"Ein Ersatz für die Hypnose ist bisher nicht gefunden worden" -- Sigmund Freud, Die endliche und die unendliche Analyse, in: Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse, Band 23 (1937), Heft 2, Seite 221.

Wir sprechen über Sigmund Freud und den Film „Outsider. Freud“ direkt, nachdem wir das dokumentarische Filmessay im Moviemento gesehen haben. Der Film interessiert sich weniger für die bekannten Theorien und Meinungen rund um Psychoanalyse, sondern für die inneren Widersprüche, das biografische Einbetten und die visuelle Übersetzbarkeit der Theorien. Mit Briefauszügen, Interviews und historischem Material sowie mit einer traumartigen Bildsprache nähert sich der Film dem Menschen Freud. Als ungeplante dritte Folge zu den Eigentlich-Podcast Episoden 78 und 80, stellen wir gegen Ende Jungs "Das Rote Buch" und Freuds "Die Traumdeutung" nebeneinander. Regisseur Yair Qedar hat in Animationen ungedeutete Träume Freuds vorgestellt. Archivaufnahmen stellen Bezüge zwischen Innenwelt und Zeitgeschichte her. Ganz besonders ist die Rekonstruktion von Freuds Behandlungsraum in Wien anhand von über hundert Detailfotos.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Micz Flor
avatar
Florian Clauß

Transcript

0:00:00–0:00:05
Ich gucke, ich müsste schon am Rekottern sein.
0:00:09–0:00:11
Sag ein Wort.
0:00:11–0:00:12
Ein Wort.
0:00:12–0:00:14
Ein Wort, ein Ausschlag.
0:00:15–0:00:19
Ein Ausschlag. Ein Mann, ein Wort, ein Ausschlag.
0:00:22–0:00:27
Hallo und herzlich willkommen bei Eigentlich Podcast. Und wir kommen gerade
0:00:27–0:00:33
aus dem Kino, aus dem Movimento und sind hier am Cottbusser Damm und laufen
0:00:33–0:00:36
jetzt Richtung Westen, hast du dir gewünscht.
0:00:37–0:00:41
Einfach mal quer Richtung Westen. Wir kreuzen einige von unseren Touren.
0:00:41–0:00:46
Wir sind der Podcast, bei dem wir im Laufen reden und laufend reden.
0:00:47–0:00:51
Und wir haben uns gerade einen Film angeguckt und über den wollen wir jetzt reden.
0:00:51–0:00:55
Ja, einen kurzen Film, 66 Minuten im Movimento.
0:00:57–0:01:04
Outsiders, also wie wir gelernt haben, der Regisseur war anwesend. Eine Serie von Filmen.
0:01:07–0:01:09
Und dieser war überfreut.
0:01:09–0:01:16
Über Freud genau, er selber ist Israeli und hat in der Serie sein 19.
0:01:16–0:01:26
Biopic und er macht dann über jüdische Figuren in der Geschichte,
0:01:26–0:01:31
macht er dann seine Dokumentarfilme und hat auch schon einen über Karl Marx
0:01:31–0:01:34
gemacht und jetzt eben über Freud, Outsider.
0:01:34–0:01:40
Ja, und der Film war in vier Kapitel aufgeteilt.
0:01:41–0:01:44
Ich überlege, ob ich die jetzt aus dem Kopf zusammenbekomme.
0:01:44–0:01:47
Das erste Kapitel, Being Jewel, war das, ne?
0:01:47–0:01:51
Ja, Being Jewish oder, wie er später gesagt hat, Outliving Jewishness und der
0:01:51–0:01:53
Art, also dass er sich davon befreit hat.
0:01:55–0:02:00
Aber auch vor dem Hintergrund meinte er, das hat er zum Schluss nochmal gesagt,
0:02:00–0:02:06
das freut ja in dem antisemitischen teil europas in der antisemitischen zeit
0:02:06–0:02:11
europas gelebt hat in wien das sind nicht meine worte das waren die worte des
0:02:11–0:02:18
filmemachers und das war das erste kapitel und das geht quasi dann bis,
0:02:20–0:02:23
Zum Tod des Vaters, das ist quasi das zweite Kapitel, der Tod des Vaters.
0:02:24–0:02:26
Ja, Becoming Freud hieß das, glaube ich.
0:02:26–0:02:26
Ja.
0:02:26–0:02:28
Oder Freud ist Becoming Freud.
0:02:28–0:02:30
Da habe ich den Titel gar nicht gesehen, ich habe den ersten Drittel.
0:02:30–0:02:33
Nein, das kam irgendwann zwischendrin eingeblendet.
0:02:33–0:02:33
Ah, okay.
0:02:33–0:02:36
Und das dritte Kapitel war?
0:02:36–0:02:43
Love and Death, also der Tod seiner Tochter und seines Enkelkindes.
0:02:43–0:02:49
Und auch die Krebsdiagnose von ihm 1923, wo er seinen eigenen Tod quasi schon
0:02:49–0:02:56
so testamentarisch dann festgeschrieben oder mit seinem Hausarzt besprochen hat.
0:02:56–0:03:03
Und das vierte Kapitel war dann Exel, ging quasi 1938, als er dann...
0:03:03–0:03:06
Exel, ja. Und sein eigener Tod dann.
0:03:06–0:03:10
Also das war, glaube ich, das war, so hat er es dann zumindest nochmal paraphrasiert,
0:03:10–0:03:20
aber das war das Exil und dann eben 1939 auch der Wunsch, diese Sterbehilfe zu bekommen.
0:03:20–0:03:24
Also der Arzt hat dann wohl eben zuerst was gegen den Schmerzen gegeben und
0:03:24–0:03:30
dann später nochmal eine Überdosis an Schmerz, Painkillers und nach drei Tagen
0:03:30–0:03:32
Koma ist Freude dann gestoppt.
0:03:33–0:03:38
War dir das, also anders, ich meine,
0:03:38–0:03:48
du hast dich aufgrund deiner Profession ja schon intensiv mit der Theorie von
0:03:48–0:03:50
Freud auseinandergesetzt.
0:03:51–0:03:52
Was war jetzt neu für dich?
0:03:54–0:04:00
Ja, ich hatte so ein bisschen gehofft und ich glaube, das klappt auch,
0:04:00–0:04:04
dass es so wie so ein dritter Teil wird zu diesen zwei Teilen,
0:04:04–0:04:07
die eigentlich eine Episode über C.G.
0:04:07–0:04:11
Jung werden sollten und dann kam aber dieser Split am höchsten Punkt unserer
0:04:11–0:04:16
Tour damals, wo ich dann gleich diesen zweiten Teil über die Chaos-Magie und
0:04:16–0:04:19
Magie in der Psychotherapie und so.
0:04:20–0:04:26
Und da ging es ja immer wieder auch eben über das Rote Buch und über Jungs Biografie
0:04:26–0:04:28
darin, so psychosennahe Zustände.
0:04:28–0:04:33
Und ich dachte, von den Erzählungen, die ich bekommen habe, und das fand ich
0:04:33–0:04:38
ganz interessant, dass der Film auch bei uns im Institut, also er hat den auch
0:04:38–0:04:40
bei uns im Institut gezeigt.
0:04:40–0:04:40
Ach ja, okay.
0:04:40–0:04:45
Wir waren am Mittwochabend auch ein Kinoabend bei uns in der Bibliothek,
0:04:45–0:04:47
wo Freud natürlich auch als Statue steht, sondern das Kleine.
0:04:48–0:04:52
Der gehört natürlich in jedes Psychodynamische Institut. Neben vielen anderen
0:04:52–0:04:54
Sachen, auch Vasen, Antik und so weiter steht der.
0:04:54–0:04:59
Er hat ja auch viele von diesen Figuren gesammelt, archäologischen Stücken.
0:05:00–0:05:05
Und ich fand das auch interessant, dass das wohl auch in seinem Therapiesprechzimmer so ausgestellt war.
0:05:05–0:05:11
Ja, und das ist bei uns im Institut auch so. Also da gibt es überall Artefakte oder Inspirationen.
0:05:12–0:05:18
Die Idee dahinter ist schon, dass natürlich das Unbewusste, das dort und damals,
0:05:19–0:05:24
aber auch im Hier und Jetzt, dass das eben auch irgendwie erreicht oder animiert werden kann durch...
0:05:28–0:05:32
Wie die Research, jetzt bin ich halb in diesem Englisch drin,
0:05:33–0:05:40
aber die Forscherin aus dem Wiener Freud Museum, die meinte,
0:05:40–0:05:43
wenn Leute in diesen Raum gingen,
0:05:44–0:05:49
dann war das so eine Passage hinein in so einen Tunnel, also durch so einen
0:05:49–0:05:52
Tunnel irgendwie in so einen Raum, der dunkelrot war.
0:05:52–0:05:57
Und da sagte sie, von überall schauten die Leute an, also diese Gesichter.
0:05:58–0:06:04
Das fand ich auch bemerkenswert, darüber wollte ich auch mit dir reden,
0:06:04–0:06:07
also inwieweit quasi in dieser Theorie,
0:06:07–0:06:13
in dieser Psychotherapie, dann quasi der Initiationsraum, Sprechzimmer,
0:06:14–0:06:16
irgendwie was Okkultes bekommt.
0:06:16–0:06:23
Ja, du merkst schon, warum das so eine Andockung ist an quasi die letzten beiden, die ich hatte.
0:06:24–0:06:28
Und es genau darum geht. Also was sind eben auch magische Momente.
0:06:29–0:06:32
Aber was ich sagen wollte, warum ich denke, dass es ein gutes Match ist,
0:06:32–0:06:37
war von den Erzählungen, die ich darüber bekommen habe, dass es halt weniger versucht hat,
0:06:37–0:06:41
von innen heraus die Theorie zu erklären und historisch einzuhalten,
0:06:41–0:06:47
sondern eher so ein bisschen auf Abwägen Freud über eine Biografie oder als
0:06:47–0:06:48
Mensch irgendwie darstellt.
0:06:48–0:06:53
Und ich fand auch, dass das ganz gut gelungen ist. Wir haben nicht viel über
0:06:53–0:07:00
Freuds Theorieentwicklung, Theoriegebäude, Veränderung.
0:07:00–0:07:04
Zum Beispiel dieses Kapitel 3, Love and Death, also der Tod seiner Tochter,
0:07:04–0:07:07
wird oft biografisch damit assoziiert,
0:07:07–0:07:11
mit seinen Schriften über Jenseits des Lustprinzips, wo er zum ersten Mal auch
0:07:11–0:07:18
den Todestrieb benannt hat oder in sein Theoriegebäude mit eingebaut hat.
0:07:18–0:07:22
Ja dass es motiviert war eben auch von den von den erfahrungen die er selber
0:07:22–0:07:26
dann hatte nach dem tod seiner tochter solche sachen waren jetzt nicht nur im
0:07:26–0:07:30
film sondern es ging wirklich eher darum dass man irgendwie freut noch mal anders
0:07:30–0:07:34
erlebt und dann auch die uhr.
0:07:35–0:07:44
Groß nicht oder wie auch immer von der Part, die auch als Sponsorin von Freuds
0:07:44–0:07:48
Arbeit scheinbar, so wurde das jetzt zumindest nur gesagt, wenn ich später tätig war,
0:07:48–0:07:51
die eine sehr große Rolle gespielt hat, weil die irgendwie auch sich scheinbar
0:07:51–0:07:58
so ein bisschen mit ihrer Forschenart über Freuds Wünsche so entweggesetzt hat.
0:07:58–0:08:02
Dass er irgendwie, als sie dann aus Wien geflohen sind, dass er nichts mitnehmen
0:08:02–0:08:05
wollte und sie dann doch aber noch irgendwie aus dem Papier kommt und aus dem
0:08:05–0:08:06
Schubladenzeug mitgenommen hat.
0:08:06–0:08:12
Die war da irgendwie relativ dominant in dem Film und weniger eben außer zwei, drei Fotos.
0:08:12–0:08:16
Eins davon hat auch dieses große Schwarz-Weiß-Foto, hast du vielleicht gesehen,
0:08:16–0:08:24
war auch Freud sichtbar in der Mitte und drumherum. Direkt rechts neben ihm von uns gesehen war C.G.
0:08:24–0:08:33
Jung, der damals eben noch als Ziehsohn irgendwie das übernehmen sollte.
0:08:33–0:08:37
Und der aber halt gleichzeitig auch so ein Vaterthema hatte mit Freud,
0:08:37–0:08:43
den er als, also später dann hat er vom Thron gestoßen, auch in der Nazizeit,
0:08:43–0:08:46
dann über die jüdische Psychoanalyse geschrieben und so.
0:08:46–0:08:51
Aber vorher war er halt so in awe, würde man im Englischen sagen.
0:08:51–0:08:55
Aber er war halt größer als Freud. Und bei dem Foto sieht man das so schön,
0:08:55–0:08:59
wie er sich so klein gemacht hat. Man sieht richtig so, wie er in die Hocke
0:08:59–0:09:02
gegangen ist, damit er kleiner ist und es freut. Und er steht direkt neben ihm.
0:09:03–0:09:08
Ja, stimmt, das habe ich auch gelesen, dass Jung sich dann eben auch als der
0:09:08–0:09:18
90 Jahre jüngere Theoretiker sich dann auch immer klein gemacht hat und sich so...
0:09:18–0:09:19
Ja, wirklich körperlich klein gemacht hat.
0:09:19–0:09:23
Ja, und dann auch wirklich in die Knie, ja, ich glaube, Freud war so eins...
0:09:24–0:09:29
1,76 groß und jung war 1,88 damals sehr groß.
0:09:30–0:09:33
Du hast es wieder gut recherchiert, das ist super. Mit dir kann man über alles
0:09:33–0:09:35
reden, das habe ich schon gesagt. So müsste der Podcast heißen.
0:09:36–0:09:37
Das Lustige ist, dass halt...
0:09:37–0:09:41
Du sagst, mit mir kann man über alles reden. Mit mir?
0:09:41–0:09:45
Ja, aber das Lustige ist halt wirklich so, auch diese ganzen Facts am Anfang,
0:09:46–0:09:54
die kommen, wenn man sich damit so beschäftigt, kommen diese Informationen relativ schnell.
0:09:54–0:09:59
Also das, ich muss überlegen, was war denn diese, jetzt habe ich es natürlich
0:09:59–0:10:05
vergessen, aber es gab so wirklich Haken, Haken, ja, ja, genau das.
0:10:05–0:10:09
Ja, das war das, nämlich, dass er ein eigenes Zimmer hatte,
0:10:10–0:10:14
ja, dass er dann halt auch so in der jüdischen Kultur, also quasi eher als so
0:10:14–0:10:18
ein kleiner Patriarch dann halt auch behandelt wurde, dass er so ein Genius
0:10:18–0:10:22
war, dass er halt wirklich super viel gelesen hat,
0:10:22–0:10:26
auch als Kind dauert nur gelesen und das alles, was ihn dann irgendwie stören
0:10:26–0:10:28
könnte, wurde dann halt auch entfernt.
0:10:28–0:10:32
Also seine Schwester hat dann angefangen Klavier zu spielen und er hat sich
0:10:32–0:10:33
dann darüber beschwert.
0:10:33–0:10:37
Er hatte keine Lust, aber er konnte sich dann nicht mehr konzentrieren und daraufhin
0:10:37–0:10:38
verschwand das Klavier.
0:10:38–0:10:44
Also es war alles so wünscherfüllend, was er dann halt irgendwie auch gesagt hat und,
0:10:45–0:10:51
Das fand ich ja noch mal so ganz interessant. Aber da kommt man ziemlich schnell drauf.
0:10:53–0:10:57
Ja, und das waren ja dann Sachen, zumindest der Regisseur und Schreiber des
0:10:57–0:11:02
Films, der meinte, gerade diese frühkindlichen biografischen Daten kommen eigentlich
0:11:02–0:11:04
von Freud, also von Freud über Freud.
0:11:06–0:11:10
Ich wollte noch einen Punkt einhaken, weil es auch gerade gepasst hat.
0:11:10–0:11:14
Marie Bonaparte, die du auch eben schon vorgestellt hast. Und das fand ich total
0:11:14–0:11:20
spannend. Nämlich, dass dieses ganz persönliche, intime Filmmaterial von Freud
0:11:20–0:11:23
ist dann von Marie Bonaparte aufgenommen worden.
0:11:23–0:11:27
Und diese Archive, das war das Making-of, was der Regisseur jetzt auch im Anschluss
0:11:27–0:11:31
mal so erzählt hat, die Archive haben sich erst vor zwei oder drei Jahren geöffnet
0:11:31–0:11:34
und die haben das dann digitalisiert.
0:11:34–0:11:37
Und das heißt, er konnte das in seinem Film dann auch mit einbauen und damit
0:11:37–0:11:40
auch eine Geschichte erzählen, die vorher so noch nicht erzählt wurde.
0:11:40–0:11:46
Ja, und das andere war dann dieses andere Filmarchiv, was er dann halt auch
0:11:46–0:11:51
teilweise, wo er Ausschnitte gezeigt hat, die so schon sehr surreal waren teilweise.
0:11:51–0:11:56
Die waren ganz toll. Also wie dann ein Hund zum Beispiel seine eigene Pfote im Maul hält.
0:11:56–0:11:59
Das waren so ein bisschen eben diese frühen, was man jetzt schon langsam vermisst,
0:11:59–0:12:04
diese frühen KI-Videos, wo der Hund über die Straße läuft, super fotorealistisch,
0:12:04–0:12:06
aber auf einmal die Beine irgendwie abhauen.
0:12:07–0:12:10
Ich habe das neulich gedacht, nachdem es diese neue KI-Welle durchkommt,
0:12:10–0:12:11
wo alles auf einmal funktioniert.
0:12:12–0:12:16
Und das ist auch erstaunlich, aber mir fehlt es schon, diese ganzen Räder.
0:12:16–0:12:22
Das Artefakt ist so ein bisschen wie bei Real Media damals, bei der schlechten
0:12:22–0:12:24
Streaming-Qualität, dass man immer dieses Rauschen gehört hat.
0:12:25–0:12:27
Ja, wir haben uns ja auch ewig viele Sachen hin und her geschickt.
0:12:27–0:12:30
Ja, genau, wir haben es ja immer wirklich so ausgestellt.
0:12:30–0:12:31
Dieses Unheimliche da drin.
0:12:31–0:12:35
Oder die JPEG-Kompression, die dann so größer verpixelt war.
0:12:36–0:12:41
Zum zweiten Jahrestag von unserem Podcast,
0:12:41–0:12:48
als wir die Folge aufgenommen haben über Stanislav Lem Solaris,
0:12:48–0:12:51
wie beschrieben wird, wie dieses Riesenbaby da so komisch rauskommt.
0:12:53–0:12:57
So als ob es experimentiert, was man mit so einer Form machen könnte.
0:12:57–0:12:59
Da hatten wir auch über diese KI, das war genau mitten in der Zeit,
0:13:00–0:13:05
wo KI einfach spannend war vor dem Hintergrund, dass man dauernd erschreckt
0:13:05–0:13:07
war für etwas, was einem so vertraut ist, aber gleichzeitig so,
0:13:08–0:13:10
es war immer Horror drin.
0:13:10–0:13:14
Es ist ja auch tatsächlich so ein Referenzmem, was du auch öfters erwähnt hast.
0:13:15–0:13:19
Will Smith is eating spaghetti. Das wird ja jetzt auch immer so als Test für
0:13:19–0:13:23
eine neue Videoengine. dann wird dann halt immer, wie sieht das aus,
0:13:23–0:13:25
wenn Will Smith Spaghetti isst.
0:13:26–0:13:29
Und das ist natürlich sehr schwierig darzustellen, weil natürlich Spaghetti,
0:13:30–0:13:33
das Essen, der Mund, die ganzen Fasern, die Oberfläche und so weiter.
0:13:34–0:13:37
Und das war ja so, dass der Kiefer dann halt von Will Smith dann in den ersten,
0:13:37–0:13:42
war dann unkenntlich und es hat sich dann mit den Spaghetti zusammen verschmolzen.
0:13:42–0:13:45
Und jetzt wird es halt immer klarer, immer definierter.
0:13:46–0:13:47
Und ja, das war als Aufgabe dafür.
0:13:47–0:13:51
In der Autoindustrie gab es immer diesen Elch-Test aus Skandinavien.
0:13:52–0:13:55
Wenn ein Elch direkt auf die Straße läuft aus dem Wald und du musst halt das
0:13:55–0:14:00
Lenkrad rumreißen, fällt dann das Auto auf die Seite. Das war wirklich so ein Autotest.
0:14:01–0:14:07
Die A-Klasse von Mercedes hat das ja nicht bestanden. Das traditionelle Elch.
0:14:07–0:14:10
Und jetzt ist der Evo Smith-Eating-Spaghetti-Test.
0:14:11–0:14:13
Ja, da gibt es einige Tests, da gibt es einige.
0:14:14–0:14:15
Wir kommen jetzt zurück mal zu dem Film.
0:14:15–0:14:20
Genau, diese Fragmente, wir waren ja gerade bei diesem Filmarchiv,
0:14:20–0:14:23
diese Fragmente, da gab es auch nochmal das andere, wo das,
0:14:24–0:14:29
du siehst einen Radfahrer, wie er ein großes Rad auf den Rücken geschnallt hat,
0:14:29–0:14:34
in dem auch nochmal ein Rad quasi fährt, ein Rad in Rad. Also es waren echt tolle, tolle Sachen.
0:14:34–0:14:38
Oder zwei so nackte Squaw-Spieler, halbnackte Squaw-Spieler.
0:14:38–0:14:42
Alle so in den frühen Stumpfilenzeiten, würde ich jetzt mal so datieren.
0:14:43–0:14:45
Ja, also es war auch irgendwie zeitlos.
0:14:45–0:14:51
Weil man hat eben diese Folie von diesen KI-generierten Filmen und dann kann es auch jetzt sein.
0:14:52–0:14:55
Genau, das ist halt das Verrückte daran. Also als er den Film gemacht hat,
0:14:55–0:14:57
waren das halt noch so Funde und jetzt hätte man die...
0:14:58–0:15:01
Können und könnte es nicht mehr auseinander halten. Aber es waren auf alle Fälle
0:15:01–0:15:04
alles schon Dokumente, die wussten, wie Film funktioniert.
0:15:04–0:15:08
Also du hast gemerkt, die Badminton-Spieler, die haben in die Kamera geguckt,
0:15:08–0:15:10
die haben irgendwie gewusst, jetzt geht's los, die haben gewartet,
0:15:10–0:15:13
dass jemand was sagt, aber auch die Radfahrer fahren halt vor der Kamera.
0:15:13–0:15:16
Also diese, es gab schon so ein Gewahrsein um die Kameras, weil es nicht so,
0:15:17–0:15:20
als ob jemand irgendwo dieses komische Ding in der Straße hinhält und keiner
0:15:20–0:15:26
reagiert auf das Objekt, sondern dieses gefilmt werden war schon in der Welt.
0:15:27–0:15:31
Ja, das ist wahrscheinlich so wie bei Civil War dann auch diese Brownie besprochen
0:15:31–0:15:34
hat, wo das diese Kamera, die sich jeder leisten konnte,
0:15:34–0:15:39
also keine Filmkamera, sondern eine Snapshot-Kamera und es so präsent war,
0:15:39–0:15:44
dass du zum ersten Mal auch so private Aufnahmen dann in Masse hast, ja.
0:15:45–0:15:49
Aber das private Aufnahmen können die Brücke zu Marie Bonaparte.
0:15:49–0:15:53
Das war jetzt die CG-Sache. Ich würde nochmal ganz kurz in den Raum gehen,
0:15:53–0:15:56
Behandlungsraum, den wir ganz am Anfang schon besprochen haben,
0:15:56–0:16:04
wo der Filmemacher auch erzählt hat, dass sie ein Archiv hatten von 180 Fotos,
0:16:04–0:16:09
die jemand gemacht hat, bevor die Nazis alles ausgeräumt haben und bevor der
0:16:09–0:16:11
Raum quasi verändert wurde,
0:16:11–0:16:15
gab es ganz detailliert wohl Fotos von allen Dingen in diesem Raum,
0:16:15–0:16:18
die sie aneinandergelegt haben und dann haben die das nachkreiert und wenn ich
0:16:18–0:16:20
ihn richtig verstanden habe, war das keine,
0:16:21–0:16:25
CGI-Sache, sondern die haben das wirklich als Modell nachgebaut?
0:16:25–0:16:26
Oder wie hast du das verstanden?
0:16:26–0:16:39
Ich habe es so verstanden, dass es keine ähm ja, das ist, also er meinte keine CGI, also keine AI.
0:16:40–0:16:41
Meinte er AI?
0:16:42–0:16:46
Ich bin mir nicht sicher, weil es sah ja schon so aus, nee, es war schon wahrscheinlich
0:16:46–0:16:51
wirklich handgefertigt, dass die aus analogen Schnipzeln das zusammengebaut
0:16:51–0:16:54
haben, jetzt nicht das digital nachgerendert haben.
0:16:55–0:16:57
Es gab so Kamerafahrten drin, wo man schon das Gefühl hatte.
0:16:57–0:17:00
Also ich hatte schon so ein CGI-Gefühl, aber es war, fand ich,
0:17:00–0:17:04
so ein bisschen die KI-Frage ist ja, wie kommt das Neue in die Welt?
0:17:05–0:17:10
Also wenn man aus dem Vergangenen Dinge zusammenfügt, kann wirklich das Neue in die Welt kommen?
0:17:10–0:17:13
Und in dem Moment war es so, kann das Alte nochmal in die Welt kommen?
0:17:13–0:17:17
Das fand ich irgendwie eigentlich, da habe ich mich so darauf gefreut, dass er es erzählt hat.
0:17:17–0:17:21
Wir haben diesen ganzen Raum nachgestellt und das wurde ja dann wirklich auch
0:17:21–0:17:22
so ein bisschen nochmal besprochen.
0:17:22–0:17:28
Und das hast du vorhin gesagt, diese Passage in diese Höhle von Freud,
0:17:28–0:17:31
in den Behandlungsraum, dass das einfach auch schon eine Wirkung hat.
0:17:32–0:17:35
Das ist auch dann, obwohl er einerseits natürlich eine Augenhöhe hergestellt
0:17:35–0:17:38
hat und das Sprechen, die Redekur,
0:17:38–0:17:44
wirklich auch darüber funktionieren sollte, dass man eben diese klassischen
0:17:44–0:17:47
hemmenden Hierarchien zwischen,
0:17:49–0:17:56
dem weißen autoritären Arzt, also im weißen Kittel und dem Patienten oder Patientin,
0:17:56–0:18:01
die eh nichts wissen, also das abzubauen und ins Gespräch zu kommen, auf der einen Seite.
0:18:01–0:18:06
Aber auf der anderen Seite dann schon so eine opulente Höhle für diesen Raum
0:18:06–0:18:11
zu schaffen, war ja auch wieder schon auch ein Statement. Das hat ja schon eine Macht eigentlich.
0:18:11–0:18:16
Ja, ja, ich meine, klar, er hat ja quasi, also ich weiß es nicht genau,
0:18:16–0:18:21
da musst du mich wahrscheinlich korrigieren, Aber er hat ja das Ganze mehr oder
0:18:21–0:18:23
weniger erfunden, so in der Form.
0:18:24–0:18:26
Also das heißt, vorher gab es das ja noch nicht.
0:18:28–0:18:34
Es gab ja schon so Therapien und so weiter. Aber dieses Framework,
0:18:34–0:18:40
wie er das dann halt so initialisiert hat, das gab es ja so in der Form nicht.
0:18:40–0:18:44
Er hat den ganzen Apparat geschaffen. Er hat die ganzen Tools,
0:18:45–0:18:49
die Methoden dann auch erprobt. Und zum Beispiel in der ersten Phase hat er
0:18:49–0:18:54
viel mit Gymnose gearbeitet, aber das dann auch nicht mehr weiterverfolgt.
0:18:54–0:18:57
Und dann ging es auch eher in die Richtung, dass man dann halt irgendwie das,
0:18:57–0:18:59
wie heißt es, befreiende Sprechen.
0:19:00–0:19:01
Freie Assoziation.
0:19:01–0:19:06
Freie Assoziation, also dass du halt dieses ständige Sprechen und teilweise
0:19:06–0:19:12
gab es ja auch Körperkontakt, dass er dann die Hand auf die Stirn gelegt hat.
0:19:12–0:19:21
Und eben, aber der Analytiker selber war jetzt recht, war ja nicht im Sichtfeld
0:19:21–0:19:24
des Patienten, der Patientin oder des Patienten.
0:19:26–0:19:30
Ja, also die Geschichte, ohne jetzt genau Jahreszahlen dazuwürfeln zu können,
0:19:30–0:19:32
aber natürlich war es spätes 19.
0:19:33–0:19:37
Jahrhundert und dann auch was in der Physik. Wir haben Oppenheimer besprochen,
0:19:38–0:19:44
die Leute, die sich da alle um das Manhattan-Projekt gesammelt haben.
0:19:44–0:19:52
Also diese neuen Wissenschaftsaufbrüche, spätes 1900, Anfang 20.
0:19:52–0:20:00
Und da war es so das Freud mit Chacot in Paris, im Saint-Péthier hieß es, glaube ich.
0:20:00–0:20:06
Davor gab es Mesmerismus, kennt man heute auch noch, Mesmerizing sagt man im Englisch noch,
0:20:07–0:20:12
das ist sozusagen hypnotisierend oder bindend, der hat über so einen Magnetismus
0:20:12–0:20:16
gesprochen und da gab es einen Brunnen, Mesmer hat so einen Wasserbrunnen gemacht
0:20:16–0:20:19
und da gab es eben Hypnose und das wurde alles so erforscht.
0:20:22–0:20:28
Auch die Psychologie wurde immer mehr über Messinstrumente auch,
0:20:29–0:20:33
verleitet, experimentell zu werden. Man hat dann einfach so Sachen gemacht,
0:20:34–0:20:38
wenn man ein Stück glühende Kohle dreht und sie relativ schnell dreht,
0:20:38–0:20:39
irgendwann sieht man einen Kreis.
0:20:40–0:20:44
Und wenn ich einen Kreis sehe, dann heißt es ja, dass jetzt meine Augen,
0:20:45–0:20:48
die einzelnen Punkte in meinen Augen, es nicht mehr schaffen,
0:20:48–0:20:51
sich zu regenerieren, bevor sie wieder...
0:20:51–0:20:54
Das heißt, man konnte anhand dieser Geschwindigkeit der Umdrehung,
0:20:54–0:20:57
konnte man dann die Leitgeschwindigkeit von der Rhone im Auge messen.
0:20:57–0:21:01
Das war so eine Aufbruchstimmung.
0:21:01–0:21:12
Das ist ja genau dieser Trommelprojektor. Wenn du 24 Frames pro Sekunde überschreitest,
0:21:12–0:21:16
ich glaube, ab 12 Frames pro Sekunde sieht man dann schließlich das Bild.
0:21:16–0:21:19
Und dann gab es dieses Malteserkreuz. Dann wurden es 24.
0:21:20–0:21:25
Es war ja sehr lustig, dass das mit coolen, weil das genau noch heuer war,
0:21:25–0:21:29
wo die halt diese Wahrnehmungssachen dann halt so erforscht haben.
0:21:30–0:21:33
Ja, und das war in dem Film ja auch kurz angesprochen, diese Phase mit Kokain.
0:21:33–0:21:36
Freud wollte was finden, was so sein Ding wird. Vor allen Dingen in dem Moment,
0:21:36–0:21:38
wo er wusste, er möchte diese Frau heiraten.
0:21:38–0:21:41
Das war auch mein Lieblingsfoto von den beiden, wo sie die Hand so auf seiner
0:21:41–0:21:43
Schulter hat. Und er guckt ja auch so off-camera.
0:21:44–0:21:48
Aber irgendwie sind die beiden in dem Moment so, obwohl sie fürs Foto posieren,
0:21:48–0:21:50
sind sie so sehr spürbar.
0:21:50–0:21:53
Das fand ich ganz schön. Martha.
0:21:54–0:21:59
Martha, ja. Und die, die wollte halt irgendwas finden, irgendwas,
0:21:59–0:22:00
was ihn auch irgendwie rausbringt,
0:22:02–0:22:07
Und deshalb ist er dann auch nach Frankreich, um das zu erforschen.
0:22:07–0:22:09
Er wollte dann Hypnose, was ich auch probieren.
0:22:09–0:22:15
Und er kam ja dann in die Klinik Saint-Péthier.
0:22:17–0:22:20
Da kam er ja auch mit dieser ganzen Hysterie so in Kontakt.
0:22:22–0:22:28
Das war die Klinik, wo die Hysterie, ich mache jetzt gerade Anführungsstriche
0:22:28–0:22:30
in der Luft, behandelt wurde.
0:22:30–0:22:34
Also von dem Arzt, mit dem er zusammengearbeitet hat.
0:22:36–0:22:40
Und dann war es wohl so, manche sagen, Freud war einfach nicht sehr gut mit
0:22:40–0:22:43
Hypnose und deshalb musste er irgendwas anderes finden.
0:22:43–0:22:46
Freud selbst hat halt gemerkt, er kann nicht alle Menschen hypnotisieren,
0:22:47–0:22:49
die als PatientInnen bei ihm ankommen.
0:22:49–0:22:55
Und hat dann irgendwann entdeckt, was ja auch dieser englische Psychoanalytiker
0:22:55–0:22:58
so schön gesagt hat, so einfach Talking, Talking Works. Und das fand ich irgendwie
0:22:58–0:23:01
auch, das finde ich immer wieder auch schon interessant.
0:23:01–0:23:05
Das ist ja wirklich, wenn wir jetzt mal auf diese, es ist für viele einfach
0:23:05–0:23:07
verblüffend, dass Sprache funktioniert.
0:23:07–0:23:09
Sprache ein therapeutisches Mittel sein kann.
0:23:10–0:23:18
Aber jeder wird sofort, Stichwort Mobbing, akzeptieren, dass Sprechen verletzen
0:23:18–0:23:19
kann, traumatisieren kann.
0:23:22–0:23:25
Das ist nicht nur in der Pädagogik so, das ist in der Jugendarbeit.
0:23:25–0:23:29
Also, dass einfach man jetzt mit Internet nochmal anders einfach mit Worten
0:23:29–0:23:32
auch Menschen wirklich verletzen kann, nachhaltig schädigen kann,
0:23:33–0:23:37
die dann auch als Erwachsene immer noch Defizite in ihren Freiheiten erleben,
0:23:37–0:23:41
weil sie von früher noch wissen, was sie sich nicht getraut haben und so.
0:23:41–0:23:44
Das wird schon akzeptiert, aber die Tatsache, dass man damit auch heilen könne,
0:23:44–0:23:47
das wird irgendwie nicht akzeptiert, ja, und...
0:23:48–0:23:54
Und ich finde das aber total wichtig, weil wir natürlich bei der Sprache,
0:23:54–0:23:58
es gibt ja auch dann eben diese, wir sind wieder bei KI, aber zwei KIs,
0:23:58–0:23:59
die miteinander sprechen.
0:24:00–0:24:02
Da habe ich dann neulich so ein Video gesehen, wo die miteinander sprechen.
0:24:02–0:24:06
Als sie dann merken, dass sie beide KIs sind, dann beschleunigen sie das und
0:24:06–0:24:09
machen halt irgendeinen anderen Code aus, damit sie sich unterhalten.
0:24:09–0:24:10
Ich weiß nicht, ob das fiktiv war oder nicht.
0:24:10–0:24:13
Ja, das war so gibberisch. Das war, glaube ich, auch nur so ein Standard,
0:24:14–0:24:16
der dann halt so als Witz dann eingeführt wurde.
0:24:16–0:24:16
Wahrscheinlich, ja.
0:24:16–0:24:21
Ja, natürlich, da geht es um die ganzen Assistentensysteme, aber das wird ja
0:24:21–0:24:26
jetzt dann irgendwann aufs Smartphone dann ausgerollt und das heißt,
0:24:26–0:24:31
da muss halt nicht irgendwie deine KI eine menschliche Stimme simulieren,
0:24:31–0:24:33
wenn sie halt einen Friseurtermin ausmacht, wenn auf der anderen Seite auch
0:24:33–0:24:36
eben so ein System ist, deswegen bla.
0:24:36–0:24:43
Aber die Abstraktion von diesen Wünschen, sage ich mal, eben auf die menschliche
0:24:43–0:24:45
Stimme, das musste der erste Schritt sein.
0:24:45–0:24:48
Nachhaltigerweise ist die menschliche Stimme, solange wir das irgendwie noch
0:24:48–0:24:53
auf uns münzen, also humanistisch denken, alles was an Technik entwickelt wird.
0:24:53–0:24:59
In dem Ted Chang, ein Artikel von Nature, den wir ja auch, und er hat ja auch
0:24:59–0:25:03
mal zitiert, wo er dann schreibt, meinst du das offen hier?
0:25:05–0:25:09
Wir machen jetzt hier nochmal einen kurzen Cut, weil wir sind jetzt am Südstern,
0:25:09–0:25:14
sind die Diefenbachstraße dann runtergelaufen und jetzt am Südstern.
0:25:14–0:25:18
Und hier gibt es nochmal so eine Referenz, wenn ich die nennen darf,
0:25:18–0:25:21
zu deiner vorletzten oder der vorliegenden Folge.
0:25:22–0:25:28
Abide with me. Hier ist ja das Berggräbnis dann, da hat das hier stattgefunden
0:25:28–0:25:32
vor einiger Zeit. Und das war noch, A Bite With Me war ja dann...
0:25:33–0:25:40
Die Folge dazu entstanden aus den Auseinandersetzen, auch mit dem Lied.
0:25:40–0:25:45
Genau, das Begebnis war dann ein paar Tage, nachdem du die Folge aufgenommen hast.
0:25:46–0:25:51
Und genau, wir gehen jetzt um den Friedhof rum, er ist nicht mehr auf.
0:25:52–0:25:56
Ja, und das ist das erste Mal auch, dass du mir vorher die Tour geschickt hast.
0:25:56–0:25:59
Du machst immer die schönen Touren für uns und hast mir geschickt,
0:26:00–0:26:02
okay, Link auf Komoot, wo die dann rumliegen.
0:26:03–0:26:07
Und ich habe so drauf geschaut und hatte zum ersten Mal so ein Bild,
0:26:07–0:26:09
wo wir langlaufen. Das ist ganz interessant.
0:26:09–0:26:11
Du hast ja gerade über die freie Assoziation gesprochen. Dann kommen wir gleich
0:26:11–0:26:14
nochmal eben zurück, wo man nicht genau weiß, wo es lang geht.
0:26:14–0:26:17
Aber jetzt hatte ich so ein Bild vorher und das fand ich auch irgendwie interessant,
0:26:18–0:26:20
dass es wirklich wie so ein Unendlichkeitszeichen ist.
0:26:20–0:26:25
Und die eine Schleife von diesem Unendlichkeitszeichen ist der Friedhof.
0:26:26–0:26:30
Und der andere Teil ist halt irgendwie ein Teil von Kreuzberg,
0:26:30–0:26:34
also so Tod und Leben dann in dieser Schleife verbunden. Das fand ich ganz schön.
0:26:34–0:26:38
Wir sind hier auf dem Beginn der Bergmannstraße.
0:26:39–0:26:44
Und es gibt ja auch diesen Psychoanalytiker-Witz, wo wir auch mit dem Unendlichkeitszeichen,
0:26:44–0:26:47
was du gebastelt hast, habe ich dir vielleicht schon mal erzählt,
0:26:47–0:26:51
wo die Acht steht halt auf dem Sofa, der Analytiker sitzt schon da und dann sagt die Acht,
0:26:52–0:26:55
also wenn ich mich jetzt hinlege, dann dauert das ewig.
0:26:59–0:27:00
Sehr schön.
0:27:00–0:27:00
Ja,
0:27:02–0:27:11
also zurück zu dem dritten Teil. Ich fand es schon schön, wirklich ganz anders drauf zu gucken.
0:27:12–0:27:14
Man guckt vielleicht wirklich eher wie ein Familienteil.
0:27:14–0:27:18
Man weiß, Freud macht da irgendwas, aber man spricht eher über ihn,
0:27:18–0:27:23
über seinen Vater, über die Familie. Also man war jetzt nicht interessiert an
0:27:23–0:27:25
der Psychoanalyse als Praxis.
0:27:25–0:27:29
Das lief alles so nebenher. Das waren dann aber Kapitel seiner Biografie.
0:27:29–0:27:34
Also eigentlich das, was man heute vielleicht eher nicht machen möchte,
0:27:35–0:27:41
den Autoren oder die Autorin zu eng mit dem Werk zu verbinden.
0:27:41–0:27:49
Das ist ja diese Cancel Culture, dass man dann das Werk nicht mehr nutzen oder referenzieren darf,
0:27:49–0:27:56
weil die Biografie der Person einfach nicht akzeptiert werden kann mit dem, was sie tut.
0:27:57–0:28:03
Das ist dieses Cancel und das wurde da aber so ein bisschen gemacht.
0:28:03–0:28:05
Das ging sehr stark um die Biografie.
0:28:05–0:28:11
Der Blick auf seine Gedanken war über die Biografie, aber von seinem Werk,
0:28:11–0:28:17
da kamen jetzt gar nicht so viele Sachen hoch, aber so prägnante Sachen.
0:28:17–0:28:21
Den Satz fand ich schön, der ist auch im Trailer drin Before Freud.
0:28:22–0:28:27
The mother was just a mother After Freud, the mother is the thing The thing,
0:28:28–0:28:36
Das war so eine Sache also die Rolle der Mutter dann das Unbewusste natürlich, das ist ja zentral.
0:28:39–0:28:43
Und er selber hat er auch noch was genannt Achso, die Redekur,
0:28:43–0:28:47
also das Sprechen Sprechen als Behandlung Das war ja auch, wo wir eben drin waren.
0:28:47–0:28:54
Und ich finde das wirklich auch so, das ist in irgendeinem Foucault-Text drin
0:28:54–0:28:58
über, ich glaube sogar über Psychotherapie, muss ich mal gucken.
0:28:58–0:29:01
Das ist jetzt in irgendeiner Kiste, das Buch, also ich werde es nicht genau finden können.
0:29:01–0:29:08
Aber wo er so sagt, ich paraphrasiere, die Hoffnung war, dass was die Biologie
0:29:08–0:29:12
für die Medizin war, könnte die Psychologie für die Psychiatrie sein.
0:29:13–0:29:18
Gemeint ist damit, die Biologie macht ein Blutbild und der Arzt kann das interpretieren.
0:29:19–0:29:23
Die Hoffnung war, die Psychologie macht so eine Art Blutbild,
0:29:24–0:29:27
sage ich jetzt mal, der Seele, so pathetisch.
0:29:27–0:29:32
Und die Psychiatrie kann damit arbeiten. Aber es hat halt nie geklappt.
0:29:32–0:29:37
Und Foucault sagt dann, das geht allein schon deshalb nicht, weil...
0:29:38–0:29:45
Ein Blutbild kann der Arzt interpretieren und erklären und eine Intervention ableiten.
0:29:45–0:29:50
Aber wenn es zum Beispiel um Stimmenhören geht, dann ist immer noch die Person,
0:29:50–0:29:54
die die Stimmen hört, der Experte oder die Expertin im Raum.
0:29:56–0:29:59
Psychiater kann natürlich sein, dass er das auch kennt. Es ist natürlich oft
0:29:59–0:30:03
so, dass auch Depressionen erlebt werden können von Menschen,
0:30:03–0:30:08
die mit anderen Menschen arbeiten, die Depression als Leid erleben.
0:30:09–0:30:13
Das gibt es auch, aber das fand ich so. Das war so ein bisschen der Hintergrund davon.
0:30:13–0:30:17
Ja, klar. Ich meine, natürlich gibt es ja die Möglichkeit, dass du dann irgendwie
0:30:17–0:30:21
Krankheiten oder bestimmte Symptome klastern kannst.
0:30:21–0:30:24
Aber das hatten wir ja auch in den Folgen davor schon mal besprochen.
0:30:25–0:30:30
Das heißt, auch wenn die Symptome in einer ähnlichen Form sich ausprägen,
0:30:30–0:30:35
bedeutet das ja nicht, dass man dadurch quasi auch die Ursache leicht behandeln
0:30:35–0:30:39
kann, weil die ja sich unterschiedlich entwickeln können.
0:30:39–0:30:43
Und deswegen ist das ja so nicht behandelbar von sich aus.
0:30:43–0:30:47
Dann sind wir wieder bei den systemischen Therapien, wo das dann zum Beispiel,
0:30:48–0:30:52
ich glaube, das hat Anja gesagt, mit dem ADHS,
0:30:52–0:30:58
dass in einer Familie, wo das Kind auffällige ADHS-Störungen entwickelt,
0:30:58–0:31:03
das ist vielleicht das schwächste Glied in dieser ganzen systemischen Aufstellung,
0:31:03–0:31:07
was halt diese Ausprägung entwickelt, weil eben,
0:31:07–0:31:12
keine Ahnung, die Mutter dann in prekären Verhältnissen kein Geld hat und so
0:31:12–0:31:16
weiter und das Kind aber diesen Druck nicht mehr aushält und deswegen dann halt
0:31:16–0:31:17
diese Symptome entwickelt.
0:31:18–0:31:24
Also das System dahinter, was dann halt bestimmte Symptomatiken dann ausprägt.
0:31:26–0:31:32
Ja, und das ist wieder der Brücke zurück zu Freud, der natürlich in seiner Selbstanalyse
0:31:32–0:31:37
mit seinen eigenen Träumen, das ist ja auch nicht unähnlich wie das, was C.G.
0:31:37–0:31:41
Jung gemacht hat, weil das Rote Buch irgendwie die über ein Jahrzehnt lange
0:31:41–0:31:47
Arbeit mit der Analyse eigener Assoziation, da waren es nicht immer nur Träume,
0:31:47–0:31:49
sondern hat ja auch so Wachsituationen geschaffen,
0:31:49–0:31:52
wo er im Wachträumen quasi mit
0:31:52–0:31:56
dem Material arbeiten konnte und sehr viel eingreifender und direktiver.
0:31:56–0:32:01
Weil er auch vorgegangen ist mit seinen eigenen assoziierten Narrativen.
0:32:02–0:32:09
Aber diese Entdeckung aus der eigenen Analyse und dann die Übertragung dieser
0:32:09–0:32:13
Entdeckung als universelles über den Oedipus-Komplex, er meinte ja dann,
0:32:14–0:32:17
hier war das Zitat aus dem Brief von Vlies, glaube ich, dass er gemerkt hat,
0:32:17–0:32:26
Dass er die sexuelle Lust auf die Mutter und den Todeswunsch auf den Vater,
0:32:26–0:32:30
der ödipale Konflikt, dass er das immer wieder auch gefunden hat,
0:32:30–0:32:32
den anderen PatientInnen.
0:32:33–0:32:41
Und das dann von sich auf die intrapsychischen Probleme anderer Menschen zu
0:32:41–0:32:43
übertragen und damit zu arbeiten, das war so der erste Schritt.
0:32:43–0:32:50
Ja, das war in der Zeit von 1897 bis 1900.
0:32:51–0:32:56
Das waren so diese drei Jahre, wo er sich damit beschäftigt hat und dann auch
0:32:56–0:33:03
dieses Buch, die Traumdeutung, geschrieben hat, was überhaupt keinen Absatz
0:33:03–0:33:05
so richtig gefunden hat, was nicht so richtig gehört wurde.
0:33:05–0:33:10
Aber ich möchte das nochmal erwähnen, weil ich das wirklich interessant finde.
0:33:11–0:33:19
Nämlich, also Freud hat ja eigentlich, seit er aus Paris dann wiedergekommen ist, das war dann so.
0:33:21–0:33:25
1867, 1868 oder sowas? Nee, nee, das kann nicht sein.
0:33:26–0:33:31
1888, so in der Zeit. 1888. Er hat dann sein Medizinstudium abgeschlossen,
0:33:32–0:33:42
und hat dann quasi auf seinen Doktor gemacht, also im Abschluss des Medizinstudiums.
0:33:42–0:33:45
Und dann ist er nach Paris gegangen, hat da gelernt.
0:33:45–0:33:50
Und dann, als er zurückgekommen ist, hat er ja eigentlich schon seine Praxis aufgemacht.
0:33:50–0:33:53
Das heißt, er hat die ganze Zeit immer behandelt.
0:33:54–0:33:59
Und es gibt auch so einen Plan, nach dem er sich dann auch immer gerichtet hat.
0:34:00–0:34:03
Also er ist dann morgens 7 Uhr aufgestanden, hat gefrühstückt,
0:34:04–0:34:10
dann hat er von 8 bis 9 Uhr einen Spaziergang gemacht und Zeitung gelesen.
0:34:10–0:34:14
Dann hat er die erste Patientensession gehabt, von 9 bis 12.
0:34:14–0:34:19
Dann hat er von 12 bis 15 Uhr mit der Familie Mittag gegessen.
0:34:20–0:34:23
Und hat dann wieder Spaziergänge gemacht und gelesen. Dann hat er von 15 bis
0:34:23–0:34:26
20 Uhr seine zweite Session mit Patienten gehabt.
0:34:27–0:34:30
Und dann hat er bis 19 Uhr, von 19 bis 20 Uhr dann gegessen.
0:34:31–0:34:36
Und dann hat er von 20 bis 24 Uhr die ganzen Korrespondenzen geschrieben, gelesen.
0:34:36–0:34:39
Und da hat er seine Bücher gebaut. Wirklich diese Zeiten.
0:34:40–0:34:43
Inklusive Samstag und nur Sonntag war der Familientag.
0:34:43–0:34:46
Genau, also er hat wirklich so ein ganz hartes Zeitenmodell,
0:34:46–0:34:50
was er da durchgezogen hat. Und in der Zeit hat er ja dann alles entwickelt.
0:34:50–0:34:56
Er hat so einen ganz starken Rahmen, aber gleichzeitig ist er so tief dabei
0:34:56–0:34:58
in das Unterbewusste abgestiegen,
0:34:58–0:35:04
hat so tiefe Erkenntnisse durch seine ganzen Therapie-Sessions gesammelt,
0:35:05–0:35:07
dass er dann halt seine Theorien darauf entwickeln konnte.
0:35:07–0:35:11
Aber hat er dann halt so ein Framework, wo er dann halt so quasi sich gescheduled
0:35:11–0:35:13
hat, um da halt irgendwie alles so auszuarbeiten.
0:35:14–0:35:17
Das finde ich schon so eine unglaubliche Disziplin dahinter.
0:35:18–0:35:20
Und ich glaube, du brauchst auch so ein Gerüst, um dann halt,
0:35:21–0:35:24
so eine Humanwissenschaft überhaupt so begründen zu können.
0:35:24–0:35:29
Also er hat ja wirklich, er ist ja quasi, er hat ja eine eigene Wissenschaft aufgebaut.
0:35:29–0:35:37
Und das in so einem Halb, so einem Bereich, wo du einfach auch keine Evidenz
0:35:37–0:35:41
oder so einfach daraus ableiten kannst, wie in anderen Bereichen.
0:35:42–0:35:47
Naja, und das war aber auch dann diese Transformation, wo das dann da eben synchronisiert
0:35:47–0:35:49
wurde mit dem Tod des Vaters, wo er danach, dann wurde er erfreut.
0:35:49–0:35:53
Dann hat er seine Sachen geschrieben, er war auf einer gewissen Art befreit
0:35:53–0:35:56
und konnte irgendwie diese ganzen crazy Theorien so raushauen.
0:35:57–0:36:03
Aber es war gleichzeitig auch aus der Ausbildung heraus, wo er dann eben auch
0:36:03–0:36:08
natürlich immer unter irgendjemand gearbeitet hat.
0:36:08–0:36:14
Also er war dann ja nie wirklich ganz frei und hat dann auch seine ersten Theorien mit Neurosen.
0:36:14–0:36:20
Also Neurosen waren damals Neuronen halt eben Nerven, Leiden.
0:36:22–0:36:27
Und diese Nervenleiden waren aber eben nicht somatisch identifizierbar.
0:36:27–0:36:35
Das heißt, es ging im Prinzip darum, dass es sich um Leiden handelt,
0:36:36–0:36:41
funktionelle Störungen handelt, die halt kein somatisches Substrat haben und
0:36:41–0:36:41
man konnte es nicht finden.
0:36:42–0:36:47
Und da hat er dann irgendwie sich befreit in gewisser Weise aus diesem urmedizinischen
0:36:47–0:36:53
Denken, obwohl er natürlich immer auch so als Arzt gearbeitet hat.
0:36:53–0:36:57
Und dieses Arztsein, und ich glaube, da kommt, er wollte ja auch einfach Geld
0:36:57–0:36:58
verdienen, er wollte heiraten mit Familie und so.
0:36:59–0:37:05
Und das heißt, da musste er halt eben auch arbeiten und diese Sprechstunden oder Arbeitszeiten.
0:37:05–0:37:09
Also es ist bis heute, wir werden jetzt bestimmt auch gleich an irgendeine Arztpraxis
0:37:09–0:37:14
vorbeikommen, es ist bis heute ganz zentral, wann sind sie in ihrer Praxis.
0:37:15–0:37:19
Wenn du bei der Kassenärztlichen Vereinigung dich da anmeldest und du kriegst
0:37:19–0:37:24
dann die Genehmigung zu behandeln und abzurechnen und so weiter,
0:37:24–0:37:28
musst du auch in der Tabelle eintragen, wann Montag, Dienstag,
0:37:28–0:37:30
Mittwoch, wann, von welchen Stunden, wann machen sie die Sprechstunde.
0:37:30–0:37:37
Also ich glaube, das ist fast so ein Arztding, dass man da so sich verpflichten
0:37:37–0:37:40
muss. Und dann wird es nämlich sogar eingraviert. Wir werden das bestimmt gleich irgendwo sehen.
0:37:41–0:37:47
Eingravierte Zeiten, neun bis zwölf Uhr, 14 bis 17 Uhr oder bis 16,
0:37:47–0:37:50
es ist egal was, aber es muss halt irgendwie festgemacht werden.
0:37:50–0:37:53
Er hatte sich dieses Regime und gleichzeitig aber immer auch,
0:37:54–0:37:57
und das finde ich total ein Luxus und hoffe, dass ich das irgendwann auch mal
0:37:57–0:38:01
machen kann, einfach zwei Monate im Jahr rausgeschnitten im Sommer.
0:38:02–0:38:08
Keine PatientInnenarbeit, sondern Urlaub, aber auch Schreiben.
0:38:08–0:38:11
Also könnt ihr schon machen, aber das ist dann auch eine Zeit,
0:38:11–0:38:15
glaube ich, die ist schon wichtig, weil er hat das schon in jedem Tag gehabt,
0:38:16–0:38:17
dass er ein- und ausgeatmet hat.
0:38:17–0:38:21
Also was tagsüber passiert ist, dann abends nochmal verschriftlicht,
0:38:21–0:38:26
auch mit den Theorien abgeglichen, Theorien auch immer wieder verändert.
0:38:26–0:38:28
Das finde ich auch nochmal wichtig zu betonen.
0:38:31–0:38:35
Und im großen Rhythmus, im Jahresrhythmus dann aber auch diese zwei Monate hatte,
0:38:35–0:38:37
um nochmal frei atmen zu können.
0:38:37–0:38:41
Ja, also was du nochmal gesagt hast, ist glaube ich doch die entscheidende Motivation,
0:38:41–0:38:44
dass er halt, er musste Geld verdienen.
0:38:45–0:38:49
Deswegen hat er auch dann so früh angefangen, diese Therapien.
0:38:49–0:38:55
Er war dann eben nicht im akademischen Bereich, weil er oft die Profession erst sehr spät bekommen hat.
0:38:56–0:39:00
Und er hat halt einfach ein extrem gutes Einkommen durch die Patientinnen gehabt.
0:39:01–0:39:02
Ja, später dann.
0:39:02–0:39:05
Nee, er hat schon von vornherein. Also das heißt, ja gut, okay,
0:39:05–0:39:09
später dann. Aber es war ja so, dass er dann auch eher in der...
0:39:09–0:39:12
Also später in Anführungszeichen, weil er war ja, als er dann wirklich richtig
0:39:12–0:39:17
angefangen, er war ja schon über 40, also als er dann wirklich so mit den eigenen
0:39:17–0:39:19
Publikationen, den wichtigen Schriften angefangen hat.
0:39:19–0:39:24
Genau, aber davor, das war ja schon zehn Jahre davor, hat er ja auch schon immer therapiert.
0:39:24–0:39:29
Und er hatte dann auch nur Patienten, die dann im Bereich, also wohlhabend waren
0:39:29–0:39:35
und pro Therapiesitzung hatten die dann, glaube ich, so, ich weiß nicht mehr
0:39:35–0:39:37
genau, so 50 Kronen oder so.
0:39:37–0:39:41
Aber es wurde dann mal hochgerechnet, also als er dann halt so ab dem 19.
0:39:41–0:39:46
Jahrhundert so ungefähr, hat er dann ein Einkommen gehabt von ungefähr so einem
0:39:46–0:39:51
Jahreseinkommen, vergleichbar mit heute, Inflationsbereinigt von 180.000 Euro.
0:39:51–0:39:52
Also konnte sie sich dann halt
0:39:52–0:39:59
auch entsprechend Küchen leisten und auch Kammerrezeptionen und so weiter.
0:39:59–0:40:06
Also konnte sie sich dann auch wirklich wirtschaftlich betreiben.
0:40:07–0:40:13
Und hatte dann, hatte der Filmemacher eben nochmal gesagt, diese 16,5 oder so Zimmer in Wien gelegt.
0:40:14–0:40:18
Ja, in den Praxisfamilien. Das war schon ein großer...
0:40:18–0:40:22
16,5. Das ist Wahnsinn, ja. Und da war auch seine Praxis, ne?
0:40:24–0:40:29
Alle, die Berlin noch aus den 90er-Jahren kennen, wo man sich noch größere Wohnungen
0:40:29–0:40:32
mal leisten konnte, haben dann gerade...
0:40:33–0:40:34
Als sie das gehört haben.
0:40:35–0:40:38
Und da war im Zentrum, das war das, was wir vorhin gesagt haben,
0:40:38–0:40:43
was dann rekonstruiert wurde, von 180 Detailfotos aus diesen Zimmern waren wohl
0:40:43–0:40:46
diese beiden Räume, die miteinander verbunden waren.
0:40:46–0:40:50
Es gab, oder es gab drei, aber es gab den Behandlungsraum, den Warteraum und
0:40:50–0:40:57
dann auch angeschlossen das Study, also der Schreibraum, wo er dann geschrieben
0:40:57–0:41:00
hat und dokumentiert hat.
0:41:01–0:41:04
Das war so wohl im Zentrum dieser ganzen Wohnung. Ich habe den Grundriss nicht,
0:41:04–0:41:07
ich habe da nicht drüber nachgedacht, aber so wurde es beschrieben.
0:41:08–0:41:15
Ach, hier ist ja lustig. Hier war ich vor über 20 Jahren, habe ich hier mit
0:41:15–0:41:20
Philipp und Merle mal vierteilige Filmsachen gedreht.
0:41:20–0:41:20
Ah ja.
0:41:22–0:41:26
Hier sind Touren durch die Ersatzstadt. Das war so ein Volksbühneprojekt.
0:41:26–0:41:29
Kann mal gucken, ob ich es noch finde. Da haben wir genau hier an diesen Schilder
0:41:29–0:41:32
Zulassungsstelle gemacht.
0:41:32–0:41:40
Das ist ein sehr skurriler Teil, weil diese ganzen Container,
0:41:40–0:41:44
sieht man von vorne, ich weiß nicht, jetzt ist es dunkel, aber mit deinem tollen
0:41:44–0:41:46
Telefon wird es bestimmt taghell.
0:41:47–0:41:52
Musst du mal von hier machen, weil das sind diese einzelnen Container,
0:41:52–0:41:58
die halt teilweise eben auf Kirchengelände auch stehen und der Kirchenmiete zahlen müssen.
0:42:00–0:42:02
Und hier kannst du halt, wenn du zur
0:42:02–0:42:06
Zulassung kommst, kannst du hier die Autoschilder machen lassen. Sofort.
0:42:07–0:42:11
Und, ja irre, jetzt hatte ich gar nicht mehr verortet, dass das hier ist.
0:42:12–0:42:18
Ja, stimmt, hier ist die eine Kfz-Zulassung. Es sieht auch aus wie so sehr peripher,
0:42:18–0:42:20
als ob man hier irgendwo in China wäre.
0:42:21–0:42:25
Da gibt es eine Sache, also 20 Geschäfte von der gleichen Sache.
0:42:28–0:42:33
Crazy. Ja, wie fandst du denn, wie hat sich das für dich angefühlt,
0:42:33–0:42:35
wie der Film? Wie war das so?
0:42:35–0:42:41
Ja, ich fand den wirklich sehr gut. Wie gesagt, ich fand gut,
0:42:41–0:42:46
dass ich dann auch gleich Sachen, Informationen, die ich mir vorher halb schnell
0:42:46–0:42:49
dann durchgelesen habe, wiedergefunden habe.
0:42:52–0:42:57
Ich fand den Filmemacher sehr sympathisch, wie er da rangegangen ist und auch
0:42:57–0:43:01
wie er dann die Diskussion geführt hat. Er wollte echt dann nochmal so auf Tufel.
0:43:01–0:43:05
Da kam kaum jemand raus, der nicht eine Frage gestellt hat.
0:43:08–0:43:13
Und ich fand das Bild auch, wie du sagst, da ging es nicht unterbewusst,
0:43:13–0:43:15
die Vokabel ist gefallen.
0:43:16–0:43:23
Aber es ging nicht um das Ich-Es-Über-Ich oder sowas.
0:43:23–0:43:25
Da wurde gar nichts von dieser Theorie da irgendwo angeschnitten.
0:43:26–0:43:27
Da ging es wirklich so um die Person.
0:43:31–0:43:35
Und der Film hat auch davon gesprochen, ich fand das auch gelungen.
0:43:35–0:43:42
Er hat viel mit Intertextualität gearbeitet. Das heißt, er hat auch den Schriftverkehr,
0:43:43–0:43:44
also die Briefe von Freud.
0:43:45–0:43:51
Und hat ja dann auch viel daraus zitiert, die ja dann in Korrespondenz.
0:43:51–0:43:55
Und dann ging es halt auch, also der Filmemacher hatte sich dann die Frage gestellt,
0:43:55–0:43:58
wo kriegt man denn so einen völlig freien Blick?
0:44:00–0:44:04
Und der meinte dann in so einer Korrespondenz, in einer Briefkorrespondenz ist
0:44:04–0:44:09
das ja eigentlich so am freisten, wo man halt auch so einen anderen Blick auf
0:44:09–0:44:10
die Person entwickeln kann.
0:44:10–0:44:16
Weil es nicht so durch so einen Religionsprozess wie ein Buch geht oder sowas.
0:44:16–0:44:18
Fand ich auch interessant vom Ansatz her.
0:44:19–0:44:23
Und das war aber eine Sache, wo ich habe dann diese Frage nicht gestellt,
0:44:24–0:44:26
weil ich irgendwie mich nicht getraut habe.
0:44:26–0:44:31
Aber es hätte mich trotzdem interessiert, weil wir haben ja viele verschiedene Sprachen gehört.
0:44:31–0:44:35
Die wurden alle ins Englisch übersetzt und es gab englische Untertitel für alles.
0:44:36–0:44:38
Du konntest einfach die englischen Untertitel lesen. Das war quasi ein Text,
0:44:38–0:44:41
wie ein Skript, auch die in Englisch gesprochen haben.
0:44:41–0:44:44
Da lief das auch in Untertiteln, also da unten war alles.
0:44:45–0:44:50
Und die Sprachen waren aber unterschiedliche. Bloß diese Briefe,
0:44:50–0:44:53
die ja dann an Vlies zum Beispiel auch in Deutsch geschrieben waren,
0:44:53–0:44:56
die wurden auch in Englisch vorgelesen. Das habe ich nicht verstanden.
0:44:56–0:44:59
Also wo ich gedacht habe, man kann doch, wenn man es recherchiert hat,
0:44:59–0:45:02
das dann doch Deutsch vorlesen lassen, wenn du auch Französisch,
0:45:02–0:45:08
wenn du Hebräisch, wenn du Englisch, wenn du Deutsch, also wenn du diese ganzen Sprachen schon hast.
0:45:09–0:45:14
Warum die Briefe in Englisch vorlesen?
0:45:14–0:45:17
Ja gut, vielleicht ist es auch, weil er dir hat die Antwort gegeben,
0:45:18–0:45:24
er hat der KI für den Film eingesetzt in der Recherche und hat dann auch eben mit der Fragestellung,
0:45:24–0:45:31
was schreibt Freud über Kokain, hat er dann auch von der Textsammlung quasi
0:45:31–0:45:35
aus KI generiert und so weiter Antwort bekommen und die war wahrscheinlich in Englisch.
0:45:36–0:45:38
Ja, das stimmt, aber die hat er ja auch verworfen. Es hat er erzählt,
0:45:38–0:45:42
dass er halt dann mit der KI versucht hat, so gib mir mal Zitate oder welche
0:45:42–0:45:45
Briefe kommt Kokain vor. Die Recherche ist auch erstmal legitim.
0:45:46–0:45:50
Und dann ist er mit seinen Funden ins Archiv gelaufen und dann haben die im
0:45:50–0:45:52
Archiv gesagt, hä, nie gehört, was ist das?
0:45:52–0:45:56
Und dann kam halt raus, dass die Kai es einfach erfunden hat, nur Bullshit-Dinge.
0:45:56–0:46:00
Er hat ihm Zitate gegeben, wo es keine Quellen gab. Dann hat er gemeint,
0:46:00–0:46:02
er hat das alles über Bord geschmissen.
0:46:02–0:46:07
Er musste dann notgedrungen die Briefe lesen, hat so ein paar Pointer bekommen, wo er anfing.
0:46:07–0:46:11
Dann hat er viel interessantere Sachen gefunden, als die, die er sich so erhofft
0:46:11–0:46:15
hatte, als er dann endlich in den Originaltexten mit drin war.
0:46:15–0:46:19
Aber das war so eine Sache, wo ich denke, das hätte man, glaube ich,
0:46:19–0:46:21
auch gut in Deutsch vorlesen können.
0:46:21–0:46:24
Das stimmt, aber das ist mir tatsächlich auch selber aufgefallen,
0:46:24–0:46:27
wo ich dann auch dachte, warum zitiert er jetzt nicht das Original?
0:46:27–0:46:30
Und ich meine, Freud hat ja nicht in Englisch beschrieben.
0:46:33–0:46:35
Eine Sache, die mir da jetzt auch nochmal so,
0:46:36–0:46:41
In Freuds Rolle oder was mir nochmal so neu hochgekommen ist,
0:46:41–0:46:43
ich hatte das glaube ich in irgendeiner anderen Folge schon mal erwähnt,
0:46:43–0:46:48
dass ja Freud im Deutschen, wie du schon gesagt hast, das Es und Ich und das
0:46:48–0:46:53
Unbewusste, das Vorbewusste, das Vorbewusste ist schon einer der kompliziertesten Worte.
0:46:53–0:46:58
Das Bewusste, das ist einfach alles normale Sprache.
0:46:58–0:47:04
Freud wollte sehr bewusst auch eine Sprache nutzen in seiner Theorie,
0:47:04–0:47:05
die erstmal verständlich ist.
0:47:07–0:47:10
Und Bruno Bettelheim dann später mal ein Buch darüber geschrieben hat,
0:47:10–0:47:14
wo ich den Titel jetzt nicht habe, das zu vergleichen mit der sehr medizinischen
0:47:14–0:47:17
und lateinisierten Sprache von Freud's Theorien im Englischen.
0:47:18–0:47:22
Das wurde dann irgendwie da eher in so einen medizinischen Bereich eingeordnet.
0:47:23–0:47:27
Und es war gar nicht Freud's Intention. Aber gleichzeitig hat er dann sowas
0:47:27–0:47:31
mit dem Oedipus-Komplex. Also irgendwie gab es dann schon etwas,
0:47:31–0:47:36
wo so eine gewisse Bildung drin ist.
0:47:37–0:47:42
Also eine einfache Sprache für die Grundelemente, aber dann oben drüber,
0:47:43–0:47:50
das ist dann eben wieder die Archäologie in den alten Texten.
0:47:50–0:47:55
Und das heißt dann Narziss oder Oedipus-Komplex.
0:47:55–0:47:59
Und diese Themen sind dann, das habe ich ja zum ersten Mal so verstanden,
0:47:59–0:48:03
dass dann da schon auch so was Einzug erhält, dass man da sehr gebildet sein
0:48:03–0:48:05
muss, um die Referenzen fortzuverstehen.
0:48:05–0:48:09
Sehr gebildet oder mehr gebildet als vielleicht der Durchschnitt.
0:48:10–0:48:15
Und dass da schon auch was drin war. Er wurde auch zitiert, da weiß ich gar
0:48:15–0:48:19
nicht mehr, wo das herkam, dass er selber gesagt hatte.
0:48:20–0:48:25
Dass er sich für die Zukunft der Psychoanalyse nicht, ach guck mal hier ist
0:48:25–0:48:26
auch ein Unendlichkeitszeichen,
0:48:27–0:48:32
das kannst du mal als Karte fotografieren, die Zukunft der Psychoanalyse,
0:48:32–0:48:36
dass er da irgendwie Sorge drum hat und dass er der Einzige ist,
0:48:36–0:48:39
der irgendwie die Psychoanalyse natürlich auch richtig verstehen kann.
0:48:39–0:48:42
Also er hat da schon viel versucht, auch zusammenzuhalten.
0:48:43–0:48:45
Und das kam, das ist eine Sache, die mich immer sehr beschäftigt,
0:48:45–0:48:47
das kam hier gar nicht so richtig vor.
0:48:47–0:48:52
Aber dieses Gefühl, so sein Lebenswerk einerseits auf den Sockel zu heben,
0:48:52–0:48:57
sodass es unerschütterbar wird und gleichzeitig aber auch niemandem wirklich
0:48:57–0:48:59
zu vertrauen, zu verstehen, worum es geht.
0:48:59–0:49:03
Also dieser sehr rigide Umgang damit.
0:49:03–0:49:07
Und seine Tochter dann, die auch kurz vor kam, Anna Freud mit dem Buch,
0:49:07–0:49:10
dass ich und die Abwehrmechanismen zu seinem 80.
0:49:10–0:49:13
Geburtstag eben, das hatte ich auch schon mal in einer anderen Folge,
0:49:13–0:49:16
die aber natürlich, wer immer das jetzt gerade hören sollte,
0:49:16–0:49:20
vielleicht nicht gehört hat, in gewisser Weise auch.
0:49:22–0:49:25
Wieder so ein bisschen back to basic sagt. Also es geht darum,
0:49:26–0:49:30
ein intaktes Ich des Patienten herzustellen.
0:49:30–0:49:34
Es geht darum, mit dem zu arbeiten, was uns begegnet in der Therapie,
0:49:34–0:49:36
mit den Widerständen, mit den Abwehrmechanismen.
0:49:36–0:49:40
Dass wir immer eben an diesem Punkt in Kontakt bleiben mit der Person.
0:49:40–0:49:44
Also sehr gestalttherapeutisch fast schon zu sagen. Wir sind in Kontakt mit
0:49:44–0:49:50
der Person und wir erleben dann während einer therapeutischen Sitzung auch diese Mechanismen,
0:49:50–0:49:55
mit der die Person eben nicht sich weiter öffnen möchte oder nicht tiefer gehen möchte.
0:49:55–0:50:01
Oder wie auch im Film dann ganz zum Schluss, der englische Psychoanalytiker
0:50:01–0:50:09
nochmal sagte, dass Freud irgendwann schnell schon erkannte, dass die Symptome,
0:50:09–0:50:11
die das Leid bringen.
0:50:12–0:50:17
Gleichzeitig aber auch Mechanismen sind, um das Leid dahinter zu regulieren
0:50:17–0:50:24
und deshalb diese Symptome wegzunehmen, nicht oft das ist, was die Patienten
0:50:24–0:50:25
dann wirklich zulassen können.
0:50:25–0:50:30
Weshalb sie dann vielleicht auch abbrechen oder da bin ich auch immer sehr ambivalent,
0:50:30–0:50:34
weil wenn jetzt jemand abbricht, weil der Analytiker oder der Analytikerin irgendwas
0:50:34–0:50:36
deutet, was nicht passt,
0:50:37–0:50:39
dann ist man manchmal vielleicht ein bisschen zu schnell dabei,
0:50:39–0:50:43
dass die Person noch nicht so weit war, das zuzulassen, aber vielleicht war
0:50:43–0:50:45
es auch wirklich einfach nicht passend.
0:50:46–0:50:51
Aber diese Idee, dass das Symptom auch eine regulierende Funktion hat für emotionale,
0:50:51–0:50:54
Untiefen, die man anders nicht in den Griff kriegt, da gibt es auch,
0:50:55–0:51:03
einen schönen Text dazu in Bezug auf Zwänge, dass Zwang auch ein Coping-Mechanismus
0:51:03–0:51:05
sein kann in unterschiedlichen Sachen.
0:51:05–0:51:10
Also wenn jemand sehr schlecht strukturiert ist, am Beispiel wird das auch in
0:51:10–0:51:13
diesem Artikel beschrieben, zum Beispiel auch Menschen, die später im Alter
0:51:13–0:51:18
dann nicht mehr die gleiche Merkfähigkeit haben oder Dinge durcheinander bringen,
0:51:18–0:51:20
sodass die zwanghafte Symptome entwickeln.
0:51:20–0:51:27
Und diese Zwänge, die natürlich dann nach ICD-10 auch als Pathologien klassifiziert werden können,
0:51:27–0:51:31
in Wahrheit für die aber eine Art Coping sind, weil die so zwanghaft sind,
0:51:31–0:51:35
weil die vielleicht bestimmte Rituale durchlaufen, können die den Tag noch zusammenhalten,
0:51:35–0:51:36
sonst würde der Tag vielleicht einfach zerfallen.
0:51:37–0:51:40
Und das finde ich einfach so ein ganz gutes Beispiel, um das nochmal zu illustrieren.
0:51:41–0:51:47
Was da gesagt wurde, dass die Symptome auch, obwohl sie leidvoll sind,
0:51:48–0:51:49
auch das geringere Übel sein können.
0:51:49–0:51:54
Ich habe das aber auch teilweise so verstanden, dass dann diese Aussicht auf
0:51:54–0:52:00
Heilung dann damit teilweise in Frage gestellt wird.
0:52:01–0:52:06
Gibt es Heilung? Und so habe ich das in dem Film mitgenommen.
0:52:07–0:52:12
Also diese, ob es die Warnung auf eine Frage gibt, also ob Freud dann tatsächlich
0:52:12–0:52:15
mit seiner Therapie heilen konnte.
0:52:16–0:52:18
Ich weiß nicht, hast du das auch so wahrgenommen?
0:52:35–0:52:39
Ärztliche Denken anfangs, auch wenn Freud selber das dann, glaube ich.
0:52:42–0:52:45
Nee, nochmal anders. Ich glaube, ich fange jetzt hinten an.
0:52:45–0:52:50
Einer von den französischen Sprechern, der hat da irgendwie gesagt,
0:52:50–0:52:53
kann die Psychoanalyse heilen?
0:52:53–0:52:59
Ich weiß es nicht, aber sie gibt uns einen anderen Blick auf das Gleiche oder
0:52:59–0:53:01
so in der Hand. Das ist paraphrasiert.
0:53:01–0:53:04
Also da geht es ja darum, was ist denn überhaupt Heilung? Und Lacan würde jetzt
0:53:04–0:53:06
auch nicht sagen, dass die Psychoanalyse irgendwas heilen muss,
0:53:06–0:53:12
sondern es geht einfach darum, sich selbst besser erfahren zu können.
0:53:12–0:53:16
Oder wie Freud sagen würde, das Unbewusste muss bewusst gemacht werden.
0:53:16–0:53:19
Das heißt aber nicht unbedingt, dass es dadurch verschwindet oder so.
0:53:19–0:53:24
Aber natürlich hat der ärztliche Blick auf die Pathologie erst mal,
0:53:24–0:53:26
oh, da ist ein Zwang, der Zwang muss weg.
0:53:26–0:53:31
Und wo kommt er denn her? Und die Psychoanalyse hätte dann zum Beispiel herausgefunden,
0:53:31–0:53:38
dass aufgrund verdrängter sexueller Triebe dann auf einmal ein Zwang entsteht,
0:53:38–0:53:45
dass die Bettdecke, bevor die Patientin ins Bett gehen muss,
0:53:45–0:53:47
die Bettdecke immer ganz, ganz weiß sein und ganz, ganz straff sein.
0:53:48–0:53:52
Also das wäre dann, der Zwang entsteht vor dem Hintergrund eines anderen Problems.
0:53:52–0:53:58
Und ist im Prinzip die einfachere Lösung, sich mit dem ursprünglichen auseinanderzusetzen.
0:53:59–0:54:02
Das ist das. Und was du jetzt sagst, ist halt diese unendliche Analyse.
0:54:02–0:54:06
Das war dann auch so eine Überlegung, wo Freud schon anregen wollte.
0:54:07–0:54:10
Naja gut, aber irgendwann soll man okay, kann man auch mal einen Schnitt machen.
0:54:11–0:54:17
Ansonsten müsste sich der Analytiker hinterfragen, warum es dann immer weitergeht.
0:54:18–0:54:23
Das ist natürlich was, was sich dann auch so gewandelt hat.
0:54:23–0:54:28
Und da kann man wieder zu C.G. Jung andocken, wo es dann eher darum geht,
0:54:28–0:54:32
bei Jung die eigenen Schatten besser zu verstehen und sich damit auseinanderzusetzen.
0:54:32–0:54:43
Und nicht mehr die Idee von ein abgegrenztes Leiden zu diagnostizieren und zu behandeln,
0:54:44–0:54:48
sondern sich selbst in seiner Ganzheit, in seinem Charakter,
0:54:48–0:54:50
deshalb hieß es der Charakteranalyse,
0:54:50–0:54:52
weiterzuentwickeln.
0:54:52–0:54:58
Das ist dann eher sowas, wo es um eine Form der Selbstoptimierung geht und nicht eine Verbesserung.
0:54:58–0:55:07
Da könnte man auch, denke ich, schon die 80er, 90er Jahre mit so Werkzeugkiste
0:55:07–0:55:11
aus Spiritualität, ich nehme ein bisschen Buddhismus, ich nehme ein bisschen Okkultismus,
0:55:11–0:55:16
ein bisschen das und dann baue ich mir daraus eine eigene Religion, die für mich passt.
0:55:17–0:55:20
Und das ist ja dann auch okay und das tut dann auch was für dich.
0:55:22–0:55:28
Aber es geht eben nicht mehr darum, etwas Leidendes aufzulösen oder zu erleichtern,
0:55:28–0:55:32
sondern dann geht es eher darum, dass man immer gefordert ist.
0:55:32–0:55:37
Und wer könnte denn dann schon einfach mal sagen, nee, heute arbeite ich nicht an mir selbst.
0:55:38–0:55:43
Also das ist dann wirklich die unendliche Analyse. Das ist dann das Fitnessstudio
0:55:43–0:55:48
oder das Yoga-Retreat oder dass man halt immer dran ist zu sagen,
0:55:48–0:55:52
also ich bin heute nicht faul, sondern auch heute verbessere ich mich jeden Tag ein bisschen mehr.
0:55:52–0:55:55
Immer von dem Besten lernen. Wenn du der Glückste im Raum bist,
0:55:55–0:55:56
dann geh in den neuen Raum.
0:55:57–0:56:01
Also das sind dann solche Aufrufe, die nichts mehr mit dem ärztlichen Blick
0:56:01–0:56:08
auf Leid zu tun haben, sondern aber auch eben Psychotherapie sind in der Form noch.
0:56:09–0:56:16
Also weil du dich dann ständig damit beschäftigst und dann auch so die ganzen
0:56:16–0:56:21
Sachen internalisiert hast, dass du die auch anwenden kannst und auch dann immer
0:56:21–0:56:23
einen neuen Blick darauf entwickeln kannst.
0:56:23–0:56:26
Ja, eine Selbstoptimierung einfach. Also man guckt dann immer wieder drauf.
0:56:27–0:56:30
Psychohygiene, würde man vielleicht auch sagen. Das ist ja auch völlig legitim
0:56:30–0:56:33
und ich glaube auch für viele Menschen wirklich Gewinn bringt.
0:56:34–0:56:38
Aber es geht halt nicht mehr um diese klassische ärztliche Ansicht,
0:56:38–0:56:43
es gibt ein Leid, das müssen wir beenden, so weit als möglich.
0:56:43–0:56:46
Wir können aber nicht versprechen, dass das klappt, sondern dann geht es eher
0:56:46–0:56:55
um, ja keine Ahnung, also Fuß ist gebrochen, der Arzt stellt es wieder her,
0:56:55–0:56:56
du kannst wieder hinken.
0:56:57–0:57:01
Ob du nochmal Marathon laufen kannst, kann dir der Arzt nicht sagen.
0:57:01–0:57:02
Aber du kannst dann übernehmen.
0:57:02–0:57:07
Dann bist du da dran und dann machst du weiter und trainierst und bockst dich da irgendwie durch.
0:57:07–0:57:10
Das ist aber nicht mehr die Aufgabe des Arztes. Du bist zu einem gewissen Grad
0:57:10–0:57:13
nur die Wiederherstellung von Funktionalität.
0:57:14–0:57:19
Und danach übernimmst du in Eigenverantwortung und in gewisser Weise eben als Selbstzahler.
0:57:19–0:57:24
Nicht mehr auf die Kasse, sondern du gehst dann irgendwo hin und lässt dich behandeln.
0:57:24–0:57:29
Ja, das ist dann so ein Aufentrag, den man sich dann als Patient dann mit rauskennendieren kann.
0:57:29–0:57:33
Und das ist dann das, was in diesem Text eben die Unendliche oder die Endlose,
0:57:33–0:57:35
ich weiß nicht mehr genau, wie der Titel heißt.
0:57:35–0:57:38
Ja, aber gut, das ist vielleicht da gar nicht mit gemeint, dass die Psychoanalyse
0:57:38–0:57:41
jetzt nicht heilt, so wie ich das dann im Film verstanden habe.
0:57:41–0:57:50
Sondern ich hatte auch das Gefühl, dass dann eben durch diese Methode der Analyse
0:57:50–0:57:57
dann auch ganz bestimmte tiefmenschliche Eigenschaften so rausgetragen werden.
0:57:58–0:58:05
Und das ist auch dieser tiefe Humanismus, auch so eines, was dann diese englische Eigenschaften.
0:58:07–0:58:10
Psychotherapeut am Ende gesagt hat, den du auch gerade schon zitiert hast,
0:58:11–0:58:15
dass halt Frauen, Mann sind halt Menschen, menschliche Wesen,
0:58:15–0:58:21
aber unglaublich komplex, ja, also nicht irgendwie so, es sind halt Menschen.
0:58:21–0:58:25
Das finde ich ganz schön. Das ist halt so auf der einen Seite unglaublich,
0:58:25–0:58:29
unglaublich komplex, auf der anderen Seite Menschen. Und das ist halt so dieser.
0:58:31–0:58:35
Der humanwissenschaftliche Ansatz wieder da. Also das finde ich ja auch,
0:58:35–0:58:42
was Freud dann auch so letztendlich in der Moderne so entwickelt hat.
0:58:43–0:58:44
Das ist so seinen Stellen.
0:58:45–0:58:48
Also ich meine, das finde ich ja auch, und du hast mich ja gerade gefragt,
0:58:48–0:58:50
was nehme ich denn aus diesem Film mit?
0:58:50–0:58:56
Und das ist halt so, Freud ist eine Ikone. Das ist ja so, er fasst ein Halbgott.
0:58:56–0:59:03
Das ist ja so, Freud ist ein Begriff, den man wie, jetzt meinetwegen auch Einstein,
0:59:03–0:59:07
das ist halt so die Begriffe, die man, oder die Menschen oder die Biografien,
0:59:07–0:59:11
die man ganz früh schon kennenlernt, in der 10. Klasse, in der Schule oder so.
0:59:12–0:59:19
Freud ist dann schon mal so gefallen, der Name. Und man hat dann diese recht
0:59:19–0:59:23
vereinfachte Vorstellung von seiner Lehre irgendwo auch mal mitgenommen.
0:59:24–0:59:30
Aber das fand ich, hat der Film nochmal reingebracht, dass wir dann ein anderes
0:59:30–0:59:36
Bild von Freud mitbekommen, als Mensch, dann halt als Biografie, als Biopic.
0:59:38–0:59:43
Hier sind wir, glaube ich, gerade, ist das nicht die Botschaft des Vatikans?
0:59:44–0:59:49
Ich weiß es nicht. Wir sind ja in der Hasenheide. Wir gehen jetzt wieder Richtung Südstern.
0:59:49–0:59:54
Ich wollte durch die Hasenheide gehen. Dass hier die Botschaft des Vatikans ist.
0:59:58–1:00:02
Hier ist die apostolische Nunziatur.
1:00:02–1:00:06
Das mag ich jetzt recherchieren. Ich fand dieses Gebäude immer so ganz toll.
1:00:07–1:00:14
Das sieht wirklich aus wie aus so einem Dan-Brown-Film. Eine Verfilmung von
1:00:14–1:00:19
diesem Inferno oder wie auch immer die Dinge heißen.
1:00:20–1:00:27
Da hinten sieht das aus wie so ein Archiv. Auch in Anlehnung an unser Gebäude
1:00:27–1:00:29
vom Bundesnachrichtendienst, wo man hier auch das Gefühl hat,
1:00:29–1:00:33
unterirdisch kann es noch so 100 Meter in die Tiefe gehen.
1:00:33–1:00:38
Das sind die ganz geheimen Schriften, die ersten Jesusrollen und sowas.
1:00:40–1:00:43
Deswegen die Vorstellung, hier ist die Botschaft des Vatikans.
1:00:43–1:00:46
Ja, ich hatte das irgendwie mal, vielleicht ...
1:00:49–1:00:54
Ich werde es in die Shownotes packen, wie es sich denn heißt. Googlest du gerade?
1:00:54–1:00:56
Wir können uns einfach mal Google Maps aufmachen.
1:00:57–1:00:59
Weil es da rauskommt.
1:01:00–1:01:01
Das ist eine Basilika.
1:01:05–1:01:09
Nee, nee, das ist ja nicht das, sondern wir sind ja ... Das hier ist das Gebäude.
1:01:11–1:01:12
Okay.
1:01:17–1:01:18
Wir verlinken das mal.
1:01:18–1:01:24
Nontriatur.de Ja, wir kriegen es jetzt nicht in der Grenze gelöst.
1:01:25–1:01:29
Wenn ich hier ungern schneide, treibe ich uns jetzt einfach wieder zurück auf die Straße.
1:01:31–1:01:37
Ja, also das mit dem Heilt die Psychoanalyse ist natürlich wirklich auch ein großes Thema.
1:01:37–1:01:41
Es geht dann schon in der Psychoanalyse darum, dass man die Dinge ändert,
1:01:41–1:01:45
also einen größeren Einblick in die eigenen Dynamiken kriegt und das,
1:01:45–1:01:49
was Freud da früh bemerkt hat, was du gerade angesprochen hast,
1:01:49–1:01:51
also Menschen sind sehr kompliziert.
1:01:52–1:01:56
Es ist natürlich auch, er hat auch ja dann gesagt, deshalb kam ich darauf hin,
1:01:56–1:01:58
der Feind ist die katholische Kirche.
1:01:58–1:02:02
Das hat er ja dann gesagt, während die Nazis in Wien durch die Straßen liefen.
1:02:04–1:02:06
Da wurde das so ein Film auch zitiert. Können wir durch?
1:02:06–1:02:10
Ja, gehen wir. Jetzt kommen wir zur Hasenheide.
1:02:12–1:02:13
Was ist das für ein Schauspieler?
1:02:14–1:02:14
Ist das für ein Schauspieler?
1:02:14–1:02:18
Ist das für ein Schauspieler? Welcher Film ist das für ein Schauspieler?
1:02:21–1:02:22
Mothetun Man.
1:02:22–1:02:23
Ja, so.
1:02:25–1:02:25
Und...
1:02:27–1:02:31
Und das ist natürlich was, über was man sprechen kann und was nicht.
1:02:31–1:02:35
Und dieser Schock, was ja auch einer der Experten aus den USA dann sagte,
1:02:36–1:02:41
then he wrote about children being sexual beings, like animals, sexual beings.
1:02:42–1:02:46
Of course it was a huge success oder so ähnlich. Also er hat dann sofort diese
1:02:46–1:02:50
Bücher verkauft. Also die Sexualität war natürlich dann auf einmal genau das Thema der Zeit.
1:02:51–1:02:54
Einerseits, weil sie sich befreite, was der Filmemacher auch mit diesem zum
1:02:54–1:02:58
Beispiel mit diesem halbnackten Badminton-Spiel irgendwie illustrieren wollte.
1:02:59–1:03:06
Und andererseits aber dann über Freud dann nochmal selbst Kinder als sexuelle
1:03:06–1:03:07
Wesen identifiziert wurden.
1:03:07–1:03:10
Das war gleichzeitig verboten, aber auch ein Kassenschlager.
1:03:11–1:03:18
Das sind so Sachen, die natürlich dann Freud wollte das ja für alle Ewigkeit entdeckt haben.
1:03:18–1:03:22
Er sagt ja später, ich weiß gar nicht mehr genau, ob er das geschrieben hat,
1:03:22–1:03:26
ich glaube 1910er Jahre irgendwie, dass er sagt,
1:03:27–1:03:32
also es gab halt Kopernikus, die Erde ist nicht Mittelpunkt des Universums,
1:03:33–1:03:38
Darwin, der Mensch ist nicht die Kröne der Schöpfung und Freud,
1:03:38–1:03:40
der Mensch ist nicht mehr Herr im eigenen Haus.
1:03:40–1:03:44
Das war die dritte Kränkung, wie er sagt, also da legt er sich ja schon ganz schön auf so eine,
1:03:45–1:03:50
da taktet er sich selbst ja schon ziemlich oben ein und hat natürlich damit
1:03:50–1:03:55
aber auch den Anspruch, dass seine Theorien ewige Gültigkeit haben.
1:03:57–1:04:01
Und das ist vielleicht doch ein bisschen veränderbarer.
1:04:02–1:04:07
Es gibt von Yalom, das ist auch ein Psychoanalytiker, der auch viel schreibt und gut schreibt.
1:04:08–1:04:12
Die rote Couch, die Schopenhauer Kur oder als Nietzsche weint,
1:04:12–1:04:16
das sind so Bücher von ihm. Der hat das irgendwann mal im Interview gesagt,
1:04:17–1:04:21
hat gemeint, dass Sex ist kein Tabu mehr.
1:04:21–1:04:24
In der Gruppe oder in einer psychischen Psychotherapie, die reden alle über
1:04:24–1:04:28
Sex, Sexpraktiken, Lust und so, das ist nicht das Thema. Aber keiner redet über Geld.
1:04:30–1:04:35
Das fand ich so einen ganz guten Satz. Ein bisschen wie die Anknüpfung an Jungen
1:04:35–1:04:37
mit den Ufos und den Archetypen.
1:04:37–1:04:40
Dass ein Jung irgendwie sagt, die Archetypen können sich verändern.
1:04:40–1:04:45
Das heißt aber nicht, dass die Archetypen-Idee falsch ist, auch wenn sie sich verändern.
1:04:46–1:04:52
Und Yalom illustriert hat in gewisser Weise, es gibt Tabus oder es gibt Dinge,
1:04:52–1:04:55
die werden nicht öffentlich besprochen, aber die können sich trotzdem wandeln.
1:04:55–1:04:59
Und Sexualität war das, was Freude entdeckt hat, aber vielleicht hat sich das
1:04:59–1:05:01
wirklich weiterentwickelt. Vielleicht ist es jetzt woanders.
1:05:02–1:05:07
Da war ja auch eine, ich glaube der Regisseur hat sie genannt, queere Analytikerin,
1:05:07–1:05:17
die auch als eine Expertin da zu Wort kam, wo er auch das mit illustrieren wollte, dass Freud nicht,
1:05:20–1:05:24
gecancelt wurde, hat er glaube ich sogar gesagt, sondern dass er den Freud Wars
1:05:24–1:05:30
überlebt habe und jetzt genau deshalb wollte er auch diese Stimme da mit in den Film reinholen.
1:05:31–1:05:37
Und es ist auch ein Buch bei mir zu Hause, ein Riesenwälzer,
1:05:38–1:05:43
Queering Psychoanalysis, den ich immer noch nicht geöffnet habe, einfach nicht die Zeit.
1:05:43–1:05:46
Aber ich finde es schon ein sehr spannendes Thema auch.
1:05:48–1:05:54
Ja, ja, klar. Da ist es natürlich die Frage, wie jetzt diese Theorien von Freud
1:05:54–1:05:57
in die jüngste Zeit zu holen.
1:05:57–1:06:01
Aber das meint er auch, der Filmemacher, allein dadurch, dass es ja noch so
1:06:01–1:06:04
präsent ist, erscheint es ja noch irgendwie zu funktionieren.
1:06:06–1:06:09
Und es verändert sich auch. Aber es ist ja so, was er auch meint,
1:06:09–1:06:14
eine Beobachtung, wie die, ich sage ja viele, eine Psychoanalyse ist sehr lebendig,
1:06:14–1:06:18
aber halt eher im Bereich der Filmwissenschaften, Literaturwissenschaften und
1:06:18–1:06:21
so Und weniger wirklich im Bereich der Psychiatrie und Psychologie.
1:06:21–1:06:24
Und das weiß ich gar nicht, ob das so stimmt.
1:06:25–1:06:28
Also ich habe schon so ein bisschen das Gefühl, was er ja auch angedeutet hat.
1:06:28–1:06:32
Das ist da so eine Renaissance von Freud.
1:06:32–1:06:35
Also Freudessance hieß das wohl in New York.
1:06:36–1:06:38
Also es ist da jetzt gerade wieder so ein Fokus kommt.
1:06:39–1:06:46
Jetzt war auch gerade vor kurzem eben 100 Jahre, 2023 war das glaube ich dann 100 Jahre,
1:06:47–1:06:53
diese wichtige Schrift Jenseits des Lustprinzips, wo Freud auch sein eigenes
1:06:53–1:06:57
Theoriegebilde nochmal umgebaut hat, erweitert hat und den Todestrieb eingeführt
1:06:57–1:07:00
hat. Sehr wichtiges Buch.
1:07:01–1:07:05
Und das hat vielleicht auch nochmal dazu beigetragen, dass da irgendwie weltweit
1:07:05–1:07:10
2023 viel über Freud gesprochen und geschrieben wurde auch.
1:07:12–1:07:17
Die Frage ist halt nur, sind es dann wirklich die,
1:07:18–1:07:22
Psychoanalyse als Redekur, die
1:07:22–1:07:28
dann das spannend macht oder ist es so wie Einsteins Relativitätstheorie?
1:07:29–1:07:30
Also das ist ja auch irgendwie so,
1:07:34–1:07:35
Popkultur in der Form.
1:07:35–1:07:41
Ja, aber es ist mathematisch quasi beweisbar und das ist halt schwierig dann
1:07:41–1:07:44
irgendwann zum späteren Zeitpunkt zu sagen, nee, stimmt doch nicht.
1:07:44–1:07:47
Ich meine, es wird immer wieder angekratzt, es gibt Gehenbeweise und so weiter,
1:07:48–1:07:54
aber nach wie vor ist diese ganze Relativitätstheorie von Einstein noch so ein
1:07:54–1:07:59
mathematisch beweisbares Konstrukt, während du natürlich in diesem Bereich der überhaupt,
1:08:00–1:08:02
irgendwie das beweisen kannst.
1:08:02–1:08:05
Das beweisbar ist das Wissenschaftsprinzip. Da wollten wir eben auch in diesen
1:08:05–1:08:08
zwei Folgen, die es dann wurden über Jung, so ein bisschen drüber reflektieren.
1:08:09–1:08:13
Und es passt, es ist wirklich gut. Total anonymisiert sage ich,
1:08:13–1:08:18
dass eine Patientin heute mir ein Zitat von Feynman mit in die Praxis gebracht hatte.
1:08:18–1:08:23
Feynman sagt, der Psychologiser heißt Witch Doctor. It's not science.
1:08:24–1:08:27
Das wurde mir heute noch mal so vorgelesen.
1:08:28–1:08:32
Und wie hast du reagiert? Yes! I am a witch.
1:08:36–1:08:41
Den Echomat rausgeholt. Ich glaube, wir müssen da lang.
1:08:42–1:08:46
Wir sind jetzt, wir kreuzen auch gerade wieder. Eine frühe Folge.
1:08:47–1:08:49
Na, Mitch, die kreuzen wir immer.
1:08:49–1:08:52
Die haben wir immer hier gekreuzt. Die Hasenheiden-Folge. Das habe ich jetzt
1:08:52–1:08:55
schon wieder vergessen. Bei Teramin haben wir die gekreuzt.
1:08:55–1:08:59
Bei Teramin haben wir die auch gekreuzt. Aber es ist auch eine deiner sehr frequentierten Folgen.
1:08:59–1:09:01
Ist das die Encanto-Folge?
1:09:01–1:09:02
Ja, Encanto, richtig.
1:09:02–1:09:06
Ich wollte ja heute eigentlich auch nochmal auf die, das habe ich ja mal gesagt,
1:09:06–1:09:11
wir gucken mal so auf die Top Ten oder Top Five des letzten Monats,
1:09:12–1:09:16
der letzten drei Monate oder letzten Jahres, letzten zehn Jahre.
1:09:16–1:09:18
Aber ich habe es jetzt nicht vorbereitet.
1:09:18–1:09:19
Oh, schade.
1:09:19–1:09:21
Ich muss jetzt mein Handy rausziehen, um das hinzuholen.
1:09:23–1:09:26
Aber Theramin ist nämlich auch gerade irgendwie so ein Slow Burner.
1:09:26–1:09:30
War nicht so ein Riesenerfolg, aber Da hält sich jetzt irgendwie so.
1:09:30–1:09:31
Die generiert sich nicht ganz gut.
1:09:31–1:09:38
Ja, das ist so ganz gut. Was immer spiked ist dein C3, 38 C3.
1:09:38–1:09:41
Ja, ich meine gut, Ali zieht halt. Ali zieht.
1:09:41–1:09:44
Ja, aber ich glaube auch, dass 38 C3 als Suchbegriff einfach zieht.
1:09:44–1:09:47
Ja, wahrscheinlich. Das wollen die Leute schon hören.
1:09:48–1:09:55
Und in den Top 10, also der Top 2, der 10-Jahres-Rückblick da,
1:09:55–1:09:59
oder über alle Folgen hinweg, so drei Jahre wäre es dann bei uns,
1:10:00–1:10:03
da ist jetzt Webfonds immer noch auf Platz 1.
1:10:04–1:10:07
Aber Hyperion robbt sich da so ran.
1:10:09–1:10:14
Spätestens dann, wenn die Netflix-Folge dann rauskommt, Hyperion,
1:10:15–1:10:17
dann kannst du dann nochmal topen.
1:10:18–1:10:21
Da kommt man schon ganz tief rein.
1:10:23–1:10:30
Kannst du, würdest du um nochmal den Bogen zu jung zu schießen.
1:10:31–1:10:42
Das rote Buch ist ja so die Generationsquelle für Jung, um in seine aktive Imagination zu treiben.
1:10:44–1:10:48
Könnte man das mit dem Traumdeutungsbuch von Freud vergleichen,
1:10:48–1:10:52
so auf der Ebene der Methodenentwicklung?
1:10:52–1:10:59
Die Traumdeutung, die Freiassoziation war nach der,
1:11:01–1:11:07
Feststellung von Freud, dass das mit der Hypnose nicht wirklich ein Zauberstab ist für alle.
1:11:07–1:11:13
Und dann hat er eben festgestellt, es ist bei der freien Assoziation ähnlich wie im Traum.
1:11:13–1:11:17
Der Traum arbeitet nach Freud mit Verdichtung und Verschiebung.
1:11:17–1:11:19
Das heißt, es wird alles, kann man sich gut vorstellen, kompakter.
1:11:20–1:11:24
Und dann ist halt, was zum Beispiel dann der Penis ist, ist dann,
1:11:25–1:11:28
das war auch ein interessantes Bild aus dem Film, komme ich gleich drauf,
1:11:28–1:11:32
ist dann zum Beispiel Zigarre, könnte man sagen. Das ist die Verschiebung.
1:11:34–1:11:40
Und in der freien Assoziation mit PatientInnen in der Sitzung,
1:11:40–1:11:43
die dann zum Beispiel auch liegen und an die Decke gucken, ob in dem Raum halt
1:11:43–1:11:44
diese ganzen Gesichter sehen,
1:11:45–1:11:49
dass die anfangen, einfach so mal alles rauszulassen, was gerade so kommt,
1:11:49–1:11:51
so wenig als möglich zensieren.
1:11:51–1:11:53
Das war ja auch ein Zitat da.
1:11:54–1:11:55
Das ist in der Analyse.
1:11:57–1:12:00
Da kann man nicht decent sein, man kann nicht anständig sein,
1:12:00–1:12:04
man muss das einfach laufen lassen können, um tiefer zu gehen,
1:12:04–1:12:11
um diese internen Sensoren zu umgehen oder zu überspringen.
1:12:11–1:12:12
Jetzt sind wir im dunklen Park.
1:12:12–1:12:15
Ich würde jetzt gerne aus diesem dunklen Park rausgehen. Ist das okay?
1:12:16–1:12:18
Ja, wir müssen dann geradeaus weitergehen.
1:12:18–1:12:20
Aber können wir nicht runtergehen und dann an der Straße lang gehen?
1:12:20–1:12:21
Können wir auch machen.
1:12:24–1:12:30
Wir waren ja im Grunewald mit Hänsel und Gretel in einer edlich dunklen Situation,
1:12:30–1:12:33
aber da waren wir wirklich alleine.
1:12:33–1:12:39
Du weißt, dass da wirklich kein anderer ist um diese Uhrzeit außer die Wildschweine.
1:12:39–1:12:46
Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. Das ist ja auch ein Problem.
1:12:49–1:12:56
Jetzt hat mich dieser komische komische geräusch von der vorne hat mich abgelenkt wo waren wir gerade ich.
1:12:56–1:12:58
Bin auch ein bisschen raus muss ich gestehen.
1:12:58–1:13:01
Okay dann kann es ja nicht so wichtig gewesen sein wie man sagt oder es war
1:13:01–1:13:04
so wichtig dass wir uns gleich verdrängt haben müssen wir noch mal nachhören.
1:13:07–1:13:10
Wir waren bei dem Penis.
1:13:10–1:13:16
Du wolltest wissen, ob diese Art der Arbeit ähnlich ist.
1:13:20–1:13:27
Bei Jung ist es ja auch eine Selbstanalyse und er geht da aktiv rein.
1:13:28–1:13:34
Und bei Freud ist die Freie Asozien mit PatientInnen jetzt nichts.
1:13:35–1:13:39
Also da geht er nicht aktiv in der Selbstanalyse rein. In dem roten Buch,
1:13:39–1:13:42
da ist alles Selbstanalyse. Ich sehe das schon ein bisschen anders.
1:13:43–1:13:47
Und ich glaube eben auch vor dem Weltbild motiviert ist es halt so.
1:13:48–1:13:55
So, dass Jung ja wirklich in dieser einen Anekdote, die ich da auch angesprochen habe,
1:13:56–1:14:02
wo er dieses unerhörte Bild spürt, dass er in Basel diese große Kirche sieht
1:14:02–1:14:06
und dann dieses Bild, dass Gott da so draufscheißt, einen riesen Scheißhaufen.
1:14:06–1:14:11
Und das findet er völlig unerhört. Er war dann noch sehr jung und das traut er sich nicht.
1:14:11–1:14:14
Und dann sagt Gott, nee, nee, das darfst du schon denken. Und dann kommt er
1:14:14–1:14:19
in seinen neuen Religionsbegriff rein, dass halt nicht die Institution der Kirche,
1:14:19–1:14:24
sondern die Spiritualität und Gott, also dass er versucht, ein neues Konzept
1:14:24–1:14:28
von Spiritualität oder Gottglauben zu entwickeln.
1:14:28–1:14:35
Und vor dem Hintergrund, wenn er dann anfängt, mit seinen eigenen Dingen zu
1:14:35–1:14:38
sprechen, dann ist das eben, zumindest in meinem Verständnis,
1:14:38–1:14:47
auch schon ein Schritt, der potenziell aus dem individuellen Unbewussten oder
1:14:47–1:14:49
darüber hinaus oder tiefer geht,
1:14:49–1:14:55
eben in dieses archetypische,
1:14:55–1:14:57
metaphysische Archetypische.
1:14:57–1:15:00
Und Schupp vorsichtig, Fahrradfahren.
1:15:01–1:15:05
Und das wäre bei Freud so sicherlich nicht mit dem.
1:15:06–1:15:12
Auch da das Zitat, und das ist schon sehr wichtig bei der Traumdeutung,
1:15:12–1:15:15
in Details zu gehen und vor allen Dingen auch oft eben in die Dinge reinzugehen,
1:15:15–1:15:17
die am Anfang gar nicht mehr da waren.
1:15:17–1:15:20
Dass man sagt, wir sind jetzt hier an der Straße, fällt mir ein,
1:15:20–1:15:24
ich erinnere mich noch am Traum, da war so ein Auto und irgendwas war da komisch
1:15:24–1:15:27
an dem Auto. Was war denn da komisch? Keine Ahnung, ich weiß nicht mehr.
1:15:28–1:15:32
Und dann erzählt man weiter, jetzt fällt es mir wieder ein, das hatte nur einen
1:15:32–1:15:35
Scheinwerfer, der andere war kaputt und der blinkte so komisch.
1:15:35–1:15:39
Also solche Dinge würde dann, freut zum Hintergrund sagen, dass dieser Zensor,
1:15:40–1:15:41
der innere Zensor springt an.
1:15:41–1:15:46
Ja, in dem Moment, also beim Traum ist der Zensor ein bisschen überwunden,
1:15:46–1:15:51
der Traum passiert, das Unbewusste oder Vorbewusste schleicht sich da hinein
1:15:51–1:15:54
in den Traum und dann vergessen wir es aber wieder.
1:15:54–1:15:57
Und wenn wir den Traum erzählen, dann können wir aber dann vielleicht doch nochmal
1:15:57–1:16:01
einen Schritt wieder reingehen in Material, was schon wieder vergessen war. Also der zweite Zensor.
1:16:02–1:16:10
Und das wäre jetzt für mich schon unterschiedlich zu dem, was Jung da macht.
1:16:10–1:16:15
Also das Gefühl von Jung eher zu sagen, ich drehe mich um, ich spreche mit den
1:16:15–1:16:17
Toten, mal gucken, manche sind wirklich eben,
1:16:17–1:16:23
das ist echt und bei manchen ist es meine eingebildete Version des Toten und
1:16:23–1:16:25
als Experte kann ich das auch gut unterscheiden.
1:16:25–1:16:29
Ich glaube auch, Jung hat dann auch viel mehr so einfach geschrieben,
1:16:29–1:16:33
was er da so erlebt hat oder was er sich vorgestellt hat.
1:16:34–1:16:40
Während im Traumdeutigen im Buch von Freud ist ja auch dann gleich die Analyse dabei.
1:16:40–1:16:45
Also er hat ja dann auch das ganze Material organisiert und seine Träume dann
1:16:45–1:16:47
halt auch wirklich analysiert.
1:16:47–1:16:51
Dieser analytische Schritt, der fehlt ja dann im roten Buch.
1:16:52–1:16:56
Ja, und das ist ja eben auch dann dieses Titel von unserer Episode,
1:16:56–1:17:00
Religionsstifter, Fragezeichen, weil es dann wirklich eher rüberkommt wie ein
1:17:00–1:17:06
religiöser Text, ein Text, der von dir interpretiert werden muss,
1:17:07–1:17:08
also der nicht erklärt wird.
1:17:08–1:17:11
Und das ist auch wieder eine Brücke zu dem Film, fand ich ganz interessant,
1:17:11–1:17:19
formal dann nochmal, dass Träume von Freud im Film auch als Animation umgesetzt wurden.
1:17:19–1:17:21
Ja, genau, das wollte ich auch noch erwähnen.
1:17:21–1:17:29
Und er dann explizit Träume genommen hat, die eben nicht interpretiert wurden.
1:17:29–1:17:34
Also die irgendwo aufgetaucht sind und dann auch wieder verschwunden sind und
1:17:34–1:17:37
nicht bearbeitet wurden, interpretiert wurden, gedeutet wurden.
1:17:37–1:17:40
Und das fand ich ganz interessant, als er das nochmal reingenommen hat.
1:17:40–1:17:45
Und da war eben dieses eine Bild in einem der Träume. Da siehst du einen Zug,
1:17:45–1:17:47
der zunehmend sich mit Wasser füllt.
1:17:49–1:17:54
Und in diesem Zugabteil siehst du dann so eine Zigarre, die so irgendwo drauf
1:17:54–1:17:57
liegt. Und als die Zigarre kommt vorne so Wasser raus.
1:17:57–1:18:02
Und das füllt diesen ganzen. Und dann fährt der ganze Zug nicht in einen Tunnel,
1:18:02–1:18:03
sondern in den Pissoir hinein.
1:18:03–1:18:06
In den Berg ist so ein riesen Pissoir eingelassen. Da fährt der Zug rein.
1:18:06–1:18:10
Das dann auch aussieht wie eine Vulva. Also diese Doppel.
1:18:10–1:18:15
Zug, Penis, Zigarre, Pinkeln. Hast du alles drin.
1:18:15–1:18:19
Ja, aber da gibt es eben von Freud ja diesen Satz, dass er irgendwann mal darauf
1:18:19–1:18:22
angesprochen, irgendwann mal meint er, manchmal ist eine Zigarre nur eine Zigarre.
1:18:22–1:18:25
Und das klingt halt so einerseits so vehement von wegen, ey,
1:18:25–1:18:28
jetzt lass mich doch Zigarre rauchen, jetzt mach mal halblang hier.
1:18:28–1:18:30
Aber von dem Hintergrund des Traums ist es natürlich dann so,
1:18:30–1:18:33
manchmal ist eine Zigarre nur eine Zigarre.
1:18:33–1:18:38
Es kann auch viel Flüssigkeit vorne rauskommen und dann fährt der ganze Zug
1:18:38–1:18:44
massiv und schnell und erregt hinein in diese Pissoir-Vulva des Berges.
1:18:45–1:18:53
Aber man muss auch sagen, er hat ja immer weiter geraucht, auch als er schon Gaumenkrebs hatte.
1:18:55–1:18:58
Das ist ja auch nochmal so, das Aspekt des Heilens.
1:18:59–1:19:03
Er hatte 1923 dann eben Krebs, Gaumenkrebs.
1:19:03–1:19:06
Ganz viel wurde ihm dann auch aus dem Kiefer genommen.
1:19:06–1:19:08
Er hatte eine ganze Reihe von Operationen.
1:19:09–1:19:15
Über 50 Operationen, die er da machen lassen musste. Und,
1:19:17–1:19:21
Auch eine unglaubliche Prozedur, dann eben diese Prothesen einzusetzen,
1:19:21–1:19:26
wo dann auch anekdotisch erzählt wird, dass nur seine Tochter Anna ihm da helfen durfte.
1:19:27–1:19:31
Und dass das bis zu einer halben Stunde gedauert hat, bis er dann halt so hergerichtet war.
1:19:31–1:19:36
Also ich meine, er war nicht entstellt im Alter von, wir haben jetzt auch ganz
1:19:36–1:19:37
viele Bilder von ihm gesehen.
1:19:37–1:19:39
Ja, man sieht das dann schon.
1:19:39–1:19:42
Aus einer bestimmten Perspektive hast du gesehen, dass...
1:19:42–1:19:46
Auf der einen Seite, der Knochen waren ja auch wirklich Teile des Kieferknochens
1:19:46–1:19:48
entfernt. Und da wurde die Haut dann auch so dunkel und rot.
1:19:48–1:19:53
Ja, das war so. Und dann hat er noch so ein Geschwulster. Aber er ist ja dann
1:19:53–1:19:57
letztendlich von einem Krebs geheilt worden.
1:19:57–1:20:00
Also konnte er dann noch 16 Jahre weiterleben.
1:20:01–1:20:06
Und hatte wohl aber immer so gutartige Geschwulste. Und gleich dieses Festheilen,
1:20:07–1:20:10
das war, glaube ich, sein einziges Rauschmittel. Also Alkohol wird überhaupt nicht erwähnt.
1:20:11–1:20:15
Kokain hat er dann glaube ich auch nur so kurz probiert und nicht weiter verfolgt.
1:20:15–1:20:18
War das halt irgendwie so eine Mode.
1:20:18–1:20:21
Aber dieses Rauchen, Zigarrenrauchen, das war halt so schon,
1:20:23–1:20:28
es war nicht nur einfach nur eine Zigarre, sondern es war schon ein Objekt.
1:20:28–1:20:34
So sieht man, also so denkt man dann Freud, wenn man ein Bild sich vorstellen
1:20:34–1:20:36
muss von ihm. Bart und Zigarre.
1:20:36–1:20:39
Das ist so der Archetyp von Freud.
1:20:40–1:20:43
Und wohl nicht wegzudenken, wenn er geschrieben hat. Also das war wohl eben
1:20:43–1:20:47
seine Form, die innere Erregung zu regulieren, während er schreibt.
1:20:48–1:20:53
Dann braucht er das wohl, das Nikotin, aber vielleicht auch das Kauen oder ich,
1:20:53–1:20:55
keine Ahnung, spekulativ.
1:20:55–1:21:03
Ja, aber er war auch immer noch hochproduktiv im Alter mit den ganzen Schwächungen und Krankheiten.
1:21:03–1:21:11
Hat er dann noch in den 30ern also weiterhin Bücher geschrieben. Abhandlungen gegeben.
1:21:12–1:21:14
Also das ist schon Leistung.
1:21:14–1:21:19
Ich fand diese Anekdote auch sehr schön mit den Ciao-Chao, ich weiß gar nicht,
1:21:19–1:21:22
wie die in Deutschland heißen, ja auch Ciao-Chao, diese chinesischen Hunde,
1:21:22–1:21:29
die so ein bisschen gepropft aussehen und so wie so eine Rolle mit Fell,
1:21:30–1:21:33
dass das wohl sein Lieblingshund war und auch von,
1:21:34–1:21:37
Marie Bonaparte, was auch der Lieblingshund ist, hat sie auch so weiter verbunden
1:21:37–1:21:39
und in dem ganzen Material
1:21:40–1:21:43
Im Film, was wir da jetzt auch so gesehen haben, hatte ich wirklich das Gefühl,
1:21:43–1:21:47
das Einzige war, dass er so ganz ungebremst gelacht hat, war,
1:21:47–1:21:51
als er einmal den Hund so gefüttert hat und dann guckt er so kurz hoch und sucht
1:21:51–1:21:55
dann einfach irgendeinen, er sucht so im Off an der Kamera vorbei,
1:21:55–1:21:58
sucht halt irgendjemand, den er anlachen kann, weil er sich so gefreut hat.
1:21:58–1:22:01
Und da hat man echt so ein richtiges Lachen gesehen.
1:22:01–1:22:02
Ja, das finde ich auch sehr schön.
1:22:05–1:22:08
Das fand ich eben wirklich auch so dieses, das Menschliche, was,
1:22:09–1:22:14
ich meine, gut, früher war Fotografie alles nochmal was anderes als heute und
1:22:14–1:22:17
oft eben auch gestellt oder hat dann eine bestimmte Funktion,
1:22:18–1:22:20
diese Gruppenbilder oder wie auch immer.
1:22:20–1:22:25
Aber da in dem Moment war es dann wirklich so ein unbeobachteter Moment.
1:22:25–1:22:29
Ja, das war halt wirklich ein völlig untypisches Bild von Freud.
1:22:29–1:22:34
Also hat man ja auch vorhin darüber gesprochen, wo man so einen privaten Einblick
1:22:34–1:22:36
hat, den man vorher nicht gehabt hat.
1:22:37–1:22:41
Also allein durch die Archive, die dann da zur Verfügung gestellt waren.
1:22:42–1:22:45
Ja, wir sind jetzt wieder da, wo wir losgelaufen sind.
1:22:45–1:22:48
Wir sind kurz vor dem Kino Movimento.
1:22:48–1:22:52
Und ich glaube, wir sind jetzt auch nochmal so ganz gut durch die Geschichte
1:22:52–1:22:53
gelaufen, durch den Film.
1:22:54–1:22:58
Und würde sagen, dass wir damit auch die Episode zum Ende führen.
1:22:59–1:23:00
Bist du einverstanden, Mitch?
1:23:01–1:23:04
Finde ich gut. Also zusammenfassend nochmal, mein Wunsch war und ich hoffe,
1:23:04–1:23:06
dass das auch gepasst hat. Das war jetzt irgendwie so eine lockere Folge.
1:23:06–1:23:10
Wir haben uns jetzt nicht durch Sachen durchgeknüppelt, wobei du wirklich auch
1:23:10–1:23:14
nochmal gut Jahreszahlen so wieder mit reingebracht hast.
1:23:14–1:23:17
Aber für mich war es eher nochmal so die Hoffnung und Wunsch und ich habe es
1:23:17–1:23:23
auch so erlebt über diesen Film als dritter Teil zu dieser C.G.
1:23:23–1:23:28
Jung-Folge vielleicht auch noch mal freut, biografisch so ein bisschen darzustellen,
1:23:28–1:23:32
und nicht über die Theorie und die Wahrhaftigkeit davon oder nicht,
1:23:32–1:23:36
sondern oder Wissenschaftlichkeit und nicht so einfach zu schauen,
1:23:36–1:23:42
dass bestimmte Dinge da auch aus der Biografie vielleicht auch motiviert sind
1:23:42–1:23:44
oder noch mal anders erlebt werden können.
1:23:45–1:23:51
Weil wir ja bei Jung eben auch auf diese biografischen Aspekte geschaut haben.
1:23:51–1:23:53
Ich finde, das ist uns gelungen.
1:23:53–1:23:54
Auf jeden Fall.
1:23:56–1:24:00
Ja, das war Eigentlich Podcast.
1:24:00–1:24:07
Das Ganze könnt ihr unter eigentlich-podcast.de nochmal vertiefen.
1:24:07–1:24:10
Da könnt ihr auch sehen, wo wir langgelaufen sind, unseren Track.
1:24:10–1:24:14
Und wir haben auch ein paar Bilder gemacht. Ich hoffe, die sind was geworden.
1:24:14–1:24:17
Es war sehr dunkel, auch schon spät.
1:24:18–1:24:22
Wenn euch die Episode gefallen hat, Wenn euch der Podcast gefällt,
1:24:22–1:24:27
dann empfehlt uns weiter oder gebt uns Sternchen oder was auch immer.
1:24:28–1:24:32
Wir sagen Tschüss, bis zum nächsten Mal, bis dahin.
1:24:32–1:24:33
Macht's gut, Tschüss.

Verwandte Episoden

Mehr

"London calling to the faraway towns / Now war is declared and battle come down / London calling to the underworld / Come out of the cupboard, you boys and girls" The Clash, 1979

Flo hat in letzter Zeit viele Serien geschaut, die in London spielen: MobLand, I May Destroy You, Fleabag, Disclaimer, The Agency, Industry, Slow Horses, Ted Lasso, The Capture und Gangs of London. London steht als Spielort für Serien auf Platz drei hinter L. A. und New York City. In dieser Folge ist Flo der Frage nachgegangen, warum sich London in der Serienproduktion so hervorgetan hat, zumal der Brexit England doch wirtschaftlich zurückgeworfen hat. Doch England war in der Filmindustrie schon immer präsenter als seine europäischen Nachbarländer. Allein durch die Sprache können sich englische Produktionen größere Märkte erschließen, wohingegen deutsche und französische Produktionen auf Sprachbarrieren im internationalen Raum stoßen. Auch die großen Streamingdienste haben sich in den letzten Jahren in Londoner Studios eingemietet. Serien wie „Game of Thrones” und die „Harry Potter”-Filme trugen maßgeblich dazu bei, dass sich in den ersten Dekaden der 2000er eine starke Infrastruktur in der Filmindustrie in London ausbauen konnte. Gerade im Bereich der visuellen Effekte (VFX) sind viele kleine Studios entstanden, die auf dem Weltmarkt eine führende Position eingenommen haben. Dies erklärt zum Teil, warum so viele Serien in London spielen. Ein weiterer Grund ist, dass viel Geld aus dubiosen Quellen nach London geflossen ist, welches neben der Finanzierung von Großbauprojekten wie The Shard oder One Hyde Park auch viele Schattenproduktionen in der Filmbranche finanziert hat. London ist als Geldwäscheanlage bekannt. In dieser Episode tauschen wir uns über solche Geschichten und Gerüchte aus und können viele eigene London-Erlebnisse einbringen. Flo ist fasziniert davon, wie sich die Skyline von London in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Micz kann von seiner Zeit in den 90ern berichten, als er in London lebte und die Gentrifizierung des Stadtteils Shoreditch miterlebte. London ist vielseitig und unberechenbar, wie sich die Stadt auch in den Serien spiegelt. Hinter der glatten Fassade lauern Abgründe, aber auch Chancen...

