Unsere Märchenreihe startet mit Geschichten von Fuchsgeistern aus der chinesischen Mythologie.

Flo schlägt in dieser Episode einen langen Einleitungsbogen aus aktuellem Anlass: Ulrike Ottinger übergibt ihr Werk der Stiftung Deutscher Kinemathek und der Akademie der Künste. Ulrike Ottinger hat großartige Filme und Kunstwerke geschaffen. Eines davon heißt "Unter Schnee" und erzählt eine magische Geschichte von einer Fuchsfee und einem Studenten, die durch das alte Japan reisen. Flo nimmt sich die Hörspiel-Fassung von "Unter Schnee" zum Anlass, um tiefer in die Geschichten von Fuchsgeistern in der asiatischen Mythologie einzusteigen: Er liest Micz fünf chinesische Märchen vor, die von Fuchsgeistern handeln. Micz darf im Anschluss die Märchen analysieren und so erfahren wir mehr über die Eigenschaften von Fuchsgeistern. Auch dieses Mal führt unsere Route auf einen "Berg" zu einem Flakturm hoch, dem Flakturm des Humboldthains. Dieser jedoch ist im Gegensatz zu den anderen Trümmerbergen unserer vergangenen Episoden noch ganz geblieben und lässt uns manchmal außer Puste kommen.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Florian Clauß
Erzähler
avatar
Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:03
Als ich gerade selber hier angekommen bin, hatte ich immer hunderttausend tolle
0:00:03–0:00:05
Ideen, wo man hingehen könnte. Aber wenn jetzt Leute fragen,
0:00:05–0:00:06
hey, ich komme nach Berlin, was soll ich mir anschauen?
0:00:07–0:00:10
Dann fällt mir halt irgendwie auch nichts mehr ein, muss ich gestehen.
0:00:10–0:00:13
Ich weiß gar nicht, was die Leute sich in Berlin heutzutage so angucken.
0:00:13–0:00:18
Ich sehe immer nur ganz viele Leute, die verloren aussehen am Potsdamer Platz
0:00:18–0:00:20
oder an der Warschauer Brücke.
0:00:21–0:00:23
Ja, ich glaube, die klassische Empfehlung, damit steigen wir jetzt ein,
0:00:23–0:00:28
ist, auf eigentlich-podcast.de die Touren nachlaufen von unseren Episoden.
0:00:28–0:00:32
Denn wir reden laufend und laufen beim Reden oder andersrum.
0:00:34–0:00:37
Wir, das sind Mitch, Floor und Florian Klaus.
Florian Clauß
0:00:37–0:00:44
Hallo auch von mir. Ich begrüße euch zur eigentlich Episode 23. Nee, 24.
0:00:47–0:00:52
Und in meiner Folge soll es auch quasi. Ich will das ein bisschen offen.
0:00:52–0:00:58
Ich habe schon vorher mit dir geredet, dass ich ja jetzt mich jetzt nicht so
0:00:58–0:01:00
tief in ein Thema eingetankt habe,
0:01:00–0:01:08
sondern noch so ein bisschen von meinem letzten Thema so in Wallung war,
0:01:08–0:01:17
nämlich die chinesische Geschichte auch, aber vor allen Dingen chinesische Mythologie.
0:01:19–0:01:23
Ich bin ein großer Fan von chinesischen Geistergeschichten,
0:01:23–0:01:27
asiatischen Geistergeschichten, Das habe ich so als Thema mitgenommen,
0:01:27–0:01:37
möchte es aber auch verknüpfen mit einem anderen Thema und am besten damit gleich
0:01:37–0:01:38
hier einsteigen, weil...
0:01:40–0:01:46
Das mehr dieses klassische Format von Eigentlich erfüllt. Was kannst du dir denken, dass...
Micz Flor
0:01:47–0:01:52
Naja, du hast mir gesagt am Telefon, es geht im weitesten Sinne um Märchen.
Florian Clauß
0:01:52–0:01:53
Um Märchen, genau.
Micz Flor
0:01:54–0:01:57
Nicht um Wenigerschen, nicht um Eigentlichen, sondern um Märchen.
Florian Clauß
0:01:59–0:02:04
Sehr schön. Aber das Eigentlich-Thema ist so Film. Film...
Micz Flor
0:02:05–0:02:09
Ach so, wir sind eigentlich ein Filmpodcast, ja, das stimmt. Okay, Märchen im Film?
Florian Clauß
0:02:09–0:02:11
Märchen, na ja, auch.
Micz Flor
0:02:11–0:02:16
Mir ist gerade eingefallen, noch diese Geistergeschichte, in Rashomon hatten wir das ja auch, ne?
Florian Clauß
0:02:17–0:02:17
Genau, genau.
Micz Flor
0:02:17–0:02:23
Da waren wir ganz woanders, abseits von jeder Zivilisation, im Dunkeln,
0:02:23–0:02:26
in einem Wäldchen. Allerdings nicht in einem Bambuswäldchen.
Florian Clauß
0:02:26–0:02:33
Also Mitch hat es schon erwähnt, ihr könnt uns finden unter www- www, brauchen wir nicht.
0:02:33–0:02:38
Brauchen wir nicht. Ich ermahne mich gerade selber. Ach, du willst das auf meiner
0:02:38–0:02:45
Schulter. Eigentlich-podcast.de, da findet ihr die Routen, da findet ihr da
0:02:45–0:02:47
Zusatzmaterial, Beschreibung, Texte.
0:02:48–0:02:53
Ich möchte die Episode beginnen mit, also ich habe was im Kopf gehabt,
0:02:53–0:02:59
nämlich ein Hörspiel, was mich auch zu diesem Thema bewogen hat.
0:02:59–0:03:06
Und dieses Hörspiel ist von meiner Ansicht nach eine der, Ich würde sagen,
0:03:06–0:03:13
so der Top 10 an Regisseurinnen, die ich so auf meine Liste setzen würde.
0:03:15–0:03:20
Eine Deutsche, wir hatten sie, glaube ich, auch in anderen Zusammenhängen hier schon mal erwähnt.
0:03:21–0:03:25
Und es war ganz lustig, weil ich hatte über das Thema nachgedacht,
0:03:25–0:03:31
hatte mich daran erinnert, dass sie dazu mal ein Hörspiel produziert hat und Google ihren Namen.
0:03:32–0:03:34
Oder ich nehme ja Startpage, also Google nicht.
0:03:37–0:03:40
Und dann kommt eine relativ frische Meldung herein,
0:03:40–0:03:44
und die hat mich total gefreut,
0:03:44–0:03:51
nämlich dass diese Regisseurin komplett ihr Werk, ihr Archiv an die Deutsche
0:03:51–0:03:56
Kilimantek und an die Akademie der Künste übergeben hat.
0:03:56–0:04:01
Also übergeben wird. Es wird so sukzessive passieren. Und dieser Talk,
0:04:01–0:04:07
die Pressemitteilung war, irgendwann Ende Januar, und dann gab es dazu noch
0:04:07–0:04:11
so ein Künstlerinnengespräch, wo dann auch Ausschnitte von ihr gezeigt wurden.
0:04:12–0:04:15
Und dann kam das auch zur Sprache und sie hat dann auch praktisch erläutert,
0:04:15–0:04:18
wie dann halt diese Übergabe von ihrem Werk passieren wird.
0:04:18–0:04:25
Sie ist Künstlerin, sie ist ausgebildete, aus dem Süden von Deutschland,
0:04:25–0:04:30
ausgebildete Künstlerin, hat lange Zeit dann in Paris gelebt und hat dann angefangen,
0:04:30–0:04:34
Filme zu drehen und vor allen Dingen kenne ich sie, ich habe nicht alle Filme
0:04:34–0:04:36
gesehen, aber ich kenne sie durch ihre Dokumentarfilme.
0:04:37–0:04:39
Und hast du vielleicht schon eine Ahnung?
Micz Flor
0:04:39–0:04:43
Also ich habe gerade gedacht Marina Abramovic, aber das war das Einzige,
0:04:43–0:04:45
woran ich mich erinnern konnte, wenn wir schon mal erwähnt hatten.
0:04:46–0:04:53
Aber die hat, glaube ich, nicht dokumentarische Filme als Hauptwerk oder als
0:04:53–0:04:55
Hauptgenre in ihrem Werk.
0:04:57–0:04:59
Kannst du mir sagen, in welcher Folge das war?
Florian Clauß
0:05:00–0:05:05
Ich glaube, das war sogar eines der letzten Folgen. Und ich glaube sogar,
0:05:05–0:05:08
wir waren zusammen in einem Film von ihr.
0:05:09–0:05:15
Und das knüpft auch so ein bisschen an, wieder an unsere letzte Folge von,
0:05:15–0:05:19
oder an meine letzte Folge chinesischen Filmen. Lange und langwierige.
0:05:20–0:05:23
Und wir waren in diesem Film drin und sind alle eingeschlafen.
Micz Flor
0:05:24–0:05:25
Ich auch?
Florian Clauß
0:05:25–0:05:31
Ja, ich glaube, du warst dabei. Und zwar war das 2002, als wir auf der Documenta waren.
0:05:31–0:05:38
Da hat sie nämlich einen Film im Rahmen der Documenta, war das dann die Welturaufführung von ihrem Film.
0:05:38–0:05:43
Und die gehen auch sehr lange teilweise. Also der war jetzt über 363 Minuten
0:05:43–0:05:50
ging der heißt Südostpassage und ist also ich spreche von Ulrike Oettinger.
Micz Flor
0:05:52–0:05:55
Okay, da wäre ich jetzt nie draufgekommen und kann mich auch nicht erinnern,
0:05:55–0:05:57
dass wir die schon erwähnt hatten, in welchem Zusammenhang.
Florian Clauß
0:05:58–0:06:01
Ich hatte sie erwähnt, aber ich hatte mich dann im Namen geirrt.
0:06:03–0:06:06
Vielleicht hatte die auch nur im Kopf. Aber ich meine, ich hatte sie schon mal
0:06:06–0:06:10
erwähnt in der Folge und ich habe gedacht, dass sie sie erwähnt hat.
Micz Flor
0:06:10–0:06:11
Okay, da wäre ich nie draufgekommen.
Florian Clauß
0:06:11–0:06:13
Aber Ulrike Oettinger, eine großartige Künstlerin.
Micz Flor
0:06:16–0:06:21
Und wo ganz kurz das Archiv geht zur Stiftung Deutscher Kinematik und wo der zweite Teil?
Florian Clauß
0:06:22–0:06:26
Akademie der Künste. Also das wollte ich nochmal so erzählen,
0:06:26–0:06:31
dass nämlich sie in erster Linie Künstlerin ist, dann zum Medium Film kam,
0:06:31–0:06:35
da einige fiktionale Filme gedreht hat, aber hauptsächlich in den letzten Jahren Dokumentarfilme.
0:06:38–0:06:41
Und sie hat aber auch einen unglaublichen Fundus an Output.
0:06:44–0:06:48
Sie hat zum Beispiel die Kostüme dann auch gemacht, gesammelt,
0:06:48–0:06:49
aufgebaut, archiviert.
0:06:50–0:06:54
Sie hat ganz viele Dias, sie hat sehr viel fotografiert.
0:06:55–0:06:59
Und da meinte sie zum Beispiel, ihre Dias sind teilweise 30,
0:06:59–0:07:04
40 Jahre alt und die Bedingungen zu Hause sind so, dass sie sie nicht mehr angucken kann.
0:07:04–0:07:08
Und deswegen ist sie sehr froh, dass da eben die Akademie der Künste auch die
0:07:08–0:07:12
entsprechenden Lagerbedingungen herstellen kann.
0:07:12–0:07:17
Und sie schreibt ihre Filme selber skriptmäßig.
0:07:21–0:07:24
Sie macht dann immer Bücher dazu, also so...
0:07:26–0:07:30
Ja, so quasi Tagebücher des Films, wo auch dann die Korrespondenten mit den
0:07:30–0:07:36
Verleihern, mit den Leuten, die dann eben auch die Filmfreigabe machen vor Ort
0:07:36–0:07:40
und so weiter, die ganz kuriose Geschichten einhalten müssen.
0:07:40–0:07:45
Sie hat dann erzählt, weil sie halt auch viel in der Mongolei in China gedreht,
0:07:45–0:07:47
zu Zeiten, wo das noch gar nicht so üblich war.
0:07:47–0:07:52
Also das war ein Film in den 80ern. Und dann gibt es einen anderen,
0:07:52–0:07:56
John Dark of Mongolia, glaube ich, heißt der, Spielfilm.
0:08:00–0:08:09
Aber ihre Art zu filmen ist sehr präzise, sehr beobachtend, sehr langsam und
0:08:09–0:08:13
damit auch schon bei ihren Fiktionalfilmen sehr dokumentarisch.
0:08:18–0:08:23
Und über diesen Film, über den ich jetzt auch gekommen bin, zu diesem Thema.
Micz Flor
0:08:23–0:08:26
Das ist ja lustig, weil du sagst das immer zum Ende.
0:08:28–0:08:30
Weil ich warte die ganze Zeit, was ist dieser Film?
0:08:32–0:08:37
Du redest jetzt über etwas, was dich darauf gebracht hat, über das,
0:08:37–0:08:38
was wir eigentlich reden.
0:08:38–0:08:42
Und du erklärst jetzt gerade das, was es ist, über was wir gar nicht reden.
0:08:42–0:08:44
Und du sagst nicht mal, wie es heißt.
Florian Clauß
0:08:46–0:08:52
Ich wollte es gerade sagen. Ich habe es zwar aufgebaut, aber es passt auch zu
0:08:52–0:08:54
dem Film, den ich nicht gesehen habe.
0:08:57–0:09:06
Und zwar heißt der Film Unterschnee. Unterschnee ist eine eine Geistergeschichte,
0:09:06–0:09:16
die in Japan spielt und die auch als Hörbuch rausgekommen ist.
0:09:16–0:09:21
Und ich habe nur das Hörbuch gehört und war damals total fasziniert.
0:09:23–0:09:29
Ich habe das dann auch immer so beim Einschlafen gehört. Und es war eine japanische Geistergeschichte,
0:09:29–0:09:35
die viel eben mit langsamen Passagen, viel mit Rhythmus, irgendwelchen Bambusflöten
0:09:35–0:09:43
und japanischen Stimmen im Hintergrund, dann ist das auch sehr, sehr einschläfernd.
0:09:44–0:09:45
Aber es ist eine tolle Geschichte.
Micz Flor
0:09:45–0:09:50
Ja, aber du sagst jetzt nicht, das sind zwölf Stunden, mir kam es vor wie 30 Minuten.
Florian Clauß
0:09:52–0:09:56
Nein, das ist tatsächlich ein recht kompaktes Format.
0:09:57–0:10:02
Wir verlinken das nochmal im Bayerischen Die haben das jetzt in ihren Podcast-Channel
0:10:02–0:10:09
rausgebracht, jeweils zweimal 50 Minuten, zwei geteilt. Und ähm...
0:10:12–0:10:15
In diesem Künstlerinnen-Gespräch, das ich vorhin erwähnt habe,
0:10:15–0:10:20
da spricht sie auch über diesen Film, den sie dazu gedreht hat.
0:10:20–0:10:25
Ich hatte mir erhofft, dass sie nochmal in diesem Ausschnitt Stellung dazu nimmt,
0:10:25–0:10:31
warum Hörspiel und Film, was sie dann nochmal zum Hörspiel bewogen hat.
