"Biologisch betrachtet, verschafft aber die Mutterschaft, bezie­hungsweise die Fähigkeit zu ihr, der Frau eine ganz unbestreit­bare und nicht geringe physiologische Überlegenheit." Karen Horney 1926

Was passiert, wenn das Wolfmädchen namens *Rotkäppchen* das Über-Ich in Form der Großmutter schluckt? Das erfahrt ihr in dieser Episode, deren Ausgangspunkt Erich Fromms Interpretation des Märchens ist. Fromms Deutung gibt uns die Möglichkeit auch Karen Horney, der Neopsychoanalyse und dem Gebärmutterneid Raum zu geben. Diese Episode bezieht sich auf Erich Fromms Buch "Märchen, Mythen, Träume", das wir in Folge 33 vorstellen und in dem es unter anderem darum geht, das verlorene Verständnis für die symbolische Sprache in Mythen, Märchen und Traumdeutung wiederzuentdecken. Fromm bezeichnet diese als die einzige universale Sprache der Menschheit und vergleicht auch Traumdeutungstheorien von Freud und Jung. Doch entsteht während unseres Spaziergangs eine eigene Interpretation, in der wir Mädchen und Wolf als ein und dieselbe Person betrachten. Ein Schelm wer monströses dabei denkt.

Mitwirkende

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Micz Flor
Erzähler
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Florian Clauß

Transcript

Florian Clauß
0:00:04–0:00:04
Läuft.
Micz Flor
0:00:04–0:00:07
Warte mal, wir klatschen, wir brauchen ein bisschen Vorlauf.
0:00:15–0:00:20
Ich schneide immer den Klatscher auf. Oder nicht den Klatscher immer,
0:00:20–0:00:21
manchmal schneide ich auf.
0:00:21–0:00:25
Sag mal, gibt es eigentlich irgendjemand, der dir beim Jingle mal irgendwie
0:00:25–0:00:31
die Frage gestellt hat, Ob da wirklich immer eine Hübschraube über uns drüber fliegt?
Florian Clauß
0:00:31–0:00:35
Nee. Hat keiner bisher.
Micz Flor
0:00:36–0:00:41
Gut, also jetzt Augen auf. Wir haben vor zwei Wochen gesagt,
0:00:41–0:00:45
träumen weiter. Es geht um Träume, aber es geht vor allen Dingen auch um Märchen.
0:00:46–0:00:49
Eigentlich auch ganz schön, weil wir vielleicht die letzte Folge dann jetzt
0:00:49–0:00:52
wirklich, das kann ich jetzt noch gar nicht sagen, weil wir machen einfach weiter.
0:00:52–0:00:56
Die letzte Folge liegt jetzt vielleicht unter der Kategorie Psychotherapie.
0:00:57–0:01:03
Und diese Folge kann aus ganzem Herzen, mit bestem Wissen und Gewissen komplett
0:01:03–0:01:05
in deiner Märchenreihe landen.
Florian Clauß
0:01:05–0:01:11
Ja, das ist schön. Hallo, hier ist Flo, Florian Claus und zu meiner Linken läuft...
Micz Flor
0:01:12–0:01:12
Mitch Flohr.
Florian Clauß
0:01:14–0:01:18
Und wie Mitch schon gerade erwähnt hat, ist das die Fortsetzung von Träumen.
0:01:21–0:01:26
Und diesmal auch in praktischer Anwendung mit den Märchen. und ich habe schon
0:01:26–0:01:30
gehört, und ihr habt es auch schon gehört, Rotkäppchen mit.
0:01:31–0:01:36
Ja, jetzt können wir voll in die Analyse gehen und haben auch einen großen Baukasten
0:01:36–0:01:42
und können quasi aus dem Set Jung, Freud, Fromm auswählen, was wir uns da nehmen.
Micz Flor
0:01:43–0:01:47
Also das, oder wir machen es einfach so ein bisschen Anlehnung an den Eisenhans.
0:01:48–0:01:52
Da hattest du Sachen in der Hinterhand, die du quasi vorher schon recherchiert
0:01:52–0:01:53
oder dir plausibel schien.
0:01:54–0:02:03
Und ich hatte die Vorhand hart auf die Grundlinie geschlagen mit meinen Analysen.
0:02:03–0:02:05
Und jetzt machen wir das ähnlich. Wir machen das Rotkäppchen.
0:02:06–0:02:09
Aber ich kann das jetzt wahrscheinlich nicht so gut im Kapitel machen wie du,
0:02:09–0:02:12
weil ich das nicht so vorbereitet habe.
0:02:13–0:02:18
Ich lese einfach die Zusammenfassung von Wikipedia vor und dann gucken wir rein,
0:02:18–0:02:19
reden ein bisschen drüber.
0:02:19–0:02:22
Drüber und ich fütter dann immer hinterher erich
0:02:22–0:02:26
fromms deutung möchte ich
0:02:26–0:02:29
sagen oder analyse des märchens und
0:02:29–0:02:31
dann erfahren wir noch mal ein chat mit dem prompt was
0:02:31–0:02:40
würde freut er zu sagen ja das sollte auf alle fälle machen das immer amusing
0:02:40–0:02:46
ok ich bin gespannt leg los der inhalt von rotkäppchen laut wgp der zusammengefasst
0:02:46–0:02:49
ist wie folgt ich lasse gerade mal die leute Tschüß!
0:02:52–0:02:56
Da geht ein kleines Mädchen an uns vorbei mit rosa Gummistiefeln.
0:02:56–0:03:01
Aber nein, hier geht ein kleines Mädchen, dem seine Großmutter einst eine rote
0:03:01–0:03:04
Kappe geschenkt hatte. Es wird Rotkäppchen genannt.
0:03:05–0:03:10
Es wird von der Mutter zu der in einem Haus im Wald wohnenden,
0:03:10–0:03:14
bettlägerigen, kranken Großmutter mit einem Korb mit Leckereien,
0:03:14–0:03:16
Kuchen und Wein geschickt.
0:03:16–0:03:20
Die Mutter warnt Rotkäppchen eindringlich, es solle nicht vom Weg abgehen.
0:03:21–0:03:24
Im Wald lässt es sich auf ein Gespräch mit einem Wolf ein.
0:03:25–0:03:30
Dieser horcht Rotkäppchen aus und macht es auf die schönen Blumen an der nahen
0:03:30–0:03:35
Wiese aufmerksam, worauf Rotkäppchen beschließt, noch einen Blumenstrauß zu pflücken.
0:03:36–0:03:37
Der Warnung der Mutter zum Trotz.
0:03:38–0:03:41
Der Wolf eilt geradewegs zur Großmutter und verschlingt sie.
0:03:42–0:03:46
Er legt sich in deren Nachthemd in ihr Bett und wartet auf Rotkäppchen.
0:03:47–0:03:53
Bald darauf erreicht Rotkäppchen das Haus, tritt ein und begibt sich in bzw.
0:03:55–0:04:01
An. In ist Perot, das ist der Franzose, der das ursprünglich aufgeschrieben hat.
0:04:04–0:04:09
Und bei an sind die Gebrüder Grimm. Also bald darauf erreicht Rotkäppchen das
0:04:09–0:04:13
Haus, tritt ein und begibt sich in Großmuttersbett in der original französischen
0:04:13–0:04:18
Version oder an Großmutters Bett in der Version bei den Gebrüdern Grimm.
Florian Clauß
0:04:18–0:04:22
Wenn du das jetzt gerade so unterscheidest, hat das eine Bedeutung?
Micz Flor
0:04:27–0:04:31
Ja, irgendwie schon, Retrospekt schon.
Florian Clauß
0:04:31–0:04:36
Es geht darum, dass in tatsächlich heißt, sie legt sich in das Bett zur Großmutter.
0:04:36–0:04:38
Und an heißt, sie tritt heran.
Micz Flor
0:04:40–0:04:43
Mut wundert sich Rotkäppchen über die Gestalt seiner Großmutter,
0:04:43–0:04:46
erkennt aber den Wolf nicht, bevor es ebenfalls verschlungen wird.
0:04:49–0:04:52
Bei Perrault, dem Franzosen, endet das Märchen hier.
0:04:54–0:04:58
Großmutter und Rotkäppchen werden bei den Gebrüdern Grimm vom Jäger aus dem
0:04:58–0:05:00
Bauch des schlafenden Wolfes befreit.
0:05:01–0:05:05
Dem Wolf werden stattdessen Steine in den Bauch gefüllt. Wegen des Gewichts
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der Steine kann der Wolf nicht fliehen und stirbt.
0:05:08–0:05:12
In einer italienischen Version, die falsche Großmutter befreit sich Rotkäppchen
0:05:12–0:05:15
durch seine eigene Schlauheit und flieht, der Wolf stirbt anschließend.
0:05:15–0:05:19
Also bei Gebrüdern Grimm, und darauf beziehen wir uns jetzt auch, ist es so,
0:05:19–0:05:23
dass der Schluss ist quasi, Großmutter und Rotkäppchen werden bei den Brüdern
0:05:23–0:05:26
Grimm vom Jäger aus dem Bauch des schlafenden Wolfs befreit,
0:05:26–0:05:30
dem Wolf werden stattdessen Steine in den Bauch gelegt, und wegen des Gewichts
0:05:30–0:05:33
der Steine kann der Wolf nicht fliehen und stirbt, bzw.
0:05:33–0:05:37
Ich kenne auch irgendwie eine Version, wo er so Durst hat von den Steinen,
0:05:37–0:05:40
trinkt und Kenn ich auch, genau, das wollte ich gerade noch sagen.
0:05:40–0:05:44
Das ist wahrscheinlich dann irgendwie noch Europa, Schallplatte oder Kalender.
0:05:46–0:05:52
Ja, und jetzt wäre natürlich, jetzt weißt du mal wie sich das anfühlt,
0:05:52–0:05:53
wenn man da sowas hingeknallt kriegt.
0:05:54–0:06:00
Und meine Frage an dich, was denkst du, das kleine Mädchen, dem seine Großmutter
0:06:00–0:06:03
eine rote Kappe geschenkt hatte, wird Rotkäppchen genannt.
0:06:03–0:06:09
Es wird von der Mutter zu dem Haus im Wald wohnenden, bettlägerigen,
0:06:09–0:06:12
kranken Großmutter mit einem Korb mit Leckereien geschickt.
0:06:13–0:06:16
Was ist so, wenn du jetzt einfach mal so frei assoziierst?
0:06:18–0:06:23
Du hast ja schon gesagt, wir können jetzt irgendwie verdrängte Triebe denken,
0:06:23–0:06:28
wir können Archetypen oder quasi so kulturelle Artefakte, die dadurch schimmern, denken.
0:06:28–0:06:32
Wir können in diesem Fall wenig denken,
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dass es sich um ein Individuum handelt, was einfach eine, oh wow,
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hier ist ein Ast abgebrochen, um eine erstellte Traumgeschichte handelt.
0:06:44–0:06:48
Also es geht ja hier schon um eine Form von kollektives Märchen und Mythen.
0:06:48–0:06:52
Es ist nicht der eigene Traum, den wir jetzt analysieren, wo wir jetzt assoziativ
0:06:52–0:06:56
irgendjemand fragen können, sondern wir müssen mit dem Material arbeiten, was wir haben.
0:06:58–0:07:03
Und wie können wir dann irgendwie erleben, ob das wahr ist oder nicht.
0:07:03–0:07:06
Das ist dann ein bisschen, was ich auch bei dem Eisenhans gesagt habe,
0:07:06–0:07:07
dieser Begriff der Hermeneutik.
0:07:07–0:07:14
Wir deuten quasi den Text, so wie in der letzten Folge hier zu dem Thema Fromm
0:07:14–0:07:19
auch dann das Jona im Bauch des Fisches gedeutet hat.
0:07:22–0:07:27
Und wir deuten den Text und dann können wir vielleicht so Momente erleben,
0:07:27–0:07:30
Das kennt man ja aus, wenn man so einen Film bespricht, dass man auf einmal,
0:07:30–0:07:34
es kribbelt so, es ergreift irgendwie, da kann was dran sein.
0:07:35–0:07:40
Das ist eigentlich der einzige Messstab, den wir haben, weil plausibel ist viel zu schwer.
Florian Clauß
0:07:41–0:07:44
Also es gibt kein richtig und falsch, sondern es gibt dann einfach,
0:07:44–0:07:46
wenn es kribbelt, dann ist es okay.
Micz Flor
0:07:46–0:07:48
Das ist ein Spiel. Wir sitzen jetzt quasi...
Florian Clauß
0:07:48–0:07:49
Das macht Spaß.
Micz Flor
0:07:49–0:07:50
Es ist genau...
Florian Clauß
0:07:50–0:07:54
Aber du, wie gehen das jetzt so satzweise durch? Oder...
Micz Flor
0:07:54–0:07:55
Weiß ich gar nicht genau.
Florian Clauß
0:07:55–0:08:01
Also wir gehen jetzt einfach das durch. Du hast jetzt gerade so diese Ausgangssituation
0:08:01–0:08:04
nochmal vorgelesen aus der Zusammenfassung.
Micz Flor
0:08:05–0:08:05
Ja.
Florian Clauß
0:08:07–0:08:09
Und wirfst mir jetzt den Ball rüber, dass ich dazu was...
Micz Flor
0:08:11–0:08:18
Ja, jetzt mal eben genau mit der Brille eines Deutenden oder eines analytischen,
0:08:18–0:08:21
also einer Traumanalyse oder Märchendeutung wohl eher.
0:08:22–0:08:24
Was fällt dir da so ein?
Florian Clauß
0:08:24–0:08:30
Ich muss nochmal kurz Begrifflichkeiten, die du ganz, ganz am Anfang der letzten Folge erwähnt hast.
0:08:30–0:08:35
Und die fand ich sehr handgreiflich, weil das eine war so, was dann quasi die
0:08:35–0:08:39
kausalen Zusammenhänge innerhalb eines Traumes dann mit beschreibt.
0:08:39–0:08:46
Dann gibt es das eine ist dann so eher assoziativ und das dritte war,
0:08:46–0:08:49
kannst du das noch mal kurz, damit man...
Micz Flor
0:08:49–0:08:53
Also es gab diese drei Symbolebenen, das war die konventionelle,
0:08:53–0:08:58
der Tisch, die Sprache, da geht es um sowas, was man irgendwie abgemacht hat.
0:08:58–0:09:00
Da hatten wir beim Eisenhans, glaube ich, auch so ein bisschen drin,
0:09:00–0:09:03
als wir zum Schluss eben über diese Flaggen und die Armeen und sowas gesprochen
0:09:03–0:09:06
haben, wo wir beide so das Gefühl hatten, Das ist alles plausibel,
0:09:06–0:09:09
aber irgendwie ist das nichts, was einen so tief ergreift, sondern vielleicht
0:09:09–0:09:12
hat die Farbe der Ritter irgendwie eine historische Bedeutung.
Florian Clauß
0:09:12–0:09:15
Also konventionell.
Micz Flor
0:09:15–0:09:16
Genau.
Florian Clauß
0:09:16–0:09:19
Es geht um die Symbolik, konventionelle Symbolik.
Micz Flor
0:09:19–0:09:25
Dann die zufällige Symbolik, das ist das, was so idiosynkratisch ist, was für dich gilt.
Florian Clauß
0:09:25–0:09:25
Genau, die individuelle.
Micz Flor
0:09:26–0:09:29
Dieser Park hast du in der letzten Folge erklärt, da bist du viel gejoggt.
0:09:29–0:09:35
Wenn du hier durchläufst mit mir, dann erlebst du etwas, für was der Park steht.
0:09:35–0:09:39
So ein Lebensabschnitt, Tageszeit, vielleicht bestimmte Jahreszeiten.
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Vielleicht hast du dich mal hier verletzt, vielleicht hast du dich hier verliebt.
0:09:42–0:09:47
Also dieser Park bedeutet für dich ein Symbol für etwas, was aber nur für dich gilt.
0:09:48–0:09:52
Und dann gibt es die universelle Symbolik. Das sind solche großen Bilder wie
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das Feuer, das Wasser, die Sinnflut, das Schiff vielleicht.
0:09:58–0:10:01
Diese Sachen, die einen einladen, das vielleicht auch mit Jung zu verbinden, mit Jungsarchetypen.
0:10:02–0:10:07
Aber Fromm grenzt sich davon ab. Er sagt, das Universale ist nichts,
0:10:07–0:10:11
was wahrhaftig von uns transzendental spricht durch den Traum,
0:10:11–0:10:15
sondern selbst die Sonne, die ja so richtig archaisch-universal zu sein scheint,
0:10:15–0:10:17
kann kulturelle Unterschiede auffassen.
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Und das andere waren halt eben die Manifesten und die latenten Inhalte.
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Märchentraum, Mythen, Inhalte. Die Manifesten sind die Geschichten,
0:10:26–0:10:28
der Plot in gewisser Weise.
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Und die Latenten sind die Dinge, die unten drunter liegen. Und man kann ja sich
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sehr gut vorstellen, dass die Geschichte...
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Also einfach ein Plot, das kennt man so eher aus dem Film, wir sind ja auch
0:10:40–0:10:44
eigentlich ein Filmpodcast, ein Plot kann einfach schlecht umgesetzt sein,
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sowohl in der Kameraarbeit, mit den Schauspielern, wie auch immer,
0:10:47–0:10:48
da funktioniert der einfach nicht.
0:10:48–0:10:54
Und der gleiche Dialog, gleiche Länge, gleiches Timing kann da besser funktionieren als da.
0:10:54–0:11:00
Und da passiert irgendwie was, was nicht eben nur in diesem Manifestengeschichtsthema
0:11:00–0:11:03
drin ist, sondern das ist das Latente, da steckt noch irgendwie was dahinter.
0:11:03–0:11:06
Das ist vielleicht die Performance, das Performance-Thema.
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Das sind Dinge, die halt nicht alleine über den Plot machbar sind.
0:11:11–0:11:13
Du kannst es nicht konstruieren.
Florian Clauß
0:11:13–0:11:17
Ich glaube, das ist so ein ganz gutes Vokabular, mit dem man dann erst mal so
0:11:17–0:11:21
arbeiten kann. Okay, die Auftakt-Szene zu Rotkäppchen, würde ich sagen.
Micz Flor
0:11:21–0:11:25
Das Manifesto, wenn wir das jetzt nehmen, ist halt, die Mutter schickt Rotkäppchen
0:11:25–0:11:32
in den Wald zur Großmutter mit einem Korb mit Kuchen und Wein und sagt, verlasse nicht den Weg.
Florian Clauß
0:11:32–0:11:40
Ja, also jetzt so rein konventionell ist das ja erst mal so ein valides Set.
Micz Flor
0:11:42–0:11:45
Genau, das ist die Geschichte. Es geht los.
0:11:46–0:11:52
Wir werden mitten reingeschmissen und wir haben auf so einer Märchenebene,
0:11:52–0:11:55
würdest du wahrscheinlich auch sagen, du hattest es ja ganz gut beschrieben,
0:11:55–0:12:01
wie bei Grimm auch diese Märchen alle so katalogisiert sind in unterschiedlichen
0:12:01–0:12:04
Kategorien, wo die reinfallen. Ich weiß nicht, wo Rotkäppchen hingehört.
0:12:05–0:12:08
Ich hab's sogar irgendwie mal mehr rausgeschrieben.
0:12:10–0:12:13
Ich kann's nicht so schnell sehen. Ähm,
0:12:13–0:12:16
und da ist es so, dass zum Beispiel der Wald oder so was, das wäre dann vielleicht
0:12:16–0:12:18
für eine Märchensprache,
0:12:18–0:12:23
so wie der Tisch als Wort dem Gegenstand Tisch verweist, kann's ja sein,
0:12:23–0:12:27
dass in so einer Märchensymbolik steht der Wald für irgendetwas,
0:12:27–0:12:29
steht der Korb für irgendetwas. quasi das konventionelle.
Florian Clauß
0:12:32–0:12:38
An der Ebene, die da für mich sich auch reinlesen lässt, ist quasi so ein Generationsvertrag.
0:12:39–0:12:46
Das heißt, da sind wir wieder in den indigenen Kulturen, die Jungen sorgen für die Alten.
0:12:46–0:12:50
Das ist ja auch nicht immer selbstverständlich, aber es ist ja so,
0:12:50–0:12:56
es geht von der Mutter, es geht von der Tochter über die Mutter zur Großmutter.
0:12:57–0:13:02
Das heißt, wir haben hier drei Generationen und die irgendwie zusammenhalten, ja.
0:13:03–0:13:08
Also die sind erstmal in so einem Konsensraum drin, ne. Wobei...
Micz Flor
0:13:08–0:13:13
Und Fürsorge eben, das Kuchen und Wein ist dann schon auch eine Form der transgenerationalen
0:13:13–0:13:17
Politik, möchte man fast sagen. Also man sorgt sich umeinander.
Florian Clauß
0:13:18–0:13:23
Genau, man sorgt sich umeinander, man verkostet den anderen und...
0:13:26–0:13:30
Sorgen auch in dem Ausspruch, komm nicht vom rechten Weg ab,
0:13:30–0:13:35
komm nicht vom rechten Weg ab, hatte ich jetzt gerade so, also bleib auf der
0:13:35–0:13:40
Linie, bleib straight, ja, das ist ja so der Klassiker, ne?
0:13:47–0:13:59
Und man weiß ja, dass quasi Menschen im Adolescentenalter natürlich ganz viel Grenzen testen.
0:14:00–0:14:06
Grenzen testen, gucken, wie geht's weiter, wie weit, und auch eben Vergnügen haben.
0:14:08–0:14:11
In gewissen Überschreitungen und auch experimentieren und so weiter.
0:14:12–0:14:16
Und das ist wahrscheinlich dann nochmal so ein Pass auf, Kind,
0:14:16–0:14:20
dass du auf der Linie bleibst, ja? Ja, so ähm...
0:14:24–0:14:28
Ja, also ganz banal ist das so, ne. Gleichzeitig kann man sagen,
0:14:28–0:14:35
die Verantwortung, die sich jetzt auch von der einen Generation auf die andere überträgt,
0:14:35–0:14:42
das heißt, es ist vielleicht auch ein initialer Akt, dass die Mutter jetzt auch
0:14:42–0:14:47
ihr Kind dazu anleiten kann, die Großmutter zu versorgen.
0:14:47–0:14:54
Sie bekommt eine Verantwortung übertragen, kriegt den Korb und soll dafür sorgen.
0:14:54–0:14:57
Also gleichzeitig ist das auch...
Micz Flor
0:14:57–0:15:00
Ganz kurz, ich unterbreche dich nicht, sondern wir sind ganz kurz bei der Tour.
0:15:00–0:15:03
Wir gehen jetzt zurück über diese Brücke, die wir damals angekommen sind.
0:15:04–0:15:05
Ist das Zufall oder ist das...
Florian Clauß
0:15:05–0:15:09
Ne, das ist nicht Zufall. Das ist tatsächlich hier Rundlauf.
0:15:10–0:15:14
Also das heißt, wir gehen jetzt über die Brücke zurück. Die Brücke ist so eine kleine Schneise.
0:15:15–0:15:19
Wir könnten sonst nur hier über die größere Straße, deswegen gehen wir hier
0:15:19–0:15:21
den gleichen Weg über die Brücke.
0:15:24–0:15:29
Aber die nördlichen Wege, die wir das letzte Mal durch den Park gelaufen sind,
0:15:29–0:15:31
gehen wir eher so die südlichen Wege zu.
0:15:32–0:15:33
Aber wir sind ungefähr immer auf Sichtweite.
Micz Flor
0:15:34–0:15:36
Weil es so ein schmaler Grundstreifen ist.
Florian Clauß
0:15:36–0:15:39
Genau.
Micz Flor
0:15:39–0:15:41
Ein Reenactment der Berliner Mauer.
Florian Clauß
0:15:41–0:15:43
Ja, wie die Rummelsburger Wucht,
0:15:43–0:15:48
Nord-Süd-Seite und den Schärfegrad des Chiemschuhs hatten wir alles.
0:15:49–0:16:03
Gut, also das Mädchen bekommt eben die Aufgabe und gleichzeitig in dem bewussten Wissen der Mutter,
0:16:03–0:16:07
das ist jetzt eine Behauptung, dass damit Gefahren verbunden sind,
0:16:07–0:16:10
dass was passieren kann auf dem Weg.
0:16:11–0:16:13
Deswegen der Rat, komm nicht vom Weg ab.
0:16:18–0:16:21
Ist ja so ein Loslassen-Prozess, das kennt man ja selber, ne?
0:16:21–0:16:27
Wenn die Kinder dann in einem gewissen Alter sind, dann kann man auch nicht immer hinterher sein.
0:16:28–0:16:33
Man muss eben lernen, das da auch loszulassen, Vertrauen haben,
0:16:33–0:16:36
dass die das selber ganz gut organisiert bekommen.
0:16:36–0:16:43
Das ist so, glaub ich, auch noch mal so ein Schritt, dann auch die Rolle als
0:16:43–0:16:48
der erziehende Part quasi langsam aufzulösen zu so einem,
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Kind-Eltern-Beziehung. Ein bisschen weit ...
Micz Flor
0:16:57–0:17:00
Nee, ich find das ein ganz schönes Bild.
0:17:00–0:17:05
Ich bin ja bei dir so mit dem freien Denken. Weil ansonsten bin ich ja die Stimme
0:17:05–0:17:08
von Erich Fromm, dessen Text ich dann quasi dem dagegenhalte.
0:17:08–0:17:12
Oder danebenhalte. Da fand ich das Bild, was du gerade gesagt hast,
0:17:12–0:17:13
auch ganz schön. Dass man ...
0:17:17–0:17:21
Die Mutter ist dann einfach natürlich so in einer gewissen Form auch unsichtbar,
0:17:21–0:17:24
die spielt ja auch keine so große Rolle mehr, die sagt einfach los.
0:17:25–0:17:29
Und dass dann dieses Kind, dieses Mädchen bis zur Großmutter,
0:17:29–0:17:32
dass es einfach den Lebensweg beschreitet.
0:17:32–0:17:39
Also es geht los und geht dann auf dem rechten Weg und wird dann irgendwann zur Oma.
Florian Clauß
0:17:40–0:17:43
Also dass man das jetzt quasi in so einer zeitlichen Dimension,
0:17:43–0:17:47
dieses Altern dann da reinlesen kann.
Micz Flor
0:17:47–0:17:50
Ja, dass es so ist. Also das ist der Weg des Lebens. Du gehst jetzt den Weg
0:17:50–0:17:54
des Lebens und dann wirst du irgendwann in einer alleinstehenden Hütte im Wald,
0:17:54–0:17:58
die Rente ist zwar sicher, aber du kannst viele große Sprünge nicht machen,
0:17:58–0:18:01
wirst krank und wirst dann irgendwann vom Wolf gefressen.
0:18:03–0:18:04
So weit geht dann die Analogie nicht.
Florian Clauß
0:18:04–0:18:10
Ja gut, aber könnte man insofern auch sagen, weil Am Anfang heißt es ja noch
0:18:10–0:18:22
Mutter-Tochter und dann aber die direkte Präsenz von der Tochter zur Großmutter
0:18:22–0:18:23
ist ja auch immer unterbrochen.
0:18:24–0:18:30
Also nachdem eben der Wolf schon zugeschlagen hat. Ja, also die sind nie so
0:18:30–0:18:31
richtig in einem Raum drin.
Micz Flor
0:18:35–0:18:39
Willst du mal hören, was Erich Fromm sagt?
Florian Clauß
0:18:39–0:18:40
Gerne, ja.
Micz Flor
0:18:41–0:18:43
Das Rotkäppchen ist ein Symbol der Menstruation.
Florian Clauß
0:18:44–0:18:47
Ja, gut, das wollte ich auch noch ... Klar, das ist natürlich ...
0:18:47–0:18:55
Das ist alles, was auch quasi bei Kikis Delivery Service von Studio Ghibli natürlich
0:18:55–0:18:56
ist, die Menstruation, ja.
0:18:57–0:19:02
Das ... ja, klar. Und die Fruchtbarkeit, dieser ganze Zyklus, steht auch dahinter.
Micz Flor
0:19:04–0:19:09
Das kleine Mädchen, von dessen Abenteuer wir hören, ist eine reife Frau geworden
0:19:09–0:19:11
und sieht sich jetzt mit ihrer Sexualität konfrontiert.
0:19:13–0:19:18
Die Warnung, nicht vom Weg abzugehen und das Glas nicht zu zerbrechen,
0:19:18–0:19:23
ist eine deutliche Warnung vor den Gefahren der Sexualität und dem Verlust der
0:19:23–0:19:28
Jungfräulichkeit. Jungfräulichkeit. Ist irgendwie so beide.
Florian Clauß
0:19:29–0:19:30
Ja, das ist so banal.
Micz Flor
0:19:30–0:19:35
Das ist gleichzeitig banal, aber auch irgendwie, also es erpackt einen dann
0:19:35–0:19:39
schon irgendwie. Du hast ja so, wie du reagiert hast, so ging es mir auch.
Florian Clauß
0:19:40–0:19:45
Also ich wollte es jetzt nicht gleich so aussprechen. Ich wollte nicht Gleich
0:19:45–0:19:47
wieder so die Vagina, so wie du.
Micz Flor
0:19:47–0:19:52
Ja, stimmt. Der Wald, genau, im Wald geht's.
Florian Clauß
0:19:52–0:19:52
Die Vagina.
Micz Flor
0:19:54–0:19:56
Wild, Wald, ist ja alles gesagt. Genau.
Florian Clauß
0:19:56–0:19:57
Next!
0:20:01–0:20:02
Okay, war's das?
Micz Flor
0:20:02–0:20:10
Nee? Jetzt kommt dieser Wolf rein, der im Original dem Mädchen nahelegt,
0:20:10–0:20:12
auch eine Blume zu pflücken. Das will ja die Großmutter.
0:20:13–0:20:17
Das macht sie dann auch, findet es eine super Idee, obwohl man ihr das alles
0:20:17–0:20:20
verboten hatte, mit dem Wolf zu sprechen. Der rennt dann los Richtung Haus.
0:20:22–0:20:28
Ja, also was ist der Wolf in dieser ... Deutung, die du hattest anfangs?
0:20:30–0:20:31
Welche Rolle spielt der Wolf?
Florian Clauß
0:20:32–0:20:33
Naja, ich meine, er ist ja auch
0:20:33–0:20:39
schon so... Also er ist ja erstmal ja natürlich die Bedrohung bei Wolf.
0:20:40–0:20:45
Es ist ja quasi die Gefahr, auf der einen Seite.
0:20:47–0:20:55
Aber gleichzeitig schafft er ja auch so eine Brücke zur Freude, zum Spaß.
0:20:55–0:21:01
Ja, was dann sicher wieder so mit der Sexualität dann thematisch zusammengerückt werden kann.
Micz Flor
0:21:01–0:21:04
Du meinst in Richtung Blumen, ne?
Florian Clauß
0:21:04–0:21:09
Genau, Blumen. Also das heißt, er ist ja dann auch in irgendeiner Form so,
0:21:09–0:21:12
ja, was interessieren die Blumen, ja.
0:21:12–0:21:16
Aber irgendwie fängt er ja an, dann auch zu instrumentalisieren,
0:21:16–0:21:23
das Mädchen, indem er sagt, hier, guck mal, Blumen, das macht dir vielleicht Spaß.
0:21:23–0:21:29
Also das heißt, er lenkt sie ja ab vom Weg her,
0:21:29–0:21:40
wenn man jetzt dann auch diese Deutung von rechten Weg und dann eben mit der
0:21:40–0:21:43
Sexualität in den Zusammenhang bringt, Dann, ähm...
0:21:48–0:21:53
Könnte man ja meinen, dass der Wolf in dem Moment seinen Vorteil irgendwo auch
0:21:53–0:22:00
sieht und eben sich über das Mädchen hermacht, ja?
0:22:00–0:22:06
Und das ist halt so ein komischer Shift in diesem Märchen. Da sagt der,
0:22:06–0:22:10
ja guck mal hier, Blumen und geht zur Großmutter. Warum?
0:22:15–0:22:20
Also wenn man das jetzt so ein bisschen auch quasi dann den Eisenhans,
0:22:20–0:22:25
jetzt von dir interpretiert, da rein holt, dann könnte man ja vielleicht sagen,
0:22:25–0:22:29
das Mädchen oder Wolf ist eine Person.
Micz Flor
0:22:30–0:22:34
Ja, total spannend, habe ich nämlich lustigerweise, als du ins Stolpern kamst
0:22:34–0:22:36
oder nicht ins Stolpern,
0:22:36–0:22:41
sondern eher so leicht erzürnt warst, was soll das eigentlich,
0:22:41–0:22:44
habe ich genau den gleichen Gedanken gehabt, erst mal alles auf die gleiche
0:22:44–0:22:45
Bühne stellen, was dann passiert.
0:22:45–0:22:49
Und dann würde man, das klingt ein bisschen freudianisch, dann würde man natürlich
0:22:49–0:22:55
sagen, die Mutter schickt das Kind zwar los, aber natürlich sind Mutter und
0:22:55–0:22:59
Großmutter in einer Sache sehr vereint, nämlich sie sind das Über-Ich, das soziale Wünschte.
0:23:01–0:23:05
Es ist natürlich eine Form von Kümmern, Fürsorge Man möchte das nur das Beste
0:23:05–0:23:08
für das Kind und gleichzeitig ist es in dem Moment dann so,
0:23:08–0:23:13
wenn der Wolf und das Mädchen eins sind, ist natürlich das Spannende,
0:23:13–0:23:17
dass der Wolf die Blumen sieht als Teil des Mädchens.
0:23:18–0:23:23
Den Film hast du mir empfohlen, den habe ich noch nicht fertig gesehen,
0:23:23–0:23:29
wo der Typ irgendwie so sieben unterschiedliche Charaktere spielt.
0:23:30–0:23:32
Kannst ist das nicht von dem gleichen auch der.
0:23:36–0:23:39
Glas gemacht hat ja genau
0:23:39–0:23:43
das ist der ich glaube der
0:23:43–0:23:50
dritte teil von von der trilogie ja ich habe vergessen wie der hieß du hast
0:23:50–0:23:53
mir den ich habe den jahr der war schon echt sehr beeindruckend ich habe den
0:23:53–0:23:57
nicht fertig gemacht ein bisschen bedrängt aber das wäre ja dann sowas der wolf
0:23:57–0:24:03
ist genauso da wie das mädchen beides ist wahr und an dieser rotkäppchen Menstruation, Pubertät.
0:24:03–0:24:07
Und dann ist der Wolf, der auch das Mädchen ist, frisst die Großmutter.
0:24:07–0:24:10
Das heißt, der macht jetzt über ich aus. Der macht meinem Freund hier anstrengend
0:24:10–0:24:16
dieses gesellschaftliche sollste, darfste nicht und sowas. Das frisst er einfach auf.
0:24:17–0:24:21
Rein in die Blumen, gleichzeitig die Mutter auf, äh die Großmutter auffressen.
Florian Clauß
0:24:21–0:24:24
Also ist der dann nicht so, ne, ist er einfach dann irgendwie Yippie die Heide
0:24:24–0:24:29
blüht und scheiß drauf. Ich mach, was mir gefällt.
Micz Flor
0:24:30–0:24:32
Ja, finde ich total gut. Ich glaube, wir sind jetzt schon besser,
0:24:32–0:24:34
als was Erich Fromm da noch zu bieten hat.
0:24:35–0:24:39
Wobei, nachher hat er noch einen super Twist, den ich ganz toll finde,
0:24:39–0:24:41
wo es nochmal so eine andere psychoanalytische Schule.
0:24:42–0:24:47
So das sexuelle Begehren des Wolfs wird durch den Anblick des Mädchen geweckt,
0:24:47–0:24:51
sagt er. Natürlich sagen wir das nicht. Wir sagen, das ist eine Person. Aber das sagt er.
0:24:52–0:24:58
Er versucht, es zu verführen. Sieh mal die schönen Blumen, die ringsumher stehen.
0:24:58–0:25:01
Warum schaust du dich nicht um? Ich glaube, du hörst gar nicht,
0:25:01–0:25:05
wie die Vögler ihn so lieblich singen. Also versucht es zu verführen.
0:25:06–0:25:12
Und im Märchen im Original schlägt dann Rotkäppchen die Augen auf und befolgt den Rat des Wolfs.
0:25:13–0:25:16
Zitat aus dem Märchen, geriet immer tiefer in den Wald hinein.
0:25:19–0:25:24
Es macht dann laut Fromm, wir haben den Text jetzt nur verkürzt gelesen,
0:25:31–0:25:34
es rationalisiert quasi sein Tun, indem es sich selber einrät,
0:25:34–0:25:38
es tut ja nichts Unrechtes, die Großmutter wird sich bestimmt über die Blumen freuen.
0:25:40–0:25:45
Und da kommt dann eben dieses, was wir im Märchen auch manchmal haben,
0:25:45–0:25:50
Eben diese erhobene Zeigefinger oder die Rute, die sagt, dass das Abweichen
0:25:50–0:25:52
vom geraden Weg der Tugend schwer bestraft wird.
0:25:52–0:25:56
Also es droht jetzt schon irgendwie. Ja.
Florian Clauß
0:25:56–0:26:03
Und wie ist jetzt, also er erweckt, also das Mädchen, Anblick des Mädchens erweckt
0:26:03–0:26:04
die sexuelle Lust beim Wolf.
Micz Flor
0:26:04–0:26:04
Ja.
Florian Clauß
0:26:04–0:26:08
Und er sagt, sieh mal, was ist dann die Symbolik da?
Micz Flor
0:26:08–0:26:12
Ja, also was wir jetzt natürlich haben, ist der latente Trauminhalt wäre dann,
0:26:12–0:26:18
Märcheninhalt wäre dann im Rahmen von dieser Verdichtung zu sagen, Wolf und Kind sind eins.
0:26:18–0:26:25
In diesem menstruierenden Mädchen sind sexuelle Lüste, die in den Märchen so
0:26:25–0:26:28
dargestellt werden, dass der Wolf, das ist ein gutes Beispiel für Verdichtung,
0:26:28–0:26:30
was du ja am letzten Mal auch gefragt hast.
0:26:30–0:26:35
Jetzt haben wir ein Beispiel. In unserer Interpretation sind Wolf und Mädchen eins.
0:26:35–0:26:41
Dass wir verdichten, dieses Motiv, dieses eine Kind ist gleichzeitig fressendes,
0:26:41–0:26:46
zerfleischendes Ungeheuer in seiner Lust, aber auch unschuldiges,
0:26:46–0:26:50
kleines Mädchen, das immer noch so selber internalisierte Über-Ich-Aspekte hat
0:26:50–0:26:54
und sagt, na ja, genau, das habe ich verstanden, aber ich versuche ja egal die
0:26:54–0:26:56
Argumentation von Fromm dann nachzuvollziehen.
0:26:56–0:27:00
Der bleibt dann bei dem, nicht Latenza, bei dem Manifesteninhalt.
0:27:00–0:27:08
Wir haben diesen Wolf als Akteur im Märchen und der Wolf, also das kommt dann später.
Florian Clauß
0:27:08–0:27:13
Ja, aber warum fällt der dann nicht über sie her? Warum macht er das halt?
0:27:13–0:27:15
Warum geht er den Umweg zur Großmutter?
0:27:15–0:27:17
Also, ist es da vielleicht...
0:27:19–0:27:26
Also, will er erst mal was essen, bevor er dann Sex hat, oder?
Micz Flor
0:27:26–0:27:32
Mhm. Ja, also, Erich Fromm macht dann, glaub ich, sogar einen Witz in seinem Text.
0:27:32–0:27:36
Weil nachdem dann der Wolf die Großmutter und das Rotkäppchen gefressen hat,
0:27:36–0:27:41
dann schreibt Fromm, als er seinen Appetit gestillt hat, schläft er ein.
0:27:41–0:27:45
Das ist so ein sehr männliches ... Mhm.
Florian Clauß
0:27:45–0:27:47
Raucht er ein und schläft ein.
Micz Flor
0:27:47–0:27:50
Schlafen ja ok
0:27:50–0:27:54
ok also wir bleiben jetzt noch immer wir sagen
0:27:54–0:27:57
jetzt wolf und
0:27:57–0:28:01
rotkäppchen eine person wir bleiben dabei ja also
0:28:01–0:28:06
da würden wir jetzt denke ich ein bisschen an deine märchen da mit den fuchsschwänzen
0:28:06–0:28:11
wir sind dann so ein bisschen hinten raus natürlich in der situation in der
0:28:11–0:28:17
der wolf das rotkäppchen auch schluckt das heißt die unschuld verliert und ganz wolfe wird?
Florian Clauß
0:28:18–0:28:19
Nein, die Großmutter.
Micz Flor
0:28:19–0:28:23
Der erste Großmutter verschluckt das Über-Ich quasi in sich,
0:28:23–0:28:26
natürlich in sich aufnimmt, aber gleichzeitig auch irgendwie...
0:28:27–0:28:29
Oh, interessant, wir haben noch eine kleine Wendung.
0:28:29–0:28:36
Der Wolf verschluckt das Über-Ich und integriert es, aber nicht verschluckt
0:28:36–0:28:40
auch nur das Rotkäppchen, wird dann in diesem Moment halt ganz Monster,
0:28:40–0:28:42
so direkt nach der Menstruation.
Florian Clauß
0:28:44–0:28:45
Warum nach der Menstruation?
Micz Flor
0:28:46–0:28:50
Weil da einfach die Natur durchschießt. Also sie sprießt und fließt.
Florian Clauß
0:28:53–0:28:55
Aber die Menstruation ist doch genau
0:28:55–0:28:59
das Zeichen dafür, dass eben die Fruchtbarkeit nicht aufgegangen ist.
0:29:01–0:29:06
Also die Menstruation ist ja quasi das Ergebnis, dass eben nicht die Natur sich weiter...
Micz Flor
0:29:07–0:29:10
Ah, okay. Nee, ich hatte das ja als Lebensabschnitt gesehen,
0:29:10–0:29:13
quasi nach der Pubertät. Damit eröffnet sich dann diese...
Florian Clauß
0:29:13–0:29:16
Also jetzt nicht nach dem Akt des Menstruierens? Nein, ich hatte genau...
Micz Flor
0:29:16–0:29:20
Das ist ein menstruierendes Mädchen jetzt. Das heißt, es ist fruchtbar.
0:29:22–0:29:26
Und der Wolf, der das Mädchen auch ist, der schluckt das Überich,
0:29:26–0:29:31
schluckt dann auch sein kindliches Ich und ist dann in diesem Moment aber dann
0:29:31–0:29:32
auch irgendwie einschlafbereit.
0:29:33–0:29:39
Das Überich wirkt langsam wie so ein aspirierendes Komplex,
0:29:39–0:29:42
und setzt sich, weil er ist jetzt hier alle,
0:29:42–0:29:46
also wir gehen jetzt hier ein bisschen all in, er ist jetzt alle Agenten auf
0:29:46–0:29:53
der Bühne, das heißt auch der Jäger, gesellschaftliches Regulativ,
0:29:53–0:29:56
das watscht ihn hier dann irgendwie ab.
0:29:56–0:30:00
Oder sie, ist ja eigentlich das Mädchen, das heißt in dem Moment kommt dann
0:30:00–0:30:09
ein Mann auf die Bühne, ein Jäger, der dem Wolf sagt, Ne, so geht das nicht.
0:30:10–0:30:14
Coole Wendung, also du hast mir die Augen geöffnet, was dieses Märchen angeht.
0:30:14–0:30:18
Ich muss jetzt leider kurz zurückgehen und hier einen Umweg gehen, damit wir deiner...
0:30:18–0:30:22
Es wird eine kurze Folge, aber total aufregend. Ich bin ganz tief ergriffen.
Florian Clauß
0:30:22–0:30:24
Du freust mich auch gar nicht mehr.
Micz Flor
0:30:27–0:30:30
Na gut, was soll ich jemanden fragen, der Candy Crush neben mir spielt?
0:30:30–0:30:31
Nein, stimmt ja gar nicht.
0:30:34–0:30:42
Ich bin schon Level 5000. Jetzt machen wir hier Pause auf Flo's Deutung und
0:30:42–0:30:45
gucken noch mal kurz, was Fromm sagt, weil es ist ein spannender Diskurs,
0:30:45–0:30:47
auch innerhalb der Psychoanalyse.
0:30:47–0:30:54
Und zwar, welche Rolle spielt der Mann und wie wird die Sexualität dargestellt?
0:30:56–0:31:01
Der Mann wird als rücksichtsloses, listiges Tier und der Geschlechtsakt als
0:31:01–0:31:03
kannibalisches Handlung geschildert.
Florian Clauß
0:31:03–0:31:05
Aber wo ist denn der Geschlechtsakt?
Micz Flor
0:31:06–0:31:09
Naja, das ist das, die Großmutter fressen und das Kind fressen.
Florian Clauß
0:31:09–0:31:14
Also das heißt, er macht da halt auch irgendwie so in so einer Kategorie Sex,
0:31:14–0:31:18
die man normalerweise auf irgendwelchen Internetseiten, Portalen findet.
Micz Flor
0:31:20–0:31:25
Also er geht jetzt weiter und sagt halt so, dass er sagt, Frauen,
0:31:25–0:31:28
die Männer lieben und sich an der Sexualität erfreuen, teilen diese Ansicht nicht.
0:31:31–0:31:36
Aber der Hass und das Vorurteil gegen die Männer treten am Schluss der Geschichte nur deutlicher hervor.
0:31:37–0:31:45
Das heißt, er sieht das jetzt als eine, also es sind drei Frauen,
0:31:45–0:31:48
die Großmutter, die Mutter und die Tochter.
0:31:49–0:31:54
Und dem gegenüber steht halt der Wolf als kannibalische,
0:31:54–0:32:01
lustvolle und rücksichtslosige, tierische Geschlechtsakt, Sexualitätsinvasion,
0:32:01–0:32:04
Ich weiß nicht, wie man das nennen möchte.
0:32:05–0:32:07
Und der Jäger, der ist wie so ein bisschen so eine Randfigur,
0:32:07–0:32:10
ist auch ein Mann, aber der wird ja nicht weiter spürbar. Der ist eher so eine Rolle.
0:32:12–0:32:16
Und er sagt jetzt halt, dass das so ein Bild ist von der männlichen Sexualität,
0:32:16–0:32:18
vor dem halt gewarnt wird. Und vor allen Dingen auch Frauen,
0:32:18–0:32:23
die selber keinen Spaß an der Sexualität haben, unterstellt er jetzt hier,
0:32:23–0:32:24
ist nicht meine Meinung.
0:32:25–0:32:29
Die haben so ein Männerbild. Also sag ich jetzt mal komplett verkürzt und das
0:32:29–0:32:30
ist nicht meine Meinung.
0:32:31–0:32:36
Jetzt wird es aber spannend und dann kommen wir indirekt wieder zurück auf das, was du sagst.
0:32:38–0:32:41
Jetzt ist die Frage, was passiert denn mit dem Wolf? Und er sagt hier,
0:32:41–0:32:43
fragt dann, wie wird der Wolf lächerlich gemacht?
0:32:45–0:32:50
Es wird geschildert, wie er versucht, die Rolle einer schwangeren Frau zu spielen,
0:32:50–0:32:52
die lebende Gewesen, die er im Leib hat.
0:32:52–0:32:57
Rotkäppchen steckt Steine, das Symbol der Unfruchtbarkeit, in seinen Bauch und
0:32:57–0:32:59
der Wolf bricht zusammen und stirbt.
0:33:00–0:33:03
Jetzt sind wir ein bisschen durcheinander. Ich glaube, wahrscheinlich in der
0:33:03–0:33:07
Version, die Erich Fromm vorliegt, ist das Rotkäppchen nicht verschlungen.
0:33:09–0:33:12
Ach nee, Quatsch, das wird befreit, rausgeschnitten und dann kommen Steine rein.
0:33:12–0:33:15
Ja, ja, genau. Also Rotkäppchen macht das aber.
0:33:15–0:33:18
Ich glaube aber, die Jäger sind eigentlich beteiligt in der Version,
0:33:18–0:33:19
die ich irgendwie verändert habe.
Florian Clauß
0:33:19–0:33:20
Ja, die kenne ich auch, ja.
Micz Flor
0:33:21–0:33:25
So, und das ist so ein Kniff in Richtung Karen Horney.
0:33:29–0:33:34
Das ist eine deutsche Psychoanalytikerin, die dann aber auch in Amerika,
0:33:34–0:33:40
die leider nicht sehr alt geworden ist, aber die in Amerika dann auch ihre Arbeit fortgesetzt hat,
0:33:40–0:33:45
die hat gegenüber der kompletten versammelten Männerschaft,
0:33:45–0:33:48
die die Psychoanalyse begründet haben, einmal diese Behauptung aufgestellt,
0:33:48–0:33:51
die ich kongenial finde, um alles mal zu hinterfragen,
0:33:51–0:33:56
und sagt halt, dieser Penisneid,
0:33:56–0:34:00
den die Mädchen angeblich hätten vor Männern, die halt so einen Penis haben,
0:34:00–0:34:03
die den so rumwedeln können, im Stehen pinkeln und so weiter,
0:34:03–0:34:10
Dieser Penis-Knight ist eigentlich, da sind wir beim richtig schönen eigentlich-Twist, Abwehr.
0:34:15–0:34:20
Des Gefühls, den Frauen unterlegen zu sein, weil nur Frauen können Leben gebären,
0:34:20–0:34:21
Männer können das nicht.
Florian Clauß
0:34:21–0:34:23
Naja, das ist der klassische Gebärmutterkomplex.
Micz Flor
0:34:24–0:34:28
Und das ist diese Sache, die halt dann in den 20er Jahren, auch die Neopsychoanalyse,
0:34:28–0:34:38
der Karen Horney auch mit aktiv ist, also dem auch zugerechnet wird, kam das halt so rein.
0:34:38–0:34:42
Und das webt er hier rein, dass er halt sagt, da wird der Mann lächerlich gemacht,
0:34:42–0:34:46
indem der dann irgendwie diese Steine reinkriegt. Und damit geht gar nichts mehr.
0:34:47–0:34:55
Das ist einfach nur ein lächerlicher Versuch, der Frau irgendwie ähnlich zu werden.
Florian Clauß
0:34:55–0:35:00
Naja, also ich meine, das fängt ja schon vorher an, weil ich habe mich ja schon
0:35:00–0:35:09
als Kind immer wieder gefragt, wie kann das sein, dass der Rolf mehr Pokémon-Karten hat als ich.
0:35:12–0:35:14
Nein, das ist der Wolf.
Micz Flor
0:35:14–0:35:18
Ich kann es dir sagen, weil wenn du den Wolf rückwärts liest, dann ist das...
Florian Clauß
0:35:18–0:35:24
Da! Mr. Follower.
0:35:24–0:35:31
Okay, warum der Wolf jemanden so konsumieren kann, dass er ihn nicht zerbeißt,
0:35:31–0:35:33
sondern als Ganzes schluckt.
0:35:33–0:35:37
Und das ist, finde ich, halt so... Das hat mich total beschäftigt.
0:35:38–0:35:44
Aber, wenn man jetzt quasi diesen Interpretationsansatz, dann ist ja quasi die einzige Methode...
0:35:52–0:35:57
Dass eben ein Mann dann etwas Lebendiges im Leibe hat, das als Ganzes zu verschlucken.
0:35:58–0:36:03
Das ist ja dann so ein bisschen so dieser Schlüsselmoment bei dem Film.
Micz Flor
0:36:06–0:36:06
Alien.
Florian Clauß
0:36:07–0:36:14
Alien auch, genau, Alien auch, aber ich dachte jetzt eher an den asiatischen Film. Aber...
Micz Flor
0:36:15–0:36:16
Sag mal, welchen?
Florian Clauß
0:36:16–0:36:23
Das ist dieser ultra brutale Rache-Film, wo der dann mit einem Hammer rumläuft.
Micz Flor
0:36:23–0:36:25
Ah ja, koreanisch ist der.
Florian Clauß
0:36:26–0:36:30
Koreanisch, genau. Und da gibt es auch diesen Schlüsselmoment,
0:36:30–0:36:36
wo er dann einen lebendigen Tintenfisch verschluckt und du siehst,
0:36:36–0:36:42
wie das Zentakel aus seinem Mund um ihn herum auf den Backen das zu tasten beginnt.
0:36:43–0:36:49
Das war jetzt so diese konditionierte Methode, um ihm dann die Erinnerung wieder zurückzubringen.
0:36:52–0:36:55
Und da fängt es ja dann schon an mit dem Verschlucken. Da muss er nicht die
0:36:55–0:36:58
Steine haben. Also die Steine sind die Negation von... Er ist es,
0:36:58–0:37:01
diese Simulation von Schwangerschaft.
0:37:01–0:37:05
Ja, das finde ich eigentlich ziemlich stark, das Bild. Ja, schwanger zu werden.
0:37:06–0:37:13
Wenn man das jetzt so in diesem... Von uns in der Präterzionsansatz ist alles eine Person.
0:37:13–0:37:19
Dann ist es ja auch vielleicht dann so ein Akt eben so Sexualität zu haben ohne schwanger zu werden.
Micz Flor
0:37:20–0:37:24
Ja oder das ist halt das, was ich spannend finde, weil ich weiß nicht,
0:37:24–0:37:32
ob Albert Einstein oder Karl Jaspers ja oder sagt, bei unterschiedlichen Erklärungsansätzen
0:37:32–0:37:35
für ein Phänomen oder so, dann ist das Einfachste das Wahrscheinlichste.
0:37:36–0:37:40
Und ich finde halt bei dem Ansatz und dann, Wenn wir die auf eine Bühne stellen,
0:37:40–0:37:44
dann haben wir eine ganz kurze Geschichte, in der halt das Kind auf den Weg...
0:37:46–0:37:51
Und auf diesem Weg, nach der Menstruation, kommt der Anteil Wolf auch irgendwie reinkommt.
0:37:53–0:37:58
Der Anteil Wolf ist dann irgendwie auch einfach so mächtig, dass er das Über-Ich wegschluckt.
0:37:59–0:38:05
Und im Endeffekt dann sogar das kindliche Kind wegschluckt. Die Folge ist nur,
0:38:05–0:38:07
wenn man das so macht, dass man halt schwanger wird.
0:38:07–0:38:11
Und wenn man schwanger wird, dann geht das böse aus. Das ist dann eben auch
0:38:11–0:38:13
wieder ein latenter Inhalt.
0:38:13–0:38:17
Du hast dann dieses Stein im Bauch, passt bloß auf. Ja, der Wolf hat dann natürlich
0:38:17–0:38:19
die Steine im Bauch, aber der Wolf ist ja dann das Mädchen.
Florian Clauß
0:38:19–0:38:28
Ja, aber dann ist es wie in der Sache, dass der Jäger quasi der Arzt ist,
0:38:28–0:38:29
der die Abtreibung vornimmt.
0:38:31–0:38:37
Also könnte man dann so weiter spinnen, ja, aber ist ja auch ein legitimes Mittel.
Micz Flor
0:38:38–0:38:42
Ist ein legitimes Mittel, genau. Du hattest aber auch mal mit diesem einen Künstler...
Florian Clauß
0:38:42–0:38:43
Das ist quasi Pro-Abtreibung, Rotkäppchen.
Micz Flor
0:38:43–0:38:47
Du hast doch mit diesem einen Künstlern Weimer auch mal so ein interaktives
0:38:47–0:38:51
Online-Videoprojekt gemacht, das auch eben um Abtreibung ging, oder?
Florian Clauß
0:38:52–0:38:58
Also um historische Methoden zur Abtreibung, da gab es diesen eines Gewächs,
0:38:58–0:39:05
also einen Baum, der auch immer in irgendwelchen Gärten von Fürstenhöfen gefunden wurde,
0:39:06–0:39:10
und der damals wahrscheinlich als Abtreibungsmittel eingesetzt wurde.
0:39:11–0:39:16
Und natürlich, weil die Fürsten, also in den Häusern der Fürsten,
0:39:16–0:39:20
wurde halt rauf und runter getrieben. Und da musste natürlich auch damit entsprechend
0:39:20–0:39:21
vermütet oder abgetrieben werden.
Micz Flor
0:39:22–0:39:25
Also mit dem rauf und runter, das ist natürlich jetzt ein aggressiver Akt gegenüber
0:39:25–0:39:28
der Geschichte, weil das wissen wir jetzt nicht, das vermuten wir.
0:39:29–0:39:34
Allerdings ist es gleichzeitig, diese Pflanze ist halt ein ganz tolles Beispiel
0:39:34–0:39:38
für dieses Schopenhauer, Freud, Nietzsche-mäßige Denken.
0:39:38–0:39:44
Es ist dann halt nicht die Aufklärung, sondern am Hof gibt es dann wirklich
0:39:44–0:39:52
im Garten so Pflanzen, wo man Tee macht und das hilft dann, dass quasi die Menstruation kommt.
Florian Clauß
0:39:52–0:39:55
Ja, es ist auch nur ein Interpretationsansatz.
0:39:56–0:40:01
Es war eher so eine künstlerische Belegung als wirklich eine historische.
Micz Flor
0:40:02–0:40:04
Ich glaube, es gab schon eine historische Geschichte.
Florian Clauß
0:40:04–0:40:06
Es gab nicht so viele Geschichten, aber es ist glaube ich...
Micz Flor
0:40:07–0:40:09
Hörster und ein Mädchen am Markt oder so was...
Florian Clauß
0:40:10–0:40:15
Ja, ja, es war so... Ja spannend, also spannend, ja.
0:40:18–0:40:26
Dieser Twist, den du grade so von der Frau, die sich dann gegen diese psychoanalytische
0:40:26–0:40:28
Männerwelt dann aufgelehnt hat ... Ähm ...
Micz Flor
0:40:28–0:40:31
Das ist von Fromm. Aber das ist eben auch ...
Florian Clauß
0:40:31–0:40:34
Und das ist der Twist, den du vorher angekündigt hast.
Micz Flor
0:40:34–0:40:37
Ja, das fand ich halt ganz schön, nee, das war das. Ich fand das irgendwie ganz
0:40:37–0:40:40
schön, dass er das noch mal eingebaut hat, eben dieser Mann,
0:40:40–0:40:47
der halt lächerlich ist, wenn er halt irgendwie versucht, Steine auszutragen, mehr kann er nicht.
0:40:47–0:40:51
Dass das irgendwie da auch mit angelegt ist, dass Männer...
Florian Clauß
0:40:52–0:40:55
Und das andere, was ich mich als Kind, entschuldige, dass ich unterbreche,
0:40:55–0:40:58
aber was ich als Kind als Kind als Kind, also mein ganzes Verschlucken,
0:40:58–0:41:02
und das andere, was ich mich auch immer gefragt habe, wie können die den Wolf
0:41:02–0:41:04
quasi den Bauch aufschneiden, ohne dass er es merkt?
Micz Flor
0:41:06–0:41:07
Das hat mich auch beschäftigt.
Florian Clauß
0:41:07–0:41:11
Ich glaube, das beschäftigt jedes Kind. Aber das ist dann vielleicht,
0:41:11–0:41:15
wenn man jetzt in dieser Symbolik-Ebene arbeite,
0:41:15–0:41:24
dass es dann sowas Reintun, also es ist ja was, also was drüberstehend ist,
0:41:24–0:41:26
also eine assoziative Symbolik.
0:41:28–0:41:36
Ja spannend, ja mit, also vielen Dank für diese inspirierende Folge. Macht Spaß und so.
Micz Flor
0:41:37–0:41:39
Wir machen ganz viele Märchen. Nur noch Märchen.
Florian Clauß
0:41:40–0:41:44
Wir gucken, ob das anderen, unseren Zuhörerinnen auch Spaß macht.
0:41:45–0:41:50
Dann würde ich sagen, wenn du jetzt nichts noch hinzuzufügen hast.
0:41:50–0:41:53
Ich finde es jetzt gerade rund.
Micz Flor
0:41:53–0:41:59
Wir machen jetzt hier Schluss. Den etwas kurzen Querweg, den wir gelaufen sind,
0:41:59–0:42:01
könnt ihr auf der Webseite sehen.
0:42:01–0:42:09
Eigentlich-podcast.de Und ja, mal gucken. Weißt du schon, was die nächste Folge wird?
Florian Clauß
0:42:10–0:42:13
Nee, ich kann noch nicht sagen, was die nächste Folge wird.
Micz Flor
0:42:14–0:42:15
Wir sind so tagesaktiv.

Mehr

"Spieglein, Spieglein an der Wand..."

Wir begeben uns mal wieder in die Welt der Märchen. Flo hat das Märchen Sneewittchen der 1. Fassung von 1812 aus dem KHM (Kinder- und Hausmärchen) der Gebrüder Grimm mitgebracht. Flo hat das Märchen vorher eingesprochen, weil im Laufen Vorlesen nicht zu seinen Kernkompetenzen gehört. Wir hören uns das an, während wir über den samstäglichen Kreativ- und Fressmarkt am Maybachufer spazieren. Unsere Route führt uns am Kanal am Weigandufer entlang zur Neuköllner Kolonie "Freiheit". Wir sprechen über die Unterschiede von der 1. und letzten Fassung von Schneewittchen (KHM 6. Auflage 1850). Micz hat da einiges vorbereitet, was aus einem psychoanalytischen Blickwinkel sehr spannend ist. Wir kommen auch auf die narzisstische Persönlichkeit der Mutter / Stiefmutter zu sprechen und steigen tiefer in eine Narzissmus-Betrachtung ein. Flo hebt die Kulturgeschichte des Spiegels hervor und die astronomischen Aspekte des Märchens Schneewittchen. Die sieben Zwerge stellen mit Schneewittchen eine kosmologische Ordnung dar, wie die Planeten mit der Erde auf der Eklipse um die Sonne wandern. Eine böse Entität stört diese Raum- und Zeiteinheit, das muss wiederhergestellt werden. Wir steigen auch kurz in die Welt der Farben in diesem Märchen ab, die Farben Weiß, Rot, Schwarz machen die komplette dramatische Erzählung aus, wobei Weiß für die Unschuld, das Reine, das Gute steht und Schwarz für das Böse und Vergängliche. Rot verbindet die Anziehung, den Aufbruch, das (sexuell) Attraktive, die Leidenschaft und das Leben, was eben diese Ordnung von Schwarz und Weiß stören kann. Letztlich kommen wir auf gesellschaftlich erwartete Rolle der Frau zu sprechen, die Schneewittchen einnehmen muss, um von den Zwergen und dem Prinzen akzeptiert zu werden. Sie muss vor allen Dingen schön sein und haushälterische Tätigkeiten übernehmen. Selbst wenn sie vom Apfel beißt und in einem todesähnlichen Zustand verharrt, ist sie so schön, dass der Prinz sie überall hin mitträgt wie eine Instakachel im Smartphone. Flo spricht noch über die Geschichte der Fotografie und Selfie-Culture. Am Ende sind sich Flo und Micz einig, dass das Märchen Schneewittchen unglaublich viele Interpretationsansätze bietet und in der Komplexität und Ambivalenz einen sehr verdienten Platz in der Popkultur gefunden hat.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Florian Clauß
Erzähler
avatar
Micz Flor

Transcript

Florian Clauß
0:00:00–0:00:01
Machst du denn die Einleitung?
Micz Flor
0:00:01–0:00:07
Natürlich.
Florian Clauß
0:00:07–0:00:08
Ich bin Flo.
Micz Flor
0:00:08–0:00:12
Du bist Flo, ich bin Mitch. Du bist heute dran mit dem Thema.
0:00:13–0:00:15
Ich weiß auch schon, was es ist, das hast du mir vorher verraten.
0:00:15–0:00:16
Ich freue mich sehr drauf.
Florian Clauß
0:00:18–0:00:20
Sprichst du schon in echt ein?
Micz Flor
0:00:21–0:00:26
Ja, so bin ich. Ganz zart. Zart. Nee, so bist du normalerweise nicht.
0:00:26–0:00:30
Du musst doch erst mal die Zuhörerinnen und Zuhörer auch begrüßen.
0:00:31–0:00:34
Hallo, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer.
0:00:35–0:00:41
Mein Name ist Mitch und neben mir läuft Flo, der heute ein Thema vorbereitet
0:00:41–0:00:42
hat, was ich auch schon kenne.
0:00:44–0:00:48
Und wo ich mich auch sehr drauf freue. Bin mal gespannt. Also ich weiß,
0:00:48–0:00:50
was es ist. Ich kann mir vorstellen, wie es läuft.
0:00:50–0:00:53
Ich noch nicht genau womit Flo dann so um die Ecke kommt.
0:00:53–0:00:55
Das ist ja wie immer wahrscheinlich sehr gut vorbereitet.
0:00:58–0:01:02
Wir sind jetzt auch wieder an einem schönen sonnigen Tag. Das Wetter ist ja
0:01:02–0:01:04
mal so mal so aktuell unterwegs.
0:01:06–0:01:08
Und was ist denn unsere Tour heute?
Florian Clauß
0:01:09–0:01:15
Ja, also ich dachte wir knüpfen an an unseren Entstehungsmythos die Corona Walks.
0:01:15–0:01:24
Wir haben uns ja hier in Kreuzberg dann getroffen und sind runter Richtung Neukölln den Kanal entlang.
0:01:24–0:01:27
Also wir werden erst den Landwehrkanal und ich weiß nicht wie der Kanal dann
0:01:27–0:01:31
heißt. Der geht dann ab vom Landwehrkanal an diesem Dreiländereck.
0:01:34–0:01:38
Berg Neukölln zusammentreffen und mal gucken, wie weit es uns treibt.
0:01:39–0:01:42
Dann werden wir Richtung, ja wahrscheinlich bis zur Sonnenallee,
0:01:42–0:01:46
parallel zur Kiefholzstraße, so ein bisschen eine Kleingartensiedlung erkunden.
0:01:47–0:01:52
Die kenne ich noch nicht, aber wir streifen natürlich auch unsere vorherigen
0:01:52–0:01:58
Podcastaufnahmen in Kanto. Werden wir an einem Punkt quasi mitnehmen.
Micz Flor
0:02:01–0:02:09
Deine Folge, eine der frühen folgen und ja wir haben jetzt eigentlich podcast
0:02:09–0:02:16
episode 34 und für die die sich wundern warum wir so eine tour beschreiben wir
0:02:16–0:02:19
sind bei eigentlich minus podcast.de,
0:02:20–0:02:24
auch im netz auffindbar vielleicht ist jemand zum ersten mal dabei und kennt
0:02:24–0:02:31
die geschichte noch nicht Wir haben unseren Slogan, der ist Laufen beim Reden und laufend reden.
0:02:33–0:02:36
Wir sind einfach unterwegs und lassen unseren Gedanken freien Lauf,
0:02:36–0:02:37
haben aber immer ein Thema.
0:02:37–0:02:42
Einer bereitet das immer ein bisschen vor und die ganzen Tracks werden als GPS
0:02:42–0:02:48
auch dann auf eigentlich-podcast.de online bereitgestellt.
0:02:48–0:02:53
Also wer Lust hat, kann sich das dann quasi Sogar eigentlich umschnallen,
0:02:53–0:02:56
mitlaufen, zuhören, so als ob wir nebenher laufen.
Florian Clauß
0:02:56–0:02:59
Ja, irgendwann machen wir mal so eine öffentliche Eigentlichtour.
0:02:59–0:03:04
Da kriegt jeder so ein kleines Mikrofon, äh, kleines Headset mit Funkverbindung
0:03:04–0:03:06
und dann laufen wir vorweg.
0:03:06–0:03:11
Und hinter uns die Traube an Menschen und an Zuhörerinnen und Zuhörer,
0:03:11–0:03:19
die dann von uns quasi auf den Spaziergang ein bisschen bespielt wird. Naja, vielleicht.
Micz Flor
0:03:19–0:03:21
Zukunftsmusik.
Florian Clauß
0:03:21–0:03:26
So was möchte ich gerne machen. Jetzt kommen wir hier unter dem Haus, direkt am Kottchen.
0:03:28–0:03:31
Und hier geht ein Durchgang. Wir gehen jetzt hier dahinten durch,
0:03:31–0:03:34
da gibt es so diesen Spielplatz. Kennst du den, Mitch?
Micz Flor
0:03:34–0:03:38
Ja, ja, hier die Gegend kenne ich sehr gut. Wir sind jetzt an der Bücherei.
0:03:39–0:03:43
Dahinter ist der Spielplatz in diesem großen Gebäude.
0:03:43–0:03:47
Und ich glaube, ich habe das schon mal gesagt, es gibt einen Dokumentarfilm,
0:03:47–0:03:48
der lief hier auch in Berlin in
0:03:48–0:03:57
ein paar Kinos über die Entstehung von diesem UFO-ähnlichen Wohnrondell,
0:03:57–0:03:59
was da am Kotti gelandet ist.
0:04:00–0:04:03
Und den könnten wir vielleicht auch mal, wir sind ja eigentlich ein Film-Hotcast,
0:04:03–0:04:05
den könnten wir vielleicht uns mal angucken und besprechen.
Florian Clauß
0:04:05–0:04:10
Ja, eigentlich Film-Hotcast. Wir kommen jetzt auch hier gleich in der Unterführung. Ups!
Micz Flor
0:04:12–0:04:13
Das ist der Spielplatz.
Florian Clauß
0:04:15–0:04:21
Kommen wir auch an ein Imbiss vorbei, wo eine Schlüsselszene von Herr Lehmann
0:04:21–0:04:23
gespielt hat. Das ist doch hier.
Micz Flor
0:04:23–0:04:26
Ja, das ist der genau. Aber der ist inzwischen, ich weiß nicht,
0:04:26–0:04:29
ob er einen Besitzer gewechselt hat, aber auf jeden Fall hat er sich total umgebaut.
0:04:29–0:04:32
Gerade neulich bin ich da vorbei und da wurde der Boden neu gemacht.
0:04:34–0:04:37
Der heißt auch, glaube ich, wirklich inzwischen anders und ist komplett ausgetauscht.
0:04:37–0:04:41
Aber der war noch ziemlich lange nach dem Film in genau dem Zustand.
Florian Clauß
0:04:42–0:04:48
Wir gehen jetzt die Reichenberger Straße lang und ich habe tatsächlich auch
0:04:48–0:04:50
heute habe ich was vorbereitet.
0:04:50–0:04:53
Ja, ich habe was vorbereitet, da können wir nochmal reinholen.
0:04:53–0:04:55
Ich habe ein Märchen mitgebracht und ein Märchen,
0:04:55–0:05:04
das ist glaube ich so eines der Märchen ist, was am meisten so rezipiert wurde,
0:05:04–0:05:07
was viel Popkultur ausgelöst hat. Es ist Schneewittchen.
Micz Flor
0:05:10–0:05:13
Schneewittchen, wie ich weiß. Ja, das weißt du. Und jetzt machen wir uns das alle gemeinsam an.
Florian Clauß
0:05:14–0:05:17
Und ja, gleich, ich wollte nur noch das nochmal so einordnen,
0:05:17–0:05:19
weil wir kennen aus anderen Folgen von eigentlich...
0:05:21–0:05:26
Diese Kategorisierung. Natürlich ist es auch ein Märchen,
0:05:26–0:05:34
was die Gebrüder Grimm dann in ihrem sehr berühmten Buch Kinder und Hausmärchen der Gebrüder Grimm,
0:05:34–0:05:43
das abgekürzt KHM heißt, also Kinderhausmärchen, das hat da in diesem Kontext
0:05:43–0:05:47
den Index, muss ich mal gucken, 53 Schnellwittchen.
0:05:49–0:05:57
Und wir kennen noch einen anderen Index. Das ist der sogenannte Kategorien-Dings da, ne?
Micz Flor
0:05:57–0:06:00
Also welche Art von Märchen ist das?
Florian Clauß
0:06:00–0:06:02
Genau, also wie es eingeordnet wird, das ist der Arne-Thomson-Uther-Index.
0:06:04–0:06:10
Der setzt sich halt aus den Sprachforscher, die quasi Arne-Thomson und Uther,
0:06:10–0:06:12
jeweils drei verschiedene, die haben diesen Index aufgebaut.
0:06:13–0:06:16
Und was der zum Ziel hatte, ist eben dann so eine europäische Vergleichbarkeit herzustellen.
0:06:20–0:06:27
Und die Brüder Grimm haben das eben, ihre Version, so verdichtet in diesem einen Buch.
0:06:28–0:06:33
Und das ist eigentlich so ein unglaublich populäres Buch geworden.
0:06:33–0:06:34
Also es hat sich verbreitet.
0:06:35–0:06:40
Die Märchen waren ja vorher so ein bisschen lose, irgendwo in den jeweiligen Erzählkulturen.
0:06:42–0:06:46
Und ja, da kam ein Geburt der Grimm, haben das eben zusammengesammelt,
0:06:46–0:06:49
kategorisiert, haben dann auch einen wissenschaftlichen Ansatz entwickelt und
0:06:49–0:06:52
haben halt dieses Buch rausgebracht, was dann zur Folge hatte,
0:06:52–0:06:54
dass diese Märchen unglaublich verbreitet wurden.
0:06:55–0:06:57
Weil eben zur Zeit des Buchdrucks...
0:06:58–0:07:01
Das war sehr beliebt und das heißt, die Märchen wurden da so bekannt.
0:07:01–0:07:03
Ja, das ist nochmal so kurz zur Einordnung.
Micz Flor
0:07:03–0:07:07
Das war wahrscheinlich dann so wie das Streaming-Service, das jetzt für Filme
0:07:07–0:07:11
machen, war dann damals eben das gedruckte Buch für Märchen.
0:07:11–0:07:15
Man konnte die halt irgendwie kaufen, verschenken und hatte die dann quasi zu
0:07:15–0:07:20
Hause, hat die aufgeschlagen und hat dann damals noch gelesen, was man heute guckt.
Florian Clauß
0:07:20–0:07:24
Genau, also genau, das wollte ich nochmal so in dem Kontext der Mediengeschichte
0:07:24–0:07:26
nochmal so ein bisschen platzieren.
0:07:27–0:07:33
Ich möchte auch noch mal der ATU-Index von dem Märchen Schneewittchen ist 709
0:07:33–0:07:36
und es gibt diese sieben,
0:07:36–0:07:43
also die hunderte Nummer klassifiziert das auch so ein bisschen und die 700
0:07:43–0:07:49
bis 749 steht quasi im ATU für andere übernatürliche Geschehnisse.
0:07:52–0:07:59
Jetzt wollte ich noch mal die Nachbarn von Schneewittchen vorlesen, was da auftaucht.
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Das ist zum Beispiel ATU 706, das Mädchen ohne Hände, dann die keusche Nonne,
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der Vater, der seine Tochter heiraten wollte. 707 ist die drei goldenen Kinder,
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das Wunderkind und 709 dann schließlich Schneewittchen.
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Und 709a ist die Schwester von neun Brüdern.
Micz Flor
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Okay, das ist interessant, weil man denkt, man kennt halt die Gebrüder Grimm,
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aber ich kenne halt wirklich nur die Sachen, die dann auch in irgendwelchen
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öffentlich-rechtlichen Produktionen rauf und runter kommen.
Florian Clauß
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Ja, man hat das natürlich schon so ein bisschen aggregiert und ich möchte nicht die offizielle,
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Die letzte Ausgabe von dem KM kam 1853 raus, das war die siebte Auflage und
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ich möchte aber jetzt die Version von Schneewittchen.
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Dann nicht Schmittchen, sondern Sneewittchen. Also das wird nicht ausgesprochen.
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Snee ist die niederdeutsche Bezeichnung von Schnee in der ersten Fassung,
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also im ersten KHM-Buch von 1812, die ihr mitbringt.
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Und dafür, weil ich jetzt, da sie im Laufen vorlesen ist nicht so meine Kernkompetenz
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habe ich das wieder eingesprochen und das hören wir uns jetzt erst mal an. Ja, Mitch?
Micz Flor
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Ich freue mich drauf. Schneewittchen, Schneeweißchen.
Florian Clauß
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In der ersten Auflage von 1812 von den Gebrüdern Grimm.
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Es war einmal mitten im Winter und die Schneeflocken fielen wie Federn vom Himmel.
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Da saß eine schönige Königin an einem Fenster. Das hatte einen Rahmen von schwarzem Ebenholz und nähte.
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Und wie sie so nähte und nach dem Schnee aufblickte, stach sie sich mit der
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Nadel in den Finger und es fielen drei Tropfen Blut in den Schnee.
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Und weil das Rote in dem Weißen so schön aussah, so dachte sie,
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hätte ich doch ein Kind, so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie dieser Rahmen.
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Und bald darauf bekam sie ein kleines Töchterlein, so weiß wie der Schnee,
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so rot wie das Blut und so so schwarz wie Ebenholz, und darum ward es Sneewittchen genannt.
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Die Königin war die schönste im ganzen Land und gar stolz auf ihre Schönheit.
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Sie hatte auch einen Spiegel, vor den trat sie alle Morgen und fragte,
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»Spieglein, Spieglein, an der Wand, wer ist die schönste Frau im ganzen Land?«
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Da sprach das Spieglein allzeit, »Ihr, Frau Königin, seid die schönste Frau im Land.«.
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Und da wusste sie gewiss, dass niemand schöner war auf der Welt.
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Aber wuchs heran, und als es sieben Jahre alt war, war es so schön,
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dass es selbst die Königin an Schönheit übertraf, und als diese ihren Spiegel
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fragte, »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die schönste Frau im ganzen Land?«,
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sagte der Spiegel, »Frau Königin, ihr seid die Schönste hier,
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aber Schneewittchen ist noch tausendmal schöner als ihr.« Wie die Königin den
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Spiegel so sprechen hörte, war sie blass vor Neid, und von Stund an hasste sie das Schneewittchen.
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Und wenn sie es ansah und gedacht, dass durch seine Schuld sie nicht mehr die
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Schönste auf der Welt sei, kehrte sich das Herz herum.
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Da ließ ihr der Neid keine Ruhe, und sie rief einen Jäger und sagte zu ihm,
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Führ das Schneewittchen hinaus in den Wald, an einen weit abgelegenen Ort,
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da sticht's tot, und zum Wahrzeichen bring mir seine Lunge und seine Leber mit,
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die will ich mit Salz kochen und essen.
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Der Jäger Er nahm das Snewittchen und führte es hinaus. Wie er aber den Hirschfänger
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gezogen hatte und ihm zustechen wollte, da fing es an zu weinen und bat so sehr
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er mögt ihm sein Leben lassen, es wollte nimmermehr zurückkommen,
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sondern in den Wald fortlaufen.
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Den Jäger erbarmte es, weil es so schön war, und gedachte, die wilden Tiere
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werden es doch bald gefressen haben.
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Ich bin froh, dass ich es nicht zu töten brauche.
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Und weil gerade ein junger Frischling gelaufen kam, stach er den nieder,
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nahm Lunge und Leber heraus und brachte es als Wahrzeichen der Königin mit.
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Die kochte sie mit Salz und aß sie auf und meinte, sie hätte Sneewittchens Lunge und Leber gegessen.
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Schneewittchen aber war in dem großen Wald mutterselig allein,
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sodass ihm recht Angst war und es fing an zu laufen und zu laufen über die spitzen
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Steine und durch die Dornen den ganzen Tag.
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Endlich, als die Sonne untergehen wollte, kam es zu einem kleinen Häuschen.
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Das Häuschen gehörte sieben Zwerge, die waren aber nicht zu Hause,
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sondern in das Werkwerk gegangen.
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Schneewittchen ging hinein und fand alles klein, aber niedlich und reinlich.
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Da stand ein Tischlein mit sieben kleinen Tellern, dabei sieben Löffelein,
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sieben Messerlein und Gäbelein, sieben Becherlein und an der Wand standen sieben
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Bettlein nebeneinander.
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Frischgedeckt. Sneewittchen war so hungrig und durstig, aß von jedem Teller
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ein wenig Gemüse und Brot, trank aus dem Gläschen einen Tropfen Wein und weil
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es so müde war, wollte es sich schlafen legen.
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Da probierte sie die sieben Bettlein nacheinander aus, keins war ihm aber recht,
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bis auf das siebte, denn das legte sich hinein und schlief ein.
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Wie es Nacht war, kamen die sieben Zwerge von ihrer Arbeit heim und steckten
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ihre sieben Lichtlein an. Da sahen sie, dass jemand in ihrem Haus gewesen war.
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Der erste sprach, wer hat auf mein Stühlchen gesessen?
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Der zweite, wer hat von meinem Tellerchen gegessen? Der dritte,
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wer hat von meinem Brötchen genommen?
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Der vierte, wer hat von meinem Gemüsechen gegessen? Und der fünfte,
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wer hat mit meinem Gäbelchen gestochen. Der sechste.
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Wer hat mit meinem Messerchen geschnitten? Der siebende. Der hat aus meinem Dächerlein getrunken.
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Danach sah er sich herum und sagte, Wer hat in mein Bettchen getreten?
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Der zweite, Ei, in mein Bettchen hat auch jemand gelegen.
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Und so alle weiter bis zum siebten. Wie der nach seinem Bettchen sah,
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da fand er das Sneewittchen darin liegen und schlafen.
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Da kamen die Zwerge alle gelaufen und schrien vor Verwunderung und holten ihre
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sieben Lichtlein herbei und betrachteten das Sneewittchen.
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Ei, du mein Gott, ei, du mein Gott, riefen sie, was ist das schön?
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Sie hatten große Freude an ihm, weckten es aber nicht auf und ließen es in dem
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Bettlein liegen. Der siebente Zwerg aber schlief bei seinen Gesellen,
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bei jedem eine Stunde, da war die Nacht herum.
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Als nun Sneewittchen aufwachte, fragten sie es, wer es sei und wie es in ihr Haus gekommen wäre.
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Da erzählte es ihm, wie seine Mutter es habe umbringen wollen,
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der Jäger ihm aber das Leben geschenkt, und wie es den ganzen Tag gelaufen und
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endlich zu diesem Häuslein gekommen sei.
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Da hatten die Zwerge Mitleiden und sagten, wenn du unseren Haushalt versehen
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und kochen, nähen, betten, waschen, stricken willst, auch alles ordentlich und
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reinig halten, sollst du bei uns bleiben und es soll dir nichts fehlen.
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Abends kommen wir nach Hause und da muss das Essen fertig sein.
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Am Tage aber sind wir im Bergwerk und graben Gold, da bist du für dich alleine.
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Hüt' dich vor der Königin und lass' niemanden herein.
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Die Königin aber glaubte, sie sei wieder die Allerschönste im Land,
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trat morgens vor den Spiegel und fragte, »Spieglein, Spieglein an der Wand,
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wer ist die schönste Frau im ganzen Land?«,
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Da antwortete der Spiegel aber wieder, »Frau Königin, ihr seid die Schönste
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hier, aber Snewittchen über den Sieben Bergen ist noch tausendmal schöner als ihr.«
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Wie die Königin das hörte, erschrak sie und sah wohl, dass sie betrogen wurde
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und der Jäger Snevitzing nicht getötet hatte.
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Weil aber niemand als die sieben Zwerglein in den sieben Bergen war,
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da wusste sie gleich, dass es sich zu diesen gerettet hatte,
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und nun sahen sie von Neulen nach, wie sie es umbringen könnte,
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denn solange der Spiegel nicht sagte, dass sie wäre die schönste Frau im ganzen
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Land, hatte sie keine Ruhe.
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Da war ihr alles nicht sicher und gewiss genug, und sie verkleidete sich selber
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als alte Krämerin, färbte ihr Gesicht, dass auch kein Mensch sie erkannte,
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und ging hinaus vor das Zwergenhaus.
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Sie klopfte an die Tür und rief, »Macht auf, macht auf, ich bin eine alte Krämerin,
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die gute Ware feil hat.« Snewittchen guckte aus dem Fenster, »Was habt ihr denn?«,
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»Schnürriem, liebes Kind«, sagte die Alte und holte einen hervor,
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der noch von gelber und roter und blauer Seide geflochten war.
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»Willst du den haben?« »Aja«, sprach Snewittchen und dachte,
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die gute alte Frau kann mich wohl hineinlassen.
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»Die meint's redlich«, regelte also die Türe auf und handelte sich den Schnürriem.
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Aber wie bist du schlampig geschnürt, sagte die Alte, komm, ich will dich einmal besser schnüren.
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Schneewittchen stellte sich vor ihr, da nahm sie den Schnürriemen und schnürte
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und schnürte so fest, dass ihm der Atem verging und es für tot hinfiel.
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Danach war sie zufrieden und ging fort. Bald darauf war es Nacht,
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und da kamen die sieben Zwerge nach Haus, die erschraken recht,
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als sie ihr liebe Schneewittchen auf der Erde liegen fanden, als wäre es tot.
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Sie hoben es in die Höhe, da sahen sie, dass es so fest geschnürt war,
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schnitten den Schnürringen in zwei, da atmete es erst und dann war das wieder lebendig.
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Das ist niemand gewesen, als die Königin, sprachen sie, die hat dir das Leben
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nehmen wollen, hüte dich und lass kein Menschen herein.
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Die Königin aber fragte den Spiegel.
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Spiegel, Spiegel, an der Wand, wer ist die schönste Frau im ganzen Land?
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Der Spiegel antwortete, Frau Königin, ihr seid die schönste,
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aber Schneewittchen bei den sieben Zwergchen ist tausendmal schöner als ihr.
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Sie erschrak, dass ihr Blut, dass das Blut ihr all zum Herz lief,
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da sie sah, dass Schneewittchen wiederlebendig geworden war.
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Danach sahen sie den ganzen Tag und die Nacht, wie sie es doch noch fangen wollte
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und machte einen giftigen Kamm, verkleidete sich in eine andere Gestalt und ging wieder hinaus.
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Sie klopfte an die Tür, das Schnewittchen aber rief, ich darf niemanden hier
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reinlassen. Da zog sie den Kamm hervor und als das Schnewittchen den Blinken
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sah und es auch jemand ganz Fremdes war, so machte es doch auf und kaufte den Kamm ab.
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Komm, ich will dich auch damit kennen, sagte die Krämerin, aber kaum starkt
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der Kamm dem Schneewittchen in den Haaren, da fiel es nieder und war tot.
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Nun wirst du liegenbleiben, sagte die Königin, und ihr Herz war leicht geworden und sie ging heim.
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Die Zwerge aber kamen zur rechten Zeit, sahen, dass was geschehen und zogen
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den giftigen Kamm aus den Haaren und da schlug Schneewittchen die Augen auf
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und es war wieder lebendig und versprach den Zwergen, es wolle gewiss niemanden mehr hereinlassen.
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Die Königin aber stellte sich vor den Spiegel, Spieglein, Spieglein an der Wand,
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wer ist die schönste Frau im ganzen Land. Der Spiegel antwortete,
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Frau Königin, ihr seid die schönste hier aber Snewittchen bei den sieben Zwergchen
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ist tausendmal schöner als ihr.
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Wie das die Königin hörte, zitterte sie und bebte sie vor Zorn.
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So soll das Newidtchen noch sterben, wenn und wenn es mein Leben kostet.
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Dann ging sie in ihre heimlichste Stube, und niemand durfte vor sie kommen,
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und da machte sie einen giftigen, giftigen Apfel, äußerlich war er schön und
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rotbäckig, und jeder, der ihn sah, bekam Lust dazu.
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Darauf verkleidete sie sich nun als Bauersfrau, ging vor das Werkhaus und klopfte an.
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Siewittchen guckte und sagte, ich darf keinen Menschen einlassen,
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die Zwerge haben mir das beim Leibe verboten.
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Nun, wenn ihr nicht wollt, sagt die Bäuerin, kann ich euch nicht zwingen,
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meine Äpfel will ich auch schon loswerden, da einen will ich euch zur Probe schenken.
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Nein, ich darf auch nichts geschenkt nehmen, die Zwerge wollen es nicht haben.
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Ihr mögt euch wohl fürchten, da will ich den Apfel in zwei schneiden und die
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Hälfte essen, da den schönen roten Backen sollt ihr haben.
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Der Apfel war aber so künstlich gemacht, dass nur die rote Hälfte vergiftet war.
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Da saß Schneewittchen, das die Bäuerin selbst davon aß, und seine Gelüste danach ward immer größer.
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Da ließ es sich endlich die andere Hälfte durchs Fenster reichen und bis hinein.
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Kaum aber hatte sie ein bisschen den Mund, so fiel es tot zur Erde.
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Die Königin aber freute sich, ging nach Haus und fragte den Spiegel.
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»Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die schönste Frau im ganzen Land?«
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Da antwortete er, Ihr, Frau Königin, seid die schönste Frau im Land.
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Nun habe ich Ruhe, sprach sie, da ich wieder die schönste im Land bin und Sneewittchen
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wird diesmal wohltot bleiben.
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Die Zwerglein kamen abends aus den Bergwerken nach Haus, da lag das Newittchen
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auf dem Boden und war tot. Sie schnürten es auf und sahen, dass sie nichts Giftiges
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in den Haaren fänden, es half auch nichts, sie konnten es nicht wieder lebendig machen.
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Sie legten es auf eine Bahre, setzten sich alle sieben da ran,
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weinten und weinten drei Tage lang, dann wollten sie es begraben.
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Da sahen sie aber, dass es noch frisch und gar nicht wie ein Toter aussah und
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dass es auch seine schönen roten Backen noch hatte.
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Da ließen sie ein Sarg von Glas machen, legten es hinein, dass man es recht
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sehen konnte, schrieben mit goldenen Buchstaben seinen Namen darauf und seine
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Abstammung, und einer blieb jeden Tag zu Hause und bewachte es.
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So lag es ein Wittchen lange, lange Zeit in dem Sarg und verweste nicht,
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war noch so weiß wie als Schnee, so rot als Blut, und wenn es die Äuglein hätte
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auftun können, wären sie so schwarz wie eben Holz, denn es lag, als wenn es das schlief.
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Einmal kam ein junger Prinz zu dem Zwergenhaus und wollte darin übernachten,
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und wie er in die Stube kam und Snewittchen in dem Glassack liegen sah,
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auf das die siebten Lichtlein so recht ihren Schein warfen, konnte er sich nicht
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satt sehen an seiner Schönheit und und las die goldene Inschrift und sah,
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dass es eine Königstochter war.
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Da bat er die Zwerglein, sie sollten ihm den Sarg mit den toten Snidwittchen
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verkaufen, die aber wollten um alles Gold nicht.
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Da bat er sie, sie mögten es ihm schenken, er könne nicht leben, ohne es zu sehen.
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Und er wolle es so hoch halten und ehren, wie sein Liebstes auf der Welt.
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Da waren die Zwerglein mitleidig und gaben ihm den Sarg. Der Prinz aber ließ
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ihn in seinem Schloss tragen und ließ ihn in die Stube setzen.
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Er selber saß den ganzen Tag dabei und konnte die Augen nicht abwenden.
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Und wenn er ausmusste und konnte Schneewittchen nicht sehen,
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war der traurig. Und er konnte auch kein Bissen essen, wenn der Sarg nicht neben ihm stand.
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Die Diener aber, die beständig den Sarg herumtragen mussten,
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waren bös darüber, und Eidam machte einmal den Sarg auf, hob Snewittchen in
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die Höhe und sagte, »Um so ein totes Mädchen willen, werden wir den ganzen Tag
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geplagt«, und gab ihm mit der Hand einen Stumpf in den Rücken.
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Da fuhr ihm der garstige Apfelkruz, den es abgebissen hatte,
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aus dem Hals, und Snewittchen war wieder lebendig.
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Da ging es zu dem Prinzen, der nicht wusste, was er für Freude tun sollte,
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als sein liebes Snewittchen lebendig war, und sie setzten sich alle zusammen
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an die Tafel und aßen in Freude.
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Auf den anderen Tag war die Hochzeit bestellt und Snewittchens gottlose Mutter war auch eingeladen.
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Wie sie nun am Morgen vor dem Spiegel trat und sprach, spieglein,
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spieglein an der Wand, wer ist die schönste Frau im ganzen Land?
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Da antwortete er, Frau Königin, ihr seid die schönste hier, aber die junge Königin
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ist tausendmal schöner als ihr.
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Als sie das hörte, erschrak sie, und es war ihr so Angst, dass sie es nicht
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sagen konnte. Doch trieb sie der Neid, dass sie auf der Hochzeit der jungen
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Königin sehen wollte, und wie sie ankam, sah sie, dass es eine Wittchen war.
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Da waren eisernen Pantoffeln im Feuer glühend gemacht. Sie musste sie anziehen
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und darin tanzen, und ihre Füße wurden jämmerlich verbrannt,
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und sie durfte nicht aufhören, bis sie sich zu Tode getanzt hatte.
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Ja, das war das Märchen von 1812.
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Bevor wir jetzt einsteigen, ganz kurz, siehst du, kannst du dir aus dem Kopf,
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kannst du da die andere Fassung erinnern und den Hauptunterschied zu dieser
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ersten Fassung benennen?
Micz Flor
0:24:06–0:24:09
Ja, das ist sogar eine der Sachen, die ich vorbereitend hatte,
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weil wir springen ja quasi um dieses Märchenthema so ein bisschen rum und ich
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habe gemerkt, dass ich diesmal anders darin vorgehe als das letzte Mal.
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Wir hatten ja in meiner letzten Folge, sollte es ja eigentlich schon um Rotkäppchen gehen.
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Das haben wir dann aber gesplittet. Die letzte Folge war eben diese Traum-Mythen-Thematik
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von Erich Fromm mit einer Unterscheidung von der Art und Weise,
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wie zum Beispiel Traumdeutung bei Freud, bei Jung oder bei Fromm,
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was dann eher so ein bisschen schon in die Richtung von Neopsychoanalyse-Gestalttherapie
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geht, sich unterscheidet.
0:24:53–0:24:56
Und das Lustige ist jetzt, das haben wir dann quasi Rotkäppchen in der nächsten Folge.
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Und ich fühle mich jetzt aber schon ein bisschen weiter in diesem Märchenthema.
0:25:01–0:25:06
Da habe ich zum Beispiel mal drauf geguckt, was waren denn so die Veränderungen
0:25:06–0:25:12
alleine in den Fassungen von den Gebrüdern Grimm.
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Genau zu machen, könnte ich das kurz vorlesen.
Florian Clauß
0:25:19–0:25:22
Ja, gerne. Du hast ja auch was vorbereitet mit.
Micz Flor
0:25:22–0:25:26
Ja, ich wusste ja, was es ist, dann hab ich gedacht, probier ich mal was anderes.
0:25:27–0:25:31
Ich hab zwei Sachen vorbereitet. Ich hab dann auch eben als Weiterführung von
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dem, was das nächste Mal kommt, nämlich Freud, Jung und Fromm,
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hab ich dann Bettelheim diesmal als psychodynamischen ...
0:25:43–0:25:46
Natürlich Analytiker eben, der dann auch eine Deutung hat. Das wollte ich dann
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später auch noch hier reinbringen.
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Also ich berufe mich jetzt auf die Frau Katrin Allersang-Gestrebter,
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die eine ihrer PhD 2009 in Wien Arbeit abgelegt hat.
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Und da hat sie eben einen Abschnitt gerade zum Thema dieses Märchens und was
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da so sich verändert hat.
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Und sie schreibt da, 1908 bis 1957 gab es wohl mindestens sechs Versionen von dem Ganzen. Ja.
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Wenn ich mich recht erinnere, das habe ich jetzt nicht aufgeschrieben,
0:26:27–0:26:31
war es sogar ein jüngerer Bruder von den beiden, die der Autoren von diesem
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Kinder- und Hausmärchenbuch sind, der die erste Fassung aufgeschrieben hat,
0:26:35–0:26:36
die dann umgeschrieben wurde.
0:26:36–0:26:42
Und Wilhelm Grimm hat diese Urform dann seinen Idealvorstellungen so angepasst.
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Er hat da zum Beispiel, wenn man so durch diese Veränderung geht,
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ein bisschen auch geschaut, Das Schneewittchen,
0:26:52–0:26:56
die dann Schneewittchen hieß, aber die wohl in der ganz frühen Version Schneeweißchen
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sogar noch hieß, die hat immer mehr in diesen Formen dann so eine typisch bürgerliche
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Tugend für Frauenverhalten angenommen.
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Die war dann eben sehr keusch, fast asexuell.
0:27:09–0:27:13
Als sie bei den Zwergen war, muss bei den Zwergen ja auch diese bürgerlichen
0:27:13–0:27:14
Sachen irgendwie lernen.
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Damit sie bei den Zwergenwirt bleiben darf, muss sie halt im Prinzip naiv sein,
0:27:23–0:27:28
unschuldig, schön, lieb, fromm, arbeitsam, christlich, muss den Haushalt führen, all diese Sachen.
0:27:28–0:27:32
Das war generell das Motiv für dieses junge Mädchen, Schneewittchen,
0:27:32–0:27:33
wie es dann zum Schluss hieß.
0:27:35–0:27:40
Und das sind eben so diese beliebtesten Klischees weiblicher Helden aus dieser Zeit,
0:27:40–0:27:48
die dann Und das finde ich wichtig, nicht unterschiedliche Fassungen aus unterschiedlichen
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Ländern, sondern wirklich innerhalb der Revisionen von Grimm, von den Geburten Grimm.
0:27:55–0:27:59
Schneewittchen selbst hat sich ein bisschen verändert. Die war wohl am Anfang
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eine junge Frau und wurde dann aber wieder ein Kind, oder wurde Kind genannt in späteren Versionen.
0:28:04–0:28:08
Aber es gab vor allen Dingen eine Fassung, wahrscheinlich die allererste,
0:28:08–0:28:14
die muss noch vor deiner gewesen sein wo schneewittchen ursprünglich gelbe haare
0:28:14–0:28:23
hatte und gar keine schwarzen haare das war wohl oder eben ebenholz schwarz wie der fenster rahmen,
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Dann ist es so, dass der Vater jetzt in deiner Version ja auch schon nicht mehr
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existent ist. Da nimmt man dann an, dass der Jäger irgendwie die Rolle des Vaters
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ist. Es gibt auch eine analytische Deutung, die sagt, der Spiegel ist der Vater.
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Der guckt sich die Frauen an und beurteilt so.
0:28:40–0:28:46
Und also heute in der gängigen Version ist der Vater eigentlich mehr oder weniger abwesend.
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Aber in früheren Versionen ist es wohl so, dass der sogar noch damit beauftragt
0:28:53–0:28:56
war, auch den Sarg zu finden. So zumindest hier die Doktorandin.
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Und die Rolle der Mutter hat sich auch verändert. Es war anfangs eben eine Mutter
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bei deiner Version auch noch.
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Wurde dann später aber ersetzt. Und zwar 1819 wurde, starb die Mutter und die
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Stiefmutter, also die neue Frau, war dann die Böse sozusagen.
0:29:16–0:29:20
Das ist, könnte man vielleicht sogar gleich mal so sagen, ein bisschen,
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da wird das ein bisschen harmonischer gemacht. Also, dass die Mutter wirklich
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sogar kannibalistisch gegenüber ihrer eigenen Tochter vorgeht,
0:29:30–0:29:31
ist vielleicht einmal ein bisschen hart.
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Und wenn es die Stiefmutter ist, vielleicht verkaufen sich dann mehr Bücher.
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Und deshalb ändert sich natürlich dann auch ein bisschen die Thematik,
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weil es geht ja nicht mehr um Mutter-Tochter-Konflikt, sondern dann kommt der
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Spiegel und die Schönheit mehr in den Vordergrund.
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Grund. Sobald es dann die Stiefmutter ist, geht es natürlich um eine Familiendynamik,
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aber so diese klassische Generationskonflikt ist da nicht mehr drin,
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sondern eben dieses Schöne.
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Der Sarg, der ursprüngliche Glassarg, den du auch noch drin hast,
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der diente wohl auch um die Verwesung auszuhalten.
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Später war es dann wohl auch so, dass das Schneewittchen einfach auch ohne Sarg
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schön blieb. Die war so schön, die war einfach nicht mehr verwesbar.
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Und die Rettung hat sich wohl auch geändert.
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Es gab, da bin ich mir jetzt aber nicht sicher, ich glaube, das waren wirklich
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andere Varianten des Schneewittchen, Schneeweißchen, Schneewittchen-Märchens,
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wo Ärzte versuchen, sie wieder zu beleben.
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Es gibt aber auch wohl eine Fassung,
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wo die die Zwerge selber mit einem Hämmerchen versuchen, Schneewittchen wieder
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zu beleben und das fand ich dann ganz schön,
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deshalb möchte ich da die Doktorandin zitieren, die dann schreibt,
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dass es so ist, dann kann die Endversion nicht ohne den handelsüblichen Prinzen auskommen,
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der in nekrophiler Manier das scheintote Mädchen mit sich nehmen will,
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wobei diesem nach einem durch Stolpern hervorgerufenen Rutsch des Sarges der
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Apfelbutzen und damit die Ursache des Zustands wieder aus dem Hals fährt.
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Der hat also dann neben dem Kannibalistischen, hat sie dann eben auch nochmal
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gesagt, so Durch diesen Eko-Fahrer.
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Prinz einfach unbedingt diesen Leichnam mitnehmen möchte.
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Das Ende der Königin hat sich wohl auch verändert. In der einfachsten Fassung
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fällt sie vor Schrecktod um.
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Und die, die du auch vorgelesen hast, die auch in dem Europa-Märchen,
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das war so meine Kindheit, die Schallplatten,
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wo beide Seiten dann Märchen drauf waren, da ist es auch so,
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dass sie dann, das hat mich immer sehr gegruselt, tanzte sie dann mit den glühenden
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Schuhen, bis sie tot umfiel.
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Das war jetzt bei deiner Fassung auch.
Florian Clauß
0:31:52–0:31:53
Ja.
Micz Flor
0:31:54–0:31:58
Dann gibt es noch eine kleine Änderung in den ursprünglich handschriftlichen Aufzeichnungen.
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Was bei dir auch noch mit drin ist, ist, dass bei den Zwergen sie von jedem
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Tellerchen ein bisschen was isst.
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In späteren Versionen ist sie bei den Sachen so, dass sie dann nicht von allen was isst.
0:32:16–0:32:19
Dann sucht sie genau aus, was für sie passt und was nicht.
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Das gilt auch für das Bett. Da geht sie nicht in alle Betten,
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sondern sucht scheinbar nur das eine, wo sie dann sagt, okay, das nehme ich.
Florian Clauß
0:32:28–0:32:35
Genau, also die Zwerge, wo sie nicht überall nascht und ins Bett steigt und so weiter.
Micz Flor
0:32:36–0:32:39
Das Allerletzte, was dann wirklich andere Versionen des Märchens sind,
0:32:39–0:32:40
fand ich aber noch ganz interessant.
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Die Zwerge sind in anderen europäischen Versionen der Erzählung auch mal Diebe,
0:32:44–0:32:50
Räuber, Riesen oder Elfen. In Finnland wohl eine Mordbande, die sie als Schwester
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adoptieren, was es auch im Dänischen und Schwedischen gibt.
0:32:54–0:33:00
Und die Zwerge gibt es wohl in einer Schweizer Fassung, richtig als rätische
0:33:00–0:33:06
Erzählung, Wo sie dann demokratisch abstimmen, ob sie Schneewittchen aufnehmen oder nicht.
0:33:06–0:33:09
Und dann aber auch Forderungen stellen.
0:33:10–0:33:15
Und sie drohen dem Mädchen dann nach dem Besuch der Krämerin zum ersten Mal,
0:33:15–0:33:20
dass wenn sie jetzt nicht gehorcht, dass sie beim nächsten Mal in der Pfanne gebraten wird.
0:33:20–0:33:25
Das waren jetzt so die Sachen, die ich da aus dieser Doktorarbeit rausgefuselt habe.
Florian Clauß
0:33:29–0:33:31
Und warum habe ich das gemacht?
Micz Flor
0:33:31–0:33:37
Weil ich glaube ich, nachdem wir zuerst mit deinen Märchen so angefangen haben,
0:33:37–0:33:40
einfach mal so aus dem Bauch zu deuten, dann hatten wir diese,
0:33:43–0:33:48
in meinem letzten Spaziergang diese Rotkäppchendeutung, die jetzt allerdings
0:33:48–0:33:50
erst in zwei Wochen dann wirklich im Podcast auftaucht.
0:33:54–0:34:01
Und in all diesen Deutungsansätzen geht es ja immer so ein bisschen eben so
0:34:01–0:34:02
dieser Wunsch ins Mythische,
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ins ganz Frühe, ins Archetypische, wie Jungs sagen würde, so zurückzugehen,
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wie durch so ein Tor des Märchens.
0:34:10–0:34:12
Und da habe ich dann irgendwie gedacht, okay, das will ich aber mal wissen,
0:34:12–0:34:17
Weil ich wusste, auch von deiner Erzählung schon, dass die Gebrüder Grimm ihre
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Sachen auch immer wieder rausgebracht haben.
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Und das war ja früher auch bei Buchversion wirklich so,
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dass dann oft, wenn das Ganze wieder gedruckt wurde, es halt umgeschrieben,
0:34:28–0:34:35
das war selbst bei The Origin of Species, war das wohl so, dass es da mit jedem
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neuen Auflage eigentlich eine völlig neue Buchversion gehabt mit neuem.
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Also es war anders als heute, wo die Dinge so eingefroren werden.
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Was wir auch in diesem Index hören, den du hast.
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Da hat es mich einfach mal interessiert zu gucken, was haben die denn da so umgeschrieben?
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Und was würde das denn tun für unseren Wunsch, durch dieses Märchen wie durch
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ein Fenster zu blicken auf das urgeschichtliche, sagenhafte,
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mythische Menschliche?
Florian Clauß
0:34:58–0:34:59
Ja.
Micz Flor
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Das fand ich eigentlich ganz interessant, dass es halt dann auch da schon Tendenzen
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gab, alles ein bisschen bürgerlicher und abgeschwächter aufzuschreiben.
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Wie es dann halt wirklich in die Zeit passt, leicht wirklich auch Bücher verkaufen wollte.
Florian Clauß
0:35:12–0:35:17
Genau, und weil es auch eben im Titel Kinder und Hausmärchen trägt.
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Ja, danke nochmal für diese Herausarbeitung der Unterschiede.
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Es ist jetzt doch etwas etwas akademischer geworden, als ich jetzt so vermutet
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habe. Aber zwei, du weißt, im Prinzip, es sind viele Kleinigkeiten,
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die sich geändert haben.
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Aber zwei Punkte, die ich auch noch mal herausheben wollte. Das eine ist eben,
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dass die leibliche Mutter Schneewittchen tötet.
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Das ist, glaube ich, so ein ganz massiver Unterschied. Und das andere ist,
0:35:53–0:35:59
wie sich dieses Apfelstückchen in dem Hals von Schneewittchen löst.
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In der letzten Fassung ist es so, dass einer der Diener stolpert und den Sarg
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tragend und dann eben das Schneewittchen aus dem Sarg geworfen wird und dabei
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sich das Stückchen löst.
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Diese Fassung ist so, dass die Diener so ein bisschen geplagt werden von dem
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Prinzen, der die ganze Zeit Schneewittchen dahin getragen haben möchte, wo er ist.
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Und einer von den Dienern macht halt diesen Scherz, Schneewittchen,
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da wollen wir dich rumtragen und haut ihr dann so auf den Rücken und dabei löst
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sich das Abbestückchen.
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Eine ganz andere Motivation, aber das finde ich nochmal so, ich finde diese
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erste Fassung fast besser als die letzte. So würde ich jetzt mal, was ich da kenne, ja.
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Zur ersten Fassung, dass die Mutter, also dass es die leibliche Mutter ist und
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nicht die böse Stiefmutter,
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weil es gibt dann auch eine, auch von Jungen eine Deutung,
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Archetyps der Stiefmutter, die dann so aufgeladen wird, die kommt dann auch
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erst später rein, mit der Implementierung, Installierung der bürgerlichen Familie,
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wo sich das auch anders auflöst und die Stiefmutter.
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Als dass das Böse, das Schwarze dann so bedeckt wird,
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ist das ihre leibliche Mutter und da habe ich nochmal ein bisschen geguckt,
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was gibt es denn da tatsächlich für Mythen, wo die leibliche Mutter ihre Kinder
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tötet und ein bekannter,
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eine bekannte griechische Die Tragödie ist Medea, die zusammen mit Jason, Jason, Kinder hat.
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Sie muss ihre Familie verlassen. Sie wird dann auch von Jason betrogen.
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Und aus Rache, Eifersucht und Verzweiflung tötet sie ihre Kinder.
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Also die Motivation, das krasseste Mittel, was irgendwie eine Mutter anwenden
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kann, ist, ihre eigenen Kinder zu töten in dieser griechischen Tragödie.
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Es ist aber irgendwie psychologisch nachvollziehbar, dass sie an so diesen Verzweiflungspunkt
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kommt, wo sie ihre Kinder tötet. Es gibt eine Filmadaption mit ihr aus den 90ern,
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ich weiß nicht genau von wem, die das ganz eindringlich auch schildert.
0:38:21–0:38:24
Diese Verzweiflungstat als letzte Tat, eigentlich auch gegen sich selbst gerichtet,
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dann eben zu diesem Schritt zu kommen. Diese ganze Motivation finden wir überhaupt
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nicht bei Schneewittchen in dieser Variante.
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Schneewittchen wird geboren, dann gibt es keine Mutter-Kind-Liebebeziehung,
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wird überhaupt nicht ausgewalzt.
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Insofern finde ich das gar nicht mal so, wie soll ich sagen,
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so rein erzähltechnisch einen großen Affront,
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eine Schwiegermutter einzuführen, weil diese psychologische Bindung von Tochter
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und Mutter spielt keine Rolle in der Entwicklung des Märchen.
Micz Flor
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Das stimmt, aber ich denke die Bewertung des Verhaltens, Also das hast du ja
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vorhin schon gesagt bei Medea und das ist ja auch bei uns.
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Der Kaukasische Kreidekreis ist ja auch so ein Motiv, wo zwei Frauen behaupten,
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das kleine Kind, das Baby gehört ihnen.
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Und dann sagt der weise, ja, Richter nicht, aber der, der die Entscheidung finden
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soll, sagt halt, okay, dann schneiden wir das einfach in der Mitte durch.
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Hat jeder die Hälfte, dann ist es gerecht. Dann sagt die eine,
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nein, dann soll sie das Kind haben. Dann gibt er der Mutter das Kind,
0:39:36–0:39:40
die die ist, die das Kind natürlich nicht zerteilen möchte.
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Da steckt ja dann so ein bisschen drin, eben beim Medea oder Kaukasischen Kreidekreis,
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dass diese Mutter natürlich alles tun wird, um ihr Kind zu schützen und zu pflegen
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und zu halten und zu nähern.
0:39:55–0:39:59
Und wenn die an einen Punkt kommt, wie beim Medea, wo sie die Kinder umbringt,
0:39:59–0:40:02
dann muss da wirklich schon alles kaputt sein innerlich, seelisch.
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Und wenn beim Kaukasischen Kreidekreis dem Kind Schaden angedroht wird,
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dann ist es auch die Mutter, die sagt, nein, um Himmels Willen,
0:40:12–0:40:17
dann bin ich hier raus. Auf jeden Fall soll das Kind in dem Fall sogar ganz bleiben.
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Und das ist dann schon ein Unterschied. Also nicht in der Entwicklung der Charaktere für das,
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was sie sind, sondern für die emotionale Annahme, die man für diese Rolle dann
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irgendwie hat. Da finde ich, macht schon großen Unterschied.
Florian Clauß
0:40:37–0:40:46
Das stimmt. Ein Punkt, der mir jetzt auch auffällt, ist eben diese nicht erzählte
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Mutter-Kind-Liebe macht das andere Motiv sehr, sehr viel stärker,
0:40:50–0:40:50
nämlich die Eigenliebe.
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Die Eigenliebe der Mutter durch den Spiegel. Das ist so ein bisschen,
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und da möchte ich jetzt aber auch tiefer einsteigen.
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Ich glaube, wir können jetzt nicht in dieser Folge dann so in eine psychologischen
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Interpretationsansätze gehen in dieses Märchen.
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Deswegen würde ich auch jetzt vorschlagen, dass wir uns nur so die Sachen rauspicken,
0:41:12–0:41:16
die uns da irgendwo auch beschäftigen oder wo wir es zu sagen möchten,
0:41:16–0:41:22
aber eben nicht irgendwie da eine Vollständigkeit von diesen Märchen als Interpretation zu liefern.
0:41:22–0:41:25
Und eine Sache ist natürlich, die mich da total interessiert,
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ist die Mediengeschichte, die jemand erzählt wird.
Micz Flor
0:41:28–0:41:29
Die Mediengeschichte?
Florian Clauß
0:41:29–0:41:32
Die Mediengeschichte wird erzählt, ja. Dann
0:41:32–0:41:38
gibt es noch eine kosmologische oder eine astronomische Komponente des Märchens
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in den Figuren der Zwerge und deswegen habe ich dir das auch vorher so ein bisschen
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auch erzählt oder dich gefragt,
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ob du dich mit vorbereiten möchtest, nämlich dieses Motiv von Narzis,
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Narzissmus, in Form des Spiegels, in Form der Mutter. Ähm...
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Und es gibt dann diese mystischen, magischen Zahlen, die uns wieder begegnen,
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wo wir auch das letzte Mal bei Eisenhans gesagt haben, die gibt es aber.
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Das ist die 3 und die 7. Die kommen ja in ganz unterschiedlichen Varianten vor.
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Und vielleicht nur das am Anfang, die Zutaten einer guten Geschichte,
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das finde ich auch so ganz gut. Das habe ich, glaube ich, auf Wikipedia gelesen zu Schneewittchen.
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Es sind die Wittchen, nämlich wir haben schwarz, wir haben weiß und wir haben rot.
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Und was ist schwarz? Schwarz ist dann das Böse und die Dunkelheit wird repräsentiert.
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Weiß ist dann auf der anderen Seite die Unschuld und die Reinheit, das es verkörpert.
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Und rot ist das Leben, die Leidenschaft und aber auch die Gefahr, die symbolisiert wird.
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Und eigentlich hast du da so diese drei Grundkomponenten, um irgendwie eine
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gute Geschichte daraus zu stricken.
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Also, wenn du dir anguckst, so Geschichten, es gibt was Böses,
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es gibt was Reines, es gibt dazwischen das Leben, und diese drei Zutaten vermengen
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sich, und es gibt dann eine Geschichte, die hinten rausfällt,
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die wir erzählen können.
Micz Flor
0:43:19–0:43:23
Ganz kurz, eine Frage, weil bei Eisenhans war es ja so, dass es diese drei Ritter
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in unterschiedlichen Farben gab.
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Ich weiß nicht mehr, was die Farben waren, aber da war ich zumindest so ein
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bisschen ratlos und dachte, na gut, das ist vielleicht einfach irgendwas aus
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der Zeit der Entstehung des Märchens, was dann eine politische Bedeutung hatte oder so.
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Aber waren das auch die Farben weißer Ritter, schwarzer Ritter, roter Ritter?
Florian Clauß
0:43:45–0:43:52
Ich bin mir nicht sicher, ob es ein weißer Ritter war. Das waren der Rapper,
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der Schimmel, also das waren die Farben der Pferde.
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Also schwarz, weiß und aber rot.
Micz Flor
0:44:00–0:44:01
Dann der Fuchs.
Florian Clauß
0:44:01–0:44:06
Fuchs, genau. Ja, doch, das waren, glaube ich, genau. Das waren die, ja, die kommen wieder.
Micz Flor
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Da haben wir wieder ein Code geknackt. Wir haben ihn geknackt und wissen nicht
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genau, warum. Aber wir nehmen, alles hat damit zu tun, dass alles da ist.
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Da ist das Böse, das Unschuldige und das leidenschaftlich Blutig.
Florian Clauß
0:44:21–0:44:27
Und dann zu der Zahl sieben, also in dem Zusammenhang die sieben Zwerge,
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es gibt dann die sieben Berge, also hinter den sieben Bergen,
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wo die sieben Zwerge, das ist ja quasi eine Raumzeitbeschreibung.
0:44:39–0:44:42
Also es ist hinter den Bergen, sieben Berge, sieben Gebirge,
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weil ja auch so das hessische Siebengebirge ist damit auch so vielleicht gemeint,
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also das ist ja nicht so klar, du hast ja schon gesagt, Es kommt aus verschiedenen
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Teilen von Europa, die dann zusammengezogen werden.
0:44:54–0:44:57
Aber es war so ein bisschen Siebengebirge, könnte man meinen,
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dann Siebenzwerge und so weiter.
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Aber die Zahl Sieben hat in dem Zeitalter, also so in der ersten Hälfte des 19.
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Jahrhunderts, dann natürlich eine kosmologische Entsprechung.
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Kannst du dir vorstellen, was das bedeutet?
Micz Flor
0:45:14–0:45:15
Die sieben.
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Vielleicht hat man damals sieben der Planeten gefunden gehabt?
Florian Clauß
0:45:23–0:45:25
Richtig, genau. Es beschreibt die Ekliptik.
0:45:28–0:45:34
Die Ekliptik, und zwar werden die Gestirne oder die Himmelskörper,
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Mond und Sonne mit einberechnet.
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Aber wir haben Mars, Venus, Jupiter, Saturn und Merkur.
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Und diese sieben Planeten stehen auch immer für die einzelnen Wochentage.
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Das ist ja auch so.
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Tage und so in der in dem Interpretations also ganz viel Märchen haben auch
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immer wieder so eine astronomische Bedeutung.
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Da werden bestimmte Konstellationen werden beschrieben, die auch so ein Allgemeinwissen
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waren, die immer wieder vorkommen in der Konstellation.
Micz Flor
0:46:18–0:46:21
Was du gesagt hast natürlich auch interessant vor dem Hintergrund,
0:46:21–0:46:26
dass wenn man diese Jungsche Idee von Da öffnet sich was in so eine Art von
0:46:26–0:46:31
fast schon metamenschlichem, archetypischem Gesamt.
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Nicht nur Wissen, sondern Sein.
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Wenn das Sieben wirklich mit diesen Gestirnen zu tun hat und wenn natürlich
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dann noch manche gar nicht entdeckt waren, dass es weder die technischen Mittel
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gab, noch das Verständnis, wo gucken wir denn jetzt noch hin.
0:46:49–0:46:53
Dann könnte man ja sagen, okay, das Mädchensnewittchen, das Märchensnewittchen
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muss irgendwie zumindest umgeschrieben worden sein.
0:46:58–0:47:02
Alles, was die Zahl 7 hat im Märchen, muss irgendwie in der Form entstanden
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sein, nachdem man mit unserem Erdentrabanten noch sechs weitere Himmelskörper
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in unserem Sonnensystem entdeckt hat.
Florian Clauß
0:47:09–0:47:12
Ja, vielleicht. Ja, also vielleicht ist das dann so.
0:47:13–0:47:17
Es ist auf jeden Fall, ich glaube, es ist auch ein ganz altes Wissen.
0:47:17–0:47:21
Also ich glaube, das Wissen geht auch so mit der Selbsthaftigkeit und mit dem
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Getreideanbau und so weiter einher.
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Dass du dann natürlich viel mehr auf den Himmel achten musst,
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um zu gucken, die Jahreszeiten, um bestimmte Abfolgen auch identifizieren zu können.
0:47:38–0:47:43
Und diese Ekliptik, die Ekliptik ist ja das, was sich so in einem scheinbar statischen Universum,
0:47:43–0:47:47
Von wegen, die Sterne ändern sich ja jetzt nur nach Position der Erde,
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aber in dem statischen Universum ist die Ekliptik,
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also die Ekliptik ist quasi die Achse im Himmel,
0:47:54–0:48:01
wo die Sonne langläuft und mit der Sonne, weil sich ja das ganze planetare System
0:48:01–0:48:05
ja in einer Scheibe bewegt, mit wenig Abweichung auch die ganzen Planeten mit langlaufen.
0:48:08–0:48:14
Das heißt, wenn wir jetzt in der Himmelsnacht einen Planeten wie Venus,
0:48:14–0:48:18
was auch gerade wieder hell leuchtet, beobachten, dann wissen wir,
0:48:18–0:48:20
da läuft auch die Sonne und der Mond lang.
0:48:22–0:48:25
Und das ist so eine gewisse, es gibt so eine Zeittaktung.
Micz Flor
0:48:25–0:48:27
Ist unser Mond auch in dieser Ebene?
Florian Clauß
0:48:27–0:48:31
Ja, der ist auch in der Ebene, aber wie gesagt mit etwas Abweichung,
0:48:31–0:48:35
aber weil natürlich eine gebundene Rotation um die Erde, der dann auch in dieser Ebene läuft.
Micz Flor
0:48:36–0:48:43
Aber bei Uranus ist es doch so, dass die Monde nicht in der gleichen Ebene kreisen, oder?
Florian Clauß
0:48:43–0:48:46
Ja, weil Uranus, glaube ich, auch gegen seine eigene Achse rollt.
0:48:46–0:48:50
Also da gibt es wahrscheinlich irgendwie so... Also der dreht sich nicht um
0:48:50–0:48:53
sich selbst, sondern der rollt quasi auf seiner Bahn. Und da muss irgendein
0:48:53–0:48:56
Ereignis stattgefunden haben, das ihn total durcheinandergeworfen hat.
0:48:57–0:49:00
Deswegen weicht der so ein bisschen ab in der... Aber wie gesagt,
0:49:00–0:49:04
das ist jetzt kein Maßstab Getreues.
0:49:05–0:49:13
Also es gibt Varianten eben durch gewisse Abweichungen in den Ellipsen der einzelnen Planetenbahnen.
0:49:15–0:49:19
Damit wird eben eine Zeittaktung beschrieben. Und das Repetitive,
0:49:19–0:49:23
was die Zwerge dann auch so durchmachen, wer hat von meinem Tellerchen gegessen?
0:49:24–0:49:28
Das ist ja quasi die Abfolge der Wochentage. Deswegen wird das auch so ein bisschen
0:49:28–0:49:31
nervig, weil jeder Zwerg irgendwie was sagt.
0:49:31–0:49:37
Aber es geht, glaube ich, ganz klar darum, um so ein Ordnungssystem herzustellen,
0:49:37–0:49:42
was jetzt einmal eine Universumskonstante ist.
0:49:43–0:49:49
Und in dieser Interpretation von der kosmologischen Ansicht ist dann Schneewittchen die Erde.
0:49:50–0:49:56
Und dann haben wir wieder so diese Grundkonstellationen von Universum irgendwo
0:49:56–0:49:58
in dieser Geschichte abgebildet.
0:49:59–0:50:02
In dieser Beziehung von Schneewittchen zu den sieben Zwergen.
0:50:04–0:50:10
Also diese Konstellation, dieser Rhythmus, dieses Zusammenwirken ist so festgeschrieben,
0:50:10–0:50:14
dass jetzt nichts von außen diese Ordnung stören darf.
0:50:15–0:50:18
Also ein bisschen wie bei Oppenheimer, was wir auch gesagt haben.
0:50:18–0:50:25
Diese Krishna Geschichte, also diese indische, war das Krishna? Wie heißt es nochmal?
Micz Flor
0:50:25–0:50:26
Shiva war das, glaube ich.
Florian Clauß
0:50:26–0:50:32
Shiva, genau. Shiva, die Zerstörerin und die Gebärerin, also die dann auch dafür
0:50:32–0:50:38
zuständig ist, eben diesen Kosmos in der Struktur auch beherrschen zu können,
0:50:38–0:50:41
also zu zerstören und aber auch zu erschaffen.
0:50:41–0:50:44
Das ist ja so dieses ... Und da ist diese ...
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Diese, die Mutter als diejenigen, die sie diese göttliche Ordnung irgendwo auch
0:50:51–0:50:55
zerstören kann, diese Verbindung, dieses ...
0:50:56–0:51:00
Spielt da diese Rolle, ne? Sie kommt dann immer wieder rein und versucht,
0:51:00–0:51:03
Schneewittchen, also die Erde, aus der Bahn zu werfen.
Micz Flor
0:51:03–0:51:04
Ah, okay.
Florian Clauß
0:51:04–0:51:08
Und dann kommen halt die ganzen anderen und bauen sie wieder auf, so düt-düt-düt-düt.
0:51:10–0:51:17
Also jetzt mal so ganz frei assoziiert, aber das steckt da auch mit drin,
0:51:17–0:51:19
möchte man interpretieren.
Micz Flor
0:51:21–0:51:23
Naja, ist spannend, weil das ja wirklich dann um die...
0:51:23–0:51:27
Also was ich nämlich gerade noch gedacht habe, ist mit dem,
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was ich aus dieser Doktorarbeit genommen habe,
0:51:30–0:51:36
die Rolle von Schneewittchen, die dann immer bürgerlicher wurde,
0:51:36–0:51:42
quasi keusch und brav und so, dass das in die Geschichte hineingeschrieben wurde.
0:51:43–0:51:46
Und als er das mit den Wochentagen erzählt, das dachte ich, ach,
0:51:46–0:51:50
sehr interessant. Und das Märchen selbst hat dann auch noch einen didaktischen
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Wert, dass die Kinder die Wochentage lernen.
0:51:53–0:51:59
Auf zwei Ebenen. Im Märchen drin lernt man durch Beobachtungslernen,
0:51:59–0:52:00
wie man sich zu verhalten hat.
0:52:01–0:52:04
Und wenn man das Märchen immer wieder hört, irgendwann verbindet man mit dem
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Gäbelchen, mit dem Tellerchen, so für die einzelnen Wochentage.
Florian Clauß
0:52:07–0:52:10
Richtig. Ja, ja, nee, doch, durchaus. Diese Komponente ist da auch mit drin.
0:52:10–0:52:14
Würde ich jetzt nicht abstreiten. ein bisschen so ein...
0:52:15–0:52:19
Der mich da irgendwie so ein bisschen angefixt hat. Die andere Geschichte,
0:52:19–0:52:20
was ich schon gesagt habe, ist die Mediengeschichte.
0:52:22–0:52:26
Mediengeschichte haben wir da mit konnotiert, nämlich der Spiegel.
0:52:28–0:52:34
Der Spiegel an der Wand. Und da möchte ich auch nochmal ein bisschen ausholen
0:52:34–0:52:41
und wieder auf eine Folge von Geschichten aus der Geschichte referenzieren oder nennen.
0:52:42–0:52:45
Ja, das ist nämlich die Folge über die Geschichte des Spiegels,
0:52:45–0:52:50
also eine Kulturgeschichte, die sehr spannend ist.
0:52:51–0:52:54
Ganz kurz zusammengefasst, also Spiegel waren in der Geschichte,
0:52:54–0:53:01
wenn man jetzt auch vor der Zeitenwende schaut, dann eher immer so eine königliche Geschichte, d.h.
0:53:04–0:53:06
Die Herrscher, also auch die Pharaonen jetzt im alten Ägypten,
0:53:06–0:53:11
hatten dann auch die entsprechenden Mittel, um sich dann als spiegelndes Material
0:53:11–0:53:13
zu beschaffen und sich dann auch anzugucken.
0:53:13–0:53:18
Also dieser Spiegel als Relikt taucht immer wieder in der Geschichte auf,
0:53:18–0:53:19
in irgendwelchen Bildern.
0:53:21–0:53:22
Bis dann tatsächlich so eine.
0:53:31–0:53:33
Größerflächige Spiegelproduktion dann tatsächlich passieren konnte,
0:53:33–0:53:36
musste auch erstmal entsprechend die Industrie und so weiter aufgebaut werden.
0:53:37–0:53:39
Und das war dann so im Mittelalter, hat sich das so formiert.
0:53:40–0:53:45
Also das Wissen, wie man Spiegelflächen gewinnen kann, wie Glas gewonnen wird
0:53:45–0:53:49
und so weiter, das war vor allen Dingen in Wedelig dann verbreitet.
0:53:50–0:53:55
Und ja, zu Zeit des... Also früher gab es halt immer so kleinere Spiegel.
0:53:55–0:54:00
Und dann irgendwann kamen halt diese großen Spiegel auf, wo man sich dann in
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der kompletten Gestalt sehen konnte.
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Und das war natürlich für den Abel, für die Astrokratie und für die Königs-
0:54:06–0:54:11
und Kaiserfamilien war das natürlich sehr reizvoll, weil man sich dann halt
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quasi so als Hofstaat spiegeln konnte in der Ganzkörpergestalt.
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Und das war mit Ludwig XIV., der dann in Versailles zum Beispiel auch so den
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größten Spiegelsaal errichtet hat.
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Das war so eine Modeerscheinung, die dann in allen möglichen Höfen kopiert wurde.
0:54:31–0:54:35
Und weil die Spiegel sehr teuer waren, gab es dann auch eben so eine Spionage,
0:54:35–0:54:38
das erzählt Geschichten aus der Geschichte, wie dann eben diese Produktion dieser
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Spiegel verläuft, weil die mussten alles quasi aus Italien einkaufen und irgendwann
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haben die Franzosen ihre eigene Spiegelproduktion aufgebaut.
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So, aber das ist natürlich, was du sagst, dieses...
0:54:50–0:54:54
Bild der Gesellschaft, die sich dann in den Spiegel wiederfindet,
0:54:54–0:54:57
die sich auch irgendwie manifestiert durch den Spiegel.
0:54:57–0:55:01
Der Spiegel ermöglicht auf der einen Seite eine Selbstreflektion,
0:55:01–0:55:05
sich selber zu schauen, auf der anderen Seite aber auch die Möglichkeit,
0:55:05–0:55:10
und da haben wir diesen Mythos des Nazis, diese Eigenliebe zu entwickeln.
0:55:11–0:55:16
Also das heißt, es hat dann auch immer eine autoerotische Komponente,
0:55:16–0:55:18
in einer psychologischen Erklärung.
0:55:20–0:55:23
Vielleicht kannst du da noch mal einsteigen und da weitermachen.
Micz Flor
0:55:24–0:55:25
Ja, also der ...
0:55:28–0:55:33
Dieses Wort Narziss, das ist ein Narziss, das ist jetzt so ein bisschen ...
0:55:34–0:55:37
Sehr weit verbreitet, ne? Das ist jetzt quasi, da steht meistens dafür,
0:55:37–0:55:42
so die Narzissen, die sind nicht wirklich beziehungsfähig,
0:55:42–0:55:45
nicht wirklich liebesfähig, die sind zwar charmant und smart,
0:55:45–0:55:49
aber die sind irgendwie auch kalt, also das sind so Sachen,
0:55:49–0:55:52
die ähnlich wie Traumatisierungen, mein Gott,
0:55:52–0:55:56
ich bin traumatisiert von meinem Twitter-Account oder sowas,
0:55:56–0:55:59
oder von dem, was da gerade mit Twitter passiert, das sind alles so Sachen,
0:55:59–0:56:07
die eben aus einer psychiatrischen, ich möchte nicht sagen medizinischen,
0:56:07–0:56:09
aber es sind halt so Worte, die jetzt auch dann,
0:56:09–0:56:14
weithin genutzt werden, in einer Form, die nicht unbedingt dem entspricht,
0:56:14–0:56:18
was da auf einer klinischen Ebene zugesagt wird.
0:56:20–0:56:26
Das Urbild, wie du schon gesagt hast, Narcissus ist eben ein ein Jüngling,
0:56:26–0:56:32
der das Spiegelbild im Wasser entdeckt und sich dann so da hineinverliebt ist von sich selbst.
Florian Clauß
0:56:32–0:56:35
Also es ist sehr populär wissenschaftlich geprägt. Also ich glaube,
0:56:35–0:56:42
das, was dann tatsächlich in diesem klinischen Kontext verwendet wird,
0:56:42–0:56:43
ist nochmal eine andere Bedeutung.
0:56:43–0:56:50
Jeder meint irgendwie, dieses Wort Narzisst so verwenden zu können in der Bedeutung,
0:56:50–0:56:53
ja. Aber das ist, glaube ich, auch eben sehr populär wissenschaftlich.
Micz Flor
0:56:53–0:57:01
Ja, also man könnte vielleicht auch so, man würde vielleicht von drei Typen sprechen.
0:57:01–0:57:04
Das eine ist dann eben dieser exaltierte Narzisst,
0:57:04–0:57:07
der auch gemeinhin eben in Beziehung
0:57:07–0:57:11
als der gesehen wird der halt ja der
0:57:11–0:57:18
dann irgendwie hinter der Fassade doch gefühlskalt ist der entweder hochnäsig
0:57:18–0:57:22
ist oder einfach nur wirklich arrogant der sich selbst sehr hoch einschätzt
0:57:22–0:57:26
und der andere sehr niedermachen kann der trotzdem charismatisch und erfolgreich
0:57:26–0:57:31
ist das zweite wäre dann das Gegenteil was dann so ich wollte sagen Volksmut,
0:57:31–0:57:34
weil wir bei Märchen sind, aber was so allgemein gar nicht so richtig gesehen
0:57:34–0:57:36
wird, Das ist eher als Depression.
0:57:39–0:57:45
Besprochen, wenn man so in der Populärliteratur rumguckt, das ist die Gegenseite
0:57:45–0:57:49
der gleichen narzisstischen Persönlichkeitsstörung oder Persönlichkeitsorganisation.
0:57:50–0:57:54
Dass nämlich diese Überhöhung auch sehr schnell mal ins Gegenteil umschlagen
0:57:54–0:57:57
kann. Wenn man dann narzisstisch gekränkt wird, wie man sagt,
0:57:57–0:58:01
dann kann es auch ... Getränkt. Getränkt, ja.
0:58:02–0:58:07
Dann ist man schnell auch an einem Punkt, wo man wirklich dann wie so ein Soufflé
0:58:07–0:58:09
in sich zusammenfällt und sagt, ach, das ist doch alles scheiße,
0:58:09–0:58:13
ist doch gar nichts wert, ich kann nichts. Also wo man das Gegenteil irgendwie macht.
0:58:14–0:58:18
Und es gibt ja in der psychodynamischen, therapeutischen Arbeit auch dieses
0:58:18–0:58:19
Konzept der Gegenübertragung.
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Also dass du im Kontakt mit Menschen, die Hilfe suchen, die zu dir kommen,
0:58:24–0:58:29
dass du auch natürlich selber diesen Kontakt erlebst und diesen Kontakt natürlich
0:58:29–0:58:31
auch mitlebst. Natürlich auf eine andere Art.
0:58:33–0:58:36
Aber was dann gerade bei narzisstischen Störungen oft auch kommt,
0:58:36–0:58:41
ist, dass man diagnostisch nutzen kann, dass wenn man als Therapeut oder Therapeutin merkt,
0:58:41–0:58:45
ich habe das Gefühl, ich muss hier richtig was leisten,
0:58:45–0:58:49
dann ist das vielleicht sogar diagnostisch wertvoll, nochmal nachzugucken,
0:58:49–0:58:56
kann es sich da um eine narzisstische Persönlichkeitsstörung handeln oder Persönlichkeitsstruktur
0:58:56–0:58:58
handeln, weil das passiert dann oft.
0:58:58–0:59:01
Also wenn da jemand dir gegenüber sitzt, der immer nur das Beste hat,
0:59:01–0:59:04
besten Personal Trainer, das beste Auto und jetzt auch so froh ist,
0:59:04–0:59:08
dass er den besten Therapeuten gefunden hat, das setzt einen schon unter Druck.
0:59:09–0:59:12
Und die Leute lassen dann angeblich einen auch genauso schnell fallen,
0:59:12–0:59:14
stoßen einen vom Sockel, ja, entwerten.
0:59:16–0:59:20
Und das ist aber auch was, was man in der Gegenübertragung auch schon selber erleben kann,
0:59:20–0:59:23
dass man dieser Person gegenüber vor allem das Gefühl hat,
0:59:23–0:59:26
komisch, ich hatte vorhin zwei Sitzungen, ich habe nachher noch zwei Sitzungen,
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da weiß ich, dass es anders ist, aber jetzt gerade habe Gefühl,
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mir fällt nichts ein, mein Mund ist trocken, ich kann nix, was mache ich hier
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eigentlich, jetzt fliegt alles auf, ich bin doch nur...
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Das sind dann auch in der Gegenübertragung Dinge, die vielleicht...
0:59:42–0:59:49
Auch in der Aufrichterhaltung dieser auratischen Person, die einem gegenüber
0:59:49–0:59:53
sitzt, unbewusst oder vorbewusst sind.
0:59:55–0:59:59
Also die Person kommt natürlich auch nur in eine Behandlung,
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wenn sie, wenn andere Leute Probleme haben.
1:00:02–1:00:07
Wenn die Frau irgendwie oder der Mann oder der Chef oder die Chefin oder die Kinder,
1:00:07–1:00:14
also irgendwas stellt diese narzisstische Persönlichkeitsorganisation auf die
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Probe und dann entstehen Probleme, die aber natürlich erst im Selbstschutz nach
1:00:17–1:00:21
außen projiziert werden, weil man selber ist ja so großartig.
1:00:24–1:00:31
In der Psychodynamik ist so, dass der Begriff des Narziss eigentlich über so
1:00:31–1:00:37
pathologische Sexualverhalten im späten 19.
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Jahrhundert in die Psychiatrie reinkam. Da gab es einen deutschen Arzt,
1:00:43–1:00:45
der diesen Begriff aus dem Englischen übernommen hat.
1:00:45–1:00:50
Da hieß es Narcissus-like, also so ähnlich wie Narcissus. Der hat einfach Narzisst
1:00:50–1:00:55
dann gesagt im Deutschen. Und da ging es um, du hast es ja schon angesprochen,
1:00:55–1:00:57
Autoerotik, da ging es um Masturbation.
1:00:58–1:01:04
Und das war klinisch auffallend, das war pathologisch, das war ungesund und.
1:01:09–1:01:12
Zysmus hatte darüber eine Öffnung in die Psychodynamik.
1:01:14–1:01:18
Denn als Freud dann kam und sich natürlich auch mit Sexualentwicklung sehr beschäftigt hat,
1:01:18–1:01:23
weil er hat ja viel eben über diese Triebe und das Verdrängen von Trieben,
1:01:23–1:01:30
das war ja so diese Art, wie er versucht hat, den Leib komplett zu beschreiben,
1:01:30–1:01:33
sowohl auf geistiger als auch auf körperlicher Ebene.
1:01:33–1:01:38
Und da war es so, dass in dieser ersten Entwicklungsphase, nämlich der oralen Phase,
1:01:38–1:01:42
das Kind direkt nach der Geburt einfach sehr, sehr libidinös,
1:01:42–1:01:50
also sehr ungehemmt, sehr autoerotisch auch ist und einfach alles lutscht,
1:01:50–1:01:52
sich selbst lutscht, anfasst.
1:01:52–1:01:58
Also da ist halt diese Idee von Autoerotik völlig gesund.
1:01:59–1:02:01
Freud spricht deshalb von einem primären Narzissmus.
1:02:02–1:02:06
Der hat dann eben gesagt, nee, das Autoerotische ist nicht pathologisch,
1:02:06–1:02:13
sondern es ist ein früher notwendiger Abschnitt, durch den man quasi,
1:02:13–1:02:15
in Anführungszeichen, durch muss.
1:02:15–1:02:20
Und später gibt es dann sekulären Narzissmus, das sind dann erwachsene Menschen,
1:02:20–1:02:24
die aus welchem Grund auch immer, so richtige Gründe benennt er dafür nicht,
1:02:24–1:02:35
sind diese Narzissen nicht in der Lage, ihre Libido auf- oder quasi von sich abzuziehen.
1:02:36–1:02:39
Ihre Libido, diese Selbstliebe, was du auch gesagt hast als Stichwort,
1:02:39–1:02:42
das klebt alles an denen dran.
1:02:43–1:02:48
Während die Psychoanalyse in der frühen Form, Freud selbst gesagt hat,
1:02:48–1:02:51
wir können mit diesen Narzissten, können wir gar nicht arbeiten,
1:02:51–1:02:53
weil die sind so bei sich selber,
1:02:53–1:02:59
die schaffen das gar nicht, dieses Gegenüber-System zu öffnen oder geschweige denn,
1:02:59–1:03:03
die anderen eigene Libido da drauf zu legen,
1:03:03–1:03:10
da drauf zu werfen, da dran zu kleben und deshalb können wir in der Psychoanalyse
1:03:10–1:03:15
auch in der Zusammenarbeit keine Übertragungsneurose herstellen.
1:03:15–1:03:19
Und diese Übertragungsneurose war quasi die Grundlage der frühen psychoanalytischen Arbeit,
1:03:19–1:03:22
das war die Hypothese, dass in der
1:03:22–1:03:26
Übertragungsneurose diese ganzen Beziehungsthematiken wieder auftauchen,
1:03:26–1:03:30
die zu intrapsychischen, bei Freuden auch intrapsychischen Problemen führten
1:03:30–1:03:34
und die lösen sich dann auf, wenn man eine korrigierende emotionale Erfahrung
1:03:34–1:03:36
in der übertragenen Narrose machen kann.
1:03:37–1:03:40
Narzissten konnten sich diesem Gegenüber nicht öffnen und deshalb hat...
1:03:43–1:03:46
Gesagt, dass die Leute einfach für die Psychoanalyse nicht erreichbar sind.
Florian Clauß
1:03:47–1:03:53
Im Prinzip dann auch eine Art von jetzt nicht jetzt eine krankhafte Bezeichnung
1:03:53–1:03:58
auch, aber vor allen Dingen auch, um eine Arbeitsgrundlage zu bekommen,
1:03:58–1:04:01
ja, so eine gewisse Kategorisierung von Patienten.
Micz Flor
1:04:01–1:04:05
Ja, das war eine Trennung. Wir sprechen ja heute auch noch von Borderline.
1:04:06–1:04:10
Es gibt jetzt in diesem, das hat sich ja schon neulich angedeutet,
1:04:10–1:04:15
da habe ich eine Gestalttherapie 2,
1:04:15–1:04:21
der ICD-10 als Kategorien-System, in dem eben Pathologien drin sind und da gibt
1:04:21–1:04:24
es auch Persönlichkeitsstörungen und das wurde jetzt bei dem ICD-11,
1:04:24–1:04:29
der offiziell seit letztem Jahr 2022 schon gilt, aber den noch nicht wirklich
1:04:29–1:04:36
Anwendung findet, da wurden eigentlich diese Persönlichkeitsstörungen als solche
1:04:36–1:04:39
abgeschafft, bis auf Borderline.
1:04:39–1:04:43
Dann hat man beibehalten, weil das wirklich so sehr, sehr, sehr stark beforscht
1:04:43–1:04:47
wurde und weil es da auch viel Evidenzstudien für bestimmte Behandlungsansätze
1:04:47–1:04:54
gibt, die dann eben auch weiterhin verfügbar sein sollten für Patienten mit genau dieser Störung.
1:04:54–1:04:57
Und diese Störung, das habe ich ja auch schon bei Encanto gesagt,
1:04:57–1:05:01
ist halt eben diese Einteilung neurotisch auf der einen Seite,
1:05:01–1:05:06
das kann man psychoanalytisch behandeln, psychotisch auf der ganz anderen Seite,
1:05:06–1:05:09
das sind diese drei Töchter gewesen in Encanto, auf der ersten Ebene.
1:05:10–1:05:14
Und in der Mitte Borderline, das sind Menschen,
1:05:14–1:05:18
die noch einen Realitätsbezug haben,
1:05:18–1:05:23
die Impulskontrollstörungen haben, die sich symptomatisch dadurch auszeichnen,
1:05:23–1:05:27
dass sie intensive Beziehungen führen, dass diese Beziehungen aber oft nicht
1:05:27–1:05:33
sehr lange dauern oder immer wieder auch von großen Krisen geprägt sind.
1:05:33–1:05:39
Und dieses Borderline ist quasi der Schritt ins Psychotische, dieser Durchgang.
1:05:40–1:05:46
Und für die Königin oder die Stiefmutter jetzt bei Schneewittchen,
1:05:46–1:05:48
Schneewittchen oder Schneeweißchen.
Florian Clauß
1:05:52–1:05:55
Schneeweißchen, ja, Schneeweißchen ist auch eine Form.
Micz Flor
1:05:56–1:06:01
Da wäre natürlich dann die Königin über den Spiegel,
1:06:01–1:06:05
in so einer narzisstischen Persönlichkeitsstruktur,
1:06:05–1:06:13
der Persönlichkeitsstörung, dass die selbst ihre eigene Tochter eher auffressen würde,
1:06:13–1:06:22
als zulassen kann, dass sie diese Beziehung irgendwie erlebt, sich dem öffnet oder so.
1:06:22–1:06:24
Das ist schlecht ausgedrückt. Aber die ist quasi am Spiegel.
1:06:25–1:06:28
Das ist das Bild dafür, dass sie bei sich selber bleibt.
Florian Clauß
1:06:28–1:06:32
Das heißt, du würdest ihr auch da tatsächlich so eine narzisstische Störung attestieren?
Micz Flor
1:06:34–1:06:40
Ja, das ist dann wieder eine Interpretationsfrage. Okay. Weil der Spiegel wird dann ...
1:06:41–1:06:44
Psychodynamisch gibt's zwei Deutungen für den Spiegel. Was du jetzt sagst,
1:06:44–1:06:48
ist halt so, in diesem klassischen Bild von Narcissus ist die mit ihrem eigenen
1:06:48–1:06:49
Spiegelbild beschäftigt.
1:06:50–1:06:53
Und wenn man dann noch anguckt, was kriegt die denn auf die Rolle,
1:06:53–1:07:01
dann legt die alles daran, ihre Tochter umzubringen, weil die Tochter ihre Grandiosität,
1:07:01–1:07:04
ihre Schönheit in Frage stellt, oder sie übertrumpfen könnte.
1:07:05–1:07:09
Und das löst in der Mutter einfach etwas aus, wo es ihr lieber ist,
1:07:09–1:07:15
die Tochter umbringen zu lassen und aufzufressen, als dass sie mit dieser Veränderung
1:07:15–1:07:18
und auch dem eigenen Werdegang, dem eigenen Leben umgeht.
1:07:18–1:07:22
Es ist also eine ganz, ganz große, ganz tiefgehende Krise, die bei ihr wirklich
1:07:22–1:07:25
Unmenschliches auslösen kann.
1:07:25–1:07:29
Das ist dann ein bisschen eben auch das, was man auch so gemeinhin in den sozialen
1:07:29–1:07:32
Medien als Narzissist irgendwie beschreibt.
1:07:32–1:07:37
Menschen, die halt von jetzt auf gleich irgendwie unberechenbar reagieren und
1:07:37–1:07:40
bei der geringsten Kritik Kritik dann irgendwie gleich zu tun.
1:07:40–1:07:47
Und um sich schlagen mit Wörtern oder auch echt. Also das wäre diese ganz konkrete Deutung.
1:07:48–1:07:52
Weil man den Spiegel wirklich wie bei Narzissus sieht, als diese Wasseroberfläche.
1:07:54–1:07:58
Es gibt halt diese beiden anderen. Das eine, hab ich ja schon gesagt, ist der Vater.
1:07:59–1:08:04
Ähm ... Ich glaub, der hieß Daf, das ist auch so eine psychoanalytische Deutung.
1:08:04–1:08:08
Die ziemlich extrem ist, der Spiegel ist der Vater.
1:08:08–1:08:12
Und da musste ich dann so ein bisschen schmunzeln, als du vorhin vorgelesen
1:08:12–1:08:17
hast, eines der Märchen der gleichen Kategorie ist auch das Märchen vom Vater.
1:08:17–1:08:21
Ich fand es halt so ein bisschen absurd,
1:08:21–1:08:24
dass es ein Märchen jetzt auf einer symbolischen Ebene sein kann,
1:08:24–1:08:28
dass der Spiegel der Vater ist und der Vater dann seiner Frau sagt,
1:08:28–1:08:33
also jetzt finde ich deine Tochter, also wirklich gerade irgendwie sieht die attraktiver aus als du.
1:08:33–1:08:36
Aus als du. Das ist eine ganz komische Familie, die da auch entsteht.
1:08:38–1:08:42
Aber es bleibt plausibel. Also irgendwie kann man da mit der Deutung was anfangen.
1:08:42–1:08:46
Und die andere Deutung, das ist eben die von Bettelheim, der sagt,
1:08:46–1:08:50
der Spiegel, das ist die Tochter. Also das Märchen wird quasi erzählt von der Tochter.
1:08:50–1:08:55
Und gerade als Beweis führt auch an, dass der Spiegel, glaube ich,
1:08:55–1:08:59
beim zweiten Mal irgendwie so was sagt, ja, die ist tausendmal schöner als du.
1:09:00–1:09:04
Und das ist dann irgendwie wie so ein pubertierendes Mädchentalk,
1:09:04–1:09:08
so meint er. Das ist dann quasi nochmal ein Hinweis, dass dieser Spiegel eigentlich
1:09:08–1:09:10
die Tochter ist, die Stimme der Tochter.
Florian Clauß
1:09:10–1:09:18
Und kann man jetzt, wenn Freud dann sagt, dass in einer gewissen Phase normal
1:09:18–1:09:21
ist, dass das so ein Ich-Bezug da ist, ja?
1:09:22–1:09:26
Kann man sagen, dass die Mutter in dieser Phase dass er irgendwie hängen geblieben ist.
Micz Flor
1:09:29–1:09:33
Also, wenn du eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hast,
1:09:33–1:09:35
da geht man eigentlich ...
1:09:38–1:09:43
Im Psychodynamischen immer davon aus, dass es sich um eine frühkindliche und
1:09:43–1:09:44
eine Bindungsstörung handelt.
1:09:44–1:09:49
Das heißt, du hast eine primäre Bezugsperson, meistens die Mutter,
1:09:49–1:09:54
die kalt, abweisend, aggressiv oder so ...
1:09:55–1:09:57
Vielleicht unberechenbar auch irgendwie war.
1:09:58–1:10:09
Und als Schutzfunktion hat das Kind dann entweder diese Überhöhung schon mitentwickelt
1:10:09–1:10:13
als Schutz oder eben aber auch eine depressive Akzeptanz der Situation.
1:10:14–1:10:17
Aber man geht dann davon aus, dass die Königin, um das zu übertragen,
1:10:17–1:10:23
dass die selber als sehr frühes Kind, also diese orale Phase,
1:10:23–1:10:26
in der das passieren würde, ist so von 0 bis erstes Lebensjahr.
1:10:26–1:10:33
Dass das die Zeit ist, in der sie auf der Bindungsebene zu ihrem primären Bezugsperson,
1:10:33–1:10:39
Personen, einfach keine angemessene Spiegelung,
1:10:39–1:10:49
Annahme, keine Emotionalität erlebt hat, sondern im Prinzip in einer kalten,
1:10:49–1:10:53
abgegrenzten, gespaltenen vielleicht sogar Beziehung war.
Florian Clauß
1:10:53–1:11:02
Ja. Aber dieses äh diese Erfahrung scheint sie ja dann nicht auch Schneewittchen erleben zu lassen,
1:11:02–1:11:10
weil Schneewittchen scheint ja erst mal so als ein normales Kind dann auch zu zu wirkt ja dann so.
Micz Flor
1:11:10–1:11:14
Ja, das ist dann eben auch wieder diese Frage von diesem Umschreiben,
1:11:14–1:11:18
das hat ihr vorhin gesagt, das hat die Mutter in deiner Version,
1:11:18–1:11:23
dann wird's die Stiefmutter und ich Ich frage mich dann, warum wurde aus der
1:11:23–1:11:24
Mutter die Stiefmutter?
1:11:24–1:11:28
Wurde die Stiefmutter da raus, weil dann zum Beispiel diese Mutter-Tochter-Beziehung
1:11:28–1:11:31
ein bisschen entschärft wird, die Dramatik?
1:11:32–1:11:36
Oder vielleicht sogar wirklich, weil das Kannibalistische dann auch so ein bisschen
1:11:36–1:11:39
entschärft wird? Vielleicht war es einfach zu krass, wenn die Mutter ihr Kind ist?
1:11:40–1:11:44
Vielleicht war es besser, wenn die Stiefmutter das Kind ist?
1:11:44–1:11:48
Irgendwie konnte man das vielleicht eher zulassen, ne? Das konnte man eher weitererzählen.
1:11:50–1:11:58
Aber diese Weitergabe, ich habe in der Vorbereitung auch noch mal so ein bisschen versucht,
1:11:58–1:12:02
deshalb hier die Europa-Märchen-Sache, ich habe es mir nicht noch mal angehört,
1:12:02–1:12:05
aber ich habe noch mal versucht, wie war das denn damals, was habe ich denn
1:12:05–1:12:06
da so erlebt, wenn ich das gehört habe.
1:12:07–1:12:12
Weil natürlich alle Interpretationen, ob jetzt kosmologisch oder psychodynamisch,
1:12:12–1:12:14
leben auch von der Plausibilität.
1:12:15–1:12:19
Und die Plausibilität ist ja dann immer auch zeitgeistig eingepackt,
1:12:19–1:12:22
kulturell eingepackt, passt das bei uns oder nicht?
1:12:23–1:12:30
Und da war das so, ich habe das wirklich vor meiner sexuellen Aufklärung,
1:12:30–1:12:33
vielleicht sogar vor der Grundschule, der ersten Grundschule,
1:12:33–1:12:38
da habe ich das gehört, da habe ich mich mit den Märchen so auf der Schallplatte beschäftigt.
1:12:38–1:12:42
Und ich weiß noch, dass die Tatsache, dass Schneewittchen bei den sieben Zwergen
1:12:42–1:12:45
ist, irgendwas daran war mir so ein bisschen mulmig.
1:12:45–1:12:49
Also das war wirklich, ich würde jetzt nicht sagen, es war sexuell aufgeladen,
1:12:49–1:12:54
aber es geht irgendwie in die Richtung. Ich hatte so das Gefühl, das ist aber komisch.
1:12:58–1:13:01
Also deshalb finde ich, das fand ich so ganz interessant, weil wenn man jetzt
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zu viel reindeutet, dann verliert man das vielleicht auch wieder,
1:13:03–1:13:08
dass man dann wirklich nur auf so eine Ratio-Ebene geht und das deutet und dann
1:13:08–1:13:09
immer Anknüpfungspunkte findet.
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Und ich schon, ich weiß nicht, kannst du dich daran erinnern?
1:13:16–1:13:17
Aus der Kindheit noch oder ...
Florian Clauß
1:13:18–1:13:25
Nee, nicht wirklich. aber irgendwie ja so die Zwerge waren ja schon so eine
1:13:25–1:13:31
gewisse Identifikationseinheit für Kind und dann die Vorstellung,
1:13:31–1:13:36
dass ein wunderschönes Mädchen kommt und in dem Haushalt mitwirkt,
1:13:36–1:13:37
das hat ja schon was Anziehendes.
Micz Flor
1:13:39–1:13:44
Ja, also irgendwas war damit, das heißt dieses Gefüge tut was,
1:13:44–1:13:47
was wirklich über die Wochentage hinausgeht.
1:13:50–1:13:55
Und in der psychodynamischen Spettelheims-Analyse geht es halt dann,
1:13:55–1:13:58
oder Deutung, Entschuldigung, geht es dann darum, dass,
1:13:58–1:14:00
wie du auch schon gesagt hast,
1:14:00–1:14:03
natürlich das Schneewittchen gleichzeitig unschuldig ist, ist weiß,
1:14:03–1:14:09
ist aber auch gleichzeitig an der Schwelle eben zur jungen Frau,
1:14:09–1:14:15
das ist das Rote, das ist die blutung das ist dann irgendwie wie bei rotkäppchen
1:14:15–1:14:16
auch also das ist dann diese,
1:14:21–1:14:22
einsetzende Regelblutung.
Florian Clauß
1:14:22–1:14:24
Ja, und auch vor allen Dingen die Sexualität, die sie entwickelt,
1:14:24–1:14:25
und diese Lebhaftigkeit.
1:14:27–1:14:31
Sie ist ja auch so, oh ja, dann komm mal rein. Ja. Oh, kein Problem.
1:14:33–1:14:36
Schneewittchen, denk doch mal ein bisschen weiter, ja?
Micz Flor
1:14:36–1:14:39
Ja, und das ist nämlich aber auch, wenn man sich mal überlegt,
1:14:39–1:14:43
ist dann auch wieder bei Bettelheim der Beweis für diese Hypothese,
1:14:43–1:14:47
was bringt die denn mit, diese Krämerin?
1:14:47–1:14:52
Die bringt Schnürriemen, einen Kamm, also alles Dinge, um sich schön zu machen.
1:14:54–1:14:59
Da wird doppelt das Verführerische angesprochen. Einerseits lässt sie sich von
1:14:59–1:15:03
der Kämmerin verführen mit Dingen, die sie als junge Frau darstellen können.
1:15:03–1:15:08
Und gleichzeitig ist diese Darstellung selber auch so, dass sie den Wunsch hat,
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verführerisch zu werden, also sich schön zu machen. Sie würde vielleicht nicht
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verführerisch als Wort verwenden, aber man merkt schon, dass sie so an der Schwelle steht.
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Und die Zwerge sind in gewisser Weise an dem Punkt abgehängt.
1:15:22–1:15:27
Also das sagt Bettelheim auch, die sind quasi auf einer kindlichen Ebene stecken geblieben,
1:15:27–1:15:31
die noch vor diesem ödipalen Dreieck ist, weil Bettelheim auch sagt,
1:15:31–1:15:39
die Grundproblematik in diesem Märchen ist halt der ödipale Konflikt.
1:15:39–1:15:41
Also Tochter, Mutter, Tochter, Vater.
1:15:42–1:15:46
So, jetzt sind wir eine kurze Pause, sind wir hier angekommen an dieser Kleingartenanlage.
1:15:48–1:15:51
Die heißt Freiheit, aber die Tür ist abgeschlossen.
Florian Clauß
1:15:51–1:15:57
Abgeschlossen. Ja, ich dachte, hier kämen wir durch, aber hier scheint alles...
1:15:59–1:16:03
Abgeschlossen zu sein. Also wir müssen irgendwie anders uns durchkämpfen, Mitch.
Micz Flor
1:16:03–1:16:05
Wir sind gar nicht mehr am Kanal, oder?
Florian Clauß
1:16:05–1:16:07
Wir sind schon lange nicht mehr am Kanal.
Micz Flor
1:16:08–1:16:09
Das ist mir gar nie aufgefallen.
Florian Clauß
1:16:10–1:16:17
Das ist so ein kleiner verlassener Arm, der zwischen eben, ja der noch zu Neukölln
1:16:17–1:16:23
gehört hier, würde ich mal sagen, aber parallel quasi zur Kiefholzstraße läuft.
1:16:24–1:16:27
Das ist immer diese Silhouette an den Hochhäusern, Hochhäusern,
1:16:27–1:16:28
die man dann von Weitem sieht.
Micz Flor
1:16:28–1:16:33
Ja, das ist interessant. Hier kommt wirklich ganz viel Berlin zusammen.
1:16:33–1:16:41
Also diese Nachkriegs-West-Bauten, Hochhäuser, um die Leute unterzubringen,
1:16:41–1:16:43
weil der Raum ein bisschen begrenzt war innerhalb der Mauer.
1:16:43–1:16:47
Und die Kleingartenanlage, die gerade sagt, es ist genug Platz für alle da.
Florian Clauß
1:16:47–1:16:50
Ja, und vor allen Dingen, die konnte sich ja quasi, Kleingartenanlagen hatten
1:16:50–1:16:54
wir auch an der Grenze. Also am Potsdamer Platz, das war ja auch voll von Kleingartenanlagen.
1:16:55–1:16:58
Die mussten jetzt alle weichen. Hier ist noch so ein Mauerstreifen,
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wo die sich dann noch so halten konnten über die ganzen 30, 40 Jahre.
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Also das, ja, zur Stadtentwicklung ist das ja ein ganz interessantes Gebiet.
1:17:12–1:17:13
Okay, lassen Sie mal zurückkehren zu Schneewittchen.
1:17:17–1:17:18
So, deine letzte Anmerkung.
Micz Flor
1:17:19–1:17:22
Was in dieser psychodynamischen Deutung auch noch vorkommt,
1:17:22–1:17:27
ist, dass diese Apfel,
1:17:27–1:17:31
also diese Riemen und der Kamm zuerst,
1:17:31–1:17:34
Riemen und Kamm,
1:17:34–1:17:42
da können die Zwerge sie noch zurückholen, aber wenn sie in den roten Apfel beißt,
1:17:42–1:17:45
Nicht in irgendeinem Apfel, sondern in die rote Seite des Apfels,
1:17:45–1:17:51
also dieser Biss, der ist in dem Fall tödlich.
1:17:52–1:17:56
Erinnert mich dann auch wieder an Oppenheimer, so mit der Spritze im Apfel.
Florian Clauß
1:17:56–1:17:58
Ja, die eine Seite des Apfels.
Micz Flor
1:18:00–1:18:04
Oder Turing, der sich ja selber so umgebracht hat auch.
Florian Clauß
1:18:05–1:18:06
Hat er sich mit einem Apfel umgebracht?
Micz Flor
1:18:06–1:18:09
Ich glaube, der hat einen Apfel vergiftet, einen vergifteten Apfel gegessen.
Florian Clauß
1:18:09–1:18:10
Okay. Krass.
Micz Flor
1:18:16–1:18:19
Da beißt sie dann also den Apfel. Das ist jetzt nichts mehr,
1:18:19–1:18:22
was sie so äußerlich sich hübsch macht, sondern sie beißt zu.
1:18:23–1:18:28
Und in dem Moment können die Zwerge nichts mehr ausrichten.
Florian Clauß
1:18:29–1:18:37
Ja, weil es halt quasi kein äußerliches Mangel ist, sondern der ist ja dann internalisiert.
1:18:41–1:18:48
Und das heißt, da wird sie ja quasi zu einem Porträt, das ist auch so.
1:18:50–1:18:54
Ich wollte jetzt nochmal den Strang aufgreifen, nämlich,
1:18:54–1:19:01
was du gesagt hast mit das Schneewittchen durch diese Praktiken bei den Zwergen,
1:19:01–1:19:09
dann sich als junge Frau, also quasi als ein erwartetes Gesellschaftsbild instanziert,
1:19:09–1:19:12
um die Rolle der Frau da zu spielen.
1:19:12–1:19:16
Das ist ja so, du musst nähen, du musst waschen, du musst kochen,
1:19:16–1:19:19
du musst hübsch sein, bitte mach das und dann kannst du hier bleiben.
1:19:19–1:19:22
Das ist ja so ein ganz männlicher Blick.
1:19:23–1:19:31
Also die Frau als Accessoire, die dann geduldet wird, solange sie ihre Rolle dann ausfüllt, ja.
1:19:31–1:19:35
Das ist ja so, ne, das was dann auch und sie friert ja dann,
1:19:35–1:19:39
sie führt ja ihre Rolle weiter aus in dem Moment, wenn sie diesen Apfel schluckt
1:19:39–1:19:45
und nicht stirbt, nicht vergeht, sondern sie wird ja dann quasi in ihrer Schönheit wird sie dann fixiert.
1:19:45–1:19:48
Das ist quasi so, also wenn du jetzt in der Mediengeschichte,
1:19:48–1:19:50
das wollte ich dann auch nochmal einbringen,
1:19:50–1:19:55
der Spiegel ist so, so als quasi als das bürgerliche Relikt,
1:19:55–1:19:59
dass es auch im bürgerlichen Haushalt eingesetzt werden konnte,
1:19:59–1:20:04
fing dann an, weil dann die Produktion so günstig war, dass jeder sich einen
1:20:04–1:20:09
Spiegel leisten konnte, dass damit auch die bürgerliche Familie so fixiert wurde.
1:20:11–1:20:15
Man konnte sich selber sehen, es war nicht mehr nur die Pfütze,
1:20:15–1:20:23
sondern es war tatsächlich ein Accessoire, mit dem die Selbstreflexion dann gemacht werden konnte.
1:20:23–1:20:27
Und damit halt auch durch so ein gesellschaftliches Bild. Das heißt,
1:20:27–1:20:30
auf der einen Seite wird auch in der Kulturgeschichte des Spiegels gesagt,
1:20:30–1:20:34
dass es zu einer Emanzipation von Frauen kommt, weil sie sich so sehen konnten,
1:20:34–1:20:36
wie sie sich sehen wollen.
1:20:36–1:20:40
Gleichzeitig aber auch der männliche Blick in diesem Spiegel mit drin hängt,
1:20:40–1:20:43
nämlich genau dieses Rollenbild von der
1:20:43–1:20:46
Frau, wie sie erwartet wird in der Gesellschaft, dass die das erfüllen.
1:20:46–1:20:52
Und dieser Blick im Spiegel, der eine scheinbar objektive Instanz ist,
1:20:52–1:20:56
Weil dieses magische Relikt, was dann die Königin einsetzt, um zu wissen,
1:20:56–1:21:00
ob sie die schönste ist, ist ja so, ja, der Spiegel weiß halt auch,
1:21:00–1:21:02
dass es auch noch eine Wittchen lebt.
1:21:02–1:21:07
Also dieses Magische in dem Spiegel, der aber so eine objektivierbare,
1:21:07–1:21:11
eine objektive Instanz ist und die dann nicht lügt.
1:21:12–1:21:18
Das heißt, hier haben wir so den Spiegel als eine Art von Globalisierungseinheit.
1:21:22–1:21:26
Das heißt, der Spiegel weiß Bescheid über alle Bilder in der Welt.
1:21:26–1:21:32
Und kann das dann wieder so rausprojizieren und als Information dann der Königin geben.
1:21:33–1:21:37
Und daraufhin wird ja quasi ihre Motivation, die Tochter umzubringen, ausgelöst.
1:21:41–1:21:45
Und jetzt will ich jetzt meinen Schritt in Richtung,
1:21:45–1:21:49
was hat das heute noch für eine Bedeutung,
1:21:49–1:21:53
ist, dass natürlich irgendwo diese ganze Selfie-Culture,
1:21:53–1:21:57
diese ganzen Filter und alles Mögliche,
1:21:57–1:22:03
was man in diesen sozialen Medien als Techniken findet, um sich selber zu präsentieren,
1:22:03–1:22:09
um sich selber dann auch schöner zu machen, um so ein äußerliches Bild der Schönheit dann darzustellen.
1:22:09–1:22:15
Das ist ja so diese Selfie-Culture, das was dann die Fotografie schließt ja dann irgendwann an.
1:22:15–1:22:22
Die ersten Fotos wurden 1827 oder so gemacht und bis dann halt technische Verfahren
1:22:22–1:22:26
entwickelt wurden, die jetzt nicht irgendwie, wo man sich nicht drei Stunden
1:22:26–1:22:28
lang hinsetzen müsste, um belichtet zu werden.
1:22:28–1:22:33
Also es ging dann irgendwann so 1850, 1860 waren dann so die Fotografien,
1:22:33–1:22:35
haben dann auch irgendwann die Porträtmalerei abgelöst. Das heißt...
1:22:36–1:22:40
Die Möglichkeit, irgendwelche Bilder, gesellschaftliche Bilder zu fixieren und
1:22:40–1:22:43
so eine Schönheit auch zu fixieren.
1:22:43–1:22:48
Also Festzeit, was vorher nur im Porträtmalerei, aber dieses immer näher dran
1:22:48–1:22:54
an der Echtheit zu sein, in dem dann eben so ein Spiegelbild quasi eingefroren
1:22:54–1:22:56
wird. Und das haben wir in diesem gläsernen Sarg.
1:22:57–1:23:00
Der gläserne Sarg, der nix anderes ist als so eine Instakachel, ja?
1:23:04–1:23:08
Der Prinz verliebt sich ja auch nur in ein Spiegelbild. Du hast ja das,
1:23:08–1:23:13
was die Königin sich selber in dem Spiegel sieht, sich da selber verliebt drin.
1:23:13–1:23:17
Das ist ja nichts anderes als beim Prinzen. Der kennt ja gar nicht Schneewittchen.
1:23:17–1:23:19
Er sieht nur ihre Schönheit und verliebt sich in diese Schönheit.
1:23:20–1:23:25
Und das ist ja auch genau so eine, wie soll man sagen, das ist ja auch eine
1:23:25–1:23:28
völlige Irreführung von Liebe oder von Erkenntnis.
1:23:29–1:23:34
Weil es halt nur eine eingefrorene Kachel ist und die schleppt er überall mithin.
1:23:34–1:23:38
Ja, also das ist ja auch so ein bisschen so ein narzisstischer Gedanke von einem
1:23:38–1:23:41
Prinzen. Er lässt die überall mithin schleppen und dann finde ich wieder diese
1:23:41–1:23:46
Motivation von dem Kameradiener, der dann halt sagt, ich habe keinen Bock mehr,
1:23:46–1:23:47
die Frau überall hinzuschleppen.
1:23:48–1:23:52
Und dann mit der dann halt so rummantiert, dass es dann eben der Absech löst
1:23:52–1:23:53
und das zum Leben erweckt wird. Und dann...
Micz Flor
1:23:53–1:23:54
Das ist admin.
Florian Clauß
1:23:54–1:23:59
Das ist genau so, ja. Und dann fängt das halt wieder so von vorne an.
1:23:59–1:24:05
Und dann wird geheiratet und die böse Einheit wird dann aus der Welt entfernt,
1:24:05–1:24:09
tanzend, in glühenden... Und ich glaube, wenn du fragst, was ist mir gehäng
1:24:09–1:24:12
geblieben als Kind, dann ist mir dieses Bild schon sehr eingebrannt.
1:24:13–1:24:17
Das mit glühenden Pantoffeln zu Tode tanzen.
1:24:17–1:24:22
Das ist dann auch wieder so eine Bösartigkeit, die dann auch in so einer Rache
1:24:22–1:24:25
auch wieder so brachial ist,
1:24:25–1:24:30
wie halt die Leber zu essen von, ne, die Leber war ja woanders,
1:24:30–1:24:33
die Lunge. Und die Leber, oder?
Micz Flor
1:24:33–1:24:34
Leber und Lunge des Geschlechts.
Florian Clauß
1:24:34–1:24:39
Ja, ja, ja, ja, gut. Das ist dann wieder Prometheus, der da quasi mit anklang.
1:24:40–1:24:43
Also muss man mal gucken, für was steht eigentlich die Leber, ne?
1:24:43–1:24:48
Die Leber wird wahrscheinlich auch in dieser, in dieser Säftelehre dann irgendwo
1:24:48–1:24:51
eine Einheit haben, die dann auch irgendwie, müsste man mal gucken,
1:24:51–1:24:56
warum bei Prometheus die Leber und warum hier die Leber Und was die Lunge bedeutet.
1:24:56–1:24:59
Also ich glaube, man kann unglaublich viele verschiedene...
1:25:01–1:25:06
Folien anlegen, das Märchen finde ich nach wie vor faszinierend,
1:25:06–1:25:16
hat in der Komplexität und der Ambivalenz wieder so einen Platz in der Popkultur,
1:25:16–1:25:21
dass das auch einfach gerechtfertigt ist.
1:25:22–1:25:27
Du merkst, ich suche so langsam den Ausgang aus unserer Episode.
1:25:28–1:25:32
Ich versuche, abschließende Worte zu finden, was mir nicht gelungen ist.
Micz Flor
1:25:32–1:25:39
Bettelheim hat ja noch was anderes gesagt. Dieses Freezing, nachdem sie einen
1:25:39–1:25:42
Apfel gebissen hat, ist ja für ihn einfach wirklich der Tod.
1:25:42–1:25:45
In dem Moment ist es quasi vollzogen.
1:25:46–1:25:50
Der Geschlechtsakt ist vollzogen, auch wenn es die Mutter war, die das zugeführt hat.
1:25:50–1:25:54
Und das Kind stirbt. Und es erwacht danach dann eben die Frau.
1:25:54–1:25:55
Also wie so eine Schmetterlingsmetamorphose.
Florian Clauß
1:25:57–1:26:04
Ja gut, dann auch der Sarg quasi als Einheit für die Bildung des Imagos.
Micz Flor
1:26:05–1:26:10
Und dann kommt auf der anderen Seite kommt dann eben die Frau raus. Das war bei ihm das.
1:26:12–1:26:16
Und ja, aber ist das ein besserer Ausgang? Ich dachte, vielleicht kann ich dir helfen.
Florian Clauß
1:26:16–1:26:21
Ne, ja, auch. Aber ich würde sagen, wir sind da auch ziemlich durch.
1:26:22–1:26:30
Ich habe mir noch mal Man notiert das Spiegel als magische Einheit auch in der Tastatur.
1:26:31–1:26:36
In der ganzen Kulturgeschichte immer wieder vorkommt, dass man Spiegel verhängt,
1:26:36–1:26:40
sobald jemand gestorben ist, weil man die Angst hatte, dass dann die Seele des
1:26:40–1:26:42
Verstorbenen gefangen wird.
1:26:42–1:26:49
Der Spiegel, ähnlich wie die Fotografie, und deswegen ist diese Medienrezeption
1:26:49–1:26:51
von Fotografie und Spiegel sehr parallel.
1:26:54–1:26:58
Die Fotografie, wo man auch die Angst hatte, es kann Seelen einfrieren, verdammt.
1:26:59–1:27:02
Und da gibt es ja auch genügend Filme, die dann auch so damit spielen, ja.
1:27:03–1:27:08
Und der Spiegel, wo auch der Basilisk zum Beispiel, wenn er,
1:27:08–1:27:12
sobald er in sein eigenes Spiegelbild guckt, wird der dann, kann er bekämpft
1:27:12–1:27:14
werden, wird er eingefroren.
1:27:14–1:27:20
Ja, also der Spiegel taucht in verschiedenen Sagen und Märchen immer wieder
1:27:20–1:27:24
als so eine magische Größe auf, die...
Micz Flor
1:27:25–1:27:31
Klar, der Vampir, der sich eben nicht selber sehen kann Selbst bei Harry Potter
1:27:31–1:27:35
gibt es ja diesen Spiegel, wo Harry dann seine Eltern sieht oder sowas,
1:27:35–1:27:37
weil man sieht, was man sich wünscht.
1:27:38–1:27:40
Das ist ja auch eine Weiterführung. Also das bleibt bestehen.
1:27:43–1:27:47
Das ist dann auch wieder das narzisstische Thema, was man allgemein so ein bisschen
1:27:47–1:27:50
als schlecht, hochnäsig, arrogant hinstellt.
1:27:50–1:27:55
Aber in Wahrheit ist es natürlich so, dass jeder auch einen konstruktiven Narzissmus in sich hat.
1:27:55–1:27:59
Sich hat. Das ist in der Regel sogar allein durch die Scham,
1:27:59–1:28:03
die man so hat, schon mit angelegt, dass wir uns schön machen.
1:28:03–1:28:05
Deswegen ist es auch, dass wir nach was aussehen wollen.
1:28:06–1:28:10
Und bei Menschen, die diese Scham verloren haben und die auch keinen konstruktiven
1:28:10–1:28:11
Narzissmus mehr an sich,
1:28:11–1:28:16
also sich selber nicht mehr kleiden oder sich einfach nicht mehr kümmern um
1:28:16–1:28:20
Hygiene und so, das ist dann eher auch schon was, was man im ersten Kontakt
1:28:20–1:28:24
gleich sieht und bewertet und was dann auch und dann eher auf die Straße.
1:28:24–1:28:29
Also wenn man Narzissmus gar nicht mitbringt in so einer konstruktiven Form,
1:28:29–1:28:32
dann ist es auf alle Fälle auch schwieriger, mit Menschen in Kontakt zu treten.
1:28:32–1:28:33
Also es ist nicht alles negativ.
Florian Clauß
1:28:35–1:28:38
Ja, also nochmal zurück zu Harry Potter-Spiegel.
1:28:39–1:28:43
Ein Spiegel, der auch die Idee besteht, dass alle Reflektionen,
1:28:43–1:28:46
die in dem Spiegel dann so jemals aufgetaucht sind,
1:28:46–1:28:50
dass die dann auch irgendwo von dem Spiegel dann gemerkt werden,
1:28:50–1:28:58
dass er diese Bilder speichert oder bei Harry Potter halt quasi so Welten zeigt,
1:28:58–1:29:03
die jetzt noch nicht eingetreten sind, also dann so als so ein Propheteierungstool,
1:29:03–1:29:11
ja, also so eine Wahrsagerei wird häufig auch dann Spiegel eingesetzt als ein Relikt.
1:29:12–1:29:18
Also man Man sieht, der Spiegel ist da sehr vielfältig in der Sagenkultur.
Micz Flor
1:29:22–1:29:29
Jetzt gehen wir dann für die nächste Folge, gehen wir dann eben weiter in deine Märchenkategorien.
1:29:29–1:29:32
Da gehen wir dann von Schneewittchen zu Rotkäppchen.
1:29:34–1:29:37
Und gleichzeitig haben Sachen, die wir jetzt schon angeführt haben,
1:29:37–1:29:39
die finden dann erst einen theoretischen Hintergrund.
1:29:40–1:29:43
Werden da vielleicht erst erklärt. Und trotzdem habe ich für mich das Gefühl,
1:29:43–1:29:46
dass ich in dieser Folge jetzt schon ein bisschen weiter bin als bei Rotkäppchen,
1:29:46–1:29:51
was das Märchenthema angeht, indem ich mich ein bisschen mehr noch Erich Fromm
1:29:51–1:29:56
anschließe, der beim Märchendeutung auch sagt, es geht immer darum,
1:29:56–1:30:00
was diese Bedeutung für die Person hat, also wenn wir Traumdeutung machen.
1:30:01–1:30:05
Es geht nicht um generelle Archetypen, es geht nicht nur um verdrängte Sexualität,
1:30:05–1:30:08
sondern es geht darum, dass die Dinge auch zukunftsgerichtet sein können,
1:30:08–1:30:11
dass da Bilder entstehen können, die einem auch helfen können,
1:30:11–1:30:13
da auch konstruktive Anteile drin sein können.
1:30:13–1:30:16
Und bei Märchen, und das hast du ja auch schon mal gesagt, warum wird dieses
1:30:16–1:30:20
Märchen immer noch vervielfältigt, umgeschrieben, neu aufgelegt?
1:30:21–1:30:26
Das ist dann auch so ein bisschen ein Zeichen einfach, dass Märchen wie Träume
1:30:26–1:30:29
für die Gesellschaft funktionieren und scheinbar in der Gesellschaft das einfach
1:30:29–1:30:30
noch eine Anbindung findet.
1:30:30–1:30:35
Und das fand ich jetzt noch mal ganz spannend. Auch die Sachen,
1:30:35–1:30:39
die du gehört hast, hatte ich noch nie gehört, die du mitgebracht hast,
1:30:39–1:30:40
Kosmologie und so, fand ich die Teilchen.
Florian Clauß
1:30:40–1:30:44
Ja, ja, da gibt es halt wirklich viele Erklärungsansätze. Guck mal,
1:30:44–1:30:48
hier können wir in den Bus steigen, oder?
Micz Flor
1:30:48–1:30:50
41er. 41er, wo fährt der lang?
Florian Clauß
1:30:52–1:30:54
Sonnenallee, da haben wir Platz. Ja, dann nehmen wir den doch.
1:30:55–1:31:00
Also Mitch, das war meine Episode, wo du einen ganz maßgeblichen Teil von getragen hast.
Micz Flor
1:31:01–1:31:03
Vielen Dank für die Vorbereitung. Ich hab eine Sache vergessen,
1:31:03–1:31:07
die mach ich, bevor wir schlussendlich rein. Diese drei Formen des Narzissmus.
1:31:07–1:31:10
Das eine ist das, was man gemeinhin so als ...
1:31:14–1:31:18
Als blasierte, arrogante, vielleicht auch aggressive ... Person wahrnimmt.
1:31:18–1:31:20
Das Zweite ist die Kehrseite dessen, das Depressive.
1:31:21–1:31:25
Die Person hat keine Depression, sondern ihr Selbstwertgefühl ist implodiert,
1:31:25–1:31:30
in sich zusammengefallen, eher eine Folge von der narzisstischen Persönlichkeitsstörung
1:31:30–1:31:34
ist, aber sich auf der Symptomebene im ersten Anschein als Depression äußert,
1:31:34–1:31:39
was aber trotzdem einfach anders behandelt werden müsste, wenn man genauer hinschaut.
1:31:39–1:31:44
Und das Dritte, was jetzt ein bisschen eben auch das Thema für die Stiefmutter gewesen wäre,
1:31:44–1:31:50
ist der maligne Narzisst oder Narzisstin, das ist die Persönlichkeitsstörung,
1:31:50–1:31:55
in der dann zusätzlich eben auch noch Dinge dazukommen, die dazukommen,
1:31:55–1:31:57
die dazu führen, dass diese Person einfach...
1:31:59–1:32:03
Profil, was man früher Psychopath genannt hat. Also dieses Serialkiller-Ding
1:32:03–1:32:11
so mit reinbringen, dass die dann eben smart anwesend sind, aber eben ohne moralische Bremsen.
1:32:13–1:32:17
Die dann wirklich eben auch ihre Tochter töten, bloß weil die schöner ist als sie.
Florian Clauß
1:32:17–1:32:21
Okay, das war jetzt eigentlich Podcast Episode 34.
1:32:22–1:32:26
Wir sind hier auch durch so einen periferen Teil von Neukölln gelaufen.
1:32:26–1:32:29
Ich fand es ganz spannend, auch wenn wir dann nicht durch die Kleine Garten
1:32:29–1:32:34
Zwiebeln gekommen sind, um dann hinten Richtung Köpenick weiter zu laufen.
1:32:36–1:32:40
Aber ihr könnt die Tracks sehen auf eigentlich-podcast.de, die wir gelaufen
1:32:40–1:32:43
sind. Da kriegt ihr auch mehr Informationen, Shownotes und so weiter.
1:32:43–1:32:48
Ja, wir sagen Tschüss, bis zum nächsten Mal. Ich hoffe, ihr konntet ein bisschen was mitnehmen.
1:32:49–1:32:53
Wir setzen auf jeden Fall in der nächsten Episode die Märchenreihe fort und
1:32:53–1:32:56
werden sicher auch das hin und wieder aufgreifen.
Micz Flor
1:32:58–1:33:02
Dem kann ich nichts mehr hinzufügen, nur noch ein herzliches Tschüss. Tschüss!

