"Ein Ersatz für die Hypnose ist bisher nicht gefunden worden" -- Sigmund Freud, Die endliche und die unendliche Analyse, in: Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse, Band 23 (1937), Heft 2, Seite 221.

Wir sprechen über Sigmund Freud und den Film „Outsider. Freud“ direkt, nachdem wir das dokumentarische Filmessay im Moviemento gesehen haben. Der Film interessiert sich weniger für die bekannten Theorien und Meinungen rund um Psychoanalyse, sondern für die inneren Widersprüche, das biografische Einbetten und die visuelle Übersetzbarkeit der Theorien. Mit Briefauszügen, Interviews und historischem Material sowie mit einer traumartigen Bildsprache nähert sich der Film dem Menschen Freud. Als ungeplante dritte Folge zu den Eigentlich-Podcast Episoden 78 und 80, stellen wir gegen Ende Jungs "Das Rote Buch" und Freuds "Die Traumdeutung" nebeneinander. Regisseur Yair Qedar hat in Animationen ungedeutete Träume Freuds vorgestellt. Archivaufnahmen stellen Bezüge zwischen Innenwelt und Zeitgeschichte her. Ganz besonders ist die Rekonstruktion von Freuds Behandlungsraum in Wien anhand von über hundert Detailfotos.

Shownotes

Mitwirkende

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Micz Flor
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Florian Clauß

Transcript

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Ich gucke, ich müsste schon am Rekottern sein.
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Sag ein Wort.
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Ein Wort.
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Ein Wort, ein Ausschlag.
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Ein Ausschlag. Ein Mann, ein Wort, ein Ausschlag.
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Hallo und herzlich willkommen bei Eigentlich Podcast. Und wir kommen gerade
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aus dem Kino, aus dem Movimento und sind hier am Cottbusser Damm und laufen
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jetzt Richtung Westen, hast du dir gewünscht.
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Einfach mal quer Richtung Westen. Wir kreuzen einige von unseren Touren.
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Wir sind der Podcast, bei dem wir im Laufen reden und laufend reden.
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Und wir haben uns gerade einen Film angeguckt und über den wollen wir jetzt reden.
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Ja, einen kurzen Film, 66 Minuten im Movimento.
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Outsiders, also wie wir gelernt haben, der Regisseur war anwesend. Eine Serie von Filmen.
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Und dieser war überfreut.
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Über Freud genau, er selber ist Israeli und hat in der Serie sein 19.
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Biopic und er macht dann über jüdische Figuren in der Geschichte,
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macht er dann seine Dokumentarfilme und hat auch schon einen über Karl Marx
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gemacht und jetzt eben über Freud, Outsider.
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Ja, und der Film war in vier Kapitel aufgeteilt.
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Ich überlege, ob ich die jetzt aus dem Kopf zusammenbekomme.
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Das erste Kapitel, Being Jewel, war das, ne?
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Ja, Being Jewish oder, wie er später gesagt hat, Outliving Jewishness und der
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Art, also dass er sich davon befreit hat.
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Aber auch vor dem Hintergrund meinte er, das hat er zum Schluss nochmal gesagt,
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das freut ja in dem antisemitischen teil europas in der antisemitischen zeit
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europas gelebt hat in wien das sind nicht meine worte das waren die worte des
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filmemachers und das war das erste kapitel und das geht quasi dann bis,
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Zum Tod des Vaters, das ist quasi das zweite Kapitel, der Tod des Vaters.
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Ja, Becoming Freud hieß das, glaube ich.
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Ja.
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Oder Freud ist Becoming Freud.
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Da habe ich den Titel gar nicht gesehen, ich habe den ersten Drittel.
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Nein, das kam irgendwann zwischendrin eingeblendet.
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Ah, okay.
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Und das dritte Kapitel war?
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Love and Death, also der Tod seiner Tochter und seines Enkelkindes.
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Und auch die Krebsdiagnose von ihm 1923, wo er seinen eigenen Tod quasi schon
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so testamentarisch dann festgeschrieben oder mit seinem Hausarzt besprochen hat.
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Und das vierte Kapitel war dann Exel, ging quasi 1938, als er dann...
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Exel, ja. Und sein eigener Tod dann.
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Also das war, glaube ich, das war, so hat er es dann zumindest nochmal paraphrasiert,
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aber das war das Exil und dann eben 1939 auch der Wunsch, diese Sterbehilfe zu bekommen.
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Also der Arzt hat dann wohl eben zuerst was gegen den Schmerzen gegeben und
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dann später nochmal eine Überdosis an Schmerz, Painkillers und nach drei Tagen
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Koma ist Freude dann gestoppt.
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War dir das, also anders, ich meine,
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du hast dich aufgrund deiner Profession ja schon intensiv mit der Theorie von
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Freud auseinandergesetzt.
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Was war jetzt neu für dich?
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Ja, ich hatte so ein bisschen gehofft und ich glaube, das klappt auch,
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dass es so wie so ein dritter Teil wird zu diesen zwei Teilen,
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die eigentlich eine Episode über C.G.
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Jung werden sollten und dann kam aber dieser Split am höchsten Punkt unserer
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Tour damals, wo ich dann gleich diesen zweiten Teil über die Chaos-Magie und
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Magie in der Psychotherapie und so.
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Und da ging es ja immer wieder auch eben über das Rote Buch und über Jungs Biografie
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darin, so psychosennahe Zustände.
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Und ich dachte, von den Erzählungen, die ich bekommen habe, und das fand ich
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ganz interessant, dass der Film auch bei uns im Institut, also er hat den auch
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bei uns im Institut gezeigt.
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Ach ja, okay.
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Wir waren am Mittwochabend auch ein Kinoabend bei uns in der Bibliothek,
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wo Freud natürlich auch als Statue steht, sondern das Kleine.
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Der gehört natürlich in jedes Psychodynamische Institut. Neben vielen anderen
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Sachen, auch Vasen, Antik und so weiter steht der.
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Er hat ja auch viele von diesen Figuren gesammelt, archäologischen Stücken.
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Und ich fand das auch interessant, dass das wohl auch in seinem Therapiesprechzimmer so ausgestellt war.
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Ja, und das ist bei uns im Institut auch so. Also da gibt es überall Artefakte oder Inspirationen.
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Die Idee dahinter ist schon, dass natürlich das Unbewusste, das dort und damals,
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aber auch im Hier und Jetzt, dass das eben auch irgendwie erreicht oder animiert werden kann durch...
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Wie die Research, jetzt bin ich halb in diesem Englisch drin,
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aber die Forscherin aus dem Wiener Freud Museum, die meinte,
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wenn Leute in diesen Raum gingen,
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dann war das so eine Passage hinein in so einen Tunnel, also durch so einen
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Tunnel irgendwie in so einen Raum, der dunkelrot war.
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Und da sagte sie, von überall schauten die Leute an, also diese Gesichter.
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Das fand ich auch bemerkenswert, darüber wollte ich auch mit dir reden,
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also inwieweit quasi in dieser Theorie,
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in dieser Psychotherapie, dann quasi der Initiationsraum, Sprechzimmer,
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irgendwie was Okkultes bekommt.
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Ja, du merkst schon, warum das so eine Andockung ist an quasi die letzten beiden, die ich hatte.
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Und es genau darum geht. Also was sind eben auch magische Momente.
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Aber was ich sagen wollte, warum ich denke, dass es ein gutes Match ist,
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war von den Erzählungen, die ich darüber bekommen habe, dass es halt weniger versucht hat,
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von innen heraus die Theorie zu erklären und historisch einzuhalten,
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sondern eher so ein bisschen auf Abwägen Freud über eine Biografie oder als
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Mensch irgendwie darstellt.
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Und ich fand auch, dass das ganz gut gelungen ist. Wir haben nicht viel über
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Freuds Theorieentwicklung, Theoriegebäude, Veränderung.
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Zum Beispiel dieses Kapitel 3, Love and Death, also der Tod seiner Tochter,
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wird oft biografisch damit assoziiert,
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mit seinen Schriften über Jenseits des Lustprinzips, wo er zum ersten Mal auch
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den Todestrieb benannt hat oder in sein Theoriegebäude mit eingebaut hat.
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Ja dass es motiviert war eben auch von den von den erfahrungen die er selber
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dann hatte nach dem tod seiner tochter solche sachen waren jetzt nicht nur im
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film sondern es ging wirklich eher darum dass man irgendwie freut noch mal anders
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erlebt und dann auch die uhr.
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Groß nicht oder wie auch immer von der Part, die auch als Sponsorin von Freuds
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Arbeit scheinbar, so wurde das jetzt zumindest nur gesagt, wenn ich später tätig war,
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die eine sehr große Rolle gespielt hat, weil die irgendwie auch sich scheinbar
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so ein bisschen mit ihrer Forschenart über Freuds Wünsche so entweggesetzt hat.
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Dass er irgendwie, als sie dann aus Wien geflohen sind, dass er nichts mitnehmen
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wollte und sie dann doch aber noch irgendwie aus dem Papier kommt und aus dem
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Schubladenzeug mitgenommen hat.
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Die war da irgendwie relativ dominant in dem Film und weniger eben außer zwei, drei Fotos.
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Eins davon hat auch dieses große Schwarz-Weiß-Foto, hast du vielleicht gesehen,
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war auch Freud sichtbar in der Mitte und drumherum. Direkt rechts neben ihm von uns gesehen war C.G.
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Jung, der damals eben noch als Ziehsohn irgendwie das übernehmen sollte.
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Und der aber halt gleichzeitig auch so ein Vaterthema hatte mit Freud,
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den er als, also später dann hat er vom Thron gestoßen, auch in der Nazizeit,
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dann über die jüdische Psychoanalyse geschrieben und so.
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Aber vorher war er halt so in awe, würde man im Englischen sagen.
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Aber er war halt größer als Freud. Und bei dem Foto sieht man das so schön,
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wie er sich so klein gemacht hat. Man sieht richtig so, wie er in die Hocke
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gegangen ist, damit er kleiner ist und es freut. Und er steht direkt neben ihm.
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Ja, stimmt, das habe ich auch gelesen, dass Jung sich dann eben auch als der
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90 Jahre jüngere Theoretiker sich dann auch immer klein gemacht hat und sich so...
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Ja, wirklich körperlich klein gemacht hat.
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Ja, und dann auch wirklich in die Knie, ja, ich glaube, Freud war so eins...
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1,76 groß und jung war 1,88 damals sehr groß.
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Du hast es wieder gut recherchiert, das ist super. Mit dir kann man über alles
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reden, das habe ich schon gesagt. So müsste der Podcast heißen.
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Das Lustige ist, dass halt...
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Du sagst, mit mir kann man über alles reden. Mit mir?
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Ja, aber das Lustige ist halt wirklich so, auch diese ganzen Facts am Anfang,
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die kommen, wenn man sich damit so beschäftigt, kommen diese Informationen relativ schnell.
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Also das, ich muss überlegen, was war denn diese, jetzt habe ich es natürlich
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vergessen, aber es gab so wirklich Haken, Haken, ja, ja, genau das.
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Ja, das war das, nämlich, dass er ein eigenes Zimmer hatte,
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ja, dass er dann halt auch so in der jüdischen Kultur, also quasi eher als so
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ein kleiner Patriarch dann halt auch behandelt wurde, dass er so ein Genius
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war, dass er halt wirklich super viel gelesen hat,
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auch als Kind dauert nur gelesen und das alles, was ihn dann irgendwie stören
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könnte, wurde dann halt auch entfernt.
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Also seine Schwester hat dann angefangen Klavier zu spielen und er hat sich
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dann darüber beschwert.
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Er hatte keine Lust, aber er konnte sich dann nicht mehr konzentrieren und daraufhin
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verschwand das Klavier.
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Also es war alles so wünscherfüllend, was er dann halt irgendwie auch gesagt hat und,
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Das fand ich ja noch mal so ganz interessant. Aber da kommt man ziemlich schnell drauf.
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Ja, und das waren ja dann Sachen, zumindest der Regisseur und Schreiber des
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Films, der meinte, gerade diese frühkindlichen biografischen Daten kommen eigentlich
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von Freud, also von Freud über Freud.
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Ich wollte noch einen Punkt einhaken, weil es auch gerade gepasst hat.
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Marie Bonaparte, die du auch eben schon vorgestellt hast. Und das fand ich total
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spannend. Nämlich, dass dieses ganz persönliche, intime Filmmaterial von Freud
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ist dann von Marie Bonaparte aufgenommen worden.
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Und diese Archive, das war das Making-of, was der Regisseur jetzt auch im Anschluss
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mal so erzählt hat, die Archive haben sich erst vor zwei oder drei Jahren geöffnet
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und die haben das dann digitalisiert.
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Und das heißt, er konnte das in seinem Film dann auch mit einbauen und damit
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auch eine Geschichte erzählen, die vorher so noch nicht erzählt wurde.
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Ja, und das andere war dann dieses andere Filmarchiv, was er dann halt auch
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teilweise, wo er Ausschnitte gezeigt hat, die so schon sehr surreal waren teilweise.
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Die waren ganz toll. Also wie dann ein Hund zum Beispiel seine eigene Pfote im Maul hält.
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Das waren so ein bisschen eben diese frühen, was man jetzt schon langsam vermisst,
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diese frühen KI-Videos, wo der Hund über die Straße läuft, super fotorealistisch,
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aber auf einmal die Beine irgendwie abhauen.
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Ich habe das neulich gedacht, nachdem es diese neue KI-Welle durchkommt,
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wo alles auf einmal funktioniert.
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Und das ist auch erstaunlich, aber mir fehlt es schon, diese ganzen Räder.
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Das Artefakt ist so ein bisschen wie bei Real Media damals, bei der schlechten
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Streaming-Qualität, dass man immer dieses Rauschen gehört hat.
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Ja, wir haben uns ja auch ewig viele Sachen hin und her geschickt.
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Ja, genau, wir haben es ja immer wirklich so ausgestellt.
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Dieses Unheimliche da drin.
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Oder die JPEG-Kompression, die dann so größer verpixelt war.
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Zum zweiten Jahrestag von unserem Podcast,
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als wir die Folge aufgenommen haben über Stanislav Lem Solaris,
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wie beschrieben wird, wie dieses Riesenbaby da so komisch rauskommt.
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So als ob es experimentiert, was man mit so einer Form machen könnte.
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Da hatten wir auch über diese KI, das war genau mitten in der Zeit,
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wo KI einfach spannend war vor dem Hintergrund, dass man dauernd erschreckt
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war für etwas, was einem so vertraut ist, aber gleichzeitig so,
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es war immer Horror drin.
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Es ist ja auch tatsächlich so ein Referenzmem, was du auch öfters erwähnt hast.
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Will Smith is eating spaghetti. Das wird ja jetzt auch immer so als Test für
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eine neue Videoengine. dann wird dann halt immer, wie sieht das aus,
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wenn Will Smith Spaghetti isst.
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Und das ist natürlich sehr schwierig darzustellen, weil natürlich Spaghetti,
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das Essen, der Mund, die ganzen Fasern, die Oberfläche und so weiter.
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Und das war ja so, dass der Kiefer dann halt von Will Smith dann in den ersten,
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war dann unkenntlich und es hat sich dann mit den Spaghetti zusammen verschmolzen.
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Und jetzt wird es halt immer klarer, immer definierter.
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Und ja, das war als Aufgabe dafür.
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In der Autoindustrie gab es immer diesen Elch-Test aus Skandinavien.
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Wenn ein Elch direkt auf die Straße läuft aus dem Wald und du musst halt das
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Lenkrad rumreißen, fällt dann das Auto auf die Seite. Das war wirklich so ein Autotest.
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Die A-Klasse von Mercedes hat das ja nicht bestanden. Das traditionelle Elch.
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Und jetzt ist der Evo Smith-Eating-Spaghetti-Test.
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Ja, da gibt es einige Tests, da gibt es einige.
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Wir kommen jetzt zurück mal zu dem Film.
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Genau, diese Fragmente, wir waren ja gerade bei diesem Filmarchiv,
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diese Fragmente, da gab es auch nochmal das andere, wo das,
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du siehst einen Radfahrer, wie er ein großes Rad auf den Rücken geschnallt hat,
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in dem auch nochmal ein Rad quasi fährt, ein Rad in Rad. Also es waren echt tolle, tolle Sachen.
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Oder zwei so nackte Squaw-Spieler, halbnackte Squaw-Spieler.
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Alle so in den frühen Stumpfilenzeiten, würde ich jetzt mal so datieren.
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Ja, also es war auch irgendwie zeitlos.
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Weil man hat eben diese Folie von diesen KI-generierten Filmen und dann kann es auch jetzt sein.
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Genau, das ist halt das Verrückte daran. Also als er den Film gemacht hat,
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waren das halt noch so Funde und jetzt hätte man die...
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Können und könnte es nicht mehr auseinander halten. Aber es waren auf alle Fälle
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alles schon Dokumente, die wussten, wie Film funktioniert.
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Also du hast gemerkt, die Badminton-Spieler, die haben in die Kamera geguckt,
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die haben irgendwie gewusst, jetzt geht's los, die haben gewartet,
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dass jemand was sagt, aber auch die Radfahrer fahren halt vor der Kamera.
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Also diese, es gab schon so ein Gewahrsein um die Kameras, weil es nicht so,
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als ob jemand irgendwo dieses komische Ding in der Straße hinhält und keiner
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reagiert auf das Objekt, sondern dieses gefilmt werden war schon in der Welt.
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Ja, das ist wahrscheinlich so wie bei Civil War dann auch diese Brownie besprochen
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hat, wo das diese Kamera, die sich jeder leisten konnte,
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also keine Filmkamera, sondern eine Snapshot-Kamera und es so präsent war,
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dass du zum ersten Mal auch so private Aufnahmen dann in Masse hast, ja.
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Aber das private Aufnahmen können die Brücke zu Marie Bonaparte.
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Das war jetzt die CG-Sache. Ich würde nochmal ganz kurz in den Raum gehen,
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Behandlungsraum, den wir ganz am Anfang schon besprochen haben,
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wo der Filmemacher auch erzählt hat, dass sie ein Archiv hatten von 180 Fotos,
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die jemand gemacht hat, bevor die Nazis alles ausgeräumt haben und bevor der
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Raum quasi verändert wurde,
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gab es ganz detailliert wohl Fotos von allen Dingen in diesem Raum,
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die sie aneinandergelegt haben und dann haben die das nachkreiert und wenn ich
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ihn richtig verstanden habe, war das keine,
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CGI-Sache, sondern die haben das wirklich als Modell nachgebaut?
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Oder wie hast du das verstanden?
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Ich habe es so verstanden, dass es keine ähm ja, das ist, also er meinte keine CGI, also keine AI.
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Meinte er AI?
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Ich bin mir nicht sicher, weil es sah ja schon so aus, nee, es war schon wahrscheinlich
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wirklich handgefertigt, dass die aus analogen Schnipzeln das zusammengebaut
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haben, jetzt nicht das digital nachgerendert haben.
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Es gab so Kamerafahrten drin, wo man schon das Gefühl hatte.
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Also ich hatte schon so ein CGI-Gefühl, aber es war, fand ich,
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so ein bisschen die KI-Frage ist ja, wie kommt das Neue in die Welt?
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Also wenn man aus dem Vergangenen Dinge zusammenfügt, kann wirklich das Neue in die Welt kommen?
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Und in dem Moment war es so, kann das Alte nochmal in die Welt kommen?
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Das fand ich irgendwie eigentlich, da habe ich mich so darauf gefreut, dass er es erzählt hat.
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Wir haben diesen ganzen Raum nachgestellt und das wurde ja dann wirklich auch
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so ein bisschen nochmal besprochen.
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Und das hast du vorhin gesagt, diese Passage in diese Höhle von Freud,
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in den Behandlungsraum, dass das einfach auch schon eine Wirkung hat.
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Das ist auch dann, obwohl er einerseits natürlich eine Augenhöhe hergestellt
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hat und das Sprechen, die Redekur,
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wirklich auch darüber funktionieren sollte, dass man eben diese klassischen
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hemmenden Hierarchien zwischen,
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dem weißen autoritären Arzt, also im weißen Kittel und dem Patienten oder Patientin,
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die eh nichts wissen, also das abzubauen und ins Gespräch zu kommen, auf der einen Seite.
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Aber auf der anderen Seite dann schon so eine opulente Höhle für diesen Raum
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zu schaffen, war ja auch wieder schon auch ein Statement. Das hat ja schon eine Macht eigentlich.
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Ja, ja, ich meine, klar, er hat ja quasi, also ich weiß es nicht genau,
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da musst du mich wahrscheinlich korrigieren, Aber er hat ja das Ganze mehr oder
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weniger erfunden, so in der Form.
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Also das heißt, vorher gab es das ja noch nicht.
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Es gab ja schon so Therapien und so weiter. Aber dieses Framework,
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wie er das dann halt so initialisiert hat, das gab es ja so in der Form nicht.
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Er hat den ganzen Apparat geschaffen. Er hat die ganzen Tools,
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die Methoden dann auch erprobt. Und zum Beispiel in der ersten Phase hat er
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viel mit Gymnose gearbeitet, aber das dann auch nicht mehr weiterverfolgt.
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Und dann ging es auch eher in die Richtung, dass man dann halt irgendwie das,
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wie heißt es, befreiende Sprechen.
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Freie Assoziation.
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Freie Assoziation, also dass du halt dieses ständige Sprechen und teilweise
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gab es ja auch Körperkontakt, dass er dann die Hand auf die Stirn gelegt hat.
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Und eben, aber der Analytiker selber war jetzt recht, war ja nicht im Sichtfeld
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des Patienten, der Patientin oder des Patienten.
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Ja, also die Geschichte, ohne jetzt genau Jahreszahlen dazuwürfeln zu können,
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aber natürlich war es spätes 19.
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Jahrhundert und dann auch was in der Physik. Wir haben Oppenheimer besprochen,
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die Leute, die sich da alle um das Manhattan-Projekt gesammelt haben.
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Also diese neuen Wissenschaftsaufbrüche, spätes 1900, Anfang 20.
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Und da war es so das Freud mit Chacot in Paris, im Saint-Péthier hieß es, glaube ich.
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Davor gab es Mesmerismus, kennt man heute auch noch, Mesmerizing sagt man im Englisch noch,
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das ist sozusagen hypnotisierend oder bindend, der hat über so einen Magnetismus
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gesprochen und da gab es einen Brunnen, Mesmer hat so einen Wasserbrunnen gemacht
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und da gab es eben Hypnose und das wurde alles so erforscht.
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Auch die Psychologie wurde immer mehr über Messinstrumente auch,
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verleitet, experimentell zu werden. Man hat dann einfach so Sachen gemacht,
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wenn man ein Stück glühende Kohle dreht und sie relativ schnell dreht,
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irgendwann sieht man einen Kreis.
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Und wenn ich einen Kreis sehe, dann heißt es ja, dass jetzt meine Augen,
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die einzelnen Punkte in meinen Augen, es nicht mehr schaffen,
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sich zu regenerieren, bevor sie wieder...
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Das heißt, man konnte anhand dieser Geschwindigkeit der Umdrehung,
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konnte man dann die Leitgeschwindigkeit von der Rhone im Auge messen.
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Das war so eine Aufbruchstimmung.
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Das ist ja genau dieser Trommelprojektor. Wenn du 24 Frames pro Sekunde überschreitest,
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ich glaube, ab 12 Frames pro Sekunde sieht man dann schließlich das Bild.
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Und dann gab es dieses Malteserkreuz. Dann wurden es 24.
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Es war ja sehr lustig, dass das mit coolen, weil das genau noch heuer war,
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wo die halt diese Wahrnehmungssachen dann halt so erforscht haben.
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Ja, und das war in dem Film ja auch kurz angesprochen, diese Phase mit Kokain.
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Freud wollte was finden, was so sein Ding wird. Vor allen Dingen in dem Moment,
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wo er wusste, er möchte diese Frau heiraten.
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Das war auch mein Lieblingsfoto von den beiden, wo sie die Hand so auf seiner
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Schulter hat. Und er guckt ja auch so off-camera.
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Aber irgendwie sind die beiden in dem Moment so, obwohl sie fürs Foto posieren,
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sind sie so sehr spürbar.
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Das fand ich ganz schön. Martha.
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Martha, ja. Und die, die wollte halt irgendwas finden, irgendwas,
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was ihn auch irgendwie rausbringt,
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Und deshalb ist er dann auch nach Frankreich, um das zu erforschen.
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Er wollte dann Hypnose, was ich auch probieren.
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Und er kam ja dann in die Klinik Saint-Péthier.
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Da kam er ja auch mit dieser ganzen Hysterie so in Kontakt.
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Das war die Klinik, wo die Hysterie, ich mache jetzt gerade Anführungsstriche
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in der Luft, behandelt wurde.
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Also von dem Arzt, mit dem er zusammengearbeitet hat.
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Und dann war es wohl so, manche sagen, Freud war einfach nicht sehr gut mit
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Hypnose und deshalb musste er irgendwas anderes finden.
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Freud selbst hat halt gemerkt, er kann nicht alle Menschen hypnotisieren,
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die als PatientInnen bei ihm ankommen.
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Und hat dann irgendwann entdeckt, was ja auch dieser englische Psychoanalytiker
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so schön gesagt hat, so einfach Talking, Talking Works. Und das fand ich irgendwie
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auch, das finde ich immer wieder auch schon interessant.
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Das ist ja wirklich, wenn wir jetzt mal auf diese, es ist für viele einfach
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verblüffend, dass Sprache funktioniert.
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Sprache ein therapeutisches Mittel sein kann.
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Aber jeder wird sofort, Stichwort Mobbing, akzeptieren, dass Sprechen verletzen
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kann, traumatisieren kann.
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Das ist nicht nur in der Pädagogik so, das ist in der Jugendarbeit.
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Also, dass einfach man jetzt mit Internet nochmal anders einfach mit Worten
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auch Menschen wirklich verletzen kann, nachhaltig schädigen kann,
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die dann auch als Erwachsene immer noch Defizite in ihren Freiheiten erleben,
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weil sie von früher noch wissen, was sie sich nicht getraut haben und so.
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Das wird schon akzeptiert, aber die Tatsache, dass man damit auch heilen könne,
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das wird irgendwie nicht akzeptiert, ja, und...
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Und ich finde das aber total wichtig, weil wir natürlich bei der Sprache,
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es gibt ja auch dann eben diese, wir sind wieder bei KI, aber zwei KIs,
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die miteinander sprechen.
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Da habe ich dann neulich so ein Video gesehen, wo die miteinander sprechen.
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Als sie dann merken, dass sie beide KIs sind, dann beschleunigen sie das und
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machen halt irgendeinen anderen Code aus, damit sie sich unterhalten.
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Ich weiß nicht, ob das fiktiv war oder nicht.
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Ja, das war so gibberisch. Das war, glaube ich, auch nur so ein Standard,
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der dann halt so als Witz dann eingeführt wurde.
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Wahrscheinlich, ja.
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Ja, natürlich, da geht es um die ganzen Assistentensysteme, aber das wird ja
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jetzt dann irgendwann aufs Smartphone dann ausgerollt und das heißt,
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da muss halt nicht irgendwie deine KI eine menschliche Stimme simulieren,
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wenn sie halt einen Friseurtermin ausmacht, wenn auf der anderen Seite auch
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eben so ein System ist, deswegen bla.
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Aber die Abstraktion von diesen Wünschen, sage ich mal, eben auf die menschliche
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Stimme, das musste der erste Schritt sein.
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Nachhaltigerweise ist die menschliche Stimme, solange wir das irgendwie noch
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auf uns münzen, also humanistisch denken, alles was an Technik entwickelt wird.
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In dem Ted Chang, ein Artikel von Nature, den wir ja auch, und er hat ja auch
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mal zitiert, wo er dann schreibt, meinst du das offen hier?
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Wir machen jetzt hier nochmal einen kurzen Cut, weil wir sind jetzt am Südstern,
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sind die Diefenbachstraße dann runtergelaufen und jetzt am Südstern.
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Und hier gibt es nochmal so eine Referenz, wenn ich die nennen darf,
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zu deiner vorletzten oder der vorliegenden Folge.
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Abide with me. Hier ist ja das Berggräbnis dann, da hat das hier stattgefunden
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vor einiger Zeit. Und das war noch, A Bite With Me war ja dann...
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Die Folge dazu entstanden aus den Auseinandersetzen, auch mit dem Lied.
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Genau, das Begebnis war dann ein paar Tage, nachdem du die Folge aufgenommen hast.
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Und genau, wir gehen jetzt um den Friedhof rum, er ist nicht mehr auf.
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Ja, und das ist das erste Mal auch, dass du mir vorher die Tour geschickt hast.
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Du machst immer die schönen Touren für uns und hast mir geschickt,
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okay, Link auf Komoot, wo die dann rumliegen.
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Und ich habe so drauf geschaut und hatte zum ersten Mal so ein Bild,
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wo wir langlaufen. Das ist ganz interessant.
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Du hast ja gerade über die freie Assoziation gesprochen. Dann kommen wir gleich
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nochmal eben zurück, wo man nicht genau weiß, wo es lang geht.
0:26:14–0:26:17
Aber jetzt hatte ich so ein Bild vorher und das fand ich auch irgendwie interessant,
0:26:18–0:26:20
dass es wirklich wie so ein Unendlichkeitszeichen ist.
0:26:20–0:26:25
Und die eine Schleife von diesem Unendlichkeitszeichen ist der Friedhof.
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Und der andere Teil ist halt irgendwie ein Teil von Kreuzberg,
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also so Tod und Leben dann in dieser Schleife verbunden. Das fand ich ganz schön.
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Wir sind hier auf dem Beginn der Bergmannstraße.
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Und es gibt ja auch diesen Psychoanalytiker-Witz, wo wir auch mit dem Unendlichkeitszeichen,
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was du gebastelt hast, habe ich dir vielleicht schon mal erzählt,
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wo die Acht steht halt auf dem Sofa, der Analytiker sitzt schon da und dann sagt die Acht,
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also wenn ich mich jetzt hinlege, dann dauert das ewig.
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Sehr schön.
0:27:00–0:27:00
Ja,
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also zurück zu dem dritten Teil. Ich fand es schon schön, wirklich ganz anders drauf zu gucken.
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Man guckt vielleicht wirklich eher wie ein Familienteil.
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Man weiß, Freud macht da irgendwas, aber man spricht eher über ihn,
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über seinen Vater, über die Familie. Also man war jetzt nicht interessiert an
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der Psychoanalyse als Praxis.
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Das lief alles so nebenher. Das waren dann aber Kapitel seiner Biografie.
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Also eigentlich das, was man heute vielleicht eher nicht machen möchte,
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den Autoren oder die Autorin zu eng mit dem Werk zu verbinden.
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Das ist ja diese Cancel Culture, dass man dann das Werk nicht mehr nutzen oder referenzieren darf,
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weil die Biografie der Person einfach nicht akzeptiert werden kann mit dem, was sie tut.
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Das ist dieses Cancel und das wurde da aber so ein bisschen gemacht.
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Das ging sehr stark um die Biografie.
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Der Blick auf seine Gedanken war über die Biografie, aber von seinem Werk,
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da kamen jetzt gar nicht so viele Sachen hoch, aber so prägnante Sachen.
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Den Satz fand ich schön, der ist auch im Trailer drin Before Freud.
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The mother was just a mother After Freud, the mother is the thing The thing,
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Das war so eine Sache also die Rolle der Mutter dann das Unbewusste natürlich, das ist ja zentral.
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Und er selber hat er auch noch was genannt Achso, die Redekur,
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also das Sprechen Sprechen als Behandlung Das war ja auch, wo wir eben drin waren.
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Und ich finde das wirklich auch so, das ist in irgendeinem Foucault-Text drin
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über, ich glaube sogar über Psychotherapie, muss ich mal gucken.
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Das ist jetzt in irgendeiner Kiste, das Buch, also ich werde es nicht genau finden können.
0:29:01–0:29:08
Aber wo er so sagt, ich paraphrasiere, die Hoffnung war, dass was die Biologie
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für die Medizin war, könnte die Psychologie für die Psychiatrie sein.
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Gemeint ist damit, die Biologie macht ein Blutbild und der Arzt kann das interpretieren.
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Die Hoffnung war, die Psychologie macht so eine Art Blutbild,
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sage ich jetzt mal, der Seele, so pathetisch.
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Und die Psychiatrie kann damit arbeiten. Aber es hat halt nie geklappt.
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Und Foucault sagt dann, das geht allein schon deshalb nicht, weil...
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Ein Blutbild kann der Arzt interpretieren und erklären und eine Intervention ableiten.
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Aber wenn es zum Beispiel um Stimmenhören geht, dann ist immer noch die Person,
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die die Stimmen hört, der Experte oder die Expertin im Raum.
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Psychiater kann natürlich sein, dass er das auch kennt. Es ist natürlich oft
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so, dass auch Depressionen erlebt werden können von Menschen,
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die mit anderen Menschen arbeiten, die Depression als Leid erleben.
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Das gibt es auch, aber das fand ich so. Das war so ein bisschen der Hintergrund davon.
0:30:13–0:30:17
Ja, klar. Ich meine, natürlich gibt es ja die Möglichkeit, dass du dann irgendwie
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Krankheiten oder bestimmte Symptome klastern kannst.
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Aber das hatten wir ja auch in den Folgen davor schon mal besprochen.
0:30:25–0:30:30
Das heißt, auch wenn die Symptome in einer ähnlichen Form sich ausprägen,
0:30:30–0:30:35
bedeutet das ja nicht, dass man dadurch quasi auch die Ursache leicht behandeln
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kann, weil die ja sich unterschiedlich entwickeln können.
0:30:39–0:30:43
Und deswegen ist das ja so nicht behandelbar von sich aus.
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Dann sind wir wieder bei den systemischen Therapien, wo das dann zum Beispiel,
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ich glaube, das hat Anja gesagt, mit dem ADHS,
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dass in einer Familie, wo das Kind auffällige ADHS-Störungen entwickelt,
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das ist vielleicht das schwächste Glied in dieser ganzen systemischen Aufstellung,
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was halt diese Ausprägung entwickelt, weil eben,
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keine Ahnung, die Mutter dann in prekären Verhältnissen kein Geld hat und so
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weiter und das Kind aber diesen Druck nicht mehr aushält und deswegen dann halt
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diese Symptome entwickelt.
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Also das System dahinter, was dann halt bestimmte Symptomatiken dann ausprägt.
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Ja, und das ist wieder der Brücke zurück zu Freud, der natürlich in seiner Selbstanalyse
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mit seinen eigenen Träumen, das ist ja auch nicht unähnlich wie das, was C.G.
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Jung gemacht hat, weil das Rote Buch irgendwie die über ein Jahrzehnt lange
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Arbeit mit der Analyse eigener Assoziation, da waren es nicht immer nur Träume,
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sondern hat ja auch so Wachsituationen geschaffen,
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wo er im Wachträumen quasi mit
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dem Material arbeiten konnte und sehr viel eingreifender und direktiver.
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Weil er auch vorgegangen ist mit seinen eigenen assoziierten Narrativen.
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Aber diese Entdeckung aus der eigenen Analyse und dann die Übertragung dieser
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Entdeckung als universelles über den Oedipus-Komplex, er meinte ja dann,
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hier war das Zitat aus dem Brief von Vlies, glaube ich, dass er gemerkt hat,
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Dass er die sexuelle Lust auf die Mutter und den Todeswunsch auf den Vater,
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der ödipale Konflikt, dass er das immer wieder auch gefunden hat,
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den anderen PatientInnen.
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Und das dann von sich auf die intrapsychischen Probleme anderer Menschen zu
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übertragen und damit zu arbeiten, das war so der erste Schritt.
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Ja, das war in der Zeit von 1897 bis 1900.
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Das waren so diese drei Jahre, wo er sich damit beschäftigt hat und dann auch
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dieses Buch, die Traumdeutung, geschrieben hat, was überhaupt keinen Absatz
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so richtig gefunden hat, was nicht so richtig gehört wurde.
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Aber ich möchte das nochmal erwähnen, weil ich das wirklich interessant finde.
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Nämlich, also Freud hat ja eigentlich, seit er aus Paris dann wiedergekommen ist, das war dann so.
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1867, 1868 oder sowas? Nee, nee, das kann nicht sein.
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1888, so in der Zeit. 1888. Er hat dann sein Medizinstudium abgeschlossen,
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und hat dann quasi auf seinen Doktor gemacht, also im Abschluss des Medizinstudiums.
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Und dann ist er nach Paris gegangen, hat da gelernt.
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Und dann, als er zurückgekommen ist, hat er ja eigentlich schon seine Praxis aufgemacht.
0:33:50–0:33:53
Das heißt, er hat die ganze Zeit immer behandelt.
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Und es gibt auch so einen Plan, nach dem er sich dann auch immer gerichtet hat.
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Also er ist dann morgens 7 Uhr aufgestanden, hat gefrühstückt,
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dann hat er von 8 bis 9 Uhr einen Spaziergang gemacht und Zeitung gelesen.
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Dann hat er die erste Patientensession gehabt, von 9 bis 12.
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Dann hat er von 12 bis 15 Uhr mit der Familie Mittag gegessen.
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Und hat dann wieder Spaziergänge gemacht und gelesen. Dann hat er von 15 bis
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20 Uhr seine zweite Session mit Patienten gehabt.
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Und dann hat er bis 19 Uhr, von 19 bis 20 Uhr dann gegessen.
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Und dann hat er von 20 bis 24 Uhr die ganzen Korrespondenzen geschrieben, gelesen.
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Und da hat er seine Bücher gebaut. Wirklich diese Zeiten.
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Inklusive Samstag und nur Sonntag war der Familientag.
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Genau, also er hat wirklich so ein ganz hartes Zeitenmodell,
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was er da durchgezogen hat. Und in der Zeit hat er ja dann alles entwickelt.
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Er hat so einen ganz starken Rahmen, aber gleichzeitig ist er so tief dabei
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in das Unterbewusste abgestiegen,
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hat so tiefe Erkenntnisse durch seine ganzen Therapie-Sessions gesammelt,
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dass er dann halt seine Theorien darauf entwickeln konnte.
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Aber hat er dann halt so ein Framework, wo er dann halt so quasi sich gescheduled
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hat, um da halt irgendwie alles so auszuarbeiten.
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Das finde ich schon so eine unglaubliche Disziplin dahinter.
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Und ich glaube, du brauchst auch so ein Gerüst, um dann halt,
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so eine Humanwissenschaft überhaupt so begründen zu können.
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Also er hat ja wirklich, er ist ja quasi, er hat ja eine eigene Wissenschaft aufgebaut.
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Und das in so einem Halb, so einem Bereich, wo du einfach auch keine Evidenz
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oder so einfach daraus ableiten kannst, wie in anderen Bereichen.
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Naja, und das war aber auch dann diese Transformation, wo das dann da eben synchronisiert
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wurde mit dem Tod des Vaters, wo er danach, dann wurde er erfreut.
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Dann hat er seine Sachen geschrieben, er war auf einer gewissen Art befreit
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und konnte irgendwie diese ganzen crazy Theorien so raushauen.
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Aber es war gleichzeitig auch aus der Ausbildung heraus, wo er dann eben auch
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natürlich immer unter irgendjemand gearbeitet hat.
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Also er war dann ja nie wirklich ganz frei und hat dann auch seine ersten Theorien mit Neurosen.
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Also Neurosen waren damals Neuronen halt eben Nerven, Leiden.
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Und diese Nervenleiden waren aber eben nicht somatisch identifizierbar.
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Das heißt, es ging im Prinzip darum, dass es sich um Leiden handelt,
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funktionelle Störungen handelt, die halt kein somatisches Substrat haben und
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man konnte es nicht finden.
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Und da hat er dann irgendwie sich befreit in gewisser Weise aus diesem urmedizinischen
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Denken, obwohl er natürlich immer auch so als Arzt gearbeitet hat.
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Und dieses Arztsein, und ich glaube, da kommt, er wollte ja auch einfach Geld
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verdienen, er wollte heiraten mit Familie und so.
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Und das heißt, da musste er halt eben auch arbeiten und diese Sprechstunden oder Arbeitszeiten.
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Also es ist bis heute, wir werden jetzt bestimmt auch gleich an irgendeine Arztpraxis
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vorbeikommen, es ist bis heute ganz zentral, wann sind sie in ihrer Praxis.
0:37:15–0:37:19
Wenn du bei der Kassenärztlichen Vereinigung dich da anmeldest und du kriegst
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dann die Genehmigung zu behandeln und abzurechnen und so weiter,
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musst du auch in der Tabelle eintragen, wann Montag, Dienstag,
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Mittwoch, wann, von welchen Stunden, wann machen sie die Sprechstunde.
0:37:30–0:37:37
Also ich glaube, das ist fast so ein Arztding, dass man da so sich verpflichten
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muss. Und dann wird es nämlich sogar eingraviert. Wir werden das bestimmt gleich irgendwo sehen.
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Eingravierte Zeiten, neun bis zwölf Uhr, 14 bis 17 Uhr oder bis 16,
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es ist egal was, aber es muss halt irgendwie festgemacht werden.
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Er hatte sich dieses Regime und gleichzeitig aber immer auch,
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und das finde ich total ein Luxus und hoffe, dass ich das irgendwann auch mal
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machen kann, einfach zwei Monate im Jahr rausgeschnitten im Sommer.
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Keine PatientInnenarbeit, sondern Urlaub, aber auch Schreiben.
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Also könnt ihr schon machen, aber das ist dann auch eine Zeit,
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glaube ich, die ist schon wichtig, weil er hat das schon in jedem Tag gehabt,
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dass er ein- und ausgeatmet hat.
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Also was tagsüber passiert ist, dann abends nochmal verschriftlicht,
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auch mit den Theorien abgeglichen, Theorien auch immer wieder verändert.
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Das finde ich auch nochmal wichtig zu betonen.
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Und im großen Rhythmus, im Jahresrhythmus dann aber auch diese zwei Monate hatte,
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um nochmal frei atmen zu können.
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Ja, also was du nochmal gesagt hast, ist glaube ich doch die entscheidende Motivation,
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dass er halt, er musste Geld verdienen.
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Deswegen hat er auch dann so früh angefangen, diese Therapien.
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Er war dann eben nicht im akademischen Bereich, weil er oft die Profession erst sehr spät bekommen hat.
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Und er hat halt einfach ein extrem gutes Einkommen durch die Patientinnen gehabt.
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Ja, später dann.
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Nee, er hat schon von vornherein. Also das heißt, ja gut, okay,
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später dann. Aber es war ja so, dass er dann auch eher in der...
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Also später in Anführungszeichen, weil er war ja, als er dann wirklich richtig
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angefangen, er war ja schon über 40, also als er dann wirklich so mit den eigenen
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Publikationen, den wichtigen Schriften angefangen hat.
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Genau, aber davor, das war ja schon zehn Jahre davor, hat er ja auch schon immer therapiert.
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Und er hatte dann auch nur Patienten, die dann im Bereich, also wohlhabend waren
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und pro Therapiesitzung hatten die dann, glaube ich, so, ich weiß nicht mehr
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genau, so 50 Kronen oder so.
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Aber es wurde dann mal hochgerechnet, also als er dann halt so ab dem 19.
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Jahrhundert so ungefähr, hat er dann ein Einkommen gehabt von ungefähr so einem
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Jahreseinkommen, vergleichbar mit heute, Inflationsbereinigt von 180.000 Euro.
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Also konnte sie sich dann halt
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auch entsprechend Küchen leisten und auch Kammerrezeptionen und so weiter.
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Also konnte sie sich dann auch wirklich wirtschaftlich betreiben.
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Und hatte dann, hatte der Filmemacher eben nochmal gesagt, diese 16,5 oder so Zimmer in Wien gelegt.
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Ja, in den Praxisfamilien. Das war schon ein großer...
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16,5. Das ist Wahnsinn, ja. Und da war auch seine Praxis, ne?
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Alle, die Berlin noch aus den 90er-Jahren kennen, wo man sich noch größere Wohnungen
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mal leisten konnte, haben dann gerade...
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Als sie das gehört haben.
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Und da war im Zentrum, das war das, was wir vorhin gesagt haben,
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was dann rekonstruiert wurde, von 180 Detailfotos aus diesen Zimmern waren wohl
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diese beiden Räume, die miteinander verbunden waren.
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Es gab, oder es gab drei, aber es gab den Behandlungsraum, den Warteraum und
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dann auch angeschlossen das Study, also der Schreibraum, wo er dann geschrieben
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hat und dokumentiert hat.
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Das war so wohl im Zentrum dieser ganzen Wohnung. Ich habe den Grundriss nicht,
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ich habe da nicht drüber nachgedacht, aber so wurde es beschrieben.
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Ach, hier ist ja lustig. Hier war ich vor über 20 Jahren, habe ich hier mit
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Philipp und Merle mal vierteilige Filmsachen gedreht.
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Ah ja.
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Hier sind Touren durch die Ersatzstadt. Das war so ein Volksbühneprojekt.
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Kann mal gucken, ob ich es noch finde. Da haben wir genau hier an diesen Schilder
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Zulassungsstelle gemacht.
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Das ist ein sehr skurriler Teil, weil diese ganzen Container,
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sieht man von vorne, ich weiß nicht, jetzt ist es dunkel, aber mit deinem tollen
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Telefon wird es bestimmt taghell.
0:41:47–0:41:52
Musst du mal von hier machen, weil das sind diese einzelnen Container,
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die halt teilweise eben auf Kirchengelände auch stehen und der Kirchenmiete zahlen müssen.
0:42:00–0:42:02
Und hier kannst du halt, wenn du zur
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Zulassung kommst, kannst du hier die Autoschilder machen lassen. Sofort.
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Und, ja irre, jetzt hatte ich gar nicht mehr verortet, dass das hier ist.
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Ja, stimmt, hier ist die eine Kfz-Zulassung. Es sieht auch aus wie so sehr peripher,
0:42:18–0:42:20
als ob man hier irgendwo in China wäre.
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Da gibt es eine Sache, also 20 Geschäfte von der gleichen Sache.
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Crazy. Ja, wie fandst du denn, wie hat sich das für dich angefühlt,
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wie der Film? Wie war das so?
0:42:35–0:42:41
Ja, ich fand den wirklich sehr gut. Wie gesagt, ich fand gut,
0:42:41–0:42:46
dass ich dann auch gleich Sachen, Informationen, die ich mir vorher halb schnell
0:42:46–0:42:49
dann durchgelesen habe, wiedergefunden habe.
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Ich fand den Filmemacher sehr sympathisch, wie er da rangegangen ist und auch
0:42:57–0:43:01
wie er dann die Diskussion geführt hat. Er wollte echt dann nochmal so auf Tufel.
0:43:01–0:43:05
Da kam kaum jemand raus, der nicht eine Frage gestellt hat.
0:43:08–0:43:13
Und ich fand das Bild auch, wie du sagst, da ging es nicht unterbewusst,
0:43:13–0:43:15
die Vokabel ist gefallen.
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Aber es ging nicht um das Ich-Es-Über-Ich oder sowas.
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Da wurde gar nichts von dieser Theorie da irgendwo angeschnitten.
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Da ging es wirklich so um die Person.
0:43:31–0:43:35
Und der Film hat auch davon gesprochen, ich fand das auch gelungen.
0:43:35–0:43:42
Er hat viel mit Intertextualität gearbeitet. Das heißt, er hat auch den Schriftverkehr,
0:43:43–0:43:44
also die Briefe von Freud.
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Und hat ja dann auch viel daraus zitiert, die ja dann in Korrespondenz.
0:43:51–0:43:55
Und dann ging es halt auch, also der Filmemacher hatte sich dann die Frage gestellt,
0:43:55–0:43:58
wo kriegt man denn so einen völlig freien Blick?
0:44:00–0:44:04
Und der meinte dann in so einer Korrespondenz, in einer Briefkorrespondenz ist
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das ja eigentlich so am freisten, wo man halt auch so einen anderen Blick auf
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die Person entwickeln kann.
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Weil es nicht so durch so einen Religionsprozess wie ein Buch geht oder sowas.
0:44:16–0:44:18
Fand ich auch interessant vom Ansatz her.
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Und das war aber eine Sache, wo ich habe dann diese Frage nicht gestellt,
0:44:24–0:44:26
weil ich irgendwie mich nicht getraut habe.
0:44:26–0:44:31
Aber es hätte mich trotzdem interessiert, weil wir haben ja viele verschiedene Sprachen gehört.
0:44:31–0:44:35
Die wurden alle ins Englisch übersetzt und es gab englische Untertitel für alles.
0:44:36–0:44:38
Du konntest einfach die englischen Untertitel lesen. Das war quasi ein Text,
0:44:38–0:44:41
wie ein Skript, auch die in Englisch gesprochen haben.
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Da lief das auch in Untertiteln, also da unten war alles.
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Und die Sprachen waren aber unterschiedliche. Bloß diese Briefe,
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die ja dann an Vlies zum Beispiel auch in Deutsch geschrieben waren,
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die wurden auch in Englisch vorgelesen. Das habe ich nicht verstanden.
0:44:56–0:44:59
Also wo ich gedacht habe, man kann doch, wenn man es recherchiert hat,
0:44:59–0:45:02
das dann doch Deutsch vorlesen lassen, wenn du auch Französisch,
0:45:02–0:45:08
wenn du Hebräisch, wenn du Englisch, wenn du Deutsch, also wenn du diese ganzen Sprachen schon hast.
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Warum die Briefe in Englisch vorlesen?
0:45:14–0:45:17
Ja gut, vielleicht ist es auch, weil er dir hat die Antwort gegeben,
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er hat der KI für den Film eingesetzt in der Recherche und hat dann auch eben mit der Fragestellung,
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was schreibt Freud über Kokain, hat er dann auch von der Textsammlung quasi
0:45:31–0:45:35
aus KI generiert und so weiter Antwort bekommen und die war wahrscheinlich in Englisch.
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Ja, das stimmt, aber die hat er ja auch verworfen. Es hat er erzählt,
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dass er halt dann mit der KI versucht hat, so gib mir mal Zitate oder welche
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Briefe kommt Kokain vor. Die Recherche ist auch erstmal legitim.
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Und dann ist er mit seinen Funden ins Archiv gelaufen und dann haben die im
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Archiv gesagt, hä, nie gehört, was ist das?
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Und dann kam halt raus, dass die Kai es einfach erfunden hat, nur Bullshit-Dinge.
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Er hat ihm Zitate gegeben, wo es keine Quellen gab. Dann hat er gemeint,
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er hat das alles über Bord geschmissen.
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Er musste dann notgedrungen die Briefe lesen, hat so ein paar Pointer bekommen, wo er anfing.
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Dann hat er viel interessantere Sachen gefunden, als die, die er sich so erhofft
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hatte, als er dann endlich in den Originaltexten mit drin war.
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Aber das war so eine Sache, wo ich denke, das hätte man, glaube ich,
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auch gut in Deutsch vorlesen können.
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Das stimmt, aber das ist mir tatsächlich auch selber aufgefallen,
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wo ich dann auch dachte, warum zitiert er jetzt nicht das Original?
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Und ich meine, Freud hat ja nicht in Englisch beschrieben.
0:46:33–0:46:35
Eine Sache, die mir da jetzt auch nochmal so,
0:46:36–0:46:41
In Freuds Rolle oder was mir nochmal so neu hochgekommen ist,
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ich hatte das glaube ich in irgendeiner anderen Folge schon mal erwähnt,
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dass ja Freud im Deutschen, wie du schon gesagt hast, das Es und Ich und das
0:46:48–0:46:53
Unbewusste, das Vorbewusste, das Vorbewusste ist schon einer der kompliziertesten Worte.
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Das Bewusste, das ist einfach alles normale Sprache.
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Freud wollte sehr bewusst auch eine Sprache nutzen in seiner Theorie,
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die erstmal verständlich ist.
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Und Bruno Bettelheim dann später mal ein Buch darüber geschrieben hat,
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wo ich den Titel jetzt nicht habe, das zu vergleichen mit der sehr medizinischen
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und lateinisierten Sprache von Freud's Theorien im Englischen.
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Das wurde dann irgendwie da eher in so einen medizinischen Bereich eingeordnet.
0:47:23–0:47:27
Und es war gar nicht Freud's Intention. Aber gleichzeitig hat er dann sowas
0:47:27–0:47:31
mit dem Oedipus-Komplex. Also irgendwie gab es dann schon etwas,
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wo so eine gewisse Bildung drin ist.
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Also eine einfache Sprache für die Grundelemente, aber dann oben drüber,
0:47:43–0:47:50
das ist dann eben wieder die Archäologie in den alten Texten.
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Und das heißt dann Narziss oder Oedipus-Komplex.
0:47:55–0:47:59
Und diese Themen sind dann, das habe ich ja zum ersten Mal so verstanden,
0:47:59–0:48:03
dass dann da schon auch so was Einzug erhält, dass man da sehr gebildet sein
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muss, um die Referenzen fortzuverstehen.
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Sehr gebildet oder mehr gebildet als vielleicht der Durchschnitt.
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Und dass da schon auch was drin war. Er wurde auch zitiert, da weiß ich gar
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nicht mehr, wo das herkam, dass er selber gesagt hatte.
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Dass er sich für die Zukunft der Psychoanalyse nicht, ach guck mal hier ist
0:48:25–0:48:26
auch ein Unendlichkeitszeichen,
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das kannst du mal als Karte fotografieren, die Zukunft der Psychoanalyse,
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dass er da irgendwie Sorge drum hat und dass er der Einzige ist,
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der irgendwie die Psychoanalyse natürlich auch richtig verstehen kann.
0:48:39–0:48:42
Also er hat da schon viel versucht, auch zusammenzuhalten.
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Und das kam, das ist eine Sache, die mich immer sehr beschäftigt,
0:48:45–0:48:47
das kam hier gar nicht so richtig vor.
0:48:47–0:48:52
Aber dieses Gefühl, so sein Lebenswerk einerseits auf den Sockel zu heben,
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sodass es unerschütterbar wird und gleichzeitig aber auch niemandem wirklich
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zu vertrauen, zu verstehen, worum es geht.
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Also dieser sehr rigide Umgang damit.
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Und seine Tochter dann, die auch kurz vor kam, Anna Freud mit dem Buch,
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dass ich und die Abwehrmechanismen zu seinem 80.
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Geburtstag eben, das hatte ich auch schon mal in einer anderen Folge,
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die aber natürlich, wer immer das jetzt gerade hören sollte,
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vielleicht nicht gehört hat, in gewisser Weise auch.
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Wieder so ein bisschen back to basic sagt. Also es geht darum,
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ein intaktes Ich des Patienten herzustellen.
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Es geht darum, mit dem zu arbeiten, was uns begegnet in der Therapie,
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mit den Widerständen, mit den Abwehrmechanismen.
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Dass wir immer eben an diesem Punkt in Kontakt bleiben mit der Person.
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Also sehr gestalttherapeutisch fast schon zu sagen. Wir sind in Kontakt mit
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der Person und wir erleben dann während einer therapeutischen Sitzung auch diese Mechanismen,
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mit der die Person eben nicht sich weiter öffnen möchte oder nicht tiefer gehen möchte.
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Oder wie auch im Film dann ganz zum Schluss, der englische Psychoanalytiker
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nochmal sagte, dass Freud irgendwann schnell schon erkannte, dass die Symptome,
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die das Leid bringen.
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Gleichzeitig aber auch Mechanismen sind, um das Leid dahinter zu regulieren
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und deshalb diese Symptome wegzunehmen, nicht oft das ist, was die Patienten
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dann wirklich zulassen können.
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Weshalb sie dann vielleicht auch abbrechen oder da bin ich auch immer sehr ambivalent,
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weil wenn jetzt jemand abbricht, weil der Analytiker oder der Analytikerin irgendwas
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deutet, was nicht passt,
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dann ist man manchmal vielleicht ein bisschen zu schnell dabei,
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dass die Person noch nicht so weit war, das zuzulassen, aber vielleicht war
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es auch wirklich einfach nicht passend.
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Aber diese Idee, dass das Symptom auch eine regulierende Funktion hat für emotionale,
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Untiefen, die man anders nicht in den Griff kriegt, da gibt es auch,
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einen schönen Text dazu in Bezug auf Zwänge, dass Zwang auch ein Coping-Mechanismus
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sein kann in unterschiedlichen Sachen.
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Also wenn jemand sehr schlecht strukturiert ist, am Beispiel wird das auch in
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diesem Artikel beschrieben, zum Beispiel auch Menschen, die später im Alter
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dann nicht mehr die gleiche Merkfähigkeit haben oder Dinge durcheinander bringen,
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sodass die zwanghafte Symptome entwickeln.
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Und diese Zwänge, die natürlich dann nach ICD-10 auch als Pathologien klassifiziert werden können,
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in Wahrheit für die aber eine Art Coping sind, weil die so zwanghaft sind,
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weil die vielleicht bestimmte Rituale durchlaufen, können die den Tag noch zusammenhalten,
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sonst würde der Tag vielleicht einfach zerfallen.
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Und das finde ich einfach so ein ganz gutes Beispiel, um das nochmal zu illustrieren.
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Was da gesagt wurde, dass die Symptome auch, obwohl sie leidvoll sind,
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auch das geringere Übel sein können.
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Ich habe das aber auch teilweise so verstanden, dass dann diese Aussicht auf
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Heilung dann damit teilweise in Frage gestellt wird.
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Gibt es Heilung? Und so habe ich das in dem Film mitgenommen.
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Also diese, ob es die Warnung auf eine Frage gibt, also ob Freud dann tatsächlich
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mit seiner Therapie heilen konnte.
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Ich weiß nicht, hast du das auch so wahrgenommen?
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Ärztliche Denken anfangs, auch wenn Freud selber das dann, glaube ich.
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Nee, nochmal anders. Ich glaube, ich fange jetzt hinten an.
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Einer von den französischen Sprechern, der hat da irgendwie gesagt,
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kann die Psychoanalyse heilen?
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Ich weiß es nicht, aber sie gibt uns einen anderen Blick auf das Gleiche oder
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so in der Hand. Das ist paraphrasiert.
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Also da geht es ja darum, was ist denn überhaupt Heilung? Und Lacan würde jetzt
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auch nicht sagen, dass die Psychoanalyse irgendwas heilen muss,
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sondern es geht einfach darum, sich selbst besser erfahren zu können.
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Oder wie Freud sagen würde, das Unbewusste muss bewusst gemacht werden.
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Das heißt aber nicht unbedingt, dass es dadurch verschwindet oder so.
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Aber natürlich hat der ärztliche Blick auf die Pathologie erst mal,
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oh, da ist ein Zwang, der Zwang muss weg.
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Und wo kommt er denn her? Und die Psychoanalyse hätte dann zum Beispiel herausgefunden,
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dass aufgrund verdrängter sexueller Triebe dann auf einmal ein Zwang entsteht,
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dass die Bettdecke, bevor die Patientin ins Bett gehen muss,
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die Bettdecke immer ganz, ganz weiß sein und ganz, ganz straff sein.
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Also das wäre dann, der Zwang entsteht vor dem Hintergrund eines anderen Problems.
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Und ist im Prinzip die einfachere Lösung, sich mit dem ursprünglichen auseinanderzusetzen.
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Das ist das. Und was du jetzt sagst, ist halt diese unendliche Analyse.
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Das war dann auch so eine Überlegung, wo Freud schon anregen wollte.
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Naja gut, aber irgendwann soll man okay, kann man auch mal einen Schnitt machen.
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Ansonsten müsste sich der Analytiker hinterfragen, warum es dann immer weitergeht.
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Das ist natürlich was, was sich dann auch so gewandelt hat.
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Und da kann man wieder zu C.G. Jung andocken, wo es dann eher darum geht,
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bei Jung die eigenen Schatten besser zu verstehen und sich damit auseinanderzusetzen.
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Und nicht mehr die Idee von ein abgegrenztes Leiden zu diagnostizieren und zu behandeln,
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sondern sich selbst in seiner Ganzheit, in seinem Charakter,
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deshalb hieß es der Charakteranalyse,
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weiterzuentwickeln.
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Das ist dann eher sowas, wo es um eine Form der Selbstoptimierung geht und nicht eine Verbesserung.
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Da könnte man auch, denke ich, schon die 80er, 90er Jahre mit so Werkzeugkiste
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aus Spiritualität, ich nehme ein bisschen Buddhismus, ich nehme ein bisschen Okkultismus,
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ein bisschen das und dann baue ich mir daraus eine eigene Religion, die für mich passt.
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Und das ist ja dann auch okay und das tut dann auch was für dich.
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Aber es geht eben nicht mehr darum, etwas Leidendes aufzulösen oder zu erleichtern,
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sondern dann geht es eher darum, dass man immer gefordert ist.
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Und wer könnte denn dann schon einfach mal sagen, nee, heute arbeite ich nicht an mir selbst.
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Also das ist dann wirklich die unendliche Analyse. Das ist dann das Fitnessstudio
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oder das Yoga-Retreat oder dass man halt immer dran ist zu sagen,
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also ich bin heute nicht faul, sondern auch heute verbessere ich mich jeden Tag ein bisschen mehr.
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Immer von dem Besten lernen. Wenn du der Glückste im Raum bist,
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dann geh in den neuen Raum.
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Also das sind dann solche Aufrufe, die nichts mehr mit dem ärztlichen Blick
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auf Leid zu tun haben, sondern aber auch eben Psychotherapie sind in der Form noch.
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Also weil du dich dann ständig damit beschäftigst und dann auch so die ganzen
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Sachen internalisiert hast, dass du die auch anwenden kannst und auch dann immer
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einen neuen Blick darauf entwickeln kannst.
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Ja, eine Selbstoptimierung einfach. Also man guckt dann immer wieder drauf.
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Psychohygiene, würde man vielleicht auch sagen. Das ist ja auch völlig legitim
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und ich glaube auch für viele Menschen wirklich Gewinn bringt.
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Aber es geht halt nicht mehr um diese klassische ärztliche Ansicht,
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es gibt ein Leid, das müssen wir beenden, so weit als möglich.
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Wir können aber nicht versprechen, dass das klappt, sondern dann geht es eher
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um, ja keine Ahnung, also Fuß ist gebrochen, der Arzt stellt es wieder her,
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du kannst wieder hinken.
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Ob du nochmal Marathon laufen kannst, kann dir der Arzt nicht sagen.
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Aber du kannst dann übernehmen.
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Dann bist du da dran und dann machst du weiter und trainierst und bockst dich da irgendwie durch.
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Das ist aber nicht mehr die Aufgabe des Arztes. Du bist zu einem gewissen Grad
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nur die Wiederherstellung von Funktionalität.
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Und danach übernimmst du in Eigenverantwortung und in gewisser Weise eben als Selbstzahler.
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Nicht mehr auf die Kasse, sondern du gehst dann irgendwo hin und lässt dich behandeln.
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Ja, das ist dann so ein Aufentrag, den man sich dann als Patient dann mit rauskennendieren kann.
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Und das ist dann das, was in diesem Text eben die Unendliche oder die Endlose,
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ich weiß nicht mehr genau, wie der Titel heißt.
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Ja, aber gut, das ist vielleicht da gar nicht mit gemeint, dass die Psychoanalyse
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jetzt nicht heilt, so wie ich das dann im Film verstanden habe.
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Sondern ich hatte auch das Gefühl, dass dann eben durch diese Methode der Analyse
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dann auch ganz bestimmte tiefmenschliche Eigenschaften so rausgetragen werden.
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Und das ist auch dieser tiefe Humanismus, auch so eines, was dann diese englische Eigenschaften.
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Psychotherapeut am Ende gesagt hat, den du auch gerade schon zitiert hast,
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dass halt Frauen, Mann sind halt Menschen, menschliche Wesen,
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aber unglaublich komplex, ja, also nicht irgendwie so, es sind halt Menschen.
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Das finde ich ganz schön. Das ist halt so auf der einen Seite unglaublich,
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unglaublich komplex, auf der anderen Seite Menschen. Und das ist halt so dieser.
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Der humanwissenschaftliche Ansatz wieder da. Also das finde ich ja auch,
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was Freud dann auch so letztendlich in der Moderne so entwickelt hat.
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Das ist so seinen Stellen.
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Also ich meine, das finde ich ja auch, und du hast mich ja gerade gefragt,
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was nehme ich denn aus diesem Film mit?
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Und das ist halt so, Freud ist eine Ikone. Das ist ja so, er fasst ein Halbgott.
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Das ist ja so, Freud ist ein Begriff, den man wie, jetzt meinetwegen auch Einstein,
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das ist halt so die Begriffe, die man, oder die Menschen oder die Biografien,
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die man ganz früh schon kennenlernt, in der 10. Klasse, in der Schule oder so.
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Freud ist dann schon mal so gefallen, der Name. Und man hat dann diese recht
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vereinfachte Vorstellung von seiner Lehre irgendwo auch mal mitgenommen.
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Aber das fand ich, hat der Film nochmal reingebracht, dass wir dann ein anderes
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Bild von Freud mitbekommen, als Mensch, dann halt als Biografie, als Biopic.
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Hier sind wir, glaube ich, gerade, ist das nicht die Botschaft des Vatikans?
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Ich weiß es nicht. Wir sind ja in der Hasenheide. Wir gehen jetzt wieder Richtung Südstern.
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Ich wollte durch die Hasenheide gehen. Dass hier die Botschaft des Vatikans ist.
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Hier ist die apostolische Nunziatur.
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Das mag ich jetzt recherchieren. Ich fand dieses Gebäude immer so ganz toll.
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Das sieht wirklich aus wie aus so einem Dan-Brown-Film. Eine Verfilmung von
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diesem Inferno oder wie auch immer die Dinge heißen.
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Da hinten sieht das aus wie so ein Archiv. Auch in Anlehnung an unser Gebäude
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vom Bundesnachrichtendienst, wo man hier auch das Gefühl hat,
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unterirdisch kann es noch so 100 Meter in die Tiefe gehen.
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Das sind die ganz geheimen Schriften, die ersten Jesusrollen und sowas.
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Deswegen die Vorstellung, hier ist die Botschaft des Vatikans.
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Ja, ich hatte das irgendwie mal, vielleicht ...
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Ich werde es in die Shownotes packen, wie es sich denn heißt. Googlest du gerade?
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Wir können uns einfach mal Google Maps aufmachen.
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Weil es da rauskommt.
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Das ist eine Basilika.
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Nee, nee, das ist ja nicht das, sondern wir sind ja ... Das hier ist das Gebäude.
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Okay.
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Wir verlinken das mal.
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Nontriatur.de Ja, wir kriegen es jetzt nicht in der Grenze gelöst.
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Wenn ich hier ungern schneide, treibe ich uns jetzt einfach wieder zurück auf die Straße.
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Ja, also das mit dem Heilt die Psychoanalyse ist natürlich wirklich auch ein großes Thema.
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Es geht dann schon in der Psychoanalyse darum, dass man die Dinge ändert,
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also einen größeren Einblick in die eigenen Dynamiken kriegt und das,
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was Freud da früh bemerkt hat, was du gerade angesprochen hast,
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also Menschen sind sehr kompliziert.
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Es ist natürlich auch, er hat auch ja dann gesagt, deshalb kam ich darauf hin,
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der Feind ist die katholische Kirche.
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Das hat er ja dann gesagt, während die Nazis in Wien durch die Straßen liefen.
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Da wurde das so ein Film auch zitiert. Können wir durch?
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Ja, gehen wir. Jetzt kommen wir zur Hasenheide.
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Was ist das für ein Schauspieler?
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Ist das für ein Schauspieler?
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Ist das für ein Schauspieler? Welcher Film ist das für ein Schauspieler?
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Mothetun Man.
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Ja, so.
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Und...
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Und das ist natürlich was, über was man sprechen kann und was nicht.
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Und dieser Schock, was ja auch einer der Experten aus den USA dann sagte,
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then he wrote about children being sexual beings, like animals, sexual beings.
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Of course it was a huge success oder so ähnlich. Also er hat dann sofort diese
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Bücher verkauft. Also die Sexualität war natürlich dann auf einmal genau das Thema der Zeit.
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Einerseits, weil sie sich befreite, was der Filmemacher auch mit diesem zum
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Beispiel mit diesem halbnackten Badminton-Spiel irgendwie illustrieren wollte.
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Und andererseits aber dann über Freud dann nochmal selbst Kinder als sexuelle
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Wesen identifiziert wurden.
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Das war gleichzeitig verboten, aber auch ein Kassenschlager.
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Das sind so Sachen, die natürlich dann Freud wollte das ja für alle Ewigkeit entdeckt haben.
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Er sagt ja später, ich weiß gar nicht mehr genau, ob er das geschrieben hat,
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ich glaube 1910er Jahre irgendwie, dass er sagt,
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also es gab halt Kopernikus, die Erde ist nicht Mittelpunkt des Universums,
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Darwin, der Mensch ist nicht die Kröne der Schöpfung und Freud,
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der Mensch ist nicht mehr Herr im eigenen Haus.
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Das war die dritte Kränkung, wie er sagt, also da legt er sich ja schon ganz schön auf so eine,
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da taktet er sich selbst ja schon ziemlich oben ein und hat natürlich damit
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aber auch den Anspruch, dass seine Theorien ewige Gültigkeit haben.
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Und das ist vielleicht doch ein bisschen veränderbarer.
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Es gibt von Yalom, das ist auch ein Psychoanalytiker, der auch viel schreibt und gut schreibt.
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Die rote Couch, die Schopenhauer Kur oder als Nietzsche weint,
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das sind so Bücher von ihm. Der hat das irgendwann mal im Interview gesagt,
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hat gemeint, dass Sex ist kein Tabu mehr.
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In der Gruppe oder in einer psychischen Psychotherapie, die reden alle über
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Sex, Sexpraktiken, Lust und so, das ist nicht das Thema. Aber keiner redet über Geld.
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Das fand ich so einen ganz guten Satz. Ein bisschen wie die Anknüpfung an Jungen
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mit den Ufos und den Archetypen.
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Dass ein Jung irgendwie sagt, die Archetypen können sich verändern.
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Das heißt aber nicht, dass die Archetypen-Idee falsch ist, auch wenn sie sich verändern.
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Und Yalom illustriert hat in gewisser Weise, es gibt Tabus oder es gibt Dinge,
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die werden nicht öffentlich besprochen, aber die können sich trotzdem wandeln.
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Und Sexualität war das, was Freude entdeckt hat, aber vielleicht hat sich das
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wirklich weiterentwickelt. Vielleicht ist es jetzt woanders.
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Da war ja auch eine, ich glaube der Regisseur hat sie genannt, queere Analytikerin,
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die auch als eine Expertin da zu Wort kam, wo er auch das mit illustrieren wollte, dass Freud nicht,
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gecancelt wurde, hat er glaube ich sogar gesagt, sondern dass er den Freud Wars
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überlebt habe und jetzt genau deshalb wollte er auch diese Stimme da mit in den Film reinholen.
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Und es ist auch ein Buch bei mir zu Hause, ein Riesenwälzer,
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Queering Psychoanalysis, den ich immer noch nicht geöffnet habe, einfach nicht die Zeit.
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Aber ich finde es schon ein sehr spannendes Thema auch.
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Ja, ja, klar. Da ist es natürlich die Frage, wie jetzt diese Theorien von Freud
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in die jüngste Zeit zu holen.
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Aber das meint er auch, der Filmemacher, allein dadurch, dass es ja noch so
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präsent ist, erscheint es ja noch irgendwie zu funktionieren.
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Und es verändert sich auch. Aber es ist ja so, was er auch meint,
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eine Beobachtung, wie die, ich sage ja viele, eine Psychoanalyse ist sehr lebendig,
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aber halt eher im Bereich der Filmwissenschaften, Literaturwissenschaften und
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so Und weniger wirklich im Bereich der Psychiatrie und Psychologie.
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Und das weiß ich gar nicht, ob das so stimmt.
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Also ich habe schon so ein bisschen das Gefühl, was er ja auch angedeutet hat.
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Das ist da so eine Renaissance von Freud.
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Also Freudessance hieß das wohl in New York.
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Also es ist da jetzt gerade wieder so ein Fokus kommt.
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Jetzt war auch gerade vor kurzem eben 100 Jahre, 2023 war das glaube ich dann 100 Jahre,
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diese wichtige Schrift Jenseits des Lustprinzips, wo Freud auch sein eigenes
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Theoriegebilde nochmal umgebaut hat, erweitert hat und den Todestrieb eingeführt
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hat. Sehr wichtiges Buch.
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Und das hat vielleicht auch nochmal dazu beigetragen, dass da irgendwie weltweit
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2023 viel über Freud gesprochen und geschrieben wurde auch.
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Die Frage ist halt nur, sind es dann wirklich die,
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Psychoanalyse als Redekur, die
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dann das spannend macht oder ist es so wie Einsteins Relativitätstheorie?
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Also das ist ja auch irgendwie so,
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Popkultur in der Form.
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Ja, aber es ist mathematisch quasi beweisbar und das ist halt schwierig dann
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irgendwann zum späteren Zeitpunkt zu sagen, nee, stimmt doch nicht.
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Ich meine, es wird immer wieder angekratzt, es gibt Gehenbeweise und so weiter,
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aber nach wie vor ist diese ganze Relativitätstheorie von Einstein noch so ein
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mathematisch beweisbares Konstrukt, während du natürlich in diesem Bereich der überhaupt,
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irgendwie das beweisen kannst.
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Das beweisbar ist das Wissenschaftsprinzip. Da wollten wir eben auch in diesen
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zwei Folgen, die es dann wurden über Jung, so ein bisschen drüber reflektieren.
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Und es passt, es ist wirklich gut. Total anonymisiert sage ich,
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dass eine Patientin heute mir ein Zitat von Feynman mit in die Praxis gebracht hatte.
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Feynman sagt, der Psychologiser heißt Witch Doctor. It's not science.
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Das wurde mir heute noch mal so vorgelesen.
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Und wie hast du reagiert? Yes! I am a witch.
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Den Echomat rausgeholt. Ich glaube, wir müssen da lang.
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Wir sind jetzt, wir kreuzen auch gerade wieder. Eine frühe Folge.
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Na, Mitch, die kreuzen wir immer.
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Die haben wir immer hier gekreuzt. Die Hasenheiden-Folge. Das habe ich jetzt
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schon wieder vergessen. Bei Teramin haben wir die gekreuzt.
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Bei Teramin haben wir die auch gekreuzt. Aber es ist auch eine deiner sehr frequentierten Folgen.
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Ist das die Encanto-Folge?
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Ja, Encanto, richtig.
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Ich wollte ja heute eigentlich auch nochmal auf die, das habe ich ja mal gesagt,
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wir gucken mal so auf die Top Ten oder Top Five des letzten Monats,
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der letzten drei Monate oder letzten Jahres, letzten zehn Jahre.
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Aber ich habe es jetzt nicht vorbereitet.
1:09:18–1:09:19
Oh, schade.
1:09:19–1:09:21
Ich muss jetzt mein Handy rausziehen, um das hinzuholen.
1:09:23–1:09:26
Aber Theramin ist nämlich auch gerade irgendwie so ein Slow Burner.
1:09:26–1:09:30
War nicht so ein Riesenerfolg, aber Da hält sich jetzt irgendwie so.
1:09:30–1:09:31
Die generiert sich nicht ganz gut.
1:09:31–1:09:38
Ja, das ist so ganz gut. Was immer spiked ist dein C3, 38 C3.
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Ja, ich meine gut, Ali zieht halt. Ali zieht.
1:09:41–1:09:44
Ja, aber ich glaube auch, dass 38 C3 als Suchbegriff einfach zieht.
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Ja, wahrscheinlich. Das wollen die Leute schon hören.
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Und in den Top 10, also der Top 2, der 10-Jahres-Rückblick da,
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oder über alle Folgen hinweg, so drei Jahre wäre es dann bei uns,
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da ist jetzt Webfonds immer noch auf Platz 1.
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Aber Hyperion robbt sich da so ran.
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Spätestens dann, wenn die Netflix-Folge dann rauskommt, Hyperion,
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dann kannst du dann nochmal topen.
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Da kommt man schon ganz tief rein.
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Kannst du, würdest du um nochmal den Bogen zu jung zu schießen.
1:10:31–1:10:42
Das rote Buch ist ja so die Generationsquelle für Jung, um in seine aktive Imagination zu treiben.
1:10:44–1:10:48
Könnte man das mit dem Traumdeutungsbuch von Freud vergleichen,
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so auf der Ebene der Methodenentwicklung?
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Die Traumdeutung, die Freiassoziation war nach der,
1:11:01–1:11:07
Feststellung von Freud, dass das mit der Hypnose nicht wirklich ein Zauberstab ist für alle.
1:11:07–1:11:13
Und dann hat er eben festgestellt, es ist bei der freien Assoziation ähnlich wie im Traum.
1:11:13–1:11:17
Der Traum arbeitet nach Freud mit Verdichtung und Verschiebung.
1:11:17–1:11:19
Das heißt, es wird alles, kann man sich gut vorstellen, kompakter.
1:11:20–1:11:24
Und dann ist halt, was zum Beispiel dann der Penis ist, ist dann,
1:11:25–1:11:28
das war auch ein interessantes Bild aus dem Film, komme ich gleich drauf,
1:11:28–1:11:32
ist dann zum Beispiel Zigarre, könnte man sagen. Das ist die Verschiebung.
1:11:34–1:11:40
Und in der freien Assoziation mit PatientInnen in der Sitzung,
1:11:40–1:11:43
die dann zum Beispiel auch liegen und an die Decke gucken, ob in dem Raum halt
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diese ganzen Gesichter sehen,
1:11:45–1:11:49
dass die anfangen, einfach so mal alles rauszulassen, was gerade so kommt,
1:11:49–1:11:51
so wenig als möglich zensieren.
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Das war ja auch ein Zitat da.
1:11:54–1:11:55
Das ist in der Analyse.
1:11:57–1:12:00
Da kann man nicht decent sein, man kann nicht anständig sein,
1:12:00–1:12:04
man muss das einfach laufen lassen können, um tiefer zu gehen,
1:12:04–1:12:11
um diese internen Sensoren zu umgehen oder zu überspringen.
1:12:11–1:12:12
Jetzt sind wir im dunklen Park.
1:12:12–1:12:15
Ich würde jetzt gerne aus diesem dunklen Park rausgehen. Ist das okay?
1:12:16–1:12:18
Ja, wir müssen dann geradeaus weitergehen.
1:12:18–1:12:20
Aber können wir nicht runtergehen und dann an der Straße lang gehen?
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Können wir auch machen.
1:12:24–1:12:30
Wir waren ja im Grunewald mit Hänsel und Gretel in einer edlich dunklen Situation,
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aber da waren wir wirklich alleine.
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Du weißt, dass da wirklich kein anderer ist um diese Uhrzeit außer die Wildschweine.
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Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. Das ist ja auch ein Problem.
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Jetzt hat mich dieser komische komische geräusch von der vorne hat mich abgelenkt wo waren wir gerade ich.
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Bin auch ein bisschen raus muss ich gestehen.
1:12:58–1:13:01
Okay dann kann es ja nicht so wichtig gewesen sein wie man sagt oder es war
1:13:01–1:13:04
so wichtig dass wir uns gleich verdrängt haben müssen wir noch mal nachhören.
1:13:07–1:13:10
Wir waren bei dem Penis.
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Du wolltest wissen, ob diese Art der Arbeit ähnlich ist.
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Bei Jung ist es ja auch eine Selbstanalyse und er geht da aktiv rein.
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Und bei Freud ist die Freie Asozien mit PatientInnen jetzt nichts.
1:13:35–1:13:39
Also da geht er nicht aktiv in der Selbstanalyse rein. In dem roten Buch,
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da ist alles Selbstanalyse. Ich sehe das schon ein bisschen anders.
1:13:43–1:13:47
Und ich glaube eben auch vor dem Weltbild motiviert ist es halt so.
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So, dass Jung ja wirklich in dieser einen Anekdote, die ich da auch angesprochen habe,
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wo er dieses unerhörte Bild spürt, dass er in Basel diese große Kirche sieht
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und dann dieses Bild, dass Gott da so draufscheißt, einen riesen Scheißhaufen.
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Und das findet er völlig unerhört. Er war dann noch sehr jung und das traut er sich nicht.
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Und dann sagt Gott, nee, nee, das darfst du schon denken. Und dann kommt er
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in seinen neuen Religionsbegriff rein, dass halt nicht die Institution der Kirche,
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sondern die Spiritualität und Gott, also dass er versucht, ein neues Konzept
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von Spiritualität oder Gottglauben zu entwickeln.
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Und vor dem Hintergrund, wenn er dann anfängt, mit seinen eigenen Dingen zu
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sprechen, dann ist das eben, zumindest in meinem Verständnis,
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auch schon ein Schritt, der potenziell aus dem individuellen Unbewussten oder
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darüber hinaus oder tiefer geht,
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eben in dieses archetypische,
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metaphysische Archetypische.
1:14:57–1:15:00
Und Schupp vorsichtig, Fahrradfahren.
1:15:01–1:15:05
Und das wäre bei Freud so sicherlich nicht mit dem.
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Auch da das Zitat, und das ist schon sehr wichtig bei der Traumdeutung,
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in Details zu gehen und vor allen Dingen auch oft eben in die Dinge reinzugehen,
1:15:15–1:15:17
die am Anfang gar nicht mehr da waren.
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Dass man sagt, wir sind jetzt hier an der Straße, fällt mir ein,
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ich erinnere mich noch am Traum, da war so ein Auto und irgendwas war da komisch
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an dem Auto. Was war denn da komisch? Keine Ahnung, ich weiß nicht mehr.
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Und dann erzählt man weiter, jetzt fällt es mir wieder ein, das hatte nur einen
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Scheinwerfer, der andere war kaputt und der blinkte so komisch.
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Also solche Dinge würde dann, freut zum Hintergrund sagen, dass dieser Zensor,
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der innere Zensor springt an.
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Ja, in dem Moment, also beim Traum ist der Zensor ein bisschen überwunden,
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der Traum passiert, das Unbewusste oder Vorbewusste schleicht sich da hinein
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in den Traum und dann vergessen wir es aber wieder.
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Und wenn wir den Traum erzählen, dann können wir aber dann vielleicht doch nochmal
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einen Schritt wieder reingehen in Material, was schon wieder vergessen war. Also der zweite Zensor.
1:16:02–1:16:10
Und das wäre jetzt für mich schon unterschiedlich zu dem, was Jung da macht.
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Also das Gefühl von Jung eher zu sagen, ich drehe mich um, ich spreche mit den
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Toten, mal gucken, manche sind wirklich eben,
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das ist echt und bei manchen ist es meine eingebildete Version des Toten und
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als Experte kann ich das auch gut unterscheiden.
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Ich glaube auch, Jung hat dann auch viel mehr so einfach geschrieben,
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was er da so erlebt hat oder was er sich vorgestellt hat.
1:16:34–1:16:40
Während im Traumdeutigen im Buch von Freud ist ja auch dann gleich die Analyse dabei.
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Also er hat ja dann auch das ganze Material organisiert und seine Träume dann
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halt auch wirklich analysiert.
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Dieser analytische Schritt, der fehlt ja dann im roten Buch.
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Ja, und das ist ja eben auch dann dieses Titel von unserer Episode,
1:16:56–1:17:00
Religionsstifter, Fragezeichen, weil es dann wirklich eher rüberkommt wie ein
1:17:00–1:17:06
religiöser Text, ein Text, der von dir interpretiert werden muss,
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also der nicht erklärt wird.
1:17:08–1:17:11
Und das ist auch wieder eine Brücke zu dem Film, fand ich ganz interessant,
1:17:11–1:17:19
formal dann nochmal, dass Träume von Freud im Film auch als Animation umgesetzt wurden.
1:17:19–1:17:21
Ja, genau, das wollte ich auch noch erwähnen.
1:17:21–1:17:29
Und er dann explizit Träume genommen hat, die eben nicht interpretiert wurden.
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Also die irgendwo aufgetaucht sind und dann auch wieder verschwunden sind und
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nicht bearbeitet wurden, interpretiert wurden, gedeutet wurden.
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Und das fand ich ganz interessant, als er das nochmal reingenommen hat.
1:17:40–1:17:45
Und da war eben dieses eine Bild in einem der Träume. Da siehst du einen Zug,
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der zunehmend sich mit Wasser füllt.
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Und in diesem Zugabteil siehst du dann so eine Zigarre, die so irgendwo drauf
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liegt. Und als die Zigarre kommt vorne so Wasser raus.
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Und das füllt diesen ganzen. Und dann fährt der ganze Zug nicht in einen Tunnel,
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sondern in den Pissoir hinein.
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In den Berg ist so ein riesen Pissoir eingelassen. Da fährt der Zug rein.
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Das dann auch aussieht wie eine Vulva. Also diese Doppel.
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Zug, Penis, Zigarre, Pinkeln. Hast du alles drin.
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Ja, aber da gibt es eben von Freud ja diesen Satz, dass er irgendwann mal darauf
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angesprochen, irgendwann mal meint er, manchmal ist eine Zigarre nur eine Zigarre.
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Und das klingt halt so einerseits so vehement von wegen, ey,
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jetzt lass mich doch Zigarre rauchen, jetzt mach mal halblang hier.
1:18:28–1:18:30
Aber von dem Hintergrund des Traums ist es natürlich dann so,
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manchmal ist eine Zigarre nur eine Zigarre.
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Es kann auch viel Flüssigkeit vorne rauskommen und dann fährt der ganze Zug
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massiv und schnell und erregt hinein in diese Pissoir-Vulva des Berges.
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Aber man muss auch sagen, er hat ja immer weiter geraucht, auch als er schon Gaumenkrebs hatte.
1:18:55–1:18:58
Das ist ja auch nochmal so, das Aspekt des Heilens.
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Er hatte 1923 dann eben Krebs, Gaumenkrebs.
1:19:03–1:19:06
Ganz viel wurde ihm dann auch aus dem Kiefer genommen.
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Er hatte eine ganze Reihe von Operationen.
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Über 50 Operationen, die er da machen lassen musste. Und,
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Auch eine unglaubliche Prozedur, dann eben diese Prothesen einzusetzen,
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wo dann auch anekdotisch erzählt wird, dass nur seine Tochter Anna ihm da helfen durfte.
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Und dass das bis zu einer halben Stunde gedauert hat, bis er dann halt so hergerichtet war.
1:19:31–1:19:36
Also ich meine, er war nicht entstellt im Alter von, wir haben jetzt auch ganz
1:19:36–1:19:37
viele Bilder von ihm gesehen.
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Ja, man sieht das dann schon.
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Aus einer bestimmten Perspektive hast du gesehen, dass...
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Auf der einen Seite, der Knochen waren ja auch wirklich Teile des Kieferknochens
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entfernt. Und da wurde die Haut dann auch so dunkel und rot.
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Ja, das war so. Und dann hat er noch so ein Geschwulster. Aber er ist ja dann
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letztendlich von einem Krebs geheilt worden.
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Also konnte er dann noch 16 Jahre weiterleben.
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Und hatte wohl aber immer so gutartige Geschwulste. Und gleich dieses Festheilen,
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das war, glaube ich, sein einziges Rauschmittel. Also Alkohol wird überhaupt nicht erwähnt.
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Kokain hat er dann glaube ich auch nur so kurz probiert und nicht weiter verfolgt.
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War das halt irgendwie so eine Mode.
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Aber dieses Rauchen, Zigarrenrauchen, das war halt so schon,
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es war nicht nur einfach nur eine Zigarre, sondern es war schon ein Objekt.
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So sieht man, also so denkt man dann Freud, wenn man ein Bild sich vorstellen
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muss von ihm. Bart und Zigarre.
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Das ist so der Archetyp von Freud.
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Und wohl nicht wegzudenken, wenn er geschrieben hat. Also das war wohl eben
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seine Form, die innere Erregung zu regulieren, während er schreibt.
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Dann braucht er das wohl, das Nikotin, aber vielleicht auch das Kauen oder ich,
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keine Ahnung, spekulativ.
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Ja, aber er war auch immer noch hochproduktiv im Alter mit den ganzen Schwächungen und Krankheiten.
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Hat er dann noch in den 30ern also weiterhin Bücher geschrieben. Abhandlungen gegeben.
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Also das ist schon Leistung.
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Ich fand diese Anekdote auch sehr schön mit den Ciao-Chao, ich weiß gar nicht,
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wie die in Deutschland heißen, ja auch Ciao-Chao, diese chinesischen Hunde,
1:21:22–1:21:29
die so ein bisschen gepropft aussehen und so wie so eine Rolle mit Fell,
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dass das wohl sein Lieblingshund war und auch von,
1:21:34–1:21:37
Marie Bonaparte, was auch der Lieblingshund ist, hat sie auch so weiter verbunden
1:21:37–1:21:39
und in dem ganzen Material
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Im Film, was wir da jetzt auch so gesehen haben, hatte ich wirklich das Gefühl,
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das Einzige war, dass er so ganz ungebremst gelacht hat, war,
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als er einmal den Hund so gefüttert hat und dann guckt er so kurz hoch und sucht
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dann einfach irgendeinen, er sucht so im Off an der Kamera vorbei,
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sucht halt irgendjemand, den er anlachen kann, weil er sich so gefreut hat.
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Und da hat man echt so ein richtiges Lachen gesehen.
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Ja, das finde ich auch sehr schön.
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Das fand ich eben wirklich auch so dieses, das Menschliche, was,
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ich meine, gut, früher war Fotografie alles nochmal was anderes als heute und
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oft eben auch gestellt oder hat dann eine bestimmte Funktion,
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diese Gruppenbilder oder wie auch immer.
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Aber da in dem Moment war es dann wirklich so ein unbeobachteter Moment.
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Ja, das war halt wirklich ein völlig untypisches Bild von Freud.
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Also hat man ja auch vorhin darüber gesprochen, wo man so einen privaten Einblick
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hat, den man vorher nicht gehabt hat.
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Also allein durch die Archive, die dann da zur Verfügung gestellt waren.
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Ja, wir sind jetzt wieder da, wo wir losgelaufen sind.
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Wir sind kurz vor dem Kino Movimento.
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Und ich glaube, wir sind jetzt auch nochmal so ganz gut durch die Geschichte
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gelaufen, durch den Film.
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Und würde sagen, dass wir damit auch die Episode zum Ende führen.
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Bist du einverstanden, Mitch?
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Finde ich gut. Also zusammenfassend nochmal, mein Wunsch war und ich hoffe,
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dass das auch gepasst hat. Das war jetzt irgendwie so eine lockere Folge.
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Wir haben uns jetzt nicht durch Sachen durchgeknüppelt, wobei du wirklich auch
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nochmal gut Jahreszahlen so wieder mit reingebracht hast.
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Aber für mich war es eher nochmal so die Hoffnung und Wunsch und ich habe es
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auch so erlebt über diesen Film als dritter Teil zu dieser C.G.
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Jung-Folge vielleicht auch noch mal freut, biografisch so ein bisschen darzustellen,
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und nicht über die Theorie und die Wahrhaftigkeit davon oder nicht,
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sondern oder Wissenschaftlichkeit und nicht so einfach zu schauen,
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dass bestimmte Dinge da auch aus der Biografie vielleicht auch motiviert sind
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oder noch mal anders erlebt werden können.
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Weil wir ja bei Jung eben auch auf diese biografischen Aspekte geschaut haben.
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Ich finde, das ist uns gelungen.
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Auf jeden Fall.
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Ja, das war Eigentlich Podcast.
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Das Ganze könnt ihr unter eigentlich-podcast.de nochmal vertiefen.
1:24:07–1:24:10
Da könnt ihr auch sehen, wo wir langgelaufen sind, unseren Track.
1:24:10–1:24:14
Und wir haben auch ein paar Bilder gemacht. Ich hoffe, die sind was geworden.
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Es war sehr dunkel, auch schon spät.
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Wenn euch die Episode gefallen hat, Wenn euch der Podcast gefällt,
1:24:22–1:24:27
dann empfehlt uns weiter oder gebt uns Sternchen oder was auch immer.
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Wir sagen Tschüss, bis zum nächsten Mal, bis dahin.
1:24:32–1:24:33
Macht's gut, Tschüss.

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"London calling to the faraway towns / Now war is declared and battle come down / London calling to the underworld / Come out of the cupboard, you boys and girls" The Clash, 1979

Flo hat in letzter Zeit viele Serien geschaut, die in London spielen: MobLand, I May Destroy You, Fleabag, Disclaimer, The Agency, Industry, Slow Horses, Ted Lasso, The Capture und Gangs of London. London steht als Spielort für Serien auf Platz drei hinter L. A. und New York City. In dieser Folge ist Flo der Frage nachgegangen, warum sich London in der Serienproduktion so hervorgetan hat, zumal der Brexit England doch wirtschaftlich zurückgeworfen hat. Doch England war in der Filmindustrie schon immer präsenter als seine europäischen Nachbarländer. Allein durch die Sprache können sich englische Produktionen größere Märkte erschließen, wohingegen deutsche und französische Produktionen auf Sprachbarrieren im internationalen Raum stoßen. Auch die großen Streamingdienste haben sich in den letzten Jahren in Londoner Studios eingemietet. Serien wie „Game of Thrones” und die „Harry Potter”-Filme trugen maßgeblich dazu bei, dass sich in den ersten Dekaden der 2000er eine starke Infrastruktur in der Filmindustrie in London ausbauen konnte. Gerade im Bereich der visuellen Effekte (VFX) sind viele kleine Studios entstanden, die auf dem Weltmarkt eine führende Position eingenommen haben. Dies erklärt zum Teil, warum so viele Serien in London spielen. Ein weiterer Grund ist, dass viel Geld aus dubiosen Quellen nach London geflossen ist, welches neben der Finanzierung von Großbauprojekten wie The Shard oder One Hyde Park auch viele Schattenproduktionen in der Filmbranche finanziert hat. London ist als Geldwäscheanlage bekannt. In dieser Episode tauschen wir uns über solche Geschichten und Gerüchte aus und können viele eigene London-Erlebnisse einbringen. Flo ist fasziniert davon, wie sich die Skyline von London in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Micz kann von seiner Zeit in den 90ern berichten, als er in London lebte und die Gentrifizierung des Stadtteils Shoreditch miterlebte. London ist vielseitig und unberechenbar, wie sich die Stadt auch in den Serien spiegelt. Hinter der glatten Fassade lauern Abgründe, aber auch Chancen...