0:10:32–0:10:36
Das kam nicht zur Sprache. Es ging da vor allen Dingen um den Film.
0:10:40–0:10:46
Und die Geschichte spielt in einer Gegend von Japan im Norden,
0:10:46–0:10:52
was gegenüber von der sibirischen Seite ist und es wird Land des Schnees genannt,
0:10:52–0:11:00
weil tatsächlich bis spät in dem Jahr, teilweise bis Mai, ist diese ganze Landschaft
0:11:00–0:11:05
völlig eingedeckt von Schnee. Und das liegt an dieser geografischen Situation.
0:11:06–0:11:10
Gegenüber für in Sibirien, dann kommt aus dieser Tundra, Taiga,
0:11:10–0:11:15
was auch immer, kommen halt nur ganz satte Regenwolken und wenn die dann mit
0:11:15–0:11:20
den kalten Winden nach Japan rüber wehen, dann schneien die halt da alles ab.
0:11:20–0:11:24
Und es ist tatsächlich, also glaube ich, ich weiß nicht, ob das einmalig in
0:11:24–0:11:28
dieser Konstellation, aber es gibt dann so Stangen, mit denen dann die Menschen
0:11:28–0:11:33
messen, wie viel Schnee liegt. Und die eine Stange ist halt 6 Meter lang.
0:11:33–0:11:38
Und es kann halt sein, dass du halt wirklich sechs Meter diese Stange versenken kannst in dem Schnee.
0:11:39–0:11:43
Jetzt rein von der Art her, wie sie, wie Ulrike Ottinger Filme macht,
0:11:43–0:11:45
ist fast anthropologisch.
0:11:45–0:11:52
Also so beobachtend und so auch so diese ganzen Riten und Kulte werden bei ihr
0:11:52–0:11:54
sehr genau eingefangen und dargestellt.
0:11:56–0:11:59
Und was sie da so fasziniert hat, also sie ist dann hingekommen,
0:11:59–0:12:03
da war auch einiges von dem Film gar nicht so geplant,
0:12:03–0:12:06
sondern vieles hat sich dann vor Ort irgendwie ergeben und sie meinte,
0:12:06–0:12:11
das ist halt auch immer so dieses Dilemma beim Beantragen von Fördermitteln,
0:12:11–0:12:16
dass du ja schon ganz genau beschreiben musst, für was du jetzt die Förderung haben willst.
0:12:16–0:12:21
Aber für so eine Künstlerin ist es halt, ja, ist nicht ganz klar,
0:12:21–0:12:26
was passiert in diesem Film, Ja, weil vieles eben auf Spontanität und Kontakt.
0:12:26–0:12:32
Es gibt schon ein Skript davon, aber es passiert dann eben im Dialog vor Ort.
0:12:32–0:12:36
Und das ist in diesem Förderung nicht angepreist, sondern das ist,
0:12:36–0:12:39
das meinte sie noch mal so, fand ich so ganz interessant.
0:12:40–0:12:44
Die Information, die die Geschichte spielt in einem Dorf, ein Weberin-Dorf,
0:12:44–0:12:52
also Weber, weil die tatsächlich da Stoffe weben, also sogenannte Kreppstoffe,
0:12:52–0:12:57
die unter den Bedingungen von Kälte und so, aber zu einer ganz hochwertigen
0:12:57–0:12:59
Ware verarbeitet werden.
0:12:59–0:13:04
Und was sie da vor allen Dingen auch fasziniert hat, ist, wie die Menschen da,
0:13:04–0:13:09
wie die Bevölkerung da vor Ort eben mit dieser extremen Situation von Schnee umgeht.
0:13:09–0:13:17
Also was dann zu einer, ja, zu gewissen Ritualen über die Zeiten,
0:13:17–0:13:20
über die Generation gekommen ist, eben weil immer so viel Schnee da liegt.
0:13:20–0:13:26
Wenn dann diese sechs Meter Schnee liegen, dann bauen die Menschen gar keine,
0:13:26–0:13:30
räumen den Schnee gar nicht mehr weg, sondern bauen dann Tunnelsysteme,
0:13:30–0:13:32
um dann halt von Haus zu Haus zu kommen.
0:13:34–0:13:38
Oder es gibt dann auch so gewisse Rituale, das Bräutigam werfen.
0:13:39–0:13:40
Wenn ein Jüngling heiratet, dann...
0:13:44–0:13:49
Dann wird er von den anderen Junggesellen geworfen. Das funktioniert auch nur,
0:13:49–0:13:55
wenn Schnee da liegt. Und dann gibt es so andere Sachen wie zum Beispiel so
0:13:55–0:13:59
ein Federballspiel, was dann mit diesen Schneeschaufeln gespielt wird.
0:13:59–0:14:02
Und sie beschreibt das dann so in verschiedenen Passagen.
0:14:03–0:14:09
Und in dem Film und auch im Hörspiel ist das auch so ein Kern von der Geschichte.
0:14:09–0:14:11
Die Geschichte selber, ich komme jetzt in die Geschichte rein,
0:14:11–0:14:15
Die Geschichte selber und der Schnee ist eine Geistergeschichte,
0:14:15–0:14:19
wo im Zentrum ein Paar steht,
0:14:19–0:14:27
das eine Verbindung eingeht, eine Fuchs, und das ist jetzt so mein Hauptthema,
0:14:27–0:14:34
also Mythologien aus Asien, die Geschichte der Fuchsgeister.
0:14:35–0:14:39
Weil Fuchsgeister, ich weiß nicht, ob du dich damit so, ob du das schon mal
0:14:39–0:14:43
gehört hast, aber bestimmt ist dir das schon mal beim Pokémon spielen begegnet.
0:14:43–0:14:46
Das ist ein ganz wiedergehendes Motiv, diese Besessenheit.
0:14:47–0:14:53
Wir werden auch nachher so durch Märchen, die ich mitgebracht habe,
0:14:53–0:14:58
die ich vorlesen werde, ein bisschen tiefer in die verschiedenen Eigenschaften
0:14:58–0:14:59
von Fuchsgeistern einsteigen.
0:15:01–0:15:05
Es gibt verschiedene Ausprägungen von Fuchsgeistern.
0:15:07–0:15:11
Asiatischer Raum, das heißt, Das heißt, besonders in Japan, aber vor allen Dingen in China,
0:15:11–0:15:15
sind Fuchsgeister verbreitet und Korea,
0:15:15–0:15:22
Vietnam haben die auch, also in China heißen sie Pinyin,
0:15:22–0:15:28
in Japan werden die Fuchsgeister dann Gezune, ja, Fuchsgeister,
0:15:28–0:15:32
und die haben auch leichten Bedeutungswandel gekommen.
0:15:33–0:15:41
In China sind sie wahrscheinlich älter und über die Mythologien oder die Die
0:15:41–0:15:46
chinesischen Märchen, die sind dann über einen Zeitraum von mehreren...
0:15:47–0:15:51
Jahrtausenden fast. Es fängt dann an, die ersten Aufzeichnungen von diesen Mythologien.
0:15:52–0:15:56
Wurde, glaube ich, so 400, 500 vor Christi oder vor der Zeitenwende.
0:15:57–0:15:58
Christi darf man ja nicht sagen.
Micz Flor
0:15:59–0:16:04
Vor der christlichen Zeitenwende, aber es gibt ja unterschiedliche.
Florian Clauß
0:16:05–0:16:09
Genau, vor der Zeitenwende wurden die aufgeschrieben.
0:16:12–0:16:16
Die japanischen sind wahrscheinlich durch den Shintoismus, weil Shintoismus
0:16:16–0:16:24
ist diese ursprüngliche Religion, Kult von Japan, das sich aber auch sehr stark
0:16:24–0:16:25
mit dem Buddhistischen vermischt hat.
0:16:27–0:16:30
Sind aber auch viele Mythologien und so weiter sind halt über diesen Shintoismus
0:16:30–0:16:32
dann, über diese Erzählung mit reingekommen.
0:16:34–0:16:38
Die Geschichte, ich möchte jetzt erstmal so quasi die Geschichte von diesem
0:16:38–0:16:41
Film erzählen. Von dem Hörbuch.
0:16:41–0:16:44
Von dem Hörbuch, genau, von dem Hörbuch, was ich heute gehört habe.
0:16:46–0:16:52
Und dann mit dir, wie gesagt, anhand von einzelnen Märchen, die sind jetzt auch nicht so lang.
Micz Flor
0:16:52–0:16:54
Ich wollte gerade sagen, das ist ja ein Riesenvorhaben.
Florian Clauß
0:16:55–0:16:56
Vielleicht können wir auch eine
0:16:56–0:17:01
Serie draus machen, sowas ähnliches wie Stromgitarren, nur mit Märchen.
Micz Flor
0:17:01–0:17:03
Ich fände es super.
Florian Clauß
0:17:03–0:17:07
Ja, vielleicht. Ich fände es super. Und ich möchte, vor allen Dingen möchte ich auch nochmal so,
0:17:07–0:17:13
dich in deiner Profession als Psychotherapeut, Ich weiß nicht,
0:17:13–0:17:19
wie du mit deinen Patienten arbeitest, aber ob du auch Märchen mit einsetzt?
0:17:20–0:17:21
Ich habe es mal mitbekommen.
Micz Flor
0:17:22–0:17:26
Ja, vor allen Dingen kann man ja aber da in dem Zusammenhang bei Psychotherapie
0:17:26–0:17:30
auch über die Arbeit mit Träumen sprechen. Das ist jetzt nicht so weit entfernt davon.
0:17:30–0:17:36
Aber es gibt natürlich auch immer die Arbeit mit externen Untertitel der Amara.org-Community,
0:17:37–0:17:40
mit externen Stoffen sozusagen. Das können natürlich Filme sein,
0:17:40–0:17:44
können Bücher sein, können Serien sein. Das ist jetzt populärer geworden,
0:17:44–0:17:47
weil es halt jeder irgendwie zu Hause verfügbar hat.
0:17:48–0:17:52
Oder eben natürlich auch Märchen. Und bei Märchen, das ist ein bisschen was
0:17:52–0:17:53
du auch gerade gesagt hast,
0:17:53–0:17:56
da ist immer dieser Aspekt noch, dass man mit Märchen oft das Gefühl hat,
0:17:56–0:18:00
dass das noch irgendwie urwüchsiger an irgendwelchen archätypischen,
0:18:00–0:18:04
kulturellen Themen dran ist. Das macht es ja dann auch fast immer ein bisschen unheimlich.
0:18:05–0:18:11
Und ich finde es wirklich auch verblüffend, dass Märchen bei Kindern so gut funktionieren.
0:18:12–0:18:14
Weil bei Erwachsenen sind die meistens ein bisschen langweilig.
0:18:15–0:18:18
Vielleicht, weil man sie zehntausend Mal gehört hat. Aber bei Kindern hat man
0:18:18–0:18:22
so das Gefühl, da ist irgendwas zwischen den Zeilen, was sie packt.
Florian Clauß
0:18:23–0:18:27
Also es gibt diese unglaubliche Archaik auch im Märchen drin,
0:18:27–0:18:33
die auch jenseits von Moral irgendwo da in der Geschichte mit drin ist.
0:18:36–0:18:41
Ich meine, die andere Sache ist natürlich, wie lassen sich denn einzelne Märchen
0:18:41–0:18:45
eventuell psychotherapeutisch aus einer psychologischen Sicht erklären?
0:18:45–0:18:50
Das wäre jetzt mal die andere Seite, die dann halt auch ganz spannend sein kann.
Micz Flor
0:18:50–0:18:54
Hier lang oder hier? Wir sind jetzt ganz kurz,
0:18:54–0:19:00
bevor wir anfangen, irgendwie auch schön an so einem Roundabout,
0:19:00–0:19:06
in der Grenzregion von Ost und West Berlin und ich finde, das passt so ganz gut, weil wir jetzt...
0:19:07–0:19:11
Symbolisch gesehen, wir sind ja bei Symbolik, haben wir jetzt diese Runde,
0:19:11–0:19:12
das ist quasi die Episode.
0:19:13–0:19:18
Du hast ein Buffet aufgebaut und du sagst mir jetzt, welchen Weg wir weitergehen
0:19:18–0:19:21
werden, weil du hast die Strecke ja auch vorbereitet und dann geht's los.
Florian Clauß
0:19:22–0:19:26
Ich mag diesen Platz sehr gerne, weil das so aussieht wie ein Übergangsplatz,
0:19:26–0:19:30
wie du schon sagst, Ost-West, Translauer Berg, Mitte, Wedding.
0:19:32–0:19:36
Und wir laufen jetzt Richtung Humboldthain, wir waren noch ein bisschen in Humboldthain.
0:19:37–0:19:41
Und wir machen so ein bisschen die Schneise nach Humboldthain,
0:19:41–0:19:43
dann Prenzlauer Berg, Planetarium.
0:19:44–0:19:48
Gucken, wie weit wir kommen. Da gibt es ein paar schöne Parks,
0:19:48–0:19:49
das ist gar nicht so weit.
Micz Flor
0:19:49–0:19:51
Ich wusste, dass du zwei Stunden eingeplant hast.
Florian Clauß
0:19:51–0:19:53
Na ja, wir schauen mal.
Micz Flor
0:19:53–0:19:56
Wir laufen bis nach Bernau und dann links.
Florian Clauß
0:19:59–0:20:03
Also, Unterschnee, die Geschichte spielt von zwei Geistern.
Micz Flor
0:20:04–0:20:06
Ich möchte das ganz kurz noch verstehen. Ist es eine Geschichte,
0:20:06–0:20:10
die sich die Frau aus Süddeutschland ausgedacht hat und nach Japan verlegt hat,
0:20:10–0:20:14
aufgrund der kulturellen Artefakte, die sie da begeistert haben?
0:20:14–0:20:19
Oder ist es ein japanisches Märchen, Mythologie oder was auch immer,
0:20:19–0:20:21
was sie aufgegriffen hat?
Florian Clauß
0:20:22–0:20:26
Es ist sowohl als auch. von ihr geschrieben.
0:20:26–0:20:31
Sie hat Buch und Regie und so weiter und Hörbuch. Ich weiß nicht,
0:20:31–0:20:35
wie weit sie das Hörbuch, aber das hat sie auch mit in der Dramaturgie geschrieben,
0:20:35–0:20:37
soweit ich weiß. Guck gleich noch mal nach.
0:20:39–0:20:46
Es greift aber natürlich ganz viel alte Sagen auf und verknüpft es dann aber
0:20:46–0:20:50
auch wieder mit so diesem Real, was ich erzählt habe, mit diesem Weberinnen-Dorf
0:20:50–0:20:52
im Schnee, in der Schneelandschaft.
0:20:53–0:20:56
Und es ist so ein bisschen diese Schneelandschaft ist. Für mich auch,
0:20:56–0:21:02
um auch nochmal so einen Begriff von letzter Sendung von mir aufzunehmen, so ein Sehnsuchtsort.
0:21:04–0:21:14
Also wo Ulrike Oettinger spricht auch davon, dass der Schnee alles so gleich
0:21:14–0:21:15
macht. Also es wird so kalligrafisch.
0:21:18–0:21:23
Man kann sich das vorstellen, die Landschaft, wenn sie dann beschneit ist und
0:21:23–0:21:27
wenn dann nur Schnee liegt, dann gibt es halt auch nur so schwarz-weiß.