Mehr

Wir sind der Autor, es ist unser Traum, wir haben die Handlung erfunden.

In dieser Episode betrachten wir Erich Fromm und sein Buch “Märchen, Mythen, Träume” als Teil der Eigentlich-Serie über Märchen. Erich Fromm betrachtet in seinem Text die Verbindung zwischen Traumdeutung und Märcheninterpretation. Er beginnt mit einer Betrachtung des Symbolismus und unterscheidet zwischen manifesten und latenten Inhalten in Mythen und Märchen. Dies führt ihn zur Traumdeutung, bei der ebenfalls Symbole und latente Inhalte gedeutet werden. Fromm stellt die Ansätze von Sigmund Freud und Carl Gustav Jung zur Traumdeutung vor, grenzt sich jedoch von beiden ab. Er argumentiert, dass weder Jungs mythische Ansätze noch Freuds Fokus auf irrationale libidinöse Kräfte ausreichend sind. Stattdessen betont er, dass das Denken und Fühlen durch unser Handeln beeinflusst wird. Zuletzt wollten wir Fromms Interpretation des Rotkäppchen Märchens vorstellen, die haben wir dann aber um einen Monat in die Zukunft verschoben.

Shownotes

Mitwirkende

Transcript

Micz Flor
0:00:03–0:00:06
Und? Regnet noch? Da ist Norden, oder? Ist da Norden oder Süden,
0:00:06–0:00:08
was meinst du? Da ist Norden. Da ist Norden, da ist Süden. Können wir unten
0:00:08–0:00:12
rum, zu dem anderen Ausgang? Jetzt klatschen wir mal ganz kurz. Da ist Norden, oder?
0:00:14–0:00:18
Ist da Norden oder Süden? Was meinst du? Da ist Norden.
0:00:19–0:00:24
Da ist Norden, da ist Süden. Können wir unten rum?
0:00:25–0:00:29
Zu dem anderen Ausgang? Jetzt klatschen wir mal ganz kurz.
Florian Clauß
0:00:34–0:00:38
Hallo und herzlich Willkommen bei eigentlich Podcast.
0:00:41–0:00:44
Der Podcast, bei dem wir laufend reden und im Laufen reden.
0:00:48–0:00:51
Und jetzt stehen wir gerade, weil wir stehen vor einer Regenwand.
Micz Flor
0:00:52–0:00:54
Weil es laufend regnet.
Florian Clauß
0:00:54–0:00:55
Das passt eigentlich ganz gut zu mir.
Micz Flor
0:00:55–0:01:02
Den GPS-Track auf der Webseite, da wird heute nicht so viel passieren, es wird gleich auf.
Florian Clauß
0:01:02–0:01:09
Wir sind quasi am Bayerischen Platz, laufen von einem Uhrausgang zum anderen,
0:01:09–0:01:11
während Mitch seine Geschichte erzählt.
Micz Flor
0:01:11–0:01:12
Wir laufen hin und her.
Florian Clauß
0:01:13–0:01:15
Ich bin natürlich gespannt, um was es geht.
Micz Flor
0:01:17–0:01:22
Also eigentlich sollte das hier das Ende sein, am Bayerischen Platz 1 in Berlin,
0:01:22–0:01:24
werden wir eine Plakette sehen. Kette sehen und dann dachte ich,
0:01:24–0:01:26
okay, jetzt hat sich das alles wegen
0:01:26–0:01:28
dem Regen so ein bisschen hin und her geschoben, dass wir hier anfangen.
0:01:30–0:01:33
Aber wer weiß, vielleicht ist es trotzdem noch das Ende der Folge,
0:01:33–0:01:38
weil wenn der Regen nicht aufhört, werden wir diese 120 Meter bis zu dieser
0:01:38–0:01:39
Plakette nicht schaffen.
Florian Clauß
0:01:40–0:01:48
Nicht trocken schaffen. Aber ich habe ja vorgesorgt, ich habe meinen Regencape an.
0:01:49–0:01:51
Allerdings ohne Kapuze.
Micz Flor
0:01:53–0:01:57
Ja und ich habe nicht vorgesorgt. Ich bin völlig überrascht worden.
Florian Clauß
0:01:58–0:02:02
Du bist quasi das Schweinchen, bei den drei Schweinchen und der Wolf,
0:02:02–0:02:05
das einfach so sein Haus aus Stroh baut.
Micz Flor
0:02:06–0:02:11
Genau, ich bin der Strohkopf in der Familie. Deshalb bin ich pitschenass schon,
0:02:11–0:02:14
weil ich irgendwie zur U-Bahn gerannt bin, um hierherzufahren.
0:02:15–0:02:21
Und die Folge, die ich heute machen möchte, vielleicht, wir sind gerade unten
0:02:21–0:02:24
Vielleicht finden wir ja sogar eine Person, die ich möchte.
0:02:26–0:02:31
Also Ausgangspunkt ist die Märchenserie, die du angefangen hast.
0:02:31–0:02:32
Dazu möchte ich was machen.
0:02:34–0:02:39
Und ganz speziell hattest du ja gemeint, du wolltest ja bei dem Eisenhans dieses
0:02:39–0:02:44
Thema, so wie würde man in der Therapie oder wie könnte das so genutzt werden.
0:02:44–0:02:47
Und dann habe ich mich an ein Buch erinnert, das ich gekauft,
0:02:47–0:02:49
aber nie gelesen hatte. Und jetzt habe ich es fast gelesen.
0:02:51–0:02:56
Das ist von Erich Fromm und dessen Plakette sehen wir nachher in Leseport.
0:02:56–0:02:58
Vielleicht ist er aber hier unten auch irgendwo abgebildet.
0:03:00–0:03:04
Erich Fromm ist Psychoanalytiker, ist auch eine Brücke zu dem Gestaltherapie-Thema.
0:03:06–0:03:08
Er hat zusammen mit Gottfried Benn...
Florian Clauß
0:03:10–0:03:11
Bringt dir was?
Micz Flor
0:03:12–0:03:15
Gottfried Benn ist total interessant, aber bringt mir jetzt gerade nichts.
0:03:15–0:03:18
Aber wir werden ihn finden, das sind ja hier unten alle irgendwie aufgeführt.
0:03:21–0:03:23
Albert Einstein, da ist allerdings nicht gesagt, warum.
Florian Clauß
0:03:23–0:03:27
Weißt du, warum die hier aufgeführt sind? Oder gibt's noch mehr?
Micz Flor
0:03:29–0:03:35
Ich nehme mal an, weil die in der Nähe gewohnt haben. Wer wohnt und arbeitet
0:03:35–0:03:37
noch im Bayerischen Viertel? Okay, da stehen sie doch alle.
0:03:38–0:03:41
Hier, da ist er, Erich Fromm. 1900 bis 1980, Psychoanalytiker,
0:03:41–0:03:43
Bayerischer Platz eins.
Florian Clauß
0:03:43–0:03:45
Hatte der hier seine Praxis?
Micz Flor
0:03:45–0:03:46
Von 1930 bis 1933.
Florian Clauß
0:03:48–0:03:49
Hatte er seine Praxis, steht ja da.
Micz Flor
0:03:53–0:04:00
Und der ist eigentlich auch Soziologe, auch aus Frankfurt, hat Parallelen mit,
0:04:04–0:04:11
auch bevor es die Gestalttherapie gab, die analytische Ausbildung parallel gemacht.
0:04:11–0:04:17
Die haben zeitlang auch in Amerika nach der Emigration wohl Kontakt gehabt und
0:04:17–0:04:18
überlegt, ob sie zusammen was machen würden.
0:04:20–0:04:23
Insofern ist da auch eine Verbindung, das wird man auch später sehen in der
0:04:23–0:04:27
Art und Weise, wie Erich Fromm darüber spricht, Träume zu analysieren,
0:04:27–0:04:30
weil da ist ein Unterschied. Wir werden ein bisschen über Freud sprechen,
0:04:30–0:04:34
ein ein bisschen über Jung sprechen und aber auch über die Gestalttherapie bzw.
0:04:36–0:04:42
Speziell Erich Fromm, der nicht Gestalttherapeut ist, sondern der der Neo-Psychoanalyse
0:04:42–0:04:48
angehört, die versucht hat, so ein bisschen ab 1920 so ein bisschen zu reformieren,
0:04:48–0:04:50
die Psychoanalyse ein bisschen zu reformieren.
0:04:53–0:04:56
Soviel ganz kurz zur Einleitung. Es ist zu laut hier.
Florian Clauß
0:05:00–0:05:01
Spannend, spannendes Thema.
Micz Flor
0:05:01–0:05:02
Ja, es ist lustig.
Florian Clauß
0:05:03–0:05:07
Ich finde auch, ich meine, Erich Fromm, das ist ja auch so eine prägende Gestalt,
0:05:07–0:05:11
der doch Haben oder Sein geschrieben wurde. Das ist doch das Buch,
0:05:11–0:05:13
was man dann als Teenie liest.
Micz Flor
0:05:13–0:05:17
Und die Kunst zu lieben hieß auch ein Buch. Da wurde er so richtig...
Florian Clauß
0:05:17–0:05:22
So ein bisschen wie mit Hermann Hesse und Erich Fromm, das sind so die prägenden Teenie-Bücher.
0:05:23–0:05:27
Ich will das aber jetzt... Ja, ja, haben oder seien wir es gelesen.
0:05:29–0:05:36
Und das Glasperlenspiel, wenn uns das weiterhilft. Das wird witzig werden.
Micz Flor
0:05:36–0:05:42
Ich habe das Gefühl, auch wenn wir jetzt über Märchen und Träumen und Mythen sprechen,
0:05:42–0:05:45
aber wenn wir über Psychotherapie und Psychoanalyse nachdenken,
0:05:45–0:05:50
dass wir jetzt hier mit Mikrosanitären und so brabbeln, ist ja irgendwie okay,
0:05:50–0:05:51
sind Gott sei Dank ja nicht eine Person.
0:05:52–0:05:56
Wir reden miteinander, aber trotzdem merke ich, dass es für mich so ein unwohles
0:05:56–0:05:59
Gefühl ist, dass wir jetzt hier sehr, obwohl niemand da ist,
0:05:59–0:06:01
fühle ich mich hier auf einmal sehr eingeengt.
Florian Clauß
0:06:03–0:06:07
Störung muss man zulassen. Das haben wir gelernt in der anderen Episode.
0:06:10–0:06:15
Aber ich fühle mich ganz wohl, weil gerade diese Regenwand sperrt so ein ein
0:06:15–0:06:19
bisschen die Menschen in diesen U-Bahn-Stationen und S-Bahn-Stationen ein und
0:06:19–0:06:22
es schafft auf einmal so eine Gemeinschaft,
0:06:22–0:06:28
die eigentlich nie so richtig in der S-Bahn passiert, weil die Leute können nicht raus.
Micz Flor
0:06:29–0:06:33
Ja, ich bin in Wilmersdorf auf der Straße eingestiegen und da gehen so drei
0:06:33–0:06:37
Treppen runter Richtung U-Bahn und auf halber Strecke sind noch so ein paar
0:06:37–0:06:41
Shops, Asia Snack und so eine Bäckerei und so.
0:06:41–0:06:44
Und dann haben die so architektonische Löcher in der Decke gelassen,
0:06:44–0:06:47
das heißt, von oben hast du immer Sonnenlicht, aber jetzt hat es halt auch Regen.
0:06:47–0:06:51
Ich bin da so die Treppe runtergelaufen und dann war sowieso schon wie so ein
0:06:51–0:06:52
kleiner Wasserfäller auf den Treppenstufen.
0:06:54–0:06:58
Und dann unten war aber auch alles total rutschig und nass und du kamst so runter
0:06:58–0:06:59
und da standen dann auch so,
0:07:02–0:07:05
Es ist ja relativ leer. Es ist eine ganz komische Stimmung. Es könnte auch ein
0:07:05–0:07:08
Traum sein. Damit sind wir schon mitten im Thema.
Florian Clauß
0:07:08–0:07:09
Genau, dann Mitch.
0:07:13–0:07:14
Also Erich Fromm und Traumanalyse.
0:07:18–0:07:22
Und hast du mir da noch vielleicht ein Märchen mitgebracht?
Micz Flor
0:07:22–0:07:25
Ich habe dir ein Märchen mitgebracht? Also eigentlich wäre es hier andersrum
0:07:25–0:07:28
gewesen. Wir fangen jetzt mit Erich Fromm an, obwohl wir an diese Plakette wahrscheinlich
0:07:28–0:07:33
wirklich erst drankommen, Wir werden uns Rotkäppchen anschauen.
0:07:35–0:07:36
Dann machen wir das Spiel andersrum.
Florian Clauß
0:07:36–0:07:41
Also jetzt habe ich quasi was auf der Karte. Okay. Ah ja, ich muss nur kurz.
Micz Flor
0:07:43–0:07:44
Flugmodus bitte, Flugmodus.
Florian Clauß
0:07:44–0:07:45
Oh ja, Flugmodus.
Micz Flor
0:07:47–0:07:49
Genau, dann werde ich dich immer so ein bisschen vorneweg fragen,
0:07:49–0:07:53
was fällt dir dazu ein? Ich werde es aber nicht genau vorlesen und ich habe
0:07:53–0:07:55
es auch nicht vorproduziert, sondern ich habe die Zusammenfassung.
0:07:55–0:07:56
Das kennt ja auch irgendwie jeder.
0:07:58–0:08:01
Aus Wikipedia werde ich vorlesen, die inhaltliche Zusammenfassung,
0:08:01–0:08:01
nicht den Originaltext.
0:08:02–0:08:06
Und das sollte dann eigentlich das Thema sein, nämlich wir machen Märchen,
0:08:06–0:08:07
wir machen Rotkälbchen.
0:08:08–0:08:13
Ich mache das mal quasi angelehnt an Erich Fromms Analyse und wir kommen dann
0:08:13–0:08:17
zum Schluss hier an und sprechen zum Schluss ein bisschen über die Biografie
0:08:17–0:08:19
des Mannes und die Einbindung.
Florian Clauß
0:08:19–0:08:23
Aber dann kannst du ja mit der Biografie starten oder willst du lieber mit dem Märchen starten?
Micz Flor
0:08:24–0:08:28
Ich fange einfach andersherum an. Ich habe Erich Fromm vorgestellt, ganz kurz,
0:08:28–0:08:34
und würde jetzt gleich mal ein Zitat aus dem Buch, das weiß ich gar nicht,
0:08:34–0:08:39
warum das Märchenmythen träume, erschien es erst mal, glaube ich,
0:08:39–0:08:42
1951 in Amerika und 1957 in der deutschen Übersetzung.
0:08:43–0:08:48
Und da drin ist auf Seite 12 ein einleitendes Zitat, was ich ganz gut finde.
0:08:48–0:08:53
Er sagt, wenn wir schlafen, erwachen wir in einer anderen Daseinsform.
0:08:55–0:09:00
Wir träumen. Wir erfinden Geschichten, die sich nie ereignet haben und für die
0:09:00–0:09:03
es im wirklichen Leben manchmal keine Entsprechung gibt.
0:09:04–0:09:07
Manchmal sind wir der Held, manchmal der Bösewicht, manchmal erleben wir die
0:09:07–0:09:09
herrlichsten Dinge und sind glücklich.
0:09:10–0:09:14
Oft werden wir in höchsten Schrecken versetzt. Doch welche Rolle wir auch immer
0:09:14–0:09:19
im Traum spielen, wir sind Autor. Es ist unser Traum. Wir haben die Handlung.
0:09:25–0:09:29
Diese große Pause zwischen Handlung und Erfunden war ein Zufall, aber passt ganz gut.
0:09:33–0:09:37
Und es steht im Originaltext, wir sind der Autor. Da habe ich gesagt,
0:09:37–0:09:42
wir sind Autor. Ich habe das sehr verschluckt, um das nicht gegenderte ein bisschen zu entschärfen.
0:09:43–0:09:47
Aber es ist eben aus einer anderen Zeit, in der Gendern einfach kein Thema war.
0:09:48–0:09:51
Aber es fällt, finde ich, inzwischen auf, wenn man sowas liest.
0:09:52–0:09:55
Also in diesem Zitat, was ich schön finde, ist, wenn wir schlafen,
0:09:55–0:09:56
gehen wir in eine andere Daseinsform.
0:09:57–0:10:01
Er zitiert in dem Zusammenhang auch einen japanischen Philosophen,
0:10:01–0:10:05
der mal gesagt hat, gestern habe ich geträumt, ich sei ein Schmetterling und
0:10:05–0:10:08
heute weiß ich nicht, ob ich ein Mensch bin, der träumt, ein Schmetterling zu
0:10:08–0:10:11
sein oder ein Schmetterling, der träumt, ein Mensch zu sein.
0:10:12–0:10:16
Also dieses Gefühl, dass im Traum fast mehr noch, als wenn wir in Anführungszeichen
0:10:16–0:10:19
wach sind, wir gar nicht genau wissen, dass wir träumen.
0:10:20–0:10:25
Das sind ja eigentlich Film-Podcasts bei Inception. Da gibt es ja auch diese
0:10:25–0:10:30
Sicherung, die die einbauen, diesen Kreisel bei Inception, der irgendwie diese
0:10:30–0:10:34
Rolle hat, dass er checken kann, ob er träumt oder quasi in so einem Traum gefangen ist oder nicht.
0:10:37–0:10:41
Und diese Idee, wenn wir schlafen, erwachen wir zu einer anderen Daseinsform,
0:10:41–0:10:46
finde ich auch schön, dass wir halt eben nicht weg sind, sondern dass wir in
0:10:46–0:10:49
etwas anderes, es ist so ein bisschen, als ob es einen doppelten Vorhang gibt.
0:10:49–0:10:52
Du gehst von der einen Bühne in die andere Bühne, die auch du bist.
0:10:54–0:10:59
Und da erfinden wir Geschichten. Und diese Geschichten, die wir erfinden,
0:10:59–0:11:01
das ist ganz wichtig für ihn und auch in der Gestalttherapie eben.
0:11:02–0:11:07
Wir sind Autor. Es ist unser Traum. Also so eine Art von Verantwortungsübernahme,
0:11:07–0:11:08
Ownership. Wir haben das hergestellt.
0:11:10–0:11:13
Und das ist natürlich nochmal ganz wichtig, gerade auch, wenn man so ein bisschen
0:11:13–0:11:15
in eher sekularisierte,
0:11:15–0:11:20
wissenschaftliche, medizinische Konzepte reinschaut,
0:11:20–0:11:24
wo oft ja gesagt wird, na gut, das ist alles nur Zufallswerk,
0:11:24–0:11:28
wir brauchen da doch nicht uns mit auseinandersetzen, das sagt nichts über mich,
0:11:28–0:11:33
sondern das ist einfach nur, weil mein Hirn träumen muss, damit es gereinigt werden kann.
0:11:35–0:11:41
In dem Buch ist es so, dass er in den Kapiteln als erstes so ein bisschen über Symbolismus spricht.
0:11:41–0:11:45
Das wirkt auch so ein bisschen antiquiert, aber er macht da so Unterscheidungen
0:11:45–0:11:49
in drei Formen des Symbolen. Das eine ist das konventionelle Symbol,
0:11:49–0:11:54
das andere ist das zufällige Symbol und das dritte ist das universelle Symbol.
0:11:54–0:12:00
Und dieses universelle Symbol, da müssen wir dann ein bisschen auch über Jung sprechen,
0:12:00–0:12:06
der mit seinen Archetypen da so ein bisschen an etwas so kratzt,
0:12:06–0:12:10
was wir in der kurzen Serie über künstliche Intelligenz auch schon besprochen hatten.
0:12:12–0:12:15
Konventionelle Symbole darunter fasst ja zum Beispiel einfach auch die Sprache
0:12:15–0:12:22
oder die Schrift. Das Wort Tisch, T-I-S-T-H, das ist ein konventionelles Symbol für einen Tisch.
0:12:24–0:12:28
Wenn es ein F ist, kein T, ist es ein Fisch. Also wir können dann quasi in diesem...
0:12:28–0:12:34
Das ist so für zumindest eine kleine Gruppe, die deutsch spricht und die irgendwie
0:12:34–0:12:37
Buchstaben lesen können, ist das konventionelle Symbol Tisch.
0:12:38–0:12:45
Synonym oder Referenz auf den Tisch. Es gibt dann sowas wie ein zufälliges Symbol, wie er es nennt.
0:12:45–0:12:48
Das ist etwas, was wir für uns kennen,
0:12:48–0:12:53
was ganz individuell sein kann, was in gewisser Weise Dinge triggern kann,
0:12:53–0:12:56
Erfahrungen, Erinnerungen, wo etwas, in seinem Beispiel ist es so,
0:12:56–0:13:00
dass ein Stadtname zum Beispiel eine bestimmte Erinnerung hervorrufen kann,
0:13:00–0:13:01
die angenehm und unangenehm ist.
0:13:01–0:13:04
Und wenn dann diese Stadt zum Beispiel auch in Träumen vorkommt,
0:13:04–0:13:06
dann hat das eine symbolische Bedeutung.
0:13:08–0:13:13
Allerdings ist es sehr, sehr individuell und das knüpft dann zum Beispiel auch
0:13:13–0:13:14
ein bisschen an die Frage an.
0:13:15–0:13:19
Bei Freud ist es ja so, dass die Assoziation ganz wichtig ist,
0:13:19–0:13:22
um das Individuelle herauszufinden, was den Traum ausmacht.
0:13:22–0:13:26
Und in solchen Fällen kann es wirklich einfach so idiosynkratisch sein,
0:13:26–0:13:32
dass das eben die Arbeit ist, die man in der Traumdeutung leistet und das dritte
0:13:32–0:13:34
Symbol ist das universelle Symbol.
0:13:34–0:13:38
Da nimmt ihr das Beispiel Feuer, was ja dann so beschreibt, dass etwas,
0:13:38–0:13:42
was wenn wir an Feuer denken oder uns Feuer anschauen, das fesselt uns.
0:13:42–0:13:46
Das hat mit Lebendigkeit zu tun, mit Kraft, Anmut und Leichtigkeit,
0:13:46–0:13:47
wie die Flammen so züngelt.
0:13:47–0:13:51
Trotzdem hat es auch was Zerstörerisches und so und vergleicht es dann mit etwas
0:13:51–0:13:55
anderem, was auch so universell ist, wie das Wasser.
0:13:55–0:13:58
Das Wasser fließt und hat irgendwie auch viel Ähnlichkeit mit dem Feuer,
0:13:58–0:14:02
aber es gibt einen großen Unterschied, sagt er, das Feuer steht für Überraschungen,
0:14:02–0:14:05
ist auf eine gewisse Weise gefährlich und das Wasser, das fließt in so einen Fluss,
0:14:05–0:14:10
einen Ozean, das hat so eine Voraussagbarkeit, also man weiß dann irgendwie,
0:14:10–0:14:15
wie es damit umgeht und das sind von ihm Beispiele für eine universelle,
0:14:15–0:14:20
Nicht universelle, sondern universelle Symbole, Feuer oder Wasser.
0:14:22–0:14:25
Beispiel nimmt er dann, um das mal so ein bisschen zu erklären,
0:14:25–0:14:30
wie so universelle Symbole funktionieren, aus der Bibel das Buch Jonah.
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Das ist die Geschichte, wo Jonah einen Auftrag von Gott bekommt,
0:14:34–0:14:36
den er eigentlich nicht annehmen möchte.
0:14:36–0:14:43
Er soll quasi eine Warnung oder eine Bedrohung von Gott aussprechen in einer
0:14:43–0:14:45
Stadt, in der er nur gesündigt wird.
0:14:45–0:14:48
Das will er aber nicht und er flüchtet dem so ein bisschen und dann irgendwann
0:14:48–0:14:55
geht er auf so ein Schiff und dieses Schiff, das kommt dann in Unwetter,
0:14:55–0:14:59
dann geht Jonah irgendwie in den Bauch des Schiffes und dann schläft er da ein.
0:15:00–0:15:06
Dann kommen die Seemänner und wecken ihn und fragen, ob er das nicht sei,
0:15:06–0:15:10
ob er vielleicht Schuld daran hätte, dass der Herrgott eben jetzt diesen Sturm gebracht hat.
0:15:10–0:15:15
Er meint, das kann schon sein, weil er hatte Er hatte denen wohl vorher gesagt,
0:15:15–0:15:20
dass er vor Gottes Auftrag flüchtet und dann sagt er von sich aus,
0:15:20–0:15:25
schmeiß mich ins Meer und die sind dann erstmal aber sehr, sehr kulant,
0:15:25–0:15:28
sagen, nee, wir wollten das nur checken und versuchen alles mögliche,
0:15:28–0:15:30
aber es klappt nichts und dann schmeißen sie doch ins Meer.
0:15:30–0:15:34
Und wenn er, sobald er ins Meer fällt, hört der Sturm auf, dann kommt der große
0:15:34–0:15:39
Fisch, schluckt ihn, er ist drei Tage im Fisch und betet und ich muss gestehen,
0:15:39–0:15:41
ich weiß jetzt gar nicht genau, wie es ausgeht.
0:15:42–0:15:48
Aber es ist so, dass an diesem Beispiel Erich Fromme erklärt,
0:15:48–0:15:51
was der Unterschied zwischen einem Manifesten und einer latenten Erzählung ist.
0:15:51–0:15:55
Die Manifesterzählung ist diese Perlenkette von Ereignissen,
0:15:55–0:15:56
die hintereinander herlaufen.
0:15:56–0:16:00
Das ist dieses klassische Wachdenken von Ursachen und Wirkungen.
0:16:00–0:16:05
Das heißt, die Dinge, die aufeinander folgen können, das Spätere kann vom Vorherigen bewirkt sein.
0:16:06–0:16:11
Und eine latente Erzählung, die funktioniert anders, die funktioniert über Gleichheiten,
0:16:11–0:16:17
Unterschiede, über Korrelate, über Assoziationen und da sagt er in diesem Beispiel,
0:16:17–0:16:20
dass da dreimal das Gleiche vorkommt.
0:16:21–0:16:26
Also er steigt in den Bauch des Schiffes, dann fällt er in den Schlaf da drin,
0:16:26–0:16:30
dann springt er in das Meer hinein, dann ist er im Meer und dann schluckt ihn
0:16:30–0:16:34
auch noch der Fisch. Also dreimal so dieses Gefühl, dass man in etwas drin ist.
0:16:34–0:16:38
Und er beschreibt dann das in in dieser latenten Bedeutung,
0:16:38–0:16:43
in der latenten Erzählung sind dann eben die Dinge einfach verwandt miteinander
0:16:43–0:16:47
und können dann nicht eine Reihenfolge ausdrücken,
0:16:47–0:16:51
wie in der Geschichte sonst als Plot immer noch drin wäre,
0:16:51–0:16:55
sondern die Gleichzeitigkeit ausdrücken, können das verdichten,
0:16:55–0:16:59
zusammenschieben, können sagen, okay, dieser Typ hat sich sowas von abgegrenzt,
0:16:59–0:17:02
irgendwas ist da, was er irgendwie nicht bearbeitet hat.
0:17:02–0:17:06
Wird jetzt nicht weiter gedeutet, aber das Beispiel fand ich irgendwie ganz gut.
0:17:08–0:17:14
Und das ist sein Bereich zum Thema Symbole und dann spricht er eben über die
0:17:14–0:17:20
Träume und macht da in gewisser Weise Vergleiche, weil auch die Träume haben
0:17:20–0:17:21
manifest und latente Inhalte.
0:17:22–0:17:24
Manifeste, Inhalte werden wieder dann zum Beispiel die Tagesliste.
0:17:25–0:17:29
Oh, ich habe geträumt, ich schreibe ich dir morgen. Ich habe geträumt,
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wir müssten einen Podcast aufnehmen und es hat gehagelt.
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Dann gibt es so etwas wie Referenzen zu dem, was wir heute erlebt haben, das heißt Tagesreste.
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Und dann passiert ja auch eine Geschichte. Die Geschichte ist vielleicht nicht
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sinnvoll, da gibt es vielleicht Sprünge oder Dinge, die dann irgendwie interpretiert werden könnten.
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Aber es gibt auf alle Fälle erstmal Manifestentraum-Inhalte.
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Das Latente wäre dann das, wo man eben auch den Blick noch drauf richtet.
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Dazu sagt Fromm in dem Buch, es war Freud, der zu Anfang des 20.
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Jahrhunderts die alte Auffassung neu bestätigte.
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Mit alter Auffassung meint er, dass vor der Aufklärung,
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vor der Säkularisierung und vor der wissenschaftlichen Aufarbeitung und Ergründung
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des Körpers und der Psyche und so weiter,
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war Traumdeutung, das ist auch eines der Zitate ganz am Anfang des Buches,
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im Talmud steht wohl drin, ein ungedeuteter Traum ist wie ein ungelesenes Buch,
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also da steht was drin und wir haben uns aber dem verweigert, es zu lesen.
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Und diese alte Tradition wurde dann irgendwie gebrochen,
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da wurde dann eben dem Organismus, dem Körper, wurde das metaphysische,
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spirituelle erstmal aberkannt und es muss irgendwie eine andere Erklärung geben,
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Bauchschmerzen, schlecht gegessen oder so in der Art.
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Und Freud war das, der halt hier nach Fromms Worten diese alte Auffassung neu bestätigte,
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dass die Träume sinn- und bedeutungsvoll sind, dass wir nichts träumen,
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was nicht ein wichtiger Ausdruck unseres Innenlebens ist und dass man alle Träume
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verstehen kann, Wenn man nur den Schlüssel...
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Und im gleichen Absatz sagt er auch noch dann, dass es aber natürlich so ist,
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dass wenn man physiologisch den Schlaf betrachtet, dann ist es ein Zustand,
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wie er sagt, der chemischen Regeneration des Organismus.
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Und das ist auch was, was man heute immer noch irgendwie unterstreicht.
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Da gab es unterschiedliche Theorien, was denn Schlaf und Träum eigentlich sein könnte.
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Aber der Schlaf ist, das hat man wohl heute auch noch immer als Theorie,
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die Zeit, in der sich das Gehirn entgiftet oder entschlackt.
Florian Clauß
0:19:40–0:19:43
Also da, wenn ich da mal kurz einhaken darf,
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also Schlafträume ist eine andere Kiste, aber Schlaf ist tatsächlich,
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und das ist auch so die jüngste Forschung in der Biologie, so,
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dass alle Organismen irgendwie schlafen.
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Das war eine ... Ich hatte da neulich eine Dokumentation, ich glaub,
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die lief auf Arte oder so, gesehen. War sehr faszinierend.
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Ähm, ja, haben die auch zum Beispiel so Schnecken untersucht, die ...
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Also, oder waren das Fadenwürmer? Es waren Nacktschnecken, aber die relativ
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wenige Neuronen haben, ja.
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Also, die mit so einem kleinen Gehirn ganz gut zurechtgekommen sind.
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Und das Einzige, was die machen, ist fressen, ficken, schlafen.
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Mehr können die nicht. Doch, sie können sogar noch ihr Geschlecht ändern.
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Ja, ja, sowieso. Ja, stimmt.
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Und dann wurden die bei dem Schlaf oder dann die eine Gruppe gestört,
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die Kontrollgruppe nicht, und dann mussten die halt irgendwie eine Aufgabe lösen,
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um zum Fressen, ich krieg's nicht mehr ganz zusammen, zu kommen.
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Ja, und es war dann signifikant so, dass die, die dann beim Schlaf gestört,
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die Gruppe einfach auch viel weniger gegessen hat und die Aufgaben nicht richtig lösen konnten.
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Das ist diese Regeneration und auch diese Verarbeitung, das Lernen.
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Also das vor allen Dingen Schlaf und Lernen wird ganz, ganz nah beieinander gesehen.
Micz Flor
0:21:05–0:21:10
Ja, das ist auch eben nachts diese Lernprozesse, diese Träume.
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Das ist ja auch so eine Theorie, dass Träume quasi noch mal so eine Art Nachbearbeitung
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von Erlebten sind, um es dann irgendwie noch mal anders zu speichern.
Florian Clauß
0:21:17–0:21:22
So, jetzt treten wir ins Freie. Vielleicht hört man es am Sound,
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aber ich überlege, wie wir die Aufonik-Filterwelt drüber bügeln.
Micz Flor
0:21:27–0:21:29
Ja, mal gucken, wie lange wir das hier aushalten.
Florian Clauß
0:21:29–0:21:36
Und jetzt ist es wirklich so, dass der Regenstreifen mit Gewitter durchgezogen
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ist. Und wir sind jetzt am Bayerischen Platz.
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Und wir gucken, wenn das jetzt noch in deine Geschichte passt,
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wir schauen jetzt mal, ob wir die Tafel, die Gedenktafel von Erich Fromms Praxis finden.
Micz Flor
0:21:50–0:21:54
Am Bayerischen Platz 1 und ich glaube das ist eins von diesen Häusern da am
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nördlichen Ende, wenn ich das in der karte richtig gesehen habe,
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Es ist jetzt so ein bisschen, ich habe so ein bisschen Sorge,
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weil wir natürlich hier auch mit Mikro und Handy rumlaufen und ich habe keine Regenjacke und nichts.
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Beuge mich so über, ich komme mir jetzt gerade vor wie eine von diesen gestörten Schnecken.
Florian Clauß
0:22:13–0:22:19
Ja, also ich glaube die Sorge ist, naja es kommt so ein bisschen nach Regen,
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aber ich glaube da kommt nicht mehr viel.
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Ansonsten kann ich, ich habe zwei Jacken, kann ich dir eine geben.
Micz Flor
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Als ich denke, habe ich eine fitte Schnecke neben mir.
Florian Clauß
0:22:30–0:22:34
Genau, eine fitte Schnecke, die die Aufgaben für heute gelöst hat.
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Nein, aber apropos Aufgabe, ich freue mich auf das Märchen.
Micz Flor
0:22:39–0:22:43
Genau, wir rennen jetzt eben Richtung Rotkäppchen, um das noch mal irgendwie
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hier fest zu verhaken. Wir haben es nicht vergessen, Rotkäppchen kommt noch.
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Bayerischer Platz eins, da steht's. Jetzt ist es dann ... Da ist sie ja auch schon. Uah!
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Und der Regen von dem Gerüst tropft runter.
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Und wir stehen hier vor der Plakette von Erich Frong.
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Am 23.03.1900 in Frankfurt geboren, 18.03.1980 in Locarno gestorben,
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Sozialwissenschaftler, Humanist und Psychoanalytiker und lebte zwischen 1928 und 1930 in Berlin.
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Die Praxis stand unten, war von 1930 bis 1933.
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Müssen wir jetzt noch mal ein bisschen hier Quellen suchen, was jetzt stimmt.
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Erlebt ihr, um die Psychoanalyse am Berliner Psychoanalytischen Institut systematisch zu lernen.
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Mitbegründer des Frankfurter Psychoanalytischen Instituts und Mitarbeiter am
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Institut für Sozialforschung in Frankfurt. in Frankfurt und wie gesagt auch
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da war eben Fritz Perls und.
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Lohre oder Laura Perls, das ist die Frau von Fritz Perls, oder umgekehrt eben
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auch Mitbegründerin der Gestalttherapie, die ist auch aus Berlin,
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die hat hier als Gestaltpsychologin zuerst gearbeitet und dann auch die analytische
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Ausbildung in Berlin gemacht.
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Zurück zu Erich Vong, er emigrierte 1934 in die USA und entfaltete dort seine
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kritischen und politischen Gedanken in Forschung und Lehre.
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Er wurde zu einer der Leitfiguren der Studentenbewegung, das ist bis zu Floh
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durchgedrungen, haben oder sein, die Kunst zu lieben, das waren die wichtigen Bücher.
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Er ist Mitbegründer der International Federation of Psychoanalytic Societies,
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dem Dachverband nicht-orthodoxer psychoanalytischer Gesellschaften, 1962.
Florian Clauß
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Würdest du Gestalttherapie auch in einem Raster nicht-orthodoxer psychoanalytischer
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Gesellschaften einordnen?
Micz Flor
0:24:41–0:24:47
Ja, die Gestalttherapie ist schon so ein Bruch einerseits, aber andererseits
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finde ich, dass es eine sehr, sehr klare Linie von der Psychoanalyse in die Gestalttherapie gibt.
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Es ist eigentlich eher so ein Zweig. Also in den 20er Jahren spätestens ging
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das los, dass über die Neo-Psychoanalyse neue Dinge integriert wurden,
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Sachen umgebaut wurden.
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Es gab da dann schon eine ganze Reihe von unterschiedlichen Schulen,
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die auch unterschiedlich arbeiten.
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Die Charakteranalyse, die Ich-Psychologie hatte ich schon mal erwähnt. Ähm...
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Ja, eine ganze Reihe brauchen wir jetzt irgendwie, glaube ich, nicht so durchgehen.
Florian Clauß
0:25:24–0:25:28
Auf jeden Fall ist hier nochmal so ein Voucher, der führt auf den Link.
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Und da gibt es nochmal ganz viel Zusatzinformationen, einen Voucher, einen QR-Code.
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Unter anderem gibt es auch sogar ein verlinktes Interview mit ihm.
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Und das können wir uns schon mal packen.
Micz Flor
0:25:44–0:25:48
Also es ist vielleicht irgendwann mal so ein anderer Gang, wobei der vielleicht
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ein bisschen langweilig ist.
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Aber hier und dann hoch Richtung Charlottenburg, wo wir eigentlich loslaufen
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sollten, gibt es eine ganze Reihe von Orten, an denen PsychoanalytikerInnen
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gearbeitet oder gewohnt haben.
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Und diese Plakette mit anderen ist halt auch Teil des Projektes mit Freud in
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Berlin. Das werden wir dann unten verlinken. Freud in Berlin?
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Mit Freude. Das ist, glaube ich, der Wortwitz. Richtig.
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Mit Freud in Berlin, ganz fromm heute.
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Ich bin ganz kühl und feucht und gleichzeitig heiß, darauf weiterzumachen.
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Und was du vorhin angesprochen hast, da wollte ich auch noch eine Referenz,
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ein Buch, was ich auch sehr spannend finde, das heißt Egotunnel, glaube ich 2007,
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8 oder 9 erschienen von Thomas Metzinger, ein Philosoph mit dem Untertitel von
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der Hirnforschung zur Bewusstseinsethik.
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Und da geht es eben teilweise auch um dieses Bewusstsein, das ist natürlich
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noch mal eine andere Ebene.
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Da geht es jetzt nicht um Träume, aber natürlich geht es, wenn man über Träume
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spricht, auch darum, warum ist man im Traum, weiß man, dass man im Traum ist, kann man das wissen.
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Es gibt diese Form der Wachträume, wo man den Trauminhalt auch verändern kann
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und trotzdem weiter schläft und träumt, das aber weiß.
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Es gibt so manchmal so Wahrnehmungsthemen wie Deja Vu zum Beispiel, wo man...
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Sich auch fragt, wie ist das mit der Bewusstsein, mit dem Bewusstsein alles verkoppelt.
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Und in diesem Buch geht es eben auch in einem Kapitel um das Träumen per se.
0:27:25–0:27:28
Und da wird dann neurophysiologisch aufgeführt, die Theorie,
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dass wir müssen immer wieder mal Temperatur checken. Das ist evolutionär bei uns so drin.
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Und dieses Temperatur checken, dazu muss man dann quasi das Auto anschmeißen.
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Das heißt, man kann jetzt nicht aufwachen, um die Temperatur zu checken.
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Das Gehirn hat die Möglichkeit, über bestimmte Interneuronen die ganze Motorik abzuschalten.
0:27:53–0:27:58
Bei Leuten, die schlafen, ist das nicht ganz abgeschaltet. Das ist dann so eine Mischform.
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Und vor allen Dingen der REM-Schlaf, also wenn die Augenbewegung sichtbar ist,
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auch wenn jemand träumt, hat damit zu tun, dass die Augenmuskeln nicht durch
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die medulla Oblongata, also im Rückenmark, gehen und deshalb nicht vom Körper
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abgeschaltet werden können.
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Die Augen bewegen sich, sonst würde der ganze Körper sich beim Träumen.
Florian Clauß
0:28:21–0:28:28
Also das ist quasi so ein neurologisches Indiz dafür, dass bestimmte Nervenbahnen dann aktiv sind.
Micz Flor
0:28:29–0:28:34
In dem Fall geht es jetzt nur darum, dass die halt sagen, der Schlaf wurde erfunden,
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damit der Körper seine Temperatur überprüfen kann, ohne dass er sich bewegen
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muss, was die Energie kostet und das Schlafzweig halt irgendwie wichtig.
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Zu dem anderen Thema, was du meintest, ich kenne die Doku nicht,
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ich finde Schlaf auch total spannend, weil Schlaf ist erst mal was,
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was wir so alleine machen.
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Bei ganz vielen Tieren ist es so, das kennst du wahrscheinlich auch,
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dass die Gehirnhälften abwechselnd schlafen.
Florian Clauß
0:28:59–0:29:02
Ja, bei Zuchtvögeln, ne? Und bei ...
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Ja, teilweise bei Meeressäugern.
Micz Flor
0:29:05–0:29:07
Ja, bei Delfinen, aber auch bei ...
Florian Clauß
0:29:07–0:29:08
Heiden, glaub ich, auch.
Micz Flor
0:29:08–0:29:12
Nee, es gibt, glaub ich, sogar Landsäugetiere, wo das so ist.
0:29:13–0:29:17
Auf jeden Fall ist es auch so, das fand ich total irre, dass halt Schlaf in
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gewisser Form trotzdem sogar auch ein Gruppenphänomen ist.
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Und zwar ist es bei Fischottern in Kanada so, dass wenn die schlafen,
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halten die sich fest, dass sie nicht abgetrieben werden.
Florian Clauß
0:29:27–0:29:30
Das sieht so süß aus. Das ist so knuffig.
Micz Flor
0:29:30–0:29:34
Und das andere, da habe ich aber, weil ich hatte das auch mal recherchiert,
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habe ich gar nicht so viel im Netz dazu gefunden, aber wenn Vögel schlafen, sind ja auch bedrohten.
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Da gibt es Fotos, da sitzen dann so ein paar Enten, vielleicht so acht Enten
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nebeneinander und die Enten ganz außen, ganz rechts außen, hat das linke Auge auf.
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Die Enten der Entenschlange, ganz rechts hat das linke Auge auf,
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ganz links hat das rechte Auge auf und guckt dann mit diesem Weitwinkel weg
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von dieser Gruppe. Die Die monitoren mit der halben Gehirnhälfte,
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ob da irgendwas sich denen annähert.
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Und das machen nur die Äußeren. Und manchmal wechseln die auch die Position,
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dass die auch mal mit beiden Hälften schlafen können.
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Das finde ich total irre, dass halt so wirklich dieser Schlaf dann wirklich ein Gruppenevent wird.
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Natürlich kann man wachestehen nicht, aber das hat sich ja scheinbar wirklich
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so ins Verhalten und das ganze Zusammenleben eingespielt.
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Wir wissen ja sowieso, dass alles miteinander verbunden ist,
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dass Schlaf auch ein Gruppenphänomen Das gibt ja, kennt man auch,
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wenn man kleine Kinder hat, wenn die dann irgendwann so müde sind,
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und dann zieht er es selber auch runter.
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Beim wandern auf der hütte ist irgendwann einfach klar jetzt schlafen alle
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es gibt so einen punkt da gibt es dann da reißt.
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Man sich gegenseitig runter also.
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Das ist eine ganz spannende tour hier
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ausgesucht da vorne ist doch
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das schöne berger rathaus oder genau das
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flommarkt auch immer also wir
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gehen jetzt mal ganz kurz bevor wir dann bei rotkäppchen ankommen gehen
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wir jetzt mal kurz durch freud ein bisschen durch und
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dann durch jung so ein bisschen durch um dann
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zurückzukommen wieder zu fromms auch zwei folgen ausmachen
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das ist glaube ich das ist glaube ich
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eine folge und dann ist gut gut ich
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finde ich finde mit freud und jung sind so zwei sehr
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unterschiedliche ansätze spürbar und
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frau hat dann so einen ansatz den ich persönlich auch war
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oder falsch kann man nicht sagen am anwendbarsten
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oder anwendbar verbindlichsten wenn man mit den patienten
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arbeitet das heißt in
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der praktischen arbeit genau wenn wir mit freud anfangen dann wir hatten ja
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schon ein bisschen anderen folgen da so ein hintergrund wichtig für uns ist
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jetzt hier zu verstehen das in
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Freuds ursprünglichem Denken und die Traumdeutung erschien im Jahre 1900,
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erschien aber eigentlich oder ging quasi in Druck und ich weiß nicht genau,
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wie das zusammenhing, 1899.
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Und was ich ganz lustig finde bei der Ausgabe, die ich habe,
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von Erich Fromms Buch, ist das Kapitel, die Kunst, glaube ich,
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die Kunst der Traumdeutung ist auch auf der Seite 99 geht's los.
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So als ob wir da nochmal einen Punkt machen wollten, so von wegen das war 1899,
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nicht 1900, Aber auf jeden Fall.
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Freud ging ja davon aus, dass das Ich, was wir quasi wahrnehmen,
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als Bewusstsein, als Vernunft, als ethisch-moralische Instanz,
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dass das nur so ein ganz kleiner Teil ist.
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Das meiste in seinem ersten Entwurf kommt aus dem Es,
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aus dem Unbewussten, das Triebhafte, die Libido,
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das Drängt, all die Dinge, die man eigentlich nicht machen darf,
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nicht machen kann, nicht machen sollte, die einem abtrainiert werden schon in
0:33:10–0:33:16
frühester Kindheit oder die sich selbst nie traut oder aber auch Versuchungen,
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denen man ausgeliefert ist, jeden Tag die Kollegin am Arbeitsplatz zu sehen,
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wo man dann so große Lust hat, die man sich verbietet.
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All diese Sachen, die drängen permanent auf dieses kleine Ich.
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Und während des Traumes passiert Folgendes. Also erst mal sagt Freud, wir müssen schlafen.
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Das heißt, der Traum, die Art und Weise, wie wir mit dem Traummaterial umgehen
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oder die Geschichte, die daraus geformt wird, die ist in der Regel so ein bisschen
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abgemildert, auch damit wir weiter schlafen können.
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Also das würden wir ja dauernd aufwachen, so ein bisschen wie bei Metzingers
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Fußnote mit dem Temperaturmessen.
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Also Freud sagt, der Trauminhalt, der wird auch modifiziert,
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damit wir einfach schlafen können, weil das ist ja notwendig.
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Und das Zweite ist aber natürlich, dass diese Trauminhalte, die da reindrängen,
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das sind eben genau solche unterdrückten Wünsche oder solche nicht zugelassenen
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Versuchungen, solche Eßimpulse und Triebe.
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Jetzt wird es schon ruhig, jetzt sind wir gleich im Park.
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Und die bestimmen den Trauminhalt.
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Und die Art und Weise, wie heißt das, wo wir gerade gucken?
Florian Clauß
0:34:39–0:34:41
Ja, das ist die U-Bahn-Station Rathaus-Schöneberg.
0:34:43–0:34:48
Die ist wirklich so hier in diesem Palais eingefasst. Also, wenn man da drinnen
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steht, dann hat das schon was irgendwie ...
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Eine schöne Kombination zwischen U-Bahn und Architektur.
Micz Flor
0:34:55–0:34:57
Mhm. Oh, sehr schön.
0:35:00–0:35:00
Ähm ...
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Die Hauptformel, mit der wir die Träume ...
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Das Traummaterial verändern, sind laut Freud die Verdichtung und die Verschiebung.
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Also die Verschiebung ist so eine leichte Form der Verdrängung.
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Verschiebung bedeutet, dass wir dann irgendwie im letzten Meter noch irgendwie
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abbiegen und nicht wirklich im Traum klar erleben,
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was wir als Impulse, als Wunsch haben, sondern das wird eben so ein bisschen
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abgeschoben, weil es eben zensiert ist. spricht auch von der Zensur.
0:35:35–0:35:38
Und Verdichtung auf der anderen Seite ist so ein bisschen wie das,
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was ich jetzt auch mit dem Erich Fromm Beispiel gesagt habe,
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im Bauch des Schiffes, im Meer und dann wieder im Fisch drin.
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Also dass manche Dinge einfach sehr dicht zusammenkommen.
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Da fallen irgendwie ganz viele Dinge zusammen.
Florian Clauß
0:35:53–0:35:56
Bedeutet dicht in dem Sinne auch bedeutungsaufgeladen?
Micz Flor
0:36:02–0:36:07
Das beste Bild, was man sich dazu heranziehen kann, ist, dass es wirklich von unten drängt.
0:36:07–0:36:11
Es darf aber nicht durchbrechen, so ein bisschen wie ein Alien, dieser Korbs.
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Und um es nicht durchbrechen zu lassen, wird der Druck quasi größer, es wird verdichtet.
Florian Clauß
0:36:23–0:36:28
Also quasi wie ein Stern, der jetzt von der Supernova steht.
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Und man weiß nicht genau wann, aber du weißt, da drin geht es total ab und irgendwann
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ist dann halt auch der Stern, der Strahlendruck so groß, dass es halt ausbricht.
Micz Flor
0:36:38–0:36:42
Jetzt sprichst du von dem Stern im Gürtel des Orion, der ja gerade...
Florian Clauß
0:36:42–0:36:48
Ja, genau, der wird sich beobachten und sagen, jederzeit könnte da eine Supernovae passieren.
Micz Flor
0:36:48–0:36:53
Ja, da sitzen ganz viele elektroastronomische Geräte, die die ganze Zeit mit
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trockenen Augen in die gleiche Richtung gucken.
0:36:58–0:37:02
Und dann ist es ganz wichtig, dass es natürlich eben um Verbotenes geht,
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was man sich nicht zugestehen kann, was man wegen alter Erziehungsmaßnahmen
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sich nicht traut anzunehmen oder zuzulassen. Das sind quasi diese Trauminhalte.
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Es gibt dann auch immer die Tagesreste, das habe ich ja vorhin schon gesagt
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mit dem Beispiel, ich habe geträumt, es hagelt die ganze Zeit,
0:37:20–0:37:23
während wir aufnehmen und die Mikros gehen kaputt oder man hört nichts oder wie auch immer.
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Jetzt springen wir noch mal kurz zu Jung, der beobachtet oder dann so ein bisschen
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reflektiert über die Traumdeutung von Freud, wo er sagt, es ist ja alles so
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ein bisschen nach hinten gerichtet. Es sind oft kindliche Themen auch.
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Das heißt, in einem Traum geht es eigentlich dann immer nur der Blick nach hinten.
0:37:47–0:37:54
Es entsteht nichts Neues im Traum. Dabei ist doch der Traum so ein kreativer Moment.
0:37:56–0:38:00
Kann denn da nicht auch Neues entstehen? Und er sagt dann,
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dass der Traum eben sowohl den Blick nach hinten hat, aber auch den Blick nach
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vorne in die Zukunft, also dass man auch schon Dinge erahnt,
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die einen vielleicht irgendwann erreichen könnten, dass man auch neue Wege sieht.
0:38:12–0:38:13
Er guckt da anders drauf.
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Und was ganz wichtig ist bei Jung ist, und jetzt möchte ich wieder ein Zitat
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vorlesen, wo Fromm Jung zitiert, also ist das quasi doppelt gemoppelt,
0:38:25–0:38:28
aber ich finde das ganz wichtig.
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Jung sagt dazu, die Seele ist Durchgangspunkt, daher notwendigerweise nach zwei Seiten bestimmt.
0:38:35–0:38:40
Sie gibt einerseits ein Bild vom Niederschlag alles Vergangenen und in diesem
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andererseits ein Bild der keimenden Erkenntnis alles Kommenden.
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Insofern die Seele selber die Zukunft schafft.
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Das klingt, finde ich, kann man gut annehmen, dass man auch so das Gefühl hat,
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dass man schon im Traum, gerade wenn man den wie Fromm sagt, auch herstellt.
0:38:58–0:39:02
Wir sind ja der Agent oder die Agentin, die das Ganze schreibt,
0:39:02–0:39:07
die das Ganze herstellt, dass wir dann vielleicht auch Dinge einpacken und zulassen,
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die nach vorne gucken könnten und nicht nur das Verdrängte die ganze Zeit reindrückt.
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Das Ding bei Jung ist, dass er ...
0:39:18–0:39:25
Da sehr spirituell religiös wird. Also er spricht davon, dass das Träumen quasi
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ohne Zweifel ein grundlegendes religiöses Phänomen ist.
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Und eine Stimme, die dann in unseren Träumen spreche, die sei nicht die eigene,
0:39:32–0:39:35
sondern kommt aus der Quelle, die uns transzendiert.
0:39:38–0:39:42
Also da spricht dann was Höheres, was hinter uns steht. Und das ist dann auch
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was, was verknüpft ist mit Grüße an Chris, verknüpft ist mit Jungs-Konzept von den Archetypen.
0:39:52–0:39:57
Archetypen sind nach Jung nicht Dinge, und das ist dann auch die Brücke zu unserer
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eigenen Folge über die künstliche Intelligenz.
Florian Clauß
0:40:00–0:40:01
Eigentlich-Folge.
Micz Flor
0:40:01–0:40:02
Die eigentliche Eigentlich-Folge.
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Archetypen sind eher der Hintergrund, auf dem wir auch sind.
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Und nichts, was wir in unserem kulturellen Zusammenspiel erfunden haben.
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Und damit ist es so ein bisschen verwandt eben mit diesem panpsychischen.
0:40:22–0:40:26
Ich weiß nicht, ob du dich daran erinnern kannst. Also diese Idee,
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dass Bewusstsein etwas ist, was angelegt ist, in irgendwie Quantenmechanik,
0:40:31–0:40:33
wie auch immer, das heißt Bewusstsein ist da.
0:40:33–0:40:38
Und es ist nicht so, dass wir komplex genug sind, dass wir uns selbst bewusst
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werden, Sondern wir sind komplex genug, dass wir dieses Bewusstwerden erleben,
0:40:44–0:40:47
beschreiben und damit umgehen können.
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Und bei ihm ist es irgendwie so ähnlich. Und er hat dann einmal,
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das fand ich ein ganz schönes Beispiel, wo er das wirklich auch deutlich macht
0:40:55–0:40:59
und sich da auch nicht versteckt, weil das ist einfach seine feste Überzeugung.
0:41:01–0:41:08
Und da wurde er gefragt, ob die Stimme, die in den Träumen die Geschichte schreibt, das sind doch wir.
0:41:09–0:41:16
Und dann sagte er, ich würde einen Gedanken nur dann mein eigener nennen,
0:41:16–0:41:21
wenn ich ihn gedacht habe, ebenso wie ich Geld nur dann als mein eigenes bezeichnen
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würde, wenn ich es bewusst und legitim erworben habe.
0:41:25–0:41:28
Wenn jemand mir das Geld als Geschenk gibt, dann werde ich zu meinem Wohltäter
0:41:28–0:41:31
sicherlich nichts sagen. Ich danke dir für mein Geld.
0:41:32–0:41:37
Obwohl ich nachher zu einem dritten Person sagen könnte, das ist mein eigenes Geld.
0:41:38–0:41:41
Mit der Stimme bin ich in einer ähnlichen Lage. Die Stimme gibt mir gewisse
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Inhalte genauso, wie ein Freund mir seine Ideen mitteilen würde.
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Es wäre weder anständig noch weitsgemäß, sondern ein Plagiat zu behaupten,
0:41:50–0:41:55
dass was er sagt ursprünglich und zuerst meine eigenen Ideen gewesen seien.
0:41:56–0:41:58
Also da merkst du, das ist glaube ich ganz deutlich, dass das,
0:41:58–0:42:03
was wir in den Träumen, das ist eine Öffnung in den Träumen zu etwas Transzendiertem,
0:42:03–0:42:08
was uns diese Bilder, diese Öffnung nach vorne, nach oben auch geben.
0:42:09–0:42:14
Und wenn sie dann bei uns angekommen ist, dann ist sie auch unsere,
0:42:14–0:42:17
dann erzähle ich dir meinen Traum.
0:42:18–0:42:22
Aber es wäre trotzdem nicht komplett wahr zu sagen, dass das alles meine Ideen
0:42:22–0:42:27
sind. Und das ist, denke ich, natürlich dann ganz deutlich noch so ein anderer Sprung.
Florian Clauß
0:42:27–0:42:32
Ja, es ist ungefähr wie wenn wir jetzt diese Folge mit dem neuen Feature von
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Auphonic einfach die Zusammenfassung schreiben lassen.
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Ja, über Whisper und Chat-GPT.
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Kann das auch Phonik? Ja, das hab ich dir da geschickt. Und automatisch Kapitelmarken
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setzen. Dann ist das jetzt nicht deine Stimme, sondern du hast die geliehen.
0:42:48–0:42:52
Und du musst dankbar sein. Ich hab sie bezahlt.
Micz Flor
0:42:53–0:42:58
Mit meinem Geld. Es ist nicht meine Stimme, aber es ist mein Geld und deshalb
0:42:58–0:42:59
ist es auch meine Stimme.
Florian Clauß
0:42:59–0:43:05
Meine Stimme. Ja, okay. Ja, so kann man es sehen, ne? Besitz und Idee.
Micz Flor
0:43:05–0:43:10
Und da ist es jetzt noch mal ganz wichtig, Erich Fromm habe ich ja eingeleitet,
0:43:10–0:43:12
wie er über das Symbolische gesprochen hat.
0:43:12–0:43:16
Und da hat er zugelassen zu sagen, es gibt sowas wie Feuer oder Wasser,
0:43:16–0:43:23
das sind universelle symbolische oder Symbole, die alle irgendwie verstehen.
0:43:23–0:43:27
Er relativiert es dann auch noch, er sagt zum Beispiel die Sonne ist jetzt eher
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in nördlichen Regionen dann vielleicht etwas,
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was nur positiv gesehen wird,
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weil es einfach so wenig Licht gibt dann nördlich des Polarkreises zum Beispiel,
0:43:37–0:43:41
deshalb ist die Sonne immer gut für Ernte und so weiter, während in anderen
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Regionen der Welt vielleicht die Sonne auch als etwas Destruktives,
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Zerstörerisches, Verbrennendes gesehen werden kann.
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Also er meint, diese Wirkmacht, die solche universalen Symbole haben,
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die ist für alle Menschen spürbar und es kann trotzdem,
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regionale Unterschiede geben, was er hier eigentlich diesen konventionellen
0:44:02–0:44:03
Symbolen vorbehalten hat.
Florian Clauß
0:44:03–0:44:08
Und das ist, nochmal den links, sind das Archetypen?
0:44:09–0:44:16
Ist das quasi die Folie, wo der Geist dann halt so quasi gedeiht?
0:44:16–0:44:19
Kann man sich das, also ganz platt gesprochen?
Micz Flor
0:44:21–0:44:28
Die Archetypen, also wie ich das erlebe, es ist so ein bisschen wie die Titanen
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in der griechischen Mythologie. Die waren schon immer da, die hat man irgendwie weggesperrt.
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Also die griechischen Götter, die wir kennen, Zeus hat halt seine ganzen Titanen,
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älteren Kronos und sowas, hat er alles weggesperrt.
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Aber die wühlen und wirken, die sind nicht wirklich weg.
Florian Clauß
0:44:43–0:44:49
Aber die wirken ja dann über die Individualität der einzelnen Leuten irgendwie
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so in so ein kollektives Gedächtnis rein.
Micz Flor
0:44:57–0:45:02
Ja, und dieses kollektive Gedächtnis ist etwas, was Fromm zum Beispiel gut annehmen
0:45:02–0:45:06
kann. Dass er sagt, das kulturelle, unser Hintergrund, das ist ja dann auch
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ein Gestaltthema, Hintergrund werde das Vordergrund.
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Der kulturelle Hintergrund wirkt rein und um die Bedeutung des Vordergrunds
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zu verstehen, müssen wir auch den Hintergrund wissen.
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Das ist das, was Fromm indirekt sagt, wenn jemand von der Sonne träumt und ich
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würde mit dieser Person über den Traum sprechen wollen, dann ist es hilfreich
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zu erfahren, dass diese Person aufgrund von Dürre die Sonne immer als was Gefährliches wahrgenommen hat
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oder diese Person hat aufgrund von Dunkelheit Sonne immer als was Positives wahrgenommen.
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Das ist sozusagen der kulturelle Hintergrund, den Fromm auch so annehmen würde.
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Und mit dem Vordergrund und Hintergrund spreche ich quasi in gestalterapeutischen Begriffen.
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Und bei Jung wäre es aber in der Reinform, so wie er das geschrieben hat,
0:45:48–0:45:53
anders. anders. Die Archetypen, die sind vor uns.
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Ja, so verstehe ich. Ich bin jetzt auch kein Experte. Vielleicht muss ich mich
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da mal reinlesen, wirklich dazu eine Folge machen. Dann habe ich es endlich auch kapiert.
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Learning by teaching in der Art.
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Aber in dem Verständnis, was ich jetzt gerade habe, sind die Archetypen nicht
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einfach nur kollektive,
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kulturelle, unbewusste Artefakte von Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte,
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was natürlich für Mythen auch wieder gilt.
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Also zum Beispiel das Bild Sinnflut, da gab es ja dann irgendwelche Erkenntnisse vor ein paar Jahren,
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das glaube ich am Schwarzen Meer war, dass es wohl irgendwann so mal einen Bruch
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gegeben haben muss, wo unendliche Wassermassen sich in kürzester Zeit da so
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reingegossen haben und vermutet, ob dieses Bild der Sinnflut sich da einfach gehalten hat.
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Und wir können uns natürlich vorstellen, dass die Sinnflut einfach ein archaisches
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Bild ist, was man als Plottbild irgendwie so erfindet, aber es ist nicht auszuschließen,
0:46:54–0:46:59
dass es eben auch Erfahrungen sind, die das Ganze so ins Rollen gebracht haben.
Florian Clauß
0:46:59–0:47:01
Ja, also es gibt ja auch,
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so bestimmte Trends, wo dann, ja wie soll ich sagen, dieses Indigene quasi so
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als ein Ort der Wahrhaftigkeit.
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Und da werden auch alle Indigene Kulturen zusammen gemixt,
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aber es gibt dann halt so, das habe ich jetzt irgendwo mal auf YouTube so einen Vortrag gesehen,
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das fand ich so ein bisschen strange,
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aber es ist ja so ein bisschen so, was Archetypisch,
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was Indigenes, was Wahrhaftiges und da kommt man an so eine Schicht und ich weiß nicht,
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ob das eine reine Projektion ist, aber so der Wunsch vielleicht vielleicht auch,
0:47:47–0:47:53
dass da was ist, was dann alles irgendwie so auch ein bisschen in Bedeutung
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und eine Kausalität bringt.
Micz Flor
0:47:57–0:48:04
Ja, das ist vielleicht so ein bisschen auch wieder so ein Gestalthema,
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das hat sich ja in der letzten Folge mit der emotionsfokussierten Therapie auch
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so ein bisschen besprochen, diese Rolle von Emotionen.
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Also man möchte vielleicht, wenn ich das jetzt so verbinde, man möchte vielleicht
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über solche indigenen Verbindungen auch irgendwie ein Gefühl dafür entwickeln
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können, dass wir alle miteinander verbunden sind.
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Und darin natürlich dann auch so ein bisschen dieses Konfluente,
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die sich auflösen, möglich ist.
Florian Clauß
0:48:31–0:48:36
Ja, das geht in die Richtung, das stimmt. So dieses Konfluent und das Verbindende
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und wo dann den indigenen Kulturen nachgesagt wird, dass die auch den Schlüssel
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dazu haben, eben das zu spüren.
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Und der dann in der westlichen Konsumwelt irgendwo verloren gegangen ist.
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Das ist immer eine Konsumpolitik. Wir gehen jetzt hier über diese kleine Brücke.
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Wir können über das Wasser laufen, noch so ein Archetyp.
Micz Flor
0:48:57–0:49:00
Nee, wir gehen durch diese Pfütze oder um diese Pfütze.
Florian Clauß
0:49:00–0:49:02
Nee, ich glaub, durch die Pfütze kommen wir nicht.
Micz Flor
0:49:02–0:49:04
Wir müssen da hoch über die Brücke.
Florian Clauß
0:49:04–0:49:09
Wir müssen da hoch. Da müssen wir hier diesen Pfad lang gehen.
Micz Flor
0:49:09–0:49:12
Also, ich wette, ich treff dich oben. Ich wette, man kommt hier rum.
Florian Clauß
0:49:14–0:49:21
Okay, also, wir haben jetzt so Ansätze von Freud kennengelernt, Ansätze von Jung.
0:49:23–0:49:25
Und sind auch immer wieder mit Frommen dann dabei.
Micz Flor
0:49:26–0:49:29
Also um diese drei Schubladen so ein bisschen zu belabeln, ja,
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es ist halt irgendwie bei Freud so, dass er diese Strömung des 19.
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Jahrhunderts, späten 19. Jahrhunderts, Schopenhauer-Nietzsche aufgenommen hat,
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die sich gegen diese reine Aufklärung und Moral irgendwie gewehrt haben,
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gesagt haben, es ist nicht alles so super cool und weiße Weste und hochgeknöpft, wie alle so tun.
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Da gibt es mehr. Das ist halt das, was man vielleicht dann nicht sagt, Aber das heißt nicht...
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Und vor dem Hintergrund hat er dann eben diese Traumidee entwickelt,
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dass der Traum geprägt ist von diesen unbewussten Drängen, Trieben,
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Wünschen, die allerdings im Traum verändert werden.
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Die Mechanismen sind das Verdichten, was dann vielleicht sogar auch was gut
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ausgeht, was im Alltag nie gut ausgeht, damit man nicht aufwacht.
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Das andere ist eben das Verschieben, dass man zum Beispiel seinen Menschen,
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auf den die ganze Begierde gerichtet ist oder der ganze Hass gerichtet ist,
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im Traum dann irgendwie verschiebt.
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Dann ist er auf einmal ein Platzhalter, eine historische Figur oder ein anderer
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Gegenstand, weil man sonst eben auch
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wieder aufwachen würde und nicht weiterschlafen kann, verkürzt gesagt.
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Jung hat als Kritik angebracht, okay, es geht ja nicht nur um das Vergangene
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und diese Kindheitsthemen,
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verdrängt, sondern es geht auch darum, dass im Traum mal was konstruktiv entworfen werden kann,
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in Zukunft gesehen werden kann und kommt dann aber im zweiten Schritt mit den Archetypen,
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das also hinter den die Träume in gewisser Weise eine transzendentale Öffnung darstellen,
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in denen wir empfänglich sind für buchstäblich Stimmen, die allerdings nicht
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unsere sind, sondern die zu uns kommen.
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Und Fromm eben auch in der Anlehnung an den Zeitgeist der damaligen Zeit,
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die Neopsychoanalyse, die auch versucht hat, mit ein paar Sachen aufzuräumen.
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Das kommt dann nachher auch in dem Rotkäppchen-Thema noch mal ein bisschen.
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Und aber eben auch die Gestalttherapie in der Verwandtschaft mit diesem existenziellen
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Denken, die sagt, Wir haben Verantwortung, wir sind Akteure.
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Wenn wir diese Verantwortung übernehmen, in vollem Gewahrsein,
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dann ist das in sich selbst schon ein wichtiger Schritt für Wachstum oder Heilung,
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wenn wir uns als krank wahrnehmen.
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Für Traumdeutung heißt es, oder die Träume selbst, dass wir das Material und
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die Geschichten selber herstellen.
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Das sind unsere Geschichten, wir machen die im Traum. Und da ist es doch nur
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spannend, mal zu treffen.
0:52:15–0:52:19
Diese Geschichten für uns bedeuten könnten. Das ist nicht ausgeschlossen,
0:52:19–0:52:24
dass wir archätypisch denken, dass für bestimmte Kulturen bestimmte Dinge etwas
0:52:24–0:52:27
bedeuten und auch im Traumland vielleicht diese Bedeutung einnehmen.
0:52:27–0:52:30
Es kann aber auch sein, dass es eine Verschiebung ist. Da ist es jetzt nicht
0:52:30–0:52:32
so, dass man das dann komplett alles über Bord schmeißt.
0:52:33–0:52:38
Aber der wichtigste Punkt ist eben, wir können auch nach vorne gucken und es
0:52:38–0:52:40
ist nicht nur verdrängt, dass was hochkommt, sondern es sind einfach Geschichten,
0:52:40–0:52:46
die wir uns erzählen. Also es ist sehr viel mehr Eigenverantwortung mit dabei, auch beim Träumen.
0:52:49–0:52:51
Aktive oder konstruktivistische Themen vielleicht sogar. Wir erschaffen,
0:52:51–0:52:55
wie er ja sagt, wenn wir einschlafen, erwachen wir in eine andere Welt.
0:52:56–0:53:01
Und in dieser Welt erschaffen wir Gebilde, Geschichten, können auch vielleicht
0:53:01–0:53:03
Probleme umwälzen, Dinge herstellen.
Florian Clauß
0:53:03–0:53:08
Ich verstehe, also so ein bisschen, wenn man das jetzt sehr übertragen vergleichen
0:53:08–0:53:10
mag mit den verschiedenen,
0:53:16–0:53:19
Konfessionen von Katholizismus, Katholiken und Protestanten, so, dass für die,
0:53:26–0:53:33
Katholiken der Ostersonntag der höchste Feiertag ist, weil dann die Auferstehung gefeiert wird,
0:53:34–0:53:42
Also eher jenseitsbezogen, während für die Protestanten der Karfreitag der höchste Feiertag ist.
0:53:44–0:53:49
Eben das Leiden und Sterben von Jesus Christi, weil es eher diesseitsbezogen ist.
Micz Flor
0:53:49–0:53:54
Ah, da kennst du dich besser aus als ich. Und der Buddhismus wäre dann die dritte,
0:53:54–0:53:56
weil ich hatte ja drei quasi auf dem Buffet.
Florian Clauß
0:53:56–0:53:59
Nein, nein, ich versuche ja, ich sehe gerade so dieses...
Micz Flor
0:54:00–0:54:06
Wenn es mosaische Religionen sind, dann wäre natürlich das Judentum der Dritte.
0:54:07–0:54:10
Die dritte Religion da, aber das kann ich dir nicht so richtig beantworten.
Florian Clauß
0:54:10–0:54:14
Aber natürlich ist es... Es geht mir jetzt darum, dass es so ein bisschen,
0:54:14–0:54:19
also was ich jetzt verstehe, der Punkt, wo du jetzt dann bei der Gestalttherapie
0:54:19–0:54:22
rauskommst, ist ja, dass es dann eher so anwendungsbezogen wird.
Micz Flor
0:54:22–0:54:28
Ja, also für mich ist es in der Arbeit so, dass ich das anwendungsbezogen finde
0:54:28–0:54:29
und ich bin mir sicher, dass...
Florian Clauß
0:54:29–0:54:32
Und nicht so sehr quasi fatalistisch wahrgenommen wird, ne?
0:54:32–0:54:36
Weißt du, du kannst ja immer, wenn du irgendwie was Rückblickendes hast,
0:54:36–0:54:42
dann sind das ja auch irgendwelche Zwänge, die vielleicht dann nicht so einfach
0:54:42–0:54:47
loszuwerden sind. Und wenn man dann erguckt, was kommt, dann hast du ja einen anderen Freiraum.
Micz Flor
0:54:47–0:54:54
Ja, man würde in vollem Wachzustand dann sogar über sowas wie Ressourcenaktivierung sprechen oder so.
0:54:54–0:54:59
Aber bei der Traumdeutung sind dann eben die Unterschiede bei Freud,
0:54:59–0:55:08
Dass die E-Striebe, die verändert werden, bei Jungen die Stimmen der Transzendenz,
0:55:08–0:55:09
die sie erreichen können.
0:55:10–0:55:12
Und in der Gestalttherapie das Existenzialistische.
0:55:13–0:55:18
Wir sind komplexe Wesen, die so viel können. Wir können sogar Träume machen.
0:55:19–0:55:22
Und mit diesen Träumen, genauso wie mit Musik, können wir uns auseinandersetzen.
0:55:23–0:55:26
Oder eben mit Märchen. Das ist dann vielleicht sogar der Bezug auf so einer
0:55:26–0:55:30
kulturellen Ebene. Märchen sind dann auch gemachte Geschichten,
0:55:30–0:55:32
die überleben durften, weil die scheinbar irgendwas beinhalten.
Florian Clauß
0:55:34–0:55:36
Märchen, ist das jetzt der Stichpunkt?
Micz Flor
0:55:36–0:55:37
Das ist der Stichpunkt.
Florian Clauß
0:55:37–0:55:44
Wow. Mitch, ganz kurz. Wir sind, wir haben, also danke erstmal für diesen Überbau.
0:55:44–0:55:46
Ich habe einiges gelernt und...
Micz Flor
0:55:46–0:55:53
Oder habe ich das falsch gemacht? Nein. Vielen Dank für dieses Interview.
Florian Clauß
0:55:55–0:56:01
Ich habe einiges gelernt und denke mir zumindest, dass ich es verstanden habe.
0:56:03–0:56:09
Du hattest ja die Episode angekündigt, dass wir jetzt noch mal in so eine quasi
0:56:09–0:56:13
eine Interpretation eines Märchens reingehen.
Micz Flor
0:56:14–0:56:16
Das kommt jetzt, genau.
Florian Clauß
0:56:17–0:56:21
Aber ich möchte vielleicht, weil wir haben jetzt schon eine Stunde aufgenommen
0:56:21–0:56:26
und ich fände es total super, wenn wir jetzt hier so einen Cliffhanger machen,
0:56:26–0:56:29
weißt du, quasi so einen theoretischen Cliffhanger,
0:56:29–0:56:33
weil alle unsere Zuhörerinnen und Zuhörer sind jetzt schon ganz heiß nach dieser
0:56:33–0:56:35
Theorie auf die Praxis zu kommen und sagen,
0:56:35–0:56:44
in zwei Wochen erfahrt ihr dann mehr, was wir zu Rotkälbchen mit diesem Überbau zu sagen haben.
0:56:45–0:56:51
Und deswegen mein Vorschlag, wir machen hier einen Cut und nehmen dann weiter
0:56:51–0:56:55
auf in zwei Wochen. Und was hältst du davon?
Micz Flor
0:56:55–0:56:57
Wow. Okay.
Florian Clauß
0:56:57–0:56:59
Oder reißt sich das jetzt gerade zu sehr raus?
Micz Flor
0:56:59–0:57:06
Nee, aber ich finde es super, weil wer hätte gedacht, zwei Folgen in einer Wanderung.
0:57:06–0:57:12
Klasse. Und wir haben zwei Cliffhanger, dann hätten wir auch noch die Tour,
0:57:12–0:57:16
weil du hast ja wahrscheinlich ein geniales Finale für unsere Wanderung noch angedacht.
0:57:17–0:57:20
Und auch, weil die Tour würde ja dann auch einfach weitergehen nächste Woche.
Florian Clauß
0:57:20–0:57:21
Ja, machen wir so.
Micz Flor
0:57:21–0:57:22
Okay, bin ich dabei.
Florian Clauß
0:57:22–0:57:30
Okay, alles klar, also dann sage ich, das war eigentlich Podcast Episode 31.
0:57:32–0:57:41
Heute hat Mitch uns viel Theorie zum Träumen von großen Namen der Psychoanalyse erzählt.
0:57:43–0:57:47
Vielen Dank dafür. Das Ganze mit Material findet ihr auch unter eigentlich-podcast.de.
0:57:49–0:57:55
Und eigentlich Podcast ist der Podcast, bei dem wir laufend reden und im Laufen reden.
Micz Flor
0:57:55–0:57:57
Und im Regen laufen.
Florian Clauß
0:57:57–0:58:00
Und im Regen laufen. Genau. Also bis zum nächsten Mal.
Micz Flor
0:58:00–0:58:04
Bis zum nächsten Mal und träum weiter! Tschüss! Tschüss!

Mehr

"Thank you, sorry, thank you!"

Wie vor einem Jahr ist Chris wieder zu Besuch in Berlin und auch diesmal nehmen Chris und Flo nach Midsommar einen Podcast über das neueste Werk von Ari Aster auf: Beau is afraid. Wir beide verehren den Hauptdarsteller Joaquim Phoenix sehr. Wir unterhalten uns über das tragische Schicksal von Joaquims Bruder River Phoenix, über die Erfolge der Produktionsfirma A24 und Ari Asters Filmografie, bevor wir dann zum eigentlichen Kernstück des Podcast kommen: dem Film "Beau is afraid". Wir sind uns einig, dass die ersten beiden Teile des Films, die Szenen in und um Beaus Wohnung und die Familiengeschichte in der Vorstadt, die stärksten Teile des Films sind. Angst, Schuld und Trauma werden hier in verschiedenen Varianten des gesellschaftlichen und familiären Zusammenlebens ausgelotet, die alptraumhafte Zustände annehmen. Chris bemerkt, dass Beau im Alltag mit einer Sprachfloskel eine Strategie entwickelt hat, mit der er seine Angst in der Konfrontation mit seiner Umwelt bewältigen möchte: "Thank you, sorry, thank you." Doch damit schliddert er von einer katastrophalen Situation in die nächste, ohne die Möglichkeit zu bekommen, die Situation selbst in die Hand nehmen zu können. Der Zuschauer könnte annehmen, dass Beau in einer fast schuldlosen Weise seinem Schicksal ausgeliefert sei, wäre da nicht seine Mutter. Die zweite Hälfte des Films wird von einem Mutter-Sohn Konflikt dominiert, der manchmal so banal ist, dass nur die überladenen und ausschweifenden Bilderwelten von Ari Aster der Leinwand etwas Gehaltvolles geben können. Der Film schafft trotz allem und gerade dank der genialen Kameraführung und des ausschweifenden Set-Designs mächtige Bilder, die im Kopf hängen bleiben. Wir tauchen in verschiedenen Tiefen des Films ab, sind uns uneins über die Bedeutung des Ganzen, finden aber schöne Referenzen in anderen Werken und gesellschaftlichen Phänomenen. Unsere Route führt uns durch das periphere Lichtenberg an einem heißen Nachmittag unter der Woche, das so leer und leblos wirken kann wie das Ende des Films Beau is afraid.

