"Resonanz (als Zurück-Tönen) bezeichnet das In-Beziehung-Treten zweier Seiten oder Entitäten, die mit je eigener Frequenz schwingen, oder die, bildlich gesprochen, mit je eigener Stimme sprechen." - Hartmut Rosa (2019: 21)

Bei einem vorweihnachtlichen Spaziergang durch Charlottenburg spreche ich mit der Psychotherapeutin Anja Ulrich über „Sozialenergie“ (Günter Ammon), über „Soziale Energie“ (Hartmut Rosa) und darüber, wie sich diese Form psychischer Energie in der Gruppentherapie zeigt. Es geht also um Energie, weshalb es uns passend erscheint, dass wir die Tour vor dem ehemaligen Bewag-Abspannwerk in der Leibnizstraße, Ecke Niebuhrstraße, beginnen. Heute unter dem Namen „MetaHaus“ bekannt, versorgte das Gebäude mit Stahlskelett und roter Klinkerfassade seit den späten 1920er-Jahren Charlottenburg mit Strom. Der Begriff „Soziale Energie“ zieht, vor allem wegen der Forschung des Soziologen Hartmut Rosa, immer größere Kreise. Anja Ulrich und ich finden viele vertraute Ideen in seinen Gedanken, da unser Ausbildungsinstitut seit den 1970er-Jahren mit dem Konzept der „Sozialenergie“ der Psychoanalyse eine Weiterentwicklung bescherte. Der Psychiater, Psychoanalytiker und Mitbegründer unseres Ausbildungsinstituts, Günter Ammon, hat in seinem Theoriegebäude die Triebenergie Freuds (Libido) durch die Sozialenergie ersetzt. In den Shownotes verlinkt: ein längerer Artikel von 1982. Trotz vieler Gemeinsamkeiten gibt es auch deutliche Unterschiede. Hartmut Rosa, aufbauend auf seinem Konzept der Resonanz, beschreibt Soziale Energie als relationales Phänomen, das in Resonanzbeziehungen entsteht. Energie ist hier keine individuelle Ressource, sondern eine dynamische, zirkuläre, nicht speicherbare Qualität gelingender Interaktion, die Menschen im Kontakt belebt und transformiert. Günter Ammon versteht Sozialenergie als gruppendynamisch erzeugte psychische Kraft, die die Ich-Struktur aufbaut und Identitätsentwicklung ermöglicht. Während Rosa einen phänomenologisch-soziologischen Fokus auf Resonanz legt, betont Ammon die strukturbildende Funktion sozialer Felder im Rahmen der Dynamischen Psychiatrie. Die heutige Tour führt uns vorbei an den Läden der Wilmersdorfer Straße, zur Deutschen Oper, über den Richard-Wagner-Platz, die UdK, die Paris Bar und schließlich zum Berliner Institut der Deutschen Akademie für Psychoanalyse in der Kantstraße. Dann ist der Ofen aus.

Shownotes

Mitwirkende

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Micz Flor
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Anja Ulrich

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:04
Gibt es hier irgendwas? Ist das da drüben ein Kraftwerk mal gewesen oder so? Irgendwas?
Anja Ulrich
0:00:04–0:00:08
Da wurde irgendwas mit Elektrizität gemacht. Ich glaube, man kann auch noch
0:00:08–0:00:11
so was Turbinenartiges in der Mensa da sehen.
Micz Flor
0:00:12–0:00:16
Dann gehen wir da hin und können da mit dem Energiewalk anfangen.
Anja Ulrich
0:00:16–0:00:17
Ah, ja!
0:00:20–0:00:23
Wir wollen noch gucken, wie die Energie so fließt.
Micz Flor
0:00:23–0:00:23
Ja, genau.
Anja Ulrich
0:00:24–0:00:26
Hallo Michael, schön, dass wir heute wieder einen Podcast machen.
Micz Flor
0:00:26–0:00:29
Ja, Anja, ich freue mich auch total. Ich freue mich seit dem 30.
0:00:29–0:00:31
Januar, dass wir das wieder machen.
0:00:31–0:00:34
Es geht heute um Energie und deshalb haben wir...
Anja Ulrich
0:00:34–0:00:36
Das Meta-Haus.
Micz Flor
0:00:36–0:00:37
Das Meta-Haus, genau.
Anja Ulrich
0:00:37–0:00:38
In der Leibnizstraße.
Micz Flor
0:00:39–0:00:44
Wobei, Meta-Haus ist eine Untertreibung. Das ist mindestens 40 Meter hoch.
0:00:46–0:00:52
Ja, Folge 92 nehmen wir jetzt auf. Es geht um Sozialenergie oder soziale Energie.
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Ich hatte das, glaube ich, sogar, da müsst ihr jetzt nochmal nachhören, damals angekündigt.
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Es gibt aktuell, habe ich dir auch geschickt, den Soziologen aus Jena und der
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auch in Erfurt arbeitet, der über die beschleunigte Gesellschaft,
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über die Resonanz, über die Unverfügbarkeit Bücher geschrieben hat,
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die auch sehr viel gelesen wurden.
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Also wirklich auch spannende Konzepte dahinter.
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Da kommen wir wahrscheinlich auch noch drauf im Zusammenhang mit dem,
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was er jetzt gerade macht.
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Er beschäftigt sich jetzt gerade mit dem Begriff soziale Energie.
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Und dazu gibt es noch gar nicht so viel in Writing. Da gab es in der Zeit mal
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einen längeren Artikel zu, der auch online noch einsehbar ist.
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Den hatte ich dir geschickt.
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Der ist über seine Erfurt-Seite mitverlinkt.
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Und er hat dieses Konzept von sozialer Energie jetzt auch bei der UNESCO vorgestellt
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2024 am Humboldt-Forum oder in der Humboldt-Uni, müsste ich nochmal gucken,
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können wir alles dann auch unten verlinken.
0:01:52–0:02:02
Und wir beide haben am Lehr- und Forschungsinstitut LFI, der Deutschen Akademie
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für Psychoanalyse, DAP.
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Unsere Aus- und bei dir auch noch eine Weiterbildung gemacht in psychodynamischer Psychotherapie.
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Und der Gründer des Instituts Günther Ammann,
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der da seit den 60ern arbeitet, der hatte spätestens mit dem großen Artikel
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von 1982 im zweiten Handbuch der
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dynamischen Psychiatrie den Begriff der Sozialenergie, also als ein Wort,
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bestimmt.
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Und ich hatte dann irgendwie immer mal den Wunsch, diese beiden Ideen so ein
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bisschen aneinander zu reiben und zu gucken, wie passt das zusammen.
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Auch so als Idee, wenn jemand von in Anführungszeichen oben kommt über die Soziologie
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auf den Mensch und dem gegenüber jemand von unten kommt, sage ich mal,
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also als Psychiater und Arzt, dann in die Psychotherapie, Psychologie reinwächst.
0:02:56–0:02:59
Wie trifft sich das? Wie kann das miteinander umgehen?
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So, das war so mein Wunsch. Und natürlich, ich hätte mir alles Mögliche ausgedacht,
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nur mit dir mal wieder eine Tour zu machen.
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Aber das ist doch jetzt ein naheliegendes Thema.
Anja Ulrich
0:03:14–0:03:18
Ja, also das würde mich natürlich schon sofort interessieren,
0:03:18–0:03:24
was dafür gesorgt hat, dass du geglaubt hast, ich könnte dafür eine gute Gesprächspartnerin sein.
Micz Flor
0:03:26–0:03:31
Ich dachte, der letzte Podcast war ja auch, was ist eigentlich systemische Therapie?
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Da bist du ja nicht unbedingt weit entfernt von Zusammenhängen,
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die über das Intrapsychische oder Interpersonelle hinausgehen.
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Also Dinge ein bisschen weiter zu sehen, vernetzter zu sehen,
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codependent zu sehen, interdependent zu sehen vielleicht.
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Und wir haben uns auch im Rahmen der Weiterbildung zur Gruppenpsychotherapie
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näher kennengelernt, also eigentlich da erst so richtig kennengelernt.
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Da waren wir in der gleichen Ausbildungs-Kohorte und in Selbsterfahrung und so weiter.
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Und da ist ja auch so ein bisschen dieses Thema Sozialeinergie nicht explizit benannt worden.
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Unser Ausbilder dort in der Selbsterfahrung war der Herr Czuschke,
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der dem alles sehr nahe steht, das auch alles gelesen hat, aber jetzt doch in
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seiner eigenen Karriere, glaube ich, erst spät überhaupt darauf gestoßen ist.
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Aber es war ja immer eben am Institut bei uns auch Thema. Wir sind ja,
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es ist ja auch ein Schatz, ein Institut, das eine eigene historische Geschichte
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hat, was psychodynamisches Denken betrifft.
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Es ist also kein Weiterbildungsinstitut, wo man die Lehrbücher durchkaut,
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um dann das, was so oben schwimmt, sage ich mal.
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Mitzubekommen, sondern es gibt immer auch eine eigene Position,
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aus der heraus man denkt.
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Und da gehört die soziale Energie, finde ich, mit dazu.
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Und weil mich interessiert, wie du denkst und wie du improvisierst,
0:05:05–0:05:10
habe ich gedacht, wir nehmen uns das einfach vor. Vielen Dank.
Anja Ulrich
0:05:12–0:05:20
Ja, ich finde, es ist ja ein super spannendes Thema. Du hattest mir die Hartmut-Rosa-Sachen geschickt.
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Die habe ich mir ein bisschen durchgeguckt und mir Gedanken gemacht.
0:05:24–0:05:34
Und fand diesen soziologischen Zugang oder diesen Blick von Gesellschaft aus.
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Also du hast es eben schon gesagt, so von oben.
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Der hat mir ziemlich gut gefallen. Und ich merke aber, dass ich,
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ich glaube, bei Amon ist mir das auch schon so gegangen, also Hartmut Rosa sagt
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ja soziale Energie und Amon sagt Sozialenergie.
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Ich merke, dass ich ein bisschen auch immer denke, ach, ist irgendwie auch ein bisschen trivial.
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Und da würde ich gerne mit dir auch ein bisschen drüber sprechen heute.
Micz Flor
0:06:09–0:06:13
Ja, ich hatte, bevor wir die Aufnahmeknopf gedrückt haben, habe ich ja auch
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das gesagt, dass ich dann bei solchen Sachen mich dann irgendwie einerseits
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vorbereite, andererseits aber manchmal an den Punkt komme.
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Und das ist vielleicht genau das, was du sagst, von oben heraus, so das ist trivial.
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Und bei mir in eher so einem Gefühl von defizitärem Wissen habe ich dann das
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Gefühl, ich check's nicht wirklich. Aber das Gefühl, was ich habe,
0:06:32–0:06:34
ist eigentlich das, was du gerade sagst.
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Ja, aber es ist doch goes without saying, sagt man im Englischen.
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Muss man eigentlich nicht drüber reden. Aber irgendwie gleichzeitig hat das eine Wirkmacht.
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Es erfasst die Menschen. Also der Mann spricht da vor der UNESCO.
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Natürlich, weil er auch viele tolle Sachen geleistet hat.
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Aber auch dieses Thema passt irgendwie gut dazu.
Anja Ulrich
0:06:55–0:06:55
Total, ja.
Micz Flor
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Und ich würde dann vielleicht mal eine kurze Einleitung machen,
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oder? Und dann können wir da weitergehen.
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Wir haben ja die beiden schon benannt, deshalb ganz kurz zu den Biografien.
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Also Hartmut Rosa ist 65 geboren, ist Soziologe und Politikwissenschaftler,
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spricht auch von soziologischer Philosophie, die er betreibt.
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Er ist Professor für Allgemeine und Theoretische Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität
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in Jena und eben auch Direktor des Max-Weber-Kollegs an der Universität Erfurt,
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wo auch dieser eine Artikel verlinkt ist,
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der auch in Zeitmagazin erschienen ist. Zeit am Wochenende war es, glaube ich.
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Die drei Bücher, die ich benennen möchte, die er veröffentlicht hat,
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waren 2013 Beschleunigung und Entfremdung, ein Entwurf einer kritischen Theorie
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spätmoderner Zeitlichkeit.
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Und das Wort Zeitlichkeit finde ich halt schön. Also er macht so ganz viele,
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ganz viele Wortspiele auch, die er mit reinbaut, wo es dann so ein bisschen
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was, ehrlich gesagt, bei mir sind es dann eher Witze, keine Konzepte,
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aber ich habe da eine Affinität.
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Ich mache auch gerne Wortverdreher oder Wortumdenker.
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Dann hat er 2016 das Buch Resonanz, eine Soziologie der Weltbeziehung.
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Also das ist auch Weltbeziehung.
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Und dann 2018, das finde ich auch ein sehr schönes Konzept, das Konzept der Unverfügbarkeit.
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In Klammer Unruhe bewahren.
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Und da zum Beispiel habe ich auch mal ein Interview, ich weiß gar nicht mehr,
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gehört oder gelesen oder gesehen, wo er über seine Katze sprach.
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Wie er seine Katze ihn auf dieses Buch gebracht hat, weil die lässt sich nicht einfach so greifen.
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Die ist nicht immer verfügbar, sondern gerade eine Katze ist ja auch so das Klischee der Katze.
Anja Ulrich
0:08:55–0:09:05
Weil die Katze so ist. Jetzt sind wir gerade am S-Bahnhof Charlottenburg.
Micz Flor
0:09:06–0:09:10
Stuttgarter Platz, wo wir uns vorgestern ein bisschen weiter hinten auch in
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der Intervisionsgruppe getroffen haben.
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Also wir sind gerade sowieso über Sozialenergiegruppen Weiterbildung miteinander verbunden.
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Und ganz kurz noch zu Günther Amon, der ist 1918 geboren und 1995 verstorben,
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war Psychiater und Psychoanalytiker und hat eben, wie ich schon gesagt habe,
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die Deutsche Akademie für Psychoanalyse gegründet und auch das Lehr- und Forschungsinstitut,
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was es heute noch gibt, in der Kantstraße.
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Und der zehn Jahre lang an der Menninger Foundation Amerika geforscht hat,
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wo er dann auch 1959 sein erstes Buch veröffentlicht hat, The Theoretical Aspect of Milieutherapy.
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Milieutherapie ist auch eine
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Therapie, die immer auch eben in so einem gruppenbezogenen Denken ist.
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Also du hast keine individuelle Person, da werden wir auch später,
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glaube ich, nochmal drüber reden, weil es geht ja um Gruppenbezogenheit bei Sozialenergie.
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Nicht die eine Person, die vor dir sitzt und die ein Problem hat und das gilt
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es zu bearbeiten oder die eine Störung hat und die gilt es zu lösen,
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sondern in Milieutherapie ist quasi das Setting, die Gruppe,
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die umgebende Gruppe, manchmal auch weitergefasst zusammen mit dem Team,
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zusammen mit Ärztinnen und Ärzten,
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ist ein Milieu, in dem du mitgesundest.
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Das hat er 59 geschrieben, das war Teil der Forschung der Menninger Foundation
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und dann 1970, da war dann schon in Berlin, da gab es auch schon die DAP und
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das LFI, hat er Gruppendynamik der Aggressionen geschrieben,
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72 Gruppendynamik der Kreativität, 73 Gruppen Psychotherapie,
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Beiträge zur Theorie und Technik der Schulen, einer psychoanalytischen Gruppentherapie.
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Und das war so ein bisschen auch diese Gründungszeit, wo Gruppe nämlich in der
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deutschen analytischen Gesellschaft gar kein Thema war.
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Das war nach dem Krieg sehr orthodox.
Anja Ulrich
0:11:08–0:11:15
Es wird ja auf jeden Fall in der analytischen, also wenn man bis zu Freud zurückgeht,
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ist ja diese Ausrichtung auf Gruppen oder die Toleranz von Gruppen und Gruppenprozessen,
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ja, also das war ja eine schwere Geburt,
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weil Freud fand es nicht so besonders.
Micz Flor
0:11:32–0:11:33
Ja.
Anja Ulrich
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Es kommt ja von dieser Individuumszentrierung, auch Psychotherapie als 1 zu
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1 Setting und eher mit den Fantasien.
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Als mit der Vorstellung, wir sind irgendwie vernetzt, aber dann kann man die
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weitere psychoanalytische Entwicklung natürlich schon in Richtung Gruppe auch lesen.
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Also auch dieses Verstehen von Duade über Melanie Klein und die Objektbeziehungstheoretiker und so.
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Also Gut, sehr theoretisch. Aber es ist sozusagen so gewachsen,
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finde ich, von der One-on-One-Situation hin zu Mutter-Kind.
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Eigentlich ist nur das Kind wichtig.
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Ah nein, es ist auch die Mutter wichtig. Hey, wow, es ist auch die Familie wichtig.
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Oh mein Gott, die Gemeinde, Levin und die Gesellschaft.
Micz Flor
0:12:29–0:12:33
Die Nachbarn, die Nachbarn, die Lehrerinnen. So wird es dann immer auch Rollen geben.
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Ja, aber das wäre dann auch gleich ein Sprung zu Ammon nochmal zurück,
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zu sagen, dass zum Beispiel da die Mama-Papa-Kind-Idee mit Geschwistern und
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so, dass das dann eher sowas wie eine Urgruppe ist oder eine umgebende Gruppe.
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Und das finde ich auch ganz elegant, dass man da jetzt nicht versucht,
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auf die spezifischen Rollen der Versorgung einzugehen, die ja dann auch heute
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noch gar nicht so viel anders sind, wenn man mal mit unscharfem Blick drauf guckt, glaube ich,
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welche Rolle die Frau in einem heteronormativen Paarbeziehungs-,
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wir haben ein Kind-Setting zukommt, was der Mann so macht.
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Da hat sich vielleicht gar nicht so viel geändert, aber trotzdem einfach zu
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sagen, es geht hier um eine Gruppe, eine Urgruppe.
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Und die Gruppenerfahrung darin sind dann relevant für den Rest des Lebens und
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dann eben auch potenziell Teil von therapeutischer Arbeit.
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Das ist ganz gut, das kann man da nochmal irgendwie anhängen.
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Und bei Freud ist es so, dass ich glaube, also ganz kurz, wir laufen jetzt in
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Wilmersdorfer Straße lang. Das war deine Idee, weil wir ja über Sozialenergie
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sprechen und da geht es ja darum,
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Dass man in sozusagen einem zirkulären Beziehung oder einem reziproken Beziehungsverhältnis
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dann irgendwie einfach auch Energie bekommt, was erlebt.
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Also was ich jetzt mit dir habe, die Wilmersdorfer Straße nehme ich jetzt gar
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nicht so sehr wahr wie dich und mich natürlich, weil ich nervös bin,
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dass wir auch alles irgendwie gut über die Bühne bringen.
Anja Ulrich
0:14:05–0:14:10
Und ich mag total gerne, dass du gesagt hast, das ist ja auch sowas Zirkuläres
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und wir stehen jetzt hier gerade vor einem fantastischen Karussell,
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was auch zirkulär hier Zirkus Rallye heißt.
Micz Flor
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Nicht nur das, das heißt sogar Baby Zirkus.
Anja Ulrich
0:14:23–0:14:27
Und die haben auf jeden Fall auch alle richtig gute Energie, die da auf dem Bild sind.
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Der Klauen und die, was ist es da? Walross oder?
Micz Flor
0:14:32–0:14:38
Und unterschiedliche Fahrgestelle, die unterschiedliche Kompetenzen mitbringen.
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Manche haben Defizite, die beiden Motorräder, die haben kein Dach.
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Die Lokomotive braucht Schienen, also irgendwie haben die auch ihre eigenen Krücken mitgebracht.
Anja Ulrich
0:14:48–0:14:49
Ja, richtig gut.
Micz Flor
0:14:49–0:14:53
In diesem Baby-Zirkus, es passt gut. Eine Sache, die ich auch,
0:14:54–0:14:55
ich weiß nicht, wie es dir da geht, aber,
0:14:57–0:15:01
Ich wollte ganz kurz zu dem Thema auch nochmal von psychischer Energie allgemein
0:15:01–0:15:08
was dazu sagen, weil mir ging es immer so ein bisschen, dass ich das Gefühl
0:15:08–0:15:09
habe, das ist eigentlich durch.
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Also die Idee, dass man so einen Ort oder so eine Dynamik für psychische Energie
0:15:15–0:15:19
haben muss, dass man versteht, wo kommt das denn eigentlich her?
0:15:19–0:15:23
Also das, was jetzt bei Hartmut Rosa ja auch nochmal, der sagt ja dann so,
0:15:23–0:15:26
wo kommt das denn her? Da sind wir irgendwie fix und fertig,
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kommen abends nach Hause, dann klopfen die Nachbarn und sagen,
0:15:28–0:15:29
wollen wir noch Karten spielen?
0:15:29–0:15:32
Und dann ist man wieder voll belebt, auch ohne Alkohol.
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Also einfach nur das Soziale bringt einen dann noch irgendwie so hoch.
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Aber trotzdem hatte ich immer so das Gefühl, dass dieses psychische Energie-Ding
0:15:42–0:15:45
so, ich habe da immer ein bisschen mit gefremdelt.
Anja Ulrich
0:15:47–0:15:53
Ja, ich, das könnte ich jetzt gar nicht sagen, ob ich damit gefremdelt habe,
0:15:53–0:15:58
aber ich fand die, also diese Vorstellung, die Hartmut Roser,
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die er äußert, wenn wir an Energie denken,
0:16:02–0:16:06
dann denken wir in so physikalischen Kategorien.
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Also Energie ist so das Potenzial, um etwas, also so eine Art Potenzial,
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damit man irgendwie was bewegen kann.
0:16:14–0:16:20
Und das, was der Energieerhaltungssatz, ja, was rausgeht, muss auch reingehen.
0:16:20–0:16:28
Und so, dass ich dachte, ob mit diesem Energiebegriff, also ob dieses Wort einfach so ein paar,
0:16:28–0:16:37
also die nicht so passende Assoziationen vorruft.
Micz Flor
0:16:38–0:16:38
Ja,
0:16:41–0:16:45
das sagt er auch selber. Wenn man die Literatur guckt, dann hat man das Gefühl,
0:16:46–0:16:50
dass bei Energie spricht man entweder über Physik oder über Esoterik.
0:16:50–0:16:53
Er hat das dann gesagt, entweder über Steine oder über Sterne.
0:16:53–0:16:57
Und das fand ich schon wieder ganz lustig. Er kann ja gut mit Worten.
0:16:58–0:17:04
Und hat dann auch explizit benannt, dass es sich hier nicht um eine Energie
0:17:04–0:17:09
mit Nullsummen-Spiel, Input, Output und sowas handelt. Man muss es davon abgrenzen.
0:17:09–0:17:11
Und hat, das fand ich ganz interessant,
0:17:11–0:17:20
auch diese Beobachtung aus der Corona-Zeit erzählt oder erklärt.
0:17:24–0:17:28
Da ist jemand gerade mit sich alleine im Gespräch mit jemand anderem.
0:17:30–0:17:35
Er hat erzählt, dass in der Corona-Zeit dieses Phänomen wohl auftrat,
0:17:35–0:17:41
dass zuerst alle natürlich im Lockdown voneinander getrennt waren und einen
0:17:41–0:17:42
großen Verlust erlebt haben.
0:17:42–0:17:49
Aber als dann der Lockdown aufgehoben wurde, sich dann trotzdem nicht mehr alle
0:17:49–0:17:54
in den Chor gegangen sind. oder dann doch nicht mehr alle das so aufgegriffen
0:17:54–0:17:56
haben, dass da irgendwie was passiert ist.
0:17:56–0:18:01
Wo er meinte, das sei vielleicht auch typisch für soziale Energie, die muss fließen.
0:18:01–0:18:04
Die ist eben kein Input-Output, die kann man nicht speichern,
0:18:04–0:18:06
sondern die muss irgendwie zirkulieren.
0:18:06–0:18:11
Und dann bringt sie auch was, dann erhält sie sich auch, aber sie kann eben
0:18:11–0:18:13
auch so wie austrocknen, kann auch verschwinden.
0:18:13–0:18:16
Und das ist schon, finde ich, eine interessante Beobachtung,
0:18:16–0:18:21
weil seit der Corona-Krise, nenne ich es jetzt,
0:18:22–0:18:29
Ich höre immer wieder von PsychotherapeutInnen, dass die Nachfrage nach Plätzen
0:18:29–0:18:31
nicht mehr runtergegangen ist.
0:18:31–0:18:34
Es ist irgendwie hochgegangen und das ist wohl generell eine große Ängstlichkeit,
0:18:34–0:18:39
ein großer Bedarf seit Corona an Psychotherapie.
0:18:40–0:18:45
Also der Energiebegriff, ich finde, das passt, weil man das alltäglich auch benutzt.
0:18:45–0:18:50
Man sagt so, heute fühle ich mich voller Energie, würde man ja auch sagen.
Anja Ulrich
0:18:50–0:18:58
Ja, und nochmal, also zu der Idee, dann komme ich abends nach Hause und dann
0:18:58–0:18:59
fühle ich mich energielos.
0:18:59–0:19:02
Und dann klingeln, wie du gesagt hast, dann klingeln die Nachbarn von Karten
0:19:02–0:19:09
spielen und zack, ist wieder Energie da. Ja, dann zu Energie und Nullsummspiel
0:19:09–0:19:14
und Corona und dann sind die Leute einfach nicht wieder losgekommen.
0:19:14–0:19:20
Und ich meine zu bemerken, dass es aber innerlich bei den Menschen trotzdem
0:19:20–0:19:22
so ein Nullsummspiel gibt.
0:19:22–0:19:29
Also ich komme nach Hause und ich habe keine Energie und dann muss ich irgendwie
0:19:29–0:19:32
wieder Energie reinfüllen, damit ich wieder rausgehen kann.
0:19:32–0:19:35
Das deckt sich, glaube ich, nicht immer mit der Erfahrung, weil man kann auch
0:19:35–0:19:37
sich energielos fühlen, sich dann nochmal aufraffen und feststellen,
0:19:38–0:19:41
ach, eigentlich ziemlich gut und sogar ich gehe mit mehr Energie raus, als ich,
0:19:42–0:19:46
also der Abend ist mit mehr Energie beendet, als er begonnen hat,
0:19:46–0:19:54
obwohl ich eigentlich was Anstrengendes gemacht habe oder ich in Action war
0:19:54–0:19:55
und jetzt nicht nur auf dem Sofa gechillt habe.
0:19:55–0:20:00
Und ich glaube, dass diese Verknüpfung von ich fühle mich energielos,
0:20:00–0:20:03
das heißt, ich darf auf gar keinen Fall was machen, was irgendwie mich Energie
0:20:03–0:20:06
kostet, die ist schon sehr, also die finde ich es schon sehr verbreitet.
0:20:10–0:20:18
Ja, deswegen frage ich mich schon, ob die, ob dieses, diesen Begriff Energie
0:20:18–0:20:23
und diese Vorstellung, die wir davon haben, ob die nicht doch sowas in so einer rein raus Logik ist.
0:20:23–0:20:27
Wenn man in den Urlaub fährt, ja, dann ist ja die Frage, macht man eher so einen
0:20:27–0:20:30
Aktivurlaub oder macht man eher rumliegen und chillen?
0:20:30–0:20:34
Und wenn man so ganz erschöpft ist, dann gibt es ganz oft, also gibt es so die
0:20:34–0:20:42
Vorstellung, dann liegt man da schön am Strand und tankt da voll Energie auf.
0:20:43–0:20:44
Sonnenenergie vielleicht.
Micz Flor
0:20:44–0:20:45
Indem man nichts tut.
Anja Ulrich
0:20:45–0:20:50
Wird man wieder stark. Und das hat ja auch einen gewissen Erholungsfaktor.
0:20:50–0:20:57
Wenn man aber was Aktives macht, also mir fällt umweltfeindliches Skifahren ein zum Beispiel.
0:20:57–0:21:01
Wenn man sowas macht, dann macht man eigentlich sehr viel, man verbraucht sehr
0:21:01–0:21:07
viel Energie und da ist viel los, man ist richtig erschöpft am Abend und die
0:21:07–0:21:09
Konzentration auf etwas komplett anderes,
0:21:10–0:21:14
also wenn man so wie ich es nicht so besonders gut kann, dann muss man sich
0:21:14–0:21:21
sehr konzentrieren, damit man es überhaupt überlebt und dann geht man richtig
0:21:21–0:21:24
mit so Esprit raus. Guck wie sie fließt, die Energie.
0:21:27–0:21:34
Sozialer Energie passiert eben was anderes, als wir vielleicht so vorbewusst,
0:21:34–0:21:38
du hast diese Ebenen vorhin erwähnt, als wir so vorbewusst annehmen.
Micz Flor
0:21:39–0:21:45
Ja, das wäre dann ja auch so ein freudianisches Denken.
0:21:46–0:21:50
Es ist eigentlich anders, um beim Namen des Podcasts zu sagen.
0:21:50–0:21:55
Also eigentlich ist es was anderes als das, was erstmal so naheliegend wäre.
0:21:55–0:21:59
Also dass man da physikalische Energiekonzepte hernimmt, um sein Leben zu regulieren.
0:21:59–0:22:05
Aber hier bin ich jetzt off the map. Ich glaube, hier bin ich ja nie lang gelaufen.
0:22:06–0:22:08
Nördlich der Bismarckstraße, jenseits der Oper.
Anja Ulrich
0:22:10–0:22:14
Da zum Beispiel ist die Tischlerei der Deutschen Oper.
0:22:16–0:22:21
Da werden die Kulissen gefertigt. Ich würde mich aber heute,
0:22:21–0:22:23
wenn wir hier spazieren,
0:22:23–0:22:28
auch nochmal jenseits dieser ganzen Theorien, auch nochmal so würde mich interessieren,
0:22:28–0:22:36
wo du soziale Energie, wo du das Konzept so richtig so spürst.
0:22:37–0:22:45
Ja, in welchen Zusammenhängen und was für Situationen und was,
0:22:45–0:22:47
wo es so für dich so fühlbar wird.
Micz Flor
0:22:48–0:22:51
Ja, dann kann ich das, jetzt haben wir über Hartmut Rosa gesprochen,
0:22:51–0:22:55
dann knüpfe ich das so ein bisschen an Günther Ammon auf.
0:22:55–0:22:57
Ich habe ja da auch ein paar Zitate geholt. Ich wollte ja, dass das,
0:22:58–0:23:01
das war mir irgendwie sehr wichtig, dieser Beitrag.
0:23:02–0:23:06
Sogar habe ich schon ein paar Zitate auf dem Handy, wo ich nachher welche zitieren kann.
0:23:07–0:23:14
Und eins davon ist, dass er sagt,
0:23:15–0:23:19
dass die Sozialenergie bei Amon, also diese Gruppenerfahrung,
0:23:19–0:23:23
frühe Gruppenerfahrung, dass die...
0:23:25–0:23:29
Und später einen Großteil des Unbewussten bilden.
0:23:32–0:23:36
Und damit kann ich irgendwie sehr viel anfangen. Mit dieser Idee,
0:23:36–0:23:42
dass natürlich vieles von dem, was wir später auch an Problemen erleben,
0:23:42–0:23:46
oft auch direkt oder indirekt mit anderen Menschen zu tun hat.
0:23:47–0:23:49
Muss nicht alles in Gruppen entstehen.
0:23:50–0:23:54
Aber wenn wir jetzt an so große Themen wie Einsamkeit oder so gucken,
0:23:54–0:23:55
da geht es ja ganz explizit auch um andere.
0:23:56–0:24:01
Und das heißt, diese sehr frühen Beziehungserfahrungen, wie kann ich Beziehungen
0:24:01–0:24:07
herstellen, wie wichtig bin ich in Beziehungen, wie sehr sind Beziehungen Einbahnstraßen
0:24:07–0:24:10
oder reziproke Kontexte,
0:24:10–0:24:14
was darf ich, was darf ich nicht, wie muss ich mich am besten verhalten,
0:24:14–0:24:16
also frühe Beziehungserfahrungen, Gruppenerfahrungen,
0:24:17–0:24:21
dass die dann sich lange ins Leben hinein aufrechterhalten, weil die früher
0:24:21–0:24:26
mal passten und man sehr spät vielleicht erst dran kommt, man muss nicht immer Angst haben, wenn XY.
0:24:27–0:24:32
Also da habe ich lange drüber nachgedacht, damit kann ich sehr viel anfangen.
0:24:32–0:24:35
Das finde ich gerade eben auch, wenn man Gruppenpsychotherapie macht,
0:24:35–0:24:38
so nochmal hilfreich, Dieses Konzept zu sagen,
0:24:39–0:24:43
das Zitat habe ich jetzt nicht parat, könnte ich auch nicht vorlesen,
0:24:44–0:24:48
aber diesen Satz auch von Amman, wir können in Gruppen krank werden,
0:24:49–0:24:53
kurz gesagt, deshalb können wir in Gruppen auch heilen, dass man das Ganze umdreht.
0:24:53–0:24:56
Weil oft, finde ich, in der Psychotherapie ist dieses Gefühl da,
0:24:57–0:25:01
sehr schnell kann etwas beim Mobbing kaputt gehen oder in der Familie kaputt
0:25:01–0:25:06
gehen, aber dass das jemals wieder besser wird, das kann ich mir nicht vorstellen.
0:25:06–0:25:11
Also man gibt den anderen Menschen große Macht für negative,
0:25:12–0:25:15
auch anhaltende Erlebnisse und Störungen.
0:25:16–0:25:18
Man gibt anderen aber nicht die Macht,
0:25:19–0:25:22
Dass man sich traut, was Neues zu probieren, sich erweitert und dadurch vielleicht
0:25:22–0:25:27
auch in manchen Bereichen, heilen ist ein komisches Wort, aber so verändert,
0:25:28–0:25:31
dass man wieder lebensfroher in der Welt ist.
0:25:35–0:25:43
Und du, ich frage dich mal zurück, stellst eine Frage, die du für dich beantworten könntest.
Anja Ulrich
0:25:43–0:25:51
Ja, und ich war viel mehr mit so, mit persönlicheren Sachen beschäftigt.
0:25:51–0:25:55
Jetzt sind wir hier, also wir laufen ja hier durch Berlin, viele Menschen.
0:25:58–0:26:01
Wir sind durch die Wilmausdorfer Straße gelaufen, da war so der Weihnachtsmarkt
0:26:01–0:26:06
nebendran, gerade so am Aufbahn mit dem Pfarrgeschäftszirkus.
0:26:09–0:26:13
Und ich so befasst war mit der Frage,
0:26:13–0:26:18
wo merke ich das eigentlich, also wo geht so soziale Energie dann,
0:26:18–0:26:23
wo geht die in mich rein und wo merke ich die bei anderen und wenn wir beide
0:26:23–0:26:25
so laufen heute, wie merke ich die,
0:26:25–0:26:30
also fühle ich jetzt viel davon oder du meinst jetzt der Unterschied zwischen hier oder.
Micz Flor
0:26:30–0:26:35
Wilmer Surfer Straße, mehr Menschen auf der Straße, weniger Menschen auf der Straße oder Ja.
Anja Ulrich
0:26:35–0:26:42
Und dann werden sich, also wie sich Personen verbinden und dann saß diese da
0:26:42–0:26:48
an der einen Straße, wo du gesagt hast, da redet eine Person mit jemandem,
0:26:48–0:26:49
den man aber nicht sehen kann.
0:26:49–0:26:53
Also wenn das so aussah wie vielleicht eine obdachlose psychotische Person,
0:26:53–0:26:59
fühlt die auch eine Art von Sozialenergie oder ist das Problem,
0:26:59–0:27:04
dass sie eben gerade nicht da ist oder zu wenig oder welche Sorte fließt da?
0:27:05–0:27:08
Die die so engagiert hat werden lassen ja und.
Micz Flor
0:27:10–0:27:15
Also ich glaube, primär wäre natürlich erstmal dann zu sagen, was ist eine Gruppe?
0:27:15–0:27:21
Weil ich glaube, dass das Konzept der Sozialenergie und auch Sozialenergie davon
0:27:21–0:27:26
abhängig ist, dass überhaupt erstmal eine Gruppe entsteht, dass eine Form der Kohäsion,
0:27:27–0:27:31
ja eben diese eigene Energie passiert.
0:27:32–0:27:35
Aber diese soziale, ich meine, das würde ich jetzt mal weiter,
0:27:35–0:27:40
wir sind jetzt ein bisschen da, wo ich nicht dachte, dass wir sein werden.
0:27:40–0:27:45
Also wir reden jetzt, wir machen jetzt nichts Didaktisches mehr.
0:27:46–0:27:49
Also wir erzählen jetzt gerade nicht mehr irgendwelchen Zuhörern etwas über diese Dinge.
0:27:50–0:27:55
Das war ein Teil davon. Vielleicht muss das irgendwie anders passieren oder
0:27:55–0:27:58
vielleicht passiert es im Nachhinein noch mal. Und die Leute lernen jetzt ein
0:27:58–0:27:59
bisschen mehr uns kennen.
0:27:59–0:28:02
Aber deshalb führe ich das jetzt nochmal zurück. Es ist aber gut.
Anja Ulrich
0:28:02–0:28:08
Dass du die Klammer machst, also quasi die Sozialenergie auch zu den Zuhörenden fließen zu lassen.
Micz Flor
0:28:09–0:28:10
Über das Parasoziale.
Anja Ulrich
0:28:11–0:28:12
Über das Parasoziale.
Micz Flor
0:28:14–0:28:18
Nee, aber du machst ja auch, um über das Soziale zu sprechen,
0:28:18–0:28:23
Gruppe mit Menschen, die, ohne eine Diagnose nennen zu wollen,
0:28:23–0:28:28
Probleme mit dem sozialen, mit sozialem Kontakt, mit sozial erwünschtem Verhalten haben.
0:28:32–0:28:36
Und du hattest mir auch schon mal gesagt, dass du erstaunt warst,
0:28:37–0:28:41
wie klar und ehrlich die auch einfach so sind. Mit sich und mit anderen.
0:28:42–0:28:45
Also Dinge, wo man auch vielleicht was von lernen kann und sich dann auch nochmal
0:28:45–0:28:51
anders überlegt, warum das denn nicht immer so sein kann, was ja ganz praktisch ist.
0:28:53–0:28:58
Wie würdest du denn da den Begriff der Sozialenergie anlegen?
Anja Ulrich
0:29:00–0:29:11
Ich würde denen anlegen, es sind ja mehrere, bevor diese Gruppen jeweils begannen,
0:29:12–0:29:22
es von den einzelnen Teilnehmenden überdurchschnittlich häufig Entfremdungserfahrungen gegeben hat,
0:29:22–0:29:29
über einen in bestimmter Weise über die Welt und sich nachzudenken und sich
0:29:29–0:29:34
in Beziehung zu setzen zu anderen und eben eher Erfahrungen zu machen von,
0:29:34–0:29:36
ich kann dies nicht so gut verstehen,
0:29:36–0:29:41
was andere miteinander, was die so machen und warum, was die so für Dinge wollen
0:29:41–0:29:46
und wie ich darauf entsprechend reagieren kann, um in diesem sozialen Gefüge
0:29:46–0:29:47
vielleicht zu diesem Zusammenhang,
0:29:48–0:29:54
zu diesem Vibe oder so, dieser Resonanz, da mitzuschwingen. Ich merke,
0:29:55–0:29:56
ich schwinge da nicht gut mit.
Micz Flor
0:29:59–0:30:04
Ja genau, das ist der Resonanzbegriff von Hartmut Rosa, der dann auch ganz schön
0:30:04–0:30:09
gesagt hat, auch ein Zitat, was ich mitgenommen habe, dass dieser Raum,
0:30:09–0:30:12
in dem so eine Resonanz zwischen zwei Menschen entsteht,
0:30:13–0:30:20
dass es einem erlaubt, dem anderen als anderen zu begegnen. Das finde ich irgendwie ganz schön.
0:30:21–0:30:25
Also, dass man dem anderen begegnet, für den man dann auch ein anderer ist.
0:30:25–0:30:29
Also, da begegnen sich zwei andere, die gleichzeitig aber über einen gemeinsamen
0:30:29–0:30:32
Resonanzraum miteinander verbunden sind.
0:30:32–0:30:36
Martin Buber vielleicht sagen würde, eine Ich-Du-Beziehung.
0:30:37–0:30:46
Und in dem Raum haben die Menschen Probleme, sozusagen dieses Mitschwingen zu
0:30:46–0:30:50
erleben, damit umzugehen oder erleben es nicht?
Anja Ulrich
0:30:52–0:30:55
Genau alles das also es ist
0:30:55–0:30:58
nicht leicht damit
0:30:58–0:31:01
zu schwingen oder die es wird wahrgenommen die
0:31:01–0:31:04
anderen schwingen irgendwie anders und ich kann betrachten dass
0:31:04–0:31:09
die oder ich kann irgendwie spüren dass die so miteinander schwingen
0:31:09–0:31:15
und miteinander in kontakt kommen und sich verbinden Und ja vielleicht wie wenn
0:31:15–0:31:22
man auf eine Feier kommt und da kennen sich schon viele Personen vorher und
0:31:22–0:31:26
die finden sich auch zusammen und man selber kennt aber gar keine Person.
0:31:27–0:31:32
Und es gibt ein Fremdheitserlebnis und das kann nicht gut überbrückt werden.
0:31:34–0:31:35
Und...
0:31:37–0:31:42
Ja, und in den Gruppen, dadurch, dass es ein, ja, was ist, was,
0:31:43–0:31:50
also bis hin zu Mobbing-Erfahrungen und wirklich richtig schlimmen Ausgrenzungserfahrungen,
0:31:51–0:31:55
weil die von dir schon angesprochen, Ehrlichkeit oder so eine gewisse Direktheit,
0:31:55–0:32:01
die sich dann eben auch nicht an diese Schwingungen, zum Beispiel mit so sozialen
0:32:01–0:32:04
Flunkereien, die wir alle so drauf haben,
0:32:05–0:32:12
wie, hey, guck mal, meine neue Frisur, einfach nicht zu sagen, ja, sieht scheiße aus.
0:32:13–0:32:20
Oder, nee, gefällt mir gar nicht. Das eben nicht, ja, also sich auf diese,
0:32:21–0:32:25
gemeinsame Schwingung, auf diese Matrix aus wiederum auch ganz,
0:32:25–0:32:29
also auch das nicht automatisch so mitbedienen.
0:32:29–0:32:34
Und da machen wir ja, und das ist auch interessant, also das habe ich im Allgemeinen
0:32:34–0:32:38
so Lernen über diese Themen so mitbekommen,
0:32:39–0:32:48
dass wir sehr viel investieren in diese, ja ich würde sagen Sozialenergie,
0:32:48–0:32:49
in dieses gemeinsame Schwingen.
0:32:49–0:32:54
Und dass es uns große Angst macht, da auch rauszufallen und da nicht mehr mitzuschwingen
0:32:54–0:33:03
und zu erleben, hier werde ich so rausgeschubst oder ich passe nicht so richtig dazu.
0:33:06–0:33:13
Und die so also diese solche erfahrungen teilen alle miteinander mehr oder weniger
0:33:13–0:33:18
aber die ist die teilness und die art auf die welt zu blicken oder die art auch
0:33:18–0:33:26
auf beziehungen zu blicken die wiederum ist dann fotografiert gerade was.
Micz Flor
0:33:26–0:33:27
Das ja aber du kannst du genau das gleich.
Anja Ulrich
0:33:27–0:33:32
Mit geteilter Aufmerksamkeit deinem Blick folgen.
0:33:36–0:33:43
Ja und es gibt diese Fremdheitserfahrung oder ich bin alleine mit dem so wie
0:33:43–0:33:47
ich denke und wie ich mich fühle und mit dem was ich nicht verstehe und andere haben nicht,
0:33:48–0:33:51
das können nicht so gut, weil sie es vielleicht zum Teil gar nicht wissen,
0:33:51–0:33:58
mich da trotzdem mitnehmen oder mit beteiligen und vielleicht auch zu spüren,
0:33:58–0:34:00
eigentlich möchte ich das auch gar nicht so richtig.
0:34:00–0:34:08
Ich bin irgendwie lieber mit einer Person oder mit anderen Dingen befasst und
0:34:08–0:34:10
andere stören mich eher.
0:34:10–0:34:15
Und dass das dann nun miteinander geteilt wird,
0:34:16–0:34:20
das bringt so eine ganz schöne Verbindung untereinander,
0:34:20–0:34:26
die die was die was sehr besonderes hat also die sehr dicht sich anfühlt und
0:34:26–0:34:33
die auch eine besondere tiefe wieso empfinde ich es als so gruppentherapeutin
0:34:33–0:34:40
die eine besondere tiefe im kontakt entstehen lässt die dann die die,
0:34:42–0:34:44
Die riesig verbindend ist.
Micz Flor
0:34:44–0:34:46
Ja, interessant.
Anja Ulrich
0:34:46–0:34:54
Und das ist für alle Beteiligten einschließlich mich, auch Teil davon sein zu können.
0:34:56–0:35:03
Also wirklich berührend und immer wieder so ein richtiger Wow-Moment.
0:35:03–0:35:08
Auch weil ich ja selbst, also wir haben ja die Gruppenausbildung zusammen gemacht.
0:35:08–0:35:12
Und das beinhaltet ja auch gruppentherapeutische Selbsterfahrung.
0:35:12–0:35:18
Und ich von mir sagen würde, ich habe eigentlich Angst vor Gruppen.
Micz Flor
0:35:19–0:35:22
Aber da muss man erst nochmal erklären für die, die es nicht wissen,
0:35:23–0:35:29
also Selbsterfahrung bedeutet, man ist selber in der Rolle der PatientInnen.
0:35:29–0:35:33
Also wir haben als Gruppe auch, wie viele Sitzungen waren das,
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40, 60 Sitzungen oder so?
0:35:39–0:35:43
An einer Gruppe als PatientInnen teilgenommen.
0:35:43–0:35:45
Aber natürlich haben wir uns auch anders
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gesehen, was ja in der Regel bei Gruppenpsychotherapie nicht der Fall ist.
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Wir kannten uns, man war vielleicht auch ein bisschen vorsichtig,
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man spricht ja mit Kollegen, Kolleginnen und da ist man natürlich noch mal auch
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im Leidensdruck anders aufgestellt, als wenn man jetzt wirklich eine Psychotherapie
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sucht und in einer Gruppe landet.
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Aber du meinst eigentlich Gruppe ist, du kannst das gut verstehen,
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weil du es auch erlebst, dass man da,
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Was macht, was machst du dann?
Anja Ulrich
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Ja, ich führe sehr stark die Sorge, mich da fremd zu fühlen von anderen,
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also nicht in dieses Verbindungsgefühl, auch von den anderen mit reingenommen zu werden,
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mich selbst nicht verbunden zu fühlen, obwohl andere das mit mir herstellen wollen. und,
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da entsteht was für mich auf jeden Fall was Ängstigendes.
Micz Flor
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Ängstigend, wie würdest du das weiter explorieren jetzt in der Sitzung?
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Was kann Schlimmes passieren oder was bedroht sie da?
Anja Ulrich
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Ja,
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ich glaube schon, dass mit dem, so wie ich bin, nicht anerkannt zu werden oder
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nicht nicht nicht sein zu dürfen und,
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nicht Teil der Gruppe werden zu können und gleichzeitig aber auch von der Gruppe
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so eingenommen zu werden.
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Also das ist ja, ich glaube, ich sage jetzt gar nichts, was jetzt so total außergewöhnlich ist.
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Es wird ja auch in der Literatur oder wenn man in Gruppenprozesse,
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Menschen, die an Gruppenprozessen teilnehmen,
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wenn man da reinhört, dann ist es ja eine, auch das ist ja eine geteilte Erfahrung,
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mehr oder weniger in die eine oder in die andere Richtung,
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von der Gruppe verschlungen zu werden, diese Symbiose-Vorstellung,
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die ängstigt, aber eben auch nicht dazu, also ausgestoßen zu werden,
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das ist vielleicht was, was.
Micz Flor
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Eine der größten Ängste oft, dieses ausgeschlossen zu sein,
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not in on the joke oder ich habe mal so einen schönen Comic gesehen,
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so ein Bild unten drunter stand, das sitzen alle an der Bar,
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einer hebt zu den Armen und unten drunter steht, der nächste Witz geht auf meine
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Kosten. sondern also, dass man,
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außen vor ist. Das ist ja ein bisschen, was ich vorhin meinte,
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was Rose auch über diese Corona-Erfahrung gesagt hat, was dann passiert ist,
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schon fast, dass man da so ein bisschen clumsy wird mit dem Konzept allgemein.
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Also, dass man dann beim nächsten Mal zum Chor gehen ja vielleicht sogar wirklich denkt,
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wir haben es jetzt ein Jahr nicht gesehen, dann wollen die wissen,
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ob und das und dieses und man da vielleicht viele Bedenken hat,
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und Und was ich denke, was oft auch passiert, man sich selber blockiert,
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weil man mehr darüber nachdenkt, was die anderen denn von einem wollen,
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als dass man sich Abgrenzung nach innen mit seinen eigenen Wünschen und Bedürfnissen
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in der Gruppe beschäftigt.
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So, also bei der Intervisionsgruppe, die hatten wir vorgestern,
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da war das so ein bisschen für mich.
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Also ich habe mich da in den ersten Intervisionsgruppen immer ein bisschen fremd gefühlt.
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Aber jetzt geht das schon einige Jahre und ich habe einfach das Gefühl,
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ich kann da wirklich mir was holen.
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Ich kann mir da was holen und manchmal heißt holen, was zu geben.
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Ja, ich möchte ein paar Sachen erzählen und sie dann auch in den Gesichtern,
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vielleicht ohne Worte sogar einfach widerspiegeln,
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irgendeinen Fall vorzustellen, irgendeine Verwunderung und einfach selber auch
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nochmal mir selber dabei zuhören zu können und auch zuhören zu können.
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Und ich glaube, das ist das Besondere an der Gruppe, wie ich das in der Gruppe erzähle.
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Natürlich ist dann jede Gruppe auch wieder anders. Wie würde ich das am Weihnachten
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der Gruppe erzählen, der umgebenden Gruppe oder wie erzähle ich das in der Intervision?
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Aber jedes Mal erleben wir uns ja auch mit unseren eigenen Gedanken,
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mit unserer eigenen Realität, wenn wir sie beschreiben in einer Gruppe,
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lernen wir gleichzeitig was über uns.
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Und da möchte ich nochmal anknüpfen, was du vorhin meintest.
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Fand ich spannend. Guck mal, so viel Kunst und Kultur. Jetzt sind wir hier.
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Wieder vor allem am Renaissance-Theater.
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Großartig. Berlin hat echt so ein Angebot.
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Du hattest vorhin gesagt, dass die Gruppe von Menschen,
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die sich selbst oft als schwierig in sozialen Situationen erleben,
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ausgegrenzt, das Gefühl haben, die checken es nicht so richtig oder so,
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dass die dann auf einmal sich in der Gruppe treffen und dann entsteht da so
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ein ganz, wie du beschrieben hast, dichtes tiefes Gefühl.
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Und das fand ich ein sehr spannendes Bild, weil dieses dichte Gefühl.
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Würde ich dann vermuten, hat damit zu tun, dass man auf einmal nicht mehr alleine ist.
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Man ist ja eher so ein bisschen ein Einhorn unter den Pferden.
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Also man ist so ein bisschen anders.
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Und jetzt triften sich dann vier Einhörner zusammen. Du hast auch sowas. Ja, Wahnsinn.
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Also da entsteht so ein Spiegelndes. Da erkenne ich mich wieder.
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Und dann ist die Gruppe natürlich einerseits ein unfassbar tiefer Raum,
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weil so tief konnte ich nie mit diesen Themen gehen, weil keiner versteht mich.
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Und gleichzeitig ein dichter Raum, weil die Bandbreite an Teilnehmenden,
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die Varianz Das ist gar nicht so groß, sondern ganz im Gegenteil,
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was es therapeutisch wirksam macht.
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In dem Fall ist ja gerade auch diese große Übereinstimmung an defizitären Erlebnissen.
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Und wie möchte man es denn?
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Verhaltensweisen oder Blindheiten, soziale Blindheiten.
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Ich weiß nicht, wie man es nennen möchte. Also mir fällt kein gutes Wort an.
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Und dem gegenüber möchte ich eine andere Gruppenkonzeption gegenüberstellen.
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Weil was du beschrieben hast, hat ja eine große Wirksamkeit,
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ein tiefes, dichtes Gruppengefühl.
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Und bei mir ist es oft so in der Zusammenstellung der Gruppe,
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wenn ich die einzelnen Personen treffe vorher, was auch immer sehr ambivalent
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ist, weil man so ein bisschen entscheiden kann, was ich dann nicht wirklich
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immer konsequent mache,
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dass man Leuten sagt, sie passen nicht in die Gruppe.
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Das könnte man vielleicht sowieso nicht so sagen. Dann geht es oft auch über
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die Art der Störung, mit der die kommen oder die Probleme, mit denen die kommen und so.
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Aber ich habe dann, und da habe ich eben auch wieder an diese Resonanztheorie
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von Hartmut Rosa gedacht, ich habe dann gemerkt, so, ah, wenn ich,
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und da bist du jetzt mit deiner Gruppe eben so eine interessante Ausnahme,
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deshalb komme ich überhaupt drauf.
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Wenn man eine Gruppe zusammenstellt, in der die Varianz zu groß ist,
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man kann sich im Extrem vorstellen, wo keine zwei Leute die gleiche,
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alle können sprechen, aber keiner spricht die gleiche Sprache,
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hat man sofort natürlich das Gefühl, dass die Varianz so groß ist,
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kann man ja auch nicht therapeutisch von profitieren.
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Aber andersrum gesehen habe ich auch das Gefühl, wenn die sich alle zu ähnlich
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sind, wie in so einer psycho-edukativen Gruppe zum Thema Substanzmissbrauch oder sowas,
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dann ist da vielleicht auch nicht genügend Resonanzraum, um wirklich mit neuer
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Identität oder neuer Differenzierung aus der Gruppe wieder sich herauszuentwickeln,
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und dass eine Gruppe irgendwie beides sein muss sie muss ein Ort sein, an dem man sich fremd ist,
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sich fremd fühlend und gleichzeitig aber auch ein Ort sein, in dem man lernen
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kann, sich dazugehörig zu fühlend.
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Es darf nicht zu groß sein, der Unterschied. Und ich,
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Das finde ich immer ganz spannend bei der Gruppenzusammenstellung.
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Deine Beschreibung, die total einleuchtend ist, war halt so eine interessante
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Ausnahme, zu merken, es gibt in der Tat auch Gruppen,
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deren Effekt gerade daherkommt, dass die Individuen sich sehr ähnlich sind.
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Das fand ich spannend.
Anja Ulrich
0:44:37–0:44:45
Ja, wobei.
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Natürlich innerhalb der Gruppe trotzdem diese Unterschiedlichkeiten auftauchen.
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Aber zunächst mal, das ist vielleicht mehr als in anderen Gruppen oder die,
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die schon von vornherein heterogener zusammenorganisiert sind.
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Also Gruppentherapie ist natürlich auch ein sehr spezifischer,
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also eine sehr spezifische Stichprobe.
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Wir sprechen über das große Thema Sozialenergie, wo sich eben genau diese miteinander
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Verbindungsresonanz, energetisierenden Prozesse abbilden.
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Also Gruppen finden sich, du hast gesagt, man stellt die ja dann zusammen,
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also als Gruppentherapeut, dann stellt man die zusammen oder überlegt,
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wer kann da reinpassen und wie mischt man die.
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Das ist ja sehr artifiziell im Grunde genommen, weil sich sonst Gruppen so nicht
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zusammenfinden, sondern die finden sich zunächst einmal zusammen im Stadtbild.
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Oder so, als wir durch die Wilmersdorfer gelaufen sind, da sind dann so drei
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Männer, drei junge Männer,
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die waren einfach alle so miteinander in Verbindung, haben laut geredet und
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hatten irgendwas da am, weiß ich nicht, verhandeln oder keine Ahnung.
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Da kommt ja keiner und sagt, nein, da muss jetzt aber noch jemand rein,
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der da ein bisschen mehr Variants reinbringt.
Micz Flor
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Ja, aber es ist gleich sehr interessant, weil das ja genau das ist.
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Die würden über das, was sie da gerade gesprochen haben,
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in einem anderen Kontext mit anderen Menschen anders sprechen.
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Also dieses sich hochschaukeln, wenn man dann irgendwie in so einem Raum ist.
Anja Ulrich
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Ja, und der erste Moment der miteinander
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spürbaren Matrixenergie oder Sozialenergie, der sozialen Energie,
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ist diese Suche nach Verbindung.
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Also häufiger zumindest, ja anders geht es auch, die Welt ist bunt,
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es gibt immer auch von allem Ausnahmen,
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aber die zunächst mal, also sowohl in den Gruppentherapien als auch eben in
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anderen Gruppen, die sich zusammenfinden,
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es entsteht erstmal Verbindung eben über das Gemeinsame.
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Also es fängt an zu fließen, festzustellen, ah, interessant,
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du interessierst dich auch für die Psychoanalyse oder ach spannend,
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wir beide mögen Motorräder oder gute Mikrofone.
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Und erst wenn es dazu wie einem gut geknüpften Teppich aus Gemeinsamkeiten,
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wenn das da ist,
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dann entsteht das Bedürfnis oder vielleicht auch der innere Raum für mehr Differenzierung.
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Ah, interessant, das ist also bei dir anders als bei mir.
Micz Flor
0:48:14–0:48:19
Ja, wir sind jetzt eine Podcast-Episode über Gruppenpsychotherapie geworden,
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was aber auch gut zum Thema passt.
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Also wir machen da einfach mal weiter. Ups, jetzt ist mir mein Handy in der
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Hose runtergerutscht, weil meine Tasche kaputt ist.
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Weil das ist in der Gruppenpsychotherapie natürlich auch immer so ein wichtiger
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Schritt. Die Leute kommen alle an und das ist gerade bei Gruppen,
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wenn man immer mit allen gleichzeitig anfängt, natürlich ein ganz großes Problem,
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weil keiner kann sich an irgendwem orientieren.
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Während wenn in einer bestehenden Gruppe Menschen dazukommen,
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dann hat die Gruppe schon so eine Kultur.
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Man kann sich so ein bisschen zurücklehnen, erstmal zugucken, wie muss ich hier sein.
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Aber dieser erste Wunsch, ich muss hier irgendwie ankommen dürfen,
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ich muss hier sein, ich muss mich hier entspannen können, was natürlich auch wieder Ängste macht.
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Menschen, die sowieso schon soziale Ängste haben, die in der Gruppe sind,
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weil sie denken, das wäre gut für mich.
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Die merken dann auf einmal, wie viel schlimmer das in der Gruppe ist,
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zu arbeiten als im Einzelnen, wo das eigene Problem dann irgendwie doch nur da draußen passiert.
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Aber jetzt passiert es auf einmal in der Gruppe. da muss man angenommen werden,
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da muss man dazugehören und erstmal betonen, wo man auch ganz oft in der Kommunikation
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ja, was du gerade gesagt hast da kann ich viel mit anfangen, weil,
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also das ist dann immer auf die eigene Biografie wieder zurückbezogen worden
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das ist ganz, ganz wichtig,
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für diesen Teppich, wie du sagst von Vertrauen,
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und dann in der nächsten Phase kommen dann aber langsam die Konflikte hoch so nein,
0:49:55–0:49:58
das habe ich nicht gemeint Das hast du beim letzten Mal schon gedacht,
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aber nein, das war nicht so oder du erinnerst dich falsch, das habe ich so nicht gesagt.
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Ach so, ich dachte, also dass auf einmal so dieser Wunsch nach Harmonie und
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Gemeinsamkeit aufgebrochen wird, damit man wirklich sich auch wieder abgrenzt,
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damit man sich aus diesem symbiotischen Gefüge wieder entfernen kann.
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Und dann eben in der Hoffnung auch, sich differenziert und verändert zu entfernen.
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Das ist ja eine Leistung, die man in der Gruppe machen kann, mehr als im Einzelnen.
Anja Ulrich
0:50:31–0:50:35
Aber würdest du nicht, also du hast gesagt, jetzt sind wir so ein Podcast über
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Gruppenpsychotherapie geworden.
Micz Flor
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Eine Episode.
Anja Ulrich
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Eine Episode, ja, Entschuldigung, stimmt.
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Podcast-Folge vielleicht, ja. Oder eine Folge.
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Aber wäre nicht genau der Hintergrundprozess diese Sorte von Sozialenergie,
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über die Amman spricht und über die auch Hattendrosa spricht?
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Ja.
Micz Flor
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Ja, das ist natürlich die Frage, wie weit man dieses Modell,
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also was machen wir mit diesem Modell?
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Oh, die Paris-Port, da möchte ich auch noch ein Foto machen.
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Was machen wir mit diesem Modell von Sozialenergie oder Sozialenergie?
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Wie passt das jetzt zu dem, was wir gerade in Gruppenpsychotherapie beschrieben haben?
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Also wie zumindest du und ich scheinbar sehr ähnlich arbeiten und das versuchen
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zu begleiten, was da so passieren kann in dieser Richtung.
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Also und da könnte man, glaube ich, schon sagen, ja, eine Gruppe,
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in der, man würde vielleicht sagen, eine konstruktive Sozialenergie spürbar ist.
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Das ist ja jetzt auch nicht so, dass man die dann einfrieren und festhalten
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kann, sondern nächste Woche kann schon wieder anders aussehen.
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Aber dass da vielleicht dann auch irgendwie mehr Lebendigkeit,
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mehr Kontaktherstellung auch nach innen passiert.
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Also dass man dann, dass man da mehr Potenzial hat, wirklich auch was auszuprobieren, zu vertrauen,
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sich selbst auch was zuzutrauen, als in einer Gruppenerfahrung,
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in der die Sozialenergie eher destruktiv,
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also leicht feindlich wäre oder in der es defizitär wäre, weil man würde auf
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der Bank am Alexanderplatz,
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wartend auf die S-Bahn dem Nachbarn bestimmt nicht mitteilen,
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was man in einem Gruppentherapie-Setting.
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Also wenn überhaupt keine Sozialenergie wirklich zustande kommt,
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dann würde man das halt auch nicht machen.
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Ich denke, da würde man das schon so anknüpfen.
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Aber hat man dann die Sozialenergie vielleicht zu sehr aufs Pragmatische runtergebrochen?
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Aufs Deskriptive runtergebrochen.
Anja Ulrich
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Glaubst du denn, dass Sozialenergie, dass das ein brauchbares Konzept ist,
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um das zu beschreiben, was da passiert oder nicht passiert oder sich verändert
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und was eine Prognose erlaubt für...
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Wie geht es weiter mit, weiß ich nicht, sozialen Prozessen, Verbindungen, Gruppen?
Micz Flor
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Ja, da ist jetzt Hartmut Rosa dann vielleicht wieder interessanter,
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der halt postuliert, er sagt dann mal irgendwie so Energie, mit Energie kann
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man Dinge bewegen, dann kann man mit sozialer Energie soziale Dinge bewegen.
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Dann ist die soziale Energie vielleicht ein mögliches Vehikel,
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um Bewegungen, soziale Sachen irgendwie auf die Welt zu bringen.
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Sagt auch explizit, das ist schon spannend, dass sowas wie Fridays for Future
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als Bewegung unfassbar viel soziale Energie mitgebracht hat oder generiert hat.
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Oder es war wirklich belebend für Leute in I-Openern, die waren involviert.
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Und auf einmal ist das aber irgendwie weg. Wo ist die Energie hin?
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Ist die einfach nur weg oder ist die woanders hin?
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Das sind so Fragen, die er stellt. Das ist gar nicht wirklich, dass er Antworten hat.
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Aber er würde sagen, und so ist auch der UNESCO-Aufhänger, dass die soziale
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Energie, die es hier scheinbar gibt, man kann sie beschreiben,
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auch wenn man sie nicht ganz fassen kann.
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Man kann sie erleben, auch wenn man sie nicht messen kann.
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Dass die vielleicht ein notwendiger Zugang ist,
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um das sehr materielle Miteinander, was wir gerade so erleben,
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was eben, wie er ja sagt, uns auch von innen aus brennt.
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Nicht nur die Welt verbrennt, sondern auch wir sind von innen ausgebrannt und
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damit kann ich was anfangen.
0:54:59–0:55:02
Ich habe natürlich bestimmte Gründe jetzt familiär, ansonsten,
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dass ich viel unterwegs bin.
0:55:04–0:55:06
Auch heute bin ich schon vier, fünfmal durch die Stadt gefahren,
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um Dinge zu tun, mich dann endlich mit dir zu treffen.
0:55:11–0:55:12
Soziale Energie, jetzt geht es mir wieder.
0:55:14–0:55:20
Aber dass wir über das Konzept von sozialer Energie irgendwie in einen anderen
0:55:20–0:55:24
Modus des gesellschaftlichen Miteinander kommen können,
0:55:24–0:55:31
der vielleicht Dinge voranbringt, die mal wieder etwas zum Besseren verändern.
0:55:31–0:55:34
Ein Hintergrund, den er da benennt, ist, dass er gemerkt hat,
0:55:34–0:55:40
dass er mit seinem Thema, was er gerade bespricht, eben dieses kollektive Burnout
0:55:40–0:55:42
in der Gesellschaft, dass er da wieder erwarten,
0:55:43–0:55:45
internationalen, eigentlich in allen Ländern eingeladen wird,
0:55:45–0:55:48
China, Japan, sonst scheint überall Thema zu sein.
0:55:48–0:55:52
Überall ist man da wohl interessiert, seinen Vortrag zu hören,
0:55:53–0:55:54
da diesen Anstoß zu bekommen.
0:55:55–0:56:01
Und er aber auch in seiner Forschung gesagt hat, dass er interessanterweise
0:56:01–0:56:08
diese Idee von sozialer Energie in den westlichen Philosophien oder so keine richtige Rolle spielt,
0:56:08–0:56:12
aber in anderen in allen Kulturkreisen,
0:56:13–0:56:17
die Philosophie komplett, also er zitiert, das kann ich ja nicht nachzitieren,
0:56:17–0:56:21
aber dass es da ein Konzept von Qi oder von sonst was gibt, was eben sehr stark
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mit einem Energiekonzept verbunden ist und auch Philosophie komplett über,
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die Energie von Begegnung als Grundlage geht.
0:56:30–0:56:35
In der Gestalttherapie würde man sagen, prozessorientiert ist und nicht produktorientiert.
0:56:35–0:56:38
Also dass der Prozess, der Weg ist das Ziel sozusagen.
0:56:40–0:56:43
Also da wäre es jetzt die soziale Energie von Amon.
0:56:44–0:56:50
Da geht es natürlich schon auch um eine Verbesserung der Beziehungsfähigkeit,
0:56:50–0:56:53
der Liebesfähigkeit, würde man vielleicht sogar sagen.
0:56:57–0:57:01
Aber auf einer gesellschaftlichen Ebene denke ich, dass er das Gebiet,
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wo Hartmut Rosa sich wohlfühlt und in seiner Theorie auch besser passt.
Anja Ulrich
0:57:08–0:57:15
Wir sind jetzt hier am Kurfürstendamm, eben vor dem Cinema Paris.
0:57:17–0:57:21
Ja, und ich finde, es ist eigentlich eine gute Runde heute für das Thema,
0:57:22–0:57:32
weil es sind unterschiedliche Energien gewesen, wo wir gewesen sind.
0:57:32–0:57:38
Du hattest ja eingangs gesagt, dass du nicht so richtig weißt,
0:57:38–0:57:45
ob vielleicht du an dem Konzept der Sozialenergie oder so ein bisschen so miss
0:57:45–0:57:53
the point oder ob daran eben auch noch was ist, was man nicht so richtig verstehen kann.
0:57:53–0:57:57
Ich merke, wenn wir darüber sprechen, dass ich das, also dass ich je mehr wir
0:57:57–0:58:00
darüber sprechen, umso weniger kann ich das fassen.
0:58:01–0:58:05
Und ich bin auch nochmal bei dem Begriff trivial, weil ich, das kann man irgendwie
0:58:05–0:58:07
gar nicht richtig abgrenzen.
0:58:07–0:58:10
Und während du gesprochen hast, bin ich eben, ist meine Energie ein bisschen
0:58:10–0:58:11
woanders hingewandert.
0:58:11–0:58:14
Und ich war dann, fing an, mich damit zu beschäftigen.
0:58:15–0:58:19
Okay, also Sozialenergie, was passiert denn da im Nervensystem?
0:58:19–0:58:21
Also was, woran merkt man denn jetzt?
0:58:22–0:58:25
Also was ist denn da los?
0:58:25–0:58:33
Also was wird aktiviert und was wird, was wird aktiviert, wenn,
0:58:34–0:58:40
also wenn Sozialenergie, soziale Energie, jetzt mal synonym verwandt, wenn.
0:58:42–0:58:47
Wenn das die, eine Art von Verbindungs,
0:58:47–0:58:52
ja ist auch dann tautologisch, wenn ich Verbindungsenergie sage,
0:58:52–0:58:58
also eine Art von, ist es ein,
0:58:58–0:59:03
soziale Energie macht dann eben Energie und Bewegung für soziale Prozesse.
Micz Flor
0:59:04–0:59:08
Also jetzt gerade für die, die nicht mit uns hier laufen, die es nicht sehen
0:59:08–0:59:12
können, du machst gerade so ein bisschen, als ob du mit einem Rollator läufst oder was war das?
Anja Ulrich
0:59:12–0:59:16
Nee, wie so eine Eisenbahnbewegung. Ja, so eine Eisenbahnbewegung.
Micz Flor
0:59:16–0:59:17
Okay, es dreht sich was.
Anja Ulrich
0:59:17–0:59:19
Es dreht sich und es hat so Schub nach vorne.
0:59:23–0:59:24
Und die,
0:59:26–0:59:32
ja, also da ist das das, was uns quasi anschiebt. da
0:59:32–0:59:35
bin ich auch noch mal in richtung gefreut und
0:59:35–0:59:39
der eine andere energie als die triebfeder von allem eigentlich benannt hat
0:59:39–0:59:43
nämlich zunächst einmal die libidinöse energie die eben wieder die sehr aus
0:59:43–0:59:52
dem individuum heraus kommt und die das postulat ist ja naja soziale energie ist eigentlich,
0:59:53–0:59:55
das ist viel wichtiger. Es kommt eher die.
0:59:56–1:00:01
Und so, jetzt könnten wir zum Beispiel hier nach rechts gehen,
1:00:01–1:00:03
dann wird es auch wieder ein bisschen leiser.
Micz Flor
1:00:04–1:00:08
Das hast du jetzt ein bisschen schnell übers Knie gebrochen und dann gleich
1:00:08–1:00:12
abgelenkt, indem wir die Richtung wechselt haben, aber du hast gesagt,
1:00:13–1:00:14
die libidinöse Energie von Freud
1:00:14–1:00:18
und dann Sozialenergie ist aber viel wichtiger, oder so hast du gesagt.
1:00:18–1:00:22
Das war jetzt aber nicht dein Gedanke, sondern das war jetzt der Gedanke von Nein.
Anja Ulrich
1:00:23–1:00:26
Das ist eher was, was sich an Ammon anlehnt.
Micz Flor
1:00:26–1:00:26
Ja.
Anja Ulrich
1:00:27–1:00:30
Ah, die... Dass dieses, was so...
1:00:33–1:00:38
Nur mit einem selbst zu tun hat, also irgendwo in einem selbst wird irgendeine
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Form von Energie im Sinne von Lust vielleicht generiert,
1:00:47–1:00:56
die dann zu Handlungen führt oder die dann auch zur Hinwendung zu anderen Personen führt.
1:00:56–1:01:01
Und da würde Amon ja, so wie ich es verstehe, eher sagen,
1:01:02–1:01:08
nee, es ist die Ursprungsgruppe, die Primärgruppe, die Familie,
1:01:09–1:01:12
es ist dieses, was, also quasi diese Gruppenmatrix oder das,
1:01:12–1:01:14
was eben vorher schon da ist.
1:01:14–1:01:22
Das ist das, da kommt man rein und in diesem Raum, der alles durchzieht,
1:01:22–1:01:29
könnte dann vielleicht sowas wie eine persönliche innere Energie,
1:01:30–1:01:32
Sozialenergie, libidinöse Energie entstehen.
Micz Flor
1:01:32–1:01:32
Ja.
Anja Ulrich
1:01:34–1:01:41
Also da würde ich sagen, das ist Hennei. Amon würde sagen, Sozialenergie ist first.
Micz Flor
1:01:41–1:01:46
Ja, also Amon würde sagen,
1:01:46–1:01:55
indem ich in das Zentrum der psychischen Energie, also das, was uns bewegt,
1:01:55–1:02:01
was uns innerlich bewegt, aber auch was uns berührt bewegt und was uns Kontakt bringt.
1:02:01–1:02:08
Wenn ich da die Triebtheorie, sagt ihr, mit dem Libido rausnehme,
1:02:08–1:02:15
die Freud da reingesteckt hat, und durch die Sozialenergie als Motor in gewisser Weise ersetze,
1:02:16–1:02:24
dann habe ich, und da kann man jetzt viel drüber streiten, Freudianer wird gleich
1:02:24–1:02:27
sagen, Sequat, dann habe ich das Biologische rausgenommen.
1:02:27–1:02:34
Und habe ein gruppenbezogenes Energiekonzept.
1:02:36–1:02:43
An seine Stelle gebracht. Also das war für ihn schon ein wichtiger Schritt in einer Form.
1:02:43–1:02:46
Ich glaube, danach war das Bild perfekt für Amon.
1:02:48–1:02:51
Und natürlich steht unsere Schule, ich nenne es jetzt mal unsere Schule,
1:02:52–1:02:54
oder darf ich dich da mit einbeziehen?
Anja Ulrich
1:02:54–1:02:55
Ich opponiere nicht.
Micz Flor
1:02:55–1:03:03
Du opponierst nicht. Die steht natürlich in der Geschichte der freudianischen
1:03:03–1:03:07
Psychoanalyse ist der Urboden.
1:03:08–1:03:11
Dann in der Aussplittung unterschiedlicher
1:03:11–1:03:16
Ansätze ist die Ich-Psychologie Hartmann und Anna Freud wichtig.
1:03:17–1:03:22
Wobei wir auch einen Ausbildungs-, Behandlungsraum, Winnicott-Raum haben und,
1:03:25–1:03:31
Und hat dann aber eben auch noch ein humanes Strukturmodell entwickelt und diese
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Gruppenbezogenheit hineingeschrieben, sozusagen in diesen Strand.
1:03:39–1:03:47
Und mit dieser Gruppenbezogenheit, die das triebhafte Libidinöse-Modell ersetzt,
1:03:47–1:03:49
ist es dann irgendwie komplett geworden.
1:03:49–1:03:53
Ich glaube, da kann man dann wirklich sagen, okay, jetzt ist alles geschehen.
1:03:54–1:03:56
Die Psychoanalyse ist immer noch die gleiche, aber sie ist ganz umgebaut.
1:03:57–1:04:03
Und natürlich heißt dieser Umbau, dass man in der Arbeit, oder psychodynamischen
1:04:03–1:04:08
Arbeit, muss ja nicht psychoanalytisch, das sind ja auch wieder so Krankenkassenbegriffe,
1:04:08–1:04:10
analytische Psychotherapie und so weiter.
1:04:11–1:04:16
Wenn man dann da so arbeitet und diesen Schritt mitgeht.
1:04:19–1:04:23
Dann macht das ja schon einen Unterschied, finde ich, in der Grundhaltung gegenüber
1:04:23–1:04:25
der Person, die einem gegenüber sitzt.
1:04:26–1:04:30
Dann ist man schon auch nochmal anders darin interessiert.
1:04:30–1:04:34
Und was ich ganz, ganz toll finde an diesem gruppenbezogenen Konzept,
1:04:34–1:04:39
ist wirklich auch diese Leichtigkeit, mit der man in transgenerationale Dynamiken einsteigen kann.
1:04:40–1:04:50
Also diese Weitergabe von konstruktiven, destruktiven, defizitären Ich-Funktionen.
1:04:50–1:04:55
Also da, wo es Defizite gibt oder wo es stark ist, dass diese Transkernestahl-Weitergabe
1:04:55–1:04:59
immer wieder auch Kompetenzen oder Defizite in die nächste Generation weiterträgt,
1:04:59–1:05:02
ohne dass man da bei Melanie Klein kommst du da irgendwie nicht ran.
1:05:02–1:05:07
Da ist Säugling und Säugling bringt halt so eine Schieflage mit.
1:05:08–1:05:13
Und das geht nicht weiter durch. Und durch diese Gruppenbezogenheit ist es immer
1:05:13–1:05:18
eine Frage, ja, wie war das denn in der Zeit? Ja, war die...
1:05:20–1:05:25
Die 17-jährige Frau, die schwanger war, war in ihrer Familie dafür gefeiert.
1:05:26–1:05:30
Mensch, wie toll. Oder wurde sie dafür verdammt?
1:05:31–1:05:35
Was hat das Kind denn da schon als Schieflage mitbekommen, bevor es überhaupt auf der Welt war?
1:05:35–1:05:38
Das geht über diese Gruppenbezogenheit, finde ich, viel besser als über so eine
1:05:38–1:05:41
Libido-Idee. Wie gibt man sowas da weiter?
1:05:41–1:05:44
Also es macht, finde ich, schon einen großen Unterschied, das,
1:05:44–1:05:48
was Günther Amon da umgebaut hat.
1:05:49–1:05:53
Mit dem man denke ich in der Therapie auch besser arbeiten kann.
1:05:53–1:05:56
Aber im Endeffekt bleibt es natürlich ein Modell, eine Hypothese.
1:05:56–1:05:59
Man wird jetzt die soziale Energie nicht messen können.
1:06:00–1:06:02
Man kann sie vielleicht irgendwie beschreiben.
1:06:03–1:06:05
Vielleicht ist sie näher an der Poesie als an der Physik.
1:06:07–1:06:13
Aber genauso wenig konnte man ja das Libido finden. Und so ist es ja.
1:06:17–1:06:20
Aber du hattest gefragt nach der Hirnphysiologie.
Anja Ulrich
1:06:20–1:06:24
Genau, genau. Dem würde ich ein bisschen widersprechen,
1:06:24–1:06:35
weil das Neurotransmittergeschehen, Also Belohnungsmechanismen,
1:06:37–1:06:45
Aversionsangst, also Dinge, die Angst erzeugen, Dinge, die Abwehr erzeugen im
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zentralen Nervensystem.
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Die sind, finde ich, schon, die kann man gut mit dem Lust, also die kann man
1:06:51–1:06:56
gut in so eine Lust-Unlust-Logik übersetzen.
1:06:56–1:07:04
Und letztendlich entsteht ja oder ist ja,
1:07:07–1:07:10
Das klingt jetzt so ganz polemisch, also mein Sein in der Welt,
1:07:11–1:07:13
also das so, wie wir jetzt beide,
1:07:13–1:07:24
jeder für sich, wie wir hier laufen, alles, was um uns herum passiert, bildet Abbilder in uns.
1:07:25–1:07:32
Und auch die sozialen Beziehungen, also so wie wir gehen.
1:07:34–1:07:41
Das erzeugt in mir ein Bild von dir und nicht nur von mir und von dir,
1:07:41–1:07:47
sondern auch von uns beiden und auch so wie wir hier durch Berlin laufen.
Micz Flor
1:07:47–1:07:50
Aber verlässt du jetzt nicht deine Hirnphysiologie wieder in das Sack?
1:07:51–1:07:53
Oder wo finde ich dieses Bild jetzt?
Anja Ulrich
1:07:53–1:08:01
Ja, dass diese Verbindungsprozesse ja in mir physiologische Korrelate produzieren.
Micz Flor
1:08:02–1:08:08
Ja, aber dann ist es doch auch, also wenn man da versucht, ins Materielle zu
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gehen, dann kann man natürlich auch sagen, hey, wie geil, Sozialenergie natürlich,
1:08:14–1:08:18
weil wir kommen ja alle vom Urknall her, es sei denn, wir sind jetzt Creationists
1:08:18–1:08:23
oder wie das heißt, aber denken wir doch einmal wissenschaftlich und der Urknall
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ist quasi Foundation von unserem Universum.
1:08:26–1:08:30
Und dann war alles in diesem super heißen Plasma, da gab es gar keine Materie,
1:08:30–1:08:31
es war alles nur Energie,
1:08:31–1:08:34
da war nur Energie, super heiß, dann wird es kalt, entstand aus dieser Energie
1:08:34–1:08:38
Materie und wie krass eigentlich, dass diese Materie ja natürlich mal Energie
1:08:38–1:08:42
war und er hat immer noch diesen inneren Drang, Energie zu sein und kein Wunder,
1:08:42–1:08:47
dass alles in Bewegung ist und auch wir dann uns da aus diesen materiellen Teilchen zusammensetzen,
1:08:48–1:08:55
die ja E gleich mc² sowieso auch nur eine Form von Energie sind, die erkaltet ist.
1:08:56–1:09:00
Und deshalb ist es doch gar nicht so verwunderlich, dass wir alle miteinander verbunden sind.
1:09:01–1:09:06
Könnte man ja spirituell ausbauen, aber du weißt, was ich meine.
1:09:06–1:09:07
Also diese Idee, was du jetzt sagst.
Anja Ulrich
1:09:07–1:09:08
Noch nicht.
Micz Flor
1:09:09–1:09:12
Noch nicht. Wenn du sagst, ja, in der Neurophysiologie, wie bildet sich das
1:09:12–1:09:14
ab, die Bilder von uns, wo ist das?
1:09:14–1:09:20
Dann ist das, glaube ich, genauso schwierig,
1:09:22–1:09:28
wirklich durchzudeklinieren, wie durchzudeklinieren, wenn doch alles mal Energie
1:09:28–1:09:29
war und gar nicht Materie.
1:09:30–1:09:32
Und jetzt sind wir Materie, da muss doch immer noch Energie sein.
1:09:32–1:09:42
Also ich glaube, man kann das nicht, du kannst nicht den Ameisenstaat erklären,
1:09:42–1:09:47
in dem du eine Ameise untersuchst, da bin ich fest von überzeugt.
1:09:48–1:09:49
Und.
1:09:54–1:10:03
Und du kannst vielleicht dann in Schwärmen und in Schwarmverhalten Algorithmen, Mechanismen finden,
1:10:03–1:10:10
die solche Bewegungen auf einmal auch simulieren können und die dir dann irgendwie
1:10:10–1:10:12
auf einmal vielleicht Hinweise geben,
1:10:13–1:10:23
dass, keine Ahnung, weil die Schwalben nur für 0,5 Millisekunden die Augen zuklippen,
1:10:23–1:10:26
Deshalb sind die Kurven nie enger als 40 Grad oder sowas in der Art.
1:10:26–1:10:29
Du kannst dann sicherlich Korrespondenzen herstellen, aber trotzdem brauchst
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du dann erst mal mindestens 50 Schwalben, um so ein Schwarmverhalten herzustellen.
1:10:34–1:10:36
Trotzdem hat die eine Schwalbe das irgendwie in sich angelegt,
1:10:36–1:10:37
aber es wird nie abgerufen.
1:10:38–1:10:41
Ein bisschen wie das, was du in der Gruppe beschrieben hast.
1:10:41–1:10:42
Die Leute, die immer alleine waren mit dir in den Gruppen.
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Und auf einmal in der Gruppe gibt es diese Tief- und Dichte.
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Und die kann man nicht wirklich messen. Da bin ich einfach, das ist vielleicht
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so eine Form der Spiritualität, die ich in mir habe.
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Ist, dass ich mich gerne hingebe dem Gedanken, dass es erst schön wird, wenn es komplex wird.
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Und erst menschlich wird, wenn man es nicht mehr wirklich durchrechnen kann.
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Und ich glaube, was du sagst, ist da vielleicht zumindest für mich immer eine
1:11:25–1:11:31
Falle. Weil ich wollte früher ja Biologie studieren, weil mich der Schnittstelle
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zwischen Chemie und Biologie so interessiert hat.
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Wann wird aus Molekülen leben?
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Oder was belebt diese? Das war natürlich jetzt dann das Denken an das 17, 18-Jährige.
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Eher so eine Lust als ein Wissen. Ich habe mir da nichts erarbeitet,
1:11:50–1:11:52
sondern ich hatte einfach Lust, da mehr zu arbeiten.
1:11:53–1:11:56
Ich habe dann Psychologie gewählt, aber auch irgendwie zuerst eben an dieser
1:11:56–1:12:00
Schnittstelle von Biologie und Psychologie.
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Das hat mich interessiert. Also sehr stark.
1:12:03–1:12:05
Das Erste, was ich getan habe, bevor ich überhaupt studiert habe,
1:12:05–1:12:10
war, mir dann so ein Plastikgehirn zu kaufen, wo man die einzelnen Teile auseinandernehmen konnte.
1:12:10–1:12:17
Und das auf- und zuzubauen und wieder zusammenzubauen, das hat mich sehr befriedet.
1:12:17–1:12:20
Das hat mir auch eine Form von Energie gegeben.
1:12:20–1:12:26
Also ich bin damit innerlich vertraut, aber es interessiert mich jetzt gar nicht
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mehr so sehr, sondern jetzt finde ich einfach dann vielleicht auch solche Sachen
1:12:29–1:12:32
wie Soziale Energie und Soziale Energie spannend, gerade deshalb,
1:12:33–1:12:37
weil sie uns einen ästhetischen,
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poetischen Raum öffnen, über den wir nachdenken können.
Anja Ulrich
1:12:42–1:12:46
Also eher auf der Seite der Philosophie?
Micz Flor
1:12:47–1:12:51
Das weiß ich nicht, weil ich...
Anja Ulrich
1:12:52–1:12:55
Als auf der Seite der Energieenergie.
Micz Flor
1:12:56–1:12:57
Ach so.
1:13:03–1:13:07
Ich glaube für mich... Jetzt kommen wir langsam Richtung Institut.
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Ich möchte die Frage nochmal an dich richten. Aber ich glaube,
1:13:10–1:13:17
für mich ist es nicht richtig, das Philosophie zu nennen, weil ich von Philosophie
1:13:17–1:13:20
kein wirkliches Verständnis habe, was das denn sei.
1:13:21–1:13:27
Und mich da komplett überfordert fühle, so wie, was du vorhin meintest,
1:13:27–1:13:31
wenn man in eine Gruppe reinkommt und dann irgendwie so sich unwohl fühlt.
1:13:32–1:13:37
Da fühle ich mich sofort inkompetent und angstvoll. Deshalb würde ich eher sagen,
1:13:37–1:13:41
dass es für mich was Poetisches ist, als was Philosophisches.
1:13:41–1:13:45
Wo man das dann eher auf eine ästhetische Art...
1:13:47–1:13:50
Ja, ich meine, du bist ja auch Musikerin. Du weißt ja, wie es ist,
1:13:50–1:13:53
mit Musik zu machen. Das ist unfassbar schwer.
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Und ich habe bei meinen Gruppenpsychotherapien immer auch zum Schluss mache
1:13:57–1:14:00
ich einen Gong. Keiner hat mich bis jetzt gefragt, warum.
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Als ich mir dann einen zulegen wollte, hatte meine Seniorpartnerin der Gemeinschaftsfraktion,
1:14:05–1:14:06
es hatte eh schon einen rumstehen.
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Und zwar genau den, den ich mir gerade bei Ebay bestellt hatte.
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Und jetzt nehme ich den, der eh schon da war.
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Aber ich finde das einfach eine poetische Art, den Raum.
1:14:20–1:14:27
Zu schließen, weil in dem Moment, wenn dieser Gong schlägt, bewegt sich jedes Luftmolekül im Raum.
1:14:27–1:14:32
Alles wird geschüttelt, wie von jeder Stimme auch, die spricht.
1:14:32–1:14:36
Jedes Molekül bewegt sich, Teile des Menschen bewegen sich auch.
1:14:36–1:14:41
Und dieser Gong wird dann immer leiser und das heißt ja auch,
1:14:41–1:14:43
die Luft kommt langsam wieder in Ruhe lang.
1:14:43–1:14:51
Und wenn der Gong dann wirklich aufgehört hat, dann ist der Raum rein.
1:14:53–1:14:57
Und für mich, sage ich jetzt mal so als poetisches Wort dafür,
1:14:57–1:14:58
nicht als messbares Wort.
1:14:59–1:15:04
Und für mich ist dann die Sitzung auch erst geschlossen. Dann können alle gehen.
1:15:04–1:15:09
Dann ist irgendwas passiert, was alle nochmal vereint, was wortlos ist.
1:15:09–1:15:16
Was gleichzeitig den Raum erfüllt und dann wieder verschwindet und dann ist
1:15:16–1:15:20
die Sitzung vorbei und das ist eher so mein Zugang zu,
1:15:21–1:15:25
Zu manchen Themen. Also philosophisch möchte ich nicht sagen,
1:15:26–1:15:27
poetisch trifft es vielleicht eher.
1:15:29–1:15:30
Und ästhetisch.
Anja Ulrich
1:15:30–1:15:35
Und mit dem Gong passiert dann was mit der Sozialenergie?
Micz Flor
1:15:37–1:15:43
Das ist doch mal eine gute Frage. Das ist doch mal eine gute Frage.
1:15:44–1:15:46
Punkt. Nicht mal eine gute Frage. Das ist eine gute Frage.
1:15:49–1:15:59
Es ist interessant, weil ich hatte da nie dran gedacht, aber irgendwann wollte
1:15:59–1:16:01
jemand auch mal einen Gong schlagen.
1:16:02–1:16:07
Und weil die Person dann vor drei Wochen Geburtstag hatte, habe ich gedacht,
1:16:07–1:16:09
na gut, sie hatten ja gerade Geburtstag, warum nicht?
1:16:09–1:16:13
Also ich musste das irgendwie rationalisieren, dass sie das jetzt darf vor allen
1:16:13–1:16:14
anderen. die hat das spontan gefunden.
1:16:15–1:16:19
Und als sie dann in der Mitte stand, war die ganz aufgeregt mit diesem Gong.
1:16:20–1:16:26
Und drumherum waren alle auch aufgeregt. Und später hat dann jemand anders nach
1:16:26–1:16:28
seinem Geburtstag gefragt, ob er das auch mal machen darf.
1:16:29–1:16:31
Und dann habe ich auch gemerkt, dass es schon in dem Moment,
1:16:32–1:16:36
wenn ich mich da immer in die Mitte stelle mit dem Gong und diesen Gong schlage,
1:16:36–1:16:39
dann habe ich natürlich auch eine gewisse Macht.
1:16:39–1:16:47
Aber diese Macht ist eher eine Wirksamkeit die Dinge entstehen zu lassen und
1:16:47–1:16:48
auch wieder verschwinden zu lassen.
1:16:49–1:16:52
Und das ist vielleicht das, was mit der Sozialenergie da passiert.
1:16:53–1:16:58
Also in dem Moment saugt sich das irgendwie so raus und man kann wieder gut den Raum verlassen.
1:17:00–1:17:03
Manchmal ist es ja auch einfach gut, wenn etwas vorbei ist.
1:17:04–1:17:08
Und gerade bei Gruppenprozessen ist es manchmal schwierig, ein Ende zu finden
1:17:08–1:17:11
und einen Abschluss zu finden.
1:17:13–1:17:16
Jetzt möchte ich auch noch eine abschließende Frage an dich stellen,
1:17:16–1:17:20
aber mir fällt keine gute Einheit. Was könnte ich dich denn Gutes fragen?
Anja Ulrich
1:17:20–1:17:25
Boah, das ist ja, kann ich dir nicht beantworten.
1:17:25–1:17:40
Ich merke, dass ich so einen energetischen, sehr vielfältigen Gefühle heute hatte.
1:17:40–1:17:48
Und von Energie fließt und fließt nicht und fließt und fließt nicht,
1:17:48–1:17:53
es einen faszinierenden Strom gegeben hat.
1:17:56–1:18:03
Und der mit, also du siehst, ich weiß gar nicht so richtig gut,
1:18:03–1:18:05
wie ich das flüssig ausdrücken kann.
Micz Flor
1:18:06–1:18:07
Wie fühlst du dich denn jetzt?
Anja Ulrich
1:18:12–1:18:13
Durcheinander.
Micz Flor
1:18:13–1:18:16
Okay, und das ist ein Euphemismus für was?
Anja Ulrich
1:18:23–1:18:29
Nee, ist gar kein Euphemismus, sondern es ist ein Durcheinanderzustand,
1:18:29–1:18:38
der hat mit dem Thema zu tun und mit den Perspektiven, die damit einhergehen,
1:18:39–1:18:41
während wir hier gelaufen sind.
1:18:41–1:18:45
Weil so viel gleichzeitig passiert ist.
1:18:45–1:18:47
Und das wiederum ist ein super Close-up
1:18:47–1:18:54
für Sozialenergie, weil ich ungewöhnlicherweise, anders als sonst,
1:18:54–1:18:59
beschäftigt war mit der Energie, die ich habe, die du hast, die wir beide hier
1:18:59–1:19:02
zusammen haben und die wir beim Laufen mit den anderen Menschen.
1:19:02–1:19:11
Und dann noch die Vorstellung, dass es ja auch noch eine community gibt die
1:19:11–1:19:18
die die uns zuhört und dass all das das ist das ist,
1:19:19–1:19:26
also dass eine soziale energie gibt die all das verbindet und dies für mich
1:19:26–1:19:32
sehr unübersichtlich gemacht hat in dieser gleichzeitigkeit und das und eigentlich
1:19:32–1:19:35
ist es aber ja was was sowieso permanent gleichzeitig passiert.
1:19:35–1:19:45
Also weil es immer ganz unterschiedliche, simultan wirkende Verbündungen gibt.
1:19:45–1:19:51
Und dann noch die Räume, also die sozialen Räume, über die wir gesprochen haben.
1:19:53–1:19:57
Da würde ich einfach sagen, das war sehr viel und sehr verwirrend.
1:19:57–1:20:01
Und ich könnte mir vorstellen, wenn ich jetzt so im Schnelldurchlauf einmal
1:20:01–1:20:07
das, worüber wir heute gesprochen haben, so durch, so fast forward,
1:20:09–1:20:12
dann würde ich mir vorstellen, dass wer dann zuhört, auch ein bisschen verwirrt.
Micz Flor
1:20:12–1:20:18
Ja, ich bin gespannt. Das kann sein. Also man hat vielleicht so das Gefühl, man war immer gleich.
1:20:18–1:20:22
Aber von außen betrachtet war man das nicht so, wie ich gerade gedacht habe.
1:20:22–1:20:27
Auch dieser Weg, den wir gegangen sind, weil ich das ja nicht,
1:20:27–1:20:30
weil du es gerade erwähnt hast, den habe ich ja gar nicht aufgezeichnet, wie Flo das immer macht.
1:20:30–1:20:33
Das heißt, ich muss den dann aus dem Kopf nochmal so nachzeichnen.
1:20:33–1:20:35
Ich weiß gar nicht, ob ich das gut hinkriege.
1:20:35–1:20:37
Vielleicht ein bisschen anhand der Foto. Wo war das denn?
1:20:38–1:20:43
Aber es wirklich so ist, dass man innerlich natürlich irgendwie immer geradeaus geht.
1:20:43–1:20:46
Aber in Wahrheit sind wir in uns hineingefaltet mit der Tour.
1:20:48–1:20:53
Ja, mir geht es so, dass ich jetzt auch das Gefühl habe, so zum Ende hin,
1:20:54–1:20:58
habe ich so irgendwie den Wunsch, dass wir uns noch mal mehr miteinander verbunden
1:20:58–1:21:02
fühlen, weil für mich ist gerade so, dass da so ein bisschen Distanz entstanden ist.
1:21:02–1:21:05
Ich weiß nicht genau, woran das lag.
1:21:05–1:21:13
Ich habe überlegt vielleicht daran, dass ich irgendwie.
1:21:19–1:21:25
Wenn wir beide über eins sprechen, in so einer Art Banter,
1:21:25–1:21:32
das diskutieren oder reflektieren, ist es anders als zum Beispiel beim letzten
1:21:32–1:21:35
Mal, wo du warst quasi der Experte und ich habe Fragen gestellt,
1:21:35–1:21:36
immer wieder was angemerkt.
1:21:36–1:21:39
Jetzt müssen wir uns dann so gegenseitig irgendwie zeigen.
1:21:40–1:21:43
Und dann sind wir mal zum Beispiel, wenn wir mit der Gruppen-Syni-Theorie gesprochen
1:21:43–1:21:44
haben, fand ich es sehr gut verbunden.
1:21:44–1:21:48
Und dann hat sich das, finde ich, so richtig ergänzt, sodass immer wieder neue
1:21:48–1:21:50
Ideen kamen. und ich fand es total spannend.
1:21:50–1:21:55
Und jetzt gerade zum Schluss, wo ich dann dachte, da hört mir doch keiner zu,
1:21:55–1:21:57
wenn ich über Poesie und Ästhetik spreche, was ist ein Quark so?
Anja Ulrich
1:21:58–1:21:58
Oh, im Gegenteil.
Micz Flor
1:21:58–1:22:02
Nein, nein, aber das war so mein Gefühl. Da fühlte ich mich sehr alleine,
1:22:02–1:22:06
weil ich dann auch, weil du mir eine Frage gestellt hast und ich das Gefühl
1:22:06–1:22:08
habe, okay, das kann ich jetzt nicht beantworten.
1:22:08–1:22:10
Dann hast du nachgefragt mit Philosophie. Ich habe gesagt, oh nee,
1:22:10–1:22:11
da sehe ich mich irgendwie gar nicht.
1:22:11–1:22:17
Und dann fühlte ich mich auf einmal so ein bisschen nicht greifbar oder nicht verstanden.
1:22:17–1:22:23
Und das zu sagen ändert es natürlich wieder ein bisschen, aber das war glaube
1:22:23–1:22:31
ich jetzt auf den letzten Metern so mein Gefühl und auch noch irgendwie der Wunsch,
1:22:34–1:22:36
Aber vielleicht mache ich das dann einfach mit Flow, weißt du,
1:22:36–1:22:38
meine ganzen Notizen so mit Libido entwickeln.
1:22:39–1:22:43
Ich hatte was anderes im Kopf und am Anfang habe ich ein bisschen festgehalten.
1:22:44–1:22:49
Und dann habe ich losgelassen und dann wurde es total harmonisch und eben sozial energetisch wirksam.
1:22:49–1:22:54
Dann konnten wir auf dieser Welle reiten, erst nachdem ich losgelassen habe.
Anja Ulrich
1:22:56–1:22:58
Wie spannend, was das für Bewegungen macht.
Micz Flor
1:22:58–1:23:02
Ja, und das ist so wenig natürlich, so wenig subtil, was da irgendwie passiert.
Anja Ulrich
1:23:02–1:23:04
So wenig subtil?
Micz Flor
1:23:04–1:23:09
Nein, es ist so wenig, es bewirkt so viel, obwohl es so wenig spürbar ist.
1:23:09–1:23:13
Man muss irgendwie genau aufpassen oder hingucken und das auch nochmal sich
1:23:13–1:23:17
vergegenwärtigen, um das dann auch gut sein zu lassen.
Anja Ulrich
1:23:17–1:23:26
Spannend. Weil für mich war ganz klar ein Eye-Opener, dass du gesagt hast,
1:23:26–1:23:28
es ist mehr Poesie und Ästhetik.
1:23:29–1:23:31
Das war für mich sehr wertvoll.
1:23:32–1:23:36
Weil es von dem vielleicht, was du als materialistisch, nee,
1:23:36–1:23:38
du hast es nicht materialistisch genannt, aber so von diesem,
1:23:39–1:23:42
ne, auch vielleicht so, ah, wo entsteht denn jetzt die Energie und so.
Micz Flor
1:23:42–1:23:45
Ich glaube, ich habe es materialistisch genannt, ja. Das kann ich schon sagen.
Anja Ulrich
1:23:45–1:23:50
War jedenfalls, ne, da habe ich irgendwie gemerkt, so, ah, da ist so ein Frieden entstanden.
Micz Flor
1:23:50–1:23:51
Mhm.
Anja Ulrich
1:23:51–1:23:55
Ach so, ah ja, stimmt, okay. Auch spannend, das als Opa-Begriff zu nehmen oder
1:23:55–1:23:57
die beiden als Opa-Begriffe zu wählen.
1:23:57–1:24:01
Das nehme ich, uff, das nehme ich auf jeden Fall, ähm.
Micz Flor
1:24:04–1:24:08
Das freut mich. Ja, das freut mich. Also ich fühle mich jetzt auf einmal ganz
1:24:08–1:24:13
klein und glücklich, so als ob mein Weihnachtsgeschenk wusste,
1:24:13–1:24:17
was ich in der Hosentasche hatte, ganz gut angekommen wäre.
Anja Ulrich
1:24:17–1:24:23
Dann sagen wir es jetzt der Moment, wo wir Tschüssi sagen, ohne dass die Energie abreißt.
Micz Flor
1:24:23–1:24:29
Und wenden uns an unsere ZuhörerInnen. Schön, dass wir heute wieder eingeschaltet
1:24:29–1:24:31
haben und immer noch bei uns sind.
1:24:31–1:24:37
Wir stehen jetzt in der Cannstrasse 120 vor unserem Aus- und Weiterbildungsinstitut,
1:24:37–1:24:44
beenden diese Episode und wir sagen jetzt tschüss.
Anja Ulrich
1:24:45–1:24:50
Wir sagen tschüss. Danke für eure Aufmerksamkeit. Danke dir.
Micz Flor
1:24:50–1:24:54
Nein, nein, das ist sehr schwierig. Es ist so lustig, weil ich jetzt auch gerade
1:24:54–1:24:56
schon denke, lass uns jetzt tschüss sagen, können wir noch ein bisschen weiter quatschen.
1:24:59–1:25:01
Also tschüss!