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Florian Clauß
Erzähler
avatar
Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:03
Dann hatte ich ja dieses Drum-Ding da gebastelt, was man einfach so drauflegen kann.
0:00:04–0:00:07
Und dann war es ja damals noch so, dass es diesen Moment gibt,
0:00:07–0:00:08
wo dieses Klatschen rein soll.
0:00:09–0:00:12
Und das haben wir dann aber, glaube ich, du schneidest das, glaube ich,
0:00:12–0:00:13
gar nicht mehr so. Du schmeißt es einfach drauf.
Florian Clauß
0:00:15–0:00:19
Ich habe den Zimmer in irgendeiner rhythmischen Pause, wie ich den dann drauf.
Micz Flor
0:00:19–0:00:20
Dann klatschen wir mal.
Florian Clauß
0:00:21–0:00:22
Liest du, hörst du, oder?
Micz Flor
0:00:22–0:00:23
Ach, auf jeden Fall.
Florian Clauß
0:00:23–0:00:23
Hörst du jetzt.
Micz Flor
0:00:24–0:00:31
Achso, ich bin jetzt schon im finalen Edit. Hallo, liebe Zuhörer und Zuhörerinnen und Zuhörende.
0:00:31–0:00:34
Wir kommen jetzt mit dem eigentlichen Podcast schon zur Folge 83.
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Und die Zahl 83 ist ja magisch aufgeladen. Das werdet ihr heute noch später
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erleben, wenn ihr das Thema von Flo hört.
0:00:42–0:00:47
Wir, das sind Flo und ich, Mitch. Und alle zwei Wochen ist etwas,
0:00:47–0:00:50
was wir beim Laufen aufgenommen haben, auf unseren Podcast drauf.
0:00:50–0:00:54
Die Idee kam halt eben ursprünglich so ein bisschen von den Corona-Walks,
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wo man sich dann treffen durfte, aber nur draußen.
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Da haben wir einfach so viel gesprochen, irgendwann Aufnahmen gedrückt.
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Wo wir langlaufen, ist dann irgendwie auch immer Teil von dem,
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was wir erzählen, weil man dann manchmal doch stehen bleibt und über was spricht,
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was gerade vor der Nase ist.
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Diese Touren könnt ihr dann auch immer auf der Webseite sehen von eigentlich-podcast.de.
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Für die, die jetzt zum ersten Mal hören, die denken vielleicht,
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ich erkläre das immer so gut und ausführlich, aber ich mache das jetzt mal extra
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so, weil Flo, glaube ich, immer hofft, dass man das noch mal so alles so ausführlich
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vorher erklärt, bevor es dann losgeht.
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Und das geht jetzt nämlich los mit Flo's Thema. Ich habe keine Ahnung, worum es geht.
0:01:31–0:01:35
Deshalb habe ich das von Magie gesagt. Aber du wirst mich jetzt eines Besseren belehren.
Florian Clauß
0:01:35–0:01:40
Ja, du wirst sicher dazu was beitragen können. Da bin ich mir auf jeden Fall sicher.
0:01:40–0:01:45
Ich wollte noch ein, zwei Sätze zur Tour sagen.
0:01:45–0:01:48
Und zwar, du hast mich vorhin gefragt, hast du eine Tour? Und ich meinte so,
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ja. Ja, aber die ist so ein bisschen, wie soll man sagen, die schlägt so ein paar Haken.
0:01:54–0:02:00
Nämlich, ich habe als Tourplanung Tool, habe ich Square Dats genommen. Also Square Dats.
Micz Flor
0:02:00–0:02:01
Das könnte ich ja nicht mal aussprechen.
Florian Clauß
0:02:02–0:02:03
Ja, das kann ich auch schwer aussprechen.
Micz Flor
0:02:03–0:02:05
Square wie das Quadrat und Dats wie die Punkte.
Florian Clauß
0:02:05–0:02:13
Dats, D-A-T-S, Dotcom. Das ist im Prinzip ein Add-on für verschiedene andere
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Tracking-Tools wie Strava oder Komoot.
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Teilt die Welt in Quadrate ein.
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Und du kannst dann automatisch da eine Tour, in die du gefahren,
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gelaufen, also alles, was mit Muskelkraft geht, gemacht hast,
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lädt dann auf diese Seite hoch und markiert dann quasi die Quadrate, die du abgelaufen bist.
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Und dann gibt es halt ein Square, ist dann halt quasi so eine Meile ungefähr.
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Und das wird aber, kann beliebig tief unterteilt werden in diese sogenannten,
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jetzt kriege ich den, da muss ich es wieder aussprechen, Square.
Micz Flor
0:02:47–0:02:48
So heißt es nicht?
Florian Clauß
0:02:48–0:02:49
Ja, die kleinen.
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Dieser große Bereich wird dann nochmal in 64,1, also Länge wie Breite, dann unterteilt.
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Das Ganze ist eine Spielerei, weil du siehst dann halt, wo du lang gelaufen
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bist, du siehst dann halt so in den Farbtönen, wenn du öfters so ein Quadrat
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passiert hast, dann kriegt das nochmal eine dunklere Farbe.
0:03:10–0:03:13
Und dann siehst du auch die Teile, wo du noch nie so lang gelaufen bist.
0:03:14–0:03:16
Zumindest nicht, wo du mal aufgezeichnet hast.
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Und das ist halt so ein ganz nettes Tool, um halt, wenn du irgendwo läufst,
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um so eine Tourplanung zu machen oder Fahrrad fährst.
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Dann fährst du halt dann mal Wege, die du sonst nicht so fährst.
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Und das habe ich jetzt gemacht bei uns. Und ich wusste ja, dass wir hier wieder
0:03:29–0:03:35
im Epizentrum von Berlin starten, Oranienplatz, und habe mir dann noch mal so
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ein paar Quadrate rausgesucht, die ich noch bisher noch nicht mit...
Micz Flor
0:03:39–0:03:42
Also, dass ich es verstehe, wir haben eine Meile mal eine Meile oder Kilo,
0:03:42–0:03:47
das wissen wir nicht genau. Und das ist dann nochmal in quasi 64 Bits unterteilt.
Florian Clauß
0:03:47–0:03:48
Also genau, in Nummer 64.
Micz Flor
0:03:49–0:03:53
Und das sind diese kleinen Squad. Also wir könnten jetzt also auch programmieren,
0:03:53–0:04:00
indem wir diese Bits so ablaufen, dass die einzelnen Nullen dann als Programm laufen könnten.
Florian Clauß
0:04:00–0:04:04
Ja, wir könnten auch jetzt eine Tour laufen und dann hätten wir wieder irgendwelche
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Schriftzeichen in die Stadt reingeimpft mit unseren Wegen. Aber das machen wir nicht mit.
Micz Flor
0:04:09–0:04:12
Na gut, ich dachte nur, wir könnten einen Assembler-Code schreiben.
Florian Clauß
0:04:12–0:04:14
Achso, ja, okay.
Micz Flor
0:04:14–0:04:15
Der sinkt dann zum Beispiel.
Florian Clauß
0:04:15–0:04:18
Da müssen wir quasi über ein so ein kleines Quadrat drüber hüpfen.
0:04:19–0:04:22
Aber das ist schon zu breit zum Hüpfen.
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Too far to jump. Jump, jump, genau.
0:04:27–0:04:33
Und mit mein Thema. Ich bin irgendwie auf mein Thema gestoßen worden von mir selber.
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Okay, das heißt Idee.
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Ich habe da so viele Spränge.
Micz Flor
0:04:39–0:04:45
Das klingt so, als ob du fast erschüttert warst, dass etwas ohne Chat-GPT eine Idee wurde.
Florian Clauß
0:04:46–0:04:51
Naja, ja, das nicht unbedingt. Also Chat-GPT hat mich da auch gut beraten,
0:04:51–0:04:54
wobei ich ja immer von Antrofic dann...
Micz Flor
0:04:54–0:04:55
Antrofic, Entschuldigung.
Florian Clauß
0:04:55–0:04:59
Hat mich auf jeden Fall, hat mich bei der Recherche unterstützt.
0:05:00–0:05:03
Aber was mir aufgefallen ist, das war wirklich so ein Thema,
0:05:03–0:05:09
was ich dann halt so aufgedrungen hatte. Nämlich, es geht auch wieder um Filme, es geht um Serien.
0:05:10–0:05:12
Du weißt, ich gucke sehr viel Serien, ne?
Micz Flor
0:05:12–0:05:12
Ja, ja.
Florian Clauß
0:05:12–0:05:14
Meine Kinder sind ja ...
Micz Flor
0:05:14–0:05:14
Aus dem Haus.
Florian Clauß
0:05:16–0:05:19
Deswegen, wenn du mir immer sagst, woher nimmst du diese Zeit?
Micz Flor
0:05:20–0:05:25
Die wurde mir gegeben, das ist negative Energie der Abwesenheit meiner Kinder.
Florian Clauß
0:05:25–0:05:29
Deswegen komme ich in den Genuss, viel Serien zu schauen, ich bin auch echt
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ein großer Serienferien. Und mir ist aufgefallen.
0:05:33–0:05:37
Oder ich fange anders an. Allgemein in Filmen. Frage an dich.
0:05:38–0:05:45
Inwieweit ist denn jetzt so der Ort in einem Film oder in einer Serie eine maßgebliche Bedeutung?
0:05:46–0:05:55
Der Ort als wie auch immer gefasst, als echter Ort, als Stadt,
0:05:56–0:06:03
als narrativer Raum, als quasi Eigenschaftsraum oder sowas. Was fällt dir da spontan ein?
Micz Flor
0:06:03–0:06:06
Also wenn ich jetzt Serie und Film denke, dann denke ich bei Filmen sofort an
0:06:06–0:06:09
James Bond, weil das war dann immer so ein Ding früher, auch in der Werbung
0:06:09–0:06:16
vorneweg, die waren in den Meteoraklöstern und in Rom und der Showdown ist in San Francisco.
0:06:17–0:06:18
Also das waren ja immer Orte, die wurden angepriesen.
0:06:19–0:06:22
Ein anderer Classic, jetzt aus der Serienvorabend, der in Sachen ist Friends,
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was mir einfällt, wo es ja dieses Kaffee, Coffee Perk oder wie das heißt,
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gab, wo die sich immer wieder treffen.
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Also das war quasi der Ort, es gab natürlich auch die Wohnung und sowas,
0:06:33–0:06:36
aber der Ort, der jetzt nicht privat war, war eben dieses Kaffee,
0:06:36–0:06:40
wo man sich immer wieder getroffen hat. Das fällt mir jetzt spontan dazu ein.
Florian Clauß
0:06:40–0:06:44
Ja, also man könnte es auch weiterfassen, wenn du dann halt irgendwie so Ort
0:06:44–0:06:47
im Sinne von quasi als Protagonist siehst.
0:06:48–0:06:50
Dann könnte Shining natürlich das Hotel als Ort.
Micz Flor
0:06:51–0:06:51
Ja, okay.
Florian Clauß
0:06:51–0:06:57
Oder bei Tschernobyl dann halt die Atomkraftanlage als Ort und so weiter.
0:06:57–0:07:02
Oder du kannst es halt so ganz konkret auffassen wie Emily in Paris,
0:07:03–0:07:06
also Paris als Ort, als Kulisse.
0:07:08–0:07:13
Oder Sex in the City, wo natürlich New York City der dreht.
Micz Flor
0:07:13–0:07:15
Oh, das ist New York. Ich hatte gesagt, das ist Tübingen.
Florian Clauß
0:07:18–0:07:23
Und dann habe ich mal auch so geguckt und mich gefragt, was meinst du,
0:07:23–0:07:30
wie das Top Ranking in Serien ist, die Orte, wo sie stattfinden.
0:07:31–0:07:33
Und Städte vor allen Dingen.
Micz Flor
0:07:33–0:07:37
Also bei Serien weiß ich, weil ich das neulich irgendwo Social Media-mäßig gesehen
0:07:37–0:07:42
habe, so dieses Manhattan, New York Map, King of Queens, Friends,
0:07:42–0:07:44
Seinfeld, Sex in the City hat er schon gesagt.
0:07:44–0:07:47
Also da wurde das quasi auf die Karte auch draufgeschrieben.
0:07:47–0:07:51
Man könnte da dann interessanterweise wirklich auch so Podcast-Walks machen,
0:07:51–0:07:53
wo man dann sich immer in diesen Vierteln aufhält.
0:07:54–0:07:56
Gibt es ja, da gibt es natürlich so City-Walks.
Florian Clauß
0:07:56–0:07:58
Wo da die Serien-Schauplätze abgelaufen werden.
Micz Flor
0:07:59–0:08:00
Also das, denke ich, ist die Nummer 1.
Florian Clauß
0:08:00–0:08:01
Platz 1.
Micz Flor
0:08:01–0:08:06
Dann würde ich sagen, Paris ist Platz 2. 3 ist London. 4 ist Rom.
Florian Clauß
0:08:07–0:08:11
Ja, 3 ist richtig. Paris kommt ein bisschen später. 2 ist LA.
Micz Flor
0:08:12–0:08:15
Ah, klar. Okay, Amerika. Man muss es, glaube ich, amerikanisch denken.
0:08:16–0:08:20
Und wahrscheinlich ist im Endeffekt Kanada auf Nummer 1, weil da alles gedreht wurde.
Florian Clauß
0:08:20–0:08:24
Und dann kommt Seoul und die asiatischen Länder und so weiter.
0:08:24–0:08:28
Aber tatsächlich ist 3 mein Thema. London.
Micz Flor
0:08:28–0:08:28
London.
Florian Clauß
0:08:28–0:08:30
Ja, London is calling.
Micz Flor
0:08:32–0:08:34
London calling, da müssen wir jetzt das Gema zeigen.
Florian Clauß
0:08:35–0:08:36
Ja, nicht, wenn du das singst.
Micz Flor
0:08:37–0:08:39
Nee, er kennt keine KI.
Florian Clauß
0:08:40–0:08:43
London, mir ist nämlich aufgefallen bei den ganzen Serien, die ich in der letzten
0:08:43–0:08:46
Zeit geguckt habe, dass die alle in London spielen.
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Und das sind echt gute Serien. Also das sind wirklich, wirklich gute Serien,
0:08:51–0:08:55
die ich alle, ja, mehr oder weniger ausnahmslos empfehlen kann.
0:08:55–0:08:58
Ich gehe die gleich nochmal so durch, weil du wahrscheinlich keine davon kennst.
Micz Flor
0:08:59–0:09:02
Die einzige, die ich ja auch mal rumgeschickt hatte mit Chris auch im Chat,
0:09:02–0:09:05
war ja die Black Doves. Das war auf Netflix eine Serie.
0:09:05–0:09:08
Die fand ich wirklich ziemlich toll. Die spielt auch in London.
0:09:09–0:09:10
Black? Doves, Tauben.
Florian Clauß
0:09:11–0:09:12
Schwarze Tauben. Die habe ich noch gar nicht gesehen.
Micz Flor
0:09:12–0:09:16
Siehst du, das ist das beste Film. Hältst du dir auch für zuletzt eine zweite
0:09:16–0:09:18
Folge machen zu dieser Episode?
Florian Clauß
0:09:18–0:09:21
Ja, unbedingt. Nein, das geht halt auch zu den Serien, die in der letzten Zeit
0:09:21–0:09:22
quasi auch gedreht wurden.
0:09:23–0:09:27
Und die ich in der letzten Zeit gesehen habe. Da geht es ja zeitnah, gucke.
0:09:27–0:09:33
Ganz aktuell steige ich gleich mit einer der hier ein, ist Mobland,
0:09:33–0:09:39
wo Guy Ritchie einige Folgen gedreht hat, also eigentlich eine Guy Ritchie-Folge, kann man so sagen,
0:09:40–0:09:44
und Tom Hardy die Hauptrolle spielt neben Pierce Brosnan.
0:09:45–0:09:47
Und da geht es um eine...
Micz Flor
0:09:47–0:09:52
Darf man sagen, welche Sender oder welche Webseite, welche URL?
Florian Clauß
0:09:52–0:09:57
Das ist Paramount Plus, hat das gedreht. Paramount ist jetzt evil,
0:09:58–0:10:00
also darf man nicht mehr uneingeschenkt empfehlen.
Micz Flor
0:10:00–0:10:01
Warum? Was ist bei Paramount?
Florian Clauß
0:10:01–0:10:05
Bei Paramount hat er die Colbert Show abgesetzt und bietet sich gerade Trump
0:10:05–0:10:10
an, um diesen einen Deal dann halt über die Bühne zu bringen.
0:10:10–0:10:11
Die wollen doch irgendwie merchen.
0:10:11–0:10:15
Mit wem habe ich vergessen. Aber deswegen ist gerade Paramount.
0:10:16–0:10:21
Gut angesagt. Es geht um eine super reichen Familie, die dann auch im Drogen-Business
0:10:21–0:10:25
ist, was bei vielen Serien in London vorkommt.
0:10:25–0:10:30
Drogen, Gangster und der Harrigan, der Patriarch der Familie,
0:10:30–0:10:33
gespielt von Pierce Brosnan in einer unglaublich guten Rolle,
0:10:34–0:10:38
der dreht ein bisschen frei und seine Frau auch, eine Patriarchin,
0:10:39–0:10:41
die so eine Hidden Agenda verfolgt.
0:10:41–0:10:44
Und Tom Hardy ist halt so ein Typ, der ist halt so straight.
0:10:44–0:10:46
Also wirklich, es macht Spaß, diese Serie zu gucken.
0:10:47–0:10:51
Ja, weil der ist so der Cleaner-Typ. Der muss halt ständig hinter denen herrollen.
0:10:51–0:10:54
Und es wird immer katastrophaler, so ein typischer Guy-Ritchie-Plot.
0:10:55–0:10:57
Also Guy-Ritchie ist ja so ein bisschen...
Micz Flor
0:10:57–0:11:00
Und das ist jetzt aber dann innerhalb von einer Episode oder über die ganze Art?
Florian Clauß
0:11:00–0:11:02
Nein, nein, das ist so der Bogen, das ist so der Einstieg. Also ich erzähle
0:11:02–0:11:04
nicht, ich spoil nicht so viel wie sonst.
0:11:06–0:11:09
Ich erzähle nicht Szene für Szene wie bei 28 Days Later.
0:11:12–0:11:19
Was mich dann immer so fasziniert London, wie kann London ist so eine Stadt die halt,
0:11:19–0:11:25
wo du jede Drehsekunde wahrscheinlich dann halt irgendwie 10.000 Pfund kostet,
0:11:25–0:11:30
ja, wie, warum ist das dann halt so ein Margant gerade für so Serienproduktion
0:11:30–0:11:32
und da habe ich halt so ein bisschen nachgedacht und recherchiert,
0:11:33–0:11:36
dass der Punkt ist, dass, wir haben ja bei London so verschiedene,
0:11:36–0:11:40
ich sage mal Strömungen, die gerade abgegangen sind. Brexit ist eine.
0:11:41–0:11:47
Brexit ist ja auch so mit dem Versprechen dann gekoppelt, quasi so ein Offshore-Gelände in London.
0:11:47–0:11:52
So ein bisschen wie Malaysia oder sowas. Oder Singapur, wo du dann halt dein
0:11:52–0:11:55
ganzes Business machen kannst, ohne groß Steuern zu zahlen.
Micz Flor
0:11:55–0:11:57
So eine Schweiz oder wie?
Florian Clauß
0:11:57–0:12:01
So eine kleine Schweiz, hat aber nicht funktioniert. Es ist tatsächlich eher
0:12:01–0:12:06
das Gegenteil, dass viele Leute eben abwandern, gerade in den ganzen Care-Bereich,
0:12:06–0:12:10
NHAs oder National Health Service, NHS,
0:12:11–0:12:15
genau, dass der davon stark betroffen ist vom Brexit, dass du auch die ganzen
0:12:15–0:12:18
Servicekräfte und so weiter wandern ab.
0:12:18–0:12:23
Es sind ja so in den 2000ern ganz viele osteuropäische Bürgerinnen und Bürger
0:12:23–0:12:29
nach England ausgewandert, haben da halt auch polnische Mitbürger,
0:12:29–0:12:32
die haben dann auch viel so in den Handwerksbereich und so weiter gearbeitet.
0:12:32–0:12:38
Das ist alles weg mit dem Brexit und eigentlich ist es so eine Verarmung gleichzeitig.
0:12:38–0:12:46
Finden wir aber einen Zuwachs an Produktion und in diesem ganzen Cultural Business
0:12:46–0:12:49
sozusagen, wo dann auch Film ein Teil davon ist,
0:12:49–0:12:53
hat es tatsächlich Zuwachs in London. Also die machen Plus.
0:12:54–0:12:59
Also ich habe dann auch mal geguckt, wie sieht dann quasi der Anteil vom Proto-Inlandsprodukt,
0:12:59–0:13:00
wir müssen jetzt hier links.
0:13:01–0:13:05
Hier waren wir schon. Hier haben wir doch die erste Stromgitarrenfolge aufgenommen.
Micz Flor
0:13:05–0:13:10
Ja, und hier habe ich auch eine der Folgen mit Chris aufgenommen, auch in Summono.
Florian Clauß
0:13:10–0:13:14
Ja, ja, die ist schon viel belaufen. Es ist schon dunkelgrau, das Quadrat hier.
0:13:15–0:13:20
Ich habe mal geguckt, was dann so vom Bruttoinlandsprodukt, wenn du verschiedene
0:13:20–0:13:25
westliche Länder miteinander vergleichst, was dann der Filmbereich ausmacht.
0:13:25–0:13:31
Und das ist so, dass natürlich Amerika ganz oben liegt mit 1,3 oder so Prozent
0:13:31–0:13:34
vom Bruttoinlandsprodukt, was die Filmwirtschaft dazu beiträgt.
0:13:34–0:13:39
Filmwirtschaft im breiteren Sinne, also alles, was dann quasi die Produktion
0:13:39–0:13:42
und so weiter, das ganze Catering und Business drumherum.
0:13:42–0:13:47
Und dann auch die Verwertung durch Tourismus oder sowas, dass du halt irgendwie
0:13:47–0:13:51
so Studios hast, wo dann die Zuschauerinnen das besichtigen können.
0:13:51–0:13:56
Also das nimmt man da alles mit rein. Ja, Amerika ganz oben und für Europa ist
0:13:56–0:14:01
tatsächlich England mit 0,8 Prozent oder 0,9.
Micz Flor
0:14:01–0:14:03
Ja, und Amerika ist wie viel?
Florian Clauß
0:14:03–0:14:06
1,3, 1,4, aber ist ja nicht weiter verwunderlich.
0:14:06–0:14:10
Deutschland liegt hinten im Vergleich, Frankreich kommt mit,
0:14:10–0:14:13
ich glaube, 0,8 Prozent und Deutschland bei 0,6.
Micz Flor
0:14:14–0:14:17
Also das ist aber England und Frankreich auf gleicher Ebene.
Florian Clauß
0:14:17–0:14:21
Ja, wobei natürlich, wenn du dann wieder pro Kopf umrechnest und so weiter.
0:14:22–0:14:27
Also England hat ein bisschen weniger Einwohner, Einwohnerinnen als Frankreich.
0:14:27–0:14:31
Also insofern ist das doch ein hoher, aber es ist ja schon gelevelt mehr oder
0:14:31–0:14:33
weniger durch das Bruttoinlandsprodukt.
0:14:33–0:14:36
Ich wollte nur mal so einen Umriss geben und es war ja auch schon immer so,
0:14:36–0:14:40
dass England so einen unglaublichen popkulturellen Ausfluss.
0:14:40–0:14:42
Die wissen einfach, wie man Shows macht.
0:14:42–0:14:46
Die können einfach gut produzieren und die können auch Fernsehserien machen und so weiter.
Micz Flor
0:14:46–0:14:50
Es ist eben auch, finde ich, die englische Sprache, so komisch,
0:14:50–0:14:55
dass das klingt, Aber durch die englische Sprache steigst du immer von oben ein.
0:14:56–0:14:59
Du steigst immer von oben ein, du wirst dann in Frankreich irgendwie Alan Parsons
0:14:59–0:15:05
Project heißen, da zwar On Unpare son Projet, aber abgesehen davon singt dann
0:15:05–0:15:06
doch jeder irgendwie mit.
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Und meine Tochter ist jetzt elf und schreibt sich auch schon die Texte raus,
0:15:12–0:15:15
wenn sie englische Lieder hört und was wir ja alle irgendwie auch gemacht haben.
0:15:15–0:15:19
Ich glaube, das ist auch so eben, während du in Deutschland so ein Glas-Sealing
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hast, das weiß ich nicht, in den 90er Jahren gab es halt so Sachen wie Blumenfeld,
0:15:22–0:15:25
wo ich halt ein großer Fan war, Gitarrenmusik sowieso. Und dann habe ich wirklich
0:15:25–0:15:30
dann gemerkt, gerade Blumenfeld, da kommst du halt nicht durch diese Glasdecke durch.
0:15:30–0:15:35
Gerade wenn du dann irgendwie auch intellektuell entweder bewusst oder zufällig
0:15:35–0:15:38
Sachen verwebst, da will keiner mehr zuhören.
0:15:38–0:15:42
Und das ist halt England, glaube ich, schon ein Riesending und die Sälen können
0:15:42–0:15:44
einfach immer überall laufen.
Florian Clauß
0:15:44–0:15:49
Auf jeden Fall. Also diese Sprachbarriere, die Frankreich und Deutschland hatten,
0:15:49–0:15:53
allein dadurch eben sich bestimmte Märkte nicht zu erschließen.
Micz Flor
0:15:53–0:16:01
Und England hat den absoluten Top-Hit erfunden, das wirklich in jedem Land laufen
0:16:01–0:16:06
kann, obwohl die schon englische Sprache haben überhaupt.
0:16:06–0:16:11
Aber das absolute globale Produkt, was überall laufen kann, fällt mir gerade
0:16:11–0:16:12
ein, ist schon das Schaf.
0:16:13–0:16:15
Da kommt keine Sprache.
Florian Clauß
0:16:15–0:16:17
Aber Sesamstraße. Achso, da kommt ja eine Stimme.
Micz Flor
0:16:18–0:16:24
Da kommt keine Sprache. und dann halt so super englisches Stage irgendwie, ne, alles und,
0:16:27–0:16:28
der Bauer.
Florian Clauß
0:16:28–0:16:33
Der dann tecken wird. Das macht man mit ins Charakter, weil ich schaue in der
0:16:33–0:16:35
Schaf. Ja, richtig, also.
Micz Flor
0:16:35–0:16:36
Auch eine Serie.
Florian Clauß
0:16:37–0:16:43
So, also wir haben eben da England auf Platz 1 in den europäischen Ländern,
0:16:43–0:16:49
was jetzt eben so diese Ausgabenbereich von Film- und Fernsehproduktionen anbelangt,
0:16:49–0:16:51
was natürlich da auch mit reinragt.
0:16:52–0:16:56
Wie du sagst, diese Sprache hindert jetzt erstmal auch nicht,
0:16:56–0:16:59
dass du halt entsprechend Schauspielerinnen und Schauspielern,
0:16:59–0:17:02
die dann auch in amerikanischen Produktionen, das ist ja auch sehr verbreitet,
0:17:03–0:17:07
also schau dir diese Game of Thrones Serienproduktion an, wo dann eigentlich
0:17:07–0:17:11
auch, das ist ja eine amerikanische Serienproduktion, aber eigentlich komplett
0:17:11–0:17:14
mit englischen Schauspielern und Schauspielerinnen besetzt.
0:17:14–0:17:20
Also das heißt, Es gibt da so einen Riesenteppich an Produktionsbedingungen,
0:17:20–0:17:24
die dann auch England in diesem Feld so prädestiniert.
0:17:24–0:17:28
Und das war halt auch so, die Vorläufer, um halt dieses ganze ...
0:17:29–0:17:32
Diese ganze Industrie aufzubauen, ist halt natürlich Game of Thrones.
0:17:32–0:17:40
Ich rede jetzt von den 2000er Jahren, 2010er Jahren, Game of Thrones und natürlich welche...
Micz Flor
0:17:40–0:17:43
Sopranos. Achso, du meinst jetzt Englische.
Florian Clauß
0:17:43–0:17:47
Englische, ja. Was dann halt so zu dieser Infrastruktur in London dann geführt
0:17:47–0:17:50
hat, dass es halt so verbreitet ist.
Micz Flor
0:17:50–0:17:52
Also eine London-basierte Serie.
Florian Clauß
0:17:52–0:17:57
Nicht nur London-basierte, sondern allgemein irgendwelche britischen Seen.
Micz Flor
0:17:57–0:18:01
Wie heißt das? Stingens Blinding Sneakers? Das ist diese Birmingham-Serie auf Netflix.
Florian Clauß
0:18:01–0:18:03
Ja, diese Speaky...
Micz Flor
0:18:03–0:18:04
Queaky Squeaking Blinders.
Florian Clauß
0:18:05–0:18:09
Die auch Kilian Murphy in der Hauptrolle.
Micz Flor
0:18:09–0:18:10
Silian oder Kilian?
Florian Clauß
0:18:11–0:18:14
Kilian. Ich habe jetzt nochmal einen Podcast gehört, die haben explizit gedacht,
0:18:14–0:18:16
alle sagen Silian, aber er ist Kilian.
0:18:17–0:18:23
Kilian von der Kita. Aber es ist Kilian Murphy, Großge... Natürlich, das ist er.
0:18:24–0:18:28
Aber eine Kinoproduktion, die auch durch alles durchgegangen ist.
Micz Flor
0:18:28–0:18:29
Mission Impossible.
Florian Clauß
0:18:29–0:18:32
Das ist eine amerikanische Produktion.
Micz Flor
0:18:32–0:18:33
Aber in London.
Florian Clauß
0:18:33–0:18:34
Auch in London.
Micz Flor
0:18:34–0:18:37
James Bond sicher nicht, das habe ich ja vorhin schon erwähnt.
Florian Clauß
0:18:37–0:18:41
Genau, James Bond hat auch damit zum Teil beigetragen, weil das natürlich urbritisch ist.
Micz Flor
0:18:41–0:18:44
Ach so, hier Jason Bourne, oder? Bourne Identity.
Florian Clauß
0:18:44–0:18:48
Bourne kam auch noch dazu, aber ich meine, ich meine jetzt die Serie,
0:18:49–0:18:53
wo es sieben, acht Teile gibt von Kinoteilen. Harry Potter.
Micz Flor
0:18:53–0:18:54
Ah, Harry Potter.
Florian Clauß
0:18:54–0:18:58
Harry Potter, die haben ein ganzes, Meine Schwester war neulich mit ihrer Familie
0:18:58–0:19:00
auch in London, hat London besucht.
0:19:00–0:19:06
Und die waren in diesen Studios, wo die sämtlichen Harry-Potter-Gegenstände
0:19:06–0:19:09
ausgestellt sind. Und sie war ganz begeistert.
0:19:10–0:19:13
Also das heißt, Harry Potter hat so diese Infrastruktur getankt.
Micz Flor
0:19:13–0:19:15
Genau, und in Frankreich Harry Potter.
Florian Clauß
0:19:17–0:19:20
Und in Deutschland Harald Töpfer.
Micz Flor
0:19:20–0:19:21
Harald Töpfer.
Florian Clauß
0:19:21–0:19:24
Ja gut, den Witz haben wir jetzt nicht liegen gelassen. konnten wir nicht.
Micz Flor
0:19:24–0:19:28
Und es gab sogar eine Referenz in Friends mal.
Florian Clauß
0:19:28–0:19:29
Über?
Micz Flor
0:19:29–0:19:31
Über Harry Potter. Echt?
Florian Clauß
0:19:31–0:19:33
Ich dachte, Friends wäre in den 90ern.
Micz Flor
0:19:33–0:19:36
Die waren nämlich ja auch in England. Die haben ja damals irgendwie auch so
0:19:36–0:19:42
ein Bier als Product Placement, haben die so ein Bier total in England hochgepusht.
0:19:42–0:19:43
Ich habe jetzt vergessen, welches.
0:19:44–0:19:50
Aber da war es dann auch so, dass Joey auf seiner Rechnung ganz viele Pornofilme gesehen hat.
0:19:50–0:19:53
Und der eine hieß Dr. Doomy a Little.
0:19:54–0:19:56
Und der andere hieß Harry Potter.
Florian Clauß
0:19:57–0:19:57
Ja, oh nein.
Micz Flor
0:20:00–0:20:01
Mit Snoop Doggy Dog.
Florian Clauß
0:20:01–0:20:03
Das war doch eine Produktions-
Micz Flor
0:20:03–0:20:05
Manche Sachen kann ich leider nicht vergessen.
Florian Clauß
0:20:07–0:20:12
Das ist so der Bereich, wo sich diese britischen Studios dann auch so profiliert
0:20:12–0:20:15
haben. Und jetzt diese ganzen Serien, die auch entstanden sind.
0:20:15–0:20:20
Gerade die großen Streaming-Dienste haben alle Deport-Dancen in London aufgebaut.
0:20:21–0:20:28
Also Apple TV und Netflix und MGM Prime, also Amazon.
0:20:28–0:20:32
Die haben jetzt auch da große Studios natürlich angemietet.
0:20:33–0:20:37
Es wird auch im Studio-Gelände, also es werden überall so Sachen ausgebaut.
0:20:37–0:20:40
Also die Infrastruktur wird immer weiter aufgebaut.
0:20:40–0:20:46
Und was auch nochmal ist, ist, dass sich durch diese hochgradigen Produktionen.
0:20:46–0:20:53
Da auch total starke Visual Effects, also das VFX,
0:20:54–0:20:58
diesen Bereich, also für die Pre-Production, für die Post-Production vor allen
0:20:58–0:21:04
Dingen, CGI-Rending und so weiter, dass sich da auch ganz viele kleine Studios
0:21:04–0:21:07
entwickelt haben, bis hin zu großen Firmen, die das dann halt auch anbieten können.
0:21:07–0:21:12
Da ist auch London wirklich ein Pflaster, was diesen Bereich total gut abdecken kann.
0:21:13–0:21:17
Also nochmal da im Gegensatz, die Special Effects sind ja alles Sachen,
0:21:17–0:21:19
die dann beim Dreh aufgebaut werden.
0:21:19–0:21:23
Alles, was dann so Green Box, Blue Box, bla bla, alles drumherum,
0:21:23–0:21:28
alle diese ganzen Visual Effects, die werden ja dann später auch in der Postproduktion gemacht.
0:21:29–0:21:33
Beziehungsweise auch beim Dreh, es gibt ja Mandalorian, der auch dann halt diese
0:21:33–0:21:37
Green Box beim Live-Dray dann halt auch gleich mit verwertet hat.
0:21:37–0:21:40
Hatten wir ja so ein bisschen gesprochen, also es wird so eine kleine Metafolge.
0:21:41–0:21:45
Also hatten wir ja auch vor einem Jahr war die, glaube ich, rausgekommen.
Micz Flor
0:21:45–0:21:47
You have my full attention.
Florian Clauß
0:21:47–0:21:49
KI in der Filmwirtschaft.
Micz Flor
0:21:50–0:21:52
Das ist ja genau, das ist jetzt die Anbindung.
Florian Clauß
0:21:52–0:21:55
So ein bisschen, ja, so ein bisschen. Also ich will so ein bisschen so ein Drehkreuz
0:21:55–0:21:58
da machen. Also da habe ich ja jetzt schon gesprochen.
0:21:59–0:22:05
Aber es ist halt so eine Faszination, die mir dann halt auch dieses Phänomen
0:22:05–0:22:06
überhaupt erklären konnten.
0:22:06–0:22:13
Okay, England hat da was aufgebaut, was jetzt hier jemand, Berlin hat jetzt
0:22:13–0:22:16
nicht, oder wenn du Berlin als die Hauptstadt dann vergleichst,
0:22:16–0:22:19
gibt es auch einige Serien, Dogs of Berlin,
0:22:20–0:22:24
Cleo, wie heißt diese von Dominic Graf, die Serie, im Angesicht des Verbrechens?
Micz Flor
0:22:24–0:22:26
Ja, aber das ist ja auch schon 20 Jahre her.
Florian Clauß
0:22:26–0:22:28
Ich sag nur, es gibt dann halt so ein paar...
Micz Flor
0:22:28–0:22:31
Es gibt auf Netflix eine ganze Reihe von deutschen Serien, deren Namen mir jetzt
0:22:31–0:22:32
aber nicht einfallen und,
0:22:33–0:22:36
Und es ist interessant, weil wenn ich deutsche Serien auf Netflix, ich gucke ja wenig.
0:22:36–0:22:39
Wir können ja allgemein auch nochmal drüber reden, was sind Serien,
0:22:39–0:22:41
was sind Filme und was bedeuten die uns.
Florian Clauß
0:22:41–0:22:43
Wir müssen jetzt hier nochmal über die Brüse.
Micz Flor
0:22:43–0:22:47
Und es ist aber immer so, wenn da deutsche Serien sind, dann gehe ich da so rein.
0:22:48–0:22:51
Zum Beispiel ist es allen jetzt ja auch verfilmt worden, achtsam morden.
Florian Clauß
0:22:52–0:22:52
Ja, ja.
Micz Flor
0:22:52–0:22:54
Also es macht auch Spaß.
Florian Clauß
0:22:54–0:22:55
Ja, mit Tom Schilling.
Micz Flor
0:22:55–0:22:58
Ja, und es fühlt sich aber immer auch so irgendwie deutsch an.
0:22:58–0:23:01
Und ich habe dann immer so die Frage, ob wenn Dänen deutsche Serien gucken,
0:23:02–0:23:05
ob für die das so wirkt, wie wenn ich dänische Serien gucke,
0:23:05–0:23:08
die dann immer irgendwie so ein bisschen cooler scheinen als die Deutschen.
Florian Clauß
0:23:08–0:23:13
Ich glaube, also ich finde, das Gefühl hat sich da doch irgendwie,
0:23:13–0:23:15
ist besser geworden, sag ich
0:23:15–0:23:18
mal, dass man da auch schon diesen Coolness-Faktor und dieses irgendwie,
0:23:19–0:23:22
das war dann in den, weiß ich nicht, vor 20 Jahren war es mal anders,
0:23:22–0:23:26
aber diese hochgradigen Produktionen durch die Streaming-Dienste und so weiter,
0:23:27–0:23:31
ich glaube, da ist schon jetzt viel Braindrain hingeflossen,
0:23:31–0:23:34
dass das halt auch jetzt so von Deutschen so gemacht werden kann,
0:23:34–0:23:35
würde ich mal behaupten.
0:23:35–0:23:39
Aber ich will nur sagen, da sind schon andere Ligen, sag ich mal,
0:23:40–0:23:42
von Serienproduktionen.
Micz Flor
0:23:43–0:23:46
Ja, ich meine, London allgemein so als Ort, weil du das jetzt so hochgehoben
0:23:46–0:23:49
hast, London, also nicht England, allgemein so in der Ort, da habe ich ja auch
0:23:49–0:23:52
eine Zeit lang gewohnt und ich weiß lange nicht mehr da.
0:23:52–0:23:55
Ich kriege es aber immer noch so mit von Erzählungen und teilweise eben auch
0:23:55–0:23:57
von Fotomaterial oder See.
0:23:57–0:24:02
Und ich habe so dieses Gefühl, dass London so ein bisschen diese ewige Stadt
0:24:02–0:24:05
wird, die Rom irgendwann mal ablöst, Weil das Verrückte ist,
0:24:05–0:24:11
glaube ich, entweder England hat viel Geld, dann investieren die in die City of London und bauen auf.
0:24:11–0:24:16
Oder nach dem Brexit wird das Pfund irgendwie total schwach erst mal.
0:24:17–0:24:20
Und die Leute, die sowieso schon Steaks in der Stadt haben, kaufen sich noch
0:24:20–0:24:23
mehr da rein und die Stadt wird aufgebaut.
0:24:23–0:24:27
Also egal, ob das Pfund hoch ist oder niedrig, irgendwie funktioniert das da
0:24:27–0:24:29
und es geht einfach immer höher.
0:24:30–0:24:32
Also entweder ist es das Geld von außen, was baut, was drin.
0:24:32–0:24:35
Und wenn du jetzt diese Serien auch guckst, zum Beispiel Black Doves.
0:24:36–0:24:39
Das sind dann halt eben so Teile in London, die man irgendwie auch so kennt.
0:24:39–0:24:43
Und ich glaube nicht, dass es an der Post-Production so gepinselt wurde,
0:24:43–0:24:46
sondern das ist alles so super clean geworden.
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Es ist Wahnsinn, wo du das Gefühl hast, das ist jeder Stein,
0:24:52–0:24:56
der da irgendwie so in diesen Bürgersteig reingehämmert wurde,
0:24:56–0:24:58
kostet halt irgendwie 20 Pfund.
0:24:58–0:25:03
Und wurde mit der Wasserwaage von irgendwelchen MaurerInnen,
0:25:03–0:25:08
die zwei PhDs haben müssen, bevor sie arbeiten dürfen, reingemacht.
0:25:08–0:25:14
Also das ist wirklich einfach unfassbar, wie poliert das ist und wie teuer das sein muss.
Florian Clauß
0:25:14–0:25:17
Ich wollte ja auch so ein bisschen drauf hinaus, aber auch auf deine Erfahrung.
0:25:18–0:25:23
Du hast ja da wirklich mehrere Jahre oder mindestens ein Jahr da gewohnt.
0:25:23–0:25:29
Du warst auch, ich habe dich damals besucht, das war ja in Shoreditch hast du
0:25:29–0:25:30
in dem Bezirk auch gewohnt.
Micz Flor
0:25:30–0:25:35
In den 90er Jahren war das, das war 94, 95 96, so um die Zeit echt.
Florian Clauß
0:25:36–0:25:37
94, 95?
Micz Flor
0:25:37–0:25:42
Da war ich in Manchester aber, nee, Ende, 97 97.
Florian Clauß
0:25:42–0:25:48
Genau, also wir haben uns ja so 95 kennengelernt und dann gemeinsam 95 bin.
Micz Flor
0:25:48–0:25:52
Ich nach Berlin gekommen, haben uns kennengelernt dann bin ich abgehauen aber
0:25:52–0:25:54
du wolltest nicht anders, als mir hinterher zu schnüffeln.
Florian Clauß
0:25:55–0:26:01
Ich muss sagen, London ist die Stadt, die ich am meisten besucht habe in meinem
0:26:01–0:26:03
Leben. Gerade wird es abgelöst ein bisschen durch Paris.
0:26:04–0:26:06
Aber man gönnt sich ja sonst nicht.
0:26:07–0:26:14
Du Armer. London habe ich schon damals in den 80ern, wo wir den Ferienaustausch gemacht haben.
0:26:14–0:26:18
Ich war ja immer in Bournemouth oder Hastings oder Isle of Wight und habe da
0:26:18–0:26:20
meine Sommerschule gemacht.
Micz Flor
0:26:20–0:26:21
Das wusste ich gar nicht.
Florian Clauß
0:26:21–0:26:26
Ja doch, ich war immer da und mit 13 das erste Mal habe ich auch mit dem Rauchen
0:26:26–0:26:29
angefangen, weil ich so geil fand, das ist ein Doppeldecker-Bus,
0:26:29–0:26:30
dass man oben rauchen konnte.
Micz Flor
0:26:32–0:26:33
Du hast auch Gedichte geschrieben.
Florian Clauß
0:26:34–0:26:38
Ich bin immer rauchen, ein Doppeldecker-Bus mit den anderen und wir sind dann
0:26:38–0:26:42
halt immer nach London gefahren, das war dann immer so ein Tag,
0:26:42–0:26:46
wo man dann halt irgendwie mit dem Zug, es war alles gut angebunden und wir
0:26:46–0:26:48
haben da Carnaby Street besucht.
Micz Flor
0:26:48–0:26:53
Aber in London musste man gefühlterweise schon immer damals 20 Pfund,
0:26:53–0:26:57
jetzt wahrscheinlich 50 Pfund in der Tasche haben, bevor man das Haus verlässt.
Florian Clauß
0:26:57–0:27:01
Genau, sobald du über die Straße gequert hast, hast du alles verloren.
Micz Flor
0:27:01–0:27:03
Das muss ja damals auch schon ein Thema gewesen sein, als Jugendlicher.
Florian Clauß
0:27:04–0:27:07
Das war alles Schweine und vor allen Dingen war das Pfund jetzt ganz anders.
0:27:07–0:27:10
Das ist nämlich noch der andere Effekt von Brexit und warum man halt so viel
0:27:10–0:27:15
Invest hat in der Business, in der Filmbranche, ist einfach,
0:27:15–0:27:19
dass der Pfund halt gerade für alle anderen so gut steht und für die Briten nicht so gut.
0:27:19–0:27:24
Also das ist halt so. Aber, was du schon gedacht hast, das letzte Mal war ich
0:27:24–0:27:27
jetzt vor Covid in London.
0:27:28–0:27:34
Und was mich da wirklich erschlagen hat, ist, dass London komplett die Skyline
0:27:34–0:27:37
sich absolut verändert hat. Das ist Wahnsinn.
0:27:37–0:27:42
Und es sind ja, also einer meiner Lieblingsplätze, das habe ich auch mit Ali
0:27:42–0:27:48
darüber kurz besprochen, nämlich ist es die Tate Modern. Und die Tate Modern hat einen Anbau.
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Auch jetzt dann, ich glaube in den 2010er Jahren ist der fertig geworden.
0:27:52–0:27:55
Das ist so ein kleiner Tower mit Aussichtsplattform.
0:27:56–0:28:02
Und ich war auch in den 2000ern ziemlich häufig in London, da hat Tupes gewohnt.
Micz Flor
0:28:02–0:28:02
Ja.
Florian Clauß
0:28:04–0:28:08
Die habe ich auch oft besucht, dann mit Kindern zusammen und die haben auch
0:28:08–0:28:10
in Shoreditch gewohnt und die waren dann quasi in Shoreditch,
0:28:10–0:28:16
muss man auch sagen, das Viertel, was dann an der City of London grenzt und was so das,
0:28:16–0:28:21
wo dann die Gentrifizierung glaube ich am sichtbarsten durchgelaufen ist.
0:28:22–0:28:24
Bei dir war das noch so ein pakistanisches Viertel?
Micz Flor
0:28:24–0:28:28
Ja, ich kann das noch gar nicht wirklich sagen, weil damals war es schon irgendwie,
0:28:28–0:28:33
es war einerseits, wenn man es Berlin vergleicht, vielleicht mit Neukölln in
0:28:33–0:28:36
den 80ern, keine Ahnung, das wurde mir von ein paar Leuten mal erzählt,
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die dann da in der Schule oder im Studium dann halt nach Neukölln gingen,
0:28:41–0:28:43
aber immer in Dreiergruppen sein sollten, das sei so gefährlich und sowas.
0:28:44–0:28:49
Aber Schordisch war damals schon so, dass halt Huxon Square und Brick Lane und
0:28:49–0:28:52
so, das war zwar alles noch irgendwie so Milieu.
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Also man ging da hin und war irgendwie auch ein bisschen fremd in der eigenen
0:28:56–0:28:59
Stadt, aber es war schon so entwickelt.
0:28:59–0:29:03
Und auch damals war die YBA, so Young British Artist Szene, war auch da.
0:29:03–0:29:06
Da waren schon Galerien, da haben Leute Reihenhäuser gekauft.
0:29:06–0:29:08
Also die Gentrification war da enorm.
0:29:08–0:29:12
Und die, die dann da irgendwie gekauft hatten, irgendwelche neureiche Künstler.
0:29:13–0:29:14
Die haben das irgendwie alles auch schön gemacht.
0:29:14–0:29:17
Also es war trotzdem immer so, dass es dann auch noch so diese Sache gab von
0:29:17–0:29:21
wegen, boah, schon ein bisschen unheimlich hier, dich zu besuchen.
0:29:21–0:29:22
Also es kam auch noch irgendwie so ein bisschen dazu.
0:29:23–0:29:26
Also das, was wir in der Folge über Drood hatten, dieses East London,
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das war halt eben dieses Charles Dickens Dickensian East London war halt eben
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das der Säufer der Huren, der Opiumhöhlen so und wo Leute einfach quasi in den
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Fluss geschmissen werden und keiner schreit mir danach.
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Die Stimmen Gewirre der ganzen Welt über Seemänner meistens und Huren irgendwie. Also so dieses Bild.
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Das ist glaube ich sowas, was East was ich in London lange hatte.
0:29:51–0:29:54
Und ich weiß jetzt auch nicht mehr, wie es ist. Als ich da gewohnt habe,
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war das in der Nähe von diesem Roundabout.
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Ich glaube Anfang 20. Jahrhundert gebaute Brickhäuser, die ziemlich hoch waren.
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Und es war ganz interessant, weil.
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Da gab es dann irgendwie so mal eine Ausstellung dazu, wie halt vor 100 Jahren
0:30:10–0:30:11
das alles verslampt war.
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Und in diesen Zwei-Zimmer-Wohnungen wohnten dann halt fünf Leute drin oder so.
0:30:16–0:30:22
Und wir wohnten zu dritt, Pärchen, ich mit meiner Freundin und noch eine andere
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Freundin, wohnten auch irgendwie so auf so engem Raum.
Florian Clauß
0:30:24–0:30:30
Stimmt, ich kann mich noch daran erinnern, das waren auch so diese roten Backsteine.
Micz Flor
0:30:30–0:30:34
Ja, ja, aber die waren halt ziemlich hoch, so klein. Wie es die auch in Berlin
0:30:34–0:30:37
manchmal so gibt, wo man immer sagt, so Arbeiterviertel oder so.
0:30:37–0:30:40
Ich weiß nicht, ob es das da war, aber ich habe damals schon irgendwie gedacht, ach interessant.
0:30:41–0:30:44
Und in Berlin ist es jetzt ja auch so ein bisschen so, der Wohnraum in Berlin
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ist so knapp, dass da halt diese Zille-Bilder von jeder hat ein Zimmer gemietet.
0:30:50–0:30:53
Das ist jetzt ja gar nicht so weit weg wie die Realität. Und trotzdem kommt
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es dann wie so Vergangenheit vor.
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Also ich hatte das Gefühl, dass Wohnraum in London schon immer ein Problem war.
0:31:00–0:31:03
Anders als zum Beispiel Manchester, wo ich ja studiert hatte zwei Jahre und
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wo es halt rückblickend Wahnsinn war, dass es direkt in der Innenstadt dann
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teilweise so Straßenbereiche gab, die halt wirklich einfach komplett leer waren.
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Die wurden nicht entleert, weil da gebaut wurde oder sowas, die waren einfach
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leer, da wollte keiner wohnen. Und da verfielen die Häuser so.
0:31:19–0:31:25
Und in dem Books of Blood von, wie heißt der nochmal der, der auch Hellraiser
0:31:25–0:31:28
geschrieben hat. Okay, der Auto von Hellraiser.
0:31:28–0:31:32
Man möge uns verzeihen. Der hat auch eine Geschichte, die da dann irgendwie
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so spielt. Der war ja aus Liverpool ursprünglich.
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Und da ist halt so ein Mann, der hat so eine Frau einsperrt,
0:31:38–0:31:40
um ihr Ich zu zerbrechen so ein bisschen.
0:31:40–0:31:43
Und die ist halt einfach in einem so einem Reihenhaus eingesperrt und keiner
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hört sie, weil da niemand mehr wohnt. Das ist mitten in der Stadt.
0:31:46–0:31:48
Und das gab es in London, glaube ich, in der Form nie.
Florian Clauß
0:31:48–0:31:54
Also man muss ja auch sagen, dass in den 80ern ist ja auch London und auch überhaupt
0:31:54–0:31:57
die ganze Countryside von England ziemlich verarmt.
0:31:57–0:32:01
Das war ja diese Thatcher-Area, die dann halt auch angefangen hat,
0:32:01–0:32:08
wo dann diese schonungslose Privatisierung von allem, was dann auch zu einer
0:32:08–0:32:11
Deregulation der ganzen Finanzmärkte geführt hat.
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Das ist ja auch das, was dann letztendlich City of London als das Finanzarea
0:32:17–0:32:24
dann groß gemacht hat, beziehungsweise Canary Wharf, Isle of Dog hinten.
0:32:25–0:32:33
Das war ja diese Reform, die, ich glaube, am 25.10.1986 dann durchgeführt wurde.
Micz Flor
0:32:33–0:32:39
Das ist aber jetzt mal dein Datenschiff. Ich glaube, da bist du aber vom Wissen,
0:32:39–0:32:42
bist du ein bisschen abgedrückt, wolltest dich sichern. Aber okay,
0:32:42–0:32:45
dieser Datenpfeil heimert sich gerade ins Bullseil.
Florian Clauß
0:32:45–0:32:50
Das ist voll ins Bullseil. Nein, aber da hat sich dann eben durch diese Deregulation,
0:32:50–0:32:57
hat sich ja da der komplette Finanzmarkt umgekrempelt.
0:32:57–0:33:02
Es ging ja so weit, dass dann tatsächlich die ganzen Amerikaner auch große...
0:33:03–0:33:09
Und Brokers und so weiter in London aufgebaut haben aufgrund dessen,
0:33:09–0:33:12
ja, und dass dann hier diese ganze Juppie-Kultur so reingekommen ist,
0:33:13–0:33:14
na, das war ja dann in den 80ern.
0:33:15–0:33:19
Und was auch total spannend ist, was mir dann auch erst mal so klar geworden ist,
0:33:20–0:33:26
warum diese Wolkenkratzer jetzt überall da sind auf einmal und vor allen Dingen
0:33:26–0:33:28
in diesen Finanzvierteln,
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ja, Weil die natürlich dahin gehören auf der einen Seite, aber auf der anderen
0:33:32–0:33:36
Seite haben wir mit dem District City of London.
0:33:36–0:33:44
Ja, das ist ja so ein ganz geschichtsträchtiger Bereich von London.
Micz Flor
0:33:45–0:33:49
The City of London. What? The City of London. City of London.
0:33:49–0:33:52
Das ist im Prinzip eine Square Mile.
Florian Clauß
0:33:52–0:33:58
Also da sind wir wieder bei Squadrats, eine Square Mile, die dann vom Uwe der Temsel um St.
0:33:58–0:34:02
Pauls rumgeht, wo dann auch Shortage anschließt und im Norden ist dann auch
0:34:02–0:34:04
Barbican dran und so weiter.
0:34:04–0:34:08
Das ist so im Prinzip dieses ganze Bankierviertel. Und es geht,
0:34:08–0:34:14
dieser Bereich ist immer noch ein unabhängiger Verwaltungsbereich und nicht
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direkt eine eigene Grafschaft und eine eigene Polizei hat.
Micz Flor
0:34:18–0:34:22
Das heißt, das ist das Berlin und der Rest von London ist wie Brandenburg.
Florian Clauß
0:34:22–0:34:26
Nee, ich würde eher sagen, das ist das Kowloon. Das ist so das Kowloon City.
0:34:26–0:34:28
Das ist wirklich so ein Wohlwolle.
Micz Flor
0:34:28–0:34:31
Jetzt ziehst du aber, die, die es nicht kennen, jetzt ziehst du aber so eine kriminellen Karte.
Florian Clauß
0:34:32–0:34:33
Ja, ist auch so.
Micz Flor
0:34:33–0:34:37
Du machst jetzt quasi Kiki Blind, das heißt jetzt. Jetzt machst du so eine neue Serie auf.
Florian Clauß
0:34:37–0:34:40
Wirklich. Also ich komme gleich nochmal zu diesen Serienstoffen,
0:34:40–0:34:43
die dann halt auch diese Thematik verwursten.
0:34:44–0:34:52
Aber Kowloon City, nur um das nochmal zu erklären, Das war ein Fort in der Nähe von Hongkong.
0:34:53–0:34:57
Also auf jeden Fall in China, was dann die Briten installiert hatten,
0:34:58–0:35:01
schon irgendwie bei dem Opiumkriegen, glaube ich, dann rausgefallen.
0:35:01–0:35:05
Ja, was dann auch so Sonderrechte hatte und ganz lange diese Sonderrechte behalten hat.
0:35:05–0:35:08
Und letztendlich war das so ein eigenes, es war wirklich ein Ford,
0:35:09–0:35:12
was nicht größer als ein Kilometer oder noch weniger war.
0:35:13–0:35:17
Was im Prinzip dazu geführt hat, dass das komplett selbstverwaltet war.
0:35:17–0:35:23
Und dieser ganze Bereich wurde so zugebaut, dass quasi da kein Blatt mehr dazwischen gegangen ist.
0:35:23–0:35:28
Und die haben dann überall in die Höhe gebaut, nur um diese wirtschaftliche
0:35:28–0:35:30
Sonderzone komplett auszunutzen.
0:35:30–0:35:34
Und da gab es keine, also das wurde alles komplett selbst reguliert.
0:35:34–0:35:36
Es waren dann halt also Banden geführt und so weiter.
0:35:36–0:35:41
Also die haben eigene Infrastruktur, eigene Health Service, eigene Polizei und so weiter aufgebaut.
0:35:41–0:35:48
Und das war so die Vorlage. Ich glaube, es wurde so 2004 oder 2005 abgerissen.
0:35:48–0:35:51
Das war so die Vorlage für ganz viele Filme.
Micz Flor
0:35:51–0:35:52
Unter anderem Dread, oder?
Florian Clauß
0:35:52–0:35:56
Dread, genau. Dread geht auch. Ja, da musste ich auch dran denken.
0:35:56–0:36:02
Dread, aber auch vor allen Dingen, die sind dann Leute mit Laser-Vermessungsinstrumenten
0:36:02–0:36:07
sind durch, haben das ausgemessen und dann wurde das ja zu so einem Spiele auch verwurstet.
0:36:07–0:36:12
Also das heißt, ich dachte, du hättest mir das erzählt. Aber es gibt tatsächlich
0:36:12–0:36:18
so 1-zu-1-Architektur aus dem Kowloon-City, die dann halt in irgendwelchen Spielen
0:36:18–0:36:20
drin vorkommen und dann das ganze Szenario dann aufbauen.
0:36:21–0:36:25
Also das ist so ein bisschen, macht City of London nichts anderes,
0:36:25–0:36:30
mit diesen ganzen Skyscrapern einfach in die Höhe zu gehen, um Platz möglichst
0:36:30–0:36:35
da auszunutzen, weil da ist nicht viel Platz. Und der Platz City of London hat
0:36:35–0:36:36
eben diese Sonderrechte.
0:36:37–0:36:43
Es wird ja auch davon gesprochen, dass eben London eine große Gäste,
0:36:44–0:36:49
Anlage ist. Ganz viel, aber ich begebe mich jetzt so ein bisschen auf Halbwissen, aber ich...
Micz Flor
0:36:49–0:36:50
Und Glatteis. ...lässt.
Florian Clauß
0:36:50–0:36:52
Mich gut erzählen. Das ist eine gute Geschichte.
Micz Flor
0:36:53–0:36:57
Wir machen ja, wir machen gerade einen neuen Sälenpitch.
Florian Clauß
0:36:57–0:37:07
Dass ganz viel dieser Bauten auch von eben vom Ausland finanziert wurden.
0:37:07–0:37:13
Also ich glaube, der Schad, die Scherbe, das ist so dieses Das Pyramidenförmige,
0:37:13–0:37:16
was sich auf der anderen Seite von der Thamse befindet.
0:37:17–0:37:20
Also die City of London ist nördlich, Schad ist südlich.
0:37:20–0:37:28
Das ist komplett von irgendwelchen arabischen Finanziers aufgebaut worden.
0:37:28–0:37:32
Es gibt ganz viel sogenannte Oligarchitektur.
0:37:32–0:37:34
Also quasi von Oligarchen.
0:37:35–0:37:42
Oligarchitektur. Oligarchitektur. Also das heißt, ganz viel aus Russland ist
0:37:42–0:37:43
an Geldern da reingeflossen.
Micz Flor
0:37:44–0:37:47
Ja, auch in die Fußballclubs zum Beispiel. Da waren ja auch,
0:37:47–0:37:51
glaube ich, eine Reihe von russischen Investoren. Zumindest war das nicht bei Arsenal?
0:37:51–0:37:54
Ich weiß nicht mehr. Das ist jetzt bei mir ein dünnes Angst.
Florian Clauß
0:37:54–0:37:56
Ja, nee, aber passt, passt.
Micz Flor
0:37:56–0:37:57
Würde passen, genau.
Florian Clauß
0:37:57–0:37:58
Passt ins Narrativ.
Micz Flor
0:37:59–0:38:01
Zweite Folge in der dritten Staffel.
Florian Clauß
0:38:01–0:38:06
Ganz viele Immobilien wurden da auch eben aufgebaut, aufgekauft und so weiter.
0:38:06–0:38:13
Und wirklich dieser Startschuss, dass City of London eben so viele Wolkenkratzer
0:38:13–0:38:16
hat, weil das ist ja nicht groß, war ja auch diese, wie ich schon erwähnt habe
0:38:16–0:38:18
von Michael Thatcher, diese Deregulation.
0:38:19–0:38:22
Und dann ist natürlich die Frage, woher kommen die Grundstücke?
0:38:22–0:38:28
Weil du bist in London und das wollte ich noch sagen, warum hat City of London diese eigenen Gesetze?
0:38:28–0:38:34
Das geht auf William the Conqueror zurück, der nach der Schlacht von Hastings
0:38:34–0:38:38
diesen Bereich, war 1066...
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Da war dieser Bereich von London eigentlich die ganze Stadt.
0:38:42–0:38:45
Und die haben mich halt, alle anderen sind drumherum gefeilen,
0:38:45–0:38:46
die ganzen Grafschaften haben aufgegeben.
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Aber die haben halt so tapfer weitergekämpft, dass dann halt der William the
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Conqueror den Bewohnern von City of London diese Sonderrechte eingestanden hat.
0:38:56–0:39:01
Und die gehen halt so weit zurück und jeder, so dieses Gentleman Agreement ist
0:39:01–0:39:02
halt immer, ja wir schweigen da.
0:39:02–0:39:06
Es geht halt um so tausend Jahre Tradition. Das ist halt irgendwie nichts,
0:39:06–0:39:08
nichts hat mehr Bestand.
0:39:08–0:39:10
Kannst du halt in Amerika auch nicht sagen so.
Micz Flor
0:39:11–0:39:11
Wusste ich auch nicht.
Florian Clauß
0:39:12–0:39:15
Verrückt, dass das halt wirklich so immer noch in dieser Bestandslinie liegt,
0:39:16–0:39:19
obwohl das, glaube ich, ein bisschen mystisch ist als dann tatsächlich real.
Micz Flor
0:39:19–0:39:22
Naja, ich weiß nicht, man ist ja auch in der Gesetzgebung so,
0:39:22–0:39:29
dass es halt eine andere Gesetzgebung ist, als wenn du zum Beispiel Scheidung in der EU machst.
0:39:29–0:39:31
Dann gibt es halt irgendwie Recht in eine Richtung.
0:39:31–0:39:34
In Amerika und England ist es eben anders.
0:39:34–0:39:37
Und ich weiß nicht mehr genau, was da der Unterschied ist. Also alles,
0:39:37–0:39:39
was man vorher irgendwie schriftlich festgehalten hat und sowas,
0:39:39–0:39:41
das spielt alles keine Rolle.
0:39:41–0:39:45
Das liegt im Endeffekt nur daran, was der Richter so mittags gegessen hat,
0:39:45–0:39:47
dass er danach nach dem Mittag eine gute oder schlechte Laune hatte.
0:39:48–0:39:50
Ja, egal. Aber insofern, ich glaube schon, dass diese Gesetzgebung auch eben
0:39:50–0:39:52
eine sehr andere ist. Und da kenne ich mich nicht wirklich aus.
Florian Clauß
0:39:52–0:39:59
Zumal führt es eben dazu, dass dieser District dann besondere Möglichkeiten hat, sage ich mal.
0:40:00–0:40:04
Und mit dieser, also ein smuggles Hatcher dann quasi das Go gegeben hat für
0:40:04–0:40:08
diese Deregulierung. dann sind halt auch über Dekaden haben sich dann Leute,
0:40:08–0:40:13
dann Investoren immer so Grundstücke, so puzzelmäßig zusammengekauft.
0:40:13–0:40:16
Und du brauchst ja für den Skyscraper jetzt kein großes Grundstück,
0:40:16–0:40:19
aber dann gab es halt irgendwie so Arrangements, okay, wir lassen die Fassade
0:40:19–0:40:21
stehen und machen dahinter die Form.
0:40:22–0:40:25
Oder wir machen dann, keine Ahnung, eine öffentliche Aussichtsplattform,
0:40:25–0:40:26
dass jeder hochgehen kann.
0:40:26–0:40:30
Also ein bisschen so wieder so Pseudo der Gemeinschaft was zurückgeben,
0:40:30–0:40:34
um dann halt das Bauprojekt dann halt so zu verwirklichen, um dann halt so eine
0:40:34–0:40:39
soziale Komponente einzulösen, was natürlich überhaupt nicht da zusammenpasst in dem Moment.
0:40:40–0:40:43
Und die erste, ich glaube, das hast du auch noch mitbekommen,
0:40:43–0:40:47
den Fosterbau, die Gurkens, die Gurke.
0:40:47–0:40:51
Aber eigentlich sollte es der Schwanz heißen. Aber wir haben dann alle gesagt,
0:40:51–0:40:52
nee, nee, das ist die Gurke.
0:40:53–0:40:57
Und dieses Ding, was dann halt auch so Bischops Alley ist das,
0:40:58–0:41:02
glaube ich, dieser Turm, den hast du auch noch mitbekommen, oder den Bau?
0:41:03–0:41:07
Das war doch der Anfang, dass sich die Skyline geändert hat.
Micz Flor
0:41:08–0:41:10
Aber das erinnert mich schon auch so ein bisschen an Berlin.
0:41:10–0:41:15
Ich meine, wir gehen jetzt gerade hier durch die Grenze, das ist das grenznahe
0:41:15–0:41:18
West-Berlin, wo auch alles voller Sozialbauten ziemlich hoch gebaut ist,
0:41:18–0:41:22
verglichen mit anderen Bauregulierungen, die es in der Stadt gibt, auch jetzt wieder gibt,
0:41:22–0:41:26
wo viel gebaut wird, so wie in Wedding ja auch. Hier hat sich wenig verändert.
0:41:27–0:41:31
Dem Fall der Mauer, aber dann solche Gebiete, wenn du zum Beispiel im Ostkreuz
0:41:31–0:41:36
stehst und schaust über den Ostbahnhof Richtung Alex, dass es da hochgeschossen ist, das ist Wahnsinn.
Florian Clauß
0:41:37–0:41:37
Das stimmt.
Micz Flor
0:41:39–0:41:42
Ich würde jetzt gar nicht sagen in 20 Jahren, sondern in 15 Jahren oder so.
0:41:43–0:41:47
Und der andere Punkt ist halt eben, wenn du im KDW oben rausguckst und schaust
0:41:47–0:41:51
dann Richtung dieser Kirchruine, wie heißt denn mal Friedenskirche oder so,
0:41:52–0:41:54
die hinter dem Europacenter ist?
Florian Clauß
0:41:54–0:41:54
Gedächtniskirche.
Micz Flor
0:41:55–0:42:00
Gedächtniskirche. und dann siehst du dahinter jetzt auch so neue Skyscraper, die da drin sind.
Florian Clauß
0:42:00–0:42:02
Aber es sind ja keine richtigen Skyscaper.
Micz Flor
0:42:03–0:42:07
Nee, das ist klar, aber dieses wie schnell sich die Skyline verändern kann,
0:42:07–0:42:09
das spürt man, finde ich gerade hier schon enorm.
Florian Clauß
0:42:09–0:42:11
Das spürt man so ein bisschen, aber nichts ist gegen London.
0:42:11–0:42:14
Also ich glaube, dieser Blick, den man dann hatte, also früher,
0:42:14–0:42:19
wenn man auf der Tate Gallery war, da war wirklich so dieses Foster-Gebäude,
0:42:19–0:42:22
das einzig Signifikante da, weit und bald neben St. Paul.
0:42:22–0:42:26
Wenn du jetzt da stehst, hast du eine unglaubliche, eine unglaubliche Skyline.
0:42:26–0:42:29
Das ist halt so wirklich, als ob du irgendwie so in Amerika bist.
0:42:30–0:42:35
Und das finde ich auch, diese Schichten von Geschichte, also von historischen
0:42:35–0:42:38
Gebäuden, die sich dann in London, das ist anders als in Paris.
0:42:38–0:42:42
Weißt du, in Paris hast du dann eine Sichtachse und dann sind da alte Gebäude
0:42:42–0:42:47
und dann war da irgendwie Hausmann, der hat dann die Chance über die See da
0:42:47–0:42:50
reingehauen, hat ein paar so Grand Palais und so weiter gemacht und es gibt
0:42:50–0:42:52
dann halt so neuere Gebäude.
0:42:52–0:42:55
Und dann gibt es vorhinteren Pompidou. Das ist halt das Neueste.
0:42:55–0:42:58
Da siehst du halt Inside Out. Okay, verstanden.
0:42:59–0:43:02
Da passiert nicht viel. Aber in London hast du dann einen Pub,
0:43:02–0:43:07
was dann im Vordergrund ist, was dann halt irgendwie so von 1603 gebaut worden ist.
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Im Hintergrund kommt dann halt irgendwie der Skyscraper raus.
0:43:10–0:43:14
Du hast diese Schichten von Architektur, die sich da irgendwie so aufbaden.
0:43:15–0:43:17
Das ist schon einzigartig in dieser Stadt.
0:43:17–0:43:21
Und dass die halt so lebendig ist. Weil Paris hat ja auch so eine Bausubstanz.
0:43:21–0:43:25
Aber die wird nicht verändert. In London schaffen die das irgendwie ständig zu verändern.
0:43:26–0:43:30
Gab es dann, und das ist nochmal der andere Impuls, der mit reinkam, in London,
0:43:30–0:43:33
die IAA, die dann halt auch diese Riesenanschläge gemacht haben,
0:43:34–0:43:38
wo die dann halt irgendwie eine Fünf-Tonnen-Bombe an den LKW dann irgendwo,
0:43:38–0:43:42
das war auch in Bishops Alley, das ist nämlich das Grundstück,
0:43:42–0:43:45
worauf die Gurke gebaut wurde, haben die quasi weggebombt.
Micz Flor
0:43:46–0:43:49
Freigemacht. Das war, als ich in Manchester studiert habe auch,
0:43:49–0:43:54
da hat die IA hinter Trafford Center was in die Luft gejagt und das war wirklich das Ende.
0:43:54–0:43:57
Ich kam wirklich an, ich habe so ein Manchester kennengelernt,
0:43:57–0:44:01
was noch sehr Gothic war und wirklich so, also ich habe sowas noch nie gesehen.
0:44:01–0:44:05
Da gab es also Corn Exchange und solche Bereiche, die waren...
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Corn Exchange, also der Mais...
Florian Clauß
0:44:08–0:44:09
Also, okay, Corn Exchange.
Micz Flor
0:44:10–0:44:15
Also solche Gebäude, wo du reingegangen bist und dann war das halt so alles
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noch so das Holz irgendwie von, keine Ahnung, 19.
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Jahrhundert oder so. Du konntest da rumgehen und dann gab es dann so kleine
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Läden, wo Star Wars Figuren verkauft wurden und du konntest dich überall hinsetzen
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und dann gab es halt Kartoffeln mit Coleslaw.
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Und ich bin da reingegangen, es war wirklich nicht wie bei Harry Potter,
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aber England verleiht ja vielem so ein Harry Potter Feeling.
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Es ist alles sehr nischig und so.
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Und da war es dann, Mensch, das ist ja auch so, dass die Bombe losgegangen ist.
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Danach wurden die Dinge alle irgendwie aufgekauft, entwickelt und weg, weg kamen.
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Aber ich glaube, es gibt auch eine Sache, da kenne ich mich aber auch nicht
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aus, müsste man vielleicht noch mal Shownoten.
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Zum Beispiel ist es so, dass in Glasgow, mehr noch als in Edinburgh,
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aber in Glasgow gibt es eben so eher auch so deutsche Architektur.
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Also so Apartments, wie es in Paris ja auch gibt.
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Und in London sind diese Terrace-Housing, diese schmalen Häuser,
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die alle irgendwie auch gleich aussehen.
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Und du weißt dann immer, es ist Victorian oder Edwardian oder das wissen dann
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alle immer gleich, das sehen die an den Fenstern vorne.
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Und da gab es wohl auch so ein gesetzliches Thema dahinter, dass irgendwie es
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nicht sein konnte, dass eine Person mehr als ein Stück Land besitzt oder mehrere
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Personen das gleiche Stück Land besitzen.
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Das heißt, so war es irgendwie, müsst ihr nochmal nachgucken,
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aber in London hat jeder sein Haus und Apartments ging nicht.
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Also ein gemeinsamer Grund, auf dem viele EigentümerInnen sind.
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Und das führt halt dazu, ich hatte das einzige Mal so was für einen klaustrophobischen
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Anfall an einem sehr schlechten Tag in London, wo ich, glaube ich,
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in Fulham war und ich guckte halt so rum und ich habe halt irgendwie gesagt,
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oh, ich muss jetzt echt mal weg von allem, hast du so ein Gefühl?
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Und dann guckst du halt in London irgendwo hin und du siehst keinen Horizont.
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Also es gibt keinen Horizont, weil diese geschwungenen Straßen, alles so kleinteilig.
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Und das ist ja dann noch okay, aber ich war so mies drauf, dass ich dann irgendwie
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auf einmal so Atemnot fast schon bekommen hätte, dass ich gemerkt habe,
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ich muss jetzt mindestens eine Dreiviertelstunde irgendwie fahren,
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um Horizont zu sehen. Ich bin einfach gefangen.
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Und das hast du, glaube ich, in London mehr als in vielen anderen Städten.
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Wie du sagst, diese Sichtachse und so.
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London ist oft so eine Stadt, finde ich, wo man um eine Ecke geht und wow, da siehst du was.
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Das überfällt dich so. Ganz selten, dass du halt St. Pauls oder sowas mal aus
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unterschiedlichen Winkeln siehst. Oft ist es wirklich so eine kurze Offenbarung.
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Und abgesehen von diesen Skyscrapern in der Innenstadt ist es jetzt ja auch
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nicht so, dass da wirklich viel große Gebäude sind.
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Weil die andere Seite von London war auch, ich weiß nicht, aus den 90er Jahren,
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da war der Bruder meiner Freundin, der ist, denke ich, immer noch Architekt,
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war damals halt auch Architekt.
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Und er hat gemeint, ja, es ist halt so, wenn man Architektur studiert,
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dann macht man in der Regel Küchenausbauten oder Wintergärten.
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Das waren die einzigen Sachen in diesem Terrace Housing, das hat hinten jemand
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einen Wintergarten reingebaut oder die Küche umgebaut hat.
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Also es wurde nicht so viel neu gebaut, außer halt irgendwelche Happy Eaters
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am Motorway oder so Sozialbauten.
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Aber diese Idee von Architektur ist einerseits so gigantomanisch,
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Oligarchitektur, wie du sagst.
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Und das andere ist aber eben dann auch dieses komplett Kleine,
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was aber auch gut funktioniert.
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Ich fand das in England im Terrace Housing immer schon toll,
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wie viel Liebe zum Detail da reinging in irgendwelche Metall-Elektrokabel-Fassungen,
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die halt dann über den Putz verlegt wurden und ein samtenes,
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mattes, dunkelgrün statt Tapete.
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Also irgendwas an London, was ja auch in jeder Serie irgendwann irgendwo vorkommt,
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ist schon toll, viel Wertigkeit auf kleinstem Raum herzustellen.
Florian Clauß
0:47:51–0:48:00
Ja, das ist halt, glaube ich, so dieses Arbeiterhaus, was dann halt so das grundarchaische
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Eigentum bei dieser ganzen Working Class von England ist.
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Dass jeder so sein kleines Häuschen hat, zwei Etagen und du hast halt diesen
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Vorgarten und so weiter.
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Das ist auch eine absurde Sache, die ich dann, ich glaube, das war irgendwo
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bei Shoreditch, dann mal gesehen hat, das war tatsächlich so ein Hochhaus.
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Was heißt Hochhaus? Es war dann irgendwie sechsstöckig oder sowas.
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Und diese sechs Stockwerke waren jeweils aufgeteilt in drei,
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wo dann halt so Häuser drin waren.
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Die dann halt übernommen, also quasi dieses normale, wie heißt das Haus?
Micz Flor
0:48:33–0:48:33
Terrace Housing.
Florian Clauß
0:48:33–0:48:37
Terrace House, das du dann halt aber so als so ein Hochhaus dann übereinander
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gestapelt hast. Jeder hatte dann halt so die zwei Stockwerke.
Micz Flor
0:48:41–0:48:46
So ein bisschen wie San Francisco, auch wo die Holländer irgendwie diese schmalen
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Häuser gebaut haben, wie sie die halt von zu Hause gewohnt waren.
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Aber es gab gar keinen Grund, die so schmal zu bauen. Aber man bringt es halt
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so mit. Da fühlt man sich dann halt zu Hause.
Florian Clauß
0:48:55–0:48:58
Ja, ich meine, ein Grund, weswegen London auch im Vergleich zu Paris,
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wie wir das gerade den Vergleich gezogen haben, London wurde ja zerstört auch
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im Ersten Weltkrieg, also im Zweiten Weltkrieg.
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The Blitz, das ist dann diese Bomber, die dann irgendwann aufgrund von eben
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Fehlinformationen, V2, Können wir alles nachlesen von Thomas Bündchen,
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wo dann halt auch dann eben die Einschlagstellen der V2-Raketen mehr oder weniger,
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weil man den Kot geknackt hat, gefälscht wurden.
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Und dann sind die halt immer weiter nördlich von London eingeschlagen und haben
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dann nicht mal London als Stadt zerstört.
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Aber 4041 waren schon massive Einschläge in London.
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Da kommen wir nämlich auch zu einem Bereich, wo wir auch schon länger darüber
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berichtet haben. wir vor längerem darüber berichtet haben, da geht es nämlich um das Barbican.
Micz Flor
0:49:44–0:49:45
Ja.
Florian Clauß
0:49:45–0:49:54
Das Barbican ist quasi so eines der Gebäude, also der Prestigebauten des Brutalismus,
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die dann in den, ich glaube 1966 ist die Bauphase angefangen und wurde dann
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in den 80ern eingeweiht, 16 Jahre später wurde das eingeweiht.
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Und Barbican ist ja Brutalismus pur.
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Das war halt auch die Phase, wo ...
Micz Flor
0:50:13–0:50:17
Ich möchte es weiterhören, aber können wir kurz gerade auslaufen?
0:50:17–0:50:22
Ich möchte zu dem Hau, das ist Hau 1, da möchte ich kurz was fragen.
Florian Clauß
0:50:23–0:50:30
Ah ja, gerne. Damals nach dem Krieg war eben auch Beton das Billigste, womit man bauen konnte.
0:50:30–0:50:36
Und diese ganzen Ideen von Architektur, die dann im Brutalismus stecken,
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die dann halt auf Le Corbusier mit aufbauen, also aus einer Bauhaustradition
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kommen, wo eben Ornament ist Verbrechen, wo Beton,
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das ist die neue Ehrlichkeit, das muss nach draußen.
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Wo dann eben auch versucht wurde, durch Architektur eine soziale Gleichheit
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herzustellen. Alle wohnen im Gleichen und so weiter.
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Das wurde ja weltweit. Brasilien, die Hauptstadt von Brasilien,
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die wurde ja auch so durchstrukturiert mit viel diesen brutalistischen Gebäuden.
0:51:07–0:51:15
Und in Barbican, muss man sagen, ist jetzt eine der teuersten Wohngebäudeanlagen,
0:51:15–0:51:22
die man so haben kann. Also diese ganzen Hochhäuser, die Fußgängerzonen.
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Es gibt dann eben so drei Hochhäuser, die so dreieckig auch geformt sind.
0:51:26–0:51:30
Das ist nämlich dann, ich komme jetzt wieder zu meiner Serie zurück,
0:51:30–0:51:35
The Agency, ist auch eine Paramount Plus-Serie mit Michael Fassbinder von 2024.
Micz Flor
0:51:36–0:51:37
Den habe ich lange nicht mehr was gesehen.
Florian Clauß
0:51:38–0:51:43
Ja, die ist auch toll. The Agency, da geht es um ein, also im Prinzip ist es eine,
0:51:44–0:51:50
Außenstelle des CIAs in Nondon und es geht um Michael Fassbinder,
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der so ein CIA-Undercover-Agent ist.
Micz Flor
0:51:54–0:51:58
Aber ist der Heil wieder zurückgekommen? Da war doch der Android,
0:51:59–0:52:00
der mit den Aliens weggeflogen ist.
Florian Clauß
0:52:01–0:52:08
Dessen Cover ist aufgeflogen. Und der hat halt eine Wohnung in Barbican Es wird
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auch sehr exponiert in dieser Serie dann ausgestellt.
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Aber auch ein Beispiel dafür, dass eben so das amerikanische CIA dann eben abseitig
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vom MR5 da eben eine Präsenz aufbaut.
Micz Flor
0:52:22–0:52:27
Ja, es war ja so diese Gegend. Es gab dieses Attack the Block, hast du das gesehen?
0:52:27–0:52:30
So ein englischer Spielfilm aus den Nullerjahren mit so einer Alien-Attacke
0:52:30–0:52:34
und so ein paar Jugendliche, die halt dann irgendwie da rumhängen in ihrem Kiez,
0:52:35–0:52:39
die dann mit diesen Aliens konfrontiert werden. Das ist ziemlich gut gemacht.
0:52:39–0:52:42
Also der ist so ein bisschen wie Cloverfield oder so.
0:52:42–0:52:47
Also dieses Gefühl, dass alles so drumherum passiert und es bleibt alles irgendwie
0:52:47–0:52:50
so heimelig und trotzdem ist es halt total durchlöchert.
Florian Clauß
0:52:50–0:52:52
Also eine immersive Kameraführung.
Micz Flor
0:52:52–0:52:54
Ja, genau. Und das ist, glaube ich, noch so eine Zeit, dass wir es nicht im
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Barbeken, aber es ist so drumherum.
0:52:57–0:53:00
Das ist eine Zeit, wo das immer noch eben so die Sozialwohnungen waren.
Florian Clauß
0:53:00–0:53:03
So, wir stehen jetzt vor dem Hau und machen...
Micz Flor
0:53:03–0:53:05
Ja, beim Hau, ich wollte das mal erzählen, weil das ist was,
0:53:05–0:53:10
wo ich lange nicht mehr dran gedacht habe. Und das ist auch bestimmt schon 20 Jahre her.
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Also es gab mal eine wunderbare Kunstinstallation hier im Hau,
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wo wir gerade davorstehen, Hau 1.
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Und zwar kamst du da rein, du musstest dann dein Ticket kaufen und sowas.
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Ich muss mal kurz um die Ecke gucken, dann zeige ich dir was.
0:53:26–0:53:31
Und dann hast du gewartet und hattest keine Ahnung, was passiert.
0:53:31–0:53:32
Es wurde nicht viel erklärt. Und
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irgendwann hast du halt so einen Mini-DV-Camcorder in die Hand bekommen.
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Mit Kopfhörern hast du dir reingesteckt und dann hat einer Play gedrückt und nichts gesagt.
0:53:39–0:53:42
Und du hattest dann so einen Camcorder, Display aufgefaltet,
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Kopfhörer drin und der lief so weg. Oder die lief so weg.
0:53:47–0:53:49
Und du denkst, was ist los? Und dann siehst du auf einmal im Bild,
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du siehst, dass das genau das ist, was vor dir ist.
0:53:51–0:53:55
Und dann läuft das Bild so los und du läufst dann einfach automatisch mit.
0:53:55–0:54:00
Und dann hörst du halt so Geschichten, es war halt, es ging auch um die Geschichte dieses Gebäudes.
0:54:01–0:54:05
Und dann liefst du auch wirklich in diese ganz abgelegenen Sachen da hoch.
0:54:05–0:54:09
Und das war wirklich völlig kurios, dieses Augmented Reality Feeling,
0:54:09–0:54:11
bevor es Augmented Reality wirklich gab.
Florian Clauß
0:54:11–0:54:11
Ja, toll.
Micz Flor
0:54:11–0:54:16
Wo du dann, dann bist du irgendwo oben in die Loge reingelaufen und gucktes unten.
0:54:16–0:54:19
Und unten lief gerade jemand mit so einer Kamera wie so ein Zombie vorbei und
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bliebst du vorm Klavier stehen.
0:54:20–0:54:24
Und du wusstest, irgendwann werde ich da auch noch sein. Aber du weißt nicht, wie du da hinkommst.
0:54:25–0:54:28
Und dann gab es auch so ein paar Sachen, die waren da wirklich echt unheimlich.
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Zum Beispiel, wusstest du, okay, da wird gesprochen.
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Und dann war so eine Toilette und dann stehst du vor der Toilette und guckst
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dann so in dieses Bild rein.
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Und dann hörst du auf einmal jemanden duschen und pfeifen.
0:54:40–0:54:44
Auf in deinem Kopfhörer, bevor dir ist die Toilette. Und du gehst davon aus,
0:54:44–0:54:45
da wird jetzt niemand drin sein.
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Aber es entsteht so eine komische Angst. Was wird jetzt hier inszeniert,
0:54:48–0:54:50
was jetzt vielleicht wirklich noch passieren kann?
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Das war ja ganz toll. Und da gab es, hier ist es, glaube ich.
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Ich glaube, irgendwo gibt es nämlich Glasfenster und diese Glasfenster,
0:54:59–0:55:02
so war zumindest die Erzählung, vielleicht sind das aber die.
Florian Clauß
0:55:03–0:55:07
Das sind Fliesen. Aber die sind aber durchgefließt, das sind keine Glasbausteine.
Micz Flor
0:55:07–0:55:10
Es sieht aus wie Glasbausteine, ich weiß jetzt gerade nicht,
0:55:10–0:55:14
wo es ist und das war wohl kaputt, auch im Zweiten Weltkrieg.
0:55:15–0:55:18
Und die haben das mit leeren Whiskyflaschen wohl nachgebaut,
0:55:18–0:55:21
also aus Whiskyflaschen wurden quasi diese Glassteine ersetzt.
0:55:21–0:55:25
So zumindest die Erzählung, die nicht wirklich als Quelle dient,
0:55:25–0:55:26
aber die Erinnerung ist hängen geblieben.
Florian Clauß
0:55:27–0:55:31
Wir haben ja nichts außer Whisky. Aber es klingt so ein bisschen nach so einer
0:55:31–0:55:34
sozialen Plastik wie von Tino
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Segal, obwohl der da wahrscheinlich mehr so performancemäßig da reingeht.
Micz Flor
0:55:38–0:55:41
Nee, nee, das war, glaube ich, eine Shot in der es gemacht hat,
0:55:41–0:55:42
aber ich habe den Namen vergessen.
Florian Clauß
0:55:42–0:55:43
Okay, spannend.
0:55:44–0:55:47
Wir müssen laut meiner Navigation jetzt zurück.
Micz Flor
0:55:47–0:55:49
Okay, wir haben jetzt eine Mirzülle über YouTube gemacht.
Florian Clauß
0:55:49–0:55:55
Ja, ja. Den haben wir noch mitgenommen. Den Squadrinio.
0:55:57–0:56:03
Barbican. Barbican, genau. Das war The Agency. Damit haben wir das gestriffen, das Barbican.
0:56:03–0:56:08
Nach wie vor, wo ich auch ein Tipp, wenn man in London ist, hat die größte Konzerthalle.
0:56:08–0:56:14
Das London Symphony Orchestra ist da beheimatet. Und die zweitgrößte Bibliothek
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von, ich mache jetzt gerade so vollen Stadtbären.
Micz Flor
0:56:16–0:56:17
Ja, genau.
Florian Clauß
0:56:17–0:56:22
Die zweitgrößte Bibliothek von UK. Öffentliche Bibliothek ist da beheimatet.
Micz Flor
0:56:22–0:56:23
Nein.
Florian Clauß
0:56:23–0:56:24
Es gibt drei Kinoseele.
Micz Flor
0:56:24–0:56:27
Nein. Wahnsinn.
Florian Clauß
0:56:27–0:56:33
Und es gibt auch viele Ateliers und Galerien, die man sich dort auch anschauen kann. Also Barbican.
0:56:33–0:56:39
Und es gibt halt diese komplette Fußgängerwegstadt.
Micz Flor
0:56:39–0:56:43
Die in dem zweiten Teil von Born Identity auch eine Rolle spielen,
0:56:43–0:56:44
wo er flüchtet. Da sieht man ganz viel davon.
Florian Clauß
0:56:45–0:56:49
Ja, stimmt. Ja, sehr gut. Also London hat großartige Schauplätze,
0:56:49–0:56:54
aber London tritt ja auch immer als eine, ja, wie soll man sagen,
0:56:54–0:56:56
das ist so eine ambivalente Stadt.
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Also vielleicht kann ich da diesen Schwenk machen zu einer anderen Serie,
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die ich jetzt vor kurzem gesehen habe, wo ich aber in der zweiten Staffel drin
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stecken geblieben bin und dann nicht mehr weiterverfolgt habe.
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Aber die ist auch ganz toll eigentlich die heißt Industry ist von HBO produziert
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und es geht um diese ganzen Banker und Broker und die spielt dann in City of
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London und in Connery Wharf wie heißt die?
Micz Flor
0:57:26–0:57:35
Industry Agency, Industry, Mob City also Y hinten ist gerade ganz groß beim Probekom das habe.
Florian Clauß
0:57:35–0:57:40
Ich mir gar nicht aufgefallen Ja, und da geht es eben um so Abgänger von einer
0:57:40–0:57:46
Business-Schule, die dann alle jetzt in Pirmand, das ist so ein Broker-Verein,
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also eine Bank, die dann diese Neulinge quasi so aufbricht.
0:57:52–0:57:57
Erstmal so ins Leben rauslässt, ins Bankerleben. Aber es ist halt eine unglaublich korrupte Sache.
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Man verliert die ganzen Protagonistinnen, verlieren ihre Moral.
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Es ist halt irgendwie auch so total Sex und Skandal und Drogen durchdrängt. Alle sind immer drauf.
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Es gibt dann halt diese harte Seite, dass die halt irgendwie so 20 Stunden am
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Tag arbeiten und dann halt nur Party machen, teilweise durch.
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Es hat einen ganz tollen Soundtrack. Die Serie ist halt wirklich wie so ein,
0:58:19–0:58:21
also teilweise wie so Musikvideo manchmal,
0:58:22–0:58:28
läuft die durch und die Hauptdarstellerin heißt, oder die Hauptfigur heißt Harperstern
0:58:28–0:58:32
und das ist eben so eine, ich habe auch weswegen ich ausgestiegen bin,
0:58:32–0:58:34
ist auch, dass ich es nicht mehr verstanden habe.
0:58:35–0:58:39
Also das Englische war da auch wirklich so, wo ich dann teilweise Stopp machen
0:58:39–0:58:43
musste und ins Dictionary gucken musste, was heißt das jetzt eigentlich?
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Und dann aber auch so rein, was die dann eben gemacht haben,
0:58:48–0:58:51
Also was die da für Deals die ganze Zeit gemacht haben.
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Aber es zeigt dann eben so diese ganze skrupellose, korrupte Seite des Banking-Wesens,
0:58:58–0:59:05
was dann halt irgendwie so Millionen, Milliarden teilweise auch dann in Sekunden verticken.
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Also völlig immense Summen. Und dann wurde das dann eben so,
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also die Industrie, die dann halt wirklich nur so von so ganz kleinen,
0:59:13–0:59:17
also von so wenig Leuten getragen wird, wo die dann halt irgendwie nur noch
0:59:17–0:59:21
so einen Klick am Mausklick machen müssen, dann sind auf einmal drei Milliarden weg.
0:59:22–0:59:25
Oder anders. Und 20 Sekunden später wird der Deal halt gebraucht,
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habe ich alles nicht ganz verstanden, aber hat eine gewisse Faszination gehabt.
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Also kann ich auch empfehlen. Das ist so ein bisschen diese Banking-Seite von
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London und vor allen Dingen auch diese ganzen Skyscapers.
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Wir gucken jetzt gerade hier auf das Tempodrom. Das ist eine schöne Sicht,
0:59:45–0:59:48
aber eine totale Gegenwende.
Micz Flor
0:59:48–0:59:50
Die wir haben.
Florian Clauß
0:59:50–0:59:52
Sorry, ich muss kurz hier ausweichen.
Micz Flor
0:59:53–0:59:53
Okay.
Florian Clauß
0:59:54–0:59:59
Wir waren ja schon bei den IRA-Anschlägen in London.
0:59:59–1:00:05
Es gab dann, der hat sich jetzt auch zum, dieser Anschlag ist 20 Jahre jetzt her,
1:00:06–1:00:11
7-7 wird der ja genannt, nach 9-11, der auch traumatisiert diese Nullerjahre,
1:00:12–1:00:16
wo große Städte und Paris, London und so weiter, dann auch Madrid,
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der diese Terroranschläge erlebt haben.
1:00:17–1:00:22
Das 7-7, das war 7.07.2005 damals,
1:00:22–1:00:27
als eben vier Selbstmordattentäter mit Bomben im Rucksack,
1:00:27–1:00:31
drei davon in der U-Bahn, die gezündet haben, fast zeitgleich,
1:00:31–1:00:37
und einer in einem Doppeldecker-Bus, wo 52 oder 54 Menschen ums Leben kamen
1:00:37–1:00:38
und auch eben diese vier Attentäter.
1:00:39–1:00:42
Was dann aber auch dazu geführt hat, dass London,
1:00:44–1:00:50
Jetzt mittlerweile, eine der, also wie soll man sagen, die Dichte an Kameras
1:00:50–1:00:53
in London ist höher als in Beijing.
Micz Flor
1:00:53–1:00:55
Ja, das ist unfassbar.
Florian Clauß
1:00:55–1:01:00
Das ist unfassbar, dieses ganze CCTV. Also ich glaube, es ist wirklich unvergleichbar.
Micz Flor
1:01:00–1:01:02
Das war in den 90er Jahren aber auch schon ein Riesenthema.
Florian Clauß
1:01:02–1:01:06
Das war genau, dieser Ring of Steel war in den 90er Jahren.
1:01:06–1:01:12
Das ging eben auch eben mit diesem Attentat seit Bischofsgate, also Ende 80er.
1:01:12–1:01:18
Es fing noch vorher, Ende 80er, das war dieser Brand, der in einer U-Bahn-Station
1:01:18–1:01:25
hat sich so ein ganz, ganz übler Brand entwickelt, der auch ganz viele Menschen,
1:01:25–1:01:26
Menschenleben gefordert hat.
Micz Flor
1:01:26–1:01:27
Also kein schöner Brand.
Florian Clauß
1:01:27–1:01:32
Es war ein übler Brand im Sinne von, die haben dann ein neues Phänomen,
1:01:32–1:01:37
wie sich Feuer ausbreiten kann, danach benannt, weil die das vorher noch nie
1:01:37–1:01:40
dieses Phänomen hatten. die Rolltreppen noch aus Holz waren.
1:01:41–1:01:45
Und als man noch selbst zündende, das fand ich immer so toll, früher in den 80ern.
Micz Flor
1:01:45–1:01:45
Das war Feuerzeuger.
Florian Clauß
1:01:46–1:01:49
Das war ja die Sicherheitsholzer.
1:01:49–1:01:53
Die waren immer so langweilig in Deutschland. Die Zündhölzer waren Sicherheitsholzer.
1:01:53–1:01:57
Die konntest du nur mit dieser einen Reibefläche anzünden. Aber in England gab
1:01:57–1:02:04
es ja diese Streichhölzer, die konntest du überall so zack am Stein und es hat gebrannt.
1:02:04–1:02:07
Ich meine, klar, ich war 13, habe angefangen mit dem Rauchen.
Micz Flor
1:02:07–1:02:09
Genau, oben im Doppeldeckerbus.
Florian Clauß
1:02:10–1:02:11
Ich war frei.
1:02:12–1:02:19
Ja, also das hat eine gewisse Faszination und das hat sich eben in diese Rillen
1:02:19–1:02:25
von einer Rolltreppe hat sich dann eben auch so ein Fett- und Teigfilm gebildet
1:02:25–1:02:30
und dann eben so eine Zigarette und so ein selbst anzündendes Streichholz haben
1:02:30–1:02:32
dann so einen Schwellbrand ausgelöst,
1:02:32–1:02:37
haben diesen üblen Brand dann verursacht, der dann nicht zu löschen war mehr
1:02:37–1:02:38
und war auch viel an Raucher.
1:02:38–1:02:44
Aber auf jeden Fall, das war auch der Grund, warum wir dann diese U-Bahn-Überwachung angefangen haben.
1:02:45–1:02:54
Also das heißt, dass eben da schon CCTV angefangen wurde, in U-Bahn, in der Tube aufzubauen.
1:02:54–1:02:58
Und das hat sich dann weitergetragen in den 90ern, der Ring of Steel,
1:02:58–1:03:02
das ist quasi der Überwachungsring um City of London.
1:03:03–1:03:06
Der war dann halt nach dem IAA, also so 1992, 1993.
1:03:07–1:03:14
Und eben mit diesen Anschlägen, da wurden dann auch immens viele Kameras verbaut. Also in den 2000ern.
1:03:15–1:03:21
Und das ist wirklich so, dass der normale Durchschnitts-Londoner pro Tag über
1:03:21–1:03:25
300 Mal von verschiedenen Kameras gefilmt wird.
1:03:25–1:03:29
Dass sich eine unglaubliche Industrie auf dieser Überwachung aufgebaut hat.
1:03:29–1:03:34
Dass es wirklich so weltführend ist,
1:03:34–1:03:39
also wenn du pro Kopf, also die Kameras pro Kopf, ich glaube eine Kamera hat
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dann in London für 16 EinwohnerInnen, während in Beijing dann halt irgendwie eine für 40 oder 50.
1:03:48–1:03:51
Also man denkt immer so, die Überwachungsdichte wäre in China so groß,
1:03:51–1:03:55
aber nein, London, kannst du davon ausgehen, da wirst du überall überwachen.
1:03:55–1:03:59
Ja, wobei auch viele eben ausgefallen sind, kaputt sind und so weiter, Kameras.
1:04:00–1:04:04
Aber, und dann komme ich jetzt zu meiner noch eine Serie, die ich zuletzt geguckt
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habe und die fand ich sehr gut, The Capture.
Micz Flor
1:04:07–1:04:08
Capture-y.
Florian Clauß
1:04:08–1:04:13
Nee, Capture. Da geht es um das panoptische London.
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Panoptische London, also über diese CCTV-Überwachung, dass nämlich ein Mord
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quasi einem Soldaten nachgestellt wird,
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der anscheinend auf Video dann gezeigt oder aufgenommen wurde auf so eine CCTV-Überwachungskamera
1:04:32–1:04:35
an einer Bushaltestelle, das aber dann komplett gefälscht wurde.
1:04:35–1:04:38
Und dann geht es um diese ganze Maschinerie hinter diesen CCTV,
1:04:38–1:04:43
dass dann halt auch bestimmte Einheiten des Geheimdienstes in der Lage sind.
Micz Flor
1:04:43–1:04:45
In Echtzeit dann halt auch Bilder zu fälschen.
Florian Clauß
1:04:45–1:04:51
Und das ist ein ziemlich genialer Plot, der natürlich dann in London sehr gut aufgehoben ist.
Micz Flor
1:04:52–1:04:54
Ja, das ist lustig, weil ich habe da ewig nicht mehr dran gedacht.
1:04:54–1:04:57
In den 90er Jahren weiß ich halt deshalb, das ist schon ein Thema,
1:04:58–1:05:01
weil ich hatte ja damals als Kurator dieses Revolting-Projekt in Manchester
1:05:01–1:05:04
bei ISEA 98 war es, glaube ich.
1:05:04–1:05:09
Das war so ein, ja, wie soll ich sagen, so Revolting, Revolution hieß das große,
1:05:09–1:05:14
Revolting war so ein bisschen mehr so dran kratzen an diesem shiny Wort Revolution.
1:05:14–1:05:17
Und da waren halt viele Leute eingeladen, unter anderem auch eben welche,
1:05:18–1:05:22
glaube ich, aus Manchester, die so Psycho-Geographic, ich habe vergessen,
1:05:22–1:05:26
wie die Organisation hieß, so Psycho-Geographic Walks machen.
1:05:26–1:05:28
Das war so ein Künstlerkollektiv.
1:05:28–1:05:31
Und diese Psycho-Geographic Walks ist halt eben, du läufst zum Beispiel durch
1:05:31–1:05:32
Paris mit der Karte von London.
Florian Clauß
1:05:32–1:05:34
Ach so.
Micz Flor
1:05:34–1:05:39
Das heißt, under the pavement, the beach. Das ist diese Sache.
1:05:39–1:05:42
Und da waren dann eben ein paar da und wir hatten dann auch darüber gesprochen,
1:05:42–1:05:45
wie halt diese Idee mit der Karte von einer Stadt in eine andere Stadt laufen,
1:05:45–1:05:49
ist halt natürlich diese Idee, dass man die Stadt irgendwie neu erleben muss,
1:05:50–1:05:54
weil man anders da durchgeführt wird und dann irgendwann auch nicht mehr weiter kann.
1:05:54–1:05:57
Also eine andere Form, die gleiche Stadt zu sehen.
1:05:57–1:06:01
Und dann kamen wir auf diese Idee im Rahmen von Revolting, wir könnten doch
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auch so eine Art Demo machen, weil damals gab es schon das Demonstrationsrecht,
1:06:04–1:06:09
glaube ich, dass man unangemeldet nicht mehr als drei Leute zusammenstehen durften. Also was ganz Absurdes.
1:06:11–1:06:13
Versammlungsrecht wurde da, glaube ich, damals gerade umgebaut.
1:06:13–1:06:18
Das heißt, jede Gruppe von mehr als drei Leuten konnte theoretisch von der Polizei
1:06:18–1:06:19
auseinandergeschoben werden.
1:06:19–1:06:23
Ich weiß nicht, ob die Zahl stimmt, aber das war das Thema. Ich bin da jetzt, das ist auch lange her.
1:06:23–1:06:27
Aber dann kam halt so die Idee, dass wir quasi eine Demo machen gegen CCTV.
1:06:27–1:06:32
In dem jeder mit einem Schild vor einer CCTV-Kamera steht und irgendwo gibt
1:06:32–1:06:35
es dann halt in diesem Kabelnetz so einen Typ, der dann wie im Film immer diese
1:06:35–1:06:39
20 Bildschirme vor sich hat und überall, also der sieht dann quasi eine Demo,
1:06:40–1:06:44
die aber im öffentlichen Raum keine Demo sein kann, aber bei dem im Control
1:06:44–1:06:47
Room sieht der halt dann quasi so diese massive Anforderungen.
Florian Clauß
1:06:48–1:06:49
Aber den Shot habt ihr dann nicht bekommen?
Micz Flor
1:06:49–1:06:52
Nee, wir haben das, glaube ich, gar nicht. Also ich kann mich nicht erinnern,
1:06:52–1:06:55
dass wir es durchgemacht haben. Aber einfach diese Idee zu spielen,
1:06:55–1:06:56
was heißt das denn mit einer Kamera?
1:06:56–1:06:59
Man sieht es ja auch jetzt in diesem, wie ist denn immer diese Netflix-Vierteiler,
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wo jede Folge so ein Shot war, nicht Education.
Florian Clauß
1:07:03–1:07:03
Adolescence.
Micz Flor
1:07:04–1:07:07
Adolescence, genau. Weil da geht es ja auch darum, dass man wirklich diese lückenlose
1:07:07–1:07:10
Verfolgung der Person in der Stadt machen kann.
Florian Clauß
1:07:10–1:07:11
Ich habe das seitdem noch nicht geguckt.
Micz Flor
1:07:12–1:07:13
Ach so, okay, du hast nur drüber geschrieben.
Florian Clauß
1:07:13–1:07:14
Da bist du mir voraus.
Micz Flor
1:07:14–1:07:18
Ja, nee, also ich habe auch nur zwei Folgen geguckt und können wir,
1:07:18–1:07:19
ja, wir sind ja kein Filmpodcast.
1:07:21–1:07:24
Aber das sind halt so diese klassischen Sachen, die man auch kennt,
1:07:24–1:07:26
wo halt so Spuren verfolgt werden.
1:07:26–1:07:29
Dann wird zurückgesumt und, oh, guck mal da im Hintergrund, da ist doch der
1:07:29–1:07:30
und so. Das kommt doch so ein bisschen vor.
Florian Clauß
1:07:30–1:07:31
Ein bisschen Blow-up-mäßig.
Micz Flor
1:07:32–1:07:36
Und da geht es aber immer genau darum, dass man eben den Pfad des Menschen in der Stadt macht.
1:07:37–1:07:38
Und diese Idee, dass aber natürlich
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da, wo diese Signale gesammelt werden und wo die Monitor abguckt,
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dass da eben auch eine Präsenz von diesen Orten ist.
1:07:46–1:07:51
Also eine zweite Stadt, welche Abteilung guckt sich welche Teile an und so weiter.
1:07:51–1:07:53
Das fand ich schon nochmal interessant, sich zu überlegen, wie halt so.
1:07:53–1:07:57
Wahrscheinlich war es damals genauso, als zum ersten Mal bezahlte Postkutschen
1:07:57–1:07:58
erlaubt, Menschen erlaubt haben,
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quer durch die Stadt zu fahren und dann irgendwann die Metro und so.
1:08:01–1:08:04
Also diese Idee, dass die Stadt sich so verformt, passiert, glaube ich,
1:08:04–1:08:09
über CCTV eben auch, aber nur in der Art, wie sie auch erfasst wird,
1:08:09–1:08:11
in der Regel im Geheimen erfasst wird.
1:08:12–1:08:14
Und wir sehen halt immer nur diese Kameras an den ganzen.
Florian Clauß
1:08:14–1:08:21
Das stimmt. Ja, also die Kameras haben schon Auswirkungen auf die Verbrechensrate, muss man sagen.
1:08:21–1:08:27
Dass dann halt auch bei Morden und so weiter, dass häufig dann Spuren über CCTV
1:08:27–1:08:30
nachverfolgt werden können.
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Dass zum Beispiel auch Übergriffe oder so, wo dann halt CCTV ist,
1:08:36–1:08:40
also sexuelle Übergriffe oder sowas, dass die dann nicht so passieren,
1:08:40–1:08:42
dass das ein Rückgang zu verzeichnen ist.
1:08:43–1:08:47
Aber das ist nicht so, dass es dann halt weg ist, sondern es gibt dann halt
1:08:47–1:08:53
so diese Schattenbereiche, wo sich das hinverlagert, wo halt nicht CCTV hinkommt.
1:08:53–1:08:59
Und dann ist es halt auch so wie dieses Watchmen, also wer schaut die,
1:08:59–1:09:02
die dann halt irgendwie schauen, die das auswerten.
1:09:02–1:09:05
Und es verlagert sich jetzt nach, also jetzt natürlich zeitgemäß,
1:09:05–1:09:10
immer mehr in Richtung KI-Auswertung, dass du halt keine Ahnung,
1:09:10–1:09:15
so eine Weapon Recognition hast, dass die KI dann anspringt.
1:09:15–1:09:18
Okay, das ist zu 99% ein Messer.
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Und dann wird natürlich da die Aufmerksamkeit. Also sowas passiert da in dem Bereich.
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Wir sind jetzt auf der Stresemannstraße und ich kann mich noch daran erinnern,
1:09:28–1:09:31
hier hat doch mal Silber in dem Gebäude gewohnt, oder?
Micz Flor
1:09:32–1:09:35
Ja, das ist schon irre. Das ist so ein bisschen wie Attack the Block,
1:09:35–1:09:36
was ich vorhin gemeint habe.
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Guck dir den mal an, der macht dir Spaß. Also mir hat er nicht Spaß gemacht,
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als ich ihn gesehen habe. Aber ich habe ihn nicht vergessen.
1:09:43–1:09:47
Also war schon irgendwie, irgendwas daran hat mich einfach, ist bei mir geblieben.
Florian Clauß
1:09:47–1:09:51
Wir kommen jetzt hier wirklich an Ecken, wo wir noch nicht so lang gelaufen sind.
Micz Flor
1:09:51–1:09:53
Das hast du ja auch ausgesucht. Das hast du ja sehr gut ausgesucht.
1:09:53–1:09:56
Seit wir jetzt diese tolle Extra-Karte, für die, die auf die Webseite gehen,
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gibt es jetzt einen Link, wo man draufklicken kann. Da sieht man alle Touren,
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die wir schon gelaufen sind.
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Und von dort kann man sich dann auch in die entsprechende Episode wieder reinklicken.
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Das ist eigentlich auch eine Form von Psycho Geographic Walk,
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weil die Tour dann irgendwie doch nicht so viel mit dem Thema zu tun hat.
Florian Clauß
1:10:13–1:10:17
Im Prinzip sind das jetzt so die großen Themen, die ich jetzt irgendwie mit dir noch wälzen wollte.
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Ich auch wusste, dass du jetzt auch eine ganz besondere Verbindung zu London
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hast und aus dieser Zeit dann auch erzählen kannst.
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Und dann auch nochmal so, also mich würde es natürlich interessieren,
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wenn du wieder zurück nach London kommst.
Micz Flor
1:10:30–1:10:30
Müsstest.
Florian Clauß
1:10:30–1:10:33
Ja, wie du das wahrnimmst, diese Stadtveränderung.
1:10:36–1:10:40
Also wie gesagt, ich war 2018 war das, glaube ich.
1:10:40–1:10:44
Oder nee, 2019 waren wir da. Da habe ich mir auch extra in Schorlitz,
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da war so ein neuer Tower, der gebaut wurde. Da hatten wir uns dann ein Apartment gemietet.
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Ich war wirklich geflasht von der Skyline, von wie sich das verändert hat in der Zeit.
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Aber gleichzeitig, wenn man durch Schorlitz geht, riecht es die ganze Zeit nach
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gegrilltem Fleisch wie noch vor den 90ern.
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Es riecht immer so nach, ja.
Micz Flor
1:11:03–1:11:06
Aber es ist ja auch immer das Paradox, was man wirklich sehen will.
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Also was mich geflasht hat an London oder Manchester oder Glasgow oder so,
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Also es sind halt die Fisch'n'Chip-Shop, diese Sachen, die so eher so Streetfood-mäßig anders waren.
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Diese Greasy-Spoon-Cafés in Busstops, wo man sich dann hinsetzen konnte.
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Das ist alles irgendwie eben genau, so komisch das ist, oder durch die Thatcher-Era
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verarmte Norden, so, ne, Mensch, das ist der Liverpool.
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Dass es halt dadurch eben auch noch so Sachen gab, wo ich gar nicht,
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ich wusste das nicht, außer dem Film halt mein wunderbarer Waschsalon,
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wo halt irgendwie auch so ein bisschen dieser Kiez dargestellt wurde.
Florian Clauß
1:11:40–1:11:42
Auch ein detailprägender Film für mich.
Micz Flor
1:11:42–1:11:45
Der hat so diese Facetten, finde ich, ganz gut.
Florian Clauß
1:11:45–1:11:50
Ja, also einmal dieses Immigrant-Thema, dann noch das Queerness,
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Schwule, das damals war 80er, ich weiß nicht, 87, 86 wurde der,
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glaube ich, gedreht. Den habe ich auch echt,
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gern geguckt.
Micz Flor
1:12:00–1:12:04
Und das ist irgendwie das, wo man dann, ja, wo bleibt man denn dann hängen?
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Also wenn man jetzt nach New York, die UDL-Filme, die bleiben dann auch hängen in dem Italienischen.
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Die gibt es zwar immer die Skyline hinterher und dann passieren tut alles dann
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irgendwie an dieser karierten roten Tischdecke beim Italiener.
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Und in England fand ich auch immer, dass das, was einen dann wirklich packt,
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sind halt immer diese Orte, die, ja, so Streetfood-Style irgendwie sind.
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Also das English Breakfast, Damals habe ich das geliebt und nicht darüber nachgedacht,
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dass ich da Tiere esse, sondern es war halt Breakfast.
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Breakfast war immer ohne Fleisch, Marmelade und Brötchen. Aber da ist es halt
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irgendwie alles 100 Prozent fast Fleisch.
Florian Clauß
1:12:39–1:12:40
Ja, sehr schön.
Micz Flor
1:12:40–1:12:46
Und deshalb finde ich so diese Skyline, wenn man nach London geht,
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dann hat man wahrscheinlich schon diesen Wow-Effekt.
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Aber ich hätte eher Sorge, dass alles so super geputzt ist, dass es halt eben
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diesen Greasy Spoon gar nicht mehr gibt. und dass du halt dann im besten Fall
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irgendwie zu McDonalds essen gehst, weil du dir das richtig leisten kannst.
Florian Clauß
1:12:59–1:13:03
Ja, ich glaube, ja, also ich meine, es gibt immer so dieses,
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was in Paris der Kaffee ist, ja, der immer unter zwei Euro kostet meistens,
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also zwei, ist es halt, in England ist es der Tee, ja.
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Das heißt, du kriegst überall für ein, zwei Pfund kriegst du überall so Cup of Tea.
Micz Flor
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Jetzt habe ich ein Déjà-vu, weil genau das hast du nämlich damals,
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Kunsthandwerk-Museum am Potsdamer Platz gesagt.
Florian Clauß
1:13:26–1:13:28
Ja, stimmt, das war nochmal so.
Micz Flor
1:13:28–1:13:30
Das ist ja auch so, ich meine, das passt jetzt auch hierher.
Florian Clauß
1:13:30–1:13:34
Ja, das ist halt so die Erfahrung, dass dieses Pub, das Öffentliche,
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die Form von Öffentlichkeit, die hat in England eine andere Kultur als in Deutschland.
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Und ich glaube, das ist das, was man, wenn man hier so sozialisiert ist,
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vielleicht dann gar nicht so nachempfinden kann. Aber das ist nochmal so dieses
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Gemeinde, Gemeinschaftliche in einem Pub zusammen sein und Sport gucken.
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Das ist so der Identifier, den man da halt zusammenträgt. Aber es gibt halt
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auch dieses schmutzige London.
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Da will ich jetzt auch nochmal so einhaken mit den Serien. Es gibt eine großartige
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Serie, die ist von Apple TV Plus produziert und zwar Slow Horses.
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Das geht jetzt schon in die dritte Staffel. Und ich meine, das ist halt so das,
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was wir auch gesagt haben zu 28 Days Later.
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Dass Danny Boy Szenen drehen kann, wie zum Beispiel, dass Zombie-Kinder dann
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getötet werden, die du halt in Amerika nie so drehen könntest,
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weil das einfach total, es geht gar nicht.
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Dass Kinder irgendwo getötet werden, das darf man nicht zeigen.
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Und bei Slow Horses ist der Hauptcharakter Gary Oldman, der im Prinzip auch
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so ein abgestellter MI5-Agent ist.
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Und die sind alle, die werden geparkt in den Slow House.
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Das ist quasi so eine Schatteneinheit von dem MI5, wo die ganzen Versager und
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die ganzen, Die dann halt irgendwie so irgendwas gemacht haben und aus dem Dienst
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nicht suspendiert werden können, aber irgendwie abgestellt werden.
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Und das ist so eine Einheit von so fünf, sechs Leuten, die Gary Oldman ist der, der...
Micz Flor
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Die Expendables auf Britisch.
Florian Clauß
1:15:14–1:15:15
Ja, der ist halt wirklich so...
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Gary Oldman ist halt wirklich so ein Charakter, der die ganze Zeit irgendwie
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so raucht, die ganze Zeit säuft, rumfurzt und total brachial ist,
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aber dann immer wieder so geniale Kniffe hat.
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Also wo er dann halt irgendwie so, du denkst halt, er ist ein totales Arschloch,
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aber im Prinzip ist er dann doch total real zu seinen Leuten.
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Macht die aber immer so total fertig.
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Es ist sehr gut, also es macht sehr viel Spaß, wenn du dann irgendwie mal Zeit
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hast. Die kann ich dir sehr empfehlen.
Micz Flor
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Ja, ich bin ja auch ein großer Gary Oldman-Fan. Und du müsstest dann mal gucken,
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auch für die Shownotes, es gibt ein wunderbares, da war er irgendwo im Interview
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und da ging es auch um ihn und Furzen und irgendwas.
Florian Clauß
1:15:52–1:15:54
Ja, das war bestimmt die Serie da.
Micz Flor
1:15:54–1:15:57
Ja, und dann wurde er im Interview gefragt, wie das ist, wenn da mal ein Furz ist oder nicht.
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Ich weiß nicht mehr genau, was war. Auf jeden Fall musste er einfach sowas von
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lachen. Es ist sehr, sehr, sehr charmant.
Florian Clauß
1:16:03–1:16:07
Also man sagt ja auch, Gary Oldman ist so ähnlich wie Willem Dafoe.
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Oder es gibt so Schauspieler, die dann so nahbar sind. und mit denen man dann
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auch gerne irgendwie so, die nicht so völlig abgedreht sind wie andere Schauspieler.
Micz Flor
1:16:16–1:16:19
Wie zum Beispiel William D.V. Ach nee, stopp.
Florian Clauß
1:16:20–1:16:25
Also Apple TV Plus produziert viele Serien. Andere Serie, ich weiß nicht,
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ob du die geschaut hast, ist Ted Lasso.
Micz Flor
1:16:28–1:16:30
Nee, aber der Name ist mir mal untergegangen.
Florian Clauß
1:16:30–1:16:33
Der Name ist bekannt. Es ist, glaube ich, so eine der größten Vielgutsserien,
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die in den letzten Jahren produziert wurden.
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Also es geht im Prinzip um so einen Amerikaner, Da trifft sich so amerikanisches,
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totaler, naiver Optimismus auf so einen Zynismus in Großbritannien.
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Also Ted Lasso ist ein Football-Trainer in Amerika.
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Der sucht ein neues Betätigungsfeld und wird dann gecastet von einem Fußballverein,
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den er dann quasi auch in London, einem Stadtbezirk von London, trainieren darf.
Micz Flor
1:17:04–1:17:06
Ah ja, das habe ich in den Trailer mal gesehen.
Florian Clauß
1:17:06–1:17:10
Ja, das ist super. Und er hat keine Ahnung von Fußball. Also er muss sich das
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dann auch selber anlernen.
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Das ist so ein bisschen, diese toxische Maskulinität trifft auf diesen amerikanischen
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Optimismus und die ganzen Protagonistinnen und Protagonisten.
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Die erste Staffel ist eine Anvereinigung und dann nähern sie sich alle an und
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dann wird es halt so eine ganz große Vielgutserie, wo man selten so nach jeder
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Folge denkt, die Welt ist so gut.
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Es war auch eine unglaublich erfolgreiche Serie und eigentlich ist die in der
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dritten Staffel abgeschlossen, aber die produzieren jetzt eine Viertelstaffel.
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Ich bin gespannt, was die da noch hinterher schieben können.
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Gangs of London Capture habe ich schon erwähnt, die beiden Serien.
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Und jetzt habe ich hier so zwei Säen oder drei, ich könnte noch eine dritte
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dazunehmen, die, ich sag mal so, diesen neuen Feminismus so mit,
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aufgenommen haben, nämlich einmal ist Fleabag.
Micz Flor
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Was ist der neue Feminismus?
Florian Clauß
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Darf ich das fragen? Naja, im Prinzip, also dann muss ich dir anwenden,
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das ist I Will Destroy You.
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I Will Destroy You geht um eine Autorin, die auf Twitter,
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so Kurzgeschichten schreibt und einen Buchvertrag bekommt und eigentlich geht
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es um so eine Nacht, wo sie dann halt mit K.O.-Tropfen verabreicht bekommt und
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sexuell vergewaltigt wird.
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Und sie kann sich an nichts erinnern. Sie versucht dann über Episoden,
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die dann sehr ... Also es ist halt so eine neue Vokeness, so eine Schrillheit.
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Die Protagonistin ist schwarz. Sie ist in so einem kulturellen Umfeld,
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das halt so grell ist. Das ist halt irgendwie so erzählt.
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Also Kunst und Kultur in dem Literaturbereich. ja
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auch viel mit london auf der straße und so weiter den
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den ich jetzt so nicht so kenne ja es ist auch mit einer unglaublichen selbstsicherheit
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erzählt die darstellerin heißt michael kohl jetzt selber diese erfahrung gemacht
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eben von vergewaltigung auf k.o. tropfen.
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Komödiantin, hat diese Serie Chewing Gum, also es ist auch eine BBC-Coproduktion von HBO und BBC.
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Chewing Gum hat sie geschrieben, da ist sie Schauspielerin und hat Drehbuch
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geschrieben und zu dieser Serie hat sie auch das Drehbuch geschrieben,
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also es ist ihre Geschichte mehr oder weniger und dann auch die Hauptdarstellerin geactet.
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Es ist eine tolle Serie und die driftet auch so ins Surreale teilweise ab.
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Und es ist so dieser Grat zwischen so zwischen, wie soll man das sagen,
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der wird immer wieder neu verhandelt.
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In verschiedenen Konstellationen zwischen den Figuren, zwischen ihren Freundinnen
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und Freunden, zwischen eben auch ihren,
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Gegnerinnen. Und es geht immer so ein bisschen, ab wann es quasi so eine lustvolle
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Verbindung ist und ab wann das übergriffig wird.
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Es wird immer so ein bisschen ausgewogen.
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Es wird so in verschiedenen Facetten dann auch erzählt.
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Also eine ziemlich starke Erzählung.
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Und Fleabag, da geht es auch um eine, also im Prinzip...
Micz Flor
1:20:19–1:20:21
Fleabag, fliehe zurück?
Florian Clauß
1:20:21–1:20:23
Also, nee, B-A-G, Fleabag.
Micz Flor
1:20:24–1:20:26
Also Flo-Tasche.
Florian Clauß
1:20:26–1:20:28
Also F-L-E-A Back.
Micz Flor
1:20:29–1:20:31
Eine Tasche voller Fleur.
Florian Clauß
1:20:31–1:20:36
Fleabag, ja. Da geht es um die Protagonistin. Es ist eine Familiengeschichte,
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die ist so ein bisschen bei der Gentrifizierung auf der Strecke geblieben.
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Ihre beste Freundin hat sich umgebracht oder ist von Auto überfahren worden.
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Das wird nicht so explizit gesagt.
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Sie ist auch so ein Comedian. Kommt aus der Comedian-Ecke.
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Sie ist so ein bisschen, sie sucht dann ihre Position in diesem Engel.
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Das Lustige ist an dieser, das ist so ein bisschen wie die Piep-Show.
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Ich weiß nicht, ob die Piep-Show die Serie kennt. Da spielt auch die Sophie,
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von Piep Show spielt dann ihre Stiefmutter.
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Auch großartig, die ist so gut.
Micz Flor
1:21:12–1:21:13
Die ist super, ja.
Florian Clauß
1:21:13–1:21:17
Ich glaube, Piep Show hat das auch gemacht, dass dann quasi die vierte Wand
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immer wieder durchbrochen wird, dass dann halt direkt die Protagonistin mit den Zuschauern redet.
Micz Flor
1:21:24–1:21:28
Ja, bei der Piep Show war es nicht so, sondern die haben quasi in Dialogen in
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die Kamera gesprochen, aber die waren miteinander. Es gab keine Zuschauer,
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aber trotzdem war die Wand durchbrochen.
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Dann wurde es direkt angesprochen, Aber der Dialog ging weiter, auch ohne deine ...
Florian Clauß
1:21:37–1:21:44
Also auch eine absolute Empfehlung. Die ist jetzt aber schon ein bisschen älter. Die ist von 2017.
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Und es gibt zwei Staffeln davon. Die zweite ist auch ein bisschen anders als
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die erste. Die erste ist sehr zynisch-anekdotisch.
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Und die zweite wird dann so ein bisschen, ich sag mal, deeper.
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Genau. Dann auch eine aktuelle Serie, die von Alfonso Curason gedreht wurde.
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Das ist die teuerste Apple-TV-Serie, die jemals gedreht wurde.
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Und obwohl, ich habe mich gefragt, warum, weil ich zum Beispiel Severance ist
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auch von Apple-TV und das hat ja eine visuelle Qualität, dass ich dachte,
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da kommt nicht viel drüber.
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Alfonso Corazon, der hat auch den dritten Teil von Harry Potter und vor allen
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Dingen einer meiner Lieblingsfilme, Children of Man gedreht.
1:22:33–1:22:37
Und der hat halt Disclaimer.
Micz Flor
1:22:37–1:22:39
Und Gravity hat er auch gemacht.
Florian Clauß
1:22:39–1:22:39
Gravity, genau.
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Das ist auch erklärbar, warum die so teuer war, weil im Prinzip hat der auf Kino-Niveau gedreht.
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Und dann halt jede Folge, dann sind acht Folgen.
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Und dann die Gesamtkosten waren dann, glaube ich, pro Folge über 15.000, 15.000.000.
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Also dann bist du halt irgendwie bei 100.
Micz Flor
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120.000. Ja, das ist lustig, oder? 28 Years Later wird halt,
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die haben das auf iPhones gedreht und dann Apple TV, das ist wie eine Kinosache gedreht.
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Wie das dann sich gegenseitig übertrifft in der Cheapo oder in der High Production
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Marge. Weißt du, ich meine.
Florian Clauß
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Das ist komisch. Ja, das ist halt irgendwie, ja klar, ich glaube,
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das ist die Herangehensweise des Regisseurs, die Auswahl der Produzenten und
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natürlich auch der Cast.
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Kate Blanchard spielt die Hauptrolle, die auch entsprechend teuer ist.
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Bei Severance gibt es als Hauptcast den Adam Scott, aber da gibt es nicht viel mehr.
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Das zahlt sich dann auch nochmal aus, ob das Budget teuer da was ist.
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Obwohl Cate Blanchett, da frage ich mich jetzt wirklich, weil die jetzt auch
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mit Ostermeyer ein Stück gemacht hat, die Möwe, auch in London.
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Also was da die Gagen sind, das ist nochmal was anderes, wenn du ein Theater machst oder einen Film.
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Auf jeden Fall bei Disclaimer geht es um Cate Blanchett, die sind auch eine
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sehr erfolgreiche Autorin ist und die auf einmal von ihrer Vergangenheit eingeholt
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wird. Ich will jetzt auch nicht viel darüber erzählen, die von ihrer Vergangenheit eingeholt wird.
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Und auf einmal, die ist halt in so einem politisch korrekten Umwelt, alle stehen zu ihr.
Micz Flor
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Auf einmal kippt halt alles um und sie wird die Ausgegrenzte.
Florian Clauß
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Sie wird diejenigen Personen, auf die alle mit den Finger zeigen und alles geht gegen sie auf.
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Das ist auch eine ganz, also eine ziemlich starke Serie, die auch viele verschiedene,
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Du wirst da echt geschmissen von der Serie. Du wirst dann von einer Sache in
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die nächste geschmissen. Du denkst so, wow, okay, das war's.
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Und dann gibt es wieder einen Eins.
Micz Flor
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Es kann nichts mehr schief gehen. Die Standesbeamtin hat gekündigt.
Florian Clauß
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Genau, also im Prinzip habe ich jetzt meine ganzen Serien.
Micz Flor
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Kürzer Blick hier mal rein. Wir sind jetzt gleich am Potsdamer Platz.
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An einem Gebäude, was glaube ich auch aus dieser WeWork-Klitsche kommt.
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Und da ist es so, das ist mir neulich schon mal aufgefallen,
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bei, wo ist das am besten, das Foto?
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Da bin ich auch am Ostbahnhof so durchgemeandert und bin dann halt so ein paar Bürogebäude.
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Was da an Leerstand gerade ist in diesen Office-Spaces, unglaublich.
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Also da wurde ja vor Corona noch richtig reingebuttert. Dann kam Homeoffice
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und irgendwie, der Leerstand ist enorm.
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Also es ist krass, du kannst dir diese ganzen Neubauten, so wie hier halt auch, es ist leer.
Florian Clauß
1:25:32–1:25:37
Ja, das ist schon krass, dass ich das dann so tragen kann irgendwie.
Micz Flor
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Ja, oder nicht. Das sind wahrscheinlich einfach Abschreibprojekte.
Florian Clauß
1:25:41–1:25:45
Also das ist auch nochmal so ein Punkt, den kann ich jetzt am Ende nochmal so schließen.
Micz Flor
1:25:46–1:25:49
Das ist so ein bisschen, ehrlich gesagt, wie Mensch aus den 90ern,
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wo nichts mehr geht, so ökonomisch.
Florian Clauß
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Das Geld für die ganzen Bauten, das Geld für die ganzen Skyscraper,
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für die Bauten usw., woher kommt das?
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Das kommt wahrscheinlich aus dunklen Kanälen, aus Osteuropa,
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aus dem arabischen Bereich.
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Das gleiche konnte man halt irgendwie so von Filmproduktionen behaupten.
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Deswegen ist es so diese wachsende Industrie, dass da ganz viel an Geld reingelaufen
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ist, aber viele Produktionen dann gar nicht fertig geworden sind.
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Dass das halt auch so quasi so verwischt die Spuren von Geld,
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ja, und dass damit halt auch quasi so der ganze Bereich sich aufbauen konnte.
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Also ich glaube dann über, zur Corona-Zeit waren das halt 40 Prozent der Produktionen,
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die nicht fertiggestellt wurden.
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Also es gibt dann halt schon so komische Zahlen, die das halt so ein bisschen
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mysteriös erscheinen lassen.
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Ja, nee, soweit. Ich kann auch andere denen nennen, ich meine,
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Sherlock und so weiter, das sind die aus den 2010er Jahren.
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Aber das waren jetzt so, ich habe versucht, da so ein bisschen dann noch,
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also man könnte jetzt mal gucken,
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was spielt London als Stadt in den einzelnen Serien für eine Rolle.
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Und häufig ist es halt so, also bei Gangs of London ist es halt,
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die ist auch ultrabrutal, die ist ein bisschen so ein John Wick-Stahl.
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Ich habe die dritte Staffel, die ist jetzt gerade rausgekommen,
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die habe ich nicht mal weiter geguckt, weil es total langweilig und banal geworden ist.
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Aber die ersten beiden sind schon ultra brutal.
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Und spielt halt in diesen ganzen, also ein bisschen wie Eastern Promises,
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in diesem ganzen drogenreichen Milieu, genauso wie Mobland.
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Wo dann halt aber auch viel zu dieser Land sitzt, was halt häufig das Thema bei Guy Ritchie ist.
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Bei The Gentleman hat das ja auch schon so das Adlige, das Reiche, das Gentleman-like.
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Das wird dann halt fantastiert durch dieses Fußvolk, was dann halt irgendwie
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so diese ganzen Drogenkriege führt und was dann halt abgeballert wird.
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Da sind auch Außenaufnahmen, wo du dann denkst, wow, ich habe mir dann auch
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eine Seite tatsächlich so angeguckt.
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Da gibt es so einen Policy Guide of Filming.
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Diese Infrastruktur ist gut organisiert. Also das heißt, wenn du da irgendwie
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eine Kranfahrt machen willst, du kannst dich da anmelden, kriegst du dann halt
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deinen Kran. Und das ist halt auch schweinteuer, weil die müssen halt irgendwie,
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sobald du irgendwo Straßen sperrst in London, ist ja sowieso überall, ne?
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Dann kostet es halt enorm viel Geld. Aber es ist halt eben gut organisiert und
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es ist halt auch die Infrastruktur da.
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Das war das, was dann halt irgendwie so auch mir die Frage beantwortet hat,
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warum so viele Serien in London spielen.
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Und wenn ich jetzt da noch, also ich meine, man kann das wirklich,
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wie ich es schon sagte, dann gucken, wie London auftritt, was für ein Gesicht
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da gezeichnet wird von London.
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Aber es ist immer wieder so ein Ort, den ich immer wieder so gerne sehe.
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So ein bisschen wie wenn Berlin eine Serie spielt, dann freut man sich auch, da war ich neulich.
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Aus London, auch so wow, okay, ah, Barbican, wie geil also du hast dann so Spots
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wo ich auch emotional einfach was verbinde, ja, ich wollte dir jetzt nochmal
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so diese, wenn du mal Zeit hast,
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britischen Serien empfehlen ja, also gerne, kannst du so, das war jetzt, das war mein eigentlich.
Micz Flor
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I'm loving it Aber worum geht es denn eigentlich bei diesem London?
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Wenn du es erzählst und du lässt die Frage jetzt unbeantwortet,
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du musst dir über London schon ein bisschen nachgedacht haben.
Florian Clauß
1:29:18–1:29:22
Na, ich habe ja schon so ein bisschen angerissen. Aber gleichzeitig habe ich
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gemerkt, dass ich jetzt, sobald ich da irgendwie so einen Teppich knüpfe,
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dass das, glaube ich, zu lose ist, um dann halt wirklich so eine Fläche zu bieten.
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Du kannst es nicht, es ist zu unterschiedlich. Es sind diese Facetten von der
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Stadt, die sich da widerspiegeln.
Micz Flor
1:29:35–1:29:37
Also ich würde...
Florian Clauß
1:29:37–1:29:41
Es war nur dieser Moment, wo ich halt mich gefragt habe, warum spielt jetzt
1:29:41–1:29:44
auf einmal alles in London, was ich gucke?
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Diese Verdichtung, die mich dann halt so stutzig gemacht hat und der ich dann
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halt irgendwie auf die Spur kommen wollte.
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Dann eben so ein paar Antworten gefunden hat in der Geldwäscheanlage von London.
Micz Flor
1:29:58–1:30:02
Aber das meine ich auch. Ich habe neulich in Social Media irgendwo so ein Bild
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gesehen, zweigeteilt oben siehst du halt so junge Männer irgendwie mit weißen
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Hemden, weißen Anzügen.
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Irgendeinem Skyrise-Blick über die Stadt London, so Anwälte- oder Banker-Typen.
Florian Clauß
1:30:12–1:30:12
Ja.
Micz Flor
1:30:13–1:30:16
Und da steht daneben How the Americans see the British.
1:30:17–1:30:19
Und unten drunter siehst du halt irgendwie so ein Manchester,
1:30:20–1:30:23
irgendwie so ein klassisches Bild, was auch mal so als Witz durch die Social
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Media ging, weil man da so diesen goldenen Schnitt so gut zeigen konnte,
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wo so einer besoffen da liegt, die Polizei zieht ihn so hoch.
1:30:30–1:30:33
Rechts hängt auch einer gegen den Mann, einen halben Kebab in der Hand.
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Irgendwie alles so dieses versiffte, alkoholisierte.
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How the rest of Europe see the British.
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Und das ist so beides irgendwie auch wahr. Und da hatte ich so ein bisschen
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das Gefühl, dass das bei London auch mit den Sendungen, beschrieben was zu Agency,
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es gibt halt immer, diese Stadt ist so picobello, aber es gibt dann da immer was Verstecktes drin.
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Oder dann, es gibt dann wie bei Peaky Blinders, das ist natürlich noch offen,
1:30:56–1:30:59
weil ich habe da auch nur zwei Folgen gesehen und gemerkt, Serien habe ich irgendwie,
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macht mir gerade keinen Spaß, aber das ist relativ offen, obwohl es so geheime
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Banden sind, weil alle wissen es.
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Aber London ist ja irgendwie so clean, du läufst da durch und bist dann in dieser
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absoluten Parallelwelt und dann gehst du um die Ecke und da ist dann Gary Oldman und raucht,
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oder Michael Fassbender und in Agency, also aber immer solche Themen,
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aber das kann natürlich auch einfach deine Lust sein, das ist vielleicht deine
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Linse, wie du drauf guckst, aber bei allem irgendwie eine Stadt, die integer,
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erwachsen, entwickelt und intakt wirkt, aber dahinter ist was,
1:31:31–1:31:34
das ging ja irgendwie mit James Bond schon los, mit Harry Potter,
1:31:34–1:31:36
wo man dann, also da auch durch diese.
Florian Clauß
1:31:36–1:31:38
Durch dieses Gleis dann.
Micz Flor
1:31:38–1:31:39
Durch das halbe Gleis muss.
Florian Clauß
1:31:40–1:31:43
Du kommst immer wieder in so Zwischenbereiche. Das ist, glaube ich, der Punkt, ja.
Micz Flor
1:31:44–1:31:48
Und irgendwie ist es egal, wie viel die da oben drauf so glatt schmirgeln.
1:31:49–1:31:52
Es gilt immer noch das, was vor tausend Jahren passiert ist.
1:31:52–1:31:55
Ja, stimmt. Das hatte ich so ein bisschen das Gefühl. Und wenn du es vergleichst,
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weil du sagst Gangs of London und dann eben Gangs of New York,
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der Film, da ist es ja so, dass es wirklich so ein historisches Fenster in der Entwicklung war.
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Das ist ja, das Buffer daran war ja irgendwie, wow, das ist gar nicht so lange her.
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Aber bei London ist alles so lange her, wie die ewige Stadt Rom.
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Ob das jetzt vor 1000 oder 1200 Jahren, dass irgendwie da jemand hingepinkelt
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hat und deshalb darf da heute immer noch kein Haus gebaut werden.
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Man hat das Gefühl, es gibt so viel Geschichte, die die ganze Zeit versucht
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wird wegzubetonieren, aber das bricht immer durch.
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Das wäre dann schon so ein psychodynamisches Thema auch. Es kommt immer wieder
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was durch die Stadt durch, dass man sofort glaubt, dass alles ganz anders ist,
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als es scheint, wie bei Cate Blanchett auch. Es ist immer genau das Gegenteil
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von dem, was ich gerade dachte, es war.
1:32:39–1:32:44
Und im Endeffekt stimmt immer beides. Und dass das vielleicht London auch so
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anzieht, weil wenn du jetzt andere Sachen vergleichst, zum Beispiel deutsche
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Serien, das ist dann entweder, nicht Serien, aber ich meine auch so dieses Bild von den Nazis,
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dann ist halt irgendwie Harrison Ford fährt nach Berlin und da brennt alles,
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Bücher werden verbrannt, die Flaggen an der Wand, das sind halt solche Bilder,
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das ist alles out in the open.
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DDR-Serie 1980 oder so hieß es doch, wo dann auch irgendwie alles immer dargestellt wird.
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Aber es gibt nicht wirklich was Verstecktes, selbst wenn man weiß,
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dass es diese versteckten Verhörzellen gibt und Folterzellen und sowas.
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Aber irgendwie ist es immer auch gleich sichtbar. Und in London ist es so,
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als ob wir jetzt hier rechts da hochgehen und dann links an die Tür reingehen
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und dann an den Blicken der Menschen sehen würden, dass wir jetzt gerade im falschen Gebäude sind.
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Und dann geht der Fehler, lässt uns dann drei Staffeln nicht mehr los.
1:33:35–1:33:38
Also das verbinde ich so ein bisschen mit London und ich finde eine Tour ziemlich
1:33:38–1:33:40
genial, weil wir haben so viel, oder ich habe viele Fotos gemacht,
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wo wir sind, wo ich eins zu eins sagen könnte, das hätte man auch in London fotografieren können.
1:33:45–1:33:49
Also gerade jetzt richtigen Potsdamer Platz. Ich liebe ja auch diesen Grünstreit.
Florian Clauß
1:33:50–1:33:54
Ich meine, mir ging es dann halt auch so in London, das ist vielleicht so ein
1:33:54–1:33:55
bisschen auch wie unsere Tour.
1:33:55–1:34:03
Man ist im öffentlichen Raum, man kann sich den öffentlichen Raum als Fußgänger dann so aneignen.
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Man kann dann zu Plätzen gehen, wo man dann sagt, wow,
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aber gleichzeitig ist es halt öffentlich und dann in der nächsten Ecke ist dann
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aber was total Verstecktes, da ist dann halt irgendwie sowas,
1:34:18–1:34:22
wie du sagst, was total Verschmiertes, Unheimliches, was dich da so ein bisschen
1:34:22–1:34:26
in die Gosse zieht, dieses Periphere, was dann passieren kann in der nächsten Korne.
Micz Flor
1:34:26–1:34:29
Aber das sind ja auch mal die London-Motive. Jack the Ripper,
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Jekyll and Hyde und sowas.
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Das sind ja irgendwie diese Motive aus der Zeit, die immer eben auch diesen
1:34:35–1:34:38
Underbelly mitbringen.
1:34:38–1:34:41
Die Geschichte passiert eigentlich in dem, wo man nicht drüber sprechen darf.
Florian Clauß
1:34:41–1:34:46
Ja, und du hast natürlich, ich meine, The Crown ist auch eine ganz erfolgreiche
1:34:46–1:34:49
Serie, die habe ich jetzt nicht geguckt, aber du hast das Monarchische,
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als noch was drüberliegen, was dir dann immer auch vermittelt,
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das ist auch dieses Gentleman Agreement, das ist dann auch,
1:34:58–1:35:01
das Adlige, was dann halt wirklich so ein Gewicht,
1:35:03–1:35:07
verleiht, ohne, allein das ist halt eine Kultur und das ist halt so ein Titel
1:35:07–1:35:10
hat, aber ohne sich dann halt so zu beweisen Und das ist halt so,
1:35:11–1:35:13
das ist bei, das hatte ich ja schon erwähnt, bei Guy Ritchie,
1:35:14–1:35:20
diese unglaubliche Brutalität, das Brachial, das Primitive, was dann rausbricht,
1:35:20–1:35:22
ja, bei diesen ganzen artigen Titeln, ja.
1:35:22–1:35:25
Und das ist halt so dieser Kontrast, der da aufgebaut wird.
1:35:25–1:35:29
Man sieht es dann halt irgendwie in der Fassade, aber letztendlich hat das überhaupt
1:35:29–1:35:34
keine moralische Wirkung, sondern es ist einfach nur so, weil es in dieser Tradition
1:35:34–1:35:38
steht, bekommt es eine gewisse Relevanz, aber nur deswegen, ja.
1:35:38–1:35:43
Und das ist halt so, was dann so funktioniert, also als Kulisse.
1:35:43–1:35:46
Na, ich meine, natürlich ist es auch, wenn du jetzt so weitergehst,
1:35:47–1:35:51
der ganze britische Humor, der dann so dieses absolut trockene,
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aber absurde Moment, was da auch mitschwingt.
1:35:55–1:35:57
Das hast du auch in vielen Serien so.
Micz Flor
1:35:58–1:36:04
Ja, ich fände es interessant, aber wir kommen, glaube ich, jetzt auch zeitlich ans Ende dieser Folge.
1:36:04–1:36:07
Aber ich fände es irgendwie auch interessant, wirklich nochmal über Serien generell
1:36:07–1:36:10
zu, weil als du es am Anfang angeschnitten hast, fand ich schon so,
1:36:10–1:36:11
dass sich das für mich wieder sehr gedreht hat.
1:36:12–1:36:16
Also zum Beispiel das letzte Mal, dass ich wirklich so ein, müsste man halt
1:36:16–1:36:20
schon sagen, so ein Filmvergnügen hatte, muss ich jetzt dummerweise zugeben,
1:36:20–1:36:23
aber wirklich halt bei Maverick mit Tom Cruise, weißt du, so irgendwie so.
1:36:24–1:36:28
Natürlich, ja, es ist halt irgendwie sowohl von der Farbgebung,
1:36:28–1:36:30
auch von der Länge der Schnitte, von dem, was da ist.
Florian Clauß
1:36:30–1:36:32
Es ist einfach so, 80er, ja.
Micz Flor
1:36:32–1:36:37
Es ist so wirklich nicht, es ist retro, es ist super retro, aber es tut irgendwie
1:36:37–1:36:41
insofern gut, als dass man so das Gefühl hat, ich spiele ja auch gerne Gitarre,
1:36:41–1:36:46
also nicht von ungefähr mache ich immer ein, zwei Folgen über Gitarren im Sommerloch.
1:36:46–1:36:48
Aber diese Sache, das...
Florian Clauß
1:36:48–1:36:49
Welches Sommerloch?
Micz Flor
1:36:49–1:36:52
Ja, unseres hier, guckt euch die Fotos an auf dem Blogpost.
1:36:54–1:36:56
Und jetzt habe ich vergessen, was ich sagen wollte. Aber ich wollte mit dir
1:36:56–1:36:59
da hinten hin. Ist es okay? Nee, ich würde gerne was essen.
Florian Clauß
1:36:59–1:37:01
Ja, gerne. Nee, das finde ich super.
Micz Flor
1:37:01–1:37:04
Okay, dann gehen wir da mal hin. Weil wir sprechen hier über die Sachen,
1:37:04–1:37:08
die sich dann irgendwie alle wegentwickelt haben und alles irgendwie versiegelt ist.
1:37:08–1:37:14
Und vorne vorbeigehen habe ich gesehen, dass es diese Pizzeria noch gibt. Ja, die Pizzeria.
Florian Clauß
1:37:14–1:37:15
Die mag ich auch.
Micz Flor
1:37:15–1:37:20
Ich weiß gar nicht mehr wann. Ich glaube, das war zur Premiere von Philipp Scheffners
1:37:20–1:37:22
Der Tag der Spatzen oder sowas.
1:37:22–1:37:29
Da war ich dann mit Merle und Philipp und der Crew und sowas da essen und das
1:37:29–1:37:32
ist im Prinzip genau das, wo ich vorhin sagte, das hat London bestimmt nicht mehr.
1:37:32–1:37:35
Irgendwas, was eine Geschichte hat von vor 15 Jahren.
1:37:35–1:37:40
Bis abgesehen von irgendwelchen Pubs, wo dann ein Guinness 12,50 kostet,
1:37:40–1:37:42
weil der Tisch von 1404 ist.
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Okay, genug. Vielen Dank, Flo. Ich fand es total super. Ich wusste gar nicht,
1:37:47–1:37:48
was mich dann so erwartet.
1:37:48–1:37:51
Und ein bisschen war das jetzt das erste Mal wieder seit langem,
1:37:51–1:37:53
dass ich wirklich das Gefühl hatte, es war wie auf den Wanderungen.
1:37:53–1:37:57
Weil wir einfach so über ein Thema reden, wir hätten jetzt auch noch eine Stunde weiter reden können.
Florian Clauß
1:37:58–1:38:03
Ich wusste auch, dass du da total andocken kannst. Einfach aufgrund deiner Geschichte mit London.
Micz Flor
1:38:04–1:38:09
Ja, und das war irgendwie total schön. Aber auch einfach dieses Geplauder, was dann so entsteht.
1:38:09–1:38:13
Und du bist natürlich immer sehr gut recherchiert mit was, wann, wo, wie und so.
1:38:13–1:38:17
Das kommt auch mit rein, aber es hat mir total Spaß gemacht jetzt auch. Das freut mich.
Florian Clauß
1:38:18–1:38:24
Super. Ja, prima. Gut, dann würde ich sagen, das war eigentlich Episode 83.
1:38:24–1:38:30
Das Ganze könnt ihr auf eigentlich-podcast.de nachschauen, wo wir langgelaufen sind.
1:38:30–1:38:35
Da könnt ihr noch ein paar Links, Diktionelle, Episoden über die einzelnen Serien
1:38:35–1:38:39
und mehr und was ich so zusammengetragen habe, nachschauen.
1:38:40–1:38:44
Genau, dann Dann sag ich tschüss und bis zum nächsten Mal.
Micz Flor
1:38:45–1:38:45
Bis zum nächsten Mal.
Florian Clauß
1:38:46–1:38:46
Tschüss.
Micz Flor
1:38:47–1:38:53
Und wir gucken jetzt noch mal, ob die Pizzeria noch gibt und wir sie uns noch
1:38:53–1:38:55
leisten können. Oder ob es sie einfach nur noch gibt.

Mehr

"Im allerhöchsten Grade unheimlich erscheint vielen Menschen, was mit dem Tod, mit Leichen und mit der Wiederkehr der Toten, mit Geistern und Gespenstern zusammenhängt." -- Sigmund Freud: "Das Unheimliche"

In dieser Episode untersuchen wir die Figur des Zombies aus psychoanalytischer Perspektive. Beginnend mit Sigmund Freuds hangeln wir uns in der Reihenfolge der Geburtsjahre durch die jeweiligen Theorien. Die Bedrohung und der Horror der Zombies ist dabei mit der Psyche der Beobachter:innen verschlungen, ihr liegt immer wieder ein "Plot-Twist" zugrunde, der da heißt: was löst die Inszenierung des Zombies in uns aus, weswegen wir uns fürchten und unwohl fühlen? Der Horror ist nicht der Zombie, sondern die Psychodynamik in uns. Vor dem Hintergrund von Freuds Konzepten des Unheimlichen und des Todestriebs erscheint uns der Zombie als Rückkehr des Verdrängten mit destruktiven inneren Tendenzen (Todestrieb) gedeutet. Bei Carl Gustav Jung konfrontiert uns die untote Figur mit unserem Schattenaspekt der Psyche, ohne Hoffnung auf Individuation. Melanie Klein lässt uns im Zombie mit dessen Fixierung auf der paranoid-schizoiden Position in unsere eigene kindliche Seele blicken. Diese Gewaltstrukturen alignen wir mit dem in Klaus Theweleits *Männerphantasien* dargestelten Grauen. In der lakanschen Theorie dringt mit dem Zombie ein Subjekt außerhalb der symbolischen Ordnung in unsere geordnete Welt ein – ein Begehren ohne Sprache, das jeder kulturellen Vermittlung entzogen ist. Wir kamen im Podcast nicht mehr dazu die Theorie des Abjekten von Julia Kristeva vorzuführen, wonach der Zombie als abjekter Körper die Grenzen von Subjektivität, Sprache und symbolischer Ordnung infrage stellt. Das holen wir im Text zur Episode nach, in dem wir Kristevas Verständnis des Ekels, das Unintegrierbare und das körperlich Verstörende als Herausforderung für ein stabiles Ich beschreiben. Warum das alles? Weil die vorangegangene Episode 81 den Schinken "28 Years Later" durch die Straße zieht.

Shownotes

Mitwirkende

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Micz Flor
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Florian Clauß

Transcript

0:00:00–0:00:02
Da wollte ich das doch nicht mehr machen. Jetzt kommt Luke auch noch.
0:00:02–0:00:05
Ich bin immer weiter an den Rand gedrängt.
0:00:08–0:00:09
Ich fühle mich so anders.
0:00:13–0:00:18
Autsch. Du hast das vorgestellt, deine letzte Folge, oder?
0:00:18–0:00:21
Ja, ich habe die vorgestellt mit Luke. Ah ja, genau.
0:00:22–0:00:25
Ich habe gerade gedacht, ich wollte das gerade Hallo sagen, aber du musst das ja machen.
0:00:25–0:00:30
Ich muss es machen, ja. Hallo und herzlich willkommen bei Eigentlich Podcast,
0:00:31–0:00:34
der Podcast, bei dem wir im Laufen reden und laufend reden.
0:00:34–0:00:40
Eigentlich Episode 82 und wir haben es angekündigt.
0:00:40–0:00:48
Das ist ein Sequel der vorangegangenen Episode, wo ich, Flo,
0:00:49–0:01:01
den Film 28 Years Later von Danny Boyle mit Regie und Alex Garland im Drehbuch vorgestellt habe.
0:01:03–0:01:06
Und Mitch hat schon angekündigt, er hat noch was vor.
0:01:06–0:01:14
Und zwar das Motiv des Zombies in der Psychoanalyse mal näher zu betrachten.
0:01:15–0:01:17
Und ja, Mitch, ich bin gespannt.
0:01:18–0:01:20
Ja, also es geht um Zombies. Ich fange jetzt einfach mal an.
0:01:21–0:01:26
Ich sage jetzt, es geht um Zombies wieder. und ich bin kein Zombie-Experte oder...
0:01:26–0:01:27
Zombie!
0:01:28–0:01:32
Das Genre kenne ich irgendwie, aber es ist jetzt nichts, wo ich so wirklich
0:01:32–0:01:35
knietief drinstecke. Ich habe gedacht, ich mache mir jetzt mal die Mühe.
0:01:35–0:01:39
Ja, jetzt steige ich einfach mal ein und gucke mal in die...
0:01:39–0:01:41
Ups, die Stimme, wir sind unter der Brücke.
0:01:42–0:01:44
In die Psychodynamik.
0:01:45–0:01:48
Und da wollte ich mit dir ganz kurz noch zwei Sachen vorher so ein bisschen
0:01:48–0:01:54
kurz ansprechen, Weil wir dann bei dem Versuch in psychodynamischen Theorien
0:01:54–0:01:58
unterschiedlicher AutorInnen erklären, wie so ein Zombie entsteht.
0:01:58–0:02:03
Das ist ja quasi so jetzt dieser lustige Wunsch, den ich jetzt hier versuche umzusetzen.
0:02:04–0:02:07
Ist mir halt so klar geworden, dass es wirklich auch nochmal eine Frage ist.
0:02:10–0:02:15
Wer spricht. Also bestimmte Dinge, du siehst diese Zombies und gerade bei diesen
0:02:15–0:02:21
alten Romero-Filmen, dann laufen halt so Horden langsam und dröge und trotzdem
0:02:21–0:02:24
nicht aufzuhalten, einfach machen so ihr Ding.
0:02:24–0:02:27
Man versucht irgendwie rauszufinden und die sind so sehr stark,
0:02:27–0:02:33
man beobachtet die eigentlich wie Frosche oder wie, die teilen sich ja nicht mit.
0:02:33–0:02:38
Als Zuschauer ist man die Person, die versucht, deren Motivation zu ergreifen
0:02:38–0:02:42
und gleichzeitig kommt man da nie irgendwo so richtig an.
0:02:43–0:02:46
Also die haben keine Motivation, keine Kommunikation, keinen sozialen Kontakt
0:02:46–0:02:50
und das ist so ein bisschen diese Ur-Zombie-Idee.
0:02:51–0:02:57
Und dann gibt es aber, ich glaube das war bei The Walking Dead war das auch
0:02:57–0:03:02
schon so, wo dann so ein paar Zombies so clever waren und die guckten die Leute dann so an oder so.
0:03:02–0:03:07
Das war glaube ich in Ich gucke die Dinger nicht. Also fast packt es nicht mit, nicht wirklich.
0:03:07–0:03:10
Aber ich weiß noch, in der ersten Folge, da sind irgendwie so Zombies so rum und so.
0:03:10–0:03:16
Und dann waren ein paar Menschen und ein Zombie hat so die Menschen so angeschaut.
0:03:17–0:03:20
Er hat die so richtig so fixiert. Und das war was Unheimliches.
0:03:20–0:03:24
Weil das wollte man nicht. Weil Zombies sind eigentlich anders.
0:03:24–0:03:28
So diese Sachen, wenn wir über Zombies sprechen, dann sprechen wir ja immer
0:03:28–0:03:31
aus einer beobachtenden Position heraus.
0:03:31–0:03:35
Wir haben niemanden von dem, den wir betrachten, die uns helfen,
0:03:36–0:03:37
das aufzuklären. Weißt du, wie ich meine?
0:03:38–0:03:42
Also es ist nicht möglich, dass wir mit einer Hypothese über die anderen,
0:03:43–0:03:45
die Zombies sind immer die anderen und werden es auch immer bleiben,
0:03:45–0:03:48
weil wir nie mit denen irgendwie in Kommunikation treten können, so richtig.
0:03:48–0:03:54
Aber in welcher Konstellation könntest du das denn mit irgendeiner Horrorfigur?
0:03:55–0:03:59
Naja, wenn wir diesen Vampirfilm, den Chris und du beschrieben haben,
0:04:00–0:04:04
diese Figur von Dracula, oder wie heißt der nochmal?
0:04:05–0:04:07
Nosferatu. Morlock, genau.
0:04:08–0:04:15
Der ist ja auch irgendwie, über den kann man, man kann von dem was erschließen.
0:04:16–0:04:20
Also die Motivation bleibt letztendlich, aber der spricht, der kommuniziert,
0:04:20–0:04:22
der sagt, was er will oder was er nicht will.
0:04:23–0:04:26
Wir können uns vielleicht nicht ganz in eine solche Person hineinversetzen,
0:04:27–0:04:31
aber trotzdem gibt es eine Möglichkeit mit dem, sag mal, wie ist denn das eigentlich,
0:04:31–0:04:33
wenn man Vampir ist, ist es dann so und so?
0:04:34–0:04:37
Oder wie ist es denn, 300 Jahre zu leben? Also irgendwie hat man ein Gegenüber.
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Ist es nicht so bei Braindead, wo die dann auch alle am Tisch sitzen?
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Und da sind auch, da haben die zumindest ein Sozialläden, die Zombies.
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Das ist Peter Jackson.
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Ja, das war ja auch quasi der Endpunkt,
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des Puppet Masters Films. Danach ging nichts mehr.
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Ich glaube, der hat das ganze Kunstblut der Welt da drin verbraucht.
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Sehr psychodynamisch auch. Die vereiterte Riesenmutter, die man mit dem Rasenmäher
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dann wirklich so klein schnipseln muss.
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Ja, diese Mutter-Sohn- Konflikte. Sehr groß ausgetragen. Okay, sorry.
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Ja, jetzt sind wir schon, 0 Uhr, genau 0 Uhr, okay, jetzt geht's los.
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Das Erste, was ich mit erklären muss, ist, sprechen wir bei Zombies über instinkthafte
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Wesen oder über triebhafte Wesen?
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Haben die überhaupt Triebe oder haben die nur Instinkte?
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Und das ist, finde ich, schon wichtig, weil der Unterschied wird oft nicht verstanden.
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Manchmal denken Leute auch, Triebe sind Instinkt oder es wäre irgendwie so das Gleiche.
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Aber es ist ein Riesenunterschied, weil der Instinkt ist ja was,
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was wirklich angeboren ist, genetisch festgelegt, wo man sich als Organismus
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nicht wirklich wehren kann.
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Zum Beispiel, wenn du von einer Katze mit so einem Laserpointer hin und her
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machst, dann wird die wahnsinnig, weil sie kann ich nicht machen.
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Das ist der Instinkt. Und der Trieb, also das Konzept des Triebes,
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ist nicht, dass es genetisch vorgegeben ist, sondern das ist sozusagen eine
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psychische Repräsentanz von einem somatischen Reiz.
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Ja, also du kannst, also hast eine innere Unruhe und aus dieser inneren Unruhe
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heraus entsteht ein Wunsch, irgendwas zu tun.
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Und zum Beispiel könnte man jetzt sagen, nehmen wir mal diese 28 Years Later, diese Rage.
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Wir wissen ja nicht, was in denen vorgeht. Die sind innerlich so aufgewühlt.
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Das zeigt sich dann äußerlich in so einer Zerstörungswut, in einer großen Aggression.
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Dinge zerreißen, sich gegenseitig angreifen, Menschen angreifen und so weiter.
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Aber was innerlich in den vorgeht, ist gar nicht so klar. Und das ist so ein
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bisschen das Konzept auch des Triebes. Also wir beobachten etwas.
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Aber wir können nicht wie beim Instinkt eins zu eins zwischen dem beobachtbaren
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Verhalten und dem Auslöser was herstellen.
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Und ein Trieb ist also nichts, was sich eins zu eins in Reizreaktionen übersetzt.
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Das wäre der Instinkt, sondern es ist etwas, was aufgrund von einer inneren
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somatischen Erregung entsteht dann ein psychisches Derivat oder Abkömmling davon.
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Und der ist dann irgendwie als Symptom oder in der Welt sichtbar.
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Also die Frage ist, können Zombies, sind das instinkthafte Wesen oder sind das
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Wesen, die Triebe haben?
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Gut, das ist ja so wie deine Grundprämisse, dass wir quasi so diese Figur des
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Zombies irgendwie so zugänglich machen, mit bestimmten Methoden.
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Hier ist es so, wie ich dich jetzt beim letzten Mal zum Beispiel verstanden
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habe, eben dieses Kind, komme ich dann immer darauf zurück, das Kind,
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das dann die Situation sich anschaut und entscheidet, wegzurennen.
0:07:56–0:08:00
In dem Moment hat man so das Gefühl, das ist nicht instinkthaft.
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Der Instinkt wäre jetzt vielleicht, wie du immer sagst, Proteine.
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Sondern Aminosäureketten. Must have. Dann weiter darauf zuzugehen,
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auch wenn die Chancen nicht gut stehen.
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Da wird dann entschieden, nein, ich hau ab.
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Ja, ja. Ich verstehe schon den Unterschied, aber Aber ich habe gerade,
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glaube ich, so diese Frage,
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ob sich der Zombie, ich meine gut, bei den Infizierten, dann kann man ja noch
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so das, man kann ja noch eine gewisse Zugänglichkeit schaffen,
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weil das jetzt quasi keine Zombies sind.
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Aber der Zombie als Figur, den finde ich halt so unzugänglich.
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Das ist ja genau das, was ihn so als bedrohlich und monströs erscheinen lässt,
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das er einfach komplett nicht irgendwie einordnen lässt.
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Und deswegen ist es glaube ich für mich die Frage, ob es als Trieb oder instinkthaft
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ist, ist für mich dann schwierig.
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Ich finde es fast egal, die Frage. Aber das ist, glaube ich,
0:09:10–0:09:11
jetzt nicht deine Intention.
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Also bei den Zombies habe ich das Gefühl, dass es beides gibt.
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Es gibt einmal eben diese Zombies, die dann Romero-mäßig wirklich dumm erscheinen
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oder leer erscheinen, maschinenhaft erscheinen,
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also reizreaktionsmäßig erscheinen und einfach so trotzdem in ihrer Fülle einfach
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schwer aufzuhalten sind.
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Und dann gibt es eben diese anderen. Das sind dann aber so neuere Zombies,
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in Anführungszeichen, wie ich meine, mich zu erinnern bei The Walking Dead,
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manche einfach auch so smart sind und planen.
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Und da gab es auch diesen einen Film mit Will Smith, wo jetzt ein zweiter Teil
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rauskommt. Der war, glaube ich...
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I'm Legend.
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Ja, I'm Legend. Omega Man war, glaube ich, auch mal so ein Film, mit welchen Stoß?
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Ja, gut, Omega Man ist nochmal eine andere Kiste.
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Ja, aber ich glaube, das war die gleiche...
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Das war die gleiche Romanvorlage.
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Und I'm Legend, da gibt es ja dann auch irgendwie sowas wie die Alphas in der
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Art. So ein paar die dann gucken und so versuchen zu lernen und zu verstehen
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und Strategien haben und sich die Sachen angucken und nicht einfach nur versuchen durchzurennen.
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Das kommt mir dann bei Freud eben, ich habe jetzt die ganzen Leute so sortiert,
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dass sie mit Jahreszahlen, also Geburtszahlen, da war Freud dann der Älteste.
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Und dann kommt auch schon Jung, über den hatten wir auch gerade gesprochen.
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Und bei Freud hatte ich halt so zwei Sachen gefunden. Und das erste war halt das Unheimliche.
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Da hat Freud 1919 einen Artikel geschrieben, der heißt das Unheimliche.
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Und da gibt es ein Zitat aus diesem Artikel, den ich kurz vorlese, wo er sagt...
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Allerhöchsten gerade unheimlich erscheint vielen Menschen, was mit dem Tod,
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mit Leichen und mit der Wiederkehr der Toten, mit Geistern und Gespenstern zusammenhängt.
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Also diese Wiederkehr der Toten, das ist so irgendwie das, was ich da als Aufhänger so nehme.
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Und jetzt sind wir dann genau schon wieder an dieser Frage, wer spricht für
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wen und aus welcher Position.
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Weil ich jetzt einfach mit Freud dann irgendwie jetzt mal das bei Zombies zurechtbiege.
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Aber ich spreche im Endeffekt jetzt nur über das, was es in mir auslöst als Beobachter.
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Und sage jetzt in diesem Fall sehr wenig über das, wie entsteht das im Zombie.
0:11:32–0:11:33
Aber ich finde, es passt trotzdem einfach sehr gut.
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Also Freud hat da gesagt, das, was uns unheimlich ist. Und jetzt sind wir nicht
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der Zombie, sondern wir sind der Zuschauer sozusagen im Kino. oder vom Fernseher.
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Was bei uns unheimlich ist, ist bei ihm in der Definition das Unheimliche.
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Das ist halt so beides. Das ist das Heimelige, das Vertraute,
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aber es ist auch eben unheimelig.
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Also es ist uns nicht mehr vertraut.
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Und für ihn ist es halt so ein Beispiel, auch für das, was so verdrängt ist.
0:12:02–0:12:06
Dinge, die uns irgendwie verdrängen, die uns irgendwie intrapsychisch zu sehr
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belasten, die wir dann wieder vergessen oder wenn die zurückkommen,
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zum Beispiel, oder halt in der Form der Zombies, wenn halt Leute zurückkommen,
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die wir nicht mehr an ihrem Wesen erkennen, sondern nur noch an ihren Klamotten erkennen.
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Also das Zurückkommen von etwas eigentlich schon Abgelegtem oder Verdrängtem.
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Dass das eine Sache ist beim Unheimlichen. Das fand ich, passt so beim Zombie ganz gut.
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Ja, es ist im Prinzip der komplette Verlust einer Persönlichkeit.
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Wenn du ein Zombie wirst, gebissen, dann verlierst du ja komplett deine Identität
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und bist ja einfach anonym.
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Ja.
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Weil du genau die gleichen Verhaltensmuster wie alle anderen hast.
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Und vielleicht, und das ist jetzt so ein bisschen dann auf das,
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was das zweite Zitat ist für Gläser, bei den Zombies im Kaufhaus,
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gibt es dann auch nochmal die Überlegung zu gucken, es ist halt so,
0:13:01–0:13:04
dass die Sachen sind uns nicht völlig fremd,
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sondern es ist eher was, was gleichzeitig vertraut und verdrängt ist.
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Also wenn wir jetzt Zombies sehen in diesem Einkaufszentrum,
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uns geht da um so eine Konsumsache und der Zombie in seiner Rolle oder in seinem
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Verständnis von der Welt, für
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denen ist ja die Wertigkeit der Dinge im Einkaufszentrum völlig wurscht.
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Er geht ja nicht ins Einkaufszentrum, um da zu konsumieren.
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Doch, Menschen.
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Ja, genau. Das Kapitalistische, was drumherum aufgebaut ist,
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das funktioniert ja quasi nicht mehr für den Zombie.
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Das heißt, wir sehen darin Menschen, mit denen wir uns irgendwie identifizieren
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können, weil die haben die Form von Menschen, die haben die Kleidung von Menschen,
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die sind einem menschgemachten Raum, die sich aber völlig unerwartet bewegen.
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In diesem Raum, die sich eben nicht anhand dieser kapitalistischen Idee bewegen.
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Dann sehen wir beides, das Vertraute, aber auch eben das völlig Fremde.
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Wie kann das sein, dass die Person,
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nicht folgt dem, wofür dieses Ding gebaut wurde.
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Aber ich will noch mal anmerken, dass wirklich so ein Zombie als ein singuläres
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Phänomen nicht weiter bedrohlich ist.
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So ein erster Zombie durch die Masse.
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Und das Pandemische, was da dahinter hängt. Das ist das, was bedrohlich wird.
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Aber wenn du jetzt dir einfach einen Zombie vorstellst,
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das wäre dann eher so Peter Jackson-mäßig vielleicht eine 75-jährige englische
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Großmutter aus Nordengland mit Tasche und Kostüm und völlig verrutschtem Hut
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und vielleicht ist da eine Arm abgerissen und die wurde gebissen und die ist
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ganz alleine im Einkaufszentrum.
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In dem Moment würde dann trotzdem so ein komischer Raum entstehen, weißt du?
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Das ist eben das Vertraute, das ist so die Oma einfach, aber die ist jetzt irgendwie
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blutlüstern in einem Einkaufszentrum unterwegs. Es wäre gleichzeitig schrecklich und aber auch komisch.
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Ja, also ich frage mich was, also du hast ja gerade mit Freud besprochen, das Unheimliche.
0:15:13–0:15:19
Aber ich finde, wenn wir Freud schon haben, dann finde ich auch diese Analogie zum Verdrängten.
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Der Zombie, der in der Verdrängungslogik zu einer Masse wird und monströs wird.
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Irgendwo, du hast einen Zombie im Kopf oder wie auch immer.
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Und dadurch, dass du den irgendwo im Dunkeln lässt, kann der sich vermehren
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und wird dann zu einer Masse.
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Und das ist ja das, was das unheimlich macht.
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Dass der halt so diese Möglichkeit hat, sich zu potenzieren.
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Ja, und das, also jetzt nochmal eine zweite Sache kurz zu Freud.
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Und auch da wieder, wir gucken da so drauf und die Frage ist ja,
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warum wirkt der Zombie in uns?
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Was ist es, was der tut, was in uns etwas auslöst, was zu diesem Horror oder
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diesem unheimlichen Gefühl kommt?
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Und da wollte ich dann von Freud eben noch den Todestrieb mit reinnehmen und
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den Wiederholungszwang.
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Und das sind so zwei Dinge, die kamen relativ spät in Freuds Lehre,
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erst 1920 in dem Buch Jenseits des Lustprinzips.
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Freud hatte dann irgendwie einfach auch anhand von den klinischen Realitäten
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nach dem Weltkrieg, wo viele Kriegstraumatisierte auch auf einmal klinisch behandelt
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wurden, musste er so ein paar Sachen von seiner Theorie revidieren.
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Und das war wie so ein Effekt, wo dann eins führt zum anderen.
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Er hat unglaublich viel in dieser einen Schrift umgebaut, jenseits des Lustprinzips.
0:16:55–0:17:00
Und zwar, was ihm da aufgefallen ist, vor allem ist auch, dass die Leute nicht
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nach dem in Anführungszeichen Lustprinzip, was er hatte, einfach ihre Psyche organisieren.
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Die Uridee war einfach, wir verdrängen Dinge, damit es uns besser geht.
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Wir haben zum Beispiel Zwänge, die zwar schlimm sind, aber die eigentlichen
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Konflikte, die hinter den Zwängen liegen, die sind noch viel schlimmer.
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Das heißt, wir würden lieber uns mit unseren Zwängen, das alles gerade sein
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muss, auseinandersetzen, als dass wir uns mit dem eigentlichen Thema dahinter
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auseinandersetzen müssen.
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Also es ging immer darum, dass man Unlust vermeidet oder Lust herstellt und
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dass man intrapsychisch oder mit so psychischem Apparat versucht,
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einfach mehr Lust herzustellen.
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Und er hat dann aber gemerkt, dass eben zum Beispiel viele Kriegsdraumatisierte...
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Immer wieder die gleichen Träume hatten, immer wieder die gleichen Ängste hatten,
0:17:53–0:17:54
immer wieder auch die...
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Also da hat er gemerkt, das entspricht nicht dem, was er erwarten würde,
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sondern es wird ihm auf einmal irgendwie klar, bei Trauma zumindest kommen die
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Dinge einfach immer wieder, nicht anders, lassen uns nicht los.
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Ein bisschen dieses Bild, so was machen denn so diese wirklich entleerten Zombies,
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die halt so immer wieder versuchen, jetzt zum Beispiel die gleiche Wand hochzukrabbeln
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oder durch die Tür durchzugehen oder einfach so.
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Warum hören die nicht auf? Im Prinzip ist es ein ähnliches Bild.
0:18:25–0:18:34
Er hat in dieser langen Ummodulierung seiner Theorie, hat er dann auch dem Eros,
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also dem Libido, dem Lebenstrieb, hat er dann den Thanatos, den Todestrieb, gegenübergesetzt.
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Und hat dann auch biologische Forschung aus der Zeit mit herangezogen und auch
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philosophisch über die Entropie argumentiert, dass ja allem Leben auch der Tod schon inne wohnt,
0:18:52–0:18:58
also dass das Leben auch nur durch den Tod begrenzt ist und dadurch auch heraussteht,
0:18:58–0:19:00
weil es Licht und Schatten, oben und unten,
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Leben und Tod, also auf einer philosophischen Ebene, aber auch so,
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er hat gesagt, das ist ja quasi schon in der Materie fast mit angelegt.
0:19:08–0:19:12
Und für ihn war dieser Todestrieb dann auch so was, was auch mit so einer Form
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von einer inneren Entspannung zu tun hat.
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Also der Todestrieb ist eben auch, dass wir das implizit wissen in unserem Leben,
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dass alles wieder eben zurückgeht in eine unbelebte Natur.
0:19:27–0:19:34
Und dieser Todestrieb, dieses Gehenlassen, hast du ja auch ein bisschen darauf hingewiesen.
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Diese Empathie mit Leben und Tod, die der Doktor da in dem Film 28 Years Later hatte.
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Dass das irgendwie auch so eigentlich dann schon sehr menschliche Haltung ist dem Ganzen gegenüber.
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Und Freud hat diesen Todestrieb, der eben aber auch ein Trieb nicht nur fürchterlich
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ist, sondern eben auch ein Trieb der Entspannung.
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Dann kommen wir jetzt zu Carl Gustav Jung und da kann ich dann das,
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was du in der einen Folge aufkommt, da so ein bisschen drin vor.
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Und da habe ich dann so gedacht, Jung spricht, also während Freud ja vom Unbewussten
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spricht, spricht Jung eher vom Schatten, also beim Individuum.
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Unbewusste ist bei Freud eben das, was im Individuum angelegt ist,
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aber was auch eine Verbindung hat mit der Umwelt.
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Aber bei Jungen ist dieses Schattenhafte potenziell über die Archetypen,
0:20:29–0:20:33
über das kollektive Unbewusste, es hat schon so eine spirituelle Dimension.
0:20:33–0:20:39
Es geht dann bei Jungen auch vielmehr darum, diese Schattenseiten nicht einfach abzulegen.
0:20:40–0:20:44
Das wäre das, was Freud vielleicht wollte, dass man das irgendwie heilt in Anfangszeichen.
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Nicht ablegen, sondern sich damit auseinandersetzen, sich da richtig hinein
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zu begeben und diese Schattenseiten zu integrieren.
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Die Schatten sind in gewisser Weise all das Abgespaltene von dem,
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mit dem wir uns nicht auseinandersetzen wollen, was uns immer wieder auch einschränkt.
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Also wir sind dann beschränkt in dem, was wir uns erlauben zu tun,
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weil wir den Schatten vermeiden.
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Und Jungen wünscht sich dann, dass die Sachen integriert werden.
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Und die Idee eines Zombies wäre dann zum Beispiel nur der Schatten von einem.
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Also dass du, wenn du einen Zombiefilm guckst, dass du sozusagen den Schatten,
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all die Dinge, mit denen du nichts zu tun willst, in einer Person zusammengeschmolzen.
0:21:33–0:21:37
Du möchtest dich nicht mit Tod auseinandersetzen, mit Leben und Tod.
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Du möchtest dich nicht mit diesen Wiederholungen auseinandersetzen.
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Du möchtest dich nicht mit diesem Entleerten auseinandersetzen.
0:21:43–0:21:47
Also alles, was irgendwie du versuchst zu vermeiden, kommt dir auf einmal da
0:21:47–0:21:49
entgegen, so als Schattenfigur.
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Und was dann eben auch noch Teil des Zombies ist, und das war das,
0:21:53–0:21:57
was du ja da in der Folge angesprochen hast, diese Individuation.
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Also diese Möglichkeit, sich das zu integrieren, das durchzuarbeiten,
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daran zu wachsen, dass man das integrieren kann.
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Und Zombies sind halt nicht individuationsfähig, sondern sie sind quasi eingefroren
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in diesem Schattendasein. Das wäre noch so ein Bild eines Zombies.
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Ja, jetzt machen wir, ich glaube, wir machen noch einen, weil wir haben jetzt schon halb eins.
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Und jetzt kommen wir noch zu dem Teweleit, den können wir noch aufarbeiten und
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dann ist vielleicht auch einfach der Dampf so ein bisschen raus.
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Das ist eigentlich auch die Uhrzeit.
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So Marathon,
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Podcasten. Die nächste Person wäre nämlich Melanie Klein, 1882 in Wien geboren
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und dann aber nach London umgezogen.
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Eine der sehr frühen weiblichen Psychoanalytikerinnen, die auch mit der Kinderpsychoanalyse
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an ihren eigenen Kindern begonnen hat, die auch,
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Aber das gehört jetzt nicht hierher, die auch in vielen Punkten genau aus dem
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Grund so ein bisschen fragwürdig ist, weil sie in der Analyse ihrer Kinder dann
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auch ihre Theorie über Objektbeziehungen, also diese interpersonellen Elemente entwickelt hat.
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Und da kommen die Kinder nicht gut bei weg. Aber die Mutter kommt gut bei weg.
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Sie war halt sozusagen die Mutter, die diese Theorie dann auch gemacht hat.
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Okay.
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Aber die Theorie von Melanie Klein finde ich in vielen Punkten wirklich sehr,
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sehr spannend und interessant.
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Vor allen Dingen auch vor dem Hintergrund, dass sowohl Jung als auch Freud im
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Endeffekt doch sehr stark intrapsychische Prozesse sich angeschaut haben.
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Also was passiert in einer Person.
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Bei Melanie Klein mit der Objektbeziehungstheorie ging es jetzt um eine Diade,
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also um zwei Personen erst mal.
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Und die hat, finde ich, schon sehr interessante Sache gebaut,
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die halt gesagt hat, dass wir in uns ein Bild von der anderen Person schaffen.
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Und diese Bilder, die wir schaffen, die sind dann auch später im Leben eben
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diese Grundlagen vielleicht von Übertragungen.
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Wenn ich dann irgendjemanden treffe und ach, du erinnerst mich an den und den.
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Also die inneren Objekte, die wir erstellen, sind quasi Konstrukte,
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die entstehen aus dem Erleben im Umgang mit anderen Menschen und mit Bildern
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über diese anderen Menschen.
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Aber, und jetzt kommen wir dann in diese frühkindliche Entwicklung und gleichzeitig
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das Zombie-Bild hinein, aber in ihrer Beobachtung.
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War es so anhand von ihren Kindern erstmal, aber dann natürlich auch in der
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Kinderanalyse bei anderen Kindern, dass in der ganz frühkindlichen Entwicklung
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ist das Kind ja sowieso zu früh auf der Welt.
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Kann auch nicht scharf sehen, kann sich nicht selbst ernähren,
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ist komplett ausgeliefert, muss sich quasi einer Vertrauensperson oder Bezugsperson,
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meistens der Mutter, hingeben oder ist davon abhängig, ohne das aber auch genau zu wissen.
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Die Welt entsteht ja erst langsam, sowohl über die Entwicklung der sensorischen
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Apparate, aber auch über die intrapsychischen Prozesse, Emotionen.
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Alles wird ja erst entdeckt im Umgang aber eben mit anderen Personen.
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Und da hat dann Melanie Klein gesagt, dass das Kind am Anfang kein ganzes Bild
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von den anderen Personen hat, sondern überhaupt nur Teilobjekte hat.
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Zum Beispiel hat es ein Teilobjekt, die gute Brust gefüttert mich.
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Da kommt Milch raus, super.
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Aber wenn es denn dann Hunger hat, dann gibt es auch eine böse Brust,
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die eben einfach nicht da ist oder die nicht füttert, die nicht versorgt.
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Und in dieser Zeit spricht sie von einer paranoidschizoiden Entwicklungsphase.
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Die frühe Entwicklungsphase ist so, dass eben nur Teilobjekte entstehen.
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Es gibt keinen zusammenhängenden Körper, kein Körperbild, keine zusammenhängenden
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Menschen. Das ist sowas, was dann auch bei Lacan später nochmal auftaucht,
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in der Spiegelphase, das hatten wir auch schon besprochen.
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Und sie sagt, dass halt in dieser frühen Paranoid-Schizoiden-Phase gibt es nur
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Teilobjekte und die sind gut oder böse.
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Und gute Objekte, mit denen kann man sich ganz gut innerlich organisieren.
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Also wir haben ja die inneren Objekte, die sind in uns und gute Objekte,
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mit denen kann man gut intrapsychisch leben.
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Aber böse Objekte sind innerlich so unangenehm, es ist zu wenig ein Wort,
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sondern das Kind kann böse Objekte nicht in sich tragen, das kann es noch nicht regulieren.
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Und deshalb in ihrer Theorie projiziert es diese abgeteilten Objekte,
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bösen Objekte nach außen. Und deshalb ist die Mutter die Böse.
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Weil das Kind ist nicht in der Lage, das Böse, was es erlebt.
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Innerlich zu verarbeiten und deshalb die Projektion, dann sieht man raus damit,
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auf andere drauf, ich werde hier böse behandelt.
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Das Böse ist nicht in mir, ich erlebe es nicht, ich bin es nicht,
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ich konstruiere es nicht, sondern es wird mir gemacht.
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Und das war halt der Punkt.
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Durch die Erfahrung der Fragmentierung der Mutter wird dann aber die entsprechende
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Emotion auf die ganze Mutter wieder übertragen.
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Die ganze Mutter wird noch nicht wahrgenommen. Es gibt dann so ein erster Moment
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der Erkenntnis, wenn es aus der ersten Phase rauskommt, kommt es in eine depressive Phase.
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In dieser depressiven Phase ist das Kind in der Lage, diese Teilobjekte zusammenzufügen.
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Und dann wird eben aus allen Teilobjekten auf einmal die Mutter.
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Und dann wird aber auch dem Kind klar, dass es sehr ambivalente Gefühle gegenüber
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dieser Mutter hat, weil es eben auch die gute Brust und die böse Brust war.
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Das heißt, in dieser depressiven Phase heißt deshalb depressive Phase,
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weil das Kind da wegen seiner Ambivalenz auch dauernd, aber auch Sorge hat,
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verlassen zu werden oder abgehängt zu werden oder diese Bezugsperson zu verlieren,
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weil es so ambivalente Gefühle hat und weil es dann implizit auch die Erkenntnis hat,
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das Böse, was ich da drauf projiziert habe, das ist gleichzeitig aber auch das Gute.
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Das heißt dann die depressive Phase. Und jetzt kommen wir eben zurück zu diesen
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Freikorpsbeobachtungen, über die Klaus Thewe, Leidens der Männerfantasien, geschrieben hat.
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Da bezieht er sich eben genau darauf. Was du auch in der letzten Folge schon
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gesagt hast, dieses militärische Drill der Freikorps Jungs, das männliche,
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das kantige, das gerade, das abgegrenzte, das weibliche ist sowieso schon ein bisschen.
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Die Mutter ist so ein bisschen außen vor, die ist auf alle Fälle nicht versorgend, anwesend.
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Und was Teweleit dann da gefunden hat in einer Erklärung dieser völlig berauschten
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und entgrenzten Gewaltfantasien und Gewalthandlung,
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war, dass er gesagt hat, dass eben genau das passiert.
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Diese Männer-Männer, die von Männern geformt und werden, die sind in dieser
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frühkindlichen Stadium, sind die stecken geblieben, die sehen die eigene,
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also das eigene, die schlechten, bösen Objekte,
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die innerlichen, die werden einfach nach außen projiziert und so wird dann eben
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auch, und das passt, finde ich, ganz gut zu dem Zombie, was Teweleit beschreibt,
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So wird eben dann aus den Demonstrationen oder den Arbeiterbewegungen,
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die da zerschlagen wurden,
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wird dann eben so eine fürchterlich bedrohliche Masse.
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Die eigene innere Gewaltbereitschaft, alles, was innen drin angelegt ist,
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wird auf die anderen projiziert und dort bekämpft.
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Also nicht in sich selbst durchgearbeitet und aufgelöst, sondern man bleibt
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einfach abgespalten auf dieser Ebene stehen.
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Und sieht nicht die Menschen als Menschen, die auf einen zukommen,
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sondern eben als diese Masse, die es dann auch zu töten gilt.
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Wenn wir jetzt im Kino sitzen oder vorm Fernseher sitzen oder vorm Screen sitzen
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und uns einen Zombiefilm anschauen,
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dann ist der Zombie eben so inszeniert,
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wie das nach Teweleits Analyse die Freikorpsmänner erlebt haben.
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Also diese Masse, die auf dich zukommt, die irgendwie dir nur Böses will.
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Also es geht ja mir so ein bisschen, das meinte ich auch ganz am Anfang,
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man kriegt im Endeffekt dann doch wieder nur eine Frage hin von,
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was wird in mir ausgelöst, wenn ich das sehe?
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Und da wäre es dann sozusagen der Zombie schafft uns die Möglichkeit,
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Lust in diesen Bullet-Time-Shots und sowas zu empfinden, wenn dieses Böse vor
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uns zerstört wird, weil es einfach nicht zu uns gehört, weil es nicht Teil von
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uns ist, es ist nicht in uns,
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sondern das Böse ist von uns losgelöst, ins Gegenüber, ne?
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Das ist, ja, das ist ein ganz schöner,
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Quist.
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Quist, ja genau, aber das war so ein bisschen...
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So ein eigentlicher Moment ist das.
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Ein eigentlicher Moment, genau. Und auch da ist es aber natürlich wieder so,
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dass der Zombie als solcher bleibt uns unerkannt.
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Wir können ihn nicht sehen, wir können nicht mit ihm sprechen,
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mit ihm nicht kommunizieren, aber in diesem Zombie erleben,
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kriegen wir ein Gefühl dafür, was nach Teveleitz-Analyse die Freikorpsleute
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erlebt haben bei den Niederschlagungen brutalsten Niederschlagungen. Zwei Sprünge.
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Das allerletzte noch, nur ganz kurz angerissen. Das fand ich nochmal ganz interessant.
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Lacan hatten wir ja schon bei Solaris, also Solaris der Planet als das Reale.
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Lacan hat ja drei Ordnungen, das Imaginäre, das Symbolische und das Reale.
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Das Imaginäre sind die Bilder, da sind wir ein bisschen bei Melanie Klein.
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Das Spiegelstadion, wann kann man irgendwie zum ersten Mal sich selbst im Spiegel
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als geschlossene Person wahrnehmen, aber auch andere geschlossene Menschen als
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geschlossene Person wahrnehmen.
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Das Symbolische ist eigentlich eine Sprache, das Signifier und das Signified, Signifikation.
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Und dann gibt es noch das Reale. Und das Reale ist alles, was außerhalb von
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Sprache und Vorstellung liegt.
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Und das war ja ein bisschen bei Solaris auch dieser Planet, der sich einfach uns nicht erschließt.
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Und auch diese Figur, die vertraut ist, die ist ja wie so ein Zombie.
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Gibt es doch den einen, der da so befragt wird, auch bei Solaris,
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der erklärt, wie er da mal so durchgeflogen ist.
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Und auf einmal kam aus Solaris heraus eben dieses Riesenbaby,
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was sich so asymmetrisch seltsam bewegt hat. Wo wir drüber gesprochen haben,
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sah ein bisschen aus wie frühe KI.
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Es ist einfach etwas, das sich komplett unserer Sprache, unserer Logik,
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Gesetze, Kultur, das entzieht sich uns komplett.
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Und die Zombies sind in vielen ja einfach nicht anders als dieses große Solaris-Baby.
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Du hast auch das Gefühl, dass die nicht fassbar sind.
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Die entziehen sich einfach unserem Verständnis, unserer Struktur,
0:33:30–0:33:36
unseren sprachlichen Systemen oder strukturellen Systemen, die wir uns erstellt
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haben, um alles zu verstehen. Da passen die nicht mit rein.
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Die sind nicht im Einkaufszentrum, um zu kaufen. Was wollen die da?
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Was geht hier eigentlich gerade los? Was läuft so?
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Und das ist dann so was was
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dann später schick auch so ein bisschen aufgegriffen hat
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eben dieses reale die wiederkehr des realen welcome
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to the desert of the real also auch
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so ein buch von ihm und er bezieht sich
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ja immer auch implizit auf lakon weshalb er jetzt auch weniger von zombies spricht
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und oft eher von untoten also undead die sind ja beides ja die sind lebendig
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und tod und der Der Zombie ist dann nicht so ein spannendes Wort für einen Sprachwissenschaftler.
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Ja, mache ich jetzt langsam hier Schluss.
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Man möge mir verzeihen, dass wir nach Mitternacht noch aufnehmen.
0:34:32–0:34:39
Wir kommen gerade wieder an den Ausgangspunkt, wo wir die letzte Folge gestartet
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haben zur Warschauer Straße.
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Aber wir sind auch zu einer Uhrzeit unterwegs, wo auch viele Untote hier sind.
0:34:47–0:34:52
Ja, stimmt. Du musst auch mal gucken, wenn ich das dann mir mal anhöre.
0:34:52–0:34:53
Das war ...
0:34:53–0:34:55
Genau. Abbinden, bitte.
0:34:56–0:35:02
Vielen Dank, Mitch. Also, das ist eigentlich Podcast Episode 82.
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Wir sagen Tschüss. Ist das mit deinem GEMA-Zahn.
0:35:04–0:35:07
Wenn die nicht in 20 Sekunden vorbeigelaufen sind?
0:35:07–0:35:08
Nein, glaube ich nicht.
0:35:10–0:35:11
Also.
0:35:11–0:35:13
Dann mach es gut. Vielen Dank.
0:35:14–0:35:16
Bis dahin. Tschüss. Freu mich schön.
0:35:19–0:35:26
Ich würde gerne diese S-Bahn nehmen. Ist das zu schnell? Aber dann muss ich dich entkabeln.