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Chris Flor
Erzähler
avatar
Florian Clauß

Transcript

Florian Clauß
0:00:00–0:00:05
Schon mal gut gelaufen. Jetzt gehen wir da lang. So, und jetzt starte ich den Track.
0:00:07–0:00:09
Bitte nicht stören. Hast du deinen Störn angemacht?
Chris Flor
0:00:09–0:00:12
Ach so, ja, Störn ist auch gut.
Florian Clauß
0:00:12–0:00:13
Nee, das ist nicht Störn.
Chris Flor
0:00:14–0:00:20
Den Fokus, den kannst du hier. Hier, Fokus. Do not disturb. Okay.
Florian Clauß
0:00:21–0:00:25
Hallo und herzlich willkommen bei eigentlich Episode 32.
0:00:27–0:00:34
Und heute, ich muss sagen, es ist nicht eine Premiere, sondern das zweite Mal zu Gast.
0:00:35–0:00:38
Ich bin sehr, sehr, sehr froh, dass es geklappt hat.
0:00:38–0:00:41
Nämlich Chris, Chris Flohr. Hallo.
Chris Flor
0:00:41–0:00:42
Tada, hallo.
Florian Clauß
0:00:43–0:00:47
Freut mich. Also ich habe schon, das, es ist immer nicht ganz einfach,
0:00:47–0:00:53
dass wir uns zusammenfinden für eine Episode, weil du wohnst ja nicht hier in
0:00:53–0:00:54
Europa, sondern in Kalifornien.
0:00:58–0:01:03
Deswegen einmal im Jahr auf Heimatbesuch treffen wir uns.
0:01:03–0:01:07
Und jetzt wird es auch geklappt, dass wir eine Folge aufnehmen zusammen.
0:01:07–0:01:13
Und was tatsächlich auch der Fall ist, das letzte Mal haben wir ja zusammen
0:01:13–0:01:16
über Midsommar geredet von Ari Aster.
0:01:16–0:01:23
Und heute wollen wir auch über Ari Aster reden, nämlich über seinen neuen Film Bo is Afraid.
0:01:24–0:01:28
Zu Genese von diesem Thema vielleicht gesagt,
0:01:28–0:01:34
dass du hattest den geguckt, Chris, hattest du mich dann noch mal angeschrieben
0:01:34–0:01:40
und meintest so gucken, unbedingt gucken und ich hatte den auch auf meiner Watchlist,
0:01:40–0:01:42
aber hat mich natürlich dann total motiviert.
0:01:43–0:01:46
Wir steigen so ein bisschen ein, das Thema.
Chris Flor
0:01:46–0:01:52
Ja, ich habe so ein bisschen so eine Idee, wie ich dann halt so sagen,
0:01:52–0:01:54
wie ich dann da so reinkommen konnte.
Florian Clauß
0:01:57–0:02:01
Aber okay, wir werden auf jeden Fall spoilern. Also das heißt,
0:02:01–0:02:06
wir werden Inhalte vorwegnehmen. Wer den Film noch nicht gesehen hat und ihn sehen möchte, der...
Chris Flor
0:02:07–0:02:08
Und nicht gespoilert werden möchte.
Florian Clauß
0:02:08–0:02:13
Genau, und nicht gespoilert werden möchte, der sollte dann diesen Podcast nicht anhören.
0:02:14–0:02:20
Wir fangen bei Ari Aster an. Ari Aster ist der dritte Regiefilm von ihm,
0:02:20–0:02:23
wieder von A24 produziert.
0:02:26–0:02:30
Hatten wir das letzte Mal, glaube ich, nicht erwähnt, das hatten wir ganz groß
0:02:30–0:02:34
auf der Liste. Was für eine geniale Produktionsfirma A24 ist.
0:02:38–0:02:43
A24 hat zuletzt sogar mehrere Oscars gewonnen, mit Zeitreisen parallel, once.
Chris Flor
0:02:44–0:02:48
I feel like I did everything, everywhere, all at once.
Florian Clauß
0:02:48–0:02:51
Yeah, you know, everything, everywhere, all at once.
0:02:53–0:02:59
Da war, glaube ich, der große Erfolg von A24. Aber ich weiß nicht.
0:03:01–0:03:04
Nicht in Vorbereitung dieser Sendung, aber so ein bisschen, man könnte schon
0:03:04–0:03:07
sagen, dass die A24 auch viele Independent-Filme produziert.
0:03:09–0:03:13
Wie zum Beispiel Kelly Reichardt, also wo wir auch schon mal eine Episode hatten
0:03:13–0:03:17
mit First Cow. Kelly Reichardt wird... und einige Horrorfilme.
0:03:20–0:03:25
Und Ari Aster hat, glaube ich, alle drei Filme sind von A24 produziert.
0:03:26–0:03:29
So weit ich bin ich
0:03:29–0:03:32
mir nicht 100
0:03:32–0:03:35
prozentig hereditary war ja
0:03:35–0:03:43
der erste das debüt von ari aster ich glaube 2018 ist er rausgekommen und da
0:03:43–0:03:48
war er schon nach diesem debüt wurde als sehr vielversprechend gehandelt mit
0:03:48–0:03:53
summer ist glaube ich so der stern von ari aster wobei Da war ich halt wieder,
0:03:53–0:03:59
auch Leute kenne, die mir sagten, sie machten Hereditary sehr gerne und fanden
0:03:59–0:04:01
Midsommar blöd. Ja, die haben halt keine Ahnung.
Chris Flor
0:04:01–0:04:04
Die haben keine Ahnung und ich weiß auch nicht, wo die jetzt stehen würden mit diesem.
Florian Clauß
0:04:04–0:04:11
Genau, und dieser Film, ich glaube, man muss sehr viel von einem Regisseur halten,
0:04:11–0:04:12
dass er so einen Film machen kann.
0:04:13–0:04:19
Also, ich glaube, es gibt wenig Filme, die, oder wenig Produktionsbedingungen,
0:04:19–0:04:23
die so viel Freiheit dem Regisseur lassen, dass er eben so einen Film produzieren kann.
0:04:24–0:04:28
Also das ist soweit vorweggenommen von Bo is Afraid.
0:04:29–0:04:38
Das Cast von dem Film ist mit Joaquim Phoenix natürlich auch wirklich so top angesiedelt.
0:04:41–0:04:44
Was fällt dir noch? Fällt dir noch irgendein bekannter Schauspieler ein?
Chris Flor
0:04:44–0:04:48
Warte mal, Parker Posey ist da drin auch.
0:04:48–0:04:54
Das ist ja so eine Generation X, irgendwie, was weiß ich, Schwarm,
0:04:54–0:05:01
Jungenschwarm von unserer Generation, würde ich mal sagen, die diese Eileen spielt.
Florian Clauß
0:05:01–0:05:02
Ja, genau, ja, ja.
Chris Flor
0:05:03–0:05:05
Sonst, wer, berühmte Schauspieler?
0:05:08–0:05:12
Ja, man kennt die Gesichter halt. Dieser Anwalt dann am Ende,
0:05:12–0:05:15
den kennt man halt von so Comedy, Fernseh-Comedy-Shows.
0:05:23–0:05:28
In der Familie, wo er zwischenzeitlich landet, den Vater, den hat man auch schon
0:05:28–0:05:31
gesehen, aber da habe ich jetzt nicht genau nachgeschaut, wo der her ist.
0:05:31–0:05:37
Da sind ein paar bekannte Gesichter dabei. Der große Name, der einzige große Name ist glaube ich...
0:05:37–0:05:42
Phoenix und Parker Posey ist dann halt so eine Indie-Größe.
Florian Clauß
0:05:44–0:05:47
Ich möchte nochmal kurz so ein bisschen bei Joachim Phoenix bleiben,
0:05:47–0:05:53
weil ich weiß nicht, wann ist dir der Schauspieler Joachim Phoenix das erste
0:05:53–0:05:58
Mal so aufgefallen in deiner Guckenskarriere? Gladiator?
Chris Flor
0:05:58–0:06:05
Ja. Und da wusste man, das war der Bruder von River Phoenix und man dachte irgendwie, River
0:06:05–0:06:11
war ja diese Legende, auch eine Generation X-Legende, der große Schauspieler,
0:06:11–0:06:18
der unser James Dean, weil er halt dann gestorben ist, man dachte,
0:06:18–0:06:23
das würde eine große Karriere werden und dann war der halt dann auf einmal verschwunden.
0:06:23–0:06:28
Joaquin Phoenix, dachte man halt, dass der als Bruder dann halt einfach so noch
0:06:28–0:06:34
eine kleine Seitenkarriere hat.
0:06:34–0:06:38
Das hatte eigentlich niemand gedacht, dass der so eine große Karriere aufmacht
0:06:38–0:06:41
und was für ein großartiger Schauspieler der auch ist. Und er ist auch wirklich
0:06:41–0:06:42
einer meiner Lieblingsschauspieler.
Florian Clauß
0:06:43–0:06:46
Ja genau, also ich stimme dir hundertprozentig zu.
0:06:47–0:06:51
Das ist tatsächlich Joachim Phoenix ist für mich auch einer wirklich ein großartiger Schauspieler.
0:06:52–0:06:55
Ich mag ihn total gerne, ich finde ihn auch richtig schön.
0:06:56–0:07:03
Und auch die Parallele zu dem Titel Bo is Afraid heißt ja nichts anderes als Schön hat Angst.
0:07:03–0:07:06
Ja, ja, ja. Schön hat Angst, ja.
0:07:06–0:07:15
Und ich finde bei Bo is Afraid, ich finde es unglaublich, wie er nicht dieses
0:07:15–0:07:20
typische Jack-im-Phoenix-Gesicht hat, weil der hat ein unglaubliches Charisma.
0:07:20–0:07:23
Der muss nur ein bestimmtes Gesicht machen, hat eine unglaubliche Präsenz.
0:07:24–0:07:28
Und in dem Film kommt das nicht einmal vor, ja. Es kommt so in Augenzwickern
0:07:28–0:07:31
vor, wo du dann denkst, Du denkst so, ja, das ist Joachim Fenix, wie ich ihn kenne.
0:07:32–0:07:38
Und das finde ich, also auch die Schauspieler, die schon ihre Leistung, sehr, sehr stark.
Chris Flor
0:07:38–0:07:40
Hast du ihn in Inherent Vice gesehen?
Florian Clauß
0:07:40–0:07:42
Nee, den habe ich nicht gesehen.
Chris Flor
0:07:42–0:07:45
Thomas Pynchon. Und da ist es so relativ ähnlich.
0:07:46–0:07:51
Also nicht ganz anders natürlich, aber halt die Sprachmelodie und so weiter ist relativ ähnlich.
0:07:51–0:07:57
Da ist der Charakter die meiste Zeit auf irgendwelchen Drogen drauf muss dann deswegen,
0:07:57–0:08:02
ist halt unsicher, muss die Sachen so verstehen aus dieser Drogenerfahrung heraus
0:08:02–0:08:08
und ich fand so vom Klang der Stimme und so weiter fand ich ihn da am Nächsten.
Florian Clauß
0:08:10–0:08:11
Inherent Vice?
Chris Flor
0:08:11–0:08:13
Inherent Vice. Das habe ich gesehen.
Florian Clauß
0:08:13–0:08:14
Das ist doch auch die Literaturverschiebung.
Chris Flor
0:08:15–0:08:16
Thomas Pynchon. bisschen.
Florian Clauß
0:08:20–0:08:25
Von der Art her hat mich der erinnert. Bicklebowski soll ich sagen.
0:08:25–0:08:30
Bicklebowski, nein, wo die auch die ganze Zeit Drogen nehmen und in Las Vegas sind.
Chris Flor
0:08:30–0:08:33
Ah, ja, vielen Leuten in Las Vegas, genau, diese beiden Filme. Ja, vielen Leuten.
0:08:33–0:08:39
Und ich finde auch, selbst der Roman von Pinschern hat auch von beidem was,
0:08:39–0:08:41
aber ist auch ein klasse Roman.
0:08:41–0:08:44
Der liest sich auch ruckzuck durch und der macht Spaß. Das ist,
0:08:44–0:08:49
würde ich mal sagen, auch wenn jemand so Respekt und ein bisschen Angst davor
0:08:49–0:08:54
hat, Pinschenbuch zu lesen, dann sollte er mit Herr Inherent Weiss anfangen, er oder sie.
Florian Clauß
0:08:56–0:09:00
So, wir verlassen jetzt die Straße. Ich habe extra gesagt, Chris,
0:09:00–0:09:02
wir suchen uns einen Weg, wo wir nicht viele Autos haben.
0:09:03–0:09:06
Aber wir werden dir natürlich alles mit KI ausbügeln, von Authentic.
0:09:09–0:09:14
Wir hören uns dann wieder so schnaufend im Studio an. Mal gucken,
0:09:14–0:09:16
wie weit wir das dann reinfiltern, rausfiltern.
0:09:17–0:09:20
Joachim Phoenix, noch ganz kurz zu seiner Biografie, weil du hattest schon angesprochen,
0:09:20–0:09:25
River Phoenix, sein Bruder, hat seinen letzten großartigen Film,
0:09:25–0:09:28
der hat mich damals total geprägt, My Private Idaho.
Chris Flor
0:09:28–0:09:30
Oh, oh, ja, ja, ja. Ja. Das war sein letzter Film?
Florian Clauß
0:09:30–0:09:35
Das war der letzte, oder es hat, glaube ich, angefangen und es wäre in den anderen Filmen gestorben.
0:09:36–0:09:41
Und es hat tatsächlich gestorben in den Armen von, von, äh, Jackie Phoenix.
Chris Flor
0:09:41–0:09:43
Ah, wirklich? Woran ist er gestorben?
Florian Clauß
0:09:43–0:09:43
Na ja, Speedball.
Chris Flor
0:09:44–0:09:44
Ah, shit.
Florian Clauß
0:09:44–0:09:45
Also das war ja so die Partyprobe.
Chris Flor
0:09:45–0:09:47
Klassiker.
Florian Clauß
0:09:47–0:09:50
Ja, Klassiker. bekannte Schauspieler
0:09:50–0:09:54
oder Musiker. Sweet Boy ist eine Mischung aus Heroin und Kokain.
0:09:55–0:10:00
Das Fatale daran ist, dass eine Überdosierung dann nicht unbedingt gemerkt wird,
0:10:00–0:10:03
da das eine putscht, das andere zieht einen runter.
0:10:04–0:10:10
Und viele sterben dann eben dann über diese Dosierung. – Euphorie und eins beruhigt
0:10:10–0:10:13
und das andere… – Ich weiß noch,
0:10:13–0:10:17
das war für mich tatsächlich dramatischer als der Tod von Kurt Cobain.
0:10:17–0:10:23
Weil er ungefähr, das war ja so 92, 93, Kurt Cobain 94, ich weiß nicht mehr.
0:10:23–0:10:27
Er hat auch einen der Jungs in Stand By Me gespielt. Damit ist er groß geworden,
0:10:27–0:10:28
war halt so ein Kinderschauspieler.
0:10:29–0:10:34
Die Familie, die waren in einer Sekte Mitglied, Children of God,
0:10:34–0:10:38
wie man sich so eine Sekte dann halt damals irgendwie so vorstellt,
0:10:38–0:10:40
muss halt recht hart gewesen sein.
0:10:40–0:10:43
Und die haben sich auch komplett distanziert, also sie sind ausgetreten,
0:10:43–0:10:45
haben dann abgeschworen und...
Chris Flor
0:10:46–0:10:48
Nur die Kinder oder auch die Eltern?
Florian Clauß
0:10:48–0:10:51
Alle, alle die Eltern auch. Also es war ja zu der Zeit, ne? Und ich glaube,
0:10:51–0:10:55
dann waren die noch jung, da haben die ja so ein bisschen Erfahrung gemacht.
0:10:56–0:10:59
Er ist aber auch in der Zeit, und ich glaube, das hat er dann auch durch das
0:10:59–0:11:05
Sektenleben mitbekommen, er lebt, glaube ich, seit seiner Kindheit vegan und
0:11:05–0:11:06
ist auch ein ganz starker Tierschützer.
0:11:07–0:11:11
Das trifft sich, ich glaube, dann mit deinen Themen sehr gut.
Chris Flor
0:11:11–0:11:14
Ja, also deswegen ist er mir halt auch noch mal sehr nah.
0:11:14–0:11:18
Also ich würde den als Schauspieler auch super finden, aber ich finde dann halt auch,
0:11:18–0:11:25
Ich kenne dann halt eben auch die Videos, wo er dann erst mal einen Preis verliehen
0:11:25–0:11:30
bekommt und dann genau dieselben Sachen sagt, die ich halt dann überall schon
0:11:30–0:11:33
gelesen hatte und ich halt auch zutiefst empfinde.
0:11:33–0:11:38
Ich freue mich darüber, dass wir so einen guten Schauspieler halt auch haben,
0:11:38–0:11:44
dem halt das Tierwohl auch im Zentrum steht und der so eine Situation wie eine
0:11:44–0:11:48
Preisverleihung dann halt dazu verwendet,
0:11:48–0:11:52
auch wenn es natürlich sehr vielen Leuten irgendwie auf die Nerven geht,
0:11:52–0:11:55
wenn sowas passiert und das jetzt nicht um...
Florian Clauß
0:11:55–0:12:01
Ja, also ich würde sagen, der Werte-Kompass zeigt in eine ähnliche Richtung
0:12:01–0:12:04
und das finde ich auch gut,
0:12:04–0:12:08
wenn eben Schauspieler oder bekannte öffentliche Persönlichkeiten dann auch
0:12:08–0:12:12
die Gelegenheit nutzen, das auch entsprechend die Werte dann zu vertreten.
0:12:12–0:12:13
Das ist ja nicht immer selbstverständlich.
0:12:14–0:12:18
Zu meinem Private Idol, da kommen wir so ein bisschen in diesen Kosmos von Gus van Zandt.
0:12:19–0:12:24
Der hat einen Film gedreht, ich weiß nicht, ob du den geguckt hast, Last Days.
0:12:25–0:12:27
Das sind die letzten Tage von Kurt Cobain, so ein bisschen.
Chris Flor
0:12:27–0:12:28
Ah, so habe ich gesehen.
Florian Clauß
0:12:28–0:12:31
Ja, den finde ich auch super stark.
Chris Flor
0:12:31–0:12:37
Ja, der ist anstrengend auch. Also, der ist auch sehr anstrengend,
0:12:37–0:12:39
weil man schaut den sich an und denkt dann, dass man halt irgendwie so einen
0:12:39–0:12:44
coolen Kurt Cobain mitkriegt und dann ist das halt wirklich eine nervige Figur.
0:12:44–0:12:49
Du siehst einfach, wie der verfallen ist.
Florian Clauß
0:12:49–0:12:52
Das finde ich so eindrücklich, dass er so nahe erzählt, wie er auch überhaupt
0:12:52–0:12:56
nicht mehr kommunizieren kann, wie er nur noch seine Rituale hat,
0:12:56–0:12:56
seine Cornflakes-Packung.
0:12:56–0:13:03
Völlig desolat. Also Also dieser ganze Ruhm ist einfach total abgefallen,
0:13:03–0:13:04
das ist einfach ein kaputter Typ.
0:13:04–0:13:07
Und das finde ich schon, ja der ist anstrengend, aber finde ich irgendwie so
0:13:07–0:13:10
erzählt, dass es fast ein Dokumentarfilm ist.
0:13:11–0:13:19
Okay, jetzt langer Bogen durch die Filmgeschichte hin zu dem Film, Bow is Afraid.
0:13:22–0:13:27
Und ja, vielleicht fangen wir mal einfach an, so mit einem Eindrücken und gehen
0:13:27–0:13:28
dann in die Geschichte rein.
Chris Flor
0:13:28–0:13:34
Also ja, der kam raus und ich habe mich auf den gefreut, aber halt auch wusste
0:13:34–0:13:35
von den Previews nichts.
0:13:36–0:13:40
Ich gucke bei Previews oft nicht so genau hin, weil ich mir nichts Spoiler lassen
0:13:40–0:13:43
wollte. Habe dann aber doch geguckt und wusste dann wirklich nicht,
0:13:43–0:13:44
was ich davon erwarten sollte.
0:13:45–0:13:49
Habe mich dann da schon darauf gefreut, wollte mir den aber auch nicht im Kino
0:13:49–0:13:53
ansehen, weil ich ja eigentlich nicht mehr so gerne ins Kino gehe.
0:13:55–0:13:59
Und dann dauerte es ja Ewigkeiten, bis der digital erhältlich wurde.
0:13:59–0:14:04
Als der dann im Kino war, ich habe so eine Signalgruppe, so eine Filmgruppe
0:14:04–0:14:10
und da war eine davon, war in dem Film und hat während des Filmes über die Signalgruppe
0:14:10–0:14:11
hat sich da halt gemeldet.
0:14:12–0:14:15
Also ich schaue mir den an, es ist so unangenehm, ich habe so Angst.
0:14:19–0:14:22
Und die Gruppe hat das dann halt so gelesen und wir haben uns dann gefragt,
0:14:22–0:14:26
bist du an deinem Handy, während du in dem Film sitzt, bist du wahnsinnig?
0:14:26–0:14:28
Da hat jemand gesagt, ja, ich kann nicht anders, ich konnte nicht anders.
0:14:29–0:14:32
Und die hatte dann nachher gesagt, dass ihr der Film...
0:14:33–0:14:36
Also sie hat gesagt, er wäre sehr anstrengend gewesen und er hat ihr nicht gefallen.
0:14:39–0:14:42
Auch eine Tierschützerin und halt auch sehr interessiert an guten Filmen,
0:14:42–0:14:46
aber hat ihr halt nicht gefallen. Das war ihr aber, glaube ich,
0:14:46–0:14:47
einfach zu anstrengend.
0:14:48–0:14:49
Als ich den dann...
Florian Clauß
0:14:50–0:14:56
Ganz kurz, der Film ist ja quasi so als, wie sagt man, Psychothriller,
0:14:56–0:14:58
Horror und aber auch Komödie.
Chris Flor
0:14:59–0:14:59
Ja, ja.
Florian Clauß
0:15:00–0:15:02
Also er hat auch noch die Komödie mit drin.
Chris Flor
0:15:02–0:15:07
Ja, das ist ja alles drin, aber man hat trotzdem so, eigentlich hat man halt
0:15:07–0:15:11
kurz mittendrin eine Verschnaufpause, aber es gibt halt diesen Comic Relief
0:15:11–0:15:15
gibt es nicht. Also selbst die komödienhaften Dinge sind ja trotzdem sehr anstrengend.
0:15:15–0:15:22
Da zum Beispiel halt diese überspitzten Szenen, wo er wohnt in seinem Wohnbezirk.
0:15:23–0:15:30
Das ist halt alles natürlich irgendwie lustig, wie das halt so diese überspitzte
0:15:30–0:15:31
Variante von Urban Life.
0:15:33–0:15:37
Also das ist ja wie sich dann hier irgendwie Fox News irgendwie Downtown San
0:15:37–0:15:39
Francisco oder so was vorstellt.
0:15:39–0:15:42
Irgendwie wo man halt die ganze Zeit Angst um sein Leben haben muss,
0:15:42–0:15:44
wo es geklaut wird und so weiter.
Florian Clauß
0:15:47–0:15:53
Also der Film ist so grob in vier Teile gegliedert, würde ich jetzt mal so sagen.
0:15:53–0:15:57
Der erste Teil ist da, was du jetzt gerade beschrieben hast.
Chris Flor
0:15:58–0:16:02
Ja, ich würde nochmal gerne zurückgehen, also worum er geht.
0:16:02–0:16:05
Also, Bo is afraid, der geht zum Angst.
0:16:07–0:16:11
Ich wollte einfach mal schauen, welche Themen du in dem Film siehst.
0:16:12–0:16:16
Also erstmal halt die Angst, der Typ hat halt eine Angststörung,
0:16:16–0:16:21
geht halt auch zum Psychologen deswegen, nimmt Medikamente gegen die Angst.
0:16:22–0:16:32
Geht um Kindheitstrauma und Kindheitstrauma verursacht wohl durch eine narzisstische
0:16:32–0:16:34
Mutter, würde ich sagen.
0:16:35–0:16:43
Es geht auch um Trauer wieder, wie der Mitzoma, also um den Verlust der Familie
0:16:43–0:16:49
und allein in der Welt sein und auch um Familie finden und so weiter.
0:16:49–0:16:53
Siehst du, hast du noch andere Themen?
Florian Clauß
0:16:53–0:16:59
Ja, du hast es implizit genannt, aber ein ganz starkes Motiv ist die,
0:16:59–0:17:05
also die nazistische Mutter, quasi die Störung von Vater-Mutter,
0:17:05–0:17:12
Sohn-Mutter-Beziehung und der Verlust des Vaters, Der Vater ist der,
0:17:12–0:17:15
der bei der Zeugung gestorben ist.
Chris Flor
0:17:16–0:17:22
Weil er genau wie Bo halt auch ein Herzrumor hat. Wie nennt sich das? A heart grow?
Florian Clauß
0:17:22–0:17:23
Murmur.
Chris Flor
0:17:23–0:17:29
Nein, hart Murmur wird das im Film genannt. Aber hat halt einfach so ein Herzgeräusch,
0:17:29–0:17:31
den Bo auch hat. Das wird halt von der Mutter...
0:17:32–0:17:35
Aber es ist halt ja nicht unbedingt klar und das löst sich auch nicht auf,
0:17:35–0:17:37
ob das jetzt stimmt oder nicht.
Florian Clauß
0:17:37–0:17:41
Wirklich. Und es geht viel um toxische Beziehungen,
0:17:41–0:17:46
toxische ist ja so ein Schlagwort, aber die toxischen Beziehungen,
0:17:46–0:17:53
die natürlich zwischen Sohn und Mutter, aber auch dann in dieser anderen Familie
0:17:53–0:17:54
auch, da diese Beziehungen.
0:18:02–0:18:05
Angststörung, dann damit zusammenhängt, dieses ganze Surreale,
0:18:05–0:18:09
es geht ja auch ins Psychedelische, ganz stark.
0:18:12–0:18:15
Und dann Familie und diese Vaterlinie, die dann auch nochmal da,
0:18:15–0:18:19
Großvater und so weiter dann aufgezeigt wird.
Chris Flor
0:18:19–0:18:22
Also ja, auch eben diese Sache,
0:18:22–0:18:25
gute Mutter, böse Mutter, diese Geschichte,
0:18:25–0:18:30
oder halt insgesamt ein Elternteil, das Conditional,
0:18:30–0:18:37
Unconditional Love, diese, mir fallen halt die ganzen Worte nur in Englisch an,
0:18:37–0:18:42
deswegen, also diese Nurturing Mother und halt eben diese narzisstische Mutter,
0:18:42–0:18:47
Die Sachen, da tauchen ja auch verschiedene Frauenfiguren auf,
0:18:47–0:18:54
die dann halt dann auch ein bisschen so was vorleben, wie so eine nurturing mother oder halt auch so,
0:19:03–0:19:06
eine gesunde, unterstützende, emotional unterstützende Familie dann halt irgendwie so vorleben.
0:19:06–0:19:13
Besonders in der mittleren Szene im Wald, da gibt es halt diese Verschnaufpause,
0:19:13–0:19:17
wo sich die Leute umeinander kümmern und halt aneinander verstehen.
Florian Clauß
0:19:17–0:19:21
Es gibt so eine Parallelgesellschaft, die so eine kleine Utopie da ausbaut.
0:19:22–0:19:25
Aber, ich glaube, das haben wir nicht explizit genannt, aber das wird explizit
0:19:25–0:19:29
in den ersten Minuten des Films ganz stark als Motiv.
Chris Flor
0:19:29–0:19:30
Die Geburt?
Florian Clauß
0:19:30–0:19:40
Die Geburt auch, aber es geht um Angst und Schuld. Guilty! Das ist der Kernmoment
0:19:40–0:19:44
für die Hauptmotive, die diese Handlung treiben.
Chris Flor
0:19:44–0:19:48
Ja, und das fand ich, ja gut, das war halt dieses Wort war halt toll,
0:19:48–0:19:52
weil der Arzt fragt ihn...
0:19:53–0:19:58
Fragt Beau, ob er sich schuldig fühlt, dass er längere Zeit nicht bei seiner Mutter war.
0:19:58–0:20:00
Fühlst du dich schuldig, dass du längere Zeit nicht bei meiner Mutter warst?
0:20:00–0:20:05
Und er beantwortet das nicht so richtig, sagt halt nichts.
0:20:05–0:20:08
Und dann schreibt der Arzt, schreibt dann guilty auf seinen Blog.
0:20:08–0:20:11
Also er schreibt nicht feels guilty, sondern schreibt halt guilty.
0:20:11–0:20:16
Also da ist die Schuld, wird dann halt so festgeschrieben auch.
0:20:16–0:20:19
Und ja genau, um diese Schuld geht es ja die ganze Zeit.
Florian Clauß
0:20:20–0:20:25
Aber du wolltest jetzt nochmal, quasi bevor wir in die Teile der Geschichte
0:20:25–0:20:30
einsteigen, nochmal den Bogen spannen mit den Motiven, was sich da noch für...
Chris Flor
0:20:30–0:20:34
Ja, genau. Ja, ich glaube, aber die hatten wir jetzt eigentlich alle schon so...
0:20:34–0:20:38
Hatten wir genannt, ne? Hatten wir angesprochen und natürlich gehen die alle ineinander über.
Florian Clauß
0:20:39–0:20:44
Ja, ja. Ja, und generell bei einem Film ist es, glaube ich, ganz schwierig und
0:20:44–0:20:46
das ist, glaube ich, in den ersten Teilen sehr gut gelungen.
0:20:47–0:20:52
Also wenn man jetzt von vier, fünf Teilen ausgeht, den ersten Teil, was jetzt quasi...
Chris Flor
0:20:53–0:20:56
Ich hatte den eigentlich als einen normalen Dreiakter gesehen.
Florian Clauß
0:20:56–0:20:59
Okay, also ich würde jetzt, kann ich auch gleich nochmal sagen,
0:20:59–0:21:06
aber was bei dem Film jetzt tatsächlich stattfindet, passiert als reale Handlung,
0:21:06–0:21:13
was von ihm halluziniert ist, ja, und was einfach nur so ein Traumzustand ist, ja.
0:21:13–0:21:18
Also es wird nicht richtig aufgelöst, man weiß nicht, was jetzt tatsächlich
0:21:18–0:21:21
wahr ist. Das ist ein klar syrilistisches Prinzip.
0:21:23–0:21:26
Was dann für meine Ansicht irgendwann umkippt.
0:21:27–0:21:32
Also jetzt zu den Teilen. Es gibt den ersten Teil, oder was ich jetzt Teil bezeichnen
0:21:32–0:21:35
will, wo er beschrieben wird in New York, seiner Wohnung.
Chris Flor
0:21:36–0:21:38
Ist das New York? Das ist New York.
Florian Clauß
0:21:38–0:21:42
Soll New York darstellen. Ist in Kanada gedreht.
0:21:42–0:21:46
Soll New York darstellen. Die Wohnung ist in einem total verwahrlosten Viertel.
0:21:46–0:21:50
Es liegt ein Leich auf der Straße. Es sind obskure Nachtgestalten.
0:21:54–0:21:57
Irgendwelche obdachlosen, irgendwelche voll tätowierten, komischen Leute.
Chris Flor
0:22:00–0:22:04
Auch läuft Latin-Music, zu der die tanzen, und ich glaube, da ist halt eben
0:22:04–0:22:05
auch wieder der Verweis,
0:22:05–0:22:13
diese Angst, die halt geschürt wird von so Rassenrechten, so rechte Nachrichtensender
0:22:13–0:22:17
in den USA, Also da spielt halt auch rein.
0:22:17–0:22:24
Ich habe halt auch immer diesen Winkel auf, was verursacht hier Angst?
Florian Clauß
0:22:26–0:22:31
Also gesellschaftlich, in diesem ganzen Wokeness, dann ist natürlich dann die
0:22:31–0:22:36
Integration und die Diversität ein ganz wichtiges Motiv,
0:22:36–0:22:41
aber gleichzeitig natürlich auch gesellschaftlich, was dann Angst bereitet und
0:22:41–0:22:43
was nicht kennengelernt, was man nicht kennt.
0:22:43–0:22:46
Das zu solchen Zuständen führen kann.
Chris Flor
0:22:46–0:22:52
Ich kenne Menschen in meiner Umgebung, in den USA, die halt sehr viel Fox News und so weiter hören.
0:22:53–0:22:57
Und die haben zum Beispiel, wir hatten gesagt, wir würden uns in unserem Büro
0:22:57–0:22:59
in San Francisco treffen.
0:22:59–0:23:02
Und der hatte am helllichten Tag, und der hatte tatsächlich Angst,
0:23:02–0:23:07
zu Fuß in San Francisco rumzugehen,
0:23:07–0:23:15
weil er diese Bilder hatte, Großstadt, USA Großstadt, dass es halt wirklich
0:23:15–0:23:18
gefährlich ist, dass es wirklich so ist, dass einer mit einem Messer ankommen
0:23:18–0:23:20
könnte und einen ersticht oder so was.
0:23:22–0:23:29
Also ich glaube halt diese Angst, diese Vorstellung ist dann halt da dargestellt in, also...
0:23:31–0:23:39
Selbst in dieser Flohmarktszene, wo man sich eine Waffe anguckt und die Waffe lädt im Flohmarkt.
Florian Clauß
0:23:41–0:23:45
Das sind so dystopische Zustände, die eine jenseitige Gesellschaft beschreiben.
0:23:47–0:23:52
Und klar, das passiert ja auch. Aber man weiß nicht, ob es tatsächlich passiert.
0:23:52–0:23:56
Aber das ist so, wie man sich das ausmalen könnte in einem Albtraum.
0:23:56–0:23:59
Also das ist albtraumhafte, die Kulisse, die da entsteht.
0:23:59–0:24:04
Die da auch super, also von der Stimmung her, finde ich den ersten Teil ganz grandios.
Chris Flor
0:24:04–0:24:08
Aber ich glaube halt nicht nur ein Albtraum, ich glaube, dass so ein kollektiver
0:24:08–0:24:12
Albtraum, so ein kollektiver Fiebertraum über urbanes Leben,
0:24:12–0:24:15
glaube ich, ist da schon, über ein multikulturelles urbanes Leben,
0:24:15–0:24:18
wird dann halt so dargestellt auch.
Florian Clauß
0:24:18–0:24:22
Ja, dann sind wir ja natürlich wieder so bei den Archetypen,
0:24:22–0:24:25
dann müssten wir nochmal mit mit den jüngsten Archetypen,
0:24:25–0:24:30
Aber die werden da auch so, also das ist halt diese Logik aus so einem Albtraum,
0:24:30–0:24:34
die dann ganz stark hochkommt und die auch solche Motive so gesellschaftlich
0:24:34–0:24:41
irgendwo verankert in so einer Mimesis, aber jetzt natürlich total übertrieben
0:24:41–0:24:42
und überspitzt dargestellt.
0:24:43–0:24:49
Und der zweite Teil ist dann, nach einem Unfall wacht er dann bei einer Familie
0:24:49–0:24:55
in so einem vor Ort auf und besetzt quasi das Jugendzimmer der Tochter der Familie
0:24:55–0:24:58
und er wird unglaublich von denen,
0:24:58–0:25:02
die ihn angefahren haben, wird er gepflegt,
0:25:02–0:25:07
gesund gepflegt und er wird dann, wie sagt man, er kriegt dann halt so eine
0:25:07–0:25:12
unglaubliche Aufmerksamkeit und wird fast wie so ein zweites Kind dann auch
0:25:12–0:25:13
in der Familie behandelt.
0:25:13–0:25:17
Hat aber gleichzeitig einen Fußfessel. Es gibt auch wieder die surrealen Momente
0:25:17–0:25:20
in diesem. Das ist der zweite Teil. Kommen wir auch gleich nochmal.
Chris Flor
0:25:20–0:25:21
Dann der dritte Teil.
Florian Clauß
0:25:21–0:25:24
Der dritte Teil wäre für mich dann eben diese, was wir schon angedeutet haben,
0:25:24–0:25:27
diese Parallelgesellschaft, diese im Wald, diese Theatergruppe.
0:25:29–0:25:34
Theatergruppe, auch wieder Parallele zum Midsommar. Dann gibt es da tatsächlich
0:25:34–0:25:40
ein Theaterspiel und dann fängt der Film, das Stilmittel zu wechseln.
0:25:40–0:25:45
Er erzählt eine Geschichte, wie er mit seinen Söhnen, Also er als Hauptfigur
0:25:45–0:25:49
in einer kompletten animierten Szene und ganz unterschiedlichen Animationstechniken.
0:25:51–0:25:55
Einmal Stop Motion, auch gezeichnet und so weiter.
Chris Flor
0:25:55–0:25:56
Völlig unterschiedlich.
0:25:59–0:26:01
Pappkultisten, die so hochklappen und drehen.
Florian Clauß
0:26:01–0:26:05
So wie Wes Anderson teilweise. Also völlig unterschiedlich.
0:26:05–0:26:11
Und dann kommt es zu der Beerdigung von seiner Mutter, die angeblich gestorben
0:26:11–0:26:18
sei, gibt es diese Odyssee, wie er dann zu dem Haus kommt und trifft dort auf seine Mutter.
0:26:18–0:26:24
Das ist so der vierte Teil, der sich dann mehr oder weniger auflösen und dann
0:26:24–0:26:27
am Ende die Verhandlung könnte man dann das hier machen.
0:26:28–0:26:35
So grob einteilen und ich will es mal in meiner Meinung vorwegnehmen,
0:26:35–0:26:42
dass ich den Film bis zur Hälfte, ziemlich genau, quasi in der 90.
0:26:42–0:26:44
Minute, fängt er an zu kippen.
Chris Flor
0:26:44–0:26:45
Okay.
Florian Clauß
0:26:45–0:26:49
Also für mich jetzt. Davor fand ich ihn unglaublich stark und dachte,
0:26:49–0:26:55
wow, und dann kommt da so eine Willkürlichkeit rein, dass ich den nicht mehr ernst nehmen kann.
Chris Flor
0:26:55–0:26:57
Okay, und das wäre dann quasi...
Florian Clauß
0:26:57–0:27:01
Mit dem Anfang der Animationsszenen. Okay.
0:27:01–0:27:09
Also, das war so, ne? Also, diese ganzen Szenen und die ganze Geschichte bis
0:27:09–0:27:16
zu dieser Wandertheatergruppe, wo ich mich auch sehr stark an Station Eleven erinnere.
Chris Flor
0:27:16–0:27:16
Ja, ja, hatte ich auch.
Florian Clauß
0:27:17–0:27:21
Und dann fängt er eben an zu kippen. Also, so ging's mir, und dann fand ich
0:27:21–0:27:24
ihn eher nervig. Also, ich konnte ihn einfach nicht mehr ernst nehmen.
Chris Flor
0:27:24–0:27:25
Ah, okay.
Florian Clauß
0:27:26–0:27:27
Vielleicht sagst du.
Chris Flor
0:27:28–0:27:32
Okay, also ich habe den auch tatsächlich in zwei Etappen geguckt.
0:27:32–0:27:36
Also ich habe den erst, ich habe erst den Anfang geguckt und dann habe ich gemerkt,
0:27:36–0:27:39
okay, jetzt ist nicht genügend Zeit, um den ganz durchzugucken.
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Dann habe ich ihn wirklich auch ungefähr bis dahin.
0:27:42–0:27:49
Nee, ich musste auf. Ich musste sogar aufhören, als er bei dieser Familie gelandet
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war in dem Vorort mit dieser Schwester.
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Ich fand dieses, wie die Schwester sich verhalten hat, fand ich halt enorm anstrengend.
0:27:59–0:28:02
Und hab das dann nicht mehr ertragen und hab dann auch wirklich Angst bekommen.
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Und ich muss halt auch sagen, also es ist, also ich hab dann da aufgehört und
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hab dann wieder angefangen.
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Hab dann aber danach gemerkt, dass mir eben auch ein bisschen der Faden verloren
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gegangen ist. Ich hab auf einmal nicht mehr ganz verstanden,
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wie der Film funktioniert.
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Weil der halt eben läuft und ändert sich und ändert sich und führt dann halt
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so hin und natürlich ein Schritt nach dem nächsten. Das ist alles irgendwie
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in so einer Logik, in so einer Traumlogik.
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Es ist dann doch logisch, wie es halt immer weitergeht und der schließt ja dann
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auch irgendwie den Kreis mit dem Thema des Wassers und so weiter.
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Aber mir ging es halt auch so ein bisschen so, dass ich den Faden verloren hatte.
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Ich war mir dann auch am Ende nicht mehr sicher, ist es wirklich...
0:28:51–0:28:54
Es ist wirklich ein guter Film. Als der Film vorbei war, dem Abend,
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habe ich gedacht, er hat mich sehr bewegt.
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Ist es ein guter Film? Ich weiß es nicht genau. Habe dann aber gemerkt,
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dass ich die nächsten Tage sehr, sehr viel, immer jeden Tag darüber nachgedacht
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habe. Und so ungefähr eine Woche lang habe ich mich immer wieder an Sachen erinnert.
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Und an mehr kann man halt eigentlich von einem Film nicht erwarten, finde ich.
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Und habe mich dann entschieden, okay, das ist dann so oder so halt ein guter Film.
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Ich glaube aber halt eben auch, dass er, ich wollte mir halt jetzt für unser
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Gespräch ihn mir noch mal angucken, habe das aber die ganze Zeit vor mir her
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geschoben, weil er wirklich sehr schlimme Gefühle ausgelöst hat.
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Und dann halt kann man ja vielleicht sagen,
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dass ich ja durchaus Erfahrungen mit Angstzuständen habe,
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hatte auch zeitlange Medikamente genommen, bin in Therapie gegangen und kenne
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halt auch sehr viele dieser Strategien,
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die halt auch Bo selber benutzt, um irgendwie einer gefährlichen Welt irgendwie auszuweichen.
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Und das geht eigentlich die ganze Zeit, als roter Faden führt ja diese,
0:30:02–0:30:06
er sagt immer Thank you, sorry, thank you.
0:30:06–0:30:15
Also einfach diese Sache um Gottes Willen bloß nicht Missmut in der Umgebung hervorzurufen.
0:30:15–0:30:21
Einfach damit es halt sicher bleibt in der Umgebung, damit man selber in einer
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sicheren Position ist. und diese Strategie,
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Das ist natürlich bei Beau durch diese Mutterbeziehung,
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diese unberechenbare Mutter, wo er dann auch gerade immer in dieser Kommunikation,
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vielleicht können wir da auch jetzt mal anfangen, diese Kommunikation mit seiner,
0:30:39–0:30:41
da kommen wir nicht durch.
Florian Clauß
0:30:41–0:30:42
Nee, da müssen wir schwimmen.
Chris Flor
0:30:43–0:30:45
Aber da kann man doch sehr tatsächlich lachen, oder?
Florian Clauß
0:30:46–0:30:51
Ja, gerne, können wir gerne. Also was du sagst, der hat auch immer Thank you
0:30:51–0:30:53
und... Thank you, sorry, thank you.
Chris Flor
0:30:53–0:30:54
In so dieser Kombination.
Florian Clauß
0:30:55–0:30:59
Und er war ganz oft, es ist immer Whaaat? Wo er dann Was? Whaaat?
0:30:59–0:31:05
Ja, ja. Whaaaat? Guckt immer so das Zeichen Whaaaat? Was machst du hier?
Chris Flor
0:31:05–0:31:06
Was passiert hier? Ja, ja, ja.
Florian Clauß
0:31:07–0:31:09
Und das finde ich so großartig gespielt von ihm.
Chris Flor
0:31:09–0:31:16
Auch, also er versteht schon, dass die Situation, also dass ihm da halt auch Gewalt zugefügt wird,
0:31:16–0:31:22
weil er das in gewisser Weise vielleicht auch zulässt durch diese Attitüde,
0:31:22–0:31:26
Aber er übernimmt nicht wirklich so eine Verantwortung.
Florian Clauß
0:31:27–0:31:29
Das ist ja sein Gült.
Chris Flor
0:31:29–0:31:33
Das ist auch der Vorwurf seiner Mutter, die die Mutter am Ende macht.
0:31:33–0:31:39
Und das einzige Mal, wo sie halt Recht hat auch über ihn, dass er halt eben
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nicht die Verantwortung übernehmen muss. Aber es ist auch verständlich.
0:31:43–0:31:50
Wir springen halt jetzt nach vorne. Aber in dieser Rede dann am Ende sagt ja die Mutter so,
0:31:50–0:31:57
Mutter so, dass er genau das, dass er halt nie Verantwortung übernommen hat für sein Leben,
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dass er halt immer so ausgelotet hat, wenn ich jetzt das mache oder das nicht
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mache, dann muss ich das nicht machen oder das passiert nicht mit mir oder würde
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dann dies mit mir passieren.
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Aber seine Mutter sagt ihm dann halt aber auch in dieser selben Rede,
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ich habe alles für dich gegeben,
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ich habe das bisschen Liebe, was bei mir im Tiefsten war,
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muss ich rausdrücken, um dir zu geben, ich habe dir hoffentlich genügend Angst
0:32:22–0:32:25
vor der Welt mitgegeben,
0:32:25–0:32:28
damit du sicher bist in der Welt und die Mutter, das Business, was die Mutter hatte,
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das sieht man auch in den Zeitungsausschnitten, geht ja immer um Security,
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Safe, also Rasierklingen und Allergiemedikamente und Security und so weiter,
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das ist ja so ihr Business und dann – und ich glaube auch Tabletten,
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also Pharma – auch Tabletten, aber das da sehe ich halt auch wieder diesen Rückschluss
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zur Gesellschaft, halt eben auch wieder diese Security und dann.
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Angst einjagen, um Kontrolle zu behalten, irgendwie ist ja dann,
0:32:58–0:33:03
ist ja eben so eine Technik halt eben auch, wie das, was ich vorher beschrieben
0:33:03–0:33:04
habe, über diese urbane...
Florian Clauß
0:33:05–0:33:09
Ja, und auch ein Gesellschaftszustand in Amerika, weil also diese,
0:33:09–0:33:13
man spricht ja jetzt quasi von der dritten Drogenepidemie in Amerika,
0:33:13–0:33:19
durch eben diesen Oxytocin-Konsum, das ist ja,
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also Und da finde ich halt diese Dimension, wo es auch über diesen individuellen
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Mutter-Sohn-Konflikt hinausgeht, sondern eine gesellschaftliche Relevanz darstellt,
0:33:29–0:33:30
mit diesem Tablettenkonsum.
0:33:31–0:33:36
Es fängt an bei den Therapisten, der ihnen dann einfach auch eine neue...
0:33:36–0:33:39
Okay, probiere jetzt die Tablette. Es wird ja überhaupt nicht...
Chris Flor
0:33:40–0:33:42
A cool new drug, sagt er oder so.
Florian Clauß
0:33:42–0:33:47
Genau, aber nimm die auf jeden Fall mit Wasser. Und da fängt quasi dieser Horrortrip
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an. Man weiß jetzt auch nicht, ob dann diese Tabletten das dann auch evoziert
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haben, ausgelöst, oder ob das jetzt so sein Normalzustand ist.
0:33:57–0:34:01
Was mich daran auch, das möchte ich den Sidekick machen, weil das ist irgendwie
0:34:01–0:34:05
auch einer der wichtigsten Filme von diesem Jahr und letzten Jahrhandel,
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ich glaube, diesmal, ist, ich weiß nicht, ist es ein Dokumentarfilm,
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ob du den auch schon gesehen hast, nämlich All the Beauty in the Bloodshed?
Chris Flor
0:34:12–0:34:14
Nee, habe ich nicht gesehen.
Florian Clauß
0:34:14–0:34:14
Das ist von Laura,
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Poitras, die maßgeblich Snowden mit quasi begleitet hat in seinen Leaks und
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ihn auch mit geschützt hat und die hat ja diesen Film über Snowden,
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den Dokumentarfilm, ich weiß nicht, ob du den geguckt hast?
Chris Flor
0:34:33–0:34:34
Nee, auch nicht.
Florian Clauß
0:34:34–0:34:37
Auch ganz stark. Und das ist eine Biografie von Nan Goldin.
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Nan Goldin ist eine Fotografin, die vor allen Dingen in den 70ern und 80ern
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groß geworden ist und teilweise hier in Berlin gewohnt hat und in diesem ganzen
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transschwulen Umfeld groß geworden ist,
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auch als Aktivistin viel für diese ganz,
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dichten Fotografien gemacht hat.
0:35:00–0:35:06
Und sie, ich hab die auch damals tatsächlich, die war dann im Martin-Gropius-Bau,
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hat eine Ausstellung geöffnet, das war so 2014.
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Und da war die halt total drauf, da dachte ich so, was ist denn mit der los?
0:35:11–0:35:17
Und da war die halt oxyabhängig, also von diesem, ihr wurde das verschrieben,
0:35:17–0:35:21
ja, von einem Arzt, das ist ein Drama in den USA.
Chris Flor
0:35:21–0:35:25
Ich kenne Leute, also ich kenne einen, der das irgendwie, der hat Rückenschmerzen
0:35:25–0:35:30
und der ist dann ganz schlimm da abhängig geworden. Der hat es wieder raus geschafft,
0:35:30–0:35:31
aber der ist auch nicht richtig in Ordnung mehr.
Florian Clauß
0:35:31–0:35:35
Und das ist eine ganze Aktivistengruppe. Also der Film erzählt auf der einen
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Seite quasi die Lebensgeschichte von Nangal Goldin. Auf der anderen Seite wird
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sie als Aktivistin gezeigt.
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Und diese Tabletten, also dieses, wurde ja systematisch von einer Familie,
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von der Familie Sackler wurde das dann ja verbreitet.
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Man hat dann auch so Empfehlungen den Ärzten gegeben, wenn jetzt Schmerzen,
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wenn Patienten mit leichten Schmerzen kommen, dann verschreibt ihnen doch bitte dieses Medikament.
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Und damit, das ist quasi wie so ein ... Also, es ist im Prinzip wie ein Opiumkrieg im eigenen Land.
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Also, das, was dann als Opiumkrieg in China gelaufen ist, damit die Briten reinkommen
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und da halt irgendwie ihre Sachen exportieren können, ist das da passiert.
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Also, das heißt, es sind ganz normale Leute, sind abhängig sind gestorben und
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problem auch wenn dann eben das oxy zitin Oxycodone, Oxycodone,
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Oxys kann man sagen. Wenn das abgesetzt wird, dann...
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Ist die Abhängigkeit ja nicht weg und viele sind dann eben auf dem Schwarzmarkt
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und kaufen sich dann eben Äquivalente und es gibt dieses künstlich hergestellte Heroin Ja,
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das ist Fettenau Fettenau,
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ja Und das kommt dann rein,
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ja und das ist halt super gefährlich, weil man da schnell überdosieren kann
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Genau, weil das wirklich so ganz Also wenn das in einem Schwarzmarkt hergestellt
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wird, hast du halt so Krümelchen, die dann halt so hoch dosiert sind,
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dass wenn du die schnupfst, dann sofort tot bist.
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Aber die müssen halt in der Trägersubstanz verteilt werden und diese Verteilung
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läuft nicht richtig. Deswegen hast du ganz viele Drogentoten.
Chris Flor
0:37:18–0:37:22
Ja, ich habe gehört, dass dieses Fetanol so gut wie in allen illegalen Drogen
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momentan in den USA halt, wenn man irgendwas kauft, selbst eine Ecstasy oder
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sowas, ist da irgendwie Fetanol drin.
Florian Clauß
0:37:29–0:37:37
Weil es ist relativ billig zu produzieren, weil es halt synthetisch herstellbares hergestellt wird.
0:37:40–0:37:45
Und der Film zeigt dann Nan Goldin als Aktivistin, wo die gegen die Sackler,
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haben halt so ein Greenwashing gemacht.
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Die haben ganz in ganz vielen bekannten Galerien und Museen,
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haben die halt so einen Ausstellungsraum, da gibt es halt, die haben unglaubliche
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Gelder da denen gespendet.
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Und du siehst den halt am Anfang, ich glaube, das ist dann das MoMA,
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wo die dann auch eben dann eine Aktion machen und sagen hier,
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dieser Raum wird gefördert von Säckler und Nie wieder Oxy und so weiter.
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Die kriegen dann irgendwann, werden die gehört mit ihrer Kampagne.
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Und das folgt dann so, der Film endet dann halt da.
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Und das ist ganz normale Familien, die von dieser Epidemie betroffen sind,
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dann in der Konfrontation mit den Settlern. Die müssen dann über acht Stunden
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sich anhören, die einzelnen Schicksale. Und die wechseln halt wirklich in drei Minutentakt.
0:38:35–0:38:41
Und das ist so dramatisch, weil wirklich ganz normale Leute ihre Kinder verlieren,
0:38:41–0:38:44
ihre Lebenspartner und so weiter.
Chris Flor
0:38:44–0:38:47
Ja, wobei halt so ganz normale ist ja auch, muss ja noch nicht mal,
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es ist ja selbst wenn es, also man muss ja nicht sagen ganz normal.
Florian Clauß
0:38:52–0:38:55
Voll in der gesellschaftlichen Mitte, sonst ist es ja immer so,
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weißt du, so diese Opiate sind ja immer irgendwie eine randgesellschaftliche Bewegung.
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Also das passiert ja nicht, aber das ist einfach durch diese Verschreibungstaktik,
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ist es in so einer gesellschaftlichen Mitte angekommen und betrifft da ganz
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viele. Also es ist wirklich, man spricht wirklich von der dritten Drogenepidemie.
Chris Flor
0:39:14–0:39:19
Ja, ich kenne auch einige Leute, die ziemlich hart abgestürzt sind.
0:39:19–0:39:23
Also nicht das wir jemals verschrieben bekommen haben, aber über den Schwarzmarkt
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Oxys ab und zu mal genommen haben, immer mehr genommen haben und dann irgendwie Familie zerstört.
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Also ein richtiger, wahnsinniger sozialer Abstieg aus der Mittelklasse raus.
Florian Clauß
0:39:36–0:39:42
Und das, was sich dann so ikonografisch damit verbindet, das ist vielleicht
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in Amerika ganz normal, aber in Europa kennt man das nicht. Das sieht man auch
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in einem Film, diese orangenen Pillendosen.
Chris Flor
0:39:49–0:39:55
Ja, klar. Aber da würde ich auch nochmal sagen, da geht es wirklich nicht nur um diese Opiate.
0:39:56–0:40:06
Da geht es halt eben um normale Psychopharmaka und halt eben diese Schwester da in diesem Das war's.
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Gut, ich glaube, wir brauchen die Geschichte nicht nachzuzählen,
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nur weil das hat ja jeder, der sich das hier anschaut, hat es ja.
Florian Clauß
0:40:12–0:40:16
Ja, aber vielleicht nochmal so diese New York-Episode, also dieses,
0:40:16–0:40:21
er kaut sich, er muss dann halt, er kriegt diese Tabletten verschrieben,
0:40:21–0:40:26
dann muss er, wird ihm nochmal gesagt, das darfst du nicht ohne Wasser einnehmen.
Chris Flor
0:40:26–0:40:30
Und er googelt das dann auch und das sieht so aus, als ob man da wirklich auch
0:40:30–0:40:32
strandstirbt, wenn man das nicht mit Wasser trinkt.
0:40:32–0:40:37
Also, we remember John, der hat dann, ein John hat wohl im Internet,
0:40:37–0:40:41
er wird dann gezeigt, er hat wohl die Tablette ohne Wasser genommen.
Florian Clauß
0:40:42–0:40:44
Und er muss dann...
Chris Flor
0:40:44–0:40:47
Ja, aber das ist halt auch so kompliziert zu erklären. Also,
0:40:47–0:40:49
die Sache, diese ganze, das ist wirklich...
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Das ist halt, was ich denke, was halt so hart ist in diesem Stück,
0:40:53–0:40:58
in diesem Film, ist, dass es eine Tragödie ist, die einfach abläuft.
0:40:59–0:41:04
Also der hat irgendwie, ist er guilty oder nicht, das ist halt die Frage.
0:41:04–0:41:07
Aber die Sache ist, der Film fängt an und dann läuft es durch,
0:41:07–0:41:13
bis er dann bestraft wird. Also bis er mit dem Tode bestraft wird,
0:41:13–0:41:17
geht es halt von vorne bis hinten. Und es sind einfach ein Ursache,
0:41:17–0:41:18
Wirkung, Ursache, Wirkung.
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Es fängt halt an, es fängt wirklich, da fängt es halt wirklich mit der Tablette an.
0:41:23–0:41:26
Also er kriegt die Tablette verschrieben, die nimmt er, braucht das Wasser,
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hat kein Wasser im Haus, weil die Sache abgeschaltet ist.
0:41:31–0:41:35
Der Schlüssel war ihm gestohlen worden, weil er ins Flughafen will,
0:41:35–0:41:44
deswegen muss er die Tür auflassen. Er geht rüber, telefoniert, ja gut, dann...
Florian Clauß
0:41:44–0:41:45
In diesem Rockstore, in diesem...
Chris Flor
0:41:46–0:41:49
In diesem Convenience Store, ja genau. Geht dann, holt dann das Wasser.
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Mittlerweile sind die ganzen Leute von der Straße, also die ganzen gefährlichen
0:41:53–0:41:57
Gestalten, sind in seiner Wohnung, machen Party. Er muss draußen warten,
0:41:57–0:42:03
er kommt rein, nimmt ein Bad und dann ist aber auch so eine Brown Recluse-Spinne.
0:42:04–0:42:06
Also diese Spinne, die kennt man hier nicht.
Florian Clauß
0:42:08–0:42:09
Ja, die kennt man in Amerika.
Chris Flor
0:42:10–0:42:13
Sehr bekannt. Und was ist denn das für eine Spinne? Das ist auch eine Ostküstenspinne.
0:42:14–0:42:18
Brown Recluse heißt, die verstecken sich halt auch. Die verstecken sich, kommt dann raus, beißt.
0:42:19–0:42:20
Wenn sie sich bedroht fühlt.
Florian Clauß
0:42:20–0:42:21
Ist sie aggressiv?
Chris Flor
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Defensiv, aber halt gefährlich. Also enorm aggressiv-defensiv.
Florian Clauß
0:42:27–0:42:31
Also wenn sie sich bedroht fühlt, dann fängt sie sofort an zu beißen.
Chris Flor
0:42:31–0:42:36
Ja, und beißendes Gift sorgt dafür, also sorgt für eine Entzündung und eine
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Wunde, die dann aber nicht heilt.
0:42:38–0:42:44
Und das ist total schwer, selbst ein unterärztlicher Obhut, da muss man halt
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wirklich monatelang Tabletten nehmen, Wunde dann halt irgendwann abheilt.
0:42:48–0:42:49
Das ist ganz schlimm, dieses Ding.
Florian Clauß
0:42:49–0:42:52
Ich wusste ja auch nicht, was... also ich dachte auch, das ist eine Referenz,
0:42:52–0:42:55
das ist jetzt auch so ein... so ein Arche... Archäophobie oder Arachnophobie?
Chris Flor
0:42:57–0:42:57
Das ist halt...
Florian Clauß
0:42:58–0:43:01
So ein phobischer Zustand oder ist das halt tatsächlich real?
Chris Flor
0:43:01–0:43:04
Ja, ja, das gibt's halt wirklich und das ist aber auch halt eben was,
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wovon man Angst haben kann, natürlich. Arachnophobie natürlich,
0:43:07–0:43:09
aber das ist halt wirklich gefährlich, diese Dinger.
0:43:11–0:43:17
Und dann nimmt ein Bart, dann oben an der Decke hält sich so ein Typ fest,
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der sich nicht bewegen möchte, weil die Spinne auf ihm auf dem Rücken sitzt,
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der hat halt auch Angst, fällt dann runter ins Bad mit dem, mit Bo,
0:43:25–0:43:29
Bo rennt nackt auf die Straße aus Angst.
0:43:29–0:43:37
Und dann aber zur gleichen Zeit geht dann auch so ein Killer um in seiner Neighborhood,
0:43:37–0:43:46
der halt der nackte Killer irgendwie, der ein weißer Mann, ein unbeschnittener
0:43:46–0:43:48
weißer Mann oder so, wird einfach nur beschrieben.
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Und er rennt raus auf die Straße, das war auch eine krasse Szene,
0:43:53–0:43:58
er rennt dann raus auf die Straße, sieht dann diesen Killer ihm gegenüber,
0:43:58–0:44:01
beide sind nackt. Er rennt dann weg, rennt zu einem Polizisten.
0:44:01–0:44:07
Der Polizist hält dann eine Pistole und denkt, dass der Bo der Killer ist.
0:44:07–0:44:13
Bo hat irgendwie so eine Figur in der Hand, die er seiner Mutter zum Todestag des Faschischen wurde.
Florian Clauß
0:44:14–0:44:14
Das Marienkind.
Chris Flor
0:44:16–0:44:20
Maria mit Kind. Und er sagt dann, drop your weapon.
0:44:20–0:44:23
Und er lässt es wirklich fallen und er steht wirklich da überhaupt nicht mehr
0:44:23–0:44:27
bedrohlich und der Polizist dann so Don't make me do this! Come on man,
0:44:27–0:44:31
don't make me do this! Und halt aber die ganze Zeit eigentlich ist er wirklich nicht mehr...
0:44:31–0:44:33
Und Bo fragt die ganze Zeit, ja was
0:44:33–0:44:36
soll ich machen? Und das ist halt auch wirklich so ein Thema irgendwie.
0:44:36–0:44:39
Also Bo fragt die ganze Zeit irgendwie die Leute, ja was soll ich denn machen?
0:44:39–0:44:42
Was soll ich machen? Und er kriegt aber auch keine klaren Antworten.
0:44:43–0:44:48
Und er wird aber immer gezwungen, Verantwortung zu übernehmen für Sachen,
0:44:48–0:44:50
wo halt einfach nicht klar ist, was jetzt die Erwartungen sind.
Florian Clauß
0:44:50–0:44:54
Das ist ein ganz gutes Bild, wie du das beschrieben hast, dass die Bühne eigentlich
0:44:54–0:44:59
immer an ihm vorbeigezogen wird und er muss dann in so einem Ursache-Wirkungs-Rad
0:44:59–0:45:04
gucken, wo er bleibt und dann fragen, wo muss ich denn hin, was wollt ihr jetzt von mir?
Chris Flor
0:45:04–0:45:07
Die Sache war ja vorher auch eher...
0:45:08–0:45:11
Wollte die Mutter besuchen und sein Schlüssel wurde geklaut.
0:45:11–0:45:15
Er ruft die Mutter an und sagt hier, ich verpasse den Flug und sie ist halt
0:45:15–0:45:20
total sauernd eingeschnappt, obwohl halt eigentlich Bo halt wirklich ein Problem hat.
0:45:20–0:45:22
Sein Gepäck ist geklaut worden, sein Schlüssel geklaut werden,
0:45:22–0:45:26
er ist nicht sicher in seiner Wohnung mehr, weil halt irgendwelche Kriminellen
0:45:26–0:45:31
seinen Schlüssel haben und er sagt dann irgendwie, und dann sagt seine Mutter,
0:45:31–0:45:32
ja, I'm sure you'll do what's right.
0:45:34–0:45:38
Und dann fragt er sie, ja, what do you think I should do?
0:45:39–0:45:43
What is right? What do you think I should do? Und sie gibt ihm halt keine Antwort irgendwie.
0:45:44–0:45:50
Das heißt, er wird quasi, also sie könnte ja in einer gesunden Beziehung,
0:45:50–0:45:54
würde die Mutter sagen, ich wünsche mir das und das von dir.
0:45:54–0:45:58
Dann könnte Beau sagen, das ist vielleicht hier und da ein bisschen schwierig.
0:45:58–0:46:01
Ich könnte das und das anbieten. Ich selber wünsche mir das.
0:46:01–0:46:04
Und dann würde man das verhandeln. Und dann am Ende kommt man zu einer Lösung
0:46:04–0:46:06
von Mensch zu Mensch und dann ist alles geklärt.
0:46:07–0:46:11
Und er sagt dann ja auch irgendwie, die Mutter sagt nichts und er sagt dann,
0:46:11–0:46:14
come on, let's fix this, we can do this, we can fix this.
0:46:16–0:46:20
Aber er hat schon wahrscheinlich durch seine Therapie und so weiter gelernt,
0:46:20–0:46:24
dann irgendwie zu sagen, okay, was sind deine Wünsche und das Ganze zu verhandeln.
0:46:24–0:46:29
Aber die Mutter sperrt sich dem. Das sind halt eben diese narzisstischen Mechanismen,
0:46:29–0:46:34
um einer Problemlösung aus dem Weg zu gehen, um den Konflikt darzuhalten und
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damit halt die Kontrolle aufrecht zu erhalten. Das passiert halt in diesem Moment.
0:46:39–0:46:43
Und das ist halt ähnlich, wie spiegelt sich das auch wieder in dieser Situation
0:46:43–0:46:45
mit dem Polizisten, der natürlich selber auch total gestresst ist.
0:46:45–0:46:52
Aber Beau, durch den ganzen Film durch, so was kann ich denn machen?
0:46:53–0:46:57
Ich bin doch bereit, das zu machen, was die Situation von mir erwartet.
0:46:58–0:47:01
Aber er kriegt halt einfach diese Ansagen nicht, weil halt alle anderen mit
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sich selber auch so beschäftigt sind, mit den eigenen Ängsten und so weiter,
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dass sie ihre Wünsche nicht ausdrücken können.
0:47:10–0:47:14
Also muss Bo die ganze Zeit raten, was wollen denn die anderen von ihm?
0:47:15–0:47:20
Ja, aber das ist dann die Szene, wo er dann halt merkt, der Polizist,
0:47:20–0:47:25
er schießt ihn gleich. Dann dreht er sich rum und rennt weg und wird dann von dem Auto überfahren.
0:47:26–0:47:30
Und später stellt sich dann halt noch raus, dass er, Gehirnerschütterung hat
0:47:30–0:47:33
er wohl erstmal vergessen, aber war doch bei Bewusstsein, dass der Typ ihn dann,
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dieser nackte Killer, ihn dann halt auch ein bisschen erstochen hat,
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durch die Hand durch und in den Bauch.
0:47:41–0:47:43
Ja, diese prachtige Szene.
Florian Clauß
0:47:43–0:47:47
Ja, so schlimm. Und man sieht auch, das wird so ganz leicht angedeutet,
0:47:47–0:47:53
dass er halt unglaublich dicke Eier hat. Bo! Like in Phoenix.
0:47:56–0:48:00
Nein, die Figur. Man weiß auch warum, weil er wahrscheinlich nie irgendwie sich
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getraut hat, jemals irgendwo seinen Samen loszuwerden. Das ist ja nach ihm so.
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Und er hat dann das Problem.
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Und dann wird auch dann in dieser Familie, in der Arztfamilie,
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dann meint der Arzt auch so, dass quasi seine Hoden sehr dick sind und er müsste die mal untersuchen.
Chris Flor
0:48:17–0:48:19
Naja, Ultraschall machen lassen.
Florian Clauß
0:48:20–0:48:24
Und das ist auch so ein absurder, also so ein surrealer Moment, ja.
0:48:24–0:48:28
Also es ist, ja, das kommt aber auch später dann noch mal so,
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ne, dass er tatsächlich nicht ejakulieren will, kann, weil er dann eben die Angst hat zu sterben.
Chris Flor
0:48:38–0:48:41
Weil die Mutter ihm das quasi so eingetrichtet hat,
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der Vater sei gestorben in der Hochzeitsnacht,
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wo er gezeugt wurde, während er gezeugt wurde, weil er halt eben,
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ja und sowohl Boes Vater als auch der Großvater, als auch der Urgroßvater hatten
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alle das gleiche Schicksal.
Florian Clauß
0:48:59–0:49:05
Genau, das ist ja so der, was ihn auch total zeugungsunfähig macht,
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Bewegungslosigkeit, das heißt, diese ganze Sexualität kann er nicht ausleben.
0:49:10–0:49:12
Das ist ja so sein, auch sein Angstzustand.
Chris Flor
0:49:16–0:49:19
Die andere Sache, aber das sind zwei, also das sind ja zwei Sachen.
0:49:19–0:49:23
Die eine Sache ist, die Mutter sagte, okay, wenn er halt kommt,
0:49:23–0:49:28
dann sein Herz versagt, würde sterben, wie die ganzen männlichen Vorfahren.
0:49:28–0:49:31
Die andere Sache ist, dass die Mutter auch so ihm,
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erzählt, was für ein Frauentyp sein Typ ist.
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Er lernt dann ja, das ist eine Rückblende später,
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raucht er diesen Joint, wo drei Dinge drin sind, wo nicht, was für.
0:50:01–0:50:06
Drei Dinge sind da drin, bestimmten Typ hätte, dass die Frau müsste wissen,
0:50:06–0:50:14
was sie will und stark sein und also ich weiß nicht mehr genau,
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wie sie es beschreibt, also quasi wie sie selbst irgendwie hat,
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so quasi dann und sie könnte, da müsste der Mann aber auch stark sein,
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aber dann schiebt sie halt gleich hinterher.
0:50:28–0:50:34
Sie könnte ihm halt helfen auch, solche Frauen zu verstehen,
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weil in Wirklichkeit nur Frauen Frauen verstehen können.
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Und jede Frau kann sich glücklich schätzen, wenn sie mit Bo zusammen ist.
0:50:45–0:50:53
Aber sie quasi, ja vielleicht, also gut, da können wir da einfach mal bleiben.
0:50:53–0:50:57
Also diese Kombination, das ist die Art von Frau, die die Mutter,
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die halt so die Autorität hat.
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Die Mutter ist die einzige Person, die in seinem Umfeld die Frauen wirklich verstehen kann.
0:51:05–0:51:08
Er kann also kein Urteil darüber fällen, wer jetzt gut und wer schlecht ist
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als Partner. Dann sagt sie auch noch, dass den richtigen Lebenspartner zu finden,
0:51:14–0:51:18
ist die wichtigste Entscheidung, die man überhaupt treffen kann, also in seinem Leben.
0:51:22–0:51:27
Dann also auch so, ja, die Frau müsste so sein wie sie selber und sie hat es
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dann so bei der schon beurteilt, Elaine ist wohl in Ordnung,
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so von ihrem Urteil, in dem Fall.
0:51:36–0:51:42
Dann Elaine ja dann irgendwie der Urlaub abgebrochen wird von ihrer Mutter,
0:51:42–0:51:47
weil Beau und Elaine sich da geküsst haben im Urlaub, muss sie dann abreisen
0:51:47–0:51:56
und die bringt dann Bo dazu, ihm zu versprechen, dass er auf sie wartet, also auch so sexuell.
0:51:56–0:52:03
Das heißt, er ist dann halt quasi durch diese Lüge,
0:52:03–0:52:07
oder man weiß es nicht genau, über dieses Herzversagen beim Geschlechtsverkehr
0:52:07–0:52:16
Und über dieses Versprechen ist er quasi, darf er ja überhaupt niemanden anderes
0:52:16–0:52:17
und alles durch die Mutter verursacht.
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Darf er, hat er nur diese eine Person, mit der er irgendwie sich paaren dürfte.
0:52:23–0:52:24
Und selbst da wäre es gefährlich.
0:52:25–0:52:30
Und die wird dann, stellt sich später noch raus, die wurde dann auch angestellt
0:52:30–0:52:34
von der Mutter. Also die war ständig unter Kontrolle der Mutter halt auch.
Florian Clauß
0:52:35–0:52:37
Ja, also im Prinzip verliert der komplett seine Entscheidungswerkzeuge.
0:52:39–0:52:45
Also hat auch die nie irgendwie ausgeprägt, weil er eben in diesen Versprechen
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festhängt und in diesem Angstzustand sein Leben zu verlieren.
Chris Flor
0:52:48–0:52:49
Ja.
Florian Clauß
0:52:50–0:52:51
Bei der Paarung. Ja.
0:52:53–0:52:57
Was ja dann auch später dann passiert in so einer übertragenen Form.
Chris Flor
0:52:57–0:52:58
Ja, ja.
Florian Clauß
0:52:58–0:53:02
Nach diesem Unfall kommt der dann, wird er eben von diesen,
0:53:02–0:53:07
er wird von einem Wohnmobil umgefahren eine frau am steuer von denen erwacht
0:53:07–0:53:13
dann auf in dem jugendzimmer von der tochter dieser familie dieses dieses ehepaar
0:53:13–0:53:16
ja tony die tochter tony tony Genau.
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Und erlebt da auch so eine absurde Situation. Also da haben wir auch wieder
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so die gesellschaftlichen Traumatisierungen.
Chris Flor
0:53:25–0:53:26
Ja, genau. Die gesellschaftlichen Traumatisierungen.
Florian Clauß
0:53:29–0:53:35
Da übernimmt er mehr oder weniger dann die Rolle des verstorbenen Sohnes von
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der Familie. Der Sohn ist in einem, wahrscheinlich Afghanistan, umgekommen.
Chris Flor
0:53:40–0:53:44
Ja, es ist irgendwie ein Fantasyland, glaube ich, vom Namen her.
0:53:44–0:53:46
Ich bin mir nicht sicher, vielleicht gibt es das auch.
Florian Clauß
0:53:47–0:53:51
Genau, er war bei der Armee und ist dann quasi gestorben. Der Freund von ihm, der...
Chris Flor
0:53:52–0:53:59
Ganz kurz, also er wohnt in Tonys Zimmer, obwohl Nathan oder Nathes Zimmer leer
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steht. Genau. Die Leerstelle bleibt dann, ja, die bleibt dann erhalten.
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So ein Museum für den Sohn, das muss leer stehen, also anstatt dass er dann
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da drin sein darf, wohnen kann und Tony in ihrem Zimmer bleiben darf,
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muss Tony im Wohnzimmer schlafen und er schläft im Tons Zimmer,
0:54:17–0:54:18
Naths Zimmer steht leer.
Florian Clauß
0:54:19–0:54:27
Und draußen in einem Wohnwagen wohnt dann der stark traumatisierte Freund von
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dem verstorbenen Sohn, der im gleichen Alter, der auch quasi in dessen Arm er gestorben ist.
0:54:33–0:54:38
Der wird auch von der Familie aufgenommen, also die Familie ist quasi in Sammelsurium ein Traumata.
0:54:41–0:54:44
Und gleichzeitig versuchen die eine totale Normalität, Das ist ja die ganze
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Fassade, dieses ganze Interieur ist ja ein absoluter Durchschnitt von der amerikanischen
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kleinbürgerlichen Familie, das da gezeigt wird, mit den ganzen,
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komischen Familienverbindungen. Also Toni, die Tochter, die ist wahrscheinlich so die Normalste.
Chris Flor
0:55:02–0:55:03
Ja, aber halt auch.
Florian Clauß
0:55:03–0:55:04
Auch eben.
Chris Flor
0:55:04–0:55:08
Die nimmt ja auch die ganze Zeit, die hat auch immer diese orangenen Fläschchen mit sich.
Florian Clauß
0:55:08–0:55:10
Ja, die nimmt Tabletten, Drogen, aber...
Chris Flor
0:55:10–0:55:13
Die ganze Zeit ist die eigentlich nur am Tabletten schlucken, wie so M&M's.
Florian Clauß
0:55:14–0:55:19
Aber gleichzeitig wird sie ja nicht ernst genommen. Sie wird ja von ihren Eltern ausgesperrt.
0:55:20–0:55:24
Sie kriegt nicht die Position in der Familie. Und natürlich führt das dann zu
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so einer gesunden Abwehrreaktion.
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Und Bo ist dann wieder so in so einem Zustand, eingeschränkt durch den Unfall,
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kann sich schwer bewegen, wird dann rumgeschoben und guckt die ganze Zeit und
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ihm passieren wieder so Sachen, ja.
Chris Flor
0:55:42–0:55:45
Ja, was ich da auch nicht so hundertprozentig, was auch nicht, glaube ich,
0:55:45–0:55:55
klar wird, ist, also die Mutter in dieser Situation scheint selbst auch irgendwie Gefangene,
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Also erst mal, sie versucht dann ja schon, sie gibt ihm die Tasse zum Beispiel,
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wo der Nate draufsteht und sie macht mit ihm Puzzles.
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Also sie möchte schon, dass Bo so ein Ersatz Nate ist.
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Andererseits darf er auch nicht in den Raum rein. Und dann versucht sie ihm
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ja dann, also sie scheint auch eine Gefangene zu sein.
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Sie versucht ein paar Mal, ihm wichtige Sachen zu sagen und unter der Hand mitzuteilen,
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ohne dass es der Vater mitkriegt.
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Einmal sagt sie ihm hier, also möchte gerade irgendwas anfangen,
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und dann kommt halt der Mann rein und dann hört sie halt auf und dann flüstert
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sie ihm zu, hier, schau mal auf Kanal 78 im Fernsehen, dann schaut er nach und
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dann sieht er halt, sich selber wird er gefilmt, kann dann auch vorspulen und
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sieht dann wirklich auch das Ende des Filmes halt so in Einzelaufnahmen.
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Dann an einer Stelle gibt sie ihm halt eben diese Nähtasse und dann unten drunter
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ist eine Serviette Wette und da steht dann drauf,
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stop incriminating yourself, also da kommt diese Schuldfrage halt wieder auf,
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dass er sich selbst inkriminiert durch sein Verhalten und dann sagt halt Bo
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wieder, what does it mean?
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Er weiß es ja nicht.
Florian Clauß
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Was wir komplett ausgelassen haben, ist nämlich,
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dass Bo noch in der Wohnung da in New York einen Anruf bekommt,
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dass seine Mutter gestorben sind und er dann eigentlich dann also auch das eine
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leiche ohne kopf eine frauen leiche und dann gibt es so indizien wo dann klar wird,
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das ist schon sehr lustig die Szene, genau und er wird informiert,
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Mutter ist gestorben, ja die Szene ist klasse wo dann halt auch das auch realistisch,
0:57:44–0:57:46
also dann doch auch irgendwie.
Chris Flor
0:57:47–0:57:51
Aber dann das, dass dann halt am Telefon er sich mit diesen UPS-Menschen unterhält,
0:57:51–0:57:56
wo dann halt klar wird, dass...
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Seine Mutter halt gestorben ist, aber er es irgendwie nicht wahrhaben möchte.
Florian Clauß
0:58:01–0:58:07
Und er kommt dann wieder, also er wird dann angeleitet nach dem Unfall und so weiter.
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Dann soll die Beerdigung sein und er muss dahin kommen.
Chris Flor
0:58:11–0:58:15
Nein, nein, nein, aber das kommt ja erst raus, als er bei der Familie steht.
Florian Clauß
0:58:15–0:58:20
Genau, genau, genau. Aber das ist so das nächste Ziel von ihm,
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dass er irgendwie zu dieser Beerdigung muss, weil alle warten auf ihn.
Chris Flor
0:58:25–0:58:30
Alle warten auf ihn, das ist eine Frage der Ehre auch. Es ist eine Beleidigung,
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eine Schande für die Mutter, wenn die nicht beerdigt wird.
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Und irgendwie wird dann auch aus der Bibel zitiert, an derselben Nacht,
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man darf nicht über Nacht die Leiche liegen lassen.
Florian Clauß
0:58:46–0:58:51
Also es wird die komplette Druckfolie wieder aufgefahren und er ist wieder...
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Und er kann ja natürlich nichts dafür. Er versucht dann weg und alle und die
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in der Familie, also der Vater, der Familienvater ist halt Arzt und er meinte,
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ja, kein Problem, ich fahr dich dann morgen hin und dann war wieder irgendwas,
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immer kommt was dazwischen.
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Und dann kommt Toni, die Tochter, sagt, ich fahr dich hin. Aber dann gibt es
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halt so eine kleine Psycho-Ausfahrt, wo sie ihn dann fertig machen.
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Und er kommt nicht mehr.
Chris Flor
0:59:16–0:59:19
Aber die Szene musst du ja wirklich anhalten, weil das war für mich nicht mehr
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zu ertragen, wo die halt immer Auto setzen.
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Und dann sie ihn filmen, die Freundin von Tony, und sie ihn dann filmen.
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Und er soll halt einen Joint rauchen. Und ich so, was ist da drin?
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Drei Sachen sind da drin. Aha.
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Ich will nicht. Und dann zwingen sie ihn dann halt dann zu rauchen.
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Und dann merkt er aber, dass sie ihn gar nicht nach Hause fahren,
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sondern dass sie ihn wirklich nur umarmen und so fahren.
Florian Clauß
0:59:42–0:59:47
Genau. Also er wird dann gemobbt. Aber auch das finde ich so ein normales Verhalten in der Situation.
Chris Flor
0:59:47–0:59:47
Ja, ja, klar.
Florian Clauß
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Aber es ist natürlich total brutal.
Chris Flor
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Und er noch mal mit Toni, sie schläft auf dem Sofa, er kommt raus nachts und
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möchte auf Toilette gehen grade. Muss auf Toilette, kommt raus,
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sagt, ich muss nur auf Toilette, magst du vielleicht in dein Zimmer gehen?
1:00:01–1:00:04
Und dann antwortet sie nicht wieder.
1:00:04–1:00:08
Und er sagt dann, ja, macht mir nichts aus, ich schlaf gerne auf dem Sofa,
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ich find Sofas gut, und du kannst dann rein.
1:00:12–1:00:17
Und dann sagt sie, no, go back into my bed and close the door oder so.
1:00:17–1:00:21
Und dann, obwohl er eigentlich aufs Klo muss, da geht er halt so zurück und
1:00:21–1:00:23
geht rein und sagt, ja, wenn deine Meinung Ende ist, ist es auch okay,
1:00:23–1:00:28
dann können wir dann wechseln und so und macht dann, und dann, thank you for the drink.
Florian Clauß
1:00:28–1:00:31
Also er kann ja auch sich, er kann sich da nicht so richtig durchsetzen.
Chris Flor
1:00:31–1:00:32
Naja.
Florian Clauß
1:00:32–1:00:35
Also er ist ja auch irgendwie so da vielleicht schuld.
Chris Flor
1:00:36–1:00:39
Ja, ja, und dann hätte, wenn er sich da so ein bisschen mehr,
1:00:39–1:00:44
er hätte da wirklich auch, ja, hätte da auch sich weniger rumschubsen lassen
1:00:44–1:00:46
und dann halt auch irgendwie ein bisschen.
Florian Clauß
1:00:48–1:00:52
Er setzt seine Interessen nicht so richtig durch, also die Verantwortung,
1:00:52–1:00:54
die dann wieder ihm fehlt, für sich einzustehen.
1:00:56–1:01:01
Er flieht dann aus der Familie, nachdem er dann eine Fußfessel bekommt,
1:01:01–1:01:04
und das ist nur for your best.
Chris Flor
1:01:04–1:01:09
Ja, um dann seine Daten zu überwachen, also seine Gesundheitsdaten.
Florian Clauß
1:01:10–1:01:17
Und dann fängt diese Odyssee an, wo er wieder quasi zu dem Haus seiner Mutter zurückkommt.
Chris Flor
1:01:17–1:01:23
Ja, aber das ist ja Tony. Tony dreht dann so durch und sagt,
1:01:23–1:01:26
sie wollte jetzt irgendwie den Nate's Zimmer anmalen.
1:01:29–1:01:35
Und dann schreibt sie halt hin mit so einem Farbtoff und möchte ihn so kombinieren.
1:01:35–1:01:42
Dann in rosa, genau, was ihr Zimmerfarbe ist und dann, er möchte halt nicht,
1:01:58–1:02:02
mitmachen und dann sagt sie, Und dann bringt sie die Farbe stirbt,
1:02:02–1:02:09
die Mutter kommt rein und sagt, Now I see you, now I know you are a demon oder sowas.
1:02:09–1:02:14
Und dann hetzen sie halt eben diesen anderen Soldaten,
1:02:14–1:02:21
diesen traumatisierten Kameraden von dem verstorbenen Sohn, hetzen sie dann
1:02:21–1:02:26
eben hinterher und er muss fliehen. Und da kommt er dann halt in den Wald rein.
Florian Clauß
1:02:26–1:02:29
Der in den Wald reinkommt, trifft auf die Theatergruppe, die so wie gesagt so
1:02:29–1:02:30
eine kleine utopische Parallelgesellschaft.
Chris Flor
1:02:32–1:02:37
Die Frau, die ihn findet, ist halt auch schwanger und die guckt dann halt gleich,
1:02:37–1:02:46
ist um sein Wohl bemüht, schaut danach, schaut sich die Wunden an,
1:02:46–1:02:48
dass er sich wäscht und so weiter.
1:02:48–1:02:51
Die ist halt dann quasi so eine positive Mittelfigur
1:02:51–1:02:55
und ihr schenkt er dann halt nämlich dann auch diese marienfigur
1:02:55–1:02:59
die zuvor zerbrochen war
1:02:59–1:03:02
die war zerbrochen als er sie
1:03:02–1:03:05
hat fallen lassen als der polizist ihn bedroht hat wurde
1:03:05–1:03:09
wieder zusammen geleimt von der mutter in dem haus ja und dann auf den nachttisch
1:03:09–1:03:16
als er aufgewacht ist und die schenkte er dann halt eben dieser frau die ihnen
1:03:16–1:03:22
dann halt in in diesem wald quasi gefunden und gerettet hat vielleicht.
Florian Clauß
1:03:23–1:03:26
Und er kommt dann auch, er wird dann irgendwie von der Gesellschaft aufgenommen.
1:03:26–1:03:30
Und das hat mich dann auch diese ganze, das hat mich sehr stark an Midsommar
1:03:30–1:03:34
erinnert, wie dann halt erst mal sehr fürsorglich füreinander,
1:03:34–1:03:35
miteinander umgegangen wurde.
1:03:36–1:03:40
Und dann fängt dieses Theaterstück an, wo er sich dann quasi mit seinen zwei
1:03:40–1:03:45
imaginären Söhnen, die dann von ihm getrennt wurden. Drei. Drei, stimmt, drei.
1:03:47–1:03:51
Und wo er dann seine Reise durch die Welt irgendwo inszeniert sieht und sagt,
1:03:51–1:03:53
Das bin ich ja, ich bin das ja.
Chris Flor
1:03:54–1:03:56
Wobei das halt wirklich ein Stück im Stück im Film ist.
Florian Clauß
1:03:57–1:04:00
Und ich finde, da wird es halt so eine gewisse Willkürlichkeit.
1:04:01–1:04:03
Da wird es halt irgendwie verlässt. Also ich meine, wir hatten schon vorher
1:04:03–1:04:06
diese Bühne der Nachvollziehbarkeit verlassen, schon früh.
1:04:07–1:04:09
Aber da finde ich halt halt so egal.
1:04:11–1:04:17
Da wird einfach extrem viel Visuelles erzeugt, aber ohne dass man jetzt noch
1:04:17–1:04:20
so irgendwie einen Bogen bekommt und das ist gar nicht mehr so.
1:04:21–1:04:28
Da kann man auch nicht mal in die Interpretation reingehen, weil das so ein
1:04:28–1:04:32
bisschen verwahrlost ist in der Kausalität.
1:04:33–1:04:34
Also auch nicht mal so eine syriane...
Chris Flor
1:04:36–1:04:41
Also da waren ja schon Parallelen zu dieser Geschichte,
1:04:41–1:04:52
die dann erzählt wurde im Theaterstück Die Eltern sind gestorben und er geht auf den...
1:04:54–1:04:57
Ich weiß nicht, also da waren ja schon Parallelen, sowohl zu dem,
1:04:57–1:05:00
was halt vorher in dem Film passiert ist, wo er in dieser Familie angekommen
1:05:00–1:05:04
ist. gekommen ist, da war ja dieses Theaterstück hatte dann schon...
1:05:05–1:05:09
So ähnliche Themen, wie was ihm dann halt auch vorher schon passiert war.
1:05:11–1:05:15
Und natürlich war es eher so eine Übung, vielleicht kommt es einem so vor,
1:05:15–1:05:19
dass dann halt eben, also er sieht das Theaterstück, auf einmal ist er selber
1:05:19–1:05:20
in dem Theaterstück drin.
1:05:21–1:05:25
In dem Theaterstück wird halt so eine Geschichte erzählt,
1:05:25–1:05:31
die so ein bisschen an diese Geschichte erinnert, In dem Fall hatte er dann
1:05:31–1:05:33
halt irgendwie eine Partnerin gefunden,
1:05:33–1:05:40
hat Kinder gezeugt, wurde von denen aber dann getrennt wegen einer großen Flut,
1:05:40–1:05:42
hat dann sein ganzes Leben versucht, die zu finden.
1:05:46–1:05:52
Dann wird ihm irgendwie ein Verbrechen in die Schuhe geschoben in diesem Theaterstück.
1:05:57–1:06:03
Er flieht, dann irgendwie wird alt und dann endlich, okay, aber das ist es halt
1:06:03–1:06:09
nämlich, dann gesteht er seine Sünden, er gesteht seine Schuld.
1:06:10–1:06:15
Und dann auf einmal kommt er in den Wald und findet seine Kinder wieder.
1:06:16–1:06:19
In diesem Theaterstück ist halt dieser Moment, wo sich alles wendet von ich
1:06:19–1:06:21
habe meine Familie verloren und
1:06:21–1:06:24
so weiter, gesteht er seine Schuld und man hört aber nicht, was er sagt.
1:06:24–1:06:27
Also vorher hört man, was er sagt, aber dann fragt sich dann natürlich,
1:06:27–1:06:32
was hat denn Bo zu gestehen? Was ist die Schuld, die er gestehen könnte damit?
1:06:32–1:06:36
Also weil ich glaube, das würde er natürlich auch gerne tun.
1:06:36–1:06:40
Ich glaube, Bo würde sehr gerne gestehen, sagen, okay, das ist meine Schuld,
1:06:40–1:06:41
das habe ich falsch gemacht.
1:06:43–1:06:47
Aber es gibt halt nichts, was er sich von der Seele reden kann.
1:06:50–1:06:55
Insofern fand ich dieses Theaterstück dann schon auch ... Es zerfleddert das
1:06:55–1:06:57
ganze Narrativ halt enorm. Aber es halt ...
1:06:58–1:07:03
Es hört ja auf, weil er gar kein Vater sein kann, weil er noch nie Sex gehabt
1:07:03–1:07:06
hat. Das kommt halt in einem Gespräch mit den fiktiven Söhnen vor.
Florian Clauß
1:07:07–1:07:11
Was ist, wenn wir mal über diese Schuldfrage sprechen?
1:07:12–1:07:21
Bei Beau the Freight, Guilty und also du hast es in unserem Vorgespräch selber
1:07:21–1:07:24
angesprochen, Chris, deswegen möchte ich das nochmal aufgreifen.
1:07:26–1:07:28
In Midsommar haben wir ja irgendwie so diesen Charakter Chris,
1:07:28–1:07:34
der mit seiner Passivität und auch mit seiner,
1:07:34–1:07:39
ja eben seiner Verantwortungslosigkeit, so eine gewisse,
1:07:39–1:07:45
ja, so eine gewisse Schuldrolle dann erfüllt und das haben wir ja in unserem letzten Podcast,
1:07:45–1:07:50
den wir zusammen aufgenommen haben über Midsommar, ziemlich lange diskutiert
1:07:50–1:07:55
über diesen Charakter Chris, der dann eben seine… Chris.
Chris Flor
1:07:55–1:07:56
Christian.
Florian Clauß
1:07:56–1:08:03
Sorry, Chris. Du wirst mit K.A. geschrieben.
Chris Flor
1:08:03–1:08:06
Das ist der passive Typ, der nix gebacken kriegt.
Florian Clauß
1:08:08–1:08:13
Aber was mich dabei irgendwie so ein bisschen treibt, ist halt,
1:08:13–1:08:20
ob das jetzt so ein generelles Ding von Ari Aster ist, dass er da diese ...
1:08:23–1:08:27
Verantwortungslosigkeit von seinen Hauptcharakteren dann so herausarbeitet,
1:08:27–1:08:30
dass dann eine ganze Geschichte daraus ausrollt.
1:08:32–1:08:36
Und vielleicht hast du ja noch mal da irgendwie ein paar Gedanken gemacht in die Richtung.
Chris Flor
1:08:36–1:08:41
Ja, also ich denke erstmal, das hatten wir ja damals auch gesagt über diesen
1:08:41–1:08:45
Crystian, dass er quasi an so einem gewissen Punkt ist er halt wie auf einer
1:08:45–1:08:48
Schiene und er rollt also seinem Untergang so entgegen.
1:08:48–1:08:55
Und da hast du ja diese Tragödie, dieses Element der Tragödie hast du ja auch,
1:08:55–1:08:57
wo und dann halt einfach so...
1:09:01–1:09:05
Eine Charakteristik oder eine Schuld bei, oder eine Entscheidung, irgendwas, ne?
1:09:05–1:09:10
Also bei den alten griechischen Dramen war das ja dann, äh, Tragödien,
1:09:10–1:09:15
war das ja, dass, dass da, also einfach die Götter und das war einfach alles
1:09:15–1:09:17
schon so, stand alles eigentlich schon so fest.
1:09:18–1:09:25
Und du, näh, du kommst halt nicht aus dieser, also die Schienen sind halt gelegt,
1:09:25–1:09:28
Du kommst halt aus diesem Untergang nicht raus.
1:09:28–1:09:31
Du weißt halt auch am Anfang, wenn du dir eine Tragödie anguckst,
1:09:31–1:09:34
auch mit der Shakespeare, du weißt, es kann gar nicht gut ausgehen.
1:09:35–1:09:37
Einfach weil sich diese ganzen Weichen halt schon so stellen,
1:09:37–1:09:41
dass es halt wirklich in diese Richtung geht. Und es kann kein Rauskommen mehr.
1:09:41–1:09:45
Und ich hab das, also bei dem Bow is Afraid denke ich halt auch,
1:09:45–1:09:48
dass es von Anfang bis Ende eigentlich, also wie das ...
Florian Clauß
1:09:48–1:09:54
Du meinst halt so diese klassische, ja, dieser klassische Hate,
1:09:54–1:09:56
der dann überrannt wird von seinem Schicksal.
1:09:57–1:10:00
Die Frage, ob das auch Bo so...
1:10:02–1:10:05
Ist der überhaupt ein Held? Kann man ihn als Held bezeichnen?
1:10:06–1:10:10
Weil das war ja dieses Beispiel von mir in der Tragödien-Geschichte,
1:10:10–1:10:19
dass der Held eigentlich in so einer Situation kommt, wo er von seinem Schicksal
1:10:19–1:10:21
überrollt wird, wie du gesagt hast,
1:10:21–1:10:25
Aber eine gewisse Handlungslosigkeit hat, ne?
1:10:25–1:10:27
Wo er dann eben nichts mehr beeinflussen kann.
Chris Flor
1:10:27–1:10:30
Ja, also, jetzt mal Tragödie, ne? Du kannst ...
1:10:31–1:10:33
Macbeth ist vielleicht so ein super Beispiel jetzt hier auch.
1:10:33–1:10:36
Weil du hast dann nämlich auch ... Du hast halt diesen Macbeth selber,
1:10:36–1:10:42
der eigentlich ganz ... Der macht halt so sein Ding in diesem ganzen Machtspiel,
1:10:42–1:10:44
ist eigentlich relativ zufrieden.
1:10:44–1:10:48
Und, ähm, Lady Macbeth ist dann halt eben dieser Einfluss, der dann reinkommt.
1:10:51–1:10:55
Und diese Co-Dependenz zwischen den beiden führt dann halt quasi zu diesem Untergang,
1:10:55–1:10:57
dass dann auf einmal dieser Ehrgeiz reinkommt.
1:11:03–1:11:07
Also er geht halt auf den Untergang zu, weil er halt es nicht schafft,
1:11:07–1:11:10
also auch er schafft es dann halt auch nicht so dagegen zu drücken und sagen,
1:11:10–1:11:14
nee, das ist mir alles zu gefährlich, sondern lässt sich davon also quasi auch
1:11:14–1:11:16
passiv dann halt mitnehmen.
1:11:16–1:11:20
Sag ich mal, also ich habe jetzt nie richtig Macbeth interpretiert,
1:11:20–1:11:23
aber das ist halt so ein bisschen so das Gefühl, was ich daraus dann irgendwie
1:11:23–1:11:27
kriege. Und sowohl dieser Christian als auch Bo ...
1:11:29–1:11:33
Ähm, also, Christian ist natürlich nicht der Held jetzt in dem,
1:11:33–1:11:36
äh ... äh, in, äh, im Midsommar.
1:11:37–1:11:39
Ich würde schon sagen, dass Bo halt eben dann doch der ...
1:11:41–1:11:43
Held ist einfach in der Geschichte, in dieser ...
1:11:45–1:11:51
Puh, ja, also ... Ist halt doof, ne? Ich möchte jetzt nicht anfangen mit der Hero's Journey oder so.
1:11:51–1:11:55
Einfach so diese Sache, dass du halt einen Charakter hast, der an einem bestimmten
1:11:55–1:12:00
Punkt ist und der durchläuft dann was und dann verändert sich was und dann kommt
1:12:00–1:12:01
man halt irgendwo am Ende an.
1:12:02–1:12:07
Und, äh, also so ganz grob, ist ja schon ... Diese Bo-Geschichte ist ja schon
1:12:07–1:12:09
eben so eine Odyssee, die halt so durchmacht.
1:12:10–1:12:14
Insofern würde ich sagen, ja, hält schon in dem Sinne. Ähm,
1:12:14–1:12:19
und die, die, äh, Schuld ist halt diese Passivität,
1:12:19–1:12:26
würde ich sagen, aber die ist ja auch dann so ein bisschen schuldlos schuldig,
1:12:26–1:12:36
weil er ja diese Passivität durch diese dominante Mutter dann halt quasi aufgesogen hat.
1:12:36–1:12:42
Er hat ja keine, er hat ja nicht das Gefühl, dass er überhaupt einen Einfluss
1:12:42–1:12:45
hat. Also er möchte natürlich auch immer...
1:12:48–1:12:53
Autorität und Agency abgeben, weil er sich das nicht zutraut.
1:12:55–1:12:58
Dadurch, weil halt diese Mutterfigur halt so dominant war.
Florian Clauß
1:12:58–1:13:06
Aber ist das dann quasi auch der Punkt für den Charakter, wo man das entschuldigen kann?
1:13:08–1:13:12
Ich mein, das fängt mit der Geburt von ihm selber an, aus der Perspektive von ihm.
1:13:13–1:13:20
Man sieht den quasi, der Filmanfang ist ja quasi so der, aus der Ego-Perspektive,
1:13:20–1:13:23
wie er aus dem Kanal von seiner Mutter kommt.
1:13:23–1:13:29
Und die Frage ist halt, kann man ihn dann irgendwie schuldfrei,
1:13:29–1:13:36
also ist das wirklich so, also was ist das dann letztendlich von Ari Aster für
1:13:36–1:13:38
einen Zug, dass er das dann halt so inszeniert?
Chris Flor
1:13:39–1:13:43
Ich mein, also Beau möchte ja gar nicht, ne? Der möchte nicht mit dabei sein.
1:13:43–1:13:48
Der schreit nicht als Baby, der muss erst beatmet werden und einen Klaps kriegen,
1:13:48–1:13:51
bevor er überhaupt anfängt zu leben. Also, der hat kein Interesse, mitzumachen.
1:13:53–1:13:58
Und wird dann halt quasi dann halt so reingezerrt ins Leben.
1:13:59–1:14:02
Und aus dem wohligen Wasser heraus, aus dem er kommt.
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Und muss halt dann raus, wird dann halt geboren. Und dann, warum schreit er
1:14:08–1:14:10
nicht, warum schreit er nicht, was ist los? Und dann wird er beatmet und dann
1:14:10–1:14:14
kriegt er einen Klaps. Und dann, komischerweise ist es ja immer aus seiner Sicht,
1:14:14–1:14:17
aber dann sieht man auf einmal seinen Po, also diesen Baby-Po.
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Und dann ist er halt in der Welt drin. Also ich würde sagen,
1:14:22–1:14:27
er ist erst mal, das ist ja sehr existenzialistisch vom Ansatz,
1:14:27–1:14:29
ist es ja, also er ist halt...
1:14:31–1:14:33
Ungefragt ist er halt rein und wird halt schuldlos schuldig.
1:14:33–1:14:37
Ich würde schon sagen, dass er jetzt, ähm, ne, ne ...
1:14:39–1:14:44
Also, eigentlich schon einfach Pech hat irgendwie. Also, wahrscheinlich mit so einer Passivität.
1:14:45–1:14:50
Das ist er. Und das ist so seine Schuld. Aber halt auch dieses ganze Trauma,
1:14:50–1:14:53
was dann oben draufkommt, ist ja nicht seine Schuld. Und die Sache,
1:14:53–1:14:55
dass er natürlich in einem ...
1:14:56–1:15:04
Also, in dem Wald, diese Kommune da in dem Wald, die so herzlich und unterstützend
1:15:04–1:15:08
und so weiter ist, das wäre natürlich für so jemanden wie Bo, wäre das halt ...
1:15:11–1:15:14
Eine gute Umgebung, in der er halt hätte aufwachsen können oder in der er hätte
1:15:14–1:15:17
heilen können, wenn er genügend Zeit gehabt hätte.
1:15:18–1:15:23
Aber die Chance hat er ja nicht, weil er halt eben so durchrast und dann auch
1:15:23–1:15:25
in seine Vergangenheit halt auch einholt.
1:15:25–1:15:32
Aber er kann ja nix dafür, ne? Er wurde... Ähm, ne? Also, diese ganze Reise,
1:15:32–1:15:34
geht raus, muss Wasser holen.
1:15:36–1:15:41
Ähm, dann, Badewanne, rennt raus, ist nackt. Der Typ möchte ihn abschlechen,
1:15:41–1:15:42
die Polizei möchte ihn erschießen.
1:15:43–1:15:46
Ähm, er wird angefahren, ne? Also, es ist eher, ähm ...
Florian Clauß
1:15:46–1:15:50
Sorry, aber wenn wir jetzt dann noch mal auf Midsommar zurückkommen, da ist es ja auch so,
1:15:50–1:15:56
dass Christian als Charakter immer von einer Situation in die nächste stolpert,
1:15:56–1:16:01
gleichzeitig, ich glaube, das ist so sein Punkt, dass er nicht zu seiner Freundin steht.
1:16:01–1:16:06
Ich glaube, das ist so das, was ihn dann halt auch schuldig macht,
1:16:06–1:16:07
einfach in der Passivität.
1:16:09–1:16:13
Und das ist, was vielleicht auch den Charakter abhebt von Bo,
1:16:13–1:16:19
aber gleichzeitig ist das ja bei Bo is afraid.
1:16:21–1:16:26
Der, wie du sagst, der rast da so durch und wird von einer Sache in die nächste
1:16:26–1:16:29
geworfen und hat nirgendwo Griff.
1:16:30–1:16:34
Der kann sich ja nicht irgendwo halten und der ist ja einfach nur so ausgeliefert.
1:16:35–1:16:40
Und ich frage mich, ob dann eben, um das nochmal so ein bisschen von dem anderen
1:16:40–1:16:42
Charakter von Christian von Midsommar,
1:16:42–1:16:51
dass der durchaus viel mehr Griff gehabt hätte, um eben dieser finalen Verurteiler
1:16:51–1:16:53
in diesem Gericht zu entkommen.
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Wir haben ja quasi ähnliche Situationen zum Ende. Ich greife jetzt vorweg,
1:16:58–1:17:02
aber dass wir am Ende dann diese Verurteilungsszene haben, also das jüngste
1:17:02–1:17:06
Gericht oder das Gericht, was dann halt auf der einen Seite dann eben Beau verurteilt.
1:17:08–1:17:13
Auf der anderen Seite bei Midsommar haben wir ja auch eine Art von ja,
1:17:13–1:17:18
selbstgemachter Justiz, die dann in dieser Community herrscht,
1:17:18–1:17:26
Ja, wo dann eben toddurch verbrennen, mit eben auch selber, dass dann halt tatsächlich
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eigene Mitglieder der Community damit verbrannt werden.
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Also es geht ja nicht nur so um irgendwie die und wir, sondern da wird ja auch
1:17:37–1:17:41
schon so eine gewisse Vermischung dann gemacht in der in der Verurteilung.
1:17:43–1:17:45
Und ich versuche gerade so ein bisschen den Unterschied herauszuarbeiten.
Chris Flor
1:17:45–1:17:52
Ja, okay. Ich glaube es ist sehr ähnlich, also ich glaube aber noch,
1:17:52–1:17:54
dass halt eben dieser Christian, dessen...
1:17:58–1:18:03
Also wir wissen ja nicht, wo ihr herkommt und die Familie ist ja eben nicht
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eine geerbte Familie, sondern so eine Wahlfamilie.
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Da sind ja ganz viele Wahlfamilien in diesem Midsommar.
1:18:13–1:18:17
Die irgendwie, you guys are my family, als die da liegen und diese Pilze essen,
1:18:17–1:18:23
diese Gemeinschaft, dann halt auch sowieso der Freundeskreis und so weiter.
1:18:24–1:18:27
Die Schuld von dem Christian war ja, dass er nicht zu seiner Freundin steht.
1:18:27–1:18:33
Die Schuld in Bo ist, dass er nicht zu seiner Mutter steht. Also so von der
1:18:33–1:18:40
Anklage her, dass er halt die Opfer seiner Mutter nicht zu wertschätzen weiß.
1:18:40–1:18:41
Und das eine ist ja eben die Wahlfamilie.
1:18:42–1:18:50
Er hat sich die Freundin ausgesucht und gibt ihr nicht, was sie braucht in dem eigenen Trauma.
1:18:51–1:18:56
Und jetzt bei Bo ist es ja einfach, dass er sich die Familie nicht ausgesucht
1:18:56–1:19:01
hat. Also ich glaube, es ist halt eben noch tragischer, weil es halt eigentlich
1:19:01–1:19:02
sich nicht verhindern lässt.
Florian Clauß
1:19:02–1:19:05
Also noch deterministischer dann in der Konstellation.
Chris Flor
1:19:05–1:19:08
Ja, er kann ja nicht raustreten. Er kann ja nicht raus aus der Sache.
1:19:08–1:19:12
Er ist halt von Anfang an drin. Er versucht hier und da,
1:19:12–1:19:15
und es ist halt eben diese Szene, die halt mir wirklich das Herz bricht,
1:19:15–1:19:17
wo er halt mit seiner Mutter telefoniert,
1:19:17–1:19:24
dann irgendwie, we can fix this, von wegen, also, dass dieser Konflikt,
1:19:24–1:19:27
er merkt es schon, er möchte da raustreten, aber er kann nicht raustreten.
1:19:27–1:19:30
Die Sache ist halt, hält ihn dann halt so fest.
1:19:31–1:19:33
Natürlich jemand der stärker oder anders,
1:19:35–1:19:39
veranlagt ist als Bow, würde das natürlich hinkriegen, aber halt Bow eben nicht.
Florian Clauß
1:19:40–1:19:44
Ich kann nicht nachvollziehen, das ist genau der Punkt. Diese Wahlfamilie auch
1:19:44–1:19:50
bei Midsommar ist ja eine bewusste Entscheidung von den Charakteren,
1:19:50–1:19:56
die dann halt diese Verbindung eingehen und damit dann auch eine andere bewusste
1:19:56–1:20:00
Verantwortlichkeit quasi einhergeht. geht.
1:20:00–1:20:06
Während bei Boaz Afraid ist dann dieses in die Wiege gelegte Muttertrauma,
1:20:06–1:20:12
was dann halt ausgebreitet wird. Ja, das ist nachvollziehbar,
1:20:12–1:20:14
dass er dann überhaupt keine Wahlmöglichkeit hat.
1:20:16–1:20:21
Und dann ist halt auch die Frage der Verantwortlichkeit, wo wir jetzt eingestiegen sind,
1:20:21–1:20:25
ist, wie weit ist er verantwortlich für sein Handeln,
1:20:25–1:20:30
also für seine Schuldfrage, ob er die überhaupt als Personen,
1:20:30–1:20:36
als Individuum so lösen kann, oder ob das jetzt wirklich so das Machtspiel von
1:20:36–1:20:41
höheren, also das Spiel von höheren Mächten ist, die das dann so weitertragen.
Chris Flor
1:20:42–1:20:46
Er ist ja nie in einen Vertrag eingegangen mit irgendjemand.
1:20:46–1:20:52
Also er war ja, also Bo, da wurde ja nie was ausgehandelt.
1:20:53–1:20:57
Also er ist nicht in der Lage, irgendwie was auszuhandeln. Und dann dadurch
1:20:57–1:20:59
halt, ja genau, würd ich sagen, weniger Verantwortung.
1:21:02–1:21:06
Wobei man eben natürlich, natürlich hätte er Sachen anders machen können.
1:21:08–1:21:13
Und das wäre dann besser ausgegangen für ihn. Also es gibt ja sehr viele Möglichkeiten,
1:21:13–1:21:17
wo man denkt, nur ein bisschen anders oder hier mal was gesagt oder da mal noch
1:21:17–1:21:18
mal nachgefragt oder sowas.
1:21:18–1:21:22
Aber selbst wenn er das versucht, irgendwie selbst wenn er versucht,
1:21:22–1:21:26
Sachen zu klären, wird er ja dann auch immer abgewimmelt, so bei der Familie
1:21:26–1:21:31
zum Beispiel, wo er da unterkommt, wo er dann fragt, ja was soll das bedeuten?
1:21:31–1:21:35
Stop incriminating yourself. Was soll das bedeuten? Und er kriegt halt nie eine Antwort.
1:21:38–1:21:42
Die ist halt, ja, es ist doof zu sagen, aber es ist halt eben so ein bisschen
1:21:42–1:21:45
der Prozess Kafka-esk irgendwie,
1:21:45–1:21:50
dass die, da ist, die Schuld ist da, aber man weiß Ich weiß nicht genau,
1:21:50–1:21:55
woher denn die Schuld überhaupt kommt, weil die halt von Anfang an irgendwie schon mit dazugehört.
Florian Clauß
1:21:55–1:22:00
Und wie du gesagt hast, er will ja verstehen. Er will ja irgendwie ...
1:22:00–1:22:02
Er will's besser machen, er will's verstehen.
Chris Flor
1:22:02–1:22:02
Ja.
Florian Clauß
1:22:02–1:22:05
Aber gleichzeitig kommt er aus den Situationen nicht heraus,
1:22:05–1:22:07
wo er ständig in Anklage steht.
1:22:08–1:22:11
Und das ist so, was ihn da so treibt durch die Handlung.
1:22:11–1:22:18
Dass er eigentlich so ... Also, würden wir jetzt mit dem Exkurs über Mützer mal sagen,
1:22:18–1:22:27
dass Beau durchaus von seiner Verantwortungslosigkeit freigesprochen werden kann.
Chris Flor
1:22:28–1:22:36
Das ist halt eben der Verteidigungsanwalt bei der Verhandlung am Ende,
1:22:36–1:22:41
der ruft dann »He was afraid« und das ist ja eben die Sache,
1:22:41–1:22:47
also der Beau ist in die Welt hineingeworfen und versucht halt wirklich nur
1:22:47–1:22:55
damit klar zu kommen und alles was er macht ist in Reaktion darauf was ihm um
1:22:55–1:22:58
sich zu schützen vor den sachen die ihm angst machen und in,
1:22:59–1:23:03
sofern zu entschuldigen würde ich mal sagen natürlich
1:23:03–1:23:07
bei christian genauso also das natürlich bei jedem mensch kann man das halt
1:23:07–1:23:11
dann kann man dann so weit hingehen ja aber ich würde schon sagen dass halt
1:23:11–1:23:15
diese verteidigung also wir kriegen das ja mit in dem film es ist ja unfair
1:23:15–1:23:20
was passiert und und die verteidiger verteidigungsanwalt hat recht ich weiß
1:23:20–1:23:22
gar nicht wer das ist ob er das auch ob ob das derselbe Schauspieler ist,
1:23:22–1:23:26
ob das dann auch Joaquin Phoenix ist, oder wer dieser Anwalt ist,
1:23:26–1:23:27
der dahinten irgendwie dann vom ...
1:23:27–1:23:32
Der defenestriert wird dann am Ende und dann halt ins Wasser geworfen wird.
1:23:33–1:23:36
Also, das gilt, dass selbst diese Entschuldigung ...
1:23:36–1:23:40
Er hat halt Angst und versucht halt, nur mit dieser Angst klarzukommen.
1:23:41–1:23:42
Das wird dann halt auch ...
1:23:43–1:23:46
Ist dann ungültig in der Welt, die halt ...
1:23:47–1:23:55
Die dann Schuld zuweist und dann halt verurteilt. Ja. vollstreckt, der ist es egal.
Florian Clauß
1:23:56–1:24:02
Ja, also im Prinzip ist das jetzt so zurückgeworfen auf die eigene archaische Angst,
1:24:02–1:24:11
die dann wo insofern überhaupt nicht mehr Schütz, sondern eben diese Handlung dann reintreibt.
1:24:13–1:24:19
Würde ich jetzt mal so, okay, also das heißt, er kann überhaupt keine Verantwortung übernehmen,
1:24:19–1:24:23
weil er einfach dieses Pettern von der Angst,
1:24:23–1:24:28
diese Verantwortung dann überhaupt überlagert, er kann überhaupt nicht da reingehen und sagen,
1:24:28–1:24:33
okay, ich übernehme jetzt mal verantwortungsbewusst,
1:24:33–1:24:39
also dann wissen wir, bei diesem Theaterspiel, wenn er dann Söhne gehabt hätte,
1:24:39–1:24:45
würde er auch eine gewisse Konsequenz in der Welt dann halt auch spüren und könnte sagen,
1:24:45–1:24:51
an diesem Punkt, okay, übernehme ich die Verantwortung und ist so,
1:24:51–1:24:55
dass ich da eben auch handeln kann.
1:24:55–1:25:01
Aber ihm wird durch die Angst quasi überhaupt dieses, die Möglichkeit sich zu
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wehren, wird ihm genommen.
Chris Flor
1:25:04–1:25:10
Das ist auch interessant, weil ihm wird ja auch dann quasi genommen diese Sache
1:25:10–1:25:11
dieses Erwachsenwerden,
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Kinder haben Verantwortung übernehmen, selber zu gestalten,
1:25:16–1:25:19
das wird ihm ja genommen dadurch, dass er halt diese Angst hat,
1:25:19–1:25:24
dass er keinen Sex haben darf oder so, dass halt die Mutter ihm das so versperrt,
1:25:24–1:25:29
sowohl Sex zu haben, als auch einen würdigen Partner, eine würdige Partnerin zu finden.
1:25:33–1:25:38
Aber natürlich ist es auch so, jeder ist so Ursache, Wirkung,
1:25:38–1:25:44
ist dann quasi Opfer und niemals Täter und so natürlich.
1:25:44–1:25:51
Ja, wie gesagt, also was dann an Widerständen hätte kommen können gegen dieses,
1:25:51–1:25:56
wäre halt einerseits eine liebevolle Umgebung, die ihm dann so unterstützt oder
1:25:56–1:26:00
halt irgendwas aus ihm selbst heraus, was dann halt so durchbricht.
1:26:00–1:26:07
Also nicht ein Effekt von Einflüssen von außen ist, würde ich mal sagen.
1:26:09–1:26:16
Und beides fehlt halt. Und das ist halt sein Pech. Es ist nicht seine Schuld.
Florian Clauß
1:26:16–1:26:19
Ja, es ist dann wieder so, wenn man dann beim Anfang des Filmes ist,
1:26:19–1:26:26
das Urvertrauen, was dann vielleicht einfach in so einer psychologischen Interpretation
1:26:26–1:26:30
gefehlt hat, dass er auch dann entsprechend die Verantwortung übernehmen kann.
1:26:30–1:26:36
Also ich glaube, das haben wir jetzt ganz gut nochmal so herausgearbeitet und
1:26:36–1:26:38
werfen jetzt nicht Ari Aster vor,
1:26:38–1:26:48
dass er seine Hauptcharaktere in eine gewisse Schuldunfähigkeit durch Verantwortungslosigkeit schickt,
1:26:48–1:26:52
sondern dass wir da schon so unterschiedliche Aspekte haben,
1:26:52–1:26:55
im Vergleich von Midsommar zu Bows of Raid.
1:26:56–1:27:01
Ich wollte noch mal einen anderen Aspekt ansprechen, den hast du auch noch schon
1:27:01–1:27:06
erwähnt, nämlich die Bedeutung des Wassers in dem Film.
1:27:06–1:27:12
Wir haben ja, das Wasser kommt in unterschiedlichen Formen und Elementen vor.
1:27:12–1:27:18
Ja, und da können wir nochmal so zusammentragen, was uns da aufgefallen ist
1:27:18–1:27:21
bei Boris Zephred, wo überall das Wasser auftaucht.
Chris Flor
1:27:23–1:27:26
Also erstmal natürlich in seinem Namen, Wassermann, er ist der Wassermann, das ist sein Nachname.
1:27:28–1:27:31
Und aber dann ja genau diese Geschichten.
1:27:32–1:27:37
Tabletten müssen mit Wasser genommen werden. In dem Theaterstück ist es die
1:27:37–1:27:41
Flut, die ihn von seiner Familie trennt.
Florian Clauß
1:27:41–1:27:42
Also das dann ja dann.
Chris Flor
1:27:44–1:27:48
Aber dann halt auch die Sache, dass er jetzt diese Elaine trifft,
1:27:48–1:27:51
als sie auf einem Cruise-Ship sind. Also die machen ja eine Wasserrundfahrt.
1:27:54–1:27:58
Dann dann das erste Mal, wenn er mit Elaine redet, rennt sie rum und sagt,
1:27:58–1:28:00
da ist eine Ertrunkene im Pool, da ist eine Ertrunkene im Pool,
1:28:00–1:28:04
da ist jemand ertrunken im Wasser, ist ja eine Sache, die dann da ist.
1:28:05–1:28:10
Aber dann halt auch eben dieses Trinken, hast du dann später auch diese Toni,
1:28:10–1:28:14
dieses Mädchen in der Familie, trinkt ja Farbe und nicht Wasser.
1:28:15–1:28:18
Also eigentlich bräuchte sie ja, sie würde ja Wasser trinken wollen,
1:28:18–1:28:24
also sie müsste, das Gesunde wäre Wasser zu trinken, aber sie trinkt halt Farbe und das tötet sie.
1:28:24–1:28:30
Also da ist ja auch, da steckt ja auch allerhand drin und da kann man dann irgendwie dann reingehen.
1:28:30–1:28:36
Und ich habe dann halt ein bisschen versucht zu schauen, was halt Wasser ist
1:28:36–1:28:44
und also was das Wasser sein könnte. Und ich hab halt dann ein paar Sachen, das gibt halt eben...
1:28:47–1:28:53
Interpretation von Träumen oder von insgesamt Symbolen in Filmen bietet sich halt Jung irgendwie an.
1:28:55–1:29:00
Und für Jung ist halt eben, bedeutet halt Wasser das Unbewusste.
1:29:01–1:29:07
Und das ist halt eben so ein Element, das halt einerseits, klar es ist flüssig
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und es schwimmt und so weiter.
1:29:08–1:29:14
Blablabla. Aber es ist halt eben auch ein Element, das halt alle,
1:29:14–1:29:17
das ist so die Grundsätze des Lebens, das alle miteinander verbindet.
1:29:17–1:29:21
Und das Unbewusste ist ja bei Jung halt eben auch was Kollektives,
1:29:21–1:29:27
dass es was ist, was uns alle miteinander verbindet.
1:29:27–1:29:34
Also das Unbewusste ist, das Bewusste grenzt uns von unserer Umwelt ab.
1:29:35–1:29:41
Dadurch, dass wir uns sehen in der Umgebung und dass das Unbewusste,
1:29:41–1:29:45
dieses Wasser, verfließt und fließt halt zwischen Individuen.
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Also wir gehören alle zu demselben unbewussten Quari.
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Das ist so ein bisschen diese Jungschi-Idee. Das hätte einerseits aber ja unbewusster.
1:29:59–1:30:03
In diesem Fall aber denke ich, dass es bei ...
1:30:04–1:30:09
Hier gibt es diese Supermärkte, wo die so Fische haben, die lebend verkauft werden.
Florian Clauß
1:30:09–1:30:12
Also hier ist nicht nur in Europa, oder?
Chris Flor
1:30:13–1:30:17
Ah, nee, nee, nee, hier genau. Ja, nee, nee, hier. Ich sage hier, ich meinte dort.
1:30:18–1:30:22
Also in Kalifornien, da gibt es halt diesen Supermarkt und du gehst halt vorbei
1:30:22–1:30:25
und da sind diese Fische in so einem Aquarium, die kann man zum Essen,
1:30:25–1:30:29
kann man kaufen, sind dicht bei dicht und die sind halt in dem Wasser drin und
1:30:29–1:30:31
das Wasser riecht unangenehm und die kommen da aber nicht raus.
1:30:31–1:30:36
Das heißt, alles die die pinkeln da rein, die pupen da rein,
1:30:36–1:30:40
die kriegen da ihr Futter reingestreut, das ist alles das Wasser und die kommen
1:30:40–1:30:44
da halt einfach nicht raus und ich glaube, dass das so ein bisschen auch,
1:30:46–1:30:49
Da halt auch bei Boris Afraid so ein bisschen dieses Ding ist.
1:30:49–1:30:52
Also einerseits das, was uns umgibt, also diese ...
1:30:53–1:30:58
Das Wasser im Mutterleib, das Wasser, was sie trinken müssen zum Überleben,
1:30:58–1:31:02
das Wasser, was uns treibt durch die Geschichte, also so transportiert am Ende
1:31:02–1:31:05
ja auch dieses Boot oder dieses Schiff und so weiter, was sie fährt.
1:31:07–1:31:11
Aber ich glaub halt ja, also ganz platt würde ich mal sagen,
1:31:11–1:31:13
dass das Wasser so quasi die ...
Florian Clauß
1:31:14–1:31:21
Dass das das unterstützen die familie vergiftet
1:31:21–1:31:25
ist also wenn man das wieder auf diese trinksituation unter
1:31:25–1:31:31
farbe überträgt und dann vergiftet und wenn man irgendwie das beispiel von der
1:31:31–1:31:38
familie was einen dann umgibt und was in quasi was dann halt dem einzelnen ermöglicht
1:31:38–1:31:43
sich wohl zu fühlen seiner umgebung wenn wenn dann die bedingung nicht da sind,
1:31:43–1:31:49
dann eben auch durch die Mutter dann eben so diese Bewegungsunfähigkeit auslöst von ihm.
Chris Flor
1:31:50–1:31:53
Ja, also auch wieder diese Toni halt eben, die diese Farbe trinkt.
1:31:53–1:31:57
Sie ist in dieser Familie, das Trauma in der Familie. Sie kommt halt aus diesem
1:31:57–1:31:59
Wasser nicht raus, was sie halt umgibt.
1:32:00–1:32:02
Und anstatt halt ein Wasser zu kriegen, was ihren Durst löscht,
1:32:02–1:32:11
ist eine Farbe auch, Also eben so, ja klar, also können wir jetzt hier lostreten, diese Sache.
1:32:11–1:32:19
Die Farbe sollte den Raum ihres verstorbenen Bruders übermalen mit ihren eigenen
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Farben, aber halt auch mit dem Namen von eben Bo.
1:32:25–1:32:28
Also, dass sie sich halt einrichten möchte in diese Familie,
1:32:28–1:32:34
aber das halt einfach in diesem Kontext einfach destruktiv ist und sie dann tötet.
Florian Clauß
1:32:34–1:32:41
Ja, das Wasser als mächtiges Element und eben auch als quasi als der Boden der Verurteilung, ne?
1:32:41–1:32:45
Also wenn man das jetzt mit so einem, irgendwo mit einem Schiff dann quasi entkommen
1:32:45–1:32:50
möchte, man hat diesen kleinen Kanal der Utopie, ne?
1:32:50–1:32:54
Das Wasser des Hades, irgendwie, man geht dann halt irgendwie in einen anderen
1:32:54–1:32:58
Raum rüber und auf einmal findet man sich in so einer Stadionsituation und wird verurteilt.
1:33:02–1:33:06
Und Bo selber wird ja dann quasi im Wasser ertrinkt.
1:33:07–1:33:11
Also das ist ja so diese… Kommen wir vielleicht später nochmal darauf zurück,
1:33:11–1:33:12
diese ganze Verurteilungsszene.
1:33:14–1:33:19
Aber es ist auf jeden Fall spannend zu sehen, was das Wasser da für eine Bedeutung spielt.
1:33:20–1:33:24
Aber auch dann möchte ich nochmal in meiner eigenen Kritik anmerken,
1:33:24–1:33:29
dass dann natürlich Ari Aster mit so einem...
1:33:30–1:33:36
Ja, mit so einem Tool, mit so einem Koffer arbeitet an allen möglichen bedeutungsschwangeren
1:33:36–1:33:41
Symbolen und das dann halt so, ja, ganz gut durcheinander wirft.
1:33:41–1:33:45
Also ich glaube, das gelingt ihm dann auf der einen Seite und dann gibt es halt
1:33:45–1:33:49
uns, die diesen Film sehen, dann anfangen irgendwie die Bedeutung reinzulesen.
1:33:51–1:33:54
Und ich weiß nicht, inwiefern das
1:33:54–1:33:58
auch eine gewisse Willkürlichkeit im Arrangement ist, in der Geschichte.
1:33:59–1:34:01
Und man kann sich da nicht gut ausbreiten.
1:34:03–1:34:04
Das ist ja irgendwie so.
Chris Flor
1:34:04–1:34:07
Ja, nee, ich glaube schon, dass es poetisch ist. Also ich glaube schon,
1:34:07–1:34:11
dass es schon, weil es ist halt so offensichtlich, Wassermann.
1:34:12–1:34:16
Und dann sind diese Sachen da. Natürlich wirft ihr das halt alles so rein.
1:34:16–1:34:20
Und wie das mit der Bedeutung wird, dann halt so ein bisschen so locker in der
1:34:20–1:34:25
Hand gehalten so. Aber ich glaube schon, dass da, dass das schon eine Entscheidung
1:34:25–1:34:28
natürlich war, dass das Wasser halt eine Rolle spielt.
1:34:30–1:34:35
Ich habe immer mein Robert Gernhard Reimund Zeit Buch in der Tasche, das hole ich mal raus.
1:34:36–1:34:41
Da gibt es dieses, also der ist von dieser neuen Frankfurter Schule,
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Titanic, so ein Schreiber. Und der hat hier Deutung eines allegorischen Gemäldes.
1:34:49–1:34:49
Kennst du das?
Florian Clauß
1:34:49–1:34:50
Nee, kenn ich gar nicht.
Chris Flor
1:34:50–1:34:56
Okay. Deutung eines allegorischen Gemäldes. Fünf Männer. Also zu dem Thema hat
1:34:56–1:35:00
Bedeutung in diesen Symbolen, dass man sagt, okay, das Wasser bedeutet hier dieses oder jenes.
1:35:01–1:35:05
Also Deutung eines allegorischen Gemäldes. Fünf Männer sehe ich inhaltsschwer.
1:35:06–1:35:08
Wer sind die fünf? Wofür steht wer?
1:35:08–1:35:13
Des ersten Wams strahlt blutig rot. Das ist der Tod. Das ist der Tod.
1:35:13–1:35:17
Der zweite hält die Geißel fest. Das ist die Pest. Das ist die Pest.
1:35:17–1:35:22
Der dritte sitzt in grauem Kleid, das ist das Leid, das ist das Leid.
1:35:22–1:35:27
Das vierte Schild trieft giftig nass, das ist der Hass, das ist der Hass.
1:35:27–1:35:32
Der fünfte bringt stumm Wein herein, das wird der Weinreinbringer sein.
Florian Clauß
1:35:32–1:35:39
Ende. Wow. Ich bin beeindruckt, wie spontan du das dann so vorgetragen hast.
1:35:39–1:35:44
Ich dachte so kurz, diese fünf apokalyptischen Reiter, aber das wird ja dann auch wieder gebrochen.
Chris Flor
1:35:45–1:35:48
Ja, der fünfte ist halt der Weinreiniger.
Florian Clauß
1:35:48–1:35:49
Genau, das ist die Service-Schicht quasi.
Chris Flor
1:35:52–1:35:56
Also natürlich, weil die Sachen bedeuten halt was und dann bedeuten sie halt nichts.
1:35:56–1:36:00
Ja, das stimmt. Also teilweise sind sie, die gehören halt zur Geschichte dazu und,
1:36:00–1:36:06
aber das Poetische würde ich mal sagen, ist dann halt eben dieses,
1:36:06–1:36:11
diese Themen halt so reinzubringen und du hast halt sowohl, die Sachen,
1:36:11–1:36:13
du hast halt diese Elemente und die bedeuten was.
1:36:13–1:36:18
Ja. Die werden dann aber in eine Geschichte eingefügt, die dann auch Sinn ergibt.
1:36:19–1:36:23
Dann gibt es den Weinreinbringer, solche Elemente in der Geschichte,
1:36:23–1:36:25
die sich selber bedeuten.
1:36:25–1:36:32
Dann gibt es andere, die bedeutungsschwanger sind, die dann aber auch in diese
1:36:32–1:36:33
Geschichte eingefügt werden.
1:36:33–1:36:40
Also diese Idee der paradigmatischen Ebene der Bedeutung, der Gleichheit und
1:36:40–1:36:46
der Differenz wird übertragen auf die syntagmatische Ebene der Welt.
1:36:47–1:36:53
Der Zeit, dass man diese Elemente aneinander anordnet und ob das jetzt bewusst ist oder unbewusst,
1:36:53–1:37:00
ob wir das jetzt rein interpretieren oder nicht, also diese aktive Kraft der
1:37:00–1:37:04
Poetik existiert ja in dem Text dadurch,
1:37:04–1:37:09
dass halt eben diese Bedeutungen dann halt auf dieser syntagmatischen Ebene
1:37:09–1:37:11
halt dann halt so laufen.
1:37:11–1:37:16
Also insofern würde ich jetzt nicht unbedingt denken, okay, das hat der da einfach
1:37:16–1:37:21
nur so hingeworfen und wir interpretieren das rein, sondern es ist halt einfach
1:37:21–1:37:26
poetisch da und dann können wir das halt rauslesen, wenn wir wollen.
1:37:27–1:37:33
Ich glaube, diese Dichte ist zu stark, als dass man sagen könnte,
1:37:33–1:37:37
das ist nicht motiviert vom Ari Aster.
Florian Clauß
1:37:37–1:37:41
Ja, das entspricht dann auch wieder diesem klassischen Surrealismus,
1:37:41–1:37:50
wo man ja auch quasi diese Traumsequenzen noch mal motiviert durch Jungen.
1:37:50–1:37:56
Und da sind wir auch dann wieder quasi im klassischen Surrealismus mit Bonoel und Ali,
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wo dann bestimmte bedeutungsschwangere oder einfach bedeutungsvolle Bilder aneinandergereiht
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werden, die dann so eine Metaebene von Bedeutung schaffen.
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Aber und da kommt wieder mal eine Kritik, so gewisse Willkürlichkeiten auch zulassen.
1:38:14–1:38:19
Und das ist aber trotzdem finde ich das irgendwie, wie du das jetzt mit dem
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Gedicht nochmal verbunden hast, so eine Poetik.
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Die Frage ist, ob der Film für uns eine poetische Ebene hat oder ob der jetzt
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so… Würdest du ihn so generell so… Ich finde ihn sehr gehetzt.
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Ich finde da gibt es wenig… Also für mich hat dann irgendwie,
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jetzt auch ganz konservativ ausgedrückt, aber Poetik hat ja dann so eine gewisse…
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so schafft Räume, wo man eine gewisse Reflexion dann für sich erlaubt,
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wo man eine gewisse Ruhe dann auch hat.
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Aber der Film bietet ja nicht irgendwo eine Ruhe.
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Der geht ja von einer Situation in die nächste und überwirft dich mit Bildern
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und schafft ganz wenig solche Reflexionsräume, oder?
Chris Flor
1:39:11–1:39:14
Ja, ich hatte halt eben der... Ja, ich fand den Film überwältigend.
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Musste den halt, wie gesagt, so auch irgendwie anhalten und dann erst mal verarbeiten.
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Und dann fertig gucken und dann weiterverarbeiten.
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Und, ähm ... Genau aus dem Grund, weil halt eben diese Reflexionszeit bleibt
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einem da nicht. Und das ist ja ...
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Aber das Problem hab ich häufiger bei Filmen, dass ich anhalten muss und erst
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mal irgendwie aufholen muss, wenn es irgendwo zu peinlich wird oder zu gruselig oder irgendwie so was.
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Dann muss ich irgendwie anhalten und dann halt aufholen.
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Und da ist es, glaube ich, schon so, dass man die Sachen erst mal so verarbeiten
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muss. Und dann halt eben diese Elemente...
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Es wird eben so sagen, Poetik, also ganz strukturalistisch gesehen,
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ist ja Poetik wirklich nur diese Sache, du hast so dieses Charakteristikum des Gleichen und das.
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Gegensätzlich, also das Gegensätzliche und das Gleiche.
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Und das hast du übertragen auf die Sache, wie du die Elemente anordnest,
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horizontal, also in der Zeit oder irgendwie so nebeneinander.
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Ja, was ich ja irgendwie erstaunlich finde, ist, dass wenn man sich diese ganzen Filme ...
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Du schaust dir Midsommar an, du schaust dir Hereditary an, du schaust dir jetzt Boaz Afraid an.
1:40:36–1:40:43
Und die sind ja alle von der Stimmung extrem anders und auch von der Ästhetik,
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von der Art, wie Realismus und Surrealismus und magischer Realismus und so weiter,
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Psychologisches, dann halt so einfließt.
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Das ist ja alles, die fühlen sich halt alle irgendwie anders an.
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Aber ich habe jetzt noch mal diesen Studentenfilm von Ari Astemian geguckt.
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Das ist ein Kurzfilm, den kann man sich auch auf YouTube anschauen.
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The Strange Story oder The Strange Thing with the Johnsons.
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Da können wir ja mal einen Link dann auch hin machen zu dem Film.
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Und der Film ist um einiges, also von der Stimmung her, von diesen surrealistischen
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Elementen, ist der um einiges näher dran an Boris Afraid als an diesen anderen Sachen.
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Aber trotzdem war das so ein bisschen auch so ein Schlüssel,
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wo ich gedacht habe, jetzt ist es halt relativ eindeutig worum es Ari Aster
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geht in seinen Filmen hauptsächlich und das geht immer um Familien,
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es geht immer um Trauma das innerhalb von Familien herrscht,
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es geht häufig um Trauer und und wie man mit Trauer umgeht.
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Aber ja, es geht eigentlich um diese
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Horror-Elemente, die halt aus einer Familiensituation heraus entstehen.
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Ja, in die man dann quasi rein ...
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Sich teilweise reinfährt, teilweise reinrutscht irgendwie, und die man dann
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halt am Ende ausbaden muss.
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Das ... ist mir da so aufgefallen.
Florian Clauß
1:42:22–1:42:27
Also okay, das ist nochmal so als übergeordneter Spannungsbogen bei Arya Aster festzustellen.
1:42:28–1:42:31
Dann sind wir natürlich gespannt, was er als nächstes macht.
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Wie wir die Familie wieder so als die Keimzelle von Traumata und Zerstörung
1:42:38–1:42:49
oder auch haben wir das irgendwie die Familie als eine Möglichkeit der Heilung oder der Ruhe vorkommt?
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Ich glaube nicht, es ist immer, also bei Hereditary ist ja auch die Familie das Kopflose.
Chris Flor
1:43:00–1:43:04
Ja, ich meine es gibt halt diese Gegenentwürfe, es gibt halt eben diese Sekte
1:43:04–1:43:11
bei Midsommar, die ja doch sowas hat, so eine Familie, in der man heilen kann,
1:43:11–1:43:13
die halt einen ganz und rund macht.
Florian Clauß
1:43:14–1:43:19
Aber auch verquert von der Gesellschaft, also dann bist du ja nicht mehr so integrationsfähig.
Chris Flor
1:43:20–1:43:24
Ja, ja. Und dann halt eben, wie gesagt, auch wie schon erwähnt,
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diese Theatergemeinschaft auch, die ja auch eben so eine heilende...
Florian Clauß
1:43:29–1:43:33
Ja, ich glaube am ehesten die Theatergemeinschaft. Also wenn man das so aufbauen
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möchte, das ist, glaube ich, so die Outlaws, die Theater... So ein bisschen,
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dann bist du wieder bei Bergmann, ne? Das siebte Siegel oder Fanny und Alexander, die Geschichten.
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Die Theatergesellschaft oder die Theaterfamilie, die dann so als die Familie wahrgenommen wird,
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wo man sein kann, wer man ist oder auch nicht ist und gleichzeitig so aufgenommen ist.
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Also, ja, ich finde, wir haben jetzt mal so mehrere Dimensionen nochmal aufgemacht,
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sind aber noch nicht so ganz am Ende der Geschichte.
1:44:14–1:44:19
Vielleicht sollten wir jetzt nochmal einschwenken und zum letzten Teil der Geschichte,
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nämlich wir waren noch zuletzt in dieser Theaterszene und kommen in das Haus der Mutter.
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Ach echt? Ah, da sind wir noch gar nicht. Deswegen würde ich jetzt mal sagen,
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wir können uns dann noch mal um die Szene unterhalten, wie das...
1:44:37–1:44:40
Ja, wie das jetzt fortlaufend ist, auch die Gerichtsverhandlungen dann vielleicht
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nochmal ein bisschen näher besprechen. Okay?
Chris Flor
1:44:44–1:44:45
Okay.
Florian Clauß
1:44:45–1:44:53
Vielleicht steigen wir nochmal da in die letzten Teil ein, wo er dann deiner
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Mutter gegenüber steht.
Chris Flor
1:44:55–1:44:59
Ja, also ganz kurz. Er hat ja dann auch endlich Sex.
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Also die Sache war, Elain kommt auch,
1:45:02–1:45:06
also er kommt zu dem Haus aus dem Wald, kommt er dann ins Haus,
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im Haus endlich an, hat die Beerdigung verpasst zu seiner großen Schande,
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ist dann jetzt alleine im Haus. Die Leiche ohne Kopf liegt da.
1:45:20–1:45:24
Er sieht die auch. Na gut, das können wir dann später. Er dann kommt.
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Elaine als erwachsene Frau, eben gespielt von Parker Posey, taucht dann halt
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auf und er sagt er ihr, dass er auf sie gewartet hat.
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Sie ist davon sehr, sehr gerührt und entscheidet sich dann, dass man dann jetzt
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doch irgendwie dann Sex haben könnte. Das fand ich sehr deprimierend.
Florian Clauß
1:45:45–1:45:47
Aber nur zu Maria Carey.
Chris Flor
1:45:48–1:45:52
Ja, eben. Das war halt sehr deprimierend. Sie kommt halt rein und sagt,
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okay, Bedroom where? Und dann gehen sie halt zum Wasser und fragen,
1:45:56–1:45:57
gibt es hier irgendwo Kerzen?
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Und dann macht sie halt Maria Carey an und dann geht es halt gleich mit dem Sex los.
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Er überlebt, Er kommt und überlebt das, aber kurz danach kommt sie und stirbt.
Florian Clauß
1:46:08–1:46:10
Ja, weil sie friert halt ein.
Chris Flor
1:46:10–1:46:12
Sie friert halt ein, sie stirbt nicht mehr, sie friert halt ein.
1:46:12–1:46:16
Sie ist halt so dann starr und ja,
1:46:16–1:46:22
wie auch, hat sie halt auch diese roten, roten Augen, rot geräderten Augen,
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wie halt auch die Toni damals hatte, als sie dann die Farbe getrunken hatte.
1:46:28–1:46:34
Also wer weiß, aber die Toni war halt schlaff und sie ist halt so während des
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Orgasmus halt so eingefroren.
1:46:35–1:46:41
Dann kommt die Mutter rein und sagt, ja toll, so, das macht mein Sohn immer
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so, wenn er denkt, ich bin tot und so weiter. Stellt sich raus und er hatte das dann aber auch...
Florian Clauß
1:46:46–1:46:47
Sie werden dann auch gleich die Bettwäsche...
Chris Flor
1:46:47–1:46:51
Ja genau, ich ziehe gleich die Bettwäsche runter. Und er sagt,
1:46:51–1:46:54
er sagt ihr dann aber, er wusste,
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dass sie nicht wirklich tot war, weil er die hat die Hände gesehen und das war
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seine, also das Kindermädchen oder die Haushilfe, die sich dann quasi geopfert
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hat, um dann diesen Streich quasi oder diesen...
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Also die Mutter hatte quasi ihren Tod inszeniert, damit, um den Sohn zu überführen,
1:47:16–1:47:20
dass er ein schlechter Sohn ist, mehr oder weniger. Also darum ging es,
1:47:20–1:47:21
um halt seine Schuld zu beweisen.
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Und dann wird es halt ziemlich heftig, dann ist halt auch noch mal eine Szene,
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die ich dann ziemlich heftig fand, wo er dann halt so merkt,
1:47:31–1:47:35
was das ist, dass es halt so ein wirkliches Machtspiel ist und er möchte dann halt so weggehen.
1:47:36–1:47:39
Und sie sagt, ah, where are you going? Und lässt ihn aber nicht.
1:47:40–1:47:43
Also was ja das Gesund ist, man sieht, das ist eine toxische Situation,
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man möchte sich aus der entfernen. Sie lässt ihn aber nicht sich aus der Situation
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entfernen. Das ist halt eben auch so ein Trick.
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Und bringt ihn halt wieder in die Situation rein, dann stellt sich raus,
1:47:55–1:48:01
dass der Psychologe oder der Therapeut auch von der Mutter angestellt war und
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alles aufgenommen hat und alle Sachen, die er mal über seine Mutter auch gesagt
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hatte, auch alle sehr verständliche Sachen mit der Mutter geteilt hatte.
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Das fand ich auch interessant, wie dieser Schauspieler oder diese Figur,
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die ja so sehr freundlich und liebevoll war, mit derselben Mimik und Gestik
1:48:20–1:48:23
auf einmal so bedrohlich und gemein wurde, das fand ich...
Florian Clauß
1:48:23–1:48:25
Ja, der ist aber auch toll, der Schauspieler.
Chris Flor
1:48:25–1:48:26
Kennst du den von anderen?
Florian Clauß
1:48:27–1:48:29
Nee, doch, ich hab dann extra nochmal geguckt und ich glaube,
1:48:29–1:48:34
in einem Film hab ich... Es ist aber auch eher so ein Theater-Schauspieler, der kommt von der Bühne.
Chris Flor
1:48:34–1:48:38
Ja, Wahnsinn. Aber dann wirkt er halt zu seiner Mutter...
Florian Clauß
1:48:38–1:48:40
Aber wann kommt denn diese Szene mit dem Dachboden?
Chris Flor
1:48:41–1:48:48
Oh, die kommt dann... Die kommt eigentlich noch davor, ne? er wirkt ja. Genau, also er wirkt.
Florian Clauß
1:48:48–1:48:51
Aber auch dieses ganze, man muss vielleicht sagen, dieses Haus, also es ist ja,
1:48:51–1:48:56
dieser Kontrast zwischen diesen total zerfallenden Wohnungen in dem New Yorker
1:48:56–1:49:00
Stadtteil, hin zu diesem Haus, das total offen und von der Architektur her dann
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so ein Interieur-Highlight ist, ne?
Chris Flor
1:49:06–1:49:10
Und auch, was ich da auch noch erwähnt haben möchte,
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ist, dass er wohl, dass Bo anscheinend nicht selber arbeitet,
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dass er die Kreditkarte, weil er hat, als er den Flug nochmal buchen möchte
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am Anfang, ruft er die Mutter an und sagt, die Kreditkarte funktioniert nicht mehr.
1:49:24–1:49:27
Also, was ist hier los? Die Kreditkarte funktioniert nicht mehr.
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Und also, dass er wohl von der Mutter ausgehalten wird, aber halt wirklich nur
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auf so einem Level, halt in so einer Armut halt auch, aber er halt auch selbst nicht arbeitet.
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Und in diesem Theaterstück kam das ja auch vor, dass er...
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Ach, jetzt gehen wir wieder zu den Preisen.
1:49:44–1:49:48
Aber in dem Theaterstück wurde ja auch klar, dass diese Idee,
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das Essen von dem eigenen Geld zu kaufen, das man selber verdient hat durch
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die eigene Arbeit, dass das halt was wahnsinnig Wertvolles ist.
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Und das hatte er ja nicht. Er ist ja die ganze Zeit unter Kontrolle von seiner Mutter her.
Florian Clauß
1:50:03–1:50:07
Ja, die eine sehr erfolgreiche Geschäftsfrau ist und ganz viele Auszeichnungen
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hat und dann auch entsprechend das Geld und das Haus und so weiter.
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Also dann gibt es ja diese Szene, wo dann halt auch er bestraft wird.
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Er wird auf den Dachboden geschickt. Auf dem Dachboden sieht er sich selber als verwahrlosten...
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Weiß ich nicht was.
Chris Flor
1:50:23–1:50:26
Dünner Joaquin Phoenix. Ich frage mich, ob er sich selber abgemagert hat,
1:50:26–1:50:29
was der Joaquin Phoenix ja auch immer macht, oder ob das CGI war.
Florian Clauß
1:50:29–1:50:36
Ja, und es ist ein riesengroßer Penis, der seinen Vater wohl verkörpern soll.
1:50:37–1:50:40
Er wohnt unter diesem Dachboden, der ein böses Gesicht hat.
Chris Flor
1:50:42–1:50:43
Und wie so eine...
Florian Clauß
1:50:45–1:50:47
Also wie so eine Krabbe, mit so Haken-Armen.
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Und dann auch ihn da bedroht, aber er schlägt zurück und da sticht ihn.
Chris Flor
1:50:57–1:50:58
Nein, nein, nein, der andere, der Typ.
Florian Clauß
1:50:58–1:51:00
Ja genau, der andere, seine Eier, genau.
Chris Flor
1:51:02–1:51:06
Dieser traumatisierte Soldat kommt rein, greift den Vaterpenis an,
1:51:06–1:51:11
der halt so groß, was es nicht darf, fünf, sechs Meter groß ist.
Florian Clauß
1:51:11–1:51:15
Und dann, ach ja, da wird's für mich halt schon, okay, dann kommt er wieder runter.
Chris Flor
1:51:15–1:51:19
Aber es ist auch interessant, finde ich, dass niemand wirklich tot ist.
1:51:19–1:51:22
Die Mutter ist nicht tot, der Vater ist nicht tot, der Typ ist nicht tot.
1:51:23–1:51:26
Die sind alle nicht wirklich tot.
Florian Clauß
1:51:26–1:51:30
Und dann gibt's halt diese, was du jetzt schon so beschrieben hast,
1:51:30–1:51:33
diese Szene, wo er dann halt wirklich anfängt, seiner Mutter zu wirken.
1:51:34–1:51:38
Aber er dann auch im letzten Moment zurückschreckt. Und dann ...
1:51:38–1:51:40
I'm sorry, I'm sorry, I'm sorry.
Chris Flor
1:51:42–1:51:46
Und dann fällt sie aber um und man denkt, sie könnte tot sein, also dann noch mal tot.
1:51:46–1:51:51
Das war ja auch am Anfang, der Therapeut fragte ja in der Sitzung ganz am Anfang,
1:51:51–1:51:55
möchtest du jemals deine Mutter
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töten? Das ist ja wirklich eine komische Frage. Und er so, but, what?
1:51:59–1:52:03
Und dann, why do you ask this? Und dann sagte er, ja, es wäre doch normal,
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dass man das einerseits möchte, Andererseits das aber auch überhaupt nicht möchte,
1:52:09–1:52:14
sagt dann der alte Therapeuten. dann am Ende passiert es und er wirkt sie und hört dann halt dann auf.
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Und er geht dann raus aus dem Haus, steigt in ein Boot, fährt mit dem Boot in
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den See und dann kommt er in so eine Grotte irgendwie rein.
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Und da ist dann auf der einen Seite ist die Mutter dann wieder mit dem Anwalt,
1:52:29–1:52:34
mit dem er nur, also mit ihrem Anwalt, mit dem er nur am Telefon vorher gesprochen
1:52:34–1:52:35
hatte über die Beerdigung.
1:52:35–1:52:38
Auf der anderen Seite ist sein eigener Anwalt. Ist er das selber?
1:52:38–1:52:41
Das ist sehr schwer, man sieht ihn nicht, die Stimme ist ganz klein.
Florian Clauß
1:52:41–1:52:45
Also es ist wirklich so ein Riesen-Arena. Hat mich dann auch so ein bisschen
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wieder an Gladiator erinnert.
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Also wo dann auch quasi er als Maximus im Zentrum, als König,
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Kaiser, da die Verhandlung führt gegen den Gladiator.
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Und er ist aber so in diesem... Also es ist aber auch... Es ist ja schon schön
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inszeniert. Da siehst du ja wirklich so einen... Oben so ein Würfel mit Leinwand,
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wo dann irgendwelche Szenen eingestreut.
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Wir werden als Beweis dafür gelassen, dass er sich nie um seine Mutter gekümmert hat.
Chris Flor
1:53:14–1:53:19
Und er hat auch so eine Scheinverhandlung, weil es schon klar ist,
1:53:19–1:53:22
dass seine Schuld am Ende bewiesen ist.
Florian Clauß
1:53:22–1:53:26
Und auch sein Anwalt, der dann eine Gegenrede startet, aber auch dann einfach
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so runterstürzt von der Brüstung und dann auch tot ist und liegen bleibt.
Chris Flor
1:53:31–1:53:34
Aber seine Entschuldigung war halt, he was afraid,
1:53:34–1:53:39
also als Kind, wenn er irgendwie nicht gut war oder sowas zu seiner Mutter,
1:53:39–1:53:44
dass er sich versteckt hat vor ihr, dann hat dann der Anwalt halt erklärt,
1:53:44–1:53:47
und das stimmt ja auch, he was afraid.
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Also da kann man einem Kind keinen Vorwurf machen, Angst gehabt zu haben.
1:53:52–1:53:55
Aber dann wird es trotzdem ins Wasser geworfen.
1:53:56–1:54:02
Und dann kommt es zur Todesstrafe, aber das passiert fast automatisch.
1:54:03–1:54:07
Der Bootsmotor tuckert irgendwie rum, die ganze Zeit weiß man,
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da wird irgendwas passieren.
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Dann dreht sich einfach das Boot um und dann sieht man noch,
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wie das Boot wackelt, der strampelt halt noch und dann irgendwann hört es auf zu strampeln.
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Und die Mutter sagt dann halt, oh my baby, my baby.
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Sie hat halt wieder dieses Fürsorgliche irgendwie,
1:54:24–1:54:30
also einerseits ist sie dafür verantwortlich, was da passiert ist,
1:54:30–1:54:36
andererseits ist sie halt das Opfer und leidet wegen seines Todes.
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Und da stellt sie halt wirklich die Schuldfrage. Und in solchen Situationen
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ist es dann natürlich auch so, Schuld sollte eigentlich nicht das Thema sein in so einer Beziehung.
1:54:46–1:54:50
Es sollte nicht sein, ist er schuld, ist sie schuld. Aber wir kommen halt aus
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diesem Ding nicht raus, das ist jetzt die Mutter schuld, das ist er schuld.
1:54:54–1:55:01
Die Sache, um zu zeigen, dass man nicht schuldig ist, muss man halt so eine
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Opferrolle darstellen.
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Das ist halt auch eben in diesen narzisstischen Beziehungen sehr wichtig.
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Also sie hat ihr Kind verloren, alle sollen Mitleid mit ihr haben,
1:55:11–1:55:13
weil sie halt ihr Kind verloren hat.
1:55:15–1:55:20
Insgesamt ist diese Beziehung schon von vornherein dadurch verurteilt,
1:55:20–1:55:24
dass es überhaupt eben um Schuld geht und nicht um Wünsche und nicht um Unterstützung.
Florian Clauß
1:55:26–1:55:31
Ja, genau. Und in dieser Szene der Hinrichtung, die aber auch eher so wieder
1:55:31–1:55:36
eine Willkürlichkeit ist, das Boot so blubb, und das Häuschen so ein bisschen
1:55:36–1:55:40
blubb, blubb, blubb, und finde ich aber auch ganz schön so.
1:55:42–1:55:45
Und du siehst dann im Hintergrund, es ist alles sehr abgedunkelt,
1:55:45–1:55:48
im Hintergrund siehst du es halt wie aus den Rängen, die dann halt wirklich
1:55:48–1:55:51
sehr steil sind, so langsam die Leute dann halt.
1:55:52–1:55:52
Weggehen.
Chris Flor
1:55:52–1:55:53
Ja, sind halt vorbei.
Florian Clauß
1:55:53–1:55:58
Ja, so und es ist schon nicht mehr ganz tot, aber die gehen schon raus. Die Show ist vorbei.
Chris Flor
1:55:58–1:55:59
Hat sich schon entschieden.
Florian Clauß
1:55:59–1:56:06
Ja, und dann laufen die Credits halt die ganze Zeit und du hast so dieses Wassergeräusch
1:56:06–1:56:08
und du siehst die Credits von einem Film.
1:56:10–1:56:14
Ist ästhetisch, muss man ja sagen, wieder extremst gut gefilmt.
1:56:14–1:56:19
Ist der gleiche Kameramann, der auch bei Harry und Terry und Midsommar, der polnische.
1:56:20–1:56:22
Ich kann den Namen nicht aussprechen, Kameramann.
1:56:23–1:56:28
Vor allen Dingen der erste Teil. Da gibt's eine Szene, wo Bo mit seiner Mutter
1:56:28–1:56:30
telefoniert und mit der Kamera auch so ganz langsam wieder ...
1:56:30–1:56:35
Wie schafft es einen, die Kamerafahrt in so einer Angst auszulösen?
1:56:35–1:56:40
Was bei Mützer mal so stark ist. Da gibt's auch einige Szenen einfach nur eine
1:56:40–1:56:45
ganz leichte Bewegung und so eine ganz unterschwellige Angst wird aufgebaut.
Chris Flor
1:56:45–1:56:48
Ah, jetzt muss ich mir den noch mal angucken.
Florian Clauß
1:56:48–1:56:53
Ja, also es gibt halt diese eine Szene, oder ich meine, der erste Teil,
1:56:53–1:56:56
wenn man das jetzt so ein bisschen auf so einer Meta-Ebene betrachtet,
1:56:56–1:56:57
ist ja viel mit so Zentralperspektive.
1:56:59–1:57:05
Du siehst ja immer so die Gänge, die Gänge von der Wohnung, von dem Treppenhaus, wie er da hinrennt.
1:57:05–1:57:10
Du siehst ihn immer im Zentrum, ja, und man könnte ja dieser,
1:57:10–1:57:14
also wenn man das jetzt irgendwie so ganz weit herholt, ist das ja die erste
1:57:14–1:57:16
Szene, vielleicht die Geburt von ihm. Und da ist er aus dem Geburtskanal,
1:57:16–1:57:20
aus dem Haus, dann wurde er erst dann rausgeworfen in die feindliche Welt.
Chris Flor
1:57:20–1:57:22
Ja, also die erste Szene ist ja sowieso die Geburt.
Florian Clauß
1:57:22–1:57:26
Ja, die erste Szene. Aber ich meine jetzt der erste Teil,
1:57:26–1:57:33
dass er dann quasi so als hilfloses Kind dann so umherurt, Orientierung sucht,
1:57:33–1:57:39
findet dann diese Orientierung bei dieser Familie, wird großgezogen, ist aber in so einer...
1:57:39–1:57:45
Und dann wird er verstoßen, kommt dann in den Wald. Also wenn man das so auf dieser Ebene...
Chris Flor
1:57:45–1:57:47
Ja, und das ist ja dann die Geschichte von diesem Theaterstück.
Florian Clauß
1:57:47–1:57:52
Genau, das ist dann so. Also da heißt es, auf dieser Ebene hast du es ja auch
1:57:52–1:57:53
wieder so ein bisschen gespiegelt.
1:57:57–1:58:02
Aber, wie gesagt, der Film für mich ist in der ersten Hälfte sehr stark.
1:58:02–1:58:06
Und in der zweiten Hälfte, also ab der 90.
1:58:06–1:58:09
Minute, der ist auch sehr lang, geht fast drei Stunden.
1:58:12–1:58:18
Ich habe mich bei der zweiten Hälfte quasi doch schon ein bisschen gelangweilt.
Chris Flor
1:58:18–1:58:19
Ach, gelangweilt, echt?
Florian Clauß
1:58:19–1:58:22
Ja, weil es halt irgendwie so da und hier.
Chris Flor
1:58:23–1:58:28
Ich finde insgesamt bei Filmen, der dritte Akt ist immer so schwierig,
1:58:28–1:58:30
weil da halt oftmals nichts Neues passiert.
1:58:32–1:58:37
Also ganz große, also ganz normale Beispiele, also diese ganzen Superheldenfilme und so weiter.
1:58:38–1:58:41
Die sind natürlich vorher auch schon langweilig, aber da wird es dann halt wirklich
1:58:41–1:58:46
nur noch, dann wird dann das Problem gelöst, irgendwie um eine Statistik wiederherzustellen.
1:58:46–1:58:47
Und dann wird halt einfach gekämpft
1:58:47–1:58:50
und gekämpft und gekämpft oder Autoverfolgungsjagd oder was weiß ich.
1:58:51–1:58:56
Und ich fand bei dem Film aber, dadurch, dass ich halt so orientierungslos war
1:58:56–1:58:59
und nicht wusste, was als nächstes passiert, also ich war schon,
1:58:59–1:59:02
also gelangweilt gar nicht, kein Moment.
1:59:04–1:59:09
Also ich hab mich halt auch gefragt und hatte mir halt auch gewünscht,
1:59:09–1:59:13
dass es irgendwie gut ausgeht, Aber das war ja eigentlich klar, dass es nicht passiert.
1:59:15–1:59:20
Aber ich merke, gelangweilt habe ich mich nicht, nee.
Florian Clauß
1:59:21–1:59:27
Ja, ich finde, insgesamt hat der Film sehr vielversprechende Ansätze,
1:59:27–1:59:33
aber letztlich ist es irgendwie so eine Überladung und er scheitert so ein bisschen
1:59:33–1:59:34
an der mangelnden Klarheit.
1:59:34–1:59:37
Die Klarheit, die er im Midsommar entwickelt hat.
1:59:39–1:59:43
Dieses unglaublich starke Motive, die durchgezogen sind, von hinten bis vorne,
1:59:43–1:59:48
das fehlt halt komplett bei dem Film. Die Kernbestandteile, also diese Paranoia
1:59:48–1:59:52
der amerikanischen Gesellschaft, ist da auch so als ziemlich ergiebiges Thema angesprochen.
1:59:53–1:59:57
Aber diese ganze ökonomische Abhängigkeit und die Überwachung,
1:59:57–2:00:04
was auch diese extreme Paranoia erzeugt, das finde ich halt in den ersten beiden
2:00:04–2:00:07
Teilen quasi sehr ausgereizt, sehr gut platziert.
2:00:08–2:00:13
Aber dann bleibt der halt irgendwo zwischen diesem Muttersohn-Konflikt zurück,
2:00:13–2:00:18
der Film. So, das wäre so mein Resümee von dem Film, aber...
Chris Flor
2:00:20–2:00:24
Okay, ja, also für mich, ich bin da vielleicht so ein bisschen auch durchgegangen ohne...
2:00:27–2:00:31
Also, ich war die ganze Zeit disorientiert. Im Nachhinein konnte ich dann halt
2:00:31–2:00:34
irgendwie Themen erkennen und die dann halt reinbringen.
2:00:34–2:00:41
Ich fand halt eben diese Mutter-Sohn-Sache dann ziemlich zentral für die ganze
2:00:41–2:00:44
Sache, weil das halt irgendwie am Anfang halt passiert und dann halt am Ende
2:00:44–2:00:48
wieder kommt, also diese Telefonate, deswegen hat mich das nicht gestört.
2:00:49–2:00:54
Ich dachte schon, dass der Film eigentlich darum geht hauptsächlich und dass
2:00:54–2:00:57
halt diese anderen Sachen zwischendrin halt der Abstecher sind.
2:00:58–2:01:02
Also ich habe mich nicht gelangweilt während des Films und das passiert nicht
2:01:02–2:01:06
sehr häufig irgendwie und ich bin dann davon, also für einen drei Stunden langen
2:01:06–2:01:13
Film, Dadurch, dass ich irgendwie die ganze Zeit emotional einpacke,
2:01:16–2:01:21
Also einbezogen war und dabei geblieben bin und so weiter.
Florian Clauß
2:01:21–2:01:25
Du hast ja auch gesagt, der hat dir starke Bilder für dich gepflanzt im Kopf. Ja.
2:01:26–2:01:28
Das kann ich auch nachvollziehen. Also es gibt schon Bilder,
2:01:28–2:01:31
die einfach drin bleiben in den Szenen.
Chris Flor
2:01:31–2:01:33
Ja, oder halt auch Gefühle irgendwie.
Florian Clauß
2:01:34–2:01:39
Ja, genau, so Emotionszustände. Das schafft der Film ganz gut.
Chris Flor
2:01:40–2:01:44
Ich fand den halt natürlich auch, wenn man sich dann jetzt auch Ari Aster,
2:01:44–2:01:50
Hereditary, Midsommar und den Film anguckt, dann sind die drei halt so sehr,
2:01:50–2:01:53
sehr, sehr, sehr unterschiedlich, also alle voneinander, deswegen...
Florian Clauß
2:01:55–2:01:59
Unsere Strecke, die war so ein bisschen auch verloren. Hier ist dir aufgefallen,
2:01:59–2:02:00
dass wir im Kreis gelaufen sind?
Chris Flor
2:02:00–2:02:02
Ja, so ein bisschen, aber jetzt
2:02:02–2:02:06
sind wir an einer ganz komischen Stelle gekommen, in so Garagen, die...
Florian Clauß
2:02:07–2:02:14
Ich finde die Ecke total toll. Ich mach mal eine Aufnahme. So.
2:02:14–2:02:19
Und weil wir werden jetzt, wenn wir hier durchschreiten, kommen wir quasi auf
2:02:19–2:02:20
einen Kauflandparkplatz.
2:02:23–2:02:27
Und dann können wir uns mit einer Pommes belohnen. Hier hinten.
2:02:27–2:02:30
Das ist ein riesen Kaufland Dichtenberg.
Chris Flor
2:02:30–2:02:31
Ah ja.
Florian Clauß
2:02:31–2:02:32
So schön peripher.
Chris Flor
2:02:33–2:02:35
Und wie kommen wir zurück?
Florian Clauß
2:02:35–2:02:38
Laufen. Okay. Das ist jetzt nicht mehr so weit.
Chris Flor
2:02:38–2:02:38
Okay, alles klar.
Florian Clauß
2:02:38–2:02:39
Okay.
Chris Flor
2:02:39–2:02:45
Aber ja, gut. Aber wie gesagt, also ich möchte nochmal, was ich am Anfang gesagt
2:02:45–2:02:48
habe, ich fand den Film, ich konnte mich nicht entscheiden, ob er gut ist oder nicht.
2:02:48–2:02:52
Was ich aber wusste, ist, dass er mich sehr mitgenommen hat.
2:02:52–2:02:56
Ich wusste, dass ich sehr viel darüber nachgedacht habe, auch Tage danach noch. und,
2:02:58–2:03:02
Ja, ich mich auch darauf gefreut habe, mich mit dir darüber zu unterhalten.
2:03:02–2:03:05
Und wir hatten das ja die ganzen letzten Tage. Wir hatten uns vorher schon gesehen
2:03:05–2:03:08
und wir haben uns extra nicht über den Film unterhalten. Uns hat es halt beide
2:03:08–2:03:12
gejuckt, dass wir, dass wir endlich dazu kommen.
2:03:13–2:03:17
Ja, insofern würde ich mal sagen, also ich würde schon sagen, ein guter Film.
2:03:17–2:03:22
Ja, irgendwie. Ich fände ihn also, wenn ich jetzt Ari Aster würde ich den würde
2:03:22–2:03:24
ich wahrscheinlich mit so mal schon an erster Stelle stellen,
2:03:24–2:03:28
dann den als zweiten und dann hereditary unten
2:03:28–2:03:31
dran obwohl der ich fand den auch nicht so
2:03:31–2:03:35
richtig ich muss noch mal angucken jetzt glaube ich habe den im kino gesehen
2:03:35–2:03:41
da fand ich schon ziemlich gruselig ja nee aber ja ich war ja gut aber der war
2:03:41–2:03:46
auch wieder der ist dann irgendwann auch gekippt das was bei mit zusammen fand
2:03:46–2:03:51
ich halt so toll dass der mit zusammen einfach so in dieser also also.
2:03:57–2:04:00
Ohne irgendwelchen übersündigen Sachen auskommt, komplett dann halt irgendwie
2:04:00–2:04:05
noch so spielen könnte, während Hereditary dann irgendwann so abgedreht ist.
2:04:05–2:04:11
Und ich glaube, das war auch ein bisschen, warum viele den gut fanden,
2:04:11–2:04:14
auch weil da wird Horror mit einer Mythologie dahinter und dann sieht man auch,
2:04:14–2:04:18
dann diskutieren die, was das mit den Hexen auf sich hat und wer die genau sind
2:04:18–2:04:27
und so weiter Und diese Mythologie dahinter ist ja für manche Leute sehr interessant
2:04:27–2:04:32
und sehr wichtig für so einen Nerd halt. Aber ich bin nicht die Art von Nerd.
Florian Clauß
2:04:33–2:04:36
Nein, mich interessiert das auch nicht so sehr. Okay Chris, vielen,
2:04:36–2:04:43
vielen Dank für unsere gemeinsame Tour und die Besprechung von Bo is afraid.
2:04:43–2:04:54
Die ganzen Informationen zu dem Film, zu unserer Tour könnt ihr auf eigentlich-podcast.de sehen.
2:04:54–2:04:58
Und ja, also vielleicht schaffen wir ja auch das im nächsten Jahr,
2:04:58–2:05:00
uns wieder zusammen zu finden.
2:05:01–2:05:05
Du bist der erste Gast in unserem, obwohl wir hatten ja auch eine Episode,
2:05:05–2:05:07
wo da schon auch jemand anderes mitgemacht hat.
2:05:08–2:05:11
Aber ich freue mich auf jeden Fall, wenn wir das nochmal wiederholen können.
Chris Flor
2:05:12–2:05:16
Also dann sage ich tschüss, bis bald, macht's gut, tschüss!