Hier noch die Quelle zum obigen Zitat:

„Resonanz (als Zurück-Tönen) bezeichnet das In-Beziehung-Treten zweier Seiten oder Entitäten, die mit je eigener Frequenz schwingen, oder die, bildlich gesprochen, mit je eigener Stimme sprechen.“

Rosa, Hartmut (2019). Resonanz als Schlüsselbegriff der Sozialtheorie. In J.-P. Wils (Hrsg.), Resonanz: Im interdisziplinären Gespräch mit Hartmut Rosa (S. 21). Nomos.

"... chaos magic has no history. Every culture and generation rewrites the eternal verities of magic in terms of its own symbolism and idiosyncrasies; only the underlying practical techniques of magic really matter." -- Peter J. Carroll in Liber Null

Diesen zweiten Teil der Episode über Wissenschaft, Evidenz, C. G. Jung und "Das Rote Buch" beginnen wir mit einem Ausflug in die Magie. Zuerst hören wir noch einmal einen Auszug aus dem zauberhaften Roman "Jonathan Strange & Mr. Norrell". Damit hatten wir auch den ersten Teil abgeschlossen. Und dann stolpern wir hinein in die sogenannte Chaosmagie, eine magische Praxisform, die in den späten 1970er-Jahren entstand. Der Übergang ist so holprig, dass Flo anfangs vermutet, Peter Carroll sei ein weiterer Charakter des Romans. Vielmehr hat Peter J. Carroll mit den Werken "Liber Null" und "Psychonaut" eine theoretische und praktische Grundlage für eine neue Praxis der Magie formuliert, die heute als Chaosmagie bezeichnet wird. Carrolls Ansatz betont den pragmatischen Umgang mit magischen Techniken und versucht, diese von überlieferten rituellen und symbolischen Systemen zu lösen. Und – deshalb kommt die Chaosmagie in dieser Folge vor – er beansprucht ein empirisch orientiertes Vorgehen, das die Wirksamkeit von Praktiken anhand subjektiver Erfahrung überprüft. Wir befinden uns also mitten in der Frage: Was ist Wissenschaft? Und drehen jetzt das Rad noch einmal weiter: Ist Magie Wissenschaft? Wir drehen das Rad dann noch ein Stück weiter und erreichen so wieder die Praxen der Psychotherapeut:innen, beziehungsweise die psychotherapeutische Praxis – insbesondere Körperarbeit und Atemtechniken.

Shownotes

Mitwirkende

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Micz Flor
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Florian Clauß