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Florian Clauß
Erzähler
avatar
Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:03
Dann hatte ich ja dieses Drum-Ding da gebastelt, was man einfach so drauflegen kann.
0:00:04–0:00:07
Und dann war es ja damals noch so, dass es diesen Moment gibt,
0:00:07–0:00:08
wo dieses Klatschen rein soll.
0:00:09–0:00:12
Und das haben wir dann aber, glaube ich, du schneidest das, glaube ich,
0:00:12–0:00:13
gar nicht mehr so. Du schmeißt es einfach drauf.
Florian Clauß
0:00:15–0:00:19
Ich habe den Zimmer in irgendeiner rhythmischen Pause, wie ich den dann drauf.
Micz Flor
0:00:19–0:00:20
Dann klatschen wir mal.
Florian Clauß
0:00:21–0:00:22
Liest du, hörst du, oder?
Micz Flor
0:00:22–0:00:23
Ach, auf jeden Fall.
Florian Clauß
0:00:23–0:00:23
Hörst du jetzt.
Micz Flor
0:00:24–0:00:31
Achso, ich bin jetzt schon im finalen Edit. Hallo, liebe Zuhörer und Zuhörerinnen und Zuhörende.
0:00:31–0:00:34
Wir kommen jetzt mit dem eigentlichen Podcast schon zur Folge 83.
0:00:35–0:00:39
Und die Zahl 83 ist ja magisch aufgeladen. Das werdet ihr heute noch später
0:00:39–0:00:41
erleben, wenn ihr das Thema von Flo hört.
0:00:42–0:00:47
Wir, das sind Flo und ich, Mitch. Und alle zwei Wochen ist etwas,
0:00:47–0:00:50
was wir beim Laufen aufgenommen haben, auf unseren Podcast drauf.
0:00:50–0:00:54
Die Idee kam halt eben ursprünglich so ein bisschen von den Corona-Walks,
0:00:54–0:00:56
wo man sich dann treffen durfte, aber nur draußen.
0:00:56–0:00:58
Da haben wir einfach so viel gesprochen, irgendwann Aufnahmen gedrückt.
0:00:59–0:01:02
Wo wir langlaufen, ist dann irgendwie auch immer Teil von dem,
0:01:02–0:01:06
was wir erzählen, weil man dann manchmal doch stehen bleibt und über was spricht,
0:01:06–0:01:08
was gerade vor der Nase ist.
0:01:09–0:01:13
Diese Touren könnt ihr dann auch immer auf der Webseite sehen von eigentlich-podcast.de.
0:01:14–0:01:16
Für die, die jetzt zum ersten Mal hören, die denken vielleicht,
0:01:17–0:01:20
ich erkläre das immer so gut und ausführlich, aber ich mache das jetzt mal extra
0:01:20–0:01:24
so, weil Flo, glaube ich, immer hofft, dass man das noch mal so alles so ausführlich
0:01:24–0:01:26
vorher erklärt, bevor es dann losgeht.
0:01:26–0:01:30
Und das geht jetzt nämlich los mit Flo's Thema. Ich habe keine Ahnung, worum es geht.
0:01:31–0:01:35
Deshalb habe ich das von Magie gesagt. Aber du wirst mich jetzt eines Besseren belehren.
Florian Clauß
0:01:35–0:01:40
Ja, du wirst sicher dazu was beitragen können. Da bin ich mir auf jeden Fall sicher.
0:01:40–0:01:45
Ich wollte noch ein, zwei Sätze zur Tour sagen.
0:01:45–0:01:48
Und zwar, du hast mich vorhin gefragt, hast du eine Tour? Und ich meinte so,
0:01:48–0:01:54
ja. Ja, aber die ist so ein bisschen, wie soll man sagen, die schlägt so ein paar Haken.
0:01:54–0:02:00
Nämlich, ich habe als Tourplanung Tool, habe ich Square Dats genommen. Also Square Dats.
Micz Flor
0:02:00–0:02:01
Das könnte ich ja nicht mal aussprechen.
Florian Clauß
0:02:02–0:02:03
Ja, das kann ich auch schwer aussprechen.
Micz Flor
0:02:03–0:02:05
Square wie das Quadrat und Dats wie die Punkte.
Florian Clauß
0:02:05–0:02:13
Dats, D-A-T-S, Dotcom. Das ist im Prinzip ein Add-on für verschiedene andere
0:02:13–0:02:16
Tracking-Tools wie Strava oder Komoot.
0:02:17–0:02:19
Teilt die Welt in Quadrate ein.
0:02:20–0:02:23
Und du kannst dann automatisch da eine Tour, in die du gefahren,
0:02:23–0:02:26
gelaufen, also alles, was mit Muskelkraft geht, gemacht hast,
0:02:26–0:02:31
lädt dann auf diese Seite hoch und markiert dann quasi die Quadrate, die du abgelaufen bist.
0:02:31–0:02:35
Und dann gibt es halt ein Square, ist dann halt quasi so eine Meile ungefähr.
0:02:36–0:02:41
Und das wird aber, kann beliebig tief unterteilt werden in diese sogenannten,
0:02:42–0:02:45
jetzt kriege ich den, da muss ich es wieder aussprechen, Square.
Micz Flor
0:02:47–0:02:48
So heißt es nicht?
Florian Clauß
0:02:48–0:02:49
Ja, die kleinen.
0:02:52–0:02:57
Dieser große Bereich wird dann nochmal in 64,1, also Länge wie Breite, dann unterteilt.
0:02:58–0:03:02
Das Ganze ist eine Spielerei, weil du siehst dann halt, wo du lang gelaufen
0:03:02–0:03:06
bist, du siehst dann halt so in den Farbtönen, wenn du öfters so ein Quadrat
0:03:06–0:03:10
passiert hast, dann kriegt das nochmal eine dunklere Farbe.
0:03:10–0:03:13
Und dann siehst du auch die Teile, wo du noch nie so lang gelaufen bist.
0:03:14–0:03:16
Zumindest nicht, wo du mal aufgezeichnet hast.
0:03:17–0:03:20
Und das ist halt so ein ganz nettes Tool, um halt, wenn du irgendwo läufst,
0:03:20–0:03:23
um so eine Tourplanung zu machen oder Fahrrad fährst.
0:03:23–0:03:25
Dann fährst du halt dann mal Wege, die du sonst nicht so fährst.
0:03:26–0:03:29
Und das habe ich jetzt gemacht bei uns. Und ich wusste ja, dass wir hier wieder
0:03:29–0:03:35
im Epizentrum von Berlin starten, Oranienplatz, und habe mir dann noch mal so
0:03:35–0:03:39
ein paar Quadrate rausgesucht, die ich noch bisher noch nicht mit...
Micz Flor
0:03:39–0:03:42
Also, dass ich es verstehe, wir haben eine Meile mal eine Meile oder Kilo,
0:03:42–0:03:47
das wissen wir nicht genau. Und das ist dann nochmal in quasi 64 Bits unterteilt.
Florian Clauß
0:03:47–0:03:48
Also genau, in Nummer 64.
Micz Flor
0:03:49–0:03:53
Und das sind diese kleinen Squad. Also wir könnten jetzt also auch programmieren,
0:03:53–0:04:00
indem wir diese Bits so ablaufen, dass die einzelnen Nullen dann als Programm laufen könnten.
Florian Clauß
0:04:00–0:04:04
Ja, wir könnten auch jetzt eine Tour laufen und dann hätten wir wieder irgendwelche
0:04:04–0:04:09
Schriftzeichen in die Stadt reingeimpft mit unseren Wegen. Aber das machen wir nicht mit.
Micz Flor
0:04:09–0:04:12
Na gut, ich dachte nur, wir könnten einen Assembler-Code schreiben.
Florian Clauß
0:04:12–0:04:14
Achso, ja, okay.
Micz Flor
0:04:14–0:04:15
Der sinkt dann zum Beispiel.
Florian Clauß
0:04:15–0:04:18
Da müssen wir quasi über ein so ein kleines Quadrat drüber hüpfen.
0:04:19–0:04:22
Aber das ist schon zu breit zum Hüpfen.
0:04:23–0:04:27
Too far to jump. Jump, jump, genau.
0:04:27–0:04:33
Und mit mein Thema. Ich bin irgendwie auf mein Thema gestoßen worden von mir selber.
0:04:34–0:04:36
Okay, das heißt Idee.
0:04:37–0:04:39
Ich habe da so viele Spränge.
Micz Flor
0:04:39–0:04:45
Das klingt so, als ob du fast erschüttert warst, dass etwas ohne Chat-GPT eine Idee wurde.
Florian Clauß
0:04:46–0:04:51
Naja, ja, das nicht unbedingt. Also Chat-GPT hat mich da auch gut beraten,
0:04:51–0:04:54
wobei ich ja immer von Antrofic dann...
Micz Flor
0:04:54–0:04:55
Antrofic, Entschuldigung.
Florian Clauß
0:04:55–0:04:59
Hat mich auf jeden Fall, hat mich bei der Recherche unterstützt.
0:05:00–0:05:03
Aber was mir aufgefallen ist, das war wirklich so ein Thema,
0:05:03–0:05:09
was ich dann halt so aufgedrungen hatte. Nämlich, es geht auch wieder um Filme, es geht um Serien.
0:05:10–0:05:12
Du weißt, ich gucke sehr viel Serien, ne?
Micz Flor
0:05:12–0:05:12
Ja, ja.
Florian Clauß
0:05:12–0:05:14
Meine Kinder sind ja ...
Micz Flor
0:05:14–0:05:14
Aus dem Haus.
Florian Clauß
0:05:16–0:05:19
Deswegen, wenn du mir immer sagst, woher nimmst du diese Zeit?
Micz Flor
0:05:20–0:05:25
Die wurde mir gegeben, das ist negative Energie der Abwesenheit meiner Kinder.
Florian Clauß
0:05:25–0:05:29
Deswegen komme ich in den Genuss, viel Serien zu schauen, ich bin auch echt
0:05:29–0:05:32
ein großer Serienferien. Und mir ist aufgefallen.
0:05:33–0:05:37
Oder ich fange anders an. Allgemein in Filmen. Frage an dich.
0:05:38–0:05:45
Inwieweit ist denn jetzt so der Ort in einem Film oder in einer Serie eine maßgebliche Bedeutung?
0:05:46–0:05:55
Der Ort als wie auch immer gefasst, als echter Ort, als Stadt,
0:05:56–0:06:03
als narrativer Raum, als quasi Eigenschaftsraum oder sowas. Was fällt dir da spontan ein?
Micz Flor
0:06:03–0:06:06
Also wenn ich jetzt Serie und Film denke, dann denke ich bei Filmen sofort an
0:06:06–0:06:09
James Bond, weil das war dann immer so ein Ding früher, auch in der Werbung
0:06:09–0:06:16
vorneweg, die waren in den Meteoraklöstern und in Rom und der Showdown ist in San Francisco.
0:06:17–0:06:18
Also das waren ja immer Orte, die wurden angepriesen.
0:06:19–0:06:22
Ein anderer Classic, jetzt aus der Serienvorabend, der in Sachen ist Friends,
0:06:23–0:06:27
was mir einfällt, wo es ja dieses Kaffee, Coffee Perk oder wie das heißt,
0:06:28–0:06:29
gab, wo die sich immer wieder treffen.
0:06:29–0:06:33
Also das war quasi der Ort, es gab natürlich auch die Wohnung und sowas,
0:06:33–0:06:36
aber der Ort, der jetzt nicht privat war, war eben dieses Kaffee,
0:06:36–0:06:40
wo man sich immer wieder getroffen hat. Das fällt mir jetzt spontan dazu ein.
Florian Clauß
0:06:40–0:06:44
Ja, also man könnte es auch weiterfassen, wenn du dann halt irgendwie so Ort
0:06:44–0:06:47
im Sinne von quasi als Protagonist siehst.
0:06:48–0:06:50
Dann könnte Shining natürlich das Hotel als Ort.
Micz Flor
0:06:51–0:06:51
Ja, okay.
Florian Clauß
0:06:51–0:06:57
Oder bei Tschernobyl dann halt die Atomkraftanlage als Ort und so weiter.
0:06:57–0:07:02
Oder du kannst es halt so ganz konkret auffassen wie Emily in Paris,
0:07:03–0:07:06
also Paris als Ort, als Kulisse.
0:07:08–0:07:13
Oder Sex in the City, wo natürlich New York City der dreht.
Micz Flor
0:07:13–0:07:15
Oh, das ist New York. Ich hatte gesagt, das ist Tübingen.
Florian Clauß
0:07:18–0:07:23
Und dann habe ich mal auch so geguckt und mich gefragt, was meinst du,
0:07:23–0:07:30
wie das Top Ranking in Serien ist, die Orte, wo sie stattfinden.
0:07:31–0:07:33
Und Städte vor allen Dingen.
Micz Flor
0:07:33–0:07:37
Also bei Serien weiß ich, weil ich das neulich irgendwo Social Media-mäßig gesehen
0:07:37–0:07:42
habe, so dieses Manhattan, New York Map, King of Queens, Friends,
0:07:42–0:07:44
Seinfeld, Sex in the City hat er schon gesagt.
0:07:44–0:07:47
Also da wurde das quasi auf die Karte auch draufgeschrieben.
0:07:47–0:07:51
Man könnte da dann interessanterweise wirklich auch so Podcast-Walks machen,
0:07:51–0:07:53
wo man dann sich immer in diesen Vierteln aufhält.
0:07:54–0:07:56
Gibt es ja, da gibt es natürlich so City-Walks.
Florian Clauß
0:07:56–0:07:58
Wo da die Serien-Schauplätze abgelaufen werden.
Micz Flor
0:07:59–0:08:00
Also das, denke ich, ist die Nummer 1.
Florian Clauß
0:08:00–0:08:01
Platz 1.
Micz Flor
0:08:01–0:08:06
Dann würde ich sagen, Paris ist Platz 2. 3 ist London. 4 ist Rom.
Florian Clauß
0:08:07–0:08:11
Ja, 3 ist richtig. Paris kommt ein bisschen später. 2 ist LA.
Micz Flor
0:08:12–0:08:15
Ah, klar. Okay, Amerika. Man muss es, glaube ich, amerikanisch denken.
0:08:16–0:08:20
Und wahrscheinlich ist im Endeffekt Kanada auf Nummer 1, weil da alles gedreht wurde.
Florian Clauß
0:08:20–0:08:24
Und dann kommt Seoul und die asiatischen Länder und so weiter.
0:08:24–0:08:28
Aber tatsächlich ist 3 mein Thema. London.
Micz Flor
0:08:28–0:08:28
London.
Florian Clauß
0:08:28–0:08:30
Ja, London is calling.
Micz Flor
0:08:32–0:08:34
London calling, da müssen wir jetzt das Gema zeigen.
Florian Clauß
0:08:35–0:08:36
Ja, nicht, wenn du das singst.
Micz Flor
0:08:37–0:08:39
Nee, er kennt keine KI.
Florian Clauß
0:08:40–0:08:43
London, mir ist nämlich aufgefallen bei den ganzen Serien, die ich in der letzten
0:08:43–0:08:46
Zeit geguckt habe, dass die alle in London spielen.
0:08:46–0:08:51
Und das sind echt gute Serien. Also das sind wirklich, wirklich gute Serien,
0:08:51–0:08:55
die ich alle, ja, mehr oder weniger ausnahmslos empfehlen kann.
0:08:55–0:08:58
Ich gehe die gleich nochmal so durch, weil du wahrscheinlich keine davon kennst.
Micz Flor
0:08:59–0:09:02
Die einzige, die ich ja auch mal rumgeschickt hatte mit Chris auch im Chat,
0:09:02–0:09:05
war ja die Black Doves. Das war auf Netflix eine Serie.
0:09:05–0:09:08
Die fand ich wirklich ziemlich toll. Die spielt auch in London.
0:09:09–0:09:10
Black? Doves, Tauben.
Florian Clauß
0:09:11–0:09:12
Schwarze Tauben. Die habe ich noch gar nicht gesehen.
Micz Flor
0:09:12–0:09:16
Siehst du, das ist das beste Film. Hältst du dir auch für zuletzt eine zweite
0:09:16–0:09:18
Folge machen zu dieser Episode?
Florian Clauß
0:09:18–0:09:21
Ja, unbedingt. Nein, das geht halt auch zu den Serien, die in der letzten Zeit
0:09:21–0:09:22
quasi auch gedreht wurden.
0:09:23–0:09:27
Und die ich in der letzten Zeit gesehen habe. Da geht es ja zeitnah, gucke.
0:09:27–0:09:33
Ganz aktuell steige ich gleich mit einer der hier ein, ist Mobland,
0:09:33–0:09:39
wo Guy Ritchie einige Folgen gedreht hat, also eigentlich eine Guy Ritchie-Folge, kann man so sagen,
0:09:40–0:09:44
und Tom Hardy die Hauptrolle spielt neben Pierce Brosnan.
0:09:45–0:09:47
Und da geht es um eine...
Micz Flor
0:09:47–0:09:52
Darf man sagen, welche Sender oder welche Webseite, welche URL?
Florian Clauß
0:09:52–0:09:57
Das ist Paramount Plus, hat das gedreht. Paramount ist jetzt evil,
0:09:58–0:10:00
also darf man nicht mehr uneingeschenkt empfehlen.
Micz Flor
0:10:00–0:10:01
Warum? Was ist bei Paramount?
Florian Clauß
0:10:01–0:10:05
Bei Paramount hat er die Colbert Show abgesetzt und bietet sich gerade Trump
0:10:05–0:10:10
an, um diesen einen Deal dann halt über die Bühne zu bringen.
0:10:10–0:10:11
Die wollen doch irgendwie merchen.
0:10:11–0:10:15
Mit wem habe ich vergessen. Aber deswegen ist gerade Paramount.
0:10:16–0:10:21
Gut angesagt. Es geht um eine super reichen Familie, die dann auch im Drogen-Business
0:10:21–0:10:25
ist, was bei vielen Serien in London vorkommt.
0:10:25–0:10:30
Drogen, Gangster und der Harrigan, der Patriarch der Familie,
0:10:30–0:10:33
gespielt von Pierce Brosnan in einer unglaublich guten Rolle,
0:10:34–0:10:38
der dreht ein bisschen frei und seine Frau auch, eine Patriarchin,
0:10:39–0:10:41
die so eine Hidden Agenda verfolgt.
0:10:41–0:10:44
Und Tom Hardy ist halt so ein Typ, der ist halt so straight.
0:10:44–0:10:46
Also wirklich, es macht Spaß, diese Serie zu gucken.
0:10:47–0:10:51
Ja, weil der ist so der Cleaner-Typ. Der muss halt ständig hinter denen herrollen.
0:10:51–0:10:54
Und es wird immer katastrophaler, so ein typischer Guy-Ritchie-Plot.
0:10:55–0:10:57
Also Guy-Ritchie ist ja so ein bisschen...
Micz Flor
0:10:57–0:11:00
Und das ist jetzt aber dann innerhalb von einer Episode oder über die ganze Art?
Florian Clauß
0:11:00–0:11:02
Nein, nein, das ist so der Bogen, das ist so der Einstieg. Also ich erzähle
0:11:02–0:11:04
nicht, ich spoil nicht so viel wie sonst.
0:11:06–0:11:09
Ich erzähle nicht Szene für Szene wie bei 28 Days Later.
0:11:12–0:11:19
Was mich dann immer so fasziniert London, wie kann London ist so eine Stadt die halt,
0:11:19–0:11:25
wo du jede Drehsekunde wahrscheinlich dann halt irgendwie 10.000 Pfund kostet,
0:11:25–0:11:30
ja, wie, warum ist das dann halt so ein Margant gerade für so Serienproduktion
0:11:30–0:11:32
und da habe ich halt so ein bisschen nachgedacht und recherchiert,
0:11:33–0:11:36
dass der Punkt ist, dass, wir haben ja bei London so verschiedene,
0:11:36–0:11:40
ich sage mal Strömungen, die gerade abgegangen sind. Brexit ist eine.
0:11:41–0:11:47
Brexit ist ja auch so mit dem Versprechen dann gekoppelt, quasi so ein Offshore-Gelände in London.
0:11:47–0:11:52
So ein bisschen wie Malaysia oder sowas. Oder Singapur, wo du dann halt dein
0:11:52–0:11:55
ganzes Business machen kannst, ohne groß Steuern zu zahlen.
Micz Flor
0:11:55–0:11:57
So eine Schweiz oder wie?
Florian Clauß
0:11:57–0:12:01
So eine kleine Schweiz, hat aber nicht funktioniert. Es ist tatsächlich eher
0:12:01–0:12:06
das Gegenteil, dass viele Leute eben abwandern, gerade in den ganzen Care-Bereich,
0:12:06–0:12:10
NHAs oder National Health Service, NHS,
0:12:11–0:12:15
genau, dass der davon stark betroffen ist vom Brexit, dass du auch die ganzen
0:12:15–0:12:18
Servicekräfte und so weiter wandern ab.
0:12:18–0:12:23
Es sind ja so in den 2000ern ganz viele osteuropäische Bürgerinnen und Bürger
0:12:23–0:12:29
nach England ausgewandert, haben da halt auch polnische Mitbürger,
0:12:29–0:12:32
die haben dann auch viel so in den Handwerksbereich und so weiter gearbeitet.
0:12:32–0:12:38
Das ist alles weg mit dem Brexit und eigentlich ist es so eine Verarmung gleichzeitig.
0:12:38–0:12:46
Finden wir aber einen Zuwachs an Produktion und in diesem ganzen Cultural Business
0:12:46–0:12:49
sozusagen, wo dann auch Film ein Teil davon ist,
0:12:49–0:12:53
hat es tatsächlich Zuwachs in London. Also die machen Plus.
0:12:54–0:12:59
Also ich habe dann auch mal geguckt, wie sieht dann quasi der Anteil vom Proto-Inlandsprodukt,
0:12:59–0:13:00
wir müssen jetzt hier links.
0:13:01–0:13:05
Hier waren wir schon. Hier haben wir doch die erste Stromgitarrenfolge aufgenommen.
Micz Flor
0:13:05–0:13:10
Ja, und hier habe ich auch eine der Folgen mit Chris aufgenommen, auch in Summono.
Florian Clauß
0:13:10–0:13:14
Ja, ja, die ist schon viel belaufen. Es ist schon dunkelgrau, das Quadrat hier.
0:13:15–0:13:20
Ich habe mal geguckt, was dann so vom Bruttoinlandsprodukt, wenn du verschiedene
0:13:20–0:13:25
westliche Länder miteinander vergleichst, was dann der Filmbereich ausmacht.
0:13:25–0:13:31
Und das ist so, dass natürlich Amerika ganz oben liegt mit 1,3 oder so Prozent
0:13:31–0:13:34
vom Bruttoinlandsprodukt, was die Filmwirtschaft dazu beiträgt.
0:13:34–0:13:39
Filmwirtschaft im breiteren Sinne, also alles, was dann quasi die Produktion
0:13:39–0:13:42
und so weiter, das ganze Catering und Business drumherum.
0:13:42–0:13:47
Und dann auch die Verwertung durch Tourismus oder sowas, dass du halt irgendwie
0:13:47–0:13:51
so Studios hast, wo dann die Zuschauerinnen das besichtigen können.
0:13:51–0:13:56
Also das nimmt man da alles mit rein. Ja, Amerika ganz oben und für Europa ist
0:13:56–0:14:01
tatsächlich England mit 0,8 Prozent oder 0,9.
Micz Flor
0:14:01–0:14:03
Ja, und Amerika ist wie viel?
Florian Clauß
0:14:03–0:14:06
1,3, 1,4, aber ist ja nicht weiter verwunderlich.
0:14:06–0:14:10
Deutschland liegt hinten im Vergleich, Frankreich kommt mit,
0:14:10–0:14:13
ich glaube, 0,8 Prozent und Deutschland bei 0,6.
Micz Flor
0:14:14–0:14:17
Also das ist aber England und Frankreich auf gleicher Ebene.
Florian Clauß
0:14:17–0:14:21
Ja, wobei natürlich, wenn du dann wieder pro Kopf umrechnest und so weiter.
0:14:22–0:14:27
Also England hat ein bisschen weniger Einwohner, Einwohnerinnen als Frankreich.
0:14:27–0:14:31
Also insofern ist das doch ein hoher, aber es ist ja schon gelevelt mehr oder
0:14:31–0:14:33
weniger durch das Bruttoinlandsprodukt.
0:14:33–0:14:36
Ich wollte nur mal so einen Umriss geben und es war ja auch schon immer so,
0:14:36–0:14:40
dass England so einen unglaublichen popkulturellen Ausfluss.
0:14:40–0:14:42
Die wissen einfach, wie man Shows macht.
0:14:42–0:14:46
Die können einfach gut produzieren und die können auch Fernsehserien machen und so weiter.
Micz Flor
0:14:46–0:14:50
Es ist eben auch, finde ich, die englische Sprache, so komisch,
0:14:50–0:14:55
dass das klingt, Aber durch die englische Sprache steigst du immer von oben ein.
0:14:56–0:14:59
Du steigst immer von oben ein, du wirst dann in Frankreich irgendwie Alan Parsons
0:14:59–0:15:05
Project heißen, da zwar On Unpare son Projet, aber abgesehen davon singt dann
0:15:05–0:15:06
doch jeder irgendwie mit.
0:15:07–0:15:12
Und meine Tochter ist jetzt elf und schreibt sich auch schon die Texte raus,
0:15:12–0:15:15
wenn sie englische Lieder hört und was wir ja alle irgendwie auch gemacht haben.
0:15:15–0:15:19
Ich glaube, das ist auch so eben, während du in Deutschland so ein Glas-Sealing
0:15:19–0:15:22
hast, das weiß ich nicht, in den 90er Jahren gab es halt so Sachen wie Blumenfeld,
0:15:22–0:15:25
wo ich halt ein großer Fan war, Gitarrenmusik sowieso. Und dann habe ich wirklich
0:15:25–0:15:30
dann gemerkt, gerade Blumenfeld, da kommst du halt nicht durch diese Glasdecke durch.
0:15:30–0:15:35
Gerade wenn du dann irgendwie auch intellektuell entweder bewusst oder zufällig
0:15:35–0:15:38
Sachen verwebst, da will keiner mehr zuhören.
0:15:38–0:15:42
Und das ist halt England, glaube ich, schon ein Riesending und die Sälen können
0:15:42–0:15:44
einfach immer überall laufen.
Florian Clauß
0:15:44–0:15:49
Auf jeden Fall. Also diese Sprachbarriere, die Frankreich und Deutschland hatten,
0:15:49–0:15:53
allein dadurch eben sich bestimmte Märkte nicht zu erschließen.
Micz Flor
0:15:53–0:16:01
Und England hat den absoluten Top-Hit erfunden, das wirklich in jedem Land laufen
0:16:01–0:16:06
kann, obwohl die schon englische Sprache haben überhaupt.
0:16:06–0:16:11
Aber das absolute globale Produkt, was überall laufen kann, fällt mir gerade
0:16:11–0:16:12
ein, ist schon das Schaf.
0:16:13–0:16:15
Da kommt keine Sprache.
Florian Clauß
0:16:15–0:16:17
Aber Sesamstraße. Achso, da kommt ja eine Stimme.
Micz Flor
0:16:18–0:16:24
Da kommt keine Sprache. und dann halt so super englisches Stage irgendwie, ne, alles und,
0:16:27–0:16:28
der Bauer.
Florian Clauß
0:16:28–0:16:33
Der dann tecken wird. Das macht man mit ins Charakter, weil ich schaue in der
0:16:33–0:16:35
Schaf. Ja, richtig, also.
Micz Flor
0:16:35–0:16:36
Auch eine Serie.
Florian Clauß
0:16:37–0:16:43
So, also wir haben eben da England auf Platz 1 in den europäischen Ländern,
0:16:43–0:16:49
was jetzt eben so diese Ausgabenbereich von Film- und Fernsehproduktionen anbelangt,
0:16:49–0:16:51
was natürlich da auch mit reinragt.
0:16:52–0:16:56
Wie du sagst, diese Sprache hindert jetzt erstmal auch nicht,
0:16:56–0:16:59
dass du halt entsprechend Schauspielerinnen und Schauspielern,
0:16:59–0:17:02
die dann auch in amerikanischen Produktionen, das ist ja auch sehr verbreitet,
0:17:03–0:17:07
also schau dir diese Game of Thrones Serienproduktion an, wo dann eigentlich
0:17:07–0:17:11
auch, das ist ja eine amerikanische Serienproduktion, aber eigentlich komplett
0:17:11–0:17:14
mit englischen Schauspielern und Schauspielerinnen besetzt.
0:17:14–0:17:20
Also das heißt, Es gibt da so einen Riesenteppich an Produktionsbedingungen,
0:17:20–0:17:24
die dann auch England in diesem Feld so prädestiniert.
0:17:24–0:17:28
Und das war halt auch so, die Vorläufer, um halt dieses ganze ...
0:17:29–0:17:32
Diese ganze Industrie aufzubauen, ist halt natürlich Game of Thrones.
0:17:32–0:17:40
Ich rede jetzt von den 2000er Jahren, 2010er Jahren, Game of Thrones und natürlich welche...
Micz Flor
0:17:40–0:17:43
Sopranos. Achso, du meinst jetzt Englische.
Florian Clauß
0:17:43–0:17:47
Englische, ja. Was dann halt so zu dieser Infrastruktur in London dann geführt
0:17:47–0:17:50
hat, dass es halt so verbreitet ist.
Micz Flor
0:17:50–0:17:52
Also eine London-basierte Serie.
Florian Clauß
0:17:52–0:17:57
Nicht nur London-basierte, sondern allgemein irgendwelche britischen Seen.
Micz Flor
0:17:57–0:18:01
Wie heißt das? Stingens Blinding Sneakers? Das ist diese Birmingham-Serie auf Netflix.
Florian Clauß
0:18:01–0:18:03
Ja, diese Speaky...
Micz Flor
0:18:03–0:18:04
Queaky Squeaking Blinders.
Florian Clauß
0:18:05–0:18:09
Die auch Kilian Murphy in der Hauptrolle.
Micz Flor
0:18:09–0:18:10
Silian oder Kilian?
Florian Clauß
0:18:11–0:18:14
Kilian. Ich habe jetzt nochmal einen Podcast gehört, die haben explizit gedacht,
0:18:14–0:18:16
alle sagen Silian, aber er ist Kilian.
0:18:17–0:18:23
Kilian von der Kita. Aber es ist Kilian Murphy, Großge... Natürlich, das ist er.
0:18:24–0:18:28
Aber eine Kinoproduktion, die auch durch alles durchgegangen ist.
Micz Flor
0:18:28–0:18:29
Mission Impossible.
Florian Clauß
0:18:29–0:18:32
Das ist eine amerikanische Produktion.
Micz Flor
0:18:32–0:18:33
Aber in London.
Florian Clauß
0:18:33–0:18:34
Auch in London.
Micz Flor
0:18:34–0:18:37
James Bond sicher nicht, das habe ich ja vorhin schon erwähnt.
Florian Clauß
0:18:37–0:18:41
Genau, James Bond hat auch damit zum Teil beigetragen, weil das natürlich urbritisch ist.
Micz Flor
0:18:41–0:18:44
Ach so, hier Jason Bourne, oder? Bourne Identity.
Florian Clauß
0:18:44–0:18:48
Bourne kam auch noch dazu, aber ich meine, ich meine jetzt die Serie,
0:18:49–0:18:53
wo es sieben, acht Teile gibt von Kinoteilen. Harry Potter.
Micz Flor
0:18:53–0:18:54
Ah, Harry Potter.
Florian Clauß
0:18:54–0:18:58
Harry Potter, die haben ein ganzes, Meine Schwester war neulich mit ihrer Familie
0:18:58–0:19:00
auch in London, hat London besucht.
0:19:00–0:19:06
Und die waren in diesen Studios, wo die sämtlichen Harry-Potter-Gegenstände
0:19:06–0:19:09
ausgestellt sind. Und sie war ganz begeistert.
0:19:10–0:19:13
Also das heißt, Harry Potter hat so diese Infrastruktur getankt.
Micz Flor
0:19:13–0:19:15
Genau, und in Frankreich Harry Potter.
Florian Clauß
0:19:17–0:19:20
Und in Deutschland Harald Töpfer.
Micz Flor
0:19:20–0:19:21
Harald Töpfer.
Florian Clauß
0:19:21–0:19:24
Ja gut, den Witz haben wir jetzt nicht liegen gelassen. konnten wir nicht.
Micz Flor
0:19:24–0:19:28
Und es gab sogar eine Referenz in Friends mal.
Florian Clauß
0:19:28–0:19:29
Über?
Micz Flor
0:19:29–0:19:31
Über Harry Potter. Echt?
Florian Clauß
0:19:31–0:19:33
Ich dachte, Friends wäre in den 90ern.
Micz Flor
0:19:33–0:19:36
Die waren nämlich ja auch in England. Die haben ja damals irgendwie auch so
0:19:36–0:19:42
ein Bier als Product Placement, haben die so ein Bier total in England hochgepusht.
0:19:42–0:19:43
Ich habe jetzt vergessen, welches.
0:19:44–0:19:50
Aber da war es dann auch so, dass Joey auf seiner Rechnung ganz viele Pornofilme gesehen hat.
0:19:50–0:19:53
Und der eine hieß Dr. Doomy a Little.
0:19:54–0:19:56
Und der andere hieß Harry Potter.
Florian Clauß
0:19:57–0:19:57
Ja, oh nein.
Micz Flor
0:20:00–0:20:01
Mit Snoop Doggy Dog.
Florian Clauß
0:20:01–0:20:03
Das war doch eine Produktions-
Micz Flor
0:20:03–0:20:05
Manche Sachen kann ich leider nicht vergessen.
Florian Clauß
0:20:07–0:20:12
Das ist so der Bereich, wo sich diese britischen Studios dann auch so profiliert
0:20:12–0:20:15
haben. Und jetzt diese ganzen Serien, die auch entstanden sind.
0:20:15–0:20:20
Gerade die großen Streaming-Dienste haben alle Deport-Dancen in London aufgebaut.
0:20:21–0:20:28
Also Apple TV und Netflix und MGM Prime, also Amazon.
0:20:28–0:20:32
Die haben jetzt auch da große Studios natürlich angemietet.
0:20:33–0:20:37
Es wird auch im Studio-Gelände, also es werden überall so Sachen ausgebaut.
0:20:37–0:20:40
Also die Infrastruktur wird immer weiter aufgebaut.
0:20:40–0:20:46
Und was auch nochmal ist, ist, dass sich durch diese hochgradigen Produktionen.
0:20:46–0:20:53
Da auch total starke Visual Effects, also das VFX,
0:20:54–0:20:58
diesen Bereich, also für die Pre-Production, für die Post-Production vor allen
0:20:58–0:21:04
Dingen, CGI-Rending und so weiter, dass sich da auch ganz viele kleine Studios
0:21:04–0:21:07
entwickelt haben, bis hin zu großen Firmen, die das dann halt auch anbieten können.
0:21:07–0:21:12
Da ist auch London wirklich ein Pflaster, was diesen Bereich total gut abdecken kann.
0:21:13–0:21:17
Also nochmal da im Gegensatz, die Special Effects sind ja alles Sachen,
0:21:17–0:21:19
die dann beim Dreh aufgebaut werden.
0:21:19–0:21:23
Alles, was dann so Green Box, Blue Box, bla bla, alles drumherum,
0:21:23–0:21:28
alle diese ganzen Visual Effects, die werden ja dann später auch in der Postproduktion gemacht.
0:21:29–0:21:33
Beziehungsweise auch beim Dreh, es gibt ja Mandalorian, der auch dann halt diese
0:21:33–0:21:37
Green Box beim Live-Dray dann halt auch gleich mit verwertet hat.
0:21:37–0:21:40
Hatten wir ja so ein bisschen gesprochen, also es wird so eine kleine Metafolge.
0:21:41–0:21:45
Also hatten wir ja auch vor einem Jahr war die, glaube ich, rausgekommen.
Micz Flor
0:21:45–0:21:47
You have my full attention.
Florian Clauß
0:21:47–0:21:49
KI in der Filmwirtschaft.
Micz Flor
0:21:50–0:21:52
Das ist ja genau, das ist jetzt die Anbindung.
Florian Clauß
0:21:52–0:21:55
So ein bisschen, ja, so ein bisschen. Also ich will so ein bisschen so ein Drehkreuz
0:21:55–0:21:58
da machen. Also da habe ich ja jetzt schon gesprochen.
0:21:59–0:22:05
Aber es ist halt so eine Faszination, die mir dann halt auch dieses Phänomen
0:22:05–0:22:06
überhaupt erklären konnten.
0:22:06–0:22:13
Okay, England hat da was aufgebaut, was jetzt hier jemand, Berlin hat jetzt
0:22:13–0:22:16
nicht, oder wenn du Berlin als die Hauptstadt dann vergleichst,
0:22:16–0:22:19
gibt es auch einige Serien, Dogs of Berlin,
0:22:20–0:22:24
Cleo, wie heißt diese von Dominic Graf, die Serie, im Angesicht des Verbrechens?
Micz Flor
0:22:24–0:22:26
Ja, aber das ist ja auch schon 20 Jahre her.
Florian Clauß
0:22:26–0:22:28
Ich sag nur, es gibt dann halt so ein paar...
Micz Flor
0:22:28–0:22:31
Es gibt auf Netflix eine ganze Reihe von deutschen Serien, deren Namen mir jetzt
0:22:31–0:22:32
aber nicht einfallen und,
0:22:33–0:22:36
Und es ist interessant, weil wenn ich deutsche Serien auf Netflix, ich gucke ja wenig.
0:22:36–0:22:39
Wir können ja allgemein auch nochmal drüber reden, was sind Serien,
0:22:39–0:22:41
was sind Filme und was bedeuten die uns.
Florian Clauß
0:22:41–0:22:43
Wir müssen jetzt hier nochmal über die Brüse.
Micz Flor
0:22:43–0:22:47
Und es ist aber immer so, wenn da deutsche Serien sind, dann gehe ich da so rein.
0:22:48–0:22:51
Zum Beispiel ist es allen jetzt ja auch verfilmt worden, achtsam morden.
Florian Clauß
0:22:52–0:22:52
Ja, ja.
Micz Flor
0:22:52–0:22:54
Also es macht auch Spaß.
Florian Clauß
0:22:54–0:22:55
Ja, mit Tom Schilling.
Micz Flor
0:22:55–0:22:58
Ja, und es fühlt sich aber immer auch so irgendwie deutsch an.
0:22:58–0:23:01
Und ich habe dann immer so die Frage, ob wenn Dänen deutsche Serien gucken,
0:23:02–0:23:05
ob für die das so wirkt, wie wenn ich dänische Serien gucke,
0:23:05–0:23:08
die dann immer irgendwie so ein bisschen cooler scheinen als die Deutschen.
Florian Clauß
0:23:08–0:23:13
Ich glaube, also ich finde, das Gefühl hat sich da doch irgendwie,
0:23:13–0:23:15
ist besser geworden, sag ich
0:23:15–0:23:18
mal, dass man da auch schon diesen Coolness-Faktor und dieses irgendwie,
0:23:19–0:23:22
das war dann in den, weiß ich nicht, vor 20 Jahren war es mal anders,
0:23:22–0:23:26
aber diese hochgradigen Produktionen durch die Streaming-Dienste und so weiter,
0:23:27–0:23:31
ich glaube, da ist schon jetzt viel Braindrain hingeflossen,
0:23:31–0:23:34
dass das halt auch jetzt so von Deutschen so gemacht werden kann,
0:23:34–0:23:35
würde ich mal behaupten.
0:23:35–0:23:39
Aber ich will nur sagen, da sind schon andere Ligen, sag ich mal,
0:23:40–0:23:42
von Serienproduktionen.
Micz Flor
0:23:43–0:23:46
Ja, ich meine, London allgemein so als Ort, weil du das jetzt so hochgehoben
0:23:46–0:23:49
hast, London, also nicht England, allgemein so in der Ort, da habe ich ja auch
0:23:49–0:23:52
eine Zeit lang gewohnt und ich weiß lange nicht mehr da.
0:23:52–0:23:55
Ich kriege es aber immer noch so mit von Erzählungen und teilweise eben auch
0:23:55–0:23:57
von Fotomaterial oder See.
0:23:57–0:24:02
Und ich habe so dieses Gefühl, dass London so ein bisschen diese ewige Stadt
0:24:02–0:24:05
wird, die Rom irgendwann mal ablöst, Weil das Verrückte ist,
0:24:05–0:24:11
glaube ich, entweder England hat viel Geld, dann investieren die in die City of London und bauen auf.
0:24:11–0:24:16
Oder nach dem Brexit wird das Pfund irgendwie total schwach erst mal.
0:24:17–0:24:20
Und die Leute, die sowieso schon Steaks in der Stadt haben, kaufen sich noch
0:24:20–0:24:23
mehr da rein und die Stadt wird aufgebaut.
0:24:23–0:24:27
Also egal, ob das Pfund hoch ist oder niedrig, irgendwie funktioniert das da
0:24:27–0:24:29
und es geht einfach immer höher.
0:24:30–0:24:32
Also entweder ist es das Geld von außen, was baut, was drin.
0:24:32–0:24:35
Und wenn du jetzt diese Serien auch guckst, zum Beispiel Black Doves.
0:24:36–0:24:39
Das sind dann halt eben so Teile in London, die man irgendwie auch so kennt.
0:24:39–0:24:43
Und ich glaube nicht, dass es an der Post-Production so gepinselt wurde,
0:24:43–0:24:46
sondern das ist alles so super clean geworden.
0:24:47–0:24:51
Es ist Wahnsinn, wo du das Gefühl hast, das ist jeder Stein,
0:24:52–0:24:56
der da irgendwie so in diesen Bürgersteig reingehämmert wurde,
0:24:56–0:24:58
kostet halt irgendwie 20 Pfund.
0:24:58–0:25:03
Und wurde mit der Wasserwaage von irgendwelchen MaurerInnen,
0:25:03–0:25:08
die zwei PhDs haben müssen, bevor sie arbeiten dürfen, reingemacht.
0:25:08–0:25:14
Also das ist wirklich einfach unfassbar, wie poliert das ist und wie teuer das sein muss.
Florian Clauß
0:25:14–0:25:17
Ich wollte ja auch so ein bisschen drauf hinaus, aber auch auf deine Erfahrung.
0:25:18–0:25:23
Du hast ja da wirklich mehrere Jahre oder mindestens ein Jahr da gewohnt.
0:25:23–0:25:29
Du warst auch, ich habe dich damals besucht, das war ja in Shoreditch hast du
0:25:29–0:25:30
in dem Bezirk auch gewohnt.
Micz Flor
0:25:30–0:25:35
In den 90er Jahren war das, das war 94, 95 96, so um die Zeit echt.
Florian Clauß
0:25:36–0:25:37
94, 95?
Micz Flor
0:25:37–0:25:42
Da war ich in Manchester aber, nee, Ende, 97 97.
Florian Clauß
0:25:42–0:25:48
Genau, also wir haben uns ja so 95 kennengelernt und dann gemeinsam 95 bin.
Micz Flor
0:25:48–0:25:52
Ich nach Berlin gekommen, haben uns kennengelernt dann bin ich abgehauen aber
0:25:52–0:25:54
du wolltest nicht anders, als mir hinterher zu schnüffeln.
Florian Clauß
0:25:55–0:26:01
Ich muss sagen, London ist die Stadt, die ich am meisten besucht habe in meinem
0:26:01–0:26:03
Leben. Gerade wird es abgelöst ein bisschen durch Paris.
0:26:04–0:26:06
Aber man gönnt sich ja sonst nicht.
0:26:07–0:26:14
Du Armer. London habe ich schon damals in den 80ern, wo wir den Ferienaustausch gemacht haben.
0:26:14–0:26:18
Ich war ja immer in Bournemouth oder Hastings oder Isle of Wight und habe da
0:26:18–0:26:20
meine Sommerschule gemacht.
Micz Flor
0:26:20–0:26:21
Das wusste ich gar nicht.
Florian Clauß
0:26:21–0:26:26
Ja doch, ich war immer da und mit 13 das erste Mal habe ich auch mit dem Rauchen
0:26:26–0:26:29
angefangen, weil ich so geil fand, das ist ein Doppeldecker-Bus,
0:26:29–0:26:30
dass man oben rauchen konnte.
Micz Flor
0:26:32–0:26:33
Du hast auch Gedichte geschrieben.
Florian Clauß
0:26:34–0:26:38
Ich bin immer rauchen, ein Doppeldecker-Bus mit den anderen und wir sind dann
0:26:38–0:26:42
halt immer nach London gefahren, das war dann immer so ein Tag,
0:26:42–0:26:46
wo man dann halt irgendwie mit dem Zug, es war alles gut angebunden und wir
0:26:46–0:26:48
haben da Carnaby Street besucht.
Micz Flor
0:26:48–0:26:53
Aber in London musste man gefühlterweise schon immer damals 20 Pfund,
0:26:53–0:26:57
jetzt wahrscheinlich 50 Pfund in der Tasche haben, bevor man das Haus verlässt.
Florian Clauß
0:26:57–0:27:01
Genau, sobald du über die Straße gequert hast, hast du alles verloren.
Micz Flor
0:27:01–0:27:03
Das muss ja damals auch schon ein Thema gewesen sein, als Jugendlicher.
Florian Clauß
0:27:04–0:27:07
Das war alles Schweine und vor allen Dingen war das Pfund jetzt ganz anders.
0:27:07–0:27:10
Das ist nämlich noch der andere Effekt von Brexit und warum man halt so viel
0:27:10–0:27:15
Invest hat in der Business, in der Filmbranche, ist einfach,
0:27:15–0:27:19
dass der Pfund halt gerade für alle anderen so gut steht und für die Briten nicht so gut.
0:27:19–0:27:24
Also das ist halt so. Aber, was du schon gedacht hast, das letzte Mal war ich
0:27:24–0:27:27
jetzt vor Covid in London.
0:27:28–0:27:34
Und was mich da wirklich erschlagen hat, ist, dass London komplett die Skyline
0:27:34–0:27:37
sich absolut verändert hat. Das ist Wahnsinn.
0:27:37–0:27:42
Und es sind ja, also einer meiner Lieblingsplätze, das habe ich auch mit Ali
0:27:42–0:27:48
darüber kurz besprochen, nämlich ist es die Tate Modern. Und die Tate Modern hat einen Anbau.
0:27:48–0:27:52
Auch jetzt dann, ich glaube in den 2010er Jahren ist der fertig geworden.
0:27:52–0:27:55
Das ist so ein kleiner Tower mit Aussichtsplattform.
0:27:56–0:28:02
Und ich war auch in den 2000ern ziemlich häufig in London, da hat Tupes gewohnt.
Micz Flor
0:28:02–0:28:02
Ja.
Florian Clauß
0:28:04–0:28:08
Die habe ich auch oft besucht, dann mit Kindern zusammen und die haben auch
0:28:08–0:28:10
in Shoreditch gewohnt und die waren dann quasi in Shoreditch,
0:28:10–0:28:16
muss man auch sagen, das Viertel, was dann an der City of London grenzt und was so das,
0:28:16–0:28:21
wo dann die Gentrifizierung glaube ich am sichtbarsten durchgelaufen ist.
0:28:22–0:28:24
Bei dir war das noch so ein pakistanisches Viertel?
Micz Flor
0:28:24–0:28:28
Ja, ich kann das noch gar nicht wirklich sagen, weil damals war es schon irgendwie,
0:28:28–0:28:33
es war einerseits, wenn man es Berlin vergleicht, vielleicht mit Neukölln in
0:28:33–0:28:36
den 80ern, keine Ahnung, das wurde mir von ein paar Leuten mal erzählt,
0:28:37–0:28:41
die dann da in der Schule oder im Studium dann halt nach Neukölln gingen,
0:28:41–0:28:43
aber immer in Dreiergruppen sein sollten, das sei so gefährlich und sowas.
0:28:44–0:28:49
Aber Schordisch war damals schon so, dass halt Huxon Square und Brick Lane und
0:28:49–0:28:52
so, das war zwar alles noch irgendwie so Milieu.
0:28:53–0:28:56
Also man ging da hin und war irgendwie auch ein bisschen fremd in der eigenen
0:28:56–0:28:59
Stadt, aber es war schon so entwickelt.
0:28:59–0:29:03
Und auch damals war die YBA, so Young British Artist Szene, war auch da.
0:29:03–0:29:06
Da waren schon Galerien, da haben Leute Reihenhäuser gekauft.
0:29:06–0:29:08
Also die Gentrification war da enorm.
0:29:08–0:29:12
Und die, die dann da irgendwie gekauft hatten, irgendwelche neureiche Künstler.
0:29:13–0:29:14
Die haben das irgendwie alles auch schön gemacht.
0:29:14–0:29:17
Also es war trotzdem immer so, dass es dann auch noch so diese Sache gab von
0:29:17–0:29:21
wegen, boah, schon ein bisschen unheimlich hier, dich zu besuchen.
0:29:21–0:29:22
Also es kam auch noch irgendwie so ein bisschen dazu.
0:29:23–0:29:26
Also das, was wir in der Folge über Drood hatten, dieses East London,
0:29:26–0:29:31
das war halt eben dieses Charles Dickens Dickensian East London war halt eben
0:29:31–0:29:37
das der Säufer der Huren, der Opiumhöhlen so und wo Leute einfach quasi in den
0:29:37–0:29:40
Fluss geschmissen werden und keiner schreit mir danach.
0:29:41–0:29:48
Die Stimmen Gewirre der ganzen Welt über Seemänner meistens und Huren irgendwie. Also so dieses Bild.
0:29:48–0:29:51
Das ist glaube ich sowas, was East was ich in London lange hatte.
0:29:51–0:29:54
Und ich weiß jetzt auch nicht mehr, wie es ist. Als ich da gewohnt habe,
0:29:54–0:29:56
war das in der Nähe von diesem Roundabout.
0:29:57–0:30:03
Ich glaube Anfang 20. Jahrhundert gebaute Brickhäuser, die ziemlich hoch waren.
0:30:04–0:30:06
Und es war ganz interessant, weil.
0:30:07–0:30:10
Da gab es dann irgendwie so mal eine Ausstellung dazu, wie halt vor 100 Jahren
0:30:10–0:30:11
das alles verslampt war.
0:30:11–0:30:15
Und in diesen Zwei-Zimmer-Wohnungen wohnten dann halt fünf Leute drin oder so.
0:30:16–0:30:22
Und wir wohnten zu dritt, Pärchen, ich mit meiner Freundin und noch eine andere
0:30:22–0:30:24
Freundin, wohnten auch irgendwie so auf so engem Raum.
Florian Clauß
0:30:24–0:30:30
Stimmt, ich kann mich noch daran erinnern, das waren auch so diese roten Backsteine.
Micz Flor
0:30:30–0:30:34
Ja, ja, aber die waren halt ziemlich hoch, so klein. Wie es die auch in Berlin
0:30:34–0:30:37
manchmal so gibt, wo man immer sagt, so Arbeiterviertel oder so.
0:30:37–0:30:40
Ich weiß nicht, ob es das da war, aber ich habe damals schon irgendwie gedacht, ach interessant.
0:30:41–0:30:44
Und in Berlin ist es jetzt ja auch so ein bisschen so, der Wohnraum in Berlin
0:30:44–0:30:49
ist so knapp, dass da halt diese Zille-Bilder von jeder hat ein Zimmer gemietet.
0:30:50–0:30:53
Das ist jetzt ja gar nicht so weit weg wie die Realität. Und trotzdem kommt
0:30:53–0:30:55
es dann wie so Vergangenheit vor.
0:30:56–0:30:59
Also ich hatte das Gefühl, dass Wohnraum in London schon immer ein Problem war.
0:31:00–0:31:03
Anders als zum Beispiel Manchester, wo ich ja studiert hatte zwei Jahre und
0:31:03–0:31:07
wo es halt rückblickend Wahnsinn war, dass es direkt in der Innenstadt dann
0:31:07–0:31:12
teilweise so Straßenbereiche gab, die halt wirklich einfach komplett leer waren.
0:31:12–0:31:16
Die wurden nicht entleert, weil da gebaut wurde oder sowas, die waren einfach
0:31:16–0:31:19
leer, da wollte keiner wohnen. Und da verfielen die Häuser so.
0:31:19–0:31:25
Und in dem Books of Blood von, wie heißt der nochmal der, der auch Hellraiser
0:31:25–0:31:28
geschrieben hat. Okay, der Auto von Hellraiser.
0:31:28–0:31:32
Man möge uns verzeihen. Der hat auch eine Geschichte, die da dann irgendwie
0:31:32–0:31:34
so spielt. Der war ja aus Liverpool ursprünglich.
0:31:34–0:31:37
Und da ist halt so ein Mann, der hat so eine Frau einsperrt,
0:31:38–0:31:40
um ihr Ich zu zerbrechen so ein bisschen.
0:31:40–0:31:43
Und die ist halt einfach in einem so einem Reihenhaus eingesperrt und keiner
0:31:43–0:31:46
hört sie, weil da niemand mehr wohnt. Das ist mitten in der Stadt.
0:31:46–0:31:48
Und das gab es in London, glaube ich, in der Form nie.
Florian Clauß
0:31:48–0:31:54
Also man muss ja auch sagen, dass in den 80ern ist ja auch London und auch überhaupt
0:31:54–0:31:57
die ganze Countryside von England ziemlich verarmt.
0:31:57–0:32:01
Das war ja diese Thatcher-Area, die dann halt auch angefangen hat,
0:32:01–0:32:08
wo dann diese schonungslose Privatisierung von allem, was dann auch zu einer
0:32:08–0:32:11
Deregulation der ganzen Finanzmärkte geführt hat.
0:32:11–0:32:17
Das ist ja auch das, was dann letztendlich City of London als das Finanzarea
0:32:17–0:32:24
dann groß gemacht hat, beziehungsweise Canary Wharf, Isle of Dog hinten.
0:32:25–0:32:33
Das war ja diese Reform, die, ich glaube, am 25.10.1986 dann durchgeführt wurde.
Micz Flor
0:32:33–0:32:39
Das ist aber jetzt mal dein Datenschiff. Ich glaube, da bist du aber vom Wissen,
0:32:39–0:32:42
bist du ein bisschen abgedrückt, wolltest dich sichern. Aber okay,
0:32:42–0:32:45
dieser Datenpfeil heimert sich gerade ins Bullseil.
Florian Clauß
0:32:45–0:32:50
Das ist voll ins Bullseil. Nein, aber da hat sich dann eben durch diese Deregulation,
0:32:50–0:32:57
hat sich ja da der komplette Finanzmarkt umgekrempelt.
0:32:57–0:33:02
Es ging ja so weit, dass dann tatsächlich die ganzen Amerikaner auch große...
0:33:03–0:33:09
Und Brokers und so weiter in London aufgebaut haben aufgrund dessen,
0:33:09–0:33:12
ja, und dass dann hier diese ganze Juppie-Kultur so reingekommen ist,
0:33:13–0:33:14
na, das war ja dann in den 80ern.
0:33:15–0:33:19
Und was auch total spannend ist, was mir dann auch erst mal so klar geworden ist,
0:33:20–0:33:26
warum diese Wolkenkratzer jetzt überall da sind auf einmal und vor allen Dingen
0:33:26–0:33:28
in diesen Finanzvierteln,
0:33:28–0:33:32
ja, Weil die natürlich dahin gehören auf der einen Seite, aber auf der anderen
0:33:32–0:33:36
Seite haben wir mit dem District City of London.
0:33:36–0:33:44
Ja, das ist ja so ein ganz geschichtsträchtiger Bereich von London.
Micz Flor
0:33:45–0:33:49
The City of London. What? The City of London. City of London.
0:33:49–0:33:52
Das ist im Prinzip eine Square Mile.
Florian Clauß
0:33:52–0:33:58
Also da sind wir wieder bei Squadrats, eine Square Mile, die dann vom Uwe der Temsel um St.
0:33:58–0:34:02
Pauls rumgeht, wo dann auch Shortage anschließt und im Norden ist dann auch
0:34:02–0:34:04
Barbican dran und so weiter.
0:34:04–0:34:08
Das ist so im Prinzip dieses ganze Bankierviertel. Und es geht,
0:34:08–0:34:14
dieser Bereich ist immer noch ein unabhängiger Verwaltungsbereich und nicht
0:34:14–0:34:18
direkt eine eigene Grafschaft und eine eigene Polizei hat.
Micz Flor
0:34:18–0:34:22
Das heißt, das ist das Berlin und der Rest von London ist wie Brandenburg.
Florian Clauß
0:34:22–0:34:26
Nee, ich würde eher sagen, das ist das Kowloon. Das ist so das Kowloon City.
0:34:26–0:34:28
Das ist wirklich so ein Wohlwolle.
Micz Flor
0:34:28–0:34:31
Jetzt ziehst du aber, die, die es nicht kennen, jetzt ziehst du aber so eine kriminellen Karte.
Florian Clauß
0:34:32–0:34:33
Ja, ist auch so.
Micz Flor
0:34:33–0:34:37
Du machst jetzt quasi Kiki Blind, das heißt jetzt. Jetzt machst du so eine neue Serie auf.
Florian Clauß
0:34:37–0:34:40
Wirklich. Also ich komme gleich nochmal zu diesen Serienstoffen,
0:34:40–0:34:43
die dann halt auch diese Thematik verwursten.
0:34:44–0:34:52
Aber Kowloon City, nur um das nochmal zu erklären, Das war ein Fort in der Nähe von Hongkong.
0:34:53–0:34:57
Also auf jeden Fall in China, was dann die Briten installiert hatten,
0:34:58–0:35:01
schon irgendwie bei dem Opiumkriegen, glaube ich, dann rausgefallen.
0:35:01–0:35:05
Ja, was dann auch so Sonderrechte hatte und ganz lange diese Sonderrechte behalten hat.
0:35:05–0:35:08
Und letztendlich war das so ein eigenes, es war wirklich ein Ford,
0:35:09–0:35:12
was nicht größer als ein Kilometer oder noch weniger war.
0:35:13–0:35:17
Was im Prinzip dazu geführt hat, dass das komplett selbstverwaltet war.
0:35:17–0:35:23
Und dieser ganze Bereich wurde so zugebaut, dass quasi da kein Blatt mehr dazwischen gegangen ist.
0:35:23–0:35:28
Und die haben dann überall in die Höhe gebaut, nur um diese wirtschaftliche
0:35:28–0:35:30
Sonderzone komplett auszunutzen.
0:35:30–0:35:34
Und da gab es keine, also das wurde alles komplett selbst reguliert.
0:35:34–0:35:36
Es waren dann halt also Banden geführt und so weiter.
0:35:36–0:35:41
Also die haben eigene Infrastruktur, eigene Health Service, eigene Polizei und so weiter aufgebaut.
0:35:41–0:35:48
Und das war so die Vorlage. Ich glaube, es wurde so 2004 oder 2005 abgerissen.
0:35:48–0:35:51
Das war so die Vorlage für ganz viele Filme.
Micz Flor
0:35:51–0:35:52
Unter anderem Dread, oder?
Florian Clauß
0:35:52–0:35:56
Dread, genau. Dread geht auch. Ja, da musste ich auch dran denken.
0:35:56–0:36:02
Dread, aber auch vor allen Dingen, die sind dann Leute mit Laser-Vermessungsinstrumenten
0:36:02–0:36:07
sind durch, haben das ausgemessen und dann wurde das ja zu so einem Spiele auch verwurstet.
0:36:07–0:36:12
Also das heißt, ich dachte, du hättest mir das erzählt. Aber es gibt tatsächlich
0:36:12–0:36:18
so 1-zu-1-Architektur aus dem Kowloon-City, die dann halt in irgendwelchen Spielen
0:36:18–0:36:20
drin vorkommen und dann das ganze Szenario dann aufbauen.
0:36:21–0:36:25
Also das ist so ein bisschen, macht City of London nichts anderes,
0:36:25–0:36:30
mit diesen ganzen Skyscrapern einfach in die Höhe zu gehen, um Platz möglichst
0:36:30–0:36:35
da auszunutzen, weil da ist nicht viel Platz. Und der Platz City of London hat
0:36:35–0:36:36
eben diese Sonderrechte.
0:36:37–0:36:43
Es wird ja auch davon gesprochen, dass eben London eine große Gäste,
0:36:44–0:36:49
Anlage ist. Ganz viel, aber ich begebe mich jetzt so ein bisschen auf Halbwissen, aber ich...
Micz Flor
0:36:49–0:36:50
Und Glatteis. ...lässt.
Florian Clauß
0:36:50–0:36:52
Mich gut erzählen. Das ist eine gute Geschichte.
Micz Flor
0:36:53–0:36:57
Wir machen ja, wir machen gerade einen neuen Sälenpitch.
Florian Clauß
0:36:57–0:37:07
Dass ganz viel dieser Bauten auch von eben vom Ausland finanziert wurden.
0:37:07–0:37:13
Also ich glaube, der Schad, die Scherbe, das ist so dieses Das Pyramidenförmige,
0:37:13–0:37:16
was sich auf der anderen Seite von der Thamse befindet.
0:37:17–0:37:20
Also die City of London ist nördlich, Schad ist südlich.
0:37:20–0:37:28
Das ist komplett von irgendwelchen arabischen Finanziers aufgebaut worden.
0:37:28–0:37:32
Es gibt ganz viel sogenannte Oligarchitektur.
0:37:32–0:37:34
Also quasi von Oligarchen.
0:37:35–0:37:42
Oligarchitektur. Oligarchitektur. Also das heißt, ganz viel aus Russland ist
0:37:42–0:37:43
an Geldern da reingeflossen.
Micz Flor
0:37:44–0:37:47
Ja, auch in die Fußballclubs zum Beispiel. Da waren ja auch,
0:37:47–0:37:51
glaube ich, eine Reihe von russischen Investoren. Zumindest war das nicht bei Arsenal?
0:37:51–0:37:54
Ich weiß nicht mehr. Das ist jetzt bei mir ein dünnes Angst.
Florian Clauß
0:37:54–0:37:56
Ja, nee, aber passt, passt.
Micz Flor
0:37:56–0:37:57
Würde passen, genau.
Florian Clauß
0:37:57–0:37:58
Passt ins Narrativ.
Micz Flor
0:37:59–0:38:01
Zweite Folge in der dritten Staffel.
Florian Clauß
0:38:01–0:38:06
Ganz viele Immobilien wurden da auch eben aufgebaut, aufgekauft und so weiter.
0:38:06–0:38:13
Und wirklich dieser Startschuss, dass City of London eben so viele Wolkenkratzer
0:38:13–0:38:16
hat, weil das ist ja nicht groß, war ja auch diese, wie ich schon erwähnt habe
0:38:16–0:38:18
von Michael Thatcher, diese Deregulation.
0:38:19–0:38:22
Und dann ist natürlich die Frage, woher kommen die Grundstücke?
0:38:22–0:38:28
Weil du bist in London und das wollte ich noch sagen, warum hat City of London diese eigenen Gesetze?
0:38:28–0:38:34
Das geht auf William the Conqueror zurück, der nach der Schlacht von Hastings
0:38:34–0:38:38
diesen Bereich, war 1066...
0:38:38–0:38:41
Da war dieser Bereich von London eigentlich die ganze Stadt.
0:38:42–0:38:45
Und die haben mich halt, alle anderen sind drumherum gefeilen,
0:38:45–0:38:46
die ganzen Grafschaften haben aufgegeben.
0:38:46–0:38:51
Aber die haben halt so tapfer weitergekämpft, dass dann halt der William the
0:38:51–0:38:56
Conqueror den Bewohnern von City of London diese Sonderrechte eingestanden hat.
0:38:56–0:39:01
Und die gehen halt so weit zurück und jeder, so dieses Gentleman Agreement ist
0:39:01–0:39:02
halt immer, ja wir schweigen da.
0:39:02–0:39:06
Es geht halt um so tausend Jahre Tradition. Das ist halt irgendwie nichts,
0:39:06–0:39:08
nichts hat mehr Bestand.
0:39:08–0:39:10
Kannst du halt in Amerika auch nicht sagen so.
Micz Flor
0:39:11–0:39:11
Wusste ich auch nicht.
Florian Clauß
0:39:12–0:39:15
Verrückt, dass das halt wirklich so immer noch in dieser Bestandslinie liegt,
0:39:16–0:39:19
obwohl das, glaube ich, ein bisschen mystisch ist als dann tatsächlich real.
Micz Flor
0:39:19–0:39:22
Naja, ich weiß nicht, man ist ja auch in der Gesetzgebung so,
0:39:22–0:39:29
dass es halt eine andere Gesetzgebung ist, als wenn du zum Beispiel Scheidung in der EU machst.
0:39:29–0:39:31
Dann gibt es halt irgendwie Recht in eine Richtung.
0:39:31–0:39:34
In Amerika und England ist es eben anders.
0:39:34–0:39:37
Und ich weiß nicht mehr genau, was da der Unterschied ist. Also alles,
0:39:37–0:39:39
was man vorher irgendwie schriftlich festgehalten hat und sowas,
0:39:39–0:39:41
das spielt alles keine Rolle.
0:39:41–0:39:45
Das liegt im Endeffekt nur daran, was der Richter so mittags gegessen hat,
0:39:45–0:39:47
dass er danach nach dem Mittag eine gute oder schlechte Laune hatte.
0:39:48–0:39:50
Ja, egal. Aber insofern, ich glaube schon, dass diese Gesetzgebung auch eben
0:39:50–0:39:52
eine sehr andere ist. Und da kenne ich mich nicht wirklich aus.
Florian Clauß
0:39:52–0:39:59
Zumal führt es eben dazu, dass dieser District dann besondere Möglichkeiten hat, sage ich mal.
0:40:00–0:40:04
Und mit dieser, also ein smuggles Hatcher dann quasi das Go gegeben hat für
0:40:04–0:40:08
diese Deregulierung. dann sind halt auch über Dekaden haben sich dann Leute,
0:40:08–0:40:13
dann Investoren immer so Grundstücke, so puzzelmäßig zusammengekauft.
0:40:13–0:40:16
Und du brauchst ja für den Skyscraper jetzt kein großes Grundstück,
0:40:16–0:40:19
aber dann gab es halt irgendwie so Arrangements, okay, wir lassen die Fassade
0:40:19–0:40:21
stehen und machen dahinter die Form.
0:40:22–0:40:25
Oder wir machen dann, keine Ahnung, eine öffentliche Aussichtsplattform,
0:40:25–0:40:26
dass jeder hochgehen kann.
0:40:26–0:40:30
Also ein bisschen so wieder so Pseudo der Gemeinschaft was zurückgeben,
0:40:30–0:40:34
um dann halt das Bauprojekt dann halt so zu verwirklichen, um dann halt so eine
0:40:34–0:40:39
soziale Komponente einzulösen, was natürlich überhaupt nicht da zusammenpasst in dem Moment.
0:40:40–0:40:43
Und die erste, ich glaube, das hast du auch noch mitbekommen,
0:40:43–0:40:47
den Fosterbau, die Gurkens, die Gurke.
0:40:47–0:40:51
Aber eigentlich sollte es der Schwanz heißen. Aber wir haben dann alle gesagt,
0:40:51–0:40:52
nee, nee, das ist die Gurke.
0:40:53–0:40:57
Und dieses Ding, was dann halt auch so Bischops Alley ist das,
0:40:58–0:41:02
glaube ich, dieser Turm, den hast du auch noch mitbekommen, oder den Bau?
0:41:03–0:41:07
Das war doch der Anfang, dass sich die Skyline geändert hat.
Micz Flor
0:41:08–0:41:10
Aber das erinnert mich schon auch so ein bisschen an Berlin.
0:41:10–0:41:15
Ich meine, wir gehen jetzt gerade hier durch die Grenze, das ist das grenznahe
0:41:15–0:41:18
West-Berlin, wo auch alles voller Sozialbauten ziemlich hoch gebaut ist,
0:41:18–0:41:22
verglichen mit anderen Bauregulierungen, die es in der Stadt gibt, auch jetzt wieder gibt,
0:41:22–0:41:26
wo viel gebaut wird, so wie in Wedding ja auch. Hier hat sich wenig verändert.
0:41:27–0:41:31
Dem Fall der Mauer, aber dann solche Gebiete, wenn du zum Beispiel im Ostkreuz
0:41:31–0:41:36
stehst und schaust über den Ostbahnhof Richtung Alex, dass es da hochgeschossen ist, das ist Wahnsinn.
Florian Clauß
0:41:37–0:41:37
Das stimmt.
Micz Flor
0:41:39–0:41:42
Ich würde jetzt gar nicht sagen in 20 Jahren, sondern in 15 Jahren oder so.
0:41:43–0:41:47
Und der andere Punkt ist halt eben, wenn du im KDW oben rausguckst und schaust
0:41:47–0:41:51
dann Richtung dieser Kirchruine, wie heißt denn mal Friedenskirche oder so,
0:41:52–0:41:54
die hinter dem Europacenter ist?
Florian Clauß
0:41:54–0:41:54
Gedächtniskirche.
Micz Flor
0:41:55–0:42:00
Gedächtniskirche. und dann siehst du dahinter jetzt auch so neue Skyscraper, die da drin sind.
Florian Clauß
0:42:00–0:42:02
Aber es sind ja keine richtigen Skyscaper.
Micz Flor
0:42:03–0:42:07
Nee, das ist klar, aber dieses wie schnell sich die Skyline verändern kann,
0:42:07–0:42:09
das spürt man, finde ich gerade hier schon enorm.
Florian Clauß
0:42:09–0:42:11
Das spürt man so ein bisschen, aber nichts ist gegen London.
0:42:11–0:42:14
Also ich glaube, dieser Blick, den man dann hatte, also früher,
0:42:14–0:42:19
wenn man auf der Tate Gallery war, da war wirklich so dieses Foster-Gebäude,
0:42:19–0:42:22
das einzig Signifikante da, weit und bald neben St. Paul.
0:42:22–0:42:26
Wenn du jetzt da stehst, hast du eine unglaubliche, eine unglaubliche Skyline.
0:42:26–0:42:29
Das ist halt so wirklich, als ob du irgendwie so in Amerika bist.
0:42:30–0:42:35
Und das finde ich auch, diese Schichten von Geschichte, also von historischen
0:42:35–0:42:38
Gebäuden, die sich dann in London, das ist anders als in Paris.
0:42:38–0:42:42
Weißt du, in Paris hast du dann eine Sichtachse und dann sind da alte Gebäude
0:42:42–0:42:47
und dann war da irgendwie Hausmann, der hat dann die Chance über die See da
0:42:47–0:42:50
reingehauen, hat ein paar so Grand Palais und so weiter gemacht und es gibt
0:42:50–0:42:52
dann halt so neuere Gebäude.
0:42:52–0:42:55
Und dann gibt es vorhinteren Pompidou. Das ist halt das Neueste.
0:42:55–0:42:58
Da siehst du halt Inside Out. Okay, verstanden.
0:42:59–0:43:02
Da passiert nicht viel. Aber in London hast du dann einen Pub,
0:43:02–0:43:07
was dann im Vordergrund ist, was dann halt irgendwie so von 1603 gebaut worden ist.
0:43:07–0:43:10
Im Hintergrund kommt dann halt irgendwie der Skyscraper raus.
0:43:10–0:43:14
Du hast diese Schichten von Architektur, die sich da irgendwie so aufbaden.
0:43:15–0:43:17
Das ist schon einzigartig in dieser Stadt.
0:43:17–0:43:21
Und dass die halt so lebendig ist. Weil Paris hat ja auch so eine Bausubstanz.
0:43:21–0:43:25
Aber die wird nicht verändert. In London schaffen die das irgendwie ständig zu verändern.
0:43:26–0:43:30
Gab es dann, und das ist nochmal der andere Impuls, der mit reinkam, in London,
0:43:30–0:43:33
die IAA, die dann halt auch diese Riesenanschläge gemacht haben,
0:43:34–0:43:38
wo die dann halt irgendwie eine Fünf-Tonnen-Bombe an den LKW dann irgendwo,
0:43:38–0:43:42
das war auch in Bishops Alley, das ist nämlich das Grundstück,
0:43:42–0:43:45
worauf die Gurke gebaut wurde, haben die quasi weggebombt.
Micz Flor
0:43:46–0:43:49
Freigemacht. Das war, als ich in Manchester studiert habe auch,
0:43:49–0:43:54
da hat die IA hinter Trafford Center was in die Luft gejagt und das war wirklich das Ende.
0:43:54–0:43:57
Ich kam wirklich an, ich habe so ein Manchester kennengelernt,
0:43:57–0:44:01
was noch sehr Gothic war und wirklich so, also ich habe sowas noch nie gesehen.
0:44:01–0:44:05
Da gab es also Corn Exchange und solche Bereiche, die waren...
0:44:05–0:44:08
Corn Exchange, also der Mais...
Florian Clauß
0:44:08–0:44:09
Also, okay, Corn Exchange.
Micz Flor
0:44:10–0:44:15
Also solche Gebäude, wo du reingegangen bist und dann war das halt so alles
0:44:15–0:44:17
noch so das Holz irgendwie von, keine Ahnung, 19.
0:44:17–0:44:20
Jahrhundert oder so. Du konntest da rumgehen und dann gab es dann so kleine
0:44:20–0:44:24
Läden, wo Star Wars Figuren verkauft wurden und du konntest dich überall hinsetzen
0:44:24–0:44:26
und dann gab es halt Kartoffeln mit Coleslaw.
0:44:27–0:44:29
Und ich bin da reingegangen, es war wirklich nicht wie bei Harry Potter,
0:44:30–0:44:33
aber England verleiht ja vielem so ein Harry Potter Feeling.
0:44:33–0:44:34
Es ist alles sehr nischig und so.
0:44:35–0:44:37
Und da war es dann, Mensch, das ist ja auch so, dass die Bombe losgegangen ist.
0:44:37–0:44:41
Danach wurden die Dinge alle irgendwie aufgekauft, entwickelt und weg, weg kamen.
0:44:42–0:44:44
Aber ich glaube, es gibt auch eine Sache, da kenne ich mich aber auch nicht
0:44:44–0:44:47
aus, müsste man vielleicht noch mal Shownoten.
0:44:48–0:44:52
Zum Beispiel ist es so, dass in Glasgow, mehr noch als in Edinburgh,
0:44:52–0:44:55
aber in Glasgow gibt es eben so eher auch so deutsche Architektur.
0:44:55–0:44:57
Also so Apartments, wie es in Paris ja auch gibt.
0:44:58–0:45:02
Und in London sind diese Terrace-Housing, diese schmalen Häuser,
0:45:02–0:45:04
die alle irgendwie auch gleich aussehen.
0:45:04–0:45:07
Und du weißt dann immer, es ist Victorian oder Edwardian oder das wissen dann
0:45:07–0:45:10
alle immer gleich, das sehen die an den Fenstern vorne.
0:45:11–0:45:17
Und da gab es wohl auch so ein gesetzliches Thema dahinter, dass irgendwie es
0:45:17–0:45:21
nicht sein konnte, dass eine Person mehr als ein Stück Land besitzt oder mehrere
0:45:21–0:45:23
Personen das gleiche Stück Land besitzen.
0:45:23–0:45:26
Das heißt, so war es irgendwie, müsst ihr nochmal nachgucken,
0:45:26–0:45:30
aber in London hat jeder sein Haus und Apartments ging nicht.
0:45:30–0:45:34
Also ein gemeinsamer Grund, auf dem viele EigentümerInnen sind.
0:45:34–0:45:38
Und das führt halt dazu, ich hatte das einzige Mal so was für einen klaustrophobischen
0:45:38–0:45:42
Anfall an einem sehr schlechten Tag in London, wo ich, glaube ich,
0:45:42–0:45:46
in Fulham war und ich guckte halt so rum und ich habe halt irgendwie gesagt,
0:45:46–0:45:48
oh, ich muss jetzt echt mal weg von allem, hast du so ein Gefühl?
0:45:49–0:45:53
Und dann guckst du halt in London irgendwo hin und du siehst keinen Horizont.
0:45:53–0:45:58
Also es gibt keinen Horizont, weil diese geschwungenen Straßen, alles so kleinteilig.
0:45:58–0:46:02
Und das ist ja dann noch okay, aber ich war so mies drauf, dass ich dann irgendwie
0:46:02–0:46:06
auf einmal so Atemnot fast schon bekommen hätte, dass ich gemerkt habe,
0:46:06–0:46:09
ich muss jetzt mindestens eine Dreiviertelstunde irgendwie fahren,
0:46:10–0:46:12
um Horizont zu sehen. Ich bin einfach gefangen.
0:46:12–0:46:15
Und das hast du, glaube ich, in London mehr als in vielen anderen Städten.
0:46:16–0:46:17
Wie du sagst, diese Sichtachse und so.
0:46:18–0:46:24
London ist oft so eine Stadt, finde ich, wo man um eine Ecke geht und wow, da siehst du was.
0:46:24–0:46:29
Das überfällt dich so. Ganz selten, dass du halt St. Pauls oder sowas mal aus
0:46:29–0:46:32
unterschiedlichen Winkeln siehst. Oft ist es wirklich so eine kurze Offenbarung.
0:46:33–0:46:37
Und abgesehen von diesen Skyscrapern in der Innenstadt ist es jetzt ja auch
0:46:37–0:46:41
nicht so, dass da wirklich viel große Gebäude sind.
0:46:41–0:46:44
Weil die andere Seite von London war auch, ich weiß nicht, aus den 90er Jahren,
0:46:44–0:46:47
da war der Bruder meiner Freundin, der ist, denke ich, immer noch Architekt,
0:46:47–0:46:48
war damals halt auch Architekt.
0:46:48–0:46:52
Und er hat gemeint, ja, es ist halt so, wenn man Architektur studiert,
0:46:53–0:46:57
dann macht man in der Regel Küchenausbauten oder Wintergärten.
0:46:57–0:47:00
Das waren die einzigen Sachen in diesem Terrace Housing, das hat hinten jemand
0:47:00–0:47:02
einen Wintergarten reingebaut oder die Küche umgebaut hat.
0:47:02–0:47:08
Also es wurde nicht so viel neu gebaut, außer halt irgendwelche Happy Eaters
0:47:08–0:47:12
am Motorway oder so Sozialbauten.
0:47:12–0:47:16
Aber diese Idee von Architektur ist einerseits so gigantomanisch,
0:47:16–0:47:18
Oligarchitektur, wie du sagst.
0:47:18–0:47:22
Und das andere ist aber eben dann auch dieses komplett Kleine,
0:47:23–0:47:24
was aber auch gut funktioniert.
0:47:24–0:47:28
Ich fand das in England im Terrace Housing immer schon toll,
0:47:28–0:47:35
wie viel Liebe zum Detail da reinging in irgendwelche Metall-Elektrokabel-Fassungen,
0:47:35–0:47:39
die halt dann über den Putz verlegt wurden und ein samtenes,
0:47:39–0:47:41
mattes, dunkelgrün statt Tapete.
0:47:42–0:47:45
Also irgendwas an London, was ja auch in jeder Serie irgendwann irgendwo vorkommt,
0:47:46–0:47:51
ist schon toll, viel Wertigkeit auf kleinstem Raum herzustellen.
Florian Clauß
0:47:51–0:48:00
Ja, das ist halt, glaube ich, so dieses Arbeiterhaus, was dann halt so das grundarchaische
0:48:00–0:48:05
Eigentum bei dieser ganzen Working Class von England ist.
0:48:05–0:48:10
Dass jeder so sein kleines Häuschen hat, zwei Etagen und du hast halt diesen
0:48:10–0:48:11
Vorgarten und so weiter.
0:48:12–0:48:15
Das ist auch eine absurde Sache, die ich dann, ich glaube, das war irgendwo
0:48:15–0:48:18
bei Shoreditch, dann mal gesehen hat, das war tatsächlich so ein Hochhaus.
0:48:19–0:48:22
Was heißt Hochhaus? Es war dann irgendwie sechsstöckig oder sowas.
0:48:22–0:48:26
Und diese sechs Stockwerke waren jeweils aufgeteilt in drei,
0:48:26–0:48:28
wo dann halt so Häuser drin waren.
0:48:28–0:48:32
Die dann halt übernommen, also quasi dieses normale, wie heißt das Haus?
Micz Flor
0:48:33–0:48:33
Terrace Housing.
Florian Clauß
0:48:33–0:48:37
Terrace House, das du dann halt aber so als so ein Hochhaus dann übereinander
0:48:37–0:48:41
gestapelt hast. Jeder hatte dann halt so die zwei Stockwerke.
Micz Flor
0:48:41–0:48:46
So ein bisschen wie San Francisco, auch wo die Holländer irgendwie diese schmalen
0:48:46–0:48:48
Häuser gebaut haben, wie sie die halt von zu Hause gewohnt waren.
0:48:49–0:48:52
Aber es gab gar keinen Grund, die so schmal zu bauen. Aber man bringt es halt
0:48:52–0:48:55
so mit. Da fühlt man sich dann halt zu Hause.
Florian Clauß
0:48:55–0:48:58
Ja, ich meine, ein Grund, weswegen London auch im Vergleich zu Paris,
0:48:59–0:49:03
wie wir das gerade den Vergleich gezogen haben, London wurde ja zerstört auch
0:49:03–0:49:05
im Ersten Weltkrieg, also im Zweiten Weltkrieg.
0:49:05–0:49:11
The Blitz, das ist dann diese Bomber, die dann irgendwann aufgrund von eben
0:49:11–0:49:15
Fehlinformationen, V2, Können wir alles nachlesen von Thomas Bündchen,
0:49:15–0:49:20
wo dann halt auch dann eben die Einschlagstellen der V2-Raketen mehr oder weniger,
0:49:20–0:49:22
weil man den Kot geknackt hat, gefälscht wurden.
0:49:23–0:49:26
Und dann sind die halt immer weiter nördlich von London eingeschlagen und haben
0:49:26–0:49:29
dann nicht mal London als Stadt zerstört.
0:49:29–0:49:33
Aber 4041 waren schon massive Einschläge in London.
0:49:33–0:49:38
Da kommen wir nämlich auch zu einem Bereich, wo wir auch schon länger darüber
0:49:38–0:49:44
berichtet haben. wir vor längerem darüber berichtet haben, da geht es nämlich um das Barbican.
Micz Flor
0:49:44–0:49:45
Ja.
Florian Clauß
0:49:45–0:49:54
Das Barbican ist quasi so eines der Gebäude, also der Prestigebauten des Brutalismus,
0:49:54–0:50:01
die dann in den, ich glaube 1966 ist die Bauphase angefangen und wurde dann
0:50:01–0:50:04
in den 80ern eingeweiht, 16 Jahre später wurde das eingeweiht.
0:50:05–0:50:08
Und Barbican ist ja Brutalismus pur.
0:50:09–0:50:13
Das war halt auch die Phase, wo ...
Micz Flor
0:50:13–0:50:17
Ich möchte es weiterhören, aber können wir kurz gerade auslaufen?
0:50:17–0:50:22
Ich möchte zu dem Hau, das ist Hau 1, da möchte ich kurz was fragen.
Florian Clauß
0:50:23–0:50:30
Ah ja, gerne. Damals nach dem Krieg war eben auch Beton das Billigste, womit man bauen konnte.
0:50:30–0:50:36
Und diese ganzen Ideen von Architektur, die dann im Brutalismus stecken,
0:50:36–0:50:40
die dann halt auf Le Corbusier mit aufbauen, also aus einer Bauhaustradition
0:50:40–0:50:43
kommen, wo eben Ornament ist Verbrechen, wo Beton,
0:50:43–0:50:47
das ist die neue Ehrlichkeit, das muss nach draußen.
0:50:47–0:50:51
Wo dann eben auch versucht wurde, durch Architektur eine soziale Gleichheit
0:50:51–0:50:54
herzustellen. Alle wohnen im Gleichen und so weiter.
0:50:54–0:51:01
Das wurde ja weltweit. Brasilien, die Hauptstadt von Brasilien,
0:51:01–0:51:07
die wurde ja auch so durchstrukturiert mit viel diesen brutalistischen Gebäuden.
0:51:07–0:51:15
Und in Barbican, muss man sagen, ist jetzt eine der teuersten Wohngebäudeanlagen,
0:51:15–0:51:22
die man so haben kann. Also diese ganzen Hochhäuser, die Fußgängerzonen.
0:51:22–0:51:26
Es gibt dann eben so drei Hochhäuser, die so dreieckig auch geformt sind.
0:51:26–0:51:30
Das ist nämlich dann, ich komme jetzt wieder zu meiner Serie zurück,
0:51:30–0:51:35
The Agency, ist auch eine Paramount Plus-Serie mit Michael Fassbinder von 2024.
Micz Flor
0:51:36–0:51:37
Den habe ich lange nicht mehr was gesehen.
Florian Clauß
0:51:38–0:51:43
Ja, die ist auch toll. The Agency, da geht es um ein, also im Prinzip ist es eine,
0:51:44–0:51:50
Außenstelle des CIAs in Nondon und es geht um Michael Fassbinder,
0:51:50–0:51:53
der so ein CIA-Undercover-Agent ist.
Micz Flor
0:51:54–0:51:58
Aber ist der Heil wieder zurückgekommen? Da war doch der Android,
0:51:59–0:52:00
der mit den Aliens weggeflogen ist.
Florian Clauß
0:52:01–0:52:08
Dessen Cover ist aufgeflogen. Und der hat halt eine Wohnung in Barbican Es wird
0:52:08–0:52:10
auch sehr exponiert in dieser Serie dann ausgestellt.
0:52:11–0:52:18
Aber auch ein Beispiel dafür, dass eben so das amerikanische CIA dann eben abseitig
0:52:18–0:52:22
vom MR5 da eben eine Präsenz aufbaut.
Micz Flor
0:52:22–0:52:27
Ja, es war ja so diese Gegend. Es gab dieses Attack the Block, hast du das gesehen?
0:52:27–0:52:30
So ein englischer Spielfilm aus den Nullerjahren mit so einer Alien-Attacke
0:52:30–0:52:34
und so ein paar Jugendliche, die halt dann irgendwie da rumhängen in ihrem Kiez,
0:52:35–0:52:39
die dann mit diesen Aliens konfrontiert werden. Das ist ziemlich gut gemacht.
0:52:39–0:52:42
Also der ist so ein bisschen wie Cloverfield oder so.
0:52:42–0:52:47
Also dieses Gefühl, dass alles so drumherum passiert und es bleibt alles irgendwie
0:52:47–0:52:50
so heimelig und trotzdem ist es halt total durchlöchert.
Florian Clauß
0:52:50–0:52:52
Also eine immersive Kameraführung.
Micz Flor
0:52:52–0:52:54
Ja, genau. Und das ist, glaube ich, noch so eine Zeit, dass wir es nicht im
0:52:54–0:52:56
Barbeken, aber es ist so drumherum.
0:52:57–0:53:00
Das ist eine Zeit, wo das immer noch eben so die Sozialwohnungen waren.
Florian Clauß
0:53:00–0:53:03
So, wir stehen jetzt vor dem Hau und machen...
Micz Flor
0:53:03–0:53:05
Ja, beim Hau, ich wollte das mal erzählen, weil das ist was,
0:53:05–0:53:10
wo ich lange nicht mehr dran gedacht habe. Und das ist auch bestimmt schon 20 Jahre her.
0:53:10–0:53:16
Also es gab mal eine wunderbare Kunstinstallation hier im Hau,
0:53:16–0:53:17
wo wir gerade davorstehen, Hau 1.
0:53:18–0:53:24
Und zwar kamst du da rein, du musstest dann dein Ticket kaufen und sowas.
0:53:24–0:53:26
Ich muss mal kurz um die Ecke gucken, dann zeige ich dir was.
0:53:26–0:53:31
Und dann hast du gewartet und hattest keine Ahnung, was passiert.
0:53:31–0:53:32
Es wurde nicht viel erklärt. Und
0:53:32–0:53:35
irgendwann hast du halt so einen Mini-DV-Camcorder in die Hand bekommen.
0:53:35–0:53:39
Mit Kopfhörern hast du dir reingesteckt und dann hat einer Play gedrückt und nichts gesagt.
0:53:39–0:53:42
Und du hattest dann so einen Camcorder, Display aufgefaltet,
0:53:43–0:53:46
Kopfhörer drin und der lief so weg. Oder die lief so weg.
0:53:47–0:53:49
Und du denkst, was ist los? Und dann siehst du auf einmal im Bild,
0:53:49–0:53:51
du siehst, dass das genau das ist, was vor dir ist.
0:53:51–0:53:55
Und dann läuft das Bild so los und du läufst dann einfach automatisch mit.
0:53:55–0:54:00
Und dann hörst du halt so Geschichten, es war halt, es ging auch um die Geschichte dieses Gebäudes.
0:54:01–0:54:05
Und dann liefst du auch wirklich in diese ganz abgelegenen Sachen da hoch.
0:54:05–0:54:09
Und das war wirklich völlig kurios, dieses Augmented Reality Feeling,
0:54:09–0:54:11
bevor es Augmented Reality wirklich gab.
Florian Clauß
0:54:11–0:54:11
Ja, toll.
Micz Flor
0:54:11–0:54:16
Wo du dann, dann bist du irgendwo oben in die Loge reingelaufen und gucktes unten.
0:54:16–0:54:19
Und unten lief gerade jemand mit so einer Kamera wie so ein Zombie vorbei und
0:54:19–0:54:20
bliebst du vorm Klavier stehen.
0:54:20–0:54:24
Und du wusstest, irgendwann werde ich da auch noch sein. Aber du weißt nicht, wie du da hinkommst.
0:54:25–0:54:28
Und dann gab es auch so ein paar Sachen, die waren da wirklich echt unheimlich.
0:54:28–0:54:31
Zum Beispiel, wusstest du, okay, da wird gesprochen.
0:54:31–0:54:34
Und dann war so eine Toilette und dann stehst du vor der Toilette und guckst
0:54:34–0:54:35
dann so in dieses Bild rein.
0:54:36–0:54:39
Und dann hörst du auf einmal jemanden duschen und pfeifen.
0:54:40–0:54:44
Auf in deinem Kopfhörer, bevor dir ist die Toilette. Und du gehst davon aus,
0:54:44–0:54:45
da wird jetzt niemand drin sein.
0:54:46–0:54:48
Aber es entsteht so eine komische Angst. Was wird jetzt hier inszeniert,
0:54:48–0:54:50
was jetzt vielleicht wirklich noch passieren kann?
0:54:50–0:54:53
Das war ja ganz toll. Und da gab es, hier ist es, glaube ich.
0:54:53–0:54:59
Ich glaube, irgendwo gibt es nämlich Glasfenster und diese Glasfenster,
0:54:59–0:55:02
so war zumindest die Erzählung, vielleicht sind das aber die.
Florian Clauß
0:55:03–0:55:07
Das sind Fliesen. Aber die sind aber durchgefließt, das sind keine Glasbausteine.
Micz Flor
0:55:07–0:55:10
Es sieht aus wie Glasbausteine, ich weiß jetzt gerade nicht,
0:55:10–0:55:14
wo es ist und das war wohl kaputt, auch im Zweiten Weltkrieg.
0:55:15–0:55:18
Und die haben das mit leeren Whiskyflaschen wohl nachgebaut,
0:55:18–0:55:21
also aus Whiskyflaschen wurden quasi diese Glassteine ersetzt.
0:55:21–0:55:25
So zumindest die Erzählung, die nicht wirklich als Quelle dient,
0:55:25–0:55:26
aber die Erinnerung ist hängen geblieben.
Florian Clauß
0:55:27–0:55:31
Wir haben ja nichts außer Whisky. Aber es klingt so ein bisschen nach so einer
0:55:31–0:55:34
sozialen Plastik wie von Tino
0:55:34–0:55:38
Segal, obwohl der da wahrscheinlich mehr so performancemäßig da reingeht.
Micz Flor
0:55:38–0:55:41
Nee, nee, das war, glaube ich, eine Shot in der es gemacht hat,
0:55:41–0:55:42
aber ich habe den Namen vergessen.
Florian Clauß
0:55:42–0:55:43
Okay, spannend.
0:55:44–0:55:47
Wir müssen laut meiner Navigation jetzt zurück.
Micz Flor
0:55:47–0:55:49
Okay, wir haben jetzt eine Mirzülle über YouTube gemacht.
Florian Clauß
0:55:49–0:55:55
Ja, ja. Den haben wir noch mitgenommen. Den Squadrinio.
0:55:57–0:56:03
Barbican. Barbican, genau. Das war The Agency. Damit haben wir das gestriffen, das Barbican.
0:56:03–0:56:08
Nach wie vor, wo ich auch ein Tipp, wenn man in London ist, hat die größte Konzerthalle.
0:56:08–0:56:14
Das London Symphony Orchestra ist da beheimatet. Und die zweitgrößte Bibliothek
0:56:14–0:56:16
von, ich mache jetzt gerade so vollen Stadtbären.
Micz Flor
0:56:16–0:56:17
Ja, genau.
Florian Clauß
0:56:17–0:56:22
Die zweitgrößte Bibliothek von UK. Öffentliche Bibliothek ist da beheimatet.
Micz Flor
0:56:22–0:56:23
Nein.
Florian Clauß
0:56:23–0:56:24
Es gibt drei Kinoseele.
Micz Flor
0:56:24–0:56:27
Nein. Wahnsinn.
Florian Clauß
0:56:27–0:56:33
Und es gibt auch viele Ateliers und Galerien, die man sich dort auch anschauen kann. Also Barbican.
0:56:33–0:56:39
Und es gibt halt diese komplette Fußgängerwegstadt.
Micz Flor
0:56:39–0:56:43
Die in dem zweiten Teil von Born Identity auch eine Rolle spielen,
0:56:43–0:56:44
wo er flüchtet. Da sieht man ganz viel davon.
Florian Clauß
0:56:45–0:56:49
Ja, stimmt. Ja, sehr gut. Also London hat großartige Schauplätze,
0:56:49–0:56:54
aber London tritt ja auch immer als eine, ja, wie soll man sagen,
0:56:54–0:56:56
das ist so eine ambivalente Stadt.
0:56:56–0:57:01
Also vielleicht kann ich da diesen Schwenk machen zu einer anderen Serie,
0:57:01–0:57:04
die ich jetzt vor kurzem gesehen habe, wo ich aber in der zweiten Staffel drin
0:57:04–0:57:07
stecken geblieben bin und dann nicht mehr weiterverfolgt habe.
0:57:07–0:57:14
Aber die ist auch ganz toll eigentlich die heißt Industry ist von HBO produziert
0:57:14–0:57:21
und es geht um diese ganzen Banker und Broker und die spielt dann in City of
0:57:21–0:57:26
London und in Connery Wharf wie heißt die?
Micz Flor
0:57:26–0:57:35
Industry Agency, Industry, Mob City also Y hinten ist gerade ganz groß beim Probekom das habe.
Florian Clauß
0:57:35–0:57:40
Ich mir gar nicht aufgefallen Ja, und da geht es eben um so Abgänger von einer
0:57:40–0:57:46
Business-Schule, die dann alle jetzt in Pirmand, das ist so ein Broker-Verein,
0:57:46–0:57:51
also eine Bank, die dann diese Neulinge quasi so aufbricht.
0:57:52–0:57:57
Erstmal so ins Leben rauslässt, ins Bankerleben. Aber es ist halt eine unglaublich korrupte Sache.
0:57:58–0:58:02
Man verliert die ganzen Protagonistinnen, verlieren ihre Moral.
0:58:02–0:58:07
Es ist halt irgendwie auch so total Sex und Skandal und Drogen durchdrängt. Alle sind immer drauf.
0:58:08–0:58:11
Es gibt dann halt diese harte Seite, dass die halt irgendwie so 20 Stunden am
0:58:11–0:58:14
Tag arbeiten und dann halt nur Party machen, teilweise durch.
0:58:15–0:58:19
Es hat einen ganz tollen Soundtrack. Die Serie ist halt wirklich wie so ein,
0:58:19–0:58:21
also teilweise wie so Musikvideo manchmal,
0:58:22–0:58:28
läuft die durch und die Hauptdarstellerin heißt, oder die Hauptfigur heißt Harperstern
0:58:28–0:58:32
und das ist eben so eine, ich habe auch weswegen ich ausgestiegen bin,
0:58:32–0:58:34
ist auch, dass ich es nicht mehr verstanden habe.
0:58:35–0:58:39
Also das Englische war da auch wirklich so, wo ich dann teilweise Stopp machen
0:58:39–0:58:43
musste und ins Dictionary gucken musste, was heißt das jetzt eigentlich?
0:58:44–0:58:48
Und dann aber auch so rein, was die dann eben gemacht haben,
0:58:48–0:58:51
Also was die da für Deals die ganze Zeit gemacht haben.
0:58:51–0:58:58
Aber es zeigt dann eben so diese ganze skrupellose, korrupte Seite des Banking-Wesens,
0:58:58–0:59:05
was dann halt irgendwie so Millionen, Milliarden teilweise auch dann in Sekunden verticken.
0:59:05–0:59:09
Also völlig immense Summen. Und dann wurde das dann eben so,
0:59:09–0:59:13
also die Industrie, die dann halt wirklich nur so von so ganz kleinen,
0:59:13–0:59:17
also von so wenig Leuten getragen wird, wo die dann halt irgendwie nur noch
0:59:17–0:59:21
so einen Klick am Mausklick machen müssen, dann sind auf einmal drei Milliarden weg.
0:59:22–0:59:25
Oder anders. Und 20 Sekunden später wird der Deal halt gebraucht,
0:59:25–0:59:29
habe ich alles nicht ganz verstanden, aber hat eine gewisse Faszination gehabt.
0:59:30–0:59:36
Also kann ich auch empfehlen. Das ist so ein bisschen diese Banking-Seite von
0:59:36–0:59:41
London und vor allen Dingen auch diese ganzen Skyscapers.
0:59:41–0:59:45
Wir gucken jetzt gerade hier auf das Tempodrom. Das ist eine schöne Sicht,
0:59:45–0:59:48
aber eine totale Gegenwende.
Micz Flor
0:59:48–0:59:50
Die wir haben.
Florian Clauß
0:59:50–0:59:52
Sorry, ich muss kurz hier ausweichen.
Micz Flor
0:59:53–0:59:53
Okay.
Florian Clauß
0:59:54–0:59:59
Wir waren ja schon bei den IRA-Anschlägen in London.
0:59:59–1:00:05
Es gab dann, der hat sich jetzt auch zum, dieser Anschlag ist 20 Jahre jetzt her,
1:00:06–1:00:11
7-7 wird der ja genannt, nach 9-11, der auch traumatisiert diese Nullerjahre,
1:00:12–1:00:16
wo große Städte und Paris, London und so weiter, dann auch Madrid,
1:00:16–1:00:17
der diese Terroranschläge erlebt haben.
1:00:17–1:00:22
Das 7-7, das war 7.07.2005 damals,
1:00:22–1:00:27
als eben vier Selbstmordattentäter mit Bomben im Rucksack,
1:00:27–1:00:31
drei davon in der U-Bahn, die gezündet haben, fast zeitgleich,
1:00:31–1:00:37
und einer in einem Doppeldecker-Bus, wo 52 oder 54 Menschen ums Leben kamen
1:00:37–1:00:38
und auch eben diese vier Attentäter.
1:00:39–1:00:42
Was dann aber auch dazu geführt hat, dass London,
1:00:44–1:00:50
Jetzt mittlerweile, eine der, also wie soll man sagen, die Dichte an Kameras
1:00:50–1:00:53
in London ist höher als in Beijing.
Micz Flor
1:00:53–1:00:55
Ja, das ist unfassbar.
Florian Clauß
1:00:55–1:01:00
Das ist unfassbar, dieses ganze CCTV. Also ich glaube, es ist wirklich unvergleichbar.
Micz Flor
1:01:00–1:01:02
Das war in den 90er Jahren aber auch schon ein Riesenthema.
Florian Clauß
1:01:02–1:01:06
Das war genau, dieser Ring of Steel war in den 90er Jahren.
1:01:06–1:01:12
Das ging eben auch eben mit diesem Attentat seit Bischofsgate, also Ende 80er.
1:01:12–1:01:18
Es fing noch vorher, Ende 80er, das war dieser Brand, der in einer U-Bahn-Station
1:01:18–1:01:25
hat sich so ein ganz, ganz übler Brand entwickelt, der auch ganz viele Menschen,
1:01:25–1:01:26
Menschenleben gefordert hat.
Micz Flor
1:01:26–1:01:27
Also kein schöner Brand.
Florian Clauß
1:01:27–1:01:32
Es war ein übler Brand im Sinne von, die haben dann ein neues Phänomen,
1:01:32–1:01:37
wie sich Feuer ausbreiten kann, danach benannt, weil die das vorher noch nie
1:01:37–1:01:40
dieses Phänomen hatten. die Rolltreppen noch aus Holz waren.
1:01:41–1:01:45
Und als man noch selbst zündende, das fand ich immer so toll, früher in den 80ern.
Micz Flor
1:01:45–1:01:45
Das war Feuerzeuger.
Florian Clauß
1:01:46–1:01:49
Das war ja die Sicherheitsholzer.
1:01:49–1:01:53
Die waren immer so langweilig in Deutschland. Die Zündhölzer waren Sicherheitsholzer.
1:01:53–1:01:57
Die konntest du nur mit dieser einen Reibefläche anzünden. Aber in England gab
1:01:57–1:02:04
es ja diese Streichhölzer, die konntest du überall so zack am Stein und es hat gebrannt.
1:02:04–1:02:07
Ich meine, klar, ich war 13, habe angefangen mit dem Rauchen.
Micz Flor
1:02:07–1:02:09
Genau, oben im Doppeldeckerbus.
Florian Clauß
1:02:10–1:02:11
Ich war frei.
1:02:12–1:02:19
Ja, also das hat eine gewisse Faszination und das hat sich eben in diese Rillen
1:02:19–1:02:25
von einer Rolltreppe hat sich dann eben auch so ein Fett- und Teigfilm gebildet
1:02:25–1:02:30
und dann eben so eine Zigarette und so ein selbst anzündendes Streichholz haben
1:02:30–1:02:32
dann so einen Schwellbrand ausgelöst,
1:02:32–1:02:37
haben diesen üblen Brand dann verursacht, der dann nicht zu löschen war mehr
1:02:37–1:02:38
und war auch viel an Raucher.
1:02:38–1:02:44
Aber auf jeden Fall, das war auch der Grund, warum wir dann diese U-Bahn-Überwachung angefangen haben.
1:02:45–1:02:54
Also das heißt, dass eben da schon CCTV angefangen wurde, in U-Bahn, in der Tube aufzubauen.
1:02:54–1:02:58
Und das hat sich dann weitergetragen in den 90ern, der Ring of Steel,
1:02:58–1:03:02
das ist quasi der Überwachungsring um City of London.
1:03:03–1:03:06
Der war dann halt nach dem IAA, also so 1992, 1993.
1:03:07–1:03:14
Und eben mit diesen Anschlägen, da wurden dann auch immens viele Kameras verbaut. Also in den 2000ern.
1:03:15–1:03:21
Und das ist wirklich so, dass der normale Durchschnitts-Londoner pro Tag über
1:03:21–1:03:25
300 Mal von verschiedenen Kameras gefilmt wird.
1:03:25–1:03:29
Dass sich eine unglaubliche Industrie auf dieser Überwachung aufgebaut hat.
1:03:29–1:03:34
Dass es wirklich so weltführend ist,
1:03:34–1:03:39
also wenn du pro Kopf, also die Kameras pro Kopf, ich glaube eine Kamera hat
1:03:39–1:03:47
dann in London für 16 EinwohnerInnen, während in Beijing dann halt irgendwie eine für 40 oder 50.
1:03:48–1:03:51
Also man denkt immer so, die Überwachungsdichte wäre in China so groß,
1:03:51–1:03:55
aber nein, London, kannst du davon ausgehen, da wirst du überall überwachen.
1:03:55–1:03:59
Ja, wobei auch viele eben ausgefallen sind, kaputt sind und so weiter, Kameras.
1:04:00–1:04:04
Aber, und dann komme ich jetzt zu meiner noch eine Serie, die ich zuletzt geguckt
1:04:04–1:04:07
habe und die fand ich sehr gut, The Capture.
Micz Flor
1:04:07–1:04:08
Capture-y.
Florian Clauß
1:04:08–1:04:13
Nee, Capture. Da geht es um das panoptische London.
1:04:14–1:04:21
Panoptische London, also über diese CCTV-Überwachung, dass nämlich ein Mord
1:04:21–1:04:25
quasi einem Soldaten nachgestellt wird,
1:04:25–1:04:32
der anscheinend auf Video dann gezeigt oder aufgenommen wurde auf so eine CCTV-Überwachungskamera
1:04:32–1:04:35
an einer Bushaltestelle, das aber dann komplett gefälscht wurde.
1:04:35–1:04:38
Und dann geht es um diese ganze Maschinerie hinter diesen CCTV,
1:04:38–1:04:43
dass dann halt auch bestimmte Einheiten des Geheimdienstes in der Lage sind.
Micz Flor
1:04:43–1:04:45
In Echtzeit dann halt auch Bilder zu fälschen.
Florian Clauß
1:04:45–1:04:51
Und das ist ein ziemlich genialer Plot, der natürlich dann in London sehr gut aufgehoben ist.
Micz Flor
1:04:52–1:04:54
Ja, das ist lustig, weil ich habe da ewig nicht mehr dran gedacht.
1:04:54–1:04:57
In den 90er Jahren weiß ich halt deshalb, das ist schon ein Thema,
1:04:58–1:05:01
weil ich hatte ja damals als Kurator dieses Revolting-Projekt in Manchester
1:05:01–1:05:04
bei ISEA 98 war es, glaube ich.
1:05:04–1:05:09
Das war so ein, ja, wie soll ich sagen, so Revolting, Revolution hieß das große,
1:05:09–1:05:14
Revolting war so ein bisschen mehr so dran kratzen an diesem shiny Wort Revolution.
1:05:14–1:05:17
Und da waren halt viele Leute eingeladen, unter anderem auch eben welche,
1:05:18–1:05:22
glaube ich, aus Manchester, die so Psycho-Geographic, ich habe vergessen,
1:05:22–1:05:26
wie die Organisation hieß, so Psycho-Geographic Walks machen.
1:05:26–1:05:28
Das war so ein Künstlerkollektiv.
1:05:28–1:05:31
Und diese Psycho-Geographic Walks ist halt eben, du läufst zum Beispiel durch
1:05:31–1:05:32
Paris mit der Karte von London.
Florian Clauß
1:05:32–1:05:34
Ach so.
Micz Flor
1:05:34–1:05:39
Das heißt, under the pavement, the beach. Das ist diese Sache.
1:05:39–1:05:42
Und da waren dann eben ein paar da und wir hatten dann auch darüber gesprochen,
1:05:42–1:05:45
wie halt diese Idee mit der Karte von einer Stadt in eine andere Stadt laufen,
1:05:45–1:05:49
ist halt natürlich diese Idee, dass man die Stadt irgendwie neu erleben muss,
1:05:50–1:05:54
weil man anders da durchgeführt wird und dann irgendwann auch nicht mehr weiter kann.
1:05:54–1:05:57
Also eine andere Form, die gleiche Stadt zu sehen.
1:05:57–1:06:01
Und dann kamen wir auf diese Idee im Rahmen von Revolting, wir könnten doch
1:06:01–1:06:04
auch so eine Art Demo machen, weil damals gab es schon das Demonstrationsrecht,
1:06:04–1:06:09
glaube ich, dass man unangemeldet nicht mehr als drei Leute zusammenstehen durften. Also was ganz Absurdes.
1:06:11–1:06:13
Versammlungsrecht wurde da, glaube ich, damals gerade umgebaut.
1:06:13–1:06:18
Das heißt, jede Gruppe von mehr als drei Leuten konnte theoretisch von der Polizei
1:06:18–1:06:19
auseinandergeschoben werden.
1:06:19–1:06:23
Ich weiß nicht, ob die Zahl stimmt, aber das war das Thema. Ich bin da jetzt, das ist auch lange her.
1:06:23–1:06:27
Aber dann kam halt so die Idee, dass wir quasi eine Demo machen gegen CCTV.
1:06:27–1:06:32
In dem jeder mit einem Schild vor einer CCTV-Kamera steht und irgendwo gibt
1:06:32–1:06:35
es dann halt in diesem Kabelnetz so einen Typ, der dann wie im Film immer diese
1:06:35–1:06:39
20 Bildschirme vor sich hat und überall, also der sieht dann quasi eine Demo,
1:06:40–1:06:44
die aber im öffentlichen Raum keine Demo sein kann, aber bei dem im Control
1:06:44–1:06:47
Room sieht der halt dann quasi so diese massive Anforderungen.
Florian Clauß
1:06:48–1:06:49
Aber den Shot habt ihr dann nicht bekommen?
Micz Flor
1:06:49–1:06:52
Nee, wir haben das, glaube ich, gar nicht. Also ich kann mich nicht erinnern,
1:06:52–1:06:55
dass wir es durchgemacht haben. Aber einfach diese Idee zu spielen,
1:06:55–1:06:56
was heißt das denn mit einer Kamera?
1:06:56–1:06:59
Man sieht es ja auch jetzt in diesem, wie ist denn immer diese Netflix-Vierteiler,
1:06:59–1:07:02
wo jede Folge so ein Shot war, nicht Education.
Florian Clauß
1:07:03–1:07:03
Adolescence.
Micz Flor
1:07:04–1:07:07
Adolescence, genau. Weil da geht es ja auch darum, dass man wirklich diese lückenlose
1:07:07–1:07:10
Verfolgung der Person in der Stadt machen kann.
Florian Clauß
1:07:10–1:07:11
Ich habe das seitdem noch nicht geguckt.
Micz Flor
1:07:12–1:07:13
Ach so, okay, du hast nur drüber geschrieben.
Florian Clauß
1:07:13–1:07:14
Da bist du mir voraus.
Micz Flor
1:07:14–1:07:18
Ja, nee, also ich habe auch nur zwei Folgen geguckt und können wir,
1:07:18–1:07:19
ja, wir sind ja kein Filmpodcast.
1:07:21–1:07:24
Aber das sind halt so diese klassischen Sachen, die man auch kennt,
1:07:24–1:07:26
wo halt so Spuren verfolgt werden.
1:07:26–1:07:29
Dann wird zurückgesumt und, oh, guck mal da im Hintergrund, da ist doch der
1:07:29–1:07:30
und so. Das kommt doch so ein bisschen vor.
Florian Clauß
1:07:30–1:07:31
Ein bisschen Blow-up-mäßig.
Micz Flor
1:07:32–1:07:36
Und da geht es aber immer genau darum, dass man eben den Pfad des Menschen in der Stadt macht.
1:07:37–1:07:38
Und diese Idee, dass aber natürlich
1:07:38–1:07:41
da, wo diese Signale gesammelt werden und wo die Monitor abguckt,
1:07:42–1:07:45
dass da eben auch eine Präsenz von diesen Orten ist.
1:07:46–1:07:51
Also eine zweite Stadt, welche Abteilung guckt sich welche Teile an und so weiter.
1:07:51–1:07:53
Das fand ich schon nochmal interessant, sich zu überlegen, wie halt so.
1:07:53–1:07:57
Wahrscheinlich war es damals genauso, als zum ersten Mal bezahlte Postkutschen
1:07:57–1:07:58
erlaubt, Menschen erlaubt haben,
1:07:58–1:08:01
quer durch die Stadt zu fahren und dann irgendwann die Metro und so.
1:08:01–1:08:04
Also diese Idee, dass die Stadt sich so verformt, passiert, glaube ich,
1:08:04–1:08:09
über CCTV eben auch, aber nur in der Art, wie sie auch erfasst wird,
1:08:09–1:08:11
in der Regel im Geheimen erfasst wird.
1:08:12–1:08:14
Und wir sehen halt immer nur diese Kameras an den ganzen.
Florian Clauß
1:08:14–1:08:21
Das stimmt. Ja, also die Kameras haben schon Auswirkungen auf die Verbrechensrate, muss man sagen.
1:08:21–1:08:27
Dass dann halt auch bei Morden und so weiter, dass häufig dann Spuren über CCTV
1:08:27–1:08:30
nachverfolgt werden können.
1:08:30–1:08:35
Dass zum Beispiel auch Übergriffe oder so, wo dann halt CCTV ist,
1:08:36–1:08:40
also sexuelle Übergriffe oder sowas, dass die dann nicht so passieren,
1:08:40–1:08:42
dass das ein Rückgang zu verzeichnen ist.
1:08:43–1:08:47
Aber das ist nicht so, dass es dann halt weg ist, sondern es gibt dann halt
1:08:47–1:08:53
so diese Schattenbereiche, wo sich das hinverlagert, wo halt nicht CCTV hinkommt.
1:08:53–1:08:59
Und dann ist es halt auch so wie dieses Watchmen, also wer schaut die,
1:08:59–1:09:02
die dann halt irgendwie schauen, die das auswerten.
1:09:02–1:09:05
Und es verlagert sich jetzt nach, also jetzt natürlich zeitgemäß,
1:09:05–1:09:10
immer mehr in Richtung KI-Auswertung, dass du halt keine Ahnung,
1:09:10–1:09:15
so eine Weapon Recognition hast, dass die KI dann anspringt.
1:09:15–1:09:18
Okay, das ist zu 99% ein Messer.
1:09:19–1:09:23
Und dann wird natürlich da die Aufmerksamkeit. Also sowas passiert da in dem Bereich.
1:09:24–1:09:28
Wir sind jetzt auf der Stresemannstraße und ich kann mich noch daran erinnern,
1:09:28–1:09:31
hier hat doch mal Silber in dem Gebäude gewohnt, oder?
Micz Flor
1:09:32–1:09:35
Ja, das ist schon irre. Das ist so ein bisschen wie Attack the Block,
1:09:35–1:09:36
was ich vorhin gemeint habe.
1:09:37–1:09:40
Guck dir den mal an, der macht dir Spaß. Also mir hat er nicht Spaß gemacht,
1:09:40–1:09:42
als ich ihn gesehen habe. Aber ich habe ihn nicht vergessen.
1:09:43–1:09:47
Also war schon irgendwie, irgendwas daran hat mich einfach, ist bei mir geblieben.
Florian Clauß
1:09:47–1:09:51
Wir kommen jetzt hier wirklich an Ecken, wo wir noch nicht so lang gelaufen sind.
Micz Flor
1:09:51–1:09:53
Das hast du ja auch ausgesucht. Das hast du ja sehr gut ausgesucht.
1:09:53–1:09:56
Seit wir jetzt diese tolle Extra-Karte, für die, die auf die Webseite gehen,
1:09:56–1:09:59
gibt es jetzt einen Link, wo man draufklicken kann. Da sieht man alle Touren,
1:09:59–1:10:00
die wir schon gelaufen sind.
1:10:01–1:10:05
Und von dort kann man sich dann auch in die entsprechende Episode wieder reinklicken.
1:10:05–1:10:08
Das ist eigentlich auch eine Form von Psycho Geographic Walk,
1:10:08–1:10:11
weil die Tour dann irgendwie doch nicht so viel mit dem Thema zu tun hat.
Florian Clauß
1:10:13–1:10:17
Im Prinzip sind das jetzt so die großen Themen, die ich jetzt irgendwie mit dir noch wälzen wollte.
1:10:17–1:10:20
Ich auch wusste, dass du jetzt auch eine ganz besondere Verbindung zu London
1:10:20–1:10:23
hast und aus dieser Zeit dann auch erzählen kannst.
1:10:24–1:10:27
Und dann auch nochmal so, also mich würde es natürlich interessieren,
1:10:27–1:10:29
wenn du wieder zurück nach London kommst.
Micz Flor
1:10:30–1:10:30
Müsstest.
Florian Clauß
1:10:30–1:10:33
Ja, wie du das wahrnimmst, diese Stadtveränderung.
1:10:36–1:10:40
Also wie gesagt, ich war 2018 war das, glaube ich.
1:10:40–1:10:44
Oder nee, 2019 waren wir da. Da habe ich mir auch extra in Schorlitz,
1:10:44–1:10:48
da war so ein neuer Tower, der gebaut wurde. Da hatten wir uns dann ein Apartment gemietet.
1:10:48–1:10:53
Ich war wirklich geflasht von der Skyline, von wie sich das verändert hat in der Zeit.
1:10:53–1:10:57
Aber gleichzeitig, wenn man durch Schorlitz geht, riecht es die ganze Zeit nach
1:10:57–1:11:00
gegrilltem Fleisch wie noch vor den 90ern.
1:11:00–1:11:02
Es riecht immer so nach, ja.
Micz Flor
1:11:03–1:11:06
Aber es ist ja auch immer das Paradox, was man wirklich sehen will.
1:11:06–1:11:10
Also was mich geflasht hat an London oder Manchester oder Glasgow oder so,
1:11:10–1:11:15
Also es sind halt die Fisch'n'Chip-Shop, diese Sachen, die so eher so Streetfood-mäßig anders waren.
1:11:15–1:11:19
Diese Greasy-Spoon-Cafés in Busstops, wo man sich dann hinsetzen konnte.
1:11:20–1:11:25
Das ist alles irgendwie eben genau, so komisch das ist, oder durch die Thatcher-Era
1:11:25–1:11:28
verarmte Norden, so, ne, Mensch, das ist der Liverpool.
1:11:28–1:11:31
Dass es halt dadurch eben auch noch so Sachen gab, wo ich gar nicht,
1:11:31–1:11:36
ich wusste das nicht, außer dem Film halt mein wunderbarer Waschsalon,
1:11:37–1:11:40
wo halt irgendwie auch so ein bisschen dieser Kiez dargestellt wurde.
Florian Clauß
1:11:40–1:11:42
Auch ein detailprägender Film für mich.
Micz Flor
1:11:42–1:11:45
Der hat so diese Facetten, finde ich, ganz gut.
Florian Clauß
1:11:45–1:11:50
Ja, also einmal dieses Immigrant-Thema, dann noch das Queerness,
1:11:50–1:11:57
Schwule, das damals war 80er, ich weiß nicht, 87, 86 wurde der,
1:11:57–1:11:59
glaube ich, gedreht. Den habe ich auch echt,
1:11:59–1:12:00
gern geguckt.
Micz Flor
1:12:00–1:12:04
Und das ist irgendwie das, wo man dann, ja, wo bleibt man denn dann hängen?
1:12:04–1:12:08
Also wenn man jetzt nach New York, die UDL-Filme, die bleiben dann auch hängen in dem Italienischen.
1:12:09–1:12:12
Die gibt es zwar immer die Skyline hinterher und dann passieren tut alles dann
1:12:12–1:12:15
irgendwie an dieser karierten roten Tischdecke beim Italiener.
1:12:16–1:12:20
Und in England fand ich auch immer, dass das, was einen dann wirklich packt,
1:12:20–1:12:25
sind halt immer diese Orte, die, ja, so Streetfood-Style irgendwie sind.
1:12:26–1:12:30
Also das English Breakfast, Damals habe ich das geliebt und nicht darüber nachgedacht,
1:12:30–1:12:32
dass ich da Tiere esse, sondern es war halt Breakfast.
1:12:33–1:12:37
Breakfast war immer ohne Fleisch, Marmelade und Brötchen. Aber da ist es halt
1:12:37–1:12:39
irgendwie alles 100 Prozent fast Fleisch.
Florian Clauß
1:12:39–1:12:40
Ja, sehr schön.
Micz Flor
1:12:40–1:12:46
Und deshalb finde ich so diese Skyline, wenn man nach London geht,
1:12:46–1:12:48
dann hat man wahrscheinlich schon diesen Wow-Effekt.
1:12:48–1:12:52
Aber ich hätte eher Sorge, dass alles so super geputzt ist, dass es halt eben
1:12:52–1:12:56
diesen Greasy Spoon gar nicht mehr gibt. und dass du halt dann im besten Fall
1:12:56–1:12:59
irgendwie zu McDonalds essen gehst, weil du dir das richtig leisten kannst.
Florian Clauß
1:12:59–1:13:03
Ja, ich glaube, ja, also ich meine, es gibt immer so dieses,
1:13:03–1:13:10
was in Paris der Kaffee ist, ja, der immer unter zwei Euro kostet meistens,
1:13:10–1:13:14
also zwei, ist es halt, in England ist es der Tee, ja.
1:13:15–1:13:19
Das heißt, du kriegst überall für ein, zwei Pfund kriegst du überall so Cup of Tea.
Micz Flor
1:13:19–1:13:22
Jetzt habe ich ein Déjà-vu, weil genau das hast du nämlich damals,
1:13:23–1:13:25
Kunsthandwerk-Museum am Potsdamer Platz gesagt.
Florian Clauß
1:13:26–1:13:28
Ja, stimmt, das war nochmal so.
Micz Flor
1:13:28–1:13:30
Das ist ja auch so, ich meine, das passt jetzt auch hierher.
Florian Clauß
1:13:30–1:13:34
Ja, das ist halt so die Erfahrung, dass dieses Pub, das Öffentliche,
1:13:35–1:13:41
die Form von Öffentlichkeit, die hat in England eine andere Kultur als in Deutschland.
1:13:41–1:13:45
Und ich glaube, das ist das, was man, wenn man hier so sozialisiert ist,
1:13:45–1:13:49
vielleicht dann gar nicht so nachempfinden kann. Aber das ist nochmal so dieses
1:13:49–1:13:54
Gemeinde, Gemeinschaftliche in einem Pub zusammen sein und Sport gucken.
1:13:55–1:14:00
Das ist so der Identifier, den man da halt zusammenträgt. Aber es gibt halt
1:14:00–1:14:01
auch dieses schmutzige London.
1:14:02–1:14:06
Da will ich jetzt auch nochmal so einhaken mit den Serien. Es gibt eine großartige
1:14:06–1:14:12
Serie, die ist von Apple TV Plus produziert und zwar Slow Horses.
1:14:12–1:14:17
Das geht jetzt schon in die dritte Staffel. Und ich meine, das ist halt so das,
1:14:17–1:14:22
was wir auch gesagt haben zu 28 Days Later.
1:14:22–1:14:27
Dass Danny Boy Szenen drehen kann, wie zum Beispiel, dass Zombie-Kinder dann
1:14:27–1:14:32
getötet werden, die du halt in Amerika nie so drehen könntest,
1:14:32–1:14:34
weil das einfach total, es geht gar nicht.
1:14:34–1:14:38
Dass Kinder irgendwo getötet werden, das darf man nicht zeigen.
1:14:39–1:14:45
Und bei Slow Horses ist der Hauptcharakter Gary Oldman, der im Prinzip auch
1:14:45–1:14:48
so ein abgestellter MI5-Agent ist.
1:14:48–1:14:51
Und die sind alle, die werden geparkt in den Slow House.
1:14:52–1:14:59
Das ist quasi so eine Schatteneinheit von dem MI5, wo die ganzen Versager und
1:14:59–1:15:04
die ganzen, Die dann halt irgendwie so irgendwas gemacht haben und aus dem Dienst
1:15:04–1:15:06
nicht suspendiert werden können, aber irgendwie abgestellt werden.
1:15:06–1:15:12
Und das ist so eine Einheit von so fünf, sechs Leuten, die Gary Oldman ist der, der...
Micz Flor
1:15:12–1:15:14
Die Expendables auf Britisch.
Florian Clauß
1:15:14–1:15:15
Ja, der ist halt wirklich so...
1:15:16–1:15:18
Gary Oldman ist halt wirklich so ein Charakter, der die ganze Zeit irgendwie
1:15:18–1:15:24
so raucht, die ganze Zeit säuft, rumfurzt und total brachial ist,
1:15:24–1:15:26
aber dann immer wieder so geniale Kniffe hat.
1:15:27–1:15:30
Also wo er dann halt irgendwie so, du denkst halt, er ist ein totales Arschloch,
1:15:30–1:15:33
aber im Prinzip ist er dann doch total real zu seinen Leuten.
1:15:34–1:15:35
Macht die aber immer so total fertig.
1:15:35–1:15:40
Es ist sehr gut, also es macht sehr viel Spaß, wenn du dann irgendwie mal Zeit
1:15:40–1:15:42
hast. Die kann ich dir sehr empfehlen.
Micz Flor
1:15:42–1:15:45
Ja, ich bin ja auch ein großer Gary Oldman-Fan. Und du müsstest dann mal gucken,
1:15:46–1:15:49
auch für die Shownotes, es gibt ein wunderbares, da war er irgendwo im Interview
1:15:49–1:15:52
und da ging es auch um ihn und Furzen und irgendwas.
Florian Clauß
1:15:52–1:15:54
Ja, das war bestimmt die Serie da.
Micz Flor
1:15:54–1:15:57
Ja, und dann wurde er im Interview gefragt, wie das ist, wenn da mal ein Furz ist oder nicht.
1:15:57–1:16:01
Ich weiß nicht mehr genau, was war. Auf jeden Fall musste er einfach sowas von
1:16:01–1:16:03
lachen. Es ist sehr, sehr, sehr charmant.
Florian Clauß
1:16:03–1:16:07
Also man sagt ja auch, Gary Oldman ist so ähnlich wie Willem Dafoe.
1:16:07–1:16:11
Oder es gibt so Schauspieler, die dann so nahbar sind. und mit denen man dann
1:16:11–1:16:16
auch gerne irgendwie so, die nicht so völlig abgedreht sind wie andere Schauspieler.
Micz Flor
1:16:16–1:16:19
Wie zum Beispiel William D.V. Ach nee, stopp.
Florian Clauß
1:16:20–1:16:25
Also Apple TV Plus produziert viele Serien. Andere Serie, ich weiß nicht,
1:16:25–1:16:27
ob du die geschaut hast, ist Ted Lasso.
Micz Flor
1:16:28–1:16:30
Nee, aber der Name ist mir mal untergegangen.
Florian Clauß
1:16:30–1:16:33
Der Name ist bekannt. Es ist, glaube ich, so eine der größten Vielgutsserien,
1:16:33–1:16:35
die in den letzten Jahren produziert wurden.
1:16:36–1:16:40
Also es geht im Prinzip um so einen Amerikaner, Da trifft sich so amerikanisches,
1:16:40–1:16:47
totaler, naiver Optimismus auf so einen Zynismus in Großbritannien.
1:16:47–1:16:50
Also Ted Lasso ist ein Football-Trainer in Amerika.
1:16:51–1:16:57
Der sucht ein neues Betätigungsfeld und wird dann gecastet von einem Fußballverein,
1:16:57–1:17:03
den er dann quasi auch in London, einem Stadtbezirk von London, trainieren darf.
Micz Flor
1:17:04–1:17:06
Ah ja, das habe ich in den Trailer mal gesehen.
Florian Clauß
1:17:06–1:17:10
Ja, das ist super. Und er hat keine Ahnung von Fußball. Also er muss sich das
1:17:10–1:17:12
dann auch selber anlernen.
1:17:12–1:17:18
Das ist so ein bisschen, diese toxische Maskulinität trifft auf diesen amerikanischen
1:17:18–1:17:22
Optimismus und die ganzen Protagonistinnen und Protagonisten.
1:17:24–1:17:27
Die erste Staffel ist eine Anvereinigung und dann nähern sie sich alle an und
1:17:27–1:17:32
dann wird es halt so eine ganz große Vielgutserie, wo man selten so nach jeder
1:17:32–1:17:34
Folge denkt, die Welt ist so gut.
1:17:36–1:17:41
Es war auch eine unglaublich erfolgreiche Serie und eigentlich ist die in der
1:17:41–1:17:44
dritten Staffel abgeschlossen, aber die produzieren jetzt eine Viertelstaffel.
1:17:44–1:17:46
Ich bin gespannt, was die da noch hinterher schieben können.
1:17:47–1:17:50
Gangs of London Capture habe ich schon erwähnt, die beiden Serien.
1:17:50–1:17:55
Und jetzt habe ich hier so zwei Säen oder drei, ich könnte noch eine dritte
1:17:55–1:18:00
dazunehmen, die, ich sag mal so, diesen neuen Feminismus so mit,
1:18:02–1:18:04
aufgenommen haben, nämlich einmal ist Fleabag.
Micz Flor
1:18:05–1:18:06
Was ist der neue Feminismus?
Florian Clauß
1:18:06–1:18:08
Darf ich das fragen? Naja, im Prinzip, also dann muss ich dir anwenden,
1:18:09–1:18:10
das ist I Will Destroy You.
1:18:10–1:18:14
I Will Destroy You geht um eine Autorin, die auf Twitter,
1:18:16–1:18:19
so Kurzgeschichten schreibt und einen Buchvertrag bekommt und eigentlich geht
1:18:19–1:18:23
es um so eine Nacht, wo sie dann halt mit K.O.-Tropfen verabreicht bekommt und
1:18:23–1:18:26
sexuell vergewaltigt wird.
1:18:26–1:18:30
Und sie kann sich an nichts erinnern. Sie versucht dann über Episoden,
1:18:30–1:18:35
die dann sehr ... Also es ist halt so eine neue Vokeness, so eine Schrillheit.
1:18:36–1:18:42
Die Protagonistin ist schwarz. Sie ist in so einem kulturellen Umfeld,
1:18:42–1:18:45
das halt so grell ist. Das ist halt irgendwie so erzählt.
1:18:45–1:18:49
Also Kunst und Kultur in dem Literaturbereich. ja
1:18:49–1:18:52
auch viel mit london auf der straße und so weiter den
1:18:52–1:18:58
den ich jetzt so nicht so kenne ja es ist auch mit einer unglaublichen selbstsicherheit
1:18:58–1:19:06
erzählt die darstellerin heißt michael kohl jetzt selber diese erfahrung gemacht
1:19:06–1:19:09
eben von vergewaltigung auf k.o. tropfen.
1:19:10–1:19:18
Komödiantin, hat diese Serie Chewing Gum, also es ist auch eine BBC-Coproduktion von HBO und BBC.
1:19:19–1:19:24
Chewing Gum hat sie geschrieben, da ist sie Schauspielerin und hat Drehbuch
1:19:24–1:19:28
geschrieben und zu dieser Serie hat sie auch das Drehbuch geschrieben,
1:19:28–1:19:33
also es ist ihre Geschichte mehr oder weniger und dann auch die Hauptdarstellerin geactet.
1:19:34–1:19:41
Es ist eine tolle Serie und die driftet auch so ins Surreale teilweise ab.
1:19:41–1:19:47
Und es ist so dieser Grat zwischen so zwischen, wie soll man das sagen,
1:19:48–1:19:50
der wird immer wieder neu verhandelt.
1:19:50–1:19:54
In verschiedenen Konstellationen zwischen den Figuren, zwischen ihren Freundinnen
1:19:54–1:19:56
und Freunden, zwischen eben auch ihren,
1:19:58–1:20:05
Gegnerinnen. Und es geht immer so ein bisschen, ab wann es quasi so eine lustvolle
1:20:05–1:20:07
Verbindung ist und ab wann das übergriffig wird.
1:20:07–1:20:09
Es wird immer so ein bisschen ausgewogen.
1:20:09–1:20:12
Es wird so in verschiedenen Facetten dann auch erzählt.
1:20:13–1:20:15
Also eine ziemlich starke Erzählung.
1:20:16–1:20:19
Und Fleabag, da geht es auch um eine, also im Prinzip...
Micz Flor
1:20:19–1:20:21
Fleabag, fliehe zurück?
Florian Clauß
1:20:21–1:20:23
Also, nee, B-A-G, Fleabag.
Micz Flor
1:20:24–1:20:26
Also Flo-Tasche.
Florian Clauß
1:20:26–1:20:28
Also F-L-E-A Back.
Micz Flor
1:20:29–1:20:31
Eine Tasche voller Fleur.
Florian Clauß
1:20:31–1:20:36
Fleabag, ja. Da geht es um die Protagonistin. Es ist eine Familiengeschichte,
1:20:36–1:20:43
die ist so ein bisschen bei der Gentrifizierung auf der Strecke geblieben.
1:20:43–1:20:47
Ihre beste Freundin hat sich umgebracht oder ist von Auto überfahren worden.
1:20:48–1:20:49
Das wird nicht so explizit gesagt.
1:20:49–1:20:53
Sie ist auch so ein Comedian. Kommt aus der Comedian-Ecke.
1:20:54–1:20:57
Sie ist so ein bisschen, sie sucht dann ihre Position in diesem Engel.
1:20:57–1:21:00
Das Lustige ist an dieser, das ist so ein bisschen wie die Piep-Show.
1:21:00–1:21:05
Ich weiß nicht, ob die Piep-Show die Serie kennt. Da spielt auch die Sophie,
1:21:06–1:21:09
von Piep Show spielt dann ihre Stiefmutter.
1:21:11–1:21:12
Auch großartig, die ist so gut.
Micz Flor
1:21:12–1:21:13
Die ist super, ja.
Florian Clauß
1:21:13–1:21:17
Ich glaube, Piep Show hat das auch gemacht, dass dann quasi die vierte Wand
1:21:17–1:21:24
immer wieder durchbrochen wird, dass dann halt direkt die Protagonistin mit den Zuschauern redet.
Micz Flor
1:21:24–1:21:28
Ja, bei der Piep Show war es nicht so, sondern die haben quasi in Dialogen in
1:21:28–1:21:30
die Kamera gesprochen, aber die waren miteinander. Es gab keine Zuschauer,
1:21:31–1:21:32
aber trotzdem war die Wand durchbrochen.
1:21:32–1:21:36
Dann wurde es direkt angesprochen, Aber der Dialog ging weiter, auch ohne deine ...
Florian Clauß
1:21:37–1:21:44
Also auch eine absolute Empfehlung. Die ist jetzt aber schon ein bisschen älter. Die ist von 2017.
1:21:44–1:21:48
Und es gibt zwei Staffeln davon. Die zweite ist auch ein bisschen anders als
1:21:48–1:21:51
die erste. Die erste ist sehr zynisch-anekdotisch.
1:21:52–1:21:55
Und die zweite wird dann so ein bisschen, ich sag mal, deeper.
1:21:55–1:22:05
Genau. Dann auch eine aktuelle Serie, die von Alfonso Curason gedreht wurde.
1:22:05–1:22:10
Das ist die teuerste Apple-TV-Serie, die jemals gedreht wurde.
1:22:11–1:22:19
Und obwohl, ich habe mich gefragt, warum, weil ich zum Beispiel Severance ist
1:22:19–1:22:24
auch von Apple-TV und das hat ja eine visuelle Qualität, dass ich dachte,
1:22:24–1:22:25
da kommt nicht viel drüber.
1:22:26–1:22:30
Alfonso Corazon, der hat auch den dritten Teil von Harry Potter und vor allen
1:22:30–1:22:33
Dingen einer meiner Lieblingsfilme, Children of Man gedreht.
1:22:33–1:22:37
Und der hat halt Disclaimer.
Micz Flor
1:22:37–1:22:39
Und Gravity hat er auch gemacht.
Florian Clauß
1:22:39–1:22:39
Gravity, genau.
1:22:41–1:22:47
Das ist auch erklärbar, warum die so teuer war, weil im Prinzip hat der auf Kino-Niveau gedreht.
1:22:47–1:22:51
Und dann halt jede Folge, dann sind acht Folgen.
1:22:52–1:22:59
Und dann die Gesamtkosten waren dann, glaube ich, pro Folge über 15.000, 15.000.000.
1:22:59–1:23:00
Also dann bist du halt irgendwie bei 100.
Micz Flor
1:23:00–1:23:04
120.000. Ja, das ist lustig, oder? 28 Years Later wird halt,
1:23:05–1:23:10
die haben das auf iPhones gedreht und dann Apple TV, das ist wie eine Kinosache gedreht.
1:23:10–1:23:17
Wie das dann sich gegenseitig übertrifft in der Cheapo oder in der High Production
1:23:17–1:23:18
Marge. Weißt du, ich meine.
Florian Clauß
1:23:18–1:23:21
Das ist komisch. Ja, das ist halt irgendwie, ja klar, ich glaube,
1:23:21–1:23:28
das ist die Herangehensweise des Regisseurs, die Auswahl der Produzenten und
1:23:28–1:23:30
natürlich auch der Cast.
1:23:30–1:23:34
Kate Blanchard spielt die Hauptrolle, die auch entsprechend teuer ist.
1:23:34–1:23:39
Bei Severance gibt es als Hauptcast den Adam Scott, aber da gibt es nicht viel mehr.
1:23:40–1:23:43
Das zahlt sich dann auch nochmal aus, ob das Budget teuer da was ist.
1:23:44–1:23:47
Obwohl Cate Blanchett, da frage ich mich jetzt wirklich, weil die jetzt auch
1:23:47–1:23:51
mit Ostermeyer ein Stück gemacht hat, die Möwe, auch in London.
1:23:52–1:23:56
Also was da die Gagen sind, das ist nochmal was anderes, wenn du ein Theater machst oder einen Film.
1:23:57–1:24:01
Auf jeden Fall bei Disclaimer geht es um Cate Blanchett, die sind auch eine
1:24:01–1:24:05
sehr erfolgreiche Autorin ist und die auf einmal von ihrer Vergangenheit eingeholt
1:24:05–1:24:09
wird. Ich will jetzt auch nicht viel darüber erzählen, die von ihrer Vergangenheit eingeholt wird.
1:24:10–1:24:15
Und auf einmal, die ist halt in so einem politisch korrekten Umwelt, alle stehen zu ihr.
Micz Flor
1:24:16–1:24:20
Auf einmal kippt halt alles um und sie wird die Ausgegrenzte.
Florian Clauß
1:24:20–1:24:26
Sie wird diejenigen Personen, auf die alle mit den Finger zeigen und alles geht gegen sie auf.
1:24:27–1:24:32
Das ist auch eine ganz, also eine ziemlich starke Serie, die auch viele verschiedene,
1:24:33–1:24:37
Du wirst da echt geschmissen von der Serie. Du wirst dann von einer Sache in
1:24:37–1:24:41
die nächste geschmissen. Du denkst so, wow, okay, das war's.
1:24:41–1:24:43
Und dann gibt es wieder einen Eins.
Micz Flor
1:24:44–1:24:48
Es kann nichts mehr schief gehen. Die Standesbeamtin hat gekündigt.
Florian Clauß
1:24:49–1:24:53
Genau, also im Prinzip habe ich jetzt meine ganzen Serien.
Micz Flor
1:24:53–1:24:55
Kürzer Blick hier mal rein. Wir sind jetzt gleich am Potsdamer Platz.
1:24:56–1:25:01
An einem Gebäude, was glaube ich auch aus dieser WeWork-Klitsche kommt.
1:25:02–1:25:05
Und da ist es so, das ist mir neulich schon mal aufgefallen,
1:25:05–1:25:07
bei, wo ist das am besten, das Foto?
1:25:07–1:25:14
Da bin ich auch am Ostbahnhof so durchgemeandert und bin dann halt so ein paar Bürogebäude.
1:25:14–1:25:17
Was da an Leerstand gerade ist in diesen Office-Spaces, unglaublich.
1:25:18–1:25:22
Also da wurde ja vor Corona noch richtig reingebuttert. Dann kam Homeoffice
1:25:22–1:25:26
und irgendwie, der Leerstand ist enorm.
1:25:26–1:25:30
Also es ist krass, du kannst dir diese ganzen Neubauten, so wie hier halt auch, es ist leer.
Florian Clauß
1:25:32–1:25:37
Ja, das ist schon krass, dass ich das dann so tragen kann irgendwie.
Micz Flor
1:25:38–1:25:40
Ja, oder nicht. Das sind wahrscheinlich einfach Abschreibprojekte.
Florian Clauß
1:25:41–1:25:45
Also das ist auch nochmal so ein Punkt, den kann ich jetzt am Ende nochmal so schließen.
Micz Flor
1:25:46–1:25:49
Das ist so ein bisschen, ehrlich gesagt, wie Mensch aus den 90ern,
1:25:49–1:25:53
wo nichts mehr geht, so ökonomisch.
Florian Clauß
1:25:53–1:26:01
Das Geld für die ganzen Bauten, das Geld für die ganzen Skyscraper,
1:26:01–1:26:03
für die Bauten usw., woher kommt das?
1:26:03–1:26:06
Das kommt wahrscheinlich aus dunklen Kanälen, aus Osteuropa,
1:26:06–1:26:07
aus dem arabischen Bereich.
1:26:08–1:26:11
Das gleiche konnte man halt irgendwie so von Filmproduktionen behaupten.
1:26:13–1:26:18
Deswegen ist es so diese wachsende Industrie, dass da ganz viel an Geld reingelaufen
1:26:18–1:26:22
ist, aber viele Produktionen dann gar nicht fertig geworden sind.
1:26:22–1:26:26
Dass das halt auch so quasi so verwischt die Spuren von Geld,
1:26:26–1:26:31
ja, und dass damit halt auch quasi so der ganze Bereich sich aufbauen konnte.
1:26:31–1:26:36
Also ich glaube dann über, zur Corona-Zeit waren das halt 40 Prozent der Produktionen,
1:26:36–1:26:38
die nicht fertiggestellt wurden.
1:26:38–1:26:42
Also es gibt dann halt schon so komische Zahlen, die das halt so ein bisschen
1:26:42–1:26:43
mysteriös erscheinen lassen.
1:26:44–1:26:48
Ja, nee, soweit. Ich kann auch andere denen nennen, ich meine,
1:26:48–1:26:52
Sherlock und so weiter, das sind die aus den 2010er Jahren.
1:26:53–1:26:57
Aber das waren jetzt so, ich habe versucht, da so ein bisschen dann noch,
1:26:57–1:26:58
also man könnte jetzt mal gucken,
1:26:58–1:27:03
was spielt London als Stadt in den einzelnen Serien für eine Rolle.
1:27:03–1:27:07
Und häufig ist es halt so, also bei Gangs of London ist es halt,
1:27:08–1:27:11
die ist auch ultrabrutal, die ist ein bisschen so ein John Wick-Stahl.
1:27:11–1:27:13
Ich habe die dritte Staffel, die ist jetzt gerade rausgekommen,
1:27:14–1:27:17
die habe ich nicht mal weiter geguckt, weil es total langweilig und banal geworden ist.
1:27:17–1:27:20
Aber die ersten beiden sind schon ultra brutal.
1:27:21–1:27:25
Und spielt halt in diesen ganzen, also ein bisschen wie Eastern Promises,
1:27:25–1:27:30
in diesem ganzen drogenreichen Milieu, genauso wie Mobland.
1:27:31–1:27:35
Wo dann halt aber auch viel zu dieser Land sitzt, was halt häufig das Thema bei Guy Ritchie ist.
1:27:35–1:27:41
Bei The Gentleman hat das ja auch schon so das Adlige, das Reiche, das Gentleman-like.
1:27:41–1:27:46
Das wird dann halt fantastiert durch dieses Fußvolk, was dann halt irgendwie
1:27:46–1:27:50
so diese ganzen Drogenkriege führt und was dann halt abgeballert wird.
1:27:50–1:27:53
Da sind auch Außenaufnahmen, wo du dann denkst, wow, ich habe mir dann auch
1:27:53–1:27:56
eine Seite tatsächlich so angeguckt.
1:27:56–1:27:59
Da gibt es so einen Policy Guide of Filming.
1:27:59–1:28:02
Diese Infrastruktur ist gut organisiert. Also das heißt, wenn du da irgendwie
1:28:02–1:28:05
eine Kranfahrt machen willst, du kannst dich da anmelden, kriegst du dann halt
1:28:05–1:28:08
deinen Kran. Und das ist halt auch schweinteuer, weil die müssen halt irgendwie,
1:28:08–1:28:12
sobald du irgendwo Straßen sperrst in London, ist ja sowieso überall, ne?
1:28:13–1:28:17
Dann kostet es halt enorm viel Geld. Aber es ist halt eben gut organisiert und
1:28:17–1:28:20
es ist halt auch die Infrastruktur da.
1:28:21–1:28:26
Das war das, was dann halt irgendwie so auch mir die Frage beantwortet hat,
1:28:26–1:28:29
warum so viele Serien in London spielen.
1:28:29–1:28:32
Und wenn ich jetzt da noch, also ich meine, man kann das wirklich,
1:28:32–1:28:36
wie ich es schon sagte, dann gucken, wie London auftritt, was für ein Gesicht
1:28:36–1:28:37
da gezeichnet wird von London.
1:28:37–1:28:42
Aber es ist immer wieder so ein Ort, den ich immer wieder so gerne sehe.
1:28:42–1:28:47
So ein bisschen wie wenn Berlin eine Serie spielt, dann freut man sich auch, da war ich neulich.
1:28:48–1:28:53
Aus London, auch so wow, okay, ah, Barbican, wie geil also du hast dann so Spots
1:28:53–1:28:58
wo ich auch emotional einfach was verbinde, ja, ich wollte dir jetzt nochmal
1:28:58–1:29:00
so diese, wenn du mal Zeit hast,
1:29:00–1:29:08
britischen Serien empfehlen ja, also gerne, kannst du so, das war jetzt, das war mein eigentlich.
Micz Flor
1:29:08–1:29:13
I'm loving it Aber worum geht es denn eigentlich bei diesem London?
1:29:13–1:29:16
Wenn du es erzählst und du lässt die Frage jetzt unbeantwortet,
1:29:16–1:29:18
du musst dir über London schon ein bisschen nachgedacht haben.
Florian Clauß
1:29:18–1:29:22
Na, ich habe ja schon so ein bisschen angerissen. Aber gleichzeitig habe ich
1:29:22–1:29:25
gemerkt, dass ich jetzt, sobald ich da irgendwie so einen Teppich knüpfe,
1:29:26–1:29:29
dass das, glaube ich, zu lose ist, um dann halt wirklich so eine Fläche zu bieten.
1:29:30–1:29:33
Du kannst es nicht, es ist zu unterschiedlich. Es sind diese Facetten von der
1:29:33–1:29:35
Stadt, die sich da widerspiegeln.
Micz Flor
1:29:35–1:29:37
Also ich würde...
Florian Clauß
1:29:37–1:29:41
Es war nur dieser Moment, wo ich halt mich gefragt habe, warum spielt jetzt
1:29:41–1:29:44
auf einmal alles in London, was ich gucke?
1:29:44–1:29:49
Diese Verdichtung, die mich dann halt so stutzig gemacht hat und der ich dann
1:29:49–1:29:50
halt irgendwie auf die Spur kommen wollte.
1:29:51–1:29:57
Dann eben so ein paar Antworten gefunden hat in der Geldwäscheanlage von London.
Micz Flor
1:29:58–1:30:02
Aber das meine ich auch. Ich habe neulich in Social Media irgendwo so ein Bild
1:30:02–1:30:05
gesehen, zweigeteilt oben siehst du halt so junge Männer irgendwie mit weißen
1:30:05–1:30:07
Hemden, weißen Anzügen.
1:30:07–1:30:12
Irgendeinem Skyrise-Blick über die Stadt London, so Anwälte- oder Banker-Typen.
Florian Clauß
1:30:12–1:30:12
Ja.
Micz Flor
1:30:13–1:30:16
Und da steht daneben How the Americans see the British.
1:30:17–1:30:19
Und unten drunter siehst du halt irgendwie so ein Manchester,
1:30:20–1:30:23
irgendwie so ein klassisches Bild, was auch mal so als Witz durch die Social
1:30:23–1:30:27
Media ging, weil man da so diesen goldenen Schnitt so gut zeigen konnte,
1:30:27–1:30:29
wo so einer besoffen da liegt, die Polizei zieht ihn so hoch.
1:30:30–1:30:33
Rechts hängt auch einer gegen den Mann, einen halben Kebab in der Hand.
1:30:33–1:30:35
Irgendwie alles so dieses versiffte, alkoholisierte.
1:30:36–1:30:39
How the rest of Europe see the British.
1:30:39–1:30:43
Und das ist so beides irgendwie auch wahr. Und da hatte ich so ein bisschen
1:30:43–1:30:46
das Gefühl, dass das bei London auch mit den Sendungen, beschrieben was zu Agency,
1:30:46–1:30:51
es gibt halt immer, diese Stadt ist so picobello, aber es gibt dann da immer was Verstecktes drin.
1:30:52–1:30:56
Oder dann, es gibt dann wie bei Peaky Blinders, das ist natürlich noch offen,
1:30:56–1:30:59
weil ich habe da auch nur zwei Folgen gesehen und gemerkt, Serien habe ich irgendwie,
1:31:00–1:31:04
macht mir gerade keinen Spaß, aber das ist relativ offen, obwohl es so geheime
1:31:04–1:31:05
Banden sind, weil alle wissen es.
1:31:06–1:31:08
Aber London ist ja irgendwie so clean, du läufst da durch und bist dann in dieser
1:31:08–1:31:13
absoluten Parallelwelt und dann gehst du um die Ecke und da ist dann Gary Oldman und raucht,
1:31:14–1:31:18
oder Michael Fassbender und in Agency, also aber immer solche Themen,
1:31:19–1:31:22
aber das kann natürlich auch einfach deine Lust sein, das ist vielleicht deine
1:31:22–1:31:26
Linse, wie du drauf guckst, aber bei allem irgendwie eine Stadt, die integer,
1:31:26–1:31:31
erwachsen, entwickelt und intakt wirkt, aber dahinter ist was,
1:31:31–1:31:34
das ging ja irgendwie mit James Bond schon los, mit Harry Potter,
1:31:34–1:31:36
wo man dann, also da auch durch diese.
Florian Clauß
1:31:36–1:31:38
Durch dieses Gleis dann.
Micz Flor
1:31:38–1:31:39
Durch das halbe Gleis muss.
Florian Clauß
1:31:40–1:31:43
Du kommst immer wieder in so Zwischenbereiche. Das ist, glaube ich, der Punkt, ja.
Micz Flor
1:31:44–1:31:48
Und irgendwie ist es egal, wie viel die da oben drauf so glatt schmirgeln.
1:31:49–1:31:52
Es gilt immer noch das, was vor tausend Jahren passiert ist.
1:31:52–1:31:55
Ja, stimmt. Das hatte ich so ein bisschen das Gefühl. Und wenn du es vergleichst,
1:31:55–1:31:58
weil du sagst Gangs of London und dann eben Gangs of New York,
1:31:58–1:32:03
der Film, da ist es ja so, dass es wirklich so ein historisches Fenster in der Entwicklung war.
1:32:03–1:32:07
Das ist ja, das Buffer daran war ja irgendwie, wow, das ist gar nicht so lange her.
1:32:08–1:32:11
Aber bei London ist alles so lange her, wie die ewige Stadt Rom.
1:32:12–1:32:17
Ob das jetzt vor 1000 oder 1200 Jahren, dass irgendwie da jemand hingepinkelt
1:32:17–1:32:19
hat und deshalb darf da heute immer noch kein Haus gebaut werden.
1:32:19–1:32:23
Man hat das Gefühl, es gibt so viel Geschichte, die die ganze Zeit versucht
1:32:23–1:32:25
wird wegzubetonieren, aber das bricht immer durch.
1:32:26–1:32:29
Das wäre dann schon so ein psychodynamisches Thema auch. Es kommt immer wieder
1:32:29–1:32:33
was durch die Stadt durch, dass man sofort glaubt, dass alles ganz anders ist,
1:32:33–1:32:37
als es scheint, wie bei Cate Blanchett auch. Es ist immer genau das Gegenteil
1:32:37–1:32:39
von dem, was ich gerade dachte, es war.
1:32:39–1:32:44
Und im Endeffekt stimmt immer beides. Und dass das vielleicht London auch so
1:32:44–1:32:48
anzieht, weil wenn du jetzt andere Sachen vergleichst, zum Beispiel deutsche
1:32:48–1:32:53
Serien, das ist dann entweder, nicht Serien, aber ich meine auch so dieses Bild von den Nazis,
1:32:53–1:32:58
dann ist halt irgendwie Harrison Ford fährt nach Berlin und da brennt alles,
1:32:58–1:33:01
Bücher werden verbrannt, die Flaggen an der Wand, das sind halt solche Bilder,
1:33:01–1:33:03
das ist alles out in the open.
1:33:04–1:33:11
DDR-Serie 1980 oder so hieß es doch, wo dann auch irgendwie alles immer dargestellt wird.
1:33:11–1:33:13
Aber es gibt nicht wirklich was Verstecktes, selbst wenn man weiß,
1:33:13–1:33:17
dass es diese versteckten Verhörzellen gibt und Folterzellen und sowas.
1:33:17–1:33:22
Aber irgendwie ist es immer auch gleich sichtbar. Und in London ist es so,
1:33:22–1:33:26
als ob wir jetzt hier rechts da hochgehen und dann links an die Tür reingehen
1:33:26–1:33:31
und dann an den Blicken der Menschen sehen würden, dass wir jetzt gerade im falschen Gebäude sind.
1:33:31–1:33:34
Und dann geht der Fehler, lässt uns dann drei Staffeln nicht mehr los.
1:33:35–1:33:38
Also das verbinde ich so ein bisschen mit London und ich finde eine Tour ziemlich
1:33:38–1:33:40
genial, weil wir haben so viel, oder ich habe viele Fotos gemacht,
1:33:41–1:33:45
wo wir sind, wo ich eins zu eins sagen könnte, das hätte man auch in London fotografieren können.
1:33:45–1:33:49
Also gerade jetzt richtigen Potsdamer Platz. Ich liebe ja auch diesen Grünstreit.
Florian Clauß
1:33:50–1:33:54
Ich meine, mir ging es dann halt auch so in London, das ist vielleicht so ein
1:33:54–1:33:55
bisschen auch wie unsere Tour.
1:33:55–1:34:03
Man ist im öffentlichen Raum, man kann sich den öffentlichen Raum als Fußgänger dann so aneignen.
1:34:03–1:34:07
Man kann dann zu Plätzen gehen, wo man dann sagt, wow,
1:34:08–1:34:14
aber gleichzeitig ist es halt öffentlich und dann in der nächsten Ecke ist dann
1:34:14–1:34:17
aber was total Verstecktes, da ist dann halt irgendwie sowas,
1:34:18–1:34:22
wie du sagst, was total Verschmiertes, Unheimliches, was dich da so ein bisschen
1:34:22–1:34:26
in die Gosse zieht, dieses Periphere, was dann passieren kann in der nächsten Korne.
Micz Flor
1:34:26–1:34:29
Aber das sind ja auch mal die London-Motive. Jack the Ripper,
1:34:30–1:34:31
Jekyll and Hyde und sowas.
1:34:31–1:34:35
Das sind ja irgendwie diese Motive aus der Zeit, die immer eben auch diesen
1:34:35–1:34:38
Underbelly mitbringen.
1:34:38–1:34:41
Die Geschichte passiert eigentlich in dem, wo man nicht drüber sprechen darf.
Florian Clauß
1:34:41–1:34:46
Ja, und du hast natürlich, ich meine, The Crown ist auch eine ganz erfolgreiche
1:34:46–1:34:49
Serie, die habe ich jetzt nicht geguckt, aber du hast das Monarchische,
1:34:49–1:34:54
als noch was drüberliegen, was dir dann immer auch vermittelt,
1:34:54–1:34:57
das ist auch dieses Gentleman Agreement, das ist dann auch,
1:34:58–1:35:01
das Adlige, was dann halt wirklich so ein Gewicht,
1:35:03–1:35:07
verleiht, ohne, allein das ist halt eine Kultur und das ist halt so ein Titel
1:35:07–1:35:10
hat, aber ohne sich dann halt so zu beweisen Und das ist halt so,
1:35:11–1:35:13
das ist bei, das hatte ich ja schon erwähnt, bei Guy Ritchie,
1:35:14–1:35:20
diese unglaubliche Brutalität, das Brachial, das Primitive, was dann rausbricht,
1:35:20–1:35:22
ja, bei diesen ganzen artigen Titeln, ja.
1:35:22–1:35:25
Und das ist halt so dieser Kontrast, der da aufgebaut wird.
1:35:25–1:35:29
Man sieht es dann halt irgendwie in der Fassade, aber letztendlich hat das überhaupt
1:35:29–1:35:34
keine moralische Wirkung, sondern es ist einfach nur so, weil es in dieser Tradition
1:35:34–1:35:38
steht, bekommt es eine gewisse Relevanz, aber nur deswegen, ja.
1:35:38–1:35:43
Und das ist halt so, was dann so funktioniert, also als Kulisse.
1:35:43–1:35:46
Na, ich meine, natürlich ist es auch, wenn du jetzt so weitergehst,
1:35:47–1:35:51
der ganze britische Humor, der dann so dieses absolut trockene,
1:35:51–1:35:55
aber absurde Moment, was da auch mitschwingt.
1:35:55–1:35:57
Das hast du auch in vielen Serien so.
Micz Flor
1:35:58–1:36:04
Ja, ich fände es interessant, aber wir kommen, glaube ich, jetzt auch zeitlich ans Ende dieser Folge.
1:36:04–1:36:07
Aber ich fände es irgendwie auch interessant, wirklich nochmal über Serien generell
1:36:07–1:36:10
zu, weil als du es am Anfang angeschnitten hast, fand ich schon so,
1:36:10–1:36:11
dass sich das für mich wieder sehr gedreht hat.
1:36:12–1:36:16
Also zum Beispiel das letzte Mal, dass ich wirklich so ein, müsste man halt
1:36:16–1:36:20
schon sagen, so ein Filmvergnügen hatte, muss ich jetzt dummerweise zugeben,
1:36:20–1:36:23
aber wirklich halt bei Maverick mit Tom Cruise, weißt du, so irgendwie so.
1:36:24–1:36:28
Natürlich, ja, es ist halt irgendwie sowohl von der Farbgebung,
1:36:28–1:36:30
auch von der Länge der Schnitte, von dem, was da ist.
Florian Clauß
1:36:30–1:36:32
Es ist einfach so, 80er, ja.
Micz Flor
1:36:32–1:36:37
Es ist so wirklich nicht, es ist retro, es ist super retro, aber es tut irgendwie
1:36:37–1:36:41
insofern gut, als dass man so das Gefühl hat, ich spiele ja auch gerne Gitarre,
1:36:41–1:36:46
also nicht von ungefähr mache ich immer ein, zwei Folgen über Gitarren im Sommerloch.
1:36:46–1:36:48
Aber diese Sache, das...
Florian Clauß
1:36:48–1:36:49
Welches Sommerloch?
Micz Flor
1:36:49–1:36:52
Ja, unseres hier, guckt euch die Fotos an auf dem Blogpost.
1:36:54–1:36:56
Und jetzt habe ich vergessen, was ich sagen wollte. Aber ich wollte mit dir
1:36:56–1:36:59
da hinten hin. Ist es okay? Nee, ich würde gerne was essen.
Florian Clauß
1:36:59–1:37:01
Ja, gerne. Nee, das finde ich super.
Micz Flor
1:37:01–1:37:04
Okay, dann gehen wir da mal hin. Weil wir sprechen hier über die Sachen,
1:37:04–1:37:08
die sich dann irgendwie alle wegentwickelt haben und alles irgendwie versiegelt ist.
1:37:08–1:37:14
Und vorne vorbeigehen habe ich gesehen, dass es diese Pizzeria noch gibt. Ja, die Pizzeria.
Florian Clauß
1:37:14–1:37:15
Die mag ich auch.
Micz Flor
1:37:15–1:37:20
Ich weiß gar nicht mehr wann. Ich glaube, das war zur Premiere von Philipp Scheffners
1:37:20–1:37:22
Der Tag der Spatzen oder sowas.
1:37:22–1:37:29
Da war ich dann mit Merle und Philipp und der Crew und sowas da essen und das
1:37:29–1:37:32
ist im Prinzip genau das, wo ich vorhin sagte, das hat London bestimmt nicht mehr.
1:37:32–1:37:35
Irgendwas, was eine Geschichte hat von vor 15 Jahren.
1:37:35–1:37:40
Bis abgesehen von irgendwelchen Pubs, wo dann ein Guinness 12,50 kostet,
1:37:40–1:37:42
weil der Tisch von 1404 ist.
1:37:43–1:37:47
Okay, genug. Vielen Dank, Flo. Ich fand es total super. Ich wusste gar nicht,
1:37:47–1:37:48
was mich dann so erwartet.
1:37:48–1:37:51
Und ein bisschen war das jetzt das erste Mal wieder seit langem,
1:37:51–1:37:53
dass ich wirklich das Gefühl hatte, es war wie auf den Wanderungen.
1:37:53–1:37:57
Weil wir einfach so über ein Thema reden, wir hätten jetzt auch noch eine Stunde weiter reden können.
Florian Clauß
1:37:58–1:38:03
Ich wusste auch, dass du da total andocken kannst. Einfach aufgrund deiner Geschichte mit London.
Micz Flor
1:38:04–1:38:09
Ja, und das war irgendwie total schön. Aber auch einfach dieses Geplauder, was dann so entsteht.
1:38:09–1:38:13
Und du bist natürlich immer sehr gut recherchiert mit was, wann, wo, wie und so.
1:38:13–1:38:17
Das kommt auch mit rein, aber es hat mir total Spaß gemacht jetzt auch. Das freut mich.
Florian Clauß
1:38:18–1:38:24
Super. Ja, prima. Gut, dann würde ich sagen, das war eigentlich Episode 83.
1:38:24–1:38:30
Das Ganze könnt ihr auf eigentlich-podcast.de nachschauen, wo wir langgelaufen sind.
1:38:30–1:38:35
Da könnt ihr noch ein paar Links, Diktionelle, Episoden über die einzelnen Serien
1:38:35–1:38:39
und mehr und was ich so zusammengetragen habe, nachschauen.
1:38:40–1:38:44
Genau, dann Dann sag ich tschüss und bis zum nächsten Mal.
Micz Flor
1:38:45–1:38:45
Bis zum nächsten Mal.
Florian Clauß
1:38:46–1:38:46
Tschüss.
Micz Flor
1:38:47–1:38:53
Und wir gucken jetzt noch mal, ob die Pizzeria noch gibt und wir sie uns noch
1:38:53–1:38:55
leisten können. Oder ob es sie einfach nur noch gibt.

Mehr

"Wenn ich jetzt rauskomme, da steht bestimmt jemand hinter der Tür und schlägt dir ins Gesicht. Konspirative Operation, Zersetzung des Menschen, es geht darum, dich zu brechen." Hendrik Voigtländer (Min 57:01)

Ali Hackalife vom Podcast "Auch-interessant" ist wieder in Berlin. Wir nutzen die Gelegenheit unsere Reihe zu historischen Orten fortzusetzen und besuchen die Gedenkstätte Hohenschönhausen. Hohenschönhausen war das zentrale Untersuchungsgefängnis der Staatssicherheit. Von 1951 bis 1989 war die Anstalt Haftort für zahlreiche meist politische Gefangene, die dort oft monatelang in Untersuchungshaft verbrachten. Wir haben eine Führung gebucht und werden von Hendrik Voigtländer über das Gelände geführt. Er ist einer der Zeitzeugen, die neben den Historiker*innen Führungen im Auftrag der Gedenkstätte anbieten. Hendrik hat wegen eines Fluchtversuches im November 1988 in Hohenschönhausen gesessen, bevor er von der BRD freigekauft wurde. Hendrik berichtet von den Haftbedingungen und Foltermethoden der Stasi. Er schildert eindringlich den Alltag und die Zersetzung, die im Januar 1976 in Kraft getretenen Richtlinie Nr. 1/76 offiziell von der Stasi als Methode zum Umgang mit Nicht-Linientreuen Staatsbürger*innen verabschiedet wurde. Leider ist die Tonqualität nicht immer optimal, aber wir haben in der Postproduktion alles gegeben, um das Beste rauszuholen. Wir hoffen, dass trotz der Tonqualität die großartige und eindrucksvolle Führung von Hendrik ansatzweise so rüberkommt, wie wir sie vor Ort erlebt haben.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Hendrik Voigtländer
Führer und Zeitzeuge
avatar
Ali Hackalife
avatar
Florian Clauß