0:21:29–0:21:31
Also die Geschichte spielt von zwei Studenten.
0:21:33–0:21:38
Das kommt ganz oft vor. Studenten, junge Studenten. Das merkt ihr, das. Junge Studenten.
Micz Flor
0:21:38–0:21:40
Das sind auch jetzt zwei Männer.
Florian Clauß
0:21:40–0:21:41
Sind zwei Männer.
0:21:42–0:21:48
Der eine heißt Takeo und der andere Marco. Und die beiden sind in dieser Landschaft,
0:21:48–0:21:54
in dieser Schneelandschaft und wollen dort das Neujahrsfest feiern,
0:21:54–0:21:57
was da sehr legendär groß gefeiert wird, in so einem Shinto-Schrein.
0:21:59–0:22:04
Und es gibt verschiedene Rituale, also viel mit Essen. Wenn man so und so viele
0:22:04–0:22:10
Kekse, Glückskekse dann isst, dann hat man Glück und so weiter.
0:22:11–0:22:12
Und es gibt dann Fisch, alles mögliche.
0:22:13–0:22:16
Die sind unterwegs, die denken ja, okay, schaffen wir mal auch,
0:22:16–0:22:20
gehen wir quasi zu Fuß dorthin,
0:22:20–0:22:28
durch den Schnee, verirren sich und kommen in ein Haus an und müssen dort Unterschlupf suchen,
0:22:28–0:22:33
werden dort empfangen von einer alten Frau, bekommen Sarke serviert und die
0:22:33–0:22:39
alte Frau sagt, Ihr könnt hier schlafen, ihr könnt Sake trinken,
0:22:39–0:22:43
aber bitte macht nie diese Tür dort auf, zu diesem Zimmer.
0:22:44–0:22:47
Also man kann sich vorstellen, je angetrunkener die beiden Studenten werden,
0:22:47–0:22:52
desto mehr, desto waghalsiger werden sie und die öffnen die Tür und was passiert?
0:22:54–0:22:58
Aus dieser Tür kommt ein Geist,
0:22:58–0:23:01
eine Schneefrau, die heißt Yuki Onna,
0:23:01–0:23:09
kommt heraus und verzaubert den einen Studenten und nimmt ihn dann mit in seinen
0:23:09–0:23:18
Palast und zurück bleibt dann eben diese erstarrte Figur von Marco.
0:23:18–0:23:24
Tagio bleibt noch bei Bewusstsein, Marco ist erstarrt in dieser Geistform und
0:23:24–0:23:27
von diesem Körper angezogen kommt dann eine Fuchsgeistin.
0:23:30–0:23:35
Ja, Fuchsgeißeln sind so eine Eigenschaft, kann ich vorwegnehmen, kommen dann immer mit
0:23:35–0:23:38
jungen Gelehrten gerne zusammen und stehen,
0:23:38–0:23:44
also Füchse stehen quasi jetzt auch so in der japanischen Kultur für Intelligenz,
0:23:44–0:23:51
Weisheit und Sexualität, also es ist immer sehr, sehr sexuell konnotiert. Und ähm...
0:23:52–0:24:03
Sie verliebt sich dann in den Takeo und bemächtigt sich dann des Körpers von Mako,
0:24:03–0:24:08
der da da liegt, weil Fuchsgeister brauchen irgendwie eine gewisse...
0:24:08–0:24:12
Also es gibt auch verschiedene Varianten, aber sie können dann einen Körper besetzen.
0:24:13–0:24:21
Und das Ganze wird auch wieder zurückversetzt in das Zeitalter des alten Japans, die Edo-Ära.
0:24:27–0:24:34
Und sie verwandelt sich quasi in den Körper von dem Marco in eine wunderschöne Frau.
0:24:35–0:24:37
Und sie reisen durch dieses mittelalterliche Japan.
Micz Flor
0:24:40–0:24:46
Und es ist Wurscht, dass Marco nicht mehr da ist? Nee, das wollte ich jetzt
0:24:46–0:24:50
erzählen, nämlich mit dieser Aneignung, Ich bin so kulturfremd,
0:24:50–0:24:51
dass ich total verwirrt bin.
Florian Clauß
0:24:52–0:24:56
Mit dieser Aneignung ist es auch der Schneefrau,
0:24:56–0:24:59
die sich da verliebt hat in den anderen, also Marco,
0:24:59–0:25:07
der ist dann in diesen Schlaf gefallen und jetzt bricht in irgendeiner Parallelwelt
0:25:07–0:25:11
auch ein Kampf zwischen dem Fuchsgeist und der Schneefrau aus,
0:25:11–0:25:17
wo die dann eben um die Vorherrschaft von dem Körper kämpfen und die Fuchsgeistin
0:25:17–0:25:23
kann eben mit dem Schwanz Feuerflammen werfen,
0:25:23–0:25:28
die Schneefrau, den Eissturm und es gibt halt so einen unglaublichen Kampf und
0:25:28–0:25:31
irgendwann stellen sie fest, dass keine siegen kann.
0:25:32–0:25:35
Und dann müssen sie einen Deal machen. Der Deal ist halt so, ähm, dass...
0:25:38–0:25:45
Die Fuchsgeistin mit den Takeo zusammenbleiben kann für so und so viel Zeit.
0:25:45–0:25:49
Also sie macht eine Zeit aus und in dem Moment aber,
0:25:49–0:25:58
wenn sie dann quasi die Zeit abgelaufen ist, wird dann er sterben und der Mako
0:25:58–0:26:03
erwacht aus seinem Traum, aus seinem Schlaf und kann dann mit Yoki Oni zusammen sein.
0:26:04–0:26:10
Das ist der Deal und der Pfand dafür ist so ein Kästchen, was dann voll besetzt
0:26:10–0:26:16
ist mit Juwelen. Und in dem Moment, wenn sie es öffnet, dann ist die Zeit abgelaufen.
0:26:16–0:26:23
Damit lassen sie sich ein und jetzt beginnt diese Reise der beiden,
0:26:23–0:26:25
der Fuchsgeist im alten Edo.
0:26:26–0:26:31
Und sie kommen auch auf dieses Dorf und was ich vorhin beschrieben habe von
0:26:31–0:26:34
den Weberinnen, das erleben sie da alles.
0:26:35–0:26:39
Was interessant ist, es wird immer wieder so die Erzählperspektive gewechselt.
0:26:40–0:26:42
Also das heißt, es gibt dann diese Geschichte in der Geschichte.
0:26:43–0:26:48
Also sie kommen dann, kurz bevor sie in dieses Dorf kommen, treffen sie auf einen Gerber, Ja.
0:26:53–0:26:57
Der ihnen eine Geschichte erzählt von dem Bergdämonen dort.
0:26:58–0:27:04
Und auf einmal ist man in jeder Geschichte von dem Gerber so voll drin.
0:27:04–0:27:08
Es wird formal überhaupt keinen Abstand genommen, es ist immer der gleiche Erzähler, der erzählt.
0:27:09–0:27:12
Deswegen ist alles irgendwie so gleich, aber es springt an der Seite,
0:27:12–0:27:14
es springt am Ohr, es springt aus der Erzählperspektive.
0:27:14–0:27:20
Und das ist schon ziemlich faszinierend, weil auch wenn nicht viel geredet wird
0:27:20–0:27:24
bei diesem Hörspiel, hat man doch das Gefühl, dass man ganz viel erlebt,
0:27:24–0:27:26
eben in diesen unterschiedlichen Zeitgeschichten.
0:27:28–0:27:35
Sie gehen dann weiter, kommen dann zu diesem Weberindorf und erleben dann halt
0:27:35–0:27:38
diesen Bräutigam-Wurf oder diese Schneeschippen und so weiter.
0:27:39–0:27:45
Und dann irgendwann, ich kürze jetzt wirklich ab, weil das jetzt nicht so großartig
0:27:45–0:27:46
was anderes passiert, aber...
Micz Flor
0:27:46–0:27:51
Und das ist, was du gerade sagst, als Fußnote, finde ich halt einen total spannenden
0:27:51–0:27:54
Punkt, wenn es um Märchen geht, weil Märchen ist so ein Format,
0:27:54–0:27:58
wo man das Gefühl hat, das kann man in einem Absatz, vielleicht sogar in der
0:27:58–0:28:01
Überschrift, oder aber auch in zehn Seiten oder in hundert Seiten erklären.
0:28:01–0:28:05
Also erzählen, das ist irgendwie mehr als andere Geschichten.
0:28:05–0:28:08
Wenn du einen Don DeLillo-Roman runterkochen willst auf eine Überschrift,
0:28:08–0:28:11
dann ist die meistens gut, aber erzählt die Geschichte nicht.
0:28:11–0:28:15
Aber bei Märchen habe ich wirklich so der Wolf und die sieben Geißler in Punkt.
0:28:16–0:28:19
Irgendwie ist es schon gesetzt und das ist genau das, was gerade bei dir passiert
0:28:19–0:28:24
ist. Also wie groß mache ich den Raum und wenn ich ihn jetzt anfange zuzumachen,
0:28:24–0:28:29
dann ist natürlich die Frage, was muss da jetzt noch rein, damit es komplett ist, das Märchen.
Florian Clauß
0:28:30–0:28:33
Ja, genau. Also vor allen Dingen, was kann da alles mit rein?
0:28:33–0:28:39
Es ist so vielfältig, wir kommen ja auch aus, da fehlt dann nichts.
0:28:39–0:28:42
Also man hat nicht das Gefühl, wenn ich das jetzt nicht erzähle,
0:28:42–0:28:46
dann verstehst du die ganze Geschichte nicht. sondern es ist halt wirklich so
0:28:46–0:28:52
unterschiedlich, dass in dieser Vielfältigkeit ganz viel auch weggenommen werden kann, ja.
0:28:56–0:29:01
Ja, also um dann dieses Hörspiel zu Ende zu bringen,
0:29:01–0:29:08
es gibt dann diese Situation, dass die Zeit abgelaufen ist, dann besprechen
0:29:08–0:29:13
sich die Schneefrau und die Füchsin nochmal und sagen, bitte noch ein bisschen
0:29:13–0:29:16
Aufschub brauche ich, ich erwarte ein Kind.
0:29:16–0:29:19
Das ist nämlich auch eine Eigenschaft,
0:29:19–0:29:22
die vor allen Dingen im japanischen Kulturraum stark verbreitet ist,
0:29:22–0:29:29
dass nämlich Fuchsgeister auch im Zusammenleben mit Menschen,
0:29:29–0:29:33
vor allem mit Männern, also es ist dann immer Mann-Frau, Fuchsgeistin ist dann
0:29:33–0:29:38
die Frau, Kinder gebären können und die Kinder haben besondere Eigenschaften,
0:29:38–0:29:39
also magische Eigenschaften.
0:29:43–0:29:48
Und das zehrt an deren Lebenszeit, ja, das Kind wird geboren,
0:29:48–0:29:53
darauf sterben auch sowohl die Füchse sind, wie auch der Takeo.
0:29:55–0:29:58
Von Marco ist dann gar nicht mehr weiter die Rede. Also der wird dann wahrscheinlich
0:29:58–0:29:59
mit der Schneefrau unterwegs sein.
0:30:01–0:30:06
Aber das Kind, was geboren ist, wird von Blinden aufgenommen und hat auch eigentlich
0:30:06–0:30:09
diese Fähigkeiten von der Mutter, gestaltwanderisch zu sein.
0:30:09–0:30:15
Und vom Vater eben, der war sehr gut im Spiel. Also der Melodik,
0:30:15–0:30:17
konnte Flöte spielen und so weiter.
0:30:17–0:30:22
Und aus dem Kind wurde dann so ein Schauspieler, der wurde dann ein Kabuki-Theater.
0:30:22–0:30:25
Kabuki, es gibt ja so verschiedene Theaterformen, hatten wir auch,
0:30:25–0:30:28
glaube ich, mal in der Rashamon-Geschichte gesprochen.
0:30:29–0:30:37
Kabuki ist so das Volkstheater und Noh ist so das quasi das edlere Theater in
0:30:37–0:30:40
Anwölterchen, was dann eher so an Fürstenfrühfang gespielt wird.
0:30:40–0:30:45
Und dann gibt es noch eine Form des Kabuki-Theaters, das wusste ich auch nicht,
0:30:45–0:30:46
das ist das Flussbett-Theater.
0:30:48–0:30:52
Das Kabuki-Theater für Arme. Nämlich dann wird quasi dadurch, dass der Fluss...
0:30:54–0:30:59
Im Stand so zurückgegangen ist, kommen dann so Inseln raus und das ist dann
0:30:59–0:31:00
die Bühne quasi für die Schauspieler.
0:31:02–0:31:05
Also die haben gar keine richtige Bühne, sondern die spielen in der Natur und
0:31:05–0:31:11
deswegen heißt es Flussbetttheater, weil die halt auf so einer kleinen Flussinsel ihr Spiel aufführt.
0:31:11–0:31:18
Und da wächst quasi der Junge in dieser Kultur heran und er wird dann so berühmt,
0:31:18–0:31:24
dass sogar der Kaiser ihn dann sehen will, ihn so ein ganzes Theater baut und
0:31:24–0:31:28
er ist dann durch seine Kunst des Verwandlens, er verschmilzt dann mit seinem
0:31:28–0:31:32
Spiegelbild und führt das vor den Kaiser auf.
0:31:32–0:31:35
Der Kaiser ist dann so gerührt, dass er ihm erstmal seinen Jade-Mantel schenkt
0:31:35–0:31:38
und er ist dann vom Reichtum,
0:31:38–0:31:44
wächst dann oder bleibt dann weiter in so einem kleinen Landhaus und schreibt
0:31:44–0:31:48
seine Theatergeschichten auf und wird immer von einem Fuchs besucht,
0:31:48–0:31:52
dann ja mal einen weißen Fuchs. Das ist so das Ende des Hörspiels.
0:31:52–0:31:57
Es ist sehr schön, weil man hat ja das Gefühl, man folgt jemanden und dann kommt
0:31:57–0:32:01
eine andere Geschichte, die so ein bisschen so einen anderen Strom reinbringt.
0:32:01–0:32:04
Und dann ist man auf einmal so da weiter, obwohl es nur so ein paar Sätze sind.
Micz Flor
0:32:08–0:32:12
Und jetzt sind wir wieder in der Kreuzung. Wo geht es weiter?
Florian Clauß
0:32:12–0:32:19
Ja, wir haben ja auch so ein, auch das letzte Mal so ein bisschen das Ziel,
0:32:19–0:32:22
alle Flak-Türme in Berlin zu besteigen.
0:32:24–0:32:26
Wir sind jetzt hier im Humboldthain.
Micz Flor
0:32:28–0:32:31
Du warst ja in Wien, du bist jetzt gerade im Park mit Bunker.
Florian Clauß
0:32:32–0:32:36
Genau, und ich habe dann festgestellt, dass Wien einfach nicht eher die Flak-Türme
0:32:36–0:32:40
gesprengt hat. Und hier haben wir im Humboldthain ja noch einen Flak-Turm.
Micz Flor
0:32:40–0:32:43
Aber ich glaube, die wollten die sprengen und dann haben sie es aber nicht gemacht,
0:32:43–0:32:47
weil die haben ausgerechnet, wenn sie die sprengen würden, dann sind die dann
0:32:47–0:32:52
würde alles in die luft fliegt ja genau und dadurch dass berlin in schutt und
0:32:52–0:32:57
asche war egal also wir gehen uns hier in richtung der Anhöhe?