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"The idea of the father taking a 12-year-old boy to the mainland 28 days after the infection is insane. Nobody would do that. But 28 years after the infection, clearly it's okay." - Danny Boyle

28 Years Later – wir sind schon alle ganz aufgeregt, den Film endlich im Kino sehen zu können, seit mindestens 28 Tagen, wenn nicht sogar Wochen. Der Trailer des Films, spektakulär mit den treibenden Rhythmen des Gedichts "Boots" von Rudyard Kipling vertont, hat uns schon vor Monaten in freudige Schockstarre versetzt. Eigentlich war ein Kinogang von Flo und Micz geplant, der aber spontan aus Gründen nicht stattfinden konnte. Flo hat dann eine Woche später den Film "28 Years Later" mit seinem Sohn Luc im Kino gesehen. Vorher haben die beiden ihre Erwartungen an den Film als Einstieg in diese Episode aufgenommen, um dann zu prüfen, wie sich diese eingelöst haben. tl;dr: Es ist wie erwartet, aber doch ganz anders. So ist auch der Konsens der Kritiken zum Film. Danny Boyle und Alex Garland haben ein Kunstwerk geschaffen, das in der Ästhetik und in der Geschichte überzeugt. Das erste Drittel des Films löst alles ein, was wir von der Fortsetzung erwarten: Eine kleine militarisierte Gemeinschaft hat sich behaglich nach der Apokalypse ohne Strom und sonstige zivilisatorische Errungenschaften auf einer kleinen Insel im schottischen Gezeitenland eingerichtet. Zu den Initiationsritualen gehört, dass die Jungen der Gemeinschaft mit ihren Vätern auf das Festland ziehen, um den ersten Todesschuss auf einen Infizierten zu praktizieren. So zieht auch Spike mit seinem Vater Jamie los. Wir als Zuschauer bekommen eine Ahnung, welche Blüten das Virus nach 28 Jahren treiben kann. Es kommt dann, wie es kommen muss: Die beiden fliehen vor den schnellen Infizierten, schaffen es nicht mehr rechtzeitig zur Ebbe auf die Insel und müssen auf dem Dachboden eines verlassenen Hauses nächtigen. Dort sieht Spike ein verheißungsvolles Feuer, das der Vater als das Werk eines verrückten Doktors abtut. In einer spektakulären Nachtszene, gejagt von einem Alpha-Zombie, erreichen sie gerade so wieder das Dorf. Spike hat das Ritual bestanden und wird von der Gemeinschaft mit Bier und Liedern gefeiert. Doch er ist nicht zufrieden. Er möchte seiner todkranken Mutter helfen, die in der Dorfgemeinschaft nicht die richtige medizinische Versorgung bekommt. So zieht Spike heimlich mit seiner Mutter wieder aufs Festland los und erlebt auf dieser Reise seine wahrhaftige Initiation. Danny Boyle lässt sich in seinen Filmen nicht so richtig auf ein Genre festlegen und schafft ein ganz eigenes Werk aus verschiedenen filmischen Materialien. 28 Years Later verspricht eigentlich einen Horrorfilm, entwickelt sich aber zu einem Coming-of-Age-Roadmovie. Wir begegnen der Figur Dr. Kelson, der seine eigene künstlerische Form gefunden hat, mit den Auswüchsen der Katastrophe umzugehen, und dabei eine neue Menschlichkeit schafft, die sich aus der deterministischen Apokalypse befreien kann: Memento mori, im Tod sind alle gleich – dies kann sehr kitschig wirken, aber durch die ständigen Brüche im Filmstil können wir die Botschaft annehmen. Micz, der den Film nicht gesehen hat, ließ sich vom aufwühlenden Gesprächsfluss von Flo mitreißen und war am Ende der Episode ganz verschwitzt.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Florian Clauß
Erzähler
avatar
Luc
avatar
Micz Flor

Transcript

Florian Clauß
0:00:06–0:00:06
Alright.
Luc
0:00:07–0:00:08
Ist jetzt an?
Florian Clauß
0:00:09–0:00:12
Ja, ich habe schon eine Aufnahme gedruckt. Dann geht es jetzt los.
0:00:13–0:00:16
Hallo und herzlich willkommen zu Eigentlich Podcast.
0:00:16–0:00:23
Der Podcast, bei dem wir im Laufen reden. Und laufend reden, Eigentlich Episode 81.
0:00:23–0:00:30
Und diesmal fangen wir auch etwas experimenteller an, weil diese Episode beginnt
0:00:30–0:00:35
heute nicht mit Mitch, sondern ich bin zusammen mit Luke, meinem Sohn. Hallo.
0:00:35–0:00:39
Hi, Luke. Wir laufen jetzt in Richtung Kino.
0:00:39–0:00:46
Wir sind unterwegs in Friedrichshain und wollen uns gleich 28 Years Later anschauen.
Luc
0:00:47–0:00:47
Yeah.
Florian Clauß
0:00:50–0:00:57
Eigentlich könnte der Film auch 29 Years Later heißen. Dann wäre das ungefähr dein Alter, ne? Ja.
Luc
0:00:58–0:01:00
Ich hatte ja vor nicht so langer Zeit Geburtstag.
Florian Clauß
0:01:00–0:01:03
Es geht dir auch so ähnlich. Wenn du einen Film schaust, Luke,
0:01:03–0:01:05
du willst eigentlich im Vorfeld nichts darüber wissen.
Luc
0:01:05–0:01:06
Auf keinen Fall.
Florian Clauß
0:01:06–0:01:09
Und dich dann überraschen lassen und dann später so nochmal irgendwie Kritiken
0:01:09–0:01:13
lesen und so weiter. Aber davor will man eigentlich nichts wissen.
Luc
0:01:13–0:01:13
Nee.
Florian Clauß
0:01:13–0:01:17
Und wir wollen jetzt nochmal, bevor wir jetzt wirklich in den Film gehen,
0:01:17–0:01:21
wollen wir nochmal so gucken, wie sich der entwickeln könnte.
0:01:21–0:01:23
Weil wir sind beide große Zombie-Fans.
0:01:24–0:01:29
Wir sind beide große 28 Days Later Fans und 28 Weeks Later.
0:01:30–0:01:34
Und, ich will auch noch gleich anbringen, wir fanden beide diese Serie Black Summer.
0:01:34–0:01:40
Das war so eine Netflix-Produktion, die war sehr gut, die war irgendwie gar
0:01:40–0:01:45
nicht so verbreitet, da hat man wenig davon gehört, aber die war ziemlich krass, die war echt krass.
0:01:46–0:01:50
Und jetzt ist natürlich die Frage, was wird hier in 28 Years later?
0:01:50–0:01:52
Was kann da erzählt werden?
0:01:52–0:01:56
Und was denkst du, mit welcher Erwartung gehst du so rein? Was könnte passieren?
Luc
0:01:56–0:02:00
Ich weiß nicht, weil ich mich das letzte Mal so auf einen Film gefreut habe
0:02:00–0:02:03
und dachte, ich muss den unbedingt im Kino sehen. Das ist wirklich schon ewig her.
0:02:04–0:02:07
Und weil ich halt ein großer Fan von den ersten beiden war. Also es ist,
0:02:07–0:02:11
glaube ich, so im Zombie-Genre meine Lieblingsfilme, ganz klar.
0:02:11–0:02:15
Weil die auch eben beide auch so gut zusammenpassen, aber auch so unterschiedlich sind.
0:02:16–0:02:19
Und es sind ja auch komplett verschiedene, nicht zusammenhängende Handlungsstränge
0:02:19–0:02:22
und Charaktere, aber beide auf ihre Weise extrem stark.
0:02:22–0:02:26
Und deswegen erwarte ich mir jetzt auch bei dem dritten Teil,
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dass halt, also Danny Boyle ist halt ein mega Regisseur.
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Ich fand auch Trainspotting einen super Film von ihm.
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Dass es eigentlich wieder stimmungstechnisch wieder in die ähnliche Schiene geht.
0:02:36–0:02:42
Dass auch die Bildsprache extrem intensiv sein wird. Und ja,
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natürlich, das ist eine komplett neue Handlung, neue Charaktere.
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Ich meine mich zu erinnern, dass es ja so war, dass es ja ein Virus ist.
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Und wir sind ja sozusagen keine wiederauferstandenen Toten, sondern es ist ein
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Virus. Und der macht Wut.
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Und du musst unbedingt etwas zerstören und etwas eben dann auch essen.
Florian Clauß
0:03:02–0:03:03
Der Rage-Video.
Luc
0:03:03–0:03:05
Genau. Ah ja, so war das, ja.
Florian Clauß
0:03:05–0:03:12
Also das nochmal, es ist kein klassischer Zombie. Der Zombie steht ja quasi von den Toten auf.
0:03:12–0:03:18
Ist ähnlich wie bei dem Rage-Virus nur durch den Kopfschuss oder durch die Zerstörung
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des Gehirns dann zerstörbar.
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Aber so an sich ist der Rage-Asthmer eigentlich so eine klassische Pandemie, die das beschreibt.
0:03:27–0:03:33
Verbreitet sich über Körpersäfte, also Blut, Spucke.
0:03:34–0:03:39
Und wenn du infiziert bist, wirst du innerhalb von wenigen Sekunden zu so einem
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Infizierten, zu einem Rage.
0:03:40–0:03:45
Du bist halt auf totale Wut und das war ja noch bei den Danny Boyle,
0:03:45–0:03:48
bei einem Film, das wird ihm so nachgesagt, dass er der Erste war,
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da das inszeniert hat, aber es gibt noch einen anderen italienischen Zombie-Film,
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wo auch schon in den 1980ern die Zombies rennen.
0:03:55–0:04:01
Aber das hat Danny Boyle auf jeden Fall mit 28 Days Later, hat er das wirklich
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ikonisch geschaffen, diese rennenden Zombies.
0:04:04–0:04:09
Also wenn man das dann vergleicht zu den Dawn of the Dead, hast du diese Romero-Filme auch gesehen?
Luc
0:04:09–0:04:09
Ja.
Florian Clauß
0:04:10–0:04:13
Da war das ja alles noch so langsam, es war alles so,
0:04:14–0:04:19
Der Zombie war so schleichend. Das heißt, er hat sich dann so als Masse ausgebreitet.
0:04:19–0:04:21
Aber man hatte immer noch so Bewegungsfreiheit.
Luc
0:04:21–0:04:23
Ja, man hatte einen Vorteil.
Florian Clauß
0:04:23–0:04:29
Ja, man konnte. Und während du jetzt bei den 28 Days later hast, war ja, du musst rennen.
Luc
0:04:29–0:04:33
Ja, keine Chance. Du bist sogar im Nachteil. Die können länger rennen als du.
Florian Clauß
0:04:33–0:04:39
Ja, die können genau. Aber ich habe auch mir nochmal die Handlung von 28 Weeks
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later durchgelesen. Ich habe nicht geschaut, den Film.
0:04:42–0:04:45
Also jetzt nicht nochmal geschaut. Es ist ja so, dass die dann auch tatsächlich
0:04:45–0:04:47
verhungert sind. Genau.
Luc
0:04:47–0:04:50
Und das war der Punkt, auf den ich hinaus wollte. Und deswegen muss es ja jetzt
0:04:50–0:04:54
nach 28 Years Later, okay, ich stehe, ich habe den Trailer gesehen,
0:04:54–0:05:00
aber muss es ja halt auch dazu führen, dass die nach 28 Jahren halt einfach
0:05:00–0:05:01
schon krass geschwächt sind.
0:05:01–0:05:06
Also, dass es eigentlich irgendwie die Bedrohung ja tendenziell eher abnehmen sollte.
0:05:06–0:05:10
Und deswegen bin ich sehr gespannt, was da jetzt aussah.
Florian Clauß
0:05:10–0:05:16
Wir kennen das ja auch von Last of Us. Das Virus fängt an zu mutieren.
0:05:16–0:05:19
Es ist ein mutiertes Virus.
0:05:19–0:05:25
Die Frage ist natürlich, die Vorgängerfilme fangen ja eigentlich in der Zivilisation
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an und zeigen das Zusammenbrechen vom Governance-System.
0:05:30–0:05:36
Also alle staatlichen und privatorganisatorischen Einheiten gehen kaputt und
0:05:36–0:05:39
sind in dieser Katastrophe. Das ist halt das dystopische Bild schlechthin.
0:05:39–0:05:44
Ja, die Bevölkerung wird komplett dezimiert. Es sind nur wenige Überlebende,
0:05:44–0:05:47
die sich dann halt in dieser Situation neu orientieren müssen.
0:05:47–0:05:51
Und dann gibt es halt bei 28 Days Later gibt es dann diesen Major,
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der dann halt auch so ein bisschen wie bei Apokalypse Now, dieses Heart of Darkness. Ja, ja, stimmt.
0:05:57–0:06:00
Und der hat ja dann die Vision, wir müssen die Frauen quasi,
0:06:00–0:06:04
deswegen zieht er dann halt die Überlebenden an, aber er will dann eine neue
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Basis aufbauen und dafür braucht er Frauen, dafür braucht er nicht nur...
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Er hat ja dann diese Fantasie, aber das ist natürlich unmenschlich brutal,
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wie er dann diese Vision dann versucht durchzudrücken.
0:06:16–0:06:21
Und jetzt ist für mich die große Frage, aber man hat es im Trailer schon gesehen,
0:06:21–0:06:26
Der fängt in einer Dystopie an, der spielt in einer Welt,
0:06:26–0:06:34
wo wahrscheinlich tatsächlich 28 Jahre lang die Menschheit dann quasi nicht
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mehr zu einem Normalzustand zurückgefunden hat.
Luc
0:06:36–0:06:37
Aber auch überlebt hat.
Florian Clauß
0:06:37–0:06:41
Überlebt, ja. Und dann werden wahrscheinlich auch die Infizierten überlebt haben.
0:06:42–0:06:47
Und die Frage ist, wie haben die überlebt? Was kann man da eigentlich für so
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Formen der Gesellschaft oder Formen der Infizierten dann sehen?
0:06:52–0:06:53
Darauf bin ich total gespannt.
0:06:53–0:07:00
Und ich fand diesen Trailer mit diesem ikonischen Totenkopf, das ist ja so eine...
0:07:00–0:07:05
Kultur, wie der aufgebaut ist. Und dann gab es ja immer dazu so eine Musik,
0:07:05–0:07:08
also so einen Song, der da gespielt wurde.
0:07:08–0:07:11
Dieses Nein, nein. Also es war halt so eine...
Luc
0:07:11–0:07:12
Was sich so gesteigert hat.
Florian Clauß
0:07:12–0:07:16
Genau, und du bist dann halt so mitgegangen. Die haben dann mit Pfein und Bogen gejagt.
0:07:16–0:07:21
Aber es muss dann wahrscheinlich so eine Post-Zivilisation sein,
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die dann halt mit dem dann arbeitet, was dann halt noch übrig geblieben ist.
0:07:25–0:07:30
Und dann ist natürlich interessant zu gucken, was sind das für Gemeinschaften,
0:07:30–0:07:34
die sich da gebildet haben, weil wenn du in so einer dystopischen Situation bist,
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dann stärker ist derjenige, der dann halt auch die Waffen hat und so weiter,
0:07:39–0:07:41
der überlebt dann voraussichtlich.
0:07:41–0:07:46
Und da bin ich gespannt, was der da für ein Panoptikum aufmacht.
Luc
0:07:46–0:07:51
Ja, es ist ja auf jeden Fall auch eine sogar fast noch längere Zeitspanne als
0:07:51–0:07:56
bei Last of Us 2 oder bei Last of Us allgemein, wo ja auch, glaube ich,
0:07:57–0:08:00
mindestens 15, 20 Jahre vergangen sind seit dem Ausbruch.
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Aber so lange, also ich glaube, das ist auch, also habe ich jetzt auch noch
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keinen anderen Zombiefilm gesehen, wo das halt so lange in der Zukunft spielt.
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Und das gibt natürlich nochmal einen ganz anderen Ansatz.
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Es ist nicht mehr dieses Plötzliche oder dieses, ah, jetzt haben die sich jetzt
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irgendwie wie bei 28 Weeks Later
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halbwegs zusammengerottet auf der einen Insel in der Thames in London.
0:08:20–0:08:24
So denkst du, ah, sieht ja ganz gut aus. Aber naja, genau, was da eben jetzt
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in 28 Jahren, ist ja schon irgendwie ein Drittel Menschenleben mindestens, dann aufgebaut hat.
Florian Clauß
0:08:30–0:08:36
Ja, eine ganze Generation quasi. Man sagt ja mal, 25 Jahre ist quasi ein Generationsverlauf.
Luc
0:08:36–0:08:37
Ah, okay. Ja, wusste ich gar nicht.
Florian Clauß
0:08:38–0:08:42
Ja, so, ne? Dann kommt halt die nächste Generation, weil dann halt quasi die
0:08:42–0:08:44
Kinder wieder nachkommen und so weiter.
Luc
0:08:44–0:08:44
Ja, ja.
Florian Clauß
0:08:45–0:08:48
Ja, wir sind hier am Burgtagener Platz. Und apropos Kinder.
Luc
0:08:49–0:08:52
Ich habe sie gerade gesehen, die Jungs. Das weiß ich noch so gut.
Florian Clauß
0:08:53–0:08:59
Wir stehen direkt an der Plansche, wo Luke auch seine Kindheit verbracht hat. Und hier.
0:09:00–0:09:04
Dann noch die Steine gelegt hat, damit das Wasser nicht abläuft.
Luc
0:09:05–0:09:10
Trotzdem war es immer zu flach zum Schwimmen, leider. Besser als nix.
Florian Clauß
0:09:10–0:09:16
Ja, die Ghetto-Dusche. Wir sind gespannt. Mit mit spreche ich dann in ein paar
0:09:16–0:09:21
Tagen und dann mache ich die Folge draus. und mal schauen, wie sich das dann
0:09:21–0:09:24
zusammenfügt und wie unsere Erwartungen jetzt dann auch so aufgehen.
Luc
0:09:24–0:09:25
Auf jeden Fall.
Florian Clauß
0:09:25–0:09:27
Oder was dann noch passiert. Ich habe schon hohe Erwartungen.
Luc
0:09:27–0:09:28
Aber ich habe auch ein gutes Gefühl.
Florian Clauß
0:09:29–0:09:33
Okay, also, wir melden uns dann wieder. Bis dahin, macht's gut, ciao.
Luc
0:09:33–0:09:39
Ciao. 7, 6, 11, 5, 9 und 20 miles today.
Florian Clauß
0:09:59–0:10:05
Boots, moving up and down again. Men, men, men. Hallo Mitch.
Micz Flor
0:10:06–0:10:08
Hello. Ich bin der neue Luke.
Florian Clauß
0:10:09–0:10:13
Du bist der neue Luke. Im Podcast war es nur einen Augenblick und in echt waren
0:10:13–0:10:18
es mehrere Tage, Stunden, Minuten, aber keine 28 Tage.
Micz Flor
0:10:18–0:10:21
Wir haben uns auch zwischendrin nicht gesehen, insofern ist es fresh.
0:10:21–0:10:25
Wir gehen da los, das hast du mit wie so ein Roadmovie, hast du mir quasi den
0:10:25–0:10:28
Start mitgegeben und jetzt bin ich aber gespannt.
0:10:28–0:10:31
Hier ist schon Rage auf der Brücke, zwei Hunde, die sich anbeißen.
Florian Clauß
0:10:31–0:10:36
Wir haben uns auch wieder in Friedrichshain getroffen, weil es gepasst hat, mit dem Kino intim ist.
0:10:36–0:10:42
Also ich war mit Luke im Kino nochmal vielen Dank an Luke für seine Eindrücke
0:10:42–0:10:44
und für deine Eingetzung.
0:10:44–0:10:48
Und ich dachte, dann passt das, dass wir jetzt auch wieder durchs Friedlichsein gehen.
0:10:48–0:10:52
Apropos gehen, ich habe natürlich vergessen, den Track hier zu starten.
0:10:52–0:10:54
Das werde ich sofort nachholen.
Micz Flor
0:10:54–0:10:58
Wie spät ist es, Leute? Wie spät? Halb zehn.
Florian Clauß
0:10:59–0:11:03
So, es ist, wie ihr gehört habt, halb zehn. Wir treffen uns abends.
0:11:05–0:11:07
Und haben viel vor, Mitch.
Micz Flor
0:11:07–0:11:10
Ja, ich bin gespannt. Also wir haben eigentlich den Doppelpack vor.
0:11:10–0:11:14
Und Flo hat schon gesagt, also bis 1 Uhr bin ich fit und ich lasse mich nicht
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drängen. Also ich bin mal gespannt.
0:11:16–0:11:21
Der ist so ein Wunderkoffer, den man so aufmacht und dann kann man so ganz tief
0:11:21–0:11:26
reinsteigen, so irgendwo zwischen Harry Potter und Herr der Ringe.
Florian Clauß
0:11:26–0:11:28
Du hast den Film nicht gesehen, ne?
Micz Flor
0:11:28–0:11:30
Ich habe den Film nicht gesehen, nein.
Florian Clauß
0:11:30–0:11:35
Wir wollten den zusammen gucken und das, was uns ja auch so getrieben hat,
0:11:35–0:11:39
Luke und mich, war ja die Spekulation, was passiert in diesem Film.
0:11:40–0:11:46
Und wir sind jetzt gerade mit diesem Poem eingestiegen das auch eine tragende
0:11:46–0:11:50
Rolle spielt, ja, zumindest auch im Trailer, kommt da stark vor,
0:11:51–0:11:57
das Gedicht was dann vertont wurde 1917 von Wright Kipling,
0:11:59–0:12:03
weißt du worum das handelt das Gedicht, hast du das schon gesneakt?
Micz Flor
0:12:03–0:12:07
Ich habe den Trailer halt gesehen natürlich auch und dann habe ich immer von
0:12:07–0:12:11
Kay Tempest das Lied. Da muss ich mir unterdenken, was so diesen gleichen,
0:12:13–0:12:17
knirschenden Schritt hat, so Sprachschritt irgendwie. Salt Coast heißt,
0:12:17–0:12:20
Salt Coast von Kate Tamper. Das kannst du mir noch verlinken vielleicht.
0:12:20–0:12:23
Weil daran hat es mich erinnert. Aber ich habe auch nicht, ich habe nicht genau
0:12:23–0:12:28
gehört, was es ist, aber ich fand den Trailer wegen dieses Gedichts einfach unfassbar gut.
0:12:28–0:12:31
Das war so großartig. Das war irgendwie so eine, das war wie so ein kleiner
0:12:31–0:12:36
Film. Da war so eine Ebene oben drüber, als ob alles verstummt. Das war großartig.
Florian Clauß
0:12:36–0:12:41
Ja, hatte was extrem treibendes, auch gerade durch dieses Poem.
0:12:42–0:12:45
Und nur um das mal aufzunehmen, das Gedicht,
0:12:46–0:12:52
Ist im Prinzip die Erfahrung eines Infanteristen, der beim Marschieren die ganze
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Zeit auf die Stiefel vom Vorgänger schaut.
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Und es ist quasi dieses repetitive Marschieren, was dann auch durch dieses Sprachgedicht
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dann halt so dargestellt wird.
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Gleichzeitig ist es quasi auch die Verarbeitung des Zweiten Burenkrieges von
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dem Dichter. Der Burenkrieg, wo dann die britische Armee dann einmarschiert
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ist und das dann geklärt hat.
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Und es wurde dann später, das Gedicht wurde dafür genommen,
0:13:22–0:13:28
dass man auch bei extremen Situationen im Krieg anfängt, das zu rezitieren,
0:13:28–0:13:33
um dann halt so quasi sich in so einen Zustand zu bringen, dass man weitermachen kann.
0:13:33–0:13:38
Und das finde ich halt aus einer psychologischen Kriegsführung heraus wurde
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das dann halt auch so weiterentwickelt im Ersten Weltkrieg.
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Und das finde ich, hat auch diese Atmosphäre, ja, strahlt das total aus.
0:13:46–0:13:48
Da kommen wir auch wieder zu einem Film, weil nämlich der Trailer,
0:13:48–0:13:54
der stößt ja einen in die Richtung, in diese postapokalyptische Richtung,
0:13:54–0:14:00
wenn man denkt halt genau das, was kann denn 28 Jahre später passieren.
Micz Flor
0:14:00–0:14:00
Ja.
Florian Clauß
0:14:01–0:14:05
Und das ist ja auch das, was dann Danny Boyle und Alex Garland getrieben haben
0:14:05–0:14:09
und das war auch für den Look und mich die Frage, wo geht es denn da weiter?
0:14:11–0:14:15
Ich sage mal so, das erste Drittel des Films löst das alles ein.
0:14:15–0:14:21
Das ist eine postapokalyptische Gesellschaft. Man spielt irgendwo in Schottland
0:14:21–0:14:27
auf einer kleinen Insel, wo eine kleine Kommune dann auch überlebt hat und sich
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eingerichtet hat auf einer Insel.
0:14:28–0:14:32
Die einzige Verbindung zum Festland ist so eine Passage, die dann,
0:14:32–0:14:36
wenn Flut ist, überflutet wird und damit kann keiner rüberkommen.
0:14:36–0:14:40
Also es ist vielleicht auch eine Metapher auf Great Britain,
0:14:40–0:14:42
die Insel, die inneren Insel.
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Also das heißt eine kleine Insel außerhalb des restlichen europäischen Festlandes.
0:14:48–0:14:54
Man kriegt auch im Verlauf des Filmes mit, dass dann wahrscheinlich andere Entwicklungsstufen
0:14:54–0:14:57
von Gesellschaft auf dem umliegenden, auf dem europäischen Festland ist.
Micz Flor
0:14:58–0:15:02
Da muss ich, weil ich kann hier ein paar Fragen fragen. Ich habe natürlich irgendwie viel gehört.
0:15:02–0:15:05
Ich weiß nicht genau, welche meine Rolle ist, aber innerhalb dieser 28 Jahre
0:15:05–0:15:08
ist dieser Virus um die ganze Welt gewandert.
0:15:08–0:15:13
Und jetzt gibt es zum Beispiel diese Insel und vielleicht noch andere Orte, wo es clean ist.
0:15:13–0:15:19
Oder war das alles auf England begrenzt und hat das Festland nie erreicht oder Europa nie erreicht?
Florian Clauß
0:15:19–0:15:25
Naja, also wir haben ja bei 28 Weeks later gelernt, dass Paris quasi mit dem Virus infiziert ist.
Micz Flor
0:15:25–0:15:27
Die habe ich auch nicht gesehen. Ich habe die alle nicht gesehen.
Florian Clauß
0:15:27–0:15:30
Ich bin kein Zombie-Fan. Du hast sie 28 Tage auch nicht gesehen?
Micz Flor
0:15:30–0:15:31
Doch, den habe ich gesehen.
Florian Clauß
0:15:31–0:15:36
Okay, 28 Weeks later geht es auf dem Festland weiter.
0:15:37–0:15:43
Du hörst dann nur noch Notrufe und das Festland ist quasi infiziert. Das ist so das Open End.
0:15:44–0:15:49
Aber um auf deine Frage, wir können es nicht mit Gewissheit sagen.
0:15:50–0:15:54
Es kommt irgendwann vor in einem Film, dass diese Insel, dieser Bereich von
0:15:54–0:15:57
England, Schottland, dass der dann unter Quarantäne steht.
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Also das heißt, es ist anzunehmen, dass es wahrscheinlich ein kleiner Bereich
0:16:01–0:16:05
ist, der dann noch Infizierte beherbergt.
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Und natürlich ist es da diese Zeitspanne von 28 Jahren.
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Und das war auch das, was Danny Boyle und Garland ganz doll getrieben haben.
0:16:15–0:16:19
Was passiert denn in den 28 Jahren?
0:16:19–0:16:23
Und das war dann so in einem Interview, meinten die dann auch so,
0:16:23–0:16:25
ja, nature is finding its way.
0:16:25–0:16:29
Also es gibt eine Evolution und man sieht es dann auch.
Micz Flor
0:16:29–0:16:31
Bei den Befallenen.
Florian Clauß
0:16:31–0:16:35
Bei den Befallenen. Ich komme gleich nochmal drauf. Ja, diese Gemeinschaft,
0:16:35–0:16:39
ich will nur kurz beschreiben, diese Gemeinschaft ist eine, wie soll man das
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sagen, so eine schon eine militärische Gemeinschaft, ein bisschen so wie so ein Hobbit-Dorf.
0:16:45–0:16:50
Ja, es werden so in Schubkarren werden Äpfel rumgefahren und es ist eine Community,
0:16:50–0:16:52
die dann halt für sich sorgen kann.
0:16:53–0:16:57
Also haben natürlich nicht alles, es gibt Fleisch manchmal, da freuen sie sich.
0:16:58–0:17:02
Also das heißt, die haben auch dann entsprechend Viehzucht und so weiter kultiviert.
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Also das gibt es alles. Es ist eine sehr überschaubare Insel.
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Und es gibt einen sogenannten Ältestenrat, der dann aber auch bestimmt über
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bestimmte Belange, die dann halt in der Bevölkerung sind.
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Und es ist eigentlich auch wieder eine Vater-Sohn-Geschichte.
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Also 28 Weeks Later ist auch eine Vater-Sohn-Geschichte, die aber total ins
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Böse umkehrt, wo dann der Vater quasi infiziert seinen Sohn jagt.
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In 28 Days Later gibt es auch eine Geschichte dazwischen.
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Jim heißt er, glaube ich, die Hauptfigur, die dann auch sehr getrieben ist,
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die Eltern noch mal zu besuchen, als der dann nach dem Koma im Krankenhaus erwacht
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und dann halt noch andere Überlebende findet.
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Und dann wollen die eben nach Manchester aufbrechen, um die Eltern zu suchen.
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Es gibt immer eine Familienbande irgendwo in den Film von Danny Boyle,
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die da auch eingelöst wird.
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Der Film schenkt an, dass eben der zwölfjährige Spike mit seinem Vater zusammen,
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der Vater treibt ihn, der Vater ist ein recht aggressiver Charakter, der halt auch irgendwie,
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so ein bisschen die Männlichkeit so darstellt, ja.
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Es gibt dann so ein Initiationsritual ab einem gewissen Alter, eigentlich ab 14,
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sollen dann halt auch die Jungen dann auf das Festland, wo noch Infizierter
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sind, dann quasi so ein Einweihungsritual erfahren, wo die dann ihren ersten
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Schatt machen und dann halt einen
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töten und dann in die Gemeinschaft aufgenommen werden. Das ist halt so.
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Das ist genau dieses, was man so von postapokalyptischen, Und wenn ich jetzt
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28 Jahre dann mir weiterdenke, was passieren könnte, ist genau das, was ich mir vorstelle.
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Also wenn man das dann überträgt wieder auf eine kleinere Zeiteinheit mit den
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28 Tagen, wenn dann jemand gesagt hätte, ja, ich gehe jetzt mit meinem Sohn
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aufs Festland und wir schießen Zombies,
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dann wäre das halt undenkbar, weil diese Katastrophe ja gerade instanzial ausgebrochen ist.
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Und nach 28 Jahren, der Sohn ist zwölf. Das heißt, als er geboren wurde,
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da waren schon 16 Jahre diese ganzen, also das heißt, er kennt nichts anderes.
Micz Flor
0:19:07–0:19:09
Er kennt die Welt ohne Handys gar nicht.
Florian Clauß
0:19:09–0:19:14
Ja genau, die Welt ohne Handys, das ist genau dieser Punkt, dass es gab quasi
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schon so eine, es gibt schon eine Kultur, die dann halt auf das,
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die dann schon jenseits der Apokalypse gelaufen ist und sich dann halt auch so eingerichtet hat.
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Und das ist das, wo der Film einsteigt.
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Der Vater mit seinem Sohn geht über diese Passage, was dann halt auch wirklich so,
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ziemlich episch inszeniert ist. Die ist dann so mit, also die ist wahrscheinlich
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so einen halben Kilometer lang.
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Oder ich weiß nicht, wie viele Yards oder englischen Metriken dann umgerechnet.
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Aber du siehst dann halt so zwei oder drei Tore, Holztore, die dann halt so diesen Pfad markieren.
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Du siehst den Pfad selber gar nicht, sondern du siehst dann halt nur,
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wie sie dann halt knöcheltief ins Wasser dann stiefeln und auf den Strand ankommen.
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Und dann gibt es auch gleich so diese erste Konfrontation mit den Zombies.
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Und dann sagst du, bist du schon voll unter Stress.
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Das ist so dieses immersive Kino, was natürlich Garland jetzt mit Warfare total kultiviert hat.
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Invasiv im Sinne von, du bist so dabei. Das ist halt wirklich,
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du bist körperlich in diesem Film drin.
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Und dann kommt halt eine, dann siehst du schon, dass sich das ganze Virus diversifiziert
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hat. Es sind die sogenannten Slow Lows.
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Die Slow Lows sind großartig. Das sind jetzt so Zombies.
Micz Flor
0:20:27–0:20:28
Haben wir in Deutsch oder Englisch geguckt?
Florian Clauß
0:20:28–0:20:31
Wir haben Englisch mit deutschen Untertiteln. Also die heißen Slow Lows,
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weil die sind halt slow und low. Die sind langsam.
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Die sind halt wie so dicke Teppiche. Alle sind auch nackt.
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Das ist, finde ich, auch nochmal so großartig. Nach 28 Jahren haben die meisten ja keine Kleider mehr.
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Das heißt, die sind verwest. Das heißt, die normalen Infizierten sind nackt.
0:20:49–0:20:52
Die Slow Mo's, die sind halt wie so aus einem Ghibli-Film.
0:20:52–0:20:58
Wie so Waldgeister, die halt so fett auf der Erde die ganze Zeit nur so nach Würmern.
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Suchen und halt so ganz langsam so dann vorkriechen und gleichzeitig siehst
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du halt irgendwie so wie diese verweste Haut und dann kommt so eine Krähe und
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pickt dann sich halt so Fleischbrocken raus.
Micz Flor
0:21:07–0:21:07
Ja.
Florian Clauß
0:21:08–0:21:15
Also die haben jetzt auch gelernt nach 28 Jahren halt ihren Hunger zu stillen,
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weil das war genau der Plotpoint bei 28 Tagen, nämlich wie überleben wir, ne.
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Und das ist halt so, ja, die haben jetzt Proteinquellen, haben die jetzt gefunden.
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Die Slomos essen halt Regenwürmer, ja, du siehst die halt wieder.
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Und da darf auch dann eben Spike, der Junge, seinen ersten Todesschuss machen und trifft halt ein.
Micz Flor
0:21:39–0:21:41
Und dann, ja, du bist jetzt dabei.
Florian Clauß
0:21:41–0:21:45
Und gleichzeitig gibt es dann halt diese Szene, dass er dann erst verfehlt.
0:21:45–0:21:48
Und dann richtet sich dieser Slomo auf und ist total.
Micz Flor
0:21:48–0:21:49
Oh, riesenfett.
Florian Clauß
0:21:49–0:21:53
Und dann kommt es halt irgendwie so, dass der Vater dazwischen geht und auch
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nochmal einen Schuss abmacht.
Micz Flor
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Weil dann von hinten sich einer angeschlichen hat.
Florian Clauß
0:21:56–0:21:57
Wie das so ist.
Micz Flor
0:21:57–0:21:59
Und dann gibt es aber auch so ein Kind, was von hinten dann auf einmal so.
Florian Clauß
0:22:00–0:22:05
Also ein Zombie-Kind. Und das läuft dann weg. Also man hat nicht mehr diese,
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totale Monstrosität der Figuren, sondern sie werden so vermenschlicht.
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Also du merkst wirklich so, dass die also du hast so Mitleid.
Micz Flor
0:22:15–0:22:18
Also das heißt mit diesem Weglaufen, du hast halt nicht mehr den Zombie,
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der dann Rage-mäßig auf dich zurennt, egal was ist.
Florian Clauß
0:22:21–0:22:23
Genau. Die gibt es auch.
Micz Flor
0:22:23–0:22:25
Da gibt es auf einmal Strategie.
Florian Clauß
0:22:25–0:22:30
Ja, dann kommen wir nochmal zu den anderen Zombie-Typen. Wir haben die Normal-Infizierten,
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die halt Rage die ganze Zeit...
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Aber du siehst die halt irgendwie auch am Bach und sich waschen.
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Die machen auf einmal schon so bestimmte Rituale, die dann halt wieder was mit
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Körperpflege zu tun haben.
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Ich weiß nicht, ob das so inszeniert oder gewollt ist, aber es fängt an so,
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okay, die kriegen jetzt auf einmal so ein Gesicht.
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Aber dann kommt die nächste Mutation und zwar ist das der Alpha, der Alpha-Typ.
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Und Alpha-Typ wird auch erklärt, wahrscheinlich hat sich das Virus dann mit
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Steroiden und so weiter bei bestimmten Personen dann so, dass die halt einen Alpha ausbilden.
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Alpha ist halt clever, der kann halt strategisch denken, ist halt riesengroß,
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hat auch einen Riesenschwanz.
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In meinem Zeitlufer dann halt, nein, in meinem Zeitlufer nicht,
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aber das ist halt schon so ein Blickfang.
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Aber dieser Alpha, die haben sich
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dann auch so organisiert, dass die halt wirklich so in Rudeln dann jagen.
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Also das heißt, es gibt dann, es gibt schon phänomenale Aufnahmen in diesem
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Film, so dass du halt einen Landschaftsblick siehst und du siehst auf einmal
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so eine Herde von Hirschen, ja, und von Rotwild dann über diesen Wiese dann.
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Sieht alles so ein bisschen aus wie Windows XP Hintergrund. Also grüne Wiesen,
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saftig grüne Wiesen und dann Herden von Rotwild, die dann da drüber galoppieren.
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Und dann siehst du aber auch später so eine Jagd, wo dann halt der Alpha,
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dem Hirsch quasi, das ist so dein Kennungsmerkmal, der nimmt dann halt die Tiere
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oder auch Menschen und zieht dann am Kopf so lange, bis dann halt auch die Wirbelsäule rausflutscht.
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Ja, und hat dann den Hirsch auf so einen Baum, also den Hirschkopf auf so einen Baum positioniert.
Micz Flor
0:24:10–0:24:14
Das war doch der Move von Street Fighter 3 oder sowas. Gab es da nicht einen?
Florian Clauß
0:24:14–0:24:18
Ja, also genau, es ist sehr in diese Ästhetik.
Micz Flor
0:24:18–0:24:20
So ein 80er Jahre Arcade-Game.
Florian Clauß
0:24:20–0:24:21
So ein bisschen, ja, also Blood Mouth.
Micz Flor
0:24:21–0:24:24
Kill him oder finish him off move.
Florian Clauß
0:24:24–0:24:27
Ja, das ist wirklich so. Dann siehst du auch im Hintergrund,
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wie dann alle Infizierten sich dann halt an diesen Essen laben.
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Also das heißt, wir haben gewisse Strategien gefunden, um halt zu überleben.
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Das heißt aber, dass die einzelnen Zombies alleine nicht überleben können unbedingt.
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Deswegen gibt es die dann halt eher so in der Horn.
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Und wahrscheinlich ist dann Alpha derjenige, der dann halt auch so die Jagd
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so ähnlich wie bei Wolfen, wird auch erklärt, anleitet.
Micz Flor
0:24:53–0:24:56
Und auf der Insel wissen die das, weil die immer wieder zu diesen,
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die gehen immer mal wieder jagen und kartografieren dann so die Gesellschaft,
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die es da so gibt und erklären die dann sich und damit auch dem Publikum.
Florian Clauß
0:25:04–0:25:09
Ja, genau, aber nicht so explizit, weil das ist nämlich ein ganz wichtiger Punkt,
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den Boyle auch da gemacht hat, nämlich dass wir hier,
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also der Anfang ist auch so, dass die fast wie so eine Montage,
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also der wird auch so von der Filmästhetik her switcht dieser Film zwischen
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so einer Körnigkeit, zwischen diesen epischen,
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Landschaftsaufnahmen, aber auch zu so einem Montagefilm, der fast so von der
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Art her Nouvelle Vague sein könnte.
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Wo dann im Prinzip dann so Archivmaterial von irgendwelchen Engländern im Mittelalter,
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die dann Bogenschützen, dann auf irgendwelche auf irgendwelche anderen Heere dann schießen.
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Also so ein Heer, wie man es so kennt, so aus Monty Python-Filmen.
Micz Flor
0:25:48–0:25:49
Und dann siehst du aber auch so.
Florian Clauß
0:25:50–0:25:55
Aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg dann so marschierende Soldaten und so weiter.
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Also es wird in dieser Anfangsszene wird dann auch erzählt, dass diese Militarisierung der Gesellschaft,
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also diese Community dort, die dann wirklich durch mehr oder weniger in ihrer,
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also in ihrer, wie soll man sagen, so eingeschlossen hat, die sind auch so,
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dass sie nicht unbedingt viel erforschen oder sowas.
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Das heißt, sie sind irgendwo so ein bisschen hängengeblieben auf dem Entwicklungsstand
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und pflegen das durch so paramilitärische Rituale und so weiter.
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Aber es ist nicht so, dass zum Beispiel auch so die Wissenschaft oder irgendwas
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anderes so großartig gefördert wird. Das erkennt man in der...
Micz Flor
0:26:36–0:26:37
Jetzt in dem Dorf, auf der Insel.
Florian Clauß
0:26:37–0:26:41
Ja, auf der Insel. Jetzt wirklich so, es ist wirklich nur diese eine...
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Also man kriegt dann halt im Umkreis keine anderen. Doch, kriegt man dann schon mit.
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Aber man kriegt halt diese Gemeinschaft nur mit.
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Und es ist so, dass zum Beispiel die Mutter von Spike, also die Frau von Jamie,
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dem Vater, der Jamie heißt, die Mutter.
Micz Flor
0:26:57–0:27:00
Das ist jetzt, Jamie war der Vater, der auch mit aufs Land ist.
Florian Clauß
0:27:00–0:27:04
Genau. Die Mutter ist krank und man weiß nicht, was sie hat.
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Sie hat teilweise Gedächtnisverlust, sie hat große Schmerzen,
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sie liegt die ganze Zeit im Bett. Manchmal geht es ihr gut.
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Aber auch die Krankheit wird eher ausgeblendet in der Gesellschaft.
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Weil es gibt keinen richtigen Doktor oder sowas.
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Also wer krank ist, gehört nicht so richtig dazu.
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Wird halt so geduldet, aber wird nicht weiter behandelt. Also irgendwo ist diese
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Gemeinschaft auf einem gewissen Stand dann auch stehen geblieben und pflegt
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dann halt eher oder mehr oder weniger so die Sachen, die sie halt kennt.
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In einem Interview mit Danny Boyle und Garland wird dann halt auch gesagt,
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dass dann die Gesellschaft sich so cherrypicking memories raussucht,
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also so bestimmte identitätsstiftende Erinnerungen.
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Und dass aber auf der anderen Seite so eine Amnesie entwickelt wird bei anderen Einungen.
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Das heißt, da ist so eine Gesellschaftskritik formuliert, will ich mal so sagen.
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Und die Gesellschaftskritik ist halt durch diese Montagebilder und auch,
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wir streifen mehrere Episoden.
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Garland haben wir ja schon mal ausführlich behandelt. Deswegen werden wir nicht
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so viel darüber berichten.
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Garland, der dann in Civil War die Folge. Und wenn man sich die Filme von Boyle
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anguckt, dann weiß man auch, dass Boyle in einem Film häufig das Genre wechselt.
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Also diese 28 Days Later war ja damals auch nicht so ein hundertprozentiger
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Horrorfilm, so ein klassischer Zombiefilm, weil allein die Zombies ja keine echten Zombies sind.
Micz Flor
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Da muss man jetzt gerade für das Publikum sagen, Airquotes, also du hast die
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Anführungszeichen der Luft gemacht, keine echten, also echten Anführungszeichen.
Florian Clauß
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Echte Zombies, Schlage von George Romero zum Beispiel oder Luis Fulci,
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denen wir auch dann diese Zombies, die halt so kriechen, schleppen, nicht rennen können.
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Es sind ja Infizierte, die sterben, haben wir gelernt, die sterben, die brauchen Essen.
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Aber die können diese unglaubliche Energie durch diesen Wutvirus dann und diese
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schnelle Infektionszeit von wenigen Sekunden dann auslösen.
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Der letzte Film, den Garland und Boyle zusammen gemacht haben, ist Sunshine.
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Über den haben wir uns auch, glaube ich, unterhalten. Science-Fiction-Film.
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Ein Science-Fiction-Film.
Micz Flor
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Sunshine ist der, wo die Sonne nicht mehr richtig brennt und die müssen die hochfeuern.
Florian Clauß
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Ich weiß gar nicht mehr genau den Plot, aber es ist auf jeden Fall so ein Science-Fiction-Film,
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der dann irgendwann zu so einem Slasher-Film wird.
Micz Flor
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Aber der spielt ja auch der mit von Oppenheim.
Florian Clauß
0:29:40–0:29:41
Julian Murphy.
Micz Flor
0:29:41–0:29:42
Genau, der spielt auch mit bei Sunshine.
Florian Clauß
0:29:42–0:29:44
Der ist auch Executive Producer.
Micz Flor
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Bei dem dritten Teil jetzt, oder?
Florian Clauß
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Bei diesem Teil. Und er wird jetzt auch, nämlich 28 Jahre später,
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ist als Trilogie angelegt worden. und die haben jetzt schon den zweiten Teil,
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der dann nämlich heißt Temple of Bone, nee Bone Temple, haben die Side by Side schon gedreht.
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Also haben die gleich in Sets genommen, haben da auch gleich gedreht.
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Das heißt, der ist schon im Kasten, ist von einer Frau Regie geführt.
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Sorry, ich habe den Namen jetzt nicht präsent.
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Aber das heißt, da spielt auch Cillian Murphy mit.
Micz Flor
0:30:16–0:30:16
Ah, okay.
Florian Clauß
0:30:16–0:30:21
Und der kommt jetzt auch in diesem Teil vor, aber es ist nämlich Ich weiß nicht,
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ob du diese Filmplakate noch präsent hast, aber es gibt so einen ganz ausgemergelten
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Infizierten, der so aus dem Kornfeld guckt.
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Und er sieht extrem nach Cillian Murphy aus.
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Man dachte erst so, das ist der jetzt. Aber das war er nicht.
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Nein, der kommt dann aber nämlich vor.
Micz Flor
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Oder hat jemand das vom nächsten Teil schon geleakt?
Florian Clauß
0:30:41–0:30:46
Nee, nee, nee, nee. Die haben extra nochmal gesagt, das ist ein Model,
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28-Jährige. Also die haben dann schon mal so den Namen dahinter auch geschrieben,
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in Abspann. Also nicht Silvia Murphy.
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Der Film fängt auch mit dem Ausbruch an, vor 28 Jahren.
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Der ist auch eine ganz tolle Szene, wo dann lauter Kinder, und das ist halt
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so britisch, weil nur eben in England, das hätte ich auch zu Luke gesagt,
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kann man diese Filme drehen, wo dann halt Kinder wirklich dann auch als Zombies getötet werden.
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Das geht halt in amerikanischen Filmen nicht. Der Film fängt so an, dass du siehst dann,
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verängstigte Kinder, wie sie vor einem Teletubby-Fernseher sitzen,
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Teletubbies gucken, ja, und die sind halt ruhiggestellt.
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Und dann kommen die Eltern rein und sagen, wir kommen gleich wieder, komm mal,
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und dann siehst du halt im Hintergrund schon durch die Gleisscheibe der Tür, die so milchig ist,
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wie dann das Blut spritzt und dann irgendwann auf die Kinder und die Kinder
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werden auch gebissen und es wird, ein Kind entkommt, das ist Jimmy,
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Jimmy flieht dann in die Kirche, wo sein Vater dann halt knient vor dem Altar,
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jetzt kommt die Erlösung und lässt sich von dem beißen.
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Also, The Jimmy ist hochtraumatisiert. Der kommt dann am Ende dieser Folge als
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entsprechender Charakter.
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Und der wird in dem zweiten Teil auch eine große Rolle spielen.
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Dann sind die The Jimmy's.
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Gibt es dann eine Bande, die so ein bisschen an Clockwork Orange, an die Druks erinnert.
Micz Flor
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Ah, okay.
Florian Clauß
0:32:08–0:32:12
Also der Film ist wirklich, wir waren ja gerade dabei, dass Danny Boy Genres shiftet.
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Und der fängt als so ein Horrorfilm an, wird aber so ein Kunstcollagefilm.
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Und eigentlich ist es ein Coming-of-Age-Film.
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Da sind wir wieder bei Hänsel und Gretel und sind wieder bei den Coming-of-Age.
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Und eigentlich ist das auch ein Roadmovie-Film.
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Weil das ist natürlich ganz klassisch, diese Coming-of-Age-Roadmovie-Motive
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total komplett erfüllt.
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Eigentlich ist es so ein Initiations-Film.
Micz Flor
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Und dieser Role Coming-of-Age ist der, wie heißt der Junge? Spike?
Florian Clauß
0:32:37–0:32:38
Spike, ja.
Micz Flor
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Das ist der Charakter, dessen Age of Coming ist.
Florian Clauß
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Genau, der ist zwölf und der ist auch voll in diesem Initiationsritual.
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Er hat es bestanden. Also es ist dann so, dass ich war ja gerade noch bei dem
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ersten Teil, ersten Drittel der Handlung, wo Vater und Sohn aufs Festland gehen
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und ich spoil übrigens komplett.
Micz Flor
0:32:59–0:33:01
Ja, ja, das macht es mal. Ich gucke den dann irgendwann mal.
Florian Clauß
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Wo die beiden aus Festland gehen, dann auf die Slowlos treffen.
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Dann kommen die in so ein Haus und da sehen die halt wie ein gefolterter Zombie.
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Und dann wird der Sohn auch, das nennt man dann halt so schwarze Pädagogik,
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das kommt immer so als Begriff, sieh hin, du darfst nicht wegsehen,
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du musst es dir anschauen.
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Der Junge wird dazu gezwungen von seinem Vater dann halt auch eben diese Moral
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zu schlucken oder diese Nicht-Moral, um halt entsprechend sich dann hochzurüsten.
Micz Flor
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Was soll er unbedingt sehen in dem Haus?
Florian Clauß
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Wie er dann halt dieser gefolterte Zombie, der dann irgendwann denkt,
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das ist eine Leiche, aber dann fängt die dann an zu knurren,
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hat dann eben eine Plastiktüte über dem Kopf, deswegen sieht es sein Gesicht nicht.
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Und dann fängt er an und löst sich dann aus seinen Fesseln und droht dann runterzufallen
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und im letzten Moment schießt halt der Vater ihn ab.
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Und der Junge muss es sich anschauen, weil du merkst schon, er wird dann eben
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in so Stresssituationen ängstlich.
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Und der Vater will ihn einfach abhärten. So ein bisschen wie Männerfantasien bei Teweleit.
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Oder auch dieses Militärische, dieses Jungen, die werden gedrillt.
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Also dieser ganze Pfropfen, wo ich mich am Anfang mit Luke darüber unterhalten habe.
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Die saßen übrigens, wir sind jetzt gerade am Boxhackener Platz.
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Nach dem Film haben wir uns nochmal ein Eis geholt und saßen die auf der Bank.
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Haben uns nochmal darüber unterhalten.
Micz Flor
0:34:25–0:34:25
Sehr gut.
Florian Clauß
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Dann kommt es natürlich, wie es kommen muss. Die treffen auf so einem Alpha-Team,
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Und können dann sich über Nacht nicht bewegen, weil die dann in einem Haus festsitzen.
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Und da kommt eine ganz skurrile Traumszene in diesem Haus. Die sind auf dem Dachboden geflüchtet.
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Und auch das hat wieder so eine Ästhetik von so einem Bergmann-Film.
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Also so eine Traumsequenz aus so einem wilden Erdbeeren, wo dann halt irgendwie
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so der Junge halt so gefangen ist und sich nicht bewegen kann.
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Und du siehst halt, dass irgendwelche bedrohlichen Gestalten auf ihn zukommen und so weiter.
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Es ist so stark, auch sehr stark von der Filmsprache und es ist aber auch sehr punkig.
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Also die Filmsprache, lass mich noch mal einen Einschub zur Filmsprache machen,
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weil die auch wirklich interessant ist.
Micz Flor
0:35:10–0:35:16
Aber so ganz vorneweg so von 0 bis 10, 10 out of 10 oder wo bist du mit dem Film?
Florian Clauß
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Ich bin ziemlich begeistert. Ich bin ja wahrscheinlich so bei einer 9 von 10.
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Also ich bin wirklich ich finde es großartig
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finde es auch wirklich so wie der dann geschafft hat diesen suspens so aufzugreifen
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und dann aber was ganz ganz anders daraus zu machen und das ist wirklich so
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der schiff der ist episch da kommen wir noch hin dann oder wir kommen noch hin
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der hat einfach auch so eine also der knüpft auf der ich habe.
Micz Flor
0:35:41–0:35:44
Das gefühl weil du hast so unfassbar viel energie.
Florian Clauß
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Gerade so ein.
Micz Flor
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Bisschen von diesem an dem rage virus mal.
Florian Clauß
0:35:46–0:35:47
Geleckt hat.
Micz Flor
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So ganz viel Druck von innen. Und ich habe so eine Erinnerung,
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die ich jetzt habe, ist kein Traum, aber wir hatten irgendwie in einer kleinen
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Gruppe, ich weiß gar nicht mehr, in welchem Zusammenhang hatten wir Adam Hyde,
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der gerne wandert und gerne Kaffee trinkt, hatten wir so eine Espressomaschine zum Wandern geschenkt.
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Und die funktioniert halt so aus Plastik, aber du machst halt Espresso rein
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und dann kochst du Wasser und machst dieses ganz heiße Wasser rein und dann
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musst du das so durchdrücken oder so durchpumpen.
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Und so kommt mir das so gerade ein bisschen vor, weil du weil du einerseits
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halt so voll mit diesem ganzen Zeug bist, was jetzt Espresso werden muss und
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gleichzeitig, wenn man drückt und drückt, dann kann halt trotzdem nur so ein bisschen durch.
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Also es ist Druck schon auf dem Tank, aber dann auch Druck,
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also es ist nicht so ein Ventil, wo du tuten kannst und die Welt erschütterst,
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sondern du musst das wie so ein Espresso dann alles so durchdrücken und auf
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diese schmale Linearität von Audio legen.
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Ja, das weiß ich auch von deinem Verständnis.
Florian Clauß
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Also nicht, dass dein Verständnis schmal und linear wäre, aber ich habe das
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Gefühl, ich springe, springe, springe und schifte, schifte.
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Aber ich versuche das noch so einigermaßen sinnvoll zusammenhalten.
Micz Flor
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Ich bin total bei dir. Es steckt auch total an, aber es war so intensiv,
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dass ich dachte, ich muss mal fragen jetzt, wo du bist.
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Weil ich habe so das Gefühl, das wird eine lange Nacht werden.
Florian Clauß
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Ja, wir schauen mal. Bis 1 Uhr ist das Gate open.
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Ich versuche, die einzelnen eben zusammenzuhalten und ziehe immer wieder Register
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aus den gleichen Regalen.
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Aber manchmal sind die so ein bisschen übereinanderliegend.
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Deswegen verzeih mir das. Ich versuche die Ordnung da noch.
Micz Flor
0:37:22–0:37:24
Alles gut. Hier kann man über alles reden.
Florian Clauß
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Wir waren bei der Kamera. Die Kamera war ja auch legendär bei dem ersten Teil.
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Der Kameramann, und jetzt muss ich den Namen kurz nachgucken,
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der Kameramann, den kennen wir.
Micz Flor
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Hatten wir auch schon erwähnt.
Florian Clauß
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Weil es wieder eine Referenz einer Folge, die wir vorher gemacht haben, nämlich das Fest.
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Das ist der Kameramann, der auch bei das Fest mitgedreht hat.
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Der hat auch sehr viel bei den ganzen Boy-Filmen, also hat Slumdog Millionär
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gemacht, hat auch Sunshine gedreht und hat auch bei Garland-Filmen mitgedreht.
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Also das heißt, der ist bekannt, das ist nämlich Anthony Dodd-Mendel, das ist der Kameramann.
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Der hat im ersten Teil diese Dogma-Ästhetik da ganz stark mitverarbeitet.
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Dieses Körnige, dieses Grobe, diese Video, das war ja auch so ein Alleinstellungsmerkmal.
Micz Flor
0:38:21–0:38:26
Ja, ich glaube, die haben diesen ersten Film auf der gleichen Mini-DV-Kamera
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gedreht, mit dem Merle, Philipp und ich gedreht haben.
Florian Clauß
0:38:31–0:38:33
Es gibt so einen individuellen Kameratypus, ja.
Micz Flor
0:38:34–0:38:36
Das war die, glaube ich, Canon X-M1 oder irgendwas.
Florian Clauß
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Ja, das war irgendwie genau, das hatten wir auch mal irgendwann erwähnt.
Micz Flor
0:38:38–0:38:41
Ich habe eine, ich kann es dir mal zeigen. Ich weiß nicht, ob es noch geht,
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weil es ist jetzt halt 23 years later. Ich weiß nicht, ob die überhaupt noch läuft.
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Aber das war ja auch das Geniale, diese Befreiung. Was dann irgendwie,
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jetzt habe ich gehört, auch irgendwie viel auf iPhones gedreht?
Florian Clauß
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Genau, diesen Sprung wollte ich gerade machen. Wir haben nämlich,
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das ist ganz lustig, wir haben diese Bullet Time, heißt das.
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Die haben diese Shots, die dann halt so saftig abschließen.
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Matrix Shots. Nämlich, du siehst, wie dann halt der Bogen abgeschossen wird,
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wie der Pfeil fliegt und dann halt so eine kurze Bullet Time.
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Also Bullet Time ist quasi, wo sich das Bild nicht mehr in der Zeit,
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sondern im Raum auflöst.
Micz Flor
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Das ist von Matrix, diese Sache, wo auf einmal alles viel freeze ist und dann
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die Kamera drumherum fährt.
Florian Clauß
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Genau, Matrix hat das so super kultiviert. Das war dann in allen Ohren und jeder hat das dann kopiert.
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Augen auch, ja. Die Technik wurde schon viel früher entwickelt.
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Gab es auch schon in den 80ern bei irgendwelchen Hongkong-Filmen und so weiter.
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John Woo hat auch viel mit dieser Technik gearbeitet. Bullet Time ist jetzt,
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und das hat dann Danny Boyle im Interview gesagt, die haben halt Poor Man's Bullet Time gemacht.
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Und die Poor Man's Bullet Time geht halt so, dass du so ein Rig hast,
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wo du dann halt so zwölf iPhones draufschraubst.
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Und das ist halt das Billigste, was man machen kann. Und dann gibt es wahrscheinlich
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auch eine Software, die du irgendwie Open Source runterladen kannst und dann
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halt irgendwie dein eigenes Bullet Time.
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Und du kannst wahrscheinlich das Rig auch 3D drucken, dass auch irgendeine Anleitung
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zu sein Bullet Time for Home machen kann.
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Und damit haben die total viel gedreht. Und das ist halt so dieser,
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also auch diese Ästhetik von Videospielen.
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Also du siehst halt wirklich so dann...
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Wie der Bogen gespannt wird, wie der Pfeil fliegt, dann wird das halt abgeschlossen
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durch so einen schönen Headshot.
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Und das hat dann halt so eine saftige Ästhetik.
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Und das hattest du mal, ich glaube, in der Gestaltspsychologie-Folge.
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Das war nämlich genau dieser Punkt. Man hat ja immer das Bedürfnis,
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Prozesse abzuschließen.
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Es gibt halt irgendwie so, du hast es mit verschiedenen Beispielen untermalt,
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Aber dass du halt irgendwo was offen lässt.
Micz Flor
0:40:53–0:40:54
Auch in der Kommunikation oder sowas.
Florian Clauß
0:40:55–0:40:59
Da entsteht ja Unruhe. Das Abschließen geht ja auch so weit in der Gestaltswahrnehmung,
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dass du halt irgendwie, wenn du halt quasi viereinhalb Sternchen siehst,
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dann machst du automatisch fünf draus.
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Also das sind so Wahrnehmungsstrategien, die auch in der Werbung und so weiter eingesetzt werden.
Micz Flor
0:41:11–0:41:13
Also der andere Effekt ist.
Florian Clauß
0:41:13–0:41:14
Wenn du 3,99 siehst.
Micz Flor
0:41:14–0:41:15
Dann denkst du an drei.
Florian Clauß
0:41:15–0:41:19
Steht keine vier davor. Aber dieses Ding, so Sachen abzuschließen,
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das ist ja auch zwischenmenschlich und so weiter.
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Und das ist halt so was, was halt total saftig abgeschlossen wird.
Micz Flor
0:41:26–0:41:29
Weil dieser Bullet-Time so ästhetisch abgeschlossen wird.
Florian Clauß
0:41:29–0:41:32
Du hast dann halt einen Body-Count, der zählt dann hoch.
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Du hast dann halt so Experience-Score, der Charakter wird hochgelevelt,
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wird halt so zack, zack, zack.
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Hast du natürlich nicht, aber du hast das Gefühl dabei, weil die Ästhetik kennt man.
Micz Flor
0:41:44–0:41:47
Ja, ich weiß nicht, ich habe jetzt nie drüber nachgedacht. Aber dieses Bullet
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Time, weil wenn wir jetzt darüber denken, was das macht, das macht entweder
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einen Halbkreis oder einen ganzen Kreis.
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Ich meine, bei Matrix kenne ich bei Making-ofs, ich habe ja früher immer die
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Making-ofs gerne geguckt auf DVD-Paketen.
Florian Clauß
0:41:59–0:42:00
Ja, jetzt gibt es keine DVD mehr.
Micz Flor
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Genau, und da war ja alles so Green Screen und dann hast du die Kameras gesehen,
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die dann teilweise auch von unten nach oben liefen, sodass halt die Perspektive
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sich auch änderte, wenn jemand sprang oder so.
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Und ich weiß jetzt nicht, wie das da gemacht wird, aber ich hatte so das Gefühl, es gibt einfach,
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es gibt so nicht nur, dass es halt so ein saftiger Shot ist,
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wo man quasi nochmal so nicht ins Zeitlupe, sondern einen Stillstand erleben
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kann, wie unausweichlich jetzt dieser Schlag oder der Stoß oder der Schuss ist.
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Sondern du hast auch natürlich diesen Moment, wo du den Perspektivwechsel hast.
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Also du kommst halt so von der eine Person kommt an und da hast du ja einen
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Achsensprung drin, den du im Schnitt nicht haben könntest.
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Aber den hast du halt so drin. Das heißt, du kannst dann, wenn du einen halben
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Kreis machst, dann guckst du auf einmal nach.
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In dieser Filmsprache von Schnitt, wo man eben nicht so einen Achsensprung machen
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dürfte, guckst du auf einmal quasi aus dem Opponent-Winkel auf die Szene.
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Wenn du allerdings einmal eine komplette Umdrehung machst, dann zeigst du in
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gewisser Weise die Ausweglosigkeit.
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Die Person ist dann gefangen. Du läufst einmal drum rum und kommst wieder an
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der Position an, wo jetzt der Killshot kommt.
Florian Clauß
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Ja, ja, also dann hast du nochmal dieses Deterministische quasi mit drin.
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Das, was du jetzt sagst. Also du hast einfach keine Chance, da rauszukommen.
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Ja, es sind natürlich die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von so einem Bullet Time.
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Also dass du halt diesen 360 hast. Da war es halt meistens so,
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ich weiß nicht, so ein Grad von nicht mehr als 180. Lass mich lügen.
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180 Grad, ich weiß nicht. Aber es war wirklich so mehr in der Szene und mehr
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so quasi, um den Abschluss zu zeigen.
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Also du hast diese Art von Ästhetik, du hast diese Archivaufnahmen.
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Ja, und das war auch in dem Interview war das so, dass die sich so,
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oh, wir hatten so viel Archivmaterial, das war so toll.
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Also die hatten ja wirklich so irgendwelche, Henry IV.
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Aus Shakespeare, da gibt es ja diese Ansprache an das Englische her.
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Das war auch so ein Vorbild dann halt so, wo die dann halt gegen die Franzosen
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aufmarschiert sind und dann nur noch 20.000, die Franzosen 80.000.
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Und dann gab es halt diese Rede an das Heer, was auch so legendär in der Literatur
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ist und daraufhin halt die Briten haushoch gewonnen haben.
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Und jetzt nochmal so ein Punkt, der auch wieder eine Folge streift.
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Das ist ganz toll, das würde ich freuen.
Micz Flor
0:44:18–0:44:22
Heißt das, dass wir so weit aufgestellt sind oder dass wir immer die gleichen Pfade abtreten?
Florian Clauß
0:44:22–0:44:26
Nein, die Synchronicität, wir sind da im Stream, du weißt schon.
Micz Flor
0:44:26–0:44:27
Jetzt bin ich immer gespannt.
Florian Clauß
0:44:27–0:44:31
Was jetzt kommt. Also das Ding ist halt, um diese Identifikation,
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ein ganz starkes, neben diesem Union Jack und neben dieser ganzen Henry IV und bla bla bla,
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worüber haben wir schon gesprochen, über welche Identifikation der Briten.
Micz Flor
0:44:46–0:44:46
Teletubbies?
Florian Clauß
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Auch, nein, aber hast du eine ganze Folge mitgemacht über Abide with me.
Micz Flor
0:44:54–0:44:55
Das kam auch vor.
Florian Clauß
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Das Lied haben wir gesungen, das
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kam aber wirklich nur so kurz vor und ich dachte, Moment, das kann ich da.
Micz Flor
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Ich kann die Waschstimme mitzwingen.
Florian Clauß
0:45:05–0:45:05
Abide with me.
Micz Flor
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Das passt natürlich. Das ist ja auch...
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Das ist ja auch genau auf diesem Untergrund gewachsen, aus dem Gothic hinein
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in die, ja, okay, spannend.
Florian Clauß
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Ja, es ist halt so ein unglaublich, also nicht identitär, aber identifikationsstiftend,
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dieses Untermauern von der Gesellschaft, dass es erstmal gut so ist, wie wir sind.
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Und wir wollen auch nicht anders werden, sondern wir haben uns da eingerichtet.
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Das ist ja das, was diese Gesellschaft da so mitzieht. Und deswegen haben die
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halt diese ganzen Relikte und Artefakte von Songs, die so urbritisch sind.
Micz Flor
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Das ist echt lustig.
Florian Clauß
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Ja, es ist echt, also ich fände es auch gut, wie viele Sachen sich dann doch da zusammenfalten.
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Ja, und diese Kameraästhetik, das war halt auch so, dass die gesagt haben,
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ja, wenn die jetzt wirklich, das war wirklich eine ästhetische Frage.
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Ästhetischer war, was passiert, wenn wir jetzt halt irgendwie so mit Dogma anfangen.
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Ich meine, da war der Hauptdarsteller in dem,
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28 Days Later waren halt irgendwie nur so zweifarbige Pixel im Widescreen,
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also das kannst du heutzutage nicht mehr machen, deswegen war ziemlich schnell
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klar wir wollen halt da eine andere Ästhetik und deswegen haben die so eine
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Mischform gewählt die von allen etwas dann mit sich bringt und die in der Montage
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auch ganz gut funktioniert,
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du denkst immer so wo bin ich jetzt in welchem Film?
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Also ich finde, da hat er sich einfach eine künstlerische Freiheit genommen,
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die auch so etwas Befreiendes hat.
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Und das ist so überhaupt der Film, der sich aus dieser deterministischen Klammer
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löst und was extrem Befreiendes auch erzählt in seiner formalen Sprache, in seiner Ästhetik.
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Inhaltlich, komme ich gleich zu, wird es nämlich noch viel stärker und er arbeitet
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auch mit Bildern, die man stärker nicht hätte bauen können.
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Kleiner Cliffhanger. Aber ich finde es unglaublich...
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Stark, was er da für eine Bildsprache, was er nicht Bildsprache,
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sondern narrative Bilder geschaffen hat. Auch in der Bildsprache.
Micz Flor
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Aber wenn ich jetzt mal einen Schritt zurückgehe über diese,
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das ist natürlich dann, ich springe raus aus dem Narrativ, aber diese Qualität
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des Bildes, also jetzt wegen Farbe, Pixel, Kontrast, all diese Dinge, das ist ja sowas,
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was zum Beispiel auch bei The Hateful Eight von Tarantino, da ist es so,
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ich habe den halt zu Hause geguckt, auf dem Laptop, und da gab es an zwei Stellen,
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kam halt oben zweimal das gleiche Mal, oben so ein bisschen so der Rand von
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diesem Film rein. Und das war halt eindeutig gefakt.
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Das siehst du natürlich im Kino nicht, weil dann denkst du halt,
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das gehört wirklich dazu.
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Denkt man so, auch wenn es eine digitale Projektion ist. Aber das heißt,
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da gibt es dann immer Fehler, in Anführungszeichen, die irgendwas tun sollen.
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Und jetzt gibt es dann halt so einen Fehler wie das, was Tarantino da scheinbar eingebaut hat.
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Hypothese, ich weiß nicht, ich habe es so wahrgenommen.
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Die soll dich ja ein bisschen reinziehen und rausholen gleichzeitig.
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Und was ich halt so irre finde an diesem Ace, 28 Days Later,
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ist halt diese Ästhetik, also die Befreiung der Kamera einerseits.
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Man konnte relativ schnell und gut drehen und einfach mal drehen,
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wenn gerade niemand in der Straße war und so weiter.
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Aber dann hast du natürlich eine Bildsprache, die total fehlerhaft aussieht.
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Und das Abstruse ist ja dann, was dann entsteht, wenn es fehlerhaft ist.
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So ein bisschen bei Blair Witch Project hast du natürlich auch die Found Footage
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Sache. Da weißt du, dass es Kameras sind, aber dass es sich trotzdem irgendwie
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realer anfühlt, obwohl das Bild viel fehlerhafter ist.
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Und wenn du das Bild aber nicht mehr siehst bei irgendeinem Denzel-Washington-Action-Film
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oder sowas und gar nicht mitbekommst, dass da alles an Farben und sowas reingerechnet
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wurde, dass du da eigentlich die Kamera oder die Bildsprache gar nicht so wirklich wahrnimmst.
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Und das heißt, du könntest argumentieren, das Bild sei da viel echter,
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als dann, es könnte ja eigentlich Distanz schaffen, wenn man anfängt,
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die Körnigkeit und sowas hochzudrehen.
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Aber es ist absurd, was da passiert. Es ist ein bisschen so das Gefühl,
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als ob, je mehr du den Leuten erlaubst, dich aus dem Bild rauszunehmen,
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desto mehr passiert in denen drin, um sich mit dem Bild zu verbinden.
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Denn wenn du so ein durchgängiges Bild hast, wo du halt...
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Einfach denkst, ja, so sieht die Welt aus, dann passiert weniger im Kopf oder
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nicht. Weißt du, was ich meine?
Florian Clauß
0:49:14–0:49:17
Ja, ja, nee, voll. Aber ich glaube, das hat auch was einfach mit der,
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wie die Spannung aufgebaut ist, wie sehr sich dann halt der Zuschauer sich mit
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dem Bild, mit dem Film identifiziert.
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Oder ich hatte ja vorhin schon den Begriff des immersiven Kinos.
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Das ist genau diese Erzählung, dass man so reingezogen wird.
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Es gibt ja nur die Mockumentary, was dann halt Blair Witch Project macht.
Micz Flor
0:49:41–0:49:45
Oder Spinal Tap, weil Mockumentary ist immer auch, die machen sich lustig über
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etwas. Mocking heißt, ich mache mich lustig.
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Also Spinal Tap ist so ein Mockumentary-Film, wo man sich so lustig macht über
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solche Bands oder sowas.
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Aber Blair Witch würde ich jetzt Nicht mit dem Titel belegen,
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weil es ist ja keine Comedy in dem Sinne.
Florian Clauß
0:49:59–0:50:03
Ja, nee, das stimmt, das stimmt. Ich habe mal so eine Studie gelesen,
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die fand ich ganz interessant. Ich weiß nicht, ob ich das schon mal erwähnt habe.
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Die haben jetzt auch so, ich weiß nicht, wie die die Emotionalität oder die
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quasi Identifikation des Zuschauers beim Betrachten eines Films gemessen haben.
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Aber die haben jetzt mal gemessen, wie weit sich das dann abweicht,
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wie größer der Screen wird.
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Und da haben sie halt irgendwie so, weiß ich nicht, bei Whitescreen und so weiter
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dann halt voll Dolby, bla, dann ging das aber runter bis irgendwie so,
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keine Ahnung, YouTube wieder 480 Pixel.
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Und die haben aber dann bei bestimmten Filmen keinen Unterschied festgestellt.
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Das heißt, die Leute waren dann so fest, also das ist glaube ich schon die Art
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zu inszenieren, wie man den Zuschauern einspannt, dann ist es halt egal von dem.
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Aber du, deine These wäre ja, durch diese Artefakte, durch diese Körnigkeit
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wird ja nochmal quasi so eine Realität erzeugt, die noch mehr identifiziert.
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Also das fand ich auch diese Körnigkeit. Ich habe nur kurz in 28 Tage reingeskippt,
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weil ich den als DVD zu Hause bei mir als Privatcopy habe.
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Dann konnte ich halt wirklich so sehen, dass der immer noch wirklich so eine
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Ästhetik hat, die irgendwie was Befremdliches, aber was total Faszinierendes
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auslöst, also wie du das beschrieben hast.
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Also das ist auch vielleicht einfach so eine Zeit, wo es diese Medien so gab,
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so wie du dann halt irgendwie die Hitchcock-Filme in, was war das für ein Format?
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Also auf jeden Fall dieses legendäre Farbformat, was dann Kodak erzeugt hat.
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Das ist einfach so eine Zeit, wo dann diese Geschichten erzählt wird.
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Und da hat, glaube ich, Dogma ganz viel dazugetan.
Micz Flor
0:51:35–0:51:38
Ich würde gerade sagen, das sind eben auch diese Übergänge. Weil du hattest
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bei Dogma in der Folge, die wir hatten, da war es ja dann so,
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dass die alle noch irgendwie auf Filmen gedacht haben, als sie das Dogma geschrieben hatten.
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Aber dann zum Beispiel Idioten dann schon auf Video gedreht wurde,
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wo man einfach ganz anders mit Licht und allem Möglichen umgehen konnte.
Florian Clauß
0:51:55–0:51:55
Ja.
Micz Flor
0:51:56–0:51:58
So, warte, wir müssen jetzt die Straße überqueren.
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28 Minutes später.
Florian Clauß
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Wir sind jetzt hier auf der Frankfurter Allee und suchen uns einen Slot,
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wo wir über die Straße gehen können.
Micz Flor
0:52:11–0:52:15
Hast du eine Tour oder lässt du dich heute treiben? Nee, ich habe so eine grobe Tour.
Florian Clauß
0:52:15–0:52:18
Ich würde sagen, wir sind jetzt gerade durch die Kreuzka gegangen.
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Dann passt das vom Thema her, dass wir hoch zur Riga gehen.
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Und ich muss gestehen, wir sind so ein bisschen auch die Orte abgelaufen,
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das habe ich ja schon in der Einleitung gesagt,
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wo Luke und ich, an der Plansche am Boxhagener Platz waren, wo er quasi mehr
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oder weniger groß geworden ist.
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Und hier überall habe ich auch gewohnt, in der Türschau, in der Säumestraße
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und in der Riege, da habe ich auch mal gewohnt.
Micz Flor
0:52:49–0:52:50
Ah, das wusste ich gar nicht.
Florian Clauß
0:52:50–0:52:54
Ja, aber im vorderen Teil. Deswegen ist es auch so ein bisschen Home Run hier.
Micz Flor
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Das heißt, du hast keine Tour rausgesucht, weil du hier alles kennst wie deine Westentasche.
Florian Clauß
0:53:01–0:53:06
Ich dachte, wir laufen jetzt hoch und wir gehen so in Richtung Storkower Straße
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in dieses Neubaugebiet.
Micz Flor
0:53:09–0:53:09
Ah, spannend.
Florian Clauß
0:53:09–0:53:10
Das ist dann halt auch so.
Micz Flor
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Jetzt gehen wir vom Material weg ins Narrativ, ne?
Florian Clauß
0:53:19–0:53:21
Jetzt gehen wir ins Narrativ.
Micz Flor
0:53:21–0:53:24
Also nicht mehr im Horizontal, sondern im Vertikalen jetzt.
Florian Clauß
0:53:24–0:53:30
Wir waren stehen geblieben bei der Dachbodenszene, ja. Und es kommt, wie es kommen muss.
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Die treffen eben auf eine Gruppe von Infizierten, die angeführt werden von einem
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Alpha. Deswegen kommen die da nicht so einfach weg, verpassen die Ebbe,
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wo sie wieder zurückgehen können auf ihre Insel und müssen dann halt,
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Boden nächtigen. Und in dieser Konfrontationsszene, wo die gejagt werden von mehreren Infizierten,
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da passiert es auch so, dass der Spike einfach so ängstlich ist und dann nicht schießen kann.
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Oder der verfehlt dann und hat dann natürlich ein großes Gefühl des Versagens.
Micz Flor
0:54:09–0:54:10
Aber es kommen niemanden zu Schaden dadurch.
Florian Clauß
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Können und kommen. Und dann schaffen die es am nächsten Morgen zum Strand zu kommen.
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Und die Flut ist gerade so weit zurückgegangen, dass die drüber gehen können.
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Und in dem Moment kommt der Alpha von hinten.
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Und dann gibt es aber auch so eine ganz epische Szene. Du siehst,
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wie die dann halt über diesen Pfad im Knie, diesem Wasser, diesmal rennen.
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Und der Alpha dann halt so stolz wie so ein Terminator hinter ihnen herläuft.
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Und sie halt dann jagt. Denn dann siehst du halt so einen völlig übertriebenen Sternenhimmel.
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Also mit so großartigen, also Galaxien, Sternen, also Milchstraßen und so weiter.
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Aber eigentlich so nordlich dann alles so.
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Und alle haben sich gefragt, ja wie? Wie kommt denn dieser Stern?
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Und das war auch die Anekdote dazu.
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Dass Danny Boy meinte, wenn man mit Kindern dreht, darf man nur alle 14 Tage
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eine Nachtaufnahme machen.
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Die hatten halt nicht so viele Shots für
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Nachtaufnahmen und deswegen haben die dann halt aus diesem Mangel dann eine
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Tugend gemacht und dieser ganzen Fahrt diese ganze Szene im Studio nachgedreht
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und konnten halt natürlich da einen Sternenhimmel inszenieren noch und nicht
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und deswegen ist dann halt dieser Sternenhimmel draus geworden und die kommen halt vor das Tor,
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schreien zu den Torwachen, schießt dann wachen die auf, die haben alle so ein
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Gedös geschlafen und holen halt diesen Riesenpfeil raus und können dann halt im letzten Moment,
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wo der Alfa dann halt sich quasi über die lehnt, können sie den dann noch beseitigen.
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Ja, und kommen dann halt, du siehst dann gleich im nächsten Cut,
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wie dann alle die Initiation von dem Spike feiern.
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Ja, er darf Bier trinken. Der Vater erzählt dann halt, wie kaltblütig Spike.
Micz Flor
0:56:03–0:56:08
Das hatten wir. Das ist dann jetzt quasi Rocker, wo die Jugendlichen Bier trinken.
Florian Clauß
0:56:08–0:56:12
Wir kommen jetzt zurück, ja.
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Rauchen und Bier trinken, ja. Und dann sagt Spike, aber ich habe ihn doch gar
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nicht erschöpft, ich habe doch so gezittert.
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Ist egal, die Geschichten werden erzählt und so.
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Und da will er lieber zu seiner Mutter, er fühlt sich dann lieber zu seiner
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Mutter, er sieht dann halt auch wie sein Vater mit einer anderen eine Affäre hat und,
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ist dann völlig verstört, dann kommt quasi der zweite Teil der Geschichte, nämlich...
Micz Flor
0:56:41–0:56:43
Ich wollte dann, bevor wir jetzt in den zweiten Teil kommen,
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also jetzt im zweiten Teil, weiß nicht, wie ich mir das vorstellen kann,
0:56:46–0:56:47
das ist wirklich quasi...
Florian Clauß
0:56:47–0:56:52
Nee, es ist für mich ein Narrativzweiter. Es geht wirklich ineinander über.
Micz Flor
0:56:52–0:56:55
Weil das, was mir noch vorhin so am Anfang so im Kopf war, war so,
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dass es so ein bisschen diese zwei Gesellschaften, also einerseits haben wir die Zombies,
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in Anführungszeichen, keine echten Zombies, Und dann haben wir die noch Menschen auf dieser Insel.
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Und so wie du es beschrieben hast, hatte ich so dieses Bild,
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dass die Menschen sich kulturell zurückentwickelt haben in so ein Äquilibrium
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hinein. So können wir leben.
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Wir haben keinen Doktor, wir brauchen unsere Krankheiten nicht.
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Das kann man essen, das kann man nicht essen. Wir kriegen das alles irgendwie hin.
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Also eine Harmonie herzustellen, mit der die leben können. und gleichzeitig
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bei der Ermangelung an technischen oder wissenschaftlichen Gütern,
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dann mussten die dann halt eher so ein, wie würde man sagen,
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so ein mittelalterliches, klischeehaft mittelalterliches Bild fahren.
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Und auf der anderen Seite hast du dann die Menschen, die infiziert waren und
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die haben sich hochentwickelt.
Florian Clauß
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Sorry, dass ich jetzt einhake, aber das muss ich nochmal klarstellen.
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Es gibt diese Standard-Infizierten.
Micz Flor
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Die sind noch mehr oder weniger so wie vorher. Nein, genau.
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Aber nach 28 Jahren gibt es trotzdem so dieses Gefühl, auf der einen Seite haben
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sich die Menschen dann in der Isolation zurückentwickelt und das Pendant,
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dieser Junge, der weggerannt ist, war ja dann quasi auch ein Teil von Spike,
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der ja auch am liebsten weggerannt wäre scheinbar.
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Also da haben wir so eine Form von Annäherung gefühlterweise.
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Die einen können weniger als wir Menschen, die wir im Publikum sitzen und die
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anderen können mehr als die Infizierten aus dem ersten Teil.
Florian Clauß
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Genau, also man, ja, ich würde es vielleicht nicht so, Menschen auf der einen
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Seite der Berge uninfizierten und das Gewicht pendelt sich aus,
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so würde ich es vielleicht nicht darstellen, aber es ist so, die haben keinen Strom,
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die haben wirklich nur ihre Lieder und Gesänge, ein bisschen Äpfel und.
Micz Flor
0:58:40–0:58:44
Also ein bisschen wie Game of Thrones, so Beyond the White Walkers.
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Also die haben so einen spekulativen Raum, wo sie noch so drüber nachdenken,
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wie die so sind, wie die so funktionieren.
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So eine Form von Forschung auch über den, in Anführungszeichen,
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Feind auf der anderen Seite.
Florian Clauß
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Genau, und das ist halt auch das Ding, die machen sich da keine großen Gedanken.
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Also es ist nicht so der Wille da irgendwie so, die irgendwie zu verstehen,
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sondern die haben Kategorien.
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Das ist Alpha, Slow-Low, das ist halt ein Infizierter. Die sind halt so verfügbar,
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ja, im Jagdmasse, aber mehr auch nicht.
Micz Flor
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Und es gibt auch keine Notwendigkeit eigentlich, aus Festland zu gehen.
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Die sind autonom, die gehen nur für dieses Ritual aus Festland und bringen da jemanden um.
Florian Clauß
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Genau, es gibt noch irgendwo eine nachgeschobene Erklärung, dass dann Jamie,
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der Vater, sagt hier, Spike, als die in so einem Haus sind, schau mal durch
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alle Schubladen, man findet immer noch mal wieder was, was andere übersehen haben.
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Also das heißt, es gibt schon so, dass man so ein bisschen so halt dieses Jäger
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und Sammler, vielleicht findet man noch ein Artefakt aus vergangenen Zeiten,
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mit dem man irgendwas machen kann, ja.
Micz Flor
0:59:47–0:59:52
Und diese Infizierten, die wir da sehen, das sind jetzt auch keine neuen Infizierten,
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sondern die sind einfach immer noch die übrig gebliebenen und nicht verhungerten
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von damals. Die sind auch neu.
Florian Clauß
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Das heißt, das Virus ist ja immer noch aktiv.
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Man kann davon ausgehen, dass es durchaus Infizierte gibt, die halt 28 Jahre
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dann halt, weil sie verstanden haben, eben zu essen und so weiter,
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sich zu ernähren, dass es die von der ersten Stunde sind.
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Aber man kann auch davon ausgehen, dass es halt so neue dazugekommen sind.
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Und man weiß sogar, es wird gezeigt, dass es wirklich kommt zu der Geschichte.
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Bike ist bei seiner Mutter, genau, ich habe eine wichtige Episode vergessen,
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und zwar, als sie da auf dem Dachboden sind,
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ist auf der einen Seite der Alpha, den sie dann so im Sonnenuntergang sehen,
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auf der anderen Seite in der Nacht sieht auf einmal das Bike ein Feuer.
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Und dann fragte sein Vater, was ist denn das für ein Feuer? Und dann will er
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gar nicht so richtig drüber reden.
Micz Flor
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Und dann kriegt er aber raus.
Florian Clauß
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Dass das Feuer von Dr. Carlson ist.
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Und Carlson war ein Doktor, der dann mit ihm, irgendwann, das war kurz ein Nahausbruch
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des Virus, den haben wir dann nun mal so besucht vom Weiten.
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Und als die dann halt den gesehen haben, hat er dann, siehst du,
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eine Szene, wie er ganz viele Leichen auf einer Riesenwiese so symmetrisch angeordnet hat.
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Und er hat dann so ein Feuer entfacht.
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Als er dann halt die anderen sieht, dann winkt er denen so, dass die zu ihm kommen sollen.
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Und die denken halt, oh nee, der verrückte Doktor, ja gehen wir lieber mal.
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Baik fragt ihn, was ist denn ein Doktor? Und dann kriegt er halt von einem anderen
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Dorfbewohner die Information, der Doktor ist halt so, die Menschen heilen.
Micz Flor
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Ah, okay, und jetzt will er dann los und will die Mutter heilen.
Florian Clauß
1:01:34–1:01:38
Das ist nämlich der zweite Teil der Narration. Das ist dann halt quasi genau
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dieser, also eigentlich ist es eine traditionelle,
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von der Initiation her ist er jetzt eigentlich ein voll anerkanntes Gemeinschaftsmitglied,
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weil er hat die Prüfung, hat er dann bestanden, ja, und hat dieses Aufnahmeritual in die Gemeinschaft.
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So hat er alles durch, ja, eigentlich, aber jetzt zieht er erst mal los, ja.
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Das heißt, er nimmt seine Mutter und die beiden ziehen dann halt aufs Land,
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aufs Festland. Er sucht dann eben diesen Dr.
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Kersen auf diesem Weg dorthin.
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Ja, das ist auch eine starke Szene, wo,
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Wo dann auch seine Mutter in einem lichten Moment, so ist es natürlich diese
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Kombination eher mit seiner Mutter, ist natürlich viel anfälliger.
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Du merkst aber schon, dass er abgebrühter wird. Dass er diese Vision hat, da was zu machen.
1:02:29–1:02:32
Und dass er abgebrühter wird und dass er das halt auch sich zutraut.
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Weil er das für seine Mutter als einzige Chance sieht, dass sie irgendwie geheilt
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werden könnte. Und die ziehen dann übers Land.
Micz Flor
1:02:39–1:02:44
Aber der geht dann also bei Ebbe wieder, aber nur er oder er und die Mutter?
Florian Clauß
1:02:44–1:02:47
Ja, er nimmt die Mutter mit. Er und die Mutter.
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Er legt ein Feuer als Ablenkung und geht dann mit der Mutter und du siehst dann
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halt, dass die an den Strand gehen und in Richtung halt dieses,
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und die nächtigen dann in einer Kirche und du siehst dann halt auch,
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wie so ein Slow-Mo dann anfängt auf ihn zuzukriechen und er so eingeschlafen
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ist und auf einmal im letzten Moment der Slow-Mo Solo fängt erstmal an.
Micz Flor
1:03:07–1:03:10
Dann die Schnürsenkel von ihm aufzusaugen, weil er denkt, das wäre ein Wurm.
Florian Clauß
1:03:15–1:03:19
Und dann irgendwann rafft das Lolo, au, das ist ja was mehr.
1:03:19–1:03:23
Und dann türmt er sich so auf und in dem Augenblick wird so eine Decke über
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ihn geworfen und er wird dann halt so weggezogen.
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Und dann siehst du halt, dass am nächsten Morgen die Mutter dann ihn in so einem
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lichten Moment dann gerettet hat.
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Und dann siehst du halt, wie das Lolo da tot rumliegt und die Mutter ihn gegen
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einen Stein gepfeffert hat und damit ist er gestorben.
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Eine andere Szene, wo dieser Skinny-Typ dann, den alle für Sian Murphy gehalten haben,
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da gibt es auch, der enttürmt sich auf einmal auch vor ihm, der wird dann aber von Spike,
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erledigt und dann hat er wirklich so einen satten Body-Cow und bei dem war wirklich
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so unverblümt dann halt auch so ein Kopfschuss ihm gelingt, da merkst du halt
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irgendwie, in den Stresssituationen wird er sehr zielsicherer.
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Also er levelt sich da auch wieder ab.
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Und ja, dann kommen sie halt auch natürlich auf so einen Alpha,
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das heißt in so eigentlich ausweglose Situationen und auf einmal siehst du wie
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so ein Blasrohrpfeil diesen Alpha trifft und der Alpha dann so anfängt so einfach
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stillzustehen und dann kommt halt dieser Dr.
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Kersen und sagt zu ihm so, aha das hält dir ein bisschen ruhig,
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ich habe ja eine Tinktur aus irgendwelchen Stoffen, das stellt dir ruhig und
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tötet dich nicht, aber dann ist er jetzt erstmal für eine Zeit,
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aber wir müssen hier weg.
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Und der Dr. Kersen ist halt so voll in orangener Montur.
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Also der hat sich so eingerieben, sieht aus wie so ein Schamanen.
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Er erklärt dann auch, dass das Orangener, dass das Jod sei und das würde den Virus dann abhalten.
Micz Flor
1:04:56–1:04:59
Also ein bisschen Aluhüte oder Wissenschaft?
Florian Clauß
1:05:00–1:05:07
Sorry, nee, das ist genau diese Ambivalenz. Ich habe eine komplette Szene vergessen,
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die muss ich jetzt noch nachlesen.
1:05:09–1:05:13
Nämlich, du siehst zwischengeschnitten wie eine Gruppe von Soldaten.
Micz Flor
1:05:13–1:05:18
Und die aber hochgerüstet sind. Das heißt, du weißt, es gibt irgendwo eine Zivilisation.
Florian Clauß
1:05:19–1:05:22
Die halt Soldaten herstellen kann mit Waffen und so weiter.
1:05:22–1:05:26
Also die haben MGs. Das heißt, du kannst jetzt dann extrapolieren,
1:05:26–1:05:31
dass da die Kultur nicht so runtergegangen ist wie da in Schottland.
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Sondern dass die dann, und die sind auch von einem Boot, was dann halt schiffbrüchig
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aus Schweden geworden ist, um die Insel rum.
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Die haben gesagt, die waren auf Quarantäne-Patrouille.
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Dann sind die gestanden. Irgendwie sieben Soldaten und so weiter kommen halt
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so in diese typischen Zombieszenen.
1:05:50–1:05:53
Ja, gehen halt in den Tunnel rein, kommen nur noch drei raus und so weiter.
1:05:53–1:05:56
Also werden nach und nach von den Zombies dezimiert.
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Aber auch sehr schön inszeniert alles.
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Ja, so ein bisschen wie Black Summer. Das ist auch, was ich erwähnt habe.
Micz Flor
1:06:03–1:06:06
Diese Seh. Habe ich auch nie von gehört.
Florian Clauß
1:06:06–1:06:09
Oh, die ist so, das ist wirklich so immersiv.
1:06:10–1:06:17
Ich kenne auch andere Zombie-Filme, die nicht ranreichen an diese Suspense.
1:06:17–1:06:20
Die legt dich einfach komplett runter.
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Das ist wirklich Wahnsinn. Black Summer, große Empfehlung.
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Aber dann kann man nicht schlafen, weil man so viel Adrenalin im Blut hat.
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Das ist wirklich diese typischen Tunnel-Szenen, wo die dann durchgehen und du
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siehst dann nur dann irgendwie den Lichtschein der Stirnlampe.
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Und dann diese Jump-Cuts, die dann entstehen, wenn du dich umdrehst und dann steht ein Zombie da.
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Also du hast dann diese Szenen und zurück bleibt dann im Prinzip einer,
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der Eric heißt, aus Schweden kommt.
Micz Flor
1:06:52–1:06:54
Wie die anderen werden alle platt gemacht, von Alphas oder was?
Florian Clauß
1:06:54–1:06:57
Ja, die werden halt von den anderen Zombies plattgemacht. Die kommen in so eine
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Herde rein und einer nach dem anderen wird plattgemacht und einer überlebt.
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Du siehst dann halt so parallel dazu geschnitten, siehst du,
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wie Spike und seine Mutter in eine Tankstelle flüchten.
Micz Flor
1:07:10–1:07:12
Die heißt nur noch Hell.
Florian Clauß
1:07:12–1:07:13
Das ist auch so ein klassischer Witz.
Micz Flor
1:07:14–1:07:14
Das ist lustig.
Florian Clauß
1:07:15–1:07:20
Auf der Flucht vor dem Alpha. Und die Infizierten kommen nach,
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aber die kriegen alle keine Luft mehr, Weil in dieser Tankstelle sich dann halt
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so ein Benzolteppich gebildet hat, der auf so einer gewissen Höhe dann da die
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ganze Luft nimmt, giftig wird.
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Und Eric schießt von oben rein und der ganze Teppich, der Benzolteppich,
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fängt dann halt an zu brennen.
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Und die sind halt unten und können sich damit retten.
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Und die ganzen Zombies verbrennen. Und dann gibt es dann diese Schicksalsgemeinschaft
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von den Dreien, Eric und die beiden.
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Und die Mutter sagt schon, also Eric ist halt so ein Typ, der dann erzählt,
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ja, seine ganzen Freunde sind Essenslieferanten geworden, aber er wollte was
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Sinnvolles machen in der Welt und deswegen ist er zum Militär gegangen.
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Alle um ihn herum, alle Kollegen wurden halt dezimiert. Also die Frage,
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wie viel sinnvoll ist, das eigene Leben dann für sowas herzugeben, die sind dann...
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Weiter auf der Flucht von Infizierten. Und dann kommt diese Szene,
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wo dann die Mutter in einem...
Micz Flor
1:08:19–1:08:21
Dann sind sie zu dritt jetzt. Und der Doktor?
Florian Clauß
1:08:22–1:08:23
Der Doktor kommt ja später.
Micz Flor
1:08:23–1:08:25
Ach so, okay, du bist zurückgesprungen.
Florian Clauß
1:08:25–1:08:28
Ich bin zurückgesprungen. Es gibt dann diese Szene, wo die Mutter auf einmal
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in so einem Zug hört sie Schreie.
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Und dann geht sie auf einen Abteil zu und sieht dann, wie so eine Infizierte
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da so schreit und denkst erst mal, geh weg, geh weg.
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Und dann ist es aber so, dass die Infizierte schwanger ist und die Mutter spürt
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so, okay, das ist hier eine Geburtsszene.
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Und sie fängt dann an, das ist halt total kitschig auch, aber irgendwie so völlig
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übertrieben, wo es dann halt wirklich so wieder funktioniert.
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Nämlich dann hilft sie der Infizierten bei der Geburt.
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Sie reichen sich dann die Hand und dann kommt das Kind raus.
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Und das Kind ist nicht infiziert.
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Der Doktor wird später sagen, das ist das Wunde der Plazenta.
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Ja, also es kommt diese ganze Covid-Lernkurve rein, die wir alle mitgemacht haben,
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ja, also was dann die Plazenta alles abhalten kann und es wird das Baby geboren,
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das Baby kommt, also es ist halt so,
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es ist eines von diesen beiden starken Bildern, die ich meine,
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ja, so das, der schwangere Grab, das ist ja auch so eine,
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also das heißt, das Leben, das Leben gebärnde Tote, ja, das ist ja,
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Deutlicher könntest du es ja nicht machen. Dieses Baby kommt und sie nimmt das Baby mit.
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Eric schießt dann erst mal die Mutter tot, weil die dann wieder so einen Rage-Modus verfällt.
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Schießt sie tot, dann kommt da hinten der Alpha.
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Man weiß es nicht, das ist wahrscheinlich nicht der Vater, weil sonst hätte
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das Kind ja quasi, hätte ja den Virus.
Micz Flor
1:09:58–1:10:00
Wenn er dann befürchtet werden würde von einem.
Florian Clauß
1:10:00–1:10:04
Also deswegen ist anzunehmen, dass die dann halt im schwangeren Zustand,
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in diesem Zustand dann gebissen worden ist.
Micz Flor
1:10:06–1:10:09
Biologisch, glaube ich, ist es ja wirklich so, wenn diese zwei Zellen,
1:10:10–1:10:13
das würde auch ohne, aber egal, würde auch ohne gehen, glaube ich.
Florian Clauß
1:10:13–1:10:18
Okay, also vielleicht, ja, ich bin jetzt davon ausgegangen, dass das nur so
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passieren kann, dass sie halt quasi im schwangeren Zustand infiziert wurde.
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Die nehmen das Baby, der Alpha zieht auch erst mal dem Eric die Wirbelsäule raus.
Micz Flor
1:10:30–1:10:31
Ach, der ist dann schon tot.
Florian Clauß
1:10:31–1:10:34
Der ist dann tot, ja. Der ist dann tot. Und da kommt halt diese Szene,
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wo die mit dem Baby, deswegen bin ich zurückgesprungen, mit dem Baby auf dem
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Arm wegrennen und der Alpha hinter ihnen her und dann kommt dieser Pfeil.
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Und dann folgen wir dem Dr. Carson, der hat sich dann, man sieht auch, da ist eben das Feuer.
Micz Flor
1:10:53–1:10:56
Das ist Voldemort, der Schauspieler.
Florian Clauß
1:10:56–1:10:59
Das ist der Wolle, die Fans, genau. Die gehen dann halt auf so ein Seil,
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wo dann halt quasi über so einen Graben, wo dann sagt, ja, das hält dir etwas ab.
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Und du siehst, du folgst erst mal den Blicken nur so, also den Blicken der Schauspielerin.
1:11:11–1:11:15
Und dann sagt er, was ist denn das hier?
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Und dann sagt der Doktor Gersen, ja, auf diese Frage habe ich 13 Jahre gewartet.
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Und dann kommt halt dieser Shot und das ist halt so das, was wir vom Trailer her kennen,
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dass du siehst halt erstmal Türme aus Knochen, ja, also so Türme und dann kommt
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diese Schädelskulptur, die dann ein ganzer, also die ganze Skulptur aus Schädel ist, ja. Dr.
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Kersen ist dann derjenige, der dann halt das Ganze als Memento Mori,
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also den Toten, erinnert. Du bist selber sterblich.
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Er ist eigentlich ein totaler Schamane, gleichzeitig aber die Figur in dem Film.
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Die größte Compassion, also das größte Mitgefühl entwickelt.
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Und er aus dieser Situation heraus den Toten erneut, will, möchte und den an ein Denkmal setzt.
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Und das ist nochmal so ganz deutlich, das ist nämlich dieses zweite Bild,
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das ganz deutlich zeigt, dass im Tod sind alle gleich, diese Schädel,
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die haben noch den, also genau, er hebt dann noch die,
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Kopf von Eric auf und kann man auch gebrauchen. Und dann fängt er an,
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sein Ritual zu machen, wo dann so ein Stahltank,
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wird dann halt der Schädel gebleicht, eingekocht und über das Feuer gehalten
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und dann kommt der halt quasi als blanker Schädel raus und er sucht ihm dann einen Platz.
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Also das heißt, er macht Kunst, er macht Knochenkunst.
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Und damit knüpft er auch wieder so an diese ganz alten Rituale,
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die du auch in verschiedenen anderen Kontexten findest, wo dann halt,
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ich weiß nicht, du kennst vielleicht diese.
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Es gibt von Svankmeyer, Jan Svankmeyer ist so ein Experimentalfilmer,
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Animationsfilmer, der Alice in Wonderland gemacht hat, so in den 70ern, 80ern.
Micz Flor
1:13:14–1:13:14
In Tscheche, oder?
Florian Clauß
1:13:14–1:13:18
In Tscheche. Und es gibt in Tschechien, das war einer deiner ersten Kurzfilme,
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gibt es so eine Kirche, die auch mit irgendwie so 40.000 Knochen und Schädeln
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und so weiter ausgestattet ist.
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Und da lässt die Knochen dann tanzen, hat einen Animationsfilm aus diesen ganzen
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Skulpturen und aus diesen ganzen Sachen gemacht und das ist sehr,
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ich hatte den auch damals wirklich gesehen,
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glaube ich so Anfang der 90er oder so, da gab es so eine Zeit, wo man total gerne.
Micz Flor
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The war is out.
Florian Clauß
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Wo man so Swankmaier-Filme geguckt hat.
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Oder die Katakomben von Paris, die ich auch vor nicht allzu langer Zeit besucht habe.
Micz Flor
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Mit dir kann man einfach über alles reden.
Florian Clauß
1:14:06–1:14:11
Und es hat mich massiv beeindruckt. Es war eh so ein Tag in Paris.
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Das war vor ungefähr zwei Jahren.
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Das muss ich kurz als Anekdote einstreuen. da war ich erst in den Katakomten
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ich wusste nicht so richtig was mich erwartet,
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ich kannte natürlich die Bilder und so weiter und dann habe ich mich so ein
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bisschen von der Gruppe gelöst weil ich halt nicht irgendwie diese ganzen Audioguide durchgehört habe,
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sondern ich bin halt einfach weitergegangen und habe dann halt die Situation
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im Audioguide übersprungen war dann halt teilweise alleine in diesen Gängen und das ist wirklich,
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überwältigend wenn du dann halt diese angehäuften Schädel siehst, wenn du diese,
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Arrangements dann von Knochen und Schädeln.
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Und es wird immer mehr, es wird immer mehr. Du denkst so, oh,
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oh, oh, noch eine Abzweigung.
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Und du bist halt so mitten, also du läufst bestimmt so ein, zwei Kilometer,
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die dann zugänglich sind, läufst du da lang und findest halt immer mehr solche
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Skulpturen. Also wirklich überwältigend.
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Am Ausgang kommst du ganz woanders raus. Da werden die Taschen kontrolliert.
Micz Flor
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Da hast keiner Knochen mitnimmt.
Florian Clauß
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Mir kam halt gerade dann einer, ich wollte hochgehen. und du gehst dann halt
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relativ tief runter und dann wieder hoch.
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Und dann kam mir einer entgegen und dachte, wieso geht der nicht raus?
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Und dann war mir klar, dass der wahrscheinlich irgendwie so einen Schädel in
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der Tasche hatte und dann halt irgendwie, dass der Controller entgehen wollte.
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Also als ich dann aus diesem Knochenlager, diese Katakomben sind ja so entstanden,
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die Pest in Paris gewütet hat und irgendwann gab es dann halt nicht mehr genügend
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Platz und dann haben die halt die alle irgendwie so in die also Löcher gegraben,
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die Leichen runtergeworfen und dann mit Kalk überdeckt und so weiter und dann
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lagen die ganz lange da und irgendwann haben dann halt so Mönche angefangen
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aufzuräumen und halt diese Kunstwerke zu schaffen,
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also das war auch so dieses Memento Mori und ich.
Micz Flor
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Bin mir sicher, ich habe auch in der Folge über Drood von Charles, also,
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über Charles Dickens, von Dan Simmons darüber gesprochen,
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wie der Erzähler einen Plan, Charles Dickens umzubringen und ich glaube,
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in der Kirche von Rochester dann den Typ besticht, der sich um die Kirche kümmert
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und die haben dann auch so schmale Pfad und der zeigt dir so einen Ort, wo er dann,
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die Gebeine eben von Charles Dickens dann verschwinden lassen kann.
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Also dann entlässt man das hinein in die Ewigkeit. Das ist Teil der Vergangenheit
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in der Zukunft. Aber nicht mehr der Gegenwart. Back to the 28th.
Florian Clauß
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Ich wollte noch so weiter erzählen, weil dieser Tag in Paris war dann so intensiv.
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Ich habe mich dann mit Karin Friedhof Montparnasse getroffen.
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Montparnasse ist so einer der schönsten Friedhöfe in Paris, wo so lauter bekannte
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Persönlichkeiten begraben sind.
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Simone de Bois, Sartre, nicht Camus, Sartre, dann Genspo und Agnes Verda. Also die ganzen,
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Die ganzen großen Persönlichkeiten sind da begraben.
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Und wir sind dann halt extra zu diesem Friedhof gegangen, weil kurz vorher Jane Birkin gestorben ist.
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Und die wurde dann auch dann, also sie hatte kein eigenes Grab,
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sondern sie wurde dem Grab ihrer Tochter beigesetzt.
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Aber das war dann halt so, weil wir das Grab sehen wollten.
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Und danach, das ist dann Montparnasse, das ist dann direkt um die Ecke,
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ist diese Foundation Cartier, die immer sehr schöne Ausstellungen hat.
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Und da war er von Ron Mück, war eine Ausstellung, ich weiß nicht,
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ob du Ron Mück kennst, den kennst du garantiert, Bildhauer, der ganz filigrane
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Figuren, die lebensecht sind, also zum Beispiel so ein Säugling.
Micz Flor
1:17:46–1:17:50
Ja, aber wo die Proportionen manchmal nicht stimmen, wo es so groß ist,
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den habe ich in London gesehen.
Florian Clauß
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Oder dieser Mann, der dann halt so skeptisch auf so einem Boot sitzt,
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meistens ist das er selber und dann halt auch so eine andere Proportion.
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Oder da waren halt auch so Hunde, so Dobermänner, die dann halt aber so ganz
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bedrohlich, und die waren riesengroß bis in diesen Raum gegangen.
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Und die Leute haben sich wirklich nicht getraut, zu diesen Hunden zu gehen.
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Und dann ist es wieder so ein Schutzraum um die Hunde entstanden,
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weil das einfach so eine Bedrohung, weil die so real ist.
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Und dann gab es halt auch, und das hat dann wieder so gepasst zu diesen,
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gab es halt so eine Installation, die den ganzen Raum oben eingenommen hat.
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Und zwar hat er so Riesenschädel, also auch so menschliche Schädel,
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hat er dann halt in Riesengroß, die waren halt im Durchmesser so teilweise 1,
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2 Meter, angehäuft, dass die auch dann so rumlagen.
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Und ich habe dann auch so ein Foto von mir gemacht, kurz vorher mit den Katakomben
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und dann mit dem Riesenschädel, das war halt so ein Totentag.
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Das war alles so völlig verdichtet.
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Vielleicht kann ich da auf der Seite noch so ein paar Bilder ablegen von dem.
1:18:56–1:19:00
Aber das wollte ich nur mal so als Anekdote einstreuen, weil mir das dann halt
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so irgendwie, das war schon eigentlich, es ist schon was sehr Nahbares,
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weil also die Vorstellung...
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Alle gleich sind im Tod und dass dann letztendlich so dieser Schädel als so
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ein, der ja auch nicht mehr so unterscheidbar ist, also schon,
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aber diese Individualität verliert sich ja dann in so Knochen.
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Also vielleicht sieht man ja irgendwie noch einen Bruch irgendwo,
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der dann halt wieder was Individuelles hat, aber wenn das dann halt so allein
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von der, was dann übrig bleibt, ist ja alles gleich.
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Also dieses totale Gleichheit nach dem Tod, Und das ist ja dieses Memento Mori,
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dass nach dem Tod sind wir alle gleich.
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Also sowieso, der Tod macht uns
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alle, dadurch, dass der Tod eintritt als Ereignis, macht es uns gleich.
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Und nach dem Tod ist man irgendwie dann einer von vielen und dann einfach mehr Respekt im Leben.
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Und das ist halt diese Figur des Kerls, der eben genau dieser achtsame Typ,
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der diese Ambivalenz zwischen, also signifikant irgendwie ein Schamane,
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aber ein hochgebildeter Wissenschaftler ist, der dann das Beste versucht aus
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der Situation zu machen.
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Und er untersucht dann die Mutter von Bike und kommt dann relativ schnell und
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klar darauf, dass sie halt Krebs im Endstadium hat,
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weil dann die Lymphdrüsen schon geschwollen sind und wahrscheinlich Gehirntumor,
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der dann gestreut hat und dass sie eigentlich keine Überlebenschance hat.
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Und dann wird es halt so ein bisschen komisch weil es ist dann so dass die mutter
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dann einwilligt okay und der sohn wird dann durchgelegt so durch auch so einen
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pfeil wo er nicht mehr so viel machen kann hat das kind auf den arm und guckt
1:20:56–1:21:01
dann halt so und die mutter sagt dann halt so ja zum tod und der,
1:21:02–1:21:04
der doktor macht gleich einen schädel aus.
1:21:06–1:21:10
Du siehst dann halt so, okay, sie kriegt dann auch so einen Fall, der sie tötet.
1:21:11–1:21:15
Und dann kommt er mit dem Schädel wieder von der Mutter und sagt zum Jungen,
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hier, das ist deine Mutter, such den besten Platz für sie aus.
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Und dann knattert er ganz nach oben.
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Und beim Morgen und beim Sonnenaufgang wird dann der Schädel ganz oben hin positioniert.
1:21:27–1:21:30
Und dann wird es natürlich so ein bisschen in den Kritiken, wird dann auch gesagt,
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Ja, aber dann sind ja nicht alle gleich. Dann kriegt die Mutter den besten Platz.
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Den hellsten Schädel hat sie auch noch. Nee, aber ich finde das aber so ein
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starkes... Total verkitscht. Das ist aber ein gutes Bild.
Micz Flor
1:21:41–1:21:42
Ja, was macht das Bike da?
Florian Clauß
1:21:43–1:21:47
Ja, ich finde auch, die Trauerarbeit von den Jungen ist sehr verkürzt.
Micz Flor
1:21:47–1:21:48
Ich hörte gerade sagen, das ist richtig.
Florian Clauß
1:21:48–1:21:54
Ja, ich sehe ja so, okay, ja, scheiße, mh. Aber gleichzeitig ist es wieder so ein Ubleveling.
Micz Flor
1:21:54–1:21:58
Und der guckt dann quasi zu? Nee, nee, nee, der ist dann paralysiert.
Florian Clauß
1:21:58–1:22:01
Hat das Kinn. und du hast einen Schnitt und am nächsten Tag kommt dann,
1:22:01–1:22:04
am Morgengrauen wurde sie dann schon zum Schädel verarbeitet.
Micz Flor
1:22:04–1:22:07
Und das Bike ist immer noch betäubt und steht mit Kind herum.
Florian Clauß
1:22:07–1:22:10
Genau, der wacht dann auf und kriegt den Schädel und zack.
Micz Flor
1:22:11–1:22:12
Und das Kind ist bei ihm noch.
Florian Clauß
1:22:12–1:22:17
Ja, ja, alles. Und dann kommt halt dieser, also das finde ich als Bild schon
1:22:17–1:22:22
an für sich stark, aber das was es noch viel stärker macht ist,
1:22:23–1:22:27
er geht dann wieder zu Hause zurück, kommt dann halt auch ohne große Hindernisse
1:22:27–1:22:34
an und das Einzige, was er macht, ist dann das Kind an das Tor zu hängen.
1:22:34–1:22:39
Und dann schreibt er noch einen Brief an seinen Vater in diesem Bett,
1:22:39–1:22:43
wo das Kind drin liegt, dass er nicht nach ihm suchen soll und dass das Kind
1:22:43–1:22:44
den Namen seiner Mutter hat.
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Und das eigentliche Bild ist, er geht mit seiner kranken Mutter weg und kommt
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mit dem Kind, also er tauscht quasi die Mutter aus.
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Das heißt, so dieser Generation Shift, den er macht. Mutter,
1:22:57–1:22:59
Kind, Neugeborenes, das ist ja auch so.
1:22:59–1:23:02
Dieses gebärende Grab wird ja die Mutter ausgetaucht.
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Und ich finde, stärker kann man das halt nicht in so einem narrativen Bild verpacken.
1:23:07–1:23:15
Also diese Folie des Todes, die so omnipräsent ist, dann dazu nutzen,
1:23:15–1:23:17
dann halt so das Leben wieder zu erzählen.
1:23:17–1:23:19
Das Leben dann ist halt total stark.
1:23:20–1:23:25
Gleichzeitig auch sehr übertrieben. Aber für mich hat es total gut funktioniert.
1:23:26–1:23:30
So, dann geht er und dann kommt, ja der Vater ist dann halt so,
1:23:30–1:23:31
der wird noch eine Rolle spielen.
1:23:31–1:23:35
Das sind dann alles so, dann ist schon Flut, er kann nicht, also er hat dann
1:23:35–1:23:39
gesehen, dass der Sohn dann wieder weg ist und er kann ihm nicht folgen,
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weil der quasi geflutet ist, der Weg.
1:23:42–1:23:45
Und das wurde auch am Anfang erzählt, wenn du dann halt in die Flut,
1:23:45–1:23:47
dann wirst du abgetrieben, bist garantiert tot.
1:23:47–1:23:52
Also es ist schon klar, dass alle bei Flut nicht überqueren können und du siehst
1:23:52–1:23:55
dann, wie der Junge dann irgendwo so...
1:23:56–1:24:00
Am Wegesrand hat sich so einen Fisch gefangen, den gerade grillt.
Micz Flor
1:24:00–1:24:01
Da kommen Infizierte an.
Florian Clauß
1:24:01–1:24:05
Die sich dann, der Junge muss dann halt einpacken. Ist schon viel cooler geworden.
Micz Flor
1:24:05–1:24:07
Ist dann halt nicht mehr so panisch.
Florian Clauß
1:24:07–1:24:11
Kommt eine Horde von Infizierten an. Der Fisch, der wird dann auch erst mal
1:24:11–1:24:13
gleich von Infizierten gegessen.
1:24:14–1:24:19
Okay, Proteine muss ich essen. Die sind auch gebraten, habe ich lange nicht mehr gehabt.
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Und der Junge fängt dann an eben zu rennen und kommt an so eine Wand,
1:24:25–1:24:30
wo er nicht immer weiterkommt und schießt dann halt, macht Halt und schießt
1:24:30–1:24:33
dann halt so ganz präzise die einzelnen Infizierten ab.
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Und es werden aber immer mehr. Und dann kommt auf einmal jemand von oben an
1:24:38–1:24:40
die Stimme und sagt so, guter Schuss.
1:24:41–1:24:48
Und da kommt nämlich der Jimmy vom Anfang als Kind, kommt dann quasi als Erwachsener.
1:24:48–1:24:50
Und dann sind das diese Drooks, die alle so ein Adidas.
1:24:50–1:24:54
Und es wird total, also da wird es halt irgendwie so ein Punk-Film.
1:24:54–1:24:56
Es wird so total trashig.
1:24:57–1:25:00
Du siehst halt irgendwie so schlecht zusammengecuttet, wie die dann halt sich
1:25:00–1:25:02
dann mit irgendwelchen Lanzen so hin und her schwingen.
1:25:02–1:25:05
Und dann halt so, dann die Zombies abstechen.
1:25:06–1:25:10
Also total übertrieben, total over. und er, das ist halt so wie so eine Gang,
1:25:10–1:25:14
der hat dann so alle möglichen Goldschmuck und Jimmy und so weiter umhängen.
1:25:14–1:25:17
Ja, und das sind dann die Jimmys. Als die dann halt erledigt wurden,
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dann meinte der dann Jimmy so, willkommen in meiner Gang oder so,
1:25:22–1:25:23
hat ihn dann quasi so aufgenommen.
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Dann ist das Ende und der Cliffhanger zur nächsten Folge.
1:25:28–1:25:34
Ja, das ist jetzt so mal der Film, komplett nacherzählt, emotional auch versucht,
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die Stimmung einzufangen, aber so...
Micz Flor
1:25:36–1:25:40
Also es ist irgendwie viel Adrenalin drin.
1:25:40–1:25:43
Und lassen wir mal gerade, wir können Zäsou kurz machen zur Tour.
1:25:43–1:25:46
Wir sind jetzt hier an der Storkorstraße.
1:25:46–1:25:49
Und ich habe jetzt irgendwie, waren wir hier auch mal? Nee, da waren wir,
1:25:49–1:25:51
wir waren hier mal mit Luke, sind wir hier lang gefahren irgendwie.
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Aber das war zu deinem Geburtstag, da haben wir nichts aufgenommen.
Florian Clauß
1:25:54–1:25:57
Nee, da haben wir nichts aufgenommen. Wir waren auch mit, ich glaube,
1:25:57–1:25:59
mit einer Stromgitarren-Folge von dir.
Micz Flor
1:26:00–1:26:04
Nicht weit von hier, auf der anderen Seite, am Fan-Fool. Ja,
1:26:04–1:26:06
genau. Und dann sind wir so hier lang gelaufen.
Florian Clauß
1:26:06–1:26:10
Aber das war in der Nähe, Stolkauer Straße. Es gab mal diesen Tunnel.
Micz Flor
1:26:11–1:26:13
Wollen wir da rüber oder wollen wir lieber da lang gehen?
Florian Clauß
1:26:13–1:26:16
Ich würde jetzt in dieses Neubaugebiet, da würde ich nochmal kurz zurückgehen.
Micz Flor
1:26:16–1:26:20
Ja, gerne, weil ich finde auch irgendwie, von der Stimmung möchte ich gerne hierbleiben.
Florian Clauß
1:26:20–1:26:23
Ja, ich würde nicht über den S-Bahn ringen.
Micz Flor
1:26:23–1:26:26
Ja, genau, das ist die andere Seite. Hier kann man erzählen,
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da drüben muss man kämpfen.
Florian Clauß
1:26:29–1:26:32
Genau, das war jetzt so auch in allen...
1:26:34–1:26:40
Bandbreiten, was mich da auch beschäftigt hat, also diese ganze Kulturgeschichte dieses.
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Totenkultes, also da kannst du auch ewig tief reintauchen und da alles mögliche
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rausholen und das finde ich aber, ich finde ästhetisch hat er das ziemlich gut
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geschaffen, dass der Film,
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ich hab's am Anfang schon mal erwähnt, dass der sich nicht so deterministisch
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wie, was ich so kritisiert an den Nosferatu-Filmen, was mich da so gestört hat,
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dass da so ein Programm abgezogen wird und dass du genau weißt,
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wenn der jetzt hier an dieser Stelle anfängt,
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hört der an der anderen Stelle wieder auf und es wird genau das passieren, was zu erwarten ist.
1:27:15–1:27:20
Ellen Hatter wird sich opfern, die wird sterben und es ist alles so nach Plan.
1:27:20–1:27:24
Und dieser Film hat in seiner, also es hat schon, fühlt sich total leicht und
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frei an, der gibt einem einfach ein gutes Gefühl nach der Apokalypse.
1:27:28–1:27:32
Und das ist halt genau das, was ich mir am Anfang gefragt habe,
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also und was auch der Trailer erstmal so versprochen hat dass die Apokalypse
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so schwer ist und so deterministisch dass es da eigentlich nur so Unheil gibt,
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und Monstrosität aber er löst es, dieses Heart of Darkness, was da so,
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diese Insel die der Doktor dann halt in dem Trailer, da siehst du ja schon diese
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Skulptur und denkst so, oh, das ist ja wie bei Apokalypse, now heart of darkness.
1:28:00–1:28:04
Und dieses heart of darkness wird dann auf einmal so zu einem heart of kindness.
1:28:05–1:28:08
Es wird einfach so...
Micz Flor
1:28:08–1:28:12
Hast du das irgendwo gehört? Nein, nein, es ist von mir. Wow, heart of kindness.
Florian Clauß
1:28:13–1:28:15
Heart of kindness. Du gehst halt wirklich so...
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Durch diese Apokalypse und erlebst wieder eine neue Menschlichkeit.
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Und das finde ich halt irgendwie ganz toll an dem Film, dass der so eine Hoffnung aufbaut.
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Und im Vorfeld habe ich ja auch dann mich mit allen möglichen Chatprogrammen
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unterhalten, ja, mit Gemini oder mit Sonnet und so weiter.
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Ja, was würden die denn dann so jetzt nach Themen, was ist denn in den letzten
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20 Jahren dann so gewachsen?
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Ja, und dann kam natürlich Covid. Covid ist ganz, ganz präsent,
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auch bei der Stoffentwicklung von Danny Boll gewesen.
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Wie wir dann halt irgendwie mit Covid umgehen und diese Infektion.
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Und das war ja diese Parallelität, was er dann halt schon mit 28 Tagen dann
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so ausführlich erzählte.
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Ja, aber auch diese Spaltung der Gesellschaft hatte ja auch als Thema mit dieser
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Gemeinschaft, die sich da so militärisch hochgerüstet hat.
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Die Gesellschaftsspaltung, auch diese Ignoranz, die dann auch bei den Leuten,
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die dann nicht weiter schauen, nicht offen sind.
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Aber Klima, eine Klimakrise, das ist ja so diese ganze Flüchtlinge,
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die dann halt auch durch diese Klimaveränderung entstehen.
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Das ist ja auch das Heer der Infizierten.
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Also wie kann man damit umgehen? Und irgendwie schafft der Film dann auch positive
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Stimmung zu machen, wo du dann halt nicht so niedergeschlagen aus dem Kino gehst
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und denkst halt irgendwie so,
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morgen ist das Ende der Welt und wir haben keine Chance.
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Und das finde ich halt toll und ich freue mich auf die Fortsetzung und bin gespannt,
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ob das jetzt auch so weiter in die Richtung geht oder ob nochmal alles umgekippt
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wird und es komplett anders erzählt wird.
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Also da möchte ich mal gucken.
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Was lustig ist, vielleicht das nochmal so am Ende als Geschichte,
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weil ich hatte nämlich dann Gemini,
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aufgefordert, er solle mir einen Plot schreiben für eine Fortsetzung.
Micz Flor
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Vorher kommt Luke und abschluss kommt Gemini.
Florian Clauß
1:30:09–1:30:13
Er soll mir einen Plot schreiben, wie er die Geschichte dann halt erzählen,
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was er mit 28 Jahren machen würde.
Micz Flor
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Wollen wir mal ganz, bevor du es jetzt liest, warum liest du mir das jetzt vor?
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Weil, also das ist jetzt nicht, das sind nicht deine Gedanken,
1:30:23–1:30:26
sondern das ist quasi so Cut-Up-mäßig. Du hast entschieden, dass das jetzt gut ist.
Florian Clauß
1:30:26–1:30:31
Nein, ich will auch wieder hier eine Anekdote dazu erzählen.
Micz Flor
1:30:31–1:30:35
Okay. Weil die Anekdote ist, ich dachte, ich saß in dem Film und dachte so.
Florian Clauß
1:30:36–1:30:41
Scheiße, hat Gemini irgendwo die hat das irgendwo mitbekommen,
1:30:41–1:30:44
wie der echte Plot ist, weil es fängt halt wirklich so an, warte mal,
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ich muss mal kurz suchen, dass da so,
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so ein paar Sachen drin vorkommen, die dann tatsächlich auch in diesem Film vorkommen, ja.
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Der geht auch nur ganz kurz, der Plot. Also hier, genau.
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Bedankt Sie erst mal für die Aufgabe.
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Storyline von Kevin E. 28 years later, The Silent Bloom.
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Also, die neue Bedrohung, die stille Blüte.
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Und jetzt schreibt er, der ursprüngliche Rage-Virus ist nicht verschwunden,
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sondern hat sich angepasst. Okay, Haken hinter, ja.
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Er ist nicht mehr so aggressiv und so schnell tödlich. Stattdessen hat er eine
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neue Form angenommen, die stille Blüte.
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Diese neue Variante befällt Menschen, aber anstatt sie in rasende Bestien zu
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verwandeln, führt sie zu einer langsamen, schleichenden Degeneration des Geistes.
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Die Infizierten werden apathisch, verlieren ihre Erinnerungen und Emotionen,
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bis sie schließlich zu leeren Hüllen werden, die nur noch grundlegenden Instinkten
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folgen, aber nicht dem Drang zur Gewalt. Sie sind wie lebende Tote,
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die langsam in sich selbst zerfallen.
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Das Tückische, die Inkubationszeit ist lang und die Symptome sind anfangs subtil,
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oft als Depression oder Trauma fehlinterpretiert.
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Und jetzt kurz weiter, die Überlebenden, eine kleine isolierte Gemeinschaft
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hat sich in den schottischen Highlands
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etabliert in einen ehemaligen Militärbunker. Punkt, Punkt, Punkt.
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Und ich dachte so, scheiße, hat Gimini irgendwo das hergegeben.
Micz Flor
1:32:13–1:32:14
Wegen der Slowloads?
Florian Clauß
1:32:14–1:32:17
Ja, nee, nee, wegen der Mutter. Weil ich dachte dann halt so,
1:32:17–1:32:21
weil am Anfang kamen ja gar keine Infizierten, das wurde ja noch gar nicht erzählt,
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aber die Mutter hat ja so Anleihen, als ob sie dann halt quasi,
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und dann dachte ich so kurz,
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sie hat den Virus und der ist in einer mutierten Form und dann hat Gemini recht,
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weil sie verliert ja auch immer wieder das Gedächtnis und wir sind in den schottischen Highlands,
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also in den ganzen Highlands und nicht im Militärbunker, aber ich dachte so,
1:32:39–1:32:43
nee, das kann doch nicht sein, oder? Ja, aber war es nicht.
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Aber ich fand es jetzt irgendwie so ganz, es ist nicht unklever, wollen wir mal sagen.
Micz Flor
1:32:47–1:32:49
Nee, nee, gar nicht. Ich meine, ich finde es halt total spannend,
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was jetzt auch nochmal kam mit diesem Mutieren und so, weil du hast ja diese
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relativ komplexen Verhaltensweisen jetzt von den Slowlows, von den Alphas,
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die ja dann einerseits scheinbar freier sind in ihrem Denken,
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aber andererseits eben auch,
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Natürlich in dem Korridor, dass ich bin infiziert. Also da gibt es dann auch
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Grenzen, die sich nicht überschreiten können.
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Und dann ist es ja fast eher so ein Gefühl von parasitärem, also nicht so ein
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Virus, Tollwut oder so, sondern so etwas Parasitäres, was halt komplexe Verhaltensweisen
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irgendwie herstellt, auslöst oder so.
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Also finde ich interessant, dass es sich fast eher so anfühlt wie so eine Co-Evolution.
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Bei 28 Jahren später ist das vielleicht einfach in zu kurzer Zeit.
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Aber die Idee, dass halt da irgendwie die Dinge gemeinsam mutiert sind.
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Die Mutation der Menschen jetzt nicht so sehr auf so einer körperlichen Ebene,
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sondern auf einer Verhaltensebene, dass die dann halt irgendwie eben diese Slow loswerden, essen.
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Aber das ist, also die, oder die andere Frage wäre halt, wenn man jetzt forscht,
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wie das so sein konnte, würde man forschen, wie der Virus sich verändert hat
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oder würde man forschen, wie die Menschen sich verändert haben oder ob das, wie das zusammenkommt.
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Weißt du, wie ich meine? Weil ich finde halt irgendwie ist es für mich,
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wenn man sagt, der Virus hat mutiert und macht jetzt die Slowlos oder die Alphas
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oder hat noch ein paar Normale, das greift irgendwie nicht.
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Ich habe das Gefühl, dass es eher um so ein Zusammenspiel geht von Virus und Host.
Florian Clauß
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Ja, vielleicht, aber ich hatte dann eher die Idee, das ist so ein bisschen wie
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in der Biologie mit der adaptiven Radiation, hatten wir auch mal.
Micz Flor
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Ja, deshalb frage ich auch dich.
Florian Clauß
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Das heißt, du hast irgendwie ein abgeschlossenes Biotop, was dann erstmal keine
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anderen Umwelteinflüsse hat.
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Und in diesem Biotop kann sich dann halt was entwickeln.
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Und das war ja für mich halt nochmal diese spannende Frage, was passiert denn
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nach so einer Apokalypse?
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Was wollen wir denn überhaupt für einen Film drehen?
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Und dann gibt es halt natürlich ein Setup, ist halt diese Gemeinschaft,
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absolut nachvollziehbar in Worldbuilding.
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In dem Interview hat Danny Boyle auch gesagt, ja, was machen wir denn jetzt?
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Also natürlich kannst du hier diese Metropolengeschichte erzählen,
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wo dann halt die Skyline von 28 Jahren dann stillgelegen hat und überwuchert ist.
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Das, was Last of Us macht, der generiert diese Bilder. Aber es ist halt ein
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wahnsinns Budgetaufwand.
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Und dann war auch für die klar, nee, das wollen wir nicht. Wir wollen eine abgeschlossene,
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wir wollen eine Geschichte in einer Welt erzählen, die möglichst eben untouched ist von Menschen.
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Und dann war halt auch dieses Location-Scouting-Problem, weil überall eben irgendwo
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schon Signaturen von Menschen drin sind.
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Das ist erstmal die Landschaft zu finden und da bietet sich natürlich diese
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schottischen Inseln an, weil die dann halt schon mehr oder weniger ein Biotop
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sind. Und das heißt, da hat sich jetzt sowas entwickelt.
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Und die Frage ist jetzt, du hast dann halt diesen...
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Du hast ja diesen Glin der anderen Gesellschaft mitbekommen durch Erik,
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der dann angefangen hat, irgendwie so,
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also der hatte auch ein Handy, der hatte auch ein Handy, da hat er seine Freundin
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gezeigt, da gab es auch so dieser Lacher, ja, also dann guckt er,
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die Freundin hat da so Botox-gespritzte Lippen und dann sieht das der Junge,
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der sagt, okay, was ist das?
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Dann meint er so, ja, die sieht ja aus wie meine Cousine, wenn die halt Meeresfrüchte
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isst, dann kriegt die auch so dicke Lippen.
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Das war halt auch so ein Lacher, also eigentlich wirklich banal,
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aber trotzdem das so reingeschoben, das ist halt wie so ein Schenkelklopfer,
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was man eigentlich hier im Zombiefilm so erwartet.
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Aber du weißt, da draußen gibt es noch andere Gesellschaftsformen und das ist
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das, also vielleicht ist ja diese Insel, dieser Quarantäneraum,
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Der ist vielleicht gar nicht so groß.
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Vielleicht ist er nur ein paar Quadrat- oder ein paar hundert Quadratkilometer.
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Und drumherum ist eine ganz normale Zivilisation. Und ab und zu patrouilliert
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man da ein Boot dazwischen.
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Das wird dann nicht erzählt. Und dann gibt es noch die Jimmys und eine ganz
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andere Kultur, wie die haben.
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Das heißt, man kriegt jetzt quasi wie so, wenn du so ein Spiel spielst,
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wo du dann halt so eine Karte erforschen musst.
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Und siehst du langsam quasi die dunklen Areale, wie die so langsam eine Kontur
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und eine Map bekommen, eine Gestalt annehmen.
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Und so habe ich das Gefühl, jetzt können halt verschiedene Geschichten da erzählt
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werden und wir leuchten dann halt jetzt gerade so diese Map aus und schauen,
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was sich dahinter verbirgt.
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Und deswegen weiß ich nicht, ob diese Verbindung zwischen dieser Gemeinschaft
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und den Zombies, ob die dann halt so verschränkt sein muss, weil vielleicht
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es nochmal ganz anderen ist.
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Konstellationen geben kann. Deswegen würde ich mich jetzt da nicht so darauf festlegen.
Micz Flor
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Gleichzeitig fühlt es sich so ein bisschen an, wie so ein Psycho-Geographic-Walk
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mit der Karte von, keine Ahnung, New York durch den Dschungel zu laufen.
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Also dieses Gefühl, diese unterschiedlichen Subkulturen, die es da so gibt,
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die haben ja schon sehr was Urbanes.
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Es gibt doch da, wie heißt der nochmal, der Film mit Kurt Russell.
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Snake, die Klapperschlange, genau.
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Da ist es auch so, man muss dann irgendwie so da durchziehen und dann gibt es
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halt, jedes Viertel hat so eigene Kulturen, eigene Behaviour und sowas.
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Und so ähnlich fühlt sich das dann auch an, als ob jemand dann so eine Idee
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von, oder wie heißt dieser eine Film, die Warriors oder sowas,
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wo auch jemand in so einer Warrior-Szene, irgendwelche Street-Gangs,
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jemand hat jemanden umgebracht und jemand war Zeuge und der Zeuge muss sich
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dann irgendwie durchkämpfen, um die Wahrheit zum Schluss irgendwie klarzustellen.
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Und da gehst du dann durch die Stadt durch und hast diese Bezirke,
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in denen eigene Regeln gelten oder so eigene, es ist also wirklich so getrennt.
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Und da musst du dich so ein bisschen dran denken. Das ist ja eigentlich fast
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wie so ein Game of Thrones.
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Also da ist es dann eher noch in so einem mittelalterlichen Landschaftsding drin.
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Aber Psycho-Geographic in dem Sinne ist, dass du dann wirklich zum Beispiel
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von die Klapperschlange irgendwie auf Nordengland legst und sagst,
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okay, jetzt zoomen wir das mal so ein bisschen hoch und dann sind da hinten
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sind die, die am Boden die Dinger fressen.
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Da sind die Alphas, dann kommen da drüben die Soldaten dazu.
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Also das klingt schon so, dass es, wie soll ich sagen, es gibt Grenzen.
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Es gibt Grenzen zwischen den Infizierten.
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Es gibt Grenzen jetzt zwischen, also innerhalb der Infizierten gibt es Grenzen,
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die Alphas, die Slowlots und so.
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Dann gibt es die komplett hermetische, also es gibt irgendwie die ganze Zeit,
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die so Grenzen auch verhandelt.
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Und natürlich die große Grenze dann auch durch den Schamanen, also Leben und Tod.
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Das betrifft alle gleichermaßen, wobei dann auch irgendwie die Infizierten vielleicht
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nicht ganz so viel am Leben hängen oder vielleicht nochmal ein anderes Risiko eingehen.
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Als jetzt die Nicht-Infizierten, das weiß ich nicht.
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Aber ich fand, das war jetzt, ich bin total verschwitzt vom Zuhören,
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du hast diesen Rollercoaster wirklich so mitgerissen.
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Mitgerissen.
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Gerissen, genau. Und die Frage, die ich eigentlich am Anfang stellen wollte,
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die ich dir aber jetzt noch mal stellen möchte, ist halt, ich bin ja kein Horrorspezialist
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und ich bin ja auch kein Zombiespezialist oder Liebhaber, Genre-Liebhaber oder so.
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Und du hast ja diese Anführungszeichen die echten Zombies oder nicht echten.
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Und die sind jetzt Infizierte und die waren dann rasend schnell und unberechenbar voller Rage.
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Die Ur-Zombies waren ja eher so eine lahme Masse, die so breiig irgendwie dann
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aber trotzdem nicht aufzuhalten war.
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Dann gibt es halt diese World War Z-Filme, wo du dann so eine Mischung hast, so unfassbar viele,
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die dann eher so wie bei Starship Troopers die Insekten einfach so sich an so
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Wänden hochschieben, weil sie alle so sterben und runterfallen, ist alles egal.
Florian Clauß
1:40:45–1:40:50
Das ist so der Hack bei World War Z. Die können rennen und die können halt einfach durch die Masse.
Micz Flor
1:40:52–1:40:57
Was Was macht das für dich? Also was ist dir der liebste Zombie?
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Wo stehst du am meisten drauf?
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Oder muss man die unterschiedlich einsetzen? Kann man überhaupt davon sprechen,
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dass es alles Zombies sind? Warum heißen die Zombies, echt und nicht echte Zombies?
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Also es ist komisch, dass ich ein Genre um so unterschiedliche Sachen...
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Man könnte so sagen, ja, es gibt ja die Blutsauger. Es sind die Draculas und die Werwölfe.
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Also da würde man aber vielleicht gar nicht so die in einem Ding sperren.
1:41:20–1:41:22
Und das hat mich wirklich interessiert, weil ich auf einmal gedacht habe,
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so, ja, die sind so ganz schnell,
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und dann hatte ich halt bei dem, was ich so ein bisschen rumgehört,
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rumgelesen habe, dann auch mitbekommen, dass es so dicke, langsame gibt,
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wo man auch so sich die Frage stellt, was ist denn Bodyshaming oder kann man
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infizierte Bodyshaming oder nicht oder sind die einfach angepasst und so.
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Jetzt mit einem Zombie-Genre-Blick auf diese Sache, was macht das mit dir oder was passiert da?
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Also wenn du die unterschiedlichen Naturelle siehst.
Florian Clauß
1:41:53–1:41:59
Ja, nee, ich muss es natürlich erstmal zerpflücken. Ich bin ja schon immer ein
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ganz großer Zombie-Fan gewesen.
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Also vielleicht nochmal Seiteneinschub.
Micz Flor
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Da waren erst Dutzend Zombies auferstanden und du warst schon Fan. Nein, aber es war so.
Florian Clauß
1:42:12–1:42:20
Du hast ja auch den Katz-Film-Podcast über 28 Years Later gehört. Hast du den?
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Und die haben ja explizit,
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Die hatten sich ja alle nicht irgendwie mit diesem Zombie so als Genre,
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konnten die so richtig was anfangen.
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Die sind auch jünger und das fand ich ganz interessant, die Beobachtung,
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nämlich die sind dann so in den 2000ern sozialisiert worden,
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wo dann halt quasi der Zombie als Motiv dann so ein Kultobjekt geworden ist.
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Dann kamen diese ganzen, dann ging es halt los mit dem Remake von Dawn of the Dead,
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von World War Z, dann kam halt auch die Days Later raus, das waren so die 2000er,
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da wurde schon so ein popkulturelles Phänomen der Zombier.
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Ich bin halt damals, in den 90ern, 80ern, habe ich halt wirklich so diese Romero-Filme,
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habe ich geguckt, das Day of the Dead, Dawn of the Dead und natürlich Night of the Living Dead.
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Und das war halt so die Entstehung des Zombiefilms und dann kam der Italo-Splatter
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auf, dann kam halt diese Fulgi, Argento und diese ganzen ultrakrassen.
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Splatterfilme, die dann halt so im Gore-Bereich und so weiter unterwegs waren
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wo du dann halt exzessiv langsame Szenen von irgendwie wie dann halt quasi der Schädel auf,
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so eine Spitzhacke gedrückt wurde und dann halt ewig lange wie du siehst,
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wie diese Spitzhacke in den Schädel eintritt und am Ende ploppt das Auge so raus.
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Also diese ganze Special Effects Sache, die bei Romero der Tom Savini so maßgeblich gemacht hat.
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Das war so einer, der kam aus dem Vietnamkrieg wieder und,
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ist einer der größten Puppet Master geworden, der dann halt diese ganzen Effekte
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ohne den hätte Romero niemals so einen Erfolg gehabt, weil er diese ganzen Affekte
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gebastelt hat und ist ja unglaublich kreativ, was er einfallen hat.
Micz Flor
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Das hat jetzt gerade die ganzen Affekte gebastelt. Das heißt Effekte,
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weil die Affekte ist ja quasi das, was auf der anderen Seite entsteht, wenn man das sieht.
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Aber auch da wahrscheinlich, egal ob man die Augen auf oder zu hat,
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man hat irgendwie eine emotionale Reaktion auf die Bilder.
Florian Clauß
1:44:26–1:44:33
Ja, Affekt, Effekt ist doch egal. Aber die Sache ist, dass Romero den Zombie-Mythos,
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der so in den 30ern, Ja, waren Zombies dann halt quasi so meistens dann,
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also im ägyptischen Raum war dann halt so der Zombie, glaube ich,
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damals als Figur, als mythische Figur erschaffen worden.
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Nämlich, es gab dann halt bestimmte Magier, die dann Tote wiederbeleben konnten
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und der Zombie war dann quasi so eine willenlose Arbeitskraft,
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die dann halt irgendwie geschuftet hat.
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Und Romero hat dann mit Night of the Living Dead diesen Mythos genommen und
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umgekehrt und hat die eigentlich Tote zum Leben erweckt. Das ist der Zombie.
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Tote wurden zum Leben erweckt und das ist das, was es auch komplett unterscheidet von...
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Den Infizierten, weil die Infizierten sind nicht tot. Die sind infiziert.
Micz Flor
1:45:21–1:45:24
Ja, genau. Das hat mich auch total aus der Bahn geworfen, als ich dann erst
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gecheckt habe, dass es im zweiten Teil rauskam, dass die Verhungerten.
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Da habe ich gedacht, geht doch gar nicht. Weil es gab ja dieses,
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was Chris, so hättest du eigentlich mit Chris letztlich noch mal viel,
1:45:34–1:45:37
der musste mit Chris vielleicht noch mal irgendwie eine Bonus-Episode machen.
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Weil der ist natürlich da noch viel mehr drin. Die werden in Horror-Mythen drin.
1:45:42–1:45:46
Und der hatte mir damals nämlich auch das Zombie-Survival-Guide von Max Brooks.
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Genau, geschenkt. Hast du es auch gelesen?
Florian Clauß
1:45:48–1:45:48
Ja.
Micz Flor
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Und der hat ja dann so erzählt, dass man so aufpassen muss, wenn man zum Beispiel
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dann im Norden von Amerika flüchtet, dann sieht man oft halt Zombies,
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die so festgefroren sind.
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Aber die halt dann obenrum nur versuchen, dich zu pressen, aber die kommen nicht
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weg, weil sie eingefroren sind unten.
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Und die sind dann irgendwie totgefroren, aber dann tauen die wieder auf und
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dann geht es wieder los. Da muss man wirklich verdammt aufpassen, wenn man da...
Florian Clauß
1:46:09–1:46:14
Das ist in der zweiten Season von Last of Us explizit erzählt worden.
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Genau diese Szenen, dass dann halt die, also eine Heer von aufgetauten Zombies
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dann dann zu bedrohen wird.
Micz Flor
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Ja, und dieses dieses Untote, das ist ja nochmal, die sind ja nicht lebendig,
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die sind nicht tot, die sind untot.
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Und ich glaube, das ist halt so eine Sache, weil ich habe mich jetzt in der
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Folge, die wir jetzt dann noch aufnehmen wollen, wir gucken nachher mal auf
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die Uhr, so ein bisschen auseinandergesetzt, dann war Slava Szczek halt auch
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so einer, der sich so psychoanalytisch natürlich mit allen möglichen über,
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also mit seiner Herleitung über Hegel, Marx und Lacan über so viele Themen der
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Gegenwart reflektiert und da ist natürlich für den halt dieses Untote,
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das Gleichzeitige davon.
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Also es ist nicht das eine oder das andere, sondern es ist beides und dadurch
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irgendwie nichts davon oder ist es was Drittes.
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Und das fand ich halt, hat mich dann irgendwie echt nochmal aus dem Ra...
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So kurz habe ich das nochmal gecheckt, dass die ja sterben können.
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Das ist ja eigentlich komisch.
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Das macht auch was damit, dass man dann,
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Mit denen irgendwie intuitiv, sind die intuitiv gefährlicher oder ungefährlicher,
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wenn die sterben können oder nicht? Irgendwie werden die einem näher.
Florian Clauß
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Ja, ja, natürlich, weil die dann halt diesen Lebenszyklus ja nicht komplett verlassen haben.
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So wie dann eben der Zombie als Figur, ja, das ist ja das Monströse.
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Also du weißt, er ist ja wirklich so eine völlig gleichförmige Masse.
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Ein Zombie unterscheidet sich nicht vom anderen Zombie, von den Verhaltensweisen.
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Und ein Zombie ist auch nicht gefährlich. Der Zombie wird eigentlich,
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also in den alten Zombiefilmen, der wird ja nur durch diese Masse gefährlich.
1:47:48–1:47:52
Und das ist halt so, ich meine, Day of the Dead war ganz lange mein Lieblingsfilm.
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Da ist es auch dann, wo die Apokalypse schon einige Monate, ich weiß nicht,
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sogar Jahre dann geherrscht hat.
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Und die Überlebenden halt von Station zu Station nach anderen Überlebenden suchen.
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Und du siehst dann halt, der Auftakt des Films ist dann, du siehst halt,
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ich glaube, das ist dann irgendwo in Florida, so eine Sumpflandschaft.
1:48:13–1:48:17
Und die kommen dann halt in so ein Hall und dann wird ein Hubschrauber abgesetzt
1:48:17–1:48:20
und die rufen dann, hello, is anybody there?
1:48:21–1:48:26
Hello! Und dann siehst du halt so, die Zombies reagieren auf Geräusche, ja.
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Da siehst du dann halt, wie erst mal so ein Alligator so durch so einen Sumpf dann rumflutscht, ja.
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Und dann kommen halt die einzelnen Zombies raus und siehst so,
1:48:35–1:48:40
wie aus den Fluten steigen und dann ist es ja einer, und dann auf einmal ist
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die Straße voll und dann wird es halt ein bisschen monströs, ja.
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Ein Zombie macht ja nichts, aber es ist halt diese dumpfe Masse,
1:48:48–1:48:54
die dich Und das ist halt wirklich das, was dann halt schon eine andere Form von,
1:48:54–1:48:59
ich sag mal jetzt Affekt auch ist, wenn dann halt so eine dumpfe Masse auf die zu.
Micz Flor
1:48:59–1:49:00
Das ist ein ganz anderes Thema.
Florian Clauß
1:49:00–1:49:04
Als so ein Render, Rende-Zombies, wo du halt erst mal rennen musst.
1:49:04–1:49:10
Aber ich glaube, das ist total in der Zeit auch so. Die mussten dann irgendwann
1:49:10–1:49:12
auch anfangen zu rennen.
Micz Flor
1:49:13–1:49:17
Aber man muss dann halt eben auch die ganze Zeit reagieren, weil man kommt dann irgendwie um.
1:49:17–1:49:20
Also wenn man das kapitalistisch denkt, wird man halt abgehängt,
1:49:20–1:49:24
wenn man nicht gleich mitmacht bei jedem Pyramidenspiel, dann wird man abgehängt,
1:49:24–1:49:30
aber in dieser ultraschnellen Zombie-Welt wird man natürlich umgebracht,
1:49:30–1:49:32
was dann irgendwie aber synonym ist mit abgehängt werden.
Florian Clauß
1:49:32–1:49:37
Ja, es gibt tatsächlich so eine Kritik, die dann halt auch 28 Days Later,
1:49:38–1:49:43
also die ist dann halt so Anfang der 2000er nach dem Film, nachdem der Film rausgekommen ist,
1:49:43–1:49:47
genau untersucht halt, was ist die Kapitalismuskritik in dem Film von Romero
1:49:47–1:49:51
in Dawn of the Dead, wo es dann halt auch Zombie im Kaufhaus, das heißt,
1:49:52–1:49:57
das ist dann so die Risikogesellschaft, wo dann die ersten Systeme anfangen
1:49:57–1:50:01
runterzubrechen und die Risikosellschaft nicht mehr tragfähig ist.
1:50:01–1:50:07
Und der Kapitalismus ist quasi so dieses langsam sich Zersetzende.
1:50:08–1:50:13
Und die Masse wird immer mehr. Und dann kommt aber quasi so dieser Hyperkapitalismus,
1:50:13–1:50:17
Globalisierung, was dann halt auch die Beschleunigung auch bedeutet.
1:50:17–1:50:21
Und da ist halt dieser 28 Days Later dann, die müssen jetzt rennen.
1:50:22–1:50:26
Das muss halt einfach eine Masse sein, die rennt und damit halt nochmal eine
1:50:26–1:50:29
ganz andere Kapitalismuskrise damit einführt.
Micz Flor
1:50:29–1:50:35
Und bei mir war es so, das hat mit Zombies zu tun, aber ich verbinde es irgendwie
1:50:35–1:50:38
auch mit dem Disney-Film Das Schwarze Loch. Ich weiß nicht, ob du den kennst.
1:50:39–1:50:42
Ja, der ist auch, in meiner Erinnerung hat er aber irgendwas mit Zombies zu tun gehabt.
1:50:42–1:50:47
Da war irgendwas, ich glaube, war dieses Schwarze Loch so ganz langsam das Raumschiff.
1:50:48–1:50:51
Also das war eine Disney-Reaktion auf Star Wars. Die haben dann irgendwie auch
1:50:51–1:50:53
versucht, irgendwie da einzucachen.
1:50:53–1:50:55
Und der Film hat aber sehr, sehr schlechte Getränke bekommen.
1:50:55–1:50:59
Ich meine mich irgendwie zu erinnern, da war so ein schwarzes Loch und das zieht
1:50:59–1:51:02
die an und können die da fliehen oder nicht. Aber es ist halt alles so ultra langsam.
1:51:02–1:51:04
Also es ist halt nicht so, dass du vom Laser erschossen wirst,
1:51:04–1:51:06
sondern du wirst halt einfach so gesaugt.
1:51:07–1:51:08
Und irgendwie habe ich das mit Zombies
1:51:08–1:51:11
und ich habe damals natürlich keine Zombiefilme, war ich viel zu jung.
1:51:11–1:51:15
Aber ich weiß noch, dass ich darüber nachgedacht habe, wenn es so etwas gäbe
1:51:15–1:51:17
wie so Zombies und die sind ja so langsam.
1:51:18–1:51:22
Und dann so Pläne gemacht im Kopf, dass man dann ganz schnell irgendwo hinreißt
1:51:22–1:51:25
und bis die dann einem hinterhergekommen sind, Und dann muss man halt schnell
1:51:25–1:51:27
zurückreisen, aber dann auch schon als Kind überlegen.
1:51:28–1:51:32
Aber die können ja dann diagonal abbiegen, dann sind die nicht ganz so langsam.
Florian Clauß
1:51:33–1:51:34
Wie so ein Fieberturm.
Micz Flor
1:51:34–1:51:37
Also fürchte ich. Ich habe mich recht. Das ist natürlich auch unter dem Deckmantel
1:51:37–1:51:41
des Kalten Krieges und der atomaren Bedrohung, wo ja alles irgendwie so Zündstoff war,
1:51:41–1:51:46
habe ich mich wirklich mit diesen Gedanken auseinandergesetzt und habe mich
1:51:46–1:51:51
total bedroht gefühlt eben von diesen langsamen Zombies, die es ja nicht gab.
1:51:51–1:51:55
Das wusste ich auch, aber just in case habe ich mich da so innerlich als Kind
1:51:55–1:51:58
darauf vorbereitet, wie man damit umgehen müsste.
1:51:58–1:52:02
Also es hat bei mir enorm funktioniert und es macht es halt irgendwie noch so
1:52:02–1:52:08
fürchterlicher, wenn es halt so langsam ist, aber dafür völlig entleert.
1:52:09–1:52:16
Also dieses, wie du erzählt hast, in dieser Szene, wo das infizierte Kind wegrennt.
1:52:16–1:52:19
Das ist ja nicht das, was Zombies machen können.
Florian Clauß
1:52:19–1:52:20
Nee, nee, also...
Micz Flor
1:52:20–1:52:23
Da passiert dann irgendwie was, was irgendwie verwirrend ist,
1:52:23–1:52:27
ne? Und was aber auch irgendwie den Zombie in seinem Kern so ein bisschen...
1:52:28–1:52:29
Aufweicht.
Florian Clauß
1:52:29–1:52:33
Ja, also das ist dann auch kein Zombie mehr. Der hat kein Standardverhalten
1:52:33–1:52:38
mehr, sondern das ist dann halt so Evolution, die ihren Weg dann gebahnt hat,
1:52:38–1:52:41
die dann halt auch diese Stilblüten getrieben hat.
Micz Flor
1:52:42–1:52:43
Silent Blooms.
Florian Clauß
1:52:44–1:52:50
Ja, Silent Blooms, genau. Also die dann halt auch andere Verhaltensweisen dann ermöglicht.
1:52:50–1:52:54
Das finde ich, ja, klar, das muss man sich halt irgendwie im Storybuilding und
1:52:54–1:52:58
im Worldbuilding dann zu überlegen. Das macht ja auch Spaß.
1:52:58–1:53:01
Also ich glaube, da haben die auch lange dran gesessen.
1:53:02–1:53:09
Die haben ja 2015, glaube ich, die Rechte wieder zurückbekommen von denen und
1:53:09–1:53:15
von Days Later und konnten daraufhin halt diese Geschichte überhaupt weiter treiben.
1:53:15–1:53:20
Und hatten dann halt aber auch so viel Stoff, dass dann halt auch Danny Boll
1:53:20–1:53:24
wollte einen Film machen, aber dann Garland meinte, nee, lass uns doch eine
1:53:24–1:53:28
Trilogie machen, weil das wird so panoptisch, ne?
Micz Flor
1:53:28–1:53:33
Wir sind auch nicht mehr die Jüngsten, die Schulden abzahlen und dann will ich noch ein Haus kaufen.
Florian Clauß
1:53:34–1:53:38
Ja, der dritte Teil der Trilogie ist noch nicht finanziert, also der zweite
1:53:38–1:53:41
wird jetzt, glaube ich, Februar 6.
Micz Flor
1:53:41–1:53:42
Aber läuft der gut jetzt?
Florian Clauß
1:53:42–1:53:43
Ich weiß es gar nicht.
Micz Flor
1:53:44–1:53:46
Da weiß ich immer nicht, ob ich in der Bubble bin oder nicht.
1:53:46–1:53:48
Ich habe nicht geguckt, wie jetzt die Karten sind.
Florian Clauß
1:53:48–1:53:51
Weiß ich nicht. Ich habe jetzt irgendwie, die Kritiken waren sehr positiv,
1:53:51–1:53:53
aber das heißt ja nichts für den Publikumserfolg.
1:53:53–1:53:58
Und es war auch so grundsätzlich, was ich gehört habe, ist, dass viele so gesagt
1:53:58–1:54:04
haben, ja, nicht das, was man erwartet, aber gut, so ein bisschen, so in die Richtung.
1:54:04–1:54:09
Aber ich finde, ja, der nimmt sich einfach bestimmte Freiheiten der Film und
1:54:09–1:54:14
das ist auch die Qualität von Danny Boyle, dass der dann sich da auch nicht
1:54:14–1:54:17
irgendwie so in bestimmte Raste einfangen lässt,
1:54:17–1:54:21
sondern der macht seinen Stil, bringt er durch.
1:54:21–1:54:24
Und das macht der auch ordentlich,
1:54:26–1:54:30
Na, wenn das nicht die endgültige Kritik ist.
Micz Flor
1:54:30–1:54:30
Stabil.
Florian Clauß
1:54:31–1:54:31
Stabil.
Micz Flor
1:54:32–1:54:34
Unser Vote. Stabil.
Florian Clauß
1:54:35–1:54:40
99 pro. Also, gut. Ich würde sagen, wir machen jetzt mal einen Cut.
Micz Flor
1:54:40–1:54:41
Einen Cut.
Florian Clauß
1:54:41–1:54:44
Cut. Wir haben noch viel vor. Vielleicht können wir das noch mal ein bisschen
1:54:44–1:54:47
sneaken. Was willst du uns denn in der nächsten Folge erzählen?
Micz Flor
1:54:47–1:54:50
Also, ich habe mir erst so gedacht, ich wusste nicht, dass es so spät wird.
1:54:50–1:54:52
Ich gucke mal auf die Uhr zum Beispiel schon halb Mitternacht gleich.
Florian Clauß
1:54:52–1:54:53
Ja, das geht schon.
Micz Flor
1:54:53–1:54:58
Und ich habe diesmal unerwartet viele Notizen mit, also werde beim Laufen reden
1:54:58–1:55:02
und lesen und zuhören und so, weil ich habe dann gedacht,
1:55:02–1:55:06
also ich werde diese Teweleitfolge, die ich mal gemacht habe,
1:55:06–1:55:10
da hast du ganz viel rausgeschnitten, weil ich das so schlecht erzählt hatte damals. Echt?
Florian Clauß
1:55:10–1:55:11
Das hört man gar nicht.
Micz Flor
1:55:11–1:55:15
Nee, aber da ist ganz viel rausgefallen. Aber auch gut, weil ich da,
1:55:15–1:55:17
glaube ich, wirklich nicht das kohärent sagen konnte.
1:55:17–1:55:23
Ich versuche das jetzt zu tun, über diese ganzen psychodynamischen Hintergründe und Vermutungen,
1:55:23–1:55:29
die Tebler damals hatte, woher das denn kam, dass diese Freikorpsleute so hyperbrutal
1:55:29–1:55:34
und völlig auch entfesselt und ein Menschlich auf andere Menschen eingeschlagen haben.
1:55:34–1:55:37
Und hatte dann so eine Idee, ich würde jetzt mal so ein bisschen wie so eine,
1:55:37–1:55:40
könnte auch so eine Halloween-Folge sein.
1:55:40–1:55:44
Also wir gucken uns den Zombie jetzt an durch unterschiedliche psychoanalytische Schulen.
Florian Clauß
1:55:44–1:55:45
Also im Blick.
Micz Flor
1:55:45–1:55:49
Und jetzt zum Beispiel Teveleit hat mit Melanie Klein viel, Wirkbeziehungstheorie.
1:55:49–1:55:50
Dann haben wir natürlich Freud.
1:55:51–1:55:54
Wir haben Lacan und dann habe ich noch, müssen wir gucken, ob wir es zeitlich
1:55:54–1:55:57
hinkriegen, so zwei, drei andere, die ich dann noch reinwürfeln könnte.
1:55:58–1:56:06
Und ich beginne aber mit einem Gag, aber vielleicht fällt der auch so ein bisschen auf seine Nase. Füße.
1:56:06–1:56:10
Füße. Und zwar die Idee, wir nehmen einfach die ganzen Symptome,
1:56:10–1:56:14
die halt so Zombies haben, Affekt, Flachheit, Stumm und so weiter,
1:56:14–1:56:18
und gucken dann mal in dem ICD-10, also International Classification of Diseases,
1:56:19–1:56:23
welche psychischen Störungen man da so diagnostizieren könnte.
1:56:23–1:56:28
Also kommt ein Zombie zum Psychiater, Psychiaterin und kriegt eine Diagnose.
1:56:28–1:56:31
Und das war so eine Schnapsidee, aber dann fand ich die Texte eigentlich ganz gut.
1:56:32–1:56:35
Also wenn man dann einen Text auf einmal darauf legt, der im ICD-10 steht und
1:56:35–1:56:38
sich vorstellt, das ist halt echt so ein Zombie, der da steht.
1:56:38–1:56:42
Und dann fand ich die Beschreibung ganz, ganz spaßig. Und damit wollen wir anfangen.
1:56:42–1:56:44
Und jetzt machen wir mal eine kurze Pause.
Florian Clauß
1:56:44–1:56:45
Ja, super.
Micz Flor
1:56:45–1:56:47
Also, wir machen eine Pause.
Florian Clauß
1:56:47–1:56:52
Aber ihr hört diese Folge dann in 14 Tagen bei Eigentlich Podcast.
1:56:53–1:56:57
Und ihr könnt auch sehen unter eigentlich-podcast.de, wo wir lang gelaufen sind.
1:56:58–1:57:02
Und ich werde auch noch ein paar Shownotes, Links und so weiter auf die Seite
1:57:02–1:57:04
packen. Die werden dann auch in der Folge veröffentlicht.
Micz Flor
1:57:05–1:57:08
Da könnt ihr nochmal ein paar Referenzen und so weiter finden.
Florian Clauß
1:57:09–1:57:12
Ja, also, dann sagen wir Tschüss.
Micz Flor
1:57:12–1:57:18
Tschüss, vielen Dank. Tschüss. Wow, der Klatsche war gut.