Transcript

Florian Clauß
0:00:00–0:00:05
Okay, jetzt sind wir on air, auf Aufnahme und...
Ali Hackalife
0:00:05–0:00:09
Hallo und herzlich willkommen zum Eigentlich-Podcast, wo wir laufend reden,
0:00:09–0:00:10
während wir laufen und reden.
Florian Clauß
0:00:12–0:00:19
Ali, du kannst das jetzt schon besser als ich. Ja, hallo, hier ist Flo und neben mir läuft wieder Ali.
Ali Hackalife
0:00:19–0:00:19
Hallo, hallo.
Florian Clauß
0:00:20–0:00:23
Und keinen Monat später und wir treffen uns schon wieder, Ali.
Ali Hackalife
0:00:23–0:00:24
Ja, eine Plage.
Florian Clauß
0:00:24–0:00:28
Eine Plage, nein, eine Wonne, würde ich fast sagen.
Ali Hackalife
0:00:28–0:00:30
Du weißt, wo wir langen müssen. Dann laufe ich dir einfach nur nach.
Florian Clauß
0:00:31–0:00:33
Ich habe jetzt gerade groß verkündigt,
0:00:33–0:00:36
ich würde sofort gleich den Track aufnehmen und das mache ich auch.
Ali Hackalife
0:00:36–0:00:40
Wir laufen von einem Springbrunnen aus Lost an der, was ist das, Greffestraße oder so?
Florian Clauß
0:00:42–0:00:48
Gänzlerstraße. Ja, wir haben unsere Themen so mitgenommen aus dem letzten Mal, so ein bisschen.
0:00:48–0:00:52
Und zwar, die Brücke ist wohl Gedenkstecken, würde ich mal sagen.
Ali Hackalife
0:00:52–0:00:56
Ja, wir werden heute Hohenschönhausen besichtigen.
0:00:56–0:01:03
Hohenschönhausen ist das Gefängnis der DDR und ein Ort, der mich total beklemmt,
0:01:03–0:01:05
denn, und das war die Frage, die ich dir an er stellen wollte,
0:01:06–0:01:07
Flo, wie hältst du es denn mit dem Sozialismus?
Florian Clauß
0:01:09–0:01:11
Ja, stets bereit.
Ali Hackalife
0:01:12–0:01:18
Als seid bereit, immer bereit. Naja, das Ding ist, ich bin in der Theorie von
0:01:18–0:01:21
ganz viel sozialistischer Theorie überzeugt.
0:01:21–0:01:24
Also wir haben genug Kalorien auf der Welt für alle Menschen.
0:01:24–0:01:28
Wir haben genug Internet für alle Menschen. Wir haben genug Strom für alle Menschen.
0:01:28–0:01:29
Eigentlich könnten wir das teilen.
Florian Clauß
0:01:29–0:01:34
Das stimmt. Ich bin auch von meiner Sozialisation so durchgegangen,
0:01:34–0:01:39
dass ich immer schon so mich den Linken, zugehörig gefühlt habe.
0:01:39–0:01:47
Ich war mit 16 in der Antifa, dann irgendwann bei den Jusos und Jungsozialisten
0:01:47–0:01:51
der SPD und damals in einer entristischen Gruppe.
0:01:51–0:01:56
Wir hatten das Konzept des Trotzkismus, des Entrismus, nämlich Entrismus in
0:01:56–0:02:00
der SPD, dass man wirklich so ganz progressive, revolutionäre Vorstellungen
0:02:00–0:02:03
in der SPD dann noch marktfähig machen kann.
0:02:03–0:02:06
Das war die Idee dabei, hat aber nicht funktioniert.
Ali Hackalife
0:02:06–0:02:11
Ich bin ja bekennendes SPD-Mitglied und trotzdem habe ich bei einer Wahl mit
0:02:11–0:02:16
meiner Erststimme bereits das BSW gewählt, weil ich halte das BSW nicht für
0:02:16–0:02:19
die Lösung, aber ich hätte sie gerne mit am Tisch, wenn man die Lösung rausfindet.
0:02:20–0:02:25
Wie gesagt, in der Theorie finde ich super viele sozialistische Ideale grundsätzlich gut.
0:02:26–0:02:29
So Sachen wie, wir können halt für jeden eine Wohnung bauen.
0:02:29–0:02:31
Niemand muss auf der freien Straße schlafen.
0:02:32–0:02:35
Wir können für alle Menschen Kalorien bereitstellen. Niemand muss hungern.
0:02:35–0:02:39
Das finde ich halt wirklich überzeugend. Und das kann der Kapitalismus nicht gewährleisten.
Florian Clauß
0:02:40–0:02:45
Das stimmt, weil Kapitalismus ist ja immer Kapitalakkumulierung und Eigentum,
0:02:46–0:02:47
die dann an dem Kapital hängt.
0:02:47–0:02:51
Und Arbeitsmittel sind dann quasi in der Hand von wenigen.
0:02:51–0:02:58
Und der Sozialismus als gesellschaftliche Theorie, dass die Arbeitskraft vergesellschaftet
0:02:58–0:03:00
wird und dementsprechend auch der Gewinn.
Ali Hackalife
0:03:00–0:03:04
Ja, nun, das Ding ist, wir sehen in der Geschichte, sowohl in der Geschichte
0:03:04–0:03:08
der Sowjetunion als auch in der Geschichte der DDR, dass es halt als Staatsform
0:03:08–0:03:12
nicht funktioniert, weil man totalitär die Menschen zwingen muss.
0:03:12–0:03:16
Und selbst wenn Dinge gut laufen, wie zum Beispiel, dass in der DDR die Mieten
0:03:16–0:03:21
niedrig waren, dass das Essen günstig war, du kannst halt Leute auf Dauer nicht zwingen.
0:03:21–0:03:25
Ich habe erst heute Morgen mit John Roderick genau darüber geredet.
0:03:25–0:03:29
Die meisten Leute wählen halt nicht ihren Interessen entsprechend.
0:03:29–0:03:33
Also für die meisten Leute wäre eine Regierung, die mehr Umverteilung fordert,
0:03:33–0:03:36
eine gute Regierung. Aber alle denken, ja, aber ich könnte ja auch Millionär werden.
Florian Clauß
0:03:37–0:03:40
Ja, ja, ja. Das ist so das Dilemma.
0:03:41–0:03:46
Gleichzeitig muss man ja auch sagen, dass das Menschenbild jetzt von den grundlegenden
0:03:46–0:03:50
Theorien, also das Kapitalismus, da wird ja der Mensch eher als Ressource angesehen,
0:03:50–0:03:54
während in sozialistischen Theorien der Mensch immer im Mittelpunkt steht.
0:03:54–0:03:59
Und das ist halt das, was mich dann auch überzeugt an der Ideologie.
0:04:00–0:04:06
Und ich meine, da, wo wir jetzt hingehen, da ist aber auch komplett das Menschenbild
0:04:06–0:04:07
des Sozialismus infrage gestellt.
Ali Hackalife
0:04:07–0:04:13
Ja, wir gehen nach Hohenschönhausen zum DDR-Gefängnis, die Verwahranstalt Hohenschönhausen.
0:04:13–0:04:17
Und ich war dort mal als Schüler im Rahmen einer Führung.
0:04:17–0:04:22
Und es ist halt ein Ort, an dem dir bewusst wird, wie hilflos die DDR war.
0:04:23–0:04:27
Es gibt keinen anderen Ort, an dem dir so klar ins Gesicht geschrien wird,
0:04:27–0:04:30
wir haben es nicht geschafft, wir müssen die Leute jetzt zwingen.
0:04:30–0:04:35
Ich habe dir von Klaus Kordon das Buch Krokodil im Nacken empfohlen, in Vorbereitung.
0:04:36–0:04:42
Und da geht es um den 29-jährigen Insassen, der in Hohenschönhausen sitzt und
0:04:42–0:04:48
der über seine Zeit nachdenkt, über seine Aufwachsen in Berlin in den Nachkriegsjahren.
0:04:49–0:04:51
Und ich finde das Buch sehr schön, weil es halt Leute beschreibt,
0:04:52–0:04:53
die es damals so gegeben haben wird,
0:04:54–0:04:59
ohne dass man jetzt sagen würde, das ist so eine zu spezifische Beschreibung,
0:04:59–0:05:06
also es sind so Typen so Pippi Heinemann die im Kiez lebt und sie ist eine Prostituierte,
0:05:06–0:05:10
aber sie ist eine Gute und wenn du ihr 100 Mark gibst gibt sie dir 200 Mark zurück,
0:05:10–0:05:14
nur damit keine Fragen gestellt werden und so weiter also das sind halt so richtige
0:05:14–0:05:17
Charaktere die da beschrieben werden, ich finde dieses Buch sehr gut,
0:05:17–0:05:20
weil es halt zeigt diese Hoffnungslosigkeit.
0:05:20–0:05:24
Wenn du in Hohenstchenhausen einsetzt und du wirst verhört und egal was du sagst,
0:05:25–0:05:28
die Stasi wird sich Mühe geben, mit deinem Kopf zu ficken.
0:05:29–0:05:33
Also du kommst halt nicht drumherum. Dann erzählen sie, ja, deine Frau hat ja schon ausgesagt.
0:05:33–0:05:36
Möchtest du jetzt nicht auch endlich zugeben? Es wäre doch für euch alle besser.
0:05:36–0:05:38
Möchtest du deine Kinder nicht wiedersehen?
0:05:38–0:05:43
Und das ist halt so perfide. Also bei jeder Argumentation für einen Rechtsstaat,
0:05:43–0:05:49
ich finde das, was die DDR mit ihren Gefangenen gemacht hat, nicht vertretbar.
0:05:49–0:05:52
Also so sehr ich vom Sozialismus überzeugt bin, aber das kann nicht der Weg dahin sein.
Florian Clauß
0:05:53–0:05:56
Nein, sollte es auf keinen Fall. Das sollte es nicht so sein.
0:05:56–0:06:01
Ich meine, die Stasi hat sich ja legitimiert. So im Sinne von,
0:06:02–0:06:05
wir wollen auch den Kapitalismus abwehren und wir wollen unseren Staat schützen.
0:06:06–0:06:10
Und haben deswegen dieses Überwachungssystem so aufgebaut. Auch eine andere
0:06:10–0:06:13
Argumentation von Ihnen, dass Sie da im Recht gehandelt haben,
0:06:13–0:06:14
ist, dass Sie keinen umgebracht haben.
0:06:14–0:06:19
Ja, also ich meine, das war ja jetzt nicht so lange her, dass die Gestapo an
0:06:19–0:06:21
die Tür geklopft hat und die Leute abgeführt und umgebracht hat.
Ali Hackalife
0:06:22–0:06:25
Ja, wobei es gibt unten im Keller von Hohenschönhausen gibt es gefließte Zellen,
0:06:26–0:06:30
die nur dafür da waren, dass man den unerwarteten Genickschuss verurteilt hat.
0:06:30–0:06:34
Also, dass jemand nach vorne in diese Zelle geführt wurde. Das Letzte,
0:06:34–0:06:37
was er sieht, ist ein gekachelter Raum und er wird von hinten ins Genick geschossen.
Florian Clauß
0:06:37–0:06:43
Okay, jetzt muss ich auch schlucken. Aber das Prinzip, was Sie da letztendlich
0:06:43–0:06:48
auch so implementiert haben in Hohenschönhausen, ist das Prinzip der Zersetzung.
0:06:48–0:06:52
Das finde ich eigentlich einen ganz schönen Begriff dafür, dass es darum ginge,
0:06:52–0:06:59
die Leute in ihrer Persönlichkeit zu brechen, dass sie dann eben mehr oder weniger
0:06:59–0:07:00
phlegmatisch den Staat annehmen.
Ali Hackalife
0:07:01–0:07:06
Ja, also jetzt mal die DDR in allem, was sie schlecht gemacht hat, ausklammernd.
0:07:07–0:07:14
Wenn du eine Bevölkerung davon überzeugen möchtest, dass dein Staatssystem,
0:07:14–0:07:18
das altruistisch orientiert ist, das mit allen teilt, das Beste ist,
0:07:18–0:07:22
dann kannst du nicht darauf setzen, dass es rein aus Überzeugung funktioniert.
0:07:22–0:07:25
Also ich möchte es nicht gutheißen, ich möchte hier nichts schönreden,
0:07:25–0:07:29
aber ich verstehe aus Sicht der DDR, dass sie gesagt haben, wer den Sozialismus
0:07:29–0:07:34
untergräbt, der betrügt nicht nur einen, sondern alle und muss dafür bestraft werden.
Florian Clauß
0:07:34–0:07:40
Ja, das ist absurd. Und das ist auch ein Zeugnis dafür, dass der ganze Staat
0:07:40–0:07:44
ineffektiv war, ist ja auch die hohe Anzahl von Mitarbeitern in der Stasi.
0:07:45–0:07:51
Ich glaube, am Ende hatten die in den Hochjahren fast 200.000 inoffizielle Mitarbeiter.
0:07:52–0:08:00
Man kann das aber auch mit den Nazis vergleichen, die ja viel weniger an Mitarbeitern
0:08:00–0:08:04
in der Gestapo hatten, in der Geheimpolizei. Und dann kann man sich fragen,
0:08:04–0:08:06
warum brauchten die weniger?
0:08:06–0:08:10
Ob das nicht im Grunde so angelegt ist, dass dieser Führerkult,
0:08:10–0:08:16
den die Nazis mitgebracht haben, dann etwas glanzvoller war in diesem System
0:08:16–0:08:18
als das, was die DDR da versprochen hat.
Ali Hackalife
0:08:19–0:08:26
Ja, und natürlich die Frage, hast du Familie und Verwandte, die in der DDR gelebt haben?
Florian Clauß
0:08:26–0:08:29
Nein, damals nicht, nein.
Ali Hackalife
0:08:29–0:08:37
Man kann ja die Akten mittlerweile sehr einfach online beantragen und die Täter-Akten
0:08:37–0:08:42
einzusehen, ist halt wirklich, wirklich frustrierend, weil das ist jetzt nicht so,
0:08:42–0:08:46
dass die da gespitzelt haben wie noch was, sondern ganz viele von diesen Akten
0:08:46–0:08:49
sind halt seitenweise, ja...
0:08:50–0:08:53
Sekretär wusste bereits, dass seine Familie das und das plant.
0:08:54–0:08:57
Heimlich haben sie Westzeitschriften gelesen. Sie hatten einen Spiegel zu Hause.
0:08:58–0:09:02
Und das sind so unschuldige Informationen, bei denen du dir denkst,
0:09:03–0:09:06
also niemand, der das Spiegelmagazin liest, wird den Staat stürzen.
0:09:07–0:09:10
Und trotzdem sind das alles Dinge, die aufgeschrieben und notiert wurden.
0:09:10–0:09:13
Und diese Pedanterie, die macht mir wirklich Angst, weil ich glaube,
0:09:14–0:09:18
wenn Menschen das Gefühl haben, das Richtige zu tun, dann können sie zu jeder
0:09:18–0:09:20
Zeit genauso pedantisch ihre Mitbürger verpetzen.
0:09:21–0:09:25
Das fand ich auch während Corona sehr beklemmend, wo Leute anfingen,
0:09:25–0:09:29
Fotos zu teilen und der Polizei auf Twitter zu schreiben, dürfen die sich hier
0:09:29–0:09:31
gerade überhaupt zum Grillen treffen?
0:09:31–0:09:34
Wo ich mir gedacht habe, ja, aber es ist ja auch ein bisschen egal.
Florian Clauß
0:09:34–0:09:42
Ja, das ist komisch. Also diese Detailtreue dann in dieser Dokumentation und
0:09:42–0:09:45
auch die Relevanzlosigkeit, die dahinter steht,
0:09:45–0:09:49
aber dadurch, dass es halt irgendwo in Akten notiert ist, dann wieder wieder
0:09:49–0:09:54
ein Gewicht bekommt, eine Relevanz bekommt, die es eigentlich überhaupt keinem Verhältnis steht.
Ali Hackalife
0:09:54–0:09:57
Wir laufen hier gerade durch einen eigentlich total schönen Stadtteil.
0:09:57–0:10:01
Es sind viele freistehende Eigenheime.
0:10:01–0:10:08
Wir sind nicht mehr umgeben von den großen Fassaden mit den vielen Wohneinheiten.
0:10:08–0:10:12
Und eigentlich denkt man an nichts Böses. Und gleich werden wir an den Ort gehen,
0:10:12–0:10:15
wo Menschen Jahrzehnte ihres Lebens verloren haben.
Florian Clauß
0:10:15–0:10:19
Ja, wir sehen schon hier an der Ecke, in der Gämsler Straße,
0:10:19–0:10:23
eine Umzäunung, ein Zaun, eine Mauer.
0:10:23–0:10:28
Das ist die Mauer von der Haftanstalt Hohenschönhausen. Jetzt müssen wir,
0:10:28–0:10:31
glaube ich, sogar hier rechts in die Straße rein.
0:10:31–0:10:34
Ein kleiner Wachtturm ist an der Ecke positioniert.
Ali Hackalife
0:10:34–0:10:35
Meinst du mit rechts links?
Florian Clauß
0:10:36–0:10:41
Nee, das ist hier. Ich meine schon das richtige rechts.
Ali Hackalife
0:10:43–0:10:50
Ja, wir sehen eine DDR-triste Fassade. Das war, was mich in Magdeburg so richtig fertig gemacht hat.
0:10:51–0:10:55
In Magdeburg hast du halt breite Straßen und es stehen überall die Plattenbauten
0:10:55–0:10:59
und auch wenn die renoviert sind mit neuer Farbe und so weiter,
0:11:00–0:11:02
so eine Platte ist halt ein richtig unfreundlicher Ort.
Florian Clauß
0:11:02–0:11:08
Ja, stimmt. Es wird nur ein bisschen freundlicher, wenn dann so im Frühling
0:11:08–0:11:13
die Blätter kommen und dann hat auch Ronschönhausen und Marzahngrüne Flächen
0:11:13–0:11:14
und dann wird es ein bisschen lockerer.
0:11:15–0:11:19
Aber sonst ist das hier sehr trist und da hilft die Farbe auch nichts.
Ali Hackalife
0:11:19–0:11:22
Ich glaube, das sieht aus wie in jeder JVA überall.
Florian Clauß
0:11:22–0:11:26
Glaube ich hier. Ne, das ist noch in der Gänzlerstraße. Ich bin mir nicht sicher,
0:11:26–0:11:28
ob der Eingang da drüben ist oder dort.
0:11:29–0:11:30
Wir gucken mal da.
Ali Hackalife
0:11:32–0:11:36
Auf dem Gelände gibt es einen Transporter und sie erzählten,
0:11:36–0:11:39
dass die DDR-Häftlinge, damit sie nicht wussten, wo sie sind,
0:11:40–0:11:41
in diesen Transporter gesetzt wurden.
0:11:42–0:11:44
Und dann ist der Transporter über den Innenhof mehrere Runden gefahren,
0:11:45–0:11:47
damit du verwirrt bist, wo du gerade bist.
0:11:48–0:11:51
Und das, bevor sie hier das Gelände verlassen haben. Und ich finde das,
0:11:51–0:11:53
wie gesagt, auf jeder Ebene perfide.
Florian Clauß
0:11:53–0:11:59
Ja, die Gefangenen mussten auch immer irgendwie Gesichtsbedeckung tragen.
0:11:59–0:12:02
Dass überhaupt nicht hier diese Stelle lokalisiert werden konnte.
0:12:02–0:12:05
Und auch, wie du sagst, die Fahrzeit so künstlich verlängert wurde,
0:12:06–0:12:08
damit man überhaupt keine Entfernungsmessung mehr hat.
Ali Hackalife
0:12:08–0:12:11
Wir laufen jetzt auf ein großes Rolltor zu.
Florian Clauß
0:12:11–0:12:17
Das wird hier der Eingang sein. Hier steht Gedenkstätte Berlin, Hohenschönhausen.
Ali Hackalife
0:12:18–0:12:21
Hier auf dem Innenhof bin ich mal in diesem Transport herumgefahren worden,
0:12:21–0:12:23
als wir uns demonstrieren wollten, wie das denn ist.
Florian Clauß
0:12:23–0:12:26
Ach wirklich? In Schulzeiten?
Ali Hackalife
0:12:26–0:12:31
Ich war hier als 16-jähriger Schüler und wir waren mit einer Gruppe da,
0:12:31–0:12:34
weil ich im Internat war, waren die Leute halt überall aus Deutschland.
0:12:34–0:12:39
Und wir hatten so ein Mädel aus Thüringen, die unbedingt die DDR verteidigen wollte.
0:12:40–0:12:44
Und dann hat der Führer gefragt, würden Sie denn sagen, das ist ein starkes
0:12:44–0:12:47
oder ein schwaches System, wenn man seine Bevölkerung einsperrt?
0:12:47–0:12:50
Und sie meinte, ja, es ist ein starkes System, sonst hätten Sie das ja nicht tun können.
Florian Clauß
0:12:51–0:12:56
Ja, eine gewisse Stärke gehört dazu, fraglich, ob das die richtige Stärke ist.
0:12:57–0:12:58
Ich melde uns mal hier an.
Ali Hackalife
0:13:02–0:13:03
Hocken wir uns in die Cafeteria oder?
Florian Clauß
0:13:04–0:13:09
Ja, können wir uns gerne hier reinsetzen. So starkes System.
Ali Hackalife
0:13:11–0:13:15
Der Podcast-Tisch, wie für uns gemacht. Ich meine, überleg mal,
0:13:16–0:13:22
du bist einfach nur Bürger, so wie in dem Buch von Klaus Korten, Krokodil im Nacken.
0:13:22–0:13:25
Und du wächst in diesem System auf und du hast keine Entscheidung.
0:13:26–0:13:30
Also du hast dir nicht ausgesucht, ob du im Kapitalismus oder im Sozialismus leben möchtest.
0:13:30–0:13:36
Und alle sagen jetzt, ja nun, den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf.
0:13:37–0:13:41
Ich kann schon nachvollziehen, wie Leute sagen, Hände falten,
0:13:41–0:13:43
Köpfchen senken, fünf Minuten Stalin denken.
0:13:43–0:13:45
Und einfach nicht kritisieren, was da passiert.
Florian Clauß
0:13:46–0:13:52
Ja, ich habe mich auch gefragt, wie das jetzt für mich persönlich wäre,
0:13:52–0:13:54
wie ich mich mit dem System arrangiert hätte.
0:13:55–0:13:58
Und im Nachhinein kann man ja immer moralisch gut verurteilen.
0:13:58–0:14:02
Dann kann man ja immer sagen, ja, hier die und ich und so.
0:14:02–0:14:05
Ich glaube so, wenn du drin hängst, ist das gar nicht so einfach.
0:14:06–0:14:12
Und ich glaube auch, wenn ich dann auch tatsächlich so diese Macht so gespürt
0:14:12–0:14:15
hätte, von dieser Macht der Unterdrückung,
0:14:15–0:14:21
dann kann ich nicht sagen, ob ich da nicht irgendwie zurückgewichen wäre. Ich werde mich.
Ali Hackalife
0:14:21–0:14:25
Mit der Mutter von einem Freund von mir unterhalten. Die ist in der DDR groß
0:14:25–0:14:28
geworden und hat da auch noch relativ lange gelebt.
0:14:28–0:14:33
Also die ist halt jetzt Mitte 50, die war Teenager, als die DDR zusammengefallen ist.
0:14:34–0:14:39
Und sie meinte, naja, aber ganz vieles davon, das waren ja Dinge, die überzeugt haben.
0:14:39–0:14:44
Also wir gehen alle mit der FDJ Altpapier und Altglas sammeln,
0:14:44–0:14:45
um das zu recyceln und so. Das ist ja gut.
0:14:46–0:14:50
Also da kannst du ja sehr wertneutral, die DDR hat das aus Mangel gemacht,
0:14:50–0:14:52
aber du kannst da nichts gegen haben.
0:14:53–0:14:57
Und so Sachen, dass man Dinge, wenn Kleidung verschlissen ist,
0:14:57–0:14:59
die aufgeschnitten hat und als Lappen benutzt hat und so weiter.
0:14:59–0:15:02
Während im Westen, das war so das Bild, mit dem sie groß geworden ist,
0:15:02–0:15:03
im Westen hat man alles verschwendet.
0:15:04–0:15:08
Ist jetzt auch nicht ganz wahr, aber trotzdem, natürlich, die DDR hat aus ihrem
0:15:08–0:15:09
Mangel eine Tugend gemacht.
0:15:09–0:15:14
Und ich kann durchaus verstehen, warum Leute das überzeugt. Also Recycling,
0:15:15–0:15:16
Doppelverwendung und so weiter.
0:15:17–0:15:21
Und da ist es halt so tragisch, dass dieser Staat so totalitär die Leute zwingen
0:15:21–0:15:23
musste und nicht überzeugen konnte.
Florian Clauß
0:15:23–0:15:26
Richtig, ja, das sehe ich auch so. Also weil ideologisch ist das ja nicht falsch.
0:15:26–0:15:31
Es ist ja gegen Faschismus, es ist aufbauend auf Vergesellschaftung.
0:15:32–0:15:35
Aber die Mittel, die da gewählt wurden, sind dann natürlich nicht in dem Bild,
0:15:36–0:15:38
in dem man das dann halt auch ideologisch gesehen hat.
0:15:38–0:15:43
Und ich glaube ganz viel, also es ist so, dass die DDR ja eigentlich nur aus
0:15:43–0:15:46
der Geschichte des Kalten Krieges so verständlich ist.
0:15:46–0:15:50
Das war ja im Prinzip das Bollwerk von der Sowjetunion, UdSSR damals,
0:15:50–0:15:53
um dann halt auch gegen den Westen was zu setzen.
0:15:53–0:15:58
Und die DDR konnte, glaube ich, auch nur so bestehen, weil sie halt diese Rückendeckung
0:15:58–0:16:02
aus der UdSSR hatte. Und wenn man sich dann Ulbricht anguckt,
0:16:02–0:16:06
das war ja keine charismatische Figur. Das war ja wirklich nur ein Handlanger.
0:16:07–0:16:10
Du hast mir ja ein paar Hausaufgaben aufgegeben.
Ali Hackalife
0:16:10–0:16:11
Ich habe dir zwei Bücher geschickt.
Florian Clauß
0:16:12–0:16:15
Genau, eines davon war Goodbye DDR.
Ali Hackalife
0:16:15–0:16:16
Frank Gito Knopp.
Florian Clauß
0:16:16–0:16:21
Genau, und da war das sehr ausführlich beschrieben, was für eine unbelichtete
0:16:21–0:16:23
Figur das Walter Ulbricht ist.
0:16:24–0:16:27
Dass der eigentlich auch ein Handlanger der UdSSR war.
0:16:27–0:16:31
Und dass er sich da sehr ergeben hat, er hatte ein ganz gutes Gespür,
0:16:31–0:16:36
sich da in den Machtdiskurs der UdSSR einzureihen und war deswegen von Stalin
0:16:36–0:16:41
so auserkoren, die DDR aufzubauen, weil er da eigentlich mit wenig Widerstand rechnen konnte von ihm.
Ali Hackalife
0:16:42–0:16:45
Das ist ja eh so interessant. Erich Honecker, der aus dem Saarland kommt,
0:16:47–0:16:51
zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs geflohen ist, über das Saarland nach Frankreich
0:16:51–0:16:54
rein und dort als Köhler gelebt hat und unterm Radar geblieben ist,
0:16:55–0:16:59
der dann halt einer von den Ersten war, die die Truppen aus Moskau kontaktieren
0:16:59–0:17:03
konnten, weil sie sich auf ihn verlassen konnten und die ganzen Leute,
0:17:03–0:17:06
Walter Ulbricht, der halt ein totaler Pedant war,
0:17:07–0:17:10
begeisterter Hobbysportler, aber ansonsten irgendwie wenig Spaß am Leben gehabt
0:17:10–0:17:14
und also das sind halt alles Charaktere, bei denen ich glaube,
0:17:15–0:17:16
die wollten halt wirklich etwas Gutes.
0:17:16–0:17:21
Also ich glaube, niemand von denen hat sich gedacht, wir bauen hier den totalitären
0:17:21–0:17:23
Polizeistaat und trotzdem haben sie es gemacht.
0:17:23–0:17:28
Und das ist etwas, was mich durchaus gruselt, weil ich mir jetzt auch unterstellen
0:17:28–0:17:32
würde, ich möchte etwas Gutes, aber was übersehe ich vielleicht bei dem, was ich vorhabe?
Florian Clauß
0:17:32–0:17:39
Ja, okay. Ich denke, die Figur, die das überhaupt so einrichten konnte,
0:17:39–0:17:45
ist sicher Erich Mielke mit seiner über 30 Jahre, war er dann hier Staatsminister,
0:17:45–0:17:48
der, ich weiß gar nicht genau die Bezeichnung.
Ali Hackalife
0:17:48–0:17:52
Die er hatte. Mielke war, genau, der, ich glaube, Offizier, das war ja ein Militärland
0:17:52–0:17:55
und er hat die Stasi angeführt.
0:17:55–0:17:59
Und ich glaube auch, dass, wenn du dir die Reden von Mielke anhörst,
0:17:59–0:18:04
da sind ja bei Gedo Knopp ein paar, die glauben halt wirklich, dass sie das Gute tun.
0:18:04–0:18:08
Die glauben halt, dass die Menschheit es durch den Kapitalismus zu sehr gefährdet
0:18:08–0:18:13
aneinander auszunutzen und Gott sei Dank kann der Sozialismus ihm da neue Wege zeigen.
0:18:14–0:18:18
Fast weh, dazu zu hören, weil ich mir so oft denke, ich verstehe das.
0:18:18–0:18:20
Ich verstehe, warum er das denkt.
Florian Clauß
0:18:20–0:18:24
Ja. Gleichzeitig ist aber die Frage, wie kann er das dann moralisch rechtfertigen,
0:18:24–0:18:27
dass er dann solche Methoden der Entmenschlichung angewandt hat.
Ali Hackalife
0:18:27–0:18:31
Ja, spätestens beim Schießbefehl, da kannst du ja nicht argumentieren.
0:18:31–0:18:34
Also egal wie gut dein System ist, du kannst Leute nicht erschießen, weil sie rausholen. Ja.
Florian Clauß
0:18:35–0:18:38
Und dann bist du wahrscheinlich wieder bei dieser Grammatik,
0:18:38–0:18:42
dass du den anderen so diffamierst und so als Nichtmensch darstellst,
0:18:42–0:18:44
dass dass du überhaupt so diese Schritte machen kannst.
0:18:45–0:18:49
Also das sind ja dann auch wieder Sachen, Methoden, die dann zur Nazizeit so
0:18:49–0:18:51
angewendet wurden, um die Dunen zu vernichten.
Ali Hackalife
0:18:51–0:18:56
Ja, die DDR hat auch ein eigenes EDV-System aufgebaut, um Leucht zu bewachen.
0:18:56–0:19:00
Und da hatte ich mit Joshua Bach drüber geredet, dass eine der Sachen,
0:19:00–0:19:05
vor denen ich Angst habe, ist, dass ein moderner Überwachungsstaat mit KI jeden
0:19:05–0:19:08
Chat von uns mitlesen kann und nicht nur die Schlagworte sieht,
0:19:08–0:19:10
sondern versteht, was wir gemeint haben.
Florian Clauß
0:19:10–0:19:15
Ja, das ist ein Szenario, also du musst ja nicht mehr, also wenn man jetzt Tools
0:19:15–0:19:19
der Stasi, hier gibt es ja auch nochmal ein Stasi-Museum,
0:19:19–0:19:24
wo das dann ausführlicher vorgestellt wird, was die dann im Laufe der Geschichte
0:19:24–0:19:28
von der DDR alles entwickelt haben, ja die Mikrofone, die Kameras und so weiter,
0:19:28–0:19:32
ja wenn man das in unser digitales Zeitalter überträgt, man muss ja nicht mehr
0:19:32–0:19:34
vor Ort sein und die Steckdose aufschrauben,
0:19:34–0:19:39
ja es reicht ja einfach, dass du ein Zero-Day-Exploit hast oder sowas.
0:19:39–0:19:43
Und dann hast du im Prinzip, also je mehr sich quasi der echte Desktop virtuell
0:19:43–0:19:47
wird oder das echte Leben virtuell wird, desto mehr hast du auch die Methoden
0:19:47–0:19:50
da eben so ein Gaslighting und sowas zu machen.
Ali Hackalife
0:19:51–0:19:52
Da stehen ein paar Leute.
Florian Clauß
0:19:52–0:19:54
Wir verpassen sonst unsere Führung.
0:19:58–0:20:03
Sie warten auch auf die Führung? 16 Uhr. Ich wollte Sie fragen,
0:20:03–0:20:07
weil wir nehmen heute einen Podcast auf und ich hatte gefragt im Besucherzentrum,
0:20:07–0:20:11
ob wir eine Aufnahme machen können von den O-Touren und die meinten generell, wäre das okay.
0:20:11–0:20:14
Wir sollten aber auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fragen und den Guide,
0:20:14–0:20:20
ob das für Sie okay wäre, wenn wir dann die einfach das Mikro laufen lassen. Ja, okay, super, gut.
Ali Hackalife
0:20:20–0:20:24
Nein, der war für die Führung. 16 Uhr, bitte mir folgen. 16 Uhr,
0:20:24–0:20:28
Führung. Sie geben die Führung? Ja. Wir sind verkabelt.
Hendrik Voigtländer
0:20:28–0:20:30
Ich bin informiert, ja, ja. Okay, und das ist okay für Sie? Ja, ja, ja.
Ali Hackalife
0:20:30–0:20:33
Ich bin Ali, das ist Flo, wenn du magst, was verkabelt haben.
0:20:34–0:20:35
Ja, freu ich mich sehr, freu ich mich sehr. Woher kommt ihr?
0:20:35–0:20:37
Was macht ihr? Wir machen einen Podcast.
0:20:37–0:20:41
Ich rede zu 40.000 Leuten im Monat über Dinge, die mich interessieren.
0:20:41–0:20:43
Und ich war vor einigen Jahren hier schon mal bei einer Führung.
0:20:44–0:20:48
Und wir hatten eine längere Unterhaltung über die DDR. Und deswegen dachten
0:20:48–0:20:49
wir, gehen wir hier mal die Führung mitlaufen.
Hendrik Voigtländer
0:20:49–0:20:52
Ja, es wird interessant. Also es gibt 2500 Fuchtgeschichten,
0:20:52–0:20:53
ich bin in Deutschland Nummer 4.
Florian Clauß
0:20:54–0:20:55
Okay.
Hendrik Voigtländer
0:20:55–0:20:58
Ich bin der einzige Podcast-Satz und das ist in 19. Woche vorbei.
0:20:58–0:21:01
Heute ist es okay mit euch, mit dem Fokabeln? Alles gut, kein Problem.
0:21:01–0:21:04
Darf ich wissen, woher ihr kommt? Jürgen Berlin. Berliner?
0:21:04–0:21:09
Auch. Berliner? Ruhrpott. Ruhrpott? Genauer? Bochum. Bochum? Leider abgestiegen.
0:21:10–0:21:14
Ja, wir mögen Burfer. Ich bin oft Berliner. Wir kommen nach Berlin, wir sind blau-weiß.
Ali Hackalife
0:21:14–0:21:15
Echte Liebe kennt keine Liga.
Hendrik Voigtländer
0:21:16–0:21:20
Ja, die Fans haben richtig Stimmung gemacht. Ja, aber Vollvollbuchung gehört
0:21:20–0:21:22
natürlich in die Bundesliga, ja, das ist natürlich so.
0:21:22–0:21:25
Ich werde auch ein paar Fragen stellen, ja, wenn das okay ist. Also.
0:21:26–0:21:28
Und er ist auch sozial im Kart, oder?
Ali Hackalife
0:21:29–0:21:32
Wir haben auf dem Weg hierher lang darüber gesprochen, wie wir so zum Sozialismus stehen.
0:21:32–0:21:35
Und wir sind schon dafür, Ressourcen zu teilen, aber wir haben,
0:21:35–0:21:37
glaube ich, eine unterschiedliche Vorstellung, wie man das machen sollte.
Hendrik Voigtländer
0:21:38–0:21:39
Und das ist welche Richtung?
Florian Clauß
0:21:39–0:21:40
Im Sozialismus.
Hendrik Voigtländer
0:21:41–0:21:45
Nein, nein, nein. Allgemein, deine Weltanschauung, ist der Linkspartei nahe,
0:21:45–0:21:46
oder was, wenn ich das fragen darf?
Florian Clauß
0:21:46–0:21:51
Naja, ich würde es jetzt nicht in ein Parteisystem eingliedern,
0:21:51–0:21:53
sondern es ist eher die grundsätzliche Ideologie,
0:21:53–0:21:59
dass dann halt der Sozialismus auf Vergesellschaftung und nicht Kapitalakkumulierung
0:21:59–0:22:03
und dass vor allen Dingen der Mensch da im Mittelpunkt steht und nicht was anderes.
0:22:03–0:22:06
So jetzt mal so vom Herzen gesprochen.
Hendrik Voigtländer
0:22:06–0:22:08
Ja, aber die Linkspartei ist natürlich für uns schon, also ich spreche jetzt
0:22:08–0:22:13
nicht von mir nur alleine, sondern für viele Leute, Gregor Gysi, ja, das sind Leute...
Ali Hackalife
0:22:13–0:22:14
E.M. Sekretär, ja.
Hendrik Voigtländer
0:22:15–0:22:16
Oh, weiß Bescheid, was ich meine.
Ali Hackalife
0:22:17–0:22:18
Jetzt der Alterspräsident des Deutschen Bundestags.
Hendrik Voigtländer
0:22:18–0:22:21
Ich weiß, ich weiß, ich kenne mich auch, ich bin durch, ich bin mit Bundestag
0:22:21–0:22:22
groß geworden, ich habe im Westen an sie geguckt.
0:22:23–0:22:25
Wir stehen an dieser Stelle hier, Deutschland hat die Zweiten Weltkrieg begonnen,
0:22:25–0:22:27
war nach der Zweiten verloren im Weltkrieg in vier Sektoren eingeteilt.
0:22:28–0:22:30
Ostdeutschland, wo wir uns befinden, wird von einem Sowjets-Gesetz.
0:22:30–0:22:32
Das war vorher eine Großgeschichte, die gucken uns gleich von unten an,
0:22:32–0:22:37
ja, wir gingen gleich runter. Aber zuerst werden 1945 diese beiden Häuser ausgebaut
0:22:37–0:22:38
zum Speziallager 3 von den Sowjets.
0:22:39–0:22:46
Hier und da, also hier und da, sitzen insgesamt 16.000 deutsche Nazis.
0:22:46–0:22:48
Nicht auf einmal, 4.000 maximal in dem Haus.
0:22:48–0:22:52
Nach einem Jahr und 849 Toten wird der Speziallager 3 geschlossen.
0:22:52–0:22:56
Die deutschen Nazis, die meisten zumindest, müssen nach Oranienburg, Sachsenhausen.
0:22:57–0:23:03
Oranienburg, Sachsenhausen, ungefähr 35 Kilometer von hier, war bis 1945 Konzentrationslager,
0:23:03–0:23:06
bis 1951 nutzt Lisa Witz das als Straflager.
0:23:06–0:23:11
Um genau zu sein, am 8. Februar 1950 wird die Stasi gegründet.
0:23:11–0:23:14
Die Staatssicherheit der DDR ist dafür da, um die Macht zu halten.
0:23:14–0:23:17
Es gibt in der DDR nur eine Partei, die das sagen hat.
0:23:17–0:23:20
Das ist die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands, kurz SED.
0:23:20–0:23:23
Eine Zwangsversicherung zwischen SPD und KPD aus dem Jahr 1946.
0:23:24–0:23:28
Es gibt damals in Westberlin eine Probeabstimmung unter den Sozialdemokraten.
0:23:28–0:23:31
81 Prozent der Sozialdemokraten in West-Berlin sind dagegen,
0:23:31–0:23:34
in Ost-Berlin gibt es keine Abstimmung, in Ost-Berlin gibt es keine Demokratie.
0:23:35–0:23:39
Die Staatssicherheit betreibt das U-Boot als Schild in Schwert der Partei von 51 bis 60.
0:23:40–0:23:43
1960 macht es Ugo zu, sie bauen Neubau, ich guck mal, sollen wir nicht hinten raus?
0:23:44–0:23:48
Wo ist diese Tür? Der Chef der Stasi, ein gewisser Erich Mielke,
0:23:48–0:23:52
Erich Mielke, der für dieses Terra Incognita, das sich auf weiße Umrande zählt,
0:23:52–0:23:54
ist weder im West-Berlin noch eine DDR-Fanierlandkater zu sehen.
0:23:54–0:23:58
Der, der es hier gebaut hat, hat sich nach seiner Haft in Haftzelle 8,
0:23:58–0:24:01
der liegt hier oben im Haftkrankenhaus, in Haftzelle 8 über die Schaftbedingungen
0:24:01–0:24:05
geschwärt, wurde, wie sich das gehört, in ein West-Berlin-Gefängnis verlegt.
0:24:05–0:24:07
Die Leute, die drumherum unten haben in Sicherheit wenig Verwandte,
0:24:07–0:24:10
in Hamburg, München, Stuttgart, auf dem Misten, Amsterdam.
0:24:11–0:24:13
Bis 1974 stelle ich Stasi im Lager
0:24:13–0:24:16
X. Das ist eine Arbeitslage von der Stasi-Betriebe in dem Haus da hinten.
0:24:16–0:24:19
Wasserkocher her. Hat jemand eine Idee von euch, wozu die Stasi,
0:24:19–0:24:23
die Höllner sagen dazu, Watercorker, ich finde den Namen so schön,
0:24:23–0:24:27
wozu hat die Stasi Wasserkocher hergestellt? Er schneidet mit, siehst du das?
Ali Hackalife
0:24:27–0:24:28
Billige Arbeitskräfte?
Hendrik Voigtländer
0:24:28–0:24:31
Nee, nee, guck mal hier, ihr wisst doch das. Was kann man mit Wasserdampf machen?
Florian Clauß
0:24:31–0:24:32
Briefe öffnen.
Hendrik Voigtländer
0:24:32–0:24:35
Mit Wasserdampf, schönen Dank, dass Sie bei mir sind. Wir machen Briefe auf.
0:24:35–0:24:38
Meine Oma und mein Opa kommen von zufüßen in West-Berlin.
0:24:38–0:24:42
Meine Oma schickt uns in die DDR, damit wir leben konnten, die 50 D-Mark-Scheine.
0:24:42–0:24:44
Mit diesem Wasser, dann machte man den Brief auf, holte das Geld raus,
0:24:45–0:24:46
steckte sich das Geld in eine eigene Tasche.
0:24:46–0:24:50
Ab 1974 werden die Briefe dann nur noch durchleuchtet. Nimm den grünen Grauenhaus,
0:24:50–0:24:51
das ist ein grauer Flachbau.
0:24:51–0:24:55
Meine Oma machte dann Silberpapier oder Blaupapier um die 50 D-Mark Scheine
0:24:55–0:24:57
drumherum. Aber auch da fehlte manchmal Geld.
0:24:57–0:25:01
Sie haben anhand der Adresse gesehen, die Stasi, aha, die bekommen ja Westgeld.
0:25:02–0:25:06
Damals, wir haben von Westdeutschland in die DDR am Tag 90.000 Briefe geschickt.
0:25:06–0:25:10
Ich würde damit sagen, viele Familien, auch meine Familie, hätte es nicht geschafft,
0:25:10–0:25:13
auch wenn das Geld aus Westdeutschen nicht geflossen wäre, solidarisch waren
0:25:13–0:25:15
die Westdeutschen immer, die Leute haben mich freigekauft.
0:25:15–0:25:20
Was daran nicht so schön ist, von 83 bis 88 offizielle Zahlen zieht die Stasi
0:25:20–0:25:23
aus den Briefen 33 Millionen D-Mark.
0:25:23–0:25:25
Ich stehe meistens in einer Legende hier mittendrin.
0:25:26–0:25:28
Da sagt ein Lehrer letztes Jahr, vor anderthalb Jahren, keine Ahnung,
0:25:28–0:25:30
bin schon eine ganze Weile hier, sagt ein Lehrer zu mir aus Wuppertal,
0:25:31–0:25:34
sagt er, wir haben auch immer Geld in die DDR geschickt, so von oben herab.
0:25:34–0:25:38
Sagt er, egal, egal, egal, es kam nur jeder zweite Brief an.
0:25:38–0:25:40
Ich bin nach der Führung zu mir hingegangen, unter vier Augen,
0:25:40–0:25:43
ohne Schulkasse habe ich ihn gefragt, waren Sie wirklich so dumm?
0:25:44–0:25:46
Also nicht gegen die Westdeutschen und sagen, nochmal, die Leute haben mich
0:25:46–0:25:49
freigekauft. Aber man fragt doch mal nach, ob das Geld angekommen ist.
0:25:49–0:25:53
33 Millionen ist die offizielle Zahl. Meine Zahl ist 60 bis 70 Millionen.
0:25:53–0:25:56
Die schicken Geld in der DDR. Die Westdeutschen, ob das Geld angekommen ist.
0:25:56–0:25:59
Ich habe ja mal einen Gewissen beruhigt. Steht auch noch auf einem anderen Blattpapier.
Ali Hackalife
0:25:59–0:26:00
60 Millionen Mark West.
Hendrik Voigtländer
0:26:01–0:26:05
West-Demach. Natürlich, dafür gehen die Stasi-Leute. Ich weiß von Leuten von
0:26:05–0:26:07
der Stasi, die mit dem Geld einkaufen gehen. Ich weiß davon.
0:26:07–0:26:09
Das ist reines Systemgeld.
Ali Hackalife
0:26:10–0:26:12
Du hast vorhin U-Boot gesagt. Warum heißt das so?
Hendrik Voigtländer
0:26:12–0:26:15
Kommen wir noch zu. Ich erzähle alles, versprochen. Ich erzähle dir immer alles.
Ali Hackalife
0:26:16–0:26:16
Ich bin gespannt.
Hendrik Voigtländer
0:26:16–0:26:22
Mit dem Geld konnten auch, ich weiß nicht, ab wann, DDR-Bürger einkaufen. Natürlich schon lange.
0:26:23–0:26:27
Ich auch. Ich bin ja jemand, der damit einkaufen geht. Na klar. Wisst ihr das ja, wa?
Ali Hackalife
0:26:27–0:26:29
Ja, im Intershop dann offiziell.
Hendrik Voigtländer
0:26:29–0:26:32
In jeder kleinen Stadt gibt es da, wo ich herkommentare, Viedlenburg,
0:26:32–0:26:35
Halberstadt, Magdeburg. In jeder kleinen Stadt gab es einen Intershop.
0:26:35–0:26:39
Und mit dem Geld, mit Oma 50 DM geschickt, oder meistens in der Hand mir gedrückt,
0:26:39–0:26:42
könntest du gute Levi's kaufen. Die hat 55 DM damals gekostet.
Ali Hackalife
0:26:42–0:26:42
Und die blauen Fliesen.
Hendrik Voigtländer
0:26:43–0:26:44
Blaue Fliesen haben wir nicht gekauft.
Ali Hackalife
0:26:45–0:26:48
Es gab ja die Anzeigen mit Suche Handwerker für blaue Fliesen.
Hendrik Voigtländer
0:26:48–0:26:53
Ja, so meinst du das. Natürlich, auch Autos. Ich habe dann irgendwie Autos, wir kommen von Thema ab.
0:26:53–0:26:57
Ich habe Autos gehandelt, da standen irgendwann mal drin, 8000 DDR und 1000
0:26:57–0:27:00
DN. Ich habe das gar nicht gescheckt. Da wollte ich mich für den Trabant.
0:27:00–0:27:03
8000 DDR-Mark und 1000 Westmark. Als ich das begriffen hatte,
0:27:03–0:27:04
hatte ich ein anderes Auto gehabt.
0:27:05–0:27:07
Ich bin nach Blanken auch mal gefahren. Ich sage, geben Sie mir das.
0:27:07–0:27:09
1000 Westmark, weiß nicht, wie viel Geld das war. Für einen scheiß Trabi.
0:27:11–0:27:15
Schreibt der mir. Ich habe das gar nicht geschickt. Das ist damals der OTS-Operativ-Technische
0:27:15–0:27:17
Sektor auf diesem grünen Grauenhaus.
0:27:17–0:27:23
Arbeiten 1889, 1085 Personen. Da werden unter anderem kleine Kameras in Gießkannen hergestellt.
0:27:24–0:27:27
Wenn Beerdigungen sind, da läuft die Stasi mit Gießkannen in den Plüten.
0:27:27–0:27:30
Sie filmen damit die Dissidenten, die bei dem Beerdigung dabei sind,
0:27:30–0:27:34
die Nachschlüsse für die Wohnung hergestellt, die Abhörerlagen hergestellt.
0:27:34–0:27:38
Der Kleber, damit die Prüfwürde schneller zugehen, die vorher illegal öffnen, der wird hier erfunden.
0:27:38–0:27:42
Und die RAF, brauche ich euch nicht näher bringen. RAF, Rot-Armei-Fraktion,
0:27:42–0:27:43
zehn von denen eben unter uns.
0:27:44–0:27:47
Und die zweite Generation bekommt hier ein Passport ausgestellt in diesem Haus.
0:27:47–0:27:50
Bei dem gibt es einen Kupferraum, 17 x 30 Quadratmeter, keine Fenster drin.
0:27:50–0:27:52
Der Kupferraum ist abhörsicher, genau hinter dem Gebäude.
0:27:53–0:27:56
In diesem weißen Block werden damals von der Stasi chemische Kampfstoffe ausprobiert.
0:27:56–0:27:57
Also hier wird Plastik drin hergestellt.
0:27:58–0:28:01
Und dann kommen wir zum Heikehaus. Richard Heike hat das 1910 hier erschlossen.
0:28:01–0:28:04
Seht ihr Büchsen hergestellt, sind Fleischkonserven. Heike wurde am 23.
0:28:04–0:28:09
April 1945 mit zwei anderen Personen vor seinem Haus von den Sowjets standdurch
0:28:09–0:28:11
erschossen. Ich bin kein Anhänger Stasi.
0:28:12–0:28:15
Logistisch ist es gut gemacht. Auf diesen Areal arbeiten damals 2.500 Leute.
0:28:15–0:28:17
Ein Jahr nach dem Pfarrer der Maus geschlossen.
0:28:18–0:28:21
Streng, streng geheim. Ist gut gemacht. Die Autos, die damals in den Garagen
0:28:21–0:28:24
stehen, werden in diesem Bereich hier hinten gebaut. Gibt es eine Frage zu dem Areal?
0:28:24–0:28:27
Habt ihr das so weit verstanden? Wann werden wir hier im Lagerbereich hin?
0:28:30–0:28:36
Das ist eine Untersuchungshaftanstalt. Und hier in dem Lagebereich ist nicht
0:28:36–0:28:40
bekannt, dass hier Leute erschossen wurden. Außer jetzt der Heike.
0:28:41–0:28:44
Und dann zur Gewaltigung ist aber nicht, sollen wir fünf im Hof erschossen worden sein.
0:28:44–0:28:49
Aber das ist so kurz nach dem Krieg, 46, 47, soll das gewesen sein.
0:28:49–0:28:52
Aber das ist nicht so hundertprozentig belegt. Also ich bin jetzt zehn Jahre hier.
0:28:52–0:28:55
Ich denke, ich weiß immer alles. Jetzt hatte ich ja vor einem vierten Jahr Leute
0:28:55–0:28:58
von der Evangelischen Kirche. Die sind hier, sind hier um die Ecke.
0:28:58–0:29:00
In diese Himmelsrichtung, sind ich zur Schule gegangen.
0:29:01–0:29:04
Und jetzt stehe ich hier mit meinen zehn Jahren Erfahrung und denke, ich weiß immer alles.
0:29:04–0:29:08
Und dann sage ich zu der Gruppe, hier leben die alleinstehenden Männer und Frauen
0:29:08–0:29:10
von der Staatssicherheit. Unter anderem.
0:29:10–0:29:13
Single Männer und Single Frauen. Jetzt kommt dieses Pärchen,
0:29:13–0:29:18
stand bei mir hier, wo du gerade stehst, sagt zu mir, hier war immer viel Betrieb.
0:29:18–0:29:19
Ich sage, das ist ausgeschlossen.
0:29:20–0:29:22
Jetzt habe ich mich erkundigt. Natürlich war hier viel Betrieb.
0:29:23–0:29:26
Hier leben zum Beispiel, hier werden die Gigolos und die Evas ausgebildet.
0:29:27–0:29:31
Ja, die Alleinstehenden, Gigolo kennst du ja, Gigolo ist ein Mann,
0:29:32–0:29:36
der in Westdeutschland diese Kriterien anspricht, in hohen Ämtern und die sagen
0:29:36–0:29:38
dann, ich bin in dich verliebt, gib noch ein paar Informationen her.
0:29:38–0:29:41
Ich wüsste nicht, dass man dafür eine Ausbildung braucht, aber es scheint so zu sein.
Florian Clauß
0:29:41–0:29:45
Und das ist dann reger Betrieb, ja. Das ist reger Betrieb, ja. Dann wurde es laut.
Hendrik Voigtländer
0:29:47–0:29:49
Eisschnelllaufer, Eisschnelllauferinnen wohnen auch hier drin.
0:29:49–0:29:52
Ah ja, okay. Nee, Frau Witt, glaube ich nicht. Die war ja keine Eisschnelllauferin.
Florian Clauß
0:29:53–0:29:58
Und nochmal eine Frage, gab es denn überhaupt Hinrichtungen offiziell in der DDR?
Hendrik Voigtländer
0:29:58–0:30:02
Ja. Das gab? Ja. Und da gibt es auch nachher, da mache ich darauf aufmerksam,
0:30:02–0:30:04
der Letzte, der hier hingerichtet wird, der sitzt auch hier,
0:30:04–0:30:07
Herr Teske, Hauptmann Teske, keine Ahnung.
0:30:07–0:30:11
Und der wird von hier aus nach Leipzig transportiert. Der Film dazu ist Nachschuss
0:30:11–0:30:13
mit Lars Eidinger. Das sage ich nachher nochmal.
Florian Clauß
0:30:13–0:30:16
Okay, weil die Stasi hat doch immer gesagt, wir bringen keinen um.
Hendrik Voigtländer
0:30:16–0:30:20
Ne, ne, die machen, ne, doch, doch, hin, also so offiziell nicht,
0:30:20–0:30:23
hier wird keiner von der Stasi im Hof erschossen, so nicht, sie machen das raffinierter.
Ali Hackalife
0:30:23–0:30:26
Genau, wir hatten uns auf dem Weg hier unterhalten über den unvermittelten Genickschuss.
Hendrik Voigtländer
0:30:26–0:30:29
Genau, in Leipzig, genau, der ist aber nicht hier. Habt ihr das soweit erstmal
0:30:29–0:30:33
verstanden? Okay, gibt es hier noch eine Frage dazu? Wir kommen gleich zum U-Boot.
Florian Clauß
0:30:33–0:30:37
Nochmal ganz kurz zu deiner Person. Wie ist die Verbindung hier zu U-Boot schon draußen?
Hendrik Voigtländer
0:30:37–0:30:37
Ich habe hier gesessen.
Florian Clauß
0:30:38–0:30:39
Du hast hier gesessen? Okay.
Hendrik Voigtländer
0:30:39–0:30:41
Ja, ich bin einer von den Zeitzeugen. Kommt, wir gehen mal ein bisschen durchs
0:30:41–0:30:46
Haus. Pausende Führungen, Pausende, nicht hunderttausende, habe ich gerade gesagt.
Ali Hackalife
0:30:47–0:30:48
Wie satt ist man dann den Ort?
Hendrik Voigtländer
0:30:49–0:30:52
Gute Frage. Naja, ich komme eigentlich immer und macht das nach wie vor Spaß.
0:30:53–0:30:55
Das Drumherum war ein bisschen schwierig, als ich angefangen habe,
0:30:55–0:31:00
aber die Führungen haben mir immer Spaß gemacht. So, war jemand von euch schon mal hier?
Ali Hackalife
0:31:01–0:31:02
Vor zehn Jahren. Okay.
Hendrik Voigtländer
0:31:02–0:31:04
Wir gehen jetzt noch ins U-Boot. Vielen Dank. Und dort reden Sie langsam.
0:31:05–0:31:07
Es gibt ja Fehler in der Kante, dass ich keine verletze. Ja, be careful. Auf geht's.
Ali Hackalife
0:31:13–0:31:17
Wegen Brandgefahr ist die Ablagerung von Eidpapier verboten.
Florian Clauß
0:31:20–0:31:22
Ja, neues Papier gab es ja nicht.
Hendrik Voigtländer
0:31:23–0:31:26
So, ich möchte euch bitten, die Telefone bitte auf lautlos zu stellen.
0:31:26–0:31:28
Fotografieren ist gestattet.
0:31:28–0:31:33
Also, willkommen im U-Boot. U-Boot, wie wir es genannt, von den Insassen, weil es unten war.
0:31:34–0:31:36
Man hört doch mal ein leichtes Motorengeräusch im Hintergrund.
0:31:37–0:31:44
Deswegen nannte ich das U-Boot 1946, 1947 einbrichtend von der Super-Türchen-Geheim-Pilizei.
0:31:44–0:31:48
Im Sommer sehr heiß und im Winter sehr kalt.
0:31:48–0:31:51
Der Zweite Weltkrieg war der größte Krieg der Welt. Der Deutsche-Teilte-Krieg
0:31:51–0:31:55
begonnen, der Deutsche-Teilte-Krieg verloren. Wie viele Tote gab es insgesamt? Weiß das jemand?
0:31:56–0:32:00
Aber... Wie viele Tote insgesamt im Zweite Weltkrieg? 40 Millionen weltweit.
0:32:00–0:32:05
Ja, ich habe eine Studie, wir lernen 50 Millionen. Heute saßen wir zwischen 60 und 70 Millionen.
0:32:06–0:32:10
Ja, schütteln wir das in die Zahl auf. 5,2 Millionen Tote Soldaten,
0:32:10–0:32:14
die Deutschen zu beklagen. Die Amerikaner, die hatten etwa 400.000 Tote.
0:32:15–0:32:16
Aber überhaupt, das hatten die Sowjets.
0:32:17–0:32:23
37 Millionen. 27 Millionen steht bei Wikipedia. 51 übernimmt die Stasi. Das lag von NKWD.
0:32:23–0:32:27
Die deutschen Frauen, die getrennt liegen von Männern, werden nicht mehr vergewaltigt.
0:32:27–0:32:31
Wir wollen weiter erzählen, das gehört auch dazu. Seit 51 gibt es keine Vergewaltigung mehr.
0:32:31–0:32:35
Auf dem Flur, jubber Mann, sind damals rote Teppiche. Wozu rot?
Ali Hackalife
0:32:35–0:32:37
Damit man das Blut nicht sieht. Damit man das Blut nicht sieht.
Hendrik Voigtländer
0:32:37–0:32:40
Gut, dass du bange bist. Und dann muss man das Blut an der Werte nicht hören.
0:32:40–0:32:43
Die Vorhörer sind nicht hier unten, die Vorhörer sind hier oben.
0:32:43–0:32:46
Und wenn du nach dem Vorhör das weißen Papier nicht unterscheidest,
0:32:46–0:32:48
1947, was macht der Sekundärische Offizie?
0:32:50–0:32:52
Man nimmt in die Zähne ein, wir haben halt von den drei Zeitzönen,
0:32:53–0:32:56
der ab und zu mal noch hier auftaucht, der ist mittlerweile über 90 Jahre alt.
0:32:56–0:33:00
Der hat nach dem Verhörden 1947 gesagt, ich schaff da kein weißes Blatt Papier
0:33:00–0:33:03
und schnitt mit der Faust vier Zähne ein, die anderen zehn hat sich mit dem
0:33:03–0:33:06
Finger aus dazu. Es wird von den Sowjets um ins Gesicht geschlagen.
0:33:06–0:33:11
Sie haben damit fast 30 Millionen Tote die Hauptlast des Zweiten Weltgibes getragen
0:33:11–0:33:13
und wir hatten den Krieg begonnen und wir hatten den Krieg verloren.
0:33:14–0:33:17
Das gehört auch zur historischen Wahrheit. Überall in Ostdeutschland in der
0:33:17–0:33:19
Schule in der Gefängnis hängt ja ein Gewinner des 2.
0:33:20–0:33:24
Der Strix, Josef Varsaryani Vetschuga-Studie, kurz Stardin.
0:33:24–0:33:28
Ihre Karimann ist eine 15-jährige Schülerin aus Thüringen.
0:33:28–0:33:32
Sie meint 1946, sie ist ein wachflöser Stardin mit Lipschiff-Nach.
0:33:33–0:33:35
Wie ist die Bestrafung? Keine Ahnung.
0:33:35–0:33:40
Was hat sie dafür bekommen? Sie ist 15 Jahre alt. Meint die Wachflösstardin? F-Bopp.
Florian Clauß
0:33:40–0:33:43
Ich glaube, sie war zehn Jahre oder so in Haft.
Hendrik Voigtländer
0:33:43–0:33:46
Zehn Jahre Gefängnissetzung. Sie hat dafür, weil sie den Bart von Stadien nach
0:33:46–0:33:49
dem Wahltatsschule lernt, hat sie zehn Jahre Entrennung bekommen.
0:33:50–0:33:52
Das bestverkaufte Buch bei uns im Buchladen ist die Schleife an Stadien ins
0:33:52–0:33:56
Bart von Helika Riemann. Helika Riemann, Bodo nach dem Tod von Jesus Stadien.
0:33:56–0:33:58
Stadien stoppt ab 5. März 1953.
0:33:58–0:34:01
Nach dem Tod von Stadien entspannt sich der zurück ein wenig.
0:34:01–0:34:05
Es gibt Nollettelpapier, es gibt Zahnbürsten und es gibt Frei- oder Hochskar.
0:34:06–0:34:10
Wir dürfen bei der Stasi nicht auch umgucken. Ich hatte in vier Monaten Stasi
0:34:10–0:34:14
nicht ein einziges Mal umgeguckt. Die Leute, die gerade 50, das erste Mal in
0:34:14–0:34:17
die Frischluft geht, die Frischlufters hier draußen, berichten davon,
0:34:17–0:34:21
dass sie etwa so eine Viertelstunde im Kreis gegangen sind.
0:34:21–0:34:24
Und ich spreche aus eigener Erfahrung. Ich habe vier Wochen in Bulgarien in
0:34:24–0:34:25
so einer Zelle gelegen, ohne Tageslicht.
0:34:26–0:34:29
Nach vier Wochen Bulgarien und mit einer kleinen Abwirkung auf die Tür,
0:34:29–0:34:31
ich spreche jetzt von mir, kannst du nicht rausgehen und sagen,
0:34:31–0:34:33
jetzt umarme ich mal die Welt.
0:34:33–0:34:34
Das schafft der Körper einfach nicht.
0:34:34–0:34:37
Und ich habe gedacht, das bin eine Unterverfassung. Ich war es nicht.
0:34:38–0:34:41
Ich war es nicht. Soweit verständlich. Gibt es eine Frage, jetzt musst du irgendwas
0:34:41–0:34:43
umklagen? U-Boot beantwortet.
Ali Hackalife
0:34:43–0:34:44
U-Boot beantwortet.
Hendrik Voigtländer
0:34:45–0:34:47
Komm, gehen wir weiter. Kommen Sie, kommen Sie, kommen Sie. Wenn du jetzt jeden
0:34:47–0:34:50
Tag so drei, vier, fünf Führungen hast, jetzt mache ich hier keine fünf Führungen
0:34:50–0:34:52
mehr am Tag, aber wenn du dich anfängst, da schnell zu sprechen,
0:34:53–0:34:55
du schaffst Führungen. Ich habe ja gerade so das mit euch geschafft.
0:34:56–0:34:58
Ich bin in Klaas-Klaas-Klaas. Ich hatte wirklich Interesse. Ja,
0:34:58–0:35:00
wirklich großes Interesse. Im Gegensatz zu uns.
Florian Clauß
0:35:01–0:35:02
Nee, nee, nee.
Hendrik Voigtländer
0:35:02–0:35:05
Auch Interesse. Ja, man ist nicht blöd, wenn du jetzt sagst,
0:35:05–0:35:07
ich habe jetzt keine Zeit für euch, ich quatsche mal ein bisschen schneller.
0:35:07–0:35:08
Ich finde es interessant.
0:35:08–0:35:11
Ja, danke, danke, danke. Deswegen ist es ja gut, dass hier Leute herkommen und
0:35:11–0:35:14
ohne Werbung. Wir sind ein einziges Museum von Berlin, das keine Werbung macht. Es holen schön aus.
0:35:21–0:35:22
Das ist ja Sozialismusbohrer.
Florian Clauß
0:35:22–0:35:23
Das wollen wir nicht.
Hendrik Voigtländer
0:35:23–0:35:27
Ich sowieso nicht. Ich wollte das System nicht. Ich wollte das System Sozialismus
0:35:27–0:35:29
nicht. Es hat sich auch in meiner Weltanschauung nichts geändert.
0:35:30–0:35:31
Nichts geändert, wirklich nichts geändert.
0:35:32–0:35:35
Meine Weltanschauung ist genau die gleiche, wie vor 30 oder 40 Jahren.
0:35:35–0:35:38
Ich wurde so erzogen, auch dass man ihm seine Meinung sagt, dass jeder seine
0:35:38–0:35:40
Meinung hat, verstehst du auch, wenn jemand eine andere Meinung hat,
0:35:40–0:35:44
dass man diesen Personen akzeptiert, aber nicht machst du den Leuten wegen nichts
0:35:44–0:35:46
und wieder nichts in so eine Zelle rein. Was habe ich denn gemacht?
0:35:46–0:35:49
Ich wollte nur ein anderes Land, ja nicht. Ich wollte nur von einer anderen Strafenseite.
Ali Hackalife
0:35:49–0:35:52
So erzogen? Bist du so selbstkritisch groß geworden?
Hendrik Voigtländer
0:35:52–0:35:55
Nein, mein Oma hat einen Großeltern gehabt von Kugelstendamm und die haben natürlich,
0:35:55–0:35:57
wenn ich das schon mal an der Tür habe, als Kind gesagt haben,
0:35:57–0:36:01
meine Mutter kommt aus der DDR, die ist in der DDR groß geworden, 40 geboren.
0:36:01–0:36:04
Wenn meine Mutter mir nicht was gesagt hat, hör euch ja an, scheiße,
0:36:04–0:36:07
dann sagte meine Mutter, ruhe jetzt. Meine Oma hat gesagt, meine Mutter hat
0:36:07–0:36:08
einen Kugelstendamm, lass dich doch ausreden, das ist seine Meinung.
0:36:09–0:36:13
So, das wurde so und ich war Lieblingsenkel, ja, von Oma, als wäre ich auch
0:36:13–0:36:14
gerade dafür rübergefallen.
0:36:15–0:36:17
Ich stehe auf jeden Fall an der Ecke und sage zu der großen Gruppe,
0:36:17–0:36:19
wir schauen uns gleich zur linken Seite die Einzelzellen an.
0:36:19–0:36:20
Da steht der Mann zum Mann natürlich
0:36:20–0:36:24
und sagt zu mir, ich habe in so einer Einzelzelle sieben Monate gelegt.
0:36:24–0:36:28
Ja, sieben Monate, ich muss das von Luft holen. Ja, ich bin so konzentriert auf diese große Gruppe.
0:36:28–0:36:31
Nach einer Schaltpause habe ich ihn gefragt, haben Sie Schach gespielt?
0:36:31–0:36:33
Vielleicht kennt jemand von euch die Schachnovelle von Stefan Zweig.
0:36:34–0:36:37
Große deutsche Literatur von Österreichern geschrieben, ist gut geschehen.
0:36:37–0:36:42
Ich habe den Mann gefragt, haben Sie Schach gespielt, wie ich bei der Stasi?
0:36:42–0:36:45
Da sagt der mann zu mir ich kann gar keinen schach spielen ich
0:36:45–0:36:49
habe sieben monate mit den karten gespielt ich habe keine karten damit
0:36:49–0:36:52
er nicht wirkt wird spät und 50 karten die hände zählen haben keine heizung
0:36:52–0:36:55
und dir das holzbett was ihr am ende sehen werdet haben wir jetzt ausgemessen
0:36:55–0:37:00
ist 162,5 die temperaturen wird das 8 bis 11 grad linke seite ins einzelnen
0:37:00–0:37:04
komplett sieht auch mal die umriss von wird ja ein bett stand auf der seite
0:37:04–0:37:06
das andere bett stand auf der seite,
0:37:06–0:37:10
die beiden einer ab 1960 war ein einer an da festgeräumt der andere war dann
0:37:10–0:37:13
eine ecke festgeräumt hier ist sicher die Lüftung und das Licht geht nur,
0:37:13–0:37:17
wenn ich es auch nicht gesagt haben sollte, nur von außen an und aus zu machen. Das ist schwierig.
0:37:18–0:37:20
Ich kenne auch Personen, die hier saßen auf dieser Seite.
0:37:22–0:37:26
Gibt es eine Frage zu der Zelle? Lass uns mal weiter beginnen.
Florian Clauß
0:37:27–0:37:29
Aber wenn die hier gesessen haben, konnten die auch mal rausgehen?
Hendrik Voigtländer
0:37:29–0:37:33
Nein, ab 53, nach dem Tod von Stalin, habe ich ja gesagt, gibt es Freigang,
0:37:33–0:37:35
aber davor nicht. Vorher nicht? Nein, nein.
0:37:36–0:37:38
Das ist schwierig in so einer Zelle, sieben Monate.
Florian Clauß
0:37:38–0:37:39
Ja, dann gehst du ja kaputt.
Ali Hackalife
0:37:40–0:37:46
Bei Klaus Cordon schreibt vom Tigerkäfig, wenn man Hofgang hatte und unter Gitter laufen durfte.
Hendrik Voigtländer
0:37:46–0:37:50
Ja, ich kenne das alles. Ich liess es ja an. Das Bett ist original,
0:37:50–0:37:53
vielleicht ja nicht. Guck mal kurz rein. Das Bett ist original, die Kulette ja nicht.
0:37:53–0:37:56
Naja, bei den Lobbets gibt es keine Matratze, bei der Stasi gibt es eine Matratze.
0:37:56–0:37:58
Und wenn wir dich nicht bemühen, gibt es eine Matratze in den Zug.
0:37:59–0:38:02
So, an der Stelle frage ich immer, wie viele Länder, wie viele Staaten gibt
0:38:02–0:38:04
es auf der Welt? How many countries? Was sind Mark Foster?
Ali Hackalife
0:38:05–0:38:05
193.
Hendrik Voigtländer
0:38:05–0:38:10
194 sind Mark Foster. 192, 93 sind die UNO. Sehr gut. In wie vielen Ländern
0:38:10–0:38:11
wird noch Gott fördert heute?
0:38:12–0:38:14
Sagen Sie mal, du bist nicht die Frage, ich muss ja alle mitreißen.
0:38:14–0:38:16
Sagen Sie mal eine Zeit zu stellen. 30. 30?
0:38:19–0:38:24
Es sind laut Amnesty International Jahr 2019 146 Länder, die Zahlen sind eher
0:38:24–0:38:25
nach oben gegangen, 2019.
0:38:26–0:38:28
Also ich hätte es nicht gedacht. Man hat mir die Frage hier vor zehn Jahren,
0:38:28–0:38:31
hat man hier die Frage, ist es gedacht, so viel? Gedacht, ja? Echt?
0:38:32–0:38:34
Ich auch nicht. Man hat mir die Frage gestellt, ich sage, ich schätze so 70,
0:38:34–0:38:38
80 Länder, auf 160, 150 Länder wäre ich nicht gekommen.
0:38:38–0:38:42
Wir kommen zu den vorderen Methoden der Sowjets. Hier 67, 68 waren die beiden
0:38:42–0:38:44
Stehzellen, in der Tür hat keiner drum gestanden.
0:38:44–0:38:47
Man geht von hier aus frei, man geht von hier aus frei, die Stehzellen gibt
0:38:47–0:38:49
es nicht mehr. Ich habe hier vor zehn Jahren angefangen zu arbeiten,
0:38:50–0:38:54
da steht hier bei dem ersten öffentlichen Rundgang neben mir Herr August aus Cottbus.
0:38:54–0:38:56
Herr August aus Cottbus sagt, ich habe in so einer Stehzelle,
0:38:56–0:38:59
die es nicht mehr gibt, sieben Stunden gestanden.
0:38:59–0:39:04
Die Stehzelle sagt, er ist so eng, dass man nicht den Fuß zur Seite bekommt.
0:39:05–0:39:07
Ich habe Herrn August gefragt, ich sage, Herr August, was denkt man,
0:39:07–0:39:10
wenn sieben Stunden so im Schwank steht? Was hat er geantwortet? Was denkt man danach?
0:39:11–0:39:14
Ja, nichts. Er sagt, was soll ich gedacht haben, das sieben Stunden im Schwank,
0:39:14–0:39:17
da kann man nicht mehr denken. Die Wärter sind zwei, die nicht auf die Schulter,
0:39:17–0:39:19
weil diesen Schritt war, ja.
0:39:19–0:39:22
Diesen Schritt, nach sieben Stunden nicht mehr hinbekommen ist.
0:39:22–0:39:24
Er sagt, er wird dann nach vorne gefallen, der ist tot gewesen.
0:39:24–0:39:26
Also sie wollen nicht erst so sterben, sie wollen schon noch quälen.
0:39:26–0:39:28
Nach sieben Stunden schlagen, da kann man nicht mehr denken.
0:39:28–0:39:30
Herr August wollte hier arbeiten.
0:39:30–0:39:32
Ich habe ihn nie wieder gesehen. Viele Kommentare haben mir hinter mich gehabt.
0:39:33–0:39:36
Der war nie wieder hier in Berlin nicht ein Rad. Ich habe extra eine Rezeption gefahren.
0:39:36–0:39:38
Ich sage, hier war doch mehr August. Ja, der wollte hier arbeiten.
0:39:39–0:39:41
Er war nie wieder hier. Der kann es nicht. So, das war die Vorderbetonung von
0:39:41–0:39:44
47 bis 51 in Ost-Berlin von den Sowjets.
0:39:45–0:39:48
Schlagen, wie bei den Stehzellen. Es gibt auch diese Tröpfchenvater.
0:39:48–0:39:51
Die Tröpfchenvater ist nicht hier, diesen Treptower Park.
0:39:51–0:39:54
Wir stehen hier, um den Leuten zu sagen, egal welche Religion,
0:39:54–0:39:57
welche Hautfarbe die Leute haben, wir wollen, dass die Leute,
0:39:57–0:40:00
egal wo auf der Welt, wenn sie in Gefangenschaft da sind, dass die Leute anständig behandelt werden.
0:40:00–0:40:04
Ich habe hier vor anderthalb Jahren noch gesagt, wir beten für die ukrainischen
0:40:04–0:40:05
Soldaten aus dem Asov-Stahlwerk.
0:40:06–0:40:09
Die Soldaten sind ja Gott sei Dank nicht alle in der Ukraine wiedergekommen.
0:40:09–0:40:12
Ich bleibe dabei, es ist nicht das Land der Russen, was mir gefallen würde,
0:40:12–0:40:15
als es sozusagen der Ukraine dazu gefallen würde, dass uns in der ständigen
0:40:15–0:40:16
Fertigenschaft stehen.
0:40:16–0:40:20
Noch mal zusammenfassen. Stalin stirbt. Um das Papier zu haben, das ist ein Freigam.
0:40:20–0:40:22
Es ist ein bisschen entspannter nach dem Tod von Stalin.
0:40:24–0:40:28
1960 werden die 68-Zellenjurken geschlossen. Gibt es hierzu eine Frage?
Florian Clauß
0:40:28–0:40:32
Die Russen hier gefoltert haben, waren dann schon Leute dabei,
0:40:32–0:40:37
die das, Deutsche, die das dann halt so mitbeobachtet haben und mitgemacht haben.
0:40:37–0:40:38
Oder war das nur rein russisch?
Hendrik Voigtländer
0:40:38–0:40:44
Ab 1951, gute Frage. Ab 1951 nimmt die Stasi das Lager und da sind die Sowjets
0:40:44–0:40:48
umgedreht, sind dann noch vier Jahre hier und beachten, dass die Stasis richtig machen.
0:40:49–0:40:52
Umgedreht ist es der Fall. Kann schon sein, dass es vorher ein paar Leute angelehrt
0:40:52–0:40:56
hat, das weiß ich nicht, aber ich weiß, dass ab 1951 sie, die Stasis gibt keine
0:40:56–0:41:02
Vergewaltigung mehr und ab 1951 sie hier das Sagen haben und die Sowjets das nun begleiten.
Florian Clauß
0:41:02–0:41:04
Also ein Know-how-Transfer von den Sowjets.
Hendrik Voigtländer
0:41:05–0:41:11
So ist es. Noch was zu den Vergewaltigungen. Man schätzt in Berlin 100.000 Vergewaltigungen
0:41:11–0:41:13
nach dem Krieg von den Sowjets. 100.000.
0:41:13–0:41:16
Dass sonst nicht weiter stehen, die Amerikaner, die Engländer haben auch vergewaltigt.
0:41:17–0:41:21
Aber nicht in diesen Ausmaß. Nicht in diesen Ausmaß. Das ist schon heftig.
0:41:22–0:41:26
Ich habe ja heute gerade die Führung davor gehabt. Die beiden Lehrerinnen haben das auch bestätigt.
0:41:26–0:41:31
Die Leute stehen Schlange um, eine Frau zu vergewaltigen. Das ist bei den Amerikanern,
0:41:31–0:41:34
bei den Engländern bestimmt gibt es diese Ausnahme auch mal nicht der Fall.
0:41:35–0:41:37
Das ist nicht so, wie die Sowjets sind.
0:41:39–0:41:44
Von euch noch eine Frage? Gut, dann schauen wir uns als letzte Station noch eine Zelle aus 1950 an.
0:41:44–0:41:49
Diese Zelle, die wir uns jetzt anschauen, sind 1950 drei bis sechs Personen.
0:41:49–0:41:52
So sieht man in der Zelle 88 nach meiner missglückten Flucht in Bulgarien aus.
0:41:53–0:41:54
Wenn ihr wollt, erzähle ich mal über die Zustände in Bulgarien.
0:41:55–0:41:58
Und dann geben wir wieder eine warme Luft. Ja, das ist immer die Richtung.
Ali Hackalife
0:41:58–0:42:04
Bei der Zahl, wie viele Staaten foltern. Ich meine, schau dir Julian Assange und Edward Snowden an.
0:42:04–0:42:07
Leute, die nur Presse betreiben und trotzdem gefoltert werden.
Hendrik Voigtländer
0:42:08–0:42:09
Naja, das ist ja meine.
Ali Hackalife
0:42:11–0:42:16
Wir hatten mal über historische Orte gesprochen, habt ihr mal überlegt,
0:42:16–0:42:20
so eine von den Stehzellen nochmal nachzubauen, dass man sehen kann, was passiert ist.
Hendrik Voigtländer
0:42:20–0:42:26
Wir hatten ja auch hier noch vor Jahren, die Tröpfchen, also die in Eimer,
0:42:27–0:42:31
aber es ist falsch, es ist falsch, verstehst du, du kannst dir nicht zeigen, das ist falsch.
0:42:32–0:42:35
Also sie hatten hier die Tröpfchen, sie hatten hier einen Eimer, zu
0:42:35–0:42:38
meiner zeit war das noch hier und da
0:42:38–0:42:40
hinten ein eimer aber es ist doch falsch du kannst hier
0:42:40–0:42:44
nicht ein eimer hin und so tun als ob das hier das war das ist so
0:42:44–0:42:47
sieht meine zähle 88 in bulgarien aus soll ich mal ein zwei sätze
0:42:47–0:42:51
die zählte bulgarien erzählen meine zähle in bulgarien hat nur den nachteil
0:42:51–0:42:54
dass sie rauchputzern rauchputz kennt ja da putz von draußen an der wand also
0:42:54–0:42:58
wenn ich nicht in die wand lehnte was natürlich nicht gestartet war da hatte
0:42:58–0:43:02
ich steige in den nahen ich durfte mit mittig schlafen mit zwei männern war
0:43:02–0:43:05
schön kuschelig einer von den haben war immer Ich habe nur Heißkorb, auch keine Heizung.
0:43:05–0:43:08
Auch das hatte seine Vorteile. Ivan liebte mich sehr, aber ich liebte Ivan nicht.
0:43:08–0:43:10
Ein geiler Typ, vier Sprachen, zwei Zähne.
0:43:10–0:43:14
Da bekam das Weißbrot nicht runter. Ein geiler Typ, wirklich ein geiler Typ.
0:43:14–0:43:16
Kannst dir nicht vorstellen, was ich mit dem erlebt habe. Es gibt sogar ein
0:43:16–0:43:17
Buch drüber in der Story.
0:43:18–0:43:21
Wenn wir das Weißbrot aßen, musste Ivan mit dem Kanister, wo er in der Brei
0:43:21–0:43:24
draus tranken, musste Ivan nachspielen. Und durch diese beiden Zähne.
0:43:26–0:43:29
Das ist so ein Kanister, die Brühe von dem schmeckt richtig geil.
0:43:29–0:43:32
Ich hab's mir gesagt, aber ich konnte nicht dafür, weil er noch zwei Zähne gemacht
0:43:32–0:43:34
hat. Der dritte Mund ... Oh, tatsächlich.
0:43:34–0:43:38
Was ich mit dem erlebt habe. Der dritte Mund ist Mike aus Thüringen,
0:43:38–0:43:41
ein ostdeutscher Leistungssportler, der bei der Festnahme Zähne geschlagen wurde.
0:43:41–0:43:43
Ich wurde von dem Wunder nicht geschlagen.
0:43:43–0:43:47
Ich bin 1,88 Meter. Wenn ich meine Beine gerade machte, ich könnte mich einmal
0:43:47–0:43:48
so reinigen in die Zelle.
0:43:48–0:43:51
Dann macht der Mike aus Thüringen, ich hab das nicht geglaubt,
0:43:51–0:43:54
in der kleinen Zelle auf den Daumen, 26 Liegestütz. Ich hab mich mal 8-Tümmel
0:43:54–0:43:56
gekümmt. Ich habe keine Achtliegestütze bekommen.
0:43:57–0:44:00
Ich bin mit der Situation total überrockt. Ivan und Maik haben nach vier,
0:44:00–0:44:01
fünf Tagen nicht besonder miteinander klar.
0:44:02–0:44:05
Ivan wurde sauer, nicht auf mich. Mich liebt er, ja. Er liebt mich wirklich.
0:44:06–0:44:09
Er wurde sauer auf Maik und sagte vier, fünf Tagen einfach so zu Maik.
0:44:09–0:44:12
I shut you down. Ich schieße dich tot. Ich wäre gerne vor die Tür gegangen.
0:44:13–0:44:14
Es war aber in den Schleswig-Holstein.
0:44:15–0:44:18
Gegen Bulgarien ist die Staatsseine in Erholung sein. Du hast dir erzählt, dass du kommentiert.
0:44:18–0:44:21
Ich verliebe nach vier Wochen sieben Kilo an Körpergewicht. Ja,
0:44:21–0:44:24
warum Bulgarien? Mein Schuh von ich, von Bulgarien, von Boristan,
0:44:25–0:44:26
ist dann wohl zufrieden. Ja, genau.
0:44:26–0:44:31
Von Bulgarien ist die Hölle. Es ist die Hölle. Ja, wir bekommen alle drei Tage frisches Wasser.
0:44:31–0:44:35
Ja, ein Mann liegt neben mir im Bett auf der Holzputschel, der mich liegt. Schwierig.
0:44:36–0:44:38
Ich liebe keinen mehr. Ja, das ist schwierig.
0:44:39–0:44:44
Schließlich liegt der... Ich will mir die Leute lachen, aber ich wünsche es
0:44:44–0:44:46
keinem. Ja, der liegt nicht da, da oder ja, irgendwo.
0:44:46–0:44:50
Der liegt genau neben mir. Schwierig. So, dann sag ich Ihnen mal abschließend Satz hierzu.
0:44:51–0:44:55
113 Gefangene gehen im November 1960, von hier in Neubau, in November 1960 wird
0:44:55–0:44:55
das Jürgen geschlossen.
0:44:57–0:45:00
Soweit verständlich, alles auch verstanden? Habt ihr es überall verstanden?
0:45:00–0:45:01
Okay, dann lassen wir mal das Wochenende.
Ali Hackalife
0:45:02–0:45:05
Wir waren eine halbe Stunde da drin und trotzdem ist es schön da draußen zu sein.
Hendrik Voigtländer
0:45:05–0:45:08
Ja, sieh das auch mit Licht, ja, stell dir vor, du bist jetzt hier eine halbe
0:45:08–0:45:10
Stunde, wie lange wir waren drin, eine halbe Stunde und kannst dir vorstellen,
0:45:10–0:45:13
bist du länger drin in so einer Zeit, wie schwierig das ist.
0:45:13–0:45:18
Ja, ich brauche also wirklich Jahre, um das zu realisieren, als ich angekommen bin. Aus Bulgarien.
0:45:18–0:45:21
Da kommt ja keiner und sagt, du stell dich erstmal Ruhe an der Ecke,
0:45:21–0:45:24
jetzt kannst du erstmal Luft holen. Das gibt's ja nicht. Das ist ja sofort Ton.
0:45:24–0:45:26
Kommen Sie, gehen Sie. Das ist ja sofort die Ankunft.
0:45:28–0:45:30
Das ist so eine Art Raubputz. Ja, so fässt sich der Raubputz im Bulgarien an,
0:45:30–0:45:31
so müsst ihr euch das vorstellen.
0:45:32–0:45:34
Und alle Zähne, in denen ich liege im Bulgarien, also grober Raubputz,
0:45:34–0:45:35
haben so einen hellen Touch.
0:45:36–0:45:38
Auf Kopfhörigen Bulgarien, also alle Zähne drin sehen so aus.
0:45:39–0:45:41
Und auf Kopfhörigen Bulgarien ist alles schwarz, weil wir natürlich alle mit
0:45:41–0:45:42
dem Kopf gegengelehnt haben.
0:45:42–0:45:44
Ich hatte unter meinen langen Polor eine Uhr mit reingeschmuggelt.
0:45:44–0:45:47
Deswegen weiß ich, dass der Wärter im Bulgarien nur alle vier Stunden kommt.
0:45:48–0:45:51
Das ist hier neu bei was ganz anderes. Der Wärter kommt im Viertelstunden-Takt,
0:45:51–0:45:52
im Halbenstunden-Takt am Tag.
0:45:52–0:45:55
Und einmal nur eine Stunde in der Nacht kontrolliert, wie du schläfst.
0:45:55–0:46:00
Zur Wahrheit gehört, hier liegen 31 Nationen, das Essen bei der Stasi ist gut,
0:46:00–0:46:01
das gehört zur Wahrheit.
0:46:01–0:46:05
Es gehört dazu. Der Unterschied zwischen den westdeutschen Gefangenen und ostdeutschen
0:46:05–0:46:07
Gefangenen, die ich kenne, die Westdeutschen, die ich kenne,
0:46:07–0:46:10
kriegen zum Verhörsch, war zu welcher Kirschtorte oder ein Kännchen Kaffee.
0:46:10–0:46:11
Ich bekomme nicht mal ein Glas Wasser.
0:46:12–0:46:14
Wir sind immer mal in der zweiten Klasse. Was denkst du dir oft,
0:46:14–0:46:16
dass dein Bodenkaffee auf dem Flur liegt? Aber nicht für mich.
0:46:16–0:46:20
Essen ist gut, es gibt keine Bananen, aber es ist uns gut. Gehört zur Wahrheit.
Ali Hackalife
0:46:20–0:46:21
Und der Alternativkaffee?
Hendrik Voigtländer
0:46:22–0:46:25
Es gab Tee, der war fast immer bitter, der Tee. Und ich glaube,
0:46:25–0:46:29
da haben sie was rein immer. Aber Kaffee habe ich auch die Alternative nicht bekommen. Aber egal.
Ali Hackalife
0:46:30–0:46:33
Klaus Kordon hat über seine Zeit hier geschrieben, dass der Muckefuck,
0:46:33–0:46:35
der Rübenkaffee, wirklich die Seuche war.
Hendrik Voigtländer
0:46:35–0:46:38
Habe ich nicht mehr bekommen. Aber ist noch mal gut. So, dann nimmt mal ein
0:46:38–0:46:39
bisschen Platz hier. Dann nimmt mal Platz.
Ali Hackalife
0:46:40–0:46:40
Auf der Freiheit.
Hendrik Voigtländer
0:46:41–0:46:46
Auf der Freiheit, genau. Wir sind hier im Rosenhof der Staatssicherheit angekommen.
0:46:46–0:46:52
Das hat das Rosenhof genannt. Die sind hier, 120 Vernehmensräume,
0:46:52–0:46:55
die sind da, die Top-Präsidenten der DDR werden hier verhört.
0:46:55–0:46:59
Unter anderem Werbel Boley, Jürgen Fuchs, Rudolf Barow, die werden hier verhört.
0:46:59–0:47:03
Von uns 7253 Personen ab 1962 hat ihr sowieso keiner gesehen.
0:47:04–0:47:07
Der Einzige hat das gleiche Film gesehen, nämlich Mielke. Für Richtig Mielke
0:47:07–0:47:08
hatte man da hinten eine Bank aufgebaut.
0:47:08–0:47:12
Ich wiederhole mich nochmal, von uns 7253 Personen hat sie sowieso keiner gesehen.
0:47:13–0:47:18
Interessant ist, die Grautür hier und die Grautür da ist immer geschlossen.
0:47:18–0:47:20
Man kann diesen Rosenluft, das macht die Stasi gut im Spätsommer,
0:47:21–0:47:23
kann man diesen Rosenluft hinter diesen Glasbausteinen riechen.
0:47:23–0:47:25
Was bringe ich mit Rosenluft in Verbindung? Schauen Sie mal hier.
0:47:26–0:47:30
Liebe. Liebe, genau. Dann gut, dass Sie beinhalten. Da steht man nicht mehr
0:47:30–0:47:33
ins Gesicht wie unten im U-Boot. Hier macht man das perfider.
0:47:34–0:47:38
Vergesst bitte nicht, vier Vorfälle weiß ich, vier. Das ist hier ein Vorzeigeknast.
0:47:38–0:47:41
Hier liegen Jugoslawen, hier liegen Syrer. Das ist hier ein Vorzeigeknast.
0:47:41–0:47:45
Das ist in Leipzig ein Stasi-Knast nicht der Fall. Die Punker werden richtig
0:47:45–0:47:48
verhauen, richtig übelst verhauen. Und ich spreche jetzt nicht von ein,
0:47:48–0:47:49
zwei oder drei Vorfällen.
0:47:50–0:47:53
Pankow in Leipzig, machst eine Ansage, ziehen dir den Sack über den Kopf und
0:47:53–0:47:54
halten die Schusswaffe an.
0:47:55–0:47:58
Das ist hier nicht der Fall. Ja, Vorzeigeknast. Der Jugoslabe,
0:47:58–0:48:01
der Syrer geht nach Hause und sagt, du darfst laut. Also mal sind Sie ruhig.
0:48:02–0:48:04
Mann, Onkel, war für die Versorgung von Ost-Berlin zuständig.
0:48:05–0:48:07
Und Honecker und Nielke haben einmal eine Woche Dienstagnachmittag,
0:48:07–0:48:11
wo wir nach der Politbüro-Sitzung, haben die Klartext geredet.
0:48:11–0:48:15
Also ob er alles geglaubt hat, die wussten schon, was los war hier,
0:48:15–0:48:16
dass die Leute gegangen sind.
Ali Hackalife
0:48:17–0:48:20
Honecker war ehrlich verwirrt, dass nicht alle in der DDR so viel Spargel essen
0:48:20–0:48:23
wie er. Also er hat das geschrieben, er ging davon aus, dass.
Hendrik Voigtländer
0:48:24–0:48:30
Naja, egal. Ich würde jetzt zu weit führen. Wir kommen vom Thema ab.
0:48:30–0:48:33
Das ist damals die Lüftung, das ist die Gummizelle. Die Gummizelle ist rund,
0:48:33–0:48:35
damit man keine Orientierung hat. Es gibt dafür Zwangsserben.
0:48:35–0:48:36
Zwangsserben kennt ihr.
0:48:36–0:48:39
Die müssen nach drei Stunden gewechselt werden. Das hat etwas mit der Blutpopulation
0:48:39–0:48:41
zu tun. Den Fußboden, den man hier sieht, ist nicht original.
0:48:42–0:48:45
Und wer da 19 Tage ein Stück drum war, der hat es im Leben nicht geschafft.
0:48:46–0:48:48
Also kriegst du oben nicht mal repariert. Was interessant ist für euch,
0:48:49–0:48:52
wenn die Kappe zu ist und die Tür zu ist, wie da, ist der Sauerstoffgrad bei
0:48:52–0:48:55
17 Prozent. Was jemand wieder sagt, sonst so eine Luft ist.
0:48:55–0:48:58
20,9 Prozent, gut, dass du bei einer bist. Was ich auch bisher nicht wusste,
0:48:59–0:49:00
machen sie clever, sind sie wirklich sehr clever.
0:49:01–0:49:05
Bei 17 Prozent nicht, bei 16 Prozent wird dir schon ruhig, bei 15 Prozent fängst du an zu sterben.
0:49:06–0:49:09
Musst dir mal vorstellen, bei 1960, 1962, ich hatte den Tag eine Partei hier,
0:49:09–0:49:12
jetzt schon zweimal, einmal war es die SPD, ich glaube, das andere Mal war es die CDU.
0:49:13–0:49:15
Das sind Zahlen von den Nazi-Experimenten.
Florian Clauß
0:49:15–0:49:17
Ja, ja, klar, da kommen ganz viele her.
Hendrik Voigtländer
0:49:17–0:49:19
Haben die mir gesagt, ich kann es nur sagen, was die mir gesagt haben,
0:49:19–0:49:22
ich weiß es nicht. Aber stell dir vor, dass sie so clever sind,
0:49:22–0:49:25
dass du gerade so Luft holen kannst, wenn ein Klappler und die Tür zu ist,
0:49:26–0:49:29
bei 16% wird es dir schummert, bei 15% fängst du an zu sterben.
0:49:29–0:49:32
Hier oben drüber sitzt du da mal zum Backkommandur, Stasi, da du bist ein Arztplatz
0:49:32–0:49:34
und da du fangst die Zelllast an.
0:49:34–0:49:36
Okay, dann wollen wir versuchen, mal ein bisschen weiter zu gehen.
0:49:36–0:49:40
Ich kann jetzt nicht alle Leute zur Seite schieben, der links auch ein Zeitzeuger da drinsteht.
0:49:40–0:49:42
Ja, hier ist kein Zeitzeuger, aber jemand ist drin, da kannst du nicht sagen,
0:49:42–0:49:45
geh mal zur Seite, jetzt komm ich. Das kannst du bei den Historikern machen,
0:49:45–0:49:46
aber sonst ist ihr bei mir.
Florian Clauß
0:49:46–0:49:48
Das haben wir schon gemerkt. Das mache ich auch.
Hendrik Voigtländer
0:49:48–0:49:52
Ich bin am 2. November 1988 in Berlin-Schönefeld gelandet. Ich hatte versucht,
0:49:52–0:49:55
am 3. Oktober 1988 von Bulgarien in die Türkei zu fliehen.
0:49:55–0:49:58
Wir haben bei der Flucht niemanden beleidigt, niemanden bedroht.
0:49:58–0:49:59
Wir haben keine obszöne Geste gemacht.
0:50:00–0:50:03
Wir sind während des Fluges von Sowjetor aus Berlin an den Sitzungen gekettet.
0:50:04–0:50:07
Das ist nach internationaler Regel noch für Terroristen wie für mich oder für uns verboten.
0:50:07–0:50:10
Da hat der Genosse Honecker, der Regierungschef der DDR, hieß damals Erich Honecker,
0:50:11–0:50:13
am 1. August 1975 in Helsinki über unterschrieben.
0:50:13–0:50:15
Ich wüsste schon im Flugzeug, dass sie uns nicht anketten dürfen.
0:50:15–0:50:19
Unter uns, ich bin so klein mit tot. Auch der Leistungspotler Maik ist dabei,
0:50:19–0:50:21
der Schulfreund, ja, der Maik ist dabei, der Schulfreund ist dabei.
0:50:21–0:50:24
Wir dürfen nicht aus dem Fenster gucken. Ich komme mir vor, als ob ich in die
0:50:24–0:50:26
Bank gefahren habe, wo fünf Leute ermordet habe.
0:50:26–0:50:28
Nö, ich will zum Kupfersen an, ich will zu meiner Oma zum Kaffee trinken,
0:50:29–0:50:31
mehr nicht. Wir kommen Schönefeld in den Transporter rein.
0:50:31–0:50:34
Die Hiete am 2. November zwischen 17 und 18 Uhr. Wir versuchen mal hier ein bisschen.
0:50:35–0:50:39
Ja, also die graue Tür war zu, die grünen grauen Türen gehen auf.
0:50:39–0:50:42
Der Transport für Staatssicherheit, also hier ist unsere Ankunft.
0:50:42–0:50:45
Noch was wichtiges zu sagen, als wir in Berling-Schönefeld landen,
0:50:45–0:50:47
wir sind fünf junge Männer, zwei junge Frauen.
0:50:47–0:50:51
Wir müssen über die Lüderleiter und so viel rein, als wir vorne rauslaufen,
0:50:51–0:50:54
also fünf junge Männer, zwei junge Frauen, als wir vorne rauslaufen aus dem
0:50:54–0:50:57
Flugzeug, da hörten wir die Blatterinnen, dass Frauen schon im hinteren Teil
0:50:57–0:50:58
des Flugzeugs schreien.
0:50:58–0:51:01
Kannst du dir vorstellen, im hinteren Teil des Flugzeugs hörten wir die Blatterinnen schreien.
0:51:01–0:51:04
Ich hab so gedacht, da ist wirklich viel Dach. Wenn ich jetzt rauskomme,
0:51:04–0:51:07
da steht bestimmt jemand hinter der Tür und schlägt dir ins Gesicht.
0:51:07–0:51:11
Konspirative Operation, Zersetzung des Menschen, es geht darum, dich zu brechen.
0:51:11–0:51:15
In dem Transport allein, der HTA, wie ich es bereits sagte, am 2.
0:51:15–0:51:20
November 88, zwischen 17 und 18 Uhr, die graue Tür war zu, die grün-graue Tür ging auf.
0:51:20–0:51:22
Ich kann schon mal einen Satz dazu sagen zu den Transportern.
0:51:23–0:51:26
Ich bin mit dem Auto öfter gefahren, sie fahren mit mir einfach nur im Kreis,
0:51:26–0:51:28
damit ich die Orientierung verliere.
0:51:28–0:51:31
93 Prozent, das sind die Zahlen der Gedenksteine, nicht von mir,
0:51:31–0:51:34
der Leute, die hier ankommen, geben in der ersten Nacht zu, was ihnen vorgeworfen wird.
0:51:34–0:51:37
Ich bin einer von den 7 Prozent, der nach 10 Stunden Verhör sagt,
0:51:38–0:51:39
ich unterschreibe ihr gar nichts.
0:51:39–0:51:43
Sie waren begeistert. Sie waren so begeistert, die haben mich zur Sau gemacht.
0:51:43–0:51:45
Ich habe gezittert, als ich aus dem Raum rausging.
0:51:45–0:51:48
Ob ich das Verhör unterschreibe oder nicht, ist das vollkommen Banane.
0:51:48–0:51:50
Als wir in Berlin-Schönefeld landen, ist das vollkommen egal.
0:51:51–0:51:55
Als wir in Berlin-Schönefeld landen, sagst du, war jetzt 5-2 junge Frauen hinten
0:51:55–0:51:59
rein, vorne raus. als wir in Schönefeld landen, als die Frauen da so rumschreien,
0:51:59–0:52:01
da sitzen die Stasi in tiefen Sesseln.
0:52:01–0:52:05
Als wir landen, hat die Stasi schon entschieden, dass ich an den Westen verkauft werde.
0:52:05–0:52:10
Er, er und sie müssen zum Militär. Was wir mit mir machen, ist Makulatur.
0:52:10–0:52:13
Ich darf nur nicht persönlich werden. Irgend so ein Spruch, man sieht sich,
0:52:13–0:52:17
man sieht sich immer zweimal im Leben. Ihr habt doch an der Berlin-Mauer 140 Leute erschossen.
0:52:17–0:52:20
Das darf ich nicht sagen. Für mein Ego ist es gut, aber es ist vollkommen nah
0:52:20–0:52:22
an, ob ich das vorher nicht unterschreibe. Was denkst du, was da los war?
0:52:23–0:52:25
Was denkst du, was? Die haben geschrien, ich habe gezittert,
0:52:25–0:52:28
ich spreche nie mit mir. Ich bin aus dem Raum raus und hab zu mir gesagt,
0:52:28–0:52:31
jetzt haben sich alle getroffen, Hendrik Zweig gezittert. Aber ich hab's nicht unterschrieben.
0:52:31–0:52:35
Wie viele Jahre haben Sie in Bulgarien? Einen Monat in Bulgarien.
0:52:35–0:52:37
Einen Monat. Und kam dann hierher? Genau. Am 2.
0:52:38–0:52:43
Oktober. Am 2. Oktober. Am 2. Oktober. Das Urteil war dann zehn Jahre Haft.
0:52:43–0:52:45
Nee, ein Jahr und sechs Monate Republikfurt in Schwermfall.
0:52:47–0:52:53
Besonders intensiv vorbereitet. Mit Landkarten und so weiter und so fort.
0:52:53–0:52:55
Also nicht spontan, schwer im Fall.
Ali Hackalife
0:52:56–0:52:58
Wann wusstest du, dass du in Hohenschönhausen bist?
Hendrik Voigtländer
0:52:58–0:53:02
Sie sagen schon beim ersten Vorhör, dass ich beim MFS in Berlin angekommen bin.
0:53:02–0:53:05
MFS habe ich dann zu mir gesagt, ja, was bedeutet das?
0:53:05–0:53:09
Bin aber selber drauf gekommen, MFS heißt Ministerium für Staatssicherheit.
0:53:09–0:53:12
Das sagen sie sofort, sie sagen das sofort. Ich weiß auch die Richtung,
0:53:12–0:53:14
ja, wir gehen jetzt mal rein. Ich kann noch mal in Salzenach.
0:53:15–0:53:17
Ich sitze vorne, ja, als ich hier ankomme, sitze ich vorne.
0:53:18–0:53:22
Du siehst, die Tür hier, die Tür geht nicht richtig zu, siehst du das?
Ali Hackalife
0:53:22–0:53:24
Ich habe mir vor vielen Jahren in diesem Transporter den Kopf gestoßen.
Hendrik Voigtländer
0:53:25–0:53:26
Echt, ja? Du bist schon mal durchgefahren?
Ali Hackalife
0:53:26–0:53:28
Also ich bin auf dem Internat für Seminar schon blind gewesen,
0:53:28–0:53:32
weil ich nicht gut gucken kann. Und sie haben uns in den Transporter reingelassen
0:53:32–0:53:35
und oben die Auslösse für die Luft, die sind nicht abgeschmägelt.
0:53:35–0:53:37
Da sind harte Metallkanten und gegen die bin ich gestoßen.
Hendrik Voigtländer
0:53:38–0:53:42
Seht ihr, also du siehst, die Tür da unten ist nicht zu und das hier ist auch so.
0:53:42–0:53:45
Du hast hier nur dünnen Vorhang, also ich weiß nicht, wo ich ganz genau bin,
0:53:46–0:53:48
aber wenn der eine Kurve fährt am Platz der Vereinten Nationen,
0:53:48–0:53:51
da weiß ich, ich habe ja schon damals hier gearbeitet in Ostberlin 83,
0:53:51–0:53:53
da weiß ich in welche Richtung es geht.
0:53:53–0:53:55
Also ich kann nicht aus dem Fenster gucken und sehe den Fernsehturm,
0:53:55–0:53:57
aber die beiden Türen nicht richtig zu gehen.
0:53:57–0:53:59
Siehst du, du hast da überall so, die Tür ist ja auch, die Klappe ist hier nicht richtig zu.
0:54:00–0:54:02
Die kriegen sie ja nicht richtig zu. Es geht nur, diese Tür geht nur zu,
0:54:02–0:54:05
wenn der Sitz hoch ist und du siehst ungefähr die Richtung.
0:54:06–0:54:09
Also das weiß ich in welche Richtung es geht, aber genau wo ich bin, weiß ich nicht.
0:54:10–0:54:14
So, die ersten jahre steht hier dran als werbung obst und gemüse oder frischer
0:54:14–0:54:20
fisch das hat die stasi nachher abgebaut und weil nicht mit dem tabi oder mit
0:54:20–0:54:23
dem wachbau die autos hinterlärm gefahren sind und sollten ein bisschen durch
0:54:23–0:54:24
die künstlichkeiten haben.
0:54:25–0:54:29
Obst und gemüse, frischer fisch gab es in der DDR fast etwas anders,
0:54:30–0:54:33
gab es in der DDR nicht, sie nannten sich der drittgeste geheimdienst der welt
0:54:33–0:54:37
auf solche Da sind dann Sachen, Obst und Gemüse, Fisch auf Fisch,
0:54:37–0:54:38
sind sie nicht gekommen.
0:54:38–0:54:42
Die Frauen, wo es wohnen, haben sich beschwert bei Magistrat in Berlin und in
0:54:42–0:54:45
Ostberlin und haben sich beschwert, wo gibt es Obst und Gemüse,
0:54:45–0:54:46
Fisch auf Fisch, darauf rennen sie es ab.
0:54:49–0:54:52
Die Grautür ist original, das Gras wurde später eingebaut. Das ist ein Zweitrakter.
0:54:53–0:54:56
Die Stasi hat von diesem Auto ca. 500. Hier ist die Ankunft.
0:54:56–0:54:59
Der Ton ist sehr lau. Gucken Sie!
0:55:00–0:55:06
Gehen Sie! Sie schreien hier einen Wifo und hier. Sie kommen auf die Fläche, sagt der Wetter zu mir.
0:55:07–0:55:11
In ganz anderen Wetter, in ganz ruhigem Ton. Kommen Sie. Hä?
0:55:13–0:55:16
Mach ich so ein Gehen. Frische Fischalter als Hieser.
Ali Hackalife
0:55:17–0:55:20
Zu meiner Zeit durfte man noch in den Transporter rein.
Florian Clauß
0:55:21–0:55:26
Da hast du was vorraus. Aber hier riecht es noch nach Linoleum.
Ali Hackalife
0:55:26–0:55:29
Beim Juso-Parteitag erwähnte ich, dass ich in der Schule Russisch gelernt habe.
0:55:30–0:55:32
Und ich wurde gefragt, ob ich in der DDR-Kurskrone hätte.
Hendrik Voigtländer
0:55:34–0:55:38
Die Zentrale der Staatssicherheit ist hier. Mein Verschlüsselungsanamme. Ich heiße am Anfang 35 2.
0:55:39–0:55:43
35 ist die Zelte, wo ich mich hinter befinde. 2 ist die Holzputsch, wo ich drauf liege.
0:55:43–0:55:47
Die wird hier entschlüsselt. Denn die Warte kann auf die Etage meinen Namen nicht, nur hier hinter.
0:55:47–0:55:51
Sollte irgendwo eine Tür aufgehen, weiß die Stasi, wo das ist.
0:55:51–0:55:54
Sollte es zu Problemen kommen, zwischen mir und dem Wärter, hat der Wärter dieses
0:55:54–0:55:58
Hilfssignal. Er zieht hier dran, es wird ein Lautschaussalarm,
0:55:58–0:55:59
ein Sign-Ins-A-Narm ausgelöst.
0:56:00–0:56:04
Und das Wachkommando, was an dieser Stelle sitzt, sind die Etagen.
0:56:04–0:56:06
Das letzte Pult sieht es hinter dem Kabel.
0:56:07–0:56:11
Sehr, sehr einfach, aber sehr effizient. Und von hier aus geht das Wachkommando
0:56:11–0:56:14
los. unter uns die beiden Gummizellen. Hier bei uns ist die Frauenstation.
0:56:15–0:56:17
Da sitzt der Volk noch für die Schleusen, wenn die Leute ankommen.
0:56:17–0:56:20
Ich wiederhole mich noch mal. Von hier aus wird alles geregelt.
0:56:20–0:56:22
Ist eine gute Anlage. Okay, dann können wir weitergehen.
0:56:24–0:56:28
Nicht sehr effizient. Ich kenne jemand, der hat 1981, das war der Sturm,
0:56:28–0:56:31
vor zwei Jahren, der hat 1981 hier im Haus, nicht hier an der Stelle,
0:56:32–0:56:34
hat der ein Pappe gezogen. Er sagt, was ist denn, wie schnell die da waren?
0:56:34–0:56:36
Und haben auf mich vier Personen für mich eingeschlafen.
0:56:37–0:56:40
Das war der Sturm, also auch der Sturm. Er hat über viele Tage in der Gummizelle
0:56:40–0:56:41
gelesen. Michael Nauer heißt der.
0:56:42–0:56:44
Der wird es immer wissen.
0:56:45–0:56:48
So, alle führenden im Haus, wo wichtige Besprechungen drin sind,
0:56:48–0:56:49
sind doppelt gepolstert.
0:56:49–0:56:52
Einmal, zweimal, brauche ich nachher nicht mehr drauf aufmerksam machen,
0:56:52–0:56:54
einfach hören, ob es jetzt auch aufmerksam ist, sind doppelt gepolstert.
0:56:54–0:56:57
Ja, wir gehen weiter. Alt-Schrägen-Nein-Deutsche Volkspolizei.
0:56:58–0:57:00
Das funktioniert immer noch. Ja, wunderbar.
0:57:01–0:57:04
Ich mache mal einen Satz dazu. Ich mache hier mal die Rot-Lampe an,
0:57:04–0:57:06
mit der roten Lampe mache ich da hinten die grüne Lampe. Seht ihr,
0:57:06–0:57:08
das ist rot und grün ist wie eine Ampelkreuzung.
0:57:08–0:57:12
Das wäre damals das Signal für meinen Wärter gewesen. Nicht für mich als Gefangenwirt.
0:57:12–0:57:14
Der Wärter geht über die Lampe, ich muss mich hier herstellen.
0:57:16–0:57:18
Der Wärter geht zu dieser Tür, die ist damals geschlossen vorricht.
0:57:18–0:57:22
Der Wärter guckt hier durch, sieht da hinten die grüne Lampe.
0:57:22–0:57:25
Erst dann macht den Führer auf und sagt zu mir, kommen Sie. Es geht der Stasi
0:57:25–0:57:27
da rum, dass wir uns hinter die Augen schauen.
0:57:27–0:57:31
Augenkontakt bedeutet Menschlichkeit. Sie wollen nicht hier hinter Entmenschlichen.
0:57:32–0:57:36
In den vier monatlichen Soziologien habe ich nicht gesehen, dass da oben Lücher am Deckel drin sind.
0:57:36–0:57:38
Die Klappe kommt mit dem Zellnab. Man nimmt die Klappe raus,
0:57:39–0:57:41
macht ein Mikro hinter und kann so die Zellen abhören. Ich kann heute sagen,
0:57:41–0:57:42
ich habe dreimal da oben geguckt.
0:57:42–0:57:46
Ich habe nicht ein einziges Mal da oben geguckt. Das sind Leute im System, die mir langlaufen.
0:57:47–0:57:50
Ich mag das System nicht. Ja, ich bin ja großer Fußballfan. Der Präsident von
0:57:50–0:57:53
Union Berlin, Zingler, ist auch einer von der Truppe.
0:57:53–0:57:57
Baki Münter, DDR-Staatssicherheit, Dirk Zingler hat für die Stasi gearbeitet.
0:57:57–0:57:59
Wir fanden mit DDR-Fan der Union gut, muss ich wirklich sagen.
0:57:59–0:58:01
Wir waren ein großer Freundeskreis. Die haben immer für Union.
0:58:02–0:58:04
Wir fanden die Union gut, weil wir eine Mannschaft, die gegen alles war.
0:58:04–0:58:05
Heute ist das nicht mehr der Fall.
0:58:05–0:58:08
Keiner von denen, die die mal gut fanden. Wir sind auch dahingegangen,
0:58:08–0:58:09
Altforster, Rathbohleider.
0:58:09–0:58:11
Die finden die alle nicht mehr gut. Alle, keiner mehr.
0:58:12–0:58:16
Ich finde es nicht gut. Verstehst du, wenn du... Was für ein Stasi-Mann kannst
0:58:16–0:58:19
du auch einen anderen den Laden von den Juden leiden.
0:58:19–0:58:21
Muss doch nicht einer von der ehemaligen Staatssicherheit gewesen sein.
0:58:21–0:58:23
Finde ich. So, hier hinten müssen wir uns ausziehen.
0:58:24–0:58:29
Wenn man hier reinkommt, auf der linken Seite von mir aus, ich will nicht zuerstören.
0:58:30–0:58:33
Auf der linken Seite kommen wir noch privaten Sachen an. Auf der rechten Seite
0:58:33–0:58:33
muss ich mich ausziehen.
0:58:34–0:58:36
Also ich hatte zwei Gold-Ketten dabei. Ich hatte einen Ovexring,
0:58:36–0:58:38
ein Erbststück von Rüstendamm dabei.
0:58:38–0:58:42
Ich hatte zwei Quarzohren dabei. Die waren dafür gedacht, wenn wir in die Türkei gekommen wären.
0:58:43–0:58:45
Konjunktiv, um den Tag zu fahren, ist dann Null zu bezahlen.
0:58:45–0:58:49
Wie du hier ankommst, hier muss ich die Hosen unterhalb der Kniekehren ziehen.
0:58:49–0:58:52
Nicht komplett nackt, der Polarum ist hier hoch. Es kommen zwei Frauen,
0:58:52–0:58:55
es sind keine Männer, mit so einer 8-Eckigen-Angriff löscht mir immer den Mundwürden rum.
0:58:55–0:59:00
Ich dachte so, was denkt ihr, was ich nach 30 Teilen Bulgarien in meinem Mund habe?
0:59:00–0:59:03
Von den anderen Körpern wollen wir gar nicht reden. Wenn man eine Tante aus
0:59:03–0:59:07
Bremerhaven kam in die DDR, sagte sie immer, wir kommen hier nach Dunkeldeutschland,
0:59:07–0:59:10
alle Straßen waren dunkel, die Straßen in der DDR haben, das ist kein Licht
0:59:10–0:59:12
für die Grenzanlagen und man erwertet es dann nicht ohne Ende,
0:59:13–0:59:14
hier geht es um Demütigung.
0:59:16–0:59:18
Ich habe nicht alles erzählt. Ich hatte vier Wochen dreimal gelustet,
0:59:19–0:59:21
ich bin total verdreckt, warum muss ich mich für Frauen ausziehen?
0:59:22–0:59:24
Es ist aber nicht immer so, dass sich Männer für Frauen ausziehen müssen.
0:59:25–0:59:27
Mein Schulfreund musste sich hier vor zwei Männern ausziehen,
0:59:27–0:59:29
komplett nackt, mein Schulfreund.
0:59:29–0:59:32
Und der Leistungssportler Mike, habe ich euch erzählt, der muss sich ja gar
0:59:32–0:59:35
nicht ausziehen. Der hat 2018 bei mir gewohnt, ein paar Tage,
0:59:35–0:59:36
ich habe mehrfach gefragt.
0:59:36–0:59:40
Meine Vermutung ist, als wir in Schönefeld landen, als die Stasi da im Flugzeug
0:59:40–0:59:43
sitzt, steht schon fest, dass der Schulfrond und ich an den Westen verkauft
0:59:43–0:59:45
werden und der Leistungsportler muss finken mit der DDR.
0:59:46–0:59:48
Uns, den Schulfrond und ich, müssen sie besonders demütig sein.
0:59:48–0:59:50
Ich habe natürlich für den Schmuck nichts wiederbekommen.
0:59:50–0:59:54
Nichts, nichts. Ist ja mein Eigentum, auch das Geld, was ich dabei hatte, hatte 183 DM.
0:59:55–0:59:59
Du siehst du in der Stasi-Akte, von jeder, jede Stelle nimmt sich 50 DM raus.
0:59:59–1:00:02
Da war eine harte Währung, egal, nehmen sie schon 50 weg und am Ende sind es
1:00:02–1:00:05
noch 53 und die haben sich auch noch rein gestrichen.
1:00:05–1:00:08
Von einem Knast zum anderen kannst du nachgucken, sind für ihn nur 50 DM.
1:00:09–1:00:09
Vorsicht, Vorsicht, Vorsicht.
1:00:10–1:00:14
Ja, wir kümmern die privaten Sachen an und hier müssen wir uns auszählen.
1:00:14–1:00:17
Wir stehen hier vor einer Zellentür, wir werden miteinander gesprochen.
1:00:17–1:00:21
125 A, B oder C kommen es ist die Ansprache. Nur der israelische Geheimdienst,
1:00:21–1:00:26
der Mossad, die Stasi und der KGB sprechen die Leute mit einer Zahlenkognition an.
1:00:26–1:00:29
Die haben eine Geheimdienst zu sprechen, wie sich das gehört,
1:00:29–1:00:30
die Leute mit der vollständigen Namen ein.
1:00:31–1:00:33
Die Warte haben nur zwei Lampen. Wenn die Lampe kaputt geht,
1:00:33–1:00:35
hat der Warte eine zweite Lampe, dass er nicht rein muss in die Zelle.
1:00:36–1:00:39
Das ist die Bestrahlung, die ich so nicht bestätigen kann. Bei der Stasi schläft
1:00:39–1:00:43
man immer mit der Bettdeckwürze her und immer mit den Händen auf dem Bett.
1:00:43–1:00:45
Das hatten sie mir vergessen zu sagen.
1:00:45–1:00:47
Einfach vergessen zu sagen, die erste Nacht werde ich verhört,
1:00:47–1:00:49
die zweite Nacht darf ich mich hierher nehmen.
1:00:49–1:00:54
Dieser Drecksack wartet, bis ich in den Tiefschlag bin und haut ihn zweimal gegen die Tür.
1:00:56–1:01:00
Ich bin gerufen wie so ein Klappmesser und ruft rein, legen Sie sich mal anständig hin.
1:01:01–1:01:05
Woher sollte ich wissen, wie man anständig schläft? Das ist die Revenge,
1:01:05–1:01:06
dass die erste Nacht das Verhören schon ist.
1:01:07–1:01:09
Das macht er eine Stunde später nochmals. Ich schlafe immer so.
1:01:10–1:01:12
Du musst hier irgendwo in die Hände sein.
1:01:12–1:01:15
Stress so, um zu schlafen. Ich seh nach vier Wochen und zwei Tagen auf meiner
1:01:15–1:01:19
rechten Auge nachts nichts mehr. Ich mach mich hier wieder bemerkbar.
1:01:19–1:01:22
Der Wetter steht hier draußen ab. Ich sag zu dem Wetter, ich seh schon,
1:01:22–1:01:24
ich hab keine Probleme, nachts ist es immer schlimmer.
1:01:24–1:01:26
Ich seh schon drei, vier Tage auf dem rechten Auge nichts mehr.
1:01:26–1:01:30
Der schreit mich hier draußen an. Warum melden sie sich denn nicht?
1:01:30–1:01:33
Ich denke, na ja, ich denke, wir uns behandelt auf ein Auge mehr.
1:01:34–1:01:35
Oder weniger kommt es zu so einem Schuf an.
1:01:36–1:01:39
Aber ich werde an den letzten Verkauf und es wäre nicht gut gewesen,
1:01:39–1:01:44
wenn ich am Kuhfesten dann bei meiner großen Mutter nur mit einem Auge aufgetaucht wäre.
1:01:45–1:01:48
Bild-Zeitung, einäugiger Ossi am Kuhfesten abendecke. Du bist,
1:01:48–1:01:51
glaube ich, der richtige Mann für mich. Bist du mal so ein nächstes Mann.
1:01:51–1:01:53
Ja, okay, danke, dass du das nicht machst.
1:01:54–1:01:56
Geht mal zur Seite. Will man ein Wetter und für mich? Ich will es nie.
1:01:56–1:01:59
Ich will es nie und habe herausbekommen, dass wir in den Gitaro reingekommen
1:01:59–1:02:02
sind, bis so eine Gitaro-Ernte ist. aber in vier Leuten Staatssicherheit Tag
1:02:02–1:02:04
und Nacht. Ein geiler Job.
1:02:04–1:02:07
Die haben die Lohnstrafen von denen gefunden, das ist sehr wenig Geld.
1:02:08–1:02:11
585 DLM, dafür wäre ich nicht aufgestanden. In drei Schichten.
1:02:11–1:02:13
Überzeugungsstätten. Das ist sehr wenig Geld.
1:02:13–1:02:16
Wir haben die Lohnstrafen von denen hier gefunden, von 1987.
1:02:17–1:02:18
Da wäre ich nicht mehr aufgestanden.
1:02:18–1:02:20
Ich habe jetzt gerade rausbekommen, also einer kriegt die Leute drei Raufen
1:02:20–1:02:22
hoch, runter und guckt, ob wir den Zellen machen.
1:02:23–1:02:26
Ich habe als Gefangener gerade rausbekommen, dass nur er, das bist du,
1:02:27–1:02:29
den Schlüssel hat, wo die Tür ist. Ja, die Lampe ist die Tür an,
1:02:30–1:02:30
die nun bis zur Krise liegt.
1:02:31–1:02:34
Wir bauen alles in Zeigerröhrer. Entschuldige, bitte mal, ich schrake dir ins
1:02:34–1:02:36
Gesicht. Hab doch für den Schlüssel geklaut.
1:02:37–1:02:43
Du liegst auf der Erde. Nein, nein, nicht fantasieren. Ich hab ein bisschen
1:02:43–1:02:44
verabschiedet. Der liegt auf der Erde.
1:02:44–1:02:49
Das Problem, was ich als Gefangener habe, ist 103, 104, 105,
1:02:49–1:02:52
106. Die will den Zahlen nö. Da sind keine Zahlen dran.
1:02:53–1:02:59
126, 125, 124, 222. Die werden in San Benio stehen eine ganz verrückte Zahl
1:02:59–1:03:01
da. Sie haben ein eigenes Zahlensystem.
1:03:03–1:03:06
Hohenschönhausen ist das einzige Gefängnis auf der Welt, wo es keinen Fluchtversuch gibt.
1:03:08–1:03:11
Auf diese lindse. Versuchen 12 Personen zu fliegen. Das gelingt eine Brücke 62.
1:03:12–1:03:16
Hier gibt es keinen Fluchtvorsuch. Man wettler nicht immer, der kommt in der Tür.
1:03:16–1:03:20
Er muss den großen Riegel freischalten.
1:03:20–1:03:23
Warum sollte er von der Zentrale, nachdem wir uns gerade zärtlich begegnet sind,
1:03:24–1:03:26
warum sollte er die Riegel freischalten?
1:03:26–1:03:29
Und soweit wie ich weiß, hat der Sattler den Schlüssel in der Hose integriert.
1:03:29–1:03:32
Der hat den Schlauch in der Hose, legt den Schlüsselbund aus,
1:03:32–1:03:35
macht die Tür aus und der Schlüsselbund geleitet, automatisch zurück in die
1:03:35–1:03:37
Hose. Vielleicht gesagt, müsste ich mir erstmal die Hose runterziehen.
1:03:38–1:03:40
Wenn ich der andere genossen muss, drum umstehen, abbaldieren,
1:03:40–1:03:43
dann bin ich ja auch nicht weiter. Weil er sich war, glaub ich,
1:03:43–1:03:44
die Riege vorzuschalten.
1:03:44–1:03:47
Das sind viel kündigstens dabei. Ich glaub auch nicht, dass der Werkel sich
1:03:47–1:03:48
von mir oben haben lassen würde.
1:03:48–1:03:51
Das sind trainierte Leute. Nicht so groß wie die Oma. Aber es sind trainierte
1:03:51–1:03:52
Leute. Du siehst hier kein Übergewicht.
1:03:52–1:03:56
Was ich erzählt, ist Fantasie. Wie soll das gehen, ihm die Schlüssel aus der
1:03:56–1:03:58
Hose zu reißen? Das ist ein trainierter Mann.
1:03:58–1:04:01
Mit mir ist die Fantasie gerade durchgegangen. Es ist keine Chance zu führen. Keine.
1:04:02–1:04:06
Du weißt nicht mehr, wo du bist, plus diese drei Leute, plus dieses Kabel,
1:04:06–1:04:07
wie willst du hier fliehen?
1:04:07–1:04:11
Ja, ist keine Chance. Man geht zu den roten Linien und die beiden Türen,
1:04:11–1:04:13
die ihr hier seht, hier und da, hier wird das zwischendurch geparkt.
1:04:14–1:04:16
Die haben gedacht, das dauert nicht so lange, bis die Ampel grün ist.
1:04:16–1:04:17
Auch das irritiert mich.
1:04:17–1:04:21
Beim ersten, zweiten, erst 15, 15 Minuten hinter, ist was nach vier Monaten
1:04:21–1:04:23
noch mal nicht, warum ich hier hinter stehe.
1:04:23–1:04:26
Sie wollen nicht, dass wir uns in die Augen schauen. Das liegen niemals mit in die Gesichter Tür.
1:04:27–1:04:29
Da könnte irgendwo ein Ritzwappen sein. Ich bin momentan bis zur Wand,
1:04:29–1:04:31
ich sag's nochmal, rotiert mich ungemein.
1:04:32–1:04:36
Rotlinie anschließend leer, alles ist video-wach, die nächste Videokamera seht
1:04:36–1:04:37
ihr da hinten in der Ecke, kommt ihr bitte.
1:04:37–1:04:40
Wir sind hier auf der Frauenstation angekommen, hier ist die Frauenstation,
1:04:40–1:04:42
die 222 hier unten schon gesehen hat.
1:04:42–1:04:45
Das sind die nur auf der rechten Seite. Die 222 gibt es hier zweimal auf.
1:04:45–1:04:46
Lass uns mal eine Sekunde hin.
1:04:47–1:04:50
Zur Kommunikationsstätzung, wenn nachts um halb zehn das Licht ausgeht,
1:04:50–1:04:53
man schon mal ein paar. Wir köpfen uns das Alphabet zu.
1:04:53–1:04:59
A, B, X, G, D, G, F, G, H, I. Das heißt, ich, das wäre jetzt in der weiteren
1:04:59–1:05:00
Etage, der Gegenüber geklopft.
1:05:01–1:05:04
Also verstanden. So erzählt man sich die Geschichten. Das ist interessant,
1:05:04–1:05:07
aber das ist so christlich nicht. Nach sieben Tagen ist er in einem Werbe-Celebration geworden.
1:05:08–1:05:11
Ich gehe mit dem Werter, das ist die Grandstation. Der Werter nimmt meine Hand,
1:05:12–1:05:14
guckt drauf und sagt nichts.
1:05:15–1:05:19
Der Werter begann von Anfang an zu verstehen, dass er weiß, dass ich ein Klopfer
1:05:19–1:05:21
will. Er guckt nach zehn Tagen auf, wie Wochen drauf.
1:05:21–1:05:25
Ich klopfe wie ein verrückter. Wenn man sich eine Idee, was das für meine Hengen
1:05:25–1:05:28
bedeutet, wenn ich jetzt klopfen würde, ich bin Republik für stehen.
1:05:29–1:05:31
Ich habe gerade einen Klopf, lass uns verstehen.
1:05:32–1:05:40
Republik. Flüchtigen, warum Leute? A, B, C, D, F, B, H, N, N, R, E, Kopf, R, E, Kopf, R.
1:05:40–1:05:43
Ja, ist verstanden. Kopf ich A, B, C, D, E, Kopf, R.
1:05:43–1:05:47
Einfach verstanden. Kopf ich runter, ein bisschen E, D, Kopf, R.
1:05:47–1:05:49
Aha, dann müsst ihr auf dem Ding flüchtigen. Könnt euch vorstellen,
1:05:49–1:05:52
wie immer das aussehen? Ja, der kommt nie wieder drauf. Psychologie.
1:05:53–1:05:55
Und dann hat das gesagt, wir kommen in der Kommunikation, weil wir nach dem
1:05:55–1:05:56
Markt ziehen, es nicht rausgehen.
1:05:56–1:05:59
Dann zwölf den Plastikbecher, dann schöpfen wir das Wasser auszutünneln.
1:05:59–1:06:02
Wenn der Kranfasser kliniert ist, machen wir noch ein Krankeraktor.
1:06:02–1:06:04
Einmal natürlich telefonieren.
1:06:04–1:06:08
Sollten die Zähne abgehörig werden, ist das Recomersenziel hinter sehr stabil.
1:06:09–1:06:13
In dem Bereich, oder in dem Bereich, das wissen wir schon sehr früh,
1:06:13–1:06:15
dass ihr irgendwo mittelversteckt ist.
1:06:15–1:06:17
Deswegen unterhalten nur zu sagen, wie wir es wichtig haben,
1:06:18–1:06:21
immer von dieser Ecke weg. Auch da wollen wir ehrlich sein.
1:06:21–1:06:25
Meine Akte ist mittlerweile 1.014 Seiten. So ein Schadensball im Stasiak.
1:06:25–1:06:29
Da steht drin, dass dieser Rauschanwurf, also nicht Lausschalber,
1:06:29–1:06:32
sondern Lausschalber auf diese Zelle, nur fünf Tage nach Ort.
1:06:32–1:06:35
Wir sind von ausgegangen, dass Sie immer mithören, aber ich bin zu ungedeutend.
1:06:36–1:06:39
Ich bin kein Computershmukler, ich bin kein Geldhändler, ich bin eine kleine
1:06:39–1:06:39
Republik über die Schlegen.
1:06:40–1:06:44
Für mich ist das Mikrofilme. Für mich damals, Mikrofilme zu installieren,
1:06:44–1:06:46
ist die Stasi zu aufwendig.
1:06:46–1:06:49
Wie ich bereits sagte, das erste Mal der Staatssicherheit ist gut,
1:06:49–1:06:54
aber es ist so gut wie immer bei den Verhörern auf dem Hocker und immer auf den Händen.
1:06:54–1:06:57
Sie wollen mir dann die Körpersprache nähen. Das kann nicht sein,
1:06:57–1:07:00
was Sie sagen. Ich kann mich auch nicht aufstehen, kann nicht schlagen,
1:07:00–1:07:02
wo ich gar keinen HVCR habe.
Ali Hackalife
1:07:03–1:07:08
Gab es Überwachung, also dass, wenn ihr geklopft habt, bewusst die Stasi in
1:07:08–1:07:08
anderen Zellen mitkörde?
Hendrik Voigtländer
1:07:10–1:07:14
Anders. Anders. Einer von den drei ist in Spitze. Einer von den drei ist in Spitze.
1:07:15–1:07:17
Ja, also einer bringt mir den Ball, der klopft der Bünder nicht.
1:07:17–1:07:19
Der bringt mir den Ball, der ist sieben Jahre alt als ich. Der Rest,
1:07:19–1:07:22
der reinkommt mit ich in so eine Dreilexel, das ist sieben Jahre Einzelnerv.
1:07:22–1:07:25
Der Zweite ist sieben Jahre alt, da macht man halt so zu mir,
1:07:25–1:07:28
Bünder, zeigt den Schwiegel und macht das Zeichen für Tungenbein.
1:07:28–1:07:30
Da wüsste ich, dass hier irgendwo Mikro ist. Und der Dritte,
1:07:30–1:07:34
der reinkommt, hat eine andere Pregimentierung, an der Hautfahre und der rückt
1:07:34–1:07:36
dabei, wie man uns das gut informiert.
1:07:37–1:07:39
Der hat natürlich nichts wie wir, wird dort richtig in den Klassensfächer,
1:07:39–1:07:44
sagt, ihr habt die Freude, klopft uns zweimal rein in diese Schlüssel und dann
1:07:44–1:07:44
hat er in der Lüschte der Rücher.
1:07:45–1:07:50
Das ist eine spitze, ich weiß nicht, 2018, muss der Drecksau. Was Sie sagen, ist nett.
1:07:50–1:07:53
Ich hab die Tage in so einem Jahr gehabt, 5 Stunden ohne 1000 geredet.
1:07:53–1:07:54
5 Stunden, ich kann erzählen, oder?
1:07:56–1:08:00
Ja, super, krass. Verstehst du, weshalb ich so viele Klicks mache?
1:08:00–1:08:03
Das ist ja eine ganz normale Geschichte, natürlich, ich bin den aufrecht in
1:08:03–1:08:05
irgendwas rausgegangen. Das kann auch nicht jeder sagen.
1:08:05–1:08:07
Verstehst du, im Verhör zehn Stunden auf dem Auto? Also so?
1:08:08–1:08:11
Ja, das kann schon mal sein, dass da der Einzelner in der Amtswelt ja nicht
1:08:11–1:08:14
gut ist. Ja, wo sie sagen, ach, den haben wir auch gar nicht auf der Liste.
1:08:15–1:08:18
Aufrecht in Gang, das ist nicht einfach. Wie gesagt, bei den Referenten sind
1:08:18–1:08:21
ein paar sehr interessantes Werte dabei, so wie jeder kann es nichts sagen.
1:08:22–1:08:23
Schwierig zum Beispiel.
Florian Clauß
1:08:23–1:08:26
Aber wie wurde denn entschieden, wer dann quasi verkauft wird?
Hendrik Voigtländer
1:08:26–1:08:31
Nein. Ich habe keine Vorstrafen. Ich bin Tagesvorseher. Das Tagesvorfall wurde damals schon gebracht.
1:08:32–1:08:35
Damals hat der oberste Rechtsanwalt Vorgehen in der DDR in der Tagesordnung
1:08:35–1:08:39
gefahren. Es gibt andere Wege, als über die Grenze zu gehen.
1:08:39–1:08:43
Und er hat schon gewusst, wenn du hier landest, bist du da furchtendapfer.
1:08:43–1:08:47
Googlen konnte er damals nicht. Verstehst du, wenn du dich hier auf der Straße
1:08:47–1:08:50
anhaltest? Ganz nur Sachen, wie man am besten von Bulgarien in die Türkei kommt.
1:08:52–1:08:55
Diese Person gibt es auch nicht. Wer sowas weiß, der wird mich in der DDR auf
1:08:55–1:08:58
der Straße spazieren gehen. Und gar nicht rauszulösen, wo bin ich da,
1:08:58–1:08:59
wo ich komme? In Quetenburg.
Florian Clauß
1:08:59–1:09:02
Aber du musstest dann schon einen Ausreiseantrag schreiben?
Hendrik Voigtländer
1:09:02–1:09:05
Das wollte ich ja nicht. Ich hatte einen sehr guten Job in Quetenburg,
1:09:05–1:09:09
da war ich hergekommen, einen sehr guten Job gehabt und wirklich viel,
1:09:09–1:09:12
viel Spaß da, auch in der Firma. Das hat mir auch Spaß gemacht, da zu arbeiten.
1:09:12–1:09:15
Und das wollte ich nicht aufs Spiel setzen. Wenn du nämlich keine Leute aus
1:09:15–1:09:19
Quetenburg, die den Ausreise erstellt haben, die sind für den Einsatz zu machen,
1:09:19–1:09:22
aber waren wieder ausgewechselt. Die haben nicht von dir gesprochen, das normal.
1:09:22–1:09:24
Verstehst du, ich wusste, ich kann zwei Leute, die waren wie,
1:09:24–1:09:27
Ich hab mal an die Tür gekröpft, er sagt, ich bin nicht so, dann bin ich weg.
1:09:28–1:09:31
Aber er wollte nicht mehr mit dir in Kontakt. Zwei Personen wollten nicht mehr
1:09:31–1:09:32
mit dir in Kontakt. Und das wollte ich nicht.
1:09:33–1:09:37
Ich wollte nicht aus der Firma entlassen bleiben. Ich hatte keine Arbeit gehabt.
1:09:37–1:09:39
Ich hatte immer einen Job, hatte ich immer Geld.
1:09:39–1:09:42
Mir ging es immer gut. Aber das wollte ich nicht.
Ali Hackalife
1:09:42–1:09:45
Wie war es mit Familie? Repression für deine Flucht?
Hendrik Voigtländer
1:09:45–1:09:47
Die einen. Also meine Mutter war, als die Hausdurchsuchung war,
1:09:48–1:09:52
ist am 2. November lang hier. Am 1. Dezember kommt mein...
1:09:54–1:09:58
Am 3. Oktober festgenommen und am 2. November lande ich hier und am 4.
1:09:58–1:10:00
November ist die Hausdurchschule, wo ich herkomme.
1:10:00–1:10:03
Und meine Mutter hat sich schon vorbereitet, der Nachbars Jünger,
1:10:03–1:10:06
wir sind ja mit Jungs, du bist nach Bulgarien geflogen, der war mit in der Reise.
1:10:07–1:10:10
Und wir sind 33 Leute gewesen, die von Leipzig nach Borges geflogen sind,
1:10:10–1:10:11
zu uns sind dann noch ein Dreisig gegangen.
1:10:11–1:10:14
Also alle wussten im Hotel, wo ich da, als sie da in Borges,
1:10:14–1:10:18
in dem Hotel, wo wir waren, das versucht haben, zwei Leute zu fliegen.
1:10:18–1:10:21
Und dann sagt dieser Herr Weber zu meiner Mutter, die sind beide in einem Flugklasse
1:10:21–1:10:25
gegangen, Märbel, da ist meine Mutter, Nimm mal Platz, was will dein Sohn Hendrik
1:10:25–1:10:28
längere Zeit nicht sehen? Meine Mutter sagt, was ist passiert?
1:10:28–1:10:30
Ja, der hat versucht mit einem Schiff, das war nicht stimmt,
1:10:30–1:10:33
mit einem Schiff von Bulgarien in Türkei zu fliegen.
1:10:33–1:10:37
So, da hat nämlich meine Mutter sich darauf vorbereitet und hat auch,
1:10:37–1:10:40
sie wusste schon von jemanden, vom Kreis Staatsanwalt, wir kannten ein paar
1:10:40–1:10:42
Leute, wir haben den Kunden aus anstehenden Verhältnissen, ja,
1:10:42–1:10:44
ich bin nicht jemand von den Tatsen gewesen.
1:10:44–1:10:48
Sie wusste schon, dass die Leute quasi nicht einfach durch die Räume gehen können
1:10:48–1:10:50
ohne Begleitung. Und es steht auch in der Schlau-Sekte drin,
1:10:51–1:10:54
dass meine Mutter uns dafür unterschreiben muss, dass sie körperlich unversehrt gedehnt ist.
1:10:54–1:10:57
Steht in der Akte drin. Körperlich unversehrt. Muss ich mir vorstellen.
1:10:58–1:11:01
Und dann hat mein Bruder, der hat als Maschinist für Großanlagen in Witterfeld
1:11:01–1:11:03
gearbeitet, in so einen Schaufelräume gefahren.
1:11:04–1:11:07
Den haben sie einen Dakob, fünf Leute, fünf Personen, fünf Personen.
1:11:07–1:11:08
Und dann hat sie gesagt, was?
1:11:09–1:11:11
Mein Bruder wurde fliegt? Er vermusste ich ja überhaupt nicht.
1:11:12–1:11:15
Und konnte nach dem Laufen stimmen, konnte wieder gehen. Das war's. Na ja, so ist das Geld.
Ali Hackalife
1:11:17–1:11:18
Träumst du noch von der Haft?
Hendrik Voigtländer
1:11:18–1:11:22
Also das einzige Mal, das kann ich dir noch erzählen, als interessante Story,
1:11:22–1:11:25
es gibt ja so Flashbacks da, wo du wach wirst, oh Gott,
1:11:25–1:11:29
ja, aber ich habe irgendwo geslafen, es stand im Jahr 2000, ich habe einen Blut
1:11:29–1:11:31
geführt, ich stand nicht mal in der Schrecklich-Vorbe, vier Sprachen,
1:11:31–1:11:34
zwei Zähne, ja, Ivo liegt übrigens sehr,
1:11:35–1:11:39
und der stand vor meinem Bett, und ich habe, ich habe, ich habe,
1:11:39–1:11:43
oh Gott, der stand vor meinem Bett, es war ja nicht an, ich habe zur Überschreit,
1:11:43–1:11:46
ich glaube, es ist so. Da stand der Tisch nicht vor meinem Bett.
1:11:47–1:11:53
Da stand irgendwie Gurgel so, ja, ich hab nie weder vor noch nachts in dem Land geholfen. Echt?
1:11:54–1:11:57
Ja, ich bin mit, damit hab ich ja gewonnen. Damit hab ich ja den Schlüssel,
1:11:57–1:11:59
da hab ich dich klar sehen. Aber es hat so richtig vorgemacht.
1:12:00–1:12:02
Wenn ich im ganzen Tag sage und sage, natürlich ist es auch falsch.
1:12:02–1:12:05
Ja, ich wünsche ich keinen. Also nicht nur so gerade auf das hier.
1:12:06–1:12:09
Ja, das ist schwierig. Aber ich habe mich jetzt am Ende der Pech gewonnen.
Florian Clauß
1:12:09–1:12:12
Und wie sind die Gefühle gegenüber den Wärtern und denen.
Hendrik Voigtländer
1:12:13–1:12:16
Die das... Das war ein Wärter und der Erste, der zu mir gesagt hat,
1:12:16–1:12:20
kommen Sie, der hat mir Hürde getragen, Bullträger, der auch auf halber Zeit
1:12:20–1:12:23
noch stehengegeben ist und wollte wissen, wie die Hartbedingungen sind,
1:12:23–1:12:25
sie würde ich heute noch die Hand geben. Der war wirklich nett.
1:12:26–1:12:30
Der hat auch in die Zelle reingelassen, dass er nicht darf, es steht,
1:12:30–1:12:32
es ist alles dokumentiert.
1:12:32–1:12:34
Am 4. November bekomme ich die Rechtsanwälte.
1:12:35–1:12:37
Und da habe ich mir gedacht, du schreibst hier nur aus der Rechtsanwälte an.
1:12:38–1:12:44
Nur, der stand nicht mit drauf. Dann habe ich diesen Mann, mit den anderen kam ich nicht gar.
1:12:44–1:12:47
Der tippte in die Zelle rein, ich sagte, welchen Rechtsanwälte soll ich nehmen?
1:12:49–1:12:52
Und dann tippte er an den Unterhändler von Halle, den musst du nehmen,
1:12:52–1:12:53
den habe ich auch angeschrieben.
1:12:55–1:12:57
Rechtsanwalt, also ich habe dem am 4. November geschrieben, den Brief,
1:12:57–1:13:00
der wurde so nie angekommen. Erst als meine Ohren übergriffen,
1:13:00–1:13:02
war auch von der Schulenburg, im Hofwissen, da wach.
1:13:02–1:13:05
Das sieht man in meinen Notanlagen, am 16. Dezember bekommt der Rechtsanwalt
1:13:05–1:13:07
Vogel von der Schulenburg einen Fax.
1:13:08–1:13:11
Der Rechtsanwalt Vogel hat die Oblecke, seine Kanzlei gehabt, ja nun zu draußen.
1:13:12–1:13:15
Und am selben Nachmittag kommt der Unterhändler Albrecht nach Halle zur Stasi
1:13:15–1:13:18
und sagt, das ist kein Scherz, quatschen Sie ein bisschen schneller,
1:13:18–1:13:19
wollen Sie besser oder nicht? Das war man nicht sagen.
1:13:20–1:13:22
Ich habe es Ihnen gesagt, das kann doch nicht wahr sein. Was ich nicht darf,
1:13:22–1:13:25
ich stehe im Haus auf dem Raum, weil ich so perplex war, quatschen wir ein bisschen,
1:13:25–1:13:31
ich darf mich nicht umdrehen, selbst der Werther hat nichts zu mir gesagt,
1:13:32–1:13:34
genau so sehen der Werther, wie irritiert ich war.
1:13:34–1:13:37
Quatschen sie ein bisschen schneller, waren sie im Westen oder nicht,
1:13:37–1:13:40
ich hatte so viel auf der Seele und der Rechtsarbeiter kriegt natürlich für 1000 DM,
1:13:41–1:13:44
also für die Vermittlung, der sagt zu mir quatschen wir ein bisschen,
1:13:44–1:13:47
wir sind ein bisschen bei ihm eingeritten, nach einer Saade,
1:13:47–1:13:50
mit ein paar anderen Leuten haben richtig eingeritten, richtig derart oder nach,
1:13:50–1:13:53
ich möchte meinen Schmutzhohl haben, Da hat die Sekretär nach einer Handstimmung
1:13:53–1:13:55
gesagt, wenn sie nicht das Haus verlassen, hol die Grillzahl. Das ist einfach egal.
Florian Clauß
1:13:57–1:14:01
Aber ich meine, die Devisen, die da rausgefallen sind, das war ja fast eine eigene Industrie.
Hendrik Voigtländer
1:14:03–1:14:07
Natürlich. Die haben 3,55 Milliarden D-Mark für uns bekommen.
1:14:07–1:14:09
Milliarden. Ja, das ist Wahnsinn.
Ali Hackalife
1:14:10–1:14:14
3,5 Milliarden D-Mark West, das ist fast 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der DDR.
Hendrik Voigtländer
1:14:16–1:14:19
So, das ist so, wir sind die Augenade, wenn man die hier sieht.
1:14:19–1:14:22
Am Tag darf man sich, glaube ich, diese Holzbrüche als Gefangener nicht aufhalten.
1:14:22–1:14:26
Als ich ankam, bekam ich einen Lagen. Ich bekomme 14 Tage eine Dratze.
1:14:26–1:14:28
Nachwalt 14 Tage ins Neue Deutschland.
1:14:29–1:14:32
Nach 14 Tage, da braucht man Schachspiel, kurz um einander, sind sie gar ins
1:14:32–1:14:35
Gartspiel drin. Nach vier Wochen nachher ich hier Liebschlitz machen. Da habt ihr mehr als 8.
1:14:36–1:14:38
September bekommen. Wobei ich nicht mag, Liebschlitz bekommen.
1:14:39–1:14:41
Auch mal eine CDI-Schnitz. Da habe ich den nochmal versetzen.
1:14:41–1:14:43
Ich habe hier aber richtig gewandelt. Auf Frankreichs ganz real.
1:14:43–1:14:46
Aber so, wie ich es jetzt gerade mache, nicht. In dem Mai, da wo hier steht,
1:14:46–1:14:47
da steht noch ein Tisch. Da hört man oben.
1:14:48–1:14:51
Das ist so eine Zelle von denen. Gibt es Hinzungen zu der Zelle?
Ali Hackalife
1:14:51–1:14:53
Bist du auch gewandert, um die Zeit umzubekommen?
Hendrik Voigtländer
1:14:54–1:14:57
Nee. Nee, überhaupt nicht. Ich habe immer Programme.
1:14:57–1:15:00
Also ich habe immer Programme. Also du kannst zum Beispiel in Deutschland das
1:15:00–1:15:03
Kreuzwort dritte lösen. Dann haben wir hier Samstagabend war unser Skalspiel.
1:15:04–1:15:06
Glaubt man nicht, dass ich am Samstagabend hier am Tisch gewirrsen habe, wo man haftgeweigen.
1:15:06–1:15:11
Wir haben vor Tränen gelacht, haben wir hier Tränen, haben wir nicht laut.
1:15:11–1:15:14
Das geht nicht. Hahaha, das geht nicht. Damit provoziert es zu sehen.
1:15:15–1:15:17
Aber dass ich am Tisch, wenn die Tränen nicht nur einmal ausgewischt haben,
1:15:18–1:15:20
wenn wir Skals gespielt haben, wir haben so gelacht, aber endlich laut.
1:15:21–1:15:24
Ich sag's noch mal für ein bisschen Schritt nach vorne. Ich hab dann gesagt,
1:15:24–1:15:26
ich hab dann mal einen Liegestütz gemacht, wenn die ja nur neun zu verhörsen,
1:15:27–1:15:28
dann mach ich meine 10 Liegestütze.
1:15:28–1:15:30
Hab hier die Schachfiguren, dann stell ich eine Schachfigur hin,
1:15:30–1:15:33
mach eine Pause, das ist ziemlich hell, mach dann wieder 10 Liegestütze und
1:15:33–1:15:36
mach das dann ganz nah. Ich hab dann X99 Liegestütze.
1:15:36–1:15:39
Vier Monate, ein Monat, nur geil. Stasi vier Monate, insgesamt.
1:15:39–1:15:40
Also nicht nur hier, auch alle nach Wagen.
1:15:41–1:15:44
Und dann komm ich, das wird die Leute, die sich sehr irritiert,
1:15:44–1:15:45
das sind insgesamt im Siebenknasten.
1:15:45–1:15:48
Dann muss ich über Leipzig nach Rackvitz. Und Rackvitz ist ein Leichtspitalwerk,
1:15:48–1:15:51
wo ich nochmal zwei Monate arbeiten muss.
Ali Hackalife
1:15:51–1:15:54
Was macht man, wenn man rausgekauft wird? Gibt es vor allem im Westen ein Programm,
1:15:55–1:15:58
das der Blickflüchtling aufgenommen hat? Oder warst du dann auf einmal in Westdeutschland?
Hendrik Voigtländer
1:15:59–1:16:04
Naja, ich hatte ja meine Oma. Aber das Programm war, also was auch noch wichtig
1:16:04–1:16:08
ist, zum Beispiel aus Gießen, wir haben erstmal 50 DM bekommen.
1:16:08–1:16:10
Jeder hat da 50 DM bekommen, also du konntest erstmal einkaufen gehen.
1:16:11–1:16:13
Essen, Trinken war in Gießen, Essen war gut.
1:16:13–1:16:16
Ja, in Gießen, das war natürlich schon mal ein anderes, wenn ich mal ein Norbert kaufe und sowas.
1:16:16–1:16:19
Nach sieben Tagen hat mich, glaubte ich denn, also ich hätte es auch vorher
1:16:19–1:16:21
schon gekonnt, vom Fahrt von Main nach
1:16:21–1:16:24
West-Berlin, auch den Flug hat die Bundesrepublik Deutschland bezahlt.
1:16:24–1:16:27
Das hat damals über 350 D-Mark gegostet. Das habe ich nicht vergessen.
1:16:27–1:16:33
Das Taxi dann vom Flughafen Tegel zum größten Gamm zum Radrum hat man unterbezahlt, 23 D-Mark.
1:16:34–1:16:36
Aber auch das habe ich nicht vergessen. Du konntest natürlich ein Programm machen,
1:16:37–1:16:38
aber ich hatte keinen Bock darauf.
1:16:39–1:16:41
Ich wollte auch keine anderen, meine Herren mich 1990 immer gefragt,
1:16:41–1:16:44
ob ich hier arbeiten will. Ich habe eine betreue Rundsenat. Da habe ich wieder
1:16:44–1:16:45
Frau Schulz und war zu dem Mittwochland.
1:16:46–1:16:50
Fahren Sie mich nicht noch mal. in Hochschulenhaus würde ich niemals arbeiten.
1:16:50–1:16:54
Da würden Sie sich mit einer anderen Republikfischung niemals in Kontakt haben. Nein!
1:16:54–1:16:56
Wie können Sie mich denn fragen, ich habe mich dann entschuldigt bei ihr,
1:16:57–1:17:00
weil ich mich wundervolle Frage, wie können Sie mich fragen zehn Jahre nach
1:17:00–1:17:02
der zweiten Mauer, ob ich hier arbeiten soll, ich will hier nicht arbeiten,
1:17:02–1:17:04
13 Jahre später Peter Schaden meinen.
1:17:05–1:17:10
Das ist das Leben. So, komm, so kommen. Ja, so ist das Leben.
1:17:11–1:17:14
Was ist damals hier, hier hinterher schreiben die Spitze für uns die Berüchte.
1:17:15–1:17:18
Essen ihren Bräuler, kennst du den Bräuler noch? Gucken DDR-Fernsehen.
1:17:19–1:17:21
Das Programm ist eher nicht gut.
1:17:21–1:17:25
Ja, ich bin ja ein Mensch von MDR, der Mitteldeutsche Rumpfung gibt sich große Mühe mit mir.
1:17:25–1:17:29
Aber wenn ich diesen Unsinn höre, am Samstagabend haben die Ostdeutschen den
1:17:29–1:17:32
Kessel Bundes geguckt. So war es nicht.
1:17:32–1:17:36
Also wir, wir, mein großer Bekanntenkreis, wir haben West-Tanzen geguckt.
1:17:36–1:17:39
Wir fanden den Inspektor Schimanski, Wetten, das verstehen Sie Spaß.
1:17:40–1:17:43
Rudi Carell war doch immer ein großes Kino, viel unterhaltsamer.
1:17:43–1:17:44
Das Kinderprogramm war gut in der DDR.
1:17:45–1:17:49
Wir fanden den DDR2 besser als Stimme der DDR. Ja, das West-Programm war besser.
1:17:49–1:17:52
Das war besser auch, wir haben vor Arbeit, HR3 gehört, das war besser auch hier
1:17:52–1:17:55
in Berlin, weißt du. Die haben Musik nach der Schule gehört.
1:17:55–1:18:01
RIA 2 oder RS2, RIA 2 war es damals, oder SFB 2, das war viel bessere Unterhaltung als das DDR-Radio.
1:18:01–1:18:05
Klar gab es mal am Abend, man guckt doch mal den Kesselbundes,
1:18:05–1:18:06
das will ich auch gar nicht sagen,
1:18:06–1:18:09
aber wir am Montagmorgen, guck mal, ich habe ja Grenzbrigade Küste,
1:18:10–1:18:12
was denkst du, die haben sich extra die, Dallas, haben sich extra die Serien
1:18:12–1:18:15
schreiben lassen, so war das damals, heute schreibst du eine E-Mail,
1:18:15–1:18:18
damals haben die das als Brief schreiben lassen, was in der Serie Dallas,
1:18:18–1:18:21
das war so eine, weißt du, kennst du das, das war so eine amerikanische Serie,
1:18:22–1:18:24
haben sich extra was schreiben lassen, wir haben nur über Westfernsehen,
1:18:24–1:18:27
natürlich wer kein Westfernsehen bekommen hat, Dresden, Strassuth hat auch keinen
1:18:27–1:18:30
guten Westempfang gehabt, die Ecke da, ja, die könnten kein Westfernsehen gucken,
1:18:30–1:18:34
oder wenn ich in der Partei war, in der SED war, ist es auch nicht so gut,
1:18:34–1:18:36
wenn man so viel den Westfender geguckt hat.
1:18:36–1:18:39
Aber wir, die kleinen Leute, wir haben am Montagmorgen über die Bundesliga,
1:18:40–1:18:43
die Sportschau gesprochen, über die Tagesschau gesprochen und nicht über das DDR-Programm.
1:18:43–1:18:47
Aküle Kammer und Karl-Heinz von Schmitz, leer haben wir nicht geguckt.
1:18:47–1:18:49
Ja, wir fanden das Programm best, haben wir besser.
1:18:54–1:18:59
Wir sind wie in Tirol noch anders. So ist es. Das ist die Aus...
1:18:59–1:19:03
Deswegen hat sich das Politbüro, ihr müsst es ja wissen, das Politbüro hat sich
1:19:03–1:19:06
damit beschäftigt, in Dresden Westfernsehen zu...
1:19:07–1:19:12
Weißt du das? Nee. Sie haben sich damit beschäftigt, weil da die Ausreisenwelle
1:19:12–1:19:14
am höchsten war. Die Ausreisen waren in Dresden am höchsten.
1:19:14–1:19:17
Deswegen hat sich das Politbüro, kannst du googeln, hat sich damit beschäftigt,
1:19:17–1:19:19
dass Dresden Westfernsehen gekommen ist.
Ali Hackalife
1:19:19–1:19:22
Ich dachte, dass die Ausreise aus Dresden so hoch war, weil die über die Uni
1:19:22–1:19:24
halt auch viele Westkontakte hatten.
Hendrik Voigtländer
1:19:24–1:19:27
Das war eines der Gründe, weil sie kein Westfernsehen sind, die sind ja echt
1:19:27–1:19:30
nach Berlin gefahren, nach Berlin und Westfernsehen. Das ist kein Scheiß.
1:19:31–1:19:33
Ihr hört mich da hinten, ja, geh mal rein, geh mal ein Stück rein,
1:19:33–1:19:35
dann kann ich euch das mal erklären, wie das hier so aussieht.
1:19:35–1:19:37
Ich sitze da auf dem Hocker auf den Helden, wenn die Feuerwehr fahren,
1:19:37–1:19:39
wenn die Feuerwehr fahren, laufen immer zwei Turmbänder.
1:19:40–1:19:43
Ein Turmband läuft auf den Tisch, das zweite Turmband läuft da im Schrank.
1:19:43–1:19:47
Von dem Turmband auf den Hocker, auf den Händen, im Schrank weiß ich nichts,
1:19:47–1:19:50
diese Leute und Herstuhl mögen uns überhaupt nicht, kommt da das Turmbänder nicht ran.
1:19:51–1:19:54
Damit er jetzt nicht sagt, dass wir uns beiden ich mach mal das Turmbänder auf
1:19:54–1:19:56
den Tisch aus, wenn du das sagst, kannst du ergehen.
1:19:57–1:20:01
Für mich, klein Mann, zwei Turmbänder, das System ist krank. Nicht immer, aber oft.
1:20:01–1:20:03
Wenn die Frau Romane ist von Flur in den Roten Lamm gegangen,
1:20:03–1:20:06
eine Videokamera zentral habt ihr da und die andere Videokamera zentral habt ihr da.
1:20:07–1:20:11
Ja, guck mal kurz rein, wen das sieht. Geh mal rein, da sitzt er da auf dem
1:20:11–1:20:13
Hock auf den Händen, die Frau Romane, das ist weit. Turmbänder läuft da an den
1:20:13–1:20:14
Schranken, von dem ich nichts weiß.
Ali Hackalife
1:20:14–1:20:19
Der Klaus Cordon erzählt, dass er Raucher ist und er damit gefoltert wird,
1:20:19–1:20:21
dass man ihm sagt, hier sind drei Zigaretten, aber nur ein Streichholz,
1:20:21–1:20:27
damit man auf einmal rauchen kann, aber nicht, wie man sich das selbst einteilen möchte.
Hendrik Voigtländer
1:20:27–1:20:29
Das kenne ich nicht, das habe ich noch nicht gehört.
1:20:30–1:20:33
Ja, es gibt immer wieder Schikanen, aber wie gesagt, ich bekomme das nicht mit
1:20:33–1:20:36
Zigaretten, ich bin nicht Schraucher, so gewesen, aber das Verhältnis zwischen
1:20:36–1:20:36
ihm und mir ist verstanden.
Ali Hackalife
1:20:36–1:20:39
Womit hat man dich geködert? Also es gab ja so ein Entgegenkommen.
Hendrik Voigtländer
1:20:40–1:20:42
Ja, ich komme vielleicht drauf. Wir sagen gleich mal einen Satz dazu.
1:20:43–1:20:46
Tja, das Haus wurde wieder renoviert, das ist zum Beispiel ein großer Kostenfaktor
1:20:46–1:20:47
gewesen hier, ja, diese Verblendung.
1:20:48–1:20:52
Das war auch einer der großen hinten Fahrstuhl, nicht nur, aber jetzt die Tapetenre gemacht.
1:20:52–1:20:54
Das Haus wurde für acht Millionen, ein paar anderthalb Jahre,
1:20:54–1:20:57
wie gesagt, die Hälfte der Bundesrepublik bezahlt, die andere Hälfte der Berliner Senat.
1:20:58–1:21:01
Teure Geschichte. Wenn du am Tag 2009 da hast, musst du natürlich auch irgendwann mal renovieren.
1:21:02–1:21:06
Wir können uns gerne auf den Händen, auf den Händen, meine Herren,
1:21:07–1:21:09
auf den Händen, setzt sich mal jemand hin von euch. Sehr gut.
1:21:11–1:21:13
Ja, sehr gut. Du sitztig damals da, wenn die Feuerwehr um an,
1:21:13–1:21:17
wenn die Feuerwehr um an steht, wenn die Feuerwehr um an steht hier im Tonband,
1:21:17–1:21:19
das Mikro steht da und das Feuerwehr um an steht hier im Schrank,
1:21:20–1:21:20
dann nehme ich nichts weiß.
1:21:21–1:21:24
Leute, wir mögen uns überhaupt nicht. Ich möchte ihn noch nicht treffen.
1:21:24–1:21:28
Ich fahre bestimmt fünf, sechs, sieben, acht Mal nach einem Glas Wasser,
1:21:28–1:21:31
Kopfschmerztablette, ob ich auf die Toilette gehen kann.
1:21:31–1:21:34
Das gibt es bei ihm nicht. Er sitzt auch zehn Stunden hier von ihm.
1:21:34–1:21:38
Er braucht eine Leistung. Zehn Stunden sitzt er hier und trinkt seinen Kaffee.
1:21:39–1:21:43
Ich kann es doch mal sagen, ich habe die Leute hier sitzen, tiefste Verachtung.
1:21:43–1:21:47
Er war dann an den Totenstationsgeschäftler, zwei Jahre älter als ich,
1:21:47–1:21:48
und lässt mich nicht auf die Toilette gehen.
1:21:48–1:21:51
Er sagt, es gibt keine Toilette. Natürlich, es gibt ja nicht keine Toilette.
1:21:51–1:21:55
Wenn die Feuerwehrwohnstätüren und Drangbein nicht machen, die haben kein Verhör in der Tür.
1:21:56–1:22:00
So, das ist wichtig. Ich darf nach 80 Tagen zu deinem Vorgesetzten lösen dich gleich.
1:22:00–1:22:03
Wenn man sagt, was man in gut aussehen. Normalerweise ist erst mal nach 80 Tagen
1:22:03–1:22:07
sicht sich im Gesicht und im Licht. Ja, du lüsst es immer mit dem Gesicht im Licht.
1:22:07–1:22:10
Das darf man mal in gut aussehen. Normalerweise ist ein riesengroßer Raum, ganz anders als hier.
1:22:10–1:22:13
Er sagt zu mir, Händen, ich werde mit Vornamen umgeschworen,
1:22:13–1:22:16
nehmen Sie am Tisch Platz. Das geht bergauf mit dem Ocker an den Tisch.
1:22:16–1:22:18
Daran geht es kaum. Zeig mal, ob dir dein Händ ist.
1:22:19–1:22:23
Sieht ihr das? Und dann brauchst du zwei Minuten? Krass. Krass.
1:22:25–1:22:26
Zehn Stunden kannst du das vorstellen?
Ali Hackalife
1:22:27–1:22:28
Ich hoffe nicht.
Hendrik Voigtländer
1:22:28–1:22:31
Ja, nee, ich sag, du musst mal so eine Vorstellung. Und er ist nicht dumm.
1:22:31–1:22:33
Nicht, dass du denkst, er fragt hier zehnmal hintereinander,
1:22:33–1:22:35
wollten sie fliegen, wollten sie fliegen, wollten sie fliegen.
1:22:36–1:22:38
Er stellt keine dummen Fragen. Nicht, dass du denkst, das ist jeden Tag,
1:22:38–1:22:40
du hast ja ein anderes Thema.
1:22:40–1:22:43
Das ist natürlich dumm, wenn er mich eine Stunde dazu befragt,
1:22:43–1:22:45
warum ich mit in die VR Ungarien Kaffeefee trittet.
1:22:46–1:22:49
Das ist eine Stunde nur das VR. Er kann mir nicht beweisen, wie der Leutnant
1:22:49–1:22:50
herrscht, dass ich fliegen will.
1:22:50–1:22:53
Ich glaube, mal 80 km zu sein vorgesetzten Mario Grossmann. Das sagte ich bereits,
1:22:53–1:22:56
ein gutaussehender Mann. Mario Grossmann sagt zu mir, ich habe für Sie,
1:22:56–1:23:00
Hendrik, Hendrik Sieh, einen Schriftstück vorbereitet, aber es steht,
1:23:00–1:23:02
dass ich über die haftbedingende DDR keine Auskunft zu geben habe.
1:23:03–1:23:05
Wenn du jemanden in der DDR getroffen hast, kann man eine zweite Jankmusskultur
1:23:05–1:23:09
um Brocken zu fliegen. Wenn du die gefragt hast, du hast in meiner Straße gesessen, wie war es denn?
1:23:10–1:23:13
Warum lachst du mich an? Ich habe dir eine Frage gestellt, die überhaupt noch nicht reden.
1:23:13–1:23:15
Mario Grossmann sagt zu mir, sehr, sehr freundlich, wenn Sie das so unterschreiben,
1:23:16–1:23:19
Hendrik, hört gut zu, linke Seite ist der Ausgang, dass ich über die haftbedingende
1:23:19–1:23:22
DDR keine Auskunft zu geben habe, linke Seite ist der Ausgang in die sozialistische,
1:23:22–1:23:25
in Deutschland spricht DDR, Oder müssen Sie dann Zellen bleiben?
1:23:25–1:23:31
Was hat sich dann gesagt, DDR und Zelle? DDR-Zelle. DDR-Zelle gibt es nicht, DDR und Zelle. Ach DDR.
1:23:32–1:23:33
DDR. DDR.
1:23:36–1:23:38
Du sagst Zelle? Er sagt DDR? Was habe ich nach 80 Tagen gesagt?
1:23:38–1:23:42
DDR und Zelle? Ich würde DDR sagen. Was habe ich nach 80 Tagen gesagt? DDR und Zelle?
Ali Hackalife
1:23:42–1:23:45
Du bist aufrecht hier rausgegangen. Du bist in der Zelle geliehen. Natürlich.
Hendrik Voigtländer
1:23:47–1:23:52
Ich wusste das. Ja, ja. Ich will zurück. Danke. Ich will zurück in den Zellentrakt.
1:23:52–1:23:58
Er guckte mich etwas irritiert an, war ja ein Profi, die Tür ist offen und sagte,
1:23:58–1:24:00
Hendrik, warum zurück in den Zellentrakt? Ich habe ihm eine Antwort,
1:24:00–1:24:01
bitte nicht falsch verstehen.
1:24:02–1:24:04
Nicht mit dem Kopf nach oben, sondern mit dem Kopf nach unten.
1:24:04–1:24:07
Herr Major, wissen Sie, was ich die letzten Monate mitgemacht habe?
1:24:08–1:24:09
Er hat auf die Frage nicht geantwortet.
1:24:09–1:24:12
Nach einer klitzelkeilen Pause habe ich ihn gefragt, was passiert mit mir.
1:24:12–1:24:17
Er sagte, Sie bekommen ein Jahr und sechs Monate. Das hat der Zellmisch mit mir schon gesagt.
1:24:17–1:24:19
Sie haben mich auf das Gespräch in der Zellmischung vorbereitet.
1:24:19–1:24:24
Und er sagte danach wortwörtlich, und Ostern sitzen Sie bei Ihrer Oma im Kurwesten
1:24:24–1:24:25
zusammen und trinken Kaffee.
1:24:25–1:24:29
Ich habe ein kleines bisschen selbstbewusster gefragt, Herr Major, wann ist Ostern?
1:24:29–1:24:33
Er sagte zu mir am 15. April, am 5. April 89 war Ostern. Ich habe nicht bei
1:24:33–1:24:36
meinem Ohr gesessen am Kohlfirsendamm, habe Kaffee getrunken.
1:24:36–1:24:40
Ich werde erst am 9. Mai 1989 an die Bundesrepublik Deutschland verkaufen.
1:24:41–1:24:44
Ich bin einer von knapp 34.000 Bürgern, die frei gekauft wurden.
1:24:44–1:24:47
Die Kanzlerin ist Willy Brandt, Helmut Schmidt, Helmut Kohl,
1:24:47–1:24:50
die Außenministerin Genscher, der Bundesrepublik von Weizsäcker.
1:24:50–1:24:54
Die Leute haben dafür besorgt, dass wir mit Respekt und Wörter landet wurden.
1:24:54–1:24:57
Und ich zum Menschen warten, wie es die Bürgaren und die der Staatssicherheit gemacht haben.
1:24:58–1:25:00
Ich bin sehr stolz, dass ich einer von Leuten bin, die es auch halbwegs mit
1:25:00–1:25:04
Tagenschaften haben. Du darfst in dem Moment nicht sagen, also ich,
1:25:04–1:25:06
ja, was hätte ich in meiner Heimat sagen sollen?
1:25:06–1:25:09
Du siehst ja ganz schön scheiße aus, wer kommst du jetzt gerade?
1:25:12–1:25:15
Für die Nummer, die eine Waktorite bekommen. Ja, musst du auch richtig leben.
1:25:16–1:25:18
Komm, wir gehen fast in eine Idee. Auslands.
1:25:19–1:25:27
Zelle, ich bin die Zelle, amigo. Ich wüsste, das ist egal, ich habe gesagt, ich würde.
Florian Clauß
1:25:28–1:25:29
Ja, ich würde.
1:25:31–1:25:33
Ich glaube, ich hätte es nicht so ausgehalten.
Hendrik Voigtländer
1:25:35–1:25:39
Bist du unter Kinderschein? Da musst du aufpassen. GDR-Republikverschüler.
1:25:40–1:25:43
So, zeig ich euch noch ein paar Bilder von mir. Wir müssen mal gucken,
1:25:43–1:25:44
wie wir von der Zeit her sind.
1:25:45–1:25:48
Wir sind schon weit drüber, aber ich zeig euch trotzdem noch ein paar Bilder.
1:25:49–1:25:52
Er hatte die Idee zur Flucht. Warte mal, fang ich mal bei dir an.
1:25:52–1:25:54
Das ist mein Schulfreund, er hat die Idee gehabt zur Flucht.
1:25:54–1:25:55
Das ist der Schulfreund von mir.
Ali Hackalife
1:25:56–1:25:58
Das ist aber nicht der Leistungssportler. Nee, nee, die zeig ich gleich.
Hendrik Voigtländer
1:25:58–1:26:01
Das ist der Schulfreund von Jürgen, der Idee gehabt zur Flucht.
1:26:02–1:26:04
Er hatte die Idee, ne, gab es zur Flucht. Das ist kurz vor der Fluchtum Begeinheft
1:26:04–1:26:07
genommen worden. So seh ich kurz vor der Flucht aus. Das ist eine von den guten
1:26:07–1:26:09
Quarzohren. Ich lache noch viel.
Florian Clauß
1:26:09–1:26:10
Darf ich die aufnehmen?
Hendrik Voigtländer
1:26:10–1:26:14
Ich sage immer viel, ich bin immer sehr lustig. Ja, das ist nach vier Wochen
1:26:14–1:26:17
begeistert. Ich sage nicht mehr, das wird hier ausgenommen. Das ist ein Bild aus der Stadion.
1:26:18–1:26:22
Nach vier Wochen begeistert sehe ich sehr aus. Hast du da einen Akte?
1:26:22–1:26:25
Ja, nee, nicht alles. Nicht alles davon. So sehe ich, Moment.
1:26:27–1:26:29
Festnahme sehe ich nach sieben halben Monaten aus. Kein Bild machen mehr.
1:26:29–1:26:32
Ja, so sehe ich aus nach sieben halben Monaten. Das ist doch nicht erdnass.
1:26:33–1:26:35
Elf Tage später sieht es so aus. Zwischen dem Bild und dem Bild sind elf Tage.
1:26:36–1:26:39
Oma kocht gut am Kuchen. Das sieht trotzdem scheiße aus, ja. Ja, ist ja so.
1:26:40–1:26:42
So sieht er aus, wenn die deutsche Nationalmannschaft gut spielt.
1:26:42–1:26:45
Das ist Mike, der Leitstainsportler, hab ich euch erzählt, der auf den Daumen-Liegeschnitz macht.
1:26:45–1:26:49
Ja, das ist Mike. Der ist zur Zeit mit dem Schiff nach Alaska.
1:26:49–1:26:49
Der hat mir ein Bild geschickt.
1:26:50–1:26:53
Im Video, sorry. Der schickt ihm ein Bild, der fährt mit dem Schiff nach Alaska
1:26:53–1:26:55
einfach so. Der ist ein Kunde, du, kann ich dir sagen.
1:26:56–1:26:58
Sechs Sprachen, aber kann keine Jugendliche machen. Der kann es mental leider nicht.
1:26:59–1:27:02
Der hat bis zum letzten Tag in der Aknast gesessen. Der weint bei den Thüringen. Der weint.
1:27:03–1:27:05
Der kann es nicht. Also Köpper will ich mir immer noch überlegen.
1:27:05–1:27:07
Der kann das immer mit dem Liegeschnitz, ja. aber kann es nicht.
1:27:07–1:27:09
Und das ist der Zellenspitze, das ist der David, der schreibt nämlich Berichter.
1:27:09–1:27:11
Und das ist mein Podcast. Wollt ihr mal ein Bild machen? Könnt ihr euch mal
1:27:11–1:27:13
die Zluft anhören? Macht mal ein Bild, das Buch dazu.
1:27:14–1:27:17
Das ist im Moment sowieso ausverkauft, aber vielleicht kannst du dir mal,
1:27:17–1:27:20
da sind 30 Zluftgeschichten. Ja, zweimal bundesweit ausverkauft.
1:27:20–1:27:21
Das ist sehr interessant.
1:27:22–1:27:25
Aber wie ist das Buch? Das sind Niedersachsen und Sachsen-Analatine.
1:27:25–1:27:29
Das war zur Leipziger Buchmesse vorgestellt. Und nach zwei Monaten bundesweit zweimal ausverkauft.
1:27:31–1:27:34
Aber es ist eine Fluchtgeschichte, ja, also zum Beispiel Brockenbennus dabei.
1:27:34–1:27:37
Brockenbennus ist jemand, der als die Mauer fällt. Ich bin 9000 Mal auf dem Brocken.
1:27:38–1:27:42
9000 Mal, der Brocken ist 1142 Meter hoch. Du durftest 9000 Mal hoch und runter.
1:27:42–1:27:45
Leider vor der Veröffentlichung des Buches, kurz vorher ist er gestorben.
1:27:46–1:27:48
Sehr, sehr gutes Buch. Ich kann es nur empfehlen. Das ist wirklich was,
1:27:48–1:27:51
wo man sagen kann, nicht nur ostdeutsche Fluggeschichte, auch westdeutsche Fluggeschichte.
1:27:52–1:27:55
Wir haben große Filme gedreht, unter anderem aus Steven Spieberg und von Hemsie
1:27:55–1:27:58
2014. Die haben unsere Lichtanlage daraus kaputt gemacht.
1:27:58–1:28:02
Der Fullise mit Kat Vincent wurde gedreht, die ARD-Fansiv, Weißen Seebogen gedreht
1:28:02–1:28:06
und der sehr gute Film Nahschuss, habe ich vorhin schon darauf aufmerksam gemacht,
1:28:06–1:28:07
mit Lars Eidinger wurde ja auch gedreht.
1:28:08–1:28:10
Die Stasi hat dafür gesorgt, dass man sich nicht das nehmen nimmt,
1:28:10–1:28:13
deswegen ist die VW hier drin. Wenn die Vorhörerung auf die Rote Langbahn gegangen
1:28:13–1:28:15
ist, also die Kahlbahnbahn kennt ihr auch.
1:28:15–1:28:20
Unter normalen Umständen haben wir am Tag zwischen 1000 und 2500 Befugel, was hier los ist.
1:28:20–1:28:23
Wir bieten die Führung in Zehensprache an, ich bin einer von 110 Referenten.
1:28:23–1:28:24
Es ist gut, dass so viele Leute herkommen.
1:28:24–1:28:26
Wir werden uns noch draußen verabschieden, weil es noch ein,
1:28:26–1:28:29
zwei Sätze draußen ist und die Führung zu Ende. Ja, wir sind schon weit drüber.
1:28:30–1:28:31
So, vorhin, komm, wir gehen runter.
1:28:32–1:28:34
So, damals ist hier Leichtstrom drauf, nochmal das zu Ende zu führen,
1:28:34–1:28:36
die Führung hier, was wir sonst nicht machen.
1:28:36–1:28:38
Ja, wir sind weit drüber von der Zeit her, aber wir mussten natürlich,
1:28:38–1:28:40
wenn der Podcast schon mal läuft, dann müssen wir das auch mal bis zum Ende
1:28:40–1:28:42
durchführen. Sorry, dass wir drei Minuten noch überziehen.
1:28:43–1:28:45
Hier ist damals Leichtstrom drauf, wenn sich hier eine Taubel draufsetzen,
1:28:45–1:28:49
hatten die drin Alarm. In diesem Areal arbeiten damals 255 Leute, Stasi-Tag und Nacht.
1:28:50–1:28:52
Rechts von mir ist hier Teilung 9, bei schweren Kommunalförden oder bei neuen
1:28:52–1:28:55
Diplomatungsleben kommt es auch. Die Teilung 9 geht mal zur Seite,
1:28:55–1:28:56
jetzt sagen wir, wo es lang geht.
1:28:56–1:29:00
480 Leute arbeiten da drin, besser ausgebildet als die DDR-Kriminalpolizei.
1:29:00–1:29:03
Ja, die haben bessere Sachen, also auch besseres Equipment und wie ich ja bereits
1:29:03–1:29:06
einleitend sagte, 1085 Personen in dem Haus.
1:29:06–1:29:10
Ein Fluchtversuch ist ja ausgeschlossen. Selbst wenn ich, wie du gekommen wäre,
1:29:10–1:29:12
hast du hier hinten noch eine Staffel, dann noch einen Zaun.
1:29:12–1:29:13
Du weißt nicht mehr, wo du bist.
1:29:13–1:29:16
Hier hinter werden die Kugeln rausoperiert. Ja, wenn jemand eine Kugel gefahren
1:29:16–1:29:20
hat in der deutschen Grenze oder Berliner Mauer, werden die Kugeln nur hier rausoperiert.
1:29:20–1:29:22
Das gibt es nur in Berlin, Hohenschnausen, in Verbindung mit der Charité.
1:29:23–1:29:26
Das gibt es in Halle in Leipzig oder in Dresden zum Beispiel nicht. Das gibt es nur hier.
1:29:26–1:29:29
Wenn man mich fragen würde, nach meinem negativen Höhepunkt durch die Klasse,
1:29:29–1:29:32
anstatt DDR zu reisen, würde ich immer sagen, ich bin mit diesem Grotewoll-Express
1:29:32–1:29:34
von Halle nach Leipzig gefahren.
1:29:34–1:29:36
Du siehst mit leiten Brust am Brust, der eine hat keine Zähne im Mund,
1:29:36–1:29:37
der andere ist tätowiert, bis zum anderen Dach.
1:29:38–1:29:41
Ich habe den Wärter damals zweimal gefragt nach Toilette. Der Wärter sagt zu
1:29:41–1:29:42
mir, es gibt keine Toilette.
1:29:42–1:29:44
Ich habe hier vor zehn Jahren angefangen, ich habe das keinem erzählt,
1:29:44–1:29:46
habe mir heimisch still und leise einen Schlüssel von dem Grotewoll-Express
1:29:46–1:29:49
besorgt und habe herausbekommen, dass es sogar zwei Toiletten gibt.
1:29:49–1:29:51
Es gibt eine für die Wärter, es gibt eine für die Gefangenen.
1:29:51–1:29:55
Es gibt für mich keine Toilette, sie wollen mich demütigen. Das war eine negative Lippe.
1:29:56–1:29:58
Möchte ich mich von euch verabschieden, auch dank für das Interesse,
1:29:58–1:30:01
was ihr mitgebracht habt. Und ich möchte die Führung enden mit Albert Einstein.
1:30:01–1:30:03
Die reinste Form des Wahnsinns ist...
1:30:04–1:30:07
Alles beim Alten zu belassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert.
1:30:07–1:30:11
Ich wünsche euch, ich wünsche Ihnen ein schönes Leben in Freiheit und Frieden. Vielen Dank.
1:30:12–1:30:14
Vielen Dank. Los!
1:30:17–1:30:18
Ganz herzlichen Dank.
Ali Hackalife
1:30:18–1:30:19
Ich danke euch auch. Das war sehr interessant.
Florian Clauß
1:30:20–1:30:22
Kann ich nochmal deinen vollen Namen, Hendrik?
Hendrik Voigtländer
1:30:23–1:30:23
Volkländer.
Florian Clauß
1:30:24–1:30:27
Volkländer mit O-I. So.
1:30:29–1:30:30
Das war kompakt.
Ali Hackalife
1:30:31–1:30:33
Das war sehr energisch.
Florian Clauß
1:30:33–1:30:33
Ja.
Ali Hackalife
1:30:33–1:30:37
Ich freue mich jetzt auf ein bisschen Ruhe in meinem Kopf.
Florian Clauß
1:30:39–1:30:40
Wir müssen noch abmoderieren.
Ali Hackalife
1:30:41–1:30:43
Ah ja, ja. Schließfächer?
Florian Clauß
1:30:43–1:30:47
Schließfächer sind hier. Wir hatten ja eigentlich noch vor, so ein bisschen
1:30:47–1:30:52
weiter zu machen, weiter zu wandern und noch mehr über die DDR zu sprechen.
1:30:53–1:30:55
Aber ich glaube, das ist jetzt hier so ein Akzent.
Ali Hackalife
1:30:55–1:31:00
Es war interessant, das war ein interessanter Typ, also sehr energisch vorgechlagen.
1:31:00–1:31:04
Also in der Erzählung waren auch jetzt recht viele Sprüge drin,
1:31:04–1:31:06
man musste ständig mitdenken.
1:31:06–1:31:10
Deswegen war es aber auch so frisch, weil er das halt wirklich so.
Florian Clauß
1:31:10–1:31:12
Spontan erzählt hat.
Ali Hackalife
1:31:13–1:31:17
Du merkst den Moment, wo er gefangen wurde in Bulgarien.
1:31:18–1:31:24
Und ich habe das Gefühl, so wie er jetzt redet, da ist halt immer noch der Pan-20-Jährige.
Florian Clauß
1:31:24–1:31:27
Und auch in der Aktion einfach, was da passiert ist alles.
1:31:28–1:31:31
Wenn man direkt vor Ort ist und das so erlebt hat, das ist glaube ich nochmal
1:31:31–1:31:34
so, dass ich kann es mir nicht vorstellen.
Ali Hackalife
1:31:34–1:31:39
Nee, vor allem egal, wie nah man drankommt. Ich habe Bücher darüber gelesen,
1:31:39–1:31:43
ich habe mich wirklich viel mit der DDR befasst und trotzdem hier zu sein,
1:31:43–1:31:45
ist immer nochmal was ganz anderes.
Hendrik Voigtländer
1:31:47–1:31:50
Wir kommen nicht raus. Wir sind eingesperrt. Eingesperrt. Wo wollen wir denn
1:31:50–1:31:52
hin? Ja, wir wollen raus. Ach, wir kommen nicht raus.
1:31:54–1:31:56
Die Tür ist auf. Haben wir nochmal Glück gehabt.
Ali Hackalife
1:31:56–1:31:58
Wollen wir für die Sendung noch ein Foto machen zusammen?
Hendrik Voigtländer
1:31:58–1:31:59
Gerne, gerne.
Ali Hackalife
1:32:00–1:32:03
Wo wollt ihr hin? Wir können uns ja mal vor das Gitter stellen.
1:32:03–1:32:04
Das ist ja repräsentativ.
Hendrik Voigtländer
1:32:05–1:32:09
Ich bin mein bester Foto-Kraft der Welt. Aber es sind ja super interessante
1:32:09–1:32:11
Geschichten. Also Leute müssen das hören.
1:32:11–1:32:14
Ja, vor allen Dingen, wenn du richtig dornach denkst, ich hab's ja aus wie Tricks.
1:32:14–1:32:17
Ich habe im Flugzeug schon, nicht im Flugzeug, als wir in Bulgarien sitzen,
1:32:18–1:32:20
in der Zelle, habe ich so gedacht, wenn du in der DDR ankommst,
1:32:21–1:32:22
das wussten wir ja nicht, was passiert.
1:32:22–1:32:26
Ob die mit dem Flugzeug oder mit 1000 oder was weiß ich, da gibt es ja 1000
1:32:26–1:32:28
Geschichten dazu, wie man von Bulgarien in der DDR kommt.
1:32:28–1:32:31
Wenn du in der DDR in Leipzig drehst oder in Ostberlin ankommst,
1:32:32–1:32:33
da kriegst du eine Dracht Prügel, habe ich so gedacht.
1:32:33–1:32:37
Und dann werde ich sagen, nach ein paar Tagen, guck mal an, guck mal mein Gesicht
1:32:37–1:32:39
an, guck mal mein Auge an, guck mal meine Hände an, die hat mich so verhauen,
1:32:39–1:32:40
jetzt möchte ich hier nicht leben.
1:32:41–1:32:44
Ich habe vier Wochen gebraucht und dann schreibt der Stasi-Spitze genau das
1:32:44–1:32:46
über mich. Ich habe das auch die ersten Jahre hier nicht erzählt.
1:32:47–1:32:50
Dass ich, Fugt, steht ein Stasi-Akt drin, also von ihm. Ja, ich habe die,
1:32:50–1:32:52
der Spitze schreibt über der Stasi.
1:32:52–1:32:56
Jetzt mal, nach einem Monat, jetzt ändert er komplett seine Meinung.
1:32:56–1:32:59
Jetzt will er ausreisen. Das war von Anfang an ein Plan.
1:32:59–1:33:02
Natürlich die Festnahme nicht, die Festnahme war kein Plan. Aber Hendrik.
1:33:02–1:33:04
Die Festnahme war scheiße. Du hast gewonnen.
1:33:05–1:33:08
Ja, es ist aber, du musst ja auch mental, du musst ja das auch alles so ein
1:33:08–1:33:10
bisschen, Ja, am Ende, du musst es auch sehen, sonst geht es nicht.
1:33:10–1:33:12
Du hast gewonnen, das ist doch das Krasse. Wenn du hier gehst als Verlierer,
1:33:13–1:33:15
wenn du sagst, wir haben jemanden, der auch richtig auf die Straße gegangen
1:33:15–1:33:19
ist, gegen das System, also demonstriert, also für sein Recht,
1:33:19–1:33:21
ja, den haben sie auch richtig vermöbelt, ich will jetzt nicht Namen nennen.
1:33:21–1:33:25
Wenn der mit über den Flur geht, Leute, das, das, das, das, das,
1:33:25–1:33:27
das, komm mal mit, lass doch das sein.
1:33:29–1:33:31
Der geht auch nicht runter in eine Gummizelle oder sowas. Der geht da nicht
1:33:31–1:33:33
runter, der hat Angst. Ja, krass.
1:33:33–1:33:37
Ja, der hat eine richtige Familie und alles bei ihm intakt. Aber wenn der mit
1:33:37–1:33:39
dir auf den Flur geht oder sowas, der läuft mit den Leuten wie,
1:33:39–1:33:41
ja, die kommen doch hierher und wollen die Geschichte, aber der kann es nicht.
Ali Hackalife
1:33:41–1:33:44
Ich glaube, wenn das hier einmal deine Biografie gebrochen hat,
1:33:44–1:33:46
dann ist es schwer, da wieder drüber wegzusehen.
Hendrik Voigtländer
1:33:46–1:33:50
So ist es, so ist es. Das war super interessant. Vielen, vielen Dank. Ich auch.
Ali Hackalife
1:33:50–1:33:57
Ciao. Tschüss. So, und mit diesen Worten verlassen wir die Untersuchungshaftanstalt
1:33:57–1:34:02
Hohenschönhausen. Wenn wir dann rausgelassen werden, wollen wir mal so rauslassen.
Florian Clauß
1:34:03–1:34:08
Wie hier so ein großes Freihand. Und ja, die Tür geht auf.
Ali Hackalife
1:34:10–1:34:12
Mein lieber Herr Gesangsverein, das war eine Packung.
Florian Clauß
1:34:12–1:34:17
Wir verlassen das Gelände. Wir laufen noch an einem Zaun vorbei von der Haftanstalt.
1:34:17–1:34:20
Wieder Richtung Straßenbahn, da wo wir uns getroffen haben.
1:34:20–1:34:25
Das heißt, der Track heute sieht wahrscheinlich auch so aus wie die Gefängniszelle.
1:34:26–1:34:30
Wie viel man da in einer Gefängniszelle dann laufen kann, nämlich recht konzentriert
1:34:30–1:34:32
auf einen Punkt, nicht so ein epischer Track geworden.
1:34:32–1:34:35
Ich dachte, wir hätten nochmal so hinten zum jüdischen Friedhof gehen können.
1:34:36–1:34:38
Aber das machen wir jetzt nicht.
1:34:38–1:34:44
Ich würde sagen, wir machen jetzt Schluss. Vielleicht können wir das ja mal fortsetzen.
1:34:45–1:34:48
Lebende Gedenkstätten in Berlin, ja, oder was wir daraus machen.
1:34:49–1:34:58
Das war jetzt eigentlich Podcast Episode 79 mit Ali, Ali Hackeleif von auch
1:34:58–1:34:59
interessant Podcast und.
Ali Hackalife
1:34:59–1:35:00
Flo vom eigentlich Podcast.
Florian Clauß
1:35:01–1:35:06
Ja, wir hören uns in 14 Tagen wieder. Bis dahin, macht's gut. Tschüss.
Ali Hackalife
1:35:06–1:35:06
Ciao, ciao.
Florian Clauß
1:35:07–1:35:08
So.

Mehr

Ein Spaziergang mit Ali Hackalife durch die historische Mitte von Berlin.

