verfilmt und jetzt 24 haben
0:06:47–0:06:49
wir Nosferatu von Eggers.
0:06:49–0:06:52
Also man kann so sagen, so plus minus 50 Jahre.
0:06:52–0:07:00
Der Roman Bram Stoker, von Bram Stoker Dracula, ich glaube, der kam so 1897?
Chris Flor
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96. Ich hatte damals ja bei Convex TV, das war mein erster Beitrag, Dracula wird 100 Jahre.
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Das war 1996 und da hatte ich schon über den Dracula-Roman,
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das war ganz cool, weil ich hatte den Roman gelesen, wollte da einen Artikel
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drüber machen und dann hatte ich quasi so fertig, auch mehr oder weniger und
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dann hat Martin gefragt, ja warum jetzt und warum dann? Und dann habe ich so nachgeguckt.
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Dann fiel mir dann erst auf, dass das 100 Jahre zurück lag, dass der Roman rauskam.
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Sonst hätte das überhaupt so keine Motivation gehabt, dass man das hat.
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Ich wollte nur irgendwas über Dracula machen.
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Aber dann hat es gepasst. Es war Schicksal.
Florian Clauß
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Ja, perfekt. Es war perfektes Timing. Und dieses Schicksal führt uns jetzt wieder zusammen.
Chris Flor
0:07:49–0:07:50
Ja, genau.
Florian Clauß
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Und wir hatten gerade so eine Namensverwirrung.
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Vielleicht können wir auch nochmal den Grund dafür sagen.
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Nämlich die Witwe von Stalker, die Witwe von ihm hat nämlich sämtliche Rechte
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nicht an Monau abtreten wollen.
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Deswegen hat er die Grundhandlung übernommen von Pram Stalker,
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aber ganz viel Variation eingebaut. Und das sind eben die Namen.
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Und das ist auch die Figur des Nosferatus.
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Der heißt nämlich Graf Orlok und nicht Graf Dracula. Kula.
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Und er hat viele, also einige Details,
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eingeführt, Mono, die, ich würde sagen, auch die Geschichte nochmal so ein anderes
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Schlaglicht gegeben haben.
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Also Nosferatu unterscheidet sich doch schon, das hast du ja am Anfang auch
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gesagt, von der Dracula, von der Figur.
Chris Flor
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Ja, und auch, also ich würde auch sagen, die Geschichte ist eine andere.
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Also die Nosferatu-Geschichte ist in der Regel, ja, ich habe leider den Dings
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nicht mehr fertig geguckt, den Werner Herzog, den hatte ich jetzt nochmal angefangen,
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hatte dann aber keine Zeit, aber Klaus Kinski ist so geil, wenn der auftaucht.
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Also, das ist jetzt schon mal mein erstes eigentlich, was ich reinwerfen wollte.
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Also, Dracula, der Roman, ist eigentlich ein Science-Fiction-Roman.
Florian Clauß
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Okay. Wow, das ist eine tischsteile These. Jetzt mal los.
Chris Flor
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Wohingegen halt der Murnau schon ein Horror- oder halt Weird-Fiction oder sowas
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eher ist, wäre der Dracula doch ein Science-Fiction.
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Weil, sollen wir da jetzt schon, machen wir nachher, oder?
Florian Clauß
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Machen wir mal. Vielleicht, lass uns, bevor wir jetzt Dracula und Orlock vergleichen,
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vielleicht sollten wir nochmal ganz grob die Kerngeschichte von.
Chris Flor
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Ja, also das Coole ist halt dieses Thema des Untoten. Also der Film wurde quasi,
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Murnau hat den zu einem Film gemacht.
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1996 ist ja auch das Jahr, in dem Kino und Film eigentlich so hochkam,
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das ist als das Buch auskam. 1896.
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1896 meinte ich ja. Murnau macht halt diesen Film und wird dann aber verklagt
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von dem Estate von Bram Stoker.
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Und es werden alle Filme zerstört. Aber es wird dann halt irgendwie,
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die müssen halt alle zerstört sein.
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Es gibt keine Filme, die dürfen nicht mehr aufgeführt werden und so weiter.
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Und dann wurden die später nur verschiedene Schnitte, wurden halt hier und da
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auf der Welt gefunden und wurden da zusammen editiert zu einem gültigen Werk.
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Und deswegen, es gibt auch ganz schreckliche Versionen halt draußen in der Welt.
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Aber das hat halt eben wieder dieses Thema des Untoten.
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Erstmal der Film ist ja ein altes, totes Geschehen, das aber wieder sich bewegt.
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Und dann hast du aber auch diesen Film, der getötet wurde und dann halt auch
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wieder so untot gemacht wird dann später bei mir.
Florian Clauß
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Ja, sehr schön. Und auf diese Meta-Ebene können wir nochmal heben,
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dass in der Original, in dem Original von Morno, verpufft am Ende Nosferatu, geht in Rauch auf.
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Und wir wissen, wir wissen spätestens seit Inglourious Bastards,
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dass Zelluloid damals eine Waffe war.
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Nämlich es war Zellulose. Wir haben ganz oft irgendwelche Brände im Kino gehabt,
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weil das ja eine hochexplosive Stoff war, worauf der Film dann quasi abgelichtet war.
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Also so kann man das ja auch nochmal auf diese Ebene heben. Das Zelluloid dann
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quasi so verpufft wie Nosferatu am Ende der Geschichte.
Chris Flor
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Und das Zelluloid haben sie auch verbrannt.
Florian Clauß
0:11:21–0:11:22
Ja, das verbrennt.
Chris Flor
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Man stellt sich so Scheiterhaufen vor, wo dann das Ganze draufgeladen wird.
Florian Clauß
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Wir brauchen noch eine Hexe.
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Übrigens Hexe, dann können wir mal kurz in die Filmgeschichte von Eggers einsteigen,
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bevor wir dann, wir reden gleich über die Geschichte von Nasferatu.
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Aber lassen Sie mal Eggers abrunden.
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Also du hast gesagt, du hast Lighthouse, hast du alle Filme von ihm gesehen?
Chris Flor
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Ich glaube, ich habe jetzt alle gesehen, ja.
Florian Clauß
0:11:47–0:11:48
Du hast alle, ich habe...
Chris Flor
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Also ich sag mal, also Lighthouse, Vividch, Northman...
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Und Nosferatu, habe ich was vergessen?
Florian Clauß
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Nee, genau, das sind die vier, die habe ich auch auf dem Schirm gesehen.
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Er hat noch einige Kurzfilme vorher gedreht.
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Ich habe auch gesehen, dass er einen Kurzfilm Hänsel und Gretel gedreht hat.
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Das war einer seiner ersten Kurzfilme.
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Und das hätte jetzt gut zu unserer Episode auch Hänsel und Gretel gepasst,
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die wir vor ein paar Folgen gemacht haben.
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Aber fand ich auch interessant, zumal auch The Witch einige Anleihen aus Hänsel und Gretel hat.
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Ich habe damals, als ich dann halt über Hansel und Gretel auf Verfilmungen recherchiert
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habe, kam mir auch The Witch unter, aber es weicht schon sehr stark von der Geschichte ab.
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Ja, ich finde, The Witch lässt sich von der, ich sag mal so von den Suspense
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und von der Art Horror, wie sich Horror anfühlt, finde ich schon sehr vergleichbar
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mit Ari Aster, mit Midsummer. Würdest du da mitgehen?
Chris Flor
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Ja, ja, würde ich mitgehen auch. Also, und da können wir vielleicht dann auch
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später auch nochmal drüber reden.
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Ich finde, andere Sachen sind, ja, The Witch, ich fand jetzt den Nosferatu weniger
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verstörend als diese ganzen Aster-Filme und alle Aster-Filme.
Florian Clauß
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Das stimmt, fand ich auch.
Chris Flor
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Also wo es mir immer schwerer fällt, einen Ariasta-Film ein zweites Mal zu gucken,
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weil man schon weiß, was passiert und dann man das halt nicht irgendwie mitmachen möchte wieder,
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ist es jetzt hier bei dem Nosferatu war es nicht so, fand ich.
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Das zweite Mal gucken hat es nicht irgendwie schlimmer gemacht.
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Aber Vich, Vich ist, da ist es auch so. Also dieses Gefühl, ja,
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also dieses Unheil, was halt einfach sich anbahnt und wo man dann halt einfach
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drauf hin steuert und man kann es sich verhindern.
Florian Clauß
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Ja, und dann auch in so banalen Kameraeinstellungen. Und dann aus dieser banalen
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Kameraeinstellung wie den Rand eines Waldes, auf einmal kommt dann doch so ein
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beängstigendes Gefühl raus.
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Und das fand ich bei Mitzheimer ganz stark. Also da fand ich jetzt The Witch
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nicht ganz so stark. aber trotzdem so eine ähnliche Technik,
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um so eine Angst zu erzeugen im Film, fand ich vergleichbar.
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Ich finde auch, The Witch ist eher
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so ein Kammerspiel. Es hat so einen überschaubaren Rahmen, die Handlung.
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Und ich habe, wie gesagt, Lighthouse nicht gesehen, aber bei Northman und auch bei...
Chris Flor
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Das ist auch ein Kammerspiel. Das ist auch ein Kammerspiel.
Florian Clauß
0:14:17–0:14:21
Okay. Ich habe nur darüber gelesen, dass es in einem Leuchtturm stattfindet.
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Aber ist es auch ein Horrorfilm? läuft das auch?
Chris Flor
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Ja, würde ich schon sagen. Also weird, weird Fiction auf alle Fälle.
Florian Clauß
0:14:30–0:14:34
Bei Northman und bei Nosferatu,
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vor allem bei Northman hat, glaube ich, Eggers gezeigt, dass er wirklich auch
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große Bilder, epische Bilder, Bildlandschaften schaffen kann.
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Bei Northman, ich fand die Geschichte, die hat mich schon gepackt.
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War dann ein bisschen so, also der hat schon mit der Familie,
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der, I guess, so die Familie als Ort der Zerstörung und des Gegeneinanders.
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Bei Northman fand ich aber wirklich diese Epik, die der Film gebaut hat,
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fand ich schon sehr stark. Also das kann er, ne?
Chris Flor
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Ja, ganz fantastisch. Ja, finde
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ich auch. Also Northman war ja die Hamlet-Geschichte, mehr oder weniger.
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Minus dieses Theaterstück. Im Theaterstück kam da nicht wirklich vor,
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aber halt trotzdem ist es halt genau die Geschichte von Hamlet eigentlich.
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Ich wollte jetzt mal, wenn du sagst, so visuell jetzt, dass er da gezeigt hat,
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er kann große visuelle Sachen machen.
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Ich finde das beim Northman auf alle Fälle.
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Ich war so ein bisschen traurig für ihn. Ich habe gedacht, jetzt geben sie ihm
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kein Geld mehr in Zukunft, weil Northman ja nicht so erfolgreich war,
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wie man sich das gedacht und erhofft hätte.
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Aber da fand ich zum Beispiel, also er hat ja da auch digitale Technik eingesetzt,
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aber halt die war total gut im Dienst der ganzen Sache, weil man den Familienbaum
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gesehen hat, Also dieser Abstamm, den Abstammungsbaum, diese eine Szene.
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Oder dieses Reiten nach Valhalla.
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Also gibt es halt diese eine Szene, wo ihr halt so von der Walküre nach Valhalla gefahren wird.
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Die Sache ist halt total visuell, total geil.
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Wobei jetzt bei dem Nosferatu fand ich diesen Einsatz von Digitalen,
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das hat mich echt geärgert auch.
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Also diese eine Szene, wo der Thomas dann so rausreitet und dann sind so Windmühlen
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und die sind dann so copy und pasted, sind dann halt so Windmühlen in die Landschaft gestellt.
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Oder dann einmal fährt dann halt der Herr Knock, fährt dann mit dem Boot irgendwie
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in Wissburg dann so einen Kanal runter.
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Und das ist halt auch alles so, nicht alles, aber es sind so digitale Sachen
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so reingemacht und das hat mich echt, also das fand ich, das war so ein bisschen der,
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Also wenn wir jetzt schon mal über das Visuelle reden, ich fand das zusammen
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mit der Farbenpalette und so, ich weiß, es soll ein dunkler Film sein,
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also hatte dann halt eben dieses gedämpft blau, grünlich, graue,
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was halt schon so seit einiger Zeit so ein bisschen viel unterwegs ist.
Florian Clauß
0:17:09–0:17:14
Ja, das ist immer, ich kann auch tatsächlich so aus den visuellen Gedächtnissen
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nicht wirklich sagen, ob der jetzt so monochrom war.
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Er war schon bunt, aber er sieht dann auch ähnlich wie der Originalfilm von
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Murnau, der auch in verschiedenen Monochromen, aber das ist wahrscheinlich auch
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eine Nachbearbeitung da.
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Ich muss sagen, ich finde, es ist schon ein Kinofilm, jetzt der Eggers-Film,
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weil er eine schon sehr packende Bildsprache und auch Sound hat.
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Gerade The Voice of Nosferatu, Graf Orlok.
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Okay, aber lass uns, bevor wir da jetzt nochmal tiefer in den Film einsteigen,
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erst nochmal ganz kurz die Handlung,
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die bei Nosferatu eigentlich bei allen drei Filmen mehr oder weniger vorherrschend ist.
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Von Mornau, Herzog weicht an einigen Punkten ab, aber Eggers und Mornau sind
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doch sehr nah beieinander von der Handlung.
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Also wir sind im 19. Jahrhundert in der Stadt Wissburg.
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Auch hier nochmal ein kleiner Side-Fact.
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Also der Herzog-Film hat die Handlung in Wismar angesetzt. Und hier ist es Wissburg.
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Ich habe dann nochmal tatsächlich auf Google Maps geguckt. Wissburg gibt es nicht wirklich.
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Es gibt eine Visburg-Stadt mit V geschrieben, die ist dann auf so einer kleinen
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Insel eine dänische Stadt.
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Ja, auf jeden Fall in dieser Stadt ist das junge Paar, die beiden haben wir
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schon erwähnt, Ellen Hatter und Thomas Hatter,
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frisch verheiratet und Thomas Hatter arbeitet in einer Kanzlei und bekommt dann
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von seinem Chef, Herrn Nock, bekommt er den Auftrag.
Chris Flor
0:19:00–0:19:01
Knock.
Florian Clauß
0:19:01–0:19:01
Knock.
Chris Flor
0:19:01–0:19:02
Der heißt Knock.
Florian Clauß
0:19:02–0:19:09
Knock. bekommt er den Auftrag, in die Karpaten nach Transsilvanien zu fahren,
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um da einen Vertrag mit einem Grafen zu machen, der eben in diese Stadt Wissburg ziehen will.
Chris Flor
0:19:17–0:19:20
Aber wenn man schon Transsilvanien hört, sollte man eigentlich,
0:19:21–0:19:23
da weiß man ja eigentlich schon, dass es gibt.
Florian Clauß
0:19:23–0:19:26
Da weiß man doch schon. Aber man muss ja sagen, er hat das Buch,
0:19:26–0:19:31
er soll nach Transsilvanien, ihm ist es noch nicht bekannt.
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Und seine Frau, die Ellen, will ihn dran hindern.
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Ja, nicht wirklich, aber sie weiß, dass da was Schlimmes passieren wird.
Chris Flor
0:19:43–0:19:48
Also wenn man den Film jetzt wirklich, also wir könnten die Handlung erzählen,
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von der normale Dracula-Handlung, oder wir könnten den Film erzählen.
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Bei dem Film kommt ja auch diese Vorgeschichte noch da, die man dann sieht,
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wo sie dann halt den Orlack überhaupt erst so heraufbeschwört und so weiter. Genau.
Florian Clauß
0:20:03–0:20:05
Das ist aber im Originalfilm nicht so.
Chris Flor
0:20:06–0:20:09
Naja, okay. Dann erzählen wir halt die...
Florian Clauß
0:20:09–0:20:12
Aber du hast recht, vielleicht könnte man das jetzt noch weiter abstrahieren
0:20:12–0:20:16
und sagen, wir erzählen die Dracula-Geschichte, aber da ist auch das Ende anders.
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Und er will dann nach London ziehen. Da ist auch nochmal das viktorianische,
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die viktorianische Gesellschaft bei Bram Stalker wichtig.
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Aber auf jeden Fall geht dann Thomas los.
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Seine Frau findet dann Anschluss bei Freunden von ihr, bei dem Ehepaar,
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wie heißen die? Harding.
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Bei dem Ehepaar Harding. Der ist also, glaube ich, betreibt eine Werft.
Chris Flor
0:20:40–0:20:43
Friedrich und Anna Harding.
Florian Clauß
0:20:43–0:20:46
Und man muss auch sagen, das ist glaube ich bei allen drei Filmen so,
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dass die Ellen so eine Schlafwandlerin ist, dass sie auch bestimmt Visionen hat in der Nacht.
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Und dass sie auch da so Prophezeiungen und so weiter von sich gibt,
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wie eine Art von Besessenheit auch manchmal entwickelt.
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Das hatte sie früher, kann man auch gleich nochmal sagen, das war nämlich der
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Eingang, den du gerade erwähnt hast.
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Auf jeden Fall, sobald dann eben Thomas weg ist, sind wenn auch ihre Anfälle häufiger.
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Thomas kommt dann erstmal kurz vor Transsilvanien in ein Dorf,
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was von Gypsies bewohnt wird und die empfangen ihn.
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Und als sie dann hören, er will dann den Grafen Orlok treffen,
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dann ist da aber, alle gucken ganz komisch und warnen ihn nicht dahin zu gehen.
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Und er bekommt dann auch nochmal den Leitfaden. Das ist auch nochmal ganz gut.
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Das ist auch in der alten Geschichte von Mornau so.
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Da gibt es nämlich dann die sogenannte Schrift, die dann auch die Untoten erklärt und das Vampir.
Chris Flor
0:21:50–0:21:54
Beim Eggers kriegt er das nicht. Das kriegt er beim Werner Herzog und beim Mornau.
Florian Clauß
0:21:55–0:21:59
Hat er nicht bei Eggers dann nicht doch? Nein? Okay, dann bringe ich das schon
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durch. Der kriegt ein Kreuz.
Chris Flor
0:22:00–0:22:02
Der kriegt ein Kreuz zu.
Florian Clauß
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Aber er kriegt dann halt keine Handlungsanweisung.
Chris Flor
0:22:07–0:22:12
Nee, nee, nee, der hat keine Ahnung. Der hat keine Ahnung. Das Einzige,
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was den einzigen Tipp, den er kriegt,
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was es mit Vampiren gibt, ist, dass er halt sieht,
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wie in der Nacht da so ein Pferd mit einer Jungfrau, nackten Jungfrau obendrauf
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über den Friedhof geht und die Gruppe Sinti und Roma gehen halt über den Friedhof und auf einmal,
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wie hat das Pferd und dann machen sie den Sarg auf, das Grab auf und dann ist
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dann halt ein Vampir drin und dann stechen sie da einen Pfahl durchs Herz.
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Der Thomas sieht das und sagt, was macht ihr oder wie schlimm und dann wacht
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er aber gleich in seinem Bett auf, macht wohl das Kreuz dafür verantwortlich
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oder keine Ahnung, reißt sich das Kreuz halt vom Leib wieder,
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das er am Tag vorgekriegt hat für seinen eigenen Schutz.
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Ja, also da er weiß so ein bisschen, dass da irgendwas was mit lebenden Toten zu tun hat.
0:23:00–0:23:08
Als der Pfahl durch diese Leiche durchstoßen wird, dann setzt die sich ja auf und kotzt so gut raus.
Florian Clauß
0:23:08–0:23:09
Ja, genau.
Chris Flor
0:23:09–0:23:10
Das sieht man, ja.
Florian Clauß
0:23:11–0:23:11
Richtig.
Chris Flor
0:23:11–0:23:13
Also aber keine Stift, er kriegt kein Buch.
Florian Clauß
0:23:13–0:23:17
Er kriegt kein Buch. Okay, er sieht das, er hat eine Vision in dem Traum.
0:23:17–0:23:21
Und er geht am nächsten Morgen dann los. Jetzt bin ich mir auch nicht sicher,
0:23:21–0:23:23
da bringe ich auch alle Filme durcheinander.
0:23:24–0:23:26
Bei Thomas Herzog.
0:23:27–0:23:31
Werner Herzog bekommt da zum Beispiel kein Pferd, sondern muss laufen,
0:23:31–0:23:33
wird dann von der Kutsche abgeholt, vom Graf.
Chris Flor
0:23:33–0:23:36
Der läuft auch im Eggers, läuft er auch.
Florian Clauß
0:23:37–0:23:40
Ja, stimmt. Nein, jetzt weiß ich nicht.
0:23:40–0:23:44
Er nimmt sein Pferd und das Pferd ist irgendwann erschöpft und dann läuft er
0:23:44–0:23:47
weiter und dann kommt diese Kutsche und holt ihn ab.
Chris Flor
0:23:47–0:23:49
An dieser Kreuzstraße.
Florian Clauß
0:23:50–0:23:55
Und da muss ich sagen, das Sounddesign ist da schon sehr mächtig. Das ist schon toll.
0:23:55–0:24:00
Und was man auch sagen muss, ist, dass diese Darkness, die da filmen,
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also die Dunkelheit, so wie der inszeniert ist.
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Der spielt wirklich sehr im Dunkeln und sehr im Schwarzen.
0:24:08–0:24:13
Während bei dem Monau-Film, dann muss man immer noch mal irgendwie überlegen, ist das jetzt Nacht?
0:24:13–0:24:17
Weil natürlich hätten die nicht die Möglichkeit, irgendwie in Nachtaufnahmen zu machen.
0:24:17–0:24:21
Du siehst dann immer, auch wie bei Tanz der Vampire, immer noch die Schatten,
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obwohl die dann halt irgendwie die Linse abgedunkelt haben.
0:24:24–0:24:27
Aber die Schatten von der Sonne sieht man dann aber immer auch noch an den Gebäuden.
0:24:28–0:24:36
Aber hier ist diese Beklommene und diese Schwärze ist schon echt ganz stark
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umgesetzt bei dem Eckers Film.
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Also er wird dann mit dieser Kutsche, wird er dann in das Haus von dem Grafen
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gebracht und er trifft auch gleich auf den Grafen, kriegt was zu essen angeboten.
0:24:49–0:24:51
Das ist bei allen drei Filmen das Gleiche.
Chris Flor
0:24:51–0:24:53
Ja, genau das Gleiche.
Florian Clauß
0:24:53–0:24:57
Genau, und bringt diesen Vertrag mit, ja. Wobei, und hier unterscheidet sich
0:24:57–0:25:03
dann auch dieser Film von den anderen, der Vertrag ist in einer kryptischen Sprache geschrieben.
Chris Flor
0:25:04–0:25:07
Ja, ne, ne, ne, es sind ja zwei Sachen. Also, was halt auch bei dreien,
0:25:07–0:25:11
was das Geile irgendwie ist bei allen drei Filmen ist, dass er irgendwie sich
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mit einem Messer Brot abschneidet, sich in Finger schneidet und dann auf einmal
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das Interesse von dem Grafen Orlack oder Dracula,
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weckt irgendwie und dann, also dann irgendwie die alle irgendwie eigentlich
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an seinem Finger zu saugen wollen.
Florian Clauß
0:25:25–0:25:28
Ja, ein großartiger Moment von Kinski, das ist glaube ich so die Schlüsselszene.
Chris Flor
0:25:28–0:25:30
Ja, Kinski, ja, das ist die Beste ist.
Florian Clauß
0:25:30–0:25:33
Das ist so unglaublich. Das ist wirklich...
Chris Flor
0:25:34–0:25:36
Die Stimme von David ist so geil, ja, ja.
Florian Clauß
0:25:37–0:25:41
Ja, ja, also das ist wirklich eine ganz starke Szene und dann sieht man einfach,
0:25:41–0:25:45
was Kinski da für, was es für ein Schauspieler war.
Chris Flor
0:25:45–0:25:48
Ach so, mit dem Vertrag nur, es gibt zwei Verträge, weißt du,
0:25:48–0:25:52
der eine Vertrag ist, wo Orlack unterschreibt, dass er dieses Gebäude kauft.
0:25:52–0:25:57
Aber dann beim Eggers, dieser kryptische Vertrag, und da können wir dann später
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auch nochmal zurückkommen in Verbindung mit den Ari Aster-Filmen und so weiter,
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hat mich das interessiert,
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dieser Vertrag, den er dann dem Thomas vorlegt, dann später,
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in einer späteren Nacht, wo es eigentlich schon, Thomas hat schon super Schiss,
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weiß, ist schon irgendwie angebissen worden, das ist das Begreifende so ein bisschen vorneweg,
0:26:15–0:26:19
also weiß, irgendwas stimmt da nicht, hat wirklich Angst vor diesem Grafen.