Transcript

Florian Clauß
0:00:04–0:00:04
Läuft.
Micz Flor
0:00:04–0:00:11
Ja okay wir sind immer noch am höchsten punkt unserer tour im zweiten teil.
Florian Clauß
0:00:18–0:00:25
Ja hier ist eigentlich podcast episode 80 mit als wir unseren podcast angefangen
0:00:25–0:00:31
haben haben wir darüber diskutiert, sollen wir eine Null vor den zwei Stellen machen oder nicht?
0:00:31–0:00:36
Jetzt bekommen wir tatsächlich der 100 nahe und es hat sich dann als gut bewiesen,
0:00:36–0:00:39
dass wir eine Null, dass wir dreistellig gestartet sind.
Micz Flor
0:00:39–0:00:45
Wir sind schon bei 80, genau. Aber das 80 natürlich evoziert auch sowas wie ein Altersjubiläum.
0:00:46–0:00:49
Schön wäre es, wenn wir nur zwei Nullen gehabt hätten, weil wir dann wissen,
0:00:49–0:00:53
dass wir höchstwahrscheinlich noch am Leben sind, wenn dieser Podcast hineingefindet.
0:00:53–0:00:57
Jetzt ist die tragische Wahrheit, dass wir wahrscheinlich das Ende des Podcasts
0:00:57–0:01:00
auf einer numerischen Ebene nicht erleben werden.
Florian Clauß
0:01:00–0:01:05
Oh wei. Mitch, jetzt ist es so ein trauriger Einstieg. Da hatten wir so einen
0:01:05–0:01:08
Cliffhanger zum Ende gebaut, der ersten Episode.
0:01:08–0:01:12
Der erste von dieser Episode, nämlich Episode 78. Wir wechseln uns immer mit
0:01:12–0:01:15
einem Thema ab. Wir laufen beim Reden.
0:01:15–0:01:18
Das heißt, wir suchen uns eine Strecke in Berlin aus, meistens Berlin,
0:01:19–0:01:23
und laufen gemeinsam und sprechen über das Thema, das dieses Mal auch Mitch
0:01:23–0:01:24
weiter vorbereitet hat.
Micz Flor
0:01:24–0:01:30
Genau. Der Cliffhanger Das habe ich gerade in meiner Biografie vor einer Minute
0:01:30–0:01:32
schon mal gelesen, aber ich lese noch mal die letzten Zeilen.
0:01:33–0:01:37
Mr. Norris kleine blauen Augen wurden härter und leuchteten und er knifft die
0:01:37–0:01:40
Lippen zusammen, als wollte er eine große heimliche Freude unterdrücken.
0:01:41–0:01:46
Die Quelle ist in den Shownotes oder eben Folge 78 noch mal hören,
0:01:46–0:01:47
weil das ist jetzt eigentlich nur ein Foto.
0:01:48–0:01:52
Es war so, dachte Mr. Segundus, als hätte er lange Zeit darauf gewartet,
0:01:52–0:01:56
dass ihm jemand diese Frage stellte und als hätte er die Antwort darauf seit Jahren parat.
0:01:56–0:01:59
Mr. Norrell sagte, ich kann Ihnen bei Ihrer Frage nicht helfen,
0:02:00–0:02:03
Sir, denn ich verstehe Sie nicht. Es ist die falsche Frage, Sir.
0:02:04–0:02:10
In England wird noch gezaubert. Ich selbst bin ein ziemlich passabler, praktischer Zauberer.
0:02:11–0:02:16
Das war der Cliffhanger. Flo, jetzt hattest du vier Wochen Zeit, darüber nachzudenken.
Florian Clauß
0:02:18–0:02:20
Ich bin wahr, jetzt waren es vier Minuten.
Micz Flor
0:02:21–0:02:21
Worum geht es denn?
Florian Clauß
0:02:21–0:02:26
Nein, nein, ich erwarte, ich bin gespannt auf deine Auflösung.
Micz Flor
0:02:26–0:02:30
Kennst du das bei ChatGPT, wenn der fragt, welche Antwort gefällt Ihnen besser?
Florian Clauß
0:02:31–0:02:33
Ich kriege meistens nur eine Antwort.
Micz Flor
0:02:34–0:02:39
Es gibt ja manchmal, gut, meine Fragen schlecht formuliert. Ich bin der Project
0:02:39–0:02:40
Manager, den jeder hasst.
0:02:41–0:02:47
I think we need buttons. Ja, da steht dann manchmal so da, wähle aus,
0:02:47–0:02:51
was dir besser passt und dann so die kurze Info auch noch, das wird jetzt quasi
0:02:51–0:02:54
als Wissen mitgespeichert, also seine Aktion wird gespeichert.
0:02:55–0:02:59
Und ich habe zwei Pfade in diese Folge oder in diesen Abschnitt gelegt,
0:02:59–0:03:00
wo ich dachte, der ist in der gleichen Folge.
0:03:01–0:03:04
Das eine ist die Chaosforschung, da haben wir ganz kurz vorhin drunter gesprochen.
0:03:05–0:03:09
Und das andere ist jetzt eben dieser Mr. Norrell, der Zauberer.
0:03:10–0:03:12
Und jetzt gehe ich noch mal eine dritte.
Florian Clauß
0:03:12–0:03:17
Aber das ist so ein bisschen auch wie so ein Logikrätsel, ne?
0:03:18–0:03:22
Dass irgendwie zwei, einer lügt und dann weiß es nicht wer.
0:03:24–0:03:26
Dieses Paradox, was da auch mit drin hängt.
Micz Flor
0:03:27–0:03:33
Ja, wir kamen ja aus jung raus, als auch ambivalent bleiben,
0:03:33–0:03:39
der halt irgendwie ja auch nicht ganz greifbar ist.
0:03:39–0:03:45
Ist er jetzt wirklich abgedriftet in esoterische, spirituelle, metaphysische Räume?
Florian Clauß
0:03:45–0:03:45
Wieso auch?
Micz Flor
0:03:47–0:03:51
Weil wir ja jetzt einen Magier, den wir jetzt den Norrell gehört haben.
0:03:54–0:04:01
Oder ist er Wissenschaftler, der bestimmte Dinge in ihrer Wirksamkeit anbietet
0:04:01–0:04:04
und prüft und dann auch in psychotherapeutischer Arbeit einsetzen kann.
0:04:05–0:04:09
Dieses rote Buch, was wir erwähnt haben, ist dann wirklich so ein Grenzbereich,
0:04:10–0:04:17
in dem die Art, wie er schreibt und sich selbst auch mit in die Schrift hinein
0:04:17–0:04:22
holt, schon manchmal so anmutet, als ob da jemand eine Religion begründet.
0:04:22–0:04:27
Er hat auch mit viel Liebe das Ganze in gotischen, handschriftlichen Schrift
0:04:27–0:04:30
geschrieben, mit Zeichnungen, für die er auch Vorzeichnungen gemacht hat.
0:04:30–0:04:32
Also es ist alles schon etwas, was er wirklich inszeniert hat.
0:04:33–0:04:37
Ein großer Klotz, vielleicht war der ihm sogar deshalb zu schwer geworden,
0:04:37–0:04:40
als dass er ihn dann nicht mehr publizieren wollte, weil die Leute vielleicht
0:04:40–0:04:43
denken, was ist denn das für ein Egomane oder so.
0:04:43–0:04:48
Aber es war auf jeden Fall etwas, was ihn über ein Jahrzehnt begleitet hat in der Herstellung.
0:04:50–0:04:54
Und das sind zwei Abschnitte. Das ist, glaube ich, das, ich weiß nicht mehr
0:04:54–0:05:01
genauen Wort, ich glaube, Lieber Novus, nee, Lieber Primus und Lieber Sekundus war es.
Florian Clauß
0:05:01–0:05:01
Ja.
Micz Flor
0:05:01–0:05:06
So nennt er diese beiden Bereiche, also Lieber. Und wir werden jetzt uns mit
0:05:06–0:05:10
einem Buch beschäftigen, das Lieber Null heißt.
Florian Clauß
0:05:10–0:05:11
Lieber Null?
Micz Flor
0:05:11–0:05:12
Lieber Null.
Florian Clauß
0:05:12–0:05:14
Okay, also Nulltes Buch.
Micz Flor
0:05:14–0:05:15
Null, genau.
Florian Clauß
0:05:15–0:05:18
Also wie die Null, die man auch beim Programmieren verwendet.
Micz Flor
0:05:18–0:05:23
Genau. Und das zweite Buch aus der Serie von dem gleichen Autor,
0:05:23–0:05:27
das ist entstanden in den 70er Jahren, Peter J. Carroll.
0:05:28–0:05:32
Das zweite Buch hieß dann aber nicht mehr lieber Uno oder sowas,
0:05:32–0:05:37
sondern das hieß Psychonaut, also Psychonaut, aber englisch geschrieben,
0:05:37–0:05:39
woher wir dann auch schon wissen, wo das herkommt.
0:05:42–0:05:45
Wir gehen jetzt, wir gehen jetzt in die Magie.
Florian Clauß
0:05:46–0:05:46
Oh.
Micz Flor
0:05:49–0:05:55
Jetzt wird es ganz okkult. Wir haben ja jung was gewusst. Wir gehen jetzt hinein in die Magie.
Florian Clauß
0:05:55–0:05:55
Ja.
Micz Flor
0:05:56–0:06:01
Aber ich muss vorneweg sagen, ich bin kein Magier.
0:06:01–0:06:05
Ich habe keine magischen, weder Rituale noch Handlungen vollbracht.
0:06:05–0:06:09
Und ich spreche jetzt als jemand, der sich dafür interessiert,
0:06:09–0:06:11
weil sich die Themen überschnitten haben.
Florian Clauß
0:06:11–0:06:11
Okay.
Micz Flor
0:06:13–0:06:18
Peter J. Carroll hat das in den 70er Jahren die Chaos-Magie begründet.
0:06:19–0:06:22
Warum die Chaos-Magie? Du wirst gerade so... Hast du Angst?
Florian Clauß
0:06:22–0:06:26
Nee, ich überlege. Ich versuche gerade jetzt... Wie hast du jetzt den Carroll
0:06:26–0:06:28
eingeordnet? Das war jetzt was für ein...
Micz Flor
0:06:28–0:06:29
Das ist ein Magier.
Florian Clauß
0:06:30–0:06:32
Achso, okay. Also du bist jetzt noch im Buch denn?
Micz Flor
0:06:33–0:06:37
Nee, das ist jetzt ein Magier. Also Peter J.
0:06:37–0:06:42
Carroll kommt nicht als Charakter im Buch vor, sondern ich habe ein sehr schönes
0:06:42–0:06:44
englisches Buch auch deshalb vorgelesen, weil in England Magie,
0:06:44–0:06:46
glaube ich, nochmal anders verankert ist als bei uns.
0:06:47–0:06:53
Wir sind jetzt in England, in England der 70er Jahre und Carol schreibt das
0:06:53–0:06:57
Buch Lieber Null in eine Szene hinein, in der das dann auch,
0:06:58–0:07:02
vor dem kulturellen Hintergrund der Zeit manchmal so Chaos, also Chaos Magie,
0:07:02–0:07:04
aber so Punk. Das war so Punk.
Florian Clauß
0:07:04–0:07:08
Das heißt, das ist wirklich so ein selbsternannter Magier.
Micz Flor
0:07:08–0:07:15
Das ist ein Magier, genau. Genau, und zwar die neueste Generation und da knüpfen
0:07:15–0:07:18
wir an das Hauptthema wieder an, so bin ich nämlich überhaupt drauf gekommen,
0:07:18–0:07:22
über diese ganzen Umwege, hat die Chaos-Magie von sich gesagt, okay.
0:07:24–0:07:28
Den ganzen Kladderadatsch der Jahrhunderte lassen wir jetzt mal außen vor.
0:07:28–0:07:32
Wir brauchen keine rote Robe oder Zauber, das brauchen wir alles nicht.
0:07:33–0:07:37
Nur was wirklich funktioniert, es geht nur um den Akt der Magie.
0:07:38–0:07:40
Es geht nur um das, was funktioniert.
0:07:41–0:07:46
Es gibt dann auch eine Anweisung in dem Lieber Null Buch.
0:07:46–0:07:52
Man soll bitte Notizen machen, aufschreiben, was man gemacht hat,
0:07:52–0:07:56
wie man es gemacht hat, was passiert ist. Also es ist quasi eine empirische,
0:07:56–0:07:59
fast schon medizinische Herangehensweise.
0:07:59–0:08:02
Alle Variablen werden aufgeschrieben und dann wird gezaubert.
0:08:02–0:08:05
Und dann wird geguckt, ob was passiert oder nicht passiert. Es wird auch vermerkt,
0:08:05–0:08:09
wenn was passiert, dann solle man bitte seine Befunde mit anderen teilen.
0:08:09–0:08:11
Die sollen es auch probieren. Wenn das auch klappt, dann ist es auch gut.
0:08:12–0:08:17
Und es muss quasi eine empirische Validität geben von Magie.
0:08:20–0:08:22
Ich glaube, diese Folge werde ich ganz viel alleine reden.
Florian Clauß
0:08:22–0:08:28
Ich versuche gerade rauszuhören, wo es hingeht. Ich bin gespannt.
Micz Flor
0:08:31–0:08:35
Die Magie nennt sich auch eklektische Magie.
0:08:35–0:08:38
Und ist in der Herangehensweise nicht unähnlich der Verhaltenstherapie,
0:08:38–0:08:45
die auch hauptsächlich über Evidenzforschung, Interventionen für valide erklärt.
Florian Clauß
0:08:46–0:08:51
Das ist jetzt nicht fiktional. Das ist wirklich eine Geschichte von diesem.
Micz Flor
0:08:53–0:08:56
Aber es ist genau ja auch diese Ambivalenz, die ich spannend finde,
0:08:56–0:09:03
weil ich habe, als ich das gefunden hatte, dann halt im deutschsprachigen Raum
0:09:03–0:09:06
oder im englischen Raum auch natürlich, wie man das so macht auf Podcasts,
0:09:06–0:09:07
man ist ja viel unterwegs,
0:09:07–0:09:12
geguckt, was wird denn da so diskutiert und dann habe ich viel Chaos Magic gefunden
0:09:12–0:09:18
oder Chaos Magie, Chaos Magie Hexen, die darüber sprechen, wie sie arbeiten und so.
0:09:21–0:09:25
Und das ist aber auch nochmal eine interessante Abtrennung davon,
0:09:25–0:09:33
weil in den Podcasts habe ich selten wirklich Leute sprechen hören über ihre
0:09:33–0:09:38
magischen Wirkungsweisen und in Anführungszeichen Erfolge oder so.
0:09:38–0:09:42
Das wird nicht besprochen, es wird aber viel über Chaos, Magie und über den
0:09:42–0:09:44
Punk darin immer gesprochen.
0:09:44–0:09:50
Es gab einen Herrn Crowley, der vorher schon so eher zeitgleich auch mit der
0:09:50–0:09:56
Psychoanalyse und mit Jungen in England so ein Magier war,
0:09:56–0:10:00
der auch Drogen genommen hat und der auch versucht hat, die Magie zu revolutionieren.
0:10:01–0:10:04
Aber in den 70er Jahren wurde dann nochmal gesagt, wir machen jetzt einen Cut.
0:10:05–0:10:11
Wir sind ganz eklektisch wir gehören keiner Schule an ist jetzt auch so,
0:10:11–0:10:16
wenn man Punkmusik wir sind jetzt nicht irgendwie die die mit Stringorchester
0:10:16–0:10:17
oder Folk oder sonst was,
0:10:17–0:10:21
das ist so ein Schnitt wir machen das alles ganz neu und jeder kann anfangen,
0:10:21–0:10:24
auch Punk nimm Gitarre in die Hand und mach,
0:10:25–0:10:29
und dann wird Magie gemacht und Carol hat dann,
0:10:31–0:10:36
Sachen auch aufgeschrieben in dem Lieber Null Buch was einem helfen kann,
0:10:36–0:10:38
Magie zu machen, also Grundvoraussetzungen.
0:10:39–0:10:41
Und die sind sehr körperlich auch.
0:10:42–0:10:49
Also man soll üben, wann immer man kann, eine statische Position einzunehmen
0:10:49–0:10:53
und sich gar nicht zu bewegen, das so lange als möglich auszuhalten.
0:10:53–0:10:56
Weil wenn man Magie macht, dann ist es wichtig, dass man das kann.
0:10:57–0:11:02
Wir erinnern uns an die letzte Folge, an einen Jungen, der so lange das Bild
0:11:02–0:11:05
seines Opas angeschaut hat, bis er dann wirklich die Treppe runterkam.
0:11:05–0:11:10
Der hatte auch da schon scheinbar, vielleicht hat Carol auch jung gelesen.
0:11:11–0:11:15
Dann geht es um Trance-ähnliche Zustände, wo dann später auch in anderen Büchern
0:11:15–0:11:18
dazu dann Atemtechniken auch angesprochen werden.
0:11:18–0:11:27
Wie kann man sich in hohen energetischen Zustand, Trance-Zustände irgendwie reinarbeiten?
0:11:27–0:11:31
Ich glaube, erst im zweiten Buch schreibt Carol dann auch selber über seine,
0:11:32–0:11:35
also wie das, was ich für ein Junggeschmied habe, über seine Magie so ein bisschen.
0:11:35–0:11:39
Er erinnert sich noch, dass er als Teenager sich dafür interessiert hat,
0:11:39–0:11:41
damit angefangen hat, einfach mal so Dinge zu machen.
0:11:41–0:11:45
Und dann aber auch in seiner revolutionären Haltung gegenüber allem,
0:11:45–0:11:51
was es schon gibt, hat er dann einfach so vor sich hin gemacht.
0:11:51–0:11:54
Das erste Erlebnis, was er wohl hatte, wo er gespürt hat, dass er was bewirken
0:11:54–0:11:59
kann, magisch ist, als er mal einen Schaffner an der Bushaltestelle,
0:11:59–0:12:03
muss ich nochmal gucken, Das Buch ist gratis auch in archive.org runterzuladen.
0:12:04–0:12:05
Das ist also verlinkt, kann jetzt jeder.
0:12:05–0:12:10
Ich möchte es nicht in die Welt streuen, aber es ist einfach da. Es ist ja schon da.
0:12:10–0:12:13
Und da hat er den so lange angeguckt, bis der auf einmal so hochgesprungen ist,
0:12:13–0:12:15
als ob er mir hintergetreten hätte.
0:12:16–0:12:18
Und dann hat er gemerkt, was habe ich da gemacht, was kann ich?
0:12:18–0:12:23
Und dann beschreibt er bestimmte Sachen, die er kann oder die er schon erlebt
0:12:23–0:12:27
hat. Und dazu gehören auch Dinge wie zum Beispiel in einem trance-ähnlichen
0:12:27–0:12:30
Zustand in einen anderen Ort zu gehen.
0:12:30–0:12:33
Also quasi wie so Teleporting, den zu sehen, nicht anwesend zu sein,
0:12:34–0:12:37
aber das zu sehen, also wie in so eine Kugel hineinschauen.
0:12:39–0:12:43
Bei einem Ort hat er gedacht, es hätte nicht geklappt und er war total verwirrt,
0:12:43–0:12:47
was da passiert war, bis er dann verstanden hat, ach nee, es war der richtige
0:12:47–0:12:51
Ort, aber er war upside down, also er war verkehrt rum, dass man das nicht so richtig sehen kann.
0:12:51–0:12:55
Was auch noch mal wichtig ist, der Begriff der Magie, wie er da beschrieben
0:12:55–0:13:01
wird, der ist ganz kurz gefasst eigentlich. Da steht nicht so viel drin.
0:13:02–0:13:07
Magie ist die Kunst, Veränderungen in Übereinstimmung mit dem Willen herbeizuführen.
0:13:07–0:13:11
Das heißt, du hast einen eigenen Willen, du möchtest was in der Welt verändern
0:13:11–0:13:13
und dann möchtest du mit der Welt,
0:13:16–0:13:21
Die angestrebte Veränderung in der Welt durch deinen Willen erzeugen.
Florian Clauß
0:13:21–0:13:21
Okay.
Micz Flor
0:13:23–0:13:24
Welcher Film fällt dir dazu ein?
0:13:32–0:13:33
Männer, die auf Ziegen starren.
Florian Clauß
0:13:34–0:13:35
Ja, klar, natürlich.
Micz Flor
0:13:38–0:13:43
Also das ist ja auch irgendwie so diese Zeit. Das war noch ein bisschen später,
0:13:43–0:13:45
aber da ist das so mit entstanden.
0:13:46–0:13:50
Und die Chaos-Forschung habe ich da einfach so mit reingebracht auch,
0:13:50–0:13:55
weil in der Chaos-Forschung ist ja dieser Butterfly-Effekt. Ich habe das nicht gefunden.
0:13:55–0:13:58
Ich weiß nicht, warum das Chaos-Magie heißt. Das steht im Buch nicht drin.
0:13:59–0:14:03
Später wird nochmal über Chaos-Forschung oder Science, glaube ich,
0:14:03–0:14:06
wird sogar genannt, gesprochen.
0:14:09–0:14:13
Aber nicht erklärt, warum das Chaos-Magie heißt. Gerne in den Kommentaren nachreichen.
0:14:14–0:14:15
Ich habe es nicht gefunden.
0:14:17–0:14:21
Aber meine Assoziation, deshalb wollte ich die Chaosforschung damit reinnehmen,
0:14:22–0:14:28
wenn du es schaffen kannst, zu sagen, ein Tornado entsteht durch das Flappen
0:14:28–0:14:30
von einem Schmetterling in Brasilien.
0:14:31–0:14:37
Dann ist es doch eigentlich irgendwie denkbar, dass wir irgendwie mit der Energie,
0:14:37–0:14:40
die wir haben, wir haben ja zumindest Körpertemperatur, die können wir vielleicht
0:14:40–0:14:43
sogar verändern, irgendwelche anderen, man kann ja Alpha-Wellen,
0:14:44–0:14:46
bitte, was weiß ich, was wir am Körper alles messen können, dass jemand sagt,
0:14:47–0:14:51
wenn wir uns dieser Idee verschreiben, dass wir in der Welt etwas verändern
0:14:51–0:14:59
können, im Kleinen und dadurch dann aber auch was Großes passieren kann, das ist doch Magie.
0:15:00–0:15:03
Und jetzt kann ich auf eine Magie zu sprechen kommen, die in meinem E-Reader
0:15:03–0:15:06
inne wohnt, die ich dir schon mal erzählt habe.
0:15:06–0:15:10
Ich weiß nicht, woher das kommt, aber ich hatte als erstes Buch auf meinen E-Reader
0:15:10–0:15:16
damals 2001 von Arthur C. Clarke draufgemacht.
0:15:16–0:15:20
Weil ich wollte das immer mal lesen und das war dann irgendwie greifbar,
0:15:20–0:15:23
sag ich mal. Und dann hatte ich das als erstes drauf und dann kam andere danach.
0:15:24–0:15:28
Immer wenn ich neue Sachen drauf lade, dann werden die in der Timeline oben
0:15:28–0:15:31
reingefüttert. Das heißt, das letzte reingeladen ist immer ganz oben.
0:15:32–0:15:36
Aber immer wenn ich neue reinlade, ist Arthur C. Clarke 2001 das allererste Buch.
0:15:37–0:15:40
Das zweite Buch ist das letzte reingeladen und dann geht es so weiter nach unten.
0:15:41–0:15:44
Arthur C. Clarke wird dann irgendwie durch Lesefalten auch mit runtergedrückt.
0:15:44–0:15:49
Aber immer wenn ich eins drauf schiebe, habe ich Arthur C. Clarke ganz oben. Magia for Me Reader.
Florian Clauß
0:15:49–0:15:54
Du hast auch gerade bewiesen, dass es nicht die alphabetische Reihenfolge ist,
0:15:54–0:15:57
sondern die zuletzten. Die zuletzten, genau.
0:15:57–0:16:05
Aber vielleicht hat Arthur C. Clarke 2001 einen Timestamp von 2048.
Micz Flor
0:16:05–0:16:10
Das kann sein, muss man mal gucken. Good thinking. I like your thinking, man.
0:16:11–0:16:15
Und Arthur C. Clarke hat ja mal diesen Satz gesagt, sinngemäß.
0:16:15–0:16:18
Jede fortschrittliche Technik muss
0:16:18–0:16:22
wie Magie wirken in einer anderen Zivilisation, in einer anderen Zeit.
0:16:22–0:16:29
Und das finde ich schon auch nochmal einen tollen Satz, wenn man Magie und Technik
0:16:29–0:16:31
zueinander reibt, genauso wie wir,
0:16:35–0:16:40
dass Okkulte, also die Empirie in der Wissenschaft oder die Empirie,
0:16:40–0:16:44
wie Jungseferstande aneinander reiben, dass da so Übergänge drin sind.
0:16:45–0:16:48
Und Cat Weasel kennst du vielleicht auch noch aus den 70er Jahren,
0:16:48–0:16:52
diese Serie, mit dem durch die Zeit gereisten Mittelaltertyp mit so einem Spitzbart.
0:16:53–0:17:00
Der kommt halt aus dem Mittelalter ins England der 70er Jahre und ist einfach total, was ist das?
0:17:00–0:17:03
Er hat so eine kleine Kröte dabei. Und der hat dann auch immer,
0:17:04–0:17:09
wenn das Licht anmacht, sagt immer, kleine Sonne brennt und drückt auf den Lichtschalter
0:17:09–0:17:10
und dann geht das Licht an.
0:17:10–0:17:13
Also diese Idee, dass Technik auch wie Magie wirken kann.
Florian Clauß
0:17:13–0:17:17
Vielleicht hier nochmal zum Ort, wo wir überhaupt sind. Wir sind vom Kienberg
0:17:17–0:17:21
runtergelaufen und jetzt streifen wir den Garten der Welt.
0:17:21–0:17:25
Hier ist quasi das gleiche Areal. Der Garten der Welt ist aber durch den Zaun
0:17:25–0:17:28
abgetrennt und hier haben wir so eine Sommerbopfbahn aufgebaut.
0:17:29–0:17:34
Die bin ich auch mal irgendwie, denn Neujahr war die mal auf,
0:17:34–0:17:35
da bin ich runtergefahren.
0:17:35–0:17:38
Das war toll, hat Spaß gemacht, ja.
Micz Flor
0:17:38–0:17:44
Ja, also ein schönes Gewinne. Diese Kleine, das geht da oben hoch.
Florian Clauß
0:17:44–0:17:49
Ja, das startet da oben, wo wir gerade runtergekommen sind, da ist bei diesem
0:17:49–0:17:54
Wolkenhain, ist dann nochmal so, links daneben ist dieser Eingang zur Bobbahn,
0:17:54–0:17:56
was auch relativ steil runtergeht.
Micz Flor
0:17:56–0:17:57
Ja, okay. Spannend.
Florian Clauß
0:17:58–0:18:00
Also wenn du mal mit deinen Kindern...
Micz Flor
0:18:00–0:18:02
Haben wir eigentlich auf dem Aufnahmegerät gecheckt, ob beide Kanäle drauf sind?
Florian Clauß
0:18:03–0:18:04
Sind beide Kanäle drauf, ja.
0:18:06–0:18:08
Sorry, kleine Sonne brennen.
Micz Flor
0:18:08–0:18:09
Nee, auf jeden Fall kleine Sonne.
Florian Clauß
0:18:09–0:18:11
Schreib, ich liebe dich in den Himmel.
Micz Flor
0:18:12–0:18:16
Okay, und das heißt, vor dem Hintergrund fand ich das dann halt nochmal zu denken.
0:18:17–0:18:20
Also wie sind die Zusammenhänge? Was ist das? Diese Alchemie,
0:18:20–0:18:22
diese Magie? Wie hängt das so zusammen?
0:18:23–0:18:26
Und vor allen Dingen, weil ich auch dann immer mehr gemerkt habe,
0:18:26–0:18:29
das war mein Umweg von hinten, also es war sozusagen Reverse Technology.
0:18:29–0:18:36
Ich kam über jung zur Chaos-Magie, weil viele, und das fand ich spannend dran,
0:18:36–0:18:42
viele über diese Thematiken, wie zum Beispiel Atemübungen oder dieses Körperliche,
0:18:44–0:18:47
das ist ein ganz kleiner Schritt hinein in Psychotherapie.
0:18:47–0:18:54
Also da gibt es einen ganz großen Fundus an psychodynamischen PsychotherapeutInnen,
0:18:54–0:18:56
also in England habe ich so ein paar gefunden,
0:18:57–0:19:09
die Jung die Archetypen und das kollektive Unbewusste als metaphysische Realität annehmen.
Florian Clauß
0:19:09–0:19:10
Ja.
Micz Flor
0:19:12–0:19:16
Und die sich dadurch natürlich auch für das Okkult oder für das Mystische und
0:19:16–0:19:17
auch für Zauberei irgendwie öffnen.
0:19:18–0:19:22
Und für die Träume dann eben auch Zustände sein können, in denen wir entweder
0:19:22–0:19:24
wahrhaftig woanders sind.
0:19:24–0:19:29
Das wäre dann bei der Magie eben, ich war wirklich an diesem Ort, das war kein Traum.
0:19:29–0:19:31
Oder einfach ein Traum von diesem Ort.
0:19:33–0:19:40
Und Jung dann ja sagen müsste, siehe letzte Folge, in solchen Situationen muss
0:19:40–0:19:42
man schon einfach Experte sein.
0:19:42–0:19:46
Dass man genau weiß, ob es jetzt wirklich das kollektive Unbewusste ist,
0:19:46–0:19:48
was man da erlebt oder ob es halt nur ein Traum ist.
0:19:49–0:19:51
Und wenn man diese Unterscheidung machen kann... Die Magier.
0:19:52–0:19:56
Nee, die Magier, die sind, glaube ich, von der Magie her in die Psychotherapie,
0:19:56–0:19:58
das ist, glaube ich, gar nicht so das Thema.
0:19:58–0:20:02
Aber ich fand es halt total interessant, dass über diese Diskussion,
0:20:02–0:20:07
wenn wir in der MPRI halt über ein hartes Wissenschaftskonzept,
0:20:08–0:20:11
evidenzbasierte forschung und so was sprechen auf der anderen seite natürlich dann
0:20:11–0:20:15
auch zulassen dass whatever works
0:20:15–0:20:19
vielleicht manchmal auch nicht unangebracht ist und das ist dann auch also da
0:20:19–0:20:22
wenn ich mich da wieder reinsetze ich habe mich ja ganz am anfang mit jung reingesetzt
0:20:22–0:20:26
habe irgendwie gesagt so ja diese zwei naturwissenschaften oder bei mir waren
0:20:26–0:20:31
es eher musische soziale fächer wo möchte ich hingehen in meinem leben bin bei
0:20:31–0:20:33
psychologie gelandet wo ich das gefühl hatte da kommt beides zusammen.
0:20:34–0:20:37
Und Jung, der auch Naturwissenschaften versus der auch dann irgendwie bei Psychiatrie
0:20:37–0:20:40
gelandet ist, nachdem er Medizin studiert hatte, da kommt irgendwie beides zusammen.
0:20:41–0:20:46
Wir sind uns da nicht gleich. Ich bin auch nicht jung und so gut oder so schlecht
0:20:46–0:20:49
wie jung, darum geht es gar nicht, aber ich konnte mich damit irgendwie identifizieren
0:20:49–0:20:50
an so bestimmten Sachen.
0:20:51–0:20:55
Und mit der Magie, ja.
0:20:57–0:21:05
Es gab, bevor die Chaos-Magie wirklich in die Welt kam, gab es schon eher eben.
0:21:06–0:21:11
Im ersten Viertel des Jahrhunderts gab es, wie hieß der nochmal, Osman Spare.
0:21:11–0:21:15
Also gab es einen Künstler, der sich auch in so magische Praktiken reingedacht
0:21:15–0:21:20
und reingearbeitet hat, der eigentlich sehr viel ähnliche Annahmen hatte.
0:21:20–0:21:23
Der auch gesagt hat, wir brauchen keine Rituale, wir brauchen keine Tradition.
0:21:24–0:21:27
Also eher so gesagt hat, whatever works. wir müssen
0:21:27–0:21:30
gucken dass es funktioniert müssen achten wie
0:21:30–0:21:34
es besser funktioniert und eine wichtige
0:21:34–0:21:37
sache dann noch bei bei ich
0:21:37–0:21:41
glaube es muss man spare auch schon aber dann auch bei carrie später ist dieser
0:21:41–0:21:48
paradigm shift oder man kann dann sich aber auch sehr schnell dadurch dass man
0:21:48–0:21:51
als punk musiker irgendwie gelernt hat einfach die gitarre in die hand zu nehmen
0:21:51–0:21:56
mitzumachen kann man sich sehr schnell auch in anderen Bands einfach erstmal so, man kann mitmachen.
0:21:57–0:22:02
Das hat man gelernt, weil die Chaos-Magier wohl auch immer wieder sich gegenseitig
0:22:02–0:22:06
fordern und dann bestimmte Rituale machen.
0:22:06–0:22:09
Man kann alles möglich machen. Man kann ein Mickey-Maus-Ritual machen.
0:22:09–0:22:10
Man kann sich ja alles ausdenken.
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Das ist quasi wirklich so ein Spielfeld, weil im Endeffekt geht es darum,
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in der Welt Experimente zu gestalten, in denen man dann Magie findet,
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dann zu validieren, dass das wirklich mit dem getanen zusammenhängt und dann
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den Weg zu finden, um mit dem eigenen Willen,
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etwas in der Welt herzustellen.
Florian Clauß
0:22:32–0:22:36
Interessant, ja. Ja, aber dann auch die Wiederholbarkeit, wenn man dann halt
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das How-To schreibt und dann sagt, hier, so und so ist es gelaufen,
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dann habe ich das und das erlebt, macht mal.
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Und dann fängst du ja wieder an zu konservieren.
Micz Flor
0:22:46–0:22:49
Und das ist auch interessanterweise im Psychonaut ist das, glaube ich.
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Also, Liebe Null heißt das, wir brauchen keine Orden, wir brauchen keine Roben,
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wir brauchen keine Rituale, aber dann kommt später doch was rein.
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Wie sehen denn Rituale aus, wenn jemand in eine Gruppe von Chaos-Magier innen integriert wird.
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Also Aufnahmerituale, wie kann das gestehen, was muss man da achten?
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Also ich glaube, dass im zweiten Buch schreibt dann Carol dann schon auch wieder
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so Dinge auf, die dann erstaunen, nachdem man das erste Buch so gelesen hat.
Florian Clauß
0:23:15–0:23:19
Ja, interessant. Also darüber, das habe ich wirklich noch gar nicht so gehört,
0:23:19–0:23:24
aber ich finde, das lässt sich so rein von der Kulturgeschichte ganz gut da
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einordnen, in den 70er Jahren.
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Und auch von der Attitüde her.
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Und ich habe ja nur die Assoziation von dem Chaos-Umfeld, also Chaos-Computer-Club.
Micz Flor
0:23:38–0:23:39
Auch da ist Chaos drin.
Florian Clauß
0:23:39–0:23:46
Da ist Chaos halt auch drin. Und es gibt auch diese Nähe, es gibt die Hexen,
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aber die dann mit H-A, H-E geschrieben, also von Hacken.
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Und da ist so eine gewisse Anlehnung in diesem Okkulten. Aber dann natürlich
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auch der Anfang mit eben Technik, die dann auch in den 70ern magisch wurde.
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Wo du dann auf einmal so Zustände oder Sachen machen konntest,
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die du vorher so nicht gedacht hast.
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Also das ist vielleicht die Analogie noch dazu. Aber gut, was bringt es uns
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dann wieder zurück zu Jungen?
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Also ich meine, diese Nähe zum Okkulten, also als ich mich jetzt da letzte Folge
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auch im Vorfeld damit beschäftige.
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Fand ich bei Jung nochmal interessant, dass er, und da hast du mich in der letzten
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Folge so ein bisschen abgewürgt.
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Aber ich glaube, diese Nähe zum Schamanismus, und da sind wir wieder beim Okkulten, in seiner Lehre,
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und da, wo er auch dann quasi indigene Völker dann besucht hat und auch untersucht
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hat, beobachtet hat, und sich da mit diesen Ritualen auch sehr auseinandergesetzt hat.
0:24:50–0:24:58
Und das finde ich halt interessant, weil nämlich gerade in indigenen Kulturen,
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die dann nicht auf Schrift und, also die eher auf Rituale basiert sind,
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wo dann genau diese Phasen der Individuation auch ausgestellt werden.
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Nämlich das Aufnahme des Jugendlichen, das heißt der Abschluss der Kindheit
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durch so ein Initiationsritual, das heißt ja in ganz vielen indigenen Kulturen.
0:25:23–0:25:27
Und das, was dann so ein bisschen übergeordnet ist und was sich bei Jung auch
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im Roten Buch wiederfindet, der Animismus.
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Also die meisten indigenen Kulturen gehen davon aus, und deswegen gibt es da
0:25:37–0:25:42
auch so ein ökologisches Gleichgewicht, dass die Umwelt belebt ist.
0:25:43–0:25:50
Dass wir eine belebte Umwelt haben und dass dann dieser Zustand zwischen Mensch,
0:25:50–0:25:54
Gesellschaft und Umwelt, dass der harmonisiert werden muss.
Micz Flor
0:25:54–0:25:54
Ja.
Florian Clauß
0:25:55–0:25:58
Und das hast du ja, die Figuren hast du ja auch im roten Buch,
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in den Mysterien, Anima und Animus, als das Weibliche und ich weiß nicht, ob das dieses Anima...
Micz Flor
0:26:04–0:26:08
Das hat mit dem belebten Materien nicht viel zu tun, aber es ist so,
0:26:08–0:26:12
dass Jung, ich weiß, dann habe ich ja schon gesagt, ich bin ja kein Experte, aber Jung hat,
0:26:13–0:26:18
wenn ich mich recht erinnere, schon eine Theorie, in der Materie und Psyche
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oder Seele oder wie auch immer, ähm...
0:26:24–0:26:30
Nicht getrennt sind, sondern die sind beides sozusagen Abkömmlinge von was Drittem, könnte man sagen.
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Und damit kann ich dann jetzt zum Beispiel auch wieder in die Chaosmagie reingehen,
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weil die Chaosmagier, zum Beispiel, wenn die über Ufos reden,
0:26:39–0:26:41
dann klingt das gar nicht so viel anders als bei Jung.
0:26:41–0:26:44
Aber jetzt habe ich dich wieder abgewirkt mit dem Schamanen.
Florian Clauß
0:26:44–0:26:48
Nein, nein, nicht wirklich. Aber das war nochmal so der Punkt,
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den ich da gesehen habe und das interessant finde.
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Und dann auch in diesem Kontext der Märchen, wo wir auch viele von diesen Unbewussten,
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auch von den Archetypen, auch mit reinkodiert haben.
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Und was immer wieder zu entschlüsseln gilt.
0:27:09–0:27:14
Und was dann auch in der einen Folge, ich hatte letzte Folge darüber gesprochen,
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die Glutkerne, also irgendwelche Traumaten.
Micz Flor
0:27:17–0:27:19
Glut, also mit Gustav.
Florian Clauß
0:27:19–0:27:19
Glut.
Micz Flor
0:27:20–0:27:22
Es klang jetzt gerade wie Blutklühen.
Florian Clauß
0:27:23–0:27:29
Von Glühen. Das ist der eine, der eine Literaturwissenschaftler so herausgearbeitet hat,
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dass nämlich bei Händel und Gretel war das ja, dass die Glutkerne wie Kannibalismus,
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Hungersnöte und so weiter da
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irgendwo mit eingepackt sind, aber in einer Geschichte, die gut ausgeht.
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Und diese,
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Archetypen, ja, die, ja, ich meine, wir haben noch gar nicht so richtig über,
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über tatsächlich über diese Mandalas und diese ganzen Bilder,
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wir haben darüber gesprochen, dass Jung dann auch das rote Buch illustriert hat,
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ja, aber die, die sind ja nicht veröffentlicht worden mit, diese Bilder,
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aber hat ja auch eine Technik,
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ähm, neben dem, der aktiven Imagination, weil ja auch so Mandala malen,
0:28:15–0:28:16
was jetzt hier so jeder macht.
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Mandala malen war ja auch so.
Micz Flor
0:28:18–0:28:20
Ein Impulskaufartikel in einem Bahnhof.
Florian Clauß
0:28:21–0:28:28
Genau, also dieses Mustermalen. Und das ist halt auch genau eine Methode,
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um sich dann in so einem Zustand zwischen Wach und Traum zu bewegen.
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Und da eben so Wellen von Unbewussten hochkommen zu lassen, um dann damit weiterarbeiten zu können.
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Aber ich kann mir auch vorstellen, dass diese Methode von Jung, weil er eben auch schon,
0:28:50–0:28:55
ich sag mal so, haben wir ja in der letzten Folge so ein bisschen drüber berichtet,
0:28:55–0:29:01
dass er dann schon sehr psychotisch von außen, aber er konnte es dann auch ganz
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gut nutzen für seine Arbeit.
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Aber es hätte von außen psychotisch wirken können, was er da für Visionen hat.
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Wenn du das in der klassischen Psychotherapie siehst, dann sind das ja schon
0:29:15–0:29:16
teilweise pathologische Zustände.
Micz Flor
0:29:16–0:29:20
Ja, man kann jetzt auch da wieder einfach Modelle, wenn man über Psychosen spricht,
0:29:20–0:29:25
man kann aber jetzt zum Beispiel mit so einem Ich-Funktionsmodell oder Humanstrukturmodell
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psychotisch auch als etwas beschreiben, wo zwei Ich-Funktionen,
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die wir haben, die Abgrenzung nach innen,
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die Abgrenzung nach außen, was bedeutet das, dass wir zum Beispiel so etwas wie Scham erleben?
0:29:40–0:29:43
Und da was ganz Inneres nicht so leicht rauskommt. Wir haben unsere Geheimnisse,
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wir haben unsere Wünsche, die wir dann irgendwie auch strategisch vielleicht
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anbringen oder die wir als Mitteilung dann auch vieldeutig anbringen.
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Dass ich dir das jetzt sage, bedeutet mehr über meine Gefühle für dich als über
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das, was ich dir mitgeteilt habe. Solche Sachen.
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Und sowas kann bei Menschen einfach nicht so gut funktionieren.
0:30:02–0:30:05
Das heißt, dass die eigenen Wünsche und sowas einfach so durchfließen,
0:30:05–0:30:10
man die nicht richtig greifen kann und so, die bleiben alle unklar.
0:30:10–0:30:15
Und in der Gestalt Psychotherapie spricht man dann manchmal auch von einer Konfluenz.
0:30:15–0:30:19
Also eine Konfluenz heißt, dass alles irgendwie so in so einem schwammigen Sud
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bleibt und man nicht in der Lage ist, klare Formen darin zu erkennen.
0:30:22–0:30:26
Und das sind zum Beispiel dann Menschen, die, wenn sie sich unwohl fühlen,
0:30:26–0:30:30
ihr Unwohl nicht richtig fassen können und dann einfach mal was essen.
0:30:31–0:30:35
Also irgendwas muss jetzt quasi dieses Unwohl wegmachen.
0:30:35–0:30:42
Und das ist aber nicht an der Botschaft oder an dem Wunsch des Unwohlseins gekoppelt,
0:30:42–0:30:44
weil man das nicht wirklich identifizieren kann.
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Und das zweite Abgrenzung außen bei der Psychose ist dann, wo höre ich auf, wo fängst du an?
0:30:53–0:30:58
Die psychotische Situation, in der man sich selbst in den anderen sieht,
0:30:58–0:31:01
die Projektion, einfach da ist keine Filterung mehr möglich.
0:31:01–0:31:06
Und wenn beide Grenzen irgendwie offen sind, dann werden deine tiefsten Wünsche
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und Ängste auf andere projiziert,
0:31:07–0:31:11
deine tiefsten Gewalt, also die laufen dann quer durch dich durch und du bist
0:31:11–0:31:15
einfach in einem Raum, in dem du nicht mehr als Individuum vorkommst,
0:31:15–0:31:17
sondern die Welt dich durchdringt die ganze Zeit.
0:31:17–0:31:21
Du bist einfach so offen zu deinem eigenen Inneren und zu der äußeren Welt.
0:31:21–0:31:27
Und das als Psychoseerklärung ist so, dass wenn man Jung in seiner Biografie
0:31:27–0:31:32
anschaut, und er hatte diese Phase nach der Trennung von Freud und dann Schreiben des Roten Buches,
0:31:32–0:31:35
und dass er es aber geschafft hat, und das ist ja dann auch,
0:31:35–0:31:39
und er sagt, er ist Experte, diese Grenzen sich wieder zu erarbeiten,
0:31:40–0:31:41
sich daraus zu arbeiten.
0:31:41–0:31:46
So wie man ja auch gerne sagt, sich aus der Depression rausarbeiten, tun wir was.
Florian Clauß
0:31:46–0:31:51
Ja, aber dann hat er das ja auch produktiv für seine Methoden quasi genutzt.
0:31:51–0:31:57
Und die dann halt auch als Methoden dann eben für sich, für andere erschließbar gemacht.
Micz Flor
0:31:57–0:32:00
Und da macht er ja dann eben auch diesen großen Unterschied,
0:32:00–0:32:07
dass die Psychose krankhaft ist, wenn man bestimmte Unterschiede nicht mehr sehen kann.
0:32:08–0:32:13
Und bei ihm war, er hatte ja auch Angst, dass er wahnsinnig wird, wie Zaratustra.
0:32:13–0:32:17
Er hatte Angst, dass ihm das auch wieder fährt, aber er hat sich rausgearbeitet,
0:32:17–0:32:22
um wieder Grenzen einzuziehen, Realitätsbezug einzuziehen, das Ganze einzudämmen.
0:32:22–0:32:23
Und das ist dann der große Unterschied.
Florian Clauß
0:32:25–0:32:30
Aber damit hat er ja quasi das Ganze, die Büchse der Pandora im ersten Sinne
0:32:30–0:32:34
geöffnet, indem er das ganze kollektive Unbewusste rausgelassen hat.
Micz Flor
0:32:35–0:32:37
Genau, und dann die Brücke zu den ganzen,
0:32:38–0:32:43
Zu den ganzen Theorien heute, wer dann schnell eben auch über sein letztes Werk
0:32:43–0:32:48
über die UFOs, was wir in der anderen Folge hatten, weil da jetzt vieles heute andockt.
0:32:49–0:32:51
Zum Beispiel, er sagt ja, diese UFOs, die wir jetzt oben im Himmel sehen,
0:32:52–0:32:56
die sind das Gleiche, was im Mittelalter irgendwelche Feuerwälder waren.
0:32:56–0:32:59
Also das sind quasi Ausdruck von psychotischem Erleben, Halluzinationen,
0:33:00–0:33:06
die aufgrund der großen kollektiven Unruhe in kriegsnahen Kriegssituationen und sowas vorkommen.
0:33:06–0:33:10
Ja, er selber hat auch beschrieben, dass er einmal so aus dem Fenster geguckt
0:33:10–0:33:13
hat in der Schweiz Richtung Norden und hatte dann vor allem die Vision,
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dass vor dem Weltkrieg, dass Europa von Blut überströmt wird.
0:33:21–0:33:24
Also da war er nicht der Einzige, der im Vorkriegsstimmung irgendwie,
0:33:25–0:33:29
bei ihm hat es sich in psychotischen Visionen ausgedrückt, bei anderen hat es
0:33:29–0:33:32
sich dann einfach in was Beschreibenden ausgedrückt.
Florian Clauß
0:33:32–0:33:40
Das ist halt irgendwie auch so, wenn man quasi den Zeitgeist als so ein Teilchen
0:33:40–0:33:46
fällt, was sich dann an der aktuellen politischen,
0:33:46–0:33:50
gesellschaftlichen und so weiter Situation ausprägt.
0:33:50–0:33:54
Ja, und dann, also jetzt auch in diesen ganzen esoterischen Bildern zu bleiben,
0:33:55–0:34:01
dann dieses Feld dann halt auch natürlich je nachdem, wie empfindlich die einzelnen Individuen sind,
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die dann in dieses Feld von Zeitgeist kommen, dann bestimmte Ideen entwickeln oder Bilder sehen, ja,
0:34:08–0:34:13
also das ist halt so, ich meine, das ist ja, der Zeitgeist, ja, also der Zeitgeist, ja,
0:34:13–0:34:20
Es ist ja immer wieder so eine Geschichte, dass zu bestimmten Zeiten dann Erfindungen
0:34:20–0:34:25
gemacht wurden, die nichts voneinander wussten, aber die im Prinzip das Gleiche
0:34:25–0:34:27
waren, weil es zu dieser Zeit genau das Gleiche war.
0:34:27–0:34:32
Also es gibt ja dann irgendwo eine Verbundenheit von Gesellschaft,
0:34:32–0:34:41
von Kultur, die ja nicht beschreibbar ist, die ja über so eine nichtstoffliche Ebene wirken können.
Micz Flor
0:34:41–0:34:45
Ja, wobei natürlich das oft schon an Handelsstraßen dann diese Gleichzeitigkeit
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gibt, weil andererseits du ja schon gesagt hast, dass auch Anfang des 20.
0:34:48–0:34:53
Jahrhunderts noch irgendwann Leute mit Jackett bei irgendwelchen indigenen Stämmen,
0:34:53–0:34:57
die überhaupt nicht in diesem feinstofflichen, was du beschrieben hast,
0:34:57–0:35:02
eingebunden waren, dann forschen wollten, wie dann das Menschensein an sich war.
0:35:02–0:35:07
Also das sind quasi genauso Menschen wie wir, bloß halt auch noch auf einer
0:35:07–0:35:10
anderen Entwicklungsstufe kulturellen. Mal gucken, was die so denken.
0:35:10–0:35:16
Also das war ja nicht so, dass die Menschheit insgesamt sich überall gleich
0:35:16–0:35:19
angehoben hat und Schwarzpulver überall gleich entstanden ist.
Florian Clauß
0:35:19–0:35:21
Das stimmt, das muss man auf jeden Fall dann nochmal unterscheiden,
0:35:22–0:35:25
aber zu der Zeit war es dann halt so, dass dann eben die Anthropologie dann
0:35:25–0:35:30
so weit war, hier geht mal alle raus, aber das ist natürlich dann der westliche,
0:35:30–0:35:34
der nordeuropäische Diskurs, der dahinter liegt.
0:35:34–0:35:37
Ja, das sollte man da schon mal abheben.
0:35:37–0:35:40
Ja, aber trotzdem ist ja interessant, dass sich ja da dieses,
0:35:41–0:35:48
was jetzt bei Jung dann, wo dann also einzelne Leute mehr oder weniger empfänglich
0:35:48–0:35:51
für solche Sachen sind und dementsprechend das halt auch künstlerisch oder wie
0:35:51–0:35:55
auch immer privat oder in der Psychose verarbeiten.
0:35:55–0:36:02
Ja, und das ist dann aber auch wieder Aussagen über die Zeit macht. Also das heißt,
0:36:03–0:36:09
Und da eben den Grad zu finden, inwieweit das dann jetzt wirklich ein individuelles
0:36:09–0:36:14
Verhalten oder ein individuelles Erleben ist.
0:36:14–0:36:17
Oder inwieweit das dann halt auch tatsächlich die Gesellschaft betrifft.
0:36:17–0:36:21
Das hatte ja Jung dann versucht, ja auch als Regelwerk einzuführen,
0:36:21–0:36:23
so wie ich das jetzt verstanden habe.
Micz Flor
0:36:23–0:36:29
Ja, also es bleibt dann immer ein bisschen unklar. Er hat ja auch mit den Ufos
0:36:29–0:36:34
gesagt, dass hinter diesen Bildern dann die gleichen Archetypen stecken.
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Aber aufgrund des Zeitgeistes sich das Bild der Archetypen, das Gesicht sozusagen verändert.
0:36:41–0:36:45
Aber gleich bleibt zum Beispiel, Ufos sind rund oder zigarrenförmig.
0:36:45–0:36:47
Früher sah man runde Feuerbälle.
0:36:48–0:36:50
Die Sonne ist rund, der Mond ist rund.
0:36:51–0:36:57
Also da hat er schon versucht, hinter den Dingen Gleichheit zu sehen.
0:36:57–0:37:02
Das ist ja auch in gewisser Weise ein göttliches Thema. So was ist Gottes Idee vom Baum?
0:37:02–0:37:06
Also wie sehen alle Bäume bei Playmobil aus?
0:37:09–0:37:13
Aber sich das dann eben doch verändern kann. Und ich möchte jetzt aber,
0:37:13–0:37:17
wenn das für dich okay ist, mal eine zeitgenössische Theorie hinlegen zu UFOs,
0:37:19–0:37:22
die vielleicht heute auch von Jung geschrieben worden wäre.
0:37:22–0:37:27
Ich sage sie mal so und vielleicht kannst du da mal kurz innerlich abgleichen,
0:37:28–0:37:32
ob die Tatsache, dass Jung jetzt 100 Jahre überlebt hat,
0:37:33–0:37:38
den irgendwie fundierter erscheinen lassen, als wenn ich dir das jetzt so erzähle.
0:37:39–0:37:45
Ufos, ja? Wir wissen ja wegen der String Theory oder sowas, dass es mindestens neun Dimensionen gibt.
0:37:46–0:37:47
Wir kennen davon nur drei.
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Ja, ein-, zwei- und dreidimensional. Und das war in einer Expanse-Folge,
0:37:55–0:37:56
hatte ich das ja, glaube ich, auch mal gesagt.
0:37:56–0:38:01
Wie sieht das denn aus, wenn man zum Beispiel einen Kreis auf zwei Dimensionen
0:38:01–0:38:04
durch eine eindimensionale Sichtweise drückt?
0:38:04–0:38:07
Eindimensional gucken heißt ja nur on oder off. Das heißt, der Kreis wird gar
0:38:07–0:38:11
nicht als Kreis erkannt, sondern er wird nur als off und dann wieder on,
0:38:11–0:38:13
wenn der Kreis durchgedrückt ist.
Florian Clauß
0:38:13–0:38:14
Durch den Lichtstrahl.
Micz Flor
0:38:14–0:38:19
Wenn wir eine Kugel, ein dreidimensionales Objekt, durch Zweidimensionen drücken,
0:38:19–0:38:23
dann sieht man auf den Zweidimensionen auf einmal einen Punkt.
0:38:23–0:38:25
Wenn die Kugel die Fläche berührt, dann wächst es zu einem Kreis,
0:38:25–0:38:27
der Kreis wird hier kleiner, verschwindet.
0:38:27–0:38:34
Also ein dreidimensionales Objekt durch eine Zweidimension durchgedrückt ist auch zweidimensional.
0:38:35–0:38:40
Und in Expans in einem Buch gibt es ja diese Bilder, wo mehrdimensionale Objekte
0:38:40–0:38:45
durch Dreidimensionen gedrückt werden. Und das sieht dann wirklich so aus wie kugelförmige.
0:38:46–0:38:51
Ausschnitte, da wird auf einmal ist was weg. Also auf den Schiffen auch verlieren
0:38:51–0:38:57
die Beine und so, weil höherdimensionale Objekte durch die dritte Dimension geschossen werden.
0:38:57–0:39:03
Die erscheinen dann eben als Punktkugel, zerstören dabei und verschwinden wieder.
0:39:04–0:39:08
Also das ist so die Dimensionalität. Und jetzt können wir uns nur diese drei
0:39:08–0:39:09
Dimensionen vorstellen.
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Die vierte, was ich gerade gesagt habe, so ein bisschen ableiten.
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Aber in Wahrheit ist die vierte ja Zeit.
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Die gilt also nicht. Die hat ja Einstein schon beschrieben. Die fünfte Dimension
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ist eigentlich das, was wir immer als vierte Dimension bezeichnen werden.
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Und diese UFOs werden fälschlicherweise immer als Boten von anderen Planeten.
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Das ist völlig Pille-Palle, weil in diesem dreidimensionalen Universum ist das so nicht möglich.
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Wir müssen uns einfach damit abfinden, dass das Boten aus anderen Dimensionen
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sind, aus höheren Dimensionen, die dann einfach erscheinen und verschwinden können.
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Weil für die ist die dritte Dimension wie für uns das Leben einer Ameise, zweidimensional.
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Also die gucken da auf uns drauf, die können mit ihrem Finger runter oder hoch.
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Das sind mehrdimensionale Wesen, die wir da im Himmel sehen.
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Nicht UFOs von anderen Sonnensystemen oder Galaxien.
Florian Clauß
0:40:00–0:40:00
Ja.
Micz Flor
0:40:01–0:40:07
Und somit ist es auch eine Frage des Wachstums der Menschheit,
0:40:07–0:40:12
diese anderen Dimensionen sich zu erschließen. Und warum können wir nicht auch
0:40:12–0:40:14
irgendwann mal in andere Dimensionen reisen?
0:40:16–0:40:24
Das ist jetzt zum Beispiel die Mitteilung eines Chaosmagiers gewesen in einem Podcast.
Florian Clauß
0:40:25–0:40:26
Selbsternannten.
Micz Flor
0:40:26–0:40:32
Ja, genau. Nicht selbsternannten, praktizierenden. Aber das ist ja nicht so
0:40:32–0:40:36
weit weg wie die damalige Zeitgeistzeit mit Psychosen.
Florian Clauß
0:40:37–0:40:42
Ja, aber die Frage ist jetzt, was müssen wir machen, um in diese fünfte Dimension
0:40:42–0:40:44
zu kommen und die zu entwickeln?
Micz Flor
0:40:44–0:40:49
Siehst du, jetzt habe ich dich am Hasen. Diesen Podcast können wir mit unseren
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drei Ziffern nicht mehr abdecken, wenn wir das wissen.
0:40:53–0:40:56
Die Antwort ist irgendwo jenseits unserer...
Florian Clauß
0:40:56–0:41:01
Aber sind diese Dimensionen nicht rein mathematisch?
Micz Flor
0:41:02–0:41:05
Ich weiß es nicht, das ist auch nicht so wichtig. Also das weiß ich wirklich nicht.
0:41:05–0:41:10
Aber ich wollte nur sagen, diese Erzählungen, die sind gar nicht unähnlich.
0:41:10–0:41:12
Und das ist jetzt eben aus diesem Bereich von der Chaos-Magie,
0:41:12–0:41:16
die ich vorhin angesprochen habe, wo dann gesagt wird, eben Menschen,
0:41:16–0:41:20
die auf Ziegen starren, also die Idee zu sagen, wenn ich es schaffe,
0:41:20–0:41:23
mit meinem Willen die Welt ein bisschen zu beeinflussen, wer weiß.
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Wenn mein Wille mit dem Aligned ist, was dann als Folge passiert,
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dann habe ich Magie gemacht.
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Ich habe eine Ursache-Wirkungskette hergestellt, die nicht erklärbar ist oder
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wie Arthur C. Clark wird, vielleicht irgendeine Technik benutzt aus einer Zukunft,
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die wir noch gar nicht kennen.
0:41:45–0:41:48
Aber ich habe etwas geschaffen und ich kann es sogar wiederholen.
0:41:55–0:41:59
Synchronicitäten hattest du mal angesprochen. Die sind auch am besten mit der
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fünften Dimension zu erklären.
Florian Clauß
0:42:01–0:42:04
Die Frage ist, wie nutzt du das jetzt bei deiner Arbeit als Psychotherapeut?
Micz Flor
0:42:05–0:42:08
Die Dimension ist sowas gar nicht, aber dieses Konzept von Magie,
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das kennst du vielleicht auch bei Menschen mit Traumaarbeit.
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Da gibt es diesen inneren, sicheren Ort.
0:42:15–0:42:22
Der hat sogar ein Bild gefunden in Inception, in dem Film, wo ganz zum Schluss
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dieses kleine Windrad in dem Safe neben dem sterbenden Vater in dieser Burg
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liegt. Kannst du dich erinnern?
Florian Clauß
0:42:30–0:42:35
Das ist die letzte Dimension, wo alles so am Meer, also alles kaputt geht.
Micz Flor
0:42:35–0:42:39
Nee, das ist auf diesem Berg mit dem Schnee und einem Maschinenfeuer,
0:42:39–0:42:40
also so richtig sozialisch.
0:42:40–0:42:44
Und da findet er dann dieses Windrad, eine sehr ergreifende Szene auch,
0:42:44–0:42:46
weil man hat das Windrad schon vergessen.
0:42:46–0:42:50
Das ist quasi der Schlitten von, also Rosebud von Orson Welles,
0:42:50–0:42:52
das ist wirklich ein schönes Bild.
0:42:53–0:42:56
Aber irgendwie in so einem psychologischen Konstrukt.
0:42:57–0:43:01
Ist es oft so in der Traumatherapie, dass man erst mal einen sicheren Ort etabliert.
Florian Clauß
0:43:01–0:43:03
Also einen Schutz.
Micz Flor
0:43:04–0:43:07
Und wenn die Person es schafft, halt dieses innere Bild herzustellen,
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daran arbeitet man, dann kann man da mal reingehen.
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Das habe ich auch mal irgendwo gelesen bei der Behandlung von Asthma.
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Also von jemand, der wirklich asthmasomatische Reaktionen auf innere Prozesse
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hatte oder Konflikte hatte.
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Dass die Person Asthma-Attacken loswerden konnte, indem sie sich dann auch wieder
0:43:28–0:43:32
an einen kargen Ort in der Wüste begeben hat.
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Da war in Pollen kein Thema mehr. Und das hatte dann wirklich somatisch gleich auch eine Veränderung.
Florian Clauß
0:43:37–0:43:44
Ja, da sind wir wieder beim Anfang der letzten Episode. Und deine Synchronicitätserfahrung.
Micz Flor
0:43:44–0:43:47
Die kommt gleich noch. Das ist ein bisschen anders. Aber was ich erst mal jetzt
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sagen wollte, ist dieses Konzept der Magie, der Hasenfuß, etwas anzufassen,
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der Handschmeichler, also Dinge herzustellen in der Welt, die dem eigenen Willen entsprechen.
0:43:58–0:44:01
Und da dann in der Therapie über den sicheren Ort einfach nur Bilder zu schaffen,
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mit der die Person sich verbinden kann, sich darauf einlassen kann und sie fühlt sich sicher.
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Und das ist ja natürlich komplett abstrakt, was heißt sich sicher fühlen.
0:44:12–0:44:13
Das können wir alles gar nicht sagen.
0:44:13–0:44:17
Aber ich finde es schon, dass in der Psychotherapie auch viel Magie gemacht wird.
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Vor allen Dingen auch, weil man ja wirklich über die Dinge spricht.
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Wir haben auf einer Ebene die Sprache als Kommunikationswerkzeug.
0:44:26–0:44:30
Natürlich auch die Körpersprache, die Intention, mit der das geht.
0:44:30–0:44:34
Oder auch in der Körperpsychotherapie geht es nochmal um ganz andere Themen.
0:44:34–0:44:36
Aber es gibt immer eine Interface-Thematik.
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Und man muss quasi Dinge übersetzen und wieder dekodieren. und in diesem,
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ja, wie würde Bube, würde sagen, in diesem Ich-Du-Zustand, in dieser Verbindung,
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als Ich-Du-Ding mit dieser anderen Person, wird das dann wirksam.
0:44:54–0:44:57
Also das ist schon immer auch irgendwie eine Form von Magie und ich habe mir
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was ausgedacht, das ist vielleicht ein bisschen albern, aber ich möchte jetzt
0:45:00–0:45:03
auch mal einen kurzen Moment der Mind-Control nicht nur für dich,
0:45:03–0:45:07
sondern vielleicht auch für einen Großteil unserer Zuhörerschaft.
Florian Clauß
0:45:07–0:45:09
Ich würde immer mehr zum Mitmach-Podcast.
Micz Flor
0:45:09–0:45:13
Auf jeden Fall. Ich werde jetzt Mind-Control ausüben.
0:45:13–0:45:18
Und das ist jetzt einerseits wirklich vielleicht witzig, aber ich möchte es
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einfach auch mal anschaulich machen.
Florian Clauß
0:45:20–0:45:20
Ja, gerne.
Micz Flor
0:45:21–0:45:27
In dieser Verknüpfung, wie das so ist. Also ich werde jetzt ein Wort bei dir evozieren im Gehirn.
0:45:29–0:45:32
Und du musst es dann sagen. Bist du soweit?
Florian Clauß
0:45:32–0:45:32
Ja.
Micz Flor
0:45:33–0:45:36
Ist dein Hirn jetzt frei? Du musst dich dem auch öffnen. Du kannst es nicht
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sagen. Lakritze, Lakritze, Lakritze, Lakritze.
Florian Clauß
0:45:39–0:45:41
Sag ich die ganze Zeit Lakritze.
Micz Flor
0:45:42–0:45:46
Sag das nicht, sondern mach dich frei von allen. Sei offen für mich.
0:45:46–0:45:49
Ich werde jetzt ein magisches Spruch sagen.
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Und dann wird ein Wort in dir entstehen. Und das sagst du mir dann. Bist du soweit?
Florian Clauß
0:45:53–0:45:54
Ich bin soweit.
Micz Flor
0:45:55–0:45:58
Häschen in der Grube. Ja, Grube.
0:46:00–0:46:05
Und wir haben wieder gesungen in diesem Podcast. Aber da passiert ja auch etwas,
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das passiert jetzt mit dir, wenn wir das jetzt testen würden,
0:46:08–0:46:11
dann würde das bei nicht allen passieren können, weil man muss das Lied schon
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irgendwie kennen und gleichzeitig ist das, was ich anfange zu sagen,
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engt dich immer mehr ein.
0:46:17–0:46:21
Irgendwann gibt es den Punkt, wo du wirklich merkst, wupp, ich bin jetzt auf sowas fokussiert.
Florian Clauß
0:46:21–0:46:22
Ja, verstehe.
Micz Flor
0:46:22–0:46:24
Und diese ganzen Prozesse,
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wenn wir jetzt bei einer Definition bleiben, dass es darum geht,
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wirklich einfach in der Welt was herzustellen oder zu evozieren,
0:46:35–0:46:39
was dem eigenen Willen folgt, dann würde sich das schon erfüllen lassen.
0:46:39–0:46:43
Wir haben ein anderes Bild von Magie, ja, auch das Buch, das Zitat,
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was ich vorgelesen habe am Anfang, über die englischen Gilden der Zauberer,
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wo die einen nur reden über Zauberei und Geschichte und die anderen,
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oder Herr Norrell, der einzig ist, der wirklich sagt, ich kann zaubern.
0:46:54–0:46:57
Das ist großartig, also ich kann es wirklich sehr empfehlen.
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Das erste Drittel macht total Spaß und wer dann vielleicht mehr Spaß hatte als
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ich sogar, schafft den Rest auch noch.
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Aber es ist total irre. Ich glaube, das Mr.
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Norrell, der beschwört dann irgendeine irische Fee, um jemanden wieder zum Leben zu erwecken.
0:47:18–0:47:20
Wo alle schon sagen, ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist,
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die zum Leben zu erwecken. Ja, die Eltern sind traurig, aber wollen sie wirklich zum Leben erwecken?
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Ich könnte es doch mal probieren. Also der will auch was Gutes tun mit der Magie,
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dass die Magie einen guten Ruf geht.
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Und dann kriegt er es alleine nicht hin, ohne diese Fee, holt die Fee noch mit dazu.
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Das ist eine männliche Fee und dann stehen die neben dem Leichnam und reden
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so und Norrell ist auch so ein bisschen abhängig jetzt davon.
0:47:41–0:47:44
Der muss ihm jetzt ja irgendwie helfen. Und dann sagt er dann irgendwann,
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ich will aber auch was mitnehmen dürfen.
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Norrell so. Und du weißt ja nicht genau, was passiert ist, Aber später siehst
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du dann in der Szene oder kriegst sie geschrieben, die Szene,
0:47:58–0:48:01
wie die Frau wieder lebt, ist von den Toten auferstanden,
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und es wirkt auch völlig unverändert. Bloß fehlt ihr der kleine Finger.
Florian Clauß
0:48:08–0:48:09
Sehr schön.
Micz Flor
0:48:09–0:48:12
Also es ist wirklich so, es ist wirklich schön geschrieben. Ich mag es ja.
0:48:13–0:48:16
Aber diese Idee von Magie jetzt, wenn man in solche Bilder geht,
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von den Toten auferstanden, dann ist man woanders. Aber.
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Ist das denn, wenn eine Person gestresst ist und sich an dem Stuhl festkrallt?
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Was ist das denn? Oder wenn man ein Seminar halten muss und dann hat man die
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Blätter in der Hand und hält sich daran fest.
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Also das tut ja was. Dieser Gegenstand macht was mit einem, versetzt einen in bestimmte Stimmung.
0:48:38–0:48:45
Also die Psychotherapie hat auf dieser Ebene, denke ich, schon ganz viele in
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Anführungszeichen eben magische Rituale oder Themen oder Objekte. so.
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Der Placebo-Effekt ist in gewisser Weise ja auch magisch, den kann man ja gar
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nicht fassen, das ist gar nichts wirksam und genau das wirkt.
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Aber ich möchte natürlich jetzt nicht sagen, dass es Magie ist in einer Definition,
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wie ich normalerweise darüber gedacht habe.
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Aber ich fand das schon mit der Chaos-Magie,
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mich auseinanderzusetzen, auf dieser Ebene über Magie nachzudenken und über
0:49:18–0:49:26
diesen Zusammenhang zwischen in Anführungszeichen Wille und Welt oder Zusammenleben
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nachzudenken, fand ich sehr interessant.
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Und dann ganz explizit auch ist eine, hatte ich ja gesagt, eine Technik ist
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diese so Atemtechniken, um
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sich in bestimmte Entspannungs- oder auch Erregungszustände zu versetzen.
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Diese ich habe jetzt den Namen vergessen, aber diese UR-Idee kam wirklich,
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nachdem LSD in Amerika verboten wurde, hat jemand angefangen mit Atemtechniken
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zu arbeiten, wenn ich ganz tief das glaube ich im Woodstock-Film sieht man auch
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einen, der halt dann so mit einem Nasenloch einatmet, mit dem anderen ausmacht mit vollem Druck.
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Und da gibt es viele Techniken dazu und ich habe die auch das ist jetzt nicht,
0:50:06–0:50:09
die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie aber in der Gestalttherapie-Ausbildung
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habe ich auch Atemtechniken mit gelernt, auch als Übung, ganze Wochenende dazu gemacht.
0:50:13–0:50:18
Und es ist schon echt erstaunlich, wie du mit bestimmten Atemrhythmen,
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mit bestimmten Ritualen sagen, Luft einatmen, bis drei zählen ausatmen,
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bis fünf zählen einatmen.
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Also solche Sachen dann zu vollführen, das ist dann schon eine Form von,
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in Anfangszeichen, Magie, die man sich dann so macht.
Florian Clauß
0:50:30–0:50:37
Ja, ja, also kommt ja quasi in so hypnotische Zustände und das Hypnose dann auch.
Micz Flor
0:50:37–0:50:39
Hier sind wir aber in keinem hypnotischen Zustand.
Florian Clauß
0:50:39–0:50:42
Hier sind wir in einem recht realen Zustand.
Micz Flor
0:50:42–0:50:45
Die Irre-Maman-Fotos sieht aus wie das Playmobil. Als ob man die Dächer abheben
0:50:45–0:50:48
könnte, um die Leute da drin umzusetzen.
Florian Clauß
0:50:48–0:50:53
Ja, wir sind hier noch immer an der Wuhle entlang gegangen.
0:50:54–0:51:00
Und jetzt so ein bisschen mehr in Richtung U-Bahn, würde ich jetzt sagen,
0:51:00–0:51:03
bewegen wir uns, damit wir hier wieder wegkommen.
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Aus diesem paradiesischen Wuhletal. Ja.
0:51:08–0:51:13
Ja, aber Hypnose ist halt irgendwie so ein Mittel, was ja dann in der Medizin
0:51:13–0:51:15
auch so eingesetzt wird.
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Es gibt ja so verschiedene. Und ich meine auch klar, natürlich diese ganze,
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in der Religion, Buddhismus, Meditation, das sind ja alles Achtsamkeitsübungen und so weiter.
0:51:26–0:51:30
Das sind ja alles so Übungen, wo du dann angeblich dein Gehirn in Schwingung
0:51:30–0:51:34
setzen kannst, die normalerweise so im Tiefschlaf auftauchen.
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Und damit halt auch wieder diesen Wachheitsdurchlässigkeitszustand,
0:51:39–0:51:44
damit wir die kollektiven Archetypen nach oben suppen können,
0:51:45–0:51:48
um sich dann halt nochmal so an andere Eindrücke zu geben.
0:51:48–0:51:51
Also das sind ja alles so Methoden, um halt von dem Gewohnten,
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von dem Geebneten, wie man es immer erfahren hat, so ein bisschen wegzukommen
0:51:57–0:51:59
und andere Einsichten zu bekommen.
0:51:59–0:52:04
Das ist, glaube ich, auch so eine Methode, um halt auch mit solchen Situationen umgehen zu können.
Micz Flor
0:52:05–0:52:09
Und dann sind wir, bevor ich meine Synchronicität, das müssen wir machen,
0:52:10–0:52:14
aber wir sind jetzt auch wieder in unserer Jubiläumsfolge bei der ersten Folge,
0:52:14–0:52:18
weil ich hatte dir erzählt, wie im Buch diese tolle Szene beschrieben ist,
0:52:19–0:52:24
dass die Wissenschaftlerin, gespielt von Jodie Foster, dass die dann von diesem...
Florian Clauß
0:52:24–0:52:25
In Kontakt.
Micz Flor
0:52:25–0:52:29
In Kontakt, genau. Von dieser Alien-Entity, wo wir auch nicht wissen,
0:52:29–0:52:32
ist das jetzt überhaupt eine Maschine oder was Lebendiges?
0:52:32–0:52:35
Ist ja wurscht, aber auf jeden Fall kriegt die mitgeteilt, dass sie ja gerade
0:52:35–0:52:41
ganz viel daran forschen mit ganz vielen transgalaktischen ForscherInnen.
0:52:41–0:52:44
Ich weiß nicht, wie viele Genes es dann da gibt, aber die...
0:52:46–0:52:51
Haben festgestellt, dass eben ganz hinten, wenn man Pi, die Zahl Pi ganz nach
0:52:51–0:52:54
hinten verfolgt, und so endlich irgendwann entsteht ein Block,
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der, wenn man ihn dann in Zeilen aufbricht, einen Kreis bildet.
0:53:00–0:53:03
Und dann hatte ich ja gesagt, das fand ich so einen absolut geilen Moment,
0:53:04–0:53:07
so mit Gänsehaut, so wie irre,
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stell dir mal vor, also was für eine Erkenntnis du in dem Moment hättest,
0:53:11–0:53:15
dass wir wirklich in der simulation und irgendeiner
0:53:15–0:53:18
von den leuten die simulation geschrieben hat hat hier ein easter egg
0:53:18–0:53:23
reingelegt und zu merken wie das ganze weltbild sich da irgendwie zerspringt
0:53:23–0:53:27
und du dann ganz trocken als antworten ist nö das ist doch klar wenn es möglich
0:53:27–0:53:30
ist dann wird es auch passieren wenn es unendlich ist also muss man nur lange
0:53:30–0:53:35
genug gucken und da hast du das so gesagt dass wir ja wie genial diese dinge
0:53:35–0:53:38
aneinander liegen also was das bedeuten kann oder nicht,
0:53:38–0:53:41
Und erinnert sich vielleicht noch an diesen, ich glaube, Nullerjahre-Roman.
Florian Clauß
0:53:41–0:53:47
Auch dann an der Stelle noch mal kurz eingehakt. Das ist ja der Grund,
0:53:48–0:53:49
warum wir überhaupt leben.
0:53:50–0:53:55
Nämlich dieser Fusionsreaktor am Himmel.
0:53:55–0:54:00
Der steht ja auch nur dadurch, dass ein unmöglicher Zustand eingetreten ist
0:54:00–0:54:02
mit diesem Tunneleffekt.
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Das heißt, eigentlich können Atome nicht miteinander verschmelzen.
0:54:06–0:54:10
Aber es gibt dann halt, wenn so und so viele, so und so ganz dicht sind,
0:54:10–0:54:13
dann irgendwann springt dann doch einer rüber.
0:54:13–0:54:18
Wie wenn du halt irgendwie zwei Milliarden jahrelang gegen diese Hauswand mit
0:54:18–0:54:20
einem Ball wirfst, irgendwann fliegt der Ball rein.
0:54:20–0:54:27
Und das ist halt genau dieses Ding. Es passiert auf einmal und es muss nur eine gewisse Masse da sein.
0:54:27–0:54:31
Also das ist halt so der Effekt dahinter.
Micz Flor
0:54:32–0:54:36
Und damit hast du mit dem Zeitaspekt nochmal ganz genial diese Synchronicität
0:54:36–0:54:39
von Jung irgendwie so hochgehoben, dass Dinge, die gleichzeitig sind,
0:54:39–0:54:40
die man als Zufälle bezeichnet,
0:54:41–0:54:45
aber dass wenn die dann auffallen und dass die dann eben bei einer Synchronicität
0:54:45–0:54:46
haben, die eine Bedeutung,
0:54:46–0:54:54
dann ist das auch, wenn man es wieder in einem Bild darstellen möchte,
0:54:54–0:54:55
zum Beispiel dieses Möbiusband,
0:54:55–0:54:59
wo so ein Stückchen Papier einmal an sich selbst geklebt ist,
0:55:00–0:55:04
aber darum gedreht ist, sodass man da in der Oberfläche rumlaufen kann,
0:55:04–0:55:09
das Gefühl hat, dass Ameise, man läuft unendlich immer auf diesem Papier.
Florian Clauß
0:55:09–0:55:10
Ja, weil du immer oben bist.
Micz Flor
0:55:10–0:55:14
Du bist immer oben, du guckst da drauf und wenn du dann aber mit einer Nadel
0:55:14–0:55:17
da durchstechst, dann verbindest du zwei Oberflächenpunkte miteinander,
0:55:18–0:55:22
die für die Ameise unendlich weit weg sind, aber für uns als Dreidimensionale
0:55:22–0:55:24
dann einfach direkt aneinander liegen.
0:55:24–0:55:28
Und diese Idee der Synchronicitäten auch als Bild jetzt vielleicht so wie so
0:55:28–0:55:31
ein Durchstoß sind, so durch die Dinge, bringen irgendwie was zusammen.
0:55:32–0:55:36
Und jetzt erinnerst du dich bestimmt gleich an etwas, was ich dann abgebogen
0:55:36–0:55:42
habe, weil ich hatte dieses Frühjahr eine ziemlich schwere Bronchitis und hatte
0:55:42–0:55:44
dann in unserem eigentlich Plus.
Florian Clauß
0:55:44–0:55:46
Ich glaube, wir kommen hier nicht mehr weiter.
Micz Flor
0:55:47–0:55:48
Jetzt wird es knapp mit deinem Zug, oder?
Florian Clauß
0:55:49–0:55:53
Nee, nee, passt schon. So schlimm ist es jetzt nicht.
Micz Flor
0:55:53–0:55:57
Also da hatten wir, auf jeden Fall hatte ich schwere Bronchitis,
0:55:57–0:55:59
hatte große Angst, dass ich wieder eine Lungenentzündung habe,
0:55:59–0:56:02
die ich schon mal hatte und bin gleich zum Röntgen gegangen und so,
0:56:02–0:56:07
stellte sich aber raus, dass zumindest zu dem Zeitpunkt rechtzeitig zwar eine
0:56:07–0:56:14
schwere Bronchitis war, aber noch nichts in den Lungenlappen drin war und ich hatte das bei der,
0:56:16–0:56:19
Lungenentzündung schon so, dass ich danach, wenn ich da rausgekommen bin,
0:56:19–0:56:21
war ich auch im Hirn so ein bisschen flirrig.
0:56:22–0:56:26
Damals habe ich die Phonybox angefangen zu programmieren, weil ich irgendwie
0:56:26–0:56:28
hatte ich so gedacht, es war jetzt keine Vision, aber ich dachte,
0:56:28–0:56:30
das müsste man noch machen können, so oder so.
0:56:30–0:56:32
Ich hatte ganz viele Ideen, irgendwie musste ich kreativ werden,
0:56:32–0:56:34
so als ob ich zurück ins Leben komme.
Florian Clauß
0:56:34–0:56:37
Auf diesen halbtoten Zustand.
Micz Flor
0:56:37–0:56:42
Und so jetzt auch und habe dann halt irgendwie so flirre Gedanken gehabt und habe dann geguckt,
0:56:44–0:56:51
Synchronicitäten und hatte euch dann geschrieben, auf der eigentlich Plus-Signal-Community.
0:56:53–0:56:56
Wie krass, ich kann das jetzt so alignen. Ich kann halt sagen,
0:56:56–0:57:03
als ich meine Lungenentzündung hatte, war meine Tochter genau 928 Tage alt.
0:57:04–0:57:08
Und als ich jetzt diese schwere Bronchitis hatte, mit den gleichen Symptomen
0:57:08–0:57:12
wie damals, und man muss dazu sagen, ich bin sehr wenig krank.
0:57:12–0:57:15
Ich bin wirklich sehr wenig krank. Der Rippenbruch ist festgehalten auf einer
0:57:15–0:57:17
Episode. Aber eigentlich ist es wirklich für mich.
Florian Clauß
0:57:17–0:57:18
Eine Lungenentzündung jetzt auch.
Micz Flor
0:57:20–0:57:27
Und als ich jetzt diese schwere Bronchitis hatte, war mein Sohn 921 Tage alt.
0:57:29–0:57:33
Aber das war der Zeitpunkt der Diagnose und ich habe das verschleppt, die Lungenentzündung.
0:57:34–0:57:38
Wenn wir die Woche noch abziehen. Und die kam übrigens, nachdem wir uns getroffen
0:57:38–0:57:39
haben. Ja, noch so ein Zufall.
0:57:40–0:57:44
Kannst du dich erinnern? Da waren wir, ja egal, aber auf jeden Fall habe ich
0:57:44–0:57:53
dann gedacht, okay, 921 Tage, jetzt, 928 damals, sehr ähnlich und dann habe ich gedacht,
0:57:54–0:57:57
was, warum, wie kann das sein, dass es so nah aneinander ist?
0:57:57–0:58:00
Also im Prinzip der gleiche Tag, wenn ich jetzt ein bisschen großzügig rechne.
0:58:01–0:58:05
Und dann habe ich in meinem Leben nachgeguckt, wo gibt es denn den Abstand von
0:58:05–0:58:13
920 Tagen oder sagen wir mal 918.
0:58:13–0:58:18
Also bis die Symptome auftauchen, dauert es ja immer ein bisschen.
0:58:19–0:58:23
Und dann habe ich festgestellt, es gibt wirklich ein tiefes Erlebnis,
0:58:23–0:58:31
das genau 918 Tage in meinem Leben abspannt.
0:58:31–0:58:36
Und dann habe ich aber gedacht, das möchte ich jetzt nicht so da rausgeben,
0:58:36–0:58:41
weil es war was sehr Persönliches, aber ich möchte jetzt noch viel persönlicher quasi.
0:58:41–0:58:45
Das hat auch mit Chris zu tun natürlich, der ja auch da mitten in der Gruppe
0:58:45–0:58:49
war, weil ich war genau, also.
0:58:50–0:58:55
Elsa war genau 918 Tage alt, als ich die Lungenentzündung bekommen habe.
0:58:55–0:58:58
Samuel war 918 Tage alt, als ich diese Schwerobonchitis bekommen habe.
0:58:59–0:59:02
Und ich war genau 918 Tage alt, als Chris geboren wurde.
Florian Clauß
0:59:02–0:59:04
Oh, okay. Connecting the dots.
Micz Flor
0:59:05–0:59:08
Ja, ich finde das schon. Also wenn du da jetzt anfängst zu spekulieren.
0:59:08–0:59:10
Ja, es gibt diese beiden Kinder.
0:59:10–0:59:13
Ich sehe meine Tochter, ich sehe meinen Sohn und ihr Reichen.
0:59:13–0:59:17
Genau das Alter, in dem ich war, als mein Bruder geboren wurde.
0:59:17–0:59:18
Und ich werde schwer krank.
Florian Clauß
0:59:18–0:59:20
Ja, dann kannst du mal drüber nachdenken.
Micz Flor
0:59:20–0:59:23
Genau, und das war mir jetzt in der Signal-Gruppe irgendwie nicht so.
0:59:23–0:59:25
Aber kannst du verstehen?
Florian Clauß
0:59:26–0:59:31
Ja, ich weiß nicht. Ich fand es auch, als du das dann so geschrieben hast.
Micz Flor
0:59:32–0:59:34
Ich habe ja die Auflösung so nicht geschrieben.
Florian Clauß
0:59:34–0:59:38
Ja, du hast ja auch, als du das so geschrieben hast, das war so ein bisschen fiebrig.
0:59:38–0:59:44
Und dann hatte ich das Gefühl, ich muss nochmal da ran quietschen und dann komme ich auf die 9,18 Tage.
0:59:45–0:59:48
Das war so ein bisschen schon so konstruiert, aber irgendwie ist es ja auch
0:59:48–0:59:51
egal. weil das sagt ja was aus.
Micz Flor
0:59:51–0:59:54
Und das ist ja vor allen Dingen jetzt völlig absurd zu überlegen,
0:59:54–0:59:59
das sei vielleicht wahr, weil das da ein Zusammenhang besteht und dass ich,
0:59:59–1:00:02
dass ich, wenn man ein Kind das Alter erreicht, in dem ich war,
1:00:02–1:00:03
als mein Bruder geboren wurde,
1:00:03–1:00:06
woher wusste ich dann damals, dass das irgendwie genau so lang war?
1:00:07–1:00:10
Ja, da habe ich ja als Kind in meinem Erleben, das war ja alles unbewusst,
1:00:10–1:00:14
ich habe erst jetzt nachträglich diese Zusammenhänge irgendwie mir abgeleitet
1:00:14–1:00:16
und die haben eine gewisse Plausibilität.
1:00:16–1:00:19
Man könnte natürlich jetzt sagen, ja gut, ob du als Kind erlebt hast,
1:00:20–1:00:22
dass es 9, 18 Tage waren und nicht, da wurscht, du warst da irgendwie,
1:00:23–1:00:26
es geht ja darum, was du machst mit dir als Erwachsener.
1:00:26–1:00:30
Und wir wissen von dir, siehe kreisrunde Haarausfall und Brandblase,
1:00:30–1:00:35
du kannst somatisch reagieren auf bestimmte Stressoren, die dir unbewusst passieren.
Florian Clauß
1:00:35–1:00:38
Ja, und das heißt, mit der Geburt, also wenn man das Mindset feilt,
1:00:39–1:00:43
mit der Geburt von Chris ist da so ein kleiner Turn reingekommen,
1:00:44–1:00:46
so ein kleiner Butterfly Flügelschlag,
1:00:47–1:00:52
der dann die die Bakterien-Viren aufgewirbelt hat, die dich jetzt dann halt,
1:00:53–1:00:55
krank gemacht haben. Genau in dieser Korrelation.
Micz Flor
1:00:56–1:00:59
Nee, meine Fantasie dazu ist eine andere. Und ich muss das, ihr habt das jetzt,
1:00:59–1:01:05
also Chris hört das jetzt auch zum ersten Mal, aber ich möchte jetzt mal mit
1:01:05–1:01:07
meiner Mutter drüber sprechen, weil meine Fantasie dazu ist,
1:01:08–1:01:10
dass man die Geburt meines Bruders sehr, sehr schwer war.
1:01:11–1:01:14
Das ist meine Fantasie. Und dass irgendwie in der Familie diese Zeit einfach
1:01:14–1:01:18
sehr, sehr einschnürend war.
Florian Clauß
1:01:20–1:01:23
Interessant. Da bist du ja dann wirklich wieder bei der Familie,
1:01:24–1:01:28
die Folge du mit Anja gemacht hast.
Micz Flor
1:01:29–1:01:30
Systemische Themen.
Florian Clauß
1:01:32–1:01:34
Na gut, nicht ganz. Systemisch ist er nicht.
Micz Flor
1:01:36–1:01:41
Ja, aber das irgendwie, das Narrativ ist ja auch nicht ganz gut zu erklären.
1:01:41–1:01:47
Aber es ist sowas, in dem Moment, wenn ich mein Kind in diesem Alter erlebe,
1:01:47–1:01:52
in dem ich damals mich, in dem was nicht verstandesmäßig Greifbares,
1:01:52–1:01:54
Schlimmes, aber auf einmal in der Familie war.
1:01:54–1:01:57
Aber ich weiß nicht, das kann auch fiktiv sein. Kann auch einfach sein,
1:01:58–1:02:02
dass Chris mich genervt hat, dass er zum Krankenhaus zurückkam und das war so
1:02:02–1:02:03
schlimm. Ich konnte nicht mehr schlafen.
1:02:03–1:02:06
Keine Ahnung, ich weiß es nicht, aber mein Gefühl dazu ist irgendwie sowas.
Florian Clauß
1:02:07–1:02:11
Das finde ich gut. Also ich meine, du löst es ja in einer gewissen Produktivität,
1:02:12–1:02:14
im Dialog mit deiner Mutter zu gehen.
Micz Flor
1:02:14–1:02:15
Ja, das ist immer gut.
1:02:18–1:02:20
Nein, das war umlastig. Ich meine, das ist wirklich.
Florian Clauß
1:02:20–1:02:21
Es ist immer gut.
Micz Flor
1:02:21–1:02:22
In Dialog zu gehen.
Florian Clauß
1:02:22–1:02:26
In diesem Fall mit meiner Mutter. Ein Psychotherapeut mit seiner Mutter ist immer gut.
1:02:28–1:02:34
Da können wir alle von lernen. Das ist ein bisschen gemein, aber lustig.
Micz Flor
1:02:34–1:02:36
Es ist wirklich lustig, ich finde es auch lustig.
Florian Clauß
1:02:37–1:02:47
Ja, aber interessant. Diese Folge, diese Fortsetzung von Jung ist wirklich interessant
1:02:47–1:02:51
geworden, weil es hat so viele Hasen,
1:02:52–1:02:57
wie sagt man das, wenn der Hase vor dir wegläuft und dann so Kurven läuft.
Micz Flor
1:02:57–1:02:58
Jetzt bei Harry Potter?
Florian Clauß
1:02:58–1:02:59
Nee, so allgemein.
Micz Flor
1:03:00–1:03:01
Schlägt Haken.
Florian Clauß
1:03:02–1:03:04
Wir haben viele Haken geschlagen.
Micz Flor
1:03:06–1:03:11
Also in diesem eindimensionalen Podcast sicherlich, aber in einem mehrdimensionalen
1:03:11–1:03:14
Podcast wäre es natürlich alles ein Punkt, hängt alles miteinander zusammen.
Florian Clauß
1:03:15–1:03:18
Wir haben einfach viel liegen lassen in einem mehrdimensionalen Podcast.
Micz Flor
1:03:18–1:03:25
Und die Essenz ist natürlich, dass für mich diese Frage des Glaubens,
1:03:26–1:03:29
es ist ein Bedürfnis, zu glauben.
1:03:30–1:03:32
Das würde ich jetzt einfach mal so in den Raum stellen.
Florian Clauß
1:03:32–1:03:33
Ich will to believe.
Micz Flor
1:03:34–1:03:35
Fände ich eigentlich sehr gut.
1:03:39–1:03:43
Jeder zieht sich dann irgendwie solche Grenzen und bei den Dingen,
1:03:43–1:03:48
die teilweise bei Jungen noch für ihn als rational wissenschaftlich erklärt
1:03:48–1:03:49
waren, kann ich nicht mitgehen.
Florian Clauß
1:03:50–1:03:50
Und das ist.
Micz Flor
1:03:50–1:03:57
Aber auch okay. Ich möchte überhaupt nicht ein Bild öffnen, in dem Wahrheit was Subjektives wird.
1:03:58–1:04:06
Das denke ich nicht, aber es ist eher so das Gefühl von Wahrheit und Glaube und Wissenschaft und,
1:04:07–1:04:13
religiösen Gefühlen, dass es immer auch an Kommunikation gekoppelt ist.
Florian Clauß
1:04:13–1:04:18
Ja, es ist spannend. Also ich habe jetzt noch mal so andere Einsichten und Impulse
1:04:18–1:04:22
bekommen, wo ich wahrscheinlich früher etwas Feuer gezuckt hätte.
Micz Flor
1:04:23–1:04:28
Ja, stimmt. Aber du hast dein Floh-Gesicht aufgesetzt, als ich mit Chaos-Magie rauskomme.
1:04:29–1:04:31
Also das ist jetzt ein Charakter aus dem Buch. Nee, nee.
1:04:33–1:04:38
Da war so ganz kurz. Da musstest du Die Chaos-Magie sagt ja,
1:04:38–1:04:39
du musst einfach dich locker machen.
1:04:40–1:04:45
Du musst den Paradigmen-Schiff zulassen. Ein neues Paradigma springen,
1:04:45–1:04:48
indem wir jetzt einfach mal sagen, okay, wenn das und das und das gesetzt ist,
1:04:48–1:04:51
dann sprechen wir jetzt hier über Magie. Okay, bin ich dabei.
Florian Clauß
1:04:52–1:04:55
Ja, das ist halt Punk, ne? Du bist ja auch in einer Punk-Band.
Micz Flor
1:04:56–1:05:00
Ich bin im Orchester. Art Critics Orchestra.
Florian Clauß
1:05:00–1:05:03
Aber ist ja Post-Punk. Post-Punk, ja. Oder?
Micz Flor
1:05:03–1:05:04
Nee, Adult-Punk.
Florian Clauß
1:05:04–1:05:11
At altpunk. Ja, dann kannst du, vielleicht kannst du noch mal so ein Befreul raushauen.
Micz Flor
1:05:12–1:05:15
Jetzt gerade nicht. Nein, also tschüss, Leute.
1:05:18–1:05:22
Das war's von mir. Meine Batterie ist alle.
Florian Clauß
1:05:23–1:05:27
Ja, das war eigentlich Podcast. Irgendwie so derartig. Es geht nicht immer so,
1:05:28–1:05:32
aber diesmal sind wir da schon ganz schön tief reingegangen.
1:05:32–1:05:35
Wir haben auch in einem Stück aufgenommen. so viel muss man sagen,
1:05:35–1:05:39
ja also, wenn es euch gefallen hat dann,
1:05:40–1:05:44
empfehlt uns weiter, ihr könnt auf eigentlich-podcast.de sehen,
1:05:44–1:05:51
wo ihr langgelaufen sind Bilder von der Strecke finden und Mitch wird auch sicher ein paar,
1:05:52–1:05:57
Shownotes und Links und so weiter dazu packen also schaut auf eigentlich-podcast.de
1:05:57–1:06:01
und ansonsten hören wir uns in zwei Wochen macht's gut.
Micz Flor
1:06:01–1:06:02
Tschüss tschüss,
1:06:05–1:06:06
Das ist auch so ein magischer Moment.
Florian Clauß
1:06:06–1:06:11
Wenn wir klappen, das machen wir. Ja, machen wir. Aua, jetzt habe ich einen fliehen.
Micz Flor
1:06:12–1:06:12
Sehr gut!
Florian Clauß
1:06:13–1:06:14
Bist du zufrieden?
Micz Flor
1:06:15–1:06:18
Ich glaube, es ist auch gut, jetzt zwei Teile draus zu machen.
Florian Clauß
1:06:18–1:06:19
Ja, auf jeden Fall.