Zum 2. Mal ist Ali Hackalife als Gast bei Eigentlich-Podcast. Ali betreibt den wunderbaren Podcast auch-interessant mit vielen spannenden Gästen und Themen. Das letzte Mal haben wir uns beim 38c3 in Hamburg getroffen. Diesmal ist Ali in Berlin und wir haben uns in der Friedrichsstraße zu einem gemeinsamen Rundgang durch das Regierungsviertel verabredet. Ali erzählt von seiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Linken zur Corona-Hochzeit: von den Herausforderungen im politischen System, den Bedenken gegenüber digitalen Technologien und der Desillusionierung durch parteipolitische Dynamiken, die oft wichtiger erscheinen als die Themen selbst. Wir sprechen auch über die historische und kulturelle Dimension der Denkmäler und Gebäude, die uns auf unserem Weg begegnen: Reichstag, Brandenburger Tor und Siegessäule. Ein zentrales Thema ist auch die Deutungshoheit über historische Orte und ihre künstlerischen Repräsentationen, wie etwa die Verhüllung des Reichstags durch Christo. Aber auch in dieser Frage gehen wir viel weiter in die Geschichte zurück, bis in die Jungsteinzeit. Ali ist gerade aus England zurück und hat viel über Stonehenge zu erzählen. In den 50er Jahren wurde Stonehenge komplett umgestaltet und in eine Form gebracht, die nach heutigem Stand der Wissenschaft nicht der ursprünglichen kulturellen Praxis entspricht. Am Beispiel des Denkmals für die ermordeten Juden Europas diskutieren wir auch die Frage, inwieweit historische Stätten und Denkmäler persönliches oder kollektives Gedächtnis stiften können. Es ist also ein Potpourri an Themen, das durch Orte und Geschichte führt, und Ali glänzt wie immer mit Detailwissen und Anekdoten. Viel Spaß beim Hören.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Ali Hackalife
Gasterzähler
avatar
Florian Clauß

Transcript

Florian Clauß
0:00:01–0:00:06
Dann geht's los. Okay, hallo und herzlich willkommen bei Eigentlich Podcast.
0:00:07–0:00:11
Eigentlich der Podcast, bei dem wir im Laufen reden und laufend reden.
0:00:11–0:00:13
Und diesmal wieder mit einem Gast.
0:00:13–0:00:18
Und diesmal auch zum zweiten Mal ist Ali Hacke live dabei. Hallo Ali.
Ali Hackalife
0:00:18–0:00:20
Hallo, hallo. Freut mich, dass ich wieder da sein darf.
Florian Clauß
0:00:21–0:00:24
Ja, Wahnsinn. Das ist ja gar nicht so lange her, dass wir uns getroffen haben.
0:00:24–0:00:30
Wir haben uns zuletzt auf den 38C3 in Hamburg gesehen. Da eine Folge aufgenommen.
0:00:31–0:00:37
Und jetzt in der Zwischenzeit sind knapp vier Monate vergangen.
0:00:37–0:00:40
Es ergab sich, dass du hier in Berlin bist.
0:00:40–0:00:44
Und wir haben kurz miteinander geschrieben. Und dann kam der Vorschlag,
0:00:44–0:00:46
dann lass uns doch nochmal eine Folge aufnehmen.
Ali Hackalife
0:00:47–0:00:50
Apropos aufnehmen, nehmen wir schon unseren GPS-Track auf.
Florian Clauß
0:00:50–0:00:57
Ah, danke Ali. Das ist immer der Teil, den ich vergesse, wenn wir loslaufen.
0:00:58–0:01:01
Nicht, dass ich das irgendwie nachzeichnen könnte. Nein, aber...
Ali Hackalife
0:01:01–0:01:09
Also, wir sind losgelaufen vom Café Zimt und Zucker und wir sind im Regierungsviertel in Berlin.
0:01:09–0:01:14
Und ähnlich wie beim CCH ist es auch hier wieder so, mit dem Ort verbinde ich eine Geschichte.
0:01:15–0:01:20
Ich habe ja 2020 im Bundestag für einen Abgeordneten von der Linkspartei gearbeitet,
0:01:21–0:01:24
und ja, doch recht viel Zeit hier verbracht.
0:01:24–0:01:28
Das war oft so der Spaziergang nach dem Bürotag, dass man dann immerhin noch
0:01:28–0:01:32
ein paar Schritte gemacht hat, dass man dann vom Bundestagsgebäude hier rüber
0:01:32–0:01:35
zur Friedrichstraße gelaufen ist und da dann in die Bahn eingestiegen.
Florian Clauß
0:01:35–0:01:40
Und 2020 war das dann schon zur Hochphase von Corona?
Ali Hackalife
0:01:40–0:01:43
Ja, das war noch bevor es den Impfstoff gab.
0:01:43–0:01:47
Ich erinnere mich, dass zu der Zeit gerade mein iPhone, das 12 Pro Max,
0:01:47–0:01:51
rauskam. Ich habe es mir zum Release gekauft und das war dann auch noch alles
0:01:51–0:01:53
so in der Bundestagszeit.
0:01:53–0:01:56
Ab dahin fängt es dann an, dass ich sehr gute Fotos gemacht habe im Alltag.
0:01:57–0:02:03
Und ja, es war Corona, es war Masken in Gebäuden tragen, teilweise Masken außerhalb von Gebäuden tragen.
0:02:04–0:02:08
Es ging die ganze Zeit die Frage rum, gibt es schon den Impfstoff?
0:02:08–0:02:10
Werden Parlamentarier bevorzugt geimpft?
0:02:10–0:02:14
Wer ist alles Teil von Parlamentarier? Warum kann ich nicht meinen Job komplett
0:02:14–0:02:15
aus dem Homeoffice machen?
0:02:16–0:02:21
Und dann saß ich recht regelmäßig im Reichstagsgebäude, auf das wir gerade zulaufen,
0:02:21–0:02:25
und habe festgestellt, dass Politik auch nur mit Wasser kocht.
0:02:25–0:02:28
Und das war ein bisschen ernüchternd. Also ich habe ja Politikwissenschaften
0:02:28–0:02:31
studiert, mit der festen Absicht in die Politik zu gehen, um dann in der Politik
0:02:31–0:02:34
festzustellen, dass die Theorie, die man gelernt hat, eigentlich,
0:02:34–0:02:35
also ich möchte nicht sagen, völlig
0:02:35–0:02:38
wertlos ist, aber doch weitestgehend nichts mit der Realität zu tun.
0:02:39–0:02:44
Und das wichtiger ist, wer wen von etwas überzeugen kann, als die Frage,
0:02:45–0:02:46
stimmt denn das, wovon man überzeugt wurde?
Florian Clauß
0:02:47–0:02:53
Also die klassischen Sachthemen werden eher zurückgestellt und es geht eher um Beziehungsthemen.
Ali Hackalife
0:02:53–0:02:58
Ja, also halt so ein klassisches Teil, also das Bicycle Stand Problem.
0:02:58–0:03:02
Das kommt ja aus der Soziologie von der Feststellung. Es ist sehr schwer,
0:03:03–0:03:07
ein Atomkraftwerk zu bauen. und über die Frage, wie jetzt genau die Brennstäbe
0:03:07–0:03:10
im Kühlkörper sind und so weiter, da können halt Experten streiten.
0:03:11–0:03:14
Aber die Frage, welche Farbe soll das Dach vom Fahrradständer haben,
0:03:14–0:03:16
da können alle mitreden und deswegen reden auch alle mit.
0:03:16–0:03:20
Und das hat dazu geführt, dass wir teilweise Papiere bekommen haben,
0:03:20–0:03:25
also so richtig dicken Ausdruck, 800 Seiten, der erstmal an fast alle Abgeordneten
0:03:25–0:03:28
rausgereicht wurde, die irgendwas mit digital gemacht haben.
0:03:28–0:03:33
Und das war die Druckversion der Enquete-Kommission Künstliche Intelligenz.
0:03:34–0:03:36
Und da stand halt nur Scheiße drin.
0:03:37–0:03:41
Da hatten dann die FDPler Leute eingeladen, die erzählt haben,
0:03:41–0:03:43
wie KI tolle neue Dinge schafft.
0:03:43–0:03:49
Und mein Lieblingswort ist Verteilungsgerechtigkeitschancen.
0:03:49–0:03:52
Der Satz, dass KI uns hilft, Verteilungsgerechtigkeitschancen zu erhöhen.
0:03:52–0:03:56
Wo man sich fragen kann, was soll denn das sein? Und wie?
0:03:57–0:03:57
Und warum?
0:03:58–0:04:02
Und dann habe ich festgestellt, dass dieses 800-Seiten-Dokument,
0:04:03–0:04:06
was ja schon mal ein ganz schöner Stoß Papier ist, das habe ich in die Hand
0:04:06–0:04:10
genommen, um die ABO-Kordnusser zu fragen, was damit passiert.
0:04:10–0:04:13
Und sie hat gesagt, naja, mal gucken, vielleicht braucht man das später nochmal.
0:04:14–0:04:15
Und es wanderte ins Altpapier.
0:04:16–0:04:21
Und jetzt sind wir noch eine der Arbeitsgruppen gewesen, die sich damit befasst
0:04:21–0:04:25
hat. Und die anderen, die nur Beisitzer waren in derselben Enquete-Kommission,
0:04:26–0:04:28
die haben halt auch alle diese 800 Seiten ins Büro bekommen,
0:04:28–0:04:30
damit sie eins zu eins als Altpapier kommen.
0:04:31–0:04:35
Und das war eine Erkenntnis, also der Bundestag hat zumindest damals vor fünf
0:04:35–0:04:39
Jahren unfassbar viel Papier produziert und noch mehr Altpapier.
0:04:40–0:04:42
Wo ich mir gedacht habe, wir leben im Zeitalter der PDF.
0:04:43–0:04:48
Also es gab gar keinen Grund. Und ja, und auch die Bürgerpost,
0:04:48–0:04:50
also wenn man sich denkt, schreibt mal eurem Abgeordneten, ja.
0:04:51–0:04:54
Das bedeutet dann aber auch, wir nehmen uns diese 200 Briefe vor,
0:04:55–0:04:56
dann machen wir jetzt bis zum Mittagessen.
0:04:56–0:04:59
Und wenn Mittagessen ist, kommt der Rest der Briefe auch ins Altpapier, ungeöffnet.
0:05:00–0:05:03
Also es hat mich schon sehr desillusioniert.
0:05:03–0:05:07
Dann kommt da halt das klassische Problem von arbeitenden Gruppen dazu.
0:05:07–0:05:13
Also man erfährt etwas und wenn man dann darüber offen redet und es läuft schief
0:05:13–0:05:17
dann darfst du dir anhören du musst es ja auch unbedingt mit allen darüber reden
0:05:17–0:05:22
und wenn du etwas mitbekommst und du redest nicht darüber und es läuft gut dann
0:05:22–0:05:25
heißt das du hast aber nicht unterstützt und wenn.
Florian Clauß
0:05:27–0:05:33
Okay, ich sehe schon, da hat dich so eine gewisse Frustration auch erfahrbar gemacht.
0:05:33–0:05:36
Was war denn da deine Aufgabe?
Ali Hackalife
0:05:36–0:05:40
Wissenschaftliche Mitarbeit und es hatte wenig mit Wissenschaft zu tun.
Florian Clauß
0:05:40–0:05:42
Hast dich beworben auf dem Posten?
Ali Hackalife
0:05:43–0:05:48
Genau, als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Rahmen der Linksfraktion im Bereich Netzpolitik.
0:05:48–0:05:52
Wobei, also ich habe den Job bekommen, das wurde mir auch durch die Blume so
0:05:52–0:05:53
gesagt, weil ich schwerbehindert bin.
0:05:54–0:05:56
Und es ging ihnen auch sehr viel mehr darum, dass ich ständig sage,
0:05:57–0:05:59
wie sehr für mich als Behinderten, dass alles beklemmend und bedrückend ist,
0:06:00–0:06:03
als dass ich über die Technik rede. Also es ging damals die Corona-Warn-App rum.
Florian Clauß
0:06:03–0:06:04
Ja.
Ali Hackalife
0:06:04–0:06:07
Und dann gab es halt eine Fraktionssitzung, in der Sarah Wagenknecht erzählt
0:06:07–0:06:10
hat, sie kann diese App niemandem empfehlen mit der Begründung.
0:06:10–0:06:16
Man könne als Linke mit der DDR-Historie den Bürgern nicht Software auf ihre
0:06:16–0:06:17
Smartphones verpflichtend empfehlen.
0:06:17–0:06:22
Dann haben halt Leute wie ich, die das White Paper von Google damals gelesen
0:06:22–0:06:26
hatten, wie das Bluetooth LE, die das Contact Tracing macht,
0:06:26–0:06:27
deren Meinung war halt völlig egal.
0:06:28–0:06:32
Also es war auch, dass der CCC damals gesagt hat, wir sehen keine Bedenken bei dieser App.
0:06:32–0:06:35
Und dass das ja eine Ausnahme ist, weil der CCC eigentlich kein Ziel of Approval gibt.
0:06:35–0:06:40
Aber das war alles völlig egal. Und es ging ja nur um das gefühlte Faktenargument
0:06:40–0:06:43
von, also wir können den Leuten jetzt nicht vorschreiben, was sie auf ihre Telefone installieren.
0:06:44–0:06:49
Und wenn man mit solchen Leuten zusammensitzt und versucht, einen Arbeitsbeschluss
0:06:49–0:06:53
zu fassen, das ist doch eher frustrierend, weil man das Gefühl hat,
0:06:53–0:06:55
es ist völlig egal, ob du verstehst, worum es geht.
0:06:55–0:06:58
Wenn du es glaubhaft verkaufen kannst, dann reicht das.
0:06:58–0:07:01
Und das war etwas, was dann dazu geführt hat, dass ich danach beschlossen habe,
0:07:01–0:07:03
ich möchte erst mal nicht in die Politik.
0:07:03–0:07:10
Also wir laufen jetzt gerade am Paul-Löbe-Haus und Marie-Elisabeth-Lüders-Haus vorbei.
Florian Clauß
0:07:10–0:07:14
Kannst du da auf dem Finger drauf zeigen, wo dein Büro war?
Ali Hackalife
0:07:14–0:07:15
Ja, wir können dran vorbeilaufen.
Florian Clauß
0:07:16–0:07:16
Ah ja, sehr schön.
Ali Hackalife
0:07:17–0:07:22
Zwischen diesen beiden Gebäuden ist eine kleine Brücke unten für den Plebs und
0:07:22–0:07:26
eine Brücke oben für die Abgeordneten und für alle, die einen Hausausweis haben.
Florian Clauß
0:07:27–0:07:30
Aber kann man da wirklich als Normalbürger drüber gehen? Ich habe es noch nicht versucht.
Ali Hackalife
0:07:30–0:07:32
Unten? Ja, oben. Nein, oben.
Florian Clauß
0:07:32–0:07:36
Ah ja, da ist eine Treppe hoch. Ja, ich bin immer über die oder über die andere gegangen.
Ali Hackalife
0:07:36–0:07:41
Fun Fact, der obere Weg hat einen Namen. Das ist der Jakob-Maria-Mirscheid-Weg.
0:07:42–0:07:48
Jakob-Maria-Mirscheid ist ein Abgeordneter der SPD, den sich die Jusos ausgedacht haben.
0:07:49–0:07:51
Also den gibt es gar nicht als Person.
0:07:51–0:07:54
Wir gehen außen rum, hätte ich gesagt.
Florian Clauß
0:07:54–0:07:58
Ich würde sagen, wir gehen hier am Kanzleramt lang oder wolltest du nochmal?
Ali Hackalife
0:07:58–0:07:59
Nein, da hinten ist mein Büro, da hätte man...
Florian Clauß
0:07:59–0:08:01
Achso, okay, dann gehen wir da.
Ali Hackalife
0:08:01–0:08:04
Jakob Maria Mirschheit ist eine Erfindung der Jusos gewesen.
0:08:04–0:08:08
Und Mirschheit veröffentlicht gelegentlich lustige Texte.
0:08:08–0:08:13
Zum Beispiel, wie die Wahlergebnisse der SPD mit der Rohstahlproduktion Deutschlands
0:08:13–0:08:15
zusammenhängen. Und...
0:08:17–0:08:21
Es lohnt sich. Also Mirscheid war lange Zeit der älteste im Amt befindliche Parlamentarier.
0:08:22–0:08:25
Hat auch ein schönes Foto, das zusammengewürfelt ist aus mehreren anderen Fotos.
0:08:26–0:08:30
Und dann hatten Leute irgendwann mal ein Schild gekauft, um dort oben offiziell
0:08:30–0:08:33
den Jakob-Maria-Mirscheid-Weg auszuschreiben.
Florian Clauß
0:08:33–0:08:36
Und das Pseudonym wird dann rumgereicht und jeder darf mal schreiben.
Ali Hackalife
0:08:37–0:08:40
Wir laufen jetzt an der Hinterseite des Reichstagsgebäudes vorbei.
0:08:41–0:08:45
Und dort wehen ja mehrere Flaggen, unter anderem die Deutschland-Flaggen und
0:08:45–0:08:47
auf einem Türmchen weht die Europaflagge.
0:08:48–0:08:51
Und unter dem Türmchen hat die Linke ihren Sitzungssaal gehabt.
0:08:51–0:08:55
Also da oben in den Türmchen sind von Linke, Grüne,
0:08:55–0:08:59
damals zu meiner Zeit waren es noch FDP und AfD, hatten dort ihre Fraktionsräume
0:08:59–0:09:05
und dazwischen waren auf der langen Seite CDU und SPD, die halt einfach mehr
0:09:05–0:09:07
Abgeordnete hatten und mehr Platz dafür brauchten.
0:09:08–0:09:11
Diese Türmchen haben die Akustik der Hölle, weil sie nicht dafür gedacht wurden,
0:09:11–0:09:15
dass viele Leute miteinander reden, sondern sollten das einfach nur nett aussehen.
Florian Clauß
0:09:15–0:09:21
Wir sind ja, als wir uns zum Podcast verabredet haben, haben wir so ein bisschen
0:09:21–0:09:25
so einen Themenpool aufgemacht und da ist dann was reingeworfen.
0:09:26–0:09:29
Also ich dachte, ich suche dann jetzt auch eine Strecke aus,
0:09:29–0:09:30
die sind dann ganz gut verbinden.
Ali Hackalife
0:09:30–0:09:35
Wir sehen jetzt hier oben eine Brücke, beziehungsweise mehrere,
0:09:36–0:09:40
die Bundestagsgebäude, also der ganze Komplex hier, ist über- und unterirdisch
0:09:40–0:09:44
mit Brücken miteinander verbunden und Tunnels, damit du von einem Gebäude zum
0:09:44–0:09:46
anderen kannst, ohne durch eine Sicherheitsschrittläuse zu müssen.
0:09:47–0:09:53
Und am Anfang ist das gewöhnungsbedürftig, weil auch im Gebäude gibt es viele
0:09:53–0:09:57
hohe Brücken auf einer Ebene, damit man das Gefühl von Luftigkeit hat.
0:09:57–0:10:01
Und der Architekt hat sich was gedacht zum Thema Transparenz, weite Sichtachsen.
0:10:01–0:10:04
Aber ich finde Hängebrücken auch schon ein bisschen gruselig, muss ich sagen.
0:10:05–0:10:10
Wir laufen jetzt zwischen zwei Verwaltungsgebäuden lang, unter denen ein Tunnel
0:10:10–0:10:12
ist, der Techno-Tunnel heißt.
0:10:12–0:10:19
Weil er damals gebaut wurde mit so LED-Streifen, die über den Gang Bögen machen.
0:10:19–0:10:23
Und es sieht halt alles sehr nach Rave aus und wenig nach ernster Bürobetrieb.
Florian Clauß
0:10:23–0:10:29
So wie der Eingangsgang im Tresor damals. Aber auch mit LED-Streifen gekennzeichnet.
Ali Hackalife
0:10:30–0:10:35
Apropos Tresor, Gregor Gysi hatte sein Büro in einem Teil, der Bundestagsgebäude,
0:10:35–0:10:37
das früher mal eine Bank war.
0:10:37–0:10:41
Und deswegen ist direkt neben seinem Büro eine Treppe runter zu einem dicken
0:10:41–0:10:43
Tresorraum mit einer Panzertür.
Florian Clauß
0:10:43–0:10:45
Sie sind ja auch richtig aufgehalten, meine wirklichen Abgeordneten.
Ali Hackalife
0:10:47–0:10:50
Ja, also wie gesagt, meine Geschichten sind ja jetzt alle auch ein bisschen
0:10:50–0:10:54
alt, weil damals hatten Gysi und Wagenknecht halt auch noch nebeneinander ihre
0:10:54–0:11:01
Büros. und Wagenknecht hat ja jetzt kein Büro mehr und wir wollen gleich rechts rüber.
Florian Clauß
0:11:04–0:11:07
Das ist ja hier die französische Botschaft, das ist auch direkt um die Ecke.
0:11:08–0:11:11
Ich hatte eigentlich vor, in die andere Richtung zu gehen, aber das holen wir dann nach.
0:11:12–0:11:18
Also ich glaube, hier in diesem Bereich von Berlin liegen auch eine Menge Themen
0:11:18–0:11:21
am Weg, die wir ganz gut aufgreifen können.
Ali Hackalife
0:11:22–0:11:25
Ja, wir hatten einerseits noch Themen vom letzten Mal und andererseits hatte
0:11:25–0:11:30
ich vorgeschlagen, dass wir über das Neugestalten von historischen Orten reden könnten.
0:11:31–0:11:34
Aber da kommen wir dazu, wenn wir soweit sind.
Florian Clauß
0:11:34–0:11:35
Müssen wir jetzt über die Straße?
Ali Hackalife
0:11:36–0:11:39
So, lass mich kurz gucken. Nein, hier links ist es.
0:11:40–0:11:44
Da hinten ist irgendwo eine sehr sicher bewachte Garage, weil Sicherheit.
0:11:45–0:11:48
Und das ist auch so ein Ding, um in den Bundestag reinzukommen,
0:11:49–0:11:51
musst du durch Drölfzig schleusen.
0:11:51–0:11:54
Wenn du einen Gastausweis hast, dann darfst du auch keine Wasserflaschen mitnehmen,
0:11:54–0:11:55
keine Glasflaschen und so weiter.
0:11:55–0:11:58
Ab dem Moment, wo du einen Hausausweis hast, ist völlig egal,
0:11:58–0:12:00
was du reinbringst, wie viel und wo.
0:12:00–0:12:05
Also wir haben Möbel nachgebracht, da hätte in den Paketen alles sein können.
0:12:05–0:12:08
Und hier der Bäcker direkt, also der Butterlindner direkt. Der Butterlindner
0:12:08–0:12:13
ist immer für, oh, wir haben gleich noch Besuch, hol mal schnell ein paar Teilchen.
0:12:14–0:12:16
Also Butterlindner verdient sich blöd.
Florian Clauß
0:12:16–0:12:17
Aber nicht nur hier.
Ali Hackalife
0:12:18–0:12:22
Hier war der Eingang.
0:12:23–0:12:28
Und direkt dahinter ums Eck war mein Büro. Und hier oben ein paar von denen
0:12:28–0:12:34
haben Balkons und es ist theoretisch Rauchverbot im ganzen Gebäude,
0:12:34–0:12:38
aber in den Büros der Abgeordneten herrscht natürlich parlamentarische Immunität.
0:12:38–0:12:42
Das heißt, wenn man im Büro raucht, dann das Schlimmste, was passieren kann,
0:12:42–0:12:46
ist, dass der Hausmeister sagt, mach mal bitte nicht, aber man kann dich nicht wirklich aufhalten.
0:12:48–0:12:52
Das war auch eine Erkenntnis, wie viel, also ich hätte immer gedacht,
0:12:52–0:12:54
ja, das Gebäude ist ja geheizt, wenn man da drin ist, braucht man keine Jacke.
0:12:55–0:12:58
Du gehst aber gefühlt jede Stunde mit jemand anderem mal kurz eine rauchen,
0:12:59–0:13:02
um über Gott und die Welt zu reden.
0:13:02–0:13:07
Und ich als Nichtraucher war dann doch immer auch ein bisschen einerseits fehl
0:13:07–0:13:10
am Platz und andererseits wollte man dann ja doch trotzdem mitgehen,
0:13:10–0:13:12
weil in der Raucherecke passieren die wichtigen Gespräche.
Florian Clauß
0:13:12–0:13:14
Ja, es war wie früher auf dem Schulhof, oder?
Ali Hackalife
0:13:14–0:13:20
Apropos Ecken und wichtig, hier ist die egalste Ecke. Hier ist ein unfassbar teurer Tresen drin.
0:13:21–0:13:24
Und dort geht es darum, irgendwas mit europäischer Repräsentation.
0:13:25–0:13:29
Hier passiert nichts. Also ich schimpfe ja viel über die Politik,
0:13:29–0:13:32
aber das hier ist wirklich nur ein, wir hatten ein paar Millionen und wir hatten
0:13:32–0:13:34
das Gebäude, also machen wir das hier.
0:13:36–0:13:38
Ich habe mich mit vielen Leuten unterhalten, hier passiert halt nichts.
0:13:38–0:13:42
Es gibt manchmal Empfänge für Europa, wie toll das alles ist.
0:13:42–0:13:47
Aber es hat keine nennenswerte Funktion.
0:13:47–0:13:49
Man kann nicht mal gratis ein Schnittchen abgreifen.
0:13:51–0:13:54
Wir laufen jetzt auf den Pariser Platz Richtung Brandenburger Tor.
Florian Clauß
0:13:54–0:13:57
Ja, wir haben direkt vor uns das Brandenburger Tor.
Ali Hackalife
0:13:58–0:14:00
Apropos historische Orte, kennst du den Saal der Stille?
Florian Clauß
0:14:01–0:14:02
Nein, den kenne ich nicht.
Ali Hackalife
0:14:03–0:14:04
Du hast ihn gerade in der Sicht.
Florian Clauß
0:14:05–0:14:05
Ah ja.
Ali Hackalife
0:14:05–0:14:10
Der Saal der Stille ist oben zwischen den Ebenen des Brandenburger Tors.
0:14:11–0:14:15
Und dort haben die Sowjets Funktechnik drin gehabt. Und als Napoleon hier war,
0:14:15–0:14:17
hat er dort oben Leute verhört.
0:14:18–0:14:24
Und man kann über das rechte Gebäude mit einer Treppe hoch und dann in den schrägen
0:14:24–0:14:26
Klotz des Brandenburger Tors rein.
Florian Clauß
0:14:26–0:14:29
Also das ist jetzt quasi da über den Giebel?
Ali Hackalife
0:14:30–0:14:34
Also genau, da über das rechte kleinere Gebäude kannst du mit einer Treppe hoch
0:14:34–0:14:36
und dann unter die Quadriga rein.
Florian Clauß
0:14:36–0:14:38
Und da ist der Saal der Stille?
Ali Hackalife
0:14:38–0:14:40
Oben in diesem Querkasten ist der Saal der Stille.
Florian Clauß
0:14:45–0:14:50
Wie lange war dann deine Zeit bei der Linken?
Ali Hackalife
0:14:51–0:14:55
Eingetreten bin ich in die Partei mit 18, direkt zum Geburtstag.
0:14:56–0:15:00
Und dann habe ich erst mal lange als Karteileiche existiert.
0:15:00–0:15:05
Dann habe ich mich im September beworben und habe dann insgesamt,
0:15:05–0:15:09
ich glaube, fünf Monate in Berlin gearbeitet.
0:15:09–0:15:13
Aber da war dann der letzte Monat auch schon im Homeoffice und ich sehr deprimiert von der Politik.
0:15:13–0:15:18
Und es war halt während Corona, das heißt, es war vieles, was sonst zum politischen
0:15:18–0:15:23
Alltag gehört, also Winke-Winke und Podiumsdiskussionen und so,
0:15:23–0:15:24
das hat wenig stattgefunden.
0:15:25–0:15:29
Stattdessen bestand ein substanzieller Teil meiner Arbeitszeit daraus,
0:15:30–0:15:33
dass man schauen musste, wie man die Wiederwahl gewinnen könnte,
0:15:33–0:15:37
weil es war ja nur noch ein Jahr bis zur nächsten Bundestagswahl.
0:15:38–0:15:42
Und ich fand es sehr enttäuschend, wie wenig es um das aktuelle Tagesgeschäft
0:15:42–0:15:43
ging und wie viel um die Frage.
0:15:43–0:15:46
Also ich wette, ich habe eine komplette Arbeitswoche damit verbracht,
0:15:46–0:15:50
dass wir darüber diskutiert haben, ob man Desinfektionstücher oder Fächer reichen möchte.
0:15:51–0:15:54
Und das Ding ist, es war ja Pandemie. Das heißt, ich fand die Idee,
0:15:55–0:15:58
Desinfektionstücher zu, also die Verpackung zu bedrucken und halt so Reinigungstücher
0:15:58–0:16:00
rauszugeben, fand ich total schlau.
0:16:00–0:16:04
Aber wenn man in einem Wahlkampf vor Jahren schon mal einen Fächer gemacht hat,
0:16:04–0:16:05
muss das wieder ein Fächer sein.
0:16:06–0:16:10
Und dann wurden Produktmuster bei AliExpress bestellt und dann war das Rot nicht
0:16:10–0:16:12
das Rot von der Linken, weil die Druckerei das anders gemacht hat und so und
0:16:12–0:16:15
auf so etwas ging substanziell viel Zeit drauf.
0:16:17–0:16:20
Damals beschlossen wurde, dass der Fingerabdruck in den Personalausweis reinkommt.
0:16:21–0:16:24
Und bei der Abstimmung darüber war die Abgeordnete, für die ich gearbeitet habe,
0:16:25–0:16:26
nicht mal im Parlament, weil sie lief.
0:16:28–0:16:33
Und ich habe mir gedacht, wie kann es sein, dass wir hier sind für digitale Politik, Netzpolitik.
0:16:33–0:16:37
Und wenn dann ein wichtiges Thema verhandelt wird, dann bin ich der Einzige,
0:16:37–0:16:39
der es zufällig mitbekommen hat und die anderen schlafen.
Florian Clauß
0:16:40–0:16:43
Ich meine, aber das ist ja sehr ernüchternd. Da hat man, glaube ich,
0:16:43–0:16:46
den politischen Betrieb so gleich von unten aufgefressen.
Ali Hackalife
0:16:46–0:16:52
Oder? Ja, also es ist ja nicht nur schlecht, aber unfassbar viel entsteht als
0:16:52–0:16:56
Entwurf von Interessensgruppen und Lobbyisten und ist darauf ausgelegt,
0:16:57–0:16:58
dass es durchgewunken wird.
0:16:58–0:17:03
Und jetzt kann man sagen, es ist grundsätzlich gut, wenn Agrarverbände oder
0:17:03–0:17:08
Medizintherapieverbände und so weiter wissen, was ihnen fehlt und sie können
0:17:08–0:17:11
dann daraus ein kompetentes Gesetz entwerfen.
0:17:11–0:17:15
Aber es fehlt mir so ein bisschen die Kontrollinstanz, vor allem wenn es um
0:17:15–0:17:19
Überwachung und Überwachungsprotokolle geht.
0:17:19–0:17:23
Und naja, man geht dahin mit dem Idealismus.
0:17:23–0:17:27
Ich möchte die Welt gerechter machen mit Technik. Und man trifft auf Leute,
0:17:27–0:17:30
die sagen, ja, das ist schon ein gutes Ziel, aber auf dem Weg dahin würde ich
0:17:30–0:17:32
gerne nochmal wiedergewählt werden.
0:17:32–0:17:37
Mir ist darüber hinaus sehr wichtig, dass wir hier nicht zu sehr gegen die Parteilinie
0:17:37–0:17:39
gehen, auch wenn die Parteilinie nicht rechtfertigbar ist.
0:17:40–0:17:43
Und so diese Idee von wegen, die Abgeordneten sind nur ihrem Gewissen verpflichtet
0:17:43–0:17:47
und können frei abstimmen, das stimmt halt nicht.
0:17:47–0:17:50
Am Ende des Tages geben die Fraktionen im Wesentlichen raus,
0:17:50–0:17:53
was wie beschlossen wird und da musst du nicht mal anwesend sein,
0:17:53–0:17:54
wenn für die Fraktionen gestimmt wird.
0:17:56–0:17:58
Ich finde die Idee des arbeitenden Parlaments ja auch erst mal gar nicht schlecht,
0:17:59–0:18:02
also dass die Leute nicht die ganze Zeit im Plenarsaal sitzen.
0:18:02–0:18:05
Aber wenn du dir dann anschaust, was für ein Theater es ist,
0:18:06–0:18:10
also alle geben ihre Reden rein, halten ihre Reden, ein paar Parteien nutzen
0:18:10–0:18:12
die Reden besser für Social Media als andere.
0:18:12–0:18:15
Aber diese Reden sind ja nicht dafür gedacht, irgendwen von irgendwas zu überzeugen.
0:18:15–0:18:18
In der Regel ist die Stimmliste, wie sich die Fraktion verhält,
0:18:18–0:18:21
schon bekannt, bevor die Reden gehalten werden. Das heißt, du weißt,
0:18:21–0:18:24
wenn du ans Rednerpult gehst, ich kann hier sagen, was ich will,
0:18:24–0:18:26
es wird eh passieren oder es wird eh nicht passieren.
0:18:26–0:18:29
Und dann, finde ich, kann man sich die Reden eigentlich auch sparen.
Florian Clauß
0:18:29–0:18:33
Ja gut, das ist halt ein symbolischer Akt und das ist auch sicher ein Akt der
0:18:33–0:18:37
Transparenz gegenüber dem Volk, dass man dann halt da eine gewisse Position
0:18:37–0:18:40
vertritt und die in der Rede dann entsprechend exponieren kann.
0:18:41–0:18:46
Aber so wie du es beschreibst, klar, das ist alles sehr deterministisch und
0:18:46–0:18:50
eigentlich gibt es da nicht so viel Handlungsfreiheit.
0:18:50–0:18:54
Und ich meine auch, ich glaube, wenn man dann so als junger Mensch wie du in
0:18:54–0:18:59
die Politik kommt, mit einem gewissen Enthusiasmus und einer gewissen Tatkraft
0:18:59–0:19:02
und dann merkt, dass du da halt nicht sehr viel weiterkommst.
0:19:03–0:19:07
Aber ich meine, das war ein kurzes Kapitel in deinem Leben. Also nach fünf Monaten
0:19:07–0:19:11
und die Bedingungen mit Corona ist es vielleicht gar nicht so schlecht gewesen,
0:19:11–0:19:15
dass es dann halt so dahin geführt hat, dass du Homeoffice gemacht hast und
0:19:15–0:19:17
dir dann andere Wege gesucht hast.
Ali Hackalife
0:19:17–0:19:22
Ja, was ich positiv hervorheben möchte, das ist der Sessel Figura.
0:19:22–0:19:24
Figura ist der Typ der Sessel, die im Parlament verbaut sind.
0:19:25–0:19:29
Das ist ein sehr guter Schreibtischstuhl. Da keine Kritik, das ist eine gute Wahl.
Florian Clauß
0:19:30–0:19:31
Figura, ja.
Ali Hackalife
0:19:32–0:19:37
Ja, wir stehen jetzt hier und dort vorne vorm Reichstagsgebäude.
0:19:37–0:19:39
Da wird ja demnächst ein Graben gebaggert.
0:19:39–0:19:43
Das war nämlich auch eine Erkenntnis der Corona-Pandemie. also in der in der
0:19:43–0:19:48
scheibe aus dem parlamentsgebäude raus sind große glasblöcke verbaut sind so
0:19:48–0:19:51
20 zentimeter dick und die sind so eingelassen dass du da auch mit dem panzer
0:19:51–0:19:55
nicht so ein weiteres durchfahren kann aber es stand ja mal demonstranten auf der tage,
0:19:56–0:19:59
Und deswegen baut man jetzt hier einen Graben, einen Sichtgraben.
0:20:00–0:20:02
Das heißt, in der Optik fällt er nicht auf, aber es wird nie wieder eine Demo
0:20:02–0:20:05
direkt auf der Treppe geben können, weil da dann halt ein Burggraben ist.
Florian Clauß
0:20:05–0:20:12
Ah, okay. Also das ist der Sturm auf den Reichstag, den du hier angeführt hast?
Ali Hackalife
0:20:12–0:20:16
Ja, aber Sturm, finde ich, macht das Ganze zu ernst.
0:20:17–0:20:24
Da standen halt so um die 150 Verrückte und drei Polizisten haben sie komplett im Zaum gehalten.
Florian Clauß
0:20:25–0:20:29
Es war auch so ein bisschen so, wenn man das in den Originalaufnahmen gehört
0:20:29–0:20:31
hat, ja, machen wir halt mal, oder?
0:20:31–0:20:34
Ich habe noch eine Bockwurst auf der Hand, aber egal, wir gehen mal hin.
0:20:36–0:20:37
Völlig verpeilt.
Ali Hackalife
0:20:38–0:20:45
Was ich viel krasser fand, war, als die AfD-Abgeordnete die Schwurbler dann
0:20:45–0:20:48
auch als Gäste reingeholt hat, Da gibt es einen Moment,
0:20:48–0:20:54
wo eine verwirrte Heilpraktikerin den Peter Altmaier, wie er gerade in den Aufzug
0:20:54–0:20:58
steigt, anschreit und sie ruft, du fetter, eitler König.
0:21:00–0:21:04
Und ich bin ja, obwohl ich der CDU nichts abgewinnen kann, großer Peter Altmaier-Fan.
Florian Clauß
0:21:04–0:21:05
Ach, wirklich?
Ali Hackalife
0:21:05–0:21:08
Ja, also nicht seine Politik. Ich finde, dass er die Solarindustrie kaputt gemacht
0:21:08–0:21:10
hat, das ist schon ein dickes Problem.
0:21:10–0:21:16
Aber der Typ ist also sehr belesen, hat kluge Gedanken und jetzt,
0:21:17–0:21:20
wo er nicht mehr aktiv in der, also er hat damals sein gewonnenes Mandat zurückgegeben,
0:21:20–0:21:23
damit eine jüngere CDUlerin nachrücken kann.
0:21:23–0:21:27
Also ich finde, er sagt schon, jetzt, wo er nicht mehr im Tagesbetrieb ist,
0:21:27–0:21:29
oft Dinge, die hörenswert sind.
0:21:29–0:21:31
Gibt ein sehr gutes Gespräch mit ihm und Gregor Gysi.
Florian Clauß
0:21:31–0:21:32
Ah ja.
Ali Hackalife
0:21:33–0:21:38
Ja, wir laufen jetzt über das, was früher mal eine schöne Wiese war.
Florian Clauß
0:21:38–0:21:42
In Vorbereitung zur Sendung habe ich mir auch ein paar wenige Gedanken gemacht.
0:21:42–0:21:45
Das ist jetzt wieder Platz der Republik.
0:21:45–0:21:50
Und ich spiele so ein bisschen auf das andere Thema an, nämlich wie sich dann
0:21:50–0:21:55
so kulturelle Kontexte und die Kontexte von Monumenten ändern können.
0:21:55–0:21:57
Hier stand mal die Siegessäule.
Ali Hackalife
0:21:57–0:21:59
Ja, mit der Goldelse.
Florian Clauß
0:21:59–0:22:05
Goldelse, ja die Siegessäule, so das Symbol für den deutschen Nationalstaat
0:22:05–0:22:10
von Bismarck so initiiert, wo die deutschen Einigungskriege,
0:22:10–0:22:13
der Dänische Krieg, der Österreichische Krieg und der Französische,
0:22:13–0:22:20
dann alles auf die Fassaden mit Kanonen von dieser Goldelse dann geschmiedet wurde.
0:22:20–0:22:27
Und der stand hier und im Zuge von der Umgestaltung von Albert Speer,
0:22:27–0:22:28
von den Nationalsozialisten,
0:22:29–0:22:34
hatte Speer dann diese Goldelsen verlegt da hinten hin und ein bisschen höher
0:22:34–0:22:37
gebaut, ja, aufgebockt.
0:22:38–0:22:42
Gleichzeitig sollte hier dann diese Nord-Süd- und Ost-West-Süd-
0:22:44–0:22:48
und Germania als Welthauptstadt zu initiieren. Also ich weiß nicht,
0:22:48–0:22:49
ob du diese Pläne kennst.
Ali Hackalife
0:22:50–0:22:52
Ich kenne auch die Halle, die sie in Germania bauen wollten,
0:22:52–0:22:53
mit der größten Kuppel der Welt.
Florian Clauß
0:22:53–0:22:58
Ja, das ist so Wahnsinn, wenn man sich diese Pläne anguckt.
0:22:58–0:23:04
Das ist dann am Ende von der Nord-Süd-Achse im Moabit, sollte diese Halle entstehen.
0:23:04–0:23:07
Und die haben extra nochmal so einen künstlichen See geplant,
0:23:07–0:23:09
in dem sich dann die Halle spiegeln kann.
Ali Hackalife
0:23:10–0:23:12
Kennst du den Maschsee in Hannover?
Florian Clauß
0:23:12–0:23:14
Ja, den kenne ich.
Ali Hackalife
0:23:14–0:23:17
Der ist auch so ein Nazi-Projekt, Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.
0:23:17–0:23:19
Und jetzt bauen wir einen künstlichen See.
0:23:19–0:23:23
Gedanke noch, bevor wir dann rübergehen zu Monumenten.
Florian Clauß
0:23:23–0:23:23
Ja.
Ali Hackalife
0:23:23–0:23:28
Gibt es ein Foto nach dem Zweiten Weltkrieg. Das ist etwas, das würde ich mir,
0:23:28–0:23:33
wenn ich mal Abgeordneter werden sollte, als großes Poster, als Druck ins Büro hängen.
0:23:33–0:23:37
Und zwar sieht man, wie eine Frau Kartoffeln auf der Wiese da vorne vollgehebt.
0:23:38–0:23:41
Im Hintergrund sieht man das Reichstagsgebäude. So dieses, ja,
0:23:41–0:23:44
wir müssen halt doch irgendwas essen, jetzt wo der Krieg vorbei ist.
0:23:44–0:23:49
Und ich finde das ein total starkes Bild. Erstens, weil ich mit dem Hobbygärtnern
0:23:49–0:23:52
halt auch immer den Gedanken verbinde von, ich möchte Dinge können,
0:23:52–0:23:54
die am Ende des Tages nützlich sind.
0:23:54–0:23:56
Und Aktenlesen ist nicht nutzlos,
0:23:56–0:24:00
aber Kartoffeln anbauen, es gibt Situationen, da ist das nützlicher.
0:24:00–0:24:06
Und ich finde, es hat irgendwie so ein starkes Bild von Wiederaufbau und die
0:24:06–0:24:12
Marie-Elisabeth Lührs, nach der das eine Gebäude benannt ist von den beiden Parlamentsgebäuden.
0:24:13–0:24:17
Die war auch Frauenrechtlerin, eine der ersten Frauen, die damals in der Weimarer
0:24:17–0:24:20
Republik ab 1919 im Reichstag saßen.
0:24:20–0:24:27
Und sie hat nach 1949 bei der Neugestaltung der Bundesrepublik auch mitgewirkt
0:24:27–0:24:31
und war, ich glaube, noch bis 1961 oder so, also richtig lange Parlamentarierin.
0:24:32–0:24:40
Der Paul Löbe, nachdem dieses Haus dort benannt ist, der war zweimal hintereinander
0:24:40–0:24:45
der Präsident des Weimarer Reichstags und hat sich gegen die Nazis gestellt.
0:24:45–0:24:48
Und er war dann auch nochmal nach dem Krieg Parlamentarier.
0:24:49–0:24:52
Und beides SPDler, nach denen die Gebäude hier benannt wurden.
0:24:54–0:24:58
Und ich finde es eigentlich ganz cool, Leuten diese Gebäude zu widmen.
0:24:58–0:25:00
Aber ich habe auch in der Zeit, in der ich in diesen Gebäuden gearbeitet habe,
0:25:01–0:25:04
wenig Leute getroffen, die wussten, nach wem diese Gebäude benannt wurden.
0:25:04–0:25:08
Und damit haben wir doch eine perfekte Brücke zu Historizismus,
0:25:08–0:25:11
während wir auf die Waschmaschine zulaufen, das Bundeskanzleramt.
0:25:12–0:25:19
Hier zwischen Paul-Löbe-Haus und Bundeskanzleramt sollte es mal ein Besucherbegegnungszentrum
0:25:19–0:25:22
geben, aber es war kein Geld mehr dafür da und es war zufälligerweise genauso
0:25:22–0:25:24
teuer wie das, was der Andi Scheuer mit der Maut rausgeklotzt hat,
0:25:24–0:25:25
nämlich 600 Millionen Euro.
Florian Clauß
0:25:27–0:25:30
Vielleicht auch nochmal, um diese Brücke so ein bisschen zu stärken,
0:25:30–0:25:35
das, was ich bei dem Reichsgebäude hier so, wirklich, wo ich das noch bewusst
0:25:35–0:25:38
erlebt habe, diese Verhüllung des Gebäudes.
Ali Hackalife
0:25:39–0:25:40
Christo, 2001, glaube ich.
Florian Clauß
0:25:40–0:25:47
Oder? Nein, das war 1995. Ja, stimmt. Also es war 1995 und ich habe die Debatten
0:25:47–0:25:49
davor mitbekommen und so weiter.
0:25:49–0:25:52
Das ganze Projekt hat sich ja auch schon in den 70ern so abgezeichnet.
0:25:52–0:25:56
Ich meine, das Gebäude war ja auch unter den Nazis dann nicht mehr besetzt.
0:25:56–0:26:01
Da war ja dieser Reichsbrand, der das dann erstmal so lahmgelegt hat.
0:26:01–0:26:04
Hitler selber war in der Reichskanzlei, die er sich da gebaut hat.
0:26:05–0:26:08
Dann war es ja auch quasi so Sinnbild der Weimarer Republik,
0:26:08–0:26:10
also der Demokratie, dieses Gebäude hier.
0:26:11–0:26:17
Und dann eben in der Zeit nach dem Krieg war das mehr oder weniger brach.
0:26:17–0:26:20
Da gab es so ein paar Veranstaltungen drin und so weiter, aber keiner wusste
0:26:20–0:26:22
so richtig, was man damit machen konnte.
0:26:22–0:26:26
Es wurde dann halt auch renoviert, aber das wurde dann halt nicht so renoviert,
0:26:26–0:26:27
dass es wirklich so nutzbar wurde.
0:26:28–0:26:31
Es gab viel mit Neonlicht und so weiter, was dann halt auch nicht so schön war.
0:26:31–0:26:36
Und dann kam natürlich die deutsche Einheit und die Frage nach der,
0:26:37–0:26:38
ja, was machen wir jetzt?
Ali Hackalife
0:26:38–0:26:44
Genau, 2001 war dann der Reichstagsbeschluss, dass Berlin neu als Hauptstadt
0:26:44–0:26:49
bezogen wird. Und der Umzug damals war ja auch ein verrückter Kompromiss.
0:26:49–0:26:55
Also jetzt vor kurzem verstorben Wolfgang Schäuble war damals sehr dagegen mit
0:26:55–0:26:59
dem Argument, in Bonn seie man doch näher zu Frankreich und Paris.
0:26:59–0:27:04
Und vor allem sei man auch näher zu Brüssel und zu Straßburg und zur EU.
0:27:05–0:27:10
Und ich fand, damals wäre eigentlich der logische Schritt gewesen zu sagen,
0:27:10–0:27:13
wir nehmen Frankfurt, weil es halt wirklich am zentralsten liegt.
0:27:13–0:27:18
Ja, aber man hat sich dann damals darauf geeinigt, dass einige Ministerien noch
0:27:18–0:27:21
nicht umziehen und daraus ist dann Gewohnheit geworden.
0:27:21–0:27:24
Deswegen sind, ich glaube, Verteidigung ist immer noch in Bonn.
0:27:25–0:27:29
Also es sind noch ein paar Ministerien und Entwicklungshilfe in Bonn,
0:27:29–0:27:31
was dazu führt, dass immer noch sehr viel hin und her geflogen wird.
Florian Clauß
0:27:31–0:27:37
Ja, aber dieser Schritt, die Stadt zu initiieren für diesen Machtauflauf,
0:27:37–0:27:41
dann halt eben dieses Gebäude zu verhüllen.
0:27:41–0:27:45
Verhüllen und als künstlerische Plastik auszustellen.
0:27:45–0:27:49
Und ich weiß noch, ich fand am Anfang, also als ich das dann halt so mitbekommen
0:27:49–0:27:52
habe, die Diskussion darum, fand ich die Idee dann völlig hanebüchen und was
0:27:52–0:27:54
soll das denn und so weiter.
0:27:54–0:27:57
Und dann ist man hingegangen, das war nur für 14 Tage verhüllt.
0:27:57–0:28:01
Also es war ein relativ kurzer Zeitraum und es hatte eine unglaubliche Kraft,
0:28:01–0:28:04
also eine friedvolle Kraft.
0:28:04–0:28:08
Also hier war dann halt auch Happening, die ganzen Leute saßen davor Es waren
0:28:08–0:28:16
fünf Millionen Besucher, hatten wir dann diese Verlängerung gehabt und ich war wirklich begeistert.
0:28:18–0:28:22
Bietvoller Ort geworden, ja, und ich fand es toll und es war diese Skulptur,
0:28:22–0:28:25
diese riesige Skulptur und da knüpfe ich an, ich glaube ich,
0:28:26–0:28:29
wir sind so schnell reingegangen in unseren Podcast, dass ich dich gar nicht
0:28:29–0:28:30
ausführlich vorgestellt habe.
0:28:32–0:28:40
Ali, Ali Hackeleif, Ali hat einen Podcast, der ist auch interessant und du machst
0:28:40–0:28:45
ja viele Sendungen, alles, was dich interessiert und da ist total viel auch interessant.
Ali Hackalife
0:28:46–0:28:47
Danke für die Blut.
Florian Clauß
0:28:47–0:28:50
Und das Tolle ist, Wenn man dann selber einen Podcast macht,
0:28:51–0:28:54
dann kann man halt auch die anderen Podcaster einladen und mit ihnen über ihre
0:28:54–0:28:58
Sendung sprechen, was man normalerweise nicht machen kann, weil es immer One-Way ist.
0:28:58–0:29:02
Aber du hattest eine tolle Sendung mit Christian Gürndt, heißt er,
0:29:02–0:29:04
glaube ich, über England.
0:29:05–0:29:10
Und jetzt komme ich noch zu dem Punkt. Ihr seid durch die verschiedenen Orte
0:29:10–0:29:14
gegangen, die ihr in London und England so liebt. Und das eine war,
0:29:14–0:29:19
wo ich auch eine Verbindung habe, wo ich auch, ich bin auch total oft und gern nach London gefahren.
0:29:20–0:29:24
Und das war die Tate Modern, diese riesen Turbinenhalle.
0:29:24–0:29:32
Und da war 2002 oder 2003 auch eine Ausstellung von Anish Kapur,
0:29:32–0:29:34
heißt er, glaube ich, ein indischer Bildhauer.
0:29:34–0:29:39
Und der hat in der Tate Modern die größte Skulptur jemals erschaffen.
0:29:39–0:29:45
Also wer diese Tate Modern, wer schon mal da war, weiß, wie groß dieser Innenraum ist.
0:29:47–0:29:52
Wenn man reinkommt in diese Turbinenhalle, wo früher Turbinen gestanden haben,
0:29:52–0:29:56
es sind fünf oder sechs Stockwerke, die man auch sehen kann, innen drin.
0:29:57–0:30:02
Und diese Halle ist riesig groß und hat Anish Kapur ein Monument errichtet,
0:30:02–0:30:06
eine Skulptur, die den kompletten Innenraum gefüllt hat.
0:30:06–0:30:10
Und das war auch so ähnlich überwältigend wie hier dieser Reichstag,
0:30:10–0:30:15
die Verhüllung des Reichstages, weil dann auf einmal diese Größendimensionen ganz anders werden.
0:30:15–0:30:20
Also du stehst davor und denkst so, boah, das ist dieser Erlebnis,
0:30:20–0:30:23
wo wirklich Kunst so erlebbar wird, so körperlich wird.
Ali Hackalife
0:30:23–0:30:27
Über die Turbinenhalle habe ich mit Johnny Schneider auch ein paar Mal gesprochen,
0:30:27–0:30:33
weil dort unter anderem die Flux Games stattfanden. olympische Spiele mit Quatschdisziplin,
0:30:33–0:30:36
also wo sie zum Beispiel Wettrennen in Taucherflossen machten.
0:30:36–0:30:41
Da gab es eine große Kunstinstallation Making a Salad, wo sie mit hunderten
0:30:41–0:30:46
Leuten zusammen Salatzutaten geschnitten haben und sie dann von der Empore runter
0:30:46–0:30:50
in eine LKW-Plane warfen, in der LKW-Plane mischten und dann gab es für alle Salat.
Florian Clauß
0:30:51–0:30:56
Und die Vinaigrette, die wurde dann durch die Turbine angetreten.
Ali Hackalife
0:30:56–0:30:59
Es wurde groß aus, halt so ein Stockwerk drüber reingeschüttet.
0:31:00–0:31:04
Sehr contemporary Art, weil da ist ja auch die Frage, wie verkauft man so ein Kunstwerk?
0:31:05–0:31:08
Aber offensichtlich hat es in meine Gehirnwindung und jetzt auch in deinen Podcast geschafft.
Florian Clauß
0:31:08–0:31:11
Ja, das ist so soziale Plastik.
Ali Hackalife
0:31:11–0:31:14
Und um hier nochmal ein paar Punkte abzuhaken.
0:31:17–0:31:22
Wo fangen wir an? Ich war ja gerade noch kurz gepackt bei der Reichstagsverhüllung.
0:31:22–0:31:25
Ich habe ein Stück davon geschenkt bekommen zum Geburtstag von der Plane.
0:31:25–0:31:28
Und es ist ein relativ festes Lkw-Plan und sie ist gar nicht so teuer.
0:31:28–0:31:33
Also es kostet ungefähr ein Zehner für so einen 10 zu 15 Zentimeter großen Patch.
0:31:34–0:31:39
Und ja, ich verstehe die Faszination total. Christo hat ja mehrere Gebäude,
0:31:39–0:31:41
den Arc der Triumph unter anderem auch noch verhüllt.
0:31:41–0:31:44
Und er hat teilweise so ganze Küstenlandschaften eingepackt.
0:31:44–0:31:47
Das sieht halt aus, als wäre es noch nicht gerendert oder eine falsche Textur.
0:31:47–0:31:49
Also ich finde es sehr sehenswert.
0:31:50–0:31:54
Wir laufen jetzt Richtung Tiergarten und wir kreuzen den Ort,
0:31:55–0:31:57
wo der Berlin-Marathon startete und endete.
Florian Clauß
0:31:57–0:32:01
Ja, gleich da vorne an der Straße 17. Juni. Aber ich will nochmal hier darauf
0:32:01–0:32:03
hinweisen, die Schwangere Auster.
0:32:04–0:32:05
Kennst du was in meinem Gebäude drin?
Ali Hackalife
0:32:06–0:32:07
Nee, ich kenne es nur von außen.
Florian Clauß
0:32:07–0:32:11
Das ist ein schönes Gebäude, was dann auch zu Berlinale bespielt wird und auch
0:32:11–0:32:14
zu irgendwelchen anderen Kulturveranstaltungen.
0:32:14–0:32:18
Und das hat so ein bisschen eine tragische Geschichte, weil irgendwann in den
0:32:18–0:32:21
70ern, ist das glaube ich kurz nachdem es gebaut wurde, ist dann oben das Dach
0:32:21–0:32:24
eingefallen und hat zwei Leute in den Tod gerissen.
0:32:25–0:32:28
Und das ist dann rekonstruiert worden. Aber ich mag diesen Ort sehr gerne.
0:32:29–0:32:32
Also das ist auch so einer der Orte, wo ich gerne hingehe.
Ali Hackalife
0:32:32–0:32:34
Wo wir gerade bei großen Skulpturen waren.
Florian Clauß
0:32:35–0:32:36
Ein Glockenturm.
Ali Hackalife
0:32:36–0:32:40
Um ein paar offene Fäden zu schließen. Mit Christian Gürn sprach ich über unsere
0:32:40–0:32:45
Begeisterung für England und ich war dieses Mal dort und hatte die Gelegenheit,
0:32:48–0:32:53
mir Stonehenge anzuschauen. Und ich bin ja an sich großer Fan von Uhr- und Frühgeschichte,
0:32:53–0:32:57
und muss doch ganz ehrlich sagen, bei Stonehenge, ich habe Redebedarf.
Florian Clauß
0:32:57–0:33:03
Ja, sehr gut. Wir können auch an unsere letzte Folge so ein bisschen anklüpfen,
0:33:03–0:33:08
weil wir auch in der letzten Folge über die Außenalster. Die Außenalster, genau.
0:33:08–0:33:12
Über neolithische Kulturtechniken gesprochen haben.
0:33:12–0:33:14
Nämlich mit Ackerbau und Kochen.
0:33:15–0:33:17
Zumindest haben wir es angeschnitten.
Ali Hackalife
0:33:17–0:33:22
Wir laufen jetzt in den Tiergarten und auch das, weißt du, warum der so sternförmig angelegt ist?
Florian Clauß
0:33:23–0:33:24
Nein, klär mich auf.
Ali Hackalife
0:33:25–0:33:28
Und zwar, damit Hochwohlgeboren eine Drückjagd veranstalten kann,
0:33:29–0:33:31
hat man Tiere gehalten hier im Park.
0:33:32–0:33:38
Und dann hat man entlang der Achsen Schnüre aufgehangen, an denen hingen Stoffbahnen,
0:33:38–0:33:41
dann konnte man von außen in diese Trichter, die sich zu der Mitte des Sterns
0:33:41–0:33:44
gebildet haben, die Tiere aufscheuchen.
0:33:44–0:33:47
Die sind halt in den immer enger werdenden Trichter reingelaufen und in der
0:33:47–0:33:48
Mitte des Sterns stand dann die
0:33:48–0:33:51
adelige Jagdgesellschaft und hat auf die Zustörung den Tiere geschossen.
0:33:52–0:33:55
Und daher kommt die Redewendung durch die Lappen gehen, wenn ein Tier durch
0:33:55–0:34:00
eine dieser Stoffbahnen ausgebrochen ist und dann über eine der Sternachsen abgehauen ist.
Florian Clauß
0:34:01–0:34:06
Wahrscheinlich unter Friedrich den Großen oder so. Wie hat sich das dann so ausgeprägt?
0:34:06–0:34:08
Irgendwas Adliges.
Ali Hackalife
0:34:08–0:34:10
Ich kenne nur die Geschichte zur Redewendung und den Park.
Florian Clauß
0:34:11–0:34:15
Das ist eine andere preußische Redewendung. Wir haben ja oft Krawall gebürstet.
0:34:16–0:34:17
Kennst du diese Redewendung?
Ali Hackalife
0:34:18–0:34:20
Also ich kenne die Redewendung und ich hätte jetzt vermutet,
0:34:20–0:34:22
das ist, wenn ich die Katzenfall drum streiche.
Florian Clauß
0:34:22–0:34:27
Ja, das ist so ähnlich. Nämlich ist es, wenn die preußischen Kavallerie,
0:34:27–0:34:30
wenn die in den Krieg gezogen sind, Kavallerie ist, glaube ich, die mit den Pferden,
0:34:31–0:34:34
dann haben die Pferde mit Stahlbürsten gebürstet, damit die ordentlich Adrenalin
0:34:34–0:34:38
und gereizt sind und damit die halt irgendwie ordentlich durchpesen.
0:34:38–0:34:40
Deswegen auf Krawall gebürstet, kommt daher.
0:34:41–0:34:46
Man muss ja sagen, Berlin, Berlin hat ja nicht so eine lange Geschichte wie
0:34:46–0:34:47
andere Orte auf der Welt.
0:34:48–0:34:54
Das ist ja doch, naja, so 17. Jahrhundert hat sich das so ausgeprägt mit Friedrich,
0:34:54–0:34:56
den großen Preußenstaat und so weiter.
0:34:57–0:35:04
Und es war ja sehr militärisch immer ausgerichtet. Es gibt Exerzierplätze überall
0:35:04–0:35:06
und es war auch relativ klein.
0:35:06–0:35:10
Es waren ja eigentlich zwei Städte, Köln und Berlin, die sich dann am Roten
0:35:10–0:35:14
Rathaus hinten, Nikolai-Viertel, gekreuzt haben und dann zu einer Stadt gewachsen
0:35:14–0:35:16
sind. Aber eigentlich war es relativ unbedeutend.
Ali Hackalife
0:35:17–0:35:21
Das ist ja eh das Ding mit den ganzen Kiezen, von denen viele eigene Städte
0:35:21–0:35:28
waren und eigene Gemeinden, die dann hier eingemeindet wurden in die Metropolregion.
0:35:28–0:35:35
Und ich finde nach wie vor sehr gut, dass, wie war es, Neukölln hieß früher
0:35:35–0:35:39
Rixdorf und wurde umbenannt, damit es attraktiver ist, damit Leute dahin ziehen.
Florian Clauß
0:35:41–0:35:44
Rixdorf, aber jetzt ist Rixdorf wieder eigentlich so ein hipster Begriff,
0:35:45–0:35:50
weil Rixdorfer Brause und Rixdorfer Bier gibt es da überall.
Ali Hackalife
0:35:50–0:35:51
So, die Frage ist.
Florian Clauß
0:35:52–0:35:57
Wie kommen wir hier rüber? Aber hier, genau, hier ist der Marathon.
Ali Hackalife
0:35:57–0:36:04
Genau, hier wird Public Viewing betrieben und hier.
Florian Clauß
0:36:04–0:36:10
Bin ich auch, einmal im Jahr gibt es das Fahrradrennen, das startet auch hier,
0:36:10–0:36:11
da habe ich auch mal mitgemacht.
0:36:12–0:36:17
Also es macht schon Spaß, wenn man halt diese breiten Straßen einfach quer durchfahren
0:36:17–0:36:20
kann. Und das ist auch so die Ost-West-Verbindung, also die Achse,
0:36:20–0:36:23
die mehr oder weniger noch steht, ne?
0:36:23–0:36:28
Hier kann man ja einfach bis zur Bismarckstraße einfach durchfahren.
0:36:28–0:36:30
So, jetzt aber rüber.
0:36:32–0:36:36
Und wir blicken hier auf die Siegelsäule.
Ali Hackalife
0:36:39–0:36:43
Genau, Berlin, nicht so eine lange Geschichte wie andere Orte.
0:36:43–0:36:47
Und da kommen wir zu dem, was ich dir als Thema vorgeschlagen hatte.
0:36:47–0:36:52
In der historischen Geschichte von Stonehenge wurde das so vor,
0:36:52–0:36:55
von heute aus gerechnet, ungefähr 5000 Jahren.
0:36:55–0:36:58
An einem Dienstag hat man mit den Bauarbeiten begonnen.
Florian Clauß
0:37:00–0:37:02
Zu zweit, ja.
Ali Hackalife
0:37:02–0:37:11
Ja, und zwar hat man damit begonnen, erst mal einen Erdwall aufzuhäufen und
0:37:11–0:37:13
einen Erdkreis zu graben.
0:37:13–0:37:17
Dann hat man in diesem Erdkreis ungefähr 1000 Jahre später, also vermutlich
0:37:17–0:37:23
andere Leute, angefangen kleinere Steine zu stellen in Kreisformationen.
0:37:23–0:37:26
Und das war ungeklärt, Kultstätte, sieht einfach cool aus.
0:37:27–0:37:30
Viele der Geschichten klingen für mich immer so wie etwas, wo man mit Freunden
0:37:30–0:37:31
draufkommt, wenn man zu lange am Lagerfeuer sitzt.
Florian Clauß
0:37:31–0:37:32
Ja.
Ali Hackalife
0:37:32–0:37:40
Dann hat man angefangen vor knapp 4000 Jahren mit den Sarsen,
0:37:40–0:37:43
das sind die großen Steine, die dort stehen, und den Megalithen.
0:37:44–0:37:47
Megalithen sind eigentlich eigene, freistehende große Steine,
0:37:47–0:37:50
von denen gibt es auch durch ganz Europa verteilt welche und auch teilweise
0:37:50–0:37:52
viel größere als die, die bei Stonehenge stehen.
0:37:53–0:37:58
Und dann hat man mit den Sarsen den ersten Kreis gebaut und den hat man dann die,
0:38:00–0:38:03
Trilonites, also die Dreisteinkonstruktion gebaut, das sind auch die,
0:38:04–0:38:06
die die meisten Leute in Erinnerung haben, wenn du an Stonehenge denkst,
0:38:06–0:38:10
dann denkst du an diese Steintore, zwei Poller und einen Stein obendrauf und
0:38:10–0:38:13
dann wuchs diese Anlage ein bisschen zusammen, ein bisschen auseinander,
0:38:14–0:38:17
also dieser erste Kreis mit den kleinen Steinen, mit blauen Steinen aus Wales,
0:38:18–0:38:23
die waren, die Steine waren auch schon schwer, aber jetzt nicht so unerklärlich schwer.
0:38:23–0:38:26
Dieser kleine Kreis wuchs dann zusammen, ein paar Steine gingen verloren,
0:38:26–0:38:27
ein paar Steine sind in die Nachbarschaft gezogen.
0:38:28–0:38:31
Also man findet Steine aus demselben Steinbruch in Grabkammern drumherum.
0:38:32–0:38:36
Die letzte Phase, in der Stonehenge so betrieben wurde, wie wir es heute vermuten,
0:38:37–0:38:40
die ist ungefähr, Moment, was war das?
0:38:40–0:38:46
Vor 3600 Jahren war die Himmelsscheibe von Nebra und der letzte Ausbau Stonehenge
0:38:46–0:38:53
war 800 Jahre vorher. also vor 4.400 Jahren von heute gerechnet. Genau, 2.400 Jahre vor.
Florian Clauß
0:38:54–0:38:59
Also quasi um 2.500 vor der Zeit.
Ali Hackalife
0:39:00–0:39:07
Auch das, ich schreibe in meinen Texten BC, aber es ist ja eine große Frage,
0:39:08–0:39:12
ob man BC oder BCI, VCH oder VUZ.
Florian Clauß
0:39:12–0:39:15
Ja, ich bin immer für Säkularisierung.
Ali Hackalife
0:39:15–0:39:21
Ja, aber das tust du ja nicht wirklich, denn BC before Christ und BCI before
0:39:21–0:39:24
Common Era. Wo beginnt denn die Common Era? Erklär mal.
0:39:25–0:39:30
An einem zufälligen Tag haben wir beschlossen, wir zählen jetzt hoch und herunter.
Florian Clauß
0:39:30–0:39:33
Aber es geht ja auch darum, den Namen nicht immer wieder zu wiederholen,
0:39:34–0:39:37
sondern auch dann halt ein anderes Branding zu machen.
Ali Hackalife
0:39:37–0:39:43
Der hat Jehova gesagt. Ich würde sagen, es ist Quatsch, wenn deine Zählrichtung
0:39:43–0:39:44
weiterhin dieselbe ist.
0:39:45–0:39:50
Die Leute von In A Nutshell, der kurz gesagt erfolgreichste internationale deutsche
0:39:50–0:39:57
YouTube-Kanal, Die haben vorgeschlagen, dass man anfängt, mit vor 12.000 Jahren zu zählen.
0:39:57–0:40:02
Und dass vor 12.000 Jahren die ersten Agrarkulturen in Göbekli Tepe begonnen
0:40:02–0:40:04
haben, in dem, was heute die Türkei ist.
0:40:05–0:40:09
Und ihre Argumentation ist, wir leben dann halt heute im Jahr 12.025.
0:40:09–0:40:14
Das heißt, du schreibst einfach vor, die Jahreszahl nochmal an 1, 10.000 Jahre mehr.
0:40:14–0:40:17
Und dann ist dein Startpunkt bei, die Menschheit wird sesshaft.
0:40:17–0:40:20
Was ja irgendwie ein ganz guter Punkt ist, um zu sagen, ab jetzt an lohnt es
0:40:20–0:40:24
sich zu zählen. Weil wenn du als Jäger unterwegs bist, als Beutesammler,
0:40:24–0:40:26
dann musst du nicht so viel zählen.
Florian Clauß
0:40:26–0:40:33
Und vor allen Dingen, das ist ja so das ausbringende Merkmal von vielen neolithischen Monumenten,
0:40:34–0:40:39
dass die alle so kreisförmig sind, zyklisch sind, dass die immer so in Zyklen
0:40:39–0:40:42
aufgehangen sind, dass die einen saisonalen Bezug haben.
0:40:43–0:40:45
Ja, also eigentlich ist immer alles rund irgendwie.
Ali Hackalife
0:40:45–0:40:49
Ja, aber ein Kreis ist einfach eine Form. Also für einen Kreis brauche ich zwei
0:40:49–0:40:51
Leute und ein Seil. Das ist relativ einfach zu machen.
Florian Clauß
0:40:53–0:40:55
Achso, zwei Leute und ein Seil.
Ali Hackalife
0:40:55–0:40:58
Du kannst sogar alleine mit einem Stein und einem Seil.
Florian Clauß
0:40:59–0:41:00
Einfach so drehen das so.
Ali Hackalife
0:41:01–0:41:05
Also ich brauche irgendetwas, was eine konstante Länge hat und damit laufe ich
0:41:05–0:41:08
um den Punkt in der Mitte und schon habe ich meinen Kreis.
0:41:08–0:41:13
Und dementsprechend, dass es kreisförmig ist. Ich meine, wenn dein Leben bestimmt
0:41:13–0:41:19
ist durch die Sonne und durch die Jahreszeiten, dann würde ich auch anfangen,
0:41:19–0:41:20
runde Dinge zu verehren.
0:41:20–0:41:25
Denn alles, das warme Wetter, die neuen Pflanzen, die Tiere,
0:41:25–0:41:26
alles kommt dadurch, dass...
0:41:27–0:41:30
Gar nicht so weit weg ein Fusionsreaktor offen brennt.
0:41:30–0:41:34
Und ich würde auch anfangen, runde Dinge zu verehren, wenn ich in einer neolithischen
0:41:34–0:41:37
Kultur lebe. Ich finde, das ist noch der offensichtliche Teil.
Florian Clauß
0:41:38–0:41:42
Also als ich jetzt ein paar Dokumentationen zu dem Thema gesehen habe,
0:41:42–0:41:46
eine Sache, die mir da so aufgefallen ist, aber die nirgendwo so explizit gesagt
0:41:46–0:41:51
wurde, wenn du anfängst, dann eben Ackerbau zu betreiben,
0:41:51–0:41:55
dann stößt du irgendwann auf diese Steine, diese Findlinge.
0:41:55–0:42:00
Weil eben der Gletscher irgendwann mal durchgegangen ist und diese Steine überall
0:42:00–0:42:02
in der Landschaft verteilt hat.
0:42:02–0:42:05
Und wenn du nicht weißt, dass da vorhin ein Gletscher war, dann fängst du ja
0:42:05–0:42:08
auch an zu glauben, was ist das denn? Wer hat das denn dahin gebracht?
0:42:08–0:42:13
Und deswegen ist wahrscheinlich die Stone Age, das ist auch so auf diese Steine
0:42:13–0:42:16
fixiert, weil die dann halt einfach überall rumlagen und keiner konnte sich
0:42:16–0:42:17
erklären, wie die da hingekommen sind.
0:42:18–0:42:21
Und deswegen fängt da auch so eine religiöse, mythische Aufladung an.
0:42:22–0:42:23
Also so kann ich mir das nur erklären.
Ali Hackalife
0:42:23–0:42:28
Und wie gesagt, wir sehen, dass Stonehenge zur Sonne hin ausgerichtet ist,
0:42:28–0:42:34
aber diese ganzen Theorien über zeigt es genau auf den Aufgang bei Sommersonnenwende,
0:42:34–0:42:35
Wintersonnenwende und so weiter.
0:42:35–0:42:38
Da haben wir ein großes Problem. Wir wissen es nicht.
0:42:39–0:42:46
So wie es heute steht, tut es das. Ja. Aber in den 1950er Jahren hat man,
0:42:46–0:42:50
weil einerseits sind mit der Zeit und durch Erdbeben viele Steine umgefallen,
0:42:50–0:42:56
in den 1950er Jahren hat man die Steine alle bewegt, unter vielen von ihnen
0:42:56–0:43:00
ein Betonfundament gegossen und damit stehen die Steine heute,
0:43:01–0:43:04
Einfach nicht mehr in derselben Orientierung. Und ich meine,
0:43:05–0:43:09
es ist faszinierend da zu sein. Das ist gar nicht die Frage.
0:43:10–0:43:13
Aber es nimmt im Ganzen irgendwie etwas Mythisches, wenn du weißt,
0:43:13–0:43:18
so wie der jetzt da steht, steht der da, weil ein benzinbetriebener Kran ihn hochgehoben hat.
Florian Clauß
0:43:19–0:43:20
Das ist nicht original.
Ali Hackalife
0:43:21–0:43:24
Ja, und das ist so die Frage, warum ist mir das wichtig?
0:43:24–0:43:29
Also hätte ich es nicht gewusst und wäre ich da gewesen, dann hätte ich einen
0:43:29–0:43:31
Respekt davor gehabt, der mir jetzt irgendwie fehlt.
0:43:31–0:43:36
Und das Ding ist ja, das Erstaufbauen mit Muskelkraft ist und bleibt weiterhin total faszinierend.
0:43:36–0:43:40
Also es ist halt so eigentlich eine totale Idee, die, wie ich sagen würde,
0:43:40–0:43:42
Schnapsidee oder Bierlaune.
0:43:42–0:43:44
Komm, wir gucken mal, ob wir diesen riesigen Stein aufstellen können.
0:43:45–0:43:48
Und dann geht das und dann suchst du dir eine Begründung, warum du sagst,
0:43:48–0:43:54
ja, ihr müsst jetzt hier leider Haselnüsse sammeln und die Feldarbeit alleine machen.
0:43:54–0:43:56
Wir Männer, wir müssen jetzt eben mal weg mit dem Stein holen.
0:43:56–0:44:00
Also das ist ja, ich finde, das ist eine gute Ausrede, aber das ist auch schon
0:44:00–0:44:01
ein bisschen großer Quatsch.
0:44:02–0:44:06
Und wenn man sich anschaut auf dem Weg zwischen Stonehenge und dem Steinbruch,
0:44:06–0:44:07
aus dem die Steine kommen,
0:44:08–0:44:13
ungefähr 20 Meilen, also 36 Kilometer um den Dreh, weg, auf dem Weg dahin liegen
0:44:13–0:44:16
auch noch ein paar Steine, die vermutlich aus dem selben Bauprojekt kommen und
0:44:16–0:44:18
die halt nicht zu Ende geschleppt wurden.
0:44:18–0:44:21
Und es liegen auch im Steinbruch noch Steine, die rausgekloppt wurden,
0:44:21–0:44:25
aber nicht mehr bewegt. Das heißt, die Kommunikation war auch nicht gut genug,
0:44:25–0:44:27
um zu sagen, der ist jetzt angekommen, wir brauchen noch einen, das reicht.
0:44:28–0:44:31
Also da ist super viel Zeit reingegangen in einer Gesellschaft,
0:44:32–0:44:35
bei der Zeit eigentlich viel gebraucht wurde, um zu überleben.
Florian Clauß
0:44:37–0:44:41
Ja, ich meine aber generell ist ja auch die Frage, warum haben die das da gebaut
0:44:41–0:44:44
und ist es denn halt tatsächlich so etwas Effektives gewesen?
0:44:44–0:44:48
Also ich habe gehört, dass als es dann fertig war, sind die einfach auseinandergegangen
0:44:48–0:44:53
und haben es so stehen lassen. Genau, es ist keine Siedlungsgebende. Ende, so tschüss.
Ali Hackalife
0:44:54–0:44:57
Das ist so das Ding. Also es gibt keine Besiedlung, die dort stattfand.
0:44:58–0:45:04
Und es gibt, also es gab Funde von insgesamt 63 Individuen, die dort verscharrt waren.
0:45:05–0:45:08
Aber bei denen auch unklar ist, nach welchem Kriterium. Also da waren Erwachsene,
0:45:08–0:45:11
da waren Kinder bei, Männer, Frauen.
0:45:11–0:45:13
Also es gab kein konkretes Kriterium, an dem man sagen konnte,
0:45:14–0:45:18
also wären es zum Beispiel nur ältere Männer mit schweren Knochenbrüchen.
0:45:18–0:45:19
Dann könntest du sagen, hier liegen wichtige Krieger.
0:45:19–0:45:23
Oder werden es überwiegend Kinder und Frauen, dann könntest du sagen,
0:45:23–0:45:25
das sind die, die den wichtigen Personen wichtig waren.
0:45:26–0:45:30
Aber so dadurch, dass dort im Prinzip demografisch einmal alles liegt, wissen wir es nicht.
0:45:30–0:45:36
Und dazu kommt, dass in den 50er Jahren die Archäologen, die dort die Fundamente
0:45:36–0:45:40
gegraben haben, erstmal alle Knochen in den Knochenberg geworfen haben und einen
0:45:40–0:45:43
großen Haufen mit allen Knochen, die wir gefunden haben, erstellt haben.
0:45:43–0:45:47
Und das hat in den 80er und 90er Jahren dann wirklich viel Arbeit gebraucht,
0:45:47–0:45:50
bis man die Knochen wieder zusammen puzzeln konnte und sagen,
0:45:50–0:45:52
wie viele Leute da überhaupt gefunden wurden.
0:45:52–0:45:54
Das ist wild durcheinander. Und vor allem, wir wissen, dass die Leute,
0:45:54–0:46:00
die dort gelebt haben, die hatten den großen Vorteil von Upfront Energy,
0:46:00–0:46:01
heißt das in der Archäologie.
0:46:01–0:46:06
Also, dass du in einem Umfeld lebst, wo du Nahrung zu dir nehmen kannst,
0:46:06–0:46:08
deren Zubereitung wenig Energie braucht.
0:46:08–0:46:11
Und das heißt zum Beispiel, wenn du Walnüsse sammelst oder Haselnüsse,
0:46:11–0:46:15
wie im Fall von Stonehenge, und du hast einen großen Vorrat Haselnüsse,
0:46:15–0:46:19
dann kann ich mehr Haselnüsse sammeln, als es mich braucht, als Energie braucht,
0:46:19–0:46:20
die zusammenzubringen.
0:46:20–0:46:24
Das heißt, ich kann dich versorgen, während du dich um etwas anderes kümmerst.
0:46:24–0:46:28
Und das ist beeindruckend, weil das eigentlich erst dann nach dem.
0:46:29–0:46:33
Agrarkulturellen Revolution passiert, dass Menschen regelmäßig mit Upfront-Energy
0:46:33–0:46:34
leben und Dinge bauen können.
0:46:34–0:46:37
Also warum die Ägypter ihre Pyramiden bauen konnten, liegt halt auch daran,
0:46:38–0:46:42
dass sie mehr Energie gewinnen konnten durchs Andenbauen von Essen und durchs
0:46:42–0:46:44
Zusammentragen von Essen, als es gebraucht ist.
0:46:44–0:46:46
Also das Brauchen zum Zusammentragen war nicht so viel wie das,
0:46:46–0:46:49
was sie aufgenommen haben. Und dadurch konnte man sich dann leisten,
0:46:49–0:46:50
entsprechende Handwerker zu haben.
Florian Clauß
0:46:51–0:46:56
Ja, genau. Also da sind wir ja wieder bei Theorization. Und auch beim Kochen
0:46:56–0:47:01
und Essen. Also klar, du hast einen Energieüberschuss, kannst den Energieüberschuss
0:47:01–0:47:04
dann irgendwo gesellschaftlich verwalten und dann fängst du an, so Sachen zu bauen.
0:47:06–0:47:11
Was ich auch gehört habe, ist, dass so wie man das jetzt, diese Ausgrabung,
0:47:11–0:47:16
es gab diesen Ort, der dann auch so, ich weiß nicht, ein paar Kilometer, Meilen...
Ali Hackalife
0:47:16–0:47:16
Avonbury.
Florian Clauß
0:47:16–0:47:21
Genau, wo dann anfangs wurde angenommen, das ist so eine Sklavenarbeit,
0:47:21–0:47:25
ähnlich wie bei den Pyramiden, wo ein streng hierarchisches Faron-System,
0:47:25–0:47:28
die Leute dazu gezwungen hat, diese Bauten zu machen.
0:47:29–0:47:32
Bei Stonehenge geht man davon aus, dass es auf einer freiwilligen Basis passiert
0:47:32–0:47:36
ist. Und dieses Dorf, was sie da gefunden hat, auch riesig groß ist.
0:47:37–0:47:41
Da konnten so 4.000 bis 5.000 Menschen wohl wohnen.
0:47:41–0:47:47
Und dass die aber so gebaut waren, dass es nicht wirklich eine Hierarchie gab.
0:47:47–0:47:50
Es gab dann vier größere Häuser, die in der Mitte von diesem Dorf stehen,
0:47:51–0:47:54
wovon ausgegangen wird, dass es dann so die Stammesführer waren.
0:47:54–0:47:58
Aber es wurde nicht unterschieden bei den anderen. Es gab nicht so ein irakisches System.
0:47:58–0:48:03
Später dann, als Stonehenge dann quasi in dieser neolithischen Phase dann fertig
0:48:03–0:48:08
gebaut wurde und dann 500 Jahre später sind diese Hühnengräber da in der Nähe
0:48:08–0:48:11
entstanden, wo dann im Prinzip auch da...
0:48:12–0:48:16
Leute begraben waren, aber die hatten dann halt auch so Grabbeilagen und so
0:48:16–0:48:21
weiter drin, dass es darauf geschlossen werden konnte, dass das eher Hörgestellte waren.
0:48:22–0:48:25
Also da fing es schon an mit der Kupferzeit und so weiter.
0:48:26–0:48:30
Bei Bronze Zeit, dass die dann halt auch da so Grabbeilagen hatten und so weiter.
0:48:30–0:48:34
Also es ist so ein stetiger Bedeutungswandel, der dann auch da und dagegen passiert.
0:48:35–0:48:37
Dann kommt man irgendwo als Kultur dahin.
0:48:37–0:48:41
Also ich weiß nicht genau diese Kultur, die Stonehenge aufgebaut haben.
Ali Hackalife
0:48:41–0:48:44
Die Windmill Hill Culture war das.
Florian Clauß
0:48:44–0:48:45
Die Glockenbecher.
Ali Hackalife
0:48:45–0:48:48
Nee, Windmill Hill waren die, die den Graben ausgehoben haben.
Florian Clauß
0:48:49–0:48:52
Die finde ich auch so geil, als wenn man die nachher an den Artefakten benennt.
Ali Hackalife
0:48:53–0:48:58
Ja, also Windmill Hill heißt nicht nach einem Fundort, sondern nach einem Fundort so.
0:48:58–0:49:02
Genauso wie die Michelbacher oder die Ornitizer Kultur nicht an Objekten benannt
0:49:02–0:49:07
werden, sondern nach Fundorten für kulturverbindende Gemeinschaften,
0:49:07–0:49:08
die man dort ausgegraben hat.
0:49:08–0:49:14
Also Windmill Hill hat als Erste angefangen und hat diesen Graben ausgehoben.
0:49:15–0:49:20
Die, die dann das Henge gebaut haben, Stonehenge, ein Henge aus Steinen,
0:49:20–0:49:22
ist das eine, aber es gibt auch Woodhenges.
0:49:23–0:49:26
Zum Beispiel in Pömmeltill in Sachsen-Anhalt, da haben sie ein großes Woodhenge
0:49:26–0:49:29
gefunden, also einen Holzpfahlkreis.
0:49:29–0:49:33
Und bei der zweiten Stufe, also als man dann angefangen hat,
0:49:33–0:49:37
diese Saarzen dort aufzubauen, das war Beaker-Culture, also die Becher- bzw.
0:49:37–0:49:38
Glockenbecher-Kulturen.
Florian Clauß
0:49:38–0:49:38
Ja.
Ali Hackalife
0:49:39–0:49:45
Da ist aber auch so ein bisschen das Ding, wir wissen, dass die viel Zeit dafür gebraucht haben.
0:49:45–0:49:48
Also in 800 Jahren wechseln die Kulturen schon mal durch.
0:49:49–0:49:53
In Zentraleuropa auf dem europäischen Festland würde man dann wieder unterscheiden
0:49:53–0:49:58
zwischen Schnurrbandkeramik, Linearbandkeramiker und dann gibt es neben dem
0:49:58–0:50:01
Glockenbecher auch den Becher mit Füßen und so weiter. und nach denen teilt
0:50:01–0:50:03
man dann Kulturen nochmal ein. Also es gibt Füßchenbecher.
0:50:04–0:50:09
Und da wissen wir halt aus den Funden der Gräber, von denen,
0:50:09–0:50:12
wie ich gerade sagte, 63 Individuen, das war dann Beaker-Culture.
0:50:13–0:50:16
Aber in der Beaker-Culture, also in der Becherkultur, ist die Frage,
0:50:16–0:50:20
welcher Bechertyp, durchaus umstritten, weil es halt viele Jahrhunderte gesauert hat.
Florian Clauß
0:50:22–0:50:24
Da kann man schon mal so einen Becher variieren.
Ali Hackalife
0:50:24–0:50:32
Ja, die letzte Ausbauphase war, ich glaube, Willex-Culture, weil Funde bei Willicks
0:50:32–0:50:34
für die Epoche führend sind.
0:50:34–0:50:39
Und in der Nähe gibt es, wie gesagt, Avebury. Das ist die größte europäische
0:50:39–0:50:42
menschengemachte geografische Veränderung.
0:50:43–0:50:47
Also aus dem Neolithikum. Das ist ein 39 Meter hoher Berg.
0:50:47–0:50:52
Und es ist unklar, wofür er gebaut wurde. Es gab jetzt mehrere Scans und man
0:50:52–0:50:55
hat im Boden nichts gefunden. Das heißt, es ist kein Grabhügel vermutlich.
0:50:56–0:50:58
Er war nicht besiedelt. Das heißt, es war auch keine Festung.
0:50:58–0:51:03
Und die Frage ist, wofür bauen Menschen im Schweiß ihres Angesichts einen riesigen Jügel?
0:51:04–0:51:09
Ja, und es gibt drumherum Grabhügel. Und dann gibt es natürlich auch die Ideen
0:51:09–0:51:13
von wegen, was ist, wenn sie den einen Grabhügel ihrer Gottheit gewidmet haben
0:51:13–0:51:17
oder so und man deswegen dort kein Grab vor Ort finden kann,
0:51:17–0:51:19
weil es etwas Mythisches hat.
0:51:19–0:51:25
Aber gilt bis heute als eines der größten, ungelösten Mysterien der europäischen
0:51:25–0:51:29
Ethnologie und Archäologie, warum da dieser Hügel ist, der eindeutig menschgemacht
0:51:29–0:51:30
ist, aber man weiß nicht warum.
0:51:30–0:51:34
Und wenn man auf ihm steht, dann kann man im Umland andere Grabhügel sehen,
0:51:34–0:51:37
aber er hat jetzt keine so prominente Position, dass klar ist,
0:51:37–0:51:40
das ist ein Observatorium, weil dafür reichen die paar Meter nicht.
0:51:40–0:51:46
Also wir sehen, dass im südamerikanischen Regenwald, da gibt es Observatorien,
0:51:46–0:51:50
die gebaut wurden, damit man aus der Baumdecke, aus der Laubdecke raus konnte in den Himmel gucken.
0:51:51–0:51:54
Und das macht halt keinen Sinn, wenn du auf einer platten Ebene bist.
Florian Clauß
0:51:56–0:52:03
Ja, interessant. Aber ich meine, das ist ja sowieso bei so Monumenten eben bei
0:52:03–0:52:05
Kulturen, die nicht wirklich Schrift hinterlassen.
0:52:05–0:52:10
Da gibt es ja einen ständigen Bedeutungswandel.
0:52:10–0:52:13
Steht da wahrscheinlich auch, wenn andere Kulturen, wenn die eine dann weitergezogen
0:52:13–0:52:16
oder ausgestorben ist, kommen andere Kulturen, die fangen dann auch an.
0:52:16–0:52:20
Haben dieses Framework Stonehenge aufgebaut und denken auch,
0:52:20–0:52:23
okay, jetzt machen wir halt unser Ding da raus.
0:52:23–0:52:26
Erstmal die Frage, ich meine, das ist ja so Archäologie, ist ja nichts anderes
0:52:26–0:52:29
als, jetzt mal so platt gesprochen, Reverse Engineering.
0:52:29–0:52:33
Du musst ja dann irgendwie, du hast ein System, das ist dann überlagert von
0:52:33–0:52:37
Artefakten und von Zeitschichten, die musst du ja irgendwie auseinander friemeln
0:52:37–0:52:40
und kannst dann Bedeutung irgendwo reinlesen.
0:52:40–0:52:45
Das ist ja so ein Ding, sich das zu erschließen, so ein Kulturkontext.
0:52:45–0:52:48
Aber ich meine, wenn man dann auch selber, wenn man weiter zurückgeht in die
0:52:48–0:52:51
Geschichte, es ist ja auch so ähnlich, kommt eine Kultur.
0:52:51–0:52:56
Und die haben wahrscheinlich was ganz anderes, als dann die nach den Glottenbecher
0:52:56–0:53:01
Kulturen, als die gekommen sind, die haben ja auch wahrscheinlich keine Bedienungsanleitung
0:53:01–0:53:02
von Stonehenge irgendwo gefunden,
0:53:02–0:53:06
sondern ihr Ding draus gemacht und haben dann auch angefangen umzuformen.
0:53:06–0:53:10
Und jetzt kommen wir zu deiner eigentlichen Entrüstung. Ja,
0:53:10–0:53:15
dass du das jetzt nicht so authentisch fandst, weil da in den 50ern halt die
0:53:15–0:53:19
Steine so gebaut wurden, dass es sie nach der Sonnenwende ausrichtet und dass
0:53:19–0:53:22
es überhaupt nicht der ursprüngliche Effekt von diesem Monument war.
0:53:23–0:53:24
Aber ist es dann nicht egal?
Ali Hackalife
0:53:26–0:53:31
Nun, wir können uns die Frage stellen, hat irgendetwas einen Wert? Aber das hilft ja nicht.
0:53:32–0:53:37
Also ist es wichtig zu wissen, warum diese Steine dort stehen, wie sie stehen?
0:53:37–0:53:40
Nein. Ist es interessant? Ja, okay.
0:53:41–0:53:49
Und ich finde spannend, einerseits die Craftmanship, also wie man diese Steine
0:53:49–0:53:50
aufgebaut und aufgerichtet hat,
0:53:51–0:53:57
die ist ganz faszinierend, weil mittlerweile relativ gut nachgeforscht ist mit
0:53:57–0:54:00
Experimentalarchäologie, wie man halt so große Steine bewegt.
0:54:00–0:54:03
Und dass du die nicht, also es gibt die lange Zeit, gab es die Theorie,
0:54:04–0:54:10
dass man über Holz, über Stämme gerollt hat, aber im Moment und das ist auch, wozu ich tendiere,
0:54:10–0:54:17
Pivot Points, also dass du einen Gegenstand, einen Stamm, einen Stein unter
0:54:17–0:54:21
diesen großen Stein bringst und dann im Prinzip durchs Hebeln den Stein anhebst
0:54:21–0:54:25
und um diesen Punkt, auf dem er pivotet, auf dem er balanciert, drehen kannst.
Florian Clauß
0:54:25–0:54:29
Also Schwerpunkt, also Hebel, also quasi Verlagerung.
Ali Hackalife
0:54:29–0:54:35
Ja. Und also finde ich jetzt erstmal eine recht interessante und plausible These,
0:54:35–0:54:39
weil wenn du dir die Gegend anschaust, durch die sie die Steine gebracht haben,
0:54:39–0:54:43
dann ist das viel Marschland, wo ich vermuten würde, dass da einfach der Stein
0:54:43–0:54:44
sofort einsinkt, wenn du ihn ziehst.
0:54:44–0:54:48
Es ist ja spannend, sich Gedanken zu machen, wie bewegt man diese Steine.
0:54:48–0:54:51
Und da hat die Ägyptologie mittlerweile viele Erkenntnisse zu,
0:54:51–0:54:55
die man eins zu eins auch übernehmen kann, die auch plausibel aussehen.
0:54:55–0:55:01
Aber das erste Mal, dass die Steine schriftlich auftauchen, ist, ich glaube, im 12.
0:55:01–0:55:06
Jahrhundert in einer Geschichtserzählung über den Magier Merlin.
0:55:06–0:55:14
In der ältesten Aufzeichnung einem Kodex, der die Geschichte Schottlands und Englands beschreibt.
0:55:14–0:55:18
Da erklärt Merlin, dass Stonehenge von Riesen aufgebaut wurde,
0:55:18–0:55:24
was ja nett von den Riesen ist, und gibt aber auch keinen Kontext wofür, warum und überhaupt.
0:55:26–0:55:31
Jetzt, während ich da war, überschnitt sich das mit dem kalendarischen Frühlingsanfang.
0:55:31–0:55:34
Und entsprechend waren sehr viele Esoteriker dort vor Ort.
Florian Clauß
0:55:35–0:55:36
Du warst zur Sonnenwende da?
Ali Hackalife
0:55:36–0:55:36
Ja.
Florian Clauß
0:55:37–0:55:40
Nein, zum Tag-Nacht-Gleiche.
Ali Hackalife
0:55:41–0:55:46
Ja. Und da waren viele Esoteriker da, ihre Haltsteine aufladen und was man halt so macht.
Florian Clauß
0:55:47–0:55:49
Hast du da auch ein Relikt mitgebracht?
Ali Hackalife
0:55:51–0:55:51
Also.
Florian Clauß
0:55:52–0:55:55
Kann man eigentlich da direkt auf die Steine, also ist es so,
0:55:55–0:55:58
dass du da hingehen kannst, kannst und deine Stirn drauflegen kannst.
Ali Hackalife
0:55:59–0:56:03
Also, es gab in den 60er Jahren das Free Stonehenge Festival.
0:56:04–0:56:08
Da sind die Hippies direkt da drangegangen und haben Musik zwischen den Steinen
0:56:08–0:56:11
gemacht und haben getanzt. Finde ich mega cool, würde ich auch gerne.
0:56:11–0:56:14
Dann verkleide ich mich auch gerne als Hippie. Ich glaube, ich könnte es schaffen,
0:56:14–0:56:15
da optisch reinzupassen.
0:56:16–0:56:21
Und dann gab es in den letzten Jahren halt für dieses Besucherzentrum einen
0:56:21–0:56:25
Ring mit ziemlich viel Abstand, einen Weg, wie man um diese ganze Anlage laufen
0:56:25–0:56:29
konnte. Aber da warst du 20, 30 Meter weg von den Steinen.
0:56:30–0:56:34
Und jetzt gibt es seit einiger Zeit die Möglichkeit, mit einem Weg näher ranzugehen
0:56:34–0:56:35
auf 10 Meter an die Steine.
0:56:36–0:56:40
Aber es steht da für Wachtpersonal, denn die Leute von der letzten Generation,
0:56:41–0:56:45
nee, Extinction Rebellion, irgendeine dieser Umweltgruppen, die haben vor gar
0:56:45–0:56:47
nicht so langer Zeit die Steine mit Farbe besprüht.
0:56:48–0:56:51
Und deswegen ist da gerade immer noch High Alert. Und ich denke mir,
0:56:52–0:56:53
das sind ja sehr robuste Steine.
0:56:54–0:56:58
Ich wäre auch bereit, meinen Rucksack abzugeben und ohne Wasserflasche dorthin
0:56:58–0:57:01
zu gehen, wenn ich mal wirklich dazwischen durchlaufen könnte.
0:57:01–0:57:06
Aber ich glaube, das haben sie nicht so gerne. Alleine die in den 50er-Jahren
0:57:06–0:57:09
gegossenen Fundamente sind jetzt künstlich mit Rasen bepflanzt,
0:57:09–0:57:10
damit du sie nicht siehst.
0:57:11–0:57:13
Also für die Illusion braucht es ein bisschen Abstand.
Florian Clauß
0:57:14–0:57:14
Ja.
Ali Hackalife
0:57:15–0:57:19
Apropos, für die Illusion braucht es ein bisschen Abstand. Und wir nähern uns
0:57:19–0:57:24
wieder den Häusern vom Regierungsviertel, oder?
Florian Clauß
0:57:24–0:57:26
Ja, das ist tatsächlich die Häuser,
0:57:26–0:57:32
die für die Familien der Regierungsviertelangestellten gebaut wurden.
0:57:32–0:57:35
Das ist da direkt an der S-Bahn-Trasse.
0:57:36–0:57:40
Und das ist so dieses S-förmige, schmengelt sich diese Linie lang.
0:57:40–0:57:45
Also es sind noch keine offiziellen Gebäude, aber es wurde so ein Zeitraum 2000er gebaut.
Ali Hackalife
0:57:45–0:57:50
Das neue Bundeskanzleramt, das geplant ist, mit Hubschrauberlandeplatz und vor
0:57:50–0:57:51
allem Gebäudeverlängerung.
0:57:51–0:57:53
Das sieht dann ja aus wie ein großes J.
0:57:54–0:57:56
Ich weiß nicht, ob du da mal Bauskizzen von gesehen hast.
Florian Clauß
0:57:56–0:57:57
Nee, hab ich nicht.
Ali Hackalife
0:57:57–0:58:00
Das war auch so eine der Sachen. Wolfgang Schäuble ist ja nun nicht mehr,
0:58:01–0:58:04
aber er war immer sehr dagegen, weil er ja generell, also eine seiner Missionen
0:58:04–0:58:06
war, der Bundestag soll nicht noch größer werden.
0:58:06–0:58:11
Und er meinte, mehr Parlamentsgebäude, das verleitet dazu dann noch mehr Mitarbeiter zu haben.
0:58:13–0:58:17
Und Deutschland hatte ja nach der Volksrepublik China das größte Parlament.
Florian Clauß
0:58:18–0:58:23
Ja, aber Merlin und die Riesen. Da waren wir ja zuletzt.
Ali Hackalife
0:58:23–0:58:29
Apropos historische Dinge erhalten. Im Reichstagsgebäude sind noch die Graffiti
0:58:29–0:58:33
von den Rotarmisten, die damals Berlin befreit haben.
0:58:33–0:58:38
Und es stehen dort noch auf Kyrill die Namen der Leute, die sich da verewigt haben.
0:58:38–0:58:42
Und das wiederum finde ich cool, dass die dieses Graffiti trotz Renovierung dort gelassen haben.
Florian Clauß
0:58:42–0:58:47
Das ist ja auch so, dass du die Einschusskerben an den historischen Gebäuden
0:58:47–0:58:49
hast ja auch noch so erhalten.
0:58:50–0:58:55
Diese letzte Schlacht um Berlin, da sind ja auch am Ende, glaube ich,
0:58:56–0:59:01
über 150.000 Soldaten noch gestorben in diesem Kampf.
0:59:01–0:59:06
Und das sowjetische Ehrendenkmal, glaube ich, da haben das gestriffen,
0:59:06–0:59:08
sind nicht direkt dann vorbeigelaufen, wo dieser Panzer davor.
0:59:08–0:59:15
Genau, und das haben die Sowjeten damals direkt quasi noch 1945 hingebaut,
0:59:16–0:59:20
zum Gedenken an die letzte Schlacht, wo 80.000 Rotarmüsten gestorben sind.
0:59:20–0:59:25
Und das war genau an der Stelle, wo diese Achse durchlaufen sollte.
0:59:25–0:59:27
Das fand ich auch nochmal so ein Blocker dahin.
0:59:27–0:59:32
Fand ich auch nochmal einen ganz guten symbolischen Akt, da halt so einen Akzent
0:59:32–0:59:35
zu setzen und zu sagen, nee, geht halt nicht.
Ali Hackalife
0:59:36–0:59:42
Ich habe vor kurzem die Guido-Knopf-Biografie über Goebbels,
0:59:43–0:59:44
Josef Goebbels gelesen.
0:59:45–0:59:49
Das Ding ist, wenn man sich immer mal wieder mit den verschiedenen Personen
0:59:49–0:59:53
befasst, die um Hitler in den letzten Jahren rumschwirren.
0:59:53–0:59:57
Also Theodor Morel, sein Arzt, Traudel Junge, seine Sekretärin,
0:59:57–1:00:02
Linge, der Leibwächter und dann Familie Goebbels, Josef und Magda Goebbels,
1:00:02–1:00:03
die auch noch im Führerbunker waren.
1:00:03–1:00:09
Ich habe mittlerweile von so vielen von denen Biografien und Werke gelesen,
1:00:09–1:00:11
also teilweise Autobiografie, teilweise Werke über sie.
1:00:15–1:00:18
Und nachdem ich Normen-Ola da hatte, sehe ich das Ganze ja dann immer ein bisschen
1:00:18–1:00:22
anders mit dem unfassbaren Medikamentenkonsum, der dort betrieben wurde.
1:00:22–1:00:26
Und ich bin schwer überrascht, dass das so eine Perspektive ist,
1:00:26–1:00:30
die so wenig im öffentlichen Geschichtsbewusstsein stattfindet.
1:00:30–1:00:35
Also wenn du dir die Schlacht um Berlin anschaust, wo sie Goebbels auf dem Weg
1:00:35–1:00:39
durch Berlin macht noch eine Fahrt von der Reichskanzlei zum Wendlerblock und
1:00:39–1:00:43
trifft währenddessen, weil Luftalarm ist, in mehreren Bunkern auf die Leute.
1:00:44–1:00:46
Und obwohl gerade alle in diesen Bunkern sitzen und das ist klar,
1:00:46–1:00:50
Berlin fällt, ist er immer noch der Liebling der Bevölkerung,
1:00:50–1:00:53
macht Witze, dass er ja gesagt hat, wenn jemals auf Berlin eine Bombe fällt,
1:00:53–1:00:54
dann möchte er Meier heißen.
1:00:55–1:00:58
Und dann kommt er in den Bunkern und begrüßt alle mit, guten Tag, Meier mein Name.
1:00:58–1:01:03
Also es ist so absurd, was Menschen, also du sitzt in diesem Bunker und du hattest
1:01:03–1:01:06
jede Berechtigung zu sagen, diese Regierung hat einen Scheiß gemacht,
1:01:06–1:01:09
hat alle ins Verderben gestürzt und die Leute klönen dann trotzdem noch mit
1:01:09–1:01:12
ihm. Ein Schnäpschen auf dem Weg zum nächsten Bunker.
1:01:12–1:01:17
Und diese Galgenhumor-Stimmung in den letzten Kriegstage ist etwas,
1:01:17–1:01:19
was sich mir völlig nicht erschließt.
Florian Clauß
1:01:20–1:01:25
Ja, absolut nachvollziehbar. Also es ist nicht, ich weiß nicht,
1:01:25–1:01:28
man kann es wirklich nicht beschreiben, was da menschlich vor sich gehen muss,
1:01:29–1:01:30
um an so einem Punkt zu sein.
Ali Hackalife
1:01:30–1:01:35
Ja, wenn du weißt, wir haben in jeder Form moralisch, strategisch,
1:01:35–1:01:38
menschlich verloren, aber wir machen jetzt einfach weiter.
1:01:39–1:01:43
Also auch das Traudl Junge, die Sekretärin, hat die Anweisung bekommen,
1:01:43–1:01:46
dass sie noch mit der Goebbels-Familie fliehen könnte aus Berlin.
1:01:46–1:01:51
Es gab eine Maschine, mit der man noch nach Süddeutschland fliegen wollte.
1:01:51–1:01:56
Also Flugzeug war da und Josef Goebbels war ja im Ersten Weltkrieg auch erfolgreicher
1:01:56–1:02:00
Pilot und hat sich immer damit geschmückt, dass er ja auch die Luftwaffe unter
1:02:00–1:02:02
seiner Kontrolle hatte, er das Fliegerass.
1:02:02–1:02:04
Das heißt, es hätte Mittel und Wege gegeben rauszufliegen und dann sagt Familie
1:02:04–1:02:08
Goebbels, nein, wir wollen zusammen mit unserem Führer hier unten im Bunker sterben.
1:02:09–1:02:13
Komm, Theodor Morell, bitte vergifte unsere Kinder, damit die nicht mitbekommen, wenn wir uns töten.
Florian Clauß
1:02:13–1:02:19
Da muss ja so eine Affinität zum Tod und zum Verderben, die ist ja so implementiert in dem System.
1:02:19–1:02:23
Das heißt, es ist ja auch dann nicht verwundernswert, dass die dann halt auch
1:02:23–1:02:27
überhaupt nicht nach normalen, menschlichen Entscheidungen dann irgendwelche
1:02:27–1:02:27
Entscheidungen fallen.
1:02:28–1:02:32
Wir hatten eine Eigentlich-Folge, eine Doppelfolge über den Laser-Film.
1:02:34–1:02:36
Wie heißt der noch, der letzte? Jetzt komme ich nicht drauf.
Ali Hackalife
1:02:36–1:02:39
Ah, Zone of Interest.
Florian Clauß
1:02:39–1:02:45
Genau, Zone of Interest. Zone of Interest ist quasi das Interessensgebiet um eine ganze Zeit.
1:02:45–1:02:52
Und wir hatten dann auch die Folge begonnen auf dem jüdischen Mahnmal.
1:02:53–1:02:59
In den 90ern gab es halt auch diese Debatte, jetzt auch wieder so Kultur und so, Berlin-Mitte.
1:02:59–1:03:03
Wo kommt dieses Mahnmal hin und was kann man machen? Da gab es verschiedene Ausschreibungen.
1:03:03–1:03:05
Und eine Ausschreibung, die fand ich eigentlich auch so,
1:03:06–1:03:13
clever, auch von wegen Umdeutung. Ein Entwurf war eben, dass man nicht was hinzubaut, sondern was wegnimmt.
1:03:14–1:03:18
Und das Wegnehmen war, dass man die beiden zentralen, also die mittleren Säulen
1:03:18–1:03:20
des Brandenburger Tors ausbaut.
1:03:21–1:03:24
Und das war, um halt was Fehlendes zu demonstrieren.
1:03:24–1:03:29
Und das fand ich eigentlich einen total guten Entwurf, so damit umzugehen mit
1:03:29–1:03:31
Geschichte, dass du was wirklich wegnimmst, ja.
Ali Hackalife
1:03:31–1:03:36
Ich war letztens das erste Mal in Weimar und ich muss ganz ehrlich sagen,
1:03:36–1:03:38
Weimar ist eine total erdrückende Stadt.
1:03:38–1:03:41
Also alles atmet Geschichte, alles atmet schwere Geschichte.
1:03:42–1:03:44
In der Nähe ist Buchenwald, das heißt der Platz, Buchenwaldplatz,
1:03:44–1:03:49
da stehen große schwarz-weiß Schraffur Bilder von Leuten, die dort deportiert wurden.
1:03:49–1:03:53
Alle Ecken haben historisch besondere Namen und ich finde Erinnerungskultur wichtig.
1:03:53–1:03:58
Aber ich glaube, wenn du jeden Tag auf dem Weg zur Schule, zur Arbeit,
1:03:58–1:04:00
was auch immer, daran vorbeifährst und in diese Gesichter schaust,
1:04:01–1:04:03
wirst du nicht geschichtsbewusster, sondern du wirst blind dafür und siehst
1:04:03–1:04:04
es irgendwann nicht mehr.
1:04:05–1:04:09
Und ich habe in Weimar das Gefühl gehabt, man merkt so einen Hauch von Bedeutung,
1:04:10–1:04:11
den diese Stadt mal hatte, der ist komplett weg.
1:04:12–1:04:14
Ich war da und ich wollte um 8.30 Uhr noch Abendessen gehen.
1:04:15–1:04:18
Und 8.30 Uhr ist jetzt noch, also in Berlin machen da die meisten Lokale erst
1:04:18–1:04:22
auf. Und in Weimar war einfach der Bürgersteig hochgekleppt, es gab nichts mehr.
Florian Clauß
1:04:24–1:04:26
Und dann vor allem nichts Vegetarisches.
Ali Hackalife
1:04:26–1:04:31
Ich finde den Spagat total schwer zwischen, wie schaffe ich es,
1:04:31–1:04:35
historisches Bewusstsein zu schaffen, dass die Leute aktiv wahrnehmen und wann
1:04:35–1:04:37
ist es vielleicht zu viel.
1:04:38–1:04:40
Und ich habe in Weimar das Gefühl, es ist zu dicht zugestellt.
1:04:40–1:04:44
Also man nimmt das Einzelne gar nicht mehr wahr. Und wenn du vom Hiroshimaplatz
1:04:44–1:04:49
zum Buchenwaldplatz gehst und du gehst von einem Grauen zum nächsten,
1:04:49–1:04:52
also ich möchte nicht sagen beliebig, weil das so ein unschönes Wort ist,
1:04:53–1:04:56
aber es hat nicht mehr die Gravitas, die es eigentlich haben sollte.
Florian Clauß
1:04:56–1:05:00
Ja, verstehe. Ja, obwohl ich das mal für die ermordeten Juden,
1:05:01–1:05:04
also es hat nicht so einen grauen Faktor, sondern es hat einen Erlebnisfaktor.
1:05:04–1:05:06
Das finde ich glumm, einfach das.
1:05:07–1:05:11
Und die Idee jetzt, tatsächlich diese mittleren Säulen des Brandenburger Tors
1:05:11–1:05:14
wegzunehmen, das wäre wahrscheinlich, sieht sich das dann auch irgendwann glatt.
1:05:15–1:05:19
Du wirst dann auch irgendwann vorbeigehen und dann nicht mehr merken, dass da was fehlt.
1:05:19–1:05:23
Aber vielleicht eine gewisse Irritation bleibt, wo du dann denkst du,
1:05:23–1:05:25
Moment, das war doch mal anders.
1:05:26–1:05:29
Und ich glaube, dieser Moment, das ist schön, ich weiß gar nicht,
1:05:29–1:05:32
ich glaube, wir müssen hier hineingehen, um zu dem Uferweg zu kommen.
Ali Hackalife
1:05:33–1:05:34
Da ist das Kanzleramt wieder, oder?
Florian Clauß
1:05:35–1:05:38
Da ist das Kanzleramt und hier ist der Uferweg. Aber das fand ich so einen ganz
1:05:38–1:05:40
schönen... Was die Leute jetzt nicht sehen.
Ali Hackalife
1:05:41–1:05:43
Wir klettern illegal auf ein Baugerüst.
Florian Clauß
1:05:44–1:05:46
Überhaupt nicht. Das ist total lauber.
Ali Hackalife
1:05:46–1:05:51
So hat ein Seil mitgebracht. Hier ist ein Nicht-Durchgehen-Schild.
Florian Clauß
1:05:51–1:05:52
Das sieht man ja im Podcast nicht.
Ali Hackalife
1:05:53–1:05:58
Jetzt sind wir über den Dächern Berlins. Im Geben von Pressspan laufen wir über
1:05:58–1:06:01
ein Baugerüst, das den Weg über die Spree führt.
Florian Clauß
1:06:02–1:06:03
Aber wir kommen gleich.
1:06:04–1:06:08
Rückseite zum Kanzleramt, zu der Waschmaschine, wie du schon gesagt hast.
1:06:09–1:06:10
Es steht jetzt eigentlich leer.
1:06:11–1:06:16
Das Kanzleramt? Ja, naja, gibt es jetzt schon? Nee, offiziell gehört es noch.
Ali Hackalife
1:06:17–1:06:22
Der Koalitionsvertrag steht seit gestern. Und Friedrich Merz hat erst,
1:06:22–1:06:27
wenn er als Kanzler ins Amt eingeschworen wird, so war ihm Gott helfe.
Florian Clauß
1:06:27–1:06:29
Wird er wohl sagen müssen.
Ali Hackalife
1:06:29–1:06:34
Bei der vorletzten Vereidigung Corona, also die Regierung, die dann durch Corona
1:06:34–1:06:36
musste, die große Koalition,
1:06:37–1:06:42
also die, unter der Jens Spahn Gesundheitsminister wurde, da haben noch zwölf
1:06:42–1:06:46
der 16, nee, da haben acht der 16 Minister auf die Bibel geschworen.
1:06:47–1:06:52
Und jetzt bei der Ampel haben zwölf von 16 Ministern auf die Bibel geschworen.
Florian Clauß
1:06:52–1:06:53
Und es waren Grüne dabei.
Ali Hackalife
1:06:55–1:07:00
Und da denke ich mir immer, ich bin kein gläubiger Mensch, aber wenn du da stehst
1:07:00–1:07:04
und sie halten dir diese Bibel hin, wie groß ist der Impuls zu sagen,
1:07:04–1:07:06
na gut, ich mache es trotzdem, die Leute wollen das.
1:07:07–1:07:11
Also die meisten von denen, die geschworen haben mit der Hand auf der Bibel,
1:07:11–1:07:12
haben ja eh keine Ahnung, was drinsteht.
1:07:13–1:07:15
Es ist ja mehr so ein Symbol.
Florian Clauß
1:07:16–1:07:20
Also das heißt, du kannst es nachvollziehen, dass es noch so ein hoher Anteil ist.
Ali Hackalife
1:07:21–1:07:24
Stell dir das doch mal fest, du stehst da, vor dir steht Frank-Walter Steinmeier
1:07:24–1:07:28
und neben ihm steht ein Saaldiener mit seinem Frack und er hält eine Bibel hin
1:07:28–1:07:31
und dann sagt der Steinmeier, hier ist Ihre Urkunde,
1:07:32–1:07:37
Flo, Sie werden jetzt Minister für Podcasts, das sprechen Sie mir bitte nach
1:07:37–1:07:41
und dann legst du den Anzeiten ab, also dann dem Saaldiener zu sagen,
1:07:41–1:07:43
nee, nee, passt schon, ich glaube,
1:07:43–1:07:45
ich könnte das nicht, ich würde aus Verlegenheit meine Hand drauflegen.
Florian Clauß
1:07:45–1:07:48
Genau, ich würde es hier irgendwo abstützen, aber ich meine,
1:07:48–1:07:52
das wäre doch genauso symbolisch, Das ist doch nicht mal ein Akt des Widerstandes,
1:07:52–1:07:55
da nicht die Hand drauf zu legen, sondern auch nicht mal so wie mit Turnschuhen
1:07:55–1:07:58
ins Gebäude, ins Parlamentsgebäude zu legen.
Ali Hackalife
1:07:58–1:08:01
Das fand ich einen guten Post der Titanic. Cem Özdemir ist damals mit seiner
1:08:01–1:08:04
Ministerurkunde mit dem Fahrrad gefahren.
1:08:04–1:08:07
Und es gab ein Foto, wie er halt hinten auf dem Gepäckträger das Dokument in
1:08:07–1:08:08
einer Dokumententasche verstaut hatte.
1:08:09–1:08:12
Und dann hat die Titanic gephotoshoppt, wie er sein Ministeramt antritt und
1:08:12–1:08:15
dabei den Fahrradhelm trägt und schrieben, jetzt ist es wirklich genug.
Florian Clauß
1:08:17–1:08:20
Ja, das war aber auch total lächerlich, muss ich sagen. mit den Fahrradhäden
1:08:20–1:08:24
da. Ich meine, er wollte ja auch was Ikonisches schaffen, aber es ist,
1:08:25–1:08:28
Ich würde von der Bildsprache nicht ganz gepasst.
Ali Hackalife
1:08:28–1:08:32
Ja, ich finde vor allem, Fahrradfahren ist cool und alles. Aber ab dem Moment,
1:08:32–1:08:35
wo ich so eine staatstragende Funktion hätte, würde ich nicht und vor allem
1:08:35–1:08:37
nicht in Berlin Fahrrad fahren.
Florian Clauß
1:08:39–1:08:42
Und vor allen Dingen, naja, mit Helm, ja unbedingt.
Ali Hackalife
1:08:42–1:08:46
Ja, naja. Ich möchte jetzt nicht sagen, wo waren wir denn, da war viel.
1:08:47–1:08:50
Wir sind mittlerweile vom Baugerüst wieder runter und befinden uns auf einem offiziellen Weg.
Florian Clauß
1:08:51–1:08:55
Wir gucken jetzt auf die Rückseite des Hauptbahnhofs. Ich überlege,
1:08:55–1:09:00
ob hier noch irgendwas Interessantes, Bautechnisches zu erwähnen ist.
Ali Hackalife
1:09:00–1:09:05
Zum Hauptbahnhof. Ich habe da ja so eine Idee. Und wenn jemand aus dem Land
1:09:05–1:09:07
Berlin zuhört, ich schenke die euch.
1:09:07–1:09:11
Und zwar, es passiert mir relativ oft, man kann ja im Berliner Hauptbahnhof
1:09:11–1:09:15
auf der mittleren Zwischenebene, also wenn du von den untersten Gleisen eins
1:09:15–1:09:17
hochkommst, ist da so ein Ring einmal außenrum.
1:09:17–1:09:20
Und es gibt eine Seite, wo man zu den Trams direkt mit so einem Tunnel durchgehen kann.
Florian Clauß
1:09:21–1:09:22
Ja, genau.
Ali Hackalife
1:09:22–1:09:26
Und ich habe in meinem Leben bestimmt, ungelogen, 50 Runden auf diesem Ring
1:09:26–1:09:29
gedreht, weil ich mich in die falsche Richtung entschieden habe und dann drei
1:09:29–1:09:31
Ecken abgelaufen bin, bis ich in der richtigen war.
1:09:31–1:09:35
Und ich glaube, das ist ja ein Designfehler, dass dieses Gebäude symmetrisch ist.
1:09:35–1:09:39
Es wäre so einfach, ein Pfeiles, der nach Norden zeigt, damit du weißt,
1:09:39–1:09:41
in welche Richtung du diesem Gebäude möchtest.
1:09:41–1:09:45
Also es wäre wirklich einfach, ein einfaches optisches Merkmal zur Orientierung
1:09:45–1:09:47
in diesem Gebäude zu bauen. Denn das gibt es nicht.
Florian Clauß
1:09:48–1:09:51
Ja, das stimmt. Das ist wirklich fürchterlich. Mir geht es auch so.
1:09:52–1:09:56
Man hat überhaupt keine Orientierung. Und ich habe auch tatsächlich mal meinen Kompass rausgeholt.
1:09:57–1:10:00
Ich benutze nie oft meine Kompass-App, aber da schon.
Ali Hackalife
1:10:01–1:10:06
Oh, ich würde nochmal zu dem Denkmal hier in Berlin mit den Stählen zurückrechnen.
Florian Clauß
1:10:06–1:10:06
Ja, gerne.
Ali Hackalife
1:10:06–1:10:11
Und zwar, ich finde die Optik ja erstmal relativ selbsterklärend.
1:10:11–1:10:15
Ich bin einigen Leuten begegnet, die das nicht so sahen und sie nicht so selbsterklärend
1:10:15–1:10:17
fanden. Kennst du Shahak Shapira?
Florian Clauß
1:10:17–1:10:19
Shahak Shapira, nee.
Ali Hackalife
1:10:19–1:10:24
Shahak Shapira ist ein israelischer Comedian. Und seinen Bruder kennst du vielleicht,
1:10:24–1:10:30
das war der, der von den pro-palästinensischen Demonstranten der FU zusammengeprügelt wurde.
Florian Clauß
1:10:30–1:10:31
Ja, das habe ich gehört.
Ali Hackalife
1:10:32–1:10:37
Und Jacques Shapira hatte mal eine Kunstreihe mit dem Thema Hashtag Yolocaust,
1:10:37–1:10:41
wo er Fotos von Leuten gesammelt hat, die sich auf dem Stehlen daneben benehmen.
Florian Clauß
1:10:43–1:10:45
Das ist großartig.
Ali Hackalife
1:10:47–1:10:52
Also es ist halt ein sehr humoristischer Umgang mit etwas total Geschmacklosem,
1:10:52–1:10:56
nämlich Touristen aus aller Welt, die auf denen liegen, weil das sind ja große
1:10:56–1:10:59
Steine, die schön warm werden in der Sonne, die über die balancieren,
1:11:00–1:11:02
von Stein zu Stein hüpfen und so weiter.
1:11:02–1:11:05
Ich weiß nicht, wie da dein Referenzwert ist, aber mein erster Gedanke,
1:11:05–1:11:07
als ich es das erste Mal gesehen habe, und der ist ja auch gewollt,
1:11:08–1:11:09
ist der eines jüdischen Friedhofs.
1:11:11–1:11:15
Also jüdische Friedhöfe sind ja nicht, dass du verbuddelt, sondern du baust
1:11:15–1:11:19
eine Kammer nach oben, in der der Körper dann verschlossen ist aus Stein.
1:11:20–1:11:23
Und daran erinnert das mich von der Optik und das ist ja auch gewollt.
1:11:24–1:11:27
Und wenn man da durchgeht, sinkt der Boden ab und die Stehen um dich herum werden
1:11:27–1:11:30
immer höher und sollen dann beklemmend auf dich wirken.
Florian Clauß
1:11:30–1:11:31
Ja.
Ali Hackalife
1:11:31–1:11:35
Aber ich habe nicht das Gefühl, dass wenn ich sehe, wie Schulklasse nach Schulklasse
1:11:35–1:11:39
davor und da drum steht, dass diese Beklemmung sich transportiert.
Florian Clauß
1:11:39–1:11:45
Es ist ja ein Raum, der dann quasi sich erschließt, in dem Moment, wenn man den begeht, ne?
1:11:45–1:11:49
Am Anfang ist alles offen und dann springen halt irgendwelche Schulklassen über
1:11:49–1:11:53
die Stehlen und schlagen sich die Zähne aus, weil sie den Abstand falsch einschlägen.
1:11:54–1:11:58
Das kriegt man mit, aber in dem Moment, wenn man dann wirklich so tiefer absinkt
1:11:58–1:12:03
und die Stehlen über einen über den Kopf wachsen, ja, dann finde ich schon,
1:12:03–1:12:07
dass es so eine Enge passiert, ja, die erlebbar ist.
1:12:09–1:12:14
Ich finde, das funktioniert wirklich so, als eine Beklemmung der Enge.
1:12:14–1:12:17
Das würde ich so haken hinter. Das geht mir so bei diesem.
1:12:18–1:12:21
Ich meine, gut, dieses respektvoll sich benehmen.
1:12:21–1:12:27
Ich finde, es ist halt irgendwie so ein Platz, wo das auch zugelassen ist.
1:12:28–1:12:29
Und das finde ich halt offen.
1:12:29–1:12:34
Also man muss sich dann, man hat keinen, natürlich ist es ein Benimm-Code irgendwo
1:12:34–1:12:39
da. Aber es ist jetzt nicht so, dass du halt komplett freudlos oder sowas daraus denkst.
Ali Hackalife
1:12:39–1:12:41
Ist nicht da oben auch so eine Kunstinstallation?
Florian Clauß
1:12:41–1:12:43
Ja, da ist, glaube ich, hier so der Garten.
Ali Hackalife
1:12:43–1:12:47
Oh, und wir hören den Gong im Bundestag.
Florian Clauß
1:12:47–1:12:50
War das der Bundestag oder war das das Schiff?
Ali Hackalife
1:12:51–1:12:53
Also es ist derselbe Gong, der den Bundestag kriegt.
Florian Clauß
1:12:54–1:12:57
Okay, jetzt wird dein akustisches Gedächtnis getriggert.
Ali Hackalife
1:12:57–1:13:04
Mach doch mal ein Foto. Das hier, finde ich, zeigt Leere und Trostlosigkeit viel besser.
Florian Clauß
1:13:04–1:13:06
Ich weiß nicht, ob das so gewollt ist hier.
Ali Hackalife
1:13:06–1:13:08
Das ist Absicht, das hier ist eine Kunstinstallation.
Florian Clauß
1:13:09–1:13:12
Es ist so ein bisschen wie beim Potsdamer Platz, gibt es dann auch so diese
1:13:12–1:13:16
Hügel und dann auch diese Roststellen.
Ali Hackalife
1:13:16–1:13:19
Also das ist Absicht. Ich habe vergessen, wofür es hier ist,
1:13:19–1:13:20
aber das ist halt auch Geschichte.
1:13:20–1:13:23
Aber ich erinnere mich daran, ich finde hier, dadurch, dass so mitten in der
1:13:23–1:13:27
Promenade einfach ein Stück fehlt, das ist ja näher an dem Modell von Venet
1:13:27–1:13:30
mit der Siegessäule eine Säule, der Katsch dem Brandenburger Tor.
1:13:31–1:13:35
Hast du mal die alten Zeichnungen des Brandenburger Tors gesehen?
1:13:35–1:13:41
In der Wikipedia sind Bilder von ich glaube 1711 oder 1715, wo wirklich noch
1:13:41–1:13:45
das Tor nach Brandenburg war und im Prinzip nur aus zwei Häusern bestand.
1:13:46–1:13:50
Und das ist ja mehrfach umdesignt worden. Napoleon ist da durchgezogen,
1:13:50–1:13:52
natürlich die Nazis mit ihrem Fackelzug.
1:13:52–1:13:56
Und so wie es heute aussieht und so eine antike Ästhetik haben soll,
1:13:56–1:13:58
so sieht das ja noch gar nicht so lange aus.
Florian Clauß
1:14:00–1:14:03
Die Quadriga wurde dann irgendwann drauf gesetzt.
Ali Hackalife
1:14:03–1:14:06
Genau, die hat Napoleon zwischendurch eingesackt und mit nach Frankreich.
Florian Clauß
1:14:06–1:14:11
Ja, genau, das ist ja die Anekdote. Ich meine, so wie es dann aussieht nach Napoleon, oder?
1:14:12–1:14:16
Oder so um, wann war denn das dann? 1810?
Ali Hackalife
1:14:16–1:14:19
Also, ich glaube, 1815 war Völkerschlacht in Leipzig.
1:14:20–1:14:25
Das wird ja danach passiert sein. Also vielleicht 1813 oder so.
Florian Clauß
1:14:25–1:14:29
Aber dann die Quadriga, aber ja. Also ich meine, früher war es halt wirklich so ein Stadttor.
1:14:30–1:14:35
Das ist so ein Zolltor, wo man halt durchgekarrt ist.
Ali Hackalife
1:14:36–1:14:42
So, wir befinden uns jetzt zwischen Bahnhof und dem Bundestagskomplex.
1:14:42–1:14:46
Ein Gebiet, über das ich schon sehr viel gerannt bin, weil ich nicht die U-Bahn
1:14:46–1:14:48
zum Bundestag genommen habe.
1:14:49–1:14:51
Das ist ja mittlerweile die U5 auf der Strecke.
Florian Clauß
1:14:53–1:14:55
Die war doch nicht fertiggestellt zu deinen Zeiten.
Ali Hackalife
1:14:56–1:15:00
Ich weiß, dass es eine U-Bahn gab und gibt, und es gibt ja da direkt an Paul-Löbehaus
1:15:00–1:15:03
den Ein- und Ausgang mit der Station Bundestag.
1:15:03–1:15:08
Aber ich glaube, sie fuhr gerade eben erst und ich bin oft losgegangen und habe
1:15:08–1:15:08
die Strecke unterschätzt.
1:15:08–1:15:13
Also ich bin hier die Promenade doch sehr oft in meinem Leben rauf und runter gelaufen.
1:15:14–1:15:20
Und gleich kommt die Bundestagskita zu unserer Rechten, der sogenannte kurze Dienstweg.
Florian Clauß
1:15:20–1:15:25
Ich hatte aber meine Kollegin, die nicht irgendwie in Verbindung mit dem Bundestag
1:15:25–1:15:28
steht, ihre Kinder trotzdem hingegeben. Also sie hätten auch viele Plätze.
Ali Hackalife
1:15:30–1:15:34
Es ist halt auch sehr familienfeindlich. Also ich meine das im Ernst.
1:15:34–1:15:37
Ich glaube, es ist nicht möglich, beides gut zu machen.
1:15:37–1:15:41
Ich glaube, es ist nicht möglich, gutes Familienmitglied und Abgeordneter zu sein.
1:15:41–1:15:46
Für eine der Sachen brauchst du halt 60 Stunden in der Woche und du hast nicht
1:15:46–1:15:48
die Kapazität, 120 Stunden in der Woche aufzubringen.
Florian Clauß
1:15:49–1:15:54
Ja, ich glaube, du kannst nicht zwei Berufspolitiker als Eltern haben,
1:15:54–1:15:56
sondern einer muss halt die Arbeit machen.
Ali Hackalife
1:15:57–1:16:00
Ja, und wie gesagt, ich selber habe keine Kinder. Ich habe überlegt,
1:16:00–1:16:01
in Berufspolitik zu gehen.
1:16:02–1:16:06
Ich würde es meinen Kindern gegenüber als unfair empfinden, so große Teile einfach nicht da zu sein.
1:16:06–1:16:09
Und wenn ich da bin, die ganze Zeit mit, wenn das Telefon klingelt,
1:16:09–1:16:12
bist du wieder weg. Es geht wieder in die Fraktionssitzung, Sondersitzung,
1:16:12–1:16:14
Notfallplanung, Enquete-Kommission.
1:16:14–1:16:17
Also du bist ja selbst in den Momenten, wo du frei hast, nicht frei.
1:16:18–1:16:24
Und ich glaube, das verträgt sich nicht gut mit ein präsenter Elternteil sein.
Florian Clauß
1:16:24–1:16:26
Also ich will es auch nicht machen. Ich
1:16:26–1:16:30
kann es verstehen, aber hast du Politikwissenschaft dann zu Ende studiert?
Ali Hackalife
1:16:31–1:16:33
So ein leidiges Thema.
Florian Clauß
1:16:33–1:16:36
Wollen wir das Thema einfach mal rausschneiden?
Ali Hackalife
1:16:36–1:16:37
Nee, wir können das gerne ansprechen.
Florian Clauß
1:16:38–1:16:40
Wir gehen jetzt gleich über diese untere Brücke.
Ali Hackalife
1:16:40–1:16:44
Ich habe Politikwissenschaft weiter studiert, aber ich habe dann irgendwann
1:16:44–1:16:48
angefangen, vermehrt Philosophie-Module zu belegen, weil ich auf der Sinnsuche
1:16:48–1:16:51
war, nachdem ich festgestellt habe, der Politikbetrieb gibt mir nicht das,
1:16:51–1:16:52
was ich mir dort erhofft habe.
1:16:52–1:16:55
Habe ich sehr viel Zeit mit Philosophie verbracht und habe ja jetzt zwischendurch
1:16:55–1:16:57
auch mein erstes philosophisches Werk veröffentlicht.
Florian Clauß
1:16:57–1:17:01
Ja, genau, das haben wir doch schon erwähnt in der Zwischenzeit.
1:17:01–1:17:04
Du hast dein erstes Buch geschrieben. Herzlichen Glückwunsch.
Ali Hackalife
1:17:04–1:17:08
Danke, danke. Ja, zum Thema denkende Maschinen und die Philosophie des Denkens
1:17:08–1:17:14
und die Grundlage der modernen Koordinationswissenschaft und der computerisierten bzw.
1:17:15–1:17:17
Der elektronischen Emulation von Denken.
1:17:18–1:17:21
Und ja genau darüber habe ich geschrieben zusammen mit
1:17:21–1:17:26
dem dr christian christian schröter der seines zeichens am kti forscht also
1:17:26–1:17:31
am karlsruher institut für technologie das ist ja so das letzte bisschen an
1:17:31–1:17:36
echter kri-forschung die wir in deutschland noch haben alles andere wandert
1:17:36–1:17:39
ja zunehmend in die usa und nach paris ab.
Florian Clauß
1:17:39–1:17:43
Das buch ist auch aus einem podcast von dir hervorgegangen.
Ali Hackalife
1:17:43–1:17:44
Genau wir haben,
1:17:46–1:17:50
geführt und danach stand im Raum, dass in diesem Gespräch er und ich uns halt
1:17:50–1:17:56
auf fachlicher Basis unterhalten und für Leute, die nicht so viel Zeit haben,
1:17:56–1:18:00
sich so sehr mit Philosophie zu beschäftigen, habe ich mal alle Referenzen erklärt.
1:18:00–1:18:04
Also es sind Erklärtexte, es sind Quellen, es hat, ich glaube,
1:18:05–1:18:10
ich zitiere 60 verschiedene Bücher und Werke und das rangiert von der Sendung
1:18:10–1:18:11
mit der Maus bis zu Karl Marx.
1:18:12–1:18:14
Kommt übrigens auf derselben Seite vor.
1:18:15–1:18:18
Ich glaube, es ist ein guter Einstieg Es ist vor allem etwas,
1:18:18–1:18:21
das ich gerne gelesen hätte Bevor ich mich mit dem Thema befasst habe Ja.
Florian Clauß
1:18:22–1:18:26
Also man muss wirklich sagen Das war auch ein ganz, ganz tolles Gespräch Das
1:18:26–1:18:30
war eines dieser magischen Podcasts Wo ich dann dachte so, wow,
1:18:31–1:18:35
Und deswegen war ich noch so viel erfreut Weil ich tatsächlich auch angefangen
1:18:35–1:18:40
habe Alle möglichen Wiki-Seiten rauszusuchen Während des Gesprächs,
1:18:40–1:18:42
weil es mich dann wieder gepackt hat Und als ich dann gehört habe,
1:18:42–1:18:46
du hast ein Buch geschrieben Wie praktisch ist das denn?
Ali Hackalife
1:18:46–1:18:49
Ja, es ist halt, es ist während des Gesprächs klar geworden,
1:18:49–1:18:52
dass Shownotes machen keinen Spaß machen wird.
1:18:52–1:18:55
Wir laufen jetzt unterm Jakob-Maria-Mirscheid-Weg.
Florian Clauß
1:18:56–1:19:00
Ja, genau. Jetzt wissen aber auch nur die, die den Podcast gehört haben,
1:19:00–1:19:02
das ist ordentlich zu verorten.
Ali Hackalife
1:19:02–1:19:07
Da drüben ist die Kantine vom Paul-Löbe-Haus. Und ich bin ja Vegetarier.
1:19:08–1:19:14
Und Vegetarier im Deutschen Bundestag war zumindest damals 2020 eine schwere Geschichte.
Florian Clauß
1:19:14–1:19:15
Wirklich?
Ali Hackalife
1:19:15–1:19:21
Weil, also erstmal ist es so, im Gebäude, also da drüben in dem Komplex, wo auch mein Büro war,
1:19:22–1:19:26
da gibt es ein Casino, also eine Kantine und es gibt dort unter anderem von
1:19:26–1:19:29
jeder Bank, die in Deutschland Geschäfte hat, einen eigenen Automaten,
1:19:29–1:19:32
damit du gebührenfrei bei deiner Hausbank abheben kannst.
1:19:32–1:19:35
Denn im Jahr 2020 konnte man sein Mittagessen nicht mit Karte bezahlen.
1:19:35–1:19:40
Es gab Karten, auf die du Geld aufladen konntest, so MyFair-NFC-Karten.
1:19:41–1:19:44
Und du konntest mit Bargeld bezahlen. Das heißt, der deutsche Magen möchte um
1:19:44–1:19:45
12 Uhr gefüttert werden.
1:19:46–1:19:50
Also ab 11.30 Uhr lange Schlange an den Bankautomaten, weil als Abgeordneter
1:19:50–1:19:54
hast du ja nicht mal eben einen Zehner auf Tasche, um dir dein Mittagessen zu kaufen.
1:19:54–1:19:59
Und es gibt einen Ausgabestand, an dem gibt es an jedem Tag Currywurst-Pommes.
1:19:59–1:20:04
Und dann war das vegetarische Essen halt oft so ein absurder Quatsch.
1:20:04–1:20:08
Also so, was wir hier, Wir haben für alle einen Hähnchensalat gemacht,
1:20:08–1:20:09
für die Vegetarier gibt es ihn ohne Hähnchen.
1:20:10–1:20:14
Ich möchte dir jetzt nichts anmerken, aber nur so eine große Schüssel grün essen
1:20:14–1:20:16
macht nicht so richtig satt.
Florian Clauß
1:20:16–1:20:20
Ja, das ist absurd. Das klingt ja wie irgendwie Mensa-Essen aus den 90ern.
Ali Hackalife
1:20:20–1:20:26
Wir laufen am Eingang zur Tiefgarage vom Bundestag vorbei. Und das ist,
1:20:26–1:20:30
wenn du etwas ins Gebäude bekommen möchtest und du möchtest nicht das alles
1:20:30–1:20:33
mitbekommen, sind die Zugänge der Tiefgaragen.
1:20:33–1:20:38
Wir hatten zwischendurch das Problem, dass wenn du große Möbel reinbringen möchtest,
1:20:38–1:20:42
die auffällig groß sind, in der Richtung eines Sofas, dann musst du dafür einen Antrag stellen.
1:20:42–1:20:45
Oder du stellst keinen Antrag und gehst damit durch die Tiefgarage.
Florian Clauß
1:20:46–1:20:53
Ja, genau. Hier so richtige Hacks und Tricks lernen, wenn ich meinen Bundestag einziehe.
Ali Hackalife
1:20:54–1:21:00
Hier wieder zu unserer Rechten das Paul-Löbe-Haus. Nein, hier ist das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus.
1:21:00–1:21:01
Da sind die Rotunden drin.
1:21:01–1:21:05
In den Rotunden finden die Anhörungen der Untersuchungsausschüsse statt.
1:21:05–1:21:10
Und die sind so gebaut, dass die Außen- und die Innenwand schwingungsgleich
1:21:10–1:21:11
voneinander getrennt sind.
1:21:11–1:21:15
Das heißt, wenn du mit einem Lasermikrofon auf die äußere Scheibe zielst,
1:21:15–1:21:18
da kannst du nicht abhören, was drinnen gesprochen wird.
Florian Clauß
1:21:18–1:21:18
Ja, sehr gut.
Ali Hackalife
1:21:19–1:21:22
Hat aber den großen Nachteil, Rotunden sind rund. Stell mal in einem runden
1:21:22–1:21:23
Raum einen Tisch an die Wand.
Florian Clauß
1:21:23–1:21:26
Aber vielleicht gibt es auch runde Tische oder halbrunde Tische.
Ali Hackalife
1:21:26–1:21:31
Und hier in die Ecke ertagt die Bundespressekonferenz. Bei dem Innenhof der
1:21:31–1:21:39
BPK gibt es so ein Wasserspiel im Boden und es gibt da eine Kaffeebar mit einem Barista und du kannst,
1:21:39–1:21:42
wenn du ein bisschen Zeit wegbringst und deine Mittagspause in diesem Innenhof machst,
1:21:43–1:21:46
siehst du einmal am Tag jemanden, der bei dem Wasserspiel sind so Stufen,
1:21:46–1:21:49
wie man da durchlaufen kann, um nass zu werden und dann gucken die Leute halt
1:21:49–1:21:53
konzentriert auf ihre Tasse, um nicht zu kleckern und treten neben die Stufen
1:21:53–1:21:55
von dem Wasserspiel und haben nasse Füße. so.
Florian Clauß
1:21:57–1:21:59
Hat der auch so Betten abgeschlossen.
Ali Hackalife
1:22:00–1:22:04
So nieder war es dann doch nicht, aber ich habe wenig Pausen gemacht,
1:22:04–1:22:06
aber die wusste ich dann immer ganz gut rumzubringen.
1:22:07–1:22:10
Genau, jetzt siehst du hier nochmal die Rotunden in der Nahbetrachtung.
1:22:12–1:22:19
Und das ist dann so unten im Kreis sitzen die Abgeordneten und ihre eingeladenen Sachverständigen.
1:22:20–1:22:24
Und es gibt oben drüber nochmal eine Empore, von der man zuschauen kann.
1:22:24–1:22:28
Weil viele Untersuchungsausschüsse tagen nicht öffentlich.
1:22:28–1:22:32
Also es gibt manche, die mit Absatz öffentlich tagen und dann gibt es auch eine
1:22:32–1:22:35
Live-Obertragung dazu. Aber die meisten tun es nicht.
1:22:35–1:22:39
Und unter Merkel war das erste Mal in ihrer dritten oder vierten Amtszeit die
1:22:39–1:22:43
Frage, wollen wir das umdrehen, dass standardmäßig die Ausschusssitzungen öffentlich
1:22:43–1:22:46
sind und nur auf Antrag privat.
1:22:47–1:22:50
Und es wurde zumindest diskutiert, während seit ich noch im Bundestag war,
1:22:51–1:22:53
aber es ist unter der Ampel dann leider nicht umgesetzt worden.
1:22:53–1:22:57
Ich finde es eigentlich eine gute Transparenz-Offensive gegenüber der Bevölkerung
1:22:57–1:23:01
zu sagen, wenn wir hier im Ausschuss die Experten hören, sollen alle hören können, was die Experten,
1:23:03–1:23:09
Jetzt habe ich doch ein bisschen viel über Politik geredet, abseits von Stonehenge.
1:23:09–1:23:12
Fast so, als hätte das Regierungsfeld etwas damit zu tun.
Florian Clauß
1:23:12–1:23:17
Wie könnte es sein? Bei uns ist das ARD-Hauptstadtstudio. Und da gibt es ja
1:23:17–1:23:22
auch ein Studio, wo man halt auch so den Reichstag dann sehen kann.
1:23:22–1:23:25
Das heißt, die müssen sich da nicht frierend draußen hinstellen,
1:23:25–1:23:28
was du neulich auch kritisiert hast in einer deiner Sendung.
1:23:29–1:23:33
Dass dann die Authentizität von Journalismus darin ausartet,
1:23:33–1:23:36
dass alle Korrespondenten sich dann immer irgendwo hinstellen müssen.
Ali Hackalife
1:23:36–1:23:40
Um zu beweisen, das ist der Ort. Genau, das war mit C-Light über die Unterhaltung zum Thema Weltlage,
1:23:40–1:23:45
wo ich kritisierte, dass Katrin Eigendorf nachts in der kalten Ukraine stehen
1:23:45–1:23:47
muss, während mir auch gereicht hätte, wenn sie gesagt hätten,
1:23:48–1:23:51
wir erreichen Frau Eigendorf im Kiew-Studio und im Hintergrund steht einfach
1:23:51–1:23:52
Kiew an der Wand. Das wäre für mich okay gewesen.
Florian Clauß
1:23:53–1:23:56
Das finde ich auch für mich nachvollziehbar. Aber hier haben sie es ja richtig
1:23:56–1:23:59
gemacht, die ARD. einfach direkt das Studio vor dem Reichstag aufzubauen.
1:24:00–1:24:02
Genau, wie kriegen wir jetzt noch den Bogen zu Stonehenge?
Ali Hackalife
1:24:02–1:24:06
Der Bogen über die Stählen ist tatsächlich gar kein schlechter zu sagen.
1:24:06–1:24:09
Wie integrieren wir Erinnerungskultur so, dass sie nicht verfälscht ist?
1:24:09–1:24:12
Sodass sie nicht wie in Weimar erdrückt, sodass sie präsent ist?
1:24:13–1:24:17
Ich muss sagen, ich finde zum Beispiel gut, das Gebäude, wo der Führerbunker
1:24:17–1:24:21
war, ist ja komplett aufgefüllt mit Schutt und es steht da noch eine Gedenktafel,
1:24:22–1:24:23
also der Führerbunker neben dem Wendlerblock.
1:24:23–1:24:26
Im Wendlerblock sitzt ja heute immer noch die Verteidigung.
1:24:27–1:24:31
Und ich finde es eigentlich sehr gut, dass es da keine Pilgerstätte gibt und
1:24:31–1:24:33
dass es da auch keine Mahnstätte gibt.
1:24:33–1:24:37
Also ich finde, manche Orte sind, es ist gut, sie zu verfüllen,
1:24:37–1:24:40
ein Schild hinzustellen, aber kein Gewesen drumrum zu machen.
1:24:40–1:24:44
Und bei Stonehenge hätte ich mir gewünscht, dass wenn man schon sagt,
1:24:44–1:24:47
wir bauen das jetzt hier künstlich auf, dass man dann sagt, und jetzt kann man
1:24:47–1:24:49
auch direkt durch die Steine gehen.
Florian Clauß
1:24:49–1:24:56
Dass man das wieder nahbar macht. Nach diesem maximal invasiven Eingriff in
1:24:56–1:25:02
die Geschichte von dem Monument von Stonehenge ist ja dann auch eine Charter erlassen worden,
1:25:03–1:25:06
die dann für die Archäologie und Anthropologie dann so auch vorschreibt,
1:25:07–1:25:10
dass man jetzt nie mal invasiv das machen muss. Also das war in den 60ern.
1:25:11–1:25:14
Also die haben dann auch irgendwann lessons learned gemacht und gesagt,
1:25:14–1:25:15
was sollten wir nicht machen.
1:25:16–1:25:19
Und ich meine, gut, die Messmethoden sind sehr viel besser geworden.
1:25:19–1:25:21
Das heißt, mit dieser Mann...
Ali Hackalife
1:25:21–1:25:23
Ich erinnere nochmal an den Knochenberg. Oh, wir haben noch eins geklappt.
1:25:23–1:25:25
Ja, wirf es in den Knochenhaufen.
Florian Clauß
1:25:26–1:25:29
Genau, wir haben Praktikanten, die puzzeln gerne.
1:25:29–1:25:32
Das ist schon enorm, was es aber jetzt für Möglichkeiten gibt,
1:25:32–1:25:35
da auch noch mehr Informationen aus dem Boden rauszuholen.
1:25:35–1:25:38
Das ist ja wirklich so ein Sprung, der dann nochmal nach vorne getan hat.
1:25:38–1:25:42
Und deswegen funktionieren, glaube ich, jetzt auch ganz gut so minimalinvasive
1:25:42–1:25:46
Methoden, um dann halt auch zu rekonstruieren, was war da mal.
1:25:46–1:25:51
Generell ist auch die Frage von, ja, wenn ich die Bedeutung weiß und dann.
1:25:52–1:25:54
Aber das ist ja auch schon, ja, es ist halt interessant. Ja,
1:25:55–1:25:56
ich glaube, es ist einfach auch interessant.
Ali Hackalife
1:25:56–1:26:03
Es ist auch interessant. Ich glaube, dass die Warum-Frage die zweckloseste aller Fragen ist.
1:26:03–1:26:06
Das merkt man auch in der Philosophie, wenn man erzählt, ich studiere Philosophie.
1:26:06–1:26:09
Und Leute sich dann fragen, warum oder was ist der Sinn des Lebens?
1:26:09–1:26:13
Ich glaube, der Sinn des Lebens ist eine klassische Fehlschlussfolgerung,
1:26:13–1:26:18
weil wir feststellen, dass um uns herum, also die Vergangenheit wirkt immer deterministisch.
1:26:19–1:26:22
Weil wir jetzt hier sind, weil wir den Weg gelaufen sind, den wir gelaufen sind,
1:26:22–1:26:25
weil wir ganz viele Entscheidungen auf dem Weg nicht getroffen oder getroffen haben.
1:26:25–1:26:28
Also deterministisch sind wir hier an diesem Ort.
1:26:28–1:26:33
Daraus abzuleiten, dass alle Entscheidungen, die passieren, einen Zweck haben,
1:26:33–1:26:35
ist ein einfacher, logischer Fehler.
1:26:36–1:26:40
Dass Dinge einfach aus Coincidence, aus Gleichzeitigkeit, aus Zufälligkeit passieren,
1:26:40–1:26:41
ist etwas, das wir oft übersehen.
1:26:42–1:26:46
Und bei der Sinnfrage, bei so etwas wie, warum lebe ich, die biologische Antwort
1:26:46–1:26:49
ist meistens gar nicht so spannend Und wofür lebe ich?
1:26:49–1:26:53
Naja, wir sind Flughäfe auf einem Stein irgendwo im Weltall.
1:26:54–1:26:57
Also ich glaube, die Sinnfrage zu stellen ist nicht zielführend.
1:26:57–1:26:58
Und es ist ja auch befreiend.
1:26:59–1:27:02
Also Zootiere zum Beispiel haben eine ganz klare Sinnfrage, warum sie leben.
1:27:03–1:27:05
Und da ist es doch ganz schön zu wissen, dass wir die nicht haben.
Florian Clauß
1:27:07–1:27:11
Ja, nee, was kann besser als Schlusswort dienen als diese letzten Worte?
1:27:11–1:27:14
Ali, hat mich gefreut, dass es geklappt hat.
1:27:14–1:27:16
Es war wieder sehr schön, dich hier in der Sendung zu haben.
1:27:17–1:27:19
Danke, hört auch interessant.
Ali Hackalife
1:27:19–1:27:20
Lest mein Buch.
Florian Clauß
1:27:20–1:27:24
Genau, lest das Buch, kauft das Buch und bald wird auch ein Hörbuch erscheinen.
1:27:24–1:27:26
Wann nennen das? Worauf warte ich noch?
Ali Hackalife
1:27:28–1:27:32
Also die Dateien habe ich ja. Nach dem jetzt noch zu schneidenden Interview
1:27:32–1:27:33
werde ich wieder das Hörbuch schneiden.
1:27:34–1:27:37
Also ich denke so in zwei, drei Wochen geht es da weiter und ich hoffe,
1:27:38–1:27:41
dass das nur noch eine Frage von einer einstelligen Anzahl Wochen ist.
1:27:42–1:27:44
Ich schicke dir auf jeden Fall einen Link, wenn es das Ganze gibt.
1:27:44–1:27:46
Danke für die Einladung, es hat mich gefreut.
1:27:46–1:27:48
Ich bin ja immer mal wieder in Berlin. Vielleicht drehen wir noch mal eine Runde
1:27:48–1:27:50
durch einen anderen Bezirk.
Florian Clauß
1:27:50–1:27:55
Ja, sehr gerne. Das war jetzt eigentlich Podcast Episode 77.
1:27:56–1:28:02
Das Ganze könnt ihr auf eigentlich-podcast.de nach, ich wollte schon sagen hören,
1:28:02–1:28:04
aber ihr könnt sehen, wo wir langgelaufen sind.
1:28:04–1:28:08
Ihr könnt Shownotes euch anschauen und ein bisschen Text, was wir noch zusammengestellt haben.
1:28:08–1:28:13
Das Ganze wird erscheinen, wenn du wahrscheinlich schon deine Folge herausgegeben
1:28:13–1:28:17
hast, weswegen du hier in Berlin bist. Deswegen können wir jetzt glaube ich,
1:28:17–1:28:18
brauchen wir nicht zu spoilern.
1:28:18–1:28:20
Also hört die Joscha-Bach-Folge an.
Ali Hackalife
1:28:21–1:28:24
Jawohl. Danke für die Einladung. Ich verabschiede mich.
Florian Clauß
1:28:24–1:28:25
Tschüss.

Mehr

In Erinnerung an C.W.

In dieser Episode befassen wir uns mit dem schottisch-irischen anglikanischen Geistlichen, Dichter und Hymnenschreiber Henry Francis Lyte (1793–1847). Micz hat dieses Thema gewählt, weil er für die Beerdigung einer Kollegin und guten Freundin mit anderen „Abide with Me“ singt und einstudiert. (Ab ca. Minute 39 singt Micz die erste Strophe von „Abide with Me“ und interpretiert Text und Melodie.) Wir arbeiten uns anfangs durch viele Daten, Fakten und Zitate zum Leben, Glauben und Schaffen von Lyte. Dass Micz mit dieser Fülle an Fakten seine Emotionen der Trauer und Melancholie verdrängt, entdeckt Flo – der alte Psychotherapeut – bevor Micz draufkommt (ca. Minute 34, den Abwehrmechanismus könnten wir als Intellektualisierung oder Sublimierung benennen). Henry Francis Lyte wurde besonders bekannt durch seine Hymne „Abide with Me“, die er kurz vor seinem Tod 1847 verfasste. Lytes Kindheit war von familiären Umbrüchen und frühen Trennungen überschattet. Nach der Trennung seiner Eltern verließen diese ihn, und er lebte ab dem neunten Lebensjahr als Waise. Bereits in jungen Jahren begann Lyte, Gedichte zu schreiben, und zeigte außergewöhnliche sprachliche und geistige Begabung. Nach seinem Theologiestudium in Dublin und Cambridge trat Lyte in den kirchlichen Dienst ein und wirkte in mehreren Gemeinden, zuletzt über zwei Jahrzehnte lang in Brixham, Devon. Ein prägendes spirituelles Erlebnis am Sterbebett eines Mitbruders führte zu einer Vertiefung seines Glaubens und prägte seine spätere Theologie. Gesundheitlich war Lyte seit jungen Jahren angeschlagen. Seine Tuberkulose zwang ihn immer wieder zu Aufenthalten in wärmerem Klima – unter anderem in Südfrankreich und Italien. Er starb 1847 in Nizza, zuvor hatte er die letzte Version und Anmerkungen zu „Abide with Me“ nach England geschickt. Die Hymne vereint Lytes persönliche Glaubensgewissheit mit dem Wunsch göttlicher Nähe im Angesicht des Todes. Die Hymne wurde überkonfessionell bekannt, bei königlichen und staatlichen Trauerfeiern sowie Sportveranstaltungen gesungen und gehört bis heute zu den meistgeschätzten Kirchenliedern im englischsprachigen Raum. Schließlich finden wir noch zwei popkulturelle Referenzen, die von Lyte inspiriert scheinen: „Help“ von den Beatles und „Hey Hey, My My (Into the Black)“ von Neil Young.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Micz Flor
avatar
Florian Clauß