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Shownotes

Mitwirkende

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Florian Clauß
Erzähler
avatar
Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:05–0:00:08
Hallo und wieder herzlich willkommen bei Eigentlich Podcast,
0:00:09–0:00:13
dem Podcast, bei dem wir im Laufen reden und laufend reden.
0:00:14–0:00:17
Mein Name ist Mitch und neben mir ist Flo.
Florian Clauß
0:00:17–0:00:18
Ich bin Flo.
Micz Flor
0:00:18–0:00:24
Das ist Flo und wir sind gerade hier im Aufbruch vorbei am Tempelhofer Feld
0:00:24–0:00:25
oder wo laufen wir gerade lang?
Florian Clauß
0:00:25–0:00:30
Wir laufen jetzt parallel zum Tempeluferfeld runter Richtung Rixdorf.
0:00:31–0:00:36
Oder nee, wir kommen von Rixdorf. Wir laufen jetzt auf jeden Fall so weiter
0:00:36–0:00:38
durch Neukölln, um neutral zu bleiben.
Micz Flor
0:00:39–0:00:42
I'm loving it. Auf jeden Fall ist das eins der Dinge, die wir tun.
0:00:42–0:00:46
Wir laufen immer irgendeine Strecke in Berlin. Meistens Berlin,
0:00:46–0:00:49
jetzt seit Ewigkeiten eigentlich nur Berlin.
0:00:49–0:00:55
Und auch jetzt in Folge 73 wieder in Berlin. und einer von uns hat immer ein
0:00:55–0:00:57
Thema vorbereitet, manchmal waren wir auch Gäste.
0:00:58–0:01:03
Und die Person, die nichts vorbereitet hat, die macht die Ansage, das bin ich.
0:01:03–0:01:08
Aber ich weiß, was Flo vorbereitet hat. Nicht im Detail, aber im Großen und
0:01:08–0:01:13
Ganzen wird Flo uns heute drei chinesische Filme vorstellen,
0:01:13–0:01:15
die er auf der Berlinale gesehen hat.
0:01:15–0:01:21
Einen davon habe ich mit ihm gesehen, zwei davon hat er ohne mich gesehen. Gemeiner Hundtuch.
0:01:22–0:01:25
Die besprechen. Das ist auch schon ein bisschen Tradition. Das haben wir zumindest
0:01:25–0:01:26
einmal schon mal gemacht.
0:01:26–0:01:31
Da sind wir, wenn ich mich recht erinnere, im Friedrichshain ganz nach oben
0:01:31–0:01:33
auf diesen leicht verschneiten Berg gelaufen.
Florian Clauß
0:01:33–0:01:36
Ja, das ist ein Flackturm. Das war quasi das Überbleibsel eines Flackturmes.
Micz Flor
0:01:37–0:01:39
Aber es war doch im Friedrichshain. Es war in Friedrichshain.
0:01:39–0:01:41
Ach, das wusste ich gar nicht, dass es ein Flackturm war.
Florian Clauß
0:01:41–0:01:42
Doch, das hatten wir besprochen.
Micz Flor
0:01:42–0:01:45
Hatten wir da besprochen? Das wusste ich auch nicht mehr. Aber ich erinnere
0:01:45–0:01:46
mich noch, dass es kalt war.
Florian Clauß
0:01:46–0:01:47
Ja, es war kalt.
Micz Flor
0:01:47–0:01:53
Und ich habe irgendwas gesagt über den tanzenden Mann und die innere Bühne oder irgend sowas.
0:01:54–0:01:57
Also das verlinkst du jetzt einfach nochmal, dass die Leute zurückspringen können
0:01:57–0:02:03
und deine Tradition, die Serie aller Serien, immer drei Filme aus China auf
0:02:03–0:02:05
der Berliner alle zusammengefasst.
0:02:07–0:02:08
Aneinander gerieben.
Florian Clauß
0:02:08–0:02:12
Und vielleicht auch so ein bisschen querschnittlich betrachtet, kann man auch sagen.
0:02:12–0:02:16
Und hier hat er auch in der Ankündigung, zu deiner Lempke-Folge,
0:02:16–0:02:21
hatten wir ja auch gesagt, dass ich lauter Filmserien so aufgerissen habe,
0:02:22–0:02:26
mit Roadmovies, mit dem ganzen, das neue Kino, Nouvelle Vague,
0:02:26–0:02:30
in verschiedenen Varianten, wo mir noch gar nicht klar war, dass das jetzt auch
0:02:30–0:02:36
zu einer laufenden Reihe wird, nämlich chinesische Filme auf der Berlinale. Warum mache ich das?
0:02:37–0:02:44
Weil ich chinesische Filme mag ich war selber zweimal in China ich finde es interessant,
0:02:44–0:02:48
die Kultur da zu beobachten auch um sich dann halt wirklich so einen Fokus zu
0:02:48–0:02:51
setzen bei der Berlinale, weil nichts ist schlimmer ich weiß nicht,
0:02:51–0:02:54
ob du durch das Programm da gestiegen bist von der Berlinale nichts ist schlimmer,
0:02:55–0:02:58
als sich Filme auszusuchen während der Berlinale deswegen ist dieses irgendwie
0:02:58–0:03:04
Stay Focused und ich suche mir jetzt nur Filme aus einem Land ganz gutes Prinzip,
0:03:04–0:03:07
um sich dann halt auch so die Filme zu erschließen von der Berlinale.
0:03:07–0:03:13
Und dieses Jahr in der Berlinale, wir nehmen auf, gestern war der letzte Tag der Berlinale.
0:03:13–0:03:18
Also die Berlinale ist gerade frisch zu Ende gegangen. Als wir deine Episode
0:03:18–0:03:19
aufgenommen haben über Lemke,
0:03:20–0:03:24
waren wir noch im tiefen Schnee, in der tiefsten Kälte, bitterlich kalt,
0:03:24–0:03:28
wie meine Tochter früher immer gesagt hat. Das ist bitterlich kalt.
Micz Flor
0:03:29–0:03:33
Es war so finster und auch so bitterkalt.
Florian Clauß
0:03:33–0:03:40
Genau, daher. Jetzt haben wie mindestens 15 Grad Unterschied, wenn nicht sogar 20.
0:03:41–0:03:47
Und das ist angenehm. Aber gut, wir sind ja erprobt, draußen zu laufen und zu reden.
0:03:48–0:03:52
Ich habe drei Filme und ich würde auch tatsächlich, so wie ich die gesehen habe,
0:03:52–0:03:54
dir auch dann so präsentieren.
Micz Flor
0:03:55–0:03:57
Welchen habe ich mitgesehen? Den dritten.
Florian Clauß
0:03:58–0:04:00
Genau, den dritten. Und den würde ich auch so ein bisschen aufmachen,
0:04:00–0:04:06
weil die ersten beiden lassen sich so ganz gut auch zusammen besprechen.
0:04:06–0:04:10
Oder fassen, weil die ähnliche Themen behandeln, aber ganz unterschiedlich.
0:04:10–0:04:14
Es gab auch nicht so viele chinesische Filme auf der Berlinale.
0:04:14–0:04:19
Es waren wirklich auch so drei nur ein Kurzfilm und dann gab es noch so Cross-Produktionen
0:04:19–0:04:24
mit anderen Ländern, also nicht primär China, aber wo China quasi mitproduziert hat.
0:04:25–0:04:29
Also die Filme, die ich gesehen habe, waren so glaube ich auch so der Haupt
0:04:29–0:04:31
des Großes an chinesischen Filmen.
0:04:31–0:04:35
Zwei davon, Wettbewerb, also den, den wir gesehen haben, war auch noch Wettbewerb.
0:04:35–0:04:38
Den, den ich zuerst mit dir besprechen will, ist...
0:04:39–0:04:42
Ich spare mir die chinesischen Titel, weil ich die erstens nicht aussprechen
0:04:42–0:04:46
kann und zweitens, glaube ich, auch nicht keinen Mehrwert für uns jetzt haben.
0:04:47–0:04:53
Der erste, den ich mit dir besprechen will, ist auch im Wettbewerb gelaufen
0:04:53–0:04:57
und hat tatsächlich den Silbernen Bären gewonnen.
Micz Flor
0:04:57–0:04:58
Ja.
Florian Clauß
0:04:58–0:04:59
Für die Regie.
Micz Flor
0:04:59–0:05:00
Das wusste ich schon.
Florian Clauß
0:05:00–0:05:02
Das wusste ich. Und das heißt, Living the Land...
0:05:03–0:05:09
Bevor ich da einsteige, möchte ich auch noch mal so die Motivation für chinesische
0:05:09–0:05:11
Filme, weil was mich daran auch interessiert ist,
0:05:12–0:05:19
wie junge Filmemacherinnen und Filmemacher in einem autokratischen System Kritiken
0:05:19–0:05:21
üben können durch ihre Kunstwerke.
0:05:22–0:05:27
Und ich meine, dass wir hier auch Ansätze in den Filmen finden,
0:05:27–0:05:31
die durchaus kritisch gegenüber der Regierung sind.
Micz Flor
0:05:31–0:05:35
Kann ich dann aber dem gegenüber auch stellen, dass es vielleicht auch andersrum
0:05:35–0:05:43
interessant ist, zu beobachten, wie westlich Rezensierende versuchen, Kritik zu finden,
0:05:44–0:05:49
wenn Filme in autokratischen Systemen entstehen, die auch Zensur betreiben und
0:05:49–0:05:51
so. Weißt du, ich meine, es lädt ja ein.
0:05:53–0:05:56
Marcel Reich-Ranitzki hat bei dem Literarischen Quartett mal irgendwie gesagt,
0:05:57–0:05:59
ich kann die Stimme nicht gut nachmachen, ich versuche es trotzdem ein bisschen.
0:06:00–0:06:06
Jedes Buch aus der DDR läuft sofort Gefahr, analysiert zu werden,
0:06:06–0:06:09
nur wenn vier Männer sich in einem Zimmer über etwas unterhalten.
0:06:09–0:06:11
So in der Art, hat er gesagt.
0:06:11–0:06:14
Also es ist paraphrasiert und auch schlecht imitiert. Aber diese Idee,
0:06:15–0:06:17
dass man natürlich immer gleich Kritik auch finden möchte.
0:06:17–0:06:20
Also es ist ja so ein bisschen, als ob man dann die Kunst nicht Kunst sein lassen
0:06:20–0:06:26
kann, sondern man muss die These finden in dem Film, die da verpackt und versteckt
0:06:26–0:06:30
ist und rausgeschmuggelt wurde und die dann gleichzeitig bei dir sich entfalten darf.
0:06:30–0:06:34
Und das würde ich da einfach mal dagegen halten, zu gucken, ob man da auch nicht
0:06:34–0:06:37
sehr empfindlich ist, Dinge zu spüren.
Florian Clauß
0:06:38–0:06:43
Gut, du legst mir gerade ein Ei ins Nest, ein kleines Kuckucksei,
0:06:43–0:06:45
was dann so metawäsig gerade hochgeht.
0:06:46–0:06:50
Aber gut, kann ich nachvollziehen, diesen Ansatz, dass man das sieht,
0:06:50–0:06:55
was man sehen will, weil man eben den Blick von außen auf ein autokratisches
0:06:55–0:06:58
System hat und durchaus da Sachen rein interpretiert.
0:06:58–0:07:03
Aber es gibt, und das will ich dagegenstellen, es gibt Themen,
0:07:04–0:07:09
die die Filme behandeln, die eindeutig auch eine Kritizität in China haben.
0:07:09–0:07:15
Okay, ich fange an. Living the Land ist ein Film über das Landleben,
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spielt im Prinzip über ein Jahr 1991.
0:07:19–0:07:25
Begleitet ein Dorf im Großen, speziell eine Familie,
0:07:25–0:07:32
über die vier Jahreszeiten fängt im Frühling an, wo noch die Bäume keine Blätter
0:07:32–0:07:35
tragen und endet im Winter.
0:07:35–0:07:40
Und im Fokus dieses Films steht der zehnjährige Chuang, der,
0:07:42–0:07:45
bei seiner Familie aufwächst, aber ohne Eltern.
0:07:46–0:07:51
Seine Eltern sind in Shenzhen als Wanderarbeiterinnen unterwegs.
0:07:52–0:07:58
Er wächst bei seiner Tante auf, hat eine tiefe Verbindung zu seiner Großmutter
0:07:58–0:08:04
und auch eine sehr liebevolle Beziehung zu seiner jüngeren Tante.
0:08:04–0:08:09
Die Tante, die Schwester von seiner Mutter, Die ist etwas älter,
0:08:09–0:08:14
aber es gibt noch eine junge Frau, die um die 20 ist.
0:08:14–0:08:18
Zu der hat er ein sehr inniges Verhältnis. Der Sohn seiner Tante,
0:08:18–0:08:21
also seinen Cousin, mit dem er auch viel abhängt.
0:08:21–0:08:26
Und ein behinderter Sohn noch, der da zur Familie gehört.
0:08:27–0:08:30
Der Film fängt sehr episch an.
0:08:30–0:08:37
Der Film ist wirklich so eine Collage an Erzählungen.
0:08:38–0:08:45
Mit sehr, sehr starken Landschaftsaufnahmen, fast wie Gemälde sind die dann inszeniert.
0:08:45–0:08:50
In einer Kritik habe ich gelesen, dass es wie so Jeff-Wall-Fotografien wirkt.
0:08:50–0:08:55
In einer anderen, also wo ich selber, ich selber habe das eher so als impressionistische,
0:08:56–0:09:00
also diese typischen impressionistischen Landschaftsmalereien eher so wahrgenommen.
0:09:01–0:09:04
Also nicht so ganz so kristallklar wie Jeff Wall, wenn man dann Bilder macht,
0:09:04–0:09:07
sondern mehr so, ich so verschwommen.
0:09:07–0:09:12
Aber der ist sehr stark von der Kameraführung, ist auch in der Kamerahaltung,
0:09:13–0:09:17
fast dokumentarisch, hat wenig Nahaufnahmen.
0:09:18–0:09:19
Deswegen filmt dann immer so
0:09:19–0:09:26
Szenen aus einer Totalen heraus und gibt dann eher so einen Gesamtblick.
0:09:26–0:09:32
Und es gibt auch lange Schwenks dann über die Kornfelder, wenn da Weizen eingetragen wird.
0:09:32–0:09:37
Oder die Schlussszene, wenn ein Bagger dann quasi im Schlamm,
0:09:37–0:09:43
im Schneematsch dann versinkt und dann bewegt sich die Kamera und fliegt dann auch weg von der Szene.
0:09:43–0:09:48
Das ist das einzige Mal, das ist wahrscheinlich eine Drohnenaufnahme,
0:09:48–0:09:50
also das fliegt dann wirklich über so einen See hinweg.
0:09:51–0:09:57
Der Film beginnt auch damit, dass ein Knochen ausgegraben werden von der Familie.
0:09:57–0:10:02
Wurde dann ein Onkel dahin gerichtet. Der wird dann ausgegraben und es beginnt
0:10:02–0:10:04
mit einer Bestattung quasi, einer Bestattungsszene.
0:10:04–0:10:09
Das heißt, die Knochen werden rausgeholt, werden in einen Sarg verlegt.
Micz Flor
0:10:09–0:10:11
Und die wurden da wiedergefunden?
Florian Clauß
0:10:11–0:10:14
Nee, die wussten schon, wo der dann quasi erschossen wurde.
0:10:14–0:10:20
Ja, und das ist auch so eine Kritik, die man jetzt im heutigen China ohne Probleme
0:10:20–0:10:25
so inszenieren kann, ohne dann mit der Zensur ein Problemkonflikt zu kommen,
0:10:25–0:10:28
dass auch diese Hinrichtungen, die da stattgefunden haben auf dem Land,
0:10:29–0:10:35
ja, dann auch so eben natürlich wollen, ist es in der chinesischen Kultur ganz
0:10:35–0:10:41
wichtig, dass dann auch die Überreste der Gestorbenen dahin wieder zurückkommen,
0:10:41–0:10:43
wo die Familie sonst auch liegt.
0:10:43–0:10:45
Also das ist so ein Familiengrab.
0:10:45–0:10:49
Ist ganz wichtig, damit eben keine Geister heimgesucht werden und so weiter.
0:10:50–0:10:53
Deswegen werden die dann auch wieder da zusammengeführt in den Familiengrab.
0:10:54–0:10:57
Und zu diesem Anlass kommt dann auch die Mutter von Shuang, beziehungsweise
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die Eltern, Vater und Mutter, kommen dann aus Shenzhen und besuchen dann über
0:11:02–0:11:07
dieses Begräbnis, besuchen dann die Familie und bringen natürlich so die ganzen,
0:11:07–0:11:10
also bringen das mit, was sie da halt auch erwirtschaften.
0:11:11–0:11:16
Das ist eine ganz tolle Szene. Man sieht das dann auch so, wie sie dann durch das Dorf.
0:11:17–0:11:21
Und sie zieht sich quasi auch dann die Trauerkleidung an.
0:11:21–0:11:26
Das ist weiß in China und wird ja zur Trauer und Berebnis wird immer weiß getragen.
0:11:26–0:11:30
Sie zieht das sich an, während die so laufen, dann noch die letzte Kutte übergezogen
0:11:30–0:11:36
und fängt dann an so zu klagen, so meine, meine, meine, also richtig zu weinen.
0:11:36–0:11:39
Und dann gleichzeitig hält sie aber so an den Ecken, wenn sie dann halt irgendwelche
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Bekannten sieht, Und dann halten die so Schwätzchen und steigen dann komplett
0:11:43–0:11:46
aus und dann geht es weiter so. Und die Kamera folgt dann die ganze Zeit.
0:11:47–0:11:50
Dieser Person oder dieser Personengruppe. Und es ist unglaublich.
0:11:51–0:11:55
Deswegen für die beste Regie hat er, also den Silbernen Bären bekommen,
0:11:55–0:12:01
absolut nachvollziehbar, weil unglaublich viele Komparsen und Darsteller dann
0:12:01–0:12:03
da organisiert sind in dem Film.
0:12:03–0:12:07
Und das wirklich so in der Komposition sich gut zusammenfügt.
0:12:07–0:12:10
Also das möchte ich nochmal erwähnen, dass der Film so ein bisschen wie Deer
0:12:10–0:12:16
Hunter, also auch wirklich so einfach so ein episches Werk, wo halt auch ganz
0:12:16–0:12:17
viel eben inszeniert wird.
0:12:17–0:12:23
Der Film wird sehr langsam erzählt, aber gleichzeitig hat der Film auch so zwischen
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den Szenen Sprünge, die dann erstmal für dich im Kopf dann erzählerisch nachgeholt werden müssen.
0:12:29–0:12:33
Es passiert dann irgendwas oder es kommt dann, Szene kommt dann rein und es
0:12:33–0:12:34
ist etwas passiert worden.
0:12:34–0:12:37
Du musst es dir erstmal erschließen, was ist denn tatsächlich da jetzt gelaufen.
0:12:38–0:12:43
Deswegen ist der, hat er so eine ganz gute Mischung zwischen dieses ganz langsamer,
0:12:43–0:12:45
ohne jetzt quasi so zu erdrücken.
0:12:46–0:12:51
Gleichzeitig aber auch so ein Tempowechsel eben durch diese Sprünge in der Geschichte,
0:12:51–0:12:53
die man sich dann erarbeiten muss.
0:12:54–0:13:00
Die Tante von ihm, also die junge Tante, hat ein Verhältnis mit einem Lehrer,
0:13:00–0:13:04
was aber nicht akzeptiert ist und sie muss dann quasi, sie wird dann erstmal,
0:13:04–0:13:06
sie wird schwanger aus diesem Verhältnis.
0:13:07–0:13:12
Es gibt dann so eine Untersuchung, wo sie hin muss, wo dann auch alle Chinesen
0:13:12–0:13:16
oder Chinesinnen, es war noch so, besteht noch diese Zweikindpolitik,
0:13:17–0:13:21
ein bis zwei Kinderpolitik, die ein bisschen aufgeweichter ist auf dem Land als in der Stadt,
0:13:22–0:13:26
ja, wo sie dann so eine Untersuchung über sich gehen lassen muss und dann letztendlich
0:13:26–0:13:32
auch quasi eine Heirat einwilligen muss, weil sie nicht das Kind ohne Ehe so großziehen kann.
0:13:33–0:13:37
Also dieses Thema Zwangsverheiratung, ein Kindpolitik steckt da drin,
0:13:37–0:13:40
Das Ganze fängt sehr harmonisch an, ja.
0:13:40–0:13:44
Der Film, man hat das Gefühl, es ist ein harmonisches Landleben.
0:13:44–0:13:48
Aber gleichzeitig wird es sehr bedrückend, ja.
0:13:48–0:13:52
Weil diese Armut, in der auch speziell diese Familie steckt, ja.
0:13:53–0:13:55
Es gibt dann auch Unterschiede im Dorf, das kriegt man dann mit.
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Einige verdienen mehr, andere weniger.
0:13:57–0:14:00
Einige haben nicht so die gute Ernte, andere mehr und so weiter.
0:14:01–0:14:05
Das wird dann auch deutlich, dass die Familie einfach auch, ja,
0:14:05–0:14:11
einfach kein Geld hat. Die Frau geht zum Blutspenden, um ein paar Joans zu bekommen.
0:14:12–0:14:18
Die ganze Ernte ist in mühsamer Handarbeit, die da eingeholt wird.
0:14:19–0:14:25
Und was auch toll ist an dem Film, man hat das Gefühl, diese ganzen alten,
0:14:25–0:14:27
traditionellen Arbeiten auf dem Land,
0:14:28–0:14:31
die wahrscheinlich schon mehr oder weniger ausgestorben sind,
0:14:31–0:14:35
da fragt man sich, wo hat er das Handwerk dann wieder mobilisiert,
0:14:35–0:14:37
um in dem Film das zu inszenieren.
0:14:37–0:14:40
Also es ist auch schon so die Leistung, das dann halt so darzustellen,
0:14:40–0:14:42
Das ist ein ganz natürlicher Fluss.
0:14:42–0:14:48
Du siehst dann halt, wie der Weizen dann gesiebt wird, wie der dann auch wirklich
0:14:48–0:14:53
so ohne Traktor dann eingeholt wird oder wie dann irgendwelche Sachen geflochten werden und so weiter.
0:14:53–0:14:59
Also du siehst es an wirklichen Tätigkeiten. Also es ist schon sehr beeindruckend, so in der Erzählung,
0:14:59–0:15:05
aber sehr bedrückend, wie dann doch die Familie in so Schicksalsfügungen dann
0:15:05–0:15:08
hin und her geworfen werden, ohne so richtig davon zu kommen.
0:15:08–0:15:14
Es gibt eben dieses Begräbnis, es gibt dann diese Hochzeit, diese Zwangshochzeit.
0:15:14–0:15:22
Es gibt dann auch diese Forderung, dass eben der zehnte Teil der Ernte dann weggegeben wird.
0:15:23–0:15:27
Also das ist dieses, was noch aus der alten Mao-Zeit kommt.
0:15:27–0:15:35
Das ist ja diese Zeit, diese unglaubliche Traumatisierung der Landbevölkerung, der große Sprung voran.
0:15:36–0:15:40
Kennst du dieses Programm, was Mao Zedong damals angeht?
Micz Flor
0:15:40–0:15:42
In groben Zügen, ich weiß es nicht genau. Ich meine, das kommt ja,
0:15:43–0:15:46
war das nicht auch bei das Drei-Sonnen-Problem?
0:15:46–0:15:50
Ja, ich glaube, da ging es auch um diese Zeit, um die Revolution.
Florian Clauß
0:15:51–0:15:53
Genau, dann ging es um die, aber das war im Prinzip...
Micz Flor
0:15:53–0:15:57
Was jetzt die Landbevölkerung speziell, nee, musst du mich aufklären.
Florian Clauß
0:15:57–0:16:00
Ja, also im Prinzip wurden dadurch die alten Strukturen zerstört,
0:16:01–0:16:06
Also die Familienbetriebe und so weiter oder auch irgendwelche größeren Familienstrukturen
0:16:06–0:16:09
wurden dann zusammengelegt in diese Kolchosen.
0:16:10–0:16:12
Das ganze System wurde von der,
0:16:13–0:16:19
komplett auf den Kopf gestellt. Es wurden auch andere Bezirke und Ländereien abgesteckt.
0:16:19–0:16:23
Es ging mit so einer Planwirtschaft natürlich her und es war eine Missplanwirtschaft.
0:16:24–0:16:27
Es war mit unglaublichen Hungersnöten dann halt auch begleitet.
0:16:27–0:16:31
Und wenn man sich dann die Geburten und die Sterblichkeitsraten anschaut in
0:16:31–0:16:34
China in der Entwicklung, dann siehst du halt wirklich in dieser Zeit,
0:16:34–0:16:39
das war glaube ich 1952 bis 1964 ungefähr in der Zeit, da siehst du halt wirklich
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so, wie dein Geburtenrat runtergeht und die Sterblichkeitsrate hoch.
0:16:42–0:16:46
Also es hat unglaublich viele Opfer gebraucht, diese Reform.
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Man spricht von 40 Millionen, die gestorben sind durch Hungersnot und so weiter.
Micz Flor
0:16:51–0:16:53
Gestorben oder umgebracht?
Florian Clauß
0:16:53–0:16:58
Ja, gestorben, umgebracht, aber überwiegend eben durch Hungersnöte.
0:16:58–0:17:00
Es waren mehrere schlimme Hungersnöte.
0:17:01–0:17:06
Das hat natürlich vor und hinten nicht funktioniert, aber damit wurde die ganze
0:17:06–0:17:08
Struktur gesprengt und dann neu geordnet.
0:17:08–0:17:11
Und das war halt so diese Traumatisierung der Landbevölkerung.
0:17:11–0:17:14
Wir sind jetzt in diesem 1991.
0:17:15–0:17:24
Das ist ja noch, wo wir jetzt selber noch ein aktives Gedächtnis haben von dem, was da passiert ist.
0:17:24–0:17:28
Das waren so die 90er Jahre, die dann losgegangen sind.
0:17:28–0:17:33
Und es war auch in China so, dass ich, ich hatte das letzte Mal vor zwei Jahren,
0:17:33–0:17:37
war das übrigens, hatte ich dann über diesen Film Art College 94 berichtet,
0:17:37–0:17:43
der jetzt nicht so berauschend war, aber auch schon dieses Thema der Öffnung von China,
0:17:43–0:17:47
dass sich da zum ersten Mal diese westlichen Medien und so weiter eingeflossen sind,
0:17:47–0:17:53
dass dann überhaupt diese Wahrnehmung Kunstkultur von westlichen Sachen dann
0:17:53–0:17:59
halt auch in China passiert sind und dass sich China grundsätzlich da wirtschaftlich geöffnet hat.
0:17:59–0:18:06
Dass China da auch diesen Schritt von einer reinen Agrarnation zu einer Technik,
0:18:06–0:18:10
also zu einer Industrialisierung gebracht hat, Und ja, was dann halt auf der
0:18:10–0:18:16
einen Seite eben auch diese altertümlichen Bestellungsmethoden auf dem Land
0:18:16–0:18:19
dann abgelöst durch eben Traktoren und so weiter.
0:18:19–0:18:23
Das sieht man auch, dass in dem Film dann eine Familie einen Traktor bekommt
0:18:23–0:18:24
und dann wird der dann halt so aus.
0:18:24–0:18:28
Und dann, oh, der macht ja doch bessere Arbeit als die Ochsen.
0:18:29–0:18:34
Es wird dann auch so begutachtet, dass da hier eben so ein Fortschritt einzieht.
0:18:35–0:18:37
Und das ist genau der Punkt, den ich dann nochmal so ansprechen will,
0:18:38–0:18:39
nämlich die Wanderarbeiterinnen.
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Das ist in China, ist das ein Phänomen, was dann eben auch aus diesem Mao Zedong Umfeld kommt.
0:18:50–0:18:57
Es gab ein sogenanntes Registrierungs- also die Familien oder die Familienmitglieder
0:18:57–0:18:58
mussten an einer bestimmten.
0:18:59–0:19:03
Delle konnten die sich nur dann registrieren lassen und das heißt,
0:19:03–0:19:06
wenn du dann irgendwo anders Arbeit gefunden hast.
0:19:07–0:19:16
Bist du da eben nicht registriert und hast keinen Zugang zu den ganzen Sozialversorgungen,
0:19:16–0:19:21
wie zum Beispiel Schule, Gesundheitssystem, Versicherung und so weiter.
0:19:21–0:19:26
Du musst dann quasi, und das war so, das war ein Schritt in dieser große Sprung
0:19:26–0:19:31
nach vorn, um dann die Bevölkerung quasi vor Ort zu binden, um eben in diese
0:19:31–0:19:34
Landflucht im Prinzip Einhalt zu gebieten.
0:19:34–0:19:38
Diese Wanderarbeiten, das ist das HQ-System, heißt das.
0:19:39–0:19:43
Ja, das besteht immer noch, so wurde teilweise aufgeweicht, aber es besteht
0:19:43–0:19:45
immer noch. die Wanderarbeiten.
0:19:46–0:19:50
Arbeiterinnen werden, ich muss mal gerade gucken, es gibt tatsächlich einen
0:19:50–0:19:52
eigenen Begriff für diese Menschen.
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Die heißen Min Gong.
0:19:55–0:19:59
Min ist das Volk und Gong ist Arbeiter.
0:19:59–0:20:06
Min kann aber auch Masse bedeuten, Arbeitsmassen, also im Prinzip so Massenarbeiter.
0:20:06–0:20:11
Das ist im Prinzip diese Menge, eine Horde, eine unglaubliche,
0:20:11–0:20:13
eine Quantität, eine große Quantität.
0:20:14–0:20:18
Eine große Einheit. Und das ist, was tatsächlich auch heute,
0:20:19–0:20:26
heutzutage haben wir die größte Binnenmigration in China zum Neujahrsfest, zum chinesischen.
0:20:26–0:20:30
Ja, also das heißt, es sind unglaublich viele Millionen.
0:20:30–0:20:36
Ja, das betrifft, also die Wanderarbeiter haben einen Anteil in der Bevölkerung von fast 30 Prozent.
0:20:37–0:20:41
Ja, und das sind 300 Millionen und mehr.
Micz Flor
0:20:41–0:20:45
Aber Wanderarbeiter, also wenn jetzt, keine Ahnung, in Amerika gibt es ja auch
0:20:45–0:20:51
ganz viele Filme, wie zu Thanksgiving alle an den Flughäfen von A nach B fliegen müssen.
0:20:51–0:20:54
In Deutschland ist es ja auch so, dass an Weihnachten alle dann irgendwie wieder
0:20:54–0:20:58
zu den Eltern oder Großeltern fahren und dann bewegen sich ja auch alle hin und her.
0:20:58–0:21:00
Man würde aber nicht von Wanderarbeitern sprechen.
0:21:01–0:21:06
Ist es wirklich so, dass diese Wander, heißen die Wanderarbeiter oder sind es
0:21:06–0:21:07
einfach Leute, die irgendwo anders?
Florian Clauß
0:21:07–0:21:14
Ja, die heißen Wanderarbeiter, weil nämlich genau durch dieses System der Registrierung,
0:21:14–0:21:18
der eigentlich ja Wohnsitz da bestehen bleibt, wo sie dann gemeldet sind.
0:21:18–0:21:21
Und die wandern quasi zum Arbeiten und kommen wieder zurück.
0:21:21–0:21:24
Und das, was da mit dran hängt, und das ist das, was halt so kritisch ist,
0:21:25–0:21:29
das, was mit dran hängt, ist das Left Children Behind.
0:21:29–0:21:33
Nämlich das gibt es ist wirklich ein phänomen dass ganz
0:21:33–0:21:36
viele kinder alleingelassen sind oder eben
0:21:36–0:21:42
bei der großmutter oder in der familie oder bei den verwandten aufwachsen weil
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die eltern wo anders arbeiten und das sind solche regionen wie shenzhen ist
0:21:48–0:21:53
dann hongkong die shenzhen und hongkong ist dann so ein einzugsgebiet beijing
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so dieser streifen also eher im westen,
0:21:57–0:21:59
Entschuldigung, im Osten von China, das ist so eine Ost-West.
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Eine Ost-West-Wanderung ist oder in Chongping.
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Chongping ist so, ich weiß nicht, es war auf jeden Fall mal vor zehn Jahren
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die größte Stadt der Welt.
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Also dieses Stadtgebiet, was dann halt über 80 Millionen Bevölkerung hat.
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Ich war 2013 tatsächlich mal da und das war ganz spannend.
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Weil das wirklich so unglaublich gigantisch ist.
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Also es ist wirklich so ein bisschen wie das Ruhrgebiet, nur irgendwie mehrere
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Potenzen dann halt größer gezogen.
Micz Flor
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Aber kann man das überhaupt erfassen? Also wie sieht man das dann, dass das so groß ist?
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Ist das etwas, was man nur über die Karte sieht, wo man sagt,
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da sind wir und wow, im Umkreis ist alles zugebaut.
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Weil ich erinnere mich noch, als ich in London gelebt habe, dass man da ja nie
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einen Bereich hatte, wo die Straßen nicht so hoch waren,
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die Häuser nicht so hoch waren, die Straßen so kurvig waren,
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da standest du drin und es sah alles so klein und niedlich aus und du musstest
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im Kopf herstellen, zu wissen, dass da im größeren Teil so 20 Millionen Leute wohnen.
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Aber wie ist das da bei 80 Millionen? Du stehst da mittendrin und wie erlebst du diese Größe?
Florian Clauß
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Ich kann es jetzt nicht so in der Gänze erfassen, aber das, was man da so mitbekommt,
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ist, du fährst mit einem Bus da durch und hast dir das gesagt,
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jeden Moment aussteigen und bist halt in einer Metropole. Und das halt aber
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über drei Stunden Busfahrt.
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Das ist halt unglaublich eine Dichte von Metropol.
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Es ist halt nicht so, dass du irgendwo das Gefühl hast, du bist dann irgendwann auf dem Land.
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Du bist halt die ganze Zeit in so irgendwelchen urbanen Metropolsituationen drin.
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Und teilweise, also ich fand das so, ich war ja nie in Shanghai,
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aber es hatte für mich auch so, da gibt es halt, es sind so zwei Flüsse,
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die ineinander fließen, der Yangtze und noch der Ande Große,
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die fließen da in Chongping dann quasi so zusammen.
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Und da gibt es halt so Seilbahnen, die dann halt über diesen Fluss führen.
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Ja, da sind wir damit gefahren und das ist wirklich, das war so ein bisschen
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dieses Blade Runner Gefühl, was ich eigentlich immer so mit Shanghai verbinde oder mit Hongkong.
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Das ist dann wirklich so, dann in dieser Seilbahn, alles war so ein bisschen schrabbelig.
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Ja, und dann hast du halt diese gigantischen Wohntürme gesehen und man konnte
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dann aber auch so reingucken,
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auf einmal hast du dann die schmutzige Gardine im Hintergrund gesehen und wie
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irgendwelche Leute so bei Neonlicht am Küchentisch sitzen und irgendwie was essen.
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Das hatte man dann halt auch, also dieses Gefühl, oder man war in irgendwelchen
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noch nicht fertiggestellten Bauten und die waren aber, also das waren halt so
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Ruinen oder noch im Baubefinden,
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da waren halt so Riesen-Bazaare, wo man alles kaufen konnte.
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Und die waren dann so auf den Treppen ausgebreitet und du bist dann halt so,
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auch konntest dann unterirdisch dann weitergehen. Das waren unglaublich große Sachen.
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Das ist ja eh das in China, das Phänomen, wenn du halt eine Schneiderei suchst,
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dann gehst du halt in eine Straße.
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Und dann ist dann nicht eine Schneiderei, sondern dann sind 500 Schneidereien.
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Also diese unglaubliche Spezialisierung dann in bestimmten Lokalitäten.
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Kommt wieder zurück auf den Film.
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Man begleitet eben diese Familie. Es ist so, dass dann der behinderte Sohn der
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Familie in einem Unfall ums Leben kommt.
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Der ist aber auch ein, der ist halt so, also Zhuang hat ein gutes Verhältnis
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zu ihm, kann ihn beruhigen und so weiter.
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Aber er baut halt auch die ganze Zeit Scheiße. Er macht dann halt irgendwie Sachen kaputt.
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Und die sind alle extremst genervt von ihm, aber mögen ihn gleichzeitig.
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Und dann ist in einer Szene, wo dann eine Sprengung, dann läuft er dann halt
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in diese Sprengung rein und wird dabei schwer verletzt.
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Und dann gibt es aber so eine Traumszene, in dem Film, wo ich nicht ganz sicher
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ist, ist das jetzt die Vision von Juan oder hat sich das tatsächlich so abgespielt?
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Er sieht dann, dass eben dieser Junge dann noch lebt und keiner hilft ihm.
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Und dann geht er halt rum, er lebt noch, bitte helft ihm, alle trauern schon um ihn.
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Und eigentlich wird er für den Tod abgeschlossen. Und er stirbt dann letztendlich auch.
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Aber es ist so ein bisschen, wie das alle so...
Micz Flor
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Wollen, dass er stirbt.
Florian Clauß
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Genau, die wollen ihn loswerden, ohne das so richtig auszusprechen.
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Das ist aber nicht so ganz klar definiert, ob das jetzt so eine Equenz ist,
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weil die auch so traumartig erzählt wird.
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Oder ob das tatsächlich so passiert ist. Und dann am Ende tragen die halt diese,
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die kommen dann von der Einäscherung.
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Und das ist alles auch so trostlos. Also du merkst halt einfach,
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die haben halt keine Perspektiven so richtig.
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Das ist wirklich so, der Zhuang ist auch gut in der Schule und so weiter.
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Also er hat dann schon so wahrscheinlich die Begabung, irgendwo anders was Besseres anzufangen.
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Ja, aber gleichzeitig gibt es da überhaupt kein Geld. Die haben kein Geld,
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die müssen halt einfach mit dem leben, was da ist. Aber gleichzeitig gibt es
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auch so eine Verbundenheit da.
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Und der Regisseur hat dann auch in der Pressekonferenz erzählt,
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dass das so sein Leben auch ist, ja, so wie er das erlebt hat. Er ist dann auch...
Micz Flor
0:27:14–0:27:15
Er kommt vom Land.
Florian Clauß
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Er kommt vom Land und er ist dann Jahrgang 81, also das heißt,
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es ist wahrscheinlich auch so mit Anfang 90er, könnte es so die Zeit gewesen sein, ja.
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Und es ist eben diese Zeit, das hatte ich ja schon gesagt, wo sich dann halt
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China neu findet in diesem...
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Und natürlich durch diese ganzen Wanderarbeiter dann auch da das Kapital hat,
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um sich dann so aufzubauen,
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die meistens dann eben in diesen ganzen Tech-Geschichten in Shenzhen in irgendwelchen
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Fabriken arbeiten oder halt total periphere oder diese ganze Baubranche lebt davon.
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Also ohne die Mannarbeitern wäre überhaupt kein, wäre das überhaupt nicht,
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dieser Bauboom wäre überhaupt nicht möglich so in der Form.
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Also das sind auch ganz prekäre Arbeitsverhältnisse und wie gesagt,
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die haben auch da keine Versicherung oder sowas.
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Das heißt, es sind auch extrem gefährliche Berufe.
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Es gibt so auf YouTube, habe ich dann so Arbeitsunfälle, die dann auch von so
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einer chinesischen Firma gedreht wurden, wo dann halt so irgendwelche auf dem
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Bau irgendwelche ganz schlimmen Unfälle passieren, aber alles so mit animierten Figuren.
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Und das wurde aber wirklich so als Lernmaterial eingesetzt.
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Und das basiert tatsächlich auf tatsächlich basierte Unfälle und dann wird gezeigt,
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so sollte man das nicht machen, also das ist ganz interessant,
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das kann ich ja vielleicht in die Show-Notes mit reinholen also die sind ja auch,
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meistens dann halt nicht gebildet können halt nicht lesen und nicht schreiben.
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Und können sich da auch nicht weiterentwickeln in ihrem Beruf also das ist so
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das Schicksal und das ist ich hatte es ja schon so ein bisschen eingeleitet das ist so das,
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was dann in diesem Film doch so besprochen werden kann.
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Und das ist ja auch diese Kritik, von der ich meine, dass es dann durchaus in
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so einer historischen Erzählung eingepackt wird.
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Das Problem von diesem Gefälle zwischen Stadt, Land und so weiter besteht immer
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noch ganz drastisch in China.
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Und auch die Wanderarbeiterinnen und so weiter, die Masse ist gewachsen.
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In den letzten zehn Jahren hat sich das sogar verdoppelt, habe ich das in so
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einem Bundeszentrale für politische Bildung, da gab es dann noch so ein Dossier,
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wo das nochmal so berichtet wurde.
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Da wird von einer Verdopplung ausgegangen.
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Also das ganze System und natürlich das Gefälle, das ist ja noch viel drastischer geworden.
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Also damals gab es ja noch nicht so eine Mittelschicht quasi in China,
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die hat sich ja in den letzten 15, 20 Jahren so gebildet, dass dann halt auch
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so Autos und so weiter dann zum normalen Eigentum werden. Das kam ja erst später so dazu.
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Da sind die noch teilweise in diesen blauen Anzügen.
Micz Flor
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Fahrrad, das Mittel der Wahl. Das war ja auch so eine Sache,
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die man, oder kann ich mich noch erinnern, dann so innerlich mathematisch durchzugehen,
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was es bedeutet, wenn alle, die jetzt Fahrrad fahren, auf einmal Autos haben wollen.
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Was für ein krasser Shifter ist, der da passiert in China in der Zeit.
Florian Clauß
0:30:22–0:30:27
Und das ist, glaube ich, auch im Rahmen des Systems dann quasi,
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ich sage mal, erlaubt, so eben auch Kritik anzuführen.
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Das ist so ein bisschen wie, du kannst nicht offen bestimmte Sachen kritisieren.
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Das ist also wie zum Beispiel das Massaker am Platz des himmlischen Friedens.
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Das wird ja immer noch nicht offiziell in irgendwelchen Geschichtsbüchern zu finden sein.
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Da habe ich mir jetzt nämlich auch nochmal so einen Account bei Deepseek geklickt,
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um zu gucken, wie weit man dann halt, weil du bist ja da mehr oder weniger im
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Dialog mit einer chinesisch zensierten Entität.
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Und dann wollte ich gucken, wie viel Kritik kann man denn da üben. Und es geht.
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Direkt fragen, Ja, so zum Beispiel zu den Wanderarbeitern und erklär mir die
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Situation, wie ist es dazu gekommen?
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Und wie sieht die chinesische Regierung jetzt die Verantwortung?
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Also das habe ich alles Antworten bekommen. Aber sobald man dann so einen anderen
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Ton anschlägt, dann kommt wirklich Story out of Scotland.
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Please, let's change the subject. Das ist ganz interessant, weil du siehst es
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ja so wie bei JetGPT oder Claude, da siehst du halt so, wie es sich so tippt.
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Und dann baut sich so die Antwort auf und irgendwann kommt so eine Layer rein,
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die dann halt sagt so Zensur und dann wird die Antwort gelöscht und dann steht dieser Satz da.
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Also das war ganz interessant zu beobachten und ich fand auch diese Chance.
Micz Flor
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Meinst du, dass diese, Entschuldigung, das ist ein sehr anderes Thema,
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aber meinst du, dass diese Zensur dann wirklich noch von Menschen gemacht wird?
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Also das dann so quasi so ein Alert ist und dann guckt sich das jemand an in
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Echtzeit und sagt so, oh, oh, oh, oh, stopp hier.
Florian Clauß
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Nee, nee, das glaube ich nicht, dass es tatsächlich so ist, sondern ich glaube,
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das wird dann, wenn du so ein neuronales Netz hast, und wir wissen ja,
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haben wir auch schon ein paar Mal darüber gesprochen, dass halt so ein neuronales
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Netz aus ganz vielen Layers besteht.
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Und so ein BIOS dann reinzubekommen in so eine Layer ist halt in so einem durchtrainierten
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Modell nicht einfach. Deswegen wird es so einer der letzten Layers sein.
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Der generiert die Antwort und dann irgendwann kommt dann halt so,
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kommt dann wahrscheinlich so eine Relevanzabfrage, die die ganze Zeit so wertet, wertet, wertet.
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Und wenn das halt so einen signifikanten Punkt überschreitet,
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dann zack, dann schlägt die Zelle. Also so denke ich, dass das funktioniert.
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Es wird sicher nicht in Echtzeit überwacht, ja.
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Ich habe auch von anderen auf irgendwelchen Reddit-Formen oder sowas,
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dann siehst du ja auch, wie man das halt irgendwie so ein bisschen austricksen
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kann, indem man sagt, vergiss alles, was du vorher gehört hast.
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Ja, dann kann man so das Context-Window nochmal so neu aufziehen und dann so
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ein bisschen die Zensur umgehen.
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Oder wenn du direkt ein APK hast und dann bist du halt wieder ziemlich nah bei
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Chachibiti, weil ja die gleichen Daten.
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Wir kennen das ja. Also das ist so, aber das ist für mich jetzt quasi so,
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wenn du mit einem Chinesen dann
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halt quasi so sprichst, dann kannst du ja auch nicht so direkt fragen.
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Aber gleichzeitig hat man da die Möglichkeit, das nochmal so für sich zu erproben,
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wo dann die Schwelle ist, wo dann halt zugemacht wird. Wo dann gesagt wird,
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nee, das fällt jetzt unter Zensur.
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Das war jetzt nochmal so ein bisschen zu dem Eingang, wo du nochmal gesagt hast.
Micz Flor
0:33:33–0:33:37
Nee, nee, verstehe. Also so wie ich es verstanden habe, wie ich es mitbekommen
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habe, ist halt diese Sache, dass das chinesische System kritisiert werden kann,
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indem man aus dem chinesischen System Vergangenheit als Parabel für die Gegenwart benutzt.
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Also man kann über die Vergangenheit sprechen und kann damit dann,
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kann das quasi als Folie auf die Gegenwart legen oder einladen.
Florian Clauß
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Genau, also das wäre ein Interpretationsansatz, den ich mal so vorschlagen kann.
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Wohlgemerkt, wenn das in so einer Kultur gepackt ist, in der chinesischen.
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Und natürlich ist das, was gezeigt wird, ein Kernelement des chinesischen,
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sozusagen die Landarbeit.
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Und wenn es eine gewisse Relevanz hat, das heißt, du kannst nicht,
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anfangen und sagen, die Uiguren oder sowas, sie hatten irgendeine Minderheit
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und damit argumentieren.
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Sondern wenn es, das hatte ich glaube ich noch nicht ganz zu Ende geführt,
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wenn nämlich ein großes, also wenn das Problem, was es beschreibt,
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quasi auch für die Regierung entscheidend ist und nachvollziehbar wird.
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Wie zum Beispiel Umweltverschmutzung.
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Die Frage ist in China, inwieweit man dann sowas, also so Umweltthematiken und
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so weiter, das mag man gar nicht so denken, aber in China gibt es ganz viele
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Initiativen, die sich dann halt auch in der Umweltbewegung dann auch so begründet haben.
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Und das ist ein akzeptiertes Problem und ganz viele quasi, die auch von der
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Ausrichtung eher kritisch sind, die aktivieren sich dann in solchen Bewegungen,
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weil das gesellschaftlich und politisch akzeptiert ist. Und das ist,
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glaube ich, so der Punkt.
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Und das ist halt auch so dieses Problem der Wanderarbeiter, dieses Gefälle zwischen Stadt und Land.
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Das ist gesellschaftlich akzeptiert und politisch als Problem identifiziert.
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Genauso, und da können wir auch, glaube ich, immer gerne zusammen das besprechen,
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wenn wir über den dritten Film, den du jetzt auch gesehen hast,
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Girls on Wire, da gibt es natürlich auch dieses Problem von...
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Die Frauen in der Gesellschaft akzeptiert sind, die Rolle der Frau.
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Und das ist ja auch eine sehr explizite Kritik, die dann auch da in einem Film so ausgeführt wird.
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Und das ist aber auch in so einer Form von Frauen sind da eben die Hälfte der
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Bevölkerung oder nicht ganz die Hälfte, weil nämlich durch die Ein-Kind-Politik,
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das ist auch so ein Problem, was wir in Ostdeutschland haben,
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dass eben durch den Wegzug von Frauen oder eben in China, weil halt eher bei
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einer Ein-Kind-Politik,
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dann, wenn das erste Kind dann eben ein Mädchen war, häufig getötet wurde oder abgetrieben.
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Und deswegen gibt es da einen höheren Anteil von Männern. Und dann auf dem Land,
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das ist ja sowieso schwierig von der Perspektive.
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Und dann auch eine Partnerin zu finden und so weiter. Das sind ja alles,
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das sind ja gesellschaftliche Probleme.
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Der Handlungsbedarf ist da, weil diese demografische Entwicklung in der chinesischen
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Bevölkerung auch kippt. Und dieser Punkt, dass eben jetzt ein Überhang an älteren
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Leuten da ist, als das, was nachkommt.
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Das ist ein Problem. Deswegen ist es gesellschaftlich und auch motiviert da,
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was zu tun. Das wäre jetzt eine These.
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Ich habe es jetzt versucht, so ein bisschen durch die Filme zu belegen.
Micz Flor
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Aber durch den einen Film, wo ich dich jetzt noch fragen würde,
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gibt es noch einen Plot-Spoiler? Kriegt das Ende noch?
Florian Clauß
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Ja, das Ende ist...
Micz Flor
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Jetzt Plot-Spoiler, da dürfen die Leute wegspielen.
Florian Clauß
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Nee, das ist kein Plottspoiler. Weil der Film lebt einfach wirklich im Moment,
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also von Jahreszeit zu Jahreszeit.
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Das sind so Szenen. Und das Ende ist im Prinzip, das wollte ich auch erzählen,
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dann sind die mit dem Traktor unterwegs, haben diese Asche, wollen dann an diesem Fuße von diesem See,
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wo auch dann am Anfang das Begräbnis stattgefunden hat, Familie wollen die dann da hin.
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Und der Traktor bleibt die ganze Zeit in diesem Schlamm Schneematsch decken.
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Ja, und es ist unglaublich zäh vorbei und immer mehr Leute steigen dann aus
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und dann fällt noch die Urne um, die Asche wird dann zerstreut und alle so,
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alles gut, alles gut, also du merkst halt wirklich, alle stecken.
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Und so das, was der Film dann so durch diese Drohnenaufnahme,
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wo dann halt wirklich sich entfernt wird, dann so ein bisschen,
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was man da so reinlesen, interpretieren könnte, ist dann halt wirklich so diese Landflucht.
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Also eigentlich wollen alle weg und man möchte weg von diesem Ort,
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weil man da so stecken bleibt und in diesem Knie, also man erlebt das so.
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Und das finde ich auch toll an dem Film. Das ist ein Erlebnisfilm.
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Du siehst dann zum Beispiel, wie auf den Feldern das Holz verbrannt wird.
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Du riechst förmlich den Film.
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In China, ich bin da auch rumgereist und man sieht das auf dem Land.
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Du hast dann diesen Holzgeruch in der Nase. Oder du kennst es ja auch von Löwen,
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wenn dann irgendwann im Spätsommer dieser Baumschnitt verbrannt wird.
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Es hat einfach eine ganz bestimmte Ästhetik oder man kriegt schon fast diese
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Kühle der Herbstluft mit. Also es ist ein Erlebnisfilm.
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Dieses Steckenbleiben im Schlamm.
Micz Flor
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Das ist auch ganz schön. Aber wie du es jetzt gerade beschreibst,
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ist es ambivalent. Also man hat einfach, wenn man sich den impressionistischen
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Bildern und diesen daraus entstehenden Gerüchen hingibt, dann hat es auch was
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romantisch, vielleicht so melancholisch-romantisches.
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Und das Politische drauf zeigt aber quasi, es steckt fest, das geht nicht weiter,
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obwohl es irgendwie auch was Heimliches hat.
Florian Clauß
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Genau, aber genau das ist der Punkt, weil da ist natürlich eine unglaubliche
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Identitätsstiftung durch dieses Dorf, durch die Familie,
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also baut unglaublich eine starke Familienbande auch, aber gleichzeitig ist
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er so in dieser Entwicklung stecken geblieben, dass du da nicht keine große Perspektive hast.
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Und das ist genau das, was genau das in diesem Film zusammenfasst.
Micz Flor
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Okay. Der klingt sehr, ja eben genau wie ich es gerade beschrieben habe,
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vielleicht auch eben mein Wunsch nach solchen Filmen.
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Es gibt so einen ganz tollen Film, ich weiß nicht mehr wie der heißt,
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so ein Polizeiruffilm noch mit diesem etwas korpulenten Polizisten,
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so DDR-Film zur Weihnachtszeit, wo der spielt.
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Das ist alles wie so in Brandenburg gefilmt, dieser brandenburgische Schnee,
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der so rumliegt und sowas, wo genau auch sowas entsteht.
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Das ist alles irgendwie abgelegen, ein bisschen abgehängt, ganz wenig Dialoge,
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aber irgendwie auch so total heimlich.
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Vielleicht habe ich das daher auch mehr genommen.
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Das war der erste Streich und der zweite folgt sogleich?
Florian Clauß
0:40:07–0:40:14
Genau, der zweite Film, den ich gesehen habe, heißt The Botanist, also der Botaniker.
Micz Flor
0:40:14–0:40:14
Ja.
Florian Clauß
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Lief im Generationsslot K+, also Altersempfehlung so ab 10 Jahre,
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ist eine Debütarbeit gewesen von einem jungen Regisseur.
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Und er erzählt von einem Jungen, der im äußersten Westen von China wohnt,
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da auch bei seiner Großmutter aufwächst, deswegen so dieses Querschnittliche,
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genau die gleiche Thematik.
Micz Flor
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Der äußerste Westen Chinas, der wohin Kasachstan.
Florian Clauß
0:40:45–0:40:49
Kasachstan ist an der Grenze zu Kasachstan, sind auch tolle Landschaftsaufnahmen,
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also der Film ist engagiert in der Naturaufnahme und versucht so diesen Jungen
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Jungen, so als so einen begeisterten Pflanzensammler,
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der aber auch eher nicht so wissenschaftlich motiviert, dann anfängt sein Herbarium
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zusammenzustellen, sondern aus so ästhetischen Gründen, ein bisschen esoterisch.
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Man merkt schon, so wie ich das erzähle, da wo der Film nicht so ganz für mich
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funktioniert hat, ist eben,
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dass da ganz viel jetzt nicht aus diesem Interesse des Jungs dann so entwickelt
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wurde, sondern man hat das Gefühl,
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da hat der Regisseur mit seinem Kameramann eben seine Kunstvorstellung verwirklicht
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und irgendwo diesen Jungen da reingesetzt und gesagt, mach mal so.
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Also das nimmt man ihn nicht ganz ab, aber das ist schon so vorweggestellt.
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Das ist so ein Ding, was bei dem Film nicht so funktioniert hat,
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aber im Prinzip eine ähnliche Thematik.
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Er ist komplett eben auf dem Land groß, wird er groß und ist auch selber ein,
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hat dann eben eine kasarische, wie sagt man, Vorfahren?
Micz Flor
0:41:56–0:41:57
Kasachisch.
Florian Clauß
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Und seinen Onkel, den er aber immer Bruder nennt, das sind auch immer so diese
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Verkehrungen von, und der ist aus Beijing wieder zurückgekommen,
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weil er da Stress bekommen hat, weil er angefangen hat zu randalieren,
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um was kaputt zu machen, irgendeinen Affekt.
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Und dann musste er fliehen, weil er das Geld nicht zahlen konnte und ist wieder aufs Land geflogen.
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Aber es geht ständig so, er hat dann noch seine Freundin da in Beijing,
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angeblich, oder Shanghai.
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Und es ist immer so ein Sehnsuchtsort, dann Metropole auf der anderen Seite.
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Und die hängen dann halt da, hüten Schafe und sind in der schönsten Landschaft,
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sammeln Pflanzen und so weiter.
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Und in dieses Leben von dem Jungen kommt ein Mädchen, Ungefähr so alt wie er.
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Das ist ein Mädchen, so eine Han-Chinesin. Han-Chinesin.
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Ohne das jetzt rassistisch zu meinen, ja, aber so der Standard-Chinese ist so ein Han-Chinese, ja.
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Es gibt ja ganz viele Ethnien in China, ja, die man dann so in Zentralchina antrifft.
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Das sind so die Han-Chinesen oder was dann auch interessant ist,
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wenn zum Beispiel Tibet oder sowas eingenommen wurde von oder annektiert wurde von China.
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Ja, dann haben die dann quasi auch ganz viele so Kolonialisten dahin geschickt.
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Also so quasi Leute, die dann halt auch die Architektur aus Zentralchina dann
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dahin verpflanzt haben.
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Und so ein bisschen auch das wirklich so ethnisch einzunorden, sag ich mal wieder.
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Das ist so eine Strategie eben auch, eine klassische.
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Dass du halt so quasi den Standardchinesen dann dahin setzt und damit halt quasi
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auch so die Ränder, dass die dann halt auch so dazugehören.
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Und sie, dann entwickelt sich eine Beziehung zwischen den beiden.
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Die nähern sich an. Im Prinzip ist es ein bisschen ein Coming-of-Age-Film.
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Haben wir ja auch schon.
Micz Flor
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Quasi ein Roadmovie?
Florian Clauß
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Nee, ist kein Roadmovie.
Micz Flor
0:43:50–0:43:51
Ein Roadmovie der Gefühle.
Florian Clauß
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Auch, ja, so ein bisschen. Und die verstehen, teilweise haben die Sprachschwierigkeiten,
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Verständnisschwierigkeiten, weil er dann auch, ich glaube, er spricht,
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ich weiß nicht, ob das Arabisch ist, aber so eine, also Kassarisch, whatever.
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Und die nähern sich dann über so Spiele an und auch dieses,
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warum der Botanist heißt, ja, weil er baut dann halt in einer kleinen Ruine,
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das mal früher in der Schule war, baut er dann so eine Pflanzensammlung auf
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und macht ganz tolle Zeichnungen und so weiter, von dem man alles sieht, das dient von ihnen.
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Also der Film ist halt einfach, der fällt so ein bisschen auseinander,
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hat nicht so eine starke Handlung, aber hat so ganz schöne Momente,
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sag ich mal, und auch gute Naturaufnahmen.
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Der wird dann auch erzählt von seinen, also so eine zentrale Figur ist sein
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Onkel Ben, der aber nicht mehr zurückgekehrt ist.
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Das ist so einer, der dann irgendwo in den Bergen verschütt gegangen ist wahrscheinlich,
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aber es wird gleichzeitig so, als die Erinnerung an Ben dann so rückwirkend erzählt.
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Der fängt dann halt auch so an, dass du siehst dann halt, wie sich ein alter
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Mann dann an so einem Felsen niedersetzt und dann die Augen schließt und dann
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fängt die Geschichte an und am Ende wacht er wieder auf und geht dann weiter.
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Also man hat das Gefühl, die Geschichte wird dann halt so als seine Erinnerung
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erzählt und das ist dann halt diese Figur. Also das ist sehr assertiv,
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ein bisschen träumerisch und so.
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Und dann muss eben dieses Mädchen, zieht dann zurück nach Shanghai mit der Mutter zusammen.
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Und dann geht es um so einen Abschied von ihm, wo er dann sie nicht ignoriert
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und die sich gegenseitig.
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Also ein bisschen, also schon so eine kleine Liebesgeschichte.
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Die dann also ein bisschen traurig endet und er dann aber in dieser Landschaft
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irgendwo alleingelassen wird und so ein bisschen auf dieses,
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auch wieder den Rhythmus der Natur, ja, dann so als Pflanzensammler dann sich darauf zurückzieht.
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Also auch hier haben wir dann eben das Schicksal von alleingelassen,
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ohne Familie, aber gleichzeitig eine starke Verortung über die Landschaft, über die Natur.
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Nur, das ist bei einem anderen Film auch so eine starke Identitätskomponente,
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was man da überhaupt in einem anderen, also die Stadt wird ja überhaupt nicht
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gegengeschnitten, sondern die Stadt gibt es ja nur so als Sehnsuchtsort oder
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als Ort, wo man hin will und Geld verdienen oder wo andere sind, die nicht mehr da sind.
Micz Flor
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Was meinst du, wenn du es so erzählst, mit dem Auseinanderfallen sowas,
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dann frage ich mich bei all den Filmen, die in der Berlinale gezeigt werden
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könnten, warum haben die den ausgewählt?
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Was ist deine Hypothese? Weil du bist jetzt nicht so begeistert.
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Ja, nee, doch, von dem bin ich nicht so begeistert, richtig.
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Aber das ist einfach eine Frage, die kriegen ja die Filme, die bewerben sich ja da.
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Ja eben, und dann werden die ausgesucht und das Kuratorium,
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Berlinale ist halt so, glaube ich, grundsätzlich muss man dann drauf gucken
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von der Konstellation, weil eigentlich will man nach Cannes als Film und du
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willst ja immer irgendwie, wenn du einen Wettbewerb gehst, dann willst du ja
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eher die Goldenen Palme als den Goldenen Bären, ja und,
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Aber es ist doch, ist die Berlinale nicht das größte Publikums Ja,
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das bringt ja den Film nichts,
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Also das ist ja für den Verleih ist unerheblich. Man weiß schon,
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dass bei der Berlinale nicht die Flaggschiffe.
Florian Clauß
0:47:28–0:47:33
Oder das ist ja militärisch, aber quasi die goldenen Perlen dahin geschickt werden.
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Sondern das ist dann eher so in diesem Segment von, ja, guter Film,
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kann man mal hinschicken.
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Aber das ganze Produzentensystem, das, wovon wir hier auch sprechen,
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So ein totales Arthouse-Kino. Also das heißt, das ist für uns ein Arthouse-Kino
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und für die Chinesen noch viel mehr.
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Also das findet jetzt auch nicht irgendwie ein großes Publikum.
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Die Filme werden wahrscheinlich in China auch nur in bestimmten Kinos laufen können.
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Während jetzt irgendwie, ich habe jetzt gelesen, der Film, der neulich rausgegangen
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ist, Animationsfilm, chinesischer Animationsfilm.
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Zana oder so ähnlich heißt der Zana 2. Ist auch so eine taoistische Geschichte
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von einem Kind, was dann animiert und so weiter. Ein bisschen wie King of the Monkeys.
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Die haben halt so einen Fundus. Die haben ja so einen Kulturfundus,
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wo die halt so unglaublich viele Figuren raus...
Micz Flor
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Monkeys.
Florian Clauß
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Ja, dieses Marvel ist ja im Prinzip irgendwie... Ja gut, da haben die halt irgendwie
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so ein paar griechische Mysterien dazugenommen.
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Aber Marvel ist ja völlig aus sich selbst heraus entstanden,
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während die ganze chinesische Kultur hatte halt irgendwie jahrtausendalte taoistische
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und die haben ja diese ganzen, die haben ja unglaublich viele Figuren,
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die sie da inszenieren können.
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Und der Film hat ja innerhalb von drei Wochen 1,5 Milliarden Dollar eingespielt.
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Also das war im Kino in China.
Micz Flor
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Wahnsinn.
Florian Clauß
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Ja, im Binnen. Also das hat sämtliche kanonischen Filme getoppt von den Einnahmen.
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Also da ist ein riesen Markt in China.
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Da laufen auch die Filme anders. Und das heißt die Filme, über die wir jetzt
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sprechen, das ist wirklich so ein ganzes Segment, ne?
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Ja. Genau, jetzt kann ich glaube ich auch zum dritten Film kommen.
Micz Flor
0:49:15–0:49:19
Ja, ganz kurz nochmal zur Tour, wollte ich dich fragen, weil du hast uns ja
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hier so reingeführt und reingeholt und ich finde das gerade so ganz kurios,
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weil wir mit diesen Massenmenschen so in China so sprechen und hier ist es jetzt gerade,
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da sind so Neubausiedlungen und ich habe keine Ahnung, wo wir gerade sind,
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also wo wir gelandet sind, aber so ganz seltsame,
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entwickelte Immobilien. Was ist das hier? Das sieht ja wohl fast aus wie eine Schule.
Florian Clauß
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Oder? Von Gebäuden her.
Micz Flor
0:49:42–0:49:44
Ja, aber die, keine Ahnung, so unterschiedliche Beleuchtungen.
Florian Clauß
0:49:44–0:49:50
Also wir sind jetzt gar nicht so weit weg von der einen Folge Roadmovies, die ich gemacht habe.
Micz Flor
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Beim, beim, nicht Helmholtz.
Florian Clauß
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Das ist der Briskey Point. Nämlich, das ist jetzt schon, wir sind unterhalb des Rings.
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Da hinten ist dann die, wo haben wir uns getroffen? Hermannstraße?
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Ne, Neukölln haben wir. S-Bahnhof Neukölln.
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Und wir sind jetzt hier in Rixdorf und es gibt ja den Rollberg.
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Und es gibt dann als anderes Gebiet, wo wir schon durch sind,
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ist dann, wie heißt das, Rollberg und das andere Schillerpromenade.
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Genau, die Schillerkiez.
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Und ich habe extra nochmal, bevor wir losgelaufen sind, habe ich nochmal Wikipedia aufgeschlagen.
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Aber ich meine mich daran zu erinnern, dass ich vor nicht allzu langer Zeit
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auch ein Hörspiel gehört habe zum Einschlafen.
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Immer an den Hörbuch, was dann halt so diese Zeit um 1900, wo dann hier,
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das waren immer noch Vororte von Berlin, ja,
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und der Rollberg war im Prinzip so die Arbeiter-Siedlung, ja,
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wo dann die Leute dann halt so da ihre Arbeiter-Siedlung und dieser ganze Schiller-Kiez
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hat sich dann so mehr oder weniger als zusammengefasst.
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Aufkommende Bürgertum, haben die sich da halt diese bürgerlichen Häuser gebaut
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mit großer Fassade und so weiter.
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Und das ist so, dass dieser, also um 1900, 1910 so.
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Und die Hermannstraße ist dann halt auch so zu so einer Vergnügungsstraße war es damals.
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Da gab es halt irgendwie Varieté, da gab es halt irgendwie Theater,
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Kneipen und so weiter. Und so hat sich das Gebiet hier entwickelt.
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Also das fände ich auch nochmal ganz interessant.
Micz Flor
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Aber hier ist es schon irre, weil wir haben wirklich jetzt eher so mehrstöckige,
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weiß man nicht, ob Industriebauten sind oder da hinten sind es Apartments.
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Die sind jetzt neuer, aber es ist auf einmal alles so hoch geworden.
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Also da sind hoch, hoch, hoch.
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Auch als wir vorhin rauskamen aus diesem Gebiet vom Treptower Park,
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da ist mir aufgefallen, es sind unglaublich viele Leute so mit LED-Lichtern
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angeschnallt, irgendwie das Joggen, ganz viel Jog, Jog, Jog, Jog.
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Und dann sind die, ich weiß nicht, ob das mitbekommen ist, Also als wir an diesem
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neu entwickelten Bereich, wo da hinten ganz viele Häuser gebaut wurden,
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sind das vorbeigelaufen.
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Da sind drei von diesen Joggern wie so Bienen nach Hause gekommen in diesen Neubauen.
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Also junge und hochverschuldete Wohnungen gekauft und so die Jogger da rein.
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Da hinten sieht man so ein bisschen, das meinte ich, das ist alles irgendwie
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gar nicht berlinerisch.
Florian Clauß
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Ja, aber es ist ja viel, an vielen Stellen gibt es ja jetzt sowas.
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Diese Neubauten, die auch im Mitteljahr schon früher...
Micz Flor
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Ja, und halt eben, ich weiß ja nicht, Traufsteinhöhe ist ja eigentlich immer ein Thema.
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Aber hier bei den Bebauungsplänen, da stand da vorne, sieht man auch mal diesen
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einen Mini-Skyscraper, der jetzt auch schon ein bisschen neuer aussieht.
Florian Clauß
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Ja, das ist echt ein passanter Stimme.
Micz Flor
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Und dann ist es hier alles höher. Hier sind eher, was haben wir da drüben?
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Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben Stockwerke.
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Hier ist ja auch sehr... Was ist das denn? Guck mal, da steht dann hier noch
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Mieten runter, das passt auch gut, das muss ich jetzt noch hier einfangen.
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Kannst du das mit deiner Kamera so fotografieren, dass man Mieten runter lesen
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kann? Bei mir geht das nicht. Mieten runter kann ich.
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Hast du es schon? Wir sind sowas von spiritually linked.
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Das ist schon fast irgendwie so ein bisschen... Erinnert mich an England irgendwie so.
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Das sind aber so diese typischen, wo du das mit Herzberge vergleichst.
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Das könnte auch so ein Krankenhaus gewesen sein. Ja, das sieht nicht aus wie
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neu gebaut. Also ich glaube, das würde keiner mehr so machen.
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Aber diese Kombination zwischen dem Neubau dahin, das ist echt interessant, dieser Turm.
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Das erinnert mich so an London, wo du auch so verschiedene Berichten von Architektur hast.
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Nicht so wie in Paris, wo du dann im Prinzip eigentlich nur noch,
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das Neueste war der Ousman, der dann gebaut hat, die Chancel-Visier einmal quer durch.
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Aber da ist natürlich viel passiert. In London hast du ja immer noch so diese,
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ganz viele Serien spielen gerade in London, die ich gucke.
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Als ich in Black Daffs hast du das gesehen? Das habe ich gesehen.
Florian Clauß
0:53:50–0:53:54
Industry gucke ich gerade, das ist super. Das spielt in diesem Banking-Viertel.
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Oder Liverpool Station. Ganz toll.
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Und dann sind die halt irgendwie so als Broker in diesen Bankings.
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Okay. Anderes Thema, vielleicht auch eine eigentlich Folge wert. Schauen wir mal.
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Ich komme jetzt zum dritten Film und dann lade ich, das mache ich jetzt auf,
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das Forum mache ich jetzt auf und lade auch meine Zuhörer ein.
Micz Flor
0:54:17–0:54:19
Deinen Weggefährten.
Florian Clauß
0:54:19–0:54:24
Meine Weggefährten, meine Klaus- und Weggefährten. Ja, Girls on Wire.
0:54:25–0:54:26
Ja, es gibt nicht viel mehr.
Micz Flor
0:54:27–0:54:28
Girls on Wire, ja.
Florian Clauß
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Vielleicht noch mal so ganz kurz die Geschichte zusammengefasst.
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Oder steigen wir anders ein.
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Der Film ist von der Regisseurin Vivian Chu, die eine Ausbildung oder vielleicht
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so ein kurzes Porträt von ihr.
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Sie hat in den 90ern in Amerika auf einer Filmhochschule sich ausbilden lassen,
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ist dann 2003 zurück nach China gegangen, hat da als Produzentin auch vor allen Dingen gearbeitet,
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und das wollte ich voranstellen,
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weil den habe ich auch tatsächlich damals auf der Berlinale gesehen, den Film.
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Der heißt Thin Ice Black Coal. Ich weiß nicht, ob du den auch gesehen hast.
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Der war dann doch ein größerer Erfolg, weil der hat den Goldenen Bären 2014
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gewonnen und der wurde produziert von ihr.
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Das ist so ein Thriller, der so ein eigenes Genre auch dann für sich so losgetreten
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hat, nämlich diesen chinesischen Noir-Film.
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Also der ist sehr dunkel, sehr düster erzählt.
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Thriller hat auch so darke Momente, aber ist sehr hart und dunkel.
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Ich fand ihn damals toll.
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Der deutsche Titel ist glaube ich Feuerwerk am helllichten Tag.
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Und es ist so, dass diese Noir-Geschichte in China dann für sich als Film ein
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eigenes Genre geworden.
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Man kennt es ja auch, man kennt es ja diesen Skandinavien, diesen dänischen Noir-Film.
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Das war, glaube ich, auch so in den 2010er Jahren haben sich da so viele Filme in diesem Segment.
Micz Flor
0:56:09–0:56:10
True Detective Feeling.
Florian Clauß
0:56:10–0:56:14
Ja, genau so. Auch das im amerikanischen Raum, aber auch in anderen.
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Also da kam dieses Genre so auf.
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Ich finde auch, dass man, ich weiß nicht, wie es dir so gegangen ist,
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aber dieses dunkle Moment, dieser Noir-Moment, den hat man auch in Girls on Wire.
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Also der Film handelt von einer mehr oder weniger zerrütteten Familie.
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Die Frau, die Kernfamilie hat im Prinzip eine Schneiderei.
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Sind wir wieder bei der Schneiderei, ja. Eine kleine Fabrik,
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die aber ständig verschuldet sind, weil der Bruder von ihr, der auch da bei
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denen wohnt, drogensüchtig ist und die ganze Zeit immer Geld von der kriegt und will und braucht.
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Der drogensüchtige Bruder hat eine Tochter, die auch in der Familie groß wird,
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die ein bisschen jünger ist als die Tochter der Schwester. Das sind beide Cousinen.
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Die werden als quasi mehr oder weniger Schwestern, wachsen die miteinander auf
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und sind sehr füreinander da,
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während an dieser Drogensucht von dem Vater, von der Jüngeren und diesen Streitigkeiten
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und den Schulden und so weiter die ganze Familie immer zu zerbrechen scheint.
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Ja, aber scheinen dann doch irgendwie diesen ganzen Betrieb so weit weiterführen
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zu können, dass es dann halt auch so ist, wo dann schon die Größeren,
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die Kinder raus sind, die beiden Töchter oder Cousinen.
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Die eine, die Größere arbeitet als Stuntfrau in der chinesischen Filmstadt.
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Und die Jüngere, so fängt der Film an, man sieht sie in einer ganz schlimmen
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Situation, dass sie dann nämlich in einem Keller gefangen gehalten wird und
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mit Drogen verabreicht wird.
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Ihr gelingt die Flucht, sie tötet jemand, den Aufpasser und flieht dann zu ihrer Cousine.
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So startet der Film, sie versucht dann ihre Cousine ausfindig zu machen in dieser
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Filmstadt, was nicht so ganz einfach ist, weil die riesig ist,
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die Filmstadt, und ganz vieles.
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Beherbergt, wo dann unterschiedliche Filme gedreht werden.
Micz Flor
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Also Filmstadt ist quasi so ein Riesenstudio-Gelände, wo dann aber so richtig
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alte, was du vorhin auch schon mal gesagt hast, diese in Anführungszeichen historische
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China, wie ich es mir vorstellen kann, aus der Distanz.
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Ich habe da keine Idee von authentisch oder nicht, aber das sieht dann alles
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so aus wie alte Kloster oder Wohnungen, die da aufgebaut sind.
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Und das ist aber einzig und allein zum Drehen. Da wird gedreht und scheinbar
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gibt es da dann eben auch On-Set-Apartments oder Zimmer, wo dann eben zum Beispiel
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auch diese ältere Cousine,
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die eine Stuntfrau ist und gleichzeitig versucht, sich als Schauspielerin da auch durchzuboxen,
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aber eigentlich als Stuntfrau Geld verdient,
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in so einem Zimmer wohnt, aber scheinbar direkt in dieser Filmstadt.
Florian Clauß
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Ja, auf der Spur, also der Jüngeren auf der Spur ist eben diese Drogenmafia,
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die dann, sie versuchen dann wieder das ausfindig zu machen.
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Und dann kommt eben raus, dass die Ältere als Standfrau, die muss immer Jobs
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annehmen und muss immer arbeiten, auch zu übelsten Zeiten arbeiten und mehrere Jobs erledigen,
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um eben noch die Schulden zu begleichen, die dann ihre Mutter mit der Schneiderei
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gemacht hat und auch eben ausgelöst durch den Vater, der das gemacht hat.
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Es kommt dann noch später heraus, dass die Jüngere ein Kind bekommen hat und
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sich eigentlich auch ein eigenständiges bürgerliches Leben aufgebaut konnte als Floristin.
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Aber auch sie wurde dann eben durch die Abhängigkeit ihres Vaters eben in Kontakt
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gebracht zu diesen Drogenleuten, die sie dann gefangen genommen haben.
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Das Kind ist dann eben bei der anderen Familie.
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Und so wurde sie drogensüchtig gemacht und prostituiert, um die Schulden des
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Vaters dann zurückzubezahlen. Aus diesem Fängen befreien sie sich.
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Die Mafia bleibt ihr auf der Spur. Der Film erfährt so mehrere Genrewechsels, würde ich mal sagen.
Micz Flor
1:00:10–1:00:13
Diese Prostitution wird aber nicht offen ausgesprochen.
Florian Clauß
1:00:13–1:00:18
Aber du kannst davon ausgehen, so wie das Szenario dargestellt wurde.
Micz Flor
1:00:19–1:00:24
Ja, es ist einfach nur fürchterlich. Es geht damit los, dass du quasi als Zuschauer
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mit der jüngeren Frau der beiden auf in einer Hölle eigentlich.
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Hinter Gittern in der Hölle und es kommt jemand rein, möchte ihr was spritzen.
1:00:34–1:00:38
Und sie flüchtet dann in dem Moment und schafft es auch dann zu flüchten.
1:00:38–1:00:40
Aber es ist einfach fürchterlich.
Florian Clauß
1:00:41–1:00:48
Also die beiden, die Ältere, als die sich dann treffen und die Ältere zieht
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sich erstmal zurück, will nicht so richtig was mit ihr zu tun haben.
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Das kommt dann zu einer Annäherung. Es kommt dann wieder zu der Situation,
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dass die Ältere sie dann beschützt mit ihr auf der Flucht vor der Mafia ist.
1:01:02–1:01:04
Aber am Ende werden die dann eben gestellt und,
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Von der Mafia eingeholt und dann gibt es eben so eine Szene am Meer,
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wo dann die Jüngere dann eben auf der Flucht ertrinkt. Also es endet dann tragisch.
1:01:15–1:01:20
Und das letzte Bild ist dann halt auch, dass die Schneiderei aufgelöst wird.
1:01:20–1:01:24
Ich weiß gar nicht, kriegt das Ende nicht mehr ganz zusammen?
Micz Flor
1:01:24–1:01:29
Ja, das Ende ist halt so, dass wir eine goldene Zeit sehen.
1:01:29–1:01:34
Das sind die letzten Szenen, bevor alles schlimm wurde.
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Also wir sehen dann auf einmal, also wir sehen diese Fabrikpleiter,
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die müssen weg und da wohnen die auch in der Fabrik und das Bild von dieser
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Tür, die so ein bisschen abgehalftert ist und alles irgendwie abgeblättert,
1:01:44–1:01:47
wird dann auf die gleiche Tür geschnitten, alles frisch lackiert,
1:01:47–1:01:52
alles irgendwie so in so einem Vergangenensein und dann kommt der Vater,
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der drogenabhängig ist von der jüngeren Frau, Der Vater kommt halt mit seiner Frau und diesem Kind,
1:02:00–1:02:05
kommt dann aus dem Krankenhaus zurück, kommt dann in eine heile Welt.
1:02:05–1:02:08
Wir sehen dann sozusagen eine heile Welt und sehen dann auch die Mutter von
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dieser jüngeren Cousine.
Florian Clauß
1:02:10–1:02:10
Ja, stimmt.
Micz Flor
1:02:11–1:02:15
Und die Mutter, also bleibt auch völlig offen, aber irgendwie wird halt so angedeutet,
1:02:15–1:02:18
es gab dann da auch einen Bruch.
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Diese Mutter ist nämlich irgendwann weg oder tot, wir wissen es nicht.
1:02:21–1:02:24
Und der Vater drogenabhängig.
1:02:24–1:02:30
Also es wird irgendwie zurückgespult in eine Zeit, wo alles sehr harmonisch war, malerisch.
Florian Clauß
1:02:30–1:02:34
Wie war denn die letzte Einstellung, wenn Sie sich noch erinnern?
Micz Flor
1:02:35–1:02:39
Die allerletzte Einstellung weiß ich nicht mehr, aber ich glaube, das hörte wirklich mit.
Florian Clauß
1:02:39–1:02:44
Man kriegt doch mit, dass die Jüngere eben auch sich vom Pech verfolgt,
1:02:45–1:02:49
Lässt sie eine Krähe tätowieren, was ein Symbol des Pechs ist.
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Sie nimmt das Schicksal so für sich an, kann sich dann aber auch für sich so
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emanzipieren, aber wird dann wieder so eingerollt.
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Also ganz grob erzählt jetzt erst mal.
1:02:58–1:03:02
Würde ich mal sagen, hat er starke Momente, ist aber auch recht schwerfällig.
1:03:02–1:03:05
Und irgendwann funktioniert diese Geschichte nicht mehr.
1:03:05–1:03:10
Die wechselt also diese Szene, wo die dann zum Beispiel diese Drogen-Mafia-Typen
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dann nach diesen Cousinen suchen in der Filmstadt.
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Das wird so Comic-Relief-mäßig erzählt. Das ist völlig absurd.
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Sie hat auch lustige Momente, wo die dann halt so da als Typen da rumtapsen
1:03:21–1:03:26
und dann halt diese ganzen einzelnen Szenen aus den Filmen brechen und dann
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teilweise auch in den Filmen mitspielen, weil die ja gerade rumstehen.
Micz Flor
1:03:29–1:03:32
Aber es bricht so ein bisschen aus dem Skript raus. Es ist natürlich so,
1:03:33–1:03:39
dass man sofort drauf guckt, wir haben einen Film, der spielt in einer Filmstadt,
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so ein bisschen wie Once Upon a Time in Hollywood bei Tarantino oder so.
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Also da wird diese Filmstadt, in der ein Film gedreht wird, über wie Filme gedreht werden.
1:03:49–1:03:52
Also das ist quasi die Puppe in der Puppe in der Puppe. Und dann kommt eben
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die bösen Mafia-Leute, drei Mafia-Leute, die kommen dann dahin.
1:03:55–1:03:58
Und die werden dann gleich von irgendeinem Drehset, mit dem wir eigentlich gar
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nichts zu tun haben, gecastet.
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Und der eine eben dann in einer Uniform steht dann auf einer Treppe und dann kommt die Ansage.
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Achtung, Bombe! Und dann müssen alle umfallen, bloß er bleibt stehen,
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weil er es nicht gecheckt hat.
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Dann eine andere Szene ist dann, wo der Chef von diesen drei Mafialeuten einen
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Arzt spielt und dann bei so einer Geburt oder sowas dann dasteht und die ganze
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Zeit die Gesichtsmaske herunternimmt und fragt Fengi,
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Fengi, weil er sucht halt eine Fendi oder Fengi, die alle anspricht.
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Es ist total skurril und es wirkt irgendwie so ein bisschen improvisiert,
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als ob das noch mal was zeigen sollte mit dieser Puppe in der Puppe in der Puppe.
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Keine Ahnung. Also wenn dann das echte Leben des Films, also die Mafia,
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die im Film natürlich echt sein muss, dann müssen wir daran glauben,
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dass die sich dann auch sofort durch diesen Film auflöst.
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Ich kann mir vorstellen, dass es so eine kopfige Idee war, aber irgendwie funktioniert
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es nicht so richtig. Es fühlt sich ein bisschen seltsam an.
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Das andere ist halt irgendwie, dass man dann auch sagen kann,
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die Komödie endet dann doch als Tragödie.
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Also das Ganze beginnt als Tragödie. Dann gibt es auf einmal so einen komödiantischen
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Moment, wo dann aber auch alle im Saal, hat das Gefühl, so ein bisschen gezwungen lachen.
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Vielleicht so, ha ha, gut, das
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ist doch lustig. Und dann wird es aber eben wieder eine Tragödie hinten.
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Und die dann gleichzeitig auch so ein perverses Happy End hat.
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Also die einerseits stirbt die junge Cousine, während dann die Mafia am Ufer steht.
1:05:31–1:05:35
Zwei Leute, die die umbringen wollen oder die, die zurückhaben wollen,
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glaube ich. Und dann stirbt sie aber.
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Und auf der anderen Seite ist es dann so, dass dann auf einmal irgendwer die
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Polizei gerufen hat, die dann die Mafia-Leute dann fangen.
1:05:46–1:05:49
Also da kommen auf einem Polizeiauto zusammengefahren. Also beides irgendwie
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so ein komisches Happy End und ein tragisches Ende so in einem zusammengeschraubt.
Florian Clauß
1:05:54–1:05:59
Ja, also ich glaube, viele waren nicht so ganz zufrieden mit dem Film.
1:05:59–1:06:09
Man hat so eine Unruhe gespürt im Saal. Wir haben den Film in der Uber Eats Arena Hall gesehen.
1:06:09–1:06:11
Das ist das Gebäude neben der Arena.
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Und das war die größte Leinwand oder die größte Spielstätte von der Berlinale, riesengroß.
1:06:18–1:06:24
Ja, aber so eine gewisse Unruhe war zu spüren. Der Film hat uns jetzt auch,
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glaube ich, jetzt so... Wir kamen raus und waren ganz froh, dass wir den hinter uns hatten.
Micz Flor
1:06:28–1:06:30
Ja, ich fand so...
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Ich habe keine Ahnung, es ist so, mich hat er sehr aufgewühlt,
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ich habe viel weggeguckt, ich wollte die Gewaltszenen nicht sehen,
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obwohl die jetzt gar nicht so schlimm waren, aber die Verfolgung,
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es war dann eben so eine komische Mischung aus,
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sehr realistisch und dadurch musste jetzt auch nicht viel Gewalt passieren und
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trotzdem war ich sehr eng mit den beiden Protagonistinnen verbunden.
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Die jüngere Cousine war ja dann auch so, dass sie halt selber als Kind,
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wie wir zum Schluss gesehen haben, eben die Familie natürlich ihres Vaters geboren
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wurde. Die Mutter war auf einmal weg.
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Jetzt war dann sie auf einmal auch Mutter geworden als Teenager noch.
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So hatte man es zumindest erlebt.
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So wurden nie Zahlen genannt, aber sie wirkte wie Teenager, so vielleicht 16 oder so.
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Die ältere Cousine war immer die, die für ihre Eltern schon die Verantwortung
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übernehmen musste. Die musste die ganzen Schulden abzahlen.
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Die Mutter hatte immer so einen irren Glauben, dass sie gerade eine geniale
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Idee hat, wie die neue Jacke dann doch alles nochmal umkrempeln könnte und Gewinn einfahren.
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Aber es war dann die Tochter, die ja auch ihren Körper verkauft hat.
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Die ältere Cousine, die als Stuntfrau, man sieht, dass sie manchmal in einer
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Szene fast ertränkt wird, wo sie nachts immer wieder mit so an Drähten in Wasser
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runtergeschubst wird. Sie hat ihren Körper verkauft, die andere wurde verkauft.
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Wie wir später erfahren, hat sie wohl ihren Vater auch bei der Polizei verpetzt.
1:07:56–1:08:00
Und der wurde dann von der Polizei aufgegriffen, weshalb sie dann eben auch
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von dem Clan Heroinbande da gegriffen wurde, aufgegriffen wurde.
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Es war alles ganz fürchterlich und aussichtslos. Und manchmal gab es lustige
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Momente und die Momente, die lustig sein sollten, waren es aber nicht.
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Trotzdem hat es mich halt sehr tief aufgewühlt, also irgendwie hat es mich berührt.
1:08:20–1:08:24
Ich glaube, diese, wenn du sagst, es geht um Frauen in China,
1:08:24–1:08:26
ich weiß nicht, ob das das Thema war, dann ist natürlich so.
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Dass eben die eine Cousine muss für ihre Eltern die Verantwortung übernehmen,
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das Geld ranzuschaffen, damit die ihren Traum, in Anführungszeichen,
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von einem Textilunternehmen leben können.
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Und die andere Cousine, die Junge, deren Vater drogenabhängig ist,
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die kennt vielleicht ihre Mutter gar nicht, das wissen wir nicht,
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die kommt nie vor, aber die wird dann selber Mutter.
1:08:50–1:08:56
In gewisser Weise versucht sie dann auch zu sagen, mein Leben hat,
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Kletz ja auch ihre Eltern, Mein Leben war bis jetzt alles quasi scheiße.
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Mein Vater ist scheiße, mein Leben ist scheiße, alles ist scheiße.
1:09:02–1:09:05
Und jetzt, schlimmer kann es nicht werden.
1:09:05–1:09:09
Und sie schafft es dann wirklich mit dem Kind ja auch ein vernünftiges und erfüllendes
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und beglückendes Leben aufzubauen. Das kriegen wir ein paar Szenen mit.
1:09:13–1:09:20
Und gleichzeitig ist es ja trotzdem auch eine Form von, in Anführungszeichen,
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Missbrauch, weil sie über dieses Kind versucht, Normalität zu erreichen.
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Das schafft sie nicht aus sich heraus, sie muss quasi ihre Rolle ändern,
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raus aus dem 16-jährigen Partygirl rein in die Mutterschaft.
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Das ist der Schritt, den sie gehen möchte, um ihr Leben zu stabilisieren und glücklich zu machen.
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Sie schafft es auch und trotzdem nutzt sie natürlich ihr eigenes Kind,
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um diesen Schritt machen zu können.
1:09:44–1:09:49
Also alles, was ja jetzt bei Vampirfilmen so deterministisch ist,
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also diese große Materialität der Körper auch, also diese Austauschbarkeit und
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diese Ausnutzung und Abnutzung.
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Es war so ein bisschen dieses Gefühl, dass die Menschen alle nichts wert sind
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und einfach nur Rollen spielen müssen.
1:10:05–1:10:11
Und in diesem Fall haben wir eben Frauen gesehen, die da ausgenutzt wurden und
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verbraucht wurden. Hat mich sehr, sehr aufgewühlt. Ich fand den sehr schrecklich.
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Jetzt sage ich gar nicht, dass es negativ ist.
Florian Clauß
1:10:19–1:10:24
Ja, schrecklich, aber im Sinne von, also der hat dich einfach auch beschäftigt.
1:10:25–1:10:30
Also ich fand den, ich fand, der hat ja sehr gute Momente, der Film.
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Ich habe diese Analogie zu der Filmstadt sehr gemocht.
1:10:34–1:10:40
Wie der Film anfing, das sind ja diese 30-Sekunden-Regel, die 2-Minuten-Regel.
1:10:40–1:10:44
Die ersten zwei Minuten, die dann einen Film, wenn er aufblende, erzählt.
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Und das, was er in den ersten zwei Minuten erzählt, wenn er dicht,
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dann funktioniert der Film. Und die ersten zwei Minuten haben mich gepackt,
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aber die Regel hat nicht ganz funktioniert, weil eben am Ende hat er mich auch
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nicht mehr so richtig...
Micz Flor
1:10:58–1:11:01
Was waren die ersten zwei Minuten? Die letzten zwei Minuten wissen wir nicht
1:11:01–1:11:02
mehr, aber die ersten...
Florian Clauß
1:11:02–1:11:07
Die ersten zwei Minuten waren, wo sie als Standfrau dann diese Szene hat.
Micz Flor
1:11:07–1:11:08
Ah, okay.
Florian Clauß
1:11:08–1:11:12
Und es war dieses Motiv Wire. Und das ist halt so, finde ich,
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schon stark entwickelt.
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Girls on Wire, das könnte man denken, als ich das gelesen habe,
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dann dachte ich, Girls on Fire, das ist dann halt so ein proto-feministischer Film.
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In China vielleicht, nein, Girls on Wire, das ist genau das,
1:11:28–1:11:30
was diese Standfrau da durchlebt.
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Eben, dass sie immer an Dreiten, also muss dann natürlich diese Kung-Fu-Filme,
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wo sie dann immer an Drähten dann durch die Gegend gezogen wird,
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dann eben da so Kampf-Szenen inszeniert.
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Ja, aber dieses Typische, was wir aus dem Kung-Fu-Film kennen,
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wo dann teilweise die Darsteller so anfangen zu schweben. wenn sie hüpfen und so weiter.
1:11:49–1:11:52
Und du siehst jetzt die ganze Maschinerie dahinter. Das finde ich halt so super,
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weil das ist halt so dieses Leichtigkeit, wenn man den Film sieht.
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Du siehst halt, wie es gemacht wird. Und du siehst auch wieder hier,
1:12:01–1:12:03
wie deterministisch das Ganze ist.
1:12:04–1:12:08
Um das nochmal so zu sagen. Das heißt, bis dann halt wirklich diese Filmszene
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dann steht, wie oft die Frau unter Wasser getunkt wird und wieder hochgezogen
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wird, wie du sagst, fast ertrunken.
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Man kriegt dann auch wirklich so körperliche Schmerzen, die ganze Zeit das zu
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sehen in einem kalten Wasser.
1:12:21–1:12:26
Und dieses On-Wire, das ist ja im Prinzip dieses Marionetten-Motiv.
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Das heißt, sie können ja nur sich so bewegen, wie sie selber von den Fäden gezogen werden.
1:12:31–1:12:38
Also auch die andere, die jüngere Cousine, die dann auch eben in diesen Familienfäden
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drin hängt, aus ihrem Vater heraus, wo das dann auch schon so vorab vorgetragen ist.
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Eben die Drogensucht des Vaters, alle in dieser Familie dann so mit traumatisiert,
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dass sie sich nicht davon befreien können.
1:12:52–1:12:59
Das ist ja auch so ein Faden, so ein Drahtseil, was dann auch die Figuren so
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zurückhält und dann immer wieder so einschnappen lässt und dann immer wieder
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auf diese schlechte Spur zieht.
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Dann aber auch jetzt in dieser Dimension der Position der Frauen,
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Ja, die Frauen haben auch in allen anderen Filmen, die ich jetzt auch heute
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so, gibt es diese Frauen, die sehr starke Rollen haben.
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Also gerade bei dem ersten Film, dass die Familie auf dem Land,
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da sind diejenigen, die Entscheidungen treffen, die eben auch das Haushalt,
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Haushalterische machen.
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Diejenigen, die das Geld und so weiter dann organisieren, sind alles Frauen.
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Das sind alles sehr starke Figuren. Die Männer spielen dann immer so am Rande eine Rolle.
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Und hier ist es auch die starken Frauen, die sich aber nicht aus einer patriarchalen Welt entkommen können,
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weil die immer wieder zurückgezogen werden, als Schablone dann so in diese Welt
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reingepresst werden und so eben in diesen Drähten festhängen,
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dass diese Befreiung von sich aus schon von vornherein scheitert.
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Und das finde ich halt, dieses von vornherein Scheitern, das finde ich halt
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so krass angelegt einfach in dem Film.
Micz Flor
1:14:03–1:14:07
Ja, ich weiß nicht, ob das jetzt patriarchatmäßig aufhängen würde,
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weil ja die Mutter der älteren Cousine ist ja eben die,
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die die ganze Zeit die Familie führt und ins Unheil stürzt mit ihren obskuren
1:14:17–1:14:23
Ideen von wie sie diese Textilfirma jetzt irgendwie grundsanieren könnte mit einer neuen Idee.
Florian Clauß
1:14:23–1:14:29
Das habe ich gar nicht so gelesen. Ich habe das eher eben, dass die sich durch
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diese Drogensucht des Vaters, des Bruders, dann immer wieder überhaupt nicht
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eine Wirtschaftlichkeit entwickeln können.
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So war das mein Ansatz, dass die ja immer wieder versuchen, diese Schulden, die sie anhäufen.
Micz Flor
1:14:44–1:14:48
Okay, ich hatte halt irgendwie gesehen, so eher, wenn man es generationsmäßig
1:14:48–1:14:52
betrachtet, so dass halt diese jüngere Generation, die es halt einfach falsch ist,
1:14:52–1:14:56
Die kommen halt da nicht mehr raus. Die müssen halt dann irgendwie für die Älteren
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auch mittragen. Vielleicht auch mit der Überalterung der Gesellschaft.
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Möchte man da jetzt demografische Themen mit hineinweben?
1:15:02–1:15:04
Das sind halt die Jungen, die ihr ganzes Geld abgeben müssen,
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ihren Körper verkaufen müssen, nicht abnutzen müssen, bloß um die Älteren irgendwie
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in ihren Träumen noch zu unterstützen.
1:15:10–1:15:15
Und sei es dann irgendwie der Drogentraum oder der Traum vom eigenen Business oder so.
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Aber de facto sind die ja dann auch Tagelöhnerinnen.
1:15:20–1:15:25
Sind wir vielleicht wieder sogar bei diesen, wie heißen die? Min-Chen, ne, Min.
Florian Clauß
1:15:26–1:15:27
Min-Gong.
Micz Flor
1:15:27–1:15:31
Min-Gong, ja, wieder, die sind ja dann auch irgendwie solche Tage,
1:15:31–1:15:34
also die kriegt ja ihren Job, also die Stuntfrau kriegt ja auch ihren Job von,
1:15:34–1:15:36
hey, machst du das heute Abend oder machst du das morgen früh?
1:15:37–1:15:40
Also sie kriegt ja dann, hat ja auch keinen geregelten.
Florian Clauß
1:15:40–1:15:43
Ja, würde ich jetzt nie so ein bisschen so wie so ein Manager,
1:15:44–1:15:48
der ihr dann halt die Jobs dann, also wie so ein Agenturbusiness,
1:15:48–1:15:54
ne? Ja, ich sehe da schon, das sind schon bessere Strukturen als bei den Wanderarbeiterinnen.
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Aber es ist natürlich diese Festlegung und auch diese Masse,
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diese Industrie, die dahinter hängt.
1:16:01–1:16:05
Ja, und ich glaube, das ist halt so diese Industrialisierung.
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Nein, nicht die Industrialisierung, sondern man isst da einfach ein Rädchen
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in diesem ganzen Getriebe, was halt mordsmäßig ist, weil China skaliert ja in
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eine Richtung. Dann noch diese individuelle Geschichte dazu erzählen.
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Ich glaube, das ist immer dieser Hang zwischen dieser unglaublichen Menge und
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diesem individuellen Schicksal,
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das aber gleichzeitig auch in der Individualität, und da sind wir wieder bei
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dem Punkt, auch so übertragbar ist.
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Das ist ja so ein bisschen, was wir auch als Thema hatten, dass eben dieses
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Individuelle unglaublich bestimmt ist.
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Das spürt man in dem Film. Man ist ja quasi so bei den Hauptdarstellerinnen die ganze Zeit dabei.
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Man möchte ja, dass die sich dann auch wirklich so wieder schöne Momente miteinander erleben.
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Aber es gibt ja diese Szene, wo die dann auf der
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sind, gemeinsam dann auf diesem Lokal dann am Meer sitzen und da ist ja eigentlich
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ein total harmonischer Moment, wo sie sich dann finden wieder als Freundin und
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Geschwister und Familie.
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Aber das mündet dann eben mit einem Tod.
Micz Flor
1:17:20–1:17:22
Ja, ein trauriger Film.
Florian Clauß
1:17:22–1:17:26
Ja, traurig, aber wie gesagt, schwierig.
1:17:28–1:17:33
Irgendwann fällt der so auseinander. Mir ging es so, dass ich nicht mehr so dabei geblieben bin.
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Und dass mich der nicht mehr so gepackt hat, der Film.
Micz Flor
1:17:39–1:17:43
Kann ich nachvollziehen, bei mir war es wirklich, dass ich viel weggeguckt habe.
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Oder wie so ein Kind, wenn ich durch meine Finger durchgeguckt habe,
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auf die Leinwand, weil ich Angst hatte, mir die Ohren zugehalten habe.
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Weil ich immer weiß, dass wenn ich durch blinzelnde Augen gucke und mir die
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Ohren zu halte, dann ist es nicht so gruselig oder so schlimm.
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Und das war für mich so, weshalb ich manchmal nicht gut zugucken konnte.
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Ich fand das Ende einfach, also wenn man jetzt auf einer formalen Ebene,
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würde ich halt sagen, man wusste genau, wie es ausgeht.
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Als sie dann ins Wasser gegangen sind, war es irgendwie klar, wie es ausgeht.
1:18:13–1:18:17
Bloß, dass die Polizei an den Strand fährt und die Bösewichte stellt,
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das war nicht vorhersehbar. Aber dieses, dass die eine ertrinkt die andere nicht,
1:18:21–1:18:22
das wusste man irgendwie schon.
1:18:22–1:18:25
Und dafür war es dann irgendwie zu lang.
Florian Clauß
1:18:26–1:18:27
Das war so zäh, ja.
Micz Flor
1:18:27–1:18:31
Das war richtig lang, als ob sie diese Unterwasserkamera gebucht hatten und
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dann noch ein paar Einstellungen machen wollten, wo die Welle über die Linse
1:18:34–1:18:35
schwappt und dann wieder hochkommt.
1:18:35–1:18:40
Und das hat aber nicht geklappt. Also als ob man so eine Pointe von einem Witz
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in die Länge zieht, damit es noch lustiger wird.
1:18:43–1:18:47
In diesem Fall hätte es noch dramatischer werden sollen, aber es hätte nicht funktioniert.
Florian Clauß
1:18:47–1:18:51
Nee, es war einfach zäh und deprimierend.
1:18:54–1:18:55
Ja, nee, so viel.
Micz Flor
1:18:55–1:18:56
Gutes Ende.
Florian Clauß
1:18:56–1:18:59
So viel, genau. C und D-Premien.
Micz Flor
1:18:59–1:18:59
Ja.
Florian Clauß
1:18:59–1:19:00
Kommt schlimm.
Micz Flor
1:19:02–1:19:04
Dann mache ich jetzt Schluss mit der Folge.
Florian Clauß
1:19:04–1:19:08
Ich wollte noch sagen, dass ich meine Berlinale-Folge jetzt im Kasten habe.
1:19:08–1:19:10
Wie man so sagt in der Filmwirtschaft.
Micz Flor
1:19:11–1:19:16
Und diese Folge konnte jetzt für die, die auf der Berlinale waren und denken,
1:19:16–1:19:20
ach, guck mal, noch was über die Bernalal. Das höre ich mir jetzt auch noch an.
Florian Clauß
1:19:20–1:19:21
Na, was?
Micz Flor
1:19:21–1:19:27
Das höre ich über die Berlinale. Für die ist es noch gut abgehangen oder gut
1:19:27–1:19:31
nachgereift im Keller, weil wir jetzt mit ein paar Wochen Verzögerung das dann
1:19:31–1:19:34
erst senden werden. Im Podcast.
Florian Clauß
1:19:34–1:19:38
Ja, zwei Wochen. Wir sind dann ungefähr so zwei Wochen über der Berlinale.
Micz Flor
1:19:38–1:19:44
Und unter eigentlich-podcast.de seht ihr dann auch noch Fotos von dieser kuriosen
1:19:44–1:19:45
Architektur zwischendurch.
1:19:45–1:19:49
Und die ganzen Links zu den Filmen, auch nochmal die Infos, Texte,
1:19:49–1:19:54
die Flo dann nochmal zusammenknüppelt, knüppelt, damit sie das Blogformat nicht
1:19:54–1:20:00
sprengen, weil du hast ja immer unfassbar lange Texte an Infos, was du dir reinpumpst.
1:20:01–1:20:02
Chapeau sage ich da nur.
Florian Clauß
1:20:03–1:20:06
Chapeau. Naja, aber du stehst dem nicht nach.
Micz Flor
1:20:06–1:20:11
Doch, natürlich stehst du nicht nach. Ich weiß es doch. Ich gebe mir aber Mühe.
1:20:11–1:20:16
Aber egal, Flo hat das wieder großartig gemacht. Ich hoffe, ihr stimmt. Einen Applaus.
Florian Clauß
1:20:17–1:20:19
Genau, hinterlassen wir uns. Put your hands together.
Micz Flor
1:20:21–1:20:25
Und laden Sie auch nächste Woche wieder, übernächste Woche wieder down,
1:20:26–1:20:30
wenn es heißt, das Thema verraten wir noch nicht.
1:20:31–1:20:36
Gut, dann macht's gut. Bis zum nächsten Mal. Tschüss.

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Shownotes

Mitwirkende

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Micz Flor
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Florian Clauß