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"Ein erster Schritt zur Systembildung besteht - für psychische Systeme ebenso wie für soziale Systeme - in der Reduktion auf Handlung." Niklas Luhmann in: Systemtheorie der Gesellschaft

Die systemische Therapie wird erst seit einigen Jahren als Psychotherapiemethode von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. In dieser Episode befassen wir uns mit den systemischen Ansätzen dieser Therapie und beleuchten, wie sie sich von anderen Therapieformen unterscheidet. Wir reden während des Gehens und stellen dabei exemplarisch einige typische Interventionen vor, erklären das Setting des Reflecting Teams und diskutieren, warum es für die Community der systemisch arbeitenden Therapeut:innen, Coaches und Supervisor:innen eine Herausforderung war, plötzlich Diagnosen stellen zu müssen und von Störungen zu sprechen. Die Geschichte der systemischen Therapie ist eng mit einem Paradigmenwechsel in der Psychotherapie verbunden. Sie führte weg von der rein individuellen Betrachtung psychischer Probleme hin zu einem Fokus auf soziale Kontexte und Beziehungen. Was einst als revolutionäre Idee begann, gilt heute für viele als unverzichtbarer Bestandteil der psychotherapeutischen Arbeit. Besonders die Erkenntnis, dass psychische Probleme oft in einem systemischen Zusammenhang stehen, hat dazu beigetragen, die Relevanz und Wirksamkeit dieses Ansatzes wissenschaftlich zu untermauern. Die systemische Therapie wurde 2018 für Erwachsene und 2024 für Kinder und Jugendliche in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen. Die inzwischen 70 Jahre alte Therapieform hat diesen Weg in den letzten 20 Jahren in einem Umfeld beschreiten müssen, das von den etablierten "Platzhirschen" – Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie und Psychoanalyse – dominiert wurde.

Shownotes

Mitwirkende

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Anja Ulrich
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Micz Flor