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„Jetzt bin ich der Tod geworden, der Zerstörer der Welten.“

Im Delphi Filmpalast am Zoo sahen wir Christopher Nolans Film "Oppenheimer" und beginnen -- während der Abspann noch läuft -- vor dem Kino mit einer Reflektion des Films. Es geht im Film um die Lebensgeschichte von J. Robert Oppenheimer, einem amerikanischen Physiker, der eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der Atombombe während des Zweiten Weltkriegs spielte. Nolans Blockbuster beginnt mit Oppenheimer, der seine Lebensgeschichte vorlesen möchte. Er tut dies in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg vor einem Untersuchungsausschuss, also auch nach der Glanzzeit von J. Robert Oppenheimer, dem charismatischen Wunderkind der Wissenschaft. Seine Erzählung trägt uns zurück in die Studienzeit Oppenheimers begleitet. Zu den beiden Zeitebenen "Werdegang" und "Untersuchungsausschuss" kommt noch ein dritter hinzu: "Intrige". Erst wenn alle drei Stränge sich ineinanderfalten und die Trinity von Atombombe-Urteil-Intrige explodiert, kommt der Film zum Urteil: alleine wenn etwas passieren kann, ist alles schon zu Ende.

Shownotes

Mitwirkende

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Micz Flor
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Florian Clauß

Transcript

Micz Flor
0:00:29–0:00:30
Wollen wir gerade klatschen?
Florian Clauß
0:00:47–0:00:47
Läufts?
Micz Flor
0:00:47–0:00:52
Läufts gut? Läuft es? Gucken wir mal. Bei mir sind sie gerade wieder ausgesetzt.
0:00:53–0:00:54
Ja, hallo zu eigentlich-podcast.de.
0:00:56–0:00:57
Oder zwar nicht Podcast.
0:00:59–0:01:07
Wir kommen gerade aus dem Delphi-Filmpalast am Zoo und haben uns Oppenheimer angeschaut.
Florian Clauß
0:01:09–0:01:15
Wir, das sind Mitch, Floor und Florian und Klaus, hallo bei eigentlich Folge Nr.
0:01:16–0:01:20
31, wo wir laufend reden und im Reden laufen.
Micz Flor
0:01:21–0:01:26
Und im Regen laufen, als wir herkamen, aber jetzt gerade regnet es nicht und
0:01:26–0:01:29
wir machen heute ein bisschen was besonderes,
0:01:29–0:01:34
weil eigentlich bin ich quasi dran als Präsentator der Folge,
0:01:34–0:01:39
aber wir hatten Zeit und Lust uns einfach den Film anzugucken und dann rauszukommen
0:01:39–0:01:45
und gemeinsam einfach mal zu gucken was passiert, wenn wir das ins Mikrofon gießen.
Florian Clauß
0:01:46–0:01:51
Die ersten Eindrücke aus dem aus dem Kino, aus dem Filmerlebnis.
Micz Flor
0:01:51–0:01:56
Wow! Hier links ist das quasi Modo.
0:01:57–0:01:59
Das ist Open Air Jazz scheinbar.
0:02:00–0:02:02
So, wir gehen über die Ampel.
Florian Clauß
0:02:03–0:02:07
Und wir müssen auch den Track aufnehmen.
Micz Flor
0:02:08–0:02:10
Warte mal, wir rennen hier noch die letzten Meter.
0:02:15–0:02:15
Wo geht's lang?
Florian Clauß
0:02:15–0:02:21
Ja, wir laufen jetzt so... Wir sind im Delphi Filmpalast gewesen. Das ist...
0:02:24–0:02:28
Um die Ecke vom Zoo. Ich dachte, wir machen jetzt einen kleinen Schwenk,
0:02:35–0:02:38
Richtung Wilmersdorf-Schöneberg runter am Viktoria-Logise-Platz und laufen dann
0:02:38–0:02:43
in Nebenstraßen, gucken, dass wir möglichst wenig befahrene Straßen finden,
0:02:43–0:02:44
zum Gleis-Dreieck-Park.
0:02:48–0:02:52
Also das mit dem wenig Befahren stellt sich jetzt noch nicht so passend dar.
0:02:52–0:02:55
Es ist Samstagabend, wir sind in der Westcity.
Micz Flor
0:02:55–0:02:58
Wir winken mal hier rechts ein, ich hab nämlich das Gefühl, wenn wir jetzt einfach
0:02:58–0:03:02
erst mal so rausgießen, dass wir vielleicht erst mal das Emotionale rausgießen,
0:03:02–0:03:04
was erleben wir, was fühlen wir gerade.
0:03:05–0:03:08
Das ist ja immer das, was einen am meisten verunsichert und was man schnell
0:03:08–0:03:10
versucht, wieder einzufangen.
0:03:12–0:03:14
Wenn wir hier unter der S-Bahn durchlaufen, dann haben wir es,
0:03:14–0:03:15
glaub ich, ein bisschen ruhiger.
Florian Clauß
0:03:17–0:03:18
Ja.
Micz Flor
0:03:18–0:03:22
Fang du mal an, was ist so emotional? Was sind die Worte an Emotionen,
0:03:22–0:03:26
die du so assoziierst mit dem, wo du rausgekommen bist?
Florian Clauß
0:03:28–0:03:33
Also, wir werden ... Ich muss jetzt vorabstellen, dass wir bei dem Film jetzt
0:03:33–0:03:37
spoilern werden. Das heißt, wer den Film noch nicht gesehen hat und ihn noch
0:03:37–0:03:40
sehen möchte, der sollte diese Folge nicht anhören.
0:03:41–0:03:47
Weil ich möchte auch ganz ... ganz nah noch ...
0:03:48–0:03:56
Das Ende des Films ist schon eine ziemliche Explosion nochmal und gibt quasi
0:03:56–0:04:03
so die ganze Motivation von Oppenheimer nochmal so einen gewissen Thrill,
0:04:03–0:04:05
so einen Spin, weißt du, so ein...
Micz Flor
0:04:05–0:04:08
Also ist das das Gespräch mit Einstein zum Schluss?
Florian Clauß
0:04:08–0:04:12
Ja. Also die Auflösung, das sieht man relativ am Anfang von dem Film,
0:04:12–0:04:17
sieht man Oppenheimer und Einstein, wie sie sich auf so einen...
Micz Flor
0:04:17–0:04:20
Nee, nee, aber jetzt erstmal Emotionen, bevor wir jetzt irgendwie nicht so...
0:04:20–0:04:23
Was waren so Gefühle, mit denen du rausgekommen bist?
Florian Clauß
0:04:32–0:04:39
Ähm... Ich hadere gerade so, weil... Ich... Gerade die Emotionen werden ja ganz
0:04:39–0:04:45
stark vom Sound geleitet und der Sound oder die Komposition.
Micz Flor
0:04:45–0:04:46
Aber was waren die Emotionen?
Florian Clauß
0:04:46–0:04:53
Es war schon so was ... Ha! Es war schon was extrem ... Vernichtendes.
Micz Flor
0:04:53–0:04:54
Ja.
Florian Clauß
0:04:54–0:04:57
Und es war was sehr Destruktives am Ende. Was ...
0:04:58–0:05:02
Einen auch nicht da jetzt irgendwie rauskommen lässt und sagen, okay ...
Micz Flor
0:05:02–0:05:05
Aber was hast du erlebt? Was wär die Emotion?
Florian Clauß
0:05:07–0:05:14
Na ja, die Emotion ... ist ... Von mir her schon so eine gewisse Zerstörungsempfindung.
Micz Flor
0:05:20–0:05:24
Also, dass du zerstört wirst, oder dass dein Leben schon zu Ende ist.
Florian Clauß
0:05:24–0:05:28
Dass die ... die Erde kaputtgeht.
Micz Flor
0:05:31–0:05:35
Ja, das fand ich auch. Also, es war halt so ein ... Mh ...
0:05:36–0:05:42
Ja. Also, von Emotionen her war das auch so. War so eine große Wut bei mir, dass das halt ...
0:05:43–0:05:50
Wirklich so gekommen ist, ne? wie er da ja auch dieses Sanskrit-Zitat Ich bin der Tod,
0:05:50–0:05:54
der Zerstörer von Welten oder so, ich kann es jetzt nur paraphrasieren,
0:05:54–0:06:00
dass das halt irgendwie so wahr ist als Versprechen.
0:06:00–0:06:03
Was die allererste Folge war, wo du gesagt hast,
0:06:03–0:06:11
bei dem Buch Contact, dass natürlich irgendwann hinten bei Pi dieser Kreis zwischen
0:06:11–0:06:14
Nullen und Einsen irgendwie gezeichnet wird, weil es einfach nur,
0:06:14–0:06:18
wenn es möglich ist, dann wird es irgendwann passieren bei einer unerblichen Fortführung.
0:06:20–0:06:25
Und das war so dieses Gefühl, was dann irgendwie war, so eine Wut und eine Niedergeschlagenheit,
0:06:25–0:06:29
so eine Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit auch irgendwie, dass man halt jetzt einfach so drin hängt.
0:06:30–0:06:33
Wenn man sich mit Oppenheimer identifiziert, dann auch so,
0:06:39–0:06:42
eine Niederlage, Gegenüber ist jetzt Barbie-Kino, das wäre natürlich jetzt noch
0:06:42–0:06:45
ein Doppel-Doppel-Pack oder irgendwie sowas.
Florian Clauß
0:06:46–0:06:51
Ja, und wir kommen hier gerade auf die Strecke von dem Berliner Nachtlauf, der heute stattfindet.
0:06:51–0:06:56
Das heißt, wir müssen uns erstmal hier den Übergang finden, wie wir hier über die Straße kommen.
Micz Flor
0:06:56–0:06:57
Ja.
Florian Clauß
0:06:57–0:07:01
Ja, das war jetzt so der erste Emo-Shot nach dem Bio-Pic.
0:07:07–0:07:13
Ich würde vielleicht, bevor wir jetzt da in den Film nochmal so reingehen,
0:07:13–0:07:19
würde ich vielleicht noch ein paar Worte zu Nolan verlieren.
Micz Flor
0:07:20–0:07:20
Ja, super.
Florian Clauß
0:07:20–0:07:28
Ja? Also, wann ist dir Nolan das erste Mal so, Christopher Nolan?
Micz Flor
0:07:29–0:07:30
Memento war der erste.
Florian Clauß
0:07:30–0:07:34
Memento, das war so, das war tatsächlich auch so der erste Film,
0:07:34–0:07:38
der mich total begeistert und geflasht hat.
0:07:39–0:07:44
Die Art, also seine Erzählung in so einer,
0:07:46–0:07:50
strengen Geschichte dann aber doch eine unglaubliche Emotion zu transportieren.
0:07:50–0:07:55
Das ist, glaube ich, so das Handwerk von Nolan,
0:07:55–0:08:00
dass er filmisch und auch von der Geschichte,
0:08:00–0:08:03
von der Regie und vom Drehbuch,
0:08:03–0:08:10
ja, dass er so ein ganz, also er kann halt einfach so ein Zeitgeisten,
0:08:10–0:08:15
so ein Mindset irgendwo in der Zeit ganz gut aufgreifen.
0:08:16–0:08:18
Ich denke nur an Interstellar.
0:08:19–0:08:24
Und Interstellar war irgendwie dieser Film, der ganz viele zu der Zeit ziemlich stark geprägt hat.
Micz Flor
0:08:26–0:08:31
Was eingefangen hat, rein emotional,
0:08:31–0:08:36
was für mich so quasi als Emoblase aus der Zeit,
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von vor sieben jahren glaube der
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war dann 2015 hat er
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total das so eingefangen weiß was ich meine ja
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kannst du das auch so bestätigen oder
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was ich heute also was ich bei nolan das ding ist momento der film ist mir total
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aufgefallen und der schauspieler des namens ich inzwischen vergessen habe den
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ich sehr gut finde und der dann glaube ich später bei so einem remake von mit
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den morlocks irgendwie noch mal so mitgemacht hat, keine Ahnung.
0:09:09–0:09:10
Und natürlich die Schauspielerin von A.G.
Florian Clauß
0:09:10–0:09:12
Wells, die Zeitmaschine, oder?
Micz Flor
0:09:12–0:09:13
Ja, ja, genau.
Florian Clauß
0:09:13–0:09:15
Hatte der mitgemacht? Wann wurde der neu verfilmt?
Micz Flor
0:09:15–0:09:17
Das wurde irgendwann danach, war das.
Florian Clauß
0:09:17–0:09:19
Ach echt? Okay.
Micz Flor
0:09:19–0:09:24
Ich glaube, also ich bin mir ziemlich sicher. Und dann war eben die Schauspielerin
0:09:24–0:09:30
von Matrix, die war ja auch noch in Memento mit drin und ich glaube sogar Cypher.
0:09:32–0:09:35
Von Matrix war auch drin, der dann irgendwie zum Schluss sagt,
0:09:35–0:09:37
ey, du checkst ja die Story eh nicht.
0:09:38–0:09:42
Du kannst ja eh nix merken, deshalb alle benutzen dich, alle gebrauchen dich.
0:09:42–0:09:47
Und ich fand den Film total spannend, diese beiden Schauspieler kannte ich so
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aus Matrix. Der Film hat mich irgendwie auch sehr geflasht, Memento hat mich
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sehr geflasht, aber dann war so was ganz anderes, war halt eher so ein Kammer-Spiel,
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so ein Low-Budget-Ding eigentlich.
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Das fand ich total großartig, dass man sowas Intensives machen kann.
0:10:03–0:10:07
Aber Nolan als Name habe ich gar nicht. Der kam dann erst mit Batman Begins.
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Erst dann habe ich dann mitbekommen, ach, das war der gleiche Regisseur.
0:10:15–0:10:21
Und was ich jetzt dann irgendwie in Verbindung mit Oppenheimer und Memento und
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eigentlich auch Batman, ist es eigentlich so ein John Wick Feeling.
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Es hört bei Nolan nie auf, es steht nie still.
0:10:28–0:10:34
Selbst wenn die Zeitleisten sich ineinanderfalten und asynchron alles geschnitten
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ist, trotzdem hast du das Gefühl, der geht die ganze Zeit vorwärts.
0:10:37–0:10:41
Und jetzt auch, weil das so drei Stunden lang, dass der die ganze Zeit Schritt
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für Schritt vorwärts geht, da hatte man nicht wirklich einen Moment.
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Es gab so Aha-Momente, was du auch schon beschrieben hast, eben das Gespräch
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mit Einstein zum Schluss.
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Interstellar, dieser Moment, wo Matthew McConaughey diese Uhrzeiger-Ticker-Sache macht,
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so durch diese Parallelzeitwelten, also es gibt dann immer so Sachen,
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wo es ineinanderfällt, was man bei John Wick, glaube ich, so nicht hat.
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Ehrlich gesagt, kenne ich da auch nur die ersten drei.
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Aber trotzdem, jetzt auch wieder drei Stunden, die ganze Zeit das Gefühl gehabt,
0:11:13–0:11:15
und weiter, und weiter, und weiter, und weiter.
0:11:15–0:11:19
Gleichzeitig gezogen und getrieben. Aber du bist in so einer Maschine drin,
0:11:19–0:11:23
wenn du unten Filme machst, wo du einfach, egal ob es jetzt Batman,
0:11:23–0:11:27
Bane, Oppenheimer, du bist einfach irgendwie drin.
Florian Clauß
0:11:27–0:11:33
Das kann ich nachvollziehen. Obwohl ich dann an einem Punkt nicht widerspreche,
0:11:33–0:11:33
aber vielleicht ergänzen.
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Man treibt quasi den Charakter, die Handlung weiter mit den Charakteren.
0:11:40–0:11:43
Allerdings, und das hat sich ja auch beim Memento schon so gezeigt,
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dass der ein ganz virtuos mit den Zeitebenen umgehen kann im Film.
0:11:49–0:11:53
Und das ist eigentlich auch so das Auszeichnungsmerkmal von Christopher Nolan.
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Die Memento, wo, ich meine, die Anekdote hat man ja schon oft erzählt,
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aber das muss man ja immer, Memento, der Film wird rückwärts erzählt,
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Der Hauptdarsteller, der Charakter, hat im Prinzip eine Gedächtnisstörung.
0:12:10–0:12:13
Immer wenn er aufwacht, hat er alles vergessen. Deswegen ist sein Körper überseht.
Micz Flor
0:12:13–0:12:15
Nicht, wenn er aufwacht, sondern
0:12:15–0:12:19
die Überführung von Kurzzeit ins Langzeitgedächtnis ist nicht möglich.
0:12:19–0:12:23
Das heißt, er hat etwa so etwas wie 40 Sekunden Zeit, in denen er sich irgendwie
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Dinge merken kann. Und die ganz wichtigen Sachen versucht er sich eben auf die
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Haut zu tätowieren, bevor sie verschwinden.
Florian Clauß
0:12:30–0:12:31
Ja, genau.
Micz Flor
0:12:31–0:12:34
Und da gibt es zum Beispiel diese eine Szene, die eben nicht geschnitten ist,
0:12:34–0:12:36
sondern wo es quasi ein Reveal ist, wie es ihm eigentlich geht,
0:12:36–0:12:41
ist, dass die Frau aus Matrix ihm halt irgendwie so sagt, ey,
0:12:41–0:12:43
du bist echt ein Depp in gewisser Weise.
0:12:43–0:12:47
Und dann schreibt sie irgendwas auf einen Zettel oder so und dann geht sie aus der Wohnung raus.
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Und er versucht einfach, ne Quatsch, sie geht einfach nur aus der Wohnung raus
0:12:52–0:12:54
und sie sagt ihm, du wirst dich eher nicht erinnern können.
0:12:55–0:12:58
Und er sucht wie ein Verrückter halt Zettel und Stift und du merkst halt,
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dass er dann, als er das irgendwie so findet, gar nicht mehr genau weiß, wozu.
0:13:01–0:13:04
Und er guckt dann hoch und dann kommt sie, sie hat einfach nur draußen gewartet,
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kommt das Haus zu und dann geht quasi eine neue Szene los, ganz ohne Schnitt,
0:13:09–0:13:12
weil er hat schon wieder vergessen, was vorher passiert war.
Florian Clauß
0:13:12–0:13:16
Also es ist nicht, wenn er aufwacht, sondern wirklich so permanent, er vergisst permanent,
0:13:16–0:13:19
ist immer nur so ein klein scheinwerfer licht von
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gegenwart also hier sind
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wir gerade auch an einem meiner lieblings veranstaltungsorte
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berliner festspiele hier befindet auch berlin an der stadt ist ein toller toller
0:13:33–0:13:41
ort so ein bisschen wie die hdk genau also das heißt es gibt dann halt diese
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mord oder dieser die ich glaube es ist eine mordgeschichte die beim momento dann aufgeklärt wird.
0:13:45–0:13:52
Also das heißt, er nimmt seine Haut als Landkarte für bestimmte Erinnerungen
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und der Film wird komplett rückwärts erzählt. Das war auch damals so ein Novum.
0:13:59–0:14:03
Also das heißt, das fängt mit dem Ende an und dann kriegt man den Anfang der
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Geschichte mit, nach und nach.
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Und tatsächlich gab es dann so ein Patch, das war derzeit, als dann schon die
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ersten Filme übers Internet verbreitet wurde, gab es so einen Patch,
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wo man dann die Geschichte in einer richtigen Reihenfolge gucken konnte.
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Und so weniger mysteriös, aber was dann noch mal so gegenläufig war.
0:14:24–0:14:26
Also ich weiß nicht, ob du das auch dann geschaut hast.
Micz Flor
0:14:26–0:14:31
Das kenne ich nicht, aber es ist wichtig nochmal zu sagen, dass dieses Ineinanderfalten,
0:14:31–0:14:35
also Nolan gibt es auch so ein Ding überall zu sehen, wo er erklärt, wie die Zeitleiste ist.
0:14:35–0:14:39
Es geht quasi los von links nach rechts und dann macht es in der Hälfte des
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Films eine Kurve zurück und geht wieder nach links an den Anfang.
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Das heißt, es ist so geschnitten, dass es so ineinander fällt und es ist aber so geschnitten,
0:14:48–0:14:53
dass du am Anfang des Films, in der Zeitleiste des Films, das reden wir zu viel
0:14:53–0:14:59
über Memento, aber in der Zeitleiste des Films am Anfang nur in dem Blickwinkel
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des Hauptdarstellers hast und dem auch ganz viel Macht gibst.
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Du hast das Gefühl, der checkt das alles, der sieht auch cool aus,
0:15:04–0:15:05
außer Tattoos und sowas.
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Irgendwas ist falsch, aber erst später kommen dann die Sachen auch vom Anfang
0:15:11–0:15:15
schon, die dann allerdings nicht mehr sein Blick auf die Dinge sind,
0:15:15–0:15:17
sondern... Kommen wir hier raus?
Florian Clauß
0:15:17–0:15:19
Ich hoffe, ich glaube, wir kommen hier irgendwo runter.
Micz Flor
0:15:19–0:15:22
Okay, wir sind gerade auf so einem großen Parkplatz neben...
Florian Clauß
0:15:24–0:15:26
Ja, da hinten sind wohl ein Theaterraum.
Micz Flor
0:15:26–0:15:27
Ja, genau.
Florian Clauß
0:15:27–0:15:31
Also ich wollte jetzt auch, ich habe das wirklich nur so fragmentarisch in Erinnerungen von Memento.
0:15:31–0:15:35
Ich glaube, wie du beschreibst, das ist eine sehr komplexe Zeitebene.
0:15:37–0:15:41
Und diese komplexen Zeiterzählungen haben wir ja auch im Interstellar drin.
0:15:41–0:15:46
Wir Wir haben die vor allen Dingen in den letzten Filmen von Nolan Tennant.
0:15:48–0:15:53
Wo dann so Zeitebenen gegenläufig sind. Wir haben die ganz episch ausgebreiteten
0:15:53–0:15:57
Inception, wo die Zeit im Traum langsamer läuft.
Micz Flor
0:15:57–0:15:59
Wobei das relativ linear läuft.
Florian Clauß
0:15:59–0:16:05
Das ist linear, aber allein der dramaturgische Kniff, dass dann im Traum die
0:16:05–0:16:11
Zeit langsamer läuft. Und es gibt so zwei Grundkonstanten des Kinos, das ist Zeit und Licht.
0:16:12–0:16:16
Ja, also Licht als Illumination, als Projekterlicht, ja.
0:16:16–0:16:21
Und Zeit als das Fortlaufende, wenn du das aufs Zelluloid runterbrichst.
0:16:22–0:16:26
Wir haben das übrigens auch in 70 mm Zelluloid geguckt.
0:16:26–0:16:29
Haben wir extra rausgesucht. Wir mussten die deutsche Originalschauspieler-Fassung
0:16:29–0:16:31
ertragen. Ging einigermaßen.
Micz Flor
0:16:31–0:16:33
Ja, das fand ich jetzt gar nicht so.
Florian Clauß
0:16:33–0:16:36
Aber am Anfang war es ein bisschen gewinnungsbedürftig, dass man jetzt nicht
0:16:36–0:16:39
die Originalschauspieler gehört hat.
0:16:41–0:16:42
Das ist quasi Kinofilm.
0:16:46–0:16:51
Das ist immer wieder diese Meta-Ebene, die mich dann so wirklich völlig in Bann
0:16:51–0:16:56
zieht, dass eben die Kausalität des Zellulose, ein Bild folgt dem anderen und
0:16:56–0:17:00
gleichzeitig das Licht, was es dann halt illuminiert und die Leinwand erleuchtet.
0:17:01–0:17:07
Und das, jetzt komme ich wieder auf Oppenheimer, diese Erleuchtung,
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ja, er hat auch Erleuchtungsmomente.
0:17:13–0:17:19
Und der größte Erleuchtungsmoment ist natürlich in Trinity. Trinity ist der Atomkrieg.
0:17:21–0:17:26
Der dann so nach zwei Drittel des Filmes erfolgreich durchgeführt wird.
0:17:29–0:17:33
Trinity zeigt, beweist, dass die Atombombe so funktioniert, wie die das auch
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geplant haben und vorbereitet haben.
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Der Film handelt eben von Oppenheimer, wie er das Manhattan-Projekt leitet und
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damit die ersten funktionsfähigen Atombomben produziert.
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Ich habe jetzt wieder den Bogen zum Film gemacht, aber ich wollte lieber bei Ton im Blei sein.
Micz Flor
0:17:53–0:17:56
Nolan, du bist Nolan, genau. Arbeite dich da mal ab, das ist ja...
Florian Clauß
0:17:56–0:18:02
Ja, und ich lese mal seine Filmografie vor, weil seine Filmografie ist so,
0:18:02–0:18:05
wo ich dann halt sage, ja, habe ich gesehen, habe ich gesehen, habe ich gesehen.
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Und also den einzigen Film, den ich nicht gesehen habe, ist sein Debüt von 1998,
0:18:10–0:18:15
Following, habe ich nicht gesehen.
Micz Flor
0:18:15–0:18:16
Habe ich auch nicht gesehen.
Florian Clauß
0:18:16–0:18:20
Müssen wir mal gucken. Dann 2000 Memento, dann 2002 Insomnia.
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Insomnia ist ein Film über Schlaflosigkeit. Ich habe tatsächlich das skandinavische
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Original davor gesehen, das ist aus den 90er. Und den fand ich schon so großartig.
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Es gibt ja so einen Nordic Noir. Das ist so das Genre von diesen nordischen
0:18:40–0:18:43
Wallander und so weiter, von diesen nordischen Krimi-Helden, Kimi-Thillers.
0:18:45–0:18:49
Nordic Noir. Und, ähm, äh, also wenn man,
0:18:49–0:18:53
wenn man jetzt, ich hab das jetzt nur bei Wikipedia so kurz überflogen,
0:18:53–0:18:58
aber, äh, wenn man jetzt Nolan irgendwie einordnen will, dann ist er auch eigentlich
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so eine Außersparte des Noir-Films, also er hat immer irgendwie was Düsteres,
0:19:02–0:19:03
Dunkles und Getriebenes, ne?
0:19:03–0:19:12
What do you mean? Hehehe. Und, ähm, 2002 in Somnia, das ist mit Al Pacino und
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Robin Williams in den Hauptrollen, die auch wieder ein Thriller,
0:19:16–0:19:17
also eine Mordaufklärung machen.
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Dann beginnt quasi die Batman-Reihe 2005 mit Batman Begins.
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Und ich glaube, das ist einvernehmlich.
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Es gab so ein Revival von Superheldenfilmen Anfang der 2000er.
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Und ich glaube, da hat Nolan einfach neue Maßstäbe gesetzt in der Inszenierung
0:19:38–0:19:38
von Superheldenfilmen.
Micz Flor
0:19:39–0:19:42
Aber ich wollte dazu sagen, ich finde Insomnia nicht so gut.
0:19:43–0:19:47
Ich finde das Original auch besser. Und ich habe so von dem Konzept von Massive Acting das Gefühl,
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dass nur skandinavische, vielleicht auch kanadische Regisseure wirklich was inszenieren können,
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was mit diesen ewig langen hellen Nächten, wo du gleichzeitig übernächtigt bist,
0:19:59–0:20:03
aber trotzdem das Gefühl hast, das ist noch Tag, dass sie damit vielleicht besser umgehen können.
0:20:03–0:20:08
Aber ich glaube, in seiner Karriere war das so ein ganz smarter Handshake,
0:20:08–0:20:13
wo er halt wirklich Al Pacino und Robin Williams, also die Superstars,
0:20:13–0:20:15
ein bisschen on their way so 21.
0:20:16–0:20:18
Jahrhundert, also die hatten so die richtige Hülse hinter sich,
0:20:18–0:20:22
aber die konnte er direkten, gerade eben auch Al Pacino. Ich glaube,
0:20:22–0:20:25
Robin Williams ist nochmal ein ganz anderer Star.
0:20:26–0:20:30
Und das hat, glaube ich, allen dreien gut getan, in gewisser Form.
Florian Clauß
0:20:32–0:20:35
Ja, interessant. Also du siehst nochmal aus der... Ich finde,
0:20:35–0:20:39
Robin Williams ist für mich so wie Tom Hanks, so ein All-American-Guy,
0:20:39–0:20:44
von dem ich überhaupt nicht weiß, wie der so als Person war.
0:20:45–0:20:47
Aber kann sein, ja. Kann ich mir vorstellen.
0:20:52–0:20:55
Du hast es auch gerade angesprochen, das wollte ich noch... Ja,
0:20:55–0:21:01
das hat auch wieder mit Licht und so der Dramaturgie von...
0:21:06–0:21:14
Der eine Detektiv von Insomnia hat halt diese Schlafstörungen, es nicht dunkel wird.
0:21:14–0:21:23
Sie sind halt zu der Sommer-Sonnenwende dann im Norden, Also im Original sind
0:21:23–0:21:25
die dann halt, glaube ich, da irgendwo.
0:21:30–0:21:35
Im nördlichen Wendekreis, also es wird nicht dunkel und du siehst die ganze Zeit den Darsteller,
0:21:35–0:21:39
wie er versucht, das Rollo runterzuziehen und dann irgendwann fängt er an,
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so Gaffa-Tape drumherum zu kleben, um das Sonnenlicht draußen zu lassen und ich finde,
0:21:48–0:21:54
dass es bei der Rezeption von Christopher Nolan auch gut gelungen,
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diese Landschaften in Kanada, diese Berglandschaften und dieses ewige Eis dann auch so einzufangen,
0:22:02–0:22:07
das fand ich nochmal anders als beim Original, weil der Original war eher so
0:22:07–0:22:12
ein Kameraspiel und Nolan hat da mehr so ein Epos draus geformt.
Micz Flor
0:22:13–0:22:18
Ich hab ganz kurz den Wunsch, dass wir bei Nolan so durchgehen,
0:22:18–0:22:19
weil sonst müsste die Folge dann heißen.
0:22:21–0:22:28
Flo und Mitch unterhalten sich über die Filme von Nolan, weil gerade Oppenheimer rausgekommen ist.
0:22:28–0:22:31
Oder wir machen zwei Folgen draus, was insgesamt zu lang wird.
0:22:31–0:22:35
Weil Nolan ja auch gerne über die klassische Zeit hinaus...
Florian Clauß
0:22:35–0:22:38
Wir gehen jetzt, also das jetzt durch. Also ich glaube, du brauchst jetzt da
0:22:38–0:22:41
keine Angst zu haben, dass da irgendwelche Themen wegfahren.
0:22:43–0:22:49
Also dann kommt Batman beginnt, 2005, 2006, Ja, ganz toll.
Micz Flor
0:22:50–0:22:54
Ich mag den total. Also das ist so ein bisschen so ein geheimer Favourite.
0:22:57–0:23:00
Ich habe so das Gefühl, weißt du, als es früher noch Alben gab,
0:23:00–0:23:04
so das eine Lied, das zweite oder dritte Lied auf der B-Seite,
0:23:04–0:23:08
wo man so denkt, nee, das ist eigentlich mein Lieblingslied. Ich mag den total.
Florian Clauß
0:23:08–0:23:11
Ich mag den auch total. Vor allen Dingen war das auch wieder so ein Film,
0:23:11–0:23:15
der, also ich weiß nicht wie, No One in the Night schafft, aber das hat so eine
0:23:15–0:23:16
creepy Stimmung hinterlassen.
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Am Ende fühlst du dich so körperlich aufgerieben, obwohl es halt nur ein Film
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ist, aber der schafft irgendwie so Archetypen anzuzapfen, die dich dann halt beunruhigen.
0:23:29–0:23:36
Und gerade bei Prestige, es geht so ein bisschen um diese, also quasi um diese
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magische, Also um zwei Magier, die gegeneinander konkurrieren.
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Und der eine davon ist von Tesla dann inspiriert.
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Und es geht um dieses Zeitalter des 19. Jahrhunderts.
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Und ganz toll inszeniert, also wirklich ein großartiger Film.
Micz Flor
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David Bowie spielt auch mit.
Florian Clauß
0:23:59–0:24:03
David Bowie, genau, ja. Und Wolverine spielt mit.
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Und Christopher, nee, Christian Bale hat in der zweiten Rolle,
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ne? Also, ich weiß nicht, der Vorhalter glaube ich nie, aber das war so diese,
0:24:11–0:24:16
auch diese, der Schaffensbeginn von Nolan mit Bale zusammen,
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Batman beginnt, ein Jahr vorher.
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Und dann kommt The Dark Knight. Ich glaube, das ist das Highlight von einem Batman-Film.
Micz Flor
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Ja, der posthume Oscar auch noch.
Florian Clauß
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Ja, also der mit dem Joker.
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2008 kam The Dark Knight raus, dann 2010 Inception, 2012 The Dark Knight Rises,
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der dritte Teil der Trilogie, obwohl ich die jetzt tatsächlich,
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Also jetzt, wenn man die so bewerten will im Oeuvre von Nolan,
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sind die Batman-Filme, ich glaube, den dritten wollte er auch gar nicht machen.
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Also ich finde, kann ich auch so nachvollziehen.
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Dann kommt, ich habe mich geirrt, nicht vor sieben Jahren, sondern vor neun
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Jahren, 2014, Interstellar.
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2017 ist Dunkirk und ich glaube, das ist auch der erste...
Micz Flor
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Dunkirk habe ich nicht gesehen.
Florian Clauß
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Der letzte vor Oppenheimer jetzt 2023 ist Tenet von 2020.
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Das ist der erste Film, wo der, jetzt habe ich den Namen nicht parat,
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aber derjenige, der hat ja sonst immer sehr viel mit Hans Zimmer zusammengearbeitet
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als Kompositionskünstler, Komponist.
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Er ist auch ein Skandinavier, der den Soundtrack jetzt auch für Oppenheimer gemacht hat.
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Und das trägt sich auch, das finde ich ganz interessant, weil der Sound,
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wie der hier eingesetzt wurde, wenn man das vergleicht mit Indor Stellar.
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Indor Stellar hat ein ganz intensives Theme, was sich die ganze Zeit durch den Film trägt.
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Der Komponist, jetzt auch hier in dem Film, hat jetzt kein so ein emotionales,
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tragendes wie jetzt Hans Zimmer bei Interstellar, sondern das ist immer so ein
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Staccato, es ist immer so ein Rhythmus.
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Das ist fast so wie jetzt das ...
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Wie jetzt beim Projektor der Film
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durchläuft. Dd-dd-dd-dd-dd-dd-dd-dd-dd-dd-dd-dd. Immer so ein Staccato.
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Und zu den Figuren, also es löst sich nicht in eine Harmonie auf.
Micz Flor
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Ja, in Filmmusik denk ich dann natürlich, wie du's beschreibst,
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an die Geigen von Psycho oder an das Klavier von Jaws. Das hier so dd-dd-dd-dd-dd-dd-dd-dd-dd-dd-dd-dd.
Florian Clauß
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Genau, aber da hast du den Thrill, während hier ist es, glaube ich, eher so ein Taktgeber.
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Wir müssen dann eh über den Einsatz vom Sound reden, weil der ist bei dem Film auch sehr stark.
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Gerade mit dem Zünden der Testatombombe Trinity, wie der mit Sound gearbeitet
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wird. Ich will es nicht vorwegnehmen, aber nur eine Anmerkung.
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Dann hast du das erste Mal das Gefühl, dass du den Figuren, vor allem Oppenheimer,
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ganz körperlich ganz nah bist.
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Dadurch, dass du nur sein Atmen hörst, nur die Geräusche, die er macht,
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und alles andere ausgeblendet ist.
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Vorher hattest du immer so etwas Unnahbares, aber in dem Moment bist du auf
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einmal ganz nah bei der Figur.
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So ein bisschen wie bei 2001, wenn dann Bowman mit der Raumkapsel rausfliegt und du hörst sein Atmen.
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Das ist eine stärkere Verbindung, die man nur über eine Atemspur machen kann.
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Und das ist, weil jetzt gerade Stanley Kubrick erwähnt wurde von mir.
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Du spielst dir gerade selber die Bälle zu. Danke, dass du mich daran erinnerst.
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Aber Nolan kann durchaus in seinen...
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Also ich würde auch so... Er hat so eine Dimension von Stanley Kubrick und auch
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ein ähnliches Oeuvre. Er geht durch verschiedene Genres, macht da Meilensteine.
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Und das Lustige ist, dass er quasi beauftragt wurde.
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Ich glaube, das war 2021. hatte er dann die gemasterte Version von 2001 dann
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auch präsentiert in irgendeinem Filmfestival.
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Also er hat auch eine sehr nahe Verbindung zu Kubrick, Nolan, ne?
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Und er ist halt ein Perfektionist, der sehr lange eben auch an seinen Filmen feilt, ne?
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Es ist vor allen Dingen einer, der auch eine unglaubliche Freiheit hat.
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Es gibt, glaube ich, keinen anderen Filmregisseur in Hollywood,
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der so ein Autorenfilmer ist wie er.
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Also alle seinen Drehbücher, bis auf, glaube ich, Insomnia war das,
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wo dann jemand anders noch ein Drehbuch geschrieben hat.
Micz Flor
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Ja, sein Bruder schreibt auch.
Florian Clauß
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Genau, er schreibt immer mit seinem Bruder zusammen diese Drehbücher.
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Und teilweise jetzt auch eine Vorbereitungszeit von über von mehreren Jahren.
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Genau, also der letzte vor Oppenheimer jetzt hier ist Tenet von 2020,
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wo er auch,
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also er hat ja auch immer wieder so ein ähnliches Ensemble an Schauspielern,
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obwohl ich meine der Film Oppenheimer, was der für ein Star-Aufgebot hat,
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das ist ja auch Wahnsinn, mit welchen Leuten er da zusammengearbeitet hat.
Micz Flor
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Ja, es war echt irre, weil bei ganz vielen Leuten kennst du das Gesicht und den Namen nicht.
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Oder ich kenn das Gesicht und den Namen dazu, aber nicht. Aber hab so das Gefühl,
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was war das noch mal für ein Film? Und natürlich war halt irgendwie Emily Blunt
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als die Frau von Oppenheimer.
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Gary Oldman als amerikanischer Präsident. Hat er seinen amerikanischen Akzent
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wahrscheinlich wieder ausgepackt.
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Aber total irre, auch wieder so eine Rolle, wo ich ihn erst im Close-Up erkannt habe.
Florian Clauß
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Ich hab auch die ganze Zeit überlegt, wer ist das? Die kennen den,
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ich kenn den. Der ist so ekelig.
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Gary Oldman mit seinen extrem schmalen Lippen und diesem sarkastischen Ausdruck.
Micz Flor
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Und dann ein Schauspieler, wo ich immer dachte, oh, wann kommt der mal wieder?
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Wann kann ich mal wieder was von dem sehen? Der hat jetzt eine Nebenrolle hier bei Casey Affleck.
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Also als dieser fiese Militärpolizist oder General,
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der halt da irgendwie eher schon brutale Androhungen gemacht hat,
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wie man aus den Kommunisten in Los Alamos irgendwie Sachen rauspressen könnte.
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Und natürlich Matt Damon. Also Matt Damon, ich bin absoluter Matt-Damon-Fan.
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Also da können wir bald mal irgendwie eine Tom-Cruise-Folge können wir gerne
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bei Matt Damon machen. Ich finde das wirklich großartig.
Florian Clauß
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Also Matt Damon, bin ich da voll bei dir. Indie wie Tom Cruise,
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das ist für mich wirklich so ein Schauspieler, der mich auch so lange begleitet
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und den ich auch so großartig finde.
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So Madame Brad Pitt, das sind so die Global Player. Ja, okay.
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Wollen wir jetzt zu Oppenheimer gehen, zu dem Film? Wollen wir da jetzt einsteigen?
Micz Flor
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Gerne. Also was haben wir gemacht? Wir haben uns emotional geöffnet,
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was wir so erlebt haben, so direkt, wenn man rauskommt.
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Das ist quasi Stimmung des Endes und das ist ja nicht unwesentlich,
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weil, wie wir wissen, spätestens seit den unterschiedlichen Schnittversionen
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von Blade Runner, dass das Ende total wichtig ist für die Stimmung,
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wie man rauskommt und auch auf den Film zurückblickt.
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Und das war bei uns irgendwie so was Zerstörerisches, was Wütendes,
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was Hilfloses, was Ausgeliefertes, aber auch irgendwie was so perplexes, ist das wirklich wahr.
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Dann haben wir über Nolan gesprochen und wenn wir jetzt einsteigen, wo würdest du anfangen?
Florian Clauß
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Ich würde zumindest rein von der Struktur her den Film noch mal so kurz beschreiben.
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Das heißt, wir hatten ja auch schon angerissen, dass das sehr stark mit den
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verschiedenen Zeiten arbeitet.
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Der Film ist von der Dramaturgie, springt ja zwischen ganz vielen verschiedenen Zeitenden hin und her.
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Und in jeder Ebene muss man eine gewisse Orientierung als Zuschauer suchen,
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um zu verstehen, in welcher Zeit der jetzt spielt.
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Und der Indikator dafür ist immer, wie grausen die Haare von Oppenheimer,
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wie eingefallen ist sein Gesicht, trägt der einen Hut?
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Also man versucht dann immer, das zu entschlüsseln und ein bisschen zu reverse-engineeren.
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Der ist jetzt in der Zeit. Es gibt im Prinzip, der Film spielt grob,
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oder vielleicht müssen wir noch mal so die Geschichte von Oppenheimer erzählen,
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bevor man dann halt noch mal so diese Dramaturgie beleuchtet.
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Also ganz kurz, Oppenheimer hat mit dem Manhattan-Projekt dann den Amerikanern
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unter der Leitung mit ganz vielen anderen Physikerinnen und Physikern die Atombombe gebaut,
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die letztendlich dann auch da fabriziert waren,
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vor Ort in der Wüste von New Mexico und Fat Boy und Little Man dann rausgekarrt
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wurden und ein paar Tage später nach dem ersten Eignungstest mit Trinity dann
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über Hiroshima und Nagasaki abgeworfen wurden.
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Aber in dem Moment, wenn die Atombomben quasi das Lager verlassen oder die Los
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Alamos, oder wie heißt die Stadt einmal?
Micz Flor
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Los Alamos, ja das ist dieses Hochplateau in New Mexico.
Florian Clauß
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Das Hochplateau, wo die dieses Manhattan-Projekt installiert haben.
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In dem Moment, wenn die das verlassen haben, ist das auch das Kind aus der Hand.
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Es ist quasi in die Welt hinaus.
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Und gleichzeitig erzählt der Film den Prozess, feste aber mehr oder weniger,
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nicht offiziell in dieser Untersuchung, also in einem Untersuchungsausschuss
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der Oppenheimer mit seiner kommunistischen Vergangenheit in der McCarthy-Ära
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konfrontiert und so ein bisschen ihn diskreditieren will,
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dass er die Sowjets spioniert hat.
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Und das ist tatsächlich so gewesen, deswegen gibt es diese Biografie,
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auf deren Grundlage dieser Film gedreht wurde.
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Die trägt den Titel Prometheus.
Micz Flor
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American Prometheus, also der, der das Feuer der Götter quasi auf die Erde gebracht
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hat, aber der amerikanische, der das Feuer der Götter auf die Erde gebracht hat.
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Das Feuer der Götter ist eben die unfassbar große Energie, die bei Kernspaltung entsteht.
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Was wiederum auch Albert Einstein schon mathematisch mit beschrieben hat,
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E gleich mc², jeder kennt das,
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die Umwandlung von Materienenergie, der dann eben auch eine kleine Rolle spielt,
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natürlich auch in der Biografie von Oppenheimer mitgebracht.
Florian Clauß
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Und übertragen gesprochen, das Feuer der Erde, du hast es schon gesagt, Prometheus.
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Und als Strafe, Prometheus wurde von Zeus bestraft, dass er den Menschen das Feuer gebracht hat,
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indem er an einem Felsen gekettet, jede Nacht wurde ihm die Leber weggefressen von einem Geier.
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Und er musste die Schmerzen erleiden und am nächsten Tag ist die Leber nachgewachsen
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und das hat sich immer wiederholt.
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Also dieses Leber wegfressen, das ist quasi übertragen gesprochen dieser Prozess,
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der gegen Oppenheimer dann geführt wurde.
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Die Anklage, die dann mehr oder weniger inoffiziell in dieser McCarthy-Ära,
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und ich glaube, das Das ist immer so dieses Geschichtliche, das,
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was man sich, glaube ich, nur in der Zeit dann so erleben konnte,
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aber dieser Hass gegenüber Kommunisten, dieses Machtbollwerk,
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was sich dann gegen die Sowjets errichtet hat und auch diese Hexenjagd,
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die dann auch in Amerika überall stattgefunden hat, dass dann jeder spioniert
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wurde, dieser ganze Aufbau von dem Überwachungsstaat, also von den Geheimdiensten,
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um dann mögliche Spione und so weiter ausfindig zu machen.
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Das ist da sehr sinnfällig erzählt und auch dadurch,
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dass der Film immer in Zeitebenen springt, gibt es schon sehr früh diese Vermutung
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oder für den Zuschauer die Vermutung,
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dass Auf der einen Seite Oppenheiner in seiner Biografie auch sehr aufgeschlossenes Denken,
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er war selber nie in der kommunistischen Partei, hat aber da durchaus so eine
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intellektuelle Nähe und auch Liebschaften, die dann halt aus dieser kommunistischen
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Partei gekommen sind und.
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Aber auch die Überwachung dadurch, dadurch dass der Prozess auch gleich am Anfang
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auch so mit inszeniert wurde,
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bekommt man gleich die Information, okay, hier wird quasi der Vater der Atombombe
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als einen Verräter mit aufgestellt.
Micz Flor
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Aber das finde ich, am Anfang hat man so das Gefühl, das ist eigentlich ein
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sehr konventioneller Erzählbogen.
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So ein bisschen wie bei The Usual Suspects. Man denkt halt, man ist irgendwie schon,
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nachdem alles passiert ist, setzt man einen mit diesem,
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der Verhör ist falsch, also es geht dann im Endeffekt nicht darum,
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dass er verurteilt wird oder nicht, sondern es geht darum, ob er eine Sicherheitsfreigabe
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bekommt, dass er quasi an solchen Regierungsforschungsprojekten überhaupt mitarbeiten
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darf und die kriegt er nicht mehr.
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Das wird quasi in einer kleinen Kammer verhandelt, also es ist kein Verfahren
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und trotzdem wird er quasi weggesperrt von dem ganzen Cutting-Edge-Science-Leben.
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Aber es kommt dann nicht so, es ist nicht so, dass die Erzählung dann zurückspringt
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und dann wie bei The Usual Suspects erklärt, eins nach dem anderen und dann
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kommt quasi der Plot-Twist zum Schluss und dann ist fertig, sondern wir haben
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irgendwie drei Erzählstränge.
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Weil ich weiß auch nicht, das ist eine Frage, die ich an dich habe,
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dieser Schwarz-Weiß-Teil, der da so immer wieder mit reinkommt mit Iron Man, also Robert Downey Jr.
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Spielt im Prinzip den Level-Boss,
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der Oppenheimer die Möglichkeit verbaut, auch nach dem Zweiten Weltkrieg weiterhin
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eben bei diesen Rendierungsprojekten mitzuwirken und das ist ein Schwarz-Weiß.
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Allerdings springt es einmal auch in Farbe, als Oppenheimers Frau mit reinkommt.
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Aber ansonsten ist es halt so, wir beginnen mit der McCarthy-Zeit,
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diesem Verhör oder dieser Besprechung in diesem kleinen Zimmer,
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wo Oppenheimer indirekt angeklagt wird, ohne dass es ein Gericht ist.
Florian Clauß
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Am ehesten so ein Untersuchungsausschuss.
Micz Flor
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Genau, irgendwie sowas. Es ist geheim und später erfahren wir auch von dem Strauss,
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der halt dieser Levelboss ist, dass der das ganz bewusst so haben wollte,
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damit Oppenheimer, der ja charismatisch ist, der auch diese ganzen Forscher
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für sich dann gewinnen konnte und die sind dann alle mitten nach New Mexico gezogen.
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Also ein sehr charismatischer Mensch, der wollte ihm explizit keine Bühne geben.
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Er wollte nicht, dass er als Märtyrer irgendwie so dasteht. Aber auf jeden Fall
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fangen wir nach dem Zweiten Weltkrieg ein, nach der Atombombe.
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Das ist alles schon in der Welt. Wir springen aber sofort zurück in seine Studienjahre,
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wo er dann aus Amerika nach Bonn, Göttingen, Cambridge oder ich weiß gar nicht mehr. Doch, genau.
Florian Clauß
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Also Leiden noch, also Holland, wo er gelehrt hat.
Micz Flor
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Gelehrt hat. Und er springt dann quasi da durch die Lehre, der frühen Lehre
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der Quantenphysik, also die
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Generation nach Einstein und bringt das dann wieder zurück nach Amerika.
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Und da wird er dann eben in Berkeley auch diese ganz zentrale Person,
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die am Anfang wartet auf den ersten Student oder PhD oder wer auch immer,
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der halt so reinkommt, weil das halt kein Thema da war.
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Und zum Schluss aber dann durch seine sehr charismatische Ausstrahlung ganz viel um sich sammelt.
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Das heißt, wir fangen an mit McCarthy, springen zurück,
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arbeiten uns dann immer so hin
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und her, springt da durch und kommen dann irgendwann eben an den Punkt,
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wo Los Alamos, er sagt ganz am Anfang irgendwie,
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also seine Quantenphysik und New Mexico, Los Alamos, das sind so die beiden
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Sachen, die in wirklichem Leben etwas bedeuten und er weiß nicht,
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wie er die beiden zusammenbringen könnte.
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Und genau das schafft Also das finde ich auch so spannend, weil da in der Biografie
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so diese Atomspaltung schon mit angelegt ist. Wie kriegt man die theoretische
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Physik der Quantenmechanik in die Hochebenen von New Mexico?
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Und das kann natürlich nur jemand, der genau beides auch beherrscht.
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Und dann kommt eben diese andere Person noch rein, dieser Strauss,
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der ist auch, glaube in schwarz-weiß irgendwie,
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weil diese Geschichte ist der dritte Zeitstrang und damit man den wirklich gut
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unterscheiden kann, weil die anderen sind auch schon farblich so ein bisschen
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getrennt, also die frühe Jugend
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ist sehr satt, das hat fast schon so einen Ölfarben-Charakter, finde ich.
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Die Zeit in Los Alamos ist halt eben Wüste, das ist dann so ein bisschen alles
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staubig, da flirrt auch immer was durch die Luft, was auch so ein bisschen diese.
Florian Clauß
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Tom-Teilungs-Ästhetik so schön. Ja, genau. Also so ein Fluffy,
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fast wie so ein Schnee in der Hose.
Micz Flor
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Ja, man weiß nicht immer, ob das jetzt Schnee ist oder Staub.
Florian Clauß
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Und man kann sich sicher sein, dass es halt nicht CGI ist, weil,
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das wollte ich auch nochmal so Lohnen sagen, der hat ganz wenig mit CGI gearbeitet.
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Und bei ihm ist auch so die, also die Art Filme zu drehen, ist dann tatsächlich
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so Realeffekte zu suchen.
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Interstellar ja so ganz ausführlich gemacht, um dieses schwarze Loch darzustellen.
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Also das ist glaube ich auch noch mal so eine Errungenschaft von Nolan,
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so analog wie möglich zu arbeiten.
Micz Flor
0:43:33–0:43:38
Und die Bildästhetik, so die Farbqualität von den McCarthy ist so am ehesten
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natürlich, ein Anfangszeichen.
0:43:41–0:43:44
Natürlich, wenn man das jetzt nebeneinander stellen würde, würde man sofort
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sehen, dass Farb bearbeitet ist, Aber das fühlt sich irgendwie so gegenwärtig an.
0:43:49–0:43:52
Und dann gibt es ganz später noch so einen Sprung in die Zukunft,
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wo er dann ganz kurz noch mal Richtung Lebensende dann eben anerkannt wird von
0:43:59–0:44:02
der Regierung, von den ganzen anderen, die ihn teilweise auch in die Pfanne
0:44:02–0:44:03
gehauen haben und sowas.
0:44:03–0:44:06
Das ist dann auch, das ist dann farblich eher so in diesem Gegenwartstil.
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Aber das eine ist halt so schwarzweiß reingebuttert und ich checke es nicht
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so richtig. Aber das ist eine Frage, die sehr kopfig ist.
Florian Clauß
0:44:13–0:44:16
Nee, fand ich auch ähnlich nachvollziehbar. Also man hat am Anfang das Gefühl,
0:44:16–0:44:20
okay, jetzt gibt es diese Verhandlungen, es gibt die Chairmans,
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es gibt Congressmen, bla bla bla.
0:44:22–0:44:25
Und dann hat man das Gefühl, man ist dann halt in so einer Art von,
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ja, das Schwarz-Weiß, dann kriegt das so einen dokumentarischen Wert aus der Zeit.
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Und gleichzeitig wird es aber auch wieder aufgelöst, weil die gleichen Szenen
0:44:33–0:44:39
oder die gleichen Spielorte dann tatsächlich teilweise auch in Farbe gezeigt werden.
0:44:39–0:44:45
Ich glaube, es ist einfach nur so ein stilistisches Mittel, Um dann nochmal
0:44:45–0:44:46
so einen Bruch reinzubringen, ne?
Micz Flor
0:44:48–0:44:54
Ja, ich weiß nicht, also vielleicht ist es dazu da, dass Leute wie wir darüber rätseln.
Florian Clauß
0:44:54–0:45:01
Ja, ja, also vielleicht, ja, aber gleichzeitig ist es ja auch so ein stilistisches
0:45:01–0:45:06
Mittel, was dann wieder mit Licht arbeitet und dann ist man wieder auf dieser Metaebene von Film.
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Also gleichzeitig hat es auch die Ästhetik von Röntgenbildern oder sowas.
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Das heißt, es wird schon wieder so, es ist sehr kontrastreich dann auch diese
0:45:19–0:45:21
Schwarz-Weiß, wie es eingesetzt ist.
0:45:22–0:45:30
Keine Ahnung. Also es ist glaube ich die Freiheit, da noch mal so andere Akzente zu setzen.
0:45:33–0:45:37
Also man hat das Gefühl schon, in dem Moment, wenn Schwarz-Weiß wird,
0:45:37–0:45:42
dass es eine objektivere Erzählweise hat, weil man das Gefühl hat,
0:45:42–0:45:43
okay, jetzt ist es eine Dokumentaraufnahme.
Micz Flor
0:45:50–0:45:52
Ja, ich weiß es nicht. Also ich kann es nicht wirklich fassen,
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weil irgendwann am Anfang,
0:45:54–0:46:00
als das das erste Mal reinkam mit dem Schwarz-Weiß, dann war das wirklich eine
0:46:00–0:46:03
Parallelwelt, aber es hat sich ja dann, also es war im Prinzip so,
0:46:03–0:46:06
wenn man jetzt diese Zeitleisten nebeneinander legt, Wir haben eigentlich drei
0:46:06–0:46:09
Geschwindigkeiten in der Erzählung, die sind alle parallel.
0:46:09–0:46:12
Aber das erste geht eben aus den Studierendenjahren bis hinein zum Bombenbau.
0:46:13–0:46:17
Das zweite geht durch diese McCarthy-Protokolle durch. Und das dritte ist eben
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dieses Conference-Hearing oder sowas von diesem Strauss, der halt,
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was halt ein Schwarz-Weiß ist. Und die kommen alle irgendwie hinten dann so zusammen.
0:46:28–0:46:32
Aber die fangen in unterschiedlichen Zeiten an. und,
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Ich hab's nicht wirklich verstanden, aber jetzt müsste ich's mir noch mal aufzeichnen.
0:46:37–0:46:45
Ist jetzt vielleicht auch nicht der Raum beim laufend Reden direkt nach dem
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Film gucken, das irgendwie zu entblättern.
Florian Clauß
0:46:50–0:46:54
Ja, kein Problem. Also, du hast mit diesen einzelnen Handlungssträngen,
0:46:54–0:46:58
also wie du schon beschrieben hast, wir haben die Geschichten von dem frühen
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Oppenheimer, wie er dann diese quasi sich als Person dann auch findet.
0:47:03–0:47:10
Ich muss gestehen, ich habe das Hörbuch angefangen von der Biografie,
0:47:10–0:47:16
auf Grundlage dessen dann dieser Film gedreht wurde und bin auch gerade so in den frühen Jahren,
0:47:16–0:47:21
weil die auch sehr spannend sind bei Oppenheimer, er ist tatsächlich,
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also es kam in dem Film auch zum Ausdruck, dass er selber in einer schwierigen
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psychischen Situation war, als er dann nach Cambridge gekommen ist.
0:47:35–0:47:39
Und diesen Apfel hat er auch vergiftet. Es gibt dann so eine Szene,
0:47:39–0:47:45
wo er dann aus Frustration heraus dann so den Apfel seines Mentors mit einem Gift ...
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Dann ... ähm, behandelt. Und dann rausgeht. Das ist eine wahre Geschichte.
Micz Flor
0:47:55–0:47:58
Das hat er dann irgendwann später erzählt, weil er war ja im Film zumindest
0:47:58–0:47:59
ganz allein in dem Hörsaal.
Florian Clauß
0:47:59–0:48:03
Alle waren weg. Ich weiß nicht, wie dieses Buch recherchiert ist,
0:48:03–0:48:06
keine Ahnung, also ob das jetzt quasi auch so ein...
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Es gab, glaube ich, tatsächlich eine offizielle Anklage. Er ist dann tatsächlich
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zur Univerwaltung hingegangen, hat gesagt, ich habe diesen Apfel vergiftet und
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hat sich dann selber angeklagt.
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Das kam in den Filmen jetzt nicht so raus.
0:48:19–0:48:22
Aber es muss irgendwo belegt sein.
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Also das heißt, er ist, also es ist glaube ich so,
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und ich fand das jetzt beim Filmen, ist das nicht so rausgekommen,
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er ist eine unglaublich, also das fand ich, das kam schon,
0:48:32–0:48:39
also das war in einem Dialog mit Matt Dame, wo er sagt, ja, wir reden jetzt
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gar nicht mehr über Brillanz, weil in dem Niveau, in dem sie sich da bewegen,
0:48:43–0:48:44
da ist Brillanz schon Voraussetzung, ja?
Micz Flor
0:48:51–0:48:54
Da fragt Oppenheimer diesen General, was haben die anderen denn so über mich
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erzählt. Und das sind dann eher so Eitelkeiten, die er berichtet.
0:48:59–0:49:01
Und dann fragt Oppenheimer, keiner sagt, ich war brillant.
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Und dann kommt dieser Satz von, ja, Brillanz ist quasi Default Level,
0:49:06–0:49:09
das ist der Limbo-Stick, da muss man irgendwie unten durch, vorher kann man
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überhaupt nicht mittanzen. und es geht dann quasi wirklich so um Persönlichkeit.
Florian Clauß
0:49:14–0:49:18
Und auf welchem hohen Niveau auch tatsächlich Oppenheimer,
0:49:18–0:49:23
also es war ja wirklich so ein Genie, ein Wunderkind, auf welchem hohen Niveau der sich bewegt hat,
0:49:23–0:49:32
hat tatsächlich innerhalb von sechs Wochen dann Holländisch gelernt als Sprache
0:49:32–0:49:35
und konnte dann seine Vorlesungen auf Holländisch vortragen.
0:49:36–0:49:41
War unglaublich sprachbegabt, kam aus einem sehr freigeistigen Elternhaus,
0:49:41–0:49:48
Er hatte unglaublich viel Kulturelle und auch in der Literatur sehr viel gelesen.
0:49:49–0:49:55
Dostoevsky, Tolstoi waren dann so seine Ferienromane, wo er dann auch so seine
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Sinnkrisen mit bewältigt hat.
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Er war ein rundum gebildeter Mann, der dann auch erst später zur Physik gekommen
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ist. Vorher hat er Chemie studiert, hat auch Philosophie, Literatur und so weiter studiert.
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Er war, glaube ich, auch ein sehr schwieriger Charakter,
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hat dann aber in einem Griechenland-Urlaub hat er sich dann,
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glaube ich, selber gefunden und konnte auch mit den anderen so interagieren.
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Also der war ja Anfang 20, da ist man ja eh in so einer labilen Phase in der
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Adoleszenz, dieser Persönlichkeitsentwicklung.
0:50:43–0:50:46
Und das war dann jetzt so ein bisschen, der Film ist ja ein bisschen später
0:50:46–0:50:50
eingestiegen, ich glaube, das, was er dann schon so vermitteln konnte,
0:50:50–0:50:50
ist diese Begeisterung.
0:50:51–0:50:56
Diese Begeisterung, dann wirklich auch die Studenten und Studentinnen mitzunehmen
0:50:56–0:51:05
und auch da eine unglaubliche Vorbildfunktion einzu- Also er hat dann auch ganz
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viele so eben begeistern können.
0:51:07–0:51:12
Er hat viele Studenten angeregt, dann halt ihre eigenen Arbeiten zu machen.
0:51:12–0:51:17
Hat die dann halt auch mit publiziert und hat aber auch deren immer so,
0:51:17–0:51:21
das ist ja auch mal so ein Ding in der Wissenschaft, dass du dann irgendwo deinen
0:51:21–0:51:24
Namen auf dem Paper drucken kannst, hat denen aber auch immer die Credits gegeben.
0:51:24–0:51:30
Also er war ein unglaublicher Förderer, ein Begeisterer und ich glaube aufgrund
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dessen, aufgrund seiner Fähigkeit und andere so auch so mitzureißen,
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allein deswegen konnte er überhaupt so ein Manhattan-Projekt aufbauen.
0:51:37–0:51:40
Das wurde sehr knapp erzählt in dem Film, finde ich.
0:51:40–0:51:43
Aber vielleicht liegt es auch nur daran, weil ich die ganze Zeit das Hörbuch
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höre und da ist es sehr ausgebreitet.
Micz Flor
0:51:47–0:51:50
Ja, von dem bisschen, was ich mir halt vorher herangeholt habe,
0:51:50–0:51:53
finde ich dann immer wichtig, in diese Zeit jetzt so mit einzustricken,
0:51:53–0:52:02
dieses abstruse Paradox, das halt irgendwie auch so Amerikas Skizzomoment Mitte des 20.
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Jahrhunderts ist. Man war halt im Kampf gegen Hitler, wo die Amerikaner anfangs
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ja nicht wirklich mit drin waren,
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aber dann irgendwie, das wird im Film auch so ein bisschen inszeniert,
0:52:11–0:52:16
dann spätestens, als klar würde, dass die Deutschen den Atomkern splitten konnten,
0:52:16–0:52:19
auf einmal dann dachten, oh scheiße, da müssen wir echt, also das war ja das ganze,
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der ganze Kick-off für den, für diese zwei Milliarden, die es gekostet hat damals,
0:52:27–0:52:33
um die erste Atombombe zu entwickeln.
0:52:35–0:52:39
Und da waren die dann eben im Krieg mit drin und dann waren die natürlich auf
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dem Papier verbündet mit Russland.
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Und das war diese Split-Personal-Situation, weil die kommunistische Partei war
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auch schon in Zeiten der großen Depression in Amerika einfach sehr stark,
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weil es fühlte sich ja vielleicht auch erstmal auf dem Papier ganz gut an,
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wenn man sagt, hey, für alle ist irgendwie gesorgt, jeder hat irgendwie einen Job,
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wenn das irgendwie klappen könnte, das wäre doch gut, weil jetzt gerade nach
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diesem großen Crash läuft hier gar nichts mehr wirtschaftlich und die Leute
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können ihre Essendmiete nicht bezahlen und Das war wohl auch das Oppenheimer selbst,
0:53:11–0:53:18
dann Studierende hatte bei ihm die, die dann Bei allem hatte ich das mal gelesen,
0:53:18–0:53:19
dass der halt irgendwie krank ist.
0:53:21–0:53:23
Weil er es sich sonst nicht leisten konnte. Das hat ihn halt schon bewegt so
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und die kommunistische Partei war dem sehr nah. Er war nie offizielles Mitglied
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in der kommunistischen Partei.
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Aber als dann irgendwie die Forschung der Atombomben losging,
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war das für ihn auch so eine Sache, die wir jetzt im Film mehrfach,
0:53:39–0:53:43
wo er so zitiert wurde quasi, wo gesagt wurde, ja aber die Russen sind auf unserer Seite.
0:53:43–0:53:46
Sollten wir nicht mit denen vielleicht die Dinge irgendwie teilen.
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Das war irgendwie sein Wunsch auch, dass diese eine Bombe ist halt so so schlimm,
0:53:50–0:53:55
dass sie nicht nur den Krieg beenden wird, sondern alle Kriege beenden wird.
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Das war so seine Hoffnung in gewisser Weise, dass es dann zum Wettrüsten kommt,
0:53:59–0:54:01
das wollte er irgendwie alles verhindern und springt so rein.
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Und da ist halt in diesem Moment gegen Hitler, sind halt die Russen und Amerikaner auf der gleichen Seite,
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dann kapituliert Deutschland und dann geht es halt gegen Japan und dann beginnt
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eigentlich schon dieser kalte Krieg.
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Und dann beginnt es dann irgendwie, da gibt es ja auch eine Rückblende, bzw.
0:54:21–0:54:26
Ein Sprung nach vorne, dass die Russen auch den ersten Atombombentest gemacht haben.
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Aber dann war der Kalte Krieg, da waren dann eben die Kommunisten, die 20 Jahre vorher,
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vor dem Zweiten Weltkrieg, oder 15 Jahre vorher, oder wie Emily Blunt als Frau von Obmann sagt,
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okay, ich bin vor 18 Jahren aus der kommunistischen Partei ausgetreten,
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weil ich einfach kapiert habe, dass das nicht das gleiche ist,
0:54:43–0:54:49
was ich mir gewünscht habe für alle und was dort in Russland irgendwie umgesetzt wurde.
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Da liegt nicht viel Zeit dazwischen und deshalb wurden alle,
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die halt früher sowas wie Gewerkschaftskommunisten und sowas betrieben haben
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unter Merkasi, sehr schnell wurden die angeschwärzt.
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Ist ja auch so ein riesen Hollywood-Thema, also konnten nicht mehr schreiben,
0:55:07–0:55:09
drehen, filmen, schauspielern und so weiter.
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Und diese Skizzosache der amerikanischen Identität im Kampf gegen Hitler im
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zweiten Weltkrieg und dann davor und danach, die hat irgendwie Oppenheimer auch
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stellvertretend so komplett durchlebt.
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Also da hat er einerseits sich irgendwie immer rausgehalten,
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er war irgendwie dieser Mensch, das sagte dann noch irgendjemand sagt,
0:55:33–0:55:38
du bist jemand, der sich um die Dinge hinter der Welt kümmert oder sowas.
0:55:38–0:55:45
Und das fordert seinen Preis, als er sein Kind, weil die Ehe sehr leidet,
0:55:45–0:55:47
und im ersten Kind, dann bringt er das zu einem Freund, sagt,
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könnt ihr den mal nehmen, wir schaffen das nicht mehr.
0:55:50–0:55:54
Und dann sagt halt der Freund für ihn, sagt, ja, also du beschäftigst dich mit
0:55:54–0:55:56
Dingen jenseits unserer Welt.
0:55:56–0:56:02
Und das fordert seinen Preis, natürlich helfen wir. Er hat das dann eben genau
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Mitte des 20. Jahrhunderts an seiner eigenen Bürgerfabrik veröffentlicht.
Florian Clauß
0:56:07–0:56:13
Also, nochmal, ich habe es ja gerade so ein bisschen umrissen,
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aber er war auch nicht nur kulturell unglaublich bewandert und sprachlich,
0:56:17–0:56:26
sondern auch in der Physik war er eine ganz große Ikone, er konnte gut lernen und so weiter.
0:56:27–0:56:31
Es gab vorher in Amerika nicht ein Institut für Quantenphysik,
0:56:31–0:56:33
Quantenmechanik, das hat er mit aufgebaut.
0:56:34–0:56:39
Es war tatsächlich so, dass er sich diese Informationen überall dann in Europa geholt hat,
0:56:39–0:56:45
mit Niels Bohr, mit Heisenberg und mit den ganzen Vertretern der Quantenmechanik
0:56:45–0:56:54
da auch korrespondiert hat und dann mit diesem Wissen dann in Berkeley dann
0:56:54–0:56:55
das Institut aufgebaut hat.
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Und da gab es eine Szene, wo wurde dann auch mal gefragt, warum hast du keinen Nobelpreis bekommen?
0:57:06–0:57:12
Und das ist tatsächlich auch so eine Frage an Oppenheimer. Der hat sehr viel initiiert,
0:57:12–0:57:16
sehr viel aufgerissen, aber auch gerade,
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also es war auch dann am Anfang über Neutronensternen und rote Riesen,
0:57:22–0:57:27
Also den Sternensterben hat er viel geforscht und mitgearbeitet,
0:57:27–0:57:33
aber teilweise Pauli und so weiter, die haben dann Nobelpreise bekommen.
0:57:33–0:57:36
Er nicht, weil er dann halt nicht so tief eingestiegen ist.
Micz Flor
0:57:36–0:57:44
Aber war das nicht so, dass er das erste Paper zum schwarzen Loch theoretisch vorgelegt hat?
0:57:44–0:57:48
Es wurde auch publiziert und das war im Film zumindest so dargestellt.
0:57:48–0:57:53
Und dann kamen die halt durch die Tür und Hitler invades Poland.
0:57:53–0:57:57
Also dann war halt der Beginn des Zweiten Weltkriegs, waren die Big News und
0:57:57–0:58:00
das Ding ist so ein bisschen unter den Tisch gefallen.
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Und keine Ahnung, ob er dann irgendwie später für das Schwarze Loch hätte was
0:58:04–0:58:10
kriegen können, wäre er nicht so von der Regierung in der McCarthy-Era halt
0:58:10–0:58:12
abgesägt worden. Das wird so ein bisschen vorgestellt.
Florian Clauß
0:58:12–0:58:15
Ja, aber vielleicht ist es auch so ein bisschen dieser Aspekt seiner Persönlichkeit,
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dass der so andere dann immer initiieren konnte,
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was zu machen und auch nur deswegen er diese leitende Funktion in dem Manhattan-Projekt
0:58:25–0:58:29
dann ausfüllen konnte, also weil er sich selber so ein bisschen zurückgenommen hat.
Micz Flor
0:58:32–0:58:36
Das läuft jetzt unter der Fußnote, wir werden es nie wissen.
Florian Clauß
0:58:36–0:58:38
Wir werden es nicht wissen, aber
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es passt zu diesem charakterlichen Aufbau jetzt der Person in dem Film.
Micz Flor
0:58:44–0:58:47
Also was für dich oder dein Argument spricht, war diese eine Szene,
0:58:47–0:58:52
wo ich dachte, da merkt man so ein bisschen die die Entkopplung zwischen Wissenschaft
0:58:52–0:58:54
und Militär, wo Matt Damon...
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Cillian Murphy gegenüber sitzt und sagt, wenn das hier schief geht,
0:59:00–0:59:02
dann sind wir beide unsere Jobs los.
0:59:02–0:59:05
Und in dem Moment hat sich für mich innerlich wirklich schon ein bisschen das
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aufgemacht. Aber ich dachte, ja stimmt, für den General ist wahrscheinlich ist
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der durch, weil in diesem sehr hierarchischen und strukturierten geht es dann
0:59:12–0:59:13
einfach für ihn nicht weiter.
0:59:14–0:59:19
Aber für den Wissenschaftler ist es ja nochmal eine völlig andere Welt.
0:59:19–0:59:23
Also es ist ja wirklich jenseits von so einer rein politischen Denke und hierarchischen Denke.
0:59:24–0:59:28
Und da spricht es ein bisschen für dich, dass halt die Art und Weise,
0:59:28–0:59:31
wie Oppenheimer in diesem Thema drin war,
0:59:31–0:59:36
in dieser Community drin war, wie er die Leute motivieren konnte,
0:59:36–0:59:44
auch da mitzumachen, in the middle of nowhere zu ziehen und für Jahre da eine Stadt zu bauen.
0:59:44–0:59:47
Das hat er alles irgendwie hingekriegt und das spricht schon dafür für jemand,
0:59:47–0:59:51
der sogar fast weltfremdcharismatisch die Leute mitreißen kann.
Florian Clauß
0:59:52–0:59:57
Ja, du hast es so ein bisschen in diesem, als er mit den Studenten arbeitet
0:59:57–1:00:02
und die Vorlesungen gibt, wie er sich so seinen Stapel aufbaut.
1:00:02–1:00:05
Okay, also ich glaube, wir haben hier so ganz grob die Handlung umrissen.
1:00:05–1:00:11
Es gibt dann, wie er rekrutiert wird durch das Projekt, wie er dieses Manhattan-Projekt
1:00:11–1:00:16
aufbaut, wie es dann zum Erfolg geführt wird durch diese Explosion der Testbombe.
1:00:16–1:00:22
Man sieht den Abwurf von den Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki nicht.
1:00:23–1:00:29
Die passieren völlig im Off. Und dann das letzte Drittel des Filmes ist im Prinzip
1:00:29–1:00:34
dieser Schauprozess, der geführt wird, mit dem Twist eben am Ende.
1:00:35–1:00:41
Und dass er dann zwar hergestellt ist in seiner moralischen Instanz in Amerika,
1:00:41–1:00:51
aber hat dann nicht mehr diese Sicherheitsstufe, wo er dann halt auch Einfluss
1:00:51–1:00:52
nehmen kann auf die Politik.
1:00:52–1:00:56
Und der Film ist eben dieser Grat zwischen ...
1:01:01–1:01:04
Wissenschaft zwischen Erkenntnis, zwischen moralischer Verantwortung und Politik.
1:01:05–1:01:13
Und das lotet der Film, glaube ich, also für mich auf eine sehr interessante Art und Weise aus.
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Gleichzeitig empfinde ich den als sehr dialoglastig. Der Film ist unglaublich viel Dialog getragen.
1:01:24–1:01:28
Und, das muss ich gestehen, das habe ich auch in so einer Filmkritik vorher
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gehört, habe ich mir angeguckt, nämlich man sieht nur Gesichter.
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Also eigentlich hat es so diese Porträtaufnahmen.
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Es ist die ganze Zeit nur ein Dialog mit Gesichtern.
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Es fängt die Gesichter ein, es ist wenig Landschaftsaufnahmen,
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es ist wenig der Tal. Man hat immer so eine Dialogsituation mit Gesichtern.
Micz Flor
1:01:57–1:01:59
Das stimmt, interessanterweise hatte ich nämlich den einen Moment,
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wo ich mal gedacht habe, das tut mir gut.
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Das ist, als man so ein bisschen Distanz schaut, wie es vom Helikopter so ganz
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kurz nur diesen Turm gesehen hat, morgens um 5 Uhr, bevor die Bombe getestet wurde.
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Das war so der einzige Moment, wo man mal so ein bisschen Horizont hatte,
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ein bisschen weiter. Also wenn die ausreiten, hat man es ab und zu.
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Es gibt schon, und das finde ich halt auch interessant, es ist jetzt aber schwierig,
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das irgendwie so anzufädeln, ich sage es jetzt ganz kurz.
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Es gibt ja ziemlich zum Schluss auch diesen Moment, wo Einstein durch den Wald läuft mit Gödel.
1:02:33–1:02:36
Und Gödel und Einstein, die sind einfach in dem Moment so eine andere Generation.
1:02:37–1:02:40
Die laufen nicht in den Wald, um sich zu beruhigen. Die haben irgendwie die
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Untiefen der Materie durchlebt und sind irgendwie sehr labil und feinsinnige
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menschen irgendwo habe ich auch mal gelesen einstellen.
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Ganz zarte Füße hat und deshalb später im Alter ist er dick im Bauch, hat auch Fußschmerzen.
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Also diese zarten Seelen, die dann durch die Bäume laufen und Einstein sagt,
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ja Gödel liebt es durch den Wald zu gehen. Und Gödel sagt, ja,
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die Bäume, sie beruhigen mich, inspirieren mich.
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Also das ist dann irgendwie schon abgehängt und Oppenheimer ist als nächste
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Generation, der wird dann da irgendwie so abgehängt.
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Aber dann ist die Flucht in Natur, ist halt dann naheliegend,
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wenn man nicht mehr mit den Menschen in diesem politischen Ringkampf steht.
Florian Clauß
1:03:25–1:03:30
Ja, klar. Ich meine, du hast als Wissenschaftler dann natürlich auch so einen gewissen Zenit.
1:03:31–1:03:34
Du hast so eine Leistungsfähigkeit, gerade als Mathematiker.
1:03:34–1:03:38
Du bist dann halt noch vor 30, glaube ich, in den besten Jahren,
1:03:38–1:03:38
wie so ein Spitzensportler.
1:03:39–1:03:44
Die größten Entdeckungen von Mathematikerinnen und Mathematikern kommen dann halt in den 30ern.
1:03:44–1:03:47
Und dann später kannst du halt diese Leistung ja nicht mehr bringen.
1:03:47–1:03:50
Und dann bist du eigentlich nur noch Verwaltung deines Erbes.
1:03:50–1:03:53
Und das ist halt ja auch das, was einstand. Und dann Oppenheimer,
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die verwalten ja dann nur noch ihr Ding, was sie auf die Menschheit rausgelassen
1:03:58–1:04:01
haben. Und da ist ja auch so ein ganz ethischer Grundkonflikt in diesem Film beschrieben.
1:04:02–1:04:09
Also was sind das für Personen, die eben so was in der Denkkapazität vollbringen
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können? Also Wunderkinder, die dann diese Aufgabe leisten und wen übergeben die ihr Erbe?
1:04:16–1:04:20
Und was also man bei Dürnmatt, sind das die Physiker, die Menschheit,
1:04:20–1:04:22
die Menschheit, denen wird das quasi angeboten.
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Gleichzeitig ist dieser Film eigentlich eher ein Dialog zwischen der Entität
1:04:31–1:04:35
von Oppenheimer als Bürger zum Staat.
1:04:35–1:04:39
Also es ist nicht die Menschheit, sondern es gibt ein Verwaltungsapparat,
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der der Staat ist quasi, der dann damit umgehen muss, was dann die Physikerinnen
1:04:45–1:04:50
und Physiker entwickeln. Und das finde ich halt irgendwie so krass bei Bei dem Film, ne?
1:04:51–1:04:53
Also, für wen macht man das?
1:04:54–1:05:02
Ja, also die schaffen quasi das Licht, also das Feuer geben ist und es gibt
1:05:02–1:05:05
keine Menschheit, das ist ein Prometheus-Mythos, ne?
1:05:05–1:05:11
Das heißt, du kannst die Menschheit, aber du gibst es quasi in einer Institution,
1:05:11–1:05:15
wo halt so Mittelmäßigkeit angesagt ist, ne? Die Politiker sind halt Mittelmäßig
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und die müssen halt irgendwie damit umgehen, machen Politik damit, ja?
1:05:19–1:05:23
Und gleichzeitig hast du es aber von denen, die halt ganz oben stehen,
1:05:23–1:05:29
im Intellekt, weil die halt einfach so, weil sie einfach die mentale Kapazität
1:05:29–1:05:35
haben und übergeben das so und dann kommt es halt in diese Politik, in dieses Umfeld rein.
1:05:35–1:05:39
Ja, und dann wird es halt gegen die selber verwendet und die sind auf einmal auf der Anklagebank.
Micz Flor
1:05:40–1:05:44
Aber ich glaube, ich glaube, dass das dieses,
1:05:44–1:05:50
dass du das Wort mittelmäßig benutzt, das natürlich der Twist jetzt eben oder die Linse des Films,
1:05:50–1:05:54
weil natürlich glaube ich schon dann Oppenheimer irgendwie auch einmal checkt,
1:05:54–1:06:02
aber die Hydrogenbombe und die Wettrüsten und sowas, ey, wie konnte ich das nicht sehen?
1:06:02–1:06:05
Der hat ja diese große Hoffnung und hält sich da irgendwie daran fest,
1:06:05–1:06:09
dass irgendwie diese Bomben, es sind zwei davon gefallen, er war in dem Meeting
1:06:09–1:06:13
mit dabei, wo entschieden wurde, auf welche Städte die fällt und so.
1:06:13–1:06:17
Also er war da irgendwie involviert und war gleichzeitig der festen Überzeugung,
1:06:17–1:06:20
so wird es im Film dargestellt, wir werden das auch nie wissen,
1:06:20–1:06:25
ob er da sich vielleicht auch was in die Tasche gelogen hat und einfach seine
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Erfindung aussehen wollte,
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werden wir nicht wissen, aber in diesem Film war es eben so inszeniert,
1:06:29–1:06:34
dass er das mitgetragen hat in dem Wissen,
1:06:34–1:06:40
dass es das kleinere Übel ist, wenn es gelingt, diese zwei Bomben wirklich dann
1:06:40–1:06:48
auch zu nutzen, um zu sagen, nie mehr Jeder Weltkrieg jetzt ist das Ende der Menschheit.
Florian Clauß
1:06:50–1:06:56
Also wie weit kann man dann halt legitimieren, noch eine größere Waffe,
1:06:56–1:07:02
noch... Und dann, ich meine, diese Dynamik von eben diesem Wettrüsten ist ja...
1:07:07–1:07:11
Ein Abschreckungsszenario zu schaffen, um dann den Gegner zu signalisieren,
1:07:11–1:07:12
wenn du anfängst, sind wir alle weg.
1:07:13–1:07:16
Und ich mein, das ist jetzt so dieser Punkt ...
1:07:17–1:07:19
Also, das ist, glaub ich, so dieser Geburt der Zivilisation.
1:07:20–1:07:28
Weil Zivilisation ist dann die Fähigkeit, sich komplett selber zu vernichten.
1:07:29–1:07:32
Das ist ja so dieser Punkt der Atombombe. In dem Moment,
1:07:32–1:07:38
wenn die Atombombe in der Welt draußen ist, gibt es keine lokalen Konflikte mehr,
1:07:38–1:07:45
sondern es gibt eine Globalität von Konflikten, weil Regionen dann außerhalb
1:07:45–1:07:50
der Konfliktrandgebiete dann betroffen werden.
1:07:51–1:07:58
Und das ist ja dieser große Schritt, der da passiert mit der Erschaffung der Atombombe.
Micz Flor
1:08:00–1:08:03
Genau, das ist ja auch nochmal dieser qualitative Unterschied,
1:08:03–1:08:04
wenn man einfach nur sagt,
1:08:04–1:08:07
es ist eine Bombe, also es ist eine Waffe in der Kriegsführung,
1:08:07–1:08:13
dann gab es schon mal einen ähnlichen Wunsch auf transnationaler Ebene,
1:08:13–1:08:17
die Eindämmung einer fast unethisch brutalen Waffe einzudämmen.
1:08:18–1:08:20
Vor vielen hundert Jahren sollte die Armbrust verboten werden,
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weil die Armbrust konnte halt durch Rüstung durchschießen und das war wirklich
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der Versuch wohl zwischen verschiedenen Ländern oder Regionen ein Abkommen zu
1:08:31–1:08:34
schließen, dass man Armbrüste im Krieg nicht einsetzt.
1:08:34–1:08:38
Aber in dem Moment, wenn die Atombombe nur als Waffe gesehen wird,
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dann ist es halt eben skalierbar. Wie lange kann das Schwert sein?
1:08:41–1:08:44
Aber die qualitative Änderung ist halt so,
1:08:44–1:08:50
dass die Atomwaffe und das ist jetzt nicht direkter Plot-Spoiler,
1:08:50–1:08:57
aber es gab vor dem ersten Test die Überlegung, ob es sein könnte,
1:08:57–1:09:03
dass die Atombombe die Atmosphäre entzündet, die ja irgendwie aus Sauerstoff auch groß besteht.
1:09:05–1:09:09
Und man konnte das dann mathematisch fast komplett ausspießen, aber...
Florian Clauß
1:09:11–1:09:15
Also diese Kettenreaktion durch Kernspaltung, die sich außerhalb dieses kontrollierten
1:09:15–1:09:19
Bereich ist, der Zündung der Atombombe überträgt auf die Atmosphäre und das
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dann komplett die ganze Atmosphäre durchgibt.
Micz Flor
1:09:21–1:09:24
Genau, dass die Erde einfach untergeht bei dem ersten Test, erfolgreichen Test
1:09:24–1:09:28
und das hat man dann mathematisch fast komplett ausschließen können,
1:09:28–1:09:31
hat es dann einfach mal probiert. Dann Theorie am Ende, müssen wir das probieren,
1:09:31–1:09:34
hat sich das auch getraut, ist dann nichts passiert, bis heute nicht.
1:09:36–1:09:41
Aber zum Schluss eben dieser Twist, dass Oppenheimer denkt, okay,
1:09:41–1:09:48
diesen ersten möglichen theoretischen Weltuntergang für die erste Zündung von
1:09:48–1:09:50
der ersten Atombombe beim ersten Test.
1:09:52–1:09:57
Die hat zwar die Welt nicht zum Ende gebracht, aber trotzdem ist mit der Atombombe
1:09:57–1:10:00
die Welt jetzt, das ist nur noch
1:10:00–1:10:03
eine Frage der Zeit, also der Tod der Zivilisation ist jetzt einfach da.
Florian Clauß
1:10:04–1:10:08
Der Tod der Zivilisation und quasi der Endpunkt der Geschichte,
1:10:08–1:10:15
das ist ja auch so, das ist ja das, was dann halt später in der Nazi-Ära,
1:10:15–1:10:20
das war ja das Ende der Geschichte, war ja quasi der Ausgang,
1:10:20–1:10:26
das ist der Fall der Nazizeit und die Erschaffung der Atombombe.
1:10:26–1:10:29
Das ist ja irgendwie so ein Endpunkt in der Zivilisationsgeschichte gefallen.
Micz Flor
1:10:35–1:10:40
Wie gehen wir jetzt so weiter vor? Weil ich glaube, wir haben jetzt zwei Türen,
1:10:40–1:10:42
durch die wir gehen können. Das eine ist quasi in den Film hinein,
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so in formale Themen, in erzählerische Themen.
1:10:45–1:10:48
Was war im Film? Was hat uns da irgendwie bewegt?
1:10:48–1:10:52
Das andere ist, die andere Tür ist quasi, was ist die Parabel,
1:10:52–1:10:56
warum jetzt, warum kommt dieser Film jetzt, was hat der jetzt mit uns hier zu tun?
1:10:58–1:11:00
Was ist so die Tür, wo du durchgehen würdest?
Florian Clauß
1:11:00–1:11:04
Also jetzt ganz kurz, ich glaube, wenn ich wählen könnte, das eine haben wir
1:11:04–1:11:07
schon ein bisschen angerissen. Vielleicht kann man da...
Micz Flor
1:11:07–1:11:12
Du kannst wählen, ich bin für beides offen, also beide Türen sind zu, ich bin für beide offen.
Florian Clauß
1:11:12–1:11:15
Ich glaube, die einen haben wir schon so aufgestoßen, wir haben schon über die
1:11:15–1:11:16
Dramaturgie gesprochen,
1:11:16–1:11:20
wir haben über die Erzählweise gesprochen, wir könnten jetzt noch mal ein bisschen
1:11:20–1:11:24
näher in die Figurengestaltung und die Schauspieler reingehen,
1:11:24–1:11:27
aber ich glaube, das ist nicht interessant bei dem Film, weil die Schauspieler
1:11:27–1:11:35
sind einfach nur, wie soll man sagen, die sind dann Ausstattung,
1:11:35–1:11:39
Accessoire, um den Film dann zu gestalten.
1:11:39–1:11:43
Das ist halt wirklich so Figuren-Träger, Geschichten-Träger so.
Micz Flor
1:11:43–1:11:45
Aber das würde ich insofern hinterfragen, weil...
1:11:49–1:11:53
Cecilien Murphy, der kommt ja in sehr, sehr vielen Nolan-Filmen vor.
1:11:53–1:11:57
Und der hat auch noch ein paar andere Filme gemacht, ne? So Red Eye war so ein Horrorfilm.
1:11:59–1:12:03
Sunshine war, glaube ich, auch so ein Film. Der hat gleich bei 28 Days Later auch mitgemacht.
Florian Clauß
1:12:04–1:12:05
Hat der? Ich glaube, ja.
Micz Flor
1:12:06–1:12:12
Und auf jeden Fall ist das die erste Rolle, wo ich jetzt einfach sagen kann, toller Schauspieler.
1:12:14–1:12:18
Ich hatte den nie so wirklich greifen können. Aber ich finde,
1:12:18–1:12:20
da hat er sich jetzt wirklich gefunden.
1:12:20–1:12:25
Teilweise gibt es ja auch diese Gegenüberstellung von diesem Coverpick von dem
1:12:25–1:12:32
Pulitzer Prize-winning Oppenheimer Buch und Murphy,
1:12:32–1:12:36
der halt so ähnlich auch irgendwie diesen leeren, glasigen Blick hat,
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der in irgendwas anderes zu schauen scheint, also der nicht wirklich fokussiert.
1:12:42–1:12:46
Es gibt ja diesen Pragmatiker dann auch, als er anfängt, ich habe den Namen vergessen,
1:12:46–1:12:50
Das ist so ein Schauspieler, der sich so zupackt, der hat auch irgendwie so
1:12:50–1:12:54
All-American-Boy mit Brille, so ein smarter Typ, den man auch mag,
1:12:54–1:12:57
der dann auch irgendwie nicht gegen Oppenheimer aussagt, dass es der irgendwie
1:12:57–1:13:01
auch raushält, obwohl er auch gegen die Kommunisten, gegen die Gewerkschaften ist.
1:13:01–1:13:04
Aber der ist total fair und sich selbst treu durchzieht.
1:13:06–1:13:11
Und Oppenheimer ist halt irgendwie der, wo der Blick nicht in der Praxis ist,
1:13:11–1:13:14
sondern der Blick ist irgendwie hinter die Dinge. Und das, finde ich,
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hat der Schauspieler wirklich gut hinbekommen.
1:13:17–1:13:19
So, es war wirklich ein gutes Match.
1:13:22–1:13:25
Nolan hat immer auf ihn gesetzt. Ich habe das nie so richtig verstanden.
1:13:25–1:13:29
Er hat jetzt ja auch dann, glaube ich, eine Netflix-Serie, dieses Peaky Blinders
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über die Birmingham Gangs. Irgendwie da spielt er auch eine Hauptrolle.
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Habe ich aber noch keine einzige Folge gesehen.
1:13:36–1:13:41
Aber jetzt hat er mir da als Schauspieler wirklich sehr, sehr gut gefallen, muss ich sagen.
Florian Clauß
1:13:41–1:13:45
Ja, fand ich auch stark. auf jeden Fall, das kann ich so bestätigen.
1:13:48–1:13:52
Okay, wir haben jetzt so zwei Gates vor uns, das eine haben wir so ein bisschen
1:13:52–1:13:55
aufgestoßen, da wolltest du so ein bisschen noch nachfragen.
Micz Flor
1:13:58–1:14:01
Ja, also wenn wir bei dem erstmal drinbleiben, im Film,
1:14:01–1:14:04
dann wäre dieses Soundthema, also Musik hast du schon angesprochen,
1:14:04–1:14:08
generell, the use of sound fand ich halt schon ganz interessant,
1:14:08–1:14:13
weil diese ganz, also wir waren wirklich im großen Kino,
1:14:13–1:14:18
haben das auf Projektion geguckt, 70 mm IMAX Kamera,
1:14:18–1:14:24
wo das gedreht wurde, hatten dementsprechend auch eine sehr gute Sound Anlage
1:14:24–1:14:27
und da war diese ganz tiefen Bässe,
1:14:27–1:14:32
die fand ich halt irgendwie echt, die fand ich ganz toll,
1:14:32–1:14:38
weil ich fand die tiefen Bässe ganz am Anfang auch schon mit seinen fast schon Halluzinationen,
1:14:38–1:14:42
die er so hatte, wo so Teilchen flirren, Energiebögen irgendwie so bildhaft
1:14:42–1:14:46
irgendwie so beim vor seinem inneren Auge oder auch in der Welt,
1:14:46–1:14:51
wo er hingeguckt hat, so sichtbar war. Und dann kamen eben auch so ganz tiefe Bässe.
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Und das fand ich ganz spannend, weil es hatte sowas Bedrohliches.
1:14:55–1:15:00
Und es ging irgendwie da ja auch schon um diese Teilchenphysik,
1:15:00–1:15:01
diese Quantenphysik, diese Quantenmechanik.
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Und diese Basslastigkeit fand ich war sehr schön.
1:15:12–1:15:15
War ein sehr schönes bild nicht aber sehr schöner ton
1:15:15–1:15:19
der effekt für diese diese noch
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nicht gehobene kraft in der materie und
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das fand ich ganz toll und das wurde immer wieder auch eingeführt dann später
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als dann die bombe gefallen war die japaner haben kapituliert und dann wurde
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er dann noch auf los alamos wurde er dann hat so vor allen hatte dann so eine
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kurze Rede gehalten und die trampelten mit den Füßen und waren auch wieder ganz
1:15:39–1:15:39
viel besser reingemischt.
1:15:40–1:15:44
Es gab so ganz viele Sachen, wo es halt dann irgendwie nicht um Emotionen ging,
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auch nicht irgendwie um große militärische Dinge, die sich irgendwie anwahren,
1:15:51–1:15:57
sondern wirklich diese Macht, Diese Macht der Teilchen.
Florian Clauß
1:16:01–1:16:07
Ja, ich finde auch, also normalerweise bin ich sehr sensibel gegenüber Lautstärke im Kino,
1:16:07–1:16:10
aber zu dem Film hat es dazu gehört,
1:16:10–1:16:15
dass es extremst laut war an
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einigen Stellen und man so auch eigentlich physisch den Bass gespürt hat,
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gerade mit der nachkommenden Explosion der Bombe, des Bomben-Tests von Trinity.
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Das fand ich auch großartig inszeniert auf der Sound-Ebene,
1:16:32–1:16:37
wo dann erst mal rein optisch dann erst mal nur dieser Lichtblitz zu sehen war
1:16:37–1:16:42
und alle waren und dann hat er auch wieder da diese unglaubliche Nähe zu den
1:16:42–1:16:49
einzelnen Körpern durchs Atmen und durchs Erleben des Lichtblitzes und das war
1:16:49–1:16:52
auch der Moment war sehr lange inszeniert.
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Man hat das aus verschiedenen Perspektiven, aus verschiedenen Einstellungen
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von den Beteiligten gesehen.
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Und dann kam halt dieser unglaubliche Donner, dieser Schlag, der Bombe.
1:17:09–1:17:13
Und das hatte ich halt fast vom Kinostuhl weggerissen. Also das fand ich auch
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super eingesetzt und inszeniert von dem Film.
Micz Flor
1:17:21–1:17:24
Hast du eine Ahnung, wenn ich sage, das hat mich an eine ganz andere Art von
1:17:24–1:17:28
Filmen erinnert? An welchen Film ich da...
1:17:30–1:17:33
Denke mit sylvester
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stallone es gibt
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diesen film copland wo sylvester stallone so ein cop spielt drumherum
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ist halt die new jersey mafia und die bullen sind alle irgendwie involviert
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und er will aber dann irgendwie jemanden wirklich schnappen und dann kommt es
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zu so einem unfall und ich glaube es ist ein unfall aber auf jeden fall hat
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er sein gehör verloren es piepst nur noch Und dann passiert so eine ganze Zeit,
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passiert dann halt irgendwie richtig viel Action, aber komplett ohne Ton.
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Und das ist fast doppelt eindringlich, weil man einfach seine Begrenztheit dann
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irgendwie in dieser Abwesenheit von dem Ton noch mal erlebt.
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Und daran musste ich irgendwie denken, dass das ein ganz anderer Film ist.
Florian Clauß
1:18:15–1:18:20
Ja, stimmt. Jetzt wo du das sagst, mir fällt auch noch ein anderer Film ein,
1:18:20–1:18:22
wo so mit Sound gearbeitet wird.
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Der Wilby Blatt von Chris Anderson, wo der, kennst du den Film?
Micz Flor
1:18:36–1:18:37
Ja.
Florian Clauß
1:18:37–1:18:43
Wo dann auch diese Explosion ist und die auf Öl stoßen und dann auch erstmal
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so ein Fiepen und der Sohn des Hauptdarstellers sowieso dann taubstumm ist und nicht hören kann.
1:18:49–1:18:53
Ja, stimmt. Und dann gibt es auch so einen Sound, wo dann erst mal der aussetzt
1:18:53–1:18:58
und diese Explosion kommt. Und das wird ja körperlich erlebbar im Kino.
1:19:00–1:19:05
Du hast ja diese Hitzewelle, die spürt man ja dann irgendwie von der Explosion.
1:19:07–1:19:08
Das ist sehr eindringlich inszeniert.
Micz Flor
1:19:11–1:19:14
Und dieses Licht, also das ist auch schon toll gemacht. Es gibt immer wieder
1:19:14–1:19:19
Momente, wo das dann auch nochmal aufgegriffen wird, wo einfach eben das Licht
1:19:19–1:19:23
hochgedreht wird. Aber in dem Moment wird das Licht wirklich inszeniert. Also es ist ganz grelle.
1:19:25–1:19:30
Es ist ganz früh am Morgen. Es ist alles noch dunkel. Aber diese ersten Lichtblitze,
1:19:30–1:19:37
die sind Kilometer weit entfernt von der Bombe. Das heißt, bis dann der Schall ankommt mit 330 Metern.
Florian Clauß
1:19:38–1:19:41
Neun Kilometer, also das heißt, das sind 18 Sekunden.
1:19:42–1:19:48
Ne Quatsch, das sind 27 Sekunden. Und es war tatsächlich vielleicht so, ich 27 Sekunden.
1:19:51–1:19:55
Also so von der Zeit her. Und ich habe auch die ganze Zeit darauf gewartet,
1:19:55–1:19:59
weil es war so klar, dass es jetzt so erstmal dieser Moment ist.
1:20:00–1:20:04
Und dann war klar, es kommt gleich was, wo du ja irgendwie einen Anorak anziehen musst.
1:20:06–1:20:10
Also akustisch, um dann halt diesen Rausch zu hören.
1:20:13–1:20:18
Also dieser Umgang mit Sound und auch dann, wie würdest du das interpretieren?
1:20:19–1:20:21
Und dann fängt es ja an, du hast gerade die Szene beschrieben,
1:20:21–1:20:28
wo dann alle trampeln und das Projekt war erfolgreich und die wollen dann Oppenheimer feiern.
1:20:28–1:20:35
Er kommt rein und er sieht dann aber auch immer wieder in solchen Momenten auf
1:20:35–1:20:38
einmal so einen völlig überbelichteten Saal.
1:20:38–1:20:42
Er sieht die Gesichter, sieht die fast verzehrt und man kann den nicht mehr
1:20:42–1:20:47
zwischen den Opfern eines Atomschlags unterscheiden, weil die auch so leicht zerfleddern.
1:20:48–1:20:51
Und einmal tritt er dann sogar auf so eine verkohlte Leiche.
1:20:52–1:20:55
Also so ist er dann auch.
Micz Flor
1:20:55–1:20:58
Ich meine, das finde ich jetzt einfach nur eine bildliche Darstellung von diesem.
1:20:58–1:21:02
Es dämmert ihm. Also es war ihm ja immer schon klar, aber er war noch in dieser
1:21:02–1:21:05
theoretischen Physik. Er war mit bei der Entscheidung. Da sind die Bomben gefallen.
1:21:06–1:21:11
Er hat dann auch nicht mehr Kontakt mit dem Militär. Das Alamos komplett ist
1:21:11–1:21:11
irgendwie abgeschnitten,
1:21:11–1:21:14
ihr fahrt übers Radio und erst als es im Radio verkündet wird,
1:21:14–1:21:20
dass vor 18 Stunden diese Bombe gefallen ist auf Hiroshima, erst dann ruft auch
1:21:20–1:21:24
sein General Bezugsperson an, der mit ihm das Ganze gestartet hat,
1:21:24–1:21:28
der ihm versprochen hatte, ich bleibe mit ihnen so gut wie möglich in Kontakt.
1:21:28–1:21:30
Also es ist klar, dass sie auch abgeschnitten sind.
Florian Clauß
1:21:30–1:21:33
Ja genau, das ist der Moment, wo die jetzt dann draußen sind.
1:21:33–1:21:35
Also das ist halt irgendwie, die haben geliefert.
Micz Flor
1:21:35–1:21:39
Dann hat er dieses Gespräch, Also, Entschuldigung, diese Ansprache an sein Team
1:21:39–1:21:43
und an die Familien auch. Also es ist ja über die Jahre hinweg dann auch wirklich
1:21:43–1:21:45
ein Dorf, wirklich geworden so.
1:21:48–1:21:52
Oppenheimer ist in dem Moment, glaube ich, sich erst bewusst nach dieser Euphorie,
1:21:52–1:21:55
dieser Schlaflosigkeit und dieser Testsachen und sowas.
1:21:56–1:22:00
Dann ist diese stille Phase und als er dann vor seinen Leuten spricht,
1:22:00–1:22:03
dann kommt es ihm, glaube ich, erst so hoch und es wird bildlich umgesetzt.
1:22:04–1:22:11
Dieser Blitz, diese Strahlung, dieses Zerfleddern von Körpern,
1:22:11–1:22:15
dieses Verbrennen von Körpern, das hätten auch alles wir sein können.
1:22:15–1:22:20
Also das ist dann auf alle Fälle der Sprung in dieses Ethisch-Moralische,
1:22:20–1:22:23
auch zu sagen, es muss jetzt einfach diese Bombe gewesen sein,
1:22:23–1:22:24
die alle Kriege beendet.
1:22:26–1:22:29
Das war, glaube ich, der Moment, wo es noch mal für ihn so ganz eindrücklich
1:22:29–1:22:32
spürbar war. Wir sind alles Menschen auf dem gleichen Planeten.
1:22:32–1:22:36
Und dass es jetzt bei denen passiert und ich habe da irgendwie wie er später
1:22:36–1:22:38
auch beim Präsidentsaal. Ich habe Blut an meinen Händen.
1:22:41–1:22:44
Aber das haut ihn dann einfach aus der Bahn in dem Moment.
Florian Clauß
1:22:44–1:22:48
Und ja, jetzt würde ich ja gerne so diese zweite Tür aufmachen,
1:22:48–1:22:51
die du angedeutet hast, da so ein bisschen näher drüber zu sprechen,
1:22:51–1:22:55
weil ich glaube, wie wir über den Filmsound und so weiter, haben wir jetzt schon
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mehr oder weniger besprochen.
1:22:57–1:22:59
Das heißt, du willst da noch mal was zu sagen.
1:22:59–1:23:03
Aber ich würde jetzt genau diese ethisch-moralische, weil du hast es ja auch
1:23:03–1:23:05
so gerade so schön beschrieben jetzt.
Micz Flor
1:23:05–1:23:09
Ich möchte an das Brückefleisch für diese andere Tür nur noch kurz Emily Blunt erwähnen.
Florian Clauß
1:23:10–1:23:14
Das war ja klar. Das ist du, Emily. Ja, ich weiß.
Micz Flor
1:23:14–1:23:20
Und ich fand, dass sie in diesem Film auch noch mal etwas, was man über Einstein
1:23:20–1:23:21
schon irgendwie gesagt hat.
1:23:21–1:23:25
Einstein hat halt nur funktionieren können, weil seine Frau ihm immer alles
1:23:25–1:23:30
zurechtgelegt hat, sich um alles gekümmert hat, ihm komplett den Rücken freigehalten hat.
1:23:31–1:23:34
Bei Oppenheimer ist es so, dass Emily Blunt nicht nur für ihn,
1:23:34–1:23:37
sondern stellvertretend für alle Männer, die in diesem Diskurs drin sind,
1:23:37–1:23:38
dieses Emotionale reinbringt.
1:23:39–1:23:43
Es geht schon damit los, dass sie halt die ist, die trinkt, als sie so ein Crybaby
1:23:43–1:23:48
haben, was halt wohl immer schreit, sie hält's nicht mehr aus,
1:23:48–1:23:53
und dann bringt er das Kind weg, weil er's nicht irgendwie annehmen kann, damit umgehen kann.
1:23:53–1:23:57
Die, die quasi das Leben lebt und auch die Emotionen spürt, die den Leuten nicht
1:23:57–1:23:59
die Hand schüttelt, als er später Medaillen kriegt.
1:23:59–1:24:05
Die halt auch irgendwie bei dieser Anhörung als Zeugin in gewisser Weise auftritt
1:24:05–1:24:10
und den Ankläger, der ja nicht wirklich ist, zerlegt wie kein anderer.
1:24:10–1:24:15
Also die außerhalb der Politik ist und die sagt so, hey, du kannst doch hier
1:24:15–1:24:18
nicht einfach nur Märtyrer werden, du musst auch mal kämpfen.
1:24:19–1:24:21
Und das ist sie, die das irgendwie so macht.
1:24:34–1:24:41
Und ähm... Ja, also das Emotionale, das finde ich, bringt sie da als in ihrer Rolle so rein.
1:24:41–1:24:45
Und damit können wir jetzt vielleicht diese andere Tür öffnen,
1:24:45–1:24:47
so dieses, warum jetzt dieser Film? und.
Florian Clauß
1:24:52–1:24:56
Genau, warum jetzt? Also diese ethische ...
1:24:56–1:25:01
Also, ich mein, es gibt, glaub ich, keine dramatischere Figur als dann Oppenheimer.
1:25:02–1:25:06
Also, das find ich wirklich so, diese Konfrontation, dieses Bildliche.
1:25:08–1:25:13
Er hat die Atombombe geschaffen und damit ein neues Zeitalter eingeleitet,
1:25:13–1:25:18
ne? Mhm. Wie kommt der mit dieser Verantwortung klar?
1:25:19–1:25:23
Ja, und das ist dieser Prometheus und vielleicht eben,
1:25:23–1:25:30
na, also, diese, diese, diese, ich bring das Feuer der Menschheit und ich werde
1:25:30–1:25:34
dafür bestraft und mir wird die Leber so ein bisschen weggegessen.
1:25:34–1:25:39
So, ne, das ist ja so dieser, dieses Payback, ok, du hast deine Leber und das
1:25:39–1:25:43
ist halt so die McCarthy-Ära, ok, die haben so ein bisschen ihre Leber weggegessen,
1:25:43–1:25:46
aber ich finde, darum geht's gar nicht.
1:25:46–1:25:50
Das ist nicht der Punkt bei dem Film. Ich finde, das ist vielleicht der Punkt
1:25:50–1:25:52
bei der Biografie. Aber ich finde nicht ...
1:25:53–1:25:59
Ich finde es nicht entscheidend, dass er dann so eine Läuterung irgendwie durchmacht.
1:26:01–1:26:02
Sondern es wird noch überpersönlich.
Micz Flor
1:26:02–1:26:04
Ja.
Florian Clauß
1:26:04–1:26:08
Weißt du, es geht nicht darum, dass er dann so in seinen moralischen Konflikt kommt.
1:26:09–1:26:14
Das ist nicht erzählenswert. Sondern es geht darum, dass er die Kettenreaktion ausgelöst hat.
1:26:15–1:26:18
Und er derjenige war, der das dann halt auch initiiert ist.
1:26:18–1:26:22
Und ich glaube, da wird ihm auch bewusst, dass es hinter seine Person geht.
1:26:22–1:26:28
Dass es nichts mehr mit ihm zu tun hat. Dass es jetzt Politik und Zivilisationsgeschichte
1:26:28–1:26:32
ist, die er da angestoßen hat. Und ich glaube, das ist so das,
1:26:32–1:26:33
was der Film erzählen will.
1:26:34–1:26:37
Und wir auch gerade an so einem Kipppunkt sind von...
1:26:39–1:26:44
Dahinter geht's nicht mehr weiter. Wenn das Licht da ist, dann sind wir tot.
1:26:44–1:26:47
Mhm. So ganz übertragen gesprochen, ne?
Micz Flor
1:26:48–1:26:54
Ja, also, gebe ich dir recht. Ich hab das Gefühl, dass dieses ... äh, diese ...
1:26:56–1:26:59
Wenn's eine Analogie oder Parable oder wie auch immer ist, dann ist es aber
1:26:59–1:27:05
für mich interessanterweise am wenigsten noch die Atombombe und der Atomkrieg,
1:27:05–1:27:09
sondern für mich ist es eher so, Und deshalb die Brücke Emily Blunt auch,
1:27:09–1:27:12
ist zum Beispiel die menschengemachte Klimaerwärmung.
1:27:13–1:27:16
Das ist halt irgendwie was, wo man das Gefühl hat, das ist eher das,
1:27:16–1:27:19
was gerade wo die Welt verbrennt. Ja, auch dieses Bild, statt der Kettenreaktion,
1:27:19–1:27:21
wo das Sauerstoff verbrennt.
1:27:22–1:27:31
Also wir sind auf diesem Dobus gerade nicht in der Lage, mit der Thematik umzugehen.
1:27:31–1:27:33
Und diese wütende Emily Blunt, die halt dann irgendwie gesagt hat,
1:27:33–1:27:36
könnt ihr jetzt eigentlich mal aufhören, irgendwie Gentleman zu sein?
1:27:36–1:27:41
Also jetzt muss man irgendwie mal wirklich, jetzt muss man irgendwie schon mal Nein sagen.
1:27:41–1:27:43
Man muss sich das nicht gefallen, man muss das irgendwie tun.
1:27:43–1:27:46
Also da hatte ich so das Gefühl, die Analogie im Hier und Jetzt ist dann eher
1:27:46–1:27:52
die globale Erwärmung als große Bedrohung, als Menschengemachtes,
1:27:52–1:27:55
als es gibt kein Zurück mehr.
1:27:56–1:27:59
Oder die Hoffnung ist, es gibt ein Zurück, aber das ist dann wirklich auch,
1:27:59–1:28:01
Er spricht von United Nations.
1:28:03–1:28:07
Es ist ein Zurück, was wirklich auch auf globaler Ebene irgendwie maschinisiert
1:28:07–1:28:08
werden müsste in irgendeiner Form.
1:28:11–1:28:15
Das ist das eine, woran ich denke. Das andere ist aber natürlich dann auch wissenschaftlich
1:28:15–1:28:16
eben diese Diskussion um künstliche Intelligenz.
1:28:17–1:28:19
Wie kriegt man diesen Genie zurück in die Flasche?
1:28:21–1:28:26
Ist das möglich? Also was er sich ja wünscht, dass halt die Wissenschaft das natürlich kann.
1:28:26–1:28:29
Er spricht vorher auch so, okay, wenn wir das nicht haben, dann haben es die
1:28:29–1:28:34
Nazis. Was ist uns lieber? Was ist moralisch vertretbarer? Irgendjemand wird es zuerst haben.
1:28:35–1:28:38
Jetzt ist die Diskussion um künstliche Intelligenz, irgendwie ist das etwas,
1:28:38–1:28:40
was wir wirklich wollen, was wir brauchen.
1:28:40–1:28:45
Wenn wir es doch jetzt schon nicht mehr verstehen, warum auf einmal irgendwelche
1:28:45–1:28:52
neuronalen Netzwerke auf einmal Hindi sprechen können und lesen können und wir
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wussten gar nicht genau.
1:28:53–1:28:56
Wir hatten denen nie einen Auftrag gegeben. Das kam halt scheinbar so mit,
1:28:56–1:28:58
weil die da irgendwie alle sich angeguckt haben.
1:28:58–1:29:03
In dem Moment ist es ja wirklich so, dass wir auch da manchmal die Stimmen hören,
1:29:03–1:29:09
die sagen, wir brauchen eine Form der Regulation, wir müssen das irgendwie kontrollieren können.
1:29:09–1:29:13
Aber auch da dieses Wissenschaftler- und Wissenschaftlerinnen-Gefühl,
1:29:13–1:29:16
wohl irgendwie, es zu sagen, also es wird einfach passieren,
1:29:16–1:29:20
dann mache ich doch lieber mit, dann will ich wenigstens dabei sein.
1:29:20–1:29:22
Und ähnlich war das, glaube ich, auch bei dieser Atombombe.
1:29:23–1:29:27
Er sagt ja einmal explizit auch zu jemandem bei der Anwerbung,
1:29:27–1:29:31
sagt er auch, Ist die Liebe, die Hitler hat oder so eine Art.
1:29:34–1:29:36
Und das Dritte, woran ich dann denke, ist wirklich...
Florian Clauß
1:29:36–1:29:40
Das ist ja quasi die moralische Legitimation für ihn selber,
1:29:40–1:29:45
weil er ja auch selber Jude ist, dann auch zu sagen, ich möchte nicht,
1:29:45–1:29:46
dass das passiert, dass das Hitlerfeuer hat.
1:29:47–1:29:52
Das ist ja so diese, das irgendwie, okay, deswegen bin ich da,
1:29:52–1:29:54
deswegen bin ich da drin und mach das mit.
1:29:55–1:29:59
Das ist ja so seine eine Motivation, da auch den Weg weiter zu gehen.
Micz Flor
1:29:59–1:30:02
Ja, aber das ist ja, wenn wir jetzt durch diese zweite Tür gehen,
1:30:02–1:30:05
dann gucken wir auf so einer Zeitgeist-Ebene.
1:30:06–1:30:11
Wie berührt der Film unsere Welt gerade? Unsere kulturelle, politische, originale Welt?
Florian Clauß
1:30:11–1:30:14
Ich finde nochmal ein Aspekt, und der ist vielleicht dann so,
1:30:14–1:30:18
wenn man das jetzt umdreht, so ein kleiner Hoffnungsschimmer,
1:30:18–1:30:21
den ich dann auch da sehe, also ich stümmel überein.
1:30:22–1:30:28
Es geht um die Erwärmung, um die Erwärmung der Welt, ja, wie ist das aufzuhalten?
1:30:29–1:30:34
Und das, was das Manhattan-Projekt mit dem Mond-Projekt gemein hat, dass ...
1:30:35–1:30:41
Ja, gerade so dieses ... die amerikanische Nation, wenn die ganz viel Geld auf
1:30:41–1:30:46
etwas werfen und ein Ziel haben, wie auch immer, dann schaffen die das.
Micz Flor
1:30:46–1:30:47
Ja?
Florian Clauß
1:30:47–1:30:52
Also, es ist halt irgendwie die Landung auf den Mond. Und diese Bombe zu bauen,
1:30:52–1:30:57
mit ganz viel Geld, mit ganz viel Konzentration, schafft man auf einmal so ein Level.
1:30:58–1:31:04
Und wenn man das jetzt umdreht und sagt, okay, wir haben hier diese globale Herausforderung,
1:31:04–1:31:08
wir werfen jetzt, und das wünscht man sich ja zurzeit von der Politik,
1:31:08–1:31:14
dass alles Geld eben darauf geworfen wird, hier auch eine Lösung zu finden.
1:31:14–1:31:19
Also das ist unser, und das hat ja tatsächlich von allein, hat das mal ja so
1:31:19–1:31:22
programmiert, der Klimawandel ist unsere Mondlandung.
1:31:23–1:31:25
Ja, wir müssen das begreifen wie ein Mondlandungsprojekt.
1:31:26–1:31:31
Und wenn man da jetzt alles Geld draufwirft, dann schaffen wir eventuell da
1:31:31–1:31:33
auch eine gewisse Regulierung und so.
1:31:34–1:31:37
Aber gleichzeitig ist es nichts Explosives.
1:31:38–1:31:44
So eine Mondlandung, so eine Bombe geht auf den Punkt und es passiert was, ja?
1:31:45–1:31:50
Aber so was Handfestes hast du ja dann nicht. Also wie willst du das verkaufen?
Micz Flor
1:31:51–1:31:58
Ja, das ist, glaube ich, das Ding. Du solltest jetzt irgendwie alles Geld da
1:31:58–1:32:04
draufwerfen, während die Alternativen einfach gar nichts machen.
1:32:04–1:32:08
Können wir endlich mal aufhören? Wir hatten jetzt vor ein paar Wochen die meisten
1:32:08–1:32:10
Flugzeuge in der Luft überhaupt.
1:32:11–1:32:14
Also nach Corona, da war das alles ein Lockdown. Und dann dachte man,
1:32:14–1:32:18
dass die Flugindustrie sich vielleicht gar nicht so sehr da erholen kann.
1:32:19–1:32:28
Da neulich irgendwie waren noch nie so viele zivile Luftfahrtflugzeuge in der
1:32:28–1:32:32
Luft wie an diesem einen Tag jetzt vor ein paar Wochen und das ist natürlich dann,
1:32:35–1:32:40
Was irgendwie auch zeigt, klar, wenn man jetzt zwei Milliarden anfasst und die
1:32:40–1:32:45
Bombe baut und dann nochmal drei Milliarden anfasst und die Mondlandung hinkriegt,
1:32:45–1:32:49
dann, wenn er Raketen untestet und verbrannt und alles, das ist ja genau das,
1:32:49–1:32:50
was man nicht machen will.
1:32:52–1:32:58
Dein Silent Green Szenario, wo die Menschen einfach nur noch rumliegen in der
1:32:58–1:33:00
Straße und Gemüse essen.
Florian Clauß
1:33:00–1:33:02
Ich weiß, was du damit ausdrücken willst.
1:33:06–1:33:08
Einfach diesen Wachstumsschub zurückdrehen und einfach nichts machen,
1:33:08–1:33:13
um dieses ständige Anwachsen, dieses Reisen und so weiter, diese Konsum ...
1:33:14–1:33:22
Aber ich glaube, es geht darum, gewisse Lösungen zu finden, um auch so ein gemeinsames
1:33:22–1:33:27
Mindset aufzubauen, um das gesammelt angehen zu können. um das halt so gesammelt angehen zu können.
1:33:27–1:33:31
Und das ist ja auch schon, also ich meine, du kriegst da mit Geld was hin.
1:33:32–1:33:35
Also du kriegst, du kannst da bestimmte Sachen angehen mit Kohle.
1:33:36–1:33:41
Und das glaube ich schon, dass es dann eine Verbesserung der Situation herbeiführen kann.
1:33:43–1:33:46
Also da würde ich dir jetzt irgendwie so, auf der einen Seite geht es natürlich
1:33:46–1:33:48
dann zurückzudrehen und zu sagen,
1:33:48–1:33:52
wir müssen jetzt nicht so viel machen, aber auf der anderen Seite muss man ja
1:33:52–1:33:56
auch ganz bestimmte Schlüsseltechnologien so weit aufbauen, damit man dann auch
1:33:56–1:34:00
völlige alternative Energiequellen dann so auch nutzen kann und so weiter.
Micz Flor
1:34:00–1:34:04
Du, ich bin total bei dir, dass jetzt was passieren muss und natürlich ist es
1:34:04–1:34:08
aber so, dass ich das Gefühl habe, dass es darauf hinläuft, dass man wirklich
1:34:08–1:34:10
ein Äquivalent von Mondlandung machen muss.
1:34:11–1:34:14
Deshalb ist, glaube ich, diese Utopie, mit dem wir könnten ja mal auf dem Mars
1:34:14–1:34:19
leben, ist irgendwie gerade so gehypt, weil alle irgendwie in Skymoff,
1:34:19–1:34:23
naja, wir haben ja noch einen Plan B, aber diese, diese...
Florian Clauß
1:34:23–1:34:25
Ja, wie Elon Musk und Jeff Bezos.
Micz Flor
1:34:25–1:34:30
Ja, ich glaube, es gibt viele Leute, die irgendwie denken, dann machen wir es halt so.
1:34:31–1:34:36
Bevor ich jetzt aufhöre, Fleisch zu essen, fliege ich doch lieber in zehn Jahren auf den Mars.
1:34:37–1:34:38
Aber auf jeden Fall...
1:34:41–1:34:46
Was jetzt ja auch spürbar wurde, noch mal während der Corona-Zeit,
1:34:46–1:34:51
diese Idee, dass man einfach sich zurückzieht, in gewisser Weise verzichtet
1:34:51–1:34:52
auf soziale Kontakte und sowas.
1:34:53–1:34:55
Hätte man das konsequent gemacht, hätte man vielleicht früher das irgendwie
1:34:55–1:34:56
besser eindämmen können.
1:34:57–1:35:02
Aber sowas wie Eindämmen und Vermeiden und Prophylaxe, das sind halt keine Heldengeschichten.
1:35:03–1:35:08
Und ich befürchte einfach, dass dieser menschliche Wunsch nach den Rittern,
1:35:08–1:35:12
nach den Königinnen, nach den ersten Männern auf dem Mond,
1:35:12–1:35:15
nach den ersten Frauen in der Physik und so,
1:35:15–1:35:23
dass die halt so treibend ist, dass halt ein Forschungsprojekt für E-Fuels,
1:35:23–1:35:27
was meiner Meinung nach, also kann mich jetzt jemand von der FDP vielleicht
1:35:27–1:35:29
eines Besseren belehren, aber ...
Florian Clauß
1:35:29–1:35:30
Nee, kann er nicht.
Micz Flor
1:35:31–1:35:35
Nee, völliger Bullshit, der einfach nur noch weiter dazu führt,
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dass halt diese Verbrennermotor-Idee von deutschen Autos uns immer weiter international ins Abseits schiebt.
1:35:44–1:35:48
Und trotzdem ist das halt irgendwie so, dann stellt man halt irgendwie so eine
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Firma hin, sagt, wir machen E-Fuels und alle atmen so auf. Cool,
1:35:51–1:35:54
dann machen die was, dass Forschung und Forschungsgeld arbeitet.
Florian Clauß
1:35:54–1:35:58
Es ist einfach so ein futuristischer Eskapismus, der da aufgebaut wird.
Micz Flor
1:35:58–1:36:01
Und ich glaube, da gibt es halt unglaublich viele. Es gibt ja auch irgendwie
1:36:01–1:36:10
eine, zumindest in Amerika, glaube ich, eine, wie nennt man das, Fabrik?
1:36:10–1:36:12
Keine Ahnung. Was halt irgendwie CO2 bindet.
1:36:14–1:36:18
Aber die Menge, die halt gebunden werden kann, gerade mit der Technik,
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ist halt so lächerlich, dass die
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Frage von Energieeffizienz nicht wirklich sinnhaft gestellt werden kann.
1:36:25–1:36:29
Und das ist halt so meine Sorge. Und da ist, glaube ich, dann eben diese Mitte
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20. Jahrhundert, die größte Bombe und noch eine größere und die Wasserstoffbombe
1:36:33–1:36:36
und dann auf den Mond fliegen und dann nochmal und dann fliegen wir mit einem
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Jeep auf den Mond. Das sind doch richtige Bilder, die man im Fernsehen verkaufen kann.
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Und dann fahren die mit dem Auto auf den Mond. Wie cool ist das denn?
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So, das sind ja irgendwie dann Geschichten, wo man diese expansive,
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aber auch nicht sehr nachhaltige Fortschrittsgedanken so hat.
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Aber klar, ich bin irgendwie bei dir, wäre schön, wenn wir auf einer globalen Ebene,
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einer atmosphäre mit
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der atmosphäre arbeiten können wir sind hier gerade ich finde es einen interessanten
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weg ist die genaue richtung anhalter bahnhof sind über den kanal gelaufen und
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vom gleis 3 park gekommen ja wir können ja einfach hochgehen da kommt ein kleines
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atrium kennst du Siehst du das hier?
1:37:31–1:37:34
Ja. Kommt da nicht dann die Brücke zum Technikmuseum gleich?
Florian Clauß
1:37:37–1:37:39
Aber es ist nur ein kleiner...
Micz Flor
1:37:39–1:37:42
Ach ne, wir sind noch ein bisschen hier am Tempodrom.
Florian Clauß
1:37:45–1:37:51
Ah, hier ist das Tempodrom, krass! Okay, nochmal so einen ganz anderen Backview.
1:37:52–1:38:00
Wir kommen hier mitten aus dem Dschungel. Ja, also ist der Film für dich denn,
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ein moralischer Appell an den Verzicht oder eben, wie wir es gerade so ein bisschen
1:38:13–1:38:19
getrieben haben, in die Richtung eine neue Mondlandung-Mission in die Welt zu
1:38:19–1:38:21
rufen. Also die Frage ist halt...
Micz Flor
1:38:22–1:38:24
Deshalb habe ich dich nach den Emotionen ganz am Anfang gefragt.
1:38:24–1:38:28
Also man geht nicht aus dem Film raus mit dem Gefühl, Mondlandung,
1:38:28–1:38:32
sondern man geht aus dem Film raus mit dem Gefühl, das ist nicht mehr zu stoppen.
Florian Clauß
1:38:33–1:38:36
Aber ja und dann ist es aber natürlich ein bitteres Ende, ne?
Micz Flor
1:38:37–1:38:40
Und deshalb habe ich dich nach den Emotionen direkt danach gefragt.
1:38:42–1:38:46
Ja, aber ich finde es schon wichtig, das ist ja genau der Punkt,
1:38:46–1:38:48
ne? Also, dass wir jetzt ja auch auf...
1:38:49–1:38:51
Wir haben das gleiche gemacht, ne? Es gibt die Emotionen...
Florian Clauß
1:38:52–1:38:55
Guck mal, jetzt riecht man die Salzlaker aus dem Thermodrom.
Micz Flor
1:38:58–1:39:01
Das ist die Lüftung. Zum Thema Energieeffizienz.
Florian Clauß
1:39:02–1:39:07
Oh, ich will mal wieder einen Spar. Ich stelle mich in die Lüftung.
Micz Flor
1:39:07–1:39:09
Heizen, künstlich kühlen, alles gut.
1:39:12–1:39:15
Ja, jetzt weiche ich mir nicht noch mal doppelt aus, weil das ist natürlich genau der Punkt.
1:39:15–1:39:19
Man geht aus dem Film raus und man fängt das dann mit den Gedanken alles so
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wieder ein. Aber diese Grundstimmung, die zum Schluss existiert,
1:39:23–1:39:26
die ist natürlich auch ein Punkt, wo man sich dann auch noch mal die zum Schluss
1:39:26–1:39:28
existierte, war einfach einer der klügsten Köpfe.
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Im mittleren 20. Jahrhundert war ich es einfach nicht mehr weiter. Und ...
1:39:41–1:39:46
Und das war so der Hintergrund, vor dem die Emotionen von Hoffnungslosigkeit
1:39:46–1:39:48
und Wut sich so irgendwie aufgefaltet haben.
1:39:50–1:39:55
Und Mondlandung war da nicht spürbar. In dem Moment, als das Ganze aufhörte, ähm ...
1:39:59–1:40:02
Kommen wir wieder, du gehst aus dem Kino raus, wir kommen wieder in unsere Welt an.
1:40:03–1:40:06
Das ist die Emotion, mit der wir eigentlich in der Welt auch sein dürften,
1:40:06–1:40:14
weil wir dann vielleicht eben wie Emily Blunt die einzigen sind,
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die dann sagen, hey Leute, bitte fangt nicht mehr an rum zu argumentieren und
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Politik zu betreiben und so. Das ist alles vorbei.
1:40:25–1:40:29
Jetzt steht doch einfach mal dafür ein. Verteidigt euch mal, fordert mal.
1:40:30–1:40:34
Das fand ich irgendwie, war für mich zumindest das Ende des Films.
1:40:34–1:40:40
Die Anknüpfung an den Zeitgeist war zu sagen, es ist gerade sehr hoffnungslos und wir müssen was tun.
Florian Clauß
1:40:40–1:40:44
Und das war für dich geknüpft an die Figur von Emily Blunt?
Micz Flor
1:40:44–1:40:48
Ich fand, Emily Blunt, es gab so integere und weniger ... Also,
1:40:48–1:40:52
es gab taktierende Politiker, Politikerinnen wenig eigentlich.
Florian Clauß
1:40:52–1:40:57
Es war eine reine Männerdomäne, ne? Also, man konnte schon so sehen,
1:40:57–1:41:00
dass zumindest die Wissenschaftlerinnen gezeigt wurden.
1:41:00–1:41:02
Aber es war noch eine sehr männlich besetzte Politikdomäne.
Micz Flor
1:41:05–1:41:08
Und die Frau in der Rolle von Emily Blunt ...
1:41:09–1:41:14
Die war die, die quasi da Emotionen Und in gewisser Weise auch so gesunden Menschenverstand
1:41:14–1:41:16
drängende von Ey, das ist doch Quatsch.
1:41:17–1:41:20
Ja, es ist Quatsch. Ihr versucht jetzt da irgendwas anzuregen.
Florian Clauß
1:41:20–1:41:25
Diese Wut, die sie dann halt auch so... Also, die finde ich auch sehr stark
1:41:25–1:41:26
gespielt von Emily Blunt.
1:41:31–1:41:39
Ja, okay. Also, ich möchte jetzt gerade so ein bisschen in die Zielgerade oder Schlusskurve kommen.
1:41:40–1:41:43
Und würdest du sagen, das war ein guter Film?
Micz Flor
1:41:47–1:41:50
Du meinst jetzt wirklich so von Note 1 bis Note 6?
Florian Clauß
1:41:50–1:41:56
Ja, oder von 1 bis 10, 1 bis 5, oder von irgendwie, würdest du jetzt so,
1:41:56–1:42:01
also jetzt, du hast es ja am Anfang erwähnt, du hast dich sehr gefreut,
1:42:01–1:42:03
du willst den unbedingt gut finden.
1:42:04–1:42:09
Wie siehst du jetzt mit den Erwartungen, mit denen du da reingegangen bist,
1:42:09–1:42:16
siehst du die eingelöst, oder hat der Film doch irgendwie was anderes dann bei dir bewirkt?
Micz Flor
1:42:20–1:42:24
Ich habe das bei Büchern oft, da gibt es für mich eigentlich zwei große Faktoren.
1:42:24–1:42:31
Der eine Faktor ist halt so vom Plot her, wie smart oder gut oder spannend ist es geplottet.
1:42:32–1:42:37
Das andere ist, wie es geschrieben. Und so zum Beispiel so Leute wie Kurt Wernigert
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oder John Irving oder auch Dan Simmons sind für mich Autoren,
1:42:41–1:42:45
alles drei Männer in dem Fall, die gut schreiben können und Dan Simmons Das
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kriegt den Plot meistens nicht so gut hin.
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Und bei dem Film, um diese beiden Sachen zu nehmen, war ich eigentlich in beiden sehr zufrieden.
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Also dieser Plot von John Wick, wo die Sache einfach immer weiter,
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weiter, weiter, weiter ging und diese drei Zeitstränge irgendwann zusammen kamen
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und in diesem Knoten dann sich auch irgendwie gleichzeitig anspannten,
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dann überdrehten, dann war er so raus.
1:43:10–1:43:15
Und danach kam hier dann so die Katharsis, wo wir dann eben dieses ganz frühe
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Gespräch mit Einstein noch mal erleben durften. Das war dann irgendwie das Ende.
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Und das hat mir auf der Plottebene gut gefallen.
1:43:27–1:43:31
Und vom Schreiben her, vom Skripten, ja, es war viel Dialog.
1:43:32–1:43:35
Aber ich hatte immer das Gefühl, dass der Dialog die Geschichte weiterbringt.
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Und auch in diesen unterschiedlichen Zeitsprüngen, der Dialog eigentlich linear
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die Sachen aufeinander aufgebaut hat. Das war so ein bisschen wie so ein Hugh-Dunit-Film,
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der immer zur richtigen Zeit den Beweis von etwas Vergangenem irgendwie in die Gegenwart holt.
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Hat mir das auch sehr gut gefallen. Dann ist halt eben dieser John-Rick-Moment
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entstanden, wo man einfach immer weitergetrieben wurde.
1:43:58–1:44:00
Oder auch so bei Herr der Ringe beim ersten Mal, wo man das Gefühl hatte,
1:44:00–1:44:02
man ist immer auf dieser Journey.
Florian Clauß
1:44:03–1:44:07
Ja, und man sieht dann quasi so das Bühnenbild nach hinten, irgendwie so von
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links nach rechts durch die Bühne getragen und der Hauptdarsteller steht auf
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der Stelle unglücklich und läuft die ganze Zeit.
Micz Flor
1:44:12–1:44:16
Ja, super Mario, Gameboy-mäßig, du läufst halt einfach immer in eine Richtung.
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Und deshalb war es für mich einfach toll. Ich denke wahrscheinlich,
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es gibt andere Leute, die denken, ey ...
1:44:26–1:44:29
Ich habe so das Gefühl, dass es vielleicht Kritiker gibt, die denken,
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wie kann man so gut gelaunt aus dem Film rauskommen, der war doch kein guter
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Film. Ist meine Vermutung.
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Du hast da mehr gelesen als ich.
1:44:37–1:44:40
Aber vielleicht liegt es auch daran, weil ich immer so selten im Kino bin,
1:44:40–1:44:42
dass es für mich einfach ein ganz tolles Erlebnis war.
Florian Clauß
1:44:44–1:44:46
Also findest du den als Biopic gelungen?
Micz Flor
1:44:49–1:44:54
Als Biopic finde ich ihn deshalb nicht so ganz gelungen, weil der hat so einen JFK-Moment.
1:44:58–1:45:03
Bei JFK sind wir die ganze Zeit bei der Detektivarbeit dabei,
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wer kann das ein Einzeltäter gewesen sein usw.
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Und hier sind wir auch in so einem Biopic drin die ganze Zeit.
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Zum Schluss kommt dann eben dieses, oder ganz am Anfang dieses Verhör oder dieses
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Gremium oder wie auch immer. Und das kommt ja dann zum Schluss eben in dem Showdown
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auch, spielt das eine zentrale Rolle.
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Und da kommt auf einmal dieser Strauss rein und der wird dann geoutet als Superbaddy,
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der das alles irgendwie eingefädelt hat, weil er narzisstisch überhöht,
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alles immer auf sich bezieht und so weiter.
1:45:35–1:45:40
Und da funktioniert es deshalb für mich als Biopic nicht, weil es bleibt für
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mich dann unklar, ist das jetzt eine Hypothese oder kann ich sagen,
1:45:48–1:45:50
dass es so war? Verstehst du, wie ich meine?
1:45:50–1:45:54
Also die ganze Zeit hat man das Gefühl, man ist sehr stark an so einem bisschen
1:45:54–1:46:00
aufgepeppten, aber sehr realitätsnahen Biografie dran.
1:46:00–1:46:04
Und hinten mit diesem Strauß und diesen Gesprächen und diesem Time-Artikel,
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Da hat man auf einmal das Gefühl, jetzt weiß ich nicht mehr,
1:46:07–1:46:11
ob die das da einfach reingeschrieben haben oder ob es da wirklich Transkripte
1:46:11–1:46:16
gibt von diesen Aussagen, ob das Common Knowledge ist und belegt oder ob das
1:46:16–1:46:20
eine Hypothese ist, die mir jetzt die Nolan Brothers irgendwie verkaufen.
Florian Clauß
1:46:20–1:46:21
Verstehe, ja.
Micz Flor
1:46:21–1:46:25
Und wenn man das dann eben mit so einem klassischen Biopic wie Gandhi vergleicht
1:46:25–1:46:31
oder so, wo man das Gefühl hat, großartiger, in sich komplett konsistenter Biopic-Film,
1:46:31–1:46:36
Da kann ich eigentlich fast alles daraus zitieren, irgendwie hat das eine reale Anbindung.
1:46:36–1:46:39
Und das war zum Schluss da nicht mehr so. Da habe ich so gedacht,
1:46:39–1:46:41
ist das jetzt wahr oder nicht? Was soll ich jetzt hier gerade glauben?
Florian Clauß
1:46:42–1:46:45
Ja, ja, also ich glaube, da sprichst du auf so einen Punkt an,
1:46:45–1:46:49
der mir bei meinem Film so ein bisschen aufgestoßen ist.
1:46:50–1:46:53
Also wenn du mich jetzt fragen würdest, wie ich den...
Micz Flor
1:46:53–1:46:57
Also das wäre jetzt mal eine Frage an dich. Natürlich findest du es ein gelungenes Biopic.
Florian Clauß
1:46:58–1:47:03
Ah, gut, dass du das fragst. Nein, aber ich will da direkt anknüpfen,
1:47:03–1:47:10
nämlich wo für mich irgendwie so die emotionale Fallhöhe, so ein bisschen aus
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dem Ruderläuf, ist eben genau diese Strauß-Geschichte.
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Die extremst aufgeladen ist und in diesem ganzen Prozess geht es ja die ganze
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Zeit nur darum, ob er seine Sicherheitsstufe behält.
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Das heißt, da steht ja nicht so viel, ich sage mal so viel, für Oppenheimer
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auf dem Spiel, als dass er bestimmte Verfügungsgewalten verliert.
Micz Flor
1:47:33–1:47:37
Ja, was auch für ihn auf dem Spiel steht, ist, ich verliere den Anschluss an
1:47:37–1:47:40
die zeitgenössische Cutting-Edge-Wissenschaft in meinem Feld.
Florian Clauß
1:47:41–1:47:45
Nein, nein, nein, das nicht. Nein, nein, nein. Er ist im akademischen Bereich
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nach wie vor aufgehoben. Es geht nur um reine Politikwirksamkeit.
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Also er kriegt dann nicht mehr dieses politische Programm, er kriegt dann nicht
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mehr die Insights, er kann dann nicht mehr irgendwie eine Direktive oder bestimmte
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Empfehlungen aussprechen.
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Das heißt, sein politischer Arm wird in diesem Moment amputiert.
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Also natürlich ist ja in der ganzen Forschungsgeschichte nach wie vor eine zivile
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Sache, es geht ja um militärische Wirksamkeiten.
1:48:18–1:48:24
Dass das so extremst emotional aufgeladen und diese Fallhöhe so unglaublich
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ausgespielt wurde im Verhältnis dazu,
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dass dann diese ganze Opfergeschichte von Hiroshima und Nagasaki so gar nicht so Thema war.
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Also die ethische Fallhöhe, die viel viel dramatischer ist, als jetzt seine
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persönliche, hat in meinen Augen in der Geschichte zu viel Raum eingenommen.
1:48:46–1:48:49
Und wie du sagst, man kann es jetzt irgendwie, also ich meine,
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wie denn Strauß dann halt so quasi als so der, der irgendwie die Natter dann eingeführt wurde, ne?
1:48:55–1:49:02
Also dann hinten dann so Und das war ja so ein bisschen wie Slytherin und dann
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auf einmal beißt er dann halt den und dann wird er selber überführt.
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Das fand ich ein bisschen zu...
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Also gleichzeitig erzählt er ja auch damit so eine Kernkonfliktgeschichte,
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die mit dieser Dramatik des Bombenabwurfs dann überhaupt nichts mehr zu tun hat.
1:49:24–1:49:27
Und das finde ich so ein bisschen so, da finde ich irgendwie so,
1:49:27–1:49:32
okay, dann, klar, es gibt natürlich Opfergeschichte drin und so weiter,
1:49:32–1:49:36
aber ich finde das so ein bisschen, diesen Strang finde ich so ein bisschen vernachlässigt.
Micz Flor
1:49:37–1:49:40
Aber vielleicht ist das auch die Erklärung für das Schwarz-Weiß da drin,
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weil vielleicht ist alles Schwarz-Weiß so hypothetisch und in dem Moment,
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wenn dann zum Beispiel aus Schwarz-Weiß Farbe wird, also es war so ein Übergang,
1:49:50–1:49:54
wo, glaube ich, Emily Blunt schwarz-weiß Ich weiß nicht mehr genau,
1:49:54–1:49:56
aber auf jeden Fall so ein Sprung.
Florian Clauß
1:49:56–1:50:01
Ja, genau, wo sie in diesem Feuerraum sind. Wo sie dann im Hintergrund in Farbe dann gezeigt wird.
Micz Flor
1:50:01–1:50:05
Ja, und dass sie da, naja, sie ist ja viel in Farbe. Sie ist ja eigentlich immer
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in Farbe. Aber irgendwie war da was.
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Das kannst du jetzt nicht mehr genau zusammenbringen. Aber das ist vielleicht
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der Punkt, wo eben die Person wieder in Farbe kommt, weil diese Gespräche dort
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ja transkribiert wurden. Man sieht ja auch diese Maschine, wo jemand mitschreibt.
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Das heißt, alle Sachen, die schwarz-weiß sind, sind vielleicht Dinge,
1:50:26–1:50:32
die nicht dokumentiert sind und deshalb hypothetisch sind. Wie zum Beispiel das Gespräch im Park.
1:50:32–1:50:36
Wie zum Beispiel das Gespräch mit diesem riesen Blumenstrauß in der Mitte.
Florian Clauß
1:50:36–1:50:41
Ja, das war auch so eine Absurde Situation, wo dann halt dieses Bokeh die ganze
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Zeit beschnitten wurde und man immer versucht hat, so eine Überblickssituation
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zu schaffen, die aber nicht hergestellt wurde.
Micz Flor
1:50:49–1:50:54
Ja, dass vielleicht die schwarz-weißen Sachen Sachen sind, dafür gibt es keine
1:50:54–1:50:59
Belege, aber diese Bausteine haben wir reingenommen, weil so wird eine runde Geschichte draus.
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Dann fällt alles eben zusammen. Wobei natürlich diese Gespräche da vor diesen Richtern,
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die ja auch schwarz-weiß sind, der Typ, der Freddie Mercury gespielt hat,
1:51:10–1:51:12
und diesen Hacker Raimi, oder wie der heißt, der Schauspieler,
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der ist ja auch schwarz-weiß.
1:51:17–1:51:20
Aber dafür müsste es ja auch Protokolle geben, keine Ahnung.
Florian Clauß
1:51:20–1:51:27
Ja. Und so ... Jetzt noch mal, ich mein, diese abschließende Frage nach der ...
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Also was jetzt auch bei Dürrenmatt die Physiker dann so als Kernkonflikt aufgeworfen wurde,
1:51:33–1:51:40
nämlich die Verantwortung von Wissenschaftler, die ihre Konsequenzen für ihre
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Entdeckung dann halt auch ethisch
1:51:42–1:51:47
irgendwie so tragen müssen und auch die Rechtfertigung für ihr Handeln.
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Siehst du das in dem Film?
1:51:51–1:51:54
Irgendwie, ja behandelt ist es auf jeden Fall, aber gelöst?
1:51:55–1:52:00
In der Figur von Oppenheimer, außer dass er jetzt dann irgendwie so diese Visionen
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hat, dass alles verbrennt um ihn herum.
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Also das möchte ich nochmal anmerken, dass es auf dieser, was ich ja auch zu Anfang gesagt habe,
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diese Metaebene von dem Film, die da wieder reinkommt, dass das Licht nur zum
1:52:12–1:52:16
Licht wird und du siehst, es wird verstrahlen und du bist dann wieder auf das
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Medium Film und Zelluloid zurückgeworfen, finde ich sehr schön gelöst.
Micz Flor
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Ja, ob das gelöst ist. Ich glaube auf dieser multifaktoriellen Matrix zwischen
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eigenen Ambitionen für sich selbst. Also er möchte ein Wissender werden.
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Er fährt ja quasi durch die Universitäten und Ausbildungsstätten für Quantenphysik
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früh in seinem Leben, um das alles irgendwie für sich zu holen.
1:52:46–1:52:50
Dann aber auch so eine gewisse Berufung, die er spürt, das zurück nach Amerika
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zu bringen. Aber da wird es dann auch so ein bisschen eitel.
1:52:52–1:52:57
Er will es dann auch mit viel Feuer irgendwie darstellen. Das ist in ihm auch angelegt.
1:52:57–1:53:01
Er kann sowas auch. Da geht es sehr stark um ihn, um das Wissen.
1:53:04–1:53:07
Dann gibt es natürlich immer diese ethisch-moralische Frage.
1:53:07–1:53:10
Okay, wenn man diese Bombe bauen kann, wer sollte sie haben?
1:53:11–1:53:17
Dann sollen auf alle Fälle wir sie haben. Immer wir, das ist ja dann immer die
1:53:17–1:53:18
Wir-Seite, nie die andere.
Florian Clauß
1:53:18–1:53:21
Ja, und die Wir-Seite hat irgendwie Stars and Stripes.
Micz Flor
1:53:25–1:53:30
Ja, und da wird es dann eben größer als er und gleichzeitig sieht er sich berufen,
1:53:30–1:53:36
vor allen Dingen, weil eben auch er, er ist jüdisch und weil er dann ja auch
1:53:36–1:53:40
explizit sagt, das ist mein Volk, war glaube ich.
Florian Clauß
1:53:40–1:53:49
Ich glaube auch, das ist diese Motivation quasi der Errettung oder auch jetzt wirklich so,
1:53:49–1:53:54
wo ist wer schutzbedürftig und welche Mittel sind dafür notwendig,
1:53:54–1:53:57
um den anderen dann auch entsprechend in Schach zu halten.
1:53:57–1:54:02
Da hat er seine moralische, in der theoretischen Physik Entscheidung getroffen,
1:54:02–1:54:06
aber in dem Moment, wenn es halt in die Welt raus ist, ist er ja diese Zweifel,
1:54:06–1:54:07
die dann ihn so zerfressen.
Micz Flor
1:54:08–1:54:13
Aber zuerst legitimiert er sich ethisch-moralisch durch, das sind meine,
1:54:21–1:54:24
Glaubenskollegen, die umgebracht werden. Das ist dann,
1:54:24–1:54:28
er generiert sowohl als auch oder nicht nur,
1:54:28–1:54:31
sondern auch, also nicht nur bin ich der geeignetste fachlich,
1:54:31–1:54:41
sondern auch noch ethisch-moralisch jemand, der seinesgleichen in gewisser Weise da retten kann.
1:54:43–1:54:46
Gleichzeitig bricht es dann wieder weg, weil dann ist ja irgendwie Hitler,
1:54:46–1:54:53
Deutschland hat kapituliert und dann werden die Bomben trotzdem auch mit seinem...
1:54:53–1:54:58
Also es ist so bei ihm glaube ich, es geht irgendwie schon um ihn und wir sind
1:54:58–1:55:02
ja nicht von ungefähr, auch wie du schon sagtest, mit vielen Köpfen immer so ganz nah an ihm dran.
1:55:03–1:55:08
Das sind auch eben immer so innere Visionen, auf die wir auch wortlos uns einlassen,
1:55:08–1:55:12
wenn der Hintergrund irgendwie rüttelt, wenn der Boden rumpelt,
1:55:12–1:55:15
wenn Teilchen durch das Bild fliegen.
Florian Clauß
1:55:16–1:55:19
Und Wellen, Wasserwellen kommen öfters mal vor.
Micz Flor
1:55:19–1:55:20
Wasserwellen, ja. Also diese ganzen...
Florian Clauß
1:55:20–1:55:22
Also oberflächlichen Erschütterungen.
Micz Flor
1:55:22–1:55:27
Genau, dieser Blick durch die Welt ist ja immer sein Blick, den wir da mitmachen,
1:55:27–1:55:34
insofern näht uns der Film ein, diese Fragen, die du da stellst,
1:55:34–1:55:36
die nicht lösbar sind, auch nicht wirklich zu lösen.
1:55:36–1:55:41
Aber einfach mitzubekommen, wie jemand darunter leidet, das alles in sich vereinen zu wollen.
Florian Clauß
1:55:41–1:55:45
Ich mein, dieser Aspekt, ich hab den kurz angesprochen, aber es ist schon so ein bisschen so ...
1:55:46–1:55:50
Also, diese Revolution frisst ihre Kinder, diese Entdeckung.
1:55:51–1:55:55
Also, wie ist die Verantwortung des Staates gegenüber ... Also,
1:55:55–1:55:56
wem geb ich das, diese Information?
1:55:57–1:56:01
Bin ich dazu verpflichtet, als jemand, der dann eben in der Lage ist,
1:56:01–1:56:03
diese Entdeckung machen zu können.
1:56:04–1:56:16
Das ist ja quasi so den begabten Menschen, die möglich von Intellekt fähig sind, das zu entdecken.
1:56:17–1:56:23
Haben die diese Verpflichtung, das dann auch einem Staat, der Nation und so weiter mitzuteilen?
1:56:25–1:56:28
Also ich meine, das Manhattan-Projekt ist die Antwort darauf, ja.
1:56:28–1:56:33
Gleichzeitig, bei den Physikern von Dürnmatt wird ja diese Entdeckung,
1:56:33–1:56:37
werden ja nicht geteilt. Die sind ja in dieser Anstalt und wollen das ja behalten.
1:56:38–1:56:44
Ja, also das heißt, dieser ethische Konflikt, und wenn ich das jetzt teile,
1:56:44–1:56:48
wer kriegt diese Information, ne, auf der anderen Seite?
1:56:49–1:56:53
Das ist ja eigentlich nur der Verwaltungsapparat des Staates, also der Geheimdienst.
Micz Flor
1:56:54–1:57:01
Ja und demgegenüber haben wir natürlich heute zumindest ein Wissen um Open Source-Lösungen,
1:57:01–1:57:08
auch gerade wenn es um Verschlüsselung von Daten geht, Verschlüsselung von Kommunikation geht.
1:57:09–1:57:10
Sie auch sehr stark um,
1:57:16–1:57:20
Das heißt, die Open-Access-Philosophie auch für wissenschaftliche Errungenschaften,
1:57:20–1:57:25
da gibt es ja schon vielleicht jetzt mehr Argumente als damals im Kalten Krieg,
1:57:25–1:57:28
zu sagen, vielleicht ist es besser, alles von vornherein zu teilen.
1:57:28–1:57:33
Gerade wenn man jetzt mit KI auch diese rasante Entwicklung sieht,
1:57:33–1:57:36
was da alles an Giften in Nullkommanix gefunden werden kann,
1:57:36–1:57:38
wie sich Proteine falten und sowas.
1:57:38–1:57:41
Also es ist jetzt alles auf so einer Ebene, da ist sowieso alles irgendwie schon
1:57:41–1:57:47
um die Ecke greifbar und das rechtzeitige Teilen,
1:57:47–1:57:51
das ist ja dann auch, um an diesem Klimathema noch mal anzubinden,
1:57:51–1:57:54
viele Menschen die sagen, ja mit KI haben wir jetzt wenigstens was,
1:57:54–1:58:01
was komplex genug Daten verarbeiten kann und vielleicht wirklich mal sinnvolle
1:58:01–1:58:04
Interventionen auch zu finden.
Florian Clauß
1:58:08–1:58:14
Aber ich finde das immer total entscheidend, deine Erkenntnis zuletzt,
1:58:14–1:58:16
um diesen Teilenaspekt.
1:58:17–1:58:22
Also das heißt, dass es nicht darum geht, einer Nation einen Vorteil zu verschaffen,
1:58:22–1:58:29
sondern dass es der globalen Community dann dieses Wissen anheimfallen soll.
1:58:29–1:58:32
Und dann ist immer diese Frage, wie wird es verwaltet und wie wird es so verwaltet,
1:58:32–1:58:35
dass es halt nicht dann eben eingenützig ausgenutzt werden kann und so weiter.
1:58:36–1:58:39
Also aber das wäre ja dieser Impuls, das ist nicht...
1:58:42–1:58:47
Zum Vorteil einer Partei genutzt wird, sondern das ist dann zur Verbesserung
1:58:47–1:58:51
der ganzen Menschheit. Und dieses Ventil, was ist die Menschheit?
1:58:51–1:58:55
Das ist ja so ganz schwierig dann eben auch zu entscheiden.
1:58:55–1:59:00
Also, ich meine, Oppenheimer dachte wahrscheinlich schon, dass er was Gutes
1:59:00–1:59:05
tut, indem er dann eben auch die Informationen quasi mit dem...
1:59:06–1:59:11
Also er liebt ja quasi Amerika und sein Land und so weiter,
1:59:11–1:59:16
das ist ja nochmal dieser final frontier,
1:59:16–1:59:21
das ist New Mexico, da kommen wir ja auch wieder so auf diese First Cow Geschichten,
1:59:21–1:59:23
dass dann eben den Indigenen das
1:59:23–1:59:27
Land genommen wird und da wird halt das Manhattan-Projekt implementiert.
1:59:29–1:59:34
Und damit wird halt irgendwie auch wieder so eine totale, ja,
1:59:34–1:59:34
so eine Frontierbewegung.
1:59:36–1:59:41
Also das heißt, das ist ja natürlich das Letzte, was irgendwie so geht in so
1:59:41–1:59:46
einer Entdeckung, ist dann halt die Kernspaltung zu dem Zeitpunkt.
1:59:47–1:59:51
Das Nächste ist jetzt die Kernfusion und die Kernfusion wird ja eben,
1:59:51–1:59:52
das ist eine zivile Technologie.
1:59:53–1:59:58
Also sobald wir quasi in den Schritt der Kernfusion kommen, dann haben wir das
1:59:58–1:59:59
Energieproblem gelöst.
1:59:59–2:00:03
Das ist, finde ich, auch nochmal so dieser Kontrast zwischen Kernspaltung und Kernfusion.
2:00:03–2:00:09
Kernspaltung ist gut, es gibt Atomkraftwerke, die sind aber jetzt nicht quasi
2:00:09–2:00:10
die Lösung unseres Energieproblems.
2:00:11–2:00:17
Aber sobald wir in so einer Entdeckung kommen, dass wir die Fusion betreiben
2:00:17–2:00:21
können, dann ist quasi das Energieproblem der Menschheit gelöst.
2:00:22–2:00:25
Und das finde ich nochmal so einen viel positivistischen Ansatz.
2:00:25–2:00:28
Also dieser Konflikt zwischen Wasserstoffbombe und...
2:00:30–2:00:35
Kern, also Plutonium-Atombombe, also ich meine gut, das sind beides Massenvernichtungswaffen,
2:00:35–2:00:40
das eine größer als das andere, aber trotzdem, dieser nächste Schritt,
2:00:40–2:00:42
next step, ist halt next level, ist halt Fusion.
Micz Flor
2:00:44–2:00:47
Das ist die Mondlandung. Die Marslandung.
Florian Clauß
2:00:47–2:00:49
Die Marslandung.
Micz Flor
2:00:49–2:00:52
Nein, die Marslandung, die ist Bullshit.
Florian Clauß
2:00:52–2:00:59
Ja, die Mondlandung. Ich meine gut, diese Projekte, die gibt es ja jetzt schon seit Jahrzehnten.
2:01:00–2:01:04
Und es gibt ja so immer wieder Entdeckungen und so weiter.
Micz Flor
2:01:04–2:01:06
Du wolltest doch mal eine Folge darüber sogar machen, oder?
Florian Clauß
2:01:06–2:01:15
Also apropos Folgen, hier auf unserem Weg vom Theater des Westens hin zur Ritterstraße gleich.
2:01:17–2:01:21
Wie viele Folgen haben wir geschnitten, Mitch, von uns selber?
2:01:21–2:01:24
Also Wege, die wir gegangen sind in anderen Episoden.
Micz Flor
2:01:25–2:01:26
Hast du das mal ausgerechnet?
Florian Clauß
2:01:26–2:01:29
Ja, ich rechne die ganze Zeit mit. Ich hab hier ein Protokoll.
Micz Flor
2:01:30–2:01:33
Das heißt, die Frage, wie oft sind wir diesen Weg schon gelaufen?
Florian Clauß
2:01:33–2:01:39
Nein, wie oft haben wir uns in den Folgen davor geschnitten in diesem Weg, den wir gerade laufen.
Micz Flor
2:01:39–2:01:42
Ah. Ich schätze, viermal.
Florian Clauß
2:01:42–2:01:45
Ich hab jetzt dreimal. Wo würdest du die vier ...
Micz Flor
2:01:45–2:01:48
Ich habe auch dreimal geschätzt und gedacht, ich lege noch einen drauf,
2:01:48–2:01:52
ich habe nicht groß gedacht, das war so ein Bauchgefühl.
Florian Clauß
2:01:53–2:01:54
Gästeliste plus one.
Micz Flor
2:01:55–2:01:57
Genau, ich habe gerade eher Emily Blunt gefragt.
Florian Clauß
2:01:59–2:02:04
Wir haben uns vor allen Dingen im Gleis Dreieckpark mehrmals geschnitten mit
2:02:04–2:02:09
dem First Cow und der Voyager Episode.
2:02:10–2:02:18
Und wir schneiden uns jetzt gerade ganz konkret in Stromgitarren Teil 2.
Micz Flor
2:02:18–2:02:22
Das stimmt. Da habe ich mich auch dran erinnert. Fällt dir noch was ein?
2:02:23–2:02:25
Gestalttherapie 2? Ne, das war 2 südlich.
Florian Clauß
2:02:28–2:02:33
Gestalttherapie, ja genau, wir sind parallel gelaufen. Wir haben uns quasi selber
2:02:33–2:02:36
gesehen, von vor mehreren Wochen auf der Brücke laufend.
Micz Flor
2:02:39–2:02:42
Laufend fällt mir jetzt auch nicht mehr viel ein aber ich möchte bevor wir jetzt den
2:02:42–2:02:50
abspann noch von dir final hören guter film ja nein nein und warum ich glaube
2:02:50–2:02:57
ich habe es ja schon so teilweise beantwortet ich war tatsächlich nicht so stark
2:02:57–2:03:02
emotional berührt wie bei anderen no land film Ja.
Florian Clauß
2:03:03–2:03:04
Ja. Ja.
2:03:05–2:03:11
Aber so auf einer intellektuellen Ebene fand ich den sehr gut. Aber es ist halt so...
2:03:13–2:03:17
Auf so einer emotionalen Ebene... halb gut.
Micz Flor
2:03:17–2:03:23
Ja. Ja, das Emotionale ist für mich wirklich auch sehr eng mit Emily Blunt verbunden.
2:03:23–2:03:27
Das war auch diese Szene, wo sie das Telefon abgenommen hat und ihr gesagt wurde,
2:03:27–2:03:33
sie kann jetzt die Tücher abhängen, was der Geheimcode quasi war für das Experiment.
2:03:33–2:03:37
Ist geglückt. Ihr Blick und als sie es gehört hat, das hat mich am meisten ergriffen.
2:03:37–2:03:41
Von wegen der Genie ist jetzt aus der Flasche. Also irgendwie war das der Moment,
2:03:41–2:03:43
wo das dann als Wissen in der Welt war.
2:03:43–2:03:48
Vorher waren die ganzen Jungs da unterwegs, ein paar Frauen auch und haben so ihr Ding gemacht.
2:03:48–2:03:53
Es gab auch mal irgendwo was, wo so ein kurzer YouTube-Clip,
2:03:53–2:03:58
wo Oppenheimer gesagt hat, als dann diese Testbombe hochging,
2:03:58–2:04:04
da hat irgendwo der gefragt, ob das denn, war das nicht ein sehr tolles euphorisches Gefühl.
2:04:04–2:04:10
Er hat gesagt, manche haben Euphorie gefühlt, manche haben geweint und manche waren stumm.
2:04:10–2:04:14
Also da hatten jetzt ja alle Euphorie gefühlt. Alle haben sich quasi auf die
2:04:14–2:04:17
Schulter geklopft und nur Emily Blunt war dann irgendwie die,
2:04:17–2:04:22
die irgendwie diese Tragweite so ein bisschen ausdrücken konnte in so einem emotionalen Bild.
Florian Clauß
2:04:27–2:04:37
Gut gut danke das war eigentlich podcast episode 31 informationen über unsere
2:04:37–2:04:42
route die wir laufen sind und informationen zum film und zu unserer besprechung
2:04:42–2:04:45
findet ihr auf eigentlich minus podcast.de.
2:04:47–2:04:51
Wir kommen alle 14 Tage raus, immer Donnerstags in der Früh.
2:04:53–2:04:59
Danke fürs Zuhören. Es war etwas ausufernd. Wir haben jetzt schon über zwei
2:04:59–2:05:02
Stunden aufgenommen. Mal gucken, was wir da reinnehmen. Vielleicht wird es auch
2:05:02–2:05:03
noch 15 Minuten lang, die Episode.
Micz Flor
2:05:03–2:05:06
Naja, aber in Noland darf man ja schon dann irgendwie... ...darf.
Florian Clauß
2:05:06–2:05:09
Man schon so E-Pep-Überstunden machen. Über Minuten.
Micz Flor
2:05:09–2:05:11
Über Minuten, ja, stimmt.
Florian Clauß
2:05:13–2:05:19
Okay, also, dann nochmal danke fürs Zuhören und bis bald. Macht's gut. Tschüss!