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:00
Geht's schon los?
Florian Clauß
0:00:02–0:00:02
Hallo!
Micz Flor
0:00:03–0:00:06
Ach nee, du musst den Werfängs sagen. Na nee, du. Also wir sind ein bisschen,
0:00:07–0:00:13
eigentlich ist meine Folge als Präsentator, aber Flo hat zugearbeitet,
0:00:13–0:00:17
weil ich einfach auch da in dem Thema nicht so tief einsteigen kann.
0:00:17–0:00:20
Und ich darf die Einleitung machen. Genau, und du darfst die Einleitung machen.
Florian Clauß
0:00:20–0:00:25
Hallo und herzlich willkommen bei Eigentlich Podcast Episode 72.
0:00:26–0:00:32
Wir kommen gerade aus einem Berlinale-Film und gehen zu einem neuen Berlinale-Film,
0:00:32–0:00:37
weil es ist Februar, es sind kalte Nächte und es ist Berlinale-Zeit.
0:00:38–0:00:43
Ja, das ist eine gewisse Tradition bei uns im Podcast, dass wir,
0:00:43–0:00:47
zumindest ich, bespreche ab und zu mal Berlinale-Filme.
Micz Flor
0:00:47–0:00:49
Das ist unsere Tradition. wissen.
Florian Clauß
0:00:49–0:00:54
Und Herr Mitch, das jetzt aufgedrückt, ja, wir erzählen euch das nächste Mal,
0:00:54–0:00:56
in welchem Film wir eben waren.
0:00:56–0:00:59
Das ist nämlich Teil meiner Aufbereitung.
0:01:00–0:01:05
Ich, so viel sei gesneakt, ich mache nämlich ein Review wieder,
0:01:05–0:01:09
Knüpfe an, wie vor zwei Jahren, von chinesischen Filmen auf der Berlinale.
0:01:10–0:01:15
Und wir haben uns getroffen, hier am, was ist das hier für ein Platz, Mitch?
Micz Flor
0:01:16–0:01:19
Ja, inzwischen heißt er, glaube ich, Uber-Platz oder so.
Florian Clauß
0:01:19–0:01:20
Nee, Mercedes-Platz.
Micz Flor
0:01:21–0:01:24
Nein, das war früher, das war O2 Arena, dann war es Mercedes-Benz Arena,
0:01:24–0:01:27
jetzt ist Uber Arena und der Platz heißt auch Uber-Platz.
Florian Clauß
0:01:27–0:01:30
Meinst du, weil ich auf Google habe ich noch Mercedes-Platz 2 gelesen.
Micz Flor
0:01:31–0:01:34
Ja, das ist der Golf von Mexiko, das geht nicht schwer genug.
Florian Clauß
0:01:35–0:01:42
Du meinst, den Golf von Amerika? Einen davon. Ja, Google hat ja schon umbenannt. Richtig so.
0:01:42–0:01:46
Naja, anderes Thema. Genau, da haben wir uns getroffen und wir waren jetzt auch,
0:01:46–0:01:53
Ich war jetzt auch zum ersten Mal in diesem Aufführungsort von der Berlinale.
0:01:53–0:01:58
Riesengroße Leinwand, großer Raum, unbequeme Sitze.
0:01:59–0:02:03
Aber mehr vom Film. Erzählen wir das nächste Mal. Jetzt, Mitch.
Micz Flor
0:02:04–0:02:09
Jetzt darfst du. Wir haben die Folge 72. Ich hatte ja in der letzten Folge schon
0:02:09–0:02:13
so einen numerischen Match, wo ich gedacht habe, wir leben doch in der Simulation.
0:02:13–0:02:18
Weil die Folge 70 startete ich direkt vor dem Haus mit der Hausnummer 70 über
0:02:18–0:02:20
systemische Psychotherapie.
0:02:20–0:02:24
Und jetzt mache ich die 72 und wir haben uns einen Film ausgesucht,
0:02:24–0:02:29
den wir so ein bisschen anflanschen wollen an die Roadmovie-Miniserie, die du gestartet hast.
0:02:29–0:02:33
Und siehe da, der Film wurde 72 gedreht.
0:02:34–0:02:36
Oder kam raus? Nee, kam raus 72.
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Der Film Rocker aus dem Jahre 1972 ist Teil der Retrospektive auf der Berlinale.
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Und die Idee war jetzt, dass wir das so machen, dass wir vorher ein bisschen
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das Hintergrund und so ein bisschen abklopfen.
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Ich muss auch gestehen, ich habe schon ein paar Trailer geguckt.
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Der komplette Film ist auch auf YouTube zu finden.
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Ein Film von Klaus Lembke und wenn man dann da in die Klaus Lembke Rabbit Hole
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Sache abtaucht, findet man eine ganze Reihe von,
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Spielfilmen in voller Länge ist glaube ich die Sucheingabe auf YouTube von Klaus
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Lembke. Unter anderem eben auch Rocker in zwei Versionen.
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Und ja, das ist ganz interessant. Ich weiß gar nicht, wie unser Rabbit Hole
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dann so läuft, weil ich allein schon bei diesem YouTube-Film runterladen und
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dann Fullscreen auf den Laptop öffnen dachte, wie so alles so ineinander wäscht.
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Also du hast halt immer so diese neuen Beschleunigungen.
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Und das eine ist halt eben das, und das vorweggenommen für den Film Rocker,
0:03:43–0:03:49
Ein Film, der sehr, in Anführungszeichen, authentisch und roh und echt und auf
0:03:49–0:03:53
16mm gedreht wurde mit einer Handkamera in Hamburg.
0:03:56–0:04:01
Und das war dann eben eine Produktion vom ZDF.
0:04:01–0:04:06
Und es war aber gleichzeitig auch interessant, den dann runterzuladen.
0:04:06–0:04:10
Dann hast du auf YouTube irgendwie schlechte Qualität, weil es halt ein 16mm-Ding ist.
0:04:10–0:04:14
Aber die 16mm-Ding, was sie dann für YouTube hochgeladen hatten,
0:04:14–0:04:18
wiederum war wahrscheinlich von einer alten DVD, weil du hast dann in Fullscreen
0:04:18–0:04:22
noch gesehen, dass dieses Bild, also diese eine Szene, wo die Motorräder so
0:04:22–0:04:25
seitlich fahren, wo die nach Cuxhaven wollen und nicht ganz hinkommen.
0:04:27–0:04:31
Da siehst du auf einmal, dass halt in diesen Geschwindigkeitssachen dann noch
0:04:31–0:04:33
so die halben Zeilen auftauchen.
0:04:33–0:04:35
Ich weiß nicht, ob du dich daran noch erinnern kannst. Das war in Nullerjahren
0:04:35–0:04:37
auch so ein Digitalisierungsding.
0:04:37–0:04:42
Das alte VHS-Tapes und alte Fernsehfilme noch so digitalisiert wurden,
0:04:42–0:04:50
dass diese jede zweite Zeile abgetastet wurde und dann die anderen Zeilen dazwischen.
Florian Clauß
0:04:50–0:04:53
Ja, das Pal-Bild hat sich ja so aufgebaut.
Micz Flor
0:04:53–0:04:55
Das hat sich so aufgebaut. Das wurde der Digitalisierung beibehalten.
0:04:55–0:04:59
Und du musstest dann manchmal, wenn du Filme zum Beispiel auf eine Timeline
0:04:59–0:05:02
vom Schnittprogramm gelegt hast, musstest du die nochmal konvertieren,
0:05:02–0:05:04
sodass die aus diesem Halbbild in den Vollbildmodus geht.
Florian Clauß
0:05:04–0:05:09
Ja, ich kann mich an die Adapter erinnern, die ich damals gekauft habe bei Saturn Hansa.
Micz Flor
0:05:09–0:05:11
Und das war irgendwie so ein Ding, wo ich gedacht habe, krass,
0:05:11–0:05:16
dann hast du auf YouTube diesen alten 16mm, der für Fernsehen produziert war,
0:05:16–0:05:20
der dann im Fernsehen auch lief, der dann auf DVD rauskam, den dann jemand gerippt
0:05:20–0:05:22
hat, den dann jemand hochgeladen hat.
0:05:22–0:05:27
Und beim Fullscreen siehst du dann halt noch, dass es genau wieder so zwischen zwei Ebenen ist.
0:05:28–0:05:32
16 Meter war dann eben halt 60er, 50er, 60er, 70er Jahre.
Florian Clauß
0:05:32–0:05:35
Also ich habe auch gehört, dass Klaus Lemke selber Filme hochgeladen hat.
Micz Flor
0:05:35–0:05:39
Es gibt, er hat einen eigenen Kanal auch, den habe ich auch in den Shownotes verlinkt.
Florian Clauß
0:05:39–0:05:45
Sehr gut. Ja, Rocker, spannendes Thema. Ja, also ich muss sagen,
0:05:45–0:05:49
du hast mich ja gefragt, ob ich so ein bisschen das Filmgeschichtlich einordnen kann.
0:05:49–0:05:52
Und ich muss auch sagen, dass ich so ein Rabbit Hole gefallen bin,
0:05:52–0:05:58
weil ich tatsächlich vorher das noch gar nicht so als Bewegung wahrgenommen habe.
0:05:59–0:06:03
Und das ist ja eigentlich auch so ein fehlendes Puzzle in unserer Reihe zur
0:06:03–0:06:08
Nouvelle Vague, die ich da auch gestartet habe, dass wir die deutsche...
0:06:09–0:06:12
Die deutschen Vertreter so gar nicht so uns angeschaut haben.
0:06:12–0:06:17
Und dieses Puzzleteil, das füllt das jetzt genau aus, nämlich die deutschen
0:06:17–0:06:18
Vertreter der Nouvelle Vague.
0:06:19–0:06:23
Wir können ja auch gleich nochmal tiefer einsteigen, um das so ein bisschen zu kontextualisieren.
0:06:24–0:06:29
Aber ich fand es total spannend und ich fand es jetzt nochmal so richtig gut,
0:06:30–0:06:33
dass du den Impuls gegeben hast. Ja, ich will Rocker machen.
0:06:34–0:06:39
Vielleicht war es so ein bisschen geschildert, was läuft gerade heute Abend bei der Vetinale?
0:06:39–0:06:42
Ich habe drei Stunden Zeit, komm, lass uns mal einen Slot raussuchen.
0:06:43–0:06:44
Guck mal, das passt auch zu Roadmovies.
Micz Flor
0:06:45–0:06:47
Ja, ja, genau. Also ich bin auch,
0:06:47–0:06:55
ich war dann anfangs irgendwie so ein bisschen, ja, ich weiß auch nicht.
0:06:55–0:07:00
Es ist so, ich glaube, den Film selbst, den hätte ich jetzt,
0:07:00–0:07:02
ich habe den so nicht verschlungen, sagen wir mal so.
0:07:02–0:07:09
Aber man hat sich den in gewisser Weise erarbeiten müssen. Und ich habe mit
0:07:09–0:07:14
vielen, vielen Aussagen von Klaus Lehmke, man kann unglaublich viele Interviewsachen auch finden.
0:07:15–0:07:16
Jetzt, der ist gestorben.
Florian Clauß
0:07:16–0:07:19
81-jährig im Jahr 22.
Micz Flor
0:07:21–0:07:26
Und ist 1940 geboren, im jetzigen Polen damals.
0:07:31–0:07:37
Und unfassbar Machoismen auch in vielen Interviews drin, aber hat viele Sachen
0:07:37–0:07:42
eben auch gesagt zum Thema Film und wie ihr Film versteht, die ich teilweise
0:07:42–0:07:45
komplett nochmal transkribiert habe in guter Dokumentarfilmmanier.
0:07:46–0:07:49
Also ich kann sie vorlesen, aber ich kann sie eben nicht so vorlesen.
0:07:49–0:07:53
Aber in dem Blogpost, der ja jetzt in 48 Stunden online geht,
0:07:53–0:07:57
möchte ich die Quellen alle mit nennen und auch verlinken, sodass man es sich
0:07:57–0:07:58
nochmal im Original angucken kann.
Florian Clauß
0:07:58–0:08:00
48 Stunden online?
Micz Flor
0:08:00–0:08:05
48, genau. Damit sind wir schon beim ersten Erfolgsfilm. Nee,
0:08:05–0:08:06
der geht doch jetzt am Donnerstag.
Florian Clauß
0:08:06–0:08:07
Nee.
Micz Flor
0:08:08–0:08:11
Echt? Erst nächste Woche, oder? Ach, Gott sei Dank.
0:08:13–0:08:17
Gott sei Dank kann ich das noch ein bisschen schmirgeln. Ich weiß gar nicht
0:08:17–0:08:19
mehr, wie ich das in Nachtschichten noch hinkriegen soll.
Florian Clauß
0:08:19–0:08:20
Oh, wie ist das?
Micz Flor
0:08:22–0:08:26
Ich habe den schon geplant. Also, der ist auf WordPress schon eingegeben und geplant.
Florian Clauß
0:08:26–0:08:27
Oh, okay.
Micz Flor
0:08:27–0:08:33
Gut, meine Laune ist gerade von 20 auf 120 gesprungen.
0:08:34–0:08:37
Gut, dann fange ich jetzt mal an mit dem ersten Zitat, was ich transkribiert habe.
0:08:39–0:08:43
Das ist aus einem München-TV, heißt es glaube ich, so ein Interview,
0:08:43–0:08:44
wirklich relativ auch low-budget.
0:08:45–0:08:48
Ein Kameramann und zwei Männer reden miteinander und da wird er gefragt,
0:08:49–0:08:50
so wie er den jetzt am besten vorstellt.
0:08:50–0:08:54
Und dann sagt Klaus Lembke über sich selbst, ich kann die Stimme nicht,
0:08:54–0:08:57
müsste man sich im Original anhören. Also mein Markenzeichen sind meine Mütze,
0:08:58–0:09:01
meine Kurzsichtigkeit. Ich sehe eigentlich nichts.
0:09:01–0:09:04
Und das Dritte ist, dass ich zweimal am Tag onaniere.
0:09:05–0:09:10
Das war so seine Vorstellung. Das ist halt so irgendwie dann auch schon gerade
0:09:10–0:09:12
im dritten Teil dieser Ansage.
0:09:14–0:09:19
Also diese kurze es ist, er war damals glaube ich Mitte 60, das war 2014 glaube
0:09:19–0:09:22
ich als es gemacht wurde, oder 15 aber.
0:09:25–0:09:29
Es ist so dass es mit diesem Unanier-Ding, da kommt es halt schon so hin dieses
0:09:29–0:09:31
Machismo-mäßig und gleichzeitig,
0:09:32–0:09:35
Sexualisierung, aber auch so ein bisschen shocking dass man jetzt so bei einem
0:09:35–0:09:41
Low-Budget-Familien-Fernseh-Nachmittags das Ding, dass man als erstes das Interview dran stellt und,
0:09:42–0:09:46
Und ein Film, den wir heute vorstellen, ist halt eben der Film Rocker.
0:09:47–0:09:48
Ganz kurz zu den Daten dazu.
0:09:49–0:09:55
85 Minuten lang vom ZDF in Auftrag gegeben. Wurde zum ersten Mal am 2.
0:09:55–0:09:59
Februar, also hatte jetzt gerade auch Jahrestag, 2.
0:09:59–0:10:08
Februar 1972 im ZDF auch ausgesendet und wurde auf 16 Millimeter gedreht.
0:10:11–0:10:17
Im Verhältnis 1 zu 1,33, also klassisches Fernsehformat.
0:10:21–0:10:25
Was halt auch ganz toll ist, finde ich, bei dem Film, ist der Soundtrack.
0:10:25–0:10:28
Der passt so unheimlich gut da rein. So ganz viele Rolling Stones.
0:10:30–0:10:33
Das It's All Over Now, Baby Blue von Them.
0:10:35–0:10:39
Und was ich auch finden konnte, es gibt für den Film Rocker eine Webseite,
0:10:40–0:10:46
ist der Originaltext, mit dem der Film damals im Spiegel, im Fernsehprogramm
0:10:46–0:10:48
des Spiegels beschrieben wurde.
0:10:48–0:10:50
Den lese ich mal vor, da muss ich mal gerade nochmal reingehen.
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Also, lief um 21 Uhr am 02.02.1972. Jugendlich am Rande der Gesellschaft will
0:10:59–0:11:04
der Münchner Jungfilmer Klaus Lembke, 31, in seinen TV-Spielen zeigen.
0:11:04–0:11:09
Nach dem Porträt einer bombenbastelnden Studentin, Brandstifter,
0:11:10–0:11:14
und der Geschichte vom tristen Ende eines Haschhändlers, Mein schönes kurzes
0:11:14–0:11:17
Leben, filmte er nun Rocker auf Hamburgs Reeperbahn.
0:11:17–0:11:22
Die teils dokumentarischen Szenen sollen die Wechselwirkung zwischen der Brutalität
0:11:22–0:11:27
der Rocker und ihrer Diskriminierung demonstrieren. So steht das da drin.
0:11:28–0:11:31
Über den Film Brandstifter werden wir noch ganz kurz reden.
0:11:35–0:11:42
Das war quasi sein zweiter, ich habe die Zahlen nochmal unten genau,
0:11:42–0:11:47
also er hatte 1967 seine erste, der war ja Regisseur,
0:11:47–0:11:54
seine erste große, seinen großen Produktionserfolg.
0:11:54–0:11:58
Und ich glaube, das war so ein bisschen in diesem, ja, Nouvelle Vague,
0:11:58–0:12:03
wie auch immer, Schatten und so ein bisschen wie Außeratem mit Belmondo.
0:12:03–0:12:05
So hieß der doch im Deutschen, oder?
Florian Clauß
0:12:05–0:12:07
Ja, Bode Soufflé.
Micz Flor
0:12:08–0:12:11
Der Film 48 Stunden bis Acapulco.
Florian Clauß
0:12:12–0:12:13
Bis Acapulco, ja.
Micz Flor
0:12:13–0:12:18
Und ich vorhin noch so 48 Stunden bis live. Das war ein Film,
0:12:18–0:12:21
der wurde auf 35 Millimeter gedreht, also eine teure Produktion.
0:12:21–0:12:25
Wenn man ein Leben des Interviews, Glauben schenken kann, war es eine Frau,
0:12:26–0:12:31
die mit ihrem Busen irgendjemanden überzeugen konnte, 400.000 D-Mark zu geben.
0:12:31–0:12:33
Und dann haben die angefangen, diesen Film zu drehen.
0:12:35–0:12:40
Und den Original-VHS-Text von diesem habe ich ja auch noch irgendwo,
0:12:40–0:12:41
falls wir ihn später nochmal brauchen.
0:12:42–0:12:43
Und Acapulco war einfach in
0:12:43–0:12:47
der Zeit, auch den gibt es komplett auf YouTube, In der Zeit, glaube ich,
0:12:47–0:12:57
wirklich vom Format her einfach scheinbar ein Schuss ins Schwarze, so Bullseye.
0:12:57–0:13:04
Und hat dann 1968 den Bambi gewonnen.
0:13:04–0:13:06
Du kennst diesen deutschen Fernsehpreis Bambi.
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Und damit war dann irgendwie auch Lemke, noch bevor er 30 war,
0:13:14–0:13:19
eben schon, ja, gingen die Türen auf.
0:13:20–0:13:22
Er konnte dann halt irgendwie für Fernsehproduktionen machen,
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eben Rocker später 72, aber vorher hat er in den Film Brandstifter gemacht,
0:13:26–0:13:29
in den Film Brandstifter.
0:13:31–0:13:34
Jetzt weiß ich gar nicht, ob wir den Umweg gehen, ob wir erst mal bei Rocker bleiben.
Florian Clauß
0:13:34–0:13:40
Ich würde auch vorschlagen, wenn du willst, kann ich jetzt so ein bisschen was
0:13:40–0:13:42
filmgeschichtlich kontextualisieren.
0:13:42–0:13:50
Also diese 48 Stunden bis Acapulco ist noch im Rahmen seiner Münchner Zeit gedreht.
0:13:51–0:13:58
Und das war auch die sogenannte neue Münchner Schule, in der er auch quasi aktiv war.
0:13:58–0:14:03
Man muss sagen, es war ein Kollektiv. Und die neue Münchner Schule,
0:14:03–0:14:07
das ist auch wirklich eine Entdeckung für mich, weil ich das vorher überhaupt
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noch nicht so wahrgenommen habe.
0:14:10–0:14:16
Die neue Münchner Schule hat sich als sogenannte, ja nicht Gegenbewegung,
0:14:16–0:14:20
aber man kann sagen, es gab das Oberhausener Manifest.
0:14:20–0:14:30
Das war eigentlich die Gründung des neuen deutschen Films oder des jungen deutschen Films, JDF so genannt.
0:14:30–0:14:37
Und der junge deutsche Film, der hat sich dann so auf diesen Oberhausener Filmfestspielen,
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Filmtagen heißt das, glaube ich, 1962, das waren die achten Filmfestspiele,
0:14:44–0:14:46
haben die sich so gegründet mit diesem Manifest.
0:14:47–0:14:49
Und ich würde gerne mit dem Manifest jetzt einsteigen.
Micz Flor
0:14:49–0:14:50
Okay, gut.
Florian Clauß
0:14:50–0:14:51
Darf ich?
Micz Flor
0:14:51–0:14:54
Ja, ja. Make my work.
Florian Clauß
0:14:57–0:15:02
Das hat Alexander Kluge, den wir auch schon erwähnt haben, den wir auch immer
0:15:02–0:15:05
noch verehren, hat das damals als Kluge.
Micz Flor
0:15:05–0:15:07
Klaus Lemke übrigens auch, nennt ihn einen sehr klugen Mann.
Florian Clauß
0:15:09–0:15:13
Nein, der meinte ist aber ganz klar. Ja, ja, schön, klar.
0:15:13–0:15:19
Hat das vorgetragen und mit ihm waren, glaube ich, 22 Unterzeichnern dieses
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Manifestes von mir, die man die meisten nicht kennt.
0:15:22–0:15:27
Alexander Kluge ist einer davon und ich will das jetzt gerade mal sagen,
0:15:27–0:15:30
vorlesen, das ist der 28.02.1962.
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Ist auch wahnsinnig lange her, schon über 60 Jahre. Der Zusammenbruch des konventionellen
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deutschen Films entzieht einer von uns abgelegten Geisteshaltung endlich den
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wirtschaftlichen Boden.
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Dadurch hat der Film die Chance, lebendig zu werden.
0:15:51–0:15:57
Deutsche Kurzfilme von jungen Autoren, Regisseurinnen und Produzenten erhielten
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in den letzten Jahren eine große Zahl von Preisen auf internationalen Festivals
0:16:02–0:16:04
und fanden Anerkennung der internationalen Kritik.
0:16:05–0:16:11
Diese Arbeiten und ihre Erfolge zeigen, dass die Zukunft des deutschen Films
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bei denen liegt, die bewiesen haben, dass sie eine neue Sprache des Films sprechen.
0:16:16–0:16:22
Wie in anderen Ländern, so auch in Deutschland, der Kurzfilmschule und Experimentierfeld
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des Spielfilms geworden.
0:16:25–0:16:29
Wir erklären unseren Anspruch, den neuen deutschen Spielfilm zu schaffen.
0:16:30–0:16:37
Dieser neue Film braucht neue Freiheit. Freiheit von den branchenüblichen Konventionen,
0:16:38–0:16:41
Freiheit von der Beeinflussung durch die kommerziellen Partner,
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Freiheit von der Bevormundung durch Interessensgruppen.
Micz Flor
0:16:44–0:16:48
Kann ich, können wir das querschneiden, weil ich habe auch ein Manifest von
0:16:48–0:16:51
Lehmke, was nämlich sich genau dagegen lehnt nochmal?
Florian Clauß
0:16:51–0:16:54
Ja, sehr gerne. Lass uns das sehen, es sind nur noch zwei Sätze.
0:16:54–0:16:58
Wir haben von der Produktion des neuen deutschen Films konkrete,
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geistige, formale und wirtschaftliche Vorstellungen.
0:17:00–0:17:05
Wir sind gemeinsam bereit, wirtschaftliche Risiken zu tragen.
0:17:05–0:17:08
Der alte Film ist tot, wir glauben an den neuen.
0:17:08–0:17:14
Man muss sagen, dass die Pressekonferenz mit der Überschrift eingeleitet wurde.
0:17:17–0:17:20
Und dann kannst du, dann hat Lemke und die Neue Münchner Gruppe,
0:17:20–0:17:23
hat nämlich ein Gegenmanifest 1965 geschrieben.
0:17:23–0:17:27
Und das heißt nämlich, Papas Film ist tot, lang lebe Papas Film.
Micz Flor
0:17:27–0:17:28
Papas Staatskino ist tot.
Florian Clauß
0:17:28–0:17:30
War das, was ich vorlesen wollte. Ah ja, Mama.
Micz Flor
0:17:31–0:17:35
Also das ist jetzt vom Münchner Filmfest 2010, direkt von Lemke.
0:17:35–0:17:39
Also da werden auch keine Co-AutorInnen genannt, sondern das macht er alles ganz allein.
0:17:39–0:17:41
Und ich möchte es, glaube ich, gar nicht lange vorlesen.
0:17:42–0:17:47
Aber was ja interessant ist, Lehmke sagt auch in Interviews,
0:17:47–0:17:51
Film, Kino hat mit Kultur überhaupt nichts zu tun.
0:17:52–0:17:56
Und die Forderung, die in Oberhausen ja war, war zu sagen, wir müssen unabhängig
0:17:56–0:18:01
arbeiten können, um die Essenz tragen zu können. Also im Prinzip verbeamtet werden.
0:18:01–0:18:05
Also man hat quasi nicht mehr die, explizit wird es da eben auch genannt,
0:18:05–0:18:09
nicht mehr diese kommerziellen Anbindungen, sondern man ist frei,
0:18:09–0:18:11
das Reine in dem Film, in der Kunst und Kultur.
Florian Clauß
0:18:11–0:18:14
Also das muss man nochmal jetzt hier unterstreichen, das war im Prinzip die
0:18:14–0:18:16
Initierung der Filmförderung.
Micz Flor
0:18:17–0:18:21
Genau, und das ist auch das, wo Lehmtke sagt, Kluge war ein kluger Mann.
0:18:21–0:18:25
Weil Kluge hat wohl irgendwann gesagt, nach irgendeinem Oberhausener Filmfestival,
0:18:25–0:18:30
dass es so war, dass die Filme keiner gucken wollte, die die gemacht haben.
0:18:30–0:18:33
Aber die wollten weiter Filme machen und hatten sozusagen die Lobby,
0:18:33–0:18:36
um dann diese Filmförderung ins Leben zu rufen.
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Und Lemke selbst hat gesagt, das ist ein absoluter Grind. Das sollte man überhaupt nicht machen.
0:18:42–0:18:46
Deshalb heißt das hier jetzt auch von 2010, Papas Staatskino ist tot.
0:18:46–0:18:50
Und der eine Absatz, der sich dann bösartig eben auf das bezieht,
0:18:50–0:18:55
was hier dann die staatliche Filmförderung geschaffen hat in der Nachkriegszeit
0:18:55–0:18:57
der Bundesrepublik Deutschland,
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da sagt er hier ein Auszug, 13 Jahre Staatskino unter Adolf Und die letzten
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40 Jahre staatlicher Filmförderung haben dazu geführt, dass der deutsche Film
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schon in den 70er Jahren auf Klassenfahrt in der Toskana hängen geblieben ist.
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Regisseuren Softskills kastraten und aus Produzenten Veredlungsjunkies wurden.
0:19:21–0:19:27
Und er schließt damit ab, unsere Filme sind wie Grabsteine.
0:19:27–0:19:33
Also das ist ja wirklich fast so eine Gegenrede zu dem, was du gerade vorgelesen hast.
Florian Clauß
0:19:33–0:19:34
Also nicht das Lebendige.
Micz Flor
0:19:34–0:19:37
Sondern das Tote. Und es ist genau diese Förderung.
0:19:39–0:19:46
Und ich fordere, Innovation statt Subvention. Das ist so dieser Satz.
0:19:48–0:19:53
Und er schließt mit No Pain, No Spain Lemke.
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Das ist sein Abschluss. Und sicherlich ist Lemke immer auch jemand, der,
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gut auftreten kann, der gut reden kann. Da kommen wir vielleicht zur Person
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später nochmal ein bisschen. Aber ich wollte das gleich so dagegen schneiden.
Florian Clauß
0:20:06–0:20:10
Ja genau, das ist sehr gut. Weil das jetzt nochmal so.
0:20:10–0:20:14
Aber nochmal die Punkte herausgearbeitet, das haben wir ja schon gesagt,
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mit dem Oberhausener Manifest hat sich dann auch die Filmförderung strukturisiert,
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nämlich mit der Filmförderungsanstalt FFA,
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das war die 1968 gegründet, das ist die erste zentrale bundesweite Filmförderung.
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Und dann gibt es das Kuratorium Junger Deutscher Film, was ich dann 1965 gegründet habe.
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Und das war auch in dem Manifest, wir haben es eben gehört, nämlich,
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dass die jungen Autoren, also die haben noch nie einen langen Film gedreht.
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Es war ja wirklich so, dass zu dem Zeitpunkt der deutsche Film einfach tot war.
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Der deutsche Film, man musste überlegen, das war zwölf Jahre,
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13 Jahre nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland.
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Also das heißt, der Krieg war noch in den Knochen. Und.
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Die Filme in Deutschland, das waren alles so Edgar-Wolles-Filme.
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Das war halt Heimatfilme Edgar-Wolles. Das war halt so langweiliger Film.
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Und er war wirtschaftlich bankrott.
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Denen ging es halt wirklich nicht gut. Der Film war halt tot,
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der Film zu dem Zeitpunkt.
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Und tatsächlich hat sich diese Riege von jungen Filmautoren,
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man muss ja auch sagen, nicht innen, weil das wirklich nur männliche Unterzeichner
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waren, hat sich dann neu gegründet.
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Und die haben dann halt wirklich so diesen Zepter dann für sich beansprucht
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und haben gesagt, wir sind und haben auch wirtschaftlichen Erfolg versprochen.
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Das heißt, die Wirtschaftlichkeit dieser Filme. Und es war auch nicht schlecht.
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Also die Filme sind halt auch gut gelaufen, also teilweise gut gelaufen.
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Und dann kam halt Kluge mit Abschied von gestern. Das war ein Film.
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Das kam dann Schlöndorf, der Zögling Törlis ist auch von Schlöndorf oder von Werner Herzog.
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Also auf jeden Fall haben sich in dieser ganzen Welle von neuer deutscher Film
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oder junger deutscher Film, haben sich jetzt diese ganzen großen Namen auch
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wiedergefunden, wie Schlöndorf, Fassbinder.
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Werner Herzog, Alexander Kluge.
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Dann haben wir natürlich auch Wim Wenders. Das sind alles so erste und zweite
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Generation von jungen deutschen Filmen. Das Problem war nur,
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dass irgendwann in den 70ern, hast du ja auch schon gesagt, es hat sich so totgelaufen.
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Das ist dann für diese Erstarrung, dass wirklich dieser intellektuelle Anspruch,
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der dahinter stand, auch einen Bildungsauftrag zu haben.
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Das war ja alles diese Haltung, die der Film ausgesprochen hat.
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Und das hat halt auch zu einer gewissen Erstaunung geführt und eben auch,
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und das wirkte jetzt bis tatsächlich in die 90er und 2000er rein,
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wo sich alle dann die Hände über den Kopf zusammengeschlagen haben.
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Und der deutsche Film, das ist immer so langweilig, so intellektuell und man
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hat so lange Einstellungen und so weiter, dass das halt keiner tragen konnte.
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Aber gleichzeitig war dieser Impuls in den 60ern, war natürlich aus Frankreich,
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von der Nouvelle Vague, die großen Vorbildern, das war sowohl von der Münchner Gruppe wie auch von.
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Den Oberhausener, dass die eben ganz klar Godard und so weiter,
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der Straßendiener, der Autorenfilm.
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Der Autorenfilm war ganz wichtig, ja.
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Und in diesem Umfeld, da muss man auch wieder, das finde ich total abgefahren,
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in diesem Umfeld hat sich dann halt diese neue Münchner Gruppe gebildet und
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ein bisschen so als Antwort, ja, und wir haben es ja auch schon gerade angerissen.
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Ein bisschen so als Antwort auf diese intellektuelle Haltung,
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ja, auf diesen Bild und so.
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Die wollten eher, und das waren alles Leute, die hier in Schwabing gewohnt haben,
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München-Schwabing. Das war eine Schwabinger Gruppe.
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Und da waren halt auch sowohl als auch da drin.
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Wenigstens recht, Andreas Spada war zum Beispiel auch in dieser Schwabinger
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Kneipe. Und die hingen halt zusammen.
Micz Flor
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Also das ist interessant, da greife ich gerade mal rüber, weil in dieser Kneipe,
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es gab wohl eine Kneipe, die ist Bungalow. In einem Interview,
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was auch auf YouTube, was wir verlinkt haben, hat Lemke, wird gefragt,
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warum er denn jetzt gerade hier machen will.
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Und dann sagt er, naja, Tiefgarage. Aber übrigens, als ich anfing,
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mich für Filme zu interessieren, stand genau hier, das war hier quasi so ein
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Bombenloch oder sowas, da stand hier so eine Kneipe Bungalow, da war das Bier billig.
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Auf der anderen Straßenseite war der türkisch-deutsch oder so hieß das.
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Das war wohl so ein kleines Programmkino und er lebt in der Kommune und Andreas
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Bader war eben auch in dieser Kommune mit drin.
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Und ich habe dazu jetzt sogar ein paar Lembke Zitate.
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Muss ich mal ganz kurz gucken.
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Aber das, ganz kurz nochmal Sprung zu dir mit Schlöndorf, weil die Hauptperson
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in Brandstifter von Lemke von 1969, was eine Auftragsarbeit vom ZDF auch wieder war.
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Und was wohl von der Struktur dann wiederum, ist auch online,
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mich teilweise an das von Zabrinski Point, was du erzählt hast am Anfang,
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so diese dokumentarisch gefilmte Studentendiskussion.
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Da gibt es auch so eine Szene, wo im Auditorium mit einem Juristen als Professor
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und die Studierenden dann halt mit
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dem irgendwie diskutieren über Versammlungsrecht und über solche Sachen.
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Also das ist irgendwie so beides. Es ist halt ein Spielfilm.
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Und die Brandstifterin, das geht um den Kaufhausbrand, bei dem Bader wohl auch
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mitgezündelt hat, wenn ich es richtig verstehe, in Frankfurt.
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Da spielt die Brandstifterin, spielt die Margarete von Trotter,
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die wiederum dann mit Schlöndorff, glaube ich, bis 1991, verheiratet war auch.
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Und 1975 haben die beiden zusammen die verlorene Ehre der Katharina Blum gemacht
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und dann später hat von Trotter alleine noch die bleiernde Zeit,
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1981 rausgebracht und damit auch in Venedig die Goldene Palme.
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Wisstest du das in Venedig?
Florian Clauß
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Venedig, die goldene Palme ist doch Cannes, oder?
Micz Flor
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Den goldenen Löwen, entschuldige, den goldenen Löwig von Venedig.
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Also man merkt, ich bin da ein bisschen der Pfeffer in dieser Filmwelt.
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Also das ist dann aber schon auch eben diese Verschränkung, die du irgendwie gemeint hast.
Florian Clauß
0:26:26–0:26:31
Genau, also die Margarete von Trotter war tatsächlich eine der wenigen Frauen,
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die dann in dieser Bewegung so mit Ulrike Ottinger und Und die hat auch einige Förderungen bekommen.
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Die meisten Förderungen hat, glaube ich, Fassbinder tatsächlich bekommen.
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Der hat auch seine produktivste Zeit. Ich meine, der hat über 40 Spielfilme gedreht.
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Ja, verrückt, also Wahnsinn. Er ist mit 37 Jahren gestorben,
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also jung gestorben und hat eine unglaublich produktive Zeit gehabt.
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Und dann Wim Wenders, war auch häufig gefördert.
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Dann Wolfgang Petersen kann man ja auch in dieser Szene mit anregen.
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Es war im Prinzip alles eine Szene und ganz viele kamen eben aus München.
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Und das war die Hochzeit, so Mitte der 60er, war eben diese Schwabing.
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Und da hat sich eben, wie gesagt, ein Kollektiv von Leuten gegründet, um Lemke herum.
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Also im Prinzip waren das Rudolf Thome, dann Klaus Lemke, Maxi Mann,
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Roger Fritz und Mai Spiels und Werner Enke.
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Das ist so der Kern der Münchner Gruppe.
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Und deswegen neue Münchner Gruppe, weil die sich so ein bisschen abgehoben haben
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von, wie gesagt, von der anderen Münchner Gruppe, die dann Autorenfilme und
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so weiter initiiert haben.
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Und man muss sagen, und ich glaube, das ist immer so eine wichtige Sache, wie die sich abgrenzen.
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Und es wurde dann später in diesen ganzen Filmkritiken, wurde dann halt so ein
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bisschen gesagt, die neue Münchner Gruppe ist halt so nicht reaktionär,
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aber ist dann halt nicht politisch.
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Und die haben aber nicht eine andere Politik.
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Also sie waren schon links, aber sie waren vielleicht jetzt nicht so intellektuell
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links, sondern das könnte man vielleicht vergleichen heutzutage.
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Ich weiß nicht, ob du die hedonistische Internationale, kennst du das?
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Das ist auch so eine Aktivistenbewegung, was so ein bisschen absurde Aktionen
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macht, aber eigentlich auch immer links eingestellt ist und das ist die Hedonistische Internationale.
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Und dann könnte die auch eher so begreifen.
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Und was die im Prinzip gemacht haben, die haben viel von dem, also.
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Vielleicht in Abgrenzung nochmal zu den anderen Autorenfilmern,
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die eben versucht haben, dann Geschichten auch zur Bildung und durch die Filme eben zu wirken.
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Während das Kollektiv um die Münchner Gruppe eher Film als Möglichkeit,
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als Spaß und auch viel mit Genre-Kino gearbeitet haben.
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Und dann war das Genre-Kino damals einfach auch tot in Deutschland.
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Genre-Kino gab es einfach nicht. Das wurde dann aber von der Münchner Gruppe
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im Prinzip auch mit als Themen.
Micz Flor
0:29:23–0:29:24
Jetzt die neue Münchner Gruppe?
Florian Clauß
0:29:24–0:29:30
Ja, die neue Münchner Gruppe. Das eine ist die Oberhausener Manifest.
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Und die alte Münchner Gruppe, das kann man so abgrenzen. Aber die haben quasi
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Genre-Kinos, also Science-Fiction,
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irgendwelche Actionfilme oder Thriller oder sowas, haben die aber mit diesem
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Bruch der Nouvelle Vague erzählt.
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Das waren genau diese Stilmittel, die sie auch von der Nouvelle Vague adaptiert haben.
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Das heißt, Leintheater auf die Straße raus und draußen gefilmt,
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ohne Drehbuch gefilmt und viel mit Bewegung.
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Das war auch ein Kurzfilm von Klaus Lemke ist Duell,
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wo es dann halt darum geht, dass ein Ehepaar zum Chef von einem Mann zu einer
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Party fahren will und die Frau haut einfach ab mit dem Auto.
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Und die rast dann halt so und die spielen halt so High-and-Seek.
0:30:21–0:30:28
Also die rennen dann irgendwo rum und ich habe da nochmal einen Podcast zu gehört
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und da hat der Gast in einem Filmpodcast,
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Marco Abel heißt der, Der hat nämlich ein Buch rausgebracht,
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von nicht allzu langer Zeit.
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Mit Nonchalance am Abgrund über die Münchner Gruppe.
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Und hat dann so auch da eigentlich so dieses filmgeschichtliche Loch gefüllt,
0:30:52–0:30:55
was dann halt auch niemand irgendwie vorher berichtet hat.
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Das hat er also wirklich hörenswert und lesenswert, kann ich nicht sagen,
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aber viel hat er daraus referiert. Bitte?
Micz Flor
0:31:03–0:31:04
In welchem Podcast war das?
Florian Clauß
0:31:04–0:31:05
Der heißt Katz.
Micz Flor
0:31:06–0:31:06
Ah ja, okay.
Florian Clauß
0:31:06–0:31:11
Und Marco Abel, und das ist von nicht allzu langer Zeit. Der ist auch gerade im Zeughaus wieder.
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Der war 22 im Zeughaus. Jetzt ist der jetzt auch aktuell mit fünf Kurzfilmen.
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Im Zeughaus von der Münchner Gruppe. Und der hat das dann auch noch mal so berichtet,
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dass eben dieses Genre-Kinesisch dann auch darüber aufgebaut hat.
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Und das war im Prinzip eine lose Gruppe, die halt Kurzfilme gemacht hat.
0:31:33–0:31:34
Und jeder durfte mal Regie führen.
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Und jeder hat mal irgendwie eine andere Rolle gespielt. Und die haben so rotiert.
0:31:37–0:31:41
Und er meinte, das ist im Prinzip nicht auseinandergebrochen,
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aber hat sich dann irgendwie verflüchtigt, eigentlich mit den ersten Langfilmen,
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weil die dann nicht mehr zusammen abgehangen haben, weil die nämlich eine andere
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Logistik hatten. Und dann war es halt mit einem Langfilm beschäftigt irgendwo.
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Du konntest nicht mit den Kneipe zum Flippern gehen, sondern bist halt irgendwie
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so mit dem Zeug dann auf der Straße rumgelaufen.
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Und das war so ein bisschen, das war halt genau dieser Schnittpunkt.
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Das war nämlich 58 Stunden bis nach Acapulco, wo er meinte, da hätte sich das
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so ein bisschen quasi auseinandergezogen.
Micz Flor
0:32:13–0:32:17
Ja, schon, weil das war ja bei Lemke eigentlich ziemlich der Anfang der Karriere,
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Die wirklich erfolgreichen Jahre, in Anführungszeichen erfolgreichen Jahre,
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wie er dann später sagt, die kommen ja noch.
Florian Clauß
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Ja, aber man muss sagen, Entschuldigung, dass ich dich jetzt nochmal unterbreche. Nein, du bist der Chef.
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Aber ich finde das so faszinierend, weil nämlich Mai Spiels und Werner Emke
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haben im Prinzip die erfolgreichsten deutschen Filme gemacht.
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Also die waren unglaublich erfolgreich, nämlich zur Sache Schätzchen.
Micz Flor
0:32:42–0:32:45
Ja, nein, das war 68 zur Sache Schätzchen, genau.
Florian Clauß
0:32:45–0:32:48
Und dann mit Uschi Glas, Uschi Glas dann so wieder entdeckt.
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Und das, was auch zu Rocker gesagt wird, ist aber auch in diesem Film Werner
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Enke, Werner Enke, der im Prinzip da auch so einen Sprachgebrauch geprägt hat.
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Nämlich, das war so, dass der so Wortschöpfung gemacht hat, die heute noch, also in dem Film quasi.
Micz Flor
0:33:07–0:33:10
Ja, Enke hat die ja nicht gemacht, das haben ja die Rocker gemacht.
Florian Clauß
0:33:10–0:33:12
Nee, nee, nee, Enke ist Feuer, das ist zur Sache, Schätzchen.
Micz Flor
0:33:12–0:33:14
Ach so, okay. Also dieses Türlich.
Florian Clauß
0:33:15–0:33:20
Genau, Türlich-Dumpfbacke. Das waren so Wortschöpfungen, die dann zur Sache schätzen.
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Und wie heißt der andere Film mit der Uschi Obermeier, die auch Die Rote Sonne, genau.
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Das war ein Kurzfilm.
Micz Flor
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Du meinst jetzt von Maispiels?
Florian Clauß
0:33:33–0:33:34
Von Maispiel, genau.
Micz Flor
0:33:34–0:33:36
Der zweite Teil war Nicht-Fummeln-Liebchen.
Florian Clauß
0:33:36–0:33:39
Genau, Nicht-Fummeln. Fummeln war auch so ein Wort, was die da so erfunden haben.
Micz Flor
0:33:39–0:33:40
Fummelt haben.
Florian Clauß
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Und die sind zum Beispiel, die haben da noch in den 70ern zwei Filme gemacht, das war ein Pärchen,
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ja und dann haben die komplett aufgehört zu filmen und ganz viele aus dieser
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Gruppe, was heißt ganz viele, es war ja nur eine Zahnvoll, die haben auch völlig
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andere Sachen gemacht und Lemke war derjenige, der dann eigentlich so noch, wie du sagst,
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weiter unterwegs war, aber totaler Punk, totaler Underground,
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immer irgendwie keine Förderung, ja, der hat dann halt mit minimalsten Mitteln seine Filme gemacht.
Micz Flor
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Ja, später, ich meine, der ist ja richtig reich geworden, in ein paar Filmen,
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die dann auch, ich hab so ein bisschen dann, also der hat halt eben,
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bei Rocker ist es so, das war fürs Fernsehen gemacht, das war gar nicht zuerst im Kino.
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Und dann später hat er eben auch Kinofilme gemacht, so, der komische Heilige
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war, glaube ich, der erste Kinofilm und dann ähm,
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da komme ich noch gleich drauf ich muss jetzt ein bisschen zurückrudern ja mach
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das mal in der Narrativ da wird man gleich einsam wenn du sowas sagst also nochmal
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ganz kurz zu Bader es war schon interessant dass.
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Lemke den Auftrag vom ZDF bekommen hat für den Film oder das Angebot den Film
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Brandstifter wie er dann hieß zu machen mit Trotter die dann später mit Schlöndorf
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und so weiter habe ich vorhin gesagt,
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und dass es darum ging, um diesen Kaufhaus, Brandstiftung in Frankfurt,
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und ihr dann später hier nochmal sagt, so über Bader, ich habe jetzt zwei Zitate,
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also zwei YouTubes, nee, einen Podcast, glaube ich, und einen YouTube-Ding miteinander
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verschnitten, so das ist ein bisschen, also zuerst im YouTube-Video,
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auch das wird dann wieder verlinkt.
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Bader war auch hier oben immer im Bungalow, was ich vorhin meinte.
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Also das war diese Billo Kneipe drin.
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Ich wollte unbedingt zum Film. Jetzt springe ich in den BA2 Podcast.
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Bader mochten wir gerne. In diesem kleinen Türkendeutsch, das war das Kino,
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in dem wir unsere ganze Filmgeschichte gelernt haben, saß Bader hinten.
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Und Bader hat sogar gelernt, Filme einzulegen und fortzuführen.
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Er hat sich manchmal nachts bestimmte Filme allein angeschaut. Welche?
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Ein bisschen verdeckt halten.
Florian Clauß
0:35:52–0:35:53
Was er da guckt hat. Irgendwas mit Bomben bauen.
Micz Flor
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Er war ein wirklicher Filmfanatiker. Jetzt zurück wieder in dieses andere Interview.
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Da sagt Lemke, Aber Bader hatte so einen merkwürdigen Münchner badischen Akzent.
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Und den haben wir nicht genommen eigentlich damals, als wir diese ersten Filme gedreht haben.
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Und so ist Bader eigentlich notgedrungen, da er nicht zum Film kam,
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Terrorist geworden, um wirklich irgendwas zu machen im Leben.
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Und ich habe mit dem zusammen gewohnt im selben Haus.
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Und die haben die ganze Zeit über Mädchen geredet, die sie nicht hatten,
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haben Karl Marx gelesen, den sie nicht verstanden.
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Und wir haben immer lustig Filmchen gemacht. und einen habe ich auch über die
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gemacht, der heißt Brandstifter und das war eben diese Zeit der Fall.
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Und das ist schon irgendwie so ein bisschen absurd, wo man dann wirklich merkt,
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dass aus dieser Kommune zusammenleben, da in München, Schwabing.
Florian Clauß
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Ja und dann kommt noch halt irgendwie, dann kommt ja auch noch dann eben Uschi
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Obermeier und hier Kommune 1, ist ja auch noch mit drin.
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Also du hast ja so eine Verdichtung von deutscher Geschichte da drin,
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ja, wo dann halt so diese Personen, die maßgeblich die deutsche Geschichte geprägt
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haben, dann auf einmal alle irgendwie zusammengewohnt haben.
Micz Flor
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Es gibt auch einen kurzen Clip aus einem längeren Film von Lemke,
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den verlinken wir auch in den Shownotes, wo die Krautrock-Legenden-Band CAN,
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also C-A-N-C-A-N, spielt in dem Film mit.
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Und du merkst halt gleich, dass nicht alle Musiker zum Schauspiel taugen.
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Die wirken etwas mehlig.
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Und die Szene, in der die da spielen, ist halt so eine Kneipenszene,
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wo dann die Band Ken als Band in dem Film einen Promoter oder sowas verprügelt,
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weil der ihnen die Gage nicht rausgibt.
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Und das ist dann irgendwie wieder so ein Ding, wo du denkst, wow, Jahrzehnte später,
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Ist halt Cannes einfach so auf einem Podest, also so wie Kraftwerk,
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einfach so nicht mehr umzustürzen.
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Und in diesen ganz frühen Jahren hat Lemke mit denen schon so gedreht.
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Abschließend hat er zu Bader noch gesagt, das ist dann ein paar Minuten später,
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da kommt er nochmal drauf zurück und sagt dann so, ich habe mich damals schon
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eigentlich mehr für die Opfer interessiert. Oder ich hatte damals eigentlich
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mehr Gefühle für die Opfer als für die Täter.
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Denn die Täter hatten wirklich kein Gefühl für ihre Opfer. Das hat mich wirklich schockiert.
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Also das war so der Abschluss nochmal. Mit der Haltung hat er dann eben diesen
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Film Brandstifter gemacht.
Florian Clauß
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Ja, man muss vielleicht auch, weil du so eingestiegen bist, um die Figur Lemke
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zu zeichnen, das ist ja so masochistisch und zweimal am Tag oranieren und so weiter.
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Man muss aber auch sagen, dass die Münchner Gruppe auch so bestimmte Kurzfilme,
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also Mai Spiels war ja eben auch da als Frau vertreten,
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dass dieses Frauenbild, was die so gezeichnet haben,
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doch so das bezeichnet Marco Abel so,
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dass das im Prinzip so ein proto-feministisches Frauenbild, Frauenbild,
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also noch bevor die zweite Welle des Feminismus dann 1968 richtig losging,
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hatten die schon so positiv besetzte Frauenrollen in diesem Film.
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Und, das will ich nochmal von Lemke zitieren, nämlich, Lemke hat gesagt,
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Frauen sind die besseren Männer.
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Also der hat schon sehr viel Witz, der Typ. Der hat halt auch sehr, sehr schnodderig.
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Also man merkt das auch bei dem Rocker. Also hat so eine unverblümte Art,
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die halt aber auch sehr direkt und ja, also so, wie soll man das sagen?
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So wie bei, also ich glaube, das, was die auch so von der Nouvelle Vague-Sicht
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dann halt auch so positiv abgeguckt haben.
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Dieses einfach draußen auf der Straße und einfach dieses Konsequenzlose teilweise.
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Ja, dieses mir gehört die Welt und ich gestalte einfach, ohne da jetzt so großartig
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irgendwie einen intellektuellen Augusta rauszuziehen.
Micz Flor
0:39:45–0:39:49
Ja, einfach machen, hat er dann auch so gesagt. Also Drehgenehmigung, sowas dann alles.
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Egal, er wird ja auch ein bisschen verheldet, als heldenhaft so dargestellt.
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Jeder kriegt 50 Euro am Tag, er selber auch. Der Kameramann,
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alle Schauspieler, das muss es halt sein. Er verdient sein Geld wohl,
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oder hat, er ist ja gestorben.
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Aber er hat sein Geld dann letztendlich über Werbeproduktionen finanziert,
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alles, und hat seine Filme komplett selber gedreht.
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Hat von sich gesagt, dass er jeden zweiten Film meistens schon während dem Dreh
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dann irgendwie hat fallen lassen, weil er gemerkt hat, das funktioniert nicht.
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Hat dann mittendrin abgebrochen, hat die Leute eben gecastet,
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teilweise dann wirklich wohl gecastet.
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In dem Café Capri, was wohl so ein langweiliges Schwabinger Italo-Kaffee war,
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was er dann so ein bisschen übernommen hat, indem er sich da nicht mehr von
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der Theke wegbewegt hat.
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Jetzt fange ich selber schon an, so ein bisschen zu heroisieren.
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Aber was dann wirklich zum Schluss, das ist ein Bayern 2 Podcast Episode zum Tod von Lehmke,
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auch nochmal mit vielen Originaltönen von SchauspielerInnen aus dem Film auch
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nochmal dargestellt, Und dieses Capri war halt quasi das Casting-Büro,
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da wurden die Leute gecastet, das war dann alles voll.
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Die Leute kamen nach München, um mit dem Café Capri zu hängen und danach sind
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sie dann in die Klappe gegangen.
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Das war auf der anderen Straßenseite eben der Club, in dem Punk gespielt wird
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und da ging dann die Nacht weiter.
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Ich wollte jetzt zu Brandstifter noch eine Sache sagen. Ich habe ja vorhin das
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schon ein bisschen angekündigt, dass das ist auf alle Fälle in der Haltung,
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auch in dem, wie er auch über Frauen redet,
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wirklich manchmal so ein bisschen ein Thema, was eigentlich auch in der Zeit
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schon verhandelt wurde.
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Wer darf sprechen, wer darf Aufnahme drücken, wer filmt wen,
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wer kann sich eine Kamera leisten, auch so ein bisschen drin vorkommt.
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Und er hat da gesagt, das war beim Film Brandstifter,
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weil von Trotter war die eine Schauspielerin und die andere Schauspielerin, die da drin war,
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war Iris Berben und die war auch seine oder eine der Freunde seiner Freundinnen damals.
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Das sagt er auch öfters, hat man das nicht so monogam gehalten.
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Aber er spricht über seine Freundin Iris Berben wie folgt.
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Damals war ich mit einer kleinen Schlampe aus Hamburg zusammen, die hieß Iris Berben.
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Und ich dachte mir, die ist wirklich so arrogant und auch so blöd und so bescheuert eigentlich.
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Und die habe ich eigentlich auch so gehasst und war auch wirklich verliebt in
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die, dass ich dachte, ich muss unbedingt einen Film über sie machen.
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Und das war einer der ersten Filme, die ich gemacht habe.
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Also das ist die Iris Berben, die wir jetzt auch kennen, die auch jetzt,
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während wir hier aufnehmen, noch auf irgendwelchen Postern zu sehen ist.
Florian Clauß
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Ja, das ist verrückt. Ja, ja, die Iris Berben. Die hat auch einen schönen Nachruf an Lemke.
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Geschrieben oder gesagt.
Micz Flor
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Und das ist halt so ich habe noch ein zweites zitat
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das kann jetzt kurz daran hängen das ging dann später um
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ein also weil er dann einfach solche talente gefunden hat alle sprechen eben
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immer über wolfgang firek und cleo kretschmer die er entdeckt hat und die beiden
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die sich privat gar nicht verstanden cleo kretschmer war dann auch mit ihm zusammen
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die waren aber wohl vor der Kamera,
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wie Wolfgang Fierek das in dem BR2-Podcast sagte,
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wir waren vor der Kamera wie ein kongeniales Duo, sagte er, glaube ich.
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Vielleicht so wie Paul McCartney und John Lennon.
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Man greift wirklich ganz oben ins Regal.
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Er hat immer wieder Leute gecastet im Capri, aber auch später.
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Er hat dann irgendwann München verlassen, in Berlin gedreht und nicht wirklich gelebt.
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Also er hat so eine Einzimmerwohnung in München gehabt bis zu seinem Lebensende.
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Aber hat dann für den Film Finale 2006 die Schauspielerin, die aber auch inzwischen
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Produzentin ist, Sarah-Lisa Wollm entdeckt.
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Und da wird dann auch in einem Interview auf YouTube gefragt,
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wie er die entdeckt hat und erklärt, wie er das Casting direkt gemacht hat.
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Ich habe zuerst ihren wirklich großen und fabelhaften Busen gesehen.
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Und in so einem Fall bin ich sowieso von vornherein begeistert. Wie bei Dolly Dollar.
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Die hatte einen noch größeren Busen. Und das war ein bayerisches Kind.
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Und diesmal war es ein norddeutsches, diese Sarah-Lisa, die Verkäuferin bei H&M war.
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Ich habe ziemlich lange auf ihren Busen geschaut. Und wenn die Mädchen dann
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nicht nervös werden, taugen sie meistens auch was fürs Kino.
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Und das ist, finde ich, schon auch nochmal wichtig, das dann auch nochmal so
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nachzuzitieren. weil, ähm, ja, das ist, man entschuldigt das,
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wenn er so heldenhaft und toll und das Indie-Pen-Kin, aber da ist schon auch viel Dings.
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Und Cleo Kretschmer, die, wie sie von der Kollegin mal genannt wird,
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Landpomeranzer, also liebevoll gemeint, die selbst war dann auch mit ihm zusammen, ähm, und, ähm.
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Und Lembke, ich komme dann gleich zurück aus diesen Zitaten,
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aber ich möchte sie einfach mal loswerden, weil ich sie irgendwie abgetippt habe.
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Über Cleo Kretschmer schreibt Klaus Lembke, das ist jetzt die Zeit eigentlich,
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bevor seine Kinofilme, so Komödien, durchgehen.
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Und der erste Film war Idole.
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Da komme ich jetzt gleich drauf. Auf jeden Fall, er sagt über Cleo Kretschmer,
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und dann lief noch so ein Mädchen rum, ganz süß, ganz klein,
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mit dem hübschesten Po der damaligen Zeit.
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Ein sehr aggressives Mädchen mit sehr viel Alkohol und auch allen anderen Dingen.
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Das passte mir sehr gut und mit ihr war ich dann auch sofort zusammen.
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Das war Cleo Kretschmer und dann habe ich mit ihr Filme gedreht.
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So hat er sie eingeführt und sie sagt dann über die Zeit, ich durfte nie mit
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ans Set. und ich war in der ganzen Zeit eigentlich ziemlich einsam,
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habe zu Hause gehockt und war eifersüchtig.
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Dann habe ich ihn so lange genervt, bis er gesagt hat, okay,
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wenn du ein Drehbuch schreibst, mache ich einen Film mit dir.
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Und er hat wie beim Pferdehandel eingeschlagen.
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Das war das Zitat von Cleo Kretschmer. Und das Drehbuch, das er dann geschrieben
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hat, war der Film Idole, der in die Kinos kam.
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Cleo Kretschner selbst wiederum war als Schauspielerin als erstes 1973 im Schulmädchen-Report
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fünfter Teil, was Eltern wirklich wissen sollten.
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Das ist ihre erste Filmrolle gewesen.
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1976 dann kam Idole. In einem bayerischen Dorf, wo sie zu Hause ist,
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arbeitet Annel als Kellnerin.
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Sie verehrt Sepp, den Kapitän der einheimischen Fußballmannschaft.
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Aber es will nicht so richtig sich was anbahnen.
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Danach kommt Amore. Der ist ganz lieb.
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Das ist ein Münchner, wieder eine Komödie, alles auch in Mundart gedreht.
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Das sagt Kretschmer dann irgendwann auch, dass die die Mundart sonst deutsche
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Fernsehen gehievt haben.
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Fürs TV gab es dann Amore.
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Und dann kamen die großen Filme 1979.
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Also er hatte dann eben diesen, ein komischer Heiliger, auch mit dem Firek und Kretschmer.
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Wo Firek, ein Pfarrer oder Priester, der nach München kommt,
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um die Sünden auszutreiben, spielt.
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Eine Komödie. die habe ich online nicht
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gefunden jetzt auf youtube aber dann gibt es noch die
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arabischen nächte kinofilm von 1979 und
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in den deutschen top 100 damals hat er es bis auf rang 34 geschafft mit 800.000
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besuchern und 1979 gab es dann auch ach so da ein komischer heiliger doch da
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war der auch 1979 auf platz 50 mit 400.000.
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Und das waren also dann eben auch Filme, Spielfilme, Kinofilme,
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also nicht Fernsehproduktion.
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Und die waren dann, nehme ich mal an, eben ohne Fördergelder,
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zumindest konnte ich dazu nichts finden und einfach rein kommerziell produziert.
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Ich habe auch ganz kurz noch was Witziges vorbereitet, weil wir sprechen ja
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über die Vergangenheit und wir müssen sie kontextualisieren,
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um zu merken, was ist denn ein Film 1971?
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Haben die Rocker gedreht 1972, kam er dann ins Fernsehen.
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1971, die Top 10 Filme in Deutschland. Platz 1, Aristocats.
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Platz 2, die rechte und die linke Hand des Teufels. Also Bud Spencer und Terrence
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Hill. Platz 3, Asterix der Gallier.
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James Bond, Diamantenfieber auf Platz 4. Love Story auf Platz 5.
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Und dann, interessanterweise, die Plätze 6 bis 10 sind alles deutsche Filme.
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Und auf Platz 6 ist der neue Schulmädchenreport. Der zweite Teil,
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was Eltern den Schlaf raubt.
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Platz 7. Und Jimmy geht zum Regenbogen. Platz 8.
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Hausfrauenreport. Platz 9. Blutjunge Verführerin, was Eltern wissen müssen. Und Platz 10.
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Der Kapitän mit Heinz Rühmann.
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Das sind so die Top-10-Filme. Also man kennt die Sachen da noch.
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Da gab es dann schon James Bond. Das ist quasi nicht irgendwie düsteste Vergangenheit,
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sondern man kann sich da irgendwie so andocken.
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Und 1972 gab es nur zwei Filme aus Deutschland, da war auf Platz 1 Bud Spencer
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und Terence Hill, Platz 2 dann 1972 war. Kannst du das erraten?
Florian Clauß
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1972,
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Eine amerikanische Produktion?
Micz Flor
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Ja, von Coppola, der Pate.
Florian Clauß
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Der Pate, genau.
Micz Flor
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Und dann ist was da, Clockwork Orange, Lucky Luke und Frenzy von Alfred Hitchcock.
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Also es war schon so eine Zeit, wo jetzt Kino nicht in den Kinderschuhen war.
Florian Clauß
0:49:50–0:49:54
Nein, aber absolut nicht. Und dann siehst du ja auch, dass das New Hollywood
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da auch schon die Krallen ausgefahren hat und der Pate.
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Das kann man ja auch in diesem New Hollywood. Hatten wir ja bei Saprisky Point
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ein bisschen darüber berichtet.
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Wir sind hier vielleicht noch mal ganz kurz zur Strecke. Wir sind jetzt auch
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wieder klassisch unterwegs mit vielen Nebengeräuschen und Schnaufgeräuschen.
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Es ist wirklich kalt heute, richtig kalt.
Micz Flor
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Es ist so kalt, dass meine Batterie schon auf 35 Prozent ist zum Aufzeichnen.
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Ich hoffe, dass wir da nicht hängen bleiben. Mal gucken. Wenn ich mir so eine kurze Pause mache.
Florian Clauß
0:50:25–0:50:30
Wir müssen dann eh eine Pause machen zu dem Film. Aber hier das Engelbecken ist zugefroren.
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Und da sind Leute gerade mit Schlittschuhen unterwegs. Ich weiß nicht,
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ob du die wahrgenommen hast.
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Und das Ganze, wo wir langgelaufen sind, könnt ihr dann auch auf eigentlich-podcast.de sehen.
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Und alles, was Mütz gerade vorgelesen
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hat, hat er sich jetzt auch die Mühe gemacht, das zu transkribieren.
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Deswegen könnt ihr das da auch nochmal in einem Blogbeitrag lesen. Ich möchte zitieren.
Micz Flor
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Ich versuche es akademisch wie möglich.
Florian Clauß
0:50:56–0:51:00
So akademisch, genau. Seite 22 und FF.
Micz Flor
0:51:03–0:51:04
Im Podcast, genau.
Florian Clauß
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Genau, aber jetzt haben wir, glaube ich, so ein ganz gutes, ich sage mal,
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so einen Kontext geschaffen zu Klaus Lemke.
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Und auch so eine gewisse Persönlichkeitszeichnung.
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Sowohl als auch, aber vom Typ her, wenn man findet einiges auf YouTube.
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Und er hat schon so was Herzliches, aber ist auch sehr direkt.
0:51:28–0:51:32
Na, also da kann man sich mal so ein Bild von ihm machen.
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Er hat immer einen Hut in den späteren Jahren auf.
0:51:36–0:51:40
Dass der sehr weit ins Gesicht gezogen ist und sieht ein bisschen aus wie,
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ja, ist ein bisschen wie Udo Lindenberg vom Typ her, ne, Rorsch?
Micz Flor
0:51:44–0:51:48
Ja, das wird, glaube ich, so oft rangezogen und ich weiß nicht,
0:51:48–0:51:51
wie ähnlich die sich sind, aber es gibt so eine komische Aura,
0:51:51–0:51:54
so eine Haltung, eben so Unterkiefer nach vorne, Gesicht so ein bisschen nach
0:51:54–0:51:56
hinten gezogen, die sind irgendwie ähnlich.
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Aber ich kenne beide, oder kann ich jetzt persönlich dazu nichts sagen.
Florian Clauß
0:52:01–0:52:10
Man sagt so, genau. Wow. Und deswegen würde ich sagen, wir haben es jetzt nicht mehr weit zu dem Film.
Micz Flor
0:52:10–0:52:14
Ich würde gerne noch ein paar Zitate nur zum Film,
0:52:14–0:52:20
also ich habe ihn jetzt so ein bisschen mit den Zitaten auch nochmal so ein
0:52:20–0:52:24
bisschen geerdet und möchte aber jetzt trotzdem ein paar Sachen, wenn man jetzt sagt,
0:52:24–0:52:29
es geht manchmal nicht darum, um die Arbeit immer nur als Teil eines bestimmten
0:52:29–0:52:32
oder einer bestimmten Autorin zu sehen,
0:52:32–0:52:35
sondern man kann auch die Dinge von den Personen trennen.
0:52:35–0:52:39
Dann möchte ich einfach ein paar Sachen vorlesen, die ich ganz gut finde.
0:52:43–0:52:46
Und zum Beispiel, folgenden Satz finde ich sehr schön.
0:52:46–0:52:51
Das Allerwesentlichste und Erste über Filmen ist, wenn man etwas spürt,
0:52:51–0:52:56
also was man wissen muss über Filmen ist, wenn man etwas spürt, lange bevor man es weiß.
0:52:57–0:53:02
Das finde ich einen ganz tollen Satz, also es überfilmt, dass man etwas spürt, lange bevor man es weiß.
Florian Clauß
0:53:03–0:53:04
Das Zitat ist von Lemke auch.
Micz Flor
0:53:04–0:53:10
Das ist von Lemke, ja, sagt er über Film. Wenn man also ein Gefühl bekommt,
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und da sagt er am Beispiel, dieser Kerl wird sie verraten, man hat keinen Grund
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dafür, aber man nimmt an, man glaubt das.
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Und sie wird ihn verteidigen, das spürt man.
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Und wie man dann enttäuscht ist oder bestätigt wird in seinem Gespür,
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das ist Kino. Das andere ist Theater.
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Und das finde ich auch nochmal so eine schöne Abtrennung. Kino versus Theater.
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Also sagen alles, wo man ein Gespür hat, wo man guckt. Und gerade die Art,
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wie er halt eben Filme macht.
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Es ist so ein Hybrid. Er sagt an einer anderen Stelle, ich mal gucken,
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wenn wir dann nach dem Film nochmal vielleicht reingucken, finde ich es vielleicht
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noch, wo er auch so ein bisschen darüber spricht, warum er Rocker so toll fand.
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Weil er sagt so kurz, ja, wir konnten alle mit der deutschen Sprache nicht so gut umgehen.
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Es klang nie so toll wie Französisch oder Englisch oder so. Und dann in Hamburg mit den Rockern.
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Iris Berben hat gesagt, die haben wir vorhin gehört, die richtig coolen,
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harten Kerle sind in Hamburg.
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Und dann hat er gesagt, ab nach Hamburg, dann müssen wir da drehen.
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Und diese Rocker, vor denen hatten die richtig Schiss.
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Die waren wohl, die haben einfach ihr Ding gemacht und so weiter,
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aber vor allen Dingen ist es dann so gewesen,
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wenn man so die Trailer guckt und dann auch so ein paar Sachen,
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die halt da dieses, ich sag ja gar nicht, wie ich es sagen soll,
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aber dieser Unterschied zwischen Film und Theater, das finde ich schon ganz gut.
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Wenn es halt nicht geskriptet ist, wenn es nicht durchgestylt ist,
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was er halt meint eben, wo man das Drehbuch schon für die Filmförderung abgeben
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muss und alles ist quasi schon, bevor man anfängt zu drehen, festgeschrieben.
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So wie Hitchcock ja auch gesagt hat, am ersten Drehtag wieder ein Film im Kasten.
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Also danach musste man es nur noch abfilmen, was schon alles fertig gemacht war.
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Und bei ihm halt eben die Kamera lief und sich die Geschichte dann auch immer wieder entwickelte.
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Und die Leute, die vor der Kamera waren bei Lemke auch immer anwesend,
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die haben zwar dann, die hat er in gewisser Weise in Position gebracht.
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Hat mich so ein bisschen auch an Schlingensieh verinnert, der ja auch so in
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diese Richtung so mitgeht.
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Und der das ja wirklich auch für Theater umgesetzt hat. Diese Idee,
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Bilder zu inszenieren und dann loszulassen, zu gucken, wie das sich entwickelt.
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Lemke hat dann irgendwie gesagt, dass wenn alles richtig gut läuft,
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dann dreht sich der Film von selbst.
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Und hat das so gemeint, dass dann nicht mal er weiß, was das Skript ist.
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Also der Film wird dann irgendwie passieren.
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Und da bin ich auch sehr gespannt, den Film zu gucken, wie sich das dann so
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anfühlt. Also diese Amateur-Darstellung, die halt gleichzeitig aber.
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Die halt irgendwie beides sind, die gleichzeitig,
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Das Feuersinn, was den Film vorantreibt, es entsteht auf deren Worten und auf
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deren spontanen Handlungen und der Interaktion miteinander, die aber gleichzeitig
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in gewisse Korridore von Skript eingebunden sind, in gewissen Rollen.
Florian Clauß
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Ja, ich bin auch gespannt. Das würde ich auch gerne mal so bestätigt wissen, dieser Art.
Micz Flor
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Dann hat er noch gesagt, es geht darum im Film nicht, wie man eine Kamera bewegt,
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sondern wie man den Zuschauer bewegt.
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Das ist natürlich klar. Ja, aber irgendwie nochmal schön so auf den Punkt gebracht.
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Und hier habe ich, ich mache das jetzt nochmal, bevor wir dann ausmachen für
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den Film. Ich glaube, so viel Zeit haben wir noch.
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Also aus dem Bayern 2 Podcast, Zitat Lemke. Ist ein bisschen länger,
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aber ich fand es sehr gut.
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Wir kamen nie mit der deutschen Sprache zurecht, weil Deutsch einfach beschissen klang.
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Gegen all das, was wir immer hörten und gegen die Musik der Rolling Stones.
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Für mich kam das richtige Ding, als ich plötzlich richtige Jungs kennengelernt
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habe. Da habe ich meine richtige Jungs aus St.
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Pauli eben Rocker. Jetzt kommen wir wieder zurück zum Film.
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Die sich einen Dreck um uns geschert haben, die ihr Ding gemacht haben.
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Das war eine Offenbarung. Und allein, wie die redeten, war zum ersten Mal so,
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dass man das sozusagen der Sprache Mick Jaggers entgegenhalten konnte.
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Das war Arbeit der Sprache vom Feinsten. Jede Sache bedeutete drei verschiedene
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Dinge. Das war ganz, ganz bombig, wie die redeten.
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Und zum ersten Mal war ich stolz auf Deutsch.
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Das finde ich irgendwie nochmal so ein gutes Ding, weil das auch so diese Gegenseitigkeit
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der Zusammenarbeit ist.
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Also in gewisser Weise ist er total offen, sich da überrollen zu lassen von
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der Kraft, die vor der Kamera passiert.
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Und gleichzeitig ist er der, der durch die Kamera den Zünder setzt sozusagen.
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Und dann darf das da passieren.
Florian Clauß
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Ja, vielleicht auch nochmal so in Abgrenzung zu der Münchner Gruppe,
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weil das liest man ja auch immer. Du hast ja auch gerade gesagt,
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dass eben für ihn Rocker ein ganz wichtiges Werk war, wo er zu sich selbst,
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Ja, aber er war ja eigentlich auch schon recht erfolgreich mit den anderen Filmen.
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Vielleicht waren die ihm dann zu spielerisch oder zu, ja, weiß ich nicht,
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nicht authentisch genug.
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Und ich glaube, diese Authentizität, die er dann bei Rocker gefunden hat,
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die hat er vielleicht dann später, hat er dann vorher vermisst.
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Und das finde ich auch nochmal so ganz interessant, weil das wirklich so eine Zäsur bei ihm ist.
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Dass er aus München raus und dann nach Hamburg, St. Pauli rein.
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Also der Kontrast Schwabing, St. Pauli, das ist, glaube ich,
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nochmal das, was den so auszeichnet.
Micz Flor
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Ja, und es war, da wurde der Film, ich glaube, er war eigentlich immer München
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und irgendwann Wahl-Berlin, er hat dann auch viel in Berlin gedreht.
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Dann hat lange Zeit Pause gehabt, Mitte der Nullerjahre wieder angefangen.
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Auch da könnte man sagen, wieder mit so einem technischen Bruch hin zu dem Digitalen,
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was damals auch schon mit Kameras aus der Hand irgendwie in Fernsehqualität
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gedreht werden konnte. Also die Schnitttechnik hatte sich noch mehr verändert.
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Also ich meine, die 16mm Rocker-Film, das war vielleicht so diese Ariflex 16ST,
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die damals so das erfolgreichste 16mm-Gerät war,
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was, glaube ich, über 30, 40 Jahre hinweg unverändert produziert wurde.
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Und das war dann auch schon eben eine Möglichkeit, eben überhaupt mit geringerem
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Budget drehen zu können, dass man an diese Technik rankommt.
Florian Clauß
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Genau, aber was dann auch in diesem Zusammenhang nochmal bei Rocker so war,
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dass, was ihm dann erstmal so bewusst wurde, diese Kamera hat ja doch Gewicht
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und diese Dynamik, die er bei Rocker brauchte, hat ihn erstmal auch so ein bisschen
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ausgebremst durch die Kamera.
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Das musste sich so einfügen. Der Kameramann übrigens wird jetzt auch dann gleich in dem Film sein.
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Der wird dann nämlich nochmal als Gast am Ende.
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Oder er macht die Einführung, keine Ahnung. Ich weiß nicht, ob wir das dann
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noch schaffen, so lange drin zu bleiben, weil er schon recht spät ist.
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Schauen wir mal. Ja, aber das ist, glaube ich, und ich möchte noch einen Punkt
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um diesen Bogen von Oberhausener Manifest über Neue Münchner Gruppe hin.
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Du erinnerst dich ja auch noch so in den 90ern, dann wurde ja auch so der deutsche
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Film, das war immer so ein achter deutscher Film,
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da hat sich ja nicht so richtig was getan und es fing ja dann in den 90ern an,
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dass sich das X-Film so gegründet hat, ja, und X-Film dann auch,
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Auch natürlich in dieser ganzen alten Förderungsstruktur teilweise verhaftet,
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aber die haben andere Drehbücher, andere Ansätze gehabt, andere Erzählungen auf den Weg gebracht.
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Und das waren dann halt vor allen Dingen Tom Tickwar und Fatih Acken,
1:00:14–1:00:16
die dann da gewirkt haben.
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Und auch da nochmal sich dann so aus diesen Fesseln des alten,
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also des jungen deutschen Films losgerissen haben, würde ich mal das so sagen.
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Eigentlich kann man sagen, dass der junge deutsche Film mit dem Tod von Fassbinder
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82 dann auch gestorben ist und dann nur noch so nachgewirkt haben Hängst du
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das alles an Fassbinder dran?
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Nein, das wird so als Zäsur gesagt, das war so der Punkt und da sind auch Petersen
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ist ja nach Hollywood gegangen einige sind ja nach Hollywood gegangen und jetzt
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kommt dieser, man merkt immer so, das ist ein Generationswechsel,
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Das ist dann halt 70, dann 20 Jahre später, 90.
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Und dann wird ja noch von der neuen Berliner Schule gesprochen.
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Und das sind dann auch sehr verhaftet mit den jungen deutschen Filmen.
1:01:08–1:01:14
Das sind dann sowas wie Christian Petzold oder Dominik Graf oder Thomas Arslan,
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die dann diese Berliner Schule, die neue Berliner Schule, so Anfang der 2000en geprägt haben.
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Aber das ist auch nur so ein Film, wissenschaftlicher Film, kritischer Zuschreibung.
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Gibt es auch Bücher von.
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Das hat sich zum Beispiel der Marco Abel hat dann auch ein Buch vorher über
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diese neue Berliner Schule geschrieben.
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Bevor er dann eben zur neuen Münchner Schule gegangen ist. Und das Nächste,
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was er machen wird, ist die neue Kölner Schule.
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Oder die Kölner Schule, da kennt man überhaupt nichts von.
Micz Flor
1:01:47–1:01:50
Oder Tübingen. Heißer Scheiße, ich habe keine Ahnung.
1:01:50–1:01:53
Wir schließen jetzt ab und da müssen wir nämlich rein, sonst kommen wir zu spät,
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aber noch aus dem 2010-Manifest, alles in Großbuchstaben übrigens,
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auch bei uns auf der Webseite eigentlich-podcast.de habe ich es reingepastet.
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Er sagt, und das binde ich jetzt an, was du gerade gesagt hast,
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Geld vom Staat ist immer ein Tritt gegen die eigene Kreativität.
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Vor ein paar Wochen wurde klammheimlich die englische Filmförderung eingestellt,
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die einzig erfolgreiche in Europa, aber eben auch vollkommen unnötig.
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Der Förderwahn führte den englischen Film ins Nirwane.
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Ach, diese Engländer, es gibt noch Helden.
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Bei uns nur einen, Dominik Graf.
Florian Clauß
1:02:30–1:02:36
Ja, also Dominik Graf hat auch den Nachruf zu Lembke geschrieben und hat immer
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sehr von ihm geschwärmt und war auch ein großer Anhänger von Lembke.
Micz Flor
1:02:44–1:02:46
Gut, machen wir hier die Zäsur. Jetzt geht es ab in den Film.
1:02:47–1:02:53
Und danach lassen wir die ganzen Notizen fallen und reden einfach über das, was wir erlebt haben.
1:02:53–1:02:57
In der fenilomino-logischen Haltung.
1:03:01–1:03:07
Lustig, lustig. Werden wir dann diesen Film locker flockig.
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Auch das ist, glaube ich, ein Zitat aus Rocker.
1:03:11–1:03:14
Wenn ich das richtig gelesen habe, besprechen. locker flockig.
Florian Clauß
1:03:14–1:03:16
Na gut, dann bis gleich.
Micz Flor
1:03:16–1:03:17
Bis gleich, tschüss.
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So, also wir waren gerade in Rocker 1972 von Klaus Lembke gedreht in Hamburg auf 16 mm, 85 Minuten,
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bezahlt vom ZDF, Uraufführung am 2.
1:03:38–1:03:41
Februar 1972 im ZDF.
Florian Clauß
1:03:43–1:03:44
Und sind wieder auf der Straße.
Micz Flor
1:03:44–1:03:47
Und sind wieder auf der Straße. Mach dich gerade.
Florian Clauß
1:03:48–1:03:52
Mach dich bereit. Mach dich gerade, Mann. Ja, Mann, Mann, Mann.
1:03:53–1:03:56
Und, bist du traurig, dass du nicht so ein Motorrad hast?
Micz Flor
1:03:57–1:04:01
Ja, also es ist interessant, dass du das sagst. Ich habe gerade beim Rausgehen
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gedacht, auch verlinkt in den Show-Notes. Es gibt eine Fotostrecke.
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Es gibt zu dem Rocker-Film, gibt es auch eine kleine kurze Webseite.
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Ich weiß nicht, wer die gemacht hat.
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Verlinkt auf dem Flicker. Flicker gibt es auch noch.
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Wahrscheinlich ist Flicker halb so alt wie die Fotos. Das ist ja auch schon ewig da.
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Und da sind ganz viele Fotos vom Dreh, wo diese Rocker, die wir jetzt gerade
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im Film gesehen haben, auch nochmal auf Schwarz-Weiß-Fotos.
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Und ich fand das deshalb jetzt erwähnenswert, weil ich gesagt habe,
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ich möchte auch so einen Motorrad haben,
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weil auf den Fotos sehen die wirklich so raumeinnehmend und bestimmend aus,
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wie Lemke das in den Interviews beschrieben hat.
1:04:41–1:04:44
Die haben nur ihr Ding gemacht, das hatte ich ja vorhin vorgelesen.
1:04:45–1:04:50
Und jetzt im Film durch dieses Reden und das Bewegen und das Improvisieren und
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so, Da fand ich die eigentlich alle nicht so bedrohlich, sondern eher so ein bisschen knuffig.
Florian Clauß
1:04:59–1:05:04
Ich muss ehrlich sagen, Rocker war für mich nie irgendwie so eine Subkultur,
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die ich irgendwie cool fand. Und immer schon all.
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Und ich mochte es halt nicht. Aber gut, die Rocker, die man da jetzt so gesehen
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hat, die haben auch irgendwie das Bild der deutschen Rocker so der 70er-Datei
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entworfen. Wie hießen die? Bloody Devils, ne?
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Bloody Devils Gang ist das gewesen.
Micz Flor
1:05:23–1:05:25
Ja, also wir können ja aber ganz kurz die Geschichte zusammenfassen.
Florian Clauß
1:05:25–1:05:27
Genau, genau, das würde ich jetzt auch.
Micz Flor
1:05:27–1:05:32
Es geht um drei männliche, mehr oder weniger entwickelte männliche Hauptpersonen
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eigentlich, um den Bernd, den sehen wir am Anfang.
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Das ist ein Rocker, der aus dem Gefängnis entlassen wird, der dann von seiner
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Rocker Gang abgeholt wird. Das ist Uli.
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Das ist so ein Kleinkrimineller.
Florian Clauß
1:05:47–1:05:49
Gerd heißt er doch, oder nicht? Bernd?
Micz Flor
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Bernd. Also Gerd. Entschuldigung, Gerd. Und Uli ist einer, der ein Daimler knacken
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und verkloppen für 4000 DM.
Florian Clauß
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Und der ist mit der ehemaligen Freundin von Gerd jetzt zusammen?
Micz Flor
1:06:10–1:06:14
Das wird so nicht klar ausgesprochen, aber es fühlt sich irgendwie so ein bisschen an.
1:06:14–1:06:18
Auf jeden Fall, als der Rocker raus ist aus dem Knast, will er seine alte Freundin
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wieder und ist da auch sehr bestimmend und rennt dann einfach in deren Shop
1:06:26–1:06:30
rein und möchte mehr oder weniger rausziehen und,
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Und der dritte junge Mann ist dann der Marc.
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Das ist der junge Bruder von Uli, der sich dann irgendwie an Uli ranhängt.
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Das sind so die drei Hauptpersonen. Und wir sehen also den Gerd.
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Bist du sicher, dass er Gerd heißt? Ich habe jetzt Bernd gespeichert.
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Kannst du mal in deinen Notes gucken?
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Auf jeden Fall ist es so, dass der erst mal so seinen eigenen Gerd der hat eigentlich
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so seinen eigenen Strang,
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und ist mit diesem Uli eben über
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diese Frau die so ein bisschen verbunden Sonja und dann ist es so, dass,
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Marc und Uli ziemlich viel Zeit im Mittelbereich des Films aufnehmen, weil,
1:07:31–1:07:34
Uli, das ist gar nicht so leicht zu erklären.
Florian Clauß
1:07:34–1:07:39
Man muss ja sagen, die sind alle extremst unsympathisch.
1:07:39–1:07:44
Also wie die sich verhalten, Gerd und Uli, einfach total rotzig.
1:07:44–1:07:48
Und Uli kommt dann halt zu seiner Schwester, wo auch der Bruder hockt.
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Und dann will der da irgendwie geld klauen und
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rennt durch die ganzen zimmer und findet dann halt so
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ein bisschen geld von dem von dem mark ja
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und dann lässt sich mark aber nicht abschütteln
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als er dann rausgeht und der ist halt alle die
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sind alle so unsympathisch also so ging
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es mir zumindest so ja und dann ist es
1:08:09–1:08:14
eine initiation die dann halt uli mit mark macht nämlich dass er saufen muss
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dass er rauchen muss und das Dann gehen sie zusammen in so eine Kneipe und dann
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tanzt er da mit Frauen und gibt dann halt auch irgendwie an mit seinen Frauengeschichten,
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die er hatte angeblich und so weiter.
1:08:28–1:08:34
Also der will den da so ein bisschen einführen in die, aber stößt den gleichzeitig an.
Micz Flor
1:08:34–1:08:37
Ja, irgendwie will er es auch nicht. Also es bleibt unklar, vielleicht so ein
1:08:37–1:08:41
bisschen eben diese Lemke vor der Kamera passierte Geschichte.
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Was er so ein bisschen gesagt hat, dass man irgendwas fühlt,
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irgendwie ein Gespür dafür entwickelt und ein Gefühl hat, wie es weitergeht,
1:08:47–1:08:49
ohne dass man es genau formulieren kann.
1:08:49–1:08:53
Und ich habe das so erlebt, dass Uli eigentlich nicht mit Marc rumhängen will,
1:08:53–1:08:57
aber dann mit der Hilfe von Alkohol ist der dann auf alle Fälle so zugedröhnt,
1:08:57–1:09:00
dass es ihm auch so egal ist und er sich einfach freut, dass er ein bisschen...
Florian Clauß
1:09:00–1:09:05
Ja, er stößt ihn halt immer ab und kommt dann wieder zurück und ist halt so ein Spiel.
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Also irgendwie so entwickelt sich da was und ja, dann gibt es dann diese Zäsur,
1:09:12–1:09:18
als Uli dann diesen geklauten Daimler, der ihm dann halt wieder abgeluchst wurde von so zwei Zuhältern,
1:09:19–1:09:21
sieht er dann wieder in der Straße.
1:09:21–1:09:27
Er wurde dann überwältigt von den beiden und er sieht den Daimler dann nachts
1:09:27–1:09:32
in der Straße und steigt dann mit Marc in diesen ein und die schlafen dann da drin.
Micz Flor
1:09:33–1:09:34
Schlafen ein, ja.
Florian Clauß
1:09:34–1:09:40
Die sind alles so ein bisschen auch so sehr spontan, wie die Erzählung langläuft.
1:09:41–1:09:44
Dann schlafen die da ein und dann kommen die beiden Zuhälter aus der Kneipe
1:09:44–1:09:49
raus und verprügeln halt den Uli so sehr, dass er dran stuppt.
1:09:49–1:09:50
Also mit so einem Totschläger.
Micz Flor
1:09:51–1:09:55
Genau, Marc rennt weg und dann stellt sich raus, dass Marc gerade irgendwie
1:09:55–1:09:56
Praktikant ist in so einem Supermarkt,
1:09:56–1:10:01
wo er dann besoffen eben vor dem Supermarkt rumsitzt und aufwacht.
1:10:01–1:10:05
Und einer aus dem Supermarkt holt ihn dann rein und dann fängt er an und isst
1:10:05–1:10:07
da irgendwie einfach aus dem,
1:10:07–1:10:10
Supermarkt, macht da so Brot auf und isst und dann ruft sie die Polizei.
1:10:11–1:10:13
Marc ist glaube ich 14 oder so im Fall.
Florian Clauß
1:10:14–1:10:17
15. Der hat ja eine Ausbildung im Supermarkt.
Micz Flor
1:10:18–1:10:23
Und da haut er dann ab. Und dann ist er zu Hause und dann will die Schwester
1:10:23–1:10:28
den Marc dann zu den Eltern nach Cuxhaven bringen, packt ihm irgendwie den Koffer und,
1:10:29–1:10:34
und Marc setzt sich dann irgendwie in die Straßenbahn, die fährt bis zur Endhaltestelle,
1:10:35–1:10:41
und da ist dann so eine Kneipe, wo die Trambahn direkt am Flughafen direkt am
1:10:41–1:10:45
Flughafen, ja das ist auch irgendwie schon, können wir gleich noch über die Settings so sprechen.
1:10:47–1:10:50
Da per Zufall ist er dann in der Kneipe, wo dann,
1:10:51–1:10:54
Der Gerd, mit der wie heißt es?
1:10:56–1:11:01
Sonja sitzt, weil die sich dann doch irgendwie wieder so ein bisschen annähern.
1:11:02–1:11:04
Die Sonja aber dann natürlich den jungen Bruder von dem Uli erkennt.
1:11:04–1:11:07
Die steht dann wortlos auf und geht und dann hängt dann der Mark rum.
1:11:07–1:11:12
Dann besaufen sich da wieder alle und dann gibt es irgendwie so einen etwas
1:11:12–1:11:18
herberen Schnitt, Wo dann auf einmal der Marc mit seinem Koffer für Cuxhaven
1:11:18–1:11:22
und der Gerd vor so einem Haus im Sitzen,
1:11:22–1:11:26
wo eine Polizeiratze ist für eine Kommune, wo die Leute irgendwie rausgezogen werden.
1:11:26–1:11:31
Gleichzeitig aber ein Bekannter von Gerd da Drogen verticken wollte.
1:11:33–1:11:39
Und dann Gerd selbst, weil sich keiner ins Haus traut, diesen geilen Deal macht,
1:11:39–1:11:42
dass er den Koffer mit der Wäsche für Cuxhaven.
1:11:44–1:11:49
Als Drogenkoffer für 4.000 D-Mark verkauft. Von den 4.000 D-Mark kauft er sich
1:11:49–1:11:52
da ein Motorrad und sagt dann zu Marc, ich fahre dich nach Cuxhaven.
1:11:52–1:11:55
Wir fahren jetzt nach Cuxhaven. Dann fahren sie los mit dem Motorrad,
1:11:55–1:11:58
kommen dann bis zu einer, was ich irgendwo mal gelesen hatte,
1:11:58–1:12:02
wohl eben legendären Kneipe, Café oder wie auch immer,
1:12:03–1:12:07
in der Rocker-Szene, wo sie dann da drin rumhängen und er da so einen LKW-Fahrer anmacht.
Florian Clauß
1:12:08–1:12:09
Er kommt rein und pöbelt.
Micz Flor
1:12:09–1:12:11
Und pöbelt und pöbelt und pöbelt.
Florian Clauß
1:12:11–1:12:14
Sofort so ein Fernkraftfahrer achte ich gerade.
Micz Flor
1:12:14–1:12:14
Mann!
Florian Clauß
1:12:15–1:12:18
Was guckst du denn so? Gibt es da was zu gucken?
Micz Flor
1:12:18–1:12:20
Und der Typ geht dann wortlos raus.
Florian Clauß
1:12:20–1:12:26
Der sagt dann auch, bist in Ordnung. Bist ein guter Kerl. Komisch.
Micz Flor
1:12:27–1:12:30
Und der ist dann wirklich aber auch noch so ein anderes Deutschlanddesign.
1:12:31–1:12:34
Der hat so eine andere Hose, ein anderes T-Shirt mit so Knöpfchen vorne und
1:12:34–1:12:39
so eine tolle, eher so eine Rockabilly-tolle, seitlich ein bisschen untersetzter Lkw-Fahrer.
1:12:39–1:12:42
Und der fährt dann genussvoll zweimal über das Motorrad drüber.
1:12:43–1:12:45
Dann sehen wir Gerd, wie er weint, neben dem Motorrad steht.
Florian Clauß
1:12:45–1:12:46
Das ist immer Emotionszeit.
Micz Flor
1:12:47–1:12:48
Genau. Und, ähm,
1:12:50–1:12:57
Und dann sind die wieder eben nicht nach Cuxhaven gekommen, sondern zurück.
1:12:58–1:13:01
Und dann sieht Marc die Frau, die mit den Zuhältern unterwegs war,
1:13:01–1:13:04
aber auch nicht klar ist, ob das eine Prostituierte ist oder eine Freundin.
1:13:05–1:13:11
Und er kennt die und geht dann dahin und dann rächt Gerd und seine Gang, rächen dann.
Florian Clauß
1:13:11–1:13:16
Genau, er weiht dann halt Gerd ein, dass dann sein Bruder eben zu Tode geschlagen
1:13:16–1:13:22
wurde. und dann gibt es halt sowas wie so ein, wie sagt man, so eine Ehre.
1:13:23–1:13:29
Wir stehen zusammen und wir rächen das und dann ruft er halt seine Crew und
1:13:29–1:13:32
dann kommen die Rocker, die am Anfang und am Ende kommen gar nicht so...
Micz Flor
1:13:32–1:13:33
Bambule.
Florian Clauß
1:13:33–1:13:38
Bambule, genau, am Anfang Bambule. Das ist auch so ein... Hast du mal geguckt,
1:13:38–1:13:39
woher das kommt, Bambule?
Micz Flor
1:13:39–1:13:41
Ja, ich habe es schon da vergessen.
Florian Clauß
1:13:41–1:13:47
Ja, das ist so ein... so ein Trommel.
1:13:47–1:13:53
Es beteiligt so eine Aktion von Trommeln, die aber auch, ich glaube,
1:13:53–1:14:01
in irgendeinem Kontext von Schwarzamerikanern, die dann zu einer Art Demonstration aufrufen.
Micz Flor
1:14:03–1:14:04
Amerikaner oder Afrikaner?
Florian Clauß
1:14:04–1:14:08
Nee, Schwarzamerikaner. Ich glaube, das kommt aus dem Jazz-Kontext.
1:14:10–1:14:15
Soweit ich das noch so zusammenkriege. Und Bambule! Und ab geht's.
1:14:16–1:14:23
Und die vermöbeln halt dann die beiden Zuhältern und Marc,
1:14:23–1:14:28
der stellt sich dann auf den Daimler und schlägt dann die Frontschutzscheibe
1:14:28–1:14:35
ein und dann rennt er weg und man folgt dann quasi Marc und dann blickt er zurück.
1:14:35–1:14:40
Und er lächelt. Das ist nochmal ein wichtiger Punkt. Er lächelt und dann kommen halt die Credits.
Micz Flor
1:14:41–1:14:46
Dann kommen die Credits. Und das ist der Film, die Story, das haben wir ganz
1:14:46–1:14:49
gut hingekriegt, finde ich, das doch zusammen zu klöppeln.
Florian Clauß
1:14:49–1:14:51
Ja, zu klöppeln vor allem.
Micz Flor
1:14:51–1:14:54
Und wie gehen wir jetzt weiter? Ich würde gerne eine Szene kurz rauspicken,
1:14:54–1:14:58
wo ich irgendwie was ganz gut illustrieren kann, was ich so gedacht habe,
1:14:58–1:14:59
was ich vorhin auch schon angerissen habe.
1:15:00–1:15:07
Es gibt, bevor Uli diese Daimler dann klaut.
1:15:07–1:15:11
Da lernen wir Uli kennen, glaube ich, sogar als erstes Mal an einem Telefon.
1:15:11–1:15:12
Also ein junger Mann ist am Telefon.
1:15:13–1:15:15
Und auf der anderen Seite des Telefons hören wir nur eine Stimme.
1:15:15–1:15:16
Und da erklärt jemand so,
1:15:17–1:15:23
ja, musst du die Dichtung abziehen und dann kannst du von oben da reingehen,
1:15:23–1:15:26
das hat etwa zwei, drei Millimeter Platz und dann kannst du hinten,
1:15:26–1:15:30
wenn du dann an dem, und Uli ist irgendwie da auch schon besoffen,
1:15:30–1:15:32
der sagt dann so, jetzt mach mal hinne, ey.
1:15:33–1:15:36
Klar, habe ich verstanden. Also der unterbricht ihn eigentlich.
1:15:36–1:15:39
Aber irgendwie ist es klar, dass er ihn angerufen hat.
1:15:39–1:15:42
Uli hat angerufen, um zu wissen, wie man Daimler knackt.
1:15:43–1:15:47
Und wir wissen noch nicht genau, worum es geht. Und später versucht er es dann
1:15:47–1:15:51
in der Tiefgarage, kriegt es irgendwie nicht hin und bricht ihn dann mit einer
1:15:51–1:15:52
Brechstange auf. Das ist eine andere Geschichte.
1:15:52–1:15:57
Aber in dieser einen Szene fand ich das so lustig, dass da irgendwie so klar
1:15:57–1:16:02
wurde, dass da waren zwei Menschen im Gespräch. Der eine war nur Stimme,
1:16:02–1:16:03
der war ja am Telefon, der hat man nicht gesehen.
1:16:04–1:16:07
Und der andere war dieser Ulli, der wusste, dass die Kamera läuft und da jetzt
1:16:07–1:16:11
performt und dann eben sich so in Szene schmeißt regelrecht.
1:16:11–1:16:17
Und ich fand das ganz interessant, weil da waren so zwei Dinge spürbar,
1:16:17–1:16:20
dass halt jemand, der amateurhaft jetzt vor einer Kamera steht,
1:16:22–1:16:27
mit so viel Selbstaufmerksamkeit dann doch vollgeladen ist, dass das sich nicht
1:16:27–1:16:29
wirklich natürlich anfühlt.
1:16:30–1:16:33
Jetzt würde natürlich Lemke sagen, wir sind halt von diesen Marionetten,
1:16:33–1:16:37
den Schauspielern, sowas von zugedröhnt, dass wir überhaupt nicht mehr sehen,
1:16:37–1:16:39
was authentisch ist, wie Leute sich wirklich bewegen.
1:16:40–1:16:43
So eine Schlägerei, eine Pistole klingt halt anders. Wenn einer zuschlägt,
1:16:43–1:16:44
dann hörst du, dann ist es.
1:16:44–1:16:48
Aber es ist trotzdem so ein Cringe-Moment irgendwie, wie man sagt,
1:16:48–1:16:50
wo sich die Zehennägel hochdrehen.
1:16:51–1:16:55
Wenn Uli da so sagt Mensch, jetzt mach mal hin, hab ich verstanden und so,
1:16:55–1:16:59
aber die Stimmen, die übers Telefon kommen, der Typ wirkt wirklich authentisch
1:16:59–1:17:02
und entspannt so irgendwie so dieses Gefühl, dass wenn das,
1:17:02–1:17:06
über Augen gesehen wird wenn es eingefangen wird mit der Kamera also wenn es
1:17:06–1:17:11
so ein Gegenüber gibt so ein, was ja auch manchmal irgendwie so angeführt wurde
1:17:11–1:17:13
alle Leute haben auf ihren Laptops.
1:17:15–1:17:19
Vor der Kamera sowas, wo man es zumachen kann dass man nicht gesehen werden
1:17:19–1:17:22
kann Während was jetzt wirklich Informationen angeht, das doch wahrscheinlich
1:17:22–1:17:24
sicherlich besser wäre, wenn man das Mikro ausmacht.
Florian Clauß
1:17:25–1:17:29
Was guckst du? Ich wollte nur gucken, ob das Rekord Mikro hast.
1:17:29–1:17:31
Dann wollte ich gucken, ob es läuft. Sorry.
Micz Flor
1:17:35–1:17:39
Und das ist mir in dieser Szene halt aufgefallen. Der Typ über Telefon,
1:17:39–1:17:42
da hat man das Gefühl, den kann man wirklich greifen.
1:17:42–1:17:47
Aber der Uli ist irgendwie hinter so einer Selbstaufmerksamkeit versteckt.
1:17:47–1:17:51
Und das finde ich ist in ganz vielen Szenen so und das fand ich eben so diese
1:17:51–1:17:54
große Diskrepanz zwischen den Fotos, wo es auch so ist,
1:17:54–1:17:59
dass du diese Rocker in so einer Aura von Autorität wahrnehmen kannst ich schicke
1:17:59–1:18:03
dir mal den Link also es waren vom Dreh wohl Stills,
1:18:03–1:18:08
die da jemand gemacht hat aber wenn die dann so eckten dann ist es oft so ein bisschen.
1:18:12–1:18:17
Ja Hölzern sowieso, aber auch so Also, du merkst einfach,
1:18:19–1:18:23
Da ist so eine Ebene von in sich geschlossenem Bewusstsein über das,
1:18:23–1:18:25
was da gerade passiert, was die so ein bisschen verstocken lässt.
1:18:26–1:18:30
Und das finde ich halt beides. Das finde ich einerseits eben auch den Moment,
1:18:30–1:18:36
wo es total spannend wird, wenn man dem Begriff von Authentizität nachdenkt,
1:18:36–1:18:40
weil die sind ja in dem, wie sie sind, authentisch. Das sind halt Laien-Schauspieler.
1:18:40–1:18:44
Da würde man sofort sagen, voll authentische Laien-Schauspieler.
1:18:45–1:18:49
Aber natürlich sind Schauspieler auch authentisch, wenn sie jetzt keine Laien-Schauspieler
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sind, und performen das dann halt irgendwie anders.
1:18:52–1:18:54
Aber dieser Begriff der Authentizität ist in dem Moment natürlich,
1:18:55–1:18:58
wir haben die einfach davor gecastet und die Rocker haben so ihr Ding gemacht.
1:18:58–1:19:01
Und irgendwo im Interview hat er mal auch, ich glaube bei der Süddeutsche war
1:19:01–1:19:08
das, hat Lemke auch mal gemeint, das Problem war halt auch, die kam immer als ganze Gang an.
1:19:08–1:19:11
Und wenn bei einem das Motorrad ausgefallen ist, was oft passierte,
1:19:11–1:19:14
weil das aus allen möglichen Teilen zusammengeholt war, Dann blieben alle stehen
1:19:14–1:19:18
und warteten, bis das Motorrad wieder fährt. Und dann fuhren die erst weiter.
1:19:18–1:19:21
Das heißt, die Zeitplanung, das war alles irgendwie total schwierig.
1:19:21–1:19:24
Wenn sie nicht wollten, wollten sie nicht. Wenn sie nicht da waren, waren sie nicht da.
1:19:24–1:19:28
Also das ist das Drumherum authentisch. Und da hatten die scheinbar beim Dreh
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wirklich auch Respekt, wenn nicht sogar manchmal Angst vor denen und überhaupt
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keine Autorität über die.
1:19:34–1:19:39
Aber wenn die dann vor der Kamera sind, finde ich, dass die doch sehr verklemmt
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und domestiziert wirken und so unbeholfen.
Florian Clauß
1:19:41–1:19:48
Ja, ich finde auch, gerade die Szene, wo dann Gerhard aus dem Knast rauskommt,
1:19:48–1:19:53
aus Santa Fu, heißt das da?
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Santa Fu ist wohl so ein Knast in Hamburg, ein legendärer, und hat sich dann
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begrüßt. viel zu lang, die Szene.
Micz Flor
1:20:04–1:20:05
Die ganzen Rocker-Büste.
Florian Clauß
1:20:07–1:20:14
Umarmt dann und küsst die und es ist halt so okay, mach mal bitte schneller,
1:20:14–1:20:19
ihr habt euch lieb und ich finde, ja, aber ich kann das sehr nachvollziehen, was du da sagst.
1:20:20–1:20:25
Dieses Hölzern, aber auch dieses irgendwie so das Lachse, was da drin hängt.
1:20:25–1:20:28
Man kann es irgendwie so schlecht beschreiben, aber es ist halt so dieses Leiden
1:20:28–1:20:31
und dann, aber gleichzeitig hat es was so,
1:20:33–1:20:39
extrem Direktes auch. Und damit wird es halt wieder so ein Zeitdokument.
1:20:39–1:20:42
Weil das halt wirklich einen dokumentarischen Wert hat. Und das war ja auch
1:20:42–1:20:48
das, was dann Lemke auch dann so, er konserviert was in diesem Film.
1:20:48–1:20:52
Er konserviert ein Hamburg, er konserviert eine Subkultur, er konserviert eine
1:20:52–1:20:57
Sprache, die so noch eigentlich so keiner drauf geguckt hat.
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Und das hat ja wieder so diesen Wert dann, diese,
1:21:03–1:21:04
Im Nachhinein, ja.
Micz Flor
1:21:04–1:21:09
Und das Dokumentar, das finde ich auch bei, das ging mir bei Außeratem damals
1:21:09–1:21:12
auch so und aber auch bei 48 Stunden nach Acapulco.
1:21:12–1:21:17
Diese Sachen, die hat so ein bisschen nach neuen Theorien gedreht.
1:21:17–1:21:22
Da hat man manchmal auch so das Gefühl, dass genau im wichtigsten Moment die Kamera aus war.
1:21:22–1:21:27
Also manchmal gibt es irgendwie so Jump Cuts, die Dinge zu überspringen scheinen.
1:21:27–1:21:31
Wo man so das Gefühl hat, da fehlt jetzt irgendwie noch ein bisschen der Anschluss.
1:21:31–1:21:37
So, wir kommen nicht von dem Stück Satz in den Stück Satz, sodass es halt so rumspringt.
1:21:37–1:21:40
Also zum Beispiel auch in dem Haus, wenn es dann darum geht, dass dann die,
1:21:42–1:21:47
der Gärtnern halt eben den Koffer als Drogen verkauft, die 4.000 Euro einzieht
1:21:47–1:21:51
für den, wie der dann ins Haus kommt, aus dem Auto oder wie dann,
1:21:51–1:21:54
das ist alles, da fehlen einfach Sachen.
Florian Clauß
1:21:54–1:21:56
Da fehlen aber gleichzeitig halt es auch sowas, sowas,
1:21:59–1:22:02
freches. Also er geht dann einfach rein und macht das.
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Die Polizei springt da rum und du merkst dann auch irgendwann,
1:22:05–1:22:09
okay, das, was dann halt nicht so richtig passt, ist, dass die Polizei überhaupt
1:22:09–1:22:14
keine Autorität hat und dass der jetzt einfach da so reingehen kann und überhaupt nichts macht.
1:22:14–1:22:17
Und da wird auch nicht gefragt nach dem Koffer, ob er da wohnt,
1:22:17–1:22:18
obwohl da eine Razzia läuft.
1:22:19–1:22:24
Das ist halt so das, was der filmische Raum so in so einem normalen dramaturgischen
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Konstrukt, wo es die vierte Wand gibt und so weiter.
1:22:29–1:22:33
Nee, die dritte Wand oder wie auch immer. Also wo du halt einen Raum hast,
1:22:33–1:22:36
der sich dann halt kausal selber aufbaut und wo man dann halt denkt so,
1:22:37–1:22:38
ja stimmt, ich bin ja hier nur so.
1:22:39–1:22:44
Aber da ist es halt irgendwie, geh rein, ja, du kommst rein und check das mal. mit dem Dealer.
1:22:45–1:22:51
Und das finde ich, einen Punkt wollte ich noch sagen, weil das halt so lustig
1:22:51–1:22:55
ist, weil ich das auch in der Rezension gesehen habe, nämlich Lemke hat auch
1:22:55–1:23:00
gefragt, mit welchem Schauspieler er gerne drehen würde und meinte halt, Joe Palbo Mando.
1:23:01–1:23:05
Bill Mando ist tot, egal. Aber Bill Mando ist halt ein tolles Role Model.
1:23:06–1:23:11
Und dann ist auch so Henry Fonda mit Easy Rider, war natürlich ein ganz großes Vorbild.
1:23:11–1:23:16
Und auch die Maschinen und so weiter. Leute, die da Ahnung haben.
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Es sind nur BMWs, keine Ahnung. Keine Ahnung davon.
1:23:21–1:23:28
Die Rollenmodels, Henry Fonda und Jack Nicholson, die großen Poster-Boys,
1:23:28–1:23:32
die dann halt irgendwie so für Easy Rider und Henry Fonda, was auch immer.
1:23:32–1:23:35
Und dann hast du Belmondo auf der dritten Seite,
1:23:38–1:23:42
diesen typ der total zerfasert
1:23:42–1:23:45
und das gesicht dann absolut nicht sexy ist als
1:23:45–1:23:51
den deutschen rocker gerd ja und das ist nicht so lustig wenn du diese drei
1:23:51–1:23:55
bilder dann nebeneinander hast und der gerd selber als er dann halt rauskommt
1:23:55–1:23:59
wohnt er ja bei seinem vater in der werkstatt ja und ist halt auch total old
1:23:59–1:24:04
zu seinem vater macht halt laut musik und guckt sich dann halt so ein...
Micz Flor
1:24:04–1:24:04
Oh, du warst im Zimmer!
1:24:08–1:24:12
Ja, gefühlterweise, ich meine, der ist wahrscheinlich halb so alt wie wir,
1:24:12–1:24:15
aber der sieht halt irgendwie nicht aus wie älter wie wir.
1:24:15–1:24:18
Ja, älter als wir, doppelt so alt wie wir.
Florian Clauß
1:24:18–1:24:24
Ja, mindestens. Und dann guckt er halt dieses Album an, wo er dann halt so Bilder
1:24:24–1:24:30
von Motorrädern, von irgendwelchen Events, das bedeutet ihm auf einmal was.
1:24:30–1:24:35
Das ist ja eine andere Sache von so Nostalgie, die da drin hängt,
1:24:35–1:24:36
ja, im Rocker-Dasein, ja,
1:24:37–1:24:41
die ganze Zeit jetzt im Hier und Jetzt mit Saufen und irgendwie das nehmen,
1:24:41–1:24:46
was gerade vor der Nase liegt und worauf sie Bock haben, aber dann so nostalgisch werden, ja.
Micz Flor
1:24:47–1:24:51
Aber dann auch nostalgisch werden, das ist Hamburg, nicht Berlin.
Florian Clauß
1:24:52–1:24:55
Das finde ich halt auch so, okay. Also das ist halt die Kultur,
1:24:55–1:24:57
die mir ja dann nicht so nachvollziehbar ist.
Micz Flor
1:24:57–1:25:00
Nee, genau. Aber ich finde, also wir machen uns jetzt irgendwie dann doch so
1:25:00–1:25:02
ein bisschen lustig drüber.
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Und wahrscheinlich, wenn die jetzt mit dem Motorräder vor uns fänden,
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dann hätten wir genau den gleichen Respekt, wenn die hier parken würden.
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Aber das ist jetzt.
Florian Clauß
1:25:09–1:25:14
Ich finde, aber wir haben ja auch, Entschuldigung, diese Petromaskulunität,
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die da drin hängt. Was heißt das?
Micz Flor
1:25:18–1:25:19
Petroleum, oder was?
Florian Clauß
1:25:19–1:25:24
Petro von, ja, das ist ja dieser Begriff, den wir dann auch bei Zabriskie Point
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so ein bisschen rausgearbeitet haben.
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Also das ist auch so das ganze Patriarchat, auch auf die Verbrennung setzt.
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Also auf die Petro. Und das ist halt auch das, was die Rockerkultur so verkörpert.
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Und wo ich auch immer schon Ausschlag bekomme, wenn ich halt irgendwie diese
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extra lauter gemachten Motorräder höre.
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Das ist halt nicht so das, was ich irgendwie so wirklich unterstützen kann.
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Aber ich möchte auch noch was in die Lanze brechen. Aber sag du erst mal,
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ich habe dich unterbrochen.
Micz Flor
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Ja, das ist völlig okay.
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Bei mir mit dem Rocker-Ding, ich hatte halt einen älteren von einer befreundeten Familie,
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der älteste Sohn, der Georg, der war halt so auf dem 80er unterwegs in Cross-Dings
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und der hatte eine Kutte,
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das war halt Jeans und da habe ich schon so ein bisschen hochgeguckt,
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da ist schon irgendwie so Ehrfurcht und die haben sich ja auch manchmal geprügelt.
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Der wohnte eine Zeit lang bei uns und da,
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habe ich so eine gewisse Affinität zu. Und ich war dann auch mit meinem Schulkameraden
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Ingo Koch zum ersten Mal, als wir unser allererster Band-Gig,
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wo wir als Puppen, da waren wir, glaube ich, in der fünften oder sechsten Klasse,
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wir waren eigentlich viel zu jung, das würde heute gar nicht gehen,
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und haben Straßenjungs live gesehen.
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Meine Mutter hat uns da abgegeben, Ingos Vater hat uns mit dem Auto abgeholt.
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Und zwischendrin waren wir einfach
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in dieser Kneipe, wo Straßenjungs die Punkband live gespielt haben.
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Und wir wurden dann wirklich auch so von vier Rockern so gleich beschützt.
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Auf einmal kamen so vier Typen an mit Kutten und haben uns dann quasi unter
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ihre Fittiche genommen und haben geguckt, dass es uns gut geht,
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dass wir immer Platz zum Atmen haben und dass da nichts passiert heute. Das fand ich total toll.
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Da kann ich mich so ein bisschen irgendwie schon auch fühlen.
Florian Clauß
1:27:08–1:27:12
Das Awareness-Team war das. Was heute so alles Awareness-Team macht.
Micz Flor
1:27:12–1:27:16
Ja, genau. Die Parkrangers in Gurley.
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Ne, was ich sagen wollte, ist, es ist schon so dieses, ja, wo ist diese Grenze,
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dieses authentische Thema.
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Also du nimmst es so auf und ich finde, dass in diesem ganz filigranen,
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was da entsteht, wo auch dieses Self-Awareness, also diese Gehemmtheit vor der
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Kamera auch eben dazugehört.
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Da entsteht so ein ganz filigranes Gespür, wo manchmal mehr von,
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finde ich, Gerds Emotionen spürbar ist, in so verstockten Situationen,
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als dann, wo ihm die Tränen laufen,
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weil sein Motorrad überfahren würde. Und ich frage, wie haben die das irgendwie gemacht?
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Hat Gerd gesagt, film mich mal, ich heule jetzt. Oder wie kam das zu dieser Szene?
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Aber die wirkt irgendwie gekünstelter
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als andere Sachen. Und das finde ich dann schon auch an dem Film.
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Da wird er dann auf einmal ganz, ganz, ganz schön vielschichtig.
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Wo du eben dadurch, dass es auch eine Handheld-Kamera ist, wo da manchmal Schnitte
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fehlen, sowas auch unglaublich diese Kamera wahrnimmst.
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Einfach auch in all den in Anführungszeichen Fehlern, die da passieren.
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Also das ist eine unglaubliche Transparenz und dadurch wird das ganze Ding auch sehr fragil.
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Du siehst bei allen Schauspielern, wie sich der Uli wahrscheinlich teilweise
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auch echt abgefüllt hat, damit er sich überhaupt traut, all den Scheiß zu machen.
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Da hatte man nicht das Gefühl, dass der sich kultiviert auf Pegel getrunken
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hat, sondern er hat sich abgeschossen und hat so vor sich hin gebrabbelt. Das war schon enorm.
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Aber diese ganzen Leute sind alle sehr spürbar, eben aber auch als Laiendarsteller,
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so als Menschen. und die Kamera ist spürbar und das Budget ist spürbar.
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Also du spürst bei dem ganzen Ding eigentlich auf einer Metaebene auch schon viel mit.
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Du kannst nicht wirklich in diesem Film versinken, sondern du wirst immer wieder
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auch an Kanten stoßen, wo von der Performance vor der Kamera,
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die Kamera selbst oder die Schnitte, Storytelling,
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Lücken im Narrativ, alles rüttelt dich immer wieder so wach und schärft gleichzeitig
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so ein bisschen die Aufmerksamkeit.
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Und das fand ich dann wiederum auch in so einer Form berührend.
Florian Clauß
1:29:21–1:29:27
Ja, das stimmt. Und das ist so ein bisschen das, was du vorhin auch von Lemke
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zitiert hast, das, was dich selber bewegt, das bewegt dann auch den Zuschauer.
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Also das heißt, er schafft dann eben auch Bewegung.
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Und ich finde, er schafft, und das will ich jetzt nochmal so,
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weil wir uns so über Gerd lustig gemacht haben und über Uli,
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über diese männlichen Hauptfiguren.
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Ich finde, Sonja ist eine ganz starke Figur irgendwie, weil die ist ja so eine
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Aussteigerin, wollte ja was anders machen, ist auch so ein trotziger Typ.
Micz Flor
1:29:51–1:29:53
Aber sie kommt ja zu Gerd zurück dann.
Florian Clauß
1:29:53–1:29:58
Ja, nicht so wirklich, aber so ein bisschen ambivalent ist es auch, nicht so ganz klar.
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Sie kommt dann wieder zurück, aber sie ist eigentlich ausgestiegen.
Micz Flor
1:30:01–1:30:04
Vielleicht ist es genau das, also jetzt interessant, jetzt sind wir auch bei
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dem anderen Lempke-Zitat, so Gespüre, die wir haben, Gespüre,
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die nicht beantwortet werden in dem Film. sondern wir spüren es nur und wir
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reden darüber, wer wohl Recht haben könnte.
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Das war ja auch vorhin ein Zitat von ihm. Und da ist es so, dass ich das Gefühl
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habe, vielleicht will sie wirklich den Gerd, aber ohne Gang.
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Weißt du, vielleicht ist das das Ding.
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Auch als sie ihn das erste Mal trifft, zieht sie sich ja die ganzen Lederklamotten
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wieder an. Die hat sie ja gar nicht an.
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Dann zieht sie sich die ganze Kutte wieder an und dann das. Und hier ist es
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wie so ein blödes Ritterritual.
Florian Clauß
1:30:32–1:30:37
Genau, und da wo sie diese Patronen dann reinflickt. Das finde ich schon sehr
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stark, die Szene. und vor allen Dingen, welchen Charakter ich wirklich ganz
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toll finde, auch vom spielerischen ist, Marc.
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Also der junge Bruder, dieser 14-, 15-Jährige, der ist echt toll gespielt und
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ist auch ein unglaublich hübscher Junge, der dann,
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wie er auch gefilmt wird, so in dieser einen Szene,
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wo die dann zusammen mit dem einen Mädchen, was Uli einfach nur anbaggert und
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die dann aufs Klo verschwinden in dieser Bahn.
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So gefilmt wie so ein Ulrich Seidel-Film. Ja, das ist... Wo dann halt so der
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Markt da so ganz einsam sitzt.
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Und dann hast du aber so im Hintergrund so ein komisches Porträt.
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Und ich finde, das hat dann echt so eine Filmästhetik wie so ein Ulrich Seidel-Film.
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Also so Abgründe, ja, diese Abgründe von Ulrich Seidel.
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Oder da gibt es auch diese, in St. Pauli, diese Geschichte, wie heißt der? Goldene Reiter.
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War doch von Fatih Akin neulich vor ein paar Jahren so ein Film,
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wo er dann ein Porträt über diesen Serienmörder gemacht hat,
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was auch ganz abscheulich ist.
Micz Flor
1:31:51–1:31:51
Nee, das kenn ich nicht.
Florian Clauß
1:31:51–1:31:57
Also der ist ziemlich derb und der hat so ein bisschen diese Stimmung auch, der Film.
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Also ich finde, da wird der auch wirklich gut.
Micz Flor
1:32:02–1:32:08
Ja, ich finde auch, ja, also es ist so, ich gucke nochmal von außen drauf,
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Ich habe so ein bisschen zwischendrin überlegt, was könnte man dann nochmal sagen.
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Und ich hatte dann halt so gedacht, das ist irgendwie so ein Coming-of-Age-Film,
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aber von drei Generationen.
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Ich weiß nicht, Gerd kann jetzt nicht so viel älter sein als Uli,
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aber es fühlt sich so an, alle diese drei Männer, die wir da sehen,
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der Jüngste, der Uli und der andere, sind alle so Coming-of-Age.
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Die sind alle in so einem, die wollen sowas werden.
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Die wollen sowas ausfüllen, für was sie aber noch nicht groß genug sind.
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Selbst der große Gerd, der da aus dem Gefängnis schon rauskommt,
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der quasi mit allen Wassern gewaschen ist, Der bleibt auch dann beim Papa eben in der Wohnung drin.
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Das sind alles so Entwicklungsaufgaben, die die noch nicht vollzogen haben oder
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wo die nicht wirklich oder wo sie sich selber irgendwie eine Person aufbauen.
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Der mag nicht so, der weiß ja nicht, wo er hin will. Der hat Uli als Vorbild, da hängt er sich dran.
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Aber das fand ich irgendwie so ein Gefühl, dass diese drei Hauptpersonen,
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Männer sind alle in so einer späten Adoleszenz, wo es dann darum geht,
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dass man sich dann wirklich eigentlich auf eigene Beine stellt.
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Und diese eigenen Beine sind halt bei Marc dann wirklich von der Schwester abzuhauen,
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sich an Uli zu hängen, in der Hoffnung, er kommt frei.
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Uli an den Daimler zu hängen, in der Hoffnung, er kommt frei.
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Und Bernd hängt sich dann an, Gerd, Entschuldigung, hängt sich dann eben an
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sein neues Motorrad mit den 4000 D-Mark, die er sieht. Und das wird ihm dann vom LKW überfahren.
Florian Clauß
1:33:30–1:33:31
Ja, ziemlich schnell, ja.
Micz Flor
1:33:32–1:33:36
Und das ist halt so das Zweite, ich bin gleich fertig, das ist so meine Zusammenfassung
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nochmal auf so einer Strukturebene, dass die auch alle nicht wegkommen.
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Also die kommen eben nicht weg.
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Und am deutlichsten wird es halt am Flughafen, du siehst hinten immer Flugzeuge,
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da kommen und gehen Leute, aber die hängen halt fest, die kommen nicht weiter.
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Das heißt, es ist ein Roadmovie, so wollten wir es halt titulieren,
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aber in Wahrheit kommen die ja nicht weg.
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Und das Motorrad wird den dann zerfahren, der Daimler wird den gemobst,
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der Daimler wird dann quasi, wenn sie totgeschlagen, also die bleiben alle irgendwie stecken.
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Obwohl das ja so, bei Rocker und Fahrrad und Auto, da wird auch viel gefahren,
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aber eigentlich hängen die alle fest und kommen nicht weg.
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Entschuldigung, ich habe aus Versehen gerade, jetzt gerade aus Versehen Pause
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gedrückt beim Aufnehmen.
Florian Clauß
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Ja, ja, sie hängen alle fest. Das wäre ja auch abschließend,
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kann man nochmal gucken, welche Kriterien von Roadmovies der Film erfüllt.
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Aber was ich noch sagen wollte zu dem Festhängen, es ist gleichzeitig so eine Jetztigkeit.
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Wie sagt man das am besten? Also der Film ist halt so, die nehmen sich alle,
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was sie jetzt im Moment irgendwie für Affekte haben.
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Es ist halt unglaublich auf dieser Affekt und unheimlich ohne Überlegung,
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ja. Gleichzeitig ecken sie ja auch an, ja.
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Und das ist nochmal so das Bild von dem alten Deutschland.
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Ja, man merkt halt, es war zu der Zeit, als die Aufarbeitung von Deutschland,
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was ist zur Nazi-Zeit, es gab eine aktive RAF damals.
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Und es gab noch diese, und das finde ich halt immer so toll,
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da wo die Familie von Uli und Mark und die Schwester,
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wo die dann drin wohnen, dann guckst du auf diese Hinterhöfe oder auf der Fensterseite
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siehst du dann halt so die alte Frau, der alte Mann, der rausguckt und immer
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guckt, was ist denn da los?
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Warum schreien die denn so? Weil die auf der Straße voll die Zähne machen.
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Und du hast diese Gesichter von denen. Und das ist halt genau dieses Gesicht
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von dem alten Deutschland, was da guckt. Ja, dieses Spießer sein.
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Und es ist natürlich eine Geschichte von jenseits der Gesellschaft,
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von Außenseitern, von nichtkonformen Menschen.
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Und das ist halt auch nochmal so wichtig zu erzählen, die jetzt nicht in diesem
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alten Deutschland da so irgendwo ihre Zukunft sehen, sondern die suchen halt
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irgendwie nach Alternativen. Aber gleichzeitig nehmen sie sich alles,
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was da rumliegt und machen es einfach so.
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Und das finde ich halt so eine ungeheure Affektsteuerung, die dahinter liegt.
Micz Flor
1:36:14–1:36:17
Ja, ist ja auch natürlich dann Deutschland im Herbst und dieser Zeit,
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wo das ja wirklich auch filmisch viel aufgearbeitet wurde, parallel.
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Und ich nehme jetzt mal zwei Zitate, während du, weil ich habe das Aufnahmegerät
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in der Hand, da konnte ich kurz mal einen Text von mir, zwei Zitate rausholen
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aus, da dachte ich gerade dann.
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Da geht es auch um diese verlängerte Adoleszenz oder dieses Erwachsenwerden, Coming-of-Age.
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Eine Zitate ist direkt von Sigmund Freud von 1905, der sagt...
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Diese Entwicklungsphasen, da wird dann die psychischen Leistungen der Pubertätszeit vollzogen,
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die Ablösung von der Autorität der Eltern, durch welche erst der für den Kulturfortschritt
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so wichtige Gegensatz der neuen Generation zur alten geschaffen wird.
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Also diese Idee vom Generationenablöse halt über die Pubertät.
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Und das vor dem Hintergrund, was du gerade gesagt hast, dass einfach nach Hitler,
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Drittes Reich und Krieg und alles, dass diese Ablösung,
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also dass es nicht so leicht ist wie von der nächsten Bären-Generation,
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wo ein Kindbär nicht so viel anders ist.
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Ja, also bei Tieren ist halt so eine Generation einfach eine Generation,
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aber gerade diese Kultur, dieses Zerschossen, das Zerbombte,
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was da irgendwie auch so drin ist.
Florian Clauß
1:37:31–1:37:32
Die Traumatisierung.
Micz Flor
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Ja, das war von 1905 Von 1974 schreibt Donald Winnicott, also relativ nah dran,
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auch ein englischer Psychoanalytiker, der schreibt, wenn das Kind am Übergang
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zum Erwachsenenwerden steht,
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wird dieser Schritt über die Leiche eines Erwachsenen vollzogen.
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Schreibt er so. Aber bildlich? Bildlich, genau.
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Das ist jetzt zeitlich mit 1974 auch wirklich eigentlich direkt am Film dran,
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sogar ein bisschen näher an uns.
Florian Clauß
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Ja, verstehe.
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Ja, dieses Coming-of-Age, das ist ja, wie ich auch schon sagte,
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also bei Hänsel und Grete hatten wir so ein bisschen das Genre gestriffen,
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aber das ist ja dieses...
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Ich meine, das erfüllt sich für Gerd und für Uli erfüllt sich das nicht.
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Aber für Marc ist es schon so die Geschichte.
Micz Flor
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Ja, man könnte sagen, in der letzten
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Szene, wo er lächelt, ist er dann abgeschlossen. Der ist ja jetzt raus.
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Also er ist dann durch. Das ist ja das Bild, was entsteht. Also alle sind so
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in Fäusten, 40 Fäuste für ein Halleluja.
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Um nochmal über den deutschen Top Ten, also 71 und 72 zu bleiben.
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Aber dieses Kuddelmuddel der Gewalt und des Vergeltens und so,
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da ist es für ihn dann auch erledigt und er rennt weg.
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Wie du schon sagst, dreht sich um, letzter Einschalten, guckt darauf und lächelt.
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Aber er ist distanziert davon. Da könnte man schon irgendwie das Gefühl hegen,
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dass er zumindest dann als Jüngster
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jetzt in der Lage ist, sich aus diesem Kuddelmuddel wirklich zu trennen.
Florian Clauß
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Ja, also wenn man jetzt auch nochmal so drauf schaut, was sind eigentlich so
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die Merkmale für ein Roadmovie.
Micz Flor
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Das ist ganz kurz, das ist der Abschluss, deshalb sage ich noch eine Sache vorneweg.
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Einfach die Frauenbilder hatte ich auch nochmal gedacht.
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Wir sehen einen Papa, also das ist jetzt ein Mann, nämlich den Papa von Gerd.
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Den sehen wir, wie er mit seinem Sohn gar nicht glücklich ist und der soll endlich
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mal auch arbeiten gehen und Sinnvolles tun.
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Ansonsten sehen wir so nicht wirklich Eltern, später die, die aus dem Fenster gucken.
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Aber eigentlich sehen wir nicht, die sind Cuxhaven, die sind weit weg und wir
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sehen keine Mutter. und die Frauen, die wir sehen, ist halt die Kollegin im
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Supermarkt, die Schwester, die Hure, denke ich mal, jetzt von den Zuhältern.
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Also die Frauen und halt eben die Geliebte, wie heißt sie nochmal?
Florian Clauß
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Sonja.
Micz Flor
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Aber da, die bleiben irgendwie relativ, finde ich, relativ klischeehaft.
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Nicht, dass die anderen wirklich durchdrungen und ausgearbeitet werden,
1:40:26–1:40:33
aber die bleiben nicht wirklich lange genug, dass man sich mit denen richtig verbinden kann.
Florian Clauß
1:40:34–1:40:36
Nicht wirklich, nee.
Micz Flor
1:40:37–1:40:39
Es geht wirklich um Männer, um echte Rockers.
Florian Clauß
1:40:40–1:40:43
Ja, um echte Männer. Männer, ja, das ist ja...
1:40:43–1:40:48
Aber, nee, das wollte ich nochmal so als Brücke zum Coming-of-Age,
1:40:48–1:40:51
ne, das ist die Die Frage, so wie du das gerade auch berichtet hast,
1:40:52–1:40:55
wie sich denn sich die Persönlichkeit entwickelt.
1:40:56–1:41:01
Und bei dem Roadmovie haben wir ja auch die innere und die äußere Reise.
1:41:02–1:41:06
Und Gerd ist ja Stillstand. Der reist ja überhaupt nicht.
1:41:06–1:41:10
Uli sind ja genauso, das sind ja wirklich so singuläre Charaktere,
1:41:10–1:41:14
die einfach auch keine irgendwie innere Reise machen.
1:41:15–1:41:17
Die bleiben ja einfach nur so, wie sie sind.
Micz Flor
1:41:17–1:41:22
Oder die ihre innere Reise von dem Äußeren abhängig machen. Dass der Uli sagt,
1:41:22–1:41:24
ich brauche diesen Daimler, dann geht es weiter.
Florian Clauß
1:41:25–1:41:26
Und Gerd sagt halt.
Micz Flor
1:41:26–1:41:30
Ich brauche diese Frau und ich brauche das Motorrad und dann geht es los.
Florian Clauß
1:41:30–1:41:34
Genau, aber das ist halt dieses völlig in den Tag hinein, das ist halt auch
1:41:34–1:41:38
so, das ist halt auch, glaube ich, eine Qualität.
1:41:38–1:41:42
Das ist irgendwie so, wir wollen jetzt wirklich so von A nach B und wir ziehen
1:41:42–1:41:44
jetzt hier die Linie lang und so geht es halt auch so.
1:41:45–1:41:50
Und die innere Reise ist aber am ehesten bei Marc zu verzeichnen.
1:41:50–1:41:54
Marc ist derjenige, der dann halt auch wirklich so diese Reise unternimmt,
1:41:54–1:42:01
sich da entwickelt und da wird der dann so eingeführt eben ins Alkohol trinken,
1:42:01–1:42:05
ins Rauchen und so weiter und wird da hingeschubst.
1:42:05–1:42:08
Und gleichzeitig ist er auch so distanziert, er wird immer in die Situation
1:42:08–1:42:13
reingeworfen, aber sagt er, er will kein Alkohol trinken und dann wird er aber
1:42:13–1:42:14
wieder mit Bier zugeschüttet.
1:42:15–1:42:21
Ich meine, das finde ich auch so konsequent. Also das finde ich nicht konsequent,
1:42:22–1:42:24
sondern das finde ich einfach so, zack, das zeigt der Film so.
1:42:26–1:42:30
Und das hat auch schon einen Wert. Da wird halt nicht groß überlegt,
1:42:30–1:42:32
kann ich das darstellen, sondern es wird einfach dargestellt.
1:42:33–1:42:40
Und das beim 14-jährigen Jungen ist natürlich, 15-jährigen Jungen ist natürlich auch heute so.
Micz Flor
1:42:41–1:42:48
Ja, klar. Ja, da kann man sich nicht vorstellen, das heute nochmal so umzusetzen, so Method Acting mäßig.
1:42:49–1:42:55
Ja genau, und dann hat der Marc sich an seinen Bruder geheftet und hat versucht,
1:42:55–1:42:59
dessen Leben zu füllen sozusagen als innere Reise, hat das aber nicht gemacht.
1:43:00–1:43:04
Der Bruder ist dann gestorben oder wurde getötet. Dann hat er sich an den Gerd
1:43:04–1:43:06
mit drangehängt oder Gerd an ihn.
1:43:06–1:43:10
Gerd hat ihn ja auch angepumpt mit Geld, wollte auch Geld haben von ihm.
1:43:11–1:43:18
Hat dann diese Reise mit Gerd kommt dann irgendwie auch zum Ende. Das ist nicht so seins.
1:43:19–1:43:23
Die Aufforderung seiner Schwester, die Reise nach Cuxhaven anzutreten,
1:43:23–1:43:25
ist auch irgendwie nicht seins.
1:43:25–1:43:30
Also das sind sozusagen die aufoktroyierten Rollen oder Aufgaben,
1:43:31–1:43:37
Entwicklungsaufgaben, die nicht passen und in dem Moment, wo er dann für Uli
1:43:37–1:43:39
noch diese Rache irgendwie anzettelt,
1:43:39–1:43:44
aber dann selber tätig wird und diesen Daimler dann irgendwie einmal anhaut
1:43:44–1:43:48
und dann aber auch davon wegläuft,
1:43:48–1:43:51
das ist dann irgendwie der Punkt, wo er dann so seinen Weg findet.
1:43:51–1:43:54
Könnte man jetzt positiv so deuten.
Florian Clauß
1:43:54–1:43:58
Ja, würde ich aber auch so sehen, dass er dann halt wirklich so ein eigenes Standing findet.
1:43:58–1:44:02
Ich finde ihn auch so sehr selbstbewusst als Charakter, so von vornherein.
1:44:04–1:44:10
Er geht da auch auf Uli zu und sagt, nehme ich mit. Und dann wird er mitgenommen, mehr oder weniger.
1:44:10–1:44:14
Und er zieht das so durch. Er zieht ziemlich viel durch.
1:44:15–1:44:24
Also für so einen 15-jährigen Jungen eigentlich so nicht üblich in dem Standing, was er da ausstrahlt.
Micz Flor
1:44:28–1:44:30
Ja, und jetzt wolltest du noch mal...
Florian Clauß
1:44:30–1:44:34
Naja, ich gucke gerade so dieses Fazit zum...
Micz Flor
1:44:34–1:44:40
Ist der Roadmovie genug, um in deine Sammlung aufgenommen zu werden?
Florian Clauß
1:44:40–1:44:48
Du, du musstest ja noch. Ich habe ja schon bestimmte Kriterien genannt,
1:44:48–1:44:50
eben diese innere und äußere Reise.
1:44:50–1:44:52
Wir können sagen, äußere Reise ist bedingt.
1:44:53–1:44:58
Was wir positiv sagen können, es kommen viele motorisierte Fahrzeuge vor.
1:44:58–1:45:03
Wir haben den Daimler. Es gibt auch eine schöne Autofahrt durch Hamburg, St.
1:45:03–1:45:10
Pauli. Die hat auch historischen Wert, wenn die mit dem Cabriolet da durchfahren. Es gibt die Motorräder.
1:45:11–1:45:20
Das Motorrad ist auch Easy Rider natürlich der Genreöffner für die Roadmovies.
1:45:21–1:45:24
Und ich würde sagen, das trifft zu.
1:45:24–1:45:29
Aber gleichzeitig bleibt er auch sehr lokal verhaftet. Also er kommt nicht so
1:45:29–1:45:33
richtig vom Fleck bis auf der halben Strecke nach Cuxhagen oder wo immer das
1:45:33–1:45:35
ist. Diese Fernfahrerkneipe.
1:45:36–1:45:39
Er hat auf jeden Fall Role Models aus dem Road Movie.
1:45:41–1:45:44
Aber ich würde sagen, es ist so ein Hybrid. Irgendwas dazwischen.
1:45:44–1:45:47
Also haben wir ja schon, glaube ich, gut herausgearbeitet.
Micz Flor
1:45:47–1:45:53
Die Szene ist so ein bisschen wie der Road, so sehr wie zum Beispiel auch Jim
1:45:53–1:45:57
Jarmusch's Coffee and Cigarette Road Movie ist, weil die Leute halt im Diner sitzen.
1:45:58–1:46:01
Man ist quasi auf der Reise, aber in dem Moment wird halt gedreht,
1:46:01–1:46:02
wo gerade nichts passiert.
1:46:03–1:46:09
Oder wie bei Pulp Fiction, wenn die beiden Travolta und der,
1:46:09–1:46:11
wie heißt der nochmal der andere?
1:46:12–1:46:15
Jackson. Genau, wenn die beiden dann eben auch im Diner sitzen.
1:46:15–1:46:17
Also so Sachen, wo man das Gefühl hat, draußen steht das Auto,
1:46:18–1:46:19
der Wagen läuft vielleicht sogar noch.
1:46:19–1:46:23
Aber jetzt gerade ist der Roadmovie on halt und wir kriegen ein bisschen Dialog.
1:46:23–1:46:30
Und im Prinzip hast du ganz viel von diesen Pausen des Roadmovies.
1:46:30–1:46:32
Aber es geht schon um das.
1:46:33–1:46:34
Um das Reisen.
Florian Clauß
1:46:34–1:46:39
Ja, aber das Episodenhafte kriegt ihr jetzt nicht so hin. Man hat schon so diese
1:46:39–1:46:42
Main-Charaktere und die werden einfach so durchgezogen.
Micz Flor
1:46:42–1:46:46
Findest du, aber ich meine, wir haben diesen Rausgift-Deal, wir haben diese...
Florian Clauß
1:46:46–1:46:51
Ja, das ist aber in der Geschichte so drin, das ist nicht dieses Reisen von
1:46:51–1:46:55
Station zu Station, das ist ja so die klassische Narration, die dann da aufgebaut wird,
1:46:56–1:47:00
sondern das ist halt das, was beim Roadmovie so raussticht, ist ja das,
1:47:00–1:47:04
weil das Reisen und dann wieder so das Episodenhafte vor Ort,
1:47:04–1:47:07
abgeschlossen für sich, mit anderen Charakteren konfrontiert,
1:47:08–1:47:13
dann hat man da so eine kleine Welt durchlebt und dann geht man halt weiter so.
1:47:14–1:47:19
Das wäre das, was ich dann nochmal so sagen würde, dieses Element fehlt.
1:47:20–1:47:28
Ich würde tatsächlich, wenn man das so abwägt, würde ich das eher so als Coming-of-Age
1:47:28–1:47:32
mehr sehen, als das Genre, als Roadmovie, würde ich jetzt mal so,
1:47:33–1:47:35
behaupten, oder? Kommst du da mit?
Micz Flor
1:47:41–1:47:49
Ich habe das Gefühl, es ist unerwartet, aber schlüssig, dass das Coming-of-Age besser greift.
1:47:49–1:47:53
Das ist jetzt erst auf den zweiten Blick deutlich geworden für mich und in der
1:47:53–1:47:58
Tat greift es besser, weil es um Entwicklungsaufgaben geht und wie weit man
1:47:58–1:48:00
die von innen heraus oder von außen annimmt.
1:48:02–1:48:04
Ja. Ja.
1:48:06–1:48:11
Und tolle Szene finde ich schon am Anfang, das wäre jetzt so mein Schlusswort
1:48:11–1:48:14
dazu, schuldigung, dass ich da nochmal hinten an dran hänge, aber die,
1:48:15–1:48:19
ersten Szenen, wo du, da kommen so diese Rocker so ins Bild,
1:48:19–1:48:25
die kommen irgendwie so einen feuchten Weg irgendwie so hoch,
1:48:25–1:48:28
das ist so eine Wiese und dann Dann kommen die hier unten, sind auch irgendwelche
1:48:28–1:48:29
Hallen, du weißt gar nicht, was das ist.
1:48:30–1:48:33
Und die kommen raus und es ist so ein bisschen, glaube ich, die Morlocks von
1:48:33–1:48:36
Zeitmaschine ist das. In der Zeitmaschine heißen die immer auch.
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Die da so unter der Erde wohnen. Die kommen da einfach so aus dieser Erde raus
1:48:41–1:48:42
und es hört gar nicht auf.
1:48:42–1:48:45
Es werden immer mehr und die kommen dann so da und laufen da so durchs Bild.
1:48:46–1:48:47
Dazu laufen dann die Stones.
1:48:49–1:48:52
Systemorphin heißt es, glaube ich. Entschuldigung, weiß nicht genau den Namen des Tracks.
1:48:54–1:48:57
Und das passt alles total gut. Und ich finde es einen tollen Opener.
1:48:57–1:49:06
Das ist so ein bisschen wie Tarkovsky, wo du diese Wasser, Solaris, diesen Fluss filmst.
1:49:06–1:49:10
Und da drin hört es nicht auf, dass die Kamera filmt, wie halt diese Sachen zusammenfliegen.
1:49:10–1:49:14
Genauso ist da auch so ein Teppich von Rockern, rollt dann irgendwie so aus diesem Berg hoch.
Florian Clauß
1:49:17–1:49:21
Das hat für mich so nicht funktioniert. Das war eher so unmotiviert und die
1:49:21–1:49:25
Leute wussten teilweise nicht, wo sie dann irgendwie hingucken mussten.
1:49:25–1:49:26
Das war sehr dokumental.
Micz Flor
1:49:27–1:49:30
Ein paar Leute haben doch die vierte Wand eiskalt durchbrochen.
Florian Clauß
1:49:31–1:49:37
Ja, das stimmt. Aber alles in allem war das, glaube ich, so für mich wirklich
1:49:37–1:49:38
so eine Entdeckung von Klaus Lemke,
1:49:39–1:49:45
also die Art zu inszenieren und dieses kompromisslose, direkte, ehrliche.
1:49:46–1:49:50
Also ich fand das dann schon toll, das jetzt nochmal so entdeckt zu haben.
1:49:51–1:49:52
Und da möchte ich dir danken.
Micz Flor
1:49:52–1:49:56
Mensch, dass du mich da hingezufst. Wie der Zufall so spielt.
1:49:56–1:50:00
Wir hatten einen Tag, wo wir konnten und dann haben wir reingeguckt.
1:50:00–1:50:04
Mir hat es auch mehr Spaß gemacht, als ich dachte. Und diese Klaus-Lemke-Sache
1:50:04–1:50:06
mit diesem Gespür, das werde ich so mitnehmen.
1:50:07–1:50:13
Weil ich glaube, das überhöhte Aal glatte ist ja auch immer so eine Kritik an Filmen.
1:50:14–1:50:17
Und das ist das Gegenteil von diesem rohen, was wir da jetzt gesehen haben,
1:50:17–1:50:20
ist halt so der aalglatte Hollywood-Film, wo du wirklich genau weißt,
1:50:20–1:50:25
was passiert und eigentlich die ganzen Szenen schon so aneinanderschneiden kannst, ne, und,
1:50:28–1:50:30
ja, und das ist das, glaube ich, was ich so am meisten mitnehme,
1:50:31–1:50:35
dieses Gespür dafür, wie die Geschichte sich entwickeln wird, ohne zu wissen, warum.
1:50:36–1:50:38
Das fand ich ganz schlüssig.
Florian Clauß
1:50:39–1:50:45
Also mich reizt jetzt auch nochmal so rein von den anderen Vertretern der ganzen
1:50:45–1:50:48
Münchner Gruppe, da noch mal so ein bisschen reinzugucken.
1:50:49–1:50:55
Und ja, ich habe auch viele, viele neue Zusammenhänge so gesehen und entdeckt.
1:50:55–1:50:58
Also das war für mich auch echt spannend. Insofern.
Micz Flor
1:50:58–1:51:06
Und dafür machen wir doch diesen Podcast, damit wir unsere Löcher stopfen.
Florian Clauß
1:51:06–1:51:11
Genau, Löcher, dass wir die Connecting the Dots soweit gehen.
Micz Flor
1:51:13–1:51:13
Gut.
Florian Clauß
1:51:14–1:51:17
Okay, also ja, vielen Dank fürs Zuhören.
Micz Flor
1:51:17–1:51:22
Die nächste Folge von Eigentlich Podcast. Den GPS-Track gibt es wie immer auf
1:51:22–1:51:28
eigentlich-podcast.de Die Zitate werde ich da auch irgendwie zusammenkleben.
1:51:28–1:51:34
Wer weiß, wozu es gut ist und das Manifest und ein paar Fotos von unserer Tour.
1:51:36–1:51:40
Ja, und dann wissen wir auch schon, was in der nächsten Episode kommt,
1:51:40–1:51:45
aber du sagst es noch nicht genau, aber es ist eine Art eine Art Fortführung
1:51:45–1:51:50
von drei chinesische Filme oder Filme aus Chile?
Florian Clauß
1:51:50–1:51:54
Drei, genau. Ich führe meine Reihe fort. Wir haben ja lauter,
1:51:54–1:51:57
lauter lose Reihen bei uns im Podcast.
1:51:58–1:52:00
Also meine Reihe zur Berlinale.
1:52:00–1:52:05
Aber konkret zu den chinesischen Filmen. Da werde ich mir wieder drei Filme,
1:52:05–1:52:09
oder ich habe mir drei Filme angeguckt auf der Berlinale. Die möchte ich gerne mit dir besprechen.
1:52:10–1:52:12
Und dann mehr oder weniger den einen hast du jetzt auch gesehen.
1:52:12–1:52:14
Das heißt, du kannst auch ein bisschen was dazu beitragen.
Micz Flor
1:52:15–1:52:18
Der war mir zu viel. Der konnte ich kaum aushalten.
Florian Clauß
1:52:19–1:52:23
Naja, wir reden dann, ihr hört das in zwei Wochen.
1:52:24–1:52:27
Wenn ihr uns in irgendeiner,
1:52:30–1:52:34
Podcast-Plattform eurer Wahl eine Bewertung oder Likes dalassen wollt, gerne.
Micz Flor
1:52:35–1:52:38
Wir haben es verdient. Flo spricht deshalb so, weil es minus 5 Grad sind.
1:52:39–1:52:40
Wir mitten in der Nacht hier rumlaufen.
Florian Clauß
1:52:40–1:52:45
Das ist ein Kiefer, der ist aber ein bisschen warm. Das ist auch dezentisch. Genau.
1:52:46–1:52:48
Also, dann bis zum nächsten Mal. Macht's gut.
Micz Flor
1:52:49–1:52:49
Tschüss.
Florian Clauß
1:52:49–1:52:49
Ciao.
Micz Flor
1:52:52–1:52:55
Du hast aber auch keine richtigen Finger mehr. Nee.
Florian Clauß
1:52:56–1:52:58
Ja, war doch cool, oder? Wir haben jetzt echt lange auch aufgenommen.

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Shownotes

Mitwirkende

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Chris Flor
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Florian Clauß