0:26:19–0:26:23
Von Anfang an hat er wahnsinnig Angst vor diesem Grafen, weil der halt auch so unheimlich ist.
0:26:23–0:26:26
Aber dann kriegt er halt diesen Vertrag vorgelegt, den er unterschreiben soll
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in der Sprache meiner Vorfahren.
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Und das ist halt alles so wirklich so eine kryptische Fantasy-Font da irgendwie.
Florian Clauß
0:26:35–0:26:36
Ja.
Chris Flor
0:26:36–0:26:39
Und dann ist halt irgendwie der Siegel auch unten und dann halt so ein Rahmen,
0:26:40–0:26:41
wo er dann seinen Namen so reinschreiben soll.
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Und der hat halt einfach Schiss vor dem und unterschreibt dann halt diesen Vertrag.
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Und er kriegt dann noch so einen Beutel Gold angeboten, weil er noch zögert.
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Und dieser Beutel Gold ist natürlich, Thomas möchte den haben,
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damit er seine Frauen schönes Leben leisten kann und so weiter.
0:26:57–0:27:01
Und er ist dann halt so, er unterschreibt halt in diesem, man weiß halt,
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dass es was bedeutet, aber er weiß nicht, was es bedeutet.
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Das ist klar, dass diese Unterschrift nichts Gutes mit sich bringt und er unterschreibt
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und das er unterschreibt, hat eine Bedeutung, hat eine Wirkung,
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obwohl er eigentlich nicht aus freiem Willen eingewilligt hat.
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Er hat halt einfach nur sich auch nicht verweigert dessen.
0:27:22–0:27:24
Er hat mit freiem Willen unterschrieben.
0:27:25–0:27:27
Also das finde ich halt sehr interessant in diesem Sinne.
Florian Clauß
0:27:27–0:27:33
Ja, der freie Wille und das, was dann daraus determiniert, ist auch eigentlich
0:27:33–0:27:35
so eine Grundfrage bei dem Film.
0:27:35–0:27:40
Auch von Ellen am Ende. Genau, dann ist dieser Vertrag unterschrieben.
0:27:40–0:27:45
Damit ist eigentlich auch besiegelt, dass Orlok seinen Umzug starten kann.
0:27:45–0:27:49
Ja, das heißt, das ist auch sehr amüsant in den anderen Filmen,
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wo dann so ein paar Särge dann eben auf irgendwelche Flöße getragen werden und
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er legt sich da rein und die schippern die Donau runter.
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Ja, und dann fragt man sich auch, wieso sind die jetzt auf dem Segelboot?
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Der ist doch irgendwie gerade in Transilvani. Aber meiner geografischen Verfolgung,
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also denke ich, dass die im Schwarzen Meer, ich glaube, das wird irgendwo auch
0:28:13–0:28:15
mal gesagt, Das war, wie wir dann quasi landen.
0:28:15–0:28:20
Mit dem ganzen Hab und Gut, vor allen Dingen Särge, ja, Särge mit Ratten,
0:28:20–0:28:23
ja, von Orlok, werden dann verladen auf ein Schiff.
Chris Flor
0:28:23–0:28:23
Und Erde.
Florian Clauß
0:28:24–0:28:24
Und Erde, genau.
Chris Flor
0:28:24–0:28:25
Vor allen Dingen Erde.
Florian Clauß
0:28:25–0:28:30
Erde, und das ist in Herzogsfilmen, wird das dann bei der Befrachtverladung,
0:28:30–0:28:34
wird dann auch gesagt, dass das Erde zu Forschungszwecken sei.
Chris Flor
0:28:34–0:28:36
Ja, ja, Experimenten, ja, genau.
Florian Clauß
0:28:36–0:28:39
Genau, und dann machen sie einen auf, und dann machen sie einen auf,
0:28:39–0:28:41
und dann ist da Erde und ein paar Ratten, ja.
0:28:41–0:28:45
Aber auf jeden Fall kommt dann das Sarg, die Särge kommen dann aufs Schiff und
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das Schiff fährt dann durch das Schwarze Meer und dann wahrscheinlich durch
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das Mittelmeer hoch und eben über den Atlantik zurück in die Ostsee.
0:28:55–0:28:59
Also so wird wahrscheinlich der Kurs gewesen sein.
0:28:59–0:29:04
Und während dieser Reise wird halt die Mannschaft dezimiert, immer mehr.
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Matrosen gehen dann eben verschwinden oder kriegen eine komische Krankheit.
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Wir haben noch eine Szene vergessen, nämlich der getriebene Thomas in der Burg
0:29:17–0:29:23
von Orlok geht dann auch mal runter in den Keller und folgt dann der Ahnung
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und hebt den Sargdeckel,
0:29:25–0:29:30
findet da eben den schlafenden Orlok und will ihn mit einer Hacke,
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da hat er nämlich das gelernt,
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dass man irgendeinen Pfahl durchs Herz stoßen soll.
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Will er den ermorden er wird aber in dem Moment von ihm abgehalten also er kann
0:29:45–0:29:47
dann nicht zustichen und muss...
Chris Flor
0:29:47–0:29:53
Das ist ja diese Szene auch von Murnau, die halt dann nicht so visuell umgesetzt
0:29:53–0:29:57
wurde, aber halt beim Francis Ford Coppola schon, wo der Dracula dann halt aus
0:29:57–0:30:02
dem Sarg so senkrecht so hochkippt quasi schon einmal so senkrecht dasteht,
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also diese Sache aber das ist da in diesem Film nicht so der ist dann einfach,
0:30:07–0:30:13
der wacht halt doch auf und die Axt fest ist halt saustark aber auch wie der
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da drin liegt mit den Würmern und so weiter,
0:30:16–0:30:22
der ist halt so nur so halb verwest und ich finde.
Florian Clauß
0:30:22–0:30:26
Auch so der hat dann irgendwie so eine wie so bei so einem Programm so eine
0:30:26–0:30:33
Routine laufen und dann in dem Moment, wenn halt wirklich Todesgefahr ist, dann zack voll der Asche,
0:30:34–0:30:37
das treibt dann Thomas noch mehr in die Angst.
0:30:37–0:30:42
Er sperrt sich dann ein, der Urlaub fährt und Thomas kann sich dann durchs Fenster
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retten und kommt schwer verletzt, halb angesaugt wieder bei den Sinti-Romas
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an und wird von denen versorgt und die wissen auch Bescheid.
0:30:51–0:30:55
Du bist nur hier sicher, du darfst nicht weiter und du musst dich erholen und so weiter.
Chris Flor
0:30:56–0:31:00
Nee, von einer katholischen in einem Kloster.
Florian Clauß
0:31:00–0:31:05
Im Kloster ist er dann, genau. Im Kloster, ja. Aber es gibt Die traditionellen
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Frauen sind da auch noch im Hintergrund.
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Also es ist so ein bisschen Folklorekloster und er meint so,
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nein, er muss zu seiner Frau, er muss sie beschützen.
0:31:15–0:31:23
Und zeitgleich trifft eben Orlok in Wiesburg an und ist noch niemand mehr auf dem Schiff lebend.
0:31:23–0:31:27
Und es wird dann quasi mit so einem Heer von Ratten strandet,
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der dann in dem Steg, das finde ich auch sehr stark,
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das ist fast wie so ein Gemälde inszeniert, wo dann das Schiff in den Steg dann
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rein crasht und die ganzen Ratten das Schiff verlassen.
0:31:38–0:31:44
Und mit Orlok kommt auch die Pest in die Stadt. Und das ist auch sehr eindrücklich.
Chris Flor
0:31:44–0:31:48
Ja, das ist was anderes als beim Dracula. Also die Pest spielt da keine Rolle.
0:31:48–0:31:50
Das ist ein Nosferatu-Ding.
Florian Clauß
0:31:50–0:31:53
Das ist ein Nosferatu, ja. Also diese Tod und Pest, ja.
0:31:53–0:31:58
Auch in allen drei Filmen, wobei, also das war bei den Herzogfilmen,
0:31:58–0:32:03
war das wirklich beeindruckend, wo ich mich gefragt habe, wo hat er diese ganzen Ratten her?
0:32:03–0:32:08
Also das war, glaube ich, da ist eine Menge Budget an so Tierdressur rausgegangen,
0:32:08–0:32:10
weil das wirklich richtig viele sind.
0:32:10–0:32:14
Und ich habe dann auch in einem Bericht dann gelesen, dass dann auch Herzog
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selber dann sich als Statist durch die Ratten gegangen ist, weil sich kein Schauspieler getraut hat.
0:32:19–0:32:23
Und er wurde auch von zahlreichen Ratten immer gebissen, Herzog.
Chris Flor
0:32:23–0:32:27
Ich adoktiere jetzt demnächst eine Gruppe Ratten. Ach, ich? Das kann ich ein
0:32:27–0:32:28
anderes Mal erzählen. Ja, ja.
Florian Clauß
0:32:28–0:32:34
Oh, wow. Ja, und da gibt es auch eine andere Szene, wo dann Isabella Adjani,
0:32:34–0:32:36
das ist die Darstellerin von Nusi Haka,
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die durch den Dachboden geht und dann auch durch ein Meer von Ratten,
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wo ich mich gefragt habe, wie haben sie diese Schauspieler dazu gebracht,
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Schauspielerinnen dazu gebracht, da durchzugehen.
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Während wir bei Eggers natürlich viel CGI da haben.
0:32:53–0:32:55
Aber es ist doch eindrücklich umgesetzt.
0:32:56–0:33:00
Und auch der Tod, der durch die Stadt geht, man sieht da auch viel.
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Also man sieht wirklich so dystopische Zustände.
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Die Leute rennen, schreien durch die Straßen, sterben.
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Man sieht Särge und so weiter. Bei Murnau ist es ein bisschen kodierter.
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Man sieht eigentlich dann keine sterbenden Menschen, sondern eigentlich nur
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so Särge, die dann hin und her getragen werden von den Toten.
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Bei Herzog gibt es eine Szene auf dem Marktplatz, wo auch alles so ein dystopischer Zustand ist.
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Die sitzen da und haben ein Mal aufgetischt, aber gleichzeitig sind überall Ratten drumherum.
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Es ist ein ganz schönes Bild bei Herzog, so ein bisschen Endzeitstimmung.
Chris Flor
0:33:40–0:33:43
Ja, okay. Ja, soweit bin ich leider nicht. Ich möchte mir den schon noch mal angucken.
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Ich habe den wirklich halt als Teenager mit Mitch zusammen im dritten Programm mal angeguckt.
0:33:50–0:33:52
Ich kann mich halt kaum noch dran erinnern irgendwie.
Florian Clauß
0:33:52–0:33:56
Es gibt zwei Fassungen von dem Film. Das war mir gar nicht bewusst.
0:33:56–0:34:00
Einmal eine deutsche und eine englische Fassung. Und die deutsche soll besser sein.
0:34:00–0:34:04
Ich dachte eigentlich, dass es nur synchronisiert sei, die deutsche Fassung ins Englische.
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Aber Herzog hat tatsächlich die Szene zweimal gedreht. Einmal auf Deutsch und einmal auf Englisch.
Chris Flor
0:34:09–0:34:12
Ach so, krass. Ah, okay, interessant.
0:34:13–0:34:17
Ja, aber auch so Kinski ist dann halt auch, also die Sachen sind schon so gedubbt.
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Man merkt das ja auch, wenn er dann so die Treppe hochgeht und dann auf dem
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Boden mit so Kokosnüssen wohl da gesessen und hat die Fußschritte gemacht und
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so weiter, mit so einem Hallgerät drauf, so einem Spiral-Hallgerät.
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Und ja, also sehr viel ist auch gedubbt da auch, oder einfach nachvertont,
0:34:36–0:34:39
wahrscheinlich auch stumm gedreht und dann halt die Schauspieler hat drüber sprechen lassen.
0:34:40–0:34:42
Aber es stimmt, man sieht die Mundbewegung.
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Also die sagen, die reden dann wirklich Deutsch auch.
Florian Clauß
0:34:45–0:34:50
Die reden Deutsch und ja. Also ich glaube, er hat nicht alles auf Deutsch und
0:34:50–0:34:54
Englisch gedreht, sondern teilweise, aber die Deutsche sollte tatsächlich besser
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sein als die Englische, also sagt man, ja.
Chris Flor
0:34:56–0:34:57
Ah, okay.
Florian Clauß
0:34:57–0:35:00
Genau, also empfehlenswert, das auch nochmal sich anzuschauen.
0:35:01–0:35:04
In Agas Nosferatu ist dann so,
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das haben wir noch gar nicht so explizit gesagt, Aber die Anfälle von Ellen
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werden immer wilder und sie wird dann auch behandelt und teilweise dann sediert von einem Arzt,
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weil sie dann so in Rage geht, dass die alle Angst um sie haben,
0:35:21–0:35:23
je näher dann auch.
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Und Nosferatu kommt, der Graf Orlok, der Staat, ja.
Chris Flor
0:35:28–0:35:32
Also sie zählt das dann ja auch dann, also in dem Fall klärt sie dann halt auch
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diesen, achso gut, ja nee, jetzt mal weiter.
Florian Clauß
0:35:35–0:35:40
Auch der Gnog wird immer verrückter, ja, und wird immer okkulter,
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ja, er fängt dann auch an, er wird eingesperrt, weil er Tiere tötet,
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Blut aussaugt und so weiter, also er wird immer wilder.
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Und dann gibt es immer wieder so, er wird kommen, er ist bald da.
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Also Prophezeiung von dem Eintreffen von Nosferatu.
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Ja, um abzukürzen.
Chris Flor
0:36:00–0:36:01
Soll ich ja schnell durchrennen?
Florian Clauß
0:36:01–0:36:02
Ja, renn mal bitte durch.
Chris Flor
0:36:02–0:36:05
Okay, dann renne ich mal schnell durch. Ich versuche das mal.
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Also es wird ein Arzt eingeschaltet, Dr.
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Sievers, im Hospital ist er tätig und der sieht dann eben sowohl Ellen bei einem
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Hausbesuch, dass sie solche Sachen sagt, er kommt, er ist bald da und eben auch
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den Herrn Knock, der dann halt wie an einem Stuhl fest gegultelt wird,
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der da auch immer gesagt hat, er wird kommen und er merkt dann,
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dass es dann eine Verbindung gibt, dass das Ganze irgendwie,
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dass er da auch überhaupt gar nicht weiß, wie er damit klarkommen soll.
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Geht dann, erinnert er sich, dass er einen Professor hatte, der halt wahnsinnig
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brillant ist und wahnsinnig gut solche Sachen lösen kann,
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mit der Psyche und so weiter, aber leider es sich mit der akademischen Gesellschaft
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verscherzt hat, weil er sich zu sehr mit Paracelsus und Agrippa,
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also mit der ganzen okkulten Sachen dann halt auseinandergesetzt hat und so weiter.
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Deswegen ist er in Ungnade gefallen, ist dann irgendwie nach Wissburg gekommen.
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Friedrich und Wiesert gehen zum Kanzler.
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Gehen dorthin und umreißen halt die Geschichte so. Und das ist also dieser Doktor
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von Franz ist das und das ist halt eben unser Willem Dafoe. Total geil gespielt.
Florian Clauß
0:37:11–0:37:12
Ja, super. Fand ich auch.
Chris Flor
0:37:12–0:37:16
Und also der unterhält sich dann mit Ellen und da stellt sich dann halt raus,
0:37:16–0:37:22
dass da wohl Ellen früher halt auch, dass sie halt übernatürliche Talente irgendwie
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hat, um sich mit der anderen Seite zu kommunizieren,
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dass sie wohl einen Kontakt hergestellt hat, als sie Teenager war,
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der quasi, was halt jetzt wohl
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der Graf Orlok ist, und der sie halt in Albträumen immer besucht hätte.
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Und das Ganze ist aber weggegangen, als sie ihren Thomas geheiratet hat.
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Also große, wahre Liebe. Man merkt es auch immer, wenn die beiden zusammen sind,
0:37:45–0:37:47
dass das halt eine große, wichtige, wahre Liebe ist.
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Aber sie hat halt eben diese Vergangenheit mit diesem gefährlichen Wesen.
0:37:53–0:37:56
Und das war auch diese Vorgeschichte, die man da gesehen hat am Anfang,
0:37:56–0:37:58
bevor der Film richtig losging.
0:37:58–0:38:02
Sie ist halt irgendwie ein junges Mädchen, die dann halt irgendwie einsam ist
0:38:02–0:38:10
und nur irgendetwas sagt. Ich möchte einen Engel oder einen Comforting Spirit.
0:38:11–0:38:13
Irgendetwas, sagt sie dann, möchte sie haben. Und dann auf einmal,
0:38:13–0:38:17
zack, stellt sie halt die Verbindung her mit diesem ekligen Monster.
Florian Clauß
0:38:17–0:38:22
Und sie aber in höchster sexueller Verzückung, muss man sagen.
Chris Flor
0:38:22–0:38:25
Ja, höchste sexuelle Verzückung mit Schrecken gekoppelt.
Florian Clauß
0:38:26–0:38:27
Mit Schrecken gekoppelt.
Chris Flor
0:38:27–0:38:31
Und auch jetzt nochmal, um dann wieder zu sagen, wieder diese Zizek-Hack,
0:38:31–0:38:36
das Worum geht es in einem Film, in einem übernatürlichen Film ist eigentlich,
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dass man die übernatürliche Sache wegnehmen soll und dann sagen, worum es geht.
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Und da geht es natürlich, aber da geht es halt drum, du hast eine Frau mit einer Vergangenheit,
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einer sexuellen Vergangenheit und die hat jetzt geheiratet und irgendwie kommt
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das wieder zurück und der Typ ist halt ein schlimmer, gefährlicher Mensch, der dann halt da,
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den sie dann halt quasi noch jetzt so in ihrer Vergangenheit drin hat und der
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kommt halt dann wieder zurück ins Leben.
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Also das ist ja so jetzt so, wenn man sich jetzt so emotional mit den Figuren
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verbindet, mit dem Thomas zum Beispiel, mit dem Thomas,
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ist das ja irgendwie diese Situation, ist dann okay jetzt, wie diese Vergangenheit.
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Dann halt in die Gegenwart der Beziehung halt mit hineinwirkt.
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Also damit wäre diese Sache dann eigentlich so gelöst.
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Okay, machen wir mal weiter. Die Pest kommt an, Thomas kommt auch zurück.
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Der hat sich aus dem Kloster gerettet, hat sich auf ein Pferd geschwungen,
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ist nach Hause geritten.
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Sie merkt sofort, Ellen merkt sofort, Thomas ist angekommen.
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Sie rennt die Treppe runter und tatsächlich kommt dann das Pferd rein,
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er fällt. Er ist halt krank von der ganzen Reise und halt auch,
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weil eben so viel Blut ausgesaugt wurde von dem Orlok, ist er halt ziemlich
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und die wohnen beide noch bei Friedrich und Anna.
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Also sie beichtet diese Geschichte dann auch, sie beichtet die Geschichte auch
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Thomas. Thomas weiß dann auch Bescheid.
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Es ist klar, dass da halt irgendwie was sehr Sexuelles halt auch lief zwischen
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Orlok halt eben auf so einer übernatürlichen Fernbeziehung, dass es halt auch
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in ihre Sexualität jetzt reinspielt.
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Ich fand halt diese Szene dann, wo sie dann halt dem Thomas dann halt auch erstmal
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halt eben das alles beichtet und dann auch, ich bin beschmutzt,
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du darfst dich nicht anfassen und so weiter und dann später aber dann doch irgendwie so,
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also die haben dann trotzdem noch Sex und sie sagt eben ja.
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Küsse mich, wo mein Herz ist oder so, was ja auch immer der Punkt ist,
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wo der Orlog halt auch irgendwie den Thomas gebissen hat und so weiter.
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Also da spielt halt eben diese sexuelle Vergangenheit mit.
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Also das spielt dann halt auch rein und verdüstert vielleicht auch so deren Welt irgendwie.
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Und halt vielleicht auch ähnlich, wo er diesen Vertrag unterschrieben hat und
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er wusste nicht, was er unterschreibt.
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Genauso hatte damals Ellen ja auch jemanden ins Leben hier reingerufen,
0:40:51–0:40:53
ohne zu wissen, was sie da eigentlich reingerufen hat.
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Die sind ja beide in derselben Situation, dass sie halt unwissend der Konsequenzen
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sich was zugestimmt haben, was sie halt gar nicht wussten, was es genau ist.
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Ja. Weil dann stellt sich nämlich auch raus, also mittlerweile hat dann auch
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Orlok wieder kommuniziert mit Ellen und dann stellte sich halt raus,
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dass dieser Vertrag, den er unterschrieben hatte, Thomas,
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dass das quasi dass er sich freigesprochen hat von Ellen und also,
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dass die Hochzeit von ihm aus nicht mehr gilt.
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Aber Orlok muss noch Ellen dazu bringen, dass sie sich wieder ihm nochmal verschreibt
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oder halt so verspricht sich nochmal, sonst kann er nicht zu ihr zurückkommen.
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Das ist halt so sein Ziel.
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Es stellt sich raus, Orlock ist wahnsinnig auf Ellen fixiert.
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Orlock wäre überhaupt gar nicht als Vampir in der Welt, wenn Ellen ihn nicht
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heraufbeschworen hätte damals.
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Und ja, das kommt dann halt raus und das ist so ein bisschen eine Variante,
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finde ich, von allen anderen Filmen vorher auch.
Florian Clauß
0:41:55–0:42:00
Man muss auch sagen, dass mit Orlock der Horror in die Stadt Einzug gehalten hat.
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Ja, da wird es wirklich zum Horrorfilm, dass Paar Harding mit den beiden Töchtern
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Die werden auf übelste Weise von dem Orlog auch abgeschlachtet.
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Es ist wirklich so, so eine Inszenierung von Horrorfilmen, wie man das dann
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halt irgendwie klassischerweise kennt. Auch so mit Jump Cuts.
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Du hast Szenen, wo du dann jemandem folgst und du weißt, jetzt kommt in den
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nächsten Sekunden das Monster.
Chris Flor
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Und dann kommt es tatsächlich, ja.
Florian Clauß
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Ja, das nervt manchmal.
Chris Flor
0:42:32–0:42:33
Ja.
Florian Clauß
0:42:33–0:42:39
Aber das gehört dazu, ja. Genau, auf jeden Fall muss sich Ellen dann freiwillig
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Orlok hingeben, um dann ihren Mann zu retten.
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Es wird dann quasi so ein Ablenkungsmanöver von dem Okkulten,
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wie heißt er noch? der Eberhard von Franz, der leitet das dann ein.
0:42:55–0:43:00
Er weiß um Ellen, dass sie eigentlich nur diejenige ist.
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Und das wird auch in dieser Schrift prophezeit, dass Nosferatu nur getötet werden
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kann, wenn sich ihm ein Mädchenrein Herzens hingibt und dann der erste Harnschrei erklingt.
Chris Flor
0:43:14–0:43:18
Ja, also was eigentlich ist, der würde auch getötet werden, wenn er irgendwie
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Spaghetti isst und die Zeit vergisst und dann der erste Hahnschrei kommt und
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er nicht in seiner eigenen Erde liegt.
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Aber am besten wirkt es halt, wenn halt eine Frau auf dir total fixiert ist, ihn dann halt abhält.
0:43:32–0:43:34
Also das wäre in der Vergangenheit schon mal passiert.
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Das ist halt in diesem Schriftstück, das war wohl auch schon mal vorher passiert.
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Und deswegen scheint das so die Lösung zu sein, dass es auch hier helfen könnte,
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dass man den Vampir halt einfach an diese Person, bei dieser Person hält,
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die sich opfert, Und damit der erste Hahn schreit ertönt und dann die Sonne
0:43:53–0:43:55
rauskommt und er dann davon stirbt.
Florian Clauß
0:43:55–0:43:59
Ja und von Franz ist sich klar darüber, dass das nur Ellen so vermag.
0:44:00–0:44:06
Macht ein Ablenkungsmanöver, um dann auch Thomas eben nicht bei Ellen zu lassen,
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sondern er sagt, komm, wir suchen jetzt Orlok auf in seinem Schloss und dann
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stürmen die zu dritt dorthin und finden nur Knock.
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Und währenddessen ist, wie es kommen muss, dann eben der Orlog bei Ellen und
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es kommt zu dieser Vereinigungsszene, wo sie sich ihm hingibt.
Chris Flor
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Also auch verbal sich wieder ihm verspricht.
0:44:30–0:44:37
Sie geht den Vertrag wieder ein mit ihm, aber also bewusst, um ihn dann halt zu besiegen.
Florian Clauß
0:44:37–0:44:44
Dann kommt eben am Ende der Sonnenschein und es findet die Vernichtung vor der Orlok statt.