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:01
Okay, dann fängst du an.
0:00:06–0:00:09
Ist das eigentlich manchmal peinlich, hier anzufangen zu reden,
0:00:09–0:00:10
wenn so Leute um uns rum sind?
Florian Clauß
0:00:10–0:00:11
Nö, überhaupt nicht.
Micz Flor
0:00:12–0:00:14
Deshalb machst du es aber nicht so enthusiastisch, wirklich.
0:00:15–0:00:20
Wir haben den signifikanten Glockenturmschlag gerade verpasst.
Florian Clauß
0:00:21–0:00:29
Aber ich sag hallo und herzlich willkommen bei eigentlich Podcast Episode 76.
0:00:30–0:00:37
Mitch, weißt du das? In deiner nächsten Episode, 78, da werden wir drei Jahre alt.
Micz Flor
0:00:37–0:00:38
Wirklich?
Florian Clauß
0:00:40–0:00:44
78, dreijähriges Bestehen von eigentlich Podcast, der Podcast,
0:00:44–0:00:49
wo wir im Laufen reden und laufend reden. Oder so ähnlich.
0:00:50–0:00:53
Das wird immer besser in der 8 nach 76 Podcast.
Micz Flor
0:00:53–0:00:55
Wobei jeder macht ja die Hälfte.
Florian Clauß
0:00:55–0:01:00
Immer wieder laufe ich dagegen. Aber wir sind unterwegs hier,
0:01:01–0:01:05
ich sage jetzt, ich verrate den Ort, am Lausitzer Platz.
0:01:05–0:01:08
Wir sind ziemlich oft in Kreuzberg, muss ich sagen.
0:01:08–0:01:13
Am Lausitzer Platz haben wir uns getroffen. Mitch meinte, da möchte er gerne starten.
0:01:13–0:01:17
Unser Podcast funktioniert so, dass wir uns irgendwo in Berlin,
0:01:17–0:01:20
meistens Berlin, treffen, gemeinsam eine Strecke laufen.
0:01:21–0:01:26
Den könnt ihr dann auf eigentlich-podcast.de nachschauen, wie wir langgelaufen sind.
0:01:26–0:01:31
Die nehmen wir dann auch auf. und einer bringt dem anderen ein Thema mit,
0:01:31–0:01:33
das wir dann besprechen.
0:01:33–0:01:36
Wir haben jetzt in letzter Zeit ziemlich viele Gastfolgen gehabt.
0:01:36–0:01:44
Zum Beispiel hatte ich, letzte Folge, 75, Rolf Behringer dabei.
0:01:45–0:01:49
Die hatten wir aber auch schon vor einer Zeit aufgenommen. Ist jetzt released worden.
0:01:49–0:01:54
Und, so viel kann ich verraten, nächste Folge von mir wird wieder eine Gastfolge.
0:01:55–0:01:59
Nämlich mit Ali, Ali Hacke live, mit dem ich schon mal auf dem 34,
0:01:59–0:02:02
die 38 C3 zusammen eine Folge gemacht habe.
0:02:03–0:02:10
Der Ali hostet den Podcast auch interessant und ist war in Berlin oder ist noch in Berlin.
0:02:10–0:02:13
Und wir sind durch das Regierungsviertel gelaufen.
0:02:14–0:02:19
Ja, so viel Sneak. Vielleicht hast du auch eine Gastfolge in Aussicht.
Micz Flor
0:02:20–0:02:24
Ja, und wenn es soweit ist, also ich kann auch keine Nummer drauf geben,
0:02:24–0:02:27
aber es gibt in der Tat Planung für eine Gastfolge.
0:02:27–0:02:30
Aber ich hatte ja bis jetzt nur zwei Gäste, entweder meinen Bruder und der ist
0:02:30–0:02:34
gerade nicht in Berlin und dann wahrscheinlich eine Folge mit Anja Ullrich.
Florian Clauß
0:02:34–0:02:38
Ja, die ist auch sehr frequentiert und beliebt, die Folge, muss ich sagen.
Micz Flor
0:02:38–0:02:41
Ja, ja, ja. Was ist eigentlich systemische Therapie?
Florian Clauß
0:02:41–0:02:44
Ist auch super. Ich habe mir die sogar zweimal angehört.
Micz Flor
0:02:44–0:02:44
Echt?
Florian Clauß
0:02:44–0:02:45
Ich glaube, ja.
Micz Flor
0:02:45–0:02:47
Dann müssen wir mal einen Fragebogen rausgeben und gucken.
Florian Clauß
0:02:49–0:02:52
So funktioniert Psychotherapie.
Micz Flor
0:02:53–0:02:59
So und jetzt das neue also wie gesagt einer bereitet ein Thema vor das bin ich,
0:03:01–0:03:05
und manchmal wissen die anderen was das Thema ist, aber heute weiß Flo es nicht
0:03:05–0:03:13
und vielleicht wollte ich auch das ist glaube ich nicht so dein Lieblingsthema Gitarren ne,
0:03:13–0:03:18
diesmal geht es nicht um Gitarren aber es ist ja so dass eigentlich Podcast
0:03:18–0:03:19
manchmal unfassbar viel Arbeit ist.
0:03:20–0:03:23
Und jetzt bei mir ist irgendwie so viel zusammengekommen und halt eben auch
0:03:23–0:03:25
der Ort hier im Lausitzer Platz.
0:03:25–0:03:27
Und wir beginnen mit der Kirche.
0:03:28–0:03:30
Also es geht auch um kirchliche Themen.
0:03:32–0:03:36
Und da stehen wir jetzt vor der, die hast du gerade schon fotografiert zum Vorbeigehen,
0:03:36–0:03:37
aber ich mache nochmal ein großes Foto.
0:03:37–0:03:41
Da steht jetzt ein Text auf der Kirche.
Florian Clauß
0:03:41–0:03:43
Interessant, den habe ich tatsächlich noch nicht wahrgenommen,
0:03:43–0:03:50
bis zu diesem Moment, wo du jetzt dieses Thema vorgestellt hast.
0:03:50–0:03:51
Du hast noch kein Thema vorgestellt.
0:03:51–0:03:57
Auf dem Ikonenbild, wie heißt die Kirche?
Micz Flor
0:03:57–0:04:02
Das ist die Emaus-Gemeinde, Emaus-Ölberg-Gemeinde. Ich weiß gar nicht genau,
0:04:02–0:04:03
wie die Kirche wirklich heißt.
0:04:04–0:04:09
Aber da steht, wir sehen zwei Menschen oben in der Mitte.
0:04:10–0:04:12
Das ist Jesus, können wir vielleicht verraten.
Florian Clauß
0:04:12–0:04:13
Für die, die es nicht sehen. Drei Menschen.
Micz Flor
0:04:14–0:04:17
Insgesamt drei Menschen, genau, Jesus ist ein Mensch, da sind wir schon mitten im Thema.
0:04:19–0:04:23
Und unten drunter steht, wenn du das kurz vorlesen könntest.
Florian Clauß
0:04:23–0:04:27
Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden. Ja, genau.
0:04:28–0:04:33
Also ein typischer Bibel, hebräisches, aus dem Hebräisch übersetzt.
0:04:35–0:04:36
Da kommen die Fanfaren.
Micz Flor
0:04:40–0:04:43
Die andere, der Aufhänger, weil es so viele Aufhänger gibt.
0:04:44–0:04:51
Wir nehmen jetzt vor Ostern auf und es wird nach Ostern gesendet.
Florian Clauß
0:04:51–0:04:53
Eine Woche nach Ostern.
Micz Flor
0:04:53–0:04:57
Im Prinzip handelt es sich nämlich hier um etwas, was sehr eng mit Ostern verbunden ist.
0:04:58–0:05:07
Also am Karfreitag, da ist ja die Kreuzigung Jesu in Golgatha und das Begräbnis in einem Felsengrab.
0:05:08–0:05:12
Am Samstag, Ruhe im Grab, die Jünger trauern, keine Aktivitäten.
0:05:13–0:05:15
Und das ist der Tag des Schweigens.
Florian Clauß
0:05:16–0:05:19
Der höchste evangelische Feiertag.
Micz Flor
0:05:21–0:05:22
Der Karsamstag?
Florian Clauß
0:05:22–0:05:23
Nee, der Karsfreitag.
Micz Flor
0:05:23–0:05:24
Der Karsfreitag.
Florian Clauß
0:05:24–0:05:31
Und der Ostersonntag ist der höchste katholische Feiertag.
Micz Flor
0:05:31–0:05:36
Und an dem ist die Auferstehung Jesu. Früher Morgen, Frauen,
0:05:36–0:05:41
die Salben mitgebracht haben, um den Leichnam wahrscheinlich zu salben,
0:05:42–0:05:47
entdecken das leere Grab, Engel erscheinen und Jesu zeigt sich ersten Jüngern.
Florian Clauß
0:05:48–0:05:49
Das ist am Ostersonntag.
Micz Flor
0:05:49–0:05:53
Und jetzt wird es interessant, beziehungsweise auch wieder verwirrend,
0:05:53–0:06:04
weil am Ostermontag geht es dann darum, dass zwei Jünger nach E-Maus wandern, tief betrübt.
0:06:05–0:06:08
Und Jesus ist bei ihnen, aber sie erkennen ihn nicht.
Florian Clauß
0:06:09–0:06:12
E-Maus ist das, also du hast gerade gesagt, eine Stadt.
Micz Flor
0:06:13–0:06:15
Ein Ort. Ein Ort, ja, ich weiß nicht genau.
Florian Clauß
0:06:15–0:06:20
Aber der muss ja dann auch irgendwo da in der Nähe von Jerusalem sein, ne?
Micz Flor
0:06:21–0:06:23
Wenn man, ja, oder eben Golgatha.
Florian Clauß
0:06:23–0:06:30
Golgatha ist ja quasi das Tal vor Jerusalem. Ist doch am Ölberg, oder?
Micz Flor
0:06:30–0:06:33
Genau, eben aus Ölberggemeinde heißt es hier am Lausersalber.
0:06:33–0:06:35
Du kennst dich richtig gut aus.
Florian Clauß
0:06:35–0:06:44
Naja, ich war ja vor sieben Jahren da. War ich auf dem Ölberg und hab Jerusalem besucht.
0:06:46–0:06:49
Und ich habe das auch bildlich vor mir. Das ist alles nicht so weit.
Micz Flor
0:06:49–0:06:55
Okay, gut. Aber an diesem Tag, an dem Ostermontag, wie ich gerade vorgelesen
0:06:55–0:06:56
habe, so hatte ich es an einer Quelle gefunden.
0:06:57–0:07:02
Aber woanders hieß es, dass Lukas berichtet, also im Lukas Evangelium,
0:07:02–0:07:08
dass ein jünger Kleopas heißt, ja, mit jemand anderem, der anonym bleibt,
0:07:08–0:07:12
am gleichen Tag, also am Auferstehungssonntag wäre das dann,
0:07:12–0:07:16
in niedergeschlagene Stimmung von Jerusalem nach Emaus ging.
0:07:17–0:07:21
Und unterwegs treffen sie den auferstandenen Jesus, aber sie erkennen ihn nicht.
0:07:22–0:07:28
Und der so deshalb unbekannter Begleiter spricht mit ihnen auch über Spiritualität.
0:07:28–0:07:30
Es ist gar keine so lange Passage da.
0:07:31–0:07:36
Und wenn sie dann ankommen in Emaus, dann laden sie ihn ein,
0:07:36–0:07:40
nochmal mit hineinzukommen. Und das ist genau, den werden wir gleich nochmal
0:07:40–0:07:42
wörtlich, diese Passage hören.
0:07:43–0:07:46
Also das ist genau der Moment, den wir da gesehen haben. Also die beiden sprechen
0:07:46–0:07:50
Jesus an, den sie aber nicht erkennen, sind aber gut zu ihm und sagen,
0:07:50–0:07:53
es ist schon Abend, tritt doch ein oder bleib bei uns.
0:07:55–0:07:57
Und dann gibt es das Abendmahl.
0:07:59–0:08:00
Als Jesus das Brot bricht.
Florian Clauß
0:08:01–0:08:04
Also das ist das legendäre Abendmahl zu dem Zeitpunkt.
Micz Flor
0:08:04–0:08:07
Ja, ich denke, es ist das Abendmahl. Ich bin nicht so bibelfest.
Florian Clauß
0:08:08–0:08:11
Nee, das Abendmahl ist eigentlich vor der Kreuzigung.
Micz Flor
0:08:12–0:08:14
Okay, dann ist es einfach nur ein Abendmahl.
Florian Clauß
0:08:14–0:08:15
Ein Abendmahl, ja.
Micz Flor
0:08:15–0:08:21
Ach genau, das Abendmahl, dieses Bild, ja stimmt, da sind ja dann alle mit versammelt.
0:08:22–0:08:27
Weil Petrus ist ja noch in Golgatha und hat da sich auch verwundert dass das
0:08:27–0:08:33
Grab leer war, wie ich lesen konnte in der Lutherbibel Version 2017 heißt es im Deutschen,
0:08:33–0:08:37
bleibe bei uns denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt,
0:08:38–0:08:44
ich habe jetzt insgesamt glaube ich 13 Übersetzungen gefunden von diesem Abschnitt,
0:08:44–0:08:51
also ins Deutsche und es gibt diesen Begriff Herr den gibt es gar nicht,
0:08:51–0:08:55
weil der Begriff Herr erinnert mich eigentlich immer auch an Gott und nicht an.
Florian Clauß
0:08:55–0:09:00
Ja, das ist Elohim. Elohim ist das hebräische Wort für Herr und das Ding ist
0:09:00–0:09:08
halt die, also im Judentum darfst du ja nicht den Namen des Gottes sagen, was Jahwe ist.
0:09:09–0:09:14
Deswegen gibt es diese Punktierung im Hebräischen, die dann halt Jehova,
0:09:14–0:09:16
es sind die gleichen Wurzelbuchstaben.
Micz Flor
0:09:16–0:09:18
Also es ist die Konsonanten oder so sind.
Florian Clauß
0:09:19–0:09:22
Glaube ich, aber die Fülsel sind nicht. Aber die Punktierung,
0:09:22–0:09:27
die du im modernen Hebräisch nicht hast, die zeigen im Prinzip die Vokale und
0:09:27–0:09:31
deswegen ist Jahwe, also wenn das so geschrieben ist, ohne Punkte, sieht das gleich aus.
0:09:31–0:09:34
Und Jehova, da wird halt die Punktierung anders gesetzt.
0:09:34–0:09:38
Und das wird dann halt immer, Jehova wird dann ausgesprochen,
0:09:38–0:09:42
wenn dann Texte vorgelesen werden. Oder Elohim ist der Herr.
Micz Flor
0:09:43–0:09:48
Ja, siehst du, mit dir kann man über alles reden. Deshalb mache ich das so gerne mit dir.
Florian Clauß
0:09:48–0:09:49
Über alles kann man reden.
Micz Flor
0:09:50–0:09:52
Wie hat Hertha beim letzten Spieltag...
Florian Clauß
0:09:52–0:09:53
Nein, nicht über alles.
Micz Flor
0:09:55–0:10:02
Ja, warum beschäftigen wir uns damit? Im Englischen heißt dieses...
Florian Clauß
0:10:03–0:10:07
Wollen wir durch den Krater gehen?
0:10:07–0:10:10
Also wir sind jetzt hier am Gurley und stehen vor diesem Krater.
0:10:11–0:10:15
Hier war mal so ein Gurley-Tunnel. Weißt du darüber was?
Micz Flor
0:10:15–0:10:16
Wo ist der Tunnel?
Florian Clauß
0:10:16–0:10:19
Ich weiß nicht, ich habe es nur auf OpenStreetMap vorhin gesehen,
0:10:19–0:10:22
habe mich gefragt. Wahrscheinlich sind es...
Micz Flor
0:10:22–0:10:24
Auf OpenStreetMap war der eingezeichnet, oder was?
Florian Clauß
0:10:24–0:10:26
Ja, da stand Girlie Tunnel.
Micz Flor
0:10:26–0:10:28
Ja, das war wirklich ein Tunnel unten.
Florian Clauß
0:10:28–0:10:30
Ja, hier doch, da siehst du die Mauerwesten.
Micz Flor
0:10:30–0:10:33
Und wenn du da hinten rechts rausgehst, dann siehst du sogar noch den Eingang,
0:10:33–0:10:35
der halt inzwischen zu ist. Können wir gerne mal gucken.
Florian Clauß
0:10:35–0:10:36
Aber ist das jetzt ein Bombengrad?
Micz Flor
0:10:37–0:10:40
Das ist interessant, weil ich es auch nicht weiß. Aber hier war natürlich Girlie,
0:10:40–0:10:42
der Bahnhof, auch Zugstrecken.
0:10:43–0:10:45
Und ich weiß es nicht.
0:10:46–0:10:49
Vielleicht kannst du diese Sachen in die Shownotes packen.
0:10:49–0:10:54
Aber ich habe auch immer überlegt, ob es entweder hier ein angelegter Krater
0:10:54–0:10:56
ist, der so dann nochmal...
0:10:58–0:11:02
Verdeutlichen und festhalten wollte, dass hier Krieg war und dass hier natürlich
0:11:02–0:11:10
die Gleise wegen Munition und Abtransport in die Konzentrationslager bombardiert wurden.
0:11:10–0:11:14
Also hier Gleistreieck, das waren ja, oder auch hier Anhalter Bahnhof,
0:11:14–0:11:17
die waren ja schwer bombardiert.
0:11:18–0:11:22
Und ich weiß auch nicht, ob das hier entweder eine künstlerische Interpretation
0:11:22–0:11:26
ist, das festzuhalten, um zu sagen, was hier passiert ist, oder ob es wirklich
0:11:26–0:11:30
so geblieben ist und man dann einfach entschieden hat, das hier anders zu bauen
0:11:30–0:11:31
und es hier nicht zuzuschütten.
Florian Clauß
0:11:31–0:11:37
Ich würde vermuten, dass es also, dass es nicht beabsichtigt ausgehoben wurde,
0:11:37–0:11:39
sondern muss irgendwie was passiert sein.
0:11:40–0:11:43
Aber wir nehmen das mal so mit, weil wir werden bestimmt nicht das letzte Mal
0:11:43–0:11:43
durch den Görlitz gehen.
0:11:44–0:11:47
Letztes Mal, als wir hier durchgegangen sind, oder eines der letzten Male,
0:11:47–0:11:52
ich bin ja auch hier mit Rolf gegangen und der hat sich dann auch in den Görlitzer
0:11:52–0:11:55
Park, er wusste nicht, als Freiburger geht man da nicht, wenn es dunkel ist,
0:11:56–0:11:58
dass man so viel konnte. Aber wir sind dann durchgegangen.
Micz Flor
0:11:58–0:12:00
Auch beim Dunkeln?
Florian Clauß
0:12:00–0:12:03
Ja, es war dunkel. Es war mitten im Winter.
0:12:05–0:12:11
Es war aber die Trasse da hinten, die war ein bisschen dunkel.
0:12:11–0:12:16
Aber das letzte Mal, als wir da durchgegangen sind, das möchte ich mal referenzieren,
0:12:16–0:12:18
da sind wir ja von Maikäfern, Junikäfern angegriffen worden.
0:12:19–0:12:21
Aber war das da hinten? Das war hier. Das war hier, die Allee.
Micz Flor
0:12:22–0:12:23
Kapteurer Park?
Florian Clauß
0:12:23–0:12:29
Nee, aber hier gab es auch Das war so die Schlüpfphase, wo dann alle rausgekommen
0:12:29–0:12:32
sind und uns für Bäume gehalten haben.
Micz Flor
0:12:34–0:12:36
Wo wir uns einfach für im Weg gehalten haben.
Florian Clauß
0:12:37–0:12:42
Nein, die haben sich ja in die Haare so verfranst. Das ist halt so deren instinktives, ja, irgendwas.
Micz Flor
0:12:42–0:12:43
Irgend so was.
Florian Clauß
0:12:43–0:12:46
Im Mund reinkrabbeln und Eier legen durch die Nase.
Micz Flor
0:12:46–0:12:49
Das erinnert uns an die Folge von Drood. So, jetzt wie finde ich die Brücke
0:12:49–0:12:52
wieder zurück ins Thema.
0:12:52–0:12:59
Und zwar wollte ich jetzt erstmal die englische Version der King James Bibel vorlesen.
0:12:59–0:13:04
Von dem gleichen Text, die heißt But they constrained him saying,
0:13:04–0:13:09
abide with us, for it is toward evening and the day is far spent.
0:13:11–0:13:12
Also dieses ...
Florian Clauß
0:13:12–0:13:14
Was heißt constraint in dem Zusammenhang?
Micz Flor
0:13:15–0:13:17
Nein, die haben ihn festgehalten oder zurückgehalten.
Florian Clauß
0:13:17–0:13:20
Es ist immer recht übergriffig, die Formulierung.
Micz Flor
0:13:20–0:13:25
Es ist eine sehr direkte Ansprache. Da müssen wir durch, wieder raus jetzt.
Florian Clauß
0:13:25–0:13:28
Wir gehen jetzt einfach geradeaus die Straße runter.
Micz Flor
0:13:29–0:13:33
Und abide with us ist eben bleibe bei uns. Stay with us ist auch manchmal moderne.
0:13:33–0:13:35
Abide with us ist wohl so ein altenglisches.
0:13:36–0:13:40
Bleib bei uns. Also abide with me ist eigentlich das, wo ich hin will jetzt.
0:13:40–0:13:46
Weil es gibt ein Lied, also diese Verknüpfung mit der Emaus-Ölberg-Gemeinde
0:13:46–0:13:53
und dem Lied, was ich gerade singe mit ein paar Menschen für,
0:13:54–0:13:57
jetzt bleibt es so ein bisschen anonymer, du weißt ja, es ist die Beerdigung
0:13:57–0:13:58
nächste Woche am Mittwoch.
Florian Clauß
0:13:59–0:13:59
Ja.
Micz Flor
0:13:59–0:14:07
Und dafür singe ich mit ein paar anderen, die völlig unerwartet verstorbene
0:14:07–0:14:11
Kollegin, mit der wir auch privat, du kennst ja auch was auf der Weihnachtsparty und so,
0:14:12–0:14:15
da singen wir ein Lied und das heißt Abide With Me.
0:14:15–0:14:18
Und das ist so ein ganz schön englisches Lied und das ergreift mich auch sehr
0:14:18–0:14:20
und das hat mich einfach viel beschäftigt.
0:14:20–0:14:24
Und weil ich jetzt eine Folge machen möchte, aber auch eine Folge machen muss,
0:14:24–0:14:26
habe ich dann eben gedacht, ich nehme mir das mal, ich gucke mir das mal ein
0:14:26–0:14:32
bisschen genauer an. Und dann kam dieser Link halt zu Berlin über die Kirche,
0:14:32–0:14:35
wo wir gerade angefangen haben. Fand ich irgendwie, das passt so ganz gut.
Florian Clauß
0:14:35–0:14:40
Ah, okay. Also du hast dann auf dem, also das Wort Abide hatte ich ja noch.
Micz Flor
0:14:40–0:14:43
Abide with me. Und dann habe ich gedacht, als ich angefangen habe,
0:14:43–0:14:46
so jetzt möchte ich mal ein bisschen recherchieren zu dem Lied und ein bisschen
0:14:46–0:14:48
was darüber sagen. Vielleicht ist es ja eine Folge.
0:14:51–0:14:54
Dann kam ich halt in der Übersetzung drauf, Moment Mann, das kennst du doch
0:14:54–0:14:58
den Spruch. und dann bin ich halt eben nochmal hingegangen und hab's mir angeschaut
0:14:58–0:15:00
und hab gesagt, ach, das ist ja lustig, da können wir wirklich auch anfangen.
0:15:01–0:15:06
Das war wie so eine Bestätigung, dass ich darüber sprechen darf und Verifikation oder dass.
Florian Clauß
0:15:06–0:15:07
Das relevant ist. Wer erlaubt dir das?
Micz Flor
0:15:09–0:15:11
Die Stadt Berlin hat's mir erlaubt.
Florian Clauß
0:15:12–0:15:14
Der Vibe, der Vibe.
Micz Flor
0:15:15–0:15:21
Und das andere, was du gerade gesagt hast, hier mit, na, mit,
0:15:22–0:15:28
wo ich Drood gesagt hatte, wie kann man da gerade nochmal Du hattest irgendetwas Unheimliches?
Florian Clauß
0:15:31–0:15:34
Übergriffig oder meinst du das davor?
Micz Flor
0:15:34–0:15:39
Nee, hab's vergessen. Aber auf jeden Fall sprechen wir auch über die Zeit,
0:15:39–0:15:51
in der eben zum Beispiel Charles Dickens, den ich über die Folge Drood mal vorgestellt hatte, auch.
0:15:52–0:15:57
Das ist so diese Zeit, also so frühes, mittleres, spätes 19.
0:15:58–0:15:59
Jahrhundert in England.
Florian Clauß
0:15:59–0:16:05
Ja, das fällt mir auch, also Druid, das ist so, was ich zuletzt auch dann mit
0:16:05–0:16:09
Chris über Nosferatu besprochen habe, das Dread, das war mir als Ausdruck,
0:16:09–0:16:11
Dreadlocks und so weiter, das kennt man ja,
0:16:12–0:16:17
aber das ist halt so dieses morbide, das Wort, das ist auch in diesem Kontext
0:16:17–0:16:22
mit den Ramm Stokers, mit dem Dracula, ist das dann auch so verwendet worden.
Micz Flor
0:16:22–0:16:25
Genau, Dread ist so eine Art Schrecken, so ein tiefer Schrecken.
0:16:25–0:16:31
Also Drood wiederum ist benannt nach dem letzten unfertigen Roman von Charles Dickens.
0:16:31–0:16:36
Edwin Drood heißt er, die Hauptperson. Und da so kam es dann auf den Titel drauf.
0:16:36–0:16:39
Aber es sieht auch einfach gut aus. D-R-O-O-D ist echt einfach.
0:16:39–0:16:43
Du siehst es so und es ist irgendwie unheimlich. Wahrscheinlich wegen Dread.
0:16:46–0:16:49
Und dieser Schreiber, über den wir uns jetzt, der kommt aber aus einer anderen Richtung.
0:16:49–0:16:55
Der heißt Henry Francis Light, lebte von 1793 bis 1847,
0:16:56–0:17:05
ist also 54 Jahre alt geworden und hat viele Texte, Poems, Hymnen geschrieben.
0:17:05–0:17:09
Und Abide With Me ist auch eine Hymne, die, wie wir später noch herausfinden
0:17:09–0:17:16
werden, kulturell in England immer noch ganz, ganz, ganz zeitgemäß ist.
0:17:16–0:17:22
Also ganz viel gesungen wird, zum Beispiel bei jedem FA Cup Final oder bei jedem
0:17:22–0:17:27
Rugby Spiel der Liga wird halt dieses Abide With Me am Anfang gesungen als Lied.
0:17:27–0:17:35
Obwohl es ein sehr morbides Lied ist, einfach im Sinne von es geht um Sterben,
0:17:35–0:17:39
es geht um die Zeit kurz vor dem Tod.
0:17:40–0:17:47
Das ist eigentlich auch irgendwie ein Gebet. 1947 ist Henry Francis Light gestorben.
0:17:48–0:17:55
Und erst 16 Jahre nach einem Tod wurde dann dieser Text von einem Komponisten,
0:17:55–0:17:58
William Henry Monk, aufgegriffen.
0:17:58–0:18:03
Und der hat dann 1861 die Melodie Eventide, heißt das.
0:18:04–0:18:06
Das Wort Eventide kommt auch vor. Wir gucken uns nachher nochmal den Text an.
0:18:06–0:18:11
Da hat er eine Melodie geschrieben, die jetzt quasi eins zu eins verwoben ist
0:18:11–0:18:14
mit diesem Lied und auch so immer aufgeführt wird.
0:18:14–0:18:18
Ich habe in einer Quelle auch noch gefunden, dass William Henry Monk,
0:18:18–0:18:23
der als Komponist und aber auch als Redakteur, wo sie eine ganze Sammlung von
0:18:23–0:18:25
christlichen Hymnen gebastelt hat,
0:18:26–0:18:32
dass 1861 eine seiner Töchter dreijährig verstorben sei Und vielleicht,
0:18:32–0:18:37
dass auch dann die Melodie mit inspiriert hätte, beziehungsweise die Auseinandersetzung
0:18:37–0:18:38
mit dem Lied Abide With Me.
0:18:38–0:18:44
Weil das, was wir gerade genannt haben, bleibt bei uns, das will Abend werden oder so.
0:18:45–0:18:48
Und heißt in diesem Lied einfach Stay With Me in dem Moment,
0:18:48–0:18:51
in dem mich das Leben verlässt, in dem ich sterbe.
0:18:52–0:18:56
Und das eher vielleicht da war so meine Vermutung aufgrund von einem persönlichen
0:18:56–0:19:01
Schicksalsschlag, dass ich auch sehr tief mit verbinden konnte.
0:19:01–0:19:06
Aber ich habe das nur einmal gelesen und dann keine weitere Quelle dazu gefunden.
0:19:07–0:19:10
Ich lese mal kurz die ersten beiden Strophen vor.
Florian Clauß
0:19:10–0:19:11
Ja, gerne.
Micz Flor
0:19:11–0:19:14
In Englisch und dann so in einer deutschen Übersetzung.
0:19:17–0:19:24
Abide with me, fast falls the eventide. The darkness deepens, Lord, with me abide.
0:19:25–0:19:32
When other helpers fail and comforts flee, help of the helpless, oh, abide with me.
0:19:34–0:19:41
In Deutsch, bleib bei mir, schnell sinkt das Tageslicht, die Dunkelheit wächst, Herr, bleibe bei mir.
0:19:42–0:19:51
Wenn Trost versiegt oder eben die Helfer mich verlassen, hilft den Hilflosen, bleibt bei mir.
0:19:52–0:19:56
Help of the Helpless heißt eigentlich die Hilfe der Hilflosen,
0:19:56–0:20:00
aber ich habe es ja als hilft den Hilflosen übersetzt, weil ich dachte mir,
0:20:00–0:20:06
es ist vielleicht sinngemäßer, aber nicht wörtlich.
0:20:07–0:20:14
Die zweite ist wirklich sehr düster. Du kannst jetzt den Nosferatu-Stimmung irgendwie anmachen.
0:20:15–0:20:20
Das heißt Zwift to its close ebbs out life's little day.
0:20:20–0:20:28
Earth's joy grow dim, its glories pass away. Change and decay in all around I see.
0:20:29–0:20:32
O thou who changest not, abide with me.
0:20:33–0:20:38
Im Deutschen etwa rasch eilt dahin das Lebens kurzer Tag.
0:20:39–0:20:47
Die Erde glanzverblasst und die Glorie verstreicht.
0:20:49–0:20:54
Wechsel und Zerfall sehe ich in allem um mich herum.
0:20:55–0:21:01
O du, der du dich nicht änderst, abide with me. Also bleib bei mir.
Florian Clauß
0:21:02–0:21:07
Und das ist dann schon immer so eine göttliche Instanz angerufen?
Micz Flor
0:21:10–0:21:14
Ja, also ich weiß auch nicht genau, wie kurz oder lang die Folge wird und wo es genau hingeht.
0:21:14–0:21:17
Ich weiß bloß bei mir gerade, dass mich das richtig tief ergreift.
0:21:17–0:21:18
Ich bin einfach auch gerade in Trauer.
0:21:20–0:21:24
Und du weißt ja, ich bin jetzt nicht, ich bin aus der Kirche ausgetreten.
0:21:24–0:21:31
Ich bin kein Mensch, der betet oder in einer Religion irgendwie so sich,
0:21:31–0:21:37
ich wollte sagen, verfangen hat. Aber das ist schon bewertend.
Florian Clauß
0:21:38–0:21:39
Aufgehoben fühlt.
Micz Flor
0:21:40–0:21:44
Ja, oder sich dazugehörig fühlt oder so. Und gleichzeitig muss ich schon sagen,
0:21:44–0:21:49
dass es so ist, dass ich in meinem Beruf als Psychotherapeut natürlich viel
0:21:49–0:21:52
mit Menschen zu tun habe,
0:21:53–0:21:59
wo aus all dem, was alle irgendwie so haben, auf einmal so ganz emergent etwas hochsteigt.
0:21:59–0:22:04
Ein Zwang oder eine Angst oder es ist halt so, dass die Sachen manchmal neurophysiologische
0:22:04–0:22:09
Hintergründe oder Substrate haben, aber oft wirklich auch stimmungsmäßig dieses Gefühl,
0:22:11–0:22:17
dass Dinge entstehen, dass Dinge irgendwie entstehen und irgendwie diese Trauer,
0:22:17–0:22:20
die einfach entsteht aus Sachen, die man benennen kann,
0:22:20–0:22:24
Aber nichts von dem, was man benennen kann, was rundherum passiert,
0:22:24–0:22:30
in der Summe lässt diese, also kann die Trauer beschreiben.
0:22:30–0:22:32
Also wer nicht getrauert hat, weiß das auch nicht so.
0:22:35–0:22:40
Und irgendwie ist es da so, dass mich das einfach gerade sehr begleitet,
0:22:40–0:22:43
das Lied, weil wir es auch viel üben.
0:22:43–0:22:47
Und dann entstehen halt so bestimmte Dinge, die so auch so ganz widersprüchlich
0:22:47–0:22:51
sind. Und wenn du dann mit anderen Menschen zusammen singst und du dann irgendwie
0:22:51–0:22:53
merkst, wow, wir werden da irgendwie wirklich eine Stimme.
0:22:54–0:22:59
Es kommt so langsam zusammen und vielleicht singe ich auch noch ein bisschen was vor, ich weiß nicht.
0:22:59–0:23:05
Aber weil die Stimme auch immer was so, die Melodie selbst auch ergreift in
0:23:05–0:23:06
der Dramatik, finde ich.
0:23:09–0:23:12
Und dann gibt es so Momente, wo man auf einmal lacht und sich freut,
0:23:12–0:23:15
weil es einfach so ergreifend ist. und dann aber vor dem Hintergrund,
0:23:15–0:23:17
warum wir das machen, dann eben die Trauer auch wieder durchkommt.
0:23:17–0:23:22
Da entstehen so völlig widersprüchliche Emotionen in solchen Situationen.
0:23:22–0:23:25
Und das ist ja auch nur alles sehr menschlich, aber es ist sehr emotional.
0:23:28–0:23:31
Da wollte ich eben einfach mal so mich ein bisschen damit auseinandersetzen
0:23:31–0:23:36
und kam dann dazu, dass ich daraus erste Folge mache.
Florian Clauß
0:23:36–0:23:37
Ja, verstehe.
Micz Flor
0:23:39–0:23:46
Ja, die kurze Einordnung so zeitlich, also Leid,
0:23:47–0:23:51
Stab, so um die Zeit als Charles Dickens, ich glaube ein bisschen früher,
0:23:51–0:23:56
Oder den Ebenezer Scrooge, wie heißt es nochmal,
0:23:57–0:23:59
Christmas Carol, das Buch geschrieben hat.
0:23:59–0:24:05
Was immer noch heute an Weihnachten von der Augsburger Puppenkiste oder irgendwelchen
0:24:05–0:24:08
anderen noch vorgetragen wird, aufgeführt wird.
0:24:08–0:24:13
Was als Zeichentrickfilm existiert. Also in der Zeit starb Light und geboren
0:24:13–0:24:19
wurde er in der Zeit, als England gerade mit Frankreich im Krieg war.
0:24:20–0:24:32
Da ging das quasi los und der Vater von Light war beim Militär und die wurden also immer versetzt.
0:24:32–0:24:39
Geboren wurde er in Schottland und dann ist er aber viel umgezogen mit seiner
0:24:39–0:24:42
Familie, Edinburgh, Newmarket, Manchester, Liverpool.
0:24:42–0:24:49
Und dann schließlich sind sie nach Irland gekommen, weil Thomas Light,
0:24:49–0:24:53
so hieß der Vater, da eben auch zum Einsatz kam.
0:24:53–0:24:56
England hatte man große Angst, das Irland war, ich weiß gar nicht,
0:24:56–0:25:00
was der politische Begriff ist, aber es wurde quasi von England regiert,
0:25:00–0:25:02
obwohl es ein eigenes Parlament gab.
Florian Clauß
0:25:02–0:25:04
Sag nochmal bitte die Zeit.
Micz Flor
0:25:04–0:25:11
Das war 1793 und beim Lesen war es dann auch für mich ein bisschen so, dass ich schon.
0:25:12–0:25:16
Es ist schon auch tragisch, so dessen Leben.
0:25:16–0:25:19
Also irgendwie hat mich das auch nochmal ergriffen. Er hat dann irgendwie sehr
0:25:19–0:25:22
früh seine Familie quasi verloren.
0:25:22–0:25:24
Die ließen sich eben in Irland nieder.
0:25:24–0:25:35
Und 1803, da war er dann neun Jahre alt, begann er in Annisgillen in Nordirland
0:25:35–0:25:38
auf der Portora Royal School.
0:25:39–0:25:43
Das hatte sein Vater wohl irgendwie noch eingefädelt für seinen älteren Bruder und ihn.
0:25:44–0:25:49
Und dann hat er sich aber acht und eins schon von seiner Frau getrennt und hat
0:25:49–0:25:50
dann die Familie verlassen.
0:25:51–0:25:57
Da habe ich ein kurzes Zitat dazu von Evelyn Miller, die Henry Francis Light
0:25:57–0:26:00
His Life and Times geschrieben hat.
0:26:00–0:26:04
Und jetzt beginnt das Zitat. Kurz danach verließ er seine Familie und ging nach
0:26:04–0:26:07
Jersey. Ich glaube, das ist die Insel, heißt es Insel Jersey.
0:26:08–0:26:13
Henrys Bruder Thomas ist vielleicht mit ihm gegangen oder blieb möglicherweise
0:26:13–0:26:15
in der Schule in Annisgillen.
0:26:16–0:26:20
So oder so gibt es von diesem Zeitpunkt an keinen Hinweis mehr auf den Bruder.
0:26:21–0:26:27
Anna Maria und ihr Sohn George kehrten nach England zurück, wo nach kurzer Zeit
0:26:27–0:26:31
beide starben und Henry erfuhr nie, was mit ihnen geschehen war.
0:26:32–0:26:36
Er fand sich im Alter von neun Jahren allein und ohne jegliche Unterstützung wieder.
0:26:39–0:26:43
Ein bisschen, also auch wieder versuchen, eine wortliche Übersetzung zu machen.
0:26:44–0:26:52
Und in dieser Schule fiel er aber schon sehr früh dem Herrn Boros auf.
0:26:52–0:26:56
Der hat ja die Schulleitung, die ihn dann auch mit in seine Familie genommen
0:26:56–0:26:58
hat. Können wir hier durchgehen? Ja.
0:26:59–0:27:03
Hat ihn auch sehr unterstützt und hat auch bei ihm schon eben diese poetische Ader entdeckt.
0:27:03–0:27:08
Der hat damals schon geschrieben und hat dann später, ging er dann aufs Trinity
0:27:08–0:27:13
College nach Dublin und wollte dort zuerst Medizin studieren,
0:27:13–0:27:16
aber hat sich dann für die Kirche entschieden.
0:27:18–0:27:22
Und er hatte vorher aber auch schon wohl irgendwie Wettbewerbe gewonnen für
0:27:22–0:27:25
Poetry und so und war da wohl sehr gut mit dabei.
0:27:26–0:27:31
Er hat dann drei Jahre hintereinander eben diesen Chancellor's Prize for English Verse gewonnen,
0:27:32–0:27:40
und im Jahre 1813 den ersten Platz unter 24 Studenten und gewann damit eben
0:27:40–0:27:42
Stipendium aufs Trinity College nach Dublin.
0:27:43–0:27:52
Nachdem er 1840 die Ordination, also sich auf die Ordination vorbereitet in Dublin,
0:27:53–0:27:58
hat er so einige Orte, wo er dann als Geistlicher tätig war.
0:27:59–0:28:02
Er war ein anglikanischer Geistlicher, was das genau bedeutet,
0:28:02–0:28:06
weiß ich auch nicht. Man möge mir vergeben, wenn ich da ein bisschen unscharf bin.
Florian Clauß
0:28:06–0:28:12
Aber ist es eventuell die anglikanische, ist es die Kirche, die dann irgendein
0:28:12–0:28:18
englischer König gegründet hat, um sich von Maria Stuart scheiden zu lassen?
Micz Flor
0:28:19–0:28:24
Ja, also es war so, dass Henry Francis Light ein anglikanischer Geistlicher
0:28:24–0:28:28
war und von der hochkirchlichen Tradition der Church of England geprägt war.
0:28:29–0:28:33
Und das war aber ein bisschen traditioneller, also legte großen Wert auf die
0:28:33–0:28:38
Liturgie, auf die Sakramente und auf die klassische Theologie der anglikanischen Kirche.
0:28:39–0:28:43
Nachdem er so zwei, dreimal umgezogen ist, traf er nämlich, und deshalb ist
0:28:43–0:28:49
die Ausrichtung der Kirche jetzt dann doch Thema, traf er nämlich Anne Maxwell.
0:28:49–0:28:53
Da habe ich nur ein kurzes Zitat. Also Anne Maxwell war wohl aus einer auch
0:28:53–0:28:58
großen Familie, hatte auch genügend Geld, sodass er später seine Schulden abzahlen
0:28:58–0:29:01
konnte, noch von der Ausbildung, was ihn wohl sehr stolz gemacht hat.
0:29:01–0:29:05
Und die aber, die war sieben Jahre älter, hat ihn ein Leben lang unterstützt,
0:29:05–0:29:08
und auch später, er hat dann irgendwann eine Lungenkrankheit gehabt,
0:29:08–0:29:12
man nimmt an, es sei Tuberkulose gewesen, und hat ihn dann wohl auch lange gepflegt.
0:29:12–0:29:14
Aber sie war Methodistin.
0:29:14–0:29:18
Dadurch, dass es da wirklich eigentlich einen Konflikt gab zwischen den beiden
0:29:18–0:29:23
auf dieser Glaubenshebung, die waren aber verheiratet, da habe ich nur einen
0:29:23–0:29:27
ganz kurzen Ausschnitt von einem Text von Skinner von 1974.
0:29:29–0:29:33
Und zwar, den muss ich jetzt kurz übersetzen, den habe ich noch nicht übersetzt.
0:29:35–0:29:39
Oder ich lese mal in Englisch vor und dann in Deutsch. On Sunday mornings in
0:29:39–0:29:45
Brixham, Brixham war der letzte Ort, also da hat er 25 Jahre allerdings als
0:29:45–0:29:47
Geistlicher weiter tätig.
0:29:49–0:29:54
On Sunday mornings in Brixham, Lyle would drive his wife, das war jetzt nicht
0:29:54–0:29:56
mit dem Auto, das ist länger her.
0:30:00–0:30:07
Also die hatten das dann scheinbar irgendwie gut hingekriegt,
0:30:07–0:30:12
dass sie mit unterschiedlichen Glauben und unterschiedlichen Gemeinden auch zusammenkamen.
0:30:12–0:30:18
Er war wohl auch in Brixham sehr beliebt, ist im Süden Englands, ich glaube in Devon,
0:30:19–0:30:24
war 25 Jahre da und hatte allerdings immer wieder dann auch aufgrund seiner
0:30:24–0:30:29
Lungenkrankheit die Notwendigkeit, England zu verlassen, in wärmere Gefilde
0:30:29–0:30:31
zu gehen, an die Atlantikküste zu gehen.
0:30:31–0:30:35
Oder ja, das wurde dann auch so eine Routine.
0:30:35–0:30:41
Und da war es dann so oft so, dass eben seine Frau in Briggs & Bleep sich um
0:30:41–0:30:47
alles gekümmert hat und er dann auf den Reisen war, wo er heilen sollte.
0:30:49–0:30:54
In den 1830er bis 1847, in dieser Zeit, ging es los, dass er halt eine Lungenerkrankung
0:30:54–0:31:00
hatte. Man vermutet heute sei Tuberkulose und das ist auch wieder so ein bisschen so ein Sprung.
0:31:00–0:31:06
Du nennst dich vielleicht in die Folge Hyperion, ja, da war ja Kiez, der Poet Kiez.
0:31:06–0:31:14
Das war jetzt allerdings 30, 40 Jahre vorher, der auch aufgrund seiner Erkrankung dann...
0:31:18–0:31:22
Starb, sehr jung, starb und der hat Hyperion geschrieben. Das war ja dann irgendwie
0:31:22–0:31:24
Namensgeber für diese andere Dan Simmons.
0:31:26–0:31:30
Bevor er mit seiner Frau zusammenkam, gab es so einen Zwischenschritt und den
0:31:30–0:31:33
wollte ich noch erwähnen, weil der für ihn wohl auch so, was diese Spiritualität
0:31:33–0:31:35
angeht, so ein Wendepunkt war.
0:31:35–0:31:40
Und zwar war er da in Maratio und ich weiß nicht, wie man es ausspricht.
0:31:41–0:31:44
Das ist aber, glaube ich, auch schon in England, nicht mehr in Irland.
0:31:44–0:31:45
Da bin ich mir nicht ganz sicher.
0:31:46–0:31:49
Es war während seiner Zeit in Maration, habe ich wieder übersetzt,
0:31:50–0:31:54
das ist jetzt aus dem Oxford Dictionary of National Biography von 2004.
0:31:55–0:32:00
Es war während seiner Zeit in Maration, dass Lyle eine spirituelle Erfahrung
0:32:00–0:32:06
am Sterbebett eines benachbarten Geistlichen, Abraham Swan, machte.
0:32:06–0:32:11
Lyle behauptete, dass diese Begegnung seine ganze Sicht auf das Leben verändert habe.
0:32:12–0:32:18
Er ging daraus mit einem tiefen Glauben hervor und predigte mit neuer Lebenskraft.
0:32:19–0:32:23
Und er hat woanders auch schon mal gesagt, dass er eben da diese,
0:32:23–0:32:25
so eine Art spirituelle Wende erlebt hat.
0:32:26–0:32:30
Und sich dann, vorher hat er sich manchmal auch so ein bisschen lustig gemacht
0:32:30–0:32:31
über Leute, die so predigten halt.
0:32:31–0:32:35
Das war nicht so ganz sein Ding, also er war jetzt auch nicht so ganz tief in dem Glauben drin.
0:32:35–0:32:41
Aber das, am Sterbe diesen Tod zu begleiten, da hat er sich danach wohl auch
0:32:41–0:32:45
eher dieser Erlösungstheologie zugeschrieben, also diese Suche danach,
0:32:45–0:32:49
wie man, das ist ja eine irre Strecke, die du gefunden hast.
0:32:49–0:32:52
Ich habe die ganze Zeit das Gefühl, wir rennen in Sackgassen rein,
0:32:53–0:32:54
aber irgendwie kommen wir dann doch immer wieder weiter.
Florian Clauß
0:32:55–0:32:59
Ja, es ist ganz spannend. Ich habe das Orex herausgesucht, diese Stelle.
0:33:00–0:33:06
Die laufen jetzt parallel zu dem Kanal und treffen dann irgendwann oft.
0:33:08–0:33:10
Die Weichselstraße.
Micz Flor
0:33:11–0:33:14
Gibt noch so den Hintergrund, dass er vielleicht in dieser Zeit schon dieses
0:33:14–0:33:17
Abide With Me in der ersten Fassung geschrieben hat.
0:33:17–0:33:22
Das war jetzt auf Wikipedia, der Spectator in Magazinen schrieb 1925,
0:33:22–0:33:28
dass es damals geschrieben hätte und also fast drei Jahrzehnte vor seinem eigentlichen Tod.
0:33:29–0:33:33
Aber es lässt sich nicht wirklich belegen und ich habe das auch nur auf Wikipedia
0:33:33–0:33:35
gefunden, was mich wundert.
0:33:35–0:33:40
Aber es ist so, und das habe ich nachher noch mal als Text, das eben dieses
0:33:40–0:33:46
Abide with me wohl wirklich erst kurz vor seinem Tod geschrieben wurde.
0:33:46–0:33:51
Ich lese das jetzt noch mal ganz kurz vor und dann gucke ich mal,
0:33:51–0:33:54
ob wir dann fertig sind oder ob dann noch irgendwas entsteht,
0:33:54–0:33:56
emergent aus unserem Gefüge heraus.
Florian Clauß
0:33:56–0:33:59
Du, so war die Folge angekündigt, ja.
0:33:59–0:34:04
Ich meine, du machst hier gerade einen Vortrag über die Lebensgeschichte und
0:34:04–0:34:08
hast hier irgendwelche theologischen Strömungen drin, ja. Und sagst du,
0:34:08–0:34:10
ich will einfach mal frei reden.
Micz Flor
0:34:10–0:34:14
Ja, nee, es stimmt. Das ist vielleicht so ein bisschen, aber auch die Vermeidung,
0:34:14–0:34:17
sich damit nochmal auseinanderzusetzen, weil ich ja vorhin schon angedeutet
0:34:17–0:34:21
habe, ich habe einerseits sehr viele Emotionen, weshalb ich mich dafür so interessiert habe.
0:34:21–0:34:27
Und dann komme ich aber nicht anders an das Thema ran, als mich zu rechtfertigen.
0:34:27–0:34:28
Es ist ja sehr protestantisch.
0:34:29–0:34:36
Ich habe gute Arbeit geleistet und darf deshalb über das, was mich emotional berührt, reden.
0:34:39–0:34:43
Also bevor er abgefahren ist, hat er wohl eine Version von diesem Abide with me geschrieben.
0:34:43–0:34:50
Am 1. Oktober 1847, bevor er dann wieder in den Süden, er ist dann bis Nizza
0:34:50–0:34:53
gekommen und ist dort am 20.
0:34:53–0:34:59
November 1847 gestorben im Hotel de Angleterre.
0:34:59–0:35:02
Ich kann das nicht so gut sagen.
Florian Clauß
0:35:02–0:35:04
Da war ich neulich.
Micz Flor
0:35:04–0:35:05
Wirklich?
Florian Clauß
0:35:05–0:35:11
Nein. Ich war in Nizza. Aber das war bestimmt eines von diesen Hotels, wo ich dann wobei ging.
Micz Flor
0:35:12–0:35:17
Es gab damals oder vielleicht, ich glaube immer noch sogar, diesen englischen
0:35:17–0:35:19
Friedhof, der Holy Trinity Church in Nizza.
0:35:20–0:35:22
Und da ist er auch beerdigt am 22. November.
0:35:23–0:35:27
Bevor er in der Südenreise hinterließ, er eine Kopie von seinem Text und der
0:35:27–0:35:29
Musik. Es gibt auch Noten von ihm.
0:35:30–0:35:33
Davon habe ich aber nur irgendwie eine ganz schlechte Fotokopie gefunden.
0:35:33–0:35:38
Die stelle ich aber auch mit unten zu den Bildern ab, weil vielleicht kann irgendjemand
0:35:38–0:35:40
mit KI die Noten dann nur zusammenschrubben.
0:35:41–0:35:45
Es sieht auf den ersten Blick jetzt auch vierstimmig aus und gar nicht so unähnlich
0:35:45–0:35:47
wie das, was dann später so berühmt wurde.
0:35:47–0:35:52
Aber gleichzeitig habe ich so das Gefühl, dass die Melodien,
0:35:52–0:35:56
die 16 Jahre später draufgeschrieben wurden, die haben wir, glaube ich,
0:35:56–0:35:58
das Ganze wirklich erst packend gemacht.
Florian Clauß
0:36:01–0:36:05
Guck mal, ich will mir aber deinen Blick auf dieses Gebäude lenken,
0:36:05–0:36:09
das finde ich so gerade überhaupt nicht so klar, was es ist.
0:36:10–0:36:12
Sieht aber auch aus wie eine Kirche, oder?
Micz Flor
0:36:13–0:36:16
Sieht nix? Nein, das sieht aus wie eine Brauerei oder sowas.
Florian Clauß
0:36:16–0:36:18
Brauerei, ja, so was Brauereien.
Micz Flor
0:36:19–0:36:23
Wasserwerk, irgendwie ein Reinigungsding. Ein hohes Gebäude,
0:36:23–0:36:24
das schon fotografiert für unsere...
Florian Clauß
0:36:24–0:36:29
Nee, ich hab noch nicht den guten Dinkel gefunden. Aber ...
Micz Flor
0:36:29–0:36:34
Das ist eine Korkenzieherweide, oder? Ist das eine Korkenzieherweide? Eine Pappe?
Florian Clauß
0:36:34–0:36:34
Ja.
Micz Flor
0:36:35–0:36:37
Und eine Korkenzieherweide und ein paar Kastanenbäume.
Florian Clauß
0:36:46–0:36:49
Ich glaube, hier kann ich ein Foto aufnehmen.
Micz Flor
0:36:51–0:36:51
Darfst du.
0:36:54–0:37:01
Ja, und Abide With Me ist halt in England zum Beispiel beim Begräbnis von King
0:37:01–0:37:04
George 1936 gesungen worden.
0:37:04–0:37:12
Von Queen Mary wurde es 1953 gesungen.
0:37:13–0:37:18
Und interessanterweise steht Wikipedia auch, ich weiß nicht genau,
0:37:18–0:37:24
wie ich das aussprich, Sun Yat-Zen 1925, das war ein chinesischer Revolutionär
0:37:24–0:37:26
und er ist der Präsident der Republik China.
0:37:27–0:37:30
Bei seiner Beerdigung wurde das auch gesungen, also da passt das jetzt vielleicht.
Florian Clauß
0:37:31–0:37:35
Also es klingt ja auch so, wie das jetzt eingeleitet und vorgestellt ist,
0:37:35–0:37:39
es ist ja quasi so ein Requiem vom Stück her.
0:37:39–0:37:42
Ich weiß nicht, ob das jetzt zu sehr auf Klassisch stand so formatiert ist,
0:37:42–0:37:47
Requiem wird man das sagen da, aber so wie es auch jetzt eingesetzt wird mit
0:37:47–0:37:53
der Begräbnis Historie von anderen, könnte man das als Requiem.
Micz Flor
0:37:56–0:37:59
Ich weiß nicht, wie man Requiem definiert. Was ist eine Requiem?
Florian Clauß
0:38:00–0:38:04
Naja, das ist ja im Prinzip das Stück, was man zu seinem Sterben schreibt.
Micz Flor
0:38:05–0:38:09
Was jeder für sich zu seinem Sterben schreibt oder was man vorträgt, wenn jemand stirbt?
Florian Clauß
0:38:09–0:38:14
Ich glaube, Das ist dann halt was von den großen Komponisten.
0:38:14–0:38:18
Das ist dann halt immer das eigene und das ist meistens auch das letzte Stück.
0:38:20–0:38:22
Ich rede völlig aus der hohlen Hand.
Micz Flor
0:38:22–0:38:25
Nein, aber es war auf alle Fälle das letzte Stück. Also er hat dann,
0:38:26–0:38:28
ich weiß auch nicht genau, was mich so richtig, vielleicht weißt du es besser,
0:38:28–0:38:32
was mich da so richtig hinzieht zu dieser ganzen Geschichte.
0:38:35–0:38:39
Aber es ist so, dass diese erste Strophe in sich selbst auch,
0:38:42–0:38:47
Schon, obwohl es die erste Strophe ist, finde ich, in gewisser Weise den Tod so vorweg nimmt.
0:38:48–0:38:52
Das ist auch in der Melodieführung. Ich gehe da vielleicht gerade nochmal zu dem Text rein.
Florian Clauß
0:38:53–0:38:58
Aber ich fände es total schön, wenn du das jetzt singen würdest.
0:38:59–0:39:03
Das nimmt gerade so eine Form an, wo ich das jetzt auch gerne von der Melodie
0:39:03–0:39:06
her hören möchte. Machst du das?
Micz Flor
0:39:08–0:39:11
Ich singe die Bassstimme. Es ist nicht die führende Stimme, aber da kann ich
0:39:11–0:39:15
dann trotzdem vielleicht ein, ich versuch's mal.
0:39:15–0:39:18
Ich bin jetzt nicht eingesungen und wir sind hier auf dem öffentlichen Raum,
0:39:19–0:39:20
aber ich versuch's mal zu machen.
Florian Clauß
0:39:21–0:39:23
Okay, wir können uns da so ein bisschen beiseite stellen.
Micz Flor
0:39:23–0:39:28
Und zwar die erste Folge, Abide with me, fast falls the even tight.
0:39:28–0:39:31
The darkness deepens, load with me, abide.
0:39:32–0:39:34
When other helpers fail and comforts flee.
0:39:35–0:39:39
Also dieses Flüchten, das ist auch so, wenn ich in einem Text so ein Drang,
0:39:39–0:39:43
ein Comforts Flee, also irgendwie verlässt es da alles, es haut alles so ab.
0:39:44–0:39:47
Und dann Help of the Helpless, oh abide with me.
0:39:49–0:39:51
Ich versuche es mal zu singen.
0:39:52–0:40:01
Also, abide with me, fast falls the eventide,
0:40:02–0:40:09
the darkness deepens, Lord with me abide.
0:40:10–0:40:15
Und jetzt kommt halt dieses Drängen zu dem Flea und danach dann schon irgendwie der Tod so.
0:40:17–0:40:24
When other helpers fail and comforts flee,
0:40:25–0:40:34
help of the helpless, oh abide with me.
0:40:35–0:40:38
Eigentlich meh, aber so tief komme ich nicht runter.
Florian Clauß
0:40:38–0:40:40
Wow, ich habe schon so ein bisschen Shower.
Micz Flor
0:40:40–0:40:48
Und das ist dieses when other helpers fail and come da kommt so ein Synkopierand fail,
0:40:48–0:40:54
wie so ein Stolpern fail and comforts flee und dann wird es laut und dann hast
0:40:54–0:40:59
du auf einmal auch alle drei alle vier Stimmen so auf so einem Höhepunkt und
0:40:59–0:41:00
dann kommt dieser komische help,
0:41:01–0:41:06
help das ist eine große Sekunde über dem eigentlichen Ton vom Tenor,
0:41:06–0:41:11
also du überrumpelst wobei, warte mal, es ist immer vielleicht muss ich nochmal
0:41:11–0:41:12
gucken, aber es ist auf alle Fälle,
0:41:12–0:41:16
ein dissonanter Ton, der da reingeschmissen ist so, help und dann denke ich
0:41:16–0:41:20
halt wirklich an die Bete so, help, I need somebody, help help,
0:41:21–0:41:27
I need somebody, help also irgendwie so dieses Rufen, so help of the helpless,
0:41:28–0:41:33
und dann kommt eine Atempause oh, abide with me und für mich sind diese letzten
0:41:33–0:41:37
beiden Teilen einfach auch so when others fail and come let's flee und dann
0:41:37–0:41:42
help und dann ist der Moment auf der anderen Seite des Berges.
0:41:42–0:41:46
Also in dem Moment ist er eigentlich schon gegangen. Er weiß, ich sterbe jetzt.
0:41:47–0:41:49
Der Rest danach ist dann vielleicht eher so ein innerer Monolog.
0:41:50–0:41:56
Aber ich finde diese erste Strophe einfach wirklich ergreifend.
Florian Clauß
0:41:57–0:42:03
Ja, krass. Ich kann absolut nachvollziehen, dass sich das jetzt in der Trauer
0:42:03–0:42:09
so auch dass du da auch so reingehst einfach.
0:42:11–0:42:18
Und das finde ich auch sehr ergreifend. Das habe ich gerade schon mal gesagt. Aber berührend.
Micz Flor
0:42:18–0:42:23
Es ist aber wirklich dann auch beim Singen diese Sache, dieses Glücksgefühl,
0:42:23–0:42:29
wenn es dann eben auch das erzeugt, was eigentlich das ergreifende Traurige ist.
0:42:29–0:42:37
Also diese dieses erleben von diesen sehr sehr sehr unterschiedlichen emotionen ist erstaunlich und,
0:42:39–0:42:45
Dass es möglich ist, gleichzeitig unvereinbare Gefühle zu erleben.
0:42:46–0:42:48
Aber es ist nichts, was man im Alltag tut.
0:42:48–0:42:51
Oder ich habe jetzt vielleicht wirklich eine ganze Folge lang vorgetragen,
0:42:51–0:42:53
um mich damit nicht so richtig auseinanderzusetzen.
0:42:54–0:42:57
Und gleichzeitig, wenn es dann mal möglich ist, in solchen kurzen Momenten,
0:42:57–0:42:59
finde ich, dann erlebt man sich auch viel lebendiger.
0:42:59–0:43:03
Es ist einfach, man sagt ja berührend, man berührt sich dann auch selbst oder
0:43:03–0:43:07
einen Teil von sich selbst, den man sonst nicht so leicht berühren kann.
Florian Clauß
0:43:08–0:43:15
Ja, ich meine, wir sind ja, oder du bist ja mit Ostern eingestiegen und das
0:43:15–0:43:21
ist ja genau Karfreitag und Ostersonntag, das sind ja diese beiden Pfeiler von
0:43:21–0:43:23
absoluter Trauer und absoluter Freude.
0:43:24–0:43:30
Das ist ja genau dieses Komplimentäre, was innerhalb dieser Tage so erlebt wird.
0:43:30–0:43:33
Was jetzt nicht gleichzeitig erlebt wird, aber es ist ein Teil der Prozession.
0:43:34–0:43:41
Und klar geht es da im christlichen Sinne immer dieses Herr,
0:43:41–0:43:45
es gibt eine Auferstehung und ich freue mich drauf.
0:43:45–0:43:49
Also es ist ja dieses Versprechen, was da drin hängt.
0:43:50–0:43:56
Gleichzeitig, wie du sagst, dass in dem Moment des Helps dann der Klimax des
0:43:56–0:43:58
Berges überstiegen ist und du auf der anderen Seite bist.
0:43:59–0:44:03
Also das heißt, dann ist der Sitz noch warm, aber du wirst schon weg.
0:44:04–0:44:09
Also das ist so die Wärme, die noch so nachwirkt, aber die Person ist nicht mehr da.
0:44:11–0:44:15
Eigentlich, das ist ja das, wenn man Sterben als Prozess dann sieht.
0:44:16–0:44:19
Irgendwann gibt es dann halt, dass die Körperwärme entweicht.
0:44:20–0:44:26
Und ich glaube, das ist so dieser Moment eben, wo es halt so in der Welt ist.
Micz Flor
0:44:26–0:44:26
Ja.
Florian Clauß
0:44:27–0:44:31
Also das ist... Und ich würde... Ich weiß nicht, ob ich...
0:44:33–0:44:37
Also ich hatte es ja selber überrascht, dass du dich da jetzt so mit dieser
0:44:37–0:44:41
Lebensgeschichte so auseinandergesetzt hast.
0:44:41–0:44:45
Was mir da noch als Assoziation einfällt, aber ich weiß nicht,
0:44:45–0:44:49
ob du das dann so verwenden kannst, ist so ein bisschen wie.
0:44:50–0:44:55
Ich kriege es auch nur noch fragmentarisch zusammen, aber es ist so wie der
0:44:55–0:44:57
Film Drawing by Numbers von Peter Greenaway.
0:44:58–0:45:02
Ich habe da auch nur noch so Snapshots im Kopf, wo ein Kind,
0:45:03–0:45:09
Junge, dann eben bei den überfahrenen Tieren oder ich glaube, es sind tote Tiere,
0:45:09–0:45:16
dann anfängt, da so bestimmte Nummern so einzuzeichnen und so ein bestimmtes Raster zu entwickeln.
0:45:16–0:45:25
Und einen gewissen Überbau da drauf zu legen, um eben irgendwie mit diesem Tod
0:45:25–0:45:30
in irgendeiner fassbaren Form dann zurecht zu kommen.
0:45:30–0:45:34
Und so ein bisschen denke ich, vielleicht ist es ja so,
0:45:34–0:45:38
dass du hast dich damit auseinandergesetzt und hast dann dieses Wort gefunden,
0:45:38–0:45:43
du hast dann in dem Wort eine Biografie gefunden und du bist in diese Biografie
0:45:43–0:45:49
eingestiegen, du hast diesen Menschen kennengelernt und gleichzeitig ist das
0:45:49–0:45:53
so dieses Nummernwerk drumherum um ein Ereignis, was einfach nicht beschreibbar ist.
0:45:53–0:45:59
Und damit wird es irgendwie zu so einer Form, die dann wieder erlebbar wird
0:45:59–0:46:04
und die eine gewisse Identifikation dann vielleicht auslösen kann.
0:46:07–0:46:11
So habe ich jetzt einen Eindruck. Ich weiß nicht, ob du das irgendwie so...
0:46:12–0:46:16
Also ich glaube, es ist aber auch so eine total natürliche Reaktion,
0:46:16–0:46:22
weil dieses Unbegreifbare muss man ja irgendwo auch für sich irgendwo sortieren können.
0:46:22–0:46:28
Und dafür sind dann halt solche Biografien, glaube ich, sehr stark.
0:46:30–0:46:33
Also ich fand's wirklich,
0:46:35–0:46:36
Also eine tolle Geschichte.
Micz Flor
0:46:37–0:46:41
Ja, also es ging auch beim Vortragen so wirklich, dass es so schwierig war,
0:46:41–0:46:44
dann zwischen Zahlen und dem Versuch, das irgendwie einzuatmen,
0:46:44–0:46:47
diesen Mensch zu zeigen.
0:46:48–0:46:51
Sondern es blieb dann, glaube ich, auch ein Schritt davor für mich.
Florian Clauß
0:46:52–0:46:53
Ja, verstehe.
Micz Flor
0:46:56–0:47:00
Und es gab auch diese anderen Spuren. Ich hatte in der Tat mit Hyperion oder
0:47:00–0:47:03
mit Root, mit Charles Dickens und so, hatte ich schon immer auch das Gefühl,
0:47:04–0:47:12
da so in was reinzukommen, was nochmal ein anderes, morbides Gefühl ist.
0:47:12–0:47:19
Also wo Morbidität, dann stirbt halt ein Kind mit drei Jahren,
0:47:19–0:47:22
dann stirbt halt die Frau oder der Rektor früher.
0:47:22–0:47:25
Das war einfach eine andere Zeit.
0:47:25–0:47:31
Wie bei Nosferati auch, wo dann diese Schattenhand einfach eine ganze Stadt ergreift.
0:47:31–0:47:36
Man wusste nicht, woher es kommt. Man hatte kein richtiges Verständnis davon,
0:47:37–0:47:40
vielleicht von Giften noch mehr als von Bakterien und so weiter.
0:47:40–0:47:49
Aber das war einfach eine Zeit, in der Tod noch viel anwesender war und auch
0:47:49–0:47:51
immer in so Schüben dann so kam.
0:47:51–0:47:57
Also wie bei Kiez oder eben bei Leit hier, dass die mit ihrer Tuberkulose,
0:47:57–0:48:01
dann wurden da unterschiedlichste Sachen vorgenommen, die alle...
0:48:02–0:48:06
Die jetzt heute nicht mehr unbedingt wissenschaftlich nachvollziehbar sind.
0:48:07–0:48:12
Zum Beispiel wurde ja Kiez, wurde dann Adalas, hat er so viel Blut verloren,
0:48:12–0:48:15
dass er es eigentlich dann gar nicht mehr schaffen konnte.
0:48:15–0:48:18
Also da fehlte ihm eigentlich die Kraft, hatte ich ja in einer Quelle dann auch
0:48:18–0:48:22
so vorgetragen, im heutigen Blick, und denke, das war genau nicht das, was gut hier war.
0:48:24–0:48:29
Und diese Idee von so wissenschaftlichem Blick auf die Vergangenheit dreht sich dann auch immer reihum.
0:48:30–0:48:35
Ich wollte jetzt noch einen Filmkurs mit reinnehmen und zwar kannst du dich
0:48:35–0:48:37
an Highlander erinnern?
Florian Clauß
0:48:37–0:48:44
Ja, also ich habe den vor Ewigkeiten, aber weil ich den Hauptdarsteller nicht mag Ah ja.
Micz Flor
0:48:44–0:48:48
Okay deshalb hast du ihn vor Ewigkeiten gesehen aber du kannst dich vielleicht
0:48:48–0:48:50
noch an den in Anführungszeichen bösen,
0:48:51–0:48:54
Highlander erinnern ne, ne, war nicht Highlander, aber einer von denen,
0:48:54–0:48:58
ich weiß gar nicht wie die hießen der Kurgan dieser Rasierte,
0:48:58–0:49:00
der dann quasi das letzte auch steht.
0:49:01–0:49:06
Und der hat so eine Szene in der Kirche, wo er sagt so, I have something to say.
0:49:07–0:49:13
Und dann ruft er einfach so, it's better to burn out than to fade away.
0:49:13–0:49:21
Und das ist so ein Zitat aus dem Lied Hey, hey, my, my, into the black von Neil Young.
0:49:23–0:49:29
Und dann glaube ich mal, hey, rock'n'roll is here to stay. it's better to burn out than to fade away.
0:49:29–0:49:35
Und das ist dann auch so ein Satz, der hat es dann in Kurt Cobains Suicide Note geschafft.
0:49:35–0:49:37
Also it's better to burn out than to fade away.
0:49:38–0:49:42
Das steht halt so da. Und dann, man sagt ja auch manchmal so,
0:49:42–0:49:47
ja gut, wenn man die Kerze an beiden Seiten ansteckt, dann brennt sie kürzer so irgendwie.
Florian Clauß
0:49:47–0:49:51
Aber dafür heller. Ja, ist so ein bisschen das Rock'n'Roll-Versprechen.
Micz Flor
0:49:52–0:49:57
Und ich fand es ganz lustig, das schon früh, als es mit seiner Krankheit losging,
0:49:57–0:49:59
wo man ihm gesagt hat, so mit Ende 20, Anfang 30, mach mal langsam,
0:50:00–0:50:03
mach mal langsam, dann hat er gesagt, also hier Light, hat gesagt,
0:50:04–0:50:07
it's better to wear out than to rust out.
0:50:08–0:50:12
Das ist so eine ganz milde Form, genau das gleiche Zitat. Better to wear out.
0:50:13–0:50:16
Also es ist besser, sich abzunutzen, als zu verrosten.
0:50:17–0:50:22
Also dass man tut und macht und arbeitet und nicht einfach nur verrostet.
Florian Clauß
0:50:22–0:50:27
Das ist so eine gläubige Variante, ne?
Micz Flor
0:50:28–0:50:29
So eine protestantische Sprache.
Florian Clauß
0:50:29–0:50:30
Ja, man muss es halt schaffen.
Micz Flor
0:50:31–0:50:36
Ja, aber ich wollte ja, hatte ja versprochen, dass ich ein paar Pop-Trivia-Zitate anziehe.
0:50:36–0:50:42
Das eine meine, eine Entdeckung ist eben, Better to wear out than to rust out,
0:50:42–0:50:44
ist quasi der Vorgänger von Neil Youngs.
0:50:44–0:50:51
Und das andere war ja klar, das Help von den Beatles, ist auch in Light Abide with the.
Florian Clauß
0:50:54–0:50:59
Ja, das finde ich irgendwie schön, wie du das herausgearbeitet hast. Dieses Dissonante.
0:50:59–0:51:04
Das war diese Harmonie und auf einmal dieses Herb.
0:51:06–0:51:11
Ja, ich meine, klar, es geht halt, eins ist sicher, wir werden alle sterben.
0:51:12–0:51:18
Jeden führt keinen Weg drumherum. Das heißt, wer kann.
Micz Flor
0:51:18–0:51:20
Darf aber in zwei Wochen wieder einschalten.
Florian Clauß
0:51:22–0:51:30
Gute Überleitung Das war eigentlich Podcast Epidone 76 Danke Mitch für diese,
0:51:31–0:51:34
Teilnahme Anteilnahme Danke dir.
Micz Flor
0:51:35–0:51:40
Dass du so ein bisschen mich gekitzelt hast dabei, dass ich dann wieder wie
0:51:40–0:51:46
würde man sagen, den rechten Pfad gefunden habe Genau, den Gottespfad Dass ich
0:51:46–0:51:48
mich nicht aus meiner eigenen Folge rausschneide,
0:51:51–0:51:51
Ja.
Florian Clauß
0:51:53–0:51:59
Ihr könnt das Ganze, wo wir jetzt langgelaufen sind, könnt ihr dann auf eigentlich-podcast.de sehen.
0:51:59–0:52:02
Und ich denke, Mitch, du wirst auch die Noten.
Micz Flor
0:52:03–0:52:07
Ja, ich habe das vielleicht noch für die, die selber mit Musik zu tun haben.
0:52:07–0:52:15
Es gibt, wie heißt das, Gitarrtux für Gitarrensätzen. Es gibt Rose Garden und
0:52:15–0:52:20
was ich gerade benutze, heißt Muse Score, also wie Muse und Score.
0:52:21–0:52:24
Das sind Software, mit der man Noten setzen kann.
0:52:24–0:52:29
Und ich lade die dann hoch, weil ich habe jetzt wirklich die vier Stimmen für
0:52:29–0:52:31
unsere kleine Gesangsgruppe nochmal gesetzt.
0:52:32–0:52:35
Und mich deshalb auch viel mit den Noten nochmal, also weil du musst dann wirklich
0:52:35–0:52:37
ja jede Note nochmal einzeln setzen.
0:52:38–0:52:41
So ein meditatives Verfahren wo du gleichzeitig aber auch nochmal drauf guckst
0:52:41–0:52:48
und wirklich nochmal verstehst wie die gegenläufig arbeiten und welche Melodie wo erscheint also.
Florian Clauß
0:52:48–0:52:53
Das heißt du veröffentlichst quasi jetzt die Noten zu dem die vier Stimmen zu dem.
Micz Flor
0:52:53–0:52:58
Ja ne ich hab die nur nochmal quasi das sind die Originale von 1861 nicht von
0:52:58–0:53:01
mir das steht auch so drauf aber die lade ich auch nochmal hoch wer Lust hat
0:53:01–0:53:07
das sich nochmal irgendwie anzueignen und ja,
0:53:08–0:53:10
durchzuschauen, kann das dann da auch machen.
Florian Clauß
0:53:10–0:53:14
Ja, sehr schön. Also das finden wir auch auf unserer Seite. Ansonsten,
0:53:14–0:53:16
Mitch hat es dann gesagt, das nächste Mal wieder in 14 Tagen.
0:53:17–0:53:19
Da habe ich schon gesneakt mit Ali.
0:53:19–0:53:23
Eine Runde, bis dahin, mach...

Verwandte Episoden

Mehr

Thinker, Cellist, Soldier, Spy: Lev Termen

Wir beginnen diese Episode im Synthesizer-Museum Berlin und verquatschen uns eine halbe Stunde mit den Veranstalter:innen. Unbedingt hingehen und ansehen! Dann geht’s auf die Straße. Eigentlich kennt jede:r das Theremin – ein Instrument, das man spielt, ohne es zu berühren. Dahinter steckt der Erfinder Lev Termen und seine Geschichte als musikalischer Physiker, Spion, verliebt in die USA und Gefangener in Russland. 1919 baute er das Theremin, 1925 entwickelte er Russlands erstes Fernsehgerät. In den späten 1920ern reiste er durch Europa und die USA, zeigte seine Erfindungen. In den USA lebte er 11 Jahre, ließ sich scheiden, heiratete erneut und erfand das erste elektronische Rhythmusinstrument, das Rhythmicon. Die Weltwirtschaftskrise traf ihn schwer, ebenso Patentklagen, Steuerhinterziehung und seine Unfähigkeit als Geschäftsmann. Das Theremin wurde von anderen Instrumenten verdrängt. 1938 ließ sich Termen durch den KGB aus den USA schmuggeln. Zurück in der Sowjetunion landete er im Gulag. In dieser Zeit arbeitete er als Verurteilter und Gefangener für den Geheimdienst. 1945 baute er ein passives Abhörgerät, versteckt in einer hölzernen Nachbildung des Siegels der Vereinigten Staaten. 1945 wurde es als Geschenk an den US-Botschafter überreicht und blieb bis 1952 unentdeckt. Später kam Termen frei, arbeitete am Konservatorium in Moskau. In den USA dachte man, er sei seit Jahrzehnten tot, bis er nach dem Mauerfall wieder auftauchte – auch, um seine große Liebe von 1938 zu finden.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Micz Flor
avatar
Florian Clauß

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:00
Das ist doch blöd.
Florian Clauß
0:00:01–0:00:03
Dann steht es dann nach außen. Wieso denn?
Micz Flor
0:00:03–0:00:05
Okay, whatever you say.
Florian Clauß
0:00:06–0:00:07
You do what I say.
Micz Flor
0:00:08–0:00:09
Du lies.
Florian Clauß
0:00:09–0:00:09
Wollen wir hier rüber?
Micz Flor
0:00:10–0:00:11
Halt kurz klatschen?
Florian Clauß
0:00:11–0:00:12
Ja, klar, immer.
Micz Flor
0:00:15–0:00:17
Willst du hinten über den Zebrastreifen gehen?
Florian Clauß
0:00:17–0:00:19
Nee, wir gehen jetzt über die Pampel.
Micz Flor
0:00:20–0:00:21
Fang schon mal an.
Florian Clauß
0:00:22–0:00:26
Hallo und herzlich willkommen bei eigentlich Podcast Episode 74.
0:00:26–0:00:31
Und heute treffen wir uns wieder, wo wir schon öfters uns getroffen haben,
0:00:32–0:00:33
nämlich direkt am Cottbusser Tor.
0:00:34–0:00:41
Und der Anlass ist, dass Mitch seine Folge auch diesmal in einem Museum begehen möchte.
Micz Flor
0:00:41–0:00:43
Diesmal? Du verweist auf?
Florian Clauß
0:00:43–0:00:44
Ja, sehr gut.
Micz Flor
0:00:44–0:00:45
Auf Zuse oder was?
Florian Clauß
0:00:46–0:00:48
Auf Konrad Zuse, das hatten wir im Technikmuseum.
Micz Flor
0:00:49–0:00:50
Aber wir hatten Voyager auch.
Florian Clauß
0:00:50–0:00:52
Voyager hatten wir auch im Technikmuseum angefangen.
Micz Flor
0:00:52–0:00:56
Ja, und jetzt sind wir im Kotti-Museum. Nein, nicht im Kotti-Museum,
0:00:56–0:00:59
sondern über dem Rewe irgendwo. Wir wissen noch gar nicht.
Florian Clauß
0:00:59–0:00:59
Wie der Eingang ist.
Micz Flor
0:01:00–0:01:04
Vorneweg ist das vielleicht eine der Folgen, wo ich mal wieder schneide,
0:01:04–0:01:06
weil ich ja versuche, nicht mehr zu schneiden.
Florian Clauß
0:01:06–0:01:09
Ich habe immer ein bisschen Angst, auch bei der letzten Folge,
0:01:09–0:01:13
dass du nicht schneidest, weil ich dann versuche, die S zu vermeiden.
0:01:13–0:01:17
Und dann kriege ich noch mehr S rein, weißt du? Das ist wie so...
Micz Flor
0:01:17–0:01:17
Ach so, okay.
Florian Clauß
0:01:17–0:01:21
Wenn man nicht stottern will. Ich will nicht stottern und ich... Ja, genau.
Micz Flor
0:01:21–0:01:26
Gut, dann schneide ich das jetzt raus, aber wir müssen jetzt da hochgehen,
0:01:26–0:01:31
wir haben uns angemeldet, guck mal, hier steht schon was, Synthesizer Museum Berlin,
0:01:32–0:01:36
und zwar geht es diese Folge, machst du ein Foto durch diese Folge,
0:01:36–0:01:42
soll es, was soll es, wird es um Lev Thermen gehen.
Florian Clauß
0:01:43–0:01:45
Müssen wir hier durch den Fotoautomaten?
Micz Flor
0:01:45–0:01:45
Ich weiß es nicht.
0:01:47–0:01:53
Termen, der, ich weiß nicht, wie man genau ausspricht, der aber das Instrument des Termins,
0:01:54–0:01:58
wo der in Russland heißt, es wohl immer noch Termenvox entwickelt hat,
0:01:58–0:02:03
das immer noch angeblich einzige Instrument, das man spielt,
0:02:03–0:02:05
ohne es irgendwie zu berühren.
0:02:06–0:02:08
Okay, hier ist kein Eingang.
0:02:10–0:02:12
Und ich fange einfach mal an zu reden.
Florian Clauß
0:02:12–0:02:13
Wir müssen ein bisschen durch den Rewe gehen.
Micz Flor
0:02:13–0:02:19
Keine Dead Air, wir müssen durch den Rewe, meinst du? Auf jeden Fall wollten
0:02:19–0:02:22
wir anfangen und die haben nämlich auch ein Termin im Synthesizer-Museum,
0:02:22–0:02:24
direkt am Kotti, irgendwo beim Rewe.
0:02:24–0:02:27
Aber wir finden den Eingang gerade nicht.
Florian Clauß
0:02:30–0:02:31
Kann man nicht vorstellen.
Micz Flor
0:02:31–0:02:32
Dass es da drin ist.
Florian Clauß
0:02:32–0:02:32
Hier ist es.
Micz Flor
0:02:33–0:02:34
Ah gut, okay.
0:02:37–0:02:39
Direkt neben dem Rewe. Hast du festgedrückt?
Florian Clauß
0:02:40–0:02:41
Ja, ich habe festgedrückt.
Micz Flor
0:02:42–0:02:45
Man muss feste drücken, wie sie feiern. Nee, feste feiern, wie sie drücken.
0:02:45–0:02:49
Nein, feste Fallen, wie sie feiern, drücken.
0:02:51–0:02:55
Ja, und die haben hier im Synthesizer Museum und sind anscheinend doch nicht gekommen.
0:02:56–0:02:59
Wir haben uns angemeldet gestern per E-Mail.
0:03:00–0:03:02
Aber die, da.
Florian Clauß
0:03:02–0:03:04
Ist ein Telefon. Ich ruf mal an.
Micz Flor
0:03:04–0:03:07
All das könnte man jetzt schneiden oder auch nicht. Mal gucken,
0:03:07–0:03:11
ob ich recht habe oder nicht. Sagt mir denn das Schneidelicht?
0:03:17–0:03:20
Wir wollten ins Museum, ja, okay.
0:03:28–0:03:29
Okay, Treppe hoch.
0:03:36–0:03:39
Doch, da ist eine Tür auf, da geht es wahrscheinlich rein.
0:03:40–0:03:44
Hallo, Mitch und Flo. Wir hatten uns, ich weiß gar nicht, mit wem wir gemailt
0:03:44–0:03:49
hatten, Wir wollten heute einen Podcast machen, aus und über das Museum,
0:03:50–0:03:53
haben aber noch keine Tickets vorgekauft. Okay, ich hole mal meinen Kollegen.
Florian Clauß
0:03:53–0:03:53
Ja.
Micz Flor
0:03:58–0:04:02
Hallo, ich bin Mitch. Ich weiß nicht, hattest du gemailt, geantwortet oder dein
0:04:02–0:04:04
Kollege? Nee, hi, ich bin Andi.
0:04:04–0:04:08
Hast du dich mit dem Urschild telefoniert? Nee, warte mal, musst.
Florian Clauß
0:04:08–0:04:10
Du mal kurz. Okay, ich weiß von euch. Dann klärt mich mal auf.
Micz Flor
0:04:11–0:04:15
Wir wollten einfach zwei Tickets haben und die Erlaubnis hatte ich dann per
0:04:15–0:04:17
Mail angefragt, weil wir machen einen Podcast.
0:04:17–0:04:20
Wer macht das nicht? Wer solltet ihr euren Podcast?
0:04:20–0:04:23
Eigentlich Podcast. Und was für Themen hast du denn zu sagen?
0:04:23–0:04:27
Ich habe auch viel über E-Gitarren, aber jetzt wollte ich über Teramin machen
0:04:27–0:04:29
und ihr meint, ihr habt auch einen Teramin.
0:04:29–0:04:31
Ich habe einen Teramin da, weil nur einen von den digitalen,
0:04:31–0:04:32
einen Teramini habe ich da.
0:04:34–0:04:36
Als Auslöser wollten wir das nehmen, weil wir hatten das irgendwie gesehen auf
0:04:36–0:04:40
rbb, hattest du mir geschickt. Dann habe ich gedacht, es wäre cool, wenn wir hier anfangen.
0:04:42–0:04:45
Wir sind ja sowieso hier, dass man alles ausprobieren kann und alles mögliche.
0:04:45–0:04:49
Mit Filmen oder Ausnahmen ist es natürlich auch möglich. Wenn ihr vorher angefragt
0:04:49–0:04:51
habt und ihr habt ihr Erlaubnis bekommen, dann denke ich schon, könnt ihr alles machen.
0:04:52–0:04:54
Ich weiß noch nicht, ob ihr mit dem Digitaltheramin so klarkommt.
0:04:54–0:04:57
Das richtige Theramin, wenn ihr den Unterschied kennt, ist natürlich schon ein bisschen cooler.
0:04:57–0:05:00
Ich habe auch, ich hatte zum 40. von euch ein Theramin geschenkt bekommen.
0:05:00–0:05:02
Das war von MOOC, glaube ich.
0:05:02–0:05:05
Aber das ist wahrscheinlich das Arduino-basierte, das neue, wenn du sagst Digitale.
0:05:05–0:05:07
Das ist dieses Plastik-Ding.
0:05:07–0:05:09
Das ist eigentlich auch cool. Das haben MOOC wahrscheinlich auch.
0:05:09–0:05:13
MOOC bauen, glaube ich, nur noch das, weil nicht mehr das normale Lisa-Reihe.
0:05:14–0:05:17
Aber das ist leichter zu spielen.
0:05:19–0:05:21
Das hat quasi eine unsichtbare Klaviatur.
Florian Clauß
0:05:22–0:05:24
Das hat hier eine Pitch-Correction.
Micz Flor
0:05:24–0:05:28
Ach, das ist ja lustig. Das gilt als eines der am schwersten zu spielen in den
0:05:28–0:05:30
Instrumenten überhaupt. Mal gucken, das Volume.
Florian Clauß
0:05:31–0:05:36
Ja, toll, dass du jetzt ein Konzert machen kannst. Darauf warte ich die ganze Zeit.
Micz Flor
0:05:36–0:05:40
Du hast da jetzt zu Hause den Theramin gehabt. Ja, genau. Ich habe es sogar
0:05:40–0:05:43
schon damit aufgenommen. Wir haben es auf einer Platte auch eingesetzt.
0:05:45–0:05:47
Aber far from expert.
0:05:50–0:05:54
Also das Theramin, um das nochmal kurz zu erklären, das hat ja eben diese sozusagen
0:05:54–0:05:57
Glissandro-Effekt, also keine Tastatur.
0:05:57–0:06:04
Nur die Nähe der Hand zu diesem aufrecht stehenden Antennen-Ding bestimmt halt die Tonhöhe.
0:06:05–0:06:07
Und habt ihr Metallgegenstände an der Einstärkung?
0:06:08–0:06:11
Ich muss es mal neu kalibrieren, weil es gerade ein bisschen rumzickt.
0:06:11–0:06:13
Das braucht immer wieder so ein Setup. Gell, Setup.
Florian Clauß
0:06:14–0:06:14
Hallo.
Micz Flor
0:06:14–0:06:15
Master Volume 0,
0:06:30–0:06:35
Wenn die Pitch Correction ganz unten ist, dann hast du nicht die Steps drin. Hier ist Volume.
Florian Clauß
0:06:36–0:06:38
Kann ich Tickets kaufen?
Micz Flor
0:06:38–0:06:39
Hier die Tonhöhe.
0:06:41–0:06:44
Das Ding ist ein bisschen nervig zu spielen.
0:06:46–0:06:48
Ja, das war auch... Und dann hat er noch Presets.
0:06:51–0:06:55
Digitales. Ja, das hat man jetzt...
0:06:55–0:06:57
Presets habe ich eigentlich voll nie benutzt, so groß bei dem Termin.
Florian Clauß
0:06:59–0:06:59
Lost in Fock.
Micz Flor
0:07:00–0:07:01
Und dann der...
0:07:07–0:07:11
Ja, ist lustig, diese ganzen Presets sind Sachen, wie man sich vorstellt, wie es klingen müsste.
0:07:12–0:07:17
Aber eigentlich ist es ja nur dieser Sinuston. Früher in meinem alten Job,
0:07:17–0:07:20
da stand immer noch das andere Moog-Ding dran. Das fand ich schon irgendwie cooler.
0:07:21–0:07:24
Das ging was superfächig auf zu Hause. Vielleicht liegt da eine Lampe.
0:07:24–0:07:26
Genau, also mir rechts ist...
0:07:27–0:07:30
Dann kann man die Tonhöhe, wenn man rangeht, wird es hoch.
0:07:32–0:07:36
Und links, links ist lautstärke.
0:07:41–0:07:45
Und es ist auch so, also ich habe einmal Caroline Eichleis gesehen,
0:07:45–0:07:46
das ist glaube ich die einzige Charitaministin.
0:07:46–0:07:49
Aber es gibt uns auch die einzige Person, die jemals praktisch ein Lehrwerk
0:07:49–0:07:53
geschrieben hat, wie man Charitamin überhaupt spielt. War auch interessant, das Ding gibt.
Florian Clauß
0:07:53–0:07:54
Es ja erst seit 100 Jahren.
Micz Flor
0:07:54–0:07:56
Kein Aß weiß eigentlich, wie man richtig drauf spielt.
Florian Clauß
0:07:57–0:08:01
Bei ihr habe ich gesehen, die hat so eine Technik, die bewegt ihr den Finger
0:08:01–0:08:02
eher noch in so eine Richtung.
Micz Flor
0:08:03–0:08:06
Es sieht so ein bisschen aus wie Show, aber es ist halt wirklich so,
0:08:06–0:08:08
dass sie die Hand hinhält.
0:08:11–0:08:12
Das ist wie so spinnenhaft.
0:08:16–0:08:18
Ich weiß auch, bei dem Konzert damals, kann ich mich erinnern,
0:08:18–0:08:21
das war bei der Soko-Bus auch auf dieser Seebühne, wo sie meinte, oh.
Florian Clauß
0:08:21–0:08:24
Unten drunter ist Wasser und so. Da hat sie gar nicht wirklich gerechnet,
0:08:24–0:08:26
weil das Ding irgendwie auch anders reagiert. wenn sie einfach auf.
Micz Flor
0:08:26–0:08:32
Diesem Wasser-Ding spielt. Das ist ja voll esoterisch. Alles daran ist total esoterisch.
Florian Clauß
0:08:32–0:08:32
Ich finde,
0:08:35–0:08:38
bei dem echten Moog, wenn es alles so super fließend ineinander übergeht,
0:08:38–0:08:43
da kommt man ja schnell in so ein Good Vibrations-mäßiges Ding rein. Das ist irgendwie cool.
0:08:43–0:08:46
Das ist ein bisschen einfacher zu spielen. Das andere Gerät fand ich eigentlich
0:08:46–0:08:49
schon ein bisschen besser. Der Aufkleber sagt ja auch, schnell das Laden.
0:08:49–0:08:49
Das haben wir praktisch noch von.
Micz Flor
0:08:49–0:08:50
4 Meter übernommen.
0:08:54–0:08:57
Ansonsten fand ich auch immer die Geschichte gut. Das war von Leo Theramin.
0:08:57–0:09:00
Ich glaube, Herr Roster, der wollte eigentlich einen Geigerzähler erfinden.
0:09:02–0:09:05
Die Vorgeschichte war, dass er so ein Distanzmessgerät hat. Sie hatten halt
0:09:05–0:09:12
über Kondensatoren versucht, im Raum, also im Feld, Abstände zu messen oder
0:09:12–0:09:16
Gaszusammenhang zu messen. Und er hat halt die ganze Zeit gemerkt, dass er ein Fehler war.
0:09:16–0:09:19
Also er hat halt immer, es ging schon um Tonhöhe, aber er hat immer quasi durch
0:09:19–0:09:21
seine Anwesenheit die Messwerte verändert.
0:09:21–0:09:24
Und hat dann irgendwann gemerkt, so einen Moment mal, weil er halt auch Cello
0:09:24–0:09:25
gelernt hatte. früher hatte ich gesagt.
0:09:26–0:09:30
Vielleicht kann man damit ja Musik machen und hat dann parallel zu dieser Entwicklung
0:09:30–0:09:35
von Distanzmessgeräten und so, ja auch für Banken hat er dann so Einbruchssicherungen,
0:09:36–0:09:40
die die gleiche Logik hatten, dass wenn jemand reinkommt, dann kann man quasi Signal schicken.
0:09:41–0:09:44
Und er hat dann irgendwie über seinen Cello-Hintergrund, hat später auch versucht
0:09:44–0:09:45
so ein digitales Cello zu bauen,
0:09:45–0:09:49
aber hat dann angefangen, das Teramin als Musikinstrument zu entwickeln.
0:09:50–0:09:53
Und wie so oft in der Entwicklung halt durch einen Fehler, das Problem,
0:09:53–0:09:58
wie kann ich hier genauer messen? Es gab doch nur diese Clara Rockmore, die Amerikanerin.
0:09:58–0:10:00
Die hat ihn aber doch auch irgendwie getroffen.
0:10:00–0:10:07
Der ist 27, ist der von Russland weggeschickt worden und hat dann quasi eine Tournee gemacht.
0:10:07–0:10:09
War in Paris, im Opernsaal, bei BBC.
0:10:10–0:10:15
Und der wurde weggeschickt, einerseits um Geld zu akquirieren für Russland und
0:10:15–0:10:17
aber auch um die Revolution zu propagieren.
0:10:17–0:10:19
Also er wollte so beides zeigen.
0:10:20–0:10:24
Es ist unfassbar. Und da war er dann auch beim BBC, hat er das vorgestellt,
0:10:24–0:10:27
in Paris in den haag in berlin in rom
0:10:27–0:10:30
glaube ich weiß gar nicht mehr genau und ist danach nach amerika
0:10:30–0:10:33
mit einem sechs monats visum und war dann
0:10:33–0:10:37
aber elf jahre in amerika hat alle sechs monate sind visum erneuert und hat
0:10:37–0:10:45
dann das patent was er hatte dort an rca die radio corporation of america verkauft
0:10:45–0:10:50
die sollten das dinge serie für ihn produzieren und verkaufen und da hat er dann eben auch die.
0:10:51–0:10:53
Du hast den Namen Clara Rockmore.
0:10:54–0:10:57
Die hat er da kennengelernt, die hat er auch angelernt. In die hat er sich wohl
0:10:57–0:10:58
auch ein bisschen verknallt.
0:10:58–0:11:03
In meiner Folklore, ich habe eine Halbwissen, da dachte ich immer so,
0:11:03–0:11:06
ich wusste, ich habe nur gemerkt, Clara Rockmore war eine Violinistin,
0:11:06–0:11:09
die aber durch einen Unfall irgendeinen Arm verloren hat oder irgendwas,
0:11:09–0:11:12
die konnte nicht mehr spielen körperlich und war natürlich total interessiert
0:11:12–0:11:14
an irgendwas, was man spielen kann, ohne zu berühren.
0:11:14–0:11:18
Ich dachte dann auch, dann haben sich die beiden noch miteinander verliebt und
0:11:18–0:11:19
so, das stimmt wahrscheinlich nicht alles.
0:11:20–0:11:23
Theoretisch ist das eine total niedliche Geschichte. Bei mir ist es,
0:11:23–0:11:26
weiß ich nicht, was mit ihr die Vorgeschichte war. Die konnte irgendwie nicht mehr spielen.
0:11:27–0:11:30
Er hat sie auf jeden Fall beigebracht und er hat sich in sie verknallt,
0:11:30–0:11:33
aber sie hat jemand anders geheiratet. Da hat er dann den Kontakt abgebogen.
0:11:33–0:11:35
Wir müssen dann einen Film draus machen.
0:11:35–0:11:40
Das geht ja noch weiter. Das ist ja dann auch Teil quasi von dem,
0:11:40–0:11:41
was du erzählen wolltest.
0:11:42–0:11:47
Weil Termin, wie er eigentlich heißt, also Termin war seine französische,
0:11:47–0:11:51
also als er dann raus ist aus Russland, hat er sich statt Lev Thermen hat er
0:11:51–0:11:55
sich dann Leon Thermin genannt und wollte, dass es französisch ausgesprochen wird.
0:11:55–0:11:59
Und Thermin in französischer Aussprache ist wohl Thermin oder so ein bisschen.
0:12:01–0:12:05
Aber jetzt heißt es halt hier Thermin und in Russland heißt es wohl immer noch,
0:12:06–0:12:09
Thermenvox, dieses Gerät, weil die Stimme von Thermen war das.
0:12:11–0:12:13
Jetzt habe ich mal einen Faden verloren. Sag nochmal kurz, wie dein Podcast
0:12:13–0:12:15
heißt, das will ich mir auch mal anhören.
0:12:15–0:12:19
Also das ist eigentlich-podcast.de oder eigentlich Podcast.
0:12:22–0:12:27
Wir machen immer abwechselnd und unser Motto ist, im Laufen reden und laufend reden.
0:12:28–0:12:31
Also wir sind immer unterwegs.
0:12:34–0:12:39
Und da wird es dann, das ist jetzt in 74, in drei Folgen. Wir hatten neulich
0:12:39–0:12:41
erst die Abend Nosterato Abend.
0:12:42–0:12:45
Ah, okay, ja genau. Nosterato ist auch interessant, weil viel von dem,
0:12:46–0:12:49
die Clara Rockwell oder wie sie heißt, Rockmore.
0:12:49–0:12:53
Genau, die hat selber auch versucht, dann möglichst nicht mehr für Filme zu
0:12:53–0:12:55
spielen, weil sie irgendwann das Gefühl hat, das sind immer so billige Sci-Fi
0:12:55–0:12:58
und Horrorfilme, wo sie gebucht wird.
0:12:58–0:13:01
Und dann war aber ein Hitchcock-Film, wo sie gebucht werden sollte.
0:13:01–0:13:05
Und da hatte sie dann aber irgendwie abgesagt. Und jemand anderes,
0:13:05–0:13:10
es gab nur zwei Leute, die da bei der Music Association Amerika als Teremin-Spieler
0:13:10–0:13:13
oder Spielerin registriert waren. Und sie hat abgesagt, weil sie gedacht hat,
0:13:13–0:13:14
bestimmt so ein Horrorstreifen.
0:13:15–0:13:18
Und dann war es aber ein Hitchcock-Film. Und der hat dann auch wohl irgendwie
0:13:18–0:13:19
einen Ausgaben bekommen für Beste Musik.
0:13:20–0:13:20
Welcher Hitchcock-Film hat
0:13:20–0:13:23
denn, ich muss mal hier raus, welcher Hitchcock hat denn denn einen Kerl?
0:13:24–0:13:28
Ich weiß es nicht, das müsste ich noch nachtragen. Aber war das nicht die Vögel oder so?
Florian Clauß
0:13:28–0:13:33
Die Vögel war von Sala, der Trautonium. Trautonium, genau, da war irgendwas.
Micz Flor
0:13:33–0:13:37
Sehr gut, danke sehr. Das war jetzt nur noch, da dachte ich, die Verbindung.
0:13:37–0:13:41
Ich müsste gucken, aber ich könnte jetzt, du hast ja den Podcast schon,
0:13:41–0:13:43
kann ich dir sagen, das muss ich nochmal in die Shownotes packen.
0:13:45–0:13:48
Wir haben... Das hört man immer so oft. Kann man irgendwas mit den Shownotes...
0:13:48–0:13:51
Gibt Sachen und anderes Wort, man kann es immer nur reinpacken.
0:13:51–0:13:52
Man kann es immer reinpacken.
0:13:53–0:13:54
Neudeutsch, man muss es in die Shownotes packen.
Florian Clauß
0:13:57–0:13:57
Anhängen.
Micz Flor
0:13:57–0:14:00
Das ist echt immer so, das hört man immer oft. Pack es in die Shownotes.
0:14:00–0:14:02
Pack es in die Shownotes und dann wirst du es mitbekommen.
0:14:02–0:14:05
Du, ich muss jetzt mal ganz kurz erstens deinen Namen aufschreiben.
0:14:06–0:14:08
Wenn es für dich okay ist, dass du mit drin bist hier.
0:14:09–0:14:12
Du darfst... Wir nehmen ja schon auf... Ich wollte... Was, du nimmst es auch?
0:14:12–0:14:15
Wir nehmen ja, aber deshalb frage ich dich jetzt, ob es für dich okay ist,
0:14:15–0:14:16
dass wir das mit reinnehmen.
0:14:16–0:14:18
Bitte nimmst du mit rein, ja, völlig okay.
0:14:18–0:14:21
Und dann soll ich dich anonym mit reinnehmen oder mit Namen?
0:14:22–0:14:27
Und URL, wenn du willst. Oder Insta-Handle. Nee, nee, musst du nicht.
0:14:28–0:14:33
Mein Spitzname ist praktisch Endai. Das ist mein Spitzname wie Andi. E-N-D-A-I.
0:14:34–0:14:38
Endai, keine Ahnung. Den Namen kannst du ja binden mit Endai vom Synthesizer-Museum.
0:14:38–0:14:41
Okay. Kein Problem. Genau. Da kannst du dir das irgendwie verlinken mit Synthesizer-Museum.
0:14:42–0:14:47
Das sowieso, genau. Und die Idee war, weil du fragst... Du, wir sind Ems unten angemacht.
0:14:49–0:14:51
Du hast ja vorhin schon gesagt, ihr latscht ja auch rum und so.
0:14:51–0:14:53
Ja, genau. Wir gehen einfach laufen.
0:14:53–0:14:56
Und die Idee war, ich hatte vorhin unten schon gesagt, dass wir vielleicht schneiden,
0:14:56–0:14:57
wenn wir nicht wissen, wie es hier ist.
0:14:58–0:15:00
Dass wir einen Schnitt machen und dann draußen weitererzählen.
0:15:00–0:15:03
Aber jetzt ging es los, da habe ich gedacht, ich frage dich einfach nach Erlaubnis.
0:15:03–0:15:05
Ex post factum, würde man sagen.
0:15:06–0:15:09
Und ganz kurz, der Pitch noch für das Synthesizer Museum ist,
0:15:09–0:15:12
also wir stehen hier, direkt Blick auf den Kotti.
0:15:12–0:15:14
Direkt auf Kotti, praktisch, keine Ahnung, wie soll man sagen,
0:15:14–0:15:17
Ort des Elends in Kreuzberg. Kotti.
0:15:18–0:15:20
Ja gut, so kenne ich es noch nicht, aber why not.
0:15:21–0:15:23
Ich meine, das ist schon irre, finde ich, dass man hier, und eigentlich ist
0:15:23–0:15:26
das der beste Blick, den man am Kotti haben kann, und wir haben hier super teure
0:15:26–0:15:28
Synthesizer, also ich meine, diesen Ausblick, ich weiß nicht,
0:15:28–0:15:29
ihr seid wahrscheinlich nicht aus Berlin, oder?
Florian Clauß
0:15:30–0:15:30
Doch.
0:15:33–0:15:34
Monarchies nebenan.
Micz Flor
0:15:34–0:15:35
Ja, das ist alles hier nebenan.
Florian Clauß
0:15:36–0:15:40
Hier war auch mal eine Arztpraxis drin, so eine Radiologie. Genau,
0:15:40–0:15:43
weil die Bar drüben, die heißt noch Fahimi Bar.
Micz Flor
0:15:43–0:15:46
Ich habe im West-Berlin da oben noch live gespielt, vor vielen Jahren,
0:15:46–0:15:48
vor 15 Jahren. Echt, da habe ich auch mal live gespielt. Was hat das denn für
0:15:48–0:15:49
den Bernd vielleicht gehabt?
0:15:49–0:15:53
Das war ich, Solo-Getting-up-every-morning, hieß das. Nein, das hat man leider nicht.
Florian Clauß
0:15:53–0:15:55
Aber das war echt so eine richtige Ranzbude da oben.
Micz Flor
0:15:55–0:15:58
Ja, das war super. Die machen immer noch ein bisschen. Gut, hier ist alles irgendwie
0:15:58–0:16:02
verranzt. Nee, wir brechen jetzt auch mal auf, aber wir zahlen jetzt noch.
Florian Clauß
0:16:02–0:16:04
Ich gehe nochmal auf Toilette. Da ist die Toilette.
Micz Flor
0:16:04–0:16:06
Okay, Toilette, Zahlen und so. Das heißt, jetzt machen wir einen Schnitt.
0:16:07–0:16:10
Jetzt geht das Reden beim Laufen los.
Florian Clauß
0:16:11–0:16:14
Ja, das setze ich jetzt spontan. Das sind die Folgen.
Micz Flor
0:16:14–0:16:18
Ja, dann ist meine Folge jetzt fertig. schalten Sie auch bei Folge 76 wieder
0:16:18–0:16:27
ein, wenn es um Theramin-Telz Neo-Therma geht, beziehungsweise Lev-Therman Ja,
0:16:27–0:16:29
wie komme ich jetzt wieder zurück zum Theramin?
0:16:29–0:16:33
Also das war, wir machen einfach die Tür jetzt zu Ja, dieser Abschluss,
0:16:33–0:16:37
das war das Synthi-Museum, wir beginnen jetzt den GPS-Track,
0:16:37–0:16:43
wir beginnen jetzt die Folge über Lev-Therman oder Leon-Therman oder,
0:16:44–0:16:48
Der Theremin, wie wir ihn in Deutschland nennen, wie das Instrument auch bei ihm heißt.
0:16:53–0:16:58
Und einiges hatten wir jetzt ja schon gesagt. Also die Idee von dem Termin oder
0:16:58–0:17:05
Thermenvox, wie es in Russland heißt, ist eben, du hast zwei Antennen, in Anführungszeichen.
0:17:05–0:17:10
Mit einem kannst du die Tonhöhe ändern und mit dem anderen kannst du die Lautstärke ändern.
0:17:10–0:17:16
Wenn du also dieses Instrument spielen willst und zum Beispiel bei der Lautstärke
0:17:16–0:17:20
fasst du dann oder kommst ganz nah eben an dieser Antenne ran, kommen wir hier raus.
Florian Clauß
0:17:20–0:17:21
Ich hoffe.
Micz Flor
0:17:25–0:17:31
Dann geht das Signal quasi aus. Und wenn du an die andere Antenne dran fasst,
0:17:31–0:17:33
dann wird das Signal quasi ganz hoch.
0:17:33–0:17:35
Beziehungsweise je nachdem es eingestellt ist, geht es dann auch aus,
0:17:35–0:17:37
wenn es ganz nach oben pitcht.
0:17:39–0:17:49
Und entstanden ist das, also den wir Termin nennen, der Termin.
0:17:49–0:17:54
Ich sage jetzt Termen für den Mann und Termin für das Instrument.
0:17:54–0:17:55
Wenn ich die beide verwende, dann kann man das.
Florian Clauß
0:17:55–0:17:56
Irgendwie fest auseinanderhalten.
Micz Flor
0:17:58–0:18:05
Also Termin kommt eher aus einer bürgerlichen Familie, obwohl er dann später
0:18:05–0:18:09
auch Lenin-Fan und Fan der Revolution war.
0:18:13–0:18:18
Hat Cello gelernt und hat dann später Physik studiert und hat sich aber von
0:18:18–0:18:22
vornherein dafür entschieden, experimentelle Physik zu studieren.
0:18:22–0:18:26
Also nicht Theoretisches, sondern Experimentelles, womit man auch wirklich was machen kann.
0:18:27–0:18:31
Man wollte was machen und hat dann angefangen, noch in seinen frühen 20er Jahren
0:18:31–0:18:35
mit diesen Distanzmessungen irgendwie anzufangen,
0:18:35–0:18:39
wo man halt festgestellt hat, man kann halt in so Feldern mit Kondensatoren
0:18:39–0:18:43
und Oszillatoren, konnte man einfach Töne herstellen,
0:18:43–0:18:47
auch die sich verändern, wenn der Körper,
0:18:47–0:18:50
also der Messende, ist ja interessant, ein bisschen so Quantenphysik mäßig,
0:18:51–0:18:53
auch der Messende selbst verändert das Messergebnis,
0:18:54–0:18:55
wenn der sich da drin bewegt.
Florian Clauß
0:18:55–0:18:56
Wie die Katze.
0:18:59–0:19:03
Obwohl, das hat ja Christus in deiner letzten Folge bei Nosferatu angemerkt.
0:19:04–0:19:05
Das fand ich auch eine gute Anmerkung.
Micz Flor
0:19:05–0:19:06
Als Beispiel des Humanismus.
Florian Clauß
0:19:06–0:19:12
Warum muss man denn die Katze umbringen? Das ist Anthropozene, was da drin hängt.
0:19:12–0:19:16
Der Mensch muss gucken, dass die Katze tot ist. Die Katze ist erst tot, wenn der Mensch es lag.
0:19:17–0:19:21
Warum kann denn die Katze für sich entscheiden, wann sie tot ist?
Micz Flor
0:19:22–0:19:26
Aber die Idee ist halt eben natürlich, dass da eben der Beobachter,
0:19:26–0:19:30
Wenn man das jetzt mal weiterspinnt, der Beobachter guckt halt in die Kiste
0:19:30–0:19:31
rein, sieht, ob die Katze tot ist oder nicht.
0:19:32–0:19:36
Und ähnlich ist es halt auch so in dem Moment, wenn dieses, damals konnte ich
0:19:36–0:19:38
ja nicht alles aufzeichnen und nachträglich nochmal gucken.
0:19:38–0:19:42
Das heißt, in dem Moment hat er wirklich versucht, Messungen auch für Gasdichten
0:19:42–0:19:46
und sowas herzustellen, die dann im Endeffekt sich über Töne wiedergespiegelt haben.
0:19:47–0:19:50
Aber wenn du dich an dein eigenes Messgerät bewegt hast, dann veränderte sich
0:19:50–0:19:54
der Ton. Da musste es also quasi einen großen Abstand halten oder kalibrieren,
0:19:55–0:19:57
was der hier jetzt ja auch gemacht hat.
0:19:58–0:20:02
Und da hat dann der gelernte Cellist, also jetzt nicht professionell gelernte,
0:20:02–0:20:03
aber der gute Cellist und sehr
0:20:03–0:20:09
musikalische Ingenieur, hat dann dieses Thermenvox, wie es hieß, gebaut.
0:20:09–0:20:15
Der war noch Anfang 20 und hat gleichzeitig aber auch schon unterrichtet an der Uni.
0:20:15–0:20:21
Und das war dann wohl mit den Studenten auch so absoluter Hammer,
0:20:21–0:20:24
dass halt der eine spielt jetzt, macht jetzt Musik mit der Physik sozusagen.
0:20:24–0:20:28
Das waren halt irgendwie so zwei Dinge, die sich da miteinander verwoben haben.
0:20:31–0:20:35
Und von der Art, wie das halt gemacht wird, der hat dann so ein bisschen rumgebaut
0:20:35–0:20:37
und dann später auch das immer wieder ein bisschen verfeinert,
0:20:39–0:20:44
bis dann die Version, die dann komplett analog bei dem Moog-Ding,
0:20:44–0:20:46
was wir jetzt gespielt haben, Das hat ja scheinbar eine digitale,
0:20:46–0:20:49
zumindest Nachbearbeitung, weil da konntest du ja wirklich auch einstellen,
0:20:50–0:20:51
dass das nur ein Halbtön springt.
Florian Clauß
0:20:52–0:20:53
Das heißt, quantisiert.
Micz Flor
0:20:53–0:20:55
Ja, sozusagen, ja, genau, das waren die Quanten.
Florian Clauß
0:20:56–0:20:59
Quanten-Quinten.
Micz Flor
0:20:59–0:21:02
Der hat das dann so eingestellt, dass letztendlich war es so,
0:21:02–0:21:09
dass eine Frequenz gleichbleibend geschwungen hat in der Maschine und die zweite
0:21:09–0:21:12
Frequenz wurde über die Antenne verändert.
0:21:12–0:21:15
Und die Differenz dieser beiden Frequenzen, das ist dann das,
0:21:15–0:21:18
was hörbar gemacht wurde. Das ist also der Sound, den man gehört hat.
Florian Clauß
0:21:19–0:21:21
Also ich weiß nicht, ob ich mir das eingebildet habe, eben bei dem MOOC,
0:21:22–0:21:26
dass so ein kleines Bitzeln, habe ich den Finger manchmal gespürt.
Micz Flor
0:21:27–0:21:27
Du hast es drangehalten?
Florian Clauß
0:21:28–0:21:30
Nein, auch in dem Feld quasi.
Micz Flor
0:21:30–0:21:31
Das war die Aufregung.
Florian Clauß
0:21:32–0:21:38
Ich glaube schon, dass das Magnetfeld dann relativ stark ist.
0:21:38–0:21:42
Aber es hat sich so ein bisschen wie so ein Bitzeln, so ein elektrisches Bitzeln
0:21:42–0:21:45
angefühlt. Aber vielleicht war es wirklich die Aufregung. Ich will ja nicht übertreiben.
Micz Flor
0:21:46–0:21:50
Es ist natürlich insofern an den Stromgitarrenserien immer so ein bisschen dran.
0:21:51–0:21:53
Wo es da um elektromagnetische Felder ging.
0:21:53–0:21:56
Hier ist es jetzt ein bisschen was anderes. Und vor allen Dingen geht es auch
0:21:56–0:21:57
wieder um den Kondensator.
0:21:57–0:22:00
Über den haben wir auch schon lange gesprochen, als wir darüber gesprochen haben,
0:22:00–0:22:03
wie man die Tonregelung bei Gitarren macht.
0:22:04–0:22:07
Dass der Kondensator quasi die Möglichkeit ist,
0:22:07–0:22:13
obwohl der kein Draht ist, der durchgängig das Signal auf Masse abführt,
0:22:13–0:22:18
aber der Kondensator wie so eine Art Schaukel ist und bestimmte Kondensatorwerte
0:22:18–0:22:21
dann in so einer hochfrequenten Schaukel ermöglichen, Und das ohne,
0:22:21–0:22:22
dass Strom wirklich fließt,
0:22:22–0:22:28
trotzdem Teil der Wechselspannung eben abgeführt wird gegen Masse.
0:22:28–0:22:30
Und so kann man dann im Kondensator die Töne ändern.
0:22:31–0:22:34
Und bei der Arbeit, die Thermin gemacht hat, und das war halt 1919,
0:22:35–0:22:38
hat er die Forschung begonnen, 1920, 21 war dann das erste Thermin gebaut,
0:22:39–0:22:40
hat es dann parallel gemacht.
Florian Clauß
0:22:40–0:22:44
Aber war das jetzt wirklich motiviert aus seiner akademischen Laufbahn heraus
0:22:44–0:22:48
oder hat er dann irgendwann als Zeitprojekt dann quasi für sich entwickelt?
Micz Flor
0:22:49–0:22:53
Er war, also es ist halt so ein absoluter Tinkerer.
0:22:53–0:22:57
Er ist so ein bisschen so ein Bastler einfach gewesen.
0:22:57–0:23:01
Der hat das, glaube ich, einfach parallel weitergemacht und war halt eben praktischer,
0:23:01–0:23:02
experimenteller Physiker.
0:23:03–0:23:06
Und das hat ihn halt alles fasziniert. Er hatte auch wohl diese,
0:23:07–0:23:10
so drüber reflektiert, das mal irgendwo aufgeschrieben, da habe ich die Quelle
0:23:10–0:23:12
jetzt aber nicht gefunden, dass er darüber...
0:23:14–0:23:18
Reflektiert hat, dass das Instrument immer zwischen der Idee der Musik und dann
0:23:18–0:23:21
der finalen Musik steht, also bei seinem Cello auch.
0:23:21–0:23:27
Und dass du natürlich bei allen Instrumenten, Cello und Theramin sind sich insofern
0:23:27–0:23:30
ähnlich, als dass du halt keine Bünde hast oder keine Tasten hast.
0:23:30–0:23:36
Das heißt, du kannst auf dem Cello auch stufenlos, kann sich quasi vergreifen.
0:23:36–0:23:39
Deshalb sagt man auch immer, wer Geige spielt und das nicht gut kann,
0:23:39–0:23:43
das kann auch ganz schön anstrengend sein, dazuzuhören, weil du musst halt wirklich
0:23:43–0:23:44
genau auf den Punkt greifen.
0:23:44–0:23:47
Bei einer Gitarre ist es in der Regel so, gibt es auch Ausnahmen,
0:23:47–0:23:51
aber in der Regel so, du drückst hinter so einem Bund und dieser Metallbund,
0:23:52–0:23:56
der auf den Griffbord eingelassen ist, der sorgt dafür, dass es genau ein Halbton weiter ist.
Florian Clauß
0:23:57–0:23:58
Du musst nicht so eine Finger,
0:24:00–0:24:01
Gedächtnismuskulatur haben.
Micz Flor
0:24:01–0:24:03
Was du Quantisierung nanntest, ist das quasi.
0:24:06–0:24:10
Und er hat so mit seinem Cello-Wissen dann und dieser Erkenntnis,
0:24:10–0:24:13
dass er quasi da ein Musikinstrument macht, ein neuartiges,
0:24:13–0:24:17
hat er angefangen zu basteln und wollte das so ein bisschen überwinden,
0:24:17–0:24:25
dass man dieses Musikinstrument in seiner Materialität und Eigenart so zwischen
0:24:25–0:24:29
die Musik und sich selbst stellt. Im Endeffekt hat er ja auch ein Musikinstrument gebaut.
0:24:29–0:24:33
Eins, was dann teilweise in einer bestimmten Zeit eben auch intensiv eingesetzt
0:24:33–0:24:39
wurde, auch für Orchester eingesetzt wurde, teilweise dann wohl in Amerika auch
0:24:39–0:24:42
bei größeren Orkestern eingesetzt wurde, zumindest bei einem,
0:24:42–0:24:46
um die Kontrabässe ein bisschen stärker zu machen.
0:24:46–0:24:49
Die Tiefenfrequenzen, die sind ja ohne Verstärkung relativ schwach.
0:24:50–0:24:55
Da werden ja dann auch teilweise Räume gebaut, um halt möglichst gut bestimmte
0:24:55–0:25:00
Frequenzen irgendwie nach vorne zu verstärken und so. Und die haben das dann
0:25:00–0:25:03
mit dem Theramin, haben die dann die Kontrabässe gedoppelt sozusagen.
0:25:04–0:25:09
Und dann war aber das Problem teilweise, dass sie keinen Filter hatten für die
0:25:09–0:25:14
ganz tiefen Frequenzen, dass es teilweise den Leuten im Publikum schlecht geworden
0:25:14–0:25:18
ist, weil diese ganz tiefen Frequenzen aus den großen Lautsprechern dann so
0:25:18–0:25:19
in den Magen gehauen haben.
0:25:19–0:25:21
Also ein bisschen Techno-Rave-mäßig.
Florian Clauß
0:25:23–0:25:26
Es ist ein bisschen so ein Mythos wie bei den Lumier-Brüdern,
0:25:26–0:25:31
als die dann den ersten Film von einem Eisenbahn gezeigt haben und alle die
0:25:31–0:25:35
Leute aus dem Kino gerannt sind, weil die dachten, die Eisenbahn kämen auf sie zu.
0:25:35–0:25:43
Das ist das erste Mal, dass man so tiefe Töne gehört hat und es war jetzt nicht
0:25:43–0:25:47
im Berghain mit dem Function One.
Micz Flor
0:25:48–0:25:52
Aber das war wohl wirklich dann eine Anfrage daran, irgendwie zu arbeiten,
0:25:52–0:25:56
dass man nicht mit dem Theramin diese ganz tiefen Frequenzen auch losstellt.
0:25:57–0:25:59
Es scheint schon eine Vorgabe gegeben zu haben.
0:26:04–0:26:11
Und Thermen wurde dann, also ist geboren Mitte 1890, ich glaube 1895,
0:26:11–0:26:16
laufend Reden, ich habe es jetzt gerade nicht im Kopf, ist fast 100 Jahre alt
0:26:16–0:26:19
geworden, ist in den 1990er Jahren erst gestorben.
0:26:19–0:26:25
Ich glaube, 95 geboren und 93 gestorben. Also wirklich sehr alt geworden.
0:26:25–0:26:27
Ich glaube, 97 geworden, nicht 98.
0:26:28–0:26:33
Und wurde dann auch im Ersten Weltkrieg schon eingezogen,
0:26:36–0:26:42
um an die Front zu gehen eigentlich. Aber aufgrund seiner Gabe und seines Wissens
0:26:42–0:26:46
wurde er dann eben zu Radiologen, also nicht Radiologen, die ziehen,
0:26:47–0:26:50
sondern zur Radiotechnik gezogen, weil das war ja auch im Ersten Weltkrieg ganz wichtig.
Florian Clauß
0:26:50–0:26:52
Kommunikation. Ja, Kommunikation.
Micz Flor
0:26:53–0:26:56
Hat er ganz viel aufgebaut und eingebaut während des Krieges.
Florian Clauß
0:26:56–0:26:59
Und dann aber für die Russen. Ja.
Micz Flor
0:27:00–0:27:05
Und während des Krieges schloss er dann auch sein Physikstudium ab und hat gleichzeitig
0:27:05–0:27:07
aber auch ein Musikdiplom noch erworben in der Zeit.
Florian Clauß
0:27:07–0:27:08
Wow, okay.
Micz Flor
0:27:08–0:27:13
Und hat halt eben dieses Musik und Wissenschaft irgendwie immer so miteinander verbunden.
0:27:13–0:27:15
Auch später, da hatte ich vorhin schon erwähnt, da kommen wir noch drauf in
0:27:15–0:27:20
Amerika. Da hat er dann auch das Rhythmikon gebaut und hat ja auch versucht, ein Ding zu bauen,
0:27:20–0:27:25
was nicht nur die Hand und den Sound macht, sondern was dann eine ganze Performance
0:27:25–0:27:28
abbilden könnte, wo dann eine tanzende Frau, die hat nämlich dann auch mal eine
0:27:28–0:27:32
Tänzerin geheiratet als seine zweite Frau,
0:27:34–0:27:38
dass die Tänzerin dann tanzt und er kann dann Licht und Sound generieren aus
0:27:38–0:27:41
den Bewegungen. Aber das hat wohl nicht so geklappt.
Florian Clauß
0:27:41–0:27:46
Das sind quasi die ersten Multimedia-Performances.
Micz Flor
0:27:50–0:27:55
Er hat in Russland als Physiker noch gearbeitet und die Urarbeit war,
0:27:55–0:28:02
dass er quasi Alarmanlagen, also Distanzmesser, Alarmanlagen auch mitentfunden hat.
0:28:03–0:28:09
Wenn also jemand in dieses Feld des Terremins eingetreten ist,
0:28:10–0:28:13
dann wurde ein Alarm ausgelöst.
0:28:13–0:28:18
Und das wurde dann später auch natürlich von Lenin und dann von Stalin auch
0:28:18–0:28:21
gewollt, um halt bestimmte Sachen zu schützen.
Florian Clauß
0:28:21–0:28:27
Aber kannst du vielleicht nochmal so, ich weiß nicht, ob ich dann vielleicht
0:28:27–0:28:31
nicht richtig zugehört habe, kann ich mir kaum vorstellen, aber wie das dann
0:28:31–0:28:32
funktioniert überhaupt.
0:28:32–0:28:40
Ob der Körper in einem elektromagnetischen Feld dann eine Reaktion auslösen
0:28:40–0:28:42
kann. Man hat es ein bisschen mit dem Tonabnehmer verglichen.
0:28:42–0:28:47
Aber ich finde das ein plastisches Bild mit der Alarmanlage.
0:28:47–0:28:55
Man stellt sich quasi ein, es ist im Prinzip ein Sender, der dieses elektromagnetische Feld aufbaut.
0:28:55–0:29:02
Und dann kommt ein biodynamisches System in dieses Feld rein. Was passiert?
Micz Flor
0:29:02–0:29:05
Kann alles Mögliche reinkommen in dieses Feld. Also du musst dir ja so vorstellen,
0:29:05–0:29:08
dass du eine Balance herstellst, wie eine Waage.
0:29:10–0:29:15
Und die Waage schwebt, rechts und links ausgeglichen. Und dann stellst du auf
0:29:15–0:29:17
einer Seite was drauf und dann kippt diese ganze Sache.
0:29:19–0:29:22
Das heißt, du hast gleichzeitig eben dieses Feld, was aufgebaut wird über die
0:29:22–0:29:25
Antennen und misst dieses Feld.
0:29:25–0:29:28
Und das ist unglaublich sensibel. Würde mich jetzt interessieren,
0:29:28–0:29:32
weiß ich selber auch nicht, weil es gibt ja jetzt die ersten Quanten,
0:29:33–0:29:38
wie heißt es denn, Quanten, nicht Detektoren, sondern Schalter oder Messer,
0:29:38–0:29:42
Quantenmesser, wo Quantentechnologie eingesetzt wird, um ganz,
0:29:42–0:29:44
ganz, ganz sensible Messungen herzustellen.
0:29:45–0:29:47
Das war jetzt eine Analogie, die vielleicht gar nicht passt,
0:29:47–0:29:48
aber so ist es in meiner Vorstellung.
0:29:49–0:29:54
Dass dieses Feld wird aufgebaut und wenn sich in diesem Feld was gemessen wird,
0:29:54–0:29:58
das heißt die Kalibrierungen sagen, okay, jetzt ist das Feld fertig, so wie Weißabgleich.
0:29:59–0:30:02
Und in dem Moment, wenn sich dann in dem Feld was bewegt, was ein Mensch sein
0:30:02–0:30:06
kann oder wie er vorhin auch gemeint hat, es gibt eine Deutsche,
0:30:06–0:30:10
die auch noch mit Orchestern sowas auftritt und das Theramin spielt,
0:30:10–0:30:13
die dann wohl gesagt hat, oh shit, unter uns ist ja Wasser.
0:30:15–0:30:19
Das ist einfach schwierig, dann auf dem Wasser zu spielen, weil das vielleicht
0:30:19–0:30:24
dann auch ein bisschen schwappt und sowas, weil die feinste Messung dann eben das beeinflussen kann.
Florian Clauß
0:30:24–0:30:26
Ja, weil es auch Wellen macht.
Micz Flor
0:30:26–0:30:30
Das was. Genau, das ist einfach dann nicht ein bestimmter Stoff,
0:30:30–0:30:33
sondern einfach die Veränderung des, in Anführungszeichen, Äthers.
Florian Clauß
0:30:33–0:30:37
Ja, stimmt, das ist ja wie so ein Blocker, der dann unten liegt,
0:30:37–0:30:39
der dann wahrscheinlich reflektiert die Wellen.
Micz Flor
0:30:41–0:30:48
Wie wenn du mit Elektrogitarre stehst und nebendran macht einer so eine Kaffeemaschine Mühle an.
0:30:48–0:30:51
Wo dann diese Funken, die dann bei diesem Motor rausspringen,
0:30:52–0:30:54
dann einfach von deiner Gitarre aufgegriffen werden.
0:30:54–0:30:57
Und bei dem Terramine ist es aber halt so, dass es wirklich,
0:30:57–0:31:01
glaube ich, einfach Masse ist. Eine Veränderung in der Massedichte.
0:31:01–0:31:03
Also er hat ja eben auch Gase damit gemessen.
0:31:03–0:31:06
Da müsste ich jetzt aber auch nochmal genauer gucken. Aber so hatte ich das
0:31:06–0:31:10
zumindest verstanden. Das Feld baut sich auf. Das Feld wird dann quasi auf Null
0:31:10–0:31:11
kalibriert wie eine Waage.
0:31:11–0:31:15
Und wenn du dann halt irgendwie eine andere Dichte reinbringst,
0:31:15–0:31:18
ein anderes Dichte-Gas reinbringst, dann kannst du die Veränderung messen.
0:31:18–0:31:22
Und diese Veränderung der Dichte,
0:31:24–0:31:27
War dann natürlich im übertragenen Sinne auch möglich zu messen,
0:31:27–0:31:28
wenn jemand sich nähert.
0:31:29–0:31:32
Also wenn wir uns von dem Termin genähert haben, dann war das auch,
0:31:32–0:31:35
jemand geht darauf zu und das war dann eben der Alarm.
0:31:35–0:31:41
Und damit wollten Leni und Stalin auch Grenzen sichern damit und auch für Bank-Tresors
0:31:41–0:31:44
und sowas wurde das gemacht.
0:31:46–0:31:52
Im Kern da drin geht es halt auch wieder um Kondensator. Superkondensator ist eben dieses Bauteil,
0:31:52–0:31:59
in dem zwei gefaltete oder ineinander gefaltete, aber sich nicht berührende
0:31:59–0:32:03
Flächen in der Lage sind, eine Spannung zu halten.
0:32:04–0:32:08
Aber da müsste ich jetzt auch passen, das genauer zu erklären.
0:32:08–0:32:12
Wenn es Nachfragen gibt, mache ich nochmal eine eigene Folge dazu und lese mich
0:32:12–0:32:17
da mal so richtig rein. Denn ich wollte jetzt ja mehr über Thermens Leben erzählen,
0:32:17–0:32:23
weil das so ein paar Wendungen gemacht hat, die wirklich auch jemand im späten 19.
0:32:23–0:32:27
Jahrhundert geboren und dann nach dem Fall der Mauer in den 90er Jahren irgendwie
0:32:27–0:32:29
gestorben, der hat ja ziemlich viel gesehen.
0:32:29–0:32:33
Also nicht nur den Flug,
0:32:33–0:32:37
Flugzeuge, Transatlantik-Flugzeuge, erste Landung auf dem Mond und so weiter
0:32:37–0:32:41
und sofort Atombombe kriegen, sondern auch in der Entwicklung der Musik und
0:32:41–0:32:46
der Sinti-Musik und da wurde er dann irgendwie auch immer wieder so mit reingeholt,
0:32:46–0:32:47
was ich auch vorhin meinte.
0:32:47–0:32:53
Also dieses Rhythmikon, das wurde dann eben auch später einfach so als Meilenstein
0:32:53–0:32:58
der Geschichte der elektronischen Musik dann immer wieder rausgezogen und vorgeführt.
0:32:58–0:33:01
Da hat er eine ganz wichtige, also ähnlich wie Tesla eigentlich.
0:33:01–0:33:03
So genau so eine Figur. Sieht auch ein bisschen ähnlich aus.
0:33:04–0:33:07
Also ist hübscher als Tesla, hat so einen sehr ebenmäßigen.
0:33:09–0:33:12
Hat sich auch eben in Amerika dann von seiner ersten Frau scheiden lassen,
0:33:13–0:33:15
um eine schwarze Tänzerin zu heiraten.
0:33:16–0:33:20
Die hieß Lavinia, den Nachnamen weiß ich jetzt gerade nicht.
0:33:20–0:33:27
Für die er dann eben auch dieses Gerät bauen wollte, mit dem man halt ganze
0:33:27–0:33:30
Performances in Töne und Lichter umbauen kann.
0:33:31–0:33:35
Das war dann auch in den späten 20er und frühen 30er Jahren.
Florian Clauß
0:33:36–0:33:41
Und wo sind wir jetzt gerade? Sind wir jetzt noch in Russland oder in den USA?
Micz Flor
0:33:42–0:33:46
In den 1920er Jahren war Russland.
0:33:47–0:33:52
Da hat er dann auch eben das Termin entwickelt, hat Lenin selbst auch noch angeleitet.
0:33:53–0:34:00
Er hat das auch Lenin vorgeführt, hat dann auch bei einem Lied Lenins Hand geleitet,
0:34:00–0:34:04
sodass Lenin so ein Gespür dafür kriegt, wie man diese Melodie spielt.
0:34:04–0:34:09
Und dann hat er aber mit Erstaunen festgestellt, dass Lenin das dann auch,
0:34:09–0:34:11
als er losgelassen hat, sehr gut machen konnte.
0:34:11–0:34:14
Also er war sehr begabt, Lenin, was das Termin angeht.
0:34:15–0:34:19
Und das war in den 20er Jahren. Und dann ging es halt damals dann wohl auch
0:34:19–0:34:21
darum, er wurde nämlich auf Tour geschickt.
0:34:23–0:34:31
1927, 1928 ist er zuerst über Europa, hat gespielt in England,
0:34:31–0:34:35
in Paris, in Den Haag, in Berlin, in Rom, ich weiß nicht genau,
0:34:35–0:34:37
in welchen Städten noch, so aus dem Kopf.
0:34:37–0:34:46
Und ist dann 1928 nach Amerika gekommen, hat dort auch gespielt,
0:34:46–0:34:51
wurde da auch in Anführungszeichen gefeiert.
0:34:51–0:34:55
Und fand ja auch ganz interessant, es gab eine Review davon,
0:34:55–0:35:01
als er wohl mal in Boston gespielt hat, wo jemand sagt, dass halt dieses Termingerät,
0:35:03–0:35:07
So habe ich es zumindest gelesen, es hatte schon fast so eine okkulte Magie.
0:35:08–0:35:12
Es war in einer Zeit, in der diese ganzen Sachen so in der Schwebe waren.
0:35:12–0:35:18
Und das Okkulte und die Technik und die Zukunft, alles auch so.
Florian Clauß
0:35:18–0:35:22
Ja, das hatten wir so ein bisschen, diese Ästhetik hatten wir so ein bisschen aufgegriffen.
0:35:22–0:35:29
Ich muss wieder in der Osferatu-Folge referenzieren, nämlich in diesen Geisterbeschwörungen,
0:35:29–0:35:34
die dann auch in den viktorianischen Gesellschaften so üblich waren.
0:35:34–0:35:38
Da wurde auch viel mit Elektrizität und so weiter, die noch in den Kinderschuhen gesteckt haben.
0:35:38–0:35:42
Wurde ja auch da viel so improvisiert und gemacht.
0:35:42–0:35:45
Und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das Theramin da...
0:35:45–0:35:47
Heißt es eigentlich der Theramin oder das Theramin?
Micz Flor
0:35:48–0:35:51
Das weiß ich nicht. Ich bleibe bei das Theramin.
Florian Clauß
0:35:51–0:35:56
Das Theramin, dass da auch so eine Lücke füllt, weil es hat irgendwas,
0:35:56–0:36:00
Das haben wir ja auch eben gesagt in dem Synthi-Museum.
0:36:00–0:36:06
Es hat schon was Esoterisches, weil es wirklich eigentlich nur durch Körperpräsenz
0:36:06–0:36:09
und durch Muskeln, also es ist ein komisches Gefühl.
Micz Flor
0:36:10–0:36:14
Ich glaube auch vor allen Dingen diese Sache so, man kann es nur spielen,
0:36:14–0:36:15
wenn man es nicht berührt.
0:36:15–0:36:20
Also es ist halt, es ist quasi so eine Verneinung des Körperlichen auch da drin
0:36:20–0:36:23
und hatte deshalb, glaube ich, so auch ein bisschen eine metaphysische Aura.
0:36:23–0:36:28
In der Zeit, in der man so, ich meine, da war ganz viel Okkultes bis hierhin,
0:36:28–0:36:31
was man dann auch so ein bisschen laienhaft eben über die Nazis weiß,
0:36:31–0:36:37
was da an, sei es nur Hohlwelt oder was auch immer so okkult da so rumging.
0:36:37–0:36:42
Das war, glaube ich, eine Zeit, in der das aufgeladen war und eben genau die Wissenschaft.
0:36:43–0:36:47
Interessanterweise in den 60er Jahren war, ich greife als Fußnote vorweg,
0:36:47–0:36:54
in den 60er Jahren war Lev Termin wieder in Russland und zwischendrin beim KGB,
0:36:54–0:36:55
da komme ich gleich drauf.
0:36:55–0:37:01
Das ist halt eben das verwobene Leben, aber später ist er dann erst im KGB,
0:37:02–0:37:07
raus, ausgestoßen. Ich weiß nicht, du müsstest, also er war nicht mehr dabei
0:37:07–0:37:12
und hatte dann allerdings angeboten, nee, er ist ausgestiegen,
0:37:12–0:37:15
so war es, weil er sollte dann über UFOs,
0:37:16–0:37:19
Telekinetik und so Sachen, Parapsychologie sollte er forschen.
0:37:20–0:37:24
Und das war quasi natürlich so eine Bahn, wenn man sich das vorstellt,
0:37:24–0:37:27
er fängt halt an mit diesem Nicht-Berühren, Schwingung, Welt.
0:37:29–0:37:34
Feldtheorien und so weiter, Elektrizität, bis hin zu 30 Jahre später dann,
0:37:34–0:37:37
ja, jetzt müssen wir hier Telekinese, kann man das auch messen,
0:37:37–0:37:39
Gehirnströme, das ist auf einmal irgendwie verwandt.
0:37:39–0:37:42
Das ist wie so eine Rampe, die sich da gebaut hat.
Florian Clauß
0:37:42–0:37:48
Ja, und dann auch auf der einen Seite erinnert mich das an den Film Männer,
0:37:48–0:37:53
die auf Ziegen starren, wo dann auch so diese Spezialeinheit vom,
0:37:53–0:37:55
ich weiß nicht, auch Militär ausgebildet wird.
Micz Flor
0:37:55–0:37:59
Genau, mit dem Slogan, be the best soldier you already are.
Florian Clauß
0:38:00–0:38:05
Wo dann auch solche Einsatztechniken, also diese Verwebung von diesen 60er Jahren
0:38:05–0:38:12
Hippietum, Drogenerfahrung hin zu Kriegswaffen oder Kriegseinsatz.
0:38:12–0:38:15
Das ist die eine Geschichte. Die andere Sache, und das möchte ich,
0:38:15–0:38:21
glaube ich, nochmal so hervorheben, nämlich, dass in der Öffentlichkeit noch
0:38:21–0:38:25
nie elektronische Töne, erzeugte Töne so gehört wurden.
0:38:25–0:38:29
Das war ja so die Initiation. Und ich glaube, das ist auch so dieses Mysterium,
0:38:29–0:38:35
um das Gerät Theremin eben auch mal so eine Klangwelt zu erschaffen.
0:38:35–0:38:40
Und natürlich, ähnlich wie es dann halt in der Fotografie dann Skepsis gab,
0:38:40–0:38:45
weil eben Ablichtung und so weiter und mein Porträt ist eingefroren und dann
0:38:45–0:38:47
so eine Geistervorstellung aufkommt.
Micz Flor
0:38:47–0:38:51
Und Geisterbilder auch durchscheinen könnten, ja. Also manchmal im Hintergrund
0:38:51–0:38:54
man was sieht, was dann auch aus einer anderen Dimension reinkommt.
Florian Clauß
0:38:54–0:38:59
Ja, genau. Und dann auch eben bei diesen Tönen, natürlich dann auch so,
0:39:00–0:39:03
kann ich mir vorstellen, dass die dann irgendwelche Geister oder irgendwelche
0:39:03–0:39:06
nicht anwesenden Personen darin gehört haben oder wie auch immer.
0:39:06–0:39:09
Das war das Tor geöffnet zu einer anderen Dimension.
Micz Flor
0:39:09–0:39:16
Ja, und ich meine, Thermann war da auch nicht so weit weg, weil er war der feste
0:39:16–0:39:19
Überzeugung, dass man auch Tote wiederbeleben kann. Ja, auch so ein Blick in
0:39:19–0:39:23
die Elektrizität und die Muskeln von Fröschen, die sich da so bewegen.
0:39:23–0:39:24
Und hatte dann wirklich auch...
Florian Clauß
0:39:24–0:39:25
Ja, das sind wieder das Rückensteine.
Micz Flor
0:39:26–0:39:28
Ja, weil das war wirklich, als Lening gestorben war, hat er wohl,
0:39:28–0:39:33
ist ja hingeeilt und wollte halt schnell dafür sorgen, dass er ihn wiederbeleben könne.
0:39:33–0:39:35
Das war so, war sich da sehr sicher.
0:39:35–0:39:39
Er war sich da sehr sicher, dass er da wirklich hingee...
0:39:40–0:39:43
Und dann hatten die aber sein Hirn schon rausgenommen. Und dadurch war es dann...
Florian Clauß
0:39:43–0:39:48
Ja, das ist auch so ein ähnliches Ding mit Trotzkis hören, Wo dann auch tatsächlich
0:39:48–0:39:53
Trotzki so zerstört wurde, dass das Gehirn rausgenommen wurde und dann nochmal gewogen wurde.
0:39:54–0:39:57
Das war nochmal wichtig, um halt die Intelligenz von Trotzki dann halt so zu
0:39:57–0:40:00
messen. Das war ja auch so ein totaler Mythos.
Micz Flor
0:40:01–0:40:05
Ja, genau. Das heißt, da kommen viele Dinge zusammen.
0:40:05–0:40:08
Und in diesem einen Artikel ist es wohl so, dass in Boston jemand dann eben
0:40:08–0:40:13
geschrieben hat, in einer Gegend in Amerika, wo damals vor sozusagen 100 Jahren,
0:40:14–0:40:15
wenn wir von heute gucken,
0:40:16–0:40:24
also Ende der 1920er Jahre, dass da die christliche Wissenschaft scheinbar mit verortet war.
0:40:24–0:40:28
Und der Autor beschrieb,
0:40:29–0:40:34
dass halt diese leicht metaphysische wissenschaftliche Szene da bei diesen Konzerten
0:40:34–0:40:37
war und sich da so ein bisschen drum gruppiert hat, dass es halt wirklich eben
0:40:37–0:40:40
auch was Metaphysisches hat, was da gerade passiert.
0:40:40–0:40:44
Also diese gefühlte Nähe, die du vorne in den Fingerspitzen hattest,
0:40:44–0:40:48
zu einer Öffnung in eine andere Dimension oder wie auch immer.
0:40:48–0:40:51
Also da schwebte schon was mit, was ja auch interessant ist,
0:40:52–0:40:55
wenn man überlegt, was kann denn Kunst eigentlich auch?
0:40:55–0:40:57
Und das kann ja Kunst irgendwie auch.
0:40:58–0:41:03
Was wir bei Lemke ja gesagt haben, die kann ein Gespür herstellen.
0:41:04–0:41:08
Und man verfolgt dann einfach die Geschichte, um zu wissen, ob sein Gespür sich
0:41:08–0:41:09
bewahrheitet oder nicht.
0:41:09–0:41:12
Und in gewisser Weise kann ich mich damit verbinden, wenn ich an diese Zeit
0:41:12–0:41:15
denke, wenn ich an Thermen denke, der dieses Gerät so vorführt.
0:41:16–0:41:22
Und er war dann eben elf Jahre lang, also 1928 kam er nach Amerika und war dann
0:41:22–0:41:24
auf dem Sechsmonatsvisum.
0:41:24–0:41:30
Die gab es damals wohl auch schon und war dann elf Jahre lang in Russland,
0:41:30–0:41:33
Entschuldigung, in Amerika, hat das alle sechs Monate erneuert.
0:41:34–0:41:40
Hat in der Zeit eben auch sein Patent an die Radio Corporation of America verkauft,
0:41:41–0:41:47
RCA. hey, die haben dann 500 oder so Geräte für ihn gebaut, aber nur 400 noch was verkauft.
0:41:48–0:41:52
Das Problem war, dass Thermon kein so guter Geschäftsmann war,
0:41:52–0:41:57
ein guter Erfinder, der in der Zeit in Amerika auch neue Patente angemeldet hat.
0:41:57–0:42:02
Zum Beispiel hat er so einen magischen Spiegel gebaut, wo man einen Spiegel
0:42:02–0:42:06
an- und ausschalten konnte. Keine Ahnung, wie das, technisch weiß ich es nicht.
0:42:06–0:42:10
Aber man hat es dann kombiniert mit seinem Distanzmesser und hatte dann so Schaufenster
0:42:10–0:42:14
herstellen lassen, wo die Leute, die dann sich auf den Spiegel zubewegen,
0:42:14–0:42:16
auf einmal der Spiegel abgeschaltet wird und man sieht die Produkte,
0:42:16–0:42:19
die hinter dem Schaufenster sind. Das war auch interessant.
0:42:19–0:42:22
Da könnte Christel Lacroix nochmal was machen. Man sieht sein Spiegelbild und
0:42:22–0:42:25
tritt darauf zu und sieht dann auf einmal die Konsumenten.
Florian Clauß
0:42:25–0:42:30
Ja, im Prinzip ist das nur über Licht. Da kannst du dann halt quasi die spiegelnde
0:42:30–0:42:34
Fläche dann überleuchten, indem du dann hinter dem Schaufenster dann quasi die
0:42:34–0:42:36
Szenerie beleuchtest. In dem Moment, ja, ja.
Micz Flor
0:42:36–0:42:40
Ich weiß nicht genau, ob das vielleicht auch so eine frühe LED-Technik war,
0:42:40–0:42:42
Also ob er da wirklich was verdunkeln konnte und das ging dann auf,
0:42:42–0:42:43
ich kann es ja nicht sagen.
0:42:43–0:42:47
Aber der hat ja viel eben mit Elektrizität auch gemacht, kann man sich schon
0:42:47–0:42:51
vorstellen, dass da auch irgendein Stoff drin war, der sich verändert hat, weiß ich nicht.
0:42:52–0:42:59
Dann hat er eben auch eine Lichtorgel gebaut zu seinem Termin und hatte vorher
0:42:59–0:43:01
schon in Russland, ist aber später nie wieder aufgegriffen,
0:43:01–0:43:08
1925 hatte er so ein frühes Fernsehen entwickelt.
0:43:10–0:43:15
Und das war eine Technologie, die zeitgleich überall so ein bisschen aufgepoppt ist,
0:43:15–0:43:21
aber er hat das wohl eben ohne Input von westlichen WissenschaftlerInnen nochmal
0:43:21–0:43:29
umgesetzt und hatte ja 1925 eins der ersten Fernsehsysteme, wo man eben,
0:43:29–0:43:34
das hatte dann Stalin auch schon sehr begeistert, der auch gleich dachte,
0:43:34–0:43:36
cool, da können wir die Grenzen alle überwachen,
0:43:37–0:43:40
überwachen, so zentrale Überwachung dann irgendwie einsetzen.
0:43:40–0:43:45
Was damals noch eben mit so einer sich drehenden Spirallochkamera oder so umgesetzt
0:43:45–0:43:49
wurde, die Licht aufgenommen hat und das dann Zeile für Zeile weitergegeben hat.
Florian Clauß
0:43:49–0:43:52
Oder so ein Oszillator, war das nicht so ein, ich weiß nicht,
0:43:52–0:43:55
ein punktförmiger Lichtkörper?
Micz Flor
0:43:55–0:43:59
Nee, das war schon ein Bild, was durch Punkte hergestellt ist.
0:43:59–0:44:01
Zumindest das, was ich so gesehen hatte.
0:44:01–0:44:04
Aber die Technik genau weiß ich nicht. Vielleicht auch noch eine eigene Folge.
Florian Clauß
0:44:04–0:44:10
Die Geschichte Ich darf noch mal, weil wir im Laufenden reden, wie ihr hört.
0:44:10–0:44:15
Ich möchte noch mal zur Verortung sagen, wir sind aus dem Museum gekommen,
0:44:15–0:44:19
das war am Cottbusser Tor, und sind dann parallel zur Hermannstraße über die
0:44:19–0:44:23
Admiralsbrücke, dann jetzt ganz aktuell in der Hasenheide.
0:44:24–0:44:28
Und hier, wir haben uns zweimal gekreuzt, das will ich auch noch mal nennen.
0:44:29–0:44:32
Alte Folgen, weißt du noch, wo wir uns gekreuzt haben? Wir haben uns einmal
0:44:32–0:44:35
dann oben am Cottbusser Tor, hatten wir schon mal angefangen.
0:44:35–0:44:38
Nämlich das war die Folge über Dogma.
Micz Flor
0:44:38–0:44:42
Dogma, genau. Da hatten wir ja dann auch den Herr Lehmann damals noch hatten,
0:44:42–0:44:46
da gibt's jetzt gar nicht mehr die, wo an der Ecke wo Lehmann...
Florian Clauß
0:44:46–0:44:50
Genau, richtig. Und hier kreuzen wir uns so ein bisschen tangential.
0:44:51–0:44:55
Das war eine der frühen Folgen, die aber auch wirklich ein Hit war,
0:44:55–0:45:02
weil daraufhin eine Frau, die auf dieses Thema gestoßen ist,
0:45:04–0:45:07
Doktorarbeit geschrieben hat, aber sich zumindest dann wissenschaftlich mit
0:45:07–0:45:10
diesem Thema weiterentwickelt hat. Echt, da sind wir hier langgelaufen? Ja, Encanto.
Micz Flor
0:45:11–0:45:12
Ja, das war Frage 3.
Florian Clauß
0:45:12–0:45:16
Da haben wir hier langgelaufen und wir sind auch dann, man hört glaube ich noch
0:45:16–0:45:22
auf der Spur von diesen ganzen Partys in der Hasenheide, wo so eine Bassspur durchwummert.
0:45:22–0:45:25
Das kann ich mir nicht erinnern, dass das hier war. Das war hier.
0:45:25–0:45:29
Wir sind dann da rüber gelaufen. Okay, so viel zur Verordnung. Weiter geht's.
Micz Flor
0:45:30–0:45:33
Ja, also das waren die Sachen in den 20er Jahren in Russland,
0:45:33–0:45:35
eben viele Erfindungen.
0:45:35–0:45:39
Mit dem Termin ist er dann über Europa bis nach Amerika, ist dann dort geblieben
0:45:39–0:45:43
und war dann aber dort auch als Spion tätig.
0:45:43–0:45:47
Hat sich regelmäßig wohl dann immer mit zwei russischen Spionen in irgendeiner
0:45:47–0:45:51
Kneipe getroffen, die ihn haben Wodka trinken lassen, damit er ein bisschen,
0:45:51–0:45:55
um sicherzustellen, das scheint damals eine Wunderdroge gewesen zu sein,
0:45:55–0:45:56
sicherzustellen, dass auch die Wahrheit sagt.
0:45:57–0:46:02
Und dann hat er über bestimmte Dinge gesprochen, weil er war schon so ein kleiner Star.
0:46:03–0:46:08
Und hatte deshalb auch viel Kontakt mit anderen Wissenschaftlern aus der Raumfahrttechnik,
0:46:08–0:46:09
also Lufttechnik und so.
0:46:09–0:46:13
Und hat dann da auch als russischer Spion gearbeitet.
0:46:13–0:46:17
Auf jeden Fall waren das dann so die späten 20er, Anfang 30er Jahre.
0:46:18–0:46:23
Und Thermann hat sich dann aber so ein bisschen herausgestellt als eben nicht
0:46:23–0:46:24
erfolgreich, in Anführungszeichen.
0:46:25–0:46:29
Er hatte eine Firma, aber es gehörten ihm fast keine Anteile mehr an der Firma.
0:46:29–0:46:34
Selbst wenn die Firma erfolgreich gewesen wäre, hätte er da kaum Geld abschöpfen können.
0:46:35–0:46:42
RCA, die für ihn das Termin gebaut haben, bekam eine Klage von einem anderen Radioproduzenten.
0:46:43–0:46:46
Also Produktion, die ein Patent
0:46:46–0:46:52
hatten auf die Verwendung von Vakuumröhren für die Musikherstellung,
0:46:53–0:46:57
woraufhin dann RCA eine Strafe zahlen musste, das Termin nicht mehr herstellen
0:46:57–0:47:01
durfte und von den 600, die sie gebaut hatten, oder so nur 400x verkauft und
0:47:01–0:47:04
dann auch entschieden haben, das Patent nicht mehr zu erneuern.
0:47:04–0:47:09
Dann stand er auf einmal relativ mittellos da. Vorher hat er sich aber geschieden
0:47:09–0:47:16
von seiner ersten Frau und hatte die Tänzerin geheiratet und musste dann aber,
0:47:16–0:47:19
als dann auch noch die Steuer eben auf die Schliche kam,
0:47:20–0:47:22
dass er eigentlich nie Steuern gezahlt hat auf irgendwas,
0:47:23–0:47:26
musste er Hals über Kopf Amerika verlassen.
Florian Clauß
0:47:26–0:47:27
Okay.
Micz Flor
0:47:27–0:47:32
Und hat es dann wohl mit dem KGB irgendwie so gedeichselt, dass die ihn da rausholen.
0:47:32–0:47:36
Und die hatten ihm wohl auch versprochen, so hat er später berichtet,
0:47:37–0:47:40
zwei Wochen später seine Frau nachkommt, aber die kam dann nie.
0:47:41–0:47:46
Und seine Frau wusste auch nicht, dass er geht. Das heißt, von jetzt auf gleich war er weg.
0:47:47–0:47:52
Und auch für alle anderen, seine amerikanischen Kollegen und Kolleginnen,
0:47:52–0:47:56
zum Beispiel Edgar Varese, der Komponist, der hatte für seine Stücke auch einen
0:47:56–0:48:02
Termin modifizieren wollen, wollte da mit Termen auch drüber sprechen,
0:48:02–0:48:05
was er da machen könnte und wie das anzusetzen war.
0:48:05–0:48:07
Man hat sich dann doch für ein anderes und parallel in der Zeit kamen einige
0:48:07–0:48:09
von diesen elektrischen Geräten dann so hoch.
0:48:09–0:48:15
Und da gab es ein anderes, das ähnlich war, aber eine Tastatur hatte,
0:48:15–0:48:16
konnte man genauer spielen.
0:48:16–0:48:18
Und das hat er dann verwendet für seine Komposition.
0:48:19–0:48:22
Aber gerade in dem Moment, wo das mit dem Theramin hätte ein bisschen laufen
0:48:22–0:48:26
können, kam halt erstens die Klage gegen RCA,
0:48:27–0:48:36
zweitens die Steuerfahndung für Thermen Und drittens aber eben auch die Wirtschaftskrise,
0:48:37–0:48:40
in die er da reinschlitterte. Das heißt, er ist dann zurück nach Russland.
0:48:40–0:48:45
Und in Russland wurde er dann allerdings vor Gericht gestellt und wurde zu neun
0:48:45–0:48:48
Jahren Straflager verdonnert.
0:48:50–0:48:55
Und das war eigentlich so ein Todesurteil eigentlich.
0:48:56–0:49:00
Aber da war es so, dass er dann eben, das hatte ich in einem Video gesehen,
0:49:01–0:49:04
da habe ich jetzt keine historische Quelle für, aber ich finde die Idee so gut,
0:49:04–0:49:06
dass ich das jetzt unter Vorbehalt hier mit reinnehmen wollte.
0:49:06–0:49:10
Er war dann in diesem Straflager mit am Arbeiten und hat dann für seinen Squad
0:49:10–0:49:18
wohl eine Monorail gebaut, sodass man effektiver, könnten dann die Straflager effektiver abbauen.
0:49:18–0:49:21
Das ist dann allerdings den Vorgesetzten auch klar geworden,
0:49:21–0:49:22
dass dieser Mann wertvoll ist.
Florian Clauß
0:49:22–0:49:24
Ja, aber was heißt das? Monorail?
Micz Flor
0:49:24–0:49:27
Er hat irgendwie so ein kleines Eisenbahnsystem eingebaut, damit die dann keine
0:49:27–0:49:31
Ahnung, was sie gemacht haben, das wird dann nicht erklärt, aber dass halt schneller
0:49:31–0:49:33
Sachen an und ab transportiert werden konnten.
0:49:33–0:49:38
Also er hat halt das Straflager dann gleich noch optimiert für die Menschen
0:49:38–0:49:39
und dadurch kam er dann wieder eher,
0:49:40–0:49:44
also er war immer noch in Anführungszeichen Gefangener, aber hatte relativ viel
0:49:44–0:49:51
Freigang und konnte dann auch wissenschaftlich wieder arbeiten und wurde dann von,
0:49:51–0:49:56
der Name habe ich jetzt gerade nicht von so einem direkten Vorgesetzten auch beauftragt,
0:49:56–0:49:59
eben auf Auftrag von Stalin auch.
0:49:59–0:50:03
Und das finde ich jetzt halt die krasseste Geschichte im Leben,
0:50:03–0:50:06
dass er einen Bug, also einen Abhör-Bug.
0:50:08–0:50:13
Was dann 1945, also nach dem Zweiten Weltkrieg,
0:50:13–0:50:23
in das Büro des amerikanischen Botschafters in Russland eingeschleust werden
0:50:23–0:50:26
sollte, um abzuhören, was die da besprechen.
0:50:26–0:50:30
Das war der Auftrag an Thermen. Mach uns diese Wanze.
0:50:31–0:50:37
Und ich erkläre gleich, wie die Wanze funktionierte und wie die dann da angebracht wurde, war,
0:50:38–0:50:46
dass ein paar junge russische Kinder haben den amerikanischen Adler in Holz
0:50:46–0:50:50
geschnitzt, überreicht dem Botschafter, um den doch in sein Zimmer zu hängen.
0:50:50–0:50:51
Und das hat er dann auch reingehängt.
0:50:52–0:50:56
Und dann haben die wohl sicherlich auch hinterher versucht, ob da vielleicht
0:50:56–0:51:00
irgendeine Sendung, ob da gesendet wird, ob das ein Abhörding ist.
0:51:00–0:51:03
Aber es war halt nichts zu messen, es war komplett tot.
0:51:04–0:51:08
Die konnten nichts messen und haben gesagt, nee, es ist einfach nur ein Stück Holz, safe.
0:51:09–0:51:17
Und von 1945 bis 1952 war diese Abhörding installiert Und ist dann 1952 per
0:51:17–0:51:20
Zufall wohl einem englischen Reporter,
0:51:20–0:51:25
der auch eben irgendwie für Kameraaufnahmen oder sowas mit Kopfhörern drin war,
0:51:26–0:51:29
der dann auf einmal gemerkt hat, er hört hier, wie in diesem Raum gesprochen
0:51:29–0:51:31
wird. Er hört das auf einmal über den Kopfhörer.
0:51:32–0:51:35
Und dann haben die erst gemerkt, shit, da ist was drin.
0:51:35–0:51:39
Und dann haben die von diesem Adler vorne halt das Holz auseinandergerissen
0:51:39–0:51:43
und haben dann entdeckt, dass hinter dem Schnabel des Adlers war das Holz so
0:51:43–0:51:46
dünn und da war so ein Gerät drin. Da war was.
0:51:47–0:51:50
Und irgendwie hat dieses Gerät scheinbar die Stimmen verstärkt.
0:51:50–0:51:53
Da war keine Batterie, da war nichts. Die konnten das überhaupt nicht verstehen.
0:51:54–0:51:58
Und in den USA konnten sie es nicht entschlüsseln. Und da haben sie dann scheinbar
0:51:58–0:52:00
in England den MI5 gegeben.
0:52:01–0:52:04
Und der hat sich dann darum gekümmert, brauchte auch ewig, um zu kapieren, wie das funktioniert.
0:52:05–0:52:10
Und hat dann allerdings den Standard für Abhörwanzen für die nächsten 10, 15 Jahre gesetzt.
Florian Clauß
0:52:11–0:52:15
Mit dieser Technik. Das war ein Prototyp.
Micz Flor
0:52:15–0:52:19
Einzigartig, hat funktioniert und die haben es zuerst gar nicht gecheckt, wie es funktioniert.
Florian Clauß
0:52:19–0:52:20
Das war von Thermen.
Micz Flor
0:52:21–0:52:24
Von Thermen, der hat es entwickelt, während er im Straflager war.
Florian Clauß
0:52:25–0:52:26
Weißt du, wie es funktioniert?
Micz Flor
0:52:27–0:52:31
Ja, man würde heute, würde man sagen, das ist eigentlich ein RFID-Chip.
Florian Clauß
0:52:31–0:52:34
Ja, so dachte ich auch gerade, so ein RFID-Chip, der dann quasi,
0:52:34–0:52:39
sobald er in so ein Feld kommt, dann die Signatur dann quasi perfektiert.
Micz Flor
0:52:39–0:52:46
Das konnte nichts aufzeichnen, aber es konnte eine Übertragung machen.
0:52:46–0:52:51
Und diese Übertragung war dann auch wieder was, was eben über Wellen,
0:52:51–0:52:52
über Strahlung sozusagen geht.
0:52:53–0:52:56
Die Antenne war in der Länge genau angepasst an bestimmte Frequenzen.
0:52:56–0:53:02
Und wenn du von außen sozusagen mit einem Mikrowellen oder weiß nicht,
0:53:02–0:53:07
welche Frequenz das war, quasi wie so eine Mikrowelle, hast du das angestrahlt?
0:53:09–0:53:15
Und die Frequenz hat dann, wie beim RFID-Chip, die Frequenz von der Sendung,
0:53:15–0:53:20
die ankam, die hat dann das Ding zum Schwingen gebracht. Dann war es ein Oszillator.
Florian Clauß
0:53:20–0:53:21
Okay, verstehe ich.
Micz Flor
0:53:21–0:53:27
Und das Mikrofon hinter dem Schnabel hat dann eben bestimmte Dinge sozusagen rausgenommen.
0:53:27–0:53:33
Und dann hast du, wie man das auch jetzt macht in so Lichtspektren im Universum,
0:53:33–0:53:37
wie man die Gase von bestimmten Planeten oder Sonnen, wo man schaut, was fehlt.
0:53:37–0:53:40
Was fehlt in dem Spektrum und ähnlich war das auch,
0:53:41–0:53:46
du hast es reingeschickt das war einfach nur ein Strahl und zurück kam der Strahl
0:53:46–0:53:50
mit einem Fingerabdruck des Audios was da gesprochen wurde und das war dann
0:53:50–0:53:54
eben im hörbaren Bereich und das hat in dieser Frequenzhöhe dann irgendwie der
0:53:54–0:53:56
Typ in der Radiofrequenzhöhe dann auf einmal gehört Es.
Florian Clauß
0:53:56–0:54:03
Gibt da so Systeme auch zum Abhören dass du in einem Raum wenn gesprochen wird
0:54:03–0:54:07
dass du quasi die Fensterscheiben dann mit einem Laser ablichtest.
Micz Flor
0:54:08–0:54:13
Termin hat das erfunden nicht mit Laser, den gab es ja noch nicht, aber mit Infrarot.
Florian Clauß
0:54:14–0:54:18
Aber jetzt, das ist auch so eine Abhörung für Arme, dass du halt wirklich so
0:54:18–0:54:23
einen Laderstrahl draufrichtest und dann halt die Frequenz Schwingung von dem
0:54:23–0:54:26
reflektierten Strahl dann wieder in Sprache übersetzen kannst.
Micz Flor
0:54:27–0:54:31
Und das hat auch Termin entwickelt als erstes.
0:54:32–0:54:38
Er war wirklich dann eben, er war Gefangener im Straflager, sozusagen im Arbeitslager
0:54:38–0:54:43
und hat eben diese Abhör-Device für Spezifikationen entwickelt.
0:54:43–0:54:47
Und als er dann entlassen wurde, auch später, nach seinen acht Jahren war,
0:54:47–0:54:51
glaube ich, die Vorurteilung, da hat sein Chef aus dem Straflager,
0:54:52–0:54:55
hat ihn dann vorgeschlagen für den Stalin-Orden zweiter Klasse,
0:54:55–0:54:56
also zweithöchste Auszeichnung.
0:54:57–0:55:00
Und als Stalin hörte, was der da gemacht hat mit der Botschaft,
0:55:00–0:55:02
so hat er dann gleich gesagt, hey, erste Klasse, top.
0:55:02–0:55:09
Dann hat er den Stalin-Orden erster Klasse bekommen und sein Chef wiederum,
0:55:09–0:55:14
der Tharmen auch beauftragt hatte, was zu bauen, damit sein Chef Stalin selbst abhören kann.
Florian Clauß
0:55:15–0:55:21
Der hat das nicht überlebt. Der hat den anderen Stalin-Orden bekommen,
0:55:21–0:55:24
der mit den scharfen Kanten Stalin-Orden.
0:55:25–0:55:27
Ja, großartig.
Micz Flor
0:55:27–0:55:32
Dann war Thamen eben dann in den 50er Jahren und dann kamen eben die 60er Jahre,
0:55:32–0:55:37
dann ist er sozusagen ins Zivile übergewandert und hat dann im Konservatorium
0:55:37–0:55:40
in Moskau, also Musikschule sozusagen, Musik.
0:55:42–0:55:45
Hat er dann da mit elektronischen Geräten weitergearbeitet, hat dann da auch
0:55:45–0:55:48
nochmal, glaube ich, die zweite Version von einem Rhythmikon gebaut,
0:55:48–0:55:56
also die erste Rhythmusmaschine, die 1931 in Amerika gebaut wurde und konnte
0:55:56–0:55:57
aber Russland nicht verlassen.
0:55:57–0:56:02
Und erst 1989 dann, Fall der Mauer in der Zeit, da wurde er dann rausgelassen
0:56:02–0:56:08
und war dann eingeladen bei einem Symposium der UNICEF über elektronische Musik.
0:56:08–0:56:13
Und da hat er dann auch von Edgar Varese einen Brief, den ihn über 40 Jahre
0:56:13–0:56:17
nie erreicht hatte, weil der konfisziert wurde, hat er dann erst zu der Zeit
0:56:17–0:56:21
auch bekommen, wo Edgar Varese sich erkundigt, wie er denn das und das am Termin
0:56:21–0:56:22
verändern könnte und so.
0:56:24–0:56:30
Und die Leute in Amerika, die ihn aus den späten 30er-Jahren noch kannten,
0:56:30–0:56:33
die dachten auch, er ist tot. Und auf einmal ist er wieder aufgetaucht.
Florian Clauß
0:56:33–0:56:34
Ja, Wahnsinn.
Micz Flor
0:56:34–0:56:40
Und er ist dann 1993 gestorben. Da war nicht mehr so viel Lebenszeit.
0:56:40–0:56:43
Es gibt aber auch noch Videoaufnahmen auf YouTube, die verlinke ich auch,
0:56:43–0:56:45
wo man ihn als sehr alten Mann noch mal kennt.
0:56:46–0:56:51
Und was er dann 1991 noch endlich gemacht hat, ist in die Kommunistische Partei einzutreten.
Florian Clauß
0:56:53–0:56:55
Das ist ja später als nie.
Micz Flor
0:56:55–0:56:57
Ja, die Frage von,
0:57:00–0:57:05
MitstreiterInnen, warum er das denn jetzt so macht, weil er durfte die ganze
0:57:05–0:57:09
Zeit nicht, weil er ja war Verbrecher sozusagen, dass er gesagt hat,
0:57:09–0:57:11
er hat es Lenin versprochen.
0:57:12–0:57:15
Das ist schon, finde ich, auch nochmal interessant. Also Lenin,
0:57:15–0:57:18
den er wiederbeleben wollte, den er auch sehr verehrt hat.
0:57:19–0:57:22
Und auf die Frage, was ihn beim ersten Mal, wo er Lenin gesehen hat,
0:57:22–0:57:23
am meisten beeindruckt hat.
0:57:23–0:57:27
Er hat ja wohl gesagt, das rote Gesicht, weil das hat man auf den Schwarz-Weiß-Fotos
0:57:27–0:57:28
nicht gesehen, mit so einem knallroten Kopf.
0:57:31–0:57:35
Das war dann, 1991 ist er da eingetreten und hat dann auch in der Zeit versucht,
0:57:35–0:57:39
seine Lavinia, hieß sie glaube ich, die Frau, die er geheiratet hatte,
0:57:39–0:57:44
USA, die immer dachte, er sei tot, nochmal zu kontaktieren.
0:57:44–0:57:51
Die inzwischen dann noch lebend als Bürgerrechtlerin in Haiti wohl sich stark
0:57:51–0:57:54
gemacht hat und kurz bevor die sich hätten sehen können oder so,
0:57:55–0:57:58
wurde sie unter mysteriösen Umständen tot aufgefunden.
0:57:58–0:58:04
Also Vermutung, Lignar sei ein politisch motivierter Mord gewesen.
0:58:05–0:58:10
Offiziell war es eine Lebensmittelvergiftung oder ein Herzinfarkt.
0:58:11–0:58:17
Und das war dann die Zeit Anfang 90er oder Ende 80er, Anfang 90er.
0:58:17–0:58:23
Und in der Zeit lebte er dann auch relativ arm in der Unterkunft mit mehreren Männern zusammen.
0:58:23–0:58:28
Und auf die Frage an die Hausverwaltung der Stadt Moskau, wann er denn mal eine
0:58:28–0:58:32
Einzelwohnung kriegt, haben sie ihm gesagt, ja in fünf bis sechs Jahren.
0:58:33–0:58:39
Er war ja 91, als sie ihm das gesagt haben. Oder er war schon sehr alt.
0:58:41–0:58:51
Ja, und dann ist, das ist jetzt das Ende der Geschichte, buchstäblich ist er 1993 gestorben.
Florian Clauß
0:58:52–0:58:58
Ja, Wahnsinn. Ja, Mensch, Mensch, das sind ja wieder so Anekdoten,
0:58:58–0:59:03
die man mit diesem Musikinstrument so überhaupt nicht irgendwie so erwartet.
0:59:03–0:59:07
Und auf einmal kriegt man so ganze Geschichten. Das ist toll. Vielen Dank.
Micz Flor
0:59:07–0:59:11
Nichts zu danken. Ich fand auch eben diese, wenn man Fotos sieht,
0:59:11–0:59:12
wie gesagt, sehr hübscher Mann.
0:59:12–0:59:17
Ich fand diese Verquickung eben so, es ist wirklich so ein Casablanca-Schwarz-Weifel.
0:59:17–0:59:24
Diese Zeit dann mit dem mystisch-mythologischen, mit diesem elektrischen Feld
0:59:24–0:59:30
und dem Sound und die Frauen und das Licht und die Spionage und der Kalte Krieg
0:59:30–0:59:32
und Stalin und Arbeitslager.
0:59:32–0:59:35
Also irgendwie ist da so alles reingepackt, wo man das Gefühl hat,
0:59:36–0:59:42
das muss jetzt nochmal in irgendeiner Miniserie verfilmt werden.
Florian Clauß
0:59:45–0:59:46
Ja, toll. Toll, toll.
Micz Flor
0:59:46–0:59:51
Die Folge ist lustig, weil wir jetzt so viel am Anfang schon im Sinti-Museum
0:59:51–0:59:53
geschoben hatten. Das war so gar nicht so ganz unsers.
0:59:53–0:59:56
Das ist super, aber jetzt ist dieser Gang fertig und ich habe so das Gefühl,
0:59:56–0:59:59
es geht gerade erst los. Aber wir sind schon wieder durch.
Florian Clauß
0:59:59–1:00:06
Wir sind durch. Wir sind hier am Ende der Hasenheide und am Anfang des Tempelhofer Feldes.
1:00:06–1:00:09
Und ich würde sagen, an dieser Stelle beenden wir auch unsere Episode.
1:00:11–1:00:20
Das war eigentlich Episode 74 und das Ganze könnt ihr auch auf eigentlich-podcast.de
1:00:20–1:00:24
nochmal nachverfolgen, wo wir langgelaufen sind die ganzen Shownotes,
1:00:24–1:00:27
die uns Mitch immer reichhältig verspricht Na gut.
Micz Flor
1:00:28–1:00:31
Also ich meine jetzt für Rocker habe ich ganz schön viel abgeliefert Ja.
Florian Clauß
1:00:31–1:00:39
Ja, unbedingt ja, genau und wir hören uns alle 14 Tage, kommen wir raus Und
1:00:39–1:00:41
dann sage ich Tschüss und bis zum nächsten Mal.
Micz Flor
1:00:41–1:00:43
Bis zum nächsten Mal. Tschüss. Tschüss.
Florian Clauß
1:00:46–1:00:49
Sehr schöne Folie. Unerwartet.
1:00:51–1:00:53
Jetzt hast du eine Wendung angenommen.

Mehr

Congress-Walk mit Ali Hackalife

In dieser Folge trifft Flo den Programmierer, Künstler und Podcaster Ali Hackalife auf dem 38c3 in Hamburg. Der Chaos Communication Congress findet vom 27.12. bis 30.12. im Congress Center Hamburg (CCH) statt. Ali ist auch 2024 wieder dabei und Flo nutzt die Gelegenheit, um mit ihm eine Episode aufzunehmen. Ali produziert seit gut einem Jahr den Podcast "Auch interessant" und präsentiert darin eine große Themenvielfalt. Mit verschiedenen Gästen nimmt er Sendungen über Pilze, Segelfliegen, Hitlers Drogenkonsum, wie man einen Wingsuit fliegt, verschiedene Literaturrezensionen, Neuigkeiten aus der Tech-Welt und vieles mehr auf. Bevor wir "Reden beim Laufen", sitzen wir im 3. Stock des Kongresszentrums und sprechen über die Entwicklung der Kongresse in den letzten 10 Jahren. Ali erzählt, wie er zum Chaos kam und was er auf den Kongressen alles getrieben hat. Wir sprechen auch über einzelne Sendungen von "Auch interessant", die Flo besonders bemerkenswert fand. Darunter das Interview mit Norman Ohler, der in seinem Buch "Der totale Rausch" über die Rolle der Drogen im Dritten Reich und in der Biografie Hitlers berichtet. Dann verlassen wir den 38c3, um getreu dem Prinzip des Eigentlich Podcasts laufend zu reden und bewegen uns zum Alsterufer. Das eigentliche Thema soll Kochen sein und wir tauchen ein wenig in die Frühgeschichte des Menschen ein, um die evolutionäre und kulturgeschichtliche Rolle des Kochens zu beleuchten. Der Homo sapiens mit seinem hohen Kalorienverbrauch war auf gekochte Mahlzeiten angewiesen und soll auch zum Aussterben des Neandertalers beigetragen haben. Zurück in der Jetztzeit erzählt uns Ali von seiner Sehbehinderung und wie er "Kochen ohne Gucken" kann. Als wir wieder vor dem CCH stehen, stellt Ali fest, dass er keine der Notizen, die er sich vorher gemacht hat, angesprochen hat. Wir beenden die Folge mit der Aussicht, bei der nächsten Chaos-Veranstaltung eine neue Folge aufzunehmen. Viel Spaß beim Hören.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Ali Hackalife
Gast
avatar
Florian Clauß