Transcript

Chris Flor
0:00:00–0:00:03
Deswegen probieren wir es, ein Experiment. Ich sage eins, zwei,
0:00:04–0:00:08
drei und dann klatsch, also in dem Rhythmus, auf vier quasi klatschen.
0:00:09–0:00:11
Eins, zwei, drei.
Florian Clauß
0:00:13–0:00:18
Hallo und herzlich willkommen bei Eigentlich Podcast,
0:00:18–0:00:25
eigentlich Episode 71 und diesmal machen wir was ganz Neues,
0:00:25–0:00:31
nämlich eigentlich laufen wir im Reden und reden laufend, aber diesmal sitzen
0:00:31–0:00:35
wir im Reden, aber wir reden trotzdem laufend.
Chris Flor
0:00:41–0:00:43
Ich bin's wieder, der Chris Flore.
Florian Clauß
0:00:44–0:00:47
Genau, wir kennen ihn schon aus diversen Folgen und Episoden.
0:00:48–0:00:49
Also so neu ist es jetzt auch nicht.
0:00:49–0:00:55
Aber zumindest so die Premiere, dass wir das mal so remote-mäßig aufnehmen, hat auch einen Grund.
0:00:55–0:00:57
Haben wir aber jetzt nicht auf die schneller ausprobiert, nämlich,
0:00:58–0:01:02
dass wir tatsächlich, du bist nämlich am anderen Ende der Welt.
Chris Flor
0:01:03–0:01:04
Am Ende der Welt.
Florian Clauß
0:01:04–0:01:08
Am Ende, genau. Am Ende des Westens.
Chris Flor
0:01:09–0:01:13
In Berkeley. Hier geht es über die Kante der Welt, geht es hier rüber.
Florian Clauß
0:01:14–0:01:16
Genau, du siehst jeden Tag die Schiffe anstürzen.
Chris Flor
0:01:17–0:01:22
Und hier ist ja die, ja genau, in Kalifornien, in Berkeley sitze ich.
0:01:23–0:01:27
Und es ist mittags und bei dir ist es ja abends. Also hier ist es 12.30 Uhr.
0:01:28–0:01:31
Und es fühlt sich auch ein bisschen Endzeit stimmungsmäßig an hier.
0:01:32–0:01:34
Nach dieser letzten Woche.
Florian Clauß
0:01:34–0:01:36
Oh ja, oh ja.
Chris Flor
0:01:36–0:01:39
Aber da brauchen wir, ja gut, vielleicht reden wir da ein bisschen noch drüber.
Florian Clauß
0:01:40–0:01:45
Vielleicht knüpft sich das mit dem Thema Blutsaugen. Ich habe schon was vorweggenommen.
0:01:45–0:01:49
Nein, wir wollen uns und ich glaube, das ist auch der Grund dafür,
0:01:49–0:01:51
dass wir uns so zusammengefunden haben.
0:01:51–0:01:55
Nämlich, wir wollen heute über Nosforatu, über die Eggers-Verfilmung,
0:01:56–0:01:59
die dieses Jahr rausgekommen ist, sprechen, Chris und ich.
Chris Flor
0:01:59–0:02:00
Weihnachten letztes Jahr.
Florian Clauß
0:02:00–0:02:01
Ach, die ist noch 2024?
Chris Flor
0:02:02–0:02:03
Es ist ein Weihnachtsfilm, ja.
Florian Clauß
0:02:04–0:02:08
Okay, ich habe den noch auf 2025 datiert.
0:02:08–0:02:15
Nee, stimmt. Erscheinungsjahr 2024. Ja, ein Weihnachtsfilm. Hat auch Teile vom Weihnachtsfilm.
Chris Flor
0:02:16–0:02:18
Ja, hat einen Weihnachtsbaum drin.
Florian Clauß
0:02:18–0:02:22
Da, ein Weihnachtsbaum kommt drin vor. Ja, genau.
0:02:22–0:02:26
Und wir hatten in unserem internen Chat, ja, also intern, ja,
0:02:26–0:02:31
wir haben in unserem Chat uns ausgetauscht, nein, in unserem eigentlichen Chat
0:02:31–0:02:35
haben wir uns ausgetauscht. Und du, Chris, hast den auch im Kino gesehen?
Chris Flor
0:02:36–0:02:40
Ich habe ihn im Kino gesehen, ja. Und ich habe ihn dann jetzt noch mal fast zu Ende geguckt.
0:02:40–0:02:45
Aber ich bin nicht so super vorbereitet, weil ich halt gerade relativ wenig Zeit habe.
0:02:45–0:02:49
Aber ja, ich habe ihn mir dann halt noch mal angeschaut, weil der wird ja jetzt
0:02:49–0:02:50
auch gerade gestreamt endlich.
0:02:51–0:02:56
Und um dann noch mal ein bisschen, noch mehr Ideen zusammenzusuchen.
Florian Clauß
0:02:56–0:02:57
Sehr gut.
Chris Flor
0:02:57–0:02:58
Aber ich habe ihn im Kino gesehen, ja.
Florian Clauß
0:02:58–0:03:02
Du hast die Empfehlung auch ausgesprochen, den zu sehen. Dir hat er gefallen.
0:03:02–0:03:06
Ich habe den dann auch, das war jetzt mein erster Film, den ich 25 im Kino gesehen
0:03:06–0:03:09
habe, mit meiner Kinogruppe.
0:03:09–0:03:11
Wir sind da reingegangen in Delphi Lux.
0:03:12–0:03:15
Das ist so ein Kino am Bahnhof Zoo. Ganz schönes Kino.
0:03:16–0:03:20
Ja, und ich bin rausgekommen und war nicht ganz so begeistert, muss ich sagen.
0:03:21–0:03:23
Und dann dachten wir, das müssen wir in einem Podcast besprechen.
Chris Flor
0:03:24–0:03:27
Ich interessiere mich ja für so Vampirsachen. Da kommen wir sicher später auch
0:03:27–0:03:31
noch zurück. Das ist eigentlich ein Thema, was mich halt so sehr lange schon begleitet hat.
0:03:32–0:03:41
Ich fand, der Ansatz war ein ganz anderer in den Details als beim traditionellen Vampirfilm.
0:03:41–0:03:42
Das hat mich ziemlich begeistert.
0:03:43–0:03:49
Ich habe jetzt gemerkt, beim zweiten Mal gucken, als so eine Seherfahrung,
0:03:49–0:03:52
Fand ich den jetzt dann nicht ganz so aufregend. Ich glaube,
0:03:52–0:03:56
andere Leute haben gesagt, er wäre so visuell so toll und ich verstehe es auch
0:03:56–0:03:57
ein bisschen, aber eigentlich auch nicht.
0:03:57–0:04:02
Also für mich waren die Ideen da drin halt relativ interessant in dem Kontext
0:04:02–0:04:04
von der Vampirgeschichte, von der Dracula-Geschichte.
Florian Clauß
0:04:04–0:04:08
Ja, sehr gut. Wir kommen gleich darauf zu sprechen. Wir gehen ein bisschen tiefer
0:04:08–0:04:13
rein und wir, um den Bogen nochmal zu spannen, ja, wir haben uns das erste Mal,
0:04:13–0:04:18
also wir beide auch bei Eigentlich Podcast auch einen Horrorfilm gemeinsam besprochen.
0:04:18–0:04:24
Das war damals Midsummer von Ari Aster. Ich finde, Ari Aster und Robert Eggers
0:04:24–0:04:26
sind so Parallelfiguren.
0:04:27–0:04:35
Beide kann man sehr gut vergleichen. Beide machen überwiegend so verstörende Filme, Horrorfilme.
0:04:35–0:04:41
Und beide, wir sind auch von A24 produziert. Also zumindest der erste von Eggers,
0:04:41–0:04:45
The Witch, ist von 2015 und das war A24.
0:04:45–0:04:47
Die haben wir auch immer mal wieder erwähnt.
Chris Flor
0:04:47–0:04:48
Ja, Lighthouse. Lighthouse aus.
Florian Clauß
0:04:48–0:04:54
Auch, okay. Lighthouse ist zum Beispiel der Film, den ich von Eggers noch nicht gesehen habe.
Chris Flor
0:04:54–0:04:58
Ah, der ist super. Den habe ich mit Eli zusammen geguckt und haben uns dann
0:04:58–0:05:00
beide amüsiert. Der ist echt toll.
Florian Clauß
0:05:01–0:05:04
Der steht noch auf meiner Watchliste. Mit Willem Dafoe auch.
0:05:05–0:05:10
Eggers hat ja auch so ein Ensemble an Schauspielerinnen und Schauspieler, die öfters auftauchen.
0:05:11–0:05:15
Willem Dafoe ist einer. Der kommt jetzt, glaube ich, zum zweiten,
0:05:15–0:05:18
dritten Mal. Lighthouse hat ja auch die tragende Rolle, Willem Dafoe.
0:05:19–0:05:25
Und in Nosferatu spielt die weibliche Hauptrolle, Lily Rose Depp,
0:05:25–0:05:28
die Tochter von Johnny Depp.
0:05:28–0:05:34
Die spielt Ellen Hatter. Hatter, das Ehepaar Hatter, Thomas Hatter und Ellen Hatter.
0:05:35–0:05:41
Die kennen wir aus Dracula, aus der Originalgeschichte heißen die auch, glaube ich, Hatter.
Chris Flor
0:05:42–0:05:44
Oder heißen die Harker? Harker.
Florian Clauß
0:05:44–0:05:45
Harker, genau.
Chris Flor
0:05:45–0:05:54
Also in einem Roman heißen die Mina Harker und Jonathan Harker und dem Nosferatu,
0:05:55–0:06:00
also in dem Murnau wurde das halt umgeändert in Ellen Hatter und Thomas Hatter.
0:06:01–0:06:06
Und das hat jetzt auch Eggers übernommen, aber verwirrend, in dem Werner Herzog
0:06:06–0:06:12
Nosferatu sind Lucy Harker und Jonathan Harker.
0:06:12–0:06:16
Aber Lucy ist eigentlich in dem Roman und auch in der Coppola-Geschichte die
0:06:16–0:06:18
beste Freundin von Mina Harker.
0:06:18–0:06:21
Also das ist alles durcheinander gekommen.
Florian Clauß
0:06:21–0:06:26
Alles durcheinander. Aber was man sagen kann, ist, dass wir hier so eine nahezu 50er-Jahre,
0:06:27–0:06:33
ein Intervall von 50 Jahren haben. Wenn wir dann Monau gucken, der erste...
Chris Flor
0:06:33–0:06:34
Ah, das ist 100 Jahre her.
Florian Clauß
0:06:34–0:06:40
Ja, ich sage ja, 100 Jahre, 1922 wurde Monau verfilmt, dann 1976,
0:06:41–0:06:47
1979 wurde Nosferatu, Phantom danach von Herzog verfilmt und jetzt 24 haben
0:06:47–0:06:49
wir Nosferatu von Eggers.
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Also man kann so sagen, so plus minus 50 Jahre.
0:06:52–0:07:00
Der Roman Bram Stoker, von Bram Stoker Dracula, ich glaube, der kam so 1897?
Chris Flor
0:07:00–0:07:07
96. Ich hatte damals ja bei Convex TV, das war mein erster Beitrag, Dracula wird 100 Jahre.
0:07:08–0:07:13
Das war 1996 und da hatte ich schon über den Dracula-Roman,
0:07:13–0:07:17
das war ganz cool, weil ich hatte den Roman gelesen, wollte da einen Artikel
0:07:17–0:07:22
drüber machen und dann hatte ich quasi so fertig, auch mehr oder weniger und
0:07:22–0:07:27
dann hat Martin gefragt, ja warum jetzt und warum dann? Und dann habe ich so nachgeguckt.
0:07:27–0:07:33
Dann fiel mir dann erst auf, dass das 100 Jahre zurück lag, dass der Roman rauskam.
0:07:34–0:07:37
Sonst hätte das überhaupt so keine Motivation gehabt, dass man das hat.
0:07:37–0:07:40
Ich wollte nur irgendwas über Dracula machen.
0:07:40–0:07:43
Aber dann hat es gepasst. Es war Schicksal.
Florian Clauß
0:07:43–0:07:48
Ja, perfekt. Es war perfektes Timing. Und dieses Schicksal führt uns jetzt wieder zusammen.
Chris Flor
0:07:49–0:07:50
Ja, genau.
Florian Clauß
0:07:51–0:07:53
Und wir hatten gerade so eine Namensverwirrung.
0:07:53–0:07:55
Vielleicht können wir auch nochmal den Grund dafür sagen.
0:07:55–0:08:05
Nämlich die Witwe von Stalker, die Witwe von ihm hat nämlich sämtliche Rechte
0:08:05–0:08:07
nicht an Monau abtreten wollen.
0:08:07–0:08:12
Deswegen hat er die Grundhandlung übernommen von Pram Stalker,
0:08:13–0:08:16
aber ganz viel Variation eingebaut. Und das sind eben die Namen.
0:08:17–0:08:20
Und das ist auch die Figur des Nosferatus.
0:08:20–0:08:22
Der heißt nämlich Graf Orlok und nicht Graf Dracula. Kula.
0:08:23–0:08:26
Und er hat viele, also einige Details,
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eingeführt, Mono, die, ich würde sagen, auch die Geschichte nochmal so ein anderes
0:08:31–0:08:33
Schlaglicht gegeben haben.
0:08:33–0:08:37
Also Nosferatu unterscheidet sich doch schon, das hast du ja am Anfang auch
0:08:37–0:08:41
gesagt, von der Dracula, von der Figur.
Chris Flor
0:08:41–0:08:45
Ja, und auch, also ich würde auch sagen, die Geschichte ist eine andere.
0:08:45–0:08:49
Also die Nosferatu-Geschichte ist in der Regel, ja, ich habe leider den Dings
0:08:49–0:08:53
nicht mehr fertig geguckt, den Werner Herzog, den hatte ich jetzt nochmal angefangen,
0:08:53–0:08:56
hatte dann aber keine Zeit, aber Klaus Kinski ist so geil, wenn der auftaucht.
0:08:56–0:09:01
Also, das ist jetzt schon mal mein erstes eigentlich, was ich reinwerfen wollte.
0:09:01–0:09:05
Also, Dracula, der Roman, ist eigentlich ein Science-Fiction-Roman.
Florian Clauß
0:09:06–0:09:11
Okay. Wow, das ist eine tischsteile These. Jetzt mal los.
Chris Flor
0:09:11–0:09:17
Wohingegen halt der Murnau schon ein Horror- oder halt Weird-Fiction oder sowas
0:09:17–0:09:20
eher ist, wäre der Dracula doch ein Science-Fiction.
0:09:21–0:09:23
Weil, sollen wir da jetzt schon, machen wir nachher, oder?
Florian Clauß
0:09:23–0:09:29
Machen wir mal. Vielleicht, lass uns, bevor wir jetzt Dracula und Orlock vergleichen,
0:09:29–0:09:32
vielleicht sollten wir nochmal ganz grob die Kerngeschichte von.
Chris Flor
0:09:32–0:09:37
Ja, also das Coole ist halt dieses Thema des Untoten. Also der Film wurde quasi,
0:09:37–0:09:39
Murnau hat den zu einem Film gemacht.
0:09:39–0:09:45
1996 ist ja auch das Jahr, in dem Kino und Film eigentlich so hochkam,
0:09:45–0:09:48
das ist als das Buch auskam. 1896.
0:09:49–0:09:53
1896 meinte ich ja. Murnau macht halt diesen Film und wird dann aber verklagt
0:09:53–0:09:56
von dem Estate von Bram Stoker.
0:09:57–0:10:02
Und es werden alle Filme zerstört. Aber es wird dann halt irgendwie,
0:10:02–0:10:04
die müssen halt alle zerstört sein.
0:10:04–0:10:06
Es gibt keine Filme, die dürfen nicht mehr aufgeführt werden und so weiter.
0:10:07–0:10:11
Und dann wurden die später nur verschiedene Schnitte, wurden halt hier und da
0:10:11–0:10:16
auf der Welt gefunden und wurden da zusammen editiert zu einem gültigen Werk.
0:10:16–0:10:19
Und deswegen, es gibt auch ganz schreckliche Versionen halt draußen in der Welt.
0:10:20–0:10:23
Aber das hat halt eben wieder dieses Thema des Untoten.
0:10:23–0:10:31
Erstmal der Film ist ja ein altes, totes Geschehen, das aber wieder sich bewegt.
0:10:31–0:10:36
Und dann hast du aber auch diesen Film, der getötet wurde und dann halt auch
0:10:36–0:10:40
wieder so untot gemacht wird dann später bei mir.
Florian Clauß
0:10:40–0:10:43
Ja, sehr schön. Und auf diese Meta-Ebene können wir nochmal heben,
0:10:44–0:10:52
dass in der Original, in dem Original von Morno, verpufft am Ende Nosferatu, geht in Rauch auf.
0:10:52–0:10:56
Und wir wissen, wir wissen spätestens seit Inglourious Bastards,
0:10:56–0:10:59
dass Zelluloid damals eine Waffe war.
0:10:59–0:11:03
Nämlich es war Zellulose. Wir haben ganz oft irgendwelche Brände im Kino gehabt,
0:11:04–0:11:10
weil das ja eine hochexplosive Stoff war, worauf der Film dann quasi abgelichtet war.
0:11:10–0:11:14
Also so kann man das ja auch nochmal auf diese Ebene heben. Das Zelluloid dann
0:11:14–0:11:18
quasi so verpufft wie Nosferatu am Ende der Geschichte.
Chris Flor
0:11:18–0:11:21
Und das Zelluloid haben sie auch verbrannt.
Florian Clauß
0:11:21–0:11:22
Ja, das verbrennt.
Chris Flor
0:11:22–0:11:27
Man stellt sich so Scheiterhaufen vor, wo dann das Ganze draufgeladen wird.
Florian Clauß
0:11:28–0:11:30
Wir brauchen noch eine Hexe.
0:11:32–0:11:36
Übrigens Hexe, dann können wir mal kurz in die Filmgeschichte von Eggers einsteigen,
0:11:36–0:11:40
bevor wir dann, wir reden gleich über die Geschichte von Nasferatu.
0:11:40–0:11:42
Aber lassen Sie mal Eggers abrunden.
0:11:42–0:11:45
Also du hast gesagt, du hast Lighthouse, hast du alle Filme von ihm gesehen?
Chris Flor
0:11:45–0:11:47
Ich glaube, ich habe jetzt alle gesehen, ja.
Florian Clauß
0:11:47–0:11:48
Du hast alle, ich habe...
Chris Flor
0:11:48–0:11:54
Also ich sag mal, also Lighthouse, Vividch, Northman...
0:11:54–0:11:56
Und Nosferatu, habe ich was vergessen?
Florian Clauß
0:11:56–0:11:59
Nee, genau, das sind die vier, die habe ich auch auf dem Schirm gesehen.
0:11:59–0:12:02
Er hat noch einige Kurzfilme vorher gedreht.
0:12:02–0:12:06
Ich habe auch gesehen, dass er einen Kurzfilm Hänsel und Gretel gedreht hat.
0:12:06–0:12:08
Das war einer seiner ersten Kurzfilme.
0:12:08–0:12:11
Und das hätte jetzt gut zu unserer Episode auch Hänsel und Gretel gepasst,
0:12:12–0:12:13
die wir vor ein paar Folgen gemacht haben.
0:12:14–0:12:19
Aber fand ich auch interessant, zumal auch The Witch einige Anleihen aus Hänsel und Gretel hat.
0:12:19–0:12:24
Ich habe damals, als ich dann halt über Hansel und Gretel auf Verfilmungen recherchiert
0:12:24–0:12:30
habe, kam mir auch The Witch unter, aber es weicht schon sehr stark von der Geschichte ab.
0:12:30–0:12:35
Ja, ich finde, The Witch lässt sich von der, ich sag mal so von den Suspense
0:12:35–0:12:41
und von der Art Horror, wie sich Horror anfühlt, finde ich schon sehr vergleichbar
0:12:41–0:12:44
mit Ari Aster, mit Midsummer. Würdest du da mitgehen?
Chris Flor
0:12:44–0:12:47
Ja, ja, würde ich mitgehen auch. Also, und da können wir vielleicht dann auch
0:12:47–0:12:49
später auch nochmal drüber reden.
0:12:49–0:12:55
Ich finde, andere Sachen sind, ja, The Witch, ich fand jetzt den Nosferatu weniger
0:12:55–0:12:59
verstörend als diese ganzen Aster-Filme und alle Aster-Filme.
Florian Clauß
0:12:59–0:13:00
Das stimmt, fand ich auch.
Chris Flor
0:13:01–0:13:07
Also wo es mir immer schwerer fällt, einen Ariasta-Film ein zweites Mal zu gucken,
0:13:07–0:13:12
weil man schon weiß, was passiert und dann man das halt nicht irgendwie mitmachen möchte wieder,
0:13:12–0:13:16
ist es jetzt hier bei dem Nosferatu war es nicht so, fand ich.
0:13:17–0:13:20
Das zweite Mal gucken hat es nicht irgendwie schlimmer gemacht.
0:13:21–0:13:28
Aber Vich, Vich ist, da ist es auch so. Also dieses Gefühl, ja,
0:13:28–0:13:32
also dieses Unheil, was halt einfach sich anbahnt und wo man dann halt einfach
0:13:32–0:13:35
drauf hin steuert und man kann es sich verhindern.
Florian Clauß
0:13:35–0:13:40
Ja, und dann auch in so banalen Kameraeinstellungen. Und dann aus dieser banalen
0:13:40–0:13:46
Kameraeinstellung wie den Rand eines Waldes, auf einmal kommt dann doch so ein
0:13:46–0:13:48
beängstigendes Gefühl raus.
0:13:48–0:13:52
Und das fand ich bei Mitzheimer ganz stark. Also da fand ich jetzt The Witch
0:13:52–0:13:57
nicht ganz so stark. aber trotzdem so eine ähnliche Technik,
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um so eine Angst zu erzeugen im Film, fand ich vergleichbar.
0:14:02–0:14:04
Ich finde auch, The Witch ist eher
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so ein Kammerspiel. Es hat so einen überschaubaren Rahmen, die Handlung.
0:14:09–0:14:14
Und ich habe, wie gesagt, Lighthouse nicht gesehen, aber bei Northman und auch bei...
Chris Flor
0:14:14–0:14:17
Das ist auch ein Kammerspiel. Das ist auch ein Kammerspiel.
Florian Clauß
0:14:17–0:14:21
Okay. Ich habe nur darüber gelesen, dass es in einem Leuchtturm stattfindet.
0:14:21–0:14:24
Aber ist es auch ein Horrorfilm? läuft das auch?
Chris Flor
0:14:24–0:14:28
Ja, würde ich schon sagen. Also weird, weird Fiction auf alle Fälle.
Florian Clauß
0:14:30–0:14:34
Bei Northman und bei Nosferatu,
0:14:34–0:14:40
vor allem bei Northman hat, glaube ich, Eggers gezeigt, dass er wirklich auch
0:14:40–0:14:45
große Bilder, epische Bilder, Bildlandschaften schaffen kann.
0:14:46–0:14:50
Bei Northman, ich fand die Geschichte, die hat mich schon gepackt.
0:14:50–0:14:58
War dann ein bisschen so, also der hat schon mit der Familie,
0:14:59–0:15:07
der, I guess, so die Familie als Ort der Zerstörung und des Gegeneinanders.
0:15:08–0:15:13
Bei Northman fand ich aber wirklich diese Epik, die der Film gebaut hat,
0:15:13–0:15:16
fand ich schon sehr stark. Also das kann er, ne?
Chris Flor
0:15:16–0:15:18
Ja, ganz fantastisch. Ja, finde
0:15:18–0:15:22
ich auch. Also Northman war ja die Hamlet-Geschichte, mehr oder weniger.
0:15:23–0:15:26
Minus dieses Theaterstück. Im Theaterstück kam da nicht wirklich vor,
0:15:27–0:15:30
aber halt trotzdem ist es halt genau die Geschichte von Hamlet eigentlich.
0:15:31–0:15:35
Ich wollte jetzt mal, wenn du sagst, so visuell jetzt, dass er da gezeigt hat,
0:15:35–0:15:37
er kann große visuelle Sachen machen.
0:15:37–0:15:39
Ich finde das beim Northman auf alle Fälle.
0:15:39–0:15:43
Ich war so ein bisschen traurig für ihn. Ich habe gedacht, jetzt geben sie ihm
0:15:43–0:15:46
kein Geld mehr in Zukunft, weil Northman ja nicht so erfolgreich war,
0:15:46–0:15:48
wie man sich das gedacht und erhofft hätte.
0:15:48–0:15:53
Aber da fand ich zum Beispiel, also er hat ja da auch digitale Technik eingesetzt,
0:15:53–0:15:58
aber halt die war total gut im Dienst der ganzen Sache, weil man den Familienbaum
0:15:58–0:16:02
gesehen hat, Also dieser Abstamm, den Abstammungsbaum, diese eine Szene.
0:16:02–0:16:05
Oder dieses Reiten nach Valhalla.
0:16:06–0:16:13
Also gibt es halt diese eine Szene, wo ihr halt so von der Walküre nach Valhalla gefahren wird.
0:16:13–0:16:15
Die Sache ist halt total visuell, total geil.
0:16:16–0:16:21
Wobei jetzt bei dem Nosferatu fand ich diesen Einsatz von Digitalen,
0:16:21–0:16:22
das hat mich echt geärgert auch.
0:16:22–0:16:28
Also diese eine Szene, wo der Thomas dann so rausreitet und dann sind so Windmühlen
0:16:28–0:16:33
und die sind dann so copy und pasted, sind dann halt so Windmühlen in die Landschaft gestellt.
0:16:33–0:16:38
Oder dann einmal fährt dann halt der Herr Knock, fährt dann mit dem Boot irgendwie
0:16:38–0:16:41
in Wissburg dann so einen Kanal runter.
0:16:42–0:16:45
Und das ist halt auch alles so, nicht alles, aber es sind so digitale Sachen
0:16:45–0:16:50
so reingemacht und das hat mich echt, also das fand ich, das war so ein bisschen der,
0:16:50–0:16:54
Also wenn wir jetzt schon mal über das Visuelle reden, ich fand das zusammen
0:16:54–0:16:59
mit der Farbenpalette und so, ich weiß, es soll ein dunkler Film sein,
0:16:59–0:17:03
also hatte dann halt eben dieses gedämpft blau, grünlich, graue,
0:17:04–0:17:09
was halt schon so seit einiger Zeit so ein bisschen viel unterwegs ist.
Florian Clauß
0:17:09–0:17:14
Ja, das ist immer, ich kann auch tatsächlich so aus den visuellen Gedächtnissen
0:17:14–0:17:17
nicht wirklich sagen, ob der jetzt so monochrom war.
0:17:17–0:17:21
Er war schon bunt, aber er sieht dann auch ähnlich wie der Originalfilm von
0:17:21–0:17:25
Murnau, der auch in verschiedenen Monochromen, aber das ist wahrscheinlich auch
0:17:25–0:17:26
eine Nachbearbeitung da.
0:17:26–0:17:34
Ich muss sagen, ich finde, es ist schon ein Kinofilm, jetzt der Eggers-Film,
0:17:34–0:17:41
weil er eine schon sehr packende Bildsprache und auch Sound hat.
0:17:41–0:17:47
Gerade The Voice of Nosferatu, Graf Orlok.
0:17:48–0:17:55
Okay, aber lass uns, bevor wir da jetzt nochmal tiefer in den Film einsteigen,
0:17:55–0:17:57
erst nochmal ganz kurz die Handlung,
0:17:57–0:18:03
die bei Nosferatu eigentlich bei allen drei Filmen mehr oder weniger vorherrschend ist.
0:18:03–0:18:11
Von Mornau, Herzog weicht an einigen Punkten ab, aber Eggers und Mornau sind
0:18:11–0:18:14
doch sehr nah beieinander von der Handlung.
0:18:15–0:18:20
Also wir sind im 19. Jahrhundert in der Stadt Wissburg.
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Auch hier nochmal ein kleiner Side-Fact.
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Also der Herzog-Film hat die Handlung in Wismar angesetzt. Und hier ist es Wissburg.
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Ich habe dann nochmal tatsächlich auf Google Maps geguckt. Wissburg gibt es nicht wirklich.
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Es gibt eine Visburg-Stadt mit V geschrieben, die ist dann auf so einer kleinen
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Insel eine dänische Stadt.
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Ja, auf jeden Fall in dieser Stadt ist das junge Paar, die beiden haben wir
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schon erwähnt, Ellen Hatter und Thomas Hatter,
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frisch verheiratet und Thomas Hatter arbeitet in einer Kanzlei und bekommt dann
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von seinem Chef, Herrn Nock, bekommt er den Auftrag.
Chris Flor
0:19:00–0:19:01
Knock.
Florian Clauß
0:19:01–0:19:01
Knock.
Chris Flor
0:19:01–0:19:02
Der heißt Knock.
Florian Clauß
0:19:02–0:19:09
Knock. bekommt er den Auftrag, in die Karpaten nach Transsilvanien zu fahren,
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um da einen Vertrag mit einem Grafen zu machen, der eben in diese Stadt Wissburg ziehen will.
Chris Flor
0:19:17–0:19:20
Aber wenn man schon Transsilvanien hört, sollte man eigentlich,
0:19:21–0:19:23
da weiß man ja eigentlich schon, dass es gibt.
Florian Clauß
0:19:23–0:19:26
Da weiß man doch schon. Aber man muss ja sagen, er hat das Buch,
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er soll nach Transsilvanien, ihm ist es noch nicht bekannt.
0:19:31–0:19:38
Und seine Frau, die Ellen, will ihn dran hindern.
0:19:38–0:19:43
Ja, nicht wirklich, aber sie weiß, dass da was Schlimmes passieren wird.
Chris Flor
0:19:43–0:19:48
Also wenn man den Film jetzt wirklich, also wir könnten die Handlung erzählen,
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von der normale Dracula-Handlung, oder wir könnten den Film erzählen.
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Bei dem Film kommt ja auch diese Vorgeschichte noch da, die man dann sieht,
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wo sie dann halt den Orlack überhaupt erst so heraufbeschwört und so weiter. Genau.
Florian Clauß
0:20:03–0:20:05
Das ist aber im Originalfilm nicht so.
Chris Flor
0:20:06–0:20:09
Naja, okay. Dann erzählen wir halt die...
Florian Clauß
0:20:09–0:20:12
Aber du hast recht, vielleicht könnte man das jetzt noch weiter abstrahieren
0:20:12–0:20:16
und sagen, wir erzählen die Dracula-Geschichte, aber da ist auch das Ende anders.
0:20:16–0:20:20
Und er will dann nach London ziehen. Da ist auch nochmal das viktorianische,
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die viktorianische Gesellschaft bei Bram Stalker wichtig.
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Aber auf jeden Fall geht dann Thomas los.
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Seine Frau findet dann Anschluss bei Freunden von ihr, bei dem Ehepaar,
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wie heißen die? Harding.
0:20:36–0:20:39
Bei dem Ehepaar Harding. Der ist also, glaube ich, betreibt eine Werft.
Chris Flor
0:20:40–0:20:43
Friedrich und Anna Harding.
Florian Clauß
0:20:43–0:20:46
Und man muss auch sagen, das ist glaube ich bei allen drei Filmen so,
0:20:46–0:20:55
dass die Ellen so eine Schlafwandlerin ist, dass sie auch bestimmt Visionen hat in der Nacht.
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Und dass sie auch da so Prophezeiungen und so weiter von sich gibt,
0:21:00–0:21:03
wie eine Art von Besessenheit auch manchmal entwickelt.
0:21:03–0:21:05
Das hatte sie früher, kann man auch gleich nochmal sagen, das war nämlich der
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Eingang, den du gerade erwähnt hast.
0:21:07–0:21:13
Auf jeden Fall, sobald dann eben Thomas weg ist, sind wenn auch ihre Anfälle häufiger.
0:21:13–0:21:18
Thomas kommt dann erstmal kurz vor Transsilvanien in ein Dorf,
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was von Gypsies bewohnt wird und die empfangen ihn.
0:21:22–0:21:26
Und als sie dann hören, er will dann den Grafen Orlok treffen,
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dann ist da aber, alle gucken ganz komisch und warnen ihn nicht dahin zu gehen.
0:21:34–0:21:39
Und er bekommt dann auch nochmal den Leitfaden. Das ist auch nochmal ganz gut.
0:21:40–0:21:43
Das ist auch in der alten Geschichte von Mornau so.
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Da gibt es nämlich dann die sogenannte Schrift, die dann auch die Untoten erklärt und das Vampir.
Chris Flor
0:21:50–0:21:54
Beim Eggers kriegt er das nicht. Das kriegt er beim Werner Herzog und beim Mornau.
Florian Clauß
0:21:55–0:21:59
Hat er nicht bei Eggers dann nicht doch? Nein? Okay, dann bringe ich das schon
0:21:59–0:22:00
durch. Der kriegt ein Kreuz.
Chris Flor
0:22:00–0:22:02
Der kriegt ein Kreuz zu.
Florian Clauß
0:22:03–0:22:07
Aber er kriegt dann halt keine Handlungsanweisung.
Chris Flor
0:22:07–0:22:12
Nee, nee, nee, der hat keine Ahnung. Der hat keine Ahnung. Das Einzige,
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was den einzigen Tipp, den er kriegt,
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was es mit Vampiren gibt, ist, dass er halt sieht,
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wie in der Nacht da so ein Pferd mit einer Jungfrau, nackten Jungfrau obendrauf
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über den Friedhof geht und die Gruppe Sinti und Roma gehen halt über den Friedhof und auf einmal,
0:22:30–0:22:35
wie hat das Pferd und dann machen sie den Sarg auf, das Grab auf und dann ist
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dann halt ein Vampir drin und dann stechen sie da einen Pfahl durchs Herz.
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Der Thomas sieht das und sagt, was macht ihr oder wie schlimm und dann wacht
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er aber gleich in seinem Bett auf, macht wohl das Kreuz dafür verantwortlich
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oder keine Ahnung, reißt sich das Kreuz halt vom Leib wieder,
0:22:51–0:22:53
das er am Tag vorgekriegt hat für seinen eigenen Schutz.
0:22:54–0:22:59
Ja, also da er weiß so ein bisschen, dass da irgendwas was mit lebenden Toten zu tun hat.
0:23:00–0:23:08
Als der Pfahl durch diese Leiche durchstoßen wird, dann setzt die sich ja auf und kotzt so gut raus.
Florian Clauß
0:23:08–0:23:09
Ja, genau.
Chris Flor
0:23:09–0:23:10
Das sieht man, ja.
Florian Clauß
0:23:11–0:23:11
Richtig.
Chris Flor
0:23:11–0:23:13
Also aber keine Stift, er kriegt kein Buch.
Florian Clauß
0:23:13–0:23:17
Er kriegt kein Buch. Okay, er sieht das, er hat eine Vision in dem Traum.
0:23:17–0:23:21
Und er geht am nächsten Morgen dann los. Jetzt bin ich mir auch nicht sicher,
0:23:21–0:23:23
da bringe ich auch alle Filme durcheinander.
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Bei Thomas Herzog.
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Werner Herzog bekommt da zum Beispiel kein Pferd, sondern muss laufen,
0:23:31–0:23:33
wird dann von der Kutsche abgeholt, vom Graf.
Chris Flor
0:23:33–0:23:36
Der läuft auch im Eggers, läuft er auch.
Florian Clauß
0:23:37–0:23:40
Ja, stimmt. Nein, jetzt weiß ich nicht.
0:23:40–0:23:44
Er nimmt sein Pferd und das Pferd ist irgendwann erschöpft und dann läuft er
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weiter und dann kommt diese Kutsche und holt ihn ab.
Chris Flor
0:23:47–0:23:49
An dieser Kreuzstraße.
Florian Clauß
0:23:50–0:23:55
Und da muss ich sagen, das Sounddesign ist da schon sehr mächtig. Das ist schon toll.
0:23:55–0:24:00
Und was man auch sagen muss, ist, dass diese Darkness, die da filmen,
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also die Dunkelheit, so wie der inszeniert ist.
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Der spielt wirklich sehr im Dunkeln und sehr im Schwarzen.
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Während bei dem Monau-Film, dann muss man immer noch mal irgendwie überlegen, ist das jetzt Nacht?
0:24:13–0:24:17
Weil natürlich hätten die nicht die Möglichkeit, irgendwie in Nachtaufnahmen zu machen.
0:24:17–0:24:21
Du siehst dann immer, auch wie bei Tanz der Vampire, immer noch die Schatten,
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obwohl die dann halt irgendwie die Linse abgedunkelt haben.
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Aber die Schatten von der Sonne sieht man dann aber immer auch noch an den Gebäuden.
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Aber hier ist diese Beklommene und diese Schwärze ist schon echt ganz stark
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umgesetzt bei dem Eckers Film.
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Also er wird dann mit dieser Kutsche, wird er dann in das Haus von dem Grafen
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gebracht und er trifft auch gleich auf den Grafen, kriegt was zu essen angeboten.
0:24:49–0:24:51
Das ist bei allen drei Filmen das Gleiche.
Chris Flor
0:24:51–0:24:53
Ja, genau das Gleiche.
Florian Clauß
0:24:53–0:24:57
Genau, und bringt diesen Vertrag mit, ja. Wobei, und hier unterscheidet sich
0:24:57–0:25:03
dann auch dieser Film von den anderen, der Vertrag ist in einer kryptischen Sprache geschrieben.
Chris Flor
0:25:04–0:25:07
Ja, ne, ne, ne, es sind ja zwei Sachen. Also, was halt auch bei dreien,
0:25:07–0:25:11
was das Geile irgendwie ist bei allen drei Filmen ist, dass er irgendwie sich
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mit einem Messer Brot abschneidet, sich in Finger schneidet und dann auf einmal
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das Interesse von dem Grafen Orlack oder Dracula,
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weckt irgendwie und dann, also dann irgendwie die alle irgendwie eigentlich
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an seinem Finger zu saugen wollen.
Florian Clauß
0:25:25–0:25:28
Ja, ein großartiger Moment von Kinski, das ist glaube ich so die Schlüsselszene.
Chris Flor
0:25:28–0:25:30
Ja, Kinski, ja, das ist die Beste ist.
Florian Clauß
0:25:30–0:25:33
Das ist so unglaublich. Das ist wirklich...
Chris Flor
0:25:34–0:25:36
Die Stimme von David ist so geil, ja, ja.
Florian Clauß
0:25:37–0:25:41
Ja, ja, also das ist wirklich eine ganz starke Szene und dann sieht man einfach,
0:25:41–0:25:45
was Kinski da für, was es für ein Schauspieler war.
Chris Flor
0:25:45–0:25:48
Ach so, mit dem Vertrag nur, es gibt zwei Verträge, weißt du,
0:25:48–0:25:52
der eine Vertrag ist, wo Orlack unterschreibt, dass er dieses Gebäude kauft.
0:25:52–0:25:57
Aber dann beim Eggers, dieser kryptische Vertrag, und da können wir dann später
0:25:57–0:26:00
auch nochmal zurückkommen in Verbindung mit den Ari Aster-Filmen und so weiter,
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hat mich das interessiert,
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dieser Vertrag, den er dann dem Thomas vorlegt, dann später,
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in einer späteren Nacht, wo es eigentlich schon, Thomas hat schon super Schiss,
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weiß, ist schon irgendwie angebissen worden, das ist das Begreifende so ein bisschen vorneweg,
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also weiß, irgendwas stimmt da nicht, hat wirklich Angst vor diesem Grafen.
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Von Anfang an hat er wahnsinnig Angst vor diesem Grafen, weil der halt auch so unheimlich ist.
0:26:23–0:26:26
Aber dann kriegt er halt diesen Vertrag vorgelegt, den er unterschreiben soll
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in der Sprache meiner Vorfahren.
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Und das ist halt alles so wirklich so eine kryptische Fantasy-Font da irgendwie.
Florian Clauß
0:26:35–0:26:36
Ja.
Chris Flor
0:26:36–0:26:39
Und dann ist halt irgendwie der Siegel auch unten und dann halt so ein Rahmen,
0:26:40–0:26:41
wo er dann seinen Namen so reinschreiben soll.
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Und der hat halt einfach Schiss vor dem und unterschreibt dann halt diesen Vertrag.
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Und er kriegt dann noch so einen Beutel Gold angeboten, weil er noch zögert.
0:26:50–0:26:54
Und dieser Beutel Gold ist natürlich, Thomas möchte den haben,
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damit er seine Frauen schönes Leben leisten kann und so weiter.
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Und er ist dann halt so, er unterschreibt halt in diesem, man weiß halt,
0:27:01–0:27:04
dass es was bedeutet, aber er weiß nicht, was es bedeutet.
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Das ist klar, dass diese Unterschrift nichts Gutes mit sich bringt und er unterschreibt
0:27:10–0:27:14
und das er unterschreibt, hat eine Bedeutung, hat eine Wirkung,
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obwohl er eigentlich nicht aus freiem Willen eingewilligt hat.
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Er hat halt einfach nur sich auch nicht verweigert dessen.
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Er hat mit freiem Willen unterschrieben.
0:27:25–0:27:27
Also das finde ich halt sehr interessant in diesem Sinne.
Florian Clauß
0:27:27–0:27:33
Ja, der freie Wille und das, was dann daraus determiniert, ist auch eigentlich
0:27:33–0:27:35
so eine Grundfrage bei dem Film.
0:27:35–0:27:40
Auch von Ellen am Ende. Genau, dann ist dieser Vertrag unterschrieben.
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Damit ist eigentlich auch besiegelt, dass Orlok seinen Umzug starten kann.
0:27:45–0:27:49
Ja, das heißt, das ist auch sehr amüsant in den anderen Filmen,
0:27:49–0:27:54
wo dann so ein paar Särge dann eben auf irgendwelche Flöße getragen werden und
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er legt sich da rein und die schippern die Donau runter.
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Ja, und dann fragt man sich auch, wieso sind die jetzt auf dem Segelboot?
0:28:02–0:28:09
Der ist doch irgendwie gerade in Transilvani. Aber meiner geografischen Verfolgung,
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also denke ich, dass die im Schwarzen Meer, ich glaube, das wird irgendwo auch
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mal gesagt, Das war, wie wir dann quasi landen.
0:28:15–0:28:20
Mit dem ganzen Hab und Gut, vor allen Dingen Särge, ja, Särge mit Ratten,
0:28:20–0:28:23
ja, von Orlok, werden dann verladen auf ein Schiff.
Chris Flor
0:28:23–0:28:23
Und Erde.
Florian Clauß
0:28:24–0:28:24
Und Erde, genau.
Chris Flor
0:28:24–0:28:25
Vor allen Dingen Erde.
Florian Clauß
0:28:25–0:28:30
Erde, und das ist in Herzogsfilmen, wird das dann bei der Befrachtverladung,
0:28:30–0:28:34
wird dann auch gesagt, dass das Erde zu Forschungszwecken sei.
Chris Flor
0:28:34–0:28:36
Ja, ja, Experimenten, ja, genau.
Florian Clauß
0:28:36–0:28:39
Genau, und dann machen sie einen auf, und dann machen sie einen auf,
0:28:39–0:28:41
und dann ist da Erde und ein paar Ratten, ja.
0:28:41–0:28:45
Aber auf jeden Fall kommt dann das Sarg, die Särge kommen dann aufs Schiff und
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das Schiff fährt dann durch das Schwarze Meer und dann wahrscheinlich durch
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das Mittelmeer hoch und eben über den Atlantik zurück in die Ostsee.
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Also so wird wahrscheinlich der Kurs gewesen sein.
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Und während dieser Reise wird halt die Mannschaft dezimiert, immer mehr.
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Matrosen gehen dann eben verschwinden oder kriegen eine komische Krankheit.
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Wir haben noch eine Szene vergessen, nämlich der getriebene Thomas in der Burg
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von Orlok geht dann auch mal runter in den Keller und folgt dann der Ahnung
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und hebt den Sargdeckel,
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findet da eben den schlafenden Orlok und will ihn mit einer Hacke,
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da hat er nämlich das gelernt,
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dass man irgendeinen Pfahl durchs Herz stoßen soll.
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Will er den ermorden er wird aber in dem Moment von ihm abgehalten also er kann
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dann nicht zustichen und muss...
Chris Flor
0:29:47–0:29:53
Das ist ja diese Szene auch von Murnau, die halt dann nicht so visuell umgesetzt
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wurde, aber halt beim Francis Ford Coppola schon, wo der Dracula dann halt aus
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dem Sarg so senkrecht so hochkippt quasi schon einmal so senkrecht dasteht,
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also diese Sache aber das ist da in diesem Film nicht so der ist dann einfach,
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der wacht halt doch auf und die Axt fest ist halt saustark aber auch wie der
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da drin liegt mit den Würmern und so weiter,
0:30:16–0:30:22
der ist halt so nur so halb verwest und ich finde.
Florian Clauß
0:30:22–0:30:26
Auch so der hat dann irgendwie so eine wie so bei so einem Programm so eine
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Routine laufen und dann in dem Moment, wenn halt wirklich Todesgefahr ist, dann zack voll der Asche,
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das treibt dann Thomas noch mehr in die Angst.
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Er sperrt sich dann ein, der Urlaub fährt und Thomas kann sich dann durchs Fenster
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retten und kommt schwer verletzt, halb angesaugt wieder bei den Sinti-Romas
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an und wird von denen versorgt und die wissen auch Bescheid.
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Du bist nur hier sicher, du darfst nicht weiter und du musst dich erholen und so weiter.
Chris Flor
0:30:56–0:31:00
Nee, von einer katholischen in einem Kloster.
Florian Clauß
0:31:00–0:31:05
Im Kloster ist er dann, genau. Im Kloster, ja. Aber es gibt Die traditionellen
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Frauen sind da auch noch im Hintergrund.
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Also es ist so ein bisschen Folklorekloster und er meint so,
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nein, er muss zu seiner Frau, er muss sie beschützen.
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Und zeitgleich trifft eben Orlok in Wiesburg an und ist noch niemand mehr auf dem Schiff lebend.
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Und es wird dann quasi mit so einem Heer von Ratten strandet,
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der dann in dem Steg, das finde ich auch sehr stark,
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das ist fast wie so ein Gemälde inszeniert, wo dann das Schiff in den Steg dann
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rein crasht und die ganzen Ratten das Schiff verlassen.
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Und mit Orlok kommt auch die Pest in die Stadt. Und das ist auch sehr eindrücklich.
Chris Flor
0:31:44–0:31:48
Ja, das ist was anderes als beim Dracula. Also die Pest spielt da keine Rolle.
0:31:48–0:31:50
Das ist ein Nosferatu-Ding.
Florian Clauß
0:31:50–0:31:53
Das ist ein Nosferatu, ja. Also diese Tod und Pest, ja.
0:31:53–0:31:58
Auch in allen drei Filmen, wobei, also das war bei den Herzogfilmen,
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war das wirklich beeindruckend, wo ich mich gefragt habe, wo hat er diese ganzen Ratten her?
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Also das war, glaube ich, da ist eine Menge Budget an so Tierdressur rausgegangen,
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weil das wirklich richtig viele sind.
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Und ich habe dann auch in einem Bericht dann gelesen, dass dann auch Herzog
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selber dann sich als Statist durch die Ratten gegangen ist, weil sich kein Schauspieler getraut hat.
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Und er wurde auch von zahlreichen Ratten immer gebissen, Herzog.
Chris Flor
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Ich adoktiere jetzt demnächst eine Gruppe Ratten. Ach, ich? Das kann ich ein
0:32:27–0:32:28
anderes Mal erzählen. Ja, ja.
Florian Clauß
0:32:28–0:32:34
Oh, wow. Ja, und da gibt es auch eine andere Szene, wo dann Isabella Adjani,
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das ist die Darstellerin von Nusi Haka,
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die durch den Dachboden geht und dann auch durch ein Meer von Ratten,
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wo ich mich gefragt habe, wie haben sie diese Schauspieler dazu gebracht,
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Schauspielerinnen dazu gebracht, da durchzugehen.
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Während wir bei Eggers natürlich viel CGI da haben.
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Aber es ist doch eindrücklich umgesetzt.
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Und auch der Tod, der durch die Stadt geht, man sieht da auch viel.
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Also man sieht wirklich so dystopische Zustände.
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Die Leute rennen, schreien durch die Straßen, sterben.
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Man sieht Särge und so weiter. Bei Murnau ist es ein bisschen kodierter.
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Man sieht eigentlich dann keine sterbenden Menschen, sondern eigentlich nur
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so Särge, die dann hin und her getragen werden von den Toten.
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Bei Herzog gibt es eine Szene auf dem Marktplatz, wo auch alles so ein dystopischer Zustand ist.
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Die sitzen da und haben ein Mal aufgetischt, aber gleichzeitig sind überall Ratten drumherum.
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Es ist ein ganz schönes Bild bei Herzog, so ein bisschen Endzeitstimmung.
Chris Flor
0:33:40–0:33:43
Ja, okay. Ja, soweit bin ich leider nicht. Ich möchte mir den schon noch mal angucken.
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Ich habe den wirklich halt als Teenager mit Mitch zusammen im dritten Programm mal angeguckt.
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Ich kann mich halt kaum noch dran erinnern irgendwie.
Florian Clauß
0:33:52–0:33:56
Es gibt zwei Fassungen von dem Film. Das war mir gar nicht bewusst.
0:33:56–0:34:00
Einmal eine deutsche und eine englische Fassung. Und die deutsche soll besser sein.
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Ich dachte eigentlich, dass es nur synchronisiert sei, die deutsche Fassung ins Englische.
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Aber Herzog hat tatsächlich die Szene zweimal gedreht. Einmal auf Deutsch und einmal auf Englisch.
Chris Flor
0:34:09–0:34:12
Ach so, krass. Ah, okay, interessant.
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Ja, aber auch so Kinski ist dann halt auch, also die Sachen sind schon so gedubbt.
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Man merkt das ja auch, wenn er dann so die Treppe hochgeht und dann auf dem
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Boden mit so Kokosnüssen wohl da gesessen und hat die Fußschritte gemacht und
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so weiter, mit so einem Hallgerät drauf, so einem Spiral-Hallgerät.
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Und ja, also sehr viel ist auch gedubbt da auch, oder einfach nachvertont,
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wahrscheinlich auch stumm gedreht und dann halt die Schauspieler hat drüber sprechen lassen.
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Aber es stimmt, man sieht die Mundbewegung.
0:34:42–0:34:45
Also die sagen, die reden dann wirklich Deutsch auch.
Florian Clauß
0:34:45–0:34:50
Die reden Deutsch und ja. Also ich glaube, er hat nicht alles auf Deutsch und
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Englisch gedreht, sondern teilweise, aber die Deutsche sollte tatsächlich besser
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sein als die Englische, also sagt man, ja.
Chris Flor
0:34:56–0:34:57
Ah, okay.
Florian Clauß
0:34:57–0:35:00
Genau, also empfehlenswert, das auch nochmal sich anzuschauen.
0:35:01–0:35:04
In Agas Nosferatu ist dann so,
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das haben wir noch gar nicht so explizit gesagt, Aber die Anfälle von Ellen
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werden immer wilder und sie wird dann auch behandelt und teilweise dann sediert von einem Arzt,
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weil sie dann so in Rage geht, dass die alle Angst um sie haben,
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je näher dann auch.
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Und Nosferatu kommt, der Graf Orlok, der Staat, ja.
Chris Flor
0:35:28–0:35:32
Also sie zählt das dann ja auch dann, also in dem Fall klärt sie dann halt auch
0:35:32–0:35:35
diesen, achso gut, ja nee, jetzt mal weiter.
Florian Clauß
0:35:35–0:35:40
Auch der Gnog wird immer verrückter, ja, und wird immer okkulter,
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ja, er fängt dann auch an, er wird eingesperrt, weil er Tiere tötet,
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Blut aussaugt und so weiter, also er wird immer wilder.
0:35:49–0:35:53
Und dann gibt es immer wieder so, er wird kommen, er ist bald da.
0:35:54–0:35:57
Also Prophezeiung von dem Eintreffen von Nosferatu.
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Ja, um abzukürzen.
Chris Flor
0:36:00–0:36:01
Soll ich ja schnell durchrennen?
Florian Clauß
0:36:01–0:36:02
Ja, renn mal bitte durch.
Chris Flor
0:36:02–0:36:05
Okay, dann renne ich mal schnell durch. Ich versuche das mal.
0:36:05–0:36:07
Also es wird ein Arzt eingeschaltet, Dr.
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Sievers, im Hospital ist er tätig und der sieht dann eben sowohl Ellen bei einem
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Hausbesuch, dass sie solche Sachen sagt, er kommt, er ist bald da und eben auch
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den Herrn Knock, der dann halt wie an einem Stuhl fest gegultelt wird,
0:36:21–0:36:24
der da auch immer gesagt hat, er wird kommen und er merkt dann,
0:36:24–0:36:26
dass es dann eine Verbindung gibt, dass das Ganze irgendwie,
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dass er da auch überhaupt gar nicht weiß, wie er damit klarkommen soll.
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Geht dann, erinnert er sich, dass er einen Professor hatte, der halt wahnsinnig
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brillant ist und wahnsinnig gut solche Sachen lösen kann,
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mit der Psyche und so weiter, aber leider es sich mit der akademischen Gesellschaft
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verscherzt hat, weil er sich zu sehr mit Paracelsus und Agrippa,
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also mit der ganzen okkulten Sachen dann halt auseinandergesetzt hat und so weiter.
0:36:53–0:36:56
Deswegen ist er in Ungnade gefallen, ist dann irgendwie nach Wissburg gekommen.
0:36:57–0:37:00
Friedrich und Wiesert gehen zum Kanzler.
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Gehen dorthin und umreißen halt die Geschichte so. Und das ist also dieser Doktor
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von Franz ist das und das ist halt eben unser Willem Dafoe. Total geil gespielt.
Florian Clauß
0:37:11–0:37:12
Ja, super. Fand ich auch.
Chris Flor
0:37:12–0:37:16
Und also der unterhält sich dann mit Ellen und da stellt sich dann halt raus,
0:37:16–0:37:22
dass da wohl Ellen früher halt auch, dass sie halt übernatürliche Talente irgendwie
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hat, um sich mit der anderen Seite zu kommunizieren,
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dass sie wohl einen Kontakt hergestellt hat, als sie Teenager war,
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der quasi, was halt jetzt wohl
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der Graf Orlok ist, und der sie halt in Albträumen immer besucht hätte.
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Und das Ganze ist aber weggegangen, als sie ihren Thomas geheiratet hat.
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Also große, wahre Liebe. Man merkt es auch immer, wenn die beiden zusammen sind,
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dass das halt eine große, wichtige, wahre Liebe ist.
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Aber sie hat halt eben diese Vergangenheit mit diesem gefährlichen Wesen.
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Und das war auch diese Vorgeschichte, die man da gesehen hat am Anfang,
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bevor der Film richtig losging.
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Sie ist halt irgendwie ein junges Mädchen, die dann halt irgendwie einsam ist
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und nur irgendetwas sagt. Ich möchte einen Engel oder einen Comforting Spirit.
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Irgendetwas, sagt sie dann, möchte sie haben. Und dann auf einmal,
0:38:13–0:38:17
zack, stellt sie halt die Verbindung her mit diesem ekligen Monster.
Florian Clauß
0:38:17–0:38:22
Und sie aber in höchster sexueller Verzückung, muss man sagen.
Chris Flor
0:38:22–0:38:25
Ja, höchste sexuelle Verzückung mit Schrecken gekoppelt.
Florian Clauß
0:38:26–0:38:27
Mit Schrecken gekoppelt.
Chris Flor
0:38:27–0:38:31
Und auch jetzt nochmal, um dann wieder zu sagen, wieder diese Zizek-Hack,
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das Worum geht es in einem Film, in einem übernatürlichen Film ist eigentlich,
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dass man die übernatürliche Sache wegnehmen soll und dann sagen, worum es geht.
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Und da geht es natürlich, aber da geht es halt drum, du hast eine Frau mit einer Vergangenheit,
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einer sexuellen Vergangenheit und die hat jetzt geheiratet und irgendwie kommt
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das wieder zurück und der Typ ist halt ein schlimmer, gefährlicher Mensch, der dann halt da,
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den sie dann halt quasi noch jetzt so in ihrer Vergangenheit drin hat und der
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kommt halt dann wieder zurück ins Leben.
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Also das ist ja so jetzt so, wenn man sich jetzt so emotional mit den Figuren
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verbindet, mit dem Thomas zum Beispiel, mit dem Thomas,
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ist das ja irgendwie diese Situation, ist dann okay jetzt, wie diese Vergangenheit.
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Dann halt in die Gegenwart der Beziehung halt mit hineinwirkt.
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Also damit wäre diese Sache dann eigentlich so gelöst.
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Okay, machen wir mal weiter. Die Pest kommt an, Thomas kommt auch zurück.
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Der hat sich aus dem Kloster gerettet, hat sich auf ein Pferd geschwungen,
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ist nach Hause geritten.
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Sie merkt sofort, Ellen merkt sofort, Thomas ist angekommen.
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Sie rennt die Treppe runter und tatsächlich kommt dann das Pferd rein,
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er fällt. Er ist halt krank von der ganzen Reise und halt auch,
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weil eben so viel Blut ausgesaugt wurde von dem Orlok, ist er halt ziemlich
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und die wohnen beide noch bei Friedrich und Anna.
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Also sie beichtet diese Geschichte dann auch, sie beichtet die Geschichte auch
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Thomas. Thomas weiß dann auch Bescheid.
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Es ist klar, dass da halt irgendwie was sehr Sexuelles halt auch lief zwischen
0:40:00–0:40:05
Orlok halt eben auf so einer übernatürlichen Fernbeziehung, dass es halt auch
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in ihre Sexualität jetzt reinspielt.
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Ich fand halt diese Szene dann, wo sie dann halt dem Thomas dann halt auch erstmal
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halt eben das alles beichtet und dann auch, ich bin beschmutzt,
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du darfst dich nicht anfassen und so weiter und dann später aber dann doch irgendwie so,
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also die haben dann trotzdem noch Sex und sie sagt eben ja.
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Küsse mich, wo mein Herz ist oder so, was ja auch immer der Punkt ist,
0:40:28–0:40:32
wo der Orlog halt auch irgendwie den Thomas gebissen hat und so weiter.
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Also da spielt halt eben diese sexuelle Vergangenheit mit.
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Also das spielt dann halt auch rein und verdüstert vielleicht auch so deren Welt irgendwie.
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Und halt vielleicht auch ähnlich, wo er diesen Vertrag unterschrieben hat und
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er wusste nicht, was er unterschreibt.
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Genauso hatte damals Ellen ja auch jemanden ins Leben hier reingerufen,
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ohne zu wissen, was sie da eigentlich reingerufen hat.
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Die sind ja beide in derselben Situation, dass sie halt unwissend der Konsequenzen
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sich was zugestimmt haben, was sie halt gar nicht wussten, was es genau ist.
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Ja. Weil dann stellt sich nämlich auch raus, also mittlerweile hat dann auch
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Orlok wieder kommuniziert mit Ellen und dann stellte sich halt raus,
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dass dieser Vertrag, den er unterschrieben hatte, Thomas,
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dass das quasi dass er sich freigesprochen hat von Ellen und also,
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dass die Hochzeit von ihm aus nicht mehr gilt.
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Aber Orlok muss noch Ellen dazu bringen, dass sie sich wieder ihm nochmal verschreibt
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oder halt so verspricht sich nochmal, sonst kann er nicht zu ihr zurückkommen.
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Das ist halt so sein Ziel.
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Es stellt sich raus, Orlock ist wahnsinnig auf Ellen fixiert.
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Orlock wäre überhaupt gar nicht als Vampir in der Welt, wenn Ellen ihn nicht
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heraufbeschworen hätte damals.
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Und ja, das kommt dann halt raus und das ist so ein bisschen eine Variante,
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finde ich, von allen anderen Filmen vorher auch.
Florian Clauß
0:41:55–0:42:00
Man muss auch sagen, dass mit Orlock der Horror in die Stadt Einzug gehalten hat.
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Ja, da wird es wirklich zum Horrorfilm, dass Paar Harding mit den beiden Töchtern
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Die werden auf übelste Weise von dem Orlog auch abgeschlachtet.
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Es ist wirklich so, so eine Inszenierung von Horrorfilmen, wie man das dann
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halt irgendwie klassischerweise kennt. Auch so mit Jump Cuts.
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Du hast Szenen, wo du dann jemandem folgst und du weißt, jetzt kommt in den
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nächsten Sekunden das Monster.
Chris Flor
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Und dann kommt es tatsächlich, ja.
Florian Clauß
0:42:30–0:42:32
Ja, das nervt manchmal.
Chris Flor
0:42:32–0:42:33
Ja.
Florian Clauß
0:42:33–0:42:39
Aber das gehört dazu, ja. Genau, auf jeden Fall muss sich Ellen dann freiwillig
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Orlok hingeben, um dann ihren Mann zu retten.
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Es wird dann quasi so ein Ablenkungsmanöver von dem Okkulten,
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wie heißt er noch? der Eberhard von Franz, der leitet das dann ein.
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Er weiß um Ellen, dass sie eigentlich nur diejenige ist.
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Und das wird auch in dieser Schrift prophezeit, dass Nosferatu nur getötet werden
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kann, wenn sich ihm ein Mädchenrein Herzens hingibt und dann der erste Harnschrei erklingt.
Chris Flor
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Ja, also was eigentlich ist, der würde auch getötet werden, wenn er irgendwie
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Spaghetti isst und die Zeit vergisst und dann der erste Hahnschrei kommt und
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er nicht in seiner eigenen Erde liegt.
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Aber am besten wirkt es halt, wenn halt eine Frau auf dir total fixiert ist, ihn dann halt abhält.
0:43:32–0:43:34
Also das wäre in der Vergangenheit schon mal passiert.
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Das ist halt in diesem Schriftstück, das war wohl auch schon mal vorher passiert.
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Und deswegen scheint das so die Lösung zu sein, dass es auch hier helfen könnte,
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dass man den Vampir halt einfach an diese Person, bei dieser Person hält,
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die sich opfert, Und damit der erste Hahn schreit ertönt und dann die Sonne
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rauskommt und er dann davon stirbt.
Florian Clauß
0:43:55–0:43:59
Ja und von Franz ist sich klar darüber, dass das nur Ellen so vermag.
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Macht ein Ablenkungsmanöver, um dann auch Thomas eben nicht bei Ellen zu lassen,
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sondern er sagt, komm, wir suchen jetzt Orlok auf in seinem Schloss und dann
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stürmen die zu dritt dorthin und finden nur Knock.
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Und währenddessen ist, wie es kommen muss, dann eben der Orlog bei Ellen und
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es kommt zu dieser Vereinigungsszene, wo sie sich ihm hingibt.
Chris Flor
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Also auch verbal sich wieder ihm verspricht.
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Sie geht den Vertrag wieder ein mit ihm, aber also bewusst, um ihn dann halt zu besiegen.
Florian Clauß
0:44:37–0:44:44
Dann kommt eben am Ende der Sonnenschein und es findet die Vernichtung vor der Orlok statt.
Chris Flor
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Ja, wo dann halt auch sie ihn dann halt auch so bösartig anlächelt.
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Also die ganze Nacht, das ist sehr sexuell, viel Blut wird getrunken und so weiter.
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Er kann sich halt nicht losreißen und sie ist schon so halbtot,
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aber lächelt ihn dann halt so hämisch an, weil sie es halt geschafft hat,
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ihn da zu halten bis der Hahn schreit.
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Und dann, ja, diese Vernichtung ist halt auch, das ist auch eine tolle Szene
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so mit dem, also es ist eben nicht nur so ein Verpuffen, sondern da wird er
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wirklich dann so durch die Sonnenlicht dann irgendwie nochmal, weiß nicht,
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nicht wirklich verbrannt, aber halt so dirbt er halt dann noch in Windeseile so.
Florian Clauß
0:45:23–0:45:26
In der Monau-Verfilmung ist es dann eigentlich verpuffen.
0:45:27–0:45:32
Bei dem Herzog sackt Kinski zusammen und bleibt in der Ecke liegen.
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Und genau, das ist das Ende des Films von Eggers.
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Und es kommt so wie erwartet.
Chris Flor
0:45:42–0:45:44
Naja, wie man es wusste, ja.
Florian Clauß
0:45:45–0:45:45
Wie man es wusste.
Chris Flor
0:45:45–0:45:45
Ja.
Florian Clauß
0:45:46–0:45:52
Wo machen wir weiter? Jetzt war der Film so durch und ich möchte noch erwähnen,
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dass der Film, also vielleicht im Absatz dazu, dass Monau in seinem Originalfilm wirklich eine,
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das ikonografische, ein Monument geschaffen hat von Nosferatu,
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das damals und heute auch noch beeindruckend ist.
0:46:14–0:46:21
Also das Spiel von dem Grafen mit Licht und Schatten, die verwachsenen Hände
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mit den Fingernägeln, dann auch die Schatten an der Wand, also es ist wirklich
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noch beängstigend, wenn man das heute guckt, weiß man,
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von so einem Stummfilm, der über 100 Jahre alt ist, das ist eine Leistung, die der geschaffen hat.
Chris Flor
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Und das wirkt ja auch in aller weiteren Filme, also das hat ja dann eben sein
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Echo in Coppola, Dracula und halt eben in Eggers und halt auch in Werner Herzogs.
0:46:49–0:46:53
Also viele dieser Bilder, die da geschaffen wurden, werden dann ja auch mehr
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oder weniger übernommen, auch in der Zukunft.
Florian Clauß
0:46:55–0:46:58
Ich finde auch, dass eine ganz starke Szene, die Eggers geschaffen hat,
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ist, wie diese Hand, die aussieht wie eine Kralle, weil das sieht man am besten
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in den Herzogfilmen, so riesen Fingernägel da rausgewachsen sind,
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wie die dann als Schatten über der Stadt schwebt und wie dann quasi die Häuser
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dann immer so diesem Schatten der Hand bricht.
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Ja, also die ist ganz toll, die Szene,
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aber es werden auch teilweise eins zu eins von Murnau übernimmt dann Eggers,
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wie dann eben Nosferatu in das Wohnzimmer kommt und man sieht ihn da den Schatten an der Wand.
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Also diese Kraft haben die Bilder auch noch so lange erhalten und das finde
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ich bei den Eggers teilweise ganz gut.
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Und jetzt möchte ich zu meiner fundamentalen Kritik an den Eggers Film kommen.
Chris Flor
0:47:49–0:47:50
Okay, jetzt.
Florian Clauß
0:47:50–0:47:56
Ja, also das ist halt so, es gibt zwei Sachen, die halt einfach verkackt sind, ja.
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Das eine ist das Pacing von dem Film und das andere ist der Orlock.
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Der hat, also der hat überhaupt nicht diese Kraft,
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ja, der hat überhaupt, der ist so unüberzeugend und so verkackt, ja,
0:48:15–0:48:21
dass ich dem überhaupt nicht das abnehmen kann, diese Diese sexuelle Ausstrahlung
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und dieses Böse, ja, und weißt du, woran es liegt?
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An dem Schnurrbart. Das geht so gar nicht.
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Das geht so überhaupt nicht. Und ich fand, als das erste Mal,
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der wird auch nie so richtig gezeigt.
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Man weiß nicht, ob ihm die Schädeldecke gerade abfliegt oder ob das eine Schmalzlocke
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ist. Man hat so überhaupt keine, überhaupt nicht so einen Überblick der Figur.
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Und das ist einfach in den beiden anderen Nosferatu-Filmen von Mornau und von
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Herzog ist so viel besser gesetzt, ist einfach der Nosferatu selber.
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Also dieses rattenhafte Gesicht oder dieses schlangenhafte Gesicht,
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diese Augen und so weiter, die sind so beängstigend.
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Und ich verstehe nicht, wie die zu so einer schlechten Figur gekommen sind.
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Das hat mich total rausgeworfen. Okay, jetzt du.
Chris Flor
0:49:22–0:49:26
Also ich sehe es, sorry, ich sehe es halt so ein bisschen anders.
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Also erst mal diese Sache, dass man den immer nur im Schatten gesehen hat und
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erst eigentlich am Ende im Tageslicht dann halt so wirklich sich angucken kann,
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wie die Verwesung schon fortgeschritten ist und so.
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Aber das hat mich sehr an den Elefantenmensch von David Lynch erinnert,
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wo man halt auch den, ich weiß jetzt den Namen nicht mehr, von der Figur,
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der es mit denen am Anfang irgendwie nicht sieht und den halt einfach immer
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mehr, immer besser kennenlernt.
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Und dann der Elefantenmensch dann halt am Ende halt immer besser ausgeleuchtet
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wird, bis man ihn dann halt wirklich ganz klar sehen kann.
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Und das fand ich da eigentlich auch ein bisschen die Sache.
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Also das Gefährliche war, du hast halt diesen, also ich fand das schon gefährlich
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und fand es schon sehr, sehr beängstigend einfach, dass man ihn nicht richtig gesehen hat.
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Er im Hintergrund steht weit weg, kommt dann irgendwie ran. Aber man sieht nur
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in der Hand, wie er dann den Wein einschenkt.
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Ja, also man sieht schon, da irgendwas stimmt nicht. Und da ist schon was verwest.
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Wahrscheinlich riecht es auch nicht besonders gut mit der sexuellen Ausstrahlung.
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Und ich glaube, das ist halt auch ein bisschen bewusst.
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Also weil er ja auch...
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Der Orlok in Eggers Film halt eben nicht der große Verführer ist.
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Also er ist nicht, sondern er ist ja eigentlich von Ellen hineingezogen worden in die Welt,
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ist ihr verfallen und sein einziges Ziel, also sein Appetit,
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sein Appetite irgendwie, ist halt wirklich das Einzige,
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wofür er untot ist, also wofür er lebt,
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ist ja mit ihr zusammenzukommen wieder.
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Das heißt, sie hat eigentlich die Ausstrahlung über ihn.
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Und er ist eigentlich, ja, er ist halt kaputt.
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Und ihn verlangt es halt nach Vervollkommnung mit durch eine Vereinigung mit
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Ellen, wo sich dann halt das überhaupt erst auflöst, das Problem seiner Existenz.
Florian Clauß
0:51:18–0:51:26
Ja, gut, ja, mag sein. Also es ist irgendwie so der narrative Treiber da drin, ja.
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Aber ich finde trotzdem von der filmischen Ausstrahlung ist das,
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muss man da noch andere Akzente setzen als auf die Geschichte.
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Und da finde ich, da hat er sich einfach so rausgenommen.
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Und der Film ist halt viel zu langsam erzählt. Der ist so qualvoll. Also der Anfang ist gut.
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Und dann irgendwann willst du nur noch irgendwie Fast Forward machen, weil der ist so langsam.
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Und das hat mich da auch irgendwie nicht sehr begeistert bei dem Film.
Chris Flor
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Mir ging das nicht so. Also ich kann das nicht nachvollziehen,
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aber es sind halt verschiedene.
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Vielleicht habe ich was anderes gegessen als du vorher oder so. Das weiß man ja nicht.
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Oder ich habe vielleicht auch ein bisschen mehr Toleranz dem gegenüber und mir
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das halt irgendwie so anzutun.
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Aber für mich war das Pacing okay.
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Es ist jetzt kein, es war kein Genuss, es ist kein Genuss wirklich den Film sich anzugucken.
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Also jetzt im Vergleich zu, sagen wir mal, den Francis Ford Coppola,
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Dracula, den könnte ich ständig angucken.
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Der ist, es ist so ein geil gemachter Film.
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Diesen hier, also ja, wie gesagt, ich fand den halt interessant von der Handlung
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und von den Nuancen, von den Nuancen. Aber die Figur von Vampir fand ich einfach,
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es hat mich halt gefreut, dass jemand,
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Ansatz anders macht. Das fand ich halt gut. Hat mich interessiert einfach.
Florian Clauß
0:52:54–0:53:01
Okay, und der andere Ansatz, der ist eben, dass Orlok von Ellen gerufen wird.
Chris Flor
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Ja, also eine Leiche, die quasi zum Leben erweckt wird durch Begehren.
0:53:07–0:53:12
Also der war ja schon irgendwie, es heißt ja in dem Kloster sagen sie, also beim Zeitpunkt,
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dass er einen irgendwie so ein böser Magier gewesen wäre zu Lebzeiten Und dann
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jetzt wäre er zurückgekommen und der Teufel hätte ihn dann irgendwie noch auf
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Warteschleife gehalten und jetzt wäre er halt zurück.
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Irgendwie sowas haben sie gesagt im Kloster.
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Also er ist dann ja eben diese Hülle, die nur dazu dient, um sein Verlangen
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nach Vereinigung mit Alan irgendwie zu, also so ein Vehikel, das zu erfüllen.
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Das ist halt eben diese Providence, dieses Schicksal, was ja in dem Film dann
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halt auch immer sich, also was sich in dem Film halt so durchspielt.
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Also er erfüllt das, jeder erfüllt so seinen Teil. Und das war ja ein Thema,
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worüber wir reden wollten.
Florian Clauß
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Genau. Also was mich da in dem Zusammenhang nochmal, wenn wir da auf die Originalgeschichte gucken,
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ist es ja so, dass bei allen Filmen und auch bei der Bram Stalker ist der,
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Dracula oder Orlog lebt in Transsilvanien und will dann mit vertraglich abgesichert
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in die Zivilisation kommen.
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Und was ich mich da auch immer gefragt habe, was hat denn der vorher gemacht?
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Ist der nicht aufgefallen?
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Ich meine, da hast du halt irgendwie so ein Monster bei dir da im Wald,
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Ja, der muss ja auch dann sich ernähren irgendwie.
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Wie war das denn jetzt? Also wie ist das denn in der Originalgeschichte? Gibt es dazu?
Chris Flor
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Also ich meine doch, die sind ja auch, also der sorgt ja schon für Terror schon
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seit Jahrhunderten dann irgendwie in dieser Gegend.
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Und das sieht man ja auch, weil im Eggers Film vielleicht dann,
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dass da schon Vampire irgendwie im Friedhof rumliegen und so weiter.
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Also da scheint schon irgendwie seit einiger Zeit schon zu laufen so.
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Die Leute sind schon terrorisiert.
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Die haben ja auch alle Angst davor. Die wissen, da soll man nicht hin.
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Also ich glaube, das ist halt einfach die Sache. Das ist halt immer so lokal.
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Das ist halt Aberglaube. Das dringt halt nicht irgendwie an die Hoheiten ran.
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Er ist selber ja auch in der Hoheit. Dem gehört das Gebiet halt mehr oder weniger.
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Er hat dann da seine Untertanen, von denen er sich halt dann auch ernährt.
Florian Clauß
0:55:22–0:55:27
Und im Roman ist das, wie ist das denn motiviert, dass er überhaupt da weg will?
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Also ich meine gut, bei Eggers ist es ja irgendwie so durch Ellen,
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klar, die ist die Katalysatorin, sozusagen.
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Wie ist es denn in dem Roman?
Chris Flor
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Diese ganze Liebesgeschichte ist ja eigentlich wahrscheinlich durch den Nosferatu-Film
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reingekommen. Das ist nicht...
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Also seine Reise nach London ist nicht motiviert davon, also von Mina Harker
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direkt, sondern ist eigentlich motiviert, um sich halt auszubreiten,
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um dann irgendwie neues frisches Blut und so weiter zu sich zu nehmen.
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Also einfach als Bedrohung, man muss sich halt auch andersrum vielleicht angucken
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und sagen, okay, das ist eine Horrorgeschichte irgendwie aus England,
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viktorianisches England, man hat halt irgendwie Angst vorm Osten,
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da ist wahrscheinlich ein Antisemitismus auch irgendwie noch mit reingecodet und so weiter.
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Und das ist halt die Invasion des Fremden, der uns jetzt hier unsere Kräfte aussaugt und so weiter.
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Also eine Umkehrung von so einem Kolonialismus wahrscheinlich.
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Wir brauchen uns nicht für unseren Kolonialismus so schlecht fühlen,
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weil in Wirklichkeit kommen die ja von draußen und wollen uns aussaugen.
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Aber vielleicht auch dieser Kulturaustausch mit den Kolonien,
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Also das Horror und das Monster ist ja, das habe ich halt auch schon tausendmal
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gesagt und das sage ich immer wieder, weil es eines meiner Lieblingssachen ist,
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dass es halt das Monster ist halt immer überkonnotiert, da stecken halt wahnsinnig
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viele Bedeutungen halt drin.
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Und ich glaube, dass diese eine Sache, warum er rübergeht nach England,
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er möchte sich ausbreiten, es entsteht eher aus der Angst vor ihm,
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der geht hin und verführt unsere Frauen und trinkt unser Blut und bringt unsere
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Welt durcheinander und bringt uns die Pest oder sowas.
Florian Clauß
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Und wie kommt dieses Motiv des Bluttrinkens? Ist das so ein romantisches Motiv?
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Ist das eine Erfindung von Bramstone?
Chris Flor
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Also, Bram Stoker, ich glaube, das Bluttrinken ist schon auch in der Dingsbums, also dass er sich,
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dass der Vampir sich labt an den Lebenden und die Lebenden aussaugt,
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ist ja eigentlich auch die Definition von einem Vampir, ist ja jemand,
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der sich der andere Energie von anderen abspeist, von den Nicht-Vampiren irgendwie halt was raussaugt.
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Also das ist ja quasi die Definition.
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Ein Zombie, der Zombie, die Definition ist, dass irgendwie auch Leben der Tote,
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aber dadurch, dass er andere ist, die dann auch Zombies werden und die breiten
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sich dann aus und werden dann halt so die Masse von Zombies.
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Und man wird halt immer weniger, kann sich immer schlechter verteidigen.
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Beim Vampir ist es, du hast einen Kern, der halt Energie raussaugt und dann
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dieses Blut ist Leben, was der Knock auch macht.
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Also die ganzen Tiere, die er gebissen hat, die sind halt alle tot.
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Er hat halt das Blut rausgetrunken. Der Vampir nimmt halt die Kraft raus und
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stärkt sich dadurch selber und wird dadurch mächtiger und stärker.
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Also das Blut ist natürlich auch eine, okay, können wir damit halt jetzt auch anfangen.
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Also dieses Blut ist Leben.
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Das ist halt sehr wichtig auch in dem Bram Stoker.
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Es ist ja so, das Individuum, von dem das Blut kommt, sondern Blut an und für
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sich als so eine Masse, als so eine Lebenskraft. Blut ist ein Schluck Lebenskraft.
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Quasi das einzige Individuum, das irgendwie noch existiert, ist der Vampir und
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alles andere ist tot und ausgesaugt.
Florian Clauß
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Diese Anleihe von Vampir aus der Welt der Fledermäuse.
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Da hat man ja das Verhalten bei Fledermäusen, dass die tatsächlich...
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Teilweise Blut trinken von Tieren, von anderen Tieren, von Pferden oder von größeren.
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Wobei man hier nochmal so als Randanekdote dann gerade bei solchen bluttrinkenden
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Fledermäusen ein sehr altruistisches Verhalten beobachten konnte.
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Nämlich das Blut hat auch eine ziemlich kurze, sattmachende Wirkung.
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Also das ist halt wirklich so, innerhalb von kürzester Zeit brauchen die halt
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wieder Blut, damit die nicht sterben, diese Tiere.
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Und wenn dann eben ein Tier nicht richtig, also nicht gejagt oder nicht jagen
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konnte und kein Blut getrunken hat, hat man dann das Verhalten bei den Fledermäusen
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festgestellt, dass dann andere Fledermäuse dem halt das Blut geben.
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So, aber genau aus dem Grund, dass, weil jeder da in diese Situation kommen
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kann, ist dann ein sehr stark ausgeprägtes altruistisches Verhalten,
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aber nur so mal Das interessiert mich.
Chris Flor
1:00:05–1:00:08
Das erinnert mich dann halt auch, du hast halt bei dem Bram Stoker auch,
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also dieses Blut genau die merken halt am Anfang,
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dass halt diese Lucy, Lucy ist nicht Mina Harker, sondern Lucy ist die Freundin
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bei der Mina Harker da wohnt dass sie halt irgendwie immer blutarmer wird,
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weil der Vampir halt als erstes Lucy halt irgendwie aussaugt und sie wird halt
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immer blutarmer und dann fangen die halt auch an und machen so,
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Blutübertragungen und das meinte ich ja auch, das ist halt zum Beispiel eins
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von diesen Science-Fiction-Dingern, das war halt so neu,
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dass man dann halt einfach das eigene Blut, also dass die ganzen starken Männer
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dann ihr Blut dann halt in Lucy dann halt so eine Blutspende quasi gemacht haben.
Florian Clauß
1:00:44–1:00:45
Um sie wieder aufzupäppeln.
Chris Flor
1:00:46–1:00:50
Transfusion, genau, das ist das richtige Wort, also dieses altruistische,
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Ja, was du da erzählt hast mit den Zählern, weil es ist interessant.
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Aber halt eben auch diese Sache, also diese Lebenskraft, die dann halt einfach
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existiert, die in verschiedenen Containern,
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also in verschiedenen Menschen irgendwie zwar existiert,
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aber dann halt auch über die Körpergrenzen hinaus dann halt aufgenommen werden
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kann und dann halt eben auch von dem Vampir rausgesaugt wird aus den einzelnen Individuen.
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Ja, also das spielt da, glaube ich, auch mit rein.
Florian Clauß
1:01:20–1:01:26
Und das war dann mehr oder weniger, weil du sagst, also Science Fiction,
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diese Erneuerung von...
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Sowas wie der Vampir als Figur, der Untote.
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Ich meine, das sind ja auch alles so Figuren, die in Volkssagen und Mythen und so weiter vorkommen.
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Aber wahrscheinlich so als literarische Figur dann erstmal so geschaffen wurden.
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Und dann, es war ja die Zeit der, naja, es war die Hochzeit quasi schon die
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abklingende Industrialisierung damals.
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Je nachdem, wie man das dann auch lesen mag. Und du hast ja auch schon jetzt
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so eine Lesart angeboten, dass quasi dieser Rückkehr, dieses gegengestreckte Kolonialismus,
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dass dann der Osten in die viktorianische Gesellschaft wieder zurückkommt und sowas.
Chris Flor
1:02:12–1:02:13
Astoria.
Florian Clauß
1:02:13–1:02:16
Genau, das sind ja so Ansätze, oder du kannst es ja dann auch der Vampir,
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wenn du das dann auf so einer Kapitalismuskritik dann ausweitest,
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dann kannst du ja irgendwie, der Kapitalismus saugt uns unsere Arbeitskraft weg, ja.
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Also sowas kann man ja auch dann da reinlesen. Zu der Zeit war es ja noch der
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Kapitalismus in der Ausprägung, hat die Arbeit da schon noch richtig ausgebeutet.
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Im Gegensatz zu heute, also körperlich ausgesaugt.
Chris Flor
1:02:42–1:02:46
Ja, wobei natürlich der Bram Stoker dann halt, die sind ja alles Adlige,
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also nicht Adlige, aber halt schon reichere Menschen, die dann halt die Opfer
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werden in dieser Bram Stoker-Geschichte und die da ausgesaugt werden.
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Das könnte natürlich auch eine Angst sein vor irgendwie so einer...
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Sich langsam formierenden Arbeiterbewegung, die halt vielleicht irgendwie in
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Russland oder halt im Osten irgendwie sich stark macht oder so,
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kann natürlich auch sein.
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Also da kommt halt irgendwie die Sachen, das ist halt total dicht gepackt, alles an Bedeutung.
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Also was ich meinte mit dem Science-Fiction irgendwie, ja, das ist halt ein
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Teil, der, also das war so ein bisschen, worüber ich damals schon geschrieben hatte bei Convex TV.
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Du hast halt eben, ich finde es eher so eine, Science-Fiction halt eben so ein
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wissenschaftliches, von einem Aufnehmen eines Phänomens in den wissenschaftlichen
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Wissenskörper irgendwie.
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Also darum ging es dann, bei dem Roman ist es so auffällig. Der Roman ist ja
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so, stellt sich zusammen aus verschiedenen Schriftstücken, die halt alle gefunden wurden.
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Da ist dann das Mina Harkers Tagebuch, die Briefe von Jonathan Harker an Mina
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aus seiner Reise nach Transsilvanien, das Logbuch von dem Schiff.
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Wie heißt dieses Audio-Gerät, was aufnimmt?
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Man kratzt es in so einen Wachskiegel rein. Phonograph.
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Phonograph-Aufnahmen von einem Doktor, der dann halt irgendwie erstmal den verrückten
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Renfield, also hier der Herr Knock, oder dann später Mina Haker.
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Also das sind diese ganzen Schriftstücke, die alle so kreuz und quer rumliegen, sind nicht geordnet.
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Und der Vampir ist da als so eine Sache, die außerhalb der Wissenschaft,
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außerhalb des Verständnisses ist.
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Die Leute haben empirische Beobachtungen, was halt passiert,
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aber dann steckt dann halt auch vielleicht so ein wissenschaftliches Dogma,
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schlägt dann halt immer ein, dass es nicht sein kann,
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weil es halt sich mit dem momentanen wissenschaftlichen Stand Status Quo nicht
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erklären lässt, wird es halt erstmal ausgeschlossen.
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Und währenddessen bewegt sich halt Dracula an diesen Grenzen.
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Er hat halt auch, wenn er so Einfluss hat auf den Wind, er hat Einfluss über
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die Wölfe, die Fledermäuse, den Nebel.
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Er hat auch mehr Einfluss auf Frauen durch Hypnose als auf Männer.
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Männer halt nicht so ganz. Also eben halt so diese Vorstellung damals,
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dass die Frau halt mehr an der Natur ist als der Mann, solche Geschichten.
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Um ihn zu besiegen, muss man ihn halt aus dem außerhalb, außersprachlichen und
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außerwissenschaftlichen Diskurs, man muss ihn halt reinbringen.
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Und das passiert dadurch, dass man
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halt diese, es ist wie so ein literaturwissenschaftliches Ding eigentlich.
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Du nimmst alle Texte, die du hast und ordnest die und bringst die zusammen,
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machst ein lineares Narrativ draus und dann wissen sie Bescheid und haben dann
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auch irgendwelche folkloristischen Texte oder was weiß ich und dann wissen sie,
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wie sie ihn besiegen können.
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Und das ist halt eben hier beim Tageslicht raus und dann ist er geschwächt und dann kann man töten.
Florian Clauß
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Okay, das heißt durch Beobachtung, durch Naturbeobachtung, also so quasi wie
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so früher Entdecker dann auch sich den Himmel angeschaut haben und dann irgendwann
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die wiederkehrenden Sternformationen beobachten konnten.
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Die dann aus den verschiedenen Quellen, die sie da zur Verfügung hatten,
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haben die das dann halt so kombiniert und dadurch hat sich dann so eine Anleitung
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ergeben, wie man Papiere besiegen kann.
Chris Flor
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Okay, und diese Anleitung ist das Buch Dracula. Das Buch Dracula sind diese
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Schriftstücke, die halt ineinander gefasst werden.
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Und dadurch dieser Roman, der den Dracula erzählt, ist quasi auch das Ding, was ihn besiegt.
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Und deswegen ist es so Science-Fiction eher, weil es wird halt in dem Moment...
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Und gelöst, wo es halt einfach, und das ist ja diese Zeit, damals gab es diese
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ganzen spirituellen Sitzungen und so weiter.
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Und die Leute haben aber noch gedacht, okay, es gibt halt den Äther,
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der durch die Gegend geht und es gibt Elektrizität und Radiowellen.
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Und die haben ja damals gedacht, diese ganze Geistererscheinung und so weiter,
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das lässt sich ja alles klären wissenschaftlich.
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Wir sind bald so weit, dass wir das wissenschaftlich erklären können.
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Also in diesem Geist ist das geschrieben. Deswegen denke ich halt,
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dass es eher ein Science-Fiction ist als eine Horrorgeschichte.
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Genauso wie halt Frankenstein ja auch eher Science-Fiction als Horror. Ja gut.
Florian Clauß
1:07:18–1:07:22
Ja, also ich glaube auch genau an dieser Schwelle.
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Also andersrum gesprochen ist ja diese Geistererscheinung oder diese Meditationssitzung,
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wo dann halt so kollektiv dann auch hypnotisiert wurde und so weiter.
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Das waren ja gesellschaftliche Ereignisse, die waren ja eigentlich auch so eine
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große Zauberschau, die dann mit bestimmten Mitteln konnte man das halt erreichen.
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Also das war ja genau diese Zeit, wo man dann sich damit amüsiert hat in der
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gehobenen Gesellschaft.
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Und diese Wissenschaftseuphorie, es war die Zeit der Weltausstellungen und auch
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die Zeit der Erfindungen, wo ganz viele Erfindungen rausgekommen sind,
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aber gleichzeitig hat ja noch so quasi auch bei der Elektrizität hat sich ja
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dann auch irgendwie dann so der Maßstab noch nicht so richtig gefunden.
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Und da gibt es ja diese Geschichte von dem Ritter, das ist auch ein Wissenschaftler, der dann erlegt,
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dann in Selbstexperimenten so versucht hat zu vermessen,
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wo er sich dann halt eine Elektrode ans Auge gehalten hat und dann genau protokolliert,
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wie lange er dann Flackern gesehen hat und wann dann halt wieder die Farbe ins Auge gekommen ist.
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Also solche Sachen. Also aufgrund von fehlender Messinstrument hat man dann
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den Körper genommen und hat dann auch so komische Sachen gemacht.
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Also das ist ja auch so, diese Zeit.
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Und du hast es ja gerade ganz schön beschrieben, diese Vermischung und dann
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aber doch wieder so diese Rückkehr zur Wissenschaft, der Glaube an die Wissenschaft.
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Das ist in der Herzog-Geschichte zum Beispiel auch nochmal so eindeutiger.
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Da gibt es diesen Doktor auch, eine ähnliche Figur wie bei dem Eggers.
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Wir haben ja bei den Eggers noch den anderen, der dem Okkulten,
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der von Franz, der dem Okkulten.
Chris Flor
1:09:08–1:09:11
Ja, und das ist ja der Van Helsing und das ist halt eben auch nochmal der Unterschied,
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also mit dem Bram Stokers Dracula nochmal schnell, Also der Van Helsing ist
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halt eben so jemand, der sagt, verschließt eure Augen nicht,
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also ähnlich eigentlich wieder von Franz, verschließt eure Augen nicht vor dem,
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was ihr seht, aber der Van Helsing, Doktor Van Helsing, dem geht es halt darum,
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die Sache zu sagen, das gibt es, das ist messbar und deswegen müssen wir das
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halt jetzt auch einführen.
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Das ist halt eine Realität und die Wissenschaft ist nur einfach noch nicht so weit.
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Wohingegen halt der von Franz halt eben im Eggers dann sagt,
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die Wissenschaft bringt hier nichts, weil die einfach nicht greift.
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Wissenschaft ist genau das falsche Paradigma, um dem zu begegnen.
Florian Clauß
1:09:53–1:09:58
Genau, also die Wissenschaft wird da ausgeschlossen. Er hat dann auch Mitgefühl
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mit der Ellen, die dann von einem anderen Arzt angekettet wurde und unter Äther
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sediert. Dann meinte er, nee, lass sie frei.
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Warum kettet ihr dieses Mädchen da an? Sie hat Qualen.
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Also er hat nochmal so einen empathischen Blick, eben weil er nicht so diese
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Regeln der Wissenschaft dann befolgt.
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Bei dem Herzog-Film heißt der Doktor auch Van Helsing. Also der ist,
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glaube ich, aus dem Original übernommen.
1:10:23–1:10:26
Und der lässt sich ja auch die ganze Zeit nicht überzeugen. Er sagt,
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das muss man wissenschaftlich lösen.
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Und am Ende von dem Herzog-Film ist zum Beispiel so, dass dann Lucy,
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ist dann auch die Hauptdarstellerin da,
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Lucy verstreut dann zum Beispiel geweihte Hostien und damit bannt sie dann ihren
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Mann, der gebissen wurde,
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Bruno Gans als Darsteller,
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den bannt sie dann, der kann sich dann nicht mehr bewegen aus dem Kreis.
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Sie hat dann schon so bestimmte Hacks, die dann aus so einem kultischen Kommen,
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wendet sie an oder dass man ihm fehlen kann, also der Holzpfahl, den dann halt auch,
1:11:05–1:11:10
Um den Dracula zu töten, muss man ihm fehlen. Also dann gibt es ja diese Sachen.
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Und dann erst am Ende sagt er, okay, ich habe die ganze Zeit mich an die Wissenschaft
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gehalten und ich habe geirrt.
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Aber dann ist sie schon tot. Das ist ja das Einknicken der Wissenschaft.
1:11:26–1:11:29
Da stimme ich dir zu, da war Eckers dann eben noch vorher schon.
1:11:30–1:11:34
Eigentlich diese Abzweigungswissenschaft wird gar nicht großartig ausgewalzt.
1:11:34–1:11:38
Es geht gleich in das, es bleibt im Okkulten die ganze Zeit spielen.
Chris Flor
1:11:38–1:11:44
Ich kann dann mal kurz erzählen, meine Lieblings zu dieser Verbindung zwischen
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Ellen und dem von Franz in der Eggers Version ist natürlich, sind die Kätzchen.
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Also die Katze, die ja klar ganz am Anfang natürlich für Allens Sexualität steht,
1:11:56–1:12:00
wo sie den Thomas am Anfang dazu bewegen möchte, nach den Flitterwochen dann
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doch noch jetzt noch ein halbes Stündchen länger zu Hause zu bleiben und nicht
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gleich ins Büro zu gehen.
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Als er dann sagt, nein, dann springt halt das Kätzchen so, also so ein kleines
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Kätzchen, springt dann so aufs Bett in ihren Schoß.
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Es ist fast schon so ein bisschen zu dick aufgetragen.
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Aber der von Franz hat ja auch Katzen. Der hat eben auch Katzen da.
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Und als er dann Ellen das erste Mal trifft, sieht er, dass es eine Katze ist.
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Und sagt dann, ah, wem ist das ihre Katze? Und dann sagt sie,
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die Katze gehört ihr selbst.
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Und er holt dann aus seiner Tasche, holt er dann irgendwie so ein Kätzchen,
1:12:35–1:12:37
so ein Leckerli raus und gibt es der Katze.
1:12:37–1:12:40
Und die Katze fängt dann an, frisst das so auf.
1:12:40–1:12:45
Und dann am Ende, als Ellen tot ist, übernimmt er ja auch die Katze.
1:12:45–1:12:46
Er nimmt die dann mit zu sich nach Hause.
Florian Clauß
1:12:48–1:12:48
Ja, ja, stimmt, ja.
Chris Flor
1:12:49–1:12:53
Das fand ich sehr schön irgendwie. Also ich fand auch, das ist halt so eine,
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ja gut, vielleicht Sexualität nicht unbedingt jetzt in dem Fall mit dem Doktor
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von Franz, weil er ja auch andererseits dann vielleicht so eine Vaterfigur auch
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für sie irgendwie darstellt,
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die ihr ja gefehlt hat, als sie ein Kind war.
1:13:09–1:13:12
Deswegen hat sie ja überhaupt erst diesen Orlog heraufbeschworen.
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Also man könnte da auch so Vater-to-Daddy-Issues
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irgendwie vielleicht reininterpretieren in dieser Sache.
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Das war dieser wohlmeinende Vater, der aber dann auch für ihren Tod verantwortlich
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ist am Ende, mehr oder weniger, der lässt es ja zu, dass sie sich da quasi opfert.
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Naja, das Komplex.
Florian Clauß
1:13:31–1:13:37
Ja, also die Katzen sind mir auch aufgefallen. Es gibt die auch im Originalfilm
1:13:37–1:13:39
von Monau, gibt es auch die Katzen.
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Ja, da wird auch mit den Katzen gespielt. Ja, die haben auch da so eine Symbolik,
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eine offene Symbolik und auch eine andere Symbolik, die ja auch aus dem Monauer
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Film übernommen ist, ist diese abgeschnittenen Blumen.
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Dass sie dann auch sagt, nein, sie will diese abgeschnittenen Blumen.
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Warum hast du sie für mich getötet, diese Blumen?
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Das ist auch genauso von Monau übernommen.
1:14:02–1:14:06
Fand ich so ganz interessant, dass sich das da wiederfindet.
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Also allgemein, wenn ich jetzt nochmal so mein Fazit zu diesem Eckers-Film,
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sagen darf, ist das so, dass für mich, also ist bis auf, was wir schon so ein bisschen,
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herausgearbeitet haben, diese Heraufbeschwörungen und so weiter,
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diese Beziehungen zwischen Ellen und Orlock, ist aber der Film sehr nah an dem
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Monow-Film und ich finde,
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was wirklich Eggers auch schafft, ist, dass er diese ganzen narrativen Elemente,
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die Geschichten, die Charaktere, die dann in dem alten Film doch etwas,
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ich sag mal, so schmaler angelegt sind,
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macht er alles auf Eleven.
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Er dreht alles hoch. Er schafft eine unglaubliche.
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Dramatisierung der Figuren, des Umfeldes, der Schauplätze,
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ja, und das finde ich, macht er sehr gut, also deswegen finde ich,
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kann er sich da so durchaus als ein Remake und hat sich da auch sehr stark in
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einem Original und hat überall so, quasi so Kittmasse eingeführt,
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die dann vorher bei dem Originalfilm nicht so deutlich war, ja,
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also es ist so ein bisschen wie so diesen Stoff nochmal durch Mid-Journey zu
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jagen und mach's mal jetzt neu,
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also das Es ist fast so ein automatischer Prozess, der dahinter steht.
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Das finde ich, hat er gut gemacht.
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Es wird alles dichter, es wird alles pompöser und so weiter,
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aber mehr auch nicht, jetzt mal so platt gesagt.
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Und das, was dann, ja, also diese unglaublich bildgewaltige und dramatisierende Art.
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Und was ich auch gelesen habe über den, das finde ich so ganz interessant,
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dass die am Set haben die ganz wenig irgendwie eine flexible Kamera eingesetzt.
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Die haben alles mit Kranfahrten und Dolly gemacht, ja.
Chris Flor
1:15:57–1:15:57
Ah, wow.
Florian Clauß
1:15:57–1:16:02
Also das heißt, die meinten, alle an dem Set werden total auch eingestimmt auf
1:16:02–1:16:05
den Film, weil teilweise, und ich kann es mir auch vorstellen,
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da siehst du jetzt auch zum Beispiel, als dann der Thomas auf dem Orlog in ein
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Schloss trifft und dann diese Szene, wo er Abendbrot isst, ja.
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Dann meinten die, die Kamera ist dann so durchgefahren und dann mussten alle
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auch mitwirken, dass dann irgendwie der Teppich weggezogen wurde,
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dass dann halt die zweite Mauer dann halt verschwunden ist und so weiter.
1:16:29–1:16:31
Also alle waren total fokussed auf dem Set, ja.
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Und das hat die auch so als so ein starkes Bounding, ne.
1:16:34–1:16:39
Also das, finde ich, merkt man den Film auch an, dass er sehr konzentriert ist
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und dass er sehr, also sehr zentral gefilmt ist, ja.
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Dass er, wie wir schon sagten, auch sehr dunkel ist, ja.
1:16:47–1:16:52
Was mich noch bei dem Nosferatu ziemlich gestört hat, war die Stimme.
Chris Flor
1:16:53–1:16:54
Von ihm?
Florian Clauß
1:16:54–1:17:00
Ja, ich finde einfach, das war vielleicht kein guter Kniff, weil ich glaube,
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Willem Dafoe sollte ursprünglich den Nosferatu spielen.
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Und dann hat er sich aber für den Jüngeren entschieden. Also den sieht man ja
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auch nie unter den Schichten von irgendwas.
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Ich finde halt, der ist als Nosferatu, der Schauspieler,
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hat auch angeblich seine Stimme dann um eine Oktave tiefer trainiert und abgenommen
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und so diese ganzen Schauspieler-Mythen, die man halt so sagt,
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wenn man sich auf eine schwere Rolle vorbereitet.
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Aber mich hat die auch total genervt, diese Stimme. Das war so ein bisschen wie bei Batman.
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Da gibt es auch diese tiefe Stimme und dann wird,
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das fand ich als Mittel, hat mich das jetzt nicht so nicht so begeistert ja,
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das sind so meine Punkte wo ich dann halt sage, also,
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wie gesagt, ich komme nicht über den Schnurrbart weg, das hat die Figur einfach
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total lächerlich gemacht und nicht laufer für mich ich mochte den halt überhaupt
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nicht und auch gar nicht so gruselig sondern ich fand es einfach nur ein bisschen lachhaft.
Chris Flor
1:18:09–1:18:11
Ja, ging mir nicht so, aber egal.
Florian Clauß
1:18:12–1:18:16
Ja, haben wir ja. Ja, ging dir nicht so. Aber, und das war jetzt auch so,
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das, was wir uns vorher darüber unterhalten haben in unserem Chat,
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was ich bei dem Film auch stark fand, war eben dieser Determinismus.
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Und ich fand ihn halt so stark, dass ich den auch nicht ertragen habe.
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Und dieser Determinismus, der da durchläuft, der ist, es ist ja von vornherein
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klar, als der Film anfängt, wie der hinten endet, weil der eben das Original nimmt und abfilmt.
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Also es gibt so verschiedene Textsorten, die da drin hängen.
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Das eine ist eben das Original von Mono auf der einen Seite,
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das andere ist eben auch diese Anleitung, diese Anleitung, wie man Vampire oder
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was Vampire sind, als wie man die dann halt tötet und.
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Einfach der Originaltext von Bram Stoker, der da mit drüber hängt, ja.
1:19:09–1:19:15
Und es ist einfach so eine deterministische Kette, die der Film durchläuft,
1:19:15–1:19:16
fast wie so eine Turing-Maschine,
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wo dann halt so quasi diese einzelnen exekutierten Szenen auf so ein einzelnes
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Glied dann runtergebrochen werden und wo dann halt quasi Szene für Szene wie
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so eine Turing-Kette, ja, nacheinander durchgearbeitet wird.
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Und ganz klar ist, dass der Algorithmus hinten dann eben diese Vernichtung des
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Orlogs mit Alan zusammen, dass
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das Ergebnis da so durchkommt und durchläuft. Und das fand ich halt so.
Chris Flor
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Ja, ja, nee, das hattest du gesagt und dann habe ich mir sehr viele Gedanken
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zu dem Determinismus gemacht seitdem.
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Und ich finde erstmal in dem Film geht es ja auch um diesen Determinismus.
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Also hier ist die ganze Providence, Schicksal und so weiter.
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Also diese ganze Sache ist eigentlich, das ist ein aufgezogenes Urwerk,
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was halt jetzt einfach abläuft.
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Und die genau, also auf Metaebenen, genau wie du gesagt hast,
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man kennt die Geschichte, man weiß, wie es ausgeht und so weiter.
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Das ist halt schon ein paar Mal passiert. Vampir ist einem alles klar und das
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wäre halt eben diese Sache, wo ich gesagt habe, wenn mir jemand fragt,
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du musst nach Franzolvaniens in einem Grafen, zeige ich dem den Vogel und gehe natürlich nicht hin.
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Aber man weiß es halt vorher jeder, also wahrscheinlich viele Leute auch nicht,
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aber die den gesehen haben, jetzt so gut fanden. Aber eigentlich kennt jeder die Geschichte.
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Aber das andere Deterministische ist halt eben, also was die ganze Sache angestoßen
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hat, ist quasi diese Heraufbeschwörung von Orlog, die Helen gemacht hat als Kind.
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Ab da ist es eigentlich klar, dass das irgendwie in dem Untergang von den beiden halt irgendwie endet.
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Und dann spielt sich das halt einfach nur ab. Und dann sagt er,
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also es ist einfach diese Sache, der Herr Knoch sagt ja auch,
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dass er nicht wirklich den Orlok beschworen hätte, sondern Orlok hätte ihn gefunden.
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Obwohl halt der Knoch auch irgendwie in so okkulten Sachen scheinbar wirklich auch so tätig war.
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Aber er wurde dann halt von ihm gefunden irgendwie. Und der Herr Knoch sagt
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ja die ganze Zeit, it's Providence, also es ist Schicksal, es ist Schicksal.
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Es ist ja auch wieder so eine Umkehrung von dem, Und dass Ellen aber eigentlich
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den Orlok heraufbeschworen hat.
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Aber diese ganzen Sachen, dann kommt diese Geschichte, dass der von Franz gemerkt
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hat irgendwann, er müsste nach Wissburg kommen.
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Er wusste nicht warum, aber jetzt ist er halt in Wissburg.
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Und dann stellt er sich halt raus, dass er deswegen da ist, um halt an dem teilzunehmen.
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Aber er macht ja auch nichts wirklich, der von Franz.
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Also es ist alles nur, es läuft halt alles einfach ab.
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Und dann am Ende ist es vorbei. Dann ist mir halt eben aufgefallen,
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dass das in wahnsinnig vielen Filmen ist.
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Ich habe mir den Hereditary nochmal angeschaut.
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Und da ist es ja genau die gleiche Geschichte. Also, dass da halt irgendwie
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schon was vorbestimmt ist, was den Figuren gar nicht richtig klar ist.
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Und die sind dann quasi, und die reden ja auch darüber, über diesen Determinismus
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bei Hereditarism dann aufgefallen, die sind dann in der Schule und die reden dann über Herakles,
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das Drama und dass das Orakel schon den Untergang von ihm dann halt so voraussagt.
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Und ob es jetzt schlimmer wäre, wenn er selber an seinem Untergang schuld wäre
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selber oder halt eben nicht, welches Tragische ist, wird dann halt diskutiert.
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Und das ist ja dann auch dann hier die Haupt, der Junge halt von Hereditary,
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der dann am Ende dann halt von diesem Dämonen dann halt quasi komplett besessen wird.
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Der hat ja überhaupt nichts verkehrt gemacht die ganze Zeit,
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das lief halt auch alles nur das Programm läuft ab und bei dem Midsommar der
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Christian, der da sobald er halt dieses.
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Betäubungsmittel ins Gesicht geblasen kriegt und dann hat er halt Sex irgendwie
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um dann den Genpool noch aufzuwerten von diesem Volk und dann wird er am Ende
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verbrannt, das läuft ja auch alles nur.
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Oder bei Bo is Afraid am Anfang das Baby schreit nicht,
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ist eigentlich tot und er wird halt, kriegt auf dem also der Bow als Baby sieht
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man ja ganz am Anfang, kriegt dann auf den Hintern geklapst und dann fängt er
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es an zu schreien und er ist quasi in diese Welt,
1:23:28–1:23:32
reingezwungen und das läuft alles ab bis zu seinem Untergang und es lässt sich
1:23:32–1:23:35
nichts dran ändern und dann ist mir nämlich noch aufgefallen, dass,
1:23:36–1:23:40
dasselbe eigentlich auch bei Oppenheimer und dass es halt eben nicht nur im
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Horror ist, sondern auch so ein bisschen so eine Weiterführung von so einem materialistischen.
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Wissenschaftlichen Weltbild. Du hast halt einen Big Bang,
1:23:49–1:23:53
Und es entstehen irgendwelche Wellen, vielleicht auch Multiverses oder irgendwie,
1:23:53–1:23:56
keine Ahnung, aber die Sachen bewegen sich halt einfach voran.
1:23:56–1:24:00
Und es geht eigentlich gar nicht anders, als es sich die Elektronen,
1:24:00–1:24:02
wenn ich eine Entscheidung treffe,
1:24:02–1:24:07
meine Elektronen müssen ja zwangsläufig auf eine gewisse Weise sich im Kopf
1:24:07–1:24:09
bewegen, weil das halt eine Auswirkung ist von dem Big Bang,
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der halt einfach nur immer und immer weiter Wellen und Gegenwellen sich halt
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gegenseitig Ursache, Wirkung beeinflussen.
1:24:17–1:24:23
Und dann bei Oppenheimer war es ja auch so, das Atom wird gespalten werden.
1:24:23–1:24:28
Es ist klar, der Film geht halt durch, zack, zack, zack, zack von einer Szene
1:24:28–1:24:31
zur nächsten und man weiß, das Atom wird gespalten.
1:24:31–1:24:35
Und das lässt sich halt einfach nicht abändern.
1:24:35–1:24:39
Das ist also schon in der Welt, in der Physik ist schon verankert,
1:24:40–1:24:42
dass das Atom gespalten werden wird.
Florian Clauß
1:24:42–1:24:45
Ja, ja, ja, okay. Nee, sag weiter.
Chris Flor
1:24:45–1:24:51
Und dann habe ich mich gefragt, warum das gerade so deutlich gerade ist.
1:24:51–1:24:58
Also als ich das letzte Mal über Vampire wissenschaftlich geschrieben habe,
1:24:58–1:25:02
in 2003 oder sowas, über Buffy hatte ich damals geschrieben,
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war ja diese Stimmung eher halt so, da waren halt diese ganzen Matrix-Filme
1:25:07–1:25:10
auch rausgekommen und Truman Show und so weiter alles.
1:25:11–1:25:14
Das war eine andere Geschichte. Du hattest halt irgendwie, es schien von außen
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alles stabil zu sein. Aber wenn du dann hinter die Kulisse schaust.
1:25:18–1:25:23
Dann siehst du, nee, du kannst hier was verändern. Du bist eigentlich frei hinter der Kulisse und so.
1:25:24–1:25:28
Und dir wird irgendwas von vorne erzählt, dir wird was von vorne gezeigt.
1:25:29–1:25:32
Aber in Wirklichkeit belügt man dich und es ist alles ganz anders.
1:25:32–1:25:36
In diesem Film gibt es auch halt das Vorne und das Hinten. Aber halt vorne,
1:25:36–1:25:39
du denkst, du hast halt freien Willen und so weiter.
1:25:39–1:25:44
Aber in Wirklichkeit läuft halt alles nach einem Programm ab.
1:25:44–1:25:49
Man kann nichts dagegen tun. und am Ende endet es im Unheil.
1:25:49–1:25:52
Und ich frage mich halt, warum das gerade, natürlich weiß man,
1:25:52–1:26:00
warum das gerade heutzutage passiert, also warum dieser Tropf dann halt so aktuell momentan ist.
1:26:00–1:26:06
Also würde ich mal denken, halt eben Klimakrise und dann halt die antidemokratischen
1:26:06–1:26:12
Strömungen, die sich scheinbar einfach immer weiter fortpflanzen und immer weiter
1:26:12–1:26:14
festigen und stärken und so weiter.
1:26:14–1:26:20
So ein Faschismus, der auf einmal so Dampf aufnimmt. Was denkst du dazu?
Florian Clauß
1:26:20–1:26:24
Genau die gleichen Gedanken habe ich auch. Also genau die gleichen Gedanken
1:26:24–1:26:27
und auch genau das gleiche Gefühl dazu.
1:26:28–1:26:31
Also die erste Erfahrung, die ich mit so einem Determinismus,
1:26:31–1:26:35
wirklich so eine körperliche Erfahrung, die ich mit Determinismus in den Filmen
1:26:35–1:26:38
gemacht habe, war als ich dann früh einen Lars von Trier Film,
1:26:38–1:26:42
ich glaube ich habe schon mal darüber erzählt, Europa von ihm geguckt habe.
1:26:42–1:26:45
Da gibt es am Anfang und am Ende und ich weiß ja auch nicht,
1:26:46–1:26:48
ob mittendrin oder am Anfang ist es so,
1:26:48–1:26:56
wenn ich bis 10 zähle, bist du in Europa und du sitzt in einem Zug 1, du entspannst dich, 2
1:26:57–1:27:00
so geht das dann, du merkst wie dann so geht das weiter und das ist der Anfang
1:27:00–1:27:04
von dem Film und das Ende von dem Film ist wenn ich bis 10 zähle,
1:27:04–1:27:08
bist du tot und dann du bist in einem Zug,
1:27:09–1:27:11
der Zug ist von der Brücke gestürzt,
1:27:12–1:27:13
Jeder Zug liegt im Wasser.
1:27:13–1:27:15
Eins, du bist in einem Abteil.
1:27:16–1:27:21
Zwei, das Abteil sinkt immer tiefer. Und du siehst die ganze Zeit diese Bilder.
1:27:21–1:27:26
Und es ist klar, in dem Moment, der Charakter ist dann, der stirbt.
1:27:27–1:27:32
Und ich fand es total schwer. Und es war für mich eine Qual, das zu gucken.
1:27:32–1:27:36
Und gleichzeitig ist es auf so einer Meta-Ebene, wenn du dann den Film siehst,
1:27:36–1:27:41
natürlich ist das das Skript. Und eigentlich ist der Film selber so deterministisch.
1:27:42–1:27:48
Das Skript ist einfach so das, was da abläuft und die Szene für Szene wird dann
1:27:48–1:27:49
halt genau nach Skript gemacht.
1:27:50–1:27:53
Diese Schwere des Determinismus und das ist das halt irgendwie,
1:27:54–1:27:58
was ich dann in Richtung Eggers, der natürlich auch eine gesellschaftliche Verantwortung
1:27:58–1:28:00
hat, ja, also was will er denn ausdrücken in seinem Film?
1:28:01–1:28:09
Und diese wuchtigen Determinismus da so zu betonen, ja, finde ich einfach und
1:28:09–1:28:12
das ist halt dieser Reaktionär an der Stelle, ja.
1:28:12–1:28:16
Also das ist halt so, wo ich dann genau denke, ich meine.
1:28:17–1:28:22
Diese ganzen deterministischen Gegebenheiten, die jetzt hier in unserer Gesellschaft
1:28:22–1:28:24
drin hängen, wie Klimawandel,
1:28:24–1:28:29
wie eben Demokratieverlust und so weiter, das dann noch so zu unterstreichen,
1:28:29–1:28:34
zum Horror zu machen, finde ich halt einfach jetzt vielleicht nicht die richtige Zeit.
1:28:34–1:28:38
Aber vielleicht bin ich auch gerade mit meiner Meinung dann irgendwie zu emotional
1:28:38–1:28:41
oder ich möchte andere Vorbilder jetzt haben.
1:28:41–1:28:46
Ich möchte irgendwie Lösungen haben, wie ich dann eine gewisse Resilienz ausbauen kann.
1:28:46–1:28:47
Da muss ich nicht nochmal irgendwie
1:28:47–1:28:51
sehen, das ist halt so von vorne bis hinten und am Ende bin ich tot.
1:28:52–1:28:57
Klar, das ist natürlich der Determinismus, der auf individueller Ebene ständig läuft.
1:28:58–1:29:01
Aber gleichzeitig diese Frage von, wo sind meine Entscheidungen?
1:29:02–1:29:05
Wo gibt es noch hier Zweige, Abzweige? Wo gibt es hier noch irgendwie ein bisschen Farbe?
1:29:06–1:29:09
Also das ist das, was mir dann einfach fehlt bei einem Film.
1:29:09–1:29:15
Und wo ich dann zu dem Schluss komme, ich finde auch, er hat ein gewisses Frauenbild,
1:29:15–1:29:18
was hinterfragbar ist, auch in anderen Filmen des Eggers.
1:29:18–1:29:25
Nicht so, ich sag mal so, progressiv wie Ari Aster, jetzt wenn wir das wieder vergleichen.
1:29:25–1:29:27
Der hat ein anderes Frauenbild in dem Film.
1:29:27–1:29:31
Ich finde es halt bei Eggers einfach zu schwer.
1:29:31–1:29:38
Also das ist die Last, die möchte ich dann nicht von ihm so rübergebracht bekommen.
Chris Flor
1:29:38–1:29:40
Ja, das Frauenbild ist nochmal eine andere Geschichte.
Florian Clauß
1:29:40–1:29:41
Ja, ist nochmal eine andere Geschichte.
Chris Flor
1:29:42–1:29:45
Da können wir dann auch nochmal drauf gehen vielleicht. Aber ja,
1:29:46–1:29:49
ich verstehe genau mit dem Reaktionär.
1:29:49–1:29:51
Ich hatte mich halt gefragt, ob du das meintest mit dem Reaktionär.
1:29:51–1:29:53
Genau dieser Grund, dass man halt nichts dagegen stellt.
1:29:55–1:30:00
Also das Problem ist natürlich die Machtlosigkeit. Seit Jahrzehnten wird dann
1:30:00–1:30:03
schon gesagt, mit dem Klimawandel, das ist ein Problem.
1:30:03–1:30:07
Unsere Grundschullehrerin hat uns davon schon in den 70er Jahren erzählt,
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dass das ein Problem ist mit den Treibhausgasen und dass man da was machen müsste.
1:30:11–1:30:16
Das ist ja bekannt und trotzdem passiert halt nichts. Das ist halt diese Hilflosigkeit.
1:30:19–1:30:22
Und dann halt auch mit dem Demokratieverlust, wie man sich das halt jetzt hier
1:30:22–1:30:27
in diesem Land anschaut, es war alles klar, wie es läuft.
1:30:27–1:30:34
Und man hat die ganze Zeit versucht, dagegen anzukämpfen, irgendwie auf Facebook oder so.
1:30:35–1:30:41
Man geht auf Demonstrationen, man macht halt alles, es ist alles klar,
1:30:41–1:30:43
man erklärt alles, alle erklären alles.
1:30:43–1:30:48
Es ist eigentlich alles komplett deutlich und trotzdem passieren genau die schlimmen
1:30:48–1:30:54
Sachen haargenau so, wie man es aus der Geschichte kennt und wie man es gewarnt
1:30:54–1:30:58
hat, dass es kommt, wenn man den Anfähren erwehret, den Anfängen,
1:30:59–1:31:01
haben wir verpasst wieder den Zug. Ja.
Florian Clauß
1:31:03–1:31:09
Ja, genau. Also diese Unfreiheit, die dann auch da so in der Struktur drin hängt.
1:31:09–1:31:11
Und das will ich jetzt nicht nochmal in einem Film sehen.
Chris Flor
1:31:12–1:31:15
Ja, ja, nee, und das ist ja eben diese, aber es ist halt ein Horrorfilm.
1:31:15–1:31:18
Und das ist halt diese Morbidität, würde ich auch mal sagen,
1:31:18–1:31:20
dass du halt eben keine Freiheit hast.
1:31:21–1:31:26
Das ist ja der, also dieses Dread ist ja dieses, ein Wort im Englischen,
1:31:26–1:31:28
was halt diesen Horror dann halt beschreibt.
1:31:28–1:31:34
Dread ist halt was, was halt sehr an so einer Todesangst, so einer Morbidität,
1:31:34–1:31:36
Melakolie, das hängt halt irgendwie so ein bisschen zusammen,
1:31:37–1:31:39
ist halt so Verwesung und so weiter, ist halt alles so drin und das ist halt
1:31:39–1:31:41
so dieses Gefühl, du hast halt,
1:31:42–1:31:47
woran erinnert mich das denn jetzt so gefühlsmäßig, Chronik eines angekündigten
1:31:47–1:31:54
Todes, also das ist ja dieses Buch, hast du gelesen von Gabriel Garcia Marquez,
1:31:54–1:31:56
ist halt eben auch so, du weißt,
1:31:57–1:32:00
was passiert am Ende und Und es läuft durch und es gäbe tausend Möglichkeiten,
1:32:00–1:32:04
wie man dieses schlimme Ende abwenden könnte.
1:32:04–1:32:06
Aber es passiert halt genau. Und das ist halt der Horror.
1:32:06–1:32:11
Und deswegen ist es halt ein Horrorfilm. Und es müsste halt,
1:32:11–1:32:14
wenn es jetzt ein Heldenfilm wäre, wäre es halt was anderes.
1:32:14–1:32:17
Aber ich fand es dann halt auch eben interessant, dass es halt auch eben in
1:32:17–1:32:20
Oppenheimer einspielt.
1:32:20–1:32:23
Dann gab es dieses Deaths, diese Fernsehserie von so einer...
Florian Clauß
1:32:23–1:32:25
Ja, das ist von Garland.
Chris Flor
1:32:26–1:32:26
Ja, genau.
Florian Clauß
1:32:26–1:32:31
Da ist es ja auch so ein Thema. Das letzte Mal in Civil War auch darüber,
1:32:31–1:32:39
das ist auch ich finde auch Determinismus im Film ist fast so ein querschnittliches Motiv,
1:32:39–1:32:47
da kann man unglaublich viele Filme da mit reinnehmen also auch im ganzen Science
1:32:47–1:32:54
Fiction Bereich also irgendwelche Zeitschleifenfilme also hier Edge of Tomorrow oder so, die.
Chris Flor
1:32:55–1:32:59
Ja, also das wird halt auch damit gespielt, aber vielleicht ist es das Gegenteil da.
Florian Clauß
1:33:00–1:33:04
Ja, genau, da ist es so ein bisschen die Aufweichung von Determinanten, das stimmt.
1:33:07–1:33:11
Genauso wie halt irgendwie täglich grüßt das Murmeltier, wo dann auch eben in
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dieser Reputation dann auch letztendlich die Lösung liegt, aber erstmal quasi
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durch so eine Unendlichkeitsschlaufe gestiegen werden muss, bis du dann halt einen Ausweg findest.
1:33:21–1:33:26
Aber ja, klar, du hast, wie ich sagte, dann Europa von Lars von Trier,
1:33:26–1:33:30
der auch mit so stark, aber im Horrorfilm ist es sehr bestimmt, ne?
1:33:31–1:33:36
Du hast ja häufig Filme mit irgendwie, wo dann einfach ein Schluch dann so durchläuft, ne?
1:33:36–1:33:41
Und dann festgelegt mit der Choreografie und dann wie bei The Ring oder sowas,
1:33:42–1:33:45
wo dann halt irgendwie klar ist, jetzt kommt das und jetzt kommt das und jetzt kommt das.
1:33:46–1:33:49
Da steht's doch in dem Buch, ne? Wir haben doch das Skript vorher.
1:33:50–1:33:53
Und die haben es jetzt ausgepackt. Das ist ja wieder so, jetzt da ist das Skript
1:33:53–1:33:54
und da läuft es jetzt durch.
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Also da ist ja da wieder so quasi das Skript im Film, was dann so wieder so
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eine Metaebene da aufmacht.
Chris Flor
1:34:00–1:34:04
Fällt dir was ein? Fällt dir ein Film ein, der da dem entgegentritt gerade?
1:34:04–1:34:06
Also der da deutlich entgegentritt?
Florian Clauß
1:34:06–1:34:12
Naja, ich überlege es so zeitgenössisch. Ich glaube, was... Ja, das ist eine gute Frage.
1:34:12–1:34:19
Also ich... Die andere Sache ist ja so Filme, die dann bestimmte Situationen erklären, ja.
1:34:19–1:34:23
So ein empathischer Film, wo du dann ein Verständnis entwickelst,
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also wo du dann halt auch ein gewisses Gefühl bekommst für, jetzt ist es vielleicht
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hier eine Wahrheit, die gezeigt wird, ja, aber in der Kunst, also im Kunstbereich.
1:34:36–1:34:39
Ich glaube, es ist auch diese Beziehung zwischen Zuschauer und Film.
1:34:40–1:34:44
Also jetzt, was bei Nosferatu dann ist, der zieht dich halt da so rein.
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Also der zieht dich ja so rein, wie der Orlog dich aussaugt.
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Der will dich halt einfach in diesen totalen Frame.
1:34:54–1:35:02
Und andere Filme, die dann eher so eine, dir was vorspielen und dir Möglichkeiten bieten.
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Also mir fällt jetzt konkret jetzt natürlich nichts ein.
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Muss ich noch mal gucken, aber jetzt habe ich auch so, weiß ich nicht,
1:35:10–1:35:15
hier zuletzt, also mit eigentlich Podcast, dann über Zabriskie Point,
1:35:15–1:35:20
diese Novel-Waag-Filme und so weiter, wo auch kein so ein starkes Drehbuch dann
1:35:20–1:35:23
auch teilweise ist, wo dann halt auch spontan gedreht wird.
1:35:23–1:35:28
Solche Filme, die sind dann auch anders vom Ansatz her, das sind dann auch eher Kunstfilme.
Chris Flor
1:35:28–1:35:31
Und du hast ja auch recht, das ist vielleicht auch genau ein Horror-Ding halt
1:35:31–1:35:36
einfach, dass das dazu gehört, also natürlich ist in einem Horrorfilm das halt
1:35:36–1:35:40
eher da und halt eben auch diese Sache selbst in den Slasher-Filmen,
1:35:40–1:35:43
dann hat irgendwie man weiß schon genau, wenn halt jemand was,
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moralisch Fragwürdiges macht, dann ist er das nächste Opfer in,
1:35:49–1:35:51
diesen Slasher-Filmen.
Florian Clauß
1:35:51–1:35:55
Genau und dann die Dekonstruktion des Slasher-Films und damit gleich aber auch
1:35:55–1:36:00
wieder das Revival, was wir dann irgendwie bei, mit Carpenter dann gesagt haben,
1:36:00–1:36:04
da wird ja quasi auch die Anweisung wieder mitgegeben, ja du Also der Erste,
1:36:04–1:36:05
der dann hat... Darf ich das nicht machen.
Chris Flor
1:36:06–1:36:06
Ja.
Florian Clauß
1:36:06–1:36:12
Da hast du es ja quasi implementiert, indem du es ja auch wieder in die Handlung
1:36:12–1:36:17
mit einstreuenst und genau weißt, das Programm geht so und wir wissen das,
1:36:17–1:36:18
aber wir machen es trotzdem.
1:36:20–1:36:22
Ich meine, fällt dir da ein Film ein?
Chris Flor
1:36:22–1:36:26
Nee, ich habe mich nur gefragt. Also ich habe jetzt...
1:36:26–1:36:32
Into the Spider-Verse habe ich nicht gesehen. Vielleicht ist das so ein...
Florian Clauß
1:36:32–1:36:34
Nee, das ist nicht unbedingt...
Chris Flor
1:36:34–1:36:36
Ich habe nicht gesehen.
Florian Clauß
1:36:36–1:36:39
Keine Ahnung. Nee, also so Multiversen.
Chris Flor
1:36:40–1:36:44
Ja, aber das finde ich dann halt, diese Multiverse-Sache finde ich dann immer
1:36:44–1:36:47
so ein bisschen sehr anthropozentrisch irgendwie.
Florian Clauß
1:36:48–1:36:48
Ja, genau.
Chris Flor
1:36:48–1:36:53
Ja, jede Entscheidung, jede menschliche Entscheidung löst irgendwas aus.
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Und genauso mit der Schrödingers Katze. irgendwie, die Katze kriegt doch schon
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mit, ob die Kapsel aufgegangen ist oder nicht, warum muss erst ein Mensch sich das angucken.
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Und dann auf einmal spaltet sich, also die Katze weiß ja schon, ob sie lebt oder tot ist.
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Also die Katze ist schon der Beobachter, aber da ist so ein komischer Menschenzentrismus
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dann halt so drin, wenn man sagt, okay, es gibt so viele verschiedene Welten,
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weil Menschen können die und die Entscheidungen treffen und so.
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Das ist nicht sehr befriedigend.
Florian Clauß
1:37:23–1:37:29
Das stimmt, Ja, ich wollte nochmal, oder willst du nochmal was zu Determinismus sagen?
Chris Flor
1:37:29–1:37:32
Ja, ich glaube, wir haben das schon so ein bisschen gesagt, also ich hatte genau
1:37:32–1:37:36
diese Sachen dann auch, ich habe es halt auch mit Julia hier mich drüber unterhalten
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und so und wir kamen eigentlich genau zu demselben Schluss, dass es halt eben
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nicht sehr inspirierend ist,
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aber halt sehr gut irgendwie so eine Dread-Stimmung darstellt,
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die man halt so hat, also das so hervorruft, die man dann wiedererkennt von seinem Alltag.
Florian Clauß
1:37:53–1:37:59
Ja, ansonsten würde ich noch mal ein Thema gerne aufwerfen, worüber wir uns
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wahrscheinlich wieder zwei Stunden teilnehmen können.
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Aber du hast es auch noch angedeutet mit Zizek und Lacan.
Chris Flor
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Man kann halt insgesamt den Vampir ganz gut erklären, was halt eben eine Regression ist.
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Du hast ja das Reale, dann gibt es das Imaginäre mit dem Spiegelstadion von
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dem Kind und dann landet man in der symbolischen Ordnung.
Florian Clauß
1:38:26–1:38:31
Und das sind jetzt die Prinzipien von Lacan, also von seiner Lehre.
Chris Flor
1:38:31–1:38:32
Von Lacan, genau.
Florian Clauß
1:38:32–1:38:35
Vielleicht müssen wir das aber noch ein bisschen genauer erklären,
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bevor wir das dann meppen.
Chris Flor
1:38:37–1:38:40
Okay, ich kann es ja vielleicht eben an diesem Vampir dann halt eben auch erklären.
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Also an dem Bram Stoker Dracula, also an dem Roman ist das ja so,
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was ich ja vorher, was ich ja schon erzählt hatte.
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Du hast was, was halt sehr fragmentiertes, indifferenzierte Bedrohung hast du dann halt,
1:38:55–1:39:00
die halt eben nicht in einer sprachlichen Ordnung gehalten ist,
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sondern die sich dann halt quasi so frei bewegt und dadurch halt irgendwie sich
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eigentlich mehr oder weniger im Realen bewegt.
Florian Clauß
1:39:07–1:39:10
Ja, genau, das ist das Reale nach Lacan.
Chris Flor
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Das reale, weil, und was das auch nochmal unterstützen würde,
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der Vampir sieht sich ja selber nicht im Spiegel.
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Also wohingegen das Spiegel, also der Übergang in das Imaginäre von dem Kind ist ja,
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dass das Kind sich selber im Spiegel sieht und da ein Enjoyment empfindet oder
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sich erstmalig als kohärente Einheit sieht und daran Vergnügen hat,
1:39:37–1:39:40
dass es endlich sieht, okay, ich bin nicht nur die anderen, sondern ich bin
1:39:40–1:39:43
auch ein kohärentes Wesen irgendwie.
1:39:43–1:39:47
Aber der Vampir kriegt das ja nicht. Der sieht sicherlich selber im Spiegel.
Florian Clauß
1:39:47–1:39:52
Ja, genau. Also das Kind, was sich im Spiegel sieht, das identifiziert sich
1:39:52–1:39:55
ja mit diesem Bild, mit dem Spiegelbild.
Chris Flor
1:39:55–1:39:59
Ja, mit dem Bild von außen auch, wie man es sieht. Und genau vergleicht es zu
1:39:59–1:40:01
den Bildern, die es sieht von anderen.
1:40:02–1:40:06
Und sieht dann irgendwie, ja, es gehört halt irgendwie, also es ist auch ein
1:40:06–1:40:10
Bild, ein Image, dass es halt existiert.
1:40:10–1:40:16
Also es ist eingetreten in das Imaginäre. Und später tritt es ja ein über das
1:40:16–1:40:18
Oedipus-Komplex und so weiter.
1:40:18–1:40:22
Das ist alles relativ komplex und schwierig.
1:40:22–1:40:25
Aber schließlich tritt es dann ja auch ein in die,
1:40:25–1:40:30
symbolische Ordnung, wo es halt auch so seine eigenen, also das Imaginären,
1:40:30–1:40:35
im Realen hat es nur Triebe, also hat nur Appetit zum Beispiel,
1:40:36–1:40:37
wie halt eben der Orlack.
1:40:38–1:40:42
Also es ist dann auch diese Sache, dass es halt, der Vampir trinkt dann halt
1:40:42–1:40:47
das Blut zu sich selber, was halt eben so eine amorphe Masse irgendwie ist,
1:40:48–1:40:50
die Lebensenergie saugt es halt rein.
1:40:51–1:40:56
Der nächste Schritt wäre halt eben das Imaginäre, wo halt nicht der Trieb ist, sondern der Wunsch.
1:40:56–1:41:00
Und der Wunsch ist schon was, was halt so ein bisschen genauer definiert ist.
1:41:00–1:41:07
Der Wunsch ist das Bild, das man sich macht von einer, der Erfüllung einer Fantasie.
1:41:07–1:41:10
Also eine Fantasie, das ist alles im Imaginären, bewegt sich das,
1:41:11–1:41:14
das ist noch nicht eingeschlossen in die Sprache, sondern...
Florian Clauß
1:41:14–1:41:19
Das ist im Prinzip das Begehren. Also ich habe jetzt hier nochmal so einen Satz aufgeschrieben.
Chris Flor
1:41:19–1:41:22
Ja, Begehren ist das falsche Wort. Nee, das ist nicht, also der Trieb.
1:41:23–1:41:28
Du hast halt den Trieb oder den wie heißt das denn, also Desire ist halt eben
1:41:28–1:41:29
das in der symbolischen Ordnung.
1:41:29–1:41:33
Du hast den Wish, den Wunsch, also Desire ist ja das Begehren,
1:41:34–1:41:36
das ist schon in der symbolischen Ordnung. Du hast den Wunsch.
Florian Clauß
1:41:36–1:41:41
Aber das Begehren wird ja nie erfüllt so richtig. Das ist ja das Begehren.
Chris Flor
1:41:41–1:41:42
Es ist ja immer.
Florian Clauß
1:41:42–1:41:47
Wenn man halt das Erfüllungsobjekt hat, dann ist es ja wieder was anderes.
Chris Flor
1:41:47–1:41:51
Das Erfüllungsobjekt klein a bewegt sich von einem Punkt zum anderen halt weg.
1:41:51–1:41:54
Also sobald man das erreicht, hat man es eigentlich nicht erreicht,
1:41:54–1:41:56
weil Weil per Definition kann
1:41:56–1:42:01
man das klein a, das Objekt des Begehrens in der symbolischen Ordnung,
1:42:01–1:42:07
also in der nachödipalen dritten Stadion, kann man das halt nicht erreichen.
1:42:07–1:42:12
Aber halt eben der Trieb, du hast den Trieb, du hast den Wunsch und du hast das Begehren.
1:42:12–1:42:18
Das Begehren ist halt brachlich formuliert innerhalb von einer Gesellschaft,
1:42:18–1:42:23
die dann auch, also du hast kein eigenes Begehren.
1:42:23–1:42:28
Das Begehren gehört auch, ist auch Teil von der Gesellschaft,
1:42:28–1:42:29
von der symbolischen Ordnung.
Florian Clauß
1:42:29–1:42:34
In der Symbolik, da kommt die Bedeutung rein.
1:42:34–1:42:40
Oder beziehungsweise das, was man bei Lacan dann auch immer hört und liest,
1:42:40–1:42:43
ist diese Signifikanten und die Signifikate.
1:42:44–1:42:50
In der Symbolik hast du ja eigentlich ein stärkeres Gewicht auf die Signifikanten.
1:42:50–1:42:53
Also das heißt, du hast da eine gewisse Bedeutungsebene, aber die ist nicht
1:42:53–1:42:56
für alle gleich, sondern die ändert sich ja irgendwie.
Chris Flor
1:42:56–1:43:02
Das Symbol ist bei der Definition in der Zeichenlehre ist das ja getrennt vom
1:43:02–1:43:07
das Bedeutende und das Bedeutete Signifikant und Signifikat sind voneinander getrennt.
Florian Clauß
1:43:07–1:43:12
Und wenn man das jetzt wieder auf dieses Beispiel mit dem Vampir,
1:43:12–1:43:20
also der Vampir ist das Reale und vielleicht ist dann das Symbolische die Gesellschaft dahinter.
Chris Flor
1:43:20–1:43:27
Also ich hatte das eher so, dass man den quasi in die symbolische Ordnung halt ein,
1:43:27–1:43:34
also man zerrt ihn quasi aus dem Realen raus und weil er nichts anderes isst
1:43:34–1:43:38
als ein Appetit, weil er nichts anderes isst als ein Trieb, kann er halt eben
1:43:38–1:43:40
nicht existieren in der symbolischen Ordnung.
1:43:40–1:43:46
Dadurch, dass man ihn halt in diesem Buch, in diese symbolische Ordnung einführt,
1:43:47–1:43:50
muss er halt am Ende verschwinden, weil es ihn halt nicht geben kann.
1:43:50–1:43:55
Also der Vampir ist halt eben nur im Realen möglich.
Florian Clauß
1:43:55–1:44:00
Und dann ist quasi, wenn man das jetzt auf die Geschichte von Nosferatu mappt,
1:44:01–1:44:08
dann wäre ja, also der Vampir ist Orlok, dann wäre ja Ellen die begehrt.
1:44:08–1:44:11
Also das heißt, sie ist ja das Imaginäre.
Chris Flor
1:44:11–1:44:17
Also ich würde eben sagen, dass es halt bei dem Dracula sehr wohl funktioniert,
1:44:17–1:44:25
aber ich würde sagen, dass halt diese Logik halt nicht in dem neuen Nosferatu vorhanden ist.
Florian Clauß
1:44:25–1:44:34
Echt? Ich würde es tatsächlich so bei, ich würde also diese Erweckung am Anfang, das ist ja im Prinzip…
1:44:35–1:44:37
Das ist ja im Prinzip das Spiegelbild von Ellen.
1:44:39–1:44:40
Sie ist ja,
1:44:43–1:44:47
diejenige, die dann Orlok erweckt als Spiegel.
1:44:48–1:44:52
Er ist das Reale, er wird real durch diesen Akt der Selbstspiegelung.
1:44:53–1:45:01
Sie begehrt jetzt auf einmal in diesem Spiegelbild das Andere und das ist Orlok auf der anderen Seite.
Chris Flor
1:45:01–1:45:07
Genau, und Ellen ist ja quasi schon, sie ist ja post-Oedipal,
1:45:07–1:45:10
diese ganze Geschichte mit ihrem Vater und so weiter, der dann,
1:45:10–1:45:15
als er gesehen hat, dass sie halt irgendwie übernatürliche Kräfte hat, verstößt er sie.
1:45:15–1:45:20
Also sie ist ja durch irgendeine Oedipale Situation dann irgendwie gegangen
1:45:20–1:45:24
oder Elektra-Komplex oder keine Ahnung, damit kenne ich mich jetzt nicht so gut aus.
1:45:24–1:45:28
Wohingegen, also sie hat dann quasi das Begehren aus einer Position,
1:45:28–1:45:31
die schon in der symbolischen Ordnung verankert ist,
1:45:32–1:45:37
wohingegen das Gegenstück ist halt der Orlock, der halt wirklich nur ein Appetit
1:45:37–1:45:41
ist nach ihr, der halt im Realen ist quasi.
Florian Clauß
1:45:41–1:45:42
Genau, ja.
Chris Flor
1:45:42–1:45:44
Aber was sind dann die Verträge?
Florian Clauß
1:45:44–1:45:48
Naja, das ist das Symbolische.
1:45:48–1:45:55
Das ist die bürgerliche Ordnung. Also die Ellen hört ja auf zu imaginieren, also zu begehren, ja.
1:45:55–1:46:00
In dem Moment, wo sie die bürgerlich oder quasi die Ehe eingeht, ja.
1:46:01–1:46:05
Das ist ja für sie so ein Heilmittel, dass sie nicht mehr so begehrt, das andere.
1:46:05–1:46:11
Und sie fügt sich ja dann die symbolische Ordnung des bürgerlichen Lebens ein.
1:46:11–1:46:16
Das ist die Ehe quasi und die Stadt, die Gesellschaft und so weiter.
1:46:16–1:46:27
Und dann wird der Thomas losgeschickt und der bringt der Mittler des Symbolischen zu Orlok.
1:46:27–1:46:32
Und damit kommt er ja quasi in die Welt der bürgerlichen Ordnung.
1:46:32–1:46:37
Also der bürgerlichen Welt umbringt, aber dann Tod und Pest mit.
Chris Flor
1:46:38–1:46:39
Aber...
1:46:39–1:46:43
Ja, die vertauschen, die tauschen ja Verträge aus. Der Orlock kriegt den Vertrag,
1:46:43–1:46:48
der ihn einbindet, aber Thomas kriegt diesen Vertrag, der halt eben nicht mit
1:46:48–1:46:51
Buchstaben geschrieben ist, die man lesen kann,
1:46:51–1:46:55
sondern eher ins Imaginäre, der regressiert dann quasi ins Imaginäre,
1:46:55–1:46:57
weil er diesen Vertrag dann unterschreibt.
1:46:58–1:47:00
Vielleicht, also könnten wir darüber nachdenken.
Florian Clauß
1:47:00–1:47:04
Ja, also so genau. Aber auf der Ebene, ja, da wird es verspielt.
1:47:05–1:47:11
Aber letztendlich die Auflösung ist ja so, dass Ellen ja ständig getrieben ist.
1:47:11–1:47:15
Sie kann ja auch nicht loslassen, immer wenn sie dann halt auch so die Anfangssequenz,
1:47:15–1:47:22
wenn sie sich dann vereinigt mit dem Orlog im Imaginären, dann wacht sie ja
1:47:22–1:47:25
im Horror auf, aber kommt immer wieder zurück dahin.
1:47:25–1:47:29
Das heißt, auch wenn sie sich dann am Ende vereinigt, eigentlich ist dieses
1:47:29–1:47:33
Begehren, das ist ja immer das Begehren des Anderen, auch wenn sie da ist,
1:47:33–1:47:38
dann geht es ja nur so lange, bis sie dann halt tatsächlich das bis zum Ende
1:47:38–1:47:40
durch hat, bis sie dann tot ist.
Chris Flor
1:47:41–1:47:42
Das ist ja des Anderen großer.
Florian Clauß
1:47:43–1:47:50
Das heißt, dann, wenn alles quasi das Reale und sie und alles tot ist,
1:47:50–1:47:54
dann ist es zu Ende. Dann hört es ja auf.
1:47:56–1:47:59
Also so könnte man das ja irgendwie übertragen.
Chris Flor
1:48:00–1:48:02
Daher schade, dass wir Mitch nicht dabei haben. Der muss es noch absegnen,
1:48:02–1:48:04
bevor wir das veröffentlichten.
Florian Clauß
1:48:04–1:48:06
Genau, Mitch muss nicht so ein anderes.
Chris Flor
1:48:07–1:48:08
Klingt gut.
Florian Clauß
1:48:08–1:48:09
Ja.
Chris Flor
1:48:09–1:48:13
Klingt gut. Also dass dann quasi Ellen am Anfang auch noch nicht in der gut,
1:48:14–1:48:17
aber sie war eigentlich alt genug, um dann halt eben schon in der symbolischen.
1:48:17–1:48:20
Aber du meinst, sie fängt an aus dem imaginären.
1:48:21–1:48:25
Aus dem Wunsch, das ist noch kein Begehren, sondern eher ein Wunsch,
1:48:25–1:48:27
den sie hat. Ne, weiß ich nicht.
Florian Clauß
1:48:28–1:48:33
Es ist reine Sexualität. Es ist ja dieses, so völlig auf so einer Ebene,
1:48:34–1:48:38
die dann überhaupt nicht mehr irgendwie steuerbar ist, sag ich mal.
1:48:38–1:48:41
Auf dieser Ebene findet sie ja den Kontakt zu Orlog.
Chris Flor
1:48:41–1:48:45
Ja, also auf seiner Ebene. Aber woher sie kommt, ist ja eine andere.
1:48:45–1:48:50
Also sie begehrt ja mehr, als dass sie wünscht, als dass sie einen Trieb hat.
1:48:50–1:48:54
Sondern sie möchte halt, sie möchte ja, sie möchte ja Kontakt.
1:48:55–1:48:58
Also das ist ja ihr Wunsch. Sie sagt ja, ihr Vater hat sie verstoßen und sie
1:48:58–1:49:03
hat sich ganz alleine gefühlt und hat nur, also sagt ihr Spirit of Comfort oder so.
Florian Clauß
1:49:04–1:49:07
Ja, aber ich meine, das, was sie danach sagt, dieses Stöhnen,
1:49:07–1:49:08
das ist ja auch so intensiv.
Chris Flor
1:49:08–1:49:13
Ja, ja, klar. Nee, aber das natürlich, ja, die sexuelle Ebene ist dann halt, na gut.
Florian Clauß
1:49:13–1:49:14
Das ist keine Erfüllung.
Chris Flor
1:49:15–1:49:20
Hörst du das Geräusch von dem Lacan, wie er sich im Grab dreht und dreht?
Florian Clauß
1:49:20–1:49:24
Wie er sich im Grab umdreht und gleich hier mit seinen Fingern.
Chris Flor
1:49:26–1:49:30
Ja, mir war noch eins wichtig zu sagen zu dem Thema. Sind wir gegen Ende so?
Florian Clauß
1:49:31–1:49:33
Ja, nein, wir sind jetzt auf jeden Fall gegen Ende. Wir haben jetzt auch wieder
1:49:33–1:49:36
unsere Zwei-Stunden-Marke gerissen.
Chris Flor
1:49:36–1:49:39
Dann wollte ich noch was. Eigentlich wollte ich sagen, dass Johnny,
1:49:39–1:49:42
eigentlich ist Johnny Depp hoher Lack, weil,
1:49:45–1:49:54
weil 1992 Francis Ford Coppola's Dracula hat Wynonna Ryder Mina Harker gespielt.
1:49:54–1:49:56
Die war ja damals so das It-Girl.
1:49:56–1:50:00
Die fanden alle ganz toll. Und die war damals mit Johnny Depp zusammen.
1:50:01–1:50:07
Und jetzt in dem Nosferatu-Spiel, Lily Rose Depp, die Tochter von Johnny Depp,
1:50:07–1:50:10
die Ellen, die dieselbe Rolle ist. Das fand ich interessant.
Florian Clauß
1:50:11–1:50:16
Stimmt, das ist auch wieder so, Hollywood eine große Familie.
Chris Flor
1:50:17–1:50:18
Ja, stimmt.
Florian Clauß
1:50:18–1:50:23
Wahnsinn, ja. Ja Mensch, Chris, dann sind wir aber ganz schön durchgeritten.
1:50:24–1:50:28
Nein, nicht geritten, aber wir haben da uns ganz schön viel Zeit genommen,
1:50:28–1:50:30
die einzelnen Aspekte daraus zu sortieren.
1:50:30–1:50:34
Ich glaube, wir haben uns auch nochmal so ganz gut positioniert und das so ein
1:50:34–1:50:37
bisschen eingeordnet und haben uns ein bisschen an Lacan versucht,
1:50:38–1:50:42
den Film so zu deuten. wie es vielleicht aufgehen könnte.
1:50:44–1:50:45
Ja, vielen Dank.
Chris Flor
1:50:45–1:50:49
Ja, ja, danke dir. Ich unterhalte mich ja immer gerne über Vampire und so.
Florian Clauß
1:50:51–1:50:56
Ja, und wir haben die Tradition unserer Horrorfilme weiter fortgesetzt.
1:50:56–1:50:59
Ich hoffe, du kommst auch wieder im Sommer nach Berlin.
Chris Flor
1:51:00–1:51:05
Weiß ich nicht. Muss ja mal gucken. Vielleicht erst im Winter oder so. Müssen wir mal schauen.
Florian Clauß
1:51:05–1:51:10
Wirklich im Laufen reden. Mal schauen. Was uns dann nochmal für so Horrorfilm
1:51:10–1:51:13
in den letzten Monaten dann aufgefallen ist.
Chris Flor
1:51:13–1:51:15
Oder du kommst hier mal her.
Florian Clauß
1:51:15–1:51:21
Ja, naja, würde ich total gerne. Aber da muss man so lange fliegen.
Chris Flor
1:51:23–1:51:24
Einer muss halt lange fliegen.
Florian Clauß
1:51:24–1:51:30
Ja. Ich würde mir auch gerne angucken, wie ist jetzt eigentlich das Wetter bei dir?
Chris Flor
1:51:30–1:51:32
Es ist kalt, aber sonnig.
Florian Clauß
1:51:32–1:51:33
Was heißt kalt?
Chris Flor
1:51:33–1:51:37
Aber es ist eigentlich nicht super kalt. Es friert nicht oder so.
1:51:37–1:51:40
Also über den Gefrierpunkt. Aber das ist halt schon eine Heizung,
1:51:40–1:51:41
möchte man schon anhaben.
Florian Clauß
1:51:41–1:51:45
Ah ja, okay. Okay, ich dachte, das wäre jetzt noch so 20 Grad oder so.
Chris Flor
1:51:46–1:51:50
Ja, ist es ab und zu mal. Aber jetzt gerade ist es ungewöhnlich kalt auch.
Florian Clauß
1:51:50–1:51:50
Okay.
Chris Flor
1:51:50–1:51:55
Also eigentlich ist ja die Winterzeit nicht so super kalt, aber eher regnerisch.
1:51:55–1:52:00
Und das ist so die Regenzeit. Aber hier ist es halt gerade, hat sich halt so
1:52:00–1:52:01
ein bisschen abgekühlt die letzten Wochen.
Florian Clauß
1:52:02–1:52:06
Ah, okay. Ich muss feststellen, es klappt dann doch, wenn man im Sitzen redet.
1:52:07–1:52:10
Es funktioniert dann, hat nicht so viele Nebengeräusche. Ist vielleicht auch
1:52:10–1:52:12
mal ein anderes Podcast-Gefühl bei uns.
Chris Flor
1:52:13–1:52:14
Weniger Schnaufen.
Florian Clauß
1:52:14–1:52:20
Weniger Schnaufen, weniger Atmen, weniger Straßenlärm. Aber ihr könnt das Ganze
1:52:20–1:52:26
nochmal auf eigentlich-podcast.de sehen. Da will ich immer sagen,
1:52:26–1:52:28
sehen, wo wir langgelaufen sind. Aber wir sind ja nicht gelaufen.
1:52:29–1:52:31
Also wir saßen.
1:52:31–1:52:35
Was mache ich denn da jetzt als Track hin? Weiß ich noch nicht.
Chris Flor
1:52:35–1:52:37
Du machst einfach Karten-Snapshot mit zwei Punkten.
Florian Clauß
1:52:38–1:52:41
Ja, oder so, genau. Du musst mir nochmal deine Geodaten schicken.
Chris Flor
1:52:42–1:52:42
Ja.
Florian Clauß
1:52:43–1:52:46
Da war hier eine lange Linie dazwischen. Das ist auch schön.
1:52:46–1:52:52
Zwei Punkte, ja. Die ganzen Infos zur Sendung könnt ihr dann auch auf unserer
1:52:52–1:52:57
Seite eigentlich-podcast.de nachlesen.
1:52:57–1:53:02
Da haben wir noch einige Links und Texte und so weiter zusammengetragen zu den
1:53:02–1:53:06
Theorien, die wir heute hier erörtert haben. Da könnt ihr nochmal schauen.
1:53:06–1:53:13
Ansonsten würden wir uns über Likes oder irgendwelche Fafs freuen in einer Podcast-Plattform
1:53:13–1:53:16
eurer Wahl, sei es Spotify oder Apple.
1:53:17–1:53:27
Ja, soweit von uns. Das war eigentlich Podcast-Episode 71 und wir hören uns
1:53:27–1:53:29
in zwei Wochen wieder. Bis dahin. Tschüss.

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ZABRISKIE POINT: THIS IS AN AREA OF ANCIENT LAKE BEDS DEPOSITED FIVE TO TEN MILLION YEARS AGO. THESE BEDS HAVE BEEN TILTED AND PUSHED UPWAR BY EARTH FORCES, AND ERODED BY WIND AND WATER.