Mehr

Soylent Green isst Menschenfleisch

Wir starten unsere Episode im ruhigeren Teil des Treptower-Parks. Flo bringt wieder einen Film als Thema mit: Wir sprechen über den Filmklassiker "Soylent Green", der eine dystopische Zukunftsvision von Überbevölkerung, Umweltzerstörung und Ressourcenknappheit zeigt. Der Film erschien ein Jahr nach dem Bericht "Die Grenzen des Wachstums" des Club of Rome und gehört somit zu den ersten Ökodystopien. Der Regisseur Richard Fleischer inszenierte den Film im Jahre 1973. Fleischer hat sich in Hollywood eher als B-Picture Regisseur etabliert. Auch, weil er sich nicht von den Studiobossen in seine Filme reinreden ließ. Er hat in unterschiedlichen Genres Filme geschaffen, mit einer eigenen starken Ästhetik und mit vielen namenhaften Schauspielern wie Charlton Heston, Kirk Douglas oder Arnold Schwarzenegger zusammengearbeitet. Flo erzählt im ersten Teil der Episode die Geschichte des Films nach und Micz kann noch einige Szenen aus seiner Erinnerung beisteuern. Der Film hat starke Bilder geschaffen, die sich lange ins Gedächtnis einschreiben: ein von schlafenden Menschen übersäumtes Treppenhaus oder Radlader, die die Demonstranten willkürlich in Containern wegbaggern und natürlich das monströse Ende des Films: "Soylent Green is people", noch treffender im Deutschen: "Soylent Green ist Menschenfleisch". Uns treibt die Frage, wie unwissender Kannibalismus in einer desolaten Gesellschaft geduldet werden kann. Uns treibt auch in der Diskussion die Zukunftsvision des Filmes - was ist nach über 50 Jahren eingetroffen und was nicht: Überbevölkerung, mächtige Megacorps, Klimaerwärmung, die massive Kluft zwischen Arm und Reich. Mitten in unserem Gespräch werden wir auf offener Wiese angegriffen: wilde Junikäfer wirbeln in der Abenddämmerung um unsere Köpfe und Mikros, so dass wir Reißaus nehmen müssen. Der Angriff trifft nicht nur uns, sondern sämtliche Parkbesucher. Wie sich später in einem Zeitungsartikel herausstellt, suchen die Junikäfer am Abend den Schutz von Bäumen, um sich zu paaren. Für die Junikäfer waren wir also nichts weiter als laufende und sprechende Bäume. Tsss…

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Florian Clauß
Erzähler
avatar
Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:03
Wir fangen jetzt mit Klatschen an? Das geht nicht. Wir brauchen ein bisschen
0:00:03–0:00:06
Vorlauf, weil das Klatschen muss ja genau auf dem Trailer geschnitten werden.
0:00:20–0:00:24
Ja, hallo! Willkommen zu eigentlich Podcast Folge 30.
0:00:25–0:00:29
Die große Drei, wir haben sie erreicht. Das Leben geht weiter.
0:00:32–0:00:36
Ich bin Mitch Flohr und neben mir läuft Florian Klaus.
0:00:38–0:00:43
Klingt schön hier im Wald, oder? Wenn man nicht weiß, wo wir sind,
0:00:43–0:00:46
würde man denken, wir sind irgendwo in der Natur. Aber wer wissen will,
0:00:46–0:00:48
wo wir sind, kann einfach auf der Webseite sehen.
0:00:48–0:00:52
Wir sind Mitch Flohr eben und ich bin Florian Klaus.
0:00:53–0:00:58
Wir reden beim Laufen und reden laufend. Das heißt, wir machen immer eine Tour,
0:00:58–0:01:02
die als GPS-Track dann auch auf der Website zu sehen ist.
0:01:03–0:01:08
Und da könnt ihr sehen, wir sind in dem verlasseneren Teil vom Treptower Park.
0:01:11–0:01:15
Flos letzte Folge, also unsere vorletzte Folge, endete auch im Treptower Park.
0:01:16–0:01:19
Allerdings auf der Seite, die spreezugewandt ist, da ist immer was los.
Florian Clauß
0:01:19–0:01:22
Insel der Jugend, war glaube ich der letzte ort
0:01:22–0:01:25
jetzt sind wir einfach nur
0:01:25–0:01:29
über die straße drüber und sind
0:01:29–0:01:34
ganz zwei wochen später genau vier
0:01:34–0:01:37
wochen später stimmt wir sind vier wochen später
0:01:37–0:01:44
aber über die straße weil wir kommen alle 14 tage raus donnerstag in der früh
0:01:44–0:01:56
und sind mittlerweile im zweiten jahr unserer eigentlich Podcast-Serie und eigentlich sind wir ja,
0:01:56–0:02:02
ich muss ich muss es wieder bringen, obwohl sie da schon abgedroschen sind, ist ein Film-Podcast.
Micz Flor
0:02:05–0:02:08
Das ist nicht abgedroschen, das ist unser Running Gag, den muss man immer wieder
0:02:08–0:02:12
so reinschmeißen, weil wir eigentlich ein Film-Podcast sind, so in der Art.
Florian Clauß
0:02:12–0:02:13
So ist es natürlich.
Micz Flor
0:02:13–0:02:17
Wir sind wir eigentlich auch, weil ich habe jetzt eben diese kategorien angelegt
0:02:17–0:02:25
und film ist auf alle fälle am meisten bespielt film ist das auch was uns immer
0:02:25–0:02:30
wieder so zusammenbringt zusammengebracht hat nicht mehr also jetzt reden wir
0:02:30–0:02:31
drüber aber Aber gucken wir nicht dazu.
Florian Clauß
0:02:31–0:02:33
Nein, gucken wir nicht dazu. Mensch, du kommst ja auch nicht dazu.
Micz Flor
0:02:33–0:02:34
Ich komm nicht dazu.
Florian Clauß
0:02:35–0:02:38
Ah ja, guck, hier ist der See. Das meinte ich davor.
0:02:40–0:02:47
Das ist eigentlich ein sehr schöner Teil vom Treptower Park und hier ist man auch nicht oft.
0:02:48–0:02:53
Hier ist die Sternwarte, wir haben uns kurz im Off darüber unterhalten,
0:02:53–0:02:54
wäre auch eine Folge wert.
Micz Flor
0:02:54–0:02:59
Ja, und ich habe mein gefährliches Halbwissen geäußert,
0:02:59–0:03:06
das ich irgendwo gelesen oder mitbekommen habe, wohl die müssten wir jetzt verifizieren
0:03:06–0:03:10
und falsifizieren, aber das ist weltweit das längste Teleskop,
0:03:10–0:03:12
was auf Linsen basiert ist.
Florian Clauß
0:03:13–0:03:14
Im Betrieb noch wahrscheinlich.
Micz Flor
0:03:14–0:03:18
Noch im Betrieb, das weiß ich gar nicht, dazu kann ich schon nichts mehr sagen.
0:03:21–0:03:24
Flo ist heute an der Reihe mit dem Thema. Ich bin gerade so andächtig von diesem
0:03:24–0:03:27
See, das spiegelt sich alles, ist wirklich gar nicht schön auch.
0:03:28–0:03:34
Es ist schon früher Abend, Das ist ein ganz besonderer Moment irgendwie.
0:03:34–0:03:36
Wir gucken Richtung Sonnenuntergang fast.
0:03:38–0:03:39
Hast du ein Foto gemacht von dem?
Florian Clauß
0:03:39–0:03:40
Habe ich.
Micz Flor
0:03:40–0:03:44
Ja, finde ich sehr schön. Gut, aber jetzt geben wir mal ein bisschen Gas und
0:03:44–0:03:46
drücken so auf die Tube, Info, Power.
0:03:48–0:03:50
Es geht also um Film, mehr weiß
0:03:50–0:03:54
ich nicht. Ich weiß nur, dass wir hier anfangen, dass es um Film geht.
0:03:56–0:03:59
Und Flo, ich bin gespannt, was du uns vorbereitet hast.
Florian Clauß
0:04:01–0:04:06
Danke für die Einleitung, Mitsch. Heute werden wir nur von den Vögeln gestört.
0:04:06–0:04:13
Die können wir rausfiltern. Denn Natur, es geht auch um Natur.
0:04:14–0:04:17
Eigentlich, das muss ich Ihnen mal gestehen, Mitsch. Eigentlich,
0:04:17–0:04:23
vor vier Wochen, bei meinem anderen Thema, wollte ich diese beiden Sachen zusammenbringen.
0:04:24–0:04:30
Fermentieren und filmen. Filmentieren sozusagen. Ich hab dann nach verschiedenen
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Brücken gesucht, hab kurz daran gedacht, Zelluloid wird bestimmt auch fermentiert,
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aber es wird nicht fermentiert.
Micz Flor
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Moment, du hattest eine Brücke und wolltest zwei Sachen zusammen machen oder
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du wolltest sie unbedingt irgendwie zusammendrücken?
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Das Runde muss ins Eckige mäßig.
Florian Clauß
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Beides. Ich habe jetzt tatsächlich auch da den Film, den ich dir heute nochmal
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so nacherzählen möchte, den du sicher auch gesehen hast.
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Da habe ich tatsächlich so ein bisschen gesucht, welcher Film könnte zum Fermentieren passen.
Micz Flor
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Hast du eine Frage an mich?
Florian Clauß
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Ja, ich weiß nicht, die ist zu ausufern. Du kannst, wenn du spontan eine lustige
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Idee hast, dann kannst du die jetzt äußern. Ne, da kommt nichts, ne?
Micz Flor
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Also irgendwie hatte ich zuerst gedacht, da muss es einiges geben,
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aber ehrlich gesagt fällt mir dann nichts ein.
Florian Clauß
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Gut, ich mache die Auflösung.
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Und zwar mache ich die Auflösung mit einem Nachtrag von meiner letzten Sendung,
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Fermentieren, nämlich das, wo ich ein bisschen scharf drauf bin,
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was ich wirklich machen will, Was ich dann auch so in die höhere Kunst des Fermentierens
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sehe, ist die Sojasauce.
Micz Flor
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Ah, okay.
Florian Clauß
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Und vielleicht fällt dir ein Film mit Soja im Titel ein?
Micz Flor
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Hm, das kommt jetzt auch nicht.
Florian Clauß
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Okay, es ist Soylent Green.
Micz Flor
0:06:01–0:06:03
Ah, okay, kenne ich, sehr gut.
Florian Clauß
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Soylent Green. Also Soja, Linsen, Linsen und Green ist...
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Das sage ich jetzt noch nicht. Soja, Linsen, Linsen und Green ist...
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Das sage ich jetzt noch nicht. Ein Film, auch einer dieser Filme,
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ich weiß nicht, ich habe den mehrmals gesehen und der hat mich immer wieder fasziniert.
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Und er ist 1973 von Richard Fleischer gedreht worden.
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Richard Fleischer, ich weiß nicht, ich habe mich jetzt tatsächlich so ein bisschen,
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ja, nicht tief, aber mal so überflogen, was seine Filmografien sind.
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Vielleicht hast du da mehr Informationen?
Micz Flor
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Du gar nicht. Ich habe jetzt auch, als du gesagt hast, Silent Green, klar kenne ich den Film.
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Ich weiß aber nicht mal, ob ich die Geschichte nacherzählen könnte, so im Detail.
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Ich habe so bestimmte Bilder, wie so ein Schlingensief, Theaterstück,
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so bestimmte Bilder, die mich irgendwie erfasst haben.
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Aber die Geschichte, das was mir dazu einfällt, ist ziemlich banal und drumherum
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weiß ich wirklich total wenig.
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Charlton Heston in der Hauptrolle, ich nehme ihm an nach Planet der Affen,
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das weiß ich jetzt auch gar nicht einzuordnen und...
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Das war es auch schon.
Florian Clauß
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Ja, können wir nochmal so ein bisschen tiefer reingehen. Also Richard Fleischer ist so ein...
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Ich glaube, der hat so eine ganz interessante Filmografie, weil er konnte sich
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nie so... also den konnte man nie so richtig einfangen, ne?
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Also das heißt, der gilt dann so eigentlich auch als derjenige,
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der immer so diese B-Movies gemacht hat.
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Also so am Ende seiner Schaffenskarriere dann so Ant-Wil...
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Ant-Wil-3. Er hat alles durcheinander gemacht,
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er hat Thriller gemacht, er hat Science-Fiction-Filme,
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er hat Horror-Filme gemacht, alles mögliche und er hatte,
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glaube ich, auch in seiner Art sich immer mehr, also er hat sich da nicht reinrennen
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lassen, er war nicht kontrollierbar von den Studio-Bossen.
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Wahrscheinlich hat er deswegen auch so ein bisschen diese Off-Filme,
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diese Low-Budget-Filme teilweise gedreht, aber er hat auch mit,
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gerade mit Silent Green, so eine ganz starke Ästhetik.
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Also wie du sagst, ich glaube, das trifft es sehr gut. Hat mich auch an Schlingel
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Sief in seine Theaterstücke.
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Was trashig ist, wie die Körper sich da bewegen und so weiter.
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Kann ich sehr gut nachvollziehen, deine Assoziation.
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Hat eine wirklich interessante Filmografie. Also jetzt nur so was in 1954 hat er gedreht 20.000,
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20.000 meilen unter dem meer dann 1966
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die fantastische reise also zu julian verfilmung gemacht dann 67 dr du lille
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und 68 die frauen der frauenmörder von boston also würde ich sagen das ist so
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ein bisschen so kinderfilme und dann aber auch so Horrorfilme.
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Also hat er alles mögliche zugedreht. Und er hat auch mit allen möglichen bekannten
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Schauspielern, Charlton Heston und auch Arnold Schwarzenegger,
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nämlich 1984 hat er Conan, der Zerstörer gedreht.
Micz Flor
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Echt? Wow, das ist natürlich Claim to Fame.
Florian Clauß
0:09:22–0:09:24
Ja, das ist wirklich Wahnsinn.
Micz Flor
0:09:24–0:09:25
The biggest B-Movie ever.
Florian Clauß
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Also es lohnt sich, glaube ich, ganz gut, es lohnt sich da, sich so ein bisschen
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tiefer mit ihm zu beschäftigen.
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Und als Darsteller in dem Film, Charlton Heston, du hast es schon erwähnt,
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Charlton Heston ist ja vor allen Dingen durch Ben Hur bekannt geworden.
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Unglaublich lange Filmografie, was Charlton Heston aufzuweisen hat.
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Von seiner Persönlichkeit weiß man am Ende, weil er starker Lobbyist für,
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wie heißt die amerikanische Waffenlobby?
Micz Flor
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Die National Rifle Association, NRA, kann das sein?
Florian Clauß
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Ja, irgend so was, ja.
Micz Flor
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Wir haben es verdrängt, weil wir es einfach nicht wegmachen können.
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Deshalb haben wir es einfach verdrängt und vergessen.
Florian Clauß
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Ist ja auch gut so. Muss man sich auch nicht hiermit beschäftigen,
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Gott sei Dank, Hitzelande. Gosch, sei Dank!
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Er war am Anfang, also bis,
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glaube ich, bis er in den Vietnamkrieg irgendwann in Ende der 60er zog,
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war er sehr liberal eingestellt und dann irgendwann war er auch unter Reagan
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und hat dafür Law and Order propagiert.
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Also hat so ein bisschen so ein Switch hingelegt.
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Gleichzeitig war auch Charlton Heston offen für ungewöhnliche Rollen,
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Weil so Ende 60er, Anfang 70er war der Science-Fiction-Film nicht so der angesehenste.
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Natürlich hat Stanley Kubrick diesen Meilenstein geschaffen,
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aber generell war Science-Fiction jetzt nicht so das Genre, wo man als ein A-Schauspieler spielen wollte.
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Was er gemacht hat an Science Fiction, 68 Planete Affen, 71,
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Der Omega Mann, auch ein ganz toller Film.
Micz Flor
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Boah, toller Film. Das ist so von wegen welcher, ich seh da manchmal so Social
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Media mäßig, which film made you scared when you were a kid.
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Also Omega Mann hab ich zu früh gesehen. Ja.
Florian Clauß
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Und 73, wie gesagt, The Silent Green.
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Der andere, den man noch erwähnen kann als Schauspieler, der die Rolle von dem
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Saul Roth spielt, heißt Edward Robinson.
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Insofern erwähnenswert, weil der wirklich zwei Wochen nach dem Dreh gestorben ist.
Micz Flor
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Das ist der mit dem Bart, mit dem er dann zusammen das Rindfleisch isst.
Florian Clauß
0:11:53–0:11:56
Genau, da siehst du, so ein paar Bilder sind hängen geblieben.
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Und das finde ich auch so bemerkenswert bei diesem Film, weil er ist recht klassisch erzählt.
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Das ist eine klassische 70er-Jahre-Detektivgeschichte, also Detektiv im Sinne
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von Polizeigeschichte.
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Ein relativ einfaches Muster. Es gibt einen Mordfall, es gibt eine Ermittlung,
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es gibt verschiedene Parteien, die gegen die Ermittlung arbeiten.
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Es gibt eine Auflösung und ein Showdown.
Micz Flor
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Ich habe den auch immer sehr parallel in dem Spannungsbogen wahrgenommen,
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wie zum Beispiel mit Pete York.
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Was passiert eigentlich mit denen, wenn sie angeblich… Das ist auch so genau
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das, was du gesagt hast, Detektivgeschichte in der Zukunft der Erde.
Florian Clauß
0:12:44–0:12:49
Genau, also recht klassisch von der Erzählweise, aber recht eindrücklich von der Ästhetik.
0:12:50–0:12:55
Und ich glaube, das ist vor allen Dingen das Werk von dem Regisseur.
0:12:55–0:12:59
Es gibt so Bilder, die bleiben einfach im Kopf und das auch Jahre,
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nachdem man den Film gesehen hat.
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Der Film erschien ein Jahr nach dem Club of Rome, den Bericht,
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die Grenzen des Wachstums herausgebracht hat.
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Und eigentlich kann der Film als der erste Öko-Thriller oder dystopischer Öko-Film gelten.
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Sicher von diesem Bericht auch inspiriert in der Bilderwelt oder in der Situation,
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in der Zukunftsvision kann man schon sagen, dass dieser Bericht da so maßgeblich ist.
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Der Film spielt im Jahre 2022 und hat den unsäglich deutschen Titel Ja,
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2022, also Punkt, Punkt, Punkt.
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Ja, 2022, Punkt, Punkt, Punkt. Die, die überleben wollen.
Micz Flor
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Mit Komma auch noch im Titel?
Florian Clauß
0:14:04–0:14:07
Nein, die überleben wollen. Also nicht die, die überleben wollen,
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sondern die, die überleben wollen.
Micz Flor
0:14:08–0:14:14
Welcher deutsche Titel hat zwei, nein, ein Komma und drei Punkte im Titel?
Florian Clauß
0:14:18–0:14:23
Man kennt diese Filmtitelvergabe in Deutschland, die war damals nicht so ganz nachvollziehbar.
Micz Flor
0:14:23–0:14:26
Aber ich finde es irre, ich habe gar nichts zu diesem Film jetzt im letzten
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Jahr. Das würde ja sich irgendwie anbieten, dass da irgendwie was nochmal aufgegriffen wird.
Florian Clauß
0:14:30–0:14:34
Ja, deswegen mache ich es doch jetzt gerade. Nein, aber es gab tatsächlich so
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ein paar Berichte. 50 Jahre nach Soylent Green, wie sieht es jetzt aus?
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Aber das ist ja nächstes Jahr.
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Ja, gut, im Sinne von jetzt die Realität von Soil and Green.
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Können wir auch nachher mal ein bisschen zusammenwerfen, was eingetreten ist.
Micz Flor
0:14:53–0:14:57
Das ist ja lustig, weil dadurch, dass es wirklich so ein Direktivfilm ist,
0:14:57–0:15:00
traue ich mich immer bei Sachen, die ich sagen will, oder was Witziges,
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was ich sagen will, den Schockmoment vorwegzunehmen.
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Ich weigere mich, weil es kann ja sein, dass manche Leute den Film doch noch nicht gesehen haben.
Florian Clauß
0:15:10–0:15:14
Spoilern das jetzt auch. Also das kann man auch schon sagen,
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aber lass mich erst mal so ein bisschen noch einleiten, bevor wir dann in die Erzählung einsteigen.
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Also es beschreibt eben diese Welt 2022. Die Welt ist dann so dass es gibt eine,
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eine Corporation, die heißt Soylent Corporation.
Micz Flor
0:15:35–0:15:38
Die Greenwashing betreibt, deshalb Soylent Green.
Florian Clauß
0:15:40–0:15:46
Die ist für die Lebensmittelherstellung für die Hälfte der Menschheit zuständig.
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Also, was da noch mal reinkommt, sind diese Mega-Corporations,
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diese Super-Corporations, also die Megakonzerne.
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Ja, das ... Bei dem Film wird auch nicht so richtig so eine klare Trennung Regierung und Corporation,
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also das vielleicht so vorweggenommen, was ist eingetroffen,
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was nicht, aber diese Mega-Corporation, die dann quasi eigene Staatenstrukturen haben,
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sowas wie, ich meine, soziale Netzwerke kannst du damit vergleichen,
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wo dann im Prinzip da bestimmte Regeln gelten, die aber nicht irgendwie staatlich
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reguliert sind, sondern einfach ein Geldkreislauf und so weiter da drin hängt,
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die dann auch eine gewisse Macht haben in ihrer Reichweite.
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Und vor allen Dingen, es ist eine Romanvorlage von einem, ja ich glaube es ist
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tatsächlich ein Roman, keine Kurzgeschichte, die ist 1969 erschienen,
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Make Room heißt die, und geht vor allen Dingen um Überbevölkerung.
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Und es spielt in New York City und die Bevölkerung von New York City ist auf
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40 Millionen Menschen angewachsen.
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Und das, finde ich, schafft dieser Film ästhetisch extremst gut darzustellen.
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Also man sieht, wie die Menschen einfach auf der Straße liegen und schlafen.
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Es ist fast wie so eine Lethargie, ja, so auch so eine gewisse Langsamkeit,
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ja, die Menschen sind alle so...
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Komisch uniformiert. Der Film gibt sich nicht großartig Mühe,
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da irgendwie eine Technik oder eine Technologieentwicklung darzustellen.
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Der bleibt schon so irgendwo in den 70ern rein von den Produkten und so weiter, bleibt da stehen.
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Aber gleichzeitig hat der so eine ganz einfache,
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aber doch so eine ganz wirksame Form Von Zukunftsvisionen, die sich dann auch
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in der Kostümierung, eben diese Uniformen, es sind auch so teilweise die Farben,
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es ist alles so ein bisschen gelblich gedreht.
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Und die Leute liegen halt, wie gesagt, auf der Straße rum oder im Treppenhaus.
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Man muss über die hinwegsteigen, die schlafen immer, sie sind auch sehr inaktiv.
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Man merkt schon diese Masse, die dann halt auch so eine gewisse Trägheit hat.
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Und das finde ich toll inszeniert bei dem Film.
Micz Flor
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Ja, so eine Erschöpfung, so eine gesellschaftliche Erschöpfung,
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die sich durch alle durchzieht, die sich nicht im Einzelnen irgendwie nur spürbar
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macht, sondern sich eher noch im Zusammenspiel von allen eben auf einer gesellschaftlichen Ebene.
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Ist so eine Erschöpfung, vielleicht was gar nicht mehr so dystopisches,
0:18:40–0:18:44
was vor einem ist, sondern was Desillusioniertes, was in jetzt wirklich eingetroffen
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ist. Das ist, glaube ich, schon die Grundstimme.
Florian Clauß
0:18:46–0:18:51
Ja, vielleicht auch, weil die Energie einfach fehlt, weil die Lebensmittel nicht mehr da sind.
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Es gibt halt, wie gesagt, diese
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Soylent Corporation und die produziert Soylent Red und Soylent Yellow.
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Das sind dann auf Basis von Linsen oder irgendwas.
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Es sieht total chemisch aus auf dem Markt, wo man die erwerben kann. Also, ähm...
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Wahrscheinlich fehlt auch den Menschen einfach Energie, weil die halt nicht
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die richtige Nahrung dazu haben.
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Das könnte man auch so. Und es gibt dann jetzt so neu Soylent Green im Angebot.
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Und dieses Soylent Green löst bei den Menschen auch so eine gewisse,
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ja, so eine gewisse Harp-Gier aus, ja.
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Soylent, also es gibt einen Soylent Thursday, Soylent Green Day.
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Er wird irgendwie, steht überall mit Kreide, ja. Und dann kommen die mit diesen
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grünen Täfelchen und die werden dann verteilt.
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Southern Green gibt eben so eine gewisse Energie. Und alle sind total scharf
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drauf und es kommt auch zu so einem Tumult in einer Szene,
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als dieser Southern Green dann ausgegeben wird und eine Frau sagt,
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ja, hier, Sie haben mich beschissen, ich habe viel weniger bekommen.
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Und auf einmal gibt es dann so eine Tumultartige Szene und die nehme ich auch
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mal weg, die ist auch so monströs.
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Die Polizei knüppelt dann die Menschen so nieder. Du siehst auch in der Masseninszenierung,
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wie dann einfach so Radlader kommen und die Menschen so wegbackern von der Straße
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in so Container rein und die werden dann abgefahren.
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Also so eine unglaublich brachiale Gewalt gegenüber den Menschen und so eine
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völlige Willkürlichkeit.
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Also die Menschen sind nichts wert.
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Das vermittelt der Film ganz gut.
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Es gibt halt keine Wohnungen, die Leute schaffen auf der Straße,
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die die Wohnungen haben. Es ist eine unglaubliche Verteilungsungerechtigkeit,
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die die Wohnungen haben.
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Es sind meistens die Reichen, es gibt eine kleine Schicht von Reichen.
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Zu der Wohnung gibt es dann so das lebende Inventar, wie das genannt wird da
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in dem Film. Film, nämlich auch so quasi Frauen, die dann als Sklaven missbraucht werden.
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Die gehen dann in den Besitzer der Wohnung über.
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Die Hauptperson, das ist in detective form, hat auch so ein lebendes Inventar,
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aber bei ihm ist es dieser ältere Typ.
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Also die verstehen sich auch gut, die haben eine Art WG, führen die,
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aber wenn man Wohnung dann mietet, muss man halt auch diese Leute,
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die dann mit ihm in dieser Wohnung verbunden sind, dann übernehmen.
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Und es findet ein Mord statt in der in der Oberschicht, in der reichen Oberschicht
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im Umfeld von dieser Soylent Corporation.
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Und der Detective Thorne fängt an zu ermitteln und hat dann auch die eine,
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die da als Sklavin in der Wohnung quasi wohnt, in Verdacht und den Leibwächter,
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den ehemaligen Leibwächter von dem Ermordeten.
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Dann kommt auch diese Szene, ja, der Charlton Heston ist halt so ein Typ,
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der hat halt so einen 70er-Jahre-Charakter.
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Der geht da rein und ist dann auch sehr, sehr männlich, tritt er auf und nimmt
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sich dann halt auch alles mit, was er da so findet, weil er weiß,
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die können ihn nicht ankreiden.
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Und dann kann er halt auch so ein Stück Fleisch mitnehmen und Lauch,
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Möhren, Zwiebeln und so weiter und nimmt die dann mit zu Hause zu dem Sol.
0:22:40–0:22:45
Und der war es völlig so am Aufgehen. Das habe ich seit Jahren nicht gesehen.
0:22:45–0:22:50
Und das ist für ihn so ein total intensiver religiöser Moment,
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dass er das wieder schmecken darf. Und das ist auch eine sehr schöne Szene.
Micz Flor
0:22:56–0:23:00
Das Lustige ist, als du Sol den Gring gesagt hast, da musst du dich an diese
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Szene denken, habe ich ja vorhin schon gesagt.
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Und gleichzeitig an die letzte Folge, die du aufgenommen hast,
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wo du mir dieses Essen gegeben hast, wo ich dann auch gesagt habe,
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dass jetzt muss ich quasi wie Biolec, so muss ich dann im Fernsehen,
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muss ich jetzt sogar ohne Bild kommentieren, wie gut schmeckt und so.
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Und genau das passiert, finde ich, in dieser Szene. Die ist total overacted.
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Die müssen dann einfach quasi die Geschmacksknospen, die bei denen aufgehen,
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die sollen dann schon irgendwie orgasmisch fröhlich irgendwie den ganzen Organismus
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erpacken und auch die Freundschaft noch mal zu zu so einem kumulativen Höhepunkt
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bringen und das ist schon fast grotesk und gleichzeitig irgendwie notwendig,
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um es auch noch mal comichaft darzustellen, mit comichaft meine ich überzogen
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darzustellen, wie besonders das ist.
Florian Clauß
0:23:53–0:23:59
Ja, ich glaube, dass einfach diese Schere zwischen dem, was nicht mehr verfügbar
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ist und dem, was die dann eben auch geschmacklich erleben dürfen.
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Das ist so auch diese Schere zwischen Arm und Reich.
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Dass halt diese ganz wenigen,
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dieses ein Prozent der Reichen sich dann solche Lebensmittel leisten können,
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kosten irgendwie eine Erdbeer oder ein Päckchen Erdbeeren kosten 150 Dollar,
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also nicht erschwinglich für die Normalen.
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Genau, also das ist so eine Szene, wo man so eine gewisse Zukunftsahnung dann auch bekommt.
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Zukunftsahnung im Sinne von, wie hat man sich das denn vorgestellt.
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Andere Sache ist, dass es auch so eine, ich weiß nicht, ob das jetzt wirklich
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so inszeniert ist, oder ob man das nicht so reinliest, weil die halt nicht so
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oft ihre Wäsche waschen können.
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Ja, Ja, man hat das Gefühl, die schwitzen die ganze Zeit, wenn man hier stimmt.
Micz Flor
0:24:53–0:24:56
Das ist auch so eine Sache von der Ästhetik, eine Sache, die nicht gut altert
0:24:56–0:25:00
und die ich auch nicht unter besondere... besondere umfassendes Quartierchen,
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Das sind Maikäfer oder so, kann das sein? Der ist immer noch an dir.
0:25:15–0:25:19
Uh, wir rennen weg von der Natur. Das sind irgendwie Junikäfer, Maikäfer, Junikäfer.
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Für Maikäfer zu klein, vielleicht sind sie Junikäfer. Die flogen vorhin um die Eiche rum.
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Und ein paar davon sind uns gefolgt. Einer ist immer noch bei dir.
Florian Clauß
0:25:34–0:25:39
Also, auf jeden Fall, es gibt so mehrere Kernszenen bei diesem Film.
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Eine Kernszene ist ja dieses Fleischessen, probieren, diese Lebensmittel genießen, ja.
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Die andere Szene habe ich auch schon beschrieben mit diesem Aufstand,
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der bei der Verteilung von dem Soylent Green Day passiert ist.
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Diese Wohnung von dem reichen Ermordeten ist auch mehr oder weniger nur bewohnt
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von denen, die dann noch als lebendes Inventar gelten.
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Also von der Frau und dem Leibwächter.
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Und in einer Szene kommt dann auch der Charlton Heston wieder dahin.
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Und die gehen einfach so miteinander ins Bett. Ja, das ist halt irgendwie so
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völlig üblich, ne? Das ist eine Verfügbarkeit, ein Automatismus.
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Und, äh, die beginnen dann aus einem Verhältnis, aber das wird nicht so richtig,
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das entwickelt sich nicht so richtig.
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Ähm ... Er kriegt auch Informationen von ihr.
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Äh, die dann Richtung Leibwächter dann noch, dass der verdächtig ist.
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Ähm, den Verdacht bestätigen.
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Und in dem Umfeld, da gibt's auch eine Szene, die ist auch ziemlich stark,
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das spielt dann in der Kirche.
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Und der Detective geht dann auch einen Hinweis nach und vor der Kirche liegt
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dann so eine Frau oder ein Mädchen,
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ist das er, die ist tot, mit Augen auf, liegt da und hat eben so angebunden
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ein Kind, ja, und der Thorn nimmt das Kind auf den Arm und trägt es rein in die Kirche.
0:27:18–0:27:23
Und diese Kirche ist auch voll, also die ist wirklich so voll mit Menschen,
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die wieder irgendwo lethargisch rumliegen und schlafen in allen möglichen Betten
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und so weiter und er spricht mit dem Priester.
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Der Priester wird dann auch später in einer späteren Szene ermordet im Beichtstuhl
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von einem Leibwächter, wo sich der Verdacht dann quasi nochmal bestätigt,
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dass der da mit drin hängt.
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Und bei dieser einen Szene, wo es zu diesem Aufstand von der Verteilung von
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Zorian Green kommt, wird ein Anschlag auf dem Thorn verübt.
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Der Attentäter wird aber dann in einer Szene von so einem Radlager,
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wird er dann von der Schaufel dann quasi zerdrückt.
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Also so ein bisschen trashig, aber recht eindrucksvoll.
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Also er ermittelt weiter und das, was noch mal den Film vielleicht in einer
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anderen Richtung interessant macht, der Schauspieler, der den Soul,
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also seinen alten Mitbewohner, gespielt.
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Ich hatte hier am Anfang erwähnt, stirbt zwei wochen später bei dem film und.
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Der hatte Blasenkrebs und es war ihm schon klar, dass es seine letzte Rolle
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ist, die er spielen wird.
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Und Charlton Heston hat in einem Interview gesagt, dass man ihm das überhaupt
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nicht angemerkt hat. Er hat es auch keinem erzählt auf dem Set und er war,
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wie man das so sagt, extrem professionell, war immer da, total bei der Sache, blablabla.
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Aber es ist so ganz eindrucksvoll, weil nämlich es gibt eine Sterbesszene,
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die auch legendär ist für den Film.
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Das ist so die Szene, die dann wirklich im Kopf bleiben, wo dann der Soul sich
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zum assistierten Selbstmord dann in so eine Anstalt begibt. Es gibt dann nämlich so Tötungskammern.
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Da kann man sagen, ich möchte jetzt sterben. Und dann fragen die dich nach,
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was ist der Musikgeschmack?
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Und dann sagt er so Classic und dann Oh no, light classic please.
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Und dann hört er so Per Günd. Ja, und aber diese Szene ist vielleicht auch so,
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ja, die ist medientechnisch ganz interessant, weil er liegt dann in diesem Raum
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zum Sterben und drumherum wie so ein Cinemascope finden so Naturaufnahmen statt.
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Und dann kommt halt in der Halle das Bärkönig, so dieses Frühlingserwachen von Per Günd.
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Die Musik wird dann eingespielt und es ist halt so eine intensive,
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so eine völlige, ja, jetzt sterben und es wird so unglaublich verkitscht.
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Er entscheidet sich für den Freitod, weil nämlich sein Verdacht,
0:30:07–0:30:10
dass Soil and Green, und jetzt darfst du es verraten.
Micz Flor
0:30:11–0:30:12
Das ist Menschenfleisch.
Florian Clauß
0:30:14–0:30:18
Genau, Soil and Green ist People. Ich finde Menschenfleisch viel schöner als
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People, weil People hat so eine Mehrfachkonnotation im Englischen.
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Und Menschenfleisch klingt so brachial, das ist das, was es ist.
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Das ist Menschenfleisch, das ist wirklich aus menschlichem Gewebe gemacht.
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Ja, es ist so diese Verwertungskette, diese ultra-kapitalistische,
0:30:38–0:30:46
überkapitalistische Verwertungskette, die dann sich in dieser Gesellschaft so niedergeschlagen hat.
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Dieser Saul hat dann quasi nochmal die letzten Hinweise dem Thorn gegeben,
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was es das ist. Er weiß aber, er kann mit dieser Belastung nicht mehr leben.
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Er wird dann eh wahrscheinlich umgebracht werden. Deswegen entscheidet er sich für einen Freiton.
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Aber um das nochmal bestätigt zu wissen, kommt Thorn in diese Tötungskammer.
0:31:09–0:31:16
Und ihm gelingt es, indem er dann den Werder da überfällt und dann auch in Sprechkontakt
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mit ihm zu kommen, während des Sterbensprozesses.
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Und dieser Sterbensprozess ist deswegen auch so eindringlich,
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weil er ja wirklich dann im Sterben lag, ja? Also, mehr oder weniger,
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ne? Also, das ist schon einfach ...
0:31:30–0:31:37
Ähm, sehr intensiv gespielt. Mit dem Hintergrund, dass er sich da auch quasi
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sein eigenes Sterben freigespielt hat, ne?
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Der Ermordete, das sich dann auch herausstellt, wurde deswegen umgebracht,
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weil er diese Tatsache wusste, aber dagegen sich ausgesprochen hatte,
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wurde er aus dem Weg geräumt.
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Ja, das war so die Auflösung des Mordfalls.
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Thorn wurde auch vorher, bevor er dann in Eigenregie den Sohl in der Tötungskammer
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aufgesucht hat, wurde er auch von dem Fall abgesetzt.
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Da hat die Regierung schon mitbekommen, dass er da so ganz weit in Ermittlungen ist.
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Und Thorn folgt dann dem toten Körper von Sol.
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Er sieht, wie er abtransportiert wird. Es ist dann auch so, er ist tot,
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dann gehen alle Lichter an wieder und du hast dann so eine völlige sterile Atmosphäre.
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Die Leiche wird im Tuch weggekarrt.
Micz Flor
0:32:32–0:32:34
Wie wenn der Aula dann die Neonlichter angeht.
Florian Clauß
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Das ist auch so eine typische Verfolgungsszene im 70er-Stil.
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Also die macht auch Spaß. das Müllauto, da werden ganz viele...
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Leichensäcke, also verhüllte Körper in Tüchern, werden dann gestapelt,
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werden zu einer Fabrik gefahren. Er wirft sich auf diesen Wagen und fährt mit,
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kommt in die Fabrik an, kann.
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Und dann wird es so ein bisschen einfach.
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Auf der einen Seite siehst du im Fließband, wie die Leichen reingekarrt werden.
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Auf der anderen Seite siehst du, wie dann diese Green Chips rauskommen.
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Also ganz zusammengeschnitten, ja, deutlich. Der Bevölkerung wurde gesagt,
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dass das Grüne kommt von Plankton.
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Und er kämpft dann gegen die Werte und er wird auch wieder verfolgt von den
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Leibwächtern. Es kommt zum Finale, zum Duell.
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Dann wird er selber schwer verletzt, ihm gelingt es aber noch,
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den Leibwächter zu töten. Und er wird dann schwer verletzt herausgetragen.
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Fletcher, sein Vorgesetzter, nimmt ihn dann auch nochmal quasi mit in den Arm,
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will ihn dann auch auf so eine Barre dann heben und er wird durch die Leute
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gezogen und eben dieser legendäre Satz, so, soil and green is people,
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tell them all, tell the truth, und, ja, soil and green ist Menschenfleisch.
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So, das ist so, das, wo der Film, glaube ich, in seiner einfachen Dramaturgie
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dann doch irgendwie so ein ganz monströses Ende hat.
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Er ist sehr stark auch so vom Grundpattern her. Also er ist sehr düster,
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so von der Stimmung. Ja, so das war so grob die Zusammenfassung von dem Film.
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Und jetzt können wir vielleicht so ein bisschen noch in die Analyse gehen,
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wenn du Lust hast, und so ein paar Motive uns rauspicken und so vergleichen,
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was war vorher, wie war das jetzt aus der Wahrnehmung von 1973 und wie ist es
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jetzt quasi dann in dem Film dargestellt und was ist dann tatsächlich auch passiert.
Micz Flor
0:34:51–0:34:56
Ja, für so eine Analyse bin ich jetzt natürlich sowieso nicht ausgebildet und
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mir fällt auch nicht wirklich Das war es für heute. Bis zum nächsten Mal.
0:35:00–0:35:02
Ich hätte den jetzt noch mal sehen müssen.
Florian Clauß
0:35:02–0:35:05
Ich will dich jetzt da gar nicht in so eine...
Micz Flor
0:35:05–0:35:09
Ich bin total gutes Publikum. Was ich reinwerfen möchte, ist halt,
0:35:09–0:35:14
du meintest vorhin so diese Hyperkapitalismus, also diese Verwertung der Arbeitskraft,
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die ja aber jetzt eh nur noch faul in New York rumliegt.
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Also das Einzige, was die noch leisten, ist quasi Essen sein,
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wenn man es jetzt mal überspitzt darstellt.
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Es gibt dann diese Verquickung zwischen Fleischersatzherstellung,
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der Soylent Corporation und dem Staat.
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In gewisser Weise denke ich dann auch so mit dem, was du beschrieben hast,
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als Assoziation dieser Spruch, Religion ist das Opium für das Volk,
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diese Idee, dass die Religion dann abgeschafft ist.
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Kapitalismus, sagst du, aber so ein reiner Materialismus auch,
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Verwertung von Materie, die halt manchmal belebt ist und manchmal tot.
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Lebendiges braucht dann wiederum Totes, um weiterzuleben.
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Und aber auch in diesem extremen Materialismus gibt es halt dann auch die Kirche
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in ihrer Form nicht mehr, die ist quasi bevölkert.
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Also, die ist kein Ort mehr, wo Respekt ist, sondern einfach so ein Gebrauchsgegenstand geworden.
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Nur noch ganz wenige, die das irgendwie für sich als metaphysischen Raum nutzen,
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als spirituellen Raum nutzen und aber auch eben das Sterben selbst.
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Der Himmel ist im Prinzip eine Videoprojektion und schöne Musik und danach ist
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dann auch Schluss. Also es hat nicht wirklich das Gefühl, dass es so eine Transition
0:36:35–0:36:40
ist in so ein Paradies oder so, sondern man muss dieses Paradies auf Erde noch mal kurz herstellen.
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Das ist dann eher schon eine Form von elektrischem Stuhl denken.
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Da ist dann irgendwie, dahinter ist dann Schluss.
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Und da musste ich so ein bisschen dran denken, da muss eben,
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so wie bei der Religion, muss dann der Schein gewahrt werden.
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Der Schein muss gewahrt werden, damit dieses ganze System funktioniert.
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Das ist dann quasi, man glaubt, was man glauben will.
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Ob die Wahrheit sich durchsetzt, bleibt ja auch offen mit dem.
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Soil and green is people, das wissen wir dann nicht mehr am Ende des Films.
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Es kommt dann natürlich nicht im Film noch zu einer Revolution oder so,
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keine Ahnung. Es hat also kein Happy End, auch wenn es aufgelöst wird.
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Und in dem Zusammenhang finde ich eben auch total spannend, dass dieses Leib-Körper-Thema,
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was ich ja auch mal angesprochen hatte in einer KI-Folge, also dieser Unterschied
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zwischen Körper und Leib, der Körper als eben Materie und der Leib als beseelte
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Materie, die was anderes ist als der Körper.
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Aber in der Art, wie es da dargestellt wird, wird das nochmal so ganz komisch gespiegelt.
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Der Leib, der dann den Freitod wählt,
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weil er es als Leib nicht aushält, das Wissen zu haben, als lebendiges Wesen,
0:37:57–0:38:00
als Leib kann er das irgendwie nicht aushalten, und wird dann zum reinen Körper,
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unbeseelt, Tod, Materie.
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Und obwohl er dieses Wissen oder die Vermutung, wo er Beweise für hat,
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nur weitergeben kann, wird er dann in seinem Körper zur Spur.
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Also wird dann ja die Spur, die ihn da hinführt. Also der ist auf doppelte Art.
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Sein Leib öffnet diese Gedankenwelt, die Logik, die Spekulation, dieses Deduktive.
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Ah nein, kann das wirklich so sein? Und der Körper ist dann der Beweis.
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Dann wird er ein Beweisstück, was dann wirklich diese Spur bis in die Firma, die das dann verwertet.
Florian Clauß
0:38:39–0:38:45
Auch die Sinnlichkeit, die dann der Körper oder ich als lebende Person noch
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so empfinden kann, ist ja verloschen dann im Moment.
Micz Flor
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Das fällt mir so aus, aber sag du mal, was du ...
Florian Clauß
0:38:54–0:38:57
Ja, also ich meine, die großen Themen, die da drin hängen,
0:38:57–0:39:00
sind natürlich so die Umweltzerstörung, die Überbevölkerung,
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einfach diese Ressourcenknappheit,
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Diese extreme Verteilungsungerechtigkeit,
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das finde ich schon enorm, dass der Film das dann so zum Thema gemacht hat und
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damit auch einen gesellschaftlichen Zustand so ein bisschen vorweggenommen hat,
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der ja hier so in Teilen tatsächlich so real geworden ist.
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Also Ressourcenknappheit, Umweltzerstörung und das, was ich besonders interessant
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finde und wo ich dann aber auch wahrscheinlich nicht so tief in die Analyse
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gehen kann, aber die Die Frage nach dem...
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Also, das, was jetzt passiert mit dieser Verwertungskette, das ist ja so,
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dass, um die Bevölkerung zu ernähren, wird die Bevölkerung quasi als Nahrung angeboten.
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Also, es gibt so einen Kannibalismus, der dann ...
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Das ist, man isst sich selber am Ende vom Leben, ja, von dem ganzen Lebenskreislauf.
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Dieser Verzehr, der gesellschaftliche Körper, der sich selber verzehrt, aber im Geheimen.
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Die Frage ist in dem Moment, wenn es publik geht,
0:40:25–0:40:30
ja, und das hast du ja auch schon so gesagt, gibt's denn tatsächlich,
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also eine Revolte dann, ist diese Information, und ich glaube,
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das ist so, das ist das, was mich bei dem Film beschäftigt hat.
0:40:39–0:40:43
Diese extreme Fixierung auf Soylent Green, alle sind total wild danach, ne?
0:40:43–0:40:48
Ein bisschen wie so eine Ratte, die dann jetzt so das im Labor,
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die ganz lange keinen Nahrungsentzug hatte, jetzt auf einmal die Nahrung bekommt,
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das Nahrungsergänzungsmittel, was die ganze Zeit gefehlt hat und halt darauf abgeht.
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Und wenn man aber wüsste, dass das jetzt quasi der eigene Artgenosse ist,
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inwieweit gibt es dann auch ein Zurück?
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Gibt es da überhaupt noch eine bewusste Entscheidung in diesem Raum, in diesem Milieu?
0:41:14–0:41:19
Ja, also, oder ist das dann auch egal, ja? Also, kann da Journalismus,
0:41:19–0:41:21
kann da irgendwie noch was erreichen?
0:41:22–0:41:25
Kann der noch da Impulse setzen und sagen ...
Micz Flor
0:41:25–0:41:28
Ja, es ist interessant, dass du da diesen Weg gehst. Wenn man jetzt mal eine
0:41:28–0:41:31
andere Brille aufsetzt und sagt, wir besprechen einen Horrorfilm,
0:41:31–0:41:38
dann würde man vielleicht überbandet zurückkommen auf gesellschaftlich-mediale Themen. Ähm ...
0:41:39–0:41:43
Aber du hast den ja scheinbar wirklich explizit nicht als Horrorfilm wahrgenommen.
Florian Clauß
0:41:44–0:41:47
Nee, ich hab den nicht als Horrorfilm, eher als Science-Fiction,
0:41:47–0:41:50
ja. Das stimmt, das ist für mich kein Horrorfilm.
Micz Flor
0:41:52–0:41:57
Weil ... es ist Menschenfleisch. Es könnte ja so ein klassischer Horrorfilmsatz
0:41:57–0:42:00
sein, wo dann die Geigen, die Hitchcock-Geigen, nid, nid, nid, nid.
0:42:00–0:42:02
Und die Kamera und die Augen auf und so.
0:42:04–0:42:08
Body-Snatchers-mäßig, ne? Oh Gott, nein, wir sind alle tot schon.
0:42:08–0:42:15
Wir sind alle ersetzt worden. Das ist ja so ein ganz fundamentales Erleben von
0:42:15–0:42:18
Endlichkeit und Bedrohung.
0:42:19–0:42:22
Und trotzdem, in dem Fall war es für dich jetzt kein Horrorfilm,
0:42:22–0:42:25
sondern es war ein Science-Fiction, quasi ein dystopischer Film,
0:42:25–0:42:28
der eine mögliche Gesellschaft vorstellt, so.
0:42:31–0:42:34
Ich versuche jetzt mal diesen Horrorfilm noch mal so rüber zu ...
0:42:35–0:42:38
Diesen Sprung rüber zu machen, obwohl ich mich da auch überhaupt nicht auskenne.
0:42:38–0:42:45
Aber du hattest ja in deiner letzten Folge auch diese Nordwestpassagen-Expedition beschrieben, ne?
0:42:45–0:42:50
Wo dann eben auch bei diesen langen Schiffreisen über Bleidosen,
0:42:50–0:42:55
Vergiftung vorlagen, die dann irgendwie teilweise auch zu Halluzinationen führen
0:42:55–0:42:58
können oder Skorbut und Schwäche und so.
0:42:58–0:43:01
Und bei dieser Expedition, die dann ...
Florian Clauß
0:43:01–0:43:06
Blei kann nur in Psychosen auslösen, es gab da so eine Statistik,
0:43:06–0:43:12
wo dann quasi die Psychosenanfälligkeit in dem Moment gesunken ist,
0:43:12–0:43:15
als dann das Benzin bleifrei wurde.
0:43:16–0:43:19
Aber ich weiß nicht, inwieweit das irgendwie so ein Urban Legend ist.
Micz Flor
0:43:19–0:43:22
Das weiß ich jetzt ehrlich gesagt auch nicht,
0:43:22–0:43:25
ich hatte das ehrlich gesagt jetzt nochmal so reingenommen, weil ich das ein
0:43:25–0:43:28
bisschen immer abgespeichert hatte unter Erklärung,
0:43:28–0:43:38
Was ja damals bei dieser Exposition passiert ist, dass später Reste der Mannschaft
0:43:38–0:43:41
gefunden wurden, wo deutlich wurde, die haben sich gegenseitig gegessen.
0:43:41–0:43:48
Also das war ein Kannibalismus und das sollte lange Zeit nicht angenommen werden.
0:43:48–0:43:51
Das war dann irgendwie einfach nicht vorstellbar, dass der Sir,
0:43:51–0:43:54
dessen Name jetzt auch entfallen ist, das ist eine Riesenbildungslücke,
0:43:54–0:43:59
aber dass der jetzt irgendwie dann und dessen Gruppe dann kannibalistisch sich
0:43:59–0:44:04
gegenseitig gegessen haben das konnte man das war einfach zu grauenvoll aber
0:44:04–0:44:09
da auch noch mal eine information dazu geben weil ich das fand ich auch sehr interessant Nämlich,
0:44:09–0:44:12
es war durchaus in...
Florian Clauß
0:44:15–0:44:17
In den Seefahrerzeitalter, wo
0:44:17–0:44:23
die Leute auf Schiffen dann in unbekannte Regionen und wo auch ganz viele,
0:44:23–0:44:28
also ich weiß nicht, da war ein großer Prozentteil von den ausgefahrenen Schiffen
0:44:28–0:44:31
sind dann halt auch wirklich verunglückt und es gab viele Schiffsbrüchige.
0:44:32–0:44:36
Das waren, glaube ich, so irgendwie 20, 30 Prozent. Also die Chance,
0:44:36–0:44:40
dass du halt irgendwie mit dem Schiff untergehst, war relativ hoch irgendwie.
0:44:40–0:44:47
Und es gab eine Zeit, das ist übrigens auch eine Episode aus dem Podcast Geschichte
0:44:47–0:44:55
aus der Geschichte, und es gab eine Zeit, wo unter den Seefahrern Kannibalismus nicht tabuisiert war.
0:44:56–0:45:00
Also war wirklich so, dass die Unternehmer, wenn die auf dem Boot waren,
0:45:00–0:45:05
man hat auch noch immer so diese, wer zieht den kürzesten, das kürzeste Streichelst
0:45:05–0:45:06
und so weiter, es war akzeptiert.
0:45:07–0:45:10
Es war auch so ein bisschen für die Kollegen. Und es war so ein Ding,
0:45:10–0:45:14
ja, wir müssen uns gegenseitig Essen trinken, damit wir überleben können,
0:45:14–0:45:17
ja. Und dann kam erst später irgendwann diese Tabuisierung.
0:45:18–0:45:21
Und dann wurden ... Es gab, glaub ich, dann so einen Prozess,
0:45:21–0:45:28
wo dann tatsächlich so Schiffsbrüchige verurteilt wurden, weil die halt einen
0:45:28–0:45:31
von ihren Kollegen dann gegessen haben.
0:45:31–0:45:34
So, und da gab's einen Prozess, und dann fing die Tabuisierung an.
0:45:35–0:45:43
Aber das war, glaube ich, noch vor dieser Expedition, wo das schon so tabuisiert
0:45:43–0:45:45
war und wo das dann unter Strafe gestellt wurde.
Micz Flor
0:45:45–0:45:49
Okay, das weiß ich nicht, aber müsste ich jetzt irgendwie nochmal dann...
0:45:49–0:45:51
Verlinkst du diese Folge dann wahrscheinlich?
Florian Clauß
0:45:51–0:45:54
Ja, ja, aber ich will nur sagen, weil das ist, finde ich, total spannend,
0:45:54–0:45:58
also unter bestimmten Umständen, weil das führt mich so ein bisschen zu dieser...
0:45:58–0:46:01
Du wolltest jetzt... Ich will dir den Bogen jetzt nicht kaputt machen,
0:46:01–0:46:05
sondern ich was mich halt wirklich beschäftigt,
0:46:06–0:46:11
eben der Umgang, der kulturelle, gesellschaftliche und auch dystopische Umgang
0:46:11–0:46:13
mit Kannibalismus, der da drin liegt.
0:46:14–0:46:19
Also ich meine, welcher Film, also aber denn eben dieser industrielle,
0:46:19–0:46:24
also das, was man in der extremsten Form dann auch in der Shoah hat,
0:46:24–0:46:29
dass du diese Verwertung von Menschen, dann bis hin zur Haut,
0:46:29–0:46:35
Zehen und so weiter, so durchorganisiert hast, dass,
0:46:35–0:46:38
da eben noch Geld rausgeschlagen wird.
0:46:39–0:46:46
Im Horrorfilm ist es ja nicht unbedingt ein kapitalistischer Impuls oder irgendwie,
0:46:46–0:46:53
es Das ist ja mehr, wenn ich jetzt an Texas Chainsaw Massacre denke,
0:46:53–0:46:55
es ist ja eher so dieses ...
0:46:57–0:47:01
Ähm ... diese ... weiß ich nicht, dieser Rausch an ...
0:47:02–0:47:06
An dem Extremen und nicht, um damit was zu verwerten. Mhm. Ich glaube,
0:47:06–0:47:12
das ist so diese Gesellschaft, die ökonomische Situation, die da reinkommt,
0:47:12–0:47:16
die das Ganze noch mal so gegen den Horrorfilm kippen lässt.
Micz Flor
0:47:16–0:47:20
Wobei ich jetzt dann wieder ... Ich mach jetzt meine eigene Korpel kaputt.
0:47:20–0:47:25
Aber meine Assoziation da wieder ist der Zombiefilm, die essen.
0:47:25–0:47:28
Also, das sind schon nicht mehr Menschen, und die essen aber Menschen.
0:47:29–0:47:33
Ja, so die nagen an diesen Menschen rum. Und in gewisser Weise als Spiegel,
0:47:33–0:47:38
wenn wir alle Menschen essen, sind wir dann nicht eigentlich alle schon verdammt und tot?
Florian Clauß
0:47:40–0:47:44
Ja, also, Dead Corps, ja. Also, im Prinzip, ja.
Micz Flor
0:47:45–0:47:51
Das war, dann fällt mir das noch ein. Aber ich wollte in dem Zusammenhang sagen,
0:47:51–0:48:01
dieser Kannibalismus dann ja als ultimative, augenöffnende Dystopie,
0:48:01–0:48:04
die halt dann, dann finde ich schon, was Horrorfilm-mäßiges hat.
0:48:11–0:48:15
Und gleichzeitig noch gruseliger wird, weil es in so eine Normalität des Kühlschranks,
0:48:15–0:48:20
auch deine letzte Folge, so reingerutscht ist. Über das Silent Green kommt der
0:48:20–0:48:23
Kannibalismus als Luxusgut zurück in deine Küche.
Florian Clauß
0:48:24–0:48:25
Ja, aber vielleicht ist es auch
0:48:25–0:48:29
genau das Nichtwissen, was es dann halt so zulassen kann, Gesellschaft.
Micz Flor
0:48:30–0:48:33
Oder dann eben wieder dieses Ahnen, aber sich nicht trauen.
Florian Clauß
0:48:34–0:48:39
Ja gut, also ich meine, die Gesellschaft wird ja so beschrieben,
0:48:39–0:48:44
dass die ja wirklich nur so eine gefügige Masse sind, die, wenn sie ihr Essen
0:48:44–0:48:48
nicht bekommen, dann werden sie halt aufmüpfig, aber sonst sind die sehr kontrollierbar,
0:48:48–0:48:50
weil die einfach auch keine Energien haben.
Micz Flor
0:48:51–0:48:54
Also das ist, was mir jetzt auch nochmal so,
0:48:54–0:48:59
aber in anderer Form vielleicht einfällt, von
0:48:59–0:49:03
der ressourcenverwertung von von
0:49:03–0:49:06
quasi von menschen fällt dir da noch irgendein anderer
0:49:06–0:49:10
film ein der da ich denke
0:49:10–0:49:15
es gerade in so eine andere richtung in blatt diamonds und sowas sind kapitalistische
0:49:15–0:49:18
bürgerkriegs über diamanten also dass halt dieser kapitalismus in der tat schon
0:49:18–0:49:27
immer über Leichen geht und das bei Soylent Green übers Essen einfach,
0:49:27–0:49:30
dann kommt ein Ekel.
0:49:30–0:49:36
Erst dann kommt ein Ekel, wenn dieses über Leichen gehen bei uns gegessen wird.
0:49:36–0:49:39
Dann wird es eklig. Ansonsten können wir die Augen zumachen, können weggucken.
0:49:40–0:49:42
Aber dann ist es so, mein Gott, wir sind alle schon Kannibalen.
0:49:43–0:49:46
Wir haben alle Menschen direkt oder indirekt auf dem Gewissen.
Florian Clauß
0:49:47–0:49:50
Ja, ja, genau. Also dieses Augen zumachen und nicht wahrnehmen,
0:49:50–0:49:54
das ist ja so, das ist ja so normal, ne?
0:49:54–0:50:02
Das ist ja so, auch so passieren gerade die ganzen Nichts-Sachen, die wir machen müssten.
0:50:04–0:50:06
Aber ich dachte jetzt eher auch eher an einen Science-Fiction-Film.
Micz Flor
0:50:06–0:50:09
Dann sag nochmal, meinst du Alien, oder?
Florian Clauß
0:50:09–0:50:16
Alien? Nein, ich meine so diese Verwertung der Ressource Mensch in so einem
0:50:16–0:50:21
industriellen Maßstab. Also, Matrix. Genau, Matrix.
Micz Flor
0:50:25–0:50:32
Rubrik, Verwertung der Menschen auf industriellen Maßstab 300, bitte. Sub-Kategorie.
Florian Clauß
0:50:32–0:50:40
Subkategorie. An Matrix müsste ich auch denken, wo eben die Menschen in so Zellen
0:50:40–0:50:44
gezüchtet werden und die Energie liefern für die ganze Matrix.
0:50:45–0:50:49
Ist auch so eine schöne Selbstverwertung. Ein schönes Bild der Selbstverwertung.
0:50:51–0:50:56
Also nicht ganz so krass wie Kannibalismus, aber doch sehr eindrücklich.
Micz Flor
0:50:58–0:51:05
Ja, hat halt eine andere Ebene. Es gibt quasi in Matrix die Realität gibt es nur hinter allem und bei,
0:51:10–0:51:14
Also bei Soylent Green ist es irgendwie, finde ich, enger miteinander verknüpft.
0:51:14–0:51:20
Das heißt, man lebt in einer Realität und das Wissen um Soylent Green verändert
0:51:20–0:51:21
die Realität schlagartig.
0:51:21–0:51:27
Aber es ist immer noch die gleiche, während das bei Matrix schon anders ist.
0:51:27–0:51:30
Also die Realität ist hinter dem, worein wir geboren werden.
0:51:30–0:51:33
Also auch da geht es in gewisser Weise um ein Wissen.
0:51:33–0:51:37
Aber in dem Moment, wo du weißt, bist du entkoppelt und bist in einer ganz anderen
0:51:37–0:51:40
Welt. Also da ändern sich sofort die Farben und alles, ne?
Florian Clauß
0:51:41–0:51:46
Genau, also du bist ... Ja, du bist natürlich quasi so in dich selbst dann als Akku.
Micz Flor
0:51:46–0:51:48
Ja.
Florian Clauß
0:51:48–0:51:52
Äh, jetzt, ähm ... Oder wolltest du jetzt noch mal zu der ...
Micz Flor
0:51:52–0:51:54
Nee, ich bin durch. ...
Florian Clauß
0:51:54–0:51:58
Analogie mit dem ... Junikefer.
Micz Flor
0:51:58–0:52:00
Hat sich schon wieder eine angesungen?
Florian Clauß
0:52:00–0:52:04
Ja, grade. Pfff. Pfff. Die sind aber so laut.
Micz Flor
0:52:04–0:52:06
Die Rosinenbomber nennen wir sie jetzt einfach.
0:52:08–0:52:09
Da war auch wieder einer.
Florian Clauß
0:52:09–0:52:11
Siehst du, wir müssen wieder rennen.
Micz Flor
0:52:11–0:52:12
Ich bin gespannt, ob man die auf dem Mikro dann hört später.
0:52:13–0:52:17
Lass die drin. Guck, da, die fummelt sich auch schon. Das ist schon so ...
0:52:21–0:52:26
Lustig, wir werden alle so Junikefer-Zombies hier im Park. Wir sind inzwischen in Görlitzer Park.
0:52:27–0:52:30
Man guckt rum und man sieht Leute mit komischen ... Das ist so ein bisschen
0:52:30–0:52:36
wie World War Z. Wo die Leute auf einmal ganz schnell ...
0:52:39–0:52:43
Wir müssen wieder auf die Straße laufen, wir joggen jetzt gerade,
0:52:43–0:52:45
wir joggen mal hier rechts vorbei.
Florian Clauß
0:52:45–0:52:49
Wir wollen rechts? Nee, ich glaube hier ist es ruhiger.
Micz Flor
0:52:49–0:52:50
Nee, das ist überall.
Florian Clauß
0:52:51–0:52:53
Aber warum gehen die denn auch auf die Haare?
Micz Flor
0:52:59–0:53:01
Okay, du meinst, hier sind keine mehr?
Florian Clauß
0:53:01–0:53:07
Nee, ich glaube, die sind erst auf freiem Feld. Hier hängen die in Bäumen fest.
Micz Flor
0:53:07–0:53:13
Aufregend. Das heißt ... Spannend, aber ...
0:53:15–0:53:16
Wollen wir das Schluss machen bei der Aufregung?
Florian Clauß
0:53:17–0:53:21
Ähm ... Wollen wir mal so kurz noch so einstreuen.
0:53:22–0:53:30
Vergleich, 73,22. Also noch mal so eine Checkliste. Ja. Von JetGBT. Nein, hab ich nicht.
0:53:31–0:53:35
Aber Ressourcenknappheit, ja, haken, ne? Überbevölkerung, Hammer.
0:53:38–0:53:42
Verteilungsungerechtigkeit, ganz massiv. Verlust der menschlichen Würde,
0:53:42–0:53:45
auch ein ganz starkes Motiv bei dem Film.
0:53:46–0:53:52
Denn die Verwebung zwischen Mega-Corporation und Staat ist auch ein Thema.
0:53:53–0:53:58
Das Artensterben und die Klimawandel, die Klimaerwärmung. Der hat schon echt
0:53:58–0:54:01
krasse Themen formuliert, der Film. Ja, ja.
Micz Flor
0:54:02–0:54:04
Aber gut, die Klimaerwärmung ist so nicht Thema.
Florian Clauß
0:54:05–0:54:06
Nee, ne?
Micz Flor
0:54:06–0:54:07
Ja. Und das ist das, wo ich ...
Florian Clauß
0:54:07–0:54:12
Doch, doch, indirekt ist die schon Thema. Einfach, weil die die ganze Zeit schwitzt
0:54:12–0:54:17
und schaden Hässen. Das find ich auch so ein geiles, geiles Detail.
Micz Flor
0:54:19–0:54:20
Diese Halstücher. Ja.
Florian Clauß
0:54:20–0:54:25
Der Halstücher, der dann immer ... Einmal so ein Halstuch sieht so ein bisschen
0:54:25–0:54:29
aus wie so ein ... Ja, wie so ein Söldner, ne?
Micz Flor
0:54:30–0:54:32
Das ist nämlich das, was ich vorhin ansprechen wollte. Ich finde,
0:54:32–0:54:36
das ist so eine der Sachen, die halt so wirklich 70er-Jahre-mäßig aussehen.
0:54:36–0:54:41
Die haben halt irgendwie so Capris auf. Da hat mich grad wieder ein Junikefer angebrummt.
Florian Clauß
0:54:41–0:54:43
Wir sind wieder auf einem freien Feld.
Micz Flor
0:54:43–0:54:47
Jein, wir laufen gerade ganz nah an den Bäumchen. Egal, auf jeden Fall ...
0:54:49–0:54:53
Über Junikefer müssen wir auch noch was gucken. Bei Maikäfern gibt's nur alle X Jahre.
Florian Clauß
0:54:53–0:54:55
Alle sieben bis acht.
Micz Flor
0:54:56–0:54:59
Absurderweise synchronisiert, weil die sich nur gegenseitig begatten können,
0:54:59–0:55:03
wenn sie draußen sind. Bei Junikefern weiß ich gar nicht, wie das ist.
Florian Clauß
0:55:03–0:55:05
Ich glaub, die haben auch so einen Zyklus.
Micz Flor
0:55:05–0:55:10
Ja. Und, äh ... Was wollt ich jetzt grade sagen?
Florian Clauß
0:55:11–0:55:14
Du wolltest, ähm ... Du weißt nicht, ob ...
Micz Flor
0:55:16–0:55:22
Danke, super Brück. Ein Stichwort bitte. Ich weiß nicht, ob Junikefer,
0:55:22–0:55:25
aber das ist eigentlich woanders.
Florian Clauß
0:55:25–0:55:26
Oh, hier sind ja ganz schön viele.
0:55:30–0:55:32
Genau, Rivan, Artensterben, Klimaerwärmung, das haltst du?
Micz Flor
0:55:32–0:55:35
Das haltst du, genau. Das ist für mich so ein 70er Jahre Ding,
0:55:35–0:55:38
was dann später noch mal eben 80er mit Kammern, Eilinen, Latzhosen, Halttücher.
Florian Clauß
0:55:41–0:55:46
Ja, die Uniformen sind schon so ein bisschen YMCA.
0:55:46–0:55:51
Ja, aber ich finde die trotzdem gut. Also ich finde die echt gut. Also muss ich sagen.
Micz Flor
0:55:51–0:55:55
Na gut, was spannend daran ist, ist halt von wegen Ressourcenknappheit,
0:55:55–0:56:00
die versuchen uniformiert auszusehen, aber sind halt so super billo gemacht irgendwie.
0:56:01–0:56:02
Ja, genau. Du merkst halt...
Florian Clauß
0:56:02–0:56:07
Ja, aber jeder hat so seinen individuellen Stil. Ist so ein bisschen wie jetzt
0:56:07–0:56:10
diese ganzen Star Wars Episoden, die so das Beginning erzählen.
0:56:11–0:56:16
Ja, und jeder bastelt noch seine Uniform zurecht, weil die noch nicht so richtig
0:56:16–0:56:18
uniformiert sind, noch nicht so einen Style Guide haben.
Micz Flor
0:56:19–0:56:22
Und wir gehen jetzt zum Görlitzer Bahnhof, oder? Können wir machen. Prost!
0:56:42–0:56:47
Und ja, danke für den Film. Ich habe gerade so ein bisschen den Wunsch,
0:56:47–0:56:51
vielleicht, wenn du einen Film machst, ob du mir so zwei Stunden,
0:56:51–0:56:54
bevor wir aufnehmen, dann sagst, dass du einen Film machst und welcher es ist.
0:56:54–0:56:58
Weil ich jetzt das Gefühl habe, ich konnte mich nicht wirklich anschmeißen.
0:56:58–0:57:02
Nochmal dazu, weil ich finde das, ich finde es spannend. Andererseits ist es
0:57:02–0:57:04
absurd, weil es ist deine Geschichte
0:57:04–0:57:09
und du und ich bin ja dann eher der Sparring-Partner sozusagen, ne?
Florian Clauß
0:57:11–0:57:14
Nee, normalerweise mach ich das auch, aber jetzt zu der Entstehungsgeschichte
0:57:14–0:57:17
der Folgen, muss ich ja sagen, dass ich die halt eigentlich erst ...
0:57:17–0:57:23
Und dann diese Brücke mir gebaut hab. Und dachte, da ist quasi der dramaturgische
0:57:23–0:57:25
Erzählungskniff stärker als die ...
Micz Flor
0:57:25–0:57:29
Nee, du machst das eigentlich nicht. Das war ja nie so, es geht ja nicht um
0:57:29–0:57:30
... Eigentlich, so heißen wir ja nur.
0:57:31–0:57:34
Aber ich denk grade, ich wusste, dass ...
0:57:35–0:57:39
Ich wusste das bei welchem film wusste ich vorher welchen film du machst ich
0:57:39–0:57:45
habe dir ein paar titel gesagt ja also 39 stepps auf jeden fall nicht tom cruise
0:57:45–0:57:48
auch nicht oder doch nee tom cruise aber ist ja kein film.
Florian Clauß
0:57:48–0:57:51
Ja das ist kein film, ist ein schauspiel.
Micz Flor
0:57:53–0:57:56
Ja okay aber egal ja also vielen
0:57:56–0:57:59
dank für die folge silent green ich hätte auch
0:57:59–0:58:02
erst vor kurzem vielleicht war ja
0:58:02–0:58:05
doch letztes jahr so ein bisschen was darüber geschrieben worden gelernt
0:58:05–0:58:14
wo der name herkommt soy und lentils also soja und linsen was ja dann ist ja
0:58:14–0:58:25
danke fürs zu hören danke mit fürs mitlaufen auch zu gehört du hast Du hast auch zugehört,
0:58:25–0:58:30
du hast auch beigetragen, das Ganze noch auf der Internetseite.
Florian Clauß
0:58:32–0:58:37
Eigentlich minus Podcast, zu sehen, zu hören und Ergänzungsmaterial dazu.
0:58:38–0:58:40
Alle 14 Tage, Donnerstag kommen wir raus.
Micz Flor
0:58:40–0:58:43
Punkt.de, das ist eine ziemlich lange URL gerade gebaut.
Florian Clauß
0:58:43–0:58:44
Eigentlich minus Podcast.de?
Micz Flor
0:58:45–0:58:49
Hast du nicht gesagt, das ist eigentlich minus Podcast, alles zu sehen und zu hören.
Florian Clauß
0:58:49–0:59:01
Okay, habe ich gesagt. Punkt.de Okay, also danke und ich sage Tschüss, bis zum nächsten Mal.
Micz Flor
0:59:01–0:59:05
Von mir auch Tschüss und schalten Sie auch in zwei Wochen wieder ein,
0:59:05–0:59:06
wenn es heißt Ein niedliches Podcast.

Mehr

"Lose your mind and come to your senses"

Auf der Reise von Schöneberg nach Kreuzberg beschäftigen wir uns mit der Gestalttherapie und beginnen mit Ergänzungen aus der letzten Episode zum Thema. Zunächst erläutern wir den Unterschied zwischen den Kontaktfunktionen Deflektion und Egotismus. Deflektion bezeichnet den Versuch, unangenehme Erfahrungen zu vermeiden oder abzulenken, während Egotismus eine selbstbezogene Haltung ist, bei der der Fokus auf den eigenen Bedürfnissen liegt und Interaktion mit anderen vernachlässigt. Wir lassen die Phänomenologie erscheinen, die Unterscheidung zwischen Husserls transzendentaler Phänomenologie und Schmitz' leibphänomenologischer Perspektive. Auch spazieren wir durch die emotionsfokussierter Psychotherapie mit ihren primären und sekundären Emotionen, die von Leslie Greenberg entwickelt wurde. Primäre Emotionen sind grundlegende und unmittelbare Reaktionen auf bestimmte Situationen oder Ereignisse, während sekundäre Emotionen als Reaktionen auf primäre Emotionen entstehen und weniger direkt mit den Bedürfnissen einer Person verbunden sind. Schließlich gelangen wir nach Kreuzberg und zum *eigentlichen* Gegenstand der Episode: den Techniken der gestalttherapeutischen Arbeit. In der Gestalttherapie liegt der Fokus jedoch weniger auf spezifischen Techniken, sondern vielmehr auf dem Prozess der Selbsterforschung, des Gewahrseins und des unmittelbaren Erlebens der Klient:innen. Techniken dienen als Mittel zur Unterstützung dieser Ziele und können je nach Therapeut und Situation variieren. Auf unserer Website ein Zitat des Gründers Fritz Perls, wie er gegen Techniken wettert.

Shownotes

Mitwirkende

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Micz Flor
Erzähler
avatar
Florian Clauß