Chris Flor
0:44:45–0:44:50
Ja, wo dann halt auch sie ihn dann halt auch so bösartig anlächelt.
0:44:50–0:44:55
Also die ganze Nacht, das ist sehr sexuell, viel Blut wird getrunken und so weiter.
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Er kann sich halt nicht losreißen und sie ist schon so halbtot,
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aber lächelt ihn dann halt so hämisch an, weil sie es halt geschafft hat,
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ihn da zu halten bis der Hahn schreit.
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Und dann, ja, diese Vernichtung ist halt auch, das ist auch eine tolle Szene
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so mit dem, also es ist eben nicht nur so ein Verpuffen, sondern da wird er
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wirklich dann so durch die Sonnenlicht dann irgendwie nochmal, weiß nicht,
0:45:19–0:45:23
nicht wirklich verbrannt, aber halt so dirbt er halt dann noch in Windeseile so.
Florian Clauß
0:45:23–0:45:26
In der Monau-Verfilmung ist es dann eigentlich verpuffen.
0:45:27–0:45:32
Bei dem Herzog sackt Kinski zusammen und bleibt in der Ecke liegen.
0:45:33–0:45:37
Und genau, das ist das Ende des Films von Eggers.
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Und es kommt so wie erwartet.
Chris Flor
0:45:42–0:45:44
Naja, wie man es wusste, ja.
Florian Clauß
0:45:45–0:45:45
Wie man es wusste.
Chris Flor
0:45:45–0:45:45
Ja.
Florian Clauß
0:45:46–0:45:52
Wo machen wir weiter? Jetzt war der Film so durch und ich möchte noch erwähnen,
0:45:52–0:46:00
dass der Film, also vielleicht im Absatz dazu, dass Monau in seinem Originalfilm wirklich eine,
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das ikonografische, ein Monument geschaffen hat von Nosferatu,
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das damals und heute auch noch beeindruckend ist.
0:46:14–0:46:21
Also das Spiel von dem Grafen mit Licht und Schatten, die verwachsenen Hände
0:46:21–0:46:26
mit den Fingernägeln, dann auch die Schatten an der Wand, also es ist wirklich
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noch beängstigend, wenn man das heute guckt, weiß man,
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von so einem Stummfilm, der über 100 Jahre alt ist, das ist eine Leistung, die der geschaffen hat.
Chris Flor
0:46:37–0:46:42
Und das wirkt ja auch in aller weiteren Filme, also das hat ja dann eben sein
0:46:42–0:46:49
Echo in Coppola, Dracula und halt eben in Eggers und halt auch in Werner Herzogs.
0:46:49–0:46:53
Also viele dieser Bilder, die da geschaffen wurden, werden dann ja auch mehr
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oder weniger übernommen, auch in der Zukunft.
Florian Clauß
0:46:55–0:46:58
Ich finde auch, dass eine ganz starke Szene, die Eggers geschaffen hat,
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ist, wie diese Hand, die aussieht wie eine Kralle, weil das sieht man am besten
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in den Herzogfilmen, so riesen Fingernägel da rausgewachsen sind,
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wie die dann als Schatten über der Stadt schwebt und wie dann quasi die Häuser
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dann immer so diesem Schatten der Hand bricht.
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Ja, also die ist ganz toll, die Szene,
0:47:20–0:47:26
aber es werden auch teilweise eins zu eins von Murnau übernimmt dann Eggers,
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wie dann eben Nosferatu in das Wohnzimmer kommt und man sieht ihn da den Schatten an der Wand.
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Also diese Kraft haben die Bilder auch noch so lange erhalten und das finde
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ich bei den Eggers teilweise ganz gut.
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Und jetzt möchte ich zu meiner fundamentalen Kritik an den Eggers Film kommen.
Chris Flor
0:47:49–0:47:50
Okay, jetzt.
Florian Clauß
0:47:50–0:47:56
Ja, also das ist halt so, es gibt zwei Sachen, die halt einfach verkackt sind, ja.
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Das eine ist das Pacing von dem Film und das andere ist der Orlock.
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Der hat, also der hat überhaupt nicht diese Kraft,
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ja, der hat überhaupt, der ist so unüberzeugend und so verkackt, ja,
0:48:15–0:48:21
dass ich dem überhaupt nicht das abnehmen kann, diese Diese sexuelle Ausstrahlung
0:48:21–0:48:26
und dieses Böse, ja, und weißt du, woran es liegt?
0:48:26–0:48:30
An dem Schnurrbart. Das geht so gar nicht.
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Das geht so überhaupt nicht. Und ich fand, als das erste Mal,
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der wird auch nie so richtig gezeigt.
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Man weiß nicht, ob ihm die Schädeldecke gerade abfliegt oder ob das eine Schmalzlocke
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ist. Man hat so überhaupt keine, überhaupt nicht so einen Überblick der Figur.
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Und das ist einfach in den beiden anderen Nosferatu-Filmen von Mornau und von
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Herzog ist so viel besser gesetzt, ist einfach der Nosferatu selber.
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Also dieses rattenhafte Gesicht oder dieses schlangenhafte Gesicht,
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diese Augen und so weiter, die sind so beängstigend.
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Und ich verstehe nicht, wie die zu so einer schlechten Figur gekommen sind.
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Das hat mich total rausgeworfen. Okay, jetzt du.
Chris Flor
0:49:22–0:49:26
Also ich sehe es, sorry, ich sehe es halt so ein bisschen anders.
0:49:26–0:49:29
Also erst mal diese Sache, dass man den immer nur im Schatten gesehen hat und
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erst eigentlich am Ende im Tageslicht dann halt so wirklich sich angucken kann,
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wie die Verwesung schon fortgeschritten ist und so.
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Aber das hat mich sehr an den Elefantenmensch von David Lynch erinnert,
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wo man halt auch den, ich weiß jetzt den Namen nicht mehr, von der Figur,
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der es mit denen am Anfang irgendwie nicht sieht und den halt einfach immer
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mehr, immer besser kennenlernt.
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Und dann der Elefantenmensch dann halt am Ende halt immer besser ausgeleuchtet
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wird, bis man ihn dann halt wirklich ganz klar sehen kann.
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Und das fand ich da eigentlich auch ein bisschen die Sache.
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Also das Gefährliche war, du hast halt diesen, also ich fand das schon gefährlich
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und fand es schon sehr, sehr beängstigend einfach, dass man ihn nicht richtig gesehen hat.
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Er im Hintergrund steht weit weg, kommt dann irgendwie ran. Aber man sieht nur
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in der Hand, wie er dann den Wein einschenkt.
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Ja, also man sieht schon, da irgendwas stimmt nicht. Und da ist schon was verwest.
0:50:20–0:50:24
Wahrscheinlich riecht es auch nicht besonders gut mit der sexuellen Ausstrahlung.
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Und ich glaube, das ist halt auch ein bisschen bewusst.
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Also weil er ja auch...
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Der Orlok in Eggers Film halt eben nicht der große Verführer ist.
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Also er ist nicht, sondern er ist ja eigentlich von Ellen hineingezogen worden in die Welt,
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ist ihr verfallen und sein einziges Ziel, also sein Appetit,
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sein Appetite irgendwie, ist halt wirklich das Einzige,
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wofür er untot ist, also wofür er lebt,
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ist ja mit ihr zusammenzukommen wieder.
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Das heißt, sie hat eigentlich die Ausstrahlung über ihn.
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Und er ist eigentlich, ja, er ist halt kaputt.
0:51:07–0:51:13
Und ihn verlangt es halt nach Vervollkommnung mit durch eine Vereinigung mit
0:51:13–0:51:18
Ellen, wo sich dann halt das überhaupt erst auflöst, das Problem seiner Existenz.
Florian Clauß
0:51:18–0:51:26
Ja, gut, ja, mag sein. Also es ist irgendwie so der narrative Treiber da drin, ja.
0:51:26–0:51:32
Aber ich finde trotzdem von der filmischen Ausstrahlung ist das,
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muss man da noch andere Akzente setzen als auf die Geschichte.
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Und da finde ich, da hat er sich einfach so rausgenommen.
0:51:39–0:51:45
Und der Film ist halt viel zu langsam erzählt. Der ist so qualvoll. Also der Anfang ist gut.
0:51:46–0:51:54
Und dann irgendwann willst du nur noch irgendwie Fast Forward machen, weil der ist so langsam.
0:51:55–0:51:59
Und das hat mich da auch irgendwie nicht sehr begeistert bei dem Film.
Chris Flor
0:52:00–0:52:04
Mir ging das nicht so. Also ich kann das nicht nachvollziehen,
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aber es sind halt verschiedene.
0:52:06–0:52:10
Vielleicht habe ich was anderes gegessen als du vorher oder so. Das weiß man ja nicht.
0:52:10–0:52:15
Oder ich habe vielleicht auch ein bisschen mehr Toleranz dem gegenüber und mir
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das halt irgendwie so anzutun.
0:52:17–0:52:20
Aber für mich war das Pacing okay.
0:52:21–0:52:27
Es ist jetzt kein, es war kein Genuss, es ist kein Genuss wirklich den Film sich anzugucken.
0:52:27–0:52:30
Also jetzt im Vergleich zu, sagen wir mal, den Francis Ford Coppola,
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Dracula, den könnte ich ständig angucken.
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Der ist, es ist so ein geil gemachter Film.
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Diesen hier, also ja, wie gesagt, ich fand den halt interessant von der Handlung
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und von den Nuancen, von den Nuancen. Aber die Figur von Vampir fand ich einfach,
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es hat mich halt gefreut, dass jemand,
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Ansatz anders macht. Das fand ich halt gut. Hat mich interessiert einfach.
Florian Clauß
0:52:54–0:53:01
Okay, und der andere Ansatz, der ist eben, dass Orlok von Ellen gerufen wird.
Chris Flor
0:53:02–0:53:07
Ja, also eine Leiche, die quasi zum Leben erweckt wird durch Begehren.
0:53:07–0:53:12
Also der war ja schon irgendwie, es heißt ja in dem Kloster sagen sie, also beim Zeitpunkt,
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dass er einen irgendwie so ein böser Magier gewesen wäre zu Lebzeiten Und dann
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jetzt wäre er zurückgekommen und der Teufel hätte ihn dann irgendwie noch auf
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Warteschleife gehalten und jetzt wäre er halt zurück.
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Irgendwie sowas haben sie gesagt im Kloster.
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Also er ist dann ja eben diese Hülle, die nur dazu dient, um sein Verlangen
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nach Vereinigung mit Alan irgendwie zu, also so ein Vehikel, das zu erfüllen.
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Das ist halt eben diese Providence, dieses Schicksal, was ja in dem Film dann
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halt auch immer sich, also was sich in dem Film halt so durchspielt.
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Also er erfüllt das, jeder erfüllt so seinen Teil. Und das war ja ein Thema,
0:53:59–0:54:00
worüber wir reden wollten.
Florian Clauß
0:54:00–0:54:05
Genau. Also was mich da in dem Zusammenhang nochmal, wenn wir da auf die Originalgeschichte gucken,
0:54:06–0:54:13
ist es ja so, dass bei allen Filmen und auch bei der Bram Stalker ist der,
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Dracula oder Orlog lebt in Transsilvanien und will dann mit vertraglich abgesichert
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in die Zivilisation kommen.
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Und was ich mich da auch immer gefragt habe, was hat denn der vorher gemacht?
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Ist der nicht aufgefallen?
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Ich meine, da hast du halt irgendwie so ein Monster bei dir da im Wald,
0:54:34–0:54:36
Ja, der muss ja auch dann sich ernähren irgendwie.
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Wie war das denn jetzt? Also wie ist das denn in der Originalgeschichte? Gibt es dazu?
Chris Flor
0:54:41–0:54:47
Also ich meine doch, die sind ja auch, also der sorgt ja schon für Terror schon
0:54:47–0:54:49
seit Jahrhunderten dann irgendwie in dieser Gegend.
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Und das sieht man ja auch, weil im Eggers Film vielleicht dann,
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dass da schon Vampire irgendwie im Friedhof rumliegen und so weiter.
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Also da scheint schon irgendwie seit einiger Zeit schon zu laufen so.
0:55:00–0:55:00
Die Leute sind schon terrorisiert.
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Die haben ja auch alle Angst davor. Die wissen, da soll man nicht hin.
0:55:04–0:55:08
Also ich glaube, das ist halt einfach die Sache. Das ist halt immer so lokal.
0:55:08–0:55:13
Das ist halt Aberglaube. Das dringt halt nicht irgendwie an die Hoheiten ran.
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Er ist selber ja auch in der Hoheit. Dem gehört das Gebiet halt mehr oder weniger.
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Er hat dann da seine Untertanen, von denen er sich halt dann auch ernährt.
Florian Clauß
0:55:22–0:55:27
Und im Roman ist das, wie ist das denn motiviert, dass er überhaupt da weg will?
0:55:28–0:55:31
Also ich meine gut, bei Eggers ist es ja irgendwie so durch Ellen,
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klar, die ist die Katalysatorin, sozusagen.
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Wie ist es denn in dem Roman?
Chris Flor
0:55:36–0:55:41
Diese ganze Liebesgeschichte ist ja eigentlich wahrscheinlich durch den Nosferatu-Film
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reingekommen. Das ist nicht...
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Also seine Reise nach London ist nicht motiviert davon, also von Mina Harker
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direkt, sondern ist eigentlich motiviert, um sich halt auszubreiten,
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um dann irgendwie neues frisches Blut und so weiter zu sich zu nehmen.
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Also einfach als Bedrohung, man muss sich halt auch andersrum vielleicht angucken
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und sagen, okay, das ist eine Horrorgeschichte irgendwie aus England,
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viktorianisches England, man hat halt irgendwie Angst vorm Osten,
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da ist wahrscheinlich ein Antisemitismus auch irgendwie noch mit reingecodet und so weiter.
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Und das ist halt die Invasion des Fremden, der uns jetzt hier unsere Kräfte aussaugt und so weiter.
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Also eine Umkehrung von so einem Kolonialismus wahrscheinlich.
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Wir brauchen uns nicht für unseren Kolonialismus so schlecht fühlen,
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weil in Wirklichkeit kommen die ja von draußen und wollen uns aussaugen.
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Aber vielleicht auch dieser Kulturaustausch mit den Kolonien,
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Also das Horror und das Monster ist ja, das habe ich halt auch schon tausendmal
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gesagt und das sage ich immer wieder, weil es eines meiner Lieblingssachen ist,
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dass es halt das Monster ist halt immer überkonnotiert, da stecken halt wahnsinnig
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viele Bedeutungen halt drin.
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Und ich glaube, dass diese eine Sache, warum er rübergeht nach England,
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er möchte sich ausbreiten, es entsteht eher aus der Angst vor ihm,
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der geht hin und verführt unsere Frauen und trinkt unser Blut und bringt unsere
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Welt durcheinander und bringt uns die Pest oder sowas.
Florian Clauß
0:57:16–0:57:21
Und wie kommt dieses Motiv des Bluttrinkens? Ist das so ein romantisches Motiv?
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Ist das eine Erfindung von Bramstone?
Chris Flor
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Also, Bram Stoker, ich glaube, das Bluttrinken ist schon auch in der Dingsbums, also dass er sich,
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dass der Vampir sich labt an den Lebenden und die Lebenden aussaugt,
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ist ja eigentlich auch die Definition von einem Vampir, ist ja jemand,
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der sich der andere Energie von anderen abspeist, von den Nicht-Vampiren irgendwie halt was raussaugt.
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Also das ist ja quasi die Definition.
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Ein Zombie, der Zombie, die Definition ist, dass irgendwie auch Leben der Tote,
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aber dadurch, dass er andere ist, die dann auch Zombies werden und die breiten
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sich dann aus und werden dann halt so die Masse von Zombies.
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Und man wird halt immer weniger, kann sich immer schlechter verteidigen.
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Beim Vampir ist es, du hast einen Kern, der halt Energie raussaugt und dann
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dieses Blut ist Leben, was der Knock auch macht.
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Also die ganzen Tiere, die er gebissen hat, die sind halt alle tot.
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Er hat halt das Blut rausgetrunken. Der Vampir nimmt halt die Kraft raus und
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stärkt sich dadurch selber und wird dadurch mächtiger und stärker.
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Also das Blut ist natürlich auch eine, okay, können wir damit halt jetzt auch anfangen.
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Also dieses Blut ist Leben.
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Das ist halt sehr wichtig auch in dem Bram Stoker.
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Es ist ja so, das Individuum, von dem das Blut kommt, sondern Blut an und für
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sich als so eine Masse, als so eine Lebenskraft. Blut ist ein Schluck Lebenskraft.
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Quasi das einzige Individuum, das irgendwie noch existiert, ist der Vampir und
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alles andere ist tot und ausgesaugt.
Florian Clauß
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Diese Anleihe von Vampir aus der Welt der Fledermäuse.
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Da hat man ja das Verhalten bei Fledermäusen, dass die tatsächlich...
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Teilweise Blut trinken von Tieren, von anderen Tieren, von Pferden oder von größeren.
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Wobei man hier nochmal so als Randanekdote dann gerade bei solchen bluttrinkenden
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Fledermäusen ein sehr altruistisches Verhalten beobachten konnte.
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Nämlich das Blut hat auch eine ziemlich kurze, sattmachende Wirkung.
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Also das ist halt wirklich so, innerhalb von kürzester Zeit brauchen die halt
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wieder Blut, damit die nicht sterben, diese Tiere.
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Und wenn dann eben ein Tier nicht richtig, also nicht gejagt oder nicht jagen
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konnte und kein Blut getrunken hat, hat man dann das Verhalten bei den Fledermäusen
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festgestellt, dass dann andere Fledermäuse dem halt das Blut geben.
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So, aber genau aus dem Grund, dass, weil jeder da in diese Situation kommen
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kann, ist dann ein sehr stark ausgeprägtes altruistisches Verhalten,
1:00:02–1:00:05
aber nur so mal Das interessiert mich.
Chris Flor
1:00:05–1:00:08
Das erinnert mich dann halt auch, du hast halt bei dem Bram Stoker auch,
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also dieses Blut genau die merken halt am Anfang,
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dass halt diese Lucy, Lucy ist nicht Mina Harker, sondern Lucy ist die Freundin
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bei der Mina Harker da wohnt dass sie halt irgendwie immer blutarmer wird,
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weil der Vampir halt als erstes Lucy halt irgendwie aussaugt und sie wird halt
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immer blutarmer und dann fangen die halt auch an und machen so,
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Blutübertragungen und das meinte ich ja auch, das ist halt zum Beispiel eins
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von diesen Science-Fiction-Dingern, das war halt so neu,
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dass man dann halt einfach das eigene Blut, also dass die ganzen starken Männer
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dann ihr Blut dann halt in Lucy dann halt so eine Blutspende quasi gemacht haben.
Florian Clauß
1:00:44–1:00:45
Um sie wieder aufzupäppeln.
Chris Flor
1:00:46–1:00:50
Transfusion, genau, das ist das richtige Wort, also dieses altruistische,
1:00:50–1:00:52
Ja, was du da erzählt hast mit den Zählern, weil es ist interessant.
1:00:52–1:00:57
Aber halt eben auch diese Sache, also diese Lebenskraft, die dann halt einfach
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existiert, die in verschiedenen Containern,
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also in verschiedenen Menschen irgendwie zwar existiert,
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aber dann halt auch über die Körpergrenzen hinaus dann halt aufgenommen werden
1:01:11–1:01:17
kann und dann halt eben auch von dem Vampir rausgesaugt wird aus den einzelnen Individuen.
1:01:17–1:01:20
Ja, also das spielt da, glaube ich, auch mit rein.
Florian Clauß
1:01:20–1:01:26
Und das war dann mehr oder weniger, weil du sagst, also Science Fiction,
1:01:27–1:01:28
diese Erneuerung von...
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Sowas wie der Vampir als Figur, der Untote.
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Ich meine, das sind ja auch alles so Figuren, die in Volkssagen und Mythen und so weiter vorkommen.
1:01:40–1:01:45
Aber wahrscheinlich so als literarische Figur dann erstmal so geschaffen wurden.
1:01:45–1:01:52
Und dann, es war ja die Zeit der, naja, es war die Hochzeit quasi schon die
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abklingende Industrialisierung damals.
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Je nachdem, wie man das dann auch lesen mag. Und du hast ja auch schon jetzt
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so eine Lesart angeboten, dass quasi dieser Rückkehr, dieses gegengestreckte Kolonialismus,
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dass dann der Osten in die viktorianische Gesellschaft wieder zurückkommt und sowas.
Chris Flor
1:02:12–1:02:13
Astoria.
Florian Clauß
1:02:13–1:02:16
Genau, das sind ja so Ansätze, oder du kannst es ja dann auch der Vampir,
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wenn du das dann auf so einer Kapitalismuskritik dann ausweitest,
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dann kannst du ja irgendwie, der Kapitalismus saugt uns unsere Arbeitskraft weg, ja.
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Also sowas kann man ja auch dann da reinlesen. Zu der Zeit war es ja noch der
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Kapitalismus in der Ausprägung, hat die Arbeit da schon noch richtig ausgebeutet.
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Im Gegensatz zu heute, also körperlich ausgesaugt.
Chris Flor
1:02:42–1:02:46
Ja, wobei natürlich der Bram Stoker dann halt, die sind ja alles Adlige,
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also nicht Adlige, aber halt schon reichere Menschen, die dann halt die Opfer
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werden in dieser Bram Stoker-Geschichte und die da ausgesaugt werden.
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Das könnte natürlich auch eine Angst sein vor irgendwie so einer...
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Sich langsam formierenden Arbeiterbewegung, die halt vielleicht irgendwie in
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Russland oder halt im Osten irgendwie sich stark macht oder so,
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kann natürlich auch sein.
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Also da kommt halt irgendwie die Sachen, das ist halt total dicht gepackt, alles an Bedeutung.
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Also was ich meinte mit dem Science-Fiction irgendwie, ja, das ist halt ein
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Teil, der, also das war so ein bisschen, worüber ich damals schon geschrieben hatte bei Convex TV.
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Du hast halt eben, ich finde es eher so eine, Science-Fiction halt eben so ein
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wissenschaftliches, von einem Aufnehmen eines Phänomens in den wissenschaftlichen
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Wissenskörper irgendwie.
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Also darum ging es dann, bei dem Roman ist es so auffällig. Der Roman ist ja
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so, stellt sich zusammen aus verschiedenen Schriftstücken, die halt alle gefunden wurden.
1:03:50–1:03:54
Da ist dann das Mina Harkers Tagebuch, die Briefe von Jonathan Harker an Mina
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aus seiner Reise nach Transsilvanien, das Logbuch von dem Schiff.
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Wie heißt dieses Audio-Gerät, was aufnimmt?
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Man kratzt es in so einen Wachskiegel rein. Phonograph.
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Phonograph-Aufnahmen von einem Doktor, der dann halt irgendwie erstmal den verrückten
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Renfield, also hier der Herr Knock, oder dann später Mina Haker.
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Also das sind diese ganzen Schriftstücke, die alle so kreuz und quer rumliegen, sind nicht geordnet.
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Und der Vampir ist da als so eine Sache, die außerhalb der Wissenschaft,
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außerhalb des Verständnisses ist.
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Die Leute haben empirische Beobachtungen, was halt passiert,
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aber dann steckt dann halt auch vielleicht so ein wissenschaftliches Dogma,
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schlägt dann halt immer ein, dass es nicht sein kann,
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weil es halt sich mit dem momentanen wissenschaftlichen Stand Status Quo nicht
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erklären lässt, wird es halt erstmal ausgeschlossen.
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Und währenddessen bewegt sich halt Dracula an diesen Grenzen.
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Er hat halt auch, wenn er so Einfluss hat auf den Wind, er hat Einfluss über
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die Wölfe, die Fledermäuse, den Nebel.
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Er hat auch mehr Einfluss auf Frauen durch Hypnose als auf Männer.
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Männer halt nicht so ganz. Also eben halt so diese Vorstellung damals,
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dass die Frau halt mehr an der Natur ist als der Mann, solche Geschichten.
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Um ihn zu besiegen, muss man ihn halt aus dem außerhalb, außersprachlichen und
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außerwissenschaftlichen Diskurs, man muss ihn halt reinbringen.
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Und das passiert dadurch, dass man
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halt diese, es ist wie so ein literaturwissenschaftliches Ding eigentlich.
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Du nimmst alle Texte, die du hast und ordnest die und bringst die zusammen,
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machst ein lineares Narrativ draus und dann wissen sie Bescheid und haben dann
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auch irgendwelche folkloristischen Texte oder was weiß ich und dann wissen sie,
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wie sie ihn besiegen können.
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Und das ist halt eben hier beim Tageslicht raus und dann ist er geschwächt und dann kann man töten.