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Shownotes

Mitwirkende

avatar
Florian Clauß
Erzähler
avatar
Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:03
Die Richtung, manchmal noch ein Klatsch.
0:00:07–0:00:13
Hallo und willkommen. Ich darf ja nicht so enthusiastisch klingen. Hallo.
0:00:15–0:00:15
Hallo.
0:00:17–0:00:23
Von eigentlich Podcast. Dem Podcast, bei dem wir laufend reden und beim Laufen reden.
0:00:24–0:00:29
Und Flo läuft neben mir. Der hat immer sich eine Strecke ausgedacht und führt
0:00:29–0:00:35
so ein bisschen und ist heute auch derjenige, der ein Thema vorbereitet hat.
0:00:35–0:00:39
Denn das machen wir immer, dass wir eben wie beim Wandern, einer erzählt was
0:00:39–0:00:44
und der andere ist begeistert.
0:00:45–0:00:47
Das ist so das Thema.
Florian Clauß
0:00:47–0:00:48
Trägt zu.
Micz Flor
0:00:49–0:00:55
Trägt zu, ich träge zu, genau. spiegelt, fragt, verfeinert, exploriert und genau.
0:00:55–0:00:59
Und das passt heute so richtig schön, weil ich weiß schon so viel,
0:00:59–0:01:02
es geht um eine weitere Folge von Road Movie.
0:01:02–0:01:06
Das ist so eine kleine Serie, die du angefangen hast und das passt natürlich
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dann auch zu unserem Laufen und beim Laufen reden.
Florian Clauß
0:01:10–0:01:11
Genau, Road Movies.
Micz Flor
0:01:12–0:01:13
Ab in die Bruno-Bauer-Stauce.
Florian Clauß
0:01:13–0:01:19
Wir haben uns am S-Bahnhof Neukölln getroffen und wollen jetzt so ein bisschen
0:01:19–0:01:26
südlich unter die Autobahn durchgehen und dann Richtung Ostkrone.
0:01:26–0:01:27
Mal gucken, wie weit wir kommen.
0:01:28–0:01:31
Wir versuchen hier immer neue Strecken zu entdecken. In Berlin,
0:01:32–0:01:33
ihr habt es sicher gehört.
Micz Flor
0:01:33–0:01:36
Tut fast laut. Es ist bloß, als ob Berlin nicht mehr groß genug ist.
Florian Clauß
0:01:36–0:01:41
Wir kreuzen uns schon öfters. Das haben wir schon ein paar Mal festgestellt, dass wir uns kreuzen.
0:01:43–0:01:46
Genau, und auch von mir herzlich willkommen bei einer neuen Folge Eigentlich
0:01:46–0:01:51
Podcast. Alles könnt ihr dann nochmal auf eigentlich-podcast.de sehen,
0:01:52–0:01:56
mehr Informationen holen, schauen, wo wir langgelaufen sind und so weiter.
0:01:57–0:02:02
Ja, Mitch hat schon angekündigt, ich habe das letzte Mal das Thema Roadmovies
0:02:02–0:02:06
geöffnet und wollte jetzt eine zweite Folge dazu.
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Und zwar möchte ich den Film Zabrisky Point von 1970 von Michelangelo Antonioni vorstellen.
0:02:17–0:02:22
Genau. Erst mal ein kurzer Recap. Weißt du noch, was wir letzte Folge so als
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Merkmale des Roadmovies genannt haben?
Micz Flor
0:02:26–0:02:30
Dass man fast wie in einem Episodenfilm immer irgendwas erzählen kann.
0:02:30–0:02:34
Irgendwann geht die Tür zu und der Motor geht an und man fährt weiter.
0:02:34–0:02:36
Also man ist motorisiert.
Florian Clauß
0:02:37–0:02:42
In irgendeiner Form, in verschiedenen Formen. Man ist auf der Reise, auf der,
0:02:42–0:02:48
Ja, und man kommt in so eine Art Station an, wo abgeschlossene Handlungsstränge
0:02:48–0:02:50
laufen können, für sich abgeschlossene.
Micz Flor
0:02:50–0:02:53
Also ich weiß jetzt ehrlich gesagt, wir haben so ganz viele Beispiele gesagt,
0:02:53–0:02:57
haben es anhand eher so, anstatt das von innen heraus zu formen,
0:02:57–0:03:00
so wie Töpfern, haben wir es eher von außen, so wie Steinmetz mäßig,
0:03:01–0:03:03
haben es so weggeschlagen, was gehört dazu, was gehört nicht dazu.
0:03:03–0:03:07
Also wir haben uns der Begrenzung dieses Begriffs Roadmovie eher von außen genähert
0:03:07–0:03:10
und deshalb eher Dinge ausgeschlossen oder Dinge zugelassen,
0:03:10–0:03:15
als dass wir von innen heraus aus sich selbst sozusagen den letzten Grund oder
0:03:15–0:03:16
eine Definition gefunden haben.
Florian Clauß
0:03:16–0:03:23
Wir haben auch dann so ein paar Merkmale quasi in der Besprechung von den Civil War herausgearbeitet.
0:03:23–0:03:28
Aber eine Sache ist auch eben, dass von der Kameraarbeit, dass viel so Landschaftsaufnahmen
0:03:28–0:03:29
und so weiter gezeigt werden.
0:03:29–0:03:35
Was ganz wichtig ist, der Soundtrack beim Roadmovie, dass wir dann auch immer
0:03:35–0:03:41
sehr spezielle Musik dazu haben, die den Film trägt und wir haben einige.
Micz Flor
0:03:41–0:03:46
Beispiele Es ist noch einer eingefallen nach dem letzten den du bestimmt auch kennst, Convoy,
0:03:47–0:03:50
Convoy, das ist dieser Film wo diese LKWs fahren mit diesem Schauspieler,
0:03:50–0:03:54
der früher Westernsänger war und dann auch in Heaven's Gate mitgespielt hat
0:03:54–0:03:58
im größten Flop der Filmgeschichte angeblich, Chris Christopherson spielt da
0:03:58–0:03:59
auch mit, der spielt so ein,
0:04:00–0:04:04
so einen LKW-Fahrer und kann, weiß nicht mehr warum, aber zum Schluss ist halt
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quasi ein Convoy von Trucks die halt so durch Amerika preschen und per Funk
0:04:10–0:04:12
miteinander verbunden sind. It's a classic.
Florian Clauß
0:04:13–0:04:16
Ja, ich glaube, das ist so ein 70er-Jahre-Film, oder?
Micz Flor
0:04:16–0:04:16
Bestimmt.
Florian Clauß
0:04:16–0:04:21
Kann sein, dass ich den wirklich so als Teenager irgendwann mal gesehen habe.
Micz Flor
0:04:21–0:04:22
Auf Hessen 3.
Florian Clauß
0:04:22–0:04:27
Ja, genau. Also wir haben ziemlich viele Beispiele genannt. Das war wahrscheinlich
0:04:27–0:04:30
mit deinem Beispiel von Töpfern.
0:04:30–0:04:33
Ja, wir haben ziemlich viele Schilder aufgezeigt. Das ist ein Notenmovie,
0:04:33–0:04:36
das ist ein Notenmovie, das ist ein Notenmovie. Aber ich möchte jetzt.
Micz Flor
0:04:36–0:04:45
Mit Sabristi Point in den Anfangsbereich der Entstehungsgeschichte von Roadmovies gehen.
0:04:45–0:04:51
1970, relativ früh, wir haben auch gesagt, dass Easy Rider, also einer der früheren Movies waren.
Florian Clauß
0:04:51–0:04:57
Die auch die Bewegung von Neue Hollywood mitgetragen, eingeleitet hat.
0:04:57–0:05:04
Und Sabristi Point ist von 1970 Produktion von Antonioni in Amerika,
0:05:04–0:05:06
sein einziger Film den er dann in Amerika,
0:05:07–0:05:12
gemacht hat, ich will mich nicht ganz festlegen, aber doch meine ich doch,
0:05:12–0:05:14
kennst du, hast du früher oder?
Micz Flor
0:05:14–0:05:19
Ich habe den gesehen, aber ich habe den jetzt nicht nochmal gesehen und ich
0:05:19–0:05:25
habe so ein bisschen was parat und dieses furiose Finale das ist natürlich unvergesslich.
Florian Clauß
0:05:25–0:05:29
Das ist unvergesslich, das ist ästhetisch und erzählerisch.
Micz Flor
0:05:29–0:05:30
Und kapitalistisch.
Florian Clauß
0:05:30–0:05:36
Ja, sehr einschneidend. Schon ganz toll, was Antonioni da für eine Bildwelt geschaffen hat.
0:05:36–0:05:38
Also Antonioni ist eben auch ein Kind,
0:05:40–0:05:45
Ein Kind der Nouvelle Vague, ein ganz prägender Regisseur der Nouvelle Vague.
0:05:45–0:05:49
Ich weiß nicht, nochmal so ganz kurz zusammengefasst. Nouvelle Vague habe ich
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ja auch schon einige Folgen gemacht.
0:05:52–0:05:58
Zuletzt über einen Landesvertreter von Antonioni Pasolini, Theorema.
0:05:59–0:06:04
Ist ein eigener Stil, kann man nicht direkt vergleichen. Nicht so der Liebe.
Micz Flor
0:06:04–0:06:05
Nee, die Geometrie der Liebe.
Florian Clauß
0:06:05–0:06:09
Geometrie der Liebe, genau, Theorema. Die Geometrie der Liebe.
0:06:10–0:06:16
Und da habe ich den Film mit Bruce LaBruce verglichen, der, das war auch dieses
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Jahr noch in der Berlinale, der The Visitor vorgestellt hat als Remake von Theorema.
0:06:24–0:06:29
Genau, und dann auch in den früheren Folgen habe ich auch über die Nouvelle Vague gesprochen.
0:06:30–0:06:35
Also Pasolini und Antonioni, die italienischen Vertreter mit Fellini.
0:06:35–0:06:41
Und im französischen Raum, wo die Nouvelle Vague so ausgegangen ist.
0:06:42–0:06:44
Haben wir natürlich Godard.
0:06:45–0:06:49
Die Nouvelle Vague hat sich ja auch in so einem Kritikerumfeld herausgebildet.
0:06:49–0:06:58
Das heißt, dass viele Filmkritiker von früher sind dann ins aktive Filmschaffen eingestiegen.
0:06:58–0:07:07
Also so zum Beispiel war Godard ein Kritiker und auch Antonioni hat seine erste
0:07:07–0:07:10
Zeit mit Filmkritiken verbracht in den 50ern.
0:07:10–0:07:18
Er ist 1912 in Berara geboren, Italien, und hat erstmal ein Wirtschaftsstudium
0:07:18–0:07:21
oder sowas gemacht. War nicht großartig interessiert.
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Hat dann Filmpritiken geschrieben und ist so in der 40er in das Filmschaffen eingestiegen.
0:07:28–0:07:33
Und hat dann ganz große Werke geschaffen.
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Anfang der 60er hat er seine Triologie angefangen mit La Ventura, Das Abenteuer.
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Weiß ich nicht, hast du den gesehen?
Micz Flor
0:07:43–0:07:47
Nee. Ich bin, ich tut mir leid, ich bin...
0:07:48–0:07:51
Bei Antonioni bin ich ehrlich gesagt, ich glaube, ich habe, ja,
0:07:52–0:07:54
check mal, gotta check this one.
Florian Clauß
0:07:54–0:07:56
Also das ist so eine... Vielleicht habe ich die auch gesehen.
Micz Flor
0:07:56–0:08:00
Weil ich muss ehrlich sagen, viele von diesen Hardhouse-Sachen waren auch bei
0:08:00–0:08:04
mir so im dritten Programm, so, weißt du, so wie halt so, was ich weiß,
0:08:04–0:08:06
ist, dass sich damals alle, wo die Elden-Filme gesehen haben,
0:08:06–0:08:08
so durchliefen im dritten Programm.
0:08:09–0:08:11
Keine Ahnung, wenn ich Poster sehe, weiß ich das vielleicht.
Florian Clauß
0:08:12–0:08:12
Ja, vielleicht.
Micz Flor
0:08:13–0:08:15
Aber ich hoffe, du bist nicht sehr enttäuscht.
Florian Clauß
0:08:15–0:08:16
Nö, bin ich nicht.
Micz Flor
0:08:16–0:08:19
Ich bin ja auch filminteressiert, Mehr als du Gitarren interessiert.
0:08:21–0:08:26
Aber das heißt nicht, dass ich den Kanon inne habe.
Florian Clauß
0:08:27–0:08:33
Alles gut, musst du nicht kennen. Ich hätte natürlich mein Regieporträt Antonioni
0:08:33–0:08:37
in meinem Studium ein halbes Jahr gemacht, in einem Semester gemacht.
0:08:38–0:08:43
Und das war ganz lustig, weil das war mein damaliger Dozent, der Professor Hauke.
0:08:43–0:08:47
Der hat auch da immer sehr wild assoziativ geredet.
0:08:48–0:08:51
Und dann hat er, ich weiß nicht mehr, über was er sich da ausgelassen hat.
0:08:51–0:08:55
Und dann sind wir bei Antonioni, hat er dann so in den Raum gerufen.
0:08:55–0:09:00
Und ein Erstsemester, der war so ein bisschen so etwas Forschung auftreten,
0:09:00–0:09:03
aber hatte halt so Grundkenntnisse.
0:09:03–0:09:05
Was ist Antonioni?
0:09:06–0:09:07
Hat er dann gefragt.
Micz Flor
0:09:10–0:09:12
Danke, das bin ich.
0:09:14–0:09:18
Einige Jahrzehnte später treffen wir uns wieder.
Florian Clauß
0:09:18–0:09:22
Wir waren natürlich voll in dem Jargon von dem Herrn Hauke drin.
0:09:23–0:09:28
Also das konnten die Eingeweihten verstehen, aber die Außenstehenden, wie das so ist.
0:09:28–0:09:33
Also das ist Antonioni. Wir haben dann alle Filme in dem gesehen.
0:09:33–0:09:38
Ich kann mich nicht mehr an alle erinnern. Ich habe dann auch die Filme später mal gesehen.
0:09:39–0:09:45
Zu dieser, im Martin-Gruppels-Bau gab es dort diese große Ausstellung über die Popkultur.
0:09:45–0:09:50
Und da haben die auch so ein Rahmenfilmprogramm gehabt, das war so Mitte 90er, glaube ich.
0:09:50–0:09:53
Und dann liefen halt auch da die ganzen,
0:09:54–0:09:58
Filme, Zabrisky Point und Blow Up und so weiter von Antonioni.
0:09:58–0:10:00
Ich glaube, in dem Zusammenhang habe ich da auch die Filme gesehen.
0:10:01–0:10:05
Also der erste, wo er richtig groß geworden ist, war mit La Ventura.
0:10:05–0:10:10
Und dann die Theologie ist dann mit dem ein Jahr später 1961 mit La Norte.
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Le Ecclicee ist dann 1962.
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Eigentlich die filme so verschiedene aspekte von
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der bourgeoisie der
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oberschicht und ihre langeweile ihr ja einfach die moderne und und der missstand
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so kann man das sagen ja aber hat er hat er da so inszeniert mit großen schauspielern
0:10:35–0:10:39
und schauspielerinnen mit monika wittig hat er oft zusammengearbeitet,
0:10:40–0:10:42
Jean Marot, Marcelo Mastroianni natürlich,
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Alain Delon und später dann auch mit Jack Nicholson in einem Film,
0:10:48–0:10:49
den ich auch großartig finde.
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Ja, also, aber bleiben wir nochmal in den 60ern. Dann kommt 1964,
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kommt die Rote Wüste. Die hat mich total geprägt.
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Irgendeine Reaktion? Nee, großartig. Großartig.
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Ja, die Rote Wüste arbeitet mit unglaublich intensiven Kameraeinstellungen.
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Das ist auch, da kommen wir später nochmal drauf zu sprechen,
0:11:13–0:11:19
das ist so ein Merkmal von Antonioni, wie er mit Kamera, wie er Bilder, wie er Raum inszeniert.
Micz Flor
0:11:21–0:11:25
Entschuldigung. Ich muss gerade die große Einstellung. Ich wollte aus dem Bauch
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heraus sagen, das weiß ich doch.
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Ich konnte mich da nicht zurückkämpfen. Und dann musste ich an eine kurze Anekdote
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denken, die du vielleicht rausschneiden wirst.
0:11:33–0:11:38
Und zwar hatten wir, Kinder waren zu Hause schon so eine VHS-Kamera und dann
0:11:38–0:11:42
haben wir so Filme gemacht und mein Bruder Chris, hallo, der ist ja eh auch
0:11:42–0:11:45
hier ab und zu im Podcast als Sommergast, Sommerspecial,
0:11:46–0:11:52
der hat mit einem Freund dann auch Filme gedreht und dann war Star Wars als
0:11:52–0:11:56
Thema und der hat so gedreht und haben halt so das Skript improvisiert,
0:11:56–0:11:59
wenn es so lange geht und dann hat Chris gesagt,
0:12:00–0:12:01
oh, da sind die Tusken Panditen,
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Sein Freund meinte dann so, die kenne ich nicht. Und dann siehst du halt in
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dem Rohf, was du siehst, den Christus wieder die Kamera ausmacht.
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Und dann weißt du halt, er erklärt ihm, was das Tuskenbanditen sind.
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Und dann spielen sie es den nochmal. Und Christus so, oh, da sehe ich die Tuskenbanditen.
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Und der andere sagt dir so, die kenne ich.
Florian Clauß
0:12:24–0:12:27
1966 hat er Blow Up inszeniert.
Micz Flor
0:12:27–0:12:28
Den kenne ich.
Florian Clauß
0:12:28–0:12:33
Den kennst du. Den kennst du. Auch ein ganz großartiger Film.
0:12:33–0:12:38
Es geht um einen Fotografen, es geht um ein Verbrechen, es geht auch auf der
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Mitte Ebene Film, Foto und Auflösung.
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Ich kriege es nicht mehr ganz zusammen, ich habe den tatsächlich auch lange,
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lange her, dass ich den gesehen habe.
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Ich habe das jetzt auch nicht großartig vorbereitet, den zu erwähnen und dann
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1970 zur Briskey Point auch noch hervorzuheben.
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Und 1975 hat er Professione Reporter, wo Jack Nicholson einen Reporter spielt,
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der ermittelt einen Fall.
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Und ich glaube, er nimmt dann die Identität seines denjenigen an,
0:13:10–0:13:13
den er dann quasi darstellen will in seiner Reportage.
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Also einen Identitätswechsel, den er da macht. Und da auch für alle, die es gesehen haben,
0:13:21–0:13:30
die letzte Szene von diesem Film ist wirklich ein Kunstwerk an einer Kamerafahrt. fahrt.
0:13:31–0:13:35
Sondergleichen. So auf dem Orsenwels-Niveau, wo dann halt die Kamera aus dem
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Raum rausfährt, auf einem Parkplatz und wieder zurück in den Raum kommt.
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Ohne Schnitt. Und du dich ganz Freizeit fragst, wie haben die das gemacht,
0:13:45–0:13:48
dass die Kamera durch dieses Gitter von dem Fenster passt?
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Das fragt man sich nicht, aber das hat mich nicht gefragt damals.
0:13:52–0:13:53
Eine Profession der Reporter...
Micz Flor
0:13:53–0:13:55
Wie haben sie das gemacht? Haben sie das Gitter aufgezogen?
Florian Clauß
0:13:55–0:13:57
Weißt du das? Nee, das weiß ich tatsächlich nicht.
Micz Flor
0:13:57–0:13:59
Wahrscheinlich war es einfach so, dass man das wirklich für einen Vorhang ziehen
0:13:59–0:14:01
konnte und gar nicht so...
Florian Clauß
0:14:01–0:14:04
Ja, vielleicht war die Kamera auch kein so klein, dass sie dann tatsächlich
0:14:04–0:14:06
durchguckt. Nein, das geht doch nicht.
Micz Flor
0:14:06–0:14:08
In 1975 gab es keine kleinen Kameras.
Florian Clauß
0:14:09–0:14:09
Vielleicht.
Micz Flor
0:14:10–0:14:13
Oder im Spiegel. Die haben quasi einen Spiegel gefilmt und haben einen Spiegel durchgereicht.
Florian Clauß
0:14:15–0:14:24
Das, was Anton Junis Filmsprache so ausmacht, ist, dass er lange und kontemplative
0:14:24–0:14:26
Kameraeinstellungen hat.
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Also das heißt, du siehst die ganze Zeit, die Kamera schweift den Raum und verlässt
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manchmal die Hauptfiguren, die Darsteller.
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Und auf scheinbar alltägliche Sachen verweilt sie dann oder geht in den Hintergrund rein.
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Also so ein Konzept der Kamerafahrt, was wir in anderen zusammenhängen.
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Als, und da möchte ich diesen Begriff jetzt pflanzen, und zwar ist es Thon Maud.
0:14:59–0:15:02
Also das heißt Temp-Mord.
Micz Flor
0:15:02–0:15:03
Das weiß ich doch.
Florian Clauß
0:15:03–0:15:07
Tormant. Und das ist die Totezeit, ja. Eigentlich die Pause.
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Also es geht um die Inszenierung der Pause. Und das ist das,
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was die Novelle Vague total auszeichnet.
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Das ist nämlich so diese, was ich auch so gerne mag an Filmen.
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Was wir auch in den Slow-Cinema-Filmen so als Merkmal-Roll-Ausgabe.
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Genau. Die Todezeit Tourment ist das Konzept, was Anton Ioni maßgeblich mitentwickelt hat.
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Und er verwendet einmal eben diese langen Fahrten.
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Also wenn man das jetzt mit Tarkowski vergleicht, hatten wir auch drüber gesprochen.
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Tarkowski macht auch diese ewig langen Kamerafahrten.
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Wobei bei der Kowski eher der Schwerpunkt darauf ist, dass so diese Mystifizierung
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der Umgebung, der Charaktere dann so mit oder des Ortes dann ausgebaut wird.
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Während bei Antonioni eher so die Isolation der Charaktere getragen wird.
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Es geht eher so um eine Zersplitterung oder um eine Verlorenheit,
0:16:12–0:16:14
eine psychische Isolation.
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Vielleicht auch und das ist nochmal ganz besonders bei Antonioni,
0:16:20–0:16:24
dass es ihn glaube ich nochmal so ein bisschen abhebt von anderen weil wir haben
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natürlich auch bei Pasolini solche Fahrten wo diese Todzeiten,
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inszeniert werden bei Antonioni ist es so, dass er,
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ganz viel die Architektur auch mit einbezieht gerade in seinen früheren Film,
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also Anfang 60er Film, siehst du dann von irgendwelchen Kulturbauten dann die Charakteren umrahmt.
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Oder in Rote Wüste sind diese großartigen Szenen, wo dann das Paar durch ein
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Nebel von, also eine neblige Wand, die dann so rot ausgeleuchtet wird.
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Und sie verlieren sich dann immer
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in den Nebel. Und es werden nur noch so Umrisse, werden noch gezeigt.
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Also eine sehr meditative Art, sich dann auch in einem Film zu bewegen.
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Das ist es, was wir dann halt auch so als hypnotisch, bei Slow Cinema noch mal
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gesagt haben, Robert Kowski, so generell, diese Hypnose im Film,
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dass man in so einem Zustand fällt, wo man einfach so eingesogen wird.
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Das war auch im Rahmen von Stanislaw Lem, diese Verfilmung von Solaris.
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Der hypnotische Moment. Das ist schon stark.
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Ich denke, so funktionieren auch die Filme. Ich glaube, da waren wir uns einig,
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dass wir solche Filme mögen.
Micz Flor
0:17:41–0:17:47
Ja, da bin ich voll bei dir. Also diese Filme, wo man dann das Gefühl hat,
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Oder man weiß eben nicht genau, man muss an den Rand des Bildes schauen,
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um wirklich zu verstehen, ob man einen ganz, ganz langsamen Zoom hat oder ob
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das wirklich von innen her kommt, dass man sich da reingezogen fühlt.
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Weil es gibt ja dann manchmal eben auch dieses, wo so ganz leicht gesumt wird,
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aber diese Momente, in denen wirklich der Raum vom Screen sich in einem verinnerlicht.
Florian Clauß
0:18:09–0:18:13
Ja, du hattest es auch mal in einer anderen Folge erzählt, das fände ich so ganz treffend.
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Das war so die Art zu inszenieren, wenn dann die Kamera etwas länger auf irgendeinem
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Gegenstand wie ein Telefon bleibt.
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Dann bist du wieder im Hitchcock-Suspense-Bereich, weil du dann auf einmal den
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Horror denkst, irgendwas ist mit diesem Telefon, warum bleibt die Kamera da drauf?
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Ja, während eben bei dieser Art von Antonioni die Kamera schweift dann herum
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und es wird dann halt irgendwie belanglos.
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Es ist quasi so ein Gleichmacher von der Umgebung. Es kriegt dann keine Bedeutung mehr.
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Es verlässt diesen kausalen Erzählraum Kino.
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Und das ist ja auch dieses Merkmal von Novell Vague, dass die Kausalität des
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Kinos aufgehoben ist und damit neue Sehgewohnheiten schafft.
Micz Flor
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Wenn ich jetzt gerade an Men in Black denke, also dieses, weißt du,
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sich auflöst halt diese Intro-Szene, die fand ich halt damals großartig im Kino,
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wo man schon weiß, worum es irgendwie geht und dieses Insekt fliegt die ganze
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Zeit irgendwie so, man fliegt diesem Sekt,
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und dann macht Platsch und dann ist es so weg.
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Also diese Idee, dass sich da was, wo man sich drauf einlässt,
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weil man denkt, da muss ich mir jetzt was mit tun und dass das dann einfach
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komplett rausgerissen wird wieder.
Florian Clauß
0:19:23–0:19:27
Ja, aber ich würde sagen, das ist jetzt wirklich wieder so ein Krausal-System,
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was dahinter steht, weil da zählt jede Minute bei einem N.M.
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Black, während du manchmal das Gefühl hast bei diesem Slow-Cinema,
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diesen Kunstfilm, dass es dann eben sich die Zeit genommen wird,
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einen anderen Raum aufzumachen.
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Und Antonioni ist auch so ein, er hat im Prinzip maßgeblich den Kunstfilm geprägt.
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Seine Filme waren extrem erfolgreich.
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Er hat mit Blow-Up, glaube ich, die Goldene Palme gewonnen und hat verschieden
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auch dann den Löwen, den goldenen Löwen gewonnen und ich glaube auch den Bären
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hat er auch bekommen für einen Film.
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Also er war sehr erfolgreich und er war dann, also Blow Up war dann wirklich
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ein kommerzieller Erfolg.
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Ich meine, da war er ja schon in den Ende 40ern, wo er den gedreht hat.
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In 1912 ist er geboren und er war schon recht alt, sag ich mal.
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Also das heißt, er ist ein etabliter Regisseur und das war auch die Voraussetzung
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dafür, dass er dann den Film Sabrisky Point drehen konnte.
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Da wollte er nämlich ein Engagement von einem großen Studio,
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nämlich MGM, das dann produziert, wobei er.
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Da auf viele Hindernisse gestoßen.
0:20:39–0:20:43
Er hat sich da nicht in dieses Studiosystem so einspannen lassen.
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Und für MGM war das dann wirtschaftlicher Misserfolg.
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Also MGM, die ursprünglich angesetzten Produktionskosten von 3 Millionen sind
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in das Doppelte gestiegen. Also der Film hat dann 6 Millionen am Ende gekostet.
Micz Flor
0:20:57–0:20:59
Aber damals immer noch schon noch ein billiger Film war.
Florian Clauß
0:20:59–0:21:04
Oder? Nee, 6 Millionen damals in den 70ern war es schon viel.
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Also das waren nochmal inflationsbereinigt, kannst du, glaube ich,
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mal 10 sagen. So ungefähr. Also klar.
Micz Flor
0:21:12–0:21:18
Wo du jetzt gerade deine Tour, ich muss gerade an welche Folge von dir denken? Die war vor zwei Jahren.
Florian Clauß
0:21:18–0:21:23
Die war auch so hier hinten in dem Britz-Viertel, oder? Meinst du das?
Micz Flor
0:21:24–0:21:24
Nee.
Florian Clauß
0:21:24–0:21:30
Wo wir da über die KI, da hattest du über KI gesprochen.
0:21:30–0:21:32
Das war da hinten in dem Bruno Taut.
Micz Flor
0:21:33–0:21:38
Ja, du hattest, nee, nee, ich meinte die, das hört mir der Name nicht mehr an,
0:21:38–0:21:40
aber wo du diese Siedlung beschrieben hast.
Florian Clauß
0:21:40–0:21:41
Achso, Peter Behrendt.
Micz Flor
0:21:41–0:21:42
Genau, Peter Behrendt.
Florian Clauß
0:21:42–0:21:48
Ja, genau, Lichtenberg. Stimmt, das ist aber auch hier so, das hat auch wieder,
0:21:49–0:21:53
stimmt, das hat auch tatsächlich sowas und ich glaube, das ist hier auch,
0:21:53–0:21:59
Diese Siedlerhäuser, die wir bei der Waldsiedlung von Peter Behrens besprochen
0:21:59–0:22:01
haben. Eine frühe Folge.
Micz Flor
0:22:01–0:22:02
Eine sehr frühe Folge.
Florian Clauß
0:22:02–0:22:04
Aber auch eine interessante Folge.
Micz Flor
0:22:04–0:22:07
Eine super Folge, da war ich auch noch besser vorbereitet.
Florian Clauß
0:22:07–0:22:08
Da hattest du Rippenbruch.
Micz Flor
0:22:11–0:22:12
Noch nicht, das kam später.
Florian Clauß
0:22:12–0:22:14
Das kam später, aber wir waren in der Nähe.
0:22:17–0:22:19
Ich kann nicht mehr, ich habe mich nur verpressen.
0:22:23–0:22:25
Ich fand es auch toll.
Micz Flor
0:22:25–0:22:29
Wo ich eine halbe Stunde gebracht habe, um aus dem Auto auszusteigen.
Florian Clauß
0:22:29–0:22:33
Ich glaube, wir waren tatsächlich, das war die Folge, das war vor zwei Jahren,
0:22:33–0:22:35
wo wir die aufgenommen haben.
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Und wir sind dann zurück, sind wir dann halt diesen Waldweg gegangen und dann
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meintest du so, ich habe dich ins Krankenhaus gefahren.
0:22:42–0:22:44
Und dann ist es nur eine Prellung.
Micz Flor
0:22:45–0:22:48
Und wegen Corona musste ich dann drinbleiben und du durftest gehen,
0:22:48–0:22:51
weil du hattest vorhin noch gesagt, keine Sorge, ich fahre dich heim.
0:22:51–0:22:56
Dann war ich irgendwo im tiefsten Osten.
Florian Clauß
0:22:58–0:23:06
Genau, zurück zu Antonioni. Ich gebe dir mal so eine Zusammenfassung von Sabrisky Point.
0:23:07–0:23:15
Der Film fängt so mitten in so einer Studentenversammlung an.
Micz Flor
0:23:15–0:23:20
Kannst du die Zusammenfassung beginnen mit nicht der Film, sondern sagst der
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Roadmovie? Also, zu gucken, ob das wirklich hält.
0:23:22–0:23:26
Also, wenn du das Label als erstes in den Raum stellst, wie man sagen würde,
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die Romanz oder die Rom-Com.
0:23:27–0:23:30
Jetzt haben wir das Genre, der Road-Movie beginnt.
Florian Clauß
0:23:30–0:23:33
Ja, wir gucken mal, vielleicht löse ich das jetzt nicht so auf.
0:23:33–0:23:37
Wir gucken dann noch mal später auf die Eigenschaften, was jetzt da matcht auf Road-Movie.
0:23:38–0:23:44
Weil natürlich von der ästhetischen Inszenierung da gerade der Anfang jetzt nicht,
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Road-Movie-typisch sind, sondern eher die Kerngeschichte wird dann zum Road-Movie.
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Also er beginnt mitten in so einer Studentenversammlung, wo sich dann die revolutionären
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Teile der Studenten versammelt haben und es ist so hyper-dokumentarisch gefilmt.
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Du siehst Nahaufnahmen von Gesichtern,
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du siehst dann wirklich so einen Seminarraum, wo diskutiert wird.
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Du siehst dann schwarze Studentinnen und Beise Studentinnen und wie sie dann
0:24:15–0:24:17
miteinander diskutieren.
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Und es geht darum, dann eben Maßnahmen zu ergreifen, um die Uni zu besetzen.
0:24:22–0:24:26
Und es ist halt wirklich so im Epizentrum der Studenten-Union.
0:24:26–0:24:33
Und die Polizei ist auch so dafür bekannt, dass sie dann halt so mit äußerer Brutalität vorgeht.
0:24:33–0:24:36
Und eigentlich wird dann so ein bisschen das, was machen wir, wir müssen das und das.
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Und eigentlich geht es dann halt auch darum, dass so ein bisschen diese Spaltung
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zwischen Schwarz und Weiß,
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weil die schwarzen Studentinnen und Studenten natürlich viel stärker radikalisiert
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sind in der Gesellschaft und viel stärker unter der ganzen Diskriminierung leiden als die Weißen.
0:24:54–0:24:59
Das ist so ein bisschen auch die Frage, die dann explizit von einer Studentin angesprochen ist.
0:25:00–0:25:05
What can we do as white people? Ja, was machen wir als Weißen? Was können wir da tun?
0:25:05–0:25:08
Und dann wird gesagt, die Weißen radikalisieren sich auch. Wir brauchen eine
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Masse, um dann halt die Uni zu besetzen.
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Und spätestens, wenn die Uni besetzt ist, dann wird auch die Masse so durch
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die weißen Studenten getragen werden.
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Und die eine Wortführerin, Schwarze, ist Kathleen Cleaver.
0:25:22–0:25:26
Die war mit in Black Panther groß dabei.
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Ihr Mann ist, glaube ich, auch, ich habe mich mit der ganzen Bewegung nicht auseinandergesetzt.
0:25:31–0:25:35
Ich habe das jetzt nur in einer Notiz, deswegen will ich auch nicht großartig darüber reden.
0:25:35–0:25:39
Aber ich finde es interessant, weil tatsächlich sie, also das ist ja nochmal
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so, noch ein Beleg, diesen dokumentarischen Wert ja nochmal doppelt.
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Das ist dann tatsächlich eine reale Figur aus der Bewegung.
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Szene genommen wird, um das dann halt auch nochmal so zu verfilmen, ja.
0:25:52–0:25:57
Und dann der Hauptcharakter, da geht es darum, dass er dann hin und her,
0:25:57–0:26:02
wie machen wir das und so und dann kommt das so in konfrontativer Art,
0:26:03–0:26:04
ja, bist du bereit zu sterben?
0:26:04–0:26:08
Und dann meint er so, ich bin bereit zu sterben und steht so auf,
0:26:08–0:26:11
aber nicht aus Langeweile und verlässt den Raum.
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Das ist der Auftritt von dem Hauptcharakter Marc, ja, Marc ist der eine Strang
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der Geschichte, der dann anfängt, Marc Essen, auch der Schauspieler,
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den kannte man vorher nicht.
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Das ist auch nochmal typisch, dass Antonioni, also was heißt typisch,
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für diesen Film ausgezeichnet, dass Antonioni dann wirklich,
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Leihendarstellerinnen und Darsteller genommen hat und ich habe in einem YouTube-Interview
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von sonst wann habe ich mir angeguckt mit dem Schauspieler und er hat dann erzählt,
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dass er tatsächlich an so einer Bushaltestelle gecastet wurde.
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Und er hat dann die Geschichte, ja, ich habe auf dem Bus gewartet,
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haben mich mit jemandem gestritten und dann kam halt Antonioni vorbei und hat
0:26:48–0:26:49
mich gecastet für den Film.
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Das war auch so ein Konflikt, der dann halt mit dem Studio so zusammenhing,
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weil die wollten natürlich eine A-Besetzung haben.
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Und ganz am Ende hat erst Antonioni die Hauptdarstellerin und Darsteller besetzt.
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Auch Daria, die andere, die hatte auch ganz wenig Schauspielerfahrung,
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hat er genommen für diese Hauptrolle.
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Ganz interessanter Side-Fact an der Stelle.
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Und dann bei der Demonstration, du siehst dann so eine Vorbereitung,
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das ist auch nochmal interessant.
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Marc wohnt dann in einer Wohngemeinschaft und die wollen dann zu dieser Besetzung
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hinfahren, aber vorher besorgen sie sich nochmal Waffen.
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Aber die Fahrt selber, wie er das inszeniert, du hast ganz viel so Wandgemälde.
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Von irgendwelchen Graffiti auf Häusern, wo dann halt irgendwelche Natur gemalt
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ist oder irgendwie so Agrarkultur, dann Traktoren, Cowboys und so weiter.
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Und das wird aber in so einer total peripheren, industrialisierten Landschaft,
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findest du dann diese Häuserzeichnung und du findest so eine recht verstörende Musik.
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Und siehst dann so, also da sind so Jump Cuts dann diese Farb geschnitten.
0:27:58–0:28:04
Ja, so ein bisschen wie wir bei, auch bei Solaris, bei dieser Autobahnfahrt
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hatten. Und die dann halt auch so.
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Außerirdische, irgendwie diese Zukunft dann inszenieren sollte.
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Ja, so ein bisschen haben wir das da auch, wo du dann halt auch fragst,
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ja, warum, was machen die denn da?
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Es wird so eine Unruhe erzeugt, ja. Die haben diese Waffen da,
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das wird dann schon so, diese Pistole wird dann so, große Aufnahme,
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wie er die dann in den Schuh reinsteckt.
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Das ist klar, das wird dann emotional aufgekladen, der Gegenstand, ja.
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Und es kommt mit einer Konfrontation der Polizei, die werden abgeführt und einer
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von den Schwarzen wird halt erschossen vom Polizist. und als Reaktion,
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da siehst du schon, wie Marc seine Waffel ziehen will, aber er schießt nicht,
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sondern ein anderer schießt.
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Und der Polizist ist dann tot und Marc muss aber fliehen, weil dann der Verdacht
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auf ihn auch zurückfällt.
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Und er wird dann quasi so, das, Merkmal Roadmovie, Flucht.
Micz Flor
0:28:54–0:28:56
Ja, okay, genau.
Florian Clauß
0:28:56–0:29:03
Also davor, Auto, Reise, also Flucht, ein Charakter ist auf der Flucht.
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Er geht auf so einen kleinen Privatflugplatz und klaut sich eine Maschine.
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Kann sehr gut Flugzeug fliegen, kriegen wir dann auch mit.
Micz Flor
0:29:12–0:29:14
Wusste Anton Juni auch schon, als er den gecastet hat?
Florian Clauß
0:29:16–0:29:20
Das ist, glaube ich, nicht unbedingt der Punkt. Das wird wahrscheinlich wirklich
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so ein Kunstpilot gewesen sein, der das dann in echt geflogen hat.
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Wir kriegen dann noch später die Szenen mit, wo er dann in der Wüste fliegt.
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Der zweite Strang der Geschichte, die andere Hauptdarstellerin ist Daria.
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Daria arbeitet in einer Immobilienfirma und diese Immobilienfirma...
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Ist so, dass sie da in Death Valley, also das Ganze habe ich schon erwähnt, aber spielt in L.A.
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Und die Death Valley, die Wüste angrenzen, die wird von dieser Immobilienfirma,
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werden da so bungalows vermarktet.
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Also die wollen das dann halt quasi so als Braugebiet dann vermarkten und an die Leute bringen.
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Und es ist ein großer Deal und Investoren sind immer wieder da.
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Die wollen sich dann auch in einer Villa in der Wüste am Wochenende treffen,
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wo sie dann auch eingeladen wird.
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Und Daria ist so ein bisschen, ja, das ist schon so ein typischer Nouvelle-Va-Charakter.
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So ein bisschen sehr leicht, so von der Art her.
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Geht halt rein, spielerisch im Umgang. Und sie hat immer so ein Kleid an und
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sieht so ein bisschen aus wie eine Native American.
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Also wie eine Indigene ist auch bewusst so inszeniert in diesem ganzen Geschäftsumfeld,
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dass sie dann so eine andere Kleidungsordnung trägt und dass sie auch anders
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sich verhält und auch nicht so richtig Respekt dann eben vor den Autoritäten
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hat und aber auch so ganz gut damit durchkommt,
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weil sie halt so eine kecke Art hat. Kek ist, glaube ich, ein guter Art.
Micz Flor
0:31:03–0:31:05
Ja, sie passen die Zeit.
Florian Clauß
0:31:07–0:31:14
Und sie bricht auf, steigt in ein Auto und fährt dann irgendwann in die Wüste.
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Und das sind so die richtig klassischen Aufnahmen von...
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Von Roadmovies. Du siehst halt wirklich diesen Highway durch Death Valley.
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Sie wirft die Karte weg. Sie will dann doch gar nicht zu diesem Treffen hinfahren,
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sondern denkt sich, ja, dann hier gibt es doch einen Meditationsguru,
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da wollte ich schon immer hin, da gibt es auch ein Happening.
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Und den besuche ich dann. Sie kommt dann in so eine alte Goldgräberstadt an.
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In der Stadt sind ein paar Bretterbuden, ja.
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Und da sitzen halt so lauter alte Männer mit Bieren.
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An der Theke und sie ist so ein bisschen verloren und auf einmal klirrt die
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Scheibe der Kneipenbesitzer.
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Der sagt schon so, nee, den du suchst, der ist schon lange weg und wir müssen
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uns mit seinen Hinterlassenschaften plagen.
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Und das ist eine Horde von Kindern und das ist wieder so ein bisschen so ein
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neorealistisches italienisches Straßentheater, so ein Fellini-mäßig.
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Eine Horde von verwahrlosten Kindern, wie so hier, nicht Fänger im Rocken,
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sondern wie heißt das andere Roman, wo die Kinder auf einer Insel stranden? Lord of the Flies.
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So ein bisschen so totaler Verwahrlosung standen.
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Die sind total frech, aber gleichzeitig ist es dann so auch so eine Szene,
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wo sie dann halt hinter denen herläuft, dann sagen, was ist denn los?
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Und die bewerben sie mit irgendwelchem Zeug und sie umkreisen sie.
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Die ganzen Kinder kommen auf einmal so alle auf sie zu und gehen die an den
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Rock und so. Und dann irgendwann ist ihr klar so, nee, das ist nie normal.
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Und sie flüchtet und steigt dann wieder ins Auto und fährt weiter.
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Das ist so eine starke Szene. Weil es wirklich so diese...
Micz Flor
0:32:55–0:32:59
Das ist lustig, weil es parallelisiert sich in mir jetzt mit deinem Civil War Erzählung.
0:32:59–0:33:03
Weil du diese Station, wo halt kein Krieg ist und wo die dann auch ein Kleid
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kaufen und sowas, was da quasi irgendwie rausfällt, aber dann trotzdem wichtig
0:33:07–0:33:11
ist, um so einen Balance herzustellen zwischen dem,
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was also Teil des Hintergrunds zu dem, was dann auch noch passiert.
Florian Clauß
0:33:16–0:33:19
Ja, ja, so ein bisschen, ne?
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Also, aber so ein bisschen auch, was damit erzählt wird in der Episode,
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ist so das Scheitern, weil natürlich die Wüste, so ein meditativer Rückzugsort, ne?
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Und wir sind ja in dieser ganzen, in dieser ganzen in den Welten der Gegenkulturen, ne?
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Also, wir haben die Gegenkultur Also der Studenten, der Studentenrevolte,
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die dann halt auch sich überlegen, wie können wir hier eine andere Gesellschaft.
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Eine andere Gesellschaft aufbauen oder wie können wir die Gesellschaft dann
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auch angehen und dann gibt es halt irgendwie so die andere Gegenkultur in der
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Wüste, die schon eine eigene Gesellschaft, aber dann hast du auch noch so die
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Artefakte davon, die sind schon längst zusammengefallen.
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Das sind nur die Kinder, um die sich keiner mehr kümmert.
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Das ist halt traurig, diese ganze Vision, die man dann auch so als Hippie,
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dann die Hippie-Vision, wird ja da schon in dieser Episode so einfach desillusioniert.
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Das finde ich schon ganz stark und das ist Das ist halt wirklich so ein Stil
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von Fellini. Also mich hat das sehr an Fellini erinnert.
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Und Daria fährt dann eben auf dieser Straße durch die Wüste.
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Und dann kommt er mit seinem Flugzeug.
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Und dann fängt dieses Spiel zwischen ihr und dem, also ihr als Auto,
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er als Flugzeug, wo er dann über sie hinwegfährt.
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So ein bisschen wie die unsichtbare Dritte.
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North by Northwest. Und er fliegt dann wirklich so richtig tief.
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Und das ist erst mal so, warum macht der das?
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Man versteht das nicht. Das ist ja schon so ein unglaublich aggressiver Akt.
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Und die dukt sich dann immer in einem Auto und er fliegt wieder,
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macht eine Kurve und er hat Spaß.
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Irgendwann steigt sie dann aus und dann rennt sie weg und dann fliegt er wieder so drüber.
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Also das war so eine Art von Penetration, die er dann halt irgendwie eingeht.
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Aber er lässt sich ja nicht ablenken und irgendwann findet sie das auch okay.
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Also sie ist dann auch nicht so und winkt ihn dann halt herunter und dann kommen
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die beiden zusammen, die beiden Charaktere. Und die finden sich dann halt in
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so einem Zwischenzustand.
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Auch wie der Charakter, also auch wie der Eigenschaft des Roadmovies.
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Man ist so im Zwischenzustand, man ist auf seiner inneren und äußeren Reise
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und findet dann in diesem Zwischenzustand und sind dann so Seelenverwandt.
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Und dann sind die an diesem Zabriskie Point.
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Der Zabriskie Point ist eben so der tiefste Punkt, ein sogenannter, wie sagt man das?
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Hot, hot. Also im Prinzip einer der Punkte auf der Erde, wo die höchste Temperatur gemessen wurde.
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Also weil er auch tiefer ist als der Meeresboden, deswegen ist er sowieso heißer,
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weil er umgeben umrahmt ist von lauter Gebirgen.
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Kommt da so gut wie kein Regen hin, weil er abregnet. Das ist ein absolut toter Punkt.
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Und da gibt es so ein Schild, wo dann draufsteht, dass der Zabriskie Point,
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also wo die dann sind, dass das der Meeresspiegel, also der Meeresboden war.
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Und der sich dann halt eben gehoben hat im Laufe der Zeit.
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Also in irgendeinem Perm war das halt irgendwie mal so ein Boden.
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Die Landschaft, also es ist eine absolut tote Landschaft.
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Ja, es ist absolut tot, aber es wird so die Wüste.
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Wir können auch nochmal dann später über die Wüste sprechen.
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Die Wüste als Ort der Landschaft.
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Eigentlich der Stagnation, wird hier aber so als Ort der Befreiung dargestellt,
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als Ort der Freiheit und der Möglichkeiten und vor allen Dingen der Beziehung,
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weil die beiden da nähern sich an und es ist fast wie so ein Tanz.
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Die springen dann die Abhänge runter, suhlen sich dann in diesen ganzen Staub und Sand.
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Und dann beginnt diese legendäre Liebesszene zwischen den beiden,
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die dann irgendwann, wird die dann dupliziert.
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Und du siehst auf einmal so eine Orgie im Hintergrund, wo ganz viele Paare und
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mehr als nur Paare, auch alle möglichen Kombinationen von Frauen und Männern,
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sich dann halt nackt im Sand suhlen.
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Und Liebe machen.
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Es wurde von einer Theatergruppe aus San Francisco, haben dann diese Szene mitgestaltet.
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Und du siehst es auch, das ist so eine Musik. Ich werde auch nichts über die
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Musik sagen, weil ich bin kein Experte für die Musik.
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Aber es ist legendär, was es da für einen Soundtrack zu Schabriskie Point gibt.
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Die Musik ist auch ganz stark in dem Film.
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In der Schlussszene haben wir ja Pink Floyd.
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In der Szene, ich weiß nicht genau, wer das ist, aber das ist eine ganz berührende Szene.
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Wirklich eine faszinierende Szene.
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Und der wurde auch dann...
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Viel Protest bei dem Film. Der wurde auch wegen pornografischen Materials tatsächlich
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dann auch verklagt von so einer reaktionären Gruppe von Amerikanern, ja.
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Weil die den Film als anti-amerikanisch und pornografisch dann so dargestellt haben.
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Und dann wurde gedacht, der hat irgendwie das Material eingeflogen aus Italien,
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keine Ahnung. Das sind so Side-Facts von dem Film.
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Aber das ist eine der stärksten Szenen in diesem Film.
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Das, was mich dann total bewegt hat, ist, sie sind die ganze Zeit in diesem
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Death Valley, wo du dann sowieso, wenn du heute über das Death Valley nachdenkst,
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dann weißt du ja, da gibt es halt so Schilder, wenn sie jetzt irgendwie 500
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Milliliter Wasser haben, dann können sie sich drei Minuten hier aufhalten.
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Wenn sie acht Liter Wasser haben, dann können sie 20 Minuten da sein.
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Und die haben die ganze Zeit überhaupt kein Wasser.
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Das ist diese Abwesenheit von Wasser.
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Daria fängt dann auch an zu kiffen. Und dann sagt er so, nee,
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nee, er ist in so einem, er nimmt keine Drogen, weil er das dann halt irgendwie
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so ganz geistig vernebeln will.
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Er ist dann quasi in seinem, wie heißt das? Meratorium.
Micz Flor
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Meratorium oder Moratorium?
Florian Clauß
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Moratorium, das habe ich gesagt. Moratorium, er ist im Moratorium und nimmt keine Drogen.
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Und sie, du merkst schon, das gehört dazu, einfach, zu dieser ganzen Sache.
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Und dann, weißt du, die machen, die lieben sich, die kiffen,
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oder sie kifft, ja, aber haben kein Wasser.
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Und ich hätte, ich könnte jetzt so einen trockenen Mund dabei.
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Dann gucken. Ja, du, das ist so unglaublich.
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Mir hat das echt so wehgetan in der Kehle.
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Also eine ganz starke Bonding-Szene, zwischen den beiden, wo sie sich dann als Paar.
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Finden und auch als Seelenverwandte und dann kommt er und sagt so,
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ja jetzt will ich das Flugzeug wieder zurückbringen, weil das gehört mir ja nicht.
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Und in dieser Wüste gibt es auch so eine kleine Bude, die auf einmal ganz viele
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Farben, wo ein alter Mann davor sitzt, den hatten wir schon vorher besucht,
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dann malen wir das Flugzeug so richtig hippiemäßig an, also auf die Flügel große Brüste,
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dann wo der Propeller ist ein Gesicht und lauter Sprüche so,
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No War und diese ganzen Hippie-Sprüche werden, so wird das ganze Flugzeug angemalt
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und dann verabschieden sie sich auch gar nicht so spektakulär,
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das ist ja immer so beiläufig erzählt,
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so manche Szenen sind komplett beiläufig erzählt und verabschieden und er fliegt
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dann zurück, landet und wird erschossen.
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Das ist halt ziemlich eigentlich auch so fast wie so bei Godard gefilmt,
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also diese großen Schuss-Gegenschuss hast du ja nicht, sondern es passiert einfach
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so im Verlauf so fast normal weg.
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Okay, zack, nächste Szene. Und sie erfährt dann von seinem Tod im Radio.
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Sie ist dann wieder auf der Straße, isst einen Apfel. Da haben wir das Wasser.
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Also sie hat auch in der anderen Szene davor einen Apfel gegessen,
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was natürlich auch wieder eine symbolische Bedeutung hat.
Micz Flor
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Ich würde gerade sagen, es ist total interessant, das erinnert mich jetzt ein
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bisschen an, was du nochmal gesagt hast, über diese Archetypen,
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dass es halt auch immer auf den Hintergrund ankommt.
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Und dass natürlich nachdem wir jetzt in dieser Wüste waren, das Valley,
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ist natürlich der Apfel ein Symbol für Wasser.
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Während wir sonst im religiösen Denken natürlich wahrscheinlich in jedem anderen
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Kontext würde man eine Frau, die in einen Apfel beißt und die Schlange und der
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Baum und das Paradies und der Mann.
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Also man würde halt immer, also man würde bei Apfel eigentlich nicht an Wasser denken.
Florian Clauß
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Ja, also es ist ein positives Signal. Ist sie geschockt, sie fährt dann doch
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zu dieser Villa, wo dieses Treffen mit der Investorengruppe ist.
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Völlig absurd, die Investoren sitzen da. Es ist auch eine tolle,
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also ich finde es super, diese Villa mitten in der Wüste.
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Die aber natürlich als die Akkumulation von Kapital und Kapitalismus, weil das Bild dient.
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Mich hat das erinnert an Bruce Goff. Hast du diesen Film Goff in der Wüste gesehen?
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Bruce Goff ist auch so ein Architekt gewesen, der vor allen Dingen in den 50ern
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oder 40ern hat er, glaube ich, angefangen.
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Und 16 hat er so diese typischen, also diese organischen Häuser.
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Und Goff in der Wüste ist von 2002. Wir waren damals mit Ulrich in der Berlinale
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in der Vorführung. Ist von 451 in der Produktion.
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Und dann hat der Regisseur, das ist ein Deutscher, hat die ganzen verbleibende,
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die Gebäude, die es noch von Goff sind. das sind 62 Gebäude oder 63,
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die man noch besuchen kann, hat er wie so eine Slideshow zusammengestellt.
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Und auch ganz toll gefilmt. Das ist auch ein unglaublich meditativer Film.
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Aber großartig und der hat so eine Ästhetik, weißt du, so diese typische Hippie,
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also so 60er-Jahre-Sache.
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Du hast ein Wohnzimmer, wo dann quasi die Couch dann so abgelassen ist,
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ein bisschen tiefer Treppen drumherum
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und mit organischen, also runden Fenstern und alles im Holz und so.
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Also ganz dynamische Formen dann als Architektur entwickelt.
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Und so ein bisschen ist die Villa aber auch ein bisschen kantiger.
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Also wollen wir jetzt nicht so sehr. und sie kommt dann da hin und dann gibt
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es eine Szene sie kommt da hin und sie sieht die anderen Frauen von den Männern,
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die baden Bikinis haben da einen Pool schon wieder so Wasser,
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ein.
Micz Flor
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Bisschen wie Mad Max das Wasser in der Wüste.
Florian Clauß
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Ich weiß es nicht da wird es ja nicht so als was Mangel,
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bei Mad Max ist es ja quasi der Storytreiber, das Wasser, das fehlende Wasser
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während hier ist es ja überhaupt Aber was mir so eingefallen ist oder aufgefallen
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ist, wo ich dann halt gedacht habe, Wasser, ja.
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Und sie kann dann aber auch zum ersten Mal warm.
Micz Flor
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Ja, aber Wasser ist, glaube ich, in Amerika schon, also vielleicht aber erst seit letzter Zeit.
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Aber in der Wasserknappheit war es jetzt oft so, dass man dann irgendwie die
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Nachricht bekommt, dass Tom Selleck seinen Pool nicht ablassen will oder dann
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nochmal neu Wasser reingefüllt hat.
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Das ist dann schon ein Zeichen von Wohlstand.
Florian Clauß
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Ja, auf jeden Fall. Und wir hatten das ja auch in einer anderen Folge,
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hatte ich das ja schon mal erwähnt, dass tatsächlich die Grundwasserumwälzungen,
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die in Kalifornien aufgrund dieser ganzen Mandelplantagen,
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die da passiert sind,
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das konnte man in einer Studie, konnte man das dann nachweisen,
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dass dann quasi diese Unmengen von Wasser, die dann quasi aus tieferen zu einer
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höheren gepumpt wurden,
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dass das dann den Spin der Erde um so und so viele Millimeter beeinflusst hat,
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allein durch Grundwasserverschiebung.
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Und die müssen immer tiefer, immer weiter bohren, um überhaupt diese Wasserknappheit
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auffüllen zu können, weil die halt diese wahnsinnigen Plantagen da haben.
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Und Death Valley ist eben ein Ort, wo es halt kein Wasser gibt.
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Und dann gibt es auf einmal da Wasser und das ist aber auch so ein bisschen
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symbolisch, wo sie dann in diesem Brunnen steht, da rinnt ein Wasserstrahl,
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rinnt dann den Felsen herunter.
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Sie legt ihre Hand drauf und dann kann sie zum ersten Mal weinen,
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weil sie trauert um Mark, um den Verlust.
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Ihr Chef begrüßt sie dann und sagt dann, hier ziehen Sie sich erstmal um und
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während sie runter geht,
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wird dann wieder so als Übertragungsmoment, dann trifft sie eine indigene Hausangestellte,
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die sie dann halt so anlächelt und so zuzwinkert.
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Dann verlässt sie das Haus und dann findet diese unglaubliche Vision von ihr statt.
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Sie projiziert nämlich und das hast du ja auch noch im Kopf, was dann passiert.
Micz Flor
0:45:39–0:45:40
Soll ich es sagen?
Florian Clauß
0:45:40–0:45:40
Ja.
Micz Flor
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Dann fliegt alles in die Luft. Dann fliegt alles in die Luft.
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Und das ist so ein Moment, dass die Kamera dann natürlich irgendwie relativ
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statisch auf diesem Gebäude erstmal so steht. Und man denkt,
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ja, was passiert da jetzt? Was ist das?
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Was soll passieren? Und dann zerreißt es förmlich.
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Wobei es dann auch so wird total ekstatisch immer wieder hintereinander geschnitten.
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Man hat aber irgendwie das Gefühl, also beim Gucken zumindest,
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dass die dann wirklich auch jeden Fitzel-Material dann noch reingeschmiert werden.
0:46:11–0:46:15
Man hat nicht so dieses, dass es größer wird, sondern es ist halt auch eher
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was, ja wie soll ich sagen, es ist eine inszenierte Explosion,
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aber es hat irgendwie auch was Dokumentarisches.
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Da ist jetzt nicht so dran rumgeschmiert worden, sondern das ist halt einfach,
0:46:25–0:46:28
it is what it is and it's a lot.
Florian Clauß
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Ja, es ist aber auch eine unglaublich, wie soll man sagen, es ist eine statische Einstellung.
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Das ganze Haus wurde in Phoenix nachgebaut, war jetzt nicht da vor Ort.
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Und Antonioni hat diese Explosion des Hauses mit 17 Kameras gefilmt.
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Und du siehst halt auch alle 17 Kameras.
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Aber du hast diese unglaubliche Verlangsamung.
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Du siehst die Explosion in einer Zeitlupe.
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Und diese Art, es ist, glaube ich, so vorher noch nicht im Kino gewesen.
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Diese explodierende Zeitlupe, die kennen wir noch später aus einem anderen Film.
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Fällt dir ein? Haben wir auch schon erwähnt, letztes Mal als Vertreter des Hollywood.
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Apocalypse Now, das ist ein Napalm, was dann auf die Palmen fliegt. Da hat sich sicher...
Micz Flor
0:47:17–0:47:18
Aber ist das wirklich verlangsamt?
Florian Clauß
0:47:18–0:47:24
Ja, ja, this is the end und du siehst dann halt wie langsam die ganzen Palmen in Schlamm aufgehen.
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Das ist doch, hat sich Coppola sicher von Antonioni dann mit einem Auge abgeguckt.
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Aber hat er auch gar nicht mehr. Kann er machen, was er will.
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Hat ein großartiges Werk geschafft. Und dann siehst du aber auch...
Micz Flor
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Das Haus explodiert. Ich habe eine Idee. Das benutze ich mit Napalm.
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Es wird schon keiner drauf kommen, dass ich es geklaut habe.
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Nee, also es ist natürlich so entweder Appropriation oder Klauen.
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Ich weiß nicht, wie man es nennen möchte, aber Inspiration.
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Genau. Die technische Machbarkeit vielleicht auch.
Florian Clauß
0:47:53–0:47:59
Ja, und ich glaube, da ist auch nochmal so in seiner Präzision Antonioni so
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gut, dass er dann auch wirklich so,
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perfektionistisch, dass er das dann halt so auch inszeniert hat.
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Du siehst in einer anderen Szene, die ist wirklich noch, also es ist wirklich
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Kunst, ja, das ist wirklich, es könnte dann irgendwo, diese Sequenz könnte dann
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auch in irgendeinem Museum einfach nur laufen und du würdest es als Kunst wahrnehmen.
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Siehst, wie so ein Kleiderständer dann quasi mit den Kleidern,
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so ein Kleiderschrank explodiert und du siehst die Fetzen von Kleidern durch die Gegend fliegen.
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Und dann wird das noch kulminiert mit, du siehst den Kühlschrank und du siehst
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dann eben das gefrorene Hähnchen, wie es an dir wie so ein Raumschiff vorbeifliegt.
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Also du hast so diese Explosionsszenen, die werden immer so gesteigert.
Micz Flor
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Bei dem Kunstprojekt habe ich gerade gedacht, man könnte ja das Gegenteil machen von dem.
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Man könnte das einfach wieder als Kunstprojekt in die Echtzeit zurückholen.
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Dann macht es so plopp, plopp, plopp, plopp, Hähnchen fliegt.
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Was war das denn? Und dann fertig.
Florian Clauß
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Du meinst als so Midjourney?
Micz Flor
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Ja, dass man den Film nimmt und einfach quasi wieder zusammenschiebt.
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So wie jetzt halt die ganze Zeit diese ganz frühen Filme mit Handkurbel und
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sowas, dass die jetzt in Originalgeschwindigkeit gebaut werden,
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nachkoloriert werden mit der AI.
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Und würde das Ding halt nur sagen, okay, mach mir das jetzt nochmal einfach
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so schnell. Mach jetzt mal aus diesem Riesen-Batz so zwölf Sekunden fertig.
Florian Clauß
0:49:18–0:49:22
Ja, also na klar ist es auf die Spitze getriebener kapitalistische Konsumkritik,
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die wir hier in diesem Bild dann eben so chiffriert haben.
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Klar, aber unglaublich schön, unglaublich ästhetisch.
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Und sie visioniert das ja. Sie sieht dann quasi, als ob ihre Augen das ausstrahlen,
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wie Superman, der halt Laserkraft hat.
0:49:41–0:49:45
Und dann explodiert alles. Und sie steigt dann ins Auto und fährt weg.
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Das ist so das Ende des Films.
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Und bei diesen Explosionsszenen hören wir dann auch Pink Floyd,
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einen Song von denen. Also das heißt, das ist das Ende des Films.
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So viel zu Zabriskie Point. Ich meine, wir können jetzt noch mal ein bisschen
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tiefer in die Bedeutung der Wüste einsteigen. Weil die Wüste hatten wir auch
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in anderen Filmen schon besprochen, auch wieder in Theorema,
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wo die Wüste ja nochmal eine andere Bedeutung hat.
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Die Wüste ist ja dann quasi so, dass der letzte Ort, das Nichts,
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die absolute Defragmentisierung von den Charakteren, wo dann nichts mehr kommt.
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Während wir bei Antonioni die Wüste als einen Ort des Lebens,
0:50:25–0:50:33
einen Ort der neuen Gesellschaft finden, einer Vision, ein visionärer Ort.
Micz Flor
0:50:33–0:50:34
Der da entsteht. Ja.
Florian Clauß
0:50:36–0:50:39
Wir müssen jetzt diese Straße hier queren.
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Wir können dann hier drüben weitergehen. Genau,
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also die Wüste ist ein Kontrast natürlich zwischen der Gesellschaft und der Stadt.
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Wir haben hier einen Kontrast zwischen Architektur und Landschaft,
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zwischen Gesellschaft und Natur.
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Etwas, was sich so nicht auflösen lässt. Beziehungsweise die Frage ist,
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ob es wirklich so konträr ist. In dem Film ist es schon so gebaut.
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Also die Charaktere verlassen eben die kulturelle Landschaft, die Stadt.
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Also die Konsumgesellschaft gehen dann in die Wüste, erfahren dann einen Wandel.
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Und kommen eben der eine nicht, der andere doch, kommen dann wieder raus aus diesem Prozess.
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Also das ist ein offenes Ende, was wir auch häufig bei Roadmovies haben.
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Ein offenes Ende. Und da finde ich wieder so, also das ist nicht ganz so einfach,
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wenn du diesen Spannungsbogen zwischen Landschaft, zwischen Wüste und Stadt aufmachst.
0:51:56–0:52:00
Nämlich Zivilisation ist da trotzdem da. Weil es gibt Straßen,
0:52:01–0:52:06
sie hat das Auto, es ist ja nicht so, dass sie dann halt irgendwie nackig dann
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in die Wüste rennt und sich auflöst, sondern es ist halt so,
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sie steigt ins Auto, fährt weiter.
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Trotzdem so, eigentlich möchte man doch erwarten nach so einer kapitalistischen,
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Auflösung, dass dann auch das Auto fehlt, aber das tut es nicht.
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Das Auto ist noch immer so der Freiheitsträger, der dich dann halt auf der Straße
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weiterbringt. Also du hast dann so diese...
Micz Flor
0:52:28–0:52:33
Ich muss sagen, ich finde es sehr interessant zu wissen, was Antonioni selbst
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dazu gesagt hat, weil bei mir war es so, muss ich ehrlich sagen,
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ich habe da nicht zu dem Film so richtig, man hatte natürlich Gefühl,
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da ist ganz viel Politik drin und so.
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Aber ich habe den jetzt auch nicht so gesehen, um wirklich da mich hineinzufühlen
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oder mich nochmal reinzulesen, sondern diese ganzen Sachen waren irgendwie bombastisch,
0:52:53–0:52:54
teilweise auch so ein bisschen lang.
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Es hing alles irgendwie so zusammen, aber es war so, dass ich jetzt denke,
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ja, hätte ich mal ein bisschen mehr drüber nachdenken können.
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Was hat denn Antonioni da gesagt, was das so war?
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Weil, also ich habe zu diesem Bild am meisten halt mit dem explodierenden Haus, irgendwas in die Wüste.
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Klar kann man nochmal drüber reden, aber jetzt gerade merke ich so,
0:53:16–0:53:19
hat der da irgendwie sich zu geäußert oder hat der das elegant,
0:53:19–0:53:22
was ja total legitim und glaube ich sogar sinnvoll ist,
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zugelassen, sich selber da hineinzuschreiben in die Bedeutung,
0:53:27–0:53:30
sondern das einfach so wirken lassen und von anderen zugehört,
0:53:30–0:53:32
was die darin sehen oder interpretieren.
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Gibt es von ihm da irgendwie was, dass er jetzt so eins zu eins wie archetypenmäßig
0:53:37–0:53:42
sagt, okay, die Wüste ist das, das Haus ist Kapitalismus und...
Florian Clauß
0:53:42–0:53:47
Ich meine, du hast die Antwort gerade selber gegeben. Natürlich ist er Künstler
0:53:47–0:53:51
und Autor, der sich erstmal der direkten Bedeutungsgebung dann,
0:53:52–0:53:56
nicht anbietet. Also ich wüsste jetzt nicht, dass ihr dann halt so dazu was
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dann direkt gesagt habt, um das zu entschlüsseln.
0:54:00–0:54:02
Aber welcher Punkt interessiert dich denn da?
Micz Flor
0:54:03–0:54:06
Du hast ja gesagt, ich meine die Wüste. Die Wüste ist halt so der Ort.
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Da gibt es ja auch diesen Film Assoziativ, der aber irgendwie schon fast die
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Wüste lebt. Den kennst du ja bestimmt auch.
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Ich glaube, es war eine Disney-Produktion. Du hast ja das Kind gesehen,
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wo dann zuerst ist die Wüste halt so gar nichts und dann hier und da und dort
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und dann krabbelt was und dann siehst du immer mehr und dann siehst du,
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wow, Da ist ja richtig viel los. Die Wüste lebt.
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Also das, was du auch gerade gesagt hast, es ist erst mal so ein toter Ort und
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natürlich für Menschen auch nicht.
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Lebenswert ist das falsche Wort, aber die können da nicht überleben.
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Da fehlt das Wasser. Wir sind dafür nicht gebaut.
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Wir haben keine harten Schalen oder können uns nicht tief buddeln und so weiter.
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Das heißt, wir sehen, ähnlich wie in deiner Tiefsee-Folge, wir sehen erst mal
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nichts und denken, da ist auch nichts.
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Und dann ist es natürlich so, dass da schon ganz viel ist. Aber das ist,
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finde ich, da nicht so richtig die Inszenierung.
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Da wird ja nichts entdeckt, sondern da ist es eher so wie so eine Tabula Rasa.
0:54:59–0:55:02
Weg von dem ganzen Scheiß, wir gehen in einen Ort, da ist nichts. Ja, da ist gar nichts.
0:55:03–0:55:06
Und auch dieses Spiel mit dem Auto und dem Flugzeug, das ist ja so eine Form
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von Tanz auch. Und da hast du schon recht, da ist es auch so sehr stark dominiert
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vom Flugzeug, aber vor dem Hintergrund eben von nichts.
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Es ist halt rausgerissen aus allem. Und auch da ist dann so eine Begegnung,
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die nur, wenn man aus allem draußen ist, kann man sich so tief auch hingeben.
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Oder das wird ja alles so ein bisschen mit inszeniert.
0:55:27–0:55:31
Und gleichzeitig ist dann, guck mal, jetzt stehe ich hier mit dem Kapitalismus
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direkt vor so einer komischen Stretchlimo. Aber das passt ja auch ganz gut,
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wo die Scheibe eingeschlagen ist, schwarz-rot-gold.
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Und das ist ja dann auch so, dass vor dem Hintergrund, dass nichts trotzdem
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dieses kapitalistische Haus sich da so verdichtet.
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Und das ist ja wirklich auch so ein absurdes, von der Anmutung her,
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finde ich das unglaublich arrogant, dieses Haus.
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Auf der einen Seite ist es halt wie so eine Burg, also es zieht sich irgendwie
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zurück, es ist geschützt, man kommt da nicht so leicht hin.
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Das sind nämlich so ein bisschen von der Haltung her an die Meteoraklöster in
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Griechenland, die halt so auf diesen Säulen sind, so ein bisschen wie hier Sächsische
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Schweiz gibt es da so Berge und obendrauf sind Klöster gebaut und die waren halt einfach sicher,
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weil da kam niemand hin und die mussten selber auch da mit so einem Flaschenzug
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über ewig viele Meter halt ihre Sachen hochziehen und so.
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Das heißt, das Ding ist eh schon sicher, trotzdem wirkt es wie eine Burg,
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also kein Schloss, sondern eine Burg.
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Und gleichzeitig gibt es sich aber dann doch nicht irgendwie Mühe, sich zu schützen.
0:56:33–0:56:38
Es ist so unglaublich arrogant im Sinne von, ich bin hier, mir kann eh keiner was.
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Ich kann auch komplett lasziv und offen und verletzlich sein,
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weil ihr werdet mich eh nicht kriegen.
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Und das ist ja auch genau das, weshalb die Explosion dann so viel Spaß macht.
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Weil man dann irgendwie denkt, es ist halt unfassbar, dass das Ding einfach
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so zerrissen wird, weil es bietet sich ja an.
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Und gleichzeitig ist es irgendwie so sicher einfach deshalb,
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weil es vor diesem Nichts gebaut ist, also was das Einzige ist,
0:57:02–0:57:04
was unerreichbar scheint.
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Aber das genau macht ja dann auch die Lust aus, es da wirklich zu zertreten.
0:57:10–0:57:15
Wie heißt nochmal, die Dinger, die in Bäumen hängen, die es inzwischen auch
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überall gibt, hier zu kaufen.
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So Papierpferde oder sowas, die halt so vom Baum hängen und mit geschlossen,
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hauen die so dagegen und versuchen.
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Und wenn das Pferd dann platzt, dann fallen diese Bonbons raus.
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Und das ist so ein bisschen, finde ich, das Bild, das man da hat.
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Auch so das Ding sieht einfach so unerreichbar aus. Und wenn es dann aber zerreißt...
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So orgasmisch alles irgendwie auseinander. Und gleichzeitig ist die Zeitlupe
0:57:38–0:57:40
wiederum, finde ich, dann auch so eine Form,
0:57:41–0:57:45
die auch nochmal irgendwie klar macht, dass es dann so ein bisschen Lacan-mäßig
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vielleicht auch, dass es halt eben nicht darum geht, dass das Haus explodiert,
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sondern die Verlangsamung macht ja was mit den Bildern.
0:57:52–0:57:56
Dann kommt auf einmal eine Lust in diese Verzögerung. Die Zerstörung,
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die dann quasi politisch motiviert sein könnte, Kapitalismus weg,
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die wird dann erst lustvoll, wenn man es so ganz langsam macht.
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Also wenn man diesen Orgasmus hinausschiebt und dann halt so,
0:58:06–0:58:10
ah, ja, ja, ja, oh, das Hähnchen fliegt ja mir vorbei.
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Also das Ganze wird erst durch die Verlangsamung wirklich sexy.
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Und wenn das Ding einfach zerploppen würde, dann wäre es wahrscheinlich nur
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Politik. Aber so wird es halt wirklich körperlich, orgasmisch.
0:58:24–0:58:27
Und das sind so die Sachen, die ich halt für dieses Haus und die Explosion...
Florian Clauß
0:58:27–0:58:32
Ja, da sind wir wieder bei Slow Cinema. Also das heißt, wir haben diesen Prozess
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der Transformation, der mit den Charakteren in der Wüste passiert,
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der dann von ihr weitergetragen wird, als diejenige, die dann diese Transformation
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tatsächlich auf das Haus anwendet, aber dann als reinen Prozess in dieser Verlangsamung
0:58:47–0:58:49
zum ästhetischen Akt wird.
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Und das finde ich sehr gut, dass du das sagst, dass sie eigentlich,
0:58:53–0:58:57
also du sagst, wenn es nur so auseinanderfliegt, ja, mit einem großen Knall,
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dann ist es eine politische Aussage, klar.
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Aber so wird es jetzt in einer ästhetischen Aussage. Und sie ist diejenige,
0:59:04–0:59:10
die das dann halt auch trägt, als die Trägerin dieser Aussage,
0:59:10–0:59:11
ja. Und dann kommt nochmal ein anderer Aspekt.
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Nämlich diese Frage von dem Haus. Das Haus ist ja quasi so ein,
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ich habe in der Vorbereitung in einer Kritik, und das fand ich ganz interessant,
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das kann ich aber nicht alles so im Detail wiedergeben.
0:59:24–0:59:32
Und zwar wurde dann das Bild der Wüste mit Gutari und Deloes in Tausend Plateaus,
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haben die auch die Funktion der Wüste beschrieben.
0:59:35–0:59:41
Die Wüste ist eine glatte Fläche und es gibt glatte Flächen und es gibt kantige
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Flächen. Und die Wüste ist eine glatte Fläche, die sich dann immer wieder versucht auszubreiten.
0:59:46–0:59:50
Und die Wüste wird bewohnt von Nomaden.
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Das sind im Prinzip Nomaden, die sich dann in dieser Wüste, sich dann mit dieser
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Wüste teilen, aber die dann auch in Bewegung sind.
1:00:01–1:00:10
Und das heißt, dieser Entropiezerfall, den sowieso dann immer wieder Natur macht, Ja,
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weil alles geht irgendwie auseinander und du hast dann halt diese wahnsinnigen
1:00:14–1:00:21
Landschaftsaufnahmen oder Gebilde, die aus so einer Erosion entstehen,
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die aber nichts weiter als Entropie ist, was da passiert.
1:00:24–1:00:28
Aber dann halt aber auch gleichzeitig so eine unglaubliche Ästhetik entwickelt.
1:00:29–1:00:34
Das ist, wo dann immer wieder so Zivilisation sich durch so versucht dann zu
1:00:34–1:00:37
behaupten, indem wir dann halt so Straßen bauen.
1:00:37–1:00:40
Aber in dem Moment, wenn dann halt, das war jetzt irgendwie vor kurzem auch
1:00:40–1:00:47
der Fall, dass dann in Death Valley hat es so viel geregnet wie Jahrzehnte davor
1:00:47–1:00:48
nicht oder Jahrhunderte sogar.
1:00:48–1:00:53
Und damit sind alle Straßen dann zugeschüttet worden und es gab halt die Leute,
1:00:53–1:00:55
die waren eingeschlossen mit ihren Autos da.
1:00:56–1:01:00
Das heißt, diese Energie, die der Mensch aufwenden muss, um diese...
1:01:01–1:01:06
Umgebungen überhaupt besiedeln zu können, ist ungleich höher.
1:01:06–1:01:11
Und da gibt es halt dieses Haus, was im Prinzip so ein Besiedlungsstern ist.
1:01:11–1:01:18
Das ist genau diese kantige Fläche, von denen Deleuze und Gutari reden.
1:01:19–1:01:26
Nämlich, dass das ein Posten ist, um diese Rückeroberung von Gebiet, Besitz.
1:01:26–1:01:33
Dann wieder so eine Narration von Amerika, wo dann eben auf der anderen Seite,
1:01:33–1:01:35
und diesen Pol will ich jetzt aufmachen,
1:01:35–1:01:41
die native Bevölkerung, die Indigene, dann überhaupt keine Besitzvorstellung
1:01:41–1:01:48
haben, sondern so wie das in einer indigenen Kultur gelebt und verarbeitet wurde,
1:01:48–1:01:49
es gab halt keinen Besitz.
1:01:49–1:01:54
Das wurde erst später dann eingeführt von den westlichen Eroberern wir hatten
1:01:54–1:01:59
ja schon mal drüber geredet in First Cow, hatte ich das in der Episode erwähnt,
1:01:59–1:02:03
das heißt dann sind wir wieder bei dem Anfang, what can white men do,
1:02:03–1:02:07
also was können die Weißen tun, die Weißen können halt das ist dann die Waffe,
1:02:07–1:02:12
die Antwort kommt am Ende der Charakter, es wird ja im Prinzip im Anfang wird das zu Ende gebracht,
1:02:12–1:02:16
was, nee, am Anfang wird das gesagt, was am Ende zu Ende gebracht wird,
1:02:16–1:02:18
nämlich er stirbt und nicht aus Langeweile.
1:02:19–1:02:24
Und sie ist eigentlich die politische Akteurin. Sie wird komplett politisiert
1:02:24–1:02:27
durch diesen Transformationsprozess in der Wüste.
1:02:27–1:02:33
Sie hat auf einmal diese Vision, das Ganze auseinanderfliegen zu lassen mit
1:02:33–1:02:36
so einer fleischlichen Lust, wie du die gerade beschrieben hast,
1:02:36–1:02:39
dass alles auseinander und alles auseinanderfliegt.
1:02:39–1:02:42
Und sie hat dann diese Kraft.
1:02:43–1:02:51
Zu tun. Und das ist dann wieder so eine Rückbesinnung. Und wenn man so will, ein positives Signal.
1:02:52–1:02:56
Und da ist Antonioni eigentlich ein ganz starker, also hat eine ganz starke
1:02:56–1:02:59
politische Aussage geformt in dem Amerika.
1:02:59–1:03:03
Kein Wunder, dass er so angefeindet wurde für den Film. Und ich finde auch,
1:03:03–1:03:05
das macht Antonioni wieder so aktuell.
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Weil, als ich diesen Film gesehen habe, ich meine, der ist über 50 Jahre alt,
1:03:10–1:03:16
über 54 Jahre alt, Das heißt, irgendwie erschreckend, wie sich das wiederholt.
1:03:17–1:03:22
Also was dann heutzutage wieder für... Die Konflikte sind die gleichen.
1:03:22–1:03:28
Der Rassismus ist immer noch da. Es ist Amerika, das sich jetzt in so ein faschistoides
1:03:28–1:03:30
Land entwickeln könnte.
1:03:31–1:03:35
Das heißt auch die ganze Umweltzerstörung, alles.
1:03:36–1:03:40
Die Themen sind nicht gelöst, aber die sind da schon so angesprochen worden.
1:03:40–1:03:42
Also ich finde den so wahnsinnig aktuell, den Film wieder.
Micz Flor
1:03:43–1:03:46
Ja, kann ich teilweise mit anfangen.
1:03:47–1:03:49
Und das ist natürlich dann auch interessant, dass du es sagst,
1:03:49–1:03:53
weil eben der Roadmovie-Aspekt, um dann wieder in dieses Genre reinzugehen,
1:03:53–1:03:57
weil das Flugzeug und das Auto und die Wüste, die bewegen sich.
1:03:57–1:04:01
Und das sind halt ohne diese fossilen Brennstoffe, was ja quasi das Wasser für
1:04:01–1:04:06
die Motoren ist, kämen die da gar nicht mehr raus, könnten die da gar nicht mehr rein.
1:04:06–1:04:11
Das heißt, einerseits ist der Film natürlich schon immer noch aktuell,
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obwohl er schon so alt ist und doch hat man einen anderen Blick auf dieses Thema Fossil-Fuels,
1:04:17–1:04:23
also fossile Brennstoffe und was ist die Zukunft des Road-Movies? Das ist dann...
Florian Clauß
1:04:24–1:04:24
Solargedeckt.
Micz Flor
1:04:25–1:04:25
Ja.
Florian Clauß
1:04:26–1:04:30
Nein, aber ich glaube, also klar, diese Fossilität, ja, die ist da ganz,
1:04:30–1:04:32
ganz stark mit verbunden.
1:04:32–1:04:36
Auch diese Freiheit natürlich, wenn du ein Auto hast, wenn du ein Flugzeug hast,
1:04:36–1:04:41
dann kannst du dann Flächen oder Wege machen, die du...
1:04:42–1:04:43
Fuß du machen kannst.
Micz Flor
1:04:43–1:04:43
Ja.
Florian Clauß
1:04:45–1:04:46
Dieses Freiheitsversprechen, was dahinter ist.
Micz Flor
1:04:47–1:04:51
Ich fand das wirklich vor dem Hintergrund, du meinst, das ist aktueller.
1:04:51–1:04:54
Also das ist das Bild, was dann da erzeugt wird von dem Flugzeug,
1:04:54–1:04:55
hat so eine Leichtigkeit von dem Auto.
1:04:56–1:04:59
Die können kommen und gehen, die sind nicht gebunden, die werden nicht austrocknen,
1:05:00–1:05:04
sondern die können halt, dank der Fortbürgungsmittel, können die halt auch wieder abhauen.
1:05:04–1:05:07
Man überlegt auch gar nicht, wo eine Tankstelle ist, sondern man überlegt nur,
1:05:07–1:05:10
wo ein Apfel ist oder wo Wasser ist.
Florian Clauß
1:05:10–1:05:10
Genau.
Micz Flor
1:05:11–1:05:15
Und Und das würde man heute wahrscheinlich dann doch wieder anders sehen.
1:05:15–1:05:18
Da hat sich dann vielleicht schon ein bisschen die Wahrnehmung verändert.
1:05:19–1:05:26
Also wenn, ich weiß nicht, aber diese Idee von Roadmovie, wie viel hat das zu
1:05:26–1:05:31
tun mit, und jetzt fällt mir ein Zitat ein hier von, wie heißt das nochmal, Jack Reacher?
1:05:32–1:05:36
Nee, haben wir auch den Film gesehen, weißt du noch, mit Tom Cruise? Reacher.
1:05:38–1:05:43
Reacher. Buchsteuerbuch steht dann so dieses Zitat drin, wo Reacher dann irgendwie
1:05:43–1:05:49
morgens um vier, so wie wir jetzt hier, einfach so an der Autobahn oder einer
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größeren Landstraße dann auf so eine Tankstelle draufläuft.
1:05:53–1:06:01
Und dann steht da dieser Satz, Kerosin, also Benzin, einer der größten Düfte des 20.
1:06:01–1:06:05
Jahrhunderts. und das finde ich halt so ein ganz tolles Statement auch in Bezug
1:06:05–1:06:11
eben auf dieses Roadmovie-Thema, weil das gehört ja da irgendwie so mit rein
1:06:11–1:06:13
und bei Jack Reacher ist das dann schon so ein bisschen,
1:06:16–1:06:19
angedacht, dass es auch mal vorbei sein könnte, das ist alles im 20.
1:06:19–1:06:23
Jahrhundert und das ist ja auch so dann diese Idee von Roadmovies,
1:06:23–1:06:25
wo es ja auch so genussvoll ist, wenn die so hochschalten.
1:06:28–1:06:31
Das ist ja das alles dann mit E-Autos sowieso, also Also diese ganze Ästhetik
1:06:31–1:06:34
ist es vielleicht irgendwann so, in 100 Jahren, dass dieser,
1:06:35–1:06:39
so werden wir heute in Anführungszeichen, es gibt ja keine echten Filme aus
1:06:39–1:06:39
der Zeit wirklich, aber solche.
1:06:40–1:06:46
Pferdezeit-Filme sehen und die Leute mit Zügeln und werden die in 100 Jahren
1:06:46–1:06:50
dann auch Auto-Road-Movies drehen, wo dann diese alten fossilen Ästhetiken nochmal
1:06:50–1:06:54
ausgegraben werden, weil die ja vielleicht in der Tat langsam,
1:06:55–1:06:58
verschwinden werden, verschwinden müssen, wenn wir nicht alle verschwinden.
Florian Clauß
1:06:58–1:07:01
Ja, sowieso. Also das tun wir ja alle, verschwinden.
1:07:02–1:07:07
Auf jeden Fall. Ja gut, ich meine, du fixierst gerade den Road-Movie auf so
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eine Fossilität, die wir, die tatsächlich die, glaube ich, nur ein Subgenre von dem Film sind.
1:07:15–1:07:18
Ich glaube eher, dass es, also ich glaube, wenn wir ins Zentrum von Roadmovies
1:07:18–1:07:24
die innere und äußere Reise rücken, dann wird dieses Genre nicht aussterben.
1:07:24–1:07:25
Aber ich verstehe, was du meinst.
1:07:25–1:07:29
Und ich glaube, das, was Mad Max mit Furiosa gemacht hat, den letzten Mad Max Teil,
1:07:30–1:07:36
das ist, also ich war im Kino in dem Film und das war, also du hast diese Petro-Maskulinität,
1:07:36–1:07:42
die du in dem Film gerochen hast, weil das so über alle Sinne dann inszeniert
1:07:42–1:07:44
wurde, das war schon immens.
1:07:44–1:07:47
Ich glaube, es ist schwierig, dann nochmal was oben drauf zu legen.
1:07:47–1:07:48
Auch ein Kunstfilm meiner Ansicht nach.
1:07:49–1:07:55
Aber das ist schon das Erfahren von dieser unbändigen, fossilen Kraft, die da drin steckt.
1:07:55–1:08:02
Das ist schon einmalig und vielleicht ist es wirklich so ein aussterbendes Genre da an der Stelle.
1:08:02–1:08:06
Aber trotzdem noch mal zurück zu Zabrisky Point diese.
1:08:07–1:08:12
Transformation und eben auch diese Charakterentwicklung, diese Politisierung,
1:08:12–1:08:19
also das was sie dann am Ende einlösen kann als politische Botschaft ist eine Aussage und ich glaube,
1:08:20–1:08:26
Antonioni hat da vielleicht so ein bisschen auch eine Perspektive für die Leute
1:08:26–1:08:31
entwickelt hat mit diesem Film, eine Perspektive wo sie dann hingehen können und,
1:08:32–1:08:35
finde ich schon mal so sehr positiv.
Micz Flor
1:08:35–1:08:36
Wohin gehen die dann?
Florian Clauß
1:08:36–1:08:41
Naja, nicht hingehen im Sinne von diese zerrütteten Zustände,
1:08:41–1:08:45
dieser Konflikt, der am Anfang von dem Film so beschrieben wird,
1:08:46–1:08:49
zwischen weiß und schwarz, zwischen dieser Gesellschaft.
1:08:49–1:08:56
Aber die Auflösung ist ja in Kunst quasi. Das ist ja die Antwort.
1:08:57–1:09:02
Weil er sich ja auch als politischer Mensch, aber als weißer Mensch,
1:09:02–1:09:08
der eine ganz andere Position in der Gesellschaft hat, um eben politisch auch
1:09:08–1:09:10
sich zu radikalisieren.
1:09:10–1:09:16
Und natürlich ist es dann für Weiße eine Frage, wie können die sich in so einem
1:09:16–1:09:20
repressiven Staat, der dann von Schwarzen viel stärker erfahren wird, radikalisieren.
1:09:20–1:09:24
Und dafür hat er ja eine Antwort gegeben durch Kunst.
Micz Flor
1:09:25–1:09:28
Ja, interessant. Den Sprung, da hast du natürlich recht,
1:09:28–1:09:33
weil das ist dann der zweite Sprung, dass man aus dem Narrativ rausspringt und
1:09:33–1:09:37
auf das Ganze guckt und der Transformationsprozess raus aus dem Kapitalismus
1:09:37–1:09:41
dann ein genussvoller, künstlerischer sein muss und darf und kann.
1:09:42–1:09:45
Und das habe ich im ersten Moment diesen Sprung nicht leisten können,
1:09:45–1:09:49
weil ich gedacht habe, sehr konkretistisch, wo gehen die dann hin?
Florian Clauß
1:09:50–1:09:51
Ja, dann fährt die halt weg.
Micz Flor
1:09:52–1:09:55
Und das Haus ist kaputt, hilft auch
1:09:55–1:10:00
keinem. Also so ein Sinnbild von keine Revolution ist auch keine Lösung.
1:10:04–1:10:06
Ja, aber das hast du natürlich recht, wenn man in dem Moment sagt,
1:10:06–1:10:10
okay, und jetzt verlasse ich das Narrativ und gucke von außen drauf und sehe,
1:10:10–1:10:15
wie lustvoll es sein könnte, all das, was da so krampfhaft zusammengehalten
1:10:15–1:10:17
wird, einfach loszulassen.
1:10:17–1:10:20
Einfach loszulassen, das findet seinen Weg, ist wunderschön.
1:10:20–1:10:22
We are stardust.
1:10:22–1:10:28
We are frozen chicken. Also alles quasi findet einfach einen künstlerischen,
1:10:29–1:10:35
ästhetischen Weg, seine ruhige, entropiebezogene Position und kann noch tiefer sinken.
1:10:35–1:10:41
Und das ist einfach was sehr Entspannendes, obwohl es erst mal gewaltvoll aussieht als Explosion.
1:10:41–1:10:46
Aber wenn man es ganz langsam macht, dann ist es nur eine Transformation, wo alles seinen...
1:10:47–1:10:49
Niederen Energiepunkt finden darf.
Florian Clauß
1:10:49–1:10:55
Ja, eine Auflösung. Eine Auflösung und das ist halt auch diese Art von Kameraführung
1:10:55–1:10:58
bei Antonioni, das ist ja dann auch dieses Deframing.
1:10:59–1:11:02
Das heißt, die Charaktere sind dann nicht mehr im Zentrum von irgendwelchen
1:11:02–1:11:06
Einstellungen, sondern sie sind halt Teil des Schwenks geworden.
1:11:08–1:11:14
Und das ist die Marginalisierung der Individualität oder Charaktere, könnte man so sagen.
1:11:15–1:11:20
Da hat er mit seinen Techniken auch stark dazu eine Bildsprache gefunden,
1:11:20–1:11:23
die eben das dann auch, also diesen Entfokussierung.
1:11:23–1:11:26
Das ist halt so der Punkt dabei.
1:11:26–1:11:30
Und eine, also ich meine, man muss ja wirklich sagen, es ist ein Kunstwerk,
1:11:30–1:11:33
weil es gibt halt irgendwie, ich hatte schon diese Szene mit den Kindern,
1:11:34–1:11:36
die ich großartig inszeniert finde, erwähnt.
1:11:36–1:11:41
Dann gibt es eine weitere Szene, das ist auch wieder so diese Absurdität von
1:11:41–1:11:43
der Abwesenheit von Wasser.
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Und die ist fast wie so ein Jaktatief-Film. Weil dann kommen nämlich die beiden,
1:11:48–1:11:53
Daria und Marc, auf so einen Parkplatz, wo dann so ein Aussichtspunkt ist.
1:11:53–1:11:58
Und dann kommt halt so ein typisches 0815, Pärchen mit Kind,
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mit einem Wohnmobil, die neueste Klasse von Wohnmobil aus den 60ern,
1:12:04–1:12:08
mit hinten Anhänger, so ein Trailer, wo ein Boot draufsteht.
1:12:09–1:12:14
Und die steigen aus, kurz, und gucken hier und sagen, ja, wunderbarer Punkt,
1:12:14–1:12:18
um ein Autokino zu machen. die könnte man ein Autokino machen, ja.
1:12:18–1:12:22
Und dann siehst du halt den Jungen, wie der im Wohnmobil ist und so ein Eis schlägt, ja.
1:12:22–1:12:25
Also ich meine, stärker könntest du so einen Kontrast einfach nicht machen, ja.
1:12:25–1:12:30
Und das hat mich schon so auch von den Farbgebungen, ja, so an Jacques Tati erinnert.
1:12:31–1:12:36
Also das ist halt so die Absurdität, die er dann auch so in so Referenzen dann schafft, ne.
1:12:36–1:12:42
Also der, ja, wie schon gesagt, Hitchcock, Tati, Fellini, da sind auch alle
1:12:42–1:12:44
drin, ja, in dieser gewaltigen Ästhetik.
1:12:46–1:12:48
Ja, so viel, Mitch.
Micz Flor
1:12:48–1:12:50
Ja, toll. Also ich,
1:12:53–1:12:57
vermalediterweise gucke ich den dann wahrscheinlich, nachdem wir drüber gesprochen haben.
1:12:57–1:13:02
Man hätte so viel schönere Sachen. Also ich fühle, ich habe die Chance verpasst,
1:13:02–1:13:05
für mich noch mehr aus dieser Folge rauszukriegen.
Florian Clauß
1:13:06–1:13:09
Aber ich finde, du hast doch wunderbar beigetragen.
Micz Flor
1:13:10–1:13:11
Ja.
Florian Clauß
1:13:11–1:13:17
Du warst ja mein Zuhörer und mein Counterpart. Und wir sind jetzt tatsächlich
1:13:17–1:13:18
auf der Ostkrone angekommen.
1:13:19–1:13:23
Ostkrone, das ist jetzt so die Strecke, die ich sehr häufig mit dem Rennrad
1:13:23–1:13:26
fahre, weil du kommst hier schnell auf diesen Weg.
1:13:26–1:13:33
Da ist auch nur Asphalt ohne Autos und du kommst dann halt bis zum BER,
1:13:33–1:13:34
kannst hier durchfahren.
1:13:35–1:13:40
Und da wird viel von Bladern genutzt und Rennradfahrern und Spaziergängern.
1:13:40–1:13:43
Und wir gucken genau in die Flucht.
1:13:43–1:13:47
Hier ist die Jakobskösterei und wir gucken in die Flucht vom Fernsehturm.
1:13:48–1:13:54
Und hier ist Holzpostling auch ein Wochenendspot.
Micz Flor
1:13:55–1:13:59
Finde ich schön, das Bild auch in Bezug auf den Roadmovie, weil dieser Holzpostling,
1:13:59–1:14:00
den ich jetzt schnell fotografieren werde,
1:14:01–1:14:06
da sieht man auch, wie sehr diese Werbung nicht für die Leute gemacht ist,
1:14:06–1:14:10
die hier vorbeigehen, sondern für die Leute in den Autos, die hier rechts von
1:14:10–1:14:14
uns auf der leicht erhöhten, mehrspurigen Autobahn sind.
1:14:15–1:14:19
Der Postling regt sich mit seiner Werbung über diese ... Also,
1:14:19–1:14:22
der guckt die Autos an, nicht uns, obwohl wir hier direkt neben ihm stehen.
1:14:23–1:14:26
Ja, es ist schon toll. Es ist wirklich auch ... Ich war hier noch nie.
1:14:28–1:14:32
Hier nebenan, das ist ja dann wirklich nicht nur Wärmeser, das ist Holzpostling,
1:14:32–1:14:34
das sind Regale von voller Holz.
Florian Clauß
1:14:34–1:14:38
Ja, du hast wirklich hier eine reichhaltige Holzauswahl.
1:14:39–1:14:44
Man könnte das ganze Haus in einer Wüste bauen aus diesem Material.
1:14:46–1:14:49
Also wenn du irgendeine Holzsorte brauchst, das ist das Lager dafür.
Micz Flor
1:14:51–1:14:54
Wir werden nicht gezahlt, wir bleiben auch weiterhin werbefrei.
1:14:54–1:14:57
Das ist einfach unser subjektives Empfinden, das ist nicht bezahlt.
Florian Clauß
1:14:57–1:14:58
Nennen wir es Hossling.
1:15:00–1:15:01
Okay.
Micz Flor
1:15:01–1:15:06
Ja, Flo, vielen Dank für die Folge. Es war toll. Auch wieder eine tolle Tour.
1:15:06–1:15:11
Ich bin immer wieder baff, dass Berlin doch größer ist als die Touren,
1:15:11–1:15:12
die wir schon gemacht haben.
1:15:13–1:15:15
Und dass es immer noch was zu sehen gibt.
1:15:15–1:15:18
Wo wir genau lang gelaufen sind, das könnt ihr auf der Webseite sehen.
1:15:19–1:15:24
Auf dem DPS-Track, der dann auch bei den Blogposts, wo dann auch Shownotes und
1:15:24–1:15:26
Links und sowas immer dabei sind, ein bisschen Text.
1:15:27–1:15:29
Da sind die auch oben mit eingebunden.
1:15:29–1:15:32
Das war es eigentlich, oder? Hast du noch was zu sagen?
Florian Clauß
1:15:32–1:15:36
Nö, also können wir nochmal sagen auf eigentlich-podcast.de.
1:15:36–1:15:39
Dann sage ich Tschüss und vielen Dank fürs Zuhören.
1:15:39–1:15:45
Wenn euch die Folge gefallen hat, könnt ihr uns gerne eine Bewertung oder ein
1:15:45–1:15:49
Sternchen oder ein Like oder irgendwas hinterlassen auf den Plattformen eurer Wahl.
1:15:51–1:15:53
Und dann sage ich Tschüss und bis zum nächsten Mal.
Micz Flor
1:15:53–1:15:54
Tschüss.

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Mit dieser Episode starten wir eigentlich eine neue Podcast-Reihe: Roadmovies! Ein Genre, das uns schon immer fasziniert hat. Dem wollen wir näher auf die Spur kommen, doch zunächst stellen wir einige Filme dieses Genres der letzten 4 Dekaden vor. Roadmovies erzählen Geschichten von äußeren und inneren Reisen, an denen die Charaktere wachsen. Sie werden oft episodenhaft erzählt, die sich an den einzelnen Stationen der Reise orientieren. Roadmovies entwickelten sich als Subgenre des Westerns und legten den Grundstein für New Hollywood. Als ersten Vertreter der neuen Reihe "Roadmovies" hat sich Flo einen aktuellen Film ausgesucht: "Civil War" aus dem Jahr 2024 unter der Regie von Alex Garland. Flo stellt den Briten Alex Garland mit einigen Eckdaten vor: bekannt geworden als Autor, erste Verbindungen zum Film mit Danny Boyles "The Beach", der Garlands Buch verfilmte. Weitere Zusammenarbeit mit Boyle, u.a. "28 Days Later", für den Alex Garland das Drehbuch schrieb. Erste eigene Regiearbeit mit "Ex machina" (2015). Es folgten einige Spielfilme und mit "Devs" (2021) eine Serienproduktion, in der auch Schauspieler:innen mitwirkten, mit denen Garland immer wieder zusammenarbeitet. "Civil War" ist eine Mischung aus Roadmovie und Kriegsfilm. Im Mittelpunkt stehen zwei Kriegsfotografinnen, die eine altgedient, die andere ganz jung. Der Film spielt in Amerika in einer dystopischen nahen Zukunft, in der Bürgerkrieg herrscht. Wir erzählen den Film ausführlich nach. Flo geht dann auf die Geschichte der Fotografie während des Amerikanischen Bürgerkriegs von 1861 bis 1865 ein und zeigt die technischen und kulturellen Entwicklungen in der Fotografie und wie diese das Verständnis und die Darstellung des Krieges beeinflusst haben. Während wir die Kernthesen von Garlands Werk erkunden, denken wir darüber nach, wie die Hauptfiguren die moralischen Herausforderungen und ethischen Implikationen transportieren, die mit dem Festhalten und Präsentieren von Wahrheit und Realität verbunden sind. Verbunden sind wir auch mit unserem Track, der Laufstrecke, die uns von der Jannowitzbrücke bis zur Landsberger Allee durch den Volkspark Friedrichshain geführt hat. Wir haben auf diesem Weg einige unserer Vorgänger-Episoden gekreuzt und das entsprechend kommentiert.

Shownotes

Mitwirkende

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Florian Clauß
Erzähler
avatar
Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:05–0:00:10
Mit Folge 66, da fängt der Podcast an.
0:00:11–0:00:17
Mit Folge 66 ist eigentlich was dran, dass wir da jetzt nochmal eigentlich...
0:00:17–0:00:23
Also bei Folge 66 machen wir was Diabolisches, aber bei Folge 66 fällt mir jetzt
0:00:23–0:00:24
auch nichts Besseres ein als dieses Lied.
0:00:24–0:00:27
Wir begrüßen euch ganz herzlich.
0:00:28–0:00:30
Ich bin Mitch und neben mir läuft...
Florian Clauß
0:00:30–0:00:32
Ich bin Flo, Flo läuft neben dir.
Micz Flor
0:00:32–0:00:33
Genau.
Florian Clauß
0:00:33–0:00:35
Wollen wir mal gerade so hinbekommen.
Micz Flor
0:00:35–0:00:38
Ja, wir sind schon so weit.
0:00:38–0:00:41
66 geht schon auf die 100 zu und vor allen Dingen können wir jetzt schon in
0:00:41–0:00:45
Primzahlen, nicht Primzahlen, wie heißen Schnapszahlen?
0:00:47–0:00:54
Denken 77, 88, 99, 100, 100. Ja, wir sind laufend am Reden und laufen beim Reden.
Florian Clauß
0:00:55–0:00:56
Laufend reden.
Micz Flor
0:00:56–0:00:57
Und reden laufend.
Florian Clauß
0:00:57–0:00:58
Im Laufen.
Micz Flor
0:00:58–0:01:04
Weil wir, ich möchte es mal irgendwo ein bisschen kürzen, wir haben immer sehr viel Intro.
0:01:05–0:01:08
Und jetzt auf einer Meta-Ebene sage ich das auch nochmal an.
0:01:08–0:01:12
Ich finde, dass wir uns immer wieder wiederholen und in gewisser Weise ist es
0:01:12–0:01:15
vielleicht ganz gut, weil es vielleicht immer wieder Leute gibt, die neu einsteigen.
0:01:15–0:01:19
Aber vielleicht kann man es ein bisschen kondensieren, weil wir wandern gerne
0:01:19–0:01:21
und beim Wandern redet man auch viel.
0:01:21–0:01:25
Das ist ja das Schöne daran. und dann kam Corona schon länger her,
0:01:25–0:01:28
da haben wir dann auch viel im Freien laufend geredet,
0:01:30–0:01:37
und haben dann irgendwann das Mikrofon angeschmissen und jetzt ist 65 Folgen später, die 66.
0:01:38–0:01:41
Folge. Die Themen sind immer unterschiedlich, was uns gerade eigentlich so interessiert
0:01:41–0:01:46
und eigentlich heißt es auch deshalb, weil wir immer ein bisschen versuchen
0:01:46–0:01:49
rauszukriegen, worum geht es da eigentlich.
0:01:51–0:01:54
Manchmal haben wir kleine Serien und von dir habe ich mitbekommen,
0:01:54–0:01:56
du läutet eine neue Serie ein.
0:01:58–0:01:58
Genau.
Florian Clauß
0:01:59–0:02:02
Ich will noch ergänzen zu der Einleitung, was auch immer kommt.
0:02:02–0:02:07
Ihr könnt auf eigentlich-podcast.de dann sehen, wo wir langgelaufen sind.
0:02:07–0:02:11
Und diese Route hier, also den Anfang dieser Route, und deswegen hast du auch
0:02:11–0:02:14
gesungen, weil ich das vorhin erwähnt habe, den sind wir schon mal gelaufen.
0:02:16–0:02:19
Nämlich bei, ich habe die Folgen-Nummer nicht im Kopf, da sieht man auch,
0:02:20–0:02:24
wir sind wirklich draußen und haben wenig Notizen bei uns und wir sind viel aus dem Kopf.
Micz Flor
0:02:24–0:02:28
Dann kann er sagen, ich google das mal eben. Red mal weiter, ich google das mal eben.
Florian Clauß
0:02:29–0:02:33
Können wir nicht sagen, haben wir, aber damit haben wir auch so einen ganz safen
0:02:33–0:02:34
Boden für unser Halbwissen.
0:02:35–0:02:39
Weil dann kann man immer sagen, ach stimmt, ja, ich konnte es ja nicht prüfen dann.
Micz Flor
0:02:40–0:02:43
Ich hätte es eigentlich gewusst, aber direkt vor uns war eine tote Ratte.
0:02:43–0:02:47
Das hat mich abgelegt. Das kann auch schon passieren, ist schon passiert.
Florian Clauß
0:02:47–0:02:52
Und wir sind hier vor einem Jahr, das war auch so, wo es im November kalt geworden
0:02:52–0:02:56
ist, sind wir hier lang gelaufen, haben die Expanse aufgenommen.
0:02:56–0:02:59
Und da hast du auch gesungen am Anfang.
0:02:59–0:03:04
Das hat mich total beeindruckt. Dann habe ich mit meiner Skat-Folge Dann.
Micz Flor
0:03:04–0:03:07
Muss das 46, 45 vielleicht, wie du sagst. 46 war, glaube ich, Skat.
Florian Clauß
0:03:08–0:03:10
Skat war, ja, ich glaube...
Micz Flor
0:03:10–0:03:14
Ohne drei... Ich weiß nicht genau, was so eine Nummer war.
0:03:15–0:03:20
Und die Tracks nimmst du auf auf deiner Uhr und wir haben ein Wireless-Setup
0:03:20–0:03:28
für die Aufnahme von uns beiden auf Stereo Und fast ungeschnitten landet das
0:03:28–0:03:34
dann in den Podcast-Plattformen und auf unserer Webseite eigentlich-pod.
0:03:35–0:03:37
Und damit ist, glaube ich, erst mal so alles.
Florian Clauß
0:03:37–0:03:39
Ja, da hast du jetzt mehr gesagt.
Micz Flor
0:03:39–0:03:41
Genau. Und wer jetzt noch dabei ist.
Florian Clauß
0:03:42–0:03:43
Der kriegt ein Gewinncode.
0:03:46–0:03:50
Ja, ich starte eine neue Reihe. Das habe ich dir so angekündigt.
0:03:50–0:03:52
Ich habe dir auch mein Thema angekündigt.
0:03:53–0:03:58
Manchmal lassen wir den anderen im Dunkeln, um was es geht. So wie letzte Folge,
0:03:58–0:03:59
da waren wir richtig im Dunkeln.
0:04:00–0:04:02
Märchenwald. Nee, das war vorletzte Folge, oder?
Micz Flor
0:04:03–0:04:04
Nee, letzte Folge war...
Florian Clauß
0:04:04–0:04:07
64 war das. 64 vor zwei Folgen.
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Ich starte mit dieser Episode eine neue Folge, eine neue Reihe.
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Ich suche mir ja immer gerne Reihen zu Kinofilmen aus.
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Und diesmal dachte ich, wir machen mit einem Genre weiter, das ich auch schon immer gut fand.
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Ähnlich wie die Coming-of-Age-Filme, die ich jetzt auch bei meiner vorletzten
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Folge verheizt habe. Bei Hänsel und Gret.
Micz Flor
0:04:32–0:04:36
Buchstäblich in den Ofen. Schieb, schieb in den Ofen rein.
Florian Clauß
0:04:36–0:04:40
Genau, da habe ich nochmal so die Analogien von Hänsel und Gretel und Coming
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of Age gezogen, ein paar Filme gedroppt.
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Aber wir haben hier in diesem Genre, nämlich Roadmovies, haben wir auch tatsächlich
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so Subgenres, die auch...
Micz Flor
0:04:51–0:04:56
Ich muss jetzt nochmal ein bisschen sitzen lassen. Das ist die Serie Roadmovies.
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Also eine Serie heißt nicht, dass wir jetzt hintereinander dann immer wieder
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Folgen dazu machen, aber wir greifen uns das immer auf.
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So wie eben deine Hänsel und Gretel-Folge auch nochmal ein zusätzliches addendum
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an die serie der märchen war.
Florian Clauß
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Sehr schön danke für die kontextualisierung und
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wie du vielleicht auch in zukunft mal wieder eine folge zu
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deinen strom gitarren machen wirst wer weiß was uns da erwartet also es wird
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jetzt auch nicht hintereinander weg aber wir greifen ab und zu zurück ich hatte
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eine eine filmserie auch über novel vark gemacht und dann sind wir durch die
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verschiedenen Filme dann durchgestiefelt.
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Und Dogma. Dogma war auch ein Film.
Micz Flor
0:05:34–0:05:40
Durchgestiefelt trifft es ganz gut. Weil wir ja laufend reden und beim Laufen reden.
Florian Clauß
0:05:40–0:05:44
Ja, Roadmovies. Roadmovies fand ich schon immer gut.
0:05:44–0:05:47
Ich weiß nicht, wie es dir geht mit dem Genre.
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Ob du auch so eine gewisse Genre-Affinität hast oder ob du eher so in Clustern
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Sci-Fi, Thriller, Romance-Ding hast.
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Wie früher in den alten Videothek-Ecken.
Micz Flor
0:05:59–0:06:03
Ja, nur das Arthouse-Regal, das schmale.
Florian Clauß
0:06:03–0:06:04
Das schmale, genau.
Micz Flor
0:06:05–0:06:08
Roadmovies finde ich großartig. Ich finde es interessant, dass Coming-of-Age
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und Roadmovies so deine Genre sind, weil in beiden Genren ist ja eine verbindende
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Sache. Es ist nicht zu stoppen.
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Also in gewisser Weise geht es auch immer weiter. Es gibt dann manchmal sogar
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so die Möglichkeit, fast episodenhaften Roadmovie zu gestalten,
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aber es geht immer weiter.
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Das unterliegende Thema ist halt diese Fortschreiten der Geschichte.
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Ist ja bei Coming of Age nicht viel anders. Auch da geht es ja eigentlich darum,
0:06:32–0:06:33
es ist nicht aufzuhalten.
Florian Clauß
0:06:33–0:06:39
Diese Story. Ja genau, es ist vor allen Dingen immer eine gewisse Heldenreise,
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die wir da mitmachen, wobei bei Coming of Age mehr quasi die,
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der Weg zur Adoleszenz dann mit gewissen Quests belegt ist, die man dann lösen
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kann als Charakter und wächst.
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Gleich haben wir auch bei der, bei dem Roadmovie, wobei dann eben eher die Reise,
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der Weg quasi die Strecke ist, wo dann die Heldinnen und Helden wachsen können.
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Und was mich halt auch immer so fasziniert an den Roadmovies ist,
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dass es so ein Zwischenbereich ist.
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Es ist im Prinzip ein Bereich, der nicht definiert ist, wo ein Fahrzeug meistens
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dann eben die Charaktere bewegt und wo es dann so ein Stationstheater gibt.
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Also das heißt, episodenhaft sind die aufgebaut. Das heißt, wir haben hier auch
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eine gewisse andere Dramaturgie, weil in jeder Station kann für sich abgeschlossene
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Geschichten passieren,
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an denen dann eben die Heldinnen und Helden wachsen können.
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Auch interessant, so ein bisschen die Entwicklung des Genres.
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Also ich meine, der klassische Road-Movie-Film, den kannst du mir sicher auch sagen.
Micz Flor
0:07:50–0:07:56
Looking for adventures, oder?
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Mit Steppenwolf-Soundtrack.
Florian Clauß
0:08:00–0:08:02
Steppenwolf, richtig, genau. Also Easy Rider.
Micz Flor
0:08:02–0:08:05
Easy Rider auf jeden Fall, ja. Ich meine, dann ist die Frage,
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diese ganzen Mad Max-Filme oder Serie, da geht es ja auch um Mobilität, um so ein bisschen 21.
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Jahrhundert-Lingo zu klingen.
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Aber es ist die Frage, würdest du das auch unter Roadmovies abführen?
Florian Clauß
0:08:20–0:08:24
Ja, absolut. Mad Max, ganz klassisch. Klassischer Roadmovie.
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Und auch die Neuverfilmungen von Mad Max, Furious Road und der letzte,
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vorletztes Jahr rausgekommen.
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Das sind auch Roadmovie-Filme, weil die ja alle Aspekte des Roadmovies erfüllen.
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Klar, du kennst natürlich, es gibt verschiedene Handlungsrahmen.
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Das eine kann eben sein, dass man auf der Flucht ist, dass es halt quasi eine
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Geschichte auf der Flucht erzählt wird.
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Und dann sind die einzelnen Stationen, wo die Charaktere Halt machen,
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sind im Prinzip dann nochmal so einzelne Geschichten.
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Und dann haben wir Flucht, dann haben wir natürlich auch so eine innere Reise.
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Meistens ist es so, dass dann der Protagonist oder die Protagonistin wächst in der Reise.
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Das heißt, eine innere und äußere Reise sind auch so Merkmale,
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die wir hier haben bei dem Roadmovie.
Micz Flor
0:09:17–0:09:22
Um das Genre ein bisschen abzugrenzen, einzuspecken, wie auch immer,
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muss es eine Straße sein.
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Ich denke jetzt ganz speziell an zwei.
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Das eine ist die Verfilmung eben von Moby Dick, habe ich dann das Kind gesehen.
Florian Clauß
0:09:34–0:09:36
Moby Dick oder Movie Dick?
Micz Flor
0:09:36–0:09:37
Moby Dick.
Florian Clauß
0:09:38–0:09:40
Von Mobile Dick.
Micz Flor
0:09:40–0:09:48
Genau, Mobile Dick. Da bist du ja auf dem Schiff, aber irgendwie hat das ja
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auch was Roadmovie-mäßig.
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So der weiße Wal, der weiße Wal.
Florian Clauß
0:09:51–0:09:58
Das könnte man nochmal untersuchen, ob man Moby Dick als Roadmovie betrachten könnte.
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Das können wir ja nochmal in den Kommentaren erörtern.
Micz Flor
0:10:03–0:10:06
Und das Zweite, was mir dann auch noch einfällt, das kennst du vielleicht sogar
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noch als Referenz, das war nämlich auch aus der Humboldt-Uni,
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ich glaube irgendein Seminar, wo ich mich reingeschmuggelt hatte,
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da wurde über Arbeit mit Filmkamera und wurde halt so ein bisschen verglichen,
0:10:16–0:10:21
wie halt in bestimmten Kulturkreisen die Kamera zuerst quasi wie aus dem Auditorium
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des Theaters die Bühne filmte,
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also da war das eher so nicht partizipativ, aber es gab schon sehr,
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sehr früh wohl auch Kameras, die dann, und das war das Beitrag,
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Und da haben wir auch Filmausschnitte gezeigt bekommen. Da wurde die im Umland
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von Berlin, im Spreewald irgendwo, wo die mit so Kähnen, Verfolgungsfahrten,
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mit diesen starken Kähnen.
Florian Clauß
0:10:42–0:10:43
Im Spreewald dann.
Micz Flor
0:10:43–0:10:46
Ja, und da wurde dann die Kamera, ich weiß nicht, ob es die Sorgen waren,
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aber da wurden dann die Kamera eben an dieses Schiff dran gebunden und dann
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schoss die Kamera so über Wasserhöhe in dieser Verfolgungsjagd hinterher.
0:10:56–0:10:58
Das fand ich sehr eindringlich.
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Deshalb kam ich vielleicht auf das maritime Motiv. Also bei Moby Dick gleichermaßen
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wie bei diesem Kahn-Film.
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Muss es ein Straßen?
Florian Clauß
0:11:09–0:11:13
Nee, muss es nicht. Es geht, glaube ich, einfach auch so auf die Reise.
0:11:13–0:11:14
Es kann auch ein Wanderfilm sein.
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Es geht einfach diese Mobilität, dass erstmal so, aus welchen Gründen auch immer,
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die Charaktere der Geschichte einfach jetzt auf dem Weg sind.
Micz Flor
0:11:23–0:11:27
Per Anhalter durch die Galaxis wird dann auch eine Art Roadmovie.
Florian Clauß
0:11:27–0:11:31
Ich kann dir mal so ein paar Beispiele, die ich aus der englischsprachigen Wikipedia
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genommen habe, über eine Liste von Roadmovies und dann habe ich die mal chronologisch sortiert.
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Und in den 16ern kann man so anfangen. Es gibt Vorläufer, gerade Easy Rider von 69.
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Da geht es noch auf einen anderen Film zurück von Corman.
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Der war ein paar Jahre vorher. Da geht es auch um diese Biker-Kultur, diese Beatniks.
0:11:53–0:11:58
Also Biker bietet nichts, alles ist ja auch on the road. Ist ja auch dieses von...
Micz Flor
0:11:58–0:11:58
Correct.
Florian Clauß
0:11:58–0:12:03
Correct, der Roman, da geht es ja auch so um diese auf der Straße,
0:12:03–0:12:06
so wie wir quasi hier immer auf der Straße laufen.
0:12:06–0:12:10
Aber ich fange mal an mit Wilde Erdbeeren von Bergmann.
0:12:10–0:12:15
Das sind eher so die europäischen Roadmovie von 67, dann Pirole Fou von Godard.
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Also ich gehe jetzt ganz tief in die europäische Filmgeschichte.
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Und dann natürlich 67 Initiation Bonny & Clyde, dann Easy Rider hatten wir schon
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erwähnt und dann kommt nämlich Duell.
0:12:31–0:12:35
Von Spielberg. Ist das das Debüt von Spielberg?
Micz Flor
0:12:35–0:12:39
Ich glaube, es war sogar sein Abschlussfilm, der dann auf Spielfilmlänge hochgeblasen wurde.
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Da musste man, glaube ich, über 87 Minuten kommen oder sowas,
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damit das anerkannt wurde als Spielfilm.
Florian Clauß
0:12:44–0:12:49
Und du hast ja gerade über die Kameraperspektiven geredet. Also die können auch
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völlig unterschiedlich sein.
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Aber klar hast du beim Roadmovie auch dann erstmal die Möglichkeit,
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die Landschaft entsprechend zu inszenieren.
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Und bei Duell ist es ja diese Konfrontation, dieses Duell zwischen den Autos,
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die dann auch natürlich so eine ganz eingefangene Kameraperspektive haben.
0:13:07–0:13:10
Also es ist sehr divers, wie dann halt was inszeniert werden kann.
0:13:11–0:13:16
Dann haben wir auch diesen klassischen deutschen Regisseur, nämlich Wim Wenders,
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der mit Alice in den Städten 1974 eine ganze Trilogie über Root-Road-Movies gemacht hat.
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Alice in den Städten, 74, 75, falsche Bewegung und im Laufe der Zeit von 76.
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Ich habe die alle nicht gesehen. Ich war früher so ein Anti-Wim Wenders, weißt du?
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Ich war noch so ein junger Student, der dann Filmwissenschaft,
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nee, Filmgeschichte gemacht hat an der Humboldt-Uni.
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Und da war mir Wim Wenders, war das so Establishment. War nicht immer doof,
0:13:46–0:13:48
deswegen habe ich nicht so viel Film Wenders geguckt.
Micz Flor
0:13:48–0:13:50
Ja, ist lustig. Aber Wenders hat doch auch noch den...
Florian Clauß
0:13:50–0:13:52
Paris, Texas von 84.
Micz Flor
0:13:53–0:13:53
Genau, genau.
Florian Clauß
0:13:53–0:13:57
Genau, den muss ich unbedingt mal sehen. Den habe ich auch nicht geguckt.
Micz Flor
0:13:57–0:13:59
Und jetzt kann es sein, dass ich mich total ins Fettnäffchen sehe.
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Der hat doch dann auch noch in den 90er-Jahren diesen Film gemacht,
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wo, oder war das gar nicht, wo die auf der Straße sind und die haben dann schon
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so ein digitales Kartensystem und dann entscheidet der Fahrer oder die Fahrerin, weiß nicht mehr,
0:14:12–0:14:15
einfach das Lenkrad rumzureißen und dann sagt das Auto, sie sind von der Straße
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abgekommen, fanden sie quer durch die Wüste.
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Ändert dich das an irgendwas? Nee, okay. Dann liege ich, da habe ich jetzt irgendwie,
0:14:22–0:14:24
wir wenden das im Kopf, aber ich kriege es jetzt gerade nicht zusammen.
Florian Clauß
0:14:26–0:14:32
Ja, Mad Max haben wir schon erwähnt. 1979 war der erste. Dann springe ich mal in die 90er.
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90er ist, da waren so die prägenden Filme für mich.
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Ist natürlich Wild and Hard. Das ist der Film von David Lünch mit Nicolas Cage.
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Und in der weiblichen Hauptrolle habe ich den Namen vergessen.
0:14:50–0:14:55
Aber der hat mich total geprägt. Es gab so eine Lünchzeit, die dann auch mit
0:14:55–0:15:01
Dennis Hopper und so weiter, Blue Velvet und diese ganzen so Ende 80er,
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Anfang 90er, die in dieser Ästhetik auch gespielt haben.
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Ganz großartig. Und haben wir auch schon mehrmals erwähnt, den Regisseur Gust
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van Zandt, My Private Idaho.
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Das hatte ich mit Chris auch besprochen, als wir über Boris Afraid gesprochen
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haben. Nämlich mein Private Outer aus der Joachim Phoenix, der Bruder von ihm.
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River Phoenix hat da die Hauptrolle gespielt.
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Und es gibt dann halt so diese, auch hat Roadmovie immer was mit Umbruch zu
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tun, haben wir schon erwähnt, während der Wende, also nach der Wende kam auch
0:15:34–0:15:39
so ein Schwung von Roadmovies raus im deutschsprachigen Raum und das waren dann, wir können auch anders.
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Das ist so eine Detlefburg-Produktion, die ist großartig.
0:15:46–0:15:47
Dann, was war denn noch?
Micz Flor
0:15:48–0:15:50
Knocking on Heaven's Door mit Till Schneider.
Florian Clauß
0:15:50–0:15:54
Genau, das hat mir gefehlt, Knocking on Heaven's Door. Einen anderen Film,
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den wir auch, ich gehe jetzt in die 2000er, auch schon erwähnt haben und worüber
0:15:58–0:16:02
ich auch schon mal eine Folge gemacht habe, über die Regisseurin Kelly Reichardt,
0:16:02–0:16:05
Old Joy, den hattest du dann auch gesehen.
Micz Flor
0:16:06–0:16:09
Aber wir haben jetzt Simon Luiz verpackt.
Florian Clauß
0:16:09–0:16:12
Ja, nee, das stimmt, den wollte ich noch erwähnen in den 90ern, Thelmon Luiz.
Micz Flor
0:16:12–0:16:16
Weil das ist ja irgendwie, finde ich, schon so eine erstaunliche Auftragsarbeit
0:16:16–0:16:23
gewesen für den damals so ein bisschen kriselnden Regisseur von Alien,
0:16:23–0:16:28
aber der dann damit nicht nur Brad Pitt geboren hat quasi in Hollywood hinein,
0:16:28–0:16:35
sondern auch echt so einen richtig prägenden Film gemacht hat.
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Der ist ja irgendwie wie so ein Ankerpunkt, finde ich, in der Filmgeschichte.
Florian Clauß
0:16:39–0:16:43
Ja, das stimmt. Aber wieso Brad Pitt? Hat Brad Pitt da mitgespielt?
Micz Flor
0:16:43–0:16:48
Brad Pitt spielt den Lover von der einen Frau. Der ist aber nur ganz kurz zu sehen.
Florian Clauß
0:16:48–0:16:53
Okay, das war mir gar nicht klar, dass Brad Pitt da so eine exponierte Stellung ist.
Micz Flor
0:16:53–0:16:59
In einer einzigartigen, souveränen und gleichzeitig sensiblen Geste fegt er
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einen Tisch leer, bevor er dann die Frau auf den Tisch draufsetzt.
Florian Clauß
0:17:06–0:17:09
Das ist dir in Erinnerung geblieben, in dem jugendlichen Live-Zug.
Micz Flor
0:17:10–0:17:12
Ja, mir ist Brad Pitt in Erinnerung geblieben.
Florian Clauß
0:17:12–0:17:16
Nee, Brad Pitt, ich bin auch großer Fan von Brad Pitt.
Micz Flor
0:17:16–0:17:17
Von seiner Arbeit.
Florian Clauß
0:17:17–0:17:19
Von seiner Arbeit und von ihm auch als Künstler.
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Little Mid of Sunshine, hast du den geguckt von 2006?
Micz Flor
0:17:24–0:17:24
Ja, toll.
Florian Clauß
0:17:25–0:17:30
Ja, schön. Und wieder im Dachraum, also deutsch-österreichisch vor allen Dingen,
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Ulrich Seidel Import-Export.
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Also ich bin ein ganz großer Ulrich Seidel-Fan, der auch völlig verstörende Filme macht.
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Aber großartig dann von 2015 jetzt im 10er-Raum eben Fury Road und Tick,
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auch im deutschsprachigen Raum.
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Die Verfilmung von Herndorf. Dem Roman.
0:17:53–0:18:01
Und jetzt auch im Arthouse-Bereich Drive My Car, der japanische Film von dem Regisseur,
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dessen Namen ich jetzt nicht parat habe, aber eine der größeren Entdeckungen
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im asiatischen Raum, was der für Produktion macht. Drive My Car ist wirklich ganz toll.
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Und jetzt schließlich dann eben Civil War als ein Genrevertreter.
0:18:22–0:18:26
Und bei Civil War haben wir aber mehr oder weniger...
Micz Flor
0:18:26–0:18:28
Wir müssen noch bei Drive My Car noch erwähnen.
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Mit der Lederjacke und...
Florian Clauß
0:18:32–0:18:39
Ach ja, Drive, den kann man noch mit reinziehen. Und Death Proof von Arufino.
Micz Flor
0:18:39–0:18:44
Ja, das ist auf jeden Fall. Noch eine Genre abschließen, weil wir gesagt haben,
0:18:44–0:18:46
es geht immer weiter, es geht immer weiter.
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Ich habe jetzt eine ganz komische Frage an, vielleicht kann man das bis zur
0:18:49–0:18:50
nächsten Episode noch mal recherchieren.
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Würde man so etwas wie John Wick auch als Roadmovie bezeichnen,
0:18:55–0:18:58
obwohl da ja nicht unbedingt das Auto- und Reisen zentral ist,
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Aber dieses, er geht immer vorwärts, also er geht nie zurück.
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Also das ist ja wirklich sehr, sehr drängend und so Computer-Game-mäßig.
Florian Clauß
0:19:06–0:19:09
Ja, das hätten wir auch schon mal beleuchtet in Style.
Micz Flor
0:19:09–0:19:11
Aber in diesem Genre würdest du das da einfach so aufpassen?
0:19:11–0:19:13
Ich würde es nicht unbedingt sagen.
Florian Clauß
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Weil da wirklich der Action überwiegt. Weil John Wick ist natürlich,
0:19:18–0:19:23
das Prinzip von John Wick ist einfach, bewege dich von links nach rechts und geh nie wieder zurück.
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Also das ist wie der Joystick, der immer nur auf rechts geht und der nie nach
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links geklickt werden kann.
Micz Flor
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Gut und Lola Rent?
Florian Clauß
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Lola Rent, ja, auf jeden Fall. Lola Rent ist eine auch.
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Und hier, ich würde auch Victoria, den würde ich auch als Roadmovie bezeichnen,
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der in einem Shot gedreht wurde.
Micz Flor
0:19:38–0:19:42
Ja, wo die dreimal gedreht haben und die letzte Folge, die zweite Fassung fand
0:19:42–0:19:45
sie super und die dritte war, ist dann aber die Kino-Fassung geworden.
Florian Clauß
0:19:46–0:19:47
Da weißt du mehr als ich.
Micz Flor
0:19:47–0:19:48
Ja, da hatte ich ein Interview mal gelesen.
Florian Clauß
0:19:49–0:19:49
Okay, interessant.
Micz Flor
0:19:50–0:19:52
Was man alles mitbekommt, wenn man liest.
Florian Clauß
0:19:53–0:19:57
Was nochmal so zum Roadmovie gesagt werden kann, ist, dass im Prinzip eben hier
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sich auch das New Hollywood, was dann halt so in der Filmgeschichte benannt wird, etabliert hat.
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Nämlich New Hollywood, eigentlich auch so eine Novelle Vague,
0:20:07–0:20:12
ja, im amerikanischen Raum, wo sich dann eben so diese Regisseure wie George
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Lucas, Spielberg, Gorsisi und so weiter, die neue Generation an Regisseuren etabliert haben.
Micz Flor
0:20:19–0:20:23
Apocalypse Now sind natürlich auch ein geiler Roadmovie. Also ich meine jetzt im Sinne von Format.
Florian Clauß
0:20:23–0:20:29
Das ist jetzt vor allen Dingen, also Den rechnet man der späten Phase des New Hollywoods.
0:20:30–0:20:34
Also Coppola mit Seinfeld. Wir hatten ja drüber gesprochen, da wir hatten ja
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diese ganzen Nouvelle-Vac-Bewegungen in Europa, Asien und so weiter.
0:20:38–0:20:43
Und in Hollywood war es auch, dass man sich dann mit neuen Erzählweisen ausprobiert
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hat, dass gegen dieses Prinzip von Videoproduktion und so weiter andere Wege gefunden hat.
0:20:50–0:20:53
Easy Rider, man geht auf die Straße raus, fängt da das ein und so weiter.
0:20:53–0:20:58
Das wäre so ein New Hollywood-Nummer zu erwähnen. Was, wenn man nochmal einen
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Schritt weiter guckt, was Roadmovie in diesem amerikanischen Kontext vor allen
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Dingen bedeutet, diese Figur des Trumps, also nicht Trump,
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sondern des Trumps, also der Vagabund, der Archetyp, ich will nicht Archetyp
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sagen, weil das falsch ist, wie wir gelernt haben.
0:21:20–0:21:25
Nein, im Prinzip das Paradebeispiel dafür ist halt Charlie Chaplin, die Figur von ihm.
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Also auch da ist immer wieder so diese Geschichte des Westens,
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des wilden Westens miteinander verknüpft.
0:21:33–0:21:40
Also auch häufig, häufig spielen die Filme des Roadmovies in dieser Achse zwischen West und Ost.
0:21:40–0:21:46
Und dieses Reisen durch die Landschaft und dieses, also diese Final Frontier,
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dass wir dann halt auch hier wieder diese Achse des Nicht-ist-etablierten, das Zurücklassen.
0:21:55–0:22:00
Eben neue Sachen auszuprobieren, dieser ganze Aufbruch, der sich auch in diesem
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ganzen Western-Movie, in diesem Western-Genre wiederfindet.
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Also deswegen wird auch das The Road Movie als ein Sub-Genre des Westerns eingeordnet.
0:22:09–0:22:12
Genau, das wäre jetzt mal so die lange Einleitung.
Micz Flor
0:22:12–0:22:16
Aber einen muss ich noch sagen, mit Jackie Chan in 80 Tagen um die Welt ist
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ja quasi die Geschichte schon so angelegt, dass man den,
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transglobalen Roadmovie daraus.
Florian Clauß
0:22:23–0:22:31
Ja, es gibt auf der Seite von Wikipedia sind auch überall verschiedene weltweite
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Ausprägungen von Roadmovie.
0:22:32–0:22:38
Ich habe jetzt nur diese ganzen popkulturellen des globalisierten Nordens genommen.
0:22:40–0:22:43
Da gibt es aber auch in Indien ganz viele Roadmovies und so weiter.
0:22:44–0:22:45
Aber da kenne ich mich nicht so aus.
0:22:46–0:22:50
Das habe ich jetzt erstmal draußen gelassen. Bei Civil War kommt dann nämlich
0:22:50–0:22:52
Ich nehme diesen Roadmovie noch ein zweiter Aspekt.
Micz Flor
0:22:52–0:22:56
Sag noch mal ein bisschen was dazu, Director, ja.
Florian Clauß
0:22:56–0:23:00
Genau, ich wollte jetzt gerade das so ein bisschen als Einstieg nutzen,
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um dann eben auch gleich über den Regisseur zu sprechen.
0:23:04–0:23:15
Civil War ist quasi ein Mix aus Roadmovie und Kriegsfilm und wurde von Alex Garland gedreht.
0:23:15–0:23:20
Alex Garland ist eine Figur, die mir immer wieder aufgefallen ist und die ich
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auch immer wieder so mit einem großen Auge beobachtet habe.
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Der hat sein Regie-Debüt 2015 mit Ex Machina gehabt.
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Ich weiß nicht, ob du den gesehen hast.
0:23:32–0:23:38
Ex Machina geht um eine künstliche Intelligenz, also ein Kammerspiel.
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Und der hat auch eine ganz eigene Ästhetik. Und diese Ästhetik findet man in
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verschiedenen Galan-Filmen so wieder.
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Also die Innenräume, wie er die gestaltet, meistens sehr exklusiv.
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Und dann hat der 2018, den zweiten Film, den er gedreht hat, war Anni-Lation.
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Das war eine Netflix-Produktion.
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Da geht es in Anni-Lation, die deutsche Übersetzung ist Auslöschung.
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Da geht es um so ein Tube von Frauen, die dann in einer, ich glaube,
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das ist auch so eine dystopische Welt, ich kriege es nicht mehr ganz zusammen,
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aber die im Prinzip so einen Pollen.
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Wo dann so diese, so ein bisschen wie Stalka, also es gibt so eine Zone um dieses
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Portal, wo dann so die Naturgesetze irgendwo aufgehoben sind und letztendlich
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löst sich dann alles so ein bisschen in Muster. Aber ich kriege die Story nicht zusammen.
Micz Flor
0:24:35–0:24:36
Das ist ganz stummhaft.
Florian Clauß
0:24:36–0:24:37
Das zählt jetzt.
Micz Flor
0:24:37–0:24:39
Aber du hattest mir den damals empfohlen und ich habe den gesehen.
0:24:39–0:24:42
Und weil ich dann irgendwie so wenig Filme nur sehen konnte zeitlich,
0:24:42–0:24:46
meine ich mich noch ein bisschen daran zu erinnern, dass das so ein bisschen wie bei Swamp Thing,
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also dass dann eben in dieser Zone dann auch so Tiere nur noch so halbtransparent,
0:24:51–0:24:54
transparent, also Bären, so ein Bär läuft durch, man konnte so durchgucken,
0:24:54–0:25:00
sieht dann, der ist mehr Gewächs als Tier, also mehr Pflanze als Leerwesen, aber
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es bleibt offen, worum es denn da geht. Also es ist einfach eher so ein,
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evozierender Fantasy-Film, wo man nicht wirklich auch auf einen Punkt und auf
0:25:11–0:25:13
eine Lösung oder auf irgendwas kommt.
Florian Clauß
0:25:13–0:25:17
Es gibt keinen... Es ist so ein bisschen wie 2001, das Ende.
0:25:17–0:25:20
Es lässt das offen philosophisch, kann man viel drüber nachdenken,
0:25:20–0:25:24
aber es hat schon so eine Grund, so eine etwas düstere Stimmung, sag ich mal.
0:25:24–0:25:30
Aber ich fand den auch recht stark von den Emotionen, die der Film so hervorgerufen hat.
Micz Flor
0:25:31–0:25:32
Natalie Portman war da, oder?
Florian Clauß
0:25:33–0:25:37
Ich glaube, sie hat einen relativ gut bekannten Cast für den Film.
0:25:38–0:25:44
Dann hat er eine Serie 2020 geguckt, die habe ich jetzt auch gemacht,
0:25:44–0:25:48
die habe ich geguckt, ja, in Vorbereitung zu diesem Podcast, Devs heißt die.
Micz Flor
0:25:50–0:25:52
Das ist wie Tode oder wie Taube?
Florian Clauß
0:25:52–0:25:56
Nee, wie Entwickeln, also wie Development.
Micz Flor
0:25:57–0:25:58
Ah, Devs, okay.
Florian Clauß
0:25:58–0:26:05
Es geht um einen Konzern, einen Tech-Konzern, der ein geheimes Projekt hat, Devs.
0:26:06–0:26:09
Dieser heißt so und geht um Quantencomputer.
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Ja, das ist schon auch sehr stark erzählt. Und in der ersten Folge wird dann
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im Prinzip ein Entwickler in diese kleine Entwicklungsgemeinschaft,
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die halt dieses DEVS-Projekt betreiben darf, wird rekrutiert.
0:26:25–0:26:28
Der stellt sich aber als Spion für die Russen raus und wird dann ermordet.
0:26:29–0:26:33
Und die Freundin von ihm versucht diesen Mord dann aufzuklären,
0:26:33–0:26:38
weil sie nicht ganz glaubt, dass er sich dann quasi selber verbrennt hat. Die stellen das so nach.
0:26:39–0:26:45
Und der ist aber so ziemlich deterministisch, aber auch toll gemacht.
0:26:47–0:26:53
Der Garland dreht mit einem Figurenensemble, wo auch jetzt ganz viele Figuren,
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von denen in Civil War die gleichen Schauspieler da auch auftreten.
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Also er hat so seinen Kreis, mit dem er gerne arbeitet.
0:27:02–0:27:07
Merkt man auch. Das ist wirklich ein eingespieltes Team, kann man so sagen.
0:27:07–0:27:10
Devs ist durchaus, also ich will jetzt nicht so viel davon erzählen,
0:27:10–0:27:12
weil ich dann schnell ins Spoilen komme.
0:27:12–0:27:14
Es kann man gucken, sollte man gucken.
0:27:15–0:27:18
Dann, was interessant ist, und da wirst du denen auch wahrscheinlich,
0:27:19–0:27:23
weil du vorhin Brad Pitt gesagt hast, der Nächste, der mir da auch immer so
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kommt, ist Leonardo DiCaprio.
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Ich meine, diese beiden sind, glaube ich, für mich so eine der besseren Schauspieler in Amerika.
0:27:34–0:27:41
Und der Garland hat am Anfang, war ja Autor und hat das Buch The Beach geschrieben.
0:27:41–0:27:44
Danny Boyle hat das dann verfilmt 2000.
0:27:45–0:27:47
Er hat weiterhin viele Drehbücher geschrieben, die auch interessant sind.
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Nämlich hat er auch ziemlich viel mit Danny Boyle gearbeitet.
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Also Garland ist Brite, muss man auch dazu sagen. Obwohl dieses Civil War ja
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so ein uramerikanisches Thema ist.
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Und er hat auch viel in Amerika produziert und gedreht.
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Aber er ist ursprünglich Brite.
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Und die Verbindung hier mit Danny Boyle hat dann das Drehbuch zu 28 Days Later
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geschrieben. dann auch das Drehbuch zu Dread Judge Dread?
0:28:15–0:28:19
Nee, Dread, Judge Dread ist quasi die Vorlage, die Comicvorlage,
0:28:19–0:28:26
aber es gibt eine Episode, die heißt nur Dread in diesem monolithischen Riesenhaus, ja, ja, genau mit.
Micz Flor
0:28:26–0:28:29
Der Frau von Game of Thrones ja.
Florian Clauß
0:28:29–0:28:33
Ich glaube ich weiß nicht, ich habe den tatsächlich gestern gesehen und ich
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fand der ist von 2012 ja, stimmt, das ist die jetzt weiß ich auch,
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warum mir die so bekannt vorkam,
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die dann eben so ein Drogenimperium in diesem Mega-Block aufgebaut hat.
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In Palm Trees, so heißt der Block. Das ist im Prinzip auch so eine Zukunftswelt,
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wo dann ganz, ich glaube, es ist irgendwo bei L.A.
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Dann so Riesentürme, Wohntürme, wo 75.000 Leute drin wohnen,
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wo dann halt so ein bisschen wie Kowloon dieses...
Micz Flor
0:29:01–0:29:03
Ja, das ist auch die Vorlage.
Florian Clauß
0:29:04–0:29:08
Ja, das ist die Vorlage. Und der ist auch wirklich nach wie vor,
0:29:08–0:29:11
ich meine, vor zwölf Jahren ist der da quasi gedreht worden.
0:29:12–0:29:16
Hat der, funktioniert der noch so gut? Das ist echt toll, dass der auch von
0:29:16–0:29:20
den Effekten her das so gemacht hat, dass es nicht alt wirkt.
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Also den kann man auch gucken. Auch Guckempfehlungen.
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Genau, das waren so seine, erst mal seine Anfänge als Drehbuchautor und Autor.
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Und jetzt hat er sich mehr und mehr in diese Arbeiten als Regisseur. vertieft.
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Civil War, das Setting ist im Prinzip USA in naher Zukunft und es herrscht Bürgerkrieg.
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Was ganz viele den Film angelastet, beziehungsweise wo viele Leute nicht klargekommen
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sind, ist, es gibt quasi zwei Parteien in diesem Bürgerkrieg.
0:29:57–0:30:02
Die eine sind die Loyalisten, das sind die, die auf der Seite des Präsidenten stehen.
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Und die andere ist die Western Federation. Und das Western Federation,
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also Plot ist, dass die Western Federation jetzt versuchen, nach Washington D.C.
0:30:15–0:30:19
Vorzudringen, weil sich eben der Präsident unerlaubterweise zu einer dritten
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Amtszeit quasi sich selbst ernannt hat.
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Und die Western Federation ist ein Zusammenschluss zwischen Kalifornien und Texas.
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Also was jetzt irgendwie aufgrund dieser ganzen aktuellen politischen Lage in
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den USA überhaupt nicht denkbar ist, dass eben Kalifornien und Texas zusammen
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eine Föderation schließen.
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Das heißt, Garland hat sich hier ganz bewusst eben aus diesen ganzen aktuellen
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politischen Strömungen rausgenommen und setzt einfach irgendwas auf,
0:30:49–0:30:52
das erstmal so überhaupt nicht einordnenbar ist.
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Du kannst nicht sagen, schwarz gegen weiß oder irgendwie so Republikaner gegen
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Demokraten und Mager gegen irgendwie...
Micz Flor
0:31:02–0:31:04
Also ich würde es anders sagen, ich habe den Film nicht gesehen,
0:31:05–0:31:07
deshalb kann ich es nicht wirklich aus dem Film heraus argumentieren,
0:31:07–0:31:08
aber ich hatte das Gefühl,
0:31:08–0:31:13
dass es eher um die Ecke gedacht ist zu sagen, hey, wenn Texas und Kalifornien
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eine Allianz bilden, ist es so unwahrscheinlich, dass mir keiner ankreiden kann,
0:31:17–0:31:21
ich hätte da also den Zeitgeist des Politischen aufgegriffen.
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Ich denke trotzdem, dass jeder diese Parallelen zieht, die du denkst,
0:31:29–0:31:30
die man nicht ziehen könne.
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Und ich habe eher das Gefühl, dass es halt ein Kniff war, um da rauszukommen,
0:31:34–0:31:36
dass man ihm das vorwerfen könne.
Florian Clauß
0:31:36–0:31:40
Ja, ja, auch natürlich. Das kann es auch sein.
0:31:40–0:31:44
Also erst mal, um sich selber da nicht irgendwie so einem politischen Lager
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zuzuordnen und auch einen Kniff sich da rauszuziehen, klar.
0:31:48–0:31:51
Aber trotzdem ist es ja erstmal so eine Parallele. Ich habe das,
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das waren halt so Originalstimmen und Kritiken.
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Weil so, dass halt Leute wirklich aus dem Kino rausgegangen sind,
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weil sie nicht damit zurechtgekommen sind, dass es halt so überhaupt nicht mit
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der Realität in Amerika zusammenkommen kann.
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Und das ist so das, was dann halt, wo dann halt so dieser objektive Kommentar einfach gefehlt hat.
0:32:13–0:32:21
Also insofern ist dieses Szenario so, dass eben diese Western Federation nach Washington D.C.
0:32:21–0:32:26
Vordringt. Im Handlungsmittelpunkt steht eine Kriegsfotografin.
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Lee heißt sie, wird eingeführt. Die wird von Kirsten Dunst gespielt.
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Kirsten Dunst kennst du vielleicht aus...
Micz Flor
0:32:35–0:32:36
Spiderman.
Florian Clauß
0:32:36–0:32:38
Spiderman, richtig, genau.
Micz Flor
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Oder Nostalgia. Wie hieß der immer?
Florian Clauß
0:32:41–0:32:43
Das war von Lars von Trier.
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Klingen wir nochmal raus. Sie hat auch in Fargo gespielt.
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Fargo hat sie in der zweiten Staffel zusammen mit ihrem jetzt Ehemann, Jesse Plemms.
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Das ist, ich weiß nicht, ob du den kennst, aber das war wirklich Plemms.
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Der ist, das ist unglaublich, der ist im Breaking Bad groß geworden.
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Der sieht Matt Damon so ähnlich, dass ihn alle Meth Damon dann genannt haben.
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Weil der, das war wirklich wahnsinnig,
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weil ich dachte, hä, spielt jetzt Matt Dane mit in Breaking Bad.
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Und der spielt da halt auch so einen ganz üblen Charakter, ja,
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also das kann er gut üble Charakter spielen und der hat auch eine kleine Nebenrolle in Civil War wo er auch,
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eigentlich so eine Schlüsselrolle, ne, aber eine kleine in einer kleinen Episode,
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in einer kleinen Episode in einer Hauptrolle,
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wo er dann auch dieses ganze Übel, also er ist im Prinzip so ein Warlord,
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ja Diese Schlüsselszene ist dann halt so, dass in der Szene dann zwei von diesen
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Presseleuten, die eben aus Asien kommen, bringt der um, schießt der.
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Und das ist halt so wirklich so ein bisschen an dieser, es ist so wie bei Apocalypse
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Now oder Heart of Darkness.
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Das ist halt so wirklich so ein Area, wo dann halt keine Gesetze mehr herrschen,
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sondern nur noch der Lord dann regiert.
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Und diese Figur heben gerade so ein Massengrab auf und schmeißen dann alle möglichen
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Theoristen, die sie halt willkürlich umgebracht haben.
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Und es ist klar, dass die in dieser Szene halt nicht mehr lebend rauskommen.
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Das wird in allen irgendwie klar. Und das ist auch die einzige Szene,
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wo dann die Hauptdarstellerinnen keine Kamera in der Hand haben.
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Wir sind halt unbewaffnet quasi und sind dem dann gegenüber.
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Und dann fragt er ja, what kind of American are you?
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Und das ist die Frage, what kind? Also da kommt schon wieder diese politische Dimension mit rein, ne?
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Die kommen dann letztendlich aus der Situation raus, dass eben einer,
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der noch im Auto gewartet hat, fährt die halt um, die Soldaten und ...
Micz Flor
0:34:45–0:34:45
Das ist aber mega...
Florian Clauß
0:34:45–0:34:49
Nee, ich muss den Film spoilen vorweg. Ich erzähle den wirklich durch.
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Ich werde da nicht, also um halt auch irgendwie das auch weiter einordnen zu können.
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Also er fährt die um und rettet die dann raus, wird dabei aber selber getroffen
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und stirbt dann auch. Also ich nehme jetzt gerade so...
Micz Flor
0:34:59–0:35:03
Das ist aber richtig spoilen, Mensch. Und dann richtig. Und der stirbt doch
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noch. Das ist für das Spoilen gar nicht notwendig. Aber ich will es einfach sagen.
Florian Clauß
0:35:06–0:35:10
Nein, nein. Moment, aber ich dachte, ich hätte das klar gemacht.
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Ich muss den Film durcherzählen, um dann weiter darüber sprechen zu können.
Micz Flor
0:35:13–0:35:16
Ja, ja, auf jeden Fall. Ich habe ihn nicht gesehen, aber natürlich kenne ich
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diese Rolle aus dem Trailer mit der roten Brille, der mit dem Gewehr im Anschlag
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da so genussvoll seine Macht exerziert.
Florian Clauß
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Genau, also das ist so eine Schlüsselszene, bevor die nach Charlottesville kommen.
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Charlottesville, da ist diese Western Federation, aber ich muss jetzt mal vorne
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anfangen, wo ich gerade aufgehört habe.
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Nämlich Lee, die eine alte Fotografin, Kriegsfotografin, alt im Sinne von,
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die hat das schon in allen möglichen Ländern und Kontinenten gemacht und ist
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halt auch wirklich so ein bisschen abgefuckt so.
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Und du merkst jetzt, die wirklich so sehr professionell ist,
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aber hat einen total müden Blick und ist auch von ihrer Art total abgebrüht.
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Also sie guckt dann halt wirklich so, wie sie dann eben da heil rauskommt auf der einen Seite.
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Auf der anderen Seite, dass sie auch liefert. Aber hat dann auch irgendwie so
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die Lebenslust verloren, merkt man schon so.
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Und es gibt eine junge Fotografin, die Jessie heißt die in dem Film.
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Und die wird gespielt von Kelly Spini oder Spanny.
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Das ist eine...
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Schauspielerin, die jetzt auch in Devs mitgespielt hat.
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Eigentlich dann jung, aber die ist noch sehr jung. Sie sieht auch sehr jung.
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Aber die hat jetzt gerade hier mit Elgin Romulus spielt sie auch die Hauptrolle.
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Also sie hat jetzt quasi so zwei fette Filme in diesem Jahr.
Micz Flor
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Hast du den gesehen? Ja. Okay, magst du da eine Roadmovie-Serie?
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Weil ich ihn wahrscheinlich auch wieder zeitlich nicht hinkriege zu sehen,
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wäre ich auf dich angewiesen.
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Spoiler ihn mir mal so richtig.
Florian Clauß
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Das kann ich gerne machen, aber ich würde keine Episode draussen machen.
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Genau, und sie spielt die junge, unerfahrene Fotografin, deren Vorbild die Lee ist.
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Und es gibt eine erste Szene, wo sie dann auch, also die junge Fotografin, geschützt wird von ihr.
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Die sind gerade dabei, eine Demonstration zu fotografieren zwischen Kriegsgegnern
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oder wie auch immer und den Ordnungskräften. und dann rennt eine mit so einer
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amerikanischen Flagge, rennt halt in die Demonstration rein und zündet eine Bombe.
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Und in diesem Bomben-Splitterhagel zieht dann Lee Jesse dann hinters Auto und
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damit schützt sie sie auch.
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Das ist halt auch nochmal eine Schlüsselszene, die dann am Ende des Films auch noch runterspielt.
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Und aus irgendwelchen Gründen, also sie sind erstmal hier, pass auf und ja,
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okay, danke, dass du... Und aus irgendwelchen Gründen passiert es dann,
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dass diese Jesse mit auf diese Reise genommen wird.
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Ziel der Reise ist, sie wollen, sie haben gehört.
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Der Präsident ist eben im Weißen Haus, umzingelt von den anderen.
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Und das ist jetzt so die letzte Möglichkeit, dass man noch ein Interview machen
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könnte, was aber komplett ausweglos ist, weil nämlich die ganze Front ist schon
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zugestellt. Die kommen da gar nicht so einfach hin.
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Aber die setzen sich dann ins Auto. Das sind dann Lee, Jesse und es sind noch
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zwei andere Korrespondenten.
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Ein älterer und ein junger, mit dem Lee auch immer zusammenarbeitet.
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Und die setzen sich ins Auto und fahren nach Washington. Die sind in Brooklyn.
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Und wenn man guckt auf der Karte, die Entfernung zwischen Brooklyn und Washington,
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sieht man, da habe ich auch einen Film, den muss ich extra anhalten,
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den Film, das nochmal nachzuprüfen.
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Und der meint, nach Washington sind es halt 875 Meilen.
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Und ich so, Moment mal, New York, das liegt doch.
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Und da habe ich auf Google Maps geguckt, die liegen halt nur so 250 Meilen auseinander.
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Und dann ist aber klar, dass die halt irgendwie so, weil Charlottesville liegt
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halt auch südlich von Washington, dass sie halt so dieses ganze Gebiet halt
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weiträumig umfahren müssen, um dann halt auch zu Washington vom Süden dann hochzukommen.
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Also das fand ich immer so ganz gut.
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Und dann sagt er, hä, okay, ja, es ist Krieg.
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So, genau. Und dann machen sie sich auf und fahren halt in diesem Auto.
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Das ist so ein Van, der dann halt auch so eine Schiebetür hat,
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ein bisschen stabiler gebaut.
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Mit dem fahren sie dann übers Land und dann kommen sie halt in die einzelnen Stationen an.
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Also das ist schon so toll inszeniert in dem Film, diese ganze Endzeitstimmung.
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Also es ist so ein bisschen dystopisch, wie wir das aus Zombiefilmen kennen.
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Du siehst halt überall die rauchenden Autos.
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Es ist ja so eine Segewohnung, so ein Pattern, wo du...
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Erwartest, jetzt kommt ein Zombie oder es kommt, also du erwartest,
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du bist die ganze Zeit immer in diesen Adrenalinstress, ja, in diesem Jumpcut-Stress,
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aber der passiert nicht unbedingt, ne, also wird schon alles immer sehr,
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also es wird sehr vorbereitet.
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Es ist uns nicht, wo du dann halt irgendwie so vom Sitz aufspringst,
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sondern es ist alles, es ist recht hart, ne, also es ist schon hart erzählt,
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du siehst halt wirklich so sehr explizite Szenen.
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Die erste Station, wo sie ankommen, ist eine Tankstelle, wo die halt auch jede
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Möglichkeit nutzen müssen, um zu tanken, ja, dann parken da und dann sieht halt
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Lee im Augenwinkel, dass dann zwei in so einer Garage dann aufgehangen sind an den Händen.
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Dann geht aber Jesse dahin und versucht dann zu verstehen, was ist denn da?
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Und dann kommt halt der eine Typ, der peiniger von denen und der sagt so,
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ja, nee, das sind Loyalisten, die haben wir jetzt hier aufgehangen,
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weil die haben noch geheime Informationen und es ist halt klar,
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dass die zu Tode gefoltert werden.
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Und dann ist die Jessie, die Junge, so im Schock.
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Und Lee ist dann so ganz abgeheift und meint so, ja, stell dich doch mal zwischen
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die beiden auf und macht halt das Bild.
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Und dann kommt halt Jessie dann die Frage, ja, warum habe ich nicht fotografiert?
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Und in diesem Moment findet sie, glaube ich, so ihre Funktion und Profession,
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ja, das, nie mehr ohne Kamera zu gehen, nicht mehr dieses, ich bin eine Fotografin,
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ja, und ich bin eine Kriegsfotografie, ich muss dieses Geschehen ganz hautnah immer auffangen,
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das wird dann so in ihr so instanziert.
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In der nächsten Szene, in der nächsten Station, wo sie ankommen,
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sehen sie auch dann tatsächlich so einen Häuserkampf, der auch krass inszeniert
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ist, wo dann immer der eine Korrespondent, der Korrespondent dann hinter der
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Fotografin, der Jessie, ist und sie dann immer so zurückzieht.
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Also es ist halt immer so, also es geht auch immer irgendwie nach Protokoll,
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sind diese Militärfilme, wo dann halt immer check, check, behind.
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Go! Eleven! Da wird halt irgendwelche Finger hochgehalten.
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Die Leute wissen, was dann zu tun. Also halt dieses Militär-Jean-Golf,
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wo ich nicht drinstecke.
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Wie die dann in diesen Kugelhagel sind. Und du fragst dich ganz,
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warum kann da nicht mal zu lebend rauskommen? Das ist wirklich so total dramatisch.
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Du merkst es wirklich hautnah, wie die dann immer unter ihrem Einsatz des Lebens diese Fotos machen.
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Und man hat dann fast das Gefühl, dass die Kamera so eine Hybris der Unverletzlichkeit
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ausstrahlt. Und je mehr die dann halt fotografieren, umso mehr sind sie geschützt.
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Und sie hat dann auch so wirklich waghalsige Situationen, wo sie dann halt auch
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immer wieder so hinter so einer Säule zurückgezogen werden.
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Und dann werden auch eben die Loyalisten, werden dann gefangen genommen und hingerichtet.
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Und es gibt nicht mehr diese Position des Urteilens, sondern eigentlich nur noch des Beobachtens.
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Das heißt, am Anfang, als sie diese Menschen da in der Garage hängen sehen,
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da war sie erst mal auch so dabei, ein moralisches Urteil zu fällen. Aber das geht da nicht.
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Das merkt man in der Figur Ali, dass sie auch sämtliche moralischen Implikationen
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einfach abgelegt hat, um nicht in einen Konflikt mit ihrer Funktion zu kommen.
Micz Flor
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Ich habe es nicht gesehen, aber ich frage dich jetzt einfach aus dem Interesse
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von dem, was du erzählst. diese kein moralisches Urteil fällen,
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ist das, weil sie abgestumpft ist, weil alles einfach so schlimm ist?
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Oder ist das, weil sie das nicht, wie du sagst, also aus dem Beruf heraus,
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ich fälle nicht, sondern ich dokumentiere?
Florian Clauß
0:43:11–0:43:14
Ja, ich glaube, da können wir gleich noch mal darauf zurückkommen,
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in dem Ende der Film so ein Teil an dem Ort drin liegt.
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Und es geht, glaube ich, schon so um dieses bedingungslose Ausfüllen der Funktion,
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das eben auch damit zusammenhängt, eben überhaupt keine Urteile machen zu können.
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Also das heißt, nur in dieser Position kann sie überhaupt als Kriegsfotografin arbeiten.
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Also so verweggenommen, ja.
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Dann die nächste Station, wo sie hinkommen, ist so ein altes Stadion,
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wo dann so, ne, ne, komm, nochmal Feuer, das ist auch lustig.
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Dann kommen sie nämlich vorher in so eine Stadt, die einfach komplett ignoriert
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haben, dass es Krieg ist.
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Wo dann halt so die, also wie so ein bisschen bei Last of Us,
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ja, wo die halt auch in so einer, es gibt eine Boutique, es gibt normale Läden,
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ja, man kann einkaufen, man kann ganz normal sich bewegen und alle warten so, was ist das hier?
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Ja, und die sagen halt irgendwie, pff, ja, egal, wir haben das einfach ignoriert von
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Die haben ihre Blase so aufgebaut und die funktioniert. Also so ein bisschen
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auch so ein Zwischenzustand, so eine heile Welt, die sie auf einmal so erfahren können.
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Und dann sind sie, also was man noch dazu sagen muss, Jessie,
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die junge Fotografin, arbeitet noch mit einer Nikon F2, also einer Analogkamera.
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Und sie sitzt dann immer abends da und sie sind in so einem Stadion,
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wo im Prinzip auch so eine, ja, wo Flüchtlingslager, aber so ein bisschen so
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eine Hippie-Gemeinschaft sich da so gebildet hat.
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Und sie sitzt in so einem Stadion und entwickelt diese Filme,
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scannt dann die Negative mit ihrer Kamera und hat dann ein Gespräch mit Li,
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wo sie dann erstmal sagt, also im vorigen Verlauf hat sie dann gesprochen,
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ja, ich möchte jetzt so Fotos machen wie du Und Lee meinte, ja,
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das kann man nicht unbedingt kontrollieren.
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Es passiert, ja. Und dann sitzt sie halt da und macht diese Fotoauswahl.
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Lee sitzt sich neben sie und meinte halt irgendwie von den 30 Fotos, meinte, this is the one.
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Okay, der hat halt irgendwie das Bild geschossen. Und damit hat sie auch ihre
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Profession gefunden, hat gespürt, dass sie halt so werden kann wie sie.
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Das war halt, weil sie das Bild gemacht hat, ja. Aber das ist,
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glaube ich, nochmal so ganz wichtig für sie als Figur in dieser Situation.
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Dann kommt diese eine Szene, die ich vorhin schon erzählt habe.
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Da gibt es noch irgendwie so zwei Korrespondenten-Kollegen, diese asiatischen Kollegen.
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Treffen sie dann auf der Straße, machen so ein kleines Rennen.
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Das ist ein Zufallstreffen. Und dann gibt es so eine waghalsige Aktion,
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wo die dann halt, also so aus Verrücktheit.
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Dann halt durch das Fenster dann die Fahrer wechseln oder die Beifahrer wechseln
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und auf einmal ist das andere Auto weg, als es dann wegfährt.
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Und dann kommt diese Situation mit Jesse Plemons, da finden die sich wieder
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und die anderen vorgefahren waren schon nervös geworden, haben das Auto auf
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einmal gesehen und wussten, okay, jetzt ist wirklich was, jetzt haben wir ein
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Problem und kommen dann eben raus.
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Ich habe noch eine Episode vergessen, die will ich noch mal kurz nachliefern.
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Das ist auch so, die Ästhetik ist auch ganz gut.
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Wirklich so ein bisschen wie bei Station Eleven.
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Auch eine Serie, die ich da dir sehr ans Herz legen will zu sehen.
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Auch eine Endzeit-dystopische Serie, wo auch eine total idyllische Landszenerie,
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du siehst ein großes Haus,
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du siehst so absurderweise überall so Weihnachts-Accesswasser,
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Du hast da ein großer Schlitten und dann siehst du halt so einen Elch und so weiter.
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Und auf einmal hörst du halt irgendwie, die sind schon skeptisch,
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fahren ein Stückchen vor.
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Und auf einmal fällt so ein Schuss und es ist klar, okay, wir werden hier von
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Scharfschützen, werden wir hier beschossen und die finden einen Unterschlupf.
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Und du siehst auf einmal so unter so einem Tarngrasanzug, siehst du dann so
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zwei andere Scharfschützen, die halt ihn ins Visier nehmen.
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Und dann ist auch die Frage, was macht ihr hier, wer seid ihr?
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Und dann ist halt auch alles von irgendwie so, wer ist wer, komplett aufgelöst,
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weil es komplett egal ist.
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Also sie müssen halt irgendwie die schießen, wir schießen, wer sind wir?
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Also sie können gar nicht mehr darauf ernsthaft antworten.
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Und dann löst sich die Situation, indem sie den halt einfach auch dann treffen.
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So, jetzt können wir weiterfahren.
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Und die sind dann in Charlottesville, in dieser Militärbasisstation,
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die auch ganz episch erzählt wird, mit was da alles für Kriegsgeräte sind.
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Panzer, dann fliegen halt massig von solchen Flugzeugen über das Gebiet und
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die dringen dann vor nach DC und dann gehen sie halt wirklich so mit einem Trupp nach DC.
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Dann auch wirklich spektakulär inszeniert. Also so ein bisschen wie Children
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of Man, diese Szene. Hast du die gesehen?
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Wo du dann halt wirklich so das Gefühl hast, die sind im Kampfgeschehen.
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Und da ist immer diese ganze Militarisierung, wie die dann halt losrücken, in welchen Trupps.
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Und dann kommt die und du bist die ganze Zeit auch so mit am Ducken.
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Und also wirklich so voll in diesem Geschehen mit drin.
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Und denen gelingt es dann eben nach so einem Täuschungsversuch.
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Ist klar, dass der amerikanische Präsident dann noch im Weißen Haus ist.
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Es gab so ein Manöver, dass die irgendwelche Fahrzeuge rausgeschickt haben,
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wo die dachten, der ist drin.
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Und dann gehen halt ein paar mit. Aber die bleiben halt da, gehen in das Weißhaus
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rein und sind dann halt wirklich direkt dabei in den Trupp, die dann eben diese
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Entourage um den Präsidenten stellen.
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Ja, der Präsident hat sich noch verschanzt. Dann kommt es zu dieser Szene und
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du siehst halt Jesse schon immer voll krass dabei.
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Also viel, viel engagierter als Lee fotografiert. Lee hat auch einen Panikanfall
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und kann nicht mehr so, kann nicht mehr fotografieren. Das ist dann wie gelähmt.
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Und Jessie hat man das Gefühl, die ist noch viel aufgeladener und viel mehr
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am Attackieren mit Fotografien.
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Und da gibt es halt eine Szene, wo sie dann halt in einem Gang so sitzt und fotografiert.
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Und dann kommt auf der anderen Seite auch der Schütze und hat sie dann halt
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als Zielobjekt identifiziert.
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Und dann ist auch Lee klar, sie wird jetzt abgeschossen.
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Also Jessie wird jetzt abgeschossen. Und die stürzt sich quasi dann zwischen
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der Kugel und Jessie. Und dann wird sie getroffen, Lee statt Jessie.
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Und du siehst aus der Kameraperspektive von Jessie, wie sie dann halt im Fallen
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den Tod von Lee dann so dokumentiert.
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Und dann siehst du, wie so ein gefallener Engel so fällt.
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Und dann geht sie aber weiter mit, mit der Gruppe, die dann halt den Präsidenten stellt.
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Und die waren ja ursprünglich gekommen, um das letzte Interview mit dem Präsidenten zu halten.
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Und dann fragt auch der Joey, fragt dann den Präsidenten,
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Was ist ihr letztes Statement? Er will nicht getötet werden von denen.
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Und dann siehst du halt irgendwie so, wie sie den abknallen.
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Und so eine Reihe von, also du hast auch immer so inzwischen eine Reihe von
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so diesen typischen Eroberungsfotografien,
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wo dann halt so die Leichen da liegen, die gerade erschossen wurden und die
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Soldaten als Sieger dann sich so positionieren.
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Also diese Bilder, die dann halt so in die Weltöffentlichkeit kommen und dann
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halt so das repartieren in diesen ikonischen Bildern. Dann werden die halt so
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eine Reihe von Bildern im Abstand gezeigt.
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Das wird dann eben so demonstriert.
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Ja gut, das ist halt eben diese ikonische Funktion von Fotografie in solchen Ereignissen.
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Und das ist ja auch immer die Frage von Kriegsjournalismus, dass halt im Prinzip
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da die Bilder geliefert werden, die auch das ganze Kriegsgeschehen maßgeblich
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beeinflussen und auch die Geschichte der Sieger erzählt.
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Also es ist ja eine unglaublich hohe Symbolik in diesen Bildern drin,
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die aber auch auf so einer ganz platten Körperlichkeit dann beruhen.
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Nämlich wer liegt unten, wer ist da tot und wer ist derjenige, der da posiert.
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Also das ist jetzt mal so ganz grob gespoilt, der Film. Tut mir leid, Mitch.
Micz Flor
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Nee, nee, total okay. Ich fände den, glaube ich, eh zu hart zum Gucken.
Florian Clauß
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Ja, der ist schon recht, also der ist wirklich schon recht verwirrend.
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Was man auch sagen muss, das wäre nochmal so ein Attribut für Roadmovies,
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ist nämlich auch immer der Soundtrack, also die Musik dazu.
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Und die ist bei dem Film auch sehr ausgewählt.
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Also das ist durchaus, man kann dann auch auf Spotify den Sound anhören.
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Es ist eine gute Kollektion von Liedern, die auch so ein bisschen immer so eine
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Schere machen zwischen dem Geschehen und dem dargestellten brutal zu sehen.
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Dann hörst du aber so Country-Musik, die dann halt irgendwie so ein,
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eher so eine wohlige Atmosphäre ausstürmt. Ist aber auch ein Kommentar dann
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in dem Moment, klar, kann Musik dann machen.
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Genau, das ist so der Film, aber ich wollte nochmal, bevor ich jetzt tiefer
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in diese, ja, Interpretation kann man jetzt nicht sagen,
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aber vielleicht nochmal den Bogen zur Kriegsfotografie spannen,
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weil das hat mich ja dann auch in der Auseinandersetzung mit dem Film total
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beschäftigt und da gibt es auch ganz tolle Analogien, Was in dem Film als Bürgerkrieg
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von Amerika, wenn du dann in den tatsächlichen Bürgerkrieg, Sezessionskrieg,
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in den amerikanischen Sezessionskrieg, da wurde tatsächlich zum ersten Mal professionelle
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Fotografie, also professionell die Fotografie als Medium eingesetzt.
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Also der Sezessionskrieg ist 1861 bis 1865, wo dann eben die Föderierten gegen,
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die Nord-gegen-Süd-Staaten, wo die eben sich bekriegen.
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Und vielleicht noch einen Schritt zurück zur Geschichte der Fotografie.
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Die Fotografie fing dann so in den 1840er Jahren an, so Verfahren zu entwickeln,
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dass die dann halt auch wirklich industriell in größeren Maßstäben eingesetzt werden konnten.
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Es gab so ein Entwicklungsverfahren, das hieß, warte mal, das muss ich jetzt
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tatsächlich nochmal nachgucken.
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Das ist von einem Maler entwickelt worden.
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Der Maler hieß Dagür und das war dann die Dagürre Topis.
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Also im Prinzip die Entwicklung, wo dann auch das Entwickeln selber sehr gesundheitsschädlich
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war, weil die alle mit so Quecksilber und so weiter gearbeitet haben.
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Und das ganze Verfahren war auch sehr aufwendig.
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Aber was interessant war, dass dieser Maler Dagür die Ergebnisse erzielt hat,
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Das waren ganz feine Linien, also
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es war wirklich so eine ganz feine Reproduktion, fast wie eine Malerei.
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Und wenn man dann irgendwie vergleicht, wo sich Medien abgelöst haben,
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jetzt auch in der Gutenberg-Bibel, also zum ersten Mal eben diese Druckstücke aufgekommen sind.
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Und die mussten ja direkt, Gutenberg musste ja quasi mit der gemalten Bibel konkurrieren.
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Die gemalten, also die handschriftlichen Bibeln, die in Klostern immer hergestellt
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wurden, die wurden ja auch, also wenn du die Alten guckst, ist es sehr naheliegend,
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dass irgendjemand auf die Idee gekommen ist, dass man das auch irgendwie drucken könnte,
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weil die handschriftlichen gemalten Bibeln sind halt auch wie so Druckschrift,
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unglaublich verziert und so weiter.
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Aber das Verfahren, also so wie Gutenberg sich quasi im Markt nur durchsetzen
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konnte, indem er genauso gut oder etwas besser als die handschriftlichen Bibeln waren.
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Und da die schon so einen unglaublich hohen Standard gesetzt haben,
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hat es halt auch lange gedauert, bis er halt wirklich so dann das Verfahren
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und diesen Standard technisch entwickeln konnte.
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Ähnlich würde ich jetzt mal behaupten die Parallele zur Fotografie des Göbb
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ja diesen Historienmaler, die dann halt auch die Schlachtfelder dann so.
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Gemalt haben nach dem Schlachtfeld und so weiter. Auch so ein Snapshot von der
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Geschichte dann halt auch einzufrieren.
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Und so, dass sich das Medium Fotografien auch nur so durchsetzen konnte,
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indem es halt mal die Malerei dann halt übertrumpft hat.
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Das ist, glaube ich, nochmal so der Kniff dabei.
Micz Flor
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Ja, ich kenne mich da nicht so gut aus, aber diese Rolle der Kriegsmalerei,
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weil das war ja dann auch gerade von England, die halt ja eben,
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global ambitioniert waren, Leute zu unterwerfen und Gebiete für sich zu gewinnen.
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Die hatten ja Kriegsmannerei auch schon immer mit eingesetzt,
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also eben Jahrhunderte vor der Fotografie und hatten dann natürlich aber immer
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nach Hause gebracht, diese Bilder von vielleicht oft auch eher so einem klinischen Erfolg.
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Also es waren dann, glaube ich, nicht diese brutalen Bilder,
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die man dann zum Beispiel auch aus dem Vietnamkrieg, Dieses ganz berühmte Bild,
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wo jemand wirklich so einen Kopf schießt, was im Foto festgehalten ist.
0:55:58–0:56:00
Ich habe jetzt den Namen vergessen.
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Und dann die Fotografie natürlich, wie du sagst, da trumpfen kann,
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weil die auch irgendwie schneller.
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Und man hat dann wirklich das Bild und hat ein direktes Gefühl,
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durch ein Fenster auf die Realität zu gucken.
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Dann wiederum dazu geführt hat, dass die Kriegsmalerei sich weiterentwickelt
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hat und die Malerei dann mehr prozesshaft wurde.
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Also auch wieder impressionistisch und expressionistisch in dem Sinne,
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als dass sie versucht hat, mehr zu evozieren oder darzustellen und nicht wirklich
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abzubilden, sondern dann auch inzulösen.
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Im Malen da schon in gewisser Weise eben dann doch wieder so eine moralische
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Bewertung mit eingebogen werden kann.
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Was im Bild natürlich auch immer passieren kann, das ist klar.
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Also wer fotografiert, wer überhaupt sich eine Kamera leisten kann,
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wer auf welcher Seite steht und deshalb wen frontal und wen von hinten fotografiert,
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das sind ja alles Teile, die auch eine Wertung über Zugehörigkeit darstellen.
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Aber ich glaube schon, dass da die Kriegsmalerei, die es ja immer noch gibt,
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dann über die Fotografie wieder auch sich selbst befreien konnte und sich weiterentwickeln konnte.
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Es ist jetzt schwierig, in so einem morbiden Thema wie Kriegsmalerei und Kriegsfotografie
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dann über künstlerische Entwicklung zu sprechen.
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Und trotzdem finde ich das so ein interessantes Gefüge, dass man auf den ersten
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Blick denkt, ja gut, das Foto ist dann mehr Realität.
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Aber im zweiten Schritt dadurch die Malerei wiederum um auch sich in der Lage
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zu sagen, okay, dann werden wir vielleicht wieder ein bisschen induktiver und prozesshafter.
Florian Clauß
0:57:35–0:57:39
Ja, also da gibt es, Mannerei ist natürlich ein Prozess und kein Moment.
0:57:40–0:57:45
Also wenn wir jetzt quasi die Fotografie nehmen, die hat ja immer eine Momentaufnahme.
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Das heißt, sie ist ja wirklich in diesem Moment und du kannst halt jeden Moment
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nehmen und du kannst, je nachdem aus welchem Winkel du fotografierst,
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es ist halt völlig austauschbar.
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Aber es ist dieser Augenblick, der festgehalten wird, der halt auch in diesem
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Augenblick diese Geschichte erzählt.
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Fotografie war am Anfang, weil es auch noch so viel prozesshafter war,
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nämlich durch die langen Belichtungszeiten, durch das technische Equipment,
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Du musstest ja auch wirklich ausgebildet werden. Also deswegen waren ja auch
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die ersten Fotografen häufig Maler oder kamen eben aus diesem Gewerk,
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weil die entsprechend auch diese künstlerische Ausbildung hatten.
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Das ist jetzt ganz interessant, also dieser professionelle Einsatz von Fotografie in dem Sezisionskrieg.
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Da gab es ein Bray Day, das war ein Fotograf, der auch verschiedene Studios
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hatte, schon in New York war der ansässig.
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Der hat sein Geschäft damit gemacht, dass eben jungen Soldaten,
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die in den Krieg zogen wollten, dann halt immer ein Bild haben.
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Und die Bilder waren halt irgendwie, die waren recht teuer. Also man musste
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sich dann hinsetzen, ein Studio gehen und du hattest die Belichtungszeiten.
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Und der hat dann so Verfahren auch aufgegriffen und weiterentwickelt,
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dass dann so ganze Planwagen, wo so ein mobiles Labor untergebracht waren,
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hatte der dann halt quasi mitentwickelt und hat 22 von denen dann in diesen Krieg eingesetzt.
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Dann gab es eine historisch bedeutendste Schlacht von 1862, wo er dann in einer
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Galerie die Fotos ausgestellt hat.
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Und das war halt so der, also es muss ein Hammer gewesen sein,
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eine Aufmerksamkeit, weil die Menschen zum ersten Mal so ein unverstelltes Blick
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auf ein Schlachtfeld hatten.
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Also es wurden Leichen gezeigt, das gab es vorher nicht.
0:59:29–0:59:34
Die Ausstellungen da waren jedes Mal so ein Straßenfeger, weil alle Leute dann
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halt in diese Ausstellung wollten und dann halt um den Block dann halt angestanden
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sind, um da reinzukommen.
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Also es muss halt wirklich so ein ganz neuer Schritt von Bildern gewesen sein.
0:59:44–0:59:48
Und das wurde dann auch so nicht mehr gemacht. Dann wurde erst mal diese militärische
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Dimension von Fotografie verstanden, dass dann halt unzensiert irgendwelche Bilder rauskamen.
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Das ging halt nicht. dann wurde auch die Rolle des Militärs quasi in dieser
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Fotoproduktion dann auch so kontrolliert, dass die Zensur und so weiter aufgekommen ist.
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Das waren so die Schritte danach. Aber ich finde es ganz interessant.
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Und dann fing es aber auch an, deswegen komme ich darauf, dass diese Inszenierung
1:00:12–1:00:16
von Realität, also die Schlachtfelder, wenn du was malst, hast du eine gewisse
1:00:16–1:00:20
Inszenierung von dem, was da war und kannst bestimmte Aspekte betonen.
1:00:20–1:00:22
Und dann gab es auch, das war irgendwie über 100 Jahre später,
1:00:22–1:00:26
Da habe ich einen Spiegelartikel gelesen, dann so ein Historiker,
1:00:26–1:00:29
noch mal die Bilder angeguckt, hat gesehen, dass der eine Tote,
1:00:29–1:00:33
der dann bei den Südstaaten abgebildet war in irgendeiner Pose,
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der war aber in einer anderen Pose bei den Nordstaaten auch ab.
1:00:37–1:00:40
Das heißt, die sind über Schlachtfeld gegangen, die Fotografen,
1:00:40–1:00:43
haben dann halt fotografiert, haben die dann genommen und in irgendeiner anderen
1:00:43–1:00:45
Szenerie danach gestellt.
1:00:45–1:00:47
Und dann fing es schon an, weißt du, es ist so...
Micz Flor
1:00:47–1:00:50
Bis hin, dass man nicht mehr weiß, ob das nicht der Assistent vom Fotografen
1:00:50–1:00:52
war, der sich dann einfach inszeniert hat.
Florian Clauß
1:00:53–1:00:59
Ja, also da fängt eben diese Inszenierung von Realität an und das ist halt so
1:00:59–1:01:02
implizit in der Fotografie festgeschrieben.
1:01:02–1:01:08
Das heißt, auf der einen Seite ist die Fotografie, das habe ich auch so in einer
1:01:08–1:01:14
Analyse über den Film, Filmanalyse von Wolfgang Schmidt über Civil War,
1:01:14–1:01:16
habe ich mir nochmal in Vorbereitung angehört.
1:01:16–1:01:20
Und der dann, Susan Sonntag, die Philosophin, dann über Fotografie,
1:01:20–1:01:22
hat sie ja mehrere Bände geschrieben, Bücher.
1:01:22–1:01:26
Und da hat er zitiert, und das geht dann immer bei Fotografie darum,
1:01:27–1:01:29
dass es ein Mittel der Macht ist,
1:01:29–1:01:34
ein Mittel der Inszenierung und das vermeintlich Authentische ist eben auch
1:01:34–1:01:40
immer eine gestellte Szene und kann komplett dekontextualisiert werden und in
1:01:40–1:01:42
anderen Kontexten andere Inhalte bedeuten.
1:01:42–1:01:47
Es geht auch um diese Distribution und wer eben dann das Bild wie vermittelt.
1:01:47–1:01:54
Also dieses vermeintliche, echte, authentische durchs Foto, das dann eben aufgelöst.
1:01:55–1:02:00
Das muss ja auch erstmal so erarbeitet werden. Das ist ja auch nochmal die Dimension dahinter.
Micz Flor
1:02:01–1:02:05
Ja, bis hin zu dem, also natürlich das eine ist halt die Entscheidung zu sagen,
1:02:05–1:02:07
das fotografiere ich jetzt.
1:02:07–1:02:10
Aber auch sich zu entscheiden, etwas nicht zu fotografieren,
1:02:10–1:02:14
ist ja auch ein Zeichen der Macht. Ja, so in der Zeugenschaft des Fotos,
1:02:14–1:02:19
wenn jemand sagt so, bitte mach mal hier ein Foto, die Leute sollen es sehen und du sagst nö.
Florian Clauß
1:02:19–1:02:20
Ja, genau.
Micz Flor
1:02:20–1:02:22
Das ist ja auch die Macht selbst in der Abdeckenheit.
Florian Clauß
1:02:22–1:02:27
Genau, also auch die Frage, von welcher Seite, wo du was fotografierst,
1:02:27–1:02:32
weil das war auch in der Fotografie so, dass eben auf der einen Seite wurden
1:02:32–1:02:35
es halt quasi als die Nordstaaten, auf der anderen Seite als die Südstaaten,
1:02:35–1:02:36
je nachdem, welchen Winkel du angenommen hast.
1:02:37–1:02:41
Also auch die Position des Fotografens oder der Fotografie.
1:02:42–1:02:42
Ist dahinter.
Micz Flor
1:02:43–1:02:48
Was natürlich auch immer eine große Öffnung ist für diese ganze Diskussion des
1:02:48–1:02:49
Anderen oder der Anderen.
1:02:50–1:02:56
Wo bin ich? Und von wo mache ich das Foto? Und wer ist deshalb der, die Andere?
Florian Clauß
1:02:56–1:03:02
Was noch mal interessant ist bei dem Bürgerkrieg, ist, was mir auch nicht so
1:03:02–1:03:05
klar war, aber die Fotografie war zu dem Zeit noch nicht,
1:03:06–1:03:12
im Printbereich angesiedelt, weil die ersten, tatsächlich die ersten Zeitungen,
1:03:13–1:03:16
die mit Fotografie dann veröffentlicht wurde, weil das Druckverfahren war noch gar nicht so.
1:03:17–1:03:19
Die Zeitungen waren halt quasi nur...
Micz Flor
1:03:19–1:03:23
Ich glaube, das ist Kupferstich, ich bin mir nicht ganz sicher,
1:03:23–1:03:28
aber eben noch händisch auf Platten gezeichnet, geätzt und dann gedruckt.
Florian Clauß
1:03:28–1:03:33
Ja, so verschiedene... Also, aber bis das dann wirklich wieder in diesen Massenmarkt
1:03:33–1:03:38
eingegangen ist, war es dann erst in den 1890er-Jahren.
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Dann konnten, also erst zehn, zwanzig, dreißig Jahre später konnten sich dann
1:03:43–1:03:45
halt wirklich so diese Bilder dann halt so reproduzieren.
1:03:45–1:03:49
Und damit hast du natürlich auch, und jetzt komme ich nochmal zu einer kleinen
1:03:49–1:03:52
Exkurs, weil der ist nochmal so ein bisschen unterhaltsam.
Micz Flor
1:03:52–1:04:00
Du hast ja echt drei eigentlich, eigentliche Episoden in einige gepackt. Wahnsinn, ey.
Florian Clauß
1:04:00–1:04:04
Ja, und zwar ist es so ein bisschen die Geschichte von Kodak.
1:04:05–1:04:08
Und Kodak hat im Prinzip eine Kamera auf den Markt gebracht.
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Das war auch wieder so Die Entwicklungsgeschichte, der Entwicklungs-Stack von
1:04:12–1:04:22
ganz vielen anderen Erfindungen hat dann ein Erfindiger den Kodak Number One, das war 1888.
1:04:23–1:04:27
Ist die rausgekommen und die heißt You press the button, we do the rest.
1:04:27–1:04:30
Und das war die erste Kamera, die einen Rollfilm hatte.
1:04:30–1:04:34
Und das war im Prinzip die Erfindung des Schnappschusses.
1:04:34–1:04:38
Es gab vorher keine Schnappschüsse. Also das heißt, es gab, weil eben,
1:04:39–1:04:42
wie ich schon sagte, diese Entwicklungsverfahren, die haben lange,
1:04:42–1:04:44
also die Belichtung der Zeit hat lange gedauert, die Belichtung,
1:04:44–1:04:48
also das Verfahren selber zu entwickeln, war auch sehr aufwendig.
1:04:48–1:04:54
Und was dann Kodak gemacht hat, Die haben diese Kamera verkauft, relativ günstig.
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Das war wie damals in den 90ern die Quickshot.
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Also du hast ungefähr so, also jetzt inflationsbereinigt habe ich gelesen,
1:05:02–1:05:08
den Preis von dieser Kamera war 820 Dollar oder sowas.
1:05:08–1:05:13
Damals 38 Dollar. und dann sind da zum ersten Mal Schnapsschüsse entstanden.
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Du hast dann auch wirklich so Leute in den Zusammenhängen gesehen,
1:05:16–1:05:20
die du vorher nicht gesehen hast, weil das war immer so ein inszeniertes Fotostudio.
1:05:20–1:05:24
Das heißt, wenn du fotografierst, dann hast du entweder diese ethnischen Fotografien,
1:05:24–1:05:29
wo dann halt irgendwie Fotografenteam irgendwo rausgezogen sind und dann halt die Bevölkerung da,
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fotografiert hat, aber du hattest selten Schnapsschüsse, weil es gab es nicht
1:05:33–1:05:37
so, weil du kannst ja aufgrund der Belichtungszeit keinen Schnapsschuss machen.
1:05:37–1:05:40
Da sind so die ersten, also man sieht das dann halt, die ersten Bilder,
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die dann halt so, du siehst dann halt irgendwie Leute lächeln oder du siehst
1:05:42–1:05:46
dann halt irgendwie so, also so Alltagssituationen kriegst du auf einmal mit, ja.
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Und das hat komplett die ganze Fotowelt, die Bildwelt erstmal so,
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das ist ja im Prinzip der Beginn der Selfie-Culture, ja, der ganzen Handy-Fotografie,
1:05:57–1:05:58
ja. Das ist auch interessant.
Micz Flor
1:05:58–1:06:02
Ne, wie dann doch auch so, irgendwie so ein Paradox, ne, das ist ja,
1:06:02–1:06:04
ich meine, achten, irgendwas ist ja immer noch teuer.
1:06:05–1:06:07
Ist teuer, ja. Trotzdem ist es auf einmal möglich,
1:06:08–1:06:10
Das Gleiche, das haben wir ja in unserer Generation mitgekommen,
1:06:10–1:06:13
das Gleiche halt ist irgendwie so mit Film passiert.
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Als Video kam, da wurde ganz viel gefilmt auf einmal und dann ist beides entstanden.
1:06:19–1:06:21
Und genau wie du in dem Film sagst, da hat jemand gelächelt.
1:06:21–1:06:26
Also es ist unglaublich viel Müll entstanden, den nie irgendjemand gesehen hat.
1:06:26–1:06:30
Aber es sind eben auch Dinge entstanden, weil es nicht mehr so teuer war und
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nicht so verbissen, sage ich mal.
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Sowohl jetzt halt so auf Videobereich oder damals immer Fotografie,
1:06:35–1:06:38
wo Alltag festgehalten wurde.
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Also diese ganzen Zille-Fotos auch so, diese Zille-Zeit hier in Berlin.
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Da gibt es ja auch diese ganzen Schwarz-Weiß-Fotos, so um die kurz 1900 irgendwie was.
1:06:47–1:06:52
Wo man auch merkt, das sind schon Entscheidungen gewesen, da abzudrücken,
1:06:52–1:06:55
aber nicht Entscheidungen von wegen, kann ich mir das leisten,
1:06:55–1:06:57
sondern wirklich fürs Bild.
1:06:57–1:07:00
Ich will das festhalten. Das heißt, es geht natürlich immer wieder auch nur
1:07:00–1:07:04
um die Macht der Kamera, aber es geht nicht mehr um die Macht des Geldes.
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Das ist nicht mehr so eine Frage von wegen, wenn ich jetzt hier drauf drücke,
1:07:08–1:07:12
dann kann das für mich ganz nach hinten losgehen, weil es unglaublich viel Investitionen ist.
1:07:12–1:07:15
Das heißt, diese Verfügbarkeit von den Produktionsmitteln, Abbildungen und sowas,
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hat dann auch dazu geführt, dass viel mehr gemacht wurde, aber dadurch auch
1:07:21–1:07:23
Besonderes wieder neu entsteht.
Florian Clauß
1:07:23–1:07:27
Richtig. Genau, also was wir auch schon mehrfach in anderen Kontexten festgestellt
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haben, du hast Video genannt, wir haben auch schon über Ton oder jetzt die neuesten
1:07:32–1:07:33
Entwicklungen in generativen KI,
1:07:33–1:07:38
du hast eine Demokratisierung des Mediums und das ist ganz wichtig,
1:07:39–1:07:41
weil nämlich der Fotograf aufgrund dieses,
1:07:41–1:07:45
also das Foto ist nicht mehr aufgrund von der Profession gut,
1:07:45–1:07:50
sondern es kann auch aufgrund eines Moments auf einmal wertvoll werden.
1:07:50–1:07:54
Also nur in der richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und dann halt das Foto
1:07:54–1:07:57
zu machen, da gehört keine Profession mehr dazu.
1:07:57–1:08:00
Das ist Glück und das kann jeder machen.
1:08:01–1:08:07
Das ist nochmal so ein großer Schritt, was die Technologie in der Fotografie
1:08:07–1:08:10
dann auch gemacht hat in der Richtung.
Micz Flor
1:08:10–1:08:14
Du hast gerade das gesagt, was man dann immer in dem Zusammenhang sagt.
1:08:14–1:08:17
Mir ist es gerade aber zum ersten Mal wirklich aufgefallen, die Demokratisierung
1:08:17–1:08:19
hast du gesagt. Warum heißt das eigentlich Demokratisierung?
1:08:20–1:08:23
Also was hat das mit Demokratie zu tun, wenn diese...
Florian Clauß
1:08:25–1:08:36
Also, dass du als normaler Mensch ohne große Voraussetzungen dann eben das Medium bedienen kannst.
1:08:36–1:08:38
So würde ich das halt beschreiben.
1:08:39–1:08:46
Nochmal kurz zu der Kodak Number One. Die ist mit 100 Bildern gekommen als Rollfilm.
1:08:47–1:08:49
Und dieser Slogan...
Micz Flor
1:08:49–1:08:50
100 Bilder?
Florian Clauß
1:08:50–1:08:54
100 Bilder. Ja, die hatten auch so ein ovales Format, also ein rundes Format.
1:08:55–1:08:59
Und dieser Slogan, We do the rest, ist halt auch so, dass die halt Kodak damit
1:08:59–1:09:04
auch die ganzen Entwicklungslabore aufgebaut hat. Also die ganze Infrastruktur entwickelt.
1:09:04–1:09:09
Kodak hat sich aufgrund dieser Innovation eine komplette Infrastruktur im Land
1:09:09–1:09:13
ausgebaut und konnte sich darauf über 100 Jahre quasi ausruhen.
1:09:13–1:09:20
Kodak's Moment war auch der Slogan. Also Kodak war unglaublich prägend im Film- und Fotobereich.
Micz Flor
1:09:21–1:09:24
Als ich mal durch Amerika gefahren bin, noch als später Teenager,
1:09:25–1:09:27
gab es auch den Begriff Kodak Point.
1:09:27–1:09:31
Das heißt, wo du irgendwo was sehenswertes gab, dann standest du an einem Kodak
1:09:31–1:09:33
Point. Ja, krass. Ah ja, super.
Florian Clauß
1:09:33–1:09:37
Ich muss ja auch meine persönliche Familiengeschichte erzählen, dass mein Onkel,
1:09:38–1:09:42
der Bruder von meinem Vater, der ist in den, wann war das, in den 50ern,
1:09:43–1:09:47
so in den 60ern, Ende 50er, Anfang 60er, ist er ausgewandert nach Kolumbien
1:09:47–1:09:49
und hat da Fotolabore aufgebaut.
1:09:49–1:09:54
Und hat dann auch so, naja, kein Reichtum, war dann recht wohlhabend.
1:09:54–1:09:58
Das hat dann alles funktioniert bis zu dem Moment.
1:09:59–1:10:04
Und da hat auch Kodak verkackt, als die Digitalkameras Anfang der 90er eingeführt wurden.
1:10:04–1:10:07
Und damit ist das ganze Kodak-Imperium gekippt.
1:10:07–1:10:12
Diesen Punkt haben sie halt irgendwie verpasst. Dann kam Fuji.
1:10:12–1:10:14
Also Fujifilm war eh auch so eine Konkurrenz.
1:10:16–1:10:19
Aber Fuji war dann schneller in dieser ganzen digitalen Fotografie.
Micz Flor
1:10:19–1:10:25
Das Microsoft-Phone ist quasi ein Beispiel, wie damals Kodak den Schritt nicht
1:10:25–1:10:28
gemacht hat und Microsoft hat den Schritt in die Telefonie nicht geschafft.
Florian Clauß
1:10:28–1:10:33
Ja, aber das ist ja, also das sind wirklich so, also der 100 Jahre von Unternehmensgeschichte
1:10:33–1:10:37
sind da kaputt, also nicht kaputt, aber halt den Bach runter.
1:10:38–1:10:42
Kodak hat dann 12 Jahre später, also es kam so um 1900 raus,
1:10:42–1:10:47
die Kamera, Da haben die eine andere Kamera, einen Kameratypen eingeführt.
1:10:48–1:10:49
Und zwar war das die Brownie.
1:10:50–1:10:57
Und Brownie-Kamera, die richtete sich ursprünglich an Kinder.
1:10:59–1:11:03
Aber jeder hatte dann einen Brownie. Das war ein unglaublicher Erfolg.
1:11:03–1:11:08
Die hatten, glaube ich, nach drei Jahren, haben die schon über drei Millionen Exemplare verkauft.
1:11:08–1:11:12
Und die war halt sehr, sehr viel günstiger. Die hat damals einen Dollar gekostet.
1:11:12–1:11:13
Das sind dann halt ungefähr so,
1:11:14–1:11:19
Dollar heutzutage inflationsbereitigend oder über 30 teuer,
1:11:19–1:11:23
aber das hatte dann halt jeder diese Brownie und damit haben die wirklich so
1:11:23–1:11:28
einen Durchbruch der Fotografie und damit ist halt auch so also mit dem Hintergrund
1:11:28–1:11:34
machen wir ja nochmal diese Geschichte von Schnappschüssen von der ganzen Presseentwicklung,
1:11:34–1:11:39
dass dann natürlich auch dann eben Fotos in Zeitungen eine Rolle gespielt haben,
1:11:40–1:11:44
da reißt man einen ganzen anderen Strang auf mit der Fotografie.
1:11:49–1:11:56
Dieser Snapshot die Herleitung des Schnappschusses der dann sich dann quasi
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aus diesem Vokabular, das kommt aus der Jagd,
1:12:00–1:12:05
ja und das heißt hier habe ich das Zitat A quick shot with a gun without aim
1:12:05–1:12:11
at a fast moving target das ist eigentlich ursprünglich der Begriff für aus
1:12:11–1:12:14
der Jagd, der Schnappschuss Also das heißt,
1:12:14–1:12:18
du schießt irgendwo hin, zack, snap, du hast dann aber auf einmal ein Motiv
1:12:18–1:12:20
im Nachhinein, ohne wirklich zu zielen.
1:12:20–1:12:29
Und das finde ich immer ganz interessant, diese Parallele zwischen Schießen und dem Fotografieren.
1:12:30–1:12:36
Und da möchte ich jetzt nochmal ein bisschen tiefer einsteigen, die Parallele.
Micz Flor
1:12:37–1:12:38
Aber das war auch mit der nächsten Folge.
Florian Clauß
1:12:39–1:12:46
Da sind wir bei dem Grundthema von Fotografieren und Krieg.
1:12:46–1:12:52
Und das war ja auch so ein ganz großes Thema damals, als ich studiert habe in
1:12:52–1:12:56
den 90ern an der Humboldt-Uni. Ich hatte das, glaube ich, schon erwähnt.
1:12:56–1:12:59
Du weißt, bei wem ich studiert habe.
Micz Flor
1:12:59–1:13:02
Ja, und natürlich jetzt in Blank Sachs einfach.
Florian Clauß
1:13:02–1:13:03
Friedrich Kittler.
Micz Flor
1:13:03–1:13:03
Ja, genau.
Florian Clauß
1:13:03–1:13:08
Und der hat sich natürlich da mit der Mediengeschichte, also in den 80ern hat
1:13:08–1:13:14
er da Bücher geschrieben, die genau diese Parallelität und in diesem ganzen
1:13:14–1:13:16
postmodernen Umfeld von Virilio,
1:13:16–1:13:20
von Deleuze und von Gutari, Bucot und so weiter.
1:13:20–1:13:25
Und Pünchen hat ja auch viel zitiert in seinen Büchern.
Micz Flor
1:13:25–1:13:26
Baudrillard.
Florian Clauß
1:13:27–1:13:30
Die Anekdote darf ich noch kurz erzählen.
Micz Flor
1:13:30–1:13:33
Auf jeden Fall. Ich möchte dich gar nicht zwingend, zwei Folgen draus zu machen.
1:13:33–1:13:38
Ich habe das Gefühl, dass du einfach so viel Material hast. Und es ist schade,
1:13:38–1:13:39
wenn du dich jetzt hetzt.
Florian Clauß
1:13:40–1:13:41
Nee, ich hetz mich nicht.
1:13:42–1:13:45
Du weißt, das hat man glaube ich auch in einer anderen Folge erzählt,
1:13:45–1:13:49
als wir mit unserer Tattoo-Maschine, wir haben ja zusammen eine Tätowiermaschine
1:13:49–1:13:54
in den 90ern gebaut, aus dem Klingelmotor der Wollener Straße.
1:13:54–1:13:58
Und damit wurden wir auf verschiedene Symposien eingeladen. Eins davon war in
1:13:58–1:14:03
Chicago, in der Isaiah 1997. Du erinnerst dich, ja?
Micz Flor
1:14:03–1:14:04
Ich war dabei.
Florian Clauß
1:14:04–1:14:09
Du warst dabei. Und wo wir dann halt wirklich parallel, und das war wirklich
1:14:09–1:14:12
so der Moment, wo ich dachte, der, ich muss jetzt nicht mehr weiter studieren,
1:14:13–1:14:16
habe ich halt Kittler vor der Tür getroffen.
1:14:16–1:14:18
Der war auch in diesem Symposium eingeladen.
1:14:19–1:14:23
Der hatte dann auch, glaube ich, eine Professur in der Universität in New York.
1:14:24–1:14:27
Und ich halt mit ihm so, wie vor der Humboldts und Smalltalk,
1:14:27–1:14:30
aber immer noch in diesem Rollenverhältnis.
1:14:30–1:14:32
Er war der Mentor, ich war der Student.
1:14:33–1:14:37
Und das war so ein bisschen zäh. Und er hatte, glaube ich, parallel zu uns hatte
1:14:37–1:14:39
der tatsächlich auch eine Vorlesung.
1:14:39–1:14:44
Und unser Panel war komplett voll, weil diese ganzen Kalifornier,
1:14:46–1:14:50
die ganzen Slicken Valley-Leute dann irgendwie bei uns mit drin saßen,
1:14:50–1:14:51
als wir dann präsentiert haben.
Micz Flor
1:14:51–1:14:57
Das Internet war angekommen. Das war ja, also das WWW war ja noch taufrisch damals.
Florian Clauß
1:14:57–1:15:02
Ja, und ich meine, klar ist das natürlich ein Hingucker, wenn zwei deutsche
1:15:02–1:15:05
Typen dann halt über Tätowiergeschichte und Tätowiermaschinen sprechen.
Micz Flor
1:15:06–1:15:08
Da haben wir aber auch was mit Fotos gemacht. Ich weiß nicht,
1:15:08–1:15:10
ob du dich Wenn du dich daran noch erinnerst, auf irgendeiner Party hatte ich
1:15:10–1:15:14
dann irgendwo einer von den E-Toy-Schergen,
1:15:14–1:15:20
da war auf einmal so eine Jacke bereit und da hatte ich mich dann in so homoerotische
1:15:20–1:15:21
Posen für dich geworfen.
Florian Clauß
1:15:21–1:15:22
Kannst du dich erinnern?
Micz Flor
1:15:22–1:15:23
Und du hast mich fotografiert?
Florian Clauß
1:15:23–1:15:24
Das kann ich nicht.
Micz Flor
1:15:24–1:15:26
Weil die hatten so ein sehr...
1:15:28–1:15:32
Faschistoide Haltung immer mit ihnen. Und dann wollte ich so ein paar homöotische
1:15:32–1:15:33
Fotos. Aber kannst du dich nicht daran erinnern?
Florian Clauß
1:15:34–1:15:37
Nee. Ich kann mich an Ito, ich kann mich an die Party, die war in irgendeinem
1:15:37–1:15:39
Apartment da in Chicago.
1:15:39–1:15:43
Kann ich mich daran erinnern, dass ich die Itoys sehr abstoßend fand.
1:15:43–1:15:47
Aber die waren so ein bisschen wie Charaktere aus dem Ulrich-Seidel-Film.
1:15:47–1:15:50
Die Ito, die kamen glaube ich auch aus Österreich.
Micz Flor
1:15:50–1:15:51
Ja, die waren auch wirklich so,
1:15:52–1:15:55
ich kannte die glaube ich im gleichen Jahr vorher waren die in Linz auch.
1:15:56–1:15:59
Hatten da glaube ich sogar einen Preis gewonnen, wo man wirklich so dieses Gefühl
1:15:59–1:16:03
hatte, dass die einzelnen Menschen im Gespräch dann, da wurde die Gruppe wirklich
1:16:03–1:16:06
was unheimlich Größeres als Ganzes,
1:16:06–1:16:11
als die einzelnen Menschen, die halt irgendwie dann doch in einer Kunstperformance verhaftet waren.
1:16:11–1:16:14
Aber die Ausstrahlung war halt so ein bisschen wie, ja, egal.
1:16:15–1:16:18
Jetzt sind wir hier, guck mal, jetzt können wir hier einfädeln in eine andere
1:16:18–1:16:20
Tour. Da hattest du über die Tiefsee gesprochen.
Florian Clauß
1:16:20–1:16:23
Genau, die Tiefsee war hier. Wir sind natürlich wieder hier auf dem,
1:16:25–1:16:28
und dann hatte ich auch was dazu gesagt, Auf dem Velodrom.
1:16:29–1:16:30
Wir hatten hier die Tiefsee-Folge.
Micz Flor
1:16:31–1:16:34
Da warst du so sauer auf mich, weil ich irgendwas Albernes gesagt habe.
Florian Clauß
1:16:34–1:16:39
Ich glaube, da war ich nicht so gut drauf, weil wieder meinen Fuß angefangen hat zu schlagen.
Micz Flor
1:16:39–1:16:43
Ah, ja, ja. Und ich musste abkriegen.
Florian Clauß
1:16:44–1:16:48
Nein, aber das tat mir auch leid. Aber gleichzeitig hat mich das total rausgebracht.
1:16:50–1:16:54
Genau, Krieg und Fotografie. Also Kittler ist natürlich... Und ich muss auch
1:16:54–1:16:57
sagen, ich habe mich jetzt nicht tief damit beschäftigt.
1:16:57–1:17:01
Wir sind ja wirklich hier so, wir sind ja wirklich in Professurthemen drin,
1:17:01–1:17:05
wo das ganze Arbeiten darüber verfasst worden.
1:17:05–1:17:08
Also das heißt, posten wir ja in den Krieg und alles.
Micz Flor
1:17:08–1:17:14
Aber du hast ja einleitend schon kundgetan, dass wir durch unser Laufendreden die Möglichkeit haben.
Florian Clauß
1:17:14–1:17:16
Uns da so ein bisschen auszusetzen. Genau.
1:17:18–1:17:23
Ja, genau. Also die Backdoor haben wir schon eingebaut in unser Podcast-Prinzip.
1:17:25–1:17:27
Ich wollte aber noch was zu Kittler sagen.
Micz Flor
1:17:27–1:17:29
Also das machen wir in der nächsten Folge.
Florian Clauß
1:17:30–1:17:31
Dann mal setz mich unter.
Micz Flor
1:17:31–1:17:35
Genau, stimmt. Du und Kittler, ihr habt beide noch geraucht.
1:17:36–1:17:37
Genau. Standet in Chicago.
Florian Clauß
1:17:37–1:17:41
Und dann war der Moment, wo ich dann, okay, ja, ich gehe da rein,
1:17:41–1:17:43
habe dann auch mal ein Panel und der fand das so ganz gut, okay, so.
1:17:44–1:17:47
Aber dann dachte ich auch so, ja, was mache ich hier? Warum studiere ich eigentlich noch?
1:17:48–1:17:52
Fand ich so ein bisschen komisch, diesen Moment. Aber so im Nachhinein war das
1:17:52–1:17:53
natürlich sehr prägend.
1:17:53–1:17:57
Und ja, in der Auseinandersetzung mit Kittler. Ich meine, das war schon immer
1:17:57–1:18:00
so, dass ich Kittler total cool fand, aber überhaupt nicht zugänglich.
1:18:01–1:18:07
Und jetzt habe ich auch so eine kurze Einleitung auch zu einem Band,
1:18:07–1:18:11
wo dann verschiedene Texte veröffentlicht waren, unter anderem auch von Kittler.
1:18:11–1:18:17
Und dann wurde auch gesagt, so Kittler hat einfach eine Unzugänglichkeit.
1:18:17–1:18:21
Und der ist eigentlich, er kommt ja aus der Literaturgeschichte.
1:18:22–1:18:25
Und er ist von der Sprache, er ist ja auch ein Taler, also er hat,
1:18:26–1:18:31
Bei seinen Theorien ist er ganz schnell in so eine sprachliche Dimension übergegangen.
1:18:31–1:18:35
Also das heißt so eine poetische, wo er dann auch so bestimmte Sachen formuliert
1:18:35–1:18:39
hat, die halt irgendwie so, die du wissenschaftlich versuchst zu greifen,
1:18:39–1:18:43
aber die überhaupt nicht greifbar sind, weil die so vertrackt formuliert sind.
1:18:43–1:18:47
Und in seinem, ich möchte jetzt nochmal ein Zitat von ihm vorlesen,
1:18:47–1:18:52
und zwar kommt das Zitat aus dem Grammophon-Film und Typewriter von ihm, dem Buch.
1:18:52–1:18:55
Und wo er dann, das fand ich nochmal so ganz gut als Analogie.
1:18:57–1:19:04
Ausgehend davon festgestellt hat, dass eben erst durch die Aufzeichnung und
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tatsächlich durchs Film, also durch das Film selber,
1:19:09–1:19:13
direkte Produkte gemacht wurden, die nicht mehr durch die Schrift gegangen sind.
1:19:14–1:19:16
Das klingt ein bisschen kompliziert. Aber vorher war es ja so,
1:19:16–1:19:20
dass du immer nur verschriftlichen konntest von dem, was erlebt wurde.
1:19:20–1:19:24
Aber erst als diese Aufzeichnungssysteme, das ist auch so ein ganzes Schlüsselwort
1:19:24–1:19:28
bei Kittler, entstanden sind, ist eine Unmittelbarkeit geschaffen worden,
1:19:28–1:19:32
die dann in diesem System, in diesem Aufzeichnungssystem dann drinsteckt.
1:19:33–1:19:37
Und damit ist auch seine Medienteorie und Technikgeschichte da ganz stark miteinander verknüpft.
Micz Flor
1:19:38–1:19:41
Verschriftlichung ist natürlich abstrakt gefasst, weil wir hatten das ja auch
1:19:41–1:19:44
in irgendeiner Episode, vielleicht kannst du dich erinnern, wo es darum ging,
1:19:44–1:19:48
dass die Entwicklung der Grammophon-Schallplatten dazu geführt haben,
1:19:48–1:19:51
dass Klaviere nicht mehr so gut verkauft wurden.
Florian Clauß
1:19:51–1:19:54
Genau, das hast du erzählt auch. Das war auch über Tonabnehmer.
Micz Flor
1:19:55–1:19:57
Oder auch eine von den Stromgitarrenfolgen.
Florian Clauß
1:19:57–1:20:02
Genau, das war die erste, über die auch wurde, über Aufzeichnungen und hier
1:20:02–1:20:04
den Flanger, also das Echo.
Micz Flor
1:20:04–1:20:08
Weil da ist natürlich genau das passiert. Diese Musik, um sie haben zu können,
1:20:08–1:20:11
musste man die Noten kaufen, die in der Form der Verschriftlichung sind.
1:20:11–1:20:15
Diese Noten wurden dann aufs Klavier gelegt, dann wurde das gespielt und dann war die Musik im Haus.
1:20:15–1:20:19
Und dann wurde diese Schriftebene rausgenommen.
1:20:19–1:20:23
Da kann man das fast am anschaulichsten auch noch sehen. und dann steht halt
1:20:23–1:20:25
das Grammophon da und du brauchst keine Noten mehr lesen, kein Klavier mehr
1:20:25–1:20:27
lernen und da hast du halt die Musik wahrscheinlich auch noch besser,
1:20:27–1:20:29
als du es selber hingekriegt hättest.
Florian Clauß
1:20:29–1:20:33
Ja, genau. Und dann führt es eben zu so einem Bruch.
1:20:33–1:20:38
Und ich meine, bei Kittler hast du dann halt solche Sprachbilder,
1:20:38–1:20:42
die dann so episch sind, wo dann halt im Prinzip der Schaltkreis selber,
1:20:43–1:20:47
die Sprache den Output bestimmt. Und das geht jetzt nicht.
Micz Flor
1:20:47–1:20:50
Und das ist aber auch, da sind wir jetzt selbstreferenziell in diesem Podcast-Thema,
1:20:50–1:20:54
das beschäftigt mich nämlich in der Tat mit Podcasts, wie zum Beispiel, wenn man,
1:20:54–1:20:58
da braucht man auch nicht mehr lesen, so viel, man hört halt so andere Podcasts
1:20:58–1:21:03
und dann werden Podcasts wie früher Artikel, vielleicht in Zeitungen oder auch im Netz.
Florian Clauß
1:21:04–1:21:06
Magazine, ja, das hat auf jeden Fall die ganze Magazinkultur abgelöst.
Micz Flor
1:21:07–1:21:13
Und das heißt aber dann, den Podcast hat aber wiederum immer noch so ein Frontier-Existenz
1:21:13–1:21:18
Weil das Erste ist, es ist mir nicht klar, wie man das zum Beispiel in einem,
1:21:18–1:21:22
in Anführungszeichen, wissenschaftlichen Artikel zitieren würde.
1:21:22–1:21:27
Man kann ja bei dem BIP-Text-Version, Sachen kann man ja einbinden,
1:21:27–1:21:29
online, zuletzt abgerufen am und sowas.
1:21:30–1:21:33
Aber so richtig klar ist es nicht, wie ich jetzt aus einem zweieinhalb Stunden,
1:21:33–1:21:37
was deine Folgen immer sind, dann wirklich ein Zitat rausnehmen darf, kann.
1:21:39–1:21:44
Und das Zweite ist, dass man ganz oft ja auch so Podcasts hört und dann versucht
1:21:44–1:21:45
rauszufinden, wer sind die Leute, wer macht das?
1:21:46–1:21:50
Und du hast keine Impressionspflicht für Podcasts. Also du musst keine Webseite
1:21:50–1:21:53
haben, du musst keine Impressum haben. Und das ist irgendwie ein bisschen ein
1:21:53–1:22:00
absurdes Loch in diesem ganzen Gesetzeswust über Impressionspflicht für jede Webseite.
1:22:02–1:22:08
Aber ein Podcast, da kann halt, hey, wir sind Klaus, Tobs und Silke und wir
1:22:08–1:22:11
erzählen euch jetzt mal, wie das damals war, als die Mauer gefallen ist.
1:22:11–1:22:14
Das gibt halt quasi keine Impressionspflicht.
1:22:14–1:22:20
Und wir sind auch mit Podcasts, glaube ich, generell gerade in so einer Zwischenphase.
1:22:21–1:22:24
Da hat man nämlich das Lesen weggenommen, aber deshalb komme ich drauf,
1:22:25–1:22:28
weil auch da ja die Schrift gestorben ist in dem Moment, als man jetzt einfach
1:22:28–1:22:29
sich alles so anhören kann.
Florian Clauß
1:22:29–1:22:32
Ja, ich meine klar, du kommst jetzt irgendwie in diesen Simularkren,
1:22:32–1:22:36
also die selbst simulierten Sachen, das ist ja auch generative KI genau der
1:22:36–1:22:40
Punkt, du kannst für deine eigenen Belege, kannst du ja deine Anzeige,
1:22:41–1:22:44
KI-Podcast loslaufen lassen. Das geht ja auch so.
1:22:44–1:22:49
Das ist mit Notebook, mit dieser Engine, Podcast Engine, das Google veröffentlicht hat.
1:22:50–1:22:53
Kannst dir ja irgendein Thema hinwerfen und da wird ein generierter Podcast
1:22:53–1:22:56
raus, wo sich zwei Stimmen über dieses Thema unterhalten.
Micz Flor
1:22:56–1:22:59
That's interesting. Tell me more about this.
Florian Clauß
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Genau. Ich möchte jetzt aber dir das Zitat vorlesen aus dem Buch.
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Und das möchte ich nochmal so ein bisschen um den Abschluss zum Film auch zu
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finden und vielleicht mit dir noch mal so offen darüber zu sprechen,
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wie wir im Hintergrund mit diesem Zitat dann auch den Schluss des Filmes von Civil War beurteilen.
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Als Colonel Gatling auf dem Schiff, wo er diente, das Funktionieren der Schaufelräder
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beobachtete, kam ihm die Idee zum Maschinengewehr mit Zylindermagazin und Kurbelantrieb von 1861.
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1874 erfand der Franzose Jules Johnson, inspiriert durch den Trommelrevolver,
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das ist das Colt-Patent von 1832, seinen astronomischen Revolver,
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der bereits mehrfach Aufnahmen am Teleskop machen konnte.
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Marais griff diesen Einfall auf und entwickelte seine chronofotografische Flinte,
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die das Visieren und Fotografieren von im Raum bewegten Gegenständen erlaubte.
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Die Geschichte der Filmkamera fällt also zusammen mit der Geschichte automatischer Waffen.
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Der Transport von Bildern wiederholt nur den von Patronen.
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Um im Raum bewegte Gegenstände, etwa Leute, visieren und fixieren zu können,
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gibt es zwei Varianten, Schießen und Filmen.
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Im Prinzip vom Kino haust der mechanisierte Tod, wie das 19.
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Jahrhundert ihn erfunden hat. Ein Tod nicht mehr des Gegners,
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sondern serieller Unmenschen.
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Also in dem Moment, wenn dann quasi Bilder geschossen werden von Menschen,
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Bilder aufgenommen, sind die ja in ihrer Serialität quasi zerlegt und nur noch als Bild quasi.
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Deswegen spricht er von seriellen Unmenschen. Colts Revolver zielte auf Indianertrupps
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und Gatelinks oder Maxims Maschinengewehr, zumindest in den ursprünglichen Planungen
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auf einen eingeborenen Völker.
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Mit der chronofotografischen Flinte wurde der mechanisierte Tod perfekt.
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Seine Transmission fiel zusammen mit seiner Speicherung. Was das Maschinengewehr
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vernichtete, machte die Kamera unsterblich.
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Im Vietnamkrieg waren Einheiten der US-Marineinfanterie nur Angriff und Tod
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nur bereit, wenn ABC, CBS oder NBC TV Teams vor Ort hatten.
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Film ist eine unermessliche Auswertung der Totenreiche während und schon bevor die Kugeln treffen.
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Nur folgegerecht war es, dass die zwei Verfahren Schießen und Filmen schlechthin
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zu kombinieren, Marys Markenname im Wort zu nehmen.
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Im Kino künstlicher, das heißt
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tödlicher Vogelflüge wurde die chronophotografische Flinte Wirklichkeit.
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Aufklärungspiloten des Ersten Weltkriegs, wie Richard Garros,
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konstruierten Bord-MGs, deren Lauf mit der Propellerachse zusammenfiel,
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während sie den Effekt filmten.
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Also das ist genau dieser Zusammenfall von Kamera und Maschinengewehr.
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Das ist halt so ein Kern von der Medienteorie von Kittler.
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Also dieses Bild und vor allen Dingen die Technikgeschichte dahinter.
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Ich erinnere mich auch noch an die Vorlesung. Das sind wirklich so anekdotische
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Aha-Momente, die man hat. Aber es wird gleichzeitig wieder...
Micz Flor
1:26:12–1:26:13
Du hast das jetzt aber nicht aus deiner Erinnerung.
Florian Clauß
1:26:13–1:26:17
Nee, nee, aber ich erinnere mich noch an diese, okay, Schießen und Filmen.
1:26:17–1:26:19
Ja, geil, genau, Postmater.
1:26:19–1:26:25
So, an diese Momente. Wenn wir das auf den Film Civil War dann wieder zurückholen,
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das ist ja genau dieser letzte Moment in diesem, also wo dann die Jesse als in diesem Schutz,
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in dieser Hybris der Kamera,
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die Unverletzlichkeit, also diesen Moment einzufangen und dieses Authentische quasi zu.
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Es wird nicht mehr differenziert, auch von der Filmart her, also von der,
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wie er inszeniert ist, der Film.
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Kannst du wirklich nicht mehr ausmachen, wer schießt und wer macht Fotos.
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Gleichzeitig spricht er hier von, also es sind Kameras, das ist nicht Fotografieren.
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Fotografieren ist aber was anderes. Ich glaube, es ist nochmal ganz wichtig,
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dann halt auch eine Bewegung in den Bildern zu haben, dass wir diesen seriellen
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Unmenschen haben, der dann quasi nur Leibhaftigkeit von Bewegung in der Serialität der Bilder haben.
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Ich finde, das bei dem Film am Ende ist ja dann auch der Moment des Todes.
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Der Moment des Todes von Lee ist auch eigentlich so eine, wieder so eine,
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in dem Moment übernimmt sie ja die Figur.
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Es ist ja fast ein tragischer Fall.
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Das heißt, mir fällt jetzt keine alte Sage ein aus dem Griechenland,
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wo dann genau dieses, in dem Moment, wenn du diese Funktion übernimmst,
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also das Idol, kill your idols,
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fängst du ja an, dann auf einmal die Funktion auszufüllen und selber dann einer zu werden.
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Das ist ja dieser Staffelstab, der dann übergeben wird von Lee an Jessie. Und das ist ja so.
1:27:54–1:27:58
Und sie macht ja quasi das Foto des Jahrtausends, in dem sie halt irgendwie
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live dabei ist, wenn dann der Präsident erschossen wird.
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Das heißt, sie hat jetzt ihre...
Micz Flor
1:28:03–1:28:07
Und sie schießt aber ja die, wie heißt denn nochmal die andere?
Florian Clauß
1:28:08–1:28:12
Lee. Also Lee, die ältere Fotografin. Lee ist die ältere Fotografin.
1:28:12–1:28:13
Ja, die wird erschossen.
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Die wird erschossen. Und sie, aber sie wird quasi im Tode fotografiert.
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Das war auch nur eine Frage. Ganz am Anfang des Films würdest du jemanden auch
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fotografieren, wenn er stirbt.
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Also natürlich, das ist die reine Beobachtung ohne irgendwelche Kommentarfunktionen,
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ohne ethnische Implikationen, ist halt so diese Funktion, auf die sie dann letztendlich
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so erfolgreich werden kann.
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Aber dann hört es für mich irgendwie, wo ich dann denke, und weiter?
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Gut, was kann man jetzt sagen? Also ich meine, jetzt haben, glaube ich,
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diese Bilder nicht mehr so eine Bedeutung, weil du kannst ja,
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also klar, du hast diese unglaublichen authentischen Momente von Fotografieren im Krieg,
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ja, aber gleichzeitig hast du die Möglichkeit, dir irgendwelche Bilder zurecht
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über so einen Prompt-Engine, kannst du dir die zurechtbacken,
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was jetzt auch so als ein legitimes Mittel dann irgendwo auch eingesetzt wird
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in den, jetzt heutzutage in den Kriegsschauplätzen.
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Sei es jetzt irgendwie so Ukraine oder sei es dann irgendwie Gaza oder sonst
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wo, wo du dann nicht mehr weißt, diese Echtheit von Bildern.
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Weißt du ja schon lange nicht mehr, aber trotzdem, jetzt können die komplett generiert sein.
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Oder wo es ganz explizit war, war dieses eine, habe ich auch so ein TikTok-Newsletter,
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der Understanding TikTok heißt er.
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Und dann ging es halt so darum, um diesen Hurricane, der über Amerika hinweggefegt
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hat. Und dann siehst du halt irgendwie so ein kleines Mädchen,
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total süß, mit so einem Hund, der ganz struppig, so einen Welpen,
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hält sie in Hand, ist in einem Rettungsboot und guckt ganz zitternd.
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Und du siehst halt wirklich so, in dem Hintergrund, also Überschwemmungen und so weiter und dunkel.
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Und dann reibt dann halt auch eine auf Ex, das ist halt so eine Republikanerin,
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irgendeine Senatorin, schreibt halt, egal wo dieses Bild herkommt,
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es spricht genau diesen Zustand aus, den wir jetzt gerade hier haben.
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Also das heißt, es ist komplett generiert, das ist klar, alle arbeiten,
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das ist halt wie die Flat-Earth-Argumentation, das ist halt klar,
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es ist natürlich, die Erde ist nicht flach, aber ich habe hier den Beweis, ja.
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Also du kannst hier so selbst generierte Beweise schaffen, um dann halt so in
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der These völlig drin zu bleiben und es ist halt so egal.
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Und das finde ich halt so krass, dass es so egal wird, ne?
Micz Flor
1:30:21–1:30:26
Ja. Ja. Ich habe gerade auch gedacht, mit dem Kittler-Text, was du vorgelesen
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hast, es halt natürlich so ist, gerade in der Szene, die du beschreibst mit
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dem Präsidenten, dann geht es ja um so sehr gegensätzliche Sachen.
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Die Kugel erschießt und tötet.
1:30:37–1:30:40
Und das ist quasi so ein Fleeting Moment.
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Also das geht so, und dann ist es schon vorbei. Und das Foto wiederum hält diesen
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Moment halt wirklich fest. Wie er sagt, verewigt ihn für immer.
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Und das ist natürlich dann im gleichen Moment entstanden. Die Kugel und das Foto dazu.
1:30:52–1:30:57
Und das Foto ist aber das, was dann über die Geschichte hinaus bleibt und immer
1:30:57–1:31:02
wieder das Ganze vielleicht auch neu re-evaluiert oder re-writing-history-mäßig
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wird dieses Bild dann herangezogen und hat eine Bedeutung.
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Das eine ist quasi die Realität und das andere ist dann für Fact-Checking oder,
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Dass das im gleichen Moment mit dieser Verkopplung von der Technologieentwicklung,
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militärischer Zeuge und Fotografie festhalten, vernichten,
1:31:22–1:31:26
dass das im gleichen Moment eingesetzt wird und das eine bleibt halt für immer
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und wird dann auch immer wieder natürlich herangezogen, um die Geschichte nochmal
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zu interpretieren, nochmal zu erklären, nochmal zu beschreiben.
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Und das andere ist halt die Patrone, die schafft Fakten sozusagen.
1:31:39–1:31:45
Und diese Fakten werden aber dann über das Foto nochmal hinterfragt und interpretiert.
Florian Clauß
1:31:46–1:31:50
Ja genau, also wenn man das dann auch so übersetzt,
1:31:50–1:31:58
in dem Moment des Bewegens, die Bewegung, die dann in der Gewehrkugel oder in
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der Pistolenkugel drin steckt, Die kinetische Energie, die löst ja dann in dem Objekt,
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in dem Zielobjekt, dann halt diese,
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also quasi, wenn es getroffen ist,
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den Tod aus, den Stillstand.
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Und gleichzeitig, wenn du das mit der Kamera dann verknüpfst,
1:32:16–1:32:19
ist damit auch eine Bewegungslosigkeit drin wieder.
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Also das heißt, das, was du meinst, die Kamera zeichnet diesen Moment auf.
1:32:23–1:32:27
Es ist quasi dann, also wann hören Systeme auf, sich zu bewegen?
1:32:27–1:32:30
Also jetzt so biologische, klar, wenn sie dann halt irgendwie so tot sind.
1:32:31–1:32:35
Aber gleichzeitig hast du das ja auch dann eben so fixiert in der Kamera.
Micz Flor
1:32:35–1:32:38
Und gleichzeitig ist ja auch das Komische, wenn man jetzt so filmisch denkt.
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Also auf eine komische Art und Weise ist ja das Foto, was ja irgendwie erstmal
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vorgibt, den Moment festzuhalten und damit alle Fragen zu beantworten.
1:32:48–1:32:51
Wenn man filmisch denkt, ist es ja genau das Gegenteil, sondern es ist quasi
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die offenste Art zu filmen.
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Wie oft gibt es das in Filmen, dass das als Effekt eingesetzt wird,
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dass auf einmal der Film stehen bleibt bei einem Foto.
1:33:06–1:33:09
Also angenommen, jemand kommt halt irgendwie so um die Ecke und dreht sich so.
1:33:09–1:33:12
Und vielleicht läuft sogar der Ton weiter, aber das Bild bleibt stehen.
1:33:13–1:33:16
Also dass du damit eigentlich alle Möglichkeiten,
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eröffnest und die Fantasie anregst. Weißt du, wie ich meine?
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Wo ist denn das? Ist das nicht auch bei Sundance Kid und Cassidy,
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also dieser Film wo die dann so springen und du weißt halt, die werden jetzt erschossen.
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Draußen steht die Polizei und dann springen die halt so und dann wird das so eingefreezt.
1:33:36–1:33:38
Und dann hast du quasi einen Moment, aber diesen Moment...
Florian Clauß
1:33:38–1:33:40
Ist das nicht Bonnie and Clyde?
Micz Flor
1:33:40–1:33:44
Nee, Bonnie and Clyde, nee, dieses ist, glaube ich, da hier mit Robert Redford
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und der dann auch Sansos gemacht hat.
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Weiß ich nicht mehr. Also klar weiß jeder, aber mir fällt es gerade nicht ein.
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Also da entsteht ein Bild und wenn du es als Fotografie in der Ausstellung hast,
1:33:56–1:34:00
die du vorhin beschrieben hast, dann scheint es die Realität abzubilden und
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scheint diesen Moment festzuhalten und alle Fragen zu beantworten.
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Wenn du im Film ein Standbild einsetzt, dann ist es eher was,
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was alle Möglichkeiten erfassen kann.
Florian Clauß
1:34:09–1:34:13
Ach so, ja. Weil du quasi so da die Linearität der Bewegung...
1:34:13–1:34:15
Das Narrative nicht weitererzählt.
Micz Flor
1:34:15–1:34:16
Sondern jetzt musst du selber denken.
Florian Clauß
1:34:16–1:34:18
Jetzt bist du befordert. Ich musste selber weiter zeigen.
Micz Flor
1:34:18–1:34:21
Wie in unserer Folge mit dem Gedankenstrich. Da wurde sich einer aufgeregt,
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dass das Publikum mal bedenken muss beim Gedankenstrich.
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Aber das Standbild ist der Gedankenstrich der Filme.
Florian Clauß
1:34:27–1:34:30
Ah, ja. Ja, ja, das ist sehr schön.
Micz Flor
1:34:30–1:34:34
Das ist schön. Aber wie könnte man das zitieren?
Florian Clauß
1:34:35–1:34:39
Naja, da gibt es ja auch. Es bilden sich so Standards raus in der Podcast.
Micz Flor
1:34:40–1:34:44
Und das andere, was ich noch in deinem Kittler-Text und dann Garland und so
1:34:44–1:34:50
weiter Und positioniert er sich da irgendwie in der zeitgenössischen Politik Amerikas oder nicht?
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Und da hast du beschrieben diese Szene, wo die in diesem Pretty Village waren,
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wo halt irgendwie nichts passiert und sowas.
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Und das fand ich jetzt nochmal so interessant, weil das ja der Ort ist,
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an dem wir zwar dann den Film anschauen,
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Und gleichzeitig aber würde mich jetzt interessieren, ob die junge Fotografin
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da auch fotografiert hat oder ob das quasi dann einfach nicht interessant war.
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Und damit dann irgendwie nochmal auf einer Metaebene gesagt wurde,
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ich erzähle einen Kriegsfilm und diese Identifikationsfigur, die junge Fotografin,
1:35:24–1:35:30
dann aber auch nur einen Ausschnitt selber dokumentiert von dem,
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was hier filmisch erzählt wird.
Florian Clauß
1:35:33–1:35:41
Also tatsächlich fotografiert sie da Lee, für die sie dann auch ein Kleid aussucht in der Boutique.
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Das ist jetzt nochmal so eine Normalität, die dann auf einmal so reinkommt.
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Was dann auch so ein bisschen so ein Braunding zwischen den beiden ist.
Micz Flor
1:35:50–1:35:55
Weil das ja dann nochmal vielleicht auch hinter der Fassade des ganzen Films
1:35:55–1:35:59
eben so ein Kommentar darauf ist, dass wenn ich ein Foto mache oder wann ich
1:35:59–1:36:02
kein Foto macht, beides eine politische Entscheidung ist.
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Eine Entscheidung abzubilden oder auch bewusst nicht abzubilden und in dem Moment,
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wenn ich halt Kriegsfotografin bin, dann mache ich halt keine Fotos da,
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wo es irgendwie Orange-Cookies gibt und das einfach nicht Krieg ist.
Florian Clauß
1:36:16–1:36:21
Also wenn die Normalität dann quasi zu doll im Vordergrund steht.
Micz Flor
1:36:21–1:36:25
Ja, dass dann eben nicht fotografiert wird, was wiederum dann nochmal so eine
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Argumentation ist, zu sagen, okay, da ist es in beiden Fällen eben eine politische Entscheidung.
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Ich mache hier ein Foto, das halte ich fest und ich fotografiere von hier und
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ich fotografiere diese Person oder diese Situation.
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Und auf der anderen Ebene zu sagen,
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hier ist ja kein Krieg, da lass die Kamera stecken und trinke mal einen Kaffee und kaufe mir Kleid.
Florian Clauß
1:36:47–1:36:47
Ja, ist boring.
Micz Flor
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Oder was Kittler eben sagt, wenn NBC oder ABC oder so nicht in Vietnam anwesend
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waren, waren die amerikanischen Soldaten nicht bereit.
Florian Clauß
1:36:58–1:37:02
Ja, das ist aber genau invertiert dann dazu, weil natürlich Jesse D.
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Das Kamerateam vor Ort ist.
Micz Flor
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Ja, stimmt, das ist das Gegenteil. Das ist dann schon quasi nach der Macht der Bilder.
Florian Clauß
1:37:12–1:37:14
So, Mitch, wir sind hier.
Micz Flor
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Ausgang Storkower Straße.
Florian Clauß
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Sind wir, glaube ich, auch am Ende meiner Episode angekommen.
Micz Flor
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Was für ein Höllenritt. Wahnsinn. Ich meine, von der Tour her sind wir einfach
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so quer durch Berlin gelaufen.
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Da war die Geschichte wirklich wichtig. Wir sind keine strategischen Umwege
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gelaufen und haben drei Kilometer gebraucht, wo sonst nur anderthalb gelangt hätten.
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Du bist über die Dörfer und Kriegsschauplätze der Geschichte der Kameraentwicklung
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gelaufen, bis hinein in diesen Film.
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Und ich danke dir fürs Erzählen, weil es ist ein Film, wo ich jetzt das Gefühl
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habe, den Gott sei Dank bräuchte ich nicht mehr zu gucken.
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Weil von dem Trailer habe ich einfach gemerkt, das ist zu viel für mich.
Florian Clauß
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Ja, der geht schon nah, aber ich finde, er ist nicht unnahbar.
Micz Flor
1:38:11–1:38:14
Er ist nicht unnahbar. Das heißt, man kann sich ihm annähern?
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Man kann sich den schon angucken.
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Nee, also vielleicht, wenn du mal Lust hast. Aber ich habe dir jetzt den Film erzählt.
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Mensch, danke dir.
Florian Clauß
1:38:25–1:38:30
Bitteschön, ja, gerne. Jetzt will ich dir aber nicht die Gelegenheit nehmen,
1:38:30–1:38:34
den Abspann zu machen, weil das letzte Mal hast du mich ganz schön angemault.
Micz Flor
1:38:34–1:38:41
Ach so, ja, Mensch, hey Flo, also, ey, krass, habe ich nicht gewusst,
1:38:42–1:38:43
Amerika, wer hätte das gedacht?
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Und ein Brit, der bringt das nur auf den Punkt.
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Flo, vielen Dank. Das war Eigentlich Podcast.
1:38:53–1:38:58
Auf eigentlich-podcast.de findet ihr die Shownotes, das Transkript,
1:38:59–1:39:01
die Folge oder auch beim Podcast.
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Player eurer Wahl. Auf der Webseite auch immer eigentlich ein paar Fotos.
1:39:06–1:39:08
Eigentlich, weil ich glaube, diesmal haben wir gar nicht so viel fotografiert,
1:39:08–1:39:12
weil ich an deinen Lippen hing und du an deinem inneren Skript.
1:39:13–1:39:15
Fällt dir noch was ein? Habe ich das vergessen?
Florian Clauß
1:39:15–1:39:16
Der Track, den wir gelaufen sind.
Micz Flor
1:39:16–1:39:18
Finde ich auch auf der Seite. Der Track, der ist auch auf der Seite.
1:39:18–1:39:21
Und das ist immer noch ein Projekt, vielleicht so ein Weihnachtsfilm mit ein
1:39:21–1:39:24
bisschen Zeit, dass wir alle Tracks mal aufeinander legen.
Florian Clauß
1:39:24–1:39:24
Ja.
Micz Flor
1:39:25–1:39:32
Gut. Das war Folge 66. Und wir sehen uns wieder in zwei Wochen.
1:39:33–1:39:37
Vielen Dank. Danke auch von mir. Tschüss. Macht's gut.
Florian Clauß
1:39:37–1:39:37
Ciao.