Transcript

0:00:05–0:00:11
Warum passt das ganz gut? Das werde ich dann schon sehen. Genau, du bist.
0:00:11–0:00:13
Jetzt quasi deine eigene Zuhörerin.
0:00:14–0:00:15
Höh! Auf Wiedersehen.
0:00:16–0:00:21
Ist gut. Auf Wiedersehen. Auf Wiedersehen.
0:00:22–0:00:29
Und ich habe einen kleinen Wunsch. wenn es geht würde ich gern so rum irgendwie
0:00:29–0:00:33
loslaufen über den walter benjamin platz weil das ist einer meiner lieblingsplätze
0:00:33–0:00:39
hier ja ist so ein bisschen wie venedig in berlin finde ich,
0:00:40–0:00:46
es ist okay du hast du im kopf ja du zeichnest die tour auf ja okay das super
0:00:46–0:00:50
weil das ist dann brauche ich das nicht mitdenken, das kann ich nämlich nicht so gut.
0:00:52–0:00:57
Und wir fangen jetzt auch einfach schon direkt hier an. Wunderbar,
0:00:57–0:00:58
weiter haben wir einen hier mit Platz.
0:00:58–0:01:00
Dann gehen wir dort die...
0:01:00–0:01:03
Ja, ich muss eine Einleitung machen. Achso. Und ich fange damit an.
0:01:03–0:01:07
Willkommen bei Eigentlich Podcast. Ich habe heute einen Gast,
0:01:07–0:01:08
das stelle ich gleich vor.
0:01:08–0:01:12
Und wir haben, du musst jetzt raten, welche Folge wir gerade machen.
0:01:14–0:01:19
Dein Blick wandert hoch. 70. 70, genau. Nicht zu fassen. Nicht zu fassen.
0:01:19–0:01:22
Wir hatten nämlich ganz spontan das über ein Jahr in Planung,
0:01:23–0:01:25
diesen Podcast und dann ganz spontan habe ich hier geschrieben,
0:01:25–0:01:28
das war irgendwie vor zwei Tagen, du hast gesagt, passt, treffen uns hier und
0:01:28–0:01:31
dann stehe ich vor deiner Praxis und sehe die Zahl 70, habe gedacht,
0:01:32–0:01:38
entweder sind wir da in irgendeinem psychodynamischen Gefüge verfangen und mit
0:01:38–0:01:41
dem Universum verbandelt oder wir leben in einer Simulation,
0:01:41–0:01:44
wo irgendwie die Algorithmen so faul sind, sich irgendwas Neues auszudenken
0:01:44–0:01:47
und jetzt ist die Zahl 70 halt die Zahl des Tages.
0:01:48–0:01:51
Da fühle ich mich geirrt, das ist ja so ein bisschen eine Jubiläumsfröge.
0:01:51–0:01:57
Vor allen Dingen, weil wir ja auch immer bei dem Podcast laufend reden und beim Laufen reden.
0:01:58–0:02:01
Und da fand ich es ganz schön, dass wir jetzt wirklich diese Zahl 70 für die
0:02:01–0:02:04
runde Zahl da in dem Haus auch verbandelt haben.
0:02:06–0:02:10
Und ich habe heute die Anja Ullrich eingeladen.
0:02:10–0:02:11
Ja, das bin ich.
0:02:11–0:02:13
Wir haben das wirklich über ein Jahr schon in der Mache.
0:02:15–0:02:21
Einmal über jetzt geht es schon los, systemische Therapie oder systemische Psychotherapie
0:02:21–0:02:25
ich weiß nicht, wie du es nennen würdest, zu reden Jörg, passt beides passt
0:02:25–0:02:28
beides, gut, da können wir nochmal drüber reden und,
0:02:32–0:02:38
Kurz zur Einleitung, warum. 2018 ist die, glaube ich, anerkannt worden als Verfahren
0:02:38–0:02:44
und wird jetzt auch seit 2020, glaube ich, mit eigenen Ziffern kann man das auch abbrechen.
0:02:44–0:02:52
Das heißt, es gibt jetzt die systemische Therapie oder systemische Psychotherapie als Angebot.
0:02:52–0:02:54
Richtlinien Psychotherapie.
0:02:54–0:02:59
Als Richtlinien Psychotherapie. Und ich finde das total spannend und hoffe mit
0:02:59–0:03:03
dir da so ein bisschen auch mal drüber zu reflektieren, was bedeutet das eigentlich
0:03:03–0:03:06
für das Selbstverständnis auch, der SystemikerInnen.
0:03:07–0:03:14
Und du bist eine gute Kandidatin, weil du da schon länger direkt oder indirekt
0:03:14–0:03:17
in der systemischen Psychotherapie, Therapie,
0:03:17–0:03:23
im systemischen Denken ansetzt, oder wie auch immer deine Finger drin hast. Stell dich mal kurz vor.
0:03:23–0:03:30
Das ist völlig richtig. Also, ja, ich bin Anja Ulrich, ich bin Psychotherapeutin,
0:03:31–0:03:35
approbiert im Verfahren tiefenpsychologische Psychotherapie, also so wie du auch.
0:03:36–0:03:47
Und habe aber in der Vergangenheit irgendwann mal die Nase voll gehabt von Psychiatrie,
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wo ich gearbeitet habe und habe angefangen zu lesen und war ich noch relativ jung.
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Also Mitte 20 und habe so gedacht,
0:03:56–0:04:03
also irgendwie diese ganze Pathologie-Welt und diese ganze Psychiatrie und auch
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Psychoanalyse letztlich,
0:04:05–0:04:11
die haben ja so ganz viele furchtbare Wörter für eigentlich ganz schöne Dinge oder für gute Dinge.
0:04:12–0:04:13
Hast du ein Beispiel?
0:04:14–0:04:20
Ja, ich finde, orale Fixierung zum Beispiel, finde ich, ist so ein psychodynamischer Begriff.
0:04:23–0:04:27
Das meint eigentlich was spannend ist und was auch eine interessante Hypothese
0:04:27–0:04:30
ist, aber es ist nicht so ein freundliches Wort, wenn man sich vorstellt,
0:04:31–0:04:33
da kommt jemand und sagt, du bist aber oral fixiert.
0:04:33–0:04:35
Oder die genitale Strebung.
0:04:37–0:04:40
Ja, oder polymorph pervers. Man kann das jetzt noch weiter eskalieren.
0:04:40–0:04:45
Also jedenfalls dieses ganze Wording und so diese schon sehr defizitorientierte
0:04:45–0:04:50
und auch biologistische Betrachtungsweise von Psychiatrie, so die ist mir sehr
0:04:50–0:04:51
auf die Nerven gegangen.
0:04:51–0:04:59
Und dann stieß ich auf einen Autor, der hat den ungewöhnlichen Beruf gehabt,
0:04:59–0:05:02
der ist Verwaltungswissenschaftler gewesen, das war Niklas Luhmann.
0:05:04–0:05:08
Und der hat ein Buch geschrieben, sehr viele Bücher geschrieben,
0:05:08–0:05:10
aber unter anderem eins, das heißt Soziale Systeme.
0:05:10–0:05:20
Und das habe ich gelesen und das ist vielleicht ein Philosophiebuch oder so versucht so eine,
0:05:20–0:05:23
Gesellschaftstheorie zu beschreiben und als ich es gelesen habe,
0:05:23–0:05:29
habe ich so gedacht, wow, das sind ja lauter kluge Gedanken und von dem ausgehend.
0:05:31–0:05:36
Habe ich gedacht, jetzt mache ich sogar parallel damals zu meinem Psychologiestudium,
0:05:36–0:05:39
da möchte ich mehr drüber lernen.
0:05:40–0:05:48
Und ich war ganz wow, dass es das eben auch als eine Form von Beratung,
0:05:48–0:05:50
Therapie, Coaching so gibt.
0:05:50–0:05:56
Und dann habe ich, das war 2005,
0:05:57–0:06:03
mich eingeschrieben in einem Institut hier in Berlin für eine dreijährige Ausbildung
0:06:03–0:06:06
zur systemischen Familientherapeutin.
0:06:07–0:06:12
Und da hieß es absichtlich noch nicht Psychotherapie, weil Psychotherapie ist
0:06:12–0:06:16
es ja jetzt erst durch diese Richtlinienanerkennungsgeschichte.
0:06:17–0:06:24
Vorher war es ordinäre einfach Soterapie und über diese Bedeutung von Wörtern,
0:06:25–0:06:30
du hast ja schon danach gefragt oder gesagt vielleicht können wir auch darüber nochmal,
0:06:31–0:06:35
Sprechen, Psychotherapie, welche Bedeutung hat das überhaupt für die systemische Community?
0:06:36–0:06:41
Jetzt Richtlinien, also eine der Richtlinientherapien auch zu sein,
0:06:41–0:06:43
im Übrigen seit letztem Jahr auch für die Kinder und Jugendlichen.
0:06:44–0:06:46
Genau, das ist ganz frisch. Also das ist so der ganz heiße Scheiß.
0:06:47–0:06:56
Und ja, also über all diese Wege kam ich zur systemischen Therapie und Familientherapie
0:06:56–0:06:59
ist auch ein ebenfalls passender Begriff.
0:07:01–0:07:06
Und in deiner Weile arbeitet auch. Diese Familienthematik ist ja was,
0:07:06–0:07:08
was auch aus dem Amerikanischen noch so mal mitkommt.
0:07:08–0:07:12
Da kommen die großen Namen her, jetzt aus den 50er, 60er Jahren auch,
0:07:12–0:07:17
wo Familie auf alle Fälle auch so ein Gebiet war, sage ich mal.
0:07:18–0:07:19
Ja.
0:07:19–0:07:25
Wo sich das systemische Arbeiten... Luhmann kommt ja dann eigentlich eher aus
0:07:25–0:07:31
einem gesellschaftlichen, soziologischen Und dann eben bis ins Kleinste natürlich dockt er auch an.
0:07:31–0:07:36
Also da, um das jetzt vielleicht nochmal so ganz grob aufzureißen,
0:07:36–0:07:43
wenn man die Psychoanalyse nach Freud sagt, das geht hauptsächlich um intrapsychische
0:07:43–0:07:45
Themen. Ja, gute Überleitung.
0:07:46–0:07:50
Dann hat sich das natürlich weiterentwickelt.
0:07:51–0:07:55
Die Verhaltenstherapie ging ja auch anfangs eher um so ein Blackbox-Denken.
0:07:55–0:07:57
Das hat sich auch weiterentwickelt.
0:07:57–0:08:04
Die haben jetzt ja natürlich auch verschiedene interpersonelle Thematiken mit eingeboben.
0:08:06–0:08:11
Und es ist trotzdem so, und das ist dann eben der Sprung oder der große Sprung,
0:08:11–0:08:18
entweder hin in das systemische Denken oder von systemischen Ansätzen in diese Versorgung.
0:08:19–0:08:24
Wir haben diese abstruse Situation, dass wir jetzt gerade einzeln machen dürfen
0:08:24–0:08:25
und Gruppe machen dürfen.
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Paartherapie per se nicht. Das kann man nicht direkt abrechnen oder kann man
0:08:31–0:08:32
eigentlich gar nicht abrechnen.
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So eben nicht direkt abrechnen. Und jetzt gibt es auf einmal dieses Mehrpersonen-Setting,
0:08:40–0:08:43
die systemische Therapie, die von sich aus immer gesagt hat,
0:08:43–0:08:46
wir wollen nicht eine kranke Person, sondern wir denken im System.
0:08:46–0:08:52
Wir denken, wie miteinander die Gruppe sich quasi reguliert gegenseitig.
0:08:52–0:08:55
Wir denken auch mal darüber nach, welche Vorteile haben dann Symptome,
0:08:55–0:08:56
die andere als krank bewerten.
0:08:57–0:09:02
Gibt es die Symptomträger in so einem komplexen System? Und dieses System,
0:09:03–0:09:09
irgendwie radikal andersrum gedachte Krankheits- oder Störungsthema.
0:09:09–0:09:10
Störungsmodell vielleicht, ja.
0:09:10–0:09:14
Das führt ja natürlich dazu, dass man jetzt diesen riesen Schritt machen muss,
0:09:14–0:09:16
sagen wir so, okay, jetzt müssen wir eine Diagnose schreiben.
0:09:16–0:09:21
Jetzt müssen wir eine Person finden, die ist krank, über die wird abgerechnet.
0:09:22–0:09:26
Und das interessiert mich, so ein bisschen das tiefe Ende, Aber es interessiert
0:09:26–0:09:33
mich so ein bisschen, wie das in der systemischen Community verhandelt wurde.
0:09:34–0:09:38
Ja, also da geht es mitten rein in den Konflikt.
0:09:39–0:09:44
Ja, wenn es ein Konflikt ist, dann zumindest im System, in der systemischen Konflikt.
0:09:45–0:09:53
Genau. Ja, also es gab, ich würde sagen, immer ein einerseits, andererseits.
0:09:53–0:09:57
Also einerseits den Wunsch, etwas so wirksames oder
0:09:57–0:10:05
für so wirksam gehaltenes wie systemische Therapie mit dem ganzen Witz und auch
0:10:05–0:10:13
der übersichtlichen Stundenanzahl zugänglich zu machen für mehr Menschen in der Versorgung.
0:10:15–0:10:21
Schon mit der Fantasie, wir sind dann an einer Art Genesung oder Veränderung
0:10:21–0:10:29
zum Besseren von Systemen, also Familien oder Paaren oder Gesellschaft letztendlich auch beteiligt.
0:10:30–0:10:37
Und dafür war das attraktiv, in dieses Abrechnungssystem mit reinzukommen.
0:10:37–0:10:42
Aber die Philosophie dahinter, die hat,
0:10:43–0:10:47
dem nicht so richtig gut an weil dieses wording
0:10:47–0:10:50
von da gibt
0:10:50–0:10:56
es also eine familie und da gibt es eine eine mutter die hat eine depression
0:10:56–0:11:02
das ist ja schon so eine zuschreibung für systemiker erstmal sagen würden wie
0:11:02–0:11:08
hat die die in der handtasche oder so weil sie ist es wenn man so eine Depression hat,
0:11:08–0:11:11
ist das wie so ein Haustier? Wie kann ich mir das vorstellen?
0:11:12–0:11:20
Und diese, also eine Diagnose auf einen Schein zu schreiben oder in irgendeinem,
0:11:20–0:11:23
heutzutage ja, in irgendein Computersystem einzugeben,
0:11:24–0:11:28
schreibt ja im wahrsten Sinne des Wortes so ein Phänomen auch fest.
0:11:30–0:11:33
Und da gab es natürlich eine,
0:11:35–0:11:43
wirklich über Jahre gehende und auch noch anhaltende Diskussion, ob das mal so gut ist.
0:11:44–0:11:49
Und ob dieses, also erstens identifizieren als eine Person, über die dann abgerechnet
0:11:49–0:11:57
wird, also das Kind mit ADHS, ist dann auch, es trägt ein Label und es ist dann,
0:11:58–0:12:04
also dann gruppieren sich eben auch verschiedene Hilfearten so dann auch eben
0:12:04–0:12:08
um diesen Symptomträger Und der Symptomträger ist eigentlich,
0:12:08–0:12:14
also ist ja nur vielleicht der Teil in einem System,
0:12:15–0:12:20
wo dem, wo am wenigsten Druck destruktiven Phänomenen entgegengesetzt werden
0:12:20–0:12:24
kann und wo der Druck sozusagen abpfeift, dass es dann die Person,
0:12:24–0:12:27
die Symptome bekommt oder zeigt, die wir dann als Autos.
0:12:29–0:12:34
Bis hin zu dem Punkt, dass das arme, kranke Kind von der Mutter von Krankenhaus
0:12:34–0:12:39
zu Krankenhaus geschleppt wird, in diesem Münchhausen-Balproxy-Syndrom oder wie es heißt.
0:12:39–0:12:42
Das ist einfach das Versorgen der Mutter eines kranken Kindes,
0:12:43–0:12:48
der Mutter so viel positive Energie aus der Umgebung gibt, wo man dann ja noch
0:12:48–0:12:50
mal nicht mal ein krankes Kind hat,
0:12:50–0:12:54
sondern ein Kind immer wieder irgendwo diagnostizieren lässt,
0:12:54–0:12:56
damit man eine gute Mutter ist.
0:12:56–0:13:03
Also das ist dann wirklich das aber auch nicht unüblich ganz kurz wir laufen
0:13:03–0:13:11
hier jetzt an dem sehr lauten sollte ich kurfürstendamm sein ist kurfürstensstraße oder wenn.
0:13:11–0:13:14
Dann kurfürstendamm also die kurfürstensstraße ist da.
0:13:14–0:13:17
Und du hast ein ziel wir laufen viel.
0:13:17–0:13:19
Genau wir laufen richtung Damaschke-Straße.
0:13:20–0:13:20
Super.
0:13:20–0:13:25
Das ist Richtung Halensee, weil sich in der Damaschke-Straße die Systemische
0:13:25–0:13:28
Gesellschaft, einer der systemischen Dachverbände befindet.
0:13:28–0:13:30
Loving it. Und ich habe gedacht.
0:13:30–0:13:31
Ich zeige dir den einfach mal.
0:13:31–0:13:34
Das ist doch super. Und auf dem Rückweg gehen wir an der DAP vorbei.
0:13:35–0:13:41
DAP oder hier bei Rolex. Weil direkt über Rolex ist die Psychotherapeutenkammer. Genau, stimmt.
0:13:41–0:13:43
Die Psychotherapeutenkammer können wir auch noch mal sehen.
0:13:43–0:13:49
Wie viele Leute jetzt vom Institut schon mit Schubkarren die Schecks dahin fahren. Mal gucken.
0:13:50–0:13:55
Oder mit Masken davor stehen. Aber können wir einen Seitenweg fahren?
0:13:55–0:13:57
Also so gerne ich natürlich...
0:13:57–0:13:58
Ja, wegen der Geräuschkulisse.
0:13:58–0:14:02
Genau, wegen der Geräusche. Ich mag ja große Straßen in der Nacht.
0:14:04–0:14:09
Ja, genau. Also es ist vielleicht, finde ich, vorstellbar, dass es einen Streit
0:14:09–0:14:12
gab zwischen denen, die gesagt haben, ja, Mann, das ist doch aber hier auch voll hilfreich.
0:14:13–0:14:18
Und es ist eine Therapieform. Und man kann damit wirklich kranken Menschen oder
0:14:18–0:14:23
Systemen, in denen es wirklich richtige Probleme gibt, denen kann man damit gut helfen.
0:14:23–0:14:29
Und es sollte eben auch öffentlich, also es sollte zugänglich sein und nicht
0:14:29–0:14:34
nur für ein paar Leute, die das selber bezahlen können und die selber gezielt danach suchen.
0:14:37–0:14:42
Und die andere Seite dieser Polen, natürlich gibt es sehr, sehr viele Stimmen
0:14:42–0:14:45
und nicht nur die einen sagen 100% so und die anderen sagen 0% so,
0:14:46–0:14:51
aber die andere Seite eben ist, hier wird unsere Philosophie verraten.
0:14:52–0:14:52
Ja, genau.
0:14:53–0:14:58
Und wir wollen das nicht, wir möchten mit Diagnosen so jonglieren können,
0:14:58–0:15:00
wie wir mit anderen Dingen auch jonglieren können.
0:15:00–0:15:05
Aber gab es denn vorher Diagnosen überhaupt? Oder wie würde man das machen?
0:15:07–0:15:10
Wie wurde dann diagnostiziert oder war das einfach gar kein Thema?
0:15:11–0:15:11
Naja.
0:15:11–0:15:15
Weil die Idee ist doch, dass das System, also die Familie oder wie groß man
0:15:15–0:15:19
das auch fassen möchte, dass das sich selbst eh schon reguliert in diesem Kybernetik-System.
0:15:19–0:15:22
Das ist quasi eingestellt, jeder hat seine Rolle.
0:15:22–0:15:27
Das muss man so ein bisschen aufschütteln und die in Anführungszeichen Therapie,
0:15:28–0:15:33
Geht ja nicht davon aus, dass sie eben in so einer, sage ich mal,
0:15:34–0:15:40
gemein überzogenen freudianischen Denke von Pathologie und Expertenwissen oder
0:15:40–0:15:45
Expertinnenwissen rangeht, sondern sagt, dieses System, das können wir so ein
0:15:45–0:15:47
bisschen aufkitzeln, anreizen.
0:15:47–0:15:50
Wir können da quasi Aufforderungen stellen.
0:15:51–0:15:52
Verführungen.
0:15:52–0:15:56
Verführungen, genau. Und du hast das auch vorhin schon so kurz angedeutet.
0:15:56–0:16:01
Die systemische Therapie hat auf alle Fälle schon immer den Ruf,
0:16:01–0:16:03
dass die sehr interessante,
0:16:04–0:16:10
verführerische manchmal oder baffmachende oder wie man solche Sachen,
0:16:10–0:16:15
zum Beispiel das zirkuläre Fragen, solche Dinge, wo man dann versucht,
0:16:15–0:16:17
so über Bande zu spielen.
0:16:17–0:16:22
Oder das ist eine Sache, wo ich, was du vielleicht mal kurz erzählen kannst,
0:16:22–0:16:24
oder auch das Reflecting Team.
0:16:24–0:16:32
Das ist so eine Sache, wo in Anwesenheit einer Person, die einen Auftrag hat
0:16:32–0:16:34
an das therapeutische Team,
0:16:35–0:16:39
dann ExpertInnen, in Anführungszeichen, miteinander über diese Person sprechen
0:16:39–0:16:40
und die das dann auch hören kann.
0:16:41–0:16:49
Und das hat einen enormen Wert gerade für Menschen, da so wirklich auch mal sowas hören zu dürfen.
0:16:49–0:16:52
Und das sind so Sachen, wo, glaube ich, schon immer im System ist,
0:16:52–0:16:54
auch dieses Minimax-Buch, das
0:16:54–0:16:57
ist ja Minimax-Intervention, das ist ja auch voller spielerische Dinge.
0:16:59–0:17:04
Und sage ich als Fußnote, du könntest das hier als ausgebildeter Gestalttherapeut,
0:17:04–0:17:06
der auch im Dachverband der Gestalttherapie ist,
0:17:06–0:17:11
natürlich auch eine Geschichte oder ein Teil meines Fundaments dass das ist,
0:17:11–0:17:16
dass sowas wie Partsparty oder so, dass das auch da eine wichtige Rolle ist,
0:17:16–0:17:18
dass man da irgendwie versucht,
0:17:19–0:17:24
Gar nicht Dinge als richtig falsch, sondern einfach mal aufzuschütteln,
0:17:24–0:17:26
zu gucken, ob sich das Sediment neu sortiert.
0:17:26–0:17:27
Genau.
0:17:28–0:17:34
Und das ist ja dann ohne Diagnose und da ist jedes System einzigartig.
0:17:34–0:17:39
Da ist dann auch jede Therapie in Anführungszeichen auch einzigartig.
0:17:39–0:17:48
Ja, also in der systemischen Therapie bräuchte man Diagnosen nicht.
0:17:51–0:17:54
Also man sagt dann irgendwann einfach, geht's wieder?
0:17:57–0:17:58
Besser als geht's noch.
0:17:59–0:17:59
Genau.
0:18:03–0:18:10
Also interessant ist, wie beschreiben die Systembeteiligten,
0:18:10–0:18:14
also die, die dann zum Beispiel in einer Therapie dann auch mit anwesend sind,
0:18:15–0:18:19
wie beschreiben die etwas, was,
0:18:20–0:18:24
scheinbar für ein Problem gehalten wird weil sonst könnte man annehmen,
0:18:24–0:18:27
wären die ja vielleicht nicht sessen, die nicht bei irgendeinem Therapeuten,
0:18:27–0:18:30
einer Therapeutin oder bei einem Therapeut in den Paar,
0:18:31–0:18:37
wenn es nicht irgendwas gäbe was die veranlasst dahin zu gehen und mal angenommen,
0:18:37–0:18:41
dass dieser Anlass den würde man Problem nennen und,
0:18:42–0:18:48
Und in der pathologieorientierten Verhaltenstherapie oder auch psychodynamischen
0:18:48–0:18:51
Therapie oder auch im ärztlichen Kontext, dann würde man immer sagen,
0:18:51–0:18:55
okay, da geht es um irgendein Symptom. Mir tut die Schulter weh.
0:18:55–0:18:57
Ich habe Panikattacken.
0:18:59–0:18:59
Und...
0:19:02–0:19:05
Also das bräuchte es eben für systemische Therapie nicht.
0:19:06–0:19:13
Da könnte man einfach auch sagen, meine Frau ist immer so gemein zu mir.
0:19:14–0:19:15
Ja, gut.
0:19:15–0:19:17
Dass irgendwie die mit mir redet, wenn ich von der Arbeit komme,
0:19:17–0:19:19
das gefällt mir nicht. Und ich möchte, dass sich das verändert,
0:19:19–0:19:21
sonst möchte ich nicht mehr länger mit ihr zusammen sein.
0:19:21–0:19:27
Genau, das wäre dann der Auftrag erstmal an die Person oder das Team oder die Jugendhilfe.
0:19:27–0:19:32
Nee, der Auftrag wäre, was machen wir denn jetzt damit? Ja, also das Erste wäre
0:19:32–0:19:37
eine Beschreibung von etwas, was offensichtlich verändert werden soll.
0:19:38–0:19:41
Dann ist schon interessant, wer sieht es eigentlich überhaupt als Problem?
0:19:43–0:19:47
Oder wer denkt denn überhaupt, es muss verändert werden? Wer denkt am meisten,
0:19:47–0:19:49
es muss verändert werden? Wer denkt, es muss gar nicht verändert werden?
0:19:50–0:19:55
Mir fallen zum Beispiel so viel computerspielende Jugendliche ein.
0:19:56–0:20:00
Also wer hat denn da das Problem? Wer möchte denn da eine Veränderung?
0:20:00–0:20:04
Ist es der Jugendliche oder die Jugendliche selbst? Oder sind es Eltern,
0:20:04–0:20:07
die sagen, oh ja, aber jetzt hier die dritte Woche nicht zur Schule gegangen,
0:20:07–0:20:08
schon ein bisschen doof.
0:20:08–0:20:10
Und der Papa kommt unter Stress oder so.
0:20:11–0:20:18
Also das wird sehr viel sorgfältiger abgeklärt. Was ist da eigentlich los in diesem System?
0:20:20–0:20:24
Wer kommuniziert was? Wer hat welche Haltung? Wer kommt mit welchen Vorstellungen?
0:20:24–0:20:26
Auch wo das Problem herkommt?
0:20:28–0:20:33
Und was für einen Auftrag generieren die dann an die TherapeutInnen.
0:20:33–0:20:37
Und dann können, meine Frau ist immer so gemeint zu mir, wenn ich abends nach
0:20:37–0:20:38
Hause komme, das möchte ich nicht mehr.
0:20:39–0:20:43
Dann könnte ein Auftrag sein, bitte unterstützen Sie uns, einen Weg zu finden,
0:20:43–0:20:44
wie wir freundlich nach Feierabend sind.
0:20:47–0:20:50
Und da aber SystemikerInnen natürlich nicht in einer,
0:20:50–0:20:57
also die leben ja nicht im luftdehren Raum, sondern auch in einem Raum,
0:20:57–0:21:04
wo Menschen schon mit Diagnosen konfrontiert worden sind, wo diese Wörter...
0:21:07–0:21:10
Die würden wahrscheinlich nicht sagen, meine Frau ist so gemeint zu mir,
0:21:10–0:21:14
sondern meine Frau ist eine narzisstisch Gestörte, würden die dann gleich sagen.
0:21:15–0:21:18
Ja, genau. Die kommen ja dann schon mit der Diagnose um die Ecke für die andere
0:21:18–0:21:22
Person. Meistens sind ja die Männer die Narzissen und die Frauen mit der Borderline-Störung.
0:21:23–0:21:26
Also genau, da werden dann schon so Zuschreibungen vorgenommen.
0:21:26–0:21:34
Und dann wäre für den, also im systemischen Kontext wäre dann die Frage,
0:21:34–0:21:36
was hat denn das zu bedeuten?
0:21:37–0:21:42
Und was heißt denn das eigentlich, wenn Sie sagen, Ihr Mann ist ein Narzisst?
0:21:42–0:21:42
Ja.
0:21:43–0:21:47
Ja, was macht der denn dann? Woran merken Sie denn, dass das denn narzisstisch ist?
0:21:47–0:21:49
Warum geht es ihm besser, wenn Sie das sagen?
0:21:49–0:21:55
Ja, wie geht es Ihnen denn, wenn Sie das so aussprechen?
0:21:55–0:22:02
Und was denken Sie, macht das mit Ihrem Mann, wenn er Sie das sagen hört?
0:22:02–0:22:04
Ja, da kommen wir jetzt in Richtung zirkuläres.
0:22:04–0:22:07
Genau, genau. Und diese Interaktion und diese Wechselwirkung,
0:22:08–0:22:14
die sind für systemische Therapie oder so für systemisches Denken, die sind interessant.
0:22:15–0:22:17
Interessanter übrigens auch als
0:22:17–0:22:23
die Selbstbeschreibung, die die psychodynamischen Schulen super finden.
0:22:24–0:22:27
Also die psychodynamischen Schulen finden ja diese Introspektion und wie geht
0:22:27–0:22:32
es mir, was fühle ich jetzt hier und was denke ich über... anderen.
0:22:33–0:22:37
Da sagen die SystemikerInnen, das denken sie ja sowieso schon den ganzen,
0:22:37–0:22:40
also das denkt der Klient, Klientin ja sowieso schon den ganzen Tag.
0:22:40–0:22:46
Da muss ich mir das gar nicht so umfangreich anhören. Da lernt der Klient,
0:22:46–0:22:47
Klientin gar nicht so viel dazu.
0:22:48–0:22:52
Das sind also zwei Grundannahmen, sage ich mal so ganz flapsig,
0:22:52–0:22:57
dass wenn ein Paar, eine Familie oder die Mutter ihren,
0:22:58–0:23:03
Sohn da in die Praxis bringt und das Das Problem beschreibt,
0:23:03–0:23:04
was sie haben und das soll weggehen.
0:23:07–0:23:13
Der Therapeutin wäre, dass die überhaupt hier sind, heißt es ist wahr,
0:23:13–0:23:16
da ist was, sonst wären die diesen Weg gar nicht hierher getan.
0:23:16–0:23:21
Also irgendwas, die Energie ist hoch genug, was man dann vielleicht als Leidensdruck beschreibt.
0:23:21–0:23:26
Und ohne eine Diagnose zu fällen, würde man im zweiten Schritt aber auch schon
0:23:26–0:23:28
annehmen, die haben schon einiges probiert, sonst wären die gar nicht hier.
0:23:28–0:23:34
Das heißt, da sind dann die Anforderungen auch, wo es keck wird.
0:23:38–0:23:40
Bist du sicher, dass wir hier über die sieben Spurige...
0:23:40–0:23:43
Ja, wir müssen irgendwie hier so parallel zum Kudamm.
0:23:43–0:23:43
Okay.
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Parallel zum Kudamm heißt jetzt quasi...
0:23:51–0:23:54
Wir gehen jetzt da an, irgendwie die nächste Querstraße so recht wieder rein.
0:23:55–0:23:58
Das ist jetzt senkrecht über den Autobahntunnel. Okay, wir haben es geschafft.
0:23:59–0:24:02
Ich habe überlegt, ob wir übers Geländer klettern, aber ich habe gedacht,
0:24:02–0:24:03
vielleicht nicht mehr um die Uhrzeit.
0:24:05–0:24:08
Eine Sache, die mir vorhin bei deinem Beispiel eingefallen ist,
0:24:08–0:24:12
von der der Mann sagt, meine Frau ist immer so gemeint zu mir,
0:24:12–0:24:15
dann könnte die erste Sitzung ja vielleicht dann auch so was sein,
0:24:15–0:24:18
was auch so ein typisches Thema ist, die Symptomverschreibung.
0:24:19–0:24:23
Immer wenn ich nach Hause komme, dann gibt es Streit, dass dann die Therapeutin
0:24:23–0:24:27
oder der Therapeut sagen, wissen Sie was, dann machen wir es so,
0:24:27–0:24:31
Sie können um 8 Uhr klingeln Sie, Ihre Frau macht die Tür auf und Sie streiten.
0:24:32–0:24:35
Um 8 Uhr wird als erstes gestritten, als Symptom verschrieben.
0:24:35–0:24:39
Dann machen Sie es bitte richtig, um zu gucken, was so ein Aufschütteln,
0:24:40–0:24:44
ohne dass man jetzt, also dass man ja eigentlich erst mal mitspielt,
0:24:44–0:24:48
dass man das vielleicht so genau eskalieren will, dass man einfach da erstmal so was reinwirft,
0:24:50–0:24:53
Und da wird es ja doch wieder introspektiv, oder wie erleben Sie das?
0:24:53–0:24:55
Was macht das mit Ihnen? Was verändert das?
0:24:56–0:24:56
Äh, ja.
0:24:58–0:25:01
Das hat jetzt irgendwie nicht, da bist du jetzt nicht...
0:25:01–0:25:06
Na, ich kann jetzt, krieg zu dem Beispiel gar nicht so einen hilfreichen Kontext hin.
0:25:06–0:25:10
Bei Symptomverschreibungen denke ich zum Beispiel an Personen,
0:25:10–0:25:12
die über Angstzustände klagen.
0:25:13–0:25:18
Da ist es tatsächlich eine häufigere Intervention zu sagen, gut,
0:25:19–0:25:21
also Sie leiden unter diesen Angstzuständen,
0:25:22–0:25:27
dann legen Sie sich bitte jetzt die nächsten sieben Tage, immer 19.30 Uhr auf
0:25:27–0:25:30
Ihr Sofa und dann produzieren Sie einen Angstzustand.
0:25:31–0:25:35
Und das machen Sie eine Stunde lang und das müssen Sie mit aller Ernsthaftigkeit machen.
0:25:36–0:25:38
Geben Sie sich dazu bitte richtig Mühe.
0:25:38–0:25:42
Das ist doch Verhaltenstherapie-Exposition in vivo, oder?
0:25:42–0:25:44
Nee, ähm...
0:25:45–0:25:46
Ketzerische Frage.
0:25:47–0:25:48
Nein, das ist es nicht.
0:25:49–0:25:51
Hat damit gar nichts zu tun.
0:25:54–0:26:01
Ja, und es wird eben angenommen, dass die erste Veränderung könnte bringen oder
0:26:01–0:26:07
die erste Verführung besteht darin, etwas, was als komplett willkürlich erlebt wird.
0:26:07–0:26:10
Ich kriege so einen Angstzustand, einfach da stehe ich auf der Straße,
0:26:10–0:26:16
gucke mich um und plötzlich ist es da, dem was von dieser Willkür zu nehmen,
0:26:17–0:26:19
indem ich das absichtsvoll hervorrufe.
0:26:19–0:26:21
Und vielleicht klappt davon auch ein bisschen was.
0:26:22–0:26:29
Und das Interessante wäre, was dann natürlich, also was mit dem Körper passiert,
0:26:29–0:26:34
was in dieser Situation, was das sozusagen, also was muss man denn machen?
0:26:34–0:26:42
Es gibt auch so Verschlimmerungsfragen, ja, mal angenommen, sie müssten das
0:26:42–0:26:45
Symptom, was sie haben, oder sie müssten das, was sie hier beschreiben,
0:26:45–0:26:49
sie würden das mit Absicht, würden es schlimmer machen wollen, ja,
0:26:49–0:26:52
bei depressiven PatientInnen zum Beispiel.
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So ein bisschen die Verführung an uns Therapeutinnen, auch weil man selber manchmal
0:27:01–0:27:02
diesen depressiven Blut so
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schlecht aushalten kann, dann so nach Ausnahmen zu fragen, zu fragen, ja,
0:27:06–0:27:09
aber wann ist es denn mal ein bisschen besser gewesen und wann ging es ihnen
0:27:09–0:27:12
denn mal nicht ganz so schlecht und wenn jemand sehr depressiv ist,
0:27:13–0:27:15
dann passiert häufig was, dass so richtig wie in die andere Richtung gezogen
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wird. Nein, das ist immer schlecht.
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Ja, es ist wirklich und ich sage ihnen, nein, es ist 24 Stunden gleich.
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Und wenn man so eine Ebene einziehen kann, wie ich kann es verschlimmern indem
0:27:28–0:27:34
ich zum Beispiel auch noch Radioheads höre oder jetzt weil die Musik.
0:27:34–0:27:37
So schlecht ist oder die Musik so depressiv.
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Weil die Musik so depressiv großartige Musik also ja ich könnte also noch Musik
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hören bei der ich wirklich denke, I'm a creep,
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und noch mir alte Fotos von damals angucken, wo alles noch so schön war.
0:27:57–0:28:00
Ja, und dann würde ich so richtig reinfallen in das depressive Loch.
0:28:00–0:28:04
Sodass man immer mit der Zunge diesen entzündeten Zahn anstößt.
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Irgendwie nämlich dann doch die Endorphinausschüttung eigentlich mag, die in dem Moment kommt.
0:28:12–0:28:16
Ich glaube, wir nähern uns. Ich bin jetzt hier nicht so firm, was diesen Weg angeht.
0:28:16–0:28:19
Wir sind schon heilen sie? Das ist doch eine ganz schöne Strecke noch, oder?
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Also wenn wir sehr mutig wären, dann würden wir jetzt hier hochgehen.
0:28:25–0:28:28
Wenn wir nur mittelmutig sind, dann warten wir noch eine ab.
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Ich sehe schon. Wir warten noch eine ab.
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Ich bin überfordert, diese Entscheidungen zu fällen.
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Ja, jedenfalls interessiert die SystemikerInnen, dass so feste Konzepte,
0:28:43–0:28:47
egal ob die jetzt Diagnosen heißen oder ob das feste Problemzuschreibungen sind,
0:28:48–0:28:55
meine Frau macht immer, da Bewegung reinzukriegen und auch Steuerbarkeit.
0:28:55–0:29:02
Also die Vorstellung zu erzeugen, hey, da kann man irgendwie was mit machen und da kann man was tun.
0:29:03–0:29:08
Weil vielleicht fällt es ja doch nicht vom Himmel und überrascht mich einfach.
0:29:08–0:29:10
Und selbst wenn, dann könnte ich damit vielleicht auch irgendwas tun.
0:29:12–0:29:17
Und dann geht es immer um das Interpersonelle, also immer eine Form der Dynamik.
0:29:17–0:29:21
Natürlich gibt es intrapsychische Bewertungen und sowas, das ist ja immer so.
0:29:21–0:29:28
Aber es ist im Interpersonellen. Und da so eine Anekdote, wo ich für mich damals
0:29:28–0:29:30
wirklich gedacht habe, ah, so funktioniert.
0:29:30–0:29:34
Oder deshalb gibt es systemische Therapie, war ich noch sehr unbedarft,
0:29:35–0:29:38
was Headsets angeht und In-Ear-Kopfhörer mit Bluetooth.
0:29:38–0:29:42
Und dann sah ich so ein Typ, der wirklich komplett agitiert an der Bushaltestelle
0:29:42–0:29:43
stand und halt so geredet hat.
0:29:43–0:29:46
Und das war halt so psychotisch.
0:29:47–0:29:54
Also mit niemandem gesprochen. Bis ich dann kapiert habe, dass der diese Kopfhörer
0:29:54–0:29:55
drin hatte, die ich noch nicht kannte.
0:29:55–0:29:58
Also der hat dann da telefoniert, ohne dass er ein Handy in der Hand hatte.
0:29:58–0:30:01
Und in dem Moment, wo ich merkte, der ist mit jemandem im Dialog,
0:30:02–0:30:03
da wurde der völlig normal.
0:30:04–0:30:06
Und ich war auch nicht mehr verwundert, dass sobald der Bus vorkam,
0:30:06–0:30:08
der dann ganz ruhig war und da reingegangen ist.
0:30:09–0:30:13
Und da ist es halt so, dass man sehr andersrum denken kann, als wenn man eben
0:30:13–0:30:14
die Gegenüber wegnimmt.
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Wenn ich jetzt nicht neben dir laufe und du würdest genau die gleiche Tour machen
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und die Leute beobachten dich, dann wärst du schon pathologisch.
0:30:21–0:30:24
Heute würden die wahrscheinlich denken, ich würde telefonieren,
0:30:24–0:30:26
aber wenn ich mich hier so mal dann so rechts zur Seite umdrehe,
0:30:27–0:30:30
wie zu so einem imaginären Freund, dann wäre vielleicht schon...
0:30:30–0:30:31
Ich bin Havi.
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Was ist da los?
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Und das ist, glaube ich, dann nochmal eine wichtige Komponente,
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dass man da merkt, man muss oft eben auch die, sage ich mal,
0:30:40–0:30:44
Kommunikationspartner erinnern, das System eben mitdenken.
0:30:44–0:30:49
Weil nicht nur ist dann Familie vielleicht wie eine Burg oder wie auch immer,
0:30:49–0:30:53
sondern eben im Prozess, in der Regulierung.
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Dieses Telefonat, was ich da beobachtet habe, haben zwei Menschen miteinander
0:30:57–0:31:00
versucht, etwas klar zu kriegen, Konflikt zu lösen.
0:31:00–0:31:03
Das ist dann der Punkt, wo das Ganze wieder gesund wird.
0:31:03–0:31:09
Ja, und es ist auch der Ansatz von einem, also die systemische Therapie hat
0:31:09–0:31:14
ja noch so ein paar verschiedene Seitenäste und es gibt einen Seitenast aus
0:31:14–0:31:18
Finnland, also der ursprünglich aus Finnland kommt, Open Dialog.
0:31:18–0:31:20
Ich weiß nicht, ob du davon schon mal was gehört hast.
0:31:20–0:31:21
Ach, das ist in der Sauna?
0:31:22–0:31:28
Nein, aber da kann man das auch machen. Es ist völlig, also eigentlich ziemlich ortsungebunden.
0:31:28–0:31:39
Das ist eine offene Interventionsform für Familien, in denen jemand Psychoseerfahrungen
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akut macht oder auch schon hatte.
0:31:41–0:31:41
Ja.
0:31:42–0:31:43
Und...
0:31:44–0:31:51
Da geht es darum, das Verhalten, was von anderen als verrückt verstanden wird,
0:31:52–0:31:56
interessanterweise oft gar nicht von der Person, die selbst davon betroffen ist.
0:31:56–0:32:00
Die findet sich oft gar nicht verrückt, sondern die anderen finden es seltsam.
0:32:01–0:32:06
Und dem einen systemischen Sinn zu geben.
0:32:06–0:32:11
Ja, weil wenn man, du hast es ganz schön gesagt, ja, wenn man den Kontext nicht
0:32:11–0:32:14
kennt, also wenn du nicht weißt, ah ja, okay, da telefoniert er gerade mit seinem
0:32:14–0:32:21
Headset und mit einer anderen Person, total normal, da sinkt sofort der Herzschlag der eigene. und,
0:32:23–0:32:30
also wenn man den Kontext wegnimmt, dann wird vieles nicht mehr so gut verstehbar und den,
0:32:31–0:32:36
Kontext mitzudenken und auch beim Open Dialog also da sollen alle Menschen,
0:32:36–0:32:41
die sich für das Wohl von XYZ verantwortlich fühlen und mithelfen möchten,
0:32:42–0:32:46
sind dann eingeladen zu so großen, also unter Umständen eben auch großen Runden
0:32:46–0:32:50
und da wird gemeinsam besprochen, jede Stimme soll hörbar werden,
0:32:50–0:32:51
im wahrsten Sinne des Wortes.
0:32:53–0:32:58
Auch die des aktuell psychoseerfahrenen Mitglieds.
0:32:58–0:33:00
Der noch mehr Stimmen mitbringt zum Tisch.
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Genau, ja. Und dann wird gemeinsam sehr offen und also wird zumindest erstmal
0:33:09–0:33:12
versucht, verstehbar zu machen, was ist hier eigentlich los.
0:33:13–0:33:20
Und das ist was, was zum Beispiel durch Diagnosen,
0:33:22–0:33:27
eher zugemacht wird. Wenn es eine Zuschreibung gibt von,
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Frau Meier ist eben psychotisch. Wir haben ja beide Klinikzeiten auch hinter
0:33:35–0:33:40
uns gebracht, im Rahmen der Psychotherapieausbildung und noch an anderen Stellen gegebenenfalls.
0:33:41–0:33:45
Und nie gab es eine Frau Meier. Wir sind ja komplett anonymisiert,
0:33:45–0:33:46
das sind alles fiktive Namen.
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Genau. Ja.
0:33:50–0:33:55
Wenn ein Mensch bei der Visite dann beschrieben wird, ja, das ist Frau Meier,
0:33:56–0:34:01
die hat eine schizophrene Psychose, dann meinen alle Anwesenden zu wissen, was das Problem ist.
0:34:02–0:34:05
Nämlich, die ist irgendwie verrückt oder hat Stimmen oder vielleicht fühlt sich auch verfolgt.
0:34:07–0:34:14
Und dann macht man so viele Vorannahmen, die einen dann auch nicht mehr neugierig sein lassen.
0:34:15–0:34:19
Mensch, Frau Meier, was ist denn eigentlich passiert? Oder was ist denn,
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mögen Sie teilen mit mir, was gerade in Ihnen vorgeht?
0:34:23–0:34:31
Ja, und das ist natürlich auch eben die Falle der Diagnostik und die unheimlich
0:34:31–0:34:36
gruselige Nähe zur Psychopharmaka-Industrie, wie das zum Beispiel so, also die Depression,
0:34:37–0:34:46
in der Diagnose überhaupt nichts über eine mögliche Ursache oder eine mögliche,
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muss ja nicht 100 Prozent gedeckt sein, aber ein Anteil, welche Anteile könnten
0:34:51–0:34:54
innerhalb des sozialen Netzwerks oder,
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keine Ahnung, aus Syrien geflüchtet oder 80 Jahre und die Frau ist gestorben.
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Es heißt immer nur Depressionen.
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Früher gab es etwas wie endogene, exogene Depressionen, wo man dann eher sagt,
0:35:10–0:35:14
das scheint etwas Somatisches zu sein oder es hat definitiv einen Auslöser.
0:35:14–0:35:18
Ist deshalb vielleicht nur eine Episode oder eine Anpassungsstörung.
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Das kann die Diagnose alles nicht.
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Und deshalb ist es dann oft so, dass dann auch Antidepressiva bei Depressionen
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ja scheinbar eine gute Allianz bilden müssen. Da gibt es Depressionen,
0:35:32–0:35:35
da gibt es Antidepressionen und hier gibt es.
0:35:35–0:35:37
Die systemische Gesellschaft.
0:35:37–0:35:39
Im zweiten OG.
0:35:40–0:35:44
Genau, also wir stehen jetzt hier gerade vor der Damaskestraße 4.
0:35:47–0:35:54
Also zwei große Dachverbände, die sich mit systemischer Therapie und systemischem Wissen beschäftigen.
0:35:55–0:35:58
Und das ist einmal die Systemische Gesellschaft und die DGSF,
0:35:58–0:36:02
die Deutsche Gesellschaft für Systemische und Familientherapie.
0:36:03–0:36:07
Aber ich nage mich nicht fest, die SG kenne ich etwas besser.
0:36:08–0:36:11
Und diese Gesellschaften, muss man wissen, gibt es auch schon sehr lange.
0:36:11–0:36:15
Ich meine, du hast es ja schon gesagt, war das hier, wo du die Ausbildung gemacht hast?
0:36:15–0:36:21
Na, das ist der Dachverband. Es gibt kleine Institute über ganz Deutschland,
0:36:22–0:36:25
die sind zusammengeschlossen in diesem Dachverband.
0:36:25–0:36:29
Und systemisch gearbeitet wird schon seit vielen Jahrzehnten,
0:36:29–0:36:33
vor allen Dingen auch im Jugendbereich, Jugendhilfe und so, ist das ja auch sehr breit angelegt.
0:36:34–0:36:36
Also nicht, dass das jetzt ganz frisch ist,
0:36:38–0:36:40
sondern eigentlich seit 70 Jahren.
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Es ging mit den 60er Jahren los.
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Ja, 50er glaube ich schon, war nicht 55, 57 so. Also es ist jetzt 70 Jahre in the making.
0:36:49–0:36:54
Ja, da sind wir ein bisschen abgewogen. Wir kamen ja von der sehr individuumszentrierten
0:36:54–0:36:59
Psychotherapie, vielleicht, also wenn man freut, oder so die Psychodynamik so
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als Startschuss, wahrscheinlich auch windig, das so zu behaupten.
0:37:04–0:37:10
Mal ganz kurz, wir orientieren uns jetzt mal weiter. Wir sind jetzt hier direkt vor der Schaubühne.
0:37:11–0:37:16
Und welchen weg würde es jetzt gehen wollen wir haben wenn wir den kudamm nicht lang gehen.
0:37:16–0:37:20
Ja wir könnten jetzt hier einfach so wieder zurückgehen und dann da an der s-bahn
0:37:20–0:37:24
und dann könnten wir uns langsam wieder vor pirschen in unseren bekannten kann
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von unserem institut vorbei kann straße und.
0:37:27–0:37:28
Dann machen wir die.
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Wenn wir nicht bei rolex vorbei die.
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Haben jetzt schon zu,
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Oh Gott, was wird man uns unterstellen, was passiert.
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Rolex machen wir ein andermal. Ich glaube, machen ist in dem Zusammenhang auch
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so ein gutes Wort für Banküberfälle.
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Wir machen Hühnerwald.
0:37:48–0:37:49
Wir machen Hühnerwald, ja.
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Ich hätte eine große...
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Warte, ich rede noch ganz kurz aus über diese Geschichte. Also wir kommen mit
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Freude von dieser sehr einzelperspektivischen oder individual zentrierten Psychotherapie.
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Das Problem ist die einzelne Person, ich leide an etwas und deswegen habe ich
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auch das Problem, deswegen muss ich auch was damit machen.
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Und dann gab es in der Soziologie,
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also schon in den 14er Jahren hier, Levin und so,
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die so diese ganze Gemeinde und Gruppe und einen höheren Kontextfokus einfach
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mit berücksichtigt haben.
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Und daraus haben sich dann die unterschiedlichen systemischen Bestrebungen,
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also Italien ist ganz bekannt mit,
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Mara Silvini Piazzoli und so bei den Amerikanern, dann gibt es Jay Haley und
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Watzlawick, der das großartige Buch mit der Anleitung zum Unglücklichsein geschrieben hat Was ich.
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Immer wieder lese und es klappt bei mir nicht.
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Das mit dem Unglück, das ist nicht eine gute Anleitung für dich?
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Ich bin zu resilient.
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Ja.
0:39:13–0:39:13
Ja.
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Das ist dann auch, wenn man dann, also das ist immer so eine Sache,
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wie grenzen sich die Schulen voneinander ab? Ich habe jetzt Resilienz gesagt oder so.
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Und dann gibt es ja immer so Schlagworte inzwischen, wo ich es zunehmend schwierig
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finde, da irgendwie Grenzen zu ziehen. Wir haben vorhin ein bisschen gesagt,
0:39:31–0:39:36
intrapsychisch oder eben interpersonell oder zweier Mehrfachgruppe, wie auch immer.
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Aber dann gibt es zum Beispiel so Sachen, dass die Systemische sagt,
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es sind Ressourcen- und lösungsorientiert.
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Und das habe ich immer wieder
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mal so gehört und aber würde
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nicht heute die analyse nicht natürlich
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aber die tp auf alle fälle auch als die auch nicht über lösung sprechen aber
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würde natürlich auch konkrete ziele setzen und so weiter und so fort und wer
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würde denn sagen wir sind nicht ressourcenorientiert, das sind die anderen.
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Das sind ja so bestimmte Sachen, wo es, glaube ich, schwierig ist, eigentlich heute sich.
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Weil natürlich haben wir eine Entwicklung weg von der Pathologie hin zu,
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keine Ahnung, Salutogenese vor allen Dingen, aber auch humanistisch,
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den ganzen Menschen sehen mit Allsein.
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Und dann eben nicht nur den einen Menschen, sondern eben die Gruppe,
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die Geschichte des Menschen, die Identität, was ja in unserem Institut ganz groß geschrieben wird.
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Das ist ja, glaube ich, aber inzwischen fast bei allen so. Ich glaube,
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keiner würde das mehr rausnehmen.
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Was ich bei der systemischen, vorhin schon ja meinte, ist ja eben diese Diagnostik
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ist da ja wirklich Gift eigentlich.
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Die muss jetzt aber gemacht werden. Und eine Person muss als krank hingestellt werden.
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Und dann gibt es aber natürlich auch, und das würde mich interessieren,
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vielleicht weißt du doch gar nicht so viel, aber dieses Mehr-Personen-Setting,
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das ist ja in der Jugendhilfe und so natürlich total klar.
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Da gibt es ja auch, finde ich, diesen sehr interessanten Familienrat,
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den viele Familienzentren auch anbieten.
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Das hat jetzt gar nichts mit systemischer Therapie zu tun, das ist eine eigene Schule.
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Aber da sind dann alle am Tisch, da sind alle zugegen. Aber was sagen denn da die Krankenkassen?
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Wie wird sowas denn abgerechnet? Ist das dann eine kleine Gruppentherapie oder wie läuft sowas?
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Weil es gibt ja bestimmte Grenzen auch immer an dem, was man dann überhaupt abrechnen kann.
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Na, also du kannst ein,
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also soweit ich weiß, es ist keine Gruppentherapie, sondern es ist Therapie
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im mehr Personensetting und es wird abgerechnet über den Sternchen, die Indexpatientin.
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Ja, die hat quasi den Deckel an der Theke, da werden alle Striche drauf gemacht.
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Und ja und das und es gibt aber auch systemische Gruppentherapie und systemische
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Gruppentherapie meint eigentlich,
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mehrere also so sicher bin ich mir nicht mit da müsst ihr nochmal nachschauen
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aber ich glaube es meint eigentlich so Multifamilientherapie da sind dann mehrere
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Familien sogar gleichzeitig anwesend und,
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aber es gibt eben systemische,
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Therapie auch im Einzelsetting.
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Und wenn ich den KollegInnen glauben kann oder so was die so sagen, dann,
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dass dieses, also es ist ja kompliziert, Gruppen zu organisieren,
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auch Familien zusammen zu organisieren, dass sie dann alle einen Termin kriegen.
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Und dass das Arbeiten in den Ausbildungsambulanzen von den systemischen Ausbildungsinstituten,
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dass man so ein bisschen merkt, dass die KandidatInnen eher systemische Therapie
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mit Einzelpersonen machen.
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Und dass es so ein bisschen den Anlauf und Schubs braucht, tatsächlich dann
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auf die Familien einzuhalten.
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Wer sind die Kandidatinnen jetzt? Das sind die...
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Ausbildungskandidatinnen für die systemische Therapie und ich...
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Lassen wir gerade den Hund vorbei.
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Den Klingelhund.
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Den Klingelhund, genau. Das ist so weihnachtlich hinter uns.
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Kleiner, rot angezogener Hund mit Klingel. Ja.
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Du hattest vorhin gesagt, es ist auch, weil ich versuche das nochmal so hinzugehen,
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man muss halt auch für die, die es nicht wissen, ist ja so, dass nicht alle
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Ziffern abrechnen dürfen.
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Wenn es ein Mehrpersonen-Setting gibt, ist das dann exklusiv für die Leute,
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die die Fachkunde systemische Therapie haben.
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Ja, genau.
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Genauso wie die Exposition nur für die VTler abgerechnet werden kann und so.
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Und dann gibt es aber ja auch immer ein bestimmtes Kontingent.
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Und du meintest vorhin, dass die Systeme schon mit wenigen Sitzungen,
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auch mit längeren Pausen oder wie ist das so,
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vielleicht bevor man das abrechnen durfte, wie war es da und wie kristallisiert
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sich das jetzt raus, wenn du das weißt? Also ich weiß, das ist ja alles noch sehr jung.
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Bevor es über die Krankenkassen abrechenbar war, war es eine persönliche Verhandlung
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zwischen den TherapeutInnen, BeraterInnen und den KlientInnen-System.
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Also meiner Erfahrung nach wurde am ehesten so von Sitzung zu Sitzung geschaut.
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Und auch, machen wir noch einen neuen Termin? Ja, machen wir?
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Okay. Und in welchem Abstand wollen wir denn gucken?
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Aha, gut, in vier Wochen machen wir so.
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Und über die, also es gibt dann kein festgeschriebenes Sitzungskontingent.
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Oder es gibt auch nicht eine, also es passt nicht zur Philosophie.
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Eine Idee zu haben, oh ja, Sie kommen hier mit diesem, dass Ihre Frau immer
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so gemeint ist, dazu brauchen wir so fünf Stunden.
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Das muss man halt mal gucken.
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Das ist dann auch natürlich eine Nähe zum Coaching und wahrscheinlich auch,
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geschuldet ist das falsche Wort, aber hat wahrscheinlich auch damit zu tun,
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weil es Selbstzahler und Selbstzahlerinnen waren, die das eben zahlen mussten.
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Ja, und diese Kontexte, die muss man natürlich auch Einfluss auf sowas wie Genesung
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oder auf das, was ich für Hypothesen darüber habe,
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was auch mit mir los ist oder was meine Therapeutinnen über mich denken.
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Ja, wenn es ja ein Unterschied, ob jemand zu dir sagt, oh, also nachdem ich
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ihnen jetzt hier so zugehört habe, da würde ich sagen, also wir brauchen 350 Stunden.
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Ja.
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Ja, versus ja, gucken wir mal, wenn sie wollen, machen wir einen nächsten Termin.
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Ich habe mir auch immer überlegt, wie das so aufgenommen werden würde,
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wenn man man schreibt ja Anträge an die Krankenkassen,
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wenn man dann einfach so komische Zahlen nicht, dann sagt ihr braucht nochmal
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40 Stunden, ich brauche noch 37 Stunden oder 17, 2.
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Ich hatte das nämlich mal, dass ich eine begrenzte Gruppe hatte,
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wo ich nach der KZT, es ging um Anpassungsstörungen und ich wollte das alle
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zusammen anfangen, Mittel- und Endphase haben und dann hinten raus.
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Und dann war einer, da musste ich einfach noch vier Stunden beantragen und die
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habe ich dann auch beantragt aber da wurde die Kasse hat mich dann wirklich
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angerufen und hat gesagt, haben sie sich da verschrieben,
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aber das ist natürlich dann als ein anderer Podcast, vielleicht machen wir dann
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weiter irgendwas anderes wenn man nach vorne guckt und dieses ganze Gutachterverfahren
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sich gerade verändert und noch nicht genau klar ist, wie überhaupt festgelegt wird,
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wie lange Therapien laufen dürfen und so Oder dass man irgendwie so ein Gefühl
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dafür hat, naja, Pima Daumen sind es so und so viele Stunden.
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Aber das kommt natürlich dann auch mit der Möglichkeit abzurechnen,
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weil Kontingente da einfach auch vorgeschlagen werden.
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Ja, und also bei allem Idealismus und natürlich machen wir alle Therapien nur
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so lange, wie sie wirklich nötig sind,
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Und es verändern sich dann Settingstrukturen.
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Wenn ich weiß, ich habe jetzt hier bei der Kasse 18 Sitzungen bewilligt bekommen,
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dann kann ich auch mal drei Sitzungen rumbumbeln.
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Das ist nicht so wild. Wenn ich weiß, dass da jemand irgendwie 150 Euro dafür
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dann auf den Tisch legt, dann mache ich es vielleicht nicht.
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Oder dann wird in mir ein anderer Druck erzeugt. Ich würde es jetzt gar nicht irgendwie...
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Ja, das ist, glaube ich, das machen wir gerne mal einfach so,
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weil ich habe dafür auch viele Fragen und keine Antworten.
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Ich finde es ein super spannendes Gespräch, aber wir nehmen das mal in unseren
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nächsten gemeinsamen Spaziergang rein, wenn ich besseres Schuhwerk für kalte Abende mitbringe.
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Weil wir gerade bei diesem Kosten-Ding sind da mache ich jetzt die Brücke,
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über das, was ich vorhin kurz erwähnt habe, da habe ich auch eine Frage ich
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weiß nicht, ob du das weißt, aber dieses Reflecting Team das haben wir auch
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in der Gestaltausbildung genutzt das ist super, vor allen Dingen auch in der Ausbildung wenn du,
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dich selber mal wir haben damals immer vor Publikum gearbeitet das ist ja bei
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der TP-Ausbildung hier gar nicht so gewesen dass man irgendwie auch mal wieder
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mit Kameran Da ist auch okay.
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In der Supervision wird es dann eben reflektiert, jede vierte Sitzung.
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Aber bei der Gestaltausbildung war es so, dass immer eine halbe Stunde voneinander
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arbeiten. Ja, ich auch. Ich fand das super.
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Und dass wir nicht, also mit wir meine ich in dem Fall psychodynamisch, psychodynamisch,
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Und dass es so ungewöhnlich ist, auch den Kolleginnen beim Arbeiten zuzugucken und auch zu erleben.
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Und das ist sowas ganz selbstverständliches bei dir in der Gestalttherapie und
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in der systemischen Therapie auch.
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In der Ausbildung sitzen dann die Kolleginnen und Kollegen hinter der Einwegscheibe
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oder am Monitor, weil es mit einer Kamera übertragen wird oder mit im Raum sogar.
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Und da war es dann, um das aus Selbsterfragen nochmal dieses Reflecting Team
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darzustellen, war es halt natürlich so, dass wenn man anfängt,
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dass ich selbst irgendwie mit roten Ohren in die ersten,
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in Anfangszeichen, ernsthaften Gespräche, weil es natürlich dann auch schon
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immer um reale Themen von den Menschen geht, die da auch mit in diesem Ausbildungskontext
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sind, aber vor allen anderen.
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Also man zeigt sich, man tanzt quasi in gewisser Weise vor anderen.
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Und dass dann über diese Reflecting-Team-Sache bei mir in der Ausbildung das
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wunderschön aufgefangen wurde, weil dann einfach die Leute nicht mir gesagt
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haben, ich hätte da vielleicht nochmal das und das gesagt.
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Also es wurde nicht mir gesagt, sondern die haben untereinander sich berichtet,
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was sie gesehen haben, was sie erlebt haben, was sie spekulieren,
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wo sie noch mehr wissen wollen würden.
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Und das war sowas, wo es total einfach war, zuzuhören, das auch anzunehmen und
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auch zu merken, dass wir alle gemeinsam natürlich forschend sind,
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spekulierend sind und so.
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Und das Reflecting Team ist etwas, und das ist jetzt was, wo ich eine Frage, ob das wirklich so war.
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Das hatte ich mal irgendwo gelesen, aber eben keinen wissenschaftlichen Artikel,
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sondern eher so eine Geschichte der Psychotherapie-Ding.
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Das Reflecting Team war so, wie du es beschrieben hast, da wurde therapeutisch
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gearbeitet, Klient und Therapeutin und.
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Die Arbeit wurde gleichzeitig hinter einem Spiegel von anderen KollegInnen beobachtet.
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Und dann war es wohl ursprünglich so, dass es über Kopfhörer dann der TherapeutIn
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oder dem Therapeuten zugespielt wurde.
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Bestimmte Sachen, so frag doch mal das und das oder wir überlegen, ob das und das.
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Und da sei es wohl mal so gewesen, dass aus Versehen der Lautsprecher im Zimmer angewiesen ist.
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Und der Patient, die Patient es gehört hat, was das Reflecting Team berichtet hat.
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Und es hat was Neues bewirkt.
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Er hat in gewisser Weise ihr eigenes System nochmal durch neue Anreize verändert.
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Und so entstand es dann, dass so etwas auch wirklich ganz transparent mit Teil
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der Therapie ist. Ist das so?
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War das so, dass das so per Zufall oder ist das ein Mythos?
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Das weiß ich nicht, ob es wie die vielen Geschichten, wie die Laugenbrezel,
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als sie noch keine Laugenbrezel war, in die Lauge gefallen ist.
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Nee, das weiß ich nicht, ob das per Zufall wurde es dann dazu geschaltet.
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Also es ist schon in den Anfängen der systemischen Therapie und ich glaube auch
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zu Ausbildungszwecken,
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sowohl in Italien als auch in Deutschland und die verrückten Amerikaner natürlich auch,
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ist dieses, wir beziehen die einfach mit. Aber nicht nur die verrückten.
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Auch die besten, die besten Körper.
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In dem Fall gleichwertig. Also in dem Fall meint es was Ähnliches.
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Stimmt, muss man heute mal dazu sagen.
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Also alles möglichst offen zu machen und mit großer Transparenz und eben auch das, was in der,
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also vor allem, wenn man zu zweit Therapie macht, also wenn man ein TherapeutInnenpaar
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ist oder auch aus Kliniken und Teams kennt man das natürlich auch,
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dass die PatientInnen, die verlassen dann irgendwie das Dienstzimmer oder die
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Visite und dann wird nochmal so richtig geredet über die.
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Und eigentlich ist es ein bisschen fies, weil wenn man sich zum Beispiel psychotische
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PatientInnen vorstellt, die sowieso so ein Verfolgungsthema haben und dann denke
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ich mir abgehört oder die anderen reden über mich. Und dann macht man genau das.
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Und daraus die Idee entstehen zu lassen, nee, das machen wir eben nicht.
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Wir reden eben nicht über, sondern wir reden mit.
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Und wir lassen uns zuhören.
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Und wir nutzen das.
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Also fast ja auch wie eine Barlind-Gruppe in Anwesenheit der KlientInnen.
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Und das ist einfach richtig toll.
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Ja, auch weil als dann, du hast gesagt, rote Ohren und Therapeutin,
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man ja auch manchmal in Therapiegesprächen so ein Sackgassen gerät oder dann
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irgendwie nicht mehr so richtig weiter weiß.
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Und dann gibt es KollegInnen, die zur Verfügung stehen, weil die mir zuhören
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und die man dann fragen kann.
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Wo man sagen kann, so jetzt möchte ich mal das Reflecting Team fragen oder wollen
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wir mal das Reflecting Team fragen.
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Und es ist auch so witzig, wie KlientInnen dann darauf reagieren.
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Sollen wir dann rausgehen? Und nein.
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Ja, das ist irre, dass dieser weiße Kittel, dieses ExpertInnen-Denken halt so...
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Auch gewollt wird. Da würde man natürlich als Psychodynamik schon auch vermuten,
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dass natürlich manche Menschen einfach auch froh sind, dass man einfach folgen darf,
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einfach befolgen darf, dass man es gesagt bekommt, dass andere alles wieder
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in die Hand nehmen, dass man nicht diesen ganzen Stress selber machen muss.
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Das ist natürlich dann auch systemisch könnte man sowas denken,
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vielleicht mit anderen Worten.
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Und eine Sache, die natürlich auch so schön daran ist, dass man so viel bekommt.
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Da sitzt man da alleine Und dann sind auf einmal so viele erwachsene Menschen
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und eine Kamera und ein Spiegel und eine Blume mit Mikrofonen drin und was weiß
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ich, wie das gemacht wird.
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Und das ist natürlich auch eine Wertschätzung, auch auf einer Ressourcenebene.
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Das hat auch eine Bedeutung.
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Ja.
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Und da schließt sich eine andere Frage an, wo ich dann denke,
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es ist ja seit Jahrzehnten sowas, dieses Reflecting Team ist ja so eine, wer zahlt das denn denn?
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Also wenn ich jetzt quasi hingehe und sage 150 Euro pro Sitzung,
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hast du vorhin gesagt, keine Ahnung, lass es 60 Euro pro Sitzung sein,
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das ist ja auch möglich, solange du nicht die Approbation hast und dann musst du dich ja bestimmte,
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ein bisschen angehalten, bestimmte Beträge abzurufen, aber sonst solange das
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nicht, kannst du ja machen, wie du willst, aber wie kriegst du dann von denen,
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sagen wir mal, 60 Euro pro Sitzung, zwei Leute und eine Videokamera und einen
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Spiegel und diesen riesen Raum hin,
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wie war das damals?
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Also haben da nur ganz reiche Leute...
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Also dieses Setting mit, das gucken Leute zu über einen Einwegsspiegel,
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das waren Ausbildungsinstitute und Kliniken, wo dann die Kollegen,
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die ganze Familie wird eingeladen und es wird dann gleichzeitig gefragt,
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hey, habt ihr Lust, ein Reflecting-Team zu machen?
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Und dann sind fünf, sechs, sieben KollegInnen hinter der Einwegscheibe oder
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gucken zu und machen das dann. Dann ist es sozusagen im Klinikalltag.
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Das wird dann auch nicht abgerechnet, sondern sie sind einfach angestellt.
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Das ist einfach so, genau.
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Also und im normalen, also im Praxissetting,
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wo man nicht einfach so mal eben fünf Kollegen mal zuverlehrweise Zeit haben
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und ein Reflecting-Team machen können, ist es am ehesten möglich,
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wenn man zu zweit Therapien macht.
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Ja, also wenn wir beide eine Therapiefamilie hätten, dann könnten wir innerhalb
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einer Sitzung könnten wir sagen, so, jetzt stoppen wir mal kurz,
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lass uns mal ein Reflecting Team machen.
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Ja.
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Und dann sitzt die Familie vor uns und dann würden wir unsere beiden Stühle,
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würden wir so ein bisschen uns zuwenden.
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Also wir würden sozusagen auch einen gestalterischen Unterschied machen in dem
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Gesprächsformat, würden wir uns ein bisschen zuwenden. Und dann würde ich sagen,
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weißt du, Michael, was ich mich gefragt habe?
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Ich traue mich gar nicht, die Familie zu fragen, aber...
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Frag mich.
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Der Großvater, der war doch im Gefängnis. Aber ich glaube, da steckt noch irgendwas drin.
0:58:06–0:58:10
Und dann könntest du was darauf sagen. Und dann könntest du auch vielleicht
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sagen, es soll eigentlich gar nicht so eine Unterhaltung stattfinden.
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Das ist auch ein interessanter Wort, gerade jetzt vor dem Gestalthintergrund, ich frage mich.
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Das ist ja im Systemischen auch eine Sackgasse, wenn man sich selber fragt.
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Und dann ist es ja schön, wenn du eben deinen Kollegen und deine Kollegin fragen
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kannst und das gleichzeitig aber auch noch,
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die Dringlichkeit deiner Frage unterstreich gegenüber der Familie,
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dass du dir in gewisser Weise die ganze Zeit schon so auf die Zunge beißt,
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weil du diese Frage hast, aber du traust sie nicht direkt zu fragen.
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Weil da würdest du vielleicht bestimmte Schamgrenzen überschreiten und man würde
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durch das Reflecting Team eine Passage öffnen, wo die Familie gemeinsam dann
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durchgehen kann und nicht einzelne irgendwie Zeugen sind oder Spalierstehen.
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Es ist einfach dann gar nicht konzentriert,
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Und trotzdem ist es dann irgendwie da und die Familie kann dann entscheiden,
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machen wir jetzt damit was? Oder sagst du was?
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Weißt du, ich hänge an einem ganz anderen Punkt.
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Da hat doch, als der Vater sich da, der Tochter zugewendet hat,
0:59:13–0:59:15
da hat die Mutter sich so umgedreht auf dem Stuhl.
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Ich habe mich gefragt, ob das eine Bedeutung hat.
0:59:19–0:59:22
Und dann geht es gar nicht so sehr darum, dass wir so eine Art Teamsitzung machen,
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sondern dann geht es eher darum, dass diese Ideen Raum kriegen.
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Und man könnte natürlich in der Szene, die du jetzt fantasierst,
0:59:30–0:59:35
auch dann gleich überlegen, was hat das Vergangenheitsthema mit der Gegenwart zu tun?
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Warum muss die Mutter sich immer umdrehen, der Großvater im Gefängnis,
0:59:38–0:59:41
wenn ihr Mann sich zur Tochter umdreht, was ist denn da los?
0:59:44–0:59:48
Und die Familie kann letztendlich entscheiden, was nehmen wir von diesen Ideen.
0:59:52–0:59:56
Und sie können eben auch entscheiden zu sagen, nee, das war irgendwie,
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weiß ich auch nicht, ich habe nicht so genau hingehört.
1:00:00–1:00:02
Nee, das sagt mir gar nichts.
1:00:04–1:00:05
Das dann auch...
1:00:05–1:00:08
Oder ich könnte zum Beispiel sagen, das ist jetzt gar nicht als Witz gemeint,
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sondern ganz ernsthaft in der Gegenwart.
1:00:10–1:00:13
Sagen, du, ich kann dir gar nichts zuhören, ich muss total dringend aufs Klo.
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Seit einer halben Stunde. Aber ich habe mich einfach nicht getraut, das anzumelden.
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Ich weiß nicht, warum, ja, das frage ich mich, warum ich nicht einfach wie sonst
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sage, Entschuldigung, ich bin gleich wieder da.
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Also, dass man da wirklich auch sich mit zeigt. Nicht nur seine Gedanken,
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sondern auch als kompletter Mensch.
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Ja, ich finde es total toll. Ich habe so früher, also du hast du mal gesagt,
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da bin ich auf alle Fälle nicht so belesen oder so drin, aber natürlich fand
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ich das alles immer total spannend mit der Kybernetik und diesen Systemen und
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diese sich regulierenden Systemen.
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Und wenn man es mal genau durchdenkt, dann ist es ja auch so,
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dass man natürlich irgendwann an die Soziologie anstößt. Das habe ich schon gesagt.
1:00:55–1:01:00
Würde man dann so in so einen grauen Bereich kommen, ist das jetzt noch systemische
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Familientherapie oder Gruppencoaching?
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Oder sind wir da schon auf einer, also jenseits von so einer Milieugruppe?
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Jetzt habe ich meinen Faden verloren, der aber jetzt beim leichten Reden wie
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im Dauerlauf wahrscheinlich gleich wieder zurückkommt.
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Genau. Und dann habe ich aber auch so inzwischen das Gefühl,
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dass mir auch manchmal so ein bisschen was daran fehlt.
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Und das ist, wenn ich jetzt die Gestalt und die systemische Gegenüberstelle,
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die Gestalt ist ja immer noch nicht zugelassen.
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Also jetzt über Bande wurde sie halt über die emotionsfokussierte Therapie in
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der Verhaltenstherapie von Leslie Greenberg aus Kanada, der ja Gestalttherapeut
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ist und auch eben diese emotionale Thematik da reingebracht hat.
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Und ich hatte das Glück, dem bei seinem Kick-Off-Vortrag im DGVT-Kongress hier
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an der FU, war das glaube ich, vor ein paar Jahren zu hören,
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wo wirklich das auch kam, weil man so,
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hier, hier, hat so ein Video gesagt, here you see, this is the emotion.
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Und dann hat irgendjemand eine Frage gestellt, so mit Kognition oder Bewertung
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des Verhaltens, no, no, it's emotion.
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Aber was ich sagen will ist, die systemische, die kommt mir da manchmal trotzdem
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auch so ein bisschen leer vor, weil die ja immer diese Funktion drumherum,
1:02:24–1:02:26
also es ist ja immer so, ja,
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Hat man einerseits diese kecke Art, Fragen zu stellen, die ist ja auch beides.
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Die ist ja so ein bisschen Saving Face auch, das ist ein Gesichtwahn.
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Wenn man daneben liegt, na gut, war mal ein Versuch wert oder so.
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Aber ist das so ein bisschen in Samthandschuhen, ist das Hands-off?
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Oder gibt es da auch eine Form von Konfrontation und Zupacken und Dranbleiben?
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Oder ist das eher so, dass man sagt, nee, wir sind die Akupunktur unter den Psychotherapien?
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Also, da geht es ja schon rein an Kupunktur.
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Stimmt, ja.
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Und es zieht auch und schmerzt auch schon.
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Genau, aber dann kriegt man ein Handtuch und alles warmen Stein auf die Stelle.
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Nee, es geht schon sehr rein. Also, ich verstehe die Überlegung,
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dass das Kecke kommt aus dem kognitiv Verspielten.
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Und ich meine sogar, dass das auch so ein kleiner, leise mitklingender Vorwurf
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auch an die systemische Therapie war.
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Dafür muss man kognitiv ziemlich beweglich sein.
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Jetzt als Klientin.
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Und es ist eben was, also es ist sehr was für so analytische Überlegungen wie irgendwas zusammen.
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Aber es ist trotzdem möglich.
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Und ich denke, also eine kluge Therapie, egal welcher Schule,
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berücksichtigen Kognition, Einstellungen, Haltung und Emotionen und Vergangenheit
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und Zukunft gleicher. Maße.
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Auch an sehr tiefgehenden emotionalen Themen natürlich dran zu bleiben.
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Ich muss zum Beispiel an Familienaufstellungen denken mit lebenden Stellvertretern.
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Das ist schon wirklich Deep Shit.
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Ja, ja.
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Und da ist auch, also da wird viel, da findet viel emotionale Aktivierung statt.
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Und wie wird die dann wieder integriert? integriert. Also wenn die,
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weil sonst ist es ja oft so, dass man dann die Leute ins Feld schickt quasi
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und dann kommen die zurück, machen die Sachen dort und die werden dann wieder eingeordnet.
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Du meinst Therapiesitzungen, dann geht jemand raus von seinem Leben und dann
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kommen sie wieder zurück in die Therapiesitzung?
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Ja, als es noch Coaching war und vielleicht alle zwei, drei Wochen oder so und
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jetzt eine Familienaufstellung sicherlich, also entweder in der Familie aufstellen
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oder auch diese Parts-Party, was ich vorhin erwähnt habe, wo man seine eigenen
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Anteile aufstellt und die gegeneinander,
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ausspielen lässt und man sich das dann so ein bisschen vorstellen kann,
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dass dann vielleicht die Wut auf einmal sagt, also ehrlich gesagt,
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ich möchte die ganze Zeit darüber zu der Scham.
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Irgendwie habe ich das Gefühl, das ist so eine Richtung für mich.
1:05:21–1:05:24
Und die Person, die ihre eigenen inneren Anteile aufgestellt hat,
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damit dann auch irgendwas anfangen kann oder gar nichts anfangen kann und so
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beginnen Dinge sich zu bewegen.
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Das heißt, das ist ja systemisch, egal ob intra oder in der Familie, wie auch immer.
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Wie wird das dann wieder integriert? Gibt es das dann, weil ja,
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du hast recht, das sind Sitzungen, wo es sehr emotional wird, oft.
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Ja also bei einer
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familienaufstellung zum beispiel kann man nach einem also kann man nach einem
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guten bild streben ja also es gibt ja unterschiedliche arten von familienaufstellung
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Also eine wäre zum Beispiel mit StellvertreterInnen,
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die aber nicht die eigene Familie sind,
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sondern da trifft sich eine Gruppe von, weiß ich nicht, 15 interessierten Personen
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und eine Person sagt eben, ja, ich würde heute gerne mal,
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irgendwie, ich habe immer so Konflikte mit meiner Mutter, das würde ich heute gerne mal aufstellen.
1:06:30–1:06:34
Und dann gibt es einen Aufstellungsleiter, eine Aufstellungsleiterin, die dann das begleitet.
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Und wie das dann gemacht wird, also da gibt es so ein paar...
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Wir sind gerade...
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Nicht zum Ärzten, der...
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Entschuldigung, ich wollte dich nicht unterbrechen, aber jetzt sind wir wenigstens,
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können wir ganz kurz noch hier bei unserem Institut kurz mal anhalten.
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Keine Hausnummer. Hausnummer 120, 121. Genau, ja.
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Gut, also bis wir dann die Episode über humanstrukturelle Psychoanalyse aufnehmen,
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das hat noch 120 Minuten. Das wird eine Doppelfolge.
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120 oder 121 Minuten.
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Ne, wir machen beide.
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Das könnte man auch. Das sind dann insgesamt über vier Stunden.
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Und zwar genau 60 Sekunden über vier Stunden.
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Entschuldigung, Familienaufsteller.
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Genau. Und man kann dann, also wenn es eine Aufstellung gibt und es fühlt sich
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noch nicht rund an oder es ist noch, ja, also normalerweise sagt die aufstellende
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Person dann so, nee, jetzt ist gut erst mal.
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Und dann kann man es auch erst mal dabei belassen und auch die,
1:07:45–1:07:51
also erst mal dabei belassen heißt, dann hinsetzen und wirken lassen.
1:07:51–1:07:52
Ja.
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Und vielleicht war es auch was sehr Berührendes und dann ist es gut,
1:07:57–1:08:04
nochmal im Nachgang, einen Tag später, fünf Tage später, zwei Wochen später, je nachdem,
1:08:05–1:08:09
das nochmal aufzugreifen und zu sagen, Mensch, wie haben sie es denn erfunden
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oder wie ging es ihnen denn damit oder wie sind sie damit nach Hause gegangen,
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was hat es in ihnen gemacht.
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Also Introspektionsfragen sind ja nicht verboten. Und dann guckt man,
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was es braucht, was es dann noch an Nachbereitung braucht.
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Manchmal ist es ja auch magisch, du kennst es vielleicht auch aus der Supervision.
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Manchmal spricht man mit einer Supervision über einen Klienten, eine Klientin.
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Und dann passiert irgendwas, ohne dass man anspricht, was da jetzt war.
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Aber ist entweder in der Zwischenzeit irgendwas Magisches passiert und dann
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hat sich was verändert beim Patienten, bei der Patientin oder ist in der Sitzung und also irgendwas.
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Ja, es gibt vielleicht so magische Felder oder wie du gesagt hast, 70.
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Folge und Hausnummer 70, wo dann irgendwas zusammenkommt.
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Billige Simulationen der Willi.
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Ja, das ist sehr gut.
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Natürlich werden die gehalten und eingefangen. Also ich weiß nicht,
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ob du darauf ein bisschen abgezielt hast, aber es gab ja so,
1:09:25–1:09:30
oder einen, der Aufstellungen ganz, ganz populär gemacht hat, Bert Hellinger.
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Der allerdings nicht aus der systemischen Therapie kommt, oder?
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Der kommt doch irgendwie aus der Religionswissenschaften und Theologie.
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Und der hat so ganz große Veranstaltungen gemacht,
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wo er Aufstellungen gemacht hat und der ist wegen vielerlei Dinge in große Kritik
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geraten und unter anderem aber auch, dass er eben sehr auffühlende Dinge einfach
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so dann gemacht hat vor großer Kulisse und das war es dann.
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Und dann sind die Leute einfach so nach Hause gegangen und es wurde nicht integriert.
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Das ist unprofessionell.
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Also es ist schon wichtig, ein bisschen zu begleiten, wie es dann damit weitergeht.
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Und um das ja auch zu unterstützen, dass,
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die Inhalte, dass das integriert werden kann und dass auch eine Bedeutung gefunden
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werden kann für, heißt es denn jetzt vielleicht auch was für konkrete Veränderungen in meinem Leben?
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Ja, ich denke halt oder das ist, ich weiß gar nicht ob nur ich das denke,
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aber ich glaube schon, dass Die Sprache, die wir haben, die haben wir ja aus
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einem bestimmten Grund.
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Und die ist in erster Linie eben auch das Medium für alle Kommunikationsmedien, sagen wir mal so.
1:10:52–1:10:58
Sei es dann nicht brutale Gewalt, wortlose brutale Gewalt oder Verführung.
1:10:58–1:11:05
Aber was ich sagen will, ist, dass ich schon glaube, dass es unglaublich wichtig
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ist, auch Wortlose Möglichkeiten anzubieten, Dinge auszulösen.
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Weil Worte können ja auch immer eine Abwehr sein von, in Anfangszeichen,
1:11:19–1:11:20
Podcast-Titel eigentlichen Themen.
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Aber auch das Gegenteil. Erlebt es nach so einer Aufstellung oder nach Körpertherapie
1:11:28–1:11:33
oder so, dem Raum zu geben, das nochmal in Worte zu fassen, gezwungenermaßen
1:11:33–1:11:37
eine Perlenkette aus Sätzen zu schaffen, um das nochmal zu vermitteln,
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eventuell sich sogar ein Sharing oder ein Feedback da abzuholen,
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finde ich einfach extrem wichtig.
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Ich glaube, das ist natürlich bei diesen Großveranstaltungen sicherlich nicht
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so leicht möglich, wie jetzt im Yoga-Studio um die Ecke am Wochenende.
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Wir sind jetzt schon wieder eingebogen Richtung deine Praxis.
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Eine Frage, die mich wirklich umtreibt. Wie lange sind wir schon hier?
1:12:09–1:12:14
Jetzt ist es 21.57 Uhr. Also es könnte hinkommen mit dem Stündchen.
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Ja, nur ein bisschen über eine Stunde. Eine Viertelstunde.
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Ich bereite gerade bear with me, Ich sage nur Englisch, eine kurze Fußnote, aber das ist wichtig.
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Ich bereite gerade ein Seminar über Zwangsstörungen vor und habe mir natürlich
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die Leitlinie angeschaut.
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Und da ist ja die kognitive Verhaltenstherapie ein Rating.
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Das ist quasi Gold Standard.
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Und das ist 4,1 für Psychotherapie.
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Und 22 von insgesamt, glaube ich, 24 Punkten ist dann. Es gibt auch psychodynamische
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Sachen, aber dafür gibt es keinen Evidenzpunkt aus. Und das ist quasi nur ein Statement.
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Also da haben irgendwie die PsychodynamikerInnen am runden Tisch gesagt,
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bitte nehmt wenigstens mit rein.
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Dann haben die natürlich dann immer auch das große Thema, wer kann forschen,
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wie kann man forschen, kann man irgendwelche, ja, ähm.
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Also, sag ich mal, psychologischen Konstrukte über die Entstehung und Genese und Therapie.
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Kann man das überhaupt dann alles immer in so eine empirische Evidenzforschung
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reinquetschen oder nicht?
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Und deshalb sind die da rausgefallen und deshalb gibt es dann natürlich jetzt
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die Notwendigkeit, manualisierte psychodynamische Therapien auch für Zwangsstörungen.
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Wir machen gerade Leichsenring und Steinert hier an der IPU ein großes Forschungsprojekt,
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jetzt eine manualisierte Therapie, KZT für 24 Sitzungen plus Probatorik für Zwangsstörungen.
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Gerade Evidenzforschung betreiben, um eben auch dann, müssen wir darüber.
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Um eben dann auch da aufgenommen zu werden in so einen Leitlinien,
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da überhaupt wissenschaftlich wahrgenommen zu werden.
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So was muss doch dann jetzt in dem
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Rahmen der Evidenzforschung für die systemische auch passiert sein. Ja.
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Aber eben von, also da gibt es ja ganz klar gar keine oder wie in der Gestalt
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auch gar keine wirklichen, in Anführungszeichen, Werkzeugkästen,
1:14:30–1:14:33
wo man sagt, dann machen wir das, dann machen wir das, dann machen wir das.
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Und jetzt können wir dann eben hier
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Evidenz nachweisen über vergleichbare Praktiken und deren Wirksamkeit.
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Wie hat die Systemische, die ja sowieso schon mit Diagnostikproblemen hat,
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das überhaupt geschafft.
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Einen Forschungspool so herzustellen, der dann auch, das müsste ja dann irgendwie
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auch manualisierte Therapieform sein.
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Die haben jetzt für, ich glaube für Depressionen, aber auch Essstörungen und Unterschiede,
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da muss ja dann sowas Zugeschnitztes sein und das wird dann durchgeführt und
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das wird dann halt bewertet und wird dann als wirksam eingestuft.
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Das muss doch auch schmerzhaft durch die ganze systemische Gemeinde gezogen sein.
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Also genau, das ist eine schöne Runde, die du in deinem Kopf damit auch gehst,
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weil wir ja damit auch angefangen haben.
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Was macht das? Was hat eigentlich dieses Diagnosethema und so,
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diese Krankenkassenabrechnungssachen,
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was hat das eigentlich gemacht mit der systemischen Community und ist das nicht
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auch kritisch gesehen worden?
1:15:52–1:15:56
Und na klar, es gab dieses Wirksamkeitsgut.
1:15:57–1:16:00
Deshalb habe ich dieses Manualisierte gesagt, weil das ist ja,
1:16:00–1:16:03
glaube ich, der einzige Weg, wie jetzt Dinge irgendwie in die Leitlinie reinkommen
1:16:03–1:16:08
können, dass es so eine Art Manual gibt für jede Form von Störung und die wird dann abgearbeitet.
1:16:09–1:16:15
Und das ist ja alles andere als individuell und alles andere als spontan.
1:16:15–1:16:24
Genau, ja. Und es gab ja zur Zulassung dieses, das Gutachten zur Wirksamkeit
1:16:24–1:16:26
der systemischen Therapie.
1:16:26–1:16:31
Und also sowohl für die Erwachsenen, jetzt sicherlich für die Kinder und Jugendlichen auch.
1:16:31–1:16:37
Und das hat alle möglichen Studien zusammengefasst über Wirksamkeit von systemischer Therapie.
1:16:37–1:16:42
Also wie die im Einzelnen gemacht worden sind, das kann ich dir nicht sagen,
1:16:43–1:16:49
aber es ist auf jeden Fall auch ein erbitterter Nachweis geführt worden darüber, ja das hilft.
1:16:49–1:16:53
Aber das ist ja genau der Punkt weil die Psychodynamik ja daran immer scheitert
1:16:53–1:16:57
zu sagen individuell wir haben eine Psychoanalyse gemacht,
1:16:58–1:17:03
wir sind als Psychoanalytiker auch irgendwie anerkannt wir haben so und so viele
1:17:03–1:17:10
Stunden gearbeitet diese 400 Kollegen haben das auch gemacht und trotzdem gilt es dann nicht als,
1:17:10–1:17:14
also es gilt immer noch als individuell und eben nicht als reproduzierbares,
1:17:15–1:17:16
manualisiertes Verfahren.
1:17:16–1:17:19
Bei der systemischen, gut, das
1:17:19–1:17:23
hat jetzt auch 20 Jahre glaube ich gedauert oder so von mit Verzögerung.
1:17:23–1:17:26
Ich weiß gar nicht, ob man das im ersten Schub damals auch schon machen wollte
1:17:26–1:17:31
in 99 mit reinzukommen oder nicht, aber ja, es ist halt sowas,
1:17:31–1:17:35
wo ich mich noch gefragt habe, aber vielleicht gibt es da, müssen wir da unten
1:17:35–1:17:36
nochmal anklopfen und fragen.
1:17:36–1:17:38
Wie das so war. Wer hat gekündigt?
1:17:41–1:17:46
Gut. Jetzt sind wir hier. Ohne Straßenlärm kann ich dich jetzt nicht so euphorisch
1:17:46–1:17:50
und laut verabschieden, wie man das auf so einer Kreuzung machen kann, aber ich danke dir.
1:17:50–1:17:55
Ja, weil wir jetzt hier wieder sind, wo wir mit der Verkabelung angefangen haben.
1:17:56–1:18:00
Wir danken unseren ZuhörerInnen, unseren KlientInnen sozusagen.
1:18:01–1:18:04
Dann hoffentlich bis bald. Auf bald. Tschüss.

Mehr

Wir sind der Autor, es ist unser Traum, wir haben die Handlung erfunden.

In dieser Episode betrachten wir Erich Fromm und sein Buch “Märchen, Mythen, Träume” als Teil der Eigentlich-Serie über Märchen. Erich Fromm betrachtet in seinem Text die Verbindung zwischen Traumdeutung und Märcheninterpretation. Er beginnt mit einer Betrachtung des Symbolismus und unterscheidet zwischen manifesten und latenten Inhalten in Mythen und Märchen. Dies führt ihn zur Traumdeutung, bei der ebenfalls Symbole und latente Inhalte gedeutet werden. Fromm stellt die Ansätze von Sigmund Freud und Carl Gustav Jung zur Traumdeutung vor, grenzt sich jedoch von beiden ab. Er argumentiert, dass weder Jungs mythische Ansätze noch Freuds Fokus auf irrationale libidinöse Kräfte ausreichend sind. Stattdessen betont er, dass das Denken und Fühlen durch unser Handeln beeinflusst wird. Zuletzt wollten wir Fromms Interpretation des Rotkäppchen Märchens vorstellen, die haben wir dann aber um einen Monat in die Zukunft verschoben.