Transcript

Florian Clauß
0:00:00–0:00:05
Okay, ich bin ein bisschen aufgeregt, weil das wirklich das erste Mal ist in
0:00:05–0:00:08
dieser Konstellation, aber...
Ali Hackalife
0:00:08–0:00:09
Ich kann dir ja was über Gitarren erzählen.
Florian Clauß
0:00:11–0:00:17
So, hallo und herzlich willkommen bei eigentlichpodcast, eigentlich-podcast.de.
0:00:17–0:00:22
Der Podcast, bei dem wir im Laufen reden und laufend reden, ja,
0:00:22–0:00:28
aber wir haben hier was Neues, Nämlich wir sind gerade auf dem Chaos Communication
0:00:28–0:00:36
Congress und neben mir ist und läuft nicht Mitch, sondern neben mir sitzt Ali. Ali Hackeleif, hallo.
Ali Hackalife
0:00:36–0:00:40
Hallo, freut mich, dass du mich eingeladen hast. Und ja, wir sind hier auf dem
0:00:40–0:00:42
38. Chaos Communication Congress in Hamburg.
0:00:43–0:00:45
Wir laufen noch nicht, aber das wird später noch passieren.
0:00:45–0:00:47
Und deswegen reden wir jetzt erstmal.
0:00:48–0:00:50
Wie war das? Laufend reden, redend laufen.
Florian Clauß
0:00:50–0:00:55
Laufend reden und im Reden laufen. Ja, genau. Wir suchen uns hier an der Strecke rundum aus.
0:00:55–0:00:58
Ich dachte erst, dass wir so ein bisschen im Planten und Blumen flanieren.
0:00:58–0:01:02
Ja, Planten und Blumen, der Chaos Communication Congress ist,
0:01:03–0:01:07
im zweiten Jahr in Hamburg. Das CCH ist direkt am Dammtor.
0:01:08–0:01:12
Das ganze Kongressgebäude wurde renoviert die letzten fünf Jahre.
0:01:12–0:01:17
Und dann ist der Kongress, der war vorher in Leipzig, über Corona erstmal nicht aktiv.
0:01:18–0:01:24
Also letztes Jahr hier im CCH den 37 C3 und wir sind jetzt auf den 38 C3.
0:01:24–0:01:30
Das CCH liegt direkt an Planten und Blumen, aber der Park ist ordentlich hier
0:01:30–0:01:32
kultiviert in Hamburg und er schließt.
0:01:33–0:01:36
Wir werden wahrscheinlich nicht über den Park planieren können,
0:01:37–0:01:41
aber eventuell draußen Richtung Außenalster. Hamburg hat ja schöne Ecken.
Ali Hackalife
0:01:42–0:01:45
Ich war auch ganz beeindruckt, den ganzen Tag, auch schon gestern hängt hier
0:01:45–0:01:49
so eine Nebelglocke über der Stadt. Es sieht alles sehr mystisch aus mit den Scheinwerfern und so.
0:01:50–0:01:53
Ja, so ist das nun mal, wenn man mitten im Gewässer wohnt.
0:01:54–0:01:59
Und wir haben im Vorfeld kurz gesprochen, dass wir möglicherweise über das Thema
0:01:59–0:02:00
Kochen ohne gucken reden wollen.
0:02:01–0:02:04
Aber bevor es dahin kommt, würde ich mal den Ort als solchen nutzen und ein
0:02:04–0:02:06
bisschen über den Kongress mit dir reden.
Florian Clauß
0:02:06–0:02:06
Sehr gerne.
Ali Hackalife
0:02:07–0:02:13
In meinem Fall, ich war das erste Mal auf dem 32C3 2015 hier vor Ort.
0:02:13–0:02:18
Da war ich aber auf dem Camp schon vorher gewesen und wusste ungefähr, was mich erwartet.
0:02:18–0:02:20
Und du sagtest, du bist auch schon öfter hier gewesen.
Florian Clauß
0:02:20–0:02:26
Ja, ich war das erste Mal, das muss 2014, der 31 C3.
0:02:26–0:02:31
Es war so Deutschland im Jahre Null, also im Jahre Null nach Snowden.
0:02:31–0:02:35
Es war dann, als hier der Poitras-Film präsentiert wurde.
0:02:36–0:02:41
Citizen Four, heißt der? Von Laura Poitras, die dann halt dokumentiert hat,
0:02:41–0:02:48
wie Snowden quasi die ganzen Enthüllungen, die Leaks und so weiter und wie sie ihn geschützt haben.
0:02:48–0:02:54
Und so diese ganzen Geschichten, das war hier und ja, das war der 31 C3.
0:02:54–0:03:00
Das war ein sehr hängengebliebener Kongress. Dann war ich eigentlich fast jedes Jahr da.
0:03:01–0:03:03
Ich glaube, einmal habe ich ausgesetzt und dann natürlich über Corona.
Ali Hackalife
0:03:03–0:03:07
Ich habe das letzte Jahr, also den 37 C3 ausgesetzt.
0:03:08–0:03:11
Ich finde es sehr gut, wie hier Rücksicht genommen wird und niemand wird dich
0:03:11–0:03:13
jetzt schräg angucken, wenn du eine Maske trägst.
0:03:13–0:03:17
Aber vor einem Jahr war ja die Situation noch eine andere und mir fehlt ein
0:03:17–0:03:20
bisschen was vom Zusammensein, wenn alle maskiert sind.
0:03:21–0:03:25
Also ich finde völlig okay, dass sie es machen, aber ich sehe schon sehr wenig Mimik.
0:03:25–0:03:29
Und wenn dann noch ein Großteil der Mimik fehlt, dann ist das immer ein bisschen eine Herausforderung.
0:03:29–0:03:33
Und jetzt würde ich sagen, ist ja der Umgang so, ich rechne fest damit,
0:03:33–0:03:35
dass man nach dem Kongress eine Erkältung haben wird oder so.
0:03:35–0:03:37
Aber ja, das war schon immer so.
Florian Clauß
0:03:37–0:03:42
Ich bin geimpft, ich bin Erkältung geimpft und ich hätte vor anderthalb Wochen Corona.
0:03:43–0:03:47
Also das heißt, ich fühle mich da ganz gut aufgestellt. Da hast du auch sicher
0:03:47–0:03:50
mitbekommen, das fand ich sehr faszinierend, dass jetzt der Grippe-Impfstamm
0:03:50–0:03:54
nicht mehr auf vier Virenstämme läuft, sondern auf drei.
0:03:54–0:03:59
Weil einer quasi durch Corona, durch diese Maßnahmen komplett ausgestorben ist.
0:03:59–0:04:04
Deswegen sind die Grippe-Impfungen jetzt beinhaltet nur noch drei Impfstämme
0:04:04–0:04:07
quasi. Also fand ich jetzt auch mal so einen guten Nebeneffekt,
0:04:08–0:04:10
dann spart man sich einen Impfstand. Ich habe das gesehen.
Ali Hackalife
0:04:10–0:04:14
Aber ich muss ganz ehrlich sagen, technisch verstehen tue ich es nicht.
0:04:15–0:04:18
Ich arbeite mit Computern in der Biologie, aber ich habe Bio in der 10.
0:04:18–0:04:21
Klasse abgewählt. Also ich bin immer fasziniert, wenn Biologen mir Dinge erzählen.
0:04:21–0:04:25
Aber mein technisches Verständnis Biologie ist auf einen sehr engen Bereich
0:04:25–0:04:26
Neurobiologie beschränkt.
0:04:27–0:04:29
Und alles andere, ja, ich weiß, dass es Viren gibt und ich weiß,
0:04:29–0:04:32
wie sie funktionieren. Also ich sehe die Schlagzeile, ich bin fasziniert und
0:04:32–0:04:34
denke mir, aha, sie hätten jetzt aber auch schreiben können,
0:04:34–0:04:38
statt vier müssen wir jetzt leider gegen fünf impfen. Ich hätte keine qualifizierte Meinung dazu.
Florian Clauß
0:04:38–0:04:42
Ich fände es so faszinierend, dass diese Maßnahmen dann halt wirklich was Sichtbares,
0:04:43–0:04:47
was Signifikantes durch Corona dann auch dahin getrieben haben,
0:04:47–0:04:50
dass es eben ein kompletter Grippestamm dann ausgestorben ist.
0:04:50–0:04:54
Das fand ich halt so das Interessante an dieser Meldung.
Ali Hackalife
0:04:54–0:04:58
Wobei, also da wäre ja jetzt auch wieder interessant, wie sich das mit den Grippetoten
0:04:58–0:05:00
verändert hat. Weil ich glaube, die haben sich gar nicht so sehr verändert,
0:05:00–0:05:04
was dann immer als Kriterium angeführt wurde von wegen, wie gut können die Pandemie-Maßnahmen
0:05:04–0:05:06
sein, wenn die Zahl der Grippetoten sich ähnlich verhält.
0:05:06–0:05:08
Aber kein Experte, kein Virologe.
Florian Clauß
0:05:09–0:05:14
Ja, genau, da steigen wir in ein Thema ein. Vielleicht lassen wir dieses Rapid-Fold
0:05:14–0:05:17
zu. Aber du hast es gerade erwähnt, du bist auch interessant.
Ali Hackalife
0:05:17–0:05:18
Danke, danke.
Florian Clauß
0:05:18–0:05:23
Auch interessant, der Podcast, den du machst und bei dem auch viele unterschiedliche
0:05:23–0:05:26
Gäste und vor allen Dingen auch Themen.
0:05:26–0:05:31
Also du hast eine Themendiversität, habe ich selten in der Podcast-Landschaft
0:05:31–0:05:32
so in dieser Form gesehen.
0:05:33–0:05:35
Und ich überlege gerade, wie machen wir das am besten?
0:05:35–0:05:42
Also du kommst aus der Junghacker-Szene. Das war auch dein Kontakt hier zum Kongress.
0:05:42–0:05:48
Warst du da auch mit Jugendhack? Ich habe zumindest in deiner Wikipedia Benutzereintrag
0:05:48–0:05:55
gesehen, dass du im Bereich von Hackathons und Jugendhakt dann dich auch hervorgetan hast.
Ali Hackalife
0:05:55–0:05:59
Das ist das mysteriöse Jahr 2015. Also es war,
0:06:01–0:06:05
12 bin ich ins Internat gekommen, weil ich nicht gut gucken kann und wenn du
0:06:05–0:06:08
in Deutschland ein Abitur machen möchtest, gibt es da eigentlich nur zwei Orte
0:06:08–0:06:12
für, einen bei Berlin und einen in Marburg, wo eine Schule mit,
0:06:12–0:06:14
also ein Gymnasium mit dem Förderschwerpunkt sehen ist.
0:06:14–0:06:19
Deswegen bin ich auch weiterhin großer Fan von Förderschulen mit einem Schwerpunkt,
0:06:19–0:06:21
weil das halt solche Institutionen dann rettet.
0:06:21–0:06:24
Ansonsten bedeutet Inklusion in den meisten Fällen sehr konkret,
0:06:24–0:06:26
ja wir haben eine Rolli-Rampe und wenn du andere Hilfe brauchst,
0:06:26–0:06:30
musst du die irgendwie selbst improvisieren können, aber wir haben noch eine Rolli-Rampe, hey.
0:06:30–0:06:35
Und long story short, ich war auf einmal im Internat und Internet war limitiert,
0:06:35–0:06:37
aber das war ja keine wirkliche Hürde.
0:06:37–0:06:41
Und dann relativ schnell herausgefunden, wie ich nicht von dem Router in der
0:06:41–0:06:43
Zeit begrenzt werde und dann meinen Marburg umgeschaut.
0:06:43–0:06:47
Computer waren schon immer ein Interesse, den örtlichen Hackspace gefunden,
0:06:47–0:06:48
da Leute kennengelernt.
0:06:48–0:06:52
Also ich erinnere mich, dass ich zu meinem 14. Geburtstag in dem Hackspace schon aktiv war.
0:06:52–0:06:56
Und wir noch am Vorabend überlegt haben, was ich jetzt noch alles hätte tun
0:06:56–0:06:59
können, solange ich minderjährig bin. Also dass ich natürlich diesen Leak und
0:06:59–0:07:00
diesen Hack verantwortet habe.
0:07:02–0:07:07
Naja, auf jeden Fall, so kam eins zum anderen und ich war in dem Umfeld der Leute,
0:07:07–0:07:11
die dann, also vorher gab es einen Stammtisch vom Chaos Computer Club,
0:07:11–0:07:15
gab es einen offenen Linux Computertreff in Marburg, Unistadt,
0:07:15–0:07:18
viele Informatikstudenten und darüber war ich dann im Umfeld.
0:07:18–0:07:22
Und dann hieß es 2014, alle fahren zum Kongress, das hatte ich noch nicht so richtig auf dem Schirm.
0:07:23–0:07:25
Und 2015 ist ja wieder Camp und das ist ja nur alle vier Jahre,
0:07:25–0:07:28
da möchte man auf jeden Fall hin, auch wenn du dir unsicher bist. Also ...
0:07:29–0:07:34
Dahin. Und dann war ich in dem Umfeld. Dann habe ich Leute kennengelernt.
0:07:34–0:07:37
Dann war die Frage, hier, es gibt Jugendhekt, möchtest du da nicht mal hin?
0:07:37–0:07:39
Dann war ich Jugendhekt in Berlin.
0:07:39–0:07:42
Damals gab es noch nur die Events in Berlin.
0:07:43–0:07:46
Da erinnere ich mich, da habe ich Markus Richter das erste Mal getroffen,
0:07:46–0:07:49
weil der die Veranstaltung moderiert hat. Und ich war sehr ehrfürchtig.
0:07:49–0:07:51
Da hat er gesagt, ich hatte einen Podcast, danke.
0:07:52–0:07:55
Meinte er, welchen? Ich habe nicht damit gerechnet, dass eine Rückfrage kommt.
0:07:56–0:08:01
Wie heiße ich eigentlich und wo bin ich? Auf jeden Fall, da haben wir damals
0:08:01–0:08:04
in Haskell eine Ricochet-Implementierung gebaut.
0:08:04–0:08:08
Also Ricochet ist ein auf dem Tor-Netzwerk basierender Chat-Client,
0:08:08–0:08:11
der Chat-Protokoll. Und wir haben das Ganze in Haskell gebaut.
0:08:11–0:08:14
Und das war dann so, hier, cool Jungs, was ihr gemacht habt,
0:08:14–0:08:16
hier ist ein Preis. Verrückt, dass ihr Computer bedient.
0:08:18–0:08:22
Und das war aber ganz lustig. Das war ein Hackathon voll mit jungen Leuten,
0:08:22–0:08:23
die auch Spaß an Computern hatten.
0:08:23–0:08:29
Und dann gab es noch ein Regional-Event in Köln, auf dem ich noch mit dabei war, Jugendhekt West.
0:08:29–0:08:33
Da haben wir was zum Thema Smart Home Devices für Flut- und Hochwasserschutz
0:08:33–0:08:36
gebaut und auch da gewonnen. Und danach haben sie Gewinn abgeschafft bei Jugendhekt.
0:08:38–0:08:41
Also ich verstehe, dass das pädagogisch bestimmt irgendeinen Wert hat,
0:08:41–0:08:42
aber ich habe gerne gewonnen.
0:08:42–0:08:45
Ja, dann war man aber auf jeden Fall in dem Umfeld. Dann war klar,
0:08:45–0:08:47
man fährt zum nächsten Kongress und so weiter.
0:08:48–0:08:54
2015 hier der Kongress, wenn ich zurückblicke, da war dann noch jemand in Hamburg,
0:08:54–0:08:56
hat jemanden gefragt, ob wir bei ihm übernachten können.
0:08:56–0:09:00
Und dann hat der zu allen Ja gesagt und da waren wir mit zwölf Leuten in einer Zwei-Zimmer-Wohnung.
0:09:00–0:09:04
Ja, also man hat in Schichten geschlafen, hat sehr wenig geschlafen und im Vergleich
0:09:04–0:09:09
dazu jetzt mit eigenem Hotelzimmer und dem Zugang zu einer Dusche und vor allem
0:09:09–0:09:12
der Möglichkeit in neun Minuten von hier zum Hotel zu spazieren und sich dann
0:09:12–0:09:15
einfach mal hinzulegen zwischendurch, Das hat die Qualität schon massiv verbessert,
0:09:15–0:09:19
aber wenn ich zurückschaue auf die Anfangsjahre Kongress, das war,
0:09:19–0:09:24
also einerseits, man hat mehr abgekonnt, mehr vertragen, es war jetzt nicht
0:09:24–0:09:26
so schlimm, eine Nacht durchgemacht zu haben, das merke ich jetzt.
0:09:27–0:09:28
Ich gehe das gerne an die Resilie.
Florian Clauß
0:09:28–0:09:30
Du bist nicht mehr Jugendhackt?
Ali Hackalife
0:09:30–0:09:33
Ich bin nicht mehr Jugendhackt, nein. Also ich habe dieses Jahr erst erfahren,
0:09:33–0:09:35
dass man eine Einführung für die Aufzüge braucht.
0:09:36–0:09:39
Und ich habe gedacht, naja, weil ich habe auf allen von diesen Aufzügen schon
0:09:39–0:09:41
mal oben im Wartungskörbchen gestanden.
0:09:44–0:09:47
Also gut, die Einführung beinhaltet, wie man ihn richtig beläht und welchen
0:09:47–0:09:48
Knopf man drücken muss. Aber es war halt so.
Florian Clauß
0:09:48–0:09:49
Aber nicht, wie man hochkommt.
Ali Hackalife
0:09:50–0:09:53
Man war halt hier und beim ersten Kongress meinte jemand, weißt du,
0:09:53–0:09:55
wie man den fährt? Und ich meinte, ja, man drückt den Knopf.
0:09:55–0:09:56
Und er meinte, nein, guck mal hier.
0:09:57–0:10:00
Da oben beim Eingang, drehst du mit dem Vierkant, dann ist dein Wartungsmodus.
0:10:01–0:10:03
Dann gehst du raus, drückst den Runterknopf, der fährt auf die halbe Höhe.
0:10:03–0:10:06
Dann kannst du oben auf das Körbchen einsteigen und das Wartungspanel bedienen.
0:10:07–0:10:13
Und so war es, dass ich mit 15 im Aufzugsschacht stand und mal selber diesen Knopf gedrückt habe.
0:10:13–0:10:16
Und ich weiß nicht gegen wie viele, also es ist ja verjährt,
0:10:16–0:10:17
aber es waren bestimmt viele Sicherheitsvorschriften.
0:10:19–0:10:22
Und dementsprechend habe ich eine recht enge Bindung zu dem CCH gehabt.
0:10:23–0:10:26
Es liegt hier immer noch überall Teppich, aber damals lag noch mehr Teppich
0:10:26–0:10:30
und der war ein bisschen dämpfender. Das war halt wirklich so ein großes Wohnzimmer.
0:10:31–0:10:34
Und ich habe auch gesehen, sie haben jetzt angefangen Spaß zu verbieten.
0:10:34–0:10:39
Früher konnte man auf eine Dachterrasse, auf der konnte man frei rumlaufen.
0:10:39–0:10:40
Jetzt ist das ein Flatterband eingezogen.
0:10:41–0:10:44
Und ich erinnere mich daran, dass ich, also hier drin ist ja alles mit LEDs,
0:10:44–0:10:46
es funkelt, es blinkt, man verliert ein bisschen das Zeitgefühl.
0:10:46–0:10:51
Und ich erinnere mich, dass ich damals den Thomas Brand, der macht auch Podcasts, der.
0:10:54–0:10:57
Macht einen eigenen Podcast, der heißt irgendwas mit Vektor.
0:10:57–0:11:01
Auf jeden Fall, er macht Podcasts darüber, dass er Politiklehrer ist und erklärt
0:11:01–0:11:05
Politik, redet über Probleme von Auszubildenden und Schülern und so weiter.
0:11:06–0:11:08
Auf jeden Fall, ihn lernte ich kennen und man quatscht über Politik.
0:11:08–0:11:12
Und dann passiert es, dass man irgendwie an dieser großen Fensterfront vorbeilief
0:11:12–0:11:13
und auf einmal ging die Sonne auf.
0:11:15–0:11:19
Dann erinnere ich mich, wie ich auf diesem Dach stand und wir haben aus Bechern
0:11:19–0:11:24
Tee getrunken, weil da so ein Zelt aufgebaut war, wo Leute einfach eine Teeküche hingestellt haben.
0:11:24–0:11:27
Und jetzt, wenn ich das Dach sehe und das Flatterband, dann denke ich mir,
0:11:27–0:11:31
früher haben sie uns schon noch mehr erlaubt. Es war weniger verboten.
Florian Clauß
0:11:31–0:11:35
Ja, jetzt kannst du auch das Lied von früher singen.
0:11:35–0:11:39
Also als ich dann noch auf Dachterrassen stand und die Nächte durchgemacht habe,
0:11:40–0:11:42
das war dann zu Lovebraid-Zeiten.
Ali Hackalife
0:11:43–0:11:46
Ich verstehe auch, warum. Also der Kongress ist seit dann ja dann nochmal ein
0:11:46–0:11:46
bisschen größer geworden.
0:11:47–0:11:50
Dieses Jahr gab es, das ist ja glaube ich auch schon, Evacuation Angel.
0:11:50–0:11:56
Also Leute, die nur für den Fall, dass es ein Brandmelder einen Feueralarm gibt,
0:11:56–0:12:00
nur für den Fall sind hier Leute, die sagen alle da lang, nicht da lang, nein da lang.
Florian Clauß
0:12:00–0:12:04
Das sind quasi so Schläferinnen, die dann geweckt werden, sobald ein Brandalarm...
Ali Hackalife
0:12:04–0:12:06
Die sitzen an kritischen Abzweigungen der Fluchtwege.
Florian Clauß
0:12:06–0:12:08
Die müssen, die sind die ganze Zeit stationiert.
Ali Hackalife
0:12:08–0:12:12
Das sind Schichten, da sitzen Engel die ganze Zeit an den Fluchtwegen und sagen
0:12:12–0:12:15
dir, nein, da Fluchtweg, wir haben Feueralarm, da ist jetzt nicht da lang, da Fluchtweg.
Florian Clauß
0:12:16–0:12:19
Ja, ich meine, das ist die Gefahr des Over-Engineerings, Aber vielleicht sind
0:12:19–0:12:25
auch diese Sicherheitsauflagen so streng geworden, dass eben so ein Apparat da auch nötig ist.
0:12:25–0:12:27
Ich weiß nicht, wie die Bedingungen sind jetzt für das neue CCH.
Ali Hackalife
0:12:27–0:12:30
Ja, also ich habe auch Dinge erlebt, so sicherheitstechnisch.
0:12:31–0:12:33
Auf meinem allerersten Kongress habe ich mich beinahe,
0:12:34–0:12:37
Sagen wir es so, es gibt in diesem Gebäude jede Menge City-Roller.
0:12:37–0:12:41
City-Roller haben, damit das Brett fester ist, unten so einen T-förmigen Träger,
0:12:41–0:12:42
der ein bisschen nach unten rausschaut.
0:12:43–0:12:46
Hier liegen überall dicke Kabel auf dem Boden und ich bin mit dem City-Roller
0:12:46–0:12:47
rumgefahren und in so ein Kabel.
0:12:47–0:12:50
Und auf einmal stand der Roller unter Strom und ich habe mächtig eine gewischt
0:12:50–0:12:53
bekommen. Aber ich hatte halt total Glück, dass ich mit beiden Füßen auf dem Roller stand.
0:12:53–0:12:57
Also ich nicht in den Boden geleitet habe, sondern der Roller in den Boden geleitet
0:12:57–0:12:59
hat. Und der Roller ist ja okay isoliert.
0:12:59–0:13:02
Also es war für mich nur unangenehm, aber hätte ich in dem Moment Schwung geholt,
0:13:02–0:13:04
dann hätte ich mir, glaube ich, mächtig einen gezwiebelt.
0:13:04–0:13:07
Und dann halt durch das Griffbrett, durch die Hände einmal runter in den Boden.
0:13:07–0:13:10
Das hätte unschön ausgehen können. Also es gibt einen Grund für Sicherheitsregeln.
Florian Clauß
0:13:12–0:13:15
Und wir haben ja Experten ja hier auf diesem Kongress. Sicherheit.
Ali Hackalife
0:13:16–0:13:21
Also wir haben das CERT, das Cars Emergency Response Team, die hier rumlaufen. und Dinge verarzten.
0:13:22–0:13:24
Das ist das erste Mal, dass ich erfahren habe, dass es Ketamin gibt.
0:13:24–0:13:29
Das war mein zweiter oder dritter Kongress. Da lag ein Herr ohne Hose im Bällebad.
0:13:29–0:13:32
Das war drei oder vier Uhr morgens. Und der hatte eine Begleitperson dabei.
0:13:33–0:13:35
Und dann fragte ich, ob alles gut ist, weil das ist halt so ein verwirrender
0:13:35–0:13:37
Anblick. Und dann meinte er, ja, der hat seine Hose verloren,
0:13:38–0:13:39
aber er glaubt, er ist seine Hose.
0:13:39–0:13:42
Der Umgang damit ist hier sehr locker. Ich finde das ja grundsätzlich gut,
0:13:43–0:13:46
weil dafür, wie viele Leute hier sind, es ist eine relativ sichere Veranstaltung.
0:13:46–0:13:50
Aber das geht halt eben nur, nur weil es Sicherheitsvorgaben gibt,
0:13:50–0:13:53
wo man dann Bereiche der Dachterrasse verbietet und es Engel gibt,
0:13:53–0:13:57
die unermüdlich rumlaufen und gucken, dass niemand richtig abschmiert.
Florian Clauß
0:13:57–0:14:01
Ich kann mich noch daran erinnern, ich weiß nicht, welches Jahr das war, aber es war Hamburg,
0:14:01–0:14:09
wo eine große Kugel, ein Plastikbeil aufgeblasen war und der war hier zur Parkseite
0:14:09–0:14:12
und da war die ganze Zeit, tags und nachts, war halt Techno drin.
0:14:12–0:14:17
Ab und zu lief da mal so ein Konfetti-Kanode und eine Nebelmaschine,
0:14:17–0:14:18
dann konnte man nichts sehen.
0:14:18–0:14:19
Also man war dann quasi so einen
0:14:19–0:14:23
transparenten Plastikball, der einen Durchmesser von fünf Metern hatte.
0:14:23–0:14:26
Das war auch auf jeden Fall eine Experience da.
Ali Hackalife
0:14:26–0:14:30
Ich erinnere mich auch daran, vor allem zu dem Zeitpunkt gab es eine Undercover-Security.
0:14:30–0:14:34
Es gibt ja hier die Security, die rumläuft mit den Jacken, auf denen auch Security steht, und die,
0:14:35–0:14:38
Und dann gibt es hier Leute, die unauffällig sein sollen. Das Problem ist,
0:14:38–0:14:41
die Leute, die hier sind, würde ich sagen, würden dir für gewöhnlich auffallen,
0:14:41–0:14:43
weil sie alle sehr ähnlich aussehen.
0:14:43–0:14:47
Und wenn jemand dann da ein bisschen rausfällt, dann war relativ schnell klar,
0:14:48–0:14:50
also zum einen Verteidigung, wir waren 15 oder 16, aber wir haben uns dann halt
0:14:50–0:14:52
den Spaß daraus gemacht, die Undercover-Security rauszusuchen.
0:14:53–0:14:56
Und dann die Leute halt zusammengefragt, was ist denn dein Nick?
0:14:56–0:14:57
Und dann meinte er, ich heiße nicht Niklas.
0:14:58–0:15:01
Naja, das ist hier auf dieser Veranstaltung kein guter Satz.
0:15:02–0:15:04
Welches Betriebssystem benutzt du denn?
Florian Clauß
0:15:06–0:15:10
Also ihr habt ja quasi Social Engineering betrieben genau.
Ali Hackalife
0:15:10–0:15:17
So eine Unterhaltung hatte ich in einer von diesen Outdoor Kugeln ich erinnere mich an die,
0:15:17–0:15:22
und jetzt ist es halt wenn man ein paar Jahre dabei ist ich laufe eigentlich
0:15:22–0:15:25
nicht mehr durch dieses Gebäude ohne dass mich Leute zwischendurch abfangen und grüßen und so weiter,
0:15:26–0:15:31
das ist schon verrückt also wenn ich überlege als ich auf diese ganze Computerbubble
0:15:31–0:15:35
gestoßen bin und Bits und so gehört Tim Pridloves Produktion gehört.
0:15:36–0:15:39
Jetzt rede ich halt relativ regelmäßig mit dem Alex von Bits und so und dem
0:15:39–0:15:43
Basti von Bits und so und Tim Pridloves hatte ich jetzt auch schon im Gespräch
0:15:43–0:15:46
und es gibt Nachfolgetermine und das sind jetzt halt auf einmal auch alles Leute, die einen ja kennen.
0:15:46–0:15:50
Also man hat Zeit miteinander verbracht, man war auf denselben Veranstaltungen
0:15:50–0:15:54
und so weiter und man kann hier sehr schnell reinwachsen, wenn man Interesse
0:15:54–0:15:56
an den Leuten hat und wenn man so ein bisschen was zurückgibt.
0:15:56–0:15:58
So wie Community Podcast.
0:15:58–0:16:01
Also ich finde, es ist eigentlich ein total angenehmes Gefühl.
0:16:01–0:16:06
Ich habe jetzt diesen Kongressaufenthalt im Wesentlichen finanziert durch Leute geben Support.
0:16:06–0:16:08
Und Leute geben nicht Support, weil ich sage, hier ist eine Paywall,
0:16:08–0:16:10
wenn du mir zuhören möchtest, kostet das Geld, sondern ich sage,
0:16:10–0:16:13
hier ist ein Hut, wenn es dich interessiert, wirf halt Geld rein.
0:16:14–0:16:17
Und das ist nochmal eine ganz andere Form der Dankbarkeit, als ein tatsächliches
0:16:17–0:16:20
Produkt zu verkaufen, weil die Leute wissen ja, was sie haben und entschließen
0:16:20–0:16:23
dann, dass es mir Geld wird und nicht, ich kaufe mal auf Verdacht,
0:16:23–0:16:26
weil es gut sein könnte und dadurch entsteht dann ein Einkommen.
0:16:27–0:16:30
Ja, dieser Kongress, nachdem ich einen Transparenzbericht veröffentlicht habe
0:16:30–0:16:32
über meinen Podcast, kam noch mal relativ viel Geld rein.
0:16:32–0:16:36
Die Leute gesagt haben, sie finden nicht richtig, dass das auf Null rausgeht.
0:16:36–0:16:38
Ich schon. Ich meine, es bezahlt mir ein sehr luxuriöses Hobby.
0:16:39–0:16:42
Ich habe viel Literatur, Audio-Equipment und so weiter gekauft.
0:16:42–0:16:45
Ich zahle Gästen Honorare und ich habe keine Kosten, die dadurch entstehen.
0:16:45–0:16:47
Einfach, weil die Leute hören wollen, was ich da mache.
0:16:47–0:16:51
Und ja, jetzt habe ich den Kongress effektiv durch den Podcast finanziert.
0:16:51–0:16:53
Und sehe das dann auch so ein bisschen als Mission dann hier.
0:16:54–0:16:56
Also du hast es ja gefragt, Podcast, habe ich gesagt, natürlich können wir es
0:16:56–0:16:58
sehr gerne machen. freut mich auch. Also ich fühle mich geehrt,
0:16:58–0:17:00
dass jemand anderes zuhören möchte.
0:17:01–0:17:03
Und ja, das ist so, man wächst sehr gut in die Community rein,
0:17:04–0:17:05
wenn man etwas rausgibt, was die Community hört.
0:17:06–0:17:09
Ich glaube, von den paar tausend Leuten, die da monatlich draufklicken,
0:17:09–0:17:12
die Dichte der Hörer wird hier so hoch sein wie sonst nirgendwo.
Florian Clauß
0:17:12–0:17:16
Also erst mal die Art, wie du an das Podcasting rangegangen bist.
0:17:17–0:17:20
Du hast es ja einen Transparenzbericht total offen gemacht. Das fand ich super
0:17:20–0:17:24
ehrlich und total klar, wie du das auch strukturiert hast. Ich fand jetzt nicht
0:17:24–0:17:26
so viel, dass da rausgekommen ist, unterm Strich für dich.
0:17:27–0:17:30
Und dann dachte ich so, okay, jetzt spende ich auch was. Und dann frage ich
0:17:30–0:17:33
mal, vielleicht können wir jetzt noch einen Podcast aufnehmen.
0:17:33–0:17:34
Er kann nicht Nein sagen.
Ali Hackalife
0:17:35–0:17:39
Also das ist natürlich eine gute Bestechung. Ich hätte mit dir aber auch ohne die Unterstützung.
Florian Clauß
0:17:39–0:17:42
Ja, aber ich finde es auch toll, dass du dann deinen Gästinnen und Gästen ein
0:17:42–0:17:44
entsprechendes Entgelt anbietest.
Ali Hackalife
0:17:44–0:17:48
Ich finde, die meisten lehnen es ab. Aber ich finde, grundsätzlich gehört sich das bei Freiberuflern.
0:17:48–0:17:52
Die könnten mit ihrer Zeit ja genauso gut arbeiten. Und sie schenken diese Zeit
0:17:52–0:17:54
mir. Und also mittlerweile bringe ich ja ein bisschen Reichweite mit,
0:17:54–0:17:56
aber anfangs war das ja nichts.
0:17:56–0:17:59
Also anfangs war das, sie reden mit jemandem, der meine freundliche E-Mail formuliert hat.
0:17:59–0:18:03
Und da finde ich, wirkt es einfach seriöser, wenn ich sage, das hier ist Community
0:18:03–0:18:06
finanziert. Ich verdiene daran eh nichts, aber es gibt hier diesen Topf Geld.
0:18:06–0:18:09
Und ich habe angeboten, ich habe angefangen mit, ich kann Aufwandsentschädigungen
0:18:09–0:18:13
zahlen. Und meinte dann irgendwas zwischen 30 und 50 Euro, wenn wir Stunde anderthalb miteinander reden.
0:18:15–0:18:19
Man macht es nicht fürs Geld, aber die Leute müssen es nicht völlig umsonst machen.
0:18:19–0:18:22
Die kennen mich ja nicht. Was ist, wenn das Gespräch wirklich zäh ist,
0:18:22–0:18:24
wenn es sie nicht interessiert und sie jetzt aber ein Gesicht wahren wollen?
0:18:24–0:18:26
Dann machen sie es immerhin nicht für umsonst.
0:18:26–0:18:30
Das ist das Schöne, wenn Leute dann wiederkommen oder sich selbst wieder einladen.
0:18:31–0:18:33
Ich hatte ja auch unter anderem den Norm Ola da, da hatten wir ja drüber gesprochen.
0:18:34–0:18:38
Norm Ola hatte vorher bei Joe Rogan im Podcast geredet, war also jemand,
0:18:38–0:18:40
der jetzt in der Podcast-Welt die Reichweite haben konnte, die man haben kann.
Florian Clauß
0:18:40–0:18:42
Ja, da geht nichts drüber.
Ali Hackalife
0:18:42–0:18:44
Nee, wurde auch ein bisschen bespöttelt, ob ich jetzt versuche,
0:18:44–0:18:48
der deutsche Joe Rogan zu werden. Die ehrliche Antwort ist, ich bin der deutsche Joe Rogan.
0:18:49–0:18:52
Na, auf jeden Fall hatte ich ihn dann angefragt und hatte aber auch geschrieben,
0:18:52–0:18:54
ich würde gerne mit ihm über alle seine Bücher reden.
0:18:54–0:18:56
Ich hatte sein neuestes Buch auch gelesen und dann war er sofort interessiert,
0:18:56–0:19:01
weil sein neuestes Buch ist sein Liebhaberprojekt über die Geschichte des Zauberbergs.
0:19:02–0:19:04
Und Thomas Mann und den Zauberberg. Und er schreibt halt über die Geschichte,
0:19:05–0:19:06
wie der Zauberberg entstehen konnte.
0:19:06–0:19:09
Das ist sowas, das verkauft sich nicht im Ansatz so gut wie,
0:19:09–0:19:11
guck mal, die Drogen, die die Nazis genommen haben.
Florian Clauß
0:19:11–0:19:12
Ja, die Hitler genommen hat.
Ali Hackalife
0:19:13–0:19:17
Ja, das waren ja beides seine Themen. Also in Tript geht es darum,
0:19:18–0:19:21
was die Aufputschdrogen im Zweiten Weltkrieg für den Blitzkrieg waren.
0:19:21–0:19:24
Also Perfettin und die Methamphetamine. Und es geht um das, was Hitler selbst genommen hat.
0:19:24–0:19:33
Vor allem Eukodal, das heute das Chemie-identische Formel von Oxykotten.
0:19:33–0:19:37
Und das ist schon eine verrückte Geschichte, wie das so direkt miteinander zusammenfällt.
Florian Clauß
0:19:37–0:19:40
Völlig verrückt. Das war wirklich für mich ein totaler Eye-Opener.
0:19:41–0:19:42
Ich habe erst das Interview mit
0:19:42–0:19:46
dir gehört, Norm Ola, und dann habe ich nochmal den Joe Rogan geklickt.
0:19:46–0:19:51
Und dann bin ich also auch in diese ganzen Geschichten von, wie eben Hitler
0:19:51–0:19:53
da den Drogenkonsum, wie sich das vorbereitet hat.
0:19:53–0:19:56
Das am Anfang hatte er ja von deinem Arzt, ja?
Ali Hackalife
0:19:57–0:19:57
Ähm, Morell.
Florian Clauß
0:19:58–0:19:58
Morell.
Ali Hackalife
0:19:58–0:20:01
Das war, ähm, ich meine...
Florian Clauß
0:20:01–0:20:03
Patient A hieß Hitler bei ihm.
Ali Hackalife
0:20:03–0:20:04
Theodor Morell war der Name.
Florian Clauß
0:20:05–0:20:10
Theodor Morell, genau. Und er hat ihm am Anfang dann eben so Vitamine übersprittet,
0:20:11–0:20:16
Ja, weil das auch damals auch total, also es war nicht verbreitet.
0:20:16–0:20:20
Und dann, wie er dann nach und nach eben die Opiate, aber auch alle mögliche
0:20:20–0:20:21
an anderen Ruhm verabreicht hat.
0:20:22–0:20:26
Und wie dann so zwei Ärzte um die Gunst bei Hitler gebettelt haben.
0:20:26–0:20:29
Der eine hat ihnen Kokain, der andere Opiate gespritzt.
0:20:29–0:20:32
Und er hat dann so einen Snowball-Effekt am Ende gehabt.
0:20:34–0:20:37
Ich hatte es immer so am Rand gehört, so anekdotisch, aber mir war es nicht
0:20:37–0:20:42
klar. Und das, was ich absolut faszinierend von Olaf fand, dass er dann tatsächlich
0:20:42–0:20:46
einer der Ersten war, die dann auch diese Tagebücher wirklich mal durchgelesen haben.
Ali Hackalife
0:20:47–0:20:50
Also das war auch was, worüber ich mit ihm länger dann noch auf Erger geredet
0:20:50–0:20:52
habe, denn das hatte mich ein bisschen gewundert.
0:20:53–0:20:57
Es klingt verdächtig, aber I can explain. Ich habe ein schweres Interesse für
0:20:57–0:21:01
alles rund um die Nazi-Zeit, weil ich mich frage, wie kann das passieren,
0:21:02–0:21:03
dass aus einer Gesellschaft,
0:21:03–0:21:09
die sich so technisch entwickelt, Die Denkelite, die intellektuelle Elite Europas
0:21:09–0:21:14
kam nach Deutschland zum Studieren und verlässt auf einmal dieses Land in den 30ern.
0:21:15–0:21:19
Und es kippt wirklich in, wir benutzen jetzt unsere guten Erkenntnisse aus dem
0:21:19–0:21:24
Pressen, aus dem Gießen, aus der Elektrotechnik, um Kampfmittel zu bauen.
0:21:24–0:21:29
Und dieselben Leute, also auch so ein Werner Heisenberg, der ja wirklich einer
0:21:29–0:21:33
der Frontier-Physics-Nerds war, der dann sagt, es ist für ihn einfacher,
0:21:34–0:21:37
hier mitzuforschen, als das Land zu verlassen, weil er dann Angst hat,
0:21:37–0:21:39
dass er das, was er sich da in der Akademie aufgebaut hat, alles verliert.
0:21:40–0:21:42
Das ist so eine der Sachen, die mich dann doch sehr fasziniert,
0:21:42–0:21:47
wie Menschen, die noch zehn Jahre vorher so wirken, als wären sie wirklich weltoffen,
0:21:47–0:21:49
progressiv auf einmal in so ein System mit reinfallen können.
0:21:49–0:21:54
Und ich hatte die Memoiren von der Traudel Junge gelesen, das ist die Sekretärin
0:21:54–0:21:56
von Hitler gewesen, die auch bis zuletzt im Führerbunker mit dabei war.
0:21:56–0:21:59
Und deswegen waren mir ganz viele Namen aus dem Umfeld, also Linge,
0:21:59–0:22:01
der Leibwächter, Junge, die Sekretärin und so weiter.
0:22:02–0:22:05
Waren mir geläufig und ich kannte relativ viel davon.
0:22:05–0:22:09
Ich wusste auch um den schlechten Gesundheitszustand. Also sie schreibt das
0:22:09–0:22:13
halt unwissend, relativ naiv als Anfang 20-Jährige, wie sie ihn dann begleitet
0:22:13–0:22:15
und auch auf dem Obersalzberg sind.
0:22:15–0:22:20
Und er zwischen den Teezeiten dann wahlweise sehr aufgekratzt ist oder nicht
0:22:20–0:22:21
ansprechbar erschöpft.
0:22:21–0:22:25
Und entweder ist er immer in Visionen davon, wie jetzt die Zukunft zu gestalten
0:22:25–0:22:28
ist und er sieht immer noch den Weltsieg oder er ist total niedergeschlagen.
0:22:28–0:22:31
Und sie sieht das einfach nur als der Mann hat starke Gefühlsschwankungen,
0:22:31–0:22:35
weil er gerade sich das größte militärische Unterfangen der Welt vorgenommen hat.
0:22:35–0:22:40
Und jetzt mit dem Wissen von Norm Ohler, der ja auch ganz viele Dokumente eingesehen
0:22:40–0:22:42
hat, über dann tatsächlich die Ärztetagebücher.
0:22:43–0:22:48
Ich hatte vorher von Erwin Kirchow das Buch gelesen, einfach nur Hitler.
0:22:48–0:22:51
Kirchow hat die größte Hitler-Biografie bis dahin geschrieben, 1200 Seiten.
0:22:52–0:22:55
Sieht auch nicht gut aus im Bücherregal, weil es steht halt auf dem Rücken groß
0:22:55–0:22:56
Hitler und es ist ein sehr dickes Buch.
0:22:57–0:22:59
Es ist auch ein super Geschenk, wenn man in Restaurants Geschenke überreicht.
0:23:01–0:23:05
Auf jeden Fall. Jim Curzio hat halt so diese Komplettbiografie nachgezeichnet.
0:23:05–0:23:07
Und der erwähnt natürlich Morell. Um den kommt man nicht rum.
0:23:07–0:23:10
Bei Trolljunge wird Morell auch erwähnt, weil das schon eine wichtige Person
0:23:10–0:23:13
ist, der ja immer in Rufweite ist oder immer nur ein Telefonat weit weg.
0:23:13–0:23:14
Wenn Hitler verreist ist, war er mit dabei.
0:23:15–0:23:18
Und auf einmal dann aus Morells Sicht das Ganze zu lesen, der am Anfang nur
0:23:18–0:23:21
Vitamine gibt und dann anfängt, Hormoncocktails und so zu bauen.
0:23:21–0:23:24
Und Hormone zu dem Zeitpunkt auch total mystifiziert. Ich glaube,
0:23:24–0:23:27
1934 wurde das erste Mal Testosteron überhaupt synthetisiert.
0:23:28–0:23:31
Und das war ja noch alles super neue Forschung. und man hat mal so ein bisschen
0:23:31–0:23:34
das Blaue rein experimentiert und wenn Morell dann auch so was schreibt,
0:23:34–0:23:38
dass Hitler der Kuchen zerdrückt werden musste, weil er so sehr mit dem Kiefer
0:23:38–0:23:41
geklappert hat, dass er den nicht mehr kauen konnte, sondern nur noch löffeln,
0:23:41–0:23:44
das ist schon ein krasser Einblick.
0:23:44–0:23:48
Und ja, Norm Ola, um den Bogen zuzumachen, den ich anfing, der war das erste
0:23:48–0:23:51
Mal da gegen Aufwandsentschädigung und dann hat er erzählt, was sein neues Buch
0:23:51–0:23:56
ist, dass es da um Stone Sapiens geht, also um die Kultur- und Menschheitsgeschichte
0:23:56–0:23:57
rund um den psychoaktiven Rausch.
0:23:57–0:24:01
Und da hatte ich ihn gefragt, ob er aus der Bibel die Stelle mit dabei hat,
0:24:02–0:24:06
wo Moses in das Zelt geht und ein Rauchsäule steigt auf und er redet mit Gott.
0:24:06–0:24:08
Weil ich finde, das beschreibt halt die Hotbox.
0:24:09–0:24:12
Nur er darf in den Tempel, es steigt Rauch auf, er kommt raus und er kann dir
0:24:12–0:24:14
sagen, was Gott ihm gesagt hat, also das Zelt.
0:24:14–0:24:17
Und das war so eine der Sachen. Ich habe in der Corona-Pandemie,
0:24:17–0:24:20
wenn andere Leute spazieren gegangen sind und Podcasts gestartet haben.
Florian Clauß
0:24:20–0:24:21
Ich weiß nicht, wie du meinst.
Ali Hackalife
0:24:21–0:24:27
Naja, das waren wohl einige. Habe ich viel im Bett gelegen und darüber nachgedacht,
0:24:27–0:24:31
was ich jetzt mit meiner Zeit tue, die ich nicht im Hackspace und auf Veranstaltungen
0:24:31–0:24:33
verbringen kann. Ich habe von Rufus Beck liest die Bibel gehört.
0:24:34–0:24:37
93 Stunden. Und das war halt so das Ding von wegen...
Florian Clauß
0:24:37–0:24:38
In einfacher Geschwindigkeit?
Ali Hackalife
0:24:39–0:24:43
Nee, doppelte natürlich. Also, ja, ich habe mich nur 47 Stunden mit dem Lass allein.
0:24:43–0:24:47
Aber da fällt man dann in dieses Rabbit Hole mit Leuten, die dann auch...
0:24:47–0:24:50
Also es gibt so viel Literatur, die sich zu einzelnen Büchern der Bibel äußern.
0:24:50–0:24:53
Ich war total beeindruckt von dem Buch des Propheten Habakkuk,
0:24:54–0:24:57
weil es dann darum geht, wie die Seuche übers Land zieht und die Städte werden
0:24:57–0:24:59
zerstört und sie werden dreimal zerstört.
0:24:59–0:25:01
Einmal, wenn sie ausgehungert werden, dann, wenn sie eingenommen werden und
0:25:01–0:25:06
dann, wenn die Seuche kommt, diese Beschreibung zu lesen, was Menschen für aufschreibenswert
0:25:06–0:25:07
halten und so weiter, hat es mich fasziniert.
0:25:07–0:25:10
Auf jeden Fall, da bin ich dann über die Rauchssäule gestolpert,
0:25:10–0:25:13
hat Norm Uller gefragt, wenn man über Stone Sapiens schreibt,
0:25:13–0:25:16
finde ich, ist das Wichtigste zu schauen, das Alte Testament,
0:25:16–0:25:20
eine der umfassendsten, meist kopierten Schriftquellen, die wir haben, was schreiben die denn?
0:25:20–0:25:24
Und das hatte er noch nicht auf dem Schirm und dann sind wir so in Kontakt gekommen
0:25:24–0:25:25
und haben auch noch ein bisschen weitergequatscht.
0:25:25–0:25:28
Wenn dieses Buch rauskommt, dann werden wir auf jeden Fall da noch mal drüber reden.
0:25:30–0:25:33
Ich schließe durch diesen Podcast Netzwerke. Also da ist es für mich völlig
0:25:33–0:25:35
okay, dass ich da viel Zeit als Hobby reinwerfe, aber ich schließe Netzwerke
0:25:35–0:25:40
zu Leuten, die jetzt auf einmal von mir Inhalte mit syffliert bekommen und die
0:25:40–0:25:41
dann zurückkommen, um darüber zu reden.
0:25:42–0:25:45
Und das ist so der eigentliche Mehrwert, dass jetzt Leute, die ich früher immer
0:25:45–0:25:48
nur gehört oder gelesen habe, weil ich es interessant fand, jetzt so in Anführungszeichen
0:25:48–0:25:51
zur Verfügung stehen, dass man mal reden kann, dass ich die Fragen stellen kann.
Florian Clauß
0:25:51–0:25:55
Was deinen Podcast ausmacht, ist einfach diese Themenvielfalt.
0:25:55–0:26:00
Da ist dieses auch interessant. Es ist lustig, weil ich habe dich angefangen zu hören.
0:26:00–0:26:05
Ich hätte Malek in einer anderen Sendung gehört. Malek, der dann mit Audiodump
0:26:05–0:26:08
macht und ab und zu auch mal bei Freakshow auftaucht.
0:26:09–0:26:12
Da hatte ich seine Referenzen mal angeguckt auf seiner Netzseite.
0:26:12–0:26:16
Und dann kam irgendwann, dass er bei dir zu Gast war. Und dann dachte ich, da rühr ich mal rein.
0:26:16–0:26:18
Auch interessant, klingt so ein bisschen wie Eigentlich-Podcast.
0:26:20–0:26:23
Und war wirklich überrascht. Und vor allen Dingen, ich finde,
0:26:23–0:26:27
du triffst ganz gut das Mindset, mit dem man sich gerade so beschäftigt,
0:26:27–0:26:30
weil das ist so eine Themenvielfalt, wo ich auch immer dachte,
0:26:30–0:26:32
ja stimmt, das ist interessant, ja,
0:26:32–0:26:37
also dieses Segelfliegen, dann hattest du über Pilze, Pilze ist natürlich der Dauerbrenner.
Ali Hackalife
0:26:37–0:26:40
Also Pilze ist auch ein Thema, das mich schon in der Recherche nicht mehr losgelassen
0:26:40–0:26:43
hat und ich habe ein bisschen Angst, dass wir der große Pilz-Podcast werden,
0:26:43–0:26:47
denn ich habe danach natürlich Tipps bekommen, über dieses Buch sollte man auch
0:26:47–0:26:50
gelesen haben und dieses Buch auch und jetzt habe ich gerade Entangled Life gelesen und bin,
0:26:50–0:26:55
also meine Freizeitliteratur besteht im Moment nur aus Pilzen und das wird nochmal
0:26:55–0:26:58
ein großes Thema werden, denn also so Sachen mit,
0:26:59–0:27:04
es gibt, der Austernseitling enthält Ergotricin oder so, also ein Antioxidant
0:27:04–0:27:07
und er enthält das in einer super großen Dose.
0:27:07–0:27:11
Und wir haben eine direkte Bio-Verfügbarkeit dessen als Menschen.
0:27:11–0:27:14
Die Frage ist jetzt, warum haben wir das? Also, dass Antioxidantien für uns
0:27:14–0:27:17
wichtig sind, das wissen wir, die brauchen wir auch für unsere roten Blutkörperchen und so weiter.
0:27:17–0:27:22
Aber die Vorstellung, dass dieser Pilz und der Mensch sehr konkret in Ko-Evolution
0:27:22–0:27:26
sich entwickelt haben über die letzten 100.000 Jahre, der war in Europa verfügbar.
0:27:26–0:27:28
Deswegen haben wir viel gegessen, deswegen können wir mit dem Stoff.
0:27:29–0:27:32
Fasziniert mich total. Und Pilze sind eines der wenigen Themen,
0:27:32–0:27:33
wo ich im Moment Optimismus verspüre.
0:27:33–0:27:37
Denn, das habe ich in der Pilz-Folge auch gesagt, befasse mich berufsbedingt viel mit Computern.
0:27:37–0:27:40
Computer machen mir eigentlich schlechte Laune, weil ich das Gefühl habe,
0:27:40–0:27:43
habe ich mit dem Michael Seemann auch darüber geredet, wir laufen viel zu sehr
0:27:43–0:27:46
in Selbstzensur und Überwachungsmöglichkeiten.
0:27:47–0:27:51
Und ich hatte früher einen großen Technik-Optimismus, der flaut von Jahr zu Jahr ab.
0:27:52–0:27:56
Und jetzt sind Pilze aber etwas, die moderne Pilzforschung bringt so viel hervor
0:27:56–0:28:00
mit Filtern, durch die Abwässer durchgefiltert werden, um den Nitratgehalt in
0:28:00–0:28:05
Wasser von Äckern zu senken mit Pilzen, die enzymatisch Mikroplastik zerteilen können.
0:28:05–0:28:09
Also tatsächlich nicht nur kleiner machen, sondern auch verstoffwechseln und
0:28:09–0:28:12
in Dinge aufspalten, die dann leichter wieder abbaubar sind und nicht über Jahrtausende
0:28:12–0:28:14
mit in unseren Gewässern drin sind.
0:28:14–0:28:18
Pilze, die Radioaktivität, radioaktive Isotopen einlagern können und dann sind
0:28:18–0:28:21
sie zwar im Pilz, aber dann sind sie im Pilz konzentriert und nicht mehr irgendwo in der Erde.
0:28:22–0:28:25
Und Pilze machen mich total optimistisch, wenn wir sehen, was da alles,
0:28:26–0:28:28
also gerade in den letzten zehn, zwanzig Jahren erst erforscht wird,
0:28:29–0:28:31
dass ich glaube, dass wir viel, wir werden die Welt damit nicht retten,
0:28:31–0:28:35
aber auf dem Weg zur Rettung der Welt brauchen wir etwas, um aufzuräumen und da sind Pilze ideal.
Florian Clauß
0:28:36–0:28:39
Ja, vielleicht wenn man das dann so auf die Computerwelt überträgt,
0:28:39–0:28:42
ne, Viren haben wir ja in Computern, Pilze, was sind Pilze?
0:28:42–0:28:45
Das ist wahrscheinlich am ehesten so ein Netzwerk, eine Mycena,
0:28:45–0:28:49
das ist diese Vernetzung von, also ich weiß nicht, ob das jetzt ausgeht,
0:28:49–0:28:52
aber also Pilze finde ich auch absolut faszinierend.
0:28:52–0:28:55
Ich merke, dass ich noch nicht so ganz so tief drin bin wie du.
0:28:56–0:28:59
Aber ich freue mich auf die Sendungen, die dann noch folgen werden.
0:29:00–0:29:05
Noch eine andere Sendung, die ich auch wirklich mit totaler Spannung gehört
0:29:05–0:29:07
habe, war die Sendung mit dem Wingsweet.
0:29:08–0:29:11
Also es ist gut, als der Fallschirm...
Ali Hackalife
0:29:11–0:29:13
Ah, mit Kalle. Ja, Kalle ist irre sympathisch und irre.
Florian Clauß
0:29:13–0:29:16
Ja, der ist Wahnsinn. Der ist wirklich so ein sympathischer Mensch,
0:29:17–0:29:22
ein junger Mann, aber auch von seinem Unfall so detailliert beschreibt.
0:29:22–0:29:26
Also beschreibt, das ist ja wirklich Wahnsinn, was er da auch so reportiert,
0:29:27–0:29:31
wie er dann für andere, was man eben beachten sollte, also dann wirklich ein
0:29:31–0:29:34
How-To rausgibt, was passiert, wenn du auf einer Klippe liegst mit deinem Fallschirm
0:29:34–0:29:37
und wie man das überleben kann.
0:29:37–0:29:41
Also unglaublich, weil ich auch immer so, also ich habe, das ist länger her,
0:29:41–0:29:45
aber ich habe natürlich dann auch diese ganzen Sprünge mit diesen Anzügen,
0:29:45–0:29:50
wo man dann auch nochmal viel mehr Erfahrung mitbringen muss,
0:29:50–0:29:51
als mit reinen Fallschirmspringen.
0:29:52–0:29:55
Das ist wirklich absolut faszinierend und wie der davon berichtet hat,
0:29:55–0:29:58
also da blieb mir wirklich die Spucke weg und ich musste auch dann halt einfach
0:29:58–0:30:02
auch wieder so auf YouTube die ganzen Filme gucken, weil das ist eine Welt,
0:30:02–0:30:06
wo ich auch nie, nie irgendwo sein werde, aber trotzdem total interessant finde.
Ali Hackalife
0:30:06–0:30:09
Ja, das war so ein bisschen das Ding, ich hatte einen Gast angefragt und der
0:30:09–0:30:14
ist in Österreich etwas größer und, ach so, vom Profil her, der baut beruflich
0:30:14–0:30:20
in seinem Dayjob, baut der so Sofalandschaften für Lobbys von Hotels, Banken und so weiter.
0:30:21–0:30:25
Am Wochenende wird dann der Anzug ausgepackt und der stürzt sich von irgendeinem Berg runter.
0:30:26–0:30:28
Und wir hatten eigentlich auch schon die Sendung so geplant.
0:30:28–0:30:31
Also ich biete dann immer an, ich würde gerne dann mit dir reden, alles remote.
0:30:31–0:30:33
Ich kann dir im Vorfeld Fragen schicken. Meistens ist es so,
0:30:33–0:30:36
dass ich zu dem Zeitpunkt noch keine Fragen habe, weil ich warte ja erstmal,
0:30:36–0:30:38
dass sie zusagen und dann schreibe ich mir Fragen runter. Aber ich habe so eine
0:30:38–0:30:39
grobe Idee, wo ich hin möchte.
0:30:40–0:30:43
Und oft habe ich keinen Moderationsbogen, wenn es losgeht, sondern habe nur
0:30:43–0:30:45
so vier, fünf Stichpunkte da stehen, bei denen ich mir denke,
0:30:45–0:30:47
ich würde mich ärgern, wenn ich die nicht eingebracht habe.
0:30:48–0:30:51
Bei dem Wingsuit-Herren war es so, dass ich das schon alles ausformuliert hatte,
0:30:51–0:30:52
weil er dann meinte, ja, schickt gerne die Fragen.
0:30:52–0:30:54
Er möchte nicht, dass der Sport falsch dargestellt wird. Und dann ist er mir
0:30:54–0:30:58
kurz vorher, Achtung Wortwitz, abgesprungen und hat die Sendung nicht mitgemacht.
0:30:59–0:31:02
Und dann saß ich da mit diesem fertig formulierten Fragebogen und erzählte einem
0:31:02–0:31:04
Kollegen, klappt jetzt nicht. Und dann meinte er, er hat hier einen Kollegen, der macht das auch.
0:31:05–0:31:08
Und dann war halt so die Verbindung zu Kalle relativ zügig da.
0:31:08–0:31:11
Kalle ist ein netter Typ. Also ich kenne niemanden, der sich nicht mit ihm versteht.
0:31:12–0:31:17
Aber er hat ein Risikobewusstsein. Also ich glaube, man muss ein bisschen verrückt
0:31:17–0:31:18
sein, um diesen Sport überhaupt zu machen.
Florian Clauß
0:31:18–0:31:19
Ja, völlig.
Ali Hackalife
0:31:19–0:31:22
Und das war dann auch so was, also in den kann man ja auch keine Vernunft reinreden.
0:31:23–0:31:25
Also ich habe dann mit ihm noch ein bisschen drüber gesprochen,
0:31:25–0:31:26
so wie das der mit den Folgen aussieht.
0:31:26–0:31:29
Und da meinte er, ja, das ist schon jetzt ärgerlich mit den Kosten,
0:31:29–0:31:32
auf denen er sitzen bleibt, wegen der Bergrettung und so. Aber wenn die abbezahlt
0:31:32–0:31:33
sind, dann geht es natürlich wieder los.
Florian Clauß
0:31:33–0:31:36
Das ist verrückt, ja. Es ist wirklich so, ich meine, auch wie er erzählt hat,
0:31:37–0:31:38
dass man wird nicht alt in dem Sport.
Ali Hackalife
0:31:39–0:31:42
Ja, das ist ein Ding. Also die Leute, die alt werden, sind ausgestiegen und
0:31:42–0:31:43
die sind dann Instructor.
0:31:43–0:31:45
Und das war auch so was, was er ganz nebenbei erzählt hat. dass der Typ,
0:31:45–0:31:49
der ihm das Ganze gezeigt hat und ihn da eingelernt hat, den gibt es auch nicht mehr.
Florian Clauß
0:31:49–0:31:53
Ja, das fand ich auch total krass. Genau, der war bei einem Punkt,
0:31:53–0:31:56
wo ich dann dachte, wie, der ist jetzt auch nicht mehr.
Ali Hackalife
0:31:56–0:32:01
Ja, aber ich glaube, vergleichbar ist das noch mit Leuten, die so Rennmotorrad
0:32:01–0:32:04
fahren, wo bei dem Isle of Man Motorradrennen auch eigentlich jedes Jahr sich
0:32:04–0:32:07
mindestens einer so sehr aus der Kurve fliegt, dass es den nicht mehr gibt.
0:32:07–0:32:10
Und trotzdem gibt es super viele Menschen, die als Traum haben,
0:32:10–0:32:11
irgendwann da mal mitzufahren.
0:32:12–0:32:14
Also niemand von denen will sterben, aber alle nehmen es in Kauf.
0:32:14–0:32:16
Deswegen passiert da so viel.
Florian Clauß
0:32:18–0:32:22
Wir steigen so ein bisschen in die Themenvielfalt ein, die du mitbringst.
0:32:22–0:32:25
Aber ein, ich sag mal so ein Leuchtturm, der immer wieder kommt,
0:32:25–0:32:30
ist die Sendung mit dir und Basti, wo ihr dann über die Tech-News sprecht und
0:32:30–0:32:34
was für Projekte oder was für Hobbys ihr gerade so ausgebuddelt habt und mit
0:32:34–0:32:35
was ihr euch beschäftigt.
0:32:35–0:32:40
Auch sehr unterhaltsam auf dem Niveau. Macht es Spaß, einfach so zu hören und
0:32:40–0:32:43
man hat dann das Gefühl, okay, jetzt weiß ich den Monat Bescheid.
Ali Hackalife
0:32:43–0:32:46
Ja, also wir senden ja nicht nur einmal im Monat. Wir senden fast wöchentlich
0:32:46–0:32:49
eine Textsendung. Wir haben dieses Jahr 33 Textsendungen gemacht.
Florian Clauß
0:32:49–0:32:50
Oh, okay.
Ali Hackalife
0:32:50–0:32:55
Und ja, das ist die sehr angenehme Ausgangssituation. Basti ist Fachinformatiker,
0:32:55–0:32:56
leitet eine IT-Abteilung.
0:32:56–0:33:00
Ich bin komplett quernsteig. Also ich habe nie irgendwas mit Informatik studiert
0:33:00–0:33:02
oder gelernt. Ich mache das einfach als Hobby.
0:33:02–0:33:05
Und die Schlagzeilen liest man eh. Und jetzt haben wir ein geteiltes Dokument.
0:33:05–0:33:07
Da werfen wir Schlagzeilen rein. Es wird schon noch ein bisschen sortiert.
0:33:07–0:33:10
Was ist unterhaltsam? Was bildet eine Brücke? Und dann grasen wir das ab.
0:33:11–0:33:13
Aber es gibt so ein paar Dinge, um die kommt man nicht drum herum.
0:33:13–0:33:16
Der XZ-Hack war vermutlich eine der größten Geschichten dieses Jahr,
0:33:17–0:33:19
weil es auch nochmal die Art und Weise wie Open Source Software entsteht,
0:33:19–0:33:22
infrage gestellt hat und da haben wir dann ausgiebiger drüber geredet und das
0:33:22–0:33:23
ist schnell produziert.
0:33:23–0:33:27
Also das ist halt was beim Techniknachrichten die Woche lesen eh anfällt und
0:33:27–0:33:28
das sendet man dann runter.
0:33:28–0:33:30
Und die anderen Sendungen, also im Moment sende ich im Schnitt alle vier Tage,
0:33:31–0:33:33
die anderen Sendungen gehen dann meistens, ich habe ein Buch gelesen,
0:33:33–0:33:36
ich frage den Autor an, ob er mit mir reden möchte oder ich habe ein Thema,
0:33:36–0:33:38
zu dem ich mit jemandem reden möchte und dann suche ich mir jemanden und dann
0:33:38–0:33:42
schreibe ich zwei, drei Leute an und man hat ja schon einen gewissen Vorfilter,
0:33:42–0:33:47
wer wird zusagen, wer spielt in meiner Liga und von denen sagen dann auch super viele zu.
0:33:47–0:33:50
Also die Leute, die absagen, das sind wenige und die Leute, die sich gar nicht
0:33:50–0:33:50
melden, sind noch weniger.
0:33:51–0:33:53
Ja, so sammelt man sich dann so seine Leute zusammen und jetzt auch.
0:33:54–0:33:56
Mit diesem Kongress habe ich jeden Tag eine Sendung.
0:33:56–0:33:59
Also wir machen heute eine, dann rede ich morgen mit einer Frau,
0:33:59–0:34:03
die ist Amerikanerin, die ist nach Deutschland gekommen, um Medizin zu studieren.
0:34:03–0:34:06
Und sie hat in kürzester Zeit Deutsch gelernt. Sie spricht mittlerweile so gut
0:34:06–0:34:09
Deutsch, dass Leute glauben, sie macht diesen amerikanischen Akzent als Witz.
0:34:10–0:34:13
Und da reden wir in einer Folge auf Englisch dann über Deutschland und in einer
0:34:13–0:34:17
Folge auf Deutsch dann über die USA. und dann am letzten.
0:34:18–0:34:21
Da rede ich mit dem Michael Seemann, dem Dr. Michael Seemann,
0:34:21–0:34:23
der ist Technikphilosoph.
0:34:23–0:34:28
Und wir reden über die Entwicklung des letzten Jahres. Der Talk heißt Technikthemen
0:34:28–0:34:29
2024, Klima, Krypto und KI.
0:34:31–0:34:34
Und ich glaube, das KI-Thema ist so eins, das mich dann doch sehr pessimistisch
0:34:34–0:34:38
macht, weil ich das Gefühl habe, dass wir gerade vor allem, wir sehen riesige
0:34:38–0:34:40
Sprünge, aber wir sehen vor allem auch riesige Sprünge bei der Überwachung.
0:34:41–0:34:44
Und Leute überwachen es einfach geworden wie noch nie. Leute überwachen sich
0:34:44–0:34:47
selbst viel strikter. Das ist alles mit Infrastruktur von Firmen.
0:34:48–0:34:53
Also ich weiß nicht, wie gut OpenAI ihre Sachen verschlüsselt am Ende des Tages.
0:34:54–0:34:57
Und dann, dass Apple sich so hervorgehoben hat mit hier, guck mal,
0:34:57–0:35:01
wenn wir OpenAI integrieren und ChatGPT, dann hat es diesen verschlüsselten Kanal.
0:35:01–0:35:04
Das hat ja nochmal aufgezeigt, dass das standardmäßig nicht so ein verschlüsselter Kanal ist.
0:35:04–0:35:08
Das lässt dann doch nochmal sehr zu denken übrig, weil was weiß ich,
0:35:09–0:35:12
wer als Machine in the Middle vor dem Datencenter von OpenAI sitzt und dann
0:35:12–0:35:15
alles abschnorchelt, was Leute da reinwerfen.
0:35:15–0:35:18
Der Umstand, dass heute alles irgendeine KI-Integration braucht und alles bei
0:35:18–0:35:23
OpenAI landet, heißt halt von Tagebüchern über Kalender und so weiter und so
0:35:23–0:35:25
fort am Ende des Tages läuft super viel bei diesem Konzern zusammen.
0:35:26–0:35:30
Du hast das ja gerade auch gesehen. Also meine Notizen, die wichtig sind,
0:35:30–0:35:33
die schreibe ich auf Papier. Da vertraue ich keinem Computer.
0:35:33–0:35:37
Und das ist nicht verschlüsselt, das ist richtig. Aber ich gehe davon aus,
0:35:37–0:35:40
dass wenn man mir den Rucksack klaut, ich eh andere Probleme habe als meine Notizen.
0:35:41–0:35:43
Und das sind dann auch so Sachen, wenn ich irgendwas mittracken,
0:35:44–0:35:45
wenn ich gerade das Gefühl habe, ich habe eine Erkältung oder so,
0:35:45–0:35:47
dann schreibe ich mir das in den Papierkalender, weil ich nicht möchte,
0:35:48–0:35:50
dass zufällig die Daten bei meiner Krankenkasse landen.
0:35:50–0:35:52
Und die Krankenkasse sagt, oh, er hat sich in sein Tagebuch aber notiert,
0:35:52–0:35:56
er hatte hier zwei Erkältungen. wir sagen mal, das nächste Jahr wird der Beitrag ein 20er teurer.
Florian Clauß
0:35:58–0:36:03
KI bringt eben aufgrund der Infrastruktur und aufgrund dieser Aggregierung von
0:36:03–0:36:07
Informationen, du musst ja einfach ganz strikt Informationen aggregieren,
0:36:07–0:36:09
um dann halt auch die Modelle trainieren zu können.
0:36:09–0:36:14
Das ist einfach eine Monopolbildung, die du eigentlich nirgendwo sonst so stark
0:36:14–0:36:17
hast, gerade in der Tech-Welt als bei diesen ganzen KI-Firmen.
0:36:17–0:36:21
Das bringt die Gefahr mit sich. Ich weiß nicht, ob das dann irgendwie so ein
0:36:21–0:36:25
Hoffnungsschimmer ist, aber die ganzen Open-Source-KI-Modelle sind vielleicht
0:36:25–0:36:26
so ein, zwei Jahre hinterher.
0:36:26–0:36:30
Und so wie man jetzt so KI einsetzt, ich weiß nicht, also ich habe es häufig
0:36:30–0:36:32
als Assistenzsystem, es ist
0:36:32–0:36:38
super, sich mit so Sonnet oder Claude oder OpenAI unterhalten zu können.
Ali Hackalife
0:36:38–0:36:41
Ja, das stimmt. Das tue ich auch durchaus zu Fachthemen dann.
Florian Clauß
0:36:41–0:36:44
Ja, man kann wirklich Dialoge führen, man kann Fragen stellen,
0:36:45–0:36:49
wo man sonst mit anderen Suchmaschinen erst länger Antworten suchen muss,
0:36:49–0:36:52
bis man dann halt auch die Antworten findet, die man haben will.
0:36:52–0:36:56
Und wenn man dann gezielt, also ich mache das gerne dann als Vorbereitung für den Podcast,
0:36:56–0:37:00
dass ich dann wirklich gezielt dann Fragen stelle und dann in den Dialog gehe
0:37:00–0:37:04
und dann tatsächlich auch so daraus sich dann so das Skript ableitet,
0:37:04–0:37:08
die Erzählung, die ich dann irgendwo in dem Podcast dann später verfolge.
0:37:08–0:37:11
Das ist sehr effektiv, ja, aber ich glaube, ich brauche nicht mehr.
0:37:11–0:37:15
Also es ist dann schon wieder so ein Assistenzsystem, wenn sich das besser integriert
0:37:15–0:37:18
und so weiter, aber so die Informationsdichte, die ich da bekommen kann,
0:37:19–0:37:20
die reicht mir erstmal so aus.
Ali Hackalife
0:37:21–0:37:21
Ich weiß,
0:37:23–0:37:26
Von wegen, die Open-Source-Systeme sind nur zwei, drei Jahre hinterher.
0:37:26–0:37:31
Das stimmt, aber das Problem ist ja nicht die Technik. Also die Modelle sind
0:37:31–0:37:34
im letzten Jahr im Compute skaliert, nicht in der Art und Weise, wie sie rechnen.
0:37:34–0:37:37
Und das ist ja das Erschreckende, dass wir jetzt einfach an dem Punkt sind,
0:37:37–0:37:41
dass genug Investoren erkannt haben, das ist so lukrativ, wir werfen da Milliarden
0:37:41–0:37:45
und Milliarden für Compute, also für Rechenleistung rein, damit wir es dir so
0:37:45–0:37:48
günstig anbieten können, dass wir dann mit deinen Daten spielen können.
0:37:48–0:37:52
Und würden wir tatsächlich sehen, dass der Sprung von Anfang des Jahres zu jetzt
0:37:52–0:37:55
ein algorithmischer, ein mathematischer ist, dann würde ich dir zustimmen,
0:37:56–0:37:57
dass die Open-Source-Systeme aufholen.
0:37:57–0:38:00
Aber die Open-Source-Systeme, denen fehlt im Moment diese massive Menge Compute.
0:38:01–0:38:04
Und da haben wir dann einfach technische Kosten. Also selbst wenn Strom günstiger
0:38:04–0:38:08
wird, Silizium wird nicht so viel günstiger, als dass ich jetzt sagen kann,
0:38:09–0:38:12
OpenAI hat von Versionsmodell zu Versionsmodell die Art und Weise,
0:38:12–0:38:15
wie viele Tokens sie da einrechnet, immer um Faktoren erhöht.
0:38:15–0:38:19
Ich kann nicht ohne weiteres sagen, ich stelle bis die zehnfache Rechenleistung nächstes Jahr hin.
0:38:19–0:38:22
Das heißt, ich werde immer deutlich weiter Open Source hinterherhängen.
0:38:23–0:38:27
Ja, also für Assistenzsysteme hat das viel Potenzial, das stimmt.
0:38:27–0:38:31
Ich habe nur das Gefühl, wir laufen wieder in so eine göttliche Hochheit rein.
0:38:31–0:38:35
Also so wie in der Kirche über 2000 Jahre die Instanz für Wissen und Wahrheit
0:38:35–0:38:38
war, ist jetzt, also ich habe Leute im Bekanntenkreis, für die ist,
0:38:38–0:38:41
ja, ChatGPT sagt das ein valides Argument, weil ihr denkt sich das ja nicht
0:38:41–0:38:43
aus der Luft aus, naja, außer wenn er es doch tut.
Florian Clauß
0:38:43–0:38:49
Ja, ich meine das, was jetzt auch Microsoft in der ganzen Produktfamilie aufgebaut
0:38:49–0:38:53
hat, wie dann da die KI integriert ist bei denen.
0:38:54–0:38:57
Also wenn du dich einmal darauf eingelassen hast, ist es schwierig,
0:38:57–0:38:58
irgendwie davon wieder loszukommen.
0:38:59–0:39:02
Und das ist halt so dieses einmal anfixen und dann halt am Zug bleiben,
0:39:03–0:39:06
weil du willst ja nicht mehr, du willst ja quasi diesen Schritt nicht mehr zurück machen.
0:39:06–0:39:10
Du willst ja diesen Komfort nicht verlieren, der sich durch diese Integration aufgebaut hat.
0:39:10–0:39:13
Und da ist es halt irgendwie da den Grad zu finden, dass ich es halt irgendwie
0:39:13–0:39:17
nicht zu sehr mich abhängig mache von einem Global Player,
0:39:17–0:39:20
sondern dass ich dann auch gucke, dass ich das entsprechend streue auf verschiedene
0:39:20–0:39:25
Modelle, die dann eben nicht in einer festen in unserem Global Player mit integriert sind.
Ali Hackalife
0:39:26–0:39:28
Wollen wir mal im Sinne dieses Podcasts ein paar Schritte laufen?
Florian Clauß
0:39:28–0:39:30
Wir wollen ein paar Schritte laufen, das ist eine gute Idee.
Ali Hackalife
0:39:31–0:39:35
Dann möchte ich dich darauf hinweisen, dass während des Laufens so es passieren
0:39:35–0:39:38
kann, dass wir kurz in Frankreich landen. Ja, das ist nämlich so,
0:39:38–0:39:41
dass irgendjemand hier als Scherzvogel das GPS manipuliert.
0:39:42–0:39:45
Es ist mir jetzt mehrfach passiert, dass meine Bank, Bunk, gesagt hat,
0:39:45–0:39:49
ich hoffe, du hast eine schöne Reise in Frankreich, weil das GPS-Signal halt gejammt wird.
0:39:50–0:39:54
Und dementsprechend, wir laufen jetzt auf dem Weg raus zur Tür einmal quer durch Frankreich.
Florian Clauß
0:39:54–0:39:58
So, guter Stichpunkt, nämlich ich fange jetzt mit der Aufzeichnung an.
0:39:58–0:40:03
Ist das so? Ja, ich hätte sonst nur hier so einen kleinen Punkt,
0:40:03–0:40:08
auf dem wir dann halt geblieben wären. So, jetzt mache ich den GBS-Track an.
Ali Hackalife
0:40:09–0:40:13
Ah, Punkt von unserem Spaziergang. Ich dachte, der Podcast ist bisher noch...
0:40:14–0:40:16
Du wolltest dir also eine private Folge ergleichen.
Florian Clauß
0:40:17–0:40:21
Das ist jetzt der Punkt der Aufzeichnung.
Ali Hackalife
0:40:23–0:40:28
Ich würde mal im Sinne von Datensparsamkeit auf dem direkten Weg zur Tür gehen.
Florian Clauß
0:40:28–0:40:33
Ja, lass uns das machen. Wollen wir nochmal so die Klammer zum Kongress schließen
0:40:33–0:40:35
und sagen, warst du in Leipzig?
Ali Hackalife
0:40:35–0:40:38
Ich war in Leipzig und ich war auch großer Fan der Glaswurst.
Florian Clauß
0:40:39–0:40:42
Genau, wie Tim Pritlaff sie dann auch getauft hat.
Ali Hackalife
0:40:43–0:40:47
Ja, es ist ein sehr deskriptiver Begriff. Also alle wissen, was gemeint ist mit der Glaswurst.
0:40:47–0:40:51
Und ich fand den Kongress in Leipzig okay, was mich ein bisschen,
0:40:52–0:40:56
also was mir hier besser gefällt ist, die Messe in Leipzig ist so raus aus der Stadt,
0:40:56–0:41:00
also du bist vom Hauptbahnhof bis zur Messe auf jeden Fall eine halbe Stunde
0:41:00–0:41:06
unterwegs und damit bist du halt zum Kongress immer gut und gerne von ich möchte jetzt dahin,
0:41:07–0:41:11
bis ich bin da, war eine Stunde um und mir geht da ein bisschen viel verloren,
0:41:11–0:41:15
also wie gesagt, meine ersten Jahre hier das war,
0:41:15–0:41:18
ich hatte einen Rucksack voll Klamotten mit und den Laptop.
Florian Clauß
0:41:18–0:41:20
Wie können wir rausgehen? Lass uns mal gucken.
Ali Hackalife
0:41:20–0:41:22
Ja, das ist die Dachterrasse, wo der Spaß verboten ist.
Florian Clauß
0:41:23–0:41:24
Aber hier war auch die Kugel, ne?
Ali Hackalife
0:41:25–0:41:26
Ja, genau.
Florian Clauß
0:41:26–0:41:29
Hier, wo diese Spiegelinstallation ist, da war hier, glaube ich, die Kugel.
Ali Hackalife
0:41:29–0:41:34
Lass uns mal vor den Kongress rausgehen. Wir haben gerade kurz einen Blick auf
0:41:34–0:41:35
die Dachterrasse geworfen.
0:41:35–0:41:40
Das ist so ein Kiesbeet und die Dachterrasse ist auch dafür designt,
0:41:40–0:41:43
dass Leute drauf rumlaufen, aber wie gesagt, man kann jetzt nicht mehr so sehr.
0:41:45–0:41:50
Ich finde, das Notausgangsschild, das runter vom Dach zeigt, ist ein bisschen...
Florian Clauß
0:41:51–0:41:53
Ja, sieht aus wie Weihnachtsbeleuchtung.
Ali Hackalife
0:41:53–0:41:59
Wir laufen jetzt durch den Eingangsraum des CCH und hier steht seit ungefähr
0:41:59–0:42:01
18 Uhr ein totaler Nebel in der Luft.
0:42:02–0:42:05
Die Leute haben hier eine Nebelmaschine angemacht, es gibt so eine Diskokugel
0:42:05–0:42:09
und in alle Richtungen wird Licht verteilt. Also es sieht schon sehr salber aus alles.
Florian Clauß
0:42:10–0:42:16
Warst du schon in den einzelnen Hallen hier drumherum? Hast du da auch ein Homespace?
Ali Hackalife
0:42:17–0:42:20
Dieses Jahr nicht. Ich war sonst immer mit den Marburger Hackern hier.
0:42:20–0:42:24
Die haben dieses Jahr kein Assembly, aber ich habe dieses Jahr ein Hotelzimmer
0:42:24–0:42:25
8 Minuten von hier entfernt.
0:42:25–0:42:29
Also ich habe im Rucksack, was ich brauche und ansonsten laufe ich halt hin und her.
0:42:29–0:42:32
Ja, das ist so ein bisschen der Luxus, der mit der Zeit reinkommt.
0:42:33–0:42:36
Deswegen, ich erinnere mich daran, am Anfang, als ich hier war ohne Hotel und
0:42:36–0:42:39
mit der Schlafgelegenheit bei jemandem, der allen zugesagt hat,
0:42:39–0:42:44
Es ist dann durchaus auch passiert, dass man hier vor Ort mal irgendwo einen Nap machen wollte.
0:42:45–0:42:49
Früher waren die Rolltreppen hier alle verschalt im alten CCH, waren mit einem,
0:42:51–0:42:54
Ich mache Anführungszeichen hier die Luft, denn wir sind hier umgeben von einer
0:42:54–0:42:57
Gruppe. Also ich habe, glaube ich, zwei, vier Kantschlüssel im Rucksack und
0:42:57–0:42:59
bin damit keine Seltenheit hier.
Florian Clauß
0:42:59–0:43:00
Ich glaube auch.
Ali Hackalife
0:43:00–0:43:03
Und dann haben wir unter den Rolltreppen, also es brummt die ganze Zeit im Hintergrund,
0:43:03–0:43:05
das ist auch ein bisschen Einschläfern, das ist dunkel, dann haben wir unter
0:43:05–0:43:07
den Rolltreppen Sitzsäcke hingelegt und geschlafen.
0:43:07–0:43:12
Und im Vergleich dazu ist jetzt in wenigen Metern Entfernung ein Hotel haben
0:43:12–0:43:14
schon ein ziemlicher Fortschritt.
0:43:14–0:43:16
So, ich ziehe mal eben meine Jacke an.
Florian Clauß
0:43:16–0:43:21
Ja, also es gibt dieses Jahr auch die Möglichkeit, dass man in Turnhallen schläft.
0:43:21–0:43:25
Das finde ich auch für junge Kongressbesucherinnen, finde ich,
0:43:25–0:43:27
das ist eine ganz komfortable Lösung.
0:43:28–0:43:32
Du hast dann 10 Euro, wird am Tag, kann man sich dann melden,
0:43:32–0:43:33
möchte in der Tonhalle schlafen.
0:43:33–0:43:36
Erinnert mich so ein bisschen an die Jugendfreizeiten von früher,
0:43:36–0:43:40
aber es ist besser, es gab auch Kongresse, wo die Leute direkt auf dem Kongress
0:43:40–0:43:43
geschlafen haben, aber es ist dann irgendwann nicht mehr geblieben.
Ali Hackalife
0:43:43–0:43:47
Also es ist ja auch nicht erlaubt. Und die Security ist früher rumgegangen und
0:43:47–0:43:51
hat dir dann immer gesagt, ja, bitte nicht machen. Und das macht ja auch Sinn.
0:43:52–0:43:59
Es können nur oh so many Leute tatsächlich im Kongresszentrum schlafen,
0:43:59–0:44:00
bis du irgendwann ein Sicherheitsproblem bekommst.
Florian Clauß
0:44:00–0:44:06
Ich finde, die Stimmung hier ist, seit gestern liegt Hamburg und auch der Weg
0:44:06–0:44:10
nach Hamburg alles so in einem Nebel. Ja, man kann nicht weiter als,
0:44:10–0:44:14
ich sage mal 100 Meter, aber das hat so mal so eine besondere Stimmung.
Ali Hackalife
0:44:15–0:44:16
Ja, absolut.
Florian Clauß
0:44:16–0:44:18
Ich mag diese Stimmung.
Ali Hackalife
0:44:18–0:44:21
Vor allem mit den Lichtinstallationen, die hier um den Kongress gebaut sind,
0:44:21–0:44:25
sieht es halt einfach noch mehr abgefahren aus, weil jetzt die Lichtkegel alle
0:44:25–0:44:26
sehr, sehr weit einsehbar sind.
Florian Clauß
0:44:27–0:44:32
Mein eigentliches Thema, was ich mir hier bevor... Deswegen heißen wir auch
0:44:32–0:44:37
eigentlich Podcast, weil wir machen immer so ein paar Schwenks thematisch.
Ali Hackalife
0:44:37–0:44:38
Und jetzt geht es um E-Gitarren.
Florian Clauß
0:44:39–0:44:42
Jetzt geht es endlich um E-Gitarren. Vielleicht kannst du mir das mal erklären.
0:44:42–0:44:44
Nein! Also, ein Hamburger.
Ali Hackalife
0:44:46–0:44:48
Es wurde ja völlig falsch erklärt. Benannt ist das nach Thomas Hambacker.
Florian Clauß
0:44:50–0:44:54
Genau. Da habe ich zum ersten Mal ein Aha-Erlebnis gehabt. Achso.
0:44:56–0:44:59
Sir Thomas Hambacker. Der berühmte Physiker.
Ali Hackalife
0:45:00–0:45:05
Ich hoffe, die Leute haben die anderen Folgen auch gehört und verstehen jetzt den Insider.
0:45:06–0:45:09
Wir hatten uns auf dem Kongress getroffen, aber wir hatten im Vorfeld noch über
0:45:09–0:45:11
andere mögliche Themen geredet.
Florian Clauß
0:45:11–0:45:18
Und eines davon war, ich habe auch eine Folge gehört von dir über Anbau, also Gärtnern.
0:45:18–0:45:23
Die hast du auch mit einem bekannten YouTuber gemacht. Ich weiß jetzt nicht dessen Namen.
Ali Hackalife
0:45:23–0:45:27
Felix Hobbygarten heißt der. Felix Lösch oder Lisch oder so auf jeden Fall.
0:45:28–0:45:30
Felix Hobbygarten heißt das YouTube von ihm.
0:45:30–0:45:34
Da zeigt er, wie er Hobbygärtnert auf einer relativ großen Parzelle.
0:45:34–0:45:39
Also er hat mittlerweile, glaube ich, 1200 Quadratmeter, auf denen er eigene
0:45:39–0:45:40
Pflanzentunnel und Bete hat.
Florian Clauß
0:45:40–0:45:43
In diesem Zusammenhang habe ich auch erfahren, dass du selber anbaust,
0:45:43–0:45:48
auch dich da so in dieses ganze Thema reingenördet hast und auch Erfahrungen gesammelt.
0:45:49–0:45:54
Und angefangen hast selber dann, hast du auch schon Mycena und so weiter kultiviert?
Ali Hackalife
0:45:54–0:45:54
Ja.
Florian Clauß
0:45:54–0:45:56
Das hattest du in der Pilzsendung erwähnt.
Ali Hackalife
0:45:56–0:46:00
Ja, aber das war nur so mittelerfolgreich. Also das war auch total verrückt.
0:46:00–0:46:05
Ich habe Pilzsporn, also es gibt so relativ easy, du kaufst sie,
0:46:05–0:46:06
du machst sie auf, du stellst sie kühl.
0:46:07–0:46:11
Aus denen dann Pilze wachsen. Das ist aber ja nur der halbe Spaß.
0:46:11–0:46:12
Ich möchte ja verstehen, wie das funktioniert.
0:46:13–0:46:16
Also habe ich dann Sägespäne steril bekommen.
0:46:17–0:46:19
Das, glaube ich, habe ich falsch gemacht. Aber ich habe es halt auf jeden Fall
0:46:19–0:46:22
mal versucht, sie mit Hitze einfach steril zu bekommen.
0:46:22–0:46:27
Und danach habe ich bei AliExpress Pilzspuren gekauft für Champignons.
0:46:27–0:46:29
Und dann kam Luftpost aus China.
0:46:30–0:46:33
Kein Zettel, was das ist. Einfach ein Beutelchen, in dem es ein Präparat lag.
0:46:34–0:46:36
Also ich hätte da auch, keine Ahnung, Milzbranderreger kaufen können oder so.
0:46:36–0:46:40
Das hat niemanden vom Zoll interessiert, war ziemlich zügig da und dann habe
0:46:40–0:46:42
ich damit versucht, Jumping-Jones zu ziehen. Die sind aber nicht so geworden,
0:46:42–0:46:43
wie ich mir das erhofft habe.
0:46:44–0:46:48
Und mein nächster Anlauf wird jetzt daraus bestehen, dass du hast Pilze,
0:46:49–0:46:53
die der Fruchtkörper selbst so viele Sporen enthält in so einer Konzentration,
0:46:53–0:46:56
dass du den einfach aufbrechen kannst und daraus dann eine neue Seele,
0:46:56–0:46:59
also ein neues Mycel ziehen kannst aus dem Schirm.
0:46:59–0:47:04
Und da wollte ich mich jetzt demnächst mal reinstürzen, weil ich erwähnte ja,
0:47:04–0:47:06
Pilze sind ein größeres Thema geworden.
Florian Clauß
0:47:06–0:47:10
Das fand ich auch nochmal bei der Pilzfolge, das wollte ich gerade auch so nochmal nachfragen.
0:47:11–0:47:14
Wie heißt es, da gibt es so eine Substanz, die ihr erwähnt habt,
0:47:14–0:47:18
die auch ein bestimmter Pilz absondern hat, die jetzt nicht so psychoaktiv ist,
0:47:18–0:47:20
aber deine Gehirnaktivitäten so anregen kann?
Ali Hackalife
0:47:20–0:47:25
Genau, der Pilz ist der Löwenmähne, Lion's Mane im Englischen,
0:47:25–0:47:27
auf Deutsch ist das der Igelstachelbartpilz.
0:47:28–0:47:31
Der hat tatsächlich nootropische Effekte.
0:47:31–0:47:36
Also Neurotropics sind die Klassifizierung von allem, was man an Präparaten nehmen kann.
0:47:36–0:47:39
Was deine Hirnaktivität wahlweise verbessert oder erhält.
0:47:40–0:47:44
Und ein paar Probleme, die unser Gehirn hat, ist, unser Gehirn ist ja auch nur
0:47:44–0:47:48
so ein Organ und unser Gehirn kann auch Cholesterin ansetzen.
0:47:48–0:47:51
Also unser Gehirn kann degenerieren, wenn wir uns schlecht ernähren.
0:47:51–0:47:55
Und das Problem ist, in der Gesellschaft, in der wir leben, sind hochverarbeitete
0:47:55–0:47:56
Fette keine Seltenheit, im Gegenteil.
0:47:56–0:47:59
Ich kann die Zahl der Tage, an denen ich keine hochverarbeiteten Fette diesen
0:47:59–0:48:01
Monat habe, an den Händen noch abzählen.
0:48:01–0:48:04
Die hat man dann entsprechend auch im Gehirn. Und dieser Pilz sorgt dafür,
0:48:04–0:48:07
dass der Biostoffwechsel das halt besser abbaut.
0:48:07–0:48:12
Und das ist einer der wenigen Pilze, also Lion's Mane, bei dem es auch klinische Studien gibt.
0:48:12–0:48:16
Das ist in der Pilzszene leider ein riesiges Problem, dass super viele Leute
0:48:16–0:48:19
unterwegs sind mit, ja, hier diese Rattenstudie hat das und das gezeigt.
0:48:19–0:48:22
Und dann waren das halt 20 Ratten und ein drei Monate Versuch.
0:48:22–0:48:25
Und deswegen schreiben sie aber auf ihr Produkt, verstärkt die Potenz.
Florian Clauß
0:48:26–0:48:26
Ja, in Mais.
Ali Hackalife
0:48:27–0:48:30
Gute Pilzstudien gibt es wenige. Und ich glaube, das hat ein bisschen damit
0:48:30–0:48:34
zu tun, dass generell Naturheilmittel haben zwei Probleme.
0:48:34–0:48:39
Das eine ist, dass die nicht so kontrolliert dosiert sind, also wenn ich einen
0:48:39–0:48:44
synthetischen Stoff herstelle, dann kann ich den aufs Nanogramm genau dosieren.
0:48:44–0:48:48
Bei der Pflanze muss ich dann, wenn die Dosierung nicht so wichtig ist,
0:48:48–0:48:51
sehr gut mit dem Klonen von Kulturen an die ähnlichen Werte rankommen,
0:48:51–0:48:52
das ist aber bedeutend schwerer.
0:48:52–0:48:57
Deswegen sind alle in der Forschung, also alle Phytogenetiker,
0:48:57–0:49:00
die ich kenne, landen früher oder später in Ludwigsberg.
0:49:00–0:49:05
Aber die Umsetzung für den Massenmarkt, da versucht man, so wenig Pflanzen wie
0:49:05–0:49:09
möglich zu nehmen, damit du halt mit den Rohstoffen, mit den Chemikalien selbst arbeitest.
0:49:09–0:49:13
Und das bremst die Naturheilkunde ein bisschen aus. Und die Esoteriker machen
0:49:13–0:49:14
die Naturheilkunde kaputt.
Florian Clauß
0:49:15–0:49:15
Verstehe.
Ali Hackalife
0:49:15–0:49:17
Weil sie dann sagen, ja, ich möchte aber was rein Pflanzliches.
Florian Clauß
0:49:17–0:49:18
Ja.
Ali Hackalife
0:49:18–0:49:21
Naja, also nicht wirklich. Du möchtest den Rohstoff aus dieser Pflanze haben
0:49:21–0:49:23
und du redest dir das jetzt schön.
0:49:24–0:49:27
Und ja, das ist so ein bisschen das, was der Pilzforschung im Weg steht.
0:49:27–0:49:30
Deswegen gibt es so wenig gute Studien zu tatsächlichen Effekten bei Pilzen.
Florian Clauß
0:49:30–0:49:34
Diese Studie hat auf jeden Fall gezeigt, dass dieser Abbau von Fetten,
0:49:34–0:49:38
aber auch die Psychoaktivität im Gehirn eine gewisse Erfrischung hat.
0:49:39–0:49:42
Das ist das, was dann, wir kommen hier auf Norm Ola zu sprechen,
0:49:43–0:49:46
aber bei diesem Buch, ich weiß gar nicht, wie der deutsche Titel heißt,
0:49:47–0:49:48
sollte LSD für Mama heißen?
Ali Hackalife
0:49:49–0:49:52
Genau, das heißt Tripped auf Englisch.
Florian Clauß
0:49:52–0:49:54
Tripped und ich glaube der große Rausch.
Ali Hackalife
0:49:54–0:49:59
Ja, der größte Rausch oder so. Der totale Rausch.
Florian Clauß
0:50:00–0:50:04
Der totale Rausch. Oder war das nicht Blitz, der totale Rausch?
0:50:04–0:50:06
Aber auf jeden Fall irgendein super Lativ.
Ali Hackalife
0:50:06–0:50:07
Eins von beiden Büchern lest sie beide.
Florian Clauß
0:50:09–0:50:16
Wo dann er sich mit LSD und Alzheimer auseinandergesetzt hat und festgestellt hat,
0:50:16–0:50:20
dass seine Mutter, er beschreibt das da in dem Buch, dass seine Mutter an Alzheimer
0:50:20–0:50:26
und wenn sie dann Mikrodisierung von LSD bekommt, dann bestimmte Momente auch etwas lichter wird.
Ali Hackalife
0:50:26–0:50:30
Das ist allerdings noch so eine der Sachen. Also ich habe eine sehr gute Freundin,
0:50:30–0:50:35
die arbeitet im Bereich adulte Neurogenese, also das Neubilden von neuronalen
0:50:35–0:50:37
Verbindungen bei Erwachsenen.
Florian Clauß
0:50:37–0:50:39
Ja, in Richtung Alster.
Ali Hackalife
0:50:39–0:50:40
Und das Problem ist,
0:50:42–0:50:45
Wenn ich bei Fischen zum Beispiel adulte Neurogenese untersuche,
0:50:45–0:50:49
dann spritze ich ein Kontrastmittel und dann mache ich mit den Fischen Lernexperimente
0:50:49–0:50:51
und sehe, die Fische, die im Experiment das gelernt haben im Vergleich zu den
0:50:51–0:50:53
anderen, bilden neue Neuronen.
0:50:53–0:50:57
Das sehe ich, weil ich ihre Gehirne dann am Ende unter dem Mikroskop habe und
0:50:57–0:51:00
sehe, wie das Kontrastmittel sich in den neu gebildeten Neuronen verteilt hat,
0:51:00–0:51:04
die noch nicht da sein konnten, bevor wir die Experimente angefangen haben.
0:51:04–0:51:07
Bei Menschen kannst du halt nicht regelmäßig das Gehirn aufschneiden und mikroskopieren.
0:51:07–0:51:11
Das heißt, wir vermuten, weil die Neuronen sehr ähnlich sind wie zum Beispiel
0:51:11–0:51:15
bei Zebrafischen, dass es adulte Neurogenese gibt. Wir haben die aber noch nicht nachgewiesen.
0:51:16–0:51:19
Und das ist so das Ding, wenn Leute sagen, die Psychoaktivität sorgt dafür,
0:51:19–0:51:21
dass neue Neuronen gebildet werden.
0:51:21–0:51:24
Also was wir sicher wissen, es werden neue neuronale Verbindungen geknüpft.
0:51:24–0:51:28
Und das ist ja auch das mit dem Psilocybin und der L-6-Säure-D-Thylamid,
0:51:28–0:51:33
also LSD und Psilocybin, die dazu führen, dass die Synchronicität deiner Hirnareale
0:51:33–0:51:34
durcheinandergebracht wird.
0:51:34–0:51:37
Das heißt, um so Sachen zu machen wie Gleichgewicht zu halten,
0:51:37–0:51:40
Dinge zu fokussieren und so weiter, muss dein Gehirn einen neuen Pfad finden
0:51:40–0:51:42
und dabei baut es tatsächlich neue Pfade.
0:51:42–0:51:46
Aber es werden nicht neue Neuronen gebaut. Das große Problem bei Alzheimer ist
0:51:46–0:51:50
ja die Degeneration, also dass tatsächlich Verbindungen kaputt gehen.
0:51:50–0:51:55
Und du kannst die zwar untereinander besser verbinden, beziehungsweise du kannst
0:51:55–0:51:58
die Geschwindigkeit, in der die Verbindungen kaputt gehen, reduzieren.
0:51:58–0:52:01
Aber was einmal weg ist, kannst du nicht wieder zurückholen.
Florian Clauß
0:52:01–0:52:04
Und dann kannst du neue Wege, wie du das beschreibst.
0:52:05–0:52:10
Aber ich glaube, da ist die Forschung relativ am Anfang, was Norm Ohler in seinem
0:52:10–0:52:13
neuen Buch beschreibt, das heißt,
0:52:14–0:52:20
soll es wohl heißen. Und zwar die Entwicklung des Großhirns in der Evolution,
0:52:20–0:52:22
in der Anthropologie beim Homo Sapiens.
0:52:23–0:52:27
Ich weiß nicht, das ist wirklich so das, was ich da noch dazu gehört habe. Mehr nicht.
0:52:27–0:52:29
Aber ich fand es eine starke These.
0:52:29–0:52:34
Ich bin gespannt, was er dazu herausfindet, ob das jetzt auch wissenschaftlich fundiert ist.
0:52:35–0:52:40
Ja, ich meine, Norm Ohler hat als einer, wir hatten ja gerade drüber gesprochen,
0:52:40–0:52:43
dann auch die Hitler-Tagebücher sich da mal genauer angeguckt und hat dann eben
0:52:43–0:52:47
auch solche wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse rausgezogen.
0:52:48–0:52:50
Das fand ich auch nochmal interessant in dem Zusammenhang, dass die,
0:52:51–0:52:55
Historiker, die großen Historiker gar nicht auf die Idee gekommen sind,
0:52:55–0:52:58
dass eben Hitler unter Drogen stand und dass das aber so ein Puzzleteil war,
0:52:58–0:53:03
was Ola durch seine Bücher oder so mit dazugefügt hat im historischen Bild von Hitler.
Ali Hackalife
0:53:04–0:53:06
Das ist ein bisschen das Ding mit nicht auf die Idee gekommen,
0:53:06–0:53:11
am Ende des Tages müssen die ja auch Forschungsanträge durchbekommen und ihre Forschung begründen.
0:53:11–0:53:16
Und wenn du in den 60er und 70er Jahren versucht darüber zu forschen.
0:53:16–0:53:20
Die Geschichtswissenschaften sind wohl in ihrer Forschung etwas konservativer, naturbedingt.
0:53:21–0:53:23
Ich kann mir auch vorstellen, dass viele die Vermutung hatten,
0:53:23–0:53:26
aber nicht wussten, wie sie als Forschungsantrag danach suchen können.
0:53:26–0:53:30
Jetzt leben wir halt in der Zeit, dass es für freie Autoren möglich ist,
0:53:30–0:53:31
in diese Archive überhaupt reinzugucken.
0:53:31–0:53:35
Also Ola ist ja mit keiner Institution verbandelt, sondern hat eine,
0:53:35–0:53:39
es ist eine Ein-Mann-Firma, fragt einfach mal so die Archive an, um da drin zu stöbern.
0:53:39–0:53:42
Ist ein Geschäftsmodell, von dem vorher wenige Leute überhaupt existieren konnten.
Florian Clauß
0:53:42–0:53:46
Ja, das stimmt. Das ist dann auch wieder das strukturelle Phänomen,
0:53:46–0:53:49
was dahinter liegt. Und dass es dann erstmal jetzt so dazu kommen konnte.
Ali Hackalife
0:53:49–0:53:54
Und viele arbeiten mit Aufarbeitung dieser Quellen. Also vor allem Geschichte
0:53:54–0:53:55
ist natürlich auch in großen Teilen auf Englisch.
0:53:56–0:53:59
Und dann nimmst du halt die Zusammenfassung, die jemand schon geschrieben hat
0:53:59–0:54:02
und gehst nicht nochmal selber in die Dokumente und leihst sie aus.
0:54:02–0:54:06
Deswegen sind da die Verzeichnisse so kurz, weil für den Amerikaner oder für
0:54:06–0:54:10
den internationalen Forscher ist das einfache, das ist der Forschung,
0:54:10–0:54:13
Überblick über die Dokumente zu gucken, als in die Dokumente selbst.
0:54:13–0:54:16
Also das hatte mich gewundert, aber es ist nicht so völlig unerklärlich,
0:54:16–0:54:18
wie es dann am Anfang wirkte von wegen, wie kann es sein, dass er als Dritter
0:54:18–0:54:20
oder Vierter erst das ausleitet.
Florian Clauß
0:54:20–0:54:25
Und dann eben bei so einem meistbeforschtesten Phänomen wie Hitler in der Geschichte.
0:54:25–0:54:27
Das ist ja nochmal das, was dann wirklich so.
0:54:27–0:54:32
Aber gut, wir sind jetzt so ein bisschen wieder gehüpft über die Pilze vom eigentlichen Thema.
0:54:33–0:54:37
Nämlich das eigentliche Thema, was ich mit dir besprechen wollte, ist Essen, Kochen.
Ali Hackalife
0:54:37–0:54:37
Das Großhirn.
Florian Clauß
0:54:38–0:54:42
Das Großhirn, genau. Die Entwicklung des Homo sapiens in der...
0:54:42–0:54:44
Ja, das ist aber auch, das gehört dazu.
Ali Hackalife
0:54:44–0:54:47
Das ist ja tatsächlich auch faszinierend, weil das Hirnvolumen des Homo sapiens
0:54:47–0:54:50
im Vergleich zum Neandertaler massiv abgenommen hat.
0:54:50–0:54:54
Das heißt, wir haben es geschafft, mit weniger Hirnmasse effizienter zu werden.
Florian Clauß
0:54:54–0:55:00
Ja, aber der Homo Neandertalus, der zur gleichen Zeit gelebt hat wie der Homo
0:55:00–0:55:03
Sapiens, der hatte mehr Gehirnvolumen.
0:55:03–0:55:09
Aber das Verhältnis von Gewicht und Gehirn, das war beim Homo Sapiens ausgeprägter.
0:55:09–0:55:13
Das heißt, die Energie, die der Homo Sapiens für sein Gehirn braucht,
0:55:13–0:55:16
war höher als beim Neandertaler.
0:55:16–0:55:21
Der Neandertaler war ja von der Bauweise so, dass der eher Proteine brauchte
0:55:21–0:55:26
für seine Muskeln, weil der auf Kälteregionen quasi spezialisiert war.
Ali Hackalife
0:55:26–0:55:32
Und wir wissen mittlerweile, ob Neandertaler Neandertaler gegessen haben, ist schwer zu erklären.
0:55:32–0:55:34
Aber wir wissen, dass super viele Neandertaler gegessen wurden.
0:55:35–0:55:40
Und es ist eigentlich eher üblich, dass es Spuren an ihnen gab.
0:55:40–0:55:44
Und es gibt eine Theorie, die ein bisschen ethischer und angenehmer klingt,
0:55:44–0:55:49
die da besagt, dass die um Fressfeinde, also Raubkatzen, die es zu dem Zeitpunkt
0:55:49–0:55:52
gab, und Bären und so weiter fernzuhalten, dass man deswegen das Fleisch von
0:55:52–0:55:53
den Knochen geschabt hat.
0:55:54–0:55:59
Aber viele Knochenreste, die wir haben, zeigen halt eindeutige Schnittmale auf,
0:55:59–0:56:02
die man kennt, wenn man Tierknochen auseinandernehmen würde.
0:56:03–0:56:05
Und es gibt auch Zahnspuren an Knochen.
0:56:05–0:56:08
Das heißt, es ist relativ plausibel, dass Neandertaler gegessen wurden,
0:56:08–0:56:09
vermutlich vom Homo Sapiens.
0:56:10–0:56:14
Also, dass wir die aufessen konnten, weil wir unter anderem eine bessere Sprache
0:56:14–0:56:15
hatten, eine bessere Kommunikation.
0:56:16–0:56:19
Und Frühgeschichte ist so ein bisschen ein Ding, in das ich auch mal reingefallen bin.
0:56:20–0:56:24
Ich hatte den Mirko Gutjahr auch mal zu Gast.
0:56:24–0:56:27
Und das ist so ein bisschen eine der Sachen, die mich schwer fasziniert,
0:56:27–0:56:32
weil der Homo Sapiens hat sich in den letzten 40.000 Jahren nicht so gigantisch
0:56:32–0:56:35
viel verändert von der Art und Weise, wie wir funktionieren.
0:56:36–0:56:39
Das ist sehr verrückt, wenn man sich dann überlegt, wie die Lebenswirklichkeit
0:56:39–0:56:43
für diese Menschen aussah, die im Alter dieselben Knieprobleme bekommen haben und so weiter.
Florian Clauß
0:56:44–0:56:47
Ja, und vor allen Dingen, die ähnlich ausgesehen haben und auch ähnlich denken
0:56:47–0:56:52
konnten wie wir heute. Also das heißt dann wieder so, natürlich nicht diesen
0:56:52–0:56:53
kulturellen Hintergrund, aber,
0:56:55–0:57:00
genauso die psychologischen, soziologischen Typen da mit drin hattest,
0:57:00–0:57:01
wie in der heutigen Gesellschaft.
0:57:01–0:57:06
Man hat ja immer so ein Bild von seinen Vorfahren, die dann nichts wissend und
0:57:06–0:57:09
eben nicht diesen Stand hatten wie wir heute,
0:57:10–0:57:15
aber eigentlich von der Physikonomie genauso sind wie wir und genauso gedacht
0:57:15–0:57:17
haben. Das finde ich so faszinierend.
Ali Hackalife
0:57:17–0:57:21
Apropos faszinierend, ich bin fasziniert, wenn die Aufnahme wirklich gut wird.
0:57:21–0:57:24
Also ich vertraue dir und deiner Kenntnis, da Berlin ist ja auch immer laut.
Florian Clauß
0:57:25–0:57:29
Ja, wir sind hier an den Straßen, ich versuche so ein bisschen,
0:57:29–0:57:33
das liegt daran, ich bin hier nicht zu Hause, ich weiß nicht genau, wo die guten Wege sind.
0:57:34–0:57:38
Ich versuche die ganze Zeit zur Alster zu kommen. Ich vertraue auch auf Wondek,
0:57:38–0:57:41
die uns da auch ganz gut die Spuren zusammenrechnen.
0:57:41–0:57:50
Aber Essen, Kochen ist die größte Kultur, die längste Kulturgeschichte des Menschen.
0:57:51–0:57:55
Also Kochen, was ich jetzt auch nochmal so im Vorfeld zusammengelesen habe,
0:57:56–0:58:01
vor 1,4 Millionen Jahren gab es schon Nachweise, dass eben Humanoide,
0:58:01–0:58:03
also jetzt war Homo erectus damals,
0:58:04–0:58:07
dass Humanoide dann auch schon gekocht haben.
0:58:08–0:58:14
Also das heißt so, man hat Feuerstellen gefunden, aber es ist ziemlich weit.
Ali Hackalife
0:58:15–0:58:18
Ja, also da reden wir von einem Kochen, das vor allem so aussieht,
0:58:18–0:58:24
dass du in Vertiefungen, in denen Wasser sich befindet, legst du Steine,
0:58:24–0:58:28
die aus dem Feuer kommen und kannst damit dann das Wasser erhitzen.
0:58:28–0:58:32
Also auf dem Feuer zu braten ist eine relativ, also in Anbetracht von wie lange
0:58:32–0:58:36
es Menschen gibt, eine relativ neue Geschichte. Aber mit der Hitze von Feuer
0:58:36–0:58:39
Dinge heiß zu machen, mit denen man dann andere Dinge heiß macht und dadurch
0:58:39–0:58:42
leichter verdaubar, das ist richtig, das ist schon relativ alt.
0:58:42–0:58:49
Ein großes Problem ist, dass die erste Pottery, also die erste Töpferei, die war nicht glasiert.
0:58:49–0:58:53
Und das heißt, das war halt im Wesentlichen lehmige Erde, die dann auch relativ
0:58:53–0:58:56
schnell wieder die Substanz aufgegeben hat.
0:58:57–0:59:02
Und ich glaube, die aktuell ältesten Funde von Töpfen sind aus China.
0:59:02–0:59:06
Und jetzt bei den Zahlen nicht ganz sicher, aber so in der Größenordnung von
0:59:06–0:59:09
26.000 Jahre alt ist der älteste Topf, den man in China gefunden hat.
Florian Clauß
0:59:10–0:59:15
Ja, klar. Man braucht erstmal eine gewisse Infrastruktur, sage ich, um topfern zu können.
0:59:15–0:59:20
Also das heißt, da muss ja schon der Zustand, dass man eben die ganze Zeit als
0:59:20–0:59:24
Nomaden übers Feld zieht und dann sich dann nochmal irgendwie so ein neues Lager
0:59:24–0:59:27
auflegt, muss ja dann zu einer gewissen Selbsthaftigkeit übergegangen sein,
0:59:27–0:59:30
um dann halt auch überhaupt topfern zu können.
0:59:30–0:59:37
Das ist dann, was wir mit der Neolithischen Revolution am Ende der letzten Eiszeit haben.
0:59:37–0:59:43
Da gibt es natürlich solche Pfunde, dass Töpfe haben, dass du Gefäße entwickelst,
0:59:43–0:59:49
dann überhaupt das ganze Feuer auch von der Struktur her so dann domestizieren kannst.
0:59:50–0:59:53
Ständige Stellen hast, wo Feuer dann eben genutzt werden kann.
Ali Hackalife
0:59:53–0:59:55
Auch da wieder Pilze als Zünder relevant.
Florian Clauß
0:59:58–1:00:01
Ja, Pilze und Knochen wurden, glaube ich, auch häufig verwendet.
1:00:01–1:00:06
Eine Form, wo noch nicht so das Gefäße verbreitet waren beim Kochen,
1:00:07–1:00:10
fand ich auch sehr interessant, nämlich dass quasi in Tiermägen,
1:00:10–1:00:12
Rindermägen dann gekocht wurde.
1:00:12–1:00:16
Weil ähnlich wie so eine Tüte, die kannst du ja auch aufs Feuer halten,
1:00:16–1:00:20
wenn da Wasser drin ist, dann leidet das. Dann wird da auch kein Loch reingebrannt.
1:00:20–1:00:24
So wurde halt auch der Magen vom Rind genommen und das Rind in sich selbst gekocht.
1:00:25–1:00:30
Und das waren so die ersten Praktiken, als wir noch überhaupt keine Gefäßentwicklung hatten.
1:00:30–1:00:33
Fand ich auch sehr interessant.
Ali Hackalife
1:00:33–1:00:36
Ja, auch interessant. Wir laufen jetzt an der Alster, glaube ich,
1:00:37–1:00:38
bereits lang. Also es sieht nach Gewässer aus.
Florian Clauß
1:00:39–1:00:45
Wir sind hier an der Alster. Es zeichnet auch unseren Podcast so aus,
1:00:45–1:00:49
dass wir in vielen peripheren Teilen von Berlin unterwegs sind.
1:00:49–1:00:53
Und meistens plane ich die Route mit, weiß dann immer nicht,
1:00:53–1:00:55
wo wir sind und frage die ganze Zeit, wo sind wir jetzt?
1:00:56–1:01:01
Und ähnlich geht es mir gerade hier, also im Nebel in Hamburg in einer fremden
1:01:01–1:01:05
Stadt mit nicht meinem üblichen Podcast-Partner.
Ali Hackalife
1:01:06–1:01:10
Um nochmal aufs Kochen zurückzukommen. Joachim Ringelnatz hat ein Gedichtband
1:01:10–1:01:13
über seine Jugend und sein Leben geschrieben, in dem er erzählt,
1:01:13–1:01:15
wie es war, an der alten Alster groß zu werden.
1:01:17–1:01:21
Und da erzählt er, wie sie mit den Absätzen ihrer Schuhe Pfirsiche knacken und
1:01:21–1:01:24
dann das Innere gegessen haben, weil es so bitter geschmeckt hat.
1:01:24–1:01:29
Wie gesagt, kein Biologe, aber als Botaniker würde ich davon dringend abraten, weil Blausäure.
1:01:30–1:01:35
Aber ja, Menschen und Essen ist eh faszinierend, weil Menschen essen.
1:01:36–1:01:40
Den Bogen zu mir schließen. Nicht Menschen essen, sondern ich bin komplett farbenblind.
1:01:41–1:01:44
Und eigentlich ist das so etwas, wo du in der Evolution keine guten Karten hast.
1:01:44–1:01:47
Weil das, was wir essen, schon sehr davon abhängt, welche Farben es hat. Und es gibt,
1:01:48–1:01:51
Pilze, die sehr ähnlich aussehen und die sich nur durch eine leichte Färbung
1:01:51–1:01:53
unterscheiden und der eine macht, dass du dich den ganzen Tag erbrichst und
1:01:53–1:01:54
der andere macht, dass du satt bist?
1:01:56–1:02:01
Oder kann man das noch essen? Das ist eine Frage, die immer in der Menschheit relevant war.
1:02:02–1:02:06
Und da ist es eigentlich sehr kontraintuitiv, dass man als Farbenblinder überlebt,
1:02:06–1:02:11
außer man ist in der Lage, irgendeinen anderen Skill der Gruppe beizufügen,
1:02:11–1:02:14
dass die Gruppe also erstmal nicht so schnell merkt, dass man nicht gut gucken
1:02:14–1:02:16
kann und dann dir weiter mit dem Essen aushilft.
1:02:16–1:02:21
Und das ist eine der Sachen, über die ich sehr viel nachgedacht habe,
1:02:21–1:02:23
weil Leben schon sehr faszinierend so im Allgemeinen.
1:02:23–1:02:26
Bei David Grabber können wir lesen.
1:02:26–1:02:31
Er hat das Buch geschrieben, The Dawn of Everything, wie die indianischen Kulturen
1:02:31–1:02:35
Nordamerikas funktioniert haben, als die Europäer auf sie getroffen sind.
1:02:35–1:02:41
Und da war halt auch ein Ding, dass Alte und Behinderte, wenn sie tatsächlich
1:02:41–1:02:43
eine zu große Last für die Gruppe waren, aussortiert wurden.
1:02:43–1:02:46
Und ich glaube, dass das etwas ist, was eher menschheitstypisch ist.
1:02:46–1:02:48
Das ist auch einer der Gründe, warum ich Angst habe vor Anarchie,
1:02:48–1:02:51
aber das ist ein anderes Thema für einen anderen Spaziergang.
1:02:51–1:02:54
Dementsprechend halte ich es für sehr plausibel, dass mit einer starken Form
1:02:54–1:02:58
von Sehbehinderung du irgendwann zu sehr außen vor bist, als dass du der Gruppe
1:02:58–1:02:59
noch etwas beitragen kannst.
1:02:59–1:03:02
Also das ist schwierig zu erklären, warum eine Gruppe, die ums Überleben kämpfen
1:03:02–1:03:07
muss von 20, 30 Individuen, dann noch den Komplettblinden mitnehmen sollte,
1:03:07–1:03:08
weil der sehr viel Aufwand bedeutet
1:03:08–1:03:11
und vor allem jemanden, der auch seine täglichen Kalorien haben möchte.
1:03:11–1:03:15
Irgendwo muss es diesen Grad geben von, du wirst zwar stark sehbehindert,
1:03:15–1:03:18
aber du kannst noch gut genug an der Gruppe teilnehmen, dass du da mitmachen kannst.
1:03:19–1:03:22
Und da fällt meine Sehbehinderung, also Akromatopsie, die komplette Farbenblindheit,
1:03:22–1:03:24
irgendwie mehr oder weniger mit rein.
1:03:24–1:03:27
Wir hatten im Vorfeld geschrieben und ich hatte dir gesagt, wir können gerne
1:03:27–1:03:29
über das Thema Kochen ohne Kucken reden.
1:03:30–1:03:34
Denn das ist so eine der Sachen, die mir passiert. Wie gesagt, ich sehe keine Farben.
1:03:34–1:03:39
Das heißt, ich sehe nicht unbedingt, was gerade in der Pfanne passiert oder im Topf.
1:03:39–1:03:46
Und das bedeutet dann entsprechend, dass man sich Praktiken aneignet. Und ich bin...
1:03:48–1:03:54
Vegetarier seit jungen Jahren. Ich habe früher mal so eine sehr liberale,
1:03:54–1:03:56
libertäre Position vertreten, von wegen, wenn ich das Tier umbringen könnte,
1:03:56–1:03:57
dann soll ich es ja auch essen dürfen.
1:03:57–1:04:01
Und dann ist mir aber irgendwann aufgefallen, ich bin aber nicht so wirklich
1:04:01–1:04:04
in der Situation, ständig Tiere umzubringen. Vielleicht stört mich das schon ein bisschen.
1:04:05–1:04:09
Also Tiere umbringen. Und dann habe ich mich mit Videos aus der ganzen Welt
1:04:09–1:04:11
befasst von der Lebendküche in China.
1:04:11–1:04:15
Also wenn man Fische so aufschneidet, dass sie noch Atmen, also dass es noch
1:04:15–1:04:17
Muskelkontraktion gibt, während sie serviert werden.
1:04:19–1:04:22
Mit Seeschlangen, die so zertrennt werden, dass sie auf dem Teller noch zucken,
1:04:22–1:04:24
also dass die Muskeln noch so Spassmann haben.
1:04:24–1:04:27
Und bin dann irgendwann gelandet bei Industrie-Schlachtung in Deutschland.
1:04:28–1:04:31
So, wie sieht das eigentlich aus, wenn bei Tönnies den ganzen Tag Schweine zersägt
1:04:31–1:04:32
werden? Was macht das mit den Menschen, die das machen?
1:04:32–1:04:38
Und dann war mir relativ über einen Abend hinweg klar, eigentlich möchte ich kein Teil davon sein.
1:04:38–1:04:42
Also ich möchte nicht, dass für mich irgendwelche ungelernten Hilfsarbeiter
1:04:42–1:04:45
aus Rumänien den ganzen Tag mit der Kettensäge Schweine halbieren.
1:04:45–1:04:50
Ja, das hat dann dazu geführt, dass ich aus einer ziemlich moralischen Abwägung
1:04:50–1:04:53
relativ jung mich für den Vegetarismus entschieden habe.
1:04:53–1:04:56
Und das war dann auch so eine der Entscheidungen, die ich nie bereut habe.
1:04:56–1:05:00
Also ich habe viele Positionen über die Zeit gehabt und verworfen,
1:05:00–1:05:04
aber der Vegetarismus ist eine der Positionen, die dann doch relativ konsequent geblieben sind.
Florian Clauß
1:05:04–1:05:08
Und die hat sich auch dann gestärkt, also mit dem ganzen Veganismus-Trend.
Ali Hackalife
1:05:08–1:05:11
Genau. Und andererseits das, also als ich damit angefangen habe,
1:05:12–1:05:15
war die Menge der vegetarischen und veganen Produkte noch sehr klein.
1:05:16–1:05:20
Das ist ja um einiges besser geworden, auch wenn da vieles auf den Markt gekommen
1:05:20–1:05:24
ist, wo ich sagen würde, dass es zu hoch verarbeitet oder versucht etwas zu sein, was es nicht ist.
1:05:24–1:05:27
Das muss jetzt nicht unbedingt für mich sein. Aber ein erfreulicher Nebeneffekt
1:05:27–1:05:31
ist, ich habe sehr wenig in meiner alltäglichen Ernährung, was gekühlt werden muss.
1:05:31–1:05:35
Gute Arbeitstage sehen so aus, dass ich irgendwo zwischendrin eine Mittagspause
1:05:35–1:05:37
mache und dann Gemüse kaufen gehe.
1:05:37–1:05:41
Und das Gemüse dann wahlweise mit Reis oder Nudeln zubereitet wird.
1:05:41–1:05:44
Und da bleibt nicht so viel über, als dass man es kühlen müsste,
1:05:44–1:05:47
weil zwei Portionen, eine Portion wird jetzt gegessen, eine Portion wird dann
1:05:47–1:05:49
später oder am nächsten Tag gegessen.
1:05:50–1:05:52
Ich führe ein Leben, das sehr wenig Kühlung braucht.
Florian Clauß
1:05:53–1:05:55
Ja, also du hast den Kühlschrank abgeschaut.
Ali Hackalife
1:05:55–1:06:00
Also wir haben einen Kühlschrank, weil Wohnsituationen, aber ich benutze ihn quasi nicht.
Florian Clauß
1:06:00–1:06:01
Okay.
Ali Hackalife
1:06:01–1:06:05
Und ich hatte vorher einen Mitbewohner, der ein sehr gutes Gespür dafür hatte,
1:06:06–1:06:09
dann auch mal in Pestogleiser mit reinzugucken und so, weil ich sehe Schimmel nicht.
Florian Clauß
1:06:09–1:06:10
Okay.
Ali Hackalife
1:06:10–1:06:12
Und du möchtest Schimmel nicht erst dann schmecken, wenn du gerade in den großen
1:06:12–1:06:14
Topf Nudeln das Pesto geleert hast.
1:06:16–1:06:19
Dementsprechend, er hatte da einen ganz guten Radar für und hat da mit reingeguckt.
1:06:19–1:06:22
Aber das sind halt so Sachen, wo ich mir immer denke, das funktioniert nur,
1:06:22–1:06:23
wenn man eine funktionierende Gruppe um sich herum hat.
1:06:24–1:06:28
Kochen ist ja nicht so richtig mechanisierbar, weil die Toleranzen,
1:06:28–1:06:30
die du beim Kochen hast, viel zu klein sind.
1:06:30–1:06:35
Also wenn ich was, vor allem wenn ich Tier zubereiten würde,
1:06:35–1:06:39
dann ist ja der Rahmen zwischen, das Hähnchen ist so roh, dass du Salmonellen
1:06:39–1:06:41
gefahrst und das Hähnchen ist so durch, dass es nicht mehr schmeckt.
1:06:41–1:06:44
Das ist ein relativ schmaler Korridor, wenn man jetzt davon ausgeht,
1:06:44–1:06:46
dass du die Verfärbung des Hähnchens nicht siehst.
1:06:46–1:06:48
Da bin ich dann irgendwann bei Airfryern gelandet.
Florian Clauß
1:06:48–1:06:54
Ja, das ist eines von deinen, wenn man dich dann auf GitHub findet,
1:06:55–1:06:57
gibt es ein paar Einträge zur Airfryer.
Ali Hackalife
1:06:58–1:07:02
Ja, ich dachte mir dann, ich möchte für mich selbst notieren, was so funktioniert.
1:07:02–1:07:06
Von Kuchenrezepten vor allem, die sind jetzt online, aber auch so generell,
1:07:06–1:07:07
ich koche mit dem Airfryer.
1:07:07–1:07:10
Der hat die schönen Angewohnheiten, die Temperaturen sind sehr konstant,
1:07:10–1:07:14
die Zeiten sind sehr konstant und die Toleranzfenster werden größer.
1:07:14–1:07:18
Weil im Airfryer das Zeug im Zweifel dröge wird, aber nicht so schnell anbrennt.
1:07:19–1:07:23
Und das war für mich, fürs Selbstkochen, eine große Verbesserung.
1:07:24–1:07:25
Das sind so Dinge, wo ich mir dann oft denke,
1:07:26–1:07:31
Es gibt in dem Internat, in dem ich war, gibt es Kurse zum Thema lebenspraktische
1:07:31–1:07:36
Fertigkeiten und da geht es dann darum, wie du als Sehbehinderter dir etwas zusammenkochst,
1:07:36–1:07:40
ohne es wirklich zu sehen, also wie du mehr Plattenkoordination lernst,
1:07:40–1:07:42
damit Dinge zum gleichen Zeitpunkt fertig sind und nicht alles sehr real passieren
1:07:42–1:07:43
muss und so weiter und so fort.
1:07:44–1:07:49
Und die würden sich so viel Zeit mit einem guten Airfryer sparen,
1:07:49–1:07:54
weil einfach das Risiko, Dinge aus Versehen zu lang zu kochen.
1:07:54–1:07:57
Also Dinge zu zerkochen ist ärgerlich, aber ist nicht schlimm,
1:07:57–1:08:00
weil in Zweifel schmecken sie nicht mehr so interessant und die Konsistenz ist ein bisschen mehr.
1:08:00–1:08:04
Aber es ist nicht ungesund. Dinge zu wenig kochen, macht keinen Spaß, weil da sind sie zu fest.
1:08:04–1:08:08
Das sind so Sachen, die sich in meinem Leben dann doch bedeutend verändert haben.
Florian Clauß
1:08:08–1:08:12
Also mit einem Airfryer kannst du eine gewisse Wiederholbarkeit dann auch erreichen.
Ali Hackalife
1:08:12–1:08:16
Ich habe eine konstante Temperatur, die ich so auf dem Ofen nicht unbedingt,
1:08:16–1:08:20
also auf dem Herd nicht unbedingt hätte, weil Herd ist viel abhängiger von,
1:08:20–1:08:23
welche Pfanne verwende ich gerade, was ist die allgemeine Außertemperatur,
1:08:24–1:08:26
wie viel Öl war dieses Mal drin im Vergleich zur letzten Mal und so weiter.
1:08:27–1:08:31
Und der Airfryer macht halt, dass die Dinge einfacher reproduzierbar sind.
Florian Clauß
1:08:31–1:08:33
Gehen wir noch ein Stückchen weiter, dann kommen wir durch den Park und dann
1:08:33–1:08:37
machen wir so einen Bogen zurück und gehen dann wieder Richtung CCH.
Ali Hackalife
1:08:38–1:08:39
Also dann links und machen einen Kreis daraus?
Florian Clauß
1:08:40–1:08:43
Genau, wir machen dann hier so ein kleiner, ich würde auch sagen,
1:08:43–1:08:45
wir sind schon ganz gut dabei.
Ali Hackalife
1:08:45–1:08:46
Ja.
Florian Clauß
1:08:46–1:08:51
Aber wir sind ja auch beim Kernthema gerade mit Kochen. Wie sieht es aus mit
1:08:51–1:08:53
deinem angebauten Gemüse?
1:08:54–1:08:59
Und hast du da bestimmte Techniken, um zu konservieren? Bist du auch in dieser
1:08:59–1:09:01
Fermentierblase mit dabei?
Ali Hackalife
1:09:03–1:09:08
Ich habe bisher eine Gemüseproduktion, die sich darauf begrenzt,
1:09:08–1:09:12
ich ziehe unterm Dach Vorkulturen, die ich dann in den für mich verfügbaren
1:09:12–1:09:14
Töpfen und Hochbilden und so weiter aussehe.
1:09:14–1:09:17
Ich glaube, wenn wir hier zum CCH zurücklaufen, sind wir in einer halben Stunde
1:09:17–1:09:19
oder so auch wieder da, oder?
Florian Clauß
1:09:20–1:09:22
Ich denke, wir brauchen weniger als eine halbe Stunde.
Ali Hackalife
1:09:24–1:09:29
Genau, ich ziehe Vorkulturen unterm Dach und die sind dann relativ gesund,
1:09:29–1:09:31
weil sie unter sehr kontrollierten Bedingungen groß werden.
1:09:32–1:09:38
Und da ist das Einzige, was ich wirklich regelmäßig kontrolliere,
1:09:38–1:09:44
sind die Stunden an Licht, die die Pflanzen hatten und die Feuchtigkeit.
Florian Clauß
1:09:44–1:09:47
Also machst du das komplett mit einer künstlichen Beleuchtung?
Ali Hackalife
1:09:47–1:09:51
Genau, ich habe Pflanzzelte im Dachboden stehen, der sonst leerer Stauraum wäre
1:09:51–1:09:54
und in denen hängen LEDs,
1:09:54–1:10:00
LED-Paneele und ich habe Zeitschaltuhren mit HomeKit-Integration,
1:10:00–1:10:06
dass ich vom iPhone aus die Lampen ausmachen kann und die machen dann zu den
1:10:06–1:10:08
Zeiten, wenn die Vorkulturen ziehen,
1:10:08–1:10:13
also die keimen ja erstmal und da ist Wärme wichtiger als das Licht,
1:10:13–1:10:16
bis auf Basilikum und andere Dinge, die Lichtkeimer sind.
1:10:16–1:10:20
Aber so bei den meisten geht es dann erstmal darum, dass sie auf so einer Wärmematte
1:10:20–1:10:25
liegen, die ihnen vorgaukelt, dass die Aluminiumserum jetzt so 18 bis 20 Grad hat.
1:10:25–1:10:30
Und dann sprießen sie und ab dem Moment, wo die ersten Blätter rauskommen, kommt dann Licht dazu.
1:10:30–1:10:34
Dann ziehe ich die am Anfang mit etwas mehr Licht vor und je nachdem,
1:10:34–1:10:37
was es für Pflanzen sind, reduziere ich das dann, damit sie keinen kompletten
1:10:37–1:10:40
Schock bekommen, wenn sie ausgesetzt werden.
1:10:40–1:10:44
Das ist aber in einer Dimension von, ich habe viele Chilis gehabt,
1:10:44–1:10:47
die habe ich aber auch mit großer Begeisterung gegessen, denn Schafsessen ist sehr gut.
1:10:47–1:10:51
Ich habe sehr viel Basilikum gehabt, daraus wurden Pestos, aber die wurden dann
1:10:51–1:10:54
auch relativ schnell gegessen, weil wenn so ein Pesto erst mal im Haus ist,
1:10:54–1:10:55
dann kann man das ja die ganze Woche über essen.
1:10:56–1:10:59
Ansonsten die Gurken, die ich gezogen habe, sind auch recht gut geworden,
1:10:59–1:11:02
aber Salatgurken sind jetzt noch nichts auf dem Level von, ich muss das jetzt
1:11:02–1:11:05
unbedingt einlegen, sondern das war alles so, ich kann das heute ernten,
1:11:05–1:11:06
ich kann das in der Woche essen, dann ist es weg.
1:11:06–1:11:10
Ich habe mir auch das natürlich angeschaut, dass Leute so basteln,
1:11:11–1:11:12
um Nahrung länger zu konservieren.
1:11:13–1:11:18
Denn ich finde die Idee super attraktiv, dass man substanziell Nahrung anbaut.
1:11:18–1:11:19
Da reden wir jetzt nicht von alles.
1:11:20–1:11:22
Das ist ein Vollzeitjob und da brauchst du mehrere Leute für.
1:11:23–1:11:28
Aber so auf dem Niveau von, also das höchste der Gefühle war bisher eine Kirschmarmelade,
1:11:28–1:11:30
die tatsächlich auch mal länger gehalten hat.
1:11:30–1:11:34
Weil ansonsten war es immer so, ich habe jetzt gutes Essen im Haus mit meiner Hände Arbeit.
1:11:34–1:11:36
Ich möchte, dass es so schnell es geht alles gegessen haben.
1:11:36–1:11:41
Ich habe so ein paar Einnachgläser und ich habe auch ein paar Ideen über Dinge, die man einmachen kann.
1:11:41–1:11:45
Also man kann ja auch viele Speisepilze gut dehydrieren oder in Öl einlegen.
1:11:45–1:11:50
Aber bisher war ich immer noch in der Situation, dass die Ernteerträge überschaubar
1:11:50–1:11:53
groß waren. Und das war dann mehr so ein allgemeines Faszinosum.
1:11:54–1:12:01
In den USA gibt es eine größere Influencerin, die Home Farm oder so.
1:12:01–1:12:04
Und sie zeigt halt, wie sie selbst anbaut und einlegt und so weiter.
1:12:04–1:12:11
Und die war auf einer dieser Watchlists zum Thema, ist sie ein Gateway in rechte
1:12:11–1:12:16
Verschwörungsmythen, weil Leute, die anfangen, sich dafür zu interessieren,
1:12:16–1:12:18
wie man seine eigenen Lebensmittel konserviert,
1:12:18–1:12:22
die vertrauen vielleicht den Lebensmittelsupplies nicht so sehr,
1:12:22–1:12:23
die vertrauen vielleicht dem ganzen System nicht so sehr.
1:12:25–1:12:28
Das ist so ein bisschen ein Ding, das mich auch aktiv gestört hat.
1:12:28–1:12:34
Ich wollte wissen, wie ziehe ich Karotten in meinem Boden mit dem und dem Temperatur- und Bodenprofil.
1:12:34–1:12:38
Und ich finde jemanden, der sagt, übrigens, Karotten sind gut für deine Augen.
1:12:39–1:12:42
Ist viele Karotten, dann kannst du erkennen, wenn jemand dich anlügt, wie diese Politiker.
1:12:42–1:12:46
Ich denke, ja, okay, also die Storytime hätte es jetzt nicht gebraucht.
1:12:46–1:12:49
Du sollst mir einfach nur erzählen, welche Temperatur und welcher Boden.
Florian Clauß
1:12:50–1:12:52
Ja, da muss man Inhalte weggürzen.
Ali Hackalife
1:12:52–1:12:56
Ja, das ist so ein bisschen das Ding, dass die Leute, die Off-Grid gehen,
1:12:56–1:13:01
von denen tun das einige, weil sie so ein Umweltbewusstsein haben oder eine Faszination dafür.
1:13:01–1:13:05
Aber richtig viele von denen tun das, weil sie eine große Ablehnung gegen den Staat haben.
Florian Clauß
1:13:06–1:13:10
Na gut, ich meine, man muss ja sagen, dass die Qualität von industriell gefertigten
1:13:10–1:13:15
Produkten, also Lebensmitteln in den USA auch wirklich sehr viel schlechter ist als in Europa.
1:13:15–1:13:21
Weil viel weniger Prüfsiegel und Qualitätsmessungen da passieren.
1:13:21–1:13:23
Also das ist schon ein Unterschied.
1:13:24–1:13:30
Aber es vermischt sich dann in so einem Bereich, wo diese Ablehnung dem Staat
1:13:30–1:13:34
gegenüber dann einfach auch so zu einer ideologischen Haltung wird,
1:13:34–1:13:36
die man nicht heilen möchte an der Stelle.
Ali Hackalife
1:13:37–1:13:40
Auf deiner Seite in Deutschland lernst du in den Schulen die Ernährungspyramide.
1:13:41–1:13:42
Ich weiß nicht, ob du die auch gelernt hast.
Florian Clauß
1:13:43–1:13:44
Ich habe die neulich bei meinem Arzt gesehen.
Ali Hackalife
1:13:45–1:13:50
Und diese Ernährungspyramide hat halt nichts damit zu tun, wie gut gesunde Ernährung
1:13:50–1:13:54
aussieht, sondern vor allem damit, welche Agrarsektoren in Europa groß subventioniert sind.
Florian Clauß
1:13:54–1:13:58
Ich bin jetzt von der Ernährungspyramide ausgegangen, was man eben am meisten
1:13:58–1:14:03
isst, was dann unten den Sockel bilden sollte und das ist dann Gemüse und Obst.
Ali Hackalife
1:14:04–1:14:08
Das wäre wünschenswert, aber die, mit der ich groß geworden bin,
1:14:08–1:14:10
aber Getreide sollte den Großteil ausmachen.
1:14:10–1:14:14
Da gibt es von Baskass ein sehr gutes Buch, beziehungsweise er hat zwei sehr
1:14:14–1:14:16
gute Bücher geschrieben, Das eine Buch ist der Ernährungskompass.
1:14:16–1:14:23
Da erklärt er mal für Laien und Interessierte, was denn so gesättigte Fettsäuren
1:14:23–1:14:28
sind und was man zu verstehen hat unter Fruktose und Laktose, Laktase und so weiter.
1:14:28–1:14:32
Also so die Basics, die man wissen sollte, wenn man bewusst essen möchte.
1:14:33–1:14:36
Also dass man nicht dann sich fragt, komisch, warum konnte ich so schlecht einschlafen,
1:14:36–1:14:38
nachdem ich die Tüte Chips gegessen habe?
1:14:38–1:14:41
Sondern vielleicht auch ein Bewusstsein dafür entwickelt, was sind geertete
1:14:41–1:14:45
Fette und warum braucht es so lange für den Körper die zu verdauen oder warum
1:14:45–1:14:50
kann ich mich nicht satt essen an Gurken, weil der Aufwand sie zu zersetzen
1:14:50–1:14:53
mehr braucht, als sie an Kalorien beinhalten und dann sind sie halt im Wesentlichen Wasser.
1:14:54–1:14:57
Das klingt vielleicht naiv, aber ich habe das halt irgendwann so mit 17,
1:14:57–1:14:59
18 erst durch dieses Buch wirklich verstanden.
1:14:59–1:15:03
Bis dahin war es so, ja, Mittelmeer-Diät, schon irgendwie gesund hat man gehört.
1:15:03–1:15:07
Aber ich bin jung, mein Körper kann ausschließlich funktionieren von Marge und
1:15:07–1:15:08
Pringles. Warum sollte ich etwas ändern?
Florian Clauß
1:15:09–1:15:14
Ja, ich muss auch gestehen, dass ich erst so seit kurzem dann darauf achte,
1:15:14–1:15:16
ordentlich diese Proteine zu essen.
1:15:16–1:15:20
Ich meine, liegt auch sicher am Alter, aber vorher hat mich das auch nicht interessiert.
1:15:20–1:15:23
Und jetzt überlegt man, wie schafft man eine ausgewogene Mahlzeit,
1:15:24–1:15:28
dass Kohlenhydrate, Gemüse und Proteine dabei sind. Und damit muss man sich beschäftigen.
1:15:29–1:15:34
Und das Prinzip dann auch erstmal so zu verstehen, das dauert manchmal eine Weile.
1:15:35–1:15:40
Aber bist du eigentlich auch in das Brotbacken eingestiegen mit Corona?
Ali Hackalife
1:15:40–1:15:44
Nein, also ich habe während Corona, wie gesagt, erstmal die Bibel studiert.
1:15:45–1:15:48
Und das klingt immer wie ein Witz, aber ich habe das ja wirklich gemacht.
Florian Clauß
1:15:48–1:15:54
Und 73 Bücher oder so sind die Bibel, oder? Im Verbund? Ich weiß es nicht genau.
Ali Hackalife
1:15:54–1:15:57
Also zur Bibel gehört dann ja auch zwangsläufig, dass man sich mit den Apokryphen
1:15:57–1:16:01
befasst. Die Apokryphen sind die biblischen Geschichten, die nicht zum Kanon gehören.
1:16:02–1:16:05
Und dann fängt man an, sich anzuschauen, was war denn damals eigentlich das
1:16:05–1:16:11
politische Thema beim Zweiten Vatikanischen Konzil, weshalb einige Bücher drin sind und andere nicht.
1:16:11–1:16:17
Der Begriff Kanon kommt ja überhaupt erst daher. Also der Kanon ist die gesammelte
1:16:17–1:16:24
kanonische Version der Bibelbücher und heute ist das für Nerds ein völlig geläufiger Begriff zu sagen,
1:16:25–1:16:27
ja das und das ist Star Wars Arc Kanon und so weiter.
1:16:28–1:16:32
Hat aber eine ganz andere Tradition auf jeden Fall. Dann habe ich mit dem Gemüsezeug
1:16:32–1:16:36
so richtig während Corona losgelegt, also dass man Quickpots kauft,
1:16:36–1:16:39
das sind so Platten, in denen dann kleine Erdförmchen drin sind,
1:16:39–1:16:41
in denen man dann das Saatgut aussetzen kann und so.
1:16:43–1:16:48
Und das ist so eins der Hobbys, wo du, es gibt kein Ende, also du bist dann
1:16:48–1:16:49
irgendwann an dem Punkt, dass du dich fragst,
1:16:50–1:16:55
möchte ich vielleicht einen Reverse-Osmose-Filter haben, damit ich mein eigenes
1:16:55–1:16:58
Wasser aufbereiten kann, weil du in Großstädten ja so Probleme hast,
1:16:59–1:17:03
dass, wenn auch nicht viel, aber durchaus ja Chemikalien zum Wasseraufbereiten
1:17:03–1:17:04
da sind, die dann immer noch da sind,
1:17:04–1:17:07
also da kannst du beliebig tief ins Rabbit Hole fallen und dann denkst du dir,
1:17:07–1:17:11
ja, aber auch wenn ich es nicht für die Pflanzen brauche, Also so eine Regentonne
1:17:11–1:17:12
aufstellen ist sehr einfach.
Florian Clauß
1:17:12–1:17:13
Ja, so ein Lüftigesystem, ja.
Ali Hackalife
1:17:14–1:17:16
Hätte ich jetzt nicht nur eine Regentonne, sondern hätte auch die Möglichkeit,
1:17:16–1:17:17
das als Trinkwasser aufzubereiten.
1:17:17–1:17:22
Das ist so richtig. Also ich habe im Moment Aktivkohlefilter und hier von Livestraw,
1:17:22–1:17:25
das ist eine Firma, die baut einen Strohhallen, der besteht aus sehr vielen dünnen Röhrchen.
1:17:26–1:17:31
Und sie sagen, dass statistisch sie damit halt sehr viel grobe Verschmutzung rausmischen können.
1:17:31–1:17:34
Und sie sagen angeblich auch bakteriell, aber das ist ein statistischer Effekt. Long story short.
1:17:35–1:17:40
Ich möchte eigentlich in der Lage sein, es nie zu brauchen, aber zu wissen,
1:17:40–1:17:41
wie ich Trinkwasser aufbereite.
Florian Clauß
1:17:41–1:17:46
Ja, verstehe. Falls die Zombie-Apokalypse einfällt und du musst die Badewanne
1:17:46–1:17:50
voller Wasser machen und das musst du drei Monate reichen. Und dann musst du
1:17:50–1:17:51
mit einem Strohhalm draus trinken.
Ali Hackalife
1:17:51–1:17:55
Und da ist die Vorstellung, wenn es regnet, habe ich halt wieder 100 Liter fast
1:17:55–1:17:56
voll, eigentlich ganz angenehm.
Florian Clauß
1:17:57–1:17:58
Ja, nee, Katastrophenschutz unbedingt.
Ali Hackalife
1:17:58–1:18:02
Ja, das ist ja, das ist dieser schmale Grat zwischen, ich bin lieber zu sehr
1:18:02–1:18:06
vorbereitet für eine Situation, die nie eintritt, als in der Situation untervorbereitet zu sein.
Florian Clauß
1:18:06–1:18:10
Ja, das stimmt. Ich muss sagen, da ist meine Freundin auch sehr viel besser als ich.
1:18:10–1:18:14
Und ich mache mich regelmäßig darüber lustig, dass wir jetzt die drei Jahre
1:18:14–1:18:20
alten Wasserflaschen aus dem Vorratsschrank wieder trinken müssen und sie dann neu anlegen.
Ali Hackalife
1:18:20–1:18:23
Ja, rollen nennen wir Prepper das, dass du die Dinge rechtzeitig rollst.
Florian Clauß
1:18:23–1:18:24
Ja, genau, rollen, ja.
1:18:26–1:18:31
Aber ich bin da ganz froh und dankbar, dass sie dann so ein bisschen da den
1:18:31–1:18:32
Katastrophenschutz überlegen hat.
Ali Hackalife
1:18:32–1:18:35
Alleine als es hieß, oh, Corona ist jetzt ein Ding. Es wird Zeit,
1:18:35–1:18:39
dass die Bevölkerung sich für einen Tag, Quatsch, für eine Woche Lebensmittel
1:18:39–1:18:41
zu Hause einlagert. Für sieben Tage.
1:18:41–1:18:45
Da habe ich mir gedacht, Entschuldigung, aber also, wenn wir heute alles abbrechen
1:18:45–1:18:49
würden, dann habe ich einfach Notrationen für drei Monate. Und das sorgt dafür,
1:18:49–1:18:52
dass man sehr viel entspannter auf Dinge schaut, wie schwankende Getreidepreise,
1:18:53–1:18:54
schwankende Speiseölpreise.
1:18:55–1:19:00
Weil, also, es ist nicht schön, Nutrationen zu essen, aber es ist besser als nichts zu essen.
1:19:00–1:19:04
Und das ist ein bisschen das Ding, ich habe auch einen Wikipedia-Backup.
1:19:04–1:19:07
Nicht, weil ich darin regelmäßig suche, sondern weil das nur 20 Gigabyte sind,
1:19:07–1:19:09
die Text-Wikipedia zu haben, auf Englisch.
1:19:09–1:19:12
Und im Fall der Fälle möchte ich nicht sagen, ich hätte jetzt sagen können,
1:19:12–1:19:15
wie ich es finde, sondern ich möchte sagen, das gibt es hier zu lesen.
Florian Clauß
1:19:15–1:19:19
Ja, das ist auf jeden Fall vorausschauend, ja. Wir sind jetzt wieder an dem
1:19:19–1:19:23
Punkt, wo wir gestartet haben, nämlich vor dem CCA.
1:19:23–1:19:28
Das H hat sich zu einem C geformt, ja, also CCC, Chaos Communication Congress.
1:19:29–1:19:34
Ich sage vielen Dank, Ali, für deine Zeit, vielen Dank für die Inhalte.
1:19:34–1:19:38
Es hat mich sehr unterhalten, ja, also ich kann nur allen empfehlen,
1:19:38–1:19:42
heute auch, auch interessant, wenn ich gerade nochmal die Kurve bekomme.
Ali Hackalife
1:19:42–1:19:45
Danke für das liebe Shoutout. Ich habe von den Notizen, die ich mir aufgeschrieben
1:19:45–1:19:47
habe, ungefähr noch gar keinen angesprochen.
1:19:47–1:19:50
Aber vielleicht ergibt es sich ja mal, dass man zu einem weiteren Chaos-Event
1:19:50–1:19:51
nochmal einen Spaziergang macht.
Florian Clauß
1:19:52–1:19:52
Ja, sehr gerne.
Ali Hackalife
1:19:52–1:19:56
Hat mich auf jeden Fall sehr gefreut und ich möchte nochmal den Disclaimer rausschicken.
1:19:56–1:19:58
Das ist alles so, was ich mir irgendwo zusammengesammelt habe.
1:19:59–1:20:00
Ich bin kein Experte in irgendwas.
1:20:00–1:20:03
Ich bin Programmierer und Künstler.
1:20:03–1:20:05
Keine Biotipps von mir nehmen. Lese die Bücher, die ich erwähnt habe.
1:20:05–1:20:07
Da haben schlaue Leute schlauere Dinge geschrieben.
1:20:08–1:20:10
Danke, Flo, für deine Zeit und hat mich sehr gefreut.
Florian Clauß
1:20:10–1:20:13
Sehr gerne, vielen Dank. Bis zum nächsten Mal. Macht's gut.
Ali Hackalife
1:20:13–1:20:18
Jetzt sagen wir noch so ein paar Outtakes ein. Wie? Wer sind sie? Was ist denn das hier?

Mehr

JOEL: "Wait! Wait! I need a quote." PRESIDENT: "Don't .. Don't let them kill me.." JOEL: "Yeah, that will do." (CIVIL WAR 2024)