Florian Clauß
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Okay, das heißt durch Beobachtung, durch Naturbeobachtung, also so quasi wie
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so früher Entdecker dann auch sich den Himmel angeschaut haben und dann irgendwann
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die wiederkehrenden Sternformationen beobachten konnten.
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Die dann aus den verschiedenen Quellen, die sie da zur Verfügung hatten,
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haben die das dann halt so kombiniert und dadurch hat sich dann so eine Anleitung
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ergeben, wie man Papiere besiegen kann.
Chris Flor
1:06:22–1:06:28
Okay, und diese Anleitung ist das Buch Dracula. Das Buch Dracula sind diese
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Schriftstücke, die halt ineinander gefasst werden.
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Und dadurch dieser Roman, der den Dracula erzählt, ist quasi auch das Ding, was ihn besiegt.
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Und deswegen ist es so Science-Fiction eher, weil es wird halt in dem Moment...
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Und gelöst, wo es halt einfach, und das ist ja diese Zeit, damals gab es diese
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ganzen spirituellen Sitzungen und so weiter.
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Und die Leute haben aber noch gedacht, okay, es gibt halt den Äther,
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der durch die Gegend geht und es gibt Elektrizität und Radiowellen.
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Und die haben ja damals gedacht, diese ganze Geistererscheinung und so weiter,
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das lässt sich ja alles klären wissenschaftlich.
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Wir sind bald so weit, dass wir das wissenschaftlich erklären können.
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Also in diesem Geist ist das geschrieben. Deswegen denke ich halt,
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dass es eher ein Science-Fiction ist als eine Horrorgeschichte.
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Genauso wie halt Frankenstein ja auch eher Science-Fiction als Horror. Ja gut.
Florian Clauß
1:07:18–1:07:22
Ja, also ich glaube auch genau an dieser Schwelle.
1:07:22–1:07:28
Also andersrum gesprochen ist ja diese Geistererscheinung oder diese Meditationssitzung,
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wo dann halt so kollektiv dann auch hypnotisiert wurde und so weiter.
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Das waren ja gesellschaftliche Ereignisse, die waren ja eigentlich auch so eine
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große Zauberschau, die dann mit bestimmten Mitteln konnte man das halt erreichen.
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Also das war ja genau diese Zeit, wo man dann sich damit amüsiert hat in der
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gehobenen Gesellschaft.
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Und diese Wissenschaftseuphorie, es war die Zeit der Weltausstellungen und auch
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die Zeit der Erfindungen, wo ganz viele Erfindungen rausgekommen sind,
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aber gleichzeitig hat ja noch so quasi auch bei der Elektrizität hat sich ja
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dann auch irgendwie dann so der Maßstab noch nicht so richtig gefunden.
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Und da gibt es ja diese Geschichte von dem Ritter, das ist auch ein Wissenschaftler, der dann erlegt,
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dann in Selbstexperimenten so versucht hat zu vermessen,
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wo er sich dann halt eine Elektrode ans Auge gehalten hat und dann genau protokolliert,
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wie lange er dann Flackern gesehen hat und wann dann halt wieder die Farbe ins Auge gekommen ist.
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Also solche Sachen. Also aufgrund von fehlender Messinstrument hat man dann
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den Körper genommen und hat dann auch so komische Sachen gemacht.
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Also das ist ja auch so, diese Zeit.
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Und du hast es ja gerade ganz schön beschrieben, diese Vermischung und dann
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aber doch wieder so diese Rückkehr zur Wissenschaft, der Glaube an die Wissenschaft.
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Das ist in der Herzog-Geschichte zum Beispiel auch nochmal so eindeutiger.
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Da gibt es diesen Doktor auch, eine ähnliche Figur wie bei dem Eggers.
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Wir haben ja bei den Eggers noch den anderen, der dem Okkulten,
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der von Franz, der dem Okkulten.
Chris Flor
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Ja, und das ist ja der Van Helsing und das ist halt eben auch nochmal der Unterschied,
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also mit dem Bram Stokers Dracula nochmal schnell, Also der Van Helsing ist
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halt eben so jemand, der sagt, verschließt eure Augen nicht,
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also ähnlich eigentlich wieder von Franz, verschließt eure Augen nicht vor dem,
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was ihr seht, aber der Van Helsing, Doktor Van Helsing, dem geht es halt darum,
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die Sache zu sagen, das gibt es, das ist messbar und deswegen müssen wir das
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halt jetzt auch einführen.
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Das ist halt eine Realität und die Wissenschaft ist nur einfach noch nicht so weit.
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Wohingegen halt der von Franz halt eben im Eggers dann sagt,
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die Wissenschaft bringt hier nichts, weil die einfach nicht greift.
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Wissenschaft ist genau das falsche Paradigma, um dem zu begegnen.
Florian Clauß
1:09:53–1:09:58
Genau, also die Wissenschaft wird da ausgeschlossen. Er hat dann auch Mitgefühl
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mit der Ellen, die dann von einem anderen Arzt angekettet wurde und unter Äther
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sediert. Dann meinte er, nee, lass sie frei.
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Warum kettet ihr dieses Mädchen da an? Sie hat Qualen.
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Also er hat nochmal so einen empathischen Blick, eben weil er nicht so diese
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Regeln der Wissenschaft dann befolgt.
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Bei dem Herzog-Film heißt der Doktor auch Van Helsing. Also der ist,
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glaube ich, aus dem Original übernommen.
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Und der lässt sich ja auch die ganze Zeit nicht überzeugen. Er sagt,
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das muss man wissenschaftlich lösen.
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Und am Ende von dem Herzog-Film ist zum Beispiel so, dass dann Lucy,
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ist dann auch die Hauptdarstellerin da,
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Lucy verstreut dann zum Beispiel geweihte Hostien und damit bannt sie dann ihren
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Mann, der gebissen wurde,
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Bruno Gans als Darsteller,
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den bannt sie dann, der kann sich dann nicht mehr bewegen aus dem Kreis.
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Sie hat dann schon so bestimmte Hacks, die dann aus so einem kultischen Kommen,
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wendet sie an oder dass man ihm fehlen kann, also der Holzpfahl, den dann halt auch,
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Um den Dracula zu töten, muss man ihm fehlen. Also dann gibt es ja diese Sachen.
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Und dann erst am Ende sagt er, okay, ich habe die ganze Zeit mich an die Wissenschaft
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gehalten und ich habe geirrt.
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Aber dann ist sie schon tot. Das ist ja das Einknicken der Wissenschaft.
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Da stimme ich dir zu, da war Eckers dann eben noch vorher schon.
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Eigentlich diese Abzweigungswissenschaft wird gar nicht großartig ausgewalzt.
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Es geht gleich in das, es bleibt im Okkulten die ganze Zeit spielen.
Chris Flor
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Ich kann dann mal kurz erzählen, meine Lieblings zu dieser Verbindung zwischen
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Ellen und dem von Franz in der Eggers Version ist natürlich, sind die Kätzchen.
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Also die Katze, die ja klar ganz am Anfang natürlich für Allens Sexualität steht,
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wo sie den Thomas am Anfang dazu bewegen möchte, nach den Flitterwochen dann
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doch noch jetzt noch ein halbes Stündchen länger zu Hause zu bleiben und nicht
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gleich ins Büro zu gehen.
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Als er dann sagt, nein, dann springt halt das Kätzchen so, also so ein kleines
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Kätzchen, springt dann so aufs Bett in ihren Schoß.
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Es ist fast schon so ein bisschen zu dick aufgetragen.
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Aber der von Franz hat ja auch Katzen. Der hat eben auch Katzen da.
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Und als er dann Ellen das erste Mal trifft, sieht er, dass es eine Katze ist.
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Und sagt dann, ah, wem ist das ihre Katze? Und dann sagt sie,
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die Katze gehört ihr selbst.
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Und er holt dann aus seiner Tasche, holt er dann irgendwie so ein Kätzchen,
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so ein Leckerli raus und gibt es der Katze.
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Und die Katze fängt dann an, frisst das so auf.
1:12:40–1:12:45
Und dann am Ende, als Ellen tot ist, übernimmt er ja auch die Katze.
1:12:45–1:12:46
Er nimmt die dann mit zu sich nach Hause.
Florian Clauß
1:12:48–1:12:48
Ja, ja, stimmt, ja.
Chris Flor
1:12:49–1:12:53
Das fand ich sehr schön irgendwie. Also ich fand auch, das ist halt so eine,
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ja gut, vielleicht Sexualität nicht unbedingt jetzt in dem Fall mit dem Doktor
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von Franz, weil er ja auch andererseits dann vielleicht so eine Vaterfigur auch
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für sie irgendwie darstellt,
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die ihr ja gefehlt hat, als sie ein Kind war.
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Deswegen hat sie ja überhaupt erst diesen Orlog heraufbeschworen.
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Also man könnte da auch so Vater-to-Daddy-Issues
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irgendwie vielleicht reininterpretieren in dieser Sache.
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Das war dieser wohlmeinende Vater, der aber dann auch für ihren Tod verantwortlich
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ist am Ende, mehr oder weniger, der lässt es ja zu, dass sie sich da quasi opfert.
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Naja, das Komplex.
Florian Clauß
1:13:31–1:13:37
Ja, also die Katzen sind mir auch aufgefallen. Es gibt die auch im Originalfilm
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von Monau, gibt es auch die Katzen.
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Ja, da wird auch mit den Katzen gespielt. Ja, die haben auch da so eine Symbolik,
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eine offene Symbolik und auch eine andere Symbolik, die ja auch aus dem Monauer
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Film übernommen ist, ist diese abgeschnittenen Blumen.
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Dass sie dann auch sagt, nein, sie will diese abgeschnittenen Blumen.
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Warum hast du sie für mich getötet, diese Blumen?
1:13:58–1:14:01
Das ist auch genauso von Monau übernommen.
1:14:02–1:14:06
Fand ich so ganz interessant, dass sich das da wiederfindet.
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Also allgemein, wenn ich jetzt nochmal so mein Fazit zu diesem Eckers-Film,
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sagen darf, ist das so, dass für mich, also ist bis auf, was wir schon so ein bisschen,
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herausgearbeitet haben, diese Heraufbeschwörungen und so weiter,
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diese Beziehungen zwischen Ellen und Orlock, ist aber der Film sehr nah an dem
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Monow-Film und ich finde,
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was wirklich Eggers auch schafft, ist, dass er diese ganzen narrativen Elemente,
1:14:34–1:14:38
die Geschichten, die Charaktere, die dann in dem alten Film doch etwas,
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ich sag mal, so schmaler angelegt sind,
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macht er alles auf Eleven.
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Er dreht alles hoch. Er schafft eine unglaubliche.
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Dramatisierung der Figuren, des Umfeldes, der Schauplätze,
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ja, und das finde ich, macht er sehr gut, also deswegen finde ich,
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kann er sich da so durchaus als ein Remake und hat sich da auch sehr stark in
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einem Original und hat überall so, quasi so Kittmasse eingeführt,
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die dann vorher bei dem Originalfilm nicht so deutlich war, ja,
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also es ist so ein bisschen wie so diesen Stoff nochmal durch Mid-Journey zu
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jagen und mach's mal jetzt neu,
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also das Es ist fast so ein automatischer Prozess, der dahinter steht.
1:15:21–1:15:24
Das finde ich, hat er gut gemacht.
1:15:26–1:15:29
Es wird alles dichter, es wird alles pompöser und so weiter,
1:15:29–1:15:34
aber mehr auch nicht, jetzt mal so platt gesagt.
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Und das, was dann, ja, also diese unglaublich bildgewaltige und dramatisierende Art.
1:15:42–1:15:46
Und was ich auch gelesen habe über den, das finde ich so ganz interessant,
1:15:47–1:15:53
dass die am Set haben die ganz wenig irgendwie eine flexible Kamera eingesetzt.
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Die haben alles mit Kranfahrten und Dolly gemacht, ja.
Chris Flor
1:15:57–1:15:57
Ah, wow.
Florian Clauß
1:15:57–1:16:02
Also das heißt, die meinten, alle an dem Set werden total auch eingestimmt auf
1:16:02–1:16:05
den Film, weil teilweise, und ich kann es mir auch vorstellen,
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da siehst du jetzt auch zum Beispiel, als dann der Thomas auf dem Orlog in ein
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Schloss trifft und dann diese Szene, wo er Abendbrot isst, ja.
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Dann meinten die, die Kamera ist dann so durchgefahren und dann mussten alle
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auch mitwirken, dass dann irgendwie der Teppich weggezogen wurde,
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dass dann halt die zweite Mauer dann halt verschwunden ist und so weiter.
1:16:29–1:16:31
Also alle waren total fokussed auf dem Set, ja.
1:16:31–1:16:34
Und das hat die auch so als so ein starkes Bounding, ne.
1:16:34–1:16:39
Also das, finde ich, merkt man den Film auch an, dass er sehr konzentriert ist
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und dass er sehr, also sehr zentral gefilmt ist, ja.
1:16:43–1:16:46
Dass er, wie wir schon sagten, auch sehr dunkel ist, ja.
1:16:47–1:16:52
Was mich noch bei dem Nosferatu ziemlich gestört hat, war die Stimme.
Chris Flor
1:16:53–1:16:54
Von ihm?
Florian Clauß
1:16:54–1:17:00
Ja, ich finde einfach, das war vielleicht kein guter Kniff, weil ich glaube,
1:17:00–1:17:03
Willem Dafoe sollte ursprünglich den Nosferatu spielen.
1:17:04–1:17:08
Und dann hat er sich aber für den Jüngeren entschieden. Also den sieht man ja
1:17:08–1:17:10
auch nie unter den Schichten von irgendwas.
1:17:10–1:17:17
Ich finde halt, der ist als Nosferatu, der Schauspieler,
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hat auch angeblich seine Stimme dann um eine Oktave tiefer trainiert und abgenommen
1:17:23–1:17:26
und so diese ganzen Schauspieler-Mythen, die man halt so sagt,
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wenn man sich auf eine schwere Rolle vorbereitet.
1:17:29–1:17:37
Aber mich hat die auch total genervt, diese Stimme. Das war so ein bisschen wie bei Batman.
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Da gibt es auch diese tiefe Stimme und dann wird,
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das fand ich als Mittel, hat mich das jetzt nicht so nicht so begeistert ja,
1:17:48–1:17:53
das sind so meine Punkte wo ich dann halt sage, also,
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wie gesagt, ich komme nicht über den Schnurrbart weg, das hat die Figur einfach
1:17:57–1:18:03
total lächerlich gemacht und nicht laufer für mich ich mochte den halt überhaupt
1:18:03–1:18:08
nicht und auch gar nicht so gruselig sondern ich fand es einfach nur ein bisschen lachhaft.
Chris Flor
1:18:09–1:18:11
Ja, ging mir nicht so, aber egal.
Florian Clauß
1:18:12–1:18:16
Ja, haben wir ja. Ja, ging dir nicht so. Aber, und das war jetzt auch so,
1:18:16–1:18:19
das, was wir uns vorher darüber unterhalten haben in unserem Chat,
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was ich bei dem Film auch stark fand, war eben dieser Determinismus.
1:18:25–1:18:29
Und ich fand ihn halt so stark, dass ich den auch nicht ertragen habe.
1:18:30–1:18:37
Und dieser Determinismus, der da durchläuft, der ist, es ist ja von vornherein
1:18:37–1:18:44
klar, als der Film anfängt, wie der hinten endet, weil der eben das Original nimmt und abfilmt.
1:18:44–1:18:49
Also es gibt so verschiedene Textsorten, die da drin hängen.
1:18:49–1:18:53
Das eine ist eben das Original von Mono auf der einen Seite,
1:18:53–1:19:00
das andere ist eben auch diese Anleitung, diese Anleitung, wie man Vampire oder
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was Vampire sind, als wie man die dann halt tötet und.
1:19:05–1:19:09
Einfach der Originaltext von Bram Stoker, der da mit drüber hängt, ja.
1:19:09–1:19:15
Und es ist einfach so eine deterministische Kette, die der Film durchläuft,
1:19:15–1:19:16
fast wie so eine Turing-Maschine,
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wo dann halt so quasi diese einzelnen exekutierten Szenen auf so ein einzelnes
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Glied dann runtergebrochen werden und wo dann halt quasi Szene für Szene wie
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so eine Turing-Kette, ja, nacheinander durchgearbeitet wird.
1:19:31–1:19:36
Und ganz klar ist, dass der Algorithmus hinten dann eben diese Vernichtung des
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Orlogs mit Alan zusammen, dass
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das Ergebnis da so durchkommt und durchläuft. Und das fand ich halt so.
Chris Flor
1:19:45–1:19:49
Ja, ja, nee, das hattest du gesagt und dann habe ich mir sehr viele Gedanken
1:19:49–1:19:51
zu dem Determinismus gemacht seitdem.
1:19:51–1:19:58
Und ich finde erstmal in dem Film geht es ja auch um diesen Determinismus.
1:19:58–1:20:01
Also hier ist die ganze Providence, Schicksal und so weiter.
1:20:01–1:20:05
Also diese ganze Sache ist eigentlich, das ist ein aufgezogenes Urwerk,
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was halt jetzt einfach abläuft.
1:20:07–1:20:10
Und die genau, also auf Metaebenen, genau wie du gesagt hast,
1:20:10–1:20:13
man kennt die Geschichte, man weiß, wie es ausgeht und so weiter.
1:20:13–1:20:16
Das ist halt schon ein paar Mal passiert. Vampir ist einem alles klar und das
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wäre halt eben diese Sache, wo ich gesagt habe, wenn mir jemand fragt,
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du musst nach Franzolvaniens in einem Grafen, zeige ich dem den Vogel und gehe natürlich nicht hin.
1:20:24–1:20:29
Aber man weiß es halt vorher jeder, also wahrscheinlich viele Leute auch nicht,
1:20:29–1:20:33
aber die den gesehen haben, jetzt so gut fanden. Aber eigentlich kennt jeder die Geschichte.
1:20:33–1:20:39
Aber das andere Deterministische ist halt eben, also was die ganze Sache angestoßen
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hat, ist quasi diese Heraufbeschwörung von Orlog, die Helen gemacht hat als Kind.
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Ab da ist es eigentlich klar, dass das irgendwie in dem Untergang von den beiden halt irgendwie endet.
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Und dann spielt sich das halt einfach nur ab. Und dann sagt er,
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also es ist einfach diese Sache, der Herr Knoch sagt ja auch,
1:21:01–1:21:07
dass er nicht wirklich den Orlok beschworen hätte, sondern Orlok hätte ihn gefunden.
1:21:07–1:21:12
Obwohl halt der Knoch auch irgendwie in so okkulten Sachen scheinbar wirklich auch so tätig war.
1:21:13–1:21:16
Aber er wurde dann halt von ihm gefunden irgendwie. Und der Herr Knoch sagt
1:21:16–1:21:19
ja die ganze Zeit, it's Providence, also es ist Schicksal, es ist Schicksal.
1:21:19–1:21:24
Es ist ja auch wieder so eine Umkehrung von dem, Und dass Ellen aber eigentlich
1:21:24–1:21:26
den Orlok heraufbeschworen hat.
1:21:26–1:21:31
Aber diese ganzen Sachen, dann kommt diese Geschichte, dass der von Franz gemerkt
1:21:31–1:21:34
hat irgendwann, er müsste nach Wissburg kommen.
1:21:34–1:21:37
Er wusste nicht warum, aber jetzt ist er halt in Wissburg.
1:21:37–1:21:41
Und dann stellt er sich halt raus, dass er deswegen da ist, um halt an dem teilzunehmen.
1:21:41–1:21:45
Aber er macht ja auch nichts wirklich, der von Franz.
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Also es ist alles nur, es läuft halt alles einfach ab.
1:21:48–1:21:52
Und dann am Ende ist es vorbei. Dann ist mir halt eben aufgefallen,
1:21:52–1:21:56
dass das in wahnsinnig vielen Filmen ist.
1:21:56–1:21:59
Ich habe mir den Hereditary nochmal angeschaut.
1:22:00–1:22:04
Und da ist es ja genau die gleiche Geschichte. Also, dass da halt irgendwie
1:22:04–1:22:08
schon was vorbestimmt ist, was den Figuren gar nicht richtig klar ist.
1:22:08–1:22:13
Und die sind dann quasi, und die reden ja auch darüber, über diesen Determinismus
1:22:13–1:22:18
bei Hereditarism dann aufgefallen, die sind dann in der Schule und die reden dann über Herakles,
1:22:19–1:22:25
das Drama und dass das Orakel schon den Untergang von ihm dann halt so voraussagt.
1:22:25–1:22:33
Und ob es jetzt schlimmer wäre, wenn er selber an seinem Untergang schuld wäre
1:22:33–1:22:37
selber oder halt eben nicht, welches Tragische ist, wird dann halt diskutiert.
1:22:37–1:22:42
Und das ist ja dann auch dann hier die Haupt, der Junge halt von Hereditary,
1:22:42–1:22:48
der dann am Ende dann halt von diesem Dämonen dann halt quasi komplett besessen wird.
1:22:48–1:22:50
Der hat ja überhaupt nichts verkehrt gemacht die ganze Zeit,
1:22:51–1:22:56
das lief halt auch alles nur das Programm läuft ab und bei dem Midsommar der
1:22:56–1:23:00
Christian, der da sobald er halt dieses.
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Betäubungsmittel ins Gesicht geblasen kriegt und dann hat er halt Sex irgendwie
1:23:05–1:23:10
um dann den Genpool noch aufzuwerten von diesem Volk und dann wird er am Ende
1:23:10–1:23:12
verbrannt, das läuft ja auch alles nur.
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Oder bei Bo is Afraid am Anfang das Baby schreit nicht,
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ist eigentlich tot und er wird halt, kriegt auf dem also der Bow als Baby sieht
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man ja ganz am Anfang, kriegt dann auf den Hintern geklapst und dann fängt er
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es an zu schreien und er ist quasi in diese Welt,
1:23:28–1:23:32
reingezwungen und das läuft alles ab bis zu seinem Untergang und es lässt sich
1:23:32–1:23:35
nichts dran ändern und dann ist mir nämlich noch aufgefallen, dass,
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dasselbe eigentlich auch bei Oppenheimer und dass es halt eben nicht nur im
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Horror ist, sondern auch so ein bisschen so eine Weiterführung von so einem materialistischen.
1:23:46–1:23:48
Wissenschaftlichen Weltbild. Du hast halt einen Big Bang,
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Und es entstehen irgendwelche Wellen, vielleicht auch Multiverses oder irgendwie,
1:23:53–1:23:56
keine Ahnung, aber die Sachen bewegen sich halt einfach voran.
1:23:56–1:24:00
Und es geht eigentlich gar nicht anders, als es sich die Elektronen,
1:24:00–1:24:02
wenn ich eine Entscheidung treffe,
1:24:02–1:24:07
meine Elektronen müssen ja zwangsläufig auf eine gewisse Weise sich im Kopf
1:24:07–1:24:09
bewegen, weil das halt eine Auswirkung ist von dem Big Bang,
1:24:09–1:24:13
der halt einfach nur immer und immer weiter Wellen und Gegenwellen sich halt
1:24:13–1:24:17
gegenseitig Ursache, Wirkung beeinflussen.
1:24:17–1:24:23
Und dann bei Oppenheimer war es ja auch so, das Atom wird gespalten werden.
1:24:23–1:24:28
Es ist klar, der Film geht halt durch, zack, zack, zack, zack von einer Szene
1:24:28–1:24:31
zur nächsten und man weiß, das Atom wird gespalten.
1:24:31–1:24:35
Und das lässt sich halt einfach nicht abändern.
1:24:35–1:24:39
Das ist also schon in der Welt, in der Physik ist schon verankert,
1:24:40–1:24:42
dass das Atom gespalten werden wird.
Florian Clauß
1:24:42–1:24:45
Ja, ja, ja, okay. Nee, sag weiter.
Chris Flor
1:24:45–1:24:51
Und dann habe ich mich gefragt, warum das gerade so deutlich gerade ist.
1:24:51–1:24:58
Also als ich das letzte Mal über Vampire wissenschaftlich geschrieben habe,
1:24:58–1:25:02
in 2003 oder sowas, über Buffy hatte ich damals geschrieben,
1:25:03–1:25:07
war ja diese Stimmung eher halt so, da waren halt diese ganzen Matrix-Filme
1:25:07–1:25:10
auch rausgekommen und Truman Show und so weiter alles.
1:25:11–1:25:14
Das war eine andere Geschichte. Du hattest halt irgendwie, es schien von außen
1:25:14–1:25:18
alles stabil zu sein. Aber wenn du dann hinter die Kulisse schaust.
1:25:18–1:25:23
Dann siehst du, nee, du kannst hier was verändern. Du bist eigentlich frei hinter der Kulisse und so.