Florian Clauß
0:32:57–0:32:57
Humboldthöhe.
0:33:04–0:33:05
Wäre auch mal eine Folge für sich.
Micz Flor
0:33:05–0:33:07
Humboldt.
Florian Clauß
0:33:07–0:33:11
Ich bin ein großer Humboldt-Fan. Ich war auch auf der Humboldt-Uni. Alter.
Micz Flor
0:33:11–0:33:16
Humboldt, Humboldt, Humboldt, Humboldt. Können wir ja mal eine Folge machen.
0:33:16–0:33:18
Ich habe die Titelmelodie gerade schon eingespielt.
Florian Clauß
0:33:20–0:33:25
Also jetzt zum zweiten Teil meiner Episode möchte ich mit dir so ein bisschen
0:33:25–0:33:28
tiefer in die Eigenschaften von Fuchsgeistern einsteigen.
0:33:29–0:33:35
Und dafür möchte ich dir ein Märchen vorlesen.
0:33:37–0:33:43
Ich habe jetzt nur chinesische Märchen. Wir werden aber auch ein bisschen noch
0:33:43–0:33:48
dabei die Form des Fuchsgeistes aus Japan erörtern.
Micz Flor
0:33:50–0:33:53
Ich bin gespannt, ob ich den Unterschied merke. So aus der Distanz.
Florian Clauß
0:33:53–0:33:57
Das ist auch teilweise signifikant. Ich habe es auch so ein bisschen angedeutet.
0:33:58–0:34:01
Also das erste Märchen heißt Der Fuchs und der Tiger.
0:34:02–0:34:06
Und ja, ich bin gespannt, was du davon denkst, weil ich glaube,
0:34:06–0:34:08
das ist jetzt gar nicht so unvertraut.
0:34:08–0:34:14
Es gibt ja teilweise Mythologien, wo man erstmal die ganzen Namen und überhaupt die ganzen erstmal das.
0:34:14–0:34:19
Aber hier Der Fuchs begegnete einst einem Tier. Der zeigte ihm die Zähne,
0:34:19–0:34:23
streckte die Krallen hervor und wollte ihn fressen. Der Fuchs sprach Mein Herr,
0:34:23–0:34:27
ihr müsst nicht denken, dass ihr allein der König der Tiere seid.
0:34:28–0:34:32
Euer Mut kommt meinem noch nicht gleich. Wir wollen zusammengehen,
0:34:32–0:34:35
und ihr wollt euch hinter mir halten.
0:34:35–0:34:40
Wenn die Menschen mich sehen und sich nicht fürchten, dann mögt ihr mich fressen.",
0:34:42–0:34:46
Der Tiger war zufrieden, und so führte ihn der Fuchs auf eine große Straße.
0:34:47–0:34:52
Die Wanderer nun, wenn sie von fern den Tiger sahen, erschraken alle und liefen weg.
0:34:53–0:34:59
Da sprach der Fuchs, was nun? Ich ging voran. Die Tiere sahen mich und sahen euch noch nicht.
0:34:59–0:35:02
Da zog der Tiger seinen Schwanz ein und lief weg.
0:35:03–0:35:07
Der Tiger hatte wohl bemerkt, dass die Menschen sich vor dem Fuchs fürchteten,
0:35:07–0:35:12
Doch er hatte nicht bemerkt, dass der Fuchs des Tigers Furchtbarkeit entlehnte.
0:35:14–0:35:18
Also da gibt es ein ähnliches Märchen in... Der Grüffelow. Der Grüffelow.
Micz Flor
0:35:18–0:35:20
Ne, aber ich finde das total interessant, weil das ist total,
0:35:20–0:35:23
ja mehr oder weniger die Grüffelow-Geschichte, weil doch die Maus dann auch
0:35:23–0:35:27
vorne wegläuft und dann haben alle Angst vor der Maus.
Florian Clauß
0:35:27–0:35:29
Ja, ja, genau. Ja, richtig.
Micz Flor
0:35:29–0:35:30
Hat der Grüffelow Angst.
Florian Clauß
0:35:30–0:35:32
Der Grüffelow, ja, ja. Genau.
Micz Flor
0:35:32–0:35:34
Insofern warst du mir vertraut, du hattest recht.
Florian Clauß
0:35:36–0:35:43
Der Grüffelow. Und also jetzt so am Eigenschaften, was würde man so da aus dieser
0:35:43–0:35:47
Geschichte dem Fuchs dann für Eigenschaften zuschreiben?
Micz Flor
0:35:49–0:35:55
Also man würde nicht das Weibliche und nicht das Kindergebärende,
0:35:55–0:35:59
was vorne in dem Hörspiel vorkam, reinnehmen, sondern es erinnert mich sehr
0:35:59–0:36:04
stark schon an Aesop's Fabeln, wo der Fuchs auch eine zentrale Rolle spielt.
0:36:05–0:36:08
Bei Soapsfabeln war es dann zum Beispiel der Fuchs und der Löwe,
0:36:08–0:36:09
der Fuchs und der Bär und so.
0:36:10–0:36:14
Und da ist der Fuchs immer, also er ist so ein bisschen,
0:36:14–0:36:18
ich fange jetzt mit dem Negativen an, ich finde ihn immer so ein bisschen holzig,
0:36:18–0:36:24
also ein bisschen so oberschlau, so welterklärend, er hat es alles irgendwie
0:36:24–0:36:28
gecheckt, so als ob er die ganze Zeit seine eigene Angst abwehren muss,
0:36:28–0:36:33
sonst wird die Welt zu bedrohlich und hat dann immer so einen coolen Kniff auf Lager.
0:36:33–0:36:37
Also Intelligenz würde man sagen, er ist irgendwie pfiffig, keck,
0:36:37–0:36:40
also nicht einfach so planerische Intelligenz,
0:36:40–0:36:45
sondern wirklich auch eine gewisse Bauernschleue, Spontanität,
0:36:45–0:36:50
Kreativität, dass er die Situation sehr schnell wieder kontrollieren kann,
0:36:50–0:36:53
in der er sonst eigentlich komplett untergehen würde.
0:36:54–0:37:02
Und das waren ja auch Teile der Charaktereigenschaften, die du vorhin beschrieben hattest.
Florian Clauß
0:37:02–0:37:04
Nee, du hast glaube ich sehr viele Adjektive dafür gefunden,
0:37:04–0:37:08
aber vor allen Dingen in der Geschichte ist es die Intelligenz,
0:37:08–0:37:09
die den Fuchs da ausmacht.
0:37:12–0:37:16
Eine andere Geschichte. Ein Fuchsgeist macht die Rechnung auf.
0:37:17–0:37:23
Ein gewisser Tsang aus Hesu war zu Gast in Yongsu und wohnte in einem Tempel.
0:37:23–0:37:27
In einer der Mönchszellen trieb immer ein Fuchsgeist sein Unwesen,
0:37:27–0:37:30
darum wagte niemand darin zu wohnen.
0:37:30–0:37:35
Tsang aber hatte ein unbekümmertes Wesen, darum ging er hin und nahm dort Quartier.
0:37:36–0:37:40
Ehe drei Tage um waren, erschien tatsächlich ein alter Mann,
0:37:40–0:37:45
der sich Wu nannte und darum bat, ihm eine Aufwartung machen zu dürfen.
0:37:46–0:37:51
Als er sprach, nachdem er sich verbeugt hatte, war er von außergewöhnlichem
0:37:51–0:37:54
Charme und er wusste über Vergangenheit und Zukunft Bescheid.
0:37:55–0:37:58
Zhang fragte ihn, ihr seid doch ein Unsterblicher.
0:38:00–0:38:05
Darauf erwiderte er, zu viel der Ehre. Der arme Gelehrte wünschte sich Zang,
0:38:05–0:38:10
er könne Umgang mit dem Fuchsgeist haben, um so zu Reichtum und Ansehen zu kommen.
0:38:10–0:38:14
Darum tischte er Wein und Speisen auf und lud ihn ein.
0:38:15–0:38:19
Wu bedankte sich mit einer Gegeneinladung. Es dauerte keinen halben Monat,
0:38:19–0:38:24
da waren Zangs Mittler schöpft, bei Wu aber war der Tisch stets reich gedeckt.
0:38:25–0:38:30
In seiner Gier lud sich Zang immer wieder bei ihm ein und Wu war als Gastgeber nicht knauserig.
0:38:31–0:38:36
Nachdem es länger als einen Monat so gegangen war, kam Wu plötzlich nicht mehr.
0:38:37–0:38:41
Da eben Regenzeit war, öffnete Zhang seine Truhe, um Kleider zu lüften,
0:38:41–0:38:46
und er fand sie leer. Nur eine Rechnung und ein paar Pfandzettel schlagen darin.
0:38:47–0:38:52
Auf der Rechnung stand, wie viele Hühner und Fische Wu an welchem Tag gekauft
0:38:52–0:38:54
hatte und wie viel Obst und Gemüse.
0:38:55–0:38:59
Um aber die Einkäufe zu bezahlen, hatte er Zhangs Kleider versetzt.
0:38:59–0:39:04
Kein einziges Gastmeil war ausgelassen und keine einzige Bronze Münze hatte er unterschlagen.
Micz Flor
0:39:09–0:39:14
Fuchs, du hast die ganz gestohlen, um das hier anzudocken in unserer Kultur.
0:39:14–0:39:20
Das ist dann eher so die Gerissenheit, die, äh, es gibt so ein schönes Wort.
Florian Clauß
0:39:20–0:39:24
Die Gerissenheit ist gut, aber das ist, glaube ich, das zahlt so ein bisschen
0:39:24–0:39:26
auf das Bild ein von einem Fuchs, das du nicht magst, ne?
Micz Flor
0:39:27–0:39:32
Ne, das ist nochmal was anderes. Also ich mag diese, bei diesen, ich finde,
0:39:32–0:39:35
dieser Fuchs von Hesops Fabeln, der ist halt immer so,
0:39:35–0:39:38
Ich kann dir ja mal eine kurz erzählen, so wie ich sie… Ja,
0:39:38–0:39:41
so einige Fuchsen, das ist ja… Ja, also an einen,
0:39:41–0:39:43
an den ich mich irgendwie erinnere, aber ich weiß gar nicht mal,
0:39:43–0:39:44
ob das jetzt wirklich so war,
0:39:44–0:39:51
aber ich glaube, es war der Löwe, kommt halt aus der Höhle raus und dann steht
0:39:51–0:39:57
er vor dem Dachs und haucht den Dachs an und sagt, habe ich Mundgeruch oder stink?
Florian Clauß
0:39:58–0:39:58
Also, ja.
Micz Flor
0:39:58–0:39:59
Habe ich dir schon mal erzählt, oder?
Florian Clauß
0:39:59–0:40:01
Ich glaube, du hast es schon mal erzählt, ja.
Micz Flor
0:40:01–0:40:04
Und dann sagt der Dachs, oh ja, sie riechen ganz fürchterlich, Herr König.
0:40:04–0:40:09
Und dann frisst er den Dachs auf und dann geht er zur Ziege und haucht die Ziege
0:40:09–0:40:12
an. Die Ziege sagt, nein, sie riechen ganz vorzüglich.
0:40:13–0:40:16
Und dann frisst er die Ziege auf und dann geht er zum Fuchs und der Fuchs sagt
0:40:16–0:40:19
dann, es tut mir leid, König Löwe, aber ich habe einen Schnupfen.
0:40:20–0:40:24
Ja, also das meine ich so mit dieser holziger, weltverbessernder,
0:40:24–0:40:27
sehr kontrollierender Art, dass man alles irgendwie kontrollieren muss.
Florian Clauß
0:40:27–0:40:28
Kopf.
Micz Flor
0:40:28–0:40:32
Aber hier finde ich was anderes. Gerissenheit, da ist dann eher diese Bauernschleu
0:40:32–0:40:38
irgendwie mit dabei. Aber es ist ja wirklich auch was Verbrecherisches da. Es sind Schlawiner.
Florian Clauß
0:40:39–0:40:42
Ja, ist es das wirklich. Es ist eigentlich eher auf seiner Moral.
0:40:42–0:40:50
Weil auf der einen Seite ist der Gelehrte, der Student, ja, der will halt die
0:40:50–0:40:53
die Weisheit des Fuchses dann für sich nutzen.
0:40:54–0:40:58
Gleichzeitig hat er Hunger und am Anfang sein ursprünglicher Plan,
0:40:58–0:41:04
den gefügbar zu machen, dass er ihn einlädt, aber es dreht sich ja um in dem Moment.
0:41:04–0:41:08
Und dann wird seine Gier, eigentlich ist es eher so eine Geschichte auf seine Gier.
0:41:09–0:41:13
Und deswegen finde ich das jetzt aus einem moralischen Gesichtspunkt,
0:41:13–0:41:18
ist es gar nicht so ein Verbrechen, sondern es ist eher so eine Lehre für ihn,
0:41:18–0:41:23
dass er nicht so gierig sein soll, weil das alles auf seine Kosten geht.
0:41:23–0:41:26
Also so habe ich das jetzt verstanden.
0:41:27–0:41:33
Es gibt unterschiedliche Ausprägungen von Fuchsgeisten. Sie können gut,
0:41:33–0:41:38
sie können aber auch böse sein. Es gibt eine ziemlich berühmte Geschichte in
0:41:38–0:41:41
China von einer Fuchsgeistin, die wird besessen.
0:41:44–0:41:49
Also es gibt dann immer auch so eine Form von, dann sind wir beim Exorzisten,
0:41:49–0:41:56
der Besessenheit, die in bestimmten Situationen dann quasi so ein Geist in die
0:41:56–0:42:04
jeweilige Person einfährt Und dann die Person eben Böses macht,
0:42:04–0:42:06
ja, ohne dass selber dann so...
0:42:07–0:42:11
Zu wollen. Und die Geschichte ist dann über Daji, heißt die Daji.
0:42:12–0:42:15
Das ist quasi die Geschichte,
0:42:15–0:42:23
wie dann das ein, ein, ein, also China ist ja so in verschiedenen Zeitaltern
0:42:23–0:42:29
auch eingeteilt, wie ein so ein Zeitalter zugrunde geht.
0:42:30–0:42:32
Eben ein bisschen begründet auf ihrer Fuchsbesessenheit.
0:42:35–0:42:40
Und das ist die Lieblingsronkobine von einem Herrscher gewesen,
0:42:40–0:42:42
der selber auch sehr grausam war.
0:42:42–0:42:47
Und als die dann besessen wurde, dann war das so ein bisschen wie die 120 Tage
0:42:47–0:42:50
von Sodom. Da hatten die so einen Grausamen, da haben die gefoltert und haben
0:42:50–0:42:52
sich daran ergötzt und so weiter.
0:42:53–0:42:55
Aber mit dieser Grausamkeit ist auch das ganze Reich zusammengebrochen.
0:42:56–0:43:01
Genau, das ist so diese Geschichte, wenn du nach so bösen Fuchsgeistern schaust,
0:43:01–0:43:05
dann geht das in die Richtung. Aber viele, und auch gerade da ist nochmal der
0:43:05–0:43:10
Unterschied zu Japan, in Japan sind Fuchsgeister dann eher so positiv besetzt.