Mit dieser Episode starten wir eigentlich eine neue Podcast-Reihe: Roadmovies! Ein Genre, das uns schon immer fasziniert hat. Dem wollen wir näher auf die Spur kommen, doch zunächst stellen wir einige Filme dieses Genres der letzten 4 Dekaden vor. Roadmovies erzählen Geschichten von äußeren und inneren Reisen, an denen die Charaktere wachsen. Sie werden oft episodenhaft erzählt, die sich an den einzelnen Stationen der Reise orientieren. Roadmovies entwickelten sich als Subgenre des Westerns und legten den Grundstein für New Hollywood. Als ersten Vertreter der neuen Reihe "Roadmovies" hat sich Flo einen aktuellen Film ausgesucht: "Civil War" aus dem Jahr 2024 unter der Regie von Alex Garland. Flo stellt den Briten Alex Garland mit einigen Eckdaten vor: bekannt geworden als Autor, erste Verbindungen zum Film mit Danny Boyles "The Beach", der Garlands Buch verfilmte. Weitere Zusammenarbeit mit Boyle, u.a. "28 Days Later", für den Alex Garland das Drehbuch schrieb. Erste eigene Regiearbeit mit "Ex machina" (2015). Es folgten einige Spielfilme und mit "Devs" (2021) eine Serienproduktion, in der auch Schauspieler:innen mitwirkten, mit denen Garland immer wieder zusammenarbeitet. "Civil War" ist eine Mischung aus Roadmovie und Kriegsfilm. Im Mittelpunkt stehen zwei Kriegsfotografinnen, die eine altgedient, die andere ganz jung. Der Film spielt in Amerika in einer dystopischen nahen Zukunft, in der Bürgerkrieg herrscht. Wir erzählen den Film ausführlich nach. Flo geht dann auf die Geschichte der Fotografie während des Amerikanischen Bürgerkriegs von 1861 bis 1865 ein und zeigt die technischen und kulturellen Entwicklungen in der Fotografie und wie diese das Verständnis und die Darstellung des Krieges beeinflusst haben. Während wir die Kernthesen von Garlands Werk erkunden, denken wir darüber nach, wie die Hauptfiguren die moralischen Herausforderungen und ethischen Implikationen transportieren, die mit dem Festhalten und Präsentieren von Wahrheit und Realität verbunden sind. Verbunden sind wir auch mit unserem Track, der Laufstrecke, die uns von der Jannowitzbrücke bis zur Landsberger Allee durch den Volkspark Friedrichshain geführt hat. Wir haben auf diesem Weg einige unserer Vorgänger-Episoden gekreuzt und das entsprechend kommentiert.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Florian Clauß
Erzähler
avatar
Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:05–0:00:10
Mit Folge 66, da fängt der Podcast an.
0:00:11–0:00:17
Mit Folge 66 ist eigentlich was dran, dass wir da jetzt nochmal eigentlich...
0:00:17–0:00:23
Also bei Folge 66 machen wir was Diabolisches, aber bei Folge 66 fällt mir jetzt
0:00:23–0:00:24
auch nichts Besseres ein als dieses Lied.
0:00:24–0:00:27
Wir begrüßen euch ganz herzlich.
0:00:28–0:00:30
Ich bin Mitch und neben mir läuft...
Florian Clauß
0:00:30–0:00:32
Ich bin Flo, Flo läuft neben dir.
Micz Flor
0:00:32–0:00:33
Genau.
Florian Clauß
0:00:33–0:00:35
Wollen wir mal gerade so hinbekommen.
Micz Flor
0:00:35–0:00:38
Ja, wir sind schon so weit.
0:00:38–0:00:41
66 geht schon auf die 100 zu und vor allen Dingen können wir jetzt schon in
0:00:41–0:00:45
Primzahlen, nicht Primzahlen, wie heißen Schnapszahlen?
0:00:47–0:00:54
Denken 77, 88, 99, 100, 100. Ja, wir sind laufend am Reden und laufen beim Reden.
Florian Clauß
0:00:55–0:00:56
Laufend reden.
Micz Flor
0:00:56–0:00:57
Und reden laufend.
Florian Clauß
0:00:57–0:00:58
Im Laufen.
Micz Flor
0:00:58–0:01:04
Weil wir, ich möchte es mal irgendwo ein bisschen kürzen, wir haben immer sehr viel Intro.
0:01:05–0:01:08
Und jetzt auf einer Meta-Ebene sage ich das auch nochmal an.
0:01:08–0:01:12
Ich finde, dass wir uns immer wieder wiederholen und in gewisser Weise ist es
0:01:12–0:01:15
vielleicht ganz gut, weil es vielleicht immer wieder Leute gibt, die neu einsteigen.
0:01:15–0:01:19
Aber vielleicht kann man es ein bisschen kondensieren, weil wir wandern gerne
0:01:19–0:01:21
und beim Wandern redet man auch viel.
0:01:21–0:01:25
Das ist ja das Schöne daran. und dann kam Corona schon länger her,
0:01:25–0:01:28
da haben wir dann auch viel im Freien laufend geredet,
0:01:30–0:01:37
und haben dann irgendwann das Mikrofon angeschmissen und jetzt ist 65 Folgen später, die 66.
0:01:38–0:01:41
Folge. Die Themen sind immer unterschiedlich, was uns gerade eigentlich so interessiert
0:01:41–0:01:46
und eigentlich heißt es auch deshalb, weil wir immer ein bisschen versuchen
0:01:46–0:01:49
rauszukriegen, worum geht es da eigentlich.
0:01:51–0:01:54
Manchmal haben wir kleine Serien und von dir habe ich mitbekommen,
0:01:54–0:01:56
du läutet eine neue Serie ein.
0:01:58–0:01:58
Genau.
Florian Clauß
0:01:59–0:02:02
Ich will noch ergänzen zu der Einleitung, was auch immer kommt.
0:02:02–0:02:07
Ihr könnt auf eigentlich-podcast.de dann sehen, wo wir langgelaufen sind.
0:02:07–0:02:11
Und diese Route hier, also den Anfang dieser Route, und deswegen hast du auch
0:02:11–0:02:14
gesungen, weil ich das vorhin erwähnt habe, den sind wir schon mal gelaufen.
0:02:16–0:02:19
Nämlich bei, ich habe die Folgen-Nummer nicht im Kopf, da sieht man auch,
0:02:20–0:02:24
wir sind wirklich draußen und haben wenig Notizen bei uns und wir sind viel aus dem Kopf.
Micz Flor
0:02:24–0:02:28
Dann kann er sagen, ich google das mal eben. Red mal weiter, ich google das mal eben.
Florian Clauß
0:02:29–0:02:33
Können wir nicht sagen, haben wir, aber damit haben wir auch so einen ganz safen
0:02:33–0:02:34
Boden für unser Halbwissen.
0:02:35–0:02:39
Weil dann kann man immer sagen, ach stimmt, ja, ich konnte es ja nicht prüfen dann.
Micz Flor
0:02:40–0:02:43
Ich hätte es eigentlich gewusst, aber direkt vor uns war eine tote Ratte.
0:02:43–0:02:47
Das hat mich abgelegt. Das kann auch schon passieren, ist schon passiert.
Florian Clauß
0:02:47–0:02:52
Und wir sind hier vor einem Jahr, das war auch so, wo es im November kalt geworden
0:02:52–0:02:56
ist, sind wir hier lang gelaufen, haben die Expanse aufgenommen.
0:02:56–0:02:59
Und da hast du auch gesungen am Anfang.
0:02:59–0:03:04
Das hat mich total beeindruckt. Dann habe ich mit meiner Skat-Folge Dann.
Micz Flor
0:03:04–0:03:07
Muss das 46, 45 vielleicht, wie du sagst. 46 war, glaube ich, Skat.
Florian Clauß
0:03:08–0:03:10
Skat war, ja, ich glaube...
Micz Flor
0:03:10–0:03:14
Ohne drei... Ich weiß nicht genau, was so eine Nummer war.
0:03:15–0:03:20
Und die Tracks nimmst du auf auf deiner Uhr und wir haben ein Wireless-Setup
0:03:20–0:03:28
für die Aufnahme von uns beiden auf Stereo Und fast ungeschnitten landet das
0:03:28–0:03:34
dann in den Podcast-Plattformen und auf unserer Webseite eigentlich-pod.
0:03:35–0:03:37
Und damit ist, glaube ich, erst mal so alles.
Florian Clauß
0:03:37–0:03:39
Ja, da hast du jetzt mehr gesagt.
Micz Flor
0:03:39–0:03:41
Genau. Und wer jetzt noch dabei ist.
Florian Clauß
0:03:42–0:03:43
Der kriegt ein Gewinncode.
0:03:46–0:03:50
Ja, ich starte eine neue Reihe. Das habe ich dir so angekündigt.
0:03:50–0:03:52
Ich habe dir auch mein Thema angekündigt.
0:03:53–0:03:58
Manchmal lassen wir den anderen im Dunkeln, um was es geht. So wie letzte Folge,
0:03:58–0:03:59
da waren wir richtig im Dunkeln.
0:04:00–0:04:02
Märchenwald. Nee, das war vorletzte Folge, oder?
Micz Flor
0:04:03–0:04:04
Nee, letzte Folge war...
Florian Clauß
0:04:04–0:04:07
64 war das. 64 vor zwei Folgen.
0:04:08–0:04:13
Ich starte mit dieser Episode eine neue Folge, eine neue Reihe.
0:04:13–0:04:16
Ich suche mir ja immer gerne Reihen zu Kinofilmen aus.
0:04:17–0:04:24
Und diesmal dachte ich, wir machen mit einem Genre weiter, das ich auch schon immer gut fand.
0:04:24–0:04:28
Ähnlich wie die Coming-of-Age-Filme, die ich jetzt auch bei meiner vorletzten
0:04:28–0:04:30
Folge verheizt habe. Bei Hänsel und Gret.
Micz Flor
0:04:32–0:04:36
Buchstäblich in den Ofen. Schieb, schieb in den Ofen rein.
Florian Clauß
0:04:36–0:04:40
Genau, da habe ich nochmal so die Analogien von Hänsel und Gretel und Coming
0:04:40–0:04:43
of Age gezogen, ein paar Filme gedroppt.
0:04:44–0:04:49
Aber wir haben hier in diesem Genre, nämlich Roadmovies, haben wir auch tatsächlich
0:04:49–0:04:51
so Subgenres, die auch...
Micz Flor
0:04:51–0:04:56
Ich muss jetzt nochmal ein bisschen sitzen lassen. Das ist die Serie Roadmovies.
0:04:56–0:04:58
Also eine Serie heißt nicht, dass wir jetzt hintereinander dann immer wieder
0:04:58–0:05:01
Folgen dazu machen, aber wir greifen uns das immer auf.
0:05:01–0:05:05
So wie eben deine Hänsel und Gretel-Folge auch nochmal ein zusätzliches addendum
0:05:05–0:05:08
an die serie der märchen war.
Florian Clauß
0:05:08–0:05:11
Sehr schön danke für die kontextualisierung und
0:05:11–0:05:14
wie du vielleicht auch in zukunft mal wieder eine folge zu
0:05:14–0:05:20
deinen strom gitarren machen wirst wer weiß was uns da erwartet also es wird
0:05:20–0:05:24
jetzt auch nicht hintereinander weg aber wir greifen ab und zu zurück ich hatte
0:05:24–0:05:29
eine eine filmserie auch über novel vark gemacht und dann sind wir durch die
0:05:29–0:05:31
verschiedenen Filme dann durchgestiefelt.
0:05:32–0:05:33
Und Dogma. Dogma war auch ein Film.
Micz Flor
0:05:34–0:05:40
Durchgestiefelt trifft es ganz gut. Weil wir ja laufend reden und beim Laufen reden.
Florian Clauß
0:05:40–0:05:44
Ja, Roadmovies. Roadmovies fand ich schon immer gut.
0:05:44–0:05:47
Ich weiß nicht, wie es dir geht mit dem Genre.
0:05:47–0:05:52
Ob du auch so eine gewisse Genre-Affinität hast oder ob du eher so in Clustern
0:05:52–0:05:55
Sci-Fi, Thriller, Romance-Ding hast.
0:05:56–0:05:59
Wie früher in den alten Videothek-Ecken.
Micz Flor
0:05:59–0:06:03
Ja, nur das Arthouse-Regal, das schmale.
Florian Clauß
0:06:03–0:06:04
Das schmale, genau.
Micz Flor
0:06:05–0:06:08
Roadmovies finde ich großartig. Ich finde es interessant, dass Coming-of-Age
0:06:08–0:06:13
und Roadmovies so deine Genre sind, weil in beiden Genren ist ja eine verbindende
0:06:13–0:06:15
Sache. Es ist nicht zu stoppen.
0:06:15–0:06:19
Also in gewisser Weise geht es auch immer weiter. Es gibt dann manchmal sogar
0:06:19–0:06:22
so die Möglichkeit, fast episodenhaften Roadmovie zu gestalten,
0:06:22–0:06:23
aber es geht immer weiter.
0:06:23–0:06:27
Das unterliegende Thema ist halt diese Fortschreiten der Geschichte.
0:06:28–0:06:32
Ist ja bei Coming of Age nicht viel anders. Auch da geht es ja eigentlich darum,
0:06:32–0:06:33
es ist nicht aufzuhalten.
Florian Clauß
0:06:33–0:06:39
Diese Story. Ja genau, es ist vor allen Dingen immer eine gewisse Heldenreise,
0:06:39–0:06:43
die wir da mitmachen, wobei bei Coming of Age mehr quasi die,
0:06:44–0:06:50
der Weg zur Adoleszenz dann mit gewissen Quests belegt ist, die man dann lösen
0:06:50–0:06:51
kann als Charakter und wächst.
0:06:52–0:06:57
Gleich haben wir auch bei der, bei dem Roadmovie, wobei dann eben eher die Reise,
0:06:57–0:07:02
der Weg quasi die Strecke ist, wo dann die Heldinnen und Helden wachsen können.
0:07:04–0:07:08
Und was mich halt auch immer so fasziniert an den Roadmovies ist,
0:07:08–0:07:10
dass es so ein Zwischenbereich ist.
0:07:12–0:07:19
Es ist im Prinzip ein Bereich, der nicht definiert ist, wo ein Fahrzeug meistens
0:07:19–0:07:24
dann eben die Charaktere bewegt und wo es dann so ein Stationstheater gibt.
0:07:24–0:07:27
Also das heißt, episodenhaft sind die aufgebaut. Das heißt, wir haben hier auch
0:07:27–0:07:36
eine gewisse andere Dramaturgie, weil in jeder Station kann für sich abgeschlossene
0:07:36–0:07:37
Geschichten passieren,
0:07:37–0:07:40
an denen dann eben die Heldinnen und Helden wachsen können.
0:07:41–0:07:46
Auch interessant, so ein bisschen die Entwicklung des Genres.
0:07:46–0:07:50
Also ich meine, der klassische Road-Movie-Film, den kannst du mir sicher auch sagen.
Micz Flor
0:07:50–0:07:56
Looking for adventures, oder?
0:07:58–0:07:59
Mit Steppenwolf-Soundtrack.
Florian Clauß
0:08:00–0:08:02
Steppenwolf, richtig, genau. Also Easy Rider.
Micz Flor
0:08:02–0:08:05
Easy Rider auf jeden Fall, ja. Ich meine, dann ist die Frage,
0:08:05–0:08:15
diese ganzen Mad Max-Filme oder Serie, da geht es ja auch um Mobilität, um so ein bisschen 21.
0:08:15–0:08:16
Jahrhundert-Lingo zu klingen.
0:08:17–0:08:20
Aber es ist die Frage, würdest du das auch unter Roadmovies abführen?
Florian Clauß
0:08:20–0:08:24
Ja, absolut. Mad Max, ganz klassisch. Klassischer Roadmovie.
0:08:24–0:08:30
Und auch die Neuverfilmungen von Mad Max, Furious Road und der letzte,
0:08:31–0:08:33
vorletztes Jahr rausgekommen.
0:08:33–0:08:39
Das sind auch Roadmovie-Filme, weil die ja alle Aspekte des Roadmovies erfüllen.
0:08:39–0:08:42
Klar, du kennst natürlich, es gibt verschiedene Handlungsrahmen.
0:08:42–0:08:46
Das eine kann eben sein, dass man auf der Flucht ist, dass es halt quasi eine
0:08:46–0:08:48
Geschichte auf der Flucht erzählt wird.
0:08:48–0:08:52
Und dann sind die einzelnen Stationen, wo die Charaktere Halt machen,
0:08:52–0:08:55
sind im Prinzip dann nochmal so einzelne Geschichten.
0:08:57–0:09:03
Und dann haben wir Flucht, dann haben wir natürlich auch so eine innere Reise.
0:09:03–0:09:09
Meistens ist es so, dass dann der Protagonist oder die Protagonistin wächst in der Reise.
0:09:10–0:09:15
Das heißt, eine innere und äußere Reise sind auch so Merkmale,
0:09:15–0:09:17
die wir hier haben bei dem Roadmovie.
Micz Flor
0:09:17–0:09:22
Um das Genre ein bisschen abzugrenzen, einzuspecken, wie auch immer,
0:09:22–0:09:25
muss es eine Straße sein.
0:09:25–0:09:27
Ich denke jetzt ganz speziell an zwei.
0:09:31–0:09:34
Das eine ist die Verfilmung eben von Moby Dick, habe ich dann das Kind gesehen.
Florian Clauß
0:09:34–0:09:36
Moby Dick oder Movie Dick?
Micz Flor
0:09:36–0:09:37
Moby Dick.
Florian Clauß
0:09:38–0:09:40
Von Mobile Dick.
Micz Flor
0:09:40–0:09:48
Genau, Mobile Dick. Da bist du ja auf dem Schiff, aber irgendwie hat das ja
0:09:48–0:09:49
auch was Roadmovie-mäßig.
0:09:49–0:09:51
So der weiße Wal, der weiße Wal.
Florian Clauß
0:09:51–0:09:58
Das könnte man nochmal untersuchen, ob man Moby Dick als Roadmovie betrachten könnte.
0:09:59–0:10:01
Das können wir ja nochmal in den Kommentaren erörtern.
Micz Flor
0:10:03–0:10:06
Und das Zweite, was mir dann auch noch einfällt, das kennst du vielleicht sogar
0:10:06–0:10:08
noch als Referenz, das war nämlich auch aus der Humboldt-Uni,
0:10:09–0:10:11
ich glaube irgendein Seminar, wo ich mich reingeschmuggelt hatte,
0:10:11–0:10:16
da wurde über Arbeit mit Filmkamera und wurde halt so ein bisschen verglichen,
0:10:16–0:10:21
wie halt in bestimmten Kulturkreisen die Kamera zuerst quasi wie aus dem Auditorium
0:10:21–0:10:23
des Theaters die Bühne filmte,
0:10:23–0:10:26
also da war das eher so nicht partizipativ, aber es gab schon sehr,
0:10:26–0:10:30
sehr früh wohl auch Kameras, die dann, und das war das Beitrag,
0:10:31–0:10:36
Und da haben wir auch Filmausschnitte gezeigt bekommen. Da wurde die im Umland
0:10:36–0:10:40
von Berlin, im Spreewald irgendwo, wo die mit so Kähnen, Verfolgungsfahrten,
0:10:40–0:10:41
mit diesen starken Kähnen.
Florian Clauß
0:10:42–0:10:43
Im Spreewald dann.
Micz Flor
0:10:43–0:10:46
Ja, und da wurde dann die Kamera, ich weiß nicht, ob es die Sorgen waren,
0:10:46–0:10:51
aber da wurden dann die Kamera eben an dieses Schiff dran gebunden und dann
0:10:51–0:10:56
schoss die Kamera so über Wasserhöhe in dieser Verfolgungsjagd hinterher.
0:10:56–0:10:58
Das fand ich sehr eindringlich.
0:10:58–0:11:02
Deshalb kam ich vielleicht auf das maritime Motiv. Also bei Moby Dick gleichermaßen
0:11:02–0:11:04
wie bei diesem Kahn-Film.
0:11:04–0:11:09
Muss es ein Straßen?
Florian Clauß
0:11:09–0:11:13
Nee, muss es nicht. Es geht, glaube ich, einfach auch so auf die Reise.
0:11:13–0:11:14
Es kann auch ein Wanderfilm sein.
0:11:15–0:11:20
Es geht einfach diese Mobilität, dass erstmal so, aus welchen Gründen auch immer,
0:11:20–0:11:23
die Charaktere der Geschichte einfach jetzt auf dem Weg sind.
Micz Flor
0:11:23–0:11:27
Per Anhalter durch die Galaxis wird dann auch eine Art Roadmovie.
Florian Clauß
0:11:27–0:11:31
Ich kann dir mal so ein paar Beispiele, die ich aus der englischsprachigen Wikipedia
0:11:31–0:11:35
genommen habe, über eine Liste von Roadmovies und dann habe ich die mal chronologisch sortiert.
0:11:36–0:11:42
Und in den 16ern kann man so anfangen. Es gibt Vorläufer, gerade Easy Rider von 69.
0:11:44–0:11:48
Da geht es noch auf einen anderen Film zurück von Corman.
0:11:48–0:11:53
Der war ein paar Jahre vorher. Da geht es auch um diese Biker-Kultur, diese Beatniks.
0:11:53–0:11:58
Also Biker bietet nichts, alles ist ja auch on the road. Ist ja auch dieses von...
Micz Flor
0:11:58–0:11:58
Correct.
Florian Clauß
0:11:58–0:12:03
Correct, der Roman, da geht es ja auch so um diese auf der Straße,
0:12:03–0:12:06
so wie wir quasi hier immer auf der Straße laufen.
0:12:06–0:12:10
Aber ich fange mal an mit Wilde Erdbeeren von Bergmann.
0:12:10–0:12:15
Das sind eher so die europäischen Roadmovie von 67, dann Pirole Fou von Godard.
0:12:16–0:12:20
Also ich gehe jetzt ganz tief in die europäische Filmgeschichte.
0:12:20–0:12:28
Und dann natürlich 67 Initiation Bonny & Clyde, dann Easy Rider hatten wir schon
0:12:28–0:12:30
erwähnt und dann kommt nämlich Duell.
0:12:31–0:12:35
Von Spielberg. Ist das das Debüt von Spielberg?
Micz Flor
0:12:35–0:12:39
Ich glaube, es war sogar sein Abschlussfilm, der dann auf Spielfilmlänge hochgeblasen wurde.
0:12:39–0:12:41
Da musste man, glaube ich, über 87 Minuten kommen oder sowas,
0:12:42–0:12:44
damit das anerkannt wurde als Spielfilm.
Florian Clauß
0:12:44–0:12:49
Und du hast ja gerade über die Kameraperspektiven geredet. Also die können auch
0:12:49–0:12:50
völlig unterschiedlich sein.
0:12:50–0:12:53
Aber klar hast du beim Roadmovie auch dann erstmal die Möglichkeit,
0:12:53–0:12:56
die Landschaft entsprechend zu inszenieren.
0:12:56–0:13:02
Und bei Duell ist es ja diese Konfrontation, dieses Duell zwischen den Autos,
0:13:02–0:13:07
die dann auch natürlich so eine ganz eingefangene Kameraperspektive haben.
0:13:07–0:13:10
Also es ist sehr divers, wie dann halt was inszeniert werden kann.
0:13:11–0:13:16
Dann haben wir auch diesen klassischen deutschen Regisseur, nämlich Wim Wenders,
0:13:16–0:13:23
der mit Alice in den Städten 1974 eine ganze Trilogie über Root-Road-Movies gemacht hat.
0:13:23–0:13:29
Alice in den Städten, 74, 75, falsche Bewegung und im Laufe der Zeit von 76.
0:13:30–0:13:34
Ich habe die alle nicht gesehen. Ich war früher so ein Anti-Wim Wenders, weißt du?
0:13:34–0:13:38
Ich war noch so ein junger Student, der dann Filmwissenschaft,
0:13:38–0:13:41
nee, Filmgeschichte gemacht hat an der Humboldt-Uni.
0:13:42–0:13:46
Und da war mir Wim Wenders, war das so Establishment. War nicht immer doof,
0:13:46–0:13:48
deswegen habe ich nicht so viel Film Wenders geguckt.
Micz Flor
0:13:48–0:13:50
Ja, ist lustig. Aber Wenders hat doch auch noch den...
Florian Clauß
0:13:50–0:13:52
Paris, Texas von 84.
Micz Flor
0:13:53–0:13:53
Genau, genau.
Florian Clauß
0:13:53–0:13:57
Genau, den muss ich unbedingt mal sehen. Den habe ich auch nicht geguckt.
Micz Flor
0:13:57–0:13:59
Und jetzt kann es sein, dass ich mich total ins Fettnäffchen sehe.
0:13:59–0:14:02
Der hat doch dann auch noch in den 90er-Jahren diesen Film gemacht,
0:14:02–0:14:07
wo, oder war das gar nicht, wo die auf der Straße sind und die haben dann schon
0:14:07–0:14:11
so ein digitales Kartensystem und dann entscheidet der Fahrer oder die Fahrerin, weiß nicht mehr,
0:14:12–0:14:15
einfach das Lenkrad rumzureißen und dann sagt das Auto, sie sind von der Straße
0:14:15–0:14:17
abgekommen, fanden sie quer durch die Wüste.
0:14:18–0:14:22
Ändert dich das an irgendwas? Nee, okay. Dann liege ich, da habe ich jetzt irgendwie,
0:14:22–0:14:24
wir wenden das im Kopf, aber ich kriege es jetzt gerade nicht zusammen.
Florian Clauß
0:14:26–0:14:32
Ja, Mad Max haben wir schon erwähnt. 1979 war der erste. Dann springe ich mal in die 90er.
0:14:33–0:14:37
90er ist, da waren so die prägenden Filme für mich.
0:14:38–0:14:45
Ist natürlich Wild and Hard. Das ist der Film von David Lünch mit Nicolas Cage.
0:14:46–0:14:49
Und in der weiblichen Hauptrolle habe ich den Namen vergessen.
0:14:50–0:14:55
Aber der hat mich total geprägt. Es gab so eine Lünchzeit, die dann auch mit
0:14:55–0:15:01
Dennis Hopper und so weiter, Blue Velvet und diese ganzen so Ende 80er,
0:15:01–0:15:04
Anfang 90er, die in dieser Ästhetik auch gespielt haben.
0:15:04–0:15:08
Ganz großartig. Und haben wir auch schon mehrmals erwähnt, den Regisseur Gust
0:15:08–0:15:11
van Zandt, My Private Idaho.
0:15:11–0:15:16
Das hatte ich mit Chris auch besprochen, als wir über Boris Afraid gesprochen
0:15:16–0:15:21
haben. Nämlich mein Private Outer aus der Joachim Phoenix, der Bruder von ihm.
0:15:22–0:15:24
River Phoenix hat da die Hauptrolle gespielt.
0:15:25–0:15:30
Und es gibt dann halt so diese, auch hat Roadmovie immer was mit Umbruch zu
0:15:30–0:15:34
tun, haben wir schon erwähnt, während der Wende, also nach der Wende kam auch
0:15:34–0:15:39
so ein Schwung von Roadmovies raus im deutschsprachigen Raum und das waren dann, wir können auch anders.
0:15:40–0:15:44
Das ist so eine Detlefburg-Produktion, die ist großartig.
0:15:46–0:15:47
Dann, was war denn noch?
Micz Flor
0:15:48–0:15:50
Knocking on Heaven's Door mit Till Schneider.
Florian Clauß
0:15:50–0:15:54
Genau, das hat mir gefehlt, Knocking on Heaven's Door. Einen anderen Film,
0:15:55–0:15:58
den wir auch, ich gehe jetzt in die 2000er, auch schon erwähnt haben und worüber
0:15:58–0:16:02
ich auch schon mal eine Folge gemacht habe, über die Regisseurin Kelly Reichardt,
0:16:02–0:16:05
Old Joy, den hattest du dann auch gesehen.
Micz Flor
0:16:06–0:16:09
Aber wir haben jetzt Simon Luiz verpackt.
Florian Clauß
0:16:09–0:16:12
Ja, nee, das stimmt, den wollte ich noch erwähnen in den 90ern, Thelmon Luiz.
Micz Flor
0:16:12–0:16:16
Weil das ist ja irgendwie, finde ich, schon so eine erstaunliche Auftragsarbeit
0:16:16–0:16:23
gewesen für den damals so ein bisschen kriselnden Regisseur von Alien,
0:16:23–0:16:28
aber der dann damit nicht nur Brad Pitt geboren hat quasi in Hollywood hinein,
0:16:28–0:16:35
sondern auch echt so einen richtig prägenden Film gemacht hat.
0:16:35–0:16:39
Der ist ja irgendwie wie so ein Ankerpunkt, finde ich, in der Filmgeschichte.
Florian Clauß
0:16:39–0:16:43
Ja, das stimmt. Aber wieso Brad Pitt? Hat Brad Pitt da mitgespielt?
Micz Flor
0:16:43–0:16:48
Brad Pitt spielt den Lover von der einen Frau. Der ist aber nur ganz kurz zu sehen.
Florian Clauß
0:16:48–0:16:53
Okay, das war mir gar nicht klar, dass Brad Pitt da so eine exponierte Stellung ist.
Micz Flor
0:16:53–0:16:59
In einer einzigartigen, souveränen und gleichzeitig sensiblen Geste fegt er
0:16:59–0:17:04
einen Tisch leer, bevor er dann die Frau auf den Tisch draufsetzt.
Florian Clauß
0:17:06–0:17:09
Das ist dir in Erinnerung geblieben, in dem jugendlichen Live-Zug.
Micz Flor
0:17:10–0:17:12
Ja, mir ist Brad Pitt in Erinnerung geblieben.
Florian Clauß
0:17:12–0:17:16
Nee, Brad Pitt, ich bin auch großer Fan von Brad Pitt.
Micz Flor
0:17:16–0:17:17
Von seiner Arbeit.
Florian Clauß
0:17:17–0:17:19
Von seiner Arbeit und von ihm auch als Künstler.
0:17:21–0:17:23
Little Mid of Sunshine, hast du den geguckt von 2006?
Micz Flor
0:17:24–0:17:24
Ja, toll.
Florian Clauß
0:17:25–0:17:30
Ja, schön. Und wieder im Dachraum, also deutsch-österreichisch vor allen Dingen,
0:17:31–0:17:32
Ulrich Seidel Import-Export.
0:17:33–0:17:39
Also ich bin ein ganz großer Ulrich Seidel-Fan, der auch völlig verstörende Filme macht.
0:17:39–0:17:47
Aber großartig dann von 2015 jetzt im 10er-Raum eben Fury Road und Tick,
0:17:47–0:17:48
auch im deutschsprachigen Raum.
0:17:49–0:17:52
Die Verfilmung von Herndorf. Dem Roman.
0:17:53–0:18:01
Und jetzt auch im Arthouse-Bereich Drive My Car, der japanische Film von dem Regisseur,
0:18:02–0:18:09
dessen Namen ich jetzt nicht parat habe, aber eine der größeren Entdeckungen
0:18:09–0:18:14
im asiatischen Raum, was der für Produktion macht. Drive My Car ist wirklich ganz toll.
0:18:15–0:18:22
Und jetzt schließlich dann eben Civil War als ein Genrevertreter.
0:18:22–0:18:26
Und bei Civil War haben wir aber mehr oder weniger...
Micz Flor
0:18:26–0:18:28
Wir müssen noch bei Drive My Car noch erwähnen.
0:18:29–0:18:32
Mit der Lederjacke und...
Florian Clauß
0:18:32–0:18:39
Ach ja, Drive, den kann man noch mit reinziehen. Und Death Proof von Arufino.
Micz Flor
0:18:39–0:18:44
Ja, das ist auf jeden Fall. Noch eine Genre abschließen, weil wir gesagt haben,
0:18:44–0:18:46
es geht immer weiter, es geht immer weiter.
0:18:46–0:18:49
Ich habe jetzt eine ganz komische Frage an, vielleicht kann man das bis zur
0:18:49–0:18:50
nächsten Episode noch mal recherchieren.
0:18:50–0:18:54
Würde man so etwas wie John Wick auch als Roadmovie bezeichnen,
0:18:55–0:18:58
obwohl da ja nicht unbedingt das Auto- und Reisen zentral ist,
0:18:58–0:19:02
Aber dieses, er geht immer vorwärts, also er geht nie zurück.
0:19:02–0:19:06
Also das ist ja wirklich sehr, sehr drängend und so Computer-Game-mäßig.
Florian Clauß
0:19:06–0:19:09
Ja, das hätten wir auch schon mal beleuchtet in Style.
Micz Flor
0:19:09–0:19:11
Aber in diesem Genre würdest du das da einfach so aufpassen?
0:19:11–0:19:13
Ich würde es nicht unbedingt sagen.
Florian Clauß
0:19:13–0:19:18
Weil da wirklich der Action überwiegt. Weil John Wick ist natürlich,
0:19:18–0:19:23
das Prinzip von John Wick ist einfach, bewege dich von links nach rechts und geh nie wieder zurück.
0:19:23–0:19:26
Also das ist wie der Joystick, der immer nur auf rechts geht und der nie nach
0:19:26–0:19:28
links geklickt werden kann.
Micz Flor
0:19:28–0:19:29
Gut und Lola Rent?
Florian Clauß
0:19:29–0:19:33
Lola Rent, ja, auf jeden Fall. Lola Rent ist eine auch.
0:19:33–0:19:36
Und hier, ich würde auch Victoria, den würde ich auch als Roadmovie bezeichnen,
0:19:37–0:19:38
der in einem Shot gedreht wurde.
Micz Flor
0:19:38–0:19:42
Ja, wo die dreimal gedreht haben und die letzte Folge, die zweite Fassung fand
0:19:42–0:19:45
sie super und die dritte war, ist dann aber die Kino-Fassung geworden.
Florian Clauß
0:19:46–0:19:47
Da weißt du mehr als ich.
Micz Flor
0:19:47–0:19:48
Ja, da hatte ich ein Interview mal gelesen.
Florian Clauß
0:19:49–0:19:49
Okay, interessant.
Micz Flor
0:19:50–0:19:52
Was man alles mitbekommt, wenn man liest.
Florian Clauß
0:19:53–0:19:57
Was nochmal so zum Roadmovie gesagt werden kann, ist, dass im Prinzip eben hier
0:19:57–0:20:04
sich auch das New Hollywood, was dann halt so in der Filmgeschichte benannt wird, etabliert hat.
0:20:04–0:20:07
Nämlich New Hollywood, eigentlich auch so eine Novelle Vague,
0:20:07–0:20:12
ja, im amerikanischen Raum, wo sich dann eben so diese Regisseure wie George
0:20:12–0:20:18
Lucas, Spielberg, Gorsisi und so weiter, die neue Generation an Regisseuren etabliert haben.
Micz Flor
0:20:19–0:20:23
Apocalypse Now sind natürlich auch ein geiler Roadmovie. Also ich meine jetzt im Sinne von Format.
Florian Clauß
0:20:23–0:20:29
Das ist jetzt vor allen Dingen, also Den rechnet man der späten Phase des New Hollywoods.
0:20:30–0:20:34
Also Coppola mit Seinfeld. Wir hatten ja drüber gesprochen, da wir hatten ja
0:20:34–0:20:38
diese ganzen Nouvelle-Vac-Bewegungen in Europa, Asien und so weiter.
0:20:38–0:20:43
Und in Hollywood war es auch, dass man sich dann mit neuen Erzählweisen ausprobiert
0:20:43–0:20:49
hat, dass gegen dieses Prinzip von Videoproduktion und so weiter andere Wege gefunden hat.
0:20:50–0:20:53
Easy Rider, man geht auf die Straße raus, fängt da das ein und so weiter.
0:20:53–0:20:58
Das wäre so ein New Hollywood-Nummer zu erwähnen. Was, wenn man nochmal einen
0:20:58–0:21:02
Schritt weiter guckt, was Roadmovie in diesem amerikanischen Kontext vor allen
0:21:02–0:21:07
Dingen bedeutet, diese Figur des Trumps, also nicht Trump,
0:21:08–0:21:17
sondern des Trumps, also der Vagabund, der Archetyp, ich will nicht Archetyp
0:21:17–0:21:20
sagen, weil das falsch ist, wie wir gelernt haben.
0:21:20–0:21:25
Nein, im Prinzip das Paradebeispiel dafür ist halt Charlie Chaplin, die Figur von ihm.
0:21:26–0:21:31
Also auch da ist immer wieder so diese Geschichte des Westens,
0:21:31–0:21:33
des wilden Westens miteinander verknüpft.
0:21:33–0:21:40
Also auch häufig, häufig spielen die Filme des Roadmovies in dieser Achse zwischen West und Ost.
0:21:40–0:21:46
Und dieses Reisen durch die Landschaft und dieses, also diese Final Frontier,
0:21:46–0:21:53
dass wir dann halt auch hier wieder diese Achse des Nicht-ist-etablierten, das Zurücklassen.
0:21:55–0:22:00
Eben neue Sachen auszuprobieren, dieser ganze Aufbruch, der sich auch in diesem
0:22:00–0:22:04
ganzen Western-Movie, in diesem Western-Genre wiederfindet.
0:22:04–0:22:09
Also deswegen wird auch das The Road Movie als ein Sub-Genre des Westerns eingeordnet.
0:22:09–0:22:12
Genau, das wäre jetzt mal so die lange Einleitung.
Micz Flor
0:22:12–0:22:16
Aber einen muss ich noch sagen, mit Jackie Chan in 80 Tagen um die Welt ist
0:22:16–0:22:20
ja quasi die Geschichte schon so angelegt, dass man den,
0:22:21–0:22:23
transglobalen Roadmovie daraus.
Florian Clauß
0:22:23–0:22:31
Ja, es gibt auf der Seite von Wikipedia sind auch überall verschiedene weltweite
0:22:31–0:22:32
Ausprägungen von Roadmovie.
0:22:32–0:22:38
Ich habe jetzt nur diese ganzen popkulturellen des globalisierten Nordens genommen.
0:22:40–0:22:43
Da gibt es aber auch in Indien ganz viele Roadmovies und so weiter.
0:22:44–0:22:45
Aber da kenne ich mich nicht so aus.
0:22:46–0:22:50
Das habe ich jetzt erstmal draußen gelassen. Bei Civil War kommt dann nämlich
0:22:50–0:22:52
Ich nehme diesen Roadmovie noch ein zweiter Aspekt.
Micz Flor
0:22:52–0:22:56
Sag noch mal ein bisschen was dazu, Director, ja.
Florian Clauß
0:22:56–0:23:00
Genau, ich wollte jetzt gerade das so ein bisschen als Einstieg nutzen,
0:23:00–0:23:03
um dann eben auch gleich über den Regisseur zu sprechen.
0:23:04–0:23:15
Civil War ist quasi ein Mix aus Roadmovie und Kriegsfilm und wurde von Alex Garland gedreht.
0:23:15–0:23:20
Alex Garland ist eine Figur, die mir immer wieder aufgefallen ist und die ich
0:23:20–0:23:24
auch immer wieder so mit einem großen Auge beobachtet habe.
0:23:24–0:23:29
Der hat sein Regie-Debüt 2015 mit Ex Machina gehabt.
0:23:30–0:23:32
Ich weiß nicht, ob du den gesehen hast.
0:23:32–0:23:38
Ex Machina geht um eine künstliche Intelligenz, also ein Kammerspiel.
0:23:39–0:23:43
Und der hat auch eine ganz eigene Ästhetik. Und diese Ästhetik findet man in
0:23:43–0:23:46
verschiedenen Galan-Filmen so wieder.
0:23:46–0:23:55
Also die Innenräume, wie er die gestaltet, meistens sehr exklusiv.
0:23:56–0:24:02
Und dann hat der 2018, den zweiten Film, den er gedreht hat, war Anni-Lation.
0:24:03–0:24:04
Das war eine Netflix-Produktion.
0:24:05–0:24:10
Da geht es in Anni-Lation, die deutsche Übersetzung ist Auslöschung.
0:24:10–0:24:15
Da geht es um so ein Tube von Frauen, die dann in einer, ich glaube,
0:24:15–0:24:17
das ist auch so eine dystopische Welt, ich kriege es nicht mehr ganz zusammen,
0:24:18–0:24:20
aber die im Prinzip so einen Pollen.
0:24:22–0:24:25
Wo dann so diese, so ein bisschen wie Stalka, also es gibt so eine Zone um dieses
0:24:25–0:24:31
Portal, wo dann so die Naturgesetze irgendwo aufgehoben sind und letztendlich
0:24:31–0:24:34
löst sich dann alles so ein bisschen in Muster. Aber ich kriege die Story nicht zusammen.
Micz Flor
0:24:35–0:24:36
Das ist ganz stummhaft.
Florian Clauß
0:24:36–0:24:37
Das zählt jetzt.
Micz Flor
0:24:37–0:24:39
Aber du hattest mir den damals empfohlen und ich habe den gesehen.
0:24:39–0:24:42
Und weil ich dann irgendwie so wenig Filme nur sehen konnte zeitlich,
0:24:42–0:24:46
meine ich mich noch ein bisschen daran zu erinnern, dass das so ein bisschen wie bei Swamp Thing,
0:24:46–0:24:51
also dass dann eben in dieser Zone dann auch so Tiere nur noch so halbtransparent,
0:24:51–0:24:54
transparent, also Bären, so ein Bär läuft durch, man konnte so durchgucken,
0:24:54–0:25:00
sieht dann, der ist mehr Gewächs als Tier, also mehr Pflanze als Leerwesen, aber
0:25:01–0:25:04
es bleibt offen, worum es denn da geht. Also es ist einfach eher so ein,
0:25:08–0:25:11
evozierender Fantasy-Film, wo man nicht wirklich auch auf einen Punkt und auf
0:25:11–0:25:13
eine Lösung oder auf irgendwas kommt.
Florian Clauß
0:25:13–0:25:17
Es gibt keinen... Es ist so ein bisschen wie 2001, das Ende.
0:25:17–0:25:20
Es lässt das offen philosophisch, kann man viel drüber nachdenken,
0:25:20–0:25:24
aber es hat schon so eine Grund, so eine etwas düstere Stimmung, sag ich mal.
0:25:24–0:25:30
Aber ich fand den auch recht stark von den Emotionen, die der Film so hervorgerufen hat.
Micz Flor
0:25:31–0:25:32
Natalie Portman war da, oder?
Florian Clauß
0:25:33–0:25:37
Ich glaube, sie hat einen relativ gut bekannten Cast für den Film.
0:25:38–0:25:44
Dann hat er eine Serie 2020 geguckt, die habe ich jetzt auch gemacht,
0:25:44–0:25:48
die habe ich geguckt, ja, in Vorbereitung zu diesem Podcast, Devs heißt die.
Micz Flor
0:25:50–0:25:52
Das ist wie Tode oder wie Taube?
Florian Clauß
0:25:52–0:25:56
Nee, wie Entwickeln, also wie Development.
Micz Flor
0:25:57–0:25:58
Ah, Devs, okay.
Florian Clauß
0:25:58–0:26:05
Es geht um einen Konzern, einen Tech-Konzern, der ein geheimes Projekt hat, Devs.
0:26:06–0:26:09
Dieser heißt so und geht um Quantencomputer.
0:26:10–0:26:15
Ja, das ist schon auch sehr stark erzählt. Und in der ersten Folge wird dann
0:26:15–0:26:21
im Prinzip ein Entwickler in diese kleine Entwicklungsgemeinschaft,
0:26:21–0:26:25
die halt dieses DEVS-Projekt betreiben darf, wird rekrutiert.
0:26:25–0:26:28
Der stellt sich aber als Spion für die Russen raus und wird dann ermordet.
0:26:29–0:26:33
Und die Freundin von ihm versucht diesen Mord dann aufzuklären,
0:26:33–0:26:38
weil sie nicht ganz glaubt, dass er sich dann quasi selber verbrennt hat. Die stellen das so nach.
0:26:39–0:26:45
Und der ist aber so ziemlich deterministisch, aber auch toll gemacht.
0:26:47–0:26:53
Der Garland dreht mit einem Figurenensemble, wo auch jetzt ganz viele Figuren,
0:26:53–0:26:57
von denen in Civil War die gleichen Schauspieler da auch auftreten.
0:26:57–0:27:01
Also er hat so seinen Kreis, mit dem er gerne arbeitet.
0:27:02–0:27:07
Merkt man auch. Das ist wirklich ein eingespieltes Team, kann man so sagen.
0:27:07–0:27:10
Devs ist durchaus, also ich will jetzt nicht so viel davon erzählen,
0:27:10–0:27:12
weil ich dann schnell ins Spoilen komme.
0:27:12–0:27:14
Es kann man gucken, sollte man gucken.
0:27:15–0:27:18
Dann, was interessant ist, und da wirst du denen auch wahrscheinlich,
0:27:19–0:27:23
weil du vorhin Brad Pitt gesagt hast, der Nächste, der mir da auch immer so
0:27:23–0:27:25
kommt, ist Leonardo DiCaprio.
0:27:25–0:27:32
Ich meine, diese beiden sind, glaube ich, für mich so eine der besseren Schauspieler in Amerika.
0:27:34–0:27:41
Und der Garland hat am Anfang, war ja Autor und hat das Buch The Beach geschrieben.
0:27:41–0:27:44
Danny Boyle hat das dann verfilmt 2000.
0:27:45–0:27:47
Er hat weiterhin viele Drehbücher geschrieben, die auch interessant sind.
0:27:48–0:27:51
Nämlich hat er auch ziemlich viel mit Danny Boyle gearbeitet.
0:27:51–0:27:56
Also Garland ist Brite, muss man auch dazu sagen. Obwohl dieses Civil War ja
0:27:56–0:27:58
so ein uramerikanisches Thema ist.
0:27:58–0:28:01
Und er hat auch viel in Amerika produziert und gedreht.
0:28:01–0:28:03
Aber er ist ursprünglich Brite.
0:28:03–0:28:09
Und die Verbindung hier mit Danny Boyle hat dann das Drehbuch zu 28 Days Later
0:28:09–0:28:15
geschrieben. dann auch das Drehbuch zu Dread Judge Dread?
0:28:15–0:28:19
Nee, Dread, Judge Dread ist quasi die Vorlage, die Comicvorlage,
0:28:19–0:28:26
aber es gibt eine Episode, die heißt nur Dread in diesem monolithischen Riesenhaus, ja, ja, genau mit.
Micz Flor
0:28:26–0:28:29
Der Frau von Game of Thrones ja.
Florian Clauß
0:28:29–0:28:33
Ich glaube ich weiß nicht, ich habe den tatsächlich gestern gesehen und ich
0:28:33–0:28:38
fand der ist von 2012 ja, stimmt, das ist die jetzt weiß ich auch,
0:28:38–0:28:39
warum mir die so bekannt vorkam,
0:28:40–0:28:45
die dann eben so ein Drogenimperium in diesem Mega-Block aufgebaut hat.
0:28:45–0:28:50
In Palm Trees, so heißt der Block. Das ist im Prinzip auch so eine Zukunftswelt,
0:28:50–0:28:54
wo dann ganz, ich glaube, es ist irgendwo bei L.A.
0:28:54–0:28:58
Dann so Riesentürme, Wohntürme, wo 75.000 Leute drin wohnen,
0:28:58–0:29:01
wo dann halt so ein bisschen wie Kowloon dieses...
Micz Flor
0:29:01–0:29:03
Ja, das ist auch die Vorlage.
Florian Clauß
0:29:04–0:29:08
Ja, das ist die Vorlage. Und der ist auch wirklich nach wie vor,
0:29:08–0:29:11
ich meine, vor zwölf Jahren ist der da quasi gedreht worden.
0:29:12–0:29:16
Hat der, funktioniert der noch so gut? Das ist echt toll, dass der auch von
0:29:16–0:29:20
den Effekten her das so gemacht hat, dass es nicht alt wirkt.
0:29:20–0:29:23
Also den kann man auch gucken. Auch Guckempfehlungen.
0:29:24–0:29:30
Genau, das waren so seine, erst mal seine Anfänge als Drehbuchautor und Autor.
0:29:30–0:29:35
Und jetzt hat er sich mehr und mehr in diese Arbeiten als Regisseur. vertieft.
0:29:37–0:29:45
Civil War, das Setting ist im Prinzip USA in naher Zukunft und es herrscht Bürgerkrieg.
0:29:45–0:29:53
Was ganz viele den Film angelastet, beziehungsweise wo viele Leute nicht klargekommen
0:29:53–0:29:57
sind, ist, es gibt quasi zwei Parteien in diesem Bürgerkrieg.
0:29:57–0:30:02
Die eine sind die Loyalisten, das sind die, die auf der Seite des Präsidenten stehen.
0:30:02–0:30:07
Und die andere ist die Western Federation. Und das Western Federation,
0:30:08–0:30:15
also Plot ist, dass die Western Federation jetzt versuchen, nach Washington D.C.
0:30:15–0:30:19
Vorzudringen, weil sich eben der Präsident unerlaubterweise zu einer dritten
0:30:19–0:30:22
Amtszeit quasi sich selbst ernannt hat.
0:30:22–0:30:27
Und die Western Federation ist ein Zusammenschluss zwischen Kalifornien und Texas.
0:30:28–0:30:32
Also was jetzt irgendwie aufgrund dieser ganzen aktuellen politischen Lage in
0:30:32–0:30:37
den USA überhaupt nicht denkbar ist, dass eben Kalifornien und Texas zusammen
0:30:37–0:30:39
eine Föderation schließen.
0:30:39–0:30:44
Das heißt, Garland hat sich hier ganz bewusst eben aus diesen ganzen aktuellen
0:30:44–0:30:49
politischen Strömungen rausgenommen und setzt einfach irgendwas auf,
0:30:49–0:30:52
das erstmal so überhaupt nicht einordnenbar ist.
0:30:53–0:30:58
Du kannst nicht sagen, schwarz gegen weiß oder irgendwie so Republikaner gegen
0:30:58–0:31:01
Demokraten und Mager gegen irgendwie...
Micz Flor
0:31:02–0:31:04
Also ich würde es anders sagen, ich habe den Film nicht gesehen,
0:31:05–0:31:07
deshalb kann ich es nicht wirklich aus dem Film heraus argumentieren,
0:31:07–0:31:08
aber ich hatte das Gefühl,
0:31:08–0:31:13
dass es eher um die Ecke gedacht ist zu sagen, hey, wenn Texas und Kalifornien
0:31:13–0:31:17
eine Allianz bilden, ist es so unwahrscheinlich, dass mir keiner ankreiden kann,
0:31:17–0:31:21
ich hätte da also den Zeitgeist des Politischen aufgegriffen.
0:31:24–0:31:29
Ich denke trotzdem, dass jeder diese Parallelen zieht, die du denkst,
0:31:29–0:31:30
die man nicht ziehen könne.
0:31:31–0:31:34
Und ich habe eher das Gefühl, dass es halt ein Kniff war, um da rauszukommen,
0:31:34–0:31:36
dass man ihm das vorwerfen könne.
Florian Clauß
0:31:36–0:31:40
Ja, ja, auch natürlich. Das kann es auch sein.
0:31:40–0:31:44
Also erst mal, um sich selber da nicht irgendwie so einem politischen Lager
0:31:44–0:31:47
zuzuordnen und auch einen Kniff sich da rauszuziehen, klar.
0:31:48–0:31:51
Aber trotzdem ist es ja erstmal so eine Parallele. Ich habe das,
0:31:51–0:31:54
das waren halt so Originalstimmen und Kritiken.
0:31:54–0:31:57
Weil so, dass halt Leute wirklich aus dem Kino rausgegangen sind,
0:31:58–0:32:01
weil sie nicht damit zurechtgekommen sind, dass es halt so überhaupt nicht mit
0:32:01–0:32:04
der Realität in Amerika zusammenkommen kann.
0:32:04–0:32:12
Und das ist so das, was dann halt, wo dann halt so dieser objektive Kommentar einfach gefehlt hat.
0:32:13–0:32:21
Also insofern ist dieses Szenario so, dass eben diese Western Federation nach Washington D.C.
0:32:21–0:32:26
Vordringt. Im Handlungsmittelpunkt steht eine Kriegsfotografin.
0:32:26–0:32:32
Lee heißt sie, wird eingeführt. Die wird von Kirsten Dunst gespielt.
0:32:32–0:32:35
Kirsten Dunst kennst du vielleicht aus...
Micz Flor
0:32:35–0:32:36
Spiderman.
Florian Clauß
0:32:36–0:32:38
Spiderman, richtig, genau.
Micz Flor
0:32:39–0:32:41
Oder Nostalgia. Wie hieß der immer?
Florian Clauß
0:32:41–0:32:43
Das war von Lars von Trier.
0:32:45–0:32:49
Klingen wir nochmal raus. Sie hat auch in Fargo gespielt.
0:32:50–0:32:58
Fargo hat sie in der zweiten Staffel zusammen mit ihrem jetzt Ehemann, Jesse Plemms.
0:32:58–0:33:02
Das ist, ich weiß nicht, ob du den kennst, aber das war wirklich Plemms.
0:33:02–0:33:07
Der ist, das ist unglaublich, der ist im Breaking Bad groß geworden.
0:33:08–0:33:12
Der sieht Matt Damon so ähnlich, dass ihn alle Meth Damon dann genannt haben.
0:33:13–0:33:15
Weil der, das war wirklich wahnsinnig,
0:33:15–0:33:19
weil ich dachte, hä, spielt jetzt Matt Dane mit in Breaking Bad.
0:33:20–0:33:23
Und der spielt da halt auch so einen ganz üblen Charakter, ja,
0:33:23–0:33:30
also das kann er gut üble Charakter spielen und der hat auch eine kleine Nebenrolle in Civil War wo er auch,
0:33:30–0:33:34
eigentlich so eine Schlüsselrolle, ne, aber eine kleine in einer kleinen Episode,
0:33:34–0:33:36
in einer kleinen Episode in einer Hauptrolle,
0:33:36–0:33:40
wo er dann auch dieses ganze Übel, also er ist im Prinzip so ein Warlord,
0:33:40–0:33:45
ja Diese Schlüsselszene ist dann halt so, dass in der Szene dann zwei von diesen
0:33:45–0:33:51
Presseleuten, die eben aus Asien kommen, bringt der um, schießt der.
0:33:51–0:33:56
Und das ist halt so wirklich so ein bisschen an dieser, es ist so wie bei Apocalypse
0:33:56–0:33:57
Now oder Heart of Darkness.
0:33:57–0:34:03
Das ist halt so wirklich so ein Area, wo dann halt keine Gesetze mehr herrschen,
0:34:03–0:34:04
sondern nur noch der Lord dann regiert.
0:34:04–0:34:11
Und diese Figur heben gerade so ein Massengrab auf und schmeißen dann alle möglichen
0:34:11–0:34:13
Theoristen, die sie halt willkürlich umgebracht haben.
0:34:13–0:34:16
Und es ist klar, dass die in dieser Szene halt nicht mehr lebend rauskommen.
0:34:17–0:34:19
Das wird in allen irgendwie klar. Und das ist auch die einzige Szene,
0:34:19–0:34:23
wo dann die Hauptdarstellerinnen keine Kamera in der Hand haben.
0:34:23–0:34:27
Wir sind halt unbewaffnet quasi und sind dem dann gegenüber.
0:34:27–0:34:30
Und dann fragt er ja, what kind of American are you?
0:34:30–0:34:35
Und das ist die Frage, what kind? Also da kommt schon wieder diese politische Dimension mit rein, ne?
0:34:35–0:34:38
Die kommen dann letztendlich aus der Situation raus, dass eben einer,
0:34:38–0:34:43
der noch im Auto gewartet hat, fährt die halt um, die Soldaten und ...
Micz Flor
0:34:45–0:34:45
Das ist aber mega...
Florian Clauß
0:34:45–0:34:49
Nee, ich muss den Film spoilen vorweg. Ich erzähle den wirklich durch.
0:34:49–0:34:53
Ich werde da nicht, also um halt auch irgendwie das auch weiter einordnen zu können.
0:34:53–0:34:57
Also er fährt die um und rettet die dann raus, wird dabei aber selber getroffen
0:34:57–0:34:59
und stirbt dann auch. Also ich nehme jetzt gerade so...
Micz Flor
0:34:59–0:35:03
Das ist aber richtig spoilen, Mensch. Und dann richtig. Und der stirbt doch
0:35:03–0:35:06
noch. Das ist für das Spoilen gar nicht notwendig. Aber ich will es einfach sagen.
Florian Clauß
0:35:06–0:35:10
Nein, nein. Moment, aber ich dachte, ich hätte das klar gemacht.
0:35:10–0:35:13
Ich muss den Film durcherzählen, um dann weiter darüber sprechen zu können.
Micz Flor
0:35:13–0:35:16
Ja, ja, auf jeden Fall. Ich habe ihn nicht gesehen, aber natürlich kenne ich
0:35:16–0:35:22
diese Rolle aus dem Trailer mit der roten Brille, der mit dem Gewehr im Anschlag
0:35:22–0:35:25
da so genussvoll seine Macht exerziert.
Florian Clauß
0:35:26–0:35:31
Genau, also das ist so eine Schlüsselszene, bevor die nach Charlottesville kommen.
0:35:31–0:35:35
Charlottesville, da ist diese Western Federation, aber ich muss jetzt mal vorne
0:35:35–0:35:37
anfangen, wo ich gerade aufgehört habe.
0:35:37–0:35:42
Nämlich Lee, die eine alte Fotografin, Kriegsfotografin, alt im Sinne von,
0:35:42–0:35:47
die hat das schon in allen möglichen Ländern und Kontinenten gemacht und ist
0:35:47–0:35:49
halt auch wirklich so ein bisschen abgefuckt so.
0:35:49–0:35:52
Und du merkst jetzt, die wirklich so sehr professionell ist,
0:35:52–0:35:58
aber hat einen total müden Blick und ist auch von ihrer Art total abgebrüht.
0:35:58–0:36:04
Also sie guckt dann halt wirklich so, wie sie dann eben da heil rauskommt auf der einen Seite.
0:36:04–0:36:07
Auf der anderen Seite, dass sie auch liefert. Aber hat dann auch irgendwie so
0:36:07–0:36:09
die Lebenslust verloren, merkt man schon so.
0:36:10–0:36:15
Und es gibt eine junge Fotografin, die Jessie heißt die in dem Film.
0:36:15–0:36:20
Und die wird gespielt von Kelly Spini oder Spanny.
0:36:20–0:36:22
Das ist eine...
0:36:23–0:36:26
Schauspielerin, die jetzt auch in Devs mitgespielt hat.
0:36:26–0:36:31
Eigentlich dann jung, aber die ist noch sehr jung. Sie sieht auch sehr jung.
0:36:32–0:36:35
Aber die hat jetzt gerade hier mit Elgin Romulus spielt sie auch die Hauptrolle.
0:36:35–0:36:38
Also sie hat jetzt quasi so zwei fette Filme in diesem Jahr.
Micz Flor
0:36:39–0:36:43
Hast du den gesehen? Ja. Okay, magst du da eine Roadmovie-Serie?
0:36:44–0:36:47
Weil ich ihn wahrscheinlich auch wieder zeitlich nicht hinkriege zu sehen,
0:36:47–0:36:48
wäre ich auf dich angewiesen.
0:36:49–0:36:51
Spoiler ihn mir mal so richtig.
Florian Clauß
0:36:51–0:36:56
Das kann ich gerne machen, aber ich würde keine Episode draussen machen.
0:36:56–0:37:02
Genau, und sie spielt die junge, unerfahrene Fotografin, deren Vorbild die Lee ist.
0:37:03–0:37:10
Und es gibt eine erste Szene, wo sie dann auch, also die junge Fotografin, geschützt wird von ihr.
0:37:10–0:37:15
Die sind gerade dabei, eine Demonstration zu fotografieren zwischen Kriegsgegnern
0:37:15–0:37:20
oder wie auch immer und den Ordnungskräften. und dann rennt eine mit so einer
0:37:20–0:37:24
amerikanischen Flagge, rennt halt in die Demonstration rein und zündet eine Bombe.
0:37:24–0:37:29
Und in diesem Bomben-Splitterhagel zieht dann Lee Jesse dann hinters Auto und
0:37:29–0:37:30
damit schützt sie sie auch.
0:37:31–0:37:34
Das ist halt auch nochmal eine Schlüsselszene, die dann am Ende des Films auch noch runterspielt.
0:37:35–0:37:38
Und aus irgendwelchen Gründen, also sie sind erstmal hier, pass auf und ja,
0:37:38–0:37:41
okay, danke, dass du... Und aus irgendwelchen Gründen passiert es dann,
0:37:41–0:37:44
dass diese Jesse mit auf diese Reise genommen wird.
0:37:44–0:37:46
Ziel der Reise ist, sie wollen, sie haben gehört.
0:37:48–0:37:52
Der Präsident ist eben im Weißen Haus, umzingelt von den anderen.
0:37:52–0:37:56
Und das ist jetzt so die letzte Möglichkeit, dass man noch ein Interview machen
0:37:56–0:38:00
könnte, was aber komplett ausweglos ist, weil nämlich die ganze Front ist schon
0:38:00–0:38:03
zugestellt. Die kommen da gar nicht so einfach hin.
0:38:03–0:38:07
Aber die setzen sich dann ins Auto. Das sind dann Lee, Jesse und es sind noch
0:38:07–0:38:09
zwei andere Korrespondenten.
0:38:10–0:38:15
Ein älterer und ein junger, mit dem Lee auch immer zusammenarbeitet.
0:38:15–0:38:19
Und die setzen sich ins Auto und fahren nach Washington. Die sind in Brooklyn.
0:38:20–0:38:24
Und wenn man guckt auf der Karte, die Entfernung zwischen Brooklyn und Washington,
0:38:25–0:38:29
sieht man, da habe ich auch einen Film, den muss ich extra anhalten,
0:38:29–0:38:31
den Film, das nochmal nachzuprüfen.
0:38:31–0:38:36
Und der meint, nach Washington sind es halt 875 Meilen.
0:38:36–0:38:40
Und ich so, Moment mal, New York, das liegt doch.
0:38:40–0:38:43
Und da habe ich auf Google Maps geguckt, die liegen halt nur so 250 Meilen auseinander.
0:38:43–0:38:47
Und dann ist aber klar, dass die halt irgendwie so, weil Charlottesville liegt
0:38:47–0:38:52
halt auch südlich von Washington, dass sie halt so dieses ganze Gebiet halt
0:38:52–0:38:58
weiträumig umfahren müssen, um dann halt auch zu Washington vom Süden dann hochzukommen.
0:38:58–0:39:00
Also das fand ich immer so ganz gut.
0:39:00–0:39:03
Und dann sagt er, hä, okay, ja, es ist Krieg.
0:39:04–0:39:08
So, genau. Und dann machen sie sich auf und fahren halt in diesem Auto.
0:39:09–0:39:11
Das ist so ein Van, der dann halt auch so eine Schiebetür hat,
0:39:11–0:39:13
ein bisschen stabiler gebaut.
0:39:13–0:39:17
Mit dem fahren sie dann übers Land und dann kommen sie halt in die einzelnen Stationen an.
0:39:18–0:39:26
Also das ist schon so toll inszeniert in dem Film, diese ganze Endzeitstimmung.
0:39:26–0:39:30
Also es ist so ein bisschen dystopisch, wie wir das aus Zombiefilmen kennen.
0:39:30–0:39:33
Du siehst halt überall die rauchenden Autos.
0:39:34–0:39:37
Es ist ja so eine Segewohnung, so ein Pattern, wo du...
0:39:38–0:39:42
Erwartest, jetzt kommt ein Zombie oder es kommt, also du erwartest,
0:39:42–0:39:47
du bist die ganze Zeit immer in diesen Adrenalinstress, ja, in diesem Jumpcut-Stress,
0:39:47–0:39:50
aber der passiert nicht unbedingt, ne, also wird schon alles immer sehr,
0:39:51–0:39:52
also es wird sehr vorbereitet.
0:39:53–0:39:57
Es ist uns nicht, wo du dann halt irgendwie so vom Sitz aufspringst,
0:39:57–0:40:00
sondern es ist alles, es ist recht hart, ne, also es ist schon hart erzählt,
0:40:01–0:40:04
du siehst halt wirklich so sehr explizite Szenen.
0:40:04–0:40:08
Die erste Station, wo sie ankommen, ist eine Tankstelle, wo die halt auch jede
0:40:08–0:40:12
Möglichkeit nutzen müssen, um zu tanken, ja, dann parken da und dann sieht halt
0:40:12–0:40:18
Lee im Augenwinkel, dass dann zwei in so einer Garage dann aufgehangen sind an den Händen.
0:40:18–0:40:23
Dann geht aber Jesse dahin und versucht dann zu verstehen, was ist denn da?
0:40:23–0:40:27
Und dann kommt halt der eine Typ, der peiniger von denen und der sagt so,
0:40:27–0:40:32
ja, nee, das sind Loyalisten, die haben wir jetzt hier aufgehangen,
0:40:32–0:40:35
weil die haben noch geheime Informationen und es ist halt klar,
0:40:35–0:40:37
dass die zu Tode gefoltert werden.
0:40:37–0:40:40
Und dann ist die Jessie, die Junge, so im Schock.
0:40:41–0:40:46
Und Lee ist dann so ganz abgeheift und meint so, ja, stell dich doch mal zwischen
0:40:46–0:40:47
die beiden auf und macht halt das Bild.
0:40:48–0:40:52
Und dann kommt halt Jessie dann die Frage, ja, warum habe ich nicht fotografiert?
0:40:52–0:40:56
Und in diesem Moment findet sie, glaube ich, so ihre Funktion und Profession,
0:40:56–0:41:02
ja, das, nie mehr ohne Kamera zu gehen, nicht mehr dieses, ich bin eine Fotografin,
0:41:02–0:41:07
ja, und ich bin eine Kriegsfotografie, ich muss dieses Geschehen ganz hautnah immer auffangen,
0:41:07–0:41:10
das wird dann so in ihr so instanziert.
0:41:10–0:41:13
In der nächsten Szene, in der nächsten Station, wo sie ankommen,
0:41:13–0:41:17
sehen sie auch dann tatsächlich so einen Häuserkampf, der auch krass inszeniert
0:41:17–0:41:22
ist, wo dann immer der eine Korrespondent, der Korrespondent dann hinter der
0:41:22–0:41:25
Fotografin, der Jessie, ist und sie dann immer so zurückzieht.
0:41:25–0:41:29
Also es ist halt immer so, also es geht auch immer irgendwie nach Protokoll,
0:41:29–0:41:32
sind diese Militärfilme, wo dann halt immer check, check, behind.
0:41:33–0:41:38
Go! Eleven! Da wird halt irgendwelche Finger hochgehalten.
0:41:38–0:41:41
Die Leute wissen, was dann zu tun. Also halt dieses Militär-Jean-Golf,
0:41:42–0:41:42
wo ich nicht drinstecke.
0:41:43–0:41:46
Wie die dann in diesen Kugelhagel sind. Und du fragst dich ganz,
0:41:46–0:41:51
warum kann da nicht mal zu lebend rauskommen? Das ist wirklich so total dramatisch.
0:41:51–0:41:57
Du merkst es wirklich hautnah, wie die dann immer unter ihrem Einsatz des Lebens diese Fotos machen.
0:41:57–0:42:01
Und man hat dann fast das Gefühl, dass die Kamera so eine Hybris der Unverletzlichkeit
0:42:01–0:42:06
ausstrahlt. Und je mehr die dann halt fotografieren, umso mehr sind sie geschützt.
0:42:07–0:42:10
Und sie hat dann auch so wirklich waghalsige Situationen, wo sie dann halt auch
0:42:10–0:42:12
immer wieder so hinter so einer Säule zurückgezogen werden.
0:42:12–0:42:17
Und dann werden auch eben die Loyalisten, werden dann gefangen genommen und hingerichtet.
0:42:18–0:42:24
Und es gibt nicht mehr diese Position des Urteilens, sondern eigentlich nur noch des Beobachtens.
0:42:25–0:42:29
Das heißt, am Anfang, als sie diese Menschen da in der Garage hängen sehen,
0:42:30–0:42:36
da war sie erst mal auch so dabei, ein moralisches Urteil zu fällen. Aber das geht da nicht.
0:42:37–0:42:43
Das merkt man in der Figur Ali, dass sie auch sämtliche moralischen Implikationen
0:42:43–0:42:47
einfach abgelegt hat, um nicht in einen Konflikt mit ihrer Funktion zu kommen.
Micz Flor
0:42:47–0:42:50
Ich habe es nicht gesehen, aber ich frage dich jetzt einfach aus dem Interesse
0:42:50–0:42:56
von dem, was du erzählst. diese kein moralisches Urteil fällen,
0:42:56–0:43:02
ist das, weil sie abgestumpft ist, weil alles einfach so schlimm ist?
0:43:02–0:43:08
Oder ist das, weil sie das nicht, wie du sagst, also aus dem Beruf heraus,
0:43:09–0:43:11
ich fälle nicht, sondern ich dokumentiere?
Florian Clauß
0:43:11–0:43:14
Ja, ich glaube, da können wir gleich noch mal darauf zurückkommen,
0:43:15–0:43:17
in dem Ende der Film so ein Teil an dem Ort drin liegt.
0:43:17–0:43:24
Und es geht, glaube ich, schon so um dieses bedingungslose Ausfüllen der Funktion,
0:43:24–0:43:29
das eben auch damit zusammenhängt, eben überhaupt keine Urteile machen zu können.
0:43:30–0:43:39
Also das heißt, nur in dieser Position kann sie überhaupt als Kriegsfotografin arbeiten.
0:43:40–0:43:42
Also so verweggenommen, ja.
0:43:43–0:43:47
Dann die nächste Station, wo sie hinkommen, ist so ein altes Stadion,
0:43:48–0:43:51
wo dann so, ne, ne, komm, nochmal Feuer, das ist auch lustig.
0:43:51–0:43:54
Dann kommen sie nämlich vorher in so eine Stadt, die einfach komplett ignoriert
0:43:54–0:43:55
haben, dass es Krieg ist.
0:43:55–0:43:59
Wo dann halt so die, also wie so ein bisschen bei Last of Us,
0:43:59–0:44:04
ja, wo die halt auch in so einer, es gibt eine Boutique, es gibt normale Läden,
0:44:04–0:44:08
ja, man kann einkaufen, man kann ganz normal sich bewegen und alle warten so, was ist das hier?
0:44:08–0:44:11
Ja, und die sagen halt irgendwie, pff, ja, egal, wir haben das einfach ignoriert von
0:44:12–0:44:15
Die haben ihre Blase so aufgebaut und die funktioniert. Also so ein bisschen
0:44:15–0:44:20
auch so ein Zwischenzustand, so eine heile Welt, die sie auf einmal so erfahren können.
0:44:21–0:44:24
Und dann sind sie, also was man noch dazu sagen muss, Jessie,
0:44:24–0:44:29
die junge Fotografin, arbeitet noch mit einer Nikon F2, also einer Analogkamera.
0:44:29–0:44:34
Und sie sitzt dann immer abends da und sie sind in so einem Stadion,
0:44:35–0:44:39
wo im Prinzip auch so eine, ja, wo Flüchtlingslager, aber so ein bisschen so
0:44:39–0:44:42
eine Hippie-Gemeinschaft sich da so gebildet hat.
0:44:42–0:44:46
Und sie sitzt in so einem Stadion und entwickelt diese Filme,
0:44:46–0:44:51
scannt dann die Negative mit ihrer Kamera und hat dann ein Gespräch mit Li,
0:44:52–0:44:56
wo sie dann erstmal sagt, also im vorigen Verlauf hat sie dann gesprochen,
0:44:56–0:45:00
ja, ich möchte jetzt so Fotos machen wie du Und Lee meinte, ja,
0:45:00–0:45:03
das kann man nicht unbedingt kontrollieren.
0:45:03–0:45:07
Es passiert, ja. Und dann sitzt sie halt da und macht diese Fotoauswahl.
0:45:07–0:45:13
Lee sitzt sich neben sie und meinte halt irgendwie von den 30 Fotos, meinte, this is the one.
0:45:13–0:45:18
Okay, der hat halt irgendwie das Bild geschossen. Und damit hat sie auch ihre
0:45:18–0:45:23
Profession gefunden, hat gespürt, dass sie halt so werden kann wie sie.
0:45:23–0:45:26
Das war halt, weil sie das Bild gemacht hat, ja. Aber das ist,
0:45:26–0:45:31
glaube ich, nochmal so ganz wichtig für sie als Figur in dieser Situation.
0:45:32–0:45:34
Dann kommt diese eine Szene, die ich vorhin schon erzählt habe.
0:45:34–0:45:40
Da gibt es noch irgendwie so zwei Korrespondenten-Kollegen, diese asiatischen Kollegen.
0:45:40–0:45:43
Treffen sie dann auf der Straße, machen so ein kleines Rennen.
0:45:43–0:45:47
Das ist ein Zufallstreffen. Und dann gibt es so eine waghalsige Aktion,
0:45:47–0:45:49
wo die dann halt, also so aus Verrücktheit.
0:45:50–0:45:56
Dann halt durch das Fenster dann die Fahrer wechseln oder die Beifahrer wechseln
0:45:56–0:45:59
und auf einmal ist das andere Auto weg, als es dann wegfährt.
0:45:59–0:46:03
Und dann kommt diese Situation mit Jesse Plemons, da finden die sich wieder
0:46:03–0:46:07
und die anderen vorgefahren waren schon nervös geworden, haben das Auto auf
0:46:07–0:46:10
einmal gesehen und wussten, okay, jetzt ist wirklich was, jetzt haben wir ein
0:46:10–0:46:12
Problem und kommen dann eben raus.
0:46:12–0:46:16
Ich habe noch eine Episode vergessen, die will ich noch mal kurz nachliefern.
0:46:16–0:46:20
Das ist auch so, die Ästhetik ist auch ganz gut.
0:46:21–0:46:23
Wirklich so ein bisschen wie bei Station Eleven.
0:46:23–0:46:27
Auch eine Serie, die ich da dir sehr ans Herz legen will zu sehen.
0:46:27–0:46:34
Auch eine Endzeit-dystopische Serie, wo auch eine total idyllische Landszenerie,
0:46:34–0:46:36
du siehst ein großes Haus,
0:46:36–0:46:40
du siehst so absurderweise überall so Weihnachts-Accesswasser,
0:46:40–0:46:44
Du hast da ein großer Schlitten und dann siehst du halt so einen Elch und so weiter.
0:46:44–0:46:47
Und auf einmal hörst du halt irgendwie, die sind schon skeptisch,
0:46:47–0:46:48
fahren ein Stückchen vor.
0:46:48–0:46:51
Und auf einmal fällt so ein Schuss und es ist klar, okay, wir werden hier von
0:46:51–0:46:55
Scharfschützen, werden wir hier beschossen und die finden einen Unterschlupf.
0:46:55–0:47:00
Und du siehst auf einmal so unter so einem Tarngrasanzug, siehst du dann so
0:47:00–0:47:03
zwei andere Scharfschützen, die halt ihn ins Visier nehmen.
0:47:03–0:47:06
Und dann ist auch die Frage, was macht ihr hier, wer seid ihr?
0:47:06–0:47:11
Und dann ist halt auch alles von irgendwie so, wer ist wer, komplett aufgelöst,
0:47:11–0:47:13
weil es komplett egal ist.
0:47:13–0:47:16
Also sie müssen halt irgendwie die schießen, wir schießen, wer sind wir?
0:47:16–0:47:20
Also sie können gar nicht mehr darauf ernsthaft antworten.
0:47:20–0:47:25
Und dann löst sich die Situation, indem sie den halt einfach auch dann treffen.
0:47:25–0:47:27
So, jetzt können wir weiterfahren.
0:47:28–0:47:33
Und die sind dann in Charlottesville, in dieser Militärbasisstation,
0:47:33–0:47:39
die auch ganz episch erzählt wird, mit was da alles für Kriegsgeräte sind.
0:47:40–0:47:45
Panzer, dann fliegen halt massig von solchen Flugzeugen über das Gebiet und
0:47:45–0:47:53
die dringen dann vor nach DC und dann gehen sie halt wirklich so mit einem Trupp nach DC.
0:47:54–0:47:58
Dann auch wirklich spektakulär inszeniert. Also so ein bisschen wie Children
0:47:58–0:48:01
of Man, diese Szene. Hast du die gesehen?
0:48:02–0:48:04
Wo du dann halt wirklich so das Gefühl hast, die sind im Kampfgeschehen.
0:48:05–0:48:10
Und da ist immer diese ganze Militarisierung, wie die dann halt losrücken, in welchen Trupps.
0:48:10–0:48:13
Und dann kommt die und du bist die ganze Zeit auch so mit am Ducken.
0:48:13–0:48:16
Und also wirklich so voll in diesem Geschehen mit drin.
0:48:17–0:48:19
Und denen gelingt es dann eben nach so einem Täuschungsversuch.
0:48:20–0:48:23
Ist klar, dass der amerikanische Präsident dann noch im Weißen Haus ist.
0:48:23–0:48:28
Es gab so ein Manöver, dass die irgendwelche Fahrzeuge rausgeschickt haben,
0:48:28–0:48:29
wo die dachten, der ist drin.
0:48:29–0:48:32
Und dann gehen halt ein paar mit. Aber die bleiben halt da, gehen in das Weißhaus
0:48:32–0:48:37
rein und sind dann halt wirklich direkt dabei in den Trupp, die dann eben diese
0:48:37–0:48:40
Entourage um den Präsidenten stellen.
0:48:40–0:48:45
Ja, der Präsident hat sich noch verschanzt. Dann kommt es zu dieser Szene und
0:48:45–0:48:47
du siehst halt Jesse schon immer voll krass dabei.
0:48:48–0:48:53
Also viel, viel engagierter als Lee fotografiert. Lee hat auch einen Panikanfall
0:48:53–0:48:57
und kann nicht mehr so, kann nicht mehr fotografieren. Das ist dann wie gelähmt.
0:48:57–0:49:01
Und Jessie hat man das Gefühl, die ist noch viel aufgeladener und viel mehr
0:49:01–0:49:03
am Attackieren mit Fotografien.
0:49:04–0:49:08
Und da gibt es halt eine Szene, wo sie dann halt in einem Gang so sitzt und fotografiert.
0:49:08–0:49:11
Und dann kommt auf der anderen Seite auch der Schütze und hat sie dann halt
0:49:11–0:49:14
als Zielobjekt identifiziert.
0:49:14–0:49:17
Und dann ist auch Lee klar, sie wird jetzt abgeschossen.
0:49:18–0:49:21
Also Jessie wird jetzt abgeschossen. Und die stürzt sich quasi dann zwischen
0:49:21–0:49:25
der Kugel und Jessie. Und dann wird sie getroffen, Lee statt Jessie.
0:49:26–0:49:31
Und du siehst aus der Kameraperspektive von Jessie, wie sie dann halt im Fallen
0:49:31–0:49:33
den Tod von Lee dann so dokumentiert.
0:49:34–0:49:36
Und dann siehst du, wie so ein gefallener Engel so fällt.
0:49:37–0:49:41
Und dann geht sie aber weiter mit, mit der Gruppe, die dann halt den Präsidenten stellt.
0:49:41–0:49:46
Und die waren ja ursprünglich gekommen, um das letzte Interview mit dem Präsidenten zu halten.
0:49:46–0:49:52
Und dann fragt auch der Joey, fragt dann den Präsidenten,
0:49:53–0:49:56
Was ist ihr letztes Statement? Er will nicht getötet werden von denen.
0:49:57–0:50:00
Und dann siehst du halt irgendwie so, wie sie den abknallen.
0:50:01–0:50:04
Und so eine Reihe von, also du hast auch immer so inzwischen eine Reihe von
0:50:04–0:50:06
so diesen typischen Eroberungsfotografien,
0:50:06–0:50:10
wo dann halt so die Leichen da liegen, die gerade erschossen wurden und die
0:50:10–0:50:14
Soldaten als Sieger dann sich so positionieren.
0:50:14–0:50:18
Also diese Bilder, die dann halt so in die Weltöffentlichkeit kommen und dann
0:50:18–0:50:23
halt so das repartieren in diesen ikonischen Bildern. Dann werden die halt so
0:50:23–0:50:25
eine Reihe von Bildern im Abstand gezeigt.
0:50:26–0:50:28
Das wird dann eben so demonstriert.
0:50:29–0:50:36
Ja gut, das ist halt eben diese ikonische Funktion von Fotografie in solchen Ereignissen.
0:50:37–0:50:42
Und das ist ja auch immer die Frage von Kriegsjournalismus, dass halt im Prinzip
0:50:42–0:50:46
da die Bilder geliefert werden, die auch das ganze Kriegsgeschehen maßgeblich
0:50:46–0:50:49
beeinflussen und auch die Geschichte der Sieger erzählt.
0:50:49–0:50:54
Also es ist ja eine unglaublich hohe Symbolik in diesen Bildern drin,
0:50:54–0:50:58
die aber auch auf so einer ganz platten Körperlichkeit dann beruhen.
0:50:59–0:51:03
Nämlich wer liegt unten, wer ist da tot und wer ist derjenige, der da posiert.
0:51:03–0:51:09
Also das ist jetzt mal so ganz grob gespoilt, der Film. Tut mir leid, Mitch.
Micz Flor
0:51:10–0:51:13
Nee, nee, total okay. Ich fände den, glaube ich, eh zu hart zum Gucken.
Florian Clauß
0:51:14–0:51:18
Ja, der ist schon recht, also der ist wirklich schon recht verwirrend.
0:51:18–0:51:23
Was man auch sagen muss, das wäre nochmal so ein Attribut für Roadmovies,
0:51:23–0:51:26
ist nämlich auch immer der Soundtrack, also die Musik dazu.
0:51:27–0:51:30
Und die ist bei dem Film auch sehr ausgewählt.
0:51:30–0:51:35
Also das ist durchaus, man kann dann auch auf Spotify den Sound anhören.
0:51:36–0:51:40
Es ist eine gute Kollektion von Liedern, die auch so ein bisschen immer so eine
0:51:40–0:51:45
Schere machen zwischen dem Geschehen und dem dargestellten brutal zu sehen.
0:51:45–0:51:48
Dann hörst du aber so Country-Musik, die dann halt irgendwie so ein,
0:51:49–0:51:54
eher so eine wohlige Atmosphäre ausstürmt. Ist aber auch ein Kommentar dann
0:51:54–0:51:57
in dem Moment, klar, kann Musik dann machen.
0:51:58–0:52:03
Genau, das ist so der Film, aber ich wollte nochmal, bevor ich jetzt tiefer
0:52:03–0:52:06
in diese, ja, Interpretation kann man jetzt nicht sagen,
0:52:07–0:52:10
aber vielleicht nochmal den Bogen zur Kriegsfotografie spannen,
0:52:10–0:52:13
weil das hat mich ja dann auch in der Auseinandersetzung mit dem Film total
0:52:13–0:52:21
beschäftigt und da gibt es auch ganz tolle Analogien, Was in dem Film als Bürgerkrieg
0:52:21–0:52:24
von Amerika, wenn du dann in den tatsächlichen Bürgerkrieg, Sezessionskrieg,
0:52:25–0:52:30
in den amerikanischen Sezessionskrieg, da wurde tatsächlich zum ersten Mal professionelle
0:52:30–0:52:34
Fotografie, also professionell die Fotografie als Medium eingesetzt.
0:52:34–0:52:41
Also der Sezessionskrieg ist 1861 bis 1865, wo dann eben die Föderierten gegen,
0:52:42–0:52:47
die Nord-gegen-Süd-Staaten, wo die eben sich bekriegen.
0:52:47–0:52:51
Und vielleicht noch einen Schritt zurück zur Geschichte der Fotografie.
0:52:52–0:52:59
Die Fotografie fing dann so in den 1840er Jahren an, so Verfahren zu entwickeln,
0:52:59–0:53:05
dass die dann halt auch wirklich industriell in größeren Maßstäben eingesetzt werden konnten.
0:53:05–0:53:11
Es gab so ein Entwicklungsverfahren, das hieß, warte mal, das muss ich jetzt
0:53:11–0:53:14
tatsächlich nochmal nachgucken.
0:53:15–0:53:21
Das ist von einem Maler entwickelt worden.
0:53:21–0:53:27
Der Maler hieß Dagür und das war dann die Dagürre Topis.
0:53:28–0:53:33
Also im Prinzip die Entwicklung, wo dann auch das Entwickeln selber sehr gesundheitsschädlich
0:53:33–0:53:37
war, weil die alle mit so Quecksilber und so weiter gearbeitet haben.
0:53:37–0:53:40
Und das ganze Verfahren war auch sehr aufwendig.
0:53:40–0:53:45
Aber was interessant war, dass dieser Maler Dagür die Ergebnisse erzielt hat,
0:53:45–0:53:47
Das waren ganz feine Linien, also
0:53:47–0:53:50
es war wirklich so eine ganz feine Reproduktion, fast wie eine Malerei.
0:53:51–0:53:55
Und wenn man dann irgendwie vergleicht, wo sich Medien abgelöst haben,
0:53:55–0:54:04
jetzt auch in der Gutenberg-Bibel, also zum ersten Mal eben diese Druckstücke aufgekommen sind.
0:54:04–0:54:10
Und die mussten ja direkt, Gutenberg musste ja quasi mit der gemalten Bibel konkurrieren.
0:54:10–0:54:14
Die gemalten, also die handschriftlichen Bibeln, die in Klostern immer hergestellt
0:54:14–0:54:18
wurden, die wurden ja auch, also wenn du die Alten guckst, ist es sehr naheliegend,
0:54:18–0:54:21
dass irgendjemand auf die Idee gekommen ist, dass man das auch irgendwie drucken könnte,
0:54:22–0:54:26
weil die handschriftlichen gemalten Bibeln sind halt auch wie so Druckschrift,
0:54:26–0:54:28
unglaublich verziert und so weiter.
0:54:28–0:54:34
Aber das Verfahren, also so wie Gutenberg sich quasi im Markt nur durchsetzen
0:54:34–0:54:38
konnte, indem er genauso gut oder etwas besser als die handschriftlichen Bibeln waren.
0:54:39–0:54:41
Und da die schon so einen unglaublich hohen Standard gesetzt haben,
0:54:41–0:54:45
hat es halt auch lange gedauert, bis er halt wirklich so dann das Verfahren
0:54:45–0:54:47
und diesen Standard technisch entwickeln konnte.
0:54:48–0:54:52
Ähnlich würde ich jetzt mal behaupten die Parallele zur Fotografie des Göbb
0:54:52–0:54:55
ja diesen Historienmaler, die dann halt auch die Schlachtfelder dann so.
0:54:56–0:55:04
Gemalt haben nach dem Schlachtfeld und so weiter. Auch so ein Snapshot von der
0:55:04–0:55:05
Geschichte dann halt auch einzufrieren.
0:55:06–0:55:11
Und so, dass sich das Medium Fotografien auch nur so durchsetzen konnte,
0:55:11–0:55:14
indem es halt mal die Malerei dann halt übertrumpft hat.
0:55:14–0:55:16
Das ist, glaube ich, nochmal so der Kniff dabei.
Micz Flor
0:55:17–0:55:20
Ja, ich kenne mich da nicht so gut aus, aber diese Rolle der Kriegsmalerei,
0:55:21–0:55:24
weil das war ja dann auch gerade von England, die halt ja eben,
0:55:26–0:55:33
global ambitioniert waren, Leute zu unterwerfen und Gebiete für sich zu gewinnen.
0:55:33–0:55:37
Die hatten ja Kriegsmannerei auch schon immer mit eingesetzt,
0:55:37–0:55:42
also eben Jahrhunderte vor der Fotografie und hatten dann natürlich aber immer
0:55:42–0:55:47
nach Hause gebracht, diese Bilder von vielleicht oft auch eher so einem klinischen Erfolg.
0:55:47–0:55:49
Also es waren dann, glaube ich, nicht diese brutalen Bilder,
0:55:49–0:55:54
die man dann zum Beispiel auch aus dem Vietnamkrieg, Dieses ganz berühmte Bild,
0:55:54–0:55:58
wo jemand wirklich so einen Kopf schießt, was im Foto festgehalten ist.
0:55:58–0:56:00
Ich habe jetzt den Namen vergessen.
0:56:02–0:56:05
Und dann die Fotografie natürlich, wie du sagst, da trumpfen kann,
0:56:05–0:56:06
weil die auch irgendwie schneller.
0:56:06–0:56:10
Und man hat dann wirklich das Bild und hat ein direktes Gefühl,
0:56:10–0:56:11
durch ein Fenster auf die Realität zu gucken.
0:56:12–0:56:15
Dann wiederum dazu geführt hat, dass die Kriegsmalerei sich weiterentwickelt
0:56:15–0:56:18
hat und die Malerei dann mehr prozesshaft wurde.
0:56:18–0:56:22
Also auch wieder impressionistisch und expressionistisch in dem Sinne,
0:56:22–0:56:27
als dass sie versucht hat, mehr zu evozieren oder darzustellen und nicht wirklich
0:56:27–0:56:29
abzubilden, sondern dann auch inzulösen.
0:56:31–0:56:38
Im Malen da schon in gewisser Weise eben dann doch wieder so eine moralische
0:56:38–0:56:40
Bewertung mit eingebogen werden kann.
0:56:40–0:56:43
Was im Bild natürlich auch immer passieren kann, das ist klar.
0:56:43–0:56:46
Also wer fotografiert, wer überhaupt sich eine Kamera leisten kann,
0:56:46–0:56:51
wer auf welcher Seite steht und deshalb wen frontal und wen von hinten fotografiert,
0:56:51–0:56:56
das sind ja alles Teile, die auch eine Wertung über Zugehörigkeit darstellen.
0:56:56–0:57:01
Aber ich glaube schon, dass da die Kriegsmalerei, die es ja immer noch gibt,
0:57:02–0:57:07
dann über die Fotografie wieder auch sich selbst befreien konnte und sich weiterentwickeln konnte.
0:57:07–0:57:13
Es ist jetzt schwierig, in so einem morbiden Thema wie Kriegsmalerei und Kriegsfotografie
0:57:13–0:57:15
dann über künstlerische Entwicklung zu sprechen.
0:57:15–0:57:20
Und trotzdem finde ich das so ein interessantes Gefüge, dass man auf den ersten
0:57:20–0:57:24
Blick denkt, ja gut, das Foto ist dann mehr Realität.
0:57:24–0:57:28
Aber im zweiten Schritt dadurch die Malerei wiederum um auch sich in der Lage
0:57:28–0:57:35
zu sagen, okay, dann werden wir vielleicht wieder ein bisschen induktiver und prozesshafter.
Florian Clauß
0:57:35–0:57:39
Ja, also da gibt es, Mannerei ist natürlich ein Prozess und kein Moment.
0:57:40–0:57:45
Also wenn wir jetzt quasi die Fotografie nehmen, die hat ja immer eine Momentaufnahme.
0:57:45–0:57:50
Das heißt, sie ist ja wirklich in diesem Moment und du kannst halt jeden Moment
0:57:50–0:57:53
nehmen und du kannst, je nachdem aus welchem Winkel du fotografierst,
0:57:53–0:57:55
es ist halt völlig austauschbar.
0:57:55–0:57:59
Aber es ist dieser Augenblick, der festgehalten wird, der halt auch in diesem
0:57:59–0:58:01
Augenblick diese Geschichte erzählt.
0:58:01–0:58:06
Fotografie war am Anfang, weil es auch noch so viel prozesshafter war,
0:58:06–0:58:10
nämlich durch die langen Belichtungszeiten, durch das technische Equipment,
0:58:10–0:58:13
Du musstest ja auch wirklich ausgebildet werden. Also deswegen waren ja auch
0:58:13–0:58:19
die ersten Fotografen häufig Maler oder kamen eben aus diesem Gewerk,
0:58:19–0:58:22
weil die entsprechend auch diese künstlerische Ausbildung hatten.
0:58:23–0:58:29
Das ist jetzt ganz interessant, also dieser professionelle Einsatz von Fotografie in dem Sezisionskrieg.
0:58:29–0:58:36
Da gab es ein Bray Day, das war ein Fotograf, der auch verschiedene Studios
0:58:36–0:58:39
hatte, schon in New York war der ansässig.
0:58:39–0:58:43
Der hat sein Geschäft damit gemacht, dass eben jungen Soldaten,
0:58:43–0:58:45
die in den Krieg zogen wollten, dann halt immer ein Bild haben.
0:58:45–0:58:49
Und die Bilder waren halt irgendwie, die waren recht teuer. Also man musste
0:58:49–0:58:52
sich dann hinsetzen, ein Studio gehen und du hattest die Belichtungszeiten.
0:58:52–0:58:55
Und der hat dann so Verfahren auch aufgegriffen und weiterentwickelt,
0:58:56–0:59:00
dass dann so ganze Planwagen, wo so ein mobiles Labor untergebracht waren,
0:59:01–0:59:06
hatte der dann halt quasi mitentwickelt und hat 22 von denen dann in diesen Krieg eingesetzt.
0:59:06–0:59:14
Dann gab es eine historisch bedeutendste Schlacht von 1862, wo er dann in einer
0:59:14–0:59:16
Galerie die Fotos ausgestellt hat.
0:59:16–0:59:19
Und das war halt so der, also es muss ein Hammer gewesen sein,
0:59:20–0:59:23
eine Aufmerksamkeit, weil die Menschen zum ersten Mal so ein unverstelltes Blick
0:59:23–0:59:24
auf ein Schlachtfeld hatten.
0:59:25–0:59:28
Also es wurden Leichen gezeigt, das gab es vorher nicht.
0:59:29–0:59:34
Die Ausstellungen da waren jedes Mal so ein Straßenfeger, weil alle Leute dann
0:59:34–0:59:38
halt in diese Ausstellung wollten und dann halt um den Block dann halt angestanden
0:59:38–0:59:39
sind, um da reinzukommen.
0:59:40–0:59:44
Also es muss halt wirklich so ein ganz neuer Schritt von Bildern gewesen sein.
0:59:44–0:59:48
Und das wurde dann auch so nicht mehr gemacht. Dann wurde erst mal diese militärische
0:59:48–0:59:53
Dimension von Fotografie verstanden, dass dann halt unzensiert irgendwelche Bilder rauskamen.
0:59:53–0:59:58
Das ging halt nicht. dann wurde auch die Rolle des Militärs quasi in dieser
0:59:58–1:00:03
Fotoproduktion dann auch so kontrolliert, dass die Zensur und so weiter aufgekommen ist.
1:00:03–1:00:07
Das waren so die Schritte danach. Aber ich finde es ganz interessant.
1:00:08–1:00:12
Und dann fing es aber auch an, deswegen komme ich darauf, dass diese Inszenierung
1:00:12–1:00:16
von Realität, also die Schlachtfelder, wenn du was malst, hast du eine gewisse
1:00:16–1:00:20
Inszenierung von dem, was da war und kannst bestimmte Aspekte betonen.
1:00:20–1:00:22
Und dann gab es auch, das war irgendwie über 100 Jahre später,
1:00:22–1:00:26
Da habe ich einen Spiegelartikel gelesen, dann so ein Historiker,
1:00:26–1:00:29
noch mal die Bilder angeguckt, hat gesehen, dass der eine Tote,
1:00:29–1:00:33
der dann bei den Südstaaten abgebildet war in irgendeiner Pose,
1:00:33–1:00:37
der war aber in einer anderen Pose bei den Nordstaaten auch ab.
1:00:37–1:00:40
Das heißt, die sind über Schlachtfeld gegangen, die Fotografen,
1:00:40–1:00:43
haben dann halt fotografiert, haben die dann genommen und in irgendeiner anderen
1:00:43–1:00:45
Szenerie danach gestellt.
1:00:45–1:00:47
Und dann fing es schon an, weißt du, es ist so...
Micz Flor
1:00:47–1:00:50
Bis hin, dass man nicht mehr weiß, ob das nicht der Assistent vom Fotografen
1:00:50–1:00:52
war, der sich dann einfach inszeniert hat.
Florian Clauß
1:00:53–1:00:59
Ja, also da fängt eben diese Inszenierung von Realität an und das ist halt so
1:00:59–1:01:02
implizit in der Fotografie festgeschrieben.
1:01:02–1:01:08
Das heißt, auf der einen Seite ist die Fotografie, das habe ich auch so in einer
1:01:08–1:01:14
Analyse über den Film, Filmanalyse von Wolfgang Schmidt über Civil War,
1:01:14–1:01:16
habe ich mir nochmal in Vorbereitung angehört.
1:01:16–1:01:20
Und der dann, Susan Sonntag, die Philosophin, dann über Fotografie,
1:01:20–1:01:22
hat sie ja mehrere Bände geschrieben, Bücher.
1:01:22–1:01:26
Und da hat er zitiert, und das geht dann immer bei Fotografie darum,
1:01:27–1:01:29
dass es ein Mittel der Macht ist,
1:01:29–1:01:34
ein Mittel der Inszenierung und das vermeintlich Authentische ist eben auch
1:01:34–1:01:40
immer eine gestellte Szene und kann komplett dekontextualisiert werden und in
1:01:40–1:01:42
anderen Kontexten andere Inhalte bedeuten.
1:01:42–1:01:47
Es geht auch um diese Distribution und wer eben dann das Bild wie vermittelt.
1:01:47–1:01:54
Also dieses vermeintliche, echte, authentische durchs Foto, das dann eben aufgelöst.
1:01:55–1:02:00
Das muss ja auch erstmal so erarbeitet werden. Das ist ja auch nochmal die Dimension dahinter.
Micz Flor
1:02:01–1:02:05
Ja, bis hin zu dem, also natürlich das eine ist halt die Entscheidung zu sagen,
1:02:05–1:02:07
das fotografiere ich jetzt.
1:02:07–1:02:10
Aber auch sich zu entscheiden, etwas nicht zu fotografieren,
1:02:10–1:02:14
ist ja auch ein Zeichen der Macht. Ja, so in der Zeugenschaft des Fotos,
1:02:14–1:02:19
wenn jemand sagt so, bitte mach mal hier ein Foto, die Leute sollen es sehen und du sagst nö.
Florian Clauß
1:02:19–1:02:20
Ja, genau.
Micz Flor
1:02:20–1:02:22
Das ist ja auch die Macht selbst in der Abdeckenheit.
Florian Clauß
1:02:22–1:02:27
Genau, also auch die Frage, von welcher Seite, wo du was fotografierst,
1:02:27–1:02:32
weil das war auch in der Fotografie so, dass eben auf der einen Seite wurden
1:02:32–1:02:35
es halt quasi als die Nordstaaten, auf der anderen Seite als die Südstaaten,
1:02:35–1:02:36
je nachdem, welchen Winkel du angenommen hast.
1:02:37–1:02:41
Also auch die Position des Fotografens oder der Fotografie.
1:02:42–1:02:42
Ist dahinter.
Micz Flor
1:02:43–1:02:48
Was natürlich auch immer eine große Öffnung ist für diese ganze Diskussion des
1:02:48–1:02:49
Anderen oder der Anderen.
1:02:50–1:02:56
Wo bin ich? Und von wo mache ich das Foto? Und wer ist deshalb der, die Andere?
Florian Clauß
1:02:56–1:03:02
Was noch mal interessant ist bei dem Bürgerkrieg, ist, was mir auch nicht so
1:03:02–1:03:05
klar war, aber die Fotografie war zu dem Zeit noch nicht,
1:03:06–1:03:12
im Printbereich angesiedelt, weil die ersten, tatsächlich die ersten Zeitungen,
1:03:13–1:03:16
die mit Fotografie dann veröffentlicht wurde, weil das Druckverfahren war noch gar nicht so.
1:03:17–1:03:19
Die Zeitungen waren halt quasi nur...
Micz Flor
1:03:19–1:03:23
Ich glaube, das ist Kupferstich, ich bin mir nicht ganz sicher,
1:03:23–1:03:28
aber eben noch händisch auf Platten gezeichnet, geätzt und dann gedruckt.
Florian Clauß
1:03:28–1:03:33
Ja, so verschiedene... Also, aber bis das dann wirklich wieder in diesen Massenmarkt
1:03:33–1:03:38
eingegangen ist, war es dann erst in den 1890er-Jahren.
1:03:39–1:03:43
Dann konnten, also erst zehn, zwanzig, dreißig Jahre später konnten sich dann
1:03:43–1:03:45
halt wirklich so diese Bilder dann halt so reproduzieren.
1:03:45–1:03:49
Und damit hast du natürlich auch, und jetzt komme ich nochmal zu einer kleinen
1:03:49–1:03:52
Exkurs, weil der ist nochmal so ein bisschen unterhaltsam.
Micz Flor
1:03:52–1:04:00
Du hast ja echt drei eigentlich, eigentliche Episoden in einige gepackt. Wahnsinn, ey.
Florian Clauß
1:04:00–1:04:04
Ja, und zwar ist es so ein bisschen die Geschichte von Kodak.
1:04:05–1:04:08
Und Kodak hat im Prinzip eine Kamera auf den Markt gebracht.
1:04:08–1:04:12
Das war auch wieder so Die Entwicklungsgeschichte, der Entwicklungs-Stack von
1:04:12–1:04:22
ganz vielen anderen Erfindungen hat dann ein Erfindiger den Kodak Number One, das war 1888.
1:04:23–1:04:27
Ist die rausgekommen und die heißt You press the button, we do the rest.
1:04:27–1:04:30
Und das war die erste Kamera, die einen Rollfilm hatte.
1:04:30–1:04:34
Und das war im Prinzip die Erfindung des Schnappschusses.
1:04:34–1:04:38
Es gab vorher keine Schnappschüsse. Also das heißt, es gab, weil eben,
1:04:39–1:04:42
wie ich schon sagte, diese Entwicklungsverfahren, die haben lange,
1:04:42–1:04:44
also die Belichtung der Zeit hat lange gedauert, die Belichtung,
1:04:44–1:04:48
also das Verfahren selber zu entwickeln, war auch sehr aufwendig.
1:04:48–1:04:54
Und was dann Kodak gemacht hat, Die haben diese Kamera verkauft, relativ günstig.
1:04:54–1:04:57
Das war wie damals in den 90ern die Quickshot.
1:04:58–1:05:02
Also du hast ungefähr so, also jetzt inflationsbereinigt habe ich gelesen,
1:05:02–1:05:08
den Preis von dieser Kamera war 820 Dollar oder sowas.
1:05:08–1:05:13
Damals 38 Dollar. und dann sind da zum ersten Mal Schnapsschüsse entstanden.
1:05:13–1:05:16
Du hast dann auch wirklich so Leute in den Zusammenhängen gesehen,
1:05:16–1:05:20
die du vorher nicht gesehen hast, weil das war immer so ein inszeniertes Fotostudio.
1:05:20–1:05:24
Das heißt, wenn du fotografierst, dann hast du entweder diese ethnischen Fotografien,
1:05:24–1:05:29
wo dann halt irgendwie Fotografenteam irgendwo rausgezogen sind und dann halt die Bevölkerung da,
1:05:30–1:05:33
fotografiert hat, aber du hattest selten Schnapsschüsse, weil es gab es nicht
1:05:33–1:05:37
so, weil du kannst ja aufgrund der Belichtungszeit keinen Schnapsschuss machen.
1:05:37–1:05:40
Da sind so die ersten, also man sieht das dann halt, die ersten Bilder,
1:05:40–1:05:42
die dann halt so, du siehst dann halt irgendwie Leute lächeln oder du siehst
1:05:42–1:05:46
dann halt irgendwie so, also so Alltagssituationen kriegst du auf einmal mit, ja.
1:05:47–1:05:51
Und das hat komplett die ganze Fotowelt, die Bildwelt erstmal so,
1:05:51–1:05:57
das ist ja im Prinzip der Beginn der Selfie-Culture, ja, der ganzen Handy-Fotografie,
1:05:57–1:05:58
ja. Das ist auch interessant.
Micz Flor
1:05:58–1:06:02
Ne, wie dann doch auch so, irgendwie so ein Paradox, ne, das ist ja,
1:06:02–1:06:04
ich meine, achten, irgendwas ist ja immer noch teuer.
1:06:05–1:06:07
Ist teuer, ja. Trotzdem ist es auf einmal möglich,
1:06:08–1:06:10
Das Gleiche, das haben wir ja in unserer Generation mitgekommen,
1:06:10–1:06:13
das Gleiche halt ist irgendwie so mit Film passiert.
1:06:13–1:06:18
Als Video kam, da wurde ganz viel gefilmt auf einmal und dann ist beides entstanden.
1:06:19–1:06:21
Und genau wie du in dem Film sagst, da hat jemand gelächelt.
1:06:21–1:06:26
Also es ist unglaublich viel Müll entstanden, den nie irgendjemand gesehen hat.
1:06:26–1:06:30
Aber es sind eben auch Dinge entstanden, weil es nicht mehr so teuer war und
1:06:30–1:06:31
nicht so verbissen, sage ich mal.
1:06:32–1:06:35
Sowohl jetzt halt so auf Videobereich oder damals immer Fotografie,
1:06:35–1:06:38
wo Alltag festgehalten wurde.
1:06:38–1:06:42
Also diese ganzen Zille-Fotos auch so, diese Zille-Zeit hier in Berlin.
1:06:43–1:06:47
Da gibt es ja auch diese ganzen Schwarz-Weiß-Fotos, so um die kurz 1900 irgendwie was.
1:06:47–1:06:52
Wo man auch merkt, das sind schon Entscheidungen gewesen, da abzudrücken,
1:06:52–1:06:55
aber nicht Entscheidungen von wegen, kann ich mir das leisten,
1:06:55–1:06:57
sondern wirklich fürs Bild.
1:06:57–1:07:00
Ich will das festhalten. Das heißt, es geht natürlich immer wieder auch nur
1:07:00–1:07:04
um die Macht der Kamera, aber es geht nicht mehr um die Macht des Geldes.
1:07:04–1:07:07
Das ist nicht mehr so eine Frage von wegen, wenn ich jetzt hier drauf drücke,
1:07:08–1:07:12
dann kann das für mich ganz nach hinten losgehen, weil es unglaublich viel Investitionen ist.
1:07:12–1:07:15
Das heißt, diese Verfügbarkeit von den Produktionsmitteln, Abbildungen und sowas,
1:07:16–1:07:21
hat dann auch dazu geführt, dass viel mehr gemacht wurde, aber dadurch auch
1:07:21–1:07:23
Besonderes wieder neu entsteht.
Florian Clauß
1:07:23–1:07:27
Richtig. Genau, also was wir auch schon mehrfach in anderen Kontexten festgestellt
1:07:27–1:07:32
haben, du hast Video genannt, wir haben auch schon über Ton oder jetzt die neuesten
1:07:32–1:07:33
Entwicklungen in generativen KI,
1:07:33–1:07:38
du hast eine Demokratisierung des Mediums und das ist ganz wichtig,
1:07:39–1:07:41
weil nämlich der Fotograf aufgrund dieses,
1:07:41–1:07:45
also das Foto ist nicht mehr aufgrund von der Profession gut,
1:07:45–1:07:50
sondern es kann auch aufgrund eines Moments auf einmal wertvoll werden.
1:07:50–1:07:54
Also nur in der richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und dann halt das Foto
1:07:54–1:07:57
zu machen, da gehört keine Profession mehr dazu.
1:07:57–1:08:00
Das ist Glück und das kann jeder machen.
1:08:01–1:08:07
Das ist nochmal so ein großer Schritt, was die Technologie in der Fotografie
1:08:07–1:08:10
dann auch gemacht hat in der Richtung.
Micz Flor
1:08:10–1:08:14
Du hast gerade das gesagt, was man dann immer in dem Zusammenhang sagt.
1:08:14–1:08:17
Mir ist es gerade aber zum ersten Mal wirklich aufgefallen, die Demokratisierung
1:08:17–1:08:19
hast du gesagt. Warum heißt das eigentlich Demokratisierung?
1:08:20–1:08:23
Also was hat das mit Demokratie zu tun, wenn diese...
Florian Clauß
1:08:25–1:08:36
Also, dass du als normaler Mensch ohne große Voraussetzungen dann eben das Medium bedienen kannst.
1:08:36–1:08:38
So würde ich das halt beschreiben.
1:08:39–1:08:46
Nochmal kurz zu der Kodak Number One. Die ist mit 100 Bildern gekommen als Rollfilm.
1:08:47–1:08:49
Und dieser Slogan...
Micz Flor
1:08:49–1:08:50
100 Bilder?
Florian Clauß
1:08:50–1:08:54
100 Bilder. Ja, die hatten auch so ein ovales Format, also ein rundes Format.
1:08:55–1:08:59
Und dieser Slogan, We do the rest, ist halt auch so, dass die halt Kodak damit
1:08:59–1:09:04
auch die ganzen Entwicklungslabore aufgebaut hat. Also die ganze Infrastruktur entwickelt.
1:09:04–1:09:09
Kodak hat sich aufgrund dieser Innovation eine komplette Infrastruktur im Land
1:09:09–1:09:13
ausgebaut und konnte sich darauf über 100 Jahre quasi ausruhen.
1:09:13–1:09:20
Kodak's Moment war auch der Slogan. Also Kodak war unglaublich prägend im Film- und Fotobereich.
Micz Flor
1:09:21–1:09:24
Als ich mal durch Amerika gefahren bin, noch als später Teenager,
1:09:25–1:09:27
gab es auch den Begriff Kodak Point.
1:09:27–1:09:31
Das heißt, wo du irgendwo was sehenswertes gab, dann standest du an einem Kodak
1:09:31–1:09:33
Point. Ja, krass. Ah ja, super.
Florian Clauß
1:09:33–1:09:37
Ich muss ja auch meine persönliche Familiengeschichte erzählen, dass mein Onkel,
1:09:38–1:09:42
der Bruder von meinem Vater, der ist in den, wann war das, in den 50ern,
1:09:43–1:09:47
so in den 60ern, Ende 50er, Anfang 60er, ist er ausgewandert nach Kolumbien
1:09:47–1:09:49
und hat da Fotolabore aufgebaut.
1:09:49–1:09:54
Und hat dann auch so, naja, kein Reichtum, war dann recht wohlhabend.
1:09:54–1:09:58
Das hat dann alles funktioniert bis zu dem Moment.
1:09:59–1:10:04
Und da hat auch Kodak verkackt, als die Digitalkameras Anfang der 90er eingeführt wurden.
1:10:04–1:10:07
Und damit ist das ganze Kodak-Imperium gekippt.
1:10:07–1:10:12
Diesen Punkt haben sie halt irgendwie verpasst. Dann kam Fuji.
1:10:12–1:10:14
Also Fujifilm war eh auch so eine Konkurrenz.
1:10:16–1:10:19
Aber Fuji war dann schneller in dieser ganzen digitalen Fotografie.
Micz Flor
1:10:19–1:10:25
Das Microsoft-Phone ist quasi ein Beispiel, wie damals Kodak den Schritt nicht
1:10:25–1:10:28
gemacht hat und Microsoft hat den Schritt in die Telefonie nicht geschafft.
Florian Clauß
1:10:28–1:10:33
Ja, aber das ist ja, also das sind wirklich so, also der 100 Jahre von Unternehmensgeschichte
1:10:33–1:10:37
sind da kaputt, also nicht kaputt, aber halt den Bach runter.
1:10:38–1:10:42
Kodak hat dann 12 Jahre später, also es kam so um 1900 raus,
1:10:42–1:10:47
die Kamera, Da haben die eine andere Kamera, einen Kameratypen eingeführt.
1:10:48–1:10:49
Und zwar war das die Brownie.
1:10:50–1:10:57
Und Brownie-Kamera, die richtete sich ursprünglich an Kinder.
1:10:59–1:11:03
Aber jeder hatte dann einen Brownie. Das war ein unglaublicher Erfolg.
1:11:03–1:11:08
Die hatten, glaube ich, nach drei Jahren, haben die schon über drei Millionen Exemplare verkauft.
1:11:08–1:11:12
Und die war halt sehr, sehr viel günstiger. Die hat damals einen Dollar gekostet.
1:11:12–1:11:13
Das sind dann halt ungefähr so,
1:11:14–1:11:19
Dollar heutzutage inflationsbereitigend oder über 30 teuer,
1:11:19–1:11:23
aber das hatte dann halt jeder diese Brownie und damit haben die wirklich so
1:11:23–1:11:28
einen Durchbruch der Fotografie und damit ist halt auch so also mit dem Hintergrund
1:11:28–1:11:34
machen wir ja nochmal diese Geschichte von Schnappschüssen von der ganzen Presseentwicklung,
1:11:34–1:11:39
dass dann natürlich auch dann eben Fotos in Zeitungen eine Rolle gespielt haben,
1:11:40–1:11:44
da reißt man einen ganzen anderen Strang auf mit der Fotografie.
1:11:49–1:11:56
Dieser Snapshot die Herleitung des Schnappschusses der dann sich dann quasi
1:11:56–1:11:59
aus diesem Vokabular, das kommt aus der Jagd,
1:12:00–1:12:05
ja und das heißt hier habe ich das Zitat A quick shot with a gun without aim
1:12:05–1:12:11
at a fast moving target das ist eigentlich ursprünglich der Begriff für aus
1:12:11–1:12:14
der Jagd, der Schnappschuss Also das heißt,
1:12:14–1:12:18
du schießt irgendwo hin, zack, snap, du hast dann aber auf einmal ein Motiv
1:12:18–1:12:20
im Nachhinein, ohne wirklich zu zielen.
1:12:20–1:12:29
Und das finde ich immer ganz interessant, diese Parallele zwischen Schießen und dem Fotografieren.
1:12:30–1:12:36
Und da möchte ich jetzt nochmal ein bisschen tiefer einsteigen, die Parallele.
Micz Flor
1:12:37–1:12:38
Aber das war auch mit der nächsten Folge.
Florian Clauß
1:12:39–1:12:46
Da sind wir bei dem Grundthema von Fotografieren und Krieg.
1:12:46–1:12:52
Und das war ja auch so ein ganz großes Thema damals, als ich studiert habe in
1:12:52–1:12:56
den 90ern an der Humboldt-Uni. Ich hatte das, glaube ich, schon erwähnt.
1:12:56–1:12:59
Du weißt, bei wem ich studiert habe.
Micz Flor
1:12:59–1:13:02
Ja, und natürlich jetzt in Blank Sachs einfach.
Florian Clauß
1:13:02–1:13:03
Friedrich Kittler.
Micz Flor
1:13:03–1:13:03
Ja, genau.
Florian Clauß
1:13:03–1:13:08
Und der hat sich natürlich da mit der Mediengeschichte, also in den 80ern hat
1:13:08–1:13:14
er da Bücher geschrieben, die genau diese Parallelität und in diesem ganzen
1:13:14–1:13:16
postmodernen Umfeld von Virilio,
1:13:16–1:13:20
von Deleuze und von Gutari, Bucot und so weiter.
1:13:20–1:13:25
Und Pünchen hat ja auch viel zitiert in seinen Büchern.
Micz Flor
1:13:25–1:13:26
Baudrillard.
Florian Clauß
1:13:27–1:13:30
Die Anekdote darf ich noch kurz erzählen.
Micz Flor
1:13:30–1:13:33
Auf jeden Fall. Ich möchte dich gar nicht zwingend, zwei Folgen draus zu machen.
1:13:33–1:13:38
Ich habe das Gefühl, dass du einfach so viel Material hast. Und es ist schade,
1:13:38–1:13:39
wenn du dich jetzt hetzt.
Florian Clauß
1:13:40–1:13:41
Nee, ich hetz mich nicht.
1:13:42–1:13:45
Du weißt, das hat man glaube ich auch in einer anderen Folge erzählt,
1:13:45–1:13:49
als wir mit unserer Tattoo-Maschine, wir haben ja zusammen eine Tätowiermaschine
1:13:49–1:13:54
in den 90ern gebaut, aus dem Klingelmotor der Wollener Straße.
1:13:54–1:13:58
Und damit wurden wir auf verschiedene Symposien eingeladen. Eins davon war in
1:13:58–1:14:03
Chicago, in der Isaiah 1997. Du erinnerst dich, ja?
Micz Flor
1:14:03–1:14:04
Ich war dabei.
Florian Clauß
1:14:04–1:14:09
Du warst dabei. Und wo wir dann halt wirklich parallel, und das war wirklich
1:14:09–1:14:12
so der Moment, wo ich dachte, der, ich muss jetzt nicht mehr weiter studieren,
1:14:13–1:14:16
habe ich halt Kittler vor der Tür getroffen.
1:14:16–1:14:18
Der war auch in diesem Symposium eingeladen.
1:14:19–1:14:23
Der hatte dann auch, glaube ich, eine Professur in der Universität in New York.
1:14:24–1:14:27
Und ich halt mit ihm so, wie vor der Humboldts und Smalltalk,
1:14:27–1:14:30
aber immer noch in diesem Rollenverhältnis.
1:14:30–1:14:32
Er war der Mentor, ich war der Student.
1:14:33–1:14:37
Und das war so ein bisschen zäh. Und er hatte, glaube ich, parallel zu uns hatte
1:14:37–1:14:39
der tatsächlich auch eine Vorlesung.
1:14:39–1:14:44
Und unser Panel war komplett voll, weil diese ganzen Kalifornier,
1:14:46–1:14:50
die ganzen Slicken Valley-Leute dann irgendwie bei uns mit drin saßen,
1:14:50–1:14:51
als wir dann präsentiert haben.
Micz Flor
1:14:51–1:14:57
Das Internet war angekommen. Das war ja, also das WWW war ja noch taufrisch damals.
Florian Clauß
1:14:57–1:15:02
Ja, und ich meine, klar ist das natürlich ein Hingucker, wenn zwei deutsche
1:15:02–1:15:05
Typen dann halt über Tätowiergeschichte und Tätowiermaschinen sprechen.
Micz Flor
1:15:06–1:15:08
Da haben wir aber auch was mit Fotos gemacht. Ich weiß nicht,
1:15:08–1:15:10
ob du dich Wenn du dich daran noch erinnerst, auf irgendeiner Party hatte ich
1:15:10–1:15:14
dann irgendwo einer von den E-Toy-Schergen,
1:15:14–1:15:20
da war auf einmal so eine Jacke bereit und da hatte ich mich dann in so homoerotische
1:15:20–1:15:21
Posen für dich geworfen.
Florian Clauß
1:15:21–1:15:22
Kannst du dich erinnern?
Micz Flor
1:15:22–1:15:23
Und du hast mich fotografiert?
Florian Clauß
1:15:23–1:15:24
Das kann ich nicht.
Micz Flor
1:15:24–1:15:26
Weil die hatten so ein sehr...
1:15:28–1:15:32
Faschistoide Haltung immer mit ihnen. Und dann wollte ich so ein paar homöotische
1:15:32–1:15:33
Fotos. Aber kannst du dich nicht daran erinnern?
Florian Clauß
1:15:34–1:15:37
Nee. Ich kann mich an Ito, ich kann mich an die Party, die war in irgendeinem
1:15:37–1:15:39
Apartment da in Chicago.
1:15:39–1:15:43
Kann ich mich daran erinnern, dass ich die Itoys sehr abstoßend fand.
1:15:43–1:15:47
Aber die waren so ein bisschen wie Charaktere aus dem Ulrich-Seidel-Film.
1:15:47–1:15:50
Die Ito, die kamen glaube ich auch aus Österreich.
Micz Flor
1:15:50–1:15:51
Ja, die waren auch wirklich so,
1:15:52–1:15:55
ich kannte die glaube ich im gleichen Jahr vorher waren die in Linz auch.
1:15:56–1:15:59
Hatten da glaube ich sogar einen Preis gewonnen, wo man wirklich so dieses Gefühl
1:15:59–1:16:03
hatte, dass die einzelnen Menschen im Gespräch dann, da wurde die Gruppe wirklich
1:16:03–1:16:06
was unheimlich Größeres als Ganzes,
1:16:06–1:16:11
als die einzelnen Menschen, die halt irgendwie dann doch in einer Kunstperformance verhaftet waren.
1:16:11–1:16:14
Aber die Ausstrahlung war halt so ein bisschen wie, ja, egal.
1:16:15–1:16:18
Jetzt sind wir hier, guck mal, jetzt können wir hier einfädeln in eine andere
1:16:18–1:16:20
Tour. Da hattest du über die Tiefsee gesprochen.
Florian Clauß
1:16:20–1:16:23
Genau, die Tiefsee war hier. Wir sind natürlich wieder hier auf dem,
1:16:25–1:16:28
und dann hatte ich auch was dazu gesagt, Auf dem Velodrom.
1:16:29–1:16:30
Wir hatten hier die Tiefsee-Folge.
Micz Flor
1:16:31–1:16:34
Da warst du so sauer auf mich, weil ich irgendwas Albernes gesagt habe.
Florian Clauß
1:16:34–1:16:39
Ich glaube, da war ich nicht so gut drauf, weil wieder meinen Fuß angefangen hat zu schlagen.
Micz Flor
1:16:39–1:16:43
Ah, ja, ja. Und ich musste abkriegen.
Florian Clauß
1:16:44–1:16:48
Nein, aber das tat mir auch leid. Aber gleichzeitig hat mich das total rausgebracht.
1:16:50–1:16:54
Genau, Krieg und Fotografie. Also Kittler ist natürlich... Und ich muss auch
1:16:54–1:16:57
sagen, ich habe mich jetzt nicht tief damit beschäftigt.
1:16:57–1:17:01
Wir sind ja wirklich hier so, wir sind ja wirklich in Professurthemen drin,
1:17:01–1:17:05
wo das ganze Arbeiten darüber verfasst worden.
1:17:05–1:17:08
Also das heißt, posten wir ja in den Krieg und alles.
Micz Flor
1:17:08–1:17:14
Aber du hast ja einleitend schon kundgetan, dass wir durch unser Laufendreden die Möglichkeit haben.
Florian Clauß
1:17:14–1:17:16
Uns da so ein bisschen auszusetzen. Genau.
1:17:18–1:17:23
Ja, genau. Also die Backdoor haben wir schon eingebaut in unser Podcast-Prinzip.
1:17:25–1:17:27
Ich wollte aber noch was zu Kittler sagen.
Micz Flor
1:17:27–1:17:29
Also das machen wir in der nächsten Folge.
Florian Clauß
1:17:30–1:17:31
Dann mal setz mich unter.
Micz Flor
1:17:31–1:17:35
Genau, stimmt. Du und Kittler, ihr habt beide noch geraucht.
1:17:36–1:17:37
Genau. Standet in Chicago.
Florian Clauß
1:17:37–1:17:41
Und dann war der Moment, wo ich dann, okay, ja, ich gehe da rein,
1:17:41–1:17:43
habe dann auch mal ein Panel und der fand das so ganz gut, okay, so.
1:17:44–1:17:47
Aber dann dachte ich auch so, ja, was mache ich hier? Warum studiere ich eigentlich noch?
1:17:48–1:17:52
Fand ich so ein bisschen komisch, diesen Moment. Aber so im Nachhinein war das
1:17:52–1:17:53
natürlich sehr prägend.
1:17:53–1:17:57
Und ja, in der Auseinandersetzung mit Kittler. Ich meine, das war schon immer
1:17:57–1:18:00
so, dass ich Kittler total cool fand, aber überhaupt nicht zugänglich.
1:18:01–1:18:07
Und jetzt habe ich auch so eine kurze Einleitung auch zu einem Band,
1:18:07–1:18:11
wo dann verschiedene Texte veröffentlicht waren, unter anderem auch von Kittler.
1:18:11–1:18:17
Und dann wurde auch gesagt, so Kittler hat einfach eine Unzugänglichkeit.
1:18:17–1:18:21
Und der ist eigentlich, er kommt ja aus der Literaturgeschichte.
1:18:22–1:18:25
Und er ist von der Sprache, er ist ja auch ein Taler, also er hat,
1:18:26–1:18:31
Bei seinen Theorien ist er ganz schnell in so eine sprachliche Dimension übergegangen.
1:18:31–1:18:35
Also das heißt so eine poetische, wo er dann auch so bestimmte Sachen formuliert
1:18:35–1:18:39
hat, die halt irgendwie so, die du wissenschaftlich versuchst zu greifen,
1:18:39–1:18:43
aber die überhaupt nicht greifbar sind, weil die so vertrackt formuliert sind.
1:18:43–1:18:47
Und in seinem, ich möchte jetzt nochmal ein Zitat von ihm vorlesen,
1:18:47–1:18:52
und zwar kommt das Zitat aus dem Grammophon-Film und Typewriter von ihm, dem Buch.
1:18:52–1:18:55
Und wo er dann, das fand ich nochmal so ganz gut als Analogie.
1:18:57–1:19:04
Ausgehend davon festgestellt hat, dass eben erst durch die Aufzeichnung und
1:19:04–1:19:08
tatsächlich durchs Film, also durch das Film selber,
1:19:09–1:19:13
direkte Produkte gemacht wurden, die nicht mehr durch die Schrift gegangen sind.
1:19:14–1:19:16
Das klingt ein bisschen kompliziert. Aber vorher war es ja so,
1:19:16–1:19:20
dass du immer nur verschriftlichen konntest von dem, was erlebt wurde.
1:19:20–1:19:24
Aber erst als diese Aufzeichnungssysteme, das ist auch so ein ganzes Schlüsselwort
1:19:24–1:19:28
bei Kittler, entstanden sind, ist eine Unmittelbarkeit geschaffen worden,
1:19:28–1:19:32
die dann in diesem System, in diesem Aufzeichnungssystem dann drinsteckt.
1:19:33–1:19:37
Und damit ist auch seine Medienteorie und Technikgeschichte da ganz stark miteinander verknüpft.
Micz Flor
1:19:38–1:19:41
Verschriftlichung ist natürlich abstrakt gefasst, weil wir hatten das ja auch
1:19:41–1:19:44
in irgendeiner Episode, vielleicht kannst du dich erinnern, wo es darum ging,
1:19:44–1:19:48
dass die Entwicklung der Grammophon-Schallplatten dazu geführt haben,
1:19:48–1:19:51
dass Klaviere nicht mehr so gut verkauft wurden.
Florian Clauß
1:19:51–1:19:54
Genau, das hast du erzählt auch. Das war auch über Tonabnehmer.
Micz Flor
1:19:55–1:19:57
Oder auch eine von den Stromgitarrenfolgen.
Florian Clauß
1:19:57–1:20:02
Genau, das war die erste, über die auch wurde, über Aufzeichnungen und hier
1:20:02–1:20:04
den Flanger, also das Echo.
Micz Flor
1:20:04–1:20:08
Weil da ist natürlich genau das passiert. Diese Musik, um sie haben zu können,
1:20:08–1:20:11
musste man die Noten kaufen, die in der Form der Verschriftlichung sind.
1:20:11–1:20:15
Diese Noten wurden dann aufs Klavier gelegt, dann wurde das gespielt und dann war die Musik im Haus.
1:20:15–1:20:19
Und dann wurde diese Schriftebene rausgenommen.
1:20:19–1:20:23
Da kann man das fast am anschaulichsten auch noch sehen. und dann steht halt
1:20:23–1:20:25
das Grammophon da und du brauchst keine Noten mehr lesen, kein Klavier mehr
1:20:25–1:20:27
lernen und da hast du halt die Musik wahrscheinlich auch noch besser,
1:20:27–1:20:29
als du es selber hingekriegt hättest.
Florian Clauß
1:20:29–1:20:33
Ja, genau. Und dann führt es eben zu so einem Bruch.
1:20:33–1:20:38
Und ich meine, bei Kittler hast du dann halt solche Sprachbilder,
1:20:38–1:20:42
die dann so episch sind, wo dann halt im Prinzip der Schaltkreis selber,
1:20:43–1:20:47
die Sprache den Output bestimmt. Und das geht jetzt nicht.
Micz Flor
1:20:47–1:20:50
Und das ist aber auch, da sind wir jetzt selbstreferenziell in diesem Podcast-Thema,
1:20:50–1:20:54
das beschäftigt mich nämlich in der Tat mit Podcasts, wie zum Beispiel, wenn man,
1:20:54–1:20:58
da braucht man auch nicht mehr lesen, so viel, man hört halt so andere Podcasts
1:20:58–1:21:03
und dann werden Podcasts wie früher Artikel, vielleicht in Zeitungen oder auch im Netz.
Florian Clauß
1:21:04–1:21:06
Magazine, ja, das hat auf jeden Fall die ganze Magazinkultur abgelöst.
Micz Flor
1:21:07–1:21:13
Und das heißt aber dann, den Podcast hat aber wiederum immer noch so ein Frontier-Existenz
1:21:13–1:21:18
Weil das Erste ist, es ist mir nicht klar, wie man das zum Beispiel in einem,
1:21:18–1:21:22
in Anführungszeichen, wissenschaftlichen Artikel zitieren würde.
1:21:22–1:21:27
Man kann ja bei dem BIP-Text-Version, Sachen kann man ja einbinden,
1:21:27–1:21:29
online, zuletzt abgerufen am und sowas.
1:21:30–1:21:33
Aber so richtig klar ist es nicht, wie ich jetzt aus einem zweieinhalb Stunden,
1:21:33–1:21:37
was deine Folgen immer sind, dann wirklich ein Zitat rausnehmen darf, kann.
1:21:39–1:21:44
Und das Zweite ist, dass man ganz oft ja auch so Podcasts hört und dann versucht
1:21:44–1:21:45
rauszufinden, wer sind die Leute, wer macht das?
1:21:46–1:21:50
Und du hast keine Impressionspflicht für Podcasts. Also du musst keine Webseite
1:21:50–1:21:53
haben, du musst keine Impressum haben. Und das ist irgendwie ein bisschen ein
1:21:53–1:22:00
absurdes Loch in diesem ganzen Gesetzeswust über Impressionspflicht für jede Webseite.
1:22:02–1:22:08
Aber ein Podcast, da kann halt, hey, wir sind Klaus, Tobs und Silke und wir
1:22:08–1:22:11
erzählen euch jetzt mal, wie das damals war, als die Mauer gefallen ist.
1:22:11–1:22:14
Das gibt halt quasi keine Impressionspflicht.
1:22:14–1:22:20
Und wir sind auch mit Podcasts, glaube ich, generell gerade in so einer Zwischenphase.
1:22:21–1:22:24
Da hat man nämlich das Lesen weggenommen, aber deshalb komme ich drauf,
1:22:25–1:22:28
weil auch da ja die Schrift gestorben ist in dem Moment, als man jetzt einfach
1:22:28–1:22:29
sich alles so anhören kann.
Florian Clauß
1:22:29–1:22:32
Ja, ich meine klar, du kommst jetzt irgendwie in diesen Simularkren,
1:22:32–1:22:36
also die selbst simulierten Sachen, das ist ja auch generative KI genau der
1:22:36–1:22:40
Punkt, du kannst für deine eigenen Belege, kannst du ja deine Anzeige,
1:22:41–1:22:44
KI-Podcast loslaufen lassen. Das geht ja auch so.
1:22:44–1:22:49
Das ist mit Notebook, mit dieser Engine, Podcast Engine, das Google veröffentlicht hat.
1:22:50–1:22:53
Kannst dir ja irgendein Thema hinwerfen und da wird ein generierter Podcast
1:22:53–1:22:56
raus, wo sich zwei Stimmen über dieses Thema unterhalten.
Micz Flor
1:22:56–1:22:59
That's interesting. Tell me more about this.
Florian Clauß
1:23:00–1:23:07
Genau. Ich möchte jetzt aber dir das Zitat vorlesen aus dem Buch.
1:23:07–1:23:11
Und das möchte ich nochmal so ein bisschen um den Abschluss zum Film auch zu
1:23:11–1:23:14
finden und vielleicht mit dir noch mal so offen darüber zu sprechen,
1:23:14–1:23:20
wie wir im Hintergrund mit diesem Zitat dann auch den Schluss des Filmes von Civil War beurteilen.
1:23:21–1:23:26
Als Colonel Gatling auf dem Schiff, wo er diente, das Funktionieren der Schaufelräder
1:23:26–1:23:34
beobachtete, kam ihm die Idee zum Maschinengewehr mit Zylindermagazin und Kurbelantrieb von 1861.
1:23:35–1:23:41
1874 erfand der Franzose Jules Johnson, inspiriert durch den Trommelrevolver,
1:23:41–1:23:46
das ist das Colt-Patent von 1832, seinen astronomischen Revolver,
1:23:46–1:23:50
der bereits mehrfach Aufnahmen am Teleskop machen konnte.
1:23:50–1:23:56
Marais griff diesen Einfall auf und entwickelte seine chronofotografische Flinte,
1:23:56–1:24:00
die das Visieren und Fotografieren von im Raum bewegten Gegenständen erlaubte.
1:24:00–1:24:06
Die Geschichte der Filmkamera fällt also zusammen mit der Geschichte automatischer Waffen.
1:24:06–1:24:10
Der Transport von Bildern wiederholt nur den von Patronen.
1:24:10–1:24:15
Um im Raum bewegte Gegenstände, etwa Leute, visieren und fixieren zu können,
1:24:15–1:24:18
gibt es zwei Varianten, Schießen und Filmen.
1:24:18–1:24:23
Im Prinzip vom Kino haust der mechanisierte Tod, wie das 19.
1:24:24–1:24:27
Jahrhundert ihn erfunden hat. Ein Tod nicht mehr des Gegners,
1:24:27–1:24:29
sondern serieller Unmenschen.
1:24:29–1:24:33
Also in dem Moment, wenn dann quasi Bilder geschossen werden von Menschen,
1:24:34–1:24:40
Bilder aufgenommen, sind die ja in ihrer Serialität quasi zerlegt und nur noch als Bild quasi.
1:24:40–1:24:45
Deswegen spricht er von seriellen Unmenschen. Colts Revolver zielte auf Indianertrupps
1:24:45–1:24:49
und Gatelinks oder Maxims Maschinengewehr, zumindest in den ursprünglichen Planungen
1:24:49–1:24:51
auf einen eingeborenen Völker.
1:24:51–1:24:56
Mit der chronofotografischen Flinte wurde der mechanisierte Tod perfekt.
1:24:57–1:25:02
Seine Transmission fiel zusammen mit seiner Speicherung. Was das Maschinengewehr
1:25:02–1:25:04
vernichtete, machte die Kamera unsterblich.
1:25:04–1:25:09
Im Vietnamkrieg waren Einheiten der US-Marineinfanterie nur Angriff und Tod
1:25:09–1:25:14
nur bereit, wenn ABC, CBS oder NBC TV Teams vor Ort hatten.
1:25:15–1:25:22
Film ist eine unermessliche Auswertung der Totenreiche während und schon bevor die Kugeln treffen.
1:25:23–1:25:29
Nur folgegerecht war es, dass die zwei Verfahren Schießen und Filmen schlechthin
1:25:29–1:25:32
zu kombinieren, Marys Markenname im Wort zu nehmen.
1:25:32–1:25:34
Im Kino künstlicher, das heißt
1:25:34–1:25:38
tödlicher Vogelflüge wurde die chronophotografische Flinte Wirklichkeit.
1:25:39–1:25:43
Aufklärungspiloten des Ersten Weltkriegs, wie Richard Garros,
1:25:43–1:25:47
konstruierten Bord-MGs, deren Lauf mit der Propellerachse zusammenfiel,
1:25:47–1:25:50
während sie den Effekt filmten.
1:25:50–1:25:54
Also das ist genau dieser Zusammenfall von Kamera und Maschinengewehr.
1:25:54–1:25:59
Das ist halt so ein Kern von der Medienteorie von Kittler.
1:26:00–1:26:04
Also dieses Bild und vor allen Dingen die Technikgeschichte dahinter.
1:26:05–1:26:09
Ich erinnere mich auch noch an die Vorlesung. Das sind wirklich so anekdotische
1:26:09–1:26:12
Aha-Momente, die man hat. Aber es wird gleichzeitig wieder...
Micz Flor
1:26:12–1:26:13
Du hast das jetzt aber nicht aus deiner Erinnerung.
Florian Clauß
1:26:13–1:26:17
Nee, nee, aber ich erinnere mich noch an diese, okay, Schießen und Filmen.
1:26:17–1:26:19
Ja, geil, genau, Postmater.
1:26:19–1:26:25
So, an diese Momente. Wenn wir das auf den Film Civil War dann wieder zurückholen,
1:26:25–1:26:33
das ist ja genau dieser letzte Moment in diesem, also wo dann die Jesse als in diesem Schutz,
1:26:33–1:26:34
in dieser Hybris der Kamera,
1:26:35–1:26:40
die Unverletzlichkeit, also diesen Moment einzufangen und dieses Authentische quasi zu.
1:26:40–1:26:45
Es wird nicht mehr differenziert, auch von der Filmart her, also von der,
1:26:45–1:26:47
wie er inszeniert ist, der Film.
1:26:47–1:26:51
Kannst du wirklich nicht mehr ausmachen, wer schießt und wer macht Fotos.
1:26:51–1:26:55
Gleichzeitig spricht er hier von, also es sind Kameras, das ist nicht Fotografieren.
1:26:56–1:26:58
Fotografieren ist aber was anderes. Ich glaube, es ist nochmal ganz wichtig,
1:26:58–1:27:02
dann halt auch eine Bewegung in den Bildern zu haben, dass wir diesen seriellen
1:27:02–1:27:09
Unmenschen haben, der dann quasi nur Leibhaftigkeit von Bewegung in der Serialität der Bilder haben.
1:27:10–1:27:16
Ich finde, das bei dem Film am Ende ist ja dann auch der Moment des Todes.
1:27:16–1:27:23
Der Moment des Todes von Lee ist auch eigentlich so eine, wieder so eine,
1:27:23–1:27:25
in dem Moment übernimmt sie ja die Figur.
1:27:26–1:27:28
Es ist ja fast ein tragischer Fall.
1:27:29–1:27:34
Das heißt, mir fällt jetzt keine alte Sage ein aus dem Griechenland,
1:27:35–1:27:39
wo dann genau dieses, in dem Moment, wenn du diese Funktion übernimmst,
1:27:39–1:27:42
also das Idol, kill your idols,
1:27:42–1:27:47
fängst du ja an, dann auf einmal die Funktion auszufüllen und selber dann einer zu werden.
1:27:47–1:27:53
Das ist ja dieser Staffelstab, der dann übergeben wird von Lee an Jessie. Und das ist ja so.
1:27:54–1:27:58
Und sie macht ja quasi das Foto des Jahrtausends, in dem sie halt irgendwie
1:27:58–1:28:01
live dabei ist, wenn dann der Präsident erschossen wird.
1:28:02–1:28:03
Das heißt, sie hat jetzt ihre...
Micz Flor
1:28:03–1:28:07
Und sie schießt aber ja die, wie heißt denn nochmal die andere?
Florian Clauß
1:28:08–1:28:12
Lee. Also Lee, die ältere Fotografin. Lee ist die ältere Fotografin.
1:28:12–1:28:13
Ja, die wird erschossen.
1:28:13–1:28:17
Die wird erschossen. Und sie, aber sie wird quasi im Tode fotografiert.
1:28:17–1:28:21
Das war auch nur eine Frage. Ganz am Anfang des Films würdest du jemanden auch
1:28:21–1:28:22
fotografieren, wenn er stirbt.
1:28:23–1:28:29
Also natürlich, das ist die reine Beobachtung ohne irgendwelche Kommentarfunktionen,
1:28:29–1:28:35
ohne ethnische Implikationen, ist halt so diese Funktion, auf die sie dann letztendlich
1:28:35–1:28:37
so erfolgreich werden kann.
1:28:37–1:28:40
Aber dann hört es für mich irgendwie, wo ich dann denke, und weiter?
1:28:41–1:28:45
Gut, was kann man jetzt sagen? Also ich meine, jetzt haben, glaube ich,
1:28:45–1:28:47
diese Bilder nicht mehr so eine Bedeutung, weil du kannst ja,
1:28:48–1:28:54
also klar, du hast diese unglaublichen authentischen Momente von Fotografieren im Krieg,
1:28:54–1:28:58
ja, aber gleichzeitig hast du die Möglichkeit, dir irgendwelche Bilder zurecht
1:28:58–1:29:01
über so einen Prompt-Engine, kannst du dir die zurechtbacken,
1:29:01–1:29:05
was jetzt auch so als ein legitimes Mittel dann irgendwo auch eingesetzt wird
1:29:05–1:29:08
in den, jetzt heutzutage in den Kriegsschauplätzen.
1:29:09–1:29:13
Sei es jetzt irgendwie so Ukraine oder sei es dann irgendwie Gaza oder sonst
1:29:13–1:29:16
wo, wo du dann nicht mehr weißt, diese Echtheit von Bildern.
1:29:16–1:29:20
Weißt du ja schon lange nicht mehr, aber trotzdem, jetzt können die komplett generiert sein.
1:29:21–1:29:25
Oder wo es ganz explizit war, war dieses eine, habe ich auch so ein TikTok-Newsletter,
1:29:25–1:29:27
der Understanding TikTok heißt er.
1:29:28–1:29:32
Und dann ging es halt so darum, um diesen Hurricane, der über Amerika hinweggefegt
1:29:32–1:29:34
hat. Und dann siehst du halt irgendwie so ein kleines Mädchen,
1:29:34–1:29:38
total süß, mit so einem Hund, der ganz struppig, so einen Welpen,
1:29:38–1:29:41
hält sie in Hand, ist in einem Rettungsboot und guckt ganz zitternd.
1:29:41–1:29:47
Und du siehst halt wirklich so, in dem Hintergrund, also Überschwemmungen und so weiter und dunkel.
1:29:47–1:29:52
Und dann reibt dann halt auch eine auf Ex, das ist halt so eine Republikanerin,
1:29:52–1:29:55
irgendeine Senatorin, schreibt halt, egal wo dieses Bild herkommt,
1:29:55–1:29:59
es spricht genau diesen Zustand aus, den wir jetzt gerade hier haben.
1:30:00–1:30:02
Also das heißt, es ist komplett generiert, das ist klar, alle arbeiten,
1:30:03–1:30:06
das ist halt wie die Flat-Earth-Argumentation, das ist halt klar,
1:30:07–1:30:10
es ist natürlich, die Erde ist nicht flach, aber ich habe hier den Beweis, ja.
1:30:10–1:30:13
Also du kannst hier so selbst generierte Beweise schaffen, um dann halt so in
1:30:13–1:30:16
der These völlig drin zu bleiben und es ist halt so egal.
1:30:16–1:30:20
Und das finde ich halt so krass, dass es so egal wird, ne?
Micz Flor
1:30:21–1:30:26
Ja. Ja. Ich habe gerade auch gedacht, mit dem Kittler-Text, was du vorgelesen
1:30:26–1:30:30
hast, es halt natürlich so ist, gerade in der Szene, die du beschreibst mit
1:30:30–1:30:33
dem Präsidenten, dann geht es ja um so sehr gegensätzliche Sachen.
1:30:34–1:30:37
Die Kugel erschießt und tötet.
1:30:37–1:30:40
Und das ist quasi so ein Fleeting Moment.
1:30:40–1:30:44
Also das geht so, und dann ist es schon vorbei. Und das Foto wiederum hält diesen
1:30:44–1:30:47
Moment halt wirklich fest. Wie er sagt, verewigt ihn für immer.
1:30:47–1:30:52
Und das ist natürlich dann im gleichen Moment entstanden. Die Kugel und das Foto dazu.
1:30:52–1:30:57
Und das Foto ist aber das, was dann über die Geschichte hinaus bleibt und immer
1:30:57–1:31:02
wieder das Ganze vielleicht auch neu re-evaluiert oder re-writing-history-mäßig
1:31:02–1:31:04
wird dieses Bild dann herangezogen und hat eine Bedeutung.
1:31:04–1:31:09
Das eine ist quasi die Realität und das andere ist dann für Fact-Checking oder,
1:31:12–1:31:17
Dass das im gleichen Moment mit dieser Verkopplung von der Technologieentwicklung,
1:31:18–1:31:21
militärischer Zeuge und Fotografie festhalten, vernichten,
1:31:22–1:31:26
dass das im gleichen Moment eingesetzt wird und das eine bleibt halt für immer
1:31:26–1:31:30
und wird dann auch immer wieder natürlich herangezogen, um die Geschichte nochmal
1:31:30–1:31:34
zu interpretieren, nochmal zu erklären, nochmal zu beschreiben.
1:31:34–1:31:39
Und das andere ist halt die Patrone, die schafft Fakten sozusagen.
1:31:39–1:31:45
Und diese Fakten werden aber dann über das Foto nochmal hinterfragt und interpretiert.
Florian Clauß
1:31:46–1:31:50
Ja genau, also wenn man das dann auch so übersetzt,
1:31:50–1:31:58
in dem Moment des Bewegens, die Bewegung, die dann in der Gewehrkugel oder in
1:31:58–1:32:04
der Pistolenkugel drin steckt, Die kinetische Energie, die löst ja dann in dem Objekt,
1:32:05–1:32:07
in dem Zielobjekt, dann halt diese,
1:32:07–1:32:09
also quasi, wenn es getroffen ist,
1:32:10–1:32:11
den Tod aus, den Stillstand.
1:32:12–1:32:15
Und gleichzeitig, wenn du das mit der Kamera dann verknüpfst,
1:32:16–1:32:19
ist damit auch eine Bewegungslosigkeit drin wieder.
1:32:19–1:32:23
Also das heißt, das, was du meinst, die Kamera zeichnet diesen Moment auf.
1:32:23–1:32:27
Es ist quasi dann, also wann hören Systeme auf, sich zu bewegen?
1:32:27–1:32:30
Also jetzt so biologische, klar, wenn sie dann halt irgendwie so tot sind.
1:32:31–1:32:35
Aber gleichzeitig hast du das ja auch dann eben so fixiert in der Kamera.
Micz Flor
1:32:35–1:32:38
Und gleichzeitig ist ja auch das Komische, wenn man jetzt so filmisch denkt.
1:32:38–1:32:43
Also auf eine komische Art und Weise ist ja das Foto, was ja irgendwie erstmal
1:32:43–1:32:47
vorgibt, den Moment festzuhalten und damit alle Fragen zu beantworten.
1:32:48–1:32:51
Wenn man filmisch denkt, ist es ja genau das Gegenteil, sondern es ist quasi
1:32:51–1:32:55
die offenste Art zu filmen.
1:32:55–1:33:02
Wie oft gibt es das in Filmen, dass das als Effekt eingesetzt wird,
1:33:03–1:33:05
dass auf einmal der Film stehen bleibt bei einem Foto.
1:33:06–1:33:09
Also angenommen, jemand kommt halt irgendwie so um die Ecke und dreht sich so.
1:33:09–1:33:12
Und vielleicht läuft sogar der Ton weiter, aber das Bild bleibt stehen.
1:33:13–1:33:16
Also dass du damit eigentlich alle Möglichkeiten,
1:33:18–1:33:21
eröffnest und die Fantasie anregst. Weißt du, wie ich meine?
1:33:23–1:33:26
Wo ist denn das? Ist das nicht auch bei Sundance Kid und Cassidy,
1:33:27–1:33:32
also dieser Film wo die dann so springen und du weißt halt, die werden jetzt erschossen.
1:33:32–1:33:36
Draußen steht die Polizei und dann springen die halt so und dann wird das so eingefreezt.
1:33:36–1:33:38
Und dann hast du quasi einen Moment, aber diesen Moment...
Florian Clauß
1:33:38–1:33:40
Ist das nicht Bonnie and Clyde?
Micz Flor
1:33:40–1:33:44
Nee, Bonnie and Clyde, nee, dieses ist, glaube ich, da hier mit Robert Redford
1:33:44–1:33:47
und der dann auch Sansos gemacht hat.
1:33:48–1:33:51
Weiß ich nicht mehr. Also klar weiß jeder, aber mir fällt es gerade nicht ein.
1:33:52–1:33:56
Also da entsteht ein Bild und wenn du es als Fotografie in der Ausstellung hast,
1:33:56–1:34:00
die du vorhin beschrieben hast, dann scheint es die Realität abzubilden und
1:34:00–1:34:03
scheint diesen Moment festzuhalten und alle Fragen zu beantworten.
1:34:03–1:34:06
Wenn du im Film ein Standbild einsetzt, dann ist es eher was,
1:34:07–1:34:09
was alle Möglichkeiten erfassen kann.
Florian Clauß
1:34:09–1:34:13
Ach so, ja. Weil du quasi so da die Linearität der Bewegung...
1:34:13–1:34:15
Das Narrative nicht weitererzählt.
Micz Flor
1:34:15–1:34:16
Sondern jetzt musst du selber denken.
Florian Clauß
1:34:16–1:34:18
Jetzt bist du befordert. Ich musste selber weiter zeigen.
Micz Flor
1:34:18–1:34:21
Wie in unserer Folge mit dem Gedankenstrich. Da wurde sich einer aufgeregt,
1:34:21–1:34:24
dass das Publikum mal bedenken muss beim Gedankenstrich.
1:34:25–1:34:27
Aber das Standbild ist der Gedankenstrich der Filme.
Florian Clauß
1:34:27–1:34:30
Ah, ja. Ja, ja, das ist sehr schön.
Micz Flor
1:34:30–1:34:34
Das ist schön. Aber wie könnte man das zitieren?
Florian Clauß
1:34:35–1:34:39
Naja, da gibt es ja auch. Es bilden sich so Standards raus in der Podcast.
Micz Flor
1:34:40–1:34:44
Und das andere, was ich noch in deinem Kittler-Text und dann Garland und so
1:34:44–1:34:50
weiter Und positioniert er sich da irgendwie in der zeitgenössischen Politik Amerikas oder nicht?
1:34:50–1:34:54
Und da hast du beschrieben diese Szene, wo die in diesem Pretty Village waren,
1:34:54–1:34:57
wo halt irgendwie nichts passiert und sowas.
1:34:57–1:35:00
Und das fand ich jetzt nochmal so interessant, weil das ja der Ort ist,
1:35:00–1:35:02
an dem wir zwar dann den Film anschauen,
1:35:03–1:35:09
Und gleichzeitig aber würde mich jetzt interessieren, ob die junge Fotografin
1:35:09–1:35:13
da auch fotografiert hat oder ob das quasi dann einfach nicht interessant war.
1:35:13–1:35:16
Und damit dann irgendwie nochmal auf einer Metaebene gesagt wurde,
1:35:16–1:35:23
ich erzähle einen Kriegsfilm und diese Identifikationsfigur, die junge Fotografin,
1:35:24–1:35:30
dann aber auch nur einen Ausschnitt selber dokumentiert von dem,
1:35:30–1:35:31
was hier filmisch erzählt wird.
Florian Clauß
1:35:33–1:35:41
Also tatsächlich fotografiert sie da Lee, für die sie dann auch ein Kleid aussucht in der Boutique.
1:35:42–1:35:46
Das ist jetzt nochmal so eine Normalität, die dann auf einmal so reinkommt.
1:35:46–1:35:50
Was dann auch so ein bisschen so ein Braunding zwischen den beiden ist.
Micz Flor
1:35:50–1:35:55
Weil das ja dann nochmal vielleicht auch hinter der Fassade des ganzen Films
1:35:55–1:35:59
eben so ein Kommentar darauf ist, dass wenn ich ein Foto mache oder wann ich
1:35:59–1:36:02
kein Foto macht, beides eine politische Entscheidung ist.
1:36:03–1:36:06
Eine Entscheidung abzubilden oder auch bewusst nicht abzubilden und in dem Moment,
1:36:07–1:36:11
wenn ich halt Kriegsfotografin bin, dann mache ich halt keine Fotos da,
1:36:11–1:36:16
wo es irgendwie Orange-Cookies gibt und das einfach nicht Krieg ist.
Florian Clauß
1:36:16–1:36:21
Also wenn die Normalität dann quasi zu doll im Vordergrund steht.
Micz Flor
1:36:21–1:36:25
Ja, dass dann eben nicht fotografiert wird, was wiederum dann nochmal so eine
1:36:25–1:36:30
Argumentation ist, zu sagen, okay, da ist es in beiden Fällen eben eine politische Entscheidung.
1:36:31–1:36:34
Ich mache hier ein Foto, das halte ich fest und ich fotografiere von hier und
1:36:34–1:36:37
ich fotografiere diese Person oder diese Situation.
1:36:37–1:36:39
Und auf der anderen Ebene zu sagen,
1:36:40–1:36:46
hier ist ja kein Krieg, da lass die Kamera stecken und trinke mal einen Kaffee und kaufe mir Kleid.
Florian Clauß
1:36:47–1:36:47
Ja, ist boring.
Micz Flor
1:36:48–1:36:53
Oder was Kittler eben sagt, wenn NBC oder ABC oder so nicht in Vietnam anwesend
1:36:53–1:36:57
waren, waren die amerikanischen Soldaten nicht bereit.
Florian Clauß
1:36:58–1:37:02
Ja, das ist aber genau invertiert dann dazu, weil natürlich Jesse D.
1:37:03–1:37:04
Das Kamerateam vor Ort ist.
Micz Flor
1:37:05–1:37:10
Ja, stimmt, das ist das Gegenteil. Das ist dann schon quasi nach der Macht der Bilder.
Florian Clauß
1:37:12–1:37:14
So, Mitch, wir sind hier.
Micz Flor
1:37:14–1:37:16
Ausgang Storkower Straße.
Florian Clauß
1:37:17–1:37:23
Sind wir, glaube ich, auch am Ende meiner Episode angekommen.
Micz Flor
1:37:24–1:37:29
Was für ein Höllenritt. Wahnsinn. Ich meine, von der Tour her sind wir einfach
1:37:29–1:37:31
so quer durch Berlin gelaufen.
1:37:32–1:37:35
Da war die Geschichte wirklich wichtig. Wir sind keine strategischen Umwege
1:37:35–1:37:39
gelaufen und haben drei Kilometer gebraucht, wo sonst nur anderthalb gelangt hätten.
1:37:40–1:37:47
Du bist über die Dörfer und Kriegsschauplätze der Geschichte der Kameraentwicklung
1:37:47–1:37:50
gelaufen, bis hinein in diesen Film.
1:37:50–1:37:55
Und ich danke dir fürs Erzählen, weil es ist ein Film, wo ich jetzt das Gefühl
1:37:55–1:37:58
habe, den Gott sei Dank bräuchte ich nicht mehr zu gucken.
1:37:58–1:38:03
Weil von dem Trailer habe ich einfach gemerkt, das ist zu viel für mich.
Florian Clauß
1:38:04–1:38:10
Ja, der geht schon nah, aber ich finde, er ist nicht unnahbar.
Micz Flor
1:38:11–1:38:14
Er ist nicht unnahbar. Das heißt, man kann sich ihm annähern?
1:38:14–1:38:16
Man kann sich den schon angucken.
1:38:16–1:38:20
Nee, also vielleicht, wenn du mal Lust hast. Aber ich habe dir jetzt den Film erzählt.
1:38:23–1:38:24
Mensch, danke dir.
Florian Clauß
1:38:25–1:38:30
Bitteschön, ja, gerne. Jetzt will ich dir aber nicht die Gelegenheit nehmen,
1:38:30–1:38:34
den Abspann zu machen, weil das letzte Mal hast du mich ganz schön angemault.
Micz Flor
1:38:34–1:38:41
Ach so, ja, Mensch, hey Flo, also, ey, krass, habe ich nicht gewusst,
1:38:42–1:38:43
Amerika, wer hätte das gedacht?
1:38:44–1:38:47
Und ein Brit, der bringt das nur auf den Punkt.
1:38:48–1:38:52
Flo, vielen Dank. Das war Eigentlich Podcast.
1:38:53–1:38:58
Auf eigentlich-podcast.de findet ihr die Shownotes, das Transkript,
1:38:59–1:39:01
die Folge oder auch beim Podcast.
1:39:02–1:39:06
Player eurer Wahl. Auf der Webseite auch immer eigentlich ein paar Fotos.
1:39:06–1:39:08
Eigentlich, weil ich glaube, diesmal haben wir gar nicht so viel fotografiert,
1:39:08–1:39:12
weil ich an deinen Lippen hing und du an deinem inneren Skript.
1:39:13–1:39:15
Fällt dir noch was ein? Habe ich das vergessen?
Florian Clauß
1:39:15–1:39:16
Der Track, den wir gelaufen sind.
Micz Flor
1:39:16–1:39:18
Finde ich auch auf der Seite. Der Track, der ist auch auf der Seite.
1:39:18–1:39:21
Und das ist immer noch ein Projekt, vielleicht so ein Weihnachtsfilm mit ein
1:39:21–1:39:24
bisschen Zeit, dass wir alle Tracks mal aufeinander legen.
Florian Clauß
1:39:24–1:39:24
Ja.
Micz Flor
1:39:25–1:39:32
Gut. Das war Folge 66. Und wir sehen uns wieder in zwei Wochen.
1:39:33–1:39:37
Vielen Dank. Danke auch von mir. Tschüss. Macht's gut.
Florian Clauß
1:39:37–1:39:37
Ciao.

Verwandte Episoden

Mehr

Wir sprechen über KI-getriebene Transformation in der Filmindustrie und potenzielle Auswirkungen auf Arbeitsplätze, Kreativität und Machtstrukturen.