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:05
Können wir irgendwas anderes machen, außer klatschen, was irgendwie die gemacht haben?
Florian Clauß
0:00:05–0:00:07
Ne, machen wir nicht. Ne? Nein.
Micz Flor
0:00:07–0:00:10
Mal klatschen? Wir könnten mit Füßen mal was machen.
Florian Clauß
0:00:10–0:00:12
Nein, wir machen nichts mit Füßen. Okay, dann tschüss. Gut.
Micz Flor
0:00:16–0:00:17
War das laut genug?
Florian Clauß
0:00:17–0:00:17
Ne.
Micz Flor
0:00:25–0:00:27
Hallo! Willkommen zu Eigentlich-Folge.
Florian Clauß
0:00:27–0:00:30
Wir sind jetzt bei der, warte mal, lass mich mal rechnen, 29. 29.
0:00:33–0:00:38
Letztes Mal habe ich über das Fermentieren gesprochen. Stimmt.
Micz Flor
0:00:38–0:00:43
Und ich mache jetzt die Fortsetzung, die du vor, wenn man das hier hört,
0:00:43–0:00:47
vier Wochen indirekt angeregt hast, nicht direkt eingefordert hast.
0:00:48–0:00:51
Könnte doch noch eine zweite Folge sein zur Gestalltherapie.
Florian Clauß
0:00:51–0:00:56
Ja, spannend. Aber lassen Sie mal, bevor wir ins Thema einsteigen,
0:00:56–0:00:59
kurz diejenigen abholen, die das zum ersten Mal hören.
Micz Flor
0:01:00–0:01:00
Alle beide?
Florian Clauß
0:01:02–0:01:06
Ich würde sagen, alle drei. Also wir sind eigentlich minuspodcast.de.
0:01:09–0:01:13
Da kriegt ihr mehr Informationen raus über uns und über die einzelnen Folgen.
0:01:14–0:01:18
Und wir reden beim Laufen und laufend reden, also das heißt...
0:01:19–0:01:28
Wir spazieren durch die Stadt, übers Land oder auch in den Bergen und wälzen dann Themen.
0:01:29–0:01:32
Wir sind Mitch Floor und ich bin Florian Klaus.
Micz Flor
0:01:32–0:01:36
Okay, ist das so? Ja, ich musste wieder ich bin anfangen.
Florian Clauß
0:01:38–0:01:45
Und die Idee zum Podcast ist uns dann auch bei einer gemeinsamen Hüttenwanderung
0:01:45–0:01:51
gekommen, Wo wir dann bei einer zwölfstündigen Wanderung alles besprochen haben.
0:01:54–0:01:59
Und damit wollen wir weitermachen, weil alles ist viel und wird immer mehr und ist auch nie erschöpft.
0:02:00–0:02:04
Und insofern, wir haben auch Fortsetzungen von Themen.
0:02:04–0:02:11
Und Mitch hat vor vier Wochen, also die Folge eigentlich, war das 27?
0:02:18–0:02:22
27 ein uns Gestalttherapie erzählt, was in der Gestalttherapie für Methoden,
0:02:22–0:02:30
wie sich die Gestalttherapie historisch aufgebaut hat und wollt ihr jetzt in
0:02:30–0:02:35
dieser Folge, ich nehme es vorweg, ein wenig auch über die Praxis sprechen in der Gestalttherapie.
0:02:36–0:02:39
Ja. Mitch.
Micz Flor
0:02:39–0:02:44
Ja und wollte aber auch noch mal zurück in ein paar sachen korrigieren also
0:02:44–0:02:46
wir sind heute losgelaufen im heinrich lassen park
0:02:46–0:02:50
das vielleicht noch für die die sich interessieren wo unsere wandlung lang läuft
0:02:50–0:02:55
den track könnt ihr auch auf der webseite sehen und flo das ein foto gemacht
0:02:55–0:02:59
von der sicher vom sicherstellungsgelände polizei berlin ich habe keine ahnung
0:02:59–0:03:04
was es genau ist Aber es war ein schönes Gebäude, ja, es war sehr abgesichert.
0:03:05–0:03:09
Aber es sah auch komisch aus, weil es waren so Eisenbahnschienen,
0:03:09–0:03:12
also ich dachte es wäre so eine Straßenbahn.
Florian Clauß
0:03:12–0:03:14
Ja, es sah so ein bisschen aus wie da am Gleissteig.
Micz Flor
0:03:16–0:03:20
Ja, und da sind wir auch schon wieder mittendrin. Ich konnte das nicht loslassen,
0:03:20–0:03:22
weil das ist noch eine offene Form, es ist immer noch eine offene Form.
0:03:22–0:03:25
Aber manchmal hilft einfach nur teilen oder mitteilen.
0:03:25–0:03:29
Jetzt kann ich es besser loslassen und schuckle mich jetzt in meine Folge ein.
Florian Clauß
0:03:29–0:03:32
Das war jetzt korrigieren. Ich dachte, du wolltest in deiner Folge was korrigieren.
0:03:34–0:03:36
Du wolltest meine Einleitung korrigieren.
Micz Flor
0:03:36–0:03:39
Nee, ich wollte nicht deine Einleitung korrigieren. Siehst du,
0:03:39–0:03:41
es war wieder bei dir, was auf dem Störunger am Vorrücken ist.
Florian Clauß
0:03:42–0:03:47
Störunger am Vorrücken, ich glaub, den Satz streichen wir, oder?
Micz Flor
0:03:47–0:03:47
Club of 27.
0:03:50–0:03:51
Diese Folge ist Vergangenheit.
0:03:54–0:03:54
Also ...
0:03:57–0:04:01
Zwei Dinge möchte ich gern korrigieren. Das eine war ...
0:04:02–0:04:08
Da bin ich eher so ein bisschen drüber gehuscht, weil ich damit nicht so viel
0:04:08–0:04:11
anfangen konnte und habe das so ein bisschen zur Seite geschoben,
0:04:11–0:04:13
habe dann nachgedacht, das ist auch nicht fair.
0:04:13–0:04:16
Und man merkt jetzt vielleicht, wenn ich darüber spreche, dass ich es dann auch
0:04:16–0:04:21
nicht so richtig greifen kann, aber ich denke, es muss auf alle Fälle erwähnt werden.
0:04:22–0:04:26
Und zwar ging es da um diese Kontaktfunktion oder auch Kontaktstörung,
0:04:26–0:04:28
je nachdem, wie man da draufblickt.
0:04:29–0:04:34
Wird das manchmal synonym verwendet, weil Kontaktstörung ist halt eher so ein Krankheitsbild.
0:04:36–0:04:39
Kontaktfunktion ist dann eher so ein regulierendes Bild, dass wir die Möglichkeit
0:04:39–0:04:40
haben, Kontakt abzubrechen.
0:04:40–0:04:48
Und wir haben gesprochen von der Confluence, dass man eben eigentlich sehr verschmolzen
0:04:48–0:04:51
ist, ein bisschen selbstvergessen, symbiotisch würde man vielleicht sagen,
0:04:51–0:04:54
im Park liegt und ein Buch liest.
0:04:56–0:05:02
Dann kam das Introjekt oder Introjektion. Da geht es darum, dass man innere
0:05:02–0:05:07
Glaubenssätze als Kind irgendwie geschluckt hat, nie richtig aufgelöst oder
0:05:07–0:05:09
korrigiert hat und die immer noch das Leben bestimmen.
0:05:10–0:05:15
Projektion in der Kontaktkurve ist an dem Punkt eine Kontaktspörung oder Kontaktfunktion,
0:05:15–0:05:21
dass man schon in der Lage ist, einen eigenen inneren Wunsch zu erleben,
0:05:21–0:05:27
Aber diesen Wunsch nicht sich selbst zugesteht, sondern das verbietet man sich
0:05:27–0:05:29
und man projiziert den in andere hinein.
0:05:30–0:05:33
Wenn man zum Beispiel sagt, ihr seht aber hungrig aus.
0:05:34–0:05:39
Und dann läuft man und holt sich eine vegane DFB-Wurst oder so.
Florian Clauß
0:05:39–0:05:42
Was? DFB-Wurst?
Micz Flor
0:05:42–0:05:43
Deutsche Fußballbuntwurst.
Florian Clauß
0:05:44–0:05:45
Wie kommt es in den Schlauch?
Micz Flor
0:05:45–0:05:48
Das ist eine spezielle vegane DFB-Wurst. Ja, ich hatte das Kopf,
0:05:48–0:05:50
im Kopf hatte ich so eine Bratwurst, ihr seht aber hungrig aus,
0:05:50–0:05:55
Man geht dann zum Wurstessen und dann habe ich schnell vegan gesagt.
0:06:00–0:06:10
Dann kommt die Retroflexion, also in dem Moment, wo man sich die Energie,
0:06:10–0:06:15
die man jetzt aufbringen müsste, um die Welt zu verändern, weil man hat irgendwie
0:06:15–0:06:18
den Wunsch, dass man die wieder gegen sich selber richtet.
0:06:18–0:06:22
Beispiel, damals war, als er gesagt hat, jemand fährt bei Rot über die Ampel
0:06:22–0:06:26
und anstatt irgendwie mal sich das Leben genau anzuschauen, warum man denn so
0:06:26–0:06:30
stressen musste, dass man jetzt bei Rot geblitzt wurde, nachdem diese Person
0:06:30–0:06:33
geblitzt wurde, bleibt gestehen und scheuert sich selber an, wie blöd muss man sein.
0:06:33–0:06:39
Also diese ganze aufgestaute Aggression, die vielleicht sinnvoller dort wirksam
0:06:39–0:06:42
wäre, wenn man sagt, okay, ich muss meinen Zeitplan ändern, ich muss mal mit
0:06:42–0:06:45
den Leuten reden, ich muss vielleicht da mal ein bisschen runterfahren,
0:06:45–0:06:46
ich muss vielleicht früher das...
0:06:46–0:06:51
Das sind dann so diese Sachen, wo man in der Retroflexion diese ganze Kraft,
0:06:51–0:06:54
mit der man die Welt verändern könnte, gegen sich selber richtet.
0:06:56–0:06:58
Und ein anderes Beispiel, das mir erst nachher eingefallen ist,
0:06:58–0:07:04
was ich ganz toll finde, ist das Paar, was die Gestalttherapie mit begründet
0:07:04–0:07:07
hat, also Lore und Fritz oder Frederick S.
0:07:07–0:07:13
Perls. Fritz Perls war dann irgendwann auch als Therapeut so ein Kettenraucher.
0:07:14–0:07:17
Das war ja in den 40er, 50er Jahren noch locker möglich, 60er,
0:07:17–0:07:18
70er Jahren auch. Und der hat
0:07:18–0:07:23
dann einfach ketterrauchend einfach in so Gruppenpsychotherapiesitzungen
0:07:23–0:07:28
gesessen und seine dann schon getrennt, da waren sie schon getrennt.
0:07:29–0:07:33
Fritz Pölz war eher an der Westküste, eher so Kalifornien, eher so ein bisschen auch so hippie,
0:07:33–0:07:40
angehaucht und sie war an der Ostküste, war dann eher in der psychoanalytischen
0:07:40–0:07:44
Tradition und hat nicht so dramatisch und konfrontativ gearbeitet,
0:07:44–0:07:45
aber das ist vielleicht eine dritte Folge dazu.
0:07:46–0:07:51
Aber auf jeden Fall hat sie gesagt über ihren Mann, dieses Rauchen ist eine Retroflexion.
0:07:53–0:07:55
Und was ich damit sagen wollte, ich finde es total gut, weil irgendwie kann
0:07:55–0:07:59
sich damit glaube ich jeder verbinden. Vor allen Dingen, die schon mal geraucht haben.
0:08:01–0:08:05
Eigentlich würde man manchmal bei solchen Sitzungen am liebsten aufstehen und irgendwie gehen.
0:08:06–0:08:09
Man hat nicht immer die volle Energie, man ist immer nicht ganz da.
0:08:09–0:08:12
Aber das kann man sich natürlich manchmal nicht erlauben. Da muss man irgendwie aushalten.
0:08:13–0:08:17
Und dann tut man sich das an, dass man sich eine Zigarette reinzieht, um sich zu regulieren.
0:08:17–0:08:22
Das ist dann so ein selbstaggressiver Impuls, der notwendig ist,
0:08:22–0:08:23
um diese Energie irgendwie rauszulassen.
0:08:24–0:08:28
Und das Nikotin tut seinen Teil, um einen zu regulieren, anstatt dass man da
0:08:28–0:08:30
irgendwie aufsteht und sagt, Leute, ich meine jetzt einfach mal Pause, ich bin gleich fertig.
Florian Clauß
0:08:30–0:08:33
Und deswegen hat er die Kette geraucht, weil er seinen Job nicht geliefert hat.
Micz Flor
0:08:33–0:08:35
Ja, das wäre dann die Frage, was dahinter steht.
Florian Clauß
0:08:36–0:08:37
Nein, aber ja.
Micz Flor
0:08:38–0:08:44
Und dann kommen eben zwei Sachen, die ich, wo ich vorhin gesagt habe,
0:08:44–0:08:47
möchte noch hinzufügen, ich es nicht aber so richtig packen kann,
0:08:47–0:08:49
versuche es so gut wie möglich zu erklären.
0:08:52–0:09:00
Und zwar habe ich gesagt, so die Deflektion, ohne genauer zu erklären, was das ist.
0:09:15–0:09:19
Noch abbrechen oder abbiegen. Und der Begriff der Deflektion ist eben so ein Wegbiegen.
0:09:21–0:09:26
Dass man z.B. so ein Phänomen, dass man alles immer witzig machen muss.
0:09:27–0:09:31
Und zwar jetzt nicht witzig, um vielleicht irgendwie auch eine Nähe herzustellen,
0:09:31–0:09:34
eine Öffnung herzustellen, sondern witzig eben, um zu deflektieren, um abzulenken.
0:09:36–0:09:38
Dass man das an sich vorbei drängt.
Florian Clauß
0:09:38–0:09:40
Wie Ninja-Taktik.
Micz Flor
0:09:40–0:09:42
Das weiß ich nicht. Wieso Ninja-Taktik?
Florian Clauß
0:09:44–0:09:48
Naja, Ninja-Taktik ist ja immer so, dass man so einen Blitz erzeugt oder Rauch
0:09:48–0:09:49
erzeugt und dann weg ist.
Micz Flor
0:09:49–0:09:50
Ah, ok.
Florian Clauß
0:09:51–0:09:52
Aber man muss ja gar nicht weg sein.
Micz Flor
0:09:52–0:09:56
Ne, man ist immer anwesend, man sagt es dann irgendwie auch,
0:09:56–0:10:01
aber man macht halt alles so, dass es nicht wirklich was bedeutet.
0:10:01–0:10:10
Man entschärft es in gewisser Weise. Das ist die Deflektion und das Witzige wäre halt so eine Sache.
0:10:11–0:10:16
Also man geht schon in den Kontakt hinein, um jetzt irgendwas auch wirklich
0:10:16–0:10:21
mal zu sagen, was angebracht wäre, aber man verstottert sich dabei dann irgendwie
0:10:21–0:10:25
bewusst so oder eben unbewusst so, dass es dann doch nicht wirklich ankommt.
0:10:26–0:10:32
Und dann gibt es als allerletztes oder manchmal auch synonym für die Deflektionen gibt es den Egotismus.
0:10:32–0:10:40
Und der Egotismus ist dann, so wie ich es verstehe,
0:10:40–0:10:45
als Kontaktabbruch, dann der Moment, in dem man sich jetzt eigentlich nur noch
0:10:45–0:10:48
hingeben müsste, die Türen sind offen, man hat alles bereitgestellt,
0:10:48–0:10:54
man könnte jetzt durchgehen, aber in dem Moment verschwindet man.
0:10:54–0:10:59
Das ist so wie so eine narzisstische Sache, man ist da so ganz tief drin,
0:10:59–0:11:03
einfach ganz Das sagt dann in dem Moment nö, wenn jetzt alles möglich wäre.
0:11:03–0:11:07
Wie so eine narzisstische, frühkindliche Störung, die dann im Erwachsenenalter
0:11:07–0:11:09
dazu führt, dass die Leute einfach so gar nicht greifbar sind.
0:11:10–0:11:11
So ganz abgespalten sind.
0:11:16–0:11:17
Na, hier ist ja was los.
0:11:23–0:11:26
Da steht der große Schäferhund und hat die anderen im Visier.
0:11:28–0:11:29
Das wollte ich noch ergänzen.
Florian Clauß
0:11:29–0:11:36
Okay, das sind ja auch dann hier jetzt ganz schöne Begriffe. Und ...
Micz Flor
0:11:36–0:11:37
Schön? Da findest du dich schön?
Florian Clauß
0:11:37–0:11:40
Ich find, ja, weil das so eine gewisse Systematik dann suggeriert.
0:11:41–0:11:47
Und jetzt bin ich natürlich gespannt, wie wir das in der Anwendung finden.
Micz Flor
0:11:47–0:11:49
Nee, aber ich muss ja noch mehr korrigieren.
Florian Clauß
0:11:49–0:11:51
Oh, noch mehr korrigieren?
Micz Flor
0:11:51–0:11:57
Das wäre jetzt quasi diese komplette Liste von Kontaktfunktionen aus dem Konfluenten,
0:11:57–0:12:03
Symbiotischen, Entspannten heraus bis hin zum vollen Kontakt, im Apfelbeißen so.
0:12:05–0:12:09
Durchlaufen wir diese Phasen, in denen wir den Kontakt abbrechen könnten.
0:12:10–0:12:14
Das wollte ich noch ergänzen. Und das andere war eine Ergänzung,
0:12:14–0:12:19
da habe ich ja, ja gesagt zu etwas, was du gesagt hast, weil ich meinen Gedanken
0:12:19–0:12:20
nicht vergessen wollte.
Florian Clauß
0:12:21–0:12:24
Ich habe total im Blödsinn gesprochen.
Micz Flor
0:12:24–0:12:34
Nein, du hast was Gutes gesagt. Ich habe aber die Realität nicht hinterher geschoben.
0:12:35–0:12:42
Du hast gefragt, wie ist es denn mit Störungen, Ursachen und Wirkungen? Wo kommt das her?
0:12:43–0:12:45
Dann hatte ich gesprochen über den ICD-10.
0:12:47–0:12:51
Das ist so ein System, mit dem man Diagnosen erstellen kann anhand von Symptomen.
0:12:52–0:12:55
Und das war eine Frage an mich, ob das dann eben so etwas ist,
0:12:55–0:12:57
wo man dann Ursache-Wirkung bekommt.
0:12:57–0:13:02
Und dann gibt es irgendwann eine Diagnose am Ende von so einem Syndrom,
0:13:02–0:13:06
also verschiedenen Symptomen, die man zusammenfasst. Und dann sagt man,
0:13:06–0:13:09
hier mittelschwere depressive Episode oder so.
0:13:09–0:13:14
Und dann sagt es, das ist so etwas, wo das ursächlich mitgedacht oder erklärt wird.
0:13:14–0:13:20
Und das ist eben genau nicht so, das ist immer weniger so und das ist ein diagnostisches
0:13:20–0:13:23
Thema auch. gab, kann ich hier ein Beispiel nennen.
0:13:25–0:13:36
Früher eine Unterscheidung in der Diagnostik, wo man von endogenen und exogenen
0:13:36–0:13:38
Depressionen gesprochen hat.
0:13:40–0:13:46
Eine endogene Depression hat ihren Ursprung im Organismus, sozusagen im Körper,
0:13:46–0:13:50
eine exogene Depression in der Umwelt.
0:13:53–0:13:59
Ganz einfache Beispiele wären eine Trauer um einen verlorenen Menschen oder etwas,
0:13:59–0:14:04
was einfach nicht aufhören will, was dann auf einmal eine Reihe von depressiven
0:14:04–0:14:10
Symptomen hervorbringt, die auch nachhaltig beobachtbar sind.
0:14:11–0:14:14
Und dann hätte man sagen können, das ist eine exogene Depression.
0:14:14–0:14:18
Das ist eine Depression mit den gleichen Symptomen wie auch eine endogene Depression.
0:14:18–0:14:22
Aber da ist es dann eher sowas, wo man Dysthymie manchmal sagt,
0:14:22–0:14:25
auch wo das ist halt irgendwie in der Person angelegt, das ist halt so eine
0:14:25–0:14:30
so eine depressive Person,
0:14:30–0:14:35
ja und das würde man heute so im ECDC nicht mehr sagen können oder auch sagen wollen,
0:14:35–0:14:41
sondern der ECDC versucht und beim ECD11 ist es nicht anders,
0:14:41–0:14:45
obwohl der wiederum noch andere Kapriolen schlägt, Aber auf jeden Fall ist da
0:14:45–0:14:49
der Versuch zu sagen, nein, lasst uns beobachtbare Symptome erfassen,
0:14:49–0:14:54
gruppieren und daraus muss ich eine Diagnose ableiten.
0:14:55–0:15:03
Und die Diagnose soll nicht schon sagen, wie behandelt werden muss oder wo das herkommt oder so.
0:15:03–0:15:07
Ob jetzt jemand depressiv ist nach einem Autounfall wegen einer Gehirntraumaschädigung
0:15:07–0:15:12
irgendwie oder wegen einem Trauerprozess oder wegen... Wir wissen es nicht.
0:15:14–0:15:18
Das soll erstmal auf der diagnostischen Ebene keinen Unterschied machen.
0:15:19–0:15:23
Und das ist genau das Gegenteil von dem, was dich interessiert hat.
0:15:24–0:15:29
Und es gibt allerdings ein paar wenige Ausnahmen im Entwicklungsbereich,
0:15:29–0:15:34
also Dinge, die halt mit körperlicher Entwicklung zu tun haben.
0:15:36–0:15:39
Einfach auch in der Beschreibung natürlich im Substanzmissbrauch,
0:15:39–0:15:40
welche Substanz wurde da benutzt?
0:15:42–0:15:48
Aber auch was, was inzwischen auch sehr was viele kennen, im Bereich der posttraumatischen
0:15:48–0:15:53
Belastungsstörung, wo man von einem traumatischen Ereignis ausgeht.
0:15:53–0:15:54
Aber dann gibt es auch jetzt...
0:15:55–0:16:00
Das ist dann die Ursache, das ist Teil der Diagnose. Aber in den meisten Fällen
0:16:00–0:16:03
wird immer mehr versucht,
0:16:03–0:16:11
die Diagnostik und die Entstehungsgeschichte, die spekulative Entstehungsgeschichte,
0:16:11–0:16:15
vielleicht manchmal gerade bei psychischen Störungen, zu trennen.
0:16:16–0:16:20
Ganz wichtig. Das bringt mich auch zu einem wichtigen Punkt,
0:16:20–0:16:27
den ich beim letzten Mal nicht angeführt habe, nämlich dem Begriff der Phänomenologie.
0:16:28–0:16:30
Der ist auch noch ganz wichtig für die Gestalttherapie.
0:16:33–0:16:35
Ah, cool. Wo sind wir hier gerade?
Florian Clauß
0:16:35–0:16:39
Ja, wir sind hier auf der Schwelle Schöneberg-Kreuzberg.
0:16:44–0:16:46
Wir sind über die Eisenacher Akazienstraße rübergelaufen.
0:16:51–0:16:54
Und vor uns ist die Monumentenstraße parallel.
0:16:54–0:16:59
Aber hier bin ich noch nie langgegangen. Hier sieht man, dass man über die Bahnschienen
0:16:59–0:17:03
kommt. Das sind die Bahnschienen, wo sich der Gleisdreieckpark um die Ecke langzieht.
0:17:04–0:17:11
Und wir gehen jetzt Richtung Kreuzberg, den wir ja schon mal in einer vorherigen
0:17:11–0:17:15
Folge gestriffen haben, nämlich in Konrad-Zuse. Ich würd sagen ...
Micz Flor
0:17:15–0:17:17
Du meinst Viktoriapark Kreuzberg?
Florian Clauß
0:17:17–0:17:19
Danke?
Micz Flor
0:17:19–0:17:20
Nee, ist die Frage.
Florian Clauß
0:17:20–0:17:25
Ja, gibt's noch ... Nee, ich dachte, dass ich so ... Der Kreuzberg,
0:17:25–0:17:26
der das Symbol von ... von ...
0:17:28–0:17:33
Von ... ähm ... nicht Bruno Taut, sondern wer hat den Kreuzberg gebaut?
Micz Flor
0:17:33–0:17:33
Ähm ...
Florian Clauß
0:17:33–0:17:35
Schenkel.
Micz Flor
0:17:35–0:17:36
Schinkel.
Florian Clauß
0:17:36–0:17:41
Genau. Ich spüre meine Schenkel, aber es ist der Schinkel auf dem Brot.
Micz Flor
0:17:41–0:17:45
Sobald wir Psychotherapie-Themen haben, kommst du mit Schenkel, nicht mit Schinken.
Florian Clauß
0:17:45–0:17:49
Schenkel! Schenkel!
0:17:50–0:17:55
Also, der Schinkel, der den Kreuzberg ... Und ich habe neulich noch eine Anekdote
0:17:55–0:18:05
von dem Kreuzberg gehört, die habe ich schon wieder vergessen. Nein! Doch!
Micz Flor
0:18:05–0:18:10
Ja, das war jetzt eine kleine Exkursion, Cliffhanger jetzt wieder zurück zur Phänomenologie.
0:18:13–0:18:17
Phänomenologie nach Husserl ist ein Versuch, Husserl hat versucht...
0:18:20–0:18:26
Der Philosophie in der Wissenschaft irgendwie auch wieder ein bisschen mehr Bedeutung zu geben.
0:18:30–0:18:34
Und Phänomenologie, Phänomen, steht für das Erscheinende. Also es erscheint
0:18:34–0:18:39
etwas vor uns. Und jetzt sage ich erst mal ganz kurz, weil es ist beliebig kompliziert,
0:18:39–0:18:43
und weil ich kein Philosoph bin, steige ich sowieso sehr früh aus.
0:18:43–0:18:46
Aber ich kann zwei Schritte gehen und dann bin ich weg.
0:18:46–0:18:51
Das muss jemand anders dann irgendwie weitermachen. Der ICD-10 als diagnostisches
0:18:51–0:18:58
Manual versucht zu argumentieren oder zu sein auf einer phänomenologischen Ebene.
0:18:58–0:19:05
Das heißt, da geht es um etwas Beschreibendes und nicht Deutendes und nicht Herleitendes,
0:19:05–0:19:16
sondern es werden einfach die Symptome beschrieben und um sie zu beschreiben,
0:19:16–0:19:21
muss natürlich ein Beobachtender anwesend sein.
0:19:21–0:19:25
Es gibt natürlich auch die Selbst-, also wenn man einen Fragebogen-Tauscher
0:19:25–0:19:28
ausfüllt, da kann man eine Selbsteinschätzung machen oder eine Fremdeinschätzung.
0:19:29–0:19:31
Fremdeinschätzung, da ist der die Beobachtende auch gefragt.
0:19:36–0:19:41
Aber bei einer Selbsteinschätzung, es gibt natürlich inzwischen immer mehr Leute,
0:19:41–0:19:45
die zum Beispiel online selber erstmal so einen Screening-Test ausfüllen,
0:19:45–0:19:48
gucken, bin ich depressiv oder nicht, habe ich ADHS oder nicht, alle möglichen Sachen.
0:19:49–0:19:53
Das heißt, da ist da nicht unbedingt immer jemand anwesend, aber wenn es in
0:19:53–0:19:54
klinischen Kontakt geht,
0:19:54–0:19:59
dann ist dieser Raum und der Stift und sowas irgendwie ist auch eine Person
0:19:59–0:20:01
anwesend, auch selbst wenn man
0:20:01–0:20:05
sich selbst einschätzend in so einem Screening-Test die Sachen ankreuzt.
0:20:06–0:20:10
Also das Das ist so ein ganz kurz gefasster Begriff der Phänomenologie,
0:20:10–0:20:15
der sich auf das Beobachtbare beschränkt.
0:20:17–0:20:20
Und in der Gestaltherapie wird dann noch so ein zweiter Schritt draufgelegt
0:20:20–0:20:23
und ich glaube ehrlich gesagt nicht mal,
0:20:23–0:20:26
dass das ein hustlerischer Schritt ist, sondern da wird dann gesagt,
0:20:26–0:20:32
wir beobachten und wir lassen alles einfach sein, wie es ist und deuten nicht
0:20:32–0:20:33
sofort oder interpretieren.
0:20:34–0:20:37
Sind verurteilsfrei, soweit das irgendwie möglich ist.
0:20:39–0:20:43
Und vor dem Thema Vordergrund-Hintergrund ist das ja auch ganz wichtig,
0:20:43–0:20:47
weil das, was die Person erzählt, wenn wir das gleich irgendwie versuchen in
0:20:47–0:20:53
eine Schublade zu stecken, dann tun wir der Person vielleicht Unrecht und berauben
0:20:53–0:20:56
sie sogar, um die Möglichkeit, genauer zu erzählen, worum es geht.
0:20:57–0:21:02
Für mich ist immer so ein gutes Beispiel, für mich ist da immer dieser Satz,
0:21:02–0:21:05
ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen.
0:21:06–0:21:14
Weil da ist es so, dass dieser Satz erst dann wirklich eine Bedeutung bekommt,
0:21:14–0:21:17
wenn man den Hintergrund, auf
0:21:17–0:21:19
dem er gesagt wird, versteht. Wieder dieses Vordergrund-Hintergrund-Thema.
0:21:20–0:21:26
Wenn man das einfach erstmal so stehen lässt, dann ist es einfach nur ein Symptom.
0:21:26–0:21:28
Also das ist dann schon diese Nähe zum ICD-10.
0:21:29–0:21:32
Irgendwas mit Schlafstörungen, die Person kann nicht schlafen.
0:21:32–0:21:36
Aber es gibt unterschiedliche Arten, wie man diesen Satz ergänzen kann.
0:21:36–0:21:40
Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen, weil ich mache mir so Sorgen,
0:21:40–0:21:41
ob ich jemals wieder einen Job finden werde.
0:21:42–0:21:47
Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen, weil ich bin so verliebt und die
0:21:47–0:21:51
Nacht war wunderschön und es ist jetzt alles anders, als es immer war.
0:21:51–0:21:56
Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen, weil ich kam gerade zurück und habe
0:21:56–0:21:59
noch Jetlag und irgendwie tut mir leid, ich bin heute ein bisschen zu spät gekommen.
0:21:59–0:22:03
Also das heißt, dieser Satz kriegt jedes Mal eine andere Bedeutung,
0:22:03–0:22:05
wenn er im Kontext oder Hintergrund ergänzt wird.
0:22:07–0:22:11
Und die Phänomenologie im Rahmen der Gestalttherapie sagt dann eben oft,
0:22:11–0:22:13
wir lassen die Dinge einfach erscheinen, wir lassen sie stehen,
0:22:13–0:22:20
wir sind vorurteilsfrei, wir deuten nicht und wir legen das einfach so erstmal in den Raum hinein.
0:22:21–0:22:25
Und das ist ja auch ganz schön. Und das ist leider der Punkt,
0:22:25–0:22:30
an dem ich so ein bisschen aussteige, weil die Phänomenologie nach Husserl ist
0:22:30–0:22:32
dann auch irgendwie sein Wunsch,
0:22:32–0:22:36
diesen exakten Naturwissenschaften etwas entgegenzusetzen, so ein bisschen eben
0:22:36–0:22:41
die Philosophie auch wieder zu den Naturwissenschaften zu führen, indem.
0:22:43–0:22:43
Man,
0:22:46–0:22:50
Bei allen, also man sagt halt in gewisser Weise, also was wir jetzt hier so
0:22:50–0:22:54
draußen messen, was naturwissenschaftlich irgendwie, das kann ja irgendwie richtig
0:22:54–0:22:56
oder falsch sein, das können wir gar nicht wissen.
0:22:56–0:23:00
Aber wir wissen auf alle Fälle, dass es immer einen Beobachtenden gibt,
0:23:00–0:23:02
sonst werden diese Dinge gar nicht gemessen.
0:23:02–0:23:08
Und dieser Moment, in dem gemessen wird, die Anwesenheit von einem Beobachtenden,
0:23:08–0:23:12
bedeutet, dass wir ganz genau dieses Beobachten mitmessen müssen.
0:23:12–0:23:20
Das heißt, es gibt so eine Form, in der wir unser eigenes Erleben im Erleben,
0:23:20–0:23:22
also auf so einer Meta-Ebene fast schon, auch mitbeschreiben.
0:23:23–0:23:28
Also können wir die gleiche Messung machen, um bei dem Thema zu bleiben,
0:23:28–0:23:32
mit Jetlag, erleben wir das genauso, erleben wir es anders, ist der Film spannend
0:23:32–0:23:35
oder langweilig, also sind wir jemals neutral?
0:23:35–0:23:39
Wahrscheinlich nicht. Das heißt, es ist unsere Aufgabe, um in der Naturwissenschaft
0:23:39–0:23:43
gut zu messen, dass wir selbst als Messende irgendwie auch damit einbringen.
0:23:43–0:23:47
Und da gibt es ja auch in der Psychologie eine Reihe von Bias,
0:23:47–0:23:49
die wir hatten auch schon mal, glaube ich, irgendwie besprochen,
0:23:49–0:23:58
die da reingrätschen können, wo das Messen selbst Ursprung eines Fehlers sein kann.
0:24:00–0:24:02
Du hast jetzt gerade Bock, hier noch mal was zu probieren?
Florian Clauß
0:24:02–0:24:03
Nein, ich glaube, das ist nicht offen.
Micz Flor
0:24:04–0:24:09
Ah, guck mal hier, das gibt hier zwei Eingänge. Wir sind hier an der großen
0:24:09–0:24:11
Schule. Das ist ein Waldorf Campus Berlin.
0:24:14–0:24:19
Trägers Waldorf Südwest GGM BH. Und wir sind jetzt hier, oder?
0:24:20–0:24:23
Und wir könnten mal versuchen, da durchzuhalten. Ja, okay.
0:24:24–0:24:28
Also, wir versuchen, das mal hier zu machen. Wir gehen jetzt hier durch eine
0:24:28–0:24:29
große Waldorfakademie.
0:24:29–0:24:39
Akademie. Hier ist die Tür offen, keine Ahnenklasse, Veranstaltung. Ähm, ja. Und ...
0:24:40–0:24:45
Da ist es so ... Ich möchte noch den Namen Hermann Schmitz erwähnen,
0:24:45–0:24:49
ich glaube aus Rostock ursprünglich. Da war ich auch mal auf einer Konferenz,
0:24:49–0:24:52
weil es mich so interessiert hat, habe mich dann aber nie wirklich reingebissen.
0:24:52–0:24:56
Der hat eine neue Phänomenologie entwickelt, auch ein Philosoph.
0:24:57–0:25:01
Und in dieser neuen Phänomenologie, die wird bei der Medizin,
0:25:01–0:25:04
auch bei der Gestalttherapie, vor allen Dingen bei diagnostischen Verfahren,
0:25:04–0:25:09
wird die wohl sehr gerne genutzt, weil da ist dann nochmal so eine Umdrehung
0:25:09–0:25:11
drin, die vielleicht nicht unwichtig ist.
0:25:11–0:25:15
Wenn sich zwei Menschen begegnen, wir hatten das letzte Mal über die Ich-Du-Begegnung
0:25:15–0:25:21
gesprochen, dann ist es ja so, dass ich nicht im Kontakt bin mit dieser anderen Person.
0:25:22–0:25:26
Diese Begegnung, die wir erleben oder die Resonanz, die wir zwischen uns erleben,
0:25:26–0:25:32
das ist ja so, dass ich im Kontakt bin mit einem Bild, was ich von dieser anderen Person habe.
0:25:32–0:25:36
Die andere Person hat ein Bild von mir und die sind miteinander im Kontakt.
0:25:36–0:25:43
Also da passiert was, was als Kontakt erlebt wird, was aber natürlich mit inneren
0:25:43–0:25:45
Bildern und symbolischen Bildern zu tun hat.
0:25:47–0:25:51
Das ist in der neuen Phänomenologie irgendwie mit hinein gewoben.
0:25:51–0:25:56
Es gibt so ein kleines Bändchen, muss ich verlinken, ich habe den Titel vergessen,
0:25:56–0:25:59
was ich total schön fand zu lesen.
0:26:00–0:26:06
Und trotzdem, weil es irgendwie jenseits meines Verständnishorizonts ansetzt,
0:26:06–0:26:08
war es zwar schön, aber es ist nicht wirklich kleben geblieben.
0:26:08–0:26:11
Kennst du das, wenn man sowas liest und im Moment steht es so?
0:26:11–0:26:14
Also so ein bisschen wie diese, es gibt im Zirkus diesen Trick,
0:26:14–0:26:17
wenn man so Teller so dreht, dann stehen die oben. Und dann gibt es so einen
0:26:17–0:26:21
Moment, wo es so aussieht, als ob das ewig halten könnte. Aber natürlich irgendwann
0:26:21–0:26:23
Reibungsverlust und alles bricht zusammen.
Florian Clauß
0:26:23–0:26:28
Ich würde mal gucken.
Micz Flor
0:26:28–0:26:30
Da müssen wir vor allen Dingen schwimmen, hier ist ein Riesenpfütz.
Florian Clauß
0:26:30–0:26:33
Ja, da müssen wir schwimmen. Aber würde man da ist doch auch.
Micz Flor
0:26:36–0:26:37
Da am Parkplatz.
Florian Clauß
0:26:40–0:26:44
Aber wir haben echt ein Problem. Ja, wir können auch am Rand gehen. Wir haben kein Problem.
Micz Flor
0:26:44–0:26:48
Kein Problem. Auf jeden Fall ist das die Phänomenologie,
0:26:48–0:26:54
die wollte ich auch noch nachlegen, weil die ist für die Gestaltherapie sehr wichtig,
0:26:54–0:26:59
ist generell sehr wichtig für jede Form von Mensch-und-Mensch-Interaktion und
0:26:59–0:27:02
die Erweiterung in der neuen Phänomenologie,
0:27:02–0:27:09
was dann irgendwie versucht, diese Kontaktdynamik nochmal genauer zu differenzieren.
0:27:11–0:27:14
Das waren die Sachen, die ich noch irgendwie ein bisschen nachdenken wollte.
Florian Clauß
0:27:14–0:27:21
Also so, ja, also echt, ich bin beeindruckt, wie tief du da nochmal reingegangen bist.
Micz Flor
0:27:21–0:27:23
Du willst jetzt endlich in die Praxis, ne?
Florian Clauß
0:27:24–0:27:27
Ja, auch, aber ich finde es total wichtig,
0:27:27–0:27:33
dass du da nochmal so diesen ganzen, ja wie soll man sagen, man sagen diese
0:27:33–0:27:39
ganze die begriffsbedeutung dann versuchst mal so klar zu kriegen.
0:27:42–0:27:48
Weil das war ja auch der Anlass von meiner Nachfrage und dass du da so in die
0:27:48–0:27:51
Philosophie reingehst. Ja. Schon beeindruckend. Okay.
Micz Flor
0:27:51–0:27:55
Das ist eine super Brücke, was du mir gerade offenbarst, weil ein ganz wichtiger
0:27:55–0:28:00
Satz immer wieder und mit unterschiedlichsten Autoren,
0:28:00–0:28:08
Autorinnen, die in der Gestalttherapie über die Jahrzehnte einfach so Leuchttürme geworden sind,
0:28:08–0:28:16
ist, zu sagen, Methoden gibt es eigentlich nicht in der Gestalttherapie.
0:28:16–0:28:21
Jeder muss seinen eigenen oder seine eigene, ihre eigene Technik finden.
0:28:21–0:28:26
Wenn jemand sagt, ich habe eine gute Methode, dann bin ich total suspekt.
0:28:26–0:28:27
Kann das denn wirklich sein?
0:28:28–0:28:31
Es gibt nicht die Methode, mit der man etwas herstellen kann.
0:28:32–0:28:39
Der Grund ist der, weil es geht prinzipiell um zwei Elemente,
0:28:39–0:28:44
denke ich, die direkt im Kontakt in der therapeutischen Sitzung oder muss ja
0:28:44–0:28:48
nicht Therapie sein, aber Gestalttherapie hat ja Therapiebegriff drin.
0:28:48–0:28:52
Das eine ist eben so eine emotionale Öffnung und Erweiterung,
0:28:52–0:28:55
also irgendwie den Emotionen irgendwie Raum geben.
0:28:56–0:28:59
Und das andere ist einfach eine Unterstützung des Gewahrseins.
0:29:00–0:29:04
Also diese Dinge in vollem Gewahrsein, in voller Aufmerksamkeit,
0:29:04–0:29:04
Achtsamkeit durchzuführen.
0:29:07–0:29:12
Da hatte ich das Beispiel genannt beim letzten Mal, dass jemand wütend ist und
0:29:12–0:29:14
sagt, ey, sie verstehen mich überhaupt nicht, ich gehe jetzt.
0:29:14–0:29:17
Dass man sagt, gut, dann ist das völlig okay, sie dürfen gehen,
0:29:17–0:29:19
aber tun sie mir den Gefallen oder sich selber den Gefallen,
0:29:19–0:29:26
das vielleicht mal so langsam zu machen, wie sie können und achten sie mal drauf, was da passiert.
0:29:26–0:29:31
Das ist so ein Moment, in dem man eine Sache mit einer Technik,
0:29:31–0:29:36
und das ist, glaube ich, sogar recht gut anzuwenden.
0:29:36–0:29:41
Da muss nicht jeder sein eigenes Ziel finden. Das sind diese Ambivalenzen. Es gibt Techniken.
0:29:43–0:29:46
Eine Technik, die angewandt wird, um ein Gewahrsein herzustellen.
0:29:50–0:29:54
Das ist eben eine schöne Brücke, die du mir mit deinem Hinweis noch mal gebaut hast.
0:30:00–0:30:01
Eigentlich gibt es nicht die Techniken.
0:30:03–0:30:08
So im Sinne von Kniffe oder Interventionen oder wenn er das sagt, dann sagst du das.
Florian Clauß
0:30:09–0:30:12
Ja, das ist halt, genau, das war ja dieser Ursprung, weißt du,
0:30:12–0:30:18
mit meinen ganzen aus der agilen Softwareentwicklung Frameworks, ne?
0:30:19–0:30:20
Gibt's halt irgendwie so mit, das
0:30:20–0:30:25
ist ja reines Methoden abspulen und die bringen ja auch Ergebnisse, ne?
0:30:25–0:30:30
Aber du verknüpfst dann noch viel mehr Subjekt da rein in der Technik.
Micz Flor
0:30:33–0:30:38
Und jetzt ist es so, dass man natürlich dann auf einmal so eine komische Situation hat,
0:30:38–0:30:44
weil alle therapeutischen Schulen, die jetzt zum Beispiel anerkannt sind und
0:30:44–0:30:48
von den Kassen anerkannt, also auch abrechenbar sind, müssen Evidenz nachweisen.
0:30:50–0:30:55
Evidenz bedeutet, dass man im gewissen standardisierten Rahmen nachweisen kann,
0:30:55–0:31:01
dass die Behandlung signifikant besser ist für PatientInnen als keine Behandlung.
Florian Clauß
0:31:02–0:31:06
Ja, und nachvollziehbar vor allem, diese Messtechnologien, die dahinter stehen.
Micz Flor
0:31:06–0:31:11
Ja, dazu muss man operationalisieren. Das heißt, man muss eben einen Rahmen
0:31:11–0:31:15
schaffen, in dem wirklich unterschiedliche im Doppelblindverfahren dann mindestens
0:31:15–0:31:19
vier Gruppen miteinander vergleichbar sind. Jetzt weiß ich auch,
0:31:19–0:31:21
wo wir sind. Schöne Gegend.
0:31:22–0:31:26
Das ist auch echt eines meiner Lieblingsneubauten, was du gerade fotografiert hast,
0:31:26–0:31:31
diese rote, lange Schlange, die mich immer so ein bisschen an meine Kindheit
0:31:31–0:31:35
erinnert, wo ich Sesamstraße geguckt habe und immer diese Red Brick Buildings,
0:31:35–0:31:40
die ich so gar nicht kannte, aus dem südlichen Odenwald, wo wir viel so Sandsteine
0:31:40–0:31:41
hatten und auch gefließte Fassaden.
Florian Clauß
0:31:42–0:31:45
Weißt du noch, welche Episode wir hier aufgenommen haben, als du da hochkommst?
Micz Flor
0:31:45–0:31:48
Ich habe das Gleiche nämlich schon mal gesagt, ja, ich weiß.
0:31:48–0:31:52
Ich weiß, dass ich es neulich gesagt habe, eine Episode Berlin wird zu klein
0:31:52–0:31:55
für uns. und du hast gedacht, wir haben noch viele und jetzt kreuzen wir uns dauernd.
Florian Clauß
0:31:55–0:31:57
First Cow.
Micz Flor
0:31:57–0:31:59
First Cow? Wow, das ist lange her.
Florian Clauß
0:31:59–0:32:06
Ja, ja, ich mag das auch. Ich mag diese Brücke total gerne. Guck dir mal diesen Ausblick, das ist so...
0:32:07–0:32:10
Und ich finde es so toll, dass sie diesen Park hier weitergebaut haben.
0:32:10–0:32:12
Ich bin so begeistert von dieser Brücke.
Micz Flor
0:32:14–0:32:18
Es kommt für dein Foto sogar extra noch so ein Regio-Zug dazwischen.
0:32:34–0:32:38
Okay, jetzt haben wir eine Atempause gemacht, war vielleicht für alle mal ganz
0:32:38–0:32:41
gut. Jetzt konnte man sich so ein bisschen noch mal so entspannen.
0:32:42–0:32:48
Und jetzt kommt nämlich die Zäsur. Und wir gehen eben so ein bisschen in diese Technik hinein.
0:32:49–0:32:54
Abschließend zu dem evidenzbasierten Forschen ist zu sagen, dass immer wieder...
0:32:56–0:33:03
Bestimmt schon gesagt, 40% des therapeutischen Erfolges lässt sich an der Qualität
0:33:03–0:33:06
der Arbeitsbeziehungen messen, also herleiten.
0:33:08–0:33:12
Und das andere ist, das habe ich bei der letzten Gestalt schon verlinkt,
0:33:12–0:33:22
bei der Gestaltfolge, dass die TherapeutInnen nie wirklich nur in einer Schule arbeiten,
0:33:22–0:33:26
sondern dass wenn Wenn man objektive Rater darauf ansetzt,
0:33:26–0:33:30
ein Transkript, eine Folge wirklich zu raten nach Interventionen,
0:33:30–0:33:34
was ist Verhaltenstherapie, was ist Systemische, was ist Gestalt,
0:33:34–0:33:38
was ist tiefenpsychologisch, was ist analytisch, dann ist das nie ganz klar
0:33:38–0:33:40
zu trennen. Das heißt, es gibt immer irgendwie so ein Mix.
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Und das ist ja vielleicht auch einfach nur menschlich, aber die Menschenbilder
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sind trotzdem andere, mit denen die Menschen arbeiten.
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Und die Gestalttherapie hat halt eben dieses Paradox, wie kann man die Evidenz messen,
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Gleichzeitig sagt jeder Therapeut, Therapeutin ist einzigartig,
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genauso wie die PatientInnen oder die KlientInnen einzigartig sind,
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dann kann man ja nicht sagen, okay, und jetzt messen wir mal,
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wie erfolgreich unser Menschenbild ist, wenn wir in Kontakt mit anderen in einer
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Ich-Du-Beziehung treten und Resonanz erleben.
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Das ist ja nicht wirklich die Art, wie man Psychopharmaka testen kann.
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Deshalb hat die Gestalt auch immer so eine komische Rolle in diesem ganzen Spiel.
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Aber es gibt auch da Studien, auch wieder eine große Studie in der Schweiz,
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die Studie wurde dann auch publiziert unter dem Titel Gestalt wirkt,
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wo es auch eben gezeigt werden konnte, dass es nur Evidenz gibt, dass es wirksam ist.
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Und es gibt auch die emotionsfokussierte Psychotherapie, mit der kann ich gleich
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anfangen mit der Intervention.
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Wie auch, finde ich, eine sehr schöne Weiterentwicklung von gestalttherapeutischen Ansätzen ist,
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in Deutschland jetzt aber, glaube ich, über ein verhaltenstherapeutisches Institut
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in der Ausbildung angeboten wird, über die Kasse meines Wissens nicht abgerechnet
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werden kann und viel auch im Bereich Paartherapie eingesetzt wird.
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Emotionsfokussierte Therapie fokussiert auf die Emotionen und die haben auch
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evidenzbasiert nachweisen können,
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dass sie extrem erfolgreich sind und der Hintergrund, Leslie Greenberg,
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Er ist einer der zentralen Entwickler der Therapietechnik.
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Er ist auch ursprünglich Gestaltherapeut.
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Und die emotionsfokussierte Therapie ist im Ansatz so mit einem relativ erst
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mal einfachen Konzept, wo man primäre und sekundäre Emotionen gegenüberstellt.
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Und eine ganz einfache Erklärung ist, die sekundäre Emotion überdeckt die primäre Emotion.
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Und die therapeutische Arbeit muss auch sein, hinter die sekundäre Emotion zu
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schauen. Was ist denn in Anführungszeichen eigentlich los?
Florian Clauß
0:36:02–0:36:02
Mhm.
Micz Flor
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Und vor allen Dingen geht es um Emotionen. Es geht nicht um ...
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Was könnte, wenn es nicht um Emotionen geht, um was könnte es dann doch noch gehen?
Florian Clauß
0:36:13–0:36:14
Naja, um Nachvollziehbarkeit.
Micz Flor
0:36:16–0:36:21
Es geht nicht um ... Verhalten. Es geht nicht um Kognition.
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Es geht nicht um Psychodynamik, sondern es geht einfach um Emotionen.
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So im Hier und Jetzt, das ist ein gestalterapotischer Ansatz,
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Emotionen ist gerade da.
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Und finde ich eine sehr greifbare Illustration für dieses Konzept der primären
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und sekundären Emotionen ist die Beobachtung.
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Ich habe Leslie Greenberg bei zwei Vorträgen in Berlin sehen dürfen,
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was ich auch sehr beeindruckend fand.
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Ich wollte sogar, dass der zweite genauso ist wie der erste.
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Der war zwei Wochen später, aber es war ein ganz anderer Vortrag.
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Hat mich geärgert und gleichzeitig ist es auch dann wieder so ein Gestaltding.
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Nicht zwei Vorträge sind gleich und die gleichen Slides, sondern er hat was
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ganz anderes gemacht und zwar auch toll, aber ich wollte noch mal bestimmte
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Sachen hören, aber die waren nicht.
Florian Clauß
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Aber war das dann unter der gleichen Veranstaltungsreihe?
Micz Flor
0:37:07–0:37:10
Ne, das eine war von, ich glaube,
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DGVT, Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie, die hatten ein Symposium
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in der FU, da hatte er den Eröffnungsvortrag, schon ein paar Jahre her,
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und das zweite war in der Urania, das ist auch vor Corona noch,
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da hat er den Vortrag gehalten.
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Und dieses Primär-Sekundär, ich finde, das lässt sich sehr schön illustrieren
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an so Stereotypen, die man natürlich immer ablehnen möchte, die sich aber da
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auch wieder messen lassen oder beobachten lassen.
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Oft ist es so, dass bei Frauen, die mit großer Traurigkeit oder Trauer in die
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therapeutische Sitzung kommen,
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dass in der Arbeit sich herausstellt, dass die Trauer eine immense Wut überdeckt.
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Und Wut ist bei Frauen einfach nicht.
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Trauer ist akzeptiert, das heißt, die werden dann ganz traurig,
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weil diese Wut nie Raum geben darf.
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Und bei Männern ist es oft umgekehrt. Da ist es so, dass eine große Wut gezeigt
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wird und dahinter steht aber eigentlich eine tiefe Trauer.
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Weil Trauer bei Männern nicht wirklich gut im sehr stereotypen Bild akzeptiert
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ist. Und deshalb wird es überdeckt.
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Und ich fand das interessant, ich hatte das mal in einem Seminar in einer Gruppe
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mal erzählt. Da hat jemand gefragt, wie das denn geht.
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Und dann hat eine Ärztin berichtet, die auch in der Notaufnahme war,
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die gemeint hat, damit kann ich total viel anfangen.
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Weil wenn ich am Wochenende in der Notaufnahme war, dann kamen viele Frauen
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mit Tablettenschlucken oder
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Selbstverletzungen in so einem traurigen Suizidalen in der Notaufnahme an.
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Bei Männern war das nicht so, aber
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es kamen ganz viele Männer mit Mittelhandbruch, da habe ich gedacht, hä?
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Aber was hat das Mittelhandbruch mit dem, was ich gerade gesagt habe,
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zu tun? Aber die meinte dann, ja, weil die einfach die Wand oder die Tür oder
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das Auge geschlagen haben.
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Und das fand ich dann nochmal eine Form von empirischer Realität,
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die da irgendwie darauf hindeutet.
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Und jetzt ist es so, dass, wenn man mit diesen Emotionen, wenn man da so abschält,
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wenn man so dahinter geht, dass man nicht eine Technik hat, verschiedene Möglichkeiten hat.
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Aber man kann eben da zum Beispiel auch diese Verlangsamung anwenden.
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Man kann halt so, kann halt dann zum Beispiel bei diesem wütenden Mann,
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kann man vielleicht das ein bisschen entschleunigen.
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Der ist wie ein Wasserfall und haut die Wut so raus. Da kann sie das mal langsamer sagen,
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was passiert denn, wenn sie die Worte, wenn sie sich da selber so reden hören,
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das Gewahrsein zuzulassen und dann vielleicht hinter diesem selbstbeobachtenden
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Element auch andere Emotionen hochkommen können.
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Auch das ist natürlich dann wieder eine Art, wie man fragt. Man kann aber auch
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Technik machen, die auch nicht unüblich ist, zum Beispiel auch in der systemischen
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Therapie, dass man die Symptome übertreibt.
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Dass dann dieser wütende Mann, dass man dem sagt so, es geht doch noch lauter, noch lauter.
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Ich hör sie nicht, ich will die Wut hören. Und dass das dann irgendwie so konfrontativ
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werden kann, dass diese Wut wirklich so spürbar wird, dass danach dahinter dann
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eben so kathartisch dann wirklich was Neues erlebt werden kann.
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Dann ist die ganze Scheiße endlich mal raus. Und dahinter kommen dann vielleicht
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Tränen, die jetzt seit sieben Monaten schon nicht kommen konnten von was weiß
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ich, also das ist dann eine Möglichkeit auch, dass man damit umgeht, dass man sich,
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konfrontativ und einlädt, die Symptome zu verstärken.
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Es gibt dann auch Möglichkeiten, dass man in solchen Konstellationen zum Beispiel
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mit Stuhlarbeit, das hatte ich ja auch schon ein bisschen bei so Entscheidungsfindungen
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so angedeutet, aber auch da kann man so was trennen.
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Dass man, dass man auf einen Stuhl die Wut setzt und auf den anderen Stuhl die
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vermutete Trauer oder vielleicht, wenn sich das zum ersten Mal so zeigt,
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dass dahinter vielleicht Trauer ist, dass man die Person da einlädt oder wenn man,
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das jetzt beim Eine Gestalt.
Florian Clauß
0:41:51–0:41:53
Eine Gestalt, genau.
Micz Flor
0:41:53–0:41:58
Dann kriegt die eine Gestalt. Dann darf die sich zeigen, Form annehmen.
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Und wird nicht die ganze Zeit, das wäre das Argument der Sozialer Wünsche,
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die Frau darf traurig sein, aber nicht wütend sein.
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Das wäre dann halt so ein Thema.
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Du hast was gesagt, was fällt dir noch so ein?
Florian Clauß
0:42:18–0:42:19
Was fällt dir noch so ein? Zu?
Micz Flor
0:42:20–0:42:29
Wie man zum Beispiel ein Gewahrsein erweitern kann.
Florian Clauß
0:42:29–0:42:35
Gewahrsein? Also jetzt nicht Methoden, sondern Technik?
Micz Flor
0:42:36–0:42:39
Ja, nicht Haltung, also nicht Menschenbild.
Florian Clauß
0:42:42–0:42:45
Also das, was du jetzt vorgeschlagen hast, ist dann noch mal so ein bisschen
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Futter in die Emulsionen zu geben, die dann quasi zu überhöhen,
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dass die sich dann selber irgendwie so einen neuen Zustand bringt.
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Ja, man könnte zum Beispiel wandern gehen. Wenn wir es ganz anders machen.
Micz Flor
0:43:03–0:43:08
Du, finde ich einen ganz tollen Hinweis, weil man kann eben das Setting ändern,
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auf jeden Fall. Du kannst Leute einladen, zu sagen, stelle dich mal hin.
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Das habe ich bei einem mal gemacht,
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der mit Panikattacken kam, kam, wo er dann immer eben Panikattacken im,
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also hyperventiliert und Angst, Todesangst dann direkt entwickelt hat,
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wenn er mittags zu der Sitzung, von der keiner wissen durfte,
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eben in die Stunde kam, dass man sagt, okay, stellen sich mal hin,
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schauen Sie mich an, ich bin hier, unter Ihnen ist der Boden.
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Also dass man da irgendwie eine andere Fassung herstellt, dass man den Kopf
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mit dem Körper wieder verbindet.
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Das ist auch eine wichtige Technik. Das hieß dann Im Englischen heißt das,
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lose your mind and come to your senses.
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Also, verlier den Kopf und komm in deine Sinne. Ja. Dass man solche Menschen
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einlädt, ihren Körper zu spüren.
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Spüren Sie die Atmung, atmen Sie mal mit mir, wir atmen mal zusammen.
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Und dadurch dann buchstäblich die Erdenkampf im eigenen Körper. Ach, cool.
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Eben haben wir noch von dem Schinkelklopfer gesprochen.
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Und jetzt geht's hoch.
Florian Clauß
0:44:20–0:44:23
Die letzten stufen ich bin ich bin ein bisschen ich bin
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auch echt ich beneide dich ein bisschen dass du so bergauf gehen kannst und
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außer atmen zu kommen weil ich sobald ich das mache fange ich total an zu japsen
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ja deshalb fragst du so wenig und ich rede so viel genau deswegen so ich habe
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es immer leichter wenn ich recht behalten,
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will Es gibt auch so öfter solche Parks, die dann erhöht sind und wo man so schöne Ausblicke hat.
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So, jetzt ist... ich muss nur mal mich dran erinnern, der Hint,
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was hier drin ist, das ist glaube ich irgendwie...
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Hat irgendwas mit Währung zu tun.
Micz Flor
0:45:32–0:45:40
Wir sind jetzt, liebe Hörerinnen und Hörer, ganz oben im Viktoria Park.
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Weißt du irgendwas darüber?
Florian Clauß
0:45:44–0:45:46
Nee, nicht wirklich.
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Ja, da müssen wir uns nochmal drum kümmern, ne?
Micz Flor
0:45:55–0:46:02
Jetzt hast du irgendwie da unten was gesagt mit außer Atem und auf einmal spüre
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ich ganz viel außer Atem sein.
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Da identifiziere ich mich jetzt mit dir.
Florian Clauß
0:46:07–0:46:08
Das war meine Methode, die ich schachmatteset.
Micz Flor
0:46:09–0:46:13
Das ist jetzt dann psychodynamisch die konkordante Gegenübertragung,
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wo ich das Gleiche erlebe wie du, nicht die Komplementäre, wo ich das Gegenteil erlebe.
Florian Clauß
0:46:18–0:46:23
Wir können uns gerne hier hinsetzen, aber vielleicht auf einer Seite, wo nicht so viel...
Micz Flor
0:46:23–0:46:28
Du, ich würde lieber weitergehen, ich habe total Hunger. Gut. Wär das für dich okay?
Florian Clauß
0:46:28–0:46:30
Absolutly.
Micz Flor
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Wir gehen einfach so diagonal in die Richtung.
Florian Clauß
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Ich würde gerne die Flucht runtergehen und dann rechts, ich weiß auch, wo wir essen gehen.
Micz Flor
0:46:36–0:46:38
Ah.
Florian Clauß
0:46:38–0:46:41
Mysteria number one. Gut.
Micz Flor
0:46:41–0:46:43
Das ist die letzte Etappe jetzt.
Florian Clauß
0:46:44–0:46:45
Ich kann es nie noch was fragen.
Micz Flor
0:46:47–0:46:51
Du mich oder ich dich oder ich mich? Frag dich mal was.
Florian Clauß
0:46:51–0:46:54
Nein, ich frag mich nicht. Also wir hatten gerade die Methode...
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Nein, falsch! Die Technik.
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Du hast von deinen Klienten gesprochen.
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Nein, Mandanten.
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Der mit seiner Panikattacken konfrontiert war. Und wo du ihn auch so ein bisschen
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rausgerissen hast aus deinem Erleben, in dem du mit ihm zusammen dann gestanden
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hast. Mhm. Und das kommentiert hast, ne?
Micz Flor
0:47:28–0:47:30
Angeleitet.
Florian Clauß
0:47:30–0:47:36
Also angeleitet, was passiert oder was er erleben kann?
Micz Flor
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In dem Fall war es jetzt, ich glaube ich habe das sogar noch irgendwo,
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da kann man das mp3 unten dran hängen, weil er wollte, dass ich das mal aufnehme.
Florian Clauß
0:47:46–0:47:47
Aber da ist nur deine Stimme?
Micz Flor
0:47:47–0:47:50
Nur meine Stimme, genau. Das ist doch gut,
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das wäre auch irgendwie so ein praktischer Nutzen für Ganz,
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ganz einfache Meditationen, so eine Atemübung könnte man sagen,
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die aber was Meditatives hat, die auch Menschen, glaube ich,
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gut machen können, die sofort bei Meditationen an Schwurbel und alle Hüten denken.
Florian Clauß
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Mittlerweile nicht immer mittlerweile, weil er das so irgendwie die Vision Pro
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von Apple komplett in so einer visuellen Schiene getragen, getragen,
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das ist dann halt nicht mehr.
0:48:25–0:48:28
Also ich glaube, Meditation ist schon Achtsamkeit.
Micz Flor
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Ja, aber es ist halt eben Gewahrsein und Achtsamkeit sind irgendwie ähnlich,
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aber nicht wirklich ähnlich. Aber das ist dann vielleicht auch wirklich das
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Menschenbild, was dahinter steht. Das ist schwer zu sagen.
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Und da war es in dem Fall, diese einfache Atemübung kann man im Stehen oder
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im Sitzen machen. Im Liegen würde ich sie nicht machen, weil im Liegen passiert
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nochmal was anderes im Körper. Da ist man irgendwie.
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Ich würde in so einem Fall auf alle Fälle stehen oder sitzen und wenn mir schwindelig
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ist, würde ich ja sitzen, dann würde ich auch nicht versuchen zu stehen.
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Das Atmen ist dann keine Übung, in der man viel atmen soll oder wenig atmen
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soll, sondern man soll wirklich versuchen, in vollem Gewahrsein zu atmen, aber nicht anders.
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Einfach so zu atmen, wie man das jetzt auch machen würde.
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Und man kann dabei seinen Körper fühlen, weil oft eben in diesen akuten Momenten
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Körper und Gedanken, sag ich mal, nicht Geist, aber Körper und Denken sich voneinander lösen.
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Und man kann sehr schön einfach seine Nase beobachten,
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weil wenn man einatmet durch die Nase, dann werden die Innenflächen der Nase
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ein bisschen kühl und wenn man ausatmet, dann kommt die warme Luft aus der Lunge
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und dann werden die Innenflächen der Nase ein bisschen wärmer. Und man kann das.
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Beobachten und das stellt so eine leichte Brücke wieder her zum Körper.
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Ist ein großes Problem, dass man versucht, in Panikattacken versucht,
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irgendwie diese Diese ganze Angst über Regulierung und Kontrolle,
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dass man versucht, den Körper zu kontrollieren.
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Ich muss doch irgendwie mal im Herz schlacken, ich muss doch irgendwas machen
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können. Aber weil viele Sachen über das vegetative System eben nicht kontrollierbar sind,
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Atmen ist so ein Zwischenzitterwesen, wird es dann meistens eher schlimmer,
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weil die Angst wächst, weil man merkt, ich kann das gar nicht mehr,
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ich bin dem ausgeliefert.
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Und wenn man dann langsam anfängt, über die Nase den Körper wieder ein bisschen
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zu erleben und dann die Fußsohlen und so, Das kann einen guten beruhigenden Effekt haben.
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Kann ich mal gucken, ob ich es noch finde. Ich höre es mir dann nochmal an.
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Und wenn ich mich dafür nicht schäme, weil auch ich habe ja ein Bild von mir,
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dann kann man es vielleicht verlinken.
Florian Clauß
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Ich finde es toll. Ja, ich gucke mal.
Micz Flor
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Es gibt auch, das ist jetzt nochmal ein Rückwurf, eben in dieses erste große
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Buch über die Gestalttherapie, was nämlich in zwei Teilen erschienen ist.
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Das war unglaublich viel Text.
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Und es gibt diesen Theorie-Teil, in dem Paul Goodman, ein Soziologe,
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Pragmatist aus New York, auch viel mitgeschrieben hat, sich da mit reingeschrieben
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hat, auch mit seinen Ideen.
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Und Fritz Perls schon viele Texte in der Hinterhand hatte,
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die dann da eben auch mit reinkamen, wo es wirklich um Therapie ging und der
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eben auch auf Jahrzehnte analytische Ausbildung, Charakteranalyse,
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Berlin, Frankfurt, Soziologie eben ganz viel mitgebracht hat an Erfahrung schon.
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Es war auch in diesen Urwurzeln, wo sich das dann später herauskristallisiert hat,
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war auch viel eben in den 20er, 30er Jahren,
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viele die dann auch geflohen sind vor den Morden der Nazis, die dann Sachen
0:52:06–0:52:10
nach Amerika mitgebracht haben, was dort von Leuten wie Paul Goodman einfach
0:52:10–0:52:11
auch gerne angenommen wurde.
Florian Clauß
0:52:11–0:52:23
Naja, damals war ja noch quasi die ganze Konfrontation mit der UdSSR viel realer, ne?
0:52:25–0:52:26
Und die Angst vor dem Kommunismus.
Micz Flor
0:52:27–0:52:32
Das war auf alle Fälle eine Zeit, in die ich mich kaum hineinfühlen kann.
0:52:32–0:52:39
Also wir hatten ja auch bei deiner Folge da, wo wir im Tierpark waren nochmal. Ne, im Tierheim.
0:52:41–0:52:48
Nee, nicht Tierpark, sondern doch Tiergarten, genau. Tiergarten.
0:52:48–0:52:51
Diese Zeit ist mir irgendwie sehr wesenswert.
Florian Clauß
0:52:51–0:52:53
Und wo waren wir? Hier? Hier die Straße kreuzen.
Micz Flor
0:52:53–0:52:57
Zuse.
Florian Clauß
0:52:57–0:53:01
Da, wo wir hier so rumgeührt sind und diese Gedenktafel. Wir suchen immer Gedenktafeln,
0:53:01–0:53:04
oder? Ja. Das machen wir gerne, vielleicht auch in der Zukunft.
Micz Flor
0:53:04–0:53:06
Da unten, jetzt laufen wir dran vorbei ein bisschen, wo sie ist.
0:53:07–0:53:10
Ja, genau. Lernen durch eigentlich Podcasts.
0:53:10–0:53:13
So, jetzt komme ich aber in den Schluss hinein. Also, ich wollte nur sagen,
0:53:13–0:53:16
es gab diesen Teil der Theorie und es gab so einen praktischen Teil,
0:53:16–0:53:23
weil damals, als es rauskam, Anfang der 50er Jahre, waren eben auch solche psychotherapeutischen
0:53:23–0:53:25
Übungen, das war irgendwie so ganz angesagt wohl.
0:53:25–0:53:30
Und da gibt es ein Psychotherapeut namens Hefferlein, der auch als einer der
0:53:30–0:53:35
drei Autoren, also Lore Perls, die wohl inhaltlich wohl auch mitgearbeitet haben
0:53:35–0:53:38
muss, einfach viel mit begründet hat. Ich weiß nicht, was ihr im Text beigetragen habt.
0:53:40–0:53:45
Goodman und Fritz Perls sind für Theorie und Hefferlein hat solche Methoden,
0:53:45–0:53:50
so Gewahrseins-Selbstachtsamkeits-Methoden quasi zusammengefasst.
0:53:50–0:53:53
Und dazwischen sind immer wieder auch Texte, wo man nicht genau weiß,
0:53:53–0:53:57
von wem die jetzt so sind, die dann aber oft wohl eher nach Fritz Perls auch
0:53:57–0:54:00
klingen. Das kann ich jetzt aus der Distanz nicht so gut unterscheiden.
0:54:03–0:54:06
Aber in diesem Band, der dann auch als erster erschien,
0:54:06–0:54:10
dieser Übungsband, und der Theorieband kam ja später,
0:54:10–0:54:15
da sind dann auch ganz viele Übungen drin, die man auch in der Gestaltherapie Ausbildung macht,
0:54:15–0:54:20
wo man einfach versucht, seinen Körper, seine Emotionen, seine eigenen inneren
0:54:20–0:54:25
Kreisläufe, Zyklen, Kontaktprozesse besser zu erleben.
0:54:25–0:54:30
Und da möchte ich abschließend eine Übung anleiten, also wenn du Lust hast,
0:54:30–0:54:31
da mitzumachen. Aber ich weiß gar nicht, ob...
Florian Clauß
0:54:31–0:54:33
Komm, wir sind vor dem Zuse-Schild.
Micz Flor
0:54:35–0:54:38
Das Zuse-Schild war ja weg, oder? Nee, da ist es.
Florian Clauß
0:54:38–0:54:39
Da ist es weg.
Micz Flor
0:54:39–0:54:40
Da wurde es wieder hingemacht.
0:54:42–0:54:45
Das ist ja lustig. Da ist es.
0:54:48–0:54:49
Ja, das niegelnagelneue Zuse-Schild.
Florian Clauß
0:54:50–0:54:54
Ey, toll! Hat sich gelohnt. Von KPM sogar.
Micz Flor
0:54:54–0:54:56
Jetzt freust du dich, meinst du?
Florian Clauß
0:54:56–0:54:58
Ich glaube, wir machen ein Selfie vor der Zuse. Ein Selfie?
Micz Flor
0:55:00–0:55:02
Guck mal, KPM hat das Ganze gesponsert.
Florian Clauß
0:55:06–0:55:08
Echter preußischer Marmor, oder? Porzellan. Was?
Micz Flor
0:55:08–0:55:09
Porzellan. Stimmt. Königliche Porzellanwunderfrucht.
Florian Clauß
0:55:22–0:55:23
Können wir hier warten, oder?
Micz Flor
0:55:23–0:55:26
Ja, ich weiß nicht. Ich glaube, vielleicht bin ich nicht mehr in der Lage,
0:55:26–0:55:27
mit dir in eine Ich-Du-Begegnung zu gehen.
0:55:30–0:55:33
Und ich habe einfach zu viel Hunger. Das hat so was von. Aber wir können es
0:55:33–0:55:34
auf alle Fälle noch festhalten.
Florian Clauß
0:55:34–0:55:37
Vielleicht machen wir es nach dem Essen. Und machen das nur als Bonus-Track.
0:55:42–0:55:47
Und ja, als Bonus kommt Ich-Du-Begegnung mit Mitch, Flo, und Florian, Klaus.
Micz Flor
0:55:49–0:55:54
Und diese Übung, die auch im Rahmen der Ausbildung ich das erste Mal erlebt habe,
0:55:54–0:56:00
die aber man, wenn man mit jemandem arbeitet, der oder die auch so ein bisschen
0:56:00–0:56:05
Erfahrung hat, wirklich als eine komplette Sitzung machen könnte,
0:56:05–0:56:07
besteht einfach aus drei Fragen.
0:56:09–0:56:12
Und ich muss gestehen, ich weiß nicht, ob das jetzt aus diesem Übungsbuch kommt
0:56:12–0:56:16
oder nicht, aber bei mir war es im Rahmen der Ausbildung und ich finde die Fragen einfach total toll.
0:56:17–0:56:23
Und die kann jeder auch für sich mitnehmen, wenn er oder sie vielleicht Entscheidungsthemen
0:56:23–0:56:28
hat oder im Hier und Jetzt ankommen möchte oder runterkommen möchte oder vor
0:56:28–0:56:29
der Prüfung sich relaxen möchte.
0:56:30–0:56:34
Und zwar sind es drei Fragen, die man seinem Gegenüber stellen kann.
0:56:34–0:56:36
Die eine Frage ist, was machst du gerade?
Florian Clauß
0:56:38–0:56:38
Was machst du?
Micz Flor
0:56:39–0:56:46
Genau. Die zweite Frage ist, was fühlst du gerade? Und die dritte Frage ist, was brauchst du gerade?
Florian Clauß
0:56:46–0:56:52
Ich glaube, die Ich-Du-Begegnung ist, was machst du? Wir machen einen Wodka.
0:56:55–0:57:01
Was brauchst du? Pizza. Was fühlst du? Ich muss aufs Klo. Dann hängt die Störung wieder vorn.
Micz Flor
0:57:02–0:57:05
Aber natürlich sind diese Fragen, wenn man das zu zweit macht, als Übung.
0:57:05–0:57:10
Und vielleicht ist es mir sogar zu intim, das jetzt mit dir zu machen.
0:57:10–0:57:14
Wir können das vielleicht noch ein paar Tage lang machen. Aber natürlich sind
0:57:10–0:57:15
Auf Kamera, wollte ich sagen, auf Aufnahmegerät machen. Weil natürlich in dem Moment,
0:57:14–0:57:18
diese Fragen, wenn man das zu zweit macht, als Übung. Und vielleicht ist es
0:57:15–0:57:18
wenn du Kontakt herstellst, ist es nicht mehr kataloghaft, dass man diese drei
0:57:18–0:57:21
mir sogar zu intim, das jetzt mit dir zu machen.
0:57:18–0:57:25
Fragen beantwortet, sondern was brauchst du gerade, was erlebst du gerade,
0:57:25–0:57:28
was fühlst du gerade, was machst du gerade?
0:57:28–0:57:31
Das können dann im Wechselspiel, wenn immer nur diese Fragen kommen.
Florian Clauß
0:57:31–0:57:32
Die kommen immer so repetitiv.
Micz Flor
0:57:33–0:57:37
Genau, und die Person, die die Fragen stellt, stellt die auch erst dann,
0:57:37–0:57:39
wenn sie das Gefühl hat, ich jetzt stellen.
Florian Clauß
0:57:39–0:57:43
Ja, das ist dann schon eine Art von, ja, interessant.
Micz Flor
0:57:44–0:57:47
Und da ist es dann so, dass natürlich, was machst du gerade,
0:57:47–0:57:53
wenn man sich gegenüber setzt, eine schwierige, eine schwierige Antwort manchmal.
Florian Clauß
0:57:53–0:57:56
Ja, das bringt dich aber voll in die Situation rein.
Micz Flor
0:57:56–0:57:59
Das erste Mal sagst du, ja, ich sitze hier. Was machst du gerade?
0:58:02–0:58:07
Ich beuge mich ein bisschen nach vorne, Ja, ja, ja, ja. Ich atme nicht richtig
0:58:07–0:58:11
so. Man kommt dann irgendwie mehr im Hier und Jetzt bei seinem Körper an. Was fühlst du grade?
0:58:11–0:58:16
Ist auch schwierig. Da kann die Antwort auch mal sein, keine Ahnung, ich nix grade.
0:58:17–0:58:21
Aber dann kommt vielleicht irgendwas. Wenn man den Zeit und Raum gibt,
0:58:21–0:58:23
dann ist das auf alle Fälle eine Form, in der man ...
0:58:25–0:58:28
Das kann man auch mit sich alleine machen. Dass man sich manchmal einfach so
0:58:28–0:58:28
markermäßig durchcheckt.
0:58:30–0:58:32
Was mein ich eigentlich grade? Was fühl ich eigentlich grade?
0:58:32–0:58:33
Was brauche ich eigentlich gerade?
0:58:34–0:58:37
Und da kann man sich, glaube ich, auch zum Beispiel in Interviewsituationen
0:58:37–0:58:41
innerlich, wenn man das Gefühl hat, ich bin gerade ein bisschen im Jobinterview
0:58:41–0:58:45
oder bin unter Beschuss oder Prüfungssituation, die Frage stellen,
0:58:45–0:58:46
was brauche ich eigentlich gerade?
0:58:47–0:58:50
Vielleicht möchte ich mal was fragen. Dann kann ich mal fragen,
0:58:50–0:58:54
wie ist es, entschuldige das unterbreche, aber wie ist es eigentlich bei Ihnen
0:58:54–0:58:57
mit, keine Ahnung, mit Mittagspausen, mit...
0:59:01–0:59:03
Betriebswagen oder sowas in der Art.
Florian Clauß
0:59:03–0:59:06
Betriebsrad? Betriebswagen. Betriebsrad ist auch eine gute Frage.
0:59:06–0:59:10
Das wäre eine gute Frage beim Jobinterview. Was machen Sie eigentlich mit dem Betriebsrad?
0:59:11–0:59:12
Ja, danke. Nächster?
Micz Flor
0:59:12–0:59:17
Das war ja bei Fodora, glaube ich, damals ein richtiger Make-or-break-Moment,
0:59:17–0:59:22
wo so Gewerkschaftsstrukturen eingezogen wurden.
Florian Clauß
0:59:23–0:59:27
Aber ich wollte noch mal ganz kurz, weil diese repetitive Fragen,
0:59:27–0:59:33
Ja, die erinnern mich auch an eine Methode, die oft im Agilen in der Retrospektive
0:59:33–0:59:37
angewandt werden, nämlich die Five Whys, das kennst du auch, ne?
0:59:37–0:59:42
Also man hat dann quasi schon so bestimmte Punkte gesammelt, ne?
0:59:42–0:59:49
Also ich weiß nicht, ob du vertraut bist mit einer Agilen Retrospektive,
0:59:49–0:59:53
du machst so set the stage, gibt es halt auch so Übungen,
0:59:53–0:59:58
um dann halt so Themenpunkte zusammen, dann generating insights,
0:59:58–1:00:02
geht es halt, dreht es sich dann rein in bestimmte Themen, meistens sind immer so ein Clustering,
1:00:02–1:00:07
weil bei set the stage kommen dann halt auch die wichtigsten Punkte schon so raus,
1:00:07–1:00:13
priorisierst du und dann gibt es diese Methode von, also wo du so einen Deep
1:00:13–1:00:16
Dive machst, the five ways, du gehst und fragst dann halt, warum,
1:00:16–1:00:18
warum, Warum, warum, warum?
1:00:21–1:00:23
Warum ist das denn so? Und dann sagst du halt irgendwie, ja,
1:00:23–1:00:26
keine Ahnung, der SMTP-Server war nicht konfiguriert.
1:00:26–1:00:30
Und warum ist der SMTP? Ja, keine Ahnung, irgendein Dev-Op, den erreich ich
1:00:30–1:00:32
nie. Ja, warum erreich ich es nie? Ja, weil die so scheiße...
1:00:33–1:00:37
Du kommst dann halt immer in so einen Modus rein, wo du dann die Frage nach
1:00:37–1:00:41
dem vorherigen Grund... Und das ist eigentlich total... Ich mag die total gerne,
1:00:41–1:00:46
weil irgendwo am Boden... Aber nach fünf Mal ist es dann auch so,
1:00:46–1:00:48
tiefer kommst du nicht unbedingt.
1:00:49–1:00:53
Aber du kommst schon so zu Punkten, die nichts mehr mit dem Phänomen zu tun
1:00:53–1:00:53
haben oder mit der Situation.
1:00:56–1:01:00
Genau, du sagst am Anfang, ich sitze hier, und dann kommst du auf einmal zu
1:01:00–1:01:06
anderen Punkten, die dann viel tiefer irgendwo und auch viel klarer deine Situation
1:01:06–1:01:09
beschreiben als vorher. Ja, ja.
Micz Flor
1:01:09–1:01:12
Und das ist dann auch wieder bei der emotionsfokussierten Therapie,
1:01:12–1:01:17
wo es primäre Emotionen gibt, also Sekundäre, die die Primären überdecken zum
1:01:17–1:01:21
Beispiel, oder das Sozialer Wünschte, diese ganz soziale Interaktion.
1:01:22–1:01:25
In der Gestaltherapie gibt es eben diesen anarchistischen Ansatz auch,
1:01:25–1:01:28
dass man da so ein bisschen weg will. Also ich bin ich, du bist du,
1:01:28–1:01:31
wenn wir uns nicht verstehen, können wir auf getrennte Wege gehen. Das ist kein Problem.
Florian Clauß
1:01:31–1:01:32
Haus reimt sich.
Micz Flor
1:01:34–1:01:36
Normalerweise reimen sich die Sachen nur im Englischen, ich habe gerade was
1:01:36–1:01:40
Neues erfunden. Und das ist natürlich jetzt was, was in einem Arbeitszusammenhang
1:01:40–1:01:43
nicht einfach so zu machen ist. Aber natürlich kann jemand sagen, ich kündige.
1:01:43–1:01:46
Aber man muss irgendwie auch zusammenarbeiten. Und in diesem Zusammenarbeiten
1:01:46–1:01:49
entwickelt man halt so rundgeschmirgelte Ecken.
1:01:49–1:01:53
Das sind diese ersten Fragen, wenn die beantwortet werden.
Florian Clauß
1:01:53–1:01:56
Ja, genau. Dann ist es erstmal so ein bisschen weich, Kissen und so weiter.
1:01:56–1:01:59
Man zeigt auf niemanden drauf und dann so. Und dann kommst du aber so zu so einem, genau.
1:02:00–1:02:04
Aber gleichzeitig ist es so eingebettet, es wird nicht irgendwie so,
1:02:04–1:02:07
es ist kein Blaming, weil die erste Schicht ist ja schon durch.
1:02:12–1:02:15
Ja, spannend mit, ich würde jetzt so auch...
Micz Flor
1:02:15–1:02:16
Jetzt ist es abgeschlossen, oder?
Florian Clauß
1:02:16–1:02:24
Ich finde auch, dass ich wieder sehr interessante Einblicke in die Gestaltherapie
1:02:24–1:02:28
bekomme. Auch die Praxisnähe hat mir sehr gefallen.
1:02:29–1:02:34
Die Berichte von dir und vielleicht, wenn das passt, dann mit Bonustrack.
1:02:38–1:02:42
Das war wieder Podcast Episode 29.
1:02:46–1:02:58
Und für mehr Informationen könnt ihr auf die Webseite www.eigentlich-podcast.de gehen.
1:02:58–1:03:01
Und da ist auch unser Track verlinkt, den wir heute gegangen sind.
1:03:01–1:03:02
Ich fand den total schön.
1:03:03–1:03:11
Wir sind ja gestartet fast so in der Nähe vom Rathaus Schöneberg und dann durch
1:03:11–1:03:15
Schöneberg gegangen und Kreuzberg rausgekommen.
1:03:17–1:03:23
Und jetzt hier vor unserem Wunsch, der sich die ganze Zeit so ein bisschen so
1:03:23–1:03:30
aufgemalt hat als Pizza, während unserer Folge, wir belohnen uns jetzt mit einer schönen Pizza.
Micz Flor
1:03:30–1:03:33
Pizza!
Florian Clauß
1:03:33–1:03:40
Also ich sage danke fürs Zuhören, danke an Mitch fürs Erzählen, ich sag Pizza!
1:03:41–1:03:43
Bis zum nächsten Mal. Tschüss.

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In dieser Episode geht um die Haltbarmachung von Lebensmitteln durch Gärung. Welche Methoden gibt es zur Konservierung von Lebensmitteln? Mit Blick auf die Rummelsburger Bucht sprechen Micz und Flo über Kimchi, sonnengetrocknete Tomaten, den Einsatz von Alkohol zur Konservierung von Lebensmitteln wie dem Rumtopf und vor allen Dingen dem Eisschrank, der in der Bucht mit der Gründung der Norddeutschen Eiswerke sein Futter fand. Der "Bimmel-Bolle" belieferte in den 1870ern Berliner Haushalte wie auch Kneipen und Brauereien mit dem begehrten Eis. Über diesen geschichtlichen Ausflug geht es dann ins Eingemachte: der Fermentation von Lebensmitteln. Fermentieren ist ein Prozess bei dem bewusst ein sauerstoffarmes Milieu geschaffen wird, in dem sich Milchsäurebakterien vermehren und das Fermentat zu einem schmackhaften und gesundem Verwesungsprodukt umwandeln. Flo hat einen Volkshochschulkurs absolviert und erzählt Micz von seinen Erkenntnissen. Jeder kann fermentieren, die Mittel zur Produktion sind sehr einfach und alles ist fermentierbar. Es muss einem nur schmecken. Wir kommen auch auf die jüngste Bibel der Fermentation zu sprechen, dem Buch "The Noma Guide of Fermentation", das von den Machern des weltbesten Restaurants in Kopenhagen herausgebracht wurde. Wir sprechen auch über die Magie des Lebendigen, welche diffizilen Verbindungen und Milieus an Mikrobenkulturen an verschiedenen Orten entstehen können und wie einzigartig diesezu sein scheinen. Am Schluss überrascht Flo Micz mit selbstgebackenen Dinkel-Teigtaschen, gefüllt mit selbstgemachtem Sauerkraut, Creme Fraiche, getrockneten Steinpilzen und Tomaten. Wir enden schließlich mit einem Ausblick auf zukünftige Folgen unter einer neuen Kategorie des Podcast: "Kochen, Backen, Essen".

Shownotes

Mitwirkende

avatar
Florian Clauß
Erzähler
avatar
Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:05
Wo ich ihn sehe, da ist der Flo. Jetzt läuft er wieder weg von mir.
0:00:08–0:00:12
Gut, willkommen bei eigentlich Podcast Folge 028. 28, ja. 28.
0:00:16–0:00:18
Mein Name ist Mitch Flohr, neben mir läuft ...
Florian Clauß
0:00:19–0:00:21
Florian, Florian Klaus, hallo.
Micz Flor
0:00:21–0:00:24
Der gerade noch an seinem Handy rumfummelt, um auch den Track aufzuhören.
Florian Clauß
0:00:26–0:00:29
Ah, der Track, ein guter Punkt. Danke, Mitch, wir uns erinnern.
Micz Flor
0:00:29–0:00:33
Ja, wir sind direkt vor dem Baustellenschild, ist farblich aufgeteilt,
0:00:33–0:00:35
verschiedene Bauabschnitte wahrscheinlich auch.
0:00:37–0:00:39
Neubau Wasserhaus, Museum und Hotel, Neubau Pumpenhaus.
Florian Clauß
0:00:40–0:00:42
Das ist neu und vor allen Dingen hier in der Bucht auch. Nein,
0:00:42–0:00:46
die Bucht hat hier, glaube ich, eine Baugeschichte von über 30 Jahren.
0:00:48–0:00:54
Expo 2000 waren die ersten Bauprojekte hier und nicht umsonst habe ich die hierher
0:00:54–0:00:59
geführt, weil hier ist die Hauptstraße, hier wird gerade krass gebaut.
0:00:59–0:01:03
Ich möchte aber auch, das passt auch mit dem Bauen,
0:01:03–0:01:07
das passt zu meinem Thema, deswegen hatte ich dich ja gebeten hierher zu kommen,
0:01:07–0:01:12
und zwar machen wir so einen kleinen geschichtlichen Exkurs,
0:01:12–0:01:17
bevor wir dann ins Thema einsteigen und ich sag mal ganz grob,
0:01:17–0:01:20
ich kann, die Folge wird sich auch verbinden mit anderen Folgen,
0:01:20–0:01:28
die wir gehabt haben, ja, und eine Folge davon ist so haltbar machen haltbar
0:01:28–0:01:30
machen was würdet ihr dazu.
0:01:41–0:01:46
Einfallen tatsächlich das thema meiner heutigen folge weil er ist mir so ein
0:01:46–0:01:51
topf mitgegeben und mach mal ja und dann ist es dann habe ich mich natürlich
0:01:51–0:01:53
mit Fermentation beschäftigt und fermentieren.
0:01:54–0:01:57
Ich habe sogar einen Volkshochschulkurs gemacht im Fermentieren.
0:01:57–0:02:01
Ich will den Bogen noch mal ein bisschen spannen in Richtung,
0:02:01–0:02:06
was würden dir jetzt, also es geht darum Lebensmittel haltbar zu machen,
0:02:06–0:02:11
dann würde ich dich jetzt noch mal fragen, was fallen dir für Methoden ein,
0:02:11–0:02:16
du hast schon eine genannt, andere Methoden um Lebensmittel,
0:02:16–0:02:20
Gemüse vor vor allen Dingen haltbar zu machen.
Micz Flor
0:02:21–0:02:26
Also bei Gemüse haltbar zu machen, erstmal die sonnengetrockneten Tomaten,
0:02:26–0:02:31
also das sind einfach Paprikosen, auch Dauerobst macht haltbar.
Florian Clauß
0:02:31–0:02:34
Sonnen trocknen, ja, ist wahrscheinlich eine ganz alte Methode,
0:02:34–0:02:36
etwas haltbar zu machen.
0:02:37–0:02:43
Alkohol wird wahrscheinlich auch irgendwann, sobald dann halt irgendwelche Kulturtechniken
0:02:43–0:02:48
entwickelt wurden, um Alkohol zu destillieren, wird dann auch entdeckt worden sein.
0:02:48–0:02:51
Ja, also ich meine, du hast jetzt gerade so den Rumtopf auf den Kopf.
0:02:53–0:03:00
Für die Kellerbar abgetan, aber ich würde sagen, auch wenn es im Alkohol rumliegt,
0:03:00–0:03:02
trotzdem ist da noch ein ziemlich hoher Vitamingehalt.
0:03:03–0:03:07
Also es hat noch einen Nährwert, es hat ja auch immer dann die Funktion,
0:03:07–0:03:12
dass du noch Vitamine quasi über eine Zeit bekommst, wo du keine frischen Sachen hast.
0:03:15–0:03:17
Jetzt Frage noch, wo fallen noch andere Methoden ein?
Micz Flor
0:03:17–0:03:20
Gut, fermentieren hatten wir auch schon gesagt also
0:03:20–0:03:26
sauerkraut herstellung oder es
0:03:26–0:03:32
gab ja wohl auch ganz niedrig prozentige biere
0:03:32–0:03:38
die wenn ich mich recht erinnere mal in ägypten rezepte gefunden wurden von
0:03:38–0:03:45
vor vielen jahren die weniger für rausch sondern wirklich auch für haltbarkeit
0:03:45–0:03:50
gemacht und weil Trinkwasser sonst schnell kippt eben und das ist dann auch nicht so gut.
0:03:48–0:03:52
Dass man auch mit minimalem Alkoholgehalt das Ganze einfach länger haltbar machen kann?
Florian Clauß
0:03:52–0:03:55
Ja, das war, glaube ich, auch im Mittelalter üblich, dass man dann halt so ein-,
0:03:55–0:03:59
zweiprozentige vergorene Biersorten hatte. Das haben dann auch alle getrunken,
0:03:59–0:04:03
tagsüber, und Kinder, alles. Das, wie du sagst, das war...
Micz Flor
0:04:03–0:04:07
Das ist glücklichere Zeit damals, also da wurde auch der Schnuller erfunden,
0:04:07–0:04:09
als wo man im Bier tunkt und ins Baby steckt.
Florian Clauß
0:04:09–0:04:14
Ja, und dann war es still. Ja, wir stehen jetzt hier vor der Bucht,
0:04:14–0:04:19
ja, Rummelsberger Bucht, an der Landzunge oder Wasserspitze. Genau.
Micz Flor
0:04:19–0:04:24
Als du sagst, dass wir hier abbiegen müssen, fällt mir ein, ich bin vor nicht
0:04:24–0:04:26
allzu langer Zeit hier noch vorbeigelaufen.
0:04:26–0:04:30
Und das war jetzt wieder auf dieser Straße, wie wir dann gelaufen sind.
0:04:30–0:04:33
Auf einmal ging das los mit so Neubauten, wo ich manchmal denke,
0:04:33–0:04:38
sind die irgendwie während Corona vom Himmel gefallen?
Florian Clauß
0:04:38–0:04:41
Nein, sind sie auch. Weißt du, was das für ein Gebäude hier ist,
0:04:41–0:04:44
das Neue? Ein großes. da ist BKA drin.
Micz Flor
0:04:45–0:04:48
Ah, okay. Ja, also deswegen sie pollern. Das ist unterirdisch.
0:04:48–0:04:50
Unterirdisch wird das vorbereitet und so hochgeschoben.
Florian Clauß
0:04:50–0:04:54
Ja, jetzt kannst du bitte deinen Tauchanzug anziehen. Wir wollen jetzt hier
0:04:54–0:04:56
mal einsteigen. Nein, aber wenn du jetzt auf diese Bucht guckst,
0:04:56–0:05:01
hier ist ja tatsächlich meine Joggingstrecke und hier bin ich immer so dabei
0:05:01–0:05:03
und mache das Bild, weil es so schön ist und zu allen Jahreszeiten.
0:05:04–0:05:07
Aber fällt dir noch eine andere Konservierungsmethode ein, wenn du jetzt auf
0:05:07–0:05:10
diese Bucht auf die Bucht guckst.
Micz Flor
0:05:10–0:05:13
Okay, da fallen mir zwei Sachen ein.
0:05:15–0:05:19
Das eine, ich sehe diese rote Fabrik da rechts, da denke ich dann an Dosen.
0:05:20–0:05:24
Irgendwann hat man ja angefangen in Dosen, also zu kochen und in Dosen zu verpacken,
0:05:24–0:05:27
sodass eben die Umwelt das nicht nachträgt und noch zersetzen kann,
0:05:27–0:05:31
was ja dann auch teilweise dazu geführt hat, dass weil es Bleidosen waren,
0:05:31–0:05:33
die Leute teilweise Vergiftung bekommen haben.
Florian Clauß
0:05:33–0:05:38
Ja, das waren, weil auch bei den ganzen ersten Seefahrten, die langen Seefahrten,
0:05:38–0:05:42
wo Scott Booth dann noch nicht so richtig ausbrechen konnten,
0:05:42–0:05:44
weil alle an Bleivergiftung gestorben sind.
Micz Flor
0:05:44–0:05:46
Genau, das zweite war dann schon Fine-Tuning.
Florian Clauß
0:05:47–0:05:52
Nein, das war glaube ich so eine legendäre, da gibt es auch eine ganz tolle
0:05:52–0:05:57
Geschichte aus der Podcast-Folge von Geschichten aus der Geschichte über diese,
0:05:57–0:06:06
ich glaube das war die Nordwest-Passage, diese Expedition und wo es ganz katastrophal zu Ende gegangen ist.
0:06:06–0:06:10
Können wir noch mal verlinken? Ja, also natürlich konservieren in Dosen ist
0:06:10–0:06:14
schon eine industrielle Methode, aber so ein Ein bisschen so an der Schwelle
0:06:14–0:06:16
zur Industrialisierung, würde mir noch was einfallen.
Micz Flor
0:06:17–0:06:21
Genau, das andere was mir einfällt, da habe ich auf dem Weg hierher dran gedacht,
0:06:21–0:06:24
du wohnst hier in der Nähe schon seit langer, langer Zeit.
0:06:25–0:06:29
Und ich habe mich erinnert, dass ich hier mal mit einem Schlitten,
0:06:29–0:06:34
mit glaube ich einem deiner Kinder, über Eis gelaufen bin zu einem Fischer,
0:06:34–0:06:37
der wirklich wie aus dem Bilderbuch in so einem Loch gefischt hat.
0:06:38–0:06:45
Und deshalb nehme ich an, dass hier Eis für die Haltbarmachung oder Verlängerung
0:06:45–0:06:49
oder Verlangsamung des Zerfalls sozusagen gemacht wurde.
Florian Clauß
0:06:49–0:06:52
Ja super, genau darauf wollte ich hinaus.
0:06:53–0:06:58
Nämlich hier sind die ersten Eiswerke entstanden und zwar genau an der Hauptstraße
0:06:58–0:07:01
1, da wo wir uns getroffen haben. Hauptstraße 1 ist da.
0:07:03–0:07:06
Und der Unternehmer, der das dann auch gegründet hat, war Karl Bolle.
0:07:07–0:07:11
Ja, Bolle kennt man noch. Ich weiß nicht, als ich nach Berlin gezogen bin,
0:07:11–0:07:16
gab's noch die Bolle-Kaufläden, ja, das war ...
Micz Flor
0:07:16–0:07:18
Ach, das war damit verbunden.
Florian Clauß
0:07:18–0:07:22
Es ist, glaub ich, in dieser Familie, ja, es ist aus dieser Unternehmerfamilie.
0:07:23–0:07:26
Ich muss das noch mal recherchieren. Ich dachte nur, es ist eine Anekdote,
0:07:26–0:07:30
die ich nicht weiter belegen kann. Aber wollt ich mal sagen,
0:07:30–0:07:32
Bolle wurde dann ... Das war so 1992.
0:07:33–0:07:37
1993 wurde Bolle ziemlich schnell zu Kaisers. Also, die sind dann pleitegegangen.
0:07:38–0:07:41
Und dann kam Kaisers und hat Kaisers aufgebaut.
0:07:41–0:07:49
Aber der bolle Unternehmer hat 1867 hier quasi das erste,
0:07:49–0:07:54
also er hat acht Speicher, riesengroße Speicher gebaut, hat vom Magistrat dann
0:07:54–0:08:03
die Nutzung für die Eisfischerei und die Rohre erworben, warum auch immer. Rohre? Was für?
0:08:03–0:08:07
Ich glaube, die Rohre, keine Ahnung, ich kann mir nur so vorstellen,
0:08:07–0:08:11
dass mit Rohren ist gemeint, dass er dann halt auch die Abtragung des Eises
0:08:11–0:08:13
dann über Rohrsysteme machen konnte.
0:08:13–0:08:19
Auf jeden Fall die die Fabriken, die Speicher waren so aufgebaut, dass die einen.
0:08:22–0:08:26
Pater-Noster-System. Das heißt, ich habe aber dann auf die Schnelle auch nichts
0:08:26–0:08:30
gefunden, aber ich kann mir so vorstellen, dass dann halt die Speicher recht
0:08:30–0:08:36
hoch waren und die über so ein Pater-Noster-System dann einzeln die Speicherräume gefüllt wurden.
0:08:36–0:08:39
Und das, was dann letztendlich zur Abtragung des Eises genommen wurde,
0:08:39–0:08:41
waren halt so riesen Eisstämmer.
0:08:43–0:08:48
Also es wurden so richtige Quader rausgebrochen aus dem Eis und die wurden dann
0:08:48–0:08:50
abtransportiert die Speicher.
0:08:50–0:08:53
Und die Speicher waren dann auch so, also wir befinden uns ja in einer Zeit,
0:08:53–0:08:58
wo ja so, also Peter Behrens geht jetzt viel später los, die Industrialisierung
0:08:58–0:08:59
des Bauens und so weiter.
0:08:59–0:09:05
Aber hier werden noch so, ja so, ja andere Methoden zur Isolation verwendet.
0:09:06–0:09:11
Also die haben dann Doppelwände, Wände gebaut, doppelwändiges System mit Stroh,
0:09:11–0:09:14
mit Schlacker oder irgendwas gefüllt, das ist isoliert.
0:09:16–0:09:20
Und hier wurde auch davon gesprochen, dass es neben dem Café Bellevue,
0:09:20–0:09:25
hier gab es wohl auch so ein Ausflugscafé Bellevue, und da waren diese riesigen Speicher.
0:09:25–0:09:30
Und, was muss man auch noch mal zu Bolle sagen, Karl Bolle war groß geworden
0:09:30–0:09:31
durch Milchereiprodukte.
0:09:33–0:09:39
Und er hatte quasi schon so ein Milchdistributionssystem. Also er war wohl bekannt damals schon.
Micz Flor
0:09:39–0:09:41
Mit Dismussion meinst du quasi in den Handel zu bringen?
Florian Clauß
0:09:41–0:09:44
Ja, in so ein Verteilungssystem. Also er hatte so Wägelchen.
0:09:44–0:09:45
Das waren die Bolle-Wägelchen.
0:09:46–0:09:52
Und damit ist er dann durch die Straßen gefahren, also ist seine Firma so und
0:09:52–0:09:56
hat dann diese Milcherei. Und der hieß der Bimmelbolle.
0:09:57–0:10:02
Weil er immer gebimmelt hat, wenn dann halt das Eis oder die Milch kommt.
Micz Flor
0:10:02–0:10:06
Da kommt der Bimmelbolle. Nein, ich bin der tolle Bolle. Kann den keiner lesen.
0:10:06–0:10:07
Da steht der tolle Bolle. Das bin ich.
Florian Clauß
0:10:10–0:10:13
Berliner Geschichte hier und dieses ganze System.
0:10:16–0:10:20
War ja vor allen Dingen auch mit der Stadtentwicklung so ein bisschen verknüpft.
0:10:20–0:10:24
Weil so um 1870 fing ja dann auch,
0:10:24–0:10:30
also die Stadt wurde immer größer, es kamen dann Lebensmittelbetriebe,
0:10:30–0:10:36
Metzgereien, Restaurantbetrieb und so weiter, die waren alle dann auch auf Eis angewiesen.
0:10:36–0:10:40
Das heißt, es wurden auch entsprechende Produkte oder Brauereien wurden dann
0:10:40–0:10:43
entwickelt, die dann wieder so eine Kühlung brauchten.
0:10:43–0:10:45
Vorher gab es das wahrscheinlich noch nicht so in dem Umfang.
0:10:46–0:10:51
Und es kam dann aus Amerika die Erfindung des Eisschranks.
0:10:51–0:10:55
Und der Eisschrank ist noch so klassisch, ich weiß nicht, ob der in Amerika
0:10:55–0:10:57
so, aber der wurde dann auf jeden Fall da optimiert.
0:10:57–0:11:02
Und später in den 20er Jahren, 1920er Jahren, wurde tatsächlich der kühlende Kühlschrank.
0:11:03–0:11:08
Aber heutzutage verwendet man noch ab und zu den Begriff Eisschrank für Kühlschrank.
0:11:08–0:11:11
Ja, aber meine Mutter macht das immer, wo ich dann denke, Nee,
0:11:11–0:11:13
das ist ein Kühlschrank, kein Eischrank.
0:11:13–0:11:16
Der Eischrank zeichnet sich dadurch aus, dass du,
0:11:16–0:11:19
also wenn du da so Abbildungen siehst, das kann auch in so einem ganz normalen
0:11:19–0:11:21
Wandschrank so aussehen,
0:11:21–0:11:24
so Holzvertefel und so weiter, aber du hast im Prinzip ein Kühlsystem,
0:11:24–0:11:30
was dann abgetrennt ist von der zu kühlenden Sachen,
0:11:30–0:11:35
die da drin liegen, Obst, Gemüse, Fleisch, blablabla, Milch und es ist so,
0:11:35–0:11:40
dass dann entweder oben quasi das Eis angefüllt wird und wichtig ist,
0:11:40–0:11:45
dass dann das Schmelzwasser ablaufen kann, weil nämlich, wenn das Eis im Schmelzwasser
0:11:45–0:11:49
liegt, dann fängt es schneller an zu schmelzen.
0:11:49–0:11:54
Dann sinkt dann eher der, also steigt dann der Punkt, wo das Eis schmilzt.
0:11:54–0:11:58
Und zum anderen muss das ganze System getrennt sein. Also das Zeug darf nicht
0:11:58–0:12:03
in dem Eis liegen, weil das Eis ist ja nicht immer rein oder es kann ja so dann
0:12:03–0:12:07
quasi durch diese lange Zeit auch verkeimt sein. Also das heißt du brauchst
0:12:07–0:12:08
ja wirklich so ein zwei Systeme.
0:12:09–0:12:15
Das ist der traditionelle Eischrank und der war dann verbreitet hier in Berlin zu der Zeit.
0:12:16–0:12:20
Und wie gesagt, Bolle hat die dann geliefert. Und hier die Hummelsburger Bucht.
0:12:20–0:12:23
Galt als eines der saubersten Seen noch.
0:12:26–0:12:29
Also Wassergebiete hier innerhalb von Berlin.
0:12:31–0:12:39
Deswegen war das auch ein sehr begehrtes Wasser und Eis hier in der Rummelsburger Bucht.
0:12:39–0:12:43
Und es gab dann auch, haben sich schnell irgendwelche anderen Betriebe hier,
0:12:43–0:12:47
also das ist was er gegründet hat, die norddeutschen Eiswerke von Bolle,
0:12:47–0:12:51
hat die auch ziemlich schnell wieder verkloppt. Also ich glaube 1972 hat er
0:12:51–0:12:52
die dann wieder verkauft.
0:12:52–0:12:55
Also es war wirklich, glaube ich, so ein Unternehmer, der dann halt irgendwas
0:12:55–0:13:00
hochgezogen hat und dann raus. Und dann entstanden hier lauter andere Eisfabriken
0:13:00–0:13:04
und haben das dann halt auch weiter genutzt, diese Bucht.
0:13:04–0:13:09
Teilweise wurde hier, war doch Sumpfgebiet. Es waren so Pfuhle,
0:13:09–0:13:10
haben wir auch aus einer anderen Sendung gelernt.
0:13:10–0:13:15
Der Pfuhl, am Grunde des Pfuhls, der Eisenhans. Nein, aber hier wurden Sumpfe
0:13:15–0:13:20
trocken An den Sümpfen wurden dann auch Flächen für die Eisproduktion kultiviert.
0:13:23–0:13:28
Du hast es ja so ein bisschen beschrieben. Tatsächlich damals,
0:13:28–0:13:29
als es noch kalte Winter gab.
Micz Flor
0:13:29–0:13:32
Das ist ja nicht so lange her, Osmond, traurig.
Florian Clauß
0:13:32–0:13:37
Aber es war so, dass tatsächlich regelmäßig diese Bucht auch zugefroren ist.
0:13:37–0:13:42
Und wenn die zufriert, dann dadurch, dass es halt auch kein fließendes Gewässer
0:13:42–0:13:47
ist, sondern so ein quasi stehendes Gewässer, eine Abzweigung,
0:13:47–0:13:49
geht das Eis auch relativ tief.
0:13:49–0:13:53
Also das Bild von dem Fischer, den wir da gesehen haben, da konnte man sehen,
0:13:53–0:13:56
das war bestimmt ein, zwei Meter.
Micz Flor
0:13:56–0:13:57
Das erinnert sich auch noch an das.
Florian Clauß
0:13:57–0:14:00
Und überall, man sah dann halt, ich bin auch oft über das Eis gegangen,
0:14:00–0:14:06
man sah dann überall, wo die Fischer gefischt haben, dann sah man so die roten
0:14:06–0:14:10
Flecken, dann wusstest du schon, okay, hier, der Fisch wurde dann halt irgendwie
0:14:10–0:14:13
so, das hat dann immer so rote Flecken auf den Eis gegeben.
0:14:13–0:14:22
So ein bisschen wie, ja, das ist so ein bisschen die Einleitung zu meinem Thema,
0:14:22–0:14:28
ja, weil ich denke, das ist, also ich, ich habe so ein Buch über die Stadtgeschichte
0:14:28–0:14:30
hier rund um Lichtenberg,
0:14:30–0:14:35
Rummelsburger Bucht und dann hinten sind ganz tolle Sachen dabei und geschrieben,
0:14:35–0:14:38
nicht geschrieben, sondern geschenkt bekommen zu meinem Geburtstag.
0:14:38–0:14:42
Das ist das andere Geburtstagsgeschenk von neben dem Topf.
0:14:42–0:14:46
Was ich auch noch als Material sehr empfehlen kann, es gibt vom berlin.de,
0:14:48–0:14:54
also vom Senat, der auch im Rahmen von Open Data und so weiter ganz viel Material veröffentlicht.
0:14:55–0:14:58
Und da gibt es unter anderem gibt es halt so, ich weiß nicht,
0:14:58–0:15:02
ob ich das in einer anderen Folge schon mal erzählt habe, eine Map-Geschichte,
0:15:02–0:15:04
wo die Maps dann eine historische Karte sind.
0:15:04–0:15:09
Von 1870, von 1900 und so weiter, kannst du da alle abrufen und so ein bisschen
0:15:09–0:15:13
wie über Google Maps über so eine Oberfläche durchscrollen und du siehst die
0:15:13–0:15:16
Straßen, du siehst dann halt die Stadtentwicklung und so weiter.
0:15:16–0:15:19
Du kannst verschiedene Layers ein- und ausblenden und es gibt dann auch Luftaufnahmen.
0:15:20–0:15:23
Und die erste Luftaufnahmen sind von 1928.
0:15:25–0:15:29
Und da habe ich auch noch mal geguckt. Man sieht dann hier, also ich konnte
0:15:29–0:15:34
es nicht wirklich identifizieren, Aber man sieht dann schon so eine Fläche,
0:15:34–0:15:36
die da benutzt werden für Speicher.
0:15:39–0:15:42
Könnte man da rauslesen. Und da hinten sieht man vor allem die Flussbadeanstalt.
0:15:42–0:15:45
Das ist auch schon ganz und das Kraftwerk Klingenberg, was wir auch schon mal
0:15:45–0:15:46
in einer anderen Folge erwähnt haben.
Micz Flor
0:15:47–0:15:51
Also ja, das ist so. Berlin wird langsam zu klein für uns, oder?
Florian Clauß
0:15:51–0:15:55
Ja, na ja, wir haben noch viel abzugeben. So ja, genau das ist so ein bisschen
0:15:55–0:15:56
die Hinleitung zu meinem Thema.
Micz Flor
0:15:56–0:16:02
Aber hier auch noch ein Haltbarmittel. Ich drehe mich um, direkt vor uns ist Meerrettich.
Florian Clauß
0:16:02–0:16:03
Ach echt?
Micz Flor
0:16:03–0:16:06
Ja, das ist Meerrettich. Kannst du die Wurzel rausziehen?
Florian Clauß
0:16:06–0:16:09
Oh ja. Dann mache ich noch mal ein Bild.
Micz Flor
0:16:09–0:16:10
Kannst du hier noch mal riechen?
Florian Clauß
0:16:12–0:16:12
Krass, ja.
Micz Flor
0:16:14–0:16:19
Und das ist natürlich auch noch schärfer. Das ist natürlich auch noch eine Art,
0:16:19–0:16:20
wie man Dinge haltbar macht.
Florian Clauß
0:16:20–0:16:26
Ja, das hast du ja in der Kimchi-Folge mit Zahl zusammen erzählt,
0:16:26–0:16:31
je weiter südlicher man in Korea ist, desto schärfer werden die Kimchi-Sorten,
0:16:31–0:16:34
weil einfach und da kommen wir jetzt wieder auf die Spur.
Micz Flor
0:16:35–0:16:39
Jetzt gehen wir auch nämlich südlich, Achtung, Fahrradfahrer,
0:16:39–0:16:44
auch in Süden auf die südliche Seite der Bucht, da musste man schon schärfen,
0:16:44–0:16:46
weil es so viel heißer war.
Florian Clauß
0:16:47–0:16:52
Ja, was mir dazu noch einfällt, eine andere Methode, was haltbar zu machen ist
0:16:52–0:16:53
natürlich die Räucherkammer.
0:16:53–0:16:59
Hier ist ja auch in den traditionellen, gerade in Süddeutschland,
0:16:59–0:17:05
dass die Kammern, dass die eigene Kammern haben, wo dann geräuchert wird und
0:17:05–0:17:09
damit kannst du dann auch haltbar machen. Also haltbar machen ist ja ein Prozess.
0:17:11–0:17:17
Wenn man davon ausgeht, dass man was einkocht, was in Alkohol einlegt,
0:17:17–0:17:20
was du damit machst, sind ja im Prinzip Keime erst mal abtöten.
0:17:21–0:17:25
Also das heißt, die Keime, die Bakterien,
0:17:25–0:17:32
Pilze, die eben natürlicherweise entstehen, um ein Produkt dann zu zerlegen,
0:17:32–0:17:36
um ein organisches Produkt in die Bestandteile, die werden...
Micz Flor
0:17:36–0:17:40
Ich bin total gespannt, wo es jetzt hingeht. Ich dachte, das ist dein Thema,
0:17:40–0:17:41
aber jetzt geht's erst los.
Florian Clauß
0:17:41–0:17:42
Nein, jetzt geht's in die Fermentation.
Micz Flor
0:17:42–0:17:44
Ah, okay. Cool.
Florian Clauß
0:17:44–0:17:48
Das ist jetzt Fermentation. Genau, das war jetzt so die Überleitung.
0:17:48–0:17:49
Das ist jetzt noch nichts zu enden.
0:17:54–0:17:59
Diese Abtötung von Keimen, ja, das ist im Prinzip ein chemischer Prozess, dann mehr oder weniger.
0:18:00–0:18:03
So wie Braten oder sowas, wo bestimmte chemische Reaktionen,
0:18:03–0:18:09
die sehr komplex sind, Aber es läuft nicht chemisch, dass du eine braune Kruste kriegst und so weiter.
0:18:09–0:18:14
Das ist ja alles beschrieben, das sind chemische Prozesse, die dann eben das
0:18:14–0:18:19
Essen genießbar, verdaubar und so weiter macht.
0:18:20–0:18:24
Fermentationen ragt da so ein bisschen raus aus dieser ganzen Sache, weil...
0:18:28–0:18:32
Fermentation mit Bakterien arbeitet. Es gibt verschiedene Arten von Bakterien,
0:18:32–0:18:33
die dann eine Rolle spielen.
0:18:34–0:18:45
Also ich werde jetzt auch nur auf die Milchsäurebakterien, also die Fermentation ohne Sauerstoff.
0:18:48–0:18:54
Es gibt aber so andere Bakterienarten wie Essigsäurebakterien,
0:18:54–0:19:00
Bakterien, die dann im Aerob arbeiten, also mit Sauerstoff, und da eben so einen
0:19:00–0:19:06
Vergehrungsprozess machen, die dann auch wieder eben konsumierbar werden.
0:19:08–0:19:10
Und auf der einen Seite ist Fermentation
0:19:10–0:19:14
ein Prozess, der im Prinzip eine kontrollierte Verwesung bedeutet.
0:19:16–0:19:21
Also das, was die Milchsäurebakterien machen, ist im Prinzip ein Stamm von Bakterien,
0:19:21–0:19:26
die die einfach loslaufen und sagen, ja, wir machen jetzt irgendwie, wir machen unseren Job.
0:19:27–0:19:33
Und das ist passiert halt, wenn irgendein organisches Material irgendwo quasi
0:19:33–0:19:39
dann abgestorben ist, fangen ja alle möglichen Kolonien an, da drauf zu wirken.
0:19:39–0:19:43
Deswegen, es gibt dann die Schimmelpilze, es gibt dann irgendwelche anderen
0:19:43–0:19:45
Tierchen, die da kommen und das zerlegen und so weiter.
0:19:45–0:19:49
Und das, was bei der Fermentation steuert, ist im Prinzip, dass du ein Milieu schaffst,
0:19:50–0:19:53
nur diese eine oder diese ich
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sag mal so dieser stamm oder diese dieser kosmos
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von bakterien die jetzt so gut in anführungsstrichen
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also verdaubar für den menschen konsumierbar sind und dann halt auch einfach
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diese haltbarkeit schaffen das ist das ist quasi kontrollierte verwesung und
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da habe ich aber so das gefühl das kontrollierte verwesung nicht sowas spezielles
0:20:14–0:20:17
für fermentation ist Sondern wenn man Käse herstellt,
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macht man ja auch nichts anderes. Genau, Käse ist ja auch...
Micz Flor
0:20:19–0:20:22
Und ich glaube, dass jede Kultur, weil ich erinnere mich noch,
0:20:22–0:20:25
wir hatten mal, da war ich noch irgendwie junger Teenager, hatten wir mal einen
0:20:25–0:20:29
Mann aus China bei uns zu Gast, der mit meinem Vater irgendwie zusammen an einem
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Projekt gearbeitet hat.
0:20:30–0:20:34
Und der, der hat sich so geekelt, Käse zu essen, was ich nicht verstanden habe,
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weil es bei mir kulturell einfach so klar war.
0:20:36–0:20:39
Und der meinte, ey, das ist vergammelte Milch, das kann ich leider nicht essen.
0:20:39–0:20:43
Und hatte aber selber bestimmte Sachen, die er sich irgendwie dann in einem
0:20:43–0:20:46
speziellen Laden, damals in Frankfurt, glaube ich, kaufen musste,
0:20:46–0:20:51
die es halt nicht gab, wo dann auch Verwesung quasi für ihn halt in Leipzig war.
0:20:52–0:20:56
Was ich irgendwie nicht runterkriegen konnte und es gibt auch glaube ich auch
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so so ein fisch glaube ich irgendwie aus skandinavischer region wo der für die
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meisten menschen total abschreckend riecht.
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Ja das ist glaube ich so dieses auch in der dose und wenn man das aufmacht, muss man sofort kotzen.
0:21:12–0:21:16
Ich kenne das nur von Erzählungen her also und das sagt ja schon was über ein
0:21:16–0:21:21
kulturelles Essen, wenn andere Kulturen oder ich in einer anderen Kultur davon
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wissen, ohne es jemals wirklich erlebt zu haben.
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Aber meine Anmerkung wäre dann gewisserweise, wo du es jetzt gesagt hast,
0:21:29–0:21:30
wo du mir irgendwie klar stimmst.
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Es geht ganz oft darum, dass Dinge sowieso verwesen,
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wenn man sie so verwesen lässt, dass man einen bestimmten Korridor schafft für
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bestimmte Lebewesen, die mitverwesen, dann wird daraus dann zum Beispiel eben
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Käse oder Kimchi oder sowas.
Florian Clauß
0:21:47–0:21:51
In dem Zusammenhang nochmal ganz interessant, weil diesen Volkshochschulkurs,
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den wir da gemacht haben, in Kreuzberg, war auch geleitet von einer Frau,
0:21:57–0:22:01
die komplett vegan kocht und sich ernährt.
0:22:01–0:22:05
Und wir haben dann auch Frischkäse-Zubereitung gemacht, auf Cashew-Basis.
0:22:08–0:22:11
Und es war erstaunlich lecker, dann hat gut funktioniert.
0:22:12–0:22:17
Und was sie dann gesagt hat, dass viele, also mich eingeschlossen,
0:22:17–0:22:20
ich sage immer so, nee, ich kann auf Käse nicht verzichten.
0:22:20–0:22:27
Das ist so diese Art von Essen, die ich, wenn ich jetzt mich vegan ernähren
0:22:27–0:22:30
würde, die mir extrem fehlen würde.
0:22:30–0:22:35
Und was sie meinte ist, dass, ja, also diese ganzen Bakterienkulturen,
0:22:35–0:22:42
die in Frankreich, irgendwelchen Höhlen über hunderte von Jahren für die Käseherstellung
0:22:42–0:22:45
so herangezogen wurden und optimiert sind.
0:22:45–0:22:48
Und diesen perfekten Camembert, diesen perfekten Weichkäse usw.
0:22:49–0:22:54
Herstellen können. Ja, das geht ja gerade in der veganen Kultur so los.
0:22:54–0:22:59
Also es ist noch relativ jung. Natürlich haben wir auch dieses ganze Food Engineering,
0:22:59–0:23:04
dass du halt sowas wie einen 3D-Drucker nehmen kannst und so weiter,
0:23:04–0:23:08
um auch Essen zu produzieren. Also hast auf jeden Fall da nochmal so einen Technologie-Vorteil.
0:23:09–0:23:14
Aber ich fand diese Idee, dass dann, wenn man jetzt über Jahre,
0:23:14–0:23:19
Jahrzehnte dann diese veganen Kulturen, die dann eben so zu Frischkäse,
0:23:19–0:23:23
Weichkäse und Camembert und so weiter, dass da auch eine Zeit ist,
0:23:23–0:23:27
bis die dann so weit sind, um halt überhaupt konkurrenzfähig werden zu können
0:23:27–0:23:30
zu unserem normalen Geschmack von Käse.
0:23:30–0:23:33
Aber das fand Ja, kann ich mir auch vorstellen.
Micz Flor
0:23:33–0:23:37
Da würde mich dann nur interessieren, weil es gibt jetzt ja Casual Nuts.
0:23:38–0:23:43
Ewig. Also, das heißt, wenn man jetzt anfängt, das zu suchen und hofft,
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zu finden oder zu entwickeln, dann ist es natürlich die Frage, warum man ...
0:23:48–0:23:51
Pff, keine Ahnung, wahrscheinlich war's in der Herstellung bei Milch immer verfügbar
0:23:51–0:23:55
und leichter zu nutzen. Aber es klingt für mich so ein bisschen ...
0:23:57–0:24:00
Man tut so, als ob jetzt was losgeht, aber das ist ja nicht so.
0:24:00–0:24:05
Man isst ja schon ewig Cashewnüsse und hat bis jetzt keine gute Verwertung als
0:24:05–0:24:06
fermentiertes oder verkäschtes Milch.
Florian Clauß
0:24:06–0:24:11
Das weiß ich nicht, weil es kommt ja vor allen Dingen aus der indischen Kultur, Cashew.
0:24:12–0:24:16
Ich kann mir vorstellen, dass da irgendeine ayurvedische Küche von,
0:24:16–0:24:20
ich weiß nicht wann, dann auch da schon so eine gewisse Fermentation da mit
0:24:20–0:24:23
in die Gerichte... Also, bei Kellner hast du recht.
Micz Flor
0:24:23–0:24:27
Da habe ich jetzt eine ganz enge Brille mit Scheuklappen aufgehabt,
0:24:27–0:24:28
die halt guckt, was bei uns im Regal steht.
Florian Clauß
0:24:30–0:24:36
Kontrollierte Verwesung ist ein Punkt, um dann entsprechend die Produkte zu fermentieren.
0:24:38–0:24:40
Also, Fermentation ist extremst einfach.
0:24:42–0:24:46
Du hast ein Fermentat, das ist jetzt zum Beispiel Gemüse.
0:24:48–0:24:53
Du kannst alles fermentieren, was rumliegt. Du kannst Spargel fermentieren,
0:24:53–0:24:57
du kannst natürlich Kraut fermentieren, rote Beete.
Micz Flor
0:24:57–0:24:59
Brennnesseln.
Florian Clauß
0:24:59–0:25:00
Brennnesseln ist ja nicht so ...
Micz Flor
0:25:01–0:25:04
Na ja, aber man könnte es ja auch fermentieren, oder?
Florian Clauß
0:25:04–0:25:06
Man könnte es mal probieren, die zu fermentieren.
Micz Flor
0:25:07–0:25:09
Bohnen bestimmt, das stelle ich mir sogar ganz lecker vor.
Florian Clauß
0:25:11–0:25:15
Und Radieschen, also Kohlsorten sind sehr empfänglich für Fermentation.
0:25:16–0:25:17
Du hast eben dieses Fermentat.
0:25:19–0:25:23
Und alles, was du brauchst, ist in der gleichen Menge.
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Ungefähr so eine Lake von 1 bis 3 Prozent Salz.
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Wenn wir jetzt ganz klassisch bei dem klassischen Beispiel Sauerkraut,
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weil das so das einfachste ist,
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bleiben, dann hast du meinetwegen ein Weißkohlkopf, der ein Kilo wiegt.
0:25:50–0:25:58
Und alles, was du machen musst, ist, den klein zu schneiden und dann so 20 bis
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30 Gramm Salz reinzutun und den einfach so zu massieren.
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Es ist ja extrem erstaunlich, wie viel Wasser der lässt in dem Prozess.
0:26:09–0:26:13
Durch die Osmose wird dann das ganze Wasser aus dem Kohl gezogen und du hast
0:26:13–0:26:14
dann irgendwann relativ schnell so eine Pampe.
0:26:16–0:26:20
Und das ganze Zeug füllst du in ein Glas und dann gibt es auch so verschiedene
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Methoden. Wir haben die billigste Methode genommen, weil Volkshochschule ja
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ist, muss ja gelingen, das ist das Einfachste.
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Wir haben das einfach in so ein Einmachglas dann verschlossen mit einem Stück Stoff.
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Also es darf auch, es muss dann, sollte nichts rausgucken an Gemüse,
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weil das dann immer so die Oberfläche ist, wo andere Keime sich bilden können,
0:26:41–0:26:45
das heißt man muss extrem sauber arbeiten, aber kommen gleich noch mal dazu.
0:26:46–0:26:51
Und wenn da noch was ein bisschen raus guckt, dann kann man noch irgendwie Salzlake
0:26:51–0:26:56
dazu gießen, ja. Und das mit ein Stückchen Stoff und Gummi und dann lässt es
0:26:56–0:27:00
halt ein, zwei, drei, vier Tage stehen und du hast Sauerkraut.
Micz Flor
0:27:01–0:27:02
Also so schnell, nur so wenige Tage?
Florian Clauß
0:27:02–0:27:05
Geht relativ schnell. Es gibt natürlich auch andere Methoden,
0:27:05–0:27:09
wo du dann halt länger fermentierst, ja. Es gibt dann so Fermentationsgewichte.
Micz Flor
0:27:10–0:27:14
Also nicht nur schaffst du es, dass mit das Wasser im Mund zusammenläuft,
0:27:14–0:27:19
sondern auch mein Experimentiergeist wird angeregt. Ich denke jetzt wirklich
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sofort, wenn es nur ein bis zwei Tage, das probiere ich auch.
Florian Clauß
0:27:22–0:27:31
Ja, das kann man auch probieren. Du nimmst natürlich auch noch Gewürze dazu, zu dem Kohl.
0:27:31–0:27:37
Du kannst Wacholderbeeren nehmen, du kannst Lorbeeren nehmen und andere Sachen.
0:27:37–0:27:40
Du kannst auch Curry-Kraut machen, also du kannst auch Kurkuma,
0:27:40–0:27:45
Curry usw. da reintun. Also du bist da relativ frei von den Geschmacksrichtungen.
Micz Flor
0:27:45–0:27:49
Wie ist das jetzt mit Rotkraut? Also Rotkraut gibt es immer dann so zu Weihnachten
0:27:49–0:27:51
rum. Das ist aber nicht fermentiert, oder?
Florian Clauß
0:27:51–0:27:52
Natürlich.
Micz Flor
0:27:52–0:27:52
Auch?
Florian Clauß
0:27:52–0:27:57
Natürlich. Klar. Rotkohl, ja klar. Natürlich ist Rotkraut fermentiert.
Micz Flor
0:27:57–0:27:58
Ja, okay.
Florian Clauß
0:27:58–0:28:03
Also Rotkohl ist super zu fermentieren. Oder du kannst Gürkchen,
0:28:03–0:28:10
diese Cronichons, auch sehr leckere Silberzwiebeln, auch alles fermentiert. Ja, okay.
Micz Flor
0:28:10–0:28:12
Das heißt, es gibt da wirklich so...
0:28:15–0:28:20
Man könnte das so richtig hobbyistisch auch aufziehen. Das ist quasi wirklich
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was, was man so einfach mal so nebenbei machen kann. Da geht man auf den Markt,
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holt sich Silberzwiebeln, macht diese Salzlaker, guckt, dass die irgendwie über
0:28:27–0:28:30
die ganzen Gemüse drüber geht, lässt das zwei Tage stehen.
0:28:31–0:28:37
Und nach den zwei Tagen, dann macht man einfach zu und stellt es ins Gefrierfach oder in den Kühlfach.
0:28:37–0:28:41
Das hält sich ja dann meistens auch ein halbes Jahr. Oder wenn man die kleinen
0:28:41–0:28:42
Dinger kauft, dann denkt man,
0:28:42–0:28:47
Das hält ja noch ewig und dann ist der Atomkrieg da und schon ist es aus.
0:28:49–0:28:52
Nein, es ist halt nicht so wie Birnen, wo man denkt, die ist noch zu hart und
0:28:52–0:28:55
dann beim nächsten Mal, wenn man guckt, dass sie quasi schon zerfallen.
Florian Clauß
0:28:55–0:28:57
Ja, Birnen kann man auch gut fermentieren.
Micz Flor
0:28:57–0:28:58
Ah, okay.
Florian Clauß
0:28:58–0:29:04
Also Obst auch, klar. Was passiert ist eben, dass durch, wie beschrieben,
0:29:04–0:29:08
durch diese Sarge kommen dann die Milchsäurebakterien und die arbeiten anerob.
0:29:08–0:29:14
Du hast wirklich so eine Kulturen, du hast nicht eine Milchsäurebakterienkultur,
0:29:14–0:29:18
die da ist, sondern du hast unglaublich diverse Kulturen, also wie divers dann
0:29:18–0:29:27
auch die Bakterien sind, die dann eben da auch auf der Haut von dem Gemüse oder von Obst ist, ja.
0:29:27–0:29:33
Das ist auch so ein bisschen beim Kimchi, also du hast diese Milchsäurebakterien sind vor allen Dingen,
0:29:33–0:29:38
Also alle Formen, die man dann für die Fermentation, für irgendwelche Gärungsprozesse
0:29:38–0:29:45
und so weiter zu Nutze macht, die sind dann meistens auch verhaut von einem
0:29:45–0:29:47
Obst, von einem Essbaren. Ah, okay.
Micz Flor
0:29:47–0:29:53
Es gibt einfach diese Kleinstlebewesen, die auf dem Obst und Gemüse schon leben,
0:29:53–0:29:57
die dann auch dafür genutzt werden können, dass das sich selbst haltbar macht,
0:29:57–0:30:00
ohne dass man überhaupt viel dazu fügen muss.
Florian Clauß
0:30:00–0:30:03
Genau. Und dann komme ich noch mal zu dem anderen Punkt, extrem wichtig,
0:30:03–0:30:09
wie man und was man für, wie man arbeitet bei der Fermentation und was man für
0:30:09–0:30:12
Materialfermentate sich raussucht. Und hier ist das Licht.
0:30:15–0:30:22
Du kannst ein bisschen esoterisch werden, aber so wenig chemische Produkte wie möglich.
Micz Flor
0:30:23–0:30:23
Warum ist das esoterisch?
Florian Clauß
0:30:25–0:30:30
Es geht ein bisschen in die Richtung von nicht judiertes Salz nehmen.
0:30:32–0:30:37
Judiertes Salz ist ganz wichtig, weil es quasi die Volkskrankheit damals aufgehalten hat.
0:30:37–0:30:40
Und die ganz vielen Leuten in der Schweiz geholfen hat.
0:30:42–0:30:46
Aber auf der anderen Seite ist es extrem chemisch behandelt,
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das Salz, und dadurch wieder eine feindliche Umgebung, weil es Keime abtöten kann.
0:30:53–0:30:57
Genauso gut wie, also ich kaufe ja immer,
0:30:57–0:31:01
also schon seit Jahren nur Bio, Bio-Gemüse und so weiter,
0:31:01–0:31:06
weil Bio, nicht weil hier irgendwie gereinigtes Wasser,
0:31:06–0:31:11
deswegen meinte ich so, nicht wegen irgendwelchen esoterischen,
0:31:11–0:31:19
verquirlten Sachen, sondern weil biologischer Anbau dir bestimmte Quality-Gates gibt,
0:31:19–0:31:25
dass du davon ausgehen kannst, dass weniger Chemie eingesetzt wurde,
0:31:25–0:31:29
um das Produkt in der Landwirtschaft dann großzuziehen.
0:31:29–0:31:31
Das ist so ein bisschen der Hintergrund.
0:31:32–0:31:38
Und du kannst davon ausgehen, dass es dann auch natürlich eine diversere Bakterienkultur da ist.
0:31:38–0:31:42
Der Schale von diesem Gemüse und dem Obst zu finden ist.
0:31:43–0:31:48
Und nur, um dir nochmal eine Vorstellung zu geben, was jetzt zum Beispiel bei
0:31:48–0:31:52
Kimchi, da werden auch so unterschiedliche Prozesse bei der Fermentation losgelöst.
0:31:52–0:31:55
Es geht da nicht nur ums reine Milchsäurebakterien, sondern es gehen dann auch,
0:31:55–0:31:57
irgendwann kommen dann die Hefekulturen,
0:31:57–0:32:00
irgendwann kommen dann die Essigsäurekulturen und so weiter dazu.
0:32:02–0:32:06
Und vielleicht war das ja auch so ein Punkt, wie ihr dann das Kimchi,
0:32:06–0:32:10
also den Chinakohl geschnitten habt. Nämlich der wichtige Punkt ist da aber...
Micz Flor
0:32:11–0:32:15
Okay, jetzt gibst du Sahl noch irgendwie Futter, damit er mir noch mal einen einbringt.
Florian Clauß
0:32:15–0:32:18
Nein, aber ich weiß ja nicht, ob das jetzt irgendwie so ein Vernachlässigbarer ist oder nicht.
0:32:18–0:32:24
Aber bei der Kimchi-Reifung ist es so, dass die äußeren Blätter von dem Kimchi
0:32:24–0:32:25
ungefähr vier Millionen...
0:32:25–0:32:29
Chinakohl. Die äußeren Blätter von dem Chinakohl beim Kimchi,
0:32:29–0:32:33
ja, also von dem Chinakohl, dass die äußeren Blätter ungefähr vier Millionen
0:32:33–0:32:39
Keime pro Quadratzentimeter haben, während in den inneren nur so um die 2000.
0:32:40–0:32:43
Also das heißt, allein wie das Gemüse aufgebaut ist,
0:32:43–0:32:49
im äußeren Bereich sind sehr viele Keimkulturen und der Kimchi wird ja dann
0:32:49–0:32:53
am Anfang in so einer Lake aufbewahrt, aber du nutzt auch die äußeren Blätter,
0:32:53–0:32:58
um dann halt auch diese dann Keime oder nutzbar zu machen in einem Reifeprozess.
0:32:59–0:33:03
Ist aber noch mal eine eigene Philosophie für sich. Da bin ich nicht so tief eingestiegen.
0:33:03–0:33:08
Ich bin nur bei der Sauerkrautherstellung, was so das Einfachste ist.
Micz Flor
0:33:08–0:33:14
Also, da kann ich nur sagen, weil ich war für den China-Kohl zuständig und habe
0:33:14–0:33:17
da scheinbar zwei Dinge falsch gemacht.
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Das Erste war, ich hatte Saal immer Fotos geschickt aus verschiedenen Läden,
0:33:23–0:33:25
in denen ich China-Kohl sah.
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Und er hat mir dann zurückgeschrieben, ist schon nicht mehr frisch genug oder
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und so weiter. Und dann hatte ich zum Schluss vier besorgt, die ich dann auch zerteilt habe.
0:33:35–0:33:40
Und beim Zerteilen war es wohl ganz wichtig, dass man das in Hälften schneidet.
0:33:41–0:33:44
Und ich hatte aber unten, so klassischerweise wie beim Fenchel,
0:33:44–0:33:48
hat dieses Holzige rausgeschnitten, weshalb die Blätter quasi schon so zerfallen
0:33:48–0:33:50
sind. Also die waren nicht mehr in diesen halben...
Florian Clauß
0:33:50–0:33:51
Den Strunk, den Strunk.
Micz Flor
0:33:51–0:33:54
Den Strunk habe ich rausgeschnitten. Und es war auch noch so,
0:33:54–0:34:01
dass ich die äußeren Blätter, wenn die so ein bisschen schon weich waren,
0:34:01–0:34:01
habe ich die abgeschnitten.
0:34:02–0:34:04
Also da habe ich wahrscheinlich genau einen Fehler gemacht.
Florian Clauß
0:34:04–0:34:08
Ne, die äußeren Blätter... Also wenn du nicht Bio gekauft hast,
0:34:08–0:34:13
Aber wenn das kein Bio-Chinakohl ist, dann musst du die Äußerenblätter wegnehmen.
Micz Flor
0:34:13–0:34:16
Gut, dann hab ich's richtig gemacht. Ich weiß nicht mehr, wo ich's gekauft hab,
0:34:16–0:34:18
weil ich verschiedene Läden angelaufen bin.
Florian Clauß
0:34:19–0:34:23
Wichtig ist, wie gesagt, grade wenn man das für sich im Hausgebrauch macht,
0:34:23–0:34:28
kauf besser Bioprodukte, weil du davon ausgehen kannst, dass die dann weniger
0:34:28–0:34:31
behandelt sind, weniger schadstoffbelastet sind.
Micz Flor
0:34:31–0:34:32
Okay.
Florian Clauß
0:34:32–0:34:36
Aber die Äußerenblätter macht man eigentlich immer ab. Die nimmst du nicht mit,
0:34:36–0:34:41
da kommt ja alles dran. Also deswegen diese 4 Millionen Keime,
0:34:41–0:34:43
da willst du nicht alles davon haben in deinem Fermentat.
0:34:46–0:34:51
Und an der Stelle nochmal, ich habe auch zur Vorbereitung der Sendung mir ein
0:34:51–0:34:56
Buch geholt, nämlich, eigentlich die Bibel der Fermentation,
0:34:56–0:34:57
also die jüngere Bibel der Fermentation.
0:34:58–0:35:02
Es heißt The Noma Guide of Fermentation.
0:35:03–0:35:13
Noma ist das Restaurant in Kopenhagen, was in den letzten zehn Jahren viermal
0:35:13–0:35:16
zum besten Restaurant der Welt ausgezeichnet wurde.
Micz Flor
0:35:16–0:35:17
Okay.
Florian Clauß
0:35:17–0:35:18
Und die haben wirklich so...
Micz Flor
0:35:20–0:35:24
Das ist deren Credibility, hier genannt zu werden, nicht, dass sie einen Volkshochschulkurs
0:35:24–0:35:27
geleitet haben, sondern dafür haben die gar keine Zeit mehr.
Florian Clauß
0:35:27–0:35:35
Nee, aber es ist wirklich schön erklärt, tolle Zeichnungen und kriegt man so
0:35:35–0:35:39
ein bisschen Überwau mit und viele Rezepte und viele Anleitungen und die professionalisieren das.
0:35:39–0:35:44
Die haben dann so eine Fermentationskammer, die haben dann auch ein pH-Wertmessgerät,
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so einen Dehydrator, das ist dann halt was quasi,
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wie heißt das nochmal, Vakuumisierer, wird auch ganz oft benutzt,
0:35:53–0:35:57
dass du halt komplett die Luft für verschiedene Gefäße und so weiter,
0:35:57–0:36:00
Alles mögliche an Versuchsanordnungen, die haben das über mehrere Jahre dann
0:36:00–0:36:06
auch so wirklich dann so getestet, im Letzten dann ihre Fermentate erzeugt, ja.
0:36:07–0:36:13
Aber, jetzt muss ich nochmal sagen, aber, ja, also fermentierte Produkte ernähren
0:36:13–0:36:16
nicht die Welt, ne. Also ich find, ich find's schwierig.
0:36:17–0:36:21
Ich bin auch kein großer Kimchi-Fan, das muss ich auch ehrlich sagen, weil Kimchi...
Micz Flor
0:36:21–0:36:23
Du findest was jetzt, die ernähren nicht die Welt, du findest es schwierig.
0:36:23–0:36:26
Das hängt direkt zusammen, die Welternährung und das Schwierigkeits-...
Florian Clauß
0:36:26–0:36:31
Man hat einen Geschmack dabei, weil es ist eigentlich für mich immer nur eine
0:36:31–0:36:36
kleine Beilage. Wenn du irgendwas hast und du hast dann halt irgendwie so was
0:36:36–0:36:40
fermentiertes dabei, ist super, immer eine Ergänzung. Aber es ist niemals so.
0:36:42–0:36:46
Im Gericht, bis auf wenn du halt nur so Sauerkraut isst, aber das wird ja auch
0:36:46–0:36:51
langweilig, ist es niemals so, dass es halt so quasi, es ist immer so eine Beilage,
0:36:51–0:36:54
keine Sättigung dabei. Es ist extrem gesund.
Micz Flor
0:36:54–0:36:58
Also außer Sauerkraut, also ich habe früher Sauerkraut geliebt.
Florian Clauß
0:36:58–0:37:02
Aber Kimchi kann man auch nicht so essen.
0:37:02–0:37:07
Es wird zum Beispiel, Kimchi kannst du als Nudelsoße dann irgendwie verwenden.
0:37:07–0:37:09
Aber gut, es sind immer so Vorspeisen,
0:37:09–0:37:13
es sind so Beilagen, es sind so ein bisschen Tapas und so weiter.
0:37:13–0:37:17
Aber das meine ich, es ernährt nicht die Welt. Also es ist geschmacklich einfach
0:37:17–0:37:23
so intensiv, dass du damit jetzt nicht, also damit kannst du immer sehr gut verfeinern.
0:37:23–0:37:26
Du kannst da wirklich so Geschmacksnuancen dann schaffen.
0:37:26–0:37:32
Aber du kannst es nicht so, als dass du jeden Tag fermentiertes Gemüse so weit
0:37:32–0:37:34
isst und nichts anderes mehr brauchst.
0:37:34–0:37:38
Das funktioniert nicht. Also für mich nicht, vielleicht gibt es da irgendwelche,
0:37:38–0:37:42
die das dann so gut kultiviert haben, dass sie es machen können.
0:37:42–0:37:45
Aber ich finde es noch immer schwierig, das dann halt so zu essen.
Micz Flor
0:37:47–0:37:52
Ja, also mich würde nochmal interessieren, ich möchte nicht wirklich Marken
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nennen, aber in dem Fall muss ich das jetzt machen. Und zwar meine ich mich
0:37:55–0:37:59
zumindest Bionade auch über, ich weiß es nicht, Fermentierung, Fermentation.
0:38:00–0:38:05
Das müssen wir einfach mal alle mal klären irgendwie in der Anmoderation auf der Webseite.
0:38:06–0:38:10
Wie heißt es jetzt? Fermentierung oder Fermentation? Fermentation klingt irgendwie
0:38:10–0:38:13
Englisch, aber hat sich das jetzt oder geht beides im Deutschen?
0:38:13–0:38:14
Ich weiß es gerade nicht.
Florian Clauß
0:38:14–0:38:15
Ich habe beide Begriffe gefunden.
Micz Flor
0:38:18–0:38:21
Dass das für Getränke vielleicht auch was für die Haltbarmachung ist.
Florian Clauß
0:38:21–0:38:26
Und naja, klar, du hast natürlich überall. Ja, natürlich. Insofern Brot,
0:38:26–0:38:27
wenn du jetzt Brot davon.
0:38:27–0:38:33
Brot ist ja auch eine Form von Fermentation, indem du Sauerteig herstellst und Bier und...
Micz Flor
0:38:35–0:38:37
Na Bier ist ja Alkohol. Ja, aber das wird auch fermentiert.
Florian Clauß
0:38:37–0:38:40
Also der Hopfen und so weiter, da hast du auch Fermentationsprozesse.
Micz Flor
0:38:40–0:38:41
Ah, ok, verstehe.
Florian Clauß
0:38:41–0:38:47
Also das ist alles immer in dieser... Das ist der Oberbegriff dafür,
0:38:47–0:38:54
dass dann bestimmte Bakterienstämme dann unter bestimmten Bedingungen anfangen zu wirken.
0:38:54–0:38:59
So, das ist im Prinzip. Und das, was du meinst, ist dann halt so fast draußen,
0:38:59–0:39:02
fast draußen, ist ja quasi auch so, ohne Alkoholbier, das ist ja auch dann bei
0:39:02–0:39:07
Bionarda oder bei anderen, die werden auch, denn auch so, ja, im Mathe.
Micz Flor
0:39:11–0:39:15
Aber dann eben nicht mit Salz, oder? Also dann ist es keine Salznote.
Florian Clauß
0:39:15–0:39:20
Ja, es ist ein Sammelbegriff, weil die Essigsäurebakterien, die arbeiten in einem anderen Milieu.
0:39:21–0:39:25
Aber meistens wird auch Salz dazu getan. Das schmeckst du dann halt nur nicht
0:39:25–0:39:28
mehr, weil das dann halt entsprechend weiterverarbeitet wird.
0:39:30–0:39:34
Und, ich habe ja schon mal angefangen, von den Bedingungen, die man schaffen
0:39:34–0:39:38
muss, damit das funktioniert, Erstmal gute Fermentate sich aussuchen,
0:39:38–0:39:43
dann möglichst nicht übrigens Speisesalz.
0:39:44–0:39:49
Messen, genau messen, dass du, also sobald du kein Salz drin hast, da passiert nicht viel.
0:39:50–0:39:54
Wenn du zu viel Salz hast, dann sterben die ab. Aber es gibt dann auch wieder
0:39:54–0:40:03
bestimmte Obst- und Gemüsesorten, die dann mit mehr arbeiten können, mit weniger.
0:40:03–0:40:10
Das kommt dann auch immer auf die Struktur, auf den Aufbau, die Oberfläche von dem Gemüse an.
0:40:10–0:40:14
Das ist ja auch wieder so. Oder Zitronen kann man auch, Salzzitronen einlegen.
0:40:14–0:40:18
Also es ist immer so Prozesse, die dann extrem davon abhängig sind,
0:40:18–0:40:20
was das einzelne Stückgut ist.
0:40:23–0:40:26
Und die Dauer der Fermentation ist auch davon abhängig.
0:40:28–0:40:33
Und du musst gucken, dass du halt möglichst ein windstilles Milieu hast.
0:40:33–0:40:36
Dass es auch etwas belüftet ist, also du kannst es nicht irgendwie in den Schrank
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hinten reinstellen, es braucht schon diesen Kontakt zur Luft,
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es sollten keine Küchengerüche... Es ist so ein bisschen diese Magie,
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weißt du, die Magie, dass auf einmal Bakterien anfangen zu arbeiten.
0:40:46–0:40:49
Das ist ja das Faszinierende an Sauerteig, du stellst irgendwas hin und auf
0:40:49–0:40:53
einmal ist da Geist drin und du kannst es verarbeiten.
0:40:53–0:40:56
Ja, das ist ja so auch nicht kontrollierbar.
0:40:58–0:41:02
Also wenn du ganz starke, strenge Bedingungen herstellst, kannst du dann halt
0:41:02–0:41:04
bestimmte Sachen dann so extrahieren und so weiter.
0:41:05–0:41:09
Aber es bleibt immer so eine Restmagie da drin im Küchenumfeld,
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weil du es halt nicht so kontrollieren kannst. Und das ist auch das Faszinierende.
0:41:13–0:41:15
Und es ist auch dieses irgendwie so, oh es arbeitet.
0:41:17–0:41:18
Guck mal, es bewegt sich.
Micz Flor
0:41:19–0:41:23
Ja, das ist spannend, weil es gibt natürlich in der Malerei-Geschichte dann
0:41:23–0:41:28
immer wieder so anekdotenhaftes Licht, das Cezanne eingefangen hat.
0:41:28–0:41:31
Das war einmalig, aber es war eben auch genau in diesem Ort wirklich dieses Licht.
0:41:32–0:41:34
Also, dass man so das Gefühl hat, dass bestimmte Gebiete...
0:41:38–0:41:42
Wirklich ein anderes Sonnenlicht haben, als man das vielleicht von hier, Berlin, kennt.
0:41:43–0:41:46
Und es gab auch mal, wie hieß denn das?
Florian Clauß
0:41:46–0:41:49
Du meinst jetzt zum Beispiel bei Cezanne und so weiter, Südfrankreich,
0:41:49–0:41:54
diese Faszination für Südfrankreich, dass dann dieses Licht,
0:41:54–0:42:00
was dann im Süden von Frankreich, und da war auch die Theorie von dem Chlorophyll,
0:42:00–0:42:04
was dann die Pflanzenarten, die da nur wachsen, dieses Licht erzeugen durch
0:42:04–0:42:05
die Reflektion, weil...
Micz Flor
0:42:06–0:42:10
Hängt dann alles irgendwie zusammen. Aber da gibt es eben, also jetzt gibt es,
0:42:10–0:42:13
ich habe vergessen wie es heißt, eine Netflix-Serie und da ist Olafur Eliasson
0:42:13–0:42:17
in einer Folge wird der vorgestellt und Abstract heißt die, glaube ich.
0:42:17–0:42:21
Und in dieser Folge hat er das gemacht, dass er als Künstler,
0:42:21–0:42:24
der viel reist, ist er wirklich mal in unterschiedliche Regionen der Welt gefahren
0:42:24–0:42:30
und hat die gleiche Kamera mit dem gleichen Weißabgleich einfach die Linse aufgemacht und gefilmt.
0:42:30–0:42:32
Sodass du wirklich dann nicht einen Weißabgleich gemacht hast,
0:42:32–0:42:33
der dafür gut ist, dass du
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in dem Licht, in dem du gerade arbeitest, sozusagen das normierst,
0:42:38–0:42:43
das ist wie ein Kompass einstellen, sondern dass du die Einstellung von zu Hause
0:42:43–0:42:46
mitnimmst und dann in anderen Orten dann wirklich, wenn das hintereinander schneidet,
0:42:46–0:42:47
einen Unterschied findest.
0:42:48–0:42:50
Und das ist wirklich erstaunlich, das zu sehen. Müssen wir mal gucken,
0:42:50–0:42:53
ob es das vielleicht sogar irgendwie als Video, als Ausschnitt irgendwo gibt.
0:42:54–0:42:57
Und ich komme deshalb drauf, weil es natürlich dann auch,
0:42:57–0:43:01
was du gerade gesagt hast mit Sauerteig, ohne jetzt wieder den Namen zu nennen,
0:43:01–0:43:09
aber eine Bayern- oder München-basierte Brot- und Brezenherstellerin,
0:43:09–0:43:12
die inzwischen auch in Berlin zu kaufen ist, dass die halt sagen,
0:43:12–0:43:19
die müssen die Dinger noch in München anlegen, weil diese Luft,
0:43:19–0:43:21
also das kriegst du in Berlin nicht hin.
0:43:21–0:43:25
Also nicht nur das Sonnenlicht im Ölgemälde, sondern auch, eben wie du sagst,
0:43:26–0:43:31
die Verbundenheit der Mikroorganismen mit der Umgebung, der sie sind.
Florian Clauß
0:43:31–0:43:36
Es gibt so eine Magie des Ortes und der ist auch geschmacklich dann wahrscheinlich
0:43:36–0:43:40
so überprüfbar, aber gleichzeitig wird es dann so ein bisschen verschwurbelt,
0:43:40–0:43:42
aber trotzdem ist es irgendwie so.
Micz Flor
0:43:43–0:43:45
Man kann es sich noch gut vorstellen, du hast ja vorhin schon genannt,
0:43:45–0:43:48
Räuchern auch zum Haltbar machen, man kann sich gut vorstellen,
0:43:48–0:43:52
dass halt eben bestimmtes Buchenholz in bestimmten Gegenden oder Kiefern,
0:43:52–0:43:54
was sie genommen haben, hat halt so eine eigene...
Florian Clauß
0:43:54–0:43:58
Das ist eine Whisky-Herstellung. Da hast du auch eine ganze Religion hinter.
Micz Flor
0:44:00–0:44:03
Und aus der Distanz kann ich mir das gut vorstellen. Aber natürlich ist jetzt
0:44:03–0:44:06
die Frage, inwieweit die Luft... Na gut, aber es ist halt so.
0:44:06–0:44:10
Also diese Organismen sind in dieser Umgebung zuhause und...
0:44:14–0:44:20
Wir lernen ja immer mehr jetzt auch in dem Thema der globalen Klimaveränderung,
0:44:20–0:44:23
wie die Dinge alle miteinander zusammenhängen und nicht nur lokal,
0:44:23–0:44:28
aber lokal auch Unterschiede, der Unterschied zwischen globaler Erwärmung und Wetter und so.
0:44:28–0:44:32
Und es ist ja irgendwie nur naheliegend, dass halt bestimmte Pflanzen in bestimmten
0:44:32–0:44:36
Regionen wachsen. Warum nicht auch bestimmte Mikroorganismen nur in bestimmten
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Regionen, ohne dass man das genau greifen kann?
Florian Clauß
0:44:39–0:44:45
Ja, es ist halt eine unglaubliche Anzahl, Vielzahl an eben so mikrobakteriellen
0:44:45–0:44:48
Lebewesen, die da sind, ja.
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Und diese Welt jetzt, wie was zusammenhängt. Und das ist halt so nochmal der
0:44:52–0:44:56
Unterschied zur chemischen Haltbarkeitmachung, zu der biologischen, ne.
0:44:57–0:45:00
Der Physiker arbeitet am liebsten so mit einer klaren Raumdefinition.
0:45:00–0:45:05
Das ist auch alles einfacher. Eigentlich sind alle Körper beim Physiker irgendwie rund.
0:45:06–0:45:09
Egal, ob es jetzt irgendwie so ein, alles ist rund und dann kann er auch seine
0:45:09–0:45:10
Berechnung durchführen.
0:45:10–0:45:13
Und dann für den Physiker ist der Chemiker schon so ein bisschen obskur,
0:45:13–0:45:19
weil bei dem Chemiker passieren so Prozesse auf Atomebene, auf Molekülebene.
0:45:19–0:45:21
Moleküle sind schon viel zu komplex für den Physiker.
0:45:22–0:45:26
Und der Chemiker guckt nur noch auf den Biologen, für den ist halt irgendwie,
0:45:26–0:45:30
was der macht, das ist ja absolut nicht mehr irgendwie nachvollziehbar,
0:45:30–0:45:34
weil da stocherst du wirklich nur noch so. Und mal gucken hier,
0:45:34–0:45:35
wir hatten das ja so ein bisschen...
Micz Flor
0:45:35–0:45:39
The warm and wet environment, ne? Also da kann man die Physik,
0:45:39–0:45:46
die sonst Experimente macht, im nahezu Nullpunkt-Vakuum tiefgefroren quasi.
0:45:46–0:45:50
Und dass dann auf einmal sowas im biologischen Körper passieren könnte,
0:45:50–0:45:53
sorgt dann immer wieder für Überraschungen, wenn die das machen.
Florian Clauß
0:45:53–0:45:56
Ja, und was, also, weißt du, du gehst über einen feuchten Boden,
0:45:56–0:46:01
ja, allein der Fußabdruck von dir über den feuchten Boden sorgt dafür,
0:46:01–0:46:04
dass der mikrobakterielle Stamm,
0:46:04–0:46:07
der dann halt quasi unter deinem Fuß abtropft, komplett anders wird.
0:46:08–0:46:11
Die pH-Wert wird anders und so weiter. Also das heißt,
0:46:11–0:46:19
es sind so feinste Bedingungen, die zu völlig unterschiedlichen Sachen führen
0:46:19–0:46:26
können, die aber auch so eigentlich vielleicht gar nicht so eine Relevanzwahrnehmung bei uns normal haben.
0:46:27–0:46:31
Und ja genau, deswegen ist es halt so wichtig sauber zu arbeiten.
0:46:31–0:46:32
Ich komme hier dann zurück.
0:46:32–0:46:36
Sauber zu arbeiten bedeutet halt auch, die Gläser, die man verwendet,
0:46:36–0:46:40
dann ordentlich desinfizieren, auskochen und so weiter.
0:46:41–0:46:45
Wir hatten tatsächlich ein, also es waren so mehrere Gruppen,
0:46:45–0:46:47
die unterschiedliche Sachen in den Volkshochschulen.
0:46:48–0:46:53
Schulkurs hergestellt haben. Und eines davon war komplett verschimmelt,
0:46:53–0:46:55
als ich das noch einen Tag aufgemacht habe.
Micz Flor
0:46:56–0:46:58
War nicht deins oder doch deines?
Florian Clauß
0:46:58–0:47:04
Nein, meins nicht. Natürlich. Und das war interessant, weil das ja wirklich
0:47:04–0:47:07
so dann auf einmal zack, Schimmel kommt, irgendwas kontaminiertes.
0:47:08–0:47:12
Wenn du probierst, dann immer nur einmal probieren,
0:47:12–0:47:15
nicht mit dem Löffel zweimal reingehen, weil in dem Moment, Wenn du probiert
0:47:15–0:47:20
hast, deinen ganzen Bakterienstamm aus dem Mund in das Zeug da reinzutunken,
0:47:20–0:47:23
dann kannst du es auch gleich wegschmeißen.
Micz Flor
0:47:24–0:47:29
Das ist dann der Marmeladenlöffel, den man da reintunkt.
Florian Clauß
0:47:29–0:47:34
Und wenn ich mit deiner Tochter zusammen Pizzateig mache, muss ich sie immer
0:47:34–0:47:38
ermahnen, nicht von dem Teig waschen. Geh dir die Hände waschen. Ja, das stimmt.
Micz Flor
0:47:39–0:47:43
Aber der Pizzateig hat ja fast keine Chance zu kippen. Der geht so schnell.
Florian Clauß
0:47:43–0:47:47
Ja, aber es geht einfach um die generelle Hygiene in der Küche.
0:47:47–0:47:51
Also, das ist natürlich ... Das muss man einhalten, weil so Keime können krank machen.
Micz Flor
0:47:52–0:47:55
Gut, aber das Interessante daran ist, es ist ja beides. Was du sagst,
0:47:55–0:48:00
ist ja quasi eine Kontrolle auf der einen Seite und ein Korridor von Lässigkeit
0:48:00–0:48:03
auf der anderen Seite. Du willst ja ... Du willst ja das Wilde.
Florian Clauß
0:48:03–0:48:04
Jaja.
Micz Flor
0:48:04–0:48:06
Und das Wilde wird dann aber domestiziert.
Florian Clauß
0:48:06–0:48:10
Du willst das Wilde nicht aus dem Schmutz haben, sondern du willst gezielt eine
0:48:10–0:48:18
Umgebung haben, Also es geht nicht darum, irgendwie die Schweißtropfen auf deiner
0:48:18–0:48:19
Brille dann noch mitzuverarbeiten.
0:48:20–0:48:24
Ich will nur dazu sagen, man muss halt irgendwie so ein bisschen so auf bestimmte
0:48:24–0:48:27
Sachen achten da bei diesem Prozess, ne?
Micz Flor
0:48:27–0:48:30
Ja.
Florian Clauß
0:48:30–0:48:33
Ja, ich gucke gerade auf meine Aufzeichnung.
0:48:35–0:48:40
Aber im Prinzip war das und ich habe noch eine kleine Überraschung für dich
0:48:40–0:48:45
am Ende. Weil ich jetzt gerade so, das kann keinen ernähren, dieses Fermentat.
0:48:45–0:48:51
Aber ich habe tatsächlich dann noch gekocht heute und wollte dir ein,
0:48:51–0:48:59
also gebacken eher, wollte dir noch das mitbringen zum Probieren.
0:49:01–0:49:07
Und zwar ist es eine Teigtasche und was ich gemacht habe, sind einfach so Dinkel,
0:49:07–0:49:11
Teigblätter, so Kartoffeln wie man kennt.
0:49:12–0:49:16
Und die habe ich jetzt dann mit Sauerkraut und Creme fraiche,
0:49:16–0:49:20
also mit dem selbstgemachten Sauerkraut, Creme fraiche und Pilz,
0:49:20–0:49:22
also getrockneten Steinpilz und Tomaten gefüllt.
0:49:26–0:49:30
Und das wollte ich jetzt zum Probieren geben und ich finde, das ist echt sehr
0:49:30–0:49:32
schmackhaft. Das ist gelungen.
0:49:33–0:49:34
Ich kann das Rezept dann nochmal posten.
Micz Flor
0:49:36–0:49:39
Die Prozesse, die jetzt da drin sind, bei der Teigherstellung,
0:49:39–0:49:41
das ist jetzt auch nicht einfach angenommen, sondern der stand auch über Nacht?
Florian Clauß
0:49:41–0:49:43
Der hat auch irgendwas gemacht? Nee, den Teig hab ich nicht selber gemacht.
0:49:43–0:49:46
Das ist Blätterteig. Also Blätterteig, so weit bin ich nicht,
0:49:46–0:49:47
dass ich noch Blätterteig mache.
Micz Flor
0:49:47–0:49:50
Ah, okay. Gut, dann bin ich mal gespannt. Und ich mache jetzt dann sozusagen
0:49:50–0:49:52
den Alfred Biolack, in dem ich jetzt kommentiere.
0:49:54–0:49:58
Also die große Freude kommt schon jetzt in Form von einer kleinen Familie hinter
0:49:58–0:50:00
uns vorbei. Die sind schon euphorisch.
0:50:07–0:50:11
Also eine gute Mischung aus knusprig und weich. Man hat so wirklich was,
0:50:11–0:50:12
was man reinbeißen kann.
0:50:13–0:50:20
Man kommt vom Geschmack her. Ja. Oh, ein großer Eichhörnchen.
0:50:23–0:50:28
Hat so was leicht Säuerliches, aber auch was Süßes. Und sind auch Tomaten drin?
0:50:28–0:50:32
Ja, genau, getrocknete Tomaten. Also eben auch so was Herzhaftes drin.
Florian Clauß
0:50:32–0:50:35
Und die Pilze, also das ist halt so ... Das ist so eine typische ...
0:50:36–0:50:40
Also für diese gefüllten polnischen Taschen. Da wird ja häufig auch einfach
0:50:40–0:50:44
so Schmand, saure Sahne und Sauerkraut genommen. Und Pilze rein,
0:50:44–0:50:46
das mag ich total gerne. Im Prinzip so eine ...
Micz Flor
0:50:46–0:50:51
Ich hab da auch überhaupt kein ... Das ist jetzt eine vegane Version?
0:50:51–0:50:52
Nee, da ist Creme fraiche drin.
Florian Clauß
0:50:52–0:50:57
Auch vegan machen. Aber ich habe da überhaupt kein Salz oder gar nichts dran.
0:50:57–0:51:00
Das finde ich schon überstaublich. Das ist wirklich so eine Geschmacksexplosion.
0:51:01–0:51:07
Natürlich, ich meine Steinpilze, getrocknete, das ist immer so das Hackfleisch unter denen.
Micz Flor
0:51:10–0:51:12
Und sonnengetrocknete Tomaten auch. Oder getrocknete Tomaten,
0:51:12–0:51:15
finde ich auch gut. Wie heißt denn noch mal dieser Geschmack?
Florian Clauß
0:51:15–0:51:16
Unagi?
Micz Flor
0:51:16–0:51:22
Umami. Unagi ist, glaub ich, ein Sushi. Ja, genau, das ist ein Sushi-Kauf.
0:51:22–0:51:24
Sachsfraut oder so, kann sein.
Florian Clauß
0:51:25–0:51:31
Genau, das fand ich eine ganz schöne Verwertung. Also, kleiner Tipp zur Verwendung von ...
Micz Flor
0:51:31–0:51:34
Hast du das schon fotografiert zu Hause? Hab ich, ja. Okay, super,
0:51:34–0:51:37
weil das muss auf alle Fälle als Rezept ... Wir sind ein Rezepten-Koch-Podcast.
Florian Clauß
0:51:39–0:51:44
Das ist noch ein anderes Thema, aber es ist so ein bisschen die Einleitung für
0:51:44–0:51:47
eine neue Reihe. Vielleicht für eine neue Kategorie. Kochen, Backen, Essen.
0:51:51–0:51:54
Ja, mit so viel zu meinem Thema.
0:51:56–0:51:57
Fermentation und kontrollierte Verwesung.
Micz Flor
0:52:06–0:52:08
Klingt gruselig. Der Horrorfilm. Entschuldigung, ich esse noch.
0:52:08–0:52:11
Ist total lecker. Ich hatte auch wirklich grade vorhin gedacht,
0:52:11–0:52:15
es war wie so eine Universum bestellt und abgeholt. Ich hatte auf einmal gedacht,
0:52:15–0:52:17
ich muss gleich was essen. Ich bin total hungerig.
Florian Clauß
0:52:17–0:52:19
Jetzt hast du mich hier so reingekickt.
Micz Flor
0:52:20–0:52:21
Schmeckt total lecker.
0:52:23–0:52:24
Wünsche ich mir jetzt immer.
Florian Clauß
0:52:25–0:52:29
Ja, ich hab ja auch das letzte Mal bei unserer Wanderung hatte ich auch Brote mit, ne?
Micz Flor
0:52:29–0:52:32
Mhm, ja, stimmt. Das war auch selber gebacken?
Florian Clauß
0:52:32–0:52:36
Nee, das war nicht selber gebacken, Es war so ein bisschen wie auf einer Bergwanderung,
0:52:36–0:52:41
dass wir dann unser Päckchen dabei hatten und eine kleine Pause gemacht haben.
Micz Flor
0:52:42–0:52:45
Ich möchte noch eine Kleinigkeit abladen in diese Folge rein,
0:52:45–0:52:50
weil ich werde da nie was zu machen, aber ich fand es für mich so ein Aha-Moment
0:52:50–0:52:54
wie das, was du vielleicht auch mit dem Fermentieren hattest.
0:52:55–0:53:00
Man kann ja so Obstweine herstellen, also im Prinzip ist Traubenwein auch nur ein Obstwein.
0:53:03–0:53:09
Und was man halt so kennt, ist natürlich Traubenwein, also was man Wein nennt.
0:53:09–0:53:13
Und dann gibt es noch so Apfelwein oder Cider oder so.
0:53:14–0:53:17
Aber man kann natürlich auch Stachelbeerwein, Johannisbeerwein,
0:53:17–0:53:24
Kirschwein, man kann Pflaumenwein, man kann alles Mögliche zum Wein machen verwenden.
0:53:26–0:53:30
Und dass Apfelwein und Trauben einfach so üblich sind, ist weil da eben auch
0:53:30–0:53:35
auf diesem Obst die Hefepilze, die daraus Wein machen, schon da sind.
0:53:35–0:53:41
Man muss das eigentlich nur zusammenmanschen und dann drei Kreuze schlagen.
0:53:41–0:53:43
Das ist halt eben dieser Korridor, der sich selbst herstellt.
0:53:44–0:53:45
Und dann ist gut.
Florian Clauß
0:53:46–0:53:49
Das hättest du ja schon selber so gemacht, ne?
Micz Flor
0:53:49–0:53:50
Ja, ja.
Florian Clauß
0:53:50–0:53:54
Pflaumenwein, weiß ich nicht, die ganzen Gefäße zum Vergeben.
Micz Flor
0:53:54–0:53:56
Ich hab Pflaumenwein gemacht, ja. Und da ist es halt schwierig,
0:53:57–0:53:59
weil Pflaumenwein, da musst du eine Hefe beigeben.
0:54:00–0:54:03
Also ich weiß jetzt gar nicht, Pflaume hat auch Hefe auf der Haut,
0:54:03–0:54:07
aber um das wirklich in diesen richtigen Korridor zu geben,
0:54:07–0:54:13
kippt man da halt schon Hefe bei und da habe ich dann mal so versucht mit so
0:54:13–0:54:15
Weinhefe zu experimentieren,
0:54:15–0:54:19
aber die war dann echt so sensibel, die musste man auf ganz bestimmten Grad
0:54:19–0:54:22
und nicht zu sehr schütteln und dann ansetzen und dann ziehen lassen und dann
0:54:22–0:54:28
mit ein bisschen Zucker anrühren und dann irgendwie zugeben und die hat nie wirklich geblubbert.
0:54:28–0:54:31
Ich habe einmal dann irgendwie so 20 Liter Pflaumensaft gehabt und dann so geguckt.
0:54:33–0:54:37
Ich hab kurz geblubbert, ich hab mich schon gefreut. Und dann hab ich ...
0:54:37–0:54:41
Die einzige Sache, wie man das dann noch retten kann, ist, damit die Natur nicht
0:54:41–0:54:44
zugreift, und das alles irgendwie ist, entweder noch mal kochen,
0:54:44–0:54:47
also quasi alles noch mal auf Null und noch mal probieren.
0:54:48–0:54:51
Aber bei 20 Litern ist das nicht so leicht. Und dann hab ich ...
0:54:51–0:54:56
Und das schmeckt dann halt nicht so gut. Dann hab ich schnell auf eBay mir aus Polen so ...
0:54:57–0:55:01
So Hefe für Schnapsherstellung geschickt, die man reinmacht.
0:55:04–0:55:09
Die genetisch verändert wurde und wo das einfach dann von jetzt auf gleich anfängt
0:55:09–0:55:10
zu blubbern und das ist nicht mehr aufzuhalten.
Florian Clauß
0:55:11–0:55:17
Das ist quasi wie wenn du dann ein Softwareprojekt hast und du brauchst eine
0:55:17–0:55:20
Ubuntu-Installation und du machst dann noch den Medien-Server drauf und der
0:55:20–0:55:24
läuft nicht, dann muss man halt wieder Ubuntu installieren und dann läuft es nochmal.
Micz Flor
0:55:24–0:55:28
Ja, man muss dann wirklich dann, aber das ist wirklich diese Erfahrung,
0:55:28–0:55:31
Dieser Korridor, den du beschrieben hast, man muss da überarbeiten,
0:55:31–0:55:37
der ist wirklich an Temperatur gebunden, an Zeit gebunden, an auch Widerstandsfähigkeit,
0:55:37–0:55:41
in dem Fall von der Hefe gebunden, an den Zuckergehalt gebunden.
0:55:41–0:55:43
Das ist alles nicht so trivial.
Florian Clauß
0:55:48–0:55:52
Noch eine Ergänzung, weil das mit dem Blubbern, die Wortherleitung von fermentieren
0:55:52–0:55:59
kommt von fermere, ferfere, also dem lateinischen Wort. und das heißt so blubbern, kochen.
0:56:00–0:56:04
Und die haben dann halt irgendwie so die alten Römer, haben dann geguckt,
0:56:04–0:56:07
okay, das blubbert so und dann wird es haltbar, ist vielleicht so ein bisschen wie kochen.
0:56:07–0:56:11
Also irgendwie was blubbert, ne? Fand ich auch so irgendwie,
0:56:11–0:56:13
ne? Du siehst dann halt irgendwie blubbern und dann wird es haltbar,
0:56:13–0:56:18
egal ob es heiß ist oder kalt, ja, aber das blubbert. Ja, was natürlich unterschiedliche
0:56:18–0:56:21
Prozesse sind, aber die wussten Ja, nicht so viel, aber...
0:56:23–0:56:26
So ist das. Ja, und dann noch einen anderen Verweis,
0:56:26–0:56:36
das ist auch so bei diesem The Noma Guide of Fermentation, ist keine Fermentationsprozess,
0:56:36–0:56:39
aber der hat mich auch so ein bisschen heiß gemacht, den Sie da vorgestellt haben.
0:56:39–0:56:42
Und zwar ist das, kennst du das?
0:56:42–0:56:47
Hast du vielleicht irgendwo mal ein Rezept gesehen, dass man so schwarze,
0:56:47–0:56:55
also so was, schwarzer Knoblauch oder schwarze Limonen oder schwarze Haselnüsse,
0:56:55–0:57:01
dass die auch zu bestimmten Essen dann dazu gegeben werden und das nochmal so
0:57:01–0:57:03
extrem geschmackvoll machen.
0:57:03–0:57:07
Es gibt so ein tolles Rezept von Otto Leng, die mit schwarzer Limette.
0:57:08–0:57:13
Und das ist ein Prozess, fand ich auch ganz interessant, der wird auch relativ
0:57:13–0:57:20
einfach, mit Knoblauch geht es relativ einfach. Du hältst, Das ist slow cooking,
0:57:20–0:57:21
also really slow cooking.
0:57:22–0:57:32
Du vakuumisierst dann diese Knoblauchzehen und lässt sie dann über 6-8 Wochen
0:57:32–0:57:34
bei 60°C in so einem Garraum.
0:57:37–0:57:41
Dadurch passieren nicht diese Prozesse, die du beim normalen Kochen hast,
0:57:41–0:57:43
sondern es wird ganz langsam gegart.
0:57:45–0:57:47
Und dann wird es schwarz, dann tatsächlich.
Micz Flor
0:57:47–0:57:48
Das ist ja lustig.
Florian Clauß
0:57:48–0:57:51
Das ist echt toll und das hat mich so ein bisschen angefixt.
0:57:51–0:57:55
Jetzt will ich, also die haben ja jetzt Garraum. Einen Reiskocher kann man ja nehmen.
Micz Flor
0:57:55–0:57:59
Ja, aber was ist denn da der Energie-CO2-Kurzwert für sechs Wochen bei 60 Grad?
Florian Clauß
0:57:59–0:58:02
Ja, das weiß ich nicht. Es kommt glaube ich darauf an, wie der Reiskocher dann
0:58:02–0:58:05
isoliert ist. Und dann ist es vielleicht gar nicht so. Aber klar,
0:58:05–0:58:06
das hätte ich auch gedacht.
Micz Flor
0:58:06–0:58:10
Vielleicht kann man es einfach in eine schwarze Plastiktüte stecken und aufs Dach legen im Sommer.
Florian Clauß
0:58:11–0:58:15
Aber du brauchst halt wirklich dann wieder dieses strenge Milieu von 60 Grad,
0:58:15–0:58:17
weil das geht dann wirklich in Richtung Chemie.
0:58:18–0:58:22
Und dass du halt wirklich so Bedingungen herstellst, die kontinuierlich sind.
0:58:22–0:58:26
Aber das war nicht mal so, das ist slow slow cooking, really slow.
0:58:29–0:58:32
Gut Mitch, das war meine Folge über Fermentation.
0:58:36–0:58:41
Ich hoffe ihr hattet so ein paar inspirationen was
0:58:41–0:58:45
ihr in der küche zu hause machen könnt ich werde ein paar rezepte verlinken
0:58:45–0:58:56
und und ja ich kann nur sagen macht spaß lohnt sich man bekommt ergebnisse ja super also ich.
Micz Flor
0:58:58–0:59:02
Ich hab, muss ich zugeben, immer ein bisschen gewartet, dass du's noch mal mit
0:59:02–0:59:03
der Bucht hier verbindest.
Florian Clauß
0:59:03–0:59:09
Nee, das war wirklich ein reiner Kick-off. Ja. Also so ein Kickstarter quasi.
Micz Flor
0:59:10–0:59:14
Und was mich total freut, ist halt, dass dein Geburtstagsgeschenk da scheinbar
0:59:14–0:59:18
was befreit hat oder losgelassen hat, was dir jetzt was Neues öffnet und erschließt.
0:59:19–0:59:23
Das ist auch eine schöne Brücke dann in die nächste Folge von mir,
0:59:23–0:59:26
die Gestalttherapie, weil es ist ja auch eben um Wachstum, Öffnung,
0:59:26–0:59:29
neues probieren, neues erkunden geht.
0:59:30–0:59:33
Das, was ich gerade essen durfte, wird mir lange in Erinnerung bleiben.
0:59:33–0:59:35
Das kam genau im richtigen Moment.
0:59:36–0:59:40
Ja, es war eigentlich eine wirkliche Flohfolge. Ich habe angefangen,
0:59:40–0:59:46
auf unserer Website ja so Kategorien für, also quasi so Rubriken einzubauen
0:59:46–0:59:52
und dann hatte ich nämlich wirklich die Ongi-Kimchi-Folge hatte ich so frei schwebend,
0:59:52–0:59:55
weil wir nichts für kochen so richtig gehabt also ich
0:59:55–0:59:58
konnte nicht wirklich anbinden mir kam es ein bisschen blöd jetzt
0:59:58–1:00:02
asia und die mit china zusammen das heißt
1:00:02–1:00:05
die liegt noch so ohne kategorie rum aber mit dieser folge jetzt
1:00:05–1:00:08
wird es einen neuen titel für eine kategorie geben
1:00:08–1:00:11
die ich ja nicht weiß wo die dann beide zusammengefasst
1:00:11–1:00:16
werden kann sehr schön also alles dann auch online oder tour die wir gelaufen
1:00:16–1:00:25
sind durch den treptower park der heute an dem wunderschönen Sommerabend auch
1:00:25–1:00:28
sehr laut ist, wie ihr mitbekommt.
1:00:29–1:00:32
Ja, und das ist ja auch wieder, wie du in der letzten Folge schon gesagt hast,
1:00:32–1:00:34
wir haben jetzt nicht mehr so viel vorproduziert.
1:00:34–1:00:39
Das heißt, das wurde jetzt aufgenommen direkt vor dem längsten Tag im Jahr.
1:00:40–1:00:46
Fetela Musik kommt jetzt gleich und fast spiegelbildlich geht es dann wahrscheinlich
1:00:46–1:00:51
online nach dem Kipppunkt, wo die Tage schon wieder kürzer werden.
Florian Clauß
1:00:52–1:00:53
Alles unter eigentlich-podcast.de.
1:00:56–1:01:03
Da findet ihr mehr Informationen, die Rezepte, die Bilder, die Tracks. Und ich sage Tschüss!
Micz Flor
1:01:04–1:01:09
Und ich sage nicht nur die Tage werden kürzer, nach dieser Folge werden auch
1:01:09–1:01:12
unsere Folgen wieder kürzer, weil danach kommt meine Folge.
1:01:12–1:01:16
Aber jetzt danken wir erst nochmal Flo, der die Sache so super vorbereitet hat
1:01:16–1:01:21
und war wirklich lecker Folge. Folge. Macht's gut.
Florian Clauß
1:01:21–1:01:21
Tschüss.