0:43:12–0:43:15
Also es ist eher glücksverheißend, es gibt dann aber auch andere,
0:43:15–0:43:20
die dann nicht so sind, aber es ist eher glücksverheißend und es gibt auch viele
0:43:20–0:43:25
Geschichten von dieser Verbindung von Mensch und Fuchsgeist,
0:43:25–0:43:30
wo dann eben diese Kinder rauskommen, wie wir das in der ersten Unter Schnee gehört haben.
0:43:31–0:43:32
Ein, noch ein Märchen?
0:43:36–0:43:41
So, das heißt Fuchsfeuer. Es war einmal ein Bauer, der war jung und stark und
0:43:41–0:43:43
kam eines Abends spät vom Marktheim.
0:43:44–0:43:49
Der Weg führte an dem Garten eines reichen Herrn vorbei, in dem viel hohe Gebäude
0:43:49–0:43:53
standen. Das scheint dann so eine Auszeichnung zu sein in China,
0:43:53–0:43:56
wenn einer viele hohe Gebäude im Garten hat, dann ist er reich.
0:43:57–0:44:02
Plötzlich sah er drinnen etwas Helles in die Höhe schweben, das leuchtete wie eine Kristallperle.
0:44:03–0:44:06
Er wunderte sich darüber, stieg über die Mauer in den Garten,
0:44:06–0:44:11
aber da war kein Mensch zu sehen. Nur vom Weiten, da blickte er ein Ding,
0:44:11–0:44:15
das sah aus wie ein Hund und schaute nach dem Mond empor.
0:44:15–0:44:20
Immer wenn es den Atem ausstieß, kam eine Feuerkugel aus seinem Mund heraus,
0:44:20–0:44:22
die stieg empor bis zum Mond.
0:44:23–0:44:28
Wenn es den Atem einzog, so senkte sich die Kugel wieder herunter und es fing
0:44:28–0:44:31
sie mit dem Maule wieder auf. So ging es unaufhörlich.
0:44:32–0:44:35
Da merkte der Bauer, dass es ein Fuchs war, der das Lebenselixier bereitete.
0:44:37–0:44:41
Er versteckte sich nun im Gras und wartete, bis die Feuerkugel wieder herunterkam,
0:44:41–0:44:46
ungefähr in die Höhe seines Kopfes. Da trat er eilend hervor und nahm sie weg.
0:44:47–0:44:52
Sofort verschluckte er sie. Er fühlte, wie es heiß ihm in die Brust hinunterging,
0:44:52–0:44:53
bis in die Gedärme hinein.
0:44:53–0:44:57
Als der Fuchs es merkte, wurde er böse. er blickte ihn wütend an,
0:44:57–0:45:01
doch fürchtete er sich vor seiner Stärke, darum wagte er nicht,
0:45:01–0:45:04
ihn anzugreifen, sondern ging zornig fort.
0:45:05–0:45:10
Von da ab konnte der Bauernbursche sich unsichtbar machen, er konnte Geister
0:45:10–0:45:14
und Teufel sehen und hatte Verkehr mit der anderen Welt.
0:45:14–0:45:18
Er konnte in Krankheitsfällen, wenn die Leute bewusstlos waren,
0:45:18–0:45:22
ihre Seelen wieder zurufen und wenn sich jemand versündigt hatte, für ihn eintreten.
0:45:23–0:45:27
Er verdiente sehr viel Geld auf diese Weise. Als er sein 50.
0:45:27–0:45:29
Jahr vollendet hatte, da zog
0:45:29–0:45:33
er sich von all diesen Dingen zurück und übte seine Künste nicht mehr auf.
0:45:35–0:45:39
An einem Sommerabend saß er in einem Hof, um Kühlung zu genießen.
0:45:39–0:45:43
Er trank für sich allein einen Becher Wein um den anderen.
0:45:44–0:45:49
Um Mitternacht war er vollkommen betrunken. Er stemmte die Hände auf den Boden und erbrach sich.
0:45:49–0:45:53
Da war es ihm plötzlich, als ob ihm jemand auf den Rücken klopfte.
0:45:53–0:45:58
Das Erbrechen wurde heftiger und schließlich sprang die Feuerkugel ihm aus dem Halse heraus.
0:45:59–0:46:05
Der andere nahm sie in die Hand und sprach, 30 Jahre lang hast du meinen Schatz entlehnt.
0:46:06–0:46:09
Aus einem armen Bauernbursche bist du nun ein reicher Mann geworden.
0:46:10–0:46:13
Nun hast du genug, ich möchte ihn wieder zurück haben.
0:46:14–0:46:17
Da war der Mann vollkommen nüchtern, aber der Fuchs war weg.
0:46:18–0:46:24
Also wir haben ja auch verschiedene Aspekte, einen offensichtlichen Aspekt ist diese Feuerkugel.
0:46:28–0:46:34
Es gibt dann im Japanischen einen extra Begriff dafür, das Fuchsfeuer.
0:46:35–0:46:39
Das ist im Prinzip wie so ein Irrlicht.
0:46:40–0:46:45
Also wenn man das Fuchsfeuer dann hat, kann es dann gewisse Kräfte verleihen, also etwas Positives.
0:46:48–0:46:51
Und ich habe jetzt aber nicht genug Zeit zum Recherchieren gehabt,
0:46:51–0:46:52
aber ich fand das jetzt nochmal so,
0:46:52–0:46:58
als Seitenhieb ist es glaube ich so ganz angebracht, also es gibt den Rotfuchs,
0:46:58–0:47:04
aber dann den Firefox und da habe ich mich gefragt,
0:47:04–0:47:09
Thunderbird und Firefox, es sollte, aber ich glaube die Genese des Namens Firefox
0:47:09–0:47:14
war, die wollten erst Phoenix haben, also irgendwas was aus Feuer und Asche.
0:47:15–0:47:21
Und dann ist es zum Firefox so, ob die dann tatsächlich auch so diese Sagen
0:47:21–0:47:24
von den Fuchsgeistern im Kopf hatten, als sie den Namen gewählt haben.
0:47:25–0:47:27
Aber fand ich so ganz lustig. Firefox.
0:47:31–0:47:35
Und was auch damit erzählt wird, und das kommt glaube ich so in diese Richtung,
0:47:35–0:47:40
wenn man so eine psychologische Interpretation davon machen Würde, ja?
0:47:42–0:47:46
Also Füchse, die Gestaltswandler sind, aber auch Wesenswandler, ne?
0:47:50–0:47:57
Also dieses Elixier könnte ja auch so als eine gewisse Droge dann angesehen werden,
0:47:57–0:48:03
die zu einer Störung oder zu einer Beeinflussung des Wesens kommt,
0:48:03–0:48:07
der Psyche, Psyche und so sich bestimmte Krankheitsbilder ausprägen.
Micz Flor
0:48:10–0:48:13
Ja, ich habe das irgendwie ein bisschen anders erlebt, gar nicht so,
0:48:13–0:48:14
weil es hat ja was sehr Konstruktives.
0:48:14–0:48:18
Also es war eine Energie, die natürlich brennt und gefährlich ist und man dann
0:48:18–0:48:21
zum Schluss auch dran verbrennen könnte, wenn man es nicht rechtzeitig wieder
0:48:21–0:48:24
ausspuckt. Und trotzdem war das ja zum Schluss auch nochmal beschrieben,
0:48:24–0:48:25
das war ja genau diese Erwachsenen-Lebensphase.
0:48:26–0:48:30
Also wenn es vorher die Studierenden sind oder Studenten, die dann mit den Füchsen,
0:48:30–0:48:36
sobald sie halt im Studium junge Erwachsene werden, dann verbinden sich mit
0:48:36–0:48:40
diesem Geistigen so, also aber auch dem intelligenten, gleichzeitig dem weiblichen
0:48:40–0:48:44
und so, dann geht quasi das Erwachsenenleben los und in dieser Geschichte war
0:48:44–0:48:45
es ja wirklich von 20 bis 50.
0:48:46–0:48:50
Zur damaligen Zeit war dann 50 vielleicht auch wirklich schon,
0:48:50–0:48:54
jetzt bist du im Ruhestand, wenn du jetzt weitermachst, wird es gefährlich,
0:48:54–0:48:58
also du musst das jetzt alles loslassen und du hast genau in dieser Zeit eben
0:48:58–0:49:04
dieses Feuer, was in dir brennt, um Besitz, Ruhm, Familie, was auch immer anzuhäufen.
0:49:06–0:49:13
So und die Geschichte beginnt ja auch in einem Reich, also das ist ja scheinbar
0:49:13–0:49:16
wie ein Staffelstaub, der weitergegeben wird, weil das beginnt ja in dem Garten
0:49:16–0:49:18
eines reichen Menschen mit vielen hohen Gebäuden.
0:49:18–0:49:22
Und dann nimmt es der junge Mann auf und nimmt es mit und das macht es ihn dann
0:49:22–0:49:24
irgendwie reich und er muss es dann später wieder weitergeben.
0:49:25–0:49:28
So, oder muss es loswerden, aber der Fuchs holt es sich dann halt wieder.
0:49:29–0:49:34
Das weiß ich nicht genau. Aber ich hatte gehört, dass es was ist,
0:49:34–0:49:39
was natürlich schon einverleibt ist. Es ist ein Teil der Identität.
0:49:41–0:49:49
Da brennt was. Und das Brennende kann auch konstruktiv Gutes herstellen.
0:49:51–0:49:57
Man kann ja dann wirklich auch anderen Gefallen tun, Geld verdienen, Sachen bauen.
0:49:58–0:50:05
Aber es ist trotzdem, bleibt es, also es ist nie ganz da, es ist immer so ein Fremdkörper.
Florian Clauß
0:50:05–0:50:10
Nee, ich finde das sehr erhellend, deine Interpretation. Ich wollte die Geschichte
0:50:10–0:50:15
so ein bisschen auf diese Besessenheit dann trimmen, ja.
0:50:15–0:50:20
Aber es funktioniert nicht, so wie du es sagst. Also wenn man das jetzt genau so sieht,
0:50:20–0:50:27
ja, diese Übergabe, diese Phase, das Feuer, ja, diese Fähigkeit,
0:50:27–0:50:31
dann auch das Geld damit zu verdienen, wenn man das so beschreibt,
0:50:31–0:50:34
dann ist es so auch diese Lebensphase.
0:50:36–0:50:39
Dann ist es nicht so sehr eine Besessenheit, nicht so sehr ein Wesenswandel.
Micz Flor
0:50:39–0:50:42
Es hat aber irgendwie so was, vielleicht ist es dann sozusagen die Rolle,
0:50:42–0:50:45
die man in der Gesellschaft spielt. Man ist eine aktive Rolle und man ist das
0:50:45–0:50:47
aber nie ganz selbst. Es bleibt auch was Fremdes.
0:50:47–0:50:51
Man ist immer sozusagen das öffentliche Selbst und das private Selbst.
0:50:51–0:50:55
Und das private Selbst gibst du irgendwie ab in dem Moment, wenn du diese Kugel
0:50:55–0:51:02
dir einverleibst, dann hast du auf einmal dieses Öffentliche und Und das ist aber nicht...
0:51:04–0:51:08
Das ist vielleicht wirklich was, was eben in Kontakt zur Gesellschaft entsteht
0:51:08–0:51:11
und dann wieder weg muss, damit man wieder sich ins Eigentliche entspannen kann,
0:51:11–0:51:14
um bei dem Titel eigentlich zu bleiben.
Florian Clauß
0:51:14–0:51:17
Ja, eigentlich. Aber was mich auch dann verwundert hat, ist,
0:51:17–0:51:19
dass der Fuchs das so abgibt.
0:51:19–0:51:22
Er wird dann zornig, es ist dann halt so, ja, es ist dann so,
0:51:22–0:51:28
okay, dann zieht er ab, ist sauer, aber wartet dann 30 Jahre lang so auf seinen Schatz.
0:51:28–0:51:32
Das ist ja auch so ein bisschen, mein Schatz,
0:51:32–0:51:38
also frage ich mich auch, was kriegt ihr dafür, dass ihr so lange gewahrt,
0:51:38–0:51:43
also es wird jetzt auch nicht so immer so ausgewogen, es wird nicht so eine
0:51:43–0:51:47
Kausalität, sondern es ist einfach nur eine Begebenheit, die dann weitergeht.
Micz Flor
0:51:50–0:51:55
Die Idee, die mir dazu kommt, so als Assoziation, ist halt steinernes Herz, das kalte Herz.
0:51:57–0:52:03
Also wo jemand sich vom Holländer Michel das Herz herausnehmen lässt und dafür
0:52:03–0:52:07
lässt er sich dann bestimmte… Kennst du dieses Märchen nicht?
Florian Clauß
0:52:07–0:52:09
Ja doch, doch, doch. Ich versuch's nur gerade wieder so.
Micz Flor
0:52:09–0:52:13
Das fand ich so gruselig. Ich hab das… Das gibt's auf YouTube,
0:52:13–0:52:18
glaub ich, musst du mal gucken. Bestimmt auch als Europa-Hörspiel-Kassette noch
0:52:18–0:52:21
aufgenommen. Das fand ich so unglaublich fesselnd.
0:52:22–0:52:27
Also das ist der, ähm, der Peter heißt der, glaube ich, mein Gott,
0:52:27–0:52:29
das ist aber auch schon wirklich lange her. Der ist ...
0:52:31–0:52:39
Der Sohn einer Witwe, der hat den niedrigsten Job, den man da so haben kann,
0:52:39–0:52:41
der ist Köhler, der Köhler Peter, glaube ich, heißt der.
0:52:41–0:52:49
Und der stellt Holzkohle her, im besten Fall zum Zeichnen oder einfach, also macht Holzkohle.
0:52:51–0:52:55
Und der hat dann nie Geld und die Mutter sagt, bleib immer auf dem rechten Weg,
0:52:55–0:52:56
mach keinen Quatsch und so.
0:52:56–0:53:01
Und der geht dann immer ins Gasthaus und da gibt es dann den einen Typen,
0:53:01–0:53:05
der so super tanzen kann, den einen dann, der immer so toll beim Glücksspiel
0:53:05–0:53:07
alles gewinnt und ich glaube natürlich auch noch einen Dritten,
0:53:07–0:53:08
der fällt mir aber gerade nicht ein.
0:53:09–0:53:13
Und um das Märchen kurz zu erzählen, kommt er eben an den Punkt,
0:53:13–0:53:18
wo er sich wünscht, dass er immer so viel Geld wie der Spielende in der Tasche
0:53:18–0:53:21
hat und dass er immer so gut tanzen kann wie der andere Tänzer.
0:53:22–0:53:25
Und der Holländer Michel nimmt ihm dann das Herz aus der Brust,
0:53:25–0:53:30
tut es in Glas und stellt ins Regal und in diesem Regal ist alles voll pumpender
0:53:30–0:53:34
Herzen und gibt ihm ein kaltes Herz, ein Stein in die Brust.
0:53:35–0:53:37
Und danach ist es wahr geworden.
0:53:38–0:53:40
Und er kämpft dann halt später, nachdem das alles schief geht,
0:53:40–0:53:43
weil er Glück im Spiel will auch noch haben.
0:53:43–0:53:47
Und dann hat er Glück im Spiel und spielt halt gegen den Typ,
0:53:47–0:53:48
der auch immer Glück im Spiel hat.