1:25:24–1:25:28
Und dir wird irgendwas von vorne erzählt, dir wird was von vorne gezeigt.
1:25:29–1:25:32
Aber in Wirklichkeit belügt man dich und es ist alles ganz anders.
1:25:32–1:25:36
In diesem Film gibt es auch halt das Vorne und das Hinten. Aber halt vorne,
1:25:36–1:25:39
du denkst, du hast halt freien Willen und so weiter.
1:25:39–1:25:44
Aber in Wirklichkeit läuft halt alles nach einem Programm ab.
1:25:44–1:25:49
Man kann nichts dagegen tun. und am Ende endet es im Unheil.
1:25:49–1:25:52
Und ich frage mich halt, warum das gerade, natürlich weiß man,
1:25:52–1:26:00
warum das gerade heutzutage passiert, also warum dieser Tropf dann halt so aktuell momentan ist.
1:26:00–1:26:06
Also würde ich mal denken, halt eben Klimakrise und dann halt die antidemokratischen
1:26:06–1:26:12
Strömungen, die sich scheinbar einfach immer weiter fortpflanzen und immer weiter
1:26:12–1:26:14
festigen und stärken und so weiter.
1:26:14–1:26:20
So ein Faschismus, der auf einmal so Dampf aufnimmt. Was denkst du dazu?
Florian Clauß
1:26:20–1:26:24
Genau die gleichen Gedanken habe ich auch. Also genau die gleichen Gedanken
1:26:24–1:26:27
und auch genau das gleiche Gefühl dazu.
1:26:28–1:26:31
Also die erste Erfahrung, die ich mit so einem Determinismus,
1:26:31–1:26:35
wirklich so eine körperliche Erfahrung, die ich mit Determinismus in den Filmen
1:26:35–1:26:38
gemacht habe, war als ich dann früh einen Lars von Trier Film,
1:26:38–1:26:42
ich glaube ich habe schon mal darüber erzählt, Europa von ihm geguckt habe.
1:26:42–1:26:45
Da gibt es am Anfang und am Ende und ich weiß ja auch nicht,
1:26:46–1:26:48
ob mittendrin oder am Anfang ist es so,
1:26:48–1:26:56
wenn ich bis 10 zähle, bist du in Europa und du sitzt in einem Zug 1, du entspannst dich, 2
1:26:57–1:27:00
so geht das dann, du merkst wie dann so geht das weiter und das ist der Anfang
1:27:00–1:27:04
von dem Film und das Ende von dem Film ist wenn ich bis 10 zähle,
1:27:04–1:27:08
bist du tot und dann du bist in einem Zug,
1:27:09–1:27:11
der Zug ist von der Brücke gestürzt,
1:27:12–1:27:13
Jeder Zug liegt im Wasser.
1:27:13–1:27:15
Eins, du bist in einem Abteil.
1:27:16–1:27:21
Zwei, das Abteil sinkt immer tiefer. Und du siehst die ganze Zeit diese Bilder.
1:27:21–1:27:26
Und es ist klar, in dem Moment, der Charakter ist dann, der stirbt.
1:27:27–1:27:32
Und ich fand es total schwer. Und es war für mich eine Qual, das zu gucken.
1:27:32–1:27:36
Und gleichzeitig ist es auf so einer Meta-Ebene, wenn du dann den Film siehst,
1:27:36–1:27:41
natürlich ist das das Skript. Und eigentlich ist der Film selber so deterministisch.
1:27:42–1:27:48
Das Skript ist einfach so das, was da abläuft und die Szene für Szene wird dann
1:27:48–1:27:49
halt genau nach Skript gemacht.
1:27:50–1:27:53
Diese Schwere des Determinismus und das ist das halt irgendwie,
1:27:54–1:27:58
was ich dann in Richtung Eggers, der natürlich auch eine gesellschaftliche Verantwortung
1:27:58–1:28:00
hat, ja, also was will er denn ausdrücken in seinem Film?
1:28:01–1:28:09
Und diese wuchtigen Determinismus da so zu betonen, ja, finde ich einfach und
1:28:09–1:28:12
das ist halt dieser Reaktionär an der Stelle, ja.
1:28:12–1:28:16
Also das ist halt so, wo ich dann genau denke, ich meine.
1:28:17–1:28:22
Diese ganzen deterministischen Gegebenheiten, die jetzt hier in unserer Gesellschaft
1:28:22–1:28:24
drin hängen, wie Klimawandel,
1:28:24–1:28:29
wie eben Demokratieverlust und so weiter, das dann noch so zu unterstreichen,
1:28:29–1:28:34
zum Horror zu machen, finde ich halt einfach jetzt vielleicht nicht die richtige Zeit.
1:28:34–1:28:38
Aber vielleicht bin ich auch gerade mit meiner Meinung dann irgendwie zu emotional
1:28:38–1:28:41
oder ich möchte andere Vorbilder jetzt haben.
1:28:41–1:28:46
Ich möchte irgendwie Lösungen haben, wie ich dann eine gewisse Resilienz ausbauen kann.
1:28:46–1:28:47
Da muss ich nicht nochmal irgendwie
1:28:47–1:28:51
sehen, das ist halt so von vorne bis hinten und am Ende bin ich tot.
1:28:52–1:28:57
Klar, das ist natürlich der Determinismus, der auf individueller Ebene ständig läuft.
1:28:58–1:29:01
Aber gleichzeitig diese Frage von, wo sind meine Entscheidungen?
1:29:02–1:29:05
Wo gibt es noch hier Zweige, Abzweige? Wo gibt es hier noch irgendwie ein bisschen Farbe?
1:29:06–1:29:09
Also das ist das, was mir dann einfach fehlt bei einem Film.
1:29:09–1:29:15
Und wo ich dann zu dem Schluss komme, ich finde auch, er hat ein gewisses Frauenbild,
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was hinterfragbar ist, auch in anderen Filmen des Eggers.
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Nicht so, ich sag mal so, progressiv wie Ari Aster, jetzt wenn wir das wieder vergleichen.
1:29:25–1:29:27
Der hat ein anderes Frauenbild in dem Film.
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Ich finde es halt bei Eggers einfach zu schwer.
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Also das ist die Last, die möchte ich dann nicht von ihm so rübergebracht bekommen.
Chris Flor
1:29:38–1:29:40
Ja, das Frauenbild ist nochmal eine andere Geschichte.
Florian Clauß
1:29:40–1:29:41
Ja, ist nochmal eine andere Geschichte.
Chris Flor
1:29:42–1:29:45
Da können wir dann auch nochmal drauf gehen vielleicht. Aber ja,
1:29:46–1:29:49
ich verstehe genau mit dem Reaktionär.
1:29:49–1:29:51
Ich hatte mich halt gefragt, ob du das meintest mit dem Reaktionär.
1:29:51–1:29:53
Genau dieser Grund, dass man halt nichts dagegen stellt.
1:29:55–1:30:00
Also das Problem ist natürlich die Machtlosigkeit. Seit Jahrzehnten wird dann
1:30:00–1:30:03
schon gesagt, mit dem Klimawandel, das ist ein Problem.
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Unsere Grundschullehrerin hat uns davon schon in den 70er Jahren erzählt,
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dass das ein Problem ist mit den Treibhausgasen und dass man da was machen müsste.
1:30:11–1:30:16
Das ist ja bekannt und trotzdem passiert halt nichts. Das ist halt diese Hilflosigkeit.
1:30:19–1:30:22
Und dann halt auch mit dem Demokratieverlust, wie man sich das halt jetzt hier
1:30:22–1:30:27
in diesem Land anschaut, es war alles klar, wie es läuft.
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Und man hat die ganze Zeit versucht, dagegen anzukämpfen, irgendwie auf Facebook oder so.
1:30:35–1:30:41
Man geht auf Demonstrationen, man macht halt alles, es ist alles klar,
1:30:41–1:30:43
man erklärt alles, alle erklären alles.
1:30:43–1:30:48
Es ist eigentlich alles komplett deutlich und trotzdem passieren genau die schlimmen
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Sachen haargenau so, wie man es aus der Geschichte kennt und wie man es gewarnt
1:30:54–1:30:58
hat, dass es kommt, wenn man den Anfähren erwehret, den Anfängen,
1:30:59–1:31:01
haben wir verpasst wieder den Zug. Ja.
Florian Clauß
1:31:03–1:31:09
Ja, genau. Also diese Unfreiheit, die dann auch da so in der Struktur drin hängt.
1:31:09–1:31:11
Und das will ich jetzt nicht nochmal in einem Film sehen.
Chris Flor
1:31:12–1:31:15
Ja, ja, nee, und das ist ja eben diese, aber es ist halt ein Horrorfilm.
1:31:15–1:31:18
Und das ist halt diese Morbidität, würde ich auch mal sagen,
1:31:18–1:31:20
dass du halt eben keine Freiheit hast.
1:31:21–1:31:26
Das ist ja der, also dieses Dread ist ja dieses, ein Wort im Englischen,
1:31:26–1:31:28
was halt diesen Horror dann halt beschreibt.
1:31:28–1:31:34
Dread ist halt was, was halt sehr an so einer Todesangst, so einer Morbidität,
1:31:34–1:31:36
Melakolie, das hängt halt irgendwie so ein bisschen zusammen,
1:31:37–1:31:39
ist halt so Verwesung und so weiter, ist halt alles so drin und das ist halt
1:31:39–1:31:41
so dieses Gefühl, du hast halt,
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woran erinnert mich das denn jetzt so gefühlsmäßig, Chronik eines angekündigten
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Todes, also das ist ja dieses Buch, hast du gelesen von Gabriel Garcia Marquez,
1:31:54–1:31:56
ist halt eben auch so, du weißt,
1:31:57–1:32:00
was passiert am Ende und Und es läuft durch und es gäbe tausend Möglichkeiten,
1:32:00–1:32:04
wie man dieses schlimme Ende abwenden könnte.
1:32:04–1:32:06
Aber es passiert halt genau. Und das ist halt der Horror.
1:32:06–1:32:11
Und deswegen ist es halt ein Horrorfilm. Und es müsste halt,
1:32:11–1:32:14
wenn es jetzt ein Heldenfilm wäre, wäre es halt was anderes.
1:32:14–1:32:17
Aber ich fand es dann halt auch eben interessant, dass es halt auch eben in
1:32:17–1:32:20
Oppenheimer einspielt.
1:32:20–1:32:23
Dann gab es dieses Deaths, diese Fernsehserie von so einer...
Florian Clauß
1:32:23–1:32:25
Ja, das ist von Garland.
Chris Flor
1:32:26–1:32:26
Ja, genau.
Florian Clauß
1:32:26–1:32:31
Da ist es ja auch so ein Thema. Das letzte Mal in Civil War auch darüber,
1:32:31–1:32:39
das ist auch ich finde auch Determinismus im Film ist fast so ein querschnittliches Motiv,
1:32:39–1:32:47
da kann man unglaublich viele Filme da mit reinnehmen also auch im ganzen Science
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Fiction Bereich also irgendwelche Zeitschleifenfilme also hier Edge of Tomorrow oder so, die.
Chris Flor
1:32:55–1:32:59
Ja, also das wird halt auch damit gespielt, aber vielleicht ist es das Gegenteil da.
Florian Clauß
1:33:00–1:33:04
Ja, genau, da ist es so ein bisschen die Aufweichung von Determinanten, das stimmt.
1:33:07–1:33:11
Genauso wie halt irgendwie täglich grüßt das Murmeltier, wo dann auch eben in
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dieser Reputation dann auch letztendlich die Lösung liegt, aber erstmal quasi
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durch so eine Unendlichkeitsschlaufe gestiegen werden muss, bis du dann halt einen Ausweg findest.
1:33:21–1:33:26
Aber ja, klar, du hast, wie ich sagte, dann Europa von Lars von Trier,
1:33:26–1:33:30
der auch mit so stark, aber im Horrorfilm ist es sehr bestimmt, ne?
1:33:31–1:33:36
Du hast ja häufig Filme mit irgendwie, wo dann einfach ein Schluch dann so durchläuft, ne?
1:33:36–1:33:41
Und dann festgelegt mit der Choreografie und dann wie bei The Ring oder sowas,
1:33:42–1:33:45
wo dann halt irgendwie klar ist, jetzt kommt das und jetzt kommt das und jetzt kommt das.
1:33:46–1:33:49
Da steht's doch in dem Buch, ne? Wir haben doch das Skript vorher.
1:33:50–1:33:53
Und die haben es jetzt ausgepackt. Das ist ja wieder so, jetzt da ist das Skript
1:33:53–1:33:54
und da läuft es jetzt durch.
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Also da ist ja da wieder so quasi das Skript im Film, was dann so wieder so
1:33:59–1:34:00
eine Metaebene da aufmacht.
Chris Flor
1:34:00–1:34:04
Fällt dir was ein? Fällt dir ein Film ein, der da dem entgegentritt gerade?
1:34:04–1:34:06
Also der da deutlich entgegentritt?
Florian Clauß
1:34:06–1:34:12
Naja, ich überlege es so zeitgenössisch. Ich glaube, was... Ja, das ist eine gute Frage.
1:34:12–1:34:19
Also ich... Die andere Sache ist ja so Filme, die dann bestimmte Situationen erklären, ja.
1:34:19–1:34:23
So ein empathischer Film, wo du dann ein Verständnis entwickelst,
1:34:23–1:34:29
also wo du dann halt auch ein gewisses Gefühl bekommst für, jetzt ist es vielleicht
1:34:29–1:34:35
hier eine Wahrheit, die gezeigt wird, ja, aber in der Kunst, also im Kunstbereich.
1:34:36–1:34:39
Ich glaube, es ist auch diese Beziehung zwischen Zuschauer und Film.
1:34:40–1:34:44
Also jetzt, was bei Nosferatu dann ist, der zieht dich halt da so rein.
1:34:45–1:34:49
Also der zieht dich ja so rein, wie der Orlog dich aussaugt.
1:34:49–1:34:53
Der will dich halt einfach in diesen totalen Frame.
1:34:54–1:35:02
Und andere Filme, die dann eher so eine, dir was vorspielen und dir Möglichkeiten bieten.
1:35:02–1:35:05
Also mir fällt jetzt konkret jetzt natürlich nichts ein.
1:35:06–1:35:09
Muss ich noch mal gucken, aber jetzt habe ich auch so, weiß ich nicht,
1:35:10–1:35:15
hier zuletzt, also mit eigentlich Podcast, dann über Zabriskie Point,
1:35:15–1:35:20
diese Novel-Waag-Filme und so weiter, wo auch kein so ein starkes Drehbuch dann
1:35:20–1:35:23
auch teilweise ist, wo dann halt auch spontan gedreht wird.
1:35:23–1:35:28
Solche Filme, die sind dann auch anders vom Ansatz her, das sind dann auch eher Kunstfilme.
Chris Flor
1:35:28–1:35:31
Und du hast ja auch recht, das ist vielleicht auch genau ein Horror-Ding halt
1:35:31–1:35:36
einfach, dass das dazu gehört, also natürlich ist in einem Horrorfilm das halt
1:35:36–1:35:40
eher da und halt eben auch diese Sache selbst in den Slasher-Filmen,
1:35:40–1:35:43
dann hat irgendwie man weiß schon genau, wenn halt jemand was,
1:35:45–1:35:48
moralisch Fragwürdiges macht, dann ist er das nächste Opfer in,
1:35:49–1:35:51
diesen Slasher-Filmen.
Florian Clauß
1:35:51–1:35:55
Genau und dann die Dekonstruktion des Slasher-Films und damit gleich aber auch
1:35:55–1:36:00
wieder das Revival, was wir dann irgendwie bei, mit Carpenter dann gesagt haben,
1:36:00–1:36:04
da wird ja quasi auch die Anweisung wieder mitgegeben, ja du Also der Erste,
1:36:04–1:36:05
der dann hat... Darf ich das nicht machen.
Chris Flor
1:36:06–1:36:06
Ja.
Florian Clauß
1:36:06–1:36:12
Da hast du es ja quasi implementiert, indem du es ja auch wieder in die Handlung
1:36:12–1:36:17
mit einstreuenst und genau weißt, das Programm geht so und wir wissen das,
1:36:17–1:36:18
aber wir machen es trotzdem.
1:36:20–1:36:22
Ich meine, fällt dir da ein Film ein?
Chris Flor
1:36:22–1:36:26
Nee, ich habe mich nur gefragt. Also ich habe jetzt...
1:36:26–1:36:32
Into the Spider-Verse habe ich nicht gesehen. Vielleicht ist das so ein...
Florian Clauß
1:36:32–1:36:34
Nee, das ist nicht unbedingt...
Chris Flor
1:36:34–1:36:36
Ich habe nicht gesehen.
Florian Clauß
1:36:36–1:36:39
Keine Ahnung. Nee, also so Multiversen.
Chris Flor
1:36:40–1:36:44
Ja, aber das finde ich dann halt, diese Multiverse-Sache finde ich dann immer
1:36:44–1:36:47
so ein bisschen sehr anthropozentrisch irgendwie.
Florian Clauß
1:36:48–1:36:48
Ja, genau.
Chris Flor
1:36:48–1:36:53
Ja, jede Entscheidung, jede menschliche Entscheidung löst irgendwas aus.
1:36:53–1:36:57
Und genauso mit der Schrödingers Katze. irgendwie, die Katze kriegt doch schon
1:36:57–1:37:02
mit, ob die Kapsel aufgegangen ist oder nicht, warum muss erst ein Mensch sich das angucken.
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Und dann auf einmal spaltet sich, also die Katze weiß ja schon, ob sie lebt oder tot ist.
1:37:08–1:37:14
Also die Katze ist schon der Beobachter, aber da ist so ein komischer Menschenzentrismus
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dann halt so drin, wenn man sagt, okay, es gibt so viele verschiedene Welten,
1:37:17–1:37:21
weil Menschen können die und die Entscheidungen treffen und so.
1:37:21–1:37:23
Das ist nicht sehr befriedigend.
Florian Clauß
1:37:23–1:37:29
Das stimmt, Ja, ich wollte nochmal, oder willst du nochmal was zu Determinismus sagen?
Chris Flor
1:37:29–1:37:32
Ja, ich glaube, wir haben das schon so ein bisschen gesagt, also ich hatte genau
1:37:32–1:37:36
diese Sachen dann auch, ich habe es halt auch mit Julia hier mich drüber unterhalten
1:37:36–1:37:39
und so und wir kamen eigentlich genau zu demselben Schluss, dass es halt eben
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nicht sehr inspirierend ist,
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aber halt sehr gut irgendwie so eine Dread-Stimmung darstellt,
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die man halt so hat, also das so hervorruft, die man dann wiedererkennt von seinem Alltag.
Florian Clauß
1:37:53–1:37:59
Ja, ansonsten würde ich noch mal ein Thema gerne aufwerfen, worüber wir uns
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wahrscheinlich wieder zwei Stunden teilnehmen können.
1:38:01–1:38:05
Aber du hast es auch noch angedeutet mit Zizek und Lacan.
Chris Flor
1:38:05–1:38:14
Man kann halt insgesamt den Vampir ganz gut erklären, was halt eben eine Regression ist.
1:38:15–1:38:22
Du hast ja das Reale, dann gibt es das Imaginäre mit dem Spiegelstadion von
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dem Kind und dann landet man in der symbolischen Ordnung.
Florian Clauß
1:38:26–1:38:31
Und das sind jetzt die Prinzipien von Lacan, also von seiner Lehre.
Chris Flor
1:38:31–1:38:32
Von Lacan, genau.
Florian Clauß
1:38:32–1:38:35
Vielleicht müssen wir das aber noch ein bisschen genauer erklären,
1:38:35–1:38:37
bevor wir das dann meppen.
Chris Flor
1:38:37–1:38:40
Okay, ich kann es ja vielleicht eben an diesem Vampir dann halt eben auch erklären.
1:38:41–1:38:45
Also an dem Bram Stoker Dracula, also an dem Roman ist das ja so,
1:38:45–1:38:48
was ich ja vorher, was ich ja schon erzählt hatte.
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Du hast was, was halt sehr fragmentiertes, indifferenzierte Bedrohung hast du dann halt,
1:38:55–1:39:00
die halt eben nicht in einer sprachlichen Ordnung gehalten ist,
1:39:00–1:39:05
sondern die sich dann halt quasi so frei bewegt und dadurch halt irgendwie sich
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eigentlich mehr oder weniger im Realen bewegt.
Florian Clauß
1:39:07–1:39:10
Ja, genau, das ist das Reale nach Lacan.
Chris Flor
1:39:10–1:39:13
Das reale, weil, und was das auch nochmal unterstützen würde,
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der Vampir sieht sich ja selber nicht im Spiegel.
1:39:16–1:39:22
Also wohingegen das Spiegel, also der Übergang in das Imaginäre von dem Kind ist ja,
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dass das Kind sich selber im Spiegel sieht und da ein Enjoyment empfindet oder
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sich erstmalig als kohärente Einheit sieht und daran Vergnügen hat,
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dass es endlich sieht, okay, ich bin nicht nur die anderen, sondern ich bin
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auch ein kohärentes Wesen irgendwie.
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Aber der Vampir kriegt das ja nicht. Der sieht sicherlich selber im Spiegel.
Florian Clauß
1:39:47–1:39:52
Ja, genau. Also das Kind, was sich im Spiegel sieht, das identifiziert sich
1:39:52–1:39:55
ja mit diesem Bild, mit dem Spiegelbild.
Chris Flor
1:39:55–1:39:59
Ja, mit dem Bild von außen auch, wie man es sieht. Und genau vergleicht es zu
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den Bildern, die es sieht von anderen.
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Und sieht dann irgendwie, ja, es gehört halt irgendwie, also es ist auch ein
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Bild, ein Image, dass es halt existiert.
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Also es ist eingetreten in das Imaginäre. Und später tritt es ja ein über das
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Oedipus-Komplex und so weiter.
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Das ist alles relativ komplex und schwierig.
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Aber schließlich tritt es dann ja auch ein in die,
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symbolische Ordnung, wo es halt auch so seine eigenen, also das Imaginären,
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im Realen hat es nur Triebe, also hat nur Appetit zum Beispiel,
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wie halt eben der Orlack.
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Also es ist dann auch diese Sache, dass es halt, der Vampir trinkt dann halt
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das Blut zu sich selber, was halt eben so eine amorphe Masse irgendwie ist,
1:40:48–1:40:50
die Lebensenergie saugt es halt rein.
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Der nächste Schritt wäre halt eben das Imaginäre, wo halt nicht der Trieb ist, sondern der Wunsch.
1:40:56–1:41:00
Und der Wunsch ist schon was, was halt so ein bisschen genauer definiert ist.
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Der Wunsch ist das Bild, das man sich macht von einer, der Erfüllung einer Fantasie.
1:41:07–1:41:10
Also eine Fantasie, das ist alles im Imaginären, bewegt sich das,
1:41:11–1:41:14
das ist noch nicht eingeschlossen in die Sprache, sondern...
Florian Clauß
1:41:14–1:41:19
Das ist im Prinzip das Begehren. Also ich habe jetzt hier nochmal so einen Satz aufgeschrieben.
Chris Flor
1:41:19–1:41:22
Ja, Begehren ist das falsche Wort. Nee, das ist nicht, also der Trieb.
1:41:23–1:41:28
Du hast halt den Trieb oder den wie heißt das denn, also Desire ist halt eben
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das in der symbolischen Ordnung.
1:41:29–1:41:33
Du hast den Wish, den Wunsch, also Desire ist ja das Begehren,
1:41:34–1:41:36
das ist schon in der symbolischen Ordnung. Du hast den Wunsch.
Florian Clauß
1:41:36–1:41:41
Aber das Begehren wird ja nie erfüllt so richtig. Das ist ja das Begehren.
Chris Flor
1:41:41–1:41:42
Es ist ja immer.
Florian Clauß
1:41:42–1:41:47
Wenn man halt das Erfüllungsobjekt hat, dann ist es ja wieder was anderes.
Chris Flor
1:41:47–1:41:51
Das Erfüllungsobjekt klein a bewegt sich von einem Punkt zum anderen halt weg.
1:41:51–1:41:54
Also sobald man das erreicht, hat man es eigentlich nicht erreicht,
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weil Weil per Definition kann
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man das klein a, das Objekt des Begehrens in der symbolischen Ordnung,
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also in der nachödipalen dritten Stadion, kann man das halt nicht erreichen.
1:42:07–1:42:12
Aber halt eben der Trieb, du hast den Trieb, du hast den Wunsch und du hast das Begehren.
1:42:12–1:42:18
Das Begehren ist halt brachlich formuliert innerhalb von einer Gesellschaft,
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die dann auch, also du hast kein eigenes Begehren.
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Das Begehren gehört auch, ist auch Teil von der Gesellschaft,
1:42:28–1:42:29
von der symbolischen Ordnung.