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Wir sind am Hauptbahnhof verabredet, um über Gestalttherapie zu sprechen. Denn inzwischen ist Gestalttherapie relativ bekannt -- da hat sich in den letzten zehn oder zwanzig Jahren was getan. Wer hätte das gedacht, feierte sie doch vielleicht Ihre größten Erfolge in Amerika der 1960er oder 70er Jahre? Als eine der wichtigsten humanistischen Therapien, die sich nicht primär mit der Beseitigung von Störung, sondern auch mit Wachstum, Identität und Ressourcen beschäftigte, passte sie in die Zeit der Individualisten und utopischen Gedanken zu Gesellschaft, Kapitalismus und Zusammenleben. Über diese Zeit sprechen wir gar nicht in diesem Podcast, aber Flo fordert zum Schluss: vielleicht sollte es noch einen zweiten Teil geben.

Shownotes

Mitwirkende

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Micz Flor
Erzähler
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Florian Clauß

Transcript

Florian Clauß
0:00:01–0:00:06
Läuft jetzt. Also Mitch, ich habe die Aufnahme gestartet.
0:00:17–0:00:22
Das dauert jetzt etwas länger, das Tippen, weil ich etwas aufgeregt bin.
0:00:23–0:00:29
Jetzt sehe ich ihn schon von Weitem und gucke gerade durch das Mikrofon. Hallo Mitch!
Micz Flor
0:00:29–0:00:34
Hallo, gleich klatschen! Ja. Synchronisation. Ja. Bis kurz.
0:00:35–0:00:38
Und hier. Das Ding da unten.
Florian Clauß
0:00:38–0:00:43
Ja, ich weiß. So langsam lerne ich es, ne? Ja. Hallo und herzlich willkommen
0:00:43–0:00:45
bei eigentlich Folge 27.
0:00:48–0:00:54
Mitch, 27. Was fällt dir dazu ein? Ein Jahr. Yes! Ich dachte schon,
0:00:54–0:00:58
es wäre letztes Mal, aber ich bin ja immer ein bisschen zu früh mit mit unseren Datierungen.
Micz Flor
0:00:59–0:01:03
Also es ist schon insofern, na gut, ich habe die erste gemacht,
0:01:03–0:01:09
Kontakt und deshalb ist es jetzt einfach auch logisch bei 52 Wochen,
0:01:09–0:01:15
nee eigentlich doch, nee genau 26 plus 1, 27, jetzt geht es wieder von vorne los.
Florian Clauß
0:01:15–0:01:20
Jetzt geht es wieder von vorne los, der Zyklus, der eigentlich Zyklus.
0:01:20–0:01:23
Ich finde auch, wir können uns ein bisschen auf die Schulter klopfen,
0:01:23–0:01:30
dass wir das so 14-tägig durchgezogen haben und vielleicht auch mal so ein bisschen
0:01:30–0:01:31
so ein Blick hinter die Aufnahmekulissen.
0:01:33–0:01:39
Wir waren früher, als wir gestartet haben mit dem Projekt etwas fleißiger und
0:01:39–0:01:42
haben wesentlich mehr vorproduziert. Ja, wirklich?
Micz Flor
0:01:46–0:01:47
Darf ich das verraten?
Florian Clauß
0:01:48–0:01:49
Nee, weil ich dich frag.
Micz Flor
0:01:49–0:01:51
Weißt du gar nicht mehr ...
Florian Clauß
0:01:51–0:01:57
Teilweise haben wir ja Folgen. Da waren ja schon so drei oder vier Folgen quasi im Petto.
0:01:58–0:02:03
Ach so, das haben wir einmal gemacht. Das haben wir einmal. Ja,
0:02:03–0:02:07
also wir sind quasi unserem Aufnahmeintervall so ein bisschen hinterhergehinkt.
0:02:08–0:02:11
Und jetzt sind wir ja schon fast auf Kante.
Micz Flor
0:02:11–0:02:14
Ja, das ist ... ehrlich gesagt, wir haben ja nicht wirklich Tagesaktuelles.
0:02:15–0:02:20
Also ich meine manchmal so Themen wie, als wir künstliche Intelligenz als Themenblock hatten.
Florian Clauß
0:02:20–0:02:22
Ja, genau, da musste ich Kunden aktuell sein.
Micz Flor
0:02:22–0:02:25
Nee, das war schon so ein Gefühl, dass wir immer so ein bisschen hinten dran sind.
0:02:26–0:02:32
Aber was natürlich auch immer nur für das eigene Verständnis des Themas gilt.
0:02:33–0:02:36
Also man hat dann irgendwie so eine Meinung, dann liest man sich rein und dann
0:02:36–0:02:39
ändert sich die Meinung und dann habe ich immer schnell das Gefühl,
0:02:39–0:02:42
dass alles schon sich weiterentwickelt hat.
0:02:42–0:02:45
Habe ich einfach was gelesen, was vielleicht schon zwei Jahre alt ist.
Florian Clauß
0:02:45–0:02:47
Ja, das stimmt. Aber es ist, glaube ich, so vor allen Dingen,
0:02:47–0:02:48
was die Jahreszeiten anbelangt.
0:02:51–0:02:55
Wir waren gar nicht so weit von hier, hatten wir auch mal eine Folgeaufnahme,
0:02:55–0:02:58
sind da durch den Hauptbahnhof gegangen. Und... Weißt du noch,
0:02:58–0:03:04
was das war? Das war, das war... ähm... mein... Stalker.
Micz Flor
0:03:04–0:03:05
Ah ja, stimmt.
Florian Clauß
0:03:05–0:03:05
Und da war...
Micz Flor
0:03:05–0:03:08
Sind wir in die andere Richtung raus und kamen da unten an.
Florian Clauß
0:03:08–0:03:10
Da sind wir in der Moabit hoch und an den Kanal lang gegangen.
0:03:11–0:03:12
Und das war so ein bisschen,
0:03:12–0:03:17
da war ja so der erste Frühlingstag, also es gab noch keinen,
0:03:17–0:03:21
also es war letztes Jahr und es war so, es sprießte so langsam,
0:03:21–0:03:23
dass die Bäume das Grün...
Micz Flor
0:03:23–0:03:26
Die Zone, die Zone überwucherten.
Florian Clauß
0:03:27–0:03:32
Irgendwie war das Gras schon alles braun gebrannt von der Sonne.
Micz Flor
0:03:34–0:03:39
Wenn wir jetzt gerade ganz tagesaktuell über eine Strandbar laufen, wie spannend.
Florian Clauß
0:03:39–0:03:44
Genau. Und es ist Wochenende und ich habe dich schon angekündigt,
0:03:44–0:03:48
du bist aus, es ist ein bisschen falsch, wie ich dich angekündigt habe,
0:03:48–0:03:50
aber zu Besuch aus Stuttgart.
Micz Flor
0:03:50–0:03:54
Zu Besuch aus Stuttgart. Zurück aus Stuttgart.
Florian Clauß
0:03:54–0:03:58
Ja, genau. Zurück aus Stuttgart mit einem leeren Gitarrenkoffer.
0:03:59–0:04:00
Willst du darüber was sagen, oder?
Micz Flor
0:04:00–0:04:04
Naja, ich habe ja diese Stromgitarrenfolgen gemacht, zwei, und parallel eben
0:04:04–0:04:06
ist die Band jetzt 20-jähriges Jubiläum.
Florian Clauß
0:04:08–0:04:09
Die Band?
Micz Flor
0:04:09–0:04:10
Das Art Critics Orchestra.
Florian Clauß
0:04:11–0:04:16
Ach, du hast eine Band? Ja, jetzt direkt. Das war jetzt früh alles wieder.
Micz Flor
0:04:18–0:04:19
Früher waren wir authentisch, oder?
Florian Clauß
0:04:20–0:04:23
Für unsere HörerInnen muss ich das ja nochmal so kontextualisieren.
Micz Flor
0:04:24–0:04:27
Und dieses Jahr haben wir ein paar Auftritte und ich habe irgendwie dann,
0:04:27–0:04:32
weil ich für die Band vor, glaube ich inzwischen 17 Jahren,
0:04:32–0:04:36
eine Fender Stratocaster zersägt, habe alles weggeschmissen,
0:04:36–0:04:41
habe was nicht gebraucht, weil ich mich geschämt habe mit einem Stratcopy-Gerät
0:04:41–0:04:45
irgendwie auf der Bühne zu stehen, habe neue Pickups reingemacht und war auch super das Instrument.
Florian Clauß
0:04:45–0:04:49
Können Sie das noch bitte mehr ausführen? Was heißt geschämt?
0:04:49–0:04:50
Wie kann man sich für eine Strat...
0:04:52–0:04:56
Irgendwas mit Bakterien auf der Bühne schämen.
Micz Flor
0:04:58–0:05:00
Da mache ich eine eigene Folge vielleicht zu.
0:05:03–0:05:06
Weil ein Grund, weshalb wir uns heute treffen und beide Aufnahmegeräte schon
0:05:06–0:05:13
liefen, ist der gleiche Grund eigentlich wie bei der Episode,
0:05:13–0:05:16
wo du drei chinesische Filme vorgestellt hast.
0:05:16–0:05:20
Und da die Aufnahme auch schon lief, weil wir haben nur begrenzt Zeit.
0:05:20–0:05:22
Du holst mich vom Bahnhof ab, totaler Luxus.
0:05:23–0:05:28
Und wir stürzen hinein ins Thema. Ähm ...
0:05:29–0:05:34
Das ist jetzt irgendwie ... Hat das gar nichts mit dem Jahrestag zu tun,
0:05:34–0:05:38
aber es hat mich schon irgendwie beschäftigt, warum passt das jetzt zum Jahrestag oder nicht.
0:05:38–0:05:43
Aber auf jeden Fall wollte ich heute eine Folge machen, die heißt,
0:05:43–0:05:48
was ist eigentlich Gestalltherapie? Au. Psychotherapie ist immer so ein Thema
0:05:48–0:05:50
geworden, in den letzten Monaten.
0:05:52–0:05:57
Und dann hattest du nämlich in einer Folge ja mich schon mal irgendwas gefragt.
0:05:57–0:05:59
Da hatte ich, glaube ich, Gestalttherapie schon mal angesprochen.
0:06:00–0:06:04
Und jetzt ist es soweit. Jetzt mache ich halt diese Folge zum Thema Gestalttherapie.
0:06:04–0:06:07
Was ist das? Ich habe eine Ausbildung zum...
0:06:08–0:06:12
Also ich bin ja Diplompsychologe, habe eine abgeschlossene Ausbildung zum Gestalttherapeut
0:06:12–0:06:16
und bin auch Mitglied des Deutschen Dachverbandes der GestalttherapeutInnen
0:06:16–0:06:23
und habe auch noch eine abgeschlossene Ausbildung in tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie.
0:06:24–0:06:26
Also habt ihr quasi zwei Verfahren.
0:06:27–0:06:30
Das tiefenpsychologische Verfahren ist auch anerkannt von den gesetzlich Versicherten.
0:06:31–0:06:35
Für den Krankenkassen, das heißt, da kann ich auch über Kasse abrechnen.
0:06:37–0:06:44
Gestalttherapie als humanistisches Verfahren ist nicht Teil der Richtlinienverfahren für Psychotherapie,
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das heißt, das ist was im Prinzip Menschen sich leisten, weil sie denken,
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Gestalttherapie ist vielleicht gut für mich.
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Gleichzeitig fragen mich immer viele Menschen, was ist eigentlich Gestaltherapie?
0:06:57–0:06:59
Hat das was mit Malen zu tun?
Florian Clauß
0:06:59–0:07:03
Da wiegt ganz kurz noch einer, weil ich hatte das tatsächlich in der Zusammenfassung
0:07:03–0:07:09
von unserer letzten Sendung hatte ich ja auch dann diesen Ansatz,
0:07:09–0:07:12
der kam ja auch bei Eisenhans ein bisschen zum Tragen.
Micz Flor
0:07:12–0:07:13
Da hatte ich das reingewebt.
Florian Clauß
0:07:13–0:07:18
Ja, und da hatte ich Gestaltungstherapie geschrieben und du hast vielleicht
0:07:18–0:07:22
noch mal so, also nicht Gestalttherapie, nicht Gestaltungstherapie,
0:07:22–0:07:23
sondern Gestalttherapie.
Micz Flor
0:07:25–0:07:28
Kannst du ganz kurz, bevor wir dann wirklich reintauchen, jetzt sind wir noch
0:07:28–0:07:29
so ein bisschen zerfahren,
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weg vom Bahnhof und links von uns der Reichstag, eben das Kanzleramt und jetzt
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oder Kanzlerinnenamt und jetzt gehen wir gleich dann Richtung Tierpark und ich
0:07:41–0:07:43
bin gespannt, hast du dir eine Tour überlegt oder?
Florian Clauß
0:07:44–0:07:47
Nein, ich habe mir, ich habe kurz auf die Karte geguckt und dachte,
0:07:47–0:07:53
du hast Tierpark gesagt. Das Feld geht mir auch immer so. Aber es ist ja der Tiergarten.
Micz Flor
0:07:53–0:07:57
Tiergarten, genau.
Florian Clauß
0:07:57–0:08:01
Wir wollen ein bisschen in den Tiergarten spazieren gehen. Da gibt es,
0:08:01–0:08:06
glaube ich, genügend Wege, die wir da lang gehen können. Wir streifen dann vorherige Routen.
0:08:06–0:08:12
Aber ich denke, das ist angemessen, weil wir sind ja im Herzen von Berlin.
0:08:13–0:08:15
Und ich mag den Tiergarten total gern.
Micz Flor
0:08:15–0:08:15
Ja.
Florian Clauß
0:08:16–0:08:18
Okay, Mitch, ich habe dich so ein bisschen unterbrochen.
Micz Flor
0:08:18–0:08:24
Nee, gar nicht. Also Also deine Frage ist für mich nochmal Anlass auch zu sagen,
0:08:24–0:08:29
dass es ganz gut ist, glaube wenn du fragst, weil manchmal die Innenansicht...
0:08:31–0:08:36
Gar nicht unbedingt die Art ist, wie man das beschreibt, damit man Fragen beantworte.
0:08:36–0:08:40
Also wenn du Fragen hast, ist es gut und genau die Frage, die du gestellt hast,
0:08:40–0:08:44
ist sogar eine gute Brücke zur Antwort auf die Frage,
0:08:44–0:08:48
weil du hast gefragt, Gestaltungstherapie, Gestaltstherapie,
0:08:48–0:08:55
Gestalltherapie, was ist das, warum Gestalt und ich hatte angefangen,
0:08:55–0:08:59
was zu erklären, wo ich dachte, es wird eine runde Sache und du hast mich gleich unterbrochen,
0:09:00–0:09:06
Und das ist auch so ein Thema in der Psychotherapie oder auch so in Gruppenprozessen,
0:09:06–0:09:10
gar nicht jetzt wirklich essentiell in der Gestaltherapie, aber sowas zu sagen
0:09:10–0:09:12
wie Störungen haben Vorrang.
0:09:12–0:09:15
Wenn irgendeine Unterbrechung da ist, wo du merkst, ich kann nicht ganz anwesend
0:09:15–0:09:19
sein, ich kann mich nicht öffnen, ich bin nicht entspannt, dann ist es besser,
0:09:19–0:09:23
diese Störung wegzunehmen, anstatt irgendwie versuchen zum Beispiel die Beine
0:09:23–0:09:25
zusammenzupressen, nicht aufs Klo zu gehen.
0:09:25–0:09:28
Ich werde das schon irgendwie schaffen. Das heißt, was du jetzt gemacht hast,
0:09:28–0:09:29
ist eine Störung wahrgenommen.
0:09:30–0:09:34
Das heißt, stopp, stopp, stopp, ich erinnere mich gerade an irgendwas. Und das war im Weg.
Florian Clauß
0:09:34–0:09:37
Ich habe meine Moderationrolle eingenommen. Wollte ich da jetzt nur mal so an.
Micz Flor
0:09:38–0:09:40
Und auch, auch das, genau.
Florian Clauß
0:09:40–0:09:43
Ich dachte, ich hätte jetzt gut moderiert, aber ich habe gestört.
0:09:44–0:09:47
Nein, aber sehr schön, wir sind auf so einer Metaebene. Mach weiter.
Micz Flor
0:09:49–0:09:53
Gestalttherapie heißt Gestalttherapie wegen der Gestaltpsychologie.
0:09:54–0:09:59
Das war so Ende des 19. Jahrhunderts, ein Thema, wo einfach auch versucht wurde,
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sowohl philosophisch als auch psychologisch sich mit Wahrnehmungsprozessen auseinanderzusetzen.
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Und eigentlich alles, was man zum Beispiel so an optischen oder akustischen
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Täuschungen kennt, hat mit Gestaltpsychologie irgendwie auch zu tun oder wurde
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sogar vielleicht mal Gegenstand von bestimmten Experimenten.
0:10:23–0:10:30
Zum Beispiel gab es Experimente, wo man so eine glühende Kohle am Stock gedreht
0:10:30–0:10:33
hat und dann geguckt hat, wie schnell muss man diesen Stock drehen,
0:10:33–0:10:37
damit man einen geschlossenen Kreis wahrnimmt und nicht mehr in sich bewegende Kohle.
Florian Clauß
0:10:38–0:10:40
Das war jetzt noch vor dem Malteser-Kreuz.
0:10:42–0:10:48
Also quasi so, das Malteser-Kreuz, was dann diese... Ach, für Filme.
Micz Flor
0:10:49–0:10:50
Im Film.
Florian Clauß
0:10:51–0:10:55
Eigentlich noch. Was quasi die Verschlusszeit in so einer Mechanik regelt,
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dass dann aus den Einzelbildern ein fortlaufender Film wird.
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Also das ist ja so, aber das war ja schon vorher, weil man hat ja eine gewisse
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Wahrnehmungsfrequenz,
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so eine Taktung, und wenn du eine geschlossene Bewegung wahrnimmst,
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dann sind das, glaube ich, so über 40 Hertz.
Micz Flor
0:11:19–0:11:23
Ich weiß nicht, das weiß ich, also das müsste ich jetzt in die Show Notes packen,
0:11:23–0:11:28
aber die Idee war natürlich bei solchen Sachen immer aufgrund der physikalischen
0:11:28–0:11:33
Messbarkeit von um Drehungen und Geschwindigkeiten auf die Nervenleitfähigkeit zu schließen.
Florian Clauß
0:11:33–0:11:39
Ah, okay, also dann auch wirklich so eine psychologische Forschung.
0:11:39–0:11:42
Also neurologisch dann auch.
Micz Flor
0:11:42–0:11:44
Genau, das ist immer der Versuch, das zusammenzubringen.
0:11:46–0:11:49
Beim Malteserkreuz, wenn ich mich recht erinnere, ist es sogar so,
0:11:49–0:11:54
dass das doppelt so schnell läuft, wie die Bildfrequenz ist.
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Und dass es dann nämlich noch smoother ist. Also das heißt,
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du hast rein physikalisch gemessen sogar weniger Exposure Time für das Bild,
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weil bei jedem einzelnen Bild, und sind dann glaube ich beim Kino 24,
0:12:08–0:12:14
traditionell 24 pro Sekunde, bei jedem einzelnen Bild läuft dieses Malteser Kreuz zweimal durch.
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Das heißt, das nimmt sogar noch so ein bisschen Zeit weg von der Exposure Time,
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aber dadurch wird das Bild flüssiger in der Wahrnehmung.
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Also das sind solche Effekte. Wir haben da in anderen Situationen auch drüber
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gesprochen, MP3, dass man halt guckt bei MP3, welche Frequenzen kann man irgendwie weglassen?
0:12:31–0:12:36
Wo kann man irgendwie die Datenbreite optimieren, indem man Sachen weglässt,
0:12:36–0:12:40
die man nicht wirklich so fein ziseliert wahrnehmen kann wie andere Sachen?
0:12:40–0:12:44
Oder bei Bildkompositionen auch, dass manche Hintergründe dann einfach nicht.
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Farbe hinterlegt wird, sondern eine Fläche beschrieben wird und die bekommt
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eine Farbe zugewiesen, während Gesichter wieder ganz feinteilig sind.
0:12:55–0:13:03
Also all das sind so Sachen, die wir heute immer noch auch technisch nutzen, um Dinge zu optimieren.
0:13:04–0:13:09
Und gleichzeitig aber die Spuren darin liegen vor allen Dingen eben in der Psychologie
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oder in der Forschung, Wahrnehmungsforschung Ende des 19.
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Jahrhunderts. Idee der Gestalt, weil man gemerkt hat, die Wahrnehmung drängt
0:13:19–0:13:24
von sich aus dazu, also neurologisch schon fast dazu, Dinge als Gestalt wahrzunehmen.
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Diese drei Häkchen, die man auf einem weißen Blatt Papier malt und man dann
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ein Dreieck sieht, obwohl nur drei kleine Häkchen, also die Ecken vom Dreieck
0:13:34–0:13:39
beschrieben werden, das sind alles Dinge, wo man dann von einer Gestalt spricht.
Florian Clauß
0:13:40–0:13:48
Auch die optischen Täuschungen, ich kenne diese Darstellung von optischen Täuschungen,
0:13:48–0:13:52
wo keine Ahnung, ist das jetzt eine junge Frau oder eine alte Frau,
0:13:52–0:13:56
dann hast du ja immer so eine Frequenz, wo das im Gehirn hin und her swappt.
0:13:58–0:13:59
Kam das dann auch zu der Zeit auf?
Micz Flor
0:14:00–0:14:06
Das war alles Gegenteil, auch was man heute so sieht, diese bestimmten Farbkombinationen
0:14:06–0:14:11
mit Form, wo man dann durch die Augenbewegung selbst auf einmal das Gefühl hat, ein Rad dreht sich.
0:14:11–0:14:14
Solche Sachen. Es ist ja wirklich ziemlich viel, wo man merkt,
0:14:14–0:14:18
unser Wahrnehmungsapparat versucht Sinnhaftes zu erzeugen.
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Das ist, glaube ich, vielleicht die kürzeste Beschreibung für dieses Thema der
0:14:24–0:14:30
geschlossenen Gestalt, was in der Gestalttherapie dann auch ein Thema sein wird.
0:14:31–0:14:35
Und da ist es halt so, dass unser Gestaltapparat ist ausgelegt,
0:14:35–0:14:38
Farben wahrzunehmen, aber gar nicht so gut, wie wir das wahrnehmen.
0:14:38–0:14:43
An der Seite nehmen wir eigentlich wenig Farbe wahr, aber wir rechnen uns das
0:14:43–0:14:46
sozusagen dazu. Bewegung können wir wahrnehmen.
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Also diese ganzen Illusionen sind natürlich auch Hilfestellung,
0:14:51–0:14:57
um mit möglichst wenig Informationen, möglichst viel Realität zu konstruieren.
0:14:58–0:15:04
Und das heißt, verkürzt gesagt, alles, was wir wahrnehmen, ist eine Illusion, eine Konstruktion.
0:15:07–0:15:12
Wenn du einen Würfel siehst, dann siehst du maximal drei Seiten davon, oder vier.
0:15:16–0:15:20
Und den Rest konstruierst du. Das heißt, wir haben Wissen, was auch noch dazu
0:15:20–0:15:27
rechnet. Und wir haben aber auch neuronale Bereiche im Gehirn oder Fähigkeiten
0:15:27–0:15:30
im Gehirn, bestimmte Sachen einfach während der Wahrnehmung schon zu kompletieren.
0:15:31–0:15:36
Es gibt auch so Bewegungsillusionen, wenn du zum Beispiel auf eine Spirale guckst,
0:15:36–0:15:39
die sich dreht, dann hast du das Gefühl, die kommt auf dich zu.
0:15:39–0:15:43
Und wenn du die dann wegnimmst, dann hast du wirklich das Gefühl, alles geht von dir weg.
0:15:44–0:15:48
Irgendwann merkst du wirklich so innerlich, dann reibt sich das langsam an diesem Realitätssinn.
0:15:50–0:15:53
Das kann ja nicht sein. Wie kann es sein, dass ein Feld, das vor mir ist ein
0:15:53–0:15:55
geschlossenes Bild, das geht von mir weg?
0:15:55–0:15:59
Aber es geht ja nicht von mir weg. Wie kann das entstehen? Es gibt auch akustische
0:15:59–0:16:05
Halluzinationen, dass man zum Beispiel einen Ton hat, der gefühlt immer höher
0:16:05–0:16:06
geht oder immer tiefer geht.
0:16:07–0:16:11
Aber in Wahrheit geht es ja nicht, sondern die Obertöne, wie die dazu geschaltet
0:16:11–0:16:15
werden, die erzeugen die Illusion, dass der Ton einfach immer tiefer, immer tiefer geht.
Florian Clauß
0:16:15–0:16:23
Ja, das ist bei dem Mario-Spiel, wenn man die Treppe hochrennt zum Bowser zu kommen.
0:16:23–0:16:27
Echt? Ja, dann gibt es halt immer die Wüli-Wüli-Wüli in dem Schloss.
0:16:27–0:16:33
Und das wird häufig in so irgendwelchen Games eingesetzt. Ja. Das ist so verrückt.
Micz Flor
0:16:34–0:16:38
Und der Begriff der Gestalt in dem Zusammenhang heißt eben so, was könnte...
0:16:39–0:16:42
Also es gibt da zwei Sätze, die man kennt. Das eine ist halt so eine geschlossene
0:16:42–0:16:48
Gestalt, eine harmonische Gestalt. Wir versuchen etwas herzustellen oder wir
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stellen etwas her, auch ohne, dass wir es versuchen.
0:16:50–0:16:54
Manchmal versuchen wir sogar unsere Herstellung eben zu hinterfragen über so
0:16:54–0:16:56
einen Realitätscheck von wegen, in dem Moment das Geld ist.
0:16:57–0:17:03
Ein Haus, das leicht schief steht und wir wackeln die ganze Zeit da durch,
0:17:03–0:17:06
weil man das Gefühl hat, die Optik sagt mir, der Horizont ist so.
0:17:11–0:17:14
Mein Wahrnehmungsapparat konstruiert einen Horizont, der aber nicht mit der
0:17:14–0:17:19
Schwerkraft übereinstimmt und wir wackeln quasi durchs Haus.
0:17:19–0:17:26
Das sind so Sachen, wo wir dann die von uns hergestellte Gestalt sogar manchmal hinterfragen müssen.
0:17:27–0:17:32
In der Gestalltherapie wird dieser Begriff hergezogen, wird da gesagt,
0:17:32–0:17:36
auch dort ist es so, und da komme ich wieder auf deine Unterbrechung vorhin,
0:17:36–0:17:38
wir versuchen Dinge zu schließen.
0:17:39–0:17:42
Dieses, oh man, ich komme nicht drauf, mir fällt es gleich ein,
0:17:42–0:17:46
das ist so ein klassischer Moment, wo halt eine offene Gestalt ist,
0:17:46–0:17:49
die ist nicht geschlossen, wie hieß der noch, wie hieß der noch,
0:17:49–0:17:51
wenn der Name dann kommt, dann ist das wie so eine Erleichterung,
0:17:51–0:17:53
man hat so das Gefühl, wenn ich das Bild mache,
0:17:54–0:17:58
wirklich diese Form schließen und kannst da seitliegen, kannst sagen,
0:17:58–0:18:00
okay, ich bin wieder ganz da, jetzt habe ich es.
0:18:01–0:18:04
Also deine Frage vorhin ist halt eben auch so eine offene Gestalt so.
0:18:04–0:18:07
Das hatte ich da vielleicht, keine Ahnung, vielleicht auch in der Art,
0:18:07–0:18:10
wie ich es formuliert habe oder wie auch immer, aber es ist geblieben in deiner
0:18:10–0:18:15
Aufmerksamkeit, nicht permanent anwesend, aber es war noch nicht in sich geschlossen
0:18:15–0:18:16
und jetzt findet es so einen Abschluss.
0:18:17–0:18:21
Ach übrigens, da hast du mir das quasi noch mal gespiegelt, dass das das falsche ist.
0:18:22–0:18:26
Warum, wo kommt das denn her? Das ist quasi die Frage, die dahinter steht.
0:18:27–0:18:31
Und wenn ich das jetzt schließe, indem ich sage, das kommt aus dem Bereich der
0:18:31–0:18:35
Gestaltpsychologie und die Brücke schlage, wie es in der Gestalttherapie verwendet
0:18:35–0:18:39
wird, dann kann sich das vielleicht für dich schließen und dich auch irgendwie entspannen.
0:18:43–0:18:48
Und dieser Begriff der Gestalt in der Gestalttherapie ist jetzt nicht nur eben
0:18:48–0:18:54
ein Wahrnehmungsthema, sondern es kann auch ein rein emotionales Thema sein
0:18:54–0:18:57
oder bestimmte Stressoren, die man irgendwie erlebt.
0:18:57–0:19:03
Es geht bloß darum, dass man in der Therapie diese Dinge in Anführungszeichen
0:19:03–0:19:04
behandelt oder begleitet.
0:19:06–0:19:13
Und dabei die sich schließen können. Und dann ist man vielleicht fertig,
0:19:13–0:19:15
aber vielleicht wenigstens einen Schritt weiter.
0:19:18–0:19:23
Weil hinter Dingen, die sich schließen, die dann sozusagen im Hintergrund verschwinden
0:19:23–0:19:26
können, da kommt natürlich dann wieder was Neues hoch.
0:19:27–0:19:30
Also jetzt habe ich zum Beispiel, ich weiß nicht, was ich gerade beschäftigt,
0:19:30–0:19:32
das könnte man ja sagen, sagen.
0:19:33–0:19:39
Die Frage habe ich beantwortet, Adapter gelegt. Jetzt kommt vielleicht eine neue Frage, die du hast.
Florian Clauß
0:19:40–0:19:44
Ja, dieses ... Also, was mir jetzt spontan dazu einfällt, ist,
0:19:44–0:19:46
das Ding zu schließen. Also, es
0:19:46–0:19:51
geht dazu, wenn man das jetzt prozessual betrachtet, geht's ja darum ...
0:19:52–0:19:53
Ja, ich will nicht sagen, einen
0:19:53–0:19:59
Prozess zu schließen, aber irgendwo auf so eine ... auf so eine ... Ja ...
0:20:00–0:20:03
Vielleicht so eine Ganzheitswahrnehmung zu kommen.
0:20:04–0:20:08
Oder wie man das jetzt irgendwie noch ausdrucken möchte. Also,
0:20:08–0:20:10
was rund ist, ist so ein bisschen ...
0:20:11–0:20:15
Dann merk ich selber meine kleinen autistischen Adern in mir,
0:20:15–0:20:17
wenn ich dann halt am Tisch sitze.
0:20:18–0:20:23
Und ich merk, dass das Besteck nicht parallel ausgerichtet ist zu der Tischkante.
0:20:24–0:20:29
Dann richt ich das gerne aus. Und dann hat man halt ein Zufriedenheitsgefühl dabei.
0:20:30–0:20:35
Also ist das da vielleicht auch so mit, gehört das mit dazu?
0:20:35–0:20:40
Also ist das dann dieses gestört sein? Also wenn man die Störung dann,
0:20:40–0:20:45
von der du berichtet hast am Anfang, die Störung, um wieder sowas zu machen.
0:20:46–0:20:50
Ganze Gestalt zu erleben.
0:20:52–0:20:58
Aber gleichzeitig, und das ist vielleicht was, was es für mich noch so schwierig anfassbar macht,
0:20:58–0:21:03
ist also auf der einen Seite wissenschaftlich,
0:21:03–0:21:08
neurologisch, auf der zweiten Seite psychologisch,
0:21:08–0:21:14
auf der dritten Seite, also was macht diese Erfahrung,
0:21:14–0:21:25
Wer macht diese Erfahrungen und ist die dann irgendwo auch untersuchbar und kann man die dann auch,
0:21:25–0:21:30
keine Ahnung, in so einem wissenschaftlichen Apparat oder was gibt es da für
0:21:30–0:21:31
eine Symbiotik in der Gestalttherapie?
Micz Flor
0:21:33–0:21:34
Oh wow, okay.
Florian Clauß
0:21:37–0:21:41
Das war jetzt mehr, aber vielleicht noch erstmal bei dem autistischen Ganzen.
Micz Flor
0:21:45–0:21:51
Ja, ja, aber das ist eine Sache, die ich auch, wenn ich über Gestalttherapie
0:21:51–0:21:55
spreche, was halt eben auch manchmal passiert, auch mit PatientInnen,
0:21:55–0:21:57
die halt fragen, was ist das eigentlich, was ist der Unterschied?
0:21:58–0:22:03
Dann ist man, wie wir generell auch, beim Podcasten verpflichtet,
0:22:03–0:22:08
alles hintereinander wie auf einer Perlenkette aufzureiben. Und das ist nie richtig.
0:22:09–0:22:12
Aber natürlich ist das dieses Narrativ, wir haben über Märchen auch gesprochen,
0:22:12–0:22:18
Und was du jetzt die Frage gestellt hast, da habe ich dann sozusagen ganz viele
0:22:18–0:22:23
Perlen bereitgelegt, aber ich weiß nicht, wie ich die jetzt irgendwie gut in Reihenglied kriege.
0:22:23–0:22:26
Ich fange mal so an, dass ich erstmal diesen Begriff des Prozess aufnehme,
0:22:26–0:22:31
weil eine Gestalt zu schließen ist in der Tat was Prozesshaftes.
0:22:33–0:22:37
Was muss man denn tun? Man muss erstmal wahrnehmen, dass das Ding im Weg ist.
0:22:38–0:22:43
Das würde übertragen heißen, dass das im Vordergrund ist. Es ist einfach Thema.
0:22:44–0:22:48
Da ist was, da stört was, was ich vorhin sagte, Störungen haben vor.
0:22:49–0:22:51
Das überhaupt erstmal wahrzunehmen, ist schon wichtig.
0:22:52–0:22:55
Dann das formulieren zu können, worum geht es in Anführungszeichen eigentlich?
0:22:56–0:23:00
Einer der eigentlichen Begriffe für unseren Podcast-Titel auch.
0:23:01–0:23:05
Worum geht es eigentlich? Warum stört Sie das denn so? Was ist denn,
0:23:05–0:23:08
also da ist dann die Form der Begleitung, weil darauf gibt es keine Antwort.
0:23:08–0:23:15
Das ist quasi dann die Erfahrung, der Hintergrund, auf dem sich diese offene
0:23:15–0:23:20
Gestalt zeigt, der oder die Patientin hat.
0:23:21–0:23:24
Und da begleitest du die Person, das zu explorieren, herauszufinden,
0:23:24–0:23:28
um dann vielleicht irgendwie an so Punkte zu kommen, wo sie dann auch emotional
0:23:28–0:23:33
reagiert, wo sie merkt, ah nee, da ist was, ich weiß nicht genau,
0:23:33–0:23:35
irgendwie merke ich grade, ich werde ganz traurig.
0:23:35–0:23:39
Wo du merkst, okay, jetzt wird das Ganze nicht nur beschrieben,
0:23:39–0:23:40
sondern es wird auch was erlebt.
0:23:41–0:23:44
Emotionalität ist auch immer sehr wichtig in diesem Prozesshaften,
0:23:44–0:23:50
weil man da auch eine Form von Öffnung und Kontakt herstellt zu Themen,
0:23:50–0:23:53
die man mitgebracht hat, die man vielleicht im ersten Schritt gar nicht so genau formulieren kann.
0:23:53–0:23:59
Das heißt, in diesem Prozess spüre ich das, kann es auch formulieren,
0:23:59–0:24:05
kann mich dem auch öffnen und kann dann vielleicht das auch in den Hintergrund
0:24:05–0:24:08
wieder gleiten lassen. Das ist ein Prozess und der ist gar nicht so banal.
0:24:09–0:24:13
Sondern das ist es, wenn wir jetzt in der Ampel warten und die Ampel wird grün, dann gehen wir rüber.
0:24:13–0:24:16
Das kriegen wir vielleicht alles gar nicht mit. Das ist ein relativ banaler
0:24:16–0:24:24
Prozess, aber in so einer Sitzung dann irgendwas, was einen gestört hat morgens.
0:24:24–0:24:28
Ich habe keine Ahnung warum, aber es war wieder der Kühlschrank auf.
0:24:29–0:24:32
Und ich habe es hunderttausend Mal gesagt. Ich weiß nicht, warum mich das so
0:24:32–0:24:34
aufregt und was ist jetzt dahinter?
0:24:34–0:24:37
Das ist jetzt ein völlig fiktives Beispiel, ich habe keine Antwort,
0:24:37–0:24:41
aber es ist ein Prozess. Und dieser Begriff des Prozesses ist sehr wichtig,
0:24:41–0:24:44
weil ich glaube, das ist etwas, was Ich persönlich an der Gestaltherapie am
0:24:44–0:24:47
meisten schätze, dass es sehr prozesshaft ist.
0:24:49–0:24:54
Es ist nicht so, wie wenn man jetzt in die klassische diagnostische Beobachtung geht.
0:24:57–0:25:02
Die phänomenologische Beobachtung, wie es heißt für solche Manuale wie den ICD-10,
0:25:02–0:25:07
in dem Symptomgruppen beschrieben und zusammengefasst werden.
0:25:08–0:25:13
Und diese Beobachtung anhand auch von Checklisten von bestimmten Symptomen,
0:25:13–0:25:16
sind die da, wie lange sind die schon da, da wird dann eine Diagnose erstellt.
0:25:16–0:25:21
Das ist quasi so eine Bestandsaufnahme und vor dem Hintergrund der Bestandsaufnahme
0:25:21–0:25:27
wird dann administrativ entschieden, dass man Zeit und Geld investieren kann,
0:25:27–0:25:28
um da etwas zu verändern.
0:25:28–0:25:31
Aber die Veränderung der Symptome steht dann natürlich im Vordergrund.
0:25:31–0:25:33
Das ist ein sehr medizinisches Denken.
0:25:34–0:25:40
Bei der Gestalttherapie, wenn man prozesshaft denkt, dann ist natürlich das,
0:25:40–0:25:44
was ich gerade als in Anführungszeichen Störung bestrieben habe,
0:25:44–0:25:47
ist ja permanent ein Thema.
0:25:47–0:25:49
Das muss ja nicht nur ein störendes Thema sein.
0:25:50–0:25:57
Es ist halt so, warum bin ich immer so angespannt, wenn ich beim Wandern auf
0:25:57–0:26:01
der Hütte bin und dann wird gefragt, ob ich Mitglied im Alpenverein bin oder nicht.
0:26:01–0:26:05
Warum? Das stört mich gar nicht mehr so sehr, aber ich kenne das irgendwie.
0:26:05–0:26:08
Es gibt Dinge, die einfach in Prozessen sich immer wiederholen.
Florian Clauß
0:26:08–0:26:10
Vielleicht haben wir deinen Alpenvereinsausweis vergessen.
Micz Flor
0:26:11–0:26:14
Vielleicht war das die Zeit, wo du und Lars nicht drin waren.
0:26:15–0:26:20
Ich dachte, mach ich was falsch? Keine Ahnung. Aber in dem Moment ist es auch
0:26:20–0:26:22
was Prozesshaftes, was passiert.
0:26:22–0:26:27
Und die Frage ist weniger, was hab ich für Symptome, wie Schwitzen oder sonst
0:26:27–0:26:32
was, was ist an der Grundlage? Sondern warum hab ich immer wieder diese gleichen ...
0:26:35–0:26:40
Prozesshaften Konflikte oder Störungen vielleicht sogar, wenn ähnliche Prozesse ablaufen.
Florian Clauß
0:26:40–0:26:46
Okay, das heißt also, wenn ich das mal so jetzt in meinen Worten zusammenfassen möchte,
0:26:46–0:26:49
es gibt ein, ich sag mal,
0:26:49–0:26:54
ein Intervall, ein Zeitintervall, da gibt es eine Empfindung,
0:26:54–0:27:00
eine Störung, ja, und es wird eigentlich sich so eher dieses Intervall sich
0:27:00–0:27:05
angeschaut, als jetzt weniger die Referenzen, was könnte es auslösen.
0:27:05–0:27:10
Also das heißt, es wird mehr in den Prozess geguckt und weniger Kausalität erforscht.
0:27:13–0:27:14
Weißt du, was ich meine?
Micz Flor
0:27:14–0:27:20
Ja, der Schwerpunkt liegt vielleicht anders. Man würde vielleicht weniger sagen,
0:27:20–0:27:24
was löst es aus und was tun sie, damit sie wieder weg ist.
Florian Clauß
0:27:24–0:27:24
Ja, genau.
Micz Flor
0:27:24–0:27:30
Sondern man würde eher fragen, wie erleben sie das? Das war's. Bis zum nächsten Mal.
0:27:32–0:27:37
Wie brechen Sie den Kontakt ab? Oder wie bleibt der Kontakt nicht mehr lebendig?
0:27:39–0:27:40
Und im Bewegen, sondern wird irgendwie starr?
Florian Clauß
0:27:41–0:27:46
Also, das war's, die Kausalität. Bist du gleichzeitig in so einem Apparat von ...
0:27:47–0:27:52
Von Kategorien, was du meintest, das Manual, ICCD, oder wie das heißt?
Micz Flor
0:27:53–0:27:56
ICD-10 bei uns, oder ICD-11, der neue, der jetzt offiziell schon draußen ist,
0:27:56–0:27:59
aber der wahrscheinlich noch lange nicht akzeptiert werden kann,
0:27:59–0:28:04
überkomplex ist. Aber das ist ein anderes Thema.
Florian Clauß
0:28:04–0:28:15
Okay. Wo im Prinzip da die Symptome kategorisiert werden und in Zusammenhänge,
0:28:15–0:28:16
kausalen Zusammenhänge gestellt werden.
0:28:18–0:28:24
Das weniger als zu schauen, das Wie. Also in dem Moment, also es geht ja um
0:28:24–0:28:25
die Arbeit mit den Patienten.
Micz Flor
0:28:25–0:28:29
Ja. Und wir bleiben bei diesem Begriff Prozess und die Frage,
0:28:29–0:28:33
die ich jetzt dann mir selber stellen würde, oder wenn ich dich begleite,
0:28:33–0:28:38
wäre eine mögliche Frage zu sagen, was ist denn für ein, wie wird denn Prozess
0:28:38–0:28:39
beschrieben der Gestalttherapie?
0:28:39–0:28:43
Ist es einheitliche Beschreibung oder gibt es ganz viele Prozesse?
0:28:43–0:28:44
Was ist das, ein Prozess?
0:28:45–0:28:47
Und da ist es in der Gestalt-Therapie so das...
0:28:51–0:28:53
Das ist was zweites, was du vorhin schon angesprochen hast, was Holistisches.
0:28:54–0:28:57
Es gibt im Prinzip ein zentraler Begriff, das ist die Kontaktgrenze.
0:29:00–0:29:10
Kontaktgrenze ist nämlich das, wo diese Prozesse stattfinden und wo eigentlich
0:29:10–0:29:15
immer ähnliche Phasen durchlaufen werden, die man so in der Gestalttherapie festgelegt hat.
0:29:19–0:29:21
Und diese Phasen habe ich vorhin schon so ein bisschen formuliert,
0:29:21–0:29:31
wenn so eine offene Gestalt beschrieben wird, dass man überhaupt als erstes wahrnimmt, da ist was.
0:29:32–0:29:37
Und das ist der Schritt raus aus der, in Anführungszeichen, Konfluenz.
0:29:39–0:29:42
Anführungszeichen nicht, weil es ist eigentlich kein, sondern Anführungszeichen,
0:29:42–0:29:47
weil das ist der Begriff dafür. Konfluenz. Konfluenz kann man auch beschreiben,
0:29:47–0:29:50
also wenn ich in Konfluenz bin, bin ich eigentlich in so einem symbiotischen
0:29:50–0:29:52
Raum. Alles erst mal so ganz gut.
0:29:54–0:29:58
Und da geht es mir auch ganz gut. Da bin ich vielleicht so einfach verspielt
0:29:58–0:29:59
oder liege so in der Wiese oder sowas.
0:30:00–0:30:04
Und dann merke ich aber auf einmal, ohne es vielleicht genau benennen zu können,
0:30:04–0:30:07
irgendwas ist gerade blöd.
0:30:08–0:30:11
Habe ich einen Sonnenstich bekommen? Lege ich im Ameisenhaufen?
0:30:12–0:30:14
Habe ich Hunger? Ich weiß es nicht. Aber du merkst halt irgendwie,
0:30:14–0:30:16
du kannst dich nicht mehr ganz hingeben. Du bist nicht mehr einfach in diesem
0:30:16–0:30:19
Konfluentensymbiotischen mit der Umgebung, mit dem Waldboden,
0:30:19–0:30:22
sondern irgendwas piekst, in Anführungszeichen.
0:30:23–0:30:28
Und damit verlässt du dann in dieser Kontaktkurve, verlässt du diese Konfluenz
0:30:28–0:30:34
und da ist es möglich, dass du in dem Moment schon auch ein typisches,
0:30:34–0:30:36
eine Kontaktstörung, sage ich mal.
0:30:36–0:30:39
Also Störung ist immer so ein relativer Begriff in der Gestalttherapie,
0:30:39–0:30:44
weil das passiert ja immer. und man muss nicht immer alles eins zu eins durchlaufen.
0:30:46–0:30:49
Aber aus der Konferenz rauszukommen, bedeutet wahrzunehmen.
0:30:52–0:30:56
Ein Bedürfnis entstanden ist, eine Form von irgendwie ist etwas entstanden,
0:30:56–0:31:02
was mich in Veränderung bringen möchte und sich dann aber auch die Zeit zu nehmen,
0:31:02–0:31:04
das weiter zu explorieren.
0:31:04–0:31:10
Das ist dieser allererste Impuls. Nach der Konferenz kommt dann die Möglichkeit,
0:31:10–0:31:15
dass man diese Kontaktprozess abbricht durch einen Intrujekt.
0:31:16–0:31:23
Ein Intrujekt heißt, dass man zum Beispiel Das ist ein uralter familiärer Dogmen,
0:31:23–0:31:26
den man einfach so geschluckt hat und nie hinterfragt hat, mitnimmt.
0:31:26–0:31:30
Von wegen, man geht wandern und einem tun die Beine weh und man möchte eigentlich
0:31:30–0:31:37
nur brüllen und alles wegwerfen. Aber in dem Moment exploriert man diesen Impuls, nicht dieses Gefühl.
0:31:38–0:31:42
Sondern erinnert sich, dass Papa immer gesagt hat, du schaffst das. Reiß dich zusammen.
0:31:43–0:31:47
Und dann macht man einfach weiter. Da bricht man dann auch wieder diese Exploration
0:31:47–0:31:51
für diese Veränderung, für dieses Neue, was der Körper will, ab.
Florian Clauß
0:31:51–0:31:57
Ist das Introjekt? Ist das so eine Art von Traumatisierung? Könnte man das so übersetzen?
Micz Flor
0:31:59–0:32:03
Im Begriffen der Gestalt heißt Introjekt etwas, was du internalisiert hast,
0:32:03–0:32:07
aufgenommen hast, aber nie wirklich integriert hast, sondern das sitzt einfach
0:32:07–0:32:08
so wie so ein Tropfen in dir.
0:32:11–0:32:17
Und Trauma in seiner Herkunft bedeutet ja aus der Somatik eigentlich so Zerstörung,
0:32:17–0:32:19
Schädeltrauma, das ist quasi eine Verletzung.
0:32:23–0:32:29
Der Begriff des Intrujekts ist eher etwas, was nie integriert wurde,
0:32:29–0:32:31
aber trotzdem den Organismus mitbestimmt.
0:32:32–0:32:34
Ich müsste jetzt drüber nachdenken, das kann ich dir nicht so...
Florian Clauß
0:32:35–0:32:41
Das, was du eben mit dem Kontakt... Sag noch mal den Begriff Kontakt.
Micz Flor
0:32:41–0:32:43
Kontaktkurve.
Florian Clauß
0:32:43–0:32:49
Also das heißt, wenn ich das so höre, habe ich so ein bisschen auch so eine
0:32:49–0:32:52
spirituelle Vorstellung davon.
0:32:52–0:32:55
Das heißt, es gibt so einen Zustand,
0:32:55–0:33:03
wo dann alles so eins ist und dieses Wohlfinden ist so im Jetzt und Hier,
0:33:03–0:33:09
wie man das dann von diesen ganzen Kalendersprüchen dann kennt. Im Hier und Jetzt.
0:33:10–0:33:16
Und dann gibt es aber irgendwo so eine leichte Störung. Also ist das ein Idealbild
0:33:16–0:33:19
in der Gestaltherapie, im Hier und Jetzt zu sein?
Micz Flor
0:33:21–0:33:25
Da springen wir jetzt von der Kontaktkurve weg und ich versuche das einfach zu beantworten.
0:33:25–0:33:29
Die Idee vom Hier und Jetzt ist sowas, da sind wir eigentlich.
0:33:29–0:33:31
Du hast ja wahrscheinlich auch Kung Fu Panda gesehen.
0:33:32–0:33:36
Und Kung Fu Panda ist ja auch so ein Kalenderspruch, den ich aber total schön
0:33:36–0:33:40
finde und deshalb jetzt wiederhole in Englisch, wo die Schildkröte sagt.
0:33:42–0:33:45
Gestern war Geschichte, morgen ist ein Geheimnis.
0:33:47–0:33:51
Today is a gift, that's why we call it present. Also die Present,
0:33:51–0:33:55
die Gegenwart, das ist halt alles, was wir haben. Da hinten ist Vergangenheit,
0:33:55–0:34:00
vorne ist Mystery, würde man sagen, Geheimnis noch.
Florian Clauß
0:34:00–0:34:01
Ungeklärt, ja.
Micz Flor
0:34:01–0:34:06
Und die Gegenwart ist halt das, worauf wir sind. Wenn du in einer therapeutischen
0:34:06–0:34:10
Sitzung bist, dann kommen Menschen immer mit Sachen, die nicht im Hier und Jetzt sind.
0:34:11–0:34:18
Die kommen an und sagen halt, mein Chef wurde gefeuert und jetzt haben wir so
0:34:18–0:34:21
einen Neuen, mit dem kann ich gar nicht so. Das heißt, hier kommt was von außen.
0:34:22–0:34:26
Und es geht oft natürlich auch um interpersonelle Themen und die Gestalttherapie
0:34:26–0:34:28
ist sehr stark über diese Kontaktgrenze,
0:34:28–0:34:31
Kontaktverständnis auch immer hat einen dialogischen Anteil.
0:34:31–0:34:36
Du bist mit Menschen in Kontakt, du bist mit dir selber, deinem Körper in Kontakt,
0:34:36–0:34:39
mit der Umgebung in Kontakt, mit der Hitze in Kontakt, mit dem Wetter,
0:34:39–0:34:45
mit der Luft. Also wir sind quasi generell immer in Kontaktprozessen und so
0:34:45–0:34:46
auch mit anderen Menschen.
0:34:47–0:34:50
Dann kommt diese Person eben mit etwas ins Hier und Jetzt der therapeutischen
0:34:50–0:34:54
Begegnung und bringt was von dort und damals mit.
0:34:55–0:34:59
Und es ist aber oft so, dass in der Exploration.
0:35:02–0:35:07
Wenn es dann eben auch emotionale Anteile entwickelt, dann ist das anders im
0:35:07–0:35:08
Hier und Jetzt als nur eine Erzählung.
0:35:08–0:35:14
Ja? Wenn du wirklich dann in den Kontakt kommst und wenn du vielleicht hinter
0:35:14–0:35:19
der Wut, mit der du über deinen Chef sprichst, irgendwann auch diese tiefe Verletzung,
0:35:19–0:35:22
die dieser Chef mitgebracht hat, weil der einfach ...
0:35:23–0:35:26
Sich gar nicht für diesen Bericht interessiert, den du sechs Monate hast schreiben
0:35:26–0:35:30
müssen, und das Ding liegt jetzt da rum, und du fühlst dich total entwertet.
0:35:31–0:35:35
Du schützt dich so sehr vor so einer Frage, weil da vielleicht noch andere Sachen
0:35:35–0:35:38
dahinter liegen. Da kommt eine ganze Schublade und die aufspringt.
0:35:40–0:35:43
Dann ändert sich die Art und Weise, wie du über das dort und damals erzählst.
0:35:44–0:35:49
Und das ist dieses dialogische Prinzip, was in der Gestalttherapie sehr eng
0:35:49–0:35:55
mit Martin Buber, einem Philosoph, ich glaube auch Theologe,
0:35:55–0:35:58
ich weiß gar nicht genau, was sein Hintergrund ist, muss ich sagen.
0:35:58–0:36:04
Können wir auch verlinken, der in den 1920er Jahren was über das Ich und das
0:36:04–0:36:07
Du und die Begegnung und den Kontakt geschrieben hat.
0:36:10–0:36:11
Also das ist schon lange, lange
0:36:11–0:36:14
her, aber eine sehr richtungsweisende Beobachtung von Kontaktprozessen.
0:36:19–0:36:23
Der unterscheidet zwischen der Ich-Es-Beziehung und der Ich-Du-Beziehung.
0:36:25–0:36:31
Die Ich-Es-Beziehung ist die Beziehung mit etwas, was wirklich objekthaft ist,
0:36:31–0:36:33
was mich nicht wirklich berühren muss.
0:36:33–0:36:37
Wir können gemeinsam über das Dritte sprechen, da sind wir beide da mit in Kontakt,
0:36:37–0:36:40
wir können es irgendwie hinkriegen, wie vorhin, wir warten auf die Ampel,
0:36:40–0:36:41
dass die grün wird und so.
0:36:42–0:36:46
Und es gibt eine Ich-Du-Begegnung oder Beziehung,
0:36:46–0:36:53
in der es nicht klar ist, was das Ziel ist und in der ich vielleicht auch verändert
0:36:53–0:36:57
herausgehe, weil ich nämlich mich auch öffne und nicht nur Dinge schließe,
0:36:57–0:37:00
erledige und so, sondern vielleicht auch ...
0:37:02–0:37:04
Noch gar nicht genau weiß, wo führt das hin?
0:37:06–0:37:10
Und der Hier-und-Jetzt-Begriff und die Ich-Du-Begegnungen, die sind für mich
0:37:10–0:37:11
sehr eng miteinander verknüpft.
0:37:11–0:37:16
Und du kannst dir das ja vielleicht auch vorstellen, wenn man jemandem begegnet
0:37:16–0:37:20
auf einer Geburtstagsfeier oder wie auch immer irgendwie, keine Ahnung,
0:37:20–0:37:21
zusammen Pizza rollen, sowas.
0:37:21–0:37:27
Und dann gibt es aber so ein Stückchen Unterhaltung, wo man merkt, da ist was passiert.
0:37:28–0:37:32
Das hat mich verändert. So, das ist dann so ein Moment, wo man wirklich eben
0:37:32–0:37:37
auch von der Berührung spricht. Das berührt mich. Wo man gar nicht physikalisch,
0:37:37–0:37:42
biologisch, körperlich berührt wird, aber man ist geöffnet, Man ist in der Begegnung.
0:37:45–0:37:51
Und es verändern. Und diese Idee von Ich-Du-Begegnung, die wurde von dem Soziologen
0:37:51–0:37:54
Hartmut Roser nicht explizit aufgegriffen,
0:37:54–0:37:57
aber ich finde noch mal ganz interessant ergänzt, der hat dieses Konzept der
0:37:57–0:38:03
Resonanz vor ein paar Jahren beschrieben, dass Dinge miteinander in Resonanz treten können.
0:38:03–0:38:06
Das kann man ja auch physikalisch messen, das ist bestimmt auch schon irgendwo
0:38:06–0:38:11
Video im Netz gesehen, wo so Metronome alle unterschiedlich ticken auf so einem
0:38:11–0:38:15
Brett, was auf zwei Rollen steht und irgendwann ticken die alle im gleichen Rhythmus.
Florian Clauß
0:38:15–0:38:21
Ja, das ist das Phänomen, dass im Schiff dann diese Uhren, die Pendeluhren,
0:38:21–0:38:23
alle immer gleich laufen.
Micz Flor
0:38:23–0:38:23
Ja.
Florian Clauß
0:38:25–0:38:29
Und ich meine auch nochmal um diesen physikalischen Raum mit Resonanz,
0:38:29–0:38:31
das ist natürlich, Gravitation ist da.
0:38:32–0:38:40
Auch wenn die ganz, ganz gering ist, aber es gibt eine Gravitationskraft zwischen den Körpern.
Micz Flor
0:38:42–0:38:49
Und die Resonanz gibt es natürlich auch in der Musik, wenn du halt zwei Gitarren
0:38:49–0:38:54
nebeneinander stellst, die genau gleich gestimmt sind und du schlägst eine an,
0:38:54–0:38:56
dann beginnt die andere zu schwingen.
0:38:56–0:38:59
Wenn aber der Körper sehr anders ist oder die Stimmung sehr anders ist,
0:38:59–0:39:04
dann beginnt die nicht zu schwingen oder nicht so stark zu schwingen und das
0:39:04–0:39:07
ist dann dieses Resonanzthema finde ich halt total spannend,
0:39:07–0:39:12
weil das sogar mehr noch eben in diese Kontaktkurve geht.
0:39:12–0:39:16
Wie beginnt das, welche Rolle hat die Resonanz, weil die natürlich auch eine
0:39:16–0:39:17
Feedbackschleife erzeugt.
0:39:17–0:39:23
Das wirkt ja auf mich auch wieder zurück als schwingender Körper und ja das
0:39:23–0:39:28
ist das hier und jetzt. Das sind Dinge, die können nur im hier und jetzt passieren. Und auch,
0:39:30–0:39:30
bei...
0:39:33–0:39:39
Selbst bei den ersten freudianischen Konzepten für Psychotherapie ist es eigentlich
0:39:39–0:39:43
sogar explizit ausformuliert über diesen Begriff der Übertragung,
0:39:43–0:39:47
weil da wurde auch schon gesagt, die Übertragungsneurose bedeutet,
0:39:47–0:39:53
dass ein Mensch in Therapie kommt und in der Beziehung zum Therapeut oder Therapeutin
0:39:53–0:39:57
genau die gleichen neurotischen Themen noch mal...
0:39:57–0:40:00
So, wie geht's Ihnen? Gut, gut, ich weiß gar nicht, warum ich hier bin.
0:40:00–0:40:03
Also da wird gleich wieder genau das hergestellt. Das wäre jetzt zum Beispiel
0:40:03–0:40:05
wieder ein gutes Beispiel in der Gestaltherapie für ein Introjekt.
0:40:05–0:40:07
Das muss mir immer gut gehen.
0:40:08–0:40:12
Also das heißt, eigentlich in der Psychotherapie auch von Anfang an ist das
0:40:12–0:40:16
schon Thema. Die Übertragung ist Neurose, die Übertragung, die Beziehung ist Thema.
0:40:18–0:40:22
Mit Martin Buber ist ja auch die gleiche Zeit in den 1920er Jahren und dann
0:40:22–0:40:22
jetzt nochmal Hartmut Roser.
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Da kommt dann vielleicht dieser Kontaktverlauf noch so ein bisschen besser rein.
0:40:28–0:40:34
Und im Hier und Jetzt stellt sich dann eben immer wieder auch da,
0:40:34–0:40:39
was wir an Fähigkeiten mitbringen und an Defiziten auch.
0:40:39–0:40:43
Also wir können, das weiß ich auch vom Gitarren in die Hand nehmen.
0:40:43–0:40:47
Ich spiele immer wieder die gleichen Soli, ich spiele immer wieder die gleichen Chorde.
0:40:47–0:40:52
Manche davon finde ich super schön und das öffnet mich und ich fühle mich da,
0:40:52–0:40:54
könnte ich stundenlang machen.
0:40:54–0:40:57
Und manche sind so Sackgassen, wo ich merke, da komme ich nicht raus,
0:40:57–0:41:01
möchte ich mir selber den Arsch treten, möchte es irgendwie besser hinkriegen.
0:41:02–0:41:03
Das heißt, ja.
Florian Clauß
0:41:06–0:41:12
Das vielleicht auch nochmal ergänzen, jetzt aus dem buddhistischen Kontext mit der Resonanz,
0:41:12–0:41:16
da gibt es ja diese Mantren, die gesungen werden, die Omani Pemihung und so weiter,
0:41:16–0:41:20
und das ist in der Theorie auch eben so dieses Resonieren,
0:41:20–0:41:26
das heißt, diese Wiederholung, dass das dann halt auch den Körper eröffnet und
0:41:26–0:41:33
auch entsprechend dann diese spirituelle Aktivität mit ins Feld bringt.
0:41:33–0:41:39
Das ist ja auch so die Zeit, wo dann solche Ansätze sich so ein bisschen religiös,
0:41:39–0:41:44
wissenschaftlich und psychotherapeutisch vermischen.
Micz Flor
0:41:45–0:41:50
Der Zen-Buddhismus war auch sehr stark, also einer der Mitbegründer,
0:41:50–0:41:55
es waren inhaltlich glaube ich hauptsächlich Fritz Perls,
0:41:55–0:42:00
Lore Perls, seine Frau oder andersrum, Lore Perls Fritz und Fritz Perls,
0:42:00–0:42:06
ihr Mann und dann später in Amerika Paul Goodman, der,
0:42:10–0:42:14
Soziologen waren, die haben das zusammen hauptsächlich ausformuliert.
0:42:14–0:42:18
Es gab dann noch einen Autoren, Hefferlein hieß der, der hat dann so Übungen
0:42:18–0:42:23
gemacht, psychologische oder psychotherapeutische Übungen, aber was dieses Konstrukt
0:42:23–0:42:25
angeht, waren die hauptsächlich die führenden Köpfe.
0:42:30–0:42:36
Und Fritz Perls war dann auch sehr beeindruckt und beeinflusst von Martin Buber.
0:42:37–0:42:40
Martin Buber eben auch von Zen-Buddhismus, Theologie und Zen-Buddhismus war
0:42:40–0:42:44
damals dann eher auf dem Thema, dass diese ersten Schriften sind so in den 40er
0:42:44–0:42:49
Jahren, Anfang 50er erschienen und deshalb hat das da auch einen großen Stellenwert.
0:42:52–0:42:56
Und ich versuche jetzt diese Kontaktsache noch mal ein bisschen zu schließen,
0:42:56–0:43:00
auch für mich. Wir machen jetzt viele, wir machen jetzt quasi so Matroschka-mäßig,
0:43:00–0:43:03
nur offene Formen und versuchen, die alle wieder zu schließen.
0:43:05–0:43:10
Also diese Idee von der Kontaktkurve geht durch so bestimmte Phasen,
0:43:10–0:43:14
ich habe schon beschrieben Konfluenz, also das symbiotisch Entspannte, aber irgendwas ist da.
0:43:14–0:43:19
Dann kommt das, Introjektion, die mir im Weg sein könnte, auf dem Weg herauszufinden,
0:43:19–0:43:21
was ist da eigentlich gerade los.
0:43:21–0:43:25
Das heißt, die Introjektion würde auch da wieder abbrechen, aber wenn ich da
0:43:25–0:43:26
durchgehe und nicht sage,
0:43:26–0:43:29
reiß dich zusammen, sondern ne, sorry, das tut weh, ich will wissen,
0:43:29–0:43:33
was das ist, dann komme ich vielleicht an so einen Ort der Projektion,
0:43:33–0:43:38
das wäre die nächste Phase, wo ich ein Bedürfnis habe, das mir aber selber gar
0:43:38–0:43:41
nicht zugestehe, sondern es in die Welt hinaus projiziere.
0:43:41–0:43:48
So von wegen, guck mal der da, der ist doch total sauer, guck dir den an.
0:43:48–0:43:52
Ja, der hat so richtig schlechte Laune, aber in Wahrheit sehe ich einfach die
0:43:52–0:43:55
schlechte Laune, die ich mitgebracht habe in den Menschen, denen ich begegne.
0:43:55–0:43:59
Wenn ich es dann aber zulasse, dass ich mich selber weiter explore,
0:43:59–0:44:05
sage, nee, in dem Moment, das ist ja meine schlechte Jahre, dann gibt es noch
0:44:05–0:44:06
diesen Moment der Retroflexion.
0:44:13–0:44:17
Heißt, dass man nicht in die Welt greift, um sich zu nehmen,
0:44:17–0:44:21
was man braucht, sondern diesen Impuls gegen sich selbst richtet.
0:44:21–0:44:26
Also es ist eine Form von, ich würde gar nicht sagen Selbstverletzung,
0:44:26–0:44:29
aber man richtet etwas gegen sich selbst, anstatt dass man dann wirklich zugreift.
Florian Clauß
0:44:29–0:44:31
Hast du da ein konkretes Beispiel?
Micz Flor
0:44:34–0:44:41
Wenn du bei Rot über die Ampel fährst und danach einen hochroten Kopf hast,
0:44:41–0:44:47
holl in die Bremsen steigst, rechts ran fährst und dich erst mal ohrfeigst, wie blöd du wieder bist.
0:44:48–0:44:52
Da ist ganz viel Wut und Energie, die weiß, woher die kommt,
0:44:52–0:44:56
aber im Endeffekt kriegst du es selber ab. Und nichts da draußen in der Welt
0:44:56–0:44:59
ist verändert. Nichts von dieser ganzen Frustration.
0:45:00–0:45:02
Warum muss ich so schnell stressen? Warum bin ich über die Ampel?
0:45:03–0:45:05
Fucking hell, hätte ich da nicht gestern.
0:45:05–0:45:07
Warum der? Hätten die nicht angerufen? Warum muss ich gleich springen?
0:45:07–0:45:11
All diese Sachen, die dich dazu gebracht haben, völlig Gedanken verloren und
0:45:11–0:45:15
viel zu schnell in so eine Gefahrensituation reinzugehen, werden nicht verändert,
0:45:15–0:45:18
sondern du klebst dir eine und damit ist es vom Tisch.
0:45:18–0:45:21
Das ist die Retroflexion, also die ...
0:45:21–0:45:24
Es geht nicht raus, sondern du führst es auf dich wieder zurück.
0:45:25–0:45:29
Der Impuls, der eigentlich der Welt gehört. Eigentlich schon.
0:45:31–0:45:34
Herausgefunden, was du brauchst, was du willst, was du gerne hättest.
0:45:34–0:45:36
Vielleicht traust du dich nur nicht, die Person anzusprechen.
0:45:38–0:45:41
Sonst traust du dir nicht, das letzte Brötchen vom Buffet zu nehmen,
0:45:41–0:45:42
weil es gehört sich nicht.
Florian Clauß
0:45:42–0:45:47
Aber ist damit dann in diesem Affekt ... ist damit die Konfluenz wiederhergestellt?
Micz Flor
0:45:48–0:45:51
Oder ist das ... Es ist ein Kontaktabbruch, würde man sagen.
Florian Clauß
0:45:51–0:45:52
Okay, ist ein Kontaktabbruch.
Micz Flor
0:45:53–0:45:57
Als Nächstes, es gibt jetzt manche Leute, die sagen, es gibt noch eine Deflektion,
0:45:57–0:46:00
den Begriff mag ich aber nicht so.
0:46:00–0:46:04
Der Egotismus heißt das, das ist quasi du öffnest dich an dieser Kontaktgrenze
0:46:04–0:46:08
und lässt zu, berührt zu werden. Da bist du ganz im Hier und Jetzt.
0:46:09–0:46:12
Und dann bist du eigentlich schon wieder direkt vor der Konfluenz.
0:46:13–0:46:16
Wenn wir jetzt den Begriff des Hungers nehmen, und zwar nicht einfach nur ich
0:46:16–0:46:21
stopfe irgendwas in mich rein, sondern ich will genau, ich brauche so einen
0:46:21–0:46:24
saftigen Apfel, ich habe richtig Bock auf Apfel, ich will keine Bratwürste,
0:46:24–0:46:26
ich will kein Stück Käse, ich brauche jetzt so einen Apfel.
0:46:26–0:46:30
Ich bin durch all diese Phasen durchgegangen und habe nicht gesagt,
0:46:30–0:46:33
nimm doch was auf dem Tisch steht oder so von wegen, ach guck mal,
0:46:33–0:46:34
was hat der für einen Hunger.
0:46:35–0:46:40
All diese Phasen habe ich durchgearbeitet und lasse zu jetzt diesen Apfel zu nehmen,
0:46:40–0:46:47
beiße rein, esse den und in dem Moment habe ich einfach ganz große Lust,
0:46:47–0:46:51
bin total im Moment, vergesse die Zeit, alles um mich drum herum,
0:46:51–0:46:54
öffne mich ganz diesem Apfel und kann den dann eben richtig assimilieren.
0:46:55–0:46:59
Nicht wie ein ein Intrujekt, was ich vorhin gesagt habe, was zwar einverleibt wurde,
0:46:59–0:47:04
aber nie assimiliert und integriert, sondern der Apfel, der wird dann in seine
0:47:04–0:47:08
Einzelteile zerkaut, der wird im Magen nochmal zerlegt, ich behalte,
0:47:08–0:47:11
was ich brauche, ich scheide aus, was ich nicht brauche.
0:47:12–0:47:15
Und in dem Moment ist dann diese Kontaktkurve für den Moment.
0:47:17–0:47:20
Und wir haben angefangen mit diesem Bild von Menschen liegen im Park,
0:47:20–0:47:23
jemand liegt im Park und liest und kommt an diesen Punkt, wo Apfel,
0:47:23–0:47:27
geht da durch, legt das Buch weg, nimmt den Apfel, isst den,
0:47:27–0:47:29
guckt rum, verliert jedes Zeitgefühl.
0:47:31–0:47:35
Dann ist das mit dem Apfel erledigt, legt es wieder weg und dann kommt die nächste
0:47:35–0:47:39
Kontaktkurve quasi schon wieder zu, sagt, wie ging das jetzt eigentlich im Buch
0:47:39–0:47:44
weiter? Und dann ist das Buch auf einmal wieder das, wo die Lust, der Impuls hingeht.
0:47:44–0:47:48
Das heißt, es geht nicht darum, Dinge abzuschließen und irgendwie so viel zu
0:47:48–0:47:51
essen, dass man nie wieder essen muss oder so viel zu lesen,
0:47:51–0:47:55
dass man nie wieder lesen will, sondern diese Kontaktprozesse gehen ineinander über.
0:47:55–0:48:00
Man ist immer irgendwie auch in Kontakt und die Dinge können aber nicht alle
0:48:00–0:48:04
gleichzeitig und parallel abgeschlossen werden, wobei manche werden so ganz nebenher gemacht.
0:48:04–0:48:08
Du pupst, kriegst vielleicht gar nicht mit, aber auch das war irgendwie ein
0:48:08–0:48:11
Unwohlgefühl, was der Körper ganz alleine gelöst hat.
0:48:13–0:48:15
Und das ist sozusagen die Kontaktkurve in der Gestaltherapie.
0:48:16–0:48:22
Es geht von so einem Equilibrium durch all diese möglichen Kontaktabbrüche bis
0:48:22–0:48:25
hin zur vollen Hingabe. Und damit ist es dann geschlossen. Ja,
0:48:25–0:48:26
dann ist die Form geschlossen.
0:48:27–0:48:28
Und im übertragenen Sinn einer
0:48:28–0:48:31
therapeutischen Sitzung kann das bei einem Thema eben auch passieren.
0:48:32–0:48:36
Und du merkst halt, wenn dann diese Hingabe passiert, das ist dann wirklich
0:48:36–0:48:38
ohne Abbruch, wird es dann eben auch emotional.
0:48:39–0:48:42
Dann auch geöffnet. Du bist dann irgendwie geöffnet und denkst halt so,
0:48:42–0:48:46
ja ey, mein Chef ist mir eigentlich egal, aber der Job und dieser Bericht,
0:48:46–0:48:49
den ich habe schreiben müssen und kein Interessiertes und heißt das,
0:48:49–0:48:52
ich bin da also ganz große Selbstzweifel, die vielleicht dahinterstehen.
0:48:52–0:48:54
Das ist dann der Moment, in dem...
0:48:56–0:49:01
Diese Kontaktkurve bis zu dem Punkt kommt, wo man das so weit öffnen kann,
0:49:01–0:49:06
dass dieses Thema, was man mitgebracht hat, auf einmal wirklich auch integriert
0:49:06–0:49:09
werden kann, Dinge erlebt werden können und das dann gewisserweise geschlossen
0:49:09–0:49:11
wird. Wenn ich das jetzt so ...
0:49:12–0:49:15
Beschreibe, merke ich, dass ich ein bisschen unzufrieden bin mit der Beschreibung,
0:49:15–0:49:17
weil ich mir wünschte, es würde besser draufpassen.
Florian Clauß
0:49:18–0:49:19
Auf was passen?
Micz Flor
0:49:19–0:49:25
Ja, irgendwie diese Idee vom Apfel verdauen und ein therapeutisches Thema entfalten
0:49:25–0:49:32
bis hin zum emotionalen neuen verändernden Blick, der was verändern kann,
0:49:32–0:49:34
passt halt nicht eins zu eins aufeinander.
0:49:34–0:49:39
Aber die Urfrage war ja, woher kommt der Begriff Gestalt?
0:49:39–0:49:44
Und das ist quasi, dass die Gestalttherapie hat den Gestaltwahrnehmungsbegriff aufgenommen,
0:49:44–0:49:50
hat gesagt, es gibt immer wieder emotionale Verzwickungen,
0:49:50–0:49:54
die vielleicht auch einfach damit zu tun haben, dass wir diese Gestalt,
0:49:54–0:50:00
die in uns entsteht als Illusion oder als Erklärung von bestimmten Zusammenhängen,
0:50:00–0:50:03
dass die einfach nicht passt, dass da was eben nicht geschlossen werden kann.
0:50:03–0:50:07
Und dann muss das eben in der Therapie geschlossen werden, damit es dann in
0:50:07–0:50:08
den Hintergrund treten kann.
0:50:10–0:50:14
Und dann kommt auch schon das Nächste hoch. Dann ist ja der Boss nur stellvertretend
0:50:14–0:50:16
für diese scheiß Arbeit, die ich habe.
0:50:18–0:50:21
Möchte ich mit meinem jetzigen Boss oder irgendjemandem drüber reden,
0:50:21–0:50:22
wie ich das verändern könnte?
0:50:22–0:50:27
Das ist jetzt auch sehr ein 0815-Thema Arbeit, aber gleichzeitig finde ich auch ganz anschaulich,
0:50:27–0:50:32
dass man an diesem einen Menschen sich abgearbeitet hat, aber in Wahrheit steht
0:50:32–0:50:35
ein ganz anderes Thema dahinter, dahinter, nämlich wie bin ich eigentlich in
0:50:35–0:50:40
diesen Job gekommen und will ich den verändern oder kann ich mich mit dem wirklich gut arbeiten.
0:50:41–0:50:45
Cool, wir sind hier bei diesen gruseligen Hunden. Kennst du die?
Florian Clauß
0:50:46–0:50:47
Äh, nee.
Micz Flor
0:50:47–0:50:47
Komm mal mit.
Florian Clauß
0:50:50–0:50:55
Also, wir haben hier noch so den Sternblick in die Siegessäule.
0:50:56–0:51:01
Wusstest du, dass die Siegessäule einmal neben dem Reichstag stand?
0:51:01–0:51:02
Nee. Und das übersetzt wurde?
Micz Flor
0:51:02–0:51:05
Nee.
Florian Clauß
0:51:05–0:51:09
Es gibt, ganz interessant, es gibt von der Stadt Berlin Karten,
0:51:09–0:51:14
historische Karten, die man so wie Google Maps dann quasi durchscrollen kann.
0:51:14–0:51:20
Da gibt es einen Stadtplan von 1870, glaube ich. Und da habe ich gesehen,
0:51:20–0:51:25
dass diese Siegessäule, oder nee, wann war da der deutsch-französische Krieg?
0:51:26–0:51:27
Vielleicht war es auch 1890.
Micz Flor
0:51:27–0:51:29
Da muss ich aufpassen.
Florian Clauß
0:51:31–0:51:35
Die Siegessäule ist ja gezimmert aus den Kanonen. Aber das hätten wir schon mal als Thema.
Micz Flor
0:51:36–0:51:38
Nee, hast du das schon mal gesagt? Das hätte ich mir gemerkt.
Florian Clauß
0:51:38–0:51:46
Ich glaube, ich hätte das gesagt bei deiner Folge über... Ähm...
0:51:46–0:51:48
Das war über die Do-It-Yourself.
Micz Flor
0:51:51–0:51:55
Ah, okay. Dann gucken wir mal, hier ist nämlich dieser...
0:51:58–0:52:02
Dieser Baum. Kennst du den? Nee. Das ist ein Michael-Jackson-Baum.
Florian Clauß
0:52:04–0:52:09
Das ist ja großartig. Hatte hier so ein Denkmal, so ein Fan-Culture-Denkmal.
Micz Flor
0:52:10–0:52:15
Müsste man jetzt mal gucken, wo der herkommt. Aber das war nach dem Tod von
0:52:15–0:52:18
Michael Jackson, war hier wohl unglaublich viel los. Und jetzt ist es immer noch so.
0:52:20–0:52:27
So ein Ort, aber es wirkt gerade sehr kuratiert. Okay. Kannst du Michael Jackson singen?
0:52:29–0:52:30
Ob ich das singen kann?
Florian Clauß
0:52:30–0:52:32
Ja, kannst du irgendeinen Text von ihm?
Micz Flor
0:52:33–0:52:37
Nee, aber das ist jetzt auch keine offene Gestalt für mich. Da bräuchte ich
0:52:37–0:52:42
nicht. Ehrlich gesagt, möchte ich da einfach durch Abwenden das wieder schließen,
0:52:42–0:52:44
wie die Ampel, die auf Grün geht.
Florian Clauß
0:52:44–0:52:49
Das war jetzt auch nicht angebracht. Sorry, dass ich hier den Konflenzstörer mache.
0:52:50–0:52:52
Da muss ich an mein Wiki denken.
Micz Flor
0:52:55–0:52:58
So, das ist jetzt so, wie ich vorhin gesagt habe, so Perlen,
0:52:58–0:52:59
die man hintereinander macht.
0:52:59–0:53:03
Ich möchte eine Sache noch kurz nochmal aufgreifen,
0:53:03–0:53:08
wenn wir über die Kontaktgrenze sprechen und dieses holistische Prinzip oder Verständnis,
0:53:08–0:53:12
das Feldtheoretische Verständnis, die Dinge wirken alle aufeinander ein,
0:53:12–0:53:18
sind miteinander in Kontakt, dieser Kontakt zu unserem eigenen Körper,
0:53:18–0:53:21
habe ich vorhin gemeint, das kann der Hunger sein, das kann irgendwas anderes
0:53:21–0:53:23
Müdigkeit oder Kontakt zu anderen
0:53:23–0:53:28
Menschen, aber natürlich auch Kontakt zu der Physikalität der Welt.
0:53:28–0:53:32
Es ist uns zu heiß oder es ist uns zu kalt. Also man ist eingebettet.
0:53:32–0:53:38
Und das ist natürlich auch so ein vielleicht sehr vereinfachtes Verständnis
0:53:38–0:53:44
von so asiatischen Philosophien oder so. Aber diese Idee, dass alles miteinander sich bedingt.
0:53:45–0:53:50
Und die Gestalttherapie hatte dann in den 50er Jahren und 60er Jahren auch so
0:53:50–0:53:55
eine Hochzeit, wo halt eben dann auch in der amerikanischen Kultur des We are
0:53:55–0:53:57
Stardust, wir sind alle in Sonnen entstanden.
Florian Clauß
0:53:58–0:53:59
Am Anfang war da Wasserstoff.
Micz Flor
0:54:00–0:54:06
Ja genau und da hatten wir auch darüber gesprochen, welche, weißt du immer besser
0:54:06–0:54:11
als ich, aber welche Elemente entstehen in Sonnen, welche entstehen im Urknall,
0:54:11–0:54:12
welche entstehen super, nu wäh.
0:54:13–0:54:17
So, guck mal und hier, von wegen Vordergrund und Hintergrund und Gestaltwahrnehmung.
0:54:18–0:54:25
Überall sind Eintracht Frankfurt-Fans in schwarz und schwarz-weiß. Weiß.
Florian Clauß
0:54:25–0:54:27
Spielen die im Olympiastadion? Ciao.
Micz Flor
0:54:29–0:54:35
Genau, Pokal. Meisterschaft Olympiastadion heute Abend um 20 Uhr ist Anstoß,
0:54:35–0:54:41
um das hier und jetzt unseres Walks nochmal zu erden.
Florian Clauß
0:54:41–0:54:49
Also wir können, wir laufen jetzt in Richtung zoologischer Garten und hier ist
0:54:49–0:54:56
eine ganz schöne Strecke, wo wir dann direkt in den Zoo teilweise schauen können.
0:54:57–0:55:01
Die sind wir da auch mal zusammen. Und hier ist ziemlich dieses Café,
0:55:01–0:55:03
genau, das Café am Neuen See.
Micz Flor
0:55:03–0:55:07
Ja, das ist da noch mal neu gemacht worden, das neue Café am Neuen See.
Florian Clauß
0:55:07–0:55:07
Das neue.
Micz Flor
0:55:08–0:55:09
Ja, müssen wir mal auf die Uhr gucken.
Florian Clauß
0:55:09–0:55:15
Ja, genau, du musst mir so sagen, ich denke, wir können dann einfach in der
0:55:15–0:55:17
S-Bahn am Zoo einsteigen. Ja.
0:55:18–0:55:22
Und ich steig dann am Hauptbahnhof wieder aus und geh zu meinem Rad.
0:55:22–0:55:26
Das heißt, jetzt haben wir noch so eine Strecke von 15 Minuten.
Micz Flor
0:55:26–0:55:34
Ja. Gestalttherapie. Wichtig vielleicht auch noch in der Gestalttherapie,
0:55:34–0:55:37
was haben wir denn schon besprochen?
0:55:38–0:55:40
Gehen wir mal zurück. Wir haben generell über das Thema Gestalt,
0:55:40–0:55:42
wo kommt der Begriff her, was bedeutet das?
0:55:43–0:55:47
Es ist natürlich aber auch so, dass in der Gestalttherapie schon auch viele
0:55:47–0:55:51
kreative Mittel als Methoden mit eingeführt werden.
0:55:51–0:55:56
Werden. Man kann da schon auch mal gestalten, tätig werden. Man kann zum Beispiel
0:55:56–0:56:02
auch mal, das ist das bekannteste aus der Gestalttherapie, Stühle aufstellen für die Familie im Raum.
Florian Clauß
0:56:03–0:56:06
Das kommt aus der Gestalttherapie, diese Familienaufstellungen?
Micz Flor
0:56:09–0:56:14
Familienaufstellung nicht, aber die Arbeit mit Stühlen. Da gibt es zum Beispiel dann Parts.
0:56:16–0:56:19
Von so einer Familientherapeutin, die das weiterentwickelt hat,
0:56:19–0:56:23
wo man Anteile von sich, bestimmter Konflikt, Weihnachten, was mache ich da?
0:56:23–0:56:26
Ich will unbedingt hin, aber ich möchte da nicht wohnen, sowas.
0:56:26–0:56:30
Ich sage, ok, nehmen wir den Stuhl mal, der möchte unbedingt zu Weihnachten.
0:56:30–0:56:36
Und dieser Stuhl, das ist der Teil von Ihnen, der eigentlich auf keinen Fall
0:56:36–0:56:39
da wohnen möchte, über Weihnachten, lieber ein eigenes Zimmer nehmen.
0:56:40–0:56:43
Und dann der dritte Teil, der versucht, die beiden so also diese teile
0:56:43–0:56:46
auf den stühlen kann man dann sogar mal einnehmen kann
0:56:46–0:56:50
mal als stuhl sprechen gesagt ich will unbedingt nach weihnachten und
0:56:50–0:56:53
ohne wenn und aber darf man sich komplett auf diese freude einlassen
0:56:53–0:56:56
und die wünsche und die gerüche und die erinnerung im prinzip ist
0:56:56–0:57:01
das mehr oder weniger auch dann eine methode um bestimmte sachen im raum dann
0:57:01–0:57:06
abzulegen also wie so memotechnik oder so was genau das kann passieren man kann
0:57:06–0:57:10
miteinander in dialog treten dass es wirklich dann auch räumlich ist und das
0:57:10–0:57:15
bleibt manchmal eben dann auch über über eine bestimmte Zeit noch bestehen,
0:57:15–0:57:18
dass die Patienten, Patientinnen dann halt das Gefühl haben so,
0:57:18–0:57:22
ja den Stuhl, ich erinnere mich noch, das ist so jetzt drei Monate her,
0:57:22–0:57:24
aber ich weiß noch, da saß mein Onkel drauf.
0:57:25–0:57:29
Und man kann dann aber auch entweder über Stühle sich selbst abbilden,
0:57:29–0:57:34
mit sich selbst in Kontakt treten und dann zum Beispiel Dialog herstellen zwischen
0:57:34–0:57:39
den Anteilen, ich möchte unbedingt Weihnachten bei meiner Familie sein versus
0:57:39–0:57:43
ich möchte mich eigentlich von denen soweit es geht irgendwie distanzieren,
0:57:43–0:57:44
weil es geht eh nur Stress.
0:57:47–0:57:52
Das ist eine Methode, man kann aber natürlich auch wirklich gestalterisch tätig
0:57:52–0:57:57
werden, man kann Dinge auch malen, man kann dann diese Gemälde auch interpretieren,
0:57:57–0:58:01
ähnlich wie Träume, also Materialien und das wäre vielleicht auch in der Traumreihe als.
0:58:03–0:58:07
Thema aufmachen. Und ja, das war der Gestaltbegriff.
0:58:08–0:58:12
Dann haben wir den Prozess, das Prozesshafte, was dazu führt,
0:58:12–0:58:17
dass die Gestalttherapie oft sich einfach nur anschaut, wie wird denn in Kontaktprozessen
0:58:17–0:58:22
mit dem eigenen Körper oder auch in der therapeutischen Begegnung,
0:58:22–0:58:26
wie kommen da zum Beispiel bestimmte Intrujekte, meistens sind das das Erste,
0:58:26–0:58:29
was irgendwie in die Oberfläche kommen kann, so innere Vorsätze,
0:58:29–0:58:30
wo man gar nicht weiß, wo die her sind.
0:58:32–0:58:38
Dann diese ganzen Kontaktfunktion oder wenn sie stören, sind eben Kontaktabbrüche,
0:58:38–0:58:42
die man so durchläuft, bis man sich dann schlussendlich seinen Impulsen,
0:58:42–0:58:44
seinen Wünschen auch so hingeben kann.
0:58:45–0:58:49
Das Ganze in einem holistischen Feld eingebettet, wo alles mit allem irgendwie
0:58:49–0:58:51
auch fast systemisch in Kontakt steht.
0:58:53–0:58:56
Und in diesem Feld sind wir auch mit allem irgendwie in Kontakt.
0:58:57–0:59:02
Und da entstehen ja dann genau eben auch diese Bedürfnisse, die an der Kontaktgrenze sind.
0:59:03–0:59:05
Bist du sicher, dass wir jetzt hier wirklich richtig laufen?
0:59:06–0:59:09
Jetzt bin ich gerade wie in der Überwachung. Jetzt werden wir den Fluss langgeführt.
0:59:11–0:59:12
Ist das korrekt?
Florian Clauß
0:59:12–0:59:17
Ja. Also hier noch mal eine kurze Referenz, auch auf eine andere Folge.
0:59:17–0:59:19
Hier ist der Rosa-Luxemburg-Steg.
0:59:20–0:59:25
Das war eine coole Wampe, oder wem gehört die Welt, ne? Hier an der Stelle ist,
0:59:25–0:59:29
glaub ich, auch Karl Liebknecht in Rüder-Luxemburg getötet worden, von dem Freikorps.
Micz Flor
0:59:31–0:59:35
Ja, hier in der Nähe, ich weiß nicht, Kito hatte mir den Ort mal gezeigt.
Florian Clauß
0:59:37–0:59:45
Und da, wo sich auch der Herrendorfer, jenseits des Fernellengürtels,
0:59:45–0:59:49
und Tschick, der hat sich dann auch, glaube ich, an der Stelle erschossen.
0:59:51–0:59:55
Also zumindest hier irgendwo am Kanal. Und das Das war ja so seine Freitodentscheidung.
1:00:03–1:00:10
Darf ich, weil ich eine, ich wollte dich jetzt nicht unterbrechen in der Aufreihung der Bären.
1:00:11–1:00:15
Vielleicht noch einen Aspekt, den ich vorher so reingebracht habe,
1:00:15–1:00:20
da habe ich eher so an die wissenschaftliche Nachvollziehbarkeit und Methodik
1:00:20–1:00:23
bei der Gestalttherapie gefragt.
1:00:24–1:00:30
Im Sinne von, gibt es da so ein Apparat? Aber jetzt, wo du mir das so nähergebracht
1:00:30–1:00:36
hast, sehe ich das fast wie in der Programmierung so ein Framework.
1:00:37–1:00:42
So ein Framework, wo bestimmte Begriffe irgendwo beschrieben sind,
1:00:42–1:00:48
die miteinander korrelieren, die jetzt nicht unbedingt so wissenschaftlich kategorisieren,
1:00:48–1:00:54
sondern eher korrelieren, um dann bestimmte Situationen mit dem Patienten stellen
1:00:54–1:01:01
zu können, die dann in diese Begrifflichkeit wieder aufgelöst werden können.
1:01:01–1:01:07
Also würdest du das auch eher als so ein Framework sehen, dass dir dann gewisse
1:01:07–1:01:12
Methoden in der Arbeit als Therapeut dann gibt?
1:01:15–1:01:19
Jetzt weiterführende Frage, wenn du mit Patienten arbeitest,
1:01:19–1:01:27
sind das dann eher Methoden, die du aus der Gestalttherapie dann anwendest oder
1:01:27–1:01:29
aus dem anderen Feld der Psychotherapie?
Micz Flor
1:01:32–1:01:38
Ja, also die erste Frage ist so, ich glaube, dass es total wichtig ist,
1:01:38–1:01:42
wenn man therapeutisch arbeitet, dass man ein Menschenbild mitbringt.
1:01:43–1:01:48
Und diese Menschenbilder finde ich, aber immer mehr sind fast manchmal sogar
1:01:48–1:01:49
in Anführungszeichen störungsabhängig.
1:01:50–1:01:54
Also das gestalterapotische Menschenbild,
1:01:54–1:01:59
ein alternatives Wort für Gestalterapie,
1:01:59–1:02:04
was auch diskutiert wurde, war Existenzialtherapie, glaube ich,
1:02:04–1:02:09
weil dieses Existenzialismus, wo ich mich nicht so genau auskenne,
1:02:09–1:02:14
aber diese Ein wichtiger Aspekt in der Gestaltung der Therapie ist,
1:02:14–1:02:17
da ist eine große Verantwortlichkeit des Menschen für sein eigenes Leben Schicksal.
1:02:17–1:02:22
Wir sind in dieser Welt auch verantwortlich, selbst wenn wir das immer vielleicht abwenden wollen.
1:02:22–1:02:28
Aber es geht auch wieder darum, den Menschen im therapeutischen Prozess oder
1:02:28–1:02:32
Begleitung über Gewahrsein,
1:02:32–1:02:37
über die Begleitung dahin zu bringen, Entscheidungen zu fällen,
1:02:37–1:02:38
Verantwortung zu übernehmen.
1:02:41–1:02:44
Und jetzt habe ich vergessen, wie ich da hingekommen bin.
Florian Clauß
1:02:44–1:02:45
Im Menschenbild?
Micz Flor
1:02:45–1:02:49
Im Menschenbild, genau. Das heißt, die Gestelltherapie, die das verlangt,
1:02:49–1:02:53
ist vielleicht dann auch nicht nur, weil sie.
1:02:57–1:03:00
Sagen. Also es ist ja auch so, das wird nicht von der Kasse getragen. Das heißt,
1:03:00–1:03:03
dass Menschen, die setzen sich hier in die Zahlen jede Stunde selber,
1:03:03–1:03:08
die sind dadurch auch irgendwie in einer vielleicht kontrollierenden Rolle oder
1:03:08–1:03:12
gleichzeitig kaufen sich die Freiheit, eine bestimmte Form der Behandlung,
1:03:12–1:03:15
in der sie auch mitgestalten können, zu durchgehen.
1:03:16–1:03:20
Das heißt, die sind sowieso schon Menschen, die vielleicht auch mehr von dieser
1:03:20–1:03:24
Verantwortung ausüben, die sich das irgendwie auch mal leisten können.
1:03:25–1:03:29
Und da passt dann vielleicht dieses gestalterapeutische Menschenbild auch ganz gut.
1:03:31–1:03:35
Wären vielleicht andere Störungen, die ein Menschenbild, ich bin jetzt mal ganz
1:03:35–1:03:41
extrem, ein, keine Mensch, jemand hat eine akute Psychose und irgendein Psychiater
1:03:41–1:03:44
sagt, dann nehmen wir mal diese Tablette. Das ist dann ein sehr biochemisches Menschenbild.
1:03:45–1:03:51
Das ist halt die, die Chemie an den Synapsen korrigiert wird,
1:03:51–1:03:54
um diese Person überhaupt erst mal wieder in eine Position zu bringen,
1:03:54–1:03:59
wo die die Welt zulassen kann und sich nicht die ganze Zeit überfordert fühlt von der Welt.
1:04:01–1:04:04
Das ist dann ein anderes Menschenbild, was du mitbringst. Und ich würde nicht
1:04:04–1:04:08
Framework sagen, sondern ein Menschenbild, was dann in gewisser Weise auch wie ein Kompass ist.
1:04:09–1:04:12
Der Kompass gibt ja auch eine große Trennung auch in den Richtlinienverfahren
1:04:12–1:04:15
zwischen Erwachsenen und Kinder- und Jugendpsychotherapie,
1:04:15–1:04:21
weil das eben auch vielleicht unterschiedliche sind,
1:04:21–1:04:24
mit denen man den Menschen begegnet, während man bei Erwachsenen vielleicht
1:04:24–1:04:29
oft zurückgeht in eine Familie, in der Dinge analysiert, thematisiert,
1:04:29–1:04:31
gedeutet, konfrontiert werden.
1:04:33–1:04:36
Was man in der Gestalt-Therapie im Hier und Jetzt machen würde,
1:04:36–1:04:39
weil sich das vielleicht doch auch in der Beziehung, in der Gruppe oder in der
1:04:39–1:04:43
Einzelwohnung wiederherstellt, ist es bei der Kinder- und Jugendpsychotherapie
1:04:43–1:04:44
oft der Fall, dass es halt ...
1:04:45–1:04:50
Da ist das Kind eben mittendrin in solchen Prozessen. Und das muss nicht nachträglich
1:04:50–1:04:55
irgendwie noch mal durchgearbeitet werden. Das heißt, du bringst dann ...
1:04:56–1:05:00
Du könntest das Framework nennen, aber du bringst vielleicht auch so ein Menschenbild mit.
1:05:00–1:05:04
Vielleicht eins, was sehr intrapsychisch denkt, das ist alles nur in dieser
1:05:04–1:05:05
Person, wir fixen das, das ist sehr symptombezogen.
1:05:06–1:05:12
Oder es ist eher, wow, jetzt gucken wir uns die Vögel an hier im Zoo.
Florian Clauß
1:05:13–1:05:16
Der ist aber nicht so attraktiv, hier guckt keiner rein.
Micz Flor
1:05:18–1:05:22
Auf jeden Fall ist das die erste Frage.
1:05:22–1:05:26
Und die zweite Frage, die sich dahinter anschließt, ist halt,
1:05:26–1:05:32
sind diese unterschiedlichen Frameworks wirklich so stark voneinander getrennt.
1:05:32–1:05:36
So würde ich vielleicht dann auch nochmal anders herankommen,
1:05:36–1:05:42
weil es auch in empirischen oder in Evidenzforschung für Psychotherapie so ist,
1:05:42–1:05:46
dass man merkt bei Herr Volker Czuschka,
1:05:46–1:05:50
kann ich auch verlinken, der hat eine Studie gemacht, eine lange Studie in der Schweiz,
1:05:50–1:05:57
wo wirklich von therapeutischen Gesprächen die einzelnen Sätze von objektiven
1:05:57–1:06:02
BegutachterInnen geratet wurden, welcher Schule die zugehören und so.
1:06:02–1:06:06
Also da wurde wirklich Satz für Satz geguckt, was passiert denn in dieser Behandlung
1:06:06–1:06:08
und da wurde dann einfach gemerkt,
1:06:08–1:06:15
dass egal wie die TherapeutInnen ausgebildet sind, es ist immer ein Mix,
1:06:15–1:06:17
es ist nie eine klare Trennung.
1:06:19–1:06:20
Und da ist es so, dass...
1:06:24–1:06:27
Historisch auf dem medizinischen Denken mit Evidenzforschung festgelegt wurde,
1:06:27–1:06:30
welche Verfahren werden von der Kasse gezahlt und welche nicht.
1:06:30–1:06:34
Und da sind es inzwischen halt vier. Systemische kamen noch dazu,
1:06:34–1:06:38
aber traditionell war es die analytische Psychotherapie, die tiefenpsychologisch
1:06:38–1:06:43
fundierte Psychotherapie, die Verhaltenstherapie und seit neuestem eben auch die systemische.
1:06:44–1:06:51
Und die ganzen humanistischen Verfahren, Da gibt es inzwischen auch wieder ein
1:06:51–1:06:53
Bestreben, wie bei der systemischen, die hat es ja auch geschafft,
1:06:53–1:06:58
da reinzukommen, zu beweisen, dass sie im medizinischen Denken evident sind.
1:06:58–1:07:04
Aber die Gestalttherapie, die über Paul Goodman auch so Wurzeln in den Anarchismus
1:07:04–1:07:07
hinein hat, die will das auch nicht unbedingt.
1:07:08–1:07:11
Es gibt auch eine Supervisorin von mir,
1:07:11–1:07:15
Katharina Stahlmann, die hat auch einen Artikel geschrieben über Gestalltherapie
1:07:15–1:07:22
und Anarchie und die Abrechnung über gesetzliche Krankenversicherung,
1:07:22–1:07:28
wo es wirklich historisch auch eine riesen Diskussion war wohl in der Gestalltherapie,
1:07:28–1:07:33
möchte man wirklich auch Teil davon werden von dieser bezahlten Armee von PsychotherapeutInnen
1:07:33–1:07:36
oder ist das dem Menschenbild,
1:07:36–1:07:41
mit dem man in die Behandlung geht, so komplementär entgegengerichtet,
1:07:41–1:07:44
dass man eben keine manualisierte Richtlinientherapie machen möchte,
1:07:44–1:07:49
sondern die heißen auch nicht PatientInnen, die heißen KlientInnen,
1:07:49–1:07:54
die entscheiden selber, die bringen das Geld mit, die zahlen das sofort.
1:07:54–1:07:55
Das ist alles quasi im Hier und Jetzt.
Florian Clauß
1:07:55–1:07:55
Ja.
1:07:58–1:08:03
Und ja, wo man noch so ein gewisser, wieder dem System, wo man sich da noch
1:08:03–1:08:08
nicht so in diesem freieren Ansatz, Das kann ich mir vorstellen.
Micz Flor
1:08:15–1:08:19
Jetzt bin ich so ein bisschen total zerfasert. Müssen wir das irgendwie alles
1:08:19–1:08:24
noch gut zusammenrollen wieder und eine Schleife drum machen?
Florian Clauß
1:08:24–1:08:27
Oder ist da auch eigentlich ein guter Punkt? Ja, so eine Sushi-Rolle.
Micz Flor
1:08:30–1:08:34
Von dem, was du gerade gesagt hast mit dem Framework, ist dann eine Sache noch
1:08:34–1:08:38
wichtig, wenn ich so ein Menschenbild habe Wozu bräuchte es das überhaupt?
1:08:38–1:08:46
Da kann ich nicht einfach so lange Zeit wahnsinnig irgendwelche religiösen Menschen,
1:08:46–1:08:50
Schamanen, die das irgendwie so gemacht haben, da auch irgendwas gebracht. Was ist jetzt anders?
1:08:51–1:08:54
Was macht so ein Menschenbild? Und die Frage würde ich halt beantworten,
1:08:54–1:08:57
dass natürlich sich aus diesem Menschenbild dann auch ableiten lässt,
1:08:57–1:09:02
wie man in dieser Beziehung anwesend ist oder vielleicht sogar interveniert
1:09:02–1:09:04
oder die Aufmerksamkeit hinlenkt.
1:09:06–1:09:07
Und das ist dann der...
1:09:12–1:09:17
Der wissenschaftliche Moment, der forschende Moment, der dann zum Beispiel sagt,
1:09:17–1:09:23
wenn es so ist, das Gewahrsein, das ist ein ganz wichtiger Begriff in der Gestalttherapie,
1:09:23–1:09:27
oder Awareness im Englischen, hieß manchmal auch Achtsamkeit,
1:09:27–1:09:34
aber Gewahrsein heißt sozusagen ein bewusstes Handeln, sich gewahr zu sein,
1:09:34–1:09:37
was man gerade macht, sich diesen Kontakt abbrichen, gewahr zu sein.
1:09:37–1:09:38
Ja, das ist ja wirklich so.
1:09:38–1:09:43
Jedes Mal, wenn mir beim Wandern die Füße wehtun, höre ich meinen Papa sagen, reiß dich zusammen.
1:09:44–1:09:48
Das sind diese Momente, wo auf einmal in vollem Gewahrsein bestimmte Dinge durchlaufen
1:09:48–1:09:52
werden. Wenn in der Gestalttherapie dann in der Methodik da sein kann,
1:09:52–1:09:56
okay, Gewahrsein ist so wichtig, jetzt machen wir das mal ganz langsam.
1:09:57–1:10:02
Sie wollen aus der, das ist jetzt eine hypothetische Situation,
1:10:02–1:10:05
Sie wollen einfach gehen. Sie sind total sauer auf mich, Sie wollen jetzt gehen.
1:10:06–1:10:10
Das dürfen Sie auch. Tun Sie mir den Gefallen, machen Sie es ganz langsam.
1:10:11–1:10:14
Und auf dem Weg zur Tür kommentieren Sie, was Sie gerade erleben.
1:10:15–1:10:20
Das wäre dann so eine Intervention, die sich an diesem Menschenbild vielleicht orientiert.
1:10:21–1:10:25
Und was könnte dann passieren? Die Person steht auf, ganz langsam,
1:10:25–1:10:28
und vielleicht sagt sie dann so was wie, oh, ich fühle mich total erleichtert.
1:10:29–1:10:35
Oder sagt dann, mir wird gerade alles total peinlich. Oder was Körperliches,
1:10:35–1:10:36
mir wird ganz schwindelig.
1:10:37–1:10:41
Oder ich merke, wie ich ganz rote Backen kriege. Das sind alles Dinge,
1:10:41–1:10:44
die passieren können und die dann erlauben, in dieser Verlangsamung,
1:10:44–1:10:49
in dem Gewahrsein, was Neues darin zu sehen, das neu bearbeiten zu können.
1:10:49–1:10:55
Das wird das auslösen. Und eine Sache ist dann auch, es gibt ein Buch von Paul
1:10:55–1:10:56
Goodman, einer der AutorInnen.
1:10:59–1:11:04
Gestaltesten aufwürfen der Gestalttherapie, der sagt, Natur heilt,
1:11:04–1:11:08
oder in der Gestalttherapie auch zu sagen, einfach Gewahrsein halt.
1:11:08–1:11:14
Ein weiterer Begriff neben Gestalttherapie und Existenzialtherapie war auch
1:11:14–1:11:17
Konzentrationstherapie mit Blick auf dieses Gewahrsein.
1:11:17–1:11:22
Wenn man in vollem Gewahrsein Dinge tut, dann bringt man sich automatisch in
1:11:22–1:11:26
eine Position, die auch modellieren zu können, verändern zu können,
1:11:26–1:11:31
damit spielen zu können, vielleicht die entwaffnen zu können oder sie beleben zu können dadurch.
Florian Clauß
1:11:31–1:11:36
Das ist ein bisschen wie Meditation dann wieder, wenn man das in so einem spirituellen Apparat sieht.
Micz Flor
1:11:36–1:11:41
Ja, mit dem Unterschied, dass die Meditation, wobei es vielleicht gar keinen
1:11:41–1:11:44
so großen Unterschied gibt. Also in dieser Gestaltwahrnehmung ist natürlich
1:11:44–1:11:46
alles Illusion, wie ich am Anfang gesagt habe.
1:11:47–1:11:51
Und wenn alles Illusion ist, dann kannst du natürlich,
1:11:51–1:11:56
wenn du advanced unterwegs bist, auch intrapsychisch über Meditation,
1:11:56–1:12:01
über innere Abbilder und Illusionen bestimmte Dinge verändern,
1:12:01–1:12:05
während andere vielleicht die Notwendigkeit haben, begleitet zu werden oder
1:12:05–1:12:10
in der Gruppe zu arbeiten, um bestimmte Dinge verändern zu können in vollem Gewahrsein.
Florian Clauß
1:12:10–1:12:15
Naja, das ist ja auch im Buddhismus, wird ja auch gesagt, dass alles Illusion ist, alles ein Traum.
Micz Flor
1:12:16–1:12:22
Ja, das ist, also wie gesagt, die Gestalttherapie würde das so Nicht vor alles stellen,
1:12:22–1:12:29
aber in der Begleitung ist das natürlich Thema, weil wenn ich die Dinge verlangsamen
1:12:29–1:12:33
oder auf Stühle stelle oder so, dann nehme ich mir auch raus zu sagen,
1:12:33–1:12:35
es ist eh eine Illusion. Da kann man sich auch ein bisschen dran rumbiegen.
1:12:36–1:12:40
Wenn ich rein symptomorientiert bin, sage ich, okay, das verstehe ich jetzt
1:12:40–1:12:43
nicht. Gestern noch hatten sie Hyperventilation, heute nicht.
1:12:44–1:12:46
Gestern war es nur ein Symptom, heute nicht.
1:12:48–1:12:51
Da müssen wir schon jetzt klar sein, haben sie es oder haben sie es nicht.
1:12:51–1:12:54
Also da wird gar nicht so groß geguckt, ob sich da was verändert oder man will
1:12:54–1:12:58
ja auch Veränderungen. Das ist ja der ganze Job und wenn sich dann aber was
1:12:58–1:13:01
verändert, dann ist man ein bisschen gefrustet, weil die Diagnose nicht mehr stimmt.
1:13:05–1:13:08
Ja, jetzt ist es eher so, dass ich das Gefühl habe, dass ich so die Krümelchen
1:13:08–1:13:11
auf den letzten Schritten zusammensuche von Sachen, die ich...
Florian Clauß
1:13:12–1:13:15
Du brauchst dich jetzt nicht da irgendwie auf perfekte Vollständigkeit...
1:13:19–1:13:24
Ich glaube, das, was ich jetzt von dir erzählt bekommen habe,
1:13:24–1:13:31
finde ich, ich habe ein klareres Bild.
1:13:32–1:13:37
Und ich glaube auch, das, was ich dann so ein bisschen mit Framework und Methode
1:13:37–1:13:41
und so weiter, was ich da so ein bisschen rausführen wollte,
1:13:41–1:13:45
ist vielleicht gar nicht so der Ansatz, der da mit in der Gestalttherapie drin ist.
1:13:45–1:13:51
Das ist eher so auf so einem Kompass, auf einem Menschenbild und das dann in
1:13:51–1:13:58
der Zusammenarbeit mit dem Patienten, Patientin, das ist dann so der Wegweiser,
1:13:58–1:14:00
wie das dann laufen kann.
1:14:01–1:14:06
Insofern, ich dachte ja, okay, weißt du, so von meinem ganzen Medienbereich,
1:14:06–1:14:09
dann gibt's halt die und die Methodik, um das und das rauszuarbeiten,
1:14:09–1:14:11
dann gibt's dann, aber das geht es gar nicht.
1:14:11–1:14:14
Ich glaube, dann ist es eher so mein Ding, weil ich dann halt irgendwie mit
1:14:14–1:14:17
einem agilen Framework und einer Gestalt-Therapie und...
Micz Flor
1:14:17–1:14:20
Ja, aber es ist ja auch da interessant, dieses Bild, die Gestalt,
1:14:20–1:14:23
wenn man jetzt diese alten, die frühen Tage von Search Engine Optimization,
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wo es den Google-Dance gab, wo Google seinen Algorithmus geändert hat und alle
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geguckt haben, wie dann die Inselseiten irgendwie darauf anspringen.
1:14:30–1:14:35
Das war ja so ein fast schon okkulter Raum, da hat man irgendwie diesem Google
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Objekt oder Konstrukt hat man ja quasi schon so gottgleiche Sachen.
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Das wird jetzt so viel entschieden über unsere Sales, über unsere...
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Das war ja auch eine große Herausforderung.
1:14:46–1:14:49
Und man versucht es zu beschreiben.
1:14:49–1:14:53
Und das ist, glaube ich, nur natürlich. Und ich glaube auch in der Ausbildung
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zur Therapeutin ist es oft so die Frage, aber wenn die Person jetzt das und
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das sagt, was muss ich denn dann sagen?
1:15:00–1:15:03
Und in der Programmiersprache gibt es aber dann immer diese witzigen Sachen,
1:15:03–1:15:07
die dann sagen, ja, okay, bist du jetzt jemand, der Tabs oder Whitespaces hat für Indentation?
1:15:07–1:15:13
Und das sind so Religionen innerhalb von einer in sich geschlossenen Programmiersprache,
1:15:13–1:15:16
wo vielleicht die Codes gar nicht so anders aussehen, aber dann in Wahrheit
1:15:16–1:15:20
wirklich völlig anders aufgebaut sind, weil die anders reagieren,
1:15:20–1:15:21
wenn man White Space reinmacht.
1:15:23–1:15:28
Und das, finde ich, ist dann vielleicht ein anschauliches Bild für die Form der Psychotherapie.
1:15:28–1:15:33
Du hast dich auf eine Programmiersprache dann eingelassen und dahinter steht
1:15:33–1:15:38
ein Gefühl, wie dieser Algorithmenraum zu gestalten ist.
1:15:39–1:15:43
Aber innerhalb dessen gibt es unglaublich viele Freiheiten, wie man damit umgeht.
1:15:44–1:15:47
Und trotzdem, und das ist dann das, was ich vorhin meinte mit dem Intervention
1:15:47–1:15:54
und diesem empirischen, ja, also ich versuche was und gucke, was passiert.
1:15:54–1:15:56
Und das kann ja dann dazu führen, dass ich sage, naja, okay,
1:15:56–1:16:02
mein Menschenbild, wie das hier alles tickt, das bekommt, ich komme nie,
1:16:02–1:16:08
also ich komme nie sinnvoll auf ein Ergebnis, was sich aufgrund meiner Theorie hervorsagen ließe.
1:16:10–1:16:14
Ein interessantes Beispiel dafür, was viele kennen, ist diese frühe Forschung von ADHS.
1:16:15–1:16:17
Da gab es zwei unterschiedliche Modelle, das habe ich vielleicht sogar schon
1:16:17–1:16:19
mal gesagt, weil ich es so anschaulich finde.
1:16:19–1:16:24
Die einen sagten, es gibt in bestimmten Bereichen im Gehirn scheinbar zu viele
1:16:24–1:16:26
Interneuronen, die hemmend wirken.
1:16:26–1:16:30
Deshalb ist das Gehirn die ganze Zeit dabei, Aktivität herzustellen,
1:16:30–1:16:37
durch Hyperaktivität sich die ganze Zeit gegen diese Dämpfung zu stemmen und aktiv zu bleiben.
1:16:38–1:16:42
Woanders sagt das, da ist ja Quatsch, es gibt einfach viel zu wenig hemmende
1:16:42–1:16:44
Interneuronen, deshalb ist das Gehirn die ganze Zeit überladen,
1:16:44–1:16:45
ist die ganze Zeit am Fummeln.
1:16:46–1:16:50
Und man hat dann herausgefunden, später durch eben Intervention,
1:16:50–1:16:55
dass auf einer Verhaltensebene Amphetamine gut gegen ADHS sind.
1:16:55–1:16:58
Das heißt, die erste Hypothese war die richtige. Es wurde zu viel gedämpft.
1:16:59–1:17:03
Wenn ich Amphetamine hinzufüge, dann muss das Gehirn selber weniger leisten,
1:17:03–1:17:06
um in ein aktiveres Niveau zu kommen.
1:17:07–1:17:14
Und voilà, die Person wird paradoxerweise ruhiger, obwohl sie Anführertermine genommen hat.
1:17:14–1:17:18
Und das sind so Sachen, wo ich denke, wo dann die Psychotherapie-Forschung eben
1:17:18–1:17:23
über Empirie und Beobachtung sich dann justieren kann.
1:17:26–1:17:30
Aber zentral finde ich trotzdem immer dieses Menschenbild, was selbst wieder
1:17:30–1:17:35
ein Hintergrund vor dem man solche Ansätze überhaupt erst mal formulieren kann.
1:17:36–1:17:38
Und es ist ja auch eine humanistische Arbeit.
1:17:40–1:17:42
Ja, wir denken ja vom Menschen her.
Florian Clauß
1:17:49–1:17:54
PsychotherapeutInnen meistens. Sollte sein. Spannend. Also ich kann mir vorstellen,
1:17:54–1:17:56
dass das auch eine Reihe werden könnte.
Micz Flor
1:17:56–1:17:59
Ja, aber ich kenne mich mit vielen Sachen nicht gut genug aus,
1:17:59–1:17:59
das ist nicht so einfach.
Florian Clauß
1:17:59–1:18:04
Vielleicht jetzt auch theoretisch wie auch praktisch. Also was gibt es denn
1:18:04–1:18:07
da für Möglichkeiten in der Arbeit mit PatientInnen?
Micz Flor
1:18:11–1:18:15
Komm, wir gehen auch zusammen bis zur S-Bahn, dann sind wir eine Runde gelaufen. müssen wir hier rein?
Florian Clauß
1:18:15–1:18:19
Wir können sowohl als auch, obwohl hier geht es zu den Bahngleisen,
1:18:19–1:18:21
da vorne geht es zur S-Bahn.
1:18:24–1:18:27
Bevor ich jetzt das Outro mache, möchte ich dich noch mal fragen,
1:18:27–1:18:33
war das jetzt für dich erstmal so ein runder Abschluss?
1:18:34–1:18:39
Du wolltest so schön die Perlenkette und dann die Figuren hintereinander stecken
1:18:39–1:18:40
und am Ende waren es nur noch Krüme.
Micz Flor
1:18:42–1:18:44
Das war Interessant, dass du das sagst, weil in dem Moment, wo ich das Wort
1:18:44–1:18:48
Krümel gesagt habe, habe ich mich dann eigentlich an das gedacht,
1:18:48–1:18:51
was davor war und dachte, ja, es stimmt, ich bin jetzt schon mit der Abreise
1:18:51–1:18:55
beschäftigt und ich bin schon im anderen Kontaktprozess.
1:18:55–1:18:59
Also Teile von mir haben schon andere Bedürfnisse, wollen wissen,
1:18:59–1:19:02
wo ist die S-Bahn und so weiter. Und deshalb kann ich jetzt nicht einfach so
1:19:02–1:19:10
selbst verloren, zeitverloren, hingebungsvoll im Thema drin sein und dann nehme ich das als Krümel wahr.
1:19:11–1:19:16
Also da ist es eher wieder so, wenn ich in vollem Gewahrsein noch mal drauf
1:19:16–1:19:20
schaue, dann kann ich das auch liebevoll wieder annehmen, was ich da gedacht
1:19:20–1:19:24
habe, was aber auf den ersten Blick so ein bisschen frustriert, destruktiv war.
Florian Clauß
1:19:24–1:19:25
Ja, okay.
Micz Flor
1:19:26–1:19:30
Und jetzt ist es auch so, der Blick geht hoch. Stadtrundfahrt, Sightseeing, Bier.
Florian Clauß
1:19:30–1:19:37
Hier riecht es nach Bier, genau. Hier laufen viele Menschen in schwarz und weiß rum.
1:19:40–1:19:44
Ich weiß nicht, verfolgst du das Spiel dann heute? Wahrscheinlich nur so.
Micz Flor
1:19:45–1:19:49
Ich hab noch gar nicht drüber nachgedacht. Das wäre dann auch der Blick nach
1:19:49–1:19:50
oben, was ist das Nächste.
1:19:51–1:19:53
Ich habe die ganze Zeit nur an dich gedacht im Zug.
1:19:55–1:19:56
Dass wir das hier alles gut hinkriegen.
Florian Clauß
1:19:58–1:19:59
Ach so.
1:20:03–1:20:05
Also das war jetzt eigentlich Folge 27.
1:20:08–1:20:13
Heute mit Gestalttherapie und ich glaube...
Micz Flor
1:20:13–1:20:16
Weißt du was? Ich habe eine Idee. Wir gehen jetzt hoch und wir lassen es noch
1:20:16–1:20:20
mal ein bisschen laufen und vielleicht fällt dir noch irgendwas ein und mir
1:20:20–1:20:23
noch irgendwas ein und dann schickst du mir das später.
Florian Clauß
1:20:23–1:20:26
Du bist heute auch beim Laufen lachen.
Micz Flor
1:20:26–1:20:31
Wir lassen es nicht offen, es ist immer, es passiert, es hört nie auf, es geht immer weiter.