0:53:48–0:53:51
Und dann gewinnt er aber alles von dem. Und weil er aber gleichzeitig sich gewünscht
0:53:51–0:53:54
hat, immer so viel Geld in der Taschentaschen wie der andere auch,
0:53:54–0:53:58
hat er, nachdem er alles gewonnen hat, selber nichts mehr in der Tasche und
0:53:58–0:54:01
dann schimpft er sie an die Tür.
Florian Clauß
0:54:01–0:54:07
Es klingt wie so ein schlechter Programmierer, wo dann halt so zwei Sachen,
0:54:07–0:54:08
Rekursionen gegeneinander laufen.
Micz Flor
0:54:11–0:54:15
Ein Double Negative. Auf jeden Fall kämpft der,
0:54:15–0:54:20
dann gibt es noch so einen anderen Geist, das ist das kleine Glasbrenner-Männchen,
0:54:20–0:54:27
was dann irgendwie ihm zu Hilfe kommt und dann kann er sein Herz zurück bekommen.
0:54:28–0:54:31
Und zwischendrin ist er auch nochmal verheiratet und ein wirklich,
0:54:31–0:54:32
wirklich schlechter Ehemann.
Florian Clauß
0:54:33–0:54:36
Ja, das klingt so, als, ich meine, du erzählst es wahrscheinlich gerade aus
0:54:36–0:54:40
dem Gedächtnis, als du das letzte Mal vor 35 Jahren die Geschichte gehört hast.
Micz Flor
0:54:40–0:54:42
Ja, so in der Art, ja, sitzt tief.
Florian Clauß
0:54:42–0:54:44
Aber ich kann mich so dunkel dran erinnern.
Micz Flor
0:54:44–0:54:47
Ich verfolge, aber da muss ich jetzt gerade denken, weil da auch dieses Thema
0:54:47–0:54:51
ist, dass wenn dir das eine gegeben wird, das Herz wird rausgenommen,
0:54:51–0:54:54
das ist der Fuchs, ja, und dann geht der Fuchs seine Wege.
0:54:54–0:54:57
Und dann wird dir dieses Steinding rein und dann kannst du Geld verdienen,
0:54:57–0:54:58
Karriere haben, Rechnung.
0:54:58–0:55:03
Und dann später musst du dafür kämpfen oder es zulassen, dass dir der Stein
0:55:03–0:55:05
aus der Brust genommen wird und das Herz zurückgegeben wird,
0:55:05–0:55:09
was dieser Fuchs dann ist, im übertragenen Sinne, das Parallelsatz und dann
0:55:09–0:55:11
kommt sozusagen das Leben zurück.
Florian Clauß
0:55:14–0:55:15
Okay, noch eine?
Micz Flor
0:55:17–0:55:18
Schieß los!
Florian Clauß
0:55:21–0:55:27
Also, die ist nach dem Namen des Protagonisten benannt. Song Guang.
0:55:29–0:55:33
Song Guang aus der Provinz Zili war schon als Kind außergewöhnlich klug gewesen.
0:55:33–0:55:40
Als er 18 Jahre alt war, wohnte er im Westbau des Anwesens und studierte dort viele Schriften.
0:55:41–0:55:45
Die Familie war reich und mächtig und besaß viele Sklavenmädchen und Nebenfrauen,
0:55:45–0:55:47
aber die Eltern hielten ihn sehr streng.
0:55:49–0:55:53
Am siebten Tag des Monats schaute er mit dem Gedanken an die Geschichte vom
0:55:53–0:55:58
Hürten und der Weberin im Kopf zu den Sternen empor und träumte davon,
0:55:58–0:56:03
dass wenigstens in dieser Nacht ein Sklavenmädchen ihn einsam besuchen kam.
0:56:05–0:56:12
Kaum hatte er sich das in Gedanken bei ihm geregt, sah er hinter dem Türvorhang ein Mädchen stehen.
0:56:12–0:56:14
Als er sie anrief, antwortete sie nicht.
0:56:15–0:56:19
Wenig später aber trat sie langsam vor ihn hin, und als er sie anschaute,
0:56:19–0:56:23
stellte er fest, dass sie keines der Slavenmädchen des Hauses waren.
0:56:23–0:56:27
Er fragte sie nach ihrem Namen, und sie antwortete wang.
0:56:28–0:56:33
Als er fragte, wo sie wohnte, sagte sie, Wir sind eure Nachbarn auf der Westseite.
0:56:34–0:56:38
Morgens und abends kann ich dich hinaus und hineingehen sehen und liebe dich
0:56:38–0:56:40
deines Aussehens wegen.
0:56:41–0:56:46
Deshalb bin ich gekommen, um mich dir hinzugeben. So funktioniert das im chinesischen Bild.
0:56:47–0:56:53
Zhang freute sich und sie teilten sogleich das Lager und von nun an kamen sie jede Nacht.
0:56:54–0:56:58
Da ein Sklavenjunge bei Zhang wohnte, stachelte ihn Zhang an.
0:56:58–0:57:02
Es ist nicht gut, dass der Junge hier ist. Du könntest ihm befehlen,
0:57:02–0:57:05
weiter wegzuschlafen und erst zu kommen, wenn du ihn rufst.
0:57:06–0:57:09
Also wollte Zang den Sklavenjungen fortschicken, der aber sagte,
0:57:09–0:57:14
Jede Nacht höre ich eine zarte Frauenstimme aus eurem Bett und fürchte,
0:57:14–0:57:15
dass etwas dahinter steckt.
0:57:15–0:57:20
Der alte Herr hat mir befohlen, für euch zu sorgen und euch zu beschützen.
0:57:20–0:57:24
Darum wage ich, mich nicht zu entfernen.
0:57:25–0:57:28
Da konnte Zang nichts anderes machen und berichtete es dem Mädchen,
0:57:28–0:57:30
was der Sklavenjunge gesagt hätte.
0:57:30–0:57:34
»Schon gut«, bemerkte sie dazu, »er bringt sich nur selber in Schwierigkeiten.«.
0:57:35–0:57:40
Am selben Abend wurde der Sklavenjunge, ehe er fest eingeschlafen war,
0:57:40–0:57:44
von jemandem gepackt und gefesselt und im westlichen Garten an einem Baum gehangen.
0:57:45–0:57:48
Dort rief er verzweifelt nach seinem jungen Herrn um Hilfe.
0:57:48–0:57:53
Lachend sagt das Mädchen zu ihm, »Wenn du deine Schuld wirklich einsiehst und
0:57:53–0:57:56
dich fernhältst, soll dir vergeben werden.
0:57:56–0:58:01
Wenn du aber wagst, etwas auszuplaudern, sodass es der alte Herr erfährt,
0:58:01–0:58:04
wird dir doppelt und zu großes Leid geschehen.
0:58:05–0:58:10
Der Sklavenjunge versprach es, und sofort lösten sich die Fesseln,
0:58:10–0:58:11
und er stand wieder auf der Erde.
0:58:12–0:58:16
Nach gut einem Jahr wurde Zang allmählich mager und hinfällig.
0:58:17–0:58:21
Sein Vater befragte den Sklavenjunge, der versicherte, beim jungen Herrn sei
0:58:21–0:58:26
alles in Ordnung, seine Miene aber wurde derweil etwas verzagter.
0:58:27–0:58:31
Da wuchs das Misstrauen des Vaters, und er ging zur Studierstube des Sohnes,
0:58:31–0:58:34
um sich ein eigenes Bild zu verschaffen.
0:58:34–0:58:40
Als er zwischen den Bettvorhängen eine Frauenstimme hörte, stieg er ohne weiteres durchs Fenster.
0:58:40–0:58:45
Aber als er den Bettvorhang hochhob, war keine Frau dahinter,
0:58:45–0:58:50
nur ein goldener Harpfeil und eine Weißdornblüte lagen dort neben dem Kissen.
0:58:51–0:58:55
Der Vater bedachte, dass in ihrer Gegend kein Weißdorn wuchs,
0:58:55–0:59:00
deshalb glaubte er, die Blüte könne nur ein Dämon mitgebracht haben.
0:59:00–0:59:06
Und in seinem Zorn wollte er den Sohn durchprügeln, der jetzt notbedrungen die Wahrheit sagte.
0:59:07–0:59:11
Daraufhin ließ der Vater angesehene buddhistische und taoistische Mönche holen,
0:59:11–0:59:15
die Altäre errichteten und Beschwörungen vornahmen.
0:59:15–0:59:18
In der Nacht kam das Mädchen noch einmal und sagte weinend zu Tsang,
0:59:18–0:59:22
das Geheimnis ist offenbar geworden, ich bitte, mich verabschieden zu dürfen.
0:59:23–0:59:27
Auch Tsang war tief betrübt, als sie sich trennen mussten, fragte er,
0:59:27–0:59:28
werden wir uns wiedersehen?
0:59:29–0:59:36
In 20 Jahren sehen wir uns in Hau-Su", antwortete das Mädchen und von nun an kamen die nicht mehr.
0:59:36–0:59:40
Zhang heiratete dann Frau Chen, bestand die Prüfung als Doktor,
0:59:40–0:59:46
wurde zum Kreisvorsteher von Wuzhang und schließlich zum Gebietsvorsteher von Hau-Su befördert.
0:59:47–0:59:52
Als seine Frau starb, suchte sein Vater in der Heimat ein Fräulein Wang als
0:59:52–0:59:57
neue Frau für ihn aus und schickte ihn zu seinem Amtssitz in Haus Suh,
0:59:57–0:59:59
damit er sie dort heiratete.
1:00:00–1:00:04
Als er am Abend nach vollzogenen Riten zum ersten Mal das Gesicht der Neuen
1:00:04–1:00:09
sah, entdeckte er, dass sie aufs Haar der Mädchen Glich, das in seiner Studierstube
1:00:09–1:00:11
den Nächsten mit ihm geteilt hatte.
1:00:11–1:00:16
Und als er sie nach ihrem Alter fragte, ergab sie, dass sie eben 20 war.
1:00:17–1:00:20
Jemand sagte, sie ist ein Fuchsgeist und wurde aus Liebe wiedergeboren.
1:00:21–1:00:25
Doch als Tsang von der Vergangenheit sprach, konnte sie sich an nichts erinnern.
Micz Flor
1:00:28–1:00:32
Ich habe lange gewartet auf den Fuchs. Das war im letzten Satz jetzt drin.
1:00:33–1:00:36
Das Erste, was mir aufgefallen ist, aber vielleicht liegt es auch an diesem
1:00:36–1:00:41
Fuchsthema, ist, dass schon wieder irgendwie so ein Student oder so ein Junge,
1:00:41–1:00:43
so ein Mann quasi, die Hauptfigur spielt.
1:00:43–1:00:46
Und irgendwie hatte ich immer das Gefühl, vielleicht stimmt das auch nicht,
1:00:46–1:00:52
In Märchen, mit denen ich groß geworden bin, sind immer halt Mädchen oder Frauen.
1:00:57–1:00:59
Rotkäppchen, Rapunzel, Dornröschen, Schneeweißchen und Rosenrot,
1:00:59–1:01:03
Hänsel und Gretel, gibt es auch noch einen Händel. Aber irgendwie sind immer...
1:01:05–1:01:10
Man geht quasi mit den Mädchen mit, so in der Geschichte, als Identifikationsfigur.
1:01:12–1:01:16
Und hier ist es irgendwie fast komisch, weil es Märchen sind,
1:01:16–1:01:19
dass halt immer ein Junge anfängt. Der ist auch irgendwie immer ein bisschen
1:01:19–1:01:24
langweilig so und verführerisch aufregend ist das Weibliche,
1:01:24–1:01:26
die Frau, die dann jetzt dazukommt.
1:01:29–1:01:34
Und da denke ich dann wieder so ein bisschen an das, was jetzt bei den drei
1:01:34–1:01:36
chinesischen Filmen war,
1:01:36–1:01:41
diese Idee, das alles einfach auf so eine intrapsychische Bühne zu stellen,
1:01:41–1:01:45
wenn man alle Charaktere aufstellt in diesem Jungen so und dann ist diese Frau
1:01:45–1:01:52
immer zwanzig und dann ist das vielleicht irgendwie so sinnbildlich für auch das männliche Alter,
1:01:52–1:01:57
so um die 20, wo du halt quasi so voll im Saft bist und wo du eben dich ganz
1:01:57–1:02:03
tief hingeben möchtest und die die Frau begehrt so, also dass das quasi die
1:02:03–1:02:06
Zeit ist, in der du dafür ganz bereit bist.
1:02:07–1:02:10
Und das wird dir dann ausgetrieben und dann musst du wieder arbeiten,
1:02:10–1:02:11
dann bist du weg und dann später erinnerst du dich dran.
1:02:12–1:02:15
Und diese Frau wird dann aber natürlich in gewisser Weise egal,
1:02:15–1:02:22
weil die ist ja auch immer 20, weil die ja auf seiner intrapsychischen Bühne ist die halt diese Frau.
1:02:22–1:02:26
Also die ist quasi das kleine Alpha, ist es glaube ich, bei Lacan,
1:02:26–1:02:29
also dieser nicht Trieb, sondern dieses Ziel.
Florian Clauß
1:02:29–1:02:35
Ja, das kleine Alpha. Aber ja, sehr gute Beobachtung, das wollte ich nämlich
1:02:35–1:02:36
genau so ein bisschen darauf hinaus.
1:02:36–1:02:40
Aber wenn du nochmal auf so einer Metaebene guckst, was könnte,
1:02:40–1:02:43
also genau das, was du gesagt hast, innerhalb der Geschichte beschrieben hast,
1:02:43–1:02:47
ja, was könnte die Metaerzählung davon sein oder warum gibt es diese Geschichten?
1:02:48–1:02:50
Hast du da vielleicht noch eine Idee?
Micz Flor
1:02:51–1:02:54
Ja, es hat sowas jetzt, da bin ich wieder bei Freud, sowas Über-Ich-mäßiges.
1:02:55–1:02:58
Die Gesellschaft muss das halt alles eindämmen. Also wenn jetzt irgendwie die
1:02:58–1:03:01
ganze Zeit nur, ich wusste jetzt auch nicht, ob das ein Übersetzungsfehler ist
1:03:01–1:03:06
oder nicht, oder eine Übersetzung, kam sie halt jede Nacht. Das ist ja auch sehr sexuell, oder?
Florian Clauß
1:03:06–1:03:10
Ja, die sind sehr explizit, die chinesischen Mädchen. Also sie kamen wirklich
1:03:10–1:03:12
jede Nacht? Ja, ja, ja. Auch er.
Micz Flor
1:03:12–1:03:17
Auch er kam jede Nacht. Und wenn man das halt so sein Leben lang vor sich hinvögelt,
1:03:17–1:03:18
dann kommt irgendwie auch nichts zu Potte.
1:03:19–1:03:23
Irgendwie Familie gründen, ernst nehmen, eben Vater werden, was ja auch in dem
1:03:23–1:03:25
einen Film ein Thema war.
1:03:26–1:03:30
Und dann muss man halt irgendwie die etablierten Religionen heranziehen,
1:03:30–1:03:34
die das alles irgendwie beschwerten und eindämmen können, damit man in seine
1:03:34–1:03:38
gesellschaftlich verpflichtete Produktivität kommt. So würde ich das dann nennen.