Florian Clauß
1:42:29–1:42:34
In der Symbolik, da kommt die Bedeutung rein.
1:42:34–1:42:40
Oder beziehungsweise das, was man bei Lacan dann auch immer hört und liest,
1:42:40–1:42:43
ist diese Signifikanten und die Signifikate.
1:42:44–1:42:50
In der Symbolik hast du ja eigentlich ein stärkeres Gewicht auf die Signifikanten.
1:42:50–1:42:53
Also das heißt, du hast da eine gewisse Bedeutungsebene, aber die ist nicht
1:42:53–1:42:56
für alle gleich, sondern die ändert sich ja irgendwie.
Chris Flor
1:42:56–1:43:02
Das Symbol ist bei der Definition in der Zeichenlehre ist das ja getrennt vom
1:43:02–1:43:07
das Bedeutende und das Bedeutete Signifikant und Signifikat sind voneinander getrennt.
Florian Clauß
1:43:07–1:43:12
Und wenn man das jetzt wieder auf dieses Beispiel mit dem Vampir,
1:43:12–1:43:20
also der Vampir ist das Reale und vielleicht ist dann das Symbolische die Gesellschaft dahinter.
Chris Flor
1:43:20–1:43:27
Also ich hatte das eher so, dass man den quasi in die symbolische Ordnung halt ein,
1:43:27–1:43:34
also man zerrt ihn quasi aus dem Realen raus und weil er nichts anderes isst
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als ein Appetit, weil er nichts anderes isst als ein Trieb, kann er halt eben
1:43:38–1:43:40
nicht existieren in der symbolischen Ordnung.
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Dadurch, dass man ihn halt in diesem Buch, in diese symbolische Ordnung einführt,
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muss er halt am Ende verschwinden, weil es ihn halt nicht geben kann.
1:43:50–1:43:55
Also der Vampir ist halt eben nur im Realen möglich.
Florian Clauß
1:43:55–1:44:00
Und dann ist quasi, wenn man das jetzt auf die Geschichte von Nosferatu mappt,
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dann wäre ja, also der Vampir ist Orlok, dann wäre ja Ellen die begehrt.
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Also das heißt, sie ist ja das Imaginäre.
Chris Flor
1:44:11–1:44:17
Also ich würde eben sagen, dass es halt bei dem Dracula sehr wohl funktioniert,
1:44:17–1:44:25
aber ich würde sagen, dass halt diese Logik halt nicht in dem neuen Nosferatu vorhanden ist.
Florian Clauß
1:44:25–1:44:34
Echt? Ich würde es tatsächlich so bei, ich würde also diese Erweckung am Anfang, das ist ja im Prinzip…
1:44:35–1:44:37
Das ist ja im Prinzip das Spiegelbild von Ellen.
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Sie ist ja,
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diejenige, die dann Orlok erweckt als Spiegel.
1:44:48–1:44:52
Er ist das Reale, er wird real durch diesen Akt der Selbstspiegelung.
1:44:53–1:45:01
Sie begehrt jetzt auf einmal in diesem Spiegelbild das Andere und das ist Orlok auf der anderen Seite.
Chris Flor
1:45:01–1:45:07
Genau, und Ellen ist ja quasi schon, sie ist ja post-Oedipal,
1:45:07–1:45:10
diese ganze Geschichte mit ihrem Vater und so weiter, der dann,
1:45:10–1:45:15
als er gesehen hat, dass sie halt irgendwie übernatürliche Kräfte hat, verstößt er sie.
1:45:15–1:45:20
Also sie ist ja durch irgendeine Oedipale Situation dann irgendwie gegangen
1:45:20–1:45:24
oder Elektra-Komplex oder keine Ahnung, damit kenne ich mich jetzt nicht so gut aus.
1:45:24–1:45:28
Wohingegen, also sie hat dann quasi das Begehren aus einer Position,
1:45:28–1:45:31
die schon in der symbolischen Ordnung verankert ist,
1:45:32–1:45:37
wohingegen das Gegenstück ist halt der Orlock, der halt wirklich nur ein Appetit
1:45:37–1:45:41
ist nach ihr, der halt im Realen ist quasi.
Florian Clauß
1:45:41–1:45:42
Genau, ja.
Chris Flor
1:45:42–1:45:44
Aber was sind dann die Verträge?
Florian Clauß
1:45:44–1:45:48
Naja, das ist das Symbolische.
1:45:48–1:45:55
Das ist die bürgerliche Ordnung. Also die Ellen hört ja auf zu imaginieren, also zu begehren, ja.
1:45:55–1:46:00
In dem Moment, wo sie die bürgerlich oder quasi die Ehe eingeht, ja.
1:46:01–1:46:05
Das ist ja für sie so ein Heilmittel, dass sie nicht mehr so begehrt, das andere.
1:46:05–1:46:11
Und sie fügt sich ja dann die symbolische Ordnung des bürgerlichen Lebens ein.
1:46:11–1:46:16
Das ist die Ehe quasi und die Stadt, die Gesellschaft und so weiter.
1:46:16–1:46:27
Und dann wird der Thomas losgeschickt und der bringt der Mittler des Symbolischen zu Orlok.
1:46:27–1:46:32
Und damit kommt er ja quasi in die Welt der bürgerlichen Ordnung.
1:46:32–1:46:37
Also der bürgerlichen Welt umbringt, aber dann Tod und Pest mit.
Chris Flor
1:46:38–1:46:39
Aber...
1:46:39–1:46:43
Ja, die vertauschen, die tauschen ja Verträge aus. Der Orlock kriegt den Vertrag,
1:46:43–1:46:48
der ihn einbindet, aber Thomas kriegt diesen Vertrag, der halt eben nicht mit
1:46:48–1:46:51
Buchstaben geschrieben ist, die man lesen kann,
1:46:51–1:46:55
sondern eher ins Imaginäre, der regressiert dann quasi ins Imaginäre,
1:46:55–1:46:57
weil er diesen Vertrag dann unterschreibt.
1:46:58–1:47:00
Vielleicht, also könnten wir darüber nachdenken.
Florian Clauß
1:47:00–1:47:04
Ja, also so genau. Aber auf der Ebene, ja, da wird es verspielt.
1:47:05–1:47:11
Aber letztendlich die Auflösung ist ja so, dass Ellen ja ständig getrieben ist.
1:47:11–1:47:15
Sie kann ja auch nicht loslassen, immer wenn sie dann halt auch so die Anfangssequenz,
1:47:15–1:47:22
wenn sie sich dann vereinigt mit dem Orlog im Imaginären, dann wacht sie ja
1:47:22–1:47:25
im Horror auf, aber kommt immer wieder zurück dahin.
1:47:25–1:47:29
Das heißt, auch wenn sie sich dann am Ende vereinigt, eigentlich ist dieses
1:47:29–1:47:33
Begehren, das ist ja immer das Begehren des Anderen, auch wenn sie da ist,
1:47:33–1:47:38
dann geht es ja nur so lange, bis sie dann halt tatsächlich das bis zum Ende
1:47:38–1:47:40
durch hat, bis sie dann tot ist.
Chris Flor
1:47:41–1:47:42
Das ist ja des Anderen großer.
Florian Clauß
1:47:43–1:47:50
Das heißt, dann, wenn alles quasi das Reale und sie und alles tot ist,
1:47:50–1:47:54
dann ist es zu Ende. Dann hört es ja auf.
1:47:56–1:47:59
Also so könnte man das ja irgendwie übertragen.
Chris Flor
1:48:00–1:48:02
Daher schade, dass wir Mitch nicht dabei haben. Der muss es noch absegnen,
1:48:02–1:48:04
bevor wir das veröffentlichten.
Florian Clauß
1:48:04–1:48:06
Genau, Mitch muss nicht so ein anderes.
Chris Flor
1:48:07–1:48:08
Klingt gut.
Florian Clauß
1:48:08–1:48:09
Ja.
Chris Flor
1:48:09–1:48:13
Klingt gut. Also dass dann quasi Ellen am Anfang auch noch nicht in der gut,
1:48:14–1:48:17
aber sie war eigentlich alt genug, um dann halt eben schon in der symbolischen.
1:48:17–1:48:20
Aber du meinst, sie fängt an aus dem imaginären.
1:48:21–1:48:25
Aus dem Wunsch, das ist noch kein Begehren, sondern eher ein Wunsch,
1:48:25–1:48:27
den sie hat. Ne, weiß ich nicht.
Florian Clauß
1:48:28–1:48:33
Es ist reine Sexualität. Es ist ja dieses, so völlig auf so einer Ebene,
1:48:34–1:48:38
die dann überhaupt nicht mehr irgendwie steuerbar ist, sag ich mal.
1:48:38–1:48:41
Auf dieser Ebene findet sie ja den Kontakt zu Orlog.
Chris Flor
1:48:41–1:48:45
Ja, also auf seiner Ebene. Aber woher sie kommt, ist ja eine andere.
1:48:45–1:48:50
Also sie begehrt ja mehr, als dass sie wünscht, als dass sie einen Trieb hat.
1:48:50–1:48:54
Sondern sie möchte halt, sie möchte ja, sie möchte ja Kontakt.
1:48:55–1:48:58
Also das ist ja ihr Wunsch. Sie sagt ja, ihr Vater hat sie verstoßen und sie
1:48:58–1:49:03
hat sich ganz alleine gefühlt und hat nur, also sagt ihr Spirit of Comfort oder so.
Florian Clauß
1:49:04–1:49:07
Ja, aber ich meine, das, was sie danach sagt, dieses Stöhnen,
1:49:07–1:49:08
das ist ja auch so intensiv.
Chris Flor
1:49:08–1:49:13
Ja, ja, klar. Nee, aber das natürlich, ja, die sexuelle Ebene ist dann halt, na gut.
Florian Clauß
1:49:13–1:49:14
Das ist keine Erfüllung.
Chris Flor
1:49:15–1:49:20
Hörst du das Geräusch von dem Lacan, wie er sich im Grab dreht und dreht?
Florian Clauß
1:49:20–1:49:24
Wie er sich im Grab umdreht und gleich hier mit seinen Fingern.
Chris Flor
1:49:26–1:49:30
Ja, mir war noch eins wichtig zu sagen zu dem Thema. Sind wir gegen Ende so?
Florian Clauß
1:49:31–1:49:33
Ja, nein, wir sind jetzt auf jeden Fall gegen Ende. Wir haben jetzt auch wieder
1:49:33–1:49:36
unsere Zwei-Stunden-Marke gerissen.
Chris Flor
1:49:36–1:49:39
Dann wollte ich noch was. Eigentlich wollte ich sagen, dass Johnny,
1:49:39–1:49:42
eigentlich ist Johnny Depp hoher Lack, weil,
1:49:45–1:49:54
weil 1992 Francis Ford Coppola's Dracula hat Wynonna Ryder Mina Harker gespielt.
1:49:54–1:49:56
Die war ja damals so das It-Girl.
1:49:56–1:50:00
Die fanden alle ganz toll. Und die war damals mit Johnny Depp zusammen.
1:50:01–1:50:07
Und jetzt in dem Nosferatu-Spiel, Lily Rose Depp, die Tochter von Johnny Depp,
1:50:07–1:50:10
die Ellen, die dieselbe Rolle ist. Das fand ich interessant.
Florian Clauß
1:50:11–1:50:16
Stimmt, das ist auch wieder so, Hollywood eine große Familie.
Chris Flor
1:50:17–1:50:18
Ja, stimmt.
Florian Clauß
1:50:18–1:50:23
Wahnsinn, ja. Ja Mensch, Chris, dann sind wir aber ganz schön durchgeritten.
1:50:24–1:50:28
Nein, nicht geritten, aber wir haben da uns ganz schön viel Zeit genommen,
1:50:28–1:50:30
die einzelnen Aspekte daraus zu sortieren.
1:50:30–1:50:34
Ich glaube, wir haben uns auch nochmal so ganz gut positioniert und das so ein
1:50:34–1:50:37
bisschen eingeordnet und haben uns ein bisschen an Lacan versucht,
1:50:38–1:50:42
den Film so zu deuten. wie es vielleicht aufgehen könnte.
1:50:44–1:50:45
Ja, vielen Dank.
Chris Flor
1:50:45–1:50:49
Ja, ja, danke dir. Ich unterhalte mich ja immer gerne über Vampire und so.
Florian Clauß
1:50:51–1:50:56
Ja, und wir haben die Tradition unserer Horrorfilme weiter fortgesetzt.
1:50:56–1:50:59
Ich hoffe, du kommst auch wieder im Sommer nach Berlin.
Chris Flor
1:51:00–1:51:05
Weiß ich nicht. Muss ja mal gucken. Vielleicht erst im Winter oder so. Müssen wir mal schauen.
Florian Clauß
1:51:05–1:51:10
Wirklich im Laufen reden. Mal schauen. Was uns dann nochmal für so Horrorfilm
1:51:10–1:51:13
in den letzten Monaten dann aufgefallen ist.
Chris Flor
1:51:13–1:51:15
Oder du kommst hier mal her.
Florian Clauß
1:51:15–1:51:21
Ja, naja, würde ich total gerne. Aber da muss man so lange fliegen.
Chris Flor
1:51:23–1:51:24
Einer muss halt lange fliegen.
Florian Clauß
1:51:24–1:51:30
Ja. Ich würde mir auch gerne angucken, wie ist jetzt eigentlich das Wetter bei dir?
Chris Flor
1:51:30–1:51:32
Es ist kalt, aber sonnig.
Florian Clauß
1:51:32–1:51:33
Was heißt kalt?
Chris Flor
1:51:33–1:51:37
Aber es ist eigentlich nicht super kalt. Es friert nicht oder so.
1:51:37–1:51:40
Also über den Gefrierpunkt. Aber das ist halt schon eine Heizung,
1:51:40–1:51:41
möchte man schon anhaben.
Florian Clauß
1:51:41–1:51:45
Ah ja, okay. Okay, ich dachte, das wäre jetzt noch so 20 Grad oder so.
Chris Flor
1:51:46–1:51:50
Ja, ist es ab und zu mal. Aber jetzt gerade ist es ungewöhnlich kalt auch.
Florian Clauß
1:51:50–1:51:50
Okay.
Chris Flor
1:51:50–1:51:55
Also eigentlich ist ja die Winterzeit nicht so super kalt, aber eher regnerisch.
1:51:55–1:52:00
Und das ist so die Regenzeit. Aber hier ist es halt gerade, hat sich halt so
1:52:00–1:52:01
ein bisschen abgekühlt die letzten Wochen.
Florian Clauß
1:52:02–1:52:06
Ah, okay. Ich muss feststellen, es klappt dann doch, wenn man im Sitzen redet.
1:52:07–1:52:10
Es funktioniert dann, hat nicht so viele Nebengeräusche. Ist vielleicht auch
1:52:10–1:52:12
mal ein anderes Podcast-Gefühl bei uns.
Chris Flor
1:52:13–1:52:14
Weniger Schnaufen.
Florian Clauß
1:52:14–1:52:20
Weniger Schnaufen, weniger Atmen, weniger Straßenlärm. Aber ihr könnt das Ganze
1:52:20–1:52:26
nochmal auf eigentlich-podcast.de sehen. Da will ich immer sagen,
1:52:26–1:52:28
sehen, wo wir langgelaufen sind. Aber wir sind ja nicht gelaufen.
1:52:29–1:52:31
Also wir saßen.
1:52:31–1:52:35
Was mache ich denn da jetzt als Track hin? Weiß ich noch nicht.
Chris Flor
1:52:35–1:52:37
Du machst einfach Karten-Snapshot mit zwei Punkten.
Florian Clauß
1:52:38–1:52:41
Ja, oder so, genau. Du musst mir nochmal deine Geodaten schicken.
Chris Flor
1:52:42–1:52:42
Ja.
Florian Clauß
1:52:43–1:52:46
Da war hier eine lange Linie dazwischen. Das ist auch schön.
1:52:46–1:52:52
Zwei Punkte, ja. Die ganzen Infos zur Sendung könnt ihr dann auch auf unserer
1:52:52–1:52:57
Seite eigentlich-podcast.de nachlesen.
1:52:57–1:53:02
Da haben wir noch einige Links und Texte und so weiter zusammengetragen zu den
1:53:02–1:53:06
Theorien, die wir heute hier erörtert haben. Da könnt ihr nochmal schauen.
1:53:06–1:53:13
Ansonsten würden wir uns über Likes oder irgendwelche Fafs freuen in einer Podcast-Plattform
1:53:13–1:53:16
eurer Wahl, sei es Spotify oder Apple.
1:53:17–1:53:27
Ja, soweit von uns. Das war eigentlich Podcast-Episode 71 und wir hören uns
1:53:27–1:53:29
in zwei Wochen wieder. Bis dahin. Tschüss.

Mehr

KELVIN: "Are we alive or dead?" RHEYA: "We don't have to think like that anymore." ("Solaris" 2002)

Im letzten Teil unserer Solaris-Trilogie, stellt Micz Steven Soderberghs Film "Solaris" (2002) vor. Die Geschichte ist nur grob gesehen die gleiche. Im Gegensatz zu Stanisław Lems Roman, der sich stärker auf die wissenschaftlichen und philosophischen Aspekte der Erforschung des Planeten konzentriert, legt Soderberghs Film einen besonderen Schwerpunkt auf die emotionale Beziehung zwischen Kelvin und seiner verstorbenen Frau Rheya, die als Erscheinung auf der Station auftaucht. Und stilistisch unterscheidet sich Soderberghs Kammerspiel stark von Andrei Tarkowskis poetisch-opulenter und symbolträchtiger Version von 1972. Doch kommt Micz zu dem Schluss, dass Soderberghs Interpretation eine intensivere persönliche und emotionale Dimension versucht und gleichzeitig daran scheitert. Interessant ist lediglich, dass Kelvins Frau Rheya als Person präsenter ist und schließlich sogar ihre Erinnerungen als Szenen in der Rückblende auf "ihre" Zeit auf der Erde zu sehen sind, in der nur sie anwesend ist. Ganz so als ob die projektive Identifikation Kelvins ihr Erinnerungen erschaffen hat, die Solaris nicht aus seinen Erfahrungen hat nehmen können. Psychodynamisch eine interessante Überlegung, allein: der Film bringt es nicht.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Micz Flor
Erzähler
avatar
Florian Clauß

Transcript

Florian Clauß
0:00:02–0:00:03
Läuft.
Micz Flor
0:00:04–0:00:12
Hier auch? So, jetzt. Die letzte im Triathlon, im Solaris Triathlon.
0:00:13–0:00:17
Das Drei-Körper-Problem haben wir im Drei-Episoden-Problem.
Florian Clauß
0:00:19–0:00:22
Hallo und herzlich willkommen bei eigentlich podcast
0:00:22–0:00:26
episode 55 heute wieder
0:00:26–0:00:33
mit dem thema solaris haben wir ausführlich und erschöpfend in den letzten zwei
0:00:33–0:00:39
episoden besprochen heute bringt uns mit noch mal eine interpretation des stoffes
0:00:39–0:00:45
mit nämlich die verfilmung von Von Soderberg aus dem Jahre 2002,
0:00:46–0:00:52
Solaris, weicht doch erheblich von der Vorlage ab.
0:00:53–0:01:00
Und ihr könnt, genau, wir sind der Podcast, bei dem wir im Laufen reden und
0:01:00–0:01:03
laufend reden, das müssen wir mal sagen, das kriegen wir bezahlt, den Spruch.
Micz Flor
0:01:04–0:01:05
Von uns, ja.
Florian Clauß
0:01:05–0:01:10
Von uns bezahlt. Wir laufen wieder durch Marzahn, mal gucken,
0:01:10–0:01:14
wo uns jetzt der Weg hinführt. Ich kenne das tatsächlich ja alles noch nicht.
0:01:14–0:01:20
Ja, ich bin gespannt, ob wir jetzt mal wieder zurück in die Zivilisation kommen.
Micz Flor
0:01:21–0:01:24
Ja, es ist echt irre. Jetzt geht auch langsam schon die Sonne unter.
0:01:24–0:01:26
Wir haben schon über vier Stunden hinter uns, oder?
Florian Clauß
0:01:26–0:01:27
Ja.
Micz Flor
0:01:27–0:01:33
Und sind jetzt auf dem letzten Stretch. Wollten unbedingt diese drei Folgen
0:01:33–0:01:36
hintereinander machen, weil wir gedacht haben, wir kommen dann so richtig in den Flow.
0:01:36–0:01:40
Aber ich muss sagen, ich fühle jetzt langsam meine Beine. Ich bin begeistert.
0:01:40–0:01:43
Aber gerade nach der Tarkovsky-Folge,
0:01:45–0:01:50
In der Erinnerung an den Film entstand dann diese Trance, die Tarkovsky generieren kann.
0:01:50–0:01:57
Und mit der steige ich jetzt in die Kurzkritik.
0:01:57–0:01:59
Also meine kurze Meinung könnte ich ja vorne wegstellen.
0:02:01–0:02:06
Soderbergh, so der Film, so lala. Das war so meine Kurzkritik.
0:02:07–0:02:12
Wir gucken uns jetzt was ganz anderes an. Also wir hatten ja gehört,
0:02:12–0:02:16
Tarkovsky ist unepisch lang. und jetzt sind wir bei 99 Minuten.
0:02:17–0:02:24
Also wir sind jetzt irgendwie unter zwei Stunden. Eine Stunde 39 Minuten.
0:02:25–0:02:29
2002 ist Heidelberg hat Regie und Drehbuch geschrieben, produziert von James
0:02:29–0:02:33
Cameron, George Clooney als Calvin, als Hauptdarsteller.
Florian Clauß
0:02:33–0:02:36
Ganz kurz, weißt du warum der von James Cameron produziert wurde?
Micz Flor
0:02:37–0:02:44
Ich hatte gelesen, dass der die Filmrechte vorher hatte und dann hatte wohl
0:02:44–0:02:50
Soderbergh ihn davon überzeugt, dass er selbst unbedingt den Film machen muss und Cameron ist dann,
0:02:50–0:02:54
keine Ahnung, wollte dann unbedingt produzieren oder wurde eingeladen zu produzieren,
0:02:54–0:02:58
aber zumindest war es so, dass die Filmrechte zuerst bei Cameron lagen.
Florian Clauß
0:02:58–0:03:02
Richtig, ja genau. Er hatte zuerst die Filmrechte erworben.
Micz Flor
0:03:02–0:03:04
Der hat dann aber nicht gesagt, Gott sei Dank bin ich los.
Florian Clauß
0:03:04–0:03:09
Nee, aber ich glaube, es war dann so, dass er dann, okay, mit Soderbergh hat
0:03:09–0:03:13
er dann ein gutes Gefühl gehabt, dass er dann inszenieren konnte.
Micz Flor
0:03:14–0:03:18
Ja, und dann ist es so, dass halt dieser Film, kann man auch vorneweg sagen...
0:03:20–0:03:23
Gefloppt, muss man eigentlich so sagen, oder? Ich glaube, dass viele den kennen,
0:03:23–0:03:25
aber scheinbar haben wir nur sehr wenige gesehen.
0:03:26–0:03:32
Budget waren fast 50 Millionen und er hat um die 30 Millionen weltweit eingespielt,
0:03:33–0:03:37
also lag da unter den Erwartungen, dass es wirklich nicht viel für so ein Trio,
0:03:37–0:03:40
Clooney, Soderbergh und Cameron.
0:03:40–0:03:43
Soderbergh hatte ja da auch gerade Traffic irgendwie draußen,
0:03:43–0:03:48
er war noch nicht so alt, war natürlich der Shootingstar mit sechs leisen Videotape.
0:03:49–0:03:53
Und das Ding hat nicht so gut geklappt.
0:03:54–0:03:59
Und ich muss auch sagen, ich habe mich nämlich eigentlich,
0:03:59–0:04:02
weil ich habe geguckt, eigentlich, so heißt der Podcast, und eigentlich habe
0:04:02–0:04:06
ich mich gefreut, dass wir das Ding besprechen, weil ich den Soderbergh-Film
0:04:06–0:04:09
damals im Kino spannend fand.
0:04:09–0:04:13
Und jetzt hatte ich wirklich diesmal beim Gucken so das Gefühl,
0:04:13–0:04:23
das ist eigentlich ein Kammerspiel, was teilweise trotz toller Bauten mehr an irgendwie die erste,
0:04:23–0:04:28
Staffel von Star Trek erinnert, als an so ein Popcorn-Kino, wie man sich das
0:04:28–0:04:30
dann vielleicht vorgestellt hat.
0:04:30–0:04:33
Selbst wenn die es versucht haben, mit CG-Effekten des Planeten da irgendwie
0:04:33–0:04:34
so ein bisschen Gas zu geben,
0:04:34–0:04:38
buchstäblich Gas, weil da ist der Planet ja auch ein Gasplanet,
0:04:38–0:04:47
Es gibt zum Schluss zum Beispiel eine Szene, wo ich denke, das muss ja schon ein Hommage sein.
0:04:47–0:04:52
Oder wieso trauen die sich das, wo Clooney gegen die Wand geschleudert wird,
0:04:52–0:04:54
weil das Schiff so erschüttert wird.
0:04:54–0:04:57
Und du hast das Gefühl, die Kamera wackelt und er springt so gegen die Wand.
0:04:58–0:05:04
Das ist sehr dreschig. Ja, das ist kurz vor der Szene, wo dann auch noch Sartorius,
0:05:04–0:05:07
ist glaube ich Sartorius' Kind oder Negibarien?
Florian Clauß
0:05:07–0:05:09
Nee, das ist Gordon. Das ist ja, der Turgis ist Gordon da.
Micz Flor
0:05:11–0:05:14
Gordon, genau. Nee, Quatsch, da kommt die Bari ans Kind, ist das dann, was zum Schluss.
Florian Clauß
0:05:14–0:05:19
Wo die diese Szene haben mit Fingerberührung. Ja, da wird auch nochmal so dieses,
0:05:20–0:05:25
diese Ikone aufgeladen von dem Michelangelo, diese Filme.
0:05:26–0:05:29
Da will er nochmal eine Dimension reinbringen, das Göttliche und das Menschliche,
0:05:29–0:05:30
was sich da berühren. Ja.
0:05:31–0:05:34
Also dann nochmal diesen ganzen anthropomorphen Diskurs rein.
0:05:35–0:05:37
Nee, ich fand's auch. Okay.
Micz Flor
0:05:37–0:05:42
Aber das war so, das heißt, wir haben auch bei Tarkovsky Wir gehen einfach mal
0:05:42–0:05:44
rein in das, was wir erlebt haben.
0:05:45–0:05:48
Besprechungen, Ideen, Konzepte, Interpretationen.
Florian Clauß
0:05:48–0:05:53
Ich will nur ganz kurz noch erwähnen, weil wir haben ja in der Vorbereitung
0:05:53–0:05:58
der Podcasts gab es noch eine Arbeit, eine Bachelorarbeit, die uns da so ein
0:05:58–0:06:01
bisschen noch geholfen hat, die Unterschiede herauszuarbeiten.
0:06:02–0:06:06
Nämlich genau Bachelorarbeit hat sich beschäftigt mit dem Buch,
0:06:06–0:06:12
der Romanvorlage, also dem Roman von NEM und den beiden Verfilmungen und hat
0:06:12–0:06:13
dann tatsächlich so eine,
0:06:14–0:06:19
Sequenzanalyse dann mitgeliefert das heißt, was haben die Filme gemeint mit
0:06:19–0:06:22
dem Roman was weicht ab und das ist eine super Übersicht,
0:06:22–0:06:28
also das ist wirklich nochmal so eine gute Hilfe gewesen für uns das nochmal
0:06:28–0:06:33
so einzuordnen an der Stelle sei das nochmal erwähnt Kannst du Autorin,
0:06:34–0:06:37
Ich hab's vergessen Aber wir machen das auf unserer Seite.
0:06:38–0:06:41
Wir verlinken das auf unserer Homepage.
Micz Flor
0:06:41–0:06:47
Ja, das stimmt. Das ist dann teilweise auch wirklich dann in Prozente ausgerechnet,
0:06:47–0:06:49
welche Zeit auf der Erde und so weiter und so fort.
0:06:53–0:07:00
Bei dem Film muss man ähnlich wie bei Tarkovsky auch sagen, auch da geht es auf der Erde los.
0:07:00–0:07:08
Und ich habe den Film, du hattest mir den gezeigt, wo ich ihn legal sehen kann,
0:07:08–0:07:11
sage ich mal. Und dann habe ich ihn angeschaut.
0:07:11–0:07:15
Aber bevor ich ihn dann angeschaut hatte, habe ich mir das Skript runtergeladen.
Florian Clauß
0:07:15–0:07:16
Du hast dir die DVD gegeben.
Micz Flor
0:07:17–0:07:21
Die DVD, genau das war es. Und dann hatte ich meine Playstation 2 verliehen.
0:07:21–0:07:23
Und als ich zurück hatte.
Florian Clauß
0:07:23–0:07:26
Hatte ich vorhin das Skript gelesen. Blu-Ray-Player auf DVD.
Micz Flor
0:07:26–0:07:31
Dann habe ich das Skript gelesen und in diesem Skript geht es halt irgendwie
0:07:31–0:07:36
so wirklich los, ich glaube im ersten oder zweiten oder dritten Teil mit, es regnet, es regnet.
0:07:36–0:07:41
Wir sehen Calvin auf der Erde, es regnet immer noch.
0:07:41–0:07:45
Er scheint ein Psychologe zu sein, leitet irgendwie eine Gruppe,
0:07:45–0:07:47
aber wir sehen es nicht wirklich anwesend.
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Und wir sehen dann auch im Film später dieses...
0:07:52–0:07:57
Diese Grundhaltung von Clooney, die finde ich unglaublich anstrengend ist.
0:07:57–0:08:03
Der ist die ganze Zeit so hoffnungsvoll deprimiert oder so.
0:08:04–0:08:07
Zuerst auf der Erde hoffnungsvoll deprimiert.
Florian Clauß
0:08:07–0:08:09
Ja, er hat halt dieses Hundegesicht.
Micz Flor
0:08:09–0:08:15
Ich fände Clooney super, aber in dem Film hat er nur ein Gesicht. Das ist das Problem.
Florian Clauß
0:08:15–0:08:20
Aber er hat dieses verlassene Hundegesicht. Weißt du, ich bin verlassen und ich...
0:08:21–0:08:25
Stimmt, ist kein Leiden das von dem Gesicht, sondern eher dieses Resignative.
Micz Flor
0:08:26–0:08:30
Er guckt dann einfach so, er guckt dann, gut aber das muss man sich dann,
0:08:30–0:08:32
vielleicht braucht man einfach nur das Poster sehen, das ist das Gesicht,
0:08:32–0:08:34
was trägt er die ganze Zeit durch.
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Und dann ist es so, dass die Teilen teilweise auch so inszeniert sind,
0:08:39–0:08:44
es gibt diese Szene ganz am Anfang, wo er in der Küche so Gemüse schneidet und
0:08:44–0:08:46
er macht das mit so einer Sache,
0:08:47–0:08:50
dass man weiß, oh, der hackt sich gleich einen Finger, wenn der so weit der macht.
0:08:51–0:08:53
Und dann hackt er sich natürlich wirklich einen Finger und dann ist er aber
0:08:53–0:08:57
auch noch überrascht. Und guckt dann, hält es unter das Wasser.
Florian Clauß
0:08:57–0:08:58
Ja, aber das ist wichtig für die letzte Szene.
Micz Flor
0:08:58–0:09:01
Genau, und dann siehst du die Szene und denkst, oh, das muss ich mir jetzt merken,
0:09:01–0:09:03
dass da Blut fließt. Ist das ein Mensch oder so?
0:09:03–0:09:06
Dann entsteht gleich so ein, weißt du, bei Blade Runner, das ist ja ein ähnliches
0:09:06–0:09:08
Thema, ne? Ist das Mensch oder nicht Mensch?
Florian Clauß
0:09:08–0:09:12
Genau, dann geht es wenigstens über Oregani-Verhaltung.
Micz Flor
0:09:12–0:09:16
Genau, das ist für die, die die Blade Runner ersten Teil noch nicht gesehen
0:09:16–0:09:18
haben, die können jetzt weg, weil zum Schluss,
0:09:20–0:09:30
sehen wir, dass Harrison Ford wahrscheinlich auch ein Android ist,
0:09:30–0:09:34
weil sein Traum von einem Einhorn, den er immer hat, den er niemandem mitgeteilt hat,
0:09:35–0:09:37
er findet vor seiner Tür ein origamig gefaltetes Einhorn.
0:09:38–0:09:41
Das heißt, jemand weiß, was in ihm vorgeht. Und ähnlich sehen wir in dieser
0:09:41–0:09:45
allerersten Szene mit Clooney, nicht allererst, aber ganz am Anfang,
0:09:45–0:09:49
er schneidet sich einen Finger und wir wissen schon da kommt das bestimmt noch
0:09:49–0:09:52
mal und dann wird wahrscheinlich kein blut kommen oder guck.
Florian Clauß
0:09:52–0:09:58
Mal ich will mal ganz kurz dich hier hinbringen das wird auch der grund für unsere tour wo.
Micz Flor
0:09:58–0:10:07
Wir jetzt gerade sind hier zum straßenschild endlich hab schon gedacht wir kommen da nie wieder an.
0:10:10–0:10:13
Die Allee der KosmonautInnen.
Florian Clauß
0:10:14–0:10:20
Die Allee der Kosmonauten wurde 1972 in Marzahn tatsächlich aus dem Boden gestampft
0:10:20–0:10:23
und wurde benannt nach dem,
0:10:23–0:10:28
wir wollen jetzt aber hier unter die Allee gehen, also das ist auch die Allee
0:10:28–0:10:31
der Kosmonauten um die Straße, die wurde benannt nach dem,
0:10:32–0:10:43
einem General der sowjetischen Raumfahrt und Sigmund Jähn, der erste Deutsche im Weltall.
Micz Flor
0:10:43–0:10:48
Ja. Der auch in Goodbye Lenin noch eine Rolle spielt.
Florian Clauß
0:10:49–0:10:53
Genau. Ich habe auch noch mal einen Podcast von ihm gehört, vor Raumzeit.
0:10:53–0:10:56
Ein toller Podcast, wo Tim Pridlaff ihn interviewt.
0:10:57–0:11:01
Hier ist der Fahrradweg, kurz bevor er gestorben ist.
Micz Flor
0:11:03–0:11:11
Ja, jetzt kommen wir eben an. Also Allee der Kosmonauten und Solaris und das war quasi unser Motiv.
Florian Clauß
0:11:12–0:11:17
Genau, eben Lem, der auch eigentlich für die osteuropäische Science Fiction
0:11:17–0:11:23
und für die Ästhetik auch Allee der Kosmonauten und Tarkovsky natürlich.
Micz Flor
0:11:24–0:11:27
Und jetzt komme ich wieder zurück in diesen flow
0:11:27–0:11:30
hinein also wir haben also mit so de
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burghs verfilmung jetzt ein film der
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schon mit cameras produzent irgendwie denkt
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man der könnte groß werden er könnte sich irgendwie öffnen aber es ist es ist
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irgendwie ein kammerspiel also ich finde das ist ein klein und die sind alle
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in diesen innenräumen und der film hat mich jetzt beim nochmal gucken nicht
0:11:52–0:11:58
wirklich so ergriffen aber trotzdem möchte ich ein paar szenen daraus,
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erzählen und hat der chris ja versprochen ein bisschen über lakon zu reden und.
Florian Clauß
0:12:03–0:12:06
Dann kündigst du jede episode an und redest nie über.
Micz Flor
0:12:06–0:12:08
Lakon ich habe zweimal schon über lakon gesprochen du hast immer.
Florian Clauß
0:12:08–0:12:12
Nur gesagt ich rede jetzt gleich über lakon du hast nie über lakon gesprochen.
Micz Flor
0:12:14–0:12:18
Okay, dann fangen wir jetzt mal mit Lacan so ein bisschen an.
0:12:19–0:12:28
Und zwar springe ich dann nochmal raus, um jetzt diese Lacans-Aufteilung,
0:12:28–0:12:34
die für ein mögliches lacanianisches Verständnis des Films interessant wäre,
0:12:34–0:12:37
wäre natürlich diese Dreiteilung in das Imaginäre,
0:12:38–0:12:41
in das Symbolische und in das Reale.
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Das sind so drei große Begriffe, die ich, wo ich überlegt habe,
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wie könnte ich das gut erklären und bin dann auf Joseph Kosuth aus den 60er Jahren,
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hat der ein Bild gemacht, das heißt One and Three Chairs.
0:13:00–0:13:05
Und dieses Bild One and Three Chairs, diese Arbeit besteht aus einem echten
0:13:05–0:13:08
Stuhl, wie wir ihn angreifen können, der vorne steht,
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dem Foto dieses Stuhls an der Wand und einem in Georgia, glaube ich,
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ausgedruckten, eine Definition aus dem Lexikon, was ist ein Chair.
0:13:21–0:13:31
Also wir haben dann hier einerseits eben das Imaginäre, das Bildhafte des Stuhls.
0:13:32–0:13:37
Wir haben das Symbolische des Stuhls, also das Wort Chair, ausgeschrieben.
0:13:38–0:13:43
Und wir haben, und da muss ich jetzt stoppen, weil jetzt wird es nämlich bei
0:13:43–0:13:44
Lacan ein bisschen anders.
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Wir haben in Anführungszeichen das Reale, also den Stuhl, würde man denken, den man anfassen kann.
0:13:50–0:13:55
Aber bei Lacan ist es ein bisschen anders, weil das Reale ist eben nicht der
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Stuhl, den wir anfassen können, sondern alles Reale ist das,
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was wir weder imaginär noch symbolisch erfassen können.
0:14:02–0:14:13
Also das, wofür wir keine Bilder oder Signifikante oder Signifikate haben.
0:14:13–0:14:25
Das heißt, das Reale ist nicht von uns über eine symbolische Ebene auch beschreibbar oder erfassbar.
0:14:25–0:14:31
Und es gibt diesen Blick auf Solaris, in dem man sagt, dieser Planet Solaris
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ist in gewisser Weise das Reale.
0:14:35–0:14:41
Das Reale, in dem da Dinge passieren, die einfach für uns nicht erfassbar sind, erfahrbar sind.
0:14:42–0:14:48
Das ist ja diese ganze Solaristik, tut ja genau das, versucht einfach Daten
0:14:48–0:14:52
zu sammeln, um da irgendeine Struktur reinzubringen, um da irgendwas festzustellen.
Florian Clauß
0:14:52–0:14:56
Das Reale, die Black Box, die sich jeder Erkenntnis entzieht.
Micz Flor
0:14:59–0:15:02
Das Reale ist das, was wir, also das Imaginäre ist im Prinzip,
0:15:03–0:15:04
da geht es um das Bildhafte, um das Körperbild.
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Hauptsächlich das Körperbild, das ist diese Welt, in der wir Einheit suchen,
0:15:12–0:15:13
Abgegrenztheit suchen.
0:15:14–0:15:19
Das verknüpft Lacan sehr stark und das ist jetzt wieder ein Sprung in den Film
0:15:19–0:15:24
von Soderbergh. Da gibt es eine Szene in der, wie heißt die nochmal, Raya oder sowas, ne?
Florian Clauß
0:15:26–0:15:26
Raya.
Micz Flor
0:15:26–0:15:27
Raya, Raya.
Florian Clauß
0:15:27–0:15:31
Raya. Ah, da ist es genau die Buchstabenreihenfolge umgekehrt,
0:15:31–0:15:32
ne? Das macht der ja gerne.
Micz Flor
0:15:32–0:15:36
Ja, und das, wer dann weiß, dass es kein V drin gibt, oder?
Florian Clauß
0:15:38–0:15:38
Harvey.
Micz Flor
0:15:39–0:15:39
Harvey.
Florian Clauß
0:15:40–0:15:43
Ja, aber Reha wird dann auch in verschiedenen...
Micz Flor
0:15:43–0:15:44
Ah, okay.
Florian Clauß
0:15:45–0:15:45
...unterschieden.
Micz Flor
0:15:47–0:15:50
Weil wir in der letzten Folge mal Harvey gesagt haben.
0:15:50–0:15:56
Es gibt, Raya, sage ich jetzt mal, Raya hat eine Szene, in der sie sich im Spiegel sieht.
0:15:57–0:16:00
Und das Spiegelstadium und Lacroixs Interpretation des Spiegelstadiums spielt
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da eine wichtige Rolle, weil das Spiegelstadium ist etwas, es gibt auch den
0:16:06–0:16:10
Spiegeltest, welche Tiere können sich im Spiegel erkennen.
0:16:10–0:16:13
Da gibt es diese Klassiker, dass man zum Beispiel auf dem Delfin hat so ein
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kleines Fleckchen montiert und der checkt dann im Spiegel irgendwann,
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dass er da was in der Flosse hat und versucht das wegzumachen.
0:16:20–0:16:23
Welche Tiere können das, welche Tiere können das nicht.
0:16:24–0:16:26
Also es war keine Frage, aber...
Florian Clauß
0:16:28–0:16:31
Nein, ich will nicht wieder über Tintenfische reden.
Micz Flor
0:16:31–0:16:33
Genau, der kann das nämlich nicht zum Beispiel.
Florian Clauß
0:16:34–0:16:35
Ich habe überhaupt keine Ahnung.
Micz Flor
0:16:35–0:16:40
Der Tintenfisch kann das nicht, aber wie der erwarten kann, der Putzerfisch kann das.
0:16:40–0:16:48
Der Putzerfisch kann Farbflecken im Spiegel erkennen und dann auch wieder entfernen.
0:16:48–0:16:52
Und es ist für die menschliche Entwicklung so ein wichtiger Moment,
0:16:53–0:17:00
dass man sein Spiegelbild erkennt und dann, und das ist eben dann Lacans Beschreibung
0:17:00–0:17:02
dieses Momentes zwischen 6.
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Und 18. Monat, wo das passiert, dass Lacan und das war jetzt wirklich so,
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bei Samuel habe ich glaube ich genau das gesagt,
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als ich gemerkt habe, Samuel erkennt sein Bild im Spiegel, im Badezimmer beim
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Zähneputzen, das gesagt wird, ja, das bist du.
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Einer hat das Bild gezeigt. Das bist du. Und Samuel sieht sich gerade immer als du.
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Also in der Sprache ist er noch so, wir haben immer Konflikte,
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wenn ich zum Beispiel sage, magst du das Essen oder soll ich das Essen? Dann sagt er du.
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Und dann denke ich, er sagt natürlich mir, ich soll das Essen,
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weil ich bin ja für ihn du, aber er sagt du, weil er ist ja du,
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wenn man ihn immer mit du adressiert. Möchtest du das Essen?
Florian Clauß
0:17:47–0:17:49
Das passiert mit Kindern von Psychotherapeuten.
Micz Flor
0:17:49–0:17:55
Will ich nur sagen. Genau, wir sind also schon früh in einem angemessenen Raum
0:17:55–0:17:58
der Frustration, um die Autonomieentwicklung des Kindes zu fördern.
Florian Clauß
0:17:58–0:18:00
Ein total empathisches Kind.
Micz Flor
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Genau, muss für Papa mitdenken. Aber Lacan sagt eben, wenn das Kind sich im
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Spiegel erkennt, bekommt es von meistens den Eltern von irgendjemand gesagt,
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Und dann passiert ja etwas, dass das Kind nicht sagt, das bin ich,
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sondern das Kind hat auf einmal einen Blick auf sich, wie die Gesellschaft es auch auf sich hat.
0:18:24–0:18:28
Also da entsteht nochmal ein Körperbild, was nicht so fragmentiert ist,
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wie wenn man sich selber sieht und sieht die Hände und die Füße,
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sondern da sieht man sich als ganzen Körper.
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Und das ist das imaginäre also dieses körperbild
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was wir dann auch eben immer wieder weil wo
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auch ganz schön finde ich haben wir in der ersten folge über das buch gesprochen
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haben da hatte ich das nämlich auch schon erwähnt glaube ich mit lack wie dieses
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baby vom planeten generiert wird und sich dann so komisch bewegt was beton wahnsinnig
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macht er wird ja quasi wahnsinnig aber er wird wahnsinnig wegen dessen,
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was da passiert und nicht, weil er sich dann einbildet, dass es passieren wird.
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Und das, was der Planet da macht, das ist ja der Horror.
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Das ist ja der Körper, der quasi eins zu eins wie das Kind von Fechner dargestellt wird.
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Aber er zerreißt sich vor den Augen. Also er tut etwas, was den Körper,
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also das Körperbild in Bertrand wird zerrissen durch das, was er da sieht.
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Und das Imaginäre versucht eben immer, die geschlossene Gestalt im Körper irgendwie herzustellen.
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Wir orientieren uns an diesen Körperbildern.
Florian Clauß
0:19:31–0:19:36
Und dadurch, dass das Kind sich da nicht symmetrisch verhält oder emotional
0:19:36–0:19:40
nachvollziehbar, ist es dann quasi zerrissen.
Micz Flor
0:19:40–0:19:45
Es ist einfach, das ist der Horror hinter der Welt. Und das ist quasi der Horror auch im Realen.
0:19:45–0:19:51
Das, was Macron real nennt, ist halt eben das, wo alle Ordnungen, die wir versuchen,
0:19:51–0:19:57
auf der imaginären oder auf der symbolischen Ebene herzustellen,
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über Sprache oder über Bilder, dahinter ist halt das Reale.
0:20:02–0:20:06
Das können wir nicht wirklich erschließen, aber es ist unser großer Wunsch,
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dass was wir oben drüber stülpen, dass das immer in der Lage ist,
0:20:10–0:20:16
dieses dahinter zu bändigen oder zu beschreiben.
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Und das, was Solaris als Planeten macht, das sind ja diese 100 Jahre Solaristik,
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ist ja wirklich das, was Lem dann irgendwie auch versucht als Grundlage.
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Was ist denn, wenn wir gar nichts verstehen von dem, was vor uns ist?
0:20:32–0:20:36
Dass der Planet dauernd etwas tut, was auch erfasst und gemessen und sowas wird,
0:20:37–0:20:42
aber was in sich selbst nicht symbolisch wird oder auch bildhaft nicht geschlossen
0:20:42–0:20:44
bleibt, sondern das wiederholt sich alles nicht.
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Dann nennen die das halt die Symmetriaden oder die Asymmetriaden.
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Aber in sich selbst fühlt sich das beim Lesen schon wie ein Kompromiss an.
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Im Prinzip entstehen da Formen und keines wie die anderen.
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Man weiß nicht, wie die funktionieren. Das heißt, der Planet ist das Reale im
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Lacan'schen Sinne als etwas, was wir weder imaginativ oder über das Bild,
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über ein Körperbild oder über die Symbolik, über die Sprache beschreiben,
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erfassen und damit auch irgendwie kontrollieren können.
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Und das ist halt dann auch eigentlich ein Horror, ein großer Schrecken.
0:21:18–0:21:19
Es ist unkontrollierbar.
Florian Clauß
0:21:19–0:21:21
Und jetzt sind wir zurück zum Film.
Micz Flor
0:21:21–0:21:29
Und im Film ist es so, dass dieses Spiegelbild, also das Reha,
0:21:29–0:21:32
sieht sich irgendwann im Spiegel in diesem Film.
0:21:32–0:21:36
Und das ist dann auch der Moment, was du bei Tarkovsky auch beschrieben hast,
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wo die Frau eine eigene Identität, ein eigenes Selbstverständnis nochmal entwickelt.
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Und das ist im Film, finde ich, schon ganz gut hergestellt über diesen Moment,
0:21:51–0:21:54
also über ein Bild zu schauen, über ein Spiegelbild zu schauen,
0:21:54–0:21:56
sich nochmal im Ganzen zu sehen, sich geschlossen wahrzunehmen.
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Ich bin in dieser Welt, ich sehe die Welt dahinter.
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Das finde ich, ist da schon ganz gut an Lacroix anzulehnen. Ich glaube nicht,
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dass es vielleicht so geplant war, aber man kann es so anlehnen.
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Und dann entsteht etwas, was ich auch ganz interessant finde,
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dass wir bei Soderbergh wie auch bei Tarkovsky immer wieder auch Bilder aus
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der Erde haben, von der Erde haben.
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Bei Tarkovsky sind es aber hauptsächlich Bilder, oder du hattest auch gesagt,
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dass da was noch rausgeschnitten wurde, in der die Frau nicht vorkommt.
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Die Frau hat dann nur uns erzählt, weil die Bilder von der Frau im Fiebertraum,
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ist das da gemischt? Ja. Ja doch, okay.
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Und bei Rea ist es so, dass wir.
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Bilder auch von Calvin und Rea auf der Erde sehen, als Rückblick,
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um das alles zu verstehen.
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Die Geschichte ist ja die, dass Calvin, seine Frau hat sich umgebracht.
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Er fühlte sich im Buch schuldig, weil er hatte da Giftspritzen im Schrank liegen
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lassen und er wusste, dass sie ein bisschen instabil war.
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Im Film finde ich Clooney überhaupt nicht glaubwürdig, sondern,
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das kann man auch nochmal gleich inhaltlich drüber reden, Aber auf jeden Fall
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ist es eine andere Geschichte.
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Und zwar war sie schwanger und hat abgetrieben, ohne es ihm zu sagen.
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Das konnte ihr nicht verzeihen.
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Und sagt dann auch noch so brutale Sätze, wo sie sagt, du weißt,
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dass ich das nicht wollte, wenn ich konnte oder sowas.
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Und ich wusste nicht, dass du es so sehr willst. Und dann sagt sie,
0:23:44–0:23:47
ja, warum fragst du mich nicht?
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Das ist jetzt paraphrasiert, weiß nicht mehr. Aber der wichtige Satz ist halt,
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wenigstens irgendwas, was in diesem Haus mal lebendig wäre. Also so richtig,
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sagt man glaube ich, unter der Gürtellinie.
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Und das sind so Rückblicke, die wir auf die Erde haben.
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Und dann gibt es eben auch, und das fand ich damals beim Gucken,
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ohne es genau zu analysieren, aber fand ich interessant,
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weil anders als bei Tarkovsky hatte ich das Gefühl, dass Reha eigentlich mehr
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beschreibende Perspektive bekommt.
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Also mehr, nicht einfach nur mehr Identität bekommt, sondern auch mehr Empathie bekommt.
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Dass man beginnt, die Geschichte des George Clooneys, der halt irgendwie seine
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Frau endlich auf dieser Station wieder trifft, dass man beginnt,
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irgendwie mehr durch ihre Augen auch zu sehen, was für ein...
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Ja, der war halt so, das ist ein komisches Wort, was ich jetzt sage,
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der war so ein bisschen so ein Scharlatan. Er hatte dann halt so ein,
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The death shall have no dominion. Er hatte so ein Zitat von einem Poeten,
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irgendwie eher quasi beim ersten Kennenlernen oder beim Daten irgendwie so untergeschoben.
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Sie trifft ihn dann später nochmal in so einen Buchladen.
Florian Clauß
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Das ist aber der gemeinsame Lieblingspoet von den beiden.
Micz Flor
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Nein, es ist nämlich dann so, in dem Buch, da hat sie dann ein Buch mit Poems,
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was kennst du denn noch von ihm?
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Und er kennt nichts. Das war halt echt so ein Dating-Trick, er kennt halt dieses eine Ding.
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Und dann sagt er, ah, there's this other one that's really important.
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There was a man from Kentucky, hat sie irgendwie gesagt. Und dann merkst du
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halt so, der hat sie halt so rumgekriegt.
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Und er sagt auch beim ersten Mal, wo sie sie sehen, wo Giberian dann sagt,
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She's difficult, but she's worth it.
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Weißt du, was auch so eine sehr ekelhafte Sprache über die Frau ist.
0:25:48–0:25:51
Und dann sagt Clooney...
Florian Clauß
0:25:51–0:25:52
Ja, sie ist kompliziert.
Micz Flor
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Ja, sie ist kompliziert, aber sie ist es wert. Und dann sagt er,
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genau, und dann sagt Clooney, Maybe she needs a therapist.
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A shrink. Vielleicht braucht sie einen Therapeuten. Das ist irgendwie so, das ist ekelhaft.
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Also wenn man das im Rückblick dann auch so mitbekommt, aber man lässt es anfangs
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so durchgehen, aber dann nach diesem Spiegelbild beginnt eben auch sie die Geschichte zu erzählen.
Florian Clauß
0:26:15–0:26:18
Shrinking ist therapieren. Shrinking.
Micz Flor
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Genau, Shrink. Wie Schrumpfkopf.
Florian Clauß
0:26:23–0:26:24
Ungefähr das Gleiche.
Micz Flor
0:26:24–0:26:30
Ja, so. Und da fand ich jetzt beim nochmal, also ich fand damals,
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fand ich es interessant,
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dass man ihr, oder Soderbergh in dem Fall, ihr einen Teil der Geschichte übergeben
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hat, dass sie die selber erzählen kann, dass nicht nur über sie gesprochen wird
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und sie quasi eine Identität bekommt,
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sondern auch, dass sie in der Vergangenheit eine eigene Meinung bekommt.
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Und da ist eine Szene, die finde ich auch bildhaft sehr schön,
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wo sie mit Giberian, der von der Station kommt, und eben Chris auf der Erde im Gespräch sitzt.
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Und du siehst einfach, der Ton ist dann irgendwie runtergedreht und sie sitzt
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halt so da, so ein bisschen lost.
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Ja, nicht lost, sondern das ist eher so...
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So eine Mischung aus wütend und enttäuscht und reißt sich aber zusammen.
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So, er sitzt halt einfach ergeben und sieht vor sich ohne Ton zwei Männer,
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die halt irgendwie die Welt erklären, so Mansplaining mäßig.
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Und dann zum Schluss noch Clooney, ich muss mich korrigieren,
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der hat doch andere Blicke noch drauf, auf der Erde im Rückblick,
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aber in der Raumstation hat er nur einen Blick.
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Und dann guckt er sie an und das ist wirklich sehr gut gespielt.
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So ein bisschen so so ach streng dich doch ein bisschen mehr an aber egal was
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das irgendwie merkst du dass das er sie nicht gut das.
Florian Clauß
0:27:50–0:27:55
Ja es ist alles sehr klischeehaft erzählt also die ganze die ganze die ganze
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backstory von denen diese ganze konflikt zwischen denen das ist alles so ein
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bisschen so und diese diese Nullerjahre New York,
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Ästhetik, wo die dann halt irgendwie...
Micz Flor
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Mit Regen.
Florian Clauß
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Mit Regen, bisschen Blade Runner dazu. Also ich finde das sehr,
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flach. Die ganze Geschichte ist extrem flach zwischen den beiden.
Micz Flor
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Und dann ist es halt so, das wollte ich noch sagen, für das Storytelling mit
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ihr, was ich interessant finde, ist, das ist jetzt dann wieder eher so ein Sprung in die,
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Psychoanalyse. und zwar gibt es den Begriff der projektiven Identifikation und den kann man,
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also ich sage Ihnen jetzt mal an einem schlechten Beispiel aber das macht es
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irgendwie fühlbar du bist jetzt irgendwie mit jemand und du bist so in einem
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Konflikt wir beide sind im Konflikt,
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wir haben jetzt 300 Euro ausgegeben für das Aufnahmegerät und wir wollen 50-50
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und ich rücke das Geld nicht gleich raus,
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Und dann reden wir drüber.
Florian Clauß
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Völlig in den Haaren herbeigezogen.
Micz Flor
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Und dann würde ich zum Beispiel in dem Moment sagen, jetzt sei doch nicht so aggressiv.
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Und in dem Moment würdest du vielleicht innerlich diese Aggression so spüren,
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die dann einfach so ausgelöst wird durch mich.
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Projektive Identifikation ist das, aber ohne den spürbaren Teil.
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Der Auslöser von mir, der kommt. Du würdest stellvertretend für mich diese ganze
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Aggression des Gesprächs fühlen und ich wäre irgendwie relativ entspannt bei dem Ganzen.
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Wo projektive Identifikation, deshalb finde ich das wichtig,
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für diesen Film drinsteckt.
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Ist Björn, auch ein Psychoanalytiker aus London.
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Den hatte ich auch schon mal erwähnt, glaube ich, für Gruppenpsychotherapie
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aus den 40er, 50er Jahren.
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Der hat irgendwann mal so beschrieben, dass in dieser Beziehung zwischen Mutter
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und Kind, das war ja damals immer Mutter und Kind, also Bezugsperson Kind,
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dass das Kind sehr limitierte Mittel hat, zu kriegen, was es will.
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Das kann es weder sprachlich äußern, also symbolisch, noch kann es das irgendwie
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anders über Symbole darstellen. Das kann es nicht sagen.
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Aber es ist trotzdem so, dass das Kind dafür sorgt, dass es versorgt wird.
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Es ist süß und es ist laut und es tut diese Dinge. Und Björn hat da mal gesagt,
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dass dieser Prozess oder dieses Phänomen der projektiven Identifikation,
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das Kind sehr gut dahin bringen kann, dass es über die Mutter,
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das ist nämlich dann da, wo das Ganze ausgeliebt wird, bekommt, was es braucht.
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Also das fand ich so ganz interessant, auch in Bezug auf Solaris,
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wenn man sich überlegt, dass diese Gäste,
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die da entstehen aus dem Sud von dem Planeten Solaris, Was werden diese Gäste
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geschaffen? Die kommen dann so in die Welt.
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Und dass das auch so eine Beziehung ist, die am Anfang ja sehr symbiotisch angelegt
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ist, auch wenn die alle schon so erwachsen tun.
0:31:07–0:31:13
Aber die Frauen im Buch und in den Filmen können sich ja nicht mal von dem Mann
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trennen am Anfang. Erst mit der Zeit ist diese Trennung möglich.
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Am Anfang ist es ja so, dass wenn Chris das Zimmer verlässt,
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dann treten die die Tür ein. Nein, die werden da einfach ganz,
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also sie sind selber überrascht und die können dann, also das in dem Soderbergh-Film
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auch, kann sie sehr gut erklären, wie es sich anfühlt.
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Sie weiß aber nicht, wo es herkommt. Sie weiß ja nicht, was sie dagegen tun kann.
Florian Clauß
0:31:31–0:31:35
Ja, sie kann sich auch schneller von ihm lösen. Ja, genau.
Micz Flor
0:31:35–0:31:40
Die Emanzipation bei ihr, also diese Autonomiebewegung ist bei ihr schneller,
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deutlicher und auch, finde ich, narrativ besser angelegt.
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Also sie wird mehr Protagonistin.
Florian Clauß
0:31:48–0:31:53
Ja, weil sie aber auch eine viel stärkere Identität eben entwickelt und zeigt.
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Also das heißt, ihre ganze Backstory ist ja dann zu sehen und sie ist ja auch
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dann, sie hat ja diese Information auch mit drin.
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Das heißt, sie weiß um diesen Konflikt.
Micz Flor
0:32:08–0:32:14
Und die kriegt auch die Information, aber was ich ganz in der ersten Folge gesagt
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habe, als meine Billo-Schnell-Hüfte-Geschoss-Interpretation,
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das ist das ganze Buch, da geht es quasi nur um Prometheus, der Mann, Sperma, Calvin,
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die Station Frau und dann entsteht da quasi Leben in Utero und wird dann irgendwie
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auf dem Planeten entlassen.
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Und dass das halt auch so eine frühkünftige Entwicklungsgeschichte ist Und wenn
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ich das jetzt aber wieder aufgreife und dann dahin lege, dann könnte ich sagen,
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dass das Entstandene, also jetzt nicht Calvin, sondern die Frau, die entstanden ist,
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dass die am Anfang natürlich schon mitkommt mit so einer Ahnung.
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Also es sind Anlagen drin, die ihr helfen.
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Also es ist jetzt nicht completely blank, sondern es gibt schon Strukturen,
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die existieren, aber erst über die Interaktion mit Calvin kann sie sich entwickeln.
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Und das ist, glaube ich, ein Punkt, der gar nicht so anders ist.
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Also als am Anfang ist sie über die projektive Identifikation,
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wie zum Beispiel Schreien und Verlass mich nicht und so festhalten.
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Ist sie die Person, die trotz Orientierungslosigkeit ihn kontrollieren kann.
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Und später mit der Entwicklung und der zunehmenden Autonomie,
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dass sie sich dann auch von ihm entfernen kann, kommt sie dann halt raus aus
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dieser Symbiose langsam.
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Und er erfährt sich dann natürlich über Kelvin und, das fand ich aber ganz interessant,
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es gibt bei Soderbergh Rückblicke aus der Erde, von der Erde,
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die nur sie haben kann, weil er ist nicht anwesend.
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Ja, also das heißt, wir haben ja die ganze Zeit in dem Buch und auch bei Tarkovsky
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so dieses Gefühl, alles was sie sein kann,
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ist etwas, was sie von ihm weiß oder was er als Bilder mitgebracht hat.
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Aber es gibt die Szenen des Suizids bei Soderbergh, in denen ihre Geschichte,
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ihre Bilder ohne seine Anwesenheit erzählt werden.
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Und das ist also ich
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sagen ich finde das ich finde das so ein bisschen beides auf der einen
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seite finde ich das inkonsequent wenn man jetzt einfach nur
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auf das material des buchs schaut das dann auf einmal man für den filmischen
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effekt dann diese wunderschöne frau auch zeigt wie sie einfach auch ab in abwesenheit
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von kelvin dann irgendwie dinge erlebt.
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Ich fand es aber vor dem Hintergrund dieser Autonomiebestrebung interessant
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zu sehen, dass es an diesen Punkt kommt,
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wo die eigene Geschichte irgendwann notwendigerweise eine Geschichte wird,
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ohne die Anwesenheit des versorgenden Menschen in der Symbiose.
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Und dass sie dann deshalb auf einen übertragenen Sinne irgendwann in der Lage
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ist, auch ihre eigene Geschichte zu interpretieren. In den Bildern,
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wo Calvin anwesend ist, was ich vorhin beschrieben habe, sowieso schon.
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Da sieht man sie auf einmal in ihrer resignierten Wut ihm gegenüber.
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Da sieht man das Unglück, dieses Gefühl nicht gesehen zu werden.
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Und später dann bis hin zu dem Punkt, wo Bilder entstehen in ihr,
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die wir dann auch sehen dürfen als Zuschauer, die völlig ohne die Mutter Calvin passieren können.
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Das fand ich so ganz, ganz interessant.
Florian Clauß
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Ja gut, aber ich meine, die Frage ist halt irgendwie so, ist es jetzt eine Perspektive
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auf die Figur, wie sie dann auf der Station erscheint?
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Oder ist es eher so eine Backstory oder eher Material für die Backstory,
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die zu dieser Traumatisierung dann geführt haben bei Chris Calvin?
Micz Flor
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Es fühlt sich an wie Backstory, aber die halt eben...
Florian Clauß
0:36:12–0:36:17
Ja, und dann ist die Frage, was ist denn jetzt diese Figur auf der Station,
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was hat die denn noch für eine Rolle?
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Also dann vermischt sich ja dann quasi.
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Also du kriegst ja Informationen, die sie eigentlich nicht haben kann,
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die sie aber dann trotzdem hat.
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Oder löst sich das ja nicht auf?
Micz Flor
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Ne, genau. Und das bleibt halt dann viel mehr noch.
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Hoffnungsvoll. Also auch wenn die Geschichte sich genauso abspult wie im Buch
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und so, also zum Schluss wird auch sie annihiliert von Gordon.
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Das muss man vielleicht auch noch erwähnen.
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Es ist ja so, dass Lems Buch nur Männer in Entscheidungsposition zeigt irgendwie
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und man hat so ein bisschen das Gefühl,
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dass Soderbergh sagt, nee, also da müssen wir ein bisschen diverser werden und
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hat dann quasi gleich eine Frau und eine schwarze frau irgendwie in einer person
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zusammengebracht um das glaube ich ein bisschen auszuhebeln.
Florian Clauß
0:37:11–0:37:15
Ja das waren die nuller jahre ich meine das war jetzt natürlich auch klar.
Micz Flor
0:37:15–0:37:19
Ich finde das ja gleichzeitig richtig aber andererseits auch ein bisschen heavy
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handed so in der art also das ich.
Florian Clauß
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Fand die figur aber jetzt auch nicht so wie den ursprünglichen Sartorius weil
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sie ja wirklich so die diejenige ist die dann halt auch die richtigen entscheidungen
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im richtigen moment trifft also am
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Ende, wenn dann halt der Planet sich beginnt aufzublasen, ja,
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das dann halt auch, jetzt müssen wir los.
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Also klar, ich meine, die Frage ist ja, woher kommen diese blutigen Handspuren?
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Das wird ja dann auch aufgelöst.
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Das ist ja noch so, das ist dann das Blut am Anfang von den,
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von, wenn du, wenn wir dann Chris Calvin auf der Station ankommen sehen,
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sehen wir überall Blutspuren und das hat auch diesen Horror-Effekt, Effekt.
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Man weiß noch nicht, ob es jetzt ein Horrorfilm ist oder wie sich der Film entwickelt.
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Und entweder ist eben dann Gordon diejenige, die dann dieses Frankenstein-Wissenschaftlerin
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ist, die Monster dann irgendwie auseinanderbaut.
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Oder die kommen woanders her, wie sie Blutsprache.
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Und das kriegen wir dann am Ende mit, weil auch da kann man nochmal vielleicht
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sagen, dass diese Figur des Snout, die ist großartig gespielt,
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von Snow, von, wie heißt der Schauspieler?
Micz Flor
0:38:37–0:38:39
Ich habe den Namen vergessen.
Florian Clauß
0:38:39–0:38:43
Aber der spielt öfter solche Rollen.
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Also so ein völlig wirren Typ, der so sehr abgehakt spricht,
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aber gleichzeitig sehr magisch daherkommt.
Micz Flor
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Ja, also es ist ein ganz anderer Charakter. Er heißt Snow, nicht Snout.
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Er ist irgendwie jung, hört Rap und hat halt eben auch so eine Handgestik irgendwie
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drauf und fängt immer Sätze an.
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So, dass er aber dauernd bekifft ist, macht er die Sätze irgendwie fertig.
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Aber es gibt immer so Momente, wo er den Satz anfängt und dann verliert er seinen
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eigenen Faden nach drei Worten und dann guckt er kurz den Geiste,
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dann fällt ihm ein gutes Wort ein und dann sieht man so ein bisschen den Stolz
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in seinem Gesicht, dass ihm dieses Wort eingefallen ist.
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Und dann sagt er das Wort und macht einen Punkt dahinter.
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Aber irgendwie hält der Satz nicht.
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Aber neben gehackten ist es dann so, dass eben rauskommt. Und das ist natürlich
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auch noch ein interessanter Aspekt von der Dianze, dass der Snow,
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den wir sehen, ist ein Gast.
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Also ist eine künstliche Menschine von Solaris hergestellt.
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Und er erklärt es dann auch zum Schluss, dass er sein in gewisser Weise.
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Sein Original umgebracht hat, weil er erklärt, er sagt, ja, ich war hier irgendwie,
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stellt euch mal vor, wie es mir geht, ich bin auf die Welt, ich kann das jetzt
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nicht so, aber ich bin auf die Welt gekommen und in den ersten zehn Sekunden
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muss ich mich selbst umbringen, damit ich überhaupt hier sein darf und sowas.
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Also er erzählt es dann so, irgendwie traumatisiert, aber irgendwie auch teilnahmslos.
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Und er ist dann halt eine Menschine, die ohne äh ohne ja, gegenüber über sich
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entwickelt hat, sozusagen.
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Er war einfach auf dem Chef und wurde dann halt...
Florian Clauß
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Ja, aber es wird berichtet, es ist nicht so aggressiv, dass er dann quasi so
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wie bei Körperfresser kommt, wo
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dann halt die ausgebrüteten Kopien dann anfangen, die Wirte zu ermorden.
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Sondern es ist so, dass es ein Unfall wohl war.
Micz Flor
0:40:54–0:40:59
Nee, der andere wollte ihn umbringen. Er hat sich quasi nur gewehrt.
Florian Clauß
0:40:59–0:41:06
Ja, genau. Genau, er wollte eben nicht umgebracht werden, also er ist auch nicht
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so das aggressive Potenzial, was man hier vermuten könnte.
Micz Flor
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Und dadurch, dass bei Soderbergh diese Liebesgeschichte auch noch mehr nach vorne gebürstet wird,
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ist auch dieser Moment, der im Buch und in Tarkovsky ist, dieser Moment, wo Rhea erfährt,
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dass vorher schon mal eine da war,
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die dann weggeschickt wurde und jetzt irgendwie um den Planeten kreist.
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Das kriegt sie von Gordon gesagt und das zu hören, da ist man,
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finde ich, schon so weit auch als Zuschauer identifiziert mit Rea,
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dass das wirklich alles nochmal auf den Kopf stellt.
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Also gerade in dem Moment, wo man wirklich sich geöffnet hat dafür,
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dass da was sein, dass da doch was ist und dass das alles irgendwie eine Bedeutung
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hat, sich entwickelt und dass man sich da vielleicht, dass man da durcharbeiten könnte.
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In dem Moment wird dann auf einmal beides klar.
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Das eine ist, dass sie sich schon mal umgebracht hat und er sie auch schon mal jetzt wieder.
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Und das zweite auch, dass sie nicht einzigartig ist, dass sie eine andere ist.
Florian Clauß
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Ja, es wird quasi die ganze Individualität, das Konzept der Individualität wird
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komplett über den Haufen gestellt, über den Haufen geworfen.
Micz Flor
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Ja, und die Die Einzigartigkeit der Beziehung und so auch. Und dann ist natürlich
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sie auch nichts weiter als Trophy Wife für Calvin.
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Also dann ist es halt so, okay, sie sieht super aus.
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Sie ist ein bisschen kompliziert, aber sie ist es wert.
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Die hätten bestimmt hübsche Kinder gehabt, aber sie hat abtreiben lassen.
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Dann ist er ausgezogen, hat sie sich umgebracht.
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Dann schickt er sie wieder weg im Weltraum. Dann kommt sie nochmal dazu und
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sagt, okay, wir bleiben zusammen.
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Er meint es auch diesmal ernst. Und irgendwie kann man das dann alles so nicht
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mehr so richtig glauben.
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Aber wie wir dann erfahren, ich binde an die Anfangsszene an mit dem geschnittenen Finger,
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sehen wir im Abschluss Calvin wieder in genau seiner Küche, auch wieder am Gemüse
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schneiden, auch wieder am Hacken.
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Wir wissen nicht, was wirklich passiert ist mit dem sich ausdehenden Solaris.
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Er schneidet sich den Finger, er hält den Finger unter das Wasser und er reibt
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und da ist gar keine Wunde.
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In dem Moment geht die Tür auf, Rea steht da.
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Und er spricht sie an und er sagt, glaube ich, am I dead oder are we dead oder sowas.
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Dann sagt sie, bin ich tot oder so.
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Und dann sagt sie, wir müssen nicht mehr in diesen Kategorien denken.
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Und dann küssen sie sich.
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Und dann ist.
Florian Clauß
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Es Ende Gelände, aus die Maus. So der Berg, so der Film.
Micz Flor
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So lala.
Florian Clauß
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Aber ich habe da nochmal so einen Interpretationsansatz. Ich weiß nicht,
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ob du den folgen kannst. Aber das wäre für mich dann immer so ein bisschen so,
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wo dann noch ein bisschen so mehr Reiz reinkommt.
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Nämlich, das geht auch so auf Gordon. Gordon hat ja, checkt ja die Situation
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und die ist ja auch so diejenige, die dann halt sagt, so Security-mäßig,
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als es darum geht, dann Ria mit zur Erde zu nehmen. Du weißt ja nicht, was passiert.
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Du weißt ja nicht, ob der Ozean, ob diese Intelligenz in irgendeiner Form dann
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auch eine Form, Also ob die jetzt dann spreaden kann.
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Und ich habe das jetzt so gesehen, das ist wirklich so ein bisschen wie bei Tanz der Vampire.
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Wenn die Bosskutsche wegfährt, wenn die Kutsche wegfährt, hinten der Vampir drauf sitzt.
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Und das ist jetzt quasi diese Entitäten, die dann aus diesem Ozean entstanden
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sind, dass die jetzt geschafft haben, auf die Erde zu kommen und dass die jetzt
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anfangen, die Erde zu besiedeln.
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Also das ist wirklich so eine Intruder-Geschichte am Ende. Ach so.
Micz Flor
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Dass das wirklich auf der Erde.
Florian Clauß
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Ist und er wirklich auch eine Kopie ist. Genau, und er ist auch eine Kopie und
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der andere ist dann halt auf der Raumstation verrottet, mit dem Kind zusammen,
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aber dass seine Kopie mitkommt auf die Erde mit ihr zusammen und dass die dann
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halt wirklich so die Erde kolonialisieren.
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Das fände ich jetzt mal ein gutes Ende.
Micz Flor
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Wow.
Florian Clauß
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Also es ist halt Tanz der Vampire. ja interessant aber wir sind jetzt auch hier
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am ende unserer tour übrigens ja.
Micz Flor
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Das war es also das waren jetzt für euch drei folgen die letzten zwei zunehmend
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langsamer vielleicht aber ich hoffe es war jetzt noch nahrhaft wir.
Florian Clauß
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Sind wir sind jetzt biessdorf wir sind jetzt biessdorf hier ist schloss biessdorf
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das ist öfters mal ein ausflugsziel für uns am sonntag hat biessdorf Wahnsinnig.
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Biesdorf hat einen Café, hat eine kleine Galerie.
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Der Schlosspark ist wirklich einen Ausflugsstil wert.
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Und mit dieser Bahn fahren wir jetzt zurück.
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Ich muss auf jeden Fall zum Bahnhof Lichtenberg.
Micz Flor
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Okay.

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