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Shownotes

Mitwirkende

avatar
Florian Clauß
Erzähler
avatar
Micz Flor

Transcript

Micz Flor
0:00:00–0:00:05
Hallo und willkommen zu eigentlich Podcast. Ich habe keine Erkältung,
0:00:05–0:00:09
aber ich glaube ich reagiere ein bisschen auf Pollen, der gerade hier rumfliegt
0:00:09–0:00:13
und versucht mit mir Sex zu machen. Mal gucken, ob er damit mit mir klarkommt.
Florian Clauß
0:00:13–0:00:18
Dafür hast du aber eine ganz tolle Stimme, also eine ganz tolle radiofrohne Stimme.
Micz Flor
0:00:18–0:00:23
Ja, das müssen wir mal gucken. Ich bin mal gespannt, wenn wir es dann später
0:00:23–0:00:24
im Schnitt hören. Ich kenne es jetzt noch nicht.
Florian Clauß
0:00:24–0:00:28
Ja, wir können ja verschiedene Filter drauf tun, dann wird es noch basaler.
0:00:30–0:00:35
Man hört nicht mal meinen Schnaufen. Das hat mich bei den letzten Routen so ein bisschen gestört.
0:00:35–0:00:40
Und dann habe ich das gefiltert und dann klang das so, als ob ich im Studio
0:00:40–0:00:41
stehe und die ganze Zeit schnaufe.
Micz Flor
0:00:44–0:00:50
Fehlt der Kontext. Aber ist ja interessant. Kontext schafft Bedeutung.
Florian Clauß
0:00:50–0:00:53
Was haben wir jetzt? Hast du es angesagt, dass wir eigentlich Podcast machen?
Micz Flor
0:00:53–0:00:58
Eigentlich Podcast, genau. Wir verlassen gerade die Zivilisation.
0:00:58–0:01:03
Das war hier wahrscheinlich das letzte fossilverbrennende Gefährt, was uns vorbeifährt.
0:01:05–0:01:13
Und ich heiße euch willkommen zur eigentlich Folge 26, die Flo heute moderiert.
0:01:15–0:01:16
Und ich übergebe gleich an dich.
Florian Clauß
0:01:16–0:01:18
Du moderierst und ich erzähle.
Micz Flor
0:01:18–0:01:22
Okay, Flo ist heute der Erzähler der eigentlich Podcast-Folge Nummer 26.
0:01:24–0:01:26
Florian, ich weiß ja schon ein bisschen etwas, aber...
0:01:29–0:01:31
Ich bin mal gespannt, wie du das jetzt anmoderierst.
Florian Clauß
0:01:32–0:01:38
Die Latte ist hochgelegt. Hallo auch von mir. Herzlich willkommen bei eigentlich Podcast.
0:01:39–0:01:42
Und anmoderieren möchte ich das, nachdem wir mit der letzten Folge,
0:01:42–0:01:52
meiner Geburtstagsfolge, wo du mit Sal zusammen das Geschenk vorbereitet hast.
0:01:53–0:01:56
Es ist ja nicht eine klassische Eigentlich-Folge, die ihr gemacht habt.
0:01:57–0:02:02
Tatsächlich mehrere Zeitsprünge in der Erzählung, was uns dann zu einer,
0:02:02–0:02:03
ja also wirklich einer Montage-Kunst...
Micz Flor
0:02:07–0:02:11
Ein Damm geöffnet damit. Ja, ich fand auch, dass das stimmt.
0:02:11–0:02:14
Also ich fand es auch im Trailer war es drin, dann leider nicht mehr in der
0:02:14–0:02:19
Folge. Aber die erste Folge, in der wir zwar laufend reden, aber nicht beim Laufen reden.
Florian Clauß
0:02:19–0:02:26
Nein, nicht beim Laufen reden. Wir machen uns das mit diesem Prinzip etwas einfacher,
0:02:26–0:02:30
weil wir linear erzählen, linear schneiden und dann nicht montieren.
0:02:31–0:02:35
Aber es hat dann nochmal so eine ganz neue Dimension eröffnet,
0:02:35–0:02:39
die letzte Folge. Also nochmal vielen Dank, ganz offiziell in diesem Format,
0:02:39–0:02:41
für dieses wunderbare Geschenk.
0:02:42–0:02:44
Ich werde berichten von meinen Kimchi fortschritten.
0:02:45–0:02:47
Noch habe ich den Topf ausgewaschen und er steht da.
0:02:50–0:02:52
Und eventuell werde ich tatsächlich mal mit Sauerkraut probieren.
0:02:57–0:03:02
Das war eigentlich Folge 25 und ich dachte, ich knüpfe da an,
0:03:02–0:03:06
wo ich das letzte Mal mit eigentlich 24 aufgehört habe.
0:03:07–0:03:12
Ich hatte das Gefühl, das Format hat dir gefallen. Wir machen das ja quasi nur
0:03:12–0:03:16
zum gegenseitigen gefallen hier unseren Podcast und dachte, du hast schon Stromgitarre
0:03:16–0:03:18
2, ich mache jetzt wieder eine Märchenfolge.
0:03:20–0:03:21
Eine habe ich noch.
0:03:22–0:03:28
Und genau, diesmal bin ich etwas anders im Vorgehen.
0:03:28–0:03:35
Also ich habe gemerkt in der Postproduktion bei meiner Fuchsgeister-Geschichte,
0:03:35–0:03:40
dass ich nicht der beste Vorleser bin beim Laufen.
0:03:40–0:03:43
Und deswegen habe ich das Märchen vorproduziert.
0:03:44–0:03:48
Und ich werde es nicht aus dem Stand vorlesen oder beim Laufen vorlesen,
0:03:48–0:03:54
sondern wir werden uns das Märchen, soviel sei geteasert, also absatzweise anhören.
0:03:54–0:03:59
Ich werde es auch im Ganzen in der Folge verlinken und ich möchte mit dir so ein bisschen tiefer,
0:03:59–0:04:04
dann jetzt nicht in verschiedene Motive, wie das letzte Mal beim Fuchsgeistern,
0:04:04–0:04:09
diese Fuchsgeister erörtern, sondern ich möchte, dass wir wirklich uns ein Märchen,
0:04:09–0:04:15
ein klassisches Märchen, auch von den Brüdern Grimm, uns anhören und da so verschiedene
0:04:15–0:04:18
Aspekte beleuchten, die uns auffallen.
0:04:23–0:04:27
Und warum, also die Frage ist natürlich nach der Legitimation,
0:04:27–0:04:28
warum können wir davon was erzählen?
0:04:29–0:04:32
Ja natürlich, weil es uns interessiert, aber mich interessiert vor allen Dingen
0:04:32–0:04:39
dann in deinem Interpretationsansatz die psychotherapeutischen oder die psychologischen
0:04:39–0:04:42
Aspekte, die in Märchen immer sehr ganz tief drin sind.
0:04:42–0:04:48
Und ich selber, ich glaube ich habe es erwähnt, Ich habe in den 90ern an der
0:04:48–0:04:52
Humboldt-Uni Theaterwissenschaft und Kulturwissenschaft studiert.
0:04:52–0:04:56
Das heißt, eine gewisse fachliche Legitimation kann ich davon ableiten.
0:04:58–0:05:02
Textanalyse und Dramaturgie habe ich sehr viel gemacht und Filmwissenschaft auch.
0:05:03–0:05:07
Insofern, so ein bisschen, so einen kleinen wissenschaftlichen Auftrag darf
0:05:07–0:05:09
ich mir doch selbst genachnien.
0:05:11–0:05:12
Nur, warum dürfen wir das?
Micz Flor
0:05:12–0:05:16
Ja, natürlich. Aber es ist gut, dass du es sagst, weil mir das die Möglichkeit
0:05:16–0:05:19
gibt, auch noch mal mich so ein bisschen...
0:05:20–0:05:22
Ins Spotlicht und aus dem Spotlicht
0:05:22–0:05:26
zu nehmen. Und zwar hat der Flo mich gestern noch kurz angerufen,
0:05:26–0:05:29
hat gemeint, das sind das Märchen, vielleicht doch ganz gut,
0:05:29–0:05:33
wenn du mal reinguckst, weil ich bin gespannt, was du als Psychologe und oder
0:05:33–0:05:36
Psychotherapeut dazu zu sagen weißt.
0:05:36–0:05:40
Und ich habe mir das jetzt auch durchgelesen und weiß auch, was du jetzt meinst.
0:05:42–0:05:45
Und habe dann aber gleichzeitig gemerkt, dass das ganz schön Druck macht,
0:05:45–0:05:51
weil die Psychotherapie-Wissenschaft ist ja immer auch so eine Wissenschaft
0:05:51–0:05:56
der Hermeneutik, das heißt, man hat was und man versucht, diesen Text zu interpretieren.
0:05:56–0:06:00
Also eine Interpretation des Textes, vielleicht eine Analyse auch des Textes,
0:06:00–0:06:07
vor allen Dingen aber auch eine Deutung weiß ich gar nicht.
0:06:07–0:06:10
Deutung ist natürlich in der Psychotherapie immer wichtig oder psychodynamischen
0:06:10–0:06:14
Psychotherapie wichtig, dass man Dinge deutet. Aber bei der Deutung kommt ja
0:06:14–0:06:19
dann auch schon immer das Individuelle, das Therapeuten oder die Therapeutin rein.
0:06:21–0:06:24
Aber ich habe gemerkt beim Textlesen, wenn ich das von weggreifen darf,
0:06:24–0:06:30
dass ich gemerkt habe, dass diese Idee von Textinterpretation irgendwie auf
0:06:30–0:06:31
drei Ebenen funktioniert.
0:06:32–0:06:37
Das eine ist halt so klassischerweise Bible Studies oder Gesetzestexte,
0:06:37–0:06:41
dass man versucht, entweder auf einer symbolischen oder inhaltlichen Ebene diesen
0:06:41–0:06:45
Text zu erläutern, zu erklären, was ist damit genau gemeint, wie ist das auszulegen.
0:06:46–0:06:49
Das ist also so eine analytische oder deduktive Form der Textinterpretation.
0:06:53–0:06:58
Die zweite Form, würde ich sagen, ist so eine Art induktive, die ich erlebt habe.
0:06:58–0:07:02
Da geht es eher um so eine Form von Assoziation, dass man sagt,
0:07:02–0:07:07
okay, was löst dieser Text für Assoziationen aus? Was verbinde ich damit?
0:07:07–0:07:09
Was könnte dieses Bild bedeuten?
0:07:09–0:07:14
Gerade bei der Interpretation von Märchen nicht unwichtig. Und das Dritte fand
0:07:14–0:07:17
ich interessant, noch so als eine Form von Kompass. Was passiert da?
0:07:17–0:07:22
Habe ich überhaupt Zugang zu dem Thema oder nicht? So eine emotionale Reaktion auf den Text.
0:07:23–0:07:27
Ich weiß gar nicht, wie das hermeneutisch oder ob das schon phänomenologisch
0:07:27–0:07:38
ist, aber dass man eben seine inneren emotionalen Prozesse als Teil des Textes versteht und deutet.
0:07:38–0:07:41
Die sind quasi verknüpft mit dem, was mir gegeben wird.
0:07:42–0:07:45
Und das sind so Situationen, die man vielleicht kennt aus einem Horrorfilm.
0:07:46–0:07:51
Wenn man einen Horrorfilm guckt, der einen wirklich ängstlich werden lässt oder
0:07:51–0:07:58
wo man wirklich etwas drin ist und reagiert auf den Film, auf die Story, auf die Effekte.
0:07:59–0:08:01
Oder ob man den einfach nur anguckt und nicht genau weiß.
0:08:02–0:08:06
Wozu das geht. Also das sind so diese Sachen. Ich habe gemerkt,
0:08:06–0:08:08
beim Lesen, Hermeneutik sind
0:08:08–0:08:13
für mich drei Teile geworden. Das eine ist deduktiv, von oben nach unten.
0:08:13–0:08:18
Das zweite ist induktiv, assoziativ, Bilder erleben und verknüpfen.
0:08:18–0:08:24
Und das dritte ist die emotionale Antwort auf das Material, die mir vielleicht
0:08:24–0:08:28
dann einfach sagt, hier ist was oder hier ist für mich nix, ich sehe hier nix,
0:08:28–0:08:30
hier brauche ich gar nicht suchen. Punkt.
Florian Clauß
0:08:30–0:08:35
Du merkst, ich habe viel Druck. Ich merke schon und vielen Dank mit für diesen
0:08:35–0:08:37
wissenschaftlichen Überbau.
0:08:37–0:08:39
Der baut bei mir gerade einen Druck auf.
0:08:40–0:08:45
Ich habe diese Einleitung gemacht, um uns ein bisschen wissenschaftlich zu legitimieren.
0:08:45–0:08:49
Die würde ich jetzt komplett wieder rausnehmen und sagen, wir sind ja einfach nur,
0:08:49–0:08:53
eigentlich nur ein Format mit laufendem Reden und das, was uns interessiert
0:08:53–0:08:57
und wo wir vielleicht so etwas gehört haben, gewisses Halbwissen haben,
0:08:57–0:08:59
gewisses Wissen auch haben, dass
0:08:59–0:09:02
wir das einbringen und auch auf der assoziativen Ebene eher behandeln.
0:09:02–0:09:06
Also ich möchte jetzt nicht, dass wir uns da jetzt irgendwie so selber Druck machen.
Micz Flor
0:09:08–0:09:11
Wobei das ursprüngliche eigentlich Konzept schon auch war, dass wir immer dachten,
0:09:11–0:09:14
was ist hier eigentlich los, worum geht es eigentlich? Und das ist natürlich
0:09:14–0:09:20
bei so einem hämöneutischen Ansatz mehr gegeben, als wie wir eigentlich auch manchmal...
0:09:23–0:09:28
Benutzt haben als eine Form von Fokus, wo man sagt, was war dir eigentlich am wichtigsten?
0:09:28–0:09:32
Also das eigentliche ist der Blick entweder dahinter, das machen wir heute ein
0:09:32–0:09:36
bisschen, hinter das Märchenblicken, oder eigentlich Podcast ist oft einfach
0:09:36–0:09:40
auch nur von all dem, was ist eigentlich dein Lieblings Tom Cruise Film?
Florian Clauß
0:09:40–0:09:43
Genau, also so ein bisschen auch meine Fuchsgeistergeschichte,
0:09:43–0:09:48
wo ich dann als Kritik gehört habe, das ist doch viel zu lang die Einleitung
0:09:48–0:09:51
gewesen, und ich möchte dann irgendwie früher zu Märchen.
0:09:52–0:09:54
Also da war vielleicht zu viel eigentlich drum herum gebaut.
0:09:55–0:09:59
Fokus dann eher so shiftend, aber nicht so direkt. Aber es ist schön.
0:10:00–0:10:04
Um was geht es denn heute eigentlich für ein Märchen? Ich möchte es zwar wegnehmen,
0:10:04–0:10:09
na, das heißt, wir sind ja mittendrin, der Eisenhans heißt das Märchen.
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Eisenhans aufgeschrieben und katalogisiert von den Gebrüdern Grimm.
0:10:15–0:10:19
Und ich möchte jetzt auch nicht Gebrüder Grimm großartig vorstellen.
0:10:21–0:10:26
Ich möchte nur so ein bisschen zeitlichen Rahmen abstecken. Also Jakob und Wilhelm Grimm,
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zwei Brüder, haben 1785 geboren, der eine, und 1859, 1863 sind die gestorben.
0:10:39–0:10:45
Also die beiden Brüder gelten auf der einen Seite quasi als Mitbegründer der
0:10:45–0:10:53
Germanistik und sind als Sprachwissenschaftler und Volkskundler in die Geschichte eingegangen.
0:10:53–0:10:57
Also die Gebrüder Grimm haben zum ersten Mal,
0:10:57–0:11:02
naja, nicht zum ersten Mal, aber sie haben wissenschaftlich Quellen zusammengesammelt,
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Quellen kategorisiert und zugeordnet und eine gewisse Ordnung,
0:11:07–0:11:12
einen gewissen Katalog reingebracht in die ganzen Märchen und Volkskunden.
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Das ist so, was die Gebrüder Grimm geleistet haben.
0:11:18–0:11:24
Genau das, also wir werden noch mal in den Shownotes dann die Wikipedia-Einträge,
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ich glaube, da kann man sich selber vertiefen, wie man will,
0:11:26–0:11:29
in diese Thematik der Gebrüder Grimm.
0:11:29–0:11:35
Es ist sehr spannend, also das ist dieses Zeitalter, wo Wissenschaft dann eben anfängt,
0:11:35–0:11:40
sich in verschiedenen Gebieten auszuprägen, also Geistes- und Kulturwissenschaften,
0:11:40–0:11:47
und wo eben ein gewisser Apparat geschaffen wird, um Sachen zu ordnen und unterscheiden.
0:11:48–0:11:53
Untersuchbar zu machen. Also die Gebrüder Grimm haben ganz viele Märchen zusammengetragen,
0:11:53–0:11:56
aufgezeichnet und versucht dann zu beordnen.
0:11:57–0:12:00
Und das was beim Eisenhans gibt es zwei verschiedene Versionen.
0:12:00–0:12:06
Eine von 1850 und eine von 1857 ist glaube ich die zweite.
0:12:07–0:12:12
Es gibt noch mal einen anderen Index, das möchte ich auch noch mal ganz kurz hier einbringen.
0:12:12–0:12:18
Der wurde zur Vergleichbarkeit von Volkskunden, also von Märchen,
0:12:18–0:12:23
Volkssagen, um das auch Europa und weltweit vergleichen zu können,
0:12:23–0:12:25
gibt es den sogenannten ATU.
0:12:27–0:12:28
Das ist der Arne-Thomson-und-Uther-Index.
0:12:33–0:12:36
Und das ist quasi über diese drei Personen, die verschiedene Herangehensweisen
0:12:36–0:12:42
dann entwickelt haben, um Märchen zu kategorisieren, gibt es diesen ATU-Index.
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Der wurde so das Anfang des 20. Jahrhunderts dann geschaffen und der Eisenhans hat den Index ATU 502.
0:12:54–0:12:58
Und ich wollte nur mal ganz kurz vorlesen, was ist denn ATU?
0:12:58–0:13:04
Denn also um diese Begrifflichkeiten da mal aufzulesen, das ist ATU von 300
0:13:04–0:13:09
bis 750 sind die so Zaubermärchen, die sogenannten.
0:13:09–0:13:13
Und die klastern sich dann nochmal in verschiedene Unterteile,
0:13:13–0:13:20
wie zum Beispiel übernatürliche Gegenspieler, verzauberte Frau oder andere Verwandte,
0:13:20–0:13:25
übernatürliche Aufgaben, übernatürliche Helfer.
0:13:25–0:13:30
Das ist übrigens der der Eisenhans, übernatürliche Helfer ist ATU 500-599.
0:13:35–0:13:38
Dann Zaubergegenstände, übernatürliches Können und Wissen, andere übernatürliche Geschehnisse.
0:13:41–0:13:48
Also ganz kurz mal um Geschmack zu bekommen, in welcher Ordnung sich der Eisenhans bewegt.
0:13:49–0:13:53
Und bei den übernatürlichen Helfer gibt es dann natürlich, das wird schon relativ
0:13:53–0:13:58
konkret, der Name des übernatürlichen Helfers, ein Monster enthüllt das Rätsel,
0:13:58–0:14:00
die alten Spinnerinnen und so weiter.
0:14:00–0:14:06
Also nur, um das mal anzureißen, in was für ein Feld sich das bewegt. So, der Eisenhans.
0:14:08–0:14:15
Ich würde vorschlagen, dass wir jetzt zusammen in meiner Aufzeichnung reinhören
0:14:15–0:14:22
und den ersten Absatz gemeinsam anhören und darüber uns dann unterhalten. Okay, Mitch?
Micz Flor
0:14:23–0:14:28
Ja, dass du das vorher aufgenommen hast, hast du ja...
Florian Clauß
0:14:28–0:14:34
Hab ich schon gesagt, genau. Also, dann würde ich sagen, jetzt mach ich da mal an.
0:14:36–0:14:40
Es war einmal ein König, der hatte einen großen Wald bei seinem Schloss,
0:14:40–0:14:43
darin lief Wild aller Art herum.
0:14:43–0:14:48
Zu einer Zeit schickte er einen Jäger hinaus, der sollte ein Reh schießen,
0:14:48–0:14:49
aber er kam nicht wieder.
0:14:50–0:14:54
Vielleicht ist ihm ein Unglück zugestoßen, sagte der König und schickte den
0:14:54–0:14:58
folgenden Tag zwei andere Jäger hinaus, die sollten ihn aufsuchen,
0:14:58–0:15:00
aber die blieben auch weg.
0:15:01–0:15:05
Da ließ er am dritten Tag alle seine Jäger kommen und sprach,
0:15:05–0:15:10
»Streift durch den ganzen Wald und lasst nicht ab, bis ihr sie alle gefunden habt.«,
0:15:12–0:15:16
Aber auch von diesen kam keiner wieder heim, und von der Mäute Hunde,
0:15:16–0:15:20
die sie mitgenommen hatten, ließ sich keiner wieder sehen.
0:15:22–0:15:27
Von der Zeit an wollte sich niemand mehr in den Wald wagen, und er lag da in
0:15:27–0:15:32
tiefer Stille und Einsamkeit, und man sah nur zuweilen ein Adler oder Habicht
0:15:32–0:15:32
darüber hinwegfliegen.
0:15:34–0:15:39
Das dauerte viele Jahre, da meldete sich ein fremder Jäger, bei dem König suchte
0:15:39–0:15:44
eine Versorgung und erbot sich, in den gefährlichen Wald zu gehen.
0:15:45–0:15:48
Der König aber wollte seine Einwilligung nicht geben und sprach,
0:15:48–0:15:54
»Es ist nicht geheuer darin, ich fürchte, es geht dir nicht besser als den anderen,
0:15:54–0:15:56
und du kommst nicht wieder heraus.«,
0:15:57–0:16:02
Der Jäger antwortete, Herr, ich will's auf meine Gefahr wagen,
0:16:02–0:16:04
von Furcht weiß ich nichts.
0:16:05–0:16:08
Der Jäger begab sich also mit seinem Hund in den Wald.
0:16:09–0:16:15
Es dauerte nicht lange, so geriet der Hund einem Wild auf die Fährte und wollte hinter ihm her.
0:16:16–0:16:21
Kaum aber war er ein paar Schritte gelaufen, so stand er vor einem tiefen Pfuhl,
0:16:21–0:16:25
konnte nicht weiter und ein nackter Arm streckte sich aus dem Wasser,
0:16:25–0:16:27
packte ihn und zog ihn hinab.
0:16:28–0:16:33
Als der Jäger das sah, ging er zurück und holte drei Männer,
0:16:33–0:16:36
die mussten mit Eimern kommen und das Wasser ausschöpfen.
0:16:37–0:16:41
Als sie auf den Grund sehen konnten, so lag da ein wilder Mann,
0:16:41–0:16:46
der braun am Leib war, wie rostiges Eisen, und dem die Haare über das Gesicht
0:16:46–0:16:48
bis zu den Knien herabhingen.
0:16:49–0:16:53
Sie banden ihn mit Stricken und führten ihn fort in das Schloss.
0:16:54–0:16:57
Da war große Verwunderung über den wilden Mann,
0:16:57–0:17:03
der König aber ließ ihn in einen eisernen Käfig auf sein Hof setzen und verbot
0:17:03–0:17:08
bei Lebenstrafe die Türe des Käfigs zu öffnen und die Königin musste den Schlüssel
0:17:08–0:17:10
selbst in Verwahrung nehmen.
0:17:11–0:17:15
Von nun an konnte ein jeder wieder mit Sicherheit in den Wald gehen.
0:17:15–0:17:22
Das ist jetzt der erste Absatz oder der erste Bogen von der Geschichte,
0:17:22–0:17:27
von dem Märchen, wo ganz viel schon gepflanzt wurde.
0:17:27–0:17:30
Also ganz viele massive Motive wurden da gepflanzt.
Micz Flor
0:17:36–0:17:38
Magst du zuerst mal sagen, womit du ankommst?
Florian Clauß
0:17:38–0:17:41
Ich würde es ein bisschen offen halten.
0:17:42–0:17:46
Ich würde dir Fragen stellen und du kannst ja dann dazu sagen,
0:17:46–0:17:50
was dir dazu einfällt oder was du denkst, was es sein könnte und dann könnten
0:17:50–0:17:52
wir ein bisschen tiefer in bestimmte Sachen reingehen.
Micz Flor
0:17:52–0:17:53
Okay, gut.
Florian Clauß
0:17:54–0:18:02
Also die Frage ist, es gibt diesen Wald, wie würdest du diesen Wald erstmal so interpretieren?
Micz Flor
0:18:03–0:18:05
Das ist die Vagina.
Florian Clauß
0:18:08–0:18:13
Okay, du gehst direkt rein, interessant, warum?
Micz Flor
0:18:13–0:18:18
Naja, weil da ist dieser Wald, der liegt da so da und der König will einen Sohn.
0:18:18–0:18:24
Also das ist jetzt vielleicht, wie gesagt, ich habe jetzt einfach meiner Fantasie
0:18:24–0:18:29
freien Lauf gelassen, aber dieses Motiv erschließt sich für mich.
0:18:29–0:18:30
Ist es okay, wenn ich jetzt runterspule?
Florian Clauß
0:18:30–0:18:31
Ja, natürlich.
Micz Flor
0:18:33–0:18:37
Also der König will einen Sohn. Da liegt dieser Wald. Da schickt er seine Krieger
0:18:37–0:18:39
rein, auch mit Hunden, aber nix passiert.
0:18:40–0:18:44
Er kriegt einfach keinen Sohn. Die Königin wird nicht schwanger und irgendwann
0:18:44–0:18:46
zieht er sich dann buchstäblich zurück.
0:18:47–0:18:50
Dann fliegen nur manchmal ein Habicht in wahrscheinlich der Form der Hand der
0:18:50–0:18:54
Königin über den Wald, wenn sie sich vielleicht selbst befriedigt.
0:18:54–0:19:01
Aber dann kommt dieser wildfremde Krieger von außen rein, zieht mit seinem Hund rein.
0:19:01–0:19:05
Der König spielt da eine gewisse Rolle, wahrscheinlich braucht er ein Nachfahren, keine Ahnung.
0:19:06–0:19:10
Aber auf jeden Fall in dem Moment, wenn dieser Krieger dann reingeht und der
0:19:10–0:19:15
Hund in diesem Wald und dann auch noch in diesen Sumpf,
0:19:15–0:19:22
in diese schmodrige Biomasse, die da einfach so alles, die ist so voller Leben
0:19:22–0:19:25
und gleichzeitig aber auch so verboten und gefährlich und aber auch verführerisch.
0:19:25–0:19:31
Der Hund stirbt, das wäre dann eben das Sperma in gewisser Form.
0:19:32–0:19:37
Und dann ist die Königin schwanger und dann ist Lust kein Thema mehr,
0:19:37–0:19:41
weil auf einmal kommt dann die Rolle der Königin, die Rolle des Königs,
0:19:41–0:19:45
die haben ein Nachfahren, der lustvolle Sumpf wird trockengelegt.
0:19:47–0:19:52
Unten im lustvollen Sumpf ist dieser schreckliche Mann und das ist eben dieses
0:19:52–0:19:54
neue Leben, was sie gezeugt haben.
0:19:57–0:20:01
Und dieses neue Leben wird angenommen von König und aber gleichzeitig nicht sehr,
0:20:01–0:20:05
wie soll ich sagen, es ist nicht seins, er sperrt das halt in Käfig,
0:20:05–0:20:08
er kann nicht ohne, er kann nicht mit, er muss sich damit irgendwie arrangieren
0:20:08–0:20:12
und übergibt aber die Verantwortung, dass es jetzt diesen Nachfahren gibt.
0:20:13–0:20:17
Ich denke, die moralischen Implikationen seiner Frau in Form des Schlüssels,
0:20:17–0:20:20
also sie ist jetzt quasi verantwortlich, jetzt hat er einen Sohn.
0:20:22–0:20:25
Es ist unklar, ob es sein ist oder nicht. Er hat einen Befehl gegeben,
0:20:25–0:20:26
aber es war ein fremder Krieger.
0:20:27–0:20:33
Und dieser Nachfolger ist jetzt in einem Käfig für alle sichtbar und anwesend
0:20:33–0:20:36
und gleichzeitig aber auch kontrolliert,
0:20:36–0:20:40
weil auf eine gewisse Form unheimlich. Das war so meine erste.
Florian Clauß
0:20:40–0:20:45
Okay. Wie kommst du darauf, dass ein unerfüllter Kinderwunsch dahinter steht?
Micz Flor
0:20:45–0:20:49
Ja, ich habe eher das Gefühl, also wenn du dir vorstellst, das Bild am Anfang,
0:20:49–0:20:54
er schickt immer wieder halt Jäger in den Wald hinein, um halt,
0:20:54–0:21:00
ja was, was, was dort, die kommen aber nicht zurück.
0:21:00–0:21:03
Also es war alles sinnlos, also Jäger rein in den Wald, rein in den Wald,
0:21:03–0:21:06
rein in den Wald, rein in den Wald und es kommt und kommt nichts raus.
0:21:07–0:21:13
Und dann irgendwann sagt er, okay, das war's, das wird nichts mit uns.
0:21:14–0:21:19
Das ist ja wohl auch nicht unüblich, das weiß ich aber nur quasi aus,
0:21:19–0:21:25
keine Ahnung woher, aber wenn es kein Nachfahren in Königsreichen gab,
0:21:25–0:21:28
dann war es immer die Frau und nie der Mann.
0:21:28–0:21:34
Also das war dann irgendwie auch wohl so ein Thema, dass die Fruchtbarkeit bei
0:21:34–0:21:36
aristokratischen Modellen,
0:21:36–0:21:41
in denen halt die Nachfolge auch eine Frage von Macht darstellt,
0:21:41–0:21:46
da war es dann immer wohl auch so, dass die Frau verantwortlich war.
Florian Clauß
0:21:46–0:21:49
Okay, also es wird aber explizit in dem Text nicht gesagt.
Micz Flor
0:21:50–0:21:50
Nee, gar nicht.
Florian Clauß
0:21:50–0:21:53
Da kommt ja dann später in dem Text dann noch ein Junge vor,
0:21:53–0:21:55
der schon da ist, die auch immer.
0:21:55–0:22:01
Aber tatsächlich, es gibt einen Interpretationsansatz, den ich irgendwo da in
0:22:01–0:22:06
der Vorbereitung gelesen habe. Ja. Es gibt quasi so die Idee.
0:22:07–0:22:10
Ich weiß nicht mehr, von wem das ist, das können wir nochmal in Wikipedia-Artikeln erwähnen.
0:22:12–0:22:16
Die Idee, dass dieser Eisenhans am Grunde des Pools...
Micz Flor
0:22:16–0:22:20
Dass der Eisenhans heißt, das wissen wir noch gar nicht. Das ist ja auch erst
0:22:20–0:22:24
später. Aber okay, der Eisenhans am Grunde des Pools, das wird dann der Eisenhans,
0:22:24–0:22:25
das erfahren wir später.
Florian Clauß
0:22:25–0:22:29
Der wird dann zum einen, weil er rostig und so weiter, diese rote Farbe hat,
0:22:29–0:22:35
dass der so der schwarze Zwilling ist von dem anderen Sohn.
Micz Flor
0:22:35–0:22:36
Ah, okay.
Florian Clauß
0:22:36–0:22:40
Also das ist so so eine gewisse, also quasi so das Negative,
0:22:40–0:22:44
die negative Energie, dann in einem, es ist auch so ein wiederkehrendes Motiv,
0:22:44–0:22:49
dass man das in so einen Zwilling, also das ist fast wie so ein Cronenberg-Plot,
0:22:49–0:22:54
ja, die Brut oder so, also man das dann so subsumiert in diesen,
0:22:54–0:22:58
in diese Figur und dann den anderen Sohn hat,
0:22:58–0:23:01
ja, der erstmal so strahlend ist, so, aber das will ich nur,
0:23:01–0:23:05
ich will, also ich finde den, also daran habe ich überhaupt nicht gedacht,
0:23:05–0:23:09
so, Aber es ist absolut legitim, das so in die Richtung zu interpretieren.
0:23:09–0:23:11
Ich möchte noch mal einen anderen Ansatz.
Micz Flor
0:23:11–0:23:14
Aber ich möchte auch noch ganz kurz dazu sagen, weil wir sind ja eigentlich ein Filmpodcast.
0:23:16–0:23:19
Es kommen natürlich immer Assoziationen auf. Du hast jetzt schon gerade Cronenberg
0:23:19–0:23:25
gesagt, also dieses Bio-Monster, was da irgendwie geschaffen wurde.
0:23:26–0:23:31
Und ich denke jetzt natürlich an, das hat dich auch schon mal referenziert, Spielbergs AI.
0:23:31–0:23:35
Irgendwo halt dieses erste Kind ist dieser Roboter, dieser künstlich geschaffene
0:23:35–0:23:38
und dann kommt aber noch ein zweites Kind.
0:23:38–0:23:43
So. Weißt du? Und das, also diese Idee von Zwillingen kann ja auch zeitlich
0:23:43–0:23:47
versetzt sein. Also das ist quasi das erste Kind ist da, das wird irgendwie
0:23:47–0:23:48
dann weggesperrt, wir wissen nicht warum.
0:23:49–0:23:52
Und das zweite Kind wäre dann das eigene Kind.
0:23:52–0:23:56
Ich bleib gerade mal so ein bisschen bei meiner Sache, weil ich finde es vor
0:23:56–0:23:59
dem Hintergrund des kommenden Märchens, was noch kommt, halt auch wichtig,
0:23:59–0:24:05
weil ich finde, dieses Monster ist so ein bisschen die Geister, die ich rief.
0:24:05–0:24:11
Also der sperrt da schon was weg, weil er weiß, ich habe Leben in die Welt gesetzt
0:24:11–0:24:15
und ich habe da irgendwie einen Plan mit, aber kontrollieren kann ich es nicht.
Florian Clauß
0:24:15–0:24:20
Okay, ich will nochmal so einen anderen Aspekt reinbringen, also der ist eigentlich
0:24:20–0:24:22
ziemlich offensichtlich in
0:24:22–0:24:28
dieser Geschichte drin, nämlich es geht um die Trockenlegung des Sumpfes.
0:24:29–0:24:35
Das ist ja eigentlich ein unglaublich zivilisatorischer Schritt.
0:24:35–0:24:39
Ja, also das heißt, warum werden Sümpfe trockengelegt?
0:24:40–0:24:42
Natürlich kannst du dann halt, es gibt diesen ganzen Morass,
0:24:42–0:24:47
es gibt diese versunkenen Leichen, bla bla bla, aber es gibt einen wirtschaftlichen
0:24:47–0:24:49
Grund, warum man anfängt, Sümpfe trockenzulegen.
0:24:52–0:24:55
Und das ist, kannst du dir vielleicht denken, worauf ich hinaus will?
Micz Flor
0:24:55–0:24:59
Ja, Landerschließung, Landwirtschaft anbauen.
Florian Clauß
0:24:59–0:25:02
Aber generiert aus dem Namen Eisenhans.
0:25:04–0:25:06
Es geht quasi um die...
Micz Flor
0:25:06–0:25:08
Ach, das Tor für Feuer, oder?
Florian Clauß
0:25:08–0:25:12
Nein, genau. Es geht quasi um dieses neue Metallzeitalter, Eisen.
0:25:14–0:25:18
Eisenhans, Eisen, Eisen, davor war das Bronzezeitalter, jetzt mache ich wieder
0:25:18–0:25:21
so einen kleinen Sidekick in Richtung Metallzeitalter.
0:25:22–0:25:26
Also Bronze war davor. Bronze ist im Vergleich zu Eisen wesentlich weicher.
0:25:31–0:25:36
Das Eisenzeitalter hat in Europa und auch in Asien so etwas versetzt angefangen.
0:25:38–0:25:41
Also man zählt glaube ich in Europa so ungefähr 1300 v.
0:25:42–0:25:45
Chr. bis Niedergang der Antike, 400 nach.
0:25:46–0:25:51
Also bis das Römische Reich dann quasi untergeht. Römische Reich hat auch ganz viel zu tun.
0:25:52–0:25:59
Eben seine Macht auf diesen Eisen, auf die Industrialisierung des Eisens dann aufgebaut.
0:26:00–0:26:06
Du hast ja selber schon mal die Geschichte erzählt, dass diese Umweltwirkungen,
0:26:06–0:26:11
da hast du erzählt, dass tatsächlich ein Text, den ihr in der Schule gelesen
0:26:11–0:26:13
habt und der Lehrer hat euch gefragt, was meint ihr, von wann der Text ist?
0:26:13–0:26:16
Da geht es um die Abtragung von einem Wald.
0:26:17–0:26:18
Kannst du dich daran erinnern?
Micz Flor
0:26:18–0:26:22
Ja, ja, es ging darum, da wurde beschrieben in dem Text, Wenn wir nicht jetzt
0:26:22–0:26:27
aufhören, die Wälder zu fällen, dann wird aufgrund der Erosion,
0:26:27–0:26:32
also das Regenwasser spült einfach die ganze Erde weg und dann bleiben nur noch die blanken Felsen.
0:26:34–0:26:38
Und wie wir das wieder reversibel machen könnten, nämlich die Erde wieder auf
0:26:38–0:26:42
die Berge hochtragen, da haben wir echt keinen Plan für.
0:26:42–0:26:47
Also so eine Sache, wo man dachte, ja gut, das ist vielleicht aus den 80er Jahren oder was weiß ich,
0:26:47–0:26:56
1980er Jahre so ein holistisches Gefühl von einem ökologischen Gefüge über die Wälder,
0:26:56–0:27:04
Abforstung, Erde rutscht ab, aber es war wohl aus der Zeit, in der um die Stadt
0:27:04–0:27:09
Rom vor etwa 2000 Jahren wegen Schiffen, glaube ich, die ganzen Bäume gefällt
0:27:09–0:27:10
wurden und dann die Berge erodiert.
Florian Clauß
0:27:10–0:27:13
Also auch nicht wegen Schiffen, sondern auch wegen Schiffen,
0:27:13–0:27:17
aber vor allen Dingen, und ist so, das Eisenzeitalter verbraucht wesentlich
0:27:17–0:27:24
mehr Kohle, also Holz, um aus diesen Erzen dann das Eisen zu gewinnen.
0:27:25–0:27:29
Bronze braucht halt weniger Temperatur, um das zu raffinieren,
0:27:29–0:27:33
während Eisen braucht halt viel höhere Temperaturen.
0:27:33–0:27:38
Das heißt, diese Trockenlegung des Sumpfes ist eigentlich ein zivilisatorischer
0:27:38–0:27:44
Akt, um dann in das nächste Zeitalter zu kommen, in die nächste Metallzeit dann aufzusteigen.
0:27:45–0:27:51
Aber gleichzeitig wird ja in diesem Kulturschritt ganz massiv in die Natur eingegriffen.
0:27:53–0:27:57
Und es bleibt, und das ist so meine Interpretation, Es bleibt am...
0:27:57–0:28:02
Am Fuhl, am Grund des Fuhls, dann in dem Moment, wenn man das trocken legt,
0:28:02–0:28:09
bleibt dann die personalisierte Natur als eine Art Charakter zurück,
0:28:09–0:28:10
was dann der Eisenhans ist.
0:28:10–0:28:15
Und ich möchte es so ein bisschen vergleichen mit einem Märchen,
0:28:15–0:28:18
aber aus dem asiatischen Bereich, nämlich Shihiro.
0:28:21–0:28:25
Kennst du die Shihiro-Reise ins Zauberland von Studio Ghibji?
0:28:26–0:28:31
Sie arbeitet auch in einer Badeanstalt, wo die ganzen Götter kommen,
0:28:31–0:28:33
sich baden lassen. Dann kommt da diese eine Flussgeist.
0:28:34–0:28:39
Und der Flussgeist, den muss sie dann schrubben. Er kriegt dann das loszugeworfen,
0:28:39–0:28:40
was sie ihnen dann reinigen muss.
0:28:41–0:28:44
Und in diesem Reinigungsprozess findet sie dann irgendwo in diesem Flussgeist...
0:28:44–0:28:47
Alle haben Angst und Respekt vor ihm. Das ist so eine Riesen,
0:28:47–0:28:49
so eine gemorphte Masse, die dann reinwuppert.
0:28:49–0:28:53
Ja, und sie findet dann halt so irgendwas Glänzendes, zieht es ihm raus.
0:28:53–0:28:58
Raus. In dem Moment kommt quasi so diese ganze, diese ganze zivilisatorische
0:28:58–0:29:01
Müll, der sich in diesem Fluss, in diesem Flussbett angehäuft hat,
0:29:01–0:29:02
den er auch mit subsumiert hat,
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der Fluss ergießt sich dann wie so ein Kotzstrahl über alle ins Badehaus.
0:29:08–0:29:13
Und das ist so ein bisschen, wenn man das jetzt so quasi als Next Level von diesen,
0:29:13–0:29:15
ne, Natur, die dann leiden muss,
0:29:15–0:29:20
die dann so viel Müll von der Menschheit dann ertragen muss,
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was dann auch wieder nur quasi so eine Personalisierung ist von,
0:29:23–0:29:27
aber sowas ein bisschen wie der Eisenhainz,
0:29:27–0:29:35
der dann im Grunde des Sumpfs sitzt und eigentlich so dieser Pfand auf diesen
0:29:35–0:29:39
zivilisatorischen Schritt der Menschheit dann rausgeht,
0:29:39–0:29:47
das wäre jetzt so mein Ansatz in dieser, und muss weggesperrt werden.
0:29:48–0:29:52
Der muss erstmal weggesperrt werden, damit er funktioniert, damit das Ganze funktioniert.
Micz Flor
0:29:54–0:29:59
Ja, es ist spannend, weil wir kommen ja dann irgendwie in eine ganz andere Ebene rein.
0:30:03–0:30:06
Also es gibt natürlich auf der einen Seite diese Ebene, wie du gefragt hast,
0:30:06–0:30:08
für was steht der Wald oder so diese Archetypen-Denken.
0:30:09–0:30:13
Also was sind so die, für was steht die Vase, das ist der weibliche Körper.
Florian Clauß
0:30:13–0:30:17
Ja, vielleicht, also Wald ist immer ein magischer Ort im Märchen,
0:30:17–0:30:21
ne? Da ist ganz viel Magie, der Wald ist immer die Bühne für die Magie. Ja.
0:30:21–0:30:24
Also für die Geister und Magie steht dann der Wald.
Micz Flor
0:30:24–0:30:30
Ja. Und ich kann das total annehmen, so als Geschichte mit der...
0:30:33–0:30:36
Zivilisation, das Trockenlegen, das Urbanmachen, das...
0:30:39–0:30:44
Und gleichzeitig, finde ich, wird es dann auch wirklich ein bisschen trocken.
0:30:44–0:30:46
Ich finde jetzt diese Vagina-Idee erstmal spannend.
Florian Clauß
0:30:46–0:30:48
Es ist wieder das eine und das andere.
Micz Flor
0:30:48–0:30:50
Genau, es geht ja nicht um mich gefallen, sondern...
Florian Clauß
0:30:50–0:30:54
Es geht einfach so, was verbinden wir und was lesen wir da rein?
0:30:54–0:30:55
Und ich finde halt, also...
Micz Flor
0:30:56–0:30:57
Also im Prinzip ist es...
Florian Clauß
0:30:58–0:30:59
Die Kultur wird geändert.
Micz Flor
0:30:59–0:31:04
Neudeck ist das perfekte Feld für JetGBT. Man kann da einfach keinen richtig
0:31:04–0:31:12
falsch, sondern wir sind dann auf einem möglichen oder sogar eher nur plausiblen Feld.
Florian Clauß
0:31:13–0:31:18
Ja, ich will nochmal die Aspekte von Eisen. Eisen spielt ja dann auch in der...
Micz Flor
0:31:18–0:31:20
Aber wer sind die Krieger in deinem Modell? Was machen die Krieger?
0:31:20–0:31:22
Warum müssen die, was die bekriegen?
Florian Clauß
0:31:23–0:31:25
Die Krieger, komm mal gleich nochmal auf die Runde.
Micz Flor
0:31:25–0:31:26
Die Jäger sind es, genau, Jäger.
Florian Clauß
0:31:26–0:31:31
Die Jäger, ja, das ist im Prinzip der, ja, der, also wenn man so will,
0:31:31–0:31:36
dann diejenigen, die dann die Entdecker sind, die dann die Schiffe dann aussiedeln,
0:31:36–0:31:37
um diese neue Welt zu erschließen.
0:31:37–0:31:42
So ein bisschen dieser Explorer, die dann halt gucken, nicht zurückkommen.
0:31:42–0:31:45
Und auch diese, also diese Haptik, die dahinter steht,
0:31:45–0:31:49
das ist erstmal der im Sumpf, wenn du im Sumpf bist, dass du halt festgehalten wirst,
0:31:49–0:31:53
die Hand kommt raus, das ist ja ein unglaublich archaisches Bild,
0:31:53–0:31:56
ja, aber auch gleichzeitig so nachvollziehbar, weil ich kann mir vorstellen,
0:31:56–0:32:01
dass dann wirklich, also du hast dieses Gefühl, wenn du im Sumpf bist,
0:32:01–0:32:04
dass du festgehalten wirst von unten und dann untergehst.
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Also das ist halt ein Ort, sicherer gemacht wird für die Menschen.
0:32:08–0:32:12
Das ist ja so, also es ist vorher Magie, es ist aufgeladen, es ist unsicher,
0:32:12–0:32:19
aber dann mit der Eroberung des Gebietes dann aber auch eine gewisse Sicherheit
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und auch eine Lebensverlängerung mit drin ist.
0:32:21–0:32:25
Sowieso, Zivilisationsgeschichte ist ja immer Lebensverlängern,
0:32:25–0:32:28
so wie dann halt, Keine Ahnung, dass Plastik dafür eingeführt wurde,
0:32:28–0:32:30
dass halt nicht so viele Lebensmittel vergiftet werden.
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Es ist ein signifikanter Anstieg, dass weniger Menschen an Lebensmittelvergiftung
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gestorben sind, mit der Einführung der Plastikverpackung.
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Du hast dann schon so eine gute Absicht, was zu machen, aber gleichzeitig dieser
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Impact, der dann das ganze Weltklima umstürzen lässt, der dann auf die Spitze getrieben wird.
Micz Flor
0:32:51–0:32:55
Ja, verkürzt gesagt, der stets das Gute will und das Böse schafft.
Florian Clauß
0:32:56–0:33:02
Genau, ja. Also ich würde jetzt den zweiten Absatz uns vorlesen lassen von mir selber.
Micz Flor
0:33:02–0:33:03
Okay?
Florian Clauß
0:33:03–0:33:10
Ja. Der König hatte einen Sohn von acht Jahren. Der spielte einmal auf dem Hof
0:33:10–0:33:14
und bei dem Spiel fiel ihm sein goldener Ball in den Käfig.
0:33:14–0:33:21
Der Knabe lief hin und sprach, »Gib mir meinen Ball heraus.« »Nicht eher,« antwortete
0:33:21–0:33:25
der Mann, »als bist du mir die Türe aufgemacht hast.«,
0:33:26–0:33:32
»Nein,« sagte der Knabe, »das tue ich nicht, das hat der König verboten,« und er lief fort.
0:33:33–0:33:36
Am anderen Tage kam er wieder und forderte seinen Ball.
0:33:37–0:33:42
Der wilde Mann sagte, »Öffne mir die Türe.« Aber der Knabe wollte nicht.
0:33:42–0:33:48
Am dritten Tag war der König auf die Jagd geritten, da kam der Knabe nochmals
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und sagte, wenn ich auch wollte, ich kann die Türe nicht öffnen,
0:33:52–0:33:53
ich habe den Schlüssel nicht.
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Da sprach der wilde Mann, er liegt unter dem Kopfkissen deiner Mutter,
0:33:59–0:34:01
du kannst ihn also holen.
0:34:01–0:34:06
Der Knabe, der seinen Ball wiederhaben wollte, schlug alles Bedenken in den
0:34:06–0:34:08
Wind und brachte den Schlüssel herbei.
0:34:09–0:34:13
Die Türe ging schwer auf, und der Knabe klemmte sich den Finger.
0:34:15–0:34:21
Als sie offen war, trat der wilde Mann heraus, gab ihm den goldenen Ball und eilte ihn weg.
0:34:22–0:34:26
Dem Knaben aber war Angst geworden, und er schrie und rief ihm nach,
0:34:26–0:34:29
»Ach, wilder Mann, Ich gehe nicht fort, sonst bekomme ich Schläge.
0:34:31–0:34:36
Der wilde Mann kehrte um, hob ihn auf, setzte sich ihn auf den Nacken und ging
0:34:36–0:34:39
mit schnellen Schritten in den Wald hinein.
0:34:39–0:34:45
Ja, also jetzt die Frage ist, was passiert da für dich in diesem Absatz?
Micz Flor
0:34:46–0:34:51
Ja, ich habe natürlich meine Hausaufgaben vorher gestern noch so schnell gemacht
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beim Hören und Freiassoziieren,
0:34:53–0:35:00
einfach mal loslassen und für mich ist halt dieser wilde Mann und der kleine
0:35:00–0:35:02
Sohn ein und dieselbe Person.
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Also die sind quasi, und da spricht natürlich auch der Psychodynamiker,
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die sind quasi in einem Organismus drinnen.
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Und da steht, muss man natürlich dann auch nennen,
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da steht dann natürlich der wilde Mann, steht halt für das Potenzial,
0:35:20–0:35:23
aber auch für Libido, für Trebe, für Sexualität, für Körperlichkeit,
0:35:23–0:35:26
Leibhaftigkeit, für Säfte, die fließen.
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All diese Mächte, die halt so eingedämmt werden müssen und gerade eben in diesem
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achtjährigen kleinen Jungen, der hat so eine Goldkugel, da bin ich.
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Mal gespannt, Psychodynamik sozusagen das Über-Ich, also das gesellschaftliche.
0:35:58–0:36:02
Du kannst jetzt nicht den Käfig aufmachen und diesen wilden Mann immer rauslassen.
0:36:02–0:36:04
Wenn das alle machen würden, dann bricht hier alles zusammen.
0:36:04–0:36:07
Das heißt, man ist dann eben über dieses Über-Ich irgendwie auch so ein bisschen
0:36:07–0:36:12
gedämmt und eingebremst und erst wenn der König weg darf, darf der wilde Mann raus.
0:36:12–0:36:16
Aber auch dann, also das mit dem acht Jahre alten Sohn, das wird später dann
0:36:16–0:36:21
noch eine Frage für mich eher, Ja, aber, da kommen wir dann nachher drauf.
0:36:22–0:36:24
Weil mit der Königin, der Schlüssel...
0:36:27–0:36:30
Also auch da ist es eigentlich relativ platt, der Schlüssel,
0:36:30–0:36:36
wenn wir den Schlüssel von unter dem Kissen der Königin in die Hand bekommen,
0:36:36–0:36:38
dann kommt der wilde Mann raus, ist ja sehr Oedipal.
0:36:38–0:36:44
Oedipal heißt ja quasi, der König ist weg, nimm den Schlüssel, raus mit dem Mann.
0:36:45–0:36:49
Beziehungsweise rein mit dem Mann wäre natürlich dann der Geschlechtsakt,
0:36:49–0:36:55
der eiserne Schwanz und der eiserne Hand sind da sehr nah mit der Mutter.
0:36:55–0:37:00
Das wäre so dieses ödipale Dreieck, der König Kastrationsangst,
0:37:00–0:37:04
der reguliert und wenn der weg ist, dann begehrt aber der Sohn seine Mutter.
0:37:04–0:37:12
So, jetzt ist es aber so, dass bei acht Jahren sind wir eigentlich schon jenseits der ödipalen Phase,
0:37:12–0:37:18
da sind wir dann schon eben in einer anderen Zeit, also ich weiß nicht,
0:37:18–0:37:20
das passt jetzt so nicht genau, aber ansonsten bietet es sich halt an,
0:37:20–0:37:23
das wie so eine ödipale Phase zu verstehen.
0:37:24–0:37:30
Der Junge spielt mit seinem Ball, möchte irgendwie mehr,
0:37:30–0:37:34
wird die ganze Zeit von unten, von diesem, was er auch ist, nämlich von diesem
0:37:34–0:37:38
wilden Mann, gelockt und erst wenn der König weg ist, dann holt er den Schlüssel,
0:37:38–0:37:41
dann lässt er den Mann raus und danach ist dann aber irgendwie so,
0:37:41–0:37:43
oh Mann, ey, was habe ich getan?
0:37:43–0:37:45
Buchstäblich Mann, was habe ich getan?
0:37:46–0:37:51
Und was mich aber verwundert, ist eben diese Sache, der achtjährige Junge wird
0:37:51–0:37:55
dann mitgenommen den wilden Mann. Zuerst will der wilde Mann weg und dann sagt
0:37:55–0:37:57
er, hey stopp, lass mich nicht alleine.
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Interessant, weil ich glaube, auch da ist es so ein bisschen dieses Gefühl für
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mich, die sind eins und dann nimmt er den mit und haut mit ihm ab.
0:38:05–0:38:06
Und das finde ich ein tolles Bild.
0:38:07–0:38:10
Also da wird einem so richtig, da hat man auch so ein Bild von so einem kleinen
0:38:10–0:38:14
Kind, was man auf den Armen nimmt und losrennt und das quietscht vor Vergnügen
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und Angst gleichzeitig.
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Das erst mal von mir.
Florian Clauß
0:38:18–0:38:19
Ja, ja, sehr schön, also...
0:38:23–0:38:26
Diese sexuelle Konnotation mit dem Schlüssel. Also ich finde,
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das Märchen kriegt jetzt einen Verlauf,
0:38:30–0:38:37
wird weniger über diese archaische Sexualität erzählt, als vielmehr wieder so
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eine Regulierung, die dann immer wieder kommt bei dem Jungen.
0:38:44–0:38:50
Ich finde diese Gleichsetzung von dem Eisenhans und dem Jungen in deiner Argumentation nachvollziehbar.
0:38:54–0:38:59
Die Frage ist, Eisen-Gold, diese Anziehung zwischen Eisen und Gold.
0:38:59–0:39:05
Das eine ist ein raffinierter Prozess, das andere ist in der Natur liegt es
0:39:05–0:39:08
da. Gold gibt es ja schon wesentlich länger, ist aber viel seltener.
0:39:09–0:39:14
Du musst ja erstmal diese Zivilisationsschritte durchgehen, um dann halt zu den Eisen zu kommen.
0:39:14–0:39:21
Das heißt, der Eisenhand sublimiert in meiner Interpretation diesen zivilisatorischen
0:39:21–0:39:25
Fortschritt, gleichzeitig diese Naturverbundenheit, also auf Kosten der Natur,
0:39:25–0:39:28
und wir müssen es wegsperren. Der König sperrt es weg.
0:39:29–0:39:33
Es ist mit Leid verbunden, sage ich einfach mal so ganz grob.
0:39:33–0:39:38
Dann kommt der Junge, entwickelt eine Anziehung zu dem Käfig,
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zu dem Eisenhands, und dann passiert diese Befreiung von Eisenhans.
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Das heißt, in diesem Akt der Befreiung
0:39:50–0:39:54
ist es gleichzeitig eine Auflehnung gegenüber dem leiblichen Vater.
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Das passt ja in dieses ödipale Schema.
0:39:58–0:40:01
Also das heißt, aber auch,
0:40:01–0:40:07
wenn der leibliche Vater ein bisschen abstrakter aufgefasst werden kann,
0:40:07–0:40:16
wäre es so die Sache von, es ist gegen das bestehende System ein subversiver Akt.
0:40:18–0:40:23
Aber in dem Moment, wenn der Junge quasi im Prozess ist, im Vollzug,
0:40:23–0:40:27
das zu machen, dann klemmt er sich seinen Finger.
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Und das wird nochmal ganz entscheidend in der späteren Geschichte.
0:40:30–0:40:36
Er klemmt sich seinen Finger, das heißt, er hat hier quasi schon so ein instantanes Karma mit drin.
0:40:37–0:40:41
Und dann beginnt quasi die Wahl des Jungen. Also das ist was,
0:40:41–0:40:43
der Junge ist ein unglaublich reifer Entscheidungsträger.
0:40:46–0:40:50
Das heißt, er sagt, ich kann hier nicht bleiben, ich werde geschlagen,
0:40:50–0:40:52
ich habe gegen die Macht aufgelehnt.
0:40:53–0:40:56
Und dann sagt der eine oder andere, stimmt, passt, kommt mit.
0:40:57–0:41:01
Also im Prinzip tauscht sich hier, und ich würde es jetzt Anders tauschte ich
0:41:01–0:41:02
sie in die Vaterrolle aus.
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Das heißt, das, was vorher der leibliche Vater wird, ist jetzt der geistige
0:41:09–0:41:10
oder spirituelle Vater.
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Also es gibt eine Lesart, die auch sehr esoterisch und spirituell ist,
0:41:13–0:41:17
nämlich, da kommen wir gleich nochmal im nächsten Absatz dazu,
0:41:17–0:41:19
würde ich jetzt auch nochmal einspielen.
0:41:20–0:41:22
Oder willst du noch was ergänzen?
Micz Flor
0:41:23–0:41:27
Ja, ich finde das spannend, also diese Idee, dass der Vater ausgetauscht wird
0:41:27–0:41:35
Versus dem Bild, dass diese wilde Kreatur einfach ein Anteil des Sohns ist.
0:41:37–0:41:41
Und in deiner Interpretation ist diese wilde Kreatur ein alternativer Vater,
0:41:41–0:41:46
der allerdings natürlich dann körperlos ist, in gewisser Art.
0:41:46–0:41:47
Also ein inneres Bild eines Vaters.
Florian Clauß
0:41:48–0:41:55
Genau, also ich finde auch, das ist alles irgendwo da drin. In der Geschichte.
Micz Flor
0:41:55–0:41:57
Okay, dann hören wir mal den nächsten Absatz.
Florian Clauß
0:41:59–0:42:04
Als der König heimkam, bemerkte er den leeren Käfig und fragte die Königin,
0:42:04–0:42:05
wie das zugegangen wäre.
0:42:05–0:42:09
Sie wusste aber nichts davon, suchte den Schlüssel, aber er war weg.
0:42:10–0:42:12
Sie rief den Knaben und niemand antwortete.
0:42:13–0:42:17
Der König schickte Leute aus, die ihn auf dem Feld suchen sollten,
0:42:17–0:42:19
aber sie fanden ihn nicht.
0:42:19–0:42:25
Da konnte er leicht erraten, was geschehen war, und es herrschte große Trauer
0:42:25–0:42:26
an dem königlichen Hof. Hof.
0:42:27–0:42:30
Als der wilde Mann wieder in den Fensternen Wald angelangt war,
0:42:30–0:42:35
so setzte er den Knaben von den Schultern und herab und sprach zu ihm,
0:42:35–0:42:40
Vater und Mutter siehst du nicht wieder, aber ich will dich bei mir behalten,
0:42:40–0:42:44
denn du hast mich befreit und ich habe Mitleid mit dir!
0:42:46–0:42:50
Wenn Du alles tust, was ich Dir sage, so sollst Du es gut haben.
0:42:51–0:42:54
Schätze und Gold habe ich genug und mehr als jemand in der Welt.
0:42:55–0:42:59
Er machte dem Knaben ein Lager von Moos, auf dem er einschlief,
0:42:59–0:43:03
und am anderen Morgen führte ihn der Mann zu einem Brunnen und sprach,
0:43:03–0:43:09
Siehst Du, der Goldbrunnen ist hell und klar wie Kristall, Du sollst dabei sitzen
0:43:09–0:43:13
und acht haben, dass nichts hineinfällt, sonst ist er verunehrt.
0:43:14–0:43:18
Jeden Abend komme ich und sehe, ob Du mein Gebot befolgt hast.
0:43:18–0:43:22
Der Knabe setzte sich an den Rand des Brunns, sah, wie manchmal ein goldener
0:43:22–0:43:27
Fisch, manchmal eine goldene Schlange sich darin zeigte und hatte Acht,
0:43:27–0:43:28
dass nichts hineinfiel.
0:43:30–0:43:34
Als er so saß, schmerzte ihn auf einmal der Finger so heftig,
0:43:34–0:43:37
dass er ihn unwillkürlich in das Wasser steckte.
0:43:38–0:43:42
Er zog ihn schnell wieder heraus, sah aber, dass er ganz vergoldet war,
0:43:42–0:43:47
und wie er große Mühe sich gab, das Gold abzuwischen, alles war vergeblich.
0:43:49–0:43:53
Abends kam der Eisenhans zurück, sah den Knaben an und sprach,
0:43:53–0:43:55
was ist mit dem Brunnen geschehen?
0:43:56–0:44:00
Nichts, nichts, antwortete er, und hielt den Finger auf den Rücken,
0:44:00–0:44:01
dass er ihn nicht sehen sollte.
0:44:03–0:44:06
Aber der Mann sagte, Du hast den Finger in das Wasser getaucht,
0:44:06–0:44:11
diesmal magst hingehen, aber hüt' Dich davor, dass Du nichts wieder in den Brunnen fallen lässt.
0:44:12–0:44:16
Am frühesten Morgen saß er schon wieder bei dem Brunnen und bewachte ihn.
0:44:17–0:44:21
Der Finger tat ihm wieder weh, und er fuhr damit über seinen Kopf,
0:44:21–0:44:25
da fiel unglücklicherweise ein Haar herab in den Brunnen.
0:44:25–0:44:29
Er nahm es schnell heraus, aber es war schon ganz vergoldet.
0:44:30–0:44:34
Der Eisenharns kam und wusste, was geschehen war. »Du hast ein Haar in den Brunnen
0:44:34–0:44:36
fallen lassen«, sagte er.
0:44:36–0:44:41
»Ich will es dir jetzt noch mal nachsehen, aber wenn es zum dritten Mal geschieht,
0:44:41–0:44:45
so ist der Brunnen entehrt und du kannst nicht länger bei mir bleiben.«,
0:44:46–0:44:50
Am dritten Tag saß der Knabe am Brunnen und bewegte den Finger nicht,
0:44:50–0:44:52
wenn er ihm noch so wehtat.
0:44:53–0:44:58
Aber die Zeit war lang, und er betrachtete sein Angesicht, das auf dem Wasserspiegel stand.
0:44:59–0:45:04
Und als er sich dabei immer mehr nach vorne beugte und sich recht in die Augen
0:45:04–0:45:10
sehen wollte, so fielen ihm seine langen Haare von der Schulter herab in das Wasser.
0:45:11–0:45:16
Er richtete sich schnell in die Höhe, aber das ganze Haar war schon vergoldet
0:45:16–0:45:18
und glänzte in der Sonne.
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Ihr könnt Euch denken, wie der Arme im Knabe erschrak.
0:45:23–0:45:29
Er nahm sein Taschentuch und band es um den Kopf, damit der Mann es nicht sehen sollte.
0:45:30–0:45:34
Als er kam, wusste er schon alles und sprach, binde das Tuch auf,
0:45:34–0:45:38
da quollen die goldenen Haare hervor, und der Knabe mochte sich entschuldigen,
0:45:38–0:45:40
wie er wollte, es half aber nichts.
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Du hast die Probe nicht bestanden, und Du kannst nicht länger hierbleiben.
0:45:46–0:45:49
Geh hinaus in die Welt, da wirst du erfahren, wie die Armut tut.
0:45:50–0:45:54
Aber weil du kein böses Herz hast und ich's gut mit dir meine,
0:45:54–0:46:01
so will ich dir eins erlauben, wenn du in Not gerätst, so geh jetzt in den Wald
0:46:01–0:46:05
und rufe Eisenhans, dann will ich kommen und dir helfen.
0:46:05–0:46:10
Meine Macht ist groß, größer als du denkst, und Gold und Silber habe ich im Überfluss.
0:46:11–0:46:16
Der verließ den Königssohn den Wald und ging über gebahnte und ungebahnte Wege
0:46:16–0:46:20
immer zu, bis er zuletzt in eine große Stadt kam.
0:46:21–0:46:25
Drei Mal die Zahl 3, ist auch die magische 3, kommt so oft vor,
0:46:25–0:46:29
in jedem Märchen kennt man, in verschiedenen Varianten, steigert sich und so weiter.
0:46:29–0:46:32
Hast du dazu eine Anmerkung oder kann man das einfach...
Micz Flor
0:46:33–0:46:37
Ja, also Triangulierung, Oedipaler Konflikt, das ist quasi auch in der Psychodynamik
0:46:37–0:46:41
ein Thema, aber das gehört jetzt hier nicht hin. Die Zahl 3 in Märchen,
0:46:41–0:46:42
ich hab's nie verstanden.
0:46:43–0:46:46
Genauso, und das hatte ich vergessen zu fragen, die goldene Kugel,
0:46:46–0:46:47
die ja immer wieder vorkommt.
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Die hab ich auch ... nicht verstanden. Aber weil ich hab mich da auch nie belesen.
0:46:54–0:46:56
Auch da wieder gibt's bestimmt plausible Bilder.
0:46:57–0:47:00
Drei, nehm ich mal an, hat auch religiöse Spuren vielleicht,
0:47:00–0:47:02
weil das ist ja schon so ein christlich-römischer Kulturpool,
0:47:02–0:47:04
aus dem diese Märchen kommen. Ähm ...
0:47:08–0:47:09
Sag's mir.
Florian Clauß
0:47:10–0:47:15
Nee, ich war jetzt einfach eine offene Frage. Ich hab dazu jetzt keine Meinung,
0:47:15–0:47:20
außer dass es eine gewisse Dramaturgie, ein Dramaturgiebogen ist, der immer wieder kommt.
0:47:20–0:47:22
Aber ich kann es jetzt auch nicht beantworten.
0:47:24–0:47:28
Vielleicht zu der Kugel. Ich habe jetzt so zwei Interpretationsansätze,
0:47:28–0:47:32
wobei ich den einen dann eher auf so einer wissenschaftlichen Ebene,
0:47:32–0:47:36
den anderen auf so einer spirituellen Ebene. Oder willst du erst mal loslegen?
Micz Flor
0:47:37–0:47:40
Na die Kugel kommt jetzt ja nicht mehr vor, vielleicht ist es jetzt auch zu
0:47:40–0:47:43
spät, das war ja im letzten Abschnitt, wir sind jetzt ja bei was Neuem.
0:47:43–0:47:46
Es geht um Gold auch, aber es geht ja nicht mehr um die Kugel.
0:47:46–0:47:48
Ich denke, wir machen einfach weiter.
0:47:48–0:47:50
Go with the flow, du bist flow.
Florian Clauß
0:47:50–0:47:55
Genau, ich bin flow. Ich würde aber auch, ich möchte mal kurz den Spirituellen,
0:47:55–0:47:59
den habe ich gelesen, also jetzt nicht von mir, den anderen habe ich von mir,
0:47:59–0:48:00
aber der ist auch ein bisschen weit hergeholt.
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Aber trotzdem eine schöne Analogie, die sich da irgendwie reinlesen lässt,
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wenn man möchte. Aber es geht so ein bisschen um Gold.
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Also insofern die goldenen Kugeln. Also der Knabe, ich mache trotzdem jetzt
0:48:15–0:48:19
nochmal so den Rückgriff, quasi der Knabe mit der goldenen Kugel.
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Und ich hatte ja schon gesagt, Gold kommt ja in der Natur einfach vor.
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Es muss dann quasi irgendwie, in verschiedenen Methoden kann man das dann halt
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schaffen, Aber man kann es einfach finden in der Natur und es passiert jetzt
0:48:34–0:48:36
in diesem Absatz ein unglaublicher Zeitsprung.
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Den kriegt man nicht so richtig mit, aber man kann davon ausgehen,
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dass der jetzt nicht drei Tage da war, der Junge, sondern dass er dann angelernt
0:48:45–0:48:50
wurde von dem wilden Mann. So heißt übrigens auch das Märchen in der ursprünglichen
0:48:50–0:48:51
Fassung, der wilde Mann.
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Der Wilde Mann, also holländisch, er ist ja quasi der spirituelle Meister,
0:48:58–0:49:03
ja, wäre auch die Überlegung, was ist der Brunnen, ja, der Brunnen ist im Prinzip,
0:49:03–0:49:05
Und da, finde ich, hat das...
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Das Märchen verlässt so ein bisschen diesen kulturellen Kontext des Christlichen,
0:49:12–0:49:15
sondern ich finde es in dieser Ambivalenz, das ist sehr asiatisch auch,
0:49:15–0:49:21
weil es geht um die Erlernung der Meditation, die höchste Weisheit.
0:49:22–0:49:28
Das heißt, das Sitzen vor dem Brunnen kann als Übung zur Meditation,
0:49:28–0:49:33
dass du nur die Klarheit, nur die Reinheit, und das ist halt so dieses Bild
0:49:33–0:49:36
von dem Gold, was dann auch bei dem goldenen Ball wiederzufinden ist.
0:49:36–0:49:41
Der Knabe ist erst mal rein in der Anlage und wird dann während seines Lebens
0:49:41–0:49:43
verunreinigt, blablabla, was auch immer.
0:49:43–0:49:51
Aber dieser Impuls, dann in der Meditation diese Reinheit, diese Klarheit dann
0:49:51–0:49:54
wiederzubekommen, und das gelingt ihm nicht ganz.
0:49:54–0:50:02
Das ist ja das, wenn Yoga oder Meditation geht, immer, dass man sich nicht ablenken
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lässt von irgendwas anderem, sondern jetzt bleibt und alle Gedanken so dahinfließen lässt.
0:50:09–0:50:13
Aber, da kommt wieder dieser schmerzende Finger rein, das ist sein Karma.
0:50:14–0:50:18
Und das Karma bringt ihn dazu, dass er diesen Finger in den Grund hebt und er
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in seine Gedanken quasi verwirbelt und er nicht in dieser Klarheit bringt,
0:50:22–0:50:27
lässt, aber gleichzeitig wird dann dieser Finger, und deswegen ist es so eine
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schöne Ambivalenz, der Finger wird veredelt, also er wird vergoldet, besser gesagt.
0:50:32–0:50:37
Also das heißt, diese Reinheit überträgt sich ja auch dann auf den Körper,
0:50:37–0:50:38
auf die Körperlichkeit.
0:50:39–0:50:42
Und das geht dann halt so dreimal, bis sein Haar vergoldet ist.
0:50:42–0:50:47
Vergoldet ist. Das heißt, irgendwo in dieser Zeit seiner Lehre mit dem wilden Mann...
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Hat er schon so eine Art von, wie soll man sagen, so eine Meisterschaft.
0:50:55–0:51:01
Also der Junge hat schon sehr viel gelernt, aber er hat es dann nicht zu Ende gebracht.
0:51:01–0:51:04
Oder er muss in die nächste Stufe rein.
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Vielleicht hat er schon alles mitbekommen, vielleicht ist das genau sein Weg.
0:51:08–0:51:12
This is the way. Das war sein Weg und er muss jetzt in die Welt hinaus,
0:51:12–0:51:17
um sein Wissen, um sein spirituelles Wissen anwenden zu können.
0:51:17–0:51:22
Und das ist so diese Sache, dass er dann von Eisenhans weggeschickt wird,
0:51:22–0:51:26
angeblich, weil er dann eben die Aufgabe nicht erfüllen konnte,
0:51:26–0:51:28
aber vielleicht auch, weil das das
0:51:28–0:51:32
nächste Level ist, um ihn dann zu einem vollkommenen Menschen zu machen.
0:51:33–0:51:38
Und er ist ja auch dann, und das ist ja dann dieser ATU-Index,
0:51:38–0:51:43
er ist ja dann als Helfer immer anrufbar, der Eisenhans.
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Das heißt, diese Rohheit, diese Sumpfigkeit am Anfang von Eisenhans,
0:51:48–0:51:55
wird ja eigentlich komplett konterkariert durch diese Reinheit,
0:51:55–0:52:00
die in dem Wald jetzt herrscht mit dem Brunnen und so weiter.
0:52:00–0:52:02
Und dann kann man natürlich gucken, was ist dieser Brunnen?
0:52:03–0:52:06
Kommt eine Schlange raus, ein Fisch zeigt sich.
0:52:06–0:52:12
Also irgendwie scheint ja da so ein bisschen auch diese Verbundenheit zur Natur.
0:52:13–0:52:22
Also dieser Kontakt und diese tiefe Natur des Geistes, die sich dann in diesem
0:52:22–0:52:25
Bild ausdrücken könnte, das wäre so meine Meinung.
0:52:25–0:52:30
Der Ansatz der spirituellen Interpretation von dem Absatz.
Micz Flor
0:52:31–0:52:35
Also ich mach da gleich mal weiter, weil die Schlange ist natürlich der Penis
0:52:35–0:52:36
und die Scheide riecht nach Fisch.
0:52:36–0:52:41
Also für mich ist der Brunnen auch wieder einfach eine Öffnung zu diesen tiefen
0:52:41–0:52:44
Mächten, also hinein in die Erde. Also da unten ist ja auch immer ein bisschen unheimlich.
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Wir können so gerade noch im Halbdunkel sehen, was da los ist,
0:52:47–0:52:51
aber so richtig kriegen wir es nicht hin. Der Finger, den er sich gequetscht
0:52:51–0:52:56
hat, also beim Masturbieren, das kleine Kind, also bevor es dann in die Latenzphase
0:52:56–0:52:59
kommt, ist natürlich auch schon voller Sexualität.
0:53:00–0:53:05
Das war ja dieses völlig Unerhörte, was damals die Psychoanalyse propagiert
0:53:05–0:53:09
hat, dass Sexualität schon so eine Rolle spielt.
0:53:10–0:53:13
Und ist aber eben noch ein kleiner Finger, der sich geklemmt hat.
0:53:13–0:53:19
Und jetzt, und das ist für mich eben diese Phase, ist die Phase zwischen der
0:53:19–0:53:21
Ödipalen-Phase und der Pubertät.
0:53:22–0:53:26
Das ist so eine Phase, die bei Freud die Latenzzeit heißt.
0:53:27–0:53:32
Und ich möchte allerdings dann eher jetzt in diesem Rahmen, weil wir noch weiter
0:53:32–0:53:36
ins Erwachsenenalter reingehen, Freud ablösen mit Erik Eriksson,
0:53:36–0:53:40
der zusammen mit seiner Frau auch so ein Phasenmodell entwickelt hat.
0:53:40–0:53:45
Und der spricht immer über Lebensaufgaben.
0:53:46–0:53:50
Also es geht da nicht um sexuelle Entwicklung, sondern es geht um Lebensaufgaben.
0:53:51–0:53:54
Und er sagt halt zwischen dem sechsten Lebensjahr bis hin zur Pubertät geht
0:53:54–0:53:56
es um den Werksinn versus Minderwertigkeitsgefühl.
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Also das ist so das, was man von Kindern ja auch beobachten kann.
0:54:01–0:54:02
Die wollen immer mitmachen.
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Werksinn, die wollen helfen, die wollen, darf ich auch besen,
0:54:06–0:54:10
also besen als Verb, also die wollen ja alles machen. Die wollen dabei sein,
0:54:10–0:54:13
Die wollen mitbügeln, die wollen alles Mögliche tun.
0:54:15–0:54:20
Auch den Akkuschrauber in die Hand nehmen und so weiter. Und das ist diese Phase,
0:54:20–0:54:23
die man bei Kindern eben beobachtet und das hält wohl an bis zur Pubertät.
0:54:24–0:54:28
Und ich finde, dass das genau diese Phase ist, die wir da beschrieben haben.
0:54:28–0:54:35
Also der Brunnen ist halt quasi die Öffnung zum Körper, zum Körperlichen,
0:54:35–0:54:39
das ist so ein bisschen hinten angestellt, dieser Werksinn, dieses ich muss
0:54:39–0:54:43
mich behaupten, ich versuche die Rollen in der Gesellschaft zu spielen.
0:54:43–0:54:46
Ich will Pirat werden, ich will Astronaut werden und so weiter.
0:54:49–0:54:56
Und dann geht's aber los, dreimal. Da kommt zuerst so ein bisschen was raus,
0:54:56–0:55:00
beim ersten Orgasmus bei dem Jungen, so die ersten Tropfen.
0:55:01–0:55:05
Dann, beim zweiten Mal kommt schon ein bisschen mehr raus und irgendwann kommen
0:55:05–0:55:10
Haare mit ins Spiel, die wachsen und sprießen und dieses Goldene ergießt sich.
0:55:11–0:55:16
Und dann sagt der eiserne Hans oder der wilde Mann, was mir besser gefällt,
0:55:16–0:55:19
ich wusste nicht, dass das früher so hieß, dieser wilde Mann sagt,
0:55:19–0:55:22
okay, ich seh's da aber auch wie du.
0:55:22–0:55:27
Ich denke, der sagt eher, okay, du bist so weit, als dass er sagt, du musst hier weg.
0:55:27–0:55:32
Sondern er sagt eher, gut, du bist so weit. Du hast dich quasi von deinen Eltern
0:55:32–0:55:40
getrennt, du hast deine eigene auch sexuelle Identität kennengelernt, in gewisser Form.
0:55:41–0:55:47
Du bist geschlechtsreif, raus aus der Schule und rein ins Leben. Punkt.
Florian Clauß
0:55:47–0:55:52
Ja, sehr schön, sehr schön. Also ich finde, das funktioniert jetzt auch wieder
0:55:52–0:55:57
so in der Parallelität, weil ich versuche das immer so zu veredeln,
0:55:57–0:56:02
ganz positiv, und du gehst mitten rein ins Haarige.
0:56:03–0:56:12
Also kann ich nachvollziehen, ist die Frage auch, die Regulierung des Triebes
0:56:12–0:56:15
ist ja auch dann in dem Zusammenhang irgendwie.
0:56:15–0:56:19
Also ich finde das dann so ein starkes Bild, weil dieses Vergolden,
0:56:19–0:56:22
wenn du sagst irgendwie Masturbieren, aber das Vergolden ist ja dann wieder
0:56:22–0:56:23
so diese Ambivalenz da drin.
0:56:23–0:56:28
Es wird ja nicht als schmutzig oder es wird als was total reines und was edles
0:56:28–0:56:32
gesehen. Ja, das finde ich irgendwie toll, wenn man das so zusammenbringen kann als Bild.
Micz Flor
0:56:33–0:56:36
Ja, ich denke schon, dass halt eben in dieser Oedipalenphase,
0:56:36–0:56:40
da darf man nicht und dieses Entlassen in die Latenzphase oder in diese Phase
0:56:40–0:56:45
da dieses Werksinns, da geht es ja auch genau darum, so das ist so eine Zäsur.
0:56:46–0:56:52
Okay, ich kann nicht, der Junge kann nicht, der Mann seiner Mutter sein,
0:56:52–0:56:55
die können nicht heiraten, auch wenn man das spielen will oder so,
0:56:55–0:56:57
das geht nicht. Diese Rolle ist besetzt.
0:56:57–0:57:00
Man kann aber ganz viele andere Rollen ausfüllen und kann sich darin finden und,
0:57:02–0:57:05
Unmerklich parallel wächst eben das Körperliche mit und dann eben diese Geschlechtsreife.
0:57:06–0:57:10
Und da wird dann eben aus dem Jungen der Mann. Und der wird aus der Schule entlassen
0:57:10–0:57:13
und geht dann in das Leben.
Florian Clauß
0:57:14–0:57:20
Ja, also das ist, ich will auch noch mal ein Werk quasi hiermit nennen von Robert Blei.
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Der Eisenhans, ne der heißt nur Eisenhans, das ist so Anfang der 90er geschrieben.
0:57:24–0:57:28
Robert Blei ist ein quasi so ein, wie soll man das sagen,
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so ein neuer Vertreter, der quasi wiederfindenden Männlichkeit,
0:57:35–0:57:39
ja, die seine, ich fasse das jetzt ganz schnell zusammen,
0:57:39–0:57:43
aber seine These war dann halt, dass er dann in diesem ganzen Hippietum,
0:57:43–0:57:48
dass da die Männlichkeit irgendwo verloren gegangen ist in der Kultur und er
0:57:48–0:57:50
hat dann quasi eine Bewegung gegründet,
0:57:50–0:57:56
um halt diese Wiederentdeckung des Männlichen dann halt auch zu zeigen und da
0:57:56–0:57:58
ist Eisenhans ein ganz zentrales Werk,
0:57:58–0:58:04
weil das ist halt an dieser Stelle ist ja auch der wilde Mann,
0:58:04–0:58:11
so diese Brücke für den Jungen, seine eigene Mängeligkeit zu entdecken.
0:58:11–0:58:13
Also das wird da sehr ausgeweist in diesem Werk.
0:58:15–0:58:18
Da möchte ich nur mal erwähnen, ich habe es kurz überflogen,
0:58:18–0:58:21
aber finde ich auch, das geht ja dann so in diese Richtung, die du beschrieben hast.
0:58:21–0:58:25
Und auch diese Veredelung, es wird nicht als unreines empfunden, dieser Trieb,
0:58:25–0:58:29
man muss wieder zu zu den Trieben stehen, man muss zu seiner Männlichkeit stehen
0:58:29–0:58:33
und wenn man das Verantwortungswohl in die Welt bringt, dann wird die Welt eine
0:58:33–0:58:37
bessere, ja, aber gleichzeitig ist da wieder so ein ganz konservatives Rollenbild dahinter, ne.
0:58:38–0:58:43
Das ist so, glaube ich, ein ganz, kann man auch da rein interpretieren,
0:58:43–0:58:44
aber ich habe noch einen anderen.
Micz Flor
0:58:44–0:58:47
Ist ganz kurz, aber das würde ich, also ich kenne diesen Text nicht,
0:58:47–0:58:50
aber so wie du es so umfasst hast, wäre das dann wirklich eine Form der Schule,
0:58:50–0:58:55
ne, also dass der Junge entflieht dem Übericht, dem Vater und mit der Mutter und alles,
0:58:55–0:58:58
das lässt er so hinter sich und bindet sich an sich selbst, also ist ja immer
0:58:58–0:59:00
noch, ich bleib dabei, das ist das eine und dasselbe, der wilde Mann und der
0:59:00–0:59:05
kleine Junge, und lernt quasi seinen wilden Mann, die lernen sich so kennen,
0:59:05–0:59:09
die begegnen sich, die reden miteinander, aber er ist auch irgendwie alleine.
0:59:09–0:59:14
Und der kommt aber in so eine Form von Gewahrsein, dieses Wilde zuzulassen,
0:59:14–0:59:18
was letztendlich dazu führt, dass er wirklich in voller Lust auch irgendwie die Haare goldmacht.
0:59:19–0:59:22
Das passt ja eigentlich ganz gut zu so einem anderen Konzept von Schule,
0:59:22–0:59:27
wo es nicht um Bildung für die Gesellschaft geht, eine Form der Ausbildung,
0:59:27–0:59:29
sondern eben so eine innerer Wachstum, Entfaltung.
Florian Clauß
0:59:30–0:59:36
Ja und auch nicht mehr um die Regulierung oder diese ganze, die Schaffung von
0:59:36–0:59:40
Kultur eben zur Unterdrückung der Triebe, sondern auch irgendwo diesen Trieben
0:59:40–0:59:42
einen Platz in der Gesellschaft dann zuzulassen.
0:59:43–0:59:47
Das wäre dann so der Next Level. Vielleicht ist dann auch der Eisenhans derjenige,
0:59:47–0:59:49
der diesen Kanal überhaupt legen kann.
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Und das wäre jetzt, ich weiß jetzt nicht, in welcher...
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Psychotherapeutischen Schule das anzuordnen wäre, aber es gibt sicher so einen Ansatz,
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dass man so dieses archaische, das wilde irgendwo zulassen kann und wenn das
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entsprechend in der Gesellschaft reguliert und akzeptiert ist,
1:00:08–1:00:11
dann ist es für alle besser, so, weiß ich nicht.
Micz Flor
1:00:12–1:00:14
Ja, vielleicht mache ich in der nächsten Folge mal Gestalltherapie,
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was ich ja auch gut kenne, weil da geht es eher um inneren Wachstum und weniger
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um die Beseitigung von psychischen Störungen.
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Man spricht weniger von Störungen, mehr über Entfaltung, Wachstum und so.
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Das passt vielleicht ganz gut. Vielleicht bereite ich da mal was vor.
Florian Clauß
1:00:29–1:00:34
Ja, das ist eine gute Idee. Also würde auch jetzt quasi thematisch dann dazu passen.
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Ein anderer Ansatz oder ein Bild, was ich da wieder finde, das ist so Eisengold,
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die Beziehung auf so einer ganz physikalischen Ebene. Kannst du dir da was vorstellen?
Micz Flor
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Eisen und Gold. Also Eisen korrodiert, Gold korrodiert nicht.
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Gold ist ein, wie du sagst, schon gibt es schon lange, kann man auch relativ
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leicht gewinnen oder finden oder sonst was schmelzen.
1:01:03–1:01:10
Haben Eisen muss man erst bearbeiten, bis man damit dann wirklich noch mehr bearbeiten kann.
Florian Clauß
1:01:11–1:01:15
Ich will mal so ein bisschen in diese Entstehung reingehen. Also die Entstehung.
Micz Flor
1:01:15–1:01:16
Wie Eisen entsteht.
Florian Clauß
1:01:16–1:01:18
Naja, wie Eisen, wie was passiert.
Micz Flor
1:01:18–1:01:24
Du meinst jetzt die Entstehung in der Sonne. Ja, genau. Das Gold und Eisen werden
1:01:24–1:01:25
in der Sonne geschmolzen.
Florian Clauß
1:01:25–1:01:27
Nein.
Micz Flor
1:01:27–1:01:27
Gold nicht?
Florian Clauß
1:01:28–1:01:34
Nein, nein, nein. Das weißt du doch. Es geht um Fusion. Der Stern fusioniert
1:01:34–1:01:39
Elemente zu schweren Elementen und dabei wird Energie frei, deswegen kann er strahlen.
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Das heißt, am Anfang ist der Wasserstoff, Wasserstoff, der wird zu Helium verbrannt
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und das geht immer so weiter,
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also dieser Prozess von Wasserstoff zu Helium dauert sehr sehr lange und irgendwann,
1:01:52–1:01:59
am Ende von einem Stern, dann wird immer das nicht schwere Element verbrannt, am Ende steht Eisen.
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Das heißt in dem Moment, wenn quasi die letzte Fusion dahin geht,
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dass Eisen als Element rauskommt, dann ist der Stern quasi am Ende seiner Lebensphase.
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Und, weißt du, du hast mir ja noch mal selber diese Radiolab-Geschichte erzählt.
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Weil im Eisen, es gibt kein anderes Element mehr, was dann Energie freisetzt beim Fusionieren.
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Also da ist die höchste Atomdichte, die dann stattfinden kann.
1:02:32–1:02:39
Für alle weiteren Elemente, die im Universum passieren, muss Energie hinzugefügt werden.
1:02:40–1:02:46
Und deswegen gibt es auch so eine Verteilung von, weil Eisen gibt es zum größeren
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Prozentteil als Gold in der Welt oder im Universum.
1:02:51–1:02:53
Und die Frage ist, wie entsteht Gold?
1:02:54–1:03:00
Und wenn wir jetzt tatsächlich so eine Art von Sternfusionen als Sternsterber,
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eine Supernova, eine Supernova, das ist der Prozess, wo dann am Ende das Eisen
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und dann kollabiert der Stern und es entsteht ein riesen Gamma-Blitz und eine
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unglaubliche Menge von Energie.
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Es ist so vergleichbar eine Supernova von einem etwas massereichen Stern wie
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die Sonne. Also es muss acht bis zehnmal größer sein als die Sonne.
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Der sendet in diesem Gamma-Blitz so viel Energie aus, wie wenn die Sonne zwei
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Milliarden Jahre strahlen würde. Es ist eine unglaubliche Form von Energie.
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Und in dieser Energie können dann die höheren Elemente entstehen.
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Das heißt, da entsteht Gold in diesem Blitz.
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Und so entsteht dieses kosmische Gold, das ist eine Form der Goldentstehung.
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Es gibt dann noch andere Formen, die dann nicht über diesen Rapid,
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also den R-Prozess, den schnellen Prozess, es gibt noch Slow-Prozesse, wo Gold entsteht.
1:04:01–1:04:04
Und es gibt dann auch die Theorie, dass es in diesen Jetstreams,
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die von den supermassereichen schwarzen Löchern im Zentrum einer Galaxie entstehen,
1:04:10–1:04:14
dass da auch so viel Energie ist, dass im Gold da abregnet und entsteht.
1:04:16–1:04:18
Oder die Verschmelzung von zwei Neutronensternen.
1:04:20–1:04:24
Haben die auch irgendwie in den 90ern beobachtet und festgestellt,
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dass dann in diesem Prozess so eine massive Strahlung entstanden ist,
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dass da Gold entstanden ist von mehreren Erden in der Dichte.
1:04:32–1:04:37
Also so geht Gold und immer bei dieser Explosion ist ja auch dann eine Bewegung
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nach draußen, das heißt, es wird gestreut.
1:04:40–1:04:43
Also Gold wird dann halt in die Welt zurückgestreut, in das Universum.
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Und das ist nochmal so diese Analogie,
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möchte ich, also die habe ich auch nirgendswo gelesen, aber ich finde das irgendwie so,
1:04:51–1:04:55
also es kann auch noch gar nicht so da drin stehen, aber Es gibt dann zum Beispiel,
1:04:55–1:05:00
wie entsteht Gold, dann haben die Inkas gesagt, damals, als die ja auch sehr
1:05:00–1:05:04
früh Gold verarbeitet haben, glaube so 4.000, 5.000 vor der christlichen Zeitenwende,
1:05:04–1:05:06
haben die auch schon ganz viel Schmuck mit Gold produziert und so weiter.
1:05:06–1:05:10
Und da haben die dann auch schon viel Geld verdient.
1:05:15–1:05:18
Wurde der Spruch überliefert, dass Gold der Schweiß der Sonne ist.
1:05:19–1:05:22
Was eigentlich ein ganz schönes Bild ist, weil wenn man das dann halt tatsächlich
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so in dieser Form überträgt auf diesen Prozess der Supernova ist es auch Schweiß der Sonne.
1:05:32–1:05:38
Und da ist diese Anziehung zwischen Eisen und Gold nochmal auf so einer astronomischen
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Ebene, wollte ich dann nochmal so reinbringen.
Micz Flor
1:05:41–1:05:46
Spannend, ja. Also ich bin mir sicher, dass die Brüder Grimm nicht Astrophysics
1:05:46–1:05:49
Monthly abonniert hatten und das irgendwie so mit reinschreiben konnten,
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nachdem sie versucht haben.
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Aber das sind dann immer so Bilder. Also es ist auch interessant,
1:05:53–1:05:56
dass du das sagst, weil ich erinnere mich gerade an irgendeinen Artikel,
1:05:56–1:06:00
den ich mal gelesen habe, wo jemand auch eben über Sonne und Verschmelzung so...
1:06:00–1:06:03
Und der fing damit an, dass wohl die alten Griechen meinten,
1:06:03–1:06:07
ja, also die Sonne, sein Körper, das ist quasi, der ist komplett aus glühendem
1:06:07–1:06:09
Eisen und etwa so groß wie Griechenland.
1:06:12–1:06:13
Das war so menschenzentrisch.
Florian Clauß
1:06:14–1:06:16
Wir können auch bis zum Haurit von denken.
Micz Flor
1:06:19–1:06:22
Und das Interessante war halt eben im Artikel, dass zum Schluss steht,
1:06:22–1:06:26
naja gut und wenn dann alles irgendwie erstmal in der Sonne explodiert und verschmolzt
1:06:26–1:06:29
und sonst was ist, dann ist in der Tat nur noch Eisen übrig,
1:06:29–1:06:31
also wie die alten Griechen das scheinbar schon wussten.
1:06:32–1:06:35
Und wenn man das mal durchrechnet, ist das nicht viel größer als Griechenland.
1:06:35–1:06:36
Also was jetzt alles bleibt.
Florian Clauß
1:06:36–1:06:42
Ja, das stimmt. Dann hast du wieder so eine komische Analogie von den Proportionen,
1:06:42–1:06:45
aber vielleicht auch nur, weil du das dann so skalieren kannst,
1:06:45–1:06:46
auf das natürliche Vorkommen.
1:06:47–1:06:50
Also du findest halt so oft Eisen oder so oft Gold.
1:06:51–1:06:53
Also so jetzt auf dieser Ebene.
Micz Flor
1:06:54–1:06:56
Okay, dann sind wir bereit für den nächsten Abschnitt.
Florian Clauß
1:06:56–1:07:01
Ja, würde ich auch sagen. Er suchte danach Arbeit, aber er konnte keine finden
1:07:01–1:07:06
und hatte auch nichts erlernt, womit er sich hätte forthelfen können.
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Endlich ging er in das Schloss und fragte, ob sie ihn behalten wollten.
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Die Hofleute wussten nicht, wozu sie ihn brauchen sollten, aber sie hatten wohlgefallen
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an ihm und hießen ihm zu bleiben.
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Zuletzt nahm ihn der Koch in den Dienst und sagte, er könnte Holz und Wasser
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tragen und die Asche zusammenkehren.
1:07:26–1:07:31
Einmal, als gerade kein anderer zur Hand war, ließ ihn der Koch die Speisen
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zur königlichen Tafel tragen.
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Da er aber seine goldenen Haare nicht wollte sehen lassen, so behielt er sein Hütchen auf.
1:07:39–1:07:42
Dem König war so etwas noch nicht vorgekommen, und er sprach,
1:07:42–1:07:46
wenn du zur königlichen Tafel kommst, musst du deinen Hut abziehen.
1:07:47–1:07:52
»Ach her«, antwortete er, »ich kann nicht, ich habe einen bösen Grint auf dem Kopf.«,
1:07:53–1:07:58
Da ließ der König den Koch herbeirufen und schallt ihn an und fragte,
1:07:58–1:08:01
wie er einen solchen Jungen hätte in seinen Dienst nehmen können,
1:08:01–1:08:03
er sollte ihn gleich fortjagen.
1:08:04–1:08:10
Der Koch aber hatte Mitleid mit ihm und vertauschte ihn mit den Gärtnersjungen.
1:08:12–1:08:17
Nun musste der Junge im Garten pflanzen und begießen und hacken und graben und
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Wind und böses Wetter über sich ergehen lassen.
1:08:21–1:08:26
Einmal im Sommer, als er allein im Garten arbeitete, war der Tag so heiß,
1:08:26–1:08:29
dass er sein Hütchen abnahm und die Luft ihn kühlen sollte.
1:08:31–1:08:36
Wie die Sonne auf das Haar schien, glitzte und blitzte es, dass die Strahlen
1:08:36–1:08:40
in das Schlafzimmer der Königstochter fielen, und sie aufsprang,
1:08:40–1:08:42
um zu sehen, was das wäre.
1:08:42–1:08:47
Da blickte sie den Jungen und rief ihn an, Junge, bring mir einen Blumenstrauß.
1:08:48–1:08:54
Er setzte in aller Eile sein Hütchen auf, brach wilde Feldblumen ab und band sie zusammen.
1:08:55–1:09:00
Als er damit die Treppe hinaufstieg, begegnete ihm der Gärtner und sprach,
1:09:00–1:09:04
wie kannst du der Königstochter einen Strauß von schlechten Blumen bringen,
1:09:04–1:09:10
geschwind, hol andere und dann suche die schönsten und seltensten aus." – Ach
1:09:10–1:09:15
nein, antwortete der Junge, die Villen riechen kräftiger und werden ihr besser gefallen.
1:09:16–1:09:21
Als er in ihr Zimmer kam, sprach die Königstochter, nimm dein Hütchen ab,
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es ziemt sich nicht, dass du ihn vor mir aufbehältst.
1:09:25–1:09:29
Er antwortete wieder, ich darf nicht, ich habe einen grindigen Kopf.
1:09:29–1:09:35
Sie griff aber nach dem Hütchen und zog es ab, da rollten seine goldenen Haare
1:09:35–1:09:38
auf die Schultern herab, dass es prächtig anzusehen war.
1:09:39–1:09:45
Er wollte fortspringen, aber sie hielt ihm am Arm und gab ihm eine Handvoll von Dukaten.
1:09:46–1:09:52
Er ging damit fort, achtete aber des Goldes nicht, sondern er brachte es dem
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Gärtner und sprach, schenke es deinen Kindern, die können damit spielen.
1:09:58–1:10:04
Den anderen Tag rief ihm die Königstochter abermals zu, er sollte ihr ein straues Feldblumen bringen.
1:10:05–1:10:10
Und als er damit eintrat, grabste sie gleich nach seinem Hütchen und wollte
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es ihm wegnehmen, aber er hielt es mit beiden Händen fest.
1:10:15–1:10:19
Sie gab ihm wieder eine Handvoll Dukaten, aber er wollte sie nicht behalten
1:10:19–1:10:22
und gab sie dem Gärtner zum Spielwerk für seine Kinder.
1:10:23–1:10:27
Den dritten Tag ging es nicht anders, sie konnte ihm sein Hütchen nicht wegnehmen
1:10:27–1:10:29
und Er wollte ihr Gold nicht haben.
1:10:30–1:10:33
Okay, also mir fällt dazu nicht so viel ein.
Micz Flor
1:10:33–1:10:36
Ja, ich denke auch, wir können da so ein bisschen drüber weggehen.
1:10:36–1:10:40
Ich finde es halt nochmal interessant mit dem, was ich vorhin gesagt habe von
1:10:40–1:10:45
Ericsson, die Stadium nach diesem Werk sind, ist dann das Stadium Nummer 5 im
1:10:45–1:10:47
Jugendalter Identität versus Identitätsdiffusion.
1:10:48–1:10:56
Das wäre dann eben genau diese Sache, wo man beginnt zu sagen, ich bin Bäcker oder so.
1:10:56–1:10:59
Einem alten Konzept. Also so ein altes Konzept von Ausbildung,
1:10:59–1:11:03
in dem er da jetzt ist. Das würde vielleicht dann dieses Phasenmodell noch so
1:11:03–1:11:06
ein bisschen bestätigen als Schablone für dieses Märchen.
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Ich möchte natürlich in dem Zusammenhang sagen, dass dieses Phasenmodell einfach
1:11:11–1:11:12
auch eine Beschreibung ist.
1:11:12–1:11:18
Das ist jetzt nicht irgendwie wahr, weil es gesagt wurde und dann rückwirkend auf alles passt.
1:11:18–1:11:22
Also es ist halt einfach menschlich. Heute würde man dieses Phasenmodell auch
1:11:22–1:11:26
wieder ausbauen. Es gibt das Konzept der verlängerten Adoleszenz,
1:11:26–1:11:31
weil halt immer mehr Ausbildungsberufe auch einfach immer mehr Zeit in Anspruch nehmen.
1:11:32–1:11:35
Aber es ist klar in diesem Märchen, wir sehen diesen jungen Mann,
1:11:35–1:11:40
der sich in verschiedenen Berufen übt und dann auch irgendwie eine sehr wertvolle Frau kennenlernt.
1:11:41–1:11:44
Und das finde ich irgendwie ganz schön, weil Märchen, glaube ich,
1:11:44–1:11:46
immer ja auch ein Ort sind,
1:11:46–1:11:50
in dem verkappterweise Sexualität vorkommen darf,
1:11:50–1:11:56
dass er dann ihr nicht einfach so einen zierlichen, bürgerlichen oder aristokratischen
1:11:56–1:12:02
Blumenstrauß überreicht, sondern da richtig das, was deftig riecht, gibt.
1:12:02–1:12:05
Das ist mir nicht so ganz lustig, auch weil wir ein Filmpodcast sind,
1:12:05–1:12:10
musste ich da natürlich an den Film Superbad denken, kannst du dich erinnern?
1:12:11–1:12:14
Superbad, da geht es ja so highschool auf Sexualität und zwei Jungen,
1:12:14–1:12:17
die noch keine Freundin haben oder sowas und da.
1:12:18–1:12:21
Was mache ich immer gerne, wenn ich einen DVD angucke?
Florian Clauß
1:12:21–1:12:22
Kennst du? Ja, ja, Making-of.
Micz Flor
1:12:23–1:12:27
Das Making-of-Setting, das fand ich da so gut und das ist halt auch diese Verschlüsselung
1:12:27–1:12:29
in den Märchen, glaube ich.
1:12:29–1:12:32
Im Original für die Kinoversion fragt halt der eine den anderen,
1:12:32–1:12:35
wie du hast noch nie mit einem Mädchen geschlafen, so ganz direkt.
1:12:36–1:12:38
Und das kann man so aber nicht ins Fernsehen bringen, deshalb mussten sie eine
1:12:38–1:12:41
zweite Version machen, das ist wohl bei vielen Filmen der Fall,
1:12:41–1:12:46
die dann eben auch fürs Fernsehen genutzt werden kann. Und da hat er dann einfach so improvisiert.
1:12:47–1:12:51
Wie heißt der nochmal? Der Schauspieler Noah, irgendwas. Und der hat improvisiert
1:12:51–1:12:53
und schießt dann halt so mit Sachen raus.
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Wie, du hast noch nie die... Du hast noch nie deinen Löffel in die Suppe getaucht.
1:12:57–1:13:00
Wie, du hast noch nie Creme auf den Salat gegossen. Wie, du hast...
1:13:00–1:13:03
Er sagt halt alles so Sachen so aus dem Haushalt.
1:13:04–1:13:09
Und die wirken halt noch viel, viel, viel obszöner, als wenn man es einfach benennt, ja.
1:13:10–1:13:15
Und da musste ich dran denken. Also, wenn man dann so die Blumen mitbringt,
1:13:15–1:13:20
die halt wild riechen, derb riechen, das sind dann, finde ich ähnlich auch so
1:13:20–1:13:21
ein Begriff von Sexualität.
1:13:23–1:13:25
Die Schlange, der Fisch, die Derbenblüme.
Florian Clauß
1:13:25–1:13:33
Aber würdest du, also der Impuls, so diese körperliche Aktion geht ja von der Prinzessin aus.
1:13:33–1:13:36
Also sie packt ihn an den goldenen Haaren. Ist das denn auch so,
1:13:36–1:13:40
sie packt ihn an den Schwanz? Ist das, würdest du das jetzt auch so,
1:13:40–1:13:44
wenn du das jetzt so aus dem Absatz davor dann überträgst, die Interpretation,
1:13:44–1:13:47
dass sie diejenige ist, die die Initiative ergreift?
1:13:48–1:13:49
Kann man das so übertragen?
Micz Flor
1:13:52–1:13:58
Also das ist natürlich dann die Frage, da weiß ich nicht genug über Märchen in ihrer Entstehung.
1:13:59–1:14:05
Also ich habe mich früher immer gewundert, als Kind, warum Frauen und Mädchen
1:14:05–1:14:08
so eine wichtige Rolle in Märchen sind, während sonst halt immer Männer und
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Jungs so eine wichtige Rolle haben.
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Da war ich selber noch ein bisschen eher so als Kind und bei Märchen war dann
1:14:12–1:14:17
immer das Rotkäppchen, die böse Königin, die gute Königin, Schneewittchen,
1:14:17–1:14:20
also es geht immer so Mädchen und Königin.
1:14:22–1:14:28
Und jetzt ist aber da manchmal die Überlegung, wurden Märchen quasi von in der
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Kneipe von Männern zu Männern erzählt, sowas. Und dann war es so,
1:14:32–1:14:34
ja, dann kam die Königin und greift zu.
1:14:34–1:14:38
Oder die Prinzessin, die will es doch. Also vielleicht ist es gar nicht so sehr,
1:14:38–1:14:46
dass wir das Märchen vor so einem kantianischen Edelmenschenblick aus sondern
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von einem Blick aus, der halt Spaß macht, das ist Unterhaltung.
1:14:52–1:14:54
Da darf auch mal irgendwie das Licht ausgehen.
Florian Clauß
1:14:55–1:15:02
Also in dieser Interpretation von dem spirituellen Ansatz ist es so,
1:15:02–1:15:07
dass diese Phase dann als verantwortungsvolles Handeln interpretiert wird.
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Er kommt irgendwo hin, kann nicht wirklich was.
1:15:12–1:15:18
Gleichzeitig wird er doch als jemand wahrgenommen, der gerne aufgenommen wird.
1:15:19–1:15:24
Er hat eine gewisse Ausstrahlung, er hat ein Charisma, was man vielleicht auch
1:15:24–1:15:29
bei so, wenn er schon mal die Meditation gelernt hat, dann auch so sich das
1:15:29–1:15:30
dann halt auch ausstrahlt. und gleichzeitig...
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Wird schon begehrt, aber er nutzt es nicht aus.
1:15:41–1:15:46
Das kann man ja auch dann so sehen, dass er da wieder seinen Trieb zurückhält
1:15:46–1:15:53
oder sich da einfach auch eine gewisse gesellschaftliche Verantwortung dann zeigt bei ihm.
1:15:53–1:16:03
Das heißt, er will diesen Klassenunterschied, dass er vergoldete Haare hat,
1:16:03–1:16:05
will er nicht zeigen, er sagt das Gegenteil, er hat einen Grint.
1:16:06–1:16:09
Das heißt, er spielt das jetzt nicht so aus zu seinem Vorteil,
1:16:09–1:16:14
sondern hält es bedeckt. Das ist ja auch irgendwie sehr vorausschauend von ihm.
1:16:15–1:16:17
Das heißt, es ist auch wieder eine gewisse Triebregulierung.
1:16:18–1:16:23
Er könnte es alles haben, aber er macht es nicht, weil es sich nicht ziemt oder
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weil es nicht die Zeit ist. Also so halt.
Micz Flor
1:16:26–1:16:28
Na ja, gut, also dann gehe ich einen Schritt zurück und sage,
1:16:28–1:16:31
der König darf nicht wissen, dass er schon goldene Haare hat,
1:16:31–1:16:34
wenn es da wirklich um Sexualität geht, in meiner Auslegung.
1:16:37–1:16:40
Während er dann irgendwie, wenn er sich mal alleine glaubt, dann diese goldenen
1:16:40–1:16:42
Haare schon einfach mal raus lässt.
1:16:43–1:16:47
Und die Königstochter sieht es dann. Die sieht dann irgendwie, oh, oh, guck mal da.
1:16:48–1:16:52
Und dann lädt sie ihn ein und bringt die wilden Blumen mit.
1:16:52–1:16:56
Aber dass der König das dann nicht sehen darf, finde ich dann nicht unbedingt
1:16:56–1:16:57
ein Zeichen von Erleuchtung.
1:16:58–1:17:01
Sondern eher so strategisch auch.
Florian Clauß
1:17:01–1:17:05
Ja, also vielleicht, in der Auslegung ist es auf jeden Fall strategisch,
1:17:05–1:17:11
damit er quasi auch öfters zu der Königstochter kommen kann.
1:17:12–1:17:14
So wie bei den Fuchsgeistern.
Micz Flor
1:17:14–1:17:16
Genau, die haben ja nur gespielt, das ist ja niemals passiert.
Florian Clauß
1:17:16–1:17:21
Ja, ja. Ja, okay, dann würde ich sagen, gibt es da noch was von deiner Seite?
Micz Flor
1:17:21–1:17:24
Ne, das fand ich gut, dass wir das kurz gemacht haben, weil da habe ich auch nicht...
Florian Clauß
1:17:24–1:17:28
Ich glaube, es wird auch immer kürzer zum Schluss, weil tatsächlich die größte
1:17:28–1:17:32
Interpretationsfreiheit schon der Anfang des Märchens bringt.
1:17:32–1:17:37
Also für mich jetzt der Rest ist dann so ein bisschen, okay, kann man mal gucken.
1:17:40–1:17:44
Nicht lange danach war das Land mit Krieg überzogen. Der König sammelte sein
1:17:44–1:17:50
Volk und wusste nicht, ob er dem Feind, der übermächtig war und ein großes Heer
1:17:50–1:17:51
hatte, Widerstand leisten könnte.
1:17:52–1:17:58
Da sagte der Gärtnerjunge, ich bin herangewachsen und will mit in den Krieg
1:17:58–1:18:00
ziehen, gib mir nur ein Pferd.
1:18:00–1:18:05
Die anderen lachten und sprachen, wenn wir fort sind, so suche dir eins,
1:18:05–1:18:07
wir wollen dir eins im Stall zurücklassen.
1:18:08–1:18:13
Als sie ausgezogen waren, ging er in den Stall und zog das Pferd heraus.
1:18:14–1:18:18
Es war an einem Fuß lahm und hickelte »Hunkepuss, Hunkepuss«,
1:18:18–1:18:22
dennoch setzte er sich drauf und ritt nach dem dunklen Wald.
1:18:23–1:18:28
Als er an den Rand desselben angekommen war, rief er dreimal »Eisenhans«,
1:18:28–1:18:31
so laut, dass es durch die Bäume schallte.
1:18:31–1:18:36
Gleich darauf erschien der wilde Mann und sprach »Was verlangst Du?« Ich verlange
1:18:36–1:18:39
ein starkes Ross, denn ich will in den Krieg ziehen.
1:18:39–1:18:42
Das sollst Du haben, und noch mehr, als Du verlangst.
1:18:43–1:18:47
Dann ging der wilde Mann in den Wald zurück, und es dauerte nicht lange,
1:18:47–1:18:51
so kam ein Stallknecht aus dem Wald und führte ein Ross herbei,
1:18:51–1:18:55
das schnaubte aus den Nüstern und war kaum zu bändigen.
1:18:55–1:19:00
Und hinterher folgte eine große Schar Kriegsvolk, ganz in Eisen gerüstet,
1:19:00–1:19:03
und ihre Schwerter blitzten in der Sonne.
1:19:03–1:19:07
Der Jüngling übergab dem Stallknecht sein dreibeiniges Pferd,
1:19:07–1:19:10
bestieg das andere und ritt vor der Schar her.
1:19:12–1:19:18
Als er sich dem Schlachtfeld näherte, war schon ein großer Teil von den Königsleuten
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gefallen, und es fehlte nicht viel, sie mussten die übrigen weichen.
1:19:22–1:19:26
Da jagte der Jüngling mit der eisernen Schar heran, fuhr wie ein Wetter über
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die Feinde und schlug alles nieder, was sich ihm widersetzte.
1:19:32–1:19:37
Sie wollten fliehen, aber der Jüngling saß ihnen auf den Nacken und ließ nicht
1:19:37–1:19:39
ab, bis kein Mann mehr übrig war.
1:19:41–1:19:45
Statt aber zu dem König zurückzukehren, führte er seine Schar auf Umwegen wieder
1:19:45–1:19:48
zu dem Wald und rief den Eisenhanz heraus.
1:19:49–1:19:54
»Was verlangst Du?« fragte der wilde Mann. »Nimm Dein Ross und Deine Schare
1:19:54–1:20:00
zurück und gib mir mein dreibärniges Pferd wieder.« Das geschah alles,
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was er verlangte, und Ritt auf seinem dreibeinigen Pferd heim.
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Als der König wieder in sein Schloss kam, ging ihm seine Tochter entgegen und
1:20:10–1:20:12
wünschte ihm Glück zu seinem Siegen.
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»Ich bin es nicht, der den Sieg davongetragen hat,« sprach er,
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»sondern ein fremder Ritter, der mit seiner Schar zu Hilfe kam.«,
1:20:21–1:20:26
Die Tochter wollte wissen, wer der fremde Ritter wäre, aber der König wusste
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es nicht und sagte, »Er hat die Feinde verfolgt, und ich habe ihn nicht mehr wiedergesehen.«.
1:20:33–1:20:35
Sie erkundigte sich bei dem Gärtner nach dem Jungen.
1:20:36–1:20:41
Der lachte aber und sprach, eben ist er auf seinem dreibeinigen Pferd heimgekommen,
1:20:41–1:20:46
und die anderen haben gespottet und gerufen, da kommt unser Hunkepuss wieder.
1:20:47–1:20:51
Sie fragten auch, hinter welcher Hecke hast du denn derweil gelegen und geschlafen?
1:20:52–1:20:58
Er sprach, ich habe das Beste getan, und ohne mich wäre es schlecht gegangen.
1:20:58–1:21:00
Da ward er noch mehr ausgelacht.
1:21:00–1:21:03
Okay, ist das jetzt für dich so auch ein Next Level?
Micz Flor
1:21:04–1:21:09
Ja, für mich passiert da irgendwas, was, äh, wie soll ich sagen,
1:21:09–1:21:13
also wenn ich zurückspringe in dieses Hämöneutische,
1:21:13–1:21:17
was ich am Anfang gesagt habe, ich hatte bei dem Emotionalen,
1:21:17–1:21:21
was ich da so erlebt habe, bei den Sachen bis hierher, da habe ich ja dann so
1:21:21–1:21:27
irgendwie reagiert auf das, was mich so buchstäblich fast leiblich angesprungen hat.
1:21:28–1:21:31
Und jetzt bin ich aber eher so, dass ich mir das Material angucke und versuche,
1:21:31–1:21:37
das deduktiv oder assoziativ so herzuleiten, was ist da los.
1:21:37–1:21:41
Und was ich da jetzt erlebe, ist halt, es wird halt so eine Geschichte gebaut,
1:21:41–1:21:42
die was Traumhaftes hat.
1:21:42–1:21:45
Also, wenn ich hinter diesem Traumhaften von,
1:21:45–1:21:49
oh, da ist ein Krieg und der König und die Prinzessin, die hätte ich ja gerne,
1:21:49–1:21:54
aber wer bin ich denn schon mit meinem Hunkopus oder wie es heißt,
1:21:54–1:21:58
was ich ganz lustig finde, weil da hört man vielleicht sogar die holländische
1:21:58–1:22:00
Abstammung des Märchens nochmal.
1:22:02–1:22:06
Wenn das also so eine Art ist, so ein Bild zu schaffen, eine Geschichte zu erzählen,
1:22:06–1:22:10
in der versteckt ist, dass er vorbei an einem König, mit dem er irgendwie in
1:22:10–1:22:12
Konflikt gehen würde, wenn er sich die Prinzessin nimmt.
1:22:13–1:22:16
Und dann sind halt irgendwelche Kriege und deshalb an diesen Kriegen eben dann
1:22:16–1:22:24
so als strahlender, aber auch zerstörerischer Ritter im Sinne des Königs handelt,
1:22:24–1:22:27
ohne sich dann aber wiederum zu zeigen. Er versteckt sich ja so ein bisschen.
1:22:28–1:22:31
Und woran ich da denken muss, ist an der Art, wie er sich da verbindet,
1:22:31–1:22:33
wieder mit dem wilden Mann in sich.
1:22:34–1:22:38
Da geht es glaube ich, wenn ich es jetzt auf eine psychotherapeutische Ebene
1:22:38–1:22:42
oder auch auf die Frage der Männlichkeit, was du ja vorhin schon irgendwie angesprochen
1:22:42–1:22:46
hast, mit diesem hippie-buch-männer-ding da.
1:22:49–1:22:53
Es geht um Aggression und Impulsaftigkeit, aber gar nicht so sehr impulshaft,
1:22:53–1:22:57
sondern wirklich aggressiv in der Welt zu wüten.
1:22:58–1:23:01
Und da fände ich, dass es eigentlich ein schönes Bild dafür ist,
1:23:01–1:23:03
da sind wir auch ein bisschen wieder bei der Gestalltherapie.
1:23:04–1:23:10
Das erste Buch, das ist Anfang 40er Jahre, da war Hunger, Aggression und Ich
1:23:10–1:23:11
oder so hieß das, glaube ich.
1:23:11–1:23:15
Und da wurde versucht, der Aggressionsbegriff, der gesellschaftlich einfach
1:23:15–1:23:19
so sehr immer runtergedrückt wird, Aggressionen vermeiden, wegsperren,
1:23:19–1:23:23
immer rational handeln, der wurde da ein bisschen von alleine gelassen.
1:23:23–1:23:27
Der wilde Mann wurde da zugelassen, indem man sagt, es gibt eine Aggression,
1:23:27–1:23:29
die ist einfach notwendig.
1:23:30–1:23:32
Wenn wir leben wollen, müssen wir die Welt verformen.
1:23:32–1:23:37
Wir müssen essen, wir müssen Dinge zerbeißen, zerkauen. Es muss immer was dran
1:23:37–1:23:39
glauben, damit wir überleben können.
1:23:40–1:23:44
Und später dann auch in der dynamischen Psychiatrie gab es dann eine Umformung
1:23:44–1:23:45
des Aggressionsbegriffs.
1:23:46–1:23:50
Da wurde dann gesagt, die Herkunft des Aggressionenart Gredi heißt zur Hand zupacken.
1:23:51–1:23:55
Man muss in der Welt zupacken, um die Welt eben nach den eigenen Wünschen auch
1:23:55–1:23:58
mitzugestalten und nicht einfach über sich hergehen zu lassen.
1:23:58–1:24:03
Und das erlebe ich da so ein bisschen, dass der Junge oder inzwischen der Mann
1:24:03–1:24:09
den wilden Mann in sich mit dem verbündet und dann explodiert das aber nicht
1:24:09–1:24:12
mehr wie vorher, wo er nicht anders kann und dann irgendwie in den Brunnen fasst.
1:24:13–1:24:18
Es ist inzwischen eine regulierte, erwachsene Art, der Aggression freien Lauf zu lassen.
1:24:20–1:24:23
Hinzunehmen auch dabei, dass man Dinge, also in diesem Fall die Feinde, zertöten.
1:24:25–1:24:28
Aber abstrakter gesprochen, dass man die Welt verändern muss und manche Sachen
1:24:28–1:24:31
danach nicht mehr so sind, wie sie vielleicht sein wollen.
1:24:33–1:24:36
Aber trotzdem eine Aggression, die notwendig ist, um bestimmte Dinge umzusetzen.
1:24:37–1:24:40
Ohne geht es nicht. Das haben wir auf der politischen Ebene jetzt auch,
1:24:40–1:24:46
wenn alle sagen, Klimaschutz, Verzicht, Klimaerwärmung, Klimaschutz und ich, falsche Wort.
1:24:47–1:24:50
Und das erlebe ich da so ein bisschen. Diese Idee von, als erwachsener,
1:24:50–1:24:54
verantwortlicher Mann darfst du dich mit deiner Aggression verbünden,
1:24:54–1:24:59
aber es darf natürlich da nicht aus dem Ruder laufen und du bist nicht der Dervisch,
1:24:59–1:25:02
der damals eingesperrt wurde, als du im Käfig noch hinkst beim König,
1:25:02–1:25:09
sondern gezielt hingehen, sagen, ich brauche eine Ritterrüstung,
1:25:09–1:25:13
ich brauche ein Pferd, ich brauche Krieger, weil jetzt ist einfach Kampf.
1:25:13–1:25:16
Punkt. Und das finde ich ist da drin.
1:25:16–1:25:21
Also ein Umgang als erwachsener Mensch mit der eigenen Wut eben nicht,
1:25:21–1:25:27
sondern mit dem Aggressionspotenzial vor dem Hintergrund, aber eben einer Form
1:25:27–1:25:30
von moralisch wertebezogenem Handeln.
1:25:32–1:25:36
Nicht verstecken, dass es auch um Zerstörung geht, aber eben zu sagen,
1:25:38–1:25:41
Es ist eine Entscheidung und die kann ich tragen, die Verantwortung kann ich übernehmen.
Florian Clauß
1:25:41–1:25:45
Ja, finde ich sehr zulässig und nachvollziehbar.
1:25:48–1:25:53
Es ist ja auch dann der Schritt, also wenn man das jetzt wieder mit dieser spirituellen
1:25:53–1:25:56
Interpretation des Märchens vergleicht,
1:25:56–1:26:02
wo eben verantwortungsvolles Handeln in Entscheidung übergeht,
1:26:02–1:26:07
wo dann auch entschieden wird, ich brauche jetzt das, ich brauche jetzt den
1:26:07–1:26:10
Stuff, um hier weiterhelfen zu können.
1:26:12–1:26:18
Und da kommt ja, vorher hat ja so das Karma quasi, das goldene Haar mitgenommen
1:26:18–1:26:21
vom wilden Mann, vom Eisenhans.
1:26:21–1:26:24
Und jetzt ist es so, dass es wird eingefordert.
1:26:25–1:26:31
Also es wird dann, dieses Versprechen vom Eisenhans wird dann eingefordert, okay, ich brauche was.
1:26:32–1:26:35
Gleichzeitig ist es nicht eine triumphale Ausstellung.
1:26:36–1:26:42
Also das heißt, er könnte, er nutzt nicht seine Stellung, um dann am Hofe dann
1:26:42–1:26:47
quasi punkten zu können, sondern er lässt es verdeckt.
1:26:47–1:26:51
Er tut es im Hintergrund, also auch mit der Aggression,
1:26:51–1:26:59
ja, das ist dann auch dieser Zugang zu dem Feld von von Aggressionen,
1:26:59–1:27:05
was dann halt der Eisenhans ermöglicht, ja, finde ich doch sehr rund,
1:27:05–1:27:10
wie wir jetzt quasi so unterschiedliche Ansätze in der Interpretation zusammenfinden.
1:27:12–1:27:15
Ich würde jetzt sagen, gehen wir in den nächsten Abschnitt?
Micz Flor
1:27:15–1:27:15
Gerne.
Florian Clauß
1:27:15–1:27:21
Abschnitt. Der König sprach zu seiner Tochter, ich will ein großes Fest ansagen
1:27:21–1:27:26
lassen, das drei Tage wehren sollte, und Du sollst einen goldenen Apfel werfen.
1:27:27–1:27:29
Vielleicht kommt der Unbekannte herbei.
1:27:29–1:27:34
Als das Fest verkündigt war, ging der Jüngling hinaus zu dem Wald und rief den Eisenhans.
1:27:35–1:27:40
»Was verlangst Du,« fragte er, »dass ich den goldenen Apfel der Königstochter fange?
1:27:40–1:27:43
Es ist so gut, als hättest Du ihn schon,« sagte Eisenhans.
1:27:44–1:27:50
»Du sollst auch eine rote Rüstung dazu haben und auf einem stolzen Fuchs reiten.«,
1:27:51–1:27:55
Als der Tag kam, sprengte der Jüngling heran, stellte sich unter die Ritter
1:27:55–1:27:57
und ward von niemanden erkannt.
1:27:58–1:28:02
Die Königstochter warf hervor und warf den Rittern einen goldenen Apfel zu,
1:28:02–1:28:08
aber keiner fing ihn als er allein, aber sobald er ihn hatte, jagte er davon.
1:28:09–1:28:15
Am zweiten Tag hat ihn Eisenhans als weißen Ritter ausgerüstet und ihm einen Schimmel gegeben.
1:28:16–1:28:19
Abermals fing er allein den Apfel, verweilte aber keinen Augenblick,
1:28:19–1:28:21
sondern jagte damit hervor.
1:28:23–1:28:29
Der König ward böse und sprach, daß es nicht erlaubt, er muß vor mir erscheinen und seinen Namen sagen.
1:28:31–1:28:34
Er gab dem Befehl, wenn der Ritter, der den Apfel gefangen habe,
1:28:34–1:28:40
sich wieder davon machte, so sollte man ihm nachsetzen, und wenn er nicht gutwillig
1:28:40–1:28:42
zurückkehrte, auf ihn hauen und stechen.
1:28:43–1:28:48
Am dritten Tag erhielt er vom Eisenhands eine schwarze Rüstung und einen Rappen
1:28:48–1:28:50
und fing auch wieder den Apfel.
1:28:51–1:28:54
Als er aber damit fortjagte, verfolgten ihn die Leute des Königs,
1:28:54–1:28:59
und einer kam ihm so nahe, dass er mit der Spitze des Schwertes ihm sein Bein verwundete.
1:29:01–1:29:05
Er entkam ihn jedoch, aber sein Pferd sprang so gewaltig, dass der Helm ihm
1:29:05–1:29:10
vom Kopf fiel, und sie konnten sehen, dass er goldene Haare hatte.
1:29:11–1:29:16
Sie ritten zurück und meldeten dem König alles. So, machen wir jetzt hier Punkt.
1:29:17–1:29:23
Ganz kurz, ich wollte noch einen, das hatte ich jetzt im Absatz davor die Anmerkung vergessen.
1:29:23–1:29:27
Also dieses, wenn wir jetzt nochmal zu der Eisenzeit, der Erfolg,
1:29:27–1:29:34
der dann quasi hier umkriegerisch dann ausgedrückt hat, war eben durch die Eisengewinnung,
1:29:34–1:29:36
durch die Waffen, durch die Rüstung.
1:29:37–1:29:41
Also so hat man ja auch das Bild von den Römern, die dann halt mit ihren glänzenden
1:29:41–1:29:45
Rüstungen und ihren Speeren und so weiter, Schwertern aus Eisen da auch dieses
1:29:45–1:29:47
Reich aufbauen konnten.
1:29:47–1:29:52
Und dass der Eisenhans dann halt auch so ein Heer zusammenstellen kann.
1:29:52–1:29:55
Auf der einen Seite. Auf der anderen Seite auch eine Referenz,
1:29:55–1:30:03
jetzt nicht im Filmbereich, sondern im Buchbereich Eines meiner Lieblingsautoren,
1:30:03–1:30:09
von dem ich vor allen Dingen die Hörbücher höre, nämlich Walter Mörs, die Zermonien-Reihe.
1:30:12–1:30:17
Und dann gibt es Rumo und die Dunkelschatten. Und da gibt es die kupfernen Kerle,
1:30:17–1:30:20
das auch so ein unbesiegbares Heer ist. Also da ist halt Kupfer.
1:30:21–1:30:26
Also der Kupfer ist halt nochmal eine andere Veredelung, aber ein anderes Element.
1:30:26–1:30:33
Aber es ist auch dann diese Vision, dass ein Heer dann durchflügt und alles
1:30:33–1:30:37
niedersticht, was sich bewegt. Also diese unbändige Kraft, die man...
1:30:38–1:30:42
Aufgrund von so einer Metallizität gewinnt. Das ist nochmal so.
1:30:42–1:30:46
Und jetzt hier gibt es auch wieder die Anrufung des Eisenharns.
1:30:48–1:30:53
Und ja, es ist, ja es ist, wie es ist. Sag mal Menschen.
Micz Flor
1:30:54–1:30:56
Ja, ich kann damit jetzt, also ich finde das ist gerade sehr märchenhaft.
1:30:57–1:31:00
Ich weiß nicht, ob Märchen vielleicht manchmal auch eben so zusammengeklebt
1:31:00–1:31:03
waren, also Frameworks von Geschichten, das weiß ich nicht.
1:31:03–1:31:06
Aber ich habe das Gefühl, das ist jetzt so ein Finale, was wir bekommen.
1:31:06–1:31:07
Da ist so eine Symbolik drin.
1:31:08–1:31:12
Eben auch mit dem roten Fuchs und der roten Rüstung, dann zum Schluss schwarz,
1:31:12–1:31:14
ich habe die Mitte vergessen jetzt, was ist das Zweite?
Florian Clauß
1:31:14–1:31:16
Weiß. Weiß, genau.
Micz Flor
1:31:17–1:31:19
Da habe ich so das Gefühl, dass... Das ist eine Farbsymbolik,
1:31:19–1:31:21
ne? Ja, aber ich glaube, das ist dann vielleicht wirklich auch eine Symbolik
1:31:21–1:31:27
aus der Zeit, wo dann wirklich der rote Fuchs, also das Pferd und was eine rote
1:31:27–1:31:30
Rüstung ist. Ist das eine Eisenrüstung, weil die rostet? Keine Ahnung.
1:31:30–1:31:33
Aber da habe ich das Gefühl, da wird irgendwie sowas verpackt,
1:31:33–1:31:37
geschnürt, das ist quasi das Geschenk des Showdowns. zurücklegen.
1:31:37–1:31:39
Man weiß schon, er kriegt die Prinzessin.
1:31:40–1:31:48
Und jetzt gibt es quasi noch mal hier den Kampf, dass er gegen die anderen gewinnt.
1:31:49–1:31:54
Viel kann ich aber dazu nicht sagen. Passiert wie gesagt bei mir emotional wenig bei dieser Phase.
Florian Clauß
1:31:54–1:31:59
Ja, also ich stimme dir auch zu. Das ist so ein bisschen Showdown.
1:31:59–1:32:02
Das ist so dieses klassische Märchen, goldenen Apfel.
1:32:03–1:32:07
Diese Farben, da ist mir jetzt nochmal so ein spontaner Gedanke gekommen,
1:32:07–1:32:11
der ist aber auch so ein bisschen abgehoben.
1:32:11–1:32:15
Also im Prinzip, wenn man das jetzt so runter bricht, schwarz,
1:32:15–1:32:21
weiß, rot, vielleicht geht es auch um eine Reichsgründung.
1:32:22–1:32:27
Also er initiiert sich durch diese Farben, er baut eine Flagge zusammen,
1:32:27–1:32:30
er baut ein Reich auf. Und am Ende...
1:32:31–1:32:37
Ist er so, dass er sich dann auch zeigt. Es ist so ein bisschen so Gandalf der Weiße.
1:32:38–1:32:45
Ja, das klingt gut so. Dann wird so seine Person instantisiert durch die Farben,
1:32:45–1:32:48
durch die Flacken. Aber auch dann nicht so, dass... Also so ein typisches Heldenhaltung.
1:32:51–1:32:59
Also jetzt nicht so forsch in die Welt rauszugehen, sondern eher durch einen Zufall.
1:33:01–1:33:06
Und eine Heldentat in den Apfel zu fangen, Heldentat, dann auch sie sich zu
1:33:06–1:33:10
bekennen. Also das ist so ein bisschen Seek & Run. Ja, das ist interessant.
Micz Flor
1:33:10–1:33:15
Da denke ich jetzt an eine Folge mit den drei Filmen. Chinesische Filme waren es, glaube ich, alle.
1:33:16–1:33:20
Wo du dann auch über die Mythologie gesprochen hast von ein China oder so.
1:33:20–1:33:24
Und dann, dass es vielleicht wirklich in Märchen aus anderen Gegenden auch sowas
1:33:24–1:33:28
gab. Dass halt diese Farben, weiß, schwarz, rot, dann alle so innerlich so Checkbox.
1:33:28–1:33:30
Ah ja, okay, darum geht es.
Florian Clauß
1:33:31–1:33:32
Das ist dann nochmal so eine...
Micz Flor
1:33:33–1:33:35
Die man heute nicht mehr so erfassen kann.
Florian Clauß
1:33:35–1:33:39
Ja, okay. Dann würde ich sagen, hören wir uns den letzten Abschnitt an.
Micz Flor
1:33:39–1:33:43
Ich bin dabei. Ich bin nicht hergekommen, um Nein zu sagen.
Florian Clauß
1:33:44–1:33:48
Am anderen Tag fragte die Königstochter den Gärtner nach seinem Jungen.
1:33:49–1:33:54
Er arbeitet im Garten. Der wunderliche Kauz ist auch bei dem Fest gewesen und
1:33:54–1:33:56
erst gestern Abend wieder gekommen.
1:33:56–1:34:01
Er hat auch meinen Kindern drei goldene Äpfel gezeigt, die er gewonnen hat.
1:34:02–1:34:07
Der König ließ ihn vor sich fordern, und er erschien und hatte wieder sein Hütchen auf dem Kopf.
1:34:08–1:34:14
Aber die Königstochter ging auf ihn zu und nahm es ihm ab, und da fielen seine
1:34:14–1:34:18
goldenen Haare über die Schultern und er war so schön, dass alle erstaunten.
1:34:20–1:34:23
Du bist der Ritter gewesen, der jeden Tag zu dem Fest gekommen ist,
1:34:23–1:34:28
immer in einer anderen Farbe, und der die drei goldenen Äpfel gefangen hat?
1:34:29–1:34:33
Fragte der König. Ja, antwortete er, und da sind die Äpfel.
1:34:34–1:34:38
Holte sie aus der Tasche heraus und reichte sie dem König.
1:34:38–1:34:43
Wenn ihr noch mehr Beweise verlangt, so könnt ihr die Wunden sehen,
1:34:43–1:34:46
die mir Eure Leute geschlagen haben, als sie mich verfolgten.
1:34:48–1:34:51
Aber ich bin auch der Ritter, der Euch zum Sieg über die Feinde geholfen hat.
1:34:52–1:34:55
Wenn Du solche Taten verrichten kannst, so bist Du kein Gärtnerjunge.
1:34:57–1:34:59
Sage mir, wer ist Dein Vater?
1:35:00–1:35:04
Mein Vater ist ein mächtiger König, und Goldes habe ich die Fülle,
1:35:04–1:35:06
und so viel ich nur verlange.
1:35:07–1:35:09
Ich sehe, wohl sprach der König,
1:35:09–1:35:13
ich bin Dir dankschuldig, kann ich Euch denn etwas zum Gefallen tun?
1:35:14–1:35:20
»Ja,« antwortete er, »das könnt Ihr wohl, gebt mir Eure Tochter zur Frau.« Da
1:35:20–1:35:24
lachte die Jungfrau und sprach, »der macht keine Umstände, aber ich habe schon
1:35:24–1:35:28
an seinen goldenen Haaren gesehen, dass er kein Gärtnerjunge ist.«,
1:35:28–1:35:30
Ging dann hin und küsste ihn.
1:35:32–1:35:36
Zu der Vermählung kamen sein Vater und seine Mutter und waren großer Freude,
1:35:36–1:35:42
denn sie hatten schon alle Hoffnung aufgegeben, ihren lieben Sohn wiederzusehen.
1:35:43–1:35:48
Und als sie an der Hochzeitstafel saßen, da schwieg auf einmal die Musik,
1:35:48–1:35:53
die Türen gingen auf und ein stolzer König trat herein mit großem Gefolge.
1:35:54–1:35:59
Er ging auf den Jüngling zu, umarmte ihn und sprach »Ich bin der Eisenhans«
1:35:59–1:36:03
und war in einem wilden Mann verwünscht,
1:36:03–1:36:09
aber du hast mich erlöst, alle Schätze, die ich besitze, die sollen Dein Eigentum sein.
1:36:09–1:36:17
So, das war jetzt der letzte Absatz und der Schluss des Märchens und ähm...
1:36:19–1:36:23
Eine Bemerkung wollte ich noch machen bezüglich der schwarzen Rüstung.
1:36:23–1:36:29
Das war auch eine Interpretation, die mir begegnet ist, nämlich auch in der
1:36:29–1:36:30
Zusammenhang mit dem schwarzen Kind.
1:36:34–1:36:38
Das schwarze Kind aus dem Fuhl. Ja, dass dann in dem Moment,
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wenn er die schwarze Rüstung hat, dass er dann verletzlich wird.
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Also nochmal so die Analogie. Aber ich weiß nicht, ob man die jetzt ausbreiten
1:36:46–1:36:48
muss. Könnte man so sehen.
Micz Flor
1:36:48–1:36:50
Wann kam da die schwarze Rüstung vor?
Florian Clauß
1:36:51–1:36:57
Das war jetzt im Absatz davor. Und das war jetzt quasi auch das Erkennungskennzeichen,
1:36:57–1:37:00
das Erkennungsmerkmal, dass
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derjenige, der dann weggelaufen ist und den goldenen Apfel gefangen hat,
1:37:04–1:37:09
der Junge meint, der hatte auch keinen Namen, meint, guckt hier,
1:37:09–1:37:13
ich zeige dir meine Verletzungen, die eure Männer mir zugefügt haben.
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Und das war nochmal auch so ein Erkennungsmerkmal. Also das heißt,
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er zeigt sich dem König, es kommt, also das ist der Showdown, es kommt, wie es kommt.
1:37:25–1:37:32
Das heißt, er heiratet die Prinzessin, zu dem Fest werden seine Eltern kommen,
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und der Eisenhans ist von seinem Fluch erlöst. Und dann frage ich, warum?
Micz Flor
1:37:38–1:37:41
Ja, das stimmt, das ging mir auch so. Also es war so ein bisschen so,
1:37:41–1:37:45
als ob Hollywood nochmal am Ende rum vom Tarantino-Film am Ende rumgeschrieben
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hat. Und man zum Schluss merkt, hä, was war da jetzt los?
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Also, mir ging's so, als ich das gelesen hab, als er dann irgendwie ...
1:37:54–1:37:58
Gesagt hat, ja, ich bin Sohn eines reichen oder wichtigen Königs.
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Da hab ich mich erst erinnert, dass der wirklich ein Königssohn war.
1:38:02–1:38:03
Der war so weit weg davon.
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Der war so ein Schlawiner, aber jemand, mit dem er sich gut identifizieren konnte.
1:38:09–1:38:13
Der hat alles bekommen, was er wollte, nicht angegeben, war echt ein guter Typ so,
1:38:13–1:38:17
aber dass ja dann zum Schluss diese Formel sogar auch aufgeht,
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dann kannst du doch kein Gärtner sein, sagst, ne ne, ich bin ein Prinz,
1:38:21–1:38:25
dann ah ok, jetzt gibt es halt, na gut, dann passt das alles wieder.
1:38:26–1:38:29
Es ist ja aber wichtig für die Geschichte, dass er ja eigentlich ein Königsohn
1:38:29–1:38:33
ist, auch für meine Interpretation, wo er sich dann mit dem Wilden in sich verbindet
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und weg geht, könnte man jetzt irgendwie, aber es passt an mein Denken nicht,
1:38:38–1:38:39
man könnte man hintenrum sagen.
1:38:40–1:38:46
Ja, also der so Hamlet-mäßig raus in die Welt, ne?
1:38:46–1:38:53
Eine Form irgendwie weg erstmal von allem, um dann zurückzukommen und dann erst
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alles irgendwie ... Entschuldigung, Hamlet, völlig falsches Bild dafür.
1:39:00–1:39:04
Aber die Idee, dass man halt wirklich erstmal raus in die Welt geht und dann,
1:39:04–1:39:07
wenn man zurückkommt, dann kann man das auch alles annehmen.
1:39:07–1:39:12
Man kann annehmen, dass man Königssohn ist und dann ist diese Eiserne Hans dann,
1:39:12–1:39:17
Ja, keine Ahnung, die Männlichkeit in der Thronfolge, ich weiß es nicht.
1:39:17–1:39:20
Aber zum Schluss ging es mir so ein bisschen. Ich war wie gesagt baff,
1:39:20–1:39:25
dass der ja wirklich Königssohn ist und er darf die ja einfach heiraten.
1:39:25–1:39:29
Dem steht nichts im Wege. Er muss da nichts mehr leisten.
1:39:29–1:39:37
Und dem König gegenüber steht er sogar jetzt als jemand da, der nicht nur kriegsentscheidend
1:39:37–1:39:42
ist, Sondern sich die ganze Zeit auch irgendwie in die zweite Reihe gestellt
1:39:42–1:39:43
hat, nicht aufgeschnitten hat.
1:39:43–1:39:47
Also es ist auf einmal wirklich fast zu schön, um wahr zu sein. So ging es mir. Ja.
Florian Clauß
1:39:49–1:39:52
Also er hätte ja die ganze Zeit Abkürzungen nehmen können. Das ist,
1:39:52–1:39:55
er hatte das Heer, er hätte sich da zeigen können, er hätte sich zeigen können,
1:39:55–1:40:00
als er einen Apfel fängt, er hätte sich als Königssohn dann auch outen können.
1:40:00–1:40:04
Dann wäre alles viel knapper und wäre trotzdem legitim in der Erzählung,
1:40:04–1:40:07
wie du sagst. Weil er ist, er kann, er darf ja.
1:40:07–1:40:10
Gleichzeitig hat er durch den Weg, den er da beschritten ist,
1:40:10–1:40:20
gezeigt, dass er als Herrscher eben weise und für das Wohl des Volkes sorgt.
1:40:20–1:40:24
Vielleicht kann man so diesen Umweg dann auch interpretieren.
1:40:25–1:40:31
Und vor allen Dingen, ich finde es auch so auffällig, dass Gold,
1:40:31–1:40:36
alle wollen immer Gold und Silber und Geld spielt überhaupt keine Rolle für ihn.
1:40:40–1:40:43
Dieser ganze weltliche Reichtum hat gar keine Relevanz für ihn.
1:40:44–1:40:48
Er braucht vom Eisenhans nicht das Gold, er hat es selber von seinen Eltern,
1:40:48–1:40:49
er braucht es einfach nicht.
1:40:50–1:40:54
Er schafft sein eigenes Reich, im Prinzip sind das drei Reiche.
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Das ist das von dem Vater von seiner Frau, es ist das Königreich von seinen
1:41:03–1:41:07
Eltern Und dann gibt es noch das Königreich von Eisenhans, das heißt, es gibt drei Reiche.
1:41:07–1:41:11
Es ist irgendwie so eine Ära des Friedens vielleicht auch. Ja,
1:41:11–1:41:17
also irgendwo eine harmonisch, eine glücksverheißende Zeit kündigt sich so an.
1:41:17–1:41:21
Ja, also so kann man vielleicht diese Verwandlung des Eisenhans und interpretieren.
1:41:23–1:41:27
Also aber ich bin auch so ein bisschen so ein bisschen over the top alles.
Micz Flor
1:41:28–1:41:32
Also mit dem 3, da ist natürlich anders als wieder das Märchenhafte,
1:41:32–1:41:35
das geht immer um 3, 12 oder sowas und ähm...
1:41:37–1:41:41
Und andererseits, was du vorhin meintest, vielleicht ist es ja wirklich so,
1:41:41–1:41:44
dass es um eine historische Zeit ging,
1:41:44–1:41:48
in der eben die rote Flagge, die weiße Flagge und die schwarze Flagge so Game
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of Thrones mäßig sich vereinen und dann über die Generationen hinweg wurde daraus
1:41:52–1:41:56
dieses Märchen und das, ja, ich weiß es nicht.
1:41:57–1:42:00
Ich muss zugeben, ich werde es jetzt auch nicht nachrecherchieren,
1:42:00–1:42:01
vielleicht auf Wikipedia übergucken.
Florian Clauß
1:42:01–1:42:06
Also ich finde, wie schon gesagt, den Anfang, das ist das Spannende,
1:42:06–1:42:11
da konnte ich am meisten, am freisten assoziieren und auch die Interpretationen,
1:42:11–1:42:14
die ich gelesen habe, die sind dann auch eher so verdichtet am Anfang.
1:42:15–1:42:18
Also insofern würde ich sagen, so steigen wir aus.
Micz Flor
1:42:19–1:42:23
Ja, ne, ich möchte ja nicht aussteigen, weil wir sind ja eigentlich ein Film-Podcast,
1:42:23–1:42:25
das wäre eigentlich ein besserer Titel, eigentlich ein Film-Podcast.
1:42:27–1:42:33
Ich habe das gelesen und dann hat mich ein Film angesprungen und ich weiß nicht,
1:42:33–1:42:37
ob du es erraten kannst, aber ich dachte, ach, vielleicht könnte man die beiden
1:42:37–1:42:39
mal parallel sich so angucken.
1:42:40–1:42:45
Ein Film aus den 90er Jahren, das war der zweite Teil von der Serie,
1:42:45–1:42:51
die es glaube ich immer noch gibt, aber die ich lange nicht mehr geguckt habe.
1:42:52–1:42:56
Also es ist der zweite Teil von einem Film aus den 90er Jahren.
1:42:57–1:42:59
Eine Serie ist daraus entstanden, die es immer noch gibt. Das war nicht als
1:42:59–1:43:04
Serie geplant. Ich glaube, es gibt die noch. Ich habe lange keine Folgen mehr davon gesehen.
1:43:05–1:43:09
Und ähm, hast du eine Ahnung, was es sein könnte?
Florian Clauß
1:43:09–1:43:14
Nee. Also eine Serie, Serie, eine TV-Show oder ist es eine Serie, eine Filmserie?
Micz Flor
1:43:15–1:43:15
Film, Kino.
Florian Clauß
1:43:15–1:43:17
Kino-Serie.
Micz Flor
1:43:17–1:43:20
Also ich kann ja sagen, der Eiserne Hans wird gespielt von Arnold.
Florian Clauß
1:43:20–1:43:24
Achso, ähm, Terminator.
Micz Flor
1:43:24–1:43:25
Terminator 2.
Florian Clauß
1:43:25–1:43:28
Ja, ja, schon klar, da hast du ja gesagt, der zweite Teil.
Micz Flor
1:43:28–1:43:30
Genau, aber da habe ich halt irgendwie gedacht, wenn man sich überlegt,
1:43:30–1:43:32
das Coming of Age, der Junge.
Florian Clauß
1:43:32–1:43:36
Ja, stimmt, der Helfer, also quasi der mystische Helfer, das A.T.U.
Micz Flor
1:43:36–1:43:43
If you want to live, come with me. Und wenn man das wirklich da nebeneinander legt,
1:43:43–1:43:46
dann finde ich das gar nicht so unschlüssig, weil auch da die Idee,
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dass der Terminator, also Schwarzenegger und der Junge so eins sind und er braucht
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ihn ja und es gibt ja auch diese eine...
1:43:56–1:44:02
Geniale Komposition in Slow-Mo, glaube ich, wo Schwarzenegger dieses Paket mit
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der Schleife den Korridor langläuft auf unseren jugendlichen,
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wie heißt das,
1:44:10–1:44:15
auf den jugendlichen Hauptdarsteller zu und der sieht halt Schwarzenegger mit der Sonnenbrille,
1:44:15–1:44:22
wie er dieses Paket in Zeitlupe so aufreißt und darunter kommt halt diese Rittschratschknarre
1:44:22–1:44:27
oder sowas zu Vorschein Und er hält die dann so in die Richtung und der ist halt total,
1:44:27–1:44:33
oh Gott, und dann lässt er sich fallen und hinter ihm ist dann der, die neue Generation.
Florian Clauß
1:44:34–1:44:36
T-9000, T-3000. Ja, ich weiß nicht genau, wie er hieß, aber.
1:44:36–1:44:39
Der auch dann durch dieses Gitter gehen kann, ne?
Micz Flor
1:44:39–1:44:40
Ja, und da geht halt dieser Kampf los.
Florian Clauß
1:44:40–1:44:41
Voll an die Eisner.
Micz Flor
1:44:42–1:44:45
Dieser geht dann dieser Kampf los, wo er quasi in dem Moment,
1:44:45–1:44:49
rennt er auf Schwarzenegger zu und dann vereinen die sich und dann kämpft er.
1:44:49–1:44:51
Also da hab ich dann irgendwie so gedacht, das ist so ein bisschen diese Sache,
1:44:51–1:44:55
ich geh zum Schwarzen Hans, gib mir eine Rüstung, gib mir ein Pferd,
1:44:55–1:44:56
gib mir Krieger, ich muss kämpfen.
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Also irgendwie hatte ich auf einmal diesen Terminator 2 im Kopf,
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hab gedacht, das passt eigentlich ganz gut auf diese Schablone.
Florian Clauß
1:45:06–1:45:11
Als Kinder noch Krieger sein durften in den 90ern, so wie bei Indiana Jones.
1:45:15–1:45:19
Ja, okay, also ist auf jeden Fall eine eigentlich Folge wert, die Terminator-Reihe.
Micz Flor
1:45:23–1:45:25
Oh, da müssen wir die alle gucken, hinten raus.
Florian Clauß
1:45:26–1:45:31
Da ist doch jetzt auch vor kurzem eine neue erschienen, aber die brauchen wir
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nicht mehr zu gucken. Nein, okay, und die zweite Referenz?
Micz Flor
1:45:35–1:45:37
Die zweite Referenz?
Florian Clauß
1:45:37–1:45:41
Du hattest doch von zwei Filmen erzählt, oder war das der zweite Teil?
Micz Flor
1:45:41–1:45:45
Ich hatte noch eine andere Idee, weil ich ja diese sehr sexuelle,
1:45:45–1:45:49
der Wald und der Fuchs und der Jäger und sowas, während ich darüber nachgedacht
1:45:49–1:45:51
habe, ob ich das überhaupt sagen kann, ob das einigermaßen passt,
1:45:51–1:45:56
der Hund genau, dann musste ich an einen Film denken und zwar an den ersten Teil.
Florian Clauß
1:45:57–1:45:58
Von Emanuel?
Micz Flor
1:46:01–1:46:07
Nein, aber in der Showdown-Szene, wo die, ich kann aber das Zitat nicht mehr
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sagen, Aber das, wo du es gleich erkennen würdest, möchte ich noch nicht sagen,
1:46:11–1:46:13
aber das, was Jemand im Hintergrund sagt so.
1:46:13–1:46:17
Er hat den Zielapparat ausgeschaltet oder sowas in der Art.
Florian Clauß
1:46:17–1:46:19
May the force be with you?
Micz Flor
1:46:19–1:46:26
Genau, Star Wars. Luke Skywalker. So aus dem Bauch raus, drückt auf den Knopf und trifft das Loch.
Florian Clauß
1:46:26–1:46:26
Ja, gut.
Micz Flor
1:46:29–1:46:30
Das war so.
Florian Clauß
1:46:30–1:46:35
Das war 1979. Ja, musste ich auch dann denken. Und das Ejakulat war noch nicht reichhaltig.
Micz Flor
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Ja, ich musste aber halt dann denken, diese Idee von diesem großen,
1:46:41–1:46:45
runden Fruchtbahnen und Luke, der dann halt...
Florian Clauß
1:46:48–1:46:52
Ja, es ist so eine Eizelle, die dann quasi durch das Spermium sich zerstört.
1:46:52–1:46:53
Das ist dann auch... Naja, gut.
1:46:54–1:46:57
Zu viele Bilder, zu viele Bilder in dieser Episode, aber es hat Spaß gemacht.
1:46:57–1:46:59
Vielen Dank fürs Zuhören.
1:46:59–1:47:03
Ihr könnt sehen, wo wir lang gelaufen sind. Wir haben hier einen wunderschönen Rundweg gemacht.
1:47:04–1:47:07
Wir sind diesen Weg auch schon mal lang gelaufen, aber in einer anderen Richtung.
1:47:08–1:47:09
Das findet ihr auf eigentlich-podcast.de,
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und auch weitere Informationen zur Episode findet ihr dort als Shownotes und
1:47:17–1:47:23
auch das Transkript, was sich jetzt wesentlich durch KI, OpenAI verbessert hat.
1:47:23–1:47:26
Ist dir aufgefallen? Ist das so? Ich habe einen anderen Service eingebunden.
1:47:26–1:47:29
Und das ist echt krass. Also vorher hatten wir Speechmatics und jetzt haben
1:47:29–1:47:33
wir Whispers AI und die ist von OpenAI, die Transkription.
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Und das ist Wahnsinn. Wahnsinn, das ist druckreif, aber es ist natürlich maschinell
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erstellt. Das heißt, es gilt das gesprochene Wort. Ja, so in diesem Sinne.
Micz Flor
1:47:44–1:47:48
Also, ich finde das total interessant. Da könnte man jetzt umdrehen und könnte...
1:47:49–1:47:55
Dann diese AI sagen, make an episode about Terminator 2 in the style of Flo.
Florian Clauß
1:47:55–1:47:57
Du hast mir meine Pointe weggenommen.
Micz Flor
1:47:57–1:47:58
Oh, sorry.
Florian Clauß
1:47:59–1:48:03
Wir initiieren ja diesen Podcast nur, um im einen Jahr überhaupt nicht mehr
1:48:03–1:48:09
laufen gehen zu müssen, weil Flo und Mitch AI werden sich unterhalten und werden
1:48:09–1:48:12
sich selber eine Route aussuchen. Da haben wir nichts mehr mit zu tun,
1:48:12–1:48:13
aber wir haben das Label.
Micz Flor
1:48:14–1:48:20
Ich sehe dann quasi so Nuller-Jahre-Dinge, wo dann so iPads auf solchen kleinen
1:48:20–1:48:24
Panzern mit so Stäben so durch die Marktbrandenburg fahren und sich so zuquatschen.
1:48:25–1:48:29
Einfach, weil man diese GPS-Route wirklich nur mal in Echtzeit ablaufen soll.
1:48:29–1:48:34
Das Einzige, was dann wirklich noch analog und materiell gemacht wird.
Florian Clauß
1:48:35–1:48:41
Okay, also das war unsere Episode. Ich hatte schon Tschüss gesagt, jetzt fehlt es bei dir.
Micz Flor
1:48:41–1:48:45
Ich wollte sagen, als du mir die Pistole auf die Brust gesetzt hast,
1:48:45–1:48:50
sagst du, hier, mach mal, ich bin mal interessiert, was du dazu zu sagen hast.
1:48:51–1:48:57
Fand ich das schwierig, aber es hat ziemlich Spaß gemacht. Ich danke dir für die Erfahrung.
Florian Clauß
1:48:58–1:49:03
Wir können tatsächlich überlegen, weil ich glaube, es ist relativ einfach und
1:49:03–1:49:06
es macht Spaß, wenn wir das als Format so ausbauen. Das heißt,
1:49:06–1:49:09
es gilt eine Stromgitarren-Folge für eine Märchen-Folge.
Micz Flor
1:49:10–1:49:15
Genau, und dann heißt es, wenn wir nicht wissen weiter mehr,
1:49:15–1:49:17
muss irgendwo ein Märchen her.
Florian Clauß
1:49:19–1:49:20
Okay, bis bald!
Micz Flor
1:49:20–1:49:21
Bis dann. Tschüß.

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