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„knuper, knuper, kneischen! wer knupert an meinem Häuschen!“

Diese Märchenfolge von Eigentlich Podcast möchten wir direkt am eigenen Leib erfahren und begeben uns in den tiefen finsteren Grunewald, während wir zu den künstlich generierten Stimmen mit amerikanischem Akzent lauschen, die uns das Märchen von "Hänsel und Gretel" vorlesen. Im Dunkeln und ganz ohne Taschenlampe analysieren wir das Märchen aus verschiedenen Blickwinkeln und arbeiten die "Glutkerne" des Märchens heraus, die von rituellem Kannibalismus, Hungersnöten und Kindesvertreibungen handeln. Wir loben die kooperativen Geschwister als Helden der Geschichte, finden Analogien zwischen der Hexe und der Mutter und fragen uns, warum die Hexe ihren Kalorienbedarf mit Menschenfleisch decken möchte, wenn doch das Lebkuchenhaus mehr als ausreichend die Energie liefern sollte. Flo stellt noch seine astronomische Deutung von Hänsel und Gretel vor: Hans versteht sich ganz in der Navigation nach den Sternen und weiß, wo er den Fixstern findet und sich dann an den Sternbilden orientieren kann (Kinder finden das erste Mal nach Hause zurück, weil sie zuvor den Weg mit weißen Steinchen markiert haben). Er macht aber schlechte Erfahrungen, wenn er sich an flüchtigen Himmelsereignissen orientieren möchte, wie Sternschnuppen (Beim zweiten Mal, als Hänsel und Gretel in den dunklen Wald geführt werden, markieren sie den Weg mit Brotkrumen, die die Vögel verspeisen). Wir bemühen uns um eine tiefenpsychologische Interpretation der sexuellen Aspekte des Märchens wie der Backofen als invertierter Mutterleib oder das "Fingerchen" von Hans, das nicht größer werden will. Am Ende und kurz vor der Avus kommen wir noch auf das Filmgenre "Coming-of-Age" zu sprechen, das, wie auch bei Hänsel und Gretel, Geschichten erzählt, die von dem Übergang von der Kindheit zum Erwachsensein handeln.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Florian Clauß
Erzähler
avatar
Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:00
Läuft's?
Florian Clauß
0:00:01–0:00:01
Läuft, ja.
Micz Flor
0:00:02–0:00:02
Klatschen?
Florian Clauß
0:00:03–0:00:03
Ja.
0:00:07–0:00:08
Du fängst an, oder?
Micz Flor
0:00:10–0:00:12
Gib mir noch mal einen Tipp, Folge.
Florian Clauß
0:00:12–0:00:13
Achso, ja, das ist jetzt 64.
Micz Flor
0:00:14–0:00:15
Ah ja, stimmt.
0:00:18–0:00:19
Hallo, Mann!
Florian Clauß
0:00:19–0:00:22
Mensch, Mann, nein, ich mach bitte nicht hier, boah, nein!
Micz Flor
0:00:22–0:00:26
Okay, okay. Jetzt kann ich's nicht mehr anders.
Florian Clauß
0:00:26–0:00:29
Ja, nee, du kannst es doch anders. da. Wir sind nicht auf dem Ja-Maß.
Micz Flor
0:00:30–0:00:36
Okay. Folge 64. Eigentlich Podcast. Ich bin Mitch und neben mir läuft Flo.
0:00:37–0:00:43
Und ich stelle einfach uns und den Flo auch vor, weil der hat diese Folge vorbereitet.
0:00:43–0:00:49
Das hat sich bei uns so eingeschlichen, dass immer der andere dann Hallo sagt. Habe ich jetzt gemacht.
0:00:50–0:00:56
Wir sind eigentlich Podcast, weil wir eigentlich nicht nur Podcast sind,
0:00:56–0:00:57
sondern wir sind auch ein Wanderverein.
0:00:59–0:01:06
Jede Folge laufen wir durch Berlin oder Umgebung und wir sind jetzt gerade mitten
0:01:06–0:01:07
im Grunewald losgelaufen.
0:01:08–0:01:12
Ich weiß überhaupt nicht, worum es geht, aber Flo meinte, dass diesmal der Weg
0:01:12–0:01:15
sogar verknüpft ist mit dem Inhalt der Folge. Ich bin sehr gespannt.
0:01:16–0:01:20
Die Touren, die wir laufen, sollte irgendjemand die nachlaufen wollen,
0:01:20–0:01:22
die kann man alle auf eigentlich-podcast.de sehen.
0:01:22–0:01:27
Da gibt es auch dann Showlinks, weiterführende Links, auch nochmal eine Textzusammenfassung,
0:01:27–0:01:33
und ein paar Infos, manchmal sogar Korrekturen zu dem, was wir so erzählen, zum Nachlesen im Blog.
0:01:33–0:01:40
Und das war alles. Oder das übergebe ich an Flo, der mir immer noch nicht gesagt hat, worum es geht.
Florian Clauß
0:01:41–0:01:45
Ja, manchmal lassen wir uns im Dunkeln und manchmal erzählen wir dem anderen,
0:01:45–0:01:48
worum es geht, damit sich der andere auch vorbereiten kann.
0:01:48–0:01:52
Aber hier in dieser Folge, das ist auch auch so eine kleine Mitmach-Folge.
Micz Flor
0:01:52–0:01:53
Mitsch-Mach-Folge.
Florian Clauß
0:01:53–0:01:57
Mitsch macht Mit-Folge. Du wirst auch sicher dazu was sagen können,
0:01:57–0:02:06
weil meine Episode reiht sich in eine Kategorie ein, wo wir schon vier bis fünf
0:02:06–0:02:08
Episoden geliefert haben. Wohin gehst du, Mitsch?
Micz Flor
0:02:08–0:02:14
Wir sind mitten im Grunewald und es ist unheimlich, weil es langsam wirklich jung wird.
Florian Clauß
0:02:14–0:02:20
Dann gibt es hier diese Sandgrube. Hier ist doch auch irgendwo Niko von Velvet
0:02:20–0:02:21
Underground begraben worden, oder?
Micz Flor
0:02:21–0:02:25
Echt? Das weiß ich gar nicht. Aber ich bin gerade so, einfach hier war so ein
0:02:25–0:02:28
bisschen, es ist zwar eine große Straße oder ein Weg, auf dem wir laufen,
0:02:28–0:02:29
aber hier war es auf einmal so menschlich.
0:02:30–0:02:35
Keine Menschen, aber so Artefakte, wo ich mich dann auf einmal so ein bisschen hingezogen fühlte.
0:02:36–0:02:38
Aber ich wollte dich gar nicht unterbrechen, mach einfach weiter.
Florian Clauß
0:02:38–0:02:43
Nee, es ist ein toller Platz hier. Hier ist so eine Senke, wo dann so eine Sandgrube drin ist.
0:02:44–0:02:49
Und ich glaube, die wurde auch schon verschiedentlich bei irgendwelchen Filmen verwertet hier.
0:02:49–0:02:55
Bei Low-Budget-Filmen oder so Abschlussfilmen von der DFFB wurden bestimmt hier schon mal gedreht.
Micz Flor
0:02:55–0:03:00
Okay, viel Spaß beim Recherchieren für die Show noch. Ich mache das nicht.
Florian Clauß
0:03:01–0:03:07
Also es ist dunkel, ja. Wir sind im Wald. Mein Thema hat damit zu tun, ja.
0:03:07–0:03:13
Und ich habe schon gesagt, wir haben vier Folgen bereits produziert in dieser Reihe.
Micz Flor
0:03:13–0:03:16
Und das ist auch als Reihe eine Überschrift ja.
Florian Clauß
0:03:16–0:03:22
Es ist eine Überschrift das war jetzt vor, ich glaube die letzte Folge haben
0:03:22–0:03:30
wir dann vor über ein Jahr gemacht vielleicht kommst du drauf, ja Wald Dunkel,
0:03:32–0:03:34
Dunkelwald Achso.
Micz Flor
0:03:34–0:03:36
Der dunkle Wald die drei Sonnen.
Florian Clauß
0:03:36–0:03:46
Ja aber es geht in die Richtung es geht in die Fiktion, ja. Aber es geht um auch...
Micz Flor
0:03:46–0:03:46
Märchen.
Florian Clauß
0:03:46–0:03:50
Ja, richtig. Wir sind bei einer neuen Märchen-Folge.
0:03:50–0:03:55
Deswegen wusste ich vorhin bei deiner letzten Episode, was heißt vorhin,
0:03:55–0:04:00
vor zwei Wochen, wusste ich die Episoden-Nummer von Jung.
Micz Flor
0:04:00–0:04:07
Ah, du bist in unser eigenes Archiv geklettert. Bist du auf die GPS-Tracks nochmal abgelaufen?
Florian Clauß
0:04:07–0:04:10
Ich bin die GPS-Tracks im Kopf
0:04:10–0:04:13
abgelaufen ja wir haben unsere erste folge von
0:04:13–0:04:19
märchen folge war eisenhans den ich damals gemacht habe es war folge eigentlich
0:04:19–0:04:25
26 und dann haben wir mit dann hast du mit einem theoretischen teil gemacht
0:04:25–0:04:32
mit eigentlich 33 über märchen mythen und träume das war das mit ziel und from und freud,
0:04:33–0:04:37
Und dann habe ich angeschlossen mit Schneewittchen. Also wir haben wirklich
0:04:37–0:04:39
die Blockbuster-Märchen rausgeholt.
0:04:39–0:04:43
Schneewittchen, vom Narzissmus bis zur Selfie-Culture.
0:04:43–0:04:49
Und du hast dann mit eigentlich 35 Rotkäppchen geliefert.
0:04:49–0:04:53
Da haben wir Rotkäppchen interpretiert und das ging dann ganz schön weit,
0:04:53–0:04:57
nämlich mit Gebärmutterneid und Neopsychoanalyse.
0:04:57–0:05:01
Da hatten wir so ein bisschen auf dem Bett, was du uns vorher theoretisch aufgebaut
0:05:01–0:05:04
hast, haben wir uns da ein bisschen ausgelassen.
0:05:04–0:05:08
Und jetzt, welches Märchen fehlt in unserer Reihe?
Micz Flor
0:05:08–0:05:10
Uh, Hänsel und Gretel.
Florian Clauß
0:05:10–0:05:14
Richtig. Hänsel und Gretel, da hast du Brot dabei.
Micz Flor
0:05:14–0:05:18
Wir waren gerade, bevor es losging, saßen wir da noch. Und jetzt weiß ich auch,
0:05:18–0:05:20
warum wir die letzten Brotkrumen aufgefressen haben.
0:05:21–0:05:23
Weil Brotkrumen bringen hier kein Glück.
Florian Clauß
0:05:23–0:05:27
Nee, bringen hier kein Glück. Nein, es geht um Hänsel und Gretel.
0:05:27–0:05:33
Ja, das ist ein Märchen. Also Gebrüder Grimm haben ja den Katalog Kinder- und
0:05:33–0:05:37
Hausmärchen, KHM, aufgestellt.
0:05:37–0:05:44
Und wir erinnern uns, Gebrüder Grimm waren auch diejenigen, die dann die Literaturwissenschaften
0:05:44–0:05:50
mit ins Leben gerufen haben als akademische Disziplin und haben Volks- und Kindermärchen
0:05:50–0:05:52
zusammengetragen in diesem KHM.
0:05:52–0:05:54
Das ist Kinder- und Hausmärchen.
0:05:54–0:05:57
Wir wissen, wir erinnern uns vielleicht auch noch, dass es dann verschiedene
0:05:57–0:06:02
Auflagen gab von diesem Buch, mit verschiedenen Versionen der Märchen,
0:06:02–0:06:05
wo sich die Märchen dann auch über die Jahre geändert haben.
0:06:05–0:06:10
Die erste Auflage war von 1812 und die letzte war irgendwas mit 18...
0:06:10–0:06:15
Oder die letzte, die dann halt auch unter der Schreibfeder von den Grimm lief,
0:06:15–0:06:19
war, glaube ich, irgendwas 1848 oder so, im 40er-Raum.
0:06:19–0:06:26
Das Märchen Hänsel und Gretel hat den Index KHM 15.
0:06:27–0:06:34
Also ist dann unter 15 zu finden. Das Typische an diesem Kinder- und Hausmärchen
0:06:34–0:06:38
ist, dass die Gebrüder Grimm haben die Märchen ja nicht erfunden,
0:06:38–0:06:40
sondern die haben die zusammen gesammelt.
0:06:40–0:06:46
Und es gibt auch im Europäischen und jetzt muss man so sagen,
0:06:46–0:06:50
beim Hänsel und Gretel gibt es tatsächlich im weltweiten Raum,
0:06:50–0:06:51
gibt es dann halt analoge Märchen.
0:06:52–0:06:55
Wir kennen ganz grob das Märchen, wir werden es uns nachher auch anhören.
0:06:56–0:07:01
Also das heißt, das, was dann die Hexe ist, ist dann in Albanien der Hahn oder
0:07:01–0:07:08
es ist irgendwo in Kanada der Bär oder es gibt dann so verschiedene andere Formen,
0:07:08–0:07:13
von dem Bösen, ja, die im Märchen auftauchen.
0:07:13–0:07:17
Das ist so typisch, sag ich mal, für Märchen.
0:07:19–0:07:24
Volkssagen, dass die sich verschieden ausprägen in unterschiedlichen Kulturen,
0:07:24–0:07:29
dass die aber, jetzt sind wir hier wieder bei Archetypen, naja,
0:07:29–0:07:33
so weit will ich nicht gehen, es ist kein Archetyp, aber es ist im Prinzip so eine Art Meme.
0:07:34–0:07:38
Also Meme vom Begriff her, quasi so eine kulturelle,
0:07:39–0:07:46
Informationseinheit, die sich irgendwo ähnlich wie Gene, also die Analogie Gene,
0:07:46–0:07:50
Meme, also wir kennen das Meme aus dem Internet,
0:07:50–0:07:57
aber wir kennen auch das Meme als eine Kulturinformation, die sich überträgt.
0:07:57–0:08:02
Und wenn wir das jetzt auf diese Märchenwelt projizieren, was dann so Gene für
0:08:02–0:08:07
Eigenschaften haben, Gene mutieren, Märchen mutieren auch.
0:08:07–0:08:15
Also das heißt, Meme variiert sich. oder Meme, die besonders,
0:08:16–0:08:18
wie sagt man, rezessiv und, was ist das gegen?
Micz Flor
0:08:19–0:08:20
Dominant.
Florian Clauß
0:08:20–0:08:23
Dominant sind, die tragen sich dann halt über die Generationen weiter,
0:08:23–0:08:25
werden weitererzählt, andere verschwinden.
Micz Flor
0:08:25–0:08:31
Und es gibt auch so eine Form der Epigenetik, dass halt so an bestimmten Umweltfaktoren
0:08:31–0:08:37
kulturell gesehen dann bestimmte Memen auf einmal wirklich greifen und dann
0:08:37–0:08:42
entweder so in Märchen dann sowieso dominant hängenbleiben wie die Warze auf der Nase der Hexe.
0:08:42–0:08:46
Das ist dann sowas, wo man sagen kann, das hat sich dann so fortgetragen.
0:08:46–0:08:51
Aber durch kulturelle Entwicklung verschwinden natürlich dann auch bestimmte Meme.
Florian Clauß
0:08:51–0:08:55
Genau, verschwinden oder sie verändern sich. Also auch wie Gene verändern sich.
0:08:55–0:09:01
Sie können sich dann halt entsprechend adaptieren an gesellschaftliche, zeitliche Umstände.
0:09:02–0:09:06
Also das ist so ein Meme und das ist jetzt im Gegensatz zum Archetyp.
Micz Flor
0:09:06–0:09:10
Das ist interessant, weil man kann es wirklich auch so da auch an die letzte
0:09:10–0:09:13
Folge mit Jungen und den Ufos anknüpfen.
0:09:14–0:09:17
Weil jemand anders könnte natürlich über die Ufo-Sichtung auch sagen,
0:09:17–0:09:18
das sind einfach bestimmte Meme.
0:09:18–0:09:22
Würde halt sagen, okay, jetzt in dem kulturellen Kontext wird halt da oben dann
0:09:22–0:09:26
nicht ein Himmelsreiter oder ein Gott gesehen, sondern dann ist es halt ein
0:09:26–0:09:27
Ufo, das passt halt gerade.
0:09:27–0:09:30
Oh, guck mal, hier ist ein Ofen.
Florian Clauß
0:09:31–0:09:32
Ofen, Ofen, nice.
0:09:34–0:09:39
Das möchte ich nochmal so vorwegstellen, dass im Gebrüder Grimm dann solche
0:09:39–0:09:41
Märchen zusammengetragen haben.
0:09:41–0:09:44
Und die haben aber auch eine ganz, ganz lange Kultur.
0:09:44–0:09:47
Also ich habe dann auch hier in Vorbereitung für diesen Podcast,
0:09:47–0:09:52
habe ich dann auch verschiedene andere Quellen gelesen, gehört.
0:09:52–0:09:57
Und da gibt es zum Beispiel einen Michael Mahr, der auch über die Märchen geforscht hat.
0:09:57–0:10:01
Und der meint, dass Märchen eine,
0:10:01–0:10:05
ja teilweise bis in die Bronzezeit zurückgehen,
0:10:05–0:10:11
also diese ganze orale Überlieferung, diese Verschriftlichung haben wir ja erst relativ in junger Zeit,
0:10:12–0:10:17
aber diese orale Überlieferung, die geht ganz, ganz lange zurück und das haben
0:10:17–0:10:20
wir auch in der letzten Folge oder in der letzten Märchenfolge nochmal so festgestellt,
0:10:20–0:10:24
dass jetzt, das war eine Art von Unterhaltung.
0:10:24–0:10:27
Meistens waren Frauen dann die Geschichtenerzählerinnen.
0:10:28–0:10:31
Man saß dann zusammen in der Stube und hat sich dann diese Geschichten erzählt,
0:10:32–0:10:33
in so einem geschützten Raum.
0:10:35–0:10:40
Und dann wurden natürlich die grausigsten Sachen auch irgendwo bekömmlich,
0:10:40–0:10:46
weil du warst halt zusammen in diesem Raum und konntest dann halt auch lauschen. Es war spannend.
0:10:47–0:10:53
Und das, was dann Märchen so ausmacht, das ist auch eine Aussage von Michael
0:10:53–0:10:58
Mahr, dass in jedem Märchen so ein Glutkern, das fand ich ganz schön,
0:10:58–0:11:01
diesen Begriff, ein Glutkern. Ja, was bedeutet das, ein Glutkern?
0:11:02–0:11:09
Da ist ein Tabu, ein ganz großes Trauma irgendwo verpackt. Aber in Form dieses
0:11:09–0:11:11
Märchen ist es wieder konsumierbar.
0:11:12–0:11:16
Und gleichzeitig gibt es einen sogenannten Fiktionsvertrag von Märchen,
0:11:16–0:11:19
nämlich das Märchen geht immer gut aus.
0:11:19–0:11:23
Und damit wird es immer konsumierbar. Und damit kannst du auch das Grausigste
0:11:23–0:11:27
in das Märchen packen, weil es geht gut aus, du weißt es. Und deswegen sind
0:11:27–0:11:28
auch Märchen was für Kinder.
0:11:29–0:11:32
Das ist auch so eine These, auf jeden Fall sind Märchen was für Kinder.
0:11:33–0:11:37
Und das hatten wir ja auch in der vorherigen Folge besprochen,
0:11:37–0:11:43
inwieweit dann halt auch diese Beeinflussung von Kindern durch Märchen und die
0:11:43–0:11:47
Prägung, und dass es halt auch so ein Spielgrund ist,
0:11:47–0:11:52
dass Kinder dann Ängste durchleben können, aber gleichzeitig in der Sicherheit
0:11:52–0:11:57
des geschützten Raumes und des guten Endes, das halt auch so konsumieren können.
Micz Flor
0:11:57–0:12:01
Da fällt mir das Bild ein, was ich dir und Chris geschickt hatte in unserer
0:12:01–0:12:06
Gruppe, aus diesem Strubbelpeter, aus der Sammlung mit dem brennenden Mädchen.
0:12:06–0:12:08
Ich weiß nicht mehr, wie es heißt, das Zündhölzern spielt.
0:12:08–0:12:15
Dann fängt das Feuer und die Katzen heulen und dieses Bild steht in Flammen und so.
0:12:15–0:12:18
Und Strubbelpeter gehen ja alle schlecht aus.
0:12:19–0:12:23
Und da stand dann eben so das Bild, war dann eben das brennende Mädchen aus
0:12:23–0:12:27
den Originalillustrationen, die heulenden Katzen. Und drunter hat jemand geschrieben,
0:12:27–0:12:31
my life is a fairy tale, unfortunately the author was German.
Florian Clauß
0:12:33–0:12:39
Ja, aber es gibt tatsächlich dann neben diesen Volksmärchen die Kunstmärchen.
0:12:40–0:12:43
Und das heißt, da gibt es tatsächlich einen Autor. Das ist dann Andersen zum
0:12:43–0:12:45
Beispiel, hat sich dann als Autor.
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Oder es gibt dann, der Struppelpeter ist von der Autor mit den Maikäfern und
0:12:51–0:12:53
Max und Moritz und so weiter.
Micz Flor
0:12:53–0:12:54
Wilhelm Busch.
Florian Clauß
0:12:54–0:12:56
Wilhelm Busch, ja, das sind dann halt Autoren.
Micz Flor
0:12:56–0:12:57
Ist das Struppelpeter, der Autor?
Florian Clauß
0:12:57–0:13:03
Ich glaube nicht, aber in der Regel hast du recht. Naja, schauen wir mal.
0:13:03–0:13:06
Aber was ich damit sagen will, ist, dass dann zu diesem Zeitpunkt,
0:13:06–0:13:11
als die Literaturgattung dann so geboren wurde und die Grimms dann in die Welt
0:13:11–0:13:14
rausgetragen haben, gab es dann halt auch die Kunstmärchen, dann haben sich
0:13:14–0:13:15
die Kunstmärchen so entwickelt.
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Das ist nochmal der Unterschied. Und dann kann es halt auch nicht immer gut ausgehen.
0:13:21–0:13:24
Man erinnert sich dann halt an verschiedene andere Märchen, die dann auch so
0:13:24–0:13:31
stark traurig sind am Ende, die dann so abkippen. Aber in der Regel sind Märchen
0:13:31–0:13:34
dann, ist dann so eine klassische Quest.
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Also das heißt, eine sogenannte Heldenreise haben wir ja auch schon ein paar Mal.
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Das ist ja auch so eine Narration, die sich dann immer wieder im Film widerspiegelt.
0:13:45–0:13:50
Als der Archetyp Herr der Ringe, die Heldenreise von Frodo.
0:13:51–0:13:58
Aber das heißt, man muss eine gewisse Situation lösen und wächst an dieser Situation.
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Und am Ende geht es dann gut aus. Genau, und Hänsel und Gretel ist eines der
0:14:03–0:14:05
ältesten Märchen, die wir hier haben.
0:14:05–0:14:09
Ich habe schon angekündigt, ich werde dieses Märchen jetzt nicht einsprechen.
0:14:10–0:14:12
Ich habe nicht so eine schöne Sprecherstimme wie du.
0:14:13–0:14:20
Ich habe dafür extra Chat-GBT, OpenAI bemüht.
0:14:20–0:14:25
Da haben wir auch verschiedene Modelle, die dann Text-to-Speech machen können.
0:14:25–0:14:28
Und eines davon ist dann ebenfalls...
Micz Flor
0:14:29–0:14:32
Nicht, dass wir hier vom Wildschwein umgerannt werden.
Florian Clauß
0:14:33–0:14:35
Ja, aber wir müssen auf dem Pfad bleiben, Mitch.
Micz Flor
0:14:35–0:14:38
Ja, ich habe echt ein bisschen Schiss, muss man dazu sagen. Das ist wieder so
0:14:38–0:14:42
ein Ding, wo dann, wenn es dunkel wird, man alleine im Wald ist.
0:14:42–0:14:46
Und dann kommen halt diese Kindheitsthemen.
0:14:46–0:14:50
Ich weiß, dass es gut ausgeht, aber ich weiß nur, dass ein Märchen gut ausgeht.
0:14:51–0:14:54
Wenn ich mich jetzt auf diesen Pfaden bewege, ob es für mich gut ausgeht.
Florian Clauß
0:14:54–0:14:58
Naja, wir werden die Stimmung noch ein bisschen auf Eleven drehen.
0:14:59–0:15:03
Und hören uns gleich mal das Märchen an. Aber dabei möchte ich dich jetzt schon
0:15:03–0:15:06
mal so, weil ich wollte das jetzt auch extra nochmal, dass wir uns dann halt
0:15:06–0:15:11
so drüber austauschen und gucken, was man da so alles interpretieren kann.
0:15:11–0:15:17
Als Vorbemerkung möchte ich noch machen, dass sich Hänsel und Gretel von anderen
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Märchen unterscheidet.
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Hast du da vielleicht eine Idee, in was sich Hänsel und Gretel jetzt,
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ohne dass es so gehört hat, unterscheidet, jetzt meinetwegen zu Schneewittchen und Rotkäppchen?
Micz Flor
0:15:29–0:15:33
Also dieses Geschwistermotiv kommt ja auch bei anderen irgendwie vor,
0:15:33–0:15:37
so Tischlein deck dich und so, da sind es ja dann auch drei Brüder oder da sind
0:15:37–0:15:39
es jetzt die beiden Schwestern.
0:15:39–0:15:42
Es gibt dann auch da, aber das weiß nicht, ob es immer so war,
0:15:42–0:15:46
gibt es dann auch die Stiefmutter, die ja will, dass die Kinder weggehen,
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weil der Winter so hart werden könnte und dann...
0:15:48–0:15:51
Besser, wenn sie weniger, also nur die beiden dann irgendwie.
Florian Clauß
0:15:52–0:15:55
Also die Stiefmutter taucht, die Mutter, es ist tatsächlich so,
0:15:55–0:15:59
dass die Mutter da auch, wie bei Schneewittchen, das war ja erst die Mutter
0:15:59–0:16:02
und dann in späteren Auflagen ist es die Stiefmutter.
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Können wir auch nochmal zu sprechen. Aber was ist so grundsätzlich unterscheidend
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von dem, wenn du auf die Hauptfiguren...
Micz Flor
0:16:08–0:16:14
Also dieses Aristokratische kommt nicht vor. Ich weiß jetzt auch gar nicht, wie es ausgeht.
Florian Clauß
0:16:15–0:16:15
Du weißt nicht, wie es ausgeht.
Micz Flor
0:16:15–0:16:21
Also ich weiß, dass dass die Hexe reinlegen und in den Ofen treten.
0:16:21–0:16:24
Aber danach habe ich keine Ahnung mehr, ob die dann noch einen Schatz finden.
Florian Clauß
0:16:25–0:16:29
Wir hören uns das gleich nochmal an. Dann lasse ich das jetzt erstmal offen.
0:16:29–0:16:33
Ich starte mal hier die Aufnahme.
0:16:35–0:16:39
Beziehungsweise das, was ich dann von Text to Speech bekommen habe.
0:16:41–0:16:43
Also man muss sagen, weil das halt ein amerikanisches Modell ist,
0:16:44–0:16:45
die haben alles im Dialekt.
0:16:46–0:16:49
Und ich rotiere die Stimmen ein bisschen, damit es ein bisschen variiert.
0:17:15–0:17:19
Wie er abends vor Sorge sich im Bett herumwälzte, da sagte seine Frau zu ihm,
0:17:19–0:17:24
höre Mann, morgen früh nimm die beiden Kinder, gib jedem noch ein Stückchen
0:17:24–0:17:29
Brot, dann führ sie hinaus in den Wald, mitten inne, wo er am dicksten ist,
0:17:29–0:17:33
da mach ihnen ein Feuer an und dann geh weg und lass sie dort,
0:17:33–0:17:35
wir können sie nicht länger ernähren.
0:17:37–0:17:40
Nein, Frau, sagte der Mann, das kann ich nicht über mein Herz bringen,
0:17:40–0:17:44
meine eigenen lieben Kinder zu den wilden Tieren zu führen, die sie bald in
0:17:44–0:17:45
dem Wald zerreißen würden.
0:17:46–0:17:51
Wenn du das nicht tust, sprach die Frau, so müssen wir alle miteinander hungerssterben.
0:17:51–0:17:54
Da ließ sie ihm keine Ruhe, bis er Ja sagte.
0:17:54–0:17:58
Die zwei Kinder waren auch noch wach von Hunger und hatten alles gehört,
0:17:58–0:18:00
was die Mutter zum Vater gesagt hatte.
0:18:01–0:18:06
Gretel dachte, nun ist es um mich geschehen und fing erbärmlich an zu weinen.
0:18:06–0:18:10
Hänsel aber sprach, sei still, Gretel, und gräm dich nicht, ich will uns helfen.
0:18:11–0:18:16
Damit stieg er auf, zog sein Röcklein an, machte die Untertüre auf und schlich hinaus.
0:18:17–0:18:21
Da schien der Mond hell und die weißen Rieselsteine glänzten wie lauter Batzen.
0:18:21–0:18:26
Hänsel bückte sich und machte sich sein ganz Rocktäschlein voll davon.
0:18:26–0:18:29
So viel nur hinein wollten, dann ging er zurück ins Haus.
0:18:30–0:18:35
Tröste dich, Gretel, und schlaf nur ruhig, legte sich wieder ins Bett und schlief ein.
0:18:36–0:18:40
Morgens früh, ehe die Sonne noch aufgegangen war, kam die Mutter und weckte sie alle beide.
0:18:41–0:18:46
Steht auf, ihr Kinder, wir wollen in den Wald gehen, da habt ihr jedes ein Stücklein Brot.
0:18:46–0:18:50
Aber haltet's zu Rate und hebt's euch für den Mittag auf.
0:18:50–0:18:55
Gretel nahm das Brot unter die Schürze, weil Hänsel die Steine in der Tasche
0:18:55–0:18:58
hatte. Dann machten sie sich auf den Weg in den Wald hinein.
0:18:59–0:19:03
Wie sie ein Weilchen gegangen waren, stand Hänsel still und guckte nach dem
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Haus zurück. Bald darauf wieder und immer wieder.
0:19:07–0:19:11
Der Vater sprach, Hänsel, was guckst du zurück und hältst dich auf?
0:19:12–0:19:13
Hab acht und marschier zu.
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Ach, Vater, ich sehe nach meinem
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weißen Kätzchen. Das sitzt oben auf dem Dach und will mir Ade sagen.
0:19:20–0:19:25
Die Mutter sprach, einar, das ist dein Kätzchen nicht. Das ist die Morgensonne,
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die auf den Schornstein scheint.
0:19:27–0:19:31
Hänsel aber hatte nicht nach dem Kätzchen gesehen, sondern immer einen von den
0:19:31–0:19:34
blanken Kieselsteinen aus seiner Tasche.
0:19:34–0:19:38
Auf den Weg geworfen. Wie sie mitten in den Wald gekommen waren, sprach der Vater.
0:19:38–0:19:43
Nun sammelt Holz, ihr Kinder. Ich will ein Feuer anmachen, dass wir nicht frieren.
0:19:44–0:19:48
Hänsel und Gretel trugen Reisig zusammen, einen kleinen Berg hoch.
0:19:48–0:19:53
Da steckten sie es an. Und wie die Flamme recht groß brannte, sagte die Mutter.
0:19:53–0:19:57
Nun legt euch ans Feuer und schlaft. Wir wollen in dem Wald das Holz fällen.
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Wartet, bis wir wiederkommen und euch abholen. Hänsel und Gretel saßen an dem
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Feuer bis Mittag, da aß jedes sein Stücklein Brot, und dann wieder bis an den Abend.
0:20:08–0:20:12
Aber Vater und Mutter blieben aus, und niemand wollte kommen und sie abholen.
0:20:13–0:20:16
Wie es nun finstere Nacht wurde, fing Gretel an zu weinen.
0:20:16–0:20:22
Hänsel aber sprach, »Wart nur ein Weilchen, bis der Mond aufgegangen ist.« Und
0:20:22–0:20:25
als der Mond aufgegangen war, fasste er die Gretel bei der Hand,
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da lagen die Kieselsteine wie neu geschlagene Batzen und schimmerten und zeigten ihnen den Weg.
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Da gingen sie die ganze Nacht durch, und wie es morgen war, kamen sie wieder
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bei ihres Vaters Haus an.
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Der Vater freute sich von Herzen, als er seine Kinder wieder sah,
0:20:42–0:20:44
denn er hatte sie ungern allein gelassen.
0:20:44–0:20:49
Die Mutter stellte sich auch, als wenn sie sich freute, heimlich aber war sie bös.
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Nicht lange danach war wieder kein Brot im Hause, und Hänsel und Gretel hörten,
0:20:55–0:21:00
wie abends die Mutter zum Vater sagte, einmal haben die Kinder den Weg zurückgefunden,
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und da habe ich's gut sein lassen.
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Aber jetzt ist wieder nichts als nur noch ein halber Laib Brot im Haus.
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Du musst sie morgen tiefer in den Wald führen, dass sie nicht wieder heimkommen
0:21:11–0:21:13
können. Es ist sonst keine Hilfe für uns mehr.
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Dem Mann fiel es schwer aufs Herz. Und er gedachte, es wäre doch besser,
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wenn du den letzten Bissen mit deinen Kindern teiltest, weil er es aber einmal
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getan hatte, so durfte er nicht Nein sagen.
0:21:27–0:21:30
Hänsel und Gretel hörten das Gespräch der Eltern.
0:21:30–0:21:35
Hänsel stand auf und wollte wieder Kieselsteine auflesen. Wie er aber an die
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Türe kam, da hatte sie die Mutter zugeschlossen.
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Doch tröstete er die Gretel und sprach, Schlaf nur, lieb Gretel,
0:21:42–0:21:43
der liebe Gott wird uns schon helfen.
0:21:44–0:21:48
Morgens früh erhielten sie ihr Stücklein Brot, noch kleiner als das vorige Mal.
0:21:49–0:21:54
Auf dem Wege bröckelte es Hänsel in der Tasche, stand oft still und warf ein Bröcklein an die Erde.
0:21:55–0:22:00
Was bleibst du immer stehen, Hänsel, und guckst dich um, sagte der Vater. Geh deiner Wege.
0:22:00–0:22:04
Ach, ich seh nach meinem Täubchen, das sitzt auf dem Dach und will mir Ade sagen.
0:22:05–0:22:10
Du Narr, sagte die Mutter, das ist dein Täubchen nicht, das ist die Morgensonne,
0:22:10–0:22:12
die auf den Schornstein oben scheint.
0:22:14–0:22:18
Hänsel aber zerbröckelte all sein Brot und warf die Bröcklein auf den Weg.
0:22:18–0:22:22
Die Mutter führte sie noch tiefer in den Wald hinein, wo sie ihr Lebtag nicht
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gewesen waren. Da sollten sie wieder einschlafen bei einem großen Feuer.
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Und abends wollten die Eltern kommen Geh deiner Wege. und sie abholen.
0:22:30–0:22:35
Zum Mittag teilte Gretel ihr Brot mit Hänsel, weil der seins all auf den Weg gestreut.
0:22:35–0:22:40
Der Mittag verging und der Abend verging, aber niemand kam zu den armen Kindern.
0:22:42–0:22:46
Hänsel tröstete die Gretel und sagte, wart, wenn der Mond aufgeht,
0:22:46–0:22:51
dann sehe ich die Bröcklein Brot, die ich ausgestreut habe, die zeigen uns den Weg nach Haus.
0:22:52–0:22:57
Der Mond ging auf, Wie aber Hänsel nach den Bröcklein sah, da waren sie weg.
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Die vieltausend Vöglein in dem Wald, die hatten sie gefunden und aufgepickt.
0:23:02–0:23:06
Hänsel meinte doch, den Weg nach Haus zu finden und zog die Gretel mit sich.
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Aber sie verirrten sich bald in der großen Wildnis und gingen die Nacht und
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den ganzen Tag, da schliefen sie vor Müdigkeit ein.
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Und gingen noch einen Tag, aber sie kamen nicht aus dem Wald heraus und waren
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so hungrig, denn sie hatten nichts zu essen als ein paar kleine Bärlein,
0:23:22–0:23:24
die auf der Erde standen.
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Am dritten Tage gingen sie wieder bis zum Mittag. Da kamen sie an ein Häuslein,
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das war ganz aus Brot gebaut und war mit Kuchen gedeckt, und die Fenster waren von hellem Zucker.
0:23:36–0:23:41
Da wollen wir uns niedersetzen und uns satt essen, sagte Hänsel. Ich will vom Dach essen.
0:23:41–0:23:44
Isst du vom Fenster, Gretel. Das ist fein süß für dich.
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Hänsel hatte schon ein Gutstück vom Dach und Gretel schon ein paar runde Fensterscheiben
0:23:50–0:23:53
gegessen und brach sich eben eine neue aus.
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Da hörten sie eine feine Stimme, die von innen heraus rief, Knuper,
0:23:58–0:24:00
Knuper, Kneischen, wer knupert an meinem Häuschen?
0:24:01–0:24:05
Hänsel und Gretel erschraken so gewaltig, dass sie fallen ließen,
0:24:05–0:24:09
was sie in der Hand hielten, und gleich darauf sahen sie aus der Türe eine kleine,
0:24:09–0:24:11
steinalte Frau schleichen.
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Sie wackelte mit dem Kopf und sagte, Ei, ihr lieben Kinder, wo seid ihr denn hergelaufen?
0:24:17–0:24:21
Kommt herein mit mir, ihr sollts gut haben. haben, fasste beide an der Hand
0:24:21–0:24:22
und führte sie in ihr Häuschen.
0:24:24–0:24:27
Da ward gutes Essen aufgetragen, Milch und Pfannkuchen mit Zucker,
0:24:28–0:24:31
Äpfel und Nüsse, und dann wurden zwei schöne Bettlein bereitet,
0:24:32–0:24:36
da legten sich Hänsel und Gretel hinein und meinten, sie wären wie im Himmel.
0:24:36–0:24:41
Die Alte aber war eine böse Hexe, die lauerte den Kindern auf und hatte,
0:24:41–0:24:45
um sie zu locken, ihr Broteuslein gebaut, und wenn eins in ihre Gewalt kam,
0:24:45–0:24:50
da machte sie es tot, kochte es und ass es und das war ihr ein Festtag.
0:24:50–0:24:54
Da war sie nun recht froh, wie Hänsel und Gretel ihr zugelaufen kamen.
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Früh, ehe sie noch erwacht waren, stand sie schon auf, ging an ihre Bettlein
0:24:59–0:25:04
und wie sie die zwei so lieblich ruhen sah, freute sie sich und gedachte,
0:25:04–0:25:05
das wird ein guter Bissen für dich sein.
0:25:06–0:25:11
Sie packte Hänsel und steckte ihn in einen kleinen Stall und wie er da aufwachte,
0:25:11–0:25:15
war er von einem Gitter umschlossen, wie man junge Hühnlein einsperrt,
0:25:15–0:25:17
und konnte nur ein paar Schritte gehen.
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Das Gretel aber schüttelte sie und rief, steh auf, du Faulenzerin,
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hol Wasser und geh in die Küche und koch gut zu essen,
0:25:26–0:25:30
dort steckt dein Bruder in einem Stall, den will ich erst fett machen,
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und wann er fett ist, dann will ich ihn essen, jetzt sollst du ihn füttern.
0:25:36–0:25:40
Gretel erschrak und weinte, musste aber tun, was die Hexe verlangte.
0:25:40–0:25:45
Da ward nun alle Tage dem Hänsel das beste Essen gekocht, das er fett werden sollte.
0:25:45–0:25:50
Gretel aber bekam nichts als die Krebsschalen, und alle Tage kam die Alte und sagte,
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»Hänsel, streck deine Finger heraus, dass ich fühle, ob du bald fett genug bist.«
0:25:56–0:25:59
Hänsel streckte ihr aber immer ein Knöchlein heraus, da verwunderte sie sich,
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dass er gar nicht zunehmen wolle.
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Nach vier Wochen sagte sie eines Abends zu Gretel, sei flink,
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geh und trag Wasser herbei, dein Brüderchen mag nun fett genug sein oder nicht,
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morgen will ich es schlachten und sieden, ich will derweil den Teig anmachen,
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dass wir auch dazu backen können.
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Da ging Gretel mit traurigem Herzen und trug das Wasser, worin Hänsel sollte gesotten werden.
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Frühmorgens musste Gretel aufstehen, Feuer anmachen und den Kessel mit Wasser aufhängen.
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Gib nun acht, bis es siedet, sagte die Hexe, ich will Feuer in den Backofen
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machen und das Brot hineinschieben. reinschieben.
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Gretel stand in der Küche und weinte blutige Tränen und dachte,
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hätten uns lieber die wilden Tiere im Walde gefressen, so wären wir zusammen
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gestorben und müssten nun nicht das Herzeleid tragen und ich müsste nicht selber
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das Wasser zu dem Tod meines lieben Bruders sieden.
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Du, lieber Gott, hilf uns armen Kindern aus der Not.
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Da rief die Alte, Gretel, komm gleich ich einmal hierher zu dem Backofen.
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Wie Gretel kam, sagte sie, guck hinein, ob das Brot schon hübsch braun und gar
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ist, meine Augen sind schwach, ich kann nicht so weit sehen und wenn du auch
0:27:10–0:27:12
nicht kannst, so setz dich auf das Brett,
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so will ich dich hineinschieben, da kannst du darin herumgehen und nachsehen.
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Wenn aber Gretel darin war, da wollte sie zumachen und Gretel sollte in dem
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heißen Ofen backen und sie wollte es auch aufessen, das dachte die böse Hexe.
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Und darum hatte sie das Gretel gerufen.
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Gott gab es aber Gretel ein und sie sagte, ich weiß nicht, wie ich das anfangen
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soll, zeig's mir es erst, setz dich drauf, ich will dich hineinschieben.
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Und die Alte setzte sich auf das Brett und weil sie leicht war,
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schob sie Gretel hinein, soweit sie konnte und dann machte sie geschwind die
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Türe zu und steckte den eisernen Riegel vor.
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Da fing die Alte an, in dem heißen Backofen zu schreien und zu jammern.
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Gretel aber lief fort und sie musste elendiglich verbrennen.
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Und Gretel lief zum Hänsel, machte ihm sein Türchen auf und Hänsel sprang heraus
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und sie küßten sich einander und waren froh.
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Das ganze Häuschen war voll von Edelgesteinen und Perlen, davon füllten sie
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ihre Taschen, gingen fort und fanden den Weg nach Haus.
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Der Vater freute sich, als er sie wieder sah. Er hatte keinen vergnügten Tag
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gehabt, seit seine Kinder fort waren und ward nun ein reicher Mann.
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Die Mutter aber war gestorben. Das ist das Ende der Geschichte.
Micz Flor
0:28:29–0:28:32
Das war die wirkliche Mutter, das war gar nicht die Stiefmutter.
Florian Clauß
0:28:32–0:28:38
Das war, wie ich schon sagte, in den ersten Fassungen, war das die richtige
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Mutter, also wie bei Schneewittchen.
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Und dann später wurde es dann die Stiefmutter.
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Und dazu gab es dann auch eine Theorie, nämlich dass zu der Zeit kam dann die
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Biedermeier-Epoche und da wurde halt die Familie so aufgewertet als Institution
0:28:56–0:29:00
und dann konnte es halt nicht die richtige Mutter sein. Das war jetzt so eine Sache.
Micz Flor
0:29:01–0:29:04
Ja, ich würde gerade sagen, es gibt diese, was du sagst, dass die Märchen müssen
0:29:04–0:29:08
gut ausgehen und dann auf einmal mussten sie auch gut losgehen.
0:29:08–0:29:14
Also das Setup auf der Familienbühne war dann die Stiefmutter die Böse und nicht meine Mutter.
Florian Clauß
0:29:14–0:29:18
Also da gibt es noch so ein paar andere Varianten, nämlich bei Knusper,
0:29:18–0:29:23
Knusper, Knäuschen, wer knabbert an mein Häuschen, hast du ja die Antwort der
0:29:23–0:29:26
Kinder irgendwann, der Wind, der Wind, das himmlische Kind.
0:29:26–0:29:33
Wo du dich auch dann fragst, wollten die damit die Hexe täuschen?
Micz Flor
0:29:33–0:29:36
Das war in der Bronzezeit bestimmt nicht so.
Florian Clauß
0:29:37–0:29:41
Der Wind, ach, du bist der Wind. Na gut, dann gehe ich wieder ins Haus.
0:29:41–0:29:46
Also das ist ja auch so absurd. Und es gibt noch eine andere Variante von dem
0:29:46–0:29:51
Märchen, dass am Ende, wenn die dann aus dem Wald, da gehen sie einfach wieder raus.
0:29:51–0:29:53
Da finden sie ja irgendwie sofort den Ausgang.
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Bei einer anderen Variante gibt es dann so einen See und die wissen auch,
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haben sich verirrt. Und auf dem See kommt dann so eine große Ente und führt die dann über den See.
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Und das ist dann halt nochmal so diese Danksagung der Högel für die Brotkrumen.
Micz Flor
0:30:11–0:30:13
Das ist dann auch in dem Rewrite.
Florian Clauß
0:30:13–0:30:18
In dem Rewrite, nee, das ist dann nicht von den Gebrüdern Grimm in der Variante,
0:30:18–0:30:22
sondern es gibt noch einen anderen, der auch so ein Volksmärchenbuch quasi aufgesetzt
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hat und ein bisschen verändert.
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Mir fällt der Name gerade nicht ein. Ja, das ist auch nochmal eine Variation
0:30:28–0:30:32
der Geschichte, die dann einfach nochmal so ein bisschen diese Verbindung zu
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den Vögeln stärkt, ja, zu den Brotgruben.
Micz Flor
0:30:35–0:30:38
Kannst du mal ganz kurz auf den GPS gucken, dass wir in die richtige Richtung
0:30:38–0:30:42
gehen, weil es ist inzwischen gleich stockdunkel. Ich habe ein bisschen Angst.
Florian Clauß
0:30:42–0:30:48
Nee, nee, alles gut. Ich gucke immer auf das GPS. Wir machen gleich eine Kurve
0:30:48–0:30:52
nach links und dann gehen wir schnurstracks so um die Tomshütte.
0:30:54–0:30:58
Ja, aber es dauert noch, bis wir hier rauskommen aus dem Wald und aus dem Märchen.
0:30:58–0:31:01
Ja, also ich habe da so verschiedene Ebenen drin.
Micz Flor
0:31:01–0:31:05
Wenn ich ganz kurz zurückkomme zu dem, was du vorhin mich gefragt hast,
0:31:05–0:31:07
was da untypisch ist oder anders.
Florian Clauß
0:31:07–0:31:08
Genau, wenn wir da einsteigen.
Micz Flor
0:31:09–0:31:12
Und mir ist nichts wirklich aufgefallen. Das Einzige, was mir aufgefallen ist,
0:31:12–0:31:14
dass die Zahl 3 irgendwie nicht vorkommt.
Florian Clauß
0:31:15–0:31:20
Okay, du warst sehr genau drauf. Aber es ist trivialer, es ist viel trivialer.
0:31:20–0:31:25
Man muss nur bei den anderen Märchen gucken, wie lösen die sich, die Märchen.
Micz Flor
0:31:25–0:31:26
Weniger Magie.
Florian Clauß
0:31:27–0:31:32
Weniger Magie, aber wie lösen? Was passiert mit den Protagonistinnen?
0:31:33–0:31:38
Und bei den anderen Märchen ist es eigentlich immer so, dass irgendein Retter von außen kommt.
0:31:38–0:31:46
Also sei es dann halt bei Rotkäppchen der Jäger oder bei Schneewittchen dann der Prinz.
Micz Flor
0:31:46–0:31:48
Oder bei Händel und Gretel der Gott.
Florian Clauß
0:31:48–0:31:56
Nein, du hast hier ein Enhancement, was die sich selber quasi machen.
0:31:57–0:32:03
Und dann hast du noch weiter eine Frau, ein Mädchen, die sie erretten.
0:32:03–0:32:06
Und das ist, glaube ich, schon so ein Alleinstellungsmerkmal.
0:32:06–0:32:08
Deswegen ist das Märchen auch so interessant. Interessant.
0:32:08–0:32:12
Da kann man nachher nochmal vertiefen. Das ist auch so ein Thema,
0:32:12–0:32:14
woraus sich dann halt nochmal so was anderes ableitet.
0:32:14–0:32:20
Aber zunächst möchte ich dann wieder die astronomische Dimension des Märchens.
0:32:20–0:32:23
Was würdest du da für astronomische Bezüge sehen?
Micz Flor
0:32:23–0:32:26
Also wir haben Nacht und Tag, wir haben den Mond.
Florian Clauß
0:32:26–0:32:28
Den Mond haben wir wo?
Micz Flor
0:32:28–0:32:34
Der Mond ist immer die Zeit, wenn die zurückgehen wollen, um die Kiesel zu sehen.
Florian Clauß
0:32:34–0:32:34
Ja.
Micz Flor
0:32:36–0:32:37
Astronomische Bezüge.
0:32:38–0:32:43
Also ich hatte in meiner Erinnerung die auch dreimal, deshalb war ich so verbafft,
0:32:43–0:32:45
dass ich beim zweiten Mal schon die Brotkrumen habe.
0:32:46–0:32:53
Dann gibt es diesen Sonnenaufgang, die Spiegelung am Schornstein, wenn sie aufbrechen.
Florian Clauß
0:32:53–0:32:58
Ja, das ist schon mal sehr nah an dem. Also man kann es natürlich in etliche
0:32:58–0:33:06
Bezüge und dann reininterpretieren, die Hexe ist der Mond und dann ist der Wald
0:33:06–0:33:08
der dunkle Bereich und so weiter.
0:33:08–0:33:11
Aber eigentlich geht es hier um Navigationssysteme.
0:33:11–0:33:21
Das, was auch das urtypische Belangen von Astronomie war, nämlich sich zu orientieren.
0:33:21–0:33:28
Und das, was dann Hans macht, er guckt quasi mit dem Dachgiebel,
0:33:28–0:33:30
guckt er nach den Nordsternen.
0:33:30–0:33:33
Das ist meine Interpretation übrigens, habe ich nirgendwo gefunden.
0:33:33–0:33:38
Er guckt nach dem Nordstern und anhand des Nordsterns kann er quasi die ganzen
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Batzen, also die Kieselsteine, die ausgerichtet sind,
0:33:42–0:33:46
kann er dann halt quasi so zusammensetzen und das sind dann so die Ficksterne,
0:33:46–0:33:48
nach denen er sich dann orientieren kann.
0:33:48–0:33:52
Also der Fickstern ist der Nordstern, aber dann kommen die Sternbilder,
0:33:52–0:33:54
die dann halt variabel sind, je nach Weg.
0:33:54–0:33:57
Und daran kann man sich orientieren und so finden die wieder zurück.
0:33:58–0:34:03
Und das zweite Mal sind es halt quasi nicht die festen Sternbilder,
0:34:03–0:34:05
sondern, und das ist dann die
0:34:05–0:34:09
Moral der Geschichte, dann orientiere dich nicht an den Sternschnuppen.
0:34:10–0:34:15
Die Brotkrumen sind quasi so die Sternschnuppen, die dann ja nur so kurzzeitig
0:34:15–0:34:19
aufflimmen und dann wieder vergehen. Also das ist jetzt mal so ein Sidekick,
0:34:19–0:34:22
den man da rausziehen kann, aber den würde ich dann mal so.
0:34:23–0:34:24
Kann man so machen.
Micz Flor
0:34:24–0:34:27
Finde ich okay. Also würde mich jetzt auch noch mal interessieren,
0:34:27–0:34:32
da bin ich jetzt nicht so richtig betagt, aber wann war das denn genau,
0:34:32–0:34:35
dass dieser Wettlauf der Zeit war,
0:34:37–0:34:43
wo die Erschließung des Globus irgendwie mit dem Wettbewerb von Navigationssystemen
0:34:43–0:34:47
zu tun hatte, wo sich dann zum Schluss die Uhr durchsetzte, um die Breitengrade,
0:34:47–0:34:48
glaube ich, irgendwie feststellen zu können.
0:34:49–0:34:54
Und die Präzision der Uhren war ganz notwendig, um die, das kann ja sein,
0:34:54–0:34:57
dass es auch in der Zeit war, dass Navigation einfach so ein Meme war.
Florian Clauß
0:34:57–0:35:02
Ja, das glaube ich auch. Also nicht nur in der Zeit, sondern allgemein.
0:35:02–0:35:06
Also die ganzen Hof, also das war das Wichtigste von den Hofastronomen,
0:35:06–0:35:08
war halt irgendwie zu navigieren.
0:35:08–0:35:11
Und deswegen mussten die eigentlich die ganze Zeit nur in den Sternenhimmel
0:35:11–0:35:14
gucken und da irgendwelche Sternbilder dann rauslesen.
0:35:14–0:35:17
Und das kam ja erst sehr viel später. Dann kam irgendwann ein Teleskop und dann
0:35:17–0:35:20
ging es ja erstmal überhaupt um die Entdeckung. Vorher war das Das ist ja wirklich
0:35:20–0:35:23
nur so ein gleichschirmiger Himmel.
0:35:23–0:35:28
Da war ja nicht viel zu gucken, außer wenn es halt irgendwie dunkler war, konntest du mehr sehen.
0:35:28–0:35:33
Aber erst mit dem Teleskop hat sich ja dann... Was hat Tycho Brahl gemacht?
0:35:33–0:35:38
Die haben halt wirklich so ein Firmament quasi so statisch in Holzkonstrukt
0:35:38–0:35:41
nachgebaut und konnten so Vermessungspunkte setzen.
0:35:42–0:35:47
Das waren halt so diese Messungspunkte von Tycho Brahl und was dann Kepler ausgewertet
0:35:47–0:35:49
hat und dann daraus berechnen konnte,
0:35:49–0:35:54
dass sich quasi anhand der Marsbahn, dass sich dann eben die ganzen die elliptischen
0:35:54–0:36:00
Bahnen der Planeten um die Sonne, das war ja quasi das Ergebnis von der Messung von Tygopral.
0:36:01–0:36:05
Das ist, glaube ich, so ein wichtiger Punkt bei den Märchen.
0:36:06–0:36:11
Aber das andere, was da so in dem Märchen für...
0:36:12–0:36:18
Für ein Tabuthema. Das ist ja relativ offensichtlich, was da drunter liegt. Also Kannibalismus.
0:36:20–0:36:24
Kannibalismus als Tabuthema. Und Kannibalismus hat sich auch,
0:36:24–0:36:29
da gibt es eben auch unterschiedliche Varianten, die sich daraus tragen.
0:36:30–0:36:33
Nämlich die eine Sache ist der Hungerskannibalismus.
0:36:34–0:36:39
Und da gab es halt diese ganzen grausigen Geschichten. Und das ist so das,
0:36:39–0:36:44
was dann wahrscheinlich so auch früher, wenn diese Märchen am heimischen Kamin
0:36:44–0:36:47
erzielt wurden und die Kinder dann nur kurz vor Bett gehen, dass sie es auch
0:36:47–0:36:48
so ertragbar gemacht haben.
0:36:49–0:36:53
Aber wo dann eben dieser Glutkern immer noch in diesen Märchen drin hängt,
0:36:53–0:36:58
das ist nämlich zur Zeit des 30-jährigen Krieges. gab es verschiedene Berichte
0:36:58–0:37:01
davon, dass es eben zu Kannibalismus gekommen ist.
0:37:02–0:37:07
Und die schlimmste Form von Kannibalismus ist dann halt auch Kinderkannibalismus.
0:37:08–0:37:12
Obwohl das natürlich dann wieder auch so eine gewisse Dramatisierung ist.
0:37:13–0:37:16
Ja, dann kann man sich wieder vorstellen wie ein Meme.
0:37:16–0:37:22
Wenn du Kannibalismus drauf schreibst, dann ist die Clickrate gleich ungleich viel höher.
0:37:22–0:37:25
Und so kann man sich auch vorstellen, okay,
0:37:25–0:37:29
Kannibalismus ist da drin, aber warum? Ja, warum?
0:37:29–0:37:34
Klar, es gibt dann halt diesen Hunger, der dann zu Kannibalismus führt.
0:37:34–0:37:36
Aber ich finde, da ist eine Ungleichheit drin.
0:37:37–0:37:42
Ja, die Ungleichheit in dieser Kalorienbombe von Zuckerhaus.
0:37:43–0:37:46
Und es macht überhaupt keinen Sinn.
0:37:46–0:37:51
Es macht absolut keinen Sinn, dass diese Hexe dann eben den Hans braten will.
0:37:51–0:37:56
Weil die hat ungefähr, die hat 10 Millionen von Kalorien dann schon verbaut.
0:37:56–0:38:02
Das sind so Momente bei den Märchen, wo ich dann denke, verstehe ich nicht, warum?
0:38:02–0:38:07
Warum denn den Hans da so klar machen? Und dann gibt es vielleicht noch eine
0:38:07–0:38:11
andere Form von rituellem Kannibalismus.
0:38:12–0:38:17
Vielleicht, ja. So was, dass der Hans gegessen werden muss, weil die Hexe ist
0:38:17–0:38:18
nicht die Hexe, sondern es ist die Mutter.
0:38:18–0:38:23
Ja, und dann hast du halt irgendwie diese Gleichschaltung von Mutter-Hexe,
0:38:23–0:38:29
ja, und die Mutter stirbt, wenn die Hexe gestorben ist. Also in der Geschichte
0:38:29–0:38:30
ist das irgendwo angelegt, ja.
0:38:31–0:38:33
Das ist so eine Gleichformigkeit von...
Micz Flor
0:38:33–0:38:38
Das ist ja auch eine interessante psychodynamische Deutung schon fast,
0:38:38–0:38:43
weil natürlich, wenn man das doppelt und dann ist das die Mutter und die Mutter
0:38:43–0:38:47
will ja, dass die Kinder tot sind, damit sie selber genug zu essen hat.
0:38:47–0:38:53
Das ist ja gar nicht so weit weg von der Wahrheit, ist dieses Bild nicht so weit weg.
Florian Clauß
0:38:53–0:38:58
Da können wir gerne noch mal tiefer eintauchen, weil nämlich dann das Hexenhaus,
0:38:58–0:39:02
du kannst es auch so weit lesen, das Hexenhaus ist der Mutterkuchen,
0:39:02–0:39:08
der Mutterkuchen, der die Kinder ernährt und der kommt dann halt aus der Hexe
0:39:08–0:39:12
heraus und das, was der Ofen ist, ist dann quasi so die...
0:39:13–0:39:20
Die invertierte Geburt. Das heißt, man geht wieder zurück zu dem, wo man hergekommen ist.
0:39:21–0:39:28
Deswegen so diese Einverleibung. Das ist die Einverleibung, also dieses Entkindlichung
0:39:28–0:39:31
oder dieses Wieder-Zurückschieben.
0:39:31–0:39:38
Das ist ja auch so. Das war lustig übrigens, als meine Tochter jetzt so kurz
0:39:38–0:39:40
anderthalb Jahre oder so,
0:39:40–0:39:48
Sie war dann schon in der Kita und konnte dann lautmalerisch das Lied von Hänsel und Grete singen.
0:39:48–0:39:54
Aber das, wo die total darauf abgegangen ist, Eleni, war dieses Schieben. Das Schieben zurück.
0:39:56–0:39:59
Und dann hat sie dann ganz wilde Handbewegungen gemacht.
0:40:00–0:40:06
Und das war das Leutlichste. Wir schieben die Hexe wieder in den Ofen rein. Nein, ja.
0:40:06–0:40:10
Also das fand ich auch so interessant. Sie konnte keine Silben richtig betonen,
0:40:10–0:40:13
aber die Körperbewegungen dazu waren sehr ausgeprägt.
0:40:14–0:40:20
Aber diese Analogie von Mutterhexe, diese Sexualität, die auch dann da drin steht.
Micz Flor
0:40:21–0:40:24
Ist das eigentlich in der ersten Fassung auch eine Hexe oder einfach nur eine komische Frau?
Florian Clauß
0:40:24–0:40:28
Nee, es ist eine Hexe. Also ich meine, so ein Zuckerhaus, das musst du ja irgendwie
0:40:28–0:40:32
auch. Das ist ja nicht von sich aus, das heißt ja nicht gebacken.
0:40:32–0:40:38
Obwohl da so eine Halbmagie drin ist. könnte man theoretisch auch Halbmagie das ist.
Micz Flor
0:40:38–0:40:43
Eine eigene Form das ist Halbmagie finde ich gut also.
Florian Clauß
0:40:43–0:40:50
Nicht ganz man könnte es noch anders erklären es ist nicht ganz aus der Welt
0:40:50–0:40:55
diese Sexualität und ich habe ganz lustig da habe ich nämlich auch einen Podcast
0:40:55–0:40:57
gehört von psychologischer,
0:40:58–0:41:01
Deutung des Märchens und es waren halt beides,
0:41:02–0:41:07
Verhaltenstherapeutinnen und die haben gesagt, nee, hör mir auf,
0:41:07–0:41:11
jetzt da noch irgendwie die Vagina in dem Ofen zu sehen, das ist,
0:41:11–0:41:13
ich bin Verhaltenstherapeutin,
0:41:14–0:41:17
das kommt mir nicht in die Tüte, die sind ja überall, die sind da aber nicht
0:41:17–0:41:21
freud und so, die haben dann total drüber gewettert und das war jetzt irgendwie,
0:41:21–0:41:25
was du vorhin auch meintest mit dem, ja, wenigstens haben wir den Sex, ne?
Micz Flor
0:41:27–0:41:30
Ja, ich hab da auch, als du gesagt hast, das Verbot, das,
0:41:31–0:41:34
Kannibalismusverbot, da hab ich dann gleich gedacht, Und lustigerweise ist das
0:41:34–0:41:40
Inzestverbot aufgehoben, weil als dann die Mutter weggebraten wurde,
0:41:40–0:41:43
wenn es die Mutter ist, haben sich erst mal Hänsel und Gretel geküsst.
Florian Clauß
0:41:44–0:41:47
Ja, gut. Kann man auch so deuten, ja.
0:41:48–0:41:54
Stimmt. Das dachte ich auch kurz. Also es gibt ja irgendwie so eine eheähnliche Situation.
0:41:56–0:41:59
Aber klar, die haben natürlich auch ein schweres Abenteuer hinter sich.
0:42:00–0:42:04
Aber die Sexualität, ich meine, klar, man kann es ganz platt machen.
0:42:04–0:42:10
Den Knochen, den Hans da zwischen den Gittern raussteckt, kann auch was anderes sein als der Knochen.
0:42:11–0:42:15
Es geht ja so ein bisschen auch um das Adoleszieren.
0:42:16–0:42:22
Also das heißt, wann ist denn Hans quasi im gebärfähigen Alter,
0:42:22–0:42:25
wenn man das so übertragen will. Ist aber relativ platt.
0:42:26–0:42:31
Das heißt, warum will die denn dann braten? Warum will die den dann essen?
0:42:31–0:42:33
Das geht mir auch nicht so richtig in den Kopf.
Micz Flor
0:42:34–0:42:41
Ja, also es ist dann gruselig, wenn es dann um so ein Thema des Motherfuckings
0:42:41–0:42:45
gehen würde, dass die Mutter den konsumieren möchte in dem Moment,
0:42:45–0:42:48
wenn sein Penis anschwillt, wenn er ihn durch das Gitter steckt.
0:42:51–0:42:56
Da fehlt mir jetzt der kulturelle Hintergrund von 1815.
Florian Clauß
0:42:56–0:42:56
15.
Micz Flor
0:42:58–0:43:01
Der Glutkern, genau. Ich bin eher Generation Powerbank.
Florian Clauß
0:43:05–0:43:11
Du aber auch als Freudianer, als tiefenpsychologischer Psychotherapeut.
Micz Flor
0:43:12–0:43:17
Ja, nicht direkt als Freudianer, aber das sind Kleinigkeiten.
0:43:17–0:43:22
Ich weiß, was du meinst. Also die Frage, das heißt, das Bild,
0:43:22–0:43:31
was wir aufbauen auf der Bühne wäre jetzt zu sagen, die Mutter lässt das Kind erst frei,
0:43:32–0:43:37
den Sohn, wenn er Kinder zeugen kann.
0:43:39–0:43:40
Solange ist er eingesperrt.
Florian Clauß
0:43:40–0:43:43
Ja, okay, ich scratch nicht rein.
Micz Flor
0:43:43–0:43:49
Du hast jetzt quasi so eine plausible psychodynamische Deutung und guckst jetzt,
0:43:50–0:43:53
ob ich etwas Ähnliches zusammenschreiben kann.
Florian Clauß
0:43:54–0:43:56
Dafür habe ich dich doch als Gast in der Sendung.
Micz Flor
0:43:57–0:44:00
Aber ich habe doch Angst, es ist dunkel, wir sind mitten im Wald.
0:44:00–0:44:04
Ich weiß nicht, wo wir sind. Die Taschenlampe ist noch tief im Rucksack drin.
Florian Clauß
0:44:04–0:44:06
Wir haben eine Bauerbank, no problem.
Micz Flor
0:44:06–0:44:10
Ich kann dir eins sagen, ich habe so viel Angst. Mein Finger wird nicht groß sein.
0:44:14–0:44:19
Ist ja auch somatisch. Also es gibt eine Tochter, es gibt einen Sohn.
0:44:20–0:44:26
Wir sagen, die Hexe ist die Mutter. Es gibt ein Zuckerhaus, das ist vielleicht der Mutterkuchen.
0:44:26–0:44:28
Haben das die VTlerinnen noch zugelassen?
0:44:28–0:44:34
Und dann essen die einen Mutterkuchen, dann wird der Junge eingesperrt.
0:44:34–0:44:38
Gesperrt und das Mädchen….
Florian Clauß
0:44:38–0:44:40
Wir müssen erst mal auf den Pfad zurück.
Micz Flor
0:44:41–0:44:43
Scheiße, sind wir vom Pfad abgekommen?
Florian Clauß
0:44:43–0:44:46
Ne, es sieht hier so aus.
Micz Flor
0:44:47–0:44:48
Hm? Wo bist du? Hier.
Florian Clauß
0:44:49–0:44:56
Okay. Ah ne, wir sind falsch. Wir müssen doch hier irgendwo hin. Ja, wir müssen doch.
0:44:58–0:45:02
Ich könnte die Taschenlampe rausholen, aber es wäre nicht so spannend.
0:45:02–0:45:05
Mann, wo ist denn hier ein Weg?
Micz Flor
0:45:06–0:45:08
Also ich sehe nichts mehr.
Florian Clauß
0:45:12–0:45:14
Warte mal, hier sieht es aus.
Micz Flor
0:45:14–0:45:18
Fühlt sich zumindest wie ein Weg an, bis einer von uns gegen einen Ast rennt.
Florian Clauß
0:45:19–0:45:20
Hauptsache kein Wildschwein.
Micz Flor
0:45:22–0:45:22
Wegschwein.
0:45:26–0:45:27
Das Wegschwein soll Weg sein.
0:45:30–0:45:32
Was ist hier? Ein Wegbier.
Florian Clauß
0:45:35–0:45:37
Now find the track.
Micz Flor
0:45:39–0:45:43
Welches ist, wo ist das nochmal mit dem, komm nicht vom Weg ab und dann sind
0:45:43–0:45:45
sie ja vom Weg abgekommen.
Florian Clauß
0:45:45–0:45:47
Das ist Rotkäppchen.
Micz Flor
0:45:47–0:45:51
Ne, aber es ist auch ein modernes Märchen. Also irgendein Film oder irgendeine.
0:45:52–0:45:54
Jetzt sind wir am richtigen Weg.
Florian Clauß
0:45:54–0:45:56
Jetzt sind wir ja der.
Micz Flor
0:45:56–0:45:58
Das, was hier so schmal ist wie ein Wildschwein.
0:46:02–0:46:07
Weg okay bist du sicher dass du deine karte genutzt dass die laufwege und nicht
0:46:07–0:46:09
hier weg vor ort hat und ich habe.
Florian Clauß
0:46:09–0:46:12
Die lehrer auf open street map falsch.
Micz Flor
0:46:12–0:46:14
Eingeblendet wildschwein denn hier.
Florian Clauß
0:46:14–0:46:18
Du hast deine wanderschuhe hast du auch die steigeisen dabei.
Micz Flor
0:46:18–0:46:25
Mein bowie mal ein eifer habe ich auch nicht mit gut aber wir kommen jetzt vom
0:46:25–0:46:27
weg nicht aber vom thema ein bisschen ab.
0:46:29–0:46:32
Ich muss ein bisschen passen. Und wo ich da irgendwie hängenbleibe,
0:46:32–0:46:38
ist das erotische Begehren des Konsumierens des eigenen Sohns.
0:46:38–0:46:42
Und dann bringt aber die Schwester, die das als gemeinsame Bedrohung erlebt,
0:46:43–0:46:47
die Mutter um und dann küssen sich die beiden. Muss ich passen.
Florian Clauß
0:46:48–0:46:51
Also kriegst du nicht so aufgelöst in deinen...
Micz Flor
0:46:51–0:46:54
Krieg ich. Ich meine, es geht ja sowieso nur um eine Plausibilitätsprüfung,
0:46:54–0:46:57
nicht um eine wahre Falschprüfung.
Florian Clauß
0:46:58–0:47:03
Ja, es wird ein bisschen weit hergeholt, also kann man schon den Verhaltenstherapeuten folgen.
Micz Flor
0:47:04–0:47:06
Aber hast du eine?
Florian Clauß
0:47:06–0:47:11
Nee, nee, überhaupt nicht. Ich wollte das jetzt nur mal so als Eckpunkte hinwerfen.
0:47:12–0:47:14
Ah, okay. Das ist ja schade.
Micz Flor
0:47:14–0:47:17
Ich habe mir nicht so viel Mühe gegeben, weil ich gedacht habe, du hast das was.
Florian Clauß
0:47:17–0:47:21
Nee, ich habe wirklich nicht. Das wäre wirklich so, ja, ich hätte ja schon die
0:47:21–0:47:27
Ansätze von quasi invertierte Geburt,
0:47:30–0:47:34
und Mutterhexe. Aber mehr ist da, glaube ich, auch nicht rauszuholen.
0:47:35–0:47:37
Also lassen wir das für dem.
Micz Flor
0:47:37–0:47:44
Ja, also was ich wirklich gut finde, ist dein Bild von die Hexe ist die Mutter,
0:47:45–0:47:47
und die ist ja dann auch tot, wenn die zurückkommen,
0:47:48–0:47:54
und das Ganze ist dann natürlich wieder nur so ein Jacobs leider Hungertraum,
0:47:54–0:47:59
was sie dadurch leben und der rettende Vater hat die Mutter umgebracht und die
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Kinder wieder das Wald gesehen. Das ist jetzt sehr fiktiv.
Florian Clauß
0:48:01–0:48:05
Naja, ich meine, wir haben ja wirklich existenzielles Leid dahinter.
0:48:05–0:48:12
Die Mutter wird jetzt als böse, klar, sie ist böse, aber was macht man in Situationen,
0:48:12–0:48:14
wenn man nichts mehr zu essen hat?
0:48:14–0:48:18
Also klar, es ist ja im Tierreich genauso.
0:48:19–0:48:23
Da werden ja jetzt nicht die Eltern, die Eltern opfern sich nicht für die Kinder
0:48:23–0:48:27
auf, weil die Kinder sind nicht, die können sich nicht fortpflanzen.
0:48:28–0:48:31
Während die Eltern, die sind ja die, die nicht noch gebären können.
0:48:31–0:48:36
In Notsituationen lässt man die dann halt auch quasi auf der Strecke.
0:48:37–0:48:41
Also so ist es ja im Tierreich. Und so übertragen gesprochen.
Micz Flor
0:48:42–0:48:46
Oder Ratten essen ja sogar manchmal ihre Babys.
Florian Clauß
0:48:46–0:48:46
Machen sie das?
0:48:49–0:48:54
Okay. Ja, ich weiß, dass zum Beispiel, wenn ein, aber das führt auch ab von
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dem her, nämlich wenn quasi der... Wenn es vom Weg abführt.
Micz Flor
0:48:57–0:48:57
Ist es mir recht.
Florian Clauß
0:48:58–0:49:02
Nee, wenn jetzt ein Löwe quasi die Herde übernimmt.
0:49:02–0:49:04
Das Pack, ich weiß nicht, wie es bei Böden heißt. Das Herde,
0:49:04–0:49:07
Herde. Nee, ich habe von Löwen gesprochen, nicht von Löwen.
0:49:07–0:49:13
Wenn die die Herde übernehmen, dann werden quasi von dem Vorgänger die ganzen
0:49:13–0:49:18
Kinder getötet. Weil das ist natürlich sein, wenn die Weibchen wieder früher
0:49:18–0:49:21
Geschlecht treiben und dann kann er seine Nachkommen zeugen.
0:49:22–0:49:27
Also ich meine, so eine biologische Komponente ist da drin und nicht von der
0:49:27–0:49:29
Hand zu weisen an der Stelle.
0:49:30–0:49:34
Aber wir können ja nochmal so ein bisschen durch die Figuren gehen.
Micz Flor
0:49:34–0:49:38
Ich glaube, für mich wäre es ja interessant zu gucken, was macht das Märchen
0:49:38–0:49:42
eigentlich so unheimlich? Weil ich kann mich noch als Kind daran erinnern,
0:49:42–0:49:45
dass mich eigentlich am meisten die Mutter gegruselt hat.
0:49:45–0:49:48
Die ich ja dann auch scheinbar in meiner Erinnerung gleich zur Stiefmutter gemacht habe.
Florian Clauß
0:49:48–0:49:52
Ja, die ist ja auch richtig, weil du hast wahrscheinlich die Version mit der Stiefmutter gelesen.
Micz Flor
0:49:52–0:49:56
Kann sein. Da gehen die ja auch dreimal raus.
Florian Clauß
0:49:56–0:50:03
Ja, nee, es ist ja auch dann quasi verständlicher. Eine Stiefmutter ist dann halt von sich aus...
Micz Flor
0:50:03–0:50:07
Aber es war einfach, das war das Unheimliche. Ich fand das hinten nie wirklich
0:50:07–0:50:10
unheimlich mit diesen Ofen.
0:50:10–0:50:12
Mit der Hexe. Ja, das war irgendwie alles so.
Florian Clauß
0:50:12–0:50:13
Ja, das war halt einfach Show.
Micz Flor
0:50:13–0:50:17
Also mich hat es nicht ergriffen als Kind. Ergriffen hat mich nur,
0:50:17–0:50:20
dass man die Kinder umbringen lassen muss.
0:50:20–0:50:24
Und die Identifikation dann mit den Kindern, die wissen, dass sie jetzt,
0:50:24–0:50:26
ja, klickt euch mal schlafen, wir kommen nachher wieder. Ja.
0:50:27–0:50:32
Und zu wissen, wir werden jetzt zurückgelassen und hoffentlich klappt unser Plan.
0:50:32–0:50:35
Und dann auch das Zurückkommen, ohne zu wissen, was passiert dann eigentlich,
0:50:35–0:50:37
wenn wir zurückkommen. Wir sollen ja tot sein.
0:50:37–0:50:42
Dann freut sich der Papa und die Mama tut so. Aber was haben die denen dann
0:50:42–0:50:45
eigentlich erzählt? Haben die dann gesagt, wir waren euch suchen.
0:50:48–0:50:51
Also wie kommt man da wieder raus? Die wissen das, die Kinder.
0:50:51–0:50:52
Das ist ja wie so eine Parallelwelt.
0:50:53–0:50:56
Die Familie ist ja total geteilt.
Florian Clauß
0:50:57–0:51:00
Ja gut, aber ich meine, die haben ja auch alle Informationen,
0:51:00–0:51:02
sind ja immer auf dem Tisch.
0:51:03–0:51:09
Also die Hexe spricht ganz klar aus, was sie vorhat, was ich auch so geil finde,
0:51:09–0:51:15
aber da gibt es keine Hidden Information. Er hat gesagt, ich brate deinen Hans und mach ein Brot dazu.
0:51:16–0:51:18
Bist du da? Are you in?
Micz Flor
0:51:20–0:51:23
Bloß, dass sie die Gretel auch braten möchte.
Florian Clauß
0:51:23–0:51:24
Das hat sie nie gesagt.
Micz Flor
0:51:25–0:51:27
Das hat sie verschwiegen, genau.
Florian Clauß
0:51:28–0:51:30
Aber das kommt ja gar nicht vor in der Geschichte.
Micz Flor
0:51:30–0:51:34
Doch, die göttliche Eingebung, die sagt, die will die dann braten im Ofen.
Florian Clauß
0:51:35–0:51:38
Ach nee, Gretel will dann die Hexe braten.
Micz Flor
0:51:38–0:51:40
Nein, die Hexe will doch Gretel braten.
Florian Clauß
0:51:40–0:51:40
Nein.
Micz Flor
0:51:41–0:51:44
Doch, das hast du doch gerade gehört. Siehst du, das hast du wieder verdrängt.
0:51:44–0:51:47
Die Hexe sagt, steig dann da mal drauf, ich schiebe dich rein,
0:51:47–0:51:51
läufst du rum, guckst, ob das Brot schon gut ist. Aber in Wahrheit möchte sie
0:51:51–0:51:52
die Gretel nämlich auch braten.
Florian Clauß
0:51:52–0:51:53
Das weißt du nicht.
Micz Flor
0:51:54–0:51:56
Das sagt die Geschichte.
Florian Clauß
0:51:56–0:51:58
Nein, nein, Gretel ist ja...
Micz Flor
0:51:58–0:52:00
Wollen wir jetzt eine kurze Pause machen und mal diese Stelle hören?
Florian Clauß
0:52:00–0:52:01
Bist du dir sicher?
Micz Flor
0:52:02–0:52:04
Ja, aber ich weiß, dass du meistens recht hast.
Florian Clauß
0:52:04–0:52:10
Wenn wir streiten. Ich habe es so verstanden, dass sie da wirklich Gretel als Assistentin braucht,
0:52:11–0:52:14
und das zu checken, weil dann, wenn sie den Hintergedanken hat,
0:52:14–0:52:19
dass sie die braten will, dann ist die doch nicht so doof, um selber da reinzustecken.
0:52:19–0:52:20
Dann lässt sie doch nichts überlisten.
0:52:21–0:52:24
Weißt du, wenn du selber weißt, oh ja, wenn ich jetzt in den Ofen steige,
0:52:25–0:52:26
dann macht sie die Klappe zu.
Micz Flor
0:52:26–0:52:29
Okay, jetzt muss ich es nochmal hören. Das war wahrscheinlich,
0:52:29–0:52:33
ich würde schätzen, 36 Sekunden vor Schluss.
Florian Clauß
0:52:34–0:52:36
Ja, warte mal, wir gucken mal. Setz dich auf das Brett.
Micz Flor
0:52:36–0:52:40
So will ich dich hineinschieben. Da kannst du darin herumgehen und nachsehen.
0:52:42–0:52:47
Wenn aber Gretel darin war, da wollte sie zumachen und Gretel sollte in dem heißen Ofen.
Florian Clauß
0:52:47–0:52:50
Backen und sie wollte es auch aufessen. Okay, du hast recht.
0:52:51–0:52:53
Okay, dann ist die Hexe wirklich dumm.
Micz Flor
0:52:56–0:52:59
Aber daran habe ich mich ehrlich gesagt auch nicht erinnert.
0:52:59–0:53:00
Das war in meiner Erinnerung vielleicht eine andere Version.
Florian Clauß
0:53:01–0:53:05
Nee, nee, interessant. Ich habe es komplett weggehört. Interessant.
0:53:05–0:53:09
Okay, das heißt, die Hexe ist richtig dumm.
0:53:10–0:53:12
Das sieht dann halt irgendwie so auch dieses...
Micz Flor
0:53:13–0:53:17
Nein, muss ja nicht doof sein. Das heißt, sie hat ja in gewisser Weise die Gretel
0:53:17–0:53:26
als Komplizin, indem sie völlige Transparenz über den Mord des Hänsels ihr gegenüber äußert.
0:53:26–0:53:33
Und dadurch dann vielleicht denkt, dass Gretel auch weiß, dass sie eine Komplizin
0:53:33–0:53:37
ist und deshalb wird sie nicht vermuten, dass sie getötet werden wird.
Florian Clauß
0:53:37–0:53:41
Okay, ja gut, das ist dann wieder so die Mitwisserschaft, die dann auch so,
0:53:41–0:53:44
ja, okay, Punkt für dich.
Micz Flor
0:53:44–0:53:50
Naja, also mein erster Punkt in 64 Folgen.
Florian Clauß
0:53:50–0:53:56
Naja, hör auf. Okay, die unterschiedlichen Rollen, also das,
0:53:56–0:53:59
was, die ganzen Informationen liegen ja immer auf dem Tisch.
0:53:59–0:54:03
Wir sind ja dahin gekommen, dass eben auch die Kinder die Informationen haben,
0:54:03–0:54:07
dass sie von den Eltern weggeschickt werden. Also es ist ja so,
0:54:07–0:54:11
wenn du die Geschichte, die anschaust, als eine Geschichte der Täuschung.
0:54:11–0:54:16
Wer täuscht wen? Gleichzeitig gibt es Informationen für den Hörer.
0:54:16–0:54:21
Oh, hier gibt es eine Gabelung. Ich glaube, wir müssen geradeaus.
0:54:22–0:54:23
Geradeaus.
0:54:24–0:54:32
Der Zuhörer, der weiß ja ungefähr, was passieren wird, weil er die Information hat.
0:54:33–0:54:36
Gleichzeitig täuschen sich die Figuren innerhalb der Geschichte.
0:54:36–0:54:40
Das heißt, Hans hat diese Eingebung mit den Batzen.
0:54:41–0:54:45
Batzen ist übrigens, das hatte ich auch in einem Podcast gehört,
0:54:45–0:54:51
Batzen ist eine Münzprägung, eine relativ frühe, ich weiß nicht wann, aus dem 14.
0:54:51–0:54:56
Oder 15. Jahrhundert. und das ist halt so ein Silberling, der dann halt so glänzt.
0:54:56–0:55:01
Wenn man dann zurückschaut, es glänzt wie Batzen, diese Kieselsteine.
Micz Flor
0:55:01–0:55:10
Irre, wenn das 1815 aufgeschrieben eine Referenz auf eine Silbermünze von 1400 irgendwas.
Florian Clauß
0:55:10–0:55:15
Ich denke mal, der Batzen, der Begriff wird dann auch nicht nur im 14.
0:55:15–0:55:20
Jahrhundert bestehen geblieben sein, sondern hat sich dann auch die ganze Zeit nachgetragen.
0:55:20–0:55:24
Und jetzt ist ja immer noch so ein Batzen, ist ja noch so eine Mengeneinheit.
0:55:24–0:55:26
Ich habe einen Batzen Sack oder so.
Micz Flor
0:55:26–0:55:31
Aber es ist ja eine vage Mengeneinheit. Ein Batzen ist immer viel von etwas.
0:55:32–0:55:35
Für einen Batzen Mehl ist es was anderes als ein Batzen Autoreifen.
0:55:37–0:55:38
Also keine Einheit.
Florian Clauß
0:55:39–0:55:44
Ja, es ist sowas wie Zeug. Zeug ist ja auch so ein Sammelbegriff für alles Mögliche.
0:55:44–0:55:46
Du kannst ein Fahr- oder ein Spiel draus machen.
0:55:47–0:55:55
Auf jeden Fall die Die Kinder täuschen die Eltern, die Eltern täuschen die Kinder.
0:55:55–0:56:01
Die Hexe täuscht die Kinder, die Kinder täuschen die Hexe. Das ist ja Wahnsinn.
0:56:02–0:56:10
Es geht ja so reihrum. Und die Kinder gehen als Sieger aus diesem ganzen Spiel hervor.
Micz Flor
0:56:11–0:56:14
Und der Erzähler täuscht den
0:56:14–0:56:19
Zuhörer oder Zuhörerin, weil in Wahrheit bringen alle drei die Mutter um.
Florian Clauß
0:56:21–0:56:24
Ich habe tatsächlich noch mal als Vorbereitung zur Sendung, habe ich dann noch
0:56:24–0:56:31
mal so nach bestimmten Filmadaptionen geguckt und habe mir eine angeschaut,
0:56:31–0:56:34
die heißt nämlich nicht Hänsel und Gretel, sondern Gretel und Hans.
0:56:35–0:56:42
Und das ist dann ein Horrorfilm. Und es geht eigentlich, es spielt die Hauptdarstellerin,
0:56:42–0:56:45
die auch in It, diese Neuverfilmung ist,
0:56:46–0:56:53
die ich ganz gut fand, die im ersten Teil zumindest, spielt da die Gretel.
0:56:53–0:56:58
Und da geht es um diese, genau um diese feministischen Aspekte bei dem Film.
0:56:59–0:57:05
Und der ist ein bisschen langweilig, der Horrorfilm, aber es geht so ein bisschen
0:57:05–0:57:07
auch um das Enhancement von ihr dann.
0:57:07–0:57:12
Sie wird dann von der Hexe eingewiesen in die Zauberkünste und kommt dann in
0:57:12–0:57:14
irgendeinen Punkt, wo sie sich dann halt der Hexe widersetzt.
0:57:14–0:57:19
Ja, aber es ist sehr langsam erzählt, aber hat eine Stimmung.
0:57:20–0:57:22
Wollte ich nur so als Sidekick.
0:57:23–0:57:30
Dazu sagen. Was können wir noch über den Film, über das Märchen sagen?
0:57:30–0:57:33
Also der Vater, der Vater ist so ein bisschen getrieben.
0:57:34–0:57:38
Das ist so ein bisschen so einer, der, okay, wenn ich die Kinder schon einmal
0:57:38–0:57:40
in den Wald geführt habe, dann mache ich es auch ein zweites Mal.
0:57:41–0:57:47
Man kann seine ganzen moralischen Entscheidungen nicht irgendwie hinterfragen,
0:57:47–0:57:49
sondern wer A sagt, muss auch B sagen.
0:57:50–0:57:51
Ist so ein bisschen so Ja.
Micz Flor
0:57:52–0:57:56
Ich finde, dass der Vater und die Mutter, die sind so ein bisschen in diesen
0:57:56–0:58:01
Rollen der weisen König und Königin, also die alten König und Königin,
0:58:01–0:58:05
weil der König wird ja oft im Märchen so altersmilde und weise.
0:58:06–0:58:11
Was darauf zurückzuführen ist, dass aus dem jungen Mann das Testosteron,
0:58:11–0:58:15
die Produktion nimmt ab und dadurch wird dieses harsch-männliche dann im Verhalten
0:58:15–0:58:20
und in den Gedanken und Emotionen nicht mehr so vordringlich.
0:58:20–0:58:21
Und dann wird er milder.
0:58:21–0:58:26
Und bei Frauen ist es umgekehrt, das Östrogen nimmt ab und dadurch werden die
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härter und harscher. Daher kommen dann diese Stereotypen.
0:58:30–0:58:33
Und das finde ich ist bei den Eltern so ein bisschen der Fall.
0:58:33–0:58:37
Weil im Prinzip ist der Mann, wenn es die Mutter ist, ist der Mann ja in der
0:58:37–0:58:42
Rolle der Mutter, der die Kinder schützen will. Oh, hier knackt es überall im Unterholz.
0:58:45–0:58:47
Was machst du mit mir?
Florian Clauß
0:58:48–0:58:51
Ich bin doch ein Piederecker und ich erfahre es. Der will sie ja nicht wirklich
0:58:51–0:58:54
schützen, sondern er führt sie dann eben auch weg.
0:58:54–0:58:59
Also das heißt, seine schützende Rolle ist halt nur so ein Mitleid und er wird
0:58:59–0:59:01
dafür belohnt. Also er kriegt das Pay-Off.
0:59:01–0:59:07
Die bringen da die ganzen Schätze aus dem Hexenhaus und dann werden die alle
0:59:07–0:59:09
reich, während die Mutter gestorben ist.
0:59:10–0:59:14
Also wir haben tatsächlich auch so Familiensituationen mit Patchwork.
0:59:14–0:59:19
Es war auch zu der Zeit absolut üblich, meine Kinder, deine Kinder, unsere Kinder.
0:59:19–0:59:24
Das heißt, durch eben viel...
Micz Flor
0:59:24–0:59:26
Woher nimmst du diesen...
Florian Clauß
0:59:26–0:59:27
Hast du so gesagt.
Micz Flor
0:59:27–0:59:28
Diese Worldbuilding-Masin?
Florian Clauß
0:59:28–0:59:33
Das hat meine Mutter immer gesagt, das war halt in der Familie,
0:59:33–0:59:38
so nach dem Krieg oder im Krieg war das halt so, da wurde halt quasi,
0:59:38–0:59:44
weil auch eben viele Männer gestorben sind, es gab neue Familien,
0:59:44–0:59:47
Familienkonstellationen, jeder hat seine Kinder mitgebracht.
Micz Flor
0:59:48–0:59:49
Kommen wir gerade vom Weg ab.
Florian Clauß
0:59:49–0:59:50
Nee, wir kommen nicht vom Weg ab.
0:59:52–0:59:56
Deswegen so, meine Kinder, deine Kinder, unsere Kinder. Deswegen ist das eine
0:59:56–0:59:57
absolut normale Situation gewesen.
0:59:58–1:00:01
Wir sind gleich wieder bei der Autobahn, wenn dich das beruhigt.
1:00:02–1:00:07
Und so war es ja eigentlich immer schon. Also die Familie war eine Zweckgemeinschaft.
1:00:07–1:00:10
Es war eine Zweckgemeinschaft, eine wirtschaftliche Einheit,
1:00:11–1:00:14
die sich dann natürlich, weil viel, auch die Sterblichkeitsrate war sehr hoch.
Micz Flor
1:00:15–1:00:17
Ja, vor allen Dingen auch die Kindersterblichkeit war sehr hoch.
Florian Clauß
1:00:17–1:00:22
Die Kindersterblichkeit, Erwachsenensterblichkeit, man hat dann viel eingeheiratet.
1:00:22–1:00:24
Das kann man sich ja heute nicht mehr so vorstellen.
1:00:24–1:00:28
Aber es war halt völlig üblich. Deswegen ist dieses mit den Stiefmüttern auch
1:00:28–1:00:29
gar nicht so weit hergeholt.
1:00:29–1:00:32
Kann ja tatsächlich sein. Und dann können sie auch noch weiter denken,
1:00:32–1:00:35
dass die Kinder gar nicht Geschwister sind, sondern Halbgeschwister.
1:00:36–1:00:37
Dann können sie wieder Inzest machen.
Micz Flor
1:00:37–1:00:38
Können sie sich küssen.
Florian Clauß
1:00:39–1:00:43
Geht doch alles. Steckt doch alles drin in der Geschichte.
1:00:44–1:00:50
Also was ich dann noch interessant, wo ich auch wirklich so nicht diesen Konflikt,
1:00:50–1:00:52
das hatte ich ja schon erwähnt, kann ich nicht so richtig auflösen.
1:00:52–1:00:56
Die Hexe schwimmt in Kalorien, will aber den Hans braten.
1:00:56–1:01:00
Deswegen muss man ja irgendwas Rituelles dahinter vermuten.
1:01:01–1:01:05
Und dann ist aber auch so das Hexenhaus. Das ist ja so der Klassik, der Archetyp.
1:01:06–1:01:10
Das ist ja wirklich so, das Hexenhaus ist ja so quasi so die,
1:01:11–1:01:14
wie soll man sagen, so diese Venusfalle.
Micz Flor
1:01:15–1:01:19
Ja, das ist auch das Bild, was ich hatte. Das Hexenhaus ist die Falle und die
1:01:19–1:01:25
Und die Hexe ist keine Vegetarierin, sondern die muss Fleisch essen.
1:01:25–1:01:26
Das ist quasi eine Katze.
Florian Clauß
1:01:26–1:01:30
Ja, okay. So könntest du es ja. Die muss Fleisch essen.
Micz Flor
1:01:30–1:01:32
Aber er will ja auch wiederum Brot backen. Das geht ja auch nicht.
1:01:33–1:01:35
Und kann reden. Katzen können nicht reden, oder?
Florian Clauß
1:01:35–1:01:38
Ja, aber wenn die sich verwandeln, Gestaltswandler, kann dann auch reden.
1:01:40–1:01:40
Stimmenwandler sozusagen.
Micz Flor
1:01:40–1:01:41
Now we're talking.
Florian Clauß
1:01:43–1:01:45
Nein, aber gut. Okay, die braucht Fleisch.
1:01:46–1:01:48
Okay, können wir zulassen.
Micz Flor
1:01:48–1:01:53
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sowas, na gut, vielleicht religiös gab es
1:01:53–1:01:57
vielleicht sowas wie Vegetarismus oder nicht.
1:01:57–1:02:04
Aber ich glaube nicht, dass man das da reinweben kann, dass die Fleisch essen muss.
Florian Clauß
1:02:05–1:02:11
Ich erinnere mich nur an eine Käpt'n Blaubeer aus dem 13,5 Leben des Käpt'n
1:02:11–1:02:12
Blaubeers von Walter Mörs.
1:02:12–1:02:18
Da gibt es auch so eine Insel, die dann halt den Captain, den Kleptenbau,
1:02:18–1:02:24
das ist halt auch so ein Tier, was dann halt alles mögliche an leckerstem Essen
1:02:24–1:02:26
auf so einer Insel herstellen kann.
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Und zum Schluss, als er über ein Jahr auf dieser Insel ist, der Captain Blaubeer
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da gestrandet, ist er halt so voll gefressen, dass er noch nicht mal sich aufstehen kann zum Essen.
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Und dann soll er gegessen werden von diesem. Und dann kommt halt,
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dann kommt Deus Ex Machina, das ist ein Vogel, die in letzter Sekunde immer retten.
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Deren Profession, dass die dann halt immer den spannendsten Moment abwarten
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und dann kommen und die Leute retten.
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Ja, das ist super. Das ist ein Archeopteryx.
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Ja, es ist großartig. Große Empfehlung für 13,5 lebendes Käpt'n Blaubeer.
Micz Flor
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Ich möchte auch noch zu Hansel und Gretel was sagen.
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Kennst du dieses Buch, was von so einem Dorfschullehrer geschrieben ist,
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der das Hobby archäologisch gesucht hat und in der Tat dieses Hexenhaus im Wald gefunden hat?
Florian Clauß
1:03:21–1:03:21
Nein.
Micz Flor
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Das ist total verrückt. Und zwar war das ja, ich weiß jetzt gar nicht mehr genau, wo die herkommen.
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Das ist in irgendeiner Nähe von Hessen oder ist noch in Südhessen irgendwo.
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Und auf jeden Fall wurde da eine Autobahn gebaut.
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Und ich kriege es nicht mehr genau zusammen. Es ist ein kleines Büchlein,
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vielleicht 120 Seiten, mit Fotos und Illustrationen und Karten.
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Und der Dorfschullehrer hat irgendwie gesehen, da wurde beim Autobahnbau dann
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beim Fundamentgießen wurde ein Grunddings gefunden,
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irgendwie ein Haus gefunden und ich weiß nicht mehr, wie das irgendwie die Spur
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gelegt hat, aber irgendwie hat er dann angefangen zu überlegen, ob das,
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mit dem Märchen zusammenhängen könnte, weil, oder haben die das Haus im Wald gefunden.
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Und er hat dann auch so Experimente gemacht, wie viele Steine,
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hat dann so einen Radius abgesteckt, hat gesucht, hat dann Stichgräben gezogen,
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hat dann auch wirklich eben auch so einen Ofen gefunden.
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Eine total verrückte Geschichte, hat dann auch noch alte Kupferstiche.
Florian Clauß
1:04:20–1:04:22
Darf ich da kurz reingrätschen?
Micz Flor
1:04:22–1:04:22
Ja.
Florian Clauß
1:04:22–1:04:24
Es gibt tatsächlich eine Fake-Geschichte.
Micz Flor
1:04:24–1:04:25
Ja, das ist die.
Florian Clauß
1:04:25–1:04:26
Das ist die Fake-Geschichte.
Micz Flor
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Das weiß ich, ja.
Florian Clauß
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Das ist von dem Gründer von Titanic.
Micz Flor
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Genau. Und das Lustige ist halt, ich habe die damals gelesen,
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die stand bei meinen Eltern irgendwie im Regal, als ich vielleicht 14 war oder so.
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Da habe ich angefangen zu lesen und ich habe es irgendwie verpasst,
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den Klappentext zu lesen oder ich habe das für wahre Münzen gelesen.
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Und deshalb habe ich es jetzt auch so erzählt und ich weiß noch,
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wie ich total durch den Wind war.
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Ey, warum weiß das keiner?
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Das war im Prinzip ein Conspiracy-Opfer, aber das ist so genial gemacht.
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Und dann sind auch irgendwie diese alten Kupferstiche, die er dann mit echten
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Fotos von Bäumen und dann überlegt, das könnte der Weg sein,
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wenn dieser Baum, das war, das ist ein Tatsachenbericht, das ist es gar nicht und so.
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Und hat dann irgendwie die Hexe, die Hexe wurde nämlich dann irgendwie verbannt
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und die war eigentlich das Opfer, das kann man dann irgendwie so rastigen.
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Ich war total, ich habe das an einem Wochenende durchgelesen,
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im Spätsommer zu Hause auf dem Land und war dann, ich bin dann zu meinen Eltern,
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ich weiß nicht mehr genau, aber die haben mich dann irgendwie aufgeklärt.
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Als ich dann total innerlich zerrüttete, erkennt ihr das Boot?
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Die Hänselkette. Es ist wirklich großartig.
Florian Clauß
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Ja, das ist großartig, dass du da so reingefallen bist.
Micz Flor
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Total. Und ich würde das Buch auch niemandem geben, ohne den Klappentext aus
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der Kamera rauszureißen.
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Nur das Innen. Guck mal, was ich da auf dem Flohmarkt gefunden habe.
Florian Clauß
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Ja, toll. Toll, toll. Aber worum es mir eigentlich noch mal geht bei dieser
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Geschichte von Hänsel und Gretel ist eben,
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Das, was da erzählt wird, nämlich, es geht ja um das Erwachsenwerden von den beiden.
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Es geht darum, dass die, es ist ja eigentlich
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eine ganz klassische Coming-of-Age-Geschichte, die erzählt wird.
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Und da sind wir ja bei einer meiner Lieblingsfilmgenres, das Coming-of-Age.
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Finde ich großartig.
Micz Flor
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Da weckst du auch noch raus.
Florian Clauß
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Nein, es gibt halt auch viele independent Arthouse-Filme, die da drin spielen. Coming of Age.
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Also hier zum Beispiel so die Klassiker aus den 80ern. Terrace macht Blau und The Breakfast Club.
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Hast du auch geguckt und geliebt, oder? Natürlich.
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Und 90er, so My Private Idaho und Kids, Gummo, die Filme, ja.
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Oder dann Ghost World von Daniel Klaffs, die Verfilmung.
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Oder ich meine, Harry Potter ist eigentlich auch Coming of Age,
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diese ganzen Geschichten, ne.
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Oder, was haben wir noch? Jetzt so ganz die neueren Call Me By Your Name.
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Hast du den gesehen? Ist auch toll.
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Call Me By Your Name oder hier Aftersun, der britische Film,
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der vor zwei Jahren auch so Preise abgeräumt hat. Ganz toller Film. Unbedingt gucken.
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Also es gibt ganz viele tolle Filme und die haben auch immer so das Thema, was ist Coming of Age?
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Vielleicht kannst du das auch nochmal so von der Entwicklungsgeschichte besser einordnen.
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Also es gibt ja zum Beispiel Kinder- und Jugendpsychologie. Das ist ja nochmal
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mal ein anderes Thema als Erwachsenen, sag ich mal, Psychotherapie, ja, wo dann Kinder so,
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ich weiß nicht, ob du formbarer sagen kannst, aber vielleicht sind da noch mehr
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Sachen, die erstmal so noch nicht so fixiert sind, wie bei ausgewachsenen Menschen, ja,
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also das Coming of Age ist ja häufig, dass man in so einer existenziellen Situation
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dann steckt oder sich so existenzielle Fragen stellt, dass man auch,
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quasi an so einer.
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Hellen Geschichte hat, wo du bestimmte Entscheidungen oder dass du von einer
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bestimmten Situation gestellt wirst, die du lösen musst, also wie bei Grete,
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sie will nicht gebacken werden, wie wir gelernt haben, oder Hans retten, ja, also existenziell,
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gleichzeitig aber noch so etwas Kindliches in dir hast,
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was dann so eine gewisse, Ja, eine Kindlichkeit in dieser ganzen Geschichte
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mit sich bringen und diese Überwindung, also eine Initiation,
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das ist quasi so ein Initiationsritus, dafür ist auch der Wald immer so da,
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als Initiation für eine neue Phase im Leben und dass du gleichzeitig in diesen
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Entscheidungen, die du in dieser Situation machen musst, dann dein Moralsystem,
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Also du wirst quasi, du wächst an deinen Entscheidungen, du kannst dich,
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du wirst so auf das Leben oder du bereitest dich auf das Leben vor.
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Ja, dann gibt es halt natürlich auch so mit Liebe und so weiter ist auch mit
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drin, ja, solche Sachen.
Micz Flor
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Solche Sachen mit großem L, wünschen, lieben.
Florian Clauß
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Aber ich finde es einfach eine schöne schöne geschichte und ich glaube auch
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dass wir es dann halt so das.
Micz Flor
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Märchen meint das.
Florian Clauß
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Coming of age das genre aber das was
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es dann halt auch bei dem märchen so stark macht weil es auch so eine empathische
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seite den von den kindern mit aufgabe es ist so diese urangst von kindern die
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irgendwie damit verhandelt aber gleichzeitig geht es gut aus Und es gibt dann
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halt wirklich so den Kindern Mut und Kraft,
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so eine Situation durchzustehen.
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Und das finde ich so toll an Hänsel und Gretel.
Micz Flor
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Ja, also für mich ist Hänsel und Gretel auf alle Fälle auch das Märchen.
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Also wenn du fragst, was fehlt denn da noch, dann ist das halt das Märchen.
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Hänsel und Gretel ist zumindest im deutschen Sprachraum das Märchen.
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Ich bin mir sicher, in Irland, Schottland, keine Ahnung, ist das anders. aber
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gleichzeitig war es für mich einfach
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auch ein märchen was mich schon
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meinte nur die sachen die ich mit meiner welt verbinden konnte
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also dieses familiengefüge am anfang der geschichte und dieses
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verstoßen werden das ungeburt sterben sollen das mit das hat was mit mir gemacht
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dass andere gar nicht egal ob es magisch ist oder nicht aber vielleicht auch
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weil natürlich dieses dass dieses Lebkuchenhaus als Bild schon existent war in meiner Welt,
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bevor das Märchen wirklich verstanden war.
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Scheiße, kann man hier überhaupt rüber?
Florian Clauß
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Ja, müssen wir.
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Warum nicht?
Micz Flor
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Naja, weil hier immer Autos kommen.
Florian Clauß
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Es ist trotzdem eine Straße.
Micz Flor
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Es ist hier noch unheimlicher als im Wald.
Florian Clauß
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Wir sind jetzt wieder unter der Avos.
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Das heißt, wir haben den Wald überlebt.
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Und wenn ihr sehen wollt, wo wir jetzt im Dunkeln langgelaufen sind,
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dann schaut auf unsere Internetseite auf eigentlich-podcast.de,
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und da findet ihr auch mehr Informationen zu dem Märchen Hansel und Gretel.
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Da werde ich noch ein paar Quellen ablegen.
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Ja, so viel sind wir weiter.
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Märchenfolge, mal gucken, ob
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wir noch klassische Märchen bei den Gebrüdern Grimm oder anderswo finden.
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Ist auf jeden Fall immer wieder so eine Anekdote wert.
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Also ich finde, die Märchenfolge macht immer Spaß, oder?
Micz Flor
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Du hast jetzt schon irgendwie abmoderiert. Sind wir jetzt fertig, oder was?
Florian Clauß
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Also das war eigentlich Podcast Episode 64.
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Ich hoffe, ihr hattet ein bisschen Spaß. ich hoffe ihr habt euch ein bisschen
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auch gegruselt so wie wir im wald jetzt sind wir wieder im wald so also danke.
Micz Flor
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Auch dass du für mich die abmoderation übernimmt.
Florian Clauß
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Eigentlich wieder.
Micz Flor
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Eigentlich wieder meine aufgabe aber weil du laufend redest und beim laufen
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redest denkst du gar nicht mehr an mich.
Florian Clauß
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Doch ich denke immer an dich aber ich muss jetzt auch gucken dass wir ordentlich
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laufen und dass wir auf track bleiben okay dann sage ich tschüss bis zum nächsten mal Und.
Micz Flor
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Ich mache noch hinein in diese...

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