Florian Clauß
1:03:38–1:03:43
Ja, ich habe das nur so in so einer Seitennotiz irgendwo auf Wikipedia gelesen,
1:03:43–1:03:50
aber ich fand das total passend aus so einer Meta-Betrachtung im Sinne von,
1:03:50–1:03:52
wie entstehen diese Geschichten, Also wie Medien.
1:03:54–1:03:58
Und es ist tatsächlich so, dass diese Seitennotiz spekuliert hat,
1:03:58–1:04:04
ich weiß nicht, wie das jetzt müssen wir belegen, dass dann viele Studenten,
1:04:04–1:04:07
also wenn man jetzt die chinesische, taoistische Ausbildung,
1:04:07–1:04:12
die konfuzianische Ausbildung, nicht die taoistische, sondern die konfuzianische Ausbildung,
1:04:12–1:04:16
die ist sehr, sehr streng und die ist auch sehr alt schon in China,
1:04:16–1:04:21
die wird immer nach den gleichen Riten dann durchgezogen und die müssen unglaublich
1:04:21–1:04:25
viel auswendig lernen, die müssen unglaublich viel auch Schriftzeichen kennen
1:04:25–1:04:29
und sind wirklich so als junge Gelehrte in so einem Käfig drin,
1:04:29–1:04:30
wo sie nur lernen müssen.
1:04:30–1:04:35
Und das ist halt genau aus diesem, wie er selber dann halt, er muss dann halt
1:04:35–1:04:39
lernen und dass da auch diese Geschichten gekommen sind.
1:04:39–1:04:45
Das heißt, wenn dann die Studenten den Konf Wuzios Sachen dann gelernt haben,
1:04:45–1:04:49
dann irgendwann am Rand dann angefangen haben, so Fuchsgeister-Geschichten mit
1:04:49–1:04:52
ganz viel Sex zu schreiben, um sich halt abzulenken.
1:04:53–1:04:55
Und dass die so tradiert sind und so entstanden sind.
1:04:55–1:05:00
Und deswegen ist es immer diese Konstellation, weil halt natürlich die Schriftgelehrten,
1:05:00–1:05:04
die halt diese auch aufschrieben, die dann auch meistens eben so Konfuzianer
1:05:04–1:05:10
waren oder Konfuzius, das waren natürlich die Studenten, die jungen Studenten.
1:05:10–1:05:14
Das ist halt so ein bisschen wie im Namen der Rose dieses Verbot des Lachens.
1:05:15–1:05:20
Dann wird halt das Buch vergiftet, ja. Das ist dann Das fand ich so ganz einleuchtend,
1:05:20–1:05:25
weil ich ständig dann auch von diesen Märchen immer ein junger Student und dann
1:05:25–1:05:29
kam eine junge Wuchsgeistin und das ist wahrscheinlich so die kleine Pause beim Studieren.
Micz Flor
1:05:30–1:05:33
Das heißt, du liest mir gerade eine Reihe von ...
1:05:35–1:05:37
Alten chinesischen Wichs-Vorlagen vor.
Florian Clauß
1:05:38–1:05:42
Ja, also wenn man es so interpretieren will. Aber es gibt noch einen anderen Aspekt,
1:05:42–1:05:47
der ganz zentral ist für die Fuchsgeister,
1:05:47–1:05:51
der so ein bisschen hier angedeutet wurde, der auch, also wo dann quasi der
1:05:51–1:05:54
Vater überhaupt so ein bisschen hellhörig wird, dass irgendwas nicht stimmt,
1:05:54–1:05:57
nämlich dass er immer so ausgelaugter wird.
1:05:58–1:06:02
Und das ist so die Eigenschaft von Fuchsgeistern, Eine Haupteigenschaft ist,
1:06:02–1:06:11
dass sie Lebenselixierenergien absaugen können und das häufig auch bei Krankheiten
1:06:11–1:06:16
dann immer vom Fuchs besessen oder so was, also Schwindsucht oder so alte Krankheiten
1:06:16–1:06:17
wurden dann halt auch als Fuchsgeisterkrankheiten interpretiert.
1:06:19–1:06:23
Aber dieses Aussaugen, Energie wegsaugen, das kann dann halt über den Arten,
1:06:23–1:06:26
über den Samen, das kann alles möglich oder über irgendwas.
1:06:27–1:06:31
Also so ist auch die Idee von Fuchsgassen, dass sie zur Unsterblichkeit kommen,
1:06:31–1:06:36
also so ein bisschen dieses, aber man ist dann nicht so stark in dieser Abhängigkeit drin.
1:06:36–1:06:40
Man kann auch aussteigen, ja, dann erholt man sich.
1:06:40–1:06:48
Ja, also es ist schon nicht so festgelegt, sondern es gibt dann halt auch entsprechend
1:06:48–1:06:52
Auswege aus dieser Verbindung dann.
1:06:53–1:06:58
Das wollte ich nochmal so unterstreichen, weil das kommt ganz oft vor in diesen
1:06:58–1:06:58
Wuchsgeistergeschichten.
Micz Flor
1:07:00–1:07:03
Ja, interessant. Jetzt hätte ich Lust, den dunklen Kristall zu sehen.
1:07:03–1:07:07
Das ist ja auch dieses Aussagen so. Wie hießen die noch? Nicht die Kretze, aber die Zeksekre?
Florian Clauß
1:07:09–1:07:11
Ja, ich weiß es nicht mehr. Ich weiß es nicht mehr.
1:07:14–1:07:17
Also ich hätte jetzt noch eine Liebesgeschichte mit dem Fuchsgeist.
1:07:17–1:07:19
Die Unsterbliche auf dem Lanzuberg.
1:07:20–1:07:25
Auf dem Lanzuberg im Kreis Hujil gibt es ein taoistisches Kloster,
1:07:25–1:07:27
das den Namen Orchideenpavillon trägt.
1:07:28–1:07:33
Dort wohnt die Unsterbliche aus dem Norden. Die Unsterbliche aus dem Norden ist ein Fuchsgeist.
1:07:33–1:07:38
Ehe dem hielt sich ein Kaufmann namens Chen, der aus Hujil stammte,
1:07:38–1:07:40
besuchsweise in Chu auf.
1:07:41–1:07:46
Er büßte all sein Vermögen ein und wurde so arm, dass er seinen Unterhalt nicht
1:07:46–1:07:48
mehr bestreiten konnte, überdies war er krank.
1:07:49–1:07:53
Als Wohnung diente ihm ein verfallener Tempel. Eines Nachts kam ein schönes
1:07:53–1:08:00
junges Mädchen zu ihm, das glänzende Kleider trug, die ganz aus leuchtenden Perlen gemacht waren.
1:08:01–1:08:05
Als Chen sich erschrocken aufsetzte, streifte sie ein Armring vom Handgelenk,
1:08:05–1:08:08
den sie ihm mit den Worten reichte.
1:08:08–1:08:13
Ich weiß, dass du Mangel leidest, darum komme ich, um dir das alles zu schenken.",
1:08:14–1:08:16
Mit diesen Worten ging sie davon.
1:08:16–1:08:20
Am nächsten Tag kam sie wieder und so hielt es dann mehrere Monate lang.
1:08:20–1:08:25
Sie harmonierten auf Kissen und Matte, auch eine andere Beschreibung für jede
1:08:25–1:08:30
Nacht kommen, und ihre Zugeleidigung wuchs von Tag zu Tag.
1:08:30–1:08:36
Mit Hilfe des goldenen Armreifens kam Chen zu Geld und nahm sein altes Gewerbe wieder auf.
1:08:37–1:08:40
Ließ ein Haus bauen und führte ihm die Wirtschaft.
1:08:41–1:08:45
Was sie ihm Tag für Tag an Gold, Silber und Kostbarkeiten zukommen ließ,
1:08:45–1:08:46
ging in die Zehntausende.
1:08:48–1:08:52
Nachdem so mehrere Jahre vergangen waren, bekam Chen plötzlich einen Brief seinen
1:08:52–1:08:58
Angehörigen, das in ihm erwachte den Wunsch, in seiner Heimat den großen Herrn zu spielen.
1:08:58–1:09:02
Er hatte aber den Verdacht, das Mädchen müsse ein Geist sein,
1:09:02–1:09:06
darum wartete er ab, bis sie eines Tages nicht mehr zu Hause war,
1:09:06–1:09:10
dann rief er hunderte Träger und Diener zusammen, die schwer beladen in einem
1:09:10–1:09:13
langen Zug mit ihm davon gingen.
1:09:13–1:09:16
Als das Mädchen zurückkam und das Haus leer ausgeräumt fand,
1:09:16–1:09:19
eilte sie Chen hinterher an den Fluss.
1:09:20–1:09:25
Doch als sie ankamen, hatten Chens Leute schon unter Rufen und Gesang die Segel
1:09:25–1:09:29
gehisst. Da stand sie bitterlich weinend am Ufer und konnte nicht folgen.
1:09:29–1:09:32
In die Heimat zurückgekehrt lebte Chen als reicher Mann.
1:09:33–1:09:38
Zehn Jahre später erschien das Mädchen bei ihm, rief ihn an und sprach,
1:09:38–1:09:38
»Ich bin ein Fuchsgeist.
1:09:39–1:09:42
Tausend Jahre lang hatte ich im Verborgenen gute Taten getan,
1:09:42–1:09:46
ehe mein Name in die Liste der Unsterblichen aufgenommen wurde.
1:09:46–1:09:49
Für deine Untreue habe ich dich beim Himmelskaiser verklagt.
1:09:51–1:09:56
Er hat dem Flussgeist befohlen, mir sein Strafmanifest zu übergeben und mich
1:09:56–1:09:59
hierher zu bringen. Jetzt musst du sterben.
1:10:00–1:10:04
Von nun an wirbelten Messer durch die Luft und Flammen züngelten auf,
1:10:04–1:10:07
sodass Chens Familie keine ruhige Stunde mehr hatte.
1:10:08–1:10:13
Hatte einen so chinesischen Kung-Fu-Film im Kopf. Sie versuchten hundert Mittel,
1:10:13–1:10:15
um mit dem Spuk abzuhelfen, aber vergeblich.
1:10:16–1:10:22
Da sprach das Mädchen eines Tages seufzend aus der Luft, nur weil ich dich einst
1:10:22–1:10:25
geliebt habe, ist es so weit gekommen.
1:10:25–1:10:30
Wenn ich dich umbringe, werden wohl alle, die ein Herz in der Brust haben, mich verlachen.
1:10:31–1:10:36
Wenn deine Familie mir ein großes Opfer bringt und einen berühmten Berg aussucht,
1:10:36–1:10:39
wo ich in Ruhe leben kann, will ich von meiner Rache ablassen.
1:10:40–1:10:45
Damals gab es auf dem Lansuberg einen Daoisten, der ein großer Magier war.
1:10:45–1:10:50
Er richtete ein Opfer aus, das 49 Tage wehrte, und fragte das Mädchen,
1:10:50–1:10:53
willst du nicht bei mir auf dem Landsuberg wohnen.
1:10:53–1:10:58
Sehr gerne, erwiderte sie, aber ich muss 500 Jahre dort wohnen,
1:10:58–1:10:59
ehe ich wieder fortgehe.
1:10:59–1:11:04
Von nun an spuckte es nicht mehr bei Jens. Heute gehört das Kloster der Familie
1:11:04–1:11:10
Lu und die Lu´s ließen dem Mädchen ein schönes Standbild errichten und an bestimmten
1:11:10–1:11:15
Tagen im Jahr kommt das Mädchen bei Nacht hervor, um sich mit den Leuten zu unterhalten.
1:11:18–1:11:21
Das ist eine ganz andere Dimension.
1:11:23–1:11:27
Da geht es um diese Unsterblichkeit und da gibt es auch nochmal die Geschichte,
1:11:27–1:11:32
die uns auf diese japanische Version der Füchse führt.
1:11:33–1:11:38
Es gibt verschiedene Darstellungsformen von Fuchsgeistern mit unterschiedlichen
1:11:38–1:11:39
Anzahlen von Schwänzen.
1:11:40–1:11:44
Also das heißt, es gibt den neunschwänzigen Fuchsgeist, der weiß ist,
1:11:44–1:11:46
dass es zu das Höchste was geht.
1:11:47–1:11:52
Das ist so die größte Ausbaustufe bei Pokémon. Das ist nämlich ein tausendjähriger
1:11:52–1:11:53
alter Fuchs, Fuchsfrau, Fuchsgeist.
1:11:56–1:12:01
Nämlich alle 100 Jahre ist der Fuchsgeist in der Lage, den Schwanz zu spalten.
1:12:01–1:12:08
Wenn er dann neun Schwänze hat, dann ist er schon über 900 Jahre,
1:12:08–1:12:16
also 1000 Jahre und das kommt dann auch wieder so in diese Unsterblichkeitsriege rein.
1:12:16–1:12:22
Lass uns mal unsere Folge von ChatsGPT zusammenfassen, nämlich die Frage,
1:12:25–1:12:28
Was eigentlich die Eigenschaften sind von Fuchsgeistern, was sagt uns da der
1:12:28–1:12:36
zusammenfassend, zu Ende, wir recapten, sagt dann Chachibiti, also was können die?
1:12:37–1:12:39
Gestaltswandeln, Hakenhinter, haben wir festgestellt, ne?
Micz Flor
1:12:39–1:12:39
Ja.
Florian Clauß
1:12:42–1:12:46
Okay, dann übernatürliche Fähigkeiten, also Fuchsgeister besitzen oft übernatürliche
1:12:46–1:12:50
Fähigkeiten wie Telepathie, Telekinese, Illusion und Heilung haben wir auch,
1:12:50–1:12:52
Intelligenz und Weisheit, mehrfach festgestellt.
1:12:54–1:13:00
Trickreichheit haben wir auch. Schutz und Glück, gerade in der letzten, und in der anderen auch.
1:13:01–1:13:04
Lust und Betrug haben wir auch. Und die Unsterblichkeit.
Micz Flor
1:13:05–1:13:06
Haben wir auch.
Florian Clauß
1:13:06–1:13:12
Jetzt haben wir eigentlich alle Eigenschaften von Wuchsgeistern laut Chachibity sieben Haken gemacht.
Micz Flor
1:13:12–1:13:15
Ich wollte gerade sagen, ich meine, warum denkst du, dass Chachibity,
1:13:15–1:13:18
die haben ja die gleichen Geschichten gelesen wahrscheinlich.
Florian Clauß
1:13:18–1:13:21
Ja, klar, der hat ja alles. Der Kollege.
Micz Flor
1:13:21–1:13:24
Also bei der Geschichte jetzt fand ich es irgendwie interessant,
1:13:24–1:13:33
dass zum ersten Mal die Frau so richtig zu Wort kam und ihre Bedürfnisse kundtun
1:13:33–1:13:38
durfte und eine gewisse Macht hatte und dann auch eben selber mal aggressiv
1:13:38–1:13:40
in die Welt eingegriffen hat.
1:13:40–1:13:43
Das war ja vorher nicht so der Fall. Vorher war alles so ein bisschen mystisch,
1:13:43–1:13:46
dass ja selbst bei der einen Geschichte, Und ich klabere jetzt,
1:13:46–1:13:49
ob der Fuchs mit dem Feuerball männlich oder weiblich ist.
1:13:49–1:13:55
Man weiß gar nicht, warum der jetzt dann so weggeht. Und jetzt bei der letzten Geschichte.
1:13:55–1:14:01
Und das erinnert mich interessanterweise so an diesen Remake von Solaris von, wie hieß der nochmal?