Wir starten unsere Episode an der Schönhauser Allee und Micz kommt gleich auf die neurologische Verschränkung vom Gesagtem/Gehörtem mit dem gelaufenen Weg zu sprechen – eine unserer Gründungsintentionen von "Eigentlich Podcast". Flo bestätigt, dass er beim Abstieg im Geröllfeld noch die Stimme von Joscha Bach gehört hat, als er vor zwei Wochen über die Birkkarspitze im Karwendel gelaufen ist. Und warum? Micz und Flo sind die Strecke 2018 gelaufen und haben dabei die Episode 42 des Podcasts "Alternativlos" gehört. Diese Strecke hat sich so sehr neurologisch eingebrannt, dass sie als Referenzstrecke für den Eigentlich Podcast gilt. Flo ergänzt noch zu seiner letzten Episode "EGL060 The Zone of Interest", dass der Regisseur Jonathan Glazer das Ehepaar Höß aus der Perspektive eines sozio-anthropologischen Blicks inszeniert hat. Das heißt, die Personen Höß werden in einen höchst individuellen Raum entwickelt und Glazer nähert sich mit diesem Winkel der Geschichte an, ohne die andere Seite der Mauer des Konzentrationslagers zu zeigen, hinter der ein gesichtsloses, kollektives Morden passiert. Aus einer qualitativen Beobachtung einer Situation können allgemeine Rückschlüsse gezogen werden, um die Anfälligkeit unserer heutigen Gesellschaft zu demonstrieren. Flo war noch mal wichtig zu betonen, was für ein Kunstwerk Glazer mit "The Zone of Interest" geschaffen hat, bevor er zum eigentlichen Thema übergeht: "Wie in der Filmwirtschaft in Zukunft generative KI zum Einsatz kommt." Anlass war der Geburtstag eines Freundes, auf dem sich Flo mit einem Bekannten aus der Filmwirtschaft unterhalten hat. Viele Kolleg:innnen in seinem Gewerk als Beleuchter machen sich Gedanken über die Zukunft in der Filmwirtschaft. Und das zu Recht, wie die kürzlich erschienene Studie "KI-Nutzung in der Filmwirtschaft" der Hochschule Macromedia aus qualitativen Befragungen zum Schluss kommt. Darüber sprechen wir und auch über die Potenziale des Einsatzes von KI für den Independent-Film oder das Theater.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Florian Clauß
Erzähler
avatar
Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:08
Okay okay meine damen und herren es geht los und zwar haben wir es heute hier
0:00:08–0:00:14
versammelt für die folge 62 die flo vorbereitet hat ich weiß nicht was er vorbereitet
0:00:14–0:00:19
hat und die nächste folge die ich mache da weiß er nicht und ich habe sie noch nicht verraten.
Florian Clauß
0:00:19–0:00:23
Ja ich vorbereiten die die du gemacht haben wirst muss man nur.
Micz Flor
0:00:23–0:00:28
Die ich vorbereitet haben werde und die wir zusammen dann gemacht haben werden tun.
Florian Clauß
0:00:28–0:00:29
Sein wir hätten.
Micz Flor
0:00:29–0:00:32
Haben können wir sind eigentlich
0:00:32–0:00:37
podcast also wo es immer um das eigentliche hinter irgendwelchen themen geht
0:00:37–0:00:44
und unser motto ist beim laufen reden und laufend reden weil wir das irgendwann
0:00:44–0:00:47
beim wandern entdeckt haben das ist die schönsten gedanken kamen und dann kam
0:00:47–0:00:52
corona und wir haben einfach mal so aufgenommen nachdem corona schon
0:00:52–0:00:56
vorbei war und gedacht ja und probiert mit dem trailer der ist auch immer noch
0:00:56–0:01:00
in unseren top ten glaube ich der trailer und dann gemerkt das.
Florian Clauß
0:01:00–0:01:00
Könnte ein download.
Micz Flor
0:01:00–0:01:05
Könnte passen jetzt sind wir fast zwei jahre schon dabei sind.
Florian Clauß
0:01:05–0:01:06
Über zwei jahre.
Micz Flor
0:01:06–0:01:10
Ja und laufen wie die frau gerade sagt wir werden das üben wir haben jetzt viel
0:01:10–0:01:15
geübt und ich übergebe jetzt gleich und ihr könnt dann unter eigentlich-podcast.de
0:01:15–0:01:20
nachschauen wo wir wir sind am annehmen platz gerade oben Kopenhagener Straße in Berlin.
0:01:21–0:01:25
Die Tracks nehmen wir auf. Hast du das Ding an?
Florian Clauß
0:01:25–0:01:26
Ich habe das Ding an, ja.
Micz Flor
0:01:27–0:01:29
Die kann man dann auf der Karte sehen, wo wir langgelaufen sind.
0:01:30–0:01:33
Es gibt, vielleicht machen wir irgendwann auch mal eine Folge dazu,
0:01:33–0:01:40
es gibt auch eine neurowissenschaftliche Grundlage, so einen Hintergrund über das Laufen, das Lernen,
0:01:40–0:01:42
das Bewegen im Raum.
0:01:43–0:01:47
Irgendwann können wir vielleicht Aber jetzt bin ich gespannt,
0:01:47–0:01:54
übergebe an Flo, der das Aufnahmegerät hat, den Rucksack hat, GPS am Arm.
Florian Clauß
0:01:56–0:02:00
Und hallo und auch von mir herzlich willkommen bei Eigentlich Podcast.
0:02:02–0:02:08
Und Mitch hat eben schon erwähnt, wir haben uns gefunden in diesem Format zur Corona-Zeit.
0:02:08–0:02:10
Aber wir haben uns auch ein bisschen früher gefunden.
0:02:10–0:02:16
Nämlich das war bei einer Wanderung im Karwendelgebirge auf die Birka-Spitze.
Micz Flor
0:02:16–0:02:17
Birka-Spitze.
Florian Clauß
0:02:17–0:02:22
Birka-Spitze. und da haben wir bei dem 10.
0:02:22–0:02:30
Aufstieg alternativlos Folge 42 gehört, was uns das Geröllfeld etwas versüßt hat.
0:02:30–0:02:34
Warum ich darauf komme? Weil ich nämlich letzte Woche auch, genau heute vor
0:02:34–0:02:37
einer Woche, auf der Birka-Spitze war.
Micz Flor
0:02:37–0:02:37
Birka-Spitze.
Florian Clauß
0:02:39–0:02:45
Birka-Spitze, aber es ist eine R da, vor dem Doppel-K. B-I-R Doppel-K-A-R.
Micz Flor
0:02:45–0:02:45
Wirklich?
Florian Clauß
0:02:46–0:02:46
Ja.
Micz Flor
0:02:46–0:02:50
Okay, dann nehme ich das zurück. Ich habe es nämlich immer falsch ausgesprochen.
Florian Clauß
0:02:50–0:02:52
Okay, dann ich muss nochmal nachschauen. Ich will mich jetzt nicht festlegen.
0:02:53–0:02:55
Ich muss nochmal mit meinem Anwalt sprechen.
0:02:55–0:02:59
Mit einem Rechtschreiberanwalt. Den frequentiere ich gerne.
0:02:59–0:03:02
Mit meinen Töchtern zusammen sind wir dann in die andere Richtung gelaufen,
0:03:02–0:03:05
das Geröllfeld runter, was wesentlich weniger anstrengend war.
0:03:05–0:03:09
Aber tatsächlich, was du gerade gesagt hast, diese neurologische Verknüpfung
0:03:09–0:03:13
von Ort und Gesagten und Gedachten und so weiter, ist passiert.
Micz Flor
0:03:14–0:03:17
Du hattest natürlich Recht, wie so oft. Flor hat meistens Recht, wenn ich widerspreche.
0:03:17–0:03:22
B-I-R-Doppel-K-A-R-Spitze. Das war jetzt eine kurze Korrektur,
0:03:22–0:03:23
da brauchen wir es nicht in die Show-Notes kleben.
Florian Clauß
0:03:25–0:03:29
Da ist mir auch, ach, hier ist ein Hall.
0:03:29–0:03:36
Da ist mir auch aufgefallen, dass diese Folge 42 von Alternativlos in diesem Geröllfeld noch war.
0:03:36–0:03:41
Und während ich runtergelaufen bin, habe ich mich tatsächlich an einzelne Sachen
0:03:41–0:03:45
von Joscha Bach erinnern können. So viel dazu.
0:03:46–0:03:49
Heute, ja, ich habe jetzt so lose was vorbereitet.
0:03:49–0:03:55
Ein bisschen aus dem Druck vom letzten Mal, weil wir waren da so ein bisschen kurz angebunden.
0:03:55–0:03:58
Ich hatte noch ein paar Punkte, die ich jetzt nicht gemacht habe.
0:03:58–0:03:59
Die wollte ich gerne nochmal nachliefern.
Micz Flor
0:04:00–0:04:03
Du meinst jetzt zu der Serie The Zone of Interest?
Florian Clauß
0:04:03–0:04:05
Genau, genau. The Zone of Interest.
Micz Flor
0:04:05–0:04:08
Sollte man sich das vorher angehört haben, bevor man jetzt diese Folge hört?
Florian Clauß
0:04:09–0:04:13
Sollte man zumindest im Hinterkopf behalten. Wir hatten das so ein bisschen
0:04:13–0:04:18
ähnlich hattest du das ja schon mal zu einem von deinen ich glaube das war zu,
0:04:19–0:04:26
die expand wurde noch mal was dazu gesagt hast in einer anderen folge und aber das.
Micz Flor
0:04:26–0:04:30
War genau ich hatte bei der experience hatte ich was gesagt aber dann ganz anderes
0:04:30–0:04:33
thema angeschnitten machst jetzt zwei themen heute.
Florian Clauß
0:04:33–0:04:39
Ich mache ich gehe in einander über weil weil im prinzip das was mir jetzt noch
0:04:39–0:04:43
mal bei The Zone of Interest, was mir da so durch den Kopf gegangen ist.
0:04:44–0:04:49
Zu dem Thema, zu dem ich dann überleiten will. Also vielleicht vorweggestellt,
0:04:49–0:04:53
es geht so, ich steige in so einen kleinen, wie soll man das sagen,
0:04:53–0:04:55
Meterbetrachtung zum Kino ein.
0:04:56–0:05:02
Aber erst mal, was mir noch da am Herzen liegt als Nachtrag zu sagen.
0:05:02–0:05:05
Ist, und jetzt wird es auch wieder ein bisschen düster, sage ich mal,
0:05:05–0:05:09
weil ich jetzt mit einem Film einsteige, den ich nicht erwähnt habe,
0:05:10–0:05:14
glaube ich, in den anderen Folgen davor, also in The Zone of Interest 1,
0:05:14–0:05:20
wo es um Holocaust und die Täter ging und wir so ein bisschen durch die Filmgeschichte
0:05:20–0:05:24
gestaxt sind mit dem Täterprofil und The Stone of Interest 2,
0:05:25–0:05:27
wo wir dann den Film weitergesprochen haben.
0:05:27–0:05:36
Es gibt einen Film von René, also Resnais, der in den 50ern dann gezeigt wurde.
0:05:36–0:05:40
Der heißt Nacht und Nebel und der zeigt wirklich dann die ganz,
0:05:40–0:05:46
ganz schlimmen Bilder aus Auschwitz. Also die Befreiung der Lager,
0:05:47–0:05:50
die Inhaftierten, die Leichenberge.
0:05:50–0:05:55
Der ist wirklich erschütternd. Die Musik ist von Hans Eisler komponiert,
0:05:55–0:05:59
wo dann wieder dieser Schluss zu Coole Wampe oder Wem gehört die Welt.
0:05:59–0:06:06
Man sieht dann halt wirklich so diese gesichtslosen Leichen und die alle nackt
0:06:06–0:06:09
rumliegen und dann mit so einem Bulldozer durch die Gegend gefahren werden.
0:06:09–0:06:16
Und da möchte ich nochmal erwähnen, das ist halt so diese fürchterliche Entmenschlichung,
0:06:16–0:06:19
die sich dann auch in diesem Individualitätsverlust ausdrückt.
0:06:20–0:06:22
Also dieses Bild im Tod sind alle gleich.
0:06:23–0:06:27
Dieser totale Gleichmacher, der da herrscht und der halt aufgrund dieser Masse,
0:06:27–0:06:35
die da eben auch getötet wurde, dann eben jede Individualität löscht. Und das ist...
0:06:36–0:06:40
Was mich so bewegt hat und was bei dem Film The Zone of Interest,
0:06:40–0:06:44
man sieht auch in diesem Film Nacht und Nebel diese Artefakte,
0:06:44–0:06:49
die wir auch bei The Zone of Interest in dem Auschwitz-Museum haben,
0:06:49–0:06:53
wo hinter der Glaswand dann die ganzen Taschen, Koffer, Schuhe,
0:06:53–0:06:54
Haare und so weiter sind.
0:06:54–0:07:02
Das sieht man auch in diesem Film und das mag dann so ein bisschen so ein Individualitätsprofil geben,
0:07:02–0:07:07
aber ist letztendlich auch wieder so was Gleiches, weil in dieser Masse,
0:07:07–0:07:10
in diesem Farbton kriegst du ja nicht die einzelnen Sachen aufgelöst.
0:07:10–0:07:15
Das, was dann Glaser dagegen setzt und das, was ich so interessant finde,
0:07:15–0:07:18
ist, dass er was höchst Individuelles schafft,
0:07:19–0:07:27
indem er dann dieses Paar Höss so unter die Beobachtung nimmt und dann eine
0:07:27–0:07:32
hochgradige individuelle Geschichte erzählt mit diesem Hintergrund,
0:07:32–0:07:39
dass hinter der Mauer quasi von diesem KZ eben diese ganzen Massenvernichtungen passieren.
0:07:39–0:07:44
Also diesen Kontrast möchte ich dann nochmal aufspannen, der mich da total bewegt hat.
0:07:44–0:07:50
Und das wäre jetzt nochmal die These dazu, dass Glaser hier die Technik des
0:07:50–0:07:55
sozusagen soziokultur-anthropologischen Blick entwickelt.
0:07:55–0:07:59
Also was ist der soziokultur-anthropologische Blick?
0:07:59–0:08:03
Das ist ja auch so aus der Soziologie und Anthropologie entwickelt,
0:08:03–0:08:08
dass man im Prinzip anhand von einer qualitativen Beobachtung.
0:08:09–0:08:13
Die allgemeine Rückschlüsse machen kann, als du Psychologie studiert hast.
0:08:13–0:08:15
Würde dir das auch mal begegnet sein?
Micz Flor
0:08:15–0:08:20
Ja, es ist interessanterweise, auch wenn ich das Thema nicht sage, wird das Thema sein,
0:08:21–0:08:25
diese Frage der Wissenschaft, wissenschaftlicher Arbeit in der Soziologie,
0:08:25–0:08:31
in der Psychologie und in der Medizin, als kleiner Nebenarm.
0:08:31–0:08:35
Und in dem Fall, wenn ich das richtig verstehe, geht es aber eben genau um das
0:08:35–0:08:39
Gegenteil, weil eben nicht um die Frage der statistischen Erhebung und der Mittelwert
0:08:39–0:08:44
und statistisch Alpha-Beta-Abstände zwischen den einzelnen Messwerten,
0:08:44–0:08:52
sondern es geht darum, dass man über die Beobachtung des einzelnen Rückschlüsse auf alle zieht.
0:08:52–0:08:56
Und die müsste man dann wieder als Hypothesen testen. Also man würde in dem
0:08:56–0:09:00
Fall zum Beispiel sagen, okay, ich gucke mir den Höss an und das ist ja eine
0:09:00–0:09:05
ganz normale Familie mit Familienproblemen, die heute total krass anmuten,
0:09:05–0:09:08
aber vielleicht kulturell damals so eingebettet waren, dass die da wirklich
0:09:08–0:09:14
dachten, sie führen ein tolles deutsches Leben oder so. Das kann man sich heute nicht mehr vorstellen.
0:09:14–0:09:18
Und waren die dann alle so, wäre eine Hypothese und man würde dann vielleicht
0:09:18–0:09:22
versuchen, aus dieser individuellen Beobachtung was zu generalisieren,
0:09:22–0:09:27
zu operationalisieren, um das dann irgendwie statistisch erfassbar zu machen.
Florian Clauß
0:09:27–0:09:32
Ja, zumindest erfahrbar machen, ja, das, was der Film dann irgendwie schafft.
0:09:32–0:09:35
Ich komme gleich nochmal zu diesem Bogenschluss.
0:09:35–0:09:41
Also das, was jetzt in der Anthropologie, in dieser Kulturanthropologie gesagt
0:09:41–0:09:45
wird, ist im Prinzip, sich Large Issues in Small Places anzugucken.
0:09:46–0:09:51
Um so als qualitative Beobachtung, das kennt man ja aus Nutzerbefragung,
0:09:51–0:09:55
und daraus quantitative Ableitung machen zu können. Ja, also das ist jetzt irgendwie
0:09:55–0:10:01
so auch jetzt ein Beispiel habe ich von der TU-Seite für dieses Fach Soziologie, für diesen Zweig.
0:10:01–0:10:05
Da war ein Beispiel, dass, wollen wir mal hier reingehen, kommen wir hier raus.
0:10:07–0:10:07
KGA.
Micz Flor
0:10:08–0:10:12
Kleingartenanlage Bornholm sind wir gerade. Biergarten. Wir gucken da mal rein.
Florian Clauß
0:10:12–0:10:19
Wir gucken da mal rein, ja. Zum Beispiel, um jetzt auch über das Leben von Migrantinnen,
0:10:19–0:10:25
meinetwegen aus Ghana oder so, in Deutschland, um da Rückschlüsse machen zu können,
0:10:26–0:10:30
würde jetzt so ein Kulturanthropologe so rangehen und sich dann auch erstmal
0:10:30–0:10:36
so kleine Gemeinschaften anzugucken und jetzt nicht eine bundesweite Erhebung zu machen,
0:10:36–0:10:40
Statistik, wo und so, sondern sich dann halt wirklich so das Umfeld qualitativ
0:10:40–0:10:45
anzuschauen, wer da alles beteiligt ist, wie die integriert sind.
0:10:45–0:10:49
Also wobei dann wirklich nur so das Individuelle angeguckt wird,
0:10:49–0:10:53
aber aufgrund dieser Beobachtung dann Rückschlüsse für alle gemacht werden können.
0:10:53–0:10:56
Das ist so dieses qualitative Beobachtung, quantitative Schlüsse.
0:10:56–0:10:59
Und das ist aber natürlich.
Micz Flor
0:10:59–0:11:04
Muss man auch sagen, das ist, wenn man statistisch denkt, dann ist das immer
0:11:04–0:11:08
auch sehr fehleranfällig, weil da gibt es dann genügend Beispiele,
0:11:09–0:11:14
wo dann eben die eine Person, auch wenn wir beim Wandern bleiben,
0:11:14–0:11:17
der eine Typ, der dann irgendwelche reichen Leute irgendwie auf den Berg führt,
0:11:18–0:11:19
der sagt, nee, nee, hier ist der Gipfel.
0:11:19–0:11:22
Das ist dann so, ah, der muss es ja wissen, der ist ja von hier.
0:11:22–0:11:26
Und das ist jetzt ein abstraktes, erfundenes Beispiel,
0:11:26–0:11:30
aber das ist natürlich die Gefahr, die es läuft, weil diese Authentizität,
0:11:30–0:11:34
oder wir haben es ja, Authentizität, wir haben es ja bei dem Film Whack the
0:11:34–0:11:38
Dog auch, also diese Art, in der das Einzelne, der Einzelblockposter oder die einzelne Geschichte,
0:11:39–0:11:43
die dann eben vielleicht sogar inszeniert ist, es schafft, über eine Generalisierung
0:11:43–0:11:47
alles zu bewegen, die Meinung zu bewegen. Und das ist eben...
0:11:50–0:11:54
Also man sieht quasi über das spezielle Beispiel sehr viel tiefer,
0:11:54–0:11:57
aber in der Breite ist man dann so ein bisschen blind.
Florian Clauß
0:11:57–0:12:00
Genau, die Frage ist halt, wie man das dann generalisieren kann.
0:12:00–0:12:03
Und dann muss man wahrscheinlich noch quantitative Methoden anwenden,
0:12:03–0:12:05
um dann halt auch so Generalisierungsschlüsse zu machen.
0:12:06–0:12:12
Aber in der Tendenz kann man, wenn man sich dann qualitativ bestimmte Migrantengemeinschaften
0:12:12–0:12:15
in Deutschland anguckt und dann bestimmte Beobachtungen macht,
0:12:15–0:12:19
dann kann man vielleicht die Beobachtungen übereinander legen und hat eine gewisse Schnittmenge.
0:12:19–0:12:21
Und dann wieder daraus Rückschlüsse zu machen.
0:12:22–0:12:25
Aber natürlich kommt man nicht ohne quantitative Methodik aus.
0:12:26–0:12:29
Rein wissenschaftlich sage ich das mal. Aber ich will jetzt nur,
0:12:29–0:12:32
wo ich dann über Übertragung wieder zu einem Film zurückgehe,
0:12:32–0:12:37
ist eben, dass ich meine oder dass ich behaupte, dass halt auch da Laser genau
0:12:37–0:12:40
so eine qualitative Beobachtung macht.
0:12:40–0:12:46
Er baut quasi so ein Labor auf, um dann halt diesen Untersuchungsgegenstand
0:12:46–0:12:51
Und Höss so zu sezisieren, aber auch in diesem ganzen Ensemble mit dem Raum,
0:12:52–0:12:59
mit den Schauspielerinnen, mit der ganzen Kameratechnik, mit der ganzen Inszenierungsart,
0:12:59–0:13:02
um so dann wieder allgemeine Rückschlüsse machen zu können.
0:13:03–0:13:05
Und die allgemeinen Rückschlüsse, die sind halt so ungemütlich,
0:13:05–0:13:09
weil die dann wieder den Einzelnen betreffen, nämlich den Zuschauer.
0:13:09–0:13:15
Weil eben genau in dieser diversen Haltung von dem Schauspieler zur Rolle,
0:13:16–0:13:20
Und dieses, es gibt ja keine, das hatte ich ja auch in der letzten Folge gesagt,
0:13:20–0:13:26
es gibt ja keine Wand gegen die oder keinen Raum, wo der Schauspieler hinspielt,
0:13:26–0:13:28
sondern die sind ja alle so in sich geschlossen.
0:13:28–0:13:34
Der Raum ist so in sich geschlossen und aber auch der historische Raum ist da so präsent.
0:13:35–0:13:42
Auschwitz als Lager. Und das heißt, diese Hermeneutik ist dann auch so,
0:13:42–0:13:47
dass man sich anfängt, irgendwie in diesem Prozess mit der Figur auseinanderzusetzen
0:13:47–0:13:49
und teilweise auch zu identifizieren.
0:13:49–0:13:53
Und dann wäre ja wieder der Schluss, dass wir anfällig sind dafür.
0:13:54–0:13:58
Und das ist diese Anfälligkeit. Und das finde ich halt so stark bei den Filmen.
0:13:58–0:14:04
Bei Glacers Filmen? Genau, dass es halt nicht irgendwie eine historische Figur ist,
0:14:04–0:14:08
sondern dass es halt Prozesse sind, wo Entscheidungen gemacht werden und dass
0:14:08–0:14:12
es halt nicht die ganz bösen Nazis sind, sondern dass es irgendwo in dieser
0:14:12–0:14:17
Facette von Menschlichkeit,
0:14:18–0:14:21
sondern von dem Psychogramm irgendwo auch,
0:14:21–0:14:25
Punkte gibt, wo man selber sagen kann, okay, das würde mir jetzt auch so passieren.
0:14:26–0:14:31
Und ich glaube, das finde ich halt gerade jetzt so im Hinblick auf die Wahlen
0:14:31–0:14:33
in Thüringen von dem Ergebnis,
0:14:34–0:14:39
dass wir da halt auch irgendwie viel besser als Gesellschaft viel stärker aufpassen
0:14:39–0:14:41
müssen, wo wir uns dahin bewegen.
0:14:41–0:14:45
Das wollte ich jetzt nochmal so als Punkt setzen, weil er mich wirklich nochmal
0:14:45–0:14:50
so im Nachhinein immer wieder doch bewegt hat, was Glaser da für ein Kunstwerk
0:14:50–0:14:52
geschaffen hat, allein durch diese Produktionsart.
0:14:53–0:14:55
Das war mir nochmal wichtig zu betonen.
Micz Flor
0:14:55–0:15:00
Ja, dann natürlich auch durch den Schnitt, weil wenn du das jetzt so sagst,
0:15:00–0:15:06
dann kommen mir als Beispiel gleich diese Bilder in Kopf, wo er von seiner Familie
0:15:06–0:15:10
getrennt ist und dann da die Ingenieure des Todes, da nenne ich es jetzt mal einfach,
0:15:10–0:15:13
die ganze Zeit darüber sprechen, wie kriegen sie es jetzt hin,
0:15:13–0:15:17
da diese Menschen umzubringen, möglichst schnell und effektiv.
0:15:17–0:15:20
Und dann gibt es diese eine Szene, wo er dann nur so aus dem Fenster guckt.
0:15:22–0:15:26
Die hattest du, glaube ich, auch in der Folge erwähnt. Und das ist ja dann im Schnitt entstanden.
0:15:27–0:15:30
Der Schauspieler hat das gemacht, aber die Schauspieler haben ja vor statischen
0:15:30–0:15:32
Kameras einfach lange gespielt.
0:15:32–0:15:35
Und dann aus ganz viel Material und ganz vielen Einstellungen sind dann die
0:15:35–0:15:37
Sequenzen und dann der ganze Film entstanden.
0:15:38–0:15:41
Das heißt, irgendwann wurde entschieden, dass dieser Moment,
0:15:41–0:15:45
wo der Schauspieler einfach nur aus dem Fenster guckt und wir wissen nicht,
0:15:45–0:15:48
was er denkt, aber das dann in den Film reinzuschneiden
0:15:49–0:15:52
und damit einen Raum zu schaffen, wo das passiert, was du gerade angesprochen
0:15:52–0:15:54
hast, dass man selber sich damit identifiziert, weil man,
0:15:55–0:15:59
durch die Zeit fast gezwungen ist, mitzudenken, über was denkt er jetzt nach.
0:15:59–0:16:03
Und man denkt dann eher darüber nach, dass er gerade einsam ist und mit seiner
0:16:03–0:16:04
Frau und so weiter und so fort.
0:16:04–0:16:07
Und man hat nicht das Gefühl, dass er gerade darüber nachdenkt,
0:16:07–0:16:10
wie dick müssen die Metalltüren sein, dass die feuerfest sind oder so.
0:16:10–0:16:16
Also man ist eingeladen, durch den Schnitt sich zu identifizieren In dem Moment
0:16:16–0:16:20
ist es dann so, dass man, vielleicht ich spreche jetzt von mir,
0:16:20–0:16:22
andere denken vielleicht was anderes, aber in dem Moment habe ich eher eben
0:16:22–0:16:25
an die Familienthemen gedacht, über die er da gruselt.
Florian Clauß
0:16:25–0:16:30
Ja, vor allen Dingen wird er ja als Figur eingeführt, wo er ganz sorgsam sein
0:16:30–0:16:33
Kind trägt. Also diese erste Szene am See.
0:16:33–0:16:38
Also das ist ja so ein Familien... Wobei du das ja so ein bisschen nochmal abgefedert
0:16:38–0:16:39
hast und das nicht so gesehen hast.
0:16:39–0:16:42
Aber er ist ja eigentlich so ein fürsorglicher Familienvater,
0:16:42–0:16:47
wie er da eingeführt wird in der Szene. Aber genau das ist ja dieser Prozess,
0:16:47–0:16:52
den sich da auch Christian Fiedler... Heißt er doch, oder? Ja.
0:16:53–0:16:59
Also der Schauspieler, wo er sich dann auch da auseinandersetzt mit der Figur
0:16:59–0:17:00
und du weißt jetzt nicht,
0:17:00–0:17:06
er hat ja auch eben nicht diese Identifikationslust, er will ja nicht diese
0:17:06–0:17:10
Figur darstellen, sondern ist ja ständig auch im Hadern und dieses Hadern wird
0:17:10–0:17:13
so als Prinzip ausgestellt.
0:17:13–0:17:17
Und allein von dieser ganzen Anordnung, wie der Film inszeniert ist,
0:17:17–0:17:20
also um das auch nochmal so zu erwähnen, weil da komme ich jetzt gleich,
0:17:20–0:17:23
das ist meine Brücke zu dem eigentlichen Thema,
0:17:23–0:17:28
nämlich diese Inszenierung des Filmes, die mich auch da sehr nochmal bewegt
0:17:28–0:17:32
hat, weil ich das einen genialen Kniff finde, wie er das gemacht hat.
0:17:32–0:17:37
Also neben diesem Haus, das dann direkt in Auschwitz aufgebaut wurde,
0:17:37–0:17:39
an dieser Mauer auch tatsächlich, an dem historischen Ort,
0:17:39–0:17:46
hat Gläser überall so Kameras in diesem Haus installiert und ein Kamerateam,
0:17:46–0:17:50
ein polnisches Kamerateam, hat dann diese Kameras ferngesteuert.
0:17:50–0:17:56
Die ganze Aufnahme ist dadurch geprägt, dass eben die komplette Abwesenheit
0:17:56–0:17:58
von dem ganzen Filmstab, Also
0:17:58–0:18:03
weder Kameramann oder Frau noch Regisseurinnen und Regisseur waren da,
0:18:03–0:18:05
noch irgendwelche Continuity-Managers.
0:18:06–0:18:12
Also solche, die dann halt irgendwie so auf den Fluss und auf die ganzen Mittel
0:18:12–0:18:14
achten, die am Set vorhanden sind.
0:18:15–0:18:20
Die waren auch nicht anwesend, sondern die Schauspieler waren mit dem Haus alleine
0:18:20–0:18:23
und die wurden mehr oder weniger dann durch die Kameras eingefangen.
0:18:24–0:18:26
Sie konnten selber entscheiden, was sie spielen, was sie nicht spielen.
0:18:26–0:18:33
Im Nachhinein hat das dann Sandra Hüller als eine völlig neue Art des Drehens dann auch so,
0:18:33–0:18:40
Und da ist mir das erstmal auch wieder so bewusst geworden, dass Film immer eine Inszenierung ist.
0:18:41–0:18:45
Aber auch eine, das heißt die emotionale Inszenierung.
0:18:45–0:18:49
Wenn du das im Hintergrund hast, du siehst, also wenn du die Kamera,
0:18:49–0:18:52
wenn du einen Film guckst und dann im Hintergrund siehst du dann halt sämtliche,
0:18:53–0:18:57
also du kannst dir das vorstellen wie Kameramann, wie der Regisseur oder die
0:18:57–0:19:00
Regisseurin da im Hintergrund dann schreit und Action.
0:19:00–0:19:06
Dann siehst du die Reaktion und dann Cut und dann Schuss, Gegenschuss und du
0:19:06–0:19:08
siehst halt irgendwie, die Kamera steigt wieder ein und dann dieses typische
0:19:08–0:19:11
Dialog und alles ist inszeniert und,
0:19:12–0:19:14
wenn du das weißt, dann sieht man das halt immer, dann denkt man immer,
0:19:15–0:19:19
ja das haben die ganz gut hinbekommen, eine gute Kontinuität hin.
0:19:19–0:19:23
Also das kriegst du, das krieg ich auch nicht mehr raus, seitdem gucke ich halt
0:19:23–0:19:27
nur noch Filme so okay, okay und deswegen fand ich diesen Zone of auf Interest
0:19:27–0:19:32
so stark, weil man merkt es, man kann es erst mal gar nicht so richtig fassen,
0:19:32–0:19:34
warum dieser Film so eine komische Stimmung hat.
0:19:34–0:19:39
Aber irgendwann kriegt man das dann halt so mit durch diese Art zu drehen,
0:19:39–0:19:40
vor allen Dingen im Haus.
0:19:40–0:19:44
Ich weiß nicht, die anderen Szenen, da zum Beispiel mit dem Festakt und so weiter,
0:19:44–0:19:48
die werden natürlich herkömmlich gedreht sein, mit Kamera und so weiter.
0:19:48–0:19:54
Aber diese merkwürdige Stimmung in diesem Haus finde ich schon sehr bedenkeniswert.
0:19:54–0:19:59
Und das geht dann wieder in Richtung, was eigentlich Film alles ist.
0:20:01–0:20:05
Machen kann oder machen soll oder vielmehr, ich muss mal einen anderen Ansatz sehen.
Micz Flor
0:20:05–0:20:12
Ich bin total gespannt, was der Titel dieses eigentlichen Blogs ist.
Florian Clauß
0:20:12–0:20:15
Der eigentliche Blog ist, also ich kann den eigentlichen Blog,
0:20:15–0:20:22
den ich machen möchte, den Titel ist ganz allgemein, wie in der Filmwirtschaft
0:20:22–0:20:26
in Zukunft generative KI zum Einsatz kommt.
0:20:26–0:20:31
Das ist so die Metabetrachtung, die ich mit dir machen möchte.
0:20:31–0:20:34
Oder vielleicht auch so ein bisschen so, ich habe eine Studie dann halt gefunden,
0:20:35–0:20:38
die jetzt ganz aktuell rausgekommen ist und die würde ich jetzt gerne mal so
0:20:38–0:20:39
ein paar Sachen mit dir durchsprechen,
0:20:39–0:20:47
aber die Sache ist, ich saß am Wochenende beim Geburtstag und da war ein Bekannter,
0:20:47–0:20:52
der dann auch im Film in der Beleuchtung arbeitet und mit dem bin ich dann so
0:20:52–0:20:54
ins Gespräch gekommen und der meinte auch,
0:20:55–0:20:59
dass viele bei ihm in der Branche, in der Beleuchtung und so weiter sich da
0:20:59–0:21:03
schon große Gedanken machen, dass die irgendwann früher oder später abgelöst werden.
Micz Flor
0:21:05–0:21:10
Hattest du ja mir schon mal erzählt, so ein CG-Rendering, wo man einfach ein
0:21:10–0:21:13
Auto filmt und dann kann man sagen, jetzt ist es Nacht und der Mond steht da
0:21:13–0:21:14
und die Straße ist dann so.
0:21:14–0:21:20
Und du hattest mir jetzt erzählt, dass dann das komplette Bild einfach da nach, also umgebaut wurde.
0:21:20–0:21:23
Man musste gar nicht mehr nachts drehen, sondern konnte das irgendwie auf einer
0:21:23–0:21:27
Bundesstraße machen und zum Schluss waren wir dann trotzdem auf diesem Superhighway auf dem Mars.
Florian Clauß
0:21:27–0:21:30
Genau, das ist jetzt so diese Computed Photography,
0:21:30–0:21:35
das gibt es schon länger so quasi, aber natürlich mit der Entwicklung der generativen
0:21:35–0:21:40
KI und mit dem Trainieren der Modelle und so weiter, kommen dann natürlich andere
0:21:40–0:21:42
und bessere und größere Ergebnisse heraus,
0:21:43–0:21:46
dass du dann halt überhaupt nicht mehr irgendwie Beleuchtung brauchst,
0:21:46–0:21:48
sondern nur noch auf einer Promtebene bist.
0:21:48–0:21:54
Aber da wollte ich dir jetzt dann quasi so die Studie vorstellen,
0:21:54–0:21:55
die ich da gefunden habe.
0:21:57–0:22:03
Handelt eben von einer, also jetzt auch qualitative Befragung aus der deutschen Filmwirtschaft.
0:22:03–0:22:08
Die ist von der Hochschule Macromedia in Auftrag gegeben worden,
0:22:08–0:22:14
wo die dann quer durch die Branche fragen, wie sich das in nächster Zeit entwickelt.
0:22:15–0:22:18
Bevor ich jetzt aber die Ergebnisse sage, wollte ich nochmal so kurz mit dir
0:22:18–0:22:22
abstecken, was so die Sektoren einer Filmproduktion sind.
0:22:23–0:22:26
Also da wird immer von verschiedenen Sparten gesprochen. Diese Einsatzentsparten
0:22:26–0:22:33
werden auch unterschiedlich eingeschätzt, wie da der Einsatz von KI dann passieren könnte.
0:22:33–0:22:37
Es ist einmal die vorderste oder das, was zuerst da ist, ist die Entwicklung.
0:22:38–0:22:43
Die Entwicklung ist im Prinzip die Entwicklung von Stoff oder von Drehbuch und so weiter.
0:22:44–0:22:49
Drehbuch, Analyse, dann gibt es noch, was da dranhängt, ist die Marktanalyse
0:22:49–0:22:53
und die Zielgruppenanalyse, die man braucht, um jetzt einen Film drehen zu können.
0:22:53–0:22:56
Und von Finanzierungskonzepten.
0:22:57–0:23:01
Das heißt, die Produzenten oder Produzentinnen gehen dann los.
0:23:01–0:23:02
Und dann gibt es die Pre-Production.
0:23:03–0:23:08
Das ist die Planung und Organisation der Set und Requisiten. Da wird es halt konkret.
0:23:09–0:23:14
Man packt sich seine Sachen zusammen, man scoutet nach den Drehorten und da
0:23:14–0:23:17
ist natürlich auch das ganze Casting der Schauspielerinnen und Schauspieler. Das hängt da dran.
0:23:17–0:23:21
Und dann gibt es die Produktion. Das ist dann die Action. Das heißt,
0:23:22–0:23:26
da wird im Prinzip Kamera, Licht, Technik, dann Regie und so weiter,
0:23:27–0:23:28
dann wird vor Ort gedreht, ne?
0:23:29–0:23:35
Komposition und Auswahl der Filmmusik und dann das ganze Accounting und diese
0:23:35–0:23:38
ganze Logistik, die dahinter hängt in der Produktion.
0:23:39–0:23:43
Und die Postproduktion, das ist dann sowas wie Synchronisation,
0:23:43–0:23:44
Dubbing, Unterdrill, Blah.
0:23:47–0:23:52
Audiobearbeitung, Visual Effects und Animation und dann natürlich der Schnitt ganz klassisch.
0:23:52–0:23:57
Und Farbkorrektur und Editing. Das ist die Postproduktion und dann kommen wir zur Distribution.
0:23:58–0:24:04
Das ist dann Filmmarketing und PR, Streaming, Filmverleih, Kinobetrieb und die
0:24:04–0:24:08
ganzen Rechte und Lizenzen, alles was dahinter hängt. und du kannst dir auch
0:24:08–0:24:10
wahrscheinlich schon denken, wo...
Micz Flor
0:24:10–0:24:12
Und dann kommt das Merchandising.
Florian Clauß
0:24:12–0:24:15
Das ist auch Merchandising, das ist auch in der Distribution drin.
Micz Flor
0:24:15–0:24:22
Okay, weil dann bei manchen Filmen dann zum ersten Mal quasi dreidimensionale Objekte entstehen.
0:24:22–0:24:26
Also bei diesen ganzen Emotionsfilmen ist das Merchandising dann wirklich das
0:24:26–0:24:31
Einzige, was wirklich stofflich da existiert. Alles andere ist komplett im Computer entstanden.
0:24:32–0:24:36
Und in Zukunft vielleicht wird es öfter mal so sein, Das war so mein...
Florian Clauß
0:24:36–0:24:41
Aber du kannst dir sicher denken, wo jetzt schon, oder es war dann immer so
0:24:41–0:24:45
ein bisschen so, in welcher Branche, welche Branche, also welcher Sektor für sich,
0:24:46–0:24:50
dann der Einsatz von KI, wie sich das so entwickeln wird, der wurde so einzeln
0:24:50–0:24:52
abgefragt nach bestimmten Kriterien.
0:24:52–0:24:58
Jetzt, also heute, plus fünf Jahre, wo sich das vor allen Dingen stark bemerkbar
0:24:58–0:25:01
macht, der Einsatz von KI, kannst du dir vielleicht schon denken?
Micz Flor
0:25:02–0:25:06
Naja, ich denke, dass in der Postproduktion einfach sehr viel mehr jetzt gerade
0:25:06–0:25:11
passiert, was das Geld spart, jetzt für Autostunts und so.
Florian Clauß
0:25:11–0:25:17
Ja, das noch gar nicht mal, das dachte ich auch erst, aber das ist noch in einem
0:25:17–0:25:22
Zeitraum von fünf bis zehn Jahren, das ist noch nicht so die nächsten fünf Jahre,
0:25:22–0:25:25
das ist nämlich so dieses ganze Marketingzeug,
0:25:25–0:25:30
also diese Zielgruppenanalyse, die Distribution,
0:25:30–0:25:32
dann dann halt die Vermarktung und sowas.
0:25:32–0:25:37
Da kommt jetzt schon halt so diese generativen KI-Dinger schon ganz gut im Einsatz.
Micz Flor
0:25:37–0:25:38
Aber wie?
Florian Clauß
0:25:39–0:25:43
Naja, also Zielgruppenanalyse, das ist ja so ein klassisches Profiling.
0:25:44–0:25:52
Und da ist dann quasi, du kannst dann halt über so eine KI dann bestimmte Trends dann so ermitteln.
0:25:52–0:25:57
Und das auf der einen Seite, das ist dann halt in der Entwicklung von Filmstoffen.
0:25:57–0:26:00
Auf der anderen Seite ist die komplette Vermarktung das ganze SEO-Zeug und so
0:26:00–0:26:04
weiter das kannst du dir auch vorstellen das ist ja auch schon im Netzbereiten,
0:26:05–0:26:09
also da hast du halt irgendwie viele, keine Ahnung, Social Media diese ganzen
0:26:09–0:26:11
Kanäle, die bespielt werden,
0:26:12–0:26:16
das ist da schon relativ stable, sag ich mal in solchen.
0:26:17–0:26:23
Produktionsabläufen ist da schon die KI drin also auch was ich da sage warum
0:26:23–0:26:27
ich sehe, ich habe ja so eingeleitet, dass ich da so überrascht war was da passiert.
0:26:27–0:26:31
Gleichzeitig kenne ich das natürlich aus meiner Branche, der digitalen,
0:26:31–0:26:36
dass es natürlich selbstverständlich ist, dass sämtliche Leute da auch,
0:26:37–0:26:39
auch dann ausgetauscht werden, irgendwann früher oder später.
0:26:39–0:26:45
Und auch die Filmwirtschaft sieht sich tatsächlich, ja, so in 10 bis 20 Jahren
0:26:45–0:26:48
ein Abbau der Stellen über die Hälfte dann entgegen.
0:26:48–0:26:52
Also es werden neue Profile aufkommen, ist ja auch klar, neue Anforderungen.
0:26:52–0:26:56
Aber dass es sich dann halt auch massiv dann eben diese ganzen Sachen zurückbauen,
0:26:57–0:27:02
ja, ist auch irgendwo nachvollziehbar, weil natürlich, wie du jetzt auch gerade
0:27:02–0:27:07
angedeutet hast, dass in diesem ganzen ins Production-Bereich, Stunts und so weiter.
0:27:07–0:27:11
Also was da für ein Man- und Woman-Bau hinter ist, um dann halt wirklich so
0:27:11–0:27:14
vor Ort dann halt so einen Stunt durchzuführen.
0:27:15–0:27:19
Irgendwann wird man das. Und wir können ja auch dann später nochmal jetzt im
0:27:19–0:27:23
Verlauf dann uns so ein bisschen ausmalen, was könnte passieren.
0:27:23–0:27:30
Wo könnten dann überall noch so Sachen entstehen, wo dann eben solche Prozesse dann sich umgestalten.
0:27:30–0:27:34
Und klar, bei so Stunts, die dann durchgeführt werden, Wenn du dann einfach
0:27:34–0:27:39
prompten kannst, ich will hier ein Auto, was dann halt durch ein Heli fliegt und dreimal dreht.
Micz Flor
0:27:39–0:27:40
Ich meine,
0:27:43–0:27:46
das ist aber eine Sache, habe ich ganz vorhin gedacht, die wirklich schon so
0:27:46–0:27:50
langsam verschwunden ist, die ich aber aus früheren Filmen halt kenne.
0:27:50–0:27:54
Man wusste ja trotzdem, dass man einen Film guckt. Und bei Mission Impossible
0:27:54–0:27:58
oder so hat man sich dann notgedrungen manchmal gefragt, so krass,
0:27:58–0:27:59
wie haben die das gemacht?
0:27:59–0:28:04
Und da hat man ja keine Frage über die Geschichte gestellt oder so über die Schauspieler.
0:28:05–0:28:09
Die Produktion, das Herstellen des Films, dieser Sequenz, wie haben die das gemacht?
0:28:10–0:28:13
Und das war ja dann auch immer so ein Riesending bei James-Bond-Filmen,
0:28:13–0:28:14
was mich immer sehr gelangweilt hat.
0:28:14–0:28:18
Aber alle haben immer über die Car-Chasing-Scenes gesprochen.
0:28:19–0:28:21
Also das Car-Chasing war immer ganz wichtig. Da muss es halt irgendwie,
0:28:21–0:28:25
und das war ja dann auch das letzte Mal bei Tarantino, wie hieß der?
0:28:25–0:28:26
Bullet, nee, wie hieß der nochmal?
0:28:26–0:28:29
Die Frauen umbringen, auf die Bremse treten. Bullet-Proof? Nee.
Florian Clauß
0:28:30–0:28:30
Irgendwas mit...
Micz Flor
0:28:30–0:28:34
Proof, Death-Proof. Auf jeden Fall, da war es ja auch so, dann so diese ewig
0:28:34–0:28:38
lange Car-Chasing-Sache, wo dann manchmal auch die Autos ein bisschen zu schnell
0:28:38–0:28:39
gefahren sind und sowas.
0:28:40–0:28:44
Das hat sich komplett aufgelöst, die Frage, wie haben die das gemacht?
0:28:44–0:28:47
Also wenn wir jetzt irgendeine Sequenz sehen von Star Wars damals,
0:28:47–0:28:48
wie haben die das gemacht?
0:28:49–0:28:51
Ich meine, gut, da war ich noch zu klein, um das zu denken.
0:28:52–0:28:55
Aber man hat darüber gesprochen, man hat ganze Bildbände in Büchern gehabt,
0:28:55–0:28:59
so wie haben die dann diese kleinen Soldaten alle angemalt oder auf Glasplatten
0:28:59–0:29:03
gemalt. und jetzt würde man das einfach gar nicht mehr fragen.
0:29:03–0:29:05
Also diese Frage ist verschwunden.
0:29:05–0:29:10
Und kann man ja aber vielleicht auch sagen, vielleicht ja auch ganz schön,
0:29:10–0:29:13
weil man dann nicht mehr aus dem Film aussteigt, sondern im Narrativ bleibt.
0:29:13–0:29:16
Ich versuche das positiv zu reframen.
Florian Clauß
0:29:17–0:29:17
Wenn?
Micz Flor
0:29:18–0:29:20
Wenn die Geschichte noch interessant ist?
Florian Clauß
0:29:21–0:29:24
Nein, nein, nein, ich versuche den Sprung zu bekommen, den Punkt zu...
Micz Flor
0:29:24–0:29:27
Ja, man wird sich heute bei einer Autorennszene oder bei...
Florian Clauß
0:29:27–0:29:29
Nicht mehr fragen, wie haben die das gemacht.
Micz Flor
0:29:29–0:29:30
Boah, wie haben die das gemacht. Krass, wie haben die das gemacht.
0:29:31–0:29:34
Sondern man würde einfach dann sagen, okay, ich genieße jetzt mein Adrenalin
0:29:34–0:29:36
und danach geht es mit der Geschichte weiter.
Florian Clauß
0:29:36–0:29:37
Also es ist keine.
Micz Flor
0:29:37–0:29:39
Man springt nicht mehr aus der Geschichte raus.
Florian Clauß
0:29:39–0:29:42
Weil du sagen kannst, ey, das ist eh gepromptet oder was.
Micz Flor
0:29:42–0:29:47
Weil man sagen kann, ja, das ist komplett virtuell gebaut. Ich gucke mir gerade ein Spiel an.
Florian Clauß
0:29:47–0:29:51
Aber ist es dann, und dann wäre, das wäre, glaube ich, nochmal so eine offene
0:29:51–0:29:52
Frage, die wir diskutieren können.
0:29:52–0:29:57
Ist es dann tatsächlich so, dass nicht, dass dann irgendwann eine Übersättigung
0:29:57–0:29:59
ist Das ist total langweilig.
0:29:59–0:30:04
Ich denke ja, dass ganz krass sich gerade im Filmbereich, in der Rezeption,
0:30:04–0:30:06
sich diese Sehgewohnheiten immer so anpassen.
0:30:06–0:30:13
Es kommen dann neue Formate rein, dann werden diese halt irgendwie so durchgespielt
0:30:13–0:30:18
und irgendwo das, was, wenn du dir heute den 70er-Jahre-Film anschaust,
0:30:18–0:30:21
denkst du auch, oh Mann, ist der langsam erzählend.
0:30:21–0:30:25
Also diese Sehgewohnheiten, irgendwann bist du dann auch so übersättigt von denen.
0:30:25–0:30:27
Weiß ich nicht, können wir gleich nochmal irgendwie drüber sprechen.
0:30:27–0:30:29
Ich hatte noch einen Punkt zu,
0:30:29–0:30:34
also wenn man sich die ganzen Rollen in der Filmproduktion anschaut,
0:30:34–0:30:37
da gibt es ja unendlich viele Rollen, Regisseur, Produzentin,
0:30:37–0:30:41
Drehbuchautorin, Kamera, Frau, Mann, Schauspieler, bla.
0:30:42–0:30:46
Aber es gibt dann halt auch so Katarin oder Tonmeister, Meisterin,
0:30:46–0:30:50
Komponist, Stuntkoordinatorin, Castingdirektor.
0:30:50–0:30:58
Also du hast eine Bandbreite an Rollen, wo natürlich in unterschiedlichen Maßen
0:30:58–0:31:00
da irgendwie so eine generative KI dann eingreifen kann.
0:31:01–0:31:08
Dieser ganze kreative Akt, der Regie, Kamera, das ist glaube ich nochmal so
0:31:08–0:31:10
eine kleine Blase in diesem.
0:31:10–0:31:16
Aber der ganze produktive Prozess, den kann man sich glaube ich ganz gut vorstellen,
0:31:16–0:31:19
dass da große Teile ausgetauscht werden können.
Micz Flor
0:31:20–0:31:24
Ja, wobei ich mir gar nicht so sicher bin, was zum Beispiel Kamera angeht.
0:31:24–0:31:27
Da muss man, glaube ich, dann, weiß nicht, wie viele Schritte man nach vorne denkt,
0:31:27–0:31:31
weil ich habe ja mal geguckt bei Zone of Interest, der Kameramann,
0:31:31–0:31:34
dessen Name mir jetzt entfallen ist, ich hatte es das letzte Mal aufgeschrieben,
0:31:34–0:31:35
haben wir, glaube ich, gar nicht drüber gesprochen im Film,
0:31:35–0:31:40
aber der hat wirklich auch interessante Kamerasachen gemacht und war jetzt dann
0:31:40–0:31:45
beauftragt, damit ein Team zu leiten, was halt mit so CCTV-Kameras quasi auf
0:31:45–0:31:47
hohem Niveau natürlich aber arbeitet.
0:31:47–0:31:51
Also dieser Kameramann war dann vor einer neuen Herausforderung gestellt.
0:31:51–0:31:56
Aber wenn du dir jetzt schon diese kurzen Snippets oder diese KI generierten,
0:31:57–0:32:01
Fake Advertising für Skincare oder für Hamburger, das anschaut,
0:32:01–0:32:06
da werden ja die kompletten Kameraeinstellungen auch schon gemacht.
0:32:07–0:32:10
Also ich weiß gar nicht, da gibt es natürlich, wie du schon gesagt hast,
0:32:10–0:32:13
auch in diesem ganz klassischen Hollywood Kino oder so, gibt es ja inzwischen
0:32:13–0:32:15
auch einfach Dinge, die man erwartet.
0:32:15–0:32:20
Ja, und wenn die Kamera zu lange auf einem Lächeln bleibt, dann erwartet man,
0:32:20–0:32:25
dass jetzt noch was kommt oder das was, weißt du, dann wird es unheimlich,
0:32:25–0:32:26
weil es nicht mehr so ist, wie man es denkt.
0:32:26–0:32:35
Also ich glaube, dass da schon ziemlich viel standardisiert ist und sowas wie so ein Kameraraum.
Florian Clauß
0:32:35–0:32:37
Also das, was dann halt dieses Hollywood-Regelwerk.
Micz Flor
0:32:38–0:32:41
Wenn man den Text hat, der vielleicht auch KI generiert, das Make me a dialogue
0:32:41–0:32:46
with like Godfather 2 und dann legst du ihn hin und dann sagst du als nächstes,
0:32:46–0:32:51
okay, make me a storyboard with this dialogue,
0:32:51–0:32:55
dann wird das, glaube ich, einfach auch schon jetzt gar nicht so schlecht sein.
Florian Clauß
0:32:55–0:32:58
Nee, das glaube ich auch. Also das denke ich auch.
0:32:58–0:33:04
Und was ich dann auch nochmal so als so eine Perspektive sehe oder was wir auch
0:33:04–0:33:08
nochmal gleich darüber sprechen können, ist, was sich das in diesem ganzen Independent-Filmbereich
0:33:08–0:33:12
niederschlägt. Weil da sind, glaube ich, ganz viele Chancen drin.
0:33:12–0:33:18
Und das, was man dann halt immer so im Independent-Film nicht machen konnte aus Budgetgründen,
0:33:18–0:33:22
kann jetzt wahrscheinlich dann irgendwie, wenn du so ein vortrainiertes Modell
0:33:22–0:33:25
dann hast, kannst du das dann halt übernehmen, kannst dann halt deinen Film
0:33:25–0:33:28
mit extremen Effekten dann halt auch umsetzen.
0:33:28–0:33:31
Da sind ja auch Potenziale drin, das ist eine Demokratisierung.
0:33:32–0:33:38
Ja, so wie in den 80ern dann halt der Videomarkt da auch ganz viel demokratisiert hat im Filmbereich.
0:33:38–0:33:42
Und dann auch wieder so, da sind wir wieder bei Dogma, hast ja auch gesagt in
0:33:42–0:33:44
dem Zusammenhang, dass wir irgendwie, das erinnert dich an Dogma,
0:33:44–0:33:50
an die Regeln bei The Zone of Interest, dass man dann halt wieder so in so einen Dogma-Bereich kommt.
0:33:50–0:33:56
Und dann ist aber die Frage, wo grenzt sich das ab? Ja, was kannst du denn für Formen von...
0:33:57–0:34:02
Film, Filmerleben geben, die dann eben nicht mehr in diesem ganz traditionellen.
0:34:04–0:34:07
Rezeptionsmuster aufgehoben sind, sondern sich dann völlig neu,
0:34:07–0:34:10
also so wie jetzt meinetwegen bei der Entwicklung des Fahrrads,
0:34:10–0:34:14
du hattest erstmal diese riesengroßen Fahrräder, die dann halt irgendwie ein
0:34:14–0:34:19
Rad bis zu fünf Rädern und so weiter und du siehst jetzt auf YouTube diese lustigen Videos,
0:34:19–0:34:22
wie die alle damit rumgefahren sind und hingefallen und man hat sich dann eine
0:34:22–0:34:25
Form so rauskristallisiert, die ist dann halt geworden und ich glaube,
0:34:25–0:34:28
sie sind jetzt an so einer Schwelle oder, wenn will man das ja auch,
0:34:28–0:34:30
das war ja ein reines Jahrmarktvergnügen.
0:34:30–0:34:34
Also wie man dann halt Lumiere dann halt auf den Jahrmarkt und dann sind die
0:34:34–0:34:36
Leute rausgerannt, angeblich, weil der Zug auf sie zugefahren ist.
0:34:36–0:34:41
Und jetzt kriegt man wahrscheinlich auch so Formen von Spektakel und dann kommen
0:34:41–0:34:43
halt wieder irgendwelche Corporates, die dann halt denken, ja,
0:34:43–0:34:47
so muss es sein und pumpen da Geld rein und du kriegst dann halt irgendwie so
0:34:47–0:34:51
ein Eventkino, was dann vielleicht aber auch nur so 10 Jahre irgendwo auf irgendeinem,
0:34:52–0:34:55
Vergnügungspark dann abhängt und es dann halt nicht in den Standard schafft.
0:34:55–0:34:59
Also ich Und ich glaube, wir kriegen jetzt so die nächsten, würde ich mal behaupten,
0:34:59–0:35:08
die nächste Zeit eine Reihe von ziemlich experimentellen Zwischenzuständen präsentiert.
0:35:08–0:35:10
Das wäre so eine These, was ich mir überlegt habe.
Micz Flor
0:35:11–0:35:15
Ja, also ich hätte noch so ein anderes Bild, kurze Anekdote dazu,
0:35:15–0:35:19
die ich glaube ich auch schon mal in irgendeiner Show erzählt habe von uns.
0:35:19–0:35:22
Wo ich also war noch in der schule in
0:35:22–0:35:25
80er jahren und einer der war eine klasse über mir dazu
0:35:25–0:35:28
ganz viel mit kassetten gehandelt von
0:35:28–0:35:31
spectrum und c64 mit piraten software
0:35:31–0:35:35
und die haben die irgendwie dran gekriegt und er musste als programmierer irgendwie
0:35:35–0:35:39
war so relativ knietief in diesem ganzen ding drin so game entwicklung und sowas
0:35:39–0:35:44
und der war dann auch in unserem pc lab an der schule ich weiß noch der saß
0:35:44–0:35:48
dann da und ich saß neben ihnen ich fand den ein bisschen nervig aber Aber irgendwie
0:35:48–0:35:50
war ich schon auch so startstruck.
0:35:50–0:35:54
Also der war halt einfach schon ein Toller. Und der hat dann so einen leichten
0:35:54–0:35:56
Sprachfehler, den ich jetzt nicht nachmachen werde.
0:35:56–0:35:59
Aber der hatte dann so reingetippt, einfach in den C64 hat geschickt,
0:35:59–0:36:01
make me a game of Space Invaders.
0:36:01–0:36:04
Command, make, nicht gefaunt oder irgend sowas.
0:36:05–0:36:09
Und dann sagt er, könnt ihr Space Invaders nicht? Und da sind wir jetzt ja schon.
0:36:09–0:36:13
Das ist genau das, was er da gemacht hat. Das könnte man jetzt in Chat-GPT und
0:36:13–0:36:15
dann make me a game of Space Invaders.
0:36:15–0:36:18
Und dann kriegst du das. Und wenn ich das jetzt weiterdenke,
0:36:18–0:36:23
dann ist ja die Frage gar nicht mehr, wo sollen die Leute da Geld reinpumpen?
0:36:24–0:36:29
Sondern ist es dann nicht viel sinnvoller, um Andy Warhol zu paraphrasieren,
0:36:29–0:36:35
nicht mehr Fame for 15 Minutes, sondern Fame for 15 People.
0:36:35–0:36:38
Weißt du, macht man dann ganz viele kleine Filme oder kriegt jeder den gleichen
0:36:38–0:36:39
Film mit einer anderen Musik.
0:36:39–0:36:43
Da wäre es dann nicht mehr so, dass sich das Budget vervielfältigt,
0:36:43–0:36:45
damit man das durchpumpen muss.
0:36:45–0:36:48
Sondern man würde mit einer Gießkanne einfach alles nass machen,
0:36:48–0:36:54
indem man den gleichen Film sofort in alle möglichen Subkulturen irgendwie reinstreuen
0:36:54–0:36:55
kann. Und vielleicht auch...
Florian Clauß
0:36:55–0:37:01
Das gibt es ja schon heute bei Pixar-Produktionen, dass du halt bestimmte Presets
0:37:01–0:37:06
hast, so Assets, die aufgrund des Marktes dann angepasst werden können.
0:37:06–0:37:09
Wenn du jetzt irgendwie so, keine Ahnung, meistens ethnisch,
0:37:09–0:37:14
wenn du dann einen Pixar-Film im arabischen Raum,
0:37:14–0:37:22
dass dann eben die Frauen da in dem Film dann Kopftücher tragen oder im Chinesischen und so weiter.
0:37:22–0:37:28
Das ist jetzt schon so mit eingepreist quasi, dass du halt dann nicht mehr nur
0:37:28–0:37:33
diesen einen Charakter hast, sondern du hast dann quasi so ein Profil von dem Charakter,
0:37:33–0:37:37
der sich dann in unterschiedlichen Märkten unterschiedlich ausprägt.
0:37:38–0:37:41
Visuell, vielleicht auch von der Art her. Man gibt dann halt so eine gewisse
0:37:41–0:37:44
Spielbreite mit. Das ist die eine Sache.
0:37:44–0:37:47
Die andere Sache ist ja noch, dass dieses Individualisieren,
0:37:47–0:37:49
man kann sich das ja so vorstellen,
0:37:49–0:37:56
dass du dann ja irgendwann, also die eine These ist halt noch von dieser Studie
0:37:56–0:37:58
oder einer Beobachtung,
0:37:58–0:38:05
dass man davon ausgeht, dass quasi erst so ab 2040 die ganze generative KI so weit ist,
0:38:05–0:38:09
dass man eben virtuelle Schauspieler akzeptiert.
0:38:09–0:38:13
Also ich meine, klar, man denkt jetzt schon, in der Modeindustrie sind jetzt
0:38:13–0:38:15
schon halt irgendwelche Models komplett KI.
0:38:16–0:38:18
Vielleicht kann es auch früher eintreten, aber ich denke, bis dann halt so der
0:38:18–0:38:23
Reifegrad da ist, kann das durchaus nochmal so 15 bis 20 Jahre dauern.
0:38:23–0:38:24
Kann ich mir auch vorstellen.
Micz Flor
0:38:25–0:38:27
Aber dann müsste man jetzt sagen, was das für...
0:38:28–0:38:37
Wenn ich jetzt zum Beispiel Vajana Teil 2, wo die Vajana-Puppe virtuell,
0:38:37–0:38:40
ich weiß nicht, ob es Disney ist oder Pixar, irgendein Film.
0:38:41–0:38:47
Ich bin Vajana, ist ihr Coming-of-Age-Song.
0:38:48–0:38:53
Und ob das jetzt mit der KI animiert ist oder nicht, das werde ich jetzt in
0:38:53–0:38:56
drei Jahren schon nicht mehr wissen oder ganze Sequenzen.
Florian Clauß
0:38:56–0:38:59
Ja, klar, weil es geht ja jetzt wirklich um reale Schauspieler.
Micz Flor
0:38:59–0:39:02
Genau, und das ist dann wiederum der wichtige Punkt. Was muss ich dann,
0:39:02–0:39:05
also hast du jetzt, man hat jetzt ja dieses Gefühl manchmal,
0:39:05–0:39:09
ich bin da nicht so drin, aber in so einer K-Pop-Szene, und ich bin mir sicher,
0:39:09–0:39:12
das haben vielleicht früher ältere Menschen über Punk-Bands gedacht,
0:39:13–0:39:14
die sehen doch alle gleich,
0:39:14–0:39:20
wo man dann schon das Gefühl hat, dass da eine Künstlichkeit hergestellt wird
0:39:20–0:39:23
in einem Charakter, der ist ja künstlich, aber der wird dann noch performant,
0:39:23–0:39:25
also da wird ein Mensch, der den noch spielt.
Florian Clauß
0:39:25–0:39:28
Ja, und der kriegt halt aber auch bestimmte Eigenschaften stark zugeschrieben.
Micz Flor
0:39:28–0:39:29
Genau, und die werden dann auch promoten.
Florian Clauß
0:39:30–0:39:31
Diese Stereotypen funktionieren gerade im K-Pop ja ganz stark.
0:39:31–0:39:35
Das ist halt irgendwie Identifikation, der hat blaue Haare, ein bisschen out.
0:39:35–0:39:39
Der andere ist halt irgendwie so derjenige, der halt irgendwie auf dem Schulhof
0:39:39–0:39:41
der Star ist. Du hast ja diese Charaktere.
Micz Flor
0:39:41–0:39:47
Die Frage, die ich dann halt nicht beantworten kann, ist, wird man da einfach mitmachen 2040?
0:39:47–0:39:51
Gut, man hat jetzt vielleicht schon Manga-Bücher, wo man dann auch die Haarstile
0:39:51–0:39:55
sich annimmt, weil man sich so mit dem Comic-Charakter identifiziert.
0:39:55–0:39:58
Man identifiziert sich mit dem Musiker auf der Bühne.
0:39:58–0:40:03
Man identifiziert sich vielleicht auch mit dem Schauspieler beziehungsweise
0:40:03–0:40:06
der Rolle, die er da spielt und dem Jacket, was er da anhat oder so.
0:40:07–0:40:09
Und die Frage ist ja eigentlich, wird man,
0:40:10–0:40:14
nicht animierte Charaktere annehmen, das tut man ja schon, sondern wird man
0:40:14–0:40:20
Menschen, die synthetische Bilder, die aussehen wie echte Menschen. Das ist die Frage, oder?
Florian Clauß
0:40:20–0:40:25
Ja, genau. Und das ist halt genau diese Sache, von wo ich hingekommen bin,
0:40:25–0:40:28
nämlich, ich habe immer noch so Cut und die ganzen Kamerafrauen,
0:40:28–0:40:33
Männer im Hintergrund, wo ich dann eigentlich, eigentlich ist es jetzt schon austauschbar.
0:40:34–0:40:38
Ich meine, das ist halt so dieses, was ich meinte, dass Film nur Simulation und Inszenierung ist.
0:40:38–0:40:42
Es ist ja Trick, Also eigentlich kannst du diese Emotionen, das ist so eine
0:40:42–0:40:45
standardisierte Sache, die kannst du jetzt schon austauschen.
0:40:45–0:40:49
Also du würdest emotional so ein bisschen wie diese Spiegelneuronen,
0:40:49–0:40:52
da liegt halt irgendwie die dritte Hand und die ist nicht mal,
0:40:52–0:40:55
die ist nicht mit mir verbunden, aber trotzdem verspüre ich Schmerzen,
0:40:55–0:40:59
wenn dann irgendwie der Arzt dann halt in diese künstliche Hand...
Micz Flor
0:40:59–0:40:59
Ein Hammer drauf haut.
Florian Clauß
0:40:59–0:41:03
Ja, genau. Und das funktioniert ja so. Das ist ja nur ein Trick.
0:41:03–0:41:05
Das ist ja alles nur Psychologie. Weißt du?
0:41:06–0:41:10
Das geht ja im Kopf da. Ist ja nichts. Das ist die Psyche.
0:41:11–0:41:15
Aber verstehst du, es ist eigentlich dieser Schritt. Aber da kommt wieder das
0:41:15–0:41:18
Muster der Sehgewohnheit rein, wenn es inflationär ist.
0:41:18–0:41:22
Vielleicht musst du einfach auch wissen, dass der Schauspieler,
0:41:22–0:41:25
keine Ahnung, drei Millionen Tagespauschale bekommt.
0:41:26–0:41:30
Und dann hat er eine Masse. Dann ist er nicht nur so ein Prompt-Output,
0:41:30–0:41:32
sondern er hat einfach eine Masse.
0:41:32–0:41:35
Während so ein Prompt-Output natürlich auch eine Masse haben kann,
0:41:35–0:41:39
wenn das Modell halt irgendwie mit drei Atomkraftwerken trainiert wurde und
0:41:39–0:41:41
mit dem Energieverbrauch.
0:41:41–0:41:45
Weißt du nicht, ne? Also das wäre auch eine Frage von, wenn sich dann halt irgendwie,
0:41:45–0:41:50
ich springe gerade im Thema, aber wie differenziert sich jetzt quasi die Filmindustrie?
0:41:50–0:41:54
Und ich kann mir vorstellen, dass es jetzt schon, es gibt schon jetzt einige
0:41:54–0:41:59
Unternehmenszweige, die dann halt so Modelle entwickeln. Und dann hast du halt
0:41:59–0:42:01
das Disney-Modell und mit dem arbeitest du weiter.
0:42:02–0:42:05
Dann sind es wieder lizenzrechtliche Fahrten. Da tut sich ganz viel auf.
0:42:06–0:42:12
Aber vielleicht lass mich nur mal ganz kurz die Thesen aus der Studie runterrattern,
0:42:12–0:42:14
die ich jetzt hier nochmal notiert habe.
0:42:14–0:42:18
Also noch eine ganz wichtige Sache, aber das hatten wir ja schon gesagt,
0:42:18–0:42:22
also in den nächsten fünf Jahren wird es sich vor allen Dingen auch in der Synchronisation,
0:42:22–0:42:23
im Dubbing und Untertiteln.
0:42:23–0:42:27
Also das kann man sich vorstellen, dass du halt natürlich in der Lokalisierung
0:42:27–0:42:32
von Filmen da unglaubliche Möglichkeiten hast, dass die Lippenbewegungen dann
0:42:32–0:42:36
halt synchron sind zu einer Übersetzung und so weiter. Alter,
0:42:36–0:42:38
das kann man sich gut vorstellen.
0:42:38–0:42:42
Und das wird auch die, das wird einfach, ich meine, das Ding ist halt immer
0:42:42–0:42:45
Kosten senken, Kosten senken in der Produktion.
Micz Flor
0:42:45–0:42:49
Ja, ich denke auch die Stimmen, die dann für die deutschen Übersetzungen mit
0:42:49–0:42:54
angepassten Lippenbewegungen benutzt werden, die könnten auch komplett eben KI generiert sein.
Florian Clauß
0:42:54–0:42:56
Die könnten KI generiert sein, die Übersetzung ist KI generiert,
0:42:56–0:43:00
du brauchst eigentlich da, also die Übersetzung ist eines der ersten Sachen,
0:43:00–0:43:04
die halt wirklich komplett jetzt schon mit KI gemacht wird.
0:43:05–0:43:09
Genau, also Marktforschung, Zielgruppenanalysen werden in den nächsten Jahren
0:43:09–0:43:10
vollständig von KI übernommen.
0:43:10–0:43:16
Übernommene Algorithmen können dann Zuschauerpräferenzen präziser vorhersagen
0:43:16–0:43:20
und Marketingstrategien optimieren. Das hatten wir auch schon erwähnt.
0:43:20–0:43:26
Und jetzt ab 2038 wird erwartet, dass durch die KI die Hälfte der bisherigen
0:43:26–0:43:28
Arbeitsplätze in der Filmbranche wegfallen.
0:43:29–0:43:34
Okay, in 15 Jahren wird die Mehrheit der Rollen von virtuellen Schauspielern besetzt.
0:43:36–0:43:40
Ja, fotorealistische Darsteller werden immer realistischer und billiger als
0:43:40–0:43:41
menschliche Schauspieler.
Micz Flor
0:43:41–0:43:46
Ja, und reale Schauspieler, ich meine, es gab jetzt ja schon den Scorsese, war das, oder?
0:43:46–0:43:52
The Irishman, wo dann Robert De Niro auch 30 Jahre jünger aussehen sollte.
0:43:52–0:43:54
Dann haben sie ihn irgendwie die Haut glatt gerendert.
Florian Clauß
0:43:54–0:43:58
Ja, genau, das war doch auch hier bei Indiana Jones mit Harrison Ford,
0:43:58–0:44:02
wo der dann halt irgendwie nur die Bewegung des alten Mannes hat.
Micz Flor
0:44:02–0:44:03
Ja, das ist ein unheimlicher.
Florian Clauß
0:44:04–0:44:06
Aber auch das wirst du weg, weg bügeln können.
Micz Flor
0:44:07–0:44:11
Bei Robert De Niro auch, der ging so rückwärts, was sie so an dem Grad die Bandscheibe
0:44:11–0:44:14
wieder rausmutscht, so nach hinten geneigt.
Florian Clauß
0:44:15–0:44:19
Und hier, das war der Punkt, KI-basierte Filmproduktionen werden frühestens
0:44:19–0:44:26
ab 2040 von den Zuschauern bevorzugt. Bis dahin müssen technische,
0:44:26–0:44:28
ethische, rechtliche Fragen geklärt werden.
0:44:28–0:44:32
Und das ist, glaube ich, nochmal dieser ganze, also du brauchst halt wirklich so ein Commitment,
0:44:34–0:44:39
wie geht KI mit Ethik um, also Gewaltfilme, Pornografie und so weiter,
0:44:39–0:44:41
muss irgendwie reguliert sein.
Micz Flor
0:44:42–0:44:46
Aber das brauchst du ja nicht ändern, das können ja Menschen machen oder KI kann das auch.
Florian Clauß
0:44:46–0:44:48
Ja, ich meine nur, aber da muss halt ein Commitment sein. Ich glaube,
0:44:48–0:44:53
diese Prozesse, bis die dann halt wirklich zu dieser rechtlichen Verbindlichkeit
0:44:53–0:44:55
kommen, das muss erstmal hergestellt werden.
0:44:55–0:44:59
Technisch wirst du sehr viel früher das machen können, aber bis sich das in
0:44:59–0:45:01
so einem Produktionsapparat dann halt wirklich so ausdrücken kann,
0:45:01–0:45:03
das muss abgesichert sein.
0:45:03–0:45:07
Da muss diese ganze rechtliche Debatte dann halt durchgelaufen sein.
0:45:07–0:45:09
Das ist, glaube ich, nochmal ein entscheidender Punkt.
0:45:09–0:45:13
Genau, also das wären so die Hauptpunkte aus dieser Studie.
0:45:14–0:45:18
Ich glaube, die anderen hatten wir alle mehr oder weniger genannt.
0:45:19–0:45:24
Ja, also ich glaube, die Entwicklung, dass man in fünf bis zehn Jahren die Kintools
0:45:24–0:45:27
schon so mehr oder weniger in einigen Produktionen zum Einsatz hat,
0:45:27–0:45:32
in 15 Jahren die fotorealistischen Animationen drin hat und dann in 20 Jahren
0:45:32–0:45:38
dann die Mehrheit der Rollen durch eben so generierte Modelle ersetzt werden.
0:45:39–0:45:44
Und jetzt wäre auch mein Schwenk jetzt dahin, dass wir gucken,
0:45:44–0:45:47
was passiert denn im Independent-Bereich.
0:45:47–0:45:50
Also einmal diese Demokratisierung von Filmmitteln ist die eine Sache.
0:45:51–0:45:55
Dann, also ich meine, wenn du dir vorstellst, du bist jetzt noch,
0:45:55–0:45:58
du bist jetzt quasi ein junger, angehender Filmschaffender.
Micz Flor
0:45:59–0:45:59
Okay.
Florian Clauß
0:46:00–0:46:03
Und du hättest dann halt diese Perspektive von irgendwie, ja,
0:46:03–0:46:06
wir können jetzt in dem Bereich hier, was würdest du machen?
0:46:06–0:46:08
Also, klar, die Stoffentwicklung ist eine Sache.
0:46:09–0:46:14
Die andere Sache ist halt, okay, ich mache so Kurzfilme und gucke jetzt mal so,
0:46:15–0:46:18
wenn ich jetzt halt irgendwie so Charaktere jetzt noch nicht ganz sauber prompte
0:46:18–0:46:26
und dann irgendwie versuche, die dann halt in einen Kontinuitätsstrom zu fassen,
0:46:26–0:46:28
dass dann halt auch ein durchgehender Charakter entsteht.
0:46:28–0:46:32
Also man hätte schon spielerische Möglichkeiten. Da könntest du dann halt irgendwie
0:46:32–0:46:36
sagen, ich will jetzt irgendwie so eine Wüste und da ist eine Straße drauf und
0:46:36–0:46:38
dann ist hinten irgendwie was Dunkles.
0:46:40–0:46:42
Ich glaube, die Kreativität ist da schon sehr...
Micz Flor
0:46:42–0:46:45
Ich habe gerade so eine Idee, vielleicht können wir das ja dann machen.
0:46:45–0:46:48
Wir setzen jetzt einfach mal hier einen Pflock rein und können das dann irgendwie
0:46:48–0:46:49
vielleicht mal bald irgendwo pitchen.
0:46:49–0:46:51
Kannst du dich noch erinnern? Ich habe vergessen, wie das hieß.
0:46:51–0:46:56
Wir waren in London und wir haben dieses Festival doch kuratiert.
Florian Clauß
0:46:56–0:46:59
Ja, stimmt. Dieses Flash Festival.
Micz Flor
0:46:59–0:47:03
Filmfestival das war nicht unser titel der waffen und da war der große wunsch
0:47:03–0:47:06
eben von den leuten von wiesn aber lux.
Florian Clauß
0:47:06–0:47:09
Lux von dem lux film und.
Micz Flor
0:47:09–0:47:12
Das ist da war das format flash
0:47:12–0:47:15
als filmformat im netz gerade relativ neu
0:47:15–0:47:20
und dann hatten wir einreichung und hat ein kleines kuratorium und hatten dann
0:47:20–0:47:23
bestimmte filme ausgewählt und dann gab es auch einen preis und so was wurden
0:47:23–0:47:27
dazu kurzfilme gezeigt die aber teilweise wir hatten es relativ breit gehalten
0:47:27–0:47:32
das Das waren teilweise eher so visuelle Sound-Experimente oder so und teilweise
0:47:32–0:47:35
aber wirklich auch narrative Filme.
0:47:37–0:47:40
Schon reingegangen sind und wenn ich jetzt
0:47:40–0:47:43
das nehme und sage wie
0:47:43–0:47:46
sieht so eine mögliche zukunft aus und ich möchte das
0:47:46–0:47:49
jetzt mit der gegenwart von diesen scheinbar war
0:47:49–0:47:53
nie da aber scheinbar sehr lustigen wikipedia festivals wo
0:47:53–0:47:56
dann die leute ein wort kriegen auf wikipedia und
0:47:56–0:47:59
dann zweites wort genannt wird und wir müssen so schnell wie
0:47:59–0:48:02
möglich nur über wikipedia links zu diesem anderen wort kommen
0:48:02–0:48:05
heißt also bis zum beispiel jetzt bei flamenco und
0:48:05–0:48:08
du sollst als nächstes gewerbefläche finden wie
0:48:08–0:48:11
kommst du von flamenco zu gewerbefläche darfst nur
0:48:11–0:48:14
vorwärts klicken oder zurück aber du darfst nicht was neues eingeben darf
0:48:14–0:48:18
es auch nicht suchen und da hätte ich jetzt in so ein filmfestival format
0:48:18–0:48:21
weißt du für diese ki film so kurzfilme wo jeder
0:48:21–0:48:24
kriegt 80 buchstaben und muss ein prompt
0:48:24–0:48:27
machen haut den prompt rein und
0:48:27–0:48:30
dann wird halt geguckt welches dieser 20 sekunden filme
0:48:30–0:48:32
dann irgendwie gewinnt ja so in der art also ich kann
0:48:32–0:48:36
mir schon formate vorstellen die auch so über partizipation und event mäßig
0:48:36–0:48:40
dann auch spannend sind ja wo das dann entsteht was aber gleichzeitig eben natürlich
0:48:40–0:48:47
zeigt dass man sich fast überlegen muss ist dann der kreative geniale gedanke
0:48:47–0:48:50
wirklich ein prompt von 17 buchstaben.
Florian Clauß
0:48:50–0:48:51
Ja klar und.
Micz Flor
0:48:51–0:48:56
Das gab es natürlich immer auch diesen wettbewerb 1 kb javascript was kann man
0:48:56–0:49:01
mit einem kilo bei javascript alles machen oder nicht und das war so eine sache
0:49:01–0:49:05
wo ich dachte okay kreativität dann wirklich verlagern auf dem,
0:49:06–0:49:13
Und eine Analogie dazu ist dann für mich schon fast, wenn man in einen anderen Bereich guckt, Sport.
0:49:13–0:49:16
Ich habe das so ein bisschen mitbekommen in den letzten 15 Jahren,
0:49:16–0:49:20
aber ich bin da kein Experte. Aber es war halt so dieses E-Sports.
0:49:20–0:49:23
Das war dann ein Riesenmarkt, so PC-Gaming, E-Sports.
0:49:24–0:49:33
Und dann haben aber alle festen Fußballverein-Leute gesagt, ach Quatsch,
0:49:33–0:49:35
E-Sports, das hat nichts mit uns zu tun.
0:49:35–0:49:40
Aber inzwischen hat jeder, jeder Bundesliga-Verein auch eine Sparte E-Sport.
0:49:40–0:49:41
Wo halt Leute E-Sports machen.
0:49:41–0:49:43
Das heißt, und diese Leute sind auch Helden.
0:49:44–0:49:47
Genauso Leute, die dann halt die coolsten Prompts für so einen 20-Sekunden-Jingle
0:49:47–0:49:52
irgendwie raushauen können, sind gleichzeitig dann im Übertragen auch die Leute,
0:49:52–0:49:55
die halt Maus, Joystick, Keyboard oder so nutzen können,
0:49:55–0:49:59
dass es total geil auf dem Bildschirm aussieht. Aber die sind dann die Helden.
0:49:59–0:50:04
Und die Identifikation passiert dann nicht direkt mit den Sportlern,
0:50:04–0:50:07
die dargestellt werden. nur Sportlerin, sondern mit den Leuten,
0:50:07–0:50:11
die es schaffen, diese Computerbilder so sich bewegen zu lassen.
Florian Clauß
0:50:11–0:50:12
So einzusetzen.
Micz Flor
0:50:13–0:50:17
Und das finde ich dann vielleicht nochmal einen ganz interessanten Sprung,
0:50:17–0:50:22
dass man natürlich sich fragt, werde ich mich mit den Darstellern und Darstellerinnen,
0:50:22–0:50:26
die komplett synthetisch hergestellt wurden, identifizieren können und sagen
0:50:26–0:50:27
können, so will ich auch sein?
0:50:28–0:50:34
Oder und das wäre meine vermutung entstehen dann wie im sports bereich auf einmal
0:50:34–0:50:38
neue leute mit dem man sich identifiziert ja oder irgendwelche keine ahnung
0:50:38–0:50:42
produzenten von techno ja oder wo du dann halt das gefühl dass er spielt doch
0:50:42–0:50:44
gar kein instrument aber trotzdem wird es ein held,
0:50:45–0:50:49
dj wo ich dachte sie legen ja nur auf aber trotzdem sind es helden ja das heißt
0:50:49–0:50:53
da kommt dann immer was obendrauf und es wird denke ich schon so bleiben dass
0:50:53–0:50:57
die menschen sich mit anderen Menschen identifizieren und dann sind es vielleicht
0:50:57–0:50:58
nicht mehr die Schauspieler,
0:50:59–0:51:02
sondern dann sind es vielleicht irgendwie die Leute,
0:51:02–0:51:04
die wir noch nicht kennen, Rollen, die wir noch nicht kennen,
0:51:04–0:51:06
die aber da irgendwie damit zu tun haben.
Florian Clauß
0:51:06–0:51:10
Verstehe. Also ich glaube, dass auf der einen Seite, was du beschreibst,
0:51:10–0:51:14
ist dann auch immer in so einem Medienbruch, wenn sich dann so ein Medium neu
0:51:14–0:51:19
initiiert, dann halt diese spielerische Rolle auszuloten, zu gucken, was ist möglich,
0:51:19–0:51:22
was du mit dem Prompting macht.
0:51:22–0:51:25
Diese Prompt-Wettbewerbe gibt es ja auch. Ich war beim letzten Chaos Communication
0:51:25–0:51:30
Congress, war das ja auch genau so irgendwie so ein Prompt-Wettbewerb,
0:51:30–0:51:34
wo dann halt irgendwie so ein Bild dann dargestellt war und dann sollte das
0:51:34–0:51:35
halt mit einem Prompt zum Beispiel dann nachbauen.
0:51:35–0:51:39
Also diese ganzen Events gibt es dann auch. Oder es war halt irgendwie so...
Micz Flor
0:51:39–0:51:42
Ich bin ja nicht mehr auf Twitter, weil es Twitter leider nicht mehr gibt,
0:51:42–0:51:45
aber ich habe die ganze Zeit einen Tweet im Kopf, den ich nicht absetzen kann.
0:51:45–0:51:46
Kann ich ihn hier verbal absetzen?
0:51:47–0:51:54
Der heißt einfach nur Hier sind 20 JGBT-Prompte, die ich mir wünschte, wenn ich 20 war.
Florian Clauß
0:51:58–0:52:02
Sehr schön. Dann aber auch, glaube ich, auch dieses Klassische.
0:52:03–0:52:09
Da muss man sich ja anschauen, wie wird sich dann überhaupt Kino so als Institution verändern.
0:52:10–0:52:15
Ich meine, wir hatten jetzt in den 2000ern den Aufbau von all diesen Multiplex-Kinos.
0:52:16–0:52:21
Die Multiplex-Kinos, die in den 2000ern entstanden sind, wo halt auch das ganze
0:52:21–0:52:24
Investorengeld hingeflossen ist. Das ist das Ding. Jetzt haben wir halt.
Micz Flor
0:52:24–0:52:29
Das komplette Sony Center hätte man dann irgendwann in seiner Hochphase einfach
0:52:29–0:52:34
ein Klarlack übermalen und behalten, weil es war so ein Museum für alles, was damals groß war.
0:52:34–0:52:38
Es war, bevor das Handy gab, die besten Sony Fotoapparate, Videokameras,
0:52:38–0:52:43
Geräte, also Audiogeräte, das riesen Cineplex Kino, das ganze Center.
0:52:43–0:52:48
Also dieses große Kathedralen ähnliche Sony Center ist jetzt natürlich,
0:52:48–0:52:52
da blasen jetzt halt diese Tumbleweeds an.
Florian Clauß
0:52:52–0:53:00
Ja, genau. Und jetzt sind es halt irgendwie so leerstehende Flächen in der Innenstadt.
0:53:01–0:53:06
Und dann hattest du auf der anderen Seite die technischen Home-Kinosachen mit
0:53:06–0:53:10
Erneuerungen im Fernsehapparat.
0:53:10–0:53:13
Also das sind immer mehr dann halt zu Hause.
0:53:13–0:53:15
Und dann halt die Streamingdienste und so weiter.
0:53:15–0:53:18
Jetzt ist gerade auch wieder die Krise der Streamingdienste,
0:53:18–0:53:21
weil halt irgendwie andere Formate da so reinkommen.
Micz Flor
0:53:21–0:53:23
Ja, aber ich glaube, es wird dann auch so neue Sachen geben.
0:53:23–0:53:26
Ich musste jetzt ganz spontan dran denken. Ich habe den Namen jetzt gerade vergessen,
0:53:26–0:53:27
aber der Typ, der diese CDs,
0:53:29–0:53:33
Für die Geburtstagsgrüße für alle möglichen Leute, wo dann die CD so reingelegt wurde.
0:53:33–0:53:38
Und dann, hello, na, liebe Susanne. Ich gratuliere dir ganz schön,
0:53:38–0:53:39
weil der Name so reingeschnitten wurde.
0:53:39–0:53:42
Aber der hat halt so ein Lied gesungen dann. Und dann wurde halt dieser Name
0:53:42–0:53:44
dann von irgendwelchen Sprechern so dazwischen geklebt.
0:53:45–0:53:49
Aber sowas kann man, man kann halt Star Wars machen. Zum Geburtstag kriegst
0:53:49–0:53:55
du eine Star Wars Version, wo, keine Ahnung, deine Kinder irgendwie die Stars sind.
Florian Clauß
0:53:56–0:54:00
Ja, genau, da wollte ich nämlich hier raus. Also das, was wir jetzt schon teilweise
0:54:00–0:54:04
bei den Pixar-Filmen haben, dass du halt so Charaktere profilen kannst,
0:54:04–0:54:07
dass du irgendwann in deinen Seherlebnissen dann auch so schaffst,
0:54:07–0:54:10
dass du dich selber dann quasi als derjenige Held da reinrendern kannst,
0:54:11–0:54:13
ja. Und dann ist ja immer die Frage, wie funktioniert das?
0:54:13–0:54:17
Dann muss jetzt doch jeder eine Brille aufhaben, ne, dass du halt immer nur
0:54:17–0:54:21
so diese, quasi die Eckdaten gesendet bekommst und dann wird das für dich dann
0:54:21–0:54:25
nochmal so in deinem Screen so gerendert, dass du dich selber siehst.
0:54:25–0:54:26
Jeder sieht sich selber.
0:54:26–0:54:30
Also solche Sachen, das sind neue Kino- Formate.
0:54:30–0:54:34
Oder man muss dann ins Kino gehen, weil die halt klimatisiert sind,
0:54:34–0:54:36
weil es klimatisierte Räume geben muss.
0:54:36–0:54:39
Also auch das ist auch irgendwie in der Stadtlandschaft dann halt irgendwann
0:54:39–0:54:43
so, oh komm, lass uns ins Kino gehen. Es wird heute wieder 40 Grad.
Micz Flor
0:54:43–0:54:45
Es ist billiger als die Cola.
Florian Clauß
0:54:45–0:54:50
Und ich habe es zu Hause, kann ich es nicht haben. Da wird auch Kino normalerweise
0:54:50–0:54:50
nicht so eine Funktion haben.
Micz Flor
0:54:50–0:54:54
Es werden wieder so Sex-Kino-Spelunken in den 70er Jahren.
Florian Clauß
0:54:54–0:54:59
Ja, mit so einer abgewichsten Cyberbrille, da bist du wieder im Cyberpunk unterwegs.
0:54:59–0:55:05
Also ich glaube, da tun sich schon so andere Märkte und Formen auf,
0:55:05–0:55:07
die wir uns jetzt noch nicht so richtig vorstellen können.
0:55:07–0:55:10
Ja, was ich meinte, dann gibt es halt diese komischen Räder,
0:55:10–0:55:14
die dann halt irgendwie ein riesen vorderes Rad haben, ein kleines hinteres
0:55:14–0:55:18
und dann stirbt es halt aus, weil jeder, der da drauf sitzt, sich ein Bein bricht.
0:55:18–0:55:21
Weil es halt dann nicht so effektiv ist.
Micz Flor
0:55:22–0:55:27
Wir haben ja mit dem Serienformat, also das Serienformat, was ja dann irgendwie
0:55:27–0:55:29
auch nochmal, denke ich, schon...
0:55:30–0:55:34
Zwar lange in the making war, aber mit dem Lockdown und Corona noch mal mehr
0:55:34–0:55:39
an Medienzeit ausgemacht hat, haben wir das ja schon mitbekommen,
0:55:39–0:55:42
wie sich da Sachen abgelöst haben.
0:55:42–0:55:46
Wie Kino, der große epische Kinofilm, die Herr-der-Ringe-Trilogie,
0:55:47–0:55:52
3x3 Stunden oder so, dass die dann abgelöst wurde eben von Serien und dass das
0:55:52–0:55:56
die großen Erlebnisse waren, was früher für Fernsehen gemacht wurde,
0:55:56–0:56:01
aber beim Laptop war es dann wurscht in gewisser Weise. Und ich fand es auch total irre bei Dune 2.
0:56:01–0:56:05
Hast du den gesehen? Ja. Den habe ich, ich habe ihn im Kino sogar gesehen und
0:56:05–0:56:10
das war total krass, weil da wirklich Bildeinstellungen drin waren mit diesen
0:56:10–0:56:12
wabernden Hitzefarben und sowas.
0:56:12–0:56:17
Wo das Ganze aber so riesig war, dass man fast schon das Gefühl hat,
0:56:18–0:56:19
es wurde für Laptop gemacht.
0:56:19–0:56:23
Das Bild war einfach für Fernsehen. Aber im Kino war es dann echt irre und ich
0:56:23–0:56:29
dachte, wow, es hat super funktioniert. aber es war wieder noch mal andere magnitude.
Florian Clauß
0:56:29–0:56:32
Ja das war ist halt irgendwie dieses was irgendwie noch
0:56:32–0:56:39
vor zehn jahren mit so einem stempel hd ready also mit 1080 pixel jetzt ist
0:56:39–0:56:45
es halt irgendwie so mindestens 4000 pixel das heißt die kundeproduktion werden
0:56:45–0:56:51
halt immer schärfer des 3d kino ist ja auch komplett ausgestorben das ist ja auch so ein zweig das.
Micz Flor
0:56:51–0:56:53
Ist ja immer wieder ausgestorben.
Florian Clauß
0:56:53–0:56:55
Ist aber jetzt wirklich jetzt ärgern sich die leute dass
0:56:55–0:56:58
sie teilweise und es ist halt so teuer gewesen das willst du
0:56:58–0:57:01
auch wahrscheinlich mit so einem modell anders jetzt machen
0:57:01–0:57:06
können ja aber das war einfach viel viel zu teuer und viel zu wenig verbreitet
0:57:06–0:57:10
hat zu viel zu wenig mehrwert geliefert also die es wird zu blüten treiben und
0:57:10–0:57:14
ich habe ich wollte dir eigentlich noch aber das können wir uns glaube ich sparen
0:57:14–0:57:16
ich habe das auch schon mal berichtet ich wollte dir eigentlich noch ein ausschnitt
0:57:16–0:57:20
aus diamond age vorlesen von new stephen das Ah.
Micz Flor
0:57:20–0:57:22
Okay, das hattest du, glaube ich, auch schon mal.
Florian Clauß
0:57:22–0:57:27
Ich hatte gesagt, genau, da hatte ich dann irgendwie so nochmal nachgeschaut,
0:57:27–0:57:32
diese Schauspielergarde, die in diesem Buch auftaucht.
0:57:32–0:57:34
Das heißt, das sind Raktive, die
0:57:34–0:57:38
Raktive, die im Prinzip auch so eine Technologie entwickelt haben, dass,
0:57:38–0:57:42
gebucht werden können die sitzen dann so wir haben so mehr oder weniger diese
0:57:42–0:57:46
ganzen motion capture point dann halt so schon als,
0:57:47–0:57:51
auf der auf der haut irgendwie mit implementiert oder als nanotechnologie unter
0:57:51–0:57:56
der haut ja und die sitzen dann in einer box und die kannst du dann halt buchen wie die,
0:57:58–0:58:01
prekären beschäftigungsverhältnisse von so essenslieferanten die werden sitzen,
0:58:02–0:58:07
cyberpunk atmosphäre die zweite kamera am set ja also also okay und dann kriegen
0:58:07–0:58:11
die halt einen satz reingeschmissen müssen den halt sprechen und weil die halt
0:58:11–0:58:14
diese ganzen Motion-Dinger, also die können auch dann sich bewegen und so weiter
0:58:14–0:58:16
in ihrer Box, ja, das wird dann halt,
0:58:17–0:58:20
abgenommen und dementsprechend auf den Charakter drauf projiziert.
0:58:20–0:58:22
Also das ist dann halt irgendwie so, keine Ahnung, für irgendwelche Kinder dann
0:58:22–0:58:26
halt irgendwie so ein alter Dinosaurier ist, der sich dann halt irgendwie so
0:58:26–0:58:29
ein Erdbeereis dann isst oder dazu noch was sagt.
0:58:29–0:58:33
Und die kriegen dann im Sekundentakt dann halt diese Dinger rein und je nachdem,
0:58:33–0:58:35
wie gut die sind, kriegen die halt mehr.
0:58:35–0:58:39
Also dieses ganze Modell hat Stevenson schon damals, 95, dann schon so entwickelt.
Micz Flor
0:58:39–0:58:43
Es ist sogar das dystopische Modell, dass man dann später wieder draufkommt,
0:58:43–0:58:48
dass Menschen mit Dingern in dem, was wir früher Dritte Welt genannt sind,
0:58:48–0:58:51
immer noch billiger sind, als es am Rechner machen zu lassen.
Florian Clauß
0:58:52–0:58:57
Ja, ich meine, so ist ja auch die Modelltrainers, die haben sich halt aus prekären,
0:58:58–0:59:01
Beschäftigungsverhältnissen trainiert, weil dann halt irgendwelche Leute im,
0:59:02–0:59:05
globalen Süden dann halt die Modelle trainiert haben, indem sie halt diese ganzen
0:59:05–0:59:09
schlimmen Arbeiten irgendwie so, yes, yes, No, yes, yes, yes,
0:59:09–0:59:12
no, so, weißt du, das mussten sie machen.
0:59:12–0:59:16
Und dann, so funktioniert das ja, also das ist ja die Brutalität da drin.
0:59:16–0:59:20
Aber ich finde halt diese visionäre Kraft von Steven, finde ich halt so immer
0:59:20–0:59:21
wieder so faszinierend.
0:59:22–0:59:26
Also kann ich absolut empfehlen. Vielleicht machen wir auch noch mal eine Reihe draus.
0:59:26–0:59:31
Aber ich möchte noch einen letzten Aspekt, also wie sich Kino entwickelt und
0:59:31–0:59:36
ich glaube das, was, also die Frage haben wir ja schon aufgeworfen von man braucht irgendwas.
0:59:37–0:59:41
Zum Identifizieren. Du hast gesagt, das können auch diese Roleplayers sein,
0:59:41–0:59:46
die Rolemodels, die dann halt irgendwie so die Identifikationsgröße sein.
0:59:47–0:59:52
Oder aber, ich denke, was jetzt dann auch nochmal als neue Komponente dazukommt,
0:59:52–0:59:54
ist diese Authentizität.
0:59:54–0:59:56
Wie kriege ich die hergestellt?
0:59:56–1:00:01
Und da, denke ich, hat das Theater und die Oper eine ganz krasse Zukunft vor
1:00:01–1:00:06
sich, weil die irgendwann in der Haustechnologie dann das haben,
1:00:06–1:00:08
dass die dann halt wirklich die schauspieler auf der
1:00:08–1:00:12
bühne spielen um in den hintergrund dann auf
1:00:12–1:00:16
einmal da so ein star wars epos
1:00:16–1:00:19
dann angespielt mit special effekten und so weiter heutzutage ist
1:00:19–1:00:23
ja die bühnentechnologie schon sehr weit aber wenn man in echtzeit dann halt
1:00:23–1:00:27
auch so was dann rein rendern kann ja und du auf einmal wirklich so also im
1:00:27–1:00:31
prinzip wie wenn man da loyen was ja auch nichts anderes als eine green box
1:00:31–1:00:36
ist und so kann ich mir auch dann in zukunft dann irgendwelche Schauspielhäuser
1:00:36–1:00:38
vorstellen, die halt in der Greenbox spielen.
1:00:38–1:00:43
Du hast diese Echtheit der Figuren vor dir und gleichzeitig hast du das Erlebnis
1:00:43–1:00:47
und die Effekte von einem absolut hochproduzierten Film im Hintergrund.
1:00:47–1:00:53
Und ich glaube, das hat, dass du halt wirklich so kleine Boxen dann so hast, das ist klimatisiert.
Micz Flor
1:00:54–1:00:58
Das fände ich interessant. Also da wäre ich genau entgegengesetzt der Meinung.
1:00:58–1:01:03
Ich glaube, was du vorhin gesagt hast, dieses es ist alles künstlich hergestellt.
1:01:03–1:01:07
Also der Film und wenn man vergleicht, der Film und das Theater.
1:01:08–1:01:11
Ich glaube, im Film ist man eher noch geneigt, dass man immer wieder Momente
1:01:11–1:01:16
hat, man weiß, es ist ein Schauspieler, aber das Lachen war echt.
1:01:17–1:01:20
Also dieses aus der Rolle springen, das will man ja da manchmal sogar sehen
1:01:20–1:01:24
und dann fragt man sich das oftmals. War das jetzt so geplant oder hat er das improvisiert?
1:01:24–1:01:26
Und es gibt ja dann oft eben auch diese Anekdoten.
1:01:27–1:01:30
Das war gar nicht, dann hat, keine Ahnung, bei was war das?
1:01:30–1:01:36
Bei Django Unchained wo sich die Hand aufgeschnitten hat, da ist das Glas offen
1:01:36–1:01:39
und dann schmiert er die Schauspieler mit Blut. Wir werden es nie wissen,
1:01:39–1:01:40
aber es war angeblich, hatte es wirklich auch...
Florian Clauß
1:01:40–1:01:44
Ja, diese Improvisation, aber wo kannst du die dann in so einer Promptebene herstellen?
Micz Flor
1:01:44–1:01:49
Nein, genau, aber ich würde sagen, du hast im Kino jetzt gerade dieses Gefühl,
1:01:50–1:01:53
dass die Improvisation ist ja genau das, was so unheimlich ist.
1:01:54–1:01:58
Wo wir in der Stunners Problem-Folge drum gesprochen haben.
1:01:58–1:02:01
Das Kind, was da irgendwie gesehen wurde, was sich so komisch bewegt,
1:02:01–1:02:06
das ist ja jetzt was, was ist so, man kann ja nicht weggucken bei diesen KI-Sachen
1:02:06–1:02:10
jetzt gerade, weil man die ganze Zeit diese unheimlichen Fehler sehen will.
1:02:10–1:02:11
Das trifft einen ja ganz tief.
Florian Clauß
1:02:12–1:02:14
Das ist das Uncanny Valley.
Micz Flor
1:02:17–1:02:21
Was ich sagen wollte, ist halt, dass ich glaube, dass man im Film eher noch
1:02:21–1:02:24
geneigt ist, jetzt zu sagen, oh, das war aber vielleicht sogar echt,
1:02:24–1:02:30
aber beim Theater ist man auf alle Fälle immer in einer Box drin, in der man nie denkt,
1:02:31–1:02:33
also weißt du, diese Idee von, ist das improvisiert oder echt,
1:02:33–1:02:36
die stellt man sich noch anders.
1:02:36–1:02:39
Wenn ich mir vorstelle, Mandalorian jetzt im Theater zu sehen,
1:02:39–1:02:43
ich weiß nicht, ob man das nicht doch lieber als Film sieht. Ich weiß, was du meinst.
Florian Clauß
1:02:43–1:02:46
Nee, klar, die Echtheit von Schauspielern, ja.
1:02:47–1:02:52
Das ist also dieses Authentizitätserlebnis und das, was dann halt eben aufgrund
1:02:52–1:02:56
der Künstlichkeit nicht in prompt irgendwie so hergestellt werden kann.
1:02:56–1:03:00
Also diese Sehgewohnheit, ich glaube, dieses Echtzeiterlebnis,
1:03:01–1:03:02
dass wirklich was passiert.
1:03:02–1:03:05
Vielleicht ist es auch im Kunstbereich so diese Performances,
1:03:05–1:03:09
die dann wieder so aufpoppen, mit eben so einer technologischen Unterstützung
1:03:09–1:03:12
und ganz neue Möglichkeiten der Darstellungsformen liefert.
1:03:12–1:03:16
Hat, wo du früher dann halt immer performen okay, aber wenn du jetzt dann halt
1:03:16–1:03:21
tatsächlich dann halt deine zwölf Raumschiffe im Hintergrund bei irgendwas haben kannst,
1:03:21–1:03:27
ja, das wird nochmal andere Märkte, andere Sehgewohnheiten und andere Sachen
1:03:27–1:03:28
erschließen, behaupte ich jetzt mal.
1:03:28–1:03:33
Also ich glaube, das wird irgendwie zusammenkommen, wäre jetzt meine These für
1:03:33–1:03:34
die Zukunftsentwicklung.
1:03:34–1:03:36
Ich kann verstehen, ja, was du meinst, Mandalorian will man nicht gucken,
1:03:36–1:03:39
aber ich will ja nur, also das Regie-Thema.
Micz Flor
1:03:39–1:03:43
Ja, aber ich glaube, eher eben in der Gegenbewegung ist dann sondern das Reale
1:03:43–1:03:46
wieder spannender, also das Einflusssame.
1:03:46–1:03:50
Also im Extrem würde man ja auch nicht sagen, Muscheln sammeln am Strand ist
1:03:50–1:03:56
viel spannender, wenn gleichzeitig ein Silvesterfeuerwerk auf die Wolken projiziert wurde.
1:03:56–1:04:00
Ich glaube, es gibt so Sachen, wo man dann vielleicht bewusst ins Theater geht,
1:04:01–1:04:05
und dass es zwar enhanced sein kann und wird und wie auch immer,
1:04:05–1:04:09
aber ich glaube nicht, dass es darum geht, die Effekte des Films im Theater...
1:04:11–1:04:16
Dazu zu nutzen, dass die Schauspieler davor in ihrer Echtheit noch mehr glänzen.
Florian Clauß
1:04:16–1:04:20
Ja, nee, vielleicht nicht. Also natürlich wird sich das wieder auf das Medium anpassen.
1:04:20–1:04:23
Was ich damit sagen will, ist halt, dass da noch ein neues Werkzeug reinkommt,
1:04:24–1:04:25
was dann früher oder später benutzt wird.
1:04:26–1:04:29
Also vor allen Dingen in diesen Hochproduktionen der Oper oder sowas.
1:04:29–1:04:33
Also dass dann halt wirklich so die Schauspielerinnen und Schauspieler dann
1:04:33–1:04:37
so Motion Capture dann halt Punkte haben und sich dann eben nochmal durch so
1:04:37–1:04:44
eine gewaltige Bilddarstellung dann halt das machen die heutzutage einfach viel billiger.
Micz Flor
1:04:44–1:04:47
Ist eine andere entwicklung wäre dass das
1:04:47–1:04:50
was das man manchmal schon mitbekommt wenn ich bin
1:04:50–1:04:52
selten im kino wenn ich da bin das hat irgendwie der zweiten dritten reihe alle
1:04:52–1:04:58
auf dem handy tippen so denke wir sind doch jetzt im film gucken aber andersrum
1:04:58–1:05:02
vielleicht die entwicklung von dem was wir heute so als café szene wo dann wenn
1:05:02–1:05:10
irgendwelche inzwischen auch wahrscheinlich AI-generierten Drum-and-Bass-Tracks
1:05:10–1:05:12
im Hintergrund leise laufen, ganz subtil.
1:05:13–1:05:16
Dass du halt dann die Musik irgendwie möchtest, um dich da hinzusetzen,
1:05:16–1:05:16
einen Kaffee, ein bisschen reden.
1:05:17–1:05:21
Aber die Musik wäre halt davor der Grund gewesen, da hinzugehen.
1:05:21–1:05:25
So wie das Kino war der Film der Grund, da hinzugehen. Und vielleicht entwickelt
1:05:25–1:05:28
sich da so eine Kinokultur, in der man so kommt und geht.
1:05:28–1:05:30
Und da läuft halt irgendwie so ein Film, wir gucken so Spacey-Sachen,
1:05:30–1:05:33
manche Sachen bleiben hängen. und die kann man sich dann irgendwie als Nippel
1:05:33–1:05:34
später nochmal runterladen fürs Handy und so.
1:05:34–1:05:39
Aber in Wahrheit ist dann der Film in seiner, wie du sagst, das nutzt sich ab,
1:05:39–1:05:42
in seiner Manni-Verhaltlichkeit und in seiner Billigkeit, aber natürlich auch
1:05:42–1:05:43
auf einmal Hintergrund.
1:05:43–1:05:46
Und was davor passiert, ist dann wieder soziale Interaktion.
1:05:46–1:05:49
Und in gewisser Weise ist es jetzt schon manchmal das Gefühl,
1:05:49–1:05:51
die Leute gehen ins Kino, weil was willst du machen, wenn du in Berlin bist?
1:05:52–1:05:55
Die Touris, und dann setz dich ins Kino und setzen halt am Handy und schreiben
1:05:55–1:05:56
allen, ich bin gerade in Berlin.
1:05:58–1:06:01
Und dadurch ist es dann auf einmal...
1:06:03–1:06:07
Das Kino ein anderer Raum geworden, irgendwie auch da sozial vernetzt.
1:06:07–1:06:11
Die Leute sind gar nicht da, aber es geht dann wieder um Mensch-to-Mensch-Communications
1:06:11–1:06:13
und gar nicht mehr um den Film.
Florian Clauß
1:06:14–1:06:17
Genau, das hatte ich an mir auch vor. Und man hat eine klimatisierte Räume.
Micz Flor
1:06:18–1:06:18
Ja, genau.
Florian Clauß
1:06:18–1:06:22
Man hat soziale Interaktionen. Das ist so ein bisschen wie Barbican da in London.
Micz Flor
1:06:22–1:06:23
Ja.
Florian Clauß
1:06:25–1:06:29
Aber weiß ich noch einen Punkt, den du jetzt auch nochmal so angerissen hast, diese,
1:06:31–1:06:33
Realschauspieler, eine Interaktion und so weiter. Ich glaube,
1:06:33–1:06:36
das, was jetzt auch, wenn du dir vorstellst, dass dann halt so ein junger Filmschaffender
1:06:36–1:06:41
dann halt vor seinem Modell sitzt und dann anfängt, da seinen Film zu prompten, ich glaube auch,
1:06:41–1:06:45
das wird eine neue Schaffensform, aber so ein bisschen wie so ein Game-Engineer,
1:06:45–1:06:47
der dann halt sein eigenes Spiel kreiert, ja.
1:06:48–1:06:52
Aber Filmproduktion selber hat ganz viel mit sozialer Interaktion zu tun.
1:06:52–1:06:56
Also ich glaube, das Knistern, was am Set passiert, ja, das kriegst du nicht
1:06:56–1:06:59
unbedingt gepromptet. Das ist immer die Frage der Echtheit wieder, ne.
1:06:59–1:07:05
So dieses Digitalisieren und die Ergebnisse, die daraus entstehen oder vielleicht
1:07:05–1:07:09
passiert da wirklich was irgendwie völlig Unvorgesehenes auf dem Filmset und
1:07:09–1:07:12
das ist das, was es eigentlich ausmacht und was dann halt auch wieder,
1:07:12–1:07:17
wo dann halt die Rezeptoren da sind, wo ich dann mich wieder in der Rezeption mich andocken kann.
1:07:19–1:07:23
Wäre auch mal zu gucken, vielleicht gibt es dann solche geprompteten Filme und
1:07:23–1:07:26
die sind halt langweilig und dann stellt sich wieder so eine Sehgewohnheit an
1:07:26–1:07:30
und denkt da würde ich mal was anderes gucken oder lass uns mal wieder irgendwie Ne.
Micz Flor
1:07:30–1:07:35
Es war ja auch so, als ich damals dritte Folge an Canto vorgeschlagen habe war
1:07:35–1:07:37
es ja auch so, was soll ich mir diesen Disney-Film angucken,
1:07:37–1:07:41
aber da ging es dann um die Story, um die Autoren dahinter und so und da findet
1:07:41–1:07:44
man dann eben so Dinge, die hinter dem,
1:07:45–1:07:49
Bild passieren, die es dann eben doch wieder spannend machen können Ja, genau.
Florian Clauß
1:07:49–1:07:52
Aber dann ist es wieder eine Frage von Storywriting. Also wenn das ja ein Film
1:07:52–1:07:56
schaffender ist, die dann halt eine gute Story zu vermitteln hat und dann aber
1:07:56–1:07:59
auch nur eben so gepromptet, ist ja auch was wert.
1:07:59–1:08:04
Also es kann sich ja differenzieren. Es kann sich ja komplett irgendwie so anders ausprägen.
Micz Flor
1:08:04–1:08:06
Wir werden in zehn Jahren nochmal drüber sprechen.
Florian Clauß
1:08:06–1:08:08
In zehn, 15 und 20 Jahren.
Micz Flor
1:08:08–1:08:11
Zwei Jahre haben wir schon hinter uns. Es sind noch fünfmal so viele.
1:08:11–1:08:16
Und das geht jetzt ratzfatz, weil sehr bald schon werden wir uns selber durch
1:08:16–1:08:17
eigene Prompts ablösen.
1:08:18–1:08:21
Make me an episode of eigentlich podcast.
Florian Clauß
1:08:22–1:08:25
Ja, wir müssen nur noch die Nummer angeben und der Rest wird selbst generiert.
Micz Flor
1:08:26–1:08:29
Ja, genau. Und wenn wir die Nummer aber falsch angeben, dann wird uns das System
1:08:29–1:08:31
schon darauf hinweisen, dass es einen Konflikt gibt.
1:08:32–1:08:34
Namespace schon besetzt.
Florian Clauß
1:08:34–1:08:40
Okay, das war jetzt nochmal ein kleiner Nachtrag zu den Folgen davor und eben
1:08:40–1:08:42
das, was mich dann nochmal weiter beschäftigt hat.
1:08:42–1:08:45
Ich hoffe, es hat Spaß gemacht. Ihr habt ein paar Eindrücke bekommen.
1:08:45–1:08:49
Das Ganze könnt ihr nochmal nachlesen,
1:08:49–1:08:53
ich werde die Studie auf jeden Fall verlinken, ein paar Quellen usw.
1:08:53–1:08:55
Auf eigentlich-podcast.de.
1:08:56–1:09:02
Wir hören uns dann in 14 Tagen wieder zur nächsten Folge. Bis dahin.
Micz Flor
1:09:02–1:09:03
Tschüss.

Mehr

„Above all, we wanted this film to be as authorless as possible.“ Jonathan Glazer

In dieser Episode widmen wir uns nun dem Film "The Zone of Interest" nachdem wir in der vorherigen Episode den historischen Kontext des Holocaust und der Täter besprochen haben. Jonathan Glazers beeindruckendes Werk setzt sich mit der Thematik der Banalität des Bösen auseinander. Flo stellt zunächst den Regisseur Glazer vor, der bereits in den 90er Jahren durch seine Arbeit an Musikvideos bekannt wurde und seitdem einen ganz eigenen künstlerischen Stil entwickelt hat. Seine letzten Filme zeichnen sich durch eine verstörende, aber auch herausragende Ästhetik aus. Im Mittelpunkt des Films "The Zone of Interest" von 2023 stehen die historischen Figuren Rudolf Höß und seine Frau Hedwig. Die räumliche Nähe zwischen dem idyllischen Familienleben der Höß und dem Konzentrationslager Auschwitz, in dem unvorstellbare Gräueltaten verübt wurden, bildet den Hintergrund, vor dem Glazer sein Publikum herausfordert. Die Alltagsnormalität der Familie Höß steht in einem absurden Kontrast zu den grausamen Geschehnissen im KZ, wo Mord und Vergasung zum Tagesgeschäft gehörten. Wir fragen uns, wie Menschen eine solche Trennung zwischen persönlichem Glück und systematischem Terror aufrechterhalten können ohne moralisch zu zerbrechen. Flo stellt Glazers einzigartige Herangehensweise an den Film vor: Der eigentlichen Produktion gingen jahrelange Recherchen und Vorbereitungen voraus. Die Darsteller der Hauptfiguren, Sandra Hüller und Christian Friedel, haben sich in intensiven Gesprächen mit Jonathan Glazer auf die Figuren und den Filmstoff eingelassen. Das Team entschied sich, am Originalschauplatz in Auschwitz zu drehen, direkt in der "Zone of Interest", dem Interessensgebiet wie die Nazis euphemistisch das bewachte Gebiet um die Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau nannten. Dadurch erreicht der Film eine einzigartige Authentizität. Das Konzentrationslager selber wird jedoch nie gezeigt, nur die Tonspur lässt den Horror des Lagerlebens erahnen. Auch der orangefarbene Rauch, der nachts über der Lagermauer in den Himmel steigt, beherrscht die Stimmung im Hause Höß. Jonathan Glazer hat seinen Schauspieler:innen eine ungewöhnliche Freiheit in der Darstellung eingeräumt: Im nachgebauten Haus wurden Kameras installiert, die von einem polnischen Kamerateam ferngesteuert wurden. Auch die Regie war nicht direkt vor Ort, sondern beobachtete die Szenen vom Keller eines anderen Gebäudes aus. Die Regieanweisungen waren sehr reduziert, es blieb den Darstellenden überlassen, Szenen zu wiederholen oder zu improvisieren. Mit dieser Verfremdungstechnik gelingt es Glazer, den Zuschauer in die Köpfe der Figuren zu ziehen und gleichzeitig eine distanzierte, fast dokumentarische Perspektive aufzubauen. Micz stellt im zweiten Teil der Episode einen Ansatz von Klaus Theweleit aus dessen Buch "Männerfantasien" vor, um besser verstehen zu können, wie es historisch zu diesen gewaltbereiten Brigaden in den 20er Jahren kommen konnte zu denen auch Höß zählte. Theweleit untersucht, wie Männer in der Zeit des Nationalsozialismus ihre Identität und ihr Selbstbild konstruierten, oft durch die Abwertung von Frauen und die Idealisierung von Männlichkeit. Er argumentiert, dass diese Männerphantasien nicht nur individuelle psychologische Phänomene sind, sondern tief in gesellschaftlichen Strukturen verwurzelt sind. Abschließend reflektieren wir, wie der Film "The Zone of Interest" sowohl eine Kritik an der Menschheit als auch an der Gesellschaft formuliert. Er konfrontiert uns mit der Möglichkeit, dass „normale“ Menschen unter extremen Umständen unvorstellbare Entscheidungen treffen und damit die Grundlage für Massenterror schaffen können. Nach über 4 Stunden Aufnahmezeit (wir haben die beiden Episoden zu The Zone of Interest in einem Rutsch aufgenommen) sind wir doch ganz froh, dass wir jetzt mitten in Mitte am Rosa-Luxemburg-Platz zum Ende kommen.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Florian Clauß
Erzähler
avatar
Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:09–0:00:12
Also hallo und willkommen
0:00:12–0:00:15
für die die letzte folge vor
0:00:15–0:00:19
vier wochen nicht gehört haben wir sind
0:00:19–0:00:22
immer noch unterwegs und gleichzeitig ist es ein anfangs und
0:00:22–0:00:25
zwei folgen die wir gemacht haben beziehungsweise die
0:00:25–0:00:27
flo vorbereitet hat jetzt haben wir die
0:00:27–0:00:31
folge 60 es geht
0:00:31–0:00:41
um einen film sohn of interest von 20 23 flo wird den film vorstellen die heranleitung
0:00:41–0:00:44
die heranführung an die jetzige folge kam über die letzte folge im sinne von
0:00:44–0:00:50
kino die sich mit nationalsozialismus Holocaust-Filme,
0:00:50–0:00:51
die sich damit auseinandersetzen,
0:00:52–0:00:56
um diesen Film jetzt nicht einfach so im Raum stehen zu haben.
0:00:56–0:00:58
Das heißt, es kann gut sein, dass wir nochmal nach hinten gucken.
0:00:58–0:01:04
Auch wir, das sind Flo und Mitch von eigentlich-podcast.de.
Florian Clauß
0:01:04–0:01:10
Ja, genau. Auch hallo von meiner Seite. Unser Slogan ist Laufen beim Reden und laufend reden.
0:01:11–0:01:15
Wir zeichnen auf, während wir diese Episode aufnehmen. Das heißt,
0:01:15–0:01:18
wir zeigen nicht nur die Turnspur auf, wir zeigen auch unseren Lauftrack auf.
0:01:19–0:01:25
Wir suchen immer so uns in der Stadt verschiedene Orte, wo wir lang laufen können.
0:01:25–0:01:29
Jetzt sind wir so ein bisschen geschuldet, auch von vor vier Wochen,
0:01:29–0:01:36
kommen gerade von dem Dorotheenstädtischen Friedhof und laufen hier durch Mitte
0:01:36–0:01:40
und wollen hoch zu Bernauer Straße ein bisschen am Mauerstreifen lang laufen.
0:01:40–0:01:46
Mal gucken, wie lange wir dann auch die Episode aufnehmen und wo es uns da hinführt.
0:01:47–0:01:52
Also Mitch hat schon gesagt, Zone of Interest, The Zone of Interest,
0:01:52–0:01:56
das ist der neue Film von Jonathan Glaser.
0:01:56–0:02:01
Jonathan Glaser ist ein Regisseur, ich glaube der ist 1965 geboren,
0:02:02–0:02:07
ist in den 90ern vor allen Dingen damit aufgefallen, dass er viele Musikvideos gemacht hat.
0:02:09–0:02:09
Du da?
Micz Flor
0:02:09–0:02:12
Ich habe es nur so ein bisschen verfolgt. Ich kannte den gar nicht.
0:02:12–0:02:17
Er hat ja auch Spielfilme gemacht, jetzt nicht so oft, aber ich kannte den Namen gar nicht.
Florian Clauß
0:02:17–0:02:22
Gar nicht. Er hat mit großen Musikerinnen und Musikern zusammengearbeitet.
0:02:23–0:02:28
Zum Beispiel mit Radiohead, mit General Miracle, mit Massive Attack.
0:02:29–0:02:33
Die ganzen Musikvideos, ich habe mir so ein, zwei, drei Mal angeguckt.
0:02:33–0:02:38
Werde ich auch verlinken. YouTube gibt es die dann mit Fevo und MTV.
0:02:38–0:02:41
Kann man sich die anschauen, ist auch ein eigener Stil.
0:02:41–0:02:46
Ich würde sagen, dass auch Jonathan Glaser Künstler ist, ja, weniger,
0:02:46–0:02:51
also natürlich ist er Regisseur und so weiter, aber und vor allen Dingen durch
0:02:51–0:02:57
diese zwei letzten Filme, die er gedreht hat, The Zone of Interest und Under the Skin,
0:02:58–0:03:02
die haben schon so eine stark künstlerische Ausprägung.
0:03:03–0:03:06
Was heißt das? Das heißt, einmal natürlich die
0:03:06–0:03:09
Herangehensweise an seine filme ja
0:03:09–0:03:18
aber auch diesen grad von verstörung gute kunst auslösen kann ja also das ist
0:03:18–0:03:24
eigentlich schwer beschreibbar irgendwie kann man es nicht bewusst machen sondern
0:03:24–0:03:26
man macht es dann halt irgendwie so und dann ist,
0:03:27–0:03:34
was ganz verstörendes, aber was auch gleichzeitig ein Stück Wahrheit in der
0:03:34–0:03:37
Hand erzählt oder inne hat oder wie auch immer.
0:03:38–0:03:41
Du hast es auch schon erwähnt, Jonathan Glaser hat nicht viele Filme gedreht.
Micz Flor
0:03:42–0:03:43
Sexy Beast noch.
Florian Clauß
0:03:43–0:03:46
Sexy Beast, ja genau. Das war, glaube ich, sein erster Film, 2003.
0:03:48–0:03:51
Und später hat er noch einen Film, den habe ich nicht gesehen,
0:03:51–0:03:53
also Sexy Beast habe ich damals im Kino gesehen.
0:03:53–0:03:59
Ein Film, den ich nicht gesehen habe mit Nicole Kidman Birth heißt der,
0:04:01–0:04:09
Sexy Beast ist von 2000 und Birth ist von 2004 dann hat er lange keinen Film
0:04:09–0:04:15
von mir rausgekommen und 2013 hat er Anders Skin gemacht mit Scarlett,
0:04:16–0:04:23
Johansson da muss man sagen, Scarlett Johansson hat ja unglaublich in sehr,
0:04:23–0:04:24
sehr vielen Science-Fiction-Filmen.
0:04:25–0:04:29
Und ich komme jetzt wieder so, ich würde ja gerne mal eine eigentlich Episode,
0:04:29–0:04:36
eine Episodenreihe von Science-Fiction-Filmen, in denen Scarlett Johansson mitgespielt hat, machen.
Micz Flor
0:04:36–0:04:37
Okay.
Florian Clauß
0:04:38–0:04:42
Und völlig unterschiedliche Rollen. Also wirklich komplett unterschiedliche
0:04:42–0:04:43
Charaktere und so weiter.
0:04:44–0:04:47
Und Under the Skin wäre ganz oben mit dabei.
Micz Flor
0:04:48–0:04:53
Ich habe den auch nicht gesehen. Aber wir hatten sie ja schon bei Ghost in the Shell.
Florian Clauß
0:04:53–0:04:58
Ghost in the Shell, genau. Dann gibt es einen anderen, Lucy heißt der, glaube ich.
0:04:59–0:05:05
Dann Under the Skin. Es gibt irgendwie noch fünf, sechs insgesamt, also einige.
0:05:05–0:05:09
Bei Under the Skin spielt sie quasi eine Außerirdische.
0:05:10–0:05:15
Der Film ist auch, der ist tatsächlich,
0:05:15–0:05:23
hat der keinen Verleih gefunden und ist gleich in den DVD-Markt rein,
0:05:23–0:05:25
den es damals noch ein bisschen ansatzweise gegeben hat.
0:05:26–0:05:28
Das heißt, der lief nicht wirklich im Kino, sondern ist gleich im DVD,
0:05:29–0:05:31
was ein bisschen komisch war. Ich glaube, das war jetzt in Deutschland.
0:05:32–0:05:39
Der ist auch sehr langsam erzählt und sehr dunkel, also wirklich so dark,
0:05:39–0:05:41
also schwarz, viel dunkel.
0:05:42–0:05:47
Ich habe den aber tatsächlich im Kino gehen. Einige Programmkinos hatten den dann mit im Programm.
0:05:48–0:05:53
Und dann eben jetzt, zehn Jahre später, also, Anders' Kind war 2013,
0:05:54–0:05:56
2023, The Zone of Interest.
0:05:57–0:06:00
Ja, Jonathan, ich habe mich gefragt, womit verdient er dann sein Geld?
Micz Flor
0:06:01–0:06:03
Ja, der macht wohl auch Werbefilme.
Florian Clauß
0:06:03–0:06:08
Ja, genau, er macht Werbefilme. Und ich finde, also, das ist schon großartig,
0:06:08–0:06:11
wie er, ja, er ist auch ein sehr sympathischer,
0:06:13–0:06:17
Eine sehr sympathische Figur. Ich habe einige Interviews jetzt mit ihm gesehen.
0:06:18–0:06:22
Das, was jetzt andere Schauspielerinnen von ihm erzählt haben,
0:06:22–0:06:24
also vor allen Dingen Sandra Hüller und Christian Friede.
Micz Flor
0:06:24–0:06:25
Jetzt von The Zone of Interest.
Florian Clauß
0:06:25–0:06:33
Wie er mit denen zusammengearbeitet hat, was für ein sensibler Typ er ist und auch dieses Vertrauen,
0:06:34–0:06:36
das er zu diesen Darstellerinnen dann
0:06:36–0:06:41
aufgebaut hat, um überhaupt so einen intensiven Film machen zu können.
0:06:42–0:06:46
Von A24, das ist die Produktionsfirma, die haben wir auch schon ein paarmal genannt.
0:06:46–0:06:52
Mit Chris hatten wir Midsommar und Bo is Afraid, das sind alles diese, oder Kelly Reichardt.
0:06:53–0:06:54
Das ist irre, A24.
Micz Flor
0:06:54–0:06:59
Wo die auf einmal herkamen und dann sind die, die retten jetzt das Kino.
Florian Clauß
0:06:59–0:07:05
Ja, die machen wirklich in sehr vielen, gerade Produktionen,
0:07:05–0:07:10
sind die sehr präsent und machen auch völlig unterschiedliche Filme.
0:07:10–0:07:13
Also wirklich eine tolle Produktionsfirma.
0:07:13–0:07:18
Es wird ihm auch nachgesagt, dass er einen recht spartanischen Lebensstil führt.
Micz Flor
0:07:19–0:07:21
Also da braucht er nicht so viele Filme machen.
Florian Clauß
0:07:21–0:07:26
Genau, wenn du jetzt nicht irgendwo in keine Ahnung wo wohnst.
0:07:27–0:07:29
Ja, der ist glaube ich so ein ganz
0:07:29–0:07:32
normaler Typ, der dann halt irgendwo in England wohnt und mit Familie.
0:07:33–0:07:39
Und auch eben sehr genau sich auf seine Filme vorbereitet.
0:07:39–0:07:45
Weil das Thema The Zone of Interest, das kam ihm dann auch, ja man sagt,
0:07:45–0:07:51
er hatte so eine 10-jährige Vorbereitungsphase von den Filmen und hat sich mit allem beschäftigt.
Micz Flor
0:07:52–0:07:58
Also dann neun Jahre, weil The Zone of Interest beruht auf dem Martin Amos Buch von 2014.
0:08:00–0:08:06
Gleichnamiges Buch von Martin Amos. Und ja, jetzt in dem Film geht es explizit
0:08:06–0:08:12
um Höss, der das Auschwitz-Lager geleitet hat und seine Frau.
0:08:12–0:08:18
In Martin Amos Buch geht es um fiktive Charaktere, die aber daran modelliert sind.
0:08:18–0:08:21
Und jetzt zum Filmen haben sie dann aber das wohl nochmal festgelegt,
0:08:21–0:08:22
namentlich zu benennen.
0:08:22–0:08:26
Das heißt, zwischen Buch und Film waren sie neun Jahre, also knapp zehn Jahre, ja.
Florian Clauß
0:08:26–0:08:32
Genau, also da spricht er auch eben für diese Vorbereitung, für die Recherche.
0:08:32–0:08:39
Er ist dann mehrmals in Polen gewesen und in Auschwitz auch.
0:08:40–0:08:47
Und der ganze Film ist in Auschwitz gedreht worden, hat sich ganz viele Filme im Vorfeld angeguckt.
0:08:48–0:08:54
Natürlich ganz viel Dokumentation und Material, historische Augenzeugeberichte und so weiter dazu.
Micz Flor
0:08:54–0:08:59
Danke. Jetzt müsste schon eine kurze Zusammenfassung des Films kommen, oder?
Florian Clauß
0:08:59–0:09:01
Ja, das stimmt. Oder willst du mal?
Micz Flor
0:09:01–0:09:03
Die kurze Zusammenfassung?
Florian Clauß
0:09:03–0:09:05
Du bist immer so gut in kurzen Zusammenfassungen.
Micz Flor
0:09:05–0:09:12
Es geht um Herr und Frau Höss, gespielt von Christian Friedl, heißt er, glaube ich.
Florian Clauß
0:09:12–0:09:14
Christian Friedl und Sandra Hüller.
Micz Flor
0:09:14–0:09:17
Sandra Hüller, genau. Die beiden wohnen in einem Haus.
0:09:19–0:09:24
Und dieses Haus ist direkt angrenzend an das Konzentrationslager Auschwitz,
0:09:25–0:09:29
in dem täglich Menschen ermordet und verbrannt werden.
Florian Clauß
0:09:29–0:09:34
Es ist das Stammlager, ne? Auschwitz hat drei Lager, mehr oder weniger.
0:09:34–0:09:36
Das ist Auschwitz I, Stammlager.
Micz Flor
0:09:36–0:09:39
Nee, das ist interessant, weil das wird im Film gar nicht so richtig...
0:09:39–0:09:43
Also der Film glänzt in gewisser Weise. Das ist dann schon Teil der Interpretation
0:09:43–0:09:47
natürlich, dass das Lager zwar da ist und immer nebendran ist die Mauer auch
0:09:47–0:09:51
immer sichtbar ist, aber es ist trotzdem, wird nie darin gedreht so, ne?
0:09:51–0:09:57
Aber, und es geht darum, dass diese Familie versucht, sich direkt neben diesem
0:09:57–0:10:01
Konstellationslager irgendwie so einzurichten, ein Leben zu führen,
0:10:01–0:10:03
ein erfülltes Leben zu führen,
0:10:04–0:10:06
ein fortschrittliches Leben zu führen.
0:10:06–0:10:13
Quasi auch sich selbst zu verwirklichen und auch so, also die Frau träumt dann
0:10:13–0:10:17
davon, dass man einen eigenen Bauernhof noch hat und ein eigenes Vieh vielleicht sogar.
0:10:18–0:10:24
Der Mann ist beruflich erfolgreich und das Ganze wird irgendwie so sehr trocken
0:10:24–0:10:29
vermittelt, weil es geht dann eigentlich eher um so ein Ingenieursdenken.
0:10:29–0:10:34
In Wahrheit geht es natürlich einfach um die systematische effektive Tötung
0:10:34–0:10:36
und Verbrennung von Menschen.
0:10:36–0:10:44
Aber dafür gibt es dann immer wieder Worte, die nicht von Menschen sprechen,
0:10:44–0:10:47
sondern zum Beispiel von der Ladung oder so. Das kommt vor.
0:10:47–0:10:52
Und was wir da drin sehen, sind im Prinzip die Probleme auch in der Beziehung,
0:10:52–0:10:55
weil er soll dann vielleicht weg, will es aber nicht.
0:10:55–0:10:57
Dann will er irgendwie da bleiben, hat er seiner Frau nicht gesagt,
0:10:57–0:10:58
dann aber doch gesagt, dann ist die sauer.
0:10:59–0:11:02
Zum Schluss stellt sich dann raus, er darf jetzt doch in Auschwitz bleiben,
0:11:02–0:11:05
weil er so gut ist in dem, was er tut, dass das, was da jetzt in Auschwitz passieren
0:11:05–0:11:11
wollen, nämlich dass 700.000 ungarische Juden umgebracht und verbrannt werden sollen. Das kann nur er.
0:11:11–0:11:16
Er ist fast schon stolz darauf und die einzige Person in diesem ganzen Setting,
0:11:16–0:11:25
die nicht bedroht ist oder bedroht, sondern die das irgendwie von außen beobachtet, ist die Mutter.
0:11:26–0:11:33
Von Sandra Hüller, also von Frau Höst, die zuerst denkt, ach wie toll,
0:11:33–0:11:37
was du alles geschafft hast, ist doch gut, die auch irgendwie dann so völkisch denkt und sagt,
0:11:38–0:11:46
so wie der Führer will, so lebt man hier so. Und die dann aber irgendwann nicht mehr damit klarkommt,
0:11:46–0:11:52
also sie begreift, dass daneben an die ganze Zeit dieser Ofen brennt,
0:11:52–0:11:54
ein Menschen verbrannt wird, den man nachts dann auch irgendwie sieht.
0:11:54–0:11:57
Es gibt dann auch so ein paar Szenen, wo das invasiv gezeigt wird,
0:11:57–0:11:59
wo er mit seinen Kindern unterwegs ist.
Florian Clauß
0:11:59–0:12:02
Aber man sieht nichts von dem Lager, das ist ganz wichtig.
Micz Flor
0:12:02–0:12:04
Du siehst im Hintergrund schon diese Flammen.
Florian Clauß
0:12:04–0:12:05
Diese Schornsteine.
Micz Flor
0:12:05–0:12:05
Man sieht aber nicht.
Florian Clauß
0:12:05–0:12:06
Man sieht nicht.
Micz Flor
0:12:07–0:12:10
Du siehst nie jemanden da drin, du hörst das nur. Genau, du hast das nur auf
0:12:10–0:12:13
der Sound-Ebene gespielt. Du siehst es auch einmal, als er mit den Kindern,
0:12:13–0:12:20
das geht die erste, eine der ersten Szenen ist, dass er ein Ruderboot geschenkt bekommt.
0:12:20–0:12:23
Und mit diesem Ruderboot ist er mit zwei seiner Kinder unterwegs auf dem Fluss.
0:12:23–0:12:28
Und auf einmal kommt eben auf diesem Fluss dann diese Asche, wird da so rausgespült.
0:12:28–0:12:32
Und er ist dann panisch, zieht die Kinder raus und zieht die Fluss aufwärts
0:12:32–0:12:36
wieder mit dem Boot. und danach werden alle gewaschen und geschubbt und so. Aber ansonsten...
Florian Clauß
0:12:36–0:12:41
Also man sieht die Auswirkungen, ja, aber man sieht, also man hört es nur auf
0:12:41–0:12:45
einer Ebene, dass du auch wirklich dann Schreie hörst und so weiter,
0:12:45–0:12:51
aber man sieht niemals Häftlinge und man sieht niemals irgendeine Szene aus dem KZ,
0:12:51–0:12:54
sondern man sieht es quasi nur die Mauern und den Schornstein.
Micz Flor
0:12:54–0:12:59
Und ich glaube, inhaltlich ist gar nicht so viel mehr zu sagen, weil die Ratenrolle...
Florian Clauß
0:12:59–0:13:01
Ja, du musst nur mal diesen Garten, den muss man noch erwähnen,
0:13:02–0:13:05
Weil das ist ja so, wo die ganze Liebe dieser Frau Hedwig Höss,
0:13:05–0:13:08
also du hast es ja gesagt, sie richtet sich da ein, aber sie hat da wirklich
0:13:08–0:13:12
so einen Garten aufgebaut und seltene Pflanzen da hoch großgezogen.
0:13:13–0:13:17
Und das ist wirklich so die Berankung der Mauer, wo sie dann ihrer Mutter sagt,
0:13:18–0:13:20
ach, das wird noch alles hier voll mit Pflanzen.
0:13:21–0:13:22
Dann sieht man die Mauer gar nicht mehr.
0:13:23–0:13:28
Also fast wie so eine Szene in einer deutschen Vorstadtssiedlung,
0:13:28–0:13:30
wo man dann sagt, das wird jetzt alles noch hier.
Micz Flor
0:13:30–0:13:31
Ein Reihenhaus.
Florian Clauß
0:13:31–0:13:33
Ja, genau so. Also so fängt es an.
Micz Flor
0:13:34–0:13:40
Ja, und auf diesem Garten ist sie sehr stolz. Und natürlich hat dieses Haus auch Bedienstete.
0:13:40–0:13:44
Diese Bediensteten sind, wird nicht explizit gesagt, aber die Vermutung ist,
0:13:44–0:13:49
dass es auch eigentlich KZ-Gefangene sind, die mit dem Leben bedroht sind und
0:13:49–0:13:50
die versuchen, alles immer richtig zu machen.
Florian Clauß
0:13:51–0:13:54
Ja, stimmt. Da sieht man natürlich inhaftierte Gefangene. Also man sieht auch,
0:13:55–0:13:57
dass die Asche in den Garten streuen.
0:13:57–0:14:01
Man sieht, dass die bei den Aufbauarbeiten im Garten mithelfen.
0:14:01–0:14:06
Und da gibt es auch eine Szene, wo dann Hedwig Höss sagt, aus einer Frustration
0:14:06–0:14:10
heraus, wenn du dich jetzt nicht spurst, dann kommst du ins Gas oder sowas.
Micz Flor
0:14:10–0:14:14
Nee, die sagt, du weißt schon, dass dann mein Mann deine Asche sofort hier verstreuen
0:14:14–0:14:16
würde, wenn ich mir das wünsche.
Florian Clauß
0:14:17–0:14:22
Genau, wo sie dann einfach so das weiter austeilt, ihre Frustration.
0:14:22–0:14:26
Das ist, glaube ich, genau der Punkt, wo die Mutter sie verlässt und sie hinterlässt
0:14:26–0:14:29
einen Blumenstrauß und einen Titt. Man weiß nicht, was da drauf steht,
0:14:29–0:14:32
aber sie ist dann natürlich auch von,
0:14:33–0:14:35
Lässt das dann eben an den Bediensteten raus.
Micz Flor
0:14:35–0:14:40
Und es endet eben damit, dass der innere Konflikt von Höss war,
0:14:41–0:14:44
man blickt nicht so richtig in diesen Charakter hinein, das ist,
0:14:44–0:14:45
glaube ich, auch gewollt.
0:14:45–0:14:49
Man findet sich mit seinen eigenen Gedanken in diesem Charakter wieder,
0:14:49–0:14:52
der manchmal dann auch zum Schluss bei einer großen Konferenz,
0:14:52–0:14:57
wo das alles geplant wird, manchmal einfach so stoisch aus dem Fenster guckt man und nicht redet.
0:14:57–0:15:04
Aber das Ganze endet, wenn der innere Konflikt gelöst ist von Hörs,
0:15:04–0:15:08
in dem er dann doch nicht umziehen muss, was nämlich bedeuten würde,
0:15:09–0:15:10
dass er von seiner Frau getrennt wäre,
0:15:10–0:15:13
wo man aber nicht so genau weiß, wie schlimm er das wirklich fände,
0:15:13–0:15:17
aber dieses Haus verlieren würde und das wäre einfach ein großer Tumult.
0:15:17–0:15:19
Er möchte gerne da bleiben und weiter.
Florian Clauß
0:15:19–0:15:25
Aber er ist schon dann in Oranienburg stationiert. Er arbeitet da auch anderthalb Jahre.
0:15:25–0:15:31
Das ist schon so dass er da zu der zeit und er hat dann aber das vereinbar wo.
Micz Flor
0:15:31–0:15:32
Er weiß dass das.
Florian Clauß
0:15:32–0:15:37
Natürliche wieder erzählt im film aber auch so vereinbart dass seine frau da
0:15:37–0:15:41
bleiben kann das ist diese zeit wurde er dann im schnee dann siehst du halt
0:15:41–0:15:45
irgendwie so und das heißt er ist in seiner in seiner sache die er macht sehr
0:15:45–0:15:48
gut also erst dann wirklich so ein perfekter,
0:15:49–0:15:54
manager der dann halt organisatorisch das ganze so weit aufbauen und leiten kann dass dieser,
0:15:55–0:15:59
massenmord dann auch in einer weise stattfindet dass
0:15:59–0:16:02
die auch eben diese ganzen ziele da
0:16:02–0:16:05
einhalten können ja da ist er sehr gut
0:16:05–0:16:08
drin deswegen hat er diesen job und genau das
0:16:08–0:16:12
ist also ganz im groben seine frau bleibt in der zeit da er kommt dann wieder
0:16:12–0:16:17
zurück weil dann wirken aufgebaut wird oder dann noch dass er dann noch mal
0:16:17–0:16:22
assistiert oder da wird er dann quasi als lagerältester dann reingeholt und
0:16:22–0:16:28
er ist ein Problemlöser dann auch von der Stellung her.
Micz Flor
0:16:28–0:16:31
Und sagt dann auch ganz stolz, dass sie dieses Projekt Projekt Höss nennen.
0:16:31–0:16:37
Das ist ihm doch wichtig, dass sein Name da als Überschrift drüber steht sozusagen.
Florian Clauß
0:16:38–0:16:45
Es gibt vier Kinder aus der Ehe von den beiden und die Kinder werden auch gezeigt.
0:16:45–0:16:50
Zwei Mädchen, zwei Jungen. Er geht sehr liebevoll mit denen um.
0:16:51–0:16:57
Man sieht Szenen, wo dann der Vater seine Tochter, die dann schlafwandelt,
0:16:57–0:17:00
die eine wieder ins Bett zurück tut und ihr was vorliest.
0:17:01–0:17:04
Also wirklich ein liebevoller Vater.
Micz Flor
0:17:04–0:17:08
Ja, das fand ich eigentlich eine ganz gute Szene, wo man so das Gefühl hat,
0:17:08–0:17:13
naja, komischer Vater, weil er liest vor und dann guckt er und als beide schlafen,
0:17:13–0:17:14
wird er mitten im Satz auf.
0:17:14–0:17:17
Also irgendwie, als ob er was ausführt.
0:17:17–0:17:22
So war das für mich so. Er führt das irgendwie aus und macht dann so Stopp und
0:17:22–0:17:25
parallel dazu läuft dann halt auch, das gibt so ein paar Sachen,
0:17:25–0:17:27
die da im Hintergrund filmisch laufen.
0:17:27–0:17:33
In dem Fall sieht man in so einer, sieht aus wie invertiert,
0:17:33–0:17:36
wie so eine Nachtkamera, wie das genau gemacht wurde, weiß man nicht.
0:17:36–0:17:38
Ich habe mir so ein Screenshot gemacht und das Ganze wieder invertiert,
0:17:38–0:17:40
aber es war nicht so, also es muss schon irgendwie.
Florian Clauß
0:17:40–0:17:42
Das ist eine Infrarotkamera, haben die da mitgeführt.
Micz Flor
0:17:42–0:17:49
Okay, und da sieht man eine Frau, die in den Orten, wo die KZ-Häftlinge arbeiten,
0:17:49–0:17:52
Äpfel in die Erde reindrückt, damit die was zu essen kriegen.
Florian Clauß
0:17:52–0:17:56
Das ist tatsächlich eine Bedienstete aus dem Haus, man sieht dann auch so,
0:17:56–0:18:04
dass sie dann mit einem Rad wegfährt und geheim und dann halt diesen Sack von
0:18:04–0:18:06
Äpfeln dann da verteilt.
0:18:07–0:18:10
Genau, das gibt so ein paar Medienbrüche. Das ist einer. Dann gibt es auch am
0:18:10–0:18:18
Ende des Films eine Szene, wo Höss dann nach so einer Konferenz die Treppe runterläuft.
0:18:19–0:18:25
Er ist der Letzte in dem Gebäude. Und er blickt auf und sieht,
0:18:26–0:18:30
dann folgt die Kamera quasi seinem Blick und verschwindet in einem Schlupfloch,
0:18:30–0:18:33
in einem Guckloch einer Tür.
0:18:33–0:18:41
Und auf einmal ist die kamera im historischen auschwitz museum wo eine reinigungstruppe gerade,
0:18:42–0:18:46
das museum also spielt in der jetzt zeit also sieht dann aus wie ein dokumentarfilm
0:18:46–0:18:53
du siehst diese ganzen berge von von schuhen von taschen und so weiter ausgestellt
0:18:53–0:18:58
hinter glaswänden und du siehst eine gruppe von frauen die dann eben putzen
0:18:58–0:19:01
so also du siehst quasi den historischen,
0:19:02–0:19:05
Ort da explizit dokumentarisch ausgestellt.
0:19:06–0:19:09
Und dann fährt die Kamera zurück,
0:19:11–0:19:15
Und Höss bekommt so einen Brechreiz. Ja, was vielleicht dann,
0:19:16–0:19:18
vielleicht die deutlichste...
Micz Flor
0:19:18–0:19:20
Aber wo kommt der nicht vor? Ich glaube, er bekommt den Brechreiz,
0:19:20–0:19:23
dann guckt er und dann bekommt er nochmal einen Brechreiz.
Florian Clauß
0:19:23–0:19:26
Ja, genau, das läuft, glaube ich, so in diesem Film.
0:19:26–0:19:32
Ja, aber das ist so die offenste Ausdrucksweise von Höss, die man da in diesem
0:19:32–0:19:35
Film so mitbekommt, die einfach nicht in diese Person auf einmal passen.
0:19:36–0:19:41
Da hattest du ja auch, Wir hatten das ja letzte Folge schon so eingeleitet, vorbereitet.
0:19:41–0:19:47
Du hattest dann auch diese Traumatisierung von Tätern, hattest du ja einiges erzählt dazu.
0:19:48–0:19:52
Das war auch so ein Punkt, wo ich dich dann gefragt habe, wie würdest du diese
0:19:52–0:19:56
Szene, also diese Traumatisierung, oder gibt es da halt irgendeine Traumatisierung,
0:19:56–0:20:00
gibt es da irgendein Schuldempfinden, kann sich denn irgendwas...
0:20:00–0:20:07
Also die Frage ist natürlich immer, wie kann eine Person mit diesen Entscheidungen,
0:20:07–0:20:14
die er trifft, leben und das irgendwo auch für sich einordnen.
0:20:14–0:20:16
Dann die Frage, gibt es da so eine Traumatisierung?
0:20:16–0:20:19
Du hast dann gesagt, eigentlich nicht, also es gibt keine Tätertraumatisierung.
Micz Flor
0:20:20–0:20:21
Habe ich nicht gesagt?
Florian Clauß
0:20:22–0:20:25
Nein, nein, du hast nicht gesagt, nein. Aber ich sage jetzt nicht,
0:20:25–0:20:32
eine Tätertraumatisierung ist erstmal so nicht vorgesehen in der traditionellen
0:20:32–0:20:35
psychotherapeutischen Diagnose.
Micz Flor
0:20:35–0:20:41
Die Diagnose, wenn es um Traumatisierung geht, da wird das im ICD-10 nicht erwähnt,
0:20:41–0:20:49
dass man auch als Anwesender oder Anwesende, Wir machen jetzt selber einen Mediensprung.
0:20:49–0:20:55
Das ist in der ICD-10 nicht vorgesehen, im DSM-5 in Amerika ist es vorgesehen
0:20:55–0:20:57
und in Kurzfassung wahrscheinlich auch,
0:20:59–0:21:03
Folge des Vietnamkrieges, wo sehr viele Veteranen traumatisiert aus dem Krieg zurückkamen.
0:21:04–0:21:08
Und klar war, dass es keine körperliche, sondern eine psychische Störung ist.
0:21:08–0:21:12
Das war nicht immer so, dass man das dachte. Früher sagt man, es sei körperlich.
0:21:12–0:21:18
Und das ist natürlich dann auch wieder ein Hinweis eben auf diese Szene des sich übergebens.
0:21:18–0:21:22
Weil man könnte jetzt aber sagen, gut, der kotzt halt, da war gerade eine Party,
0:21:22–0:21:24
der war irgendwie oben bei der Party noch mit dabei.
0:21:24–0:21:28
Und dann ist das, also zumindest ist es direkt an die Party drangeschnitten.
Florian Clauß
0:21:28–0:21:32
Ja, ja, aber er war doch noch in einem Raum und hat noch gearbeitet.
Micz Flor
0:21:32–0:21:33
Als es dann runtergegangen ist.
Florian Clauß
0:21:34–0:21:37
Also das heißt, er ist ja auch, ich glaube, man sieht ihn da auch nie Alkohol trinken.
0:21:37–0:21:40
Doch, man sieht ihn schon Schnaps trinken, aber er ist da auch immer,
0:21:40–0:21:43
als er da in dieser Party oder in diesem Festzahlen, da.
Micz Flor
0:21:43–0:21:43
Steht er oben.
Florian Clauß
0:21:43–0:21:47
Und überlegt die ganze Zeit, wie kriegt er jetzt diese Massenvernichtung hin,
0:21:47–0:21:50
wenn er das... Also das heißt, er ist dann mit dem Auftrag, den er bekommen
0:21:50–0:21:52
hat, ist er schon so beschäftigt.
Micz Flor
0:21:52–0:21:55
Aber das war dann noch anders. Er hat ja dann irgendwie am Abend noch seine
0:21:55–0:21:58
Frau angerufen und gesagt, was rufst du mich mit in der Nacht an?
0:21:58–0:22:03
Und er erzählt halt so ein bisschen euphorisiert und dann fragte sie, wer war denn noch da?
0:22:03–0:22:06
Und dann sagt er, ich habe keine Ahnung, ich habe nicht so genau hingeguckt.
0:22:06–0:22:10
Ich habe mir die ganze Zeit Gedanken gemacht, wie ich die Leute auf der Party vergasen könnte.
0:22:10–0:22:14
Keine einfache Aufgabe wegen der hohen Räume, sondern das war irgendwie so.
0:22:15–0:22:17
Wir machen jetzt einen Medienbruch, weil du vorhin vom Medienbruch gesprochen
0:22:17–0:22:22
hast und jetzt lege ich dir das mal hin, weil ich habe jetzt.
Florian Clauß
0:22:22–0:22:24
Keine Kosten.
Micz Flor
0:22:24–0:22:29
Und Mühen gescheut für diese folge mir das jetzt doch endlich mal zu kaufen.
Florian Clauß
0:22:29–0:22:34
Und was ist von erzählt dass männer fantasien also mit mir ein gebundenes das
0:22:34–0:22:47
kennt das schon buch ist kein geschenk ist mein taschenbuch von männer fantasien von claus theweleit,
0:22:48–0:22:53
Und ja, ich hatte, weil du mir den Hinweis gegeben hast, Theweleit hatte sich
0:22:53–0:22:59
über auch Jahrzehnte mit Krieg auseinandergesetzt und was da für Männer rausgefallen sind.
0:23:00–0:23:02
Aber vielleicht willst du da noch mehr von.
Micz Flor
0:23:03–0:23:06
Genau, ich wollte einfach mal ganz kurz, weil man muss es ein bisschen auch
0:23:06–0:23:10
sehen, dieses Buch, das hat damals Ende der 70er Jahre, kam es in zwei Bänden raus.
0:23:10–0:23:13
Jetzt gibt es in einem band man muss
0:23:13–0:23:16
es sich auch so ein bisschen anschauen weil es damals auf vielen ebenen
0:23:16–0:23:19
sehr wegweisend war
0:23:19–0:23:24
also hat einfach auch eine andere form des akademischen schreibens mit erfunden
0:23:24–0:23:28
ich glaube ensensberger war so jemand der das auch in der richtung gemacht hat
0:23:28–0:23:34
er hat jetzt hier unglaublich viele quellen gesammelt Theweleit hat in kiel
0:23:34–0:23:38
studiert Germanistik und ist dann nach Freiburg gewechselt.
0:23:38–0:23:43
Und in Freiburg war er in der SDS, also
0:23:43–0:23:46
in der sozialistischen deutschen Studentenbewegung, glaube ich, hieß das.
0:23:46–0:23:53
Hat dann auch eben als Linker zwar Radio produziert und wurde dann aber natürlich
0:23:53–0:23:58
er und sein Kollege immer darauf hingewiesen, dass sie als linke Zecken gar nichts sagen dürften.
0:23:58–0:24:00
Deshalb mussten die unglaublich viele O-Töne sammeln um ihre sachen
0:24:00–0:24:03
durchzukriegen und weil bei
0:24:03–0:24:08
o-tönen kann man ja als kann man jetzt so schlecht sagen es sei meinung und
0:24:08–0:24:13
die gleiche idee des quellen sammeln ist hier auch drin also du hast halt hier
0:24:13–0:24:20
ein buch du kannst aber kurz sagen blättert gerade schon so durch weil es ist 1200 seiten fast ja.
Florian Clauß
0:24:20–0:24:25
Ich habe das gefühl sehr viele illustrationen skizzen fotos dabei,
0:24:25–0:24:31
Ich habe das Gefühl, wenn ich jetzt hier so drauf schaue, dass da auch ein sehr
0:24:31–0:24:34
performativer Umgang mit Sprache,
0:24:34–0:24:41
das ja so ein bisschen experimentell, aber auch gleichzeitig viele Zitate dann mit drin hat.
0:24:42–0:24:48
Ja, in der Gesamtheit dieser ganzen, also des Werks, also jetzt Sexualität und
0:24:48–0:24:54
Drill, Die Einzel-Ganzheit Stahlgestalt, solche Überschriften.
0:24:55–0:25:02
Dann auf der nächsten Seite ist Spider-Man oder ein deutscher Sportler zur NS-Zeit
0:25:02–0:25:05
mit einem Trikot abgebildet beim Kugelstoßen.
0:25:06–0:25:10
Und so diese heroischen Mannsbilder.
0:25:12–0:25:16
Also schon interessant, es macht Spaß beim Durchblättern.
Micz Flor
0:25:17–0:25:21
Und weshalb ich da drauf kam, weil du hast halt gesagt, The Zone of Interest.
0:25:22–0:25:26
Und dieses Buch ist ursprünglich, hat sich Theveleid einfach vorgenommen,
0:25:26–0:25:32
hat gesagt, er möchte sich mit diesen Zwischenkriegsfreikorps beschäftigen,
0:25:32–0:25:39
die Leute, die 1919, 1920 die Arbeiteraufstände blutig und brutal niedergeschlagen
0:25:39–0:25:41
haben. Und er hat sich dann die...
0:25:43–0:25:48
Prosa teilweise oder die Aufzeichnung, Briefe, alles, was er sich an Quellen
0:25:48–0:25:51
da hat auftun können, hat er reingenommen.
0:25:51–0:25:53
Und einer davon ist eben Rudolf Höss.
0:25:53–0:26:00
Und hier steht dann zum Beispiel auf Seite 22, Rudolf Höss lief 1917 aus einem
0:26:00–0:26:03
katholischen Kaufmannshaus davon, weil er es nicht mehr aushielt,
0:26:03–0:26:06
dem Krieg nur zuzusehen. Er war 16 Jahre alt.
0:26:06–0:26:09
Als er aus dem Krieg zurückkam, lebten seine Eltern nicht mehr.
0:26:09–0:26:14
Das enthob ihn, seinem Gelöbnis Priester zu werden. kostet ihn aber sein Erbe,
0:26:14–0:26:17
dessen Erhalt an die Erfüllung des Gelöbnisses gebunden war.
0:26:17–0:26:20
Ein Onkel achtete streng darauf, dass die Bestimmungen erfüllt wurden.
0:26:20–0:26:25
Höss fuhr nach Osten. Mit dem Freikorps Rostbach ging es, in Klammer illegal,
0:26:25–0:26:27
ins Baltikum, im Umkreis und so weiter.
0:26:27–0:26:36
Also dieser Freikorps, das waren viele rechts ausgerichtete Menschen aus dem Ersten Weltkrieg,
0:26:36–0:26:40
die sich nach dem Krieg
0:26:40–0:26:46
verbündet haben und die zum Beispiel der Freikorps Rossbach von Paul Wilhelm
0:26:46–0:26:52
Gerhard Karl Rossbach wurde zwischen 1918 und 1921 nach dem Waffenstillstand
0:26:52–0:26:57
zusammengestellt und da war dann Höss auch dabei und die wurden,
0:26:57–0:27:01
und das war eben das Seltsame an dieser Zeit, die man vielleicht so auch gar
0:27:01–0:27:03
nicht mehr sich wirklich vorstellen kann in Deutschland.
0:27:04–0:27:09
Vielleicht nochmal ganz kurz zurück zu den Ursprüngen von Theweleits Umgang mit dem Thema.
0:27:10–0:27:14
Ein Historiker, den er auch aus der Zeit des SDS noch kannte,
0:27:14–0:27:20
Erhard Lukas, hat sich mit dieser Märzrevolution 1920 auseinandergesetzt.
0:27:20–0:27:25
Da ging es um den Ruheaufstand. Und was er da immer wieder gefunden hat,
0:27:25–0:27:30
ist, dass der Freikorps, die halt bereitgestellt wurden von der Regierung,
0:27:30–0:27:32
um dem Einhalt zu gebieten,
0:27:32–0:27:37
dass die unglaublich brutal vorgegangen sind und da gehörte Höss eben auch mit
0:27:37–0:27:38
dazu, der hat sich dem angeschlossen.
0:27:38–0:27:43
Und dass es einfach eine ganze Reihe von Männern gab, die mit einer unglaublichen
0:27:43–0:27:49
Brutalität gegen die Linken, gegen die Arbeiteraufstände, das war ja dann vorher auch in Hamburg,
0:27:49–0:27:54
glaube ich, die Matrosenaufstände, dass die dagegen vorgegangen sind und der
0:27:54–0:27:55
Historiker hat halt gesagt,
0:27:55–0:27:58
du, ich kann damit nichts anfangen.
0:27:58–0:28:02
Die haben mit Mit Schläuchen haben die Frauen erschlagen, die haben mit Gewehrkolben
0:28:02–0:28:05
ins Gesicht geschlagen, die haben die zerstümmelt.
0:28:05–0:28:10
Woher diese unglaubliche Brutalität? Ich kann es nicht verstehen.
0:28:11–0:28:15
Und Thevelyd hat sich damit auseinandergesetzt, hat es irgendwie gesammelt und
0:28:15–0:28:17
hat dann auch immer wieder von Lukas, hatte man im Interview gesagt,
0:28:17–0:28:21
so Sachen zugeschickt bekommen, hat die einfach gesammelt und hat dann irgendwie
0:28:21–0:28:23
versucht, eben in diesen Männerfantasien.
0:28:25–0:28:31
Ein Bild zu malen oder zu gestalten, was versucht, diese Männer zu erklären.
0:28:31–0:28:33
Es ist ein Ausgewählter, man muss es ein bisschen begrenzen.
0:28:33–0:28:37
Es geht ganz speziell um diese Zwischenkriegszeit, es geht ganz speziell um Männer.
0:28:37–0:28:41
Es geht Männer mit einem militärischen Hintergrund schon, also wie Höss,
0:28:41–0:28:44
die halt irgendwie aus den Kasernen kamen.
0:28:44–0:28:49
Und er hat versucht, das zu verstehen und hat sich einfach erst mal,
0:28:49–0:28:53
und das ist schön, wie Theweleit es auch beschreibt, in diese ganzen Materialien
0:28:53–0:28:57
hineingelesen. Also er hat die Texte nicht gelesen, um darin Wissen zu finden,
0:28:57–0:28:59
sondern er hat versucht, das irgendwie auch körperlich zu erleben.
0:28:59–0:29:03
Er hat gemeint, dass zum Beispiel die Leute dann nicht schreiben,
0:29:03–0:29:07
dass ihnen da die Aufständischen entgegenkommen, sondern dann ist es immer gleich
0:29:07–0:29:11
so ein Brei des Abschaums.
0:29:11–0:29:14
Also es ist immer so bedrohlich, alles bedrohlich und dieses Gefühl,
0:29:15–0:29:19
dass der Freikorps halt die Welt retten muss und dass alle anderen irgendwie
0:29:19–0:29:23
falsch und böse sind, also diese Spaltung zwischen dem Guten und dem Schlechten,
0:29:23–0:29:26
das war irgendwie so auffallend, dass er dann irgendwann an den Punkt kam und
0:29:26–0:29:27
hat sich gesagt, Mensch, ey,
0:29:27–0:29:32
das, was die da beschreiben, das erleben die in sich,
0:29:32–0:29:35
aber das kann doch nicht sein, was die sehen.
0:29:35–0:29:39
Wie kann es sein, dass die in sich so etwas erleben?
0:29:39–0:29:41
Und wo kommen diese Fantasien her?
0:29:41–0:29:46
Und eine Sache, die da auch, deshalb kam ich drauf, also das eine war eben diese Verbindung mit Höss.
0:29:46–0:29:51
Das andere war diese Frage eben mit diesem Würgen, also mit dem Würgen,
0:29:51–0:29:55
was Höss da im Film zeigt.
0:29:55–0:29:58
Und man muss auch dazu sagen, dass es eine Szene gibt, die sich erst,
0:29:58–0:30:00
finde ich, mit dem Würgen wirklich erklärt.
0:30:00–0:30:05
Weil kurz vorher sieht man Höss beim Arzt liegen und der klopft ihm den Bauch
0:30:05–0:30:09
ab, fragt alles okay, tut das weh und die Szene bedeutet nicht viel.
0:30:10–0:30:14
Aber in gewisser Weise bedeutet sie eben schon, dieser Mann ist kerngesund körperlich,
0:30:14–0:30:16
wo kommt jetzt aufwändig das Würgen her?
0:30:16–0:30:18
Es ist nicht der Alkohol, es ist nicht die Party und er hatte gerade auch noch
0:30:18–0:30:20
eine medizinische Untersuchung.
0:30:20–0:30:25
Und das ist, finde ich, dann schon auch Ausschluss von Alternativen zu zeigen,
0:30:25–0:30:29
dass in Höss da irgendwas hochkommt, was er nicht eindämmen kann.
0:30:29–0:30:36
Und was dann irgendwie in Theweleits Männerfantasien auch beschrieben wird als
0:30:36–0:30:40
etwas, was da wieder in diesen Texten von diesem Freikorps übers Töten,
0:30:41–0:30:42
wie das so ist, dass am Anfang,
0:30:42–0:30:45
und das habe ich in der letzten Folge auch kurz schon angesprochen,
0:30:45–0:30:51
dass um den nochmal zurückführen, nur 15 bis 20 Prozent haben geschossen, um zu töten.
0:30:51–0:30:55
Die meisten haben nicht geschossen, um zu töten und das wurde dann auch aufgenommen
0:30:55–0:31:00
als Wissen in das Militärtraining in Amerika, um im Vietnamkrieg diese Anzahl
0:31:00–0:31:02
an Schießenden, um zu töten, zu erhöhen.
0:31:03–0:31:05
Und der Grund dahinter ist einfach,
0:31:05–0:31:10
dass das eben eine traumatisierende Erfahrung ist, Menschen zu töten.
0:31:10–0:31:16
Und Theweleit hat beschrieben, wie sich das ändert. Am Anfang die Texte beschreiben,
0:31:16–0:31:21
dass dann große Übelkeit, körperliche Übelkeit auch drin ist in diesem Tötungsakt
0:31:21–0:31:25
und später dann aber eher rauschhaft darüber berichtet wird.
0:31:25–0:31:29
Und da sind bestimmte Faktoren im Werk wahrscheinlich auch mitzuziehen,
0:31:29–0:31:33
weil die anderen das auch machen, aber auch gleichzeitig sich damit dann irgendwie
0:31:33–0:31:38
auseinanderzusetzen oder nicht mehr auseinanderzusetzen, was es mit einem tut.
0:31:39–0:31:43
Und die Tatsache, dass es körperlich als Übelkeit erlebt wird,
0:31:43–0:31:49
kann man so deuten oder könnte man so deuten, Dass es einfach intrapsychische Prozesse sind,
0:31:49–0:31:54
wo man sich gegen seine eigenen Instinkte des Tötens irgendwie auflehnt,
0:31:54–0:32:00
die man intrapsychisch nicht mehr als Konflikt geregelt kriegt und die ihn auf den Körper schlagen.
0:32:00–0:32:05
Der Körper ist dann der Ort, so wie man Psychosomatik auch versteht heute,
0:32:05–0:32:09
dass es in dem Moment der innere Konflikt so groß ist, dass der nicht intrapsychisch
0:32:09–0:32:14
gehalten werden kann, sondern dass dann die Übelkeit, der Körper ist dann einfach davon betroffen.
0:32:14–0:32:18
Der Körper zieht dann vielleicht sogar die Aufmerksamkeit vom Geschehen ab.
0:32:19–0:32:21
Man ist dann mehr wieder bei sich, was auch ein Schutzfaktor sein kann,
0:32:21–0:32:23
wenn man einfach nicht mehr so mit der Situation verbunden ist.
0:32:24–0:32:27
Und das lässt dann irgendwann nach und danach wird es einfach rauschhaftes Töten.
Florian Clauß
0:32:27–0:32:32
Man weiß ja nicht, ob es eine Übelkeit ist oder es ist dieser Wirkreflex, der da hochkommt.
0:32:32–0:32:36
Es ist ja so, dass er will ja dann was auswirken, was nicht da ist.
0:32:36–0:32:39
Er kommt ja gar nicht so ins Kotzen rein, sondern es ist einfach nur dieses
0:32:39–0:32:46
trockene Wirken. Ja, dass man eine unglaubliche körperliche Präsenz dann so schafft.
0:32:46–0:32:53
Das war auch jetzt bezugnehmend auf unsere letzte Folge,
0:32:53–0:32:58
also die vorletzte Folge, da hatte ich ja berichtet, ich hatte dann auch von
0:32:58–0:33:03
Karolin Emke den Streitraum geguckt, wo dann auch Zone of Interest Anlass war,
0:33:03–0:33:06
um sich dann Gewalt in Filmen zu schauen.
0:33:06–0:33:10
Und einige Filme, die dann über Nazitäter und Holocaust berichten,
0:33:10–0:33:12
rauszunehmen und da war auch.
0:33:13–0:33:20
Und bei The Act of Killing gab es auch eine Szene, das beschreibt die Täter
0:33:20–0:33:24
in Indonesien, den Massaker von 1965,
0:33:25–0:33:29
wo das Militär im Militärputsch dann quasi so ein grünes Licht für alle,
0:33:30–0:33:35
für normale Leute dann gegeben hat, andere umzubringen. Da haben sich so Freikorps auch gebildet.
0:33:35–0:33:41
Und dieser Film, The Act of Killing von 2011, berichtet dann eben von einem
0:33:41–0:33:44
ehemaligen Täter, der sich noch immer mit seinen Taten berüstet,
0:33:44–0:33:47
wie er dann halt Menschen ermordet hat.
0:33:47–0:33:51
Und geht an den Ort des Geschehens, zeigt, wie er das dann halt auch gemacht hat.
0:33:52–0:33:56
Und man folgt ihm dann am Ende des Films nochmal zu diesem gleichen Ort.
0:33:56–0:34:01
Und an dieser Stelle in dem fängt er dann auch so an zu würgen.
0:34:01–0:34:02
Und sehr ähnlich zu dem Reflex.
Micz Flor
0:34:02–0:34:04
Aber ist das gespieltes Würgen?
Florian Clauß
0:34:04–0:34:08
Nein, das ist echt. Das ist kein gespieltes Würgen, das ist wirklich ein echtes Würgen.
0:34:08–0:34:13
Und da kam auch in diesem Streitraum die These auf,
0:34:13–0:34:18
dass man weiß, dass Jonathan Glaser diesen Film gesehen hat,
0:34:18–0:34:23
dass er dann höchstwahrscheinlich diesen körperlichen Reflex auf die Taten,
0:34:23–0:34:27
was auch immer, was da vorgeht, dass er das dann aus diesem Film übernommen
0:34:27–0:34:31
hat und ihn in die Figur von Höss gelegt hat. Finde ich plausibel.
0:34:32–0:34:37
Wobei Höss, da habe ich auch nochmal eine andere, so eine kritische Quelle gesehen,
0:34:37–0:34:41
gelesen, dass Höss selber seine Biografie so ein bisschen, also es stimmt nicht
0:34:41–0:34:45
unbedingt, dass er dann ins Ersten Weltkrieg dann freiwillig gegangen ist.
0:34:45–0:34:47
Das hat er sich selber in die Biografie geschrieben.
Micz Flor
0:34:47–0:34:50
Ja, also ein paar Medaillen hat er sich selber reingeschrieben.
0:34:50–0:34:55
Es gibt so grobe Sachen, die stimmen und es gibt einige Sachen,
0:34:55–0:34:56
die explizit inzwischen widerlegt wurden.
Florian Clauß
0:34:56–0:35:01
Genau, die wurden dann widerlegt, aber was wohl stimmt, ist diese Brutalität,
0:35:01–0:35:04
die er dann als freier Korb hatte und wo er auch in einem Prozess,
0:35:04–0:35:07
wo er aber gegen einen Kameraden zu Tode geschlagen hat. Das ist auch so ein
0:35:07–0:35:09
bekannter Prozess. Ich habe den Namen vergessen.
0:35:09–0:35:15
Da zeigt er auch diese brachiale Brutalität, die er aber anscheinend,
0:35:15–0:35:19
so was man dann so in Wikipedia und so weiter in den Quellen lesen kann,
0:35:19–0:35:22
als Kommandant dann ja nicht mehr so ausführt.
0:35:22–0:35:29
Da ist er ja wirklich quasi der Lagerkommandant, der dann immer nur überwacht,
0:35:29–0:35:33
dass die Tötungen und alles so ordentlich ausgeführt werden.
0:35:33–0:35:38
Also diese Ordentlichkeit, das ist so seine Charaktereigenschaft,
0:35:38–0:35:43
die dann auch eben diese Gründlichkeit dann auch zeigt,
0:35:43–0:35:49
wie er dann halt die Ermordung dann auch so in die Praxis umführt.
Micz Flor
0:35:49–0:35:54
Ja, bei mir ist auch nochmal so als Selbstmitteilung diese Körperlichkeit auch spürbar.
0:35:55–0:36:00
Also mir ist seit, also wir nehmen jetzt ja dann auf, jetzt schon die vierte
0:36:00–0:36:03
Stunde oder so, mir ist so die ganze Zeit so ein bisschen übel.
0:36:03–0:36:04
Ich habe es gefühlt mir so sehr.
0:36:04–0:36:11
Ich bin sehr aufgeregt, es ist ein so unfassbares Thema, dass ich das Gefühl habe, man,
0:36:13–0:36:17
Also ich, nicht man, ich muss jetzt irgendwie, ich darf eigentlich gar nichts
0:36:17–0:36:21
sagen, aber alles, was ich sage, ist hoffentlich richtig genug,
0:36:22–0:36:23
dass man das irgendwie nicht falsch verstehen könne.
0:36:23–0:36:28
Also es ist unglaublich belastend und auch das, das ist ja das vegetative Nervensystem,
0:36:29–0:36:33
was halt dann so diese Übelkeit hervorruft.
0:36:33–0:36:37
Und die psychodynamische Theorie, das hatte ich ja vorhin schon kurz erwähnt,
0:36:37–0:36:41
sagt in der Tat, das ist bei Mitscherlich auch, kann ich das nochmal verlinken,
0:36:41–0:36:45
dass halt in dem Moment, wenn intrapsychisch Konflikte nicht gehalten,
0:36:45–0:36:47
bearbeitet, ausgehalten werden können,
0:36:47–0:36:50
dann schlägt es auf somatische durch.
0:36:50–0:36:52
So kommen dann irgendwie die
0:36:52–0:36:59
Verspannungen, die Geschwüre, das ist die psychodynamische Erklärung dazu.
0:36:59–0:37:03
Das Theweleitbuch Männerfantasien, was ich sehr gut finde an dem,
0:37:03–0:37:07
wie er arbeitet, da ist, dass er das wirklich manchmal auch als Musik beschrieben
0:37:07–0:37:11
hat, Aber vor allen Dingen auch merkst du, dass er das körperlich erlebt,
0:37:11–0:37:12
dass er versucht, sich da reinzudenken.
0:37:12–0:37:15
Wie kann man sowas schreiben? Was erleben die da?
0:37:16–0:37:21
Und das, was kritisiert wird, zum Beispiel, dass es sehr heteronormativ ist,
0:37:21–0:37:26
weil es geht um Männer und Frauen, ist natürlich auch dem Forschungsgegenstand geschuldet.
0:37:26–0:37:30
Das ist ja genau das, was er sich angeschaut hat.
0:37:30–0:37:35
Wie kann es sein, dass diese Männer so wurden? Und die Urthese,
0:37:35–0:37:38
die er da drin hatte, nachdem er gemerkt hat, ach, dieses ganze Brei,
0:37:38–0:37:43
der auf die zukommt, der ist von innen. Das ist ein innerer Tumult, innere Unruhe.
0:37:43–0:37:48
Da hat er sich dann verschiedene psychodynamische Theorien auch zusammengepflückt,
0:37:48–0:37:52
um dann Werkzeugkasten zu kriegen, um das beschreiben zu können.
0:37:52–0:37:58
Und die Hypothese ist halt, das sind halt Menschen, die sehr früh als Kind schon...
0:38:00–0:38:04
Von der Mutter weggerissen wurden oder von der Mutter verlassen wurden und vom
0:38:04–0:38:07
Vater in die Welt geprügelt, so hat er es, glaube ich, mal ausgedrückt.
0:38:07–0:38:13
Diese Idee, dass also die frühkindliche Entwicklung in den ersten zwei,
0:38:13–0:38:16
drei Jahren, dass die nicht gut vollzogen wurde.
Florian Clauß
0:38:16–0:38:21
Entschuldigung, weil du das jetzt so ausführst, was ist jetzt nochmal der Punkt
0:38:21–0:38:25
dahin? Es geht darum, um diese Pathologie des Täters zu erklären.
Micz Flor
0:38:25–0:38:30
Ja, das, was Theweleit dann eben tut, er sagt, was da passiert,
0:38:31–0:38:38
ist, dass die Individuationsphase, also eine natürliche Entfernung, nicht möglich ist.
0:38:39–0:38:43
Davor steht noch von Margret Mahler auch dieser Hinweis, dass der Mensch einfach
0:38:43–0:38:45
in Anführungszeichen zu früh geboren wurde.
0:38:45–0:38:50
Theweleit nennt das nicht zu Ende geboren. Also diese Männer sind alle nicht
0:38:50–0:38:55
zu Ende geboren, weil Mahler schon darauf hingewiesen hat, dass das,
0:38:55–0:38:58
was bei anderen Tieren noch in Utero passiert,
0:38:58–0:39:02
also in der Gebärmutter, das muss der Mensch schon im Sozialen leisten.
0:39:02–0:39:07
Da muss die Mutter oder die Bezugsperson helfend verfügbar sein,
0:39:08–0:39:12
damit das Kind, was schon geboren wurde, in der Welt gut ankommen kann.
Florian Clauß
0:39:12–0:39:18
Aber das heißt, das Geborenwerden des Kindes, wo es noch nicht ganz ausgereift
0:39:18–0:39:22
ist, da gibt es dann eine ganz starke gesellschaftliche Verantwortung,
0:39:22–0:39:25
beziehungsweise was sich dann halt in Mutter, Kind...
0:39:25–0:39:29
Aber du hast im Prinzip die Ausreifung als sozialen Prozess,
0:39:29–0:39:33
deswegen ist ja der Mensch so höchst sozial angelegt. Könnte man ja daraus schließen.
Micz Flor
0:39:33–0:39:39
Genau, also diese sehr frühkindlichen, notwendigen Hilfen, die man als Säugling
0:39:39–0:39:44
braucht, die sind schon einfach soziale Leistungen, die man als Säugling auch erbringt.
0:39:44–0:39:48
Man ist da irgendwie mit anderen in Kontakt, weil sonst kann man auch einfach nicht überleben.
0:39:50–0:39:55
Ich kann das jetzt so verkürzt nicht so gut aufführen, aber die Idee ist einfach,
0:39:55–0:39:58
dass alles, was dann an Struktur, an Ordnung, an Außen passiert,
0:39:59–0:40:05
auch an Gleichschritt passiert, einfach alles der Abwehr des inneren Zerfalls dient.
0:40:05–0:40:09
Er deutet das so mit dieser Theorie und das besagt dann nach ihm,
0:40:09–0:40:17
dass wenn diese Menschen dann in die Welt schauen, dann sehen sie sich und alle anderen sind böse.
0:40:17–0:40:20
Ja, es geht immer um die anderen. Das können jetzt die Juden sein,
0:40:20–0:40:24
es kann der Islam sein, es können die Christen sein, es können auch andere Deutsche
0:40:24–0:40:25
sein, es können die Kommunisten sein.
0:40:26–0:40:28
Und dann ist immer ganz klar, dass die Person auf der guten Seite,
0:40:28–0:40:31
Es ist alles so böse und gehört vernichtet.
0:40:31–0:40:35
Dann kommt eben das, was ich vorhin gesagt habe, eben mit diesen ersten Momenten
0:40:35–0:40:42
in der Gewalt, wo es noch körperliche Antwort auf diesen Sprung über moralisch
0:40:42–0:40:45
intrinsische instinktive Thematiken gibt,
0:40:46–0:40:49
aber danach ist man einfach Teil von dem Guten, von dem Richtigen.
0:40:52–0:40:56
Ich musste, auch wenn es eine absurde Filmreferenz ist, ich musste so ein bisschen
0:40:56–0:40:59
an diesen dritten Prequel von Star Wars denken.
0:40:59–0:41:09
Wo dann ist Anakin, der dann die ganzen Kinder im Kindergarten umbringt.
0:41:09–0:41:14
Das ist ja so eine Szene, die da nochmal auch reingebaut wird,
0:41:14–0:41:18
damit wir wirklich jetzt mit diesem Charakter abschließen.
0:41:18–0:41:22
Wir sind ja eingeladen, uns mit dem zu verbinden und wir können uns nur wirklich
0:41:22–0:41:27
von dem trennen, wenn wir sehen, wie der, wir sehen es nicht,
0:41:27–0:41:30
aber wir wissen es, wenn wir es sehen würden, das wäre nochmal was anderes,
0:41:30–0:41:32
aber dass er jetzt diese Kinder alle umbringt.
0:41:32–0:41:36
Was für den Film, also um wir, dass wir jetzt zu dem Film zurückkommen,
0:41:36–0:41:38
ist es so, dass die Entwicklung,
0:41:38–0:41:43
die Theweleit beschreibt, von diesen jungen Männern, die alle eben von ihren
0:41:43–0:41:47
Müttern verlassen oder weggerissen, von den Vätern verprügelt,
0:41:48–0:41:52
von den Kadettenanstalten geschniegelt, gestriegelt und eingetaktet wurden,
0:41:52–0:41:59
die dann am Ende des Ersten Weltkrieges auch als Verlierer zurückkamen.
0:41:59–0:42:06
In ein Deutschland hinein, das damals von der SPD geführt nach dem Versailler
0:42:06–0:42:08
Vertrag auch kein Heer mehr hatte.
0:42:08–0:42:11
Das waren nur 100.000 Leute, glaube ich, zur Sicherung.
0:42:11–0:42:17
Und dann hat die Regierung auf die Freikorps gesetzt,
0:42:17–0:42:24
hat die eingesetzt, um die Ostgrenzen zu schützen vor Russland und auch gleichzeitig
0:42:24–0:42:27
die Arbeiteraufstände niederzuschlagen.
0:42:27–0:42:32
Und da passierte es dann, dass eben diese unglaubliche Brutalität sichtbar wurde.
0:42:32–0:42:37
Wenn man das dann eben weiter verfolgt, dann kommt man in Auschwitz-Konzentrationslager an,
0:42:37–0:42:47
wo jemand all dieses Verstumpfen schon durchlebt hat und dann eben zehn Jahre später,
0:42:49–0:42:57
sowas einfach emotionslos und nach Ingenieurprinzipien entwickeln und leiten kann.
Florian Clauß
0:42:57–0:43:07
Okay, wir haben ein Erklärungsmuster, das uns zumindest diese unhypatische Art
0:43:07–0:43:12
von Hösten ein bisschen einordnen lassen kann.
Micz Flor
0:43:12–0:43:17
Wenn wir dann zurück zum Film kommen, weil da würde ich schon auch noch mal
0:43:17–0:43:18
ein paar Sachen dazu sagen.
0:43:19–0:43:25
Vielleicht gar nicht so sehr das formale also ich fand es ganz gut zu wissen
0:43:25–0:43:31
relativ schnell dass ich das lager nicht sehen werde und das hat mich wirklich
0:43:31–0:43:34
erleichtert dass er was für mich leichter diese film zu schauen ja.
Florian Clauß
0:43:34–0:43:37
Das war glaube ich auch für andere
0:43:37–0:43:43
so nahe klar dass es gibt kein gibt ein darstellungsverbot des lagers.
Micz Flor
0:43:43–0:43:48
Genau und das hat dann natürlich wieder mit so Repräsentationsdiskurs auch zu tun.
0:43:50–0:43:55
Wer kann wen wie inszenieren und darstellen und das Filmen und Schneiden,
0:43:56–0:43:57
also wer hat da die Hoheit?
0:43:57–0:44:04
Ich habe da viel darüber nachgedacht. Ich fand die, die emotionalste Szene war
0:44:04–0:44:08
für mich die Szene, wo der große Bruder seinen kleinen Bruder im Gewächshaus eingesperrt hat.
0:44:08–0:44:11
Da ging es mir wirklich unter die Haut.
0:44:11–0:44:19
Bei allem anderen blieb ich sehr distanziert und gleichzeitig hatte ich so das
0:44:19–0:44:22
Gefühl, auf so einer rationalen Ebene kann man nichts gegen den Film sagen.
0:44:23–0:44:26
Man muss ihn gut heißen und er war irgendwie so fürchterlich,
0:44:26–0:44:31
aber fürchterlich im Kopf, nicht im Herz für mich. Ich weiß nicht, wie es dir damit ging.
Florian Clauß
0:44:31–0:44:36
Ja, also vielleicht muss man dann auch so ein bisschen genauer drauf schauen,
0:44:36–0:44:40
wie dieser Film überhaupt entstanden ist, weil das ist glaube ich auch einzigartig,
0:44:40–0:44:42
was der Glaser gemacht hat.
0:44:42–0:44:47
Ja, ich fand bei dem Film, das hatte ich in der letzten Folge auch gesagt,
0:44:47–0:44:53
also ich fand den im Nachhinein, fand ich den bemerkenswerter als beim Schauen,
0:44:53–0:44:57
so direkt raus, weil bei dem Film ging es mir so, dass,
0:44:57–0:45:02
ich dann so die ersten zehn Minuten gesehen habe und mir dann schon klar war.
0:45:03–0:45:05
Der wird sich nicht ändern, der bleibt dabei.
0:45:05–0:45:11
Das, was er dann in den ersten zehn Minuten erzählt, führt er dann halt den Rest des Filmes aus.
0:45:11–0:45:15
Da gibt es nichts, was noch irgendwie überrascht oder so.
0:45:15–0:45:22
Und deswegen fand ich den sehr geradlinig, hat nichts Überraschendes da drin.
0:45:22–0:45:28
Aber er hat den Punkt sehr stark ausgebaut und unterstrichen, den er gemacht hat.
0:45:29–0:45:33
Aber wenn man sich anschaut, wie der Film entstanden ist,
0:45:34–0:45:39
der Jonathan Glaser hat, wie gesagt, auch mit den Schauspielerinnen dann auch
0:45:39–0:45:46
wirklich lange Vorgespräche gehabt, hat die dann auch auf die Rollen unterschiedlich hingefühlt.
0:45:47–0:45:52
Sandra Hüller hat zum Beispiel in einem Interview erzählt, dass sie einen Ausschnitt
0:45:52–0:45:56
bekommen hat von dem Drehbuch und jetzt auch noch gar nicht wusste,
0:45:56–0:46:01
wurde nicht gesagt, wer, von wem und welchen Inhalt dieser Film hatte.
0:46:01–0:46:07
Und sie wurde dann so zum Vorsprechen eingeladen und hat das dann halt einfach so gemacht.
0:46:09–0:46:13
Und dann kam halt Schritt für Schritt raus, okay, Jonathan Glaser macht dann
0:46:13–0:46:17
über Hössen Porträt und so weiter. Und dann kam das erstmal so,
0:46:17–0:46:21
okay, bei Christian Friedl war das halt komplett anders.
0:46:21–0:46:27
Der hatte erstmal lange Vorgespräche mit Gläser, dann über seine Rolle,
0:46:27–0:46:31
über die Figur und kam dann so quasi zu der Figur.
0:46:31–0:46:35
Also das heißt, es hat sich da in diesen Vorgesprächen, das sagen auch beide
0:46:35–0:46:40
Schauspieler, sagen dann auch immer wieder so, das Wichtigste an dem Film waren
0:46:40–0:46:42
einfach die Gespräche mit Gläser.
0:46:42–0:46:46
Da hat sich so ein unglaubliches Vertrauen auch in ihn gebildet und das ist
0:46:46–0:46:48
so die Art, wie er dann halt rangegangen ist.
0:46:48–0:46:53
Und dann war die Frage, also wo spielt dieser Film?
0:46:53–0:46:57
Und irgendwann war dem Team auch schon klar, der muss in der,
0:46:57–0:46:59
also dort, wo es passiert,
0:47:00–0:47:06
der Film passieren. Das heißt, der muss in The Zone of Interest spielen.
0:47:07–0:47:12
Zone of Interest ist auch ein Euphemismus, der Interessensgebiet heißt.
0:47:13–0:47:19
Interessensgebiet ist dann quasi die Zone um ein KZ, wird Interessensgebiet genannt.
0:47:20–0:47:24
Das ist The Zone of Interest.
0:47:24–0:47:29
Und in Auschwitz war halt diese Zone sehr groß.
0:47:29–0:47:33
Ja, und das ist halt auch wieder so auf dieser Filmmetaebene.
0:47:33–0:47:38
The Zone of Interest ist gleichzeitig in The Zone of Interest und spielt dann
0:47:38–0:47:40
halt quasi da vor Ort in den Kulissen.
0:47:41–0:47:47
Und dann hatten die tatsächlich auch das Haus, die von der Familie Höss bewohnt war.
0:47:48–0:47:51
Das war aber zu sehr runtergekommen und die haben dann daneben,
0:47:51–0:47:55
also nicht weit von dem Originalhaus entfernt, haben die dann ein komplettes
0:47:55–0:47:58
Haus neu gebaut, haben diesen Garten angepflanzt.
Micz Flor
0:47:59–0:48:01
Wie das Haus war gebaut worden?
Florian Clauß
0:48:01–0:48:04
Ja, das Haus ist gebaut worden, weil die gesehen haben, dass die können das
0:48:04–0:48:09
in diesem Haus, im Originalhaus, nicht so umsetzen, weil das viel zu marode war.
0:48:10–0:48:11
Und deswegen haben die ein komplettes
0:48:11–0:48:16
Haus daneben gebaut, was dann so aussieht wie das Haus von Höss.
0:48:17–0:48:21
Das Ganze, also diesen Garten aufgebaut, bepflanzt und so weiter.
0:48:21–0:48:27
Es war auch dann mehrere Monate, das Projekt, und dann gibt es in diesem ganzen
0:48:27–0:48:31
Film keinen Kameramann.
0:48:31–0:48:36
Der hat ganz viele Kameras in dem Haus installiert, teilweise,
0:48:36–0:48:39
die waren nicht versteckt, aber die waren halt in dem Haus irgendwo,
0:48:39–0:48:41
das ja auch verschiedene Blinkwinkel hatte.
0:48:41–0:48:47
Es gab ein ganzes polnisches Kamerateam, die dann im Prinzip diese Kameras gesteuert
0:48:47–0:48:51
haben, in einem Keller von dem Haus oder weiter weg in einem eigenen Gebäude.
0:48:52–0:48:59
Die ganze Regiearbeit bestand darin, dass die dann wirklich nur von außen beobachtet haben.
0:48:59–0:49:04
Die Schauspielerinnen waren erstmal in dieser Situation auf sich gestellt.
0:49:04–0:49:10
Und das macht diesen Film so eigenartig. Beim Gucken dachte ich,
0:49:10–0:49:15
der ist so ein Theaterfilm.
Micz Flor
0:49:15–0:49:18
Ich habe auch so ein bisschen an die Dogmasachen gedacht.
Florian Clauß
0:49:18–0:49:21
Genau, es war so ein Dogma.
Micz Flor
0:49:21–0:49:23
Von der Energie her.
Florian Clauß
0:49:23–0:49:31
Ja, von der Sprache her. Und das mit dem Wissen, wie das Setting aufgebaut war,
0:49:31–0:49:33
die waren so für sich geschlossen.
0:49:33–0:49:39
Also diese Konzentration der Schauspieler aufeinander, die ist spürbar in dem ganzen Film.
0:49:39–0:49:44
Und das ist so erklärbar, weil die auch, und das ist halt so unüblich beim Film,
0:49:44–0:49:47
normalerweise müssen ja schauspieler auf den
0:49:47–0:49:51
punkt agieren was heißt
0:49:51–0:49:54
du hast ja dieses ganze set du
0:49:54–0:49:57
hast die ganzen funktionsleute die dann im film arbeiten du
0:49:57–0:50:04
hast die maske du hast die community managers du hast irgendwie den kameramann
0:50:04–0:50:10
ja oder frau dann ist die so beschreibt das sandra höller in einem interview
0:50:10–0:50:14
sie meint die meiste zeit beim film ist immer mit Warten verbunden und dann
0:50:14–0:50:17
Action und dann lieferst du das,
0:50:17–0:50:22
ja, musst auf den Punkt genau die Emotion liefern und dann Cut und dann wird umgebaut,
0:50:22–0:50:27
ja, also das heißt, wenn man Filme guckt, dann hört man ja manchmal im Kopf diese,
0:50:28–0:50:32
man sieht dann halt die Einstellung und dann ist halt immer die Frage und das
0:50:32–0:50:38
finde ich halt so krass bei dem Film, weil dieses Feld ist komplett weggefallen.
0:50:38–0:50:44
Die haben dann eine Szenenvorgabe bekommen und haben die gespielt.
0:50:44–0:50:49
Die haben sich von außen nicht eingemischt. Das heißt, die haben das teilweise
0:50:49–0:50:52
so weiterlaufen lassen, dass die dann halt eine Dreiviertelstunde lang diese
0:50:52–0:50:56
Szene gespielt haben und selber als Schauspieler entschieden haben.
0:50:57–0:51:01
Ja, wir machen jetzt nochmal, wir fangen die nochmal an.
0:51:01–0:51:06
Oder was ausprobiert haben, angefangen haben zu improvisieren und alles in diesem
0:51:06–0:51:07
Haus war so funktionsfertig.
Micz Flor
0:51:08–0:51:13
Ja, da muss ich auch wieder in den Dogma denken, wo doch Hans von Trier auch
0:51:13–0:51:17
meinte, dass damals eben auch zum ersten Mal so auf,
0:51:20–0:51:23
Kameras gefilmt wurden, also Video quasi gefilmt worden konnte,
0:51:23–0:51:26
was dann ins Kino kam, wo man es dann später nochmal vergrößert hat,
0:51:26–0:51:29
sodass zum ersten Mal einfach die Kamera auch bei Idioten laufen lassen konnte.
0:51:30–0:51:34
Und das ist ja dann auch so, den Film hätte man so gar nicht machen können.
0:51:34–0:51:38
Das heißt, auch die Mittel, mit denen dieser Film hergestellt wurde,
0:51:38–0:51:43
waren jetzt einfach reif genug, dass man das in dieser unglaublich guten Kinoqualität
0:51:43–0:51:44
auch so einfangen konnte.
Florian Clauß
0:51:45–0:51:49
Und es gibt überhaupt kein künstliches, also es gibt kein künstliches Licht
0:51:49–0:51:54
bei den Filmen, ist alles mit, also da zeichnet sich ja auch die Qualität der Kamera aus.
Micz Flor
0:51:54–0:51:55
Ist ja wirklich fast ein Dogma-Film.
Florian Clauß
0:51:55–0:51:57
Es ist ein Dogma-Film.
Micz Flor
0:51:57–0:51:59
Also bis auf die Musik, die ist ja eingespielt.
Florian Clauß
0:51:59–0:52:05
Naja, also die Musik war eingespielt und die Soundkulisse ist auch eingespielt,
0:52:05–0:52:13
das heißt, das hat Gläser auch den Schauspielern gesagt, dass der Sound dann später drauf kommt.
0:52:13–0:52:17
Das heißt, die hatten kein Original-Sound im Setting, sondern der wurde dann
0:52:17–0:52:21
später eingespielt und Und der Sound ist halt so wichtig, weil der Sound eigentlich
0:52:21–0:52:23
der zweite Film im Film ist.
0:52:23–0:52:28
Der zweite Film, der hinter dem Zaun spielt, hinter der Mauer und was wirklich
0:52:28–0:52:33
abgeht. Und den sieht man nicht, aber gleichzeitig bekommt man den Film mit
0:52:33–0:52:38
und das Gespür von dem Film und dieses ganze Grauen in diesem Sound.
0:52:38–0:52:43
Und das ist halt so krass. Ich meine, der Auftakt von dem Film ist ja auch dann
0:52:43–0:52:46
so ein, du siehst ja dann erstmal so ein Vorspiel.
0:52:47–0:52:49
Ja, so ein Vorspiel von...
Micz Flor
0:52:49–0:52:51
Am Strand, also an dem Fluss.
Florian Clauß
0:52:51–0:52:56
Nee, nee, du siehst, also du hast ja wirklich erst mal dunkel und dann hast du nur Musik.
0:52:56–0:53:01
Und du wirst ja so auf den Film eingestimmt erst mal. Und dann geht ja erst die Handlung los.
0:53:03–0:53:07
Damit wird ja die exponierte Rolle der Musik ja auch so eingeläutet.
0:53:08–0:53:10
Und dann gibt es dieses...
Micz Flor
0:53:10–0:53:13
Ja, wobei, das möchte ich kurz als Fußnote, weil da möchte ich gar nicht mehr
0:53:13–0:53:16
groß drüber reden. Das hatte ich vorher schon mal gelesen und da war ich ein
0:53:16–0:53:18
bisschen underwhelmed, weil so viel Musik war da gar nicht drin.
0:53:19–0:53:22
Also dieses Pumpen, da habe ich so viel drüber gehört. Das war am Anfang,
0:53:22–0:53:23
das war ganz zum Schluss.
0:53:23–0:53:27
Aber so in der Mitte hatte ich jetzt gar nicht das Gefühl, dass auch...
Florian Clauß
0:53:27–0:53:34
Also diese ganze Kulisse von Schreien, von diesem Dröhnen, von dieser Industrie des Tötens.
0:53:36–0:53:40
Er hat in einem Interview gesagt, dass er dafür viele Feldaufnahmen genommen
0:53:40–0:53:44
hat. weil man muss natürliche Schreie haben.
0:53:44–0:53:49
Das heißt, sie sind dann nachts rausgegangen und haben halt in bestimmten Ecken
0:53:49–0:53:54
gewartet, wo klar war, dass dann halt irgendwie so am Wochenende gibt es da halt Geschrei.
0:53:54–0:53:59
So haben sie halt auch bestimmte Soundkulisse aufgebaut.
0:54:00–0:54:05
Also es ist ein ganzes Projekt. Es waren so ganz viele Entscheidungen,
0:54:05–0:54:07
die zu diesem Setting dann auch geführt haben.
0:54:07–0:54:10
Und es ist immer die Frage, wie kann man sich repräsentativ,
0:54:11–0:54:15
diesem Thema annähern. Was ich so faszinierend finde, ist das wirklich so,
0:54:16–0:54:21
Sandra Hüller und Christian Friedl sind ja in ihren, also die wollen ja nicht,
0:54:21–0:54:25
sie wollen sich ja nicht wirklich mit diesen Leuten identifizieren,
0:54:25–0:54:26
mit den historischen Figuren.
0:54:27–0:54:30
Gleichzeitig stellen sie die in so einer Alltagssituation dar.
0:54:31–0:54:34
Das heißt, sie müssen irgendwie auch sich rein empfinden,
0:54:34–0:54:38
ja aber genau diesen kontrast zwischen
0:54:38–0:54:41
also da liegt schon im settings von
0:54:41–0:54:44
so eine verfremdung mit drin die auch irgendwie spürbar
0:54:44–0:54:47
ist also das heißt den geht es nicht darum
0:54:47–0:54:50
sich da irgendwie rein zu empfinden aber dann wieder doch irgendwie darzustellen
0:54:50–0:54:55
es ist ein bruch in der in dem ganzen in der ganzen inszenierung aber so ein
0:54:55–0:55:01
künstlicher bruch der dem thema so adäquat zukommt ja das ist dann halt auch
0:55:01–0:55:05
nur so irgendwie erfüllt werden kann. Weißt du, was ich meine?
Micz Flor
0:55:05–0:55:09
Das stimmt, aber da möchte ich auch nochmal sagen, Sandra Hüller mag ich ja
0:55:09–0:55:11
sowieso sehr als Schauspielerin.
0:55:11–0:55:14
Bin ich nicht alleine, das weiß ich, aber ich fand das so irre,
0:55:14–0:55:16
als die am Anfang sich bewegte.
0:55:16–0:55:21
Es ist ja eine Frau, so einfach noch eine junge Frau, ist keine Oma und so und
0:55:21–0:55:23
trotzdem hatte die diesen Hüftschwung drauf,
0:55:24–0:55:27
der so ein Oma-Hüftschwung war, der aus der Zeit oder ich hatte so das Gefühl,
0:55:27–0:55:31
ich habe auch so einen Moment lang meine Oma da gesehen, so ein bisschen so
0:55:31–0:55:35
die, die, ich kann es auch nicht nachmachen oder beschreiben,
0:55:35–0:55:37
aber da war sowas so Trümmerfrauenmäßiges dann.
0:55:38–0:55:40
Das war ja keine Trümmerfrau nicht, aber ich hatte wirklich das Gefühl,
0:55:40–0:55:41
dass sie aus einer anderen Zeit kommt.
0:55:41–0:55:44
Einfach nur in der Art, wie sie da am Anfang einmal aufgestanden ist,
0:55:45–0:55:47
sich so ein bisschen an die Hüfte gefasst hat und durch die Tür gelaufen ist.
Florian Clauß
0:55:47–0:55:51
Ja, das hat so was Brachiales, ja. Ich fand es an der Stelle so ein bisschen
0:55:51–0:55:52
overacted, muss ich sagen.
0:55:52–0:55:57
Weil du hast gemerkt, okay, sie sucht sich da irgendwas als Schauspielerin,
0:55:57–0:56:02
dass sie der Figur dann so näher kommt und hat dann halt diese Körper,
0:56:02–0:56:06
dieses im Prinzip, diese nicht flüssige Bewegung, dieses Abgehackte und dieses
0:56:06–0:56:09
Humpelnde, ja, so in Ansätzen.
Micz Flor
0:56:09–0:56:11
Ich fand es sehr, sehr schön.
Florian Clauß
0:56:11–0:56:15
Bei mir war das halt so der Punkt, wo ich dann da, ja, okay,
0:56:15–0:56:17
aber ich meine, wir gehen in die Richtung weiter.
0:56:18–0:56:21
Also ich finde es auch eine wahnsinnige Leistung von den Kindern,
0:56:21–0:56:24
die da mitgespielt haben, weil ich auch gerade,
0:56:24–0:56:29
die Kinder haben ja alle irgendwie einen Schuss, ja, durch diese Situation,
0:56:29–0:56:38
Die Tochter ist dann am Schlafwandeln und der Vater holt sie dann immer rein und legt sie dann hin.
0:56:38–0:56:43
Der Sohn spielt dann, der hat immer so ganz eigenartige...
0:56:45–0:56:46
Spiele dann, die er macht.
Micz Flor
0:56:46–0:56:47
Der kleinere.
Florian Clauß
0:56:47–0:56:51
Der kleinere. Ja, der dann eine Kampfszene oder...
Micz Flor
0:56:51–0:56:55
Mit der Trommel da und er spielt so alleine und draußen hörst du dann halt wie nebenan,
0:56:57–0:57:04
ein Nazi halt dann einen Insassen oder Insassin so anmacht und...
Florian Clauß
0:57:04–0:57:08
Wegen der Äpfel. Das ist die Szene, wo dann halt auch der Apfel dann gefunden wird.
0:57:08–0:57:12
Und dann hörst du das auf der Tonebene.
Micz Flor
0:57:12–0:57:16
Und dann ist aber dieser Junge sagt nix und sagt, er hört aber zu oder weiß
0:57:16–0:57:20
nicht, ob er zuhört oder ausblendet, aber dann sagt er irgendwann, mach das nie wieder.
0:57:20–0:57:24
Und du weißt halt nicht, ob dieser Satz, das heißt, bitte mach das nie wieder,
0:57:24–0:57:29
ich halte es hier nicht mehr aus, oder als ob er den Werther schon imitiert.
0:57:30–0:57:31
Das ist eine irre Szene.
Florian Clauß
0:57:31–0:57:34
Ja, oder er spielt so mit Strukturen, wo er dann halt irgendwie so,
0:57:34–0:57:40
also so ganz kindliche Spiele, wo er dann irgendwie so in sich dann ruht und
0:57:40–0:57:42
irgendwie spielt, aber du weißt nicht,
0:57:43–0:57:48
Also ist das jetzt quasi, also das ist so natürlich einfach in der Form,
0:57:48–0:57:51
weil das auch eben durch dieses Setup kommt.
0:57:53–0:57:55
Oder wie er dann mit den Goldzähnen spielt.
Micz Flor
0:57:55–0:57:57
Ja, das ist der ältere Bruder, glaube ich.
Florian Clauß
0:57:57–0:58:05
Der ältere Bruder hat dann eben Goldzähne, die dann den Toten aus dem Mund entfernt
0:58:05–0:58:08
wurde, hat der dann unter einem Kopfkissen.
0:58:08–0:58:12
Ja, und das ist ja eh so, diese, also wenn man das dann auch,
0:58:12–0:58:17
diese Perversion, ja, die Kinder kriegen dann halt die Wäsche von den Ermordeten, ja, ziehen die an.
0:58:18–0:58:21
Oder dann wird halt auch diese, werden halt die Kleider und so weiter an die
0:58:21–0:58:23
Bedienstete weitergegeben.
0:58:23–0:58:28
Oder sie, die Hedwig, zieht in so einem Pelzmantel an und findet dann noch einen Lippenstift drin.
0:58:28–0:58:34
Ja, also diese Ausbeutung, ja, und auch diese Einzelschicksale,
0:58:34–0:58:37
die dann in so einem Pelzmantel drinstecken, ja.
0:58:37–0:58:41
Und dann wird das halt so hingeworfen, ja, das ist halt so diese Treasure Box,
0:58:42–0:58:45
ja, die dann auch wieder so Treasure Box ausschwitzt, wo du dann deine Schätze
0:58:45–0:58:49
rausholst, ja, wo du dich bereicherst, und das ist auch so eine ganz starke
0:58:49–0:58:52
Motivation in den Figuren,
0:58:53–0:58:57
also in den historischen Figuren, dass natürlich, wenn du in so einem System
0:58:57–0:58:58
irgendwo funktioniert hast.
0:58:59–0:59:03
Hattest du die Chance auf Bereicherung, auf Aufstieg, weißt du,
0:59:03–0:59:06
Und das waren häufig irgendwelche normalen Arbeiter, die halt irgendwie keine
0:59:06–0:59:07
Aufstiegsstraßen hatten.
0:59:08–0:59:13
Aber in dem Moment, wenn sie da mitgespielt haben und ihre Brachialität ausleben
0:59:13–0:59:17
konnten, dann gleichzeitig sind sie damit aufgestiegen und konnten sich bereichern
0:59:17–0:59:20
durch die Ausbeutung der Opfer.
0:59:21–0:59:27
Das ist ja auch nochmal das, was da reinragt. Also eigentlich so eine gesellschaftliche
0:59:27–0:59:34
Umkehr, die erstmal gar nicht so in der Genese irgendwie drin liegt.
0:59:34–0:59:39
Also zum Schluss, ich glaube, das, was bei dem Film nochmal so entscheidend
0:59:39–0:59:43
ist und warum der so wichtig ist, es geht jetzt nicht um die historische Figur,
0:59:43–0:59:46
sondern es geht auch darum zu zeigen,
0:59:47–0:59:58
wie anfällig, also wie nachvollziehbar diese Figur in einigen Situationen sein
0:59:58–1:00:00
kann und in anderen nicht.
1:00:00–1:00:06
Also nachvollziehbar durch dieses komplette idyllische Familienleben, was da passiert.
1:00:07–1:00:14
Und nicht nachvollziehbar, was da eben in diesen Mauern des KZs vorgefallen ist.
1:00:14–1:00:18
Und das ist so diese Banalität des Bösen. Und ich glaube, das ist das,
1:00:18–1:00:24
was dann auch Glazer nochmal so ausstellen möchte, dass dieser Film so nah an
1:00:24–1:00:29
unserer Zeit ist und eigentlich was über uns erzählt und nicht über die Figur.
1:00:29–1:00:33
Nämlich diese Anfälligkeit von Normalität, dieses Verschieben von Normalität.
1:00:34–1:00:39
Eben so ein Ereignis überhaupt passieren kann und dass es nicht irgendwie so Monster sind.
1:00:39–1:00:46
Also ich glaube, das war auch so ein Zitat von Levi, der meinte, dass Monster,
1:00:47–1:00:53
also so Sadisten, es gab es wenige unter den Nazis,
1:00:53–1:00:58
aber es gab ganz viele, die halt da mitgemacht haben und irgendwo in diesem
1:00:58–1:01:04
ganzen Apparat ihre Funktion hatten und ihre Funktionen gefunden haben und damit
1:01:04–1:01:05
überhaupt das ermöglicht haben.
1:01:05–1:01:09
Und das ist glaube ich so das, was der Film nochmal so ausstellt.
Micz Flor
1:01:09–1:01:12
Ja, ich meine mit diesen Theweleitsachen, die ich vorhin so angerissen hatte,
1:01:12–1:01:17
der argumentiert schon auch, dass das diese Freikorpsleute, das ist dann die
1:01:17–1:01:22
SS, das ist dann quasi so das Skelett, also die Knochen von dem,
1:01:22–1:01:23
was dann später gebaut wurde.
1:01:23–1:01:29
Das sind sie nicht alle, da kamen dann viele dazu, aber da war schon die Betonung
1:01:29–1:01:34
darauf, dass dass diese Menschen schon, also nicht Sadisten waren in der Art,
1:01:34–1:01:38
aber dass sie sehr gewalttätig waren, sehr in der Lage waren,
1:01:41–1:01:44
impulsdurchbrüchig, innen wenig strukturiert, unvorhersehbar,
1:01:45–1:01:49
auch brutal sein können, was dann eben so eine Stimmung schafft.
Florian Clauß
1:01:49–1:01:53
Ja, es gab vielleicht dann auch einige von diesen Gewaltträgern,
1:01:53–1:01:57
die dann halt auch so Entscheidungsführer waren in bestimmten Sachen.
1:01:57–1:01:59
Und ich habe heute gerade eine,
1:02:01–1:02:05
der ist neu angelaufen in der Audiothek, den kann ich da empfehlen.
1:02:05–1:02:07
Da geht es um NS-Klicken.
1:02:08–1:02:13
Und dann wird genau über solche Verknüpfungen gesprochen von so einer von so
1:02:13–1:02:20
einem Mittelbereich in diesem ganzen Apparat von SS-Leuten.
1:02:20–1:02:24
Jetzt nicht die oberen Befehlshaber, auch nicht die ganz unteren,
1:02:24–1:02:25
sondern der mittlere Bereich.
1:02:25–1:02:31
Und das ist genau diese ehemaligen SA-Leute, der SS, die dann halt so ein Alumni,
1:02:31–1:02:35
die dann ein ganzes Netzwerk aufgebaut haben und die sich gegenseitig befördert haben.
1:02:35–1:02:39
Da wurde dann quasi der eine war in dem einen KZ und ist der andere nachgekommen
1:02:39–1:02:44
und dann hat man sich auch teilweise in so ein KZ versetzen lassen und wurde
1:02:44–1:02:47
dann, wenn man dann halt in den Wehrdienst wieder gegangen ist,
1:02:47–1:02:49
an die Front, hat man dann eine andere Position bekommen.
1:02:50–1:02:54
Also es wurde halt wirklich so als Karrierebooster teilweise genutzt.
1:02:54–1:02:58
Und das war ein ganzes Netzwerk und das war natürlich, da hattest du diese Extremen
1:02:58–1:03:03
mit drin, die dann auch für so eine Gewaltausführung da irgendwo zuständig waren.
1:03:03–1:03:10
Aber du hattest halt auch ganz viele, also so ein Ding wie Auschwitz oder Birkenau,
1:03:10–1:03:14
das war gesellschaftlich irgendwo aufgehangen, das war da drin.
1:03:15–1:03:19
Das haben ganz viele mitgewirkt. Das waren Frauen, Männer und so weiter aus
1:03:19–1:03:22
der normalen Bevölkerung, die das auch so ermöglicht haben.
1:03:22–1:03:28
Das ist halt immer nicht nur die eine Täterrolle, sondern es ist halt ganz differenziert.
1:03:28–1:03:34
Und das ist, glaube ich, das, wo eben diese Anfälligkeit von Gesellschaft jetzt
1:03:34–1:03:40
halt so offensichtlich wird, gerade in den Zeiten, wo die Rechten überall hochkommen, ja.
1:03:40–1:03:46
Und dass man da als Gesellschaft sich auch so klar positionieren muss und aufstellen
1:03:46–1:03:49
muss und dann eben nicht, dass irgendwie so die anderen die Bösen,
1:03:49–1:03:55
sondern irgendwo gucken muss und achtsam sein muss, wo dann eben diese feine
1:03:55–1:03:56
Linie dann verläuft, ne.
1:03:56–1:03:59
Also weil man kann sich ja nicht frei machen, man merkt das bei dem Film.
1:04:00–1:04:04
Irgendwo gibt es dann so ein Identifikationspotenzial. Das will man ja nicht,
1:04:04–1:04:06
man will sich nicht mit denen identifizieren.
1:04:06–1:04:10
Aber gleichzeitig ist es menschlich auf der einen Seite, so wie die im normalen
1:04:10–1:04:11
Familienleben dargestellt werden.
1:04:12–1:04:16
Und dann gibt es aber diese abscheulichen Taten, die absolut nicht mehr nachvollziehbar
1:04:16–1:04:20
sind, aber die dann in so einem historischen Kontext auf einmal so nachvollziehbar werden.
Micz Flor
1:04:22–1:04:25
Ja, genau. Das fand ich auch nochmal wichtig, dass du das nochmal gesagt hast.
1:04:25–1:04:28
Dass die Banalität liegt nicht in dem Bösen, sondern die Banalität liegt,
1:04:28–1:04:32
das Böse ist unfassbar und abscheulich, wie du gerade gesagt hast,
1:04:32–1:04:36
aber die Banalität liegt in dem, was wir auch in diesem Film sehen,
1:04:36–1:04:40
dass es einfach passiert wie eine Maschine und da das Unfassbare auf einmal
1:04:40–1:04:46
ganz banal am Laufen gehalten wird.
Florian Clauß
1:04:46–1:04:53
Dass alle da mitmachen irgendwo und dass keine Ausnahme besteht, nur so ist es dann halt,
1:04:57–1:05:01
Umfassendes Thema, nicht einfach. Wir sind da so ein bisschen durchgestatzt.
1:05:01–1:05:04
Ich hoffe, das war einigermaßen nachvollziehbar.
Micz Flor
1:05:04–1:05:07
Ja, es waren aber jetzt auch wieder über vier Stunden, die wir aufgenommen haben
1:05:07–1:05:09
für ein Thema, was einfach auch...
1:05:11–1:05:16
Ich merke, dass ich körperlich erschöpft bin davon. Einfach gefühlterweise habe
1:05:16–1:05:18
ich irgendwie so viel Luft angehalten, so ganz...
Florian Clauß
1:05:20–1:05:25
Du hast das Atmen vergessen. Ich fand es ganz schön schwer.
Micz Flor
1:05:26–1:05:27
Einfach schwer zu tragen.
Florian Clauß
1:05:29–1:05:34
Ja, wir haben halt auch viele Aspekte aufgerissen, die da zusammenhängen und
1:05:34–1:05:37
hoffen, das einigermaßen in Form gebracht zu haben.
1:05:38–1:05:44
Mehr Infos gibt es auf eigentlich-podcast.de und auch die Route, die wir gelaufen sind.
1:05:44–1:05:49
Wir sind eigentlich durch Mitte und Prenzlauer Berg und jetzt wieder in Mitte.
1:05:49–1:05:51
Das könnt ihr auch da sehen.
1:05:52–1:05:57
Wenn es euch gefallen hat, dann gerne Kommentar hinterlassen oder weiterempfehlen.
Micz Flor
1:05:57–1:05:58
Unerwartet locker und flockig.
Florian Clauß
1:06:00–1:06:07
Das ist die Banalität des Abspanns. Ja, ich kann meine Rolle auch wechseln.
1:06:07–1:06:09
Ich freue mich jetzt aufs Ende.
1:06:10–1:06:13
Also ich bin Flo und ich.
Micz Flor
1:06:13–1:06:15
Bin Mitch und ja, bis bald.
Florian Clauß
1:06:15–1:06:17
Bis zum nächsten Mal. Macht's gut.
Micz Flor
1:06:17–1:06:18
Tschüss.

Verwandte Episoden

Mehr