Shownotes

Mitwirkende

Transcript

Micz Flor
0:00:03–0:00:06
Und? Regnet noch? Da ist Norden, oder? Ist da Norden oder Süden,
0:00:06–0:00:08
was meinst du? Da ist Norden. Da ist Norden, da ist Süden. Können wir unten
0:00:08–0:00:12
rum, zu dem anderen Ausgang? Jetzt klatschen wir mal ganz kurz. Da ist Norden, oder?
0:00:14–0:00:18
Ist da Norden oder Süden? Was meinst du? Da ist Norden.
0:00:19–0:00:24
Da ist Norden, da ist Süden. Können wir unten rum?
0:00:25–0:00:29
Zu dem anderen Ausgang? Jetzt klatschen wir mal ganz kurz.
Florian Clauß
0:00:34–0:00:38
Hallo und herzlich Willkommen bei eigentlich Podcast.
0:00:41–0:00:44
Der Podcast, bei dem wir laufend reden und im Laufen reden.
0:00:48–0:00:51
Und jetzt stehen wir gerade, weil wir stehen vor einer Regenwand.
Micz Flor
0:00:52–0:00:54
Weil es laufend regnet.
Florian Clauß
0:00:54–0:00:55
Das passt eigentlich ganz gut zu mir.
Micz Flor
0:00:55–0:01:02
Den GPS-Track auf der Webseite, da wird heute nicht so viel passieren, es wird gleich auf.
Florian Clauß
0:01:02–0:01:09
Wir sind quasi am Bayerischen Platz, laufen von einem Uhrausgang zum anderen,
0:01:09–0:01:11
während Mitch seine Geschichte erzählt.
Micz Flor
0:01:11–0:01:12
Wir laufen hin und her.
Florian Clauß
0:01:13–0:01:15
Ich bin natürlich gespannt, um was es geht.
Micz Flor
0:01:17–0:01:22
Also eigentlich sollte das hier das Ende sein, am Bayerischen Platz 1 in Berlin,
0:01:22–0:01:24
werden wir eine Plakette sehen. Kette sehen und dann dachte ich,
0:01:24–0:01:26
okay, jetzt hat sich das alles wegen
0:01:26–0:01:28
dem Regen so ein bisschen hin und her geschoben, dass wir hier anfangen.
0:01:30–0:01:33
Aber wer weiß, vielleicht ist es trotzdem noch das Ende der Folge,
0:01:33–0:01:38
weil wenn der Regen nicht aufhört, werden wir diese 120 Meter bis zu dieser
0:01:38–0:01:39
Plakette nicht schaffen.
Florian Clauß
0:01:40–0:01:48
Nicht trocken schaffen. Aber ich habe ja vorgesorgt, ich habe meinen Regencape an.
0:01:49–0:01:51
Allerdings ohne Kapuze.
Micz Flor
0:01:53–0:01:57
Ja und ich habe nicht vorgesorgt. Ich bin völlig überrascht worden.
Florian Clauß
0:01:58–0:02:02
Du bist quasi das Schweinchen, bei den drei Schweinchen und der Wolf,
0:02:02–0:02:05
das einfach so sein Haus aus Stroh baut.
Micz Flor
0:02:06–0:02:11
Genau, ich bin der Strohkopf in der Familie. Deshalb bin ich pitschenass schon,
0:02:11–0:02:14
weil ich irgendwie zur U-Bahn gerannt bin, um hierherzufahren.
0:02:15–0:02:21
Und die Folge, die ich heute machen möchte, vielleicht, wir sind gerade unten
0:02:21–0:02:24
Vielleicht finden wir ja sogar eine Person, die ich möchte.
0:02:26–0:02:31
Also Ausgangspunkt ist die Märchenserie, die du angefangen hast.
0:02:31–0:02:32
Dazu möchte ich was machen.
0:02:34–0:02:39
Und ganz speziell hattest du ja gemeint, du wolltest ja bei dem Eisenhans dieses
0:02:39–0:02:44
Thema, so wie würde man in der Therapie oder wie könnte das so genutzt werden.
0:02:44–0:02:47
Und dann habe ich mich an ein Buch erinnert, das ich gekauft,
0:02:47–0:02:49
aber nie gelesen hatte. Und jetzt habe ich es fast gelesen.
0:02:51–0:02:56
Das ist von Erich Fromm und dessen Plakette sehen wir nachher in Leseport.
0:02:56–0:02:58
Vielleicht ist er aber hier unten auch irgendwo abgebildet.
0:03:00–0:03:04
Erich Fromm ist Psychoanalytiker, ist auch eine Brücke zu dem Gestaltherapie-Thema.
0:03:06–0:03:08
Er hat zusammen mit Gottfried Benn...
Florian Clauß
0:03:10–0:03:11
Bringt dir was?
Micz Flor
0:03:12–0:03:15
Gottfried Benn ist total interessant, aber bringt mir jetzt gerade nichts.
0:03:15–0:03:18
Aber wir werden ihn finden, das sind ja hier unten alle irgendwie aufgeführt.
0:03:21–0:03:23
Albert Einstein, da ist allerdings nicht gesagt, warum.
Florian Clauß
0:03:23–0:03:27
Weißt du, warum die hier aufgeführt sind? Oder gibt's noch mehr?
Micz Flor
0:03:29–0:03:35
Ich nehme mal an, weil die in der Nähe gewohnt haben. Wer wohnt und arbeitet
0:03:35–0:03:37
noch im Bayerischen Viertel? Okay, da stehen sie doch alle.
0:03:38–0:03:41
Hier, da ist er, Erich Fromm. 1900 bis 1980, Psychoanalytiker,
0:03:41–0:03:43
Bayerischer Platz eins.
Florian Clauß
0:03:43–0:03:45
Hatte der hier seine Praxis?
Micz Flor
0:03:45–0:03:46
Von 1930 bis 1933.
Florian Clauß
0:03:48–0:03:49
Hatte er seine Praxis, steht ja da.
Micz Flor
0:03:53–0:04:00
Und der ist eigentlich auch Soziologe, auch aus Frankfurt, hat Parallelen mit,
0:04:04–0:04:11
auch bevor es die Gestalttherapie gab, die analytische Ausbildung parallel gemacht.
0:04:11–0:04:17
Die haben zeitlang auch in Amerika nach der Emigration wohl Kontakt gehabt und
0:04:17–0:04:18
überlegt, ob sie zusammen was machen würden.
0:04:20–0:04:23
Insofern ist da auch eine Verbindung, das wird man auch später sehen in der
0:04:23–0:04:27
Art und Weise, wie Erich Fromm darüber spricht, Träume zu analysieren,
0:04:27–0:04:30
weil da ist ein Unterschied. Wir werden ein bisschen über Freud sprechen,
0:04:30–0:04:34
ein ein bisschen über Jung sprechen und aber auch über die Gestalttherapie bzw.
0:04:36–0:04:42
Speziell Erich Fromm, der nicht Gestalttherapeut ist, sondern der der Neo-Psychoanalyse
0:04:42–0:04:48
angehört, die versucht hat, so ein bisschen ab 1920 so ein bisschen zu reformieren,
0:04:48–0:04:50
die Psychoanalyse ein bisschen zu reformieren.
0:04:53–0:04:56
Soviel ganz kurz zur Einleitung. Es ist zu laut hier.
Florian Clauß
0:05:00–0:05:01
Spannend, spannendes Thema.
Micz Flor
0:05:01–0:05:02
Ja, es ist lustig.
Florian Clauß
0:05:03–0:05:07
Ich finde auch, ich meine, Erich Fromm, das ist ja auch so eine prägende Gestalt,
0:05:07–0:05:11
der doch Haben oder Sein geschrieben wurde. Das ist doch das Buch,
0:05:11–0:05:13
was man dann als Teenie liest.
Micz Flor
0:05:13–0:05:17
Und die Kunst zu lieben hieß auch ein Buch. Da wurde er so richtig...
Florian Clauß
0:05:17–0:05:22
So ein bisschen wie mit Hermann Hesse und Erich Fromm, das sind so die prägenden Teenie-Bücher.
0:05:23–0:05:27
Ich will das aber jetzt... Ja, ja, haben oder seien wir es gelesen.
0:05:29–0:05:36
Und das Glasperlenspiel, wenn uns das weiterhilft. Das wird witzig werden.
Micz Flor
0:05:36–0:05:42
Ich habe das Gefühl, auch wenn wir jetzt über Märchen und Träumen und Mythen sprechen,
0:05:42–0:05:45
aber wenn wir über Psychotherapie und Psychoanalyse nachdenken,
0:05:45–0:05:50
dass wir jetzt hier mit Mikrosanitären und so brabbeln, ist ja irgendwie okay,
0:05:50–0:05:51
sind Gott sei Dank ja nicht eine Person.
0:05:52–0:05:56
Wir reden miteinander, aber trotzdem merke ich, dass es für mich so ein unwohles
0:05:56–0:05:59
Gefühl ist, dass wir jetzt hier sehr, obwohl niemand da ist,
0:05:59–0:06:01
fühle ich mich hier auf einmal sehr eingeengt.
Florian Clauß
0:06:03–0:06:07
Störung muss man zulassen. Das haben wir gelernt in der anderen Episode.
0:06:10–0:06:15
Aber ich fühle mich ganz wohl, weil gerade diese Regenwand sperrt so ein ein
0:06:15–0:06:19
bisschen die Menschen in diesen U-Bahn-Stationen und S-Bahn-Stationen ein und
0:06:19–0:06:22
es schafft auf einmal so eine Gemeinschaft,
0:06:22–0:06:28
die eigentlich nie so richtig in der S-Bahn passiert, weil die Leute können nicht raus.
Micz Flor
0:06:29–0:06:33
Ja, ich bin in Wilmersdorf auf der Straße eingestiegen und da gehen so drei
0:06:33–0:06:37
Treppen runter Richtung U-Bahn und auf halber Strecke sind noch so ein paar
0:06:37–0:06:41
Shops, Asia Snack und so eine Bäckerei und so.
0:06:41–0:06:44
Und dann haben die so architektonische Löcher in der Decke gelassen,
0:06:44–0:06:47
das heißt, von oben hast du immer Sonnenlicht, aber jetzt hat es halt auch Regen.
0:06:47–0:06:51
Ich bin da so die Treppe runtergelaufen und dann war sowieso schon wie so ein
0:06:51–0:06:52
kleiner Wasserfäller auf den Treppenstufen.
0:06:54–0:06:58
Und dann unten war aber auch alles total rutschig und nass und du kamst so runter
0:06:58–0:06:59
und da standen dann auch so,
0:07:02–0:07:05
Es ist ja relativ leer. Es ist eine ganz komische Stimmung. Es könnte auch ein
0:07:05–0:07:08
Traum sein. Damit sind wir schon mitten im Thema.
Florian Clauß
0:07:08–0:07:09
Genau, dann Mitch.
0:07:13–0:07:14
Also Erich Fromm und Traumanalyse.
0:07:18–0:07:22
Und hast du mir da noch vielleicht ein Märchen mitgebracht?
Micz Flor
0:07:22–0:07:25
Ich habe dir ein Märchen mitgebracht? Also eigentlich wäre es hier andersrum
0:07:25–0:07:28
gewesen. Wir fangen jetzt mit Erich Fromm an, obwohl wir an diese Plakette wahrscheinlich
0:07:28–0:07:33
wirklich erst drankommen, Wir werden uns Rotkäppchen anschauen.
0:07:35–0:07:36
Dann machen wir das Spiel andersrum.
Florian Clauß
0:07:36–0:07:41
Also jetzt habe ich quasi was auf der Karte. Okay. Ah ja, ich muss nur kurz.
Micz Flor
0:07:43–0:07:44
Flugmodus bitte, Flugmodus.
Florian Clauß
0:07:44–0:07:45
Oh ja, Flugmodus.
Micz Flor
0:07:47–0:07:49
Genau, dann werde ich dich immer so ein bisschen vorneweg fragen,
0:07:49–0:07:53
was fällt dir dazu ein? Ich werde es aber nicht genau vorlesen und ich habe
0:07:53–0:07:55
es auch nicht vorproduziert, sondern ich habe die Zusammenfassung.
0:07:55–0:07:56
Das kennt ja auch irgendwie jeder.
0:07:58–0:08:01
Aus Wikipedia werde ich vorlesen, die inhaltliche Zusammenfassung,
0:08:01–0:08:01
nicht den Originaltext.
0:08:02–0:08:06
Und das sollte dann eigentlich das Thema sein, nämlich wir machen Märchen,
0:08:06–0:08:07
wir machen Rotkälbchen.
0:08:08–0:08:13
Ich mache das mal quasi angelehnt an Erich Fromms Analyse und wir kommen dann
0:08:13–0:08:17
zum Schluss hier an und sprechen zum Schluss ein bisschen über die Biografie
0:08:17–0:08:19
des Mannes und die Einbindung.
Florian Clauß
0:08:19–0:08:23
Aber dann kannst du ja mit der Biografie starten oder willst du lieber mit dem Märchen starten?
Micz Flor
0:08:24–0:08:28
Ich fange einfach andersherum an. Ich habe Erich Fromm vorgestellt, ganz kurz,
0:08:28–0:08:34
und würde jetzt gleich mal ein Zitat aus dem Buch, das weiß ich gar nicht,
0:08:34–0:08:39
warum das Märchenmythen träume, erschien es erst mal, glaube ich,
0:08:39–0:08:42
1951 in Amerika und 1957 in der deutschen Übersetzung.
0:08:43–0:08:48
Und da drin ist auf Seite 12 ein einleitendes Zitat, was ich ganz gut finde.
0:08:48–0:08:53
Er sagt, wenn wir schlafen, erwachen wir in einer anderen Daseinsform.
0:08:55–0:09:00
Wir träumen. Wir erfinden Geschichten, die sich nie ereignet haben und für die
0:09:00–0:09:03
es im wirklichen Leben manchmal keine Entsprechung gibt.
0:09:04–0:09:07
Manchmal sind wir der Held, manchmal der Bösewicht, manchmal erleben wir die
0:09:07–0:09:09
herrlichsten Dinge und sind glücklich.
0:09:10–0:09:14
Oft werden wir in höchsten Schrecken versetzt. Doch welche Rolle wir auch immer
0:09:14–0:09:19
im Traum spielen, wir sind Autor. Es ist unser Traum. Wir haben die Handlung.
0:09:25–0:09:29
Diese große Pause zwischen Handlung und Erfunden war ein Zufall, aber passt ganz gut.
0:09:33–0:09:37
Und es steht im Originaltext, wir sind der Autor. Da habe ich gesagt,
0:09:37–0:09:42
wir sind Autor. Ich habe das sehr verschluckt, um das nicht gegenderte ein bisschen zu entschärfen.
0:09:43–0:09:47
Aber es ist eben aus einer anderen Zeit, in der Gendern einfach kein Thema war.
0:09:48–0:09:51
Aber es fällt, finde ich, inzwischen auf, wenn man sowas liest.
0:09:52–0:09:55
Also in diesem Zitat, was ich schön finde, ist, wenn wir schlafen,
0:09:55–0:09:56
gehen wir in eine andere Daseinsform.
0:09:57–0:10:01
Er zitiert in dem Zusammenhang auch einen japanischen Philosophen,
0:10:01–0:10:05
der mal gesagt hat, gestern habe ich geträumt, ich sei ein Schmetterling und
0:10:05–0:10:08
heute weiß ich nicht, ob ich ein Mensch bin, der träumt, ein Schmetterling zu
0:10:08–0:10:11
sein oder ein Schmetterling, der träumt, ein Mensch zu sein.
0:10:12–0:10:16
Also dieses Gefühl, dass im Traum fast mehr noch, als wenn wir in Anführungszeichen
0:10:16–0:10:19
wach sind, wir gar nicht genau wissen, dass wir träumen.
0:10:20–0:10:25
Das sind ja eigentlich Film-Podcasts bei Inception. Da gibt es ja auch diese
0:10:25–0:10:30
Sicherung, die die einbauen, diesen Kreisel bei Inception, der irgendwie diese
0:10:30–0:10:34
Rolle hat, dass er checken kann, ob er träumt oder quasi in so einem Traum gefangen ist oder nicht.
0:10:37–0:10:41
Und diese Idee, wenn wir schlafen, erwachen wir zu einer anderen Daseinsform,
0:10:41–0:10:46
finde ich auch schön, dass wir halt eben nicht weg sind, sondern dass wir in
0:10:46–0:10:49
etwas anderes, es ist so ein bisschen, als ob es einen doppelten Vorhang gibt.
0:10:49–0:10:52
Du gehst von der einen Bühne in die andere Bühne, die auch du bist.
0:10:54–0:10:59
Und da erfinden wir Geschichten. Und diese Geschichten, die wir erfinden,
0:10:59–0:11:01
das ist ganz wichtig für ihn und auch in der Gestalttherapie eben.
0:11:02–0:11:07
Wir sind Autor. Es ist unser Traum. Also so eine Art von Verantwortungsübernahme,
0:11:07–0:11:08
Ownership. Wir haben das hergestellt.
0:11:10–0:11:13
Und das ist natürlich nochmal ganz wichtig, gerade auch, wenn man so ein bisschen
0:11:13–0:11:15
in eher sekularisierte,
0:11:15–0:11:20
wissenschaftliche, medizinische Konzepte reinschaut,
0:11:20–0:11:24
wo oft ja gesagt wird, na gut, das ist alles nur Zufallswerk,
0:11:24–0:11:28
wir brauchen da doch nicht uns mit auseinandersetzen, das sagt nichts über mich,
0:11:28–0:11:33
sondern das ist einfach nur, weil mein Hirn träumen muss, damit es gereinigt werden kann.
0:11:35–0:11:41
In dem Buch ist es so, dass er in den Kapiteln als erstes so ein bisschen über Symbolismus spricht.
0:11:41–0:11:45
Das wirkt auch so ein bisschen antiquiert, aber er macht da so Unterscheidungen
0:11:45–0:11:49
in drei Formen des Symbolen. Das eine ist das konventionelle Symbol,
0:11:49–0:11:54
das andere ist das zufällige Symbol und das dritte ist das universelle Symbol.
0:11:54–0:12:00
Und dieses universelle Symbol, da müssen wir dann ein bisschen auch über Jung sprechen,
0:12:00–0:12:06
der mit seinen Archetypen da so ein bisschen an etwas so kratzt,
0:12:06–0:12:10
was wir in der kurzen Serie über künstliche Intelligenz auch schon besprochen hatten.
0:12:12–0:12:15
Konventionelle Symbole darunter fasst ja zum Beispiel einfach auch die Sprache
0:12:15–0:12:22
oder die Schrift. Das Wort Tisch, T-I-S-T-H, das ist ein konventionelles Symbol für einen Tisch.
0:12:24–0:12:28
Wenn es ein F ist, kein T, ist es ein Fisch. Also wir können dann quasi in diesem...
0:12:28–0:12:34
Das ist so für zumindest eine kleine Gruppe, die deutsch spricht und die irgendwie
0:12:34–0:12:37
Buchstaben lesen können, ist das konventionelle Symbol Tisch.
0:12:38–0:12:45
Synonym oder Referenz auf den Tisch. Es gibt dann sowas wie ein zufälliges Symbol, wie er es nennt.
0:12:45–0:12:48
Das ist etwas, was wir für uns kennen,
0:12:48–0:12:53
was ganz individuell sein kann, was in gewisser Weise Dinge triggern kann,
0:12:53–0:12:56
Erfahrungen, Erinnerungen, wo etwas, in seinem Beispiel ist es so,
0:12:56–0:13:00
dass ein Stadtname zum Beispiel eine bestimmte Erinnerung hervorrufen kann,
0:13:00–0:13:01
die angenehm und unangenehm ist.
0:13:01–0:13:04
Und wenn dann diese Stadt zum Beispiel auch in Träumen vorkommt,
0:13:04–0:13:06
dann hat das eine symbolische Bedeutung.
0:13:08–0:13:13
Allerdings ist es sehr, sehr individuell und das knüpft dann zum Beispiel auch
0:13:13–0:13:14
ein bisschen an die Frage an.
0:13:15–0:13:19
Bei Freud ist es ja so, dass die Assoziation ganz wichtig ist,
0:13:19–0:13:22
um das Individuelle herauszufinden, was den Traum ausmacht.
0:13:22–0:13:26
Und in solchen Fällen kann es wirklich einfach so idiosynkratisch sein,
0:13:26–0:13:32
dass das eben die Arbeit ist, die man in der Traumdeutung leistet und das dritte
0:13:32–0:13:34
Symbol ist das universelle Symbol.
0:13:34–0:13:38
Da nimmt ihr das Beispiel Feuer, was ja dann so beschreibt, dass etwas,
0:13:38–0:13:42
was wenn wir an Feuer denken oder uns Feuer anschauen, das fesselt uns.
0:13:42–0:13:46
Das hat mit Lebendigkeit zu tun, mit Kraft, Anmut und Leichtigkeit,
0:13:46–0:13:47
wie die Flammen so züngelt.
0:13:47–0:13:51
Trotzdem hat es auch was Zerstörerisches und so und vergleicht es dann mit etwas
0:13:51–0:13:55
anderem, was auch so universell ist, wie das Wasser.
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Das Wasser fließt und hat irgendwie auch viel Ähnlichkeit mit dem Feuer,
0:13:58–0:14:02
aber es gibt einen großen Unterschied, sagt er, das Feuer steht für Überraschungen,
0:14:02–0:14:05
ist auf eine gewisse Weise gefährlich und das Wasser, das fließt in so einen Fluss,
0:14:05–0:14:10
einen Ozean, das hat so eine Voraussagbarkeit, also man weiß dann irgendwie,
0:14:10–0:14:15
wie es damit umgeht und das sind von ihm Beispiele für eine universelle,
0:14:15–0:14:20
Nicht universelle, sondern universelle Symbole, Feuer oder Wasser.
0:14:22–0:14:25
Beispiel nimmt er dann, um das mal so ein bisschen zu erklären,
0:14:25–0:14:30
wie so universelle Symbole funktionieren, aus der Bibel das Buch Jonah.
0:14:30–0:14:34
Das ist die Geschichte, wo Jonah einen Auftrag von Gott bekommt,
0:14:34–0:14:36
den er eigentlich nicht annehmen möchte.
0:14:36–0:14:43
Er soll quasi eine Warnung oder eine Bedrohung von Gott aussprechen in einer
0:14:43–0:14:45
Stadt, in der er nur gesündigt wird.
0:14:45–0:14:48
Das will er aber nicht und er flüchtet dem so ein bisschen und dann irgendwann
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geht er auf so ein Schiff und dieses Schiff, das kommt dann in Unwetter,
0:14:55–0:14:59
dann geht Jonah irgendwie in den Bauch des Schiffes und dann schläft er da ein.
0:15:00–0:15:06
Dann kommen die Seemänner und wecken ihn und fragen, ob er das nicht sei,
0:15:06–0:15:10
ob er vielleicht Schuld daran hätte, dass der Herrgott eben jetzt diesen Sturm gebracht hat.
0:15:10–0:15:15
Er meint, das kann schon sein, weil er hatte Er hatte denen wohl vorher gesagt,
0:15:15–0:15:20
dass er vor Gottes Auftrag flüchtet und dann sagt er von sich aus,
0:15:20–0:15:25
schmeiß mich ins Meer und die sind dann erstmal aber sehr, sehr kulant,
0:15:25–0:15:28
sagen, nee, wir wollten das nur checken und versuchen alles mögliche,
0:15:28–0:15:30
aber es klappt nichts und dann schmeißen sie doch ins Meer.
0:15:30–0:15:34
Und wenn er, sobald er ins Meer fällt, hört der Sturm auf, dann kommt der große
0:15:34–0:15:39
Fisch, schluckt ihn, er ist drei Tage im Fisch und betet und ich muss gestehen,
0:15:39–0:15:41
ich weiß jetzt gar nicht genau, wie es ausgeht.
0:15:42–0:15:48
Aber es ist so, dass an diesem Beispiel Erich Fromme erklärt,
0:15:48–0:15:51
was der Unterschied zwischen einem Manifesten und einer latenten Erzählung ist.
0:15:51–0:15:55
Die Manifesterzählung ist diese Perlenkette von Ereignissen,
0:15:55–0:15:56
die hintereinander herlaufen.
0:15:56–0:16:00
Das ist dieses klassische Wachdenken von Ursachen und Wirkungen.
0:16:00–0:16:05
Das heißt, die Dinge, die aufeinander folgen können, das Spätere kann vom Vorherigen bewirkt sein.
0:16:06–0:16:11
Und eine latente Erzählung, die funktioniert anders, die funktioniert über Gleichheiten,
0:16:11–0:16:17
Unterschiede, über Korrelate, über Assoziationen und da sagt er in diesem Beispiel,
0:16:17–0:16:20
dass da dreimal das Gleiche vorkommt.
0:16:21–0:16:26
Also er steigt in den Bauch des Schiffes, dann fällt er in den Schlaf da drin,
0:16:26–0:16:30
dann springt er in das Meer hinein, dann ist er im Meer und dann schluckt ihn
0:16:30–0:16:34
auch noch der Fisch. Also dreimal so dieses Gefühl, dass man in etwas drin ist.
0:16:34–0:16:38
Und er beschreibt dann das in in dieser latenten Bedeutung,
0:16:38–0:16:43
in der latenten Erzählung sind dann eben die Dinge einfach verwandt miteinander
0:16:43–0:16:47
und können dann nicht eine Reihenfolge ausdrücken,
0:16:47–0:16:51
wie in der Geschichte sonst als Plot immer noch drin wäre,
0:16:51–0:16:55
sondern die Gleichzeitigkeit ausdrücken, können das verdichten,
0:16:55–0:16:59
zusammenschieben, können sagen, okay, dieser Typ hat sich sowas von abgegrenzt,
0:16:59–0:17:02
irgendwas ist da, was er irgendwie nicht bearbeitet hat.
0:17:02–0:17:06
Wird jetzt nicht weiter gedeutet, aber das Beispiel fand ich irgendwie ganz gut.
0:17:08–0:17:14
Und das ist sein Bereich zum Thema Symbole und dann spricht er eben über die
0:17:14–0:17:20
Träume und macht da in gewisser Weise Vergleiche, weil auch die Träume haben
0:17:20–0:17:21
manifest und latente Inhalte.
0:17:22–0:17:24
Manifeste, Inhalte werden wieder dann zum Beispiel die Tagesliste.
0:17:25–0:17:29
Oh, ich habe geträumt, ich schreibe ich dir morgen. Ich habe geträumt,
0:17:29–0:17:32
wir müssten einen Podcast aufnehmen und es hat gehagelt.
0:17:33–0:17:38
Dann gibt es so etwas wie Referenzen zu dem, was wir heute erlebt haben, das heißt Tagesreste.
0:17:39–0:17:42
Und dann passiert ja auch eine Geschichte. Die Geschichte ist vielleicht nicht
0:17:42–0:17:50
sinnvoll, da gibt es vielleicht Sprünge oder Dinge, die dann irgendwie interpretiert werden könnten.
0:17:50–0:17:52
Aber es gibt auf alle Fälle erstmal Manifestentraum-Inhalte.
0:17:53–0:18:00
Das Latente wäre dann das, wo man eben auch den Blick noch drauf richtet.
0:18:00–0:18:05
Dazu sagt Fromm in dem Buch, es war Freud, der zu Anfang des 20.
0:18:05–0:18:07
Jahrhunderts die alte Auffassung neu bestätigte.
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Mit alter Auffassung meint er, dass vor der Aufklärung,
0:18:15–0:18:19
vor der Säkularisierung und vor der wissenschaftlichen Aufarbeitung und Ergründung
0:18:19–0:18:22
des Körpers und der Psyche und so weiter,
0:18:22–0:18:25
war Traumdeutung, das ist auch eines der Zitate ganz am Anfang des Buches,
0:18:25–0:18:30
im Talmud steht wohl drin, ein ungedeuteter Traum ist wie ein ungelesenes Buch,
0:18:30–0:18:34
also da steht was drin und wir haben uns aber dem verweigert, es zu lesen.
0:18:34–0:18:37
Und diese alte Tradition wurde dann irgendwie gebrochen,
0:18:37–0:18:43
da wurde dann eben dem Organismus, dem Körper, wurde das metaphysische,
0:18:43–0:18:47
spirituelle erstmal aberkannt und es muss irgendwie eine andere Erklärung geben,
0:18:47–0:18:49
Bauchschmerzen, schlecht gegessen oder so in der Art.
0:18:50–0:18:57
Und Freud war das, der halt hier nach Fromms Worten diese alte Auffassung neu bestätigte,
0:18:57–0:19:01
dass die Träume sinn- und bedeutungsvoll sind, dass wir nichts träumen,
0:19:01–0:19:05
was nicht ein wichtiger Ausdruck unseres Innenlebens ist und dass man alle Träume
0:19:05–0:19:07
verstehen kann, Wenn man nur den Schlüssel...
0:19:10–0:19:13
Und im gleichen Absatz sagt er auch noch dann, dass es aber natürlich so ist,
0:19:13–0:19:18
dass wenn man physiologisch den Schlaf betrachtet, dann ist es ein Zustand,
0:19:18–0:19:21
wie er sagt, der chemischen Regeneration des Organismus.
0:19:21–0:19:24
Und das ist auch was, was man heute immer noch irgendwie unterstreicht.
0:19:24–0:19:29
Da gab es unterschiedliche Theorien, was denn Schlaf und Träum eigentlich sein könnte.
0:19:29–0:19:34
Aber der Schlaf ist, das hat man wohl heute auch noch immer als Theorie,
0:19:34–0:19:40
die Zeit, in der sich das Gehirn entgiftet oder entschlackt.
Florian Clauß
0:19:40–0:19:43
Also da, wenn ich da mal kurz einhaken darf,
0:19:43–0:19:48
also Schlafträume ist eine andere Kiste, aber Schlaf ist tatsächlich,
0:19:48–0:19:53
und das ist auch so die jüngste Forschung in der Biologie, so,
0:19:53–0:19:57
dass alle Organismen irgendwie schlafen.
0:19:57–0:20:01
Das war eine ... Ich hatte da neulich eine Dokumentation, ich glaub,
0:20:01–0:20:04
die lief auf Arte oder so, gesehen. War sehr faszinierend.
0:20:06–0:20:11
Ähm, ja, haben die auch zum Beispiel so Schnecken untersucht, die ...
0:20:12–0:20:15
Also, oder waren das Fadenwürmer? Es waren Nacktschnecken, aber die relativ
0:20:15–0:20:16
wenige Neuronen haben, ja.
0:20:17–0:20:20
Also, die mit so einem kleinen Gehirn ganz gut zurechtgekommen sind.
0:20:20–0:20:24
Und das Einzige, was die machen, ist fressen, ficken, schlafen.
0:20:25–0:20:29
Mehr können die nicht. Doch, sie können sogar noch ihr Geschlecht ändern.
0:20:29–0:20:30
Ja, ja, sowieso. Ja, stimmt.
0:20:31–0:20:37
Und dann wurden die bei dem Schlaf oder dann die eine Gruppe gestört,
0:20:37–0:20:42
die Kontrollgruppe nicht, und dann mussten die halt irgendwie eine Aufgabe lösen,
0:20:42–0:20:44
um zum Fressen, ich krieg's nicht mehr ganz zusammen, zu kommen.
0:20:44–0:20:49
Ja, und es war dann signifikant so, dass die, die dann beim Schlaf gestört,
0:20:49–0:20:54
die Gruppe einfach auch viel weniger gegessen hat und die Aufgaben nicht richtig lösen konnten.
0:20:55–0:20:59
Das ist diese Regeneration und auch diese Verarbeitung, das Lernen.
0:20:59–0:21:04
Also das vor allen Dingen Schlaf und Lernen wird ganz, ganz nah beieinander gesehen.
Micz Flor
0:21:05–0:21:10
Ja, das ist auch eben nachts diese Lernprozesse, diese Träume.
0:21:10–0:21:14
Das ist ja auch so eine Theorie, dass Träume quasi noch mal so eine Art Nachbearbeitung
0:21:14–0:21:17
von Erlebten sind, um es dann irgendwie noch mal anders zu speichern.
Florian Clauß
0:21:17–0:21:22
So, jetzt treten wir ins Freie. Vielleicht hört man es am Sound,
0:21:22–0:21:27
aber ich überlege, wie wir die Aufonik-Filterwelt drüber bügeln.
Micz Flor
0:21:27–0:21:29
Ja, mal gucken, wie lange wir das hier aushalten.
Florian Clauß
0:21:29–0:21:36
Und jetzt ist es wirklich so, dass der Regenstreifen mit Gewitter durchgezogen
0:21:36–0:21:38
ist. Und wir sind jetzt am Bayerischen Platz.
0:21:39–0:21:43
Und wir gucken, wenn das jetzt noch in deine Geschichte passt,
0:21:43–0:21:49
wir schauen jetzt mal, ob wir die Tafel, die Gedenktafel von Erich Fromms Praxis finden.
Micz Flor
0:21:50–0:21:54
Am Bayerischen Platz 1 und ich glaube das ist eins von diesen Häusern da am
0:21:54–0:21:57
nördlichen Ende, wenn ich das in der karte richtig gesehen habe,
0:22:00–0:22:03
Es ist jetzt so ein bisschen, ich habe so ein bisschen Sorge,
0:22:03–0:22:07
weil wir natürlich hier auch mit Mikro und Handy rumlaufen und ich habe keine Regenjacke und nichts.
0:22:08–0:22:13
Beuge mich so über, ich komme mir jetzt gerade vor wie eine von diesen gestörten Schnecken.
Florian Clauß
0:22:13–0:22:19
Ja, also ich glaube die Sorge ist, naja es kommt so ein bisschen nach Regen,
0:22:19–0:22:21
aber ich glaube da kommt nicht mehr viel.
0:22:22–0:22:25
Ansonsten kann ich, ich habe zwei Jacken, kann ich dir eine geben.
Micz Flor
0:22:27–0:22:29
Als ich denke, habe ich eine fitte Schnecke neben mir.
Florian Clauß
0:22:30–0:22:34
Genau, eine fitte Schnecke, die die Aufgaben für heute gelöst hat.
0:22:34–0:22:37
Nein, aber apropos Aufgabe, ich freue mich auf das Märchen.
Micz Flor
0:22:39–0:22:43
Genau, wir rennen jetzt eben Richtung Rotkäppchen, um das noch mal irgendwie
0:22:43–0:22:47
hier fest zu verhaken. Wir haben es nicht vergessen, Rotkäppchen kommt noch.
0:22:50–0:22:55
Bayerischer Platz eins, da steht's. Jetzt ist es dann ... Da ist sie ja auch schon. Uah!
0:22:56–0:22:58
Und der Regen von dem Gerüst tropft runter.
0:23:01–0:23:04
Und wir stehen hier vor der Plakette von Erich Frong.
0:23:06–0:23:12
Am 23.03.1900 in Frankfurt geboren, 18.03.1980 in Locarno gestorben,
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Sozialwissenschaftler, Humanist und Psychoanalytiker und lebte zwischen 1928 und 1930 in Berlin.
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Die Praxis stand unten, war von 1930 bis 1933.
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Müssen wir jetzt noch mal ein bisschen hier Quellen suchen, was jetzt stimmt.
0:23:28–0:23:32
Erlebt ihr, um die Psychoanalyse am Berliner Psychoanalytischen Institut systematisch zu lernen.
0:23:33–0:23:36
Mitbegründer des Frankfurter Psychoanalytischen Instituts und Mitarbeiter am
0:23:36–0:23:39
Institut für Sozialforschung in Frankfurt. in Frankfurt und wie gesagt auch
0:23:39–0:23:43
da war eben Fritz Perls und.
0:23:46–0:23:52
Lohre oder Laura Perls, das ist die Frau von Fritz Perls, oder umgekehrt eben
0:23:52–0:23:55
auch Mitbegründerin der Gestalttherapie, die ist auch aus Berlin,
0:23:55–0:24:00
die hat hier als Gestaltpsychologin zuerst gearbeitet und dann auch die analytische
0:24:00–0:24:01
Ausbildung in Berlin gemacht.
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Zurück zu Erich Vong, er emigrierte 1934 in die USA und entfaltete dort seine
0:24:07–0:24:10
kritischen und politischen Gedanken in Forschung und Lehre.
0:24:10–0:24:16
Er wurde zu einer der Leitfiguren der Studentenbewegung, das ist bis zu Floh
0:24:16–0:24:22
durchgedrungen, haben oder sein, die Kunst zu lieben, das waren die wichtigen Bücher.
0:24:22–0:24:27
Er ist Mitbegründer der International Federation of Psychoanalytic Societies,
0:24:27–0:24:30
dem Dachverband nicht-orthodoxer psychoanalytischer Gesellschaften, 1962.
Florian Clauß
0:24:32–0:24:39
Würdest du Gestalttherapie auch in einem Raster nicht-orthodoxer psychoanalytischer
0:24:39–0:24:41
Gesellschaften einordnen?
Micz Flor
0:24:41–0:24:47
Ja, die Gestalttherapie ist schon so ein Bruch einerseits, aber andererseits
0:24:47–0:24:52
finde ich, dass es eine sehr, sehr klare Linie von der Psychoanalyse in die Gestalttherapie gibt.
0:24:52–0:24:56
Es ist eigentlich eher so ein Zweig. Also in den 20er Jahren spätestens ging
0:24:56–0:25:03
das los, dass über die Neo-Psychoanalyse neue Dinge integriert wurden,
0:25:03–0:25:04
Sachen umgebaut wurden.
0:25:04–0:25:11
Es gab da dann schon eine ganze Reihe von unterschiedlichen Schulen,
0:25:11–0:25:12
die auch unterschiedlich arbeiten.
0:25:13–0:25:19
Die Charakteranalyse, die Ich-Psychologie hatte ich schon mal erwähnt. Ähm...
0:25:21–0:25:24
Ja, eine ganze Reihe brauchen wir jetzt irgendwie, glaube ich, nicht so durchgehen.
Florian Clauß
0:25:24–0:25:28
Auf jeden Fall ist hier nochmal so ein Voucher, der führt auf den Link.
0:25:28–0:25:33
Und da gibt es nochmal ganz viel Zusatzinformationen, einen Voucher, einen QR-Code.
0:25:34–0:25:39
Unter anderem gibt es auch sogar ein verlinktes Interview mit ihm.
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Und das können wir uns schon mal packen.
Micz Flor
0:25:44–0:25:48
Also es ist vielleicht irgendwann mal so ein anderer Gang, wobei der vielleicht
0:25:48–0:25:48
ein bisschen langweilig ist.
0:25:48–0:25:52
Aber hier und dann hoch Richtung Charlottenburg, wo wir eigentlich loslaufen
0:25:52–0:25:56
sollten, gibt es eine ganze Reihe von Orten, an denen PsychoanalytikerInnen
0:25:56–0:25:59
gearbeitet oder gewohnt haben.
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Und diese Plakette mit anderen ist halt auch Teil des Projektes mit Freud in
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Berlin. Das werden wir dann unten verlinken. Freud in Berlin?
0:26:06–0:26:09
Mit Freude. Das ist, glaube ich, der Wortwitz. Richtig.
0:26:10–0:26:13
Mit Freud in Berlin, ganz fromm heute.
0:26:20–0:26:24
Ich bin ganz kühl und feucht und gleichzeitig heiß, darauf weiterzumachen.
0:26:25–0:26:32
Und was du vorhin angesprochen hast, da wollte ich auch noch eine Referenz,
0:26:32–0:26:36
ein Buch, was ich auch sehr spannend finde, das heißt Egotunnel, glaube ich 2007,
0:26:36–0:26:44
8 oder 9 erschienen von Thomas Metzinger, ein Philosoph mit dem Untertitel von
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der Hirnforschung zur Bewusstseinsethik.
0:26:47–0:26:52
Und da geht es eben teilweise auch um dieses Bewusstsein, das ist natürlich
0:26:52–0:26:53
noch mal eine andere Ebene.
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Da geht es jetzt nicht um Träume, aber natürlich geht es, wenn man über Träume
0:26:56–0:27:01
spricht, auch darum, warum ist man im Traum, weiß man, dass man im Traum ist, kann man das wissen.
0:27:01–0:27:06
Es gibt diese Form der Wachträume, wo man den Trauminhalt auch verändern kann
0:27:06–0:27:08
und trotzdem weiter schläft und träumt, das aber weiß.
0:27:10–0:27:15
Es gibt so manchmal so Wahrnehmungsthemen wie Deja Vu zum Beispiel, wo man...
0:27:17–0:27:20
Sich auch fragt, wie ist das mit der Bewusstsein, mit dem Bewusstsein alles verkoppelt.
0:27:20–0:27:25
Und in diesem Buch geht es eben auch in einem Kapitel um das Träumen per se.
0:27:25–0:27:28
Und da wird dann neurophysiologisch aufgeführt, die Theorie,
0:27:28–0:27:34
dass wir müssen immer wieder mal Temperatur checken. Das ist evolutionär bei uns so drin.
0:27:35–0:27:41
Und dieses Temperatur checken, dazu muss man dann quasi das Auto anschmeißen.
0:27:41–0:27:46
Das heißt, man kann jetzt nicht aufwachen, um die Temperatur zu checken.
0:27:46–0:27:52
Das Gehirn hat die Möglichkeit, über bestimmte Interneuronen die ganze Motorik abzuschalten.
0:27:53–0:27:58
Bei Leuten, die schlafen, ist das nicht ganz abgeschaltet. Das ist dann so eine Mischform.
0:28:00–0:28:05
Und vor allen Dingen der REM-Schlaf, also wenn die Augenbewegung sichtbar ist,
0:28:05–0:28:10
auch wenn jemand träumt, hat damit zu tun, dass die Augenmuskeln nicht durch
0:28:10–0:28:15
die medulla Oblongata, also im Rückenmark, gehen und deshalb nicht vom Körper
0:28:15–0:28:16
abgeschaltet werden können.
0:28:16–0:28:21
Die Augen bewegen sich, sonst würde der ganze Körper sich beim Träumen.
Florian Clauß
0:28:21–0:28:28
Also das ist quasi so ein neurologisches Indiz dafür, dass bestimmte Nervenbahnen dann aktiv sind.
Micz Flor
0:28:29–0:28:34
In dem Fall geht es jetzt nur darum, dass die halt sagen, der Schlaf wurde erfunden,
0:28:34–0:28:39
damit der Körper seine Temperatur überprüfen kann, ohne dass er sich bewegen
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muss, was die Energie kostet und das Schlafzweig halt irgendwie wichtig.
0:28:45–0:28:48
Zu dem anderen Thema, was du meintest, ich kenne die Doku nicht,
0:28:48–0:28:51
ich finde Schlaf auch total spannend, weil Schlaf ist erst mal was,
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was wir so alleine machen.
0:28:52–0:28:56
Bei ganz vielen Tieren ist es so, das kennst du wahrscheinlich auch,
0:28:56–0:28:59
dass die Gehirnhälften abwechselnd schlafen.
Florian Clauß
0:28:59–0:29:02
Ja, bei Zuchtvögeln, ne? Und bei ...
0:29:04–0:29:05
Ja, teilweise bei Meeressäugern.
Micz Flor
0:29:05–0:29:07
Ja, bei Delfinen, aber auch bei ...
Florian Clauß
0:29:07–0:29:08
Heiden, glaub ich, auch.
Micz Flor
0:29:08–0:29:12
Nee, es gibt, glaub ich, sogar Landsäugetiere, wo das so ist.
0:29:13–0:29:17
Auf jeden Fall ist es auch so, das fand ich total irre, dass halt Schlaf in
0:29:17–0:29:20
gewisser Form trotzdem sogar auch ein Gruppenphänomen ist.
0:29:21–0:29:25
Und zwar ist es bei Fischottern in Kanada so, dass wenn die schlafen,
0:29:25–0:29:27
halten die sich fest, dass sie nicht abgetrieben werden.
Florian Clauß
0:29:27–0:29:30
Das sieht so süß aus. Das ist so knuffig.
Micz Flor
0:29:30–0:29:34
Und das andere, da habe ich aber, weil ich hatte das auch mal recherchiert,
0:29:34–0:29:41
habe ich gar nicht so viel im Netz dazu gefunden, aber wenn Vögel schlafen, sind ja auch bedrohten.
0:29:42–0:29:50
Da gibt es Fotos, da sitzen dann so ein paar Enten, vielleicht so acht Enten
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nebeneinander und die Enten ganz außen, ganz rechts außen, hat das linke Auge auf.
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Die Enten der Entenschlange, ganz rechts hat das linke Auge auf,
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ganz links hat das rechte Auge auf und guckt dann mit diesem Weitwinkel weg
0:30:05–0:30:08
von dieser Gruppe. Die Die monitoren mit der halben Gehirnhälfte,
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ob da irgendwas sich denen annähert.
0:30:10–0:30:14
Und das machen nur die Äußeren. Und manchmal wechseln die auch die Position,
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dass die auch mal mit beiden Hälften schlafen können.
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Das finde ich total irre, dass halt so wirklich dieser Schlaf dann wirklich ein Gruppenevent wird.
0:30:23–0:30:26
Natürlich kann man wachestehen nicht, aber das hat sich ja scheinbar wirklich
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so ins Verhalten und das ganze Zusammenleben eingespielt.
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Wir wissen ja sowieso, dass alles miteinander verbunden ist,
0:30:34–0:30:41
dass Schlaf auch ein Gruppenphänomen Das gibt ja, kennt man auch,
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wenn man kleine Kinder hat, wenn die dann irgendwann so müde sind,
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und dann zieht er es selber auch runter.
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Beim wandern auf der hütte ist irgendwann einfach klar jetzt schlafen alle
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es gibt so einen punkt da gibt es dann da reißt.
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Man sich gegenseitig runter also.
0:30:58–0:31:01
Das ist eine ganz spannende tour hier
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ausgesucht da vorne ist doch
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das schöne berger rathaus oder genau das
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flommarkt auch immer also wir
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gehen jetzt mal ganz kurz bevor wir dann bei rotkäppchen ankommen gehen
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wir jetzt mal kurz durch freud ein bisschen durch und
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dann durch jung so ein bisschen durch um dann
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zurückzukommen wieder zu fromms auch zwei folgen ausmachen
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das ist glaube ich das ist glaube ich
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eine folge und dann ist gut gut ich
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finde ich finde mit freud und jung sind so zwei sehr
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unterschiedliche ansätze spürbar und
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frau hat dann so einen ansatz den ich persönlich auch war
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oder falsch kann man nicht sagen am anwendbarsten
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oder anwendbar verbindlichsten wenn man mit den patienten
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arbeitet das heißt in
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der praktischen arbeit genau wenn wir mit freud anfangen dann wir hatten ja
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schon ein bisschen anderen folgen da so ein hintergrund wichtig für uns ist
0:32:04–0:32:07
jetzt hier zu verstehen das in
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Freuds ursprünglichem Denken und die Traumdeutung erschien im Jahre 1900,
0:32:13–0:32:18
erschien aber eigentlich oder ging quasi in Druck und ich weiß nicht genau,
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wie das zusammenhing, 1899.
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Und was ich ganz lustig finde bei der Ausgabe, die ich habe,
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von Erich Fromms Buch, ist das Kapitel, die Kunst, glaube ich,
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die Kunst der Traumdeutung ist auch auf der Seite 99 geht's los.
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So als ob wir da nochmal einen Punkt machen wollten, so von wegen das war 1899,
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nicht 1900, Aber auf jeden Fall.
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Freud ging ja davon aus, dass das Ich, was wir quasi wahrnehmen,
0:32:49–0:32:53
als Bewusstsein, als Vernunft, als ethisch-moralische Instanz,
0:32:53–0:32:55
dass das nur so ein ganz kleiner Teil ist.
0:32:55–0:32:59
Das meiste in seinem ersten Entwurf kommt aus dem Es,
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aus dem Unbewussten, das Triebhafte, die Libido,
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das Drängt, all die Dinge, die man eigentlich nicht machen darf,
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nicht machen kann, nicht machen sollte, die einem abtrainiert werden schon in
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frühester Kindheit oder die sich selbst nie traut oder aber auch Versuchungen,
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denen man ausgeliefert ist, jeden Tag die Kollegin am Arbeitsplatz zu sehen,
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wo man dann so große Lust hat, die man sich verbietet.
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All diese Sachen, die drängen permanent auf dieses kleine Ich.
0:33:32–0:33:38
Und während des Traumes passiert Folgendes. Also erst mal sagt Freud, wir müssen schlafen.
0:33:39–0:33:45
Das heißt, der Traum, die Art und Weise, wie wir mit dem Traummaterial umgehen
0:33:45–0:33:50
oder die Geschichte, die daraus geformt wird, die ist in der Regel so ein bisschen
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abgemildert, auch damit wir weiter schlafen können.
0:33:53–0:33:57
Also das würden wir ja dauernd aufwachen, so ein bisschen wie bei Metzingers
0:33:57–0:34:00
Fußnote mit dem Temperaturmessen.
0:34:01–0:34:05
Also Freud sagt, der Trauminhalt, der wird auch modifiziert,
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damit wir einfach schlafen können, weil das ist ja notwendig.
0:34:08–0:34:13
Und das Zweite ist aber natürlich, dass diese Trauminhalte, die da reindrängen,
0:34:13–0:34:18
das sind eben genau solche unterdrückten Wünsche oder solche nicht zugelassenen
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Versuchungen, solche Eßimpulse und Triebe.
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Jetzt wird es schon ruhig, jetzt sind wir gleich im Park.
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Und die bestimmen den Trauminhalt.
0:34:31–0:34:38
Und die Art und Weise, wie heißt das, wo wir gerade gucken?
Florian Clauß
0:34:39–0:34:41
Ja, das ist die U-Bahn-Station Rathaus-Schöneberg.
0:34:43–0:34:48
Die ist wirklich so hier in diesem Palais eingefasst. Also, wenn man da drinnen
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steht, dann hat das schon was irgendwie ...
0:34:52–0:34:55
Eine schöne Kombination zwischen U-Bahn und Architektur.
Micz Flor
0:34:55–0:34:57
Mhm. Oh, sehr schön.
0:35:00–0:35:00
Ähm ...
0:35:03–0:35:06
Die Hauptformel, mit der wir die Träume ...
0:35:09–0:35:14
Das Traummaterial verändern, sind laut Freud die Verdichtung und die Verschiebung.
0:35:15–0:35:17
Also die Verschiebung ist so eine leichte Form der Verdrängung.
0:35:18–0:35:22
Verschiebung bedeutet, dass wir dann irgendwie im letzten Meter noch irgendwie
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abbiegen und nicht wirklich im Traum klar erleben,
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was wir als Impulse, als Wunsch haben, sondern das wird eben so ein bisschen
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abgeschoben, weil es eben zensiert ist. spricht auch von der Zensur.
0:35:35–0:35:38
Und Verdichtung auf der anderen Seite ist so ein bisschen wie das,
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was ich jetzt auch mit dem Erich Fromm Beispiel gesagt habe,
0:35:42–0:35:47
im Bauch des Schiffes, im Meer und dann wieder im Fisch drin.
0:35:47–0:35:49
Also dass manche Dinge einfach sehr dicht zusammenkommen.
0:35:50–0:35:52
Da fallen irgendwie ganz viele Dinge zusammen.
Florian Clauß
0:35:53–0:35:56
Bedeutet dicht in dem Sinne auch bedeutungsaufgeladen?
Micz Flor
0:36:02–0:36:07
Das beste Bild, was man sich dazu heranziehen kann, ist, dass es wirklich von unten drängt.
0:36:07–0:36:11
Es darf aber nicht durchbrechen, so ein bisschen wie ein Alien, dieser Korbs.
0:36:13–0:36:20
Und um es nicht durchbrechen zu lassen, wird der Druck quasi größer, es wird verdichtet.
Florian Clauß
0:36:23–0:36:28
Also quasi wie ein Stern, der jetzt von der Supernova steht.
0:36:28–0:36:33
Und man weiß nicht genau wann, aber du weißt, da drin geht es total ab und irgendwann
0:36:33–0:36:38
ist dann halt auch der Stern, der Strahlendruck so groß, dass es halt ausbricht.
Micz Flor
0:36:38–0:36:42
Jetzt sprichst du von dem Stern im Gürtel des Orion, der ja gerade...
Florian Clauß
0:36:42–0:36:48
Ja, genau, der wird sich beobachten und sagen, jederzeit könnte da eine Supernovae passieren.
Micz Flor
0:36:48–0:36:53
Ja, da sitzen ganz viele elektroastronomische Geräte, die die ganze Zeit mit
0:36:53–0:36:55
trockenen Augen in die gleiche Richtung gucken.
0:36:58–0:37:02
Und dann ist es ganz wichtig, dass es natürlich eben um Verbotenes geht,
0:37:02–0:37:09
was man sich nicht zugestehen kann, was man wegen alter Erziehungsmaßnahmen
0:37:09–0:37:14
sich nicht traut anzunehmen oder zuzulassen. Das sind quasi diese Trauminhalte.
0:37:14–0:37:17
Es gibt dann auch immer die Tagesreste, das habe ich ja vorhin schon gesagt
0:37:17–0:37:20
mit dem Beispiel, ich habe geträumt, es hagelt die ganze Zeit,
0:37:20–0:37:23
während wir aufnehmen und die Mikros gehen kaputt oder man hört nichts oder wie auch immer.
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Jetzt springen wir noch mal kurz zu Jung, der beobachtet oder dann so ein bisschen
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reflektiert über die Traumdeutung von Freud, wo er sagt, es ist ja alles so
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ein bisschen nach hinten gerichtet. Es sind oft kindliche Themen auch.
0:37:40–0:37:45
Das heißt, in einem Traum geht es eigentlich dann immer nur der Blick nach hinten.
0:37:47–0:37:54
Es entsteht nichts Neues im Traum. Dabei ist doch der Traum so ein kreativer Moment.
0:37:56–0:38:00
Kann denn da nicht auch Neues entstehen? Und er sagt dann,
0:38:00–0:38:05
dass der Traum eben sowohl den Blick nach hinten hat, aber auch den Blick nach
0:38:05–0:38:08
vorne in die Zukunft, also dass man auch schon Dinge erahnt,
0:38:08–0:38:12
die einen vielleicht irgendwann erreichen könnten, dass man auch neue Wege sieht.
0:38:12–0:38:13
Er guckt da anders drauf.
0:38:14–0:38:19
Und was ganz wichtig ist bei Jung ist, und jetzt möchte ich wieder ein Zitat
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vorlesen, wo Fromm Jung zitiert, also ist das quasi doppelt gemoppelt,
0:38:25–0:38:28
aber ich finde das ganz wichtig.
0:38:29–0:38:35
Jung sagt dazu, die Seele ist Durchgangspunkt, daher notwendigerweise nach zwei Seiten bestimmt.
0:38:35–0:38:40
Sie gibt einerseits ein Bild vom Niederschlag alles Vergangenen und in diesem
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andererseits ein Bild der keimenden Erkenntnis alles Kommenden.
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Insofern die Seele selber die Zukunft schafft.
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Das klingt, finde ich, kann man gut annehmen, dass man auch so das Gefühl hat,
0:38:53–0:38:57
dass man schon im Traum, gerade wenn man den wie Fromm sagt, auch herstellt.
0:38:58–0:39:02
Wir sind ja der Agent oder die Agentin, die das Ganze schreibt,
0:39:02–0:39:07
die das Ganze herstellt, dass wir dann vielleicht auch Dinge einpacken und zulassen,
0:39:07–0:39:12
die nach vorne gucken könnten und nicht nur das Verdrängte die ganze Zeit reindrückt.
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Das Ding bei Jung ist, dass er ...
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Da sehr spirituell religiös wird. Also er spricht davon, dass das Träumen quasi
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ohne Zweifel ein grundlegendes religiöses Phänomen ist.
0:39:29–0:39:32
Und eine Stimme, die dann in unseren Träumen spreche, die sei nicht die eigene,
0:39:32–0:39:35
sondern kommt aus der Quelle, die uns transzendiert.
0:39:38–0:39:42
Also da spricht dann was Höheres, was hinter uns steht. Und das ist dann auch
0:39:42–0:39:49
was, was verknüpft ist mit Grüße an Chris, verknüpft ist mit Jungs-Konzept von den Archetypen.
0:39:52–0:39:57
Archetypen sind nach Jung nicht Dinge, und das ist dann auch die Brücke zu unserer
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eigenen Folge über die künstliche Intelligenz.
Florian Clauß
0:40:00–0:40:01
Eigentlich-Folge.
Micz Flor
0:40:01–0:40:02
Die eigentliche Eigentlich-Folge.
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Archetypen sind eher der Hintergrund, auf dem wir auch sind.
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Und nichts, was wir in unserem kulturellen Zusammenspiel erfunden haben.
0:40:18–0:40:21
Und damit ist es so ein bisschen verwandt eben mit diesem panpsychischen.
0:40:22–0:40:26
Ich weiß nicht, ob du dich daran erinnern kannst. Also diese Idee,
0:40:26–0:40:31
dass Bewusstsein etwas ist, was angelegt ist, in irgendwie Quantenmechanik,
0:40:31–0:40:33
wie auch immer, das heißt Bewusstsein ist da.
0:40:33–0:40:38
Und es ist nicht so, dass wir komplex genug sind, dass wir uns selbst bewusst
0:40:38–0:40:44
werden, Sondern wir sind komplex genug, dass wir dieses Bewusstwerden erleben,
0:40:44–0:40:47
beschreiben und damit umgehen können.
0:40:48–0:40:51
Und bei ihm ist es irgendwie so ähnlich. Und er hat dann einmal,
0:40:51–0:40:55
das fand ich ein ganz schönes Beispiel, wo er das wirklich auch deutlich macht
0:40:55–0:40:59
und sich da auch nicht versteckt, weil das ist einfach seine feste Überzeugung.
0:41:01–0:41:08
Und da wurde er gefragt, ob die Stimme, die in den Träumen die Geschichte schreibt, das sind doch wir.
0:41:09–0:41:16
Und dann sagte er, ich würde einen Gedanken nur dann mein eigener nennen,
0:41:16–0:41:21
wenn ich ihn gedacht habe, ebenso wie ich Geld nur dann als mein eigenes bezeichnen
0:41:21–0:41:24
würde, wenn ich es bewusst und legitim erworben habe.
0:41:25–0:41:28
Wenn jemand mir das Geld als Geschenk gibt, dann werde ich zu meinem Wohltäter
0:41:28–0:41:31
sicherlich nichts sagen. Ich danke dir für mein Geld.
0:41:32–0:41:37
Obwohl ich nachher zu einem dritten Person sagen könnte, das ist mein eigenes Geld.
0:41:38–0:41:41
Mit der Stimme bin ich in einer ähnlichen Lage. Die Stimme gibt mir gewisse
0:41:41–0:41:45
Inhalte genauso, wie ein Freund mir seine Ideen mitteilen würde.
0:41:46–0:41:50
Es wäre weder anständig noch weitsgemäß, sondern ein Plagiat zu behaupten,
0:41:50–0:41:55
dass was er sagt ursprünglich und zuerst meine eigenen Ideen gewesen seien.
0:41:56–0:41:58
Also da merkst du, das ist glaube ich ganz deutlich, dass das,
0:41:58–0:42:03
was wir in den Träumen, das ist eine Öffnung in den Träumen zu etwas Transzendiertem,
0:42:03–0:42:08
was uns diese Bilder, diese Öffnung nach vorne, nach oben auch geben.
0:42:09–0:42:14
Und wenn sie dann bei uns angekommen ist, dann ist sie auch unsere,
0:42:14–0:42:17
dann erzähle ich dir meinen Traum.
0:42:18–0:42:22
Aber es wäre trotzdem nicht komplett wahr zu sagen, dass das alles meine Ideen
0:42:22–0:42:27
sind. Und das ist, denke ich, natürlich dann ganz deutlich noch so ein anderer Sprung.
Florian Clauß
0:42:27–0:42:32
Ja, es ist ungefähr wie wenn wir jetzt diese Folge mit dem neuen Feature von
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Auphonic einfach die Zusammenfassung schreiben lassen.
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Ja, über Whisper und Chat-GPT.
0:42:39–0:42:43
Kann das auch Phonik? Ja, das hab ich dir da geschickt. Und automatisch Kapitelmarken
0:42:43–0:42:48
setzen. Dann ist das jetzt nicht deine Stimme, sondern du hast die geliehen.
0:42:48–0:42:52
Und du musst dankbar sein. Ich hab sie bezahlt.
Micz Flor
0:42:53–0:42:58
Mit meinem Geld. Es ist nicht meine Stimme, aber es ist mein Geld und deshalb
0:42:58–0:42:59
ist es auch meine Stimme.
Florian Clauß
0:42:59–0:43:05
Meine Stimme. Ja, okay. Ja, so kann man es sehen, ne? Besitz und Idee.
Micz Flor
0:43:05–0:43:10
Und da ist es jetzt noch mal ganz wichtig, Erich Fromm habe ich ja eingeleitet,
0:43:10–0:43:12
wie er über das Symbolische gesprochen hat.
0:43:12–0:43:16
Und da hat er zugelassen zu sagen, es gibt sowas wie Feuer oder Wasser,
0:43:16–0:43:23
das sind universelle symbolische oder Symbole, die alle irgendwie verstehen.
0:43:23–0:43:27
Er relativiert es dann auch noch, er sagt zum Beispiel die Sonne ist jetzt eher
0:43:27–0:43:29
in nördlichen Regionen dann vielleicht etwas,
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was nur positiv gesehen wird,
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weil es einfach so wenig Licht gibt dann nördlich des Polarkreises zum Beispiel,
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deshalb ist die Sonne immer gut für Ernte und so weiter, während in anderen
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Regionen der Welt vielleicht die Sonne auch als etwas Destruktives,
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Zerstörerisches, Verbrennendes gesehen werden kann.
0:43:46–0:43:51
Also er meint, diese Wirkmacht, die solche universalen Symbole haben,
0:43:51–0:43:55
die ist für alle Menschen spürbar und es kann trotzdem,
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regionale Unterschiede geben, was er hier eigentlich diesen konventionellen
0:44:02–0:44:03
Symbolen vorbehalten hat.
Florian Clauß
0:44:03–0:44:08
Und das ist, nochmal den links, sind das Archetypen?
0:44:09–0:44:16
Ist das quasi die Folie, wo der Geist dann halt so quasi gedeiht?
0:44:16–0:44:19
Kann man sich das, also ganz platt gesprochen?
Micz Flor
0:44:21–0:44:28
Die Archetypen, also wie ich das erlebe, es ist so ein bisschen wie die Titanen
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in der griechischen Mythologie. Die waren schon immer da, die hat man irgendwie weggesperrt.
0:44:33–0:44:37
Also die griechischen Götter, die wir kennen, Zeus hat halt seine ganzen Titanen,
0:44:37–0:44:39
älteren Kronos und sowas, hat er alles weggesperrt.
0:44:40–0:44:43
Aber die wühlen und wirken, die sind nicht wirklich weg.
Florian Clauß
0:44:43–0:44:49
Aber die wirken ja dann über die Individualität der einzelnen Leuten irgendwie
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so in so ein kollektives Gedächtnis rein.
Micz Flor
0:44:57–0:45:02
Ja, und dieses kollektive Gedächtnis ist etwas, was Fromm zum Beispiel gut annehmen
0:45:02–0:45:06
kann. Dass er sagt, das kulturelle, unser Hintergrund, das ist ja dann auch
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ein Gestaltthema, Hintergrund werde das Vordergrund.
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Der kulturelle Hintergrund wirkt rein und um die Bedeutung des Vordergrunds
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zu verstehen, müssen wir auch den Hintergrund wissen.
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Das ist das, was Fromm indirekt sagt, wenn jemand von der Sonne träumt und ich
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würde mit dieser Person über den Traum sprechen wollen, dann ist es hilfreich
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zu erfahren, dass diese Person aufgrund von Dürre die Sonne immer als was Gefährliches wahrgenommen hat
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oder diese Person hat aufgrund von Dunkelheit Sonne immer als was Positives wahrgenommen.
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Das ist sozusagen der kulturelle Hintergrund, den Fromm auch so annehmen würde.
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Und mit dem Vordergrund und Hintergrund spreche ich quasi in gestalterapeutischen Begriffen.
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Und bei Jung wäre es aber in der Reinform, so wie er das geschrieben hat,
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anders. anders. Die Archetypen, die sind vor uns.
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Ja, so verstehe ich. Ich bin jetzt auch kein Experte. Vielleicht muss ich mich
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da mal reinlesen, wirklich dazu eine Folge machen. Dann habe ich es endlich auch kapiert.
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Learning by teaching in der Art.
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Aber in dem Verständnis, was ich jetzt gerade habe, sind die Archetypen nicht
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einfach nur kollektive,
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kulturelle, unbewusste Artefakte von Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte,
0:46:20–0:46:23
was natürlich für Mythen auch wieder gilt.
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Also zum Beispiel das Bild Sinnflut, da gab es ja dann irgendwelche Erkenntnisse vor ein paar Jahren,
0:46:29–0:46:35
das glaube ich am Schwarzen Meer war, dass es wohl irgendwann so mal einen Bruch
0:46:35–0:46:40
gegeben haben muss, wo unendliche Wassermassen sich in kürzester Zeit da so
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reingegossen haben und vermutet, ob dieses Bild der Sinnflut sich da einfach gehalten hat.
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Und wir können uns natürlich vorstellen, dass die Sinnflut einfach ein archaisches
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Bild ist, was man als Plottbild irgendwie so erfindet, aber es ist nicht auszuschließen,
0:46:54–0:46:59
dass es eben auch Erfahrungen sind, die das Ganze so ins Rollen gebracht haben.
Florian Clauß
0:46:59–0:47:01
Ja, also es gibt ja auch,
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so bestimmte Trends, wo dann, ja wie soll ich sagen, dieses Indigene quasi so
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als ein Ort der Wahrhaftigkeit.
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Und da werden auch alle Indigene Kulturen zusammen gemixt,
0:47:21–0:47:28
aber es gibt dann halt so, das habe ich jetzt irgendwo mal auf YouTube so einen Vortrag gesehen,
0:47:28–0:47:31
das fand ich so ein bisschen strange,
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aber es ist ja so ein bisschen so, was Archetypisch,
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was Indigenes, was Wahrhaftiges und da kommt man an so eine Schicht und ich weiß nicht,
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ob das eine reine Projektion ist, aber so der Wunsch vielleicht vielleicht auch,
0:47:47–0:47:53
dass da was ist, was dann alles irgendwie so auch ein bisschen in Bedeutung
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und eine Kausalität bringt.
Micz Flor
0:47:57–0:48:04
Ja, das ist vielleicht so ein bisschen auch wieder so ein Gestalthema,
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das hat sich ja in der letzten Folge mit der emotionsfokussierten Therapie auch
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so ein bisschen besprochen, diese Rolle von Emotionen.
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Also man möchte vielleicht, wenn ich das jetzt so verbinde, man möchte vielleicht
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über solche indigenen Verbindungen auch irgendwie ein Gefühl dafür entwickeln
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können, dass wir alle miteinander verbunden sind.
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Und darin natürlich dann auch so ein bisschen dieses Konfluente,
0:48:29–0:48:31
die sich auflösen, möglich ist.
Florian Clauß
0:48:31–0:48:36
Ja, das geht in die Richtung, das stimmt. So dieses Konfluent und das Verbindende
0:48:36–0:48:40
und wo dann den indigenen Kulturen nachgesagt wird, dass die auch den Schlüssel
0:48:40–0:48:43
dazu haben, eben das zu spüren.
0:48:43–0:48:47
Und der dann in der westlichen Konsumwelt irgendwo verloren gegangen ist.
0:48:47–0:48:52
Das ist immer eine Konsumpolitik. Wir gehen jetzt hier über diese kleine Brücke.
0:48:54–0:48:57
Wir können über das Wasser laufen, noch so ein Archetyp.
Micz Flor
0:48:57–0:49:00
Nee, wir gehen durch diese Pfütze oder um diese Pfütze.
Florian Clauß
0:49:00–0:49:02
Nee, ich glaub, durch die Pfütze kommen wir nicht.
Micz Flor
0:49:02–0:49:04
Wir müssen da hoch über die Brücke.
Florian Clauß
0:49:04–0:49:09
Wir müssen da hoch. Da müssen wir hier diesen Pfad lang gehen.
Micz Flor
0:49:09–0:49:12
Also, ich wette, ich treff dich oben. Ich wette, man kommt hier rum.
Florian Clauß
0:49:14–0:49:21
Okay, also, wir haben jetzt so Ansätze von Freud kennengelernt, Ansätze von Jung.
0:49:23–0:49:25
Und sind auch immer wieder mit Frommen dann dabei.
Micz Flor
0:49:26–0:49:29
Also um diese drei Schubladen so ein bisschen zu belabeln, ja,
0:49:29–0:49:35
es ist halt irgendwie bei Freud so, dass er diese Strömung des 19.
0:49:35–0:49:39
Jahrhunderts, späten 19. Jahrhunderts, Schopenhauer-Nietzsche aufgenommen hat,
0:49:39–0:49:42
die sich gegen diese reine Aufklärung und Moral irgendwie gewehrt haben,
0:49:42–0:49:49
gesagt haben, es ist nicht alles so super cool und weiße Weste und hochgeknöpft, wie alle so tun.
0:49:52–0:49:58
Da gibt es mehr. Das ist halt das, was man vielleicht dann nicht sagt, Aber das heißt nicht...
0:50:00–0:50:04
Und vor dem Hintergrund hat er dann eben diese Traumidee entwickelt,
0:50:04–0:50:11
dass der Traum geprägt ist von diesen unbewussten Drängen, Trieben,
0:50:11–0:50:16
Wünschen, die allerdings im Traum verändert werden.
0:50:16–0:50:21
Die Mechanismen sind das Verdichten, was dann vielleicht sogar auch was gut
0:50:21–0:50:25
ausgeht, was im Alltag nie gut ausgeht, damit man nicht aufwacht.
0:50:25–0:50:31
Das andere ist eben das Verschieben, dass man zum Beispiel seinen Menschen,
0:50:31–0:50:35
auf den die ganze Begierde gerichtet ist oder der ganze Hass gerichtet ist,
0:50:35–0:50:36
im Traum dann irgendwie verschiebt.
0:50:36–0:50:40
Dann ist er auf einmal ein Platzhalter, eine historische Figur oder ein anderer
0:50:40–0:50:42
Gegenstand, weil man sonst eben auch
0:50:42–0:50:45
wieder aufwachen würde und nicht weiterschlafen kann, verkürzt gesagt.
0:50:46–0:50:49
Jung hat als Kritik angebracht, okay, es geht ja nicht nur um das Vergangene
0:50:49–0:50:51
und diese Kindheitsthemen,
0:50:51–0:50:57
verdrängt, sondern es geht auch darum, dass im Traum mal was konstruktiv entworfen werden kann,
0:50:57–0:51:03
in Zukunft gesehen werden kann und kommt dann aber im zweiten Schritt mit den Archetypen,
0:51:03–0:51:08
das also hinter den die Träume in gewisser Weise eine transzendentale Öffnung darstellen,
0:51:08–0:51:16
in denen wir empfänglich sind für buchstäblich Stimmen, die allerdings nicht
0:51:16–0:51:18
unsere sind, sondern die zu uns kommen.
0:51:21–0:51:27
Und Fromm eben auch in der Anlehnung an den Zeitgeist der damaligen Zeit,
0:51:27–0:51:30
die Neopsychoanalyse, die auch versucht hat, mit ein paar Sachen aufzuräumen.
0:51:30–0:51:33
Das kommt dann nachher auch in dem Rotkäppchen-Thema noch mal ein bisschen.
0:51:35–0:51:41
Und aber eben auch die Gestalttherapie in der Verwandtschaft mit diesem existenziellen
0:51:41–0:51:45
Denken, die sagt, Wir haben Verantwortung, wir sind Akteure.
0:51:46–0:51:49
Wenn wir diese Verantwortung übernehmen, in vollem Gewahrsein,
0:51:49–0:51:56
dann ist das in sich selbst schon ein wichtiger Schritt für Wachstum oder Heilung,
0:51:56–0:51:57
wenn wir uns als krank wahrnehmen.
0:51:59–0:52:03
Für Traumdeutung heißt es, oder die Träume selbst, dass wir das Material und
0:52:03–0:52:05
die Geschichten selber herstellen.
0:52:06–0:52:11
Das sind unsere Geschichten, wir machen die im Traum. Und da ist es doch nur
0:52:11–0:52:12
spannend, mal zu treffen.
0:52:15–0:52:19
Diese Geschichten für uns bedeuten könnten. Das ist nicht ausgeschlossen,
0:52:19–0:52:24
dass wir archätypisch denken, dass für bestimmte Kulturen bestimmte Dinge etwas
0:52:24–0:52:27
bedeuten und auch im Traumland vielleicht diese Bedeutung einnehmen.
0:52:27–0:52:30
Es kann aber auch sein, dass es eine Verschiebung ist. Da ist es jetzt nicht
0:52:30–0:52:32
so, dass man das dann komplett alles über Bord schmeißt.
0:52:33–0:52:38
Aber der wichtigste Punkt ist eben, wir können auch nach vorne gucken und es
0:52:38–0:52:40
ist nicht nur verdrängt, dass was hochkommt, sondern es sind einfach Geschichten,
0:52:40–0:52:46
die wir uns erzählen. Also es ist sehr viel mehr Eigenverantwortung mit dabei, auch beim Träumen.
0:52:49–0:52:51
Aktive oder konstruktivistische Themen vielleicht sogar. Wir erschaffen,
0:52:51–0:52:55
wie er ja sagt, wenn wir einschlafen, erwachen wir in eine andere Welt.
0:52:56–0:53:01
Und in dieser Welt erschaffen wir Gebilde, Geschichten, können auch vielleicht
0:53:01–0:53:03
Probleme umwälzen, Dinge herstellen.
Florian Clauß
0:53:03–0:53:08
Ich verstehe, also so ein bisschen, wenn man das jetzt sehr übertragen vergleichen
0:53:08–0:53:10
mag mit den verschiedenen,
0:53:16–0:53:19
Konfessionen von Katholizismus, Katholiken und Protestanten, so, dass für die,
0:53:26–0:53:33
Katholiken der Ostersonntag der höchste Feiertag ist, weil dann die Auferstehung gefeiert wird,
0:53:34–0:53:42
Also eher jenseitsbezogen, während für die Protestanten der Karfreitag der höchste Feiertag ist.
0:53:44–0:53:49
Eben das Leiden und Sterben von Jesus Christi, weil es eher diesseitsbezogen ist.
Micz Flor
0:53:49–0:53:54
Ah, da kennst du dich besser aus als ich. Und der Buddhismus wäre dann die dritte,
0:53:54–0:53:56
weil ich hatte ja drei quasi auf dem Buffet.
Florian Clauß
0:53:56–0:53:59
Nein, nein, ich versuche ja, ich sehe gerade so dieses...
Micz Flor
0:54:00–0:54:06
Wenn es mosaische Religionen sind, dann wäre natürlich das Judentum der Dritte.
0:54:07–0:54:10
Die dritte Religion da, aber das kann ich dir nicht so richtig beantworten.
Florian Clauß
0:54:10–0:54:14
Aber natürlich ist es... Es geht mir jetzt darum, dass es so ein bisschen,
0:54:14–0:54:19
also was ich jetzt verstehe, der Punkt, wo du jetzt dann bei der Gestalttherapie
0:54:19–0:54:22
rauskommst, ist ja, dass es dann eher so anwendungsbezogen wird.
Micz Flor
0:54:22–0:54:28
Ja, also für mich ist es in der Arbeit so, dass ich das anwendungsbezogen finde
0:54:28–0:54:29
und ich bin mir sicher, dass...
Florian Clauß
0:54:29–0:54:32
Und nicht so sehr quasi fatalistisch wahrgenommen wird, ne?
0:54:32–0:54:36
Weißt du, du kannst ja immer, wenn du irgendwie was Rückblickendes hast,
0:54:36–0:54:42
dann sind das ja auch irgendwelche Zwänge, die vielleicht dann nicht so einfach
0:54:42–0:54:47
loszuwerden sind. Und wenn man dann erguckt, was kommt, dann hast du ja einen anderen Freiraum.
Micz Flor
0:54:47–0:54:54
Ja, man würde in vollem Wachzustand dann sogar über sowas wie Ressourcenaktivierung sprechen oder so.
0:54:54–0:54:59
Aber bei der Traumdeutung sind dann eben die Unterschiede bei Freud,
0:54:59–0:55:08
Dass die E-Striebe, die verändert werden, bei Jungen die Stimmen der Transzendenz,
0:55:08–0:55:09
die sie erreichen können.
0:55:10–0:55:12
Und in der Gestalttherapie das Existenzialistische.
0:55:13–0:55:18
Wir sind komplexe Wesen, die so viel können. Wir können sogar Träume machen.
0:55:19–0:55:22
Und mit diesen Träumen, genauso wie mit Musik, können wir uns auseinandersetzen.
0:55:23–0:55:26
Oder eben mit Märchen. Das ist dann vielleicht sogar der Bezug auf so einer
0:55:26–0:55:30
kulturellen Ebene. Märchen sind dann auch gemachte Geschichten,
0:55:30–0:55:32
die überleben durften, weil die scheinbar irgendwas beinhalten.
Florian Clauß
0:55:34–0:55:36
Märchen, ist das jetzt der Stichpunkt?
Micz Flor
0:55:36–0:55:37
Das ist der Stichpunkt.
Florian Clauß
0:55:37–0:55:44
Wow. Mitch, ganz kurz. Wir sind, wir haben, also danke erstmal für diesen Überbau.
0:55:44–0:55:46
Ich habe einiges gelernt und...
Micz Flor
0:55:46–0:55:53
Oder habe ich das falsch gemacht? Nein. Vielen Dank für dieses Interview.
Florian Clauß
0:55:55–0:56:01
Ich habe einiges gelernt und denke mir zumindest, dass ich es verstanden habe.
0:56:03–0:56:09
Du hattest ja die Episode angekündigt, dass wir jetzt noch mal in so eine quasi
0:56:09–0:56:13
eine Interpretation eines Märchens reingehen.
Micz Flor
0:56:14–0:56:16
Das kommt jetzt, genau.
Florian Clauß
0:56:17–0:56:21
Aber ich möchte vielleicht, weil wir haben jetzt schon eine Stunde aufgenommen
0:56:21–0:56:26
und ich fände es total super, wenn wir jetzt hier so einen Cliffhanger machen,
0:56:26–0:56:29
weißt du, quasi so einen theoretischen Cliffhanger,
0:56:29–0:56:33
weil alle unsere Zuhörerinnen und Zuhörer sind jetzt schon ganz heiß nach dieser
0:56:33–0:56:35
Theorie auf die Praxis zu kommen und sagen,
0:56:35–0:56:44
in zwei Wochen erfahrt ihr dann mehr, was wir zu Rotkälbchen mit diesem Überbau zu sagen haben.
0:56:45–0:56:51
Und deswegen mein Vorschlag, wir machen hier einen Cut und nehmen dann weiter
0:56:51–0:56:55
auf in zwei Wochen. Und was hältst du davon?
Micz Flor
0:56:55–0:56:57
Wow. Okay.
Florian Clauß
0:56:57–0:56:59
Oder reißt sich das jetzt gerade zu sehr raus?
Micz Flor
0:56:59–0:57:06
Nee, aber ich finde es super, weil wer hätte gedacht, zwei Folgen in einer Wanderung.
0:57:06–0:57:12
Klasse. Und wir haben zwei Cliffhanger, dann hätten wir auch noch die Tour,
0:57:12–0:57:16
weil du hast ja wahrscheinlich ein geniales Finale für unsere Wanderung noch angedacht.
0:57:17–0:57:20
Und auch, weil die Tour würde ja dann auch einfach weitergehen nächste Woche.
Florian Clauß
0:57:20–0:57:21
Ja, machen wir so.
Micz Flor
0:57:21–0:57:22
Okay, bin ich dabei.
Florian Clauß
0:57:22–0:57:30
Okay, alles klar, also dann sage ich, das war eigentlich Podcast Episode 31.
0:57:32–0:57:41
Heute hat Mitch uns viel Theorie zum Träumen von großen Namen der Psychoanalyse erzählt.
0:57:43–0:57:47
Vielen Dank dafür. Das Ganze mit Material findet ihr auch unter eigentlich-podcast.de.
0:57:49–0:57:55
Und eigentlich Podcast ist der Podcast, bei dem wir laufend reden und im Laufen reden.
Micz Flor
0:57:55–0:57:57
Und im Regen laufen.
Florian Clauß
0:57:57–0:58:00
Und im Regen laufen. Genau. Also bis zum nächsten Mal.
Micz Flor
0:58:00–0:58:04
Bis zum nächsten Mal und träum weiter! Tschüss! Tschüss!


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Wir sind am Hauptbahnhof verabredet, um über Gestalttherapie zu sprechen. Denn inzwischen ist Gestalttherapie relativ bekannt -- da hat sich in den letzten zehn oder zwanzig Jahren was getan. Wer hätte das gedacht, feierte sie doch vielleicht Ihre größten Erfolge in Amerika der 1960er oder 70er Jahre? Als eine der wichtigsten humanistischen Therapien, die sich nicht primär mit der Beseitigung von Störung, sondern auch mit Wachstum, Identität und Ressourcen beschäftigte, passte sie in die Zeit der Individualisten und utopischen Gedanken zu Gesellschaft, Kapitalismus und Zusammenleben. Über diese Zeit sprechen wir gar nicht in diesem Podcast, aber Flo fordert zum Schluss: vielleicht sollte es noch einen zweiten Teil geben.

Shownotes

Mitwirkende

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Micz Flor
Erzähler
avatar
Florian Clauß

Transcript

Florian Clauß
0:00:01–0:00:06
Läuft jetzt. Also Mitch, ich habe die Aufnahme gestartet.
0:00:17–0:00:22
Das dauert jetzt etwas länger, das Tippen, weil ich etwas aufgeregt bin.
0:00:23–0:00:29
Jetzt sehe ich ihn schon von Weitem und gucke gerade durch das Mikrofon. Hallo Mitch!
Micz Flor
0:00:29–0:00:34
Hallo, gleich klatschen! Ja. Synchronisation. Ja. Bis kurz.
0:00:35–0:00:38
Und hier. Das Ding da unten.
Florian Clauß
0:00:38–0:00:43
Ja, ich weiß. So langsam lerne ich es, ne? Ja. Hallo und herzlich willkommen
0:00:43–0:00:45
bei eigentlich Folge 27.
0:00:48–0:00:54
Mitch, 27. Was fällt dir dazu ein? Ein Jahr. Yes! Ich dachte schon,
0:00:54–0:00:58
es wäre letztes Mal, aber ich bin ja immer ein bisschen zu früh mit mit unseren Datierungen.
Micz Flor
0:00:59–0:01:03
Also es ist schon insofern, na gut, ich habe die erste gemacht,
0:01:03–0:01:09
Kontakt und deshalb ist es jetzt einfach auch logisch bei 52 Wochen,
0:01:09–0:01:15
nee eigentlich doch, nee genau 26 plus 1, 27, jetzt geht es wieder von vorne los.
Florian Clauß
0:01:15–0:01:20
Jetzt geht es wieder von vorne los, der Zyklus, der eigentlich Zyklus.
0:01:20–0:01:23
Ich finde auch, wir können uns ein bisschen auf die Schulter klopfen,
0:01:23–0:01:30
dass wir das so 14-tägig durchgezogen haben und vielleicht auch mal so ein bisschen
0:01:30–0:01:31
so ein Blick hinter die Aufnahmekulissen.
0:01:33–0:01:39
Wir waren früher, als wir gestartet haben mit dem Projekt etwas fleißiger und
0:01:39–0:01:42
haben wesentlich mehr vorproduziert. Ja, wirklich?
Micz Flor
0:01:46–0:01:47
Darf ich das verraten?
Florian Clauß
0:01:48–0:01:49
Nee, weil ich dich frag.
Micz Flor
0:01:49–0:01:51
Weißt du gar nicht mehr ...
Florian Clauß
0:01:51–0:01:57
Teilweise haben wir ja Folgen. Da waren ja schon so drei oder vier Folgen quasi im Petto.
0:01:58–0:02:03
Ach so, das haben wir einmal gemacht. Das haben wir einmal. Ja,
0:02:03–0:02:07
also wir sind quasi unserem Aufnahmeintervall so ein bisschen hinterhergehinkt.
0:02:08–0:02:11
Und jetzt sind wir ja schon fast auf Kante.
Micz Flor
0:02:11–0:02:14
Ja, das ist ... ehrlich gesagt, wir haben ja nicht wirklich Tagesaktuelles.
0:02:15–0:02:20
Also ich meine manchmal so Themen wie, als wir künstliche Intelligenz als Themenblock hatten.
Florian Clauß
0:02:20–0:02:22
Ja, genau, da musste ich Kunden aktuell sein.
Micz Flor
0:02:22–0:02:25
Nee, das war schon so ein Gefühl, dass wir immer so ein bisschen hinten dran sind.
0:02:26–0:02:32
Aber was natürlich auch immer nur für das eigene Verständnis des Themas gilt.
0:02:33–0:02:36
Also man hat dann irgendwie so eine Meinung, dann liest man sich rein und dann
0:02:36–0:02:39
ändert sich die Meinung und dann habe ich immer schnell das Gefühl,
0:02:39–0:02:42
dass alles schon sich weiterentwickelt hat.
0:02:42–0:02:45
Habe ich einfach was gelesen, was vielleicht schon zwei Jahre alt ist.
Florian Clauß
0:02:45–0:02:47
Ja, das stimmt. Aber es ist, glaube ich, so vor allen Dingen,
0:02:47–0:02:48
was die Jahreszeiten anbelangt.
0:02:51–0:02:55
Wir waren gar nicht so weit von hier, hatten wir auch mal eine Folgeaufnahme,
0:02:55–0:02:58
sind da durch den Hauptbahnhof gegangen. Und... Weißt du noch,
0:02:58–0:03:04
was das war? Das war, das war... ähm... mein... Stalker.
Micz Flor
0:03:04–0:03:05
Ah ja, stimmt.
Florian Clauß
0:03:05–0:03:05
Und da war...
Micz Flor
0:03:05–0:03:08
Sind wir in die andere Richtung raus und kamen da unten an.
Florian Clauß
0:03:08–0:03:10
Da sind wir in der Moabit hoch und an den Kanal lang gegangen.
0:03:11–0:03:12
Und das war so ein bisschen,
0:03:12–0:03:17
da war ja so der erste Frühlingstag, also es gab noch keinen,
0:03:17–0:03:21
also es war letztes Jahr und es war so, es sprießte so langsam,
0:03:21–0:03:23
dass die Bäume das Grün...
Micz Flor
0:03:23–0:03:26
Die Zone, die Zone überwucherten.
Florian Clauß
0:03:27–0:03:32
Irgendwie war das Gras schon alles braun gebrannt von der Sonne.
Micz Flor
0:03:34–0:03:39
Wenn wir jetzt gerade ganz tagesaktuell über eine Strandbar laufen, wie spannend.
Florian Clauß
0:03:39–0:03:44
Genau. Und es ist Wochenende und ich habe dich schon angekündigt,
0:03:44–0:03:48
du bist aus, es ist ein bisschen falsch, wie ich dich angekündigt habe,
0:03:48–0:03:50
aber zu Besuch aus Stuttgart.
Micz Flor
0:03:50–0:03:54
Zu Besuch aus Stuttgart. Zurück aus Stuttgart.
Florian Clauß
0:03:54–0:03:58
Ja, genau. Zurück aus Stuttgart mit einem leeren Gitarrenkoffer.
0:03:59–0:04:00
Willst du darüber was sagen, oder?
Micz Flor
0:04:00–0:04:04
Naja, ich habe ja diese Stromgitarrenfolgen gemacht, zwei, und parallel eben
0:04:04–0:04:06
ist die Band jetzt 20-jähriges Jubiläum.
Florian Clauß
0:04:08–0:04:09
Die Band?
Micz Flor
0:04:09–0:04:10
Das Art Critics Orchestra.
Florian Clauß
0:04:11–0:04:16
Ach, du hast eine Band? Ja, jetzt direkt. Das war jetzt früh alles wieder.
Micz Flor
0:04:18–0:04:19
Früher waren wir authentisch, oder?
Florian Clauß
0:04:20–0:04:23
Für unsere HörerInnen muss ich das ja nochmal so kontextualisieren.
Micz Flor
0:04:24–0:04:27
Und dieses Jahr haben wir ein paar Auftritte und ich habe irgendwie dann,
0:04:27–0:04:32
weil ich für die Band vor, glaube ich inzwischen 17 Jahren,
0:04:32–0:04:36
eine Fender Stratocaster zersägt, habe alles weggeschmissen,
0:04:36–0:04:41
habe was nicht gebraucht, weil ich mich geschämt habe mit einem Stratcopy-Gerät
0:04:41–0:04:45
irgendwie auf der Bühne zu stehen, habe neue Pickups reingemacht und war auch super das Instrument.
Florian Clauß
0:04:45–0:04:49
Können Sie das noch bitte mehr ausführen? Was heißt geschämt?
0:04:49–0:04:50
Wie kann man sich für eine Strat...
0:04:52–0:04:56
Irgendwas mit Bakterien auf der Bühne schämen.
Micz Flor
0:04:58–0:05:00
Da mache ich eine eigene Folge vielleicht zu.
0:05:03–0:05:06
Weil ein Grund, weshalb wir uns heute treffen und beide Aufnahmegeräte schon
0:05:06–0:05:13
liefen, ist der gleiche Grund eigentlich wie bei der Episode,
0:05:13–0:05:16
wo du drei chinesische Filme vorgestellt hast.
0:05:16–0:05:20
Und da die Aufnahme auch schon lief, weil wir haben nur begrenzt Zeit.
0:05:20–0:05:22
Du holst mich vom Bahnhof ab, totaler Luxus.
0:05:23–0:05:28
Und wir stürzen hinein ins Thema. Ähm ...
0:05:29–0:05:34
Das ist jetzt irgendwie ... Hat das gar nichts mit dem Jahrestag zu tun,
0:05:34–0:05:38
aber es hat mich schon irgendwie beschäftigt, warum passt das jetzt zum Jahrestag oder nicht.
0:05:38–0:05:43
Aber auf jeden Fall wollte ich heute eine Folge machen, die heißt,
0:05:43–0:05:48
was ist eigentlich Gestalltherapie? Au. Psychotherapie ist immer so ein Thema
0:05:48–0:05:50
geworden, in den letzten Monaten.
0:05:52–0:05:57
Und dann hattest du nämlich in einer Folge ja mich schon mal irgendwas gefragt.
0:05:57–0:05:59
Da hatte ich, glaube ich, Gestalttherapie schon mal angesprochen.
0:06:00–0:06:04
Und jetzt ist es soweit. Jetzt mache ich halt diese Folge zum Thema Gestalttherapie.
0:06:04–0:06:07
Was ist das? Ich habe eine Ausbildung zum...
0:06:08–0:06:12
Also ich bin ja Diplompsychologe, habe eine abgeschlossene Ausbildung zum Gestalttherapeut
0:06:12–0:06:16
und bin auch Mitglied des Deutschen Dachverbandes der GestalttherapeutInnen
0:06:16–0:06:23
und habe auch noch eine abgeschlossene Ausbildung in tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie.
0:06:24–0:06:26
Also habt ihr quasi zwei Verfahren.
0:06:27–0:06:30
Das tiefenpsychologische Verfahren ist auch anerkannt von den gesetzlich Versicherten.
0:06:31–0:06:35
Für den Krankenkassen, das heißt, da kann ich auch über Kasse abrechnen.
0:06:37–0:06:44
Gestalttherapie als humanistisches Verfahren ist nicht Teil der Richtlinienverfahren für Psychotherapie,
0:06:44–0:06:51
das heißt, das ist was im Prinzip Menschen sich leisten, weil sie denken,
0:06:51–0:06:53
Gestalttherapie ist vielleicht gut für mich.
0:06:54–0:06:57
Gleichzeitig fragen mich immer viele Menschen, was ist eigentlich Gestaltherapie?
0:06:57–0:06:59
Hat das was mit Malen zu tun?
Florian Clauß
0:06:59–0:07:03
Da wiegt ganz kurz noch einer, weil ich hatte das tatsächlich in der Zusammenfassung
0:07:03–0:07:09
von unserer letzten Sendung hatte ich ja auch dann diesen Ansatz,
0:07:09–0:07:12
der kam ja auch bei Eisenhans ein bisschen zum Tragen.
Micz Flor
0:07:12–0:07:13
Da hatte ich das reingewebt.
Florian Clauß
0:07:13–0:07:18
Ja, und da hatte ich Gestaltungstherapie geschrieben und du hast vielleicht
0:07:18–0:07:22
noch mal so, also nicht Gestalttherapie, nicht Gestaltungstherapie,
0:07:22–0:07:23
sondern Gestalttherapie.
Micz Flor
0:07:25–0:07:28
Kannst du ganz kurz, bevor wir dann wirklich reintauchen, jetzt sind wir noch
0:07:28–0:07:29
so ein bisschen zerfahren,
0:07:29–0:07:35
weg vom Bahnhof und links von uns der Reichstag, eben das Kanzleramt und jetzt
0:07:35–0:07:41
oder Kanzlerinnenamt und jetzt gehen wir gleich dann Richtung Tierpark und ich
0:07:41–0:07:43
bin gespannt, hast du dir eine Tour überlegt oder?
Florian Clauß
0:07:44–0:07:47
Nein, ich habe mir, ich habe kurz auf die Karte geguckt und dachte,
0:07:47–0:07:53
du hast Tierpark gesagt. Das Feld geht mir auch immer so. Aber es ist ja der Tiergarten.
Micz Flor
0:07:53–0:07:57
Tiergarten, genau.
Florian Clauß
0:07:57–0:08:01
Wir wollen ein bisschen in den Tiergarten spazieren gehen. Da gibt es,
0:08:01–0:08:06
glaube ich, genügend Wege, die wir da lang gehen können. Wir streifen dann vorherige Routen.
0:08:06–0:08:12
Aber ich denke, das ist angemessen, weil wir sind ja im Herzen von Berlin.
0:08:13–0:08:15
Und ich mag den Tiergarten total gern.
Micz Flor
0:08:15–0:08:15
Ja.
Florian Clauß
0:08:16–0:08:18
Okay, Mitch, ich habe dich so ein bisschen unterbrochen.
Micz Flor
0:08:18–0:08:24
Nee, gar nicht. Also Also deine Frage ist für mich nochmal Anlass auch zu sagen,
0:08:24–0:08:29
dass es ganz gut ist, glaube wenn du fragst, weil manchmal die Innenansicht...
0:08:31–0:08:36
Gar nicht unbedingt die Art ist, wie man das beschreibt, damit man Fragen beantworte.
0:08:36–0:08:40
Also wenn du Fragen hast, ist es gut und genau die Frage, die du gestellt hast,
0:08:40–0:08:44
ist sogar eine gute Brücke zur Antwort auf die Frage,
0:08:44–0:08:48
weil du hast gefragt, Gestaltungstherapie, Gestaltstherapie,
0:08:48–0:08:55
Gestalltherapie, was ist das, warum Gestalt und ich hatte angefangen,
0:08:55–0:08:59
was zu erklären, wo ich dachte, es wird eine runde Sache und du hast mich gleich unterbrochen,
0:09:00–0:09:06
Und das ist auch so ein Thema in der Psychotherapie oder auch so in Gruppenprozessen,
0:09:06–0:09:10
gar nicht jetzt wirklich essentiell in der Gestaltherapie, aber sowas zu sagen
0:09:10–0:09:12
wie Störungen haben Vorrang.
0:09:12–0:09:15
Wenn irgendeine Unterbrechung da ist, wo du merkst, ich kann nicht ganz anwesend
0:09:15–0:09:19
sein, ich kann mich nicht öffnen, ich bin nicht entspannt, dann ist es besser,
0:09:19–0:09:23
diese Störung wegzunehmen, anstatt irgendwie versuchen zum Beispiel die Beine
0:09:23–0:09:25
zusammenzupressen, nicht aufs Klo zu gehen.
0:09:25–0:09:28
Ich werde das schon irgendwie schaffen. Das heißt, was du jetzt gemacht hast,
0:09:28–0:09:29
ist eine Störung wahrgenommen.
0:09:30–0:09:34
Das heißt, stopp, stopp, stopp, ich erinnere mich gerade an irgendwas. Und das war im Weg.
Florian Clauß
0:09:34–0:09:37
Ich habe meine Moderationrolle eingenommen. Wollte ich da jetzt nur mal so an.
Micz Flor
0:09:38–0:09:40
Und auch, auch das, genau.
Florian Clauß
0:09:40–0:09:43
Ich dachte, ich hätte jetzt gut moderiert, aber ich habe gestört.
0:09:44–0:09:47
Nein, aber sehr schön, wir sind auf so einer Metaebene. Mach weiter.
Micz Flor
0:09:49–0:09:53
Gestalttherapie heißt Gestalttherapie wegen der Gestaltpsychologie.
0:09:54–0:09:59
Das war so Ende des 19. Jahrhunderts, ein Thema, wo einfach auch versucht wurde,
0:09:59–0:10:04
sowohl philosophisch als auch psychologisch sich mit Wahrnehmungsprozessen auseinanderzusetzen.
0:10:06–0:10:13
Und eigentlich alles, was man zum Beispiel so an optischen oder akustischen
0:10:13–0:10:19
Täuschungen kennt, hat mit Gestaltpsychologie irgendwie auch zu tun oder wurde
0:10:19–0:10:21
sogar vielleicht mal Gegenstand von bestimmten Experimenten.
0:10:23–0:10:30
Zum Beispiel gab es Experimente, wo man so eine glühende Kohle am Stock gedreht
0:10:30–0:10:33
hat und dann geguckt hat, wie schnell muss man diesen Stock drehen,
0:10:33–0:10:37
damit man einen geschlossenen Kreis wahrnimmt und nicht mehr in sich bewegende Kohle.
Florian Clauß
0:10:38–0:10:40
Das war jetzt noch vor dem Malteser-Kreuz.
0:10:42–0:10:48
Also quasi so, das Malteser-Kreuz, was dann diese... Ach, für Filme.
Micz Flor
0:10:49–0:10:50
Im Film.
Florian Clauß
0:10:51–0:10:55
Eigentlich noch. Was quasi die Verschlusszeit in so einer Mechanik regelt,
0:10:55–0:11:02
dass dann aus den Einzelbildern ein fortlaufender Film wird.
0:11:03–0:11:07
Also das ist ja so, aber das war ja schon vorher, weil man hat ja eine gewisse
0:11:07–0:11:08
Wahrnehmungsfrequenz,
0:11:08–0:11:14
so eine Taktung, und wenn du eine geschlossene Bewegung wahrnimmst,
0:11:14–0:11:19
dann sind das, glaube ich, so über 40 Hertz.
Micz Flor
0:11:19–0:11:23
Ich weiß nicht, das weiß ich, also das müsste ich jetzt in die Show Notes packen,
0:11:23–0:11:28
aber die Idee war natürlich bei solchen Sachen immer aufgrund der physikalischen
0:11:28–0:11:33
Messbarkeit von um Drehungen und Geschwindigkeiten auf die Nervenleitfähigkeit zu schließen.
Florian Clauß
0:11:33–0:11:39
Ah, okay, also dann auch wirklich so eine psychologische Forschung.
0:11:39–0:11:42
Also neurologisch dann auch.
Micz Flor
0:11:42–0:11:44
Genau, das ist immer der Versuch, das zusammenzubringen.
0:11:46–0:11:49
Beim Malteserkreuz, wenn ich mich recht erinnere, ist es sogar so,
0:11:49–0:11:54
dass das doppelt so schnell läuft, wie die Bildfrequenz ist.
0:11:54–0:11:57
Und dass es dann nämlich noch smoother ist. Also das heißt,
0:11:57–0:12:03
du hast rein physikalisch gemessen sogar weniger Exposure Time für das Bild,
0:12:03–0:12:08
weil bei jedem einzelnen Bild, und sind dann glaube ich beim Kino 24,
0:12:08–0:12:14
traditionell 24 pro Sekunde, bei jedem einzelnen Bild läuft dieses Malteser Kreuz zweimal durch.
0:12:14–0:12:19
Das heißt, das nimmt sogar noch so ein bisschen Zeit weg von der Exposure Time,
0:12:19–0:12:21
aber dadurch wird das Bild flüssiger in der Wahrnehmung.
0:12:22–0:12:25
Also das sind solche Effekte. Wir haben da in anderen Situationen auch drüber
0:12:25–0:12:31
gesprochen, MP3, dass man halt guckt bei MP3, welche Frequenzen kann man irgendwie weglassen?
0:12:31–0:12:36
Wo kann man irgendwie die Datenbreite optimieren, indem man Sachen weglässt,
0:12:36–0:12:40
die man nicht wirklich so fein ziseliert wahrnehmen kann wie andere Sachen?
0:12:40–0:12:44
Oder bei Bildkompositionen auch, dass manche Hintergründe dann einfach nicht.
0:12:48–0:12:51
Farbe hinterlegt wird, sondern eine Fläche beschrieben wird und die bekommt
0:12:51–0:12:55
eine Farbe zugewiesen, während Gesichter wieder ganz feinteilig sind.
0:12:55–0:13:03
Also all das sind so Sachen, die wir heute immer noch auch technisch nutzen, um Dinge zu optimieren.
0:13:04–0:13:09
Und gleichzeitig aber die Spuren darin liegen vor allen Dingen eben in der Psychologie
0:13:09–0:13:12
oder in der Forschung, Wahrnehmungsforschung Ende des 19.
0:13:12–0:13:19
Jahrhunderts. Idee der Gestalt, weil man gemerkt hat, die Wahrnehmung drängt
0:13:19–0:13:24
von sich aus dazu, also neurologisch schon fast dazu, Dinge als Gestalt wahrzunehmen.
0:13:24–0:13:29
Diese drei Häkchen, die man auf einem weißen Blatt Papier malt und man dann
0:13:29–0:13:34
ein Dreieck sieht, obwohl nur drei kleine Häkchen, also die Ecken vom Dreieck
0:13:34–0:13:39
beschrieben werden, das sind alles Dinge, wo man dann von einer Gestalt spricht.
Florian Clauß
0:13:40–0:13:48
Auch die optischen Täuschungen, ich kenne diese Darstellung von optischen Täuschungen,
0:13:48–0:13:52
wo keine Ahnung, ist das jetzt eine junge Frau oder eine alte Frau,
0:13:52–0:13:56
dann hast du ja immer so eine Frequenz, wo das im Gehirn hin und her swappt.
0:13:58–0:13:59
Kam das dann auch zu der Zeit auf?
Micz Flor
0:14:00–0:14:06
Das war alles Gegenteil, auch was man heute so sieht, diese bestimmten Farbkombinationen
0:14:06–0:14:11
mit Form, wo man dann durch die Augenbewegung selbst auf einmal das Gefühl hat, ein Rad dreht sich.
0:14:11–0:14:14
Solche Sachen. Es ist ja wirklich ziemlich viel, wo man merkt,
0:14:14–0:14:18
unser Wahrnehmungsapparat versucht Sinnhaftes zu erzeugen.
0:14:19–0:14:24
Das ist, glaube ich, vielleicht die kürzeste Beschreibung für dieses Thema der
0:14:24–0:14:30
geschlossenen Gestalt, was in der Gestalttherapie dann auch ein Thema sein wird.
0:14:31–0:14:35
Und da ist es halt so, dass unser Gestaltapparat ist ausgelegt,
0:14:35–0:14:38
Farben wahrzunehmen, aber gar nicht so gut, wie wir das wahrnehmen.
0:14:38–0:14:43
An der Seite nehmen wir eigentlich wenig Farbe wahr, aber wir rechnen uns das
0:14:43–0:14:46
sozusagen dazu. Bewegung können wir wahrnehmen.
0:14:47–0:14:51
Also diese ganzen Illusionen sind natürlich auch Hilfestellung,
0:14:51–0:14:57
um mit möglichst wenig Informationen, möglichst viel Realität zu konstruieren.
0:14:58–0:15:04
Und das heißt, verkürzt gesagt, alles, was wir wahrnehmen, ist eine Illusion, eine Konstruktion.
0:15:07–0:15:12
Wenn du einen Würfel siehst, dann siehst du maximal drei Seiten davon, oder vier.
0:15:16–0:15:20
Und den Rest konstruierst du. Das heißt, wir haben Wissen, was auch noch dazu
0:15:20–0:15:27
rechnet. Und wir haben aber auch neuronale Bereiche im Gehirn oder Fähigkeiten
0:15:27–0:15:30
im Gehirn, bestimmte Sachen einfach während der Wahrnehmung schon zu kompletieren.
0:15:31–0:15:36
Es gibt auch so Bewegungsillusionen, wenn du zum Beispiel auf eine Spirale guckst,
0:15:36–0:15:39
die sich dreht, dann hast du das Gefühl, die kommt auf dich zu.
0:15:39–0:15:43
Und wenn du die dann wegnimmst, dann hast du wirklich das Gefühl, alles geht von dir weg.
0:15:44–0:15:48
Irgendwann merkst du wirklich so innerlich, dann reibt sich das langsam an diesem Realitätssinn.
0:15:50–0:15:53
Das kann ja nicht sein. Wie kann es sein, dass ein Feld, das vor mir ist ein
0:15:53–0:15:55
geschlossenes Bild, das geht von mir weg?
0:15:55–0:15:59
Aber es geht ja nicht von mir weg. Wie kann das entstehen? Es gibt auch akustische
0:15:59–0:16:05
Halluzinationen, dass man zum Beispiel einen Ton hat, der gefühlt immer höher
0:16:05–0:16:06
geht oder immer tiefer geht.
0:16:07–0:16:11
Aber in Wahrheit geht es ja nicht, sondern die Obertöne, wie die dazu geschaltet
0:16:11–0:16:15
werden, die erzeugen die Illusion, dass der Ton einfach immer tiefer, immer tiefer geht.
Florian Clauß
0:16:15–0:16:23
Ja, das ist bei dem Mario-Spiel, wenn man die Treppe hochrennt zum Bowser zu kommen.
0:16:23–0:16:27
Echt? Ja, dann gibt es halt immer die Wüli-Wüli-Wüli in dem Schloss.
0:16:27–0:16:33
Und das wird häufig in so irgendwelchen Games eingesetzt. Ja. Das ist so verrückt.
Micz Flor
0:16:34–0:16:38
Und der Begriff der Gestalt in dem Zusammenhang heißt eben so, was könnte...
0:16:39–0:16:42
Also es gibt da zwei Sätze, die man kennt. Das eine ist halt so eine geschlossene
0:16:42–0:16:48
Gestalt, eine harmonische Gestalt. Wir versuchen etwas herzustellen oder wir
0:16:48–0:16:50
stellen etwas her, auch ohne, dass wir es versuchen.
0:16:50–0:16:54
Manchmal versuchen wir sogar unsere Herstellung eben zu hinterfragen über so
0:16:54–0:16:56
einen Realitätscheck von wegen, in dem Moment das Geld ist.
0:16:57–0:17:03
Ein Haus, das leicht schief steht und wir wackeln die ganze Zeit da durch,
0:17:03–0:17:06
weil man das Gefühl hat, die Optik sagt mir, der Horizont ist so.
0:17:11–0:17:14
Mein Wahrnehmungsapparat konstruiert einen Horizont, der aber nicht mit der
0:17:14–0:17:19
Schwerkraft übereinstimmt und wir wackeln quasi durchs Haus.
0:17:19–0:17:26
Das sind so Sachen, wo wir dann die von uns hergestellte Gestalt sogar manchmal hinterfragen müssen.
0:17:27–0:17:32
In der Gestalltherapie wird dieser Begriff hergezogen, wird da gesagt,
0:17:32–0:17:36
auch dort ist es so, und da komme ich wieder auf deine Unterbrechung vorhin,
0:17:36–0:17:38
wir versuchen Dinge zu schließen.
0:17:39–0:17:42
Dieses, oh man, ich komme nicht drauf, mir fällt es gleich ein,
0:17:42–0:17:46
das ist so ein klassischer Moment, wo halt eine offene Gestalt ist,
0:17:46–0:17:49
die ist nicht geschlossen, wie hieß der noch, wie hieß der noch,
0:17:49–0:17:51
wenn der Name dann kommt, dann ist das wie so eine Erleichterung,
0:17:51–0:17:53
man hat so das Gefühl, wenn ich das Bild mache,
0:17:54–0:17:58
wirklich diese Form schließen und kannst da seitliegen, kannst sagen,
0:17:58–0:18:00
okay, ich bin wieder ganz da, jetzt habe ich es.
0:18:01–0:18:04
Also deine Frage vorhin ist halt eben auch so eine offene Gestalt so.
0:18:04–0:18:07
Das hatte ich da vielleicht, keine Ahnung, vielleicht auch in der Art,
0:18:07–0:18:10
wie ich es formuliert habe oder wie auch immer, aber es ist geblieben in deiner
0:18:10–0:18:15
Aufmerksamkeit, nicht permanent anwesend, aber es war noch nicht in sich geschlossen
0:18:15–0:18:16
und jetzt findet es so einen Abschluss.
0:18:17–0:18:21
Ach übrigens, da hast du mir das quasi noch mal gespiegelt, dass das das falsche ist.
0:18:22–0:18:26
Warum, wo kommt das denn her? Das ist quasi die Frage, die dahinter steht.
0:18:27–0:18:31
Und wenn ich das jetzt schließe, indem ich sage, das kommt aus dem Bereich der
0:18:31–0:18:35
Gestaltpsychologie und die Brücke schlage, wie es in der Gestalttherapie verwendet
0:18:35–0:18:39
wird, dann kann sich das vielleicht für dich schließen und dich auch irgendwie entspannen.
0:18:43–0:18:48
Und dieser Begriff der Gestalt in der Gestalttherapie ist jetzt nicht nur eben
0:18:48–0:18:54
ein Wahrnehmungsthema, sondern es kann auch ein rein emotionales Thema sein
0:18:54–0:18:57
oder bestimmte Stressoren, die man irgendwie erlebt.
0:18:57–0:19:03
Es geht bloß darum, dass man in der Therapie diese Dinge in Anführungszeichen
0:19:03–0:19:04
behandelt oder begleitet.
0:19:06–0:19:13
Und dabei die sich schließen können. Und dann ist man vielleicht fertig,
0:19:13–0:19:15
aber vielleicht wenigstens einen Schritt weiter.
0:19:18–0:19:23
Weil hinter Dingen, die sich schließen, die dann sozusagen im Hintergrund verschwinden
0:19:23–0:19:26
können, da kommt natürlich dann wieder was Neues hoch.
0:19:27–0:19:30
Also jetzt habe ich zum Beispiel, ich weiß nicht, was ich gerade beschäftigt,
0:19:30–0:19:32
das könnte man ja sagen, sagen.
0:19:33–0:19:39
Die Frage habe ich beantwortet, Adapter gelegt. Jetzt kommt vielleicht eine neue Frage, die du hast.
Florian Clauß
0:19:40–0:19:44
Ja, dieses ... Also, was mir jetzt spontan dazu einfällt, ist,
0:19:44–0:19:46
das Ding zu schließen. Also, es
0:19:46–0:19:51
geht dazu, wenn man das jetzt prozessual betrachtet, geht's ja darum ...
0:19:52–0:19:53
Ja, ich will nicht sagen, einen
0:19:53–0:19:59
Prozess zu schließen, aber irgendwo auf so eine ... auf so eine ... Ja ...
0:20:00–0:20:03
Vielleicht so eine Ganzheitswahrnehmung zu kommen.
0:20:04–0:20:08
Oder wie man das jetzt irgendwie noch ausdrucken möchte. Also,
0:20:08–0:20:10
was rund ist, ist so ein bisschen ...
0:20:11–0:20:15
Dann merk ich selber meine kleinen autistischen Adern in mir,
0:20:15–0:20:17
wenn ich dann halt am Tisch sitze.
0:20:18–0:20:23
Und ich merk, dass das Besteck nicht parallel ausgerichtet ist zu der Tischkante.
0:20:24–0:20:29
Dann richt ich das gerne aus. Und dann hat man halt ein Zufriedenheitsgefühl dabei.
0:20:30–0:20:35
Also ist das da vielleicht auch so mit, gehört das mit dazu?
0:20:35–0:20:40
Also ist das dann dieses gestört sein? Also wenn man die Störung dann,
0:20:40–0:20:45
von der du berichtet hast am Anfang, die Störung, um wieder sowas zu machen.
0:20:46–0:20:50
Ganze Gestalt zu erleben.
0:20:52–0:20:58
Aber gleichzeitig, und das ist vielleicht was, was es für mich noch so schwierig anfassbar macht,
0:20:58–0:21:03
ist also auf der einen Seite wissenschaftlich,
0:21:03–0:21:08
neurologisch, auf der zweiten Seite psychologisch,
0:21:08–0:21:14
auf der dritten Seite, also was macht diese Erfahrung,
0:21:14–0:21:25
Wer macht diese Erfahrungen und ist die dann irgendwo auch untersuchbar und kann man die dann auch,
0:21:25–0:21:30
keine Ahnung, in so einem wissenschaftlichen Apparat oder was gibt es da für
0:21:30–0:21:31
eine Symbiotik in der Gestalttherapie?
Micz Flor
0:21:33–0:21:34
Oh wow, okay.
Florian Clauß
0:21:37–0:21:41
Das war jetzt mehr, aber vielleicht noch erstmal bei dem autistischen Ganzen.
Micz Flor
0:21:45–0:21:51
Ja, ja, aber das ist eine Sache, die ich auch, wenn ich über Gestalttherapie
0:21:51–0:21:55
spreche, was halt eben auch manchmal passiert, auch mit PatientInnen,
0:21:55–0:21:57
die halt fragen, was ist das eigentlich, was ist der Unterschied?
0:21:58–0:22:03
Dann ist man, wie wir generell auch, beim Podcasten verpflichtet,
0:22:03–0:22:08
alles hintereinander wie auf einer Perlenkette aufzureiben. Und das ist nie richtig.
0:22:09–0:22:12
Aber natürlich ist das dieses Narrativ, wir haben über Märchen auch gesprochen,
0:22:12–0:22:18
Und was du jetzt die Frage gestellt hast, da habe ich dann sozusagen ganz viele
0:22:18–0:22:23
Perlen bereitgelegt, aber ich weiß nicht, wie ich die jetzt irgendwie gut in Reihenglied kriege.
0:22:23–0:22:26
Ich fange mal so an, dass ich erstmal diesen Begriff des Prozess aufnehme,
0:22:26–0:22:31
weil eine Gestalt zu schließen ist in der Tat was Prozesshaftes.
0:22:33–0:22:37
Was muss man denn tun? Man muss erstmal wahrnehmen, dass das Ding im Weg ist.
0:22:38–0:22:43
Das würde übertragen heißen, dass das im Vordergrund ist. Es ist einfach Thema.
0:22:44–0:22:48
Da ist was, da stört was, was ich vorhin sagte, Störungen haben vor.
0:22:49–0:22:51
Das überhaupt erstmal wahrzunehmen, ist schon wichtig.
0:22:52–0:22:55
Dann das formulieren zu können, worum geht es in Anführungszeichen eigentlich?
0:22:56–0:23:00
Einer der eigentlichen Begriffe für unseren Podcast-Titel auch.
0:23:01–0:23:05
Worum geht es eigentlich? Warum stört Sie das denn so? Was ist denn,
0:23:05–0:23:08
also da ist dann die Form der Begleitung, weil darauf gibt es keine Antwort.
0:23:08–0:23:15
Das ist quasi dann die Erfahrung, der Hintergrund, auf dem sich diese offene
0:23:15–0:23:20
Gestalt zeigt, der oder die Patientin hat.
0:23:21–0:23:24
Und da begleitest du die Person, das zu explorieren, herauszufinden,
0:23:24–0:23:28
um dann vielleicht irgendwie an so Punkte zu kommen, wo sie dann auch emotional
0:23:28–0:23:33
reagiert, wo sie merkt, ah nee, da ist was, ich weiß nicht genau,
0:23:33–0:23:35
irgendwie merke ich grade, ich werde ganz traurig.
0:23:35–0:23:39
Wo du merkst, okay, jetzt wird das Ganze nicht nur beschrieben,
0:23:39–0:23:40
sondern es wird auch was erlebt.
0:23:41–0:23:44
Emotionalität ist auch immer sehr wichtig in diesem Prozesshaften,
0:23:44–0:23:50
weil man da auch eine Form von Öffnung und Kontakt herstellt zu Themen,
0:23:50–0:23:53
die man mitgebracht hat, die man vielleicht im ersten Schritt gar nicht so genau formulieren kann.
0:23:53–0:23:59
Das heißt, in diesem Prozess spüre ich das, kann es auch formulieren,
0:23:59–0:24:05
kann mich dem auch öffnen und kann dann vielleicht das auch in den Hintergrund
0:24:05–0:24:08
wieder gleiten lassen. Das ist ein Prozess und der ist gar nicht so banal.
0:24:09–0:24:13
Sondern das ist es, wenn wir jetzt in der Ampel warten und die Ampel wird grün, dann gehen wir rüber.
0:24:13–0:24:16
Das kriegen wir vielleicht alles gar nicht mit. Das ist ein relativ banaler
0:24:16–0:24:24
Prozess, aber in so einer Sitzung dann irgendwas, was einen gestört hat morgens.
0:24:24–0:24:28
Ich habe keine Ahnung warum, aber es war wieder der Kühlschrank auf.
0:24:29–0:24:32
Und ich habe es hunderttausend Mal gesagt. Ich weiß nicht, warum mich das so
0:24:32–0:24:34
aufregt und was ist jetzt dahinter?
0:24:34–0:24:37
Das ist jetzt ein völlig fiktives Beispiel, ich habe keine Antwort,
0:24:37–0:24:41
aber es ist ein Prozess. Und dieser Begriff des Prozesses ist sehr wichtig,
0:24:41–0:24:44
weil ich glaube, das ist etwas, was Ich persönlich an der Gestaltherapie am
0:24:44–0:24:47
meisten schätze, dass es sehr prozesshaft ist.
0:24:49–0:24:54
Es ist nicht so, wie wenn man jetzt in die klassische diagnostische Beobachtung geht.
0:24:57–0:25:02
Die phänomenologische Beobachtung, wie es heißt für solche Manuale wie den ICD-10,
0:25:02–0:25:07
in dem Symptomgruppen beschrieben und zusammengefasst werden.
0:25:08–0:25:13
Und diese Beobachtung anhand auch von Checklisten von bestimmten Symptomen,
0:25:13–0:25:16
sind die da, wie lange sind die schon da, da wird dann eine Diagnose erstellt.
0:25:16–0:25:21
Das ist quasi so eine Bestandsaufnahme und vor dem Hintergrund der Bestandsaufnahme
0:25:21–0:25:27
wird dann administrativ entschieden, dass man Zeit und Geld investieren kann,
0:25:27–0:25:28
um da etwas zu verändern.
0:25:28–0:25:31
Aber die Veränderung der Symptome steht dann natürlich im Vordergrund.
0:25:31–0:25:33
Das ist ein sehr medizinisches Denken.
0:25:34–0:25:40
Bei der Gestalttherapie, wenn man prozesshaft denkt, dann ist natürlich das,
0:25:40–0:25:44
was ich gerade als in Anführungszeichen Störung bestrieben habe,
0:25:44–0:25:47
ist ja permanent ein Thema.
0:25:47–0:25:49
Das muss ja nicht nur ein störendes Thema sein.
0:25:50–0:25:57
Es ist halt so, warum bin ich immer so angespannt, wenn ich beim Wandern auf
0:25:57–0:26:01
der Hütte bin und dann wird gefragt, ob ich Mitglied im Alpenverein bin oder nicht.
0:26:01–0:26:05
Warum? Das stört mich gar nicht mehr so sehr, aber ich kenne das irgendwie.
0:26:05–0:26:08
Es gibt Dinge, die einfach in Prozessen sich immer wiederholen.
Florian Clauß
0:26:08–0:26:10
Vielleicht haben wir deinen Alpenvereinsausweis vergessen.
Micz Flor
0:26:11–0:26:14
Vielleicht war das die Zeit, wo du und Lars nicht drin waren.
0:26:15–0:26:20
Ich dachte, mach ich was falsch? Keine Ahnung. Aber in dem Moment ist es auch
0:26:20–0:26:22
was Prozesshaftes, was passiert.
0:26:22–0:26:27
Und die Frage ist weniger, was hab ich für Symptome, wie Schwitzen oder sonst
0:26:27–0:26:32
was, was ist an der Grundlage? Sondern warum hab ich immer wieder diese gleichen ...
0:26:35–0:26:40
Prozesshaften Konflikte oder Störungen vielleicht sogar, wenn ähnliche Prozesse ablaufen.
Florian Clauß
0:26:40–0:26:46
Okay, das heißt also, wenn ich das mal so jetzt in meinen Worten zusammenfassen möchte,
0:26:46–0:26:49
es gibt ein, ich sag mal,
0:26:49–0:26:54
ein Intervall, ein Zeitintervall, da gibt es eine Empfindung,
0:26:54–0:27:00
eine Störung, ja, und es wird eigentlich sich so eher dieses Intervall sich
0:27:00–0:27:05
angeschaut, als jetzt weniger die Referenzen, was könnte es auslösen.
0:27:05–0:27:10
Also das heißt, es wird mehr in den Prozess geguckt und weniger Kausalität erforscht.
0:27:13–0:27:14
Weißt du, was ich meine?
Micz Flor
0:27:14–0:27:20
Ja, der Schwerpunkt liegt vielleicht anders. Man würde vielleicht weniger sagen,
0:27:20–0:27:24
was löst es aus und was tun sie, damit sie wieder weg ist.
Florian Clauß
0:27:24–0:27:24
Ja, genau.
Micz Flor
0:27:24–0:27:30
Sondern man würde eher fragen, wie erleben sie das? Das war's. Bis zum nächsten Mal.
0:27:32–0:27:37
Wie brechen Sie den Kontakt ab? Oder wie bleibt der Kontakt nicht mehr lebendig?
0:27:39–0:27:40
Und im Bewegen, sondern wird irgendwie starr?
Florian Clauß
0:27:41–0:27:46
Also, das war's, die Kausalität. Bist du gleichzeitig in so einem Apparat von ...
0:27:47–0:27:52
Von Kategorien, was du meintest, das Manual, ICCD, oder wie das heißt?
Micz Flor
0:27:53–0:27:56
ICD-10 bei uns, oder ICD-11, der neue, der jetzt offiziell schon draußen ist,
0:27:56–0:27:59
aber der wahrscheinlich noch lange nicht akzeptiert werden kann,
0:27:59–0:28:04
überkomplex ist. Aber das ist ein anderes Thema.
Florian Clauß
0:28:04–0:28:15
Okay. Wo im Prinzip da die Symptome kategorisiert werden und in Zusammenhänge,
0:28:15–0:28:16
kausalen Zusammenhänge gestellt werden.
0:28:18–0:28:24
Das weniger als zu schauen, das Wie. Also in dem Moment, also es geht ja um
0:28:24–0:28:25
die Arbeit mit den Patienten.
Micz Flor
0:28:25–0:28:29
Ja. Und wir bleiben bei diesem Begriff Prozess und die Frage,
0:28:29–0:28:33
die ich jetzt dann mir selber stellen würde, oder wenn ich dich begleite,
0:28:33–0:28:38
wäre eine mögliche Frage zu sagen, was ist denn für ein, wie wird denn Prozess
0:28:38–0:28:39
beschrieben der Gestalttherapie?
0:28:39–0:28:43
Ist es einheitliche Beschreibung oder gibt es ganz viele Prozesse?
0:28:43–0:28:44
Was ist das, ein Prozess?
0:28:45–0:28:47
Und da ist es in der Gestalt-Therapie so das...
0:28:51–0:28:53
Das ist was zweites, was du vorhin schon angesprochen hast, was Holistisches.
0:28:54–0:28:57
Es gibt im Prinzip ein zentraler Begriff, das ist die Kontaktgrenze.
0:29:00–0:29:10
Kontaktgrenze ist nämlich das, wo diese Prozesse stattfinden und wo eigentlich
0:29:10–0:29:15
immer ähnliche Phasen durchlaufen werden, die man so in der Gestalttherapie festgelegt hat.
0:29:19–0:29:21
Und diese Phasen habe ich vorhin schon so ein bisschen formuliert,
0:29:21–0:29:31
wenn so eine offene Gestalt beschrieben wird, dass man überhaupt als erstes wahrnimmt, da ist was.
0:29:32–0:29:37
Und das ist der Schritt raus aus der, in Anführungszeichen, Konfluenz.
0:29:39–0:29:42
Anführungszeichen nicht, weil es ist eigentlich kein, sondern Anführungszeichen,
0:29:42–0:29:47
weil das ist der Begriff dafür. Konfluenz. Konfluenz kann man auch beschreiben,
0:29:47–0:29:50
also wenn ich in Konfluenz bin, bin ich eigentlich in so einem symbiotischen
0:29:50–0:29:52
Raum. Alles erst mal so ganz gut.
0:29:54–0:29:58
Und da geht es mir auch ganz gut. Da bin ich vielleicht so einfach verspielt
0:29:58–0:29:59
oder liege so in der Wiese oder sowas.
0:30:00–0:30:04
Und dann merke ich aber auf einmal, ohne es vielleicht genau benennen zu können,
0:30:04–0:30:07
irgendwas ist gerade blöd.
0:30:08–0:30:11
Habe ich einen Sonnenstich bekommen? Lege ich im Ameisenhaufen?
0:30:12–0:30:14
Habe ich Hunger? Ich weiß es nicht. Aber du merkst halt irgendwie,
0:30:14–0:30:16
du kannst dich nicht mehr ganz hingeben. Du bist nicht mehr einfach in diesem
0:30:16–0:30:19
Konfluentensymbiotischen mit der Umgebung, mit dem Waldboden,
0:30:19–0:30:22
sondern irgendwas piekst, in Anführungszeichen.
0:30:23–0:30:28
Und damit verlässt du dann in dieser Kontaktkurve, verlässt du diese Konfluenz
0:30:28–0:30:34
und da ist es möglich, dass du in dem Moment schon auch ein typisches,
0:30:34–0:30:36
eine Kontaktstörung, sage ich mal.
0:30:36–0:30:39
Also Störung ist immer so ein relativer Begriff in der Gestalttherapie,
0:30:39–0:30:44
weil das passiert ja immer. und man muss nicht immer alles eins zu eins durchlaufen.
0:30:46–0:30:49
Aber aus der Konferenz rauszukommen, bedeutet wahrzunehmen.
0:30:52–0:30:56
Ein Bedürfnis entstanden ist, eine Form von irgendwie ist etwas entstanden,
0:30:56–0:31:02
was mich in Veränderung bringen möchte und sich dann aber auch die Zeit zu nehmen,
0:31:02–0:31:04
das weiter zu explorieren.
0:31:04–0:31:10
Das ist dieser allererste Impuls. Nach der Konferenz kommt dann die Möglichkeit,
0:31:10–0:31:15
dass man diese Kontaktprozess abbricht durch einen Intrujekt.
0:31:16–0:31:23
Ein Intrujekt heißt, dass man zum Beispiel Das ist ein uralter familiärer Dogmen,
0:31:23–0:31:26
den man einfach so geschluckt hat und nie hinterfragt hat, mitnimmt.
0:31:26–0:31:30
Von wegen, man geht wandern und einem tun die Beine weh und man möchte eigentlich
0:31:30–0:31:37
nur brüllen und alles wegwerfen. Aber in dem Moment exploriert man diesen Impuls, nicht dieses Gefühl.
0:31:38–0:31:42
Sondern erinnert sich, dass Papa immer gesagt hat, du schaffst das. Reiß dich zusammen.
0:31:43–0:31:47
Und dann macht man einfach weiter. Da bricht man dann auch wieder diese Exploration
0:31:47–0:31:51
für diese Veränderung, für dieses Neue, was der Körper will, ab.
Florian Clauß
0:31:51–0:31:57
Ist das Introjekt? Ist das so eine Art von Traumatisierung? Könnte man das so übersetzen?
Micz Flor
0:31:59–0:32:03
Im Begriffen der Gestalt heißt Introjekt etwas, was du internalisiert hast,
0:32:03–0:32:07
aufgenommen hast, aber nie wirklich integriert hast, sondern das sitzt einfach
0:32:07–0:32:08
so wie so ein Tropfen in dir.
0:32:11–0:32:17
Und Trauma in seiner Herkunft bedeutet ja aus der Somatik eigentlich so Zerstörung,
0:32:17–0:32:19
Schädeltrauma, das ist quasi eine Verletzung.
0:32:23–0:32:29
Der Begriff des Intrujekts ist eher etwas, was nie integriert wurde,
0:32:29–0:32:31
aber trotzdem den Organismus mitbestimmt.
0:32:32–0:32:34
Ich müsste jetzt drüber nachdenken, das kann ich dir nicht so...
Florian Clauß
0:32:35–0:32:41
Das, was du eben mit dem Kontakt... Sag noch mal den Begriff Kontakt.
Micz Flor
0:32:41–0:32:43
Kontaktkurve.
Florian Clauß
0:32:43–0:32:49
Also das heißt, wenn ich das so höre, habe ich so ein bisschen auch so eine
0:32:49–0:32:52
spirituelle Vorstellung davon.
0:32:52–0:32:55
Das heißt, es gibt so einen Zustand,
0:32:55–0:33:03
wo dann alles so eins ist und dieses Wohlfinden ist so im Jetzt und Hier,
0:33:03–0:33:09
wie man das dann von diesen ganzen Kalendersprüchen dann kennt. Im Hier und Jetzt.
0:33:10–0:33:16
Und dann gibt es aber irgendwo so eine leichte Störung. Also ist das ein Idealbild
0:33:16–0:33:19
in der Gestaltherapie, im Hier und Jetzt zu sein?
Micz Flor
0:33:21–0:33:25
Da springen wir jetzt von der Kontaktkurve weg und ich versuche das einfach zu beantworten.
0:33:25–0:33:29
Die Idee vom Hier und Jetzt ist sowas, da sind wir eigentlich.
0:33:29–0:33:31
Du hast ja wahrscheinlich auch Kung Fu Panda gesehen.
0:33:32–0:33:36
Und Kung Fu Panda ist ja auch so ein Kalenderspruch, den ich aber total schön
0:33:36–0:33:40
finde und deshalb jetzt wiederhole in Englisch, wo die Schildkröte sagt.
0:33:42–0:33:45
Gestern war Geschichte, morgen ist ein Geheimnis.
0:33:47–0:33:51
Today is a gift, that's why we call it present. Also die Present,
0:33:51–0:33:55
die Gegenwart, das ist halt alles, was wir haben. Da hinten ist Vergangenheit,
0:33:55–0:34:00
vorne ist Mystery, würde man sagen, Geheimnis noch.
Florian Clauß
0:34:00–0:34:01
Ungeklärt, ja.
Micz Flor
0:34:01–0:34:06
Und die Gegenwart ist halt das, worauf wir sind. Wenn du in einer therapeutischen
0:34:06–0:34:10
Sitzung bist, dann kommen Menschen immer mit Sachen, die nicht im Hier und Jetzt sind.
0:34:11–0:34:18
Die kommen an und sagen halt, mein Chef wurde gefeuert und jetzt haben wir so
0:34:18–0:34:21
einen Neuen, mit dem kann ich gar nicht so. Das heißt, hier kommt was von außen.
0:34:22–0:34:26
Und es geht oft natürlich auch um interpersonelle Themen und die Gestalttherapie
0:34:26–0:34:28
ist sehr stark über diese Kontaktgrenze,
0:34:28–0:34:31
Kontaktverständnis auch immer hat einen dialogischen Anteil.
0:34:31–0:34:36
Du bist mit Menschen in Kontakt, du bist mit dir selber, deinem Körper in Kontakt,
0:34:36–0:34:39
mit der Umgebung in Kontakt, mit der Hitze in Kontakt, mit dem Wetter,
0:34:39–0:34:45
mit der Luft. Also wir sind quasi generell immer in Kontaktprozessen und so
0:34:45–0:34:46
auch mit anderen Menschen.
0:34:47–0:34:50
Dann kommt diese Person eben mit etwas ins Hier und Jetzt der therapeutischen
0:34:50–0:34:54
Begegnung und bringt was von dort und damals mit.
0:34:55–0:34:59
Und es ist aber oft so, dass in der Exploration.
0:35:02–0:35:07
Wenn es dann eben auch emotionale Anteile entwickelt, dann ist das anders im
0:35:07–0:35:08
Hier und Jetzt als nur eine Erzählung.
0:35:08–0:35:14
Ja? Wenn du wirklich dann in den Kontakt kommst und wenn du vielleicht hinter
0:35:14–0:35:19
der Wut, mit der du über deinen Chef sprichst, irgendwann auch diese tiefe Verletzung,
0:35:19–0:35:22
die dieser Chef mitgebracht hat, weil der einfach ...
0:35:23–0:35:26
Sich gar nicht für diesen Bericht interessiert, den du sechs Monate hast schreiben
0:35:26–0:35:30
müssen, und das Ding liegt jetzt da rum, und du fühlst dich total entwertet.
0:35:31–0:35:35
Du schützt dich so sehr vor so einer Frage, weil da vielleicht noch andere Sachen
0:35:35–0:35:38
dahinter liegen. Da kommt eine ganze Schublade und die aufspringt.
0:35:40–0:35:43
Dann ändert sich die Art und Weise, wie du über das dort und damals erzählst.
0:35:44–0:35:49
Und das ist dieses dialogische Prinzip, was in der Gestalttherapie sehr eng
0:35:49–0:35:55
mit Martin Buber, einem Philosoph, ich glaube auch Theologe,
0:35:55–0:35:58
ich weiß gar nicht genau, was sein Hintergrund ist, muss ich sagen.
0:35:58–0:36:04
Können wir auch verlinken, der in den 1920er Jahren was über das Ich und das
0:36:04–0:36:07
Du und die Begegnung und den Kontakt geschrieben hat.
0:36:10–0:36:11
Also das ist schon lange, lange
0:36:11–0:36:14
her, aber eine sehr richtungsweisende Beobachtung von Kontaktprozessen.
0:36:19–0:36:23
Der unterscheidet zwischen der Ich-Es-Beziehung und der Ich-Du-Beziehung.
0:36:25–0:36:31
Die Ich-Es-Beziehung ist die Beziehung mit etwas, was wirklich objekthaft ist,
0:36:31–0:36:33
was mich nicht wirklich berühren muss.
0:36:33–0:36:37
Wir können gemeinsam über das Dritte sprechen, da sind wir beide da mit in Kontakt,
0:36:37–0:36:40
wir können es irgendwie hinkriegen, wie vorhin, wir warten auf die Ampel,
0:36:40–0:36:41
dass die grün wird und so.
0:36:42–0:36:46
Und es gibt eine Ich-Du-Begegnung oder Beziehung,
0:36:46–0:36:53
in der es nicht klar ist, was das Ziel ist und in der ich vielleicht auch verändert
0:36:53–0:36:57
herausgehe, weil ich nämlich mich auch öffne und nicht nur Dinge schließe,
0:36:57–0:37:00
erledige und so, sondern vielleicht auch ...
0:37:02–0:37:04
Noch gar nicht genau weiß, wo führt das hin?
0:37:06–0:37:10
Und der Hier-und-Jetzt-Begriff und die Ich-Du-Begegnungen, die sind für mich
0:37:10–0:37:11
sehr eng miteinander verknüpft.
0:37:11–0:37:16
Und du kannst dir das ja vielleicht auch vorstellen, wenn man jemandem begegnet
0:37:16–0:37:20
auf einer Geburtstagsfeier oder wie auch immer irgendwie, keine Ahnung,
0:37:20–0:37:21
zusammen Pizza rollen, sowas.
0:37:21–0:37:27
Und dann gibt es aber so ein Stückchen Unterhaltung, wo man merkt, da ist was passiert.
0:37:28–0:37:32
Das hat mich verändert. So, das ist dann so ein Moment, wo man wirklich eben
0:37:32–0:37:37
auch von der Berührung spricht. Das berührt mich. Wo man gar nicht physikalisch,
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biologisch, körperlich berührt wird, aber man ist geöffnet, Man ist in der Begegnung.
0:37:45–0:37:51
Und es verändern. Und diese Idee von Ich-Du-Begegnung, die wurde von dem Soziologen
0:37:51–0:37:54
Hartmut Roser nicht explizit aufgegriffen,
0:37:54–0:37:57
aber ich finde noch mal ganz interessant ergänzt, der hat dieses Konzept der
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Resonanz vor ein paar Jahren beschrieben, dass Dinge miteinander in Resonanz treten können.
0:38:03–0:38:06
Das kann man ja auch physikalisch messen, das ist bestimmt auch schon irgendwo
0:38:06–0:38:11
Video im Netz gesehen, wo so Metronome alle unterschiedlich ticken auf so einem
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Brett, was auf zwei Rollen steht und irgendwann ticken die alle im gleichen Rhythmus.
Florian Clauß
0:38:15–0:38:21
Ja, das ist das Phänomen, dass im Schiff dann diese Uhren, die Pendeluhren,
0:38:21–0:38:23
alle immer gleich laufen.
Micz Flor
0:38:23–0:38:23
Ja.
Florian Clauß
0:38:25–0:38:29
Und ich meine auch nochmal um diesen physikalischen Raum mit Resonanz,
0:38:29–0:38:31
das ist natürlich, Gravitation ist da.
0:38:32–0:38:40
Auch wenn die ganz, ganz gering ist, aber es gibt eine Gravitationskraft zwischen den Körpern.
Micz Flor
0:38:42–0:38:49
Und die Resonanz gibt es natürlich auch in der Musik, wenn du halt zwei Gitarren
0:38:49–0:38:54
nebeneinander stellst, die genau gleich gestimmt sind und du schlägst eine an,
0:38:54–0:38:56
dann beginnt die andere zu schwingen.
0:38:56–0:38:59
Wenn aber der Körper sehr anders ist oder die Stimmung sehr anders ist,
0:38:59–0:39:04
dann beginnt die nicht zu schwingen oder nicht so stark zu schwingen und das
0:39:04–0:39:07
ist dann dieses Resonanzthema finde ich halt total spannend,
0:39:07–0:39:12
weil das sogar mehr noch eben in diese Kontaktkurve geht.
0:39:12–0:39:16
Wie beginnt das, welche Rolle hat die Resonanz, weil die natürlich auch eine
0:39:16–0:39:17
Feedbackschleife erzeugt.
0:39:17–0:39:23
Das wirkt ja auf mich auch wieder zurück als schwingender Körper und ja das
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ist das hier und jetzt. Das sind Dinge, die können nur im hier und jetzt passieren. Und auch,
0:39:30–0:39:30
bei...
0:39:33–0:39:39
Selbst bei den ersten freudianischen Konzepten für Psychotherapie ist es eigentlich
0:39:39–0:39:43
sogar explizit ausformuliert über diesen Begriff der Übertragung,
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weil da wurde auch schon gesagt, die Übertragungsneurose bedeutet,
0:39:47–0:39:53
dass ein Mensch in Therapie kommt und in der Beziehung zum Therapeut oder Therapeutin
0:39:53–0:39:57
genau die gleichen neurotischen Themen noch mal...
0:39:57–0:40:00
So, wie geht's Ihnen? Gut, gut, ich weiß gar nicht, warum ich hier bin.
0:40:00–0:40:03
Also da wird gleich wieder genau das hergestellt. Das wäre jetzt zum Beispiel
0:40:03–0:40:05
wieder ein gutes Beispiel in der Gestaltherapie für ein Introjekt.
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Das muss mir immer gut gehen.
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Also das heißt, eigentlich in der Psychotherapie auch von Anfang an ist das
0:40:12–0:40:16
schon Thema. Die Übertragung ist Neurose, die Übertragung, die Beziehung ist Thema.
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Mit Martin Buber ist ja auch die gleiche Zeit in den 1920er Jahren und dann
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jetzt nochmal Hartmut Roser.
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Da kommt dann vielleicht dieser Kontaktverlauf noch so ein bisschen besser rein.
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Und im Hier und Jetzt stellt sich dann eben immer wieder auch da,
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was wir an Fähigkeiten mitbringen und an Defiziten auch.
0:40:39–0:40:43
Also wir können, das weiß ich auch vom Gitarren in die Hand nehmen.
0:40:43–0:40:47
Ich spiele immer wieder die gleichen Soli, ich spiele immer wieder die gleichen Chorde.
0:40:47–0:40:52
Manche davon finde ich super schön und das öffnet mich und ich fühle mich da,
0:40:52–0:40:54
könnte ich stundenlang machen.
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Und manche sind so Sackgassen, wo ich merke, da komme ich nicht raus,
0:40:57–0:41:01
möchte ich mir selber den Arsch treten, möchte es irgendwie besser hinkriegen.
0:41:02–0:41:03
Das heißt, ja.
Florian Clauß
0:41:06–0:41:12
Das vielleicht auch nochmal ergänzen, jetzt aus dem buddhistischen Kontext mit der Resonanz,
0:41:12–0:41:16
da gibt es ja diese Mantren, die gesungen werden, die Omani Pemihung und so weiter,
0:41:16–0:41:20
und das ist in der Theorie auch eben so dieses Resonieren,
0:41:20–0:41:26
das heißt, diese Wiederholung, dass das dann halt auch den Körper eröffnet und
0:41:26–0:41:33
auch entsprechend dann diese spirituelle Aktivität mit ins Feld bringt.
0:41:33–0:41:39
Das ist ja auch so die Zeit, wo dann solche Ansätze sich so ein bisschen religiös,
0:41:39–0:41:44
wissenschaftlich und psychotherapeutisch vermischen.
Micz Flor
0:41:45–0:41:50
Der Zen-Buddhismus war auch sehr stark, also einer der Mitbegründer,
0:41:50–0:41:55
es waren inhaltlich glaube ich hauptsächlich Fritz Perls,
0:41:55–0:42:00
Lore Perls, seine Frau oder andersrum, Lore Perls Fritz und Fritz Perls,
0:42:00–0:42:06
ihr Mann und dann später in Amerika Paul Goodman, der,
0:42:10–0:42:14
Soziologen waren, die haben das zusammen hauptsächlich ausformuliert.
0:42:14–0:42:18
Es gab dann noch einen Autoren, Hefferlein hieß der, der hat dann so Übungen
0:42:18–0:42:23
gemacht, psychologische oder psychotherapeutische Übungen, aber was dieses Konstrukt
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angeht, waren die hauptsächlich die führenden Köpfe.
0:42:30–0:42:36
Und Fritz Perls war dann auch sehr beeindruckt und beeinflusst von Martin Buber.
0:42:37–0:42:40
Martin Buber eben auch von Zen-Buddhismus, Theologie und Zen-Buddhismus war
0:42:40–0:42:44
damals dann eher auf dem Thema, dass diese ersten Schriften sind so in den 40er
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Jahren, Anfang 50er erschienen und deshalb hat das da auch einen großen Stellenwert.
0:42:52–0:42:56
Und ich versuche jetzt diese Kontaktsache noch mal ein bisschen zu schließen,
0:42:56–0:43:00
auch für mich. Wir machen jetzt viele, wir machen jetzt quasi so Matroschka-mäßig,
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nur offene Formen und versuchen, die alle wieder zu schließen.
0:43:05–0:43:10
Also diese Idee von der Kontaktkurve geht durch so bestimmte Phasen,
0:43:10–0:43:14
ich habe schon beschrieben Konfluenz, also das symbiotisch Entspannte, aber irgendwas ist da.
0:43:14–0:43:19
Dann kommt das, Introjektion, die mir im Weg sein könnte, auf dem Weg herauszufinden,
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was ist da eigentlich gerade los.
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Das heißt, die Introjektion würde auch da wieder abbrechen, aber wenn ich da
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durchgehe und nicht sage,
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reiß dich zusammen, sondern ne, sorry, das tut weh, ich will wissen,
0:43:29–0:43:33
was das ist, dann komme ich vielleicht an so einen Ort der Projektion,
0:43:33–0:43:38
das wäre die nächste Phase, wo ich ein Bedürfnis habe, das mir aber selber gar
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nicht zugestehe, sondern es in die Welt hinaus projiziere.
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So von wegen, guck mal der da, der ist doch total sauer, guck dir den an.
0:43:48–0:43:52
Ja, der hat so richtig schlechte Laune, aber in Wahrheit sehe ich einfach die
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schlechte Laune, die ich mitgebracht habe in den Menschen, denen ich begegne.
0:43:55–0:43:59
Wenn ich es dann aber zulasse, dass ich mich selber weiter explore,
0:43:59–0:44:05
sage, nee, in dem Moment, das ist ja meine schlechte Jahre, dann gibt es noch
0:44:05–0:44:06
diesen Moment der Retroflexion.
0:44:13–0:44:17
Heißt, dass man nicht in die Welt greift, um sich zu nehmen,
0:44:17–0:44:21
was man braucht, sondern diesen Impuls gegen sich selbst richtet.
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Also es ist eine Form von, ich würde gar nicht sagen Selbstverletzung,
0:44:26–0:44:29
aber man richtet etwas gegen sich selbst, anstatt dass man dann wirklich zugreift.
Florian Clauß
0:44:29–0:44:31
Hast du da ein konkretes Beispiel?
Micz Flor
0:44:34–0:44:41
Wenn du bei Rot über die Ampel fährst und danach einen hochroten Kopf hast,
0:44:41–0:44:47
holl in die Bremsen steigst, rechts ran fährst und dich erst mal ohrfeigst, wie blöd du wieder bist.
0:44:48–0:44:52
Da ist ganz viel Wut und Energie, die weiß, woher die kommt,
0:44:52–0:44:56
aber im Endeffekt kriegst du es selber ab. Und nichts da draußen in der Welt
0:44:56–0:44:59
ist verändert. Nichts von dieser ganzen Frustration.
0:45:00–0:45:02
Warum muss ich so schnell stressen? Warum bin ich über die Ampel?
0:45:03–0:45:05
Fucking hell, hätte ich da nicht gestern.
0:45:05–0:45:07
Warum der? Hätten die nicht angerufen? Warum muss ich gleich springen?
0:45:07–0:45:11
All diese Sachen, die dich dazu gebracht haben, völlig Gedanken verloren und
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viel zu schnell in so eine Gefahrensituation reinzugehen, werden nicht verändert,
0:45:15–0:45:18
sondern du klebst dir eine und damit ist es vom Tisch.
0:45:18–0:45:21
Das ist die Retroflexion, also die ...
0:45:21–0:45:24
Es geht nicht raus, sondern du führst es auf dich wieder zurück.
0:45:25–0:45:29
Der Impuls, der eigentlich der Welt gehört. Eigentlich schon.
0:45:31–0:45:34
Herausgefunden, was du brauchst, was du willst, was du gerne hättest.
0:45:34–0:45:36
Vielleicht traust du dich nur nicht, die Person anzusprechen.
0:45:38–0:45:41
Sonst traust du dir nicht, das letzte Brötchen vom Buffet zu nehmen,
0:45:41–0:45:42
weil es gehört sich nicht.
Florian Clauß
0:45:42–0:45:47
Aber ist damit dann in diesem Affekt ... ist damit die Konfluenz wiederhergestellt?
Micz Flor
0:45:48–0:45:51
Oder ist das ... Es ist ein Kontaktabbruch, würde man sagen.
Florian Clauß
0:45:51–0:45:52
Okay, ist ein Kontaktabbruch.
Micz Flor
0:45:53–0:45:57
Als Nächstes, es gibt jetzt manche Leute, die sagen, es gibt noch eine Deflektion,
0:45:57–0:46:00
den Begriff mag ich aber nicht so.
0:46:00–0:46:04
Der Egotismus heißt das, das ist quasi du öffnest dich an dieser Kontaktgrenze
0:46:04–0:46:08
und lässt zu, berührt zu werden. Da bist du ganz im Hier und Jetzt.
0:46:09–0:46:12
Und dann bist du eigentlich schon wieder direkt vor der Konfluenz.
0:46:13–0:46:16
Wenn wir jetzt den Begriff des Hungers nehmen, und zwar nicht einfach nur ich
0:46:16–0:46:21
stopfe irgendwas in mich rein, sondern ich will genau, ich brauche so einen
0:46:21–0:46:24
saftigen Apfel, ich habe richtig Bock auf Apfel, ich will keine Bratwürste,
0:46:24–0:46:26
ich will kein Stück Käse, ich brauche jetzt so einen Apfel.
0:46:26–0:46:30
Ich bin durch all diese Phasen durchgegangen und habe nicht gesagt,
0:46:30–0:46:33
nimm doch was auf dem Tisch steht oder so von wegen, ach guck mal,
0:46:33–0:46:34
was hat der für einen Hunger.
0:46:35–0:46:40
All diese Phasen habe ich durchgearbeitet und lasse zu jetzt diesen Apfel zu nehmen,
0:46:40–0:46:47
beiße rein, esse den und in dem Moment habe ich einfach ganz große Lust,
0:46:47–0:46:51
bin total im Moment, vergesse die Zeit, alles um mich drum herum,
0:46:51–0:46:54
öffne mich ganz diesem Apfel und kann den dann eben richtig assimilieren.
0:46:55–0:46:59
Nicht wie ein ein Intrujekt, was ich vorhin gesagt habe, was zwar einverleibt wurde,
0:46:59–0:47:04
aber nie assimiliert und integriert, sondern der Apfel, der wird dann in seine
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Einzelteile zerkaut, der wird im Magen nochmal zerlegt, ich behalte,
0:47:08–0:47:11
was ich brauche, ich scheide aus, was ich nicht brauche.
0:47:12–0:47:15
Und in dem Moment ist dann diese Kontaktkurve für den Moment.
0:47:17–0:47:20
Und wir haben angefangen mit diesem Bild von Menschen liegen im Park,
0:47:20–0:47:23
jemand liegt im Park und liest und kommt an diesen Punkt, wo Apfel,
0:47:23–0:47:27
geht da durch, legt das Buch weg, nimmt den Apfel, isst den,
0:47:27–0:47:29
guckt rum, verliert jedes Zeitgefühl.
0:47:31–0:47:35
Dann ist das mit dem Apfel erledigt, legt es wieder weg und dann kommt die nächste
0:47:35–0:47:39
Kontaktkurve quasi schon wieder zu, sagt, wie ging das jetzt eigentlich im Buch
0:47:39–0:47:44
weiter? Und dann ist das Buch auf einmal wieder das, wo die Lust, der Impuls hingeht.
0:47:44–0:47:48
Das heißt, es geht nicht darum, Dinge abzuschließen und irgendwie so viel zu
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essen, dass man nie wieder essen muss oder so viel zu lesen,
0:47:51–0:47:55
dass man nie wieder lesen will, sondern diese Kontaktprozesse gehen ineinander über.
0:47:55–0:48:00
Man ist immer irgendwie auch in Kontakt und die Dinge können aber nicht alle
0:48:00–0:48:04
gleichzeitig und parallel abgeschlossen werden, wobei manche werden so ganz nebenher gemacht.
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Du pupst, kriegst vielleicht gar nicht mit, aber auch das war irgendwie ein
0:48:08–0:48:11
Unwohlgefühl, was der Körper ganz alleine gelöst hat.
0:48:13–0:48:15
Und das ist sozusagen die Kontaktkurve in der Gestaltherapie.
0:48:16–0:48:22
Es geht von so einem Equilibrium durch all diese möglichen Kontaktabbrüche bis
0:48:22–0:48:25
hin zur vollen Hingabe. Und damit ist es dann geschlossen. Ja,
0:48:25–0:48:26
dann ist die Form geschlossen.
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Und im übertragenen Sinn einer
0:48:28–0:48:31
therapeutischen Sitzung kann das bei einem Thema eben auch passieren.
0:48:32–0:48:36
Und du merkst halt, wenn dann diese Hingabe passiert, das ist dann wirklich
0:48:36–0:48:38
ohne Abbruch, wird es dann eben auch emotional.
0:48:39–0:48:42
Dann auch geöffnet. Du bist dann irgendwie geöffnet und denkst halt so,
0:48:42–0:48:46
ja ey, mein Chef ist mir eigentlich egal, aber der Job und dieser Bericht,
0:48:46–0:48:49
den ich habe schreiben müssen und kein Interessiertes und heißt das,
0:48:49–0:48:52
ich bin da also ganz große Selbstzweifel, die vielleicht dahinterstehen.
0:48:52–0:48:54
Das ist dann der Moment, in dem...
0:48:56–0:49:01
Diese Kontaktkurve bis zu dem Punkt kommt, wo man das so weit öffnen kann,
0:49:01–0:49:06
dass dieses Thema, was man mitgebracht hat, auf einmal wirklich auch integriert
0:49:06–0:49:09
werden kann, Dinge erlebt werden können und das dann gewisserweise geschlossen
0:49:09–0:49:11
wird. Wenn ich das jetzt so ...
0:49:12–0:49:15
Beschreibe, merke ich, dass ich ein bisschen unzufrieden bin mit der Beschreibung,
0:49:15–0:49:17
weil ich mir wünschte, es würde besser draufpassen.
Florian Clauß
0:49:18–0:49:19
Auf was passen?
Micz Flor
0:49:19–0:49:25
Ja, irgendwie diese Idee vom Apfel verdauen und ein therapeutisches Thema entfalten
0:49:25–0:49:32
bis hin zum emotionalen neuen verändernden Blick, der was verändern kann,
0:49:32–0:49:34
passt halt nicht eins zu eins aufeinander.
0:49:34–0:49:39
Aber die Urfrage war ja, woher kommt der Begriff Gestalt?
0:49:39–0:49:44
Und das ist quasi, dass die Gestalttherapie hat den Gestaltwahrnehmungsbegriff aufgenommen,
0:49:44–0:49:50
hat gesagt, es gibt immer wieder emotionale Verzwickungen,
0:49:50–0:49:54
die vielleicht auch einfach damit zu tun haben, dass wir diese Gestalt,
0:49:54–0:50:00
die in uns entsteht als Illusion oder als Erklärung von bestimmten Zusammenhängen,
0:50:00–0:50:03
dass die einfach nicht passt, dass da was eben nicht geschlossen werden kann.
0:50:03–0:50:07
Und dann muss das eben in der Therapie geschlossen werden, damit es dann in
0:50:07–0:50:08
den Hintergrund treten kann.
0:50:10–0:50:14
Und dann kommt auch schon das Nächste hoch. Dann ist ja der Boss nur stellvertretend
0:50:14–0:50:16
für diese scheiß Arbeit, die ich habe.
0:50:18–0:50:21
Möchte ich mit meinem jetzigen Boss oder irgendjemandem drüber reden,
0:50:21–0:50:22
wie ich das verändern könnte?
0:50:22–0:50:27
Das ist jetzt auch sehr ein 0815-Thema Arbeit, aber gleichzeitig finde ich auch ganz anschaulich,
0:50:27–0:50:32
dass man an diesem einen Menschen sich abgearbeitet hat, aber in Wahrheit steht
0:50:32–0:50:35
ein ganz anderes Thema dahinter, dahinter, nämlich wie bin ich eigentlich in
0:50:35–0:50:40
diesen Job gekommen und will ich den verändern oder kann ich mich mit dem wirklich gut arbeiten.
0:50:41–0:50:45
Cool, wir sind hier bei diesen gruseligen Hunden. Kennst du die?
Florian Clauß
0:50:46–0:50:47
Äh, nee.
Micz Flor
0:50:47–0:50:47
Komm mal mit.
Florian Clauß
0:50:50–0:50:55
Also, wir haben hier noch so den Sternblick in die Siegessäule.
0:50:56–0:51:01
Wusstest du, dass die Siegessäule einmal neben dem Reichstag stand?
0:51:01–0:51:02
Nee. Und das übersetzt wurde?
Micz Flor
0:51:02–0:51:05
Nee.
Florian Clauß
0:51:05–0:51:09
Es gibt, ganz interessant, es gibt von der Stadt Berlin Karten,
0:51:09–0:51:14
historische Karten, die man so wie Google Maps dann quasi durchscrollen kann.
0:51:14–0:51:20
Da gibt es einen Stadtplan von 1870, glaube ich. Und da habe ich gesehen,
0:51:20–0:51:25
dass diese Siegessäule, oder nee, wann war da der deutsch-französische Krieg?
0:51:26–0:51:27
Vielleicht war es auch 1890.
Micz Flor
0:51:27–0:51:29
Da muss ich aufpassen.
Florian Clauß
0:51:31–0:51:35
Die Siegessäule ist ja gezimmert aus den Kanonen. Aber das hätten wir schon mal als Thema.
Micz Flor
0:51:36–0:51:38
Nee, hast du das schon mal gesagt? Das hätte ich mir gemerkt.
Florian Clauß
0:51:38–0:51:46
Ich glaube, ich hätte das gesagt bei deiner Folge über... Ähm...
0:51:46–0:51:48
Das war über die Do-It-Yourself.
Micz Flor
0:51:51–0:51:55
Ah, okay. Dann gucken wir mal, hier ist nämlich dieser...
0:51:58–0:52:02
Dieser Baum. Kennst du den? Nee. Das ist ein Michael-Jackson-Baum.
Florian Clauß
0:52:04–0:52:09
Das ist ja großartig. Hatte hier so ein Denkmal, so ein Fan-Culture-Denkmal.
Micz Flor
0:52:10–0:52:15
Müsste man jetzt mal gucken, wo der herkommt. Aber das war nach dem Tod von
0:52:15–0:52:18
Michael Jackson, war hier wohl unglaublich viel los. Und jetzt ist es immer noch so.
0:52:20–0:52:27
So ein Ort, aber es wirkt gerade sehr kuratiert. Okay. Kannst du Michael Jackson singen?
0:52:29–0:52:30
Ob ich das singen kann?
Florian Clauß
0:52:30–0:52:32
Ja, kannst du irgendeinen Text von ihm?
Micz Flor
0:52:33–0:52:37
Nee, aber das ist jetzt auch keine offene Gestalt für mich. Da bräuchte ich
0:52:37–0:52:42
nicht. Ehrlich gesagt, möchte ich da einfach durch Abwenden das wieder schließen,
0:52:42–0:52:44
wie die Ampel, die auf Grün geht.
Florian Clauß
0:52:44–0:52:49
Das war jetzt auch nicht angebracht. Sorry, dass ich hier den Konflenzstörer mache.
0:52:50–0:52:52
Da muss ich an mein Wiki denken.
Micz Flor
0:52:55–0:52:58
So, das ist jetzt so, wie ich vorhin gesagt habe, so Perlen,
0:52:58–0:52:59
die man hintereinander macht.
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Ich möchte eine Sache noch kurz nochmal aufgreifen,
0:53:03–0:53:08
wenn wir über die Kontaktgrenze sprechen und dieses holistische Prinzip oder Verständnis,
0:53:08–0:53:12
das Feldtheoretische Verständnis, die Dinge wirken alle aufeinander ein,
0:53:12–0:53:18
sind miteinander in Kontakt, dieser Kontakt zu unserem eigenen Körper,
0:53:18–0:53:21
habe ich vorhin gemeint, das kann der Hunger sein, das kann irgendwas anderes
0:53:21–0:53:23
Müdigkeit oder Kontakt zu anderen
0:53:23–0:53:28
Menschen, aber natürlich auch Kontakt zu der Physikalität der Welt.
0:53:28–0:53:32
Es ist uns zu heiß oder es ist uns zu kalt. Also man ist eingebettet.
0:53:32–0:53:38
Und das ist natürlich auch so ein vielleicht sehr vereinfachtes Verständnis
0:53:38–0:53:44
von so asiatischen Philosophien oder so. Aber diese Idee, dass alles miteinander sich bedingt.
0:53:45–0:53:50
Und die Gestalttherapie hatte dann in den 50er Jahren und 60er Jahren auch so
0:53:50–0:53:55
eine Hochzeit, wo halt eben dann auch in der amerikanischen Kultur des We are
0:53:55–0:53:57
Stardust, wir sind alle in Sonnen entstanden.
Florian Clauß
0:53:58–0:53:59
Am Anfang war da Wasserstoff.
Micz Flor
0:54:00–0:54:06
Ja genau und da hatten wir auch darüber gesprochen, welche, weißt du immer besser
0:54:06–0:54:11
als ich, aber welche Elemente entstehen in Sonnen, welche entstehen im Urknall,
0:54:11–0:54:12
welche entstehen super, nu wäh.
0:54:13–0:54:17
So, guck mal und hier, von wegen Vordergrund und Hintergrund und Gestaltwahrnehmung.
0:54:18–0:54:25
Überall sind Eintracht Frankfurt-Fans in schwarz und schwarz-weiß. Weiß.
Florian Clauß
0:54:25–0:54:27
Spielen die im Olympiastadion? Ciao.
Micz Flor
0:54:29–0:54:35
Genau, Pokal. Meisterschaft Olympiastadion heute Abend um 20 Uhr ist Anstoß,
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um das hier und jetzt unseres Walks nochmal zu erden.
Florian Clauß
0:54:41–0:54:49
Also wir können, wir laufen jetzt in Richtung zoologischer Garten und hier ist
0:54:49–0:54:56
eine ganz schöne Strecke, wo wir dann direkt in den Zoo teilweise schauen können.
0:54:57–0:55:01
Die sind wir da auch mal zusammen. Und hier ist ziemlich dieses Café,
0:55:01–0:55:03
genau, das Café am Neuen See.
Micz Flor
0:55:03–0:55:07
Ja, das ist da noch mal neu gemacht worden, das neue Café am Neuen See.
Florian Clauß
0:55:07–0:55:07
Das neue.
Micz Flor
0:55:08–0:55:09
Ja, müssen wir mal auf die Uhr gucken.
Florian Clauß
0:55:09–0:55:15
Ja, genau, du musst mir so sagen, ich denke, wir können dann einfach in der
0:55:15–0:55:17
S-Bahn am Zoo einsteigen. Ja.
0:55:18–0:55:22
Und ich steig dann am Hauptbahnhof wieder aus und geh zu meinem Rad.
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Das heißt, jetzt haben wir noch so eine Strecke von 15 Minuten.
Micz Flor
0:55:26–0:55:34
Ja. Gestalttherapie. Wichtig vielleicht auch noch in der Gestalttherapie,
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was haben wir denn schon besprochen?
0:55:38–0:55:40
Gehen wir mal zurück. Wir haben generell über das Thema Gestalt,
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wo kommt der Begriff her, was bedeutet das?
0:55:43–0:55:47
Es ist natürlich aber auch so, dass in der Gestalttherapie schon auch viele
0:55:47–0:55:51
kreative Mittel als Methoden mit eingeführt werden.
0:55:51–0:55:56
Werden. Man kann da schon auch mal gestalten, tätig werden. Man kann zum Beispiel
0:55:56–0:56:02
auch mal, das ist das bekannteste aus der Gestalttherapie, Stühle aufstellen für die Familie im Raum.
Florian Clauß
0:56:03–0:56:06
Das kommt aus der Gestalttherapie, diese Familienaufstellungen?
Micz Flor
0:56:09–0:56:14
Familienaufstellung nicht, aber die Arbeit mit Stühlen. Da gibt es zum Beispiel dann Parts.
0:56:16–0:56:19
Von so einer Familientherapeutin, die das weiterentwickelt hat,
0:56:19–0:56:23
wo man Anteile von sich, bestimmter Konflikt, Weihnachten, was mache ich da?
0:56:23–0:56:26
Ich will unbedingt hin, aber ich möchte da nicht wohnen, sowas.
0:56:26–0:56:30
Ich sage, ok, nehmen wir den Stuhl mal, der möchte unbedingt zu Weihnachten.
0:56:30–0:56:36
Und dieser Stuhl, das ist der Teil von Ihnen, der eigentlich auf keinen Fall
0:56:36–0:56:39
da wohnen möchte, über Weihnachten, lieber ein eigenes Zimmer nehmen.
0:56:40–0:56:43
Und dann der dritte Teil, der versucht, die beiden so also diese teile
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auf den stühlen kann man dann sogar mal einnehmen kann
0:56:46–0:56:50
mal als stuhl sprechen gesagt ich will unbedingt nach weihnachten und
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ohne wenn und aber darf man sich komplett auf diese freude einlassen
0:56:53–0:56:56
und die wünsche und die gerüche und die erinnerung im prinzip ist
0:56:56–0:57:01
das mehr oder weniger auch dann eine methode um bestimmte sachen im raum dann
0:57:01–0:57:06
abzulegen also wie so memotechnik oder so was genau das kann passieren man kann
0:57:06–0:57:10
miteinander in dialog treten dass es wirklich dann auch räumlich ist und das
0:57:10–0:57:15
bleibt manchmal eben dann auch über über eine bestimmte Zeit noch bestehen,
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dass die Patienten, Patientinnen dann halt das Gefühl haben so,
0:57:18–0:57:22
ja den Stuhl, ich erinnere mich noch, das ist so jetzt drei Monate her,
0:57:22–0:57:24
aber ich weiß noch, da saß mein Onkel drauf.
0:57:25–0:57:29
Und man kann dann aber auch entweder über Stühle sich selbst abbilden,
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mit sich selbst in Kontakt treten und dann zum Beispiel Dialog herstellen zwischen
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den Anteilen, ich möchte unbedingt Weihnachten bei meiner Familie sein versus
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ich möchte mich eigentlich von denen soweit es geht irgendwie distanzieren,
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weil es geht eh nur Stress.
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Das ist eine Methode, man kann aber natürlich auch wirklich gestalterisch tätig
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werden, man kann Dinge auch malen, man kann dann diese Gemälde auch interpretieren,
0:57:57–0:58:01
ähnlich wie Träume, also Materialien und das wäre vielleicht auch in der Traumreihe als.
0:58:03–0:58:07
Thema aufmachen. Und ja, das war der Gestaltbegriff.
0:58:08–0:58:12
Dann haben wir den Prozess, das Prozesshafte, was dazu führt,
0:58:12–0:58:17
dass die Gestalttherapie oft sich einfach nur anschaut, wie wird denn in Kontaktprozessen
0:58:17–0:58:22
mit dem eigenen Körper oder auch in der therapeutischen Begegnung,
0:58:22–0:58:26
wie kommen da zum Beispiel bestimmte Intrujekte, meistens sind das das Erste,
0:58:26–0:58:29
was irgendwie in die Oberfläche kommen kann, so innere Vorsätze,
0:58:29–0:58:30
wo man gar nicht weiß, wo die her sind.
0:58:32–0:58:38
Dann diese ganzen Kontaktfunktion oder wenn sie stören, sind eben Kontaktabbrüche,
0:58:38–0:58:42
die man so durchläuft, bis man sich dann schlussendlich seinen Impulsen,
0:58:42–0:58:44
seinen Wünschen auch so hingeben kann.
0:58:45–0:58:49
Das Ganze in einem holistischen Feld eingebettet, wo alles mit allem irgendwie
0:58:49–0:58:51
auch fast systemisch in Kontakt steht.
0:58:53–0:58:56
Und in diesem Feld sind wir auch mit allem irgendwie in Kontakt.
0:58:57–0:59:02
Und da entstehen ja dann genau eben auch diese Bedürfnisse, die an der Kontaktgrenze sind.
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Bist du sicher, dass wir jetzt hier wirklich richtig laufen?
0:59:06–0:59:09
Jetzt bin ich gerade wie in der Überwachung. Jetzt werden wir den Fluss langgeführt.
0:59:11–0:59:12
Ist das korrekt?
Florian Clauß
0:59:12–0:59:17
Ja. Also hier noch mal eine kurze Referenz, auch auf eine andere Folge.
0:59:17–0:59:19
Hier ist der Rosa-Luxemburg-Steg.
0:59:20–0:59:25
Das war eine coole Wampe, oder wem gehört die Welt, ne? Hier an der Stelle ist,
0:59:25–0:59:29
glaub ich, auch Karl Liebknecht in Rüder-Luxemburg getötet worden, von dem Freikorps.
Micz Flor
0:59:31–0:59:35
Ja, hier in der Nähe, ich weiß nicht, Kito hatte mir den Ort mal gezeigt.
Florian Clauß
0:59:37–0:59:45
Und da, wo sich auch der Herrendorfer, jenseits des Fernellengürtels,
0:59:45–0:59:49
und Tschick, der hat sich dann auch, glaube ich, an der Stelle erschossen.
0:59:51–0:59:55
Also zumindest hier irgendwo am Kanal. Und das Das war ja so seine Freitodentscheidung.
1:00:03–1:00:10
Darf ich, weil ich eine, ich wollte dich jetzt nicht unterbrechen in der Aufreihung der Bären.
1:00:11–1:00:15
Vielleicht noch einen Aspekt, den ich vorher so reingebracht habe,
1:00:15–1:00:20
da habe ich eher so an die wissenschaftliche Nachvollziehbarkeit und Methodik
1:00:20–1:00:23
bei der Gestalttherapie gefragt.
1:00:24–1:00:30
Im Sinne von, gibt es da so ein Apparat? Aber jetzt, wo du mir das so nähergebracht
1:00:30–1:00:36
hast, sehe ich das fast wie in der Programmierung so ein Framework.
1:00:37–1:00:42
So ein Framework, wo bestimmte Begriffe irgendwo beschrieben sind,
1:00:42–1:00:48
die miteinander korrelieren, die jetzt nicht unbedingt so wissenschaftlich kategorisieren,
1:00:48–1:00:54
sondern eher korrelieren, um dann bestimmte Situationen mit dem Patienten stellen
1:00:54–1:01:01
zu können, die dann in diese Begrifflichkeit wieder aufgelöst werden können.
1:01:01–1:01:07
Also würdest du das auch eher als so ein Framework sehen, dass dir dann gewisse
1:01:07–1:01:12
Methoden in der Arbeit als Therapeut dann gibt?
1:01:15–1:01:19
Jetzt weiterführende Frage, wenn du mit Patienten arbeitest,
1:01:19–1:01:27
sind das dann eher Methoden, die du aus der Gestalttherapie dann anwendest oder
1:01:27–1:01:29
aus dem anderen Feld der Psychotherapie?
Micz Flor
1:01:32–1:01:38
Ja, also die erste Frage ist so, ich glaube, dass es total wichtig ist,
1:01:38–1:01:42
wenn man therapeutisch arbeitet, dass man ein Menschenbild mitbringt.
1:01:43–1:01:48
Und diese Menschenbilder finde ich, aber immer mehr sind fast manchmal sogar
1:01:48–1:01:49
in Anführungszeichen störungsabhängig.
1:01:50–1:01:54
Also das gestalterapotische Menschenbild,
1:01:54–1:01:59
ein alternatives Wort für Gestalterapie,
1:01:59–1:02:04
was auch diskutiert wurde, war Existenzialtherapie, glaube ich,
1:02:04–1:02:09
weil dieses Existenzialismus, wo ich mich nicht so genau auskenne,
1:02:09–1:02:14
aber diese Ein wichtiger Aspekt in der Gestaltung der Therapie ist,
1:02:14–1:02:17
da ist eine große Verantwortlichkeit des Menschen für sein eigenes Leben Schicksal.
1:02:17–1:02:22
Wir sind in dieser Welt auch verantwortlich, selbst wenn wir das immer vielleicht abwenden wollen.
1:02:22–1:02:28
Aber es geht auch wieder darum, den Menschen im therapeutischen Prozess oder
1:02:28–1:02:32
Begleitung über Gewahrsein,
1:02:32–1:02:37
über die Begleitung dahin zu bringen, Entscheidungen zu fällen,
1:02:37–1:02:38
Verantwortung zu übernehmen.
1:02:41–1:02:44
Und jetzt habe ich vergessen, wie ich da hingekommen bin.
Florian Clauß
1:02:44–1:02:45
Im Menschenbild?
Micz Flor
1:02:45–1:02:49
Im Menschenbild, genau. Das heißt, die Gestelltherapie, die das verlangt,
1:02:49–1:02:53
ist vielleicht dann auch nicht nur, weil sie.
1:02:57–1:03:00
Sagen. Also es ist ja auch so, das wird nicht von der Kasse getragen. Das heißt,
1:03:00–1:03:03
dass Menschen, die setzen sich hier in die Zahlen jede Stunde selber,
1:03:03–1:03:08
die sind dadurch auch irgendwie in einer vielleicht kontrollierenden Rolle oder
1:03:08–1:03:12
gleichzeitig kaufen sich die Freiheit, eine bestimmte Form der Behandlung,
1:03:12–1:03:15
in der sie auch mitgestalten können, zu durchgehen.
1:03:16–1:03:20
Das heißt, die sind sowieso schon Menschen, die vielleicht auch mehr von dieser
1:03:20–1:03:24
Verantwortung ausüben, die sich das irgendwie auch mal leisten können.
1:03:25–1:03:29
Und da passt dann vielleicht dieses gestalterapeutische Menschenbild auch ganz gut.
1:03:31–1:03:35
Wären vielleicht andere Störungen, die ein Menschenbild, ich bin jetzt mal ganz
1:03:35–1:03:41
extrem, ein, keine Mensch, jemand hat eine akute Psychose und irgendein Psychiater
1:03:41–1:03:44
sagt, dann nehmen wir mal diese Tablette. Das ist dann ein sehr biochemisches Menschenbild.
1:03:45–1:03:51
Das ist halt die, die Chemie an den Synapsen korrigiert wird,
1:03:51–1:03:54
um diese Person überhaupt erst mal wieder in eine Position zu bringen,
1:03:54–1:03:59
wo die die Welt zulassen kann und sich nicht die ganze Zeit überfordert fühlt von der Welt.
1:04:01–1:04:04
Das ist dann ein anderes Menschenbild, was du mitbringst. Und ich würde nicht
1:04:04–1:04:08
Framework sagen, sondern ein Menschenbild, was dann in gewisser Weise auch wie ein Kompass ist.
1:04:09–1:04:12
Der Kompass gibt ja auch eine große Trennung auch in den Richtlinienverfahren
1:04:12–1:04:15
zwischen Erwachsenen und Kinder- und Jugendpsychotherapie,
1:04:15–1:04:21
weil das eben auch vielleicht unterschiedliche sind,
1:04:21–1:04:24
mit denen man den Menschen begegnet, während man bei Erwachsenen vielleicht
1:04:24–1:04:29
oft zurückgeht in eine Familie, in der Dinge analysiert, thematisiert,
1:04:29–1:04:31
gedeutet, konfrontiert werden.
1:04:33–1:04:36
Was man in der Gestalt-Therapie im Hier und Jetzt machen würde,
1:04:36–1:04:39
weil sich das vielleicht doch auch in der Beziehung, in der Gruppe oder in der
1:04:39–1:04:43
Einzelwohnung wiederherstellt, ist es bei der Kinder- und Jugendpsychotherapie
1:04:43–1:04:44
oft der Fall, dass es halt ...
1:04:45–1:04:50
Da ist das Kind eben mittendrin in solchen Prozessen. Und das muss nicht nachträglich
1:04:50–1:04:55
irgendwie noch mal durchgearbeitet werden. Das heißt, du bringst dann ...
1:04:56–1:05:00
Du könntest das Framework nennen, aber du bringst vielleicht auch so ein Menschenbild mit.
1:05:00–1:05:04
Vielleicht eins, was sehr intrapsychisch denkt, das ist alles nur in dieser
1:05:04–1:05:05
Person, wir fixen das, das ist sehr symptombezogen.
1:05:06–1:05:12
Oder es ist eher, wow, jetzt gucken wir uns die Vögel an hier im Zoo.
Florian Clauß
1:05:13–1:05:16
Der ist aber nicht so attraktiv, hier guckt keiner rein.
Micz Flor
1:05:18–1:05:22
Auf jeden Fall ist das die erste Frage.
1:05:22–1:05:26
Und die zweite Frage, die sich dahinter anschließt, ist halt,
1:05:26–1:05:32
sind diese unterschiedlichen Frameworks wirklich so stark voneinander getrennt.
1:05:32–1:05:36
So würde ich vielleicht dann auch nochmal anders herankommen,
1:05:36–1:05:42
weil es auch in empirischen oder in Evidenzforschung für Psychotherapie so ist,
1:05:42–1:05:46
dass man merkt bei Herr Volker Czuschka,
1:05:46–1:05:50
kann ich auch verlinken, der hat eine Studie gemacht, eine lange Studie in der Schweiz,
1:05:50–1:05:57
wo wirklich von therapeutischen Gesprächen die einzelnen Sätze von objektiven
1:05:57–1:06:02
BegutachterInnen geratet wurden, welcher Schule die zugehören und so.
1:06:02–1:06:06
Also da wurde wirklich Satz für Satz geguckt, was passiert denn in dieser Behandlung
1:06:06–1:06:08
und da wurde dann einfach gemerkt,
1:06:08–1:06:15
dass egal wie die TherapeutInnen ausgebildet sind, es ist immer ein Mix,
1:06:15–1:06:17
es ist nie eine klare Trennung.
1:06:19–1:06:20
Und da ist es so, dass...
1:06:24–1:06:27
Historisch auf dem medizinischen Denken mit Evidenzforschung festgelegt wurde,
1:06:27–1:06:30
welche Verfahren werden von der Kasse gezahlt und welche nicht.
1:06:30–1:06:34
Und da sind es inzwischen halt vier. Systemische kamen noch dazu,
1:06:34–1:06:38
aber traditionell war es die analytische Psychotherapie, die tiefenpsychologisch
1:06:38–1:06:43
fundierte Psychotherapie, die Verhaltenstherapie und seit neuestem eben auch die systemische.
1:06:44–1:06:51
Und die ganzen humanistischen Verfahren, Da gibt es inzwischen auch wieder ein
1:06:51–1:06:53
Bestreben, wie bei der systemischen, die hat es ja auch geschafft,
1:06:53–1:06:58
da reinzukommen, zu beweisen, dass sie im medizinischen Denken evident sind.
1:06:58–1:07:04
Aber die Gestalttherapie, die über Paul Goodman auch so Wurzeln in den Anarchismus
1:07:04–1:07:07
hinein hat, die will das auch nicht unbedingt.
1:07:08–1:07:11
Es gibt auch eine Supervisorin von mir,
1:07:11–1:07:15
Katharina Stahlmann, die hat auch einen Artikel geschrieben über Gestalltherapie
1:07:15–1:07:22
und Anarchie und die Abrechnung über gesetzliche Krankenversicherung,
1:07:22–1:07:28
wo es wirklich historisch auch eine riesen Diskussion war wohl in der Gestalltherapie,
1:07:28–1:07:33
möchte man wirklich auch Teil davon werden von dieser bezahlten Armee von PsychotherapeutInnen
1:07:33–1:07:36
oder ist das dem Menschenbild,
1:07:36–1:07:41
mit dem man in die Behandlung geht, so komplementär entgegengerichtet,
1:07:41–1:07:44
dass man eben keine manualisierte Richtlinientherapie machen möchte,
1:07:44–1:07:49
sondern die heißen auch nicht PatientInnen, die heißen KlientInnen,
1:07:49–1:07:54
die entscheiden selber, die bringen das Geld mit, die zahlen das sofort.
1:07:54–1:07:55
Das ist alles quasi im Hier und Jetzt.
Florian Clauß
1:07:55–1:07:55
Ja.
1:07:58–1:08:03
Und ja, wo man noch so ein gewisser, wieder dem System, wo man sich da noch
1:08:03–1:08:08
nicht so in diesem freieren Ansatz, Das kann ich mir vorstellen.
Micz Flor
1:08:15–1:08:19
Jetzt bin ich so ein bisschen total zerfasert. Müssen wir das irgendwie alles
1:08:19–1:08:24
noch gut zusammenrollen wieder und eine Schleife drum machen?
Florian Clauß
1:08:24–1:08:27
Oder ist da auch eigentlich ein guter Punkt? Ja, so eine Sushi-Rolle.
Micz Flor
1:08:30–1:08:34
Von dem, was du gerade gesagt hast mit dem Framework, ist dann eine Sache noch
1:08:34–1:08:38
wichtig, wenn ich so ein Menschenbild habe Wozu bräuchte es das überhaupt?
1:08:38–1:08:46
Da kann ich nicht einfach so lange Zeit wahnsinnig irgendwelche religiösen Menschen,
1:08:46–1:08:50
Schamanen, die das irgendwie so gemacht haben, da auch irgendwas gebracht. Was ist jetzt anders?
1:08:51–1:08:54
Was macht so ein Menschenbild? Und die Frage würde ich halt beantworten,
1:08:54–1:08:57
dass natürlich sich aus diesem Menschenbild dann auch ableiten lässt,
1:08:57–1:09:02
wie man in dieser Beziehung anwesend ist oder vielleicht sogar interveniert
1:09:02–1:09:04
oder die Aufmerksamkeit hinlenkt.
1:09:06–1:09:07
Und das ist dann der...
1:09:12–1:09:17
Der wissenschaftliche Moment, der forschende Moment, der dann zum Beispiel sagt,
1:09:17–1:09:23
wenn es so ist, das Gewahrsein, das ist ein ganz wichtiger Begriff in der Gestalttherapie,
1:09:23–1:09:27
oder Awareness im Englischen, hieß manchmal auch Achtsamkeit,
1:09:27–1:09:34
aber Gewahrsein heißt sozusagen ein bewusstes Handeln, sich gewahr zu sein,
1:09:34–1:09:37
was man gerade macht, sich diesen Kontakt abbrichen, gewahr zu sein.
1:09:37–1:09:38
Ja, das ist ja wirklich so.
1:09:38–1:09:43
Jedes Mal, wenn mir beim Wandern die Füße wehtun, höre ich meinen Papa sagen, reiß dich zusammen.
1:09:44–1:09:48
Das sind diese Momente, wo auf einmal in vollem Gewahrsein bestimmte Dinge durchlaufen
1:09:48–1:09:52
werden. Wenn in der Gestalttherapie dann in der Methodik da sein kann,
1:09:52–1:09:56
okay, Gewahrsein ist so wichtig, jetzt machen wir das mal ganz langsam.
1:09:57–1:10:02
Sie wollen aus der, das ist jetzt eine hypothetische Situation,
1:10:02–1:10:05
Sie wollen einfach gehen. Sie sind total sauer auf mich, Sie wollen jetzt gehen.
1:10:06–1:10:10
Das dürfen Sie auch. Tun Sie mir den Gefallen, machen Sie es ganz langsam.
1:10:11–1:10:14
Und auf dem Weg zur Tür kommentieren Sie, was Sie gerade erleben.
1:10:15–1:10:20
Das wäre dann so eine Intervention, die sich an diesem Menschenbild vielleicht orientiert.
1:10:21–1:10:25
Und was könnte dann passieren? Die Person steht auf, ganz langsam,
1:10:25–1:10:28
und vielleicht sagt sie dann so was wie, oh, ich fühle mich total erleichtert.
1:10:29–1:10:35
Oder sagt dann, mir wird gerade alles total peinlich. Oder was Körperliches,
1:10:35–1:10:36
mir wird ganz schwindelig.
1:10:37–1:10:41
Oder ich merke, wie ich ganz rote Backen kriege. Das sind alles Dinge,
1:10:41–1:10:44
die passieren können und die dann erlauben, in dieser Verlangsamung,
1:10:44–1:10:49
in dem Gewahrsein, was Neues darin zu sehen, das neu bearbeiten zu können.
1:10:49–1:10:55
Das wird das auslösen. Und eine Sache ist dann auch, es gibt ein Buch von Paul
1:10:55–1:10:56
Goodman, einer der AutorInnen.
1:10:59–1:11:04
Gestaltesten aufwürfen der Gestalttherapie, der sagt, Natur heilt,
1:11:04–1:11:08
oder in der Gestalttherapie auch zu sagen, einfach Gewahrsein halt.
1:11:08–1:11:14
Ein weiterer Begriff neben Gestalttherapie und Existenzialtherapie war auch
1:11:14–1:11:17
Konzentrationstherapie mit Blick auf dieses Gewahrsein.
1:11:17–1:11:22
Wenn man in vollem Gewahrsein Dinge tut, dann bringt man sich automatisch in
1:11:22–1:11:26
eine Position, die auch modellieren zu können, verändern zu können,
1:11:26–1:11:31
damit spielen zu können, vielleicht die entwaffnen zu können oder sie beleben zu können dadurch.
Florian Clauß
1:11:31–1:11:36
Das ist ein bisschen wie Meditation dann wieder, wenn man das in so einem spirituellen Apparat sieht.
Micz Flor
1:11:36–1:11:41
Ja, mit dem Unterschied, dass die Meditation, wobei es vielleicht gar keinen
1:11:41–1:11:44
so großen Unterschied gibt. Also in dieser Gestaltwahrnehmung ist natürlich
1:11:44–1:11:46
alles Illusion, wie ich am Anfang gesagt habe.
1:11:47–1:11:51
Und wenn alles Illusion ist, dann kannst du natürlich,
1:11:51–1:11:56
wenn du advanced unterwegs bist, auch intrapsychisch über Meditation,
1:11:56–1:12:01
über innere Abbilder und Illusionen bestimmte Dinge verändern,
1:12:01–1:12:05
während andere vielleicht die Notwendigkeit haben, begleitet zu werden oder
1:12:05–1:12:10
in der Gruppe zu arbeiten, um bestimmte Dinge verändern zu können in vollem Gewahrsein.
Florian Clauß
1:12:10–1:12:15
Naja, das ist ja auch im Buddhismus, wird ja auch gesagt, dass alles Illusion ist, alles ein Traum.
Micz Flor
1:12:16–1:12:22
Ja, das ist, also wie gesagt, die Gestalttherapie würde das so Nicht vor alles stellen,
1:12:22–1:12:29
aber in der Begleitung ist das natürlich Thema, weil wenn ich die Dinge verlangsamen
1:12:29–1:12:33
oder auf Stühle stelle oder so, dann nehme ich mir auch raus zu sagen,
1:12:33–1:12:35
es ist eh eine Illusion. Da kann man sich auch ein bisschen dran rumbiegen.
1:12:36–1:12:40
Wenn ich rein symptomorientiert bin, sage ich, okay, das verstehe ich jetzt
1:12:40–1:12:43
nicht. Gestern noch hatten sie Hyperventilation, heute nicht.
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Gestern war es nur ein Symptom, heute nicht.
1:12:48–1:12:51
Da müssen wir schon jetzt klar sein, haben sie es oder haben sie es nicht.
1:12:51–1:12:54
Also da wird gar nicht so groß geguckt, ob sich da was verändert oder man will
1:12:54–1:12:58
ja auch Veränderungen. Das ist ja der ganze Job und wenn sich dann aber was
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verändert, dann ist man ein bisschen gefrustet, weil die Diagnose nicht mehr stimmt.
1:13:05–1:13:08
Ja, jetzt ist es eher so, dass ich das Gefühl habe, dass ich so die Krümelchen
1:13:08–1:13:11
auf den letzten Schritten zusammensuche von Sachen, die ich...
Florian Clauß
1:13:12–1:13:15
Du brauchst dich jetzt nicht da irgendwie auf perfekte Vollständigkeit...
1:13:19–1:13:24
Ich glaube, das, was ich jetzt von dir erzählt bekommen habe,
1:13:24–1:13:31
finde ich, ich habe ein klareres Bild.
1:13:32–1:13:37
Und ich glaube auch, das, was ich dann so ein bisschen mit Framework und Methode
1:13:37–1:13:41
und so weiter, was ich da so ein bisschen rausführen wollte,
1:13:41–1:13:45
ist vielleicht gar nicht so der Ansatz, der da mit in der Gestalttherapie drin ist.
1:13:45–1:13:51
Das ist eher so auf so einem Kompass, auf einem Menschenbild und das dann in
1:13:51–1:13:58
der Zusammenarbeit mit dem Patienten, Patientin, das ist dann so der Wegweiser,
1:13:58–1:14:00
wie das dann laufen kann.
1:14:01–1:14:06
Insofern, ich dachte ja, okay, weißt du, so von meinem ganzen Medienbereich,
1:14:06–1:14:09
dann gibt's halt die und die Methodik, um das und das rauszuarbeiten,
1:14:09–1:14:11
dann gibt's dann, aber das geht es gar nicht.
1:14:11–1:14:14
Ich glaube, dann ist es eher so mein Ding, weil ich dann halt irgendwie mit
1:14:14–1:14:17
einem agilen Framework und einer Gestalt-Therapie und...
Micz Flor
1:14:17–1:14:20
Ja, aber es ist ja auch da interessant, dieses Bild, die Gestalt,
1:14:20–1:14:23
wenn man jetzt diese alten, die frühen Tage von Search Engine Optimization,
1:14:23–1:14:27
wo es den Google-Dance gab, wo Google seinen Algorithmus geändert hat und alle
1:14:27–1:14:29
geguckt haben, wie dann die Inselseiten irgendwie darauf anspringen.
1:14:30–1:14:35
Das war ja so ein fast schon okkulter Raum, da hat man irgendwie diesem Google
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Objekt oder Konstrukt hat man ja quasi schon so gottgleiche Sachen.
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Das wird jetzt so viel entschieden über unsere Sales, über unsere...
1:14:43–1:14:45
Das war ja auch eine große Herausforderung.
1:14:46–1:14:49
Und man versucht es zu beschreiben.
1:14:49–1:14:53
Und das ist, glaube ich, nur natürlich. Und ich glaube auch in der Ausbildung
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zur Therapeutin ist es oft so die Frage, aber wenn die Person jetzt das und
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das sagt, was muss ich denn dann sagen?
1:15:00–1:15:03
Und in der Programmiersprache gibt es aber dann immer diese witzigen Sachen,
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die dann sagen, ja, okay, bist du jetzt jemand, der Tabs oder Whitespaces hat für Indentation?
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Und das sind so Religionen innerhalb von einer in sich geschlossenen Programmiersprache,
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wo vielleicht die Codes gar nicht so anders aussehen, aber dann in Wahrheit
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wirklich völlig anders aufgebaut sind, weil die anders reagieren,
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wenn man White Space reinmacht.
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Und das, finde ich, ist dann vielleicht ein anschauliches Bild für die Form der Psychotherapie.
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Du hast dich auf eine Programmiersprache dann eingelassen und dahinter steht
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ein Gefühl, wie dieser Algorithmenraum zu gestalten ist.
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Aber innerhalb dessen gibt es unglaublich viele Freiheiten, wie man damit umgeht.
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Und trotzdem, und das ist dann das, was ich vorhin meinte mit dem Intervention
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und diesem empirischen, ja, also ich versuche was und gucke, was passiert.
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Und das kann ja dann dazu führen, dass ich sage, naja, okay,
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mein Menschenbild, wie das hier alles tickt, das bekommt, ich komme nie,
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also ich komme nie sinnvoll auf ein Ergebnis, was sich aufgrund meiner Theorie hervorsagen ließe.
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Ein interessantes Beispiel dafür, was viele kennen, ist diese frühe Forschung von ADHS.
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Da gab es zwei unterschiedliche Modelle, das habe ich vielleicht sogar schon
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mal gesagt, weil ich es so anschaulich finde.
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Die einen sagten, es gibt in bestimmten Bereichen im Gehirn scheinbar zu viele
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Interneuronen, die hemmend wirken.
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Deshalb ist das Gehirn die ganze Zeit dabei, Aktivität herzustellen,
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durch Hyperaktivität sich die ganze Zeit gegen diese Dämpfung zu stemmen und aktiv zu bleiben.
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Woanders sagt das, da ist ja Quatsch, es gibt einfach viel zu wenig hemmende
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Interneuronen, deshalb ist das Gehirn die ganze Zeit überladen,
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ist die ganze Zeit am Fummeln.
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Und man hat dann herausgefunden, später durch eben Intervention,
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dass auf einer Verhaltensebene Amphetamine gut gegen ADHS sind.
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Das heißt, die erste Hypothese war die richtige. Es wurde zu viel gedämpft.
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Wenn ich Amphetamine hinzufüge, dann muss das Gehirn selber weniger leisten,
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um in ein aktiveres Niveau zu kommen.
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Und voilà, die Person wird paradoxerweise ruhiger, obwohl sie Anführertermine genommen hat.
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Und das sind so Sachen, wo ich denke, wo dann die Psychotherapie-Forschung eben
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über Empirie und Beobachtung sich dann justieren kann.
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Aber zentral finde ich trotzdem immer dieses Menschenbild, was selbst wieder
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ein Hintergrund vor dem man solche Ansätze überhaupt erst mal formulieren kann.
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Und es ist ja auch eine humanistische Arbeit.
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Ja, wir denken ja vom Menschen her.
Florian Clauß
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PsychotherapeutInnen meistens. Sollte sein. Spannend. Also ich kann mir vorstellen,
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dass das auch eine Reihe werden könnte.
Micz Flor
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Ja, aber ich kenne mich mit vielen Sachen nicht gut genug aus,
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das ist nicht so einfach.
Florian Clauß
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Vielleicht jetzt auch theoretisch wie auch praktisch. Also was gibt es denn
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da für Möglichkeiten in der Arbeit mit PatientInnen?
Micz Flor
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Komm, wir gehen auch zusammen bis zur S-Bahn, dann sind wir eine Runde gelaufen. müssen wir hier rein?
Florian Clauß
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Wir können sowohl als auch, obwohl hier geht es zu den Bahngleisen,
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da vorne geht es zur S-Bahn.
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Bevor ich jetzt das Outro mache, möchte ich dich noch mal fragen,
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war das jetzt für dich erstmal so ein runder Abschluss?
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Du wolltest so schön die Perlenkette und dann die Figuren hintereinander stecken
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und am Ende waren es nur noch Krüme.
Micz Flor
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Das war Interessant, dass du das sagst, weil in dem Moment, wo ich das Wort
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Krümel gesagt habe, habe ich mich dann eigentlich an das gedacht,
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was davor war und dachte, ja, es stimmt, ich bin jetzt schon mit der Abreise
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beschäftigt und ich bin schon im anderen Kontaktprozess.
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Also Teile von mir haben schon andere Bedürfnisse, wollen wissen,
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wo ist die S-Bahn und so weiter. Und deshalb kann ich jetzt nicht einfach so
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selbst verloren, zeitverloren, hingebungsvoll im Thema drin sein und dann nehme ich das als Krümel wahr.
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Also da ist es eher wieder so, wenn ich in vollem Gewahrsein noch mal drauf
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schaue, dann kann ich das auch liebevoll wieder annehmen, was ich da gedacht
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habe, was aber auf den ersten Blick so ein bisschen frustriert, destruktiv war.
Florian Clauß
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Ja, okay.
Micz Flor
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Und jetzt ist es auch so, der Blick geht hoch. Stadtrundfahrt, Sightseeing, Bier.
Florian Clauß
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Hier riecht es nach Bier, genau. Hier laufen viele Menschen in schwarz und weiß rum.
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Ich weiß nicht, verfolgst du das Spiel dann heute? Wahrscheinlich nur so.
Micz Flor
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Ich hab noch gar nicht drüber nachgedacht. Das wäre dann auch der Blick nach
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oben, was ist das Nächste.
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Ich habe die ganze Zeit nur an dich gedacht im Zug.
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Dass wir das hier alles gut hinkriegen.
Florian Clauß
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Ach so.
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Also das war jetzt eigentlich Folge 27.
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Heute mit Gestalttherapie und ich glaube...
Micz Flor
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Weißt du was? Ich habe eine Idee. Wir gehen jetzt hoch und wir lassen es noch
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mal ein bisschen laufen und vielleicht fällt dir noch irgendwas ein und mir
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noch irgendwas ein und dann schickst du mir das später.
Florian Clauß
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Du bist heute auch beim Laufen lachen.
Micz Flor
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Wir lassen es nicht offen, es ist immer, es passiert, es hört nie auf, es geht immer weiter.


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