Florian Clauß
1:14:01–1:14:01
Söderberg.
Micz Flor
1:14:01–1:14:04
Ja genau, Söderberg. Der hat ja den Solaris nochmal geremaked.
Florian Clauß
1:14:06–1:14:12
Mit dem Rollkoffer, als er mit dem Rollkoffer ins Raumschiff so fährt. Taktaktak.
Micz Flor
1:14:12–1:14:17
Ja, aber es ist ja bei der, die weibliche Hauptrolle, muss man schon sagen,
1:14:17–1:14:21
die hat ja in dem, in der Original, Tarkowski ist das, ne?
1:14:22–1:14:25
Tarkowski, ja. Da hat die ja keine Stimme wirklich, sondern die ist einfach
1:14:25–1:14:28
nur das, was so verrückt macht und was man so loswerden muss,
1:14:28–1:14:29
man weiß gar nicht genau warum.
Florian Clauß
1:14:29–1:14:30
Ja, es gibt keinen Dialog so richtig, ne?
Micz Flor
1:14:30–1:14:34
Und in Solaris beginnt die ja, da sind wir sogar wieder bei Chet Gpt,
1:14:34–1:14:36
die beginnt da Das wäre ja so eine Art Selbst...
1:14:36–1:14:40
Wissen um sich selbst wissen und so Fragen an ihre eigene Geschichte
1:14:40–1:14:42
und wo komme ich eigentlich her so so eine So ein
1:14:42–1:14:45
Gefühl dass sie eine Amnesie hätte oder so zu entwickeln ja und
1:14:45–1:14:49
und da wird das dann auch mal alles viel gruseliger Was hat ein solares passiert
1:14:49–1:14:53
ansonsten vielleicht insgesamt nicht so toll aber das ist mir jetzt bei der
1:14:53–1:14:58
Geschichte eingefallen wo auf einmal die Füchse da ja wirklich sich äußert ja
1:14:58–1:15:04
Konflikte hat die auch kommuniziert und die halt einfach eine Agentenrolle bekommt, die tut was.
Florian Clauß
1:15:04–1:15:08
Ja, sie will, also das ist halt so, um die Unsterblichkeit erlangen zu können,
1:15:08–1:15:14
dass als Fuchsgeist, wie auch immer, wird dann vorausgesetzt,
1:15:14–1:15:18
dass du halt viele guten Taten machst und dass du auch viel so mit Disziplin
1:15:18–1:15:22
und Gelehrsamkeit dann auch dahin kommst. Das ist so das Versprechen.
1:15:23–1:15:28
Und das wird ja alles zerstört von dem Typen, der dann ihren Reichtum ausnutzt
1:15:28–1:15:32
ausnutzt und sie dann in so eine Emotionalität kommt. Und das ist,
1:15:32–1:15:33
glaube ich, nochmal dieser Aspekt.
1:15:34–1:15:37
Also das finde ich gut, dass du das jetzt nochmal so erwähnst,
1:15:37–1:15:45
weil es geht natürlich ganz viel auch bei den Fuchsgeistern um diese Emotionalität,
1:15:45–1:15:53
die dann eben auch so unkontrolliert, dadurch, dass die auch so Fähigkeiten
1:15:53–1:15:56
magisch haben, hochsteigen kann und sie dann auch eben Schaden anrichten kann.
1:15:57–1:16:00
Also sie kann, also es wird jetzt in diesen Geschichten nicht sehr viel ausgebreitet,
1:16:00–1:16:05
aber es gibt unglaublich unzählig viele popkulturelle Adaptionen,
1:16:05–1:16:09
wo dann Fuchsgeister und so weiter drin vorkommen, in Animes,
1:16:09–1:16:11
in Spielen und so weiter.
Micz Flor
1:16:11–1:16:15
Das wäre auch nochmal so eine Frage, wie ist das denn so in Korea, Südkorea?
1:16:15–1:16:18
Also ich könnte mir so vorstellen, dass so ein Fuchsgeister Metapher auch ganz
1:16:18–1:16:21
gut in so K-Pop Charaktere von so Bands reingeschrieben wird.
Florian Clauß
1:16:21–1:16:24
Ja, das ist auch überall klar. Natürlich, das kommt da auch.
1:16:24–1:16:27
Also wie gesagt, in Korea ist es auch verbreitet.
1:16:27–1:16:37
In Japan haben Fuchsgeister, die sind auch als Götter, als Beschützer von Reis,
1:16:37–1:16:41
also Reis wird ja auch so ähnliche Eigenschaften wie Weisheit,
1:16:41–1:16:42
Intelligenz, Sexualität nachgesagt.
1:16:47–1:16:54
Und dass viele Shinto-Schreins in Japan. Ich glaube über ein Drittel sind den Fuchsgeistern.
1:16:56–1:17:04
Es hat in diesem Götzenraum noch mehr Präsenz als in China zum Beispiel,
1:17:04–1:17:07
weil die tatsächlich Tempel und Schreine haben.
1:17:08–1:17:14
Und auch in der Popkultur in Korea und Japan findest du überall dann auch diese
1:17:14–1:17:15
Motive in verschiedenen Ausprägungen.
1:17:16–1:17:20
Aber ich glaube, das war jetzt auch nochmal so was mir dann zu den eigentlichen
1:17:20–1:17:21
Momenten bewusst wurde,
1:17:21–1:17:27
was ich auch am Anfang gesagt habe, dass das so eine Ära von 2500 Jahren,
1:17:27–1:17:33
da hast du eine ständige Motivgestaltwandlung.
Micz Flor
1:17:35–1:17:37
Aber das ist ja auch, das finde ich ja schon auch irgendwie spannend,
1:17:37–1:17:41
dass du da eine Sammlung von Geschichten genommen und bei der Geschichte jetzt
1:17:41–1:17:47
zum Beispiel war auch die einzige Geschichte, wo der Fuchs nicht unverändert
1:17:47–1:17:48
aus der Geschichte hervorging.
1:17:48–1:17:51
Die hat sich ja auch verändert dann und dann hat sie die Veränderung,
1:17:51–1:17:54
die sie dann hatte, sie war unsterblich und dann musste sie diesen Scheiß da
1:17:54–1:17:57
irgendwie noch durchziehen und hat dann einen Kompromiss gesucht.
1:17:57–1:18:01
Also bei der anderen Geschichte nimmt er halt den Feuerball wieder weg oder
1:18:01–1:18:03
die Frau war immer noch 20 Jahre alt oder so.
1:18:03–1:18:07
Also die Füchse sind da immer unverändert aus der Geschichte hervorgegangen
1:18:07–1:18:15
und bei der jetzt war es so, dass wirklich eine Charakterentwicklung stattgefunden hat auch.
1:18:15–1:18:19
Das fand ich noch mal so ganz spannend. Aber natürlich glaube ich,
1:18:19–1:18:22
wie du sagst, der Fuchs ist ja auch, wir haben ja auch Fuchsgeschichten.
1:18:25–1:18:27
Also Fuchsgeschichten gibt es, also Füchse gibt es halt einfach auch überall.
1:18:27–1:18:35
Das ist so ein bisschen, wo ich denke, dass es gibt so andere Fabelwesen,
1:18:35–1:18:38
die was ähnliches haben.
1:18:38–1:18:41
Ich musste vorhin so ein bisschen an die Feen oder die Pixies denken.
1:18:42–1:18:45
Und da ist es dann auch so, wo man nie genau weiß, wo man dran ist.
1:18:45–1:18:50
Und dann gibt es da aber so Kartografien, die Fee in den Irland sind anders als in Wales und sowas.
1:18:51–1:18:55
Das ist dann so ein bisschen diese Kartografie, die du auf die Füchse legen
1:18:55–1:18:58
könntest. Ja, diese sieben Punkte vielleicht. Ja.
1:18:58–1:19:02
Aber insgesamt ist es natürlich so, dass der Fuchs...
1:19:06–1:19:13
Überall ist. Und natürlich wird über die Tiere und Tiergeister,
1:19:13–1:19:19
Animismus wird halt auch dann irgendwie die Natur belebt und dann kriegt es also eine Bedeutung.
1:19:19–1:19:22
Dann hat der Fuchs natürlich ganz viel vor dem Hintergrund der jeweiligen Kultur.
1:19:22–1:19:26
Also es verwundert mich nicht, dass es so vielfältig ist.
1:19:26–1:19:29
Aber ich habe fast das Gefühl, dass das Vielfältige auch erklärt werden könnte
1:19:29–1:19:33
durch unterschiedliche Herkunft, die sich dann später vermengt hat.
1:19:33–1:19:40
Wie zum Beispiel das Bild des Drachen in Europa, also Siegfried Drache und das
1:19:40–1:19:43
Bild des asiatischen Drachen, wo der Karpfen irgendwie, wenn er es schafft,
1:19:43–1:19:47
den Fluss hoch zu schwimmen wird, zum Drachen oder so. Und das ist ein Fuchur
1:19:47–1:19:48
Drache versus Siegfried.
1:19:50–1:19:56
Da hat man auch einen Drachen, der hat viel Ähnlichkeit, aber gleichzeitig ist
1:19:56–1:19:59
es ganz, also man weiß nicht, wo es herkommt, und trotzdem spürt man,
1:19:59–1:20:00
es hat einen ähnlichen Hintergrund.
Florian Clauß
1:20:02–1:20:06
So der Leviathan und einfach diese anderen Drachenformen, das stimmt.
1:20:07–1:20:13
Also ich glaube, ich habe es explizit nicht gesagt, aber so eine prägende Eigenschaft
1:20:13–1:20:18
ist auch, dann eben so Menschengestalt überhaupt annehmen zu können.
1:20:18–1:20:22
Das weiß ich nicht, ob es jetzt den europäischen Fuchsen, der europäischen Mythologie,
1:20:22–1:20:29
ob es da so vergleichbare Geschichten gibt, dass auch Füchse dann Mensch gestaltet
1:20:29–1:20:30
oder Halbmensch Gestalt.
1:20:30–1:20:34
Im japanischen Raum ist es zum Beispiel, das hat dann wieder sowas,
1:20:34–1:20:41
was sexuelles konnotiert ist, das zum Beispiel, wenn sich dann ein Fuchsgeist
1:20:41–1:20:43
in einen Menschen verwandelt,
1:21:00–1:21:04
kriegt Das gibt es auch in der Ikonographie von solchen Sachen.
Micz Flor
1:21:06–1:21:08
Können wir in diesen Garten reingehen? Den kenne ich gar nicht.
Florian Clauß
1:21:08–1:21:10
Den kenne ich auch nicht. Kommen wir da rein?
Micz Flor
1:21:10–1:21:12
Mach mal ein Foto, den möchte ich auf unserer Webseite.
Florian Clauß
1:21:12–1:21:14
Sehr gerne. Ja, Mitch,
1:21:20–1:21:24
also soweit meine kleine Exkursion ins Reich der Märchen. Und wie gesagt,
1:21:24–1:21:28
vielleicht finden wir nochmal eine Gelegenheit mehr.
Micz Flor
1:21:30–1:21:33
Aber das können wir doch abschließend nochmal besprechen. Ich finde das Thema
1:21:33–1:21:35
Märchen ist natürlich ganz toll. Wir sind ja ein Filmpodcast.
1:21:37–1:21:42
Ich finde das Thema Märchen wirklich interessant genug, als dass man versuchen
1:21:42–1:21:45
könnte, das mal in eine Serie zu bringen.
1:21:47–1:21:53
Und das, was wir heute gemacht haben, ist dir vertraut, war mir aber sehr fremd.
Florian Clauß
1:21:53–1:21:54
Ja, aber so...
Micz Flor
1:21:54–1:22:00
Das ist ja auch eine spannende Ausgangssituation, wenn wir spazieren gehen und
1:22:00–1:22:05
du berichtest und ich muss dann irgendwie so assoziieren, das finde ich auch spannend.
1:22:07–1:22:13
Wenn wir jetzt weiter mit Märchen arbeiten, kann es aber auch sein,
1:22:13–1:22:18
keine Ahnung, wir sind Filmpodcast, ich finde ja, die DEFA-Märchenfilme,
1:22:18–1:22:23
weiß ich nicht viel drüber, aber da würde ich, die habe ich alle jetzt mit meiner
1:22:23–1:22:25
Tochter geguckt gehabt und die hat die total verschlungen.
1:22:28–1:22:30
Weiß nicht, ob sowas auch interessant wäre?
Florian Clauß
1:22:30–1:22:34
Also ich meine, du hast es ja schon mal, du hast eine Folge zu Encanto gemacht,
1:22:34–1:22:40
was das ja auch diese Form von Charaktere dann wieder auf ihre psychologischen
1:22:40–1:22:47
transgenerationalen Traumata dann zurück entschlüsselt, fand ich auch.
1:22:47–1:22:52
Also wenn man so quasi so eine, also was du sagst, so eine Assoziation dann
1:22:52–1:22:56
durchspielt, vielleicht auch beide mit wenigen Vorkenntnissen oder so,
1:22:56–1:23:01
Da mal so einsteigen, gucken wir mal, wie sich das so ausprägen kann.
Micz Flor
1:23:02–1:23:08
Also, dann machen wir mindestens drei Folgen, du noch eine und ich auch eine.
Florian Clauß
1:23:08–1:23:11
Immer wenn du eine Stromgitarren-Folge machst, mache ich eine mehr.
Micz Flor
1:23:12–1:23:13
Okay, kann man auch machen, sehr gut.
Florian Clauß
1:23:15–1:23:24
Nein, wir schauen, ja. Okay, also das war jetzt meine Geschichte für heute. Ich bedanke mich.
Micz Flor
1:23:24–1:23:27
Nicht eine Geschichte deine, du hast neun Geschichten gemacht.
1:23:27–1:23:29
Du bist quasi tausend Jahre alt und unsinkbar.
1:23:29–1:23:36
Unsinkbar? Ja, also du bist ja nicht unsterblich, aber ich weiß nicht genau,
1:23:36–1:23:41
was du dann begrüßen kannst. Unthinkable. Unthinkable, ja, genau.
1:23:42–1:23:48
What are you thinking about? Das meintest du. Ja. Vielen Dank, Flo.
1:23:48–1:23:54
Ich finde das eine ganz tolle Folge, aber auch ein ganz toller Leuchtturm,
1:23:54–1:23:57
den du dir jetzt so hingestellt hast in unser Feld von Episodenthemen.
1:24:00–1:24:05
Ich glaube, da werden wir noch viel Spaß mit haben, weil auch unser Podcast ist sehr unsterblich.
1:24:07–1:24:10
Und jetzt sind wir schon bald bei Folge 25.
Florian Clauß
1:24:12–1:24:16
Und ich wollte schon vor ungefähr vier Monaten sagen, dass wir bald das Jahr durch haben.
1:24:18–1:24:21
Aber wir haben es immer noch nicht durch. Wir werden bald dahin kommen.
1:24:22–1:24:27
Und dann, ja, dann haben wir da auf jeden Fall ein Wort für unser Einjähriges.
1:24:30–1:24:33
Also, macht's gut, vielen Dank, wie gesagt, alles nochmal nachzulesen,
1:24:33–1:24:39
nachzuhören auf eigentlich-podcast.de und wir hören uns dann in 14 Tagen. Bis dann.
Micz Flor
1:24:39–1:24:40
Tschüss!